exchange of hearts

Ein fehlendes Detail

Diese idiotische Idee war schon vor einem Jahr beschlossen und auch nicht die tollste gewesen aber er konnte seiner Schwester einfach nichts abschlagen. Sie musste ihn nur einmal mit ihren strahlend, blauen Augen fixieren und sein Herz war erweicht. Nun das schaffte auch nur sie. Sie ganz alleine! Seine kleine Schwester Lamy.
 

Schon damals, als sie beide noch jünger gewesen waren, schaffte sie es mit Leichtigkeit Law für sich zu gewinnen und mit ihr zu spielen. Früher waren sie fast unzertrennlich gewesen, wenn er sich mal von seinen Büchern los reißen konnte, war er oft mit ihr in den Stadtpark gegangen und nicht nur dort war er mit ihr gewesen – Nein! Eigentlich hatten sie oft die Gegend auf ihre eigene Art und Weise unsicher gemacht. Abends konnte er dann immer noch ein gutes Buch lesen, erst hatte er Lamy den Anfang laut vorgelesen, dann hatte er mit ihr im Arm einfach weiter gelesen, als er schnell merkte das sie eingeschlafen war. So verweilte er bis er schließlich selbst im Reich der Träume versunken war. Oh ja! - daran erinnerte er sich, zumindest ganz Wage kamen die Erinnerungen ab und an wieder. Doch immer wenn er so seine Schwester ansah, die Stundenlang mit ihrer besten Freundin telefonierte, da fragte er sich schon, wo die Kleine von Früher geblieben war.

Da ihre Eltern sehr eingenommen von ihren beruflichen Aufstiegen gewesen waren, hatte es Law sich schon sehr früh zur Aufgebe gemacht, sich um seine Schwester Lamy zu kümmern. Er konnte seine Eltern verstehen, die lieber ein Kindermädchen einstellten, damit sie immer alles hatten was sie doch gebraucht hätten. Beide waren Ärzte gewesen und waren früher oft in ärmere Länder vereist um dort zu helfen. Jetzt waren sie hier zusammen in einem der besten Hospitales. Doch er wusste genau das man die Mutter und den Vater nicht mit einem Kindermädchen ersetzen konnte.
 

Ein schwerfälliges Seufzen trat zwischen seinen Lippen hervor. Warum konnte seine Schwester nicht, die Kleine sein, die noch gerne mit Puppen spielte und gerne etwas vorgelesen bekommen wollte? Nein… mittlerweile war sie auf der High-School und nahm an jeglichen Programmen teil die, die Schule überhaupt anbot. Von manchen Dingen hatte er sogar noch nie etwas gehört gehabt. Vor einem Jahr hatte sie sich bei einem Austauschjahr angemeldet, wo die Annahmebestätigung vor ein paar Wochen im Briefkasten gelandet war.

Wer hatte sich diese Idee überhaupt ausgedacht? Person A reiste von irgendwoher an und blieb bei Person B und am Ende von diesem Austauschjahr begleitete Person B, Person A, wo Person B schließlich nur 2 Monate bleiben würde.

Dazu erklärte man sich die Hälfte der Kosten auf sich zu nehmen. Klar… Lamy hatte schon immer ein gutes Herz gehabt was bedürftige anging, aber das schien doch etwas suspekt. Doch immer wenn Law etwas gegen dieses Projekt sagte, bekam er nur böse Blicke zu spüren und im nächsten Moment knallte irgendeine Tür in der kleinen 2-Zimmer Wohnung zu und er bekam Lamy ein paar Tage nicht zu Gesicht.

Irgendwann hatte er mal ihre beider Eltern angerufen, fand aber auch auf keinen wiederstoß, eher auf zureden. Klar, als er Volljährig wurde hatte er sich eine eigene Wohnung gesucht und da die High-School von Lamy zu Fuß nur 10 Minuten betrug, ließ er sie hier einziehen…da konnte er ja nicht ahnen das so etwas auf ihm zu kam oder? Also redeten die Eltern auf ihn solange ein, bis er schließlich ja sagte…

Tolle Sache, wirklich! Darauf freute er sich bereits so sehr, dass er Luftsprünge verüben könnte! Was für eine Ironie.

Ein ganzes Jahr sollte man also Gastfreundlich gegenüber einer Person sein, die man noch nie gesehen hat, das konnte ja nur schief gehen.
 

Und? Trotzt Protest, dennoch stand der junge Medizinstudent nun dort. Wo er stand? Mitten auf dem Londoner Flughafen mit einem kleinen Schild in den Händen, auf dem der Name des Anreisenden stand. Überaus genervt und gestresst von der Situation trat er mit dem flachen Fuß auf dem Boden auf und ab. Nachdem schon wieder ein Flieger gelandet war, aber die zutreffende Person nicht dabei war, entschloss er eine kleine Bahn des Ganges entlang zu gehen.

Lamy hatte gesagt es sei ein junges Mädchen, das sie damit aber nur meinte, dass der Name danach klang, hatte sie ihrem großen Bruder verschwiegen.

Hätte Law also gewusst, dass ein junger Mann zu ihnen kommen würde, hätte er sicher gewaltig dagegen protestiert, vor allem weil ein Gästebett in Lamy´s Zimmer hergerichtet war.
 

Eigentlich hatte er sich gehofft, dass er das Wochenende ruhig verbringen konnte. Doch jetzt glaubte er schon gar nicht mehr daran, dank seiner kleinen Schwester.

Law hatte sie vor etwa zwei Stunden zurück ins Bett geschickt, nachdem ihm aufgefallen war, was für glasige Augen sie doch gehabt hatte… und vor allem das ihre Stirn glühte.

So hatte er ihr schneller ein Fieberthermometer in den Mund gesteckt, bevor sie sich einen Schal um den Hals wickeln konnte, um nach Draußen zu gehen.

Statt das sie hier stand, stand er hier und wartete sich die Füße blutig. Nun da kam halt der Instinkt des Beschützers in ihm zum Vorschein. Der große Bruder halt.
 

Als endlich die lang ersehnte Durchsage kam, das der nächste Flieger gelandet war und die nächste Passagiere nun bald aussteigen würde, so setzte er das Schild wieder etwas höher an. Er wollte ja schließlich, dass die Person zu ihm kam.

Doch auch wieder stellte sich heraus, dass es wohl wieder eine Niete gewesen war, denn an Bord des Fliegers schienen nur Typen auf Steroide gewesen zu sein. Ein Typ war breiter und höher gebaut als der Andere, die an ihm vorbei gingen!

Gerade als Law das Schild wieder senken wollte, sah er ein zierliches Mädchen, welches sich suchend in der Menge umsah. Sie hatte orangene Haare, eine schlanke Figur aber dafür sehr üppig oben herum ausgestattet.

Nun vielleicht war der Austausch ja doch nicht so schlecht gewesen.

So musste Law selbst etwas lächeln und setzte sich in Bewegung, nun seinem Glück konnte er ja jetzt auch noch etwas auf die Sprünge helfen sollte dieses hübsche Persönchen die Austauschschü- …

Abrupt blieb er stehen, sah langsam nach oben und rümpfte die Nase als so ein Muskelprotz sich vor ihm aufbaute. Dazu pfefferte er ihm einen Seesack und einen Koffer vor die Füße, sodass er fast darüber gestürzt wäre.

„Können Sie nicht aufpassen wo Sie ihren Kram fallen lassen? Typisch… keine Manieren …!“, wurde er lauter und hielt die Hand vor den Kopf um resignierend abzuwinken. „Idiot!“, murmelte er fast tonlos hervor und biss sich mahnend auf die Unterlippe um nicht noch lauter zu werden. Okay, dieser Typ würde auf dem ersten Eindruck sowieso nicht sehr Wortgewannt sein, um ihm großartig folgen zu können, was er da überhaupt von sich preis geben würde.

Schnell wollte er von dem Rotschopf weg, doch musste er bereits bei einem kurzen Blick an diesem vorbei feststellen, dass die Schönheit in den Armen eines anderen lag. Fehlanzeige…

Dann war die Kleine wohl auch nicht in diesem Flieger gewesen.
 

