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Mondscheinkuss

von

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Fluch oder Segen?

Ein Leben ohne Dale ist gelinde gesagt... scheiße. Es ist nicht nur langweilig, denn außer Melanie kommt mich praktisch keiner meiner sogenannten Freunde besuchen. Mir fehlen auch Dales Berührungen und die Küsse, die mich so herrlich abgelenkt haben.

Ich hänge wie ein nasser Sack auf dem Bett, spiele Mirrors Edge und könnte mich selbst ohrfeigen. Wahrscheinlich lässt Dale sich jetzt gar nicht mehr bei mir blicken. Wollte ich das nicht? So ein stinknormales Leben? So wie es eben vorher gewesen ist?

Ich lasse den Controller zu Boden sinken und seufze. Ganz langsam aale ich mich zu Boden und krieche wie ein träges Walross über den Fußboden. Ich greife nach der Flasche Fanta und trinke in großen Schlucken daraus.

Heute ist Mittwoch, also sind es ab morgen noch zwei Tage, das wäre bis Freitag, zusätzlich das Wochenende und am Montag geht es wieder in die Schule. Spätestens dann laufe ich Dale wieder über den Weg. Oder auch nicht sofern er nicht wirklich untergetaucht ist und gar nicht vor hat die Schule wieder zu besuchen.

Es klingelt an der Tür und wie von der Tarantel gestochen renne ich aus dem Zimmer, die Treppe herunter und zur Haustür. Als ich sie aufreiße steht Melanie mir gegenüber. „Hi, Mel!“

„Hallo.“ Sie wirkt reserviert. „Du bist ja ziemlich gut drauf.“

„Jepp, du bist ja schließlich da.“

Ihr Mienenspiel ist sehr amüsant. Sie wirkt etwas überrumpelt. „Letztens hast du mich rausgeworfen, falls dir das entgangen sein sollte.“

„Sorry deswegen. Das war echt mies von mir. Ich wollte dich nicht vor den Kopf stoßen. Ich war nur ein bisschen durcheinander und ich hätte es nicht an dir auslassen sollen.“ Verlegen lehne ich im Türrahmen. „Kommst du mit hoch?“

„Ja, okay.“

Sie folgt mir in mein Zimmer und oben angekommen setzen wir uns aufs Bett. Wir sind beide ein wenig angespannt.

„Ich habe Dale gesagt, dass ich ihn nicht mehr sehen will.“

Melanie sieht überrascht zu mir. „Echt? Warum?“

„Weil ich mit dir zusammen sein will.“

„Oh.“

Dieses 'Oh' wirkt ja nicht sehr erfreut. Was ist denn mit Melanie los? Sollte sie mir nicht um den Hals fallen?

Ich linse zu ihr. Sie trägt heute ein geblümtes Kleid, darüber eine blaue Jeansjacke und ihre Füße stecken in braunen Stiefeln, die bis an ihre Waden reichen. So ein wenig Countrystyle, kommt es mir unweigerlich in den Sinn.

Zumindest beginnt sie jetzt sich ihrer Stiefel zu entledigen. Ihre Jacke landet auf dem Bett. „Was machen wir jetzt?“

„Tja, gute Frage.“

Melanie zieht die Beine an und macht es sich auf dem Bett gemütlich. „Was hast du gestern gemacht?“, fragt sie neugierig.

Mit Dale gewichst. Kann ich ihr nur nicht sagen. Mit Dale geknutscht. Kann ich ihr auch nicht erzählen. Bin Vampirjägern begegnet. Habe eine wunderschöne blinde Frau kennengelernt. Behalte ich besser alles für mich, wenn ich sie mir nicht zur Feindin machen möchte.

„Nichts dolles. Ich habe nur abgehängt.“

Melanie zupft an meinem Shirt. Ich sehe über die Schulter hinweg zu ihr. Mittlerweile liegt sie mehr im Bett als das sie sitzt.

