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Sinneswandel

LExJP
von

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Urlaubspläne

Ich öffnete die Tür zu meinem alten Zimmer und bugsierte meinen riesigen Koffer hinein. Das sechste Schuljahr war nun vorbei und vor mir lagen zwei herrliche Monate Sommerferien. Ich hievte meinen Koffer auf das Bett, um ihn auszupacken. Hinter mir betrat meine Mutter das Zimmer und stellte meinen Katzenkorb ab.
 

„Lily, Schatz“, sagte sie, nachdem sie meine Katze Amber daraus frei gelassen hatte, „magst du nicht erst einmal mit nach Unten kommen. Dein Vater und ich wollten dir unseren Plan für diesen Sommer erklären.“

„Ja, ich komme, Mum“, antwortete ich und folgte ihr ins Wohnzimmer.
 

Dort saß mein Vater gerade und hatte sich seine Zeitung genommen. Als wir eintraten, legte er sie jedoch beiseite. Er wartete bis meine Mutter und ich uns zu ihm gesetzt hatten und uns etwas Kaffee eingeschenkt hatten, den er vorbereitet hatte.
 

„Also?“, fragte ich. „Was habt ihr denn so schönes diesen Sommer vor?“

„Wir dachten uns“, fing mein Vater an, „da das dieses Jahr deine letzten Sommerferien sind, könnten wir doch noch einmal mit der ganzen Familie zusammen etwas Schönes unternehmen und in den Urlaub fliegen.“

„Das klingt großartig!“, freute ich mich. „Wo fliegen wir hin? Und wann geht’s los?“
 

Ich war total aufgeregt. Seit Jahren hatten wir keinen Urlaub mehr zusammen gemacht. Mein Vater war Leiter eines kleinen lokalen Reparatur Services für alle möglichen technischen Geräte. Er nahm sich nur sehr selten frei. Meistens nur mal für ein paar Tage. Aber, dass er für einen Sommerurlaub sein Geschäft für ein paar ganze Wochen schloss, war etwas Besonderes.
 

„Wir fliegen erst in drei Wochen“, antwortete meine Mutter. „Aber es geht nach Malta an die Golden Bay. Wir werden dort im Radisson Blu Hotel übernachten. Etwa anderthalb Wochen vor dem neuen Schuljahr werden wir dann wieder hier sein, um all deine neuen Schulsachen besorgen zu können.“
 

Ich bekam ganz große Augen. Das waren vier ganze Wochen Urlaub auf Malta! In einem Luxus-Hotel! Meine Eltern mussten das ganze letzte Schuljahr über diese Überraschung geplant und darauf gespart haben. Ich war überwältigt.
 

„Ihr seid die Besten!“, rief ich aus und fiel ihnen nacheinander um den Hals. „Ich freu mich schon total! Danke, danke, danke!“

„Das freut uns“, erwiderte mein Vater und strahlte mich an. Und ich konnte ahnen, dass dieser Urlaub seine Idee gewesen sein musste. Ich war schon als kleines Mädchen immer ein Papa-Kind gewesen und seit ich denken konnte, hatte er mir immer jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Als ausgleichende Gerechtigkeit hatte Petunia immer eine etwas engere Bindung zu unserer Mutter gehabt.
 

Aufgeregt löcherte ich meine Eltern mindestens die nächsten zwei Stunden lang darüber, ob sie wohl schon ein paar Ausflüge geplant hatten und über die verschiedenen Sehenswürdigkeiten, von denen sie gehört hatten. Es gab einiges. Historische Städte. Grotten, die man besichtigen konnte, man konnte die benachbarten kleineren Inseln besuchen, … aber vor allem konnte man baden gehen. War das nicht herrlich? Stundenlang am Strand liegen und einfach nur die Seele baumeln lassen!
 

Nach dem Kaffee rannte ich wieder nach oben in mein Zimmer und suchte nach Pergament, meiner Feder und Tinte. Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch. Amber sprang mir auf den Schoß und machte es sich gemütlich. Ich streichelte sie kurz dann begann ich meinen Brief an meine beste Freundin Marlene Ellis. Ich musste es ihr einfach erzählen.
 

Da ich keine eigene Eule hatte, falte ich meinen fertigen Brief hinterher nur zusammen und ließ ihn auf meinem Tisch liegen. Ich würde warten müssen bis Marlene sich meldete. Das tat sie eigentlich immer recht zügig innerhalb der ersten ein oder zwei Tage der Sommerferien. Schließlich hielt sie es natürlich auch nicht lange aus, ohne von mir zu hören.
 

Jetzt wandte ich mich endlich meinem Koffer zu und begann ihn also auszuräumen. Ich räumte meine Klamotten, die mir die Hauselfen gestern Abend noch alle gewaschen hatten, in meinen Kleiderschrank, sämtliche Bücher verstaute ich in meinem Regal, diverse andere Gegenstände hatten ebenfalls ihre angestammten Plätze in meinem Zimmer.
 

Mein Zimmer wirkte wohl für jemand außenstehenden schon sehr seltsam. Zwischen all den normalen Dingen, die ich besaß (ein kleiner Schwarz-Weiß-Fernseher, ein Radio, diverse Romane etc.) fanden sich auch Zauberspruchbücher, ein Zaubertrank-Kessel, diverse Flaschen und Zaubertrank-Zutaten und eben etliche Beweise dafür, dass ich nach Hogwarts der Schule für Hexerei und Zauberei ging. Wie gut, dass außer meiner Familie niemand Nicht-Magisches das Zimmer mehr betreten hatte, seit ich vor mittlerweile sechs Jahren meinen Brief bekommen hatte, dass ich eine Hexe sei.
 

Es war als würde ich in zwei verschiedenen Welten leben. Der magischen Welt in der ich das ganze Schuljahr über lebte und der nicht-magischen gegen die ich die magische Welt jeden Sommer und an Weihnachten eintauschte. Allerdings fanden sich eben auch in meiner nicht-magischen Welt Spuren meiner magischen Welt. Zu meinen ehemaligen Freunden aus der Grundschulzeit hatte ich längst keinen Kontakt mehr und Marlene und meine anderen Freundinnen kamen gelegentlich zu Besuch. Mal ganz abgesehen natürlich von meinen sämtlichen Schulsachen, die sich natürlich in meinem Zimmer fanden.
 

Schließlich schloss ich meinen nun geleerten Koffer und verstaute ihn an meinem Bettende in der Ecke. Ich streckte mich etwas, nahm mir ein Buch, ließ mich auf mein Bett fallen und begann zu lesen.
 


 

Tatsächlich schrieb Marlene mir schon am nächsten Morgen. Ich saß mit meiner Familie noch am Frühstückstisch als ihre Eule Iris ans Fenster klackerte. Ich sprang auf.
 

„Musst du dieses Vieh hier in die Küche lassen?“, schrie Tunia entsetzt.

„Dieses Vieh heißt Iris und ist die Eule meiner besten Freundin“, entgegnete ich ihr, während ich Iris das Fenster öffnete. „Und außerdem ist sie wohl erzogen. Sie wird hier nichts anstellen.“
 

Ich nahm ihr den Brief ab den sie bei sich hatte und streichelte sie zur Belohnung.
 

„Das Vieh gehört hier trotzdem nicht in die Küche“, forderte Tunia.
 

Ich verdrehte die Augen und ich sah auch meine Eltern die Augen verdrehen. Sie sagten dazu allerdings nichts. Sie hatten lange aufgegeben bei den Streitigkeiten zwischen Tunia und mir zu vermitteln.
 

„Ist ja schon gut!“, sagte ich genervt. „Ich bring sie nach oben in mein Zimmer, wenn es dich glücklich macht.“
 

Ich wartete nicht, bis Tunia darauf etwas erwiderte, ließ Iris mir auf den Arm flattern und ging mit ihr nach oben. Ich hatte immer ein paar Eulenkekse für sie, wenn sie mir Post von Marlene brachte. Begierig futterte sie mir einen aus der Hand. Ich legte ihr noch drei weitere hin und streichelte sie.
 

„Warte hier auf mich“, redete ich mit ihr. Dann nahm ich den Brief wieder und ging zurück in die Küche.
 

Ich setzte mich wieder auf meinen Platz und öffnete Marlenes Nachricht.
 

Allerliebste Lily,
 

da sind wir erst gestern aus Hogwarts zurück nach Hause gekommen und du fehlst mir jetzt schon! – Ja, ich weiß, das schreibe ich dir jedes Jahr. Aber du bist ja nicht umsonst meine beste Freundin.
 

Ich habe dieses Jahr in den Ferien rein gar nichts vor. Meine Eltern sind sehr beschäftigt im Ministerium und im Grunde nur zum Schlafen zu Hause. Ich bin hier also alleine mit meinen Geschwistern und muss auf sie aufpassen.
 

Ich hoffe du wirst mich mal besuchen kommen. Ich werde dich nämlich, wie es aussieht, höchstwahrscheinlich nicht besuchen kommen können, weil sonst niemand ein Auge auf meine Geschwister hat.
 

Bitte schreib mir sobald wie möglich. Ich denke, meine Eltern werden kein Problem damit haben, wenn du hier bist. Du musst mir nur schreiben, wann du da sein willst, damit ich es ihnen sagen kann.
 

Liebste Grüße

Deine Marlene
 

„Mum, Dad“, sagte ich, nachdem ich den Brief zu Ende gelesen hatte. „Marlene schreibt, dass sie mich gerne mal in den Ferien zu Besuch hätte. Hättet ihr was dagegen, wenn ich nächste Woche bei ihr verbringe?“

„Von mir aus könntest du auch gleich den ganzen Sommer bei ihr verbringen“, mischte sich Tunia ein, noch bevor unsere Eltern auch nur ein Wort hatten sagen können. „Ich bin nicht so scharf darauf den Sommerurlaub mit einem Freak wie dir zu verbringen.“
 

Egoistische Pute! Ich beschwerte mich doch auch nicht darüber, dass sie mit in den Urlaub flog. Familienurlaub hieß ja nun mal, dass die ganze Familie verreiste. Ich streckte ihr die Zunge raus und behielt meine Gedanken für mich.
 

„Petunia“, schimpfte meine Mutter. „Wir haben schon so lange keinen Familienurlaub mehr gemacht und du wirst deiner Schwester den Urlaub nicht durch euer ständiges Gezanke vermiesen!“
 

Tunia reagierte nur mit einem Augenrollen. Meine Mutter wandte sich nun an mich.
 

„Solange du rechtzeitig vor dem Urlaub wieder da bist, Schatz, hätte ich nichts dagegen“, sagte sie. „Was meinst du dazu, Edward?“, fügte sie an meinen Vater gewandt hinzu.

„Wir fliegen ja erst am 25. Juli nach Malta“, antwortete mein Vater. „Wenn du möchtest, verbring ruhig ein oder zwei Wochen noch bei Marlene, aber bitte sei eine Woche vorher wieder zurück. Du möchtest ja sicherlich deine Sachen vorher alle nochmal waschen und deinen Koffer für unsere Reise packen.“
 

Ich lachte innerlich ein wenig darüber. Meine Sachen zu waschen und den Koffer neu packen, würde nicht so lange dauern. Aber ich wollte nicht widersprechen. Immerhin sahen meine Eltern die meiste Zeit des Jahres kaum etwas von mir.
 

„Mach ich, Dad“, versprach ich. „Ich schreib Marlene also, dass ich sie ab Montag für zwei Wochen besuchen werde, Okay?“

„Mach das, Schatz“, antwortete mein Vater.

„Danke, Dad“, erwiderte ich.
 

Nachdem ich fertig gefrühstückt hatte, rannte ich wieder nach oben in mein Zimmer. Iris hatte es sich auf einer Querstange meines Bettes bequem gemacht und schlief nun etwas. Ich streifte ihr kurz über ihr Gefieder. Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch, beschriftete noch meinen Brief von gestern mit „Brief von gestern Abend“ und begann dann mein Antwortschreiben an Marlene.
 

Liebe Marlene,
 

natürlich kann ich meiner allerbesten Freundin, doch einen solchen Wunsch nicht abschlagen. Ich kann dich von Montag an für zwei Wochen besuchen kommen. Aber ich soll eine Woche, bevor ich nach Malta in den Urlaub fliege wieder zurück sein.
 

Ich habe dir ja schon in dem Brief von gestern Abend die Neuigkeit erzählt. Ich verspreche dir, ich werde dir jeden Tag eine Ansichtskarte schicken und dir ein Souvenir mitbringen.
 

Aber jetzt freue ich mich erstmal auf unsere zwei gemeinsamen Wochen vorneweg.
 

Bis Montag

Deine Lily
 

Ich faltete auch diesen Brief zusammen und steckte ihn zusammen mit meinem Brief von gestern Abend in einen Umschlag. Dann weckte ich Iris auf. Sie zwickte mir zärtlich in den Finger.
 

„Ich habe eine Antwort für Marlene fertig“, erklärte ich ihr und gab ihr den Umschlag. Iris ließ ihn sich ans Bein binden und nahm noch einen Eulenkeks von mir. Dann flatterte sie aus meinem Fenster. Ich sah ihr einen Moment hinterher. Dann drehte ich mich um und begann mir Gedanken zu machen, was ich zu Marlene mitnehmen würde.

Es geht los

Am Abend des 24. Juli wanderte ich aufgeregt in meinem Zimmer auf und ab. Ich hatte meinen Koffer für den Urlaub längst gepackt und im Laufe des Tages noch fünfmal umgepackt. Seit ich damals für mein erstes Schuljahr in Hogwarts gepackt hatte, war ich nicht mehr so aufgeregt gewesen. Wir waren zwar auch schon mal im Familienurlaub gewesen, aber es war lange her und es waren noch nie ganze vier Wochen gewesen und noch nie war es ein Hotel gewesen. Meine Eltern hatten sich wirklich etwas Besonderes für diesen Sommer einfallen lassen.
 

Schon mit Marlene hatte ich die Zeit damit verbracht, darüber zu reden und, was ich wohl alles erleben würde. Sie hatte mir einen kleinen Spiegel geschenkt, den sie einen Zwei-Wege-Spiegel nannte. Sie hatte erklärt, dass ich nur ihren Namen in diesen Spiegel rufen müsste und dann würde sie darin erscheinen und wir konnten quatschen. Sie wollte unbedingt, über alles informiert sein, was ich erlebte. Die Ansichtskarten und ein Souvenir wollte sie aber natürlich trotzdem haben.
 

Einmal hatten wir ihre kleinen Geschwister mitgenommen und waren shoppen gegangen. Zwei neue Bikinis, neue Flipflops, ein paar neue Hosen, Röcke und Shirts – Marlene hatte darauf bestanden und gemeint, ich müsse doch damit rechnen, dass ich im Urlaub jemanden kennen lernen könnte. Und wie würde ich denn sonst aussehen?
 

Ich hatte gelacht. Ich wagte zu bezweifeln, dass ich im Urlaub jemanden kennen lernen würde. Zumindest nicht in dem Sinne. Eine derartige Fernbeziehung wäre nichts für mich. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nach einer nur vier Wochen langen Bekanntschaft wohl kaum davon sprechen würde, verliebt zu sein. Das würde wohl doch länger dauern und ich wollte einen Zauberer heiraten.
 

Das war schon länger mein Plan gewesen. Ob er nun muggelgeboren wäre so wie ich oder aus einer magischen Familie stammte, das interessierte mich weniger. Aber ich mochte die magische Welt und ich wollte auch jemanden heiraten, der ihr auch angehörte. Meine Erfahrung mit meiner eigenen großen Schwester hatte mich gelehrt, dass nicht alle Muggel die Nachricht, eine Hexe bzw. einen Zauberer vor sich zu haben gut verdauten. Auch ein paar meiner Mitschüler hatten mir gelegentlich erzählt, dass sie nur bei ihrem magischen Elternteil leben würden, weil der Schock über diese Nachricht für das jeweils andere Elternteil wohl zu groß gewesen war. Dieses Theater wollte ich mir ersparen.
 

Aber Marlene hatte von dieser Argumentation nichts hören wollen. „Wer redet denn davon, dass du hinterher mit diesem Typen zusammen sein musst?“, hatte sie gesagt. „Aber auch bei einem Urlaubsflirt musst du ordentlich aussehen.“ Sie hatte es so bestimmt gesagt. Und um sicherzustellen, dass ich die ganzen Sachen auch wirklich alle kaufte, hatte sie mir auch noch die Hälfte des Geldes dazu gegeben. Das hatte mich irritiert. Ihre Eltern arbeiteten zwar im Ministerium und sie hatte ein ganz ordentliches Taschengeld. Trotzdem wusste ich, dass sie nicht super reich waren. Und ich hatte ihr, nachdem ich sie denn schon nicht davon abhalten konnte, versichert, dass ich ihr jedes einzelne Knut zurückzahlen würde. Danach hatte ich sie und ihre Geschwister zum Eis essen eingeladen.
 

Die zwei Wochen mit Marlene waren so schnell um gewesen. Amber hatte ich bei ihr gelassen. Marlene hatte sich sofort dazu bereit erklärt und ich wusste dass es Amber bei ihr sehr gut gehen würde, die Zeit über.
 

Sie war natürlich traurig gewesen, dass ich sie jetzt wieder mit ihren Geschwistern alleine lies. Aber auf der anderen Seite freute sie sich für mich und war auch neugierig, was ich alles berichten würde.
 

Ich war ebenfalls neugierig. Ich wusste nicht viel über Malta. Aber ich hatte mich etwas informiert. Es war ein zweisprachiges Land mit Englisch und Maltesisch als Nationalsprachen. Das erleichterte die Kommunikation erheblich. Ich hatte zwar mal etwas französisch gelernt, aber es war die einzige Fremdsprache, die ich je gelernt hatte und es war sehr, sehr lange her.
 

Vor allem aber war ich auf das Land und seine Sehenswürdigkeiten gespannt. Ich wollte so viel wie möglich sehen.
 

Ich hörte meine Mutter von unten rufen, dass es jetzt Abendessen geben würde. Also ging ich nach unten in die Küche. Es gab Chili con Carne. Das war schon immer das Lieblingsessen meines Vaters gewesen. Ich liebte es aber auch.
 

„Ich hoffe, du hast deinen Koffer nun endlich zu Ende gepackt“, sagte meine Mutter zu mir, während sie uns nacheinander auftat. „Wir müssen morgen früh um 4 raus, um den Flieger zu kriegen. Das heißt, dass wir uns alle nach dem Essen fürs Bett fertig machen sollten.“

„Ja, ich bin fertig, Mum“, versicherte ich ihr. „Ich denke, ich werde mir dann nur noch ein oder zwei Bücher aussuchen, die ich mitnehmen werde.“

„Nimm nicht zu viele davon mit“, lachte mein Vater. „Ich wette, du wirst auch viel zu oft unterwegs sein wollen, dass du gar nicht zum Lesen kommen wirst.“
 

Da hatte er wohl etwas Recht. Ich war nicht der Typ, der seinen ganzen Urlaub nur am Strand verbringen konnte. Ich wollte auch was erleben. Allerdings konnte ich den einen oder anderen Tag ich schon mal nur am Strand verbringen. Urlaub sollte ja nicht in Stress ausarten.
 

„Naja aber vielleicht doch ein bisschen“, antwortete ich lächelnd. Er lächelte zurück.
 

Der Rest des Abendessens verlief schweigend. Wir waren alle sehr aufgeregt. Bei Tunia kam aber wohl noch hinzu, dass sie mich niemals ansprach, sofern es nicht war, um mich zu ärgern oder zu beleidigen. Schon seit ich nach Hogwarts ging hieß ich für sie nur noch Freak. Wie konnte man eigentlich nur so eifersüchtig sein? Denn nichts anderes war es, weswegen sie sich so benahm; Die blanke Eifersucht! Aber mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt und ignorierte sie meistens.
 

Nach dem Essen gingen wir nach oben. Ich suchte mir noch zwei Muggel-Fantasy-Romane (Der Herr der Ringe Teil 3 und Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter) aus. Ich mochte Muggel-Fantasy sie war irgendwie witzig und faszinierend zugleich. Vieles war einfach nur eine Ausgeburt der Fantasie, mit anderem hatten sie durchaus Recht. Aber tatsächlich glaubten sie doch nicht daran.
 

Ich warf die zwei Bücher in meinen Koffer und schloss ihn endgültig. Dann ging ich ins Bad und machte mich Bettfertig.
 

„Gute Nacht, Mum“, rief ich noch. „Gute Nacht, Dad.“

„Gute Nacht, mein Schatz“, kam es von beiden.

„Gute Nacht, Tunia“, rief ich, durch ihre Zimmertür. Von ihr kam keine Antwort.
 

Ich ging ins Bett und stellte mir noch meinen Wecker. Dann löschte ich das Licht und drehte mich auf die andere Seite.
 


 

Als mein Wecker klingelte, kam es mir so vor, als hätte ich meine Augen gerade erst geschlossen gehabt. Verschlafen stellte ich den Wecker ab und stand langsam auf. Das war eindeutig nicht meine Zeit, um aufzustehen. Aber ich würde ja noch im Auto und im Flugzeug genügend Zeit haben, den versäumten Schlaf nachzuholen.
 

Ich wollte mich ins Bad begeben. Es war verschlossen.
 

„Besetzt!“, blaffte mich Tunia, von der anderen Seite der Tür her, an.

„Schon gut!“, erwiderte ich etwas beleidigt über ihren Tonfall. „Beeil dich aber!“
 

Ich konnte also nichts anderes tun, als zu warten. Dass Tunia allerdings die erste im Bad war, störte mich. Sie verbrachte immer Stunden darin. Noch im Morgenmantel begab ich mich also erstmal in die Küche und kochte Kaffee und machte Frühstück. Fünf Minuten später kamen meine Eltern ebenfalls dazu.
 

„Guten Morgen“, grüßte ich verschlafen.

„Guten Morgen“, grüßten sie zurück.
 

Mein Vater schenkte sich Kaffee ein.
 

„Ausgerechnet Tunia ist als erste im Bad“, grummelte er.

„Ja, ich hab es schon bemerkt“, erwiderte ich ebenso genervt wie er.
 

Wir frühstückten also erst einmal. Doch als wir eine halbe Stunde später damit fertig waren (und wir hatten uns damit bereits Zeit gelassen) und Tunia allerdings immer noch nicht aus dem Bad raus war, reichte es mir.
 

Ich hämmerte gegen die Badezimmertür.
 

„Tunia, werd‘ endlich fertig!“, rief ich. „Wir müssen in einer halben Stunde los und wir müssen alle noch ins Bad.“

„Gleich, gleich!“, rief sie genervt. Aber ich kannte das. Wenn sie das sagte, hatte sie trotz allem noch lange nicht vor, sich zu beeilen.

„Nicht gleich“, antwortete ich sauer. „Sofort!“

„Ich bin aber noch nicht fertig!“, antwortete sie.

„Du bist seit mindestens einer halben Stunde da drin!“, mischte sich mein Vater ein. „Du hattest genügend Zeit, also raus jetzt aus dem Bad!“
 

Wütend und genervt öffnete sie die Tür.
 

„Fräulein“, schimpfte mein Vater mit ihr, „wir haben keine Zeit dafür stundenlang darauf zu warten, bis du dich mal aus dem Bad bequemt hast, damit wir dann eventuell auch mal rein können. Geh jetzt frühstücken! In einer halben Stunde fahren wir los! – Lily, geh du jetzt ins Bad aber beeil dich bitte.“
 

Ich schloss die Bad-Tür hinter mir und begann eilig mit meiner Morgentoilette. Vor der Tür hörte ich Tunia widersprechen.
 

„Guck mich doch mal an, wie ich aussehe!“, rief sie. „Ich brauch nun mal meine Zeit im Bad!“

„Im Flugzeug musst du eh nicht geschminkt sein!“, entgegnete mein Vater. „Und jetzt geh endlich frühstücken, sonst bleibst du hier!“
 

Ich hörte sie etwas im genervten Ton murmeln als sie die Treppe hinuter schlurfte.
 

Ich brauchte nur fünf Minuten, um mich eilig zu duschen. Danach putzte ich mir die Zähne und war auch schon aus dem Bad raus. Mit einem Handtuch auf dem Kopf huschte ich in mein Zimmer, um mich dann anzuziehen und mir mit einem kurzen Wink mit meinem Zauberstab, die Haare zu trocknen.
 

Schließlich hievte ich meinen Koffer die Treppen hinunter und in Richtung Auto. Mein Vater war inzwischen auch fertig und räumte den Wagen ein. Nur noch meine Mutter war jetzt im Bad.
 

Tunia kam ebenfalls mit ihrem Koffer an. Was für ein Monster von Koffer das war! Man hätte meinen können, sie wollte gleich ein ganzes Jahr dort verbringen.
 

„Was hast du da alles drin?“, wollte mein Vater wissen, als er das Teil ins Auto zu heben versuchte.

„Das Nötigste“, antwortete Tunia.

„Das Nötigste heißt nicht, dass du deinen kompletten Kleiderschrank einpacken sollst“, wies ich sie darauf hin. Genau das musste sie offensichtlich getan haben.

„Erwartest du vielleicht, dass ich etwa zweimal dasselbe anziehe?“, blaffte sie mich an.

„Ehrlich gesagt, ja“, erwiderte ich.

„Du wirst schon sehen, Tunia“, warf mein Vater ein. „Wenn dein Koffer zu schwer ist, dann zahlst du die Kosten für das Extra-Gewicht von deinem Taschengeld.“
 

Sie wollte etwas entgegnen, aber mein Vater wandte sich bereits ab. Wütend setzte sie sich ins Auto. Ich ging auf die andere Seite und setzte mich zu ihr auf die Rückbank und stellte meine Handtasche zwischen meinen Füßen ab, da auf dem Mittelsitz neben Tunias riesiger Handtasche kein Platz mehr war.
 

In diesem Moment kam meine Mutter aus dem Haus und schloss die Tür ab. Sie hatte mit Sicherheit noch einmal alles kontrolliert, dass alle Geräte ausgeschaltet und abgesteckt waren. Sie setzte sich auf den Beifahrersitz neben meinem Vater und dann ging die Fahrt endlich los.
 

Wir brauchten etwa eine Stunde bis zum Flughafen in London. Es war nicht ganz so voll wie ich erwartet hatte. Offensichtlich reisten die meisten Urlauber erst zu einer späteren Uhrzeit. Wir gaben unser Gepäck auf und wie zu erwarten war, hatte Tunias Koffer Übergewicht und auch ihre Handtasche ging nur gerade so noch als Handgepäck durch. Mein Vater hielt sein Versprechen und Tunia musste die Extra-Kosten von ihrem Taschengeld bezahlen. Sie war wirklich sauer, aber es nützte ihr nichts.
 

Nachdem wir durch die Sicherheitskontrollen durch waren, war immer noch eine knappe Stunde Zeit, bis der Flieger ging. Ich sah mich daher ein wenig im Duty-Free-Shop um. Ich liebte es zu stöbern. Meistens kaufte ich aber nicht viel. Ich fand allerdings ein Reise-Tagebuch, das ich mir holte.
 

Als ich dann endlich zusammen mit meinen Eltern und Tunia im Flieger saß, war ich so aufgeregt, wie lange nicht mehr in meinem Leben. Vier Wochen Malta lagen vor mir! Ich konnte es noch immer nicht so richtig glauben.
 

Der Flug verlief unspektakulär. Ich schaute die ganze Zeit aus dem Fenster, auch wenn ich kaum etwas wirklich erkennen konnte. Ich erkannte allerdings einige Londoner Sehenswürdigkeiten und als wir später im Laufe des Fluges über Paris flogen auch den Eiffelturm.
 

Das Mittagessen im Flugzeug bestand aus einem eingepackten Sandwich, ein paar Keksen und einem Getränk. Ich hatte kaum Appetit, deswegen überließ ich mein Sandwich meinem Vater, der neben mir saß. Aber ich trank etwas Kaffee.
 

Endlich! Etwa gegen zwei Uhr nachmittags, kamen wir auf Malta an. (Meine Uhr zeigte noch um eins, allerdings hatten wir eine Stunde Zeitverschiebung auf dem Flug hier her gehabt.) Es war unglaublich warm und ich würde wahrscheinlich noch heute ins Meer hüpfen. Wir hatten einen Shuttle-Service vom Flughafen zum Hotel. Innerhalb einer Dreiviertelstunde waren wir da und konnten im Radisson Blu einchecken.
 

Wir hatten drei Zimmer. In weiser Voraussicht – und als ob dieser Urlaub wahrscheinlich nicht schon teuer genug wäre – hatte mein Vater für mich und Tunia jeweils ein Einzelzimmer gebucht. Offensichtlich wollte er unnötigen Streit im Urlaub um jeden Preis vermeiden. Es war nicht selbstverständlich, aber ich war ganz glücklich darüber. Ich musste keine zickige Schwester mit im Zimmer haben.
 

Das Zimmer war geräumig und sehr gemütlich. Ich hatte einen Fernseher im Zimmer (den ich aber wahrscheinlich nicht nutzen würde), und eine kleine Minibar. Und ein eigenes Badezimmer! Kein lästiges Streiten mit Tunia darüber, wer zuerst ins Bad dürfte!
 

Ich packte meinen Koffer aus, räumte meine Klamotten in den Schrank, versteckte meinen Zauberstab in der Schreibtischschublade, dann zog ich mir einen meiner neuen Bikinis an. Er war hell grün und hatte ein weißes Blumenmuster. Ich cremte mich dick mit Sonnencreme ein, bevor ich mir ein leichtes T-Shirt und einen Rock anzog, die Sonnencreme zusammen mit einem Handtuch und einem Buch in meine Strandtasche packte und runter zum Strand ging.

Golden Bay

Das Hotel lag direkt an der Golden Bay. Über eine Treppe gelangte man direkt zum Strand. Es war wirklich voll hier. Aber das war ja zu erwarten gewesen. Ich mietete mir einen Sonnenschirm und suchte mir einen Platz. Am liebsten wollte ich so nah wie möglich ans Wasser.
 

Es war eine Qual. Der Sand war unglaublich heiß. Und selbst in Flipflops blieb es nicht aus, dass ich mir fast die Füße verbrannte. Die Entscheidung, nah am Wasser zu liegen, festigte sich nur noch mehr.
 

Endlich hatte ich einen guten Platz gefunden und breitete mich aus. Von weitem sah ich auch meine Eltern und winkte sie zu mir herüber.
 

„Mein Gott, ist dieser Sand heiß!“, rief meine Mutter aus, als sie sich neben mir ausbreitete. Dann wandte sie sich an mich. „Ich hoffe, du hast dich ordentlich eingecremt, mein Schatz.“

„Ja, Mum, hab ich“, antwortete ich. Mit Lichtschutzfaktor 50+! Das war das einzige, was mich davor bewahrte einen Sonnenbrand zu bekommen. Braun zu werden konnte ich natürlich gleich aufgeben. Aber wahrscheinlich würde ich nach diesen vier Wochen hier einige Sommersprossen im Gesicht haben.

„Und ich hoffe, du hast sie auch in deiner Strandtasche“, erwiderte meine Mum. „Du wirst es nach dem Baden wiederholen müssen.“

„Ja, Mum, natürlich“, antwortete ich. „Ich leg mich doch nicht zum ersten Mal an einen Strand.“
 

Mein Vater lachte.
 

„Amaryllis, sie ist kein kleines Kind mehr“, beschwichtigte er meine Mutter.

„Ja, aber ich werde nie vergessen, als sie sich einmal so verbrannt hatte, dass ihr ganzer Körper so rot war, wie ihre Haare“, sagte meine Mutter.
 

Daran konnte ich mich gar nicht erinnern. Wie alt war ich da gewesen? Vier? Viel älter kann ich ja nicht gewesen sein. Womöglich war ich aber sicherlich noch jünger gewesen. Mein Vater beantwortete mir meine nicht laut gestellte Frage.
 

„Amaryllis, da war sie doch erst drei gewesen“, lachte er. „Du darfst deiner jetzt siebzehnjährigen Tochter auch etwas zutrauen.“

„Ja, du hast ja Recht!“, gab sie schließlich zu.
 

Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Gut, dass uns niemand zuhören könnte, der mich kannte. Gott, wäre mir das gerade peinlich gewesen.
 

„Also ich geh dann mal ins Wasser“, sagte ich schließlich und zog mir meinen Rock und mein T-Shirt aus.

„Aber renn nicht zu schnell rein, ja“, riet mir meine Mutter. „Nicht, dass du einen Kreislaufzusammenbruch bekommst!“

„MUM!“, rief ich.
 

Mein Vater lachte nur. Und meine Mutter schien etwas verlegen zu sein. Woher kamen ihre Anwandlungen gerade? Wenn ich normalerweise Marlene besuchte, bombardierte sie mich doch auch nicht mit solchen Ratschlägen. Vielleicht waren wir ja einfach nur zu lange nicht mehr im Urlaub gewesen. Ich begnügte mich mit dieser Erklärung und ging ins Wasser.
 

Ich spritzte mir etwas Wasser über meine Arme und über meinen Körper und ging dann weiter ins Wasser. Es war kühl und erfrischend. Eine echte Entspannung!
 

Ich ließ mich eine Weile im Wasser treiben. Dann schwamm ich noch etwas nach draußen. Das Wasser war wirklich flach. Man konnte sehr weit nach draußen schwimmen, die Beine den Boden nicht mehr erreichen konnten. Und ich gehörte nicht gerade zu den hoch gewachsensten Persönlichkeiten.
 

Irgendwann schwamm ich zurück an den Strand und trocknete mich ab. Meine mittlerweile umgestellte Uhr sagte mir, dass es jetzt kurz nach fünf Uhr war. Ich entschied nur etwa ein halbes Stündchen Pause zu machen. Ich wollte noch einmal ins Wasser, bevor ich nachher ins Hotel-Restaurant gehen würde.
 

Ich setzte mich unter den Sonnenschirm und nahm mir mein Buch zur Hand. Ich las, bis mein Vater ebenfalls aus dem Wasser kam, hinter ihm folgte meine Mutter.
 

„Hast du nochmal vor ins Wasser zu gehen?“, fragte er mich.

„Ja, wie spät ist es?“, erwiderte ich und guckte kurz auf meine Uhr. Es war schon fast sechs. „Oh, ich hab die Zeit etwas verpasst! Aber ja, ich geh nochmal ins Wasser. Wenn ihr wollt könnt ihr aber schon mal vorgehen. Ich spring nur noch mal kurz ins Wasser rein.“
 

Ich klappte mein Buch zu und warf es wieder in meine Strandtasche.
 

„Wir treffen uns um sieben im Restaurant“, sagte mein Vater während er sich abtrocknete.

„Ja, Dad“, versprach ich und rannte noch einmal ins Wasser.
 

Ich schwamm noch eine Runde und beobachtete, wie meine Eltern zurück ins Hotel gingen. Ich ließ mich ein Weilchen treiben und schloss die Augen.
 

Als ich sie wieder öffnete war die Sonne noch ein kleines Stückchen weiter rum. Ich sollte wohl jetzt ebenfalls raus gehen. Ich wollte zurück schwimmen, als ich, nur ein paar Meter von mir entfernt, ein kleines Mädchen sah, das offensichtlich gerade einen Krampf zu haben schien.
 

Ich schwamm zu ihr hin.
 

„Was ist los?“, fragte ich sie. „Kann ich dir helfen?“
 

Sie schien nicht in der Lage zu sein, mir zu antworten. Ich half ihr zurück an den Strand. Ein Junge kam auf uns zu gerannt.
 

„Jana!“, rief er und kniete sich zu ihr hin. Er nahm das Mädchen in seine Arme und reichte ihr irgendeine Klare Flüssigkeit. Nur ein paar Augenblicke später schien sie sich zu beruhigen.
 

„Danke, dass du meine kleine Schwester an den Strand gebracht hast“, sagte er zu mir.

„Kein Problem“, antwortete ich und sah zu ihm auf.
 

Mich traf der Schlag, als ich ihn erkannte. Das war nicht möglich! Das konnte einfach nicht real sein! Ich war quer durch Europa geflogen und vor mir saß tatsächlich niemand anderes als James Potter! Ich musste mir das einbilden! Meine Fantasie ging wohl gerade mit mir durch!
 

„Lily?“, sagte er nach einer Weile und ich bemerkte, dass ich ihn wohl die ganze Zeit mit offenen Mund angestarrt hatte. „Was machst du hier?“

„Das könnte ich dich genauso fragen“, erwiderte ich.

„Ich mache hier Urlaub mit meiner Familie“, antwortete James.

„Und das ausgerechnet hier, wo auch ich mit meiner Familie Urlaub mache?“, fragte ich. Ich war wahrscheinlich etwas taktlos, aber ich konnte es einfach nicht fassen, dass ich gerade James Potter begegnet war.

„Naja, ich habe diesen Zufall nicht gerade geplant“, verteidigte er sich.
 

Das konnte ich wohl nicht leugnen.
 

„Tja…“, sagte ich und überlegte, was ich tun sollte. „Ich sollte jetzt wohl besser rein gehen. Man sieht sich.“
 

Und so floh ich schleunigst zu meinen Sachen. Es war halb sieben. Ich sollte mich jetzt wirklich beeilen. Ich trocknete mich ab, warf mir meine Sachen so schnell wie möglich über, schmiss alles Übrige zusammen in die Strandtasche und rannte nach oben in mein Zimmer.
 

