Kein WENN und kein ABER
Etwa 20 Minuten später standen Kid und Law in dem Saal, wo die Vorlesung stand finden sollte. Da waren sie doch tatsächlich den ganzen weiten Weg gelaufen. Hatten sich regelrecht abgehetzt und nun?
Law ließ sich auf einen der Stühle nieder, keuchte etwas auf und rang nach Luft. Er war echt nicht in Form gewesen! Wenn er sich so den Rotschopf ansah, der einfach so locker da stand, seine Sachen abstellte… ja der Kerl hatte sogar seine ganzen Sachen selbst hierher getragen! Als wäre das nicht schon schlimm genug, er hatte nicht mal ein Schweißtröpfen auf der Stirn und er selbst? Er pfiff aus den letzten Löchern! Was sollte der andere nur von ihm denken? Genau dieser Punkt… warum kümmerte er sich darum was dieser Typ von ihm hielt?
„Sorry für den Stress… setzt dich einfach und … hier nach … puh…gehen wir zu mir… wird schon… hach…“, sagte er knapp und wedelte in verschiedenen Richtungen mit seiner Hand um sich Luft zu zufächeln. So fuhr er mit seinem Handrücken kurz über seine Stirn.
Das war doch echt ein Witz gewesen… seine Pechsträhne hielt also einfach an. Furchtbar.
Dazu hatte er nicht mal einen Kaffee und seine Augen waren so schwer, vielleicht hätte er einfach gleich nach Hause gehen sollen? Wäre jedenfalls eine Möglichkeit gewesen. Vielleicht sogar eine echt gute. Doch die Vorlesung ging ja auch nicht lange, da wäre es albern gewesen, wenn er jetzt nach Hause ginge!
Kid setzte sich neben den anderen und musste schon etwas grinsen als dieser so aus der Puste war. Er gähnte genüsslich und streckte sich kurz. Soso der kleine war also Student gewesen? Vermutlich Medizin, wenn er sich hier so umsah. Auch die Leute die in den Saal traten, sahen sehr gebildet aus. In welchem Semester Law wohl gewesen war? Wohlmöglich war er älter als er selbst gewesen. Wenn er so an die Worte des Blonden dachte, klar Law war Medizin Student. Er erinnerte sich an die Worte von dem Arzt. Genau diese waren auch auf Law zutreffend, die ganze Art.
Die Zeit sollte genutzt werden…
Kid kramte sein Buch hervor und las darin weiter, versuchte sich ein paar Wörter zu merken und dazu Zusammenhänge zu bilden – er wollte Law nicht stören. Ganz sicher nicht aber als er ihn leise schnarchen hörte, grinste er nur. Also war der Kleine auch noch eingeschlafen?
Dann sollte er ihn wenigsten dabei stören, auch wenn es unglaublich… süß gewesen war?
Er sah zu seiner linken und je länger er ihn ansah, desto niedlicher wurde es.
Denn so hatte Law sich etwas zu dessen rechten, in Kids Richtung, gelehnt und suchte etwas halt. Lehnte den Kopf auf seine Hand als Untergrund, an Kids Schulter. Wäre er nicht so schrecklich müde gewesen, hätte Law das sicherlich nie im Leben getan! Vermutlich hätte er eher mit dem Kopf auf dem Tisch geschlafen. Doch wenn man müde gewesen war, konnte man manchmal einfach nicht mehr so klar denken und handeln!
Vielleicht sollte Kid ihn einfach etwas dösen lassen? Das Ganze schien sowieso erst in ein paar Minuten anzufangen. Doch konnte er sich auch vorstellen, dass Law dies nicht gefallen würde.
Der Anblick auf die beiden erregte auch Aufsehen. Also sollte er ihn jetzt vielleicht wirklich wecken.
Doch bevor er dazu kam, schlangen sich zwei Arme um Law, von hinten herum, sodass dieser nur aufschreckte und sich umsah. Auch Kid hatte nicht schlecht gestaunt und war zusammen gezuckt, doch verstand er es zu gleich.
„Na schläft mein Freund wieder mal… dann hatte er wohl eine harte Nacht, dass er dich als Kissen missbraucht…“, kicherte eine weibliche Stimme hinter ihm.
Eine junge Frau.
Kid verstand kein einziges Wort – außer Freund.
Ob sie seine Freundin gewesen war? Oder doch nur eine Freundin? Doch als die Dunkelhaarige Law einen Kuss auf die Lippen hauchte, da war es klar, dass sie mehr gewesen sein musste.
„Tut mir leid, das ich mich so forsch genähert habe, das ist sonst nicht meine Art… ich bin Robin, Laws Freundin.“, lächelte die junge Frau und reichte Kid die Hand entgegen.
Kid zuckte leicht mit den Schultern, reichte ihr aber die Hand um sie zu schütteln.
