Zum Inhalt der Seite

Sinneswandel

LExJP
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Peinlichkeiten

Tatsächlich hatten sich meine Eltern an diesem Abend mit an den Tisch der Familie Potter gesetzt. Tunia saß ebenfalls am Tisch und ich nahm an, dass ihr noch nicht bewusst sein konnte, dass sie gerade mehreren Zauberern und Hexen gegenüber saß. Anderenfalls hätte sie wohl nicht so entspannt gewirkt.
 

Nur neben James war noch ein Platz frei. Ich ging jede Wette ein, dass er sich das extra so gesetzt hatte.
 

„Hey, Lily“, grüßte er mich strahlend, als ich mich dazu setzte.

„Hey“, grüßte ich etwas verlegen zurück.
 

Es war mir immer noch peinlich. Immerhin saßen gerade meine Eltern zusammen mit seinen Eltern am Tisch und konnten uns wohlmöglich auch noch peinliche Fragen stellen. Wie konnte James selber nur so entspannt bleiben? Tatsächlich begann James‘ Mutter auch das Gespräch.
 

„Jetzt erzählt mal, wie war es in der blauen Grotte?“, wollte sie wissen.
 

Gut, diese Frage war noch nicht peinlich und James begann auch bereitwillig zu erzählen.
 

„Was ist diese blaue Grotte?“, unterbrach Tunia ihn.
 

Wir starrten sie an.
 

„Eine Sehenswürdigkeit!“, antwortete ich mit einem Unterton, der ihr deutlich machen sollte, dass das doch wohl offensichtlich war.

„Ja, aber sieht das aus wie eine Grotte?“, fragte sie weiter.
 

Wie konnte sie nur so eine bescheuerte Frage stellen? James war schneller als ich.
 

„Nein“, antwortete er und seine Stimme triefte vor Sarkasmus. „Es handelt sich um einen pinken Baum und sie bezeichnen ihn nur als blaue Grotte, um die Touristen zu vergraulen!“
 

Tunia war die einzige, die das nicht witzig fand und sie verdrehte die Augen. Aber was hatte sie jetzt auch für eine Antwort erwartet? Sie wandte sich jedoch wieder ihrem Essen zu und beachtete uns gar nicht mehr. James dagegen fuhr fort von dem Tag zu erzählen.
 

„Habt ihr euch eigentlich schon mal geküsst?“, wollte James Vater interessiert und ganz unvermittelt wissen und er grinste.
 

Ich lief wahrscheinlich gerade knallrot an und auch James schien etwas verlegen auf diese Frage hin. Sirius dagegen schien das witzig zu finden.
 

„Kommt noch“, antwortete er mit einem noch breiteren Grinsen als James‘ Vater.
 

Nur einen Moment später jaulte er vor Schmerz auf. James musste ihn gegen das Schienbein getreten haben und sah ihn nun wütend an.
 

„Wofür war das denn?“, wollte Sirius wissen.

„Du weißt wofür!“, zischte James.
 

Auch James‘ Mutter warf ihrem Mann nur einen Blick zu, der wohl ausdrücken sollte, dass diese Frage auch zu weit gegangen war. Doch es blieb nicht alleine dabei.
 

„Ich hoffe, ihr benehmt euch aber“, warf meine Mutter ein und blickte dabei besonders mich an. „Und denkt an ihr-wisst-schon-was, wenn ...“
 

Sie brach ab und gestikulierte. Ich verstand, worauf sie hinaus wollte.
 

„Mum, bitte!“, antwortete ich flehend.

„Keine Sorge, Mrs Evans“, warf Sirius ein. „Ich glaube, da ist sie vor James sicher!“
 

Daraufhin jaulte er erneut auf. James hatte ihm offensichtlich wieder gegen das Schienbein getreten.
 

„Weißt du, du könntest auf deine Füße ein wenig mehr Acht geben!“, beschwerte er sich.

„Und du könntest auf deine Zunge ein wenig mehr Acht geben!“, konterte James, woraufhin Sirius ihm die Zunge rausstreckte.
 

Ich wäre in diesem Moment am liebsten nur vor Scham im Boden versunken. Und es setzte sich während des gesamten Abendessens in dieser Art und Weise fort. Sirius schien ebenfalls nicht wirklich aus James‘ Schienbeintritten zu lernen. Jedenfalls ließ er noch mehrere Bemerkungen fallen und nach dem dritten Tritt rutschte er bei der nächsten Bemerkung schon aus Vorsicht außer Reichweite von James und streckte ihm auf dessen wütenden Blick hin nur die Zunge raus.
 

