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Wir werden Helden

Bande der Freundschaft
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich habe es bei der Beschreibung im Spoiler der "Anmerkungen" zwar schon erwähnt, aber ich tue es hier im Prolog nochmal:
Die Story stammt aus dem Jahre 2010/2011. Mein Schreibstil hat sich inzwischen verbessert und auch etwas verändert, also unterscheidet sich diese alte Geschichte sehr von meinen heutigen.
Und nun: Viel Spaß mit Nolan und Landis~. Komplett anzeigen

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Das Versprechen

„Werden wir sterben, Lan?“

Schlagartig war Landis der höllische Schmerz, den er zuvor ohne Erfolg zu ignorieren versucht hatte, nach diesem Kommentar vollkommen egal und er starrte Nolan schweigend an.

War das gerade eine ernst gemeinte Frage von ihm oder versuchte er nur erneut, sich im falschen Moment der Situation anzupassen? Bei ihm konnte man sich da nie so ganz sicher sein, jedenfalls nicht heute, wie er als Leidtragender bereits mehrmals hatte feststellen müssen.

Wenn er sich die letzte Aktion von Nolan in Erinnerung rief, wegen der sich seine Unterlippe jetzt so anfühlte, als könnte sie jeden Augenblick einfach abfallen, dachte er lieber doch mehr als nur einmal darüber nach, was er auf diese Aussage antworten sollte.

Für gewöhnlich meinte sein Freund solche Dinge nie sonderlich ernst, wenn er sie sagte, und man hatte es stets sofort in dessen Gesicht ablesen können. Diesmal war seine Mimik jedoch erschreckend neutral, was Landis ein wenig verunsicherte, zumal dieser Gesichtsausdruck überhaupt nicht zu ihm passte.

Entweder war es ihm innerhalb der vergangenen Stunden gelungen, ein perfektes Schauspiel abzuliefern oder Landis war schlicht zu angespannt, um diese Fassade, wie sonst auch, auf der Stelle durchschauen zu können, was er sich selbst angesichts ihrer Lage nicht verübeln konnte.

Schließlich holte er einmal tief Luft, ehe er die erdrückende Stille zwischen ihnen brach.

„Weißt du, No ...“, erwiderte er so leise, dass man es beinahe überhört hätte.

„Hm?“

„Keine Ahnung.“

Wie auf Stichwort entspannten sich Nolans Gesichtszüge und er sah wieder genauso unbeschwert aus, wie er es von ihm gewohnt war.

„Ah, dann ist ja gut.“

Landis neigte nachdenklich den Kopf zur Seite. „Was sollte diese komische Frage?“

„Ach, eigentlich nichts.“ Grinsend legte sein Freund beide Hände hinter den Kopf, während er sich wieder an den Baum hinter ihm anlehnte. „Ich dachte nur, es wäre der geeignete Zeitpunkt für diese Frage. Wegen der Stimmung und so, verstehst du? Zwei tapfere, junge Helden irren alleine durch die Finsternis, auf der Suche nach ihrer Bestimmung und verlieren dabei den Weg zu ihrem Ziel aus den Augen ...“

Darauf musste sein Zuhörer schmunzeln, weil Nolan dies mit einer absichtlich dramatischen Stimme erklärte, beinahe als hätte er so was schon oft erlebt. Immerhin war die Befürchtung überflüssig gewesen, dass selbst er in dieser Lage anfing, gewichtige Fragen zu stellen.

„Hatten wir nicht schon genug Spannung für einen Tag?“

„Machst du Witze? Spannung gehört zu einem echten Abenteuer dazu! Genau wie ein Wald ohne Bäume kein richtiger Wald wäre“, erläuterte er, möglichst weise klingend.

Im Gegensatz zu ihm ertappte Landis sich dabei, wie langsam aber sicher Sorge bezüglich der aktuellen Situation in ihm aufkeimte. Ob es nicht doch zu gefährlich war, mitten in der Nacht allein zu zweit hier draußen zu sein? Sie steckten in einer heiklen Lage, so viel stand fest. Nicht, dass er Angst hätte oder gar daran dachte, die ganze Angelegenheit zu vergessen, im Gegenteil, aber er malte sich innerlich sämtliche Möglichkeiten aus, wie diese Rettungsaktion für alle Beteiligten enden könnte und was dabei zustande kam, war nicht gerade erfreulich.

Auch wenn man bekanntlich nicht den Teufel an die Wand malen sollte, die Frage, ob sie hier sterben würden, war vielleicht sogar berechtigt.

„Hey, Lan! Hör auf damit!“, zog Nolan ihn in die Wirklichkeit zurück.

„Huh?“

„Du machst dir schon wieder viel zu viele Gedanken darüber, wie diese Geschichte für uns ausgehen könnte. Egal, wie schlecht die Chancen für uns standen, das hat uns noch nie davon abgehalten, dem Ruf als Helden gerecht zu werden, oder?“

Lächelnd stimmte er dem zu. Nolan hatte Recht. Schließlich hatten sie gemeinsam beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und die in Not geratene Prinzessin vor dem bösen Drachen zu retten, welche sie anschließend sicher in ihr Schloss zurück geleiten würden, ohne dass dabei jemand zu Schaden kam. Nicht mal der böse Drache, der bestimmt nur nach etwas Gesellschaft suchte.

Außerdem hatten sie bis zu diesem Zeitpunkt schon so viel durchgemacht, da würden sie dies hier auch locker überstehen.

„Lan?“

„Was denn, No?“, erwartete er bereits die nächste, verrückte Frage und stocherte dabei mit einem Stock im Feuer herum.

„Ich frage mich das schon die ganze Zeit ...“

„Du fragst dich ständig etwas“, fiel er ihm mit einer ironischen Tonlage ins Wort. „Es wundert mich, dass du ein Held werden willst. Du solltest lieber ein Gelehrter werden.“

Abgeneigt verzog Nolan das Gesicht bei dieser Vorstellung und fuhr, ohne weiter darauf eingehen zu wollen, dort fort, wo er von seinem Freund unterbrochen worden war. „Warum möchtest du sie retten?“

Damit hatte er Landis nun anscheinend ziemlich überrumpelt, denn dieser wandte verlegen den Blick ab. „Was soll denn das? Ist doch wohl klar, warum. Sie ist eine gute Freundin von uns und außerdem gehört so was zum täglichen Heldendasein dazu.“

„Ja, schon klar. Das meine ich aber nicht.“ Grübelnd verschränkte er die Arme. „Du hast dieses Feuer in den Augen. Schon seit wir losgegangen sind. Es ist anders, als bei einem unserer üblichen Heldentaten, viel leidenschaftlicher. Als wärst du mit Leib und Seele dabei, deine Liebste aus den Klauen des Bösen zu befreien! Verstehst du, was ich meine?“

Seufzend kratzte Landis sich am Kopf. Warum musste Nolan die Dinge auch immer so unnötig ausschmücken? Als wäre es ihm nicht schon peinlich genug, dass sie überhaupt darauf zu sprechen kamen.

„Nun, ich“, nuschelte er auffallend nervös vor sich her, „habe es ihr halt versprochen.“

„Versprochen?“

„Ja, versprochen.“

Tiefer ins Detail gehen wollte er an der Stelle höchst ungern, weshalb er hoffte, dass damit alles soweit geklärt war. Als nach einigen Minuten des Schweigens von Nolan aber keinerlei weitere Reaktionen dazu kamen, wandte er den Blick etwas misstrauisch wieder zu ihm und war überrascht zu sehen, wie konzentriert dieser aussah.

Gerade als Landis etwas sagen wollte, platzte ein begeisterter Laut aus ihm heraus. „Ah!“

Plötzlich sprang Nolan auf, als hätte er soeben eine Erleuchtung. Aufgeregt deutete er in eine Richtung.

„Lan! Sieh nur, was da ist! Heute ist unser Glückstag!“

Dem Fingerzeig folgend, erblickte er in der Nähe ein kaum sichtbares Leuchten in der Dunkelheit des Waldes, das sich offenbar von ihnen zu entfernten schien. Ehe er dazu kam zu analysieren, wobei es sich dabei handeln könnte, rannte Nolan auch schon an ihm vorbei, dem geheimnisvollen Leuchten entgegen.

„No?!“

„Weißt du denn nicht, was das bedeutet? Wenn es einem gelingt, ein Glühwürmchen zu fangen, kann man sich etwas wünschen!“

„Warte!“, schrie er ihm vergeblich hinterher. „Ich glaube nicht, dass das ein Glühwürmchen ist, hörst du?! No!“

Zu spät. Sein einziger Begleiter war soeben in den Schatten zwischen den Baumstämmen verschwunden. Kaum war er aufgestanden, um Nolan zu folgen, schrie dieser auch schon laut auf und versetzte ihn akut in Panik.

„No?!“

So schnell wie möglich eilte er in die Richtung, aus der der Schrei gekommen sowie das schwächer werdende Leuchten zu sehen war. Den Mund öffnend, um ein weiteres Mal nach ihm zu rufen, stockte ihm jäh der Atem, als er den Boden unter den Füßen verlor ...

Zehn Schritte

Diese Geschichte aus der Vergangenheit zweier Männer fand ihren Anfang in Cherrygrove, die nächste Stadt von New Kinging, der Hauptstadt des Königreichs Király, aus. Ein gemütlicher, kleiner Vorort, der für seine Kirschblütenbäume bekannt war, bis heute.

Sie erzählte von einem Wunsch. Einem großen Wunsch, für den zwei kleine Freunde Tag für Tag alles gaben, damit er so bald wie möglich in Erfüllung gehen würde, selbst wenn jeder ihren Traum für nichts weiter als ein harmloses Spiel hielt, welches angeblich absolut typisch für Jungs in ihrem Alter wäre. Doch das war es nicht.

Auch wenn es sich nur nach einer Träumerei unter Kindern anhören mochte, steckte mehr Verlangen nach dem Erreichen in diesem hoch gesetzten Ziel, als es eigentlich für Kinder üblich sein sollte. Beinahe ein unaufhaltsamer Trieb, dem sich die beiden mit Leib und Seele hingaben.

Die meisten waren der Meinung, dass sich die Sache mit der Zeit beruhigen würde und die beiden keinen Spaß mehr an dem Spiel finden würden, mit dem sie ganz Cherrygrove auf Trab hielten. Kaum einer kannte auch nur ansatzweise den wahren Grund für diese leidenschaftliche Zielstrebigkeit, mit der sie sich diesen Wunsch erkämpfen wollten.

Den Grund für diese Hingabe kannte wohl niemand so genau, außer sie selbst.

Wie der Wunsch lautete? Nun ...
 


 

***
 


 

„Wir sind Helden!“, wiederholte der Junge mit den schwarzen, zerzausten Haaren zum dritten Mal schmollend. Sein Gesicht sowie Arme und Beine waren mit unzähligen Pflastern übersät. „Wieso beschimpfen uns die Erwachsenen bloß immer als Rowdys?!“

„Ich hasse dieses Wort.“

Laut seufzend ließ sich der braunhaarige Junge mit den grünen Augen, in denen die Lebenslust förmlich brannte, rückwärts ins Gras fallen. Einige Sekunden später tat es sein Freund ihm gleich.

Auf einem Hügel außerhalb der Ortschaft hatten sie Zuflucht gesucht. Hier hielten sie sich öfters auf, sobald die Luft unten zu dünn wurde.

„Ich kann das Wort auch nicht leiden. Es bedeutet bestimmt nichts Gutes!“

„No?“, murmelte er ihm ins Wort. „Den Katzen der alten Dame das Fliegen beizubringen, damit sie das nächste Mal einfach vom Baum flattern können, wenn sie mal wieder in einem festsitzen, war, glaube ich, doch keine so gute Idee.“

„Dabei sind meine Ideen normalerweise die Besten, komisch.“

Darauf blickten sie stumm in den wolkenlosen Himmel. Heute war einer von vielen heißen Sommertagen. Der Stand der Sonne verriet ihnen, dass der Mittag noch nicht angebrochen war und sie somit etwas Zeit bis zum Mittagessen übrig hatten, um der Welt Frieden zu bringen. Einfach ausgedrückt konnte man auch sagen: Um Cherrygrove zu zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt waren.

Landis und Nolan waren in der Gegend bereits für ihre Streiche bekannt, die sie mit völliger Überzeugung als Heldentaten abstempelten. Durch ihre Taten hatten sie sich zwar schon so manche Predigt anhören müssen, doch bisher hatte sie das nicht davon abgehalten, ihr Ziel weiterhin eisern zu verfolgen.

Es war Nolan, der als Erster voller Tatendrang wieder aufsprang.

„Alles klar! Lass uns gehen, Lan.“

„Huh?“, entgegnete er verwirrt. „Wohin denn?“
 


 

Erster Schritt:

Für eine alte Dame oder einen alten Herren den Einkauf erledigen.
 


 

Tatsächlich fanden sie nach einer kurzen Suche in der Nachbarschaft eine alte Dame, die erkrankt im Bett lag und ihre eigentliche Pflegerin dummerweise angesteckt hatte. Ohne zu zögern boten sie der Frau ihre Hilfe an, bis ihre neue Krankenpflegerin auftauchen würde.

Obwohl diese wegen der ungewöhnlichen Ausdrucksweise von Nolan irritiert war, der sie andauernd als Wissenschaftlerin bezeichnete und ihr den Rat gab, sich zwischendurch auch mal eine Pause von der Forschung zu gönnen, gab sie den Kindern einen Einkaufszettel sowie das nötige Geld.

Pflichtbewusst versprachen sie ihrer vorläufigen Patientin, so schnell wie möglich den Einkauf erledigt zu haben und bald zurück zu sein, ehe sie das Haus verließen.

„Hier, Lan. Du nimmst das Geld und ich kümmere mich um die Zutatenliste.“

„Die Sachen bekommen wir sicher alle auf dem Markt, ist auch nicht weit von hier“, beschloss Landis und ging vor. „Wir sollten Sie wohl nicht zu lange warten lassen, Sie sah etwas besorgt aus.“

„Klar war Sie das, schließlich kann man bei diesen Händlern vom Schwarzmarkt nie vorsichtig genug sein!“

„Händler vom Schwarzmarkt?“

„Was glaubst du, woher diese Wissenschaftler die Teile für ihre Erfindungen herkriegen? Die sind nicht so leicht zu bekommen, weißt du.“

Wie die Leute vom Markt reagieren würden, wenn sie ihn so über sie sprechen hören könnten, wollte Landis lieber nicht wissen. Die meisten würden vielleicht nur amüsiert lachen, aber manche verstanden bekanntlich keinen Spaß in solchen Fällen.

Am Markt angekommen füllten sie den Korb, den sie von der alten Dame bekommen hatten, mit allen möglichen Dingen und traten den Rückweg zum Haus der alten Dame an, wo sie bereits erwartet wurden, allerdings nicht von der alten Dame.

Eine Pflegerin mit erschreckend strenger Miene kam ihnen an der Tür ungeduldig entgegen. Rasch nahm sie ihnen den Korb samt Inhalt ab und prüfte diesen gründlich, bis die Fassungslosigkeit Besitz von ihrem Gesicht ergriff.

Von den gewünschten Dingen, die auf dem Einkaufszettel standen, war nichts dabei, stattdessen füllten Steine in ovaler Form, Honig, Wasser in Milchflaschen und Wäscheklammern den Einkaufskorb. Wütend verlangte die Pflegerin eine Erklärung für diesen Unsinn.

„Na ja, wir haben statt Brot Steine genommen, weil die viel härter sind und somit besser geeignet für die Bearbeitung von harten Gegenständen. Die Konfitüre haben wir deshalb durch Honig ersetzt, weil es nicht nur besser schmeckt, sondern auch gut klebt. Wasser ist statt Milch das beste Mittel zur Reinigung und Erfrischung. Tja, und die Wäscheklammern ... wir haben halt gedacht, dass man damit auf nützliche Weise Sachen befestigen kann. Käse hat zwar Löcher, aber da kann man trotzdem keine Arbeitsmaterialien aufbewahren“, erläuterte Nolan die Einzelheiten stolz.

Ungehalten zuckte die Pflegerin mit einer Augenbraue. „Ach, ist das alles?“

„Nein.“ Landis reichte der vor Wut kochenden Frau einen bildhübschen Blumenstrauß. „Wir haben unterwegs Blumen für Miss Osalth gepflückt, damit Sie schnell wieder gesund wird.“

Trotz ihrer netten Geste wurden sie kurzerhand von der Pflegerin davongejagt. Erst in sicherer Entfernung hielten sie wieder an. Keuchend warfen sie sich gegenseitig ratlose Blicke zu und wirkten ein wenig enttäuscht.

„Das verstehe ich nicht. Dabei haben wir für die Steine nicht mal etwas bezahlen müssen und für das Wasser sind wir Extra einen Umweg gelaufen“, meinte Nolan, der längst dabei war seinen schlauen Zettel um Rat zu fragen, welcher Schritt als nächstes auf sie wartete.

„Und dabei war die Idee mit dem Honig diesmal von mir ...“

„Lass gut sein. Sie hat sich doch nur aufgeregt, weil wir so gute Ideen in Sachen Arbeitsmaterialien für eine Erfindung hatten.“

Betrübt ging Landis in die Hocke. „Wir hätten einfach kaufen sollen, was auf dem Zettel stand. Jetzt haben wir wieder Ärger bekommen.“

„Hör mal, das muntert dich unter Garantie auf. Der zweite Schritt wird aufregend. Wir sollen den Hof eines Adeligen vor bösen Kreaturen verteidigen!“
 


 

Zweiter Schritt:

Den Garten eines viel beschäftigten Nachbarn von Unkraut befreien sowie andere anfallende Aufgaben im Haushalt erledigen.
 


 

Für diese Aufgabe wandten sie sich an einen ihnen bekannten Nachbarn, der wegen seiner Arbeit kaum zu Hause sein konnte und deswegen selten dazu kam, sich um seinen Garten zu kümmern oder den Haushalt ordentlich zu erledigen.

Leider war dieser Herr, wie viele andere, bestens über den Schabernack der Jünglinge informiert und es erforderte eine Menge Überredungskunst, bis er ihnen Eintritt in seinen Garten gewährte, wo sie sich um das Unkraut sowie das Ungeziefer kümmern sollten. In sein Haus wollte er sie jedoch erst lassen, sobald die Gartenarbeit zu seiner Zufriedenheit erledigt war.

Nachdem er ihnen alles möglichst verständlich erklärt sowie eingeprägt hatte, dass er mittags in seiner Pause kurz vorbeischauen wollte, ging ihr Auftraggeber zur Arbeit und überließ den Kindern mit einem flauen Gefühl im Magen seinen Garten, was er später sehr bereute.

Auf ihrer Jagd nach den bösen Kreaturen, die den Hof des Adligen zu verwüsten drohten, hatten sie unbeabsichtigt einige Bereiche des Gartens kurz und klein geschlagen, was dem Besitzer natürlich ganz und gar nicht gefiel. Kurze Zeit später standen sie auch schon perplex vor dessen verschlossener Tür.

„Du, No ... wir hätten bei der Bekämpfung der Feinde auf unsere Umgebung Acht geben sollen“, stellte Landis zu spät fest.

„Ich fürchte auch ... aber ich weiß, wie wir das wieder gut machen können. Nämlich mit Schritt drei: Das Anwesen eines Adeligen verschönern!“
 


 

Dritter Schritt:

Das Haus oder den Gartenzaun eines viel beschäftigten Nachbarn streichen.
 


 

Gesagt, getan! Mit ein wenig Farbe sowie den nötigen Hilfsmitteln, die sie sich heimlich aus dem Keller von Nolans Haus geholt hatten, gaben sie einem Teil des Gartenzauns von Mister Ruang etwas mehr Fröhlichkeit und waren am Ende äußerst zufrieden mit ihrem Werk.

„Das wird ihm gefallen, ohne Zweifel!“

„Mhm. Lass uns die Sachen zurückbringen und danach Mittagessen gehen. Meine Mutter ist bestimmt eh schon sauer auf mich, weil ich zu spät dran bin“, drängte Landis. „Du kannst ja bei uns mitessen.“

Grinsend verlieh Nolan seiner Vorfreude Ausdruck. „Das Angebot nehme ich gerne an. Ich denke, wir haben uns was zu essen auch redlich verdient!“
 


 

Vierter Schritt:

Hunde ausführen.
 


 

„Na schön ... es stand zwar nicht auf dem Plan, aber die edlen Wachhunde der Adeligen auszuführen, ist doch auch in gewisser Weise eine heldenhafte Geste“, versuchte Nolan sie über die Strafe hinweg zu trösten, die sie bekommen hatten.

Asterea, die Mutter von Landis, hatte diese kleine Überraschung für sie geplant, nachdem sie von der Geschichte mit den fliegenden Katzen erfahren hatte. Dummerweise hatten sie dann auch noch nicht nur den Fehler gemacht, zu spät am Mittagstisch zu erscheinen, sondern durch die Gartenarbeit auch noch mit völlig verdreckter Kleidung zurückzukommen. Das Mittagessen hatte demnach mit einem gewaltigen Donnerwetter begonnen.

Lachend klopfte Nolan dem geknickten Landis auf die Schulter. „Tante Asti hat manchmal ein ziemlich einschüchternes Temperament, alle Achtung. Mit ihr in der Nähe kann einem nichts passieren, was?“

„Mag schon sein. Aber sie neigt dafür auch zu Übertreibungen ...“

Zeitgleich ließen sie den Blick über die Meute vor ihnen schweifen. Zur Strafe sämtliche Hunde aus der nahegelegenen Gegend gleichzeitig ausführen zu müssen, klang im ersten Augenblick gar nicht so schlimm, wie es in Wirklichkeit der Fall war. Die ganze Bande an der Leine zu halten, war nämlich gar nicht mal so einfach und erforderte Kraft sowie Durchsetzungsvermögen.

„Dass das eine perfekte Übung für unser Heldendasein darstellt, kann man nicht bestreiten, damit hatte sie absolut Recht.“

„Oh nein ...“

„Lan?“

Dem Blick von Landis folgend, musste Nolan hart schlucken, als er den Grund für dessen Unruhe entdeckte, welche schlagartig auch ihn erfasste.

„Oh nein ...“

Keiner von ihnen kam dazu, etwas zu sagen oder gar unternehmen zu können, denn kaum eine Sekunde später stürmten die Vierbeiner allesamt gemeinsam los, direkt auf eine kleine, schneeweiße Katze auf dem Weg vor ihnen zu. Diese ergriff augenblicklich die Flucht, als sie die Hunde erblickte.

Ein ohrenbetäubendes Hundeorchester hallte in der Umgebung auf. Erfolglos versuchten Landis und Nolan die Bande unter Kontrolle zu bringen, aber es waren schlicht zu viele, um sie mit bloßer Kraft aufhalten zu können. Zudem hatten sie genug damit zu tun, nicht über ihre eigenen Füße zu stolpern.

„No, tu doch etwas!“

„Warum denn ich?! Du könntest dir auch etwas einfallen lassen, um sie zu stoppen!“

„Aber du hast die besseren Ideen!“, rief Landis, völlig außer Atem.

Plötzlich rasten die Hunde scharf um eine Ecke und die Leinen glitten den beiden aus dem Fingern. Ungeschickt stürzten sie im Lauf hart auf den Boden. Derweil steuerten die aufgebrachten Hunde weiterhin zielstrebig auf das in die Enge getriebene Kätzchen zu, welches in eine Sackgasse geeilt war. Niemand schien sie aufhalten zu können ...

„HALT!“

Sofort hielten die Tiere inne und bremsten ab.

„Macht Platz!“, ertönte die selbstbewusste, unbeugsame Stimme abermals.

Artig legten sich sogleich alle, mit den Schwänzen wedelnd, nieder. Ruhe kehrte ein.

Unterdessen war es den ursprünglichen Hundesittern gelungen sich aufzurappeln, auch wenn es ihnen die bei dem Sturz zugefügten Schürfwunden nicht so leicht gemacht hatten. Hastig liefen sie den ausgebüchsten Hunden zum Ende der Sackgasse nach und sie staunten nicht schlecht, als sie erfuhren, wem sie die problemlose Bändigung der Rasselbande zu verdanken hatten.

„Ria?!“, platze es aus Landis heraus.

„Wow! Du bist ja die reinste Tierbändigerin, echt beeindruckend!“

Das Kätzchen auf dem Arm nehmend, wandte das junge Mädchen mit den kurzen, schwarzen Haaren sich an die Jungs. „Es war nicht zu überhören, dass ihr in Schwierigkeiten gesteckt habt.“

„Schwierigkeiten? Wir? Ach, das war nur ein Training. Nichts weiter!“, wollte Nolan, breit grinsend, von ihrem Versagen ablenken. „Sag mal, kennst du das Kätzchen etwa?“

„Ja, es ist meins. Sie heißt Alona.“

„Ah, ein hübscher Name. Alo also.“

Oriana schüttelte lächelnd den Kopf über Nolan, da er nie einen Namen vollständig aussprach, sondern ihn stets irgendwie abkürzte.

„Ihr seid mir schöne Helden. Wenn es euch nicht mal gelingt ein paar Hunde im Griff zu haben, wie soll euch das dann mit einem Drachen gelingen?“

Sich am Kopf kratzend, suchte Landis nach einer Ausrede. „Die Situation ... hat eine unerwartete Wendung genommen. Darauf waren wir nicht vorbereitet.“

„Schon gut, ihr müsst euch nicht vor mir rechtfertigen. Ich bringe dann die Hunde zu ihren Besitzern zurück.“

Sie nahm die Leinen zur Hand und gab den Tieren eine Geste, dass sie aufstehen sollten, dem sie gehörig nachgingen. Dass Oriana ihnen die Arbeit stahl, auch wenn es als Strafe gedacht war, konnte Nolan nicht ohne Gegenwehr zulassen.

„Hey! Das ist aber unsere Aufgabe, Ria. Außerdem weißt du doch gar nicht, wem welcher Hund gehört.“

„Oh doch“, erwiderte sie, mit den Schultern zuckend. „Ich weiß es, weil ich die Hunde normalerweise immer ausführe. Asterea hat mich nur gebeten, dass heute euch zu überlassen.“

Dazu fehlten den beiden die Worte. Aus diesem Grunde gehorchten sie ihr also so aufs Wort. Während sie die Gruppe ohne viel Mühe dazu brachte, sich geordnet in eine Richtung zu bewegen, zwinkerte sie den sprachlosen Helden in Spe aufheiternd zu.

„Keine Sorge. Ich werde Asterea erzählen, dass ihr euch tapfer geschlagen habt. Für euch Helden gibt es doch sicher etwas Wichtigeres zu tun.“

Landis musste innerlich seufzen. Er hatte die Ironie in ihrer Aussage deutlich verstanden, auch wenn sie es gekonnt versteckte, anders als Nolan, der es tatsächlich als eine motivierende Aussage betrachtete.

„Da hat sie Recht, Lan! Wir haben noch einiges zu tun!“

„Na schön. Was kommt denn als nächstes?“

Ein kurzer Blick auf den Zettel gab die Antwort und Landis zweifelte allmählich daran, ob sie dieses Prinzip wirklich weiter Richtung Heldentum führte. Bis jetzt hatten sie mit der Verfolgung der einzelnen Schritte keinen nennenswerten Erfolg erzielt ...

Der diebische Schwertkämpfer


 

Fünfter Schritt:

Eine auf der Straße gefundene Geldbörse seinem Besitzer zurückbringen. Oder um es mit Nolans Worten zu sagen: Einen Dieb auf frischer Tat ertappen und ihm das gestohlene Gut wieder abnehmen.
 