Mittlerweile war es auch schon 1 Uhr Nachts, er hatte in 7 Stunden eine Vorlesung, die recht wichtig gewesen war. Das er wieder keinen Schlaf bekäme, war ja nichts Neues aber es würde nun mal auch noch eine Stunde dauern, bis er wieder in seiner Wohnung gewesen wäre.

So zückte er sein Handy und wählte die Nummer seiner Schwester.

Der Rotschopf vor ihm schien echt von einem anderen Stern zu sein, denn so sah er ihn noch immer an und wich ihm auch nicht von der Seite… eh… ja…seltsam halt….

Law drehte ihm den Rücken zu, wollte halt etwas auf Abstand gehen. Aber ob ihm das wirklich gelang war fraglich.

„Hey… hey Lamy!.. ja ich bin es… bist du dir sicher das- …. Ja.. ich verstehe… aber ich warte hier schon 2 Stunden und es ist noch immer niemand da…

Wie.. wer hier noch steht? Du bist witzig… ich stehe hier alleine… naja okay… hier ist noch son Typ.“

Ja und der Typ schien mit Law reden zu wollen, aber er winkte einfach ab und ging immer wieder einen Schritt weiter weg… er war schließlich kein Touristenführer, oder? Außerdem telefonierte er gerade.

So verdrehte er genervt seine Augen und sah kurz über seine Schultern hinweg, ja der Typ stand noch immer da... und während er diesen musterte und seiner Schwester zuhörte wurden seine Augen immer größer.

„Nein.“

Eine kurze stille die er aber selbst schnell wieder unterbrach.

„Das… nein! Lamy wie konntest du mir dieses ´kleine´ Detail, - wie - du - es – gerade - abtust, nicht erwähnen!? Er ist ein Kerl verdammt… du weißt genau wie meine Meinung dazu steht!“

Langsam flatterte das Schild welches er los ließ, Richtung Boden, wobei es einen kleinen Schlenker auf die Füße des Rotschopfes machte.

´Welcome Kid´, stand auf diesem geschrieben.

Kid war keine Abkürzung für ein Mädchen Name. Oh nein… Kid war einfach ein Name für einen Kerl, der mit Steroiden aufgepumpt war!

„Wir unterhalten uns wenn ich wieder zuhause bin Lamy… glaub mir… das wird noch ärger geben!“

Eher er seine Schwester weiter ausreden ließ, legte er auf und betrachtete den Rotschopf mit verengten Augen.

„Kid?“, fragte er deswegen voraussehend, das er Niemand anderes sein konnte.

So bekam er ein nicken und ein freches Grinsen zurück.

In diesem Moment stand fest, dass dieser Kerl nicht in Lamys Zimmer schlafen würde! Oder auch nur in ihre Nähe kam! Okay…. Nicht näher als 2 Meter! Mehr stand wohl einfach nicht in seine macht um realistisch zu bleiben.

„Du… Lamy? Ich lerne deine Sprache… ist nicht perfekt, sie ist.“, kam es stotternd zustande und Law rieb sich nur die rechte Schläfen, bis er diesem Gigolo erklärt hätte, das er sich gefälligst ein Hotel nehmen sollte, wäre vermutlich die Sonne schon längst wieder aufgegangen. Stattdessen winkte er ihm einfach hinter sich her.

„Ich bin Law, Lamys Bruder… aber das brauchst du dir nicht merken du wirst morgen wieder zurück fliegen.“

„Fliegen? Morgen? Ich nicht verstehen.“, brachte der Rotschopf mit Mühe und Not hervor, man sah ihm an, das er lange für die Worte gebraucht hatte, um sie zu finden.

Law schüttelte nur den Kopf und biss sich auf die Unterlippe. Winkte genervt ab und wollte so wenig wie möglich mit dem Kerl reden.

„but…Netter Arsch…du wirst von… mir lernen.“

„Eh,… w-was? Was hast … du gerade von dir gegeben?“, kam es erst mit einem stottern, eher er seine Stimme wieder fand und ruhiger wurde. Schließlich wollte er sich keine Blöße geben.

Aber nochmal…

Was…. Hatte er sich gerade verhört? Nein… aber…. Sicherlich meinte der Rotschopf etwas anderes… hoffentlich, denn das gerade wurde ja sonst immer schlimmer…

Laws Blick sagte wohl alles, weshalb Kid erneut die Sprache erhob. „Nett dich kennenzulernen, man sagt das so?“, fragte er gelassen während er sich den Seesack über die Schultern warf und den Koffer hinter ihnen her zog, denn Law hatte einen wie für sich üblichen strammen Schritt drauf.

„Eh.. ja… danke… beeilen wir uns einfach, wir haben noch eine ganze Ecke vor uns.“, säuselte er etwas ruhiger, dennoch hatte sein Herz einen kleinen Sprung gemacht, nicht weil es ihm gefallen hatte, eher weil er damit nicht gerechnet hatte und die Situation darum seltsam erschien.

Seltsamer Kerl. Äußerst Seltsamer Kerl und total fremd.
 

Nachdem die Begrüßung so stockend verlaufen war hatte Law sich den anderen nochmals genauer von der Seite heraus angesehen. Er schien muskulös zu sein. Ja, es hielt sich dennoch im normalen, aber im Gegensatz zu ihm sah Kid wohl so aus als würde er bei jeder Tagesmahlzeit die dreifache Portion verdrücken und dennoch keinen Gramm Fett an sich haben.

Was hatte sich Lamy nur dabei gedacht? War daran die Pubertät schuld gewesen? Seit wann belog sie ihn so schamlos?
 

Da käme wohl noch einiges auf ihn zu, was ihn mit Sicherheit an seine Grenzen bringen wird.

Kein Tag wie jeder andere - aber Danke!

Warum ausgerechnet in DIESER Nacht? Das Jahr hatte 365 verdammte Tage, an denen so etwas passen kann! Wieso dieser Tag? Warum er? Das war das letzte was er noch gebrauchen konnte!

Da stand er nun vor der U-Bahnstation und musste feststellen, dass es eine Störung gab. Was so viel hieß das sie hier nicht so schnell weg kämen.

Dazu wurde es langsam echt kalt, kein Wunder, so wie der Wind durch die fast leer stehende Station pfiff. Um die Uhrzeit fuhr wohl niemand Bahn, außer ihnen beiden. Law strich sich die Ärmel seines dunkel blauen Pullovers herunter. Fuhr kurz mit seinen Händen rechts und links an seinen Armen entlang um sich wieder etwas wärme einzuhauchen. Schließlich nieste er auch noch einmal. Das war echt nicht sein Tag. Wenn er irgendwann Zuhause ankäme, würde er drei Kreuze in seinen Kalender ankreuzen und sich mit einem Bier in seinem Zimmer verdrücken.

Kurz durchzog ihn ein Schauer der Kälte und er dachte kurz daran, dass es nicht mehr lange dauern würde und vielleicht der erste Schnee schon in den nächsten Wochen käme. Das waren echt keine aufbauenden Gedanken und machte alles nur noch frostiger für ihn selbst. Warum hatte er nicht auf Lamy gehört und sich seinen Mantel mit genommen? Ja stimmt ja, er war der große Bruder und er wusste es besser! Eigentlich wusste er es ja auch wirklich besser, heute hatte er einfach die Lage falsch eingeschätzt und sich zu kalt angezogen. Sein Pech, womit er jetzt klar kommen musste.
 

Bei einem Blick auf den Rotschopf, der sich mittlerweile mit großen Augen umsah. Versuchte wohl ein paar Wörter von der Lautsprechereinrichtung zu verstehen, auch versuchte er offenbar Law´s deprimiertes und wütendes Gesicht zu verstehen. Aber Law blieb wohl vorerst ein Rätsel für ihn, was sich wohl daraus schloss das der dunkelhaarige nicht gerade seine netteste Seite zeigte.

„Ist was? Es dauert noch etwas bis wir in meine Wohnung können. Wenn du mich nicht verstehst… ist mir auch egal…schau auf die Anzeige…es gibt technische Probleme…“, sagte Law ziemlich trocken zu ihm und drehte sich wieder von ihm weg – so als würde der andere einfach nicht zu ihm gehören. Gut am liebsten wäre es so für ihn, aber er konnte es sich ja leider nicht mehr aussuchen. Der Typ war jetzt sein Problem, nicht Lamys! Nein seines! Vor allem…. Wie alt war der Typ überhaupt? Der war doch keine 18 Jahre mehr? Der war mindestens 22 Jahre alt! Nun immer noch jünger als er selbst aber gut…älter als Lamy! Dazu sicher noch so ein Möchtegern Badboy!