Innerhalb von weniger als fünf Minuten hatte ich mich mit einem kleinen Zauber zurecht gemacht. Ich hatte jetzt noch etwa zwanzig Minuten, bis ich ins Restaurant sollte. Zwanzig Minuten, um mich etwas zu sammeln.
 

Ich konnte nicht anders. Ich kramte nach dem Zwei-Wege-Spiegel, den Marlene mir geschenkt hatte.
 

„Marlene!“, rief ich aufgeregt. Tatsächlich erschien nur einen Moment später ihr Gesicht im Spiegel.

„Hi, Lily“, grüßte sie mich. „Gut angekommen?“

„Ja, und du wirst nicht glauben, was mir gerade am Strand passiert ist!“

„Du hast einen Jungen kennen gelernt!“, rief Marlene und strahlte mich an. „Siehst du? Und du wolltest mir nicht glauben!“

„Nein!“, widersprach ich. „Nein, ich hab nicht-“
 

Ich brach einen Moment ab um meine Gedanken wieder zu ordnen.
 

„Ich hab gerade James Potter am Strand getroffen“, erzählte ich ihr schließlich.

„Nicht dein Ernst!“

„Doch!“

„Ich hoffe du hast ein Foto gemacht.“

„MARLENE!“, beschwerte ich mich.

„Tut mir Leid“, lachte sie. „Aber ich brauch wohl ein Beweisfoto, damit ich das wirklich glauben kann. Aber jetzt mal im Ernst; du klingst so geschockt. Was ist jetzt dein Problem?“

„Was mein Problem ist? Hast du mir gerade nicht zu gehört? Da stand plötzlich James Potter vor mir!“

„Ja?“
 

Offensichtlich verstand sie tatsächlich nicht, worauf ich hinaus wollte. Ich half ihr etwas auf die Sprünge.
 

„Was soll ich denn jetzt tun? Er hat mich im Bikini gesehen! Mit dem geht doch jetzt garantiert die Fantasie durch! Er wird mich den ganzen Urlaub über nerven und nach einem Date fragen und-“
 

Weiter kam ich nicht. Marlene lachte laut auf. Und schien sich kaum wieder beruhigen zu wollen.
 

„Wie schön, dass du das witzig finden kannst!“, grummelte ich.

„Es ist witzig!“, antwortete sie. „Entspann dich. Er läuft dir seit mindestens unserer halben Schulzeit hinterher. Aber er mag dich tatsächlich und du hast letztes Jahr selber mal zugegeben, dass er vernünftiger geworden ist.“

„Etwas, ja. Aber nicht wirklich wesentlich!“
 

Sie lachte wieder.
 

„Dann ist er halt in dich verknallt und macht rein zufällig auch auf Malta Urlaub. Na und?!? Komm wieder etwas runter. Ändern kannst du beides eh nicht. Genieß deinen Urlaub. Vielleicht kommt ihr euch ja doch noch etwas näher. Halt mich auf dem Laufenden. Ich muss jetzt für meine Geschwister Essen machen. Bis später!“
 

Mit diesen Worten und ohne eine weitere Reaktion von mir abzuwarten verschwand sie wieder aus dem Spiegel.
 

Ich war nicht sonderlich beruhigt. Aber ich warf den Spiegel bei Seite und atmete tief durch. Also, James Potter machte tatsächlich ebenfalls hier Urlaub. Ausgerechnet James Potter! Es hätte nicht irgendjemand anderes sein können. Es hatte ausgerechnet er sein müssen! Was alles noch schlimmer machte: Wo ein James Potter war, war meistens auch ein Sirius Black nicht weit. Aber Moment! Hatte er nicht auch von Familienurlaub gesprochen? Vielleicht war er ja tatsächlich mal ohne Sirius hier. Ich hoffte es.
 

Ich sah auf die Uhr und stellte fest, dass ich nun wirklich los musste. Ich rannte ins Restaurant und war nur etwa zwei Minuten zu spät.
 

„Wir dachten schon, du hättest im Wasser die Zeit verpasst“, sagte mein Vater zu mir.

„Nein, ich war noch oben auf meinem Zimmer“, antwortete ich.
 

Offensichtlich musste man mir anmerken, dass ich aufgewühlt war.
 

„Ist alles in Ordnung?“, wollte meine Mutter wissen.

„Ja, alles in Ordnung. Ich hab nur- Ach nicht so wichtig! Lasst uns was essen!“
 

Ich grinste meine Eltern an. Sie starrten mich verdutzt an. Tunia dagegen hatte die Arme verschränkt. Ich konnte ihr an ihrem genervten Gesichtsausdruck ablesen, dass sie ebenfalls endlich etwas essen wollte.
 

„Was ist passiert?“, fragte meine Mutter nun besorgter.

„Nichts, Mum“, antwortete ich. „Es ist wirklich nicht so wichtig. Wir können jetzt etwas essen.“
 

Etwas skeptisch wandten meine Eltern den Blick von mir und wir suchten uns einen Sitzplatz. Ich bestand auf eine der hintersten Ecken im Restaurant. Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, dass sich meine Eltern verwunderte Blicke zuwarfen. Tunia hingegen beachtete mich gar nicht.
 

Eine Bedienung kam an unseren Tisch und fragte uns nach unseren Getränkewünschen. Ich bestellte einen Eistee. Nachdem sie alle unsere Getränkewünsche entgegen genommen hatte, wies sie uns auf das riesige Buffet hin, an dem wir uns gerne bedienen dürften. Ich sagte meinen Eltern und Tunia, dass sie schon holen gehen sollten, während ich auf die Getränke warten würde.
 

Ich denke, meine Eltern machten sich wirklich etwas Sorgen um mich. Sie sagten jedoch nichts und gingen zum Buffet.
 

Gespannt beobachtete ich die Eingangstür zum Restaurant. Und tatsächlich! Nur wenige Minuten später betrat James das Restaurant. Gefolgt von seiner Familie, wie ich vermutete, und – oh nein – Sirius Black! Die Hoffnung stirbt zuletzt! Ich konnte nur hoffen, dass sie mich nicht sahen.
 

Zu meiner Erleichterung setzten sie sich einige Tische entfernt von dem, an dem ich saß und sahen auch nicht in meine Richtung. Außerdem saßen James und Sirius glücklicherweise mit dem Rücken zu mir.
 

Als die Getränke kamen, nahm ich sie entgegen und wartete dann auf meine Eltern und Tunia. Währenddessen beobachtete ich James und seine Familie.
 

Er sah seinem Vater sehr ähnlich. Es waren dieselben schwarzen Haare und dasselbe Gesicht. Die Haare seines Vaters waren allerdings schon leicht angegraut. Viel mehr erkannte ich von hier aus nicht. Die Mutter dagegen hatte eher eine zierlichere Statur und hatte lange, seidige Haare von einem hellen braun. Es war derselbe Farbton, wie ihn auch die kleine Schwester hatte.
 

Hm… ging dieses Mädchen schon nach Hogwarts? Ich konnte mich nicht entsinnen, dass ich je davon gehört hatte, dass er eine Schwester hatte. Ich hatte immer geglaubt er wäre ein Einzelkind. Aber sie war wirklich sehr klein. Sie war also vermutlich erst zehn und damit wohl kaum schon in Hogwarts, überlegte ich mir.
 

Meine Eltern und Tunia kamen zurück an den Tisch. Nun ging also ich zum Buffet. Es war wirklich herrlich. Es gab alle möglichen verschiedenen Speisen und verschiedenes Obst und was nicht alles. Ich suchte mir etwas Landestypisches aus. Da gab es zum Beispiel Kaninchen in Tomaten-Rotweinsoße, was auf meinem Teller landete. Als Beilage wählte ich mir Pastizzis – Blätterteigtaschen, die mit Ricotta oder Erbspüree gefüllte waren. Einen etwas kleineren Extra-Teller belud ich mir mit etwas Obst.
 

Ich sah aus den Augenwinkeln, wie James Potter und Sirius Black nun ebenfalls ans Buffet kamen und suchte schleunigst das Weite. Ich wollte um jeden Preis vermeiden von auch nur einem von ihnen angesprochen zu werden.
 

Zu meiner großen Erleichterung verlief das Abendessen ohne Zwischenfälle. James und Sirius schienen mich tatsächlich nicht bemerkt zu haben. Ich hatte zwar beobachtet, wie James seinen Blick im Restaurant umherschweifen gelassen hatte, um – wie ich vermutete – nach mir Ausschau zu halten. Aber sein Blick war nicht in meine Richtung gewandert.
 

Langsam hatte sich schließlich meine Anspannung etwas gelöst und ich hatte mich wieder an der Unterhaltung meiner Eltern und Tunia beteiligen können. Meine Eltern wollten morgen nach Mdina, einer nicht weit von hier entfernt liegenden historischen Stadt, die früher einmal die Hauptstadt Maltas gewesen war. Es sollte dort auch eine sehr sehenswerte Kathedrale geben.
 

Tunia wollte nicht mit. Ihre ganze Urlaubserfüllung lag darin faul im Pool zu liegen. Doch ich konnte es kaum abwarten endlich was von der Insel zu sehen.
 

Nach dem Essen ging ich gleich nach oben auf mein Zimmer. Ich war ziemlich müde und wollte lieber vor dem Schlafen gehen noch etwas lesen. Ich duschte mich noch vorher, trocknete mich dann mit einem Zauber und zog mir schließlich ein Negligé über, bevor ich es mir in meinem Bett gemütlich machte.
 

Ich nahm mir mein Buch zur Hand und las da weiter, wo ich vorhin aufgehört hatte. Allerdings kam ich nicht wirklich weit, bevor mir ziemlich erschöpft von diesem ersten Tag die Augen zu fielen.

Überrumpelt

Als ich die Augen öffnete, blickte ich in ein Paar haselnussbraune Augen, die mich zärtlich ansahen. Wo ich war konnte ich nicht beschreiben, doch ich lag in seinem Schoß und mit einem Lächeln auf den Lippen streichelte er mir sanft durchs Haar.
 

Ich fühlte mich wie gefesselt von diesen Augen. Sie waren so intensiv. Gerade beugte er sich nach vorne zu mir. Ich schloss entspannt die Augen in Erwartung eines Kusses …
 

… als mich ein Klopfen an meiner Zimmertür aus meinen Träumen riss. Erschrocken fuhr ich hoch. Ich saß in meinem Bett, in meinem Hotelzimmer und ich war alleine. Niemand war hier, außer mir. Es war nur ein Traum gewesen.
 

Es klopfte noch einmal an der Tür.
 

„Lily, Schatz“, hörte ich die Stimme meiner Mutter. „Bist du schon auf? Komm runter ins Restaurant frühstücken.“

„Ja, Mum“, rief ich ihr zu.
 

Ich blieb jedoch noch einen Moment in meinem Bett sitzen. Was hatte ich da nur geträumt? Ich hatte bis gerade eben tatsächlich noch erwartet, dass mich James Potter küssen würde! Und was noch schlimmer war: ich hatte mich dabei auch noch wohl gefühlt! Das musste wohl eindeutig noch der Schock von gestern sein, ihn hier zu treffen.
 

Ich schüttelte nur den Kopf über diesen Traum. Wie konnte mir mein Unterbewusstsein nur einen solchen Traum bescheren? Als ob er mich nicht schon genug in den Wahnsinn trieb!
 

Nun aber stand ich auf und machte mich fertig fürs Frühstück.
 

Meine Eltern und Tunia hatten sich bereits längst am Frühstücksbuffet bedient, als ich mich zu ihnen gesellte.
 

„Guten Morgen“, wünschte ich ihnen und gab meinen Eltern der Reihe nach einen Kuss auf die Wange.

„Guten Morgen, Schatz“, erwiderte meine Mutter.
 

Ich setzte mich. Mein Vater studierte unterdessen einen Busfahrplan, den er sich an der Rezeption des Hotels besorgt hatte. Wir würden mit dem Bus nach Mdina fahren. Das war einfach der günstigste und einfachste Weg, um überall hier auf Malta hinzugelangen.
 

„Also“, sagte er schließlich, „der Bus nach Mdina fährt alle 30 Minuten. Der nächste fährt in 20 Minuten. Aber ich würde sagen, wir frühstücken jetzt noch gemütlich und nehmen dann einen später.“

„Klingt gut“, antwortete ich während ich mir ein Brötchen schmierte.
 

Ich freute mich auf den Ausflug. Ich hatte mir vorgenommen jeden Ausflug mit Postkarten und einem Souvenir für Marlene zu dokumentieren. Und heute würde ich damit anfangen.
 

Schließlich, als wir fertig gefrühstückt hatten, rannte ich noch einmal kurz in mein Zimmer, um meinen Fotoapparat zu holen. Ich wollte schließlich auch mein Reisetagebuch füllen.
 

Die Busfahrt nach Mdina war recht kurz. Wir stiegen kurz vor der Stadt aus, um den Rest zu spazieren. Die kleine Stadt war von einer Mauer aus Sandstein umgeben.
 

Nachdem wir das Stadttor durchquert hatten, schien es, als wäre hier die Zeit stehen geblieben. Alle Häuser waren aus Sandstein und es gab viele enge Gassen. Das alles wirkte wie aus dem Mittelalter. Es gab hier kaum Verkehr, keine Hektik und keine Straßenverkäufer. Es war hier einfach nur unglaublich ruhig.
 

Die Stille genießend bummelten wir durch die Straßen der kleinen Stadt bis wir zur St. Paul’s Cathedral gelangten. Hier hatten wir einen Führer, der uns ein wenig über die Geschichte Mdinas und der Kathedrale erzählte.
 

Der heilige Apostel St. Paul hatte hier auf Malta einst Schiffbruch erlitten und seit dem hier in Mdina gelebt. Ihm hatte Malta das Christentum zu verdanken. Die Kathedrale, die heute ihm zu Ehren besichtigt werden konnte, war zwischen 1697 und 1703 neu errichtet worden, nachdem ein Erdbeben im Jahre 1693 den Vorgängerbau zerstört hatte. Nur die Apsis war von diesem Vorgängerbau noch erhalten geblieben.
 

Im Inneren der Kathedrale gab es einen prächtigen Raum mit vielen Wand- und Deckenfresken. Die Kuppel war bemalt und stellte den genannten Schiffbruch des St. Pauls dar.
 

Es gab auch ein Kathedralen Museum, in welchem einige Silberteller und –münzen sowie Kupferstiche und Holzschnitte des Künstlers Albrecht Dürer ausgestellt waren.
 

Als wir die Kathedrale wieder verließen, suchte ich, wie ich mir vorgenommen hatte, einen kleinen Souvenirladen auf. Davon gab es hier nicht viele, aber zumindest konnte ich mir tatsächlich ein paar schöne Postkarten und ein kleines Modell der Kathedrale für Marlene holen. Mit diesen Einkäufen war ich für heute glücklich.
 

Wir verbummelten noch etwas die Zeit in Mdina, bis wir am Nachmittag schließlich wieder zurück in unser Hotel fuhren. Es war immer noch genügend Zeit noch runter an den Strand zu gehen. Und so ging ich auf mein Zimmer, um meine Sachen abzuladen und meine Strandtasche zu holen. Allerdings packte ich mir einige Postkarten, Fotos von heute und mein Reisetagebuch in die Strandtasche. Ich konnte ja am Strand unten schon mal damit anfangen zu schreiben.
 

Ich schloss die Zimmertür hinter mir, als ich mich auf den Weg runter an den Strand machte. Meine Eltern kamen in diesem Moment ebenfalls wieder aus ihrem Zimmer. Das Wetter war schließlich auch einfach zu herrlich, um es im Hotelzimmer zu verbringen.
 

Ich wartete auf sie.
 

„Wo ist eigentlich Tunia?“, fragte ich. „Ich hab sie noch nicht gesehen, seit wir zurück sind.“

„Ich denke, sie wird am Pool sein“, vermutete mein Vater. „Oder auch am Strand. Aber sie sagte heute Morgen, sie wolle sich den ganzen Tag bräunen lassen.“
 

Irgendwie beneidete ich Tunia dafür, dass sie braun wurde. Sie konnte sich tatsächlich in die Sonne legen und Farbe bekommen. Meine Bräune dagegen – sofern denn meine Haut tatsächlich mal etwas Farbe annahm – ließ sich nur mit einem durch gegarten Hummer vergleichen. Aber was wollte ich machen? Das war so ein Punkt, dem ich noch nicht mal mit Magie so wirklich Abhilfe verschaffen konnte. Es gab wohl Bräunungszauber. Doch die hielten nie länger als ein paar Tage an und das allgemeine Bräunungsverhalten der Haut änderten sie auch nicht. Also was nützten die schon?
 

Während ich etwas gedankenverloren noch so darüber nachdachte, ging ich – gefolgt von meinen Eltern – in Richtung Treppe, als ich plötzlich mit jemandem zusammen stieß.
 

„AUTSCH!“, rief ich. Ich drohte nach hinten umzufallen. Doch die Person, in die ich reingerannt war, fing mich auf.
 

Ich blickte nach oben und erkannte das etwas verdutzte Gesicht von James Potter.
 

Warum eigentlich ausgerechnet ich? Warum musste das Schicksal ausgerechnet mir einen solchen Streich spielen? Reichte es nicht schon, dass er auch hier Urlaub machte? Musste ich ihm auch noch ständig über den Weg laufen? Und was die ganze Sache noch schlimmer machte: musste Sirius Black wirklich auch noch anwesend sein?
 

Letzterer grinste breit und auch auf James‘ Gesicht breitete sich nun ein verschmitztes Grinsen aus.
 

„Du fliegst also auf mich?“, fragte er, als schien gerade sein größter Wunsch in Erfüllung zu gehen.
 

Ich gewann meine Fassung wieder.
 

„Nimm deine Griffel von mir!“, rief ich und machte mich los. „Ich flieg nicht auf dich. Ich bin nur versehentlich mit dir zusammen gestoßen. Ich kann ja schließlich nicht um Ecken sehen. Und jetzt hör auf, mich zu verfolgen!“
 

Ich stürmte die Treppen hinunter. Ich denke, James und Sirius starrten mir verdutzt nach, doch ich drehte mich nicht um, um das herauszufinden. Eigentlich verfolgten sie mich ja wahrscheinlich nicht. Nur das Schicksal wollte mich offensichtlich zurzeit ganz besonders ärgern.
 

Am Strand unten, breitete ich meine Sachen aus und entschied mich sofort erst einmal ins Wasser zu gehen. Auf diesen Schock gerade eben brauchte ich erstmal eine Abkühlung.
 

Das Wasser war so herrlich wie gestern. Entspannt ließ ich mich wieder im Wasser treiben und spielte eine Weile Wasserleiche. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich mich bereits treiben lassen hatte. Plötzlich jedoch spürte ich ein Paar Hände auf meinen Schultern.
 

Ich hatte kaum noch Zeit einen spitzen und erschrockenen Schrei auszustoßen, als mich diese Hände schon unter Wasser tauchten.
 

Nur für einen kurzen Augenblick und sie ließen mich auch sofort wieder los. Doch der Schreckmoment hatte seine Wirkung. Ich fuhr herum, als ich wieder über Wasser war. Natürlich! Es war James Potter!
 

„Wie war das gleich mit dem Verfolgen, Lily?“, wollte er wissen. „Ich glaub, ich hab das nicht ganz verstanden.“
 

Er grinste schelmisch.
 

„Lass mich in Ruhe!“, rief ich wütend. „Ich muss mich schon das ganze Schuljahr lang mit dir und Black rum schlagen. Könnt ihr mir nicht wenigstens ein paar Wochen Urlaub von euch gönnen?“

„Du musst zugeben, du hast gerade irgendwie dazu eingeladen“, lachte James.
 

Ich spritzte ihm Wasser ins Gesicht und versuchte ihm zu entkommen. Leider war er schneller als ich.
 

„Ich weiß gar nicht, was du hast, Lily“, sagte er. „Im Grunde war es ja nicht geplant gewesen dir hier zu begegnen. Und wie kommst du eigentlich überhaupt auf die Idee, wir würden dich überhaupt verfolgen?“

„Nun, wie sonst ist es zu erklären, dass du mir gerade so auf den Senkel gehst?“, erwiderte ich.

„Hm…“, überlegte James. „Ich hätte es als eine glückliche Fügung des Schicksals bezeichnet.“
 

Er grinste mich immer noch an.
 

„Eine schicksalhafte Fügung mag es wohl sein“, antwortete ich. „Aber ob sie glücklich ist, wage ich zu bezweifeln.“

„Komm schon, Lily!“, meinte James. „Ist es denn wirklich so schlimm?“

„Ich finde, ich habe mir ganz ehrlich eine Ruhepause vor dir und deinem Schoßhündchen verdient“, erwiderte ich. „Und jetzt würde ich diese Pause ganz gerne auch genießen wollen.“

„Gerne“, sagte James. „Wie lange möchtest du denn gern Pause machen? Ein oder zwei Stunden? Ist es OK, wenn ich dich heute Abend dann zum Billard einlade?“
 

Wie konnte er nur so begriffsstutzig sein?!?
 

„Potter!“, rief ich aufgebracht. Doch ich war so außer mir, dass ich kaum antworten konnte. Schließlich kam mir ein Gedanke, wie ich ihn loswerden könnte. „Mit dir geh ich erst aus, wenn du drei Prüfungen bestanden hast.“
 

Er bekam große Augen.
 

„Die wären?“, wollte er gespannt wissen.

„1. Du musst es schaffen, mich mit einem deiner blöden Streiche so zu überraschen, dass ich nur noch darüber lachen kann.“
 

Diese Aufgabe war an den Haaren herbeigezogen. Sie war total bekloppt! Aber er würde daran scheitern. Dessen war ich mir sicher.
 

„2.“, fuhr ich fort, „musst du erraten, was in meinem letzten Traum vorkam.“
 

Wusste ich eigentlich noch, was ich hier gerade tat?
 

„Und 3.“, schloss ich, „musst du ohne die Hilfe von irgendjemanden erraten, was ich am liebsten tue und was ich am liebsten hab.“
 

Ich wusste eindeutig nicht, was ich tat! Ich glaube ich war gerade endgültig dabei den Verstand zu verlieren! Aber sicher würde er trotzdem an diesen Aufgaben scheitern!
 

Er blickte mich an.
 

„Für 1. brauch ich ein wenig Vorbereitungszeit“, erklärte er. „Zu 2. … hm… wie wär‘s damit; Du hast geträumt glücklich und selig in meinen Armen zu liegen?“
 

VERDAMMT!!!
 

„Nein“, log ich. Doch das breite Grinsen, das sich gerade auf seinem Gesicht ausbreitete verriet mir, dass diese Lüge gerade alles andere als glaubwürdig gewesen war.
 

„Und zu 3.; Ich weiß, dass du gerne liest und dabei am liebsten Muggel-Fantasy, weil du wahrscheinlich die Sichtweise auf unsere Welt spannend findest. Du verbringst deine Abende gerne damit mit deinen Freundinnen über alles Mögliche zu quatschen. Deine Lieblingsfarbe ist grün, denke ich, jedenfalls sind viele deiner Sachen grün. Deine Lieblingsjahreszeiten sind eindeutig Herbst und Winter, weil du es magst, dich im Gemeinschaftsraum in eine warme Decke vor dem Kamin einzukuscheln und dabei zu lesen, auch wenn du natürlich auch den Frühling und den Sommer magst … Was möchtest du noch alles wissen?“
 

Ich war so geplättet, dass ich auf seine Frage zum Schluss gar nicht antworten konnte. Woher, zum Teufel, wusste er das? Er deutete mein Schweigen dahin gehend, dass er diese Aufgabe wohl bestanden hatte und grinste wieder.
 

„Die erste Aufgabe schaff ich auch noch“, versprach er fröhlich und schwamm nun wieder zurück zum Strand.
 

Ich blieb, wo ich war und konnte mir nur noch selbst in den A****llerwertesten beißen, für diesen wirklich spitzenmäßigen und ganz intelligenten Einfall.
 

SCHEISSE!!!

Gespräch unter Freundinnen

Was hatte ich mir nur dabei gedacht?
 

Es war nun später am Abend. Ich hatte längst mit meinen Eltern und Tunia im Restaurant zu Abend gegessen und sie hatten mir unglaublich viele Fragen gestellt. Natürlich hatten sie von weitem alles beobachtet! Als ob das Schicksal mich nicht schon genug ärgerte, musste ich mich nun auch noch vor meinen Eltern blamieren.
 

Ich war nun wieder alleine auf meinem Zimmer und meine Gedanken flogen umher. Ich brauchte Marlene, um mich wieder zu beruhigen. Sie würde mich sicher aufmuntern.
 

„Marlene“, rief ich in den Zwei-Wege-Spiegel. Ihr Gesicht erschien darin.

„Hi“, grinste sie mich an. „Wie war der Tag? Erzähl! Was hast du so alles erlebt?“

„Marlene, du musst mich trösten! Ich hab was unglaublich Dummes angestellt!“

„Was unglaublich Dummes? … Du hast James geküsst?“
 

Sie grinste breit.
 

„Aber wieso etwas unglaublich Dummes? Du solltest ihn dir endlich schnappen!“

„NEIN!“, widersprach ich frustriert. „Sowas Dummes nun auch wieder nicht!“

„Ach schade!“

„Weißt du, du bist mir gerade keine große Hilfe als beste Freundin.“

„Tut mir Leid. Erzähl schon. Was ist passiert?“
 

Ich erzählte ihr die ganze Geschichte. Wie ich erst in James reingerannt war, dann runter zum Strand gerannt war und wie er mich dann so auf die Palme hatte bringen können, dass ich ihm tatsächlich 3 unglaublich bekloppte Aufgaben gestellt hatte, damit ich mit ihm ausging.
 

Als ich fertig war blickte Marlene mich zunächst fassungslos an.
 

„Du hast echt von James Potter geträumt und davon, dass er dich gleich küssen würde?“, fragte sie.

„Ausgerechnet das interessiert dich!“

„Ja! … Wenn ihr irgendwann heiratet, darf ich dann deine Brautjungfer sein?“

„MARLENE!“, rief ich aufgebracht. „Wir werden nicht heiraten. Es wird auch noch nicht mal zu einem Date kommen. Er wird an dieser einen Aufgabe scheitern!“

„Das glaube ich nicht!“
 

Was war sie nicht für eine unglaublich tolle beste Freundin!
 

„Also eigentlich solltest du mich als beste Freundin wieder aufbauen und mich nicht noch mehr frustrieren“, schmollte ich.
 

Marlene lachte.
 

„Ganz ehrlich, Lily“, sagte sie. „Du hast dich aber auch albern! Und was hattest du eigentlich erwartet? Natürlich musste er erraten, was in deinem Traum vorkam. Es entspricht ja schließlich dem, was er sich wünscht. Und natürlich kennt er deine Vorlieben. Ist dir mal aufgefallen, dass er dich ständig beobachtet?“

„Aber diese eine Aufgabe wird er trotzdem nicht schaffen!“
 

Das war wohl eher ein verzweifelter Hoffnungsschimmer als Überzeugung. Und trotzdem klammerte ich mich daran fest.
 

„Lily, entspann dich“, beschwichtigte mich Marlene. „Gib doch zu, dass du ihn auch immer mehr magst. Er hat sich im letzten Schuljahr verändert und du hast das selber festgestellt. Und du träumst sowas ja schließlich auch nicht umsonst!“

„Nein!“, wiedersprach ich trotzig. „Den Traum hab ich sicherlich nur falsch interpretiert!“
 

Marlene lachte erneut auf.
 

„Ich geh jede Wette ein, dass du am Ende dieses Urlaubes mit ihm zusammen sein wirst“, prophezeite sie.

„Schön!“, entgegnete ich. „Diese Wette gewinne ich und du musst mich dann zum nächsten Hogsmeade-Wochenende auf ein Butterbier einladen!“

„Top, die Wette gilt! Und wenn ich gewinne, darf ich deine Brautjungfer sein, wenn es dann soweit ist.“
 

Sie grinste breit. Ich rollte nur die Augen.
 

„Ja, ja“, erwiderte ich, „aber ich gewinne die Wette trotzdem!“

„Wir werden seh’n!“, antwortete Marlene vergnügt. „Aber jetzt will ich erstmal wissen, was du sonst erlebt hast. Du bist immerhin schon einen ganzen Tag auf Malta. Du wirst ja wohl noch mehr erlebt haben als nur James Potter!“
 

Sie grinste und ich musste ebenfalls grinsen.
 

„Ja, hab ich“, antwortete ich „Und wenn du mir Iris vorbei schickst, dann bekommst du auch schon deine erste Postkarte. Aber, was da drauf steht kann ich dir natürlich noch nicht verraten.“

„Ach komm schon!“, schmollte Marlene und ich lachte über ihren Gesichtsausdruck.

„Na gut!“, gab ich mich gleich wieder geschlagen. „Ich war heute mit meinen Eltern in Mdina gewesen.“
 

Ich erzählte ihr von dem Ausflug und wir unterhielten uns ein wenig darüber. Aber irgendwie wanderte das Thema nach ein paar Minuten doch wieder zurück zu James Potter, weil Marlene es scheinbar spannender fand und es scheinbar ebenso witzig fand, mich damit in Verlegenheit zu bringen.
 

„Was bist du nur für eine Freundin?“, frage ich irgendwann, nachdem sie immer wieder darauf angespielt hatte, ich könnte tatsächlich mit James zusammen kommen. Ganz ehrlich! Sie musste doch selber wissen, wie absurd dieser Gedanke war!

„Eine, die nur will, dass du glücklich wirst“, konterte sie selbstsicher.

„Glücklich werde ich, wenn ich endlich Ruhe vor ihm hab“, widersprach ich.

„Ach Lily…“, seufzte sie und schüttelte nur den Kopf.

„Was? ‚Ach Lily‘?“, wollte ich wissen.

„Ich kann einfach nicht verstehen, wie du dich nur selber so schlecht kennen kannst!“, antwortete Marlene.

„Ich kenne mich sehr gut!“

„Nein, kannst du ja nicht, wenn du dich so sträubst zuzugeben, dass du auf ihn stehst.“

„Ich steh nicht auf ihn!“

„Doch tust du!“

„Ne~in!“

„Du hast von ihm geträumt!“

„Das war… Da hab ich ihn sicherlich nur verwechselt!“

„Ganz ehrlich, Lily“, lachte Marlene, „du passt in jedem Unterricht auf, aber als es vor paar Monaten im Wahrsageunterricht um Traumdeutungen ging, musst du offensichtlich gerade selbst geträumt haben! In einem Traum kannst du die Person von der du träumst nicht verwechseln. Wenn du ihn für James Potter gehalten hast dann war es auch James Potter und wenn du dich dabei wohl gefühlt hast, ihn zu küssen, dann ist das ein eindeutiges Zeichen!“
 

Sie nickte bedeutungsvoll.
 

„Ich hab nicht behauptet, mich bei diesem Traum wohlgefühlt zu haben!“, verteidigte ich mich.
 

Sie hob nur skeptisch eine Augenbraue.
 

„Ehrlich!“, beharrte ich. „Dieser Traum war mit Sicherheit bloß der Schock ihn gestern hier getroffen zu haben.“
 

Marlene verdrehte die Augen gespielt genervt.
 

„Natürlich!“, antwortete sie sarkastisch. „Naja wir werden ja sehen, wer von uns beiden Recht hat.“

„Werden wir!“, erwiderte ich trotzig. „Aber jetzt mal ohne Scheiß! Wie soll ich das hier nur überleben?“

„Jetzt werd‘ nicht gleich dramatisch! Du wirst schon noch feststellen, dass er wirklich liebenswert ist. Sobald du erst über deinen Schatten gesprungen bist.“

„Wieso nur, kannst du nicht einfach akzeptieren, dass das nicht passieren wird? Ich will nichts von James Potter. Er ist ein aufgeblasener Großkotz! Er ist ein Rumtreiber! Ein Nerv tötender Störenfried! Warum bist du nur so felsenfest davon überzeugt, dass ausgerechnet DER zu mir passen sollte?“

„Weil ich dich kenne und weiß, dass du dir nur nicht eingestehen willst, dass er all diese Eigenschaften längst geändert hat, weil du nicht wahrhaben willst, dass du in Wahrheit Gefühle für ihn hast. Es gab so viele Kleinigkeiten, die dich seit ein paar Monaten schon immer wieder verraten haben.“

„Das bildest du dir ein! Verdammt, ich will nichts von James Potter!“
 

Marlene lachte wieder.
 

„Und wenn du es mir noch so oft sagst. Glauben werde ich es erst, wenn du aus diesem Urlaub zurück kehrst, ihr nicht zusammen seid und James tatsächlich aufgegeben hat, um dich zu werben UND du dann noch standfest bleiben kannst.“

„Du wirst dich wundern!“

„Ich denke, das wirst eher du sein. Wart’s nur ab, Lily. Ich wette, er wird etwas unglaublich Süßes tun und du wirst dich früher oder später erweichen lassen. Da bin ich wirklich ganz sicher!“
 

Ich gab’s auf, mit ihr zu diskutieren. Sie hatte sich nun einmal so sehr darauf versteift, dass ich es ihr wohl tatsächlich nur beweisen konnte, wie sie es sagte.
 

Wir unterhielten uns noch eine Weile darüber, was ich noch alles würde unternehmen müssen. Marlene hatte sich außerdem natürlich etwas über Malta informiert gehabt und trug mir eine Liste an Sehenswürdigkeiten auf, die ich mir unbedingt ansehen musste, um ihr dann davon zu berichten. Ich konnte ihr diesen Wunsch nicht abschlagen. Ich wusste, dass sie selbst ein Typ war, der gerne verreiste und Abenteuer erlebte. Dass sie selber dieses Jahr gar nicht im Urlaub war, musste für sie die reinste Qual sein.
 

Irgendwann stellte ich fest, dass es schon weit nach Mitternacht war und ich verabschiedete mich für heute von ihr. Ich ließ sie noch einmal versprechen, mir Iris vorbei zu schicken, damit ich ihr die Postkarte schicken konnte. Ich wusste, dass sie sich das natürlich nicht zweimal sagen lassen würde.
 

Dann wünschten wir uns gegenseitig eine gute Nacht und ihr Gesicht war wieder aus dem Spiegel verschwunden. Ich machte mich bettfertig und als ich mich schließlich schlafen legte, dauerte es keine fünf Minuten bis ich selig im Land der Träume war.

Die Einladung

Ich war wie gebannt von diesen Augen, die mich ununterbrochen zärtlich ansahen. Sie waren so schön und sie hatten ein leichtes Glitzern, wenn man genauer hinsah.
 

Ich lag in seinen Armen. Er war nicht besonders muskulös doch er hielt mich fest umschlungen und ich hatte das Gefühl durch nichts in der Welt mehr von ihm getrennt werden zu können. Dieser Moment war einfach perfekt, wie wir hier so auf dem Sofa zusammen saßen, auch ohne, dass auch nur ein einziges Wort über unsere Lippen kam. Worte waren überflüssig.
 

Er fuhr mir sanft mit den Händen über den Rücken und ein wohliger Schauer lief mir durch den gesamten Körper. Dann spürte ich einen zärtlichen Kuss auf meiner Stirn. Ich blickte wieder in seine unglaublich schönen Augen.
 

Ich schlang meine Arme um seinen Hals, um ihn zu küssen und…
 

… fiel aus dem Bett.
 

Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen was gerade passiert war. Da saß ich nun wieder in meinem Hotelzimmer. Außer mir war niemand im Zimmer. Draußen war die Sonne noch nicht ganz aufgegangen.
 

Wieder war es nur ein Traum gewesen.
 

Ich hatte eine Gänsehaut. Ein komisches Kribbeln ging durch meine Magengegend und meine Gefühle waren mächtig aufgewühlt. Was, zum Teufel, wollte mein Unterbewusstsein nur von mir? Wieso musste mich dieser verdammte Typ nun auch noch nächtlich in meinen Träumen verfolgen. Wieso konnte er mich nicht ein einziges Mal in Ruhe lassen?
 

Es war noch zu früh am Morgen, aber einschlafen konnte ich jetzt ganz sicher nicht mehr. Ich entschied mich daher ausgiebig zu duschen. Das würde mich sicherlich entspannen!
 

Während ich duschte schwirrten meine Gedanken nur wie wild umher. Plötzlich stellte ich mir vor, wie es wohl wäre, wenn er jetzt gerade in diesem Moment vor mir stünde. Ich hatte gestern kaum darauf geachtet, aber sein Oberkörper hatte schon echt heiß ausgesehen. …
 

STOP!!! Was tat ich hier gerade eigentlich? Ich hatte mir doch nicht gerade allen Ernstes vorgestellt, James Potter nackt vor mir zu haben! AHHHH! Bilder in meinem Kopf!
 

Ich drehte das Wasser auf eiskalt. Es half tatsächlich. Oh mein Gott, war ich fertig! Mit meinem Verstand war es nun also endgültig aus! Herzlichen Glückwunsch, Potter, dafür, dass du mich gerade erfolgreich wahnsinnig gemacht hast! Wahrscheinlich könnte mir jetzt nur noch ein Aufenthalt in der Klappsmühle helfen.
 