 

„Du, No ...“

„Mh-hm?“, gab Nolan konzentriert von sich und schlich, auf den Boden starrend, vorwärts.

Auch Landis schritt langsam den Weg entlang, der aus Cherrygrove zu einer Kreuzung führte, von wo aus sich mehrere Pfade in unterschiedliche Richtungen des Landes abzweigten. „Was machen wir, wenn der Dieb keine Spuren hinterlassen hat?“

„Unmöglich. Meinen Adleraugen entgeht nichts! Nicht mal die kleinste Spur.“

„Und wenn es gar keinen Dieb in der Nähe gibt?“, wollte er wissen.

Kurz vom Boden aufschauend, warf er seinem zweifelnden Begleiter einen ratlosen Blick zu. „Seit wann stellst du so viele Fragen, Lan? Außerdem könntest du mir ruhig etwas mehr Vertrauen schenken. Ich weiß ganz genau, was ich tue.“

Es lag nicht daran, dass er kein Vertrauen in Nolans Fähigkeiten hatte. Selbst wenn sie am Ende für gewöhnlich nicht das gewünschte Ergebnis erzielten, hatten sie stets eine Menge Spaß bei dem, was sie taten. Ihr Vorhaben gab ihm schlicht zu denken, wohin sie das führen könnte. Wenn sein Freund einen Unschuldigen als Dieb beschuldigen würde, konnten sie sich auf eine Menge Ärger gefasst machen.

Ärger waren sie zwar gewohnt, doch zur Abwechslung würde ihm ein wenig Lob und Anerkennung besser gefallen, statt ständig nur als Rowdy bezeichnet zu werden. Aber ohne solch gewagte Aktionen konnten sie kaum Fortschritte machen.

„Du hast Recht. Diebe gibt es in dieser Zeit immerhin überall, genau wie alte weise Leute.“

Sie grinsten sich gegenseitig an, ehe sie ihre Spurensuche fortsetzten. „Na also, du hast es erfasst! Komm, lass uns ein paar Leute befragen.“

Jede Person die ihnen unterwegs begegnete hielten sie an, um diese nach möglichen Überfällen oder sonstige Auffälligkeiten auszufragen, die sich ereignet haben könnten. Leider konnte ihnen diesbezüglich niemand mit nützlichen Informationen dienen, zudem standen die meisten unter Zeitdruck. Selbst auf dem Land gab es also hektische Leute.

„Zu blöd, wir hätten Ken mitnehmen sollen.“

„Der hätte uns unseren Plan bloß ausreden wollen“, äußerte sich Landis, leicht schmunzelnd, dazu. „Und bei so einer Sache hätte er so oder so niemals freiwillig mitgemacht.“

Abwesend nickte Nolan knapp. „Kann schon sein. Vielleicht wäre aber gerade so eine detektivische Herausforderung genau sein Ding gewesen.“

„Könnte natürlich sein ...“

Im Zusammenhang damit, dass sie mit dieser Tat ihren allseits bekannten Plan verfolgten Helden zu werden, hätte Kenton dieses Angebot wahrscheinlich trotzdem abgelehnt oder wäre nur mitgekommen, damit er sie rechtzeitig von diesem Unfug abringen konnte. Landis und Nolan wurden jäh aus ihren Gedanken gerissen, als hinter ihnen eine junge Frau entsetzt zu schreien anfing.

„Meine Tasche! Hilfe! Haltet den Dieb! Haltet ihn auf!“

Synchron fuhren sie herum und konnten gerade eben noch einen kurzen Blick auf den Dieb erhaschen, welcher mit einem beachtlichen Tempo in das dichte Gestrüpp abseits des Weges verschwand. Ohne zu zögern rannten sie los, um den Typen zu verfolgen.

Das war ihre Chance. Vermutlich ihre einzige, deshalb durften sie ihn nicht entkommen lassen.

„Seien Sie unbesorgt, werte Frau! Wir holen Ihnen Ihr Eigentum unbeschadet zurück!“, rief Nolan noch der, am Boden zerstörten, Frau im Sprint zu.

Hastig kämpften sie sich durch das Dickicht, wobei sie sich mehrmals einander auf die Füße traten, bis sie am Rande des Waldes ankamen, den keiner ohne eine entsprechende Erlaubnis betreten durfte. Japsend sahen sie sich um, doch von dem Dieb war nichts zu entdecken.

„Ist er uns etwa entkommen?“, sprach Landis seine Befürchtung laut aus und weckte somit den Ehrgeiz seines Gefährten.

„Kann ich mir nicht vorstellen. Hinter Ria sind wir zwei die schnellsten Läufer aus Cherrygrove! Er muss sich hier irgendwo verstecken und wir werden ihn finden. Denk daran, Lan, das ist unsere Chance ein Held zu werden.“

Angespornt stimmte er dem zu und sie fingen an, gründlich das Gebiet zu durchsuchen, indem jeder einen anderen Teil übernahm. Nach einer Weile trafen sie sich schließlich wieder an einem nahe gelegenen, hoch gewachsenen Apfelbaum. Wortlos erkannten sie anhand der Gesichtszüge des jeweils anderen, dass die Suche erfolglos war. Dennoch wollten sie sich nicht so leicht geschlagen geben.

„Na schön! Wenn wir schon nicht den Dieb erwischen können, dann wenigstens das Diebesgut! Er hat es sicher versteckt, damit er es später in Ruhe zu seinem Versteck bringen kann.“

Landis neigte grübelnd den Kopf. „Ich wusste gar nicht, dass Diebe so vorgehen.“

„Ich auch nicht, aber ich würde es so tun.“

Aus der Baumkrone über ihnen erklang plötzlich ein amüsiertes Gelächter. Augenblicklich starrten beide überrascht nach oben, sahen jedoch nichts weiter als Blätter sowie grüne Äpfel.

„Sag mal, Lan, hat der Baum uns etwa gerade ausgelacht?“ Kaum hatte Nolan seine Vermutung ausgesprochen, flog ihm auch schon ein Apfel entgegen und traf ihn direkt am Kopf. „Aua! Jetzt greift der Baum mich auch noch an!“

Zur Sicherheit wich Landis ein paar Schritte zurück. „Ich glaube nicht, dass das der Baum ist, No.“

Weitere Äpfel flogen gezielt auf Nolan zu, allerdings wich er diesen folgenden Angriffen so geschickt wie möglich aus.

„Mir egal, wer oder was es ist, ich habe niemandem etwas getan. Hörst du, Baum!? Ich habe dir nichts getan, also hör auf damit!“

Während Landis ihm aus sicherer Entfernung zu erklären versuchte, wer seiner Meinung nach tatsächlich dafür verantwortlich war, schnappte dieser sich einen der am Boden liegenden Äpfel und warf diesen blind mitten in die Baumkrone hinein, worauf jemand ein erschrockenes „Autsch!“ von sich gab. Direkt danach konnte man es zwischen den Ästen laut knacken hören.

„No, pass auf!“, wollte Landis ihn warnen, reagierte aber eine Sekunde zu spät.

Ein Junge fiel von oben aus dem Baum herunter und landete geradewegs auf den völlig verblüfften Nolan, der unter dem Gewicht zusammenbrach. Gleichzeitig entglitt ihnen ein überforderter Laut.

Empört ließ der Baumjunge zuerst seinem Frust freien Lauf. „Was sollte das denn werden?! Du spinnst wohl, mit Äpfeln um dich zu schmeißen!“

„Ich habe nicht damit angefangen! Der Baum war es!“, verteidigte der Beschuldigte sich schmollend. „Davon mal abgesehen, woher hätte ich denn wissen sollen, dass da oben jemand saß? Wer versteckt sich schon in Bäumen?“

Bevor der sichtlich wütende Junge überhaupt zu Wort kommen konnte, kam Landis ihm zuvor und lief bereits auf die beiden Streithähne zu.

„No, halt ihn fest! Das ist der Dieb!“

„Der Dieb?“ Verwirrt blinzelte Nolan einige Male, ehe er verstand, was hier eigentlich los war. „Ach so! Du hast also die Äpfel geworfen!“

„Oh Mann, du bist wohl damals mal vom Wickeltisch gefallen, was?“, kommentierte der Dieb trocken dessen Aussage.

Gerade als der Junge von seinem weichen Kissen aufspringen und sich aus dem Staub machen wollte, verkürzte Landis den Abstand zwischen ihnen durch einen gezielten Sprung, geradewegs auf diesen zu, durch den er ihn unerwartet von den Füßen riss.

„Gut so, Lan! Lass ihn nicht entwischen!“

Flink kam Nolan wieder auf die Beine und eilte seinem Partner zu Hilfe, der anscheinend viel Mühe damit hatte, den Dieb im Zaum zu halten, denn dieser zeigte sich nicht erfreut über den Widerstand, auf den er hier traf.

„Hey! Lasst mich auf der Stelle los oder ihr werdet es bitter bereuen!“, fauchte der Übeltäter gereizt. Mit starken Schlägen und Tritten versuchte er die nervigen Kletten loszuwerden, jedoch ließen sich die zwei nicht abschütteln.

„Du bist hiermit festgenommen! Ergib dich, du Dieb!“

„Soll das ein Witz sein?!“ Zutiefst belustigt konnte der Junge aus dem Baum über Nolan nur lachen. „Ihr spielt euch ganz schön auf, ihr kleinen Möchtegernhelden!“

Ein feuriges Gefecht entfachte, in dem zahlreiche Schläge und Tritte ausgeteilt wurden, genau so wie es in einer Schlägerei zwischen richtigen Männern halt üblich war. Keiner von ihnen wollte nachgeben, selbst nachdem alle drei längst aus der Puste waren. Zu ihrem erstaunen schlug sich der Dieb alleine ziemlich wacker und stellte sich als eine harte Nuss heraus.

Nach einer scheinbaren Ewigkeit verlor der Junge letztendlich die Geduld und nahm auf einmal eine Waffe zur Hand, welche er bis jetzt in einer Scheide mit sich geführt hatte, die hinter seinem Gürtel geklemmt worden war. Wie erwartet konnte er seine Widersacher damit abrupt ruhigstellen, denn sie ließen von ihm ab.

Ein fein geschliffenes Schwert schwebte bedrohlich über den Köpfen von Landis und Nolan. Sie rührten sich kein Stück mehr.

„So. Wenn ihr eure Köpfe behalten wollt, dann macht ihr euch am besten ohne Umwege vom Acker, klar?“ Schweigend begutachteten die beiden mit einem hingerissenen Leuchten in den Augen das Schwert des Diebes, mit dem er sie eigentlich einschüchtern wollte. „Hallo?! Habt ihr nicht verstanden, was ich gesagt habe? Warum haut ihr nicht ab?“

„Ist das dein eigenes Schwert?“, platzte es aus Landis heraus, dessen Begeisterung sich Nolan anschloss.

„Dürfen wir es mal halten? Nur ganz kurz? Bitte!“

Ungläubig ließ der Baumjunge das Schwert sinken und rieb sich die Stirn, wobei er mit dem Kopf schüttelte. „Ich habe eben damit gedroht, euch beide zu enthaupten und alles was euch dazu einfällt, ist mich darum zu Bitten, ob ihr mein Schwert halten dürft?!“

„Also ist es wirklich dein eigenes? Das ist ja der Wahnsinn! Kannst du auch damit umgehen?“

Da der Schwertträger sich scheinbar in seinem Stolz verletzt fühlte, musterte er Landis nach dessen Worten gründlich und stemmte empört seine freie Hand in die Hüfte. „Pff, natürlich kann ich damit umgehen!“

Wie auf Stichwort trat Nolan ungeduldig näher an ihn heran und setzte ein flehendes Gesicht auf. Landis folgte seinem Beispiel.

„Kannst du uns nicht ein paar Tricks zeigen?“
 


 

***
 


 

Der Name des Diebes lautete Teepo. Er hatte langes, lavendelfarbenes Haar, rotbraune Augen und trug eine dunkelviolette, leichte Rüstung. Von seiner Art her war er ein von sich überzeugter, stolzer und vorlauter Junge in ihrem Alter.

Weil sie ihn mit so respektvollen Blicken dafür angehimmelt hatten, dass er ein Schwert bei sich trug und auch noch im Umgang mit dieser Waffe geübt war, willigte er zu guter Letzt ein, ihnen einige Kniffe zu zeigen. Für ein paar Sekunden durften sie es sogar halten.

Einige Stunden waren vergangen, in denen sie sich ausführlich mit dem Schwertkampf beschäftigt hatten und nun saßen die drei Kinder in einem kleinen Kreis gemütlich beisammen, um sich noch ein bisschen zu unterhalten. Dabei aßen sie einige von den grünen Äpfeln, welche noch von vorhin auf dem Boden herumlagen.

„Ich muss schon sagen, ihr seid ganz schön zäh. Normalerweise haben die meisten Jungs in meinem Alter nicht so viel Ausdauer für Schlägereien wie ihr.“

„Hehe, wir sind ja auch etwas Besonderes“, begründete Nolan die letzte Aussage, worauf Landis bejahend nickte und gleich eine Frage an ihren neuen Freund stellte.

„Du kennst dich gut mit dem Schwert aus. Woher kommst du denn, dass du bereits über solche Kenntnisse verfügst?“

Teepo lehnte die Frage mit einem Schulterzucken ab. „Das ist eine zu lange Geschichte und ich habe keine Lust, sie zu erzählen.“

„Och Schade. Wir würden auch niemandem verraten, wo dein geheimes Versteck liegt, Ehrenwort!“

„Versuch gar nicht erst mich drängen zu wollen, Nolan!“ Teepo strich sich genervt durch die Haare. „Ich kann es euch nicht erzählen, weil ich weder Lust noch Zeit dazu habe, langsam sollte ich nämlich wieder zurück. Mein Möchtegernvormund wartet auf mich.“

„Einspruch!“, hob der mit Pflastern bestückte Junge den Arm. „Bevor du gehst, hätte ich noch zwei wichtige Fragen: Wo ist das Diebesgut und wieso hast du über uns gelacht?“

„Das ist dir nah gegangen, hm?“

Mit verschränkten Armen nahm Teepo nun auch den anderen Jungen in Augenschein, wobei er für einen Augenblick melancholisch wirkte, so als würde er sich an etwas aus einer weit entfernten Vergangenheit erinnern, sobald er die beiden betrachtete.

Zögernd deutete er anschließend nach oben in die Baumkrone, wo er sich vor seinen Verfolgern versteckt hatte. „Die Tasche hängt noch da oben an einem Ast.“

Dem Fingerzeig folgten sie mit den Augen und warfen einen flüchtigen Blick nach oben.

„Warum hast du sie überhaupt gestohlen? Du scheinst zwar ein freches Früchtchen zu sein, aber du kommst mir nicht böse vor.“

„Früchtchen?!“ Erschüttert von dem Ausdruck Früchtchen, den Nolan mit ihm in Verbindung brachte, hob er eine Augenbraue. „Darf ich erfahren, wie du auf so einen Schwachsinn kommst?!“

„Klar darfst du. Du erinnerst mich irgendwie an eine Pflaume, deswegen bin ich darauf gekommen“, lächelte er unschuldig und Landis ahnte, dass der gedankenlose Spitznamenverteiler sich auf etwas gefasst machen konnte.

Auch wenn sie sich erst seit heute kannten, hatte Landis schnell durchschaut, wie impulsiv Teepo war. Nervös rutschte er ein Stückchen beiseite, um nicht zwischen die Fronten zu geraten.

„Du hältst mich also für eine Pflaume?! Einen Dummkopf?! Sag mal, geht es dir noch gut?!“

„Ja, danke der Nachfrage.“

„Wieso ausgerechnet eine Pflaume?!“

„Wegen deiner Haarfarbe.“

„Hast du keine Augen im Kopf?! Pflaumen sind doch viel dunkler!“

„Trotzdem erinnerst du mich an eine Pflaume.“

„Ich zeig dir gleich, was für eine Pflaume ich bin!“

Mit geballten Fäusten setzte Teepo gerade dazu an sich zu erheben, bis Landis sich doch kurzerhand in die Situation einmischte, um sie zu entschärfen. Blaue Flecke und Beulen hatten sie, dank der Rauferei zuvor, schon mehr als genug, wie er fand.

„No meinte es nicht so, wie du denkst. Er macht nur gerne solche Vergleiche, sonst nichts“, kühlte er den brodelnden Vulkan ab. „Zeig wie erwachsen du bist und beantworte doch seine Frage, warum du gestohlen hast. Das würde mich auch interessieren.“

Der Versuch von Landis Teepo zu beruhigen landete offenbar auf fruchtbarem Boden, denn er atmete einmal tief durch und wirkte um einiges entspannter. Ob es daran lag, dass er ihn für erwachsen genug einschätzte, nicht aus der Haut zu fahren? Woran auch immer gelegen haben mochte, es war zu ihrem Vorteil.

„Alte Gewohnheit würde ich sagen. Nun, und was den Grund für mein Gelächter angeht ...“ Seufzend stand Teepo auf, schulterte sein Schwert und drehte ihnen den Rücken zu. Es schien beinahe so, als sei ihm dieses Thema unangenehm, weshalb er sich nun zurückziehen wollte. „Ihr habt mich an mich selbst erinnert und meine Freunde. Wir wollten auch Helden werden. Zumindest wollten wir einen ruhmreichen Namen tragen, den jeder kennt. Aber wir sind wohl den falschen Weg dafür gegangen.“

„Klingt als sei etwas Schlimmes passiert“, bemerkte Landis.

„Tja, schon. Manche Dinge lassen sich eben nicht ungeschehen machen. Ich kann euch nur raten, die Sache mit dem Held werden ernster zu nehmen, falls ihr dieses Ziel wirklich erreichen wollt. Egal was ihr macht, passt aufeinander auf.“

Eigentlich wollte Nolan sich noch darüber beschweren, dass Teepo somit behauptete, sie würden die Sache nicht ernst genug nehmen, entschied sich aber dann dagegen und schaute ihm wie Landis nach. Zum Abschied winkte der diebische Schwertkämpfer, ohne sich umzudrehen, nur kurz über die Schulter und verschwand leichtfüßig im Gestrüpp, durch welches sie ihn bis hierher verfolgt hatten.

„Komischer Kauz, oder Lan? Verabschiedet sich auf theatralische Weise, wie in einem Buch. Ob wir ihn eines Tages wiedersehen werden?“

Landis schielte zu ihm rüber und spürte das Verlangen ihn danach zu fragen, woher er das Wort theatralisch kannte. In letzter Zeit war seine Wortwahl ungewöhnlich breit gefächert für seine Verhältnisse, was ihn einerseits beunruhigte, andererseits freute er sich auch darüber, neue Begriffe von Nolan zu lernen.

„Keine Ahnung, aber meine Mutter sagt, man trifft sich immer zwei Mal im Leben.“ Auf alle Fälle war das eine äußerst interessante Begegnung gewesen. „Ich schlage vor, wir holen die Tasche vom Baum runter, bringen sie ihrer Besitzerin zurück und gehen danach nach Hause. Es ist sicher schon spät. Morgen arbeiten wir dann die Liste weiter ab. Einverstanden?“

„Einverstanden. Guter Plan“, bestätigte Nolan und platzierte sich startbereit vor dem Apfelbaum. „Wer zuerst oben ist!“
 


 

***
 


 

Unterdessen an einem auf dem Weg stehenden Karren, außerhalb von Cherrygrove ...
 

Streng blickte der Mann mit den dunkelblauen Haaren sowie Augen den Jungen an und verlangte eine gute Erklärung für die lange Abwesenheit von Teepo, dem die autoritäre Haltung seines Möchtegernvormundes absolut nicht gefallen wollte.

„Schau mich nicht so an, Hyruhi. Ich war halt beschäftigt, kommt auch mal vor.“

„Beschäftigt sagst du?“, hakte Hyruhi misstrauisch nach. „Ich hoffe für dich, dass du nicht wieder irgendetwas angestellt hast, Früchtchen.“

Entgeistert starrte Teepo ihn an. „Tu mir einen Gefallen und nenn mich nie wieder so, kapiert?! Ich bin keine Pflaume, verdammt!“

Liebhaber, Lehrer und Retter in der Not (Teil 1)

Am nächsten Tag trafen sie sich so früh wie möglich auf dem Hügel vor Cherrygrove, ihrem Stammplatz sowie ihre geheime Basis, wo sie die meisten ihrer Pläne besprachen und ausarbeiteten. Seltsamerweise wusste mittlerweile fast jeder, wo sich ihr Treffpunkt befand, was ihnen total schleierhaft war. Schließlich achteten sie jedes Mal sorgsam darauf, nicht verfolgt zu werden.

„Pass auf, Lan. Ich habe die letzten fünf Schritte zu einem neuen Plan zusammengefasst. Ab jetzt kann nichts mehr schief gehen“, kündigte Nolan in einem bedeutsamen Flüsterton an. Er benahm sich so als würde er befürchten, dass irgendjemand ihre Besprechung belauschen könnte.

Ihm gegenüber saß Landis, der aufmerksam seinen Worten lauschte und von der Idee auf Anhieb genauso angeregt zu sein schien, wie es sein Freund war, auch wenn er noch nichts Genaueres darüber wusste.

„Und wie sieht dieser neue Plan aus?“

Siegessicher hob Nolan den Zeigefinger. „Ganz einfach: Wir müssen uns nur die drei typischen Eigenschaften eines Helden aneignen.“

„No, jetzt komm bitte raus mit der Sprache!“, trieb er ihn ungeduldig an.

„Schon gut, schon gut.“ Räuspernd ging Nolan endlich auf die Details ein. „Charme, Weisheit und Mut!“

„Charme, Weisheit und Mut?“

„Genau.“

Für einige Sekunden schloss Landis die Augen, um darüber nachzudenken, derweil wartete Nolan gespannt auf dessen Meinung zu seiner, über Nacht gründlich ausgearbeiteten, Überlegung.

„Klingt gut“, urteilte er schließlich, voller Zuversicht. „Sehr gut sogar! Jeder Held sollte über diese Eigenschaften verfügen, richtig?“

„Richtig! Wir müssen die anderen nur davon überzeugen, dass wir über genau diese Eigenschaften verfügen und dann wird uns endlich jeder anerkennen.“

Nickend stellte Landis sich unwillkürlich die Frage, wie Nolan darauf gekommen war. Schon gestern hatte es ihn interessiert, ob er von selbst auf den Plan mit den zehn Schritten zum Erfolg gekommen war oder von etwas dazu inspiriert wurde. Natürlich waren solche spontanen Einfälle für Nolans Verhältnisse nichts Neues. Sie schienen ihm manchmal quasi im Schlaf zu begegnen, wofür er ihn beneidete.

„Weißt du, woher ich das habe?“, zog die Stimme des Plänemeisters ihn, wie so oft, aus seiner Gedankenwelt, in die er sich ab und unbeabsichtigt verirrte. „Meine Mutter hat damals andauernd so ein Buch gelesen, in dem es um einen Helden ging, sagte sie mir. Und dieser Mann hatte ihrer Meinung nach genau die Eigenschaften, nach der sich jedes Herz sehnt.“

Für eine Sekunde hielt Landis inne, als er plötzlich anfing von seiner Mutter zu sprechen, schüttelte dann aber heftig mit dem Kopf, um sich selbst wachzurütteln, und begegnete Nolans Erzählung daraufhin mit einem Lächeln.

„Wenn das so ist, könnte es ja echt unsere große Chance sein.“

„Sag ich doch. Also los, lass uns keine Zeit verlieren. Kümmern wir uns zuerst um unseren Charme.“ Erwartungsvoll beugte er sich weiter zu Landis vor, dieser reagierte jedoch perplex.

„Huh?“

„Na, komm schon, du bist Tante Astis Sohn!“

Verwirrt blinzelte er ihn an. Was hatte seine Mutter denn jetzt auf einmal mit der ganzen Sache zu tun? Erst erfasste ihn die Befürchtung, dass sie womöglich auch eine Heldin werden wollte, wovon er bis zu diesem Zeitpunkt nur noch nichts wusste. Wenn es tatsächlich so wäre, hätten sie eine ungeheuer starke Konkurrenz am Hals. Da Nolan seine Verwirrtheit nicht entgangen war, setzte er zu einer Erklärung an.

„Tante Asti sagt doch immer, ihrem Charme könnte keiner widerstehen. Da du ihr Sohn bist, musst du auch über eben diesen verfügen, was ein großer Vorteil für uns wäre.“

„Ach ja? Warum muss ich denn über den Charme meiner Mutter verfügen, nur weil ich ihr Sohn bin?“

Nach dieser Aussage formten sich seine Gesichtszüge zu einem schlauen Grinsen, welches bereits aussagte, dass Nolan sein Wissen nun mit einer alten Anekdote erklären wollte.

„Erinnerst du dich nicht mehr an den Tag, an dem wir uns bei Ken zum Lernen verabredet hatten?“

Ja, daran erinnerte er sich nur zu gut. An diesem Tag hatten sich nicht nur sämtliche Vorräte von Kentons Familie in die hungrigen Mägen der zwei verabschiedet, sondern auch dessen Nerven. Kurz nach diesem Vorfall hatte ihr kluger Freund sich eine schwere Grippe eingefangen.

Auch wenn Nolan nach wie vor felsenfest davon überzeugt war es hätte daran gelegen, dass Kenton schlicht zu wenig aß und somit nicht die nötige Kraft haben konnte, sich gegen solche fiesen Krankheiten zu wehren, vermutete Landis etwas ganz anderes. Nämlich dass sie Kenton schlicht überfordert hatten.

„Er hat uns doch erklärt, wie Eigenschaften und so weitergegeben werden. Also das fand ich schon recht interessant. Wer hätte gedacht, dass wir alleine durch gähnen anderen mehr von uns vermitteln können, außer Müdigkeit oder Langeweile?“

„No, es ging um die Weitergabe von sogenannten, äh, Erbanlagen, also von Genen.“ Letzteres versuchte er möglichst zu betonen, damit ihm der Fehler auffiel.

„Ist nicht wahr, ich habe also irgendwo schon ein Erbe angelegt?!“, erwiderte Nolan sichtlich beunruhigt. „Ich dachte immer so was kommt erst, wenn man alt und kurz davor ist zu sterben? Muss man dafür nicht auch Kinder haben, denen man was vererben kann? Ich bin doch aber noch lange nicht so weit, um mein Testament zu schreiben. Dann werde ich ab jetzt lieber nicht mehr so oft gähnen, wenn dadurch mein Erbe angelegt wird.“

Seufzend kratzte Landis sich am Kopf, schmunzelte kurz darauf aber. Kein Wunder, dass Kenton es aufgegeben hatte, ihnen etwas beizubringen. Wenigstens war damit endlich geklärt, warum Nolan manchmal bestimmte Leute angähnte, um diesen etwas von sich zu vermitteln.

„Ich verstehe nicht warum du erst so tust, als hättest du es vergessen, wenn du doch noch genau weißt, worum es ging, Lan.“

Neckend zwinkerte er ihm zu. „Ich wollte dich halt nur testen und du hast bestanden.“

Überaus zufrieden mit sich verschränkte Nolan die Hände hinter dem Kopf. Selbst wenn dieser nicht laut aussprach, was er gerade dachte, wusste Landis es trotzdem ganz genau.