Er hatte das sagen gehabt und damit war alles andere Nebensache. Ein falsches Verhalten und der Typ würde die andere Seite der Wohnungstür besser kennenlernen… gut gut- erst mal mussten sie ja die Wohnung erreichen! Dann konnte er solche Gedanken immer noch haben.
 

Während Law mit dem rechnen beschäftigt war, oder eher dem spekulieren des Alters, merkte er gar nicht wie unruhig der Rotschopf langsam wurde. Wie er sich von einer Stelle auf die andere bewegte.

„Ich….. hoffe du…eh… verstehst o-okay? Ich muss….. wie sagt man…. Tualet? Wie heißt…. Bei euch…?“, brachte Kid gerade so heraus, eher er wieder in ein kleines Buch, auf und ab blickte.

Law zog nur die Augenbrauen hoch, eher er nach dem kleinen Buch griff, kurz die Aufschrift las und gleich verstand, wer hier vor ihm stand. Oder eher woher er kam.

„Du kommst aus Russland hm? Klar hätte ich mir auch zusammen reimen können bei deinem Akzent... und das Wort was du wohl suchst ist Toilette. Und den Satz denn du sagen wolltest… vielleicht so was in der Art – Wo ist die Toilette?-, ja dann hätte ich dich gleich besser verstanden.“

Das Law dabei etwas oder eher mehr klugscheißermäßig sprach war die eine Sache, die andere, das er bereits wusste das hier viel Arbeit vor ihnen Lag. Wie sollte der Typ denn so schnell ihre Sprache erlernen? Anderseits, der gute Wille zeigte ja bereits, dass er es wohl lernen wollte und bereits ein paar Wörter gelernt hatte?

Law seufzte lautstark und ging einfach los – er kannte sich ja etwas aus an der Station.

So drückte Law ihm das Buch wieder in die Hand, als er sich zu ihm umdrehte, um zu sehen, ob er ihm auch wirklich folgte.
 

Die kleine U-Bahnstation war nicht groß, gerade mal überdacht und mit Mauern umkreist. Ein kleiner Bahnhof mit einem Eingang und einem Ausgang. Dann waren da noch ein kleiner Kiosk und eine Toilette. Natürlich waren hier und da Bänke und Mülleimer, ja bei Tag konnte der junge Student sich auch vorstellen, dass hier noch kleine Stände aufgebaut waren. Hier und da noch ein Straßenküstler, der sich einrichtete um ein wenig Geld zu verdienen. So spät wirkte dieser Ort schon etwas leblos und trist. Kein Wunder, man könnte meinen sie wären hier alleine gewesen. Bei der Uhrzeit vermutete man auch keine Leute hier - wer weiß, vielleicht war es am Abend auch ein Ort voller Dealer und anderen komischen Leuten. Wer wusste das schon? Wie in so einem schlechten Film. Wo man das ganze schon erahnen konnte was passieren würde.

Law deutete nur auf eine Tür, wohinter der Rotschopf auch gleich verschwand. Mitkommen würde er sicherlich nicht. Er war schließlich kein Babysitter, so blieb er etwas entfernt, jedoch in der Nähe.
 

Ernüchternd über die ganze Sache lehnte Law sich an die kalte, mit Graffiti beschmierte, Steinmauer und fragte sich ob Lamy wohl schon schlief. Tat sie sicherlich nicht, klar sie war in der Hinsicht so wie er – oder einfach neugierig wie ihr ´Gast´ sein würde. Auch wenn er sauer war, wollte er nicht, dass sie sich zusätzlich sorgte. Law griff nach seinem Smartphone in seiner Hosentasche und tippte kurz eine Nachricht. `Hey, mach dir keine Sorgen, wir sind ca. in einer Stunde zuhause und wenn das bedeutet ich muss ein Taxi nehmen. Also bis später Krümel! Ps: Der Kerl wird nicht in deinem Zimmer pennen!´.

Langsam musste sogar er gähnen, so verdammt müde war er schon ewig nicht mehr gewesen. So schickte er die Nachricht ab und steckte das Handy wieder ein. So entschloss er sich einen kurzen Augenblick die Augen auszuruhen - nur um einen Moment der Stille zu genießen. Einfach kurz abzuschalten - Soweit das überhaupt ging, denn seine Gedanken waren immer wieder bei der momentanen Situation. Darüber das er den jungen Mann mit nach Hause nehmen musste. Nun dann genoss er halt jetzt noch diesen winzigen Augenblick vor dem Sturm…

Doch wie verharrend ein kleiner Fehler doch um solche Zeiten sein konnte. Ein Fehler der Unachtsamkeit, will man meinen. Sodass er gar nicht mitbekam wie sich 3 zwielichtige Personen auf ihn zubewegte. Einer sah sich verdächtig um, der andere ging etwas schneller. Der Dritte im Bunde griff eine Sprühdose und erfasste die naheliegenden Überwachungskameras. Hätte er das auch ahnen können? Es kamen zwar viele Berichte über solche Fälle in den Nachrichten aber man würde sich doch nie selbst damit in Verbindung bringen! Gut, er stand ziemlich abgelegen und hier war ja auch keine Menschenseele außer ihnen gewesen. Gut Kid war gerade nicht mal bei ihm gewesen, doch kam er nicht mal auf den Gedanken das ihm so etwas passieren könnte wie…-
 

„Hey du Penner! Rück dein Bargeld raus! Wenn du dich brav anstellst wirst du auch lebend davon kommen…. Machst du ein falsches Spiel mit uns oder auch nur eine falsche Bewegung…. Drücken wir ab! Das ist kein Spiel du Lutscher!“

Gerade als Law die Augen öffnen wollte, spürte er etwas kaltes an seiner Schläfe. Er wusste nicht wie sich so etwas anfühlte – aber als ihm diese Worte entgegen kamen, realisierte er schnell was hier los war. Ihm wurde der Lauf einer Pistole gegen seine Schläfe gedrückt!

Er wurde bedroht, auch wenn man sich immer sagt, klar man gibt schnell das Geld raus und dann war es das, er konnte gar nicht so schnell reagieren.

Nicht handeln! Nicht mal einen Ton brachte er hervor! So viele Gedanken überrannten ihn gerade! Warum hatte er die Augen geschlossen gehabt? Warum hatte er nichts bemerkt!? Weil er zu gutmütig gewesen war, nicht gleich die Augen zu öffnen wenn er Schritte wahrnahm?

„Hey… bist du schwerhörig oder was? Planänderung! Hol dein Geld vom Konto…“

Der eine Typ deutete auf einen Geldautomaten, klar das man davon ausging das der junge Mann eine Geldkarte dabei hatte – so lohnte es sich doch wenigstens wirklich Jemanden zu bedrohen! Aber so jemanden wie Law? Zu den Zeiten nahm man wohl jeden aufs Korn.

Dennoch Law blieb wie angewurzelt stehen. Sein Herz pochte, schlug jedes Mal wie wild gegen seine Brust, als würde es diese durchdringen wollen.

„Was… ich…“, brachte er nur Stotterern hervor und verstummte gleich wieder als er spürte wie das kalte Metall sich an seiner Haut bewegte. Sich in sein Fleisch bohrte.

So wollte er nicht sterben! Was war mit seiner Schwester? Mit seinen Eltern…. Was würden sie denken wenn ihr Sohn an einer U-Bahn Station erschossen wurde? Was für ein armseliger Tod das wäre. Vermutlich würden sie ihn auf die Gleise schmeißen, sodass es nach einem Unfall aussah…

„In… In meiner… Tasche…“, sagte er leise, versuchte sich zu beruhigen.

Er bekam nur ein nicken darauf und er steckte vorsichtig seine Hand in die Hosentasche um das wenige Geld was er bei sich hatte den Kerlen zu geben.

Sein Körper war so angespannt und zitterte – immer wieder spürte er wie die Pistole gegen seinen Schädel verrutschte, was ihm Sorge bereitete – die Kerle schienen ihrer Sache sicher zu sein. Vielleicht zu sicher! Ob sie schon Jemanden je getötet haben?