„Fühl dich getreten!“, drohte James.

„Aktuell geht’s meinen Schienbeinen sehr gut“, stichelte Sirius.

„Ach das ist aber schön, dass es ihnen aktuell gut geht!“, antwortete James sarkastisch. Sirius lachte nur.

„Ich sag doch eigentlich nur die Wahrheit!“, verteidigte er sich.
 

Die Auseinandersetzung der beiden wäre ja wirklich witzig gewesen, wenn sie mich nicht selber mit betroffen hätte. Ich wollte nur noch in mein Zimmer!
 

Später lag ich auf meinem Bett, mit dem Gesicht nach unten. Vielleicht würde sich ja dieser Abend morgen früh nur als böser Traum herausstellen, dachte ich mir. Doch dann fiel mir ein, dass sich bisher immer nur schöne Erlebnisse als Träume rausgestellt hatten und dann wenn ich mal wirklich einen Alptraum gebraucht hätte, war es tatsächlich nie einer gewesen.
 

Es klopfte an der Tür.
 

„Ja?“, rief ich und fragte mich, wer mich jetzt noch störte.

„Lily?“, hörte ich James‘ Stimme als sich die Tür öffnete. „Darf ich reinkommen?“

„Tu was du nicht lassen kannst“, antwortete ich niedergeschlagen und drückte mein Gesicht wieder in mein Kopfkissen.
 

Wenig später merkte ich, wie er sich offensichtlich zu mir auf das Bett setzte. Ich schaute allerdings nicht auf.
 

„Tut mir Leid, wie das heute Abend gelaufen ist“, gab er etwas bedrückt von sich.
 

Ich konnte nicht wirklich antworten. Mir war der ganze Abend zu peinlich gewesen und aktuell schien mir meine Position so bequem.
 

„Bist du sauer auf mich, weil ich mich über deine Schwester lustig gemacht habe?“, fragte er.

„Pffft, sie hat so eine Antwort doch provoziert!“, erwiderte ich. „Aber ich hoffe, du hast Sirius für mich den Hals umgedreht!“

„Naja sagen wir, ich habe vorhin zumindest mit ihm geschimpft.“
 

War ja klar gewesen, dass Sirius damit durch kommen würde! Ich grummelte nur als Antwort und einen Moment herrschte Stille.
 

„Es tut mir Leid“, wiederholte er. „Ich hab mir das auch anders vorgestellt. Ich hatte eigentlich gehofft gehabt, mich etwas mit dir unterhalten zu können.“
 

Ich schwieg einen Moment und überlegte, wie ich antworten sollte. Und ob ich antworten sollte.
 

„Erzähl mir was über dich“, sagte James schließlich.

„Was soll ich denn erzählen?“, wollte ich wissen und drehte meinen Kopf in seine Richtung.
 

James überlegte einen Moment.
 

„Du hast erzählt, deine Schwester hasse dich seit du nach Hogwarts gehst“, begann er schließlich. „Aber ihr habt euch doch früher bestimmt besser verstanden, oder?“
 

Ich seufzte.
 

„Ja, haben wir“, antwortete ich. „Eigentlich waren wir unzertrennlich, bis ich meinen Brief bekommen hab.“

„Was hat sie so sehr gegen Zauberei?“, wollte James wissen.

„Ich denke, sie ist einfach nur eifersüchtig. Sie hat damals einen Brief rumliegen lassen. Es war ein Antwortschreiben von Dumbledore an sie. Sie scheint ihn angefleht zu haben, sie auch auszubilden. Aber er hat ihr nur freundlich geantwortet, dass sie es nicht lernen könne. Als ich sie darauf angesprochen habe, hat sie alles abgestritten. Seit dem nennt sie mich nur noch ‚Freak‘.“

„Wow! Wie hat sie nach Hogwarts schreiben können?“

„Keine Ahnung?! Ich hab nur den Brief gefunden. Den hatte sie, glaube ich, auf dem Küchentisch liegen gelassen oder so.“

„Aber wenn sie nur eifersüchtig ist, könnte sie doch auch einfach darüber hinweg kommen! Ich meine, ihr seid Schwestern! Ich konnte noch nie verstehen, wie man seine eigenen Familienmitglieder ausstoßen kann! … Na gut … Tatzes Familie ist genau genommen ein Härtefall.“

„Sag das meiner Schwester und nicht mir. Und was ist mit Sirius‘ Familie?“

„Du hast doch sicherlich schon mal Regulus Black getroffen, oder?“

„Der ist in Slytherin!“

„Genau. Und er ist Sirius‘ Bruder. Und die beiden hassen sich bis aufs Blut!“
 

Das war mir nie bewusst gewesen. Ich hatte mitbekommen, dass die beiden sich häufig gegenseitig verfluchten und Regulus gehörte zu dieser Bande von Möchtegern-Todessern. Ich hatte ihn ebenfalls nie leiden können.
 