Ich drehe mich ihr zu und beuge mich über Melanie. Ich küsse sie und koste von ihren Lippen,die vom Lipgloss nach Erdbeere schmecken. Sie umschlingt meinen Nacken mit ihren Armen und so komme ich der Aufforderung nach mich auf sie zu legen. Das Kleid ist recht dünn. Ich greife nach ihrem Oberschenkel, ziehe ihr Bein hoch und schiebe den Stoff ihres Kleides zurück. Ohne lange zu überlegen ziehe ich es ihr über den Kopf. Wieder küssen wir uns, Mel spreizt die Beine und reibt sich verlangend an meinem Schwanz. Meine Hand wandert in ihren Slip.

Kurz darauf sitzen wir etwas bedröppelt auf dem Bett. Ohne Kondom kein Sex. Tja, schlechter Anfang.

„Was machen wir jetzt?“, fragt Mel und zieht sich das Kleid über und wirkt ebenso wie ich ziemlich enttäuscht.

„Zocken?“

„Okay.“
 

Es ist später Nachmittag und ich hänge erneut in den Seilen. Meine Eltern arbeiten beide, Melanie hat sich auch nach einiger Zeit verzogen und jetzt muss ich mich selbst beschäftigen. Ich liege im Bett, die Hose hängt mir in den Kniekehlen und wichse. Was soll man auch sonst tun, wenn einem langweilig ist und man heute nicht mal zum Zug kam. Beinahe hätte ich mit Melanie geschlafen. Aber eben nur beinahe.

Ich seufze und zucke heftig zusammen als es an der Tür klingelt. Mit geröteten Wangen sehe ich zu meiner Zimmertür. Wer ist das denn? Die Post ist doch schon durch und Besuch erwarte ich nicht. Verärgert sehe ich auf meinen Ständer. Was mache ich denn jetzt? Einfach klingeln lassen? Ich bin ja nicht verpflichtet an die Tür zu gehen. Wenn es ein Vertreter ist, macht er sich schon noch vom Acker.

Ich ignoriere es, wichse weiter und erneut klingelt es. Diesmal etwas aufdringlicher. Ich gebe einen genervten Laut von mir und setze mich im Bett auf, verschließe die Hose und ziehe mein Shirt herunter.

Ich verlasse das Zimmer, laufe die Treppe herunter und zupfe pickiert an dem Shirt. Die Beule ist dummerweise immer noch deutlich zu sehen, also öffne ich die Tür einen Spalt breit und verstecke mein Dilemma dahinter, so dass man es nicht auf den ersten Blick sehen kann. „Ja?“, frage ich mürrisch.

„So sieht man sich wieder.“

„Farik!“, entfährt es mir und mit großen Augen starre ich den Vampir an. Der Mann lächelt entwaffnend und steht lässig vor meiner Haustür. Und verdammt, er sieht toll aus!

„Was willst du hier? Wie hast du mich gefunden?“ Noch immer nehme ich es ihm extrem übel, dass er und Reed mich entführt und er mir sogar das Blut ausgesaugt hat.

„Wenn man ein bisschen hacken kann ist es nicht schwer an deine Facebookdaten zu kommen.“ Farik lächelt unbekümmert. „Lässt du mich rein?“

„Du bist ein Hacker?“

„Ich bin so vieles, Kleiner.“ Er lacht und kratzt sich am Nacken. „Ich bin unsterblich. Meine Jobliste ist extrem lang. Soll ich dir meinen Lebenslauf zukommen lassen?“

„Haha! Sehr witzig!“, murre ich. „Ich kann gerade nicht.“

„Ach ja?“ Farik hebt die Augenbrauen hoch und nimmt keinerlei Rücksicht. Er rammt die Tür auf, so dass ich nach hinten stolpere und zu Boden falle. Genau auf meinen Allerwertesten.

„Scheiße! Pass doch auf!“, fahre ich den Mann verärgert an und sehe zu ihm auf.

Farik zuckt lediglich mit den Schultern und schließt die Tür. Ich rappele mich auf und greife mir an den schmerzenden Arsch.

„Was denkst du dir eigentlich? Du kannst nicht einfach so in eine fremde Wohnung eindringen! Das ist Hausfriedensbruch!“

Farik kommt nahe auf mich zu. „Reg dich ab! Wie sieht es aus? Hast du dich schon entschieden?“, fragt er neugierig.