Law biss sich auf die Unterlippe und streckte die Hand aus, hielt ihnen sein Portmonee entgegen.

Der eine Typ nahm ihm das Geld ab, zog die Geldkarte aus dem Portmonee, welches er dann achtlos zu den Schienen warf.

Als nächstes riss einer an Laws Arm und schob ihn zum Geldautomat, zwang ihn zu gehen um den Pin einzugeben. „Jetzt gib den verdammten Pin ein und beeil dich!“

Was hatte er schon? Was erwarteten die Typen von ihm? Verdammt! Warum er? Was hatte er schon groß in dieser Welt erreicht, das er jetzt so abtreten würde? Erschossen weil er so wenig Geld besaß?

Zitternd stütze sich Law auf die kleine Schaltfläche des Automaten ab, einer der Typen steckte die Karte in den Schlitz, worauf der Bildschirm umschwenkte und man einen Pin eingeben konnte um darauf folglich das Geld zu erhalten.

Er hörte nur das Knacken der Pistole, die wieder gegen seinen Kopf gedrückt wurde.

Ihm blieb nichts anderes übrig als zu tun was man von ihm verlangte.
 

Der Rotschopf trat gerade aus der Tür von der Toilette heraus, als er nur von weiten sah wie Law von den Kerlen zum Geldautomaten geschoben wurde – natürlich sah er die Waffe.

„…“

Er ließ seine Sachen zurück und schloss langsam die Tür hinter sich, eher er sich von der Stelle fortbewegte. Er verstand sie nicht, kein einziges Wort von der Unterhaltung – aber ihre Körpersprache! Die kannte er sehr gut. Sie würden Law nicht gehen lassen, der kannte ihre Gesichter und ihre Stimmen.

Kid drückte sich an der Wand entlang, ging langsam zur anderen Seite. Hielt sich aber eher im Schatten auf, da war es ja echt gut, das diese Station eine defekte Laterne an dieser Stelle hatte, dann hatte er bessere Chancen unerkannt zu bleiben um Law da irgendwie raus zu bekommen.

Die Station hatte gewölbte Mauern und Durchschlüpfe in den Wänden. Pah! Eine moderne Erscheinung? War Kid gerade nur recht gewesen.

So fuhr Kid sich noch einmal nervös durchs Haar, bevor er diesen riskanten Eingriff wagen würde.

Es gab ja nichts zum langen nachdenken, er musste ihm helfen auch wenn er seinen neuen Gastgeber nicht kannte, das hier war einfach gesunder Menschenverstand der ihm überkam! Oder auch Überheblichkeit, das er nur glauben konnte, bewaffnete Männer zu schlagen! Er konnte nicht zusehen und warten bis Blut floss… auch wenn er sein Leben nun auch in Gefahr brachte… mit so einer Schande, nicht eingegriffen zu haben, konnte er nicht leben! Das war nicht seine Art gewesen. War sie noch nie gewesen! Er handelte eher bevor er wirklich darüber nachdachte…
 

So nutzte er den Winkel aus und zog einen der Kerle weg, schlug dessen Kopf gegen die Mauer, eher er sich den Typen mit der Waffe krallte.

„Do svidaniya!“, raunte er daher und verpasste dem Typen eine, dass dieser so durch den Wind war und somit seine Waffe fallen ließ, als Kid ihm diese abnehmen wollte. Eher einer der dreien diese aufheben konnte, trat Kid die Waffe lieber weit genug weg.

Jetzt musste alles schnell gehen! Verdammtes Adrenalin, was ihn einfach veranlasste weiter zu machen!
 

Zu schnell für Law, er spürte wie etwas passiert, kurz sah er zur Seite, es war als wäre alles um sie herum still geworden. So sah er Kid, wie dieser über einen der Kerle gebeugt war. Dazu der andere Kerl der sich von hinten auf Kid stürzte um diesen wohl von seinem Freund zu ziehen.

Eine Kurzschlossreaktion in Law, erlaubte ihm seinen Körper zu bewegen und die Waffe aufzuheben. Hastig war er los gerannt, hatte sich auf den Boden fallen lassen und nun mit zittrigen Händen die Waffen mit seinen klammen Händen umschlossen.

„Verpisst euch verdammt nochmal! Verschwindet!“, schrie Law nun lauter, sodass er vielleicht auch die Aufmerksamkeit von anderen bekamen… Andere die außerhalb dieses Gebäudes waren… vielleicht würde sie Jemand hören. Er war gerade nahezu verzweifelt…
 

Es passierte so schnell, dass Law zurück wich, sich gegen die Mauer drückte, während er mit der Waffe hin und her wackelte.

Er war einfach fertig in diesem Moment, er könnte niemanden erschießen! Das hier war Gegenwehr…. Aber auch die Angreifer realisierten das es jetzt eine verzwickte Lage gewesen war, in der sie steckten….

Eine Lage die nur einen Ausgang haben konnte.

„Kommt... gehen wir… Aber vergiss nicht! Wir wissen deinen Namen! Trafalgar Law.“, einer der Typen hielt die Geldkarte von Law hoch und grinste etwas.
 

Kid hielt sich aufrecht und wischte sich über die Lippen, der eine Kerl hatte ihm einen Schnitt übers Auge verpasst, dass er blutete.

Aber besser so… als…
 

Er sah auf, hörte wie die anderen weg liefen und sah nun zu Law, der noch immer dort mit der Waffe hockte. Erst als der merkte, dass diese Kerle weg waren, warf er die Waffe voller Verachtung und selbstekel weg, krallte seine Hände in sein Haar und sah starr nach vorne.

Er lebte. Sie beide lebten! Moment mal…. Der Rotschopf… er… er hatte ihm das Leben gerettet! Ihm, denn er überhaupt nicht kannte. Er hatte sein eigenes Leben riskiert um ihn zu retten.

Das war doch alles so unreal gewesen! Aber es war passiert! Er wurde gerade eben noch mit einer Waffe bedroht und wurde von Jemand gerettet den er vor ein paar Minuten noch zum Teufel geschickt hätte.

Als er Kid genauer ansah, sah er aber auch, dass dieser blutete.

Es dauerte nicht lange, da war der Schwarzhaarige also aufgestanden und hatte sich Kid genähert. Vorsichtig, immer wieder beschämt sah er zum Boden.

Aber wie sollte man auch danke sagen?... Wie?… wenn man sich so verdammt unfair verhalten hatte?

Es war ihm gerade so unglaublich unangenehm gewesen, das er so mies mit ihm umgesprungen war. Schon alleine die Gedanken die er gehabt hatte. Gut die hatte er Teilweise immer noch. Doch jetzt war es einfach anders!

Law holte ein Tuch hervor und setzte an, Kid das Blut von der Stirn zu wischen. Ganz behutsam.

„Ich… also…. Du… du verstehst mich sicherlich nicht, Kid. Was ich sagen möchte...- Ich also…“, stammelte und krächzte Law hervor, tupfte dabei immer wieder die Stirn des Jüngeren ab.

Er kam einfach nicht dazu, dieses kleine Wort zu sagen.

Dieses eine Wort…

„Spasibo!.....heißt..D-Danke.“, sprach der Rotschopf sanft aus, beugte sich etwas herunter, damit Law wohl besser an die Wunde heran kam.

„Eh..genau…. das wollte ich auch sagen… Spaaa…sibo?“, wiederholte Law leise und senkte seine Hand mit dem rot verschmierten Tuch um den größeren besser ansehen zu können. Dabei fiel ihm erst auf welche Augenfarbe dieser hatte. Bernsteinfarbend.

„Spasibo..“, wiederholte Kid und lächelte schon fast sanft, was aber eher zu einem leichten Grinsen verschwand und er Law durchs Haar streichelte – eine Geste die wohl sagen sollte: das es okay gewesen war.

Aber nichts war okay. Jedenfalls nicht richtig!

„Eh… das muss genäht werden…halt das Tuch auf die Wunde…“, sprach er leise und nahm Kids Hand, drückte ihm das Tuch in die Hand und schob diese, samt des Tuches auf die Wunde.

Hastig sah sich Law um. Er musste die Pistole holen, die konnte man hier nicht rum liegen lassen… dann die Klamotten…. Und dann ab zur Notaufnahme!
 