„Nun aber zu unserem Plan zurück! Tante Asti wird dich in den letzten Jahren ja mit Sicherheit mal angegähnt haben, oder? Was hat sie dir dabei über Charme vermittelt?“

„Hm, also“, murmelte Landis, der in seinen Erinnerungen nach einer passenden Antwort suchte. „Sie meinte einmal, dass es Frauen sehr charmant finden, wenn ein Mann freundlich, zuvorkommend und aufgeschlossen zu ihnen ist.“

„Alles klar, kein Problem!“ In die Hände klatschend, stand Nolan auf, was Landis ihm nachmachte. „Dann suchen wir jetzt eine Frau und zeigen ihr, wie charmant wir sind!“
 


 

***
 


 

Es gab solche Momente nicht oft. Momente, in denen die Befürchtungen von Landis kurz davor waren harte Realität zu werden. Eines von den Dingen, die er am meisten fürchtete, waren wutentbrannte Frauen. Warum? Weil sie unberechenbar und gefährlich waren.

Was würde passieren, falls sie einem Mädchen nicht charmant genug waren? Genau für diese Situation hatte er sich verschiedene Ausgangsmöglichkeiten ausgedacht, jedoch war diese bei weitem die schlimmste, auf die er nicht mal selbst gekommen war.

Keuchend rannten sie so schnell wie noch nie zuvor durch die Straßen und drohten einige Male zu stolpern. Hinter ihnen hallten immer wieder Schreie von, mit Zorn erfüllten, Mädchen auf, welche ihnen dicht auf den Fersen waren und momentan furchterregender wirkten als jeder beliebige Drache. Was sie mit ihnen anstellen könnten, sobald sie von den Mädchen erwischt werden würden, wollte er sich an der Stelle ausnahmsweise gar nicht überlegen.

„No“, japste Landis im Sprint verzweifelt. „Ich glaube, es war keine gute Idee, davon auszugehen, dass alle Mädchen so wie Ria sind.“

„Glaube ich auch. Komisch, dabei ist es doch eine gute Sache, gesagt zu bekommen, dass man kräftig gebaut ist, gut bei den Frauen ankommt und Haare auf der Brust hat. Ist das nicht männlich?“

Keine Frage, es waren eindeutig männliche Charakteristiken. Nur hätten sie sich wohl besser nicht unbedingt eine Gruppe von Mädchen aussuchen sollen, von denen bekannt war, dass sie gerade mitten in der allseits verhassten Pubertät steckten.

Wieder mal wurde Landis klar, was für ein besonderes Mädchen Oriana war und wünschte sich, sie wäre vor Ort gewesen, um dieses unglückliche Missverständnis aufklären zu können. Als hätte irgendwer sein Flehen erhört, tauchte vor den beiden in dieser Sekunde jemand auf, der ihnen bestimmt mit nur einem Satz den Kopf aus der Schlinge ziehen konnte. Zwar handelte es sich nicht um Oriana, jedoch waren die zwei über das unverhoffte Treffen mit dieser Person genauso glücklich.

„Ken!“, riefen sie im Chor und kamen direkt auf ihn zugestürmt.

Kentons grüne Augen funkelten sie bedrohlich an, ihn ja nicht in irgendwelche Schwierigkeiten mit hineinzuziehen, womit er keinen Erfolg erzielte. Außer Atem suchten die Gejagten hinter seinem Rücken Schutz.

„Ken, was für ein glücklicher Zufall. Schön, dich zu sehen.“

„Nolan. Landis“, seufzte er schwer. „Was habt ihr jetzt schon wieder angestellt?“

Die wütende Meute hatte er längst entdeckt und ahnte ansatzweise, welcher Grund dahinter steckte. Sobald es in irgendeiner Form in Cherrygrove Ärger gab, konnten eigentlich nur entweder seine, zu hoffnungslosen Fällen ernannten, Freunde daran Schuld oder zumindest darin verwickelt sein.

„Wir haben uns etwas verschätzt, was den Charme bei Frauen anging“, lachte Nolan beschämt.

Mit einer gehobenen Augenbraue wandte Kenton sich skeptisch an Landis. „Charme bei Frauen? Habt ihr etwa euren Einsatzbereich gewechselt?“

„Nicht direkt, es gehörte zu unserem Plan.“

„Verstehe.“ Man konnte deutlich hören, wie der kleine Hoffnungsschimmer in Kenton sogleich wieder erlosch. Dass sie möglicherweise ihre Energie doch in etwas anderes stecken könnten, als in ihren Plan, Helden werden zu wollen, würde wohl für immer bloß ein Traum bleiben.

Er drückte Nolan schließlich ein paar Bücher in die Hände, die er bei sich trug. „Wartet hier. Ich werde mit ihnen reden.“

Beide nickten knapp und blickten Kenton nach, wie er der Gruppe von Mädchen gemächlich entgegen kam, um diese in ein Gespräch zu verwickeln, welches von der Ferne betrachtet ziemlich ruhig abzulaufen schien. Beinahe zu ruhig.

„Glaubst du, er kann die Bombe allein mit Worten entschärfen, Lan?“

„Wenn es einer kann, dann nur er.“

Erleichterung machte sich in ihnen breit, als sich die hartnäckigen Jägerinnen nach dem Gespräch mit Kenton kampflos zurückzogen. Ihre Körper entspannten sich sogleich.

„Danke, du hast unsere Haut gerettet“, meinte Landis, als ihr Retter wieder mit einer tadelnden Mimik bei ihnen ankam.

„Ich hätte mehr davon, wenn ihr auch aus euren Fehlern lernen würdet.“

Schlagartig ergriff Nolan darauf das Wort, so als hätte er auf dieses Stichwort von ihm nur gewartet. „Wo du es erwähnst, Ken, können wir es mit dem Lernen nicht noch einmal versuchen?“

Zeitgleich warfen sie Nolan einen ungläubigen Blick zu, was für ihn offensichtlich nicht verständlich war. „Was denn?“

Landis wollte nicht von sich weisen, wie wichtig lernen in jeder Hinsicht war und er wusste auch, dass Weisheit zu den Punkten der Eigenschaften gehörte, welche sie sich laut dem Buch von Nolans Mutter noch aneignen mussten, doch wenn sie schon in den sauren Apfel beißen mussten, wollte er sich dafür nicht ausgerechnet Kenton aussuchen.

Garantiert hatte dieser ohnehin die Nase voll davon, vergeblich sein Wissen mit ihnen zu teilen und auch wenn er Kenton an sich sehr als Freund schätzte, gestaltete er den Unterricht für seinen Geschmack viel zu langweilig. Am liebsten lernte Landis die Dinge praktisch, selbst wenn manche Versuche nicht ganz risikolos sein mochten und genau dafür war Kenton eben nicht geeignet.

„Vergiss es, Nolan“, lehnte er ohne weiter zu zögern ab. „Ich sage das nur höchst ungern, aber es hat keinen Sinn, euch etwas beizubringen. Ihr habt einfach nicht das nötige Interesse dafür, wie ihr es für gewisse andere Tätigkeiten zeigt. Motivation alleine reicht bei euch nicht aus. Außerdem haben meine Eltern gerade erst die Vorräte aufgefüllt und werden kaum erfreut sein, euch in diesem Zusammenhang zu sehen.“

„Du tust ja so, als hätten deine bisherigen Versuche rein gar nichts gebracht und wir würden nur ans essen denken.“ Schmollend gab Nolan ihm die Bücher zurück. „Ich weiß zum Beispiel immer noch, dass wir durch gähnen unsere Eigenschaften an andere Leute vermitteln. Oh, und jeder hat von Geburt an ein Erbe angelegt, damit man später was an seine Kinder weitergeben kann.“

„Nein, das ist Quatsch. Und genau das ist dein Problem, du nimmst es nicht ernst.“

Nach diesen Worten wandte Kenton sich von ihnen ab und setzte sich in Bewegung, um seinen eigentlichen Weg nach Hause fortzusetzen.

„Also ist das ein nein?“, wollte Landis sich vergewissern.

Über die Schulter hinweg nickte Kenton ihnen nur kurz als Antwort zu und war bald darauf auch schon hinter dem nächsten Gebäude verschwunden. Zu spät fiel Landis ein, dass er wirklich gerne gewusst hätte, worüber er mit den Mädchen wohl gesprochen hatte, um sie zu beruhigen. Bei der nächsten Gelegenheit musste er es unbedingt nachholen.

„Und jetzt?“

Nolan brauchte nur ein paar Augenschläge für seine nächste Entscheidung. „Gehen wir zu dir. Ich habe Hunger und denke, wir sollten Tante Asti mal genauer wegen der Sache mit dem Charme fragen, bevor wir an die Weisheit gehen.“
 


 

***
 


 

„Ist es wahr, dass ihr das Geld von der kranken Miss Osalth für unnützes Zeug ausgegeben und den Garten unseres Nachbarn nicht nur auseinander genommen, sondern zu allem Überfluss auch noch seinen Gartenzaun ruiniert habt?!“, donnerte Astereas Stimme ihnen entgegen.

Zeitgleich zuckten sie zusammen.

Kaum waren sie angekommen, hatte Asterea die Kinder direkt zu sich in die Küche gerufen und war ihnen mit ernster Miene entgegen getreten. Es war zwar nur eine Frage der Zeit gewesen, bis es so weit kommen musste, jedoch hatten sie insgeheim gehofft, dass ihre Taten diesmal vielleicht gar nicht an die große Glocke gehängt werden würden.

Zum Glück wusste sie wenigstens noch nichts von der gestohlenen Tasche, die sie der jungen Frau in einem nicht ganz perfekten Zustand wiedergebracht hatten, weil sie sich nicht entscheiden konnten, wer zuerst oben auf dem Ast des Baumes angekommen war und sich anfangs den Sieg sowie das Gut nicht teilen wollten. Zudem war die Tasche von Teepo Hinterhältigerweise vorher geleert worden, weshalb sie letztendlich doch kläglich versagt hatten und es so aussah, als hätten die zwei selbst den Inhalt an sich genommen.

Von ihrem Mann hatten sie sich anschließend noch anhören müssen, wie dumm es von ihnen war, den Dieb einfach ohne weiteres davon gekommen lassen zu haben, falls sie ihm doch wirklich begegnet waren. Selbst wenn Asterea zumindest von diesem Vorfall nichts in Erfahrung bringen konnte, war es dennoch schon schlimm genug, dass sie von dem Rest in Kenntnis gesetzt worden war. Innerlich machten sie sich bereits auf eine lange Predigt sowie eine Strafe gefasst. Zu ihrer Überraschung kam aber nichts dergleichen.

Stattdessen wandelte sich Astereas Miene in Sorge. „Eigentlich müsste ich euch an der Stelle eine ordentliche Predigt halten, aber das muss vorerst warten. Ich habe eine wichtige Frage.“

„Eine Frage?“, wiederholte Landis, mit einer bösen Vorahnung.

„Wann habt ihr Oriana zuletzt gesehen?“

Gegenseitig schauten die kleinen Unruhestifter sich an und sprachen ohne ein einziges Wort untereinander ab, welchen Teil sie von der Geschichte erzählen sollten und welchen nicht, ehe sie ihr eine Antwort gaben.

„Zuletzt haben wir sie getroffen, als wir die Hunde ausgeführt haben.“

„Und seitdem nicht mehr?“

Allmählich versetzte ihre Art die zwei ebenfalls in Sorge und Nolan sprach zuerst aus, was ihnen gemeinsam durch den Kopf ging. „Was ist denn los?“

„Oriana ist gestern Abend nicht nach Hause gekommen. Sie ist verschwunden.“

Liebhaber, Lehrer und Retter in der Not (Teil 2)

„Ria ist verschwunden?“, wiederholte Nolan die Aussage von Asterea ungläubig. „Aber wohin denn?“

Über die Unwissenheit des Jungen musste sie leise seufzen und beugte sich ein Stück zu ihm runter. „Wenn jemand verschwunden ist, heißt das, dass niemand weiß wo sich diese Person befindet. Dass jemand verloren gegangen ist, verstehst du?“

„Ach so! Klar.“

Auf dessen Nicken lächelte sie ihm zwar zu, zweifelte aber daran, ob er es auch wirklich richtig aufgefasst hatte, doch dann zog Landis die Aufmerksamkeit auf sich, der ziemlich in Sorge um seine Freundin zu sein schien.

„Wir müssen sie suchen gehen! Was ist, wenn ihr etwas Schlimmes passiert ist?!“ Zielstrebig sprang er vom Stuhl auf, jedoch versperrte Asterea ihm vorsichtshalber gleich den Weg, bevor dieser einfach abhauen konnte.

„Ich verstehe dich ja, Schatz. Wir machen uns alle Sorgen um sie. Bald wird es aber dunkel sein, deshalb bleibt ihr besser drinnen. Die Erwachsenen, mich eingeschlossen, werden nach ihr suchen und sie finden, in Ordnung?“

Da Landis wusste, dass es nahezu ein Ding der Unmöglichkeit war, seiner Mutter ohne Folgen zu widersprechen, zumal er gerade keine Lust auf derartige Diskussionen hatte, stimmte er ihr gegen seinen Willen bedrückt zu, worauf sie ihm zufrieden durch das Haar fuhr. „Gut, dann ab ins Bett mit dir. Wenn Nolan mag, kann er heute Nacht gerne bei uns übernachten, dann bist du nicht so alleine. Ich werde es schon mit Kieran regeln.“

Asterea war jemand von der überzeugenden Sorte, was die Hochzeit mit Richard eindeutig bewiesen hatte, da dieser bekanntlich niemals heiraten wollte. Aus diesem Grund war Nolan auch so begeistert von der Idee, selbst wenn sein Vater im Nachhinein bestimmt mit ihm darauf zu sprechen kommen würde, allerdings war ihm das in dieser Sekunde völlig egal.

„Oh ja! Ein toller Plan! Du bist die Beste, Tante Asti!“

„Weiß ich doch“, kicherte sie stolz und begleitete die Kinder noch bis zum Zimmer von ihrem Sohn, wo sie den beiden noch einmal gründlich klar machte, dass sie bloß nicht auf dumme Gedanken kommen sollten sowie den Erwachsenen in der Angelegenheit mit Oriana ruhig ihr Vertrauen schenken konnten.

Anschließend verließ sie wie Richard, welcher bereits die Suche nach dem vermissten Mädchen aufgenommen hatte, zügig das Haus und ließ die zwei kleinen Rowdys mit einer schlechten Vorahnung zurück.
 


 

***
 


 

„Schnell, wir müssen die Sache selbst in die Hand nehmen!“

Es mochte unwahrscheinlich klingen, doch dieser drängende Satz kam zur Abwechslung mal nicht von Nolan, sondern von Landis, der längst dabei war, sein Zimmerfenster mit einem Dietrich zu knacken, das durch ein zusätzlich angebrachtes Schloss gesichert worden war. Dabei zeigte er mehr Konzentration wie jemals zuvor. Ja, er war eben wahrhaftig der Sohn einer Meisterdiebin. Für sie ein großer Vorteil, wie Nolan fand.

Der musste ehrlich zugeben, dass er die ganze Aufregung nicht so recht verstand. Tante Asti hatte gesagt, verschwunden würde soviel wie verloren gegangen bedeuten, was wiederum heißen musste, dass Oriana sicher nur nach ihrem Handschuh oder etwas in der Richtung suchte, wofür sie halt etwas länger als üblich brauchte. Musste wohl ein verdammt wichtiger Handschuh sein.

Aber davon mal abgesehen war er mehr als beeindruckt von diesem Enthusiasmus, den Landis heute an den Tag legte. Verlorene Gegenstände zu finden und sie der Prinzessin wiederzubringen war schließlich auch eine heldenhafte Sache, oder nicht? Also sollte er dem guten Beispiel seines Freundes folgen und diesem Vorhaben genauso viel Einsatz für den Erfolg entgegen bringen.

Mit einem heftigen Ruck sprang das Schloss nach einigen Minuten endlich auf. Sofort öffnete Landis ungeduldig das Fenster und winkte Nolan zu, damit dieser sich beeilte.

„Komm schon, wir dürfen keine Zeit verlieren!“, erklärte er, woraufhin er nach draußen deutete.

Irgendwie kam Nolan sich vor, als hätten sie unbemerkt die Rollen getauscht. Zwar störte es weder den einen noch den anderen sonderlich, jedoch war es schon recht gewöhnungsbedürftig.

Gerade als Nolan Landis fragen wollte, wo sie denn mit der Suche anfangen sollten, ohne dabei von den Erwachsenen erwischt zu werden, schreckte Landis abrupt zurück und stürzte rückwärts vom Fensterbrett runter, auf das er in der Zwischenzeit bereits geklettert war.

Nolan brauchte eine Weile, um zu begreifen, was soeben geschehen war, ehe er zu Landis eilte und neben ihm in die Hocke ging. „Lan?! Geht es dir gut?“

„Ich glaube schon“, murmelte er immer noch erschrocken.

„Was war denn los?“

Als Antwort deutete der am Boden Liegende nun beschämt auf ein schneeweißes Fellknäuel, das mitten auf seiner Brust hockte und Nolan augenblicklich ein Lächeln entlockte.

„Hey, das ist doch Alo!“ Behutsam nahm er das Kätzchen auf den Arm und streichelte es. „Was machst du denn hier, hm?“

Derweil richtete Landis sich auf, nachdem er diesen Schreck, soweit es ging, verdaut hatte. „Sie kam plötzlich quasi aus dem Nichts auf mich zugesprungen. Ich dachte schon, es wäre ein Kobold oder gar Charon.“

Erst fragte sein Gegenüber sich spontan, ob es weiße Kobolde überhaupt gab, ein darauf folgender Schauer verdrängte diesen Gedanken allerdings rasch. Vielleicht würde Charon sie ja tatsächlich holen kommen, wenn sie gegen den Willen von Asterea das Haus verließen und somit ihr Versprechen brachen? Jedenfalls erzählte ihm seine Großmutter immer, dass dieser Charon ungehorsamen Kindern die Seelen stahl. In dieser Hinsicht hätte Alona ihm dann wohl auch einen höllischen Schrecken eingejagt.

Nolan schüttelte sich und sprach sich selbst innerlich eine Mahnung aus. Seit wann war er denn hier derjenige, der sich Gedanken darum machte, was ihnen im schlimmsten Falle widerfahren könnte? Das war nicht sein Job, sondern der von Landis, auch wenn solche Gruselgeschichten selbst ihn jedes Mal zum Zittern brachten.

„Miauuu!“, ertönte es laut auf seinem Arm und zog die Blicke der beiden auf sich. Alona klopfte Nolan fordernd mit den Pfoten gegen die Brust, doch dieser verstand nicht, was sie von ihm wollte.

„Huh? Willst du etwa Milch haben oder so, Alo?“

„Ich glaube fast, sie will uns was zeigen“, vermutete Landis, mit ernster Miene. „Vielleicht kann sie uns zu Ria führen? Ohne Grund wird sie sicher nicht hergekommen sein.“

„Miau, miauuu!“ Sie sprang zielsicher von Nolans Arm auf den Kopf von Landis und anschließend zurück auf die Fensterbank, wo sie nervös hin und her lief. „Miau!“

Anscheinend lag Landis mit seiner Vermutung gar nicht mal so falsch, etwas zeigen wollte sie ihnen auf jeden Fall. Ohne zu zögern kletterte Landis zu ihr, dicht gefolgt von seinem Freund, der ihre große Chance förmlich riechen konnte. Falls sie Oriana vor den Erwachsenen finden konnten, würden sie damit gleich alle drei typischen Eigenschaften auf einen Schlag erfüllen.

Den Charme dadurch, dass sie der in Not geratenen Prinzessin das Leben retteten. Ihre Weisheit würde sich zeigen, indem sie durch das Labyrinth den richtigen Weg zu ihr fanden und den Mut letztendlich durch den glorreichen Sieg über den bösen Drachen beweisen, der ihre Freundin entführt hatte. Was sollte dabei schon schief gehen?

Außerdem war es ein ungeschriebenes Gesetz, Freunden unverzüglich zur Hilfe zu eilen, sobald diese benötigt wurde und auch wenn Oriana gewiss gut alleine zurechtkam, konnte selbst sie mal in ein Missgeschick geraten, was natürlich keiner von ihnen hoffen wollte.

„Also dann, führe uns zur Prinzessin, Alo!“

„Pssst!“, warf Landis ein. „Nicht so laut. Wenn man uns entdeckt, können wir die Rettungsaktion gleich vergessen und dazu mit eine Menge Ärger rechnen.“

„Auch wieder wahr“, willigte Nolan nun in einem Flüsterton ein und sie folgten dem Kätzchen auf den Baum, der direkt vor dem Fenster stand. Auf diesem Wege war es Landis oft gelungen, heimlich nach draußen zu schleichen, obwohl er Hausarrest hatte oder aus anderen Gründen sein Zimmer nicht verlassen durfte, um Nolan zu treffen.

Mit Sicherheit würde seine Mutter nach diesem Vorfall das Fenster diesmal so komplex verschließen, dass nicht einmal mehr sie selbst es ohne weiteres öffnen können würde, doch daran wollte er jetzt noch nicht denken. Vorerst hatte die Suche nach Oriana absoluten Vorrang. Hoffentlich konnte Alona sie zu ihr führen, aber er hatte angesichts ihrer offensichtlichen Nervosität ein schlechtes Gefühl bei der Sache ...
 


 

***
 


 

Ungefähr eine halbe Stunde später war es ihnen gelungen, ungesehen aus Cherrygrove zu gelangen, was sich als harte Prüfung herausgestellt hatte. Fast wären sie von Faren, Kentons Vater, dabei erwischt worden.

Nach Atem ringend rannten sie dem äußerst flinken Kätzchen hinterher, das noch um einiges schneller war wie die Besitzerin. Über ihnen bot der Vollmond ihnen in der Dunkelheit immerhin ausreichend Licht, um nicht vom Weg abzukommen, bis Alona diesen bewusst verließ und eine Richtung einschlug, welche ihnen gänzlich die Luft abschnitt.

„Nee, oder? Sie wird doch nicht ernsthaft in den verbotenen Wald von Xeldrite gegangen sein?“

Aufgeregt kreiste Alona genau vor dem Waldeingang umher. Doch, anscheinend war dem so. Landis war davon ebenso wenig angetan wie Nolan, denn diesen Wald zu betreten war nicht umsonst verboten.

Laut den Erzählungen verirrten die Menschen sich in diesem Wald und ein böses Wesen namens Xeldrite verschlang deren Seelen, um aus ihnen Kraft für die Vernichtung der Welt zu schöpfen. Vor ungefähr tausend Jahren soll ihr Geist wegen ihren bösen Taten zum Schutz an diesen Ort verbannt worden sein.

Entweder handelte es sich dabei schlicht um ein weiteres finsteres Ammenmärchen, wie im Falle von Charon, damit die Kinder gehorchten und sich nicht im Wald herumtrieben, nur weil sie alleine dort auf Entdeckung gehen wollten, oder es war wirklich eine wahre Geschichte, der man besser nicht auf den Grund gehen sollte, falls man an seinem Leben hing.

„Miauuu!“, forderte Alona die zwei festgewurzelten Statuen dazu auf, ihr weiterhin zu folgen.

Höchst ungern gab Nolan zu, wie viel Respekt ihm solche Erzählungen machten und zu seiner Erleichterung schien es Landis ähnlich zu gehen.

„Na ja, eigentlich wollten wir diese Seelenverschlingerin Xeldrite doch immer mal zur Vernunft bringen“, versuchte Nolan seine eigene Anspannung zu lösen. „Das wäre doch die perfekte Gelegenheit, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Schließlich ist es nicht nett, die Seelen anderer für böse Zwecke zu missbrauchen und wir als Helden sollten uns darum kümmern.“

Landis nickte zögernd. „Stimmt. Und es geht schließlich um Ria, unsere Prinzessin.“

Als Nolan ihm einen seitlichen Blick zuwarf, bemerkte er etwas in den Augen von Landis, was er zuvor noch nie in der Form bei ihm gesehen hatte und ihm aus irgendeinem Grund einen leichten Stich versetzte, was er durch ein sorgloses Grinsen zu verstecken versuchte.

Nolan nahm seinen Freund in den Schwitzkasten und zwinkerte ihm zu. „Du meinst wohl eher deine Prinzessin, was?“

„No, lass das! Du weißt genau, dass ich das nicht mag“, keuchte Landis überfordert.

Wie gewünscht ließ Nolan von ihm ab und sprintete daraufhin der mittlerweile wütend wirkenden Alona entgegen, der das alles schon viel zu lange dauerte. Vor dem Waldeingang hielt er an und stemmte die Hände in die Hüfte. „Also Xeldrite, mach dich auf was gefasst! Wir werden Ria aus deinen Klauen befreien!“

Kurz nach dieser Kampfansage gesellte sich auch Landis zu ihnen und starrte unsicher den Weg entlang, der in den Wald führte. „Du solltest sie lieber nicht wütend machen, No.“

„Miau, miau!“

Zuversichtlich klopfte er dem Zweifelnden auf die Schulter und marschierte der vorstürmenden Alona hinterher, was Landis ihm gleichtat, auch wenn ihm überhaupt nicht wohl dabei zumute war. Jedoch gab ihm der Gedanke daran, dass Oriana möglicherweise in Gefahr war den nötigen Antrieb dazu, seine Angst zu überwinden und sich in die tiefen Schatten dieses Ortes zu begeben, den jeder wegen der Geschichte über dessen übernatürlichen Bewohnerin mied.

Mut bewiesen sie hiermit zweifelsohne, ob es sich dabei jedoch mehr um Übermut handelte, darüber konnte man sich streiten. Tatsache war, dass niemand von ihnen ahnen konnte, womit sie es wirklich in diesem Wald zu tun bekommen würden und ob ihnen dieses Abenteuer dabei half, ihrem Traum einen Schritt näher zu kommen.

Der Mythos lebt

Landis war besorgt. Besorgt um Oriana und wegen der Tatsache, dass Nolan den Namen des Geistes, der in diesem Wald lebte, vorhin vollständig ausgesprochen hatte, statt ihn wie gewohnt abzukürzen. Ob ihm irgendetwas auf der Seele lag? Leider kam er nicht dazu ihn danach zu fragen, denn ...

„Alo, warte auf uns! Wir kommen ja kaum nach!“, japste Nolan vor ihm ebenso erschöpft wie er.

... sie hatten alle Hände voll damit zu tun, das Kätzchen nicht aus den Augen zu verlieren, nur weil sie nicht mit ihr mithalten konnten. Wenigstens konnte man sie Dank ihrem schneeweißen Fell in diesem unheimlichen Wald nicht so leicht übersehen.

Die dicken Baumstämme der knochigen, hoch gewachsenen Bäume wirkten bedrohlich und waren zahlreich, zudem hüllten deren verzweigte Äste über ihren Köpfen alles in Dunkelheit ein, wodurch man fast die eigene Hand nicht mehr vor Augen sah. Zum Glück hatte niemand von ihnen etwas gegen Dunkelheit. Nicht dass sie es mögen würden, aber es wäre ein Nachteil für ihre Suche gewesen, wenn einer von ihnen vor Angst kaum einen Schritt vorwärts machen könnte.

Hier und da versperrten die ungewöhnlich miteinander verschlungenen Wurzeln den Weg, so dass man entweder dazu gezwungen war über diese zu klettern oder sie gleich zu umgehen. Merkwürdigerweise hatte es von außerhalb stets so ausgesehen, als würde der Wald das ganze Jahr über blühen, aber innerhalb dieses Hains mussten sie feststellen, dass er größtenteils verdorrt war, worüber keiner von beiden genauer nachdenken wollte. Sie waren auch ohne zusätzliche Mysterien schon nervös genug.

Ob es daran lag, dass ihr Sichtfeld durch die Dunkelheit eingeschränkt war konnten sie nicht sicher sagen, doch außer ihnen schien sich kein anderes Lebewesen hier aufzuhalten, geschweige denn zu leben. Möglicherweise schliefen sie ja auch nur, schließlich war es bereits sehr spät. Das wäre zumindest die logischste Erklärung für diese beängstigende Stille gewesen, welche nicht mal teilweise durch ihre eigenen Schritte gebrochen werden konnte.