„Ich dachte immer, es wäre nur Zufall, dass die beiden denselben Nachnamen hätten“, gab ich zu.

„Nein, ist es nicht“, erwiderte James. „Wie kommst du darauf, dass das Zufall sein könnte? So viele Zaubererfamilien gibt es doch gar nicht, dass ein Familienname zweimal auftauchen könnte!“

„So gut kenne ich mich auch nicht aus“, antwortete ich. „Bei den Muggeln kommt der Name häufiger vor.“

„Na gut…“, sagte James. „Dieses Argument muss ich wohl gelten lassen. Aber so lange nicht einer von beiden muggelgeboren ist, kannst du sicher sein, dass zwei Zauberer bzw. Hexen, die denselben Nachnamen haben, miteinander verwandt sind.“

„Aha!“

„Naja jedenfalls“, fuhr James fort, „ ist Tatze genau genommen einer der wenigen Blacks, die in Gryffindor gelandet sind und alle anderen Gryffindors seiner Familie wurden ebenfalls aus dem Familienstammbaum ausgeschlossen. Sirius ist letztes Jahr von zu Hause abgehauen.“
 

Das schockte mich etwas und mir fiel auf, dass ich im Grunde gar nichts über James und seine Freunde wusste.
 

„Seit wann kennt ihr euch?“, wollte ich wissen. „Ihr saht so vertraut aus, schon als ihr nach Hogwarts gekommen seid.“
 

James schien zu überlegen.
 

„Ich glaube, wir haben uns das erste Mal getroffen, als wir ungefähr sieben oder acht waren. Im Ministerium werden Kurse angeboten für Zaubererkinder, um Sprachen und so’n Zeugs zu lernen. Wir waren beide im Lateinunterricht – unter anderem. Dort haben wir uns angefreundet. Damals hatten ihm seine Eltern auch noch erlaubt, sich mit mir zu treffen, weil sie noch nicht wussten, dass wir beide nach Gryffindor kommen würden. Nachdem er aber nach Hogwarts gekommen war haben sie ihn in den Sommerferien regelmäßig zu Hause eingesperrt und versucht, ihm den Familien-Glauben aufzuzwingen.“
 

Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Dagegen war meine liebenswürdige Schwester geradezu ein Engel! Ich versuchte allerdings das Thema etwas zu wechseln.
 

„Und du?“, fragte ich. „Wie bist du so aufgewachsen?“

„Normal, halt, würde ich sagen“, erwiderte James und hob eine Augenbraue.

„Nein, ich meine, wie ist es so eine kleine Schwester zu haben. Ich selber kann nur nachvollziehen, wie es ist, die kleine Schwester zu sein.“
 

James lachte.
 

„Du könntest das auch ganz einfach deine Schwester fragen“, antwortete er und ich verdrehte die Augen.

„Was die mir sagt, kann ich mir denken!“, entgegnete ich genervt. Er grinste.

„Aber ich jedenfalls hab meine kleine Schwester lieb“, sagte er. „Ich mag es, auf sie Acht zu geben und sie war schon immer sehr anhänglich gewesen.“

„Aha! Du warst also schon immer der Bestimmer!“

„Sozusagen!“
 

Er grinste breit. Das sah seinem Ego ähnlich. Aber ich vermutete, dass er absichtlich nicht mehr dazu sagte.
 

„Warum kann sie eigentlich nicht schwimmen?“, fragte ich nun genauer nach.
 

Jetzt wurde er tatsächlich ernst.
 

„Sie ist krank zur Welt gekommen und darf keinen Sport machen“, antwortete er. „Sie darf immer nur so tief ins Wasser, dass sie noch stehen kann.“

„Also war das vorgestern nicht nur ein einfacher Krampf im Wasser?“

„Nein.“
 

Es war wohl offensichtlich und nur verständlich, dass er nicht gerne darüber sprach – auch wenn ich schon neugierig war. Ich suchte daher erneut nach einem Themenwechsel. So wirklich fiel mir allerdings keiner ein und eine von diesen unangenehmen Stillen trat ein.
 