Nachdem ich fertig geduscht hatte, zog ich mich um und warf einen kurzen Blick auf meine Uhr. Es war erst kurz nach sechs Uhr. Das war im Urlaub eigentlich noch lange keine Zeit zum Aufstehen. Aber da ich ja eh nicht mehr schlafen konnte, konnte ich auch runter in die Lobby gehen. Ich nahm mir noch das Buch mit, das ich bereits angefangen hatte und ging nach unten.
 

In der Lobby saß nur ein Mädchen, das offensichtlich gerade etwas arbeitete. Ich erkannte James‘ kleine Schwester wieder. Sie bemerkte mich nicht, als ich eintrat und ich setzte mich in eine hintere Ecke der Lobby, von der aus ich sie nebenbei etwas beobachten konnte, ohne selbst gesehen zu werden.
 

Ich wusste gar nichts über dieses Mädchen. Bis vorgestern hatte ich ja noch nicht einmal gewusst, dass James überhaupt eine Schwester hatte. Von der Statur her schätzte ich sie nicht älter als neun oder zehn Jahre, allerdings erkannte ich bei genaueren Hinsehen, dass sie offensichtlich gerade über ihren Hausaufgaben saß, die sie in Hogwarts aufbekommen hatte. Das bedeutete, dass sie mindestens elf sein musste, eher noch schon zwölf. Aber sie war so klein! Und wenn sie schon in Hogwarts war, wie hatte ich nicht mitkriegen können, dass James eine Schwester hatte?
 

Ich ging im Kopf alle Gryffindor-Schüler durch. Ich kannte doch jeden von ihnen zumindest namentlich, seitdem ich Vertrauensschülerin geworden war. Und trotzdem war mir ihr Name nie aufgefallen. Genau genommen, konnte ich mich jetzt noch nicht mal erinnern, wie sie überhaupt hieß. Er hatte ihren Namen genannt, erinnerte ich mich dunkel. Doch als ich James dann erkannt hatte, war ich so geschockt gewesen ihn hier zu treffen, dass mir ihr Name komplett entfallen war.
 

Ich versuchte mich eine Weile lang zu erinnern, aber der Name wollte mir nicht wieder einfallen. Irgendwann wandte ich meinen Blick dann wieder von dem Mädchen ab und konzentrierte mich nur noch auf mein Buch.
 

Ich wusste nicht, wie lange ich gelesen hatte. Jedenfalls bemerkte ich irgendwann jemanden in die Lobby kommen. Es war James. Ich versuchte mich etwas mehr hinter meinem Buch zu verstecken, doch er schien mich sowieso nicht zu bemerken. Er ging zu seiner kleinen Schwester.
 

„Guten Morgen“, grüßte er sie und stützte sich an ihrer Sessellehne ab. Es war so still gewesen in der Lobby, dass seine Stimme zu hören fast schon Lärm glich. Und er sprach mit normaler Lautstärke. „Wieso bist du schon so früh am Morgen hier in der Lobby?“

„Konnte nicht schlafen“, erwiderte sie. Ihre Stimme dagegen war wirklich sehr leise.

„Hast du schlecht geträumt?“
 

Sie schüttelte den Kopf.
 

„Konnte einfach nur nicht schlafen.“
 

Er setzte sich jetzt zu ihr und warf einen Blick auf ihre Schulsachen.
 

„Du hast doch nach dem Urlaub noch eine Woche Zeit die Hausaufgaben zu machen“, sagte er. „Wieso machst du sie ausgerechnet jetzt?“

„Ich brauch immer so ewig dafür“, antwortete sie. „Und ich komm bei der für Professor Slughorn gar nicht weiter.“

„Worüber musst du denn schreiben?“

„Über Schrumpftränke.“

„Zeig mal her!“, sagte er und sie gab ihm ihren Aufsatz in die Hand. Er las ihn sich durch.
 

Schrumpftränke kamen bei Professor Slughorn erst Ende des zweiten Schuljahres dran, konnte ich mich noch erinnern. Und er hatte sie dann Anfang des dritten Schuljahres noch einmal wiederholt. Aber dieses Mädchen konnte unmöglich schon dreizehn sein! Sie war so winzig. Ihre ganze Statur, ihre Gesichtszüge, alles – alles an ihr wirkte so jung!
 

James begann seiner Schwester nun bei ihrem Aufsatz zu helfen. Er war nie Klassenbester in Zaubertränke gewesen, aber seine Leistungen waren, soweit ich weiß, trotzdem nie schlechter als E gewesen. Irgendwie fand ich den Gedanken niedlich, dass seine Schwester offensichtlich mehr Probleme hatte. Die beiden waren schon ein ungleiches Geschwisterpaar. Aber genau genommen waren Tunia und ich das ja auch.
 

Ich warf jetzt kurz einen Blick auf meine Uhr. Es war jetzt fast acht. Das Restaurant würde in einer halben Stunde erst öffnen. Ich wand mich also wieder meinem Buch zu. Von der Unterhaltung zwischen James und seiner Schwester schnappte ich nur hin und wieder mal etwas auf. Er beantwortete ihr geduldig jede ihrer Fragen. Mir war nie aufgefallen, dass er so gut erklären konnte. Aber das lag wohl daran, dass er normalerweise auch lieber Blödsinn anstellte, als Mitschülern Nachhilfe zu geben.
 

Allerdings schien es ihn gelegentlich immer mal wieder zu amüsieren, dass seine kleine Schwester sich wohl im Unterricht nicht traute die Fragen zu stellen und sich stattdessen lieber an ihn wandte. Das passte wirklich so gar nicht zusammen; Der Bruder ein Rumtreiber und für den Großteil der weiblichen Bewohnerschaft von Hogwarts der Traum ihrer schlaflosen Nächte und die Schwester zu schüchtern, um überhaupt den Mund aufzumachen! Was für ein Gegensatz!
 

Ich überlegte, ob das vielleicht der Grund war, warum sie mir nie aufgefallen war. Aber eigentlich gab es ja genügend schüchterne Schüler in Gryffindor und nein, eine Schwester von James Potter war nicht darunter. Ich konnte es nicht erklären. Aber es irritierte mich schon irgendwie.
 

Als eine halbe Stunde später das Restaurant öffnete, erhob sich James schließlich.
 

„So!“, sagte er. „Genug gelernt für heute! Pack zusammen, dann gehen wir frühstücken.“
 

Ordentlich verstaute sie ihre ganzen Bücher und Schreibsachen in ihrer Tasche und folgte James dann aus der Lobby. Ich wartete bis sich die beiden entfernt hatten, bevor ich ebenfalls mein Buch zuklappte und in Richtung Restaurant ging.
 

Nur einige wenige Hotelgäste waren schon auf und frühstückten. Meine Eltern und Tunia waren auch noch nicht wach. Tatsächlich hatte ich kaum eine Chance, dass mich James und seine Schwester nicht bemerken würden. Dazu war es einfach noch zu ruhig. Aber ich würde mich ja schließlich nicht mit zu ihnen an den Tisch setzen.
 

Ich belud mir mein Tablett und setzte mich dann an einen entfernten Tisch, ohne weiter auf die beiden zu achten. Allerdings hätte ich wohl warten sollen, bis sich die beiden vorher gesetzt hatten. Natürlich hatte James mich bemerkt und natürlich MUSSTE er sich zu mir setzen!
 

„Guten Morgen, Lily“, fragte er als er sein Tablett vor mir abstellte. „Du bist aber auch früh wach!“
 

Wie selbstverständlich setzte er sich. Seine kleine Schwester hinter ihm schien nicht recht zu wissen, was sie nun tun sollte. Er bemerkte ihre Unsicherheit.
 

„Setz dich, Jana“, sagte er zu ihr. „Im Stehen essen ist unbequem.“
 

Mit einem schüchternen Blick auf mich setzte sie sich dazu. Ich konnte ein so schüchternes Wesen wie sie nicht weg scheuchen, aber ich hatte James NICHT eingeladen, sich zu mir zu setzen. Ich blickte ihn nur wütend an und hoffte sein gesunder Menschenverstand würde ihm klar machen, was ich davon hielt. Wenn er mich allerdings verstanden hatte, so ignorierte er es zumindest.
 

„Und was hast du heute so Schönes vor, Lily?“, wollte er vergnügt wissen.

„Eigentlich hatte ich vorgehabt, mein Frühstück in Ruhe vor DIR zu genießen“, erwiderte ich.

„Du bist aber morgenmufflig!“, stellte er fest. „Schlecht geschlafen, dass du dann schon so früh wach bist?“
 

Wie konnte er nur so begriffsstutzig tun?
 

„Das geht dich nichts an“, antwortete ich und fing an zu essen.
 

Ich versuchte einfach so zu tun, als wäre er nicht anwesend. Doch er machte mir das wirklich schwer.
 

„Ich frag ja nur“, sagte er. „Vielleicht kann ich ja bei Gelegenheit Abhilfe schaffen.“
 

Er grinste verschmitzt und ich wollte mir das jetzt nicht weiter ausmalen. Ich bemühte mich stark meine Fassung zu behalten.
 

Ich bekam mit, wie seine Schwester ihn am Ärmel zupfte und ihm nur einen Blick zuwarf. Vielleicht beherrschte sie ja Gedankenübertragung, überlegte ich. Aber er legte tatsächlich eine Sprechpause von sage und schreibe fünf Minuten ein!
 

Ich kostete diesen Moment aus, um in Ruhe zu frühstücken und ich konnte ihn dabei tatsächlich ganz gut ignorieren. In Hogwarts setzte er sich ja auch regelmäßig absichtlich in meine Nähe nur, um mich zu ärgern.
 

Jana sagte sowieso kein Wort. Entweder sprach sie grundsätzlich nicht beim Essen oder sie war einfach nur zu schüchtern. Sie würde ich wohl wirklich lieb gewinnen können. Allgemein mochte ich schüchterne Leute. Sie waren häufig einfühlsamer als andere. Remus zum Beispiel war wirklich nett und ich hatte mich schon immer gefragt, wie er nur in der Rumtreiber-Bande hatte landen können. Er schien wohl etwas als Gewissen zu fungieren.
 

James dagegen konnte leider nicht länger als eben diese fünf Minuten die Klappe zu halten.
 

„Es interessiert mich immer noch, was du heute vor hast“, sagte er plötzlich. „Hast du Lust mit an die blaue Grotte zu kommen? Tatze, Jana und ich haben das heute vor.“

„Nein“, erwiderte ich und ich konnte nicht umhin genervt zu klingen. Lust hatte ich natürlich schon. Aber bestimmt nicht mit ihm!

„Warum nicht?“, fragte er beharrlich.

„Kannst du mir nicht erst wieder auf den Geist gehen, wenn das Schuljahr wieder angefangen hat?“, fragte ich zurück. „Dort kann ich wenigstens damit umgehen.“

„Ich dachte ja nur, es interessiert dich vielleicht“, sagte er. „Und ich würde mich wirklich freuen, wenn du mit kommst. Und Jana würde sich auch freuen, nicht wahr, Jana?“
 

Sie war unglaublich erschrocken, dass er sie gerade vor mir aufgefordert hatte etwas zu sagen.
 

„Ja, unbedingt“, stammelte sie kaum hörbar und wandte sich so schnell wie möglich wieder ihrem Frühstück zu. Mit einem erwartungsvollen Grinsen sah er mich an.
 

Ich schloss die Augen und atmete tief durch, um meine Beherrschung zu behalten. Er war so anstrengend!
 

„Meinetwegen“, fiel es quasi aus mir heraus und augenblicklich wollte ich es zurück nehmen. Doch auf seinem Gesicht breitete sich ein so breites und freudiges Lächeln aus, dass mir das beim besten Willen nicht möglich war.

„Ehrlich?“, fragte er und schien es vor Freude nicht fassen zu können. „Danke, Lily, du kannst dir gar nicht vorstellen, was du mir damit für eine Freude machst!“
 

Ich war überwältigt von dieser überschwänglichen Freude. Sie war echt. Oder zumindest konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie gespielt war.
 

„Gern gescheh’n“, antwortete ich überfordert. „Kann ich jetzt trotzdem in Ruhe zu Ende frühstücken?“

„Natürlich“, antwortete er und ich hatte das Gefühl, dass er gerade wohl so glücklich war, dass ich nachgegeben hatte, sodass er mich tatsächlich auch für ein paar Minuten wieder in Ruhe lassen konnte.
 

Ich frühstückte zu Ende.
 

„Wann wollt ihr los?“, fragte ich schließlich mehr aus Höflichkeit.

„Wenn Tatze wach ist“, antwortete James fröhlich. „Er ist ein Langschläfer. Ich hol dich dann ab, OK?“

„Meinetwegen“, stimmte ich zu. „Zimmer 511.“

„Ich weiß!“
 

Ich stutzte.
 

„Woher?“, wollte ich wissen.
 

Er grinste etwas verlegen.
 

„Die Wände sind etwas hellhörig“, erklärte er. „Man hört dich ab und zu mit Marlene reden.“
 

Ich war geschockt! So geschockt, dass ich erst nicht wusste, was ich sagen sollte.
 

„Was hast du gehört?“, stammelte ich schließlich fassungslos.

„Keine wirklichen Details“, antwortete er schnell. „Wirklich! Man erkennt deine Stimme und ab und zu erkennt man halt, mit wem du redest. Aber von der Unterhaltung hab ich nichts mit bekommen, ehrlich!“
 

Meine Anspannung löste sich wieder. Es wäre eine Katastrophe gewesen, hätte James Details von dem mitbekommen, was Marlene und ich geredet hatten. Ich glaube ich hätte dann nur noch sterben wollen. Aber das hieß also, dass er im Nachbarzimmer war. Na ganz große Klasse!
 

Ich nickte nur noch einmal, dann verabschiedete ich mich mit den Worten, mich fertig machen zu wollen. Ich blieb allerdings noch kurz bei meinen Eltern am Tisch stehen. Sie hatten sich aus Höflichkeit nicht zu uns setzen wollen, doch sie blickten mich jetzt natürlich erwartungsvoll an.
 

Ich erklärte ihnen kurz die Geschichte und dass er mich eingeladen hatte, die blaue Grotte zu besichtigen.
 

„Na dann, viel Spaß“, wünschte mir mein Vater und grinste ein wenig.

„Werde ich wohl haben“, erwiderte ich trocken und ging auf mein Zimmer.
 

Oben angekommen griff ich nach dem Zwei-Wege-Spiegel. James war ja jetzt gerade nicht in seinem Zimmer, wo er mich sprechen hören konnte und ich hoffte, dass Sirius noch wie ein Stein schlief.
 

„Marlene?“, rief ich.
 

Sie tauchte noch etwas verschlafen im Spiegel auf.
 

„Hä?“, fragte sie und blinzelte mich verpennt an.

„Ich hab mich breitschlagen lassen, mit James die blaue Grotte zu besichtigen“, erzählte ich ihr etwas wehleidiger als notwendig gewesen wäre.
 

Augenblicklich war sie jetzt hellwach.
 

„Echt?“, sagte sie. „Super! Du musst dir unbedingt was Hübsches anziehen. Und zieh dir einen Bikini drunter. Vielleicht geht ihr ja zusammen baden.“

„Wie konnte ich nur hoffen, dass du tröstende Worte finden würdest?“

„Ich dachte, du wolltest wissen, was du anziehen sollst!“
 

Sie blickte mich unschuldig an. Ich musste unwillkürlich darüber lachen.
 

„Mal ehrlich, Lily“, sagte sie. „Wir hatten das Thema doch gestern Abend. Du müsstest dich doch langsam eigentlich auch selber kennen.“
 

Ich beschloss darauf keinen Kommentar zu geben und wartete dagegen nur ab.
 

„OK, also wenn du meinen Rat wissen möchtest“, fuhr Marlene fort, „dann zieh dir etwas Schickes an – also nicht schick zum Essen gehen, natürlich, du weißt schon, was ich meine – und dann genieß den Tag mit ihm. Versuch halt mal ein bisschen über deinen Schatten zu springen und du wirst feststellen, dass er unglaublich liebenswert ist.“
 

Sie schien diesen Rat tatsächlich ernst zu meinen.
 

„Ich verbringe den Tag nicht alleine mit ihm“, erklärte ich noch. „Sirius und seine Schwester kommen auch mit.“

„Er hat eine Schwester?“, fragte Marlene überrascht.

„Ja, offensichtlich“, erwiderte ich. „Hat mich auch schon gewundert, dass sie mir nie aufgefallen ist. Aber sie scheint schon in Hogwarts zu sein.“

„Ist ja verrückt!“, meinte Marlene. „Tja… naja wie auch immer. Du hast ihn dann halt nicht für dich alleine. Was soll’s! Zieh dir trotzdem was Schickes an. Oh und nimm deinen Fotoapparat mit! Du wirst kaum wieder so eine Gelegenheit haben, Fotos zu machen. Und ich denke, du weißt, wovon ich rede.“
 

Sie grinste vielsagend und ja, ich wusste, was sie meinte.
 

„Sag mal, eigentlich dachte ich, du stehst auf Roran“, sagte ich.
 

Roran McKinnon war ein Ravenclaw-Schüler aus unserem Jahr. Marlene war schon seit unserem fünften Schuljahr in ihn verschossen gewesen, hatte sich aber bisher nicht getraut ihn anzusprechen.
 

„Ja“, antwortete sie, „und er ist unglaublich heiß und es gibt auch keinen anderen, den ich will. Aber das heißt nicht, dass ich abstreiten könnte, dass James und Sirius auch gute Bodys haben.“
 

Ich rollte nur mit den Augen.
 

„Mach ich“, versprach ich also.

„Sehr gut! Und ich will, dass du mir heute Abend alles davon berichtest. Und mit alles meine ich auch ALLES!“

„Versprochen. Übrigens wohnt er hier im Nachbarzimmer. Er hat vorhin gesagt, er hätte abends zumindest meine Stimme erkannt, als wir miteinander geredet haben.“

„Upsi!“
 

Marlene wirkte etwas verlegen.
 

„Das ist wirklich peinlich“, stimmte sie zu. „Hat er was mitbekommen?“

„Nein, er sagt, er habe nur meine Stimme erkannt und ab und zu auch, dass ich mit dir geredet haben muss“, erwiderte ich.

„OK, dann geht’s noch, aber schließ abends vielleicht noch sicherheitshalber das Fenster.“

„Definitiv!“
 

Sie nickte.
 

„OK, dann wünsch ich dir jetzt viel Spaß“, sagte sie und gähnte. „Ich hau mich noch mal wieder aufs Ohr. Bis heute Abend dann also.“

„Ja, bis heute Abend“, versprach ich und schon war sie wieder aus dem Spiegel verschwunden.
 

Ich atmete tief durch.
 

OK, dachte ich. Das war nun wirklich kein Grund nervös zu sein. Es waren ja schließlich nur James Potter, Sirius Black und Jana. Was sollte schon passieren? Vielleicht könnte ich mich ja sogar mit Jana anfreunden. Das war doch ein Plan!
 

Ich zog mich um, wie Marlene es mir gesagt hatte, achtete dabei darauf nicht aufreizend gekleidet zu sein. Ich wollte James auf keinen Fall falsche Vorstellungen liefern. Ich wollte nicht in seine Liste der One-Night-Stands aufgenommen werden, die er danach wahrscheinlich nie wieder anguckte.
 

Plötzlich hörte ich im Nachbarzimmer Stimmen. James hatte Recht gehabt. Die Wände waren etwas hellhörig. Aber ich konnte kein Gespräch ausmachen. Nur dass Sirius nun offenbar wach war und er und James miteinander redeten. Allerdings konnte ich mir vorstellen, worum es ging. James Stimme klang aufgeregt und überschwänglich und ich hörte Sirius laut auflachen. James musste ihm also gerade von seinem Triumpf erzählt haben.
 

Aus irgendeinem Grund machte mich das wieder nervös. Ich konnte nicht erklären, warum, aber ich fühlte mich nicht wohl. Aber ich hatte ihm nun einmal versprochen mitzukommen und ich würde mich daran halten.
 

Einige Minuten später – und ich wunderte mich, dass er Sirius noch nicht mal die Zeit ließ zu frühstücken – klopfte es an meiner Tür.
 

Also schön, dachte ich und erhob mich von meinem Bett. Ich griff noch nach meinem Fotoapparat, steckte ihn in meine Handtasche und öffnete die Tür.

Gemeinsamer Ausflug

James schien sich wie ein kleines Kind darüber zu freuen, dass ich mein Versprechen hielt und ihm die Tür öffnete.
 

„Du siehst super aus, Lily“, sagte er fröhlich.

„Danke“, erwiderte ich.
 

Sirius wartete, an die gegenüberliegende Wand gelehnt. Er grinste breit, doch er sagte kein Wort. Jana stand neben ihm und gab ebenfalls keinen Ton von sich. Aber sie war eben einfach nur schüchtern.
 

„Na los“, sagte ich und gab mir selbst einen Ruck. „Lass uns endlich losgehen.“

„Gern“, antwortete James und reichte mir die Hand.
 

Ich zögerte. Es ging mir etwas zu weit, aber schließlich nahm ich sie doch. Seine Hand fühlte sich sehr weich an. Anders als ich erwartet hätte. James schien einfach nur noch selig zu sein und Sirius sah aus, als würde er sich einfach nur bestens amüsieren.
 

„Wie kommen wir hin?“, wollte ich wissen.

„Mit dem Auto“, antwortete mir Sirius.

„Wie jetzt? Mit dem Auto?“, fragte ich irritiert. Ich hatte erwartet, sie hätten sich über den Bus informiert.

„Meine Eltern haben ein Mietauto“, erklärte James, „und Tatze hat ebenfalls einen Führerschein.“

„Ich will mir ein fliegendes Motorrad holen“, fügte Sirius hinzu. „Und ich dachte mir, es wäre ganz sinnvoll einen normalen Führerschein zu machen. Ich hab die Prüfung Anfang der Ferien bestanden.“
 

Das überraschte mich ein wenig. Aber ich erinnerte mich dunkel, dass im Tagespropheten immer mal Führerscheinkurse ausgeschrieben waren. Einen theoretischen Teil konnte man auch von Hogwarts aus absolvieren. Ich wusste nicht, inwieweit sich die Kurse der Zauberer von denen der Muggel unterschieden, doch einige wenige Zauberer besaßen wohl, mehr um nicht aufzufallen, ein Auto.
 

James und Sirius führten mich auf einen Parkplatz, wo Sirius zielstrebig auf einen Mietwagen zuging. James hielt mir gentlemanlike die Tür auf und ich setzte mich auf den Rücksitz. Er selber setzte sich neben mich und Jana neben Sirius auf den Beifahrersitz.
 

Sirius war überraschenderweise ein ganz guter Fahrer. Ich hatte erwartet gehabt, dass er rasen oder sonst irgendwie waghalsig fahren würde. Doch tatsächlich fuhr er sehr anständig.
 

Er schien zu wissen, wo er lang musste. Er brauchte jedenfalls keine Karte. Es war wohl wahrscheinlich, dass die Jungs sich schon vorher über die Strecke informiert hatten.
 

Die Fahrt verlief schweigend. Mir wollte nichts einfallen, um ein Gespräch anzufangen und James ging es offenbar genauso. Sirius dagegen schien sich sehr auf die Fahrt zu konzentrieren und Jana war vermutlich allgemein ein eher ruhigerer Mitfahrer.
 

Schließlich hielt Sirius auf einem Parkplatz direkt neben einer Klippe.
 

„Sind wir schon da?“, wollte ich wissen.
 

Ich sah mich um. Die Aussicht auf das Meer war schön, aber ob wir hier richtig waren, hätte ich nicht sagen können.
 

„Jap, wir sind da“, antwortete Sirius und stieg aus dem Auto.
 

James beeilte sich ebenfalls, aus dem Auto zu steigen, nur um mir die Tür aufhalten zu können. Er grinste mich an. Ich war dagegen etwas perplex.
 

„Danke“, murmelte ich. „Aber ich hätte die Tür auch alleine öffnen können.“

„Aber das wäre ja unhöflich von mir“, erwiderte James selbstsicher.
 

Ich begnügte mich mit dieser Begründung. Sirius beobachtete uns unterdessen nur belustigt. Ich ignorierte sein Grinsen am besten.
 

„Also, zu den Ausflugsbooten geht es da lang“, sagte Sirius und deutete noch ein Stück die Straße hinab. Er und Jana gingen voraus. Wieder reichte James mir den Arm und ich nahm ihn zögerlich an.
 

Es fühlte sich seltsam an, Arm in Arm neben James Potter zu laufen. Es machte mich irgendwie verlegen und ich mied um jeden Preis seinen Blick. Ich konnte absolut nicht sagen, ob er mich gerade ansah oder nicht. Ich zwang mich geradezu dazu, nicht in seine Richtung zu blicken.
 

Wir gingen die Straße hinab. Es gab hier ein paar Restaurants und Souvenirläden. Ich würde nachher auf jeden Fall hier Halt machen, um etwas für Marlene zu holen. Schließlich gelangten wir an einen kleinen Schalter, vor dem sich eine kleine Warteschlange gebildet hatte. Daneben ging es einen kleinen Abhang zum Wasser hinunter und die Ausflugsboote waren auch schon zu sehen. Ein paar Urlauber badeten in der Bucht.
 

James und Sirius stellten sich an und ich wollte mich ebenfalls anstellen.
 

„Ich bezahl für dich mit“, sagte James. „Du brauchst dich also nicht anstellen.“

„Nein, du wirst nicht für mich mitbezahlen“, widersprach ich. „Ich habe mein eigenes Geld.“

„Ich bestehe aber darauf“, antwortete James. „Ich hab dich eingeladen, also bin ich auch derjenige, der bezahlt.“

„Aber du sollst nicht für mich bezahlen“, beharrte ich. Es war mir peinlich. Ich wollte nicht finanziell in James‘ Schuld stehen. „Ich kann selber bezahlen und ich will dir nichts schulden.“

„Wer sagt, dass du dann in meiner Schuld stehen würdest?“, wollte James wissen.

„Ich“, erwiderte ich, „weil ich dir jeden Knut zurückzahlen werde, wenn du für mich auslegst.“
 

James blinzelte.
 

„Du hast mich falsch verstanden“, sagte er. „Ich lade dich ein. Das heißt, du musst mir gar nichts zurückzahlen. Du kannst zusammen mit Jana ja schon mal die Aussicht genießen. Bis gleich.“
 

Damit wandte er sich ab. Ich wollte ihn gerade schon ignorieren und mich einfach hinter ihm anstellen, als eine Hand mich am Arm festhielt. Ich drehte mich um. Es war Jana.
 

„Er wird dich gar nicht selbst bezahlen lassen“, sagte sie leise. „Und er freut sich so darauf dich einzuladen.“
 

Ich grummelte etwas.
 

„Als ob ich nicht selber in der Lage wäre zu bezahlen!“, erwiderte ich.

„Das ist gar nicht der Grund“, antwortete Jana. „Für ihn ist es nur die einfachste Übung der Höflichkeit selbst zu bezahlen, wenn er jemanden einlädt.“
 

Ich gab mich geschlagen. Ich warf einen Blick auf die Warteschlange, die nur langsam kürzer wurde, weil der Mann hinterm Tresen es offensichtlich nicht eilig hatte.
 

„Wollen wir uns solange setzen?“, fragte ich Jana und wies auf eine kleine Mauer am Hang. Sie nickte und folgte mir.
 

Einen Moment, während sie ihre Tasche abstellte und eine kleine Flasche Wasser herausholte, um etwas zu trinken, unterhielten wir uns gar nicht. Aber ich war ein wenig neugierig sie näher kennen zu lernen.
 

„Fliegt ihr öfters in den Urlaub?“, wollte ich wissen.

„Wir verreisen jeden Sommer irgendwo hin“, antwortete Jana mit ihrer zaghaften Stimme.

„Das ist schön“, sagte ich. „Für mich dagegen ist es der erste Urlaub seit Jahren.“
 

Jana schien nicht recht zu wissen, was sie darauf antworten sollte. Oder vielleicht war sie auch nur zu schüchtern dafür.
 

„Wo wart ihr schon überall gewesen?“, fragte ich weiter.

„Fast überall in Europa“, erzählte sie. „Mum und Dad haben alte Freunde in Spanien, die wir ein paar Mal besucht haben. Aber letztes Jahr waren wir in Griechenland.“

„Könnt ihr spanisch?“

„Naja James und ich mussten es lernen. Aber er ist besser als ich.“
 

Ihre Stimme wurde immer leiser. Ich hatte Mühe sie noch zu verstehen. Es war so als ob sie sich dafür schämte.
 

„Meinst du?“, fragte ich.

„Er ist in allem besser als ich“, antwortete sie.
 

Das konnte ich ihr so nicht glauben. Aber ich war mir nicht sicher, ob sie nur zu wenig Selbstvertrauen besaß oder ob James selbst ihr diesen Eindruck wohl vermittelt hatte.
 

Ich versuchte mich noch ein wenig mit ihr zu unterhalten und sie antwortete auch, wenn ich sie etwas fragte, aber sie schien sich nicht so recht zu trauen Gegenfragen zu stellen. Als James und Sirius die Tickets bezahlt hatten, sprang sie auf.
 

„Wir können dann also runter zu den Booten“, sagte James grinsend und deutete den kleinen Hang hinunter.
 

Ich griff nach meiner Handtasche und folgte ihm, Sirius und Jana.
 

„Wie viel schulde ich dir nun?“, wollte ich noch einmal wissen. So leicht würde ich mich doch nicht geschlagen geben.

„Nichts“, erwiderte James.

„Ich find’s raus!“

„Und ich werde es nicht annehmen, wenn du mir auch nur einen Knut zurück zahlen willst“, beharrte James. „Ganz ehrlich, Lily, du glaubst doch nicht, dass ich ein Mädchen, das ich eingeladen habe, für irgendetwas selber zahlen lasse! Was denkst du denn von meinen Manieren?“

„Es ist wirklich nett von dir, mir das Angebot zu machen“, entgegnete ich. „Aber du musst wirklich nicht für mich bezahlen.“

„Tu ich aber!“, erwiderte James fröhlich. „Und jetzt steig‘ ins Boot, damit wir abfahren können.“
 

Er half mir einzusteigen. Ich ignorierte dabei Sirius, der die ganze Diskussion offensichtlich sehr amüsant fand.
 

Das Boot, in dem wir saßen war klein und bunt angemalt und war am Bug mit einem Auge auf jeder Seite verziert. Ich hatte diese Boote schon auf Fotos und als Modell in den Souvenirläden gesehen. Es schien typisch maltesisch zu sein. Mehr wusste ich darüber noch nicht.
 

Wir hatten einen Bootsführer, der geduldig wartete, bis wir uns alle gesetzt hatten. James bestand noch darauf, dass Jana sich eine Rettungsweste anzog. Sie widersetzte sich nicht, aber sie lief ein wenig rot an. Ich fragte mich, ob sie nicht schwimmen konnte. Und wenn nicht, warum hatte sie es nicht gelernt? Ich konnte mich entsinnen, dass ich James ab und zu im See von Hogwarts hatte baden sehen. Er zumindest konnte sehr gut schwimmen und sie musste doch sicherlich die gleichen Möglichkeiten gehabt haben, wie er.
 

Der Bootsführer startete nun den kleinen Motor und fuhr aus der kleinen Bucht heraus. Dann bog er nach links ab und fuhr an der Küste entlang. Er erzählte uns, dass es hier mehrere Grotten gab, von denen die blaue Grotte die größte war und zwei Eingänge hatte.
 

Er steuerte zuerst ein paar kleinere Höhlen an. Das Wasser hier war nicht wirklich tief und es war so kristallklar, dass man das Gefühl hatte, man könnte direkt vom Boot aus auf den Grund fassen. Das Wasser schimmerte blau, was, wie uns der Bootsführer erklärte, von den Blaualgen kam, die es hier gab.
 

Schließlich fuhren wir in die eigentliche blaue Grotte. Die Felsformation bildete direkt vor dem Eingang einen riesigen Torbogen, der wunderschön aussah. In der Grotte dann wurde auch deutlich, wie die Grotte zu ihrem Namen gelangt ist. Wegen des blauen, kristallklaren Wassers und des aktuellen Lichteinfalls schimmerten die hohen Felswände in einem mystischen Blau. Es war einfach atemberaubend schön!
 

Die Tour war viel zu schnell wieder vorbei gewesen, aber ich hatte viele wundervolle Bilder machen können. Begeistert sah ich mir die Fotos an, die mein Fotoapparat mir ausgespuckt hatte.
 

„Hat dir die Tour gefallen, Lily?“, wollte James wissen.
 

Ich blickte auf. Wir hatten uns jetzt auf die Terrasse eines der Restaurants gesetzt und er saß mir gegenüber und wir waren allein. Sirius erkundigte sich gerade noch über weitere Ausflugsziele und Jana war gerade auf die Toilette gegangen.
 

„Ja, es war wunderschön“, gab ich zu und ich konnte nicht umhin, zu lächeln. Er schien glücklich über diese Antwort zu sein.

„Ja, das war es“, bestätigte er. „Wir können nachher noch in der Bucht schwimmen gehen, wenn du möchtest. Und Jana mag auch diese Souvenirläden. Da gehen wir nachher auch noch rein.“

„Können wir machen“, sagte ich. „Ich brauch auch noch was für Marlene.“
 

James schwieg einen Moment und ich wandte mich wieder meinen Fotos zu. Einige von ihnen waren leider nicht so gelungen. Aber die meisten von ihnen waren es und ich musste mich entscheiden, welche von ihnen ich in mein Reisetagebuch kleben und welche ich Marlene schicken würde.
 

„Ich würde echt gerne öfters mit dir etwas unternehmen, Lily“, sprach James mich wieder an.
 

Es nervte mich etwas.
 

„Vergiss nicht, dass du noch eine Aufgabe zu bestehen hast“, erinnerte ich ihn scharf.

„Ja, ich weiß“, erwiderte er. „Aber das hier ist ja noch kein Date. Sirius und Jana sind ja auch dabei. Für ein Date will ich schon den ganzen Tag mit dir alleine verbringen.“
 

Er grinste mich an. Ich verdrehte etwas die Augen.
 

„Naja wenn Jana dabei sein wird, dann meinetwegen“, gab ich mich geschlagen. Dann wäre wenigstens eine dabei, die nicht nur Blödsinn im Kopf hatte, dachte ich mir.

„Wird sie sicherlich“, sagte James und freute sich, dass ich zugesagt hatte.

„Wie alt ist sie eigentlich?“, wollte ich wissen und wechselte somit das Thema. Eigentlich hatte ich es mir ja schon in etwa ausgerechnet, aber ich konnte es immer noch nicht so richtig glauben.

„Sie wird am 29. August 13“, antwortete James.
 

Also tatsächlich!
 

„Aber sie ist so klein und zierlich!“, entgegnete ich. „Ich hätte sie nicht älter als 10 geschätzt!“
 

James zuckte mit den Achseln.
 

„Sie war schon immer sehr klein für ihr Alter“, sagte er. „Und ich glaube, sie wird wohl auch nicht mehr sehr viel wachsen. Sie ist halt ein Zwerg!“

„Wie kommt es dann eigentlich, dass ich in Hogwarts nie mitbekommen habe, dass du eine Schwester hast?“, wollte ich wissen. „Ich bin mir sehr sicher, dass ich alle Gryffindors namentlich kenne, seit ich Vertrauensschülerin geworden bin.“

„Tja“, antwortete James, „wenn du nur die Gryffindors alle kennst, dann kann es wohl durchaus sein, dass du nichts von Jana mitbekommen hast. Sie ist in Hufflepuff.“
 

Ich nickte leicht. Das erklärte es tatsächlich. Zwar kannte ich auch aus den anderen Häusern einige Schüler, aber natürlich bei Weitem nicht alle. Warum war mir diese Erklärung nicht in den Sinn gekommen?
 

„Naja jedenfalls ist mir aufgefallen, dass du sehr beschützerisch ihr gegenüber bist“, meinte ich.

„Ist ‘ne Angewohnheit“, erwiderte James. „Ein großer Bruder muss ja auch auf seine kleine Schwester Acht geben, oder?“
 

Ich nahm diese Begründung so hin, auch wenn ich gehofft hatte, dass er etwas ausführlicher werden würde. Ich war neugierig, warum sie nicht schwimmen konnte. Oder war er einfach nur unbegründet besorgt? Aber ich wollte nicht weiter nachfragen. Sonst hielt er mich vielleicht noch für aufdringlich.
 

„Du hast doch auch eine Schwester, hab ich gesehen“, begann James.

„Ja, hab ich“, antwortete ich und verdrehte die Augen in Gedanken an Tunia.
 

James schien es bemerkt zu haben.
 

„Das klingt ja begeistert!“, stellte er fest.

„Sie hasst mich, seit ich nach Hogwarts gekommen bin“, erklärte ich. „Ich denke, sie ist eifersüchtig. Aber das will sie nicht zugeben.“

„Hast du ihr nie Ansichtskarten geschrieben?“, witzelte James.