Als Alona den ohnehin kaum erkennbaren Weg verließ, um sich noch tiefer in den Wald zu begeben, hielten die zwei kurz inne und sahen sich gegenseitig ratlos an.

„No, dieser Wald macht mir eine Gänsehaut“, gab Landis offen zu. „Was machen wir, wenn die Gerüchte wahr sind und wir uns verlaufen? Wenn wir dem bösen Geist dieses Waldes in die Arme laufen, der unsere Seelen verschlingen will, um Kraft für die Vernichtung der Welt zu sammeln?“

Musste er die Geschichte unbedingt komplett wiederholen? Nolan fürchtete sich mehr als genug und war darum bemüht, seine Angst nicht gewinnen zu lassen. Deshalb winkte er diese Bemerkung gespielt gelassen ab. „Ach, vielleicht ist dieser Geist ja eigentlich ganz nett und wird nur falsch verstanden, genau wie die Drachen.“

„Wie die Drachen?“ Irritiert neigte Landis den Kopf zur Seite.

„Natürlich! Ich meine, wenn Drachen wirklich so böse wären, würden sie die Prinzessinnen, die sie in den Märchen immer entführen, doch auch töten“, erläuterte er guter Dinge seine Meinung diesbezüglich. „Aber das tun sie nicht, also sind sie wohl einfach nur einsam und suchen nach Gesellschaft.“

Nach wie vor blieb Landis demgegenüber unsicher. „Und du meinst, mit dieser Xeldrite könnte es genauso sein?“

„Warum denn nicht?“ Beide Hände hinter den Kopf legend, wartete Nolan auf Landis’ Sichtweise dieser Lage.

„Nun, weil“, ein kaum sichtbares Grinsen huschte über sein Gesicht, „Xeldrite wohl kaum einsam sein kann, mit all den Untoten um sich herum.“

Schlagartig wurde sein Freund blass. „Untote. Du meinst so richtig echte, wandelnde Skelette?“

„So ist es“, nickend fuhr Landis mit einer bedeutungsvollen Tonlage fort. „Zwar ist die Seele von dem Körper getrennt, aber gerade durch diese unnatürliche Trennung lebt ein Teil ihrer sterblichen Hülle weiter, auf der Suche nach ihrem Ich, welches einst in ihnen wohnte. In ihrer Verzweiflung suchen sie die Besucher des Waldes heim, um ...“

„Hör auf damit, Lan! Du willst mir doch nur schon wieder Angst einjagen, dass ist nicht witzig!“ Warum hatte Landis auch immer so einen Spaß daran, ihm auf so überzeugende Weise jedes Mal zum passenden Augenblick das Fürchten zu lehren? Was wollte er damit beweisen? Lustig fand Nolan das jedenfalls nicht. „Jetzt habe ich das Gefühl, dass wir von seelenlosen Zombies beobachtet werden, vielen Dank auch!“

„Haha, Entschuldige. Aber ich konnte nicht widerstehen“, lachte Landis unschuldig und deutete zu Alona, die wieder ungeduldig im Kreis lief. „Meinst du, wir können es riskieren, den Weg zu verlassen?“

„Wenn du deine Geliebte retten willst, wird uns kaum eine andere Wahl bleiben.“ Nun war es Nolan, der im Gegensatz zu Landis ein auffallend breites Grinsen zur Schau trug, als er sah, wie dieser rot anlief. „Und Tante Asti sagt doch immer, dass es abseits des Weges viel zu entdecken gibt. Man muss nur den Mut haben, neue Pfade zu betreten. Je schneller wir die Prinzessin finden, desto eher kommst du zu deinem verdienten Dankeschön in Form eines ...“

„Ist ja gut, ich habe verstanden!“, unterbrach Landis ihn, der inzwischen vor Verlegenheit förmlich glühte. „Konzentrieren wir uns lieber auf unsere Mission! Ich mache mir doch nur Sorgen, dass wir, wie Ria, verloren gehen könnten und den Weg zurück nicht mehr finden.“

Verwundert legte Nolan prüfend eine Hand auf die Stirn von Landis und grübelte vor sich hin, was diesen sichtlich verwirrte. „Was denn?“

„Warst du zu viel mit Ken zusammen? Ich weiß ja, dass du dir gerne schlimme Dinge ausmalst, aber wo ist dein Sinn für Abenteuer geblieben? Noch dazu wo es hier um ...“

Ehe er seinen Satz beenden konnte, führte ein stechender Schmerz in seinem rechten Unterschenkel unweigerlich dazu, dass er stattdessen innerlich einen Fluch aussprach und den Blick nach unten wandte, wo Alona ungehalten zu seinen Füßen saß.

„Miau, miau!“, beschwerte sie sich lauthals darüber, dass sie hier ihre Zeit verschwendeten, statt sich um wichtigere Dinge zu kümmern. „Miauuu!“

Grummelnd stapfte Nolan sogleich voran, während er an seinem Gürtel nach etwas suchte. „Wir kommen ja schon, beruhig dich! Kein Grund mich gleich zu beißen. Nur eine Sekunde noch.“

Neugierig verließ auch Landis den Weg und trat mit dem Kätzchen an seiner Seite zu Nolan, der irgendetwas an einem Baum machte. Erst als Nolan zufrieden mit sich zurücktrat, konnte man erkennen, dass er eine Art Pfeil mit einem Messer in den Baumstamm geritzt hatte, der ihnen am nächsten gewesen war.

Nichts interessierte Landis in diesem Moment gerade so sehr wie der Grund für die Markierung am Baum, nach dem er sich gleich erkundigte.

„Damit du aufhörst dir Sorgen um unseren Rückweg zu machen, werde ich ab und zu ein paar Bäume markieren, so finden wir auch ganz bestimmt zurück. Bist du nun beruhigt?“

Ja, das war er in der Tat. Manchmal erstaunte ihn Nolan mit seinen einfallsreichen Ideen immer wieder so sehr, dass er ihn nur noch mehr bewundern konnte als sonst. Woher nahm er solche Einfälle nur? Wie dem auch sei, somit dürfte ihr Fluchtweg weitgehend gesichert sein, so dass sie ohne Bedenken tiefer in den Wald eindringen und nach Oriana suchen konnten.

„Danke, No.“

„Nicht dafür“, erwiderte er und steckte das Messer wieder vorsichtig an seine Position am Gürtel unter seinem Oberteil zurück. „Ach ja: Solange du auf deine Sachen aufpasst, wird schon nichts verloren gehen.“

Von der letzten Aussage ließ er sich nicht weiter aus dem Konzept bringen, sondern ging einem anderen Gedanken nach, welcher in einholte.

Dieses Messer. Landis glaubte bis jetzt, dass Nolan es längst weggeworfen hätte, aber da hatte er sich wohl geirrt. Damals hatte er es seinem Freund zur Selbstverteidigung geschenkt, kurz nachdem seine Mutter verstorben und sein Vater durchgedreht war. Eigentlich gehörte es Asterea, jedoch war ihr Sohn der Meinung, dass Nolan es besser gebrauchen könnte und hatte es deshalb unbemerkt von ihr entwendet.

Nolan war nicht allzu begeistert davon gewesen, als er ihm diese Waffe samt Begründung für dessen Verwendung vor einigen Jahren in die Hand gedrückt hatte, doch nun beruhigte es ihn, zu wissen, dass er es noch besaß. Diese Erinnerung verdrängte Landis jedoch rasch und verringerte die Entfernung zu ihm sowie Alona, die bereits weitergegangen waren. „Wartet auf mich!“
 


 

***
 


 

Sie befanden sich in einer Sackgasse. Vor einer Wand, bestehend aus ineinander verflochtenen Wurzeln, ging es für sie nicht mehr weiter, was für Alona offenbar völlig unbegreiflich war. Fieberhaft suchte sie nach einem Durchgang, kratzte mit ihren Krallen an dem störenden Hindernis und stieß einen verzweifelten Laut aus.

Ihr Benehmen sagte eindeutig aus, dass es hier normalerweise weitergehen müsste. Mitleidig beobachteten sie das Kätzchen dabei, wie es versuchte durch die Wurzeln zu gelangen, bis Nolan sich zu ihr runter beugte.

„Hier geht es nicht weiter, Alo. Bist du sicher, dass wir richtig sind?“

„Miau!“, bejahte sie mit glasigen Augen seine Frage und sprang ihm auf dem Arm, woraufhin er versuchte ihr Trost zu spenden. Währenddessen untersuchte Landis die Wurzelwand genauer und machte sogar eine Entdeckung.

„Ich glaube, da ist etwas.“

Hellhörig kam Nolan näher. „Was denn?“

„Sieht aus wie eine Art Säule, nein, ein Grabstein, der von den Wurzeln umschlungen wird. Da steht ein Name drauf“, die Augen zusammenkneifend, las er laut vor. „Neldieo.“

Nachdenklich zog Nolan beide Augenbrauen zusammen und ließ den Namen auf sich wirken. Neldieo? Seltsamer Name. Könnte es sich dabei um einen Handlanger von Xeldrite handeln oder gar einer ihrer Opfer? Hätte er sich nicht mit eigenen Augen davon überzeugen können, würde er das nur für einen weiteren Versuch von Landis halten, ihm Angst zu machen. Was hatte ein einzelner Grabstein mitten in einem Wald verloren?

Im Gegensatz zu Landis konnte Nolan jedoch nicht lesen, was auf dem Grabstein stand, was daran lag, dass es in einer ihm unbekannten Sprache geschrieben war.

Auf seine Frage warum Landis es lesen konnte, bekam er eine überraschte Reaktion von ihm. „Du kannst es nicht lesen? Komisch, mir kommt es gar nicht so vor, als wäre es anders als unsere Schrift.“

„Egal, hier kommen wir nicht weiter. Lass uns zurückgehen und einen anderen Weg suchen.“ Dem Grabstein den Rücken zukehrend, trat er den Rückweg an. „Da uns Alo nicht mehr den Weg weisen kann, müssen wir selbst den richtigen finden. Wenn das mal kein Abenteuer ist!“

Einen Augenblick gab Landis sich noch Zeit, um über den Namen nachzudenken, ehe er sich wieder aufrichtete. Kaum hatte er sich umgedreht, setzte sein Herz akut einen Schlag aus und sein Körper spannte sich an. Sämtliche Wärme wich aus seinem Körper. Nur ein paar Meter vor ihm ging es Nolan nicht anders, der ebenfalls zu Stein erstarrt war.

In der Richtung, aus der sie vorhin gekommen waren, näherte sich langsam eine schemenhaft menschliche Gestalt. Grazil schwebte sie über den Boden hinweg, wobei die zahllosen langen Schleifen an ihrem seidigen Umhang trotz Windstille in sämtliche Richtungen wehten. Dem Körperbau nach zu urteilen handelte es sich um eine Frau mit langen Haaren, welche ihr seltsamerweise im Vergleich zu ihrer Kleidung ohne Regungen über die Schulter glitten.

Ihr Körper leuchtete in einem matten weiß. Ein Geist. Das musste ein Geist sein. Sprachlos standen die Kinder da. Fanden keine Worte für diesen Anblick. Wussten nicht, ob sie sich vor dieser Erscheinung fürchten oder angezogen fühlen sollten.

Gefahr war keine zu spüren, jedenfalls redete es ihnen ein fremdartiges Gefühl ein. Selbst als dieser Geist mit mütterlicher Stimme die Namen der beiden Jungen rief, die von allen Seiten widerhallten, waren sie nicht dazu in der Lage, sich vom Fleck zu rühren.

Landis. Nolan“, begierig streckte sie die Hände nach ihnen aus. „Ich habe auf euch gewartet. Willkommen.“

Etwas an ihr zog sie in ihren Bann, ohne dass es ihnen bewusst wurde und ihre Körper ihnen signalisierten, dass sie besser die Beine in die Hand nehmen sollten, weil etwas mit dieser Frau ganz und gar nicht stimmte. Als sie sich schließlich nah genug bei ihnen befand, konnte man erkennen, dass sie kein Gesicht besaß, aus dem man Emotionen hätte lesen können. Keinen Mund, keine Nase, keine Augen oder Augenbrauen. Ihr Kopf samt Haaren war vorhanden, jedoch ohne diese Einzelheiten.

Kommt mit mir, ich kann euch eure sehnlichsten Wünsche erfüllen.“

Unwillkürlich setzten sie sich nach diesem Angebot beide zeitgleich in Bewegung, dem sonderbaren Wesen entgegen, aber dieses hatte die Rechnung ohne das Kätzchen gemacht, die bisher erfolglos durch Laute versuchte Nolan aus dem Bann zu befreien, bis sie zu einer letzten Methode griff und ihm kräftig in den Arm biss, worauf er sie aus Reflex zu Boden fallen ließ.

„Autsch!“, schrie dieser mit schmerzverzerrter Mimik. „Nicht schon wieder, Alo! Was habe ich denn getan?“

Seine Wut verflog auf der Stelle, als er den Grund für ihr Verhalten erfasste und schluckte hart. Xeldrite gab es also wirklich, das hier war der eindeutige Beweis dafür. Zitternd wich er vor ihr zurück, was wohl nicht in ihrem Sinne war.

Xeldrites Stimme füllte sich mit Empörung. „Du lehnst mein Angebot ab? Dummer Mensch, das wirst du bereuen.“

Auf einmal wandelte sich ihre vorher anziehende Aura innerhalb von Sekunden in Hass, der ihre Erscheinung Stück für Stück veränderte. Statt weiß glühte ihr Körper nun in einem bedrohlichen Rot.

„S-Seien Sie doch nicht gleich so nachtragend, Miss“, versuchte er, die Situation zu entschärfen, gab es allerdings auf, als sich auf ihrem Gesicht dämonische Züge quasi aus ihrer Haut hervorhoben.

Schützend stellte Alona sich zwischen sie, während Nolan sich nervlich zerrüttet von dem was hier geschah an seinen Freund wandte, der ihr noch, in ihrem Bann stehend, entgehend kam. Indem er Landis an den Schultern packte, hielt er ihn auf und schüttelte ihn einige Male kräftig.

„Lan! Lan, was ist los?! Hörst du mich?! Komm zu dir!“

In dessen gefühlsleeren Augen regte sich nichts. Keine Reaktion.

Da er im Nacken die Gefahr mit jedem Atemzug wachsen spürte und ungern in so jungen Jahren seine Seele verlieren wollte, griff er zu einem Trumpf, den er völlig spontan und nur ungern gegen ihn ausspielte.

„Fredi ist wie du in Ria verknallt!“

Der Schock über diese Offenbarung ergriff von Landis so unerwartet Besitz, dass er sich zu fest auf die Unterlippe biss und der Schmerz ihn gänzlich in die Wirklichkeit entließ. Vorwurfsvoll sah er den Schuldigen für diesen Schreck an und bemerkte Xeldrite anfangs gar nicht. „Was?! Woher weißt du so etwas?! Warum sagst du mir das erst jetzt?!“

„Keine Zeit, wir müssen hier weg!“, wies er die zu Recht gestellten Fragen von sich und zerrte an seinem Arm. „Los! Sonst wird sie unsere Seelen verschlingen!“

„Was?!“

Ihm stockte der Atem als er endlich ausmachte, weshalb Nolan so aufgeregt war. Mittlerweile hatte ihre Erscheinung sich mit den umliegenden Wurzeln des Waldes verbunden und ihr eine feste Substanz verliehen sowie den Wald zu einem Bestandteil von sich gemacht. Die Wurzeln pulsierten wie Adern, gefüllt von einer unnatürlichen Hitze, die sich in der Umgebung ausbreitete.

Eure Seelen gehören mir.“

Wie auf Stichwort ergriffen sie die Flucht, was Alona ihnen gleich tat. In ihrem Leben waren sie ja schon oft dazu gezwungen gewesen wegzulaufen, sei es vor einer Horde wutentbrannter Mädchen oder Erwachsener, denen sie den letzten Nerv geraubt hatten, aber das hier schlug bei weitem alles.

Weit kamen sie jedoch nicht. Nach nur wenigen Schritten türmte sich eine der Wurzeln vor ihnen auf und raste blitzschnell auf sie zu.
 


 

***
 


 

„... Uuuh.“

Mit heftigen Kopfschmerzen erwachte Landis aus einem traumlosen Schlaf. Ehe er sich wieder daran erinnern konnte, was passiert war und wo er sich überhaupt befand, verging eine Weile, in der er den Blick ratlos durch die Gegend schweifen ließ. Soweit er es einschätzen konnte, befanden sie sich immer noch im Wald von Xeldrite, wo genau konnte er aber nicht sagen, denn ...

„Oh nein.“

... aus einem ihm schleierhaften Grund war jeder Baum massenhaft mit Markierungen übersät, die sie sich unterwegs zur Orientierungshilfe gemacht hatten, aber nicht in diesem Ausmaß. Knapp einen Meter neben ihm lag Nolan, der allmählich auch wieder zu sich zu kommen schien, denn er zuckte unruhig. Von Alona fehlte jede Spur.

Zu guter letzt versicherte ihm seine blutende Unterlippe, dass er garantiert nicht nur geträumt hatte. Also existierte Xeldrite nicht nur wirklich, sondern hatte sich auch vor ihnen gezeigt. Die Frage war nur: Warum hatte sie ihre Seelen nicht verschlungen?

„Wo sind wir da nur hinein geraten ...“

Traum oder Wirklichkeit?

„Bist du etwa immer noch eingeschnappt, Lan?“, fragte Nolan, zum wahrscheinlich hundertsten Male innerhalb der vergangenen zehn Minuten und Landis gab ihm darauf stets die gleiche Antwort.

„Nein, bin ich nicht.“

Sicher wäre es um einiges angenehmer gewesen, wenn Nolan Landis sein Wissen auf eine andere Art und Weise und zu einem früheren Zeitpunkt mitgeteilt hätte, doch er nahm es ihm trotzdem nicht übel. Wieso sollte er auch? Im Nachhinein hatte er über die Geschichte mit Oriana und diesem sogenannten Fredi nämlich noch mal genauer nachgedacht.

Jemand namens Fredi lebte in Cherrygrove gar nicht, zumindest konnte er sich an niemanden mit so einem Namen erinnern und selbst wenn es eine Person außerhalb ihrer Heimat war, hätte Landis längst von ihm gewusst, gäbe es diesen Typen wirklich. Oriana hätte ihm mit Sicherheit längst von diesem Freund erzählt, daher hatte Nolan sich diese Geschichte bestimmt nur ausgedacht.

So hatte Xeldrite Dank ihm immerhin seine Seele nicht verschlingen können. Außerdem war die Bezeichnung eingeschnappt wohl kaum das richtige Wort dafür, was er wegen der Aussage von vorhin empfand, mit der Nolan ihn aus dem Bann befreit hatte. Er war sich selbst nicht sicher, wie er dieses Gefühl einordnen sollte. Womöglich lag es schlicht an dem Schmerz in seiner Unterlippe, wegen dem er es sich nicht wagte, viel zu sprechen.

„Hey, Lan“, versuchte Nolan bereits erneut die Aufmerksamkeit seines Freundes für sich zu gewinnen. „Was soll ich denn noch tun, damit du wieder mit mir redest?“

Seufzend warf Landis dem verzweifelten Nolan ein leichtes Lächeln zu, mit dem er ihm zeigen wollte, dass seine Sorgen bezüglich dieser Sache unnötig waren. „Ist ja gut, No. Ich rede doch mit dir und ich bin wirklich nicht eingeschnappt.“

Zutiefst erleichtert presste Nolan eine Hand gegen die Brust und wirkte so, als wäre ihm soeben eine große Last genommen worden. „Puh, da bin ich aber froh. Ich dachte schon, du hättest diese kleine Notlüge zu ernst genommen.“

Plötzlich stolperte Landis nach diesen Worten ungeschickt über eine Wurzel und flog geradewegs zu Boden. Beim Aufprall stieß er einen leidvollen Laut aus, da er vor Schreck auch noch unglücklicherweise zum zweiten Mal auf seine Unterlippe gebissen hatte, noch dazu exakt auf die Stelle, welche bereits zuvor diesen Schmerz erfahren musste.

Besorgt kniete Nolan sich sofort zu ihm runter. „Lan?! Alles in Ordnung?“

Fast hätte er mit einem nein geantwortet, schluckte jedoch seinen Ärger runter und ließ sich von seinem Freund auf die Beine helfen. Außer einer Schramme am Knie sowie dem erneuten Biss auf die Unterlippe, schien Landis soweit unversehrt zu sein.

„Mir geht's gut. Aber sag mal, wie bist du eigentlich auf Fredi gekommen?“, wollte er darauf wissen.

Nachdenklich kratzte Nolan sich am Kopf und wirkte darüber ebenso verwundert wie Landis. „Keine Ahnung. Irgendwie kam mir dieser Name einfach in den Sinn, als hätte ihn mir jemand zugeflüstert oder so. Aber woher sollte ich auch wissen, wer in Ria verknallt ist und wer nicht? Als würde man mir solche Sachen erzählen. Mir fiel einfach nichts Besseres ein, denke ich.“

„Warum hast du mich nicht einfach geschlagen?“, murmelte Landis für sich, denn er wollte Nolan gar nicht erst auf dumme Gedanken bringen. Die Zeiten in denen sich die beiden miteinander prügelten um herauszufinden, wer der Stärkere von ihnen war, lagen ihm ohnehin noch in den Knochen, auch wenn es durchaus äußerst spaßig gewesen war.

Jedenfalls beschloss er, das Thema um diesen geheimnisvollen Fredi einfach abzuschließen und es als ein Hirngespinst von Nolan einzuordnen.

Noch bevor Nolan abermals mit der Frage kommen konnte, bestätigte Landis ihm noch einmal, dass er es ihm nach wie vor nicht übel nahm. Wenigstens war er jetzt dieses unangenehme Gefühl losgeworden, das ihm vorher schwer zu schaffen gemacht hatte. Somit setzten sie ihren Weg fort. Immerhin mussten sie nun auch das Kätzchen Alona wiederfinden, bevor ihr was zustoßen konnte.

Der Schmerz in seiner Unterlippe machte Landis nahezu wahnsinnig. Am liebsten hätte er auf der Stelle losgeheult, auch wenn es nichts besser gemacht hätte, aber schließlich war Nolan dabei und er wollte ungern als Schwächling dastehen, selbst wenn es ihm wahrscheinlich egal gewesen wäre und es sogar eher als Herausforderung betrachtet hätte, Landis abzuhärten.

Als Nolan neben ihm aus heiterem Himmel einen lauten Schrei von sich gab, zuckte Landis nicht nur erschrocken zusammen, sondern hätte zu allem Überfluss fast ein weiteres Mal auf seine Unterlippe gebissen und das wäre nicht glücklich ausgegangen.

„Was ist denn los?!“, wollte Landis wissen, der sich bereits nervös umblickte. Ob dieser unheimliche Geist, Xeldrite, sie wieder heimsuchen würde?

„Diese ganzen Pfeile überfordern meinen Intellekt! Ich bekomme Kopfschmerzen!“

Sprachlos beobachtete er Nolan dabei, wie dieser sich den Kopf hielt, so als könnte er jeden Augenblick explodieren. Abgesehen davon, dass Landis sich fragte ob Nolan überhaupt wusste, was man unter Intellekt zu verstehen hatte, konnte er sich dem Auslöser für dessen Verzweiflung nur anschließen. Sie waren verloren.

Wie sollten sie unter dieser Vielzahl an, in den Baumstämmen eingeschnitzten, Markierungen nur jemals den richtigen Weg zurück nach Cherrygrove finden? Nun, sie könnten einfach ständig in eine Richtung laufen, dann müssten sie eigentlich irgendwann irgendwo rauskommen, aber ein inneres Gefühl sagte ihm, dass es nicht so leicht sein würde aus diesem Wald ohne weiteres wieder herauszukommen. Aber bevor sie weder Oriana noch Alona gefunden hatten, war sowieso nicht an eine Heimkehr zu denken.

„Warn mich doch das nächste Mal vor. Ich dachte schon, Xeldrite wäre aufgetaucht.“

„Ach, die soll nur kommen!“, erwiderte sein Freund siegessicher. „Wir werden ihr diesen Spuk schon austreiben!“

„W-Was?“ Für einen kurzen Moment hätte Landis schwören können, dass sich diese Szene genauso oder zumindest in ähnlicher Weise schon einmal abgespielt hatte, aber das konnte unmöglich sein. Sie befanden sich zum ersten Mal in diesem Wald, oder?

Erst als Nolan nach ihm rief verdrängte er diesen Gedanken. Vermutlich lag es nur an den Umständen, die in solcher Form für Verwirrung sorgten.
 


 

***
 


 

Es kam ihnen wie eine halbe Ewigkeit vor, in der sie kreuz und quer durch den Wald liefen ohne auch nur annährend eine Spur zu finden, wo sich Oriana oder Alona aufhalten könnten. Da ihre Beine sie kaum noch tragen wollten beschlossen sie, eine Pause einzulegen, auch wenn beide unbedingt so schnell wie möglich die Prinzessin und ihr königliches Schoßtierchen retten wollten. Wenn sie jedoch mitten im Wald vor Erschöpfung zusammenbrechen würden, halfen sie damit niemandem weiter.

„Dabei sagt Ken doch immer, wir wären voller überschüssiger Energie!“, seufzte Nolan enttäuscht, während er gemeinsam mit Landis ein wenig Holz für ein Feuer sammelte.

„Ich denke, er meinte das nicht unbedingt körperlich“, mutmaßte Landis dazu, mit den Schultern zuckend.

„Wie auch immer, wenn wir wenigstens ein paar Äpfel eingepackt hätten.“

Fragend warf Landis ihm einen Blick zu. „Äpfel?“

„Klar! Teepo sagte bei den Schwertübungen doch, Äpfel würden einen gesund und stark machen! Also wäre es doch gut, wenn wir jetzt ein paar dabei hätten.“

Bei dieser Begeisterung, die von Nolan zu diesem Thema ausging, würde es Landis nicht überraschen, wenn dieser sich eines Tages auf die Reise begeben würde um den besten Apfel der Welt zu finden. Allein die Vorstellung erheiterte ihn, weshalb er die Idee festhielt, um sie nach diesem Abenteuer mit Nolan zu teilen.

Sie legten das gesammelte Holz zusammen und Landis holte zwei sogenannte Feuersteine aus seiner Hosentasche hervor, die er einst von seiner Mutter bekommen hatte. Laut ihrer Erzählung sollte man mit diesen Steinen ein Feuer entfachen können, aber bisher hatten sie keine günstige Gelegenheit finden können, um es auszuprobieren. Schließlich wollten sie die Kraft dieser Feuersteine nicht unnötig verbrauchen, falls es überhaupt funktionierte.

Gespannt hielt Landis die Steine nah genug an das Holz und schlug sie so aneinander, wie es Asterea ihnen vorgemacht hatte, doch es tat sich nichts. Zwar hatte sie ihnen gesagt es sei nicht so leicht, aber allzu schwierig konnte es doch auch nicht sein. Wie würden sie denn als Helden dastehen, wenn sie nicht dazu in der Lage waren ein Feuer zu entzünden? Er versuchte es noch einige Male, ehe er die Steine an Nolan weitergab und der sein Glück versuchte.

Während dieser sich seiner Aufgabe mit Elan widmete, nahm Landis sich die Zeit, um sich mit den Augen umzusehen und merkte nicht, wie er dabei trotz der Schmerzen an seiner Unterlippe kaute.