Ich lehne mich zurückgedrängt an die Wand und mustere ihn skeptisch. „Was meinst du?“

„Willst du mir und Hunter helfen?“

„Du spinnst doch!“, erwidere ich schlagfertig. Ich trete ein paar Schritte an ihn heran. „Sag mal, kommt es dir nicht komisch vor? Du hilfst einem Mann, der dich töten wird, wenn er dich nicht mehr braucht. Ist dir das eigentlich klar? Wenn er es nicht tut mache ich es, wenn ich eurem kleinen Vampirclub beitreten würde! Was nicht nicht der Fall sein wird!“

Farik lächelt. „Hältst du mich für so naiv? Du weißt doch gar nichts! Du hast keinen blassen Schimmer wer hier wen benutzt.“ Er lächelt und ich spüre seinen Atem auf meinem Gesicht. Seine Hand in meinem Schritt. Ich stöhne ungewollt und halte mir erschrocken die Hand vor den Mund. Ich greife nach Fariks Hand, aber nur unwillig. Es fühlt sich einfach zu gut an dort unten angefasst zu werden, wenn es nicht gerade die eigene Hand ist.

Ich seufze und merke wie er mich am Hals küsst. Meine Stirn lehnt an seiner Schulter. Seine schwarze Lederjacke kühlt mein erhitztes Gesicht. Sollte ich mich nicht ein klein wenig mehr zu Wehr setzen?

„Ey!“, meckere ich als er einfach den Verband von meinem Hals zieht. „Finger weg!“

Ich greife mir an den Hals, doch Farik zieht meine Hand einfach weg. Er leckt über die Wunde und sofort überkommt mich ein Schauder. Mit aufgerissenen Augen merke ich wie er mich an die Wand presst und mir keine Gelegenheit gibt mich ihm zu entwinden. Er nagelt mich einfach fest. Sein Bein reibt an meinem Schritt.

„Nicht schon wieder...“, stöhne ich und zerre an meinen Händen, versuche mich zu befreien was gar nicht so einfach ist. Zappelnd winde ich mich in seinem Griff.

Mein Schrei hallt durch das ganze Haus. Der Schmerz ist furchtbar. Ich spüre wie sich seine scharfen Zähne in meine Haut graben, das weiche Fleisch durchbohren, dort wo ich besonders empfindlich bin und eine tiefe blutige Wunde hinterlassen. Ich höre wie er gierig an meinem Hals saugt und zittere am ganzen Leib. Der Schmerz zieht durch den Hals und meine Hände krallen sich in Fariks Jacke als er von ihnen ablässt und sich an mir festhält. Schmerz und Lust gleichzeitig zu verspüren ist ein merkwürdiges Gefühl.

Kleine Sternchen tanzen vor meinen Augen auf. Ich blinzele mehrmals und dann durchfährt mich ein jäher Schmerz, der nicht mit dem davor zu vergleichen ist. Er zieht durch meinen ganzen Körper, breitet sich immer weiter aus und lähmt mich. Irgendetwas ist anders als die letzten Male als ich gebissen worden bin.

Irgendetwas dringt in mich ein wie ein Fremdkörper. Ein kläglicher Laut entkommt meinen Lippen.

Gift durchströmt meinen Leib, bahnt sich in meine Blutgefäße und tränkt meine Adern. Es schmerzt höllisch und lässt meine Schlagadern deutlich sichtbar hervortreten. Kurz wird mir schwarz vor Augen und meine Beine geben nach, doch Farik hält mich und presst meinen Körper gegen die Wand.

Er gibt lustvolle Geräusche von sich als wäre er nicht bei Sinnen, labt sich an meinem Blut und lähmt mich noch immer.

Langsam rutsche ich die Wand herunter. Ich fühle mich komisch. Farik sinkt mit mir zu Boden und zieht mich auf seinen Schoss, kann immer noch nicht von meinem Hals ablassen. Benommen hänge ich auf ihm und lausche seinen schmatzenden Geräuschen. Sie scheinen von weit her zu kommen.