„Sie tut so, nichts von Zauberei wissen zu wollen und ignoriert mich völlig - es sei denn natürlich, sie hat was zu meckern.“

„Wie liebenswert!“

„Ja, nicht wahr?“
 

Ich hatte die Arme jetzt verschränkt. Ich wollte nicht weiter über Tunia reden. Ich war froh in diesem Urlaub nicht so viel von ihr zu sehen. Genau genommen traf ich sie ja sogar nur im Restaurant und selbst dort wechselten wir kein Wort miteinander.
 

Jana hatte sich mittlerweile wieder an den Tisch gesetzt. Ich hatte sie gar nicht bemerkt. Wie lange saß sie schon hier? Hatte sie mitbekommen, dass wir über sie geredet hatten? Aber sie verlor jedenfalls kein Wort darüber.
 

„Tatze könnte langsam mal dazu kommen!“, wechselte James das Thema. „So langsam hab ich Hunger!“
 

Er hielt nach ihm Ausschau. Sirius stand noch immer am Ticketverkaufsstand und schien es nicht eilig zu haben. James grummelte und holte etwas aus seiner Tasche. Es war ebenfalls ein Zwei-Wege-Spiegel.
 

Er brauchte nur ein Klopfzeichen und einen vielsagenden Blick und ich konnte Sirius von weitem beobachten, wie er tatsächlich eilig noch ein paar Prospekte einsteckte und nun zu uns rüber kam.
 

„Tut mir Leid“, entschuldigte er sich. „Der Ticketverkäufer hat mir nebenbei noch ein paar nützliche Ausflugtipps gegeben.“

„Ausgerechnet der größte Vielfraß, den ich kenne, kann tatsächlich seinen eigenen Magen vergessen!“, kommentierte James.

„Du hast Recht“, stellte Sirius fest. „Ich bin tatsächlich schon ganz ausgehungert!“
 

James musste lachen. Ich dagegen wusste nicht, was ich davon halten sollte. Ich ließ es daher unkommentiert.
 

Die Bedienung kam an unseren Tisch, jetzt, da sie gesehen hatte, dass wir vollzählig zu sein schienen. Sie hatte vorhin nur unsere bereits bestellten Getränke gebracht. Mit dem Essen hatte James auf Sirius gewartet. Nun nahm sie also unsere Bestellung auf und ging dann zurück in Richtung Küche.
 

Sirius breitete seine Prospekte aus, die er eingesteckt hatte und beriet sich nun mit James, wo es in den nächsten Tagen hingehen sollte. Da Jana und ich keine Meinung dazu äußern wollten, entschieden die beiden sich schließlich für ein altes Fischerdorf namens Marsaxlokk (gesprochen: Marsaschlock).
 

Ich war kein wirklicher Fisch-Fan. Es war nun auch nicht so, als ob ich ihn gar nicht mögen würde, aber ich hatte auch schnell wieder genug von ihm. James dagegen war begeistert.
 

„Warum ist dein Patronus eigentlich kein Fisch?“, stichelte Sirius James.

„Weil ich dann Appetit auf meinen Patronus bekommen würde!“, konterte James und grinste breit.
 

Sirius musste lachen und auch ich konnte mir ein kurzes Kichern nicht verkneifen. Wir hatten den Patronus-Zauber letztes Schuljahr in Verteidigung gegen die dunklen Künste gelernt. Nicht viele von uns hatten überhaupt einen gestaltlichen Patronus erschaffen können. Meiner hatte nach einiger Mühe die Gestalt eines Fuchses angenommen. Der von James war ein Hirsch und Sirius projizierte einen Hund. Ich fragte mich, ob die beiden das vorher schon gewusst hatten, denn ihre selbstgewählten Spitznamen passten sehr gut auf ihre Patroni.
 

Als das Essen kam (James hatte sich natürlich Fisch bestellt), verlief sich das Gesprächsthema jedoch.
 

Nach dem Mittag verbrachten wir noch, wie von James vorgeschlagen, ein paar Stunden in der Bucht, um zu baden. James und Sirius alberten rum und warfen sich gegenseitig ins Wasser, während Jana nur ein wenig am Rand saß, die Beine im Wasser baumeln ließ und ein Buch las.
 

Ich saß gerade neben ihr und träumte mehr vor mich hin, als mich jemand ins Wasser schubste.
 

Ich stieß noch einen spitzen Schrei aus und versuchte mich noch gerade so festzuhalten, doch es ging nicht. Dafür hatte ich meinen „Angreifer“ mit ins Wasser gezogen und James sah wirklich komisch aus, als er wieder auftauchte. Ich konnte nicht anders. Ich musste lachen.
 

„Das geschieht dir Recht!“, sagte ich, als wir uns schließlich wieder aus dem Wasser hoben.

„Naja dass du mich mit reinziehst war nicht gerade geplant“, erwiderte James. „Aber du hast gelacht. Heißt das also, ich habe meine noch offene Aufgabe bestanden?“
 

Ich erstarrte. Ja, das hieß es wohl. Aber konnte mir jetzt nicht noch eine Ausrede einfallen, warum es nicht zählte? Aber James deutete bereits mein Schweigen als „ja“ und ein breites Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
 

„Super!“, freute er sich. „Ich hab schon meine Ideen, wo wir zusammen hingehen könnten. Morgen fahren wir ja erstmal nach Marsaxlokk, aber am Freitag könnten wir ja dann den Tag zusammen verbringen, wenn du magst.“
 

Er war so außer sich vor Freude, dass ich gar nicht wusste, was ich sagen sollte. Ich musste mich wohl geschlagen geben. Ich nickte nur, was James allerdings unglaublich freute.
 

Ich war jetzt etwas baff. Wie hatte ich ihm nur so bescheuerte Aufgaben stellen können? Aber da würde ich wohl jetzt nicht mehr raus kommen. Ich hatte ihm ja nur ein Date versprochen. Blieb mir also nur zu hoffen, dass er sich benahm und wir danach einfach wieder getrennte Wege gehen konnten. … Wobei ich ja eigentlich schon zugeben musste, dass der heutige Tag ja eigentlich schön war und er war wirklich nett. Aber das würde ich ihm jetzt auf keinen Fall sagen. Nicht, dass er jetzt noch auf dumme Gedanken kam!
 

Einige Zeit später, nachdem wir noch einen Souvenirladen „geplündert“ hatten, saßen wir wieder im Auto auf dem Weg zurück ins Hotel. James war glücklich und auch Sirius grinste breit. Ich dagegen konnte es kaum mehr abwarten, ins Hotel zurück zu kommen. Ich brauchte jetzt eindeutig Marlenes Ratschlag.

Eine unerwartete Offenbarung

Als ich wieder in mein Zimmer gelangte, stellte ich fest, dass Marlene mir bereits Iris geschickt hatte. Ich streichelte die Eule kurz und gab ihr zur Belohnung für den weiten Weg, den sie zurückgelegt hatte, ein paar Eulenkekse.
 

Dann steckte ich die Karte von Mdina, die ich gestern schon vorbereitet hatte zusammen mit dem entsprechenden Souvenir in einen Umschlag und beeilte mich noch die Karte für den heutigen Tag fertig zu machen. Schließlich schickte ich Iris wieder los und suchte nach meinem Zwei-Wege-Spiegel, den ich im Nachttischschränkchen aufbewahrte.
 

„Marlene“, rief ich sie und sie tauchte im Spiegel auf.

„Hey, Lily“, rief sie fröhlich. „Wie war‘s?“

„Willst du die Langfassung oder soll ich gleich zur Katastrophe kommen?“

„So wie ich deine Übertreibungen von heute Morgen, gestern und vorgestern kenne, habe ich wohl bei der „Katastrophe“ so eine gewisse Ahnung, um was es geht. Ich bevorzuge die Langfassung.“
 

Marlene grinste mich breit an.
 

„Es ist eine Katastrophe!“, beharrte ich.

„Ja, ja“, erwiderte Marlene unbeeindruckt. „Aber jetzt erzähl schon. Ich bin neugierig!“
 

Ich fing also von vorne an zu erzählen und berichtete ihr jede Einzelheit. Schließlich gelangte ich zu dem Punkt, an dem James mich ins Wasser geschubst hatte und somit die letzte Aufgabe gelöst hatte.
 

„Ich wusste, dass deine „Katastrophe“ eine Übertreibung ist!“, meinte Marlene und grinste nun noch breiter. „Ich nehme an, ein „Ich hab’s dir ja gesagt!“ willst du jetzt nicht hören, oder?“

„Nein!“

„Dann denk‘ es dir. Aber mal ehrlich: du solltest dich freuen! Weißt du, wie viele Mädchen in Hogwarts sich um ein Date mit James Potter reißen würden?“

„Das ist mir, ehrlich gesagt, total egal!“

„Na gut, du wirst schon noch feststellen, dass er liebenswert ist. Kann ich übermorgen früh eigentlich mal kurz zu dir apparieren? Als deine beste Freundin ist es schließlich meine Pflicht, dir vor einem Date mit James noch die Haare zu machen.“

„Du hast echt ‘nen Vogel!“

„Wenn du Iris meinst, dann ist das nicht zu leugnen. Aber unabhängig davon, seh‘ ich es trotzdem als meine Pflicht an, dir die Haare zu machen.“

„Tu, was du nicht lassen kannst!“
 

Ich konnte über Marlene nur noch den Kopf schütteln. Sie steigerte sich für meinen Geschmack viel zu sehr in das alles hier rein. Aber ich würde am Ende der Ferien schon noch Recht behalten und sie so überzeugen, dass sie sich zu viele Hoffnungen gemacht hatte.
 

„Iris ist übrigens angekommen“, wechselte ich das Thema.

„Sehr schön!“, freute sich Marlene. „Ich kann es kaum erwarten die Postkarten zu bekommen.“

„Hab sie ihr schon wieder mitgegeben“, versicherte ich ihr. Sie war zufrieden.
 

Wir unterhielten uns noch ein bisschen über allgemeinere Dinge. Dann verabschiedete ich mich für heute.
 

„Ich geh noch ein bisschen runter an den Strand“, sagte ich.

„Mach das“, stimmte Marlene zu. „Wir hören uns dann morgen Abend wieder. Und ich wünsch dir jetzt schon mal viel Spaß in Marsaxlokk.“

„Danke“, erwiderte ich. „Bis morgen dann.“
 

Damit verschwand sie wieder aus dem Spiegel und ich machte mich fertig, um nach unten an den Strand zu gehen. Als ich unten ankam, suchte ich nach meinen Eltern. Sie hatten ja schließlich heute noch gar nichts von mir gehabt.
 

Sie schienen allerdings eine Urlaubsbekanntschaft geschlossen zu haben, denn sie teilten sich den Sonnenschirm mit noch einem anderen Pärchen und unterhielten sich angeregt miteinander. Noch bevor ich sie erreicht hatte, erkannte ich einen zerzausten schwarzen Haarschopf. Bei dem Pärchen musste es sich um James‘ Eltern handeln. Das Schicksal hatte es in diesem Sommer eindeutig auf mich abgesehen!
 

„Hallo“, grüßte ich etwas zurückhaltend, als ich zu ihnen gelangte.

„Hallo, mein Schatz“, grüßte meine Mutter mich fröhlich. „Wie war dein Tag mit deinem Freund?“

„Wir sind nicht zusammen!“, stellte ich klar. „Aber abgesehen davon, war der Tag schön.“
 

Ich breitete meine Sachen neben ihnen aus.
 

„James hat schon sehr viel von dir erzählt“, sprach mich seine Mutter an. „Es freut mich, dich endlich einmal kennen zu lernen. Ich bin übrigens Euphemia. Und das hier ist mein Mann, Fleamont.“

„Ich bin Lily, sehr erfreut.“
 

Ich schüttelte die Hand von James‘ Eltern. Es war mir ein wenig peinlich. Er hatte also von mir gesprochen. Es wurde ja immer besser! Seine Eltern allerdings waren wirklich nett. Sie unterhielten sich mit meinen Eltern über Hogwarts und allgemein über die magische Welt. Das war die letzten sechs Jahre lang ein beliebtes Thema meiner Eltern gewesen.
 

Ich folgte der Unterhaltung ein wenig, bevor ich irgendwann ins Wasser ging. James war dort und spielte Wasserleiche. Ich drückte ihn kurz unter Wasser. Erschrocken fuhr er hoch.
 

„Oh! Hi, Lily“, grüßte er fröhlich, als er mich erkannte.

„Deine Eltern haben gesagt, du hättest von mir gesprochen“, stellte ich ihn zur Rede.

„Naja…“, erwiderte er, „ja, hab ich wohl.“

„Was hast du ihnen über mich erzählt? Etwa dass ich die einzige bin, die du noch nicht im Bett hattest?“
 

Ich war aufgebracht und es war mir unglaublich peinlich. James blinzelte verdutzt.
 

„Was? Nein! Wie kommst du darauf?“, wollte er wissen.

„Gut!“, erwiderte ich ohne auf seine angeschlossene Frage zu achten. „Nur zu deiner Info; ich habe nicht vor, mich in deine Sammlung der One-Night-Stands einreihen zu lassen.“

„Ich weiß nicht, wovon du redest“, sagte James. „Von welchen One-Night-Stands sprichst du?“

„Jetzt tu nicht so!“

„Ich heiße nicht Sirius Black! Ich habe noch nie mit einer von denen geschlafen, mit denen ich mal ‘nen Tag in Hogsmeade verbracht habe.“

„Dafür hast du aber von einigen Mädchen die Gefühle mächtig aufgewühlt!“

„Das wäre dann nicht meine Schuld“, verteidigte sich James. „Sie wollten einen Tag mit mir in Hogsmeade verbringen und meistens hat Tatze für mich angenommen, bevor ich ablehnen konnte. Ich hab ihnen immer klipp und klar gesagt, dass nichts weiter laufen würde, außer dass ich diesen einen Tag mit ihnen im Dorf verbringen würde. Da ist nichts weiter passiert.“
 

Ich sah ihn ein wenig ungläubig an doch er sah mir dabei immer noch direkt in die Augen und er wirkte eher überrascht über den Vorwurf. Er sah so aus, als wüsste er nicht so richtig, ob er wütend sein oder es witzig finden sollte.
 

„Du willst mir also sagen, dass du noch Jungfrau bist?“, fragte ich.

„Wieso so überrascht?“, fragte James zurück.

„Dir rennen so viele Mädchen hinterher. Du hättest so viele Möglichkeiten dazu!“

„Und dir rennen auch viele Jungs hinterher und du hast ja diese Möglichkeiten auch nicht ausgenutzt, oder?“
 

Das war wohl eindeutig ein Schach-Matt-Zug.
 

„Nein, ich bin mit gewissen Werten erzogen worden“, antwortete ich.
 

James musste lachen.
 

„Hast du etwa geglaubt, dass ich jede Gelegenheit, mit einem Mädchen zu spielen, ausnutzen würde, sobald sie sich mir bietet?“, wollte er wissen.
 

Ich wurde rot. Er hatte mich ertappt. Ich ließ mich sonst nie von Vorurteilen leiten – glaubte ich jedenfalls – aber diesmal schien es wohl tatsächlich nichts weiter als ein Vorurteil gewesen zu sein.
 

James deutete mein Schweigen und fuhr fort.
 

„Ich hab auch so etwas wie eine Erziehung genossen“, sagte er und er klang dabei ein wenig amüsiert. „Und falls du mich irgendwann im Bett haben willst, musst du mich schon heiraten.“
 

Er grinste verschmitzt und ich war mir sicher, mein Gesicht war jetzt feuerrot vor Scham. Das kam unerwartet.
 

„Tut mir Leid, da hab ich mich wohl geirrt“, stammelte ich.

„Schon gut, irgendwie sahst du ja süß aus, wie du dich gerade aufgeführt hast“, antwortete James. „Um übrigens zu deiner Frage von vorhin zurück zu kommen, was ich meinen Eltern erzählt habe: ich habe ihnen nur erzählt, dass du Jahrgangsbeste bist und dass du mich verzaubert hast.“
 

Er sah mir direkt in die Augen und ich konnte seinem Blick nicht richtig standhalten. Es war als würde in meinem Magen ein Feuerwerk starten und ich wusste nicht, was ich antworten sollte.
 

Er musterte mich und wirkte dabei etwas besorgt.
 

„Gehst du trotzdem übermorgen noch mit mir aus?“, wollte er wissen.

„Ja“, antwortete ich. „Hab ich ja schließlich versprochen. Ich bin nur verwirrt.“

„Was verwirrt dich?“

„Naja du sahst immer zufrieden aus, wenn die ganzen Mädels um dich und Sirius rumgeschwirrt sind.“

„Ach ja? Naja ich hoffe jedenfalls, dass ich höflich war… und ansonsten hab ich mich wohl häufig über Tatze amüsiert. Aber was das betrifft, sind Tatze und ich nie einer Meinung, also haben wir die Diskussion darüber vor Jahren aufgegeben.“
 

Das Thema wurde mir mehr und mehr unangenehm. Ich hatte mich vollkommen getäuscht und wusste nicht, was ich noch antworten sollte.
 

„Hast du heute Abend Lust, dich mit zu uns an den Tisch zu setzen?“, lud James mich ein.
 

Ich zögerte etwas. Aber meine Eltern unterhielten sich immer noch so angeregt mit seinen, dass ich mir vorstellen konnte, dass wir heute Abend sowieso am selben Tisch essen würden.
 

„Warum nicht“, antwortete ich schließlich und ein breites fröhliches Lächeln breitete sich wieder auf seinem Gesicht aus.

„Super!“, rief er fröhlich. „Ich geh dann jetzt erstmal hoch in mein Zimmer, mir was Trockenes anziehen. Wir sehen uns dann nachher.“
 

Er drückte mir noch einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, bevor ich mich wehren konnte, und schwamm dann zurück an den Strand. Ich blieb wie angewurzelt stehen. In meiner Magengegend setzte sich das Feuerwerk fort und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte.
 

Zum ersten Mal machte ich mir Gedanken, ob Marlene tatsächlich Recht gehabt haben könnte.

Peinlichkeiten

Tatsächlich hatten sich meine Eltern an diesem Abend mit an den Tisch der Familie Potter gesetzt. Tunia saß ebenfalls am Tisch und ich nahm an, dass ihr noch nicht bewusst sein konnte, dass sie gerade mehreren Zauberern und Hexen gegenüber saß. Anderenfalls hätte sie wohl nicht so entspannt gewirkt.
 

Nur neben James war noch ein Platz frei. Ich ging jede Wette ein, dass er sich das extra so gesetzt hatte.
 

„Hey, Lily“, grüßte er mich strahlend, als ich mich dazu setzte.

„Hey“, grüßte ich etwas verlegen zurück.
 

Es war mir immer noch peinlich. Immerhin saßen gerade meine Eltern zusammen mit seinen Eltern am Tisch und konnten uns wohlmöglich auch noch peinliche Fragen stellen. Wie konnte James selber nur so entspannt bleiben? Tatsächlich begann James‘ Mutter auch das Gespräch.
 

„Jetzt erzählt mal, wie war es in der blauen Grotte?“, wollte sie wissen.
 

Gut, diese Frage war noch nicht peinlich und James begann auch bereitwillig zu erzählen.
 

„Was ist diese blaue Grotte?“, unterbrach Tunia ihn.
 

Wir starrten sie an.
 

„Eine Sehenswürdigkeit!“, antwortete ich mit einem Unterton, der ihr deutlich machen sollte, dass das doch wohl offensichtlich war.

„Ja, aber sieht das aus wie eine Grotte?“, fragte sie weiter.
 

Wie konnte sie nur so eine bescheuerte Frage stellen? James war schneller als ich.
 

„Nein“, antwortete er und seine Stimme triefte vor Sarkasmus. „Es handelt sich um einen pinken Baum und sie bezeichnen ihn nur als blaue Grotte, um die Touristen zu vergraulen!“
 

Tunia war die einzige, die das nicht witzig fand und sie verdrehte die Augen. Aber was hatte sie jetzt auch für eine Antwort erwartet? Sie wandte sich jedoch wieder ihrem Essen zu und beachtete uns gar nicht mehr. James dagegen fuhr fort von dem Tag zu erzählen.
 

„Habt ihr euch eigentlich schon mal geküsst?“, wollte James Vater interessiert und ganz unvermittelt wissen und er grinste.
 

Ich lief wahrscheinlich gerade knallrot an und auch James schien etwas verlegen auf diese Frage hin. Sirius dagegen schien das witzig zu finden.
 

„Kommt noch“, antwortete er mit einem noch breiteren Grinsen als James‘ Vater.
 

Nur einen Moment später jaulte er vor Schmerz auf. James musste ihn gegen das Schienbein getreten haben und sah ihn nun wütend an.
 

„Wofür war das denn?“, wollte Sirius wissen.

„Du weißt wofür!“, zischte James.
 

Auch James‘ Mutter warf ihrem Mann nur einen Blick zu, der wohl ausdrücken sollte, dass diese Frage auch zu weit gegangen war. Doch es blieb nicht alleine dabei.
 

„Ich hoffe, ihr benehmt euch aber“, warf meine Mutter ein und blickte dabei besonders mich an. „Und denkt an ihr-wisst-schon-was, wenn ...“
 

Sie brach ab und gestikulierte. Ich verstand, worauf sie hinaus wollte.
 

„Mum, bitte!“, antwortete ich flehend.

„Keine Sorge, Mrs Evans“, warf Sirius ein. „Ich glaube, da ist sie vor James sicher!“
 

Daraufhin jaulte er erneut auf. James hatte ihm offensichtlich wieder gegen das Schienbein getreten.
 

„Weißt du, du könntest auf deine Füße ein wenig mehr Acht geben!“, beschwerte er sich.

„Und du könntest auf deine Zunge ein wenig mehr Acht geben!“, konterte James, woraufhin Sirius ihm die Zunge rausstreckte.
 

Ich wäre in diesem Moment am liebsten nur vor Scham im Boden versunken. Und es setzte sich während des gesamten Abendessens in dieser Art und Weise fort. Sirius schien ebenfalls nicht wirklich aus James‘ Schienbeintritten zu lernen. Jedenfalls ließ er noch mehrere Bemerkungen fallen und nach dem dritten Tritt rutschte er bei der nächsten Bemerkung schon aus Vorsicht außer Reichweite von James und streckte ihm auf dessen wütenden Blick hin nur die Zunge raus.
 

„Fühl dich getreten!“, drohte James.

„Aktuell geht’s meinen Schienbeinen sehr gut“, stichelte Sirius.

„Ach das ist aber schön, dass es ihnen aktuell gut geht!“, antwortete James sarkastisch. Sirius lachte nur.

„Ich sag doch eigentlich nur die Wahrheit!“, verteidigte er sich.
 

Die Auseinandersetzung der beiden wäre ja wirklich witzig gewesen, wenn sie mich nicht selber mit betroffen hätte. Ich wollte nur noch in mein Zimmer!
 

Später lag ich auf meinem Bett, mit dem Gesicht nach unten. Vielleicht würde sich ja dieser Abend morgen früh nur als böser Traum herausstellen, dachte ich mir. Doch dann fiel mir ein, dass sich bisher immer nur schöne Erlebnisse als Träume rausgestellt hatten und dann wenn ich mal wirklich einen Alptraum gebraucht hätte, war es tatsächlich nie einer gewesen.
 

Es klopfte an der Tür.
 

„Ja?“, rief ich und fragte mich, wer mich jetzt noch störte.

„Lily?“, hörte ich James‘ Stimme als sich die Tür öffnete. „Darf ich reinkommen?“

„Tu was du nicht lassen kannst“, antwortete ich niedergeschlagen und drückte mein Gesicht wieder in mein Kopfkissen.
 

Wenig später merkte ich, wie er sich offensichtlich zu mir auf das Bett setzte. Ich schaute allerdings nicht auf.
 

„Tut mir Leid, wie das heute Abend gelaufen ist“, gab er etwas bedrückt von sich.
 

Ich konnte nicht wirklich antworten. Mir war der ganze Abend zu peinlich gewesen und aktuell schien mir meine Position so bequem.
 

„Bist du sauer auf mich, weil ich mich über deine Schwester lustig gemacht habe?“, fragte er.

„Pffft, sie hat so eine Antwort doch provoziert!“, erwiderte ich. „Aber ich hoffe, du hast Sirius für mich den Hals umgedreht!“

„Naja sagen wir, ich habe vorhin zumindest mit ihm geschimpft.“
 

War ja klar gewesen, dass Sirius damit durch kommen würde! Ich grummelte nur als Antwort und einen Moment herrschte Stille.
 

„Es tut mir Leid“, wiederholte er. „Ich hab mir das auch anders vorgestellt. Ich hatte eigentlich gehofft gehabt, mich etwas mit dir unterhalten zu können.“
 

Ich schwieg einen Moment und überlegte, wie ich antworten sollte. Und ob ich antworten sollte.
 

„Erzähl mir was über dich“, sagte James schließlich.

„Was soll ich denn erzählen?“, wollte ich wissen und drehte meinen Kopf in seine Richtung.
 

James überlegte einen Moment.
 

„Du hast erzählt, deine Schwester hasse dich seit du nach Hogwarts gehst“, begann er schließlich. „Aber ihr habt euch doch früher bestimmt besser verstanden, oder?“
 

Ich seufzte.
 

„Ja, haben wir“, antwortete ich. „Eigentlich waren wir unzertrennlich, bis ich meinen Brief bekommen hab.“

„Was hat sie so sehr gegen Zauberei?“, wollte James wissen.

„Ich denke, sie ist einfach nur eifersüchtig. Sie hat damals einen Brief rumliegen lassen. Es war ein Antwortschreiben von Dumbledore an sie. Sie scheint ihn angefleht zu haben, sie auch auszubilden. Aber er hat ihr nur freundlich geantwortet, dass sie es nicht lernen könne. Als ich sie darauf angesprochen habe, hat sie alles abgestritten. Seit dem nennt sie mich nur noch ‚Freak‘.“

„Wow! Wie hat sie nach Hogwarts schreiben können?“

„Keine Ahnung?! Ich hab nur den Brief gefunden. Den hatte sie, glaube ich, auf dem Küchentisch liegen gelassen oder so.“

„Aber wenn sie nur eifersüchtig ist, könnte sie doch auch einfach darüber hinweg kommen! Ich meine, ihr seid Schwestern! Ich konnte noch nie verstehen, wie man seine eigenen Familienmitglieder ausstoßen kann! … Na gut … Tatzes Familie ist genau genommen ein Härtefall.“

„Sag das meiner Schwester und nicht mir. Und was ist mit Sirius‘ Familie?“

„Du hast doch sicherlich schon mal Regulus Black getroffen, oder?“

„Der ist in Slytherin!“

„Genau. Und er ist Sirius‘ Bruder. Und die beiden hassen sich bis aufs Blut!“
 

Das war mir nie bewusst gewesen. Ich hatte mitbekommen, dass die beiden sich häufig gegenseitig verfluchten und Regulus gehörte zu dieser Bande von Möchtegern-Todessern. Ich hatte ihn ebenfalls nie leiden können.
 

„Ich dachte immer, es wäre nur Zufall, dass die beiden denselben Nachnamen hätten“, gab ich zu.

„Nein, ist es nicht“, erwiderte James. „Wie kommst du darauf, dass das Zufall sein könnte? So viele Zaubererfamilien gibt es doch gar nicht, dass ein Familienname zweimal auftauchen könnte!“

„So gut kenne ich mich auch nicht aus“, antwortete ich. „Bei den Muggeln kommt der Name häufiger vor.“

„Na gut…“, sagte James. „Dieses Argument muss ich wohl gelten lassen. Aber so lange nicht einer von beiden muggelgeboren ist, kannst du sicher sein, dass zwei Zauberer bzw. Hexen, die denselben Nachnamen haben, miteinander verwandt sind.“

„Aha!“

„Naja jedenfalls“, fuhr James fort, „ ist Tatze genau genommen einer der wenigen Blacks, die in Gryffindor gelandet sind und alle anderen Gryffindors seiner Familie wurden ebenfalls aus dem Familienstammbaum ausgeschlossen. Sirius ist letztes Jahr von zu Hause abgehauen.“
 

Das schockte mich etwas und mir fiel auf, dass ich im Grunde gar nichts über James und seine Freunde wusste.
 

„Seit wann kennt ihr euch?“, wollte ich wissen. „Ihr saht so vertraut aus, schon als ihr nach Hogwarts gekommen seid.“
 

James schien zu überlegen.
 

„Ich glaube, wir haben uns das erste Mal getroffen, als wir ungefähr sieben oder acht waren. Im Ministerium werden Kurse angeboten für Zaubererkinder, um Sprachen und so’n Zeugs zu lernen. Wir waren beide im Lateinunterricht – unter anderem. Dort haben wir uns angefreundet. Damals hatten ihm seine Eltern auch noch erlaubt, sich mit mir zu treffen, weil sie noch nicht wussten, dass wir beide nach Gryffindor kommen würden. Nachdem er aber nach Hogwarts gekommen war haben sie ihn in den Sommerferien regelmäßig zu Hause eingesperrt und versucht, ihm den Familien-Glauben aufzuzwingen.“
 

Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Dagegen war meine liebenswürdige Schwester geradezu ein Engel! Ich versuchte allerdings das Thema etwas zu wechseln.
 

„Und du?“, fragte ich. „Wie bist du so aufgewachsen?“

„Normal, halt, würde ich sagen“, erwiderte James und hob eine Augenbraue.

„Nein, ich meine, wie ist es so eine kleine Schwester zu haben. Ich selber kann nur nachvollziehen, wie es ist, die kleine Schwester zu sein.“
 

James lachte.
 

„Du könntest das auch ganz einfach deine Schwester fragen“, antwortete er und ich verdrehte die Augen.

„Was die mir sagt, kann ich mir denken!“, entgegnete ich genervt. Er grinste.

„Aber ich jedenfalls hab meine kleine Schwester lieb“, sagte er. „Ich mag es, auf sie Acht zu geben und sie war schon immer sehr anhänglich gewesen.“

„Aha! Du warst also schon immer der Bestimmer!“

„Sozusagen!“
 

Er grinste breit. Das sah seinem Ego ähnlich. Aber ich vermutete, dass er absichtlich nicht mehr dazu sagte.
 

„Warum kann sie eigentlich nicht schwimmen?“, fragte ich nun genauer nach.
 

Jetzt wurde er tatsächlich ernst.
 

„Sie ist krank zur Welt gekommen und darf keinen Sport machen“, antwortete er. „Sie darf immer nur so tief ins Wasser, dass sie noch stehen kann.“

„Also war das vorgestern nicht nur ein einfacher Krampf im Wasser?“

„Nein.“
 

Es war wohl offensichtlich und nur verständlich, dass er nicht gerne darüber sprach – auch wenn ich schon neugierig war. Ich suchte daher erneut nach einem Themenwechsel. So wirklich fiel mir allerdings keiner ein und eine von diesen unangenehmen Stillen trat ein.
 

Er saß einfach nur neben mir und schaute zu Boden und ich fand, dass mein Kissen auch von Nahem begutachtet werden musste. Also presste ich mein Gesicht wieder auf selbiges.
 

„Ist das nicht unbequem?“, wollte er wissen?

„Nein“, erwiderte ich nur. Es war eine Lüge, aber ich wollte den Kopf nicht drehen. Von ihm kam keine Antwort.
 

Eigentlich wollte ich mich gerne weiter unterhalten. Ich wusste nicht so recht, woher dieses Bedürfnis auf einmal kam. Ich hatte mich vorher nie gerne mit ihm unterhalten. Jetzt allerdings stellte ich fest, dass es eigentlich auch ganz angenehm war, solange er nicht ständig nach einem Date fragte.
 

„Naja … ich nerv dich dann mal nicht länger“, sagte James nach einer weiteren Weile, in der Stille geherrscht hatte.
 

Ich wollte eigentlich nicht, dass er ging, doch ich konnte mich nicht überwinden, es auszusprechen. Ich merkte nur, wie er sich wieder erhob und aus dem Zimmer ging. Ich war traurig darüber und konnte nicht sagen, warum. Ich konnte ihn doch eigentlich gar nicht leiden! Wieso war ich ausgerechnet jetzt traurig, dass er mich in Ruhe ließ?
 

Ich hatte ein drängendes Bedürfnis, Marlene zu fragen, aber ich hatte sie ja vorhin schon über den Spiegel angerufen. Ich wollte sie nicht schon wieder belagern. Also widerstand ich diesem Drang und blieb einfach so liegen, wie ich war. Irgendwann musste ich dann wohl eingeschlafen sein.

Marsaxlokk

Wir waren gemeinsam am Ufer des schwarzen Sees. Ich beobachtete ihn verträumt dabei, wie er Steine übers Wasser hüpfen ließ. Er konnte das gut. Ich dagegen hatte das noch nie hinbekommen.
 

Schließlich wandte er den Blick zu mir und lächelte mich an. Ich mochte sein Lächeln. Seine Augen glänzten dabei.
 

Nun kam er auf mich zu und nahm mich in den Arm. Ich kuschelte mich an ihn. Er gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Ich genoss es.
 

Ich wollte, dass dieser Moment niemals endete. Ich wollte für immer hier sitzen und das alles hier genießen…
 

… doch der Wecker klingelte.
 

Ich fuhr aus dem Schlaf hoch und sah mich verwirrt im Zimmer um. Wieder nur ein Traum! Es war zum verrückt werden! Warum traten diese komischen Träume in letzter Zeit so gehäuft auf? Ich mochte James Potter nicht! Ich mochte ihn NICHT!
 

Oder musste ich mir langsam doch eingestehen, dass ich mir das nur selber einredete? Wie konnte ich gestern auch noch das Gespräch mit ihm gemocht haben? Warum war ich auch noch traurig gewesen, als er schließlich aus dem Zimmer ging? Wie konnte das alles sein? Ich mochte ihn doch gar nicht! Oder doch?
 

Ich war absolut verwirrt und ich wollte endlich eine Antwort auf meine Fragen haben.
 

Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach acht. Ich wollte so zeitig wie möglich im Restaurant frühstücken. James hatte mir gar keine Zeit genannt, wann wir nach Marsaxlokk fahren wollten und ich wollte auf keinen Fall zu spät sein.
 

Ich wusste nicht, warum ich so aufgeregt war. Gestern noch war ich genervt gewesen, dass ich überhaupt mit James etwas zusammen unternehmen musste und heute konnte ich es kaum abwarten! Das war doch absurd!
 

Als ich das Restaurant betrat, war noch niemand da. Aus irgendeinem Grund war ich darüber enttäuscht. Ich hatte gehofft, er wäre auch schon wach.
 

Das Frühstücksbuffet war noch nicht ganz fertig aufgebaut, doch ich nahm mir schon ein paar Cornflakes und suchte mir einen Tisch aus.
 

Ich achtete nicht so wirklich auf das, was um mich herum passierte. So nach und nach betraten wohl weitere Gäste das Restaurant. Ich schreckte erst hoch, als sich jemand zu mir an den Tisch setzte. Es waren James und Jana.
 

„Guten Morgen“, grüßte James mich fröhlich. „Hast du gut geschlafen?“

„Morgen“, erwiderte ich verlegen. „Ja, danke. Und selber?“

„Ja, hab ich“, antwortete James.
 

Jana lächelte nur etwas schüchtern. Offensichtlich traute sie sich noch nicht so richtig, etwas zu sagen.
 

„Wann wollen wir dann nachher eigentlich los?“, wollte ich wissen.

„Keine Ahnung“, erwiderte James. „Tatze pennt immer lange. Wenn er dann wach ist, würde ich dich wieder abholen.“

„Er hatte doch gestern schon kein Frühstück!“, wies ich ihn darauf hin.

„Doch, natürlich“, widersprach James. „Ich hab ihm was mit hoch genommen. Tatze würde NIE ohne Frühstück irgendwo hingehen. Und ich hab aber auch keinen Bock Ewigkeiten auf ihn zu warten, nur weil er morgens nicht aus den Federn kommt.“
 

Ich musste irgendwie darüber lachen.
 

„Wie kommt er nur während des Schuljahres jeden Morgen aus dem Bett?“, fragte ich.
 

James grinste hämisch.
 

„Also wenn er niemanden hätte, der ihn jeden Morgen aus dem Bett schmeißt, dann würde er ständig zu spät kommen“, antwortete er. „Wurmschwanz ist übrigens auch nicht besser. Moony und ich wechseln uns aber jeden Morgen ab, mit dem Weckdienst.“

„Weckdienst!?“, wiederholte ich. „Wie sieht der aus?“
 

James‘ Grinsen wurde noch breiter.
 

„Also wenn ich dran bin mit Weckdienst, dann kann es schon passieren, dass ‘ne Wasserkaraffe einfach mal so umkippt“, erzählte er mit einem verschwörerischen Grinsen, „… über Tatzes Kissen.“
 

Ich musste lachen.
 

„Dafür muss er dich doch wirklich hassen!“, vermutete ich.

„Also hassen nicht gleich“, entgegnete James, „aber sagen wir, er hat es lieber, wenn Moony mit dem Weckdienst dran ist. Der ist da zaghafter. Aber genau genommen: wenn Tatze mal verschlafen hat, war immer Moony mit dem Weckdienst dran gewesen.“
 

Ich stellte mir das bildlich vor und musste lachen.
 