„M..mein… Name… Kid…“, räusperte er sich und hielt sein kleines Buch hervor, damit die Frau vielleicht verstand was sein Problem gewesen war, weswegen er so abgehackt redete.
Natürlich erkannte sie es schnell und während sie sich zu ihnen setzte und Law sanft durchs Gesicht streichelte, begann sie zu reden. So verschlafen sah er einfach zu niedlich aus. Nun, mit der Meinung wäre sie wohl auch nicht alleine geblieben…
Sie hatte vielerlei Talente – besonders Sprachen war eins davon! Wovon sie nun Gebrauch nahm.
Während Law langsam wieder wacher wurde und die sanften Berührungen spürte, sah er sich langsam um… er erblickte Robin, weswegen er sich ein kurzes Lächeln aufzwang. Ihm war nämlich alles andere zu Mute als zu lächeln.
Dabei merkte er auch, das er Kid ziemlich auf die Pelle gerückt war… und nicht nur das…. Robin sprach Russisch? Seit wann denn das?
Er setzte sich wieder gerade hin und ja, so sah Law zwischen den beiden hin und her. Die beiden schienen ja wirklich sehr tief in einer Unterhaltung zu stecken. Er hasste es wenn er kein Wort verstand! So musste es dem Rotschopf wohl auch schon den ganzen Tag gehen.
„Ich wusste gar nicht das du so viel von der Sprache gelernt hast als du in Russland mit deinen Eltern gewesen bist.“, sagte er ruhig und rieb sich wieder die Stirn.
Robin lachte leise und schüttelte den Kopf. „Du weißt eben nicht alles von mir, Mister Trafalgar.“
Sie beugte sich sanft zu ihm herüber und drehte sein Gesicht in ihre Richtung als sie ihn sanft auf die Lippen küsste.
„Dein Freund hat mir so einiges über eure letzte Nacht erzählt, er ist wirklich sehr charmant. Dank dir lebst du also noch…“, kicherte sie wieder. Man sah direkt die Erleichterung in ihrem Gesicht geschrieben. Also musste Kid ihr wirklich alles erzählt haben, aber wie lange hatte er denn geschlafen das sie so viel gewusst hatte?
„Du bist wirklich verantwortungslos mein lieber, du zerrst ihn von der Notaufnahme direkt hier her? Ihr solltet nach Hause gehen, ich werde dir alles Wichtige aufschreiben und dir später vorbei bringen. Was hältst du davon?“
Law drehte genervt den Kopf zur Seite, während er seufzte. So sah er sie direkt wieder an und merkte schnell, dass eine Wiederede wohl zwecklos gewesen war bei ihr. So waren wohl die werdenden Mediziner – wiederrede war Zwecklos. Kein WENN und kein ABER!
„Meinet wegen…“, sagte er leise und stand langsam auf eher er zu Kid sah.
„Los... gehen wir…bevor du noch deine Lebensgeschichte, vor diesem Tag, beginnst zu erzählen…“
Gerade als Law die Richtung zur Tür einschlagen wollte, hielt ihn Jemand an seinem Handgelenk fest. Robin.
„Hm?“
„Willst du etwa gehen ohne eine Verabschiedung? Du bist mir einer… ich habe wohl noch viel vor mit dir was? Muss ich dich also noch zu einem richtigen Gentlemen erziehen?“, flüsterte sie ihm leise zu, worauf sie sanft lächelte und ihn leicht zu sich herunter zog.
Law spürte die Blicke der anderen auf sich, weswegen er kurz seinen Blick schweifen ließ. Es war ihm irgendwie unangenehm. Er hatte erst seit ein paar Wochen etwas mit Robin angefangen. Doch sich wie Jemand aufzuführen der schon seit Jahren in einer Beziehung steckte? Er war nicht gerade der nette Kerl von neben an. Er war nun mal ein komplizierter Mann gewesen, mit anderen Ansichten. Musste ja schließlich nicht gleich jeder wissen was sie machten oder was sie nicht taten. Ob sie nun ein Paar gewesen waren oder nicht… das ging doch nur sie beide etwas an. Ein paar… er wusste nicht mal selbst ob er diese Beziehung wollte. Irgendwann hatte sie ihn gefragt, als er vertieft in seinen Arbeiten war und da hatte er wohl einfach ja gesagt. Da saß er nun sprichwörtlich im Schlamassel.
„ Ok… naja…“, sagte er leise und beugte sich zu ihr vor, um ihr einen Kuss auf die Wange geben zu können.
Doch für Robin wohl nicht genug, denn sie fing seine Lippen direkt ein und gab ihm einen richtigen Kuss. „Du kleiner Idiot.“, sagte sie gelassen und nickte ihm zu. „Bis später dann und seid nett zueinander, ich weiß ja wie du manchmal sein kannst, mein Lieber.“
Während Law und Robin sich diese Zärtlichkeit austauschten, blickte Kid zur Seite. Er wollte nicht wirken wie Jemand der einen nur beobachtete und wartete bis es doch endlich weiter ginge. Zudem war es ihm irgendwie unangenehm die beiden dabei zu beobachten wie sie sich küssten.