Für kurze Zeit verliere ich das Bewusstsein bis ich wieder zu mir komme. Farik löst sich von mir. Sein Gesicht ist voller Blut. Es sieht ekelhaft aus. Grotesk. Er leckt sich über die Lippen und für wenige Sekunden blitzen seine Zähne auf. Er zieht meinen Kopf zurück und leicht betäubt sehe ich in seine dunklen Augen. „Du wirst mir noch dafür danken, Kleiner!“, raunt er mir zu und leckt mir über die Lippen. Ich schmecke Blut. Mir ist ganz schwummrig zumute. „Farik, was...?“, murmele ich und falle polternd zu Boden als er mich einfach loslässt und zur Seite stößt. Ich pralle mit dem Kopf auf den Teppich. Es tut weh. Ich kneife die Augen zusammen, bin aber viel zu schlapp um mich aufzusetzen. Als hätte ich all meine Kraft verloren. Meine Finger vergraben sich in den kurzen Teppichfasern.

„Du wirst mir noch dafür danken.“ Fariks Stimme in meinen Ohren. Sie ist ganz nah. Seine Zunge leckt mir über die Ohrmuschel. Schritte. Die Haustür knarzt. Dann ist alles ganz still.

Was ist passiert? Wieso kann ich mich nicht bewegen? Woher kommt dieser Schmerz, der mich krampfartig zusammen krümmen lässt. Mein Körper spannt sich an. Ich jammere leise. Noch immer schmecke ich das Blut von meinen Lippen. Mein Blut.

Was wollte Farik hier? Was wollte er von mir? Was hat er gemacht?

Ich liege ausgestreckt mitten im Flur und Fluten von Krämpfen durchfließen meinen Körper. Das Gift verbreitet sich. Ein Gift, dass mich lähmt und irgendetwas in mir verändert. Ich spüre es, kann es jedoch nicht zuordnen. Vor Schmerz schreie ich, doch die Laute entweichen nur leise meinem Mund. Mühsam kämpfe ich mich über den Teppich zur Treppe vor. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit Ich greife zitternd nach der ersten Stufe. Was passiert mit mir?

Mein Körper brennt wie in einem Fieberwahn und gleichzeitig durchströmt mich eine Eiseskälte. Ich kneife die Augen zusammen und zittere heftig am ganzen Leib. Meine Zähne klappern aufeinander als wäre tiefster Winter. Die Schneidezähne schmerzen furchtbar als hätte ich Karies. Tränen fließen über meine Wangen und meine Nase läuft bis ich bemerke, dass ich blute. Ich wische mit dem Handrücken über die Nase und schniefe.

Minuten oder Stunden. Ich weiß es nicht. Es erscheint mir wie eine Ewigkeit und die Qual nimmt einfach kein Ende. Erschöpft und am Ende meiner Kräfte bemerke ich, dass meine Atmung flacher wird. Es fällt mir zusehends schwerer Luft zu holen.

Die Tür öffnet sich wieder. Ich kann die Kraft nicht aufbringen den Kopf zu heben und nachzusehen. „Es ist noch im Gange. Ich hatte gedacht, es geht schneller bei dir. Du bist wirklich ein Sturkopf.“ Fariks Stimme. Er hebt meinen Körper an und stützt mich. Ich sehe betäubt wie er sich in den Arm beißt. Ich schnuppere und kann plötzlich viel mehr Gerüche als sonst wahrnehmen. Ich schaue wie hypnotisiert auf den blutenden Arm, den Farik mir unter die Nase hält. Angewidert wende ich den Kopf ab und spüre wie er mir die Finger in den Mund schiebt, versucht meinen Mund mit Gewalt zu öffnen. Ich schlucke und lecke ungewollt mit der Zunge an seinen Fingern, diesen Fremdkörpern in meinem Rachen. Dann schmecke ich das Blut. Ich verschlucke mich daran, würge und versuche den Kopf abzuwenden. Farik hält mich eisern fest. Mir wird schlecht. Ich kneife die Augen zusammen und schlucke widerwillig. Ich schlucke und schlucke, merke wie mir ganz flau wird und würge erneut, um nur noch mehr Blut zu schlucken. Nein, tue ich nicht. Mittlerweile lecke ich an Fariks Arm, sauge das Blut aus der offenen Wunde und kann gar nicht mehr genug davon bekommen. Farik entreißt mir abrupt seinen Arm. Ich strecke die Hand danach aus, lecke mir über die Lippen und sehe wie in Trance zu ihm auf. Er grinst und schon im nächsten Moment muss ich mich zur Seite drehen und erbrechen. Ein blutiger Schwall entkommt meinem Magen. Ich ächze und wische mir die blutigen Lippen ab. Mir ist elend zumute und eine träge Müdigkeit befällt meinen Körper.