„Wie seid ihr eigentlich auf eure Spitznamen gekommen?“, wollte ich wissen. „Wir hatten ja letztes Jahr den Patronuszauber gelernt, aber ihr könnt ja unmöglich vorher gewusst haben, was eure Patroni für Formen annehmen. Und Peters und Remus‘ Patroni haben ja gar keine Gestalt.“

„Moonys Patronus hat ‘ne Gestalt“, widersprach James. „Aber er mag sie nicht und deswegen produziert er absichtlich einen gestaltlosen Patronus. Aber ich kann dir nicht verraten, wie wir wirklich auf unsere Spitznamen gekommen sind. Das ist ein Geheimnis zwischen Tatze, Moony, Wurmschwanz und mir. Nicht einmal Jana weiß es.“
 

Jana blickte tatsächlich etwas neugierig drein, aber sie fragte nicht nach.
 

„Und die eigentliche Gestalt von Remus‘ Patronus?“, fragte ich neugierig. James schüttelte nur den Kopf.

„Wenn er wöllte, dass die Form seines Patronus bekannt wäre, dann würde er ihn nicht absichtlich gestaltlos produzieren“, sagte er.
 

Damit hatte er wohl Recht. Ich war trotzdem neugierig, aber ich widerstand dem Drang, weiter nachzufragen. Ich wandte mich daher wieder meinem Frühstück zu.
 

Nach dem Frühstück erhob ich mich.
 

„Na gut, ich geh mich oben fertig machen, für den Ausflug“, sagte ich.

„Mach das“, erwiderte James. „Pack dir aber wieder Schwimmzeug ein. Wir gehen dort bestimmt auch baden.“

„OK“, antwortete ich. „Bis nachher.“
 

Oben in meinem Zimmer packte ich mir alles zusammen. Ich war nervös und ich wusste eindeutig nicht mehr, was ich von meinen Gefühlen halten sollte. War ich nun aufgeregt, dass es endlich los ging oder war ich nervös? Und vor allem: warum war ich überhaupt nervös?
 

Ich hatte den Drang, Marlene um Rat zu fragen, aber ich wollte sie auch nicht nerven. Aber ich konnte auch nicht anders, also kramte ich im Schubfach nach dem Zwei-Wege-Spiegel.
 

„Marlene?“
 

Ihr verpenntes Gesicht erschien im Spiegel.
 

„Was ist passiert?“, wollte sie wissen.

„Nichts“, erwiderte ich. „Ich bin nur nervös und aufgeregt.“
 

Sie blinzelte mich an.
 

„Warum bist du nervös?“

„Das weiß ich ja eben nicht! Ich weiß nicht mehr, was ich überhaupt weiß.“

„Sehr gut! Das heißt, du bist auf dem besten Weg, dich so richtig zu verlieben.“

„Kannst du auch mal ernst bleiben?“

„Das war ernst gemeint. Ist doch klar, dass man nervös und aufgeregt ist, wenn man sich mit jemandem trifft, in den man sich verliebt hat.“

„Ich habe mich aber nicht in ihn verliebt!“
 

Das glaubte ich jedenfalls.
 

„Du willst jetzt nicht wirklich wieder DIESE Diskussion anfangen!?“, erwiderte Marlene.

„Es ist nur die Wahrheit!“, verteidigte ich mich.

„Na dann sag mir doch mal ganz ehrlich wie oft du seit vorgestern wieder von ihm geträumt hast“, forderte Marlene.
 

Das war eindeutig nicht fair! Marlene hatte immer schon irgendwie diese Gabe besessen, meine Gedankengänge zu erraten. Jetzt ahnte sie wohl auch noch, was ich träumte!
 

„AHA!“, triumphierte sie, als ich nicht sofort antwortete. „Du hast wieder von ihm geträumt und du willst es nicht zugeben! Das alleine ist ja schon ein eindeutiges Zeichen.“

„Ja, aber er könnte mir auch unauffällig einen Liebestrank untergejubelt haben!“, mutmaßte ich. … OK, das war wohl nicht sehr wahrscheinlich. Marlene quittierte es mit einem Das-glaubst-du-doch-wohl-selbst-nicht!-Blick.

„Liebestrank?!“, wiederholte sie sarkastisch. „Ja, ganz sicher!“

„Ja, ist ja gut!“, rief ich verzweifelt. „Dann kann es eben kein Liebestrank sein. Aber ich bin jedenfalls nicht in ihn verliebt!“
 

Sie schüttelte nur resigniert den Kopf.
 

„Was muss eigentlich passieren, dass du dir selbst eingestehst, dass du dich nun mal in ihn verliebt hast?“, wollte sie wissen.

„Ich muss ihn von selber küssen wollen“, antwortete ich. „Nicht nur im Traum!“
 

Meine Gedanken schweiften ab und zurück zu meinen Träumen. Ich stellte mir vor, wie es wohl war ihn wirklich zu küssen. In meiner Magengegend explodierte bei diesem Gedanken geradezu ein Feuerwerk.
 

… Oh mein Gott! Wenn das so weiter ging, war Marlene wirklich drauf und dran, die Diskussion zu gewinnen. Aber das konnte ich ihr jetzt unmöglich sagen!
 

„So knallrot, wie du gerade wirst“, erwiderte Marlene, „scheint dieser Gedanke dir ja selber gar nicht so abwegig zu sein!“

„DOCH!“, widersprach ich, aber meine Stimme klang auf einmal zu aufgeregt.
 

Marlene lachte nur. Sie glaubte mir nicht. War ja klar!
 

In diesem Moment klopfte es an der Tür. James!
 

„Ich muss los“, sagte ich zu Marlene. „James holt mich gerade ab.“

„Na dann viel Spaß!“, antwortete sie. „Genieß deinen Kuss!“

„MARLENE!“
 

Sie lachte nur und war wieder aus dem Spiegel verschwunden. Es klopfte wieder.
 

„Ja, ich komme!“, rief ich, packte meine Tasche und rannte zur Tür.
 

James blickte etwas verdutzt drein, als ich die Tür öffnete. Ich fragte mich, ob er wohl ein paar Worte von meiner Unterhaltung mit Marlene aufgeschnappt haben könnte. Oh Gott! Das wäre eine Katastrophe!
 

„Ist alles in Ordnung?“, wollte er wissen. „Du siehst so aus, als wärst du total durch den Wind!“

„Ich? Ich bin nicht durch den Wind!“, log ich.

„Doch!“, mischte sich Sirius ein. Er lehnte wieder hinter James an der Wand und wartete mit seinem typischen breiten Grinsen im Gesicht.
 

Er hatte mich erwischt. Aber ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.
 

„Ist jedenfalls nicht so wichtig!“, stammelte ich schließlich. „Wollten wir jetzt eigentlich los?“

„Ja, wollen wir“, antwortete James und reichte mir wie selbstverständlich seinen Arm. Ich nahm ihn etwas zögerlich an und wir gingen zusammen runter zum Parkplatz.
 

Ich konnte James nicht wirklich ansehen. Das Feuerwerk in meiner Magengegend kam gerade erst so richtig in Gang. Verdammt, wie hatte Marlene das gerade nur geschafft? Meine Gedanken hatten sich jetzt geradezu verselbstständigt und ich wollte gerade, dass meine Träume Wirklichkeit wären.
 

Verdammt! Es ging nicht mehr! Sie hatte Recht, ich konnte es nicht mehr leugnen. Sie hatte, verdammt noch mal, Recht! Aber was sollte ich denn jetzt machen? Ich konnte ihn ja jetzt schlecht auf der Stelle küssen! Das war wirklich abwegig.
 

„Bist du sicher, dass es dir gut geht?“, fragte James irgendwann.
 

Wir saßen bereits im Auto. Er saß neben mir auf dem Rücksitz und sah mich eindringlich an. Ich nickte nur. Ich war mir nicht sicher, ob ich meine Stimme gerade überhaupt unter Kontrolle hatte. Sirius lachte. Offensichtlich beobachtete er mich über den Rückspiegel.
 

„Das ist nicht witzig, Tatze!“, rief James aufgebracht.

„Krieg dich ein, Krone!“, erwiderte er. „Sie ist nur aufgeregt.“
 

Woher wusste er das? Man konnte es mir doch nicht auch noch ansehen, oder?
 

Die restliche Fahrt verlief wieder schweigend. Meine Gedanken wirbelten nur so umher und ich hatte keine Ahnung, wie ich sie wieder bändigen sollte.
 

Schließlich stellte Sirius das Auto relativ nah am Wasser ab. Das kleine Fischerdorf Marsaxlokk sah sehr pittoresk aus. Diese bunt bemalten kleinen Boote, die wir auch gestern schon gesehen hatten, schaukelten auf dem Wasser im Wind.
 

James hielt mir wieder die Tür auf.
 

„Du musst das wirklich nicht machen“, versicherte ich ihm etwas verlegen.

„Doch“, beharrte James. „Wo bleibt denn sonst die Etikette?“
 

Das war ein Tot-Schlag-Argument. Ich konnte darauf nichts erwidern. Es machte mich immer noch verlegen, dass James mir wieder, wie selbstverständlich, seinen Arm reichte, aber für ihn schien das nur höflich zu sein.
 

Wir spazierten zunächst ein wenig durch das Dorf. Es gab eine Kirche. „Our Lady of Pompei“ stand da am Eingang auf einem kleinen Schild. Diese Kirche prägte das Dorf. Ansonsten jedoch gab es kaum andere wirkliche Sehenswürdigkeiten hier.
 

Dafür aber gab es entlang der Uferpromenade einen Markt, wo man alles Mögliche kaufen konnte: Souvenirs, Handtaschen, Bekleidung etc. Ich nutzte die Gelegenheit und sah mich nach ein paar Kleinigkeiten für Marlene um. Auch James, Sirius und Jana sahen sich an den Ständen um.
 

Plötzlich spürte ich eine sanfte Hand, die mich leicht anstupste und ich sah mich um. Es war Jana.
 

„Bist du nervös?“, wollte sie wissen.

„Ja, bin ich wohl“, gab ich zu.

„James ist auch immer nervös, wenn er sich darauf freut, dich zu sehen“, erwiderte sie. „Und er spricht fast ununterbrochen von dir.“

„Ich weiß gar nicht so richtig, was ich darauf sagen soll“, antwortete ich.

„Findest du ihn eigentlich immer noch so nervig?“, fragte sie weiter.

„Eigentlich nicht mehr“, erwiderte ich. „In Hogwarts war er immer ganz anders als hier.“

„Aber er war doch letztes Schuljahr auch in Hogwarts schon nicht mehr so angeberisch gewesen, oder?“
 

Ich musste zugeben, dass sie damit Recht hatte. Es war mir auch aufgefallen, aber ich hatte es gar nicht so richtig wahr haben wollen.
 

„Er hat erzählt, wovor du Angst hattest“, fuhr sie fort. Ich wurde knallrot.

„Ich hoffe, er ist mir nicht allzu böse, deswegen“, entgegnete ich. „Ich war voreingenomme.“
 

Jana schüttelte nur den Kopf.
 

„Er ist dir nicht böse“, versicherte sie. „Ich wollte dir nur sagen, dass du für ihn wirklich nicht nur irgendeine von vielen bist. Du bist DIE eine von vielen.“
 

Ich wusste wieder nicht, was ich darauf antworten sollte. In meiner Magengegend entfachte wieder das Feuerwerk. Und es fühlte sich sogar noch intensiver an, als noch heute Morgen.
 

In diesem Moment holten uns James und Sirius ein und ich hatte nicht mehr die Gelegenheit ihr zu antworten. Es war nun um die Mittagszeit und die beiden – vor allem aber Sirius – hatten Hunger.
 

„Was haltet ihr davon, Essen zu gehen?“, schlug James vor.
 

Ich konnte nur nicken und wir sahen uns nach einem Restaurant um. Davon gab es hier angrenzend an den Markt wirklich viele. Alle warben mit günstigen Tagesmenüs. Ich überließ die Auswahl des Lokals den Jungs.
 

Schließlich hatten die beiden ein Restaurant gefunden, von dem aus man die Uferpromenade und die Bucht am besten überblicken konnte.
 

Wie nicht anders zu erwarten fanden sich auf der Speisekarte nur Fischgerichte oder Gerichte mit Meeresfrüchten. Fisch war allgemein nicht gerade mein Lieblingsessen, aber ich fand ein vielversprechendes Menü: Lachsfilet auf grünen Tagliatelle in Dillsoße. Sirius dagegen hatte mehr zu tun, ein Gericht zu wählen.
 

„Ich werd' Vegetarier!“, meinte er. James lachte spöttisch.

„Du? Vegetarier?“, erwiderte er. „Das hältst du ja keine 24 Stunden aus! Aber guck mal! Sie haben auch Fischstäbchen.“
 

Sirius sah ihn vorwurfsvoll an.
 

„Das ist ein Kindergericht!“, beschwerte er sich über diesen Vorschlag. James lachte nur.
 

Er selber hatte weniger Probleme damit überhaupt ein Gericht zu finden, als damit, sich für eines davon zu entscheiden. Schließlich hatten aber auch die beiden sich entschieden.
 

Der Service hier war sehr schnell. Nachdem die Bestellung aufgegeben war, brauchten wir kaum eine halbe Stunde auf unser Essen zu warten. Die Portionen waren gut und das Essen selbst ebenfalls sehr lecker.
 

„Möchtest du noch ein Eis?“, bot James mir an.
 

Ich warf einen Blick in die Speisekarte. Eigentlich hatte ich vorhin schon so viel auf dem Markt ausgegeben. Für noch ein Eis reichte mein Geld jetzt nicht mehr.
 

„Nein, danke“, erwiderte ich daher.
 

James schien allerdings meine Gedanken erraten zu haben.
 

„Ich bezahle für dich“, sagte er.

„Nein, ich kann für mich selber bezahlen“, widersprach ich.

„Ich lade dich ein“, beharrte er.

„Dann komm ich mir aber so unverschämt vor!“

„Und ich komm mir unverschämt vor, dich nicht einzuladen!“

„Aber ich will dir nichts schulden.“

„Du schuldest mir wirklich nichts.“

„Aber du hast mich doch gestern schon eingeladen.“

„Ja, na und?“
 

Sirius und Jana saßen unterdessen daneben und beobachteten interessiert die Diskussion. Sirius fand das sogar unglaublich witzig.
 

„Ich raube dir ja nur ungern die Hoffnung, Lily“, mischte er sich schließlich ein. „Aber Krone zahlt sowieso!“

„Und ich zahl jeden einzelnen Knut zurück“, erwiderte ich.

„Nein, vergiss es“, kam es von James und Sirius gleichzeitig.
 

Ich musste mich wohl geschlagen geben.
 

„Schön, aber ich möchte jedenfalls kein Eis mehr“, sagte ich schließlich. Es war ja immerhin schon schlimm genug, dass ich ihm auch noch auf der Tasche lag. Da wollte ich nicht noch ein Eis extra.
 

James schien das zwar zu bedauern, diskutierte allerdings nicht weiter. Tatsächlich zahlte er schließlich die komplette Rechnung zusammen. Sirius schien damit offensichtlich kein Problem zu haben, aber wahrscheinlich hatte er schon häufiger Gelegenheiten gehabt sich zu revanchieren.
 

Nach dem Mittag spazierten wir noch eine Weile am Hafen entlang. Die Fischerboote, fanden wir heraus, wurden Luzzu genannt. Das Auge, das vorne auf dem Bug aufgemalt war, sollte, dem alten Glauben nach, die Fischer vor bösen Geistern bewahren. In jedem Fall waren sie aber ein paar schöne Fotos Wert.
 

Irgendwann, nach einem ausgedehnten Spaziergang, gelangten wir in die Badebucht Il Qala (gesprochen Il Kala). Hier blieben wir dann noch eine Weile bis wir irgendwann, als die Sonne schon ein ganzes Stück rumgekommen war, wieder zum Auto gingen und zurück ins Hotel fuhren.
 

Meine Eltern hatten, wie ich feststellte, den ganzen Tag zusammen mit James‘ Eltern verbracht. Sie verstanden sich prächtig und ich hatte die ganze Zeit während des Abendessens das Gefühl als planten sie schon eifrig unsere Hochzeit. Das ging alles viel zu schnell!
 

Als ich schließlich mein Geschirr weg brachte, folgte James mir.
 

„Bleibt das eigentlich noch dabei, dass wir morgen zusammen ausgehen?“, wollte er etwas verlegen wissen.

„Ja, hatte ich doch versprochen“, antwortete ich. James schien sich darüber zu freuen.

„Ich hatte mir überlegt, morgen mit dir einen Ausflug nach Comino zu machen“, erzählte er. „Das ist die kleinste der drei maltesischen Inseln und dort soll es sehr schön sein. Und es soll eine blaue Lagune geben.“

„Klingt gut“, antwortete ich und lächelte etwas. Und wieder explodierte vor Aufregung ein Feuerwerk in mir. Das konnte doch echt nicht normal sein!
 

James freute sich.
 

„Wann soll’s morgen früh losgehen?“, wollte ich wissen.

„Ich würde mich da ganz nach dir richten“, erwiderte James.

„Naja Marlene besteht darauf, dass sie morgen früh noch fix zu mir apparieren will, um mir die Haare zu machen“, gestand ich etwas verlegen.

„OK, dann bin ich mal gespannt“, sagte James grinsend. „Aber du siehst auch so wundervoll aus.“

„Schleimer!“

„Das war ehrlich gemeint. Aber sagen wir, ich hol dich dann so gegen zehn Uhr ab, wenn du magst.“

„OK, dann bis morgen.“

„Bis morgen, Lily. … Ach und pack dir dein Portemonnaie übrigens gar nicht erst ein!“
 

Ich verdrehte die Augen, antwortete aber nicht. Ich wollte die Diskussion nicht schon wieder starten und ich schien wohl doch keine Chance zu haben. Ich verabschiedete mich noch einmal endgültig für heute und ging hoch in mein Zimmer.
 

Marlene schien schon nur so darauf gewartet zu haben, dass ich sie endlich über den Zwei-Wege-Spiegel anrief.
 

„Wie war der Kuss?“, wollte sie sofort wissen.

„Wir haben uns nicht geküsst“, antwortete ich.

„Schade!“
 

Ich holte tief Luft. Ich brauchte ihren Rat. Das alles hier wuchs mir mittlerweile eindeutig über den Kopf.
 

„Ich glaube aber, du hattest Recht“, gestand ich ihr schließlich. Ihr klappte die Kinnlade runter.

„Halleluja, woher diese plötzliche Erkenntnis?“, fragte sie. „Ich bin echt stolz auf dich!“

„Ich weiß nicht so wirklich. Das alles verwirrt mich. Und ich hab überhaupt keine Ahnung, was ich jetzt machen soll.“

„Na als aller erstes sollst du mir von deinem heutigen Tag erzählen und zwar jede kleine Einzelheit!“
 

Ich seufzte etwas und begann zu erzählen. Die Unterhaltung diesen Abend zog sich dieses Mal wirklich in die Länge. Ich schlachtete mit Marlene den ganzen Tag aus und sie ging auf jedes noch so unbedeutende Detail ein. Irgendwann – es war schon fast Mitternacht – verabredete sie sich für morgen um neun, um mir die Haare zu machen.
 

„Eine Stunde sollte mehr als genug Zeit sein, um dir die Haare zu machen“, meinte sie.

„Das will ich hoffen“, erwiderte ich. Marlene grinste.

„Jetzt geh du erstmal schlafen! Du musst morgen früh ausgeschlafen sein und ich will keine Augenringe kaschieren müssen!“

„Sofern ich denn Schlaf finde.“

„Den hast du gefälligst zu finden!“, scherzte Marlene. „Bis morgen früh!“

„OK, gute Nacht und bis morgen.“
 

Ihr Gesicht verschwand wieder aus dem Spiegel und ich ließ mich in mein Kopfkissen sinken.

Das Date

Wieder saßen wir am See. Wir taten nichts. Nichts Besonderes, jedenfalls. Wir saßen einfach nur nebeneinander und er hatte einen Arm um mich gelegt. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter.
 

Es war der Moment, der einfach nur wunderschön war und ich wollte ihn für immer genießen. Doch plötzlich spürte ich etwas Kaltes auf meinem Gesicht.
 

Ich fuhr erschrocken aus dem Schlaf hoch. Vor mir stand Marlene mit einem Lappen in der Hand. Tadelnd schüttelte sie den Kopf.
 

„Da bist du die pünktlichste Hexe, die ich kenne“, meinte sie, „und ausgerechnet heute verschläfst du!“

„Tut mir leid“, murmelte ich verschlafen. „Ich hab noch ewig wach gelegen und konnte nicht einschlafen.“
 

Marlene verdrehte die Augen.
 

„Jetzt steh jedenfalls auf!“, scheuchte sie mich hoch. „Es ist 5 nach 9 und wenn James dich nachher abholen kommt, musst du hübsch aussehen!“

„Ja, ja…“, erwiderte ich und stieg aus dem Bett. „Ich hab noch nicht mal gefrühstückt!“

„Zauber dir ein Brötchen hier auf dein Zimmer!“

„Was wenn das auffliegt?“

„Mein Gott, Lily! Wie soll das denn auffliegen?“
 

Und sie war schneller als ich und mit einem kurzen Wink mit ihrem Zauberstab, ließ sie zwei belegte Brötchen vor uns erscheinen.
 

„Bitte schön“, sagte sie. „Aber jetzt verschwindest du erstmal im Bad und machst dich fertig. Du kannst dann frühstücken, während ich dir die Haare mache.“
 

Ich gehorchte brav ihren Anweisungen und ging ins Badezimmer. Ich sah wirklich noch total verpennt aus. Die Aufregung hatte mich viel zu lange wach gehalten. Knapp zehn Minuten später gesellte mich wieder zu Marlene. Diese hatte in der Zwischenzeit meine Klamotten begutachtet und überlegte nun, was ich anziehen sollte.
 

„Bedenke, mein Outfit muss strandtauglich sein“, wies ich sie darauf hin.

„Ich weiß, ich weiß“, antwortete sie und entschied sich schließlich für ein luftiges Sommerkleid. Sie hielt es mir kurz an. „Jap, das sieht gut aus!“, befand sie und reichte es mir, damit ich es anziehen konnte. „Zieh deinen Bikini drunter!“
 

Gesagt, getan. Schließlich saß ich, fertig angezogen, auf meinem Bett, aß meine Brötchen und Marlene wuselte in meinen Haaren herum.
 

„Was für eine Frisur willst du mir eigentlich machen?“, wollte ich wissen.

„Das siehst du dann, wenn ich fertig bin“, antwortete sie.

„Wie gemein!“, schmollte ich. Sie antwortete nicht, sondern lachte nur kurz.
 

Während sie mir in den Haaren rum fummelte, unterhielten wir uns über James und über mein bevorstehendes Date mit ihm. Marlene gab mir alle möglichen Tipps, doch ich war einfach nur nervös.
 

„Mein Gott, Lily“, sagte sie schließlich, „es ist nur James! Du hast jahrelang kein Problem damit gehabt, ihn voll zu meckern!“

„Da war das noch etwas anderes gewesen!“, erwiderte ich.

„Ja, aber du hast schon zwei ganze Tage hier mit ihm verbracht und ihr werdet euch ja sicherlich nicht die ganze Zeit angeschwiegen haben!“
 

Das stimmte, aber irgendwie kam es mir trotzdem noch als etwas völlig anderes vor.
 

„Da waren Sirius und Jana dabei!“, stellte ich fest. Marlene seufzte.

„Bleib einfach ganz natürlich“, schlug sie vor. „Du wirst sehen, der Tag mit ihm alleine wird wunderschön werden!“
 

Eine Weile schwiegen wir und Marlene begann, mir die Flechtfrisur, die sie gemacht hatte, nun hochzustecken.
 

„Dir ist immer noch bewusst, dass James und ich an einen Strand gehen?“, versicherte ich mich.

„Ja, ja“, erwiderte sie. „Wenn ihr ins Wasser geht, kannst du die Haarnadeln raus nehmen und den Zopf so herunter hängen lassen. Das sieht dann auch hübsch aus.“

„Aber warum machst du sie dann überhaupt erst rein?“

„Das ist das I-Tüpfelchen!“

„Aha!“
 

Als sie schließlich fertig war, gab sie mir einen kleinen Spiegel und ich sollte mir die Frisur angucken gehen. Sie hatte mir die Haare zu einer Muschel hoch gesteckt.
 

„Jetzt siehst du aus, wie eine Meerjungfrau!“, kommentierte sie grinsend.
 

Es sah wirklich schön aus!
 

„Danke“, sagte ich.

„Gern gescheh’n!“, freute sie sich.
 

In diesem Moment klopfte es an der Tür. Oh mein Gott! War es wirklich schon um 10?
 

„Komm rein!“, rief ich und rannte nun eilig im Zimmer umher, um meine Strandtasche zu schnappen.
 

„Morgen Lily“, grüßte James. „Oh, hi Marlene!“

„Hi, James“, antwortete Marlene. „Ich wünsch euch viel Spaß und ich bin dann auch direkt mal wieder weg. Wir quatschen dann heute Abend, Lil‘.“
 

Ich hatte keine Zeit, zu antworten. Mit einem „Plopp“ war sie auch schon wieder verschwunden.
 

„Hi James“, grüßte ich ihn daher etwas verlegen. Er lächelte mich an.

„Du siehst wirklich wunderschön aus“, fand er. „Wenn ihr heute Abend mit einander redet, richte Marlene ein Kompliment für diese Frisur aus!“

„Danke, das werde ich tun“, versicherte ich ihm. „Von mir aus können wir los. Ich brauche nur noch mein Portemonnaie.“

„Du brauchst dein Portemonnaie nicht!“, antwortete James.

„Doch, brauch ich“, bestand ich und wollte danach greifen, doch James packte mich an den Schultern und schob mich scheinbar mühelos in Richtung Tür.

„Nein, brauchst du nicht, glaub mir“, erwiderte er und zog schließlich die Tür hinter uns zu.
 

Ich musste mich wohl geschlagen geben, aber ich war mir definitiv sicher, dass ich ihm alles bis auf den letzten Knut zurückzahlen würde!
 

„Wir müssen heute leider mit dem Bus fahren“, sagte James, als wir auf dem Weg zur Haltestelle waren. „Ist ein wenig schäbig für ein Date, aber Tatze ist derjenige mit dem Führerschein und zum Apparieren kenn ich mich zu wenig aus.“

„Ich hab kein Problem damit“, versicherte ich ihm. „So sehen wir immerhin auch was von der Gegend.“
 

James grinste etwas.
 

„Wenn du meinst“, erwiderte er.
 

Die Fahrt mit dem Bus dauerte noch nicht mal lange. Wir kamen in einer kleinen Ortschaft namens Cirkewwa an, von wo aus die Fähren zu den beiden kleineren Inseln Gozo und Comino fuhren. James kümmerte sich um die Fährtickets und er weigerte sich mir zu sagen, wie viel ich ihm schuldete.
 

Nachdem die Fähre abgelegt hatte, waren wir innerhalb weniger Minuten auf Comino. Die Hauptinsel Malta an sich war schon klein. Comino dagegen war wirklich winzig. Vereinzelt sah man von weitem ein paar Gebäude stehen, aber es gab keine Straßen, sondern nur kleine „Wanderpfade“. Letztlich bestach die Insel durch ihre unglaubliche Einfachheit.
 

Wir stiegen direkt neben der Blauen Lagune aus. Diese wurde durch ein vorgelagertes Riff abgegrenzt. Das Wasser war hier türkisblau und es war wunderschön.
 

James mietete uns einen Sonnenschirm und Strandliegen und wir suchten uns eine etwas ruhigere und abgelegenere Stelle am Strand. Es war ein wenig steil hier. Um ins Wasser zu gelangen musste man einen kleinen Hang hinunter. Er sah mich mit strahlenden Augen an.
 

„Also laut Beschreibung hab ich mir das zwar ein wenig anders vorgestellt“, sagte er, „aber es ist ruhig und wir haben den Tag ganz für uns alleine!“
 

Ich lächelte. Ja, damit hatte er Recht, denn wenn man einmal von dieser Lagune absah, dann war es hier wirklich ruhig.
 

„Ich find’s schön hier“, bestätigte ich.
 

„Darf ich dich mit Sonnencreme einschmieren?“, fragte James und guckte mich an. Ich wurde rot.

„OK“, stammelte ich verlegen. James schien sich darüber zu freuen und ich zog mir das Sommerkleid aus.
 

Er blieb „anständig“. Er schmierte nur den Rücken und die Arme ein. Die „heiklen“ Stellen überließ er taktvollerweise lieber mir selber. Es beruhigte mich etwas und ich konnte es genießen. James war im Übrigen ein wirklich guter Masseur. Danach schmierte ich ihn auch mit Sonnencreme ein. Natürlich auch nur die anständigen Stellen.
 

Nachdem wir die Sonnencreme einen Moment einwirken lassen hatten, löste er mir die Haarklemmen, die Marlene mir aufwändig reingemacht hatte und zog mich geradezu mit ins Wasser. Er half mir, sodass ich nirgendwo abrutschen konnte.
 

„Du siehst so verlegen aus“, bemerkte er, als wir schließlich im Wasser waren.

„Es irritiert mich etwas“, antwortete ich.

„Was irritiert dich?“

„Naja ich meine, du hast mich in Hogwarts immer auf die Palme gebracht. Und du warst immer so arrogant und ein elender Angeber. Und jetzt ist plötzlich alles so anders!“

„Ist das schlimm?“ Er hob eine Augenbraue.

„Nein! Ich meine nur, es ist ungewohnt. Aber mir gefällt die Art, wie du jetzt bist.“
 

Er lächelte und nahm mich in den Arm.
 

„Naja, du hast ja alle Zeit der Welt, dich daran zu gewöhnen“, meinte er. Ich nickte leicht. „Du hast mich schon vor Ewigkeiten fasziniert“, fuhr er fort. „Ich weiß inzwischen jedoch, dass du diejenige bist, mit der ich glücklich werden will.“
 

Wieder startete ein regelrechtes Feuerwerk in meiner Magengegend und ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich wollte das Thema wechseln. Über Gefühle konnte ich irgendwie nicht so richtig sprechen. Jedenfalls nicht, ohne dabei in Verlegenheit zu geraten.
 

„Freust du dich eigentlich schon auf das neue Schuljahr“, wollte ich daher wissen.

„Eigentlich schon“, erwiderte James. „Aber viel mehr noch kann ich es mittlerweile kaum noch abwarten mit der Schule abzuschließen. Ich will nicht länger nur tatenlos in den Nachrichten lesen, was um mich herum passiert.“
 

Ich verstand, worauf er anspielte. Auch mir machte zunehmend Angst, was schon seit Ewigkeiten im Tagespropheten kursierte. Anfangs hatte ich die Nachrichten über diesen dunklen Zauberer noch als Nachrichten über irgendeinen Spinner abgetan. Ich hatte ihn nicht wirklich ernst nehmen können. Aber mittlerweile zeichnete sich ab, dass man ihn tatsächlich ernst nehmen sollte.
 

„Was hast du nach Hogwarts vor, Lily?“, fragte James mich.

„Ich bin mir noch nicht ganz sicher“, erwiderte ich. „Ich schwanke noch, ob ich Heilerin oder Aurorin werden sollte. Aber eigentlich tendiere ich zurzeit mehr dazu, Heilerin zu werden. … Und du?“

„Naja, ich hab gehört, dass Dumbledore plant, eine Art Widerstand gegen diesen Voldemort zu gründen. Mein Vater war schon immer gut im Duellieren und Dumbledore hat ihn am Anfang des Sommers gefragt, ob er Mitglied werden würde. Mein Vater hat zugesagt und ich denke, ich werde mich nach meinem Abschluss auch dem Widerstand anschließen.“

„Und beruflich?“

„Naja primär will ich mich auf den Widerstand konzentrieren. Genau genommen haben meine Eltern mir schon, als ich noch ein ganz kleiner Junge war, so viel Gold angespart, dass ich wahrscheinlich den Rest meines Lebens davon leben könnte. Aber das alleine wäre langweilig. Ich denke irgendwann werde ich mich vielleicht in der Abteilung für magische Strafverfolgung oder so bewerben.“
 

Ich blickte ihn verdutzt an. Das erklärte so einiges. Er war stinkreich! So stinkreich offensichtlich, dass ihm das Geld offensichtlich zu den Ohren rausquellen musste! Das musste dann wohl auch der Grund sein, warum er mich nicht bezahlen lassen wollte. Er wusste ganz offensichtlich einfach nicht wohin mit dem ganzen Geld!
 

„Was ist?“, wollte er wissen und mir fiel auf, dass mein Mund offen stand.

„Hast du gerade gesagt, dass du von dem ganzen Gold, was deine Eltern für dich angespart haben, den Rest deines Lebens leben könntest?“, erwiderte ich etwas fassungslos.

„Ja, mindestens“, antwortete er.
 

Das wirkte immer noch so irreal für mich. Mir war wohl mal aufgefallen, dass seine Schulausrüstung im Allgemeinen sehr hochwertig war und dass seine Familie wohl finanziell nicht schlecht da stehen konnte, hatte ich mir auch schon denken können. Aber dass sie so stinkreich waren hatte ich schlichtweg unterschätzt.
 

„Stört dich das?“, fragte James unsicher.

„Nein“, erwiderte ich. „Ich bin nur … erstaunt. Ich weiß irgendwie nur nicht, was ich dazu sagen soll.“
 

James zuckte mit den Schultern.
 

„Das Gold meiner Familie hat sich genau genommen über Generationen hinweg angesammelt“, erzählte er. „Mein Vater müsste eigentlich auch nicht arbeiten, um meine Mutter, Jana und mich zu versorgen, aber er war mal ein recht erfolgreicher Unternehmer, weil er findet, dass es für die magische Gemeinschaft wichtig ist, etwas zu tun. Und ich könnte auch nicht den ganzen Tag zu Hause rum sitzen und nichts tun. Deswegen werde ich mich auch früher oder später irgendwo bewerben, aber im Augenblick finde ich den Widerstand einfach wichtiger.“
 

Das war in seinem Fall sogar eine akzeptable Begründung.
 

„Ich hab, ehrlich gesagt, noch gar nicht gehört, dass Dumbledore so einen Widerstand aufbauen will“, gab ich zu.

„Naja kannst du ja eigentlich auch noch nicht“, entgegnete James. „Ich habe nur mitbekommen, dass er meinen Vater gefragt hat. Im Augenblick ist der Widerstand noch eine sehr lose Gruppierung, denke ich. Ich weiß auch noch nicht so viel darüber.“

„Achso. … Vielleicht sollte ich mich auch anschließen, wenn wir mit dem Abschluss fertig sind.“
 

James schluckte.
 

„Eigentlich fänd‘ ich es gut, wenn du Heilerin wirst“, sagte er. Er klang etwas besorgt oder bildete ich mir das gerade ein? „Meine Großmutter war wohl eine sehr angesehene Heilerin gewesen. Aber ich habe sie nie kennen gelernt. Mein Vater hat mir das erzählt.“

„Du meinst also, ich sollte mich nicht dem Widerstand mit anschließen?“

„Es ist gefährlich!“

„Und für dich etwa nicht?“

„Doch, aber die Todesser haben es so sehr auf Muggelgeborene abgesehen.“

„Ich wäre allerdings auch nicht sicherer, wenn ich mich nicht dem Widerstand anschließen würde, oder?“
 

Er antwortete nicht. Ich konnte ihm ansehen, dass er mir darin wahrscheinlich nicht widersprechen konnte, aber es behagte ihm nicht.
 

„Ich will nicht, dass dir etwas passiert“, sagte er schließlich.
 

Darauf konnte ich wiederum nichts so wirklich erwidern. Ich konnte mich wohl verteidigen. Ich war immer gut in Verteidigung gewesen. Wir hatten Duellieren gelernt und ich war durchaus in der Lage nicht nur mich selbst zu verteidigen. Aber ob mir das eine sichere Chance geben würde, dass mir nichts passierte?
 

„Letztlich“, meinte ich schließlich, „gibt es wahrscheinlich so oder so keine sichere Garantie dafür, dass einem nichts passieren würde, oder? Ob man nun Widerstand leistet oder nicht, spielt keine Rolle. Aber man sitzt nicht nur tatenlos herum.“
 

Er nickte und es schien ihn sichtlich zu bedrücken.
 

„Können wir das Thema wieder wechseln?“, fragte er. „Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, den Tag mit dir einfach nur genießen zu können. Vielleicht kommt Dumbledore uns ja auch noch zuvor und dieser Voldemort kann besiegt werden, bevor wir Hogwarts abschließen.“
 

Hinter dieser Aussage steckte wohl mehr Hoffnung als tatsächliche Überzeugung, aber ich verstand, dass er lieber das Thema wechseln wollte.
 

„Worüber würdest du lieber reden wollen?“, fragte ich daher.

„Wie stellst du dir sonst so deine Zukunft vor? Ich meine, abgesehen davon, dass du Heilerin wirst“, wollte er wissen.

„Keine Ahnung, ich hab mir noch nicht so viele Gedanken darüber gemacht“, überlegte ich. „Ich weiß, dass ich, wenn ich irgendwann mal eine Familie haben sollte, in jedem Fall magisch heiraten möchte.“
 

Er guckte mich ein wenig verdutzt an.
 