Seit sie den Wald betreten hatten fühlte er sich beobachtet und er konnte Nolan ansehen, dass es ihm nicht anders ging, nur schien ihn dieses Gefühl nicht so nervös zu machen wie ihn. Doch da war noch etwas, was ihm nicht aus dem Kopf ging. Nämlich die Vermutung sich im Kreis zu bewegen.

Irgendwie kam es ihm so vor, als säßen sie in so was wie einem Traum fest, der sich ständig wiederholte, anders konnte er sich nicht erklären warum ihm einige bestimmte Dinge, die sie taten oder sagten, so unheimlich bekannt vorkamen, auch wenn es albern klingen mochte.

„AH!!!“, schrie Nolan erneut, ohne jegliche Vorwarnung und es geschah, was geschehen musste ...

„AUA! Verdammter Mist, nicht schon wieder! Scheiße, tut das weh!“, jammerte Landis und tupfte sich mit seinem Ärmel die nun blutende Unterlippe ab. „Mensch, No! Ich sagte doch, du sollst mich vorwarnen, wenn du das nächste Mal schreist!“

Nur beiläufig bemerkte er, dass es seinem Freund offenbar gelungen war mit den Steinen ein Feuer zu entfachen, denn die Gegend um sie herum wurde nicht nur von Licht erfüllt, sondern es wurde auch gleich ein bisschen wärmer. Also handelte es sich bei dem Schrei eben nur um Freude.

Entsetzt blinzelte Nolan erst schweigend und schüttelte dann den Kopf. „Schäm dich, Lan, hier so rumzufluchen. Das werde ich Tante Asti sagen!“
 


 

***
 


 

Nolan hatte es sich an einem nächstgelegenem Baum bequem gemacht, indem er sich an dessen Stamm anlehnte. Dagegen blieb Landis direkt vor dem Feuer sitzen und fuchtelte ziellos mit einem Stock in der Hand herum, womit er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er in Gedanken versunken war.

Alona hatte sie sicher nicht grundlos hergeführt, daran zweifelte er nicht. Aber was, wenn Oriana sich möglicherweise doch nicht hier aufhielt und schon längst zu Hause aufgetaucht war? Was, wenn ihre Rettungsaktion sie am Ende ins Verderben stürzen würde? Nein, so durfte er nicht denken.

Er würde sie finden und heil zurück nach Cherrygrove bringen, gemeinsam mit Alona. Ja, sie würden es schon schaffen. Ein Held gab schließlich niemals auf.

„Autsch!“ Zwischendurch holte ihn der Schmerz in seiner Unterlippe immer wieder in die Wirklichkeit zurück. Eigentlich konnte er ziemlich viel aushalten, wie viele der Abenteuer mit Nolan schon bewiesen hatten, aber der dritte Biss war eindeutig einmal zu viel gewesen. Hoffentlich würde keine Narbe davon zurückbleiben, obwohl ...

... Wenn er den Grund für diese Narbe nett ausschmücken würde, könnte es sich durchaus positiv auf sein Persönlichkeitsbild als Held auswirken.

„Werden wir sterben, Lan?“

Schlagartig war ihm der höllische Schmerz, der ihn die ganze Zeit über plagte, nach diesem Kommentar vollkommen egal und er starrte Nolan schweigend an, der sich vorgebeugt hatte.

War das gerade eine ernst gemeinte Frage von ihm oder versuchte er nur erneut, sich im falschen Moment der Situation anzupassen? Bei ihm konnte man sich da nie so ganz sicher sein, jedenfalls nicht heute, wie er als Leidtragender bereits mehrmals hatte feststellen müssen.

Wenn er sich die letzte Aktion von Nolan in Erinnerung rief, wegen der sich seine Unterlippe jetzt so anfühlte, als könnte sie jeden Augenblick einfach abfallen, dachte er lieber doch mehr als nur einmal darüber nach, was er auf diese Aussage antworten sollte.

Für gewöhnlich meinte sein Freund solche Dinge nie sonderlich ernst, wenn er sie sagte, und man hatte es stets sofort in dessen Gesicht ablesen können. Diesmal war seine Mimik jedoch erschreckend neutral, was Landis ein wenig verunsicherte, zumal dieser Gesichtsausdruck überhaupt nicht zu ihm passte.

Entweder war es ihm innerhalb der vergangenen Stunden gelungen, ein perfektes Schauspiel abzuliefern oder Landis war schlicht zu angespannt, um diese Fassade, wie sonst auch, auf der Stelle durchschauen zu können, was er sich selbst angesichts ihrer Lage nicht verübeln konnte.

Schließlich holte er einmal tief Luft, ehe er die erdrückende Stille zwischen ihnen brach.

„Weißt du, No ...“, erwiderte er so leise, dass man es beinahe überhört hätte.

„Hm?“

„Keine Ahnung.“

Diese Antwort gab er letztendlich aus einem Gefühl heraus, das sich Gewohnheit nannte. Hatte er ihm so eine Antwort schon einmal gegeben? Bestimmt, aber doch niemals auf diese Frage?

Jedenfalls entspannten sich wie auf Stichwort Nolans Gesichtszüge und er sah wieder genauso unbeschwert aus, wie er es von ihm kannte war, was Landis mittlerweile Angst machte. War er denn wirklich der einzige von ihnen der sich zunehmend so fühlte, als wären sie längst verloren?

„Ah, dann ist ja gut.“

Landis neigte nachdenklich den Kopf zur Seite. „Was sollte diese komische Frage? Du stellst doch sonst nicht so negative Fragen.“

„Ach, eigentlich weiß ich es nicht genau.“ Grinsend legte sein Begleiter beide Hände hinter den Kopf, während er sich wieder an den Baum hinter sich anlehnte. „Ich glaubte irgendwie diese Frage stellen zu müssen, weil es jetzt dafür Zeit war. Komisch, nicht? Aber wäre das hier ein Märchen, würde diese Frage mich doch total dramatisch aussehen lassen, wie es sich gehört! Zwei tapfere, junge Helden irren alleine durch die Finsternis, auf der Suche nach ihrer Bestimmung und verlieren dabei den Weg zu ihrem Ziel aus den Augen ...“

Darauf musste sein Zuhörer schmunzeln, weil Nolan dies absichtlich mit seiner üblich theatralischen Stimme erklärte, sobald er solche Vergleiche machte. Immerhin war die Befürchtung überflüssig gewesen, dass selbst er in dieser Lage anfing gewichtige Fragen zu stellen. Vielleicht machte Landis sich diesmal schlicht zu viele Sorgen.

„Hatten wir nicht schon Spannung genug für einen Tag?“

„Machst du Witze? Spannung gehört zu einem echten Abenteuer dazu! Genau wie ein Wald ohne Bäume kein richtiger Wald wäre“, erläuterte er, möglichst weise klingend.

Er konnte es nicht länger ignorieren. Sein Herz fing an zu rasen vor Aufregung, als er mit absoluter Sicherheit sagen konnte, genau diese Situation schon einmal erlebt zu haben und zwar nicht nur einmal. Wie sollte er es Nolan nur erklären? War dies ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?

„Hey, Lan! Hör auf damit!“, zog Nolan seinen Freund aus dessen Gedankenwelt.

„Huh?“

„Du machst dir schon wieder viel zu viele Gedanken darüber, wie diese Geschichte für uns ausgehen könnte. Egal, wie schlecht die Chancen für uns standen, dass hat uns noch nie davon abgehalten, dem Ruf als Helden gerecht zu werden, oder?“

Normalerweise würde er dem lächelnd zustimmen, jedoch musste er irgendetwas gegen dieses Trugbild unternehmen, in dem sie sich, von seiner Sicht aus, befanden. Ob Xeldrite oder etwas anderes dahinter steckte, konnte er sich später noch ausmalen, zunächst war es wichtig, Nolan über seine Entdeckung in Kenntnis zu setzen, doch er kam ihm zuvor.

„Lan? Ich frage mich das schon die ganze Zeit ... Warum möchtest du sie retten?“

„Aber No, den Grund dafür kennst du doch!“, sprach Landis hastig drauflos, ohne Punkt und Komma. „Ich habe es dir schon mehrmals erzählt! Erinnerst du dich nicht?!“

Ohne sich dessen bewusst zu sein, war Landis aufgesprungen, zu Nolan rüber geeilt und hatte ihn an den Schultern gepackt, worauf er sichtlich verwirrt reagierte. „Lan? Was ist denn mit dir los? Wenn ich den Grund kennen würde, hätte ich doch nicht gefragt.“

„Doch, du weißt es! Streng dich an, erinnere dich!“

Klar wäre die Sache einfacher gewesen, wenn er ihm gleich erzählt hätte, warum er plötzlich so unruhig war, aber laut seinen Erinnerungen hatten sie nicht mehr viel Zeit bis zum Erscheinen dieses Glühwürmchens übrig, dem Nolan folgen und sie diesen Teufelskreis abermals erleben lassen würde. Deshalb musste er auf der Stelle etwas unternehmen, aber was?

Wie kämpfte man gegen etwas von dem man nicht einmal genau sagen konnte, was es war? Als nach einigen Minuten des Schweigens von Nolan keinerlei Reaktionen zu seiner letzten Aussage kamen, wandte er den Blick etwas misstrauisch über die Schulter und schluckte hart, als er in der Ferne ein kaum sichtbares Leuchten entdeckte.

„Oh nein, es ist schon da.“

„Was ist da? Huh?“ Neugierig spähte Nolan an ihm vorbei und erblickte ebenfalls das schwache Leuchten in der Dunkelheit des Waldes. „Ah, heute ist unser Glückstag! Ein Glühwürmchen! Weißt du, was das bedeutet?“

„Wenn man es fängt, kann man sich etwas wünschen. Ja, ich weiß. Aber hör zu, No ...“ Landis wandte sich mit seinem Blick wieder an Nolan und versuchte in so wenigen Worten wie möglich zu erklären, was hier vor sich ging. „Aber dieses Ding da ist kein gewöhnliches Glühwürmchen. Was es auch sein mag, wir dürfen es nicht verfolgen, hörst du? Sonst erleben wir immer wieder aufs Neue, wie wir durch den Wald irren, hier Pause machen und dieses Glühwürmchen uns in die Irre führt. Wir müssen ...“

„Lan?! Pass auf! Es kommt näher!“, fiel er ihm ins Wort.

Zu spät. Alles, was Landis noch wahrnahm, war dieses gleißende Licht, welches auf ihn zugerast kam und wie ihm der Atem stockte, als er den Boden unter den Füßen verlor ...
 


 

***
 


 

„Lan?! Pass auf! Es kommt näher!“

Nolan wollte aufspringen und ihn zur Seite stoßen, war jedoch nicht schnell genug, denn das Glühwürmchen war auf einmal mit einer unglaublich hohen Geschwindigkeit in ihre Richtung gekommen und hatte seinen Freund von hinten erwischt, der sich daraufhin im, wahrsten Sinne des Wortes, in Luft auflöste.

„Lan?! Wo bist du hin?! Laaan!“, rief er so laut er konnte. Natürlich erhielt er keine Antwort. Er war allein.

Ihm war es nicht entfallen, wie komisch er sich zum Schluss benommen hatte. Einen Reim darauf machen konnte er sich leider nicht – dabei reimte er meistens ganz gerne, weil es dramatischer klang.

„Ich kapier gar nichts mehr. Ist Lan jetzt etwa auch verloren gegangen?“

Das Leuchten tauchte in der Nähe zwischen den Baumstämmen aus dem Nichts wieder auf und zog Nolans vollste Aufmerksamkeit auf sich. Auch wenn Landis meinte, sie sollten diesem Licht nicht folgen, war es immer noch besser als nur rumzustehen und nichts zu tun.

„Hey du, Glühwürmchen! Was hast du mit Lan gemacht?! Gib ihn wieder her!“

Hastig stürmte Nolan auf das Leuchten zu und ahnte nicht, was er damit auslösen würde ...

Gefangen in einem Traum

„Laaan!“, rief Nolan immer wieder in die Einsamkeit des Waldes hinein.

Er war so schnell er konnte diesem Leuchten des vermeintlichen Glühwürmchens nachgerannt, bis er es aus den Augen verloren hatte und einfach nur noch ziellos in irgendeine Richtung lief, in der Hoffnung einem seiner Freunde zu begegnen. Egal wie lange er suchen musste, er würde nicht so leicht aufgeben!

Als er gerade noch rechtzeitig über eine, im Weg liegende, Wurzel sprang bemerkte er nicht, wie sich aus der Dunkelheit direkt vor ihm eine menschliche Gestalt hervorhob. Ehe einer von beiden in irgendeiner Form reagieren konnte, knallte Nolan mit voller Wucht gegen die aus dem Nichts aufgetauchte Person und beide schwankten nach hinten, wobei nur Nolan mit den Zähnen knirschte und ein lautes „Autsch“ dazu äußerte.

„Hier steckst du also, No“, erklang eine ihm bekannte Stimme erleichtert. „Ich dachte schon, nun wärst du mir auch noch verloren gegangen.“

„Lan?“ Schnell hatte Nolan den Schmerz des Zusammenstoßes völlig vergessen.

Tatsächlich, es war Landis, der lächelnd vor ihm stand, als sei er niemals fort gewesen. Dieser klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und nickte ihm bestätigend zu. „Natürlich bin ich es, wer sonst? Warum rennst du denn auch einfach ohne etwas zu sagen davon? Hast du etwa Xeldrite gesehen?“

„Uhm.“

Warum? Warum er einfach ohne ein Wort losgestürmt war?

Für einen kurzen Moment dachte Nolan seit langem genau über eine passende Antwort nach, fand aber dann doch recht zügig eine auf die Frage. „Glühwürmchen! Genau, ich habe ein Glühwürmchen gesehen und bin diesem gefolgt, um es zu fangen!“

Ein ernster Ausdruck legte sich über das Gesicht von Landis, beinahe schon empört über diese Antwort, was Nolan ein wenig verunsicherte.

„Was hast du, Lan? Du schaust so komisch. Hast du etwa schon vergessen was es bedeutet, ein Glühwürmchen zu fangen? Dabei hast du es vorhin noch selbst gesagt.“

„Das ist Schwachsinn, Nolan. Hier in diesem Wald gibt es keine Glühwürmchen, du wirst geträumt haben“, beteuerte Landis überzeugt und drehte ihm den Rücken zu. „Lass uns lieber weitergehen und suchen, wonach wir wirklich gesucht haben. Oder hast du das etwa vergessen?“

Wie versteinert stand Nolan da und fühlte sich nicht dazu in der Lage, darauf etwas zu erwidern, obwohl er den Grund für ihren Aufenthalt in diesem Wald selbstverständlich noch deutlich vor Augen hatte. Doch die Worte seines Freundes hallten mehrmals in seinem Kopf wider.

Irgendetwas stimmte hier nicht.

Irgendetwas stimmte nicht mit Landis.

Er würde nie so mit ihm reden und sich ihm gegenüber so verhalten, oder? Nein, dessen war er sich sicher, denn Landis sprach ihn für gewöhnlich nur mit Spitznamen an. Dennoch hatte er keine Ahnung, was er jetzt tun sollte oder eher gesagt hielt ihn irgendwas in diesem Wald davon ab, an der Richtigkeit dieser Situation und an seinem Freund zu zweifeln.

Als Landis bemerkte, dass er ihm nicht antwortete und wie festgewurzelt dastand, kam er zu ihm zurück. „Was ist los mit dir? Fühlst du dich nicht gut? Vielleicht sollten wir eine Pause machen?“

„Eine Pause?“, wiederholte Nolan eher abgeneigt, gab dem Vorschlag dann aber doch eine Chance. „Ja. Ich denke, eine Pause wäre ganz gut.“

Seltsam erfreut über dessen Zustimmung deutete Landis auf ein gemütlich wirkendes Plätzchen zu ihrer Rechten. „Oke, dann lass uns etwas Holz für ein Feuer sammeln und dort Pause machen. Wir können auch später noch weitersuchen.“
 


 

***
 


 

Etwas Weiches schmiegte sich an die linke Wange von Landis und gab besorgte Laute von sich. Selbst im Halbschlaf wusste er gleich, um was oder besser gesagt wen es sich dabei handelte.

„Alo?“, murmelte er verschlafen und öffnete langsam die Augen.

Das Kätzchen war sichtlich froh über sein Erwachen, denn es schleckte ihm über die Wange. „Miau! Miau!“

„Hey, das kitzelt!“ Während er sich vom Boden aufrecht hinsetzte, nahm er Alona auf den Schoß und streichelte sie hinter den Ohren. „Dir geht es gut, dass freut mich.“

Kaum wandte er den Blick von dem Kätzchen ab, verschlug es ihm beim Anblick seiner Umgebung glatt die Sprache.

Landis befand sich mit Alona in einem riesigen, kreisförmigen Raum, in dessen Mitte eine Säule bis durch die Decke ragte. Von der Stimmung her erinnerte es ihn an eine Art Tempel oder Ruhestätte, auch wenn er solche Orte bisher nur aus einigen Büchern von Kenton kannte, die er einigermaßen interessant gefunden hatte. Vielleicht könnte es sich auch um einen Brunnen handeln, doch das hielt er für unwahrscheinlich.

Die Wände waren zwar alt und verfallen, strahlten aufgrund der künstlerischen Bilder, die jeden noch so kleinen Winkel ausfüllten, eine gewisse Erhabenheit aus, auch wenn man die einzelnen Malereien kaum noch erkennen konnte. Sie schienen so was wie eine Geschichte zu darzustellen.

Seine Mutter hatte ihnen einmal erzählt, dass man damals für besondere Persönlichkeiten solcherlei Grabstätten errichtet hatte, die sogar mit allerlei Schätzen gefüllt und mit Fallen ausgestattet wurden, damit niemand deren Ruhe stören konnte. Möglicherweise war das ja so eine Grabstätte? Aber wie war er hier hinein gekommen, falls es wirklich eine sein sollte?

Weit und breit war keine Tür oder ein Fenster zu entdecken. An einer Wandseite stand nur ein Alter mit verdorrten Blumen und abgebrannten Kerzen sowie ...

„Ria?!“

... Oriana, die an den Altar gelehnt saß und anscheinend nicht bei Bewusstsein war. Sofort sprang Landis auf und eilte zu ihr rüber, wobei Alona sich an seinem Oberteil festkrallte. Bei ihr angekommen kniete er sich neben sie und prüfte erst einmal, ob sie noch atmete.

„Puh, sie atmet noch. Aber ...“

Sich von seinem Oberteil lösend, landete das Kätzchen sicher auf den Pfoten und schmiegte sich besorgt an Oriana. „Miauuu.“

Sie war eiskalt. Es jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Wieso fühlte sie sich so kalt an? Nun, wenigstens hatte er sie endlich gefunden, dass war immerhin schon ein großer Fortschritt.

Er zog sein Oberteil aus und legte es ihr über, etwas Besseres fiel ihm auf die Schnelle nicht ein, doch er sollte sie lieber schnellstmöglich zu einem Arzt schaffen, was auch immer mit ihr los war. Aber wie sollten sie hier rauskommen? Und was war mit Nolan?

Obwohl er die letzte Frage nicht laut ausgesprochen hatte, bekam er eine unerwartete Antwort darauf. „Das Menschenkind befindet sich in einem von mir erschaffenem Traumzustand, der ewig währt.“

„Diese Stimme ...“

Zögernd lenkte er seinen Blick seitlich nach oben und erschrak, als er dort jenen Geist über den Altar schweben sah, welcher ihnen zuvor im Wald vor diesem Grabstein erschienen war: Xeldrite!

Ihr Erscheinen versetzte Landis augenblicklich in Panik und er zog Oriana mit sich, um genügend Abstand zu diesem Geist zu gewinnen. Selbst wenn es nicht viel ändern würde, fühlte er sich dadurch ein bisschen sicherer.

Unterdessen stellte Alona sich, wie beim letzten Mal, schützend zwischen die Fronten. „Miau!“

Über das Verhalten dieser Sterblichen lachend, erhob sie nochmals das Wort. „Da es dir gelungen ist, dich aus meinem Traum zu befreien, muss es also wirklich so sein. Du bist also wahrhaftig kein gewöhnlicher Sterblicher.“

Ein Anflug von Neid schwang in ihrer Stimme mit, jedoch glaubte Landis eher so was wie Trauer verspürt zu haben, während sie das sagte. „Wenn ich deine Seele verschlinge, sollte ich somit endlich dazu in der Lage, mich zu befreien und ...“

„Die Welt zu zerstören?!“, unterbrach er sie unbewusst und aus einem Reflex heraus. „Warum willst du denn unbedingt die Welt zerstören? Das ist nicht richtig!“

Seinen Worten schenkte Xeldrite kein Gehör, sondern verblasste stattdessen allmählich. „Du solltest dir lieber um dich selbst Gedanken machen. Jetzt, wo du aus dem Traum erwacht bist, wirst du hier jämmerlich verhungern und sterben, denn dein besagter Freund namens Nolan wird als gewöhnlicher Mensch niemals dazu in der Lage sein, sich aus meinem Traum zu befreien. Menschen sind nicht dazu fähig, sich gegen ein derartiges Überwesen wie mich zu behaupten. Ihr seid selbst Schuld, ihr habt meinen Wald betreten.“

Gerade als Landis sie etwas fragen wollte, zuckte Oriana in seinen Armen leicht zusammen und zog seinen Blick auf sich. Langsam öffnete sie halb die Augen, was offenbar äußerst anstrengend für sie war, denn ihr Atem wurde schwer.

„Ria? Kannst du mich hören? Sag doch was.“

„Miau!“, stimmte Alona mit ein und flitzte sogleich aus ihrer Position zu ihnen hinüber.

Sie wird dir kaum antworten können“, erklärte Xeldrite, mit gleichgültiger Stimme. „Ich habe ihre Seele fast vollständig verschlungen. Deinem Freund bleibt also nicht mehr viel Zeit, dir ebenso wenig. Ich werde unsere Wette gewinnen.“

Ihre Seele war fast vollständig verschlungen? Das alles fing an verrückt zu werden, aber es war kein Traum. Dafür fühlte es sich zu echt an. Davon abgesehen verriet ihm ein Blick in ihre halb geöffneten, leeren Augen, dass ihre Zeit in der Tat abzulaufen schien.

Bevor Xeldrite vollkommen verblasste, zeigte sie in eine Richtung. „Hinter der Säule liegt dein Freund und träumt. Du solltest dich von ihm verabschieden ... Landis.“

„Was?“

Ihrem Fingerzeig folgte er mit den Augen, legte Oriana behutsam zu Boden und bewegte sich mit einem hämmernden Herzen in die von dem Geist angedeutete Richtung. Hinter der Säule versteckt lag, genau wie sie es gesagt hatte, Nolan, der friedlich schlief.

Landis beugte sich zu ihm runter und schüttelte ihn vorsichtig. „No?“

Keine Reaktion. Mit Sicherheit würde er ihn auch nicht ohne weiteres aufwecken können. Trotzdem musste er es irgendwie versuchen, also schüttelte er ihn noch einmal kräftiger.

„No! Du musst aufwachen, hörst du? Ich hab Ria und Alo gefunden, wir warten auf dich! Du verpasst den ganzen Spaß hier!“

Wieder keine Reaktion. Stille eroberte die Umgebung.

Umringt von Mauern, eingesperrt in einer Art Grabstätte eines bösen Geistes, der ihre Seelen verschlingen wollte und auf sich allein gestellt, ohne jegliche Hilfsmittel. Noch dazu tickte die Zeit, von der sie nicht mehr allzu viel übrig hatten, unaufhaltsam weiter.

Bis jetzt waren sie durch ihre Abenteuerlust und Neugierde ja schon in allerhand schwierige Situationen geraten, aber diese hier war mit Abstand die aussichtsloseste überhaupt. Sollten sie jemals lebend hier rauskommen, würde ihnen diese Geschichte keiner glauben, außer seiner Mutter vermutlich, allerdings wäre es sicherlich mit einer Predigt verbunden.

„Ich werde jetzt nicht heulen“, sprach Landis sich selbst zuversichtlich Mut zu. „Wir sind Helden. Helden finden immer einen Weg. Helden geben nicht auf. Und No ist mein Freund, er wird mich nicht im Stich lassen.“

Kurz blickte er zu Oriana und Alona rüber, woraufhin er tief durchatmete, bevor er sich Nolan ein drittes Mal zuwandte und versuchte ihn zu wecken, indem er ihn durchschüttelte.

„No! Wach auf! Komm schon, du lässt dich doch nicht so leicht außer Gefecht setzen?! Ich weiß, du kannst das! Komm schon, No, bitte wach auf!“

Heimlich schwebte Xeldrite über ihren Köpfen im Schatten verborgen, von wo aus sie das Geschehen betrachtete. Wie konnten diese dummen Menschenkinder glauben, sich mit ihr anlegen zu können? Wie konnten sie nur glauben, dass Freundschaft und Wille allein stark genug wären, um alles zu überstehen?

Freundschaft war zerbrechlich. Freundschaft war kein Werkzeug, mit dem man seine Ziele erreichen konnte. Wie konnten diese Sterblichen nur so dumm sein? Wie konnte ihresgleichen einst dumm genug sein, um sich auf diese Wesen einzulassen? Gefühle wie Freundschaft und dergleichen kennenlernen zu wollen? So dumm ...

Und doch bin ich es, die ihr Dasein gebunden an diesem trostlosen Ort fristen muss, bis in alle Ewigkeit. Dafür werdet ihr büßen, ich werde ihnen niemals verzeihen!“

Ja, sie würde ihnen das wahre Gesicht ihrer ach so geschätzten Freundschaft zeigen. Sie würde ihnen zeigen wie schmerzhaft Freundschaft sein konnte, wenn sie sich gegen einen richtete, damit ihnen bewusst werden würde, dass sie zu Unrecht bestraft wurde.
 


 

***
 


 

Nolan hatte sofort gemerkt, dass etwas anders an Landis war. Zwar mochte er seinem Freund bislang fast täuschend ähnlich gewesen sein, doch dies war auf keinen Fall der richtige Landis. Dahinter steckte doch ohne Zweifel diese Xeldrite, anders konnte es ja nicht sein! Deshalb musste er diesen falschen Landis zur Rede stellen.

„Werden wir sterben, Lan?“, fragte er monoton, als wäre diese Frage nichts Neues für ihn. „Äh, ich meine, eigentlich wollte ich was anderes sagen, glaub ich.“

Nachdenklich blickte Landis ihn an. Diese Eigenschaft entsprach wiederum dem echten Landis. Schließlich holte dieser einmal tief Luft, ehe er die erdrückende Stille zwischen ihnen brach.

„Weißt du, No ...“, erwiderte er so leise, dass man es beinahe überhört hätte.

„Hm?“

„Keine Ahnung.“

Wie auf Stichwort entspannten sich Nolans Gesichtszüge und er sah wieder genauso unbeschwert aus, wie man es von ihm gewohnt war.

„Ah, dann ist ja gut.“

Landis neigte nachdenklich den Kopf zur Seite. „Was sollte diese komische Frage? Bekommst du etwa langsam Zweifel und bereust es?“

Die Art wie er dies sagte versetzte ihm einen Stich. Es klang nahezu vorwurfsvoll und verächtlich. Hatte er etwa was Falsches gesagt? Warum verhielt sein Freund sich plötzlich so abweisend?

Nein, es war nicht der echte Landis, stimmt. Dieser Kerl da war nicht echt.

„Ach, eigentlich nichts.“ Grinsend legte Nolan beide Hände hinter den Kopf, während er sich wieder an den Baum hinter sich anlehnte. „Ich dachte nur, diese Frage jetzt stellen zu müssen, aber eigentlich wollte ich was anderes ansprechen. Ich weiß nur nicht mehr was.“

Überfordert rieb Nolan sich die Stirn. In seinem Kopf herrschte gerade absolutes Chaos und er wusste nicht mal warum.