Ich atme schwer und halte mir den schmerzenden Bauch. Fariks Nase reibt über meine Wange wie ich nur am Rande bemerke. „Ich wusste, dass du der Richtige dafür bist. Dass du an meiner Seite bleiben wirst. Die Verwandlung wird noch einige Zeit andauern, aber dann bist du ein vollwertiger Vampir und gehörst zu mir.“ Seine leise Stimme dringt in mein Ohr. Sein Atem kitzelt unangenehm. Farik zieht mich in seine Arme und lehnt sich an die Wand neben der Treppe. Ich lehne meinen Kopf an seine Brust und schließe die Augen. Hörbar atme ich tief durch als bereits eine erneute Welle von Krämpfen meinen Körper durchfährt.
 

Gähnend strecke ich mich und beiße mir prompt auf die Zunge. „Aua!“, murre ich und öffne die Augen, drehe mich auf die Seite und berühre die Zunge mit den Fingern. Etwas schabt an meiner Haut. Irritiert runzele ich die Stirn und befühle meine Zähne. Wieso sind die so scharf?

Hastig setze ich mich auf. Mein Blick wandert durch das Zimmer. War das bloß ein schlechter Traum? Ich ziehe die Bettdecke zurück und springe aus dem Bett, laufe zur Treppe und blicke herunter in den Flur. Nichts zu sehen. Nur ein großer dunkler Fleck auf dem Teppich.

Siedend heiß kommt mir alles wieder in den Sinn. Das ist ein Blutfleck. Farik war also doch hier. Eilig renne ich ins Badezimmer und schaue in den Spiegel. Ich sehe furchtbar aus. Meine Haut ist blass und dann fällt mir auf, dass mit dem Spiegelbild etwas nicht stimmt. Es ist verschwommen, als würde jemand eine Kameraschärfe einstellen. Ich bin da und bin es doch nicht. Was ist das? Ist der Spiegel beschlagen? Mit der Handfläche wische ich über das Glas. Das Spiegelbild ändert sich jedoch nicht.

„Komisch...“ Stirnrunzelnd wende ich den Blick ab. Von meinem Abbild wird mir schwindlig. Ich gehe in die Hocke, hole aus dem Schränkchen unter dem Waschbecken Reinigungsmittel, fülle einen Eimer mit Wasser und bewaffne mich mit Schwamm und Handtuch.

Mühselig versuche ich den Blutfleck zu entfernen. Es ist wirklich eine mühselige Arbeit. Ich bekomme den Fleck kaum weg und habe keine Ahnung wie ich meinen Eltern die Rückstände erklären soll.

Ich halte inne und lasse alles stehen und liegen. Mein Blick fällt zur Wanduhr über der Wohnzimmertür. Es ist später Abend. In ungefähr ein oder zwei Stunden kommen meine Eltern heim. Was soll ich ihnen nur sagen? Ich sinke zu Boden und wische mir mit dem Handrücken über die Stirn. Sie ist immer noch ziemlich heiß als hätte ich Fieber.

„Was hat er mir angetan?“ Mühselig erhebe ich mich vom Teppich und taumele hinauf in mein Zimmer. Mit zitternden Händen greife ich nach meinem Handy und suche im Adressbuch nach Dales Nummer bis mir einfällt, dass ich die noch gar nicht bekommen habe.

Was mache ich denn jetzt? Panisch sehe ich mich um, klicke auf meinem Handy herum und werfe es schließlich frustriert aufs Bett. Ich sinke in mich zusammen und lasse mich seitlich auf die Matratze fallen. Mit der Zunge lecke ich mir prüfend über die Zähne. Alles wieder normal. Da sind keine scharfen Stellen zu spüren. Meine Hand zittert. Ich umgreife sie mit der anderen und halte sie dicht vor mein Gesicht, schließe die Augen und versuche Ruhe zu bewahren.