„Schämst du dich für deine Abstammung?“, wollte er wissen.

„Nein, das ist nicht der Grund“, antwortete ich. „Ich meine nur, meine eigene Schwester hasst mich seit ich nach Hogwarts gekommen bin. Ich hab von einigen unserer Mitschüler gehört, dass sie teilweise nur zu einem ihrer Elternteile Kontakt hätten, weil das jeweils andere ein Muggel ist und die Nachricht darüber eine Hexe bzw. einen Zauberer geheiratet zu haben ähnlich gut aufgenommen hat, wie meine Schwester. Ich möchte einfach nicht, dass meine Beziehung daran scheitert, dass ich eine Hexe bin.“

„Moonys Mutter ist übrigens auch eine Muggel“, erzählte James. „Sein Vater ist ein Zauberer und er hat sie wohl mal vor einem Irrwicht gerettet. Jedenfalls hat Moony das erzählt. Er sagte, seine Mutter hätte nie ein Problem damit gehabt.“

„Ich weiß. Das hat er mir auch schon mal erzählt“, antwortete ich. „Aber ich will einfach ein gewisses Maß an Sicherheit.“

„Naja eigentlich sollte ich mich ja nicht darüber beschweren“, erwiderte James leicht grinsend. „Ich bin ja ein Zauberer und ich glaube nicht, dass ich jemanden anderes heiraten würde.“
 

Ich verstand, wie er das meinte und wieder war da dieses Feuerwerk in der Magengegend. Mein Gesicht musste dem Scharlachrot des Gryffindor-Wappens gleichen.
 

„Du …“, stammelte ich, „ich meine…“
 

Ich wusste nicht, wie ich antworten sollte und er blickte mir tief in die Augen.
 

„Ich meine das ernst“, versicherte er. „Ich weiß, dass ich nur mit dir glücklich werden will und wenn ich dich nicht heirate, dann werde ich wohl nie heiraten.“
 

Ich war immer noch verlegen und wusste einfach nicht, was ich darauf antworten sollte.
 

„Also ich will eine Familie gründen“, fuhr James fort. „Und wenn dieser ganze Wahnsinn vorbei ist, will ich glücklich mit dir und unseren gemeinsamen Kindern irgendwo in einer ruhigen Gegend wohnen.“
 

Er schien das alles schon fest geplant zu haben. Er grinste mich breit an und für ihn war das beschlossene Sache. Mich überrumpelte das irgendwie.
 

„James, ich kann dir darauf irgendwie noch gar nicht so richtig antworten“, gestand ich. „Ich weiß noch überhaupt nicht, was ich von alledem hier halten soll. Ich war noch nie verliebt und es ist alles so komisch!“

„Oh!“, erwiderte er. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.“

„Das ist alles so neu für mich“, fuhr ich fort. „Ich meine bis vor ein paar Tagen war ich noch felsenfest davon überzeugt, ich könnte dich überhaupt nicht ausstehen und jetzt steht plötzlich mein ganzes Gefühlsleben Kopf!“
 

Er kam etwas auf mich zu und drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Und wieder dieses Feuerwerk! Ich hatte fast schon das Gefühl mein Herz würde mir gleich aus der Brust springen!
 

„Tut mir leid“, entschuldigte er sich erneut. „Ich verspreche dir, dir mehr Zeit zu lassen. … Aber … ich fänd’s schön, wenn wir ein Paar werden könnten.“
 

Diesen Wunsch konnte ich ihm irgendwie nicht mehr abschlagen. Genau genommen konnte ich es nicht erklären, warum, aber ich hatte ja Gefühle für ihn, wie ich jetzt ja festgestellt hatte. Was konnte es schon schaden, wenn wir einfach ein Paar wären? Ich nickte.
 

„JIPPIEE!“, rief James glücklich und umarmte mich so stürmisch, dass ich im Wasser umkippte. Als wir beide wieder auftauchten, drückte er mir erneut einen Kuss auf die Stirn. Dieses Mal überschwänglicher als vorher. Ich dagegen konnte ihn nur anlächeln. Mir fehlten die Worte.
 

Wir ließen uns noch ein bisschen im Wasser treiben, bevor wir schließlich wieder zu unseren Sachen zurückkehrten. Er wickelte mich in mein Badetuch und blickte mich glücklich an.
 

Irgendwie wurde es jetzt immer unwichtiger, über was wir uns unterhielten. In mir breitete sich zunehmend ein angenehmes Gefühl der Geborgenheit aus. James dagegen war einfach nur glücklich und die Freude, die in seinen Augen leuchtete war definitiv echt. Sie konnte nicht gespielt sein.
 

Der Rest des Tages rauschte irgendwie nur so an mir vorbei. Wir verbrachten noch ein wenig Zeit in der Lagune, dann packten wir irgendwann unser Zeug zusammen und spazierten über die Insel.
 

Es gab hier auf Comino sogar ein Hotel, in dem wir etwas Kleines, sozusagen als etwas verspätetes Mittagessen, aßen. Dann spazierten wir weiter. Es gab nicht viel zu sehen außer einer kleinen Kirche, einer alten Schweinefarm und einem alten Wachturm. Das alles stammte noch aus einer Zeit, in der Comino noch besiedelt war. Heute lebten nur noch eine Hand voll Menschen ständig auf dieser Insel. Aber im Grunde war das egal. Es war so unglaublich ruhig und daher einfach nur idyllisch. Wir spazierten einmal über die ganze Insel und unterhielten uns so über dies und das, ohne dabei wirklich ein bestimmtes Thema beizubehalten.
 

Irgendwann, als es schon langsam spät wurde und die letzte Fähren zurück nach Malta bald ablegen würden, gelangten wir zurück zur Blauen Lagune und beeilten uns auf die Fähre zu kommen. Gerade pünktlich zum Abendessen waren wir dann schließlich wieder im Hotel.
 

Wie wir feststellten hatten Sirius und Jana den Tag zusammen mit James‘ und meinen Eltern verbracht und sie saßen auch schon alle am Tisch.
 

„Da seid ihr ja!“, begrüßte uns Mrs Potter. „Wie war euer Tag?“
 

James antwortete ihr. Ich nahm gar nichts so richtig wahr. Ab und zu sagte ich wohl auch mal etwas, aber meine Gedanken waren ein einziger Salat.
 

Nach dem Abendessen begleitete mich James noch mit in mein Zimmer.
 

„Ich fand den Tag wirklich schön“, sagte er.

„Ja, das war er“, bestätigte ich.

„Also… sind wir jetzt offiziell ein Paar?“, fragte er noch einmal, so als könne er sein Glück noch nicht so richtig fassen.

„Ich denke schon“, antwortete ich. Auch ich brauchte wohl noch etwas Zeit, um mich an diesen Gedanken zu gewöhnen, aber er gefiel mir durchaus.
 

Ein Grinsen breitete sich wieder auf seinem Gesicht aus.
 

„Dann“, sagte er, „hoffe ich, dir hat der Tag genauso gefallen wie mir.“

„Hat er“, versicherte ich ihm. Er lächelte zufrieden und gab mir wieder einen zärtlichen Kuss. Dieses Mal aber direkt auf den Mund.
 

So langsam sollte ich mich ja eigentlich an dieses Feuerwerk gewöhnt haben, doch es übermannte mich jedes Mal aufs Neue. Der Kuss war schön und ich ließ mich in ihn hinein versinken. Er nahm mich dabei in seinen Arm, sodass ich mich einfach fallen lassen konnte.
 

Nach einer ganzen Weile, ich wusste nicht so wirklich, wie viel Zeit vergangen war, lösten wir uns wieder voneinander. Er blickte mich noch immer mit diesen strahlenden Augen an und ich stellte fest, dass ich diese Augen wirklich liebte.
 

„Lily?“, hörte ich plötzlich eine Stimme. Es war Marlene und ich sah mich verwirrt um.
 

Der Zwei-Wege-Spiegel lag auf meinem Nachttisch und James reichte ihn mir.
 

„Oh ups“, rief Marlene aus, als sie James erkannte, „ich störe noch! Dann warte ich wohl besser noch ein wenig.“

„Nein, nein“, erwiderte James grinsend, setzte sich hinter mich, zog mich zu sich heran und blickte mir über die Schulter. „Also sofern ihr jetzt nicht gerade streng geheime Themen besprechen wollt, macht es mir nichts aus, wenn ihr euch unterhaltet.“
 

Marlene lachte, während ich erneut rot wurde.
 

„Wie frech!“, befand sie. „Aber gut, eigentlich hab ich ja nur eine brennende Frage und ich denke, Lily kann sie auch so erraten.“
 

Ja, konnte ich. So wie sie grinste platzte sie nur so vor Neugierde, ob wir denn jetzt endlich mal zusammen waren.
 

„Ja, sind wir“, antwortete ich ihr daher auf diese unausgesprochene Frage.

„Yay!“, rief sie fröhlich. „Glückwunsch! Das wird auch langsam mal Zeit!“
 

James, der wohl ebenfalls erraten konnte, worum es ging, lachte, verkniff sich allerdings den Kommentar.
 

„Gut“, fuhr Marlene fort, „ich lass euch dann mal wieder in Ruhe. Ich wünsch euch noch viel Spaß. Und falls du noch mal für mich Zeit hast, Lily, kannst du dich ja noch mal melden.“
 

Und mit diesen Worten war sie wieder schneller aus dem Spiegel verschwunden, als ich antworten konnte. Ich drehte mich um und sah in James Gesicht. Seine Augen leuchteten vor Freude.
 

„Das war gemein!“, beschwerte ich mich, doch ich konnte nicht wirklich ernst dabei klingen und wirklich ernsthaft meinte ich es wohl auch nicht.

„Was denn?“, fragte er. „Ich war doch auch nur neugierig!“
 

Er blickte mich an, wie ein unschuldiges kleines Kind und dieser Gesichtsausdruck brachte mich zum Lachen. Ich schüttelte daher nur den Kopf. Er zog mich in seine Arme und drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn.
 

Ich weiß nicht mehr so wirklich, was dann kam. Der Abend rauschte nur so an mir vorbei, wie der Großteil des Tages auch schon. Irgendwann müssen wir dann wohl eingeschlafen sein.

Ein ruhiger Tag

Ein Klopfen an der Tür weckte uns am nächsten Morgen. Verwirrt sah ich mich um. Ich hatte diese Nacht noch nicht mal von James geträumt. … Aber vielleicht lag das auch einfach daran, dass ich in seinen Armen eingeschlafen war. Das war schön gewesen, aber irgendwie machte mich das auch verlegen.
 

Wieder klopfte es an der Tür. James blickte mich ebenfalls etwas verschlafen an. Ich stand auf und ging zur Tür. Davor stand Sirius.
 

„Was ist passiert?“, wollte ich wissen.

„Das wollte ich gerne von dir wissen“, erwiderte er. „Ich vermisse seit gestern Abend meinen besten Freund.“
 

James kam mit zu mir an die Tür.
 

„Tatze, seit wann bist du so früh wach?“, wollte er wissen.
 

Sirius warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr.
 

„Also ich persönlich würde ja sagen, ich bin normal wach“, erwiderte er, „aber seit wann bezeichnest DU 11:30 Uhr als „früh“? Bist du krank?“
 

James zog Sirius‘ Armbanduhr zu sich ran und warf einen Blick drauf.
 

„Oh!“, antwortete er nur.
 

Sirius sah sehr amüsiert aus.
 

„Also eigentlich wollte ich mich ja beschweren, dass du Jana und mich offensichtlich vollkommen vergessen zu haben scheinst“, sagte Sirius, „aber dafür, dass ich tatsächlich mal eher wach bin als ihr, sollte ich wohl drei Kreuze im Kalender machen.“

„Ja, ja, mach dich nur lustig!“, murrte James. „Gibt’s eigentlich noch was zum Frühstücken?“

„Also ab um 12 öffnet das Restaurant sogar schon zum Mittag“, antwortete Sirius belustigt.

„Ja, wir kommen gleich rüber“, versprach James.

„OK, bis gleich“, meinte Sirius und verschwand wieder in seinem Zimmer.

„Wie haben wir nur so lange schlafen können?“, fragte ich mehr mich selbst, als James die Tür wieder hinter uns geschlossen hatte.

„Keine Ahnung!“, erwiderte er. „War aber gemütlich!“
 

Er grinste mich an und gab mir dann einen Kuss auf die Stirn.
 

„Guten Morgen erstmal“, sagte er. „Auch wenn der Morgen schon etwas spät ist.“
 

Ich musste grinsen und küsste ihn zurück.
 

„Guten Morgen“, erwiderte ich.
 

Es fühlte sich komisch an, ihn zu küssen, aber irgendwie gefiel es mir.
 

Ich verschwand schließlich fix im Badezimmer, um mich frisch zu machen. Als ich fertig war, tauschte ich mit James. Nach wenigen Minuten gingen wir dann zu zweit zu ihm ins Zimmer.
 

Jana saß kreuzbeinig auf dem großen Bett und las gerade ein Buch, während Sirius auf dem anderen Bett saß, sich an die Wand gelehnt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte. Er grinste bis über beide Ohren, als er uns sah.
 

„Guten Morgen“, grüßten wir in die Runde.

„Du hast tatsächlich noch wieder hier her gefunden!“, erwiderte Sirius, ohne auf das ‚Guten Morgen‘ einzugehen. „Ich bin sehr begeistert!“

„Dass du den Weg in unseren Schlafsaal auch noch nicht vergessen hast, hat mich in Hogwarts auch gelegentlich beeindruckt“, konterte James prompt. Sirius streckte ihm nur die Zunge raus. „Was haben wir heute eigentlich vor?“, fuhr James fort.
 

Sirius zuckte mit den Achseln.
 

„Also wenn du Jana und mich gestern Abend nicht vergessen hättest, hätte man ja planen können“, sagte er.
 

James rollte mit den Augen.
 

„Und du hast ja auch noch nie einfach eine Entscheidung für mich mit getroffen“, erwiderte James.

„Nein, das würde ich nie tun!“, behauptete Sirius doch sein Grinsen verriet ihn.

„Aber ein Tag einfach nur am Strand klingt auch ganz nett“, warf ich ein, auch, um die Diskussion zu beenden. „Was meint ihr?“
 

James, Sirius und Jana nickten.
 

„Ja, das klingt wirklich gut“, stimmte James zu. „Aber jetzt hab ich übrigens erstmal Hunger. Meinetwegen könnten wir jetzt erst einmal essen gehen.“
 

Dem gab es nichts entgegenzusetzen. Sirius lachte jedoch etwas schadenfroh und den ganzen Weg runter ins Restaurant zog er James damit auf, dass dieser tatsächlich einmal verschlafen und ein Frühstück verpasst hatte.
 

„So langsam könntest du es aber auch mal wieder gut sein lassen“, fand James, gerade als wir das Restaurant betraten. Sirius grinste.

„Nein, ich finde, es ist mal ausgleichende Gerechtigkeit nach all den Malen, in denen du mich damit aufgezogen hast, dass ich ständig verschlafen würde“, entgegnete er.

„Während des Schuljahres!“, stellte James klar. „Da schlafe ich während der Ferien einmal länger und du überschlägst dich geradezu vor Freude.“

„Ja, weil du ja den Begriff ‚Ausschlafen‘ normalerweise auch an Wochenenden und in den Ferien nicht zu kennen scheinst!“, verteidigte sich Sirius.
 

James seufzte gespielt theatralisch.
 

„Ich lasse dir also deinen Triumpf“, sagte er resignierend und suchte uns einen Platz.
 

Unsere Eltern waren noch nicht da. Das Restaurant hatte ja schließlich auch gerade erst wieder zum Mittagessen geöffnet und so wie ich meine Eltern kannte würden sie erst in etwa einer halben Stunde Mittag essen.
 

Wir bestellten uns zunächst etwas zu trinken, bevor wir uns am Buffet etwas zu Essen holten. Erst jetzt bemerkte ich meinen Hunger so richtig und lud mir meinen Teller extra voll.
 

Das Essen verlief recht schweigsam. Im Augenblick gab es eigentlich nicht so viel, über das man sich unterhalten könnte. Irgendwann kamen James‘ und meine Eltern ebenfalls hinzu.
 

„Ach, die Langschläfer sind auch aufgestanden!“, grüßte Mr Potter uns strahlend.
 

James guckte gelangweilt.
 

„Da hat man einmal verschlafen, schon tun alle so, als würde das ständig passieren!“, erwiderte er. Sein Vater lachte nur.

„Habt ihr jedenfalls gut geschlafen?“, wollte meine Mutter wissen.

„Ja, haben wir, danke“, antwortete ich und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Wange.
 

Nachdem unsere Eltern sich also ebenfalls ihre Getränke bestellt und sich etwas zu essen geholt hatten, setzten sie sich zu uns.
 

„Was habt ihr heute so vor“, fragte Mrs Potter uns.

„Nichts Besonderes“, antwortete ihr James. „Eigentlich wollten wir nur mal den Tag etwas am Strand verbringen.“

„Das klingt schön“, bestätigte meine Mutter. „Aber bitte vergesst nicht, euch ordentlich einzucremen.“
 

Ich vergrub die Hände in meinem Gesicht.
 

„Mum, wir sind schon groß, weißt du?“, erzählte ich ihr. „Du brauchst uns nicht an jede Kleinigkeit zu erinnern.“
 

James sah mich etwas belustigt an, sagte jedoch nichts.
 

„Ja, tut mir Leid“, entschuldigte sich meine Mutter. „Es kommt nur manchmal so über mich.“

„Was haltet ihr von einem gemeinsamen Ausflug, morgen?“, wechselte mein Vater das Thema. „Wir dachten wir könnten zusammen nach Gozo fahren und uns dort ein wenig umschauen.“

„Ja, klar, warum nicht?“, erwiderte James begeistert und das Gesprächsthema wandte sich nun eher Planung für morgen zu.
 

Nach dem Essen verschwand ich noch einmal auf meinem Zimmer, um mich umzuziehen. Außerdem wollte ich noch einmal mit Marlene sprechen, nachdem ich sie gestern ja geradezu vernachlässigt hatte.
 

„Marlene“, rief ich sie im Zwei-Wege-Spiegel. Nur Sekunden später tauchte ihr Gesicht auf.

„Hi, Lily“, grüßte sie mich fröhlich. „Du scheinst aber gestern Abend noch lange mit James beschäftigt gewesen zu sein. Erzähl mal!“

„Mit ihm beschäftigt gewesen!“, wiederholte ich. „Eigentlich haben wir uns nur noch ‘ne Weile lang miteinander unterhalten.“

„Ach wirklich?“, erwiderte Marlene.

„Naja gut! Und irgendwann sind wir halt eingeschlafen und Sirius hat uns dann vorhin erst geweckt. Da war es schon fast Mittag.“

„Aha?!“
 

Marlenes Ton ließ deutlich erkennen, dass sie eindeutig mehr Details erwartete.
 

„Mehr gibt es dazu gar nicht zu erzählen“, versicherte ich ihr. „Der Tag ist gestern so an mir vorbei gerauscht, dass ich gar nicht so richtig weiß, was ich überhaupt erzählen soll.“

„Schade“, seufzte Marlene ein wenig. „Aber dann erzähl mir halt alles, was noch hängen geblieben ist. Ich meine, du wirst ja wohl gestern nicht komplett ‘nen Black-Out gehabt haben.“

„Ja, OK, aber eigentlich würde ich ausführlichere Schilderungen lieber auf heute Abend verschieben. Wir wollen runter an den Strand und James wartet bestimmt schon auf mich. Ich wollte mich nur melden, nicht dass du denkst, ich hätte dich komplett vergessen.“

„Sofern du heute Abend nicht wieder viel lieber mit ihm beschäftigt bist…“
 

Marlene grinste breit.
 

„Aber ist OK“, fuhr sie fort. „Ich werd‘ mich dann irgendwann einfach von selber melden, falls du nicht schneller sein solltest als ich. James stört es ja nicht, uns zuzuhören.“
 

Ich wurde rot. Ich wusste nicht, ob ich bereits soweit war, dass ich mich ungeniert mit Marlene unterhalten konnte, wenn James daneben saß. Sie schien meine Gedanken erraten zu können und lachte.
 

„Bis heute Abend dann also“, verabschiedete sie sich immer noch grinsend. „Grüß James von mir und ich wünsche euch einen schönen Tag.“

„Ja, bis heute Abend“, antwortete ich. „Und ich wünsche dir und deiner Familie auch einen schönen Tag.“
 

Mit diesen Worten war sie auch schon wieder aus dem Spiegel verschwunden. Ich schnappte mir nur noch fix meine Strandtasche und ging runter in die Bucht.
 

James und Sirius hatten bereits zwei Sonnenschirme für uns gemietet und breiteten sich gerade darunter aus. Jana saß mit ihrem Buch schon im Schatten und las.
 

„Da bist du ja, Lily“, grüßte mich James und gab mir ein kurzes Küsschen auf die Wange.
 

Ich ließ es zu, auch wenn das alles noch so ungewohnt war. Sirius unterdessen grinste breit. Mit Sicherheit sah man mir meine Verlegenheit sehr deutlich an.
 

„Soll ich dich wieder mit Sonnencreme einschmieren?“, bot James an.
 

Ich konnte nur nicken. Sirius‘ Grinsen wurde immer breiter und ich sah, dass er große Mühe sich ein Lachen zu verkneifen. James bemerkte es jetzt auch und warf Sirius einen drohenden Blick zu, doch dieser fand das nur noch witziger und suchte offensichtlich lieber das Weite, ins Wasser.
 

Jana sah von ihrem Buch auf und sie und James blickten sich kurz an. Dann stand sie auf und ging ebenfalls baden. Ich reichte James meine Sonnencreme.
 

„Tatze ist wirklich nicht sehr gut darin, seine Gedankengänge zu verbergen“, kommentierte James, als er sich nun wieder mir zuwandte. „Sie stehen ihm manchmal offen ins Gesicht geschrieben.“

„Ja, ich hab’s gemerkt“, erwiderte ich trocken. „Aber das ginge mir wirklich zu schnell.“

„Kann ich verstehen“, antwortete James und er schmierte mir, wie gestern, nur den Rücken und die Arme ein und überließ den Rest wieder mir.

„Ich soll dich übrigens von Marlene schön grüßen“, erzählte ich, als ich schließlich ihm den Rücken einschmierte.

„Danke“, antwortete er. „Worüber habt ihr euch so unterhalten?“

„Nicht viel. Ich hab mich eigentlich nur fix bei ihr gemeldet, damit sie nicht denkt, ich hätte sie vergessen. Sie ist neugierig und will, dass ich ihr von gestern erzähle.“

„Und was hast du ihr so erzählt?“
 

Er klang interessiert und auch etwas nervös zugleich.
 

„Noch nichts weiter“, gestand ich. „Wir wollen heute Abend wieder miteinander quatschen. Ich hab sie vorhin erstmal wieder abgewimmelt.“

„Aha“, sagte James. „Bist du eigentlich glücklich?“

„Ich denke schon. … Es ist halt alles noch so neu für mich. Ich weiß noch gar nicht so richtig, wie ich damit umgehen soll.“

„Einfach nicht nachdenken, würde ich sagen.“

„Das sagst du so leicht!“
 

Mein Ton klang vielleicht ein wenig vorwurfsvoll, doch er lachte darüber.
 

„Naja wir haben ja jede Menge Zeit, damit du dich daran gewöhnen kannst“, meinte er. „Aber ich geb‘ dich jedenfalls ganz bestimmt nicht mehr her.“
 

Mit diesen Worten drehte er sich zu mir um und drückte mir einen überschwänglichen Kuss auf den Mund. Das kam so plötzlich, dass ich mal wieder knall rot wurde. Er lachte über meinen Gesichtsausdruck und zog mich in eine Umarmung, die ich ein wenig zögerlich erwiderte. Es war irgendwie schön, in seinen Armen zu liegen. Wieder küsste er mich, diesmal jedoch zärtlicher.
 

Ich konnte nicht sagen, wie lange wir da so saßen. Alles um uns herum verschwand geradezu.
 

„Möchtet ihr nicht eigentlich lieber alleine wieder auf ein Zimmer verschwinden?“, riss uns plötzlich eine Stimme aus unseren Gedanken. Wir fuhren herum.
 

Sirius war aus dem Wasser zurück. Er stand vor uns, hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und grinste uns breit an.
 

„Ich rate eher dir, jetzt ganz schnell irgendwohin zu verschwinden“, beschwerte sich James. „Sonst kannst du sicher sein, dass meine Rache furchtbar sein wird.“

„Es war ja nur ein freundlich gemeinter Ratschlag“, verteidigte sich Sirius lachend.

„Als ob!“, entgegnete James. „Ich verstehe deine Anspielung und du schließt zu viel von dir auf andere.“

„Ich geh jetzt wohl lieber ins Wasser“, warf ich ein, noch bevor Sirius kontern konnte und ich wartete auch gar nicht weiter ab. Ich wollte dieser Auseinandersetzung lieber gar nicht weiter zuhören.
 

Das Wasser war eine angenehme Erfrischung. Meine Gedanken wirbelten nur so umher und innerlich verfluchte ich Sirius dafür, dass er diesen Moment zerstört hatte. Bis er uns unterbrochen hatte, war es so schön gewesen.
 

„Ist alles OK?“, wollte Jana wissen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie neben mir stand.

„Ja“, antwortete ich. „Ich will nur nicht mithören, wie James und Sirius sich in den Haaren liegen.“
 

Jana guckte in Richtung der Jungs, die gerade diskutierten.
 

„Das war auch gemein von Sirius, euch zu unterbrechen“, fand sie. „Ihr seid süß zusammen.“
 

Ich wurde ein wenig rot, freute mich aber über das Kompliment. Jana wandte sich wieder ab. Ich nahm an, sie wusste nicht so recht, was sie sonst noch dazu sagen könnte.
 

James kam jetzt ins Wasser zu uns.
 

„Da denkt man, man hat einmal Ruhe!“, murrte er.
 

Jana verstand das als Aufforderung, uns alleine zu lassen und ging ein Stück weg von uns und ließ sich etwas im Wasser treiben.
 

Ansonsten verlief der Tag ruhig. Sirius war nun offensichtlich zu der Erkenntnis gelangt, dass er genug gestänkert hatte und ließ uns für den Rest des Tages in Ruhe. Allerdings warf er uns immer mal wieder belustigte Blicke zu, die James gerne mit einem drohenden Blick kommentierte. Sirius schien immer nur auf diesen Blick zu warten und schien sich darüber zu freuen, wie ein kleines Kind.
 

Später, beim Abendessen, machten wir uns noch ‘ne Uhrzeit aus, wann wir morgen früh frühstücken und anschließend zu unserer gemeinsamen Familientour aufbrechen wollten.
 

„Hoffentlich verschlafen die beiden Langschläfer nicht wieder“, meinte James‘ Vater mit einem Grinsen. James streckte ihm nur gelangweilt die Zunge raus und sagte nichts weiter dazu.
 

Nach dem Essen dann, verschwanden wir auf unsere Zimmer.
 

„Aber nicht, dass ihr mir unanständige Dinge anstellt!“, rief Sirius uns hinterher, als James noch mit zu mir kommen wollte.

„Das muss genau der Richtige sagen!“, erwiderte James trocken. „Und du schließt schon wieder zu viel von dir auf andere.“

„Ich meine ja nur“, antwortete Sirius mit unterdrücktem Lachen. „Du bist ja noch so unerfahren. Da muss ich ja auch ein wenig auf dich aufpassen.“

„Das reicht!“, entgegnete James etwas gereizt. „Mach dich auf was gefasst!“
 

Sirius lachte bloß und war schneller in seinem Zimmer verschwunden, als James und ich gucken konnten. Jana schüttelte bloß leicht den Kopf und folgte ihm.
 

James blieb nicht zu lange bei mir. Er schien nur etwas die Ruhe vor Sirius zu genießen.
 

„Er war noch nie so anstrengend gewesen“, fand er.

„Ach ja?“, entgegnete ich. „Ich finde, er war schon immer anstrengend.“

„Normalerweise eigentlich nicht“, widersprach James und grinste etwas. „Aber ich glaube, er will mich heute irgendwie ärgern.“

„Nur dich? Er hat es regelrecht auf uns abgesehen!“
 

James grinste.
 

„Ich werd' mich schon ordnungsgemäß dafür rächen“, versprach er. „… Aber ich werd' dann mal wieder zu Jana und ihm rüber gehen. Nicht dass er noch anfängt zu weinen, weil er mich so sehr vermisst.“
 

Ich musste lachen. Er küsste mich noch einmal zum Abschied und ging aus dem Zimmer.
 

Ich brauchte einen Moment, um mich zu sammeln. Dann erinnerte ich mich daran, dass ich ja noch mit Marlene reden wollte und ich griff nach dem Zwei-Wege-Spiegel.
 

„Marlene“, rief ich. Ihr Gesicht erschien im Spiegel.

„Lily!“, grüßte sie mich fröhlich. „Du hast an mich gedacht. Ich bin sehr beeindruckt!“

„Wie könnte ich dich eigentlich als meine beste Freundin vergessen?“

„Naja dein Kopf ist ja immerhin auch gerade mit anderen wichtigen Dingen beschäftigt. Da muss ich schon paar Zugeständnisse machen.“

„Sehr zuvorkommend von dir. Sirius macht da keine.“
 

Ich erzählte ihr von meinem Tag heute und sie lachte.
 

„Da denkt man immer, die beiden wären sich so ähnlich!“, lachte sie. „Aber das muss sehr unterhaltsam sein. Ich wäre gerne dabei.“

„Es wäre vielleicht unterhaltsam, wenn es dabei nicht um mich ginge.“

„Mach dir nichts draus. Sirius ist doch bloß neidisch.“

„Da kann er sich ja mit Petunia zusammen tun. Die ist auch schon seit sechs Jahren bloß neidisch.“
 

Marlene lachte.
 

„Naja, ich hoffe, er ist nicht so extrem neidisch, wie deine liebenswerte Schwester“, lachte sie. „Aber wie auch immer… Du wolltest mir noch von deinem Tag gestern erzählen.“
 

Also kratzte ich noch zusammen, was vom gestrigen Tag noch so hängen geblieben war und Marlene hörte gespannt zu.
 

„Wie kann es dich eigentlich überraschen, dass in seinem Kopf schon alles so fest geplant ist?“, wollte sie wissen. „Ganz ehrlich, das war doch mehr als offensichtlich!“

„Aber woher soll ich wissen, was in zehn Jahren sein wird?“, entgegnete ich.

„Ach, das weiß niemand. Aber wenn alle mit dieser Einstellung an dieses Thema rangehen würden, dann würde niemand heiraten. Außerdem glaube ich aber, dass ihr gut zusammen passt.“

„Ach ja? Und was macht dich da so sicher?“

„Ihr ergänzt euch. Er hat die Lockerheit und den Optimismus, die dir fehlen und du kannst ihn ein wenig bändigen.“

„Na wenn du das sagst…“
 

Den ganzen Abend unterhielten wir uns noch über dieses Thema. Marlene gab mir noch alle möglichen Tipps, die ihr so in den Sinn kamen, doch ich hatte das Gefühl, dass ich mir nicht einmal die Hälfte davon würde merken können.
 

Irgendwann, als es schon wirklich spät war, verabschiedete ich mich dann von ihr, weil ich ja morgen wieder früher raus müsste.
 

„Dann bis morgen Abend“, verabschiedete sich Marlene. „Meld‘ dich, wenn du von eurem Ausflug zurück bist und erzähl mir alles.“

„Mach ich“, versprach ich. „Bis dann.“
 

Mit diesen Worten war ihr Gesicht auch schon wieder aus dem Spiegel verschwunden. Ich machte mich bettfertig und stellte mir noch meinen Wecker. Danach drehte ich mich auf die Seite und ich war diesmal ziemlich schnell eingeschlafen.

Post aus Hogwarts

Die Tage verstrichen mittlerweile fast wie im Flug. Es gab in der folgenden Woche kaum einen Tag, an dem wir nicht irgendwo hin einen Ausflug machten. Meistens war ich mit James, Sirius und Jana unterwegs, während unsere Eltern den Tag ebenfalls gerne gemeinsam verbrachten. Es war fast schon ein bisschen gruselig, wie gut sich unsere Eltern verstanden.
 

Nur Petunia hatte absolut keine Lust großartig was von der Insel zu sehen, sondern blieb lieber tagtäglich im hoteleigenen Pool, es sei denn ein gemeinsamer Familienausflug war angesetzt. Dann musste sie wohl oder übel mit. Ich hätte sie persönlich lieber nicht gezwungen. Sie zeigte nämlich jedes Mal deutlich, dass sie absolut keine Lust hatte.
 

Mittlerweile war es Samstagabend und wir saßen nach dem Abendessen noch zu viert in der Hotelbar und spielten Karten, um den Tag ausklingen zu lassen. Sirius hatte aufgehört zu stänkern. Vielleicht war es ihm zu langweilig geworden oder er hatte es einfach satt gehabt, dass James ihn jeden Morgen mit immer kälterem Wasser abduschte, um ihn zu wecken. Mittlerweile konnte er auch ganz umgänglich sein.
 

„Wo wollen wir eigentlich morgen hin?“, fragte James in die Runde, ohne jedoch von seinen Karten aufzugucken.

„Also ich hab keine Präferenzen“, antwortete Sirius.

„Ich würde gern mal nach Valletta“, schlug ich vor. Das war die Hauptstadt von Malta und ich war sehr gespannt, was es dort wohl so zu sehen gab.

„Also ich hätte nichts dagegen“, bestätigte James.

„Ich auch nicht“, meinte Jana.

„Das klingt entschieden“, schloss James und damit war das Ausflugsziel für morgen festgelegt.
 

In diesem Moment kam James‘ und Janas Mutter zu uns in die Bar.
 

„Ich wollte euch bloß fix noch mal eine gute Nacht wünschen“, sagte sie. „Und ich weiß nicht, ob wir uns morgen früh noch sehen werden, also wünsche ich euch jetzt schon mal einen schönen Tag zusammen.“
 

Unsere Eltern würden morgen einen gemeinsamen Ausflug machen. Sie waren noch nicht in Marsaxlokk gewesen und wollten morgen früh recht zeitig los, um mehr Zeit zur Verfügung zu haben.
 

„Danke, euch auch“, erwiderten James, Sirius, Jana und ich nahezu gleichzeitig. Jana gab ihrer Mutter auch einen kurzen Kuss auf die Wange.

„Passt aber ein bisschen auf euch auf“, fuhr Mrs Potter fort. „Und James, du weißt-“

„Ja, Mum“, versicherte er ihr, noch bevor sie hatte fertig reden können. Sie nahm es so hin.

„Nun gut“, schloss sie. „Gute Nacht euch allen und schlaft dann gut.“

„Gute Nacht“, antworteten wir im Chor und Mrs Potter wandte sich wieder um zum Gehen.
 

Lange blieben wir dann auch nicht mehr auf. Schon etwa eine Viertelstunde später begaben wir uns dann bereits auf unsere Zimmer.
 

„Schlaf gut, Lily“, wünschte James mir und gab mir einen zärtlichen Kuss auf den Mund.
 

Eigentlich sollte ich mich daran ja so langsam gewöhnt haben. Er gab mir ständig einen Kuss. Meistens einfach nur so nebenbei. Trotzdem startete in meiner Magengegend immer noch jedes Mal ein kleines Feuerwerk.
 

„Du auch“, antwortete ich und erwiderte seinen Kuss. Dann gingen wir beide in unsere Zimmer und schlossen die Türen hinter uns.
 

Ich musste mich nur noch bettfertig machen. Mit Marlene hatte ich vorhin schon gequatscht gehabt. Sie wollte natürlich immer noch über alles auf dem Laufenden gehalten werden. Schließlich konnte sie ja als meine beste Freundin nicht einfach ahnungslos bleiben, darüber, was ich hier so erlebte.
 

Innerhalb von fünf Minuten hatte ich mich also fertig gemacht und lag in meinem Bett. Ich drehte mich auf die Seite und war dann auch sehr schnell eingeschlafen.
 

Am nächsten Morgen – und es kam mir fast so vor, als hätte ich mich gerade erst hingelegt – weckte mich ein Klopfen an der Tür. Ich sah auf meinen Wecker. Er hatte noch nicht geklingelt und eigentlich hatte ich auch noch ein paar Minuten Zeit. Das wunderte mich ein wenig.
 

Es klopfte noch mal und ich stand auf, um aufzumachen. James stand vor der Tür.
 

„Guten Morgen“, grüßte er mich und drückte mir ein kurzes Küsschen auf den Mund. Doch er wirkte ernst.