Manche Dinge, die er wie gewohnt dahersagte, wollte er gar nicht sagen. Normalerweise tat und sagte er viele Dinge spontan, aus diesem Grunde war es auch nichts allzu ungewöhnliches, aber er wollte doch etwas Bestimmtes ansprechen, was Landis betraf, was war es noch mal? Vor nicht ganz einer Minute wusste er es noch ...

Sein Freund musste über Nolan schmunzeln. „Nette Ausrede, No. Aber warum gibst du nicht einfach zu, dass du eifersüchtig auf Oriana bist?“

Eifersüchtig auf Oriana? Er konnte seinen Ohren erst nicht trauen, doch Landis sah ihn so enttäuscht an, dass er es sich wohl kaum eingebildet haben könnte. „Ich und eifersüchtig auf Ria? Nun ich ... ich ... ich weiß es nicht. Bin ich das?“

Ratlos starrte Nolan ins Feuer und suchte in seinem Inneren nach der Wahrheit. War er jemals eifersüchtig auf Oriana gewesen? Gab es da einen Grund für? Sie war doch auch seine Freundin, er verstand sich gut mit ihr und mochte sie, auch wenn sie ab und zu genervt von ihm zu sein schien, aber das war irgendwie jeder. Außer Landis.

Hatte er Angst ihn zu verlieren?

„Natürlich bist du das. Wieso wärst du sonst mitgekommen?“, weitete sein Gesprächspartner das Thema aus. „Ich habe deinen Blick bemerkt, als wir vor dem Wald standen und ich sagte, es würde hier schließlich um Ria gehen, weißt du noch?“

Als sie vor dem Wald standen? Richtig, da hatte er auch einen leichten Stich verspürt, das war also die Eifersucht auf Oriana gewesen?

Auch wenn es wahr sein sollte, war er doch auch aus einem anderen Grund mitgekommen. „Egal, wie schlecht die Chancen für uns standen, dass hat uns noch nie davon abgehalten, dem Ruf als Helden gerecht zu werden, oder?“

„So, du wolltest also nur dem Ruf als Held gerecht werden, das ist alles?“, hakte Landis nach, wobei er wieder diese Verachtung in der Stimme trug.

Völlig durcheinander stand Nolan auf und lief unruhig im Kreis. „Nein, natürlich nicht nur deswegen! Ria ist doch auch meine Freundin! Es ist nur, du hast dieses Feuer in den Augen. Schon seit wir losgegangen sind. Es ist anders als bei einem unserer üblichen Heldentaten, viel leidenschaftlicher. Als wärst du mit Leib und Seele dabei.“

Seufzend kratzte Landis sich am Kopf und tat so, als wäre dies ein hoffnungsloser Fall. „Bin ich auch.“

Genau, das war es! Eben das war er halt nicht, mit Leib und Seele dabei. Nicht dieser Typ, der gerade hier saß und versuchte ihm einzureden, er wäre eifersüchtig oder sonst was. Dieser Landis hatte nicht dieses Feuer in den Augen, dieser hier war ...

„Du bist nicht der echte Landis!“, schrie er ihm entgegen und keuchte erschöpft, da es aus irgendeinem Grund unglaublich schwer war, diese Worte auszusprechen.

„Oh je, so eine blöde Ausrede konnte ja nur von dir kommen. Du gehst mir echt auf die Nerven, Nolan.“

„D-Das ist keine Ausrede ... ich ... ich gehe dir auf die Nerven?“

Langsam wusste Nolan selbst nicht mehr, was nun der Wahrheit entsprach und was nicht. Warum verachtete ihn sein bester Freund auf einmal so sehr? Warum sagte er diese gemeinen Dinge?

Nolan wich langsam zurück, hielt sich seinen pochenden Kopf und nahm die Stimme von Landis nur noch verzerrt war.

Du dachtest, wir seien Freunde? Lächerlich. Ich habe gehofft, mit deiner Hilfe würde ich mehr Beachtung kriegen, aber das war ein Fehler. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich dich nicht mehr loswerden würde. Ich wollte Oriana alleine retten und als Held dastehen, doch du musstest dich ja, wie so oft, aufdrängen und uns wie üblich in Schwierigkeiten bringen. Schau dir doch an, wo wir deinetwegen gelandet sind! Deinetwegen hab ich immer nur Ärger am Hals!“

„Du wolltest alleine als Held dastehen?“, nuschelte Nolan vor sich hin. „Mein Lan würde nie aus Eigennutz handeln. Er ...“

Ein Versprechen. Er hat ihr sein Wort gegeben, sie vor allem zu beschützen und für sie da zu sein, wenn sie Hilfe brauchte. Das Versprechen ...

Obwohl er sich wegen der heftigen Kopfschmerzen kaum noch konzentrieren, geschweige denn stehen konnte, suchte er einen intensiven Augenkontakt und trat wieder näher an die Person heran, die sich für Landis ausgab und nahm ihre Hand.

„Ich weiß nicht wer du bist, aber warum versuchst du uns auseinander zu bringen?“, fragte Nolan, in einem erschreckend ruhigen Ton, während er innerlich mit dem Schmerz kämpfte. „Du hörst dich so traurig an. Wenn du mir erzählen würdest was los ist, könnte ich versuchen dir zu helfen.“

Wie?! Bitte?!“ Verunsichert stieß der falsche Landis ihn grob von sich. „Wie ist das möglich?! Ein gewöhnlicher Mensch kann nicht aus diesem Traum entkommen, wieso also?! Und was soll dieses Mitleid?! Du müsstest mich hassen!“

Schlagartig würde der gesamte Wald in helles Licht getaucht ...

Der Ursprung von Xeldrite

Einst kreierte der Schöpfer kurz nach der Entstehung der Welt vor langer, langer Zeit nach seinen Vorstellungen und zu seiner Unterstützung Wächter, die in Gruppen aufgeteilt jeweils eines der bekannten Elemente verkörperten.

Neben diesen schuf er auch Wesen deren Aufgabe es sein sollte, über Leben und Tod sowie über die Zeit, also der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft zu wachen. All diese Wächter sorgten gemeinsam für Gleichgewicht auf Erden und kümmerten sich stets darum, dass dieses durch nichts gestört wurde.

Selbst nachdem der Schöpfer starb, so sagte man, aber seine Kinder waren der festen Überzeugung, er sei bloß untergetaucht. Zumindest vermutete dies ein kleiner Teil. Unter wenigen ging gar das Gerücht herum, er würde sie bloß testen oder jemanden von ihnen töten wollen, weil dieser seine Aufgaben nicht zu dessen Zufriedenheit ausgeführt hatte.

Doch aus welchem Grund auch immer ihr Schöpfer sie verlassen haben mochte, sie hielten nach wie vor an ihrer Bestimmung fest und so vergingen die Jahre ...

Mit der Zeit, und es war einiges an Zeit vergangen, veränderte sich die Einstellung der von Menschen als Überwesen bezeichneten Wächter. Einige von ihnen wurden kaum merklich ihrer Aufgabe überdrüssig.

Nach und nach glaubte sogar ein geringer Teil von ihnen, das Gleichgewicht der Welt würde auch ohne ihr Zutun weiterhin ihren gewohnten Lauf nehmen und sehnte sich nach neuen Aufgaben. Neuen Zielen, denen sie folgen konnten, denn ihr Dasein würde ewig währen und deshalb suchten sie nach einer anderen Herausforderung.

Der Wächterin der Zeit, deren Namen Neldieo lautete, entging dieser langsam keimende Wunsch ihrer Brüder und Schwestern nicht, die Menschenwelt erkunden zu wollen. Darum beschloss sie ihren Posten für eine kurze Dauer zu verlassen, um die anderen Wächter von ihrem Vorhaben abzubringen.

Sie versuchte sie davon zu überzeugen, wie wichtig ihre Aufgabe für das Gleichgewicht der Welt sei und niemand von ihnen ahnen konnte welche Nebenwirkungen es auf sie ausüben könnte, sollten sie wider dem Gesetz der Natur ihr heiliges Reich verlassen und die Menschenwelt aufsuchen.

Dies schien ihren Brüdern und Schwester allerdings egal zu sein.

Wir haben lange genug Zeit an diesem Ort verbracht“, so sprachen sie. „Die Welt ist inzwischen nicht mehr die, die es zu beschützen gilt. Sie ist groß geworden. Und jetzt können sicher wir, die schon seit Anbeginn der Zeit existieren und über sie wachen, nach all der Zeit nun von ihnen lernen.

Neldieo wollte nicht glauben, was sie da hören musste. Es war gegen ihre Bestimmung sich zwischen die Sterblichen zu mischen, mit ihnen zu leben. Menschen und Wächter waren zu verschieden, um miteinander auskommen zu können. Was glaubten sie dort zu finden, wollte Neldieo von ihnen wissen.

Warum wollt ihr euch in die Welt der Sterblichen begeben, ihr, deren Herkunft doch gar nicht mit der eines gewöhnlichen Menschen zu vergleichen ist, die mit großartigen Fähigkeiten gesegnet und der Aufgabe betraut wurden, hier über alles zu wachen?

Das gute Zureden half nichts, weiter hielten sie an ihrer Überzeugung fest, ihren Dienst getan zu haben und neue Horizonte entdecken zu wollen.

Lachen, weinen, Freude, Trauer, Freundschaft, Liebe, träumen ... Wir wollen diese Gefühle kennenlernen und mit ihnen leben. Mit ihnen, die wir so lange nur aus der Ferne beobachtet haben. Wir wollen diese neue Welt kennenlernen.

Ist dies euer letztes Wort?“, fragte die Wächterin der Zeit ein letztes Mal. Als Antwort wurde sie höflich darum gebeten, wieder in ihr eigenes Reich zurückzukehren, wenn sie sowieso nicht an dem Streben nach Neuem interessiert war und so zog sie sich vorerst zurück.

Die Wächter ahnten nicht, dass Neldieo schneller als erwartet erneut auftauchen würde, jedoch nicht um sie ein zweites Mal belehren zu wollen.

Nein, stattdessen sammelte sie alle ihr zur Verfügung stehenden Kräfte und sperrte sämtliche ihrer Verbündeten in einem Traum ein, wo sie sich wie gehabt ihrer Aufgabe widmen und reingewaschen werden sollten von diesen absurden Ideen, auf denen sie die Sterblichen gebracht haben.

Ihr habt euch zu lange mit der Lebensart der Menschen befasst“, so entschuldigte sie ihre gut gemeinte Tat. „Ich werde nicht zulassen, dass ihr verblendet von deren Idealen dort draußen euer Ende findet. Denn wir wurden erschaffen um zu wachen, nicht um wie ein Sterblicher zu leben.

Natürlich gefiel den im Traum eingesperrten Wächtern nicht, dass Neldieo allein darüber entscheiden wollte, was sie zu tun hatten und was nicht, denn ihr Schöpfer war schon seit langem fort.

Darum schlossen sich die einzelnen Gruppen zusammen, um aus dem von der Zeitwächterin erschaffenen Traum entkommen zu können und an ihrer Stelle Neldieo selbst einzusperren, und zwar an einem Ort, wo sie ihre Kräfte nicht so leicht dazu nutzen können würde, um ihnen ein weiteres Mal gefährlich zu werden.

Sie beschlossen, die sich an veralteten Prinzipien klammernde Wächterin in die Menschenwelt zu verbannen, wo sie lernen sollte zu sehen, was ihre vermeintlichen Vertrauten bereits seit langem erkannt hatten. Ihre Kräfte in einer kristallenen Säule bannend, welche von außen betrachtet als Grabstein getarnt wurde, ließen sie sie allein zurück.

Jahre zogen ins Land ...

Jahre, in denen dort, wo die Kristallsäule stand, ein riesiger Wald entstand und sie zusätzlich vor den Sterblichen verbarg. Weder Tiere noch Menschen trauten sich in diesen, von Dunkelheit erfüllten, Wald, aus Angst vor dem bösen Geist, der dort sein Unwesen trieb.

In ihrer Einsamkeit lernte Neldieo ein für sie bislang unbekanntes Gefühl kennen und dieses begann sie Stück für Stück zu verändern, was niemand je für möglich gehalten hätte. Wie man dieses Gefühl genau bezeichnete wusste sie nicht.

Ich werde jede Seele verschlingen die es wagt, meinen Wald zu betreten und werde so genug Kraft sammeln, bis ich diesen Bann brechen kann. Und dann soll die Welt dafür büßen, dass es so weit gekommen ist.

Mit dieser sich selbst auferlegten Bestimmung legte die damalige Wächterin ihren alten Namen ab und wurde seitdem Xeldrite genannt. Noch heute wartet dieser böse Geist im verbotenen Wald, der in der Nähe von Cherrygrove lag, auf den Tag seiner Befreiung.
 


 

***
 


 

Nolan hatte dieser Erzählung bis zum Schluss aufmerksam gelauscht und war äußerst beeindruckt davon. Nachdem dieses Licht alles um in herum eingehüllt und es sich für einen Augenblick so angefühlt hatte, als würde er schweben, war er gefallen. Sehr tief gefallen.

Zu seiner Überraschung hatte aber kein Aufprall auf ihn gewartet, denn als er endlich die Augen wieder geöffnet hatte, befand er sich auf einmal in einem riesigen, kreisförmigen Raum mit vielen hübsch gemalten Bildern an den Wänden. Diese Bilder erzählten in Begleitung einer seltsamen Schrift die Geschichte von Neldieo, die soeben vorgetragen worden war. Und zwar von Landis.

Ja, Landis war da, mit Nolan. Also, einem zweiten Nolan.

Genauer gesagt, schien es sich hierbei um eine Art Film zu handeln, der vor seinen Augen abgespielt wurde und je mehr er davon sah, desto mehr lichtete sich der Nebel, der seinen Verstand bisher ordentlich durcheinander gebracht hatte. Da er das, was sich hier abspielte, nicht in Farbe, sondern nur in einem Grauton sowie manchmal etwas versetzt wahrnahm, konnte es kaum die Wirklichkeit sein.

„Hm“, erwiderte der andere Nolan, also sein Doppelgänger, der mit verschränkten Armen neben Landis stand. „Ich kann kein einziges Wort davon lesen, wie bei dem Grabstein eben. Komische Schrift.“

Etwas nervös schüttelte Landis den Kopf. „Und warum kann ich es dann lesen, No?“

„Woher soll ich das wissen?“ Mit einem Schulterzucken unterstrich er, dass es ihm genauso schleierhaft war wie seinem Freund. „Kann ja sein, dass das lernen doch was geholfen hat, zumindest bei dir. Ken wäre sicher stolz auf dich.“

Neugierig beobachtete der echte Nolan diese zum Leben erweckte Erinnerung, da er offenbar für die beiden unsichtbar war. Sein Körper war seit seinem ungeplanten Besuch hier nämlich durchsichtig geworden und leuchtete schwach, was er ziemlich faszinierend fand. Viel lustiger fand er es aber, sich selbst sprechen zu hören. Deswegen bemühte er sich auch zu Schweigen, damit er nichts wichtiges versäumte.

Landis strich nachdenklich über den, in der Säule vor ihnen, eingeritzten Text, der in einer fremdartigen Schrift gehalten war und den er gerade vorgelesen hatte. Danach schaute er nach oben. „Weiß du was? Ich glaube, das hier ist dieser Grabstein den wir da oben gefunden haben.“

„Echt? Meinst du? Na ja, kann schon sein. Schließlich brach der Boden unter uns ja weg, als du diesen Namen laut ausgesprochen hast“, stimmte sein Abbild mit einem Wink an die Decke zu. "Wie war der noch mal?"

Auch Nolan legte nun den Kopf in den Nacken und entdeckte in der Decke tatsächlich ein klaffendes Loch. Knapp daneben befand sich sogar noch ein zweites. Waren sie wirklich von oben heruntergefallen? Daran konnte er sich gar nicht erinnern. Wenn dem jedoch wirklich so war, wunderte er sich darüber, dass sie scheinbar noch ziemlich fit auf den Beinen waren, trotz dieser Höhe. Etwas Weiches lag hier nicht herum, also was könnte ihren Sturz gebremst haben?

„Neldieo“, antwortete Landis auf die gestellte Frage.

„Ach ja, genau! Nel.“

Über sich selbst schmunzelnd, wartete Nolan weiter ab, was passieren würde, statt seinen Kopf erst unnötig anstrengen zu wollen.

„Lan, wir sollten uns mit ihr anfreunden!“, verkündete er entschlossen.

Verwirrt wandte Landis sich von der Säule ab. „Wie kommst du darauf?“

„Na, diese Nel ist doch dieser böse Geist, der diesen Wald unsicher macht, richtig?“ Wie üblich erläuterte er mit stolz seine spontane Entscheidung. „Ihre Geschichte klang ziemlich deprimierend. Klar, es war nicht nett von ihr, ihre eigenen Kumpels einfach eingesperrt zu haben, aber sie hat es auch nicht besser erwischt. Ich denke, sie könnte etwas Gesellschaft gut gebrauchen!“

An sich schien sein Freund kein Problem mit dem Plan zu haben, war sich jedoch in einem Punkt unsicher. „Aber, sie verschlingt doch die Seelen von Menschen, um daraus Kraft für die Zerstörung der Welt zu schöpfen.“

„Und? Ja, sie hat einen falschen Weg eingeschlagen, gebe ich zu. Aber unsere Seelen hat sie doch bis jetzt noch nicht verschlungen. Erinnere dich an die Sache mit den Drachen! Ich bin sicher, sie wird nur missverstanden.“

Nickend konnte Nolan seinem Doppelgänger nur zustimmen. Er würde es genauso sehen, äh, nun, genau genommen waren sie ja ein und dieselbe Person. Er versuchte noch mal alles im Kopf nachzugehen, was ihm gewiss nicht leicht viel, denn er war nicht sonderlich geübt darin, diesen zu benutzen. Jedenfalls nicht zum Denken.

Also gut, wir sind also bei diesem Grabstein da oben durch den Boden in diese komische Kammer runtergefallen. Dann haben wir erfahren, warum der böse Geist dieses Waldes so böse ist und ich habe beschlossen, dass wir uns mit ihr anfreunden.

Bedeutete das, dass sie Xeldrite somit noch gar nicht getroffen hatten? Immerhin war sie, soweit Nolan sich daran entsinnen konnte, ihnen erst etwas später erschienen, nachdem Landis den Namen auf dem Grabstein längst vorgelesen hatte.

Als er plötzlich gähnen musste wusste er, dass er keine Lust mehr hatte noch mehr nachzudenken. Dennoch begriff er trotz dieser aufschlussreichen Erinnerung immer noch nicht, was hier eigentlich vor sich ging. Gab es Xeldrite nun oder nicht? Soll das etwa bedeuten, sie hatten auch diese eine Pause in Wirklichkeit nie gemacht und kein Glühwürmchen gesehen? Schade, er hätte sich so gerne etwas gewünscht.

„Lan! Da!“, störte sein Abbild den Moment der Ruhe und sorgte somit dafür, dass Nolan seinen Pflichten als Zuschauer weiter nachkam.

„Wo, da?“

Während der Doppelgänger zum Altar deutete, übersprang Nolans Herz einen Takt, als er Oriana erblickte, die dort vor diesem saß. Während Landis und sein Abbild zu ihr eilten, vollführte er einen Freudensprung. Sie hatten es also geschafft und sie gefunden, die Prinzessin. War doch klar, dass sie es schaffen würden.

„Miau! Miau!“

Erst jetzt bemerkte er, dass auch das Kätzchen Alona hier war. Demnach musste sie auch mit ihnen durch das Loch gefallen sein. Und jetzt? Was würde jetzt als nächstes passieren? So wie es aussah war diese Erinnerung noch nicht vorbei, was könnte also noch kommen? Ein Monster? Hey, ein finaler Kampf wäre doch ein runder Abschluss. Es wäre doch schön dramatisch, wenn er die anderen vor diesem retten würde.

Nun, mehr als zuschauen konnte er aktuell leider ohnehin nicht machen, auch wenn er es ätzend fand nur dekorativ in der Gegend herumzustehen. Aber irgendwie sagte ihm sein Gespür, dass er sich noch auf was gefasst machen durfte.

Eine Wette die Hoffnung weckt

Nachdem Landis und der Doppelgänger von Nolan Oriana eine Weile ordentlich durchgeschüttelt hatten, war sie endlich aufgewacht und stand erst völlig neben sich, ehe sie etwas sagte.

Sie hat Nerven aus Stahl, ging es Nolan durch den Kopf. Wie konnte sie nur an so einem Ort seelenruhig schlafen?

„Landis? Nolan? Du auch, Alona?“, murmelte sie, noch schläfrig. Erstaunt rieb sie sich die Augen, als könnte sie es nicht glauben. „Was macht ihr denn hier?“

„Dich suchen!“, antworteten sie ihr gleichzeitig, voller Enthusiasmus.

Äußerlich konnte man keinerlei Verletzungen an ihr ausmachen, sie war unverletzt, zum Glück. Sicherheitshalber fragte Landis aber doch lieber nach. „Bist du in Ordnung? Geht es dir gut?“

„Ja, alles Bestens. Wirklich.“ Oriana blickte zwischen den beiden hin und her. „Ihr seid also nur meinetwegen hier? Ich wollte niemandem Sorgen bereiten.“

Sie senkte den Kopf und flüsterte etwas vor sich hin. Es sah fast so aus, als wäre ihr diese Angelegenheit peinlich oder eher als würde sie sich davon geschmeichelt fühlen, dass die beiden ihr zur Hilfe gekommen waren, was untypisch für sie war. Schließlich wollte sein Abbild wissen, was sie denn hier zu suchen hatte und ihr Blick wandelte sich daraufhin in Sorge.

„Ich war mit Alona spazieren, als ich jemanden weinen hörte.“ Sie schwieg kurz, ehe sie fortfuhr. „Ich habe noch nie jemanden so weinen hören. Ich konnte es nicht einfach ignorieren und bin der Stimme deshalb in den Wald gefolgt, bis zu einem Grabstein, aber da war niemand. Dann brach plötzlich der Boden unter meinen Füßen weg und an mehr erinnere ich mich nicht.“

„DU bist freiwillig in den verbotenen Wald gegangen?“ Darüber waren die beiden mehr als verblüfft. Sonst waren es ausnahmslos Landis und Nolan, die gegen Regeln verstoßen.

„Na und? Hätte ich sie denn einfach weinen lassen sollen, oder was? So herzlos bin ich auch nicht!“, reagierte sie genervt und wäre am liebsten aufgestanden, um den Jungs zu zeigen wer die Hosen anhatte, doch sie fühlte sich zu schlapp dazu. „Wehe, ihr erzählt jemandem davon!“

„Schon gut, wir werden nichts sagen“, versicherte Landis ihr, mit einer Geste, dass sie sich beruhigen konnte. „Wichtiger ist jetzt herauszufinden, wie wir hier wieder rauskommen. Unsere Eltern werden schon verzweifelt genug sein.“

Eine Frauenstimme erklang darauf aus dem Nichts und hallte von den kalten Wänden wider. „Niemals. Ihr werdet diesen Wald niemals wieder verlassen, Sterbliche.

Der Boden fing bedrohlich an zu beben. Staub regnete von der Decke auf die Kinder herab und kitzelte dem Kätzchen so sehr in der Nase, dass es niesen musste. Gegenseitig hielten alle drei sich an den jeweils anderen fest und blickten panisch durch die Gegend.

„H-Hey! Was ist denn auf einmal los? Ich bin doch noch viel zu jung zum sterben!“

„Nicht nur du! Zappel nicht so rum, Nolan! Das macht die Sache auch nicht besser!“, warf Oriana ein und gab ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf.

Während die beiden daraufhin kurz davor waren in einen, nicht mal halbwegs ernst gemeinten, Streit zu geraten, entdeckte Landis als erster die Gestalt über dem Altar, die sich dort gebildet hatte. Eine Frau ohne Gesichtszüge mit langen Haaren, deren Körper in einem matten weiß leuchtete. Kein Zweifel, das konnte nur eine sein.

„Xeldrite!“, machte Landis seine Erkenntnis lauthals kund und sorgte gleich dafür, dass seine Freunde aufhörten darüber zu diskutieren, wie man sich bei einem Beben korrekt verhielt.

Zu ihrer Erleichterung ließ wenigstens das Beben allmählich nach, durchatmen konnte sie aber trotzdem noch nicht, angesichts ihrer neuen Gesellschaft.

Ich hatte an dem Mädchen den Geruch eines Naturgeistes wahrnehmen können. Ich lag also richtig. Es war gut, das Tier gehen zu lassen, damit es euch herlockt. Aber etwas an dir ist anders.

Ihre Worte, die sie an Landis gerichtet aussprach, sorgten sichtlich für Verwirrung. Nicht nur Nolans Abbild fing an die Luft um seinen Freund durch die Nase einzusaugen, um auf diese Weise herauszufinden, was man sich unter dem Geruch eines Naturgeistes vorstellen sollte, auch Oriana suchte bei ihm nach einem auffälligen Merkmal, welches ihr bislang entgangen sein könnte. Nur wenige Sekunden später wirkte sie jedoch so, als wäre ihr tatsächlich ein Mal eingefallen, welches Landis besaß, sagte aber nichts dazu.

Alona dagegen war empört darüber so hinterhältig ausgenutzt worden zu sein.

„Lan soll ein was sein?“, hakte das Abbild nach ausgiebigem beschnuppern nach, fügte aber dann eine andere Frage hinzu, welche die erste verdrängte. „Du bist doch diese Nel aus der Geschichte, die da auf dieser Säule steht, richtig?“

Da der Geist dazu nichts äußerte, sondern ihre Gäste einfach nur wie besessen anstarrte, zupfte Landis beunruhigt am Oberteil seines Freundes. „Du, No, ich glaube, sie mag uns nicht.“

„Ach was, lass mich nur machen. Uns muss man doch gern haben, wir sind Helden“, grinste er sorglos, was Oriana nur zum Seufzen brachte.

Auf den Altar kletternd, damit er sich besser mit Xeldrite unterhalten konnte, startete Nolan einen neuen Versuch. „Also, dass da sind Lan, Ria und Alo. Und ich heiße Nolan. Und wir würden gerne deine Freunde werden.“

Dämonische Züge hoben sich in ihrem Gesicht hervor und sie fing laut zu lachen an, gefolgt von einem kräftigen Windstoß, der diesen törichten Sterblichen von ihrem Altar bis an die Säule in der Mitte des Raumes schleuderte.

„Oh nein, No!“

„Nolan!“ Schnell rannte die, nun hellwache, Oriana zu ihm, um nach ihm zu sehen. Alona folgte ihr.

Derweil blieb Landis dort stehen, wo er war, und stellte den Geist zur Rede. „So kannst du meinen Freund doch nicht behandeln, dass ist gemein! Er will dir doch nur gutes!“

Abermals brach Xeldrite in schallendes Gelächter aus. Diese Naivität der Menschenkinder war wahrlich zu amüsant, als es nur abwegig zu finden. „Warum gibt jemand wie du sich eigentlich mit einem gewöhnlichen Sterblichen ab? Dein Geruch ist eindeutig nicht rein menschlicher Natur.