Fariks Worte kommen mir wieder in den Sinn. Was wollte er mit all dem bezwecken? Ist mir das tatsächlich passiert? Wie kann das sein?

Ich sehe hinauf in den Abendhimmel und bemerke die Sterne. Ein kleines Funkeln deutet auf ein Flugzeug hin. Ich vergrabe mein Gesicht in der Decke und brülle meine Wut hinein, kralle meine Finger in den Stoff und bleibe schließlich deprimiert liegen.
 

Meine Haut verbrennt. Grauenvoller Schmerz durchdringt meinen Körper als würde mir jemand kochendheißes Wasser auf den Körper gießen. Ich zucke zusammen und wende den Kopf zum Fenster, kneife geblendet die Augen zusammen und halte mir die Hände vor das Gesicht. Als würde ich in Flammen stehen. Es tut höllisch weh und hastig rutsche ich zur Seite, weg vom Fenster und falle prompt polternd zu Boden. Stöhnend kauere mich zusammen und merke wie der Schmerz ein wenig nachlässt. Es riecht nach verbranntem Fleisch. Ich würge und halte mir Mund und Nase zu. Meine Augen schmerzen vom Sonnenlicht und für einige Zeit kann ich nichts sehen. Es ist als hätte ich eine Weile zu lange in eine Taschenlampe oder ins Licht einer Glühbirne geguckt. Meine Augen brauchen eine Weile bis sich der Blick wieder normalisiert.

Schlapp liege ich auf meinem Zimmerteppich vor dem Bett und wälze mich auf den Rücken. Vom Aufprall schmerzt noch die Schulter.

Die Zimmertür wird abrupt geöffnet. „Huch? Wieso liegst du denn auf dem Boden? Bist du aus dem Bett gefallen?“

Mir entkommt lediglich ein ächzender Laut.

„Gut, dass du schon wach bist. Es ist ein Lehrer von dir da, er möchte mit dir sprechen und wartet im Flur. Ich lasse euch beide alleine, ich muss zur Arbeit, aber du kommst zurecht, nicht wahr? Über den Teppich sprechen wir aber heute Abend noch mal ein Wörtchen! Was hast du damit nur gemacht?“ Die Tür schließt sich wieder und so lässt meine Mutter mich nichtsahnend allein zurück.

Mit der Hand berühre ich kurz mein Gesicht. Die Berührungen auf der Haut tun weh.

Ich setze mich auf und erneut geht die Tür auf. Hastig senke ich den Blick. „Ich gehe ja schon runter, Ma!“, murre ich hastig.

„Nur keine Eile!“, ertönt Fariks ruhige Stimme.

Ich sehe zu ihm auf. „Was hast du mit mir gemacht? Was hast du mit mir gemacht!!!“, brülle ich lauter werdend. Am liebsten würde ich ihm den Kopf abreißen!

Farik hockt sich vor mir hin und zieht mich fest in seine Arme. So schnell kann ich gar nicht reagieren, da hat er mich auch schon an sich gezogen. „Du gehörst jetzt zu mir. Du bist einer von uns.“

Mit großen Augen starre ich an die Wand gegenüber und kann es gar nicht richtig realisieren was er mir da sagt.

„Nein...“

„Doch. Du weiß ja gar nicht was du jetzt für ein Leben führen wirst, Kleiner.“ Fariks Stimme klingt für meinen Geschmack viel zu begeistert, während es mir einfach nur sauschlecht geht.

„Mach es rückgängig!“, flehe ich ihn an.

Farik lacht. „Das ist nicht möglich. Du bist auf dem besten Wege ein Vampir zu werden. Es dauert nicht mehr lange.“

Ich drücke ihn von mir und sehe Farik entsetzt an. Mit voller Wucht schlage ich ihm ins Gesicht. Sein Kopf fliegt zur Seite. Er knallt mit dem Körper gegen das Bettgestell und sieht mich einen Moment verwirrt an.