Was für ein Abend… er konnte den Gedanken nur wiederholen – warum heute und warum ausgerechnet er?

Notaufnahme

Law sah ratlos die Pistole an, eher er diese einfach in seiner Tasche verschwinden ließ. Achtsam in seinen Schal eingewickelt, er wollte schließlich nicht das irgendwas passierte. Wohin sollte er das Teil auch sonst packen, vielleicht Kid geben? Das käme sicher nicht gut, wenn sie damit erwischt werden würden.

Leise seufzte er als er Kids Blick sah. Der Rotschopf hielt sich noch immer die Wunde an seiner Stirn, dazu sah er wirklich schon müde aus. Sicher war er auch schon lange auf den Beinen gewesen.

Was sollte er ihm jetzt sagen? Wirklich seltsam. Er kam immer noch nicht über die Sache hinweg. Gerade hatte man ihm eine Pistole an den Schädel gehalten und ihn bedroht. Er wäre tot wenn Kid nicht gewesen wäre. Wie konnte er nur sein Leben so leichtsinnig aufs Spiel setzen? So einfach? Man hätte ihn erschossen! Man hätte sie beide erschossen!

Hastig schüttelte Law den Kopf und rieb sich seine linke Schläfe. Noch immer fühlte er das kalte Metall daran kleben. Ein scheußliches Gefühl, welches er schnell los werden wollte.

„Ich werde heute nach der Uni zur Polizei gehen, dann werde ich das schon regeln. Ich bring dich jetzt erst mal ins Krankenhaus in die Notaufnahme und dann werden wir zu mir fahren, zu Lamy.

Oh… ich werde sie wohl erst mal anrufen… sie soll wissen was passiert ist.“

Law seufzte leise, sah zu dem Großen auf, der wohl kein einziges Wort verstanden hatte – daran müsste er sich wohl erst mal gewöhnen. „Okay…“

Er hob etwas die Hand, wollte ihm zeigen, dass es gleich weiter ginge.

Zeichensprache und Geduld waren wirklich nicht seine Stärken.

So wählte er die Nummer, seiner Schwester, warf sich den Seesack um die Schultern und wartete bis der kleine Krümel ans Telefon ginge. Wenigstens etwas wollte er Kid nun abnehmen, leider musste er feststellen, dass es doch recht schwer war. Egal, jetzt musste er erst mal telefonieren.

Wobei… was sollte er ihr sagen? Das sie fast überfallen wurden? Fast getötet wurden?

Klick - Zu spät zum nachdenken.

„Hey Lamy… ich bin es nochmal, es gab einen kleinen Zwischenfall, ich muss mit Kid in die Notaufnahme.“, sagte er knapp und sah wieder zu Kid der eine Augenbraue hob. Law drehte sich nur etwas ab und schlenderte weiter zum Ausgang. Nickte in die Richtung, so das Kid folgen würde.

„Mach dir keine Sorgen… es ist alles okay. Uns geht es gut. Mach dir also keinen Kopf und schlaf weiter. Du… eh.. ja…. Du lernst ihn schon noch kennen…ja… es geht ihm gut… ja… nein…. Tut mir leid das kann ich ihm nicht ausrichten, denn ich habe da gewissen Verständigkeitsprobleme mit ihm… aber schön das du dich auch für die Gesundheit deines Bruders interessierst. Was? Ich soll mich nicht so haben? Lamy mir wurde gerade eine -… eh ja... natürlich… du brauchst Ruhe…“

Aufgelegt….

Einfach… aufgelegt?

Oh man, in diesem Moment waren seine Gedanken wieder näher dabei, den Rotschopf einfach hier stehen zu lassen. Lamy schien echt verknallt zu sein, bei dem Verhalten konnte man das jedenfalls denken. Law hatte zwar in den vergangenen Wochen mitbekommen, das seine kleine Schwester öfter mit der Person geschrieben und übers Internet gesprochen hatte. Aber so?

Mist – er erwischte sich gerade wirklich wie er eifersüchtig wurde. Seltsame Situation. Doch Lamy hatte sich noch nie so benommen! Vermutlich war das so, wenn man anfing sich mit dem anderen Geschlecht auseinander zu setzen. Er musste sich wohl damit zu Recht finden, dass Lamy zu einer Frau wurde. Da gehörte so etwas wohl dazu.

Er sollte sich einfach beeilen. Er sollte noch ein paar Stunden schlafen und dann zur Uni. Wenn Law Pech hatte musste er selbst dort den anderen mit schleppen. Nein er musste – er wollte ihn nicht mit Lamy alleine lassen.

Also stand das schon mal fest. Doch immer konnte er es auch nicht unterbinden, schließlich war er ja Lamys ´Gast`.
 

Während sie endlich aus der Station kamen und über die Straße liefen, hatten sich es schließlich auch nicht mehr weit gehabt. Noch zwei Straßen gerade aus und sie waren in einem Krankenhaus angekommen.

Wie gesagt er fuhr diese Strecke öfter mal entlang weil er hier manchmal arbeitete. Zwar in einer sehr kleinen Position, wo er noch nicht direkt Kontakt zu Patienten oder ähnlichem hatte – aber er war hier tätig, weswegen er auch schon so einige Gesichter hier kannte. Einige auf die er auch gut verzichten konnte!
 

Kaum hatte er den Seesack an der Anmelderezeption nieder gelassen, fuhr ihm schon ein Schauer über den Rücken, als er hörte wie ihn Jemand ´Law-chan´ rief. Er hasste diesen Spitznamen! Eigentlich jede Verniedlichung die auf ihn bezogen war! Er hasste es so sehr!

Er brauchte sich nicht mal umsehen, denn er wusste bereits wer da stand. Dazu sicherlich mit einem bescheuerten Grinsen im Gesicht.
 

„Doktor Quichotte.“, sagte Law daher trocken und nahm sich ein Anmeldeformular, ohne irgendwas zu sagen. Kein Wunder, das Law von der Dame hinter der Glasscheibe nur doofe Blicke erntete – kein Wunder also, nicht jeder Griff einfach durch das kleine Fenster und fischte ein Formular von der ersten Ablage. Mal sehen wie weit er mit dem ausfüllen käme… bei den Sprachkenntnis die sie noch behinderte könnte das ganz schön lange dauern. Wäre vielleicht einfacher gewesen, er bekäme Nadel und Faden um selbst schnell zu nähen.

„Ein Freund von dir Law?“, deutete der Blonde, großgewachsene Mann zu Kid und grinste breit.

Immer dieses grinsen, dachte sich Law und folgte den Blick des Älteren.

Kid war kein Freund, eher so etwas wie sein Retter, den er aber dennoch gerne los werden wollte. Wie nannte man so Jemanden?

„Geht Sie nichts an.“, sagte er wieder kalt, während er den Namen eintrug.

„Ich sagte doch… nenn mich ruhig Doffy, Kleiner. Ich bestehe darauf. Duze mich… du bist immer viel zu höflich.“

Law seufzte nur und - Ja warum musste der Kerl jetzt hier rum stehen und ….Halt! Was begann er denn jetzt schon wieder für ein Theater?

Law legte einen Moment das Formular zur Seite, nur um mit anzusehen wie dieser Idiot sich mit Kid unterhielt und das auch noch auf Russisch! Was zum…

Dazu merkte er die Blicke, die sie beiden austauschten. Das gefiel ihm so gar nicht, er hasste es ja schon immer von diesem Idioten gemustert zu werden und jetzt auch noch vom Rotschopf?

Genervt seufzte er und sah kurz zu Kid. Er musste Ablenkung ins Gespräch bringen!

„Hast du einen Personalausweis?“, ohne große Hoffnung zu haben, dass der andere ihn verstand sah er kurz zu Flamingo, der nur kurz etwas zu Kid sagte. Klar, dass dem dann ein Licht aufging und ihm direkt den Personalausweis von sich, aus der Tasche, gab.

Super, dachte sich Law. Angewiesen auf diesen arroganten Spinner zu sein, war das letzte was er gerade brauchte. Seine Stimmung sank ins unermessliche.

Er atmete tief ein und aus während er sich etwas weiter von den beiden niederlies. So saß er mit einem Bein über dem andere geschlagen dort und übertrag die restlichen Daten die noch brauchbar waren.

Doch er musste Stocken.