„Können wir mal aufhören über meinen Geruch zu sprechen?!“ Zwar hatte er irgendwann schon mal was von diesen Naturgeistern aufgeschnappt, konnte sich zu dem Zeitpunkt aber nicht erklären, was es genau damit auf sich hatte. Das war auch jetzt nicht so wichtig. „No ist mein Freund und ich verbringe gerne Zeit mit ihm. Wenn du ihm nur eine Chance geben würdest, könntest auch du so viel Spaß mit haben wie ich es jeden Tag mit ihm erleben darf.“

Unglaublich, diese Sterblichen waren ganz schön vorlaut geworden. Früher war es noch nicht so gewesen, da hatten sie noch Respekt vor solchen Überwesen wie sie es war. Nicht einmal Furcht schienen sie zu empfinden. Waren sie wirklich so blind oder schlicht unwissend?

Lächerlich! Habt ihr eine Ahnung, was ihr da sagt? Ich werde noch viele Jahre länger Leben als ihr, welchen Sinn hätte es also? Davon abgesehen würdet ihr mich ohnehin irgendwann vergessen, das ist nun mal so zwischen Sterblichen und Überwesen.

„Ich würde dich nicht vergessen“, hörte man die Stimme von Nolans Abbild und dem des Originals, der nach wie vor als Zuschauer das Geschehen verfolgte, zeitgleich im Raum widerhallen. „Und es hätte sogar sehr viel Sinn. Denk allein an den ganzen Spaß, den du haben wirst. Ist das nicht besser, als sich hier alleine zu langweilen?“

Erbost über so viel Einfalt fing der Körper von Xeldrite rot zu glühen an und die dämonischen Züge auf ihrem Gesicht wurden noch grimmiger als vorher. „Leicht dahersagen kann so etwas jeder!

Er nickte Oriana dankend für ihre ungewöhnliche Fürsorge ihm gegenüber zu und presste mit einem schmerzverzerrten Gesicht eine Hand auf seine Brust, als er aufstand und sich an die Säule hinter ihm anlehnte, gegen die er geschleudert wurde.

Ein freundschaftliches Grinsen huschte über sein Gesicht. „Wollen wir wetten?“

Diese dreiste Bemerkung brachte das Fass gänzlich zum überlaufen und Xeldrite streckte eine Hand aus, worauf eine Baumwurzel aus dem Boden direkt unter Oriana hervorbrach, sich fest um sie wickelte und innerhalb von Sekunden mit sich unter die Erde zog. Zeitgleich riefen die beiden Jungen den Namen des Mädchens und sie wollten ihr durch das Loch im Boden folgen, doch dieses hatte sich längst von selbst wieder verschlossen, so als sei nichts passiert.

Ihr wollt also eine Wette? Schön, so sei es! Ich werde innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden die Seele dieses Mädchens verschlingen. Bis dahin habt ihr Zeit euch aus meinen Traum zu befreien, in dem ihr euch bereits befindet! Wenn es euch gelingt, will ich eurer Willenskraft vertrauen und ihr dürft alle gehen. Wenn nicht ...

Plötzlich verschwamm das Bild vor Nolans Augen und der Grauton verdichtete sich zu einem tiefen Schwarz, gefolgt von einem Lichtblitz, der ihn erneut an einen anderen Ort trug, weg von dieser Erinnerung ...
 


 

***
 


 

Sie hatte die Kontrolle verloren. Sie würde sterben. Ja, es war nicht mehr aufzuhalten. Sie würde definitiv sterben.

Aus irgendeinem Grund hatte sich durch das Erscheinen dieses Mädchens, Oriana, ein Stück von der dichten Steinschicht gelöst, welche jene Kristallsäule verborgen hielt, in der man einst ihre Kraft gebannt und sie somit an diesen Ort gefesselt hatte. Weshalb hatte sich dieses Stück ausgerechnet in diesem Augenblick gelöst, als mit dem unerwarteten Besuch dieses Mädchens in ihrem Wald etwas in ihr aufgeflammt war, von dem sie nicht annährend geahnt hatte, dass es in ihr ruhte?

Lag es daran, dass sie sich für einen Moment der Freude hingegeben hatte? Dass es sie gefreut hatte nach all der Zeit, die sie in Einsamkeit hatte verbringen müssen, jemand aufgetaucht war, der ihr Trost spenden wollte? Der sie gehört hatte? Könnte dies der Grund sein?

Nein, das ist lächerlich. Geradezu lächerlich.

Und doch konnte sie nicht leugnen wie froh sie darüber gewesen war, selbst jetzt noch. Dennoch war es zu spät. Nachdem ein Stück der Kristallsäule frei lag, hatte sie nach langer Zeit endlich wieder Zugriff auf einen kleinen Teil ihrer ehemaligen Fähigkeiten, die aus der freigelegten Lücke herausströmten. Wer hätte diese Chance nicht genutzt?

Erst als sie sich an dieser geringen Menge an Kraft bedient hatte, konnte sie den Geruch zum ersten Mal wahrnehmen. Den Geruch eines Naturgeistes, den dieses Mädchen mit sich trug. Wenn sie die Seele eines Naturgeistes verschlingen könnte, eines noch jungen Naturgeistes, der vielleicht dumm genug war ihrem Köder in Form des weißen Kätzchens zu folgen, könnte sie sich mit Sicherheit befreien.

Ihr Plan war aufgegangen. Doch dann hatte sie einen Fehler begangen ... es war doch einer gewesen, oder? Sie spürte deutlich wie sich ihre Existenz ins Nichts auflöste. Ebenso wie ihre Gedanken. Sie wusste nicht einmal mehr, ob dies einer ihrer Träume oder die Wirklichkeit war.

Sie hatte die Kontrolle verloren. Sie würde sterben.

Sie hatte sich von den Worten dieser Sterblichen hinreißen lassen, kaum merklich. Man hatte ihr das Angebot einer Freundschaft gemacht, welches sie jedoch gewiss nicht annehmen konnte. Was bildeten diese Kinder sich denn auch ein? Freundschaft zwischen Sterblichen und einem Überwesen? Niemals.

Das war gegen die Regeln. Genau wie der Gebrauch ihrer Kräfte aus Eigennutz. Und deshalb würde sie sterben. So war es doch, oder?

Außerdem ... wie konnte sie auf die Aussage von einem Menschenkind vertrauen, wenn dieses selbst von Zweifeln erfüllt war? Wie gesagt, es war so lächerlich. Aber hatte sie selbst nicht auch Zweifel? Sie, als Überwesen? Trug nicht jeder irgendwelche Zweifel mit sich herum?

Es hilft nichts. Es ist zu spät.

Nur weil sie von diesen Kindern provoziert worden war, hatte sie unüberlegt zu viel von ihrer eh schon lückenhaften Kraft eingesetzt, die ihr spürbar aus den Fingern geglitten war und mittlerweile tat, was sie wollte. Erschöpft richtete Xeldrite ihren Blick auf die beiden Jungen, das Mädchen sowie das Kätzchen, die allesamt friedlich schliefen. Doch so friedlich sie auch aussehen mochten, desto unwahrscheinlicher war es, dass sie jemals wieder Erwachen würden.

Denn sie hatte die Kontrolle über den Traum, in den sie diese Kinder geschickt hatte, längst verloren.

So lange habe ich damals über die Zeit und die Sterblichen gewacht und nun sieht es so aus, als würde es durch mein Verschulden Verluste geben.

Es war zu spät. Sie würde sterben. Sie würden alle hier unten sterben.

Ihretwegen. Allein ihretwegen.

Dabei wollte sie nur ...

Ich wollte sie nur alle beschützen. Aber niemand hat mich verstanden. Sie haben mich einfach hier zurückgelassen. Warum haben sie das getan?

Ihr Blick schweifte ein weiteres Mal ziellos durch den Raum, bis er erneut bei den schlafenden Körpern der Kinder hängen blieb. Steinbrocken zerbarsten um sie herum am Boden, die von oben herunterfielen. Die Erde bebte. Bald schon würde hier alles einstürzen, weil das Siegel einen Riss aufwies und unkontrolliert Kraft hinausströmte. Und sie könnte nichts dagegen tun. Es war zu spät. Das war es doch, richtig?

Aber was ist, wenn er ...

Selbst wenn es das war, wollte sie noch eine Sache wissen. Sie wollte wissen, ob er die Wette gewinnen würde. Ob er sich trotz aller Komplikationen aus dem Traum befreien konnte, die unvorhergesehen aufgetreten waren. Sie wollte wissen, ob sie hoffen konnte. In ihr fing an sich ein Gefühl zu bilden, das sich unglaublich warm anfühlte.

So lächerlich die Worte des Jungen mit den schwarzen Haaren auch geklungen haben mochten, sie wollte hoffen, zum ersten Mal.

Ihre allerletzten Kräfte sammelnd, hob sie beide Hände und zeichnete jeweils einen halben Kreis in die Luft, die sich zu einer Einheit zusammenfügten und die Kinder durch ein unsichtbares Energiefeld vor den Erschütterungen schützen sollte. Solange es ihr möglich war.

Außer dieses Energiefeld so lange wie möglich aufrecht zu erhalten und sich auf der neu gewonnenen Hoffnung zu stützen, die diese Sterblichen in ihr geweckt hatten, konnte sich nichts tun. Aber sie hoffte, nein, vertraute auf einen guten Ausgang dieses Traumes. Sie würden nicht sterben. Sie würden leben.

Sie würden Freunde werden und sie würde sich nicht mehr einsam fühlen müssen, selbst wenn dies ihr Ende bedeutete. Darauf wollte sie hoffen.

Das Versprechen (Teil 2)

Ihr habt nicht mehr viel Zeit übrig, hört ihr? Meine Kräfte sind schier aufgezehrt. Lasst meine Hoffnung nicht im Keim ersticken. Bitte.
 

Nolan wurde von diesem Lichtblitz wie wild herumgeschleudert. Wie zu erwarten war, wurde ihm deswegen bald schwindelig und er wusste nicht mehr wo oben oder unten war. Irgendwann konnte er dann ganz schwach eine ihm vertraute Stimme seinen Namen rufen hören, die mit der Zeit immer lauter wurde. Recht schnell konnte er diese Stimme einer Person zuordnen und versuchte dieser zu antworten, doch es kam kein einziger Laut aus seinem Mund, egal, wie sehr er sich auch darum bemühte.

Aufgeben kam für ihn aber nicht in Frage, also versuchte er es wieder und wieder, auch wenn ihm mittlerweile von dem Schleudergang, in dem er durch das Nichts zu fliegen schien, ziemlich schlecht wurde.

Von der einen Sekunde zur nächsten wurde es dann stockdunkel um ihn herum. Kurz die Augen zusammenkneifend, da dieser Umschwung der Lichtverhältnisse einen gewissen Druck auf seinen Kopf ausübte, riss er sie wieder auf und fuhr hoch ...
 


 

***
 


 

„Lan!“, rief er so laut er konnte und prallte kaum eine Sekunde später mit seiner Stirn heftig gegen einen anderen, ähnlich harten Widerstand, worauf er mit den Zähnen knirschend wieder zurück in Rückenlage fiel. „Ah, autsch! Das tut weh!“

„Das kannst du laut sagen!“, erwiderte jemand auf seine Aussage, genauso erfüllt von Schmerz. „Warum schreckst du denn auch auf einmal so hoch? Erst reagierst du überhaupt nicht auf meine Weckversuche und schläfst einfach weiter, dann wachst du ohne Vorwarnung plötzlich auf.“

„Lan?“ Sich die pochende Stirn reibend, richtete er sich nun gemächlich auf und grinste freudig, als er seinen Freund tatsächlich direkt neben sich sitzen sah.

Dieser freute sich trotz des unglücklichen Zusammenstoßes genauso sehr. „Wenigstens scheint es dir gut zu gehen, wenn du nach so einem harten Treffer schon wieder grinsen kannst. Ich hatte echt befürchtet, du würdest nie mehr aufwachen.“

„Ich doch nicht“, lachte Nolan vergnügt und klopfte sich mit einer zur Faust geballten Hand selbst gegen den Kopf. „Ich hab einen harten Schädel, weißt du doch. So leicht bin ich nicht unterzukriegen.“

Nach einem weiteren, bündigen Wortwechsel standen die beiden auf und gaben sich je eine Minute Zeit, um sich darüber Klarheit verschaffen zu können, was zuletzt eigentlich geschehen war.

Wie es aussah waren sie nach wie vor im verbotenen Wald, an einem gemütlichen Plätzchen, wo sogar ein Lagerfeuer brannte. Wortlos warfen sie sich gegenseitig einen fragenden Blick zu und vermochten, ohne darüber sprechen zu müssen, genau zu sagen, dass dem anderen das gleiche durch den Kopf ging.

Im Grunde kannten sie den Ablauf der zweifelsohne folgenden Szene zur genüge und ihnen war auch bewusst, dass das hier gar nicht wirklich passierte, sondern nur eine Art Traumzustand war, beeinflusst von Xeldrite. Vielleicht sogar eine einst wahre Erinnerung, die verfälscht wiedergegeben wurde.

Eine fremdartige Blockade in ihren Köpfen wollte dieses Wissen jedoch nicht durchsickern lassen, was sich bei den Jungen in Form von Kopfschmerzen widerspiegelte. Diese Blockade überzeugte sie jedes Mal aufs Neue erfolgreich davon, diese Situation hätte sich zuvor noch niemals abgespielt und nährte sie zudem mit Zweifel.

Zweifel an sich selbst. Zweifel an der Freundschaft. Zweifel an allem.
 

Meinen Zweifeln ...
 

Wie könnten sie dieses seltsame Hindernis überwinden?

„Bei mir kitzelt es im Kopf“, meinte Nolan dazu, auffallend durcheinander. „Und das kommt nicht von diesem heftigen Schlag gegen die Stirn gerade.“

Dem konnte sich Landis nur anschließen, auch wenn er seine Kopfschmerzen nicht unbedingt als ein kitzeln bezeichnet hätte. „Vielleicht sollten wir erst mal eine Pause machen, bevor wir weitergehen?“

„Hm ...“ Äußerst misstrauisch nahm Nolan den zurechtgemachten Rastplatz samt einladendem Lagerfeuer in Augenschein. „Ich kann mich nicht daran erinnern ein Feuer gemacht zu haben.“

„Ich mich auch nicht ...“

Außer ihnen war niemand ausfindig zu machen. Ein Baum reihte sich an den nächsten und sie sorgten mit ihrem ineinander verschlungenen Blätterdach für völlige Dunkelheit im Wald. Wer, wenn nicht sie, könnte also für dieses Feuer verantwortlich sein? Außer dass es Nolans besagtes kitzeln im Kopf nur verstärkte, half diese Grübelei nicht weiter, also entschieden sie sich doch für eine Pause.

So machte Nolan es sich an einem nahegelegenen Baum bequem, indem er sich an dessen Stamm anlehnte. Sein Freund dagegen nahm direkt vor dem wärmenden Feuer Platz, wo er einen Stock zur Hand nahm und mit diesem darin herumstocherte. Statt miteinander zu reden, trat ein ungewohntes Schweigen zwischen ihnen ein.

Ihre Situation war nicht mit einem ihrer üblichen Ausflüge zu vergleichen, was sie nur ungern zugaben, doch selbst der sonst immerzu unbekümmerte Nolan konnte den ernst ihrer Lage erahnen. Diesen Ernst konnte nicht einmal die Blockade vertuschen.

Eine innere Stimme sagte ihnen gleichermaßen, dass diese als Rettung geplante Aktion dabei war gewaltig schief zu gehen. Hatten sie sich diesmal erheblich überschätzt oder die Sache schlicht zu sehr auf die leichte Schulter genommen? Unauffällig warf Nolan einen Blick zu Landis rüber und fühlte sich jäh schuldig. Dieses leidenschaftliche Feuer in seinen Augen war trotz allem noch vorhanden, er selbst dagegen ...

Ihm kam der Ratschlag dieses Diebes mit dem Schwert in den Sinn. Dieser Teepo hatte gesagt, dass sie die Sache mit dem Held werden ernster nehmen sollten, falls sie dieses Ziel erreichen wollten. Und sie sollten aufeinander aufpassen. Im Gegensatz zu Landis hatte er die Sache wohl nicht ernst genug genommen. Andernfalls hätten sie Oriana sicher längst gefunden und würden sich zu Hause feiern lassen. Wenn sie hier sterben würden, wäre es allein seine Schuld.

„Werden wir sterben, Lan?“

Prompt war Landis der hämmernde Schmerz in seinem Kopf, der einfach nicht nachlassen wollte, nach diesem Kommentar vollkommen egal und er starrte Nolan schweigend an. War das gerade eine ernst gemeinte Frage von ihm oder versuchte er nur erneut, sich im falschen Moment der Situation anzupassen? Bei ihm konnte man sich da nie so ganz sicher sein, jedenfalls nicht heute, wie er als Leidtragender bereits mehrmals hatte feststellen müssen.

Für gewöhnlich meinte sein Freund solche Dinge nie sonderlich ernst, wenn er sie sagte und man hatte es stets sofort in dessen Gesicht ablesen können. Diesmal war seine Mimik jedoch erschreckend neutral, was Landis ein wenig verunsicherte, zumal dieser Gesichtsausdruck überhaupt nicht zu ihm passte.

Entweder war es ihm innerhalb der vergangenen Stunden gelungen, ein perfektes Schauspiel abzuliefern oder Landis war schlicht zu angespannt, um diese Fassade wie sonst auch auf der Stelle durchschauen zu können, was er sich selbst angesichts ihrer Lage nicht verübeln konnte.

Schließlich holte er einmal tief Luft, ehe er die erdrückende Stille zwischen ihnen brach.

„Weißt du, No ...“, erwiderte er so leise, dass man es beinahe überhört hätte.

„Hm?“

„Keine Ahnung.“

Wie auf Stichwort entspannten sich Nolans Gesichtszüge und er sah wieder genauso unbeschwert aus, wie er es von ihm gewohnt war ... halbwegs. Zwar gab dieser sich sichtlich Mühe, aber er kannte ihn zu gut.

Landis neigte nachdenklich den Kopf zur Seite. „Hast du was auf dem Herzen, No?“

Als Nolan ihn darauf verwirrt anschaute fügte er rasch hinzu, dass er das nicht wörtlich meinte, sondern ob er mit ihm über etwas Bestimmtes sprechen wollte, damit er sich danach besser fühlte.

„Ach so. Na ja, da ist schon was ...“ Beide Hände hinter den Kopf legend, versuchte Nolan zu grinsen, doch ihm war nicht wirklich danach. „Manchmal muss ich dir echt auf die Nerven gehen, oder? Ständig bringe ich uns in irgendwelche Schwierigkeiten. In Schwierigkeiten, die durchaus gefährlich sind, aber ich albere nur herum. Dafür wollte ich mich entschuldigen, Lan.“

Sprachlos starrte Landis ihn erneut an und merkte nicht, wie dabei sein Mund halb offen stand. Solche ernsten Themen waren eine völlig neue Erfahrung, die er soeben über seinen besten Freund gewann und es bereitete ihm Sorgen. Sonst würde er an dieser Stelle doch irgendetwas Dramatisches sagen, damit die Stimmung sich auflockerte, so was wie ...

„Zwei tapfere, junge Helden irren alleine durch die Finsternis, auf der Suche nach ihrer Bestimmung und verlieren dabei den Weg zu ihrem Ziel aus den Augen ...“, sagte Landis so theatralisch, wie es normalerweise Nolan getan hätte. „Ich wäre wirklich neidisch, wenn ich bei so einer Geschichte nicht dabei sein könnte, also hör auf so einen Quatsch zu erzählen, in Ordnung? Das ist unheimlich. Ist ja nicht so, dass du mich zu solchen Abenteuern zwingen würdest, ich gehe immer freiwillig mit. Und zwar sehr gerne.“

Darauf musste sein Zuhörer schmunzeln. „Das war gar nicht mal so schlecht, der Anfang. Ach, ich weiß auch nicht ...“

Ja, sie steckten in einer heiklen Lage, so viel stand fest. Und es war nicht gerade ungefährlich, mitten in der Nacht allein zu zweit hier draußen zu sein, aber wo war Nolans Entschlossenheit geblieben?

„Hey! Sich andauernd Sorgen zu machen ist meine Aufgabe, No. Also was ist wirklich los? Egal, wie schlecht die Chancen für uns standen, dass hat uns noch nie davon abgehalten, dem Ruf als Helden gerecht zu werden. Das waren doch stets deine Worte?“

Schließlich hatten sie gemeinsam beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und die in Not geratene Prinzessin vor dem bösen Drachen zu retten, welche sie anschließend sicher in ihr Schloss zurück geleiten würden, ohne dass dabei jemand zu Schaden kam. Nicht mal der böse Drache, der bestimmt nur nach etwas Gesellschaft suchte.

Außerdem hatten sie bis zu diesem Zeitpunkt schon so viel durchgemacht, da würden sie das hier auch locker überstehen.

„Lan?“

„Was denn, No?“, erwartete er eine Erklärung für dieses eigenartige Verhalten.

„Ich frage mich das schon die ganze Zeit ...“
 


 

***
 


 

Ruckartig verzerrte sich das Bild temporär und die Sterblichen rührten sich nicht mehr. Es war so, als hätte in dieser Sekunde jemand diese verfälschte Erinnerung in Form eines Films gewaltsam angehalten.

Ich frage mich das schon die ganze Zeit ...

Der böse Geist dieses Waldes erschien in der Gestalt eines jungen Mädchens, angepasst an den Menschenkindern. Anmutig schwebte sie aus den Baumkronen herab und setzte sich zu ihnen an die erstarrten Flammen des Lagerfeuers.

Dieses Mädchen war ein Fragment von den außer Kontrolle geratenen Kräften der ehemaligen Zeitwächterin, die zwar mit dem Verstand ihrer Herrin verbunden sein mochten, aber sich eigenständig vor Ort in diesem Gebilde lebendig werden ließ.

Was hat dieses eine Wort zu bedeuten? Held? Was ist das? Warum erwähnt ihr es in eueren Gesprächen immer wieder?

In die regungslosen Gesichter der beiden Jungen blickend, wartete sie vergeblich auf die gewünschte Erläuterung dieses Fremdwortes, denn sie persönlich hatte ihre Zeit ja gestoppt.

Warum fressen euch die Zweifel nicht auf? Warum streitet ihr euch nicht und seht ein, dass eure Freundschaft zu zerbrechlich ist, als sich darauf verlassen zu können?

Stille. Nichts regte sich.

Ihre Geduld begann Stück für Stück zu zerfallen. Sie wollte eine Antwort. Darum erhob sie sich wieder, stampfte wütend mit einem Fuß auf den Boden und ließ somit die Zeit der beiden weiterlaufen, als hätte sie gar nicht erst still gestanden ...
 


 

***
 


 

„Warum möchtest du sie retten?“

Mit dieser Frage hatte er Landis nun anscheinend ziemlich überrumpelt, denn dieser wandte verlegen den Blick ab. „Was soll denn das? Ist doch wohl klar, warum. Sie ist eine gute Freundin von uns und außerdem gehört so was zum täglichen Heldendasein dazu.“

„Ja, schon klar. Das meine ich aber nicht.“ Grübelnd verschränkte er die Arme. „Du hast dieses Feuer in den Augen. Schon seit wir losgegangen sind. Es ist anders als bei einem unserer üblichen Heldentaten, viel leidenschaftlicher. Als wärst du mit Leib und Seele dabei, deine Liebste aus den Klauen des Bösen zu befreien! Verstehst du, was ich meine?“

Gespannt lehnte Nolan sich vor, da ihn die Antwort auf diese Frage wirklich sehr interessierte, bisher hatte er nur keinen geeigneten Augenblick gefunden, um es anzusprechen.

„Nun, ich“, nuschelte Landis auffallend nervös vor sich her. „Ich hab’s halt versprochen.“

„Versprochen?“

„Ja, versprochen.“

Das war es also. Durch dieses versprechen Oriana gegenüber wirkte sein Blick derartig unerschütterlich. Nolan kam sich im Vergleich zu Landis wie ein Kind vor, also, im übertragenem Sinne versteht sich. Klar hatte auch er seine tiefgehenden Gründe ein Held werden zu wollen, die ihm die nötige Kraft auf dem Weg zu diesem Ziel gaben.

Nur ... zu sehen, wie weit sein Freund sich in den vergangenen Jahren entwickelt hatte, machte ihm Angst. Brauchte er ihn überhaupt noch? Als nach einigen Minuten des Schweigens von Nolan keinerlei weitere Reaktionen dazu kamen, wandte Landis den zuvor abgewandten Blick wieder zu ihm und war überrascht zu sehen, wie konzentriert dieser aussah.

„Du weißt doch wovon ich spreche, oder No?“

Sich am Kopf kratzend, zuckte dieser mit den Schultern. „Nicht so wirklich.“

Was erzählte er da für einen Unsinn? Jedes Kind kannte die Bedeutung eines Versprechens.

„Ich meine, ja, weiß ich.“ Er atmete tief durch, gab sich einen Ruck und ließ es einfach raus. „Warum hast du Oriana ein Versprechen gegeben und mir nicht? Ich meine, am Anfang hast du nie einen Ton gesagt und warst immer nur mit mir zusammen, aber jetzt bist du so eigenständig. Ich habe Angst, irgendwann nicht mehr gut genug für dich zu sein.“

Landis konnte nicht anders, als herzlich über die Art, wie er dies sagte, zu lachen und hielt sich den Bauch. Bei genauerer Betrachtung seiner eigenen Worte musste Nolan dann selbst auch lachen, weil er sich wie eine eifersüchtige Ehefrau angehört hatte, was nicht seine Absicht gewesen war.

Sich die vor Lachen tränenden Augen reibend, ging Landis auf dieses Thema ein. „Ich wusste gar nicht, dass du so eifersüchtig bist, No.“

„Tut mir Leid“, murmelte Nolan beschämt und blickte zur Seite.

„Muss es nicht, jeder von uns hat seine Zweifel.“
 


 

***
 


 

Wie einige Minuten zuvor stockte die Erinnerung und das Bildnis des Mädchens, welches für die Augen der Sterblichen unsichtbar gewesen war, setzte sich in Bewegung und blieb bei Landis stehen.

Du sagst das gerade so, als wäre es keine Schande. Meinst du das etwa ernst oder tust du nur so einfältig? Sag schon!

Ein böses Kichern hallte daraufhin in der Dunkelheit wider, mit dem ihr Körper rot zu glühen anfing und ihre Stimmung abrupt in Trauer umschwang. „Warum?

Schluchzend schritt sie rückwärts ins, mit der Zeit eingefrorene, Feuer und verschmolz dort mit den Flammen. „Warum? Warum? Warum? Warum?!

Mit einem schrillen Schrei ließ sie die Zeit weiterticken.
 


 

***
 


 

Landis warf den Stock ins Feuer, mit dem er zuvor in diesem herumgestochert hatte und setzte sich zu Nolan an den Baum. „Ich zum Beispiel beneide dich darum, dass du schon viel näher dran bist ein Held zu werden als ich.“

„Hä? Wieso denn das?“ Dieses Geständnis überraschte ihn, vor allem da er selbst ja das gleiche von Landis dachte.

Dieser dachte erst einen Moment nach, ehe er antwortete. „Weil du immer so entschlossen und mutig an die Sache rangehst, selbst wenn andere uns als Rowdys bezeichnen. Du gibst nicht auf. Man könnte auch sagen, dass ich eifersüchtig auf dich bin.“

Aufmerksam schielte Nolan zu ihm rüber. „Echt?“

„Ja, aber es macht mir nichts aus“, erklärte Landis vergnügt. „Weil ich deswegen sehr stolz auf dich bin.“

Jetzt wo Landis es so sagte, freute es ihn eigentlich, dass sein Freund so selbstständig geworden war und andere Freundschaften schließen konnte. So gesehen, war er ebenfalls stolz auf ihn.