„Wie kannst du mir so etwas antun? Wie kannst du das ohne meine Erlaubnis machen? Ich will nicht zu so einem Monster werden! Ich will nicht so ein Leben führen! Ich habe Familie und Freunde, die ich nicht im Stich lassen kann und will!“, schreie ich ihn an.

Farik leckt sich über die aufgeplatzte Unterlippe. „Ich bin einsam.“

„Was?“, frage ich irritiert.

„Ich wollte einen Partner an meiner Seite haben. Ich wollte jemanden, der...“ Farik hält inne und senkt den Blick. „Ich wollte dich!“ Seine Augen blicken mich direkt an. Ich schlucke, weiß nicht was ich erwidern soll und beiße mir auf die Unterlippe.

„Was du brauchst kann ich dir nicht geben, Farik.“ Ich versuche meine Fassung zu bewahren, aber es fällt mir schwer und im Moment will ich ihn einfach nur krankenhausreif schlagen. „Ich kann es nicht.“

„Doch, du musst es nur wollen!“, meint dieser eindringlich und kriecht auf mich zu. Unsere Gesicht trennen nur Zentimeter voneinander. „Du musst es nur wollen, es zulassen, dann erlebst du was ich dir für ein großartiges Geschenk gemacht habe!“, raunt er mir zu und küsst mich auf die Stirn.

Ich drücke ihn an den Schultern von mir. „Das ist kein Geschenk!“, erwidere ich mit zitternder Stimme. „Das ist ein Fluch! Du hast mir mein Leben genommen!“ Ich stehe hastig auf und will aus dem Zimmer laufen, als Farik mich am Handgelenk packt und zurückhält.

„Es ist kein Fluch und das wirst du bald selbst sehen. Du wirst ewig leben! Du kannst alles machen was du je tun wolltest! Jetzt hast du für alles genug Zeit!“

Ich drehe mich ihm zweifelnd zu und halte meine Hand kurz ins Sonnenlicht. Sie fängt an zu verbrennen, blasen zu werfen und zu kokeln.

„Das nennst du ein Geschenk?!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Aliria
2015-01-13T11:12:03+00:00 13.01.2015 12:12
Kein Sex für Melanie aber immerhin zocken die beiden zusammen, lol :D Da musste ich dann doch etwas grinsen :) Ich glaube das wird auch nix mehr zwischen den zweien.

Böser Farik, macht er den armen einfach zum Vampir. Ich dachte ja immer die machen nur willige zum Vampir, sonst haben sie ja ein Leben lange ärger mit dem "Opfer". Da bin ich mal gespannt .
Antwort von:  Shunya
13.01.2015 16:23
Farik lernt nie dazu. Wird sich noch in den späteren Kapiteln zeigen. ;D
Von: abgemeldet
2014-11-06T20:31:16+00:00 06.11.2014 21:31
Oh, wei, oh wei. Farik tut ihm ausgerechnet genau das an, was Andreas nie wollte. Und was wird wohl mit Dale und seiner Schwester noch passieren? Das ist sooooo spannend. Aber es ist auch ziemlich fies von Farik, das Andreas anzutun, nur weil er sich einsam fühlt. ^^
Antwort von:  Shunya
06.11.2014 22:44
Vielen Dank für all deine Kommis! *u*
Wenns spannend ist, dann bin ich zufrieden. Das soll es ja auch sein. ;D
Von:  ellenorberlin
2014-11-05T15:54:29+00:00 05.11.2014 16:54
uhh jetzt gehts ab :D ich habe ja daraus gehofft dass es so kommt~ das macht die story spannender
Antwort von:  Shunya
05.11.2014 18:15
Na hoffe ich doch mal, dass es spannend bleibt. XD haha~
Von:  Herzloser
2014-11-05T14:06:40+00:00 05.11.2014 15:06
Boah Geil *o*

Aber ich hab mir schon gedacht das so etwas in der Art passieren würde...

Bin schon gespannt wie es weitergeht :3
Antwort von:  Shunya
05.11.2014 15:28
Danke für deinen Kommi. :D
Haha~ ich hatte noch zwei andere Figuren zur Auswahl, habe mich dann aber doch für ihn entschieden. lol


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