Er saß einfach nur neben mir und schaute zu Boden und ich fand, dass mein Kissen auch von Nahem begutachtet werden musste. Also presste ich mein Gesicht wieder auf selbiges.
 

„Ist das nicht unbequem?“, wollte er wissen?

„Nein“, erwiderte ich nur. Es war eine Lüge, aber ich wollte den Kopf nicht drehen. Von ihm kam keine Antwort.
 

Eigentlich wollte ich mich gerne weiter unterhalten. Ich wusste nicht so recht, woher dieses Bedürfnis auf einmal kam. Ich hatte mich vorher nie gerne mit ihm unterhalten. Jetzt allerdings stellte ich fest, dass es eigentlich auch ganz angenehm war, solange er nicht ständig nach einem Date fragte.
 

„Naja … ich nerv dich dann mal nicht länger“, sagte James nach einer weiteren Weile, in der Stille geherrscht hatte.
 

Ich wollte eigentlich nicht, dass er ging, doch ich konnte mich nicht überwinden, es auszusprechen. Ich merkte nur, wie er sich wieder erhob und aus dem Zimmer ging. Ich war traurig darüber und konnte nicht sagen, warum. Ich konnte ihn doch eigentlich gar nicht leiden! Wieso war ich ausgerechnet jetzt traurig, dass er mich in Ruhe ließ?
 

Ich hatte ein drängendes Bedürfnis, Marlene zu fragen, aber ich hatte sie ja vorhin schon über den Spiegel angerufen. Ich wollte sie nicht schon wieder belagern. Also widerstand ich diesem Drang und blieb einfach so liegen, wie ich war. Irgendwann musste ich dann wohl eingeschlafen sein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2014-11-16T09:55:05+00:00 16.11.2014 10:55
Wow, viel peinlicher ging das Tischgespräch ja wirklich nicht ;) Das James Petunia so angefahren hat hätte ich eigentlich auch nicht erwartet. Klar, die Fragen waren dumm, aber immerhin saßen ja auch noch Lilys und seine Eltern am Tisch... Das die dazu nichts gesagt haben... Und wir erfahren also, dass Jana krank ist. Mmh. Jetzt stellt sich doch nur noch die Frage, wie schlimm. Wir kommen der Sache also näher^^
lg zaara
Antwort von:  Friedi
16.11.2014 19:05
:) Danke schön :)
Ja, Lily ist wirklich etwas über ihren Schatten gesprungen, aber noch nicht so richtig. Eigentlich hat sie nur einmal kurz nicht nachgedacht und schon war es passiert :D Auf der anderen Seite denkt sie sich noch, dass er sie dann vielleicht mal in Ruhe lässt hinterher. (noch!) :D

Ja, Jana ist wirklich sehr schüchtern, zurückhaltend und traut sich selbst nicht viel zu. Ein krasser Gegensatz zu ihrem Bruder sozusagen. Sagen wir, sie ist schon immer sehr behütet gewesen von ihrer Familie.

Diese blöde Frage (und tatsächlich in dieser Formulierung) hab ich wirklich mal erlebt, als ich auf Malta mein Praktikum in einer Sprachschule gemacht hab. Da kam vor einem Ausflug eine Frau (etwa Mitte 50 würde ich schätzen) auf mich zu und hat mich das tatsächlich so gefragt. James Antwort, war die Antwort gewesen, die ich damals dieser Dame hätte entgegensetzen müssen. Aber man ist ja höflich :D ... Nein es war einfach sarkastisch gemeint gewesen und Petunia hat diese Antwort ja provoziert. Da braucht sie auch keinen Schutz von ihren Eltern :D

Tja... Das verrate ich jetzt noch nicht so wirklich. Ich will Jana natürlich auch nicht so in den Vordergrund rücken. Das passt erstens nicht zu ihrem Wesen und zweitens ist sie ja auch nicht die Hauptperson ;)

Mein Date-Kapi ist übrigens noch bei meiner Beta-Leserin. Die hat zurzeit noch bissl Stress um die Ohren. Daher geht es etwas schleppend voran. Aber nächsten Samstag veranstalten wir Harry-Potter-Themen-Nachmittag :D


Zurück