Der Kerl war erst 21 Jahre gewesen? Das hieße er war 4 Jahre älter? Das konnte nicht…. Dieser Kerl war so groß und muskelbepackt! Da hätte er ihn nie auf jünger geschätzt.

Super! Da hatte er gleich nochmal Komplexe gegen seinen Körper! Natürlich ein paar Stunden in der Woche könnte er sicherlich ins Fitnessstudio, doch trugen ihn seine Beine immer in die Bibliothek oder ins Krankenhaus. Er las viel zu gerne und noch lieber las er Dinge über die Medizin. Er wollte so viel lernen, so viel wissen! Da blieb so etwas nun einmal aus.

Er hielt sich den Personalausweis des anderen an seinen Lippen, während er so darüber nachdachte, dass er auch mal wieder ein wenig Ausdauersport betreiben könnte. Am besten er lief vor der Uni ein paar Runden im Park! Oder er könnte auch…
 

Doflamingo dachte gar nicht daran zu gehen. Vielmehr war er daran interessiert den Rothaarigen etwas auszufragen.
 

Kid hatte also gerade seinen Personalausweis an Law abgetreten, als sein Blick bei Laws Gang zurück, an seinem Hintern hängen blieb.

„Dir scheint es ja ziemlich zu gefallen, was du siehst?“

Kid grinste leicht, er hatte ja schon verstanden, dass Law ihn nicht verstand, wenn er russisch sprach, aber dass dieser Kerl hier mit ihm Russisch sprach. Nun das konnte ja nicht schaden, wer wusste schon wann er das nächste Mal wieder Russisch sprechen konnte. Nebenbei schien der andere Law wohl auch besser zu kennen.

„Nun… was soll ich sagen? Der Kleine ist wirklich…-„

„Was redet ihr denn schon wieder? Mister Don Quchotte… ich glaube das reicht, mehr brauchen sie echt nicht für mich machen!“, mischte sich Law wieder von weiter hinten ein und sah grimmig zu dem Blonden und dem anderen.

Doch Law bekam nur ein fufutes Lachen von dem Doktor. Dazu drehte sich dieser direkt wieder zum Rotschopf, um die für interessante Unterhaltung noch etwas weiter zu führen.

„Ein kleiner Tipp, Law ist wirklich eine harte Nuss. Dennoch, er hat einen guten Kern und er ist nicht immer so kalt. Für seine Berufswahl ist es jedoch genau richtig. Kein enger Kontakt zu Patienten, dadurch behält man einfach den Kopf frei.“

Eustass betrachtete den Kerl vor ihm eine Weile ganz genau, ehe er zu Law sah der wohl mehr Schwierigkeiten mit dem Formular hatte, als dieser je zugeben würde. Wie er da hockte, ganz in Gedanken… irgendwie ja wie fand er es denn? Süß? War das wirklich eine zutreffende Beschreibung zu einem jungen Mann?

Sein Augenmerk setzte wieder an den Blonden an. Er war ein Stück größer als er selbst – hatte strohblonde Haare und diese dämlich wirkende Brille auf. Da konnte er nur auf ein Ergebnis kommen ohne überhaupt weiter darüber nach zu denken, was dieser Blonde für ein Kerl gewesen war. Besonders in welcher Beziehung er zu Law stand.

„Ihnen gefällt Law.“, Kid sah den anderen genau an, eher er das Tuch von seiner Stirn nahm. Es war keine Frage, eher eine Feststellung.

„Lassen sie ihn in Ruhe, er scheint Sie nicht sonderlich zu mögen.“, redete er ruhig weiter.

Kid war es egal das sein Blut seine Stirn hinter lief, er wusste er hatte nicht das Recht solche Dinge zu sagen, doch irgendwas in ihm sagte, das er nicht wollte das der andere verletzt oder bedrängt wurde.

Sein Blick änderte sich in Verwunderung als der Blonde nur wieder lachte und etwas darauf erwiderte während er ihm auf die Schulter klopfte.

„Keine Sorge ich habe einen Freund und auch wenn ich nicht so aussehe, ich bin nicht an Anderen Interessiert. Ich flirte nur unglaublich gerne. Zu gerne vielleicht. Fufufuhuhu~“, kam es mit einem Lächeln und nahezu breiten Grinsen heraus.
 

Die beiden Männer sahen sich einen Moment nur an.

„Sag mal bist du bescheuert?!“, schrie Law fassungslos und schob den Blonden von dem Rotschopf weg, eher er ihm das Tuch wieder aus der Hand riss und selbst auf die Wunde drückte. Es kostete ihn zwar etwas Mühe den Druck auf zu bauen, das es endlich aufhörte zu bluten, aber er schaffte es schon irgendwie.

„Jetzt komm…. Mir reicht es jetzt... ich nähe das selber!“

Kid grinste nur leicht, was sollte er dazu sagen? Er war entzückt von diesem Mann – warum auch immer. Vielleicht lag es daran das er einfach so gut wie gar nichts verstand was er von ihm wollte? Wobei dann diese Ratlosigkeit in dem Gesicht des anderen auftauchte.

Während Law das ganze mal ignorierte und er sich sicher war, das er nicht wissen wollte über was die beiden gesprochen hatte, drückte er Doflamingo einfach das Formular in die Hand.

„Fufufu..fuhuhu… du weißt genau, dass du das noch nicht an lebenden machen darfst. Heute scheint dein Glückstag zu sein, da ich gerade Notdienst habe und es wirklich gähnende Leere hier ist, sehe ich mir deinen Freund mal an. Sagen wir, ich bekomme dafür selbstgemachte Kekse von dir?“

Law weitete die Augen und rümpfte die Nase. „Sie spinnen, ich kauf ihnen eine Packung Kekse und das war es dann! Jetzt nähen sie das schon zu.“

„Wie… herzlos…“, grinste der Blonde belustigt ehe er seine Hand auf die Schulter des Rothaarigen legte und ihn mit sich lenkte.

Natürlich sprachen sie wieder auf Russisch als sie den Gang entlang gingen und schließlich irgendwann hinter einer der vielen Türen verschwanden.

Law überlegte sich derweil ob das die richtige Lösung gewesen war hier alleine zu warten. Doch Händchen halten wollte er auch nicht! Sie waren keine Freunde gewesen! Nein – er war einfach nur der Typ der ihn einsammeln wollte am Flughafen.

Wieder setzte er sich in den Wartebereich und betrachtete den Ausweis von Kid, den er wieder in die Hand genommen hatte.

Nachdenklich sah er auf die Sachen von Kid und überlegte was dieser wohl für ein Mensch war. Er kannte nichts außer seinen Namen und nun sein Alter. Ach ja und die Tatsache das er wohl gerne den Helden spielte.
 

~
 

„Fufufuu… er ist eingeschlafen… sieh nur… wie niedlich er sein kann, wie ein Wolf im Schafspelz…und wenn er wach ist… dann hat er keinen Pelz mehr an und zeigt uns die Zähne.“

Der Blonde sah zu Kid, der ebenfalls leicht grinste und sich zu Law hinunter kniete. Die Wunde wurde mit 6 Stichen genäht, nun trug er einen Verband um die Stirn, wirkte fast wie ein Stirnband. Doch der Schmerz und die pochende Stelle waren geblieben. Allerdings schnell vergessen als Kid, Law so auf diesem Stuhl halb liegend sah. Ein Fuß war auf den Boden, das eine Bein halb über den nächsten Sitz geschlungen und sein Oberkörper? Leicht in sich gefallen, eingekuschelt in der Lehne. Ein Arm halb über sein Gesicht geschlungen. Noch nie hatte er Jemanden so gesehen, der einfach so seelenruhig an so einem Ort geschlafen hatte…jedenfalls nicht bei solch einer Haltung.

Der Rotschopf betrachtete den Älteren in aller Ruhe, eher er seine Hand auf Laws Schulter legte und ihn leicht wach rüttelte. Der kleine schlief ja wirklich tief und fest.

„L..Law…“, raunte er leise und sah in zwei Augen, die sich langsam wieder öffnete. Doch anstatt ein Hallo oder ein Lächeln zu bekommen, bekam er eher einen Schlag ins Gesicht.

Kid fiel Rückwärts nach hinten und saß nun auf seinen Hintern, eher er schief grinste als er Law so ansah – ganz verschlafen… mit einem Hauch von anwachsender Verlegenheit.