Zugegebener weise…. Law war mehr als nur süß…. So verschlafen sah er recht sexy aus. Der Punkt ging eindeutig an Law. Auch das Law der typische Mann gewesen war, so war er doch irgendwie klein und zierlich. Auch gegen Robin wirkte er nicht wirklich männlich.
Der Rotschopf grinste etwas während er sich den Seesack über die Schultern warf und Richtung Tür schlenderte. Law war vergeben und sein Gastgeber, mehr als ein Tabu also. Also sollte er sich solche Gedanken nicht weiter durch den Kopf gehen lassen.
„Wir gehen jetzt zu mir! Damit eines klar ist… du lässt die Finger von Lamy!“ hörte er eine Stimme hinter sich murren.
Law schien irgendwas über Lamy zu sagen. Aber was? Nun er nickte einfach und folgte Law, der die Führung übernahm.
War ihm nur recht gewesen, denn so hatte er eine wunderbare Aussicht auf den netten Hintern, der ihm bereits am Flughafen aufgefallen war.
Kid hatte es bei sich wirklich schwer gehabt zu Lande damit klar zu kommen, dass er auch Männer mochte. Dort musste man so etwas wirklich geheim halten und hier? Er würde es einfach auf sich zukommen lassen.
Law war noch immer nicht wirklich glücklich darüber gewesen das er die Lesung nicht mit verfolgte, sonder jetzt nach Hause ging mit dem Besuch, der ja eigentlich Lamy s neues Anhängsel gewesen war. Doch mit einem konnte er sich bereits jetzt sicher gehen. Robin würde es noch besser aufschreiben und notieren als er selbst. Sie hatte dafür einfach ein Händchen für so etwas. Weswegen er wohl damals so fasziniert von ihr gewesen war. Sie hatte auch so viele Interessen gehabt, die er selbst auch hatte. So kam es vielleicht von dem einem zum anderen. Sodass sie seit ein paar Wochen mit einander gingen. Oder halt auch nicht… ein schweres Thema.
~
Als Law die Tür zu seiner Wohnung aufschloss, hörte er von innen schon ein lautes umher getapse und war leicht irritiert, aber klar Lamy hatte in den letzten Tagen von nichts anderes mehr gesprochen!
Sie wollte diesen Kerl kennenlernen! Und Law? Er stand jetzt wohl im Weg denn die Tür öffnete sich wie aus Geisterhand und Lamy stand dort.
Seine kleine Schwester sah ihn überhaupt nicht an, eher sah sie Kid an. Weswegen ihr Gesicht wohl nicht nur rot wegen dem Fieber gewesen war.
Law sah kurz nach hinten, sah wie Kid seine Schwester ansah, ehe er wieder seine Schwester ansah. „Ehm.. schön dich zu sehen… mir geht’s gut…. Ach.. schön das es dir auch gut geht…ich geh dann mal aus dem Weg… glaub aber nicht das wir dieses Gespräch bezüglich ihm nicht halten werden!“, redete er genervt daher um dann an Lamy vorbei zu gehen. Law schmiss den Schlüssel auf die Ablage. So zog er sich seine Stiefel aus und ging einfach nur noch die wenigen Schritte zum Wohnzimmer entlang, um sich dort auf die Couch fallen zu lassen.
„Hey… La…my“, raunte Kid leise mit Akzent und rieb sich den Hinterkopf als ihm diese Stille zu unangenehm wurde. Angestarrt zu werden, war er bereits gewohnt gewesen aber so?
Sie nickte nur und hielt sich am Türrahmen fest, um nicht irgendwas Dummes zu tun, wie dem Kerl den sie gerade zum ersten Mal vor sich sah, um den Hals zu fallen.
Wie es wohl nun weiter ginge? Er war sich sicher gewesen, das er jedenfalls jetzt noch nicht zum Schlafen kam, denn so wie die kleine ihn ansah, würde sie wohl noch so einiges in Erfahrung bringen wollen.
Richtig gedacht! Denn so schlangen sich zwei zierliche Hände um seinen Arm und er wurde hinein gezogen.
Die Wohnung, wie er sie auf den ersten Blick sah war wirklich Stielvoll eingerichtet. Elegante Töne für die Farbauswahl des Bodens und für die Wände. Eine gut geführte Ordnung würde er behaupten, wenn nicht überall Bücher herum liegen würden. Nicht viele – aber hier und dort. Kid musste kurz grinsen als er sich dabei erwischte zu glauben, dass diese sicherlich alle Law gehörten.
Nun… dann konnte es ja richtig anfangen. Sein Abenteuer in London…