„Morgen“, antwortete ich. „Was ist los, wollt ihr schon so zeitig los?“

„Nein. … Hör mal, würde es dir viel ausmachen, wenn wir den Ausflug verschieben? Jana geht’s nicht so gut.“

„Oh! Nein, ist schon OK. Dann verbringen wir den Tag heute eben hier. Was ist mit ihr?“

„Ach, eigentlich ist es nichts weiter Ernstes. Ich glaube, unsere Klimaanlage war ihr wohl etwas zu kalt eingestellt und sie hat sich bei dem ständigen Temperaturwechsel zwischen draußen und drinnen etwas erkältet. Oder die letzten Tage waren einfach etwas zu viel Action für sie. Sie reagiert da halt etwas empfindlich.“

„Oh, OK. Ich komm dann zu euch rüber. Habt ihr schon gefrühstückt?“

„Nein, noch nicht. Aber geh du ruhig schon mal. Ich werd' mir dann wohl was zu essen holen, wenn Tatze aufgewacht ist.“
 

Ich hob etwas irritiert die Augenbrauen, doch ich sagte nichts weiter dazu.
 

„Dann bis nachher“, sagte ich und gab ihm noch einen fixen Kuss auf die Wange. Er ging wieder zurück in sein Zimmer und ich zog mich um.
 

Ich hielt mein Frühstück recht kurz und ich packte auch was für die Jungs und Jana mit ein. James musste ja nicht erst sonst wann frühstücken. Er freute sich darüber.
 

„Danke“, sagte er strahlend, als ich ihm sein Frühstück reichte. Und er drückte mir einen Kuss auf die Wange.
 

Er saß auf seinem Bett neben Jana. Sie schlief und sah auch ziemlich schwächlich aus. Ihr Gesicht war gerötet und sie schien zu schwitzen.
 

„Hat sie Fieber?“, wollte ich wissen.

„Ja, das kommt schnell vor bei ihr“, erwiderte James. „Eigentlich ist es nicht weiter schlimm. Sie wird sich schon wieder erholen. Sie sollte nur halt nicht unbedingt alleine hier bleiben und Mum und Dad sind wahrscheinlich schon unterwegs.“

„Bist du sicher, dass sie keinen Heiler braucht?“

„Sie hat das nicht zum ersten Mal.“

„Was hat sie eigentlich?“

„Meinst du jetzt gerade oder generell?“

„Generell.“

„Irgendsowas Komisches. Ich vergesse immer, wie das heißt, aber sie bekommt ständig Krampfanfälle, immer dann wenn sie zu viel Stress hat oder sich zu sehr anstrengt und so. Und allgemein ist sie anfällig für jeden Scheiß und wird schnell krank. Aktuell hat sie ‘ne recht gute Phase. Sie erholt sich meist recht gut wieder. Als sie acht/neun Jahre war, war sie mal ‘ne ganze Weile lang kaum zwei Wochen am Stück ‚gesund‘, dann hatte sie sich wieder was gefangen und lag mehrere Wochen flach. Ich glaub, das war die schlimmste Phase, die sie bisher hatte.“

„Aber ist das dann nicht auch gefährlich für sie nach Hogwarts zu gehen?“

„Die Lehrer wissen Bescheid. Wenn sie im Unterricht ‘nen Anfall bekommt, dann bringen sie sie in den Krankenflügel. Und ansonsten hat sie auch einen Zwei-Wege-Spiegel, um mich zu rufen, wenn sie Hilfe braucht.“
 

Ich nahm das erstmal so hin. Aber ich hatte schon beobachten können, dass James‘ Eltern durchaus ein sehr genaues Auge auf Jana hatten und mit Sicherheit hatten sie ihr nicht leichtfertig erlaubt, nach Hogwarts zu gehen. James beantwortete mir meine Frage, noch bevor ich sie überhaupt gestellt hatte.
 

„Ich habe Mum und Dad überredet, Jana nach Hogwarts zu lassen“, erzählte er. „Ich musste ihnen versprechen, dass ich immer gut auf sie aufpassen würde. Deswegen hab ich ihr auch den Spiegel geschenkt. Mum hat schon halb die Krise gekriegt, als Jana nach Hufflepuff sortiert worden ist und nicht zu mir nach Gryffindor.“

„Und wie kommst du zu ihr, wenn sie mal in ihrem Gemeinschaftsraum ist und deine Hilfe braucht?“

„Ich geh zu ihr in den Gemeinschaftsraum.“
 

Ich blickte ihn ungläubig an. Es gab zwar einige Schüler, die Freunde aus anderen Häusern hatten, aber niemand besuchte sich gegenseitig in den anderen Gemeinschaftsräumen.
 

„Was?“, fragte James, als er meinen Blick sah. „Was bleibt mir denn sonst übrig? Außerdem wissen alle Bescheid, die Bescheid wissen müssen.“

„Aha…“
 

Ich wusste nicht so recht, was ich antworten sollte, also beließ ich es dabei. In diesem Moment klopfte eine Eule ans Fenster. James ließ sie rein
 

„Post aus Hogwarts“, meinte er und warf mir meinen Brief zu. An Miss Lilian Cattleya Evans stand auf dem Umschlag.

„Danke“, erwiderte ich und öffnete ihn, während er die Briefe für Jana und Sirius jeweils auf ihre Nachttische legte.
 

Mir fiel ein Abzeichen in den Schoß, als ich meinen Brief geöffnet hatte.
 

Sehr geehrte Miss Evans,
 

wir freuen uns Ihnen mitteilen zu können, dass Sie zur Schulsprecherin gewählt worden sind. Bitte kommen Sie am ersten September zu mir ins Büro, um Ihre Aufgaben zu besprechen.
 

Mit freundlichen Grüßen
 

Professor M. McGonagall
 

Die anderen Seiten waren die üblichen Einkaufslisten für das neue Schuljahr.
 

„Warum überrascht mich das jetzt nicht?“, kommentierte James, als er sich wieder neben mich setzte. Er nahm das Schulsprecherabzeichen in die Hand, um es zu betrachten.

„Ich hab auch hart dafür gearbeitet“, antwortete ich und war auch ein wenig stolz auf meine Leistungen.
 

Er grinste nur und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann wandte er sich seinem eigenen Brief zu. Ihm fiel das gleiche Abzeichen in den Schoß.
 

„Aber das überrascht mich!“, meinte er und er wirkte schon fast ein wenig entsetzt.
 

Er warf noch einmal einen Blick auf seinen Umschlag, um zu überprüfen, ob der Brief auch wirklich für ihn war. Aber dort stand sein vollständiger Name, James Fleamont Potter, und auch der Brief selbst war an ihn gerichtet und enthielt das gleiche Schreiben von Professor McGonagall, das sie auch an mich gerichtet hatte.
 

„Das muss ein Fehler sein!“, fand James und er starrte genauso ungläubig auf das Abzeichen, wie ich. „Moony sollte doch Schulsprecher werden!“
 

Im Stillen gab ich ihm Recht. Ich wusste allerdings gerade nicht, was ich darauf antworten sollte. Irgendwie freute ich mich schon für James, aber auch ich hatte erwartet, dass Remus Schulsprecher werden würde und nicht James.
 

„Äh… herzlichen Glückwunsch“, gratulierte ich, noch immer etwas geplättet.

„Danke, aber das muss trotzdem ein Fehler sein“, entgegnete James und er kramte schon nach Pergament und Feder, um Professor McGonagall zu antworten, als ihm noch eine kleine Notiz auffiel, die noch mit im Umschlag steckte.
 

Sehr geehrter Mr Potter,
 

ich kann mir vorstellen, dass Sie vielleicht etwas überrasch sein mögen, aber ja, Sie sind wirklich Schulsprecher. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Urlaub.
 

Mit freundlichen Grüßen

Professor A.P.W.B. Dumbledore
 

James klappte die Kinnlade herunter, als er die Notiz gelesen hatte und ich hatte ihn noch nie so sprachlos erlebt.
 

„Tja, seine Gedankengänge sind wohl unergründlich“, kommentierte ich, während ich ihm noch immer über die Schulter blickte.
 

Ich bekam keine Antwort. James starrte immer noch sprachlos auf seinen Brief, sein Abzeichen und die Notiz von Dumbledore. Schließlich, nach einer gefühlten halben Ewigkeit, sah er auf und zu Sirius hinüber, der immer noch tief und fest schlief und von alledem nichts mitbekommen hatte.
 

„Tatze“, rief er. „Tatze, wach auf!“
 

Sirius rührte sich nicht. James zog nur eine Grimasse und kramte in seinem Nachttischschrank nach etwas. Er zog einen Stapel Pergament heraus, riss ihn in Stücke und formte kleine Kügelchen, die er nun Sirius an den Kopf schmiss.
 

Ich beobachtete das Spiel halb irritiert, halb belustigt, wie James Sirius hartnäckig mit diesen Pergamentkügelchen beballerte. Sirius bemerkte es erst nicht, doch irgendwann drehte er sich zumindest schon mal mürrisch auf die andere Seite, was James allerdings nicht daran hinderte, weiterzumachen.
 

„Tatze“, rief er erneut. „Aufwachen!“

„Wieso?“, kam es schließlich verschlafen von Sirius und er hob mürrisch den Kopf.

„Dumbledore ist verrückt geworden!“

„Das ist doch nichts Neues!“
 

Mit diesen Worten wollte er sich schon wieder in sein Kopfkissen sinken lassen. Doch James bewarf ihn immer noch mit den Pergamentkügelchen.
 

„Er hat mich zum Schulsprecher gemacht!“, teilte er ihm mit.
 

Mit einem Mal saß Sirius kerzengerade in seinem Bett.
 

„Bitte was?“, fragte Sirius. „Du? Schulsprecher? Ist der verrückt geworden?“

„Hab ich doch gerade gesagt!“, antwortete James.

„Ja, aber ich konnte ja nicht ahnen, dass er so verrückt geworden ist!“, rechtfertigte sich Sirius und sprang auf, um sich das Abzeichen und den Brief näher anzusehen.
 

So langsam fand ich James‘ Reaktion echt witzig.
 

„Also eigentlich könntest du dich auch einfach darüber freuen“, schlug ich vor, doch ich erntete nur entsetzte Blicke und mittlerweile konnte ich mir ein Lachen kaum noch verkneifen.

„Das ist nicht witzig!“, fand James. „Ich bin dafür nicht geschaffen. Und Moony hat es sich viel eher verdient!“

„Dann sieh es halt als Herausforderung. Oder kneifst du vor Herausforderungen?“, erwiderte ich.
 

Darauf schien ihm nichts mehr einzufallen und auch Sirius zog zwar missbilligend eine Grimasse, sagte jedoch nichts mehr dazu. Er warf James‘ Abzeichen wieder zurück auf das Bett.
 

„Wie spät ist es eigentlich?“, wollte er wissen. „Wann wollen wir los nach Valletta?“

„Wir fahren heute nicht“, antwortete James und nickte zu Jana hinüber. „Jana ist krank.“

„Oh!“, kommentierte Sirius bloß.
 

Jana war inzwischen aufgewacht und guckte uns an. Allerdings schien sie nicht fit genug zu sein, um sich bemerkbar zu machen. Sie langte nach James‘ Abzeichen, um es näher zu betrachten und grinste bloß leicht. Die Jungs jedoch bemerkten es nicht.
 

„Ich kann doch auf Jana aufpassen“, schlug Sirius vor, „und ihr zwei verliebten Turteltauben könnt euch ja ‘nen schönen Tag zusammen machen. Mir ist heute eh nicht wirklich nach rumlaufen. Ich lieg lieber etwas faul herum und denke mir ein paar Streiche für Schniefelus aus.“

„Warum hab ich das Gefühl, dass du nur nicht sagen willst, dass dich ein Ausflug nach Valletta einfach nicht interessiert?“, antwortete James.
 

Sirius zögerte.
 

„Na gut, du hast mich erwischt!“, gab er schließlich zu. „Aber ich bin ja gestern auch überstimmt worden. Da konnte ich ja nichts mehr dagegen sagen!“

„Du hattest gesagt, du hättest keine Präferenzen. Das ist ein Unterschied!“, stellte James klar.

„Jaja“, antwortete Sirius nur. „Also was ist jetzt? Macht ihr euch doch zu zweit einfach ‘nen schönen Tag in Valletta und ich bleib hier bei Jana.“
 

James überlegte und er sah Jana an. Jetzt erst bemerkte er, dass sie wach war.
 

„Was hältst du davon?“, fragte er sie.
 

Sie schien zu schwach, um reden zu können. Gerade einmal ein paar Handzeichen bekam sie zustande. Aber James schien sie zu verstehen.
 

„Ich weiß“, antwortete er ihr. „Aber ich seh‘ dir doch an, dass du traurig wärst, wenn du nicht mitkönntest.“
 

Wieder antwortete sie mit einem Handzeichen.
 

„Nein, ich fände es trotzdem nicht fair, dir gegenüber“, widersprach James. „Wir machen halt einfach heute ‘nen Ruhigen und gehen halt abwechselnd mal runter zum Strand.“
 

Ich wusste nicht, was Jana ihm gesagt hatte, aber ich fand es süß von ihm, dass er das Angebot ihr zuliebe ausschlug. Noch bis vor ein paar Wochen hätte ich mir sowas von ihm nie vorstellen können. Und in diesem Moment wünschte ich mir, Petunia und ich hätten noch so eine enge Geschwisterbeziehung wie damals.
 

Ich sah, wie Sirius die Augen verdrehte.
 

„Heißt das jetzt, ich muss mir euer Geturtel heute den ganzen Tag mit ansehen?“, warf er ein und er deutete auf James und mich. Ich wurde etwas rot.

„Jetzt tu nicht so!“, erwiderte James. „Du bist mit deinen ganzen abgeschleppten Weibern noch viel schlimmer als Lily und ich!“

„Ich habe nie mit denen rumgeturtelt und schon gar nicht so!“

„Du bist auf eine andere Art schlimm und das reicht vollkommen aus!“
 

Sirius schien eingeschnappt, gab sich aber wohl widerwillig geschlagen. Jana machte wieder eine Geste. Ich verstand sie nicht und James hatte gerade nicht hingesehen.
 

„Ich glaube, Jana wollte gerade etwas sagen“, wies ich James darauf hin.
 

Er wandte sich wieder zu ihr um und sie wiederholte ihre Geste. Er grinste nur und verwuschelte ihr etwas die Haare, ohne zu antworten. Auch Sirius schien zu verstehen, was Jana sagte. Doch er streckte James nur die Zunge raus. Irgendwie fühlte ich mich etwas außen vor.
 

Später, als James und Sirius sich geeinigt hatten, wie sie sich abwechseln würden auf Jana aufzupassen und James und ich zu zweit unten in der Bucht saßen, sprach ich ihn darauf an.
 

„Was hat Jana vorhin eigentlich gesagt?“, wollte ich wissen.

„Wann genau?“, fragte James zurück.

„Zum Beispiel, als du sie gefragt hattest, was sie von Sirius‘ Vorschlag hält.“

„Nur, dass wir das wir das Angebot ruhig annehmen könnten. Aber ich weiß, dass sie eigentlich schon ganz gerne mitwill. Also fand ich es nicht fair.“

„Ich wusste gar nicht, dass du Zeichensprache beherrschst.“

„Naja eigentlich nicht wirklich“, antwortete James. „Jana und ich haben uns ganz viele Zeichen über die Zeit selber ausgedacht. Sie muss sich ja irgendwie verständigen, wenn sie krank ist. Ihr versagt dann immer die Stimme.“

„Aber Sirius versteht sie auch?“

„Joah, klar, er ist ja auch schon lange genug mein bester Freund und er kennt ja auch Jana schon seit Ewigkeiten. Da hat er das alles mitgekriegt.“

„Und was hat sie gesagt, als du ihr so die Haare verwuschelt hast?“
 

Er grinste.
 

„Sie wollte mir nur sagen, dass sie nicht Tatzes Meinung ist, als er sich beschwert hat, wir würden zu viel rumturteln“, sagte er. „Es war halt einfach niedlich.“
 

Wieder wurde ich leicht rot und das Feuerwerk in meiner Magengegend kündigte sich wieder an. James drückte mir zufrieden einen Kuss auf die Stirn.
 

„Ich hab mich jedenfalls etwas außen vor gefühlt, als du dich mit Jana unterhalten hast und ich die einzige war, die sie nicht verstanden hat“, gab ich zu.

„Hm… ich kann ja versuchen, dir paar Zeichen zu erklären“, schlug James vor. „Aber ich glaube, du wirst sie bestimmt auch so verstehen lernen. Moony weist mich ständig darauf hin, dass es Luxus ist, wenn wenigstens ich laut antworte. Ihren Teil der Unterhaltung könne er wenigstens erahnen.“

„Wieso?“
 

James grinste.
 

„Ach nicht so wichtig“, wich er mir aus.

„Nein, das interessiert mich jetzt!“, beharrte ich.

„Sagen wir, Tatze und ich haben auch unsere Möglichkeiten uns nonverbal zu unterhalten. Und wenn wir sie dann irgendwann normal fortsetzen, gibt Moony uns immer sehr deutlich zu verstehen, dass er keinen blassen Dunst hat, worum es geht.“

„Und wie sieht diese Kommunikation aus?“

„Naaaa… das ist ein Geheimnis zwischen Tatze und mir!“

„Aber Remus weiß ja auch, dass ihr euch so verständigen könnt.“

„Ja, aber ich muss trotzdem erst Tatze fragen, ob er überhaupt möchte, dass ich das erzähle.“
 

Das war eine Ausrede. Das konnte ich deutlich an seinem Gesichtsausdruck erkennen. Irgendetwas sagte mir, dass er wohl glaubte, ich könne von seiner Antwort nicht sonderlich begeistert sein, aber ich tat erstmal so, als würde ich mich mit seiner Ausrede zufriedengeben. Ich würde aber sicherlich schon noch früh genug herausfinden, was er meinte.
 

Wir gingen noch kurz ins Wasser bis wir schließlich wieder nach oben gingen, um Sirius abzulösen. Auf dem Weg dorthin holten wir uns noch einen kleinen Imbiss und nahmen auch für Sirius und Jana etwas mit. Sirius tat schon ganz ausgehungert, als James ihm sein Mittagessen reichte.
 

„Da, nimm“, sagte er und hielt Sirius mit etwas Sicherheitsabstand das Essen hin. „Aber bitte friss mich nicht!“
 

Sirius grinste.
 

„Aber nur, wenn du genug mit hochgebracht hast“, erwiderte er.

„Fresssack!“, kommentierte James und setzte sich zu Jana aufs Bett, die wieder eingeschlafen war.
 

Nachdem Sirius gegessen hatte, schnappte er sich seine Badesachen und verschwand runter an die Bucht und James und ich waren wieder für uns, da Jana ja schlief.
 

Tatsächlich war sie den ganzen Tag über auch immer nur kurzzeitig mal wach und James musste ihr helfen, sich aufzusetzen, wenn sie etwas essen oder trinken wollte. Alleine auf sich gestellt wäre sie wohl absolut aufgeschmissen.
 

Wie sollte das mal laufen, wenn James Hogwarts abgeschlossen hatte und sie alleine war? Oder wenn sie dann selbst einmal mit Hogwarts fertig war? Obwohl, überlegte ich mir, das wäre wohl dann das geringere Problem. Denn dann könnte sie ja einfach entweder bei ihren Eltern wohnen bleiben oder eine WG aufmachen. Aber dazwischen lagen ja immerhin drei Jahre, die sie erst einmal überstehen musste.
 

Ich vermied es allerdings, James darauf anzusprechen. Ich wusste nicht so recht, wie ich das Thema auf taktvolle Art und Weise anfangen sollte.
 

Der Tag verstrich ohne großartig weiter aufregend zu sein. Als unsere Eltern von ihrem Ausflug in Marsaxlokk zurückkamen, kamen James und ich gerade aus dem Wasser, und wollten gerade Sirius von seiner Schicht auf Jana aufzupassen wieder ablösen.
 

Meine Eltern waren schon reingegangen, aber James‘ Eltern kamen uns entgegen, als wir die Stufen zum Hotel hochgingen.
 

„Hattet ihr selber keine Lust auf einen Ausflug heute?“, fragte Mr Potter uns.

„Wir haben uns heute Morgen kurzfristig um entschieden, weil Jana sich erkältet hat“, sagte James. „Tatze ist gerade bei ihr. Wir wollten ihn gerade wieder ablösen. Wie war’s in Marsaxlokk?“

„Ihr solltet doch die Klimaanlage nicht so kalt einstellen!“, warf Mrs Potter ihm vor, ohne auf seine letzte Frage einzugehen.

„Tut mir leid“, erwiderte James. „Aber wir haben die Klimaanlage gar nicht weiter angefasst, seit wir hier sind. Der ständige Temperaturwechsel zwischen drinnen und draußen war ihr halt auch so zu viel.“
 

Seine Mutter ging nicht weiter darauf ein. Sie wandte sich ab und ging voraus, um nach Jana zu sehen. Mr Potter dagegen schien weniger aufgelöst zu sein.
 

„Hat sie sich schwer erkältet?“, wollte er wissen.

„Es ist nicht schlimmer als sonst“, antwortete James und damit war sein Vater beruhigt.

„Wie war euer Tag sonst so?“, fragte er.

„Naja nicht weiter besonders“, erwiderte James. „Aber die Post aus Hogwarts ist gekommen.“

„Oh, gibt’s irgendetwas, was wir wissen sollten?“

„Lily und ich sind Schulsprecher geworden.“
 

Er sagte das möglichst beiläufig, aber ihm war noch immer die schiere Begeisterung darüber anzuhören, dass er selbst zum Schulsprecher ernannt worden war. Ich verkniff mir ein Lachen. Sein Vater starrte ihn verblüfft an.
 

„Da bekommen wir regelmäßig Post über diversen Blödsinn, den du und Sirius anstellt und ausgerechnet du wirst Schulsprecher?!“

„Frag mich doch nicht, was Dumbledore sich dabei gedacht hat“, gab James zurück. „Moony hat es sich verdient, der hätte Schulsprecher werden sollen. Aber vielleicht kann ich ja auf das Abzeichen verzichten und es an Moony weiterreichen.“

„Das glaube ich nicht“, widersprach ich. „Außerdem fände ich das auch irgendwie schade.“
 

James‘ Vater grinste mich jetzt an.
 

„Na jedenfalls herzlichen Glückwunsch, ihr beiden“, sagte er. „Und ich hoffe, du kannst James etwas im Zaum halten, dass er mit seiner neuen Aufgabe als Schulsprecher auch wenigstens ein bisschen vernünftiger wird.“
 

James schien beleidigt und streckte seinem Vater die Zunge raus. Ich dagegen musste lachen. Damit war das Thema jedoch vorerst wieder erledigt.

In der Winkelgasse

Auch der Rest des Urlaubs verging geradezu wie im Flug. Jana hatte sich nach nur zwei Tagen wieder erholt und wir hatten den Ausflug nach Valletta nachgeholt.
 

Die Städte um die Hauptstadt Maltas drum herum, waren alle miteinander verwachsen, sodass man spazieren gehen und gar nicht mitkriegen konnte, dass man sich bereits schon wieder im Nachbarort befand. Valletta selbst lag auf einer Halbinsel, die in eine große Bucht hineinragte. Und rings um die Bucht herum grenzten die anderen Städte jeweils direkt aneinander an.
 

In Valletta verbrachten wir die Zeit damit, durch die Parkanlagen zu spazieren und besuchten auch ein paar Museen – sehr zu Sirius‘ Leidwesen. Anschließend setzten wir mit der Fähre nach Sliema über. Diese Stadt lag westlich der Bucht, direkt am Mittelmeer. Hier spazierten wir die Uferpromenade entlang und gingen auch noch kurz ins Wasser.
 

Allgemein hatte Malta bis auf die Golden Bay und noch ein paar anderen Buchten kaum Sandstrände. Der Strand von Sliema war felsig, aber wenigstens war es hier unter den Füßen nicht ganz so heiß. Dafür musste man allerdings etwas vorsichtig sein, wenn man ins Wasser ging.
 

Nachdem wir den Nachmittag am Strand verbracht hatten, gingen wir noch etwas in einem Restaurant essen. Und natürlich bezahlte James wieder die gesamte Rechnung. Auch wenn ich wusste, dass er viel Geld hatte, kam ich mir immer noch unverschämt vor, aber er weigerte sich, mir zu sagen, wie viel ich ihm schuldete.
 

„Gib’s einfach auf“, hatte Sirius belustigt kommentiert. „Es ist allgemein so ziemlich sinnlos, mit James darüber zu diskutieren, wer die Rechnung bezahlt.“
 

Das hatte ich so hinnehmen müssen. Es gefiel mir immer noch nicht, aber ich hatte wohl keine Chance.
 

Danach jedenfalls machten wir uns wieder auf den Rückweg ins Hotel.
 

Auch die folgenden Tage waren noch recht actionreich. James achtete jetzt allerdings darauf Jana immer mal einen Tag Ruhepause zu gönnen, damit sie nicht gleich wieder krank wurde. Trotzdem war der Urlaub schneller wieder vorbei, als ich gucken konnte. Schließlich saßen wir auch schon wieder im Flieger zurück nach London.
 

„Kommst du uns noch besuchen, bevor wir wieder nach Hogwarts fahren?“, wollte James von mir wissen, als wir am Flughafen in London angekommen waren. „Wir könnten auch zusammen in die Winkelgasse gehen.“
 

Ich sah mich nach meinen Eltern um.
 

„Klar, von uns aus, gern“, beantwortete mir mein Vater die Frage, noch bevor ich sie stellen konnte. „Es wäre schön, wenn du trotzdem erstmal noch wieder mit nach Hause kommst. Aber warum trefft ihr euch nicht am Dienstag in der Winkelgasse und dann kannst du gerne den Rest der Ferien bei James verbringen.“

„Danke“, erwiderte ich und drehte mich mit einem Lächeln wieder zu James um. Auch er grinste zufrieden.

„Also dann bis übermorgen, Lily“, verabschiedete er sich und drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn.
 

Wir verabschiedeten uns alle voneinander und Petunia, Mum und Dad und ich fuhren wieder zurück nach Hause. Dort angekommen, packte ich meinen Koffer aus und meldete mich danach als erstes bei Marlene.
 

„Marlene“, rief ich. Ihr Gesicht erschien im Spiegel.

„Hey, Lily“, grüßte sie mich fröhlich. „Bist du wieder gut zu Hause angekommen?“

„Ja, danke der Nachfrage“, antwortete ich und grinste. „Ich hab auch viele schöne Souvenirs mitgebracht.“

„Sehr gut! Und wie geht’s James?“
 

Sie zwinkerte mir zu.
 

„Wir haben uns verabredet. Wir treffen uns übermorgen in der Winkelgasse und dann verbring ich den Rest der Ferien bei ihm.“

„Uiii!“
 

Marlene strahlte. Das war eindeutig eine Antwort nach ihrem Geschmack.
 

„Ich hoffe, das war eine Aufforderung für mich, dass ich übermorgen auch in die Winkelgasse soll“, fuhr sie fort.

„Als ob ich dich daran hindern könnte!“, erwiderte ich lachend. Ihr Grinsen wurde, soweit das möglich war, noch breiter.

„Naja es könnte ja immerhin auch sein, dass ihr die Zeit ganz für euch alleine genießen wollt.“

„In der Winkelgasse! Natürlich!“
 

Sie lachte.
 

„Ja, ist ja gut“, meinte sie schließlich. „Ich freu mich schon. Bring auf jeden Fall die Souvenirs mit. … Übrigens hab ich in Erfahrung gebracht, dass die Schulsprecher, ihre eigenen Schulsprecherräume in Hogwarts bekommen. Das ist doch perfekt, findest du nicht?“
 

Mir schlief ein wenig das Gesicht ein. James und ich waren erst frisch zusammen und schon gesonderte Schlafräume nur für uns zwei? Irgendwie wäre es mir in diesem Moment fast wirklich lieber gewesen, wenn Remus das Abzeichen bekommen hätte.
 

„Wie hast du das in Erfahrung gebracht?“, wollte ich wissen.

„Na ich hab Alice gefragt“, antwortete Marlene. „Sie sagte Frank hätte letztes Jahr eigene Räumlichkeiten zusammen mit seiner Schulsprecher-Partnerin gehabt.“

„Du hast es Alice schon erzählt?“

„Nein! … Naja es könnte sein, das ich ein paar kleine Andeutungen gemacht habe. … Aber ich habe ihr nicht verraten, dass du und James zusammen seid und dass er Schulsprecher ist. Ich habe nur neugierig getan!“
 

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Eigentlich hatte ich den Zeitpunkt, an dem ich mich den neugierigen Fragen meiner Mitschüler würde stellen müssen, so weit wie möglich hinaus zögern wollen. Möglichst erst nachdem das Schuljahr begonnen hatte. Wenn Alice jetzt also schon eine Ahnung haben sollte …
 

„Was guckst du so geschockt?“, riss mich Marlene wieder aus meinen Gedanken.

„Was hast du Alice genau erzählt?“, wollte ich wissen.
 

Sie seufzte kurz und dann versuchte sie sich an jede Einzelheit zu erinnern, die sie Alice geschrieben hatte. Es beruhigte mich ein wenig. Die „paar kleinen Andeutungen“, die Marlene fallen gelassen hatte mussten Alice wohl eher glauben lassen, ich wäre mit Remus zusammengekommen. Auch wenn das auch durchaus ‘ne Neuigkeit wäre, aber wohl nicht ganz so eine Überraschung, wie es tatsächlich war.
 

„Naja wie auch immer“, sagte ich schließlich. „Ich bin mir nicht sicher, ob mir private Räume mit James nicht noch zu viel sind. … Ich meine, hätte Remus das Abzeichen bekommen, wäre ich wohl etwas beruhigter gewesen, weil Remus ja kein – sagen wir – romantisches Interesse an mir zeigt. Dann wäre es eine reine schulische Zusammenarbeit.“

„Wo ist das Problem?“, wollte Marlene wissen. „Ihr habt doch trotzdem getrennte Schlafzimmer. Und James hat sich doch auch in eurem Urlaub ‚benommen‘, oder?“

„Ja, du hast ja Recht. Es ist halt trotzdem alles noch so neu für mich.“

„Ach, du wirst dich schon noch früh genug daran gewöhnen.“

„Wenn du das sagst.“
 

Wir unterhielten uns noch ein wenig über den Urlaub und die restlichen Ferien, aber im Grunde hielten wir unser heutiges Gespräch recht kurz und verabschiedeten uns dann auch bis Dienstag in der Winkelgasse.
 

Zwei Tage später brachte mich mein Vater nach London.
 

„Also dann, meine kleine Blume“, fing er an. „Ich wünsch dir und James viel Spaß zusammen und lass von dir hören.“

„Danke, Dad“, antwortete ich und ließ mir einen kurzen Abschiedskuss auf die Wange drücken.

„Wir sehen uns dann zu Weihnachten?“, fragte er. „Wenn ihr mögt, kann James ja gerne auch da sein.“

„Von mir aus, natürlich. Ich werde ihn fragen, was er davon hält.“

„Deine Mutter und ich würden uns jedenfalls freuen.“
 

In diesem Moment unterbrach uns eine Stimme.
 

„Hey, Lily!“
 

Ich wandte mich um. Alice Perks, Dorcas Meadowes und Mary MacDonald kamen auf mich zu. Sie waren in meiner Klasse.
 

„Hey“, grüßte ich die drei zurück.

„Wie waren deine Ferien bisher?“, wollte Dorcas wissen, als sie mich zur Begrüßung umarmte.

„Super, viel erlebt“, erzählte ich.

„Ich verabschiede mich dann also jetzt“, unterbrach mich mein Vater. „Viel Spaß und wir hören ja voneinander.“

„Ja, Dad, bis dann“, verabschiedete ich mich von ihm und er stieg ins Auto.
 

Ich wandte mich wieder zu meinen Klassenkameradinnen um.
 

„Verbringst du den Rest der Ferien noch bei Marlene?“, wollte Mary wissen.

„Nein, zur Abwechslung mal nicht“, erwiderte ich, aber ich wusste nicht so wirklich, wie ich ihr erklären sollte, wo ich wirklich den Rest der Ferien verbringen würde.

„Sag mal kann es sein, dass du und Remus jetzt irgendwie ein Paar seid?“, fragte mich Alice plötzlich unvermittelt.

„Nein! Wie kommst du darauf?“, erwiderte ich.

„Ach, keine Ahnung“, lachte sie. „Marlene hat mir bloß geschrieben und wollte alles über die Schulsprecherräume wissen. Das hat mich bloß neugierig gemacht.“

„Achso.“
 

Ich hoffte, James würde im Tropfenden Kessel auf mich warten und dass die drei Mädels gleich schon vorgehen würden und somit noch gar nicht mitbekommen würden, mit wem ich wirklich zusammengekommen war. Doch meine Hoffnung wurde genau im nächsten Augenblick zerschlagen.
 

„Lily!“, hörte ich James' Stimme und als ich mich umwandte, kam er schon, aus dem Tropfenden Kessel, direkt auf mich zu, umarmte mich zur Begrüßung und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

„Hi, James“, grüßte ich etwas verlegen zurück.
 

Alice, Dorcas und Mary starrten uns sprachlos und mit offenen Mündern an.
 

„Hallo, Mädels“, grüßte James die drei und grinste.

„Hi“, erwiderte Dorcas etwas verdattert. „Also… wir lassen euch zwei Süßen jetzt, glaube ich, erstmal alleine. Aber, Lily, du erklärst uns das ja sicherlich noch ganz ausführlich.“
 

Mary und Alice sahen nicht so aus, also wären sie von dieser Idee begeistert. Ich grinste bloß verlegen als Antwort und Dorcas schleifte die beiden mit sich.
 

„Heute geht bestimmt ganz Hogwarts einkaufen“, befürchtete ich etwas wehleidig.
 

James grinste.
 

„Und wenn?“, fragte er mich und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.

„Ich weiß nicht“, erwiderte ich. „Ich bin seelisch, moralisch einfach noch nicht bereit, neugierige Fragen zu beantworten.“
 

Er lachte etwas.
 

„Dann hoffen wir mal, dass du Glück hast“, schlug er vor. „Wenn wir den dreien heute nicht mehr über den Weg laufen sollten, triffst du sie frühestens erst im Zug wieder. Bis dahin hast du ja Zeit, dich ausreichend darauf vorzubereiten.“
 

Ich grinste bloß etwas. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Wir gingen zusammen in den Tropfenden Kessel, wo Sirius und Jana schon auf uns warteten.
 

James ließ meinen Koffer erst einmal hinter dem Tresen verstauen.
 

„Hey!“
 

Marlene kam auf mich zugestürmt und umarmte mich kurz.
 

„Nur damit du schon mal Bescheid weißt“, fuhr sie ohne weiteres fort. „Ich habe Mary, Dorcas und Alice nichts erzählt.“

„Ach, sie sind dir also schon über den Weg gelaufen, ja?“, stellte ich etwas enttäuscht fest.

„Ja und sie sind völlig aus dem Häuschen! Ich musste mich richtig zusammenreißen, so zu tun, als wüsste ich noch von nix.“

„Danke.“
 

James und Sirius unterdessen schienen sich darüber zu amüsieren. Jana dagegen stand nur etwas schüchtern daneben.
 

Wir gingen alle gemeinsam in die Winkelgasse und ich kramte nach meiner Hogwarts-Einkaufsliste. Ich hatte letztes Jahr schon meine UTZ-Kurse so gewählt, dass ich problemlos entweder Heilerin oder Aurorin werden könnte: Verwandlungen, Zauberkunst, Kräuterkunde, Zaubertränke, Verteidigung, Pflege magischer Geschöpfe und Wahrsagen.
 

Pflege magischer Geschöpfe war zwar eigentlich nicht explizit gefordert. Aber ich dachte mir, falls ich Heilerin werden würde, könnte es nicht schaden verschiedene magische Geschöpfe und eventuelle Bisswunden einiger Exemplare zu erkennen. Und Wahrsagen hatte ich nur Marlene zuliebe gewählt.
 

Marlene, James und Sirius hatten fast die gleichen Kurse. Marlene hatte allerdings statt Pflege magischer Geschöpfe noch Alte Runen gewählt, weil sie das Fach spannend fand und James und Sirius hatten Muggelkunde gewählt, auch wenn mir nicht ganz klar war, warum.
 

Ich wusste, dass Marlene sich immer noch nicht ganz im Klaren war, was sie nach ihrem Abschluss in Hogwarts überhaupt anfangen wollte. Aber mit ihren gewählten UTZ-Kursen war sie im Grunde recht flexibel. Ich vermutete, dass die beiden Jungs wohl ihre Kurse aus genau demselben Grund so gewählt hatten.
 

Unser erster Halt war also Flourish & Blotts, um unsere Bücher zu kaufen. Danach lud James mich auf einen Eisbecher in Florean Fortescues Eissalon ein, um ein wenig ungestörter zu sein. Die anderen gingen noch in die Apotheke.
 

James bestellte mir den größten Fruchteisbecher, den er auf der Karte finden konnte. Offensichtlich wollte er verhindern, dass ich mir absichtlich nur einen kleinen Becher bestellte.
 

„Du weißt, dass du alles, was du mir bisher ausgelegt hast, bis auf den letzten Knut von mir wiederbekommst“, versprach ich ihm.

„Nein, du wirst mir nichts zurück bezahlen“, lehnte James ab. „Ach komm schon! Was wäre ich für ein schäbiger Freund, wenn ich dich nicht für dich bezahlen würde?“

„Aber ich kann für mich selber bezahlen!“
 

Er grinste und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
 

„Na und?“
 

„Meine Augen wollen nicht glauben, was sie da sehen!“, hörten wir plötzlich hinter uns eine Stimme.
 