„Gu…Guter… Schl-ag…“, murmelte er leise daher und rieb sich seine Wange. Er konnte die Reaktion gut nachvollziehen, bei dem was sie vor kurzen durchgemacht hatten. Weswegen er also auch nicht böse gewesen war.

„Eh…wo….“, nuschelte Law etwas aufgeschreckt und richtete sich ehe er zu Kid am Boden blickte.

„Tut mir leid.“, sagte er ruhig und kratzte sich etwas verlegen am Hinterkopf worauf der Blonde Arzt nur lachte.

„Also so einer bist du Law, du verprügelst alle bis sie vor dir auf allen vieren knien. Wie auch immer, dein Rotkehlchen ist geflickt und wenn du ihn nicht weiter verprügelst, sollte er den Weg aus dem Krankenhaus noch schaffen. Bevor du etwas sagst… hab ich doch gerne gemacht! Du brauchst dich nicht bedanken. Ich Freue mich auf die Kekse. Wäre ja nicht nötig gewesen aber wenn du darauf bestehst sie selber zu machen… danke… bis nächste Woche dann!~“

Er ließ Law überhaupt keine Möglichkeit irgendwas zu sagen, nein – oh nein er grinste frech und schlenderte über den Flur zurück in den Krankenhausflügel, wo bereits einige Patienten auf ihn warteten.
 

„Arschloch…!“, knurrte Law nur und richtete sich dann langsam auf. Man jetzt hatte er den Kerl auch noch eine verpasst, der ihn gerettet hatte…. noch schlimmer konnte es ja wirklich nicht mehr kommen oder?

Er stand definitiv in seiner Schuld! Etwas niedergeschlagen über die Erkenntnis, dass er immer mehr Probleme hatte, reichte er Kid seine Hand um ihn hoch zu ziehen.

„Komm…. Gehen wir endlich es ist schon hell draußen….“

Moment…

„Fuck…!“

Er sah auf seine Armbanduhr, verflucht! Es war bereits 7:02Uhr! Er musste zur Uni! Ob Kid wollte oder nicht, die Lesung durfte er einfach nicht verpassen!

Kein WENN und kein ABER

Etwa 20 Minuten später standen Kid und Law in dem Saal, wo die Vorlesung stand finden sollte. Da waren sie doch tatsächlich den ganzen weiten Weg gelaufen. Hatten sich regelrecht abgehetzt und nun?

Law ließ sich auf einen der Stühle nieder, keuchte etwas auf und rang nach Luft. Er war echt nicht in Form gewesen! Wenn er sich so den Rotschopf ansah, der einfach so locker da stand, seine Sachen abstellte… ja der Kerl hatte sogar seine ganzen Sachen selbst hierher getragen! Als wäre das nicht schon schlimm genug, er hatte nicht mal ein Schweißtröpfen auf der Stirn und er selbst? Er pfiff aus den letzten Löchern! Was sollte der andere nur von ihm denken? Genau dieser Punkt… warum kümmerte er sich darum was dieser Typ von ihm hielt?

„Sorry für den Stress… setzt dich einfach und … hier nach … puh…gehen wir zu mir… wird schon… hach…“, sagte er knapp und wedelte in verschiedenen Richtungen mit seiner Hand um sich Luft zu zufächeln. So fuhr er mit seinem Handrücken kurz über seine Stirn.

Das war doch echt ein Witz gewesen… seine Pechsträhne hielt also einfach an. Furchtbar.

Dazu hatte er nicht mal einen Kaffee und seine Augen waren so schwer, vielleicht hätte er einfach gleich nach Hause gehen sollen? Wäre jedenfalls eine Möglichkeit gewesen. Vielleicht sogar eine echt gute. Doch die Vorlesung ging ja auch nicht lange, da wäre es albern gewesen, wenn er jetzt nach Hause ginge!
 

Kid setzte sich neben den anderen und musste schon etwas grinsen als dieser so aus der Puste war. Er gähnte genüsslich und streckte sich kurz. Soso der kleine war also Student gewesen? Vermutlich Medizin, wenn er sich hier so umsah. Auch die Leute die in den Saal traten, sahen sehr gebildet aus. In welchem Semester Law wohl gewesen war? Wohlmöglich war er älter als er selbst gewesen. Wenn er so an die Worte des Blonden dachte, klar Law war Medizin Student. Er erinnerte sich an die Worte von dem Arzt. Genau diese waren auch auf Law zutreffend, die ganze Art.

Die Zeit sollte genutzt werden…

Kid kramte sein Buch hervor und las darin weiter, versuchte sich ein paar Wörter zu merken und dazu Zusammenhänge zu bilden – er wollte Law nicht stören. Ganz sicher nicht aber als er ihn leise schnarchen hörte, grinste er nur. Also war der Kleine auch noch eingeschlafen?

Dann sollte er ihn wenigsten dabei stören, auch wenn es unglaublich… süß gewesen war?

Er sah zu seiner linken und je länger er ihn ansah, desto niedlicher wurde es.

Denn so hatte Law sich etwas zu dessen rechten, in Kids Richtung, gelehnt und suchte etwas halt. Lehnte den Kopf auf seine Hand als Untergrund, an Kids Schulter. Wäre er nicht so schrecklich müde gewesen, hätte Law das sicherlich nie im Leben getan! Vermutlich hätte er eher mit dem Kopf auf dem Tisch geschlafen. Doch wenn man müde gewesen war, konnte man manchmal einfach nicht mehr so klar denken und handeln!

Vielleicht sollte Kid ihn einfach etwas dösen lassen? Das Ganze schien sowieso erst in ein paar Minuten anzufangen. Doch konnte er sich auch vorstellen, dass Law dies nicht gefallen würde.

Der Anblick auf die beiden erregte auch Aufsehen. Also sollte er ihn jetzt vielleicht wirklich wecken.

Doch bevor er dazu kam, schlangen sich zwei Arme um Law, von hinten herum, sodass dieser nur aufschreckte und sich umsah. Auch Kid hatte nicht schlecht gestaunt und war zusammen gezuckt, doch verstand er es zu gleich.

„Na schläft mein Freund wieder mal… dann hatte er wohl eine harte Nacht, dass er dich als Kissen missbraucht…“, kicherte eine weibliche Stimme hinter ihm.

Eine junge Frau.

Kid verstand kein einziges Wort – außer Freund.

Ob sie seine Freundin gewesen war? Oder doch nur eine Freundin? Doch als die Dunkelhaarige Law einen Kuss auf die Lippen hauchte, da war es klar, dass sie mehr gewesen sein musste.

„Tut mir leid, das ich mich so forsch genähert habe, das ist sonst nicht meine Art… ich bin Robin, Laws Freundin.“, lächelte die junge Frau und reichte Kid die Hand entgegen.

Kid zuckte leicht mit den Schultern, reichte ihr aber die Hand um sie zu schütteln.

„M..mein… Name… Kid…“, räusperte er sich und hielt sein kleines Buch hervor, damit die Frau vielleicht verstand was sein Problem gewesen war, weswegen er so abgehackt redete.

Natürlich erkannte sie es schnell und während sie sich zu ihnen setzte und Law sanft durchs Gesicht streichelte, begann sie zu reden. So verschlafen sah er einfach zu niedlich aus. Nun, mit der Meinung wäre sie wohl auch nicht alleine geblieben…

Sie hatte vielerlei Talente – besonders Sprachen war eins davon! Wovon sie nun Gebrauch nahm.
 

Während Law langsam wieder wacher wurde und die sanften Berührungen spürte, sah er sich langsam um… er erblickte Robin, weswegen er sich ein kurzes Lächeln aufzwang. Ihm war nämlich alles andere zu Mute als zu lächeln.

Dabei merkte er auch, das er Kid ziemlich auf die Pelle gerückt war… und nicht nur das…. Robin sprach Russisch? Seit wann denn das?

Er setzte sich wieder gerade hin und ja, so sah Law zwischen den beiden hin und her. Die beiden schienen ja wirklich sehr tief in einer Unterhaltung zu stecken. Er hasste es wenn er kein Wort verstand! So musste es dem Rotschopf wohl auch schon den ganzen Tag gehen.

„Ich wusste gar nicht das du so viel von der Sprache gelernt hast als du in Russland mit deinen Eltern gewesen bist.“, sagte er ruhig und rieb sich wieder die Stirn.

Robin lachte leise und schüttelte den Kopf. „Du weißt eben nicht alles von mir, Mister Trafalgar.“

Sie beugte sich sanft zu ihm herüber und drehte sein Gesicht in ihre Richtung als sie ihn sanft auf die Lippen küsste.

„Dein Freund hat mir so einiges über eure letzte Nacht erzählt, er ist wirklich sehr charmant. Dank dir lebst du also noch…“, kicherte sie wieder. Man sah direkt die Erleichterung in ihrem Gesicht geschrieben. Also musste Kid ihr wirklich alles erzählt haben, aber wie lange hatte er denn geschlafen das sie so viel gewusst hatte?

„Du bist wirklich verantwortungslos mein lieber, du zerrst ihn von der Notaufnahme direkt hier her? Ihr solltet nach Hause gehen, ich werde dir alles Wichtige aufschreiben und dir später vorbei bringen. Was hältst du davon?“

Law drehte genervt den Kopf zur Seite, während er seufzte. So sah er sie direkt wieder an und merkte schnell, dass eine Wiederede wohl zwecklos gewesen war bei ihr. So waren wohl die werdenden Mediziner – wiederrede war Zwecklos. Kein WENN und kein ABER!

„Meinet wegen…“, sagte er leise und stand langsam auf eher er zu Kid sah.

„Los... gehen wir…bevor du noch deine Lebensgeschichte, vor diesem Tag, beginnst zu erzählen…“

Gerade als Law die Richtung zur Tür einschlagen wollte, hielt ihn Jemand an seinem Handgelenk fest. Robin.

„Hm?“

„Willst du etwa gehen ohne eine Verabschiedung? Du bist mir einer… ich habe wohl noch viel vor mit dir was? Muss ich dich also noch zu einem richtigen Gentlemen erziehen?“, flüsterte sie ihm leise zu, worauf sie sanft lächelte und ihn leicht zu sich herunter zog.

Law spürte die Blicke der anderen auf sich, weswegen er kurz seinen Blick schweifen ließ. Es war ihm irgendwie unangenehm. Er hatte erst seit ein paar Wochen etwas mit Robin angefangen. Doch sich wie Jemand aufzuführen der schon seit Jahren in einer Beziehung steckte? Er war nicht gerade der nette Kerl von neben an. Er war nun mal ein komplizierter Mann gewesen, mit anderen Ansichten. Musste ja schließlich nicht gleich jeder wissen was sie machten oder was sie nicht taten. Ob sie nun ein Paar gewesen waren oder nicht… das ging doch nur sie beide etwas an. Ein paar… er wusste nicht mal selbst ob er diese Beziehung wollte. Irgendwann hatte sie ihn gefragt, als er vertieft in seinen Arbeiten war und da hatte er wohl einfach ja gesagt. Da saß er nun sprichwörtlich im Schlamassel.

„ Ok… naja…“, sagte er leise und beugte sich zu ihr vor, um ihr einen Kuss auf die Wange geben zu können.

Doch für Robin wohl nicht genug, denn sie fing seine Lippen direkt ein und gab ihm einen richtigen Kuss. „Du kleiner Idiot.“, sagte sie gelassen und nickte ihm zu. „Bis später dann und seid nett zueinander, ich weiß ja wie du manchmal sein kannst, mein Lieber.“
 

Während Law und Robin sich diese Zärtlichkeit austauschten, blickte Kid zur Seite. Er wollte nicht wirken wie Jemand der einen nur beobachtete und wartete bis es doch endlich weiter ginge. Zudem war es ihm irgendwie unangenehm die beiden dabei zu beobachten wie sie sich küssten.

Zugegebener weise…. Law war mehr als nur süß…. So verschlafen sah er recht sexy aus. Der Punkt ging eindeutig an Law. Auch das Law der typische Mann gewesen war, so war er doch irgendwie klein und zierlich. Auch gegen Robin wirkte er nicht wirklich männlich.

Der Rotschopf grinste etwas während er sich den Seesack über die Schultern warf und Richtung Tür schlenderte. Law war vergeben und sein Gastgeber, mehr als ein Tabu also. Also sollte er sich solche Gedanken nicht weiter durch den Kopf gehen lassen.
 

„Wir gehen jetzt zu mir! Damit eines klar ist… du lässt die Finger von Lamy!“ hörte er eine Stimme hinter sich murren.

Law schien irgendwas über Lamy zu sagen. Aber was? Nun er nickte einfach und folgte Law, der die Führung übernahm.

War ihm nur recht gewesen, denn so hatte er eine wunderbare Aussicht auf den netten Hintern, der ihm bereits am Flughafen aufgefallen war.

Kid hatte es bei sich wirklich schwer gehabt zu Lande damit klar zu kommen, dass er auch Männer mochte. Dort musste man so etwas wirklich geheim halten und hier? Er würde es einfach auf sich zukommen lassen.
 

Law war noch immer nicht wirklich glücklich darüber gewesen das er die Lesung nicht mit verfolgte, sonder jetzt nach Hause ging mit dem Besuch, der ja eigentlich Lamy s neues Anhängsel gewesen war. Doch mit einem konnte er sich bereits jetzt sicher gehen. Robin würde es noch besser aufschreiben und notieren als er selbst. Sie hatte dafür einfach ein Händchen für so etwas. Weswegen er wohl damals so fasziniert von ihr gewesen war. Sie hatte auch so viele Interessen gehabt, die er selbst auch hatte. So kam es vielleicht von dem einem zum anderen. Sodass sie seit ein paar Wochen mit einander gingen. Oder halt auch nicht… ein schweres Thema.
 

~
 

Als Law die Tür zu seiner Wohnung aufschloss, hörte er von innen schon ein lautes umher getapse und war leicht irritiert, aber klar Lamy hatte in den letzten Tagen von nichts anderes mehr gesprochen!

Sie wollte diesen Kerl kennenlernen! Und Law? Er stand jetzt wohl im Weg denn die Tür öffnete sich wie aus Geisterhand und Lamy stand dort.

Seine kleine Schwester sah ihn überhaupt nicht an, eher sah sie Kid an. Weswegen ihr Gesicht wohl nicht nur rot wegen dem Fieber gewesen war.

Law sah kurz nach hinten, sah wie Kid seine Schwester ansah, ehe er wieder seine Schwester ansah. „Ehm.. schön dich zu sehen… mir geht’s gut…. Ach.. schön das es dir auch gut geht…ich geh dann mal aus dem Weg… glaub aber nicht das wir dieses Gespräch bezüglich ihm nicht halten werden!“, redete er genervt daher um dann an Lamy vorbei zu gehen. Law schmiss den Schlüssel auf die Ablage. So zog er sich seine Stiefel aus und ging einfach nur noch die wenigen Schritte zum Wohnzimmer entlang, um sich dort auf die Couch fallen zu lassen.
 

„Hey… La…my“, raunte Kid leise mit Akzent und rieb sich den Hinterkopf als ihm diese Stille zu unangenehm wurde. Angestarrt zu werden, war er bereits gewohnt gewesen aber so?

Sie nickte nur und hielt sich am Türrahmen fest, um nicht irgendwas Dummes zu tun, wie dem Kerl den sie gerade zum ersten Mal vor sich sah, um den Hals zu fallen.

Wie es wohl nun weiter ginge? Er war sich sicher gewesen, das er jedenfalls jetzt noch nicht zum Schlafen kam, denn so wie die kleine ihn ansah, würde sie wohl noch so einiges in Erfahrung bringen wollen.

Richtig gedacht! Denn so schlangen sich zwei zierliche Hände um seinen Arm und er wurde hinein gezogen.

Die Wohnung, wie er sie auf den ersten Blick sah war wirklich Stielvoll eingerichtet. Elegante Töne für die Farbauswahl des Bodens und für die Wände. Eine gut geführte Ordnung würde er behaupten, wenn nicht überall Bücher herum liegen würden. Nicht viele – aber hier und dort. Kid musste kurz grinsen als er sich dabei erwischte zu glauben, dass diese sicherlich alle Law gehörten.

Nun… dann konnte es ja richtig anfangen. Sein Abenteuer in London…