So waren wir also ungestört!
 

Wir wandten uns um. Remus kam mit einem breiten Grinsen auf uns zu. Auch James grinste jetzt noch ein wenig breiter und er zog mich zu sich ran.
 

„Hi, Moony“, rief er fröhlich.

„Was ist passiert?“, wollte Remus interessiert wissen. „Ihr seid doch nicht etwa tatsächlich jetzt zusammen?!“

„Doch“, erwiderte James glücklich und ich konnte immer noch nur ein wenig verlegen grinsen. „Aber, Moony, ich muss dir was Schreckliches gestehen.“

„Wie schrecklich kann etwas, das du mir gestehen willst, schon sein?“

„Dumbledore hat mich zum Schulsprecher ernannt!“
 

Remus lachte laut auf.
 

„Du? Schulsprecher?“, lachte er. „Wie ist er denn auf diese Schnappsidee gekommen?“

„Woher soll ich das wissen?“, erwiderte James und tat immer noch gespielt entsetzt. „Aber ich hab tatsächlich das Abzeichen per Post erhalten.“
 

Zum Beweis hielt er Remus das Abzeichen unter die Nase. Dieser zeigte sich unbeeindruckt.
 

„Und was ist daran jetzt so schrecklich?“, wollte er wissen. „Dass du tatsächlich mal ein gutes Vorbild darstellen musst?“
 

James war offensichtlich enttäuscht über Remus‘ Reaktion.
 

„Nein, aber du hast dir das Abzeichen doch eigentlich so verdient“, rechtfertigte er sich.
 

Remus lachte nur.
 

„Ach, naja jetzt brauch ich mir wenigstens nicht mehr so’n Stress machen, dich und Tatze zu versuchen zu zähmen“, lachte er. James streckte ihm beleidigt die Zunge raus. Ich dagegen musste mir stark ein Lachen verkneifen.
 

„Ist Wurmschwanz auch in der Winkelgasse?“, wechselte James das Thema.

„Nein, vermutlich nicht“, antwortete Remus. „Der hat mir geschrieben, dass er mit seiner Mutter Urlaub macht. Der kommt wohl erst nächste Woche wieder. Aber nächste Woche ist ja nun leider eher schlecht bei mir.“

„Achso“, erwiderte James.

„Na OK“, meinte Remus grinsend. „Ich lass euch dann mal wieder allein. Ich muss noch paar Sachen einkaufen und ihr wollt ja sicherlich für euch sein. Man sieht sich.“

„Bis denne!“, verabschiedete sich James.

„Ciao, Remus“, rief ich ihm noch hinterher. Er winkte noch kurz, dann ging er in Richtung Madam Malkins davon.
 

Ich wandte mich wieder James zu.
 

„Warum kann er nächste Woche nicht einkaufen gehen?“, fragte ich ihn neugierig.

„Ist das wichtig?“, erwiderte James. „Vielleicht hat er ja was vor.“

„Nein, er hat das nur so komisch gesagt.“

„Ist mir nicht aufgefallen.“

„Ach, vielleicht hab ich mir das ja auch bloß eingebildet.“

„Vermutlich.“
 

James war absolut bester Laune. Er nahm meinen Eislöffel in die Hand, schaufelte etwas Eis darauf und hielt es mir hin.
 

„Aber selber Eis essen darf ich schon noch, oder?“, protestierte ich und nahm ihm den Eislöffel wieder aus der Hand. Er lachte nur.

„Romantik musst du eindeutig noch lernen“, fand er.

„Man kann’s aber auch übertreiben!“, erwiderte ich.

„Findest du?“

„Du sprichst mir schon das Recht ab, für mich selber zu bezahlen. Ein bisschen Selbstständigkeit möchte ich aber schon noch gerne behalten.“

„Das ist ja was Anderes. Das eine hat ganz einfach was mit Höflichkeit zu tun. Es kann ja nicht sein, dass die Dame selber zahlen muss, wenn der Herr sie einlädt. Und wenn der Herr sie nicht einlädt dann ist das auch unhöflich. Das andere ist einfach nur romantisch.“
 

Er grinste mich breit an. Ich starrte nur verständnislos zurück.
 

„Und du meinst nicht, dass du mich in den letzten paar Wochen nicht schon oft genug eingeladen hast?“, fragte ich ihn.

„Nö!“, antwortete er mir vergnügt. „Außerdem, wenn ich dich selber zahlen lassen würde, dann müsstest du mich dich zum Ausgleich wenigstens füttern lassen.“

„Ich krieg die Krise!“
 

Ich vergrub mein Gesicht in meiner Hand. Hoffentlich hörte uns niemand zu. Der- oder diejenige müsste sich ja vor Lachen schon in die Hosen machen. James fand meine Reaktion aber offensichtlich sehr lustig.
 

„War ja nur ein Witz!“, versprach er mir. „Aber das Zahlen der Rechnungen fällt trotzdem in meinem Zuständigkeitsbereich.“

„Wozu will ich eigentlich später überhaupt mal Geld verdienen?“

„Wer hat dir eigentlich überhaupt gesagt, dass du das müsstest?“


 

„Ey, man darf euch echt nicht zuhören!“
 

Wir fuhren herum. Sirius, Jana und Marlene waren dazu gekommen und starrten uns interessiert an.
 

„Wo seid ihr auf einmal hergekommen?“, wollte James wissen.

„Wir stehen vielleicht gerademal seit einer Minute hier“, schätzte Sirius. „Wir sind Moony noch kurz über den Weg gelaufen, aber etwa seitdem verfolgen wir eure sehr spannende Unterhaltung. Und ich finde es doch sehr faszinierend, dass das Thema immer noch so ausgeschlachtet werden kann. Ganz ehrlich, Lily, warum gibst du’s nicht einfach langsam auf?“

„Ich finde es überhaupt faszinierend, dass man sich darüber streiten kann“, warf Marlene ein, noch bevor ich antworten konnte. „Es ist doch ein ungeschriebenes Gesetz der Höflichkeit, dass der Herr die Dame einlädt, bei einem Date!“
 

Hatten sich hier eigentlich alle gegen mich verschworen?
 

„Ich sehe, ich werde also überstimmt“, stellte ich fest und verschränkte meine Arme.

„Wirst du“, amüsierte sich James. „Aber wir können ja einen Kompromiss schließen, wenn du möchtest. Du könntest mich nächstes Hogsmeade-Wochenende auf ein Butterbier einladen.“

„Wie großzügig!“, erwiderte ich sarkastisch doch ich konnte selber nicht so wirklich ernst bleiben.
 

Sirius, Jana und Marlene setzten sich jetzt zu uns.
 

„Themenwechsel“, schlug Marlene vergnügt vor. „Lily, du hattest mir Souvenirs versprochen.“

Bei James

Nachdem wir den ganzen Tag in der Winkelgasse verbracht hatten, kehrten wir schließlich zum Tropfenden Kessel zurück. Während James meinen Koffer holen ging, verabschiedeten Marlene und ich uns voneinander.
 

„Also dann, wir sehen uns dann nächste Woche am Bahnhof“, meinte sie und umarmte mich zum Abschied.

„Ja, bis dann“, erwiderte ich. „Ich wünsch dir noch schöne Ferien bis dahin.“

„Ich euch auch. Und genieß die Zeit bei James.“
 

Sie zwinkerte und winkte mir noch einmal zu, bevor sie sich zum Kamin umdrehte und zu sich nach Hause reiste. Auch Sirius und Jana standen schon neben dem Kamin und warteten auf James und mich.
 

„Da bin ich“, rief James, als er mit meinem Koffer dazu kam.
 

Sirius griff schon nach dem Flohpulver.
 

„Ich reise voraus“, sagte er. „Dann weiß Lily gleich, wo sie hinmuss.“
 

Und damit warf er eine Hand voll Pulver in das Feuer und stieg in den Kamin.
 

„Hardwins Place“, rief er und schon verschwand er.

„Hardwins Place?“, wiederholte ich und blickte James an.

„Das war ein Vorfahre von mir“, erklärte er. „Meine Familie hält das Anwesen schon seit Generationen.“

„Aha.“
 

Auch Jana stieg in den Kamin und verschwand und James ließ mir nun den Vortritt. Ein Anwesen. Das klang so riesig!
 

Wir kamen in einem geräumigen, aber gemütlich eingerichteten Kaminzimmer an, wo Sirius und Jana auf uns warteten. In einem Erker, neben dem Kamin standen ein ausladendes Ledersofa und zwei großzügige Ledersessel um einen Couchtisch herum. An der Wand entlang fanden sich Bücherregale und Kommoden, in der Mitte des Raumes standen ein Tischchen und vier Stühle rund rum und überall standen blühende Topfpflanzen. Vom Fenster im Erker aus, hatte man einen sehr guten Blick auf den Garten.
 

„Willkommen bei mir zu Hause“, sagte James, nachdem er hinter mir aus dem Kamin gestiegen war. „Ich zeig dir erstmal dein Zimmer.“
 

Das Haus war wirklich riesig. Vom Kaminzimmer aus gelangte man in einen kleinen Flur, welcher, außer dem Kaminzimmer, auch in das Wohnzimmer führte. Auf der gegenüberliegenden Seite des Eingangsbereiches befand sich ein weiterer Flur, der, soweit ich das sehen konnte, in vier weitere Zimmer führte. Der Eingangsbereich selbst hatte eine offene Decke zum ersten Obergeschoss hin. An den Wänden hingen überall Familienportraits und ein großes, direkt neben der Eingangstür zeigte James und Jana als sie noch jünger waren.
 

James führte mich ins erste Obergeschoss. Hier lagen offenbar die Schlaf- und Gästezimmer. Auch hier führten links und rechts jeweils ein Flur ab, die in die Zimmer führten. Die Zimmer von James, Jana und Sirius waren direkt vom Flur neben dem Treppenaufgang erreichbar. Das Gästezimmer, in das James mich führte lag am Ende dieses Flures, neben dem von James und gegenüber von Sirius.
 

Das Zimmer glich fast einer Ferienwohnung. Es war unterteilt in zwei Zimmerchen, einem vorderen Aufenthaltsraum, mit einer gemütlichen Couch und einem großen Bücherregal, und einem hinteren Schlafzimmer, in dem ein breites Bett und ein Schreibtisch standen.
 

„Es ist der Wahnsinn hier“, fand ich.

„Danke“, erwiderte James und er schien sich darüber zu freuen.

„Warum habt ihr eigentlich so viele Zimmer?“

„Naja, meine Eltern haben dieses Haus halt geerbt und vor mir gab es wohl Generationen mit mehr Kindern. Im Stockwerk über uns sind noch mehr Zimmer. Dort nutzen wir aber zurzeit nur den einen Raum, der auf die Terrasse rausführt als zweites Wohnzimmer und den größten Raum als Dachboden.“
 

Er hatte so einen Unterton, oder vielleicht bildete ich mir das ja auch bloß ein, als ob er die anderen Zimmer zukünftig eigentlich schon gerne wieder nutzen würde. Ich ging lieber nicht darauf ein. Ich wollte mir jetzt noch keine Gedanken darübermachen, ob und wie viele Kinder ich später vielleicht mal in die Welt setzen würde.
 

Ein kleines Wesen mit großen Fledermausohren und leuchtenden blauen Glubschaugen kam mit einem großen Tablett mit einem Teller Keksen, einer Teekanne und einer Tasse ins Zimmer, das es auf den Tisch neben dem Sofa stellte. Dann drehte es sich zu mir um und verbeugte sich.
 

„Willkommen, Miss“, piepste es. „Ich bin Kirbie, die Hauselfe. Wenn Sie etwas brauchen, dann rufen Sie einfach nach mir oder nach Corbie.“

„Danke, Kirbie“, antwortete James und die Hauselfe drehte sich wieder um und verschwand aus dem Zimmer.
 

Ich blickte ihn blinzelnd an.
 

„Ihr habt eine Hauselfe?“, fragte ich etwas irritiert. Ich kannte bisher keinen, der eine Hauselfe besaß und ich wusste auch nicht viel, außer dass sie den Zauberern dienten.

„Zwei“, antwortete James. „Corbie und Kirbie.“
 

Ich blickte ihn immer noch verdutzt an.
 

„Die sind lieb“, fügte James hinzu, als er mein Gesicht sah. „Du könntest dir sogar, wenn du das wölltest, zu jeder Tages- und Nachtzeit ‘nen großen Teller Sandwiches bringen lassen. Das macht Tatze manchmal so. Aber du solltest sie auf jeden Fall sehr freundlich und respektvoll behandeln. Da legt Mum nämlich sehr großen Wert drauf.“

„Aha…“
 

Ich beließ es dabei, weil ich nicht so recht wusste, was ich darauf antworten sollte.
 

„Pack erstmal in Ruhe deinen Koffer aus“, schlug James vor. „Ich bin nebenan, wenn irgendwas sein sollte.“

„OK“, erwiderte ich. Er drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange und ging aus dem Zimmer.
 

Ich hatte nun Zeit, mich ausgiebig umzuschauen. Neben dem Schreibtisch, in meinem Schlafbereich befand sich eine Kommode, deren Innenraum magisch vergrößert war, sodass ich meine Kleidung gut darin verstauen konnte. Meine sämtlichen Schulsachen fanden gut in einem der beiden Beistellschränkchen neben dem Bett Platz. Auch deren Innenräume waren magisch vergrößert.
 

Ich packte meinen Koffer aus und sah mich noch ein wenig im Bücherregal um. Hier fanden sich alle möglichen Themen; Romane, Geschichtsbände, alte Zauberspruchbände, Lexika und so weiter und so weiter. Womöglich würde ich hier kaum zum Schlafen kommen und stattdessen die ganzen Nächte durchlesen.
 

Schließlich wandte ich mich von den Büchern ab und ging zu James rüber.
 

Sein Zimmer war in etwa so groß, wie meine beiden Zimmerchen zusammen. Es war durch ein Bücherregal in einen vorderen Lesebereich mit gemütlicher Sitzecke und einen hinteren Schlafbereich mit Schreibtisch unterteilt. Sein Schlafbereich war in den Gryffindorfarben gehalten und überall an den Wänden hingen Poster seiner Lieblings-Quidditchmannschaft, den Montrose Magpies. Sein Schreibtisch stand an der Rückwand des Bücherregals auf der Fensterseite, sein Bett, das ebenso breit war wie meins stand dem gegenüber.
 

Eine ältere Dame stand noch in seinem Zimmer und hatte bis gerade eben noch mit ihm geredet. Als ich dazu kam, wandte sie sich gerade um zum Gehen.
 

„Oh hallo“, grüßte sie mich lächelnd. „Herzlich willkommen bei uns zu Hause, aber ich lass euch zwei erstmal für euch.“
 

Damit verließ sie das Zimmer. Ich hatte eigentlich gedacht, dass James‘ Großmutter eigentlich schon verstorben wäre. Aber wenn ich es mir genau überlegte, hatte er ja eigentlich nur von einer Großmutter geredet gehabt. Bei so einem großen Haus war es ja auch gut möglich, dass seine noch verbliebene Großmutter mit unter einem Dach wohnte.
 

James saß lässig auf seinem Bett und grinste mich an, als ich mich ihm zuwandte.
 

„Wie gefällt es dir hier, bis jetzt?“, wollte er wissen.

„Es ist riesig!“, fand ich. „Ich denke, ich muss mich erst einmal daran gewöhnen, dass ihr zwei Hauselfen habt… und so viele Zimmer…“
 

Er lachte.
 

„Das wird hoffentlich nicht schwer“, sagte er.

„Mal sehen“, erwiderte ich lächelnd. „Du hattest mir gar nicht erzählt, dass deine noch verbliebene Großmutter auch hier wohnt.“
 

Er guckte mich verdutzt an. Doch dann stieß er plötzlich einen kurzen Lacher aus.
 

„Nein, was ich dir eigentlich vergessen habe, dir zu erzählen, ist, dass meine Eltern nur durch einen Trank so jung aussehen, wie du sie kennen gelernt hast,“ antwortete er und als er mein Gesicht daraufhin sah, lachte er noch mehr. „Ich hatte ja, glaube ich, erzählt, dass mein Vater Unternehmer war, oder? … Nun das Ding ist, dass er schon in den Ruhestand gegangen ist, bevor Jana und ich geboren wurden. Wir waren sozusagen noch eine Überraschung auf ihre alten Tage, aber in der Öffentlichkeit und um sich selber noch ein bisschen jünger zu fühlen, nehmen sie immer so einen Trank, um jünger auszusehen. Mein Vater hat ihn selber erfunden.“
 

Mir hatte es jetzt endgültig die Sprache verschlagen. James fand meinen Gesichtsausdruck offensichtlich witzig und zog mich lachend zu sich ran.
 

„Tut mir leid“, sagte er. „Das ist so normal für mich, dass ich gar nicht daran gedacht habe, dir das vorher zu sagen.“

„Gut, dass mir, ihr gegenüber, mein Gedanke nicht rausgerutscht ist“, kommentierte ich. „Sie hätte es mir wohl übelnehmen können.“

„Das glaube ich nicht“, versicherte James. „Woher hättest du es auch wissen sollen?“
 

Ich antwortete nicht darauf. Stattdessen wechselte ich lieber das Thema.
 

„Dein Vater hat also Tränke vertrieben, die einen jünger aussehen lassen?“

„Ähm, nein“, antwortete James. „Er hat zwar Tränke vertrieben, die er selber erfunden hat, aber den Trank, um jünger auszusehen hat er erst nach seinem Ruhestand erfunden, eben für sich selbst und Mum.“

„Und was hat er stattdessen für Tränke vertrieben?“

„Ähm…“
 

Aus irgendeinem Grund schien James das wohl etwas peinlich zu sein.
 

„Das meiste Geld hat er mit einem Trank eingenommen, der dafür sorgt, dass jede noch so unordentliche Frisur glatt liegt“, erzählte er etwas zögerlich.
 

Jetzt lachte ich.
 

„Aber du scheinst von diesem Trank noch nie was gesehen zu haben, oder?“, wollte ich wissen.

„NEIN!“, protestierte James empört. „Meine Haare sind nicht unordentlich! Die sind Stil! An meine Haare kommt NICHT EIN Tropfen von diesem Teufelszeug!“

„Dein Vater muss doch ziemlich enttäuscht sein, weil sein eigener Sohn seine Erfindung so ablehnt“, lachte ich.

„Dafür nutzt ja Tatze den Trank gelegentlich.“

„Aber der ist ja nicht sein Sohn.“

„Ach naja, seit er von sich zu Hause abgehauen ist, besteht da für ihn und meine Eltern kein Unterschied mehr. Mum und Dad haben ihn auch extra aufgefordert, dass er sie jetzt als seine neuen Eltern betrachtet.“
 

Damit wollte er offenbar diese Unterhaltung dem Ende zu führen. Ich tat ihm den Gefallen, aber es amüsierte mich immer noch.
 

Er zeigte mir den Rest des Hauses. Vom gegenüberliegenden Flur aus gelangte man in zwei weitere Gästezimmer, ein Badezimmer und das Schlafzimmer seiner Eltern. Im Erdgeschoss waren ein weiteres Badezimmer, die Küche, das Esszimmer und ein Hausaufgabenzimmer.
 

„Wozu braucht man ein Hausaufgabenzimmer?“, wollte ich wissen.

„Naja, damit du dir halt aussuchen kannst, wo du deine Hausaufgaben machen möchtest“, erwiderte James und zuckte mit den Schultern. „Je nachdem, wo du halt findest, dass du gerade am besten arbeiten kannst, könntest du entweder in deinem Zimmer lernen, im Wohnzimmer, im Kaminzimmer, hier oder unten in der Bibliothek.“

„Ihr habt ‘ne eigene Bibliothek?!?“

„Ja, unten im Keller. Meine ganze Familie ist ziemlich lese-verrückt und die ganzen Bücher haben sich über die Generationen hinweg angesammelt. Insgesamt müssen in diesem Haus bestimmt mehr Bücher sein, als in der Bibliothek von Hogwarts.“
 

Er grinste und mir hatte es die Sprache verschlagen und ich schüttelte etwas ungläubig den Kopf. Offensichtlich fand er jedoch meinen Geschichtsausdruck komisch.
 

„Du müsstest dich selbst mal beobachten“, meinte er belustigt.

„Ich bin nur etwas geplättet“, erwiderte ich. „Das Haus meiner Eltern ist nicht halb so groß wie das hier!“
 

Wieder zuckte er mit den Schultern.
 

„Wenn du willst, könnte ich dir ja anbieten, das Haus deiner Eltern größer zu zaubern“, schlug er vor. Ich prustete.

„Du hast echt ‘nen Vogel!“, antwortete ich darauf.

„Na was soll ich darauf schon antworten?“, wollte James wissen. „Ich bin halt hier aufgewachsen.“
 

Darauf fiel mir nichts weiter ein und in diesem Moment läutete eine der beiden Hauselfen eine Glocke, dass das Abendessen bereitstand.
 

***
 

Die Woche verging geradezu wie im Flug. James entführte mich fast täglich nach draußen, um den ganzen Tag durch die Landschaft zu spazieren. Nur ein paar Kilometer von hier lag das kleine Dorf Godrics Hollow, das er offensichtlich mochte. Und jedes Mal wenn wir durch dieses Dorf spazierten, wollte unbedingt an einem Haus vorbei, das offenbar leer stand.
 

Von außen betrachtet, wirkte es recht groß. Es hatte einen großen Garten und die Lage war idyllisch.
 

„Warst du schon mal drin?“, wollte ich wissen, als wir wieder an diesem Haus vorbeikamen. Es war schließlich offensichtlich, dass er wohl ein gewisses Interesse an diesem Haus hatte.

„Nein, aber ich wüsste, wer dieses Haus verkauft und könnte fragen, ob wir es uns ansehen dürfen“, schlug er vor.
 

Ich rollte mit den Augen. Er hatte doch nur darauf gewartet, dass ich frage!
 

„Warum nicht?“, antwortete ich.
 

Er grinste und schleifte mich förmlich zum Makler, der etwas überrascht schien, dass es tatsächlich noch Interessenten für dieses Haus gab. Offensichtlich stand dieses Haus schon länger zum Verkauf, aber niemand wollte es haben.
 

Es war geräumig und in gutem Zustand. James war hin und weg und ich konnte ihm ansehen, dass ich es ihm eh nicht ausreden könnte. Als der Makler jedoch den Preis nannte, stockte mir allerdings der Atem. Der war eindeutig zu hoch für meinen Geschmack. Das musste wohl der Grund sein, warum das Haus noch immer leer stand. Die Gegend hier war wohl zu abgelegen, als dass sich viele Interessenten gefunden hätten und für eine so abgelegene Gegend war der Preis wohl einfach zu unattraktiv. James allerdings schien noch immer die Ruhe selbst.
 

„Wir nehmen es“, sagte er unvermittelt.
 

Ich starrte ihn irritiert an.
 

„Wie?“, wollte ich wissen. „Du willst es dir nicht erst noch in Ruhe überlegen und vergleichen?“

„Nö“, antwortete er vollkommen überzeugt und er sah aus, als würde er sich gerade seinen Kindheitstraum erfüllen.

„Moment! Du hast gesagt ‚Wir nehmen es‘. Und WIR denken noch in Ruhe drüber nach und vergleichen!“

„Aber-“

„Wir melden uns“, teilte ich dem Makler freundlich mit und schleifte James nach draußen. Der guckte mich etwas bedröppelt an.
 

Ich wartete bis der Makler außer Hörweite war, dann wandte ich mich ihm zu.
 

„Hat dir das Haus nicht gefallen?“, fragte er, noch bevor ich etwas sagen konnte.

„Doch, aber das heißt doch nicht, dass ich es gleich kaufen wollte“, antwortete ich.

„Warum nicht?“

„Hast du den Preis mitbekommen? Das ist so teuer!“

„Ich fand nicht, dass es teuer ist.“
 

Natürlich! Er konnte es sich leisten. Und trotzdem…
 

„James, das geht mir einfach zu schnell“, erwiderte ich. „Ich dachte, wir wollten uns das Haus nur angucken, aber nicht, dass wir es gleich kaufen. Wir sind doch noch nicht mal drei Monate zusammen und auch noch nicht mit Hogwarts fertig und …“
 

Ich brach ab. Mein Gesicht glühte und das Ganze war mir etwas peinlich.
 

„Du hast Recht“, antwortete er. „Tut mir leid. Ich hatte versprochen, dir Zeit zu lassen, aber bin wohl etwas übermütig geworden.“
 

Ich konnte nur nicken.
 

„Wollen wir uns noch ein Eis holen und dann zurück nach Hause gehen?“, schlug er vor und ich war froh darüber.

„Gern“, sagte ich und er führte mich zur Eisdiele, nur ein paar Straßen weiter.
 

Natürlich war er mal wieder schneller damit selber zu bezahlen, noch bevor ich überhaupt nach meinem Portemonnaie greifen konnte. So langsam gewöhnte ich mich daran und sagte lieber nichts weiter dazu.
 

„Könntest du dir vorstellen, hier einmal zu wohnen?“, fragte er mich, als wir die Eisdiele wieder verließen und zu ihm nach Hause spazierten.

„James, bitte…“, erwiderte ich peinlich verlegen.

„Tut mir leid…“
 

Den Rest des Weges unterhielten wir uns lieber über neutralere Themen und James gab sich auch für den Rest der Ferien Mühe, mich nicht noch einmal so in Verlegenheit zu bringen.
 

***
 

Der Rest der Ferien verlief etwas ruhiger, aber trotzdem hatten James und ich genügend Zeit, die wir nur zu zweit verbrachten. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mir die Zeit jetzt fast schon ein wenig zu schnell verging. Ehe ich mich jedenfalls versah, waren die Ferien auch schon vorbei und wir machten uns auf den Weg zum Bahnhof Kings Cross zum Gleis 9 ¾.
 

Es war geradezu überwältigend, alle wiederzusehen. Es kam mir vor, als hätten die Ferien ein ganzes Jahr gedauert, so viel wie sich bei mir getan hatte. Jetzt, wo ich so drüber nachdachte, konnte ich es kaum selber glauben, dass ich noch vor zwei Monaten felsenfest davon überzeugt gewesen war, James und ich würden niemals zusammenkommen. Und jetzt hatte sich meine Meinung über ihn so grundlegend geändert.
 

Ich war glücklich darüber. Und in diesem Moment wurde mir das erst schlagartig bewusst. Die ganzen Ferien über war es mir fast wie in einem Traum vorgekommen, doch jetzt wurde es mir wohl erst so richtig klar.
 

Ich griff nach James‘ Arm und plötzlich machte es mir nichts mehr aus, dass all unsere Mitschüler uns anstarrten und aufgeregt über uns tuschelten. Es machte mir nichts mehr aus, dass Alice, Dorcas und Mary uns abfingen, noch bevor wir ein Abteil gefunden hatten. Sie überfielen uns geradezu mit ihren Fragen und ließen sich auch nicht abschütteln. Aber das alles machte mich jetzt irgendwie glücklich. Ich freute mich, Marlene wiederzusehen und erzählte ihr begeistert von der vergangenen Woche und sie war eine begeisterte Zuhörerin.
 

Jetzt auf einmal, nachdem es mir die ganzen letzten Wochen über noch ein wenig peinlich gewesen war, war ich nun nur noch glücklich darüber, mit James zusammen zu sein. Ich freute mich auf das neue Schuljahr, ich freute mich darüber, dass James und ich zusammen Schulsprecher waren und dass wir ein eigenes Appartement für uns haben würden und irgendwie kam es mir jetzt noch nicht einmal mehr so abwegig vor, für immer mit ihm zusammen zu bleiben.
 

„James“, flüsterte ich ihm ins Ohr, als wir offenbar den Großteil der neugieren Fragen beantwortet hatten und einen Moment Ruhe hatten.
 

Er drehte seinen Kopf zu mir.
 

„Ja?“, fragte er.

„Ich glaube, mir wird jetzt erst so richtig klar, wie glücklich ich eigentlich bin“, erzählte ich ihm. Er grinste.

„Das ist mir schon lange klar!“, neckte er mich.

„Ich weiß. … Ich liebe dich.“
 

Und ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, noch bevor er Zeit hatte zu antworten. Er ließ sich nicht lange bitten, um den Kuss zu erwidern und alles, was jetzt noch um uns herum geschah, war uninteressant.
 

THE END
 



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  Omama63
2016-07-15T19:45:00+00:00 15.07.2016 21:45
Eine super FF.
Es ist schön einmal wieder etwas von den Beiden zu lesen.
Deine FF hat mir sehr gut gefallen.
Klasse geschrieben.

Lg
Omama63
Von:  MeriRene
2016-01-17T09:27:23+00:00 17.01.2016 10:27
Wieder ein sehr schönes Kapitel.
Ich vermute, dass Lily und James zusammen sind, verbreitet sich schneller als sie denkt, jetzt wo es schon ihre Freundinnen wissen.
Allerdings finde ich James Versuch, sie zu füttern auch etwas übertrieben. Es gibt vielleicht verliebte Paare, die so was durchziehen, aber Lily ist da doch eine Spur zu ernst. Trotzdem eine sehr lustige Szene :D
Hach und Remus <3 Klingt aber so, als ob er nächste Woche wieder ein haariges Problem hat ;)
LG, Meri
Von:  MeriRene
2016-01-04T20:54:32+00:00 04.01.2016 21:54
Och, Sirius vermisst seinen besten Freund. Na, zum Glück hat er noch keine Steckbriefe verteilt. ;) Aber er wirkt schon ein wenig eifersüchtig. Andererseits hat er wohl nicht erwartet, dass es jemals so weit kommen würde und glaubt nun, dass es vielleicht anders zwischen ihm und James werden könnte. Also kann ich ihn auch irgendwie verstehen.
Und Marlene ist ja mal gar nicht neugierig. ;) Während die Elternteile das ganze ja doch etwas sehr locker nehmen. Also meine Oma fragt mich ja immer aus, wenn ich mal erwähne, dass ich mit irgendwem unterwegs war. :D Andererseits erspart das Lily wenigstens ein paar peinliche Momente, in dieser noch ungewohnten Situation.
Marlene hat aber recht, mit ihrer Vermutung, dass Lily und James sich wunderbar ergänzen. Stellt sich nur noch die Frage, wer letztendlich doch die Hosen in der Beziehung an hat :D
LG, Meri
PS: Erleben wir auch noch die Reaktion des armen Sev, wenn er erfährt, dass die zwei zusammen sind? °x°

Von:  MeriRene
2016-01-03T20:25:59+00:00 03.01.2016 21:25
Aaaww, so viel Romantik verkrafte ich nicht. *_* Aber es war doch herzallerliebst, wie Lily so total schüchtern versucht, vom Thema abzulenken - würde ich auch so machen - Romantik ist so gar nicht mein Ding. -.- Und die Frage von James "Sind wir jetzt zusammen?" klingt auch sehr nach mir. :D Aber schön, dass diese Frage erst mal geklärt ist, wobei ich schon sagen muss, dass James wirklich sehr voreilig ist. Fehlt nur noch, dass er schon eine Liste mit Babynamen, ein Haus und eine Babywiege hat o.O :D Normalerweise sind doch Frauen diejenigen, die eine gemeinsame Zukunft bis ins Detail ausarbeiten *___*
Im Großen und Ganzen fand ich das Kapitel sehr schön, es gab allerdings eine Stelle, wo die beiden über den Widerstand sprechen, die ich etwas unglücklich formuliert finde und wo es so klingt, als hätte der Widerstand es auf Muggelgeborene abgesehen. ;)
Ich freu mich auf die nächsten Kapitel :)
LG, Meri

Von:  MeriRene
2015-08-15T19:53:04+00:00 15.08.2015 21:53
Sooo :) Ich hab‘s endlich geschafft ;)

Zum Kapitel: Die Ferien fangen bei Lily ja schon mal sehr gut an. Auch dass ihr Vater extra dafür den Laden zumacht ist beachtlich. Aber Petunia kann ruhig zu Hause bleiben. Die Streiteren zwischen den beiden Schwestern sind auch gut getroffen und die Erklärung, dass die Eltern die Schlichtungen bereits aufgegeben haben, deutet ja schon darauf hin, dass es viele Anfeindungen gab und noch geben wird.
Wenn ich allerdings sehe, was Lily in den Ferien alles vorhat (Urlaub bei Marlene, Malta), frage ich mich, ob sie überhaupt Hausaufgaben aufbekommen hat? Oder schafft sie das in einer Woche? :D

Dein Schreibstil macht auf jeden Fall Freude auf mehr. Ein oder zwei kleine Fehlerchen sind mir aufgefallen, aber das ist ja halb so wild.

LG, Meri
Von: abgemeldet
2014-11-16T09:55:05+00:00 16.11.2014 10:55
Wow, viel peinlicher ging das Tischgespräch ja wirklich nicht ;) Das James Petunia so angefahren hat hätte ich eigentlich auch nicht erwartet. Klar, die Fragen waren dumm, aber immerhin saßen ja auch noch Lilys und seine Eltern am Tisch... Das die dazu nichts gesagt haben... Und wir erfahren also, dass Jana krank ist. Mmh. Jetzt stellt sich doch nur noch die Frage, wie schlimm. Wir kommen der Sache also näher^^
lg zaara
Antwort von:  Friedi
16.11.2014 19:05
:) Danke schön :)
Ja, Lily ist wirklich etwas über ihren Schatten gesprungen, aber noch nicht so richtig. Eigentlich hat sie nur einmal kurz nicht nachgedacht und schon war es passiert :D Auf der anderen Seite denkt sie sich noch, dass er sie dann vielleicht mal in Ruhe lässt hinterher. (noch!) :D

Ja, Jana ist wirklich sehr schüchtern, zurückhaltend und traut sich selbst nicht viel zu. Ein krasser Gegensatz zu ihrem Bruder sozusagen. Sagen wir, sie ist schon immer sehr behütet gewesen von ihrer Familie.

Diese blöde Frage (und tatsächlich in dieser Formulierung) hab ich wirklich mal erlebt, als ich auf Malta mein Praktikum in einer Sprachschule gemacht hab. Da kam vor einem Ausflug eine Frau (etwa Mitte 50 würde ich schätzen) auf mich zu und hat mich das tatsächlich so gefragt. James Antwort, war die Antwort gewesen, die ich damals dieser Dame hätte entgegensetzen müssen. Aber man ist ja höflich :D ... Nein es war einfach sarkastisch gemeint gewesen und Petunia hat diese Antwort ja provoziert. Da braucht sie auch keinen Schutz von ihren Eltern :D

Tja... Das verrate ich jetzt noch nicht so wirklich. Ich will Jana natürlich auch nicht so in den Vordergrund rücken. Das passt erstens nicht zu ihrem Wesen und zweitens ist sie ja auch nicht die Hauptperson ;)

Mein Date-Kapi ist übrigens noch bei meiner Beta-Leserin. Die hat zurzeit noch bissl Stress um die Ohren. Daher geht es etwas schleppend voran. Aber nächsten Samstag veranstalten wir Harry-Potter-Themen-Nachmittag :D
Von: abgemeldet
2014-11-16T09:44:54+00:00 16.11.2014 10:44
Das wird ja aber auch mal Zeit, dass Lily beginnt ihr James-Bild zu überdenken^^ Ich freue mich schon auf das Date-Kapitel :)
lg zaara
Von: abgemeldet
2014-11-16T09:35:01+00:00 16.11.2014 10:35
Händchenhalten mit James??? Was bitte ist in ihrem Frühstück gewesen??? Nein, sehr süß auf jeden Fall. Und Lily glaubt doch nicht allen ernstes daran, dass sie nach dem Date getrennte Wege gehen werden. Ich glaube James würde sich eher an sie kleben, als sie nochmal gehen zu lassen^^. Hufflepuff erklärt natürlich schon mal ein bisschen was mit Jana los ist. Die Gute scheint aber auch gehörige Minderwertigkeitskomplexe zu haben...
lg zaara
Von: abgemeldet
2014-11-16T09:23:50+00:00 16.11.2014 10:23
Wow, da ist Lily ja tatsächlich schneller über ihren Schatten gesprungen als ich gedacht hätte^^. Und dann James auch noch ausgerechnet im Nachbarzimmer... Aber irgendwie machst du mich langsam neugierig auf James Schwester. Irgendwie scheint sie ja schon ein Geheimnis zu umgeben, wenn keiner sie kennt...
Super Kapitel wie immer^^
Von: abgemeldet
2014-11-08T21:29:08+00:00 08.11.2014 22:29
Das hat sie nur falsch interpretiert?! Also, ernsthaft: Was kann man da bitte falsch interpretieren? Echt, die Stelle ist dir super gelungen. Ich hab ziemlich gelacht deswegen.
lg zaara
Antwort von:  Friedi
09.11.2014 11:38
Ja, das hat meine Beta mir auch so kommentiert "Was gibts da falsch zu interpretieren?" :D Aber Lily hat ja irgendwo Gefühle für James. Jedenfalls ist das nach außen hin schon irgendwie klar, aber sie will das selbst noch nicht wahr haben.


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