„Davon mal abgesehen“, setzte sein Freund an, „dachte ich bis jetzt immer, wir beide hätten auch ein Versprechen untereinander.“

„Wie?! Echt?!“ Irritiert rückte Nolan näher an ihn ran. „Warum weiß ich davon nichts? Welches denn?“

Lächelnd lenkte Landis seinen Blick Richtung Lagerfeuer, dessen Flammen unruhig in einem leichten Windzug tanzten, der seit kaum einer Minute durch den Wald wehte. „Jetzt enttäuschst du mich aber ein bisschen. Manche Versprechen müssen nicht laut ausgesprochen werden, damit sie gelten. Und unser Versprechen ist schließlich etwas ganz Besonderes.“

Unser Versprechen? Richtig, es gab tatsächlich eins. Eins, dem sie Tag für Tag gemeinsam nachgingen: Sie wollten Helden werden.

Helden, die von allen geachtet und geliebt wurden. Helden, die dazu in der Lage waren andere zu beschützen. Helden, die immer tapfer waren und ihr Wort hielten.

„Helden, deren Freundschaft nichts und niemand etwas anhaben kann“, flüsterte Nolan und zuckte krampfhaft zusammen, als sich ein heftiger Stich durch seinen Kopf zog. Auch Landis verspürte einen ähnlichen Schmerz.

Ihr Traum vom Heldendasein war nicht einfach nur ein Traum, es war ein unausgesprochenes Versprechen. Ein unsichtbares Band, das sie zusammenhielt. Jetzt erinnerte Nolan sich wieder. Dieses leidenschaftliche Feuer in den Augen seines Freundes hatte nicht nur für Oriana gebrannt, sonder auch für ...

Er hatte in Wahrheit keine Zweifel. Er hatte nie an ihrer Freundschaft gezweifelt. Niemals.

Die Blockade in ihren Köpfen fing zu bröckeln an und fiel auseinander, womit die bis dahin verschleierte Wahrheit mit den ihnen auferlegten Zweifeln endlich verschwand und ihnen mit einem Schlag bewusst wurde, was hier vor sich ging.

Auferlegte Zweifel? Stimmt, es waren gar nicht ihre Zweifel gewesen, sondern ...
 


 

***
 


 

„Nel!“, platzte es synchron aus den Kindern heraus.

Just in dem Augenblick fegte ein starker Windstoß zwischen den Bäumen hervor, der einige Funken des Lagerfeuers durch die Luft wirbelte und dadurch eine Baumwurzel in Brand setzte. Innerhalb von Sekunden breitete sich das Feuer aus und erhellte den sonst in Dunkelheit gehüllten Wald mit einem bedrohlich flackernden Licht. Durch den anhaltenden Wind wurde diese Bedrohung von einem Baum zum nächsten getragen.

„Wo kommt denn dieser Wind her?!“

„Kein Ahnung!“, entgegnete Nolan genauso ratlos wie er und sie wichen zurück.

„Wir müssen Ria und Alo finden, bevor uns das Feuer nicht mehr raus lässt!“

Es gab da immerhin noch eine Wette zu gewinnen. Eine Wette, die vielmehr ein ebenfalls unausgesprochenes Versprechen war, das eingehalten werden wollte.

Nicht so hastig, noch ist der Traum nicht vorbei ...

Helden

Das Mädchen brannte. Das Mädchen brannte lichterloh. Nein ...

Das Mädchen war vielmehr selbst zu einem Feuer geworden.

Ihre zierliche Gestalt war mit den Flammen verschmolzen und wenn ihr Körper nicht ständig von rot auf schwarz pulsieren würde, könnte man ihre Figur im Feuer nur erahnen. Immer wieder fing sie zum Teil wütend, zum Teil qualvoll an zu schreien.

Nein, nein. Noch nicht. Noch ist der Traum nicht vorbei!“, hörte man es von allen Seiten her misstönend widerhallen.

Nolan wollte bereits losstürmen, um dem brennenden Mädchen zu helfen, wurde jedoch von seinem Freund zurückgehalten. Diesen konfus wegen dessen Verhalten anblickend, wollte Nolan wissen, warum er ihn daran hinderte.

„Du weißt doch, dass das nur ein Traum ist, No?“

Auch wenn die Blockade in ihren Köpfen zerfallen war und die Wahrheit nicht mehr verstecken konnte, wollte Landis lieber auf Nummer sicher gehen, denn Nolan könnte nämlich trotzdem alles zu ernst nehmen, was er sah.

„Ja, weiß ich“, bestätigte er ihm unruhig. „Aber wir können doch nicht einfach zusehen, wie sie vor unseren Augen verbrennt, das wäre nicht richtig!“

Ein Lächeln schlich sich auf Landis’ Lippen. „Gut, dann bin ich beruhigt. Überlass du mir hier die Stellung und geh du zu Ria, Alo und Nel.“

„Hä?“ Offenbar verstand der damit Beauftragte nicht, wieso gerade er abhauen und sich um andere Sachen kümmern sollte, wenn doch hier die Sache so richtig am dampfen war.

Landis ließ ihn los und schob ihn ein Stück in eine andere Richtung. „Jemand muss Nel gut zureden und sie überzeugen, so was kannst du besser als ich.“

Erst wusste Nolan nicht so recht wovon er sie überzeugen sollte, aber dann schien ihn die Einsicht wie ein Blitz getroffen zu haben und er grinste breit. „Kein Problem! Du kannst dich auf mich verlassen, Lan!“

„Weiß ich“, nickte er zuversichtlich und schubste ihn leicht. „Deswegen sollst du ja gehen und zwar jetzt, bevor es zu spät ist.“

Ohne weiter Zeit zu verlieren drehte Nolan sich auf der Stelle um und rannte in die von Landis angedeutete Richtung. Kurzerhand war er in den Schatten des Waldes verschwunden.

Gewiss würde er seine Aufgabe bestens meistern, deshalb musste Landis sich anstrengen und die Angelegenheit hier ebenfalls in den Griff bekommen. Einen Moment atmete er tief ein und aus, ehe er sich an das Mädchen wandte, die abnorm zu kichern anfing.

Lächerlich! Lächerlich! Einfach lächerlich“, kreischte sie außer sich. „Du glaubst doch nicht wirklich daran, dass dieser einfache Sterbliche etwas ausrichten könnte? Oh nein, noch habt ihr euch nicht aus meinem Traum befreit, nicht einmal du.

Die Augen schließend, sprach Landis mit ruhiger Stimme, ohne jegliche Unklarheiten in dieser. „Hättest du nicht gemogelt, wären wir schon beim ersten Versuch rausgekommen. Selbst als ich mich befreit habe, hast du mich einfach wieder eingeschlossen.“

Aggressiv schlugen die Flammen höher und ließen die Hitze weiter ansteigen. Selbst für einen Traum fühlte sich diese Hitze besorgniserregend echt an und er konnte nicht sicher abwägen, ob es bloß Einbildung oder womöglich doch real war. Dies war ohne Zweifel weiterhin ein Traum, doch was, wenn es diesem Geist irgendwie gelungen war eine Realität wie dieses Feuer in eben diesem zu schaffen?

Wie dem auch sei, er dachte wieder zu viel nach.

„Wovor hast du solche Angst, dass du uns absichtlich Steine in den Weg legst?“ Bei der Vorstellung wie wörtlich Nolan diese Aussage wohl genommen hätte, musste er kurz schmunzeln. „Du brauchst keine Angst zu haben. Wir sind Helden in Ausbildung. Was wir angehen ziehen wir durch und zwar richtig. Du kannst uns vertrauen.“

Lügner!

Das Feuer türmte sich zu einer gewaltigen Säule auf und schloss das Mädchen gänzlich ein. Schützend legte Landis die Hände vor sein Gesicht. Mit Worten würde er nicht viel ausrichten können, diesen Part sollte so oder so Nolan übernehmen, der darin um einiges besser war als er.

Er musste irgendwie versuchen dieses Feuer aufzuhalten, welches von dem Mädchen verursacht wurde und dabei war, den gesamten Wald zu erfassen.

„Aber zuerst werde ich sie da rausholen“, flüsterte er sich selbst zu. „Das Feuer mag ihr nichts anhaben, aber es wäre nicht richtig. Stimmt doch, No?“

Als sich Landis daraufhin der Feuersäule näherte, konnte und wollte das Mädchen ihren Augen nicht trauen. War dieser Mensch jetzt vollkommen verrückt geworden? Eigentlich müsste er als scheinbar halber Naturgeist doch längst durchschaut haben, dass ihr die Hitze nichts anhaben konnte. Was wollte er damit beweisen?

Du dummer Junge! Geh! Es könnte kein gutes Ende mit dir nehmen, sollte dein Verstand in diesem Traum Schaden nehmen.

Auf diese Aussage hin schluckte Landis hart und er musste zugeben ... sonderlich schön klang das nicht. Und sein rasendes Herzklopfen machte ihm nur zu deutlich, wie panisch er im Inneren war, jedoch hinderte es ihn nicht an seinem Vorhaben.

Mit einem Lächeln im Gesicht stürzte er sich direkt in die Feuersäule.

Waren diese Kinder dumm oder mutig? Waren diese Kinder das, was man als Held bezeichnete? War ein Held das, was ...
 


 

***
 


 

Der Wald brannte. Der Wald brannte lichterloh.

Der Rauch sammelte sich immer mehr unter den dichten Baumkronen an und machte das Atmen schwer, genau wie die durchgehend ansteigende Hitze in seinem Rücken, die ihm den Schweiß auf die Stirn trieb.

Um Luft zu sparen sprach er kein Wort, zu wem auch? Landis würde das Kind schon schaukeln, da hatte er keine Zweifel. Nur gab es da ein kleines Problem, dessen er sich ziemlich bald bewusst wurde ...

Wohin? Wo musste er überhaupt hin?

Es wäre vorteilhaft gewesen seinen Freund erst danach zu fragen, ehe er sich mit so viel Elan seiner Aufgabe gewidmet hätte. Tja, jetzt war es zu spät. Aber wie schwer konnte es schon sein herauszufinden, wohin er gehen musste? Er war sich zwar nicht sicher ob dies der richtige Weg war oder er damit mehr als falsch lag, aber ihm fiel nur eine Möglichkeit ein, um mit Xeldrite Kontakt aufnehmen zu können, obwohl er in einem Traum eingesperrt war ...

Ihr Grabstein.

Dort hatte dieser Traum seinen Anfang gefunden, also könnte er dort doch auch enden. Zumindest musste er ihr irgendwie mitteilen, dass ihr Wald buchstäblich in Flammen aufging und sie sich in Sicherheit bringen musste. Selbst wenn sie nur ein Geist sein mochte, war es seine Pflicht. Immerhin war sie schon quasi eine neue Freundin von ihnen.

Und wo war dieser Grabstein? Hier sah alles gleich aus.

Seinem Gefühl folgend, lief er gegen den Wind durch den Wald. Je weiter er lief desto stärker schien der Wind zu werden und desto langsamer kam er vorwärts, weil dieser ihn abbremste. Hinter ihm wurde das Knistern lauter und die ersten Bäume brachen entzwei oder fielen mit einem lauten Knall zu Boden.

Erschöpfung schlich sich in seine Glieder. Keuchend schleppte er sich weiter tapfer vorwärts.

„Für einen Traum fühlt sich das hier so was von echt an“, japste Nolan ausgelaugt. „Und das schlimmste an der Sache ist, dass es uns wieder keiner glauben wird.“

„Wahrscheinlich“, hätte Landis wohl darauf gesagt, wenn er hier gewesen wäre.

Hustend machte er an einem Baum halt, an dem er sich festhielt, wischte sich einige Strähnen aus dem Gesicht und bemerkte dabei, dass sein Sichtfeld ziemlich unscharf geworden war. Blinzelnd versuchte er mit den Augen etwas zu suchen, was ihm dabei helfen könnte den richtigen Weg zu finden, doch er konnte kaum noch einen der Bäume richtig erkennen und die waren nicht gerade schmal.

„Hm? Das ist doch ...“

Ein fernes Leuchten erregte seine Aufmerksamkeit.

War es das Glühwürmchen? Es existierte also doch? Ja, es musste so sein. Ob er dem Licht folgen sollte?

Eine andere Wahl hatte er nicht und außerdem schien es so, als wollte es ihm helfen. Wenigstens konnte er es trotz verschwommener Sicht inmitten der Dunkelheit vor ihm, wo das Feuer sich noch nicht ausgebreitet hatte, schemenhaft erkennen.

„Warte auf mich, Glühwürmchen! Ich komme!“

Er stieß sich von dem Baum ab und auch das Leuchten setzte sich in Bewegung, als hätte es auf ihn gewartet. Sich gegen den Wind stemmend, bahnte er sich seinen Weg nach vorne. Zu seiner Erleichterung tauchte alsbald hinter dem nächsten Baum dann endlich der von Wurzeln umringte Grabstein auf, nach dem er gesucht hatte und wo der Wind am stärksten wehte. Kam er etwa direkt aus dem Grabstein?

Wie auch immer, es war nur noch ein kleines Stückchen zu seinem Ziel, doch er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Der Wind war viel zu stark.

„Blöder Wind! Du ruinierst mir nicht nur meine Frisur, du bist auch im Weg! Ich hab’s eilig!“ Nolans Glieder schmerzten und zitterten vor Anstrengung. „Ich muss da hin. Ich muss da hin. Ich MUSS da hin!“

Plötzlich schwebte jenes Leuchten, welches er bisher nur aus der Ferne gesehen hatte, nah an seinem Gesicht vorbei und Nolan staunte nicht schlecht, als es sich dabei wahrhaftig um ein Glühwürmchen handelte.

Auf magische Weise ließ der Wind in der Nähe dieses kleinen Wunders nach, so dass man sich problemlos bewegen konnte. Sofort fiel ihm auf, dass es nur ein kleiner kreisförmiger Bereich um das Glühwürmchen herum war, in dem es windstill wurde. Außerhalb dieses Kreises tobte der Wind nach wie vor.

Abgesehen davon wie sehr ihn dieses Phänomen begeisterte, Traum hin oder her, war das die Lösung für sein Problem.

Er beugte sich leicht dem Glühwürmchen entgegen. „Du kommst mir wie gerufen! Könntest du mich bis zu dem Grabstein da vorne bringen? Bitte?“

Sogleich flog es im Schritttempo in die von ihm gewünschte Richtung und Nolan blieb dicht bei diesem, bis sie da angekommen waren, wo er hinwollte. Dankend nickte er dem Glühwürmchen zu, ehe er sich dem Grabstein widmete.

Instinktiv legte er beide Hände gegen diesen und rief ihren Namen. „Nel! Nel! Kannst du mich hören?!“

Ein Ohr an das Gestein pressend, wartete er auf eine mögliche Antwort. Nichts.

„Hier brennt es, hörst du?! Der Wald brennt! Du musst hier raus!“

Nichts, es geschah nichts.

Ein kurzer Blick über die Schulter verriet ihm, dass das Feuer bereits bedrohlich nah war. Das Glühwürmchen flog aufgeregt hin und her, als wollte es ihn auffordern zu fliehen. Stattdessen schnappte Nolan sich jedoch den nächstbesten großen Stein den er finden konnte, holte aus und schlug mit diesen so fest wie möglich gegen den Grabstein, was er mehrmals wiederholte.

In dieser Geschichte hieß es, sie hätten die Kräfte von Neldieo in einer kristallenen Säule gebannt, die von außen als Grabstein getarnt wurde. Vielleicht würde es ja ausreichen, wenn er diese störende Hülle zerstörte und sie ihre Fähigkeiten zurückerlangte, mit denen sie dann entkommen könnte.

„Komm schon! Komm schon! Geh kaputt, du blödes Ding!“ Egal, wie sehr er auch auf die Hülle einschlug, nicht einmal ein Kratzer schien es abzubekommen. „Ich gehe hier nicht eher weg, bis ich dich befreit habe und dann werden wir alle zusammen Äpfel essen, Ball spielen und den Sonnenuntergang anschauen, klar?! Wir holen dich da raus, Heldenehrenwort! Wir holen euch alle hier raus.“
 


 

***
 


 

Es war heiß. Es war unerträglich heiß.

Landis war in die Feuersäule gesprungen und spürte die Flammen seinen Körper überfallen. Er konnte nicht mehr atmen. Es war so heiß.

Fassungslos sah das Mädchen, ein Fragment von den außer Kontrolle geratenen Kräften welches sich selbst zu zerstören drohte, wie sich der Junge zu ihr durchkämpfte, ohne einmal zu schwanken. Dabei hätten die Schmerzen ihn doch zurückweichen lassen müssen? Nein, statt zurückzuweichen kämpfte er sich bis zu ihr vor und packte sie am Handgelenk. Er hatte es geschafft. Er hatte es bis zu seinem Ziel geschafft.

Warum gebt ihr euch solche Mühe? Nach allem, was ich euch angetan habe ...

„Was hast du uns denn getan?“, erwiderte er geschwächt, trug dennoch ein Grinsen im Gesicht. „Du hast Rias Sturz abgebremst und unseren auch, als wir bei diesem Grabstein durch den Boden gefallen sind, stimmt doch? Du hast auch unsere Seelen bisher nicht verschlungen. Du wolltest nie jemandem etwas antun. Du bist nicht böse, so wie alle behaupten, sondern du bist einfach nur ...“

Was ...?

Ihm fielen die Augen zu.

So gern er ihr eine Antwort gegeben hatte, er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Kraftlos kippte er zur Seite und der Griff um ihr Handgelenk löste sich.
 


 

***
 


 

Der Wind hatte das Feuer schneller zu ihm getragen als erwartet.

Nachdem der Stein irgendwann an dem harten Hindernis zerbrochen war, schlug Nolan mit bloßen Fäusten weiter auf den Grabstein ein, soweit es seine Reserven zuließen. Die Hitze ließ ihn jedoch bald entkräftet zusammensinken.

„Nun ... nicht ganz wie geplant, aber ...“, murmelte er müde, schloss die Augen und lehnte sich an dem Grabstein an. „Ich lasse dich nicht allein, keine Sorge. Du bist es etwas falsch angegangen, aber ich habe dich verstanden ... Wir sind jetzt schließlich Freunde.“

Seine Sinne waren dabei, in einem Meer aus Schwärze zu ertrinken.
 


 

***
 


 

Xeldrite konnte das Energiefeld kaum noch aufrecht halten, ihre Kraftvorräte waren aufgebraucht. Ihretwegen sollten diese Menschenkinder und das Kätzchen jedoch nicht sterben, deshalb musste sie durchhalten, auch wenn es ihren Geist förmlich auseinander riss.

„Nel! Nel! Kannst du mich hören?!“

Ein wärmendes Gefühl schoss durch sie hindurch. Diese Stimme ...

War das nicht die Stimme des Schwarzhaarigen, den man Nolan nannte? Bedeutete das etwa, sie hatten es geschafft und sich aus ihrem Traum befreit, obwohl sie die Kontrolle verloren hatte?

Ihr Blick fiel sogleich erwartungsvoll auf die noch am Boden liegenden Kinder, diese rührten sich aber nicht.

„Hier brennt es, hörst du?! Der Wald brennt! Du musst hier raus!“

Der Wald brannte? Nein, das tat er nicht.

Nicht in Wirklichkeit, denn das hätte sie gemerkt, sie war schließlich mit den Wurzeln dieses Waldes verbunden. Demnach befanden sie sich doch noch in dem Traum, wie sie befürchtet hatte. Und scheinbar war der Verstand der Sterblichen dabei in diesem Traum Schaden zu nehmen, was bedeutete ... sie würden nie wieder aufwachen.

Bei dieser Feststellung wurde ihr Herz seltsam schwer.

„Komm schon! Komm schon! Geh kaputt, du blödes Ding!“

Ein dumpfes Klopfgeräusch drang an ihr Ohr. Klang so, als würde jemand gewaltsam von oben gegen ihren Grabstein schlagen. Aber warum sollte er das tun?

„Ich gehe hier nicht eher weg, bis ich dich befreit habe und dann werden wir alle zusammen Äpfel essen, Ball spielen und den Sonnenuntergang anschauen, klar?! Wir holen dich da raus, Heldenehrenwort! Wir holen euch alle hier raus.“

Befreien? Dieser Junge wollte sie befreien? Er, als gewöhnlicher Sterblicher? Und dann wollte er Äpfel essen, Ball spielen und den Sonnenuntergang anschauen? Ihr Herz wurde noch schwerer. Die Fürsorge dieser Kinder ihr gegenüber sorgte für Wehmut. Kinder. Ja, es waren doch noch Kinder. Das Beben wollte nicht aufhören. Wie lange noch würde es dauern, bis hier alles einstürzte?

Ich kann nichts tun. Ohne meine Kräfte kann ich nichts tun, ich bin völlig nutzlos.

„Hör auf rumzujammern!“, ertönte neben ihr eine selbstbewusste Mädchenstimme, deren Hände in ihre Hüfte gestemmt waren. „Wer sagt denn, dass immer übersinnliche Kräfte nötig sind, um etwas ausrichten zu können?“

Erschrocken wandte Xeldrite sich der Stimme zu. Es war das Mädchen, Oriana, samt ihrem Kätzchen, die auf einmal in ihrer Ruhestätte aufgetaucht waren, doch sie schienen nur Traumbilder zu sein, denn ihre richtigen Körper schliefen unverändert friedlich. Wie waren sie hierher gekommen und wieso konnten sie sie sehen?

„Ich habe dich weinen hören, so habe ich hierher gefunden“, antwortete Oriana ihr auf diesen Gedanken, den sie nicht laut ausgesprochen hatte. „Ich kann dich von innen heraus weinen hören. Wenn du dich so sehr nach einem Freund sehnst, warum gibst du den beiden nicht eine Chance? Mir haben sie damals auch sehr geholfen, als ich einsam war. Ich sehe dir an, dass du sie magst.“

Anscheinend über sich selbst kichernd, nahm sie Alona auf den Arm, die ihr nickend beipflichtete. „Zugegeben, die beiden stellen oft ganz schön viel Blödsinn an und nerven manchmal sogar ein wenig, aber merkst du nicht, wie viel Mühe unsere Helden sich für dich geben? Obwohl sie, in deinen Augen, bloß Sterbliche ohne übersinnliche Fähigkeiten sind?“

Gerade als sie sich dazu äußern wollte, hallte ein letztes Mal die Stimme von Nolan durch den Grabstein hindurch auf, der die Wirklichkeit mit dem Traum verbunden hielt. Und es klang so, als wäre auch er mit seinen Kräften am Limit angelangt.

„Nun ... nicht ganz wie geplant, aber ... Ich lasse dich nicht allein, keine Sorge. Du bist es etwas falsch angegangen, aber ich habe dich verstanden ... Wir sind jetzt schließlich Freunde.“

Etwas tropfte zu Boden. Als Xeldrite zaghaft an ihrer Wange entlang strich, entdeckte sie eine weitere Träne. Sie weinte. Sie weinte vor Glück. Auf ihrem sonst leeren Gesicht waren menschliche Züge erschienen. Zum ersten Mal weinte sie. Sie, als Überwesen. Als ein Wesen, welches eigentlich keine Ahnung von solchen Gefühlen hatte, aber es fühlte sich unbeschreiblich gut an.

Lächelnd strich sie die Tränen aus ihrem Gesicht.

Diese Kinder sollten angeblich keine übersinnlichen Fähigkeiten besitzen? Nein, das stimmte nicht ... in den letzten Stunden hatte Xeldrite die Willensstärke gesehen, mit denen sie sich durch diesen Traum geschlagen hatten. Mit der sie bewiesen hatten, dass nichts und niemand ihre Freundschaft beenden konnte. Es war ihnen gelungen ihr Herz zu berühren.

Ich will sie retten. Ich werde sie retten ... meine Freunde.

„So ist’s Recht!“, bestärkte Oriana sie in ihrer Entscheidung. „Ich und Alona, auch wir bleiben bis zum bitteren Ende bei dir, nicht wahr?“

„Miau, miau!“

... Danke.

Noch während sie dies sagte, zogen sich unzählige Risse durch das Gestein der Säule und ein greller Blitz hüllte sie sowie den gesamten Wald in ein grelles Licht ein ...
 


 

***
 


 

Alles war schwarz. Unendlich schwarz.

Hörte er Stimmen? Landis? Oriana? Alona? ... Xeldrite? War er tot?

Anscheinend war er das ... tot. Heldenhaft hatte er sich für den Geist des Waldes geopfert, damit dieser nicht mehr einsam sein musste. Eine bessere Geschichte hätte er sich nie ausmalen können, deswegen war es in Ordnung so. Vollkommen in Ordnung.

Denn er war als Held gestorben.

„Wach endlich auf, du verdammter Idiot!“, schrie jemand genervt und im nächsten Augenblick grub sich etwas grob in seine Magengegend. „Tu nicht so, als wärst du tot! Du hast uns einen höllischen Schrecken eingejagt!“

„Autsch! Ria, weißt du eigentlich wie weh das tut?!“ Krampfhaft zog Nolan sich zusammen und hätte am liebsten laut losgeflucht.

Sich durch die Haare streichend, stieß sie einen gleichgültigen Seufzer aus, der verschleiern sollte, dass sie sich um sein Wohl gesorgt hatte. „Sollte es auch. Selbst Schuld, wenn du uns hier so eine dramatische Szene machst.“

Wie konnte ein Mädchen nur so einen harten Tritt drauf haben? Noch schlimmer ... wie konnte ein Mädchen sich nur so Rüpelhaft verhalten? Nun, er war anscheinend doch nicht tot. Zum Glück.

„No! Du lebst!“ Glücklich und mit glasigen Augen war Landis kurz davor diesen zu umarmen, hielt sich jedoch zurück, weil Oriana dabei war. „Ich wusste doch es war eine gute Idee von mir, dich zum Grabstein zu schicken.“

Was war passiert? Hatte nicht alles gebrannt? Nolan richtete sich verwirrt auf und machte sich ein Bild von der Umgebung. Schneeweiß. Wohin er auch blickte, alles war schneeweiß. Ein völliger Gegensatz zu der Dunkelheit des Waldes, an die er sich schon gewöhnt hatte. Weit und breit war nichts anderes ausmachen. Nichts als eine unendliche, schneeweiße Ferne.

„Ich bin verwirrt“, gab Nolan zu und schaute nun seine Freunde fragend an. „Haben wir die Welt gerettet?“

Abermals seufzend, rieb Oriana sich die Stirn. Alona, die auf ihrer Schulter hockte, ahmte dies vergnügt nach. „Musst du wieder so übertreiben? Wenn überhaupt, haben wir nur den Wald gerettet. Und wir haben letztendlich nicht viel getan, sondern sie.“

Sie? Oriana deutete nach oben und er legte zeitgleich mit Landis den Kopf in den Nacken, um ihrem Fingerzeig zu folgen. Was er dort erblickte, zauberte ihm ein Lächeln ins Gesicht.

„Hey, Nel“, lachte er, zufrieden mit sich.

Xeldrite oder wohl eher Neldieo, schwebte über ihnen und erwiderte das Lächeln ebenso zufrieden. „Ich bin froh zu sehen, dass ihr wohlauf seid.

Es herrschte Erklärungsbedarf, so viel stand fest. Auf die Fragen der Kinder hin gab Neldieo ihnen folgende Antwort:

Die schützende Hülle um den Kristall zersplitterte in der Sekunde, wo ich mir über etwas bewusst wurde. Wo ich meine Zweifel und Misstrauen der Menschen gegenüber nach all den Jahren endlich ablegen und meinen Gefühlen freien Lauf lassen konnte. Dank euch wurde der Bann gebrochen, der mich hier gefangen hielt und ich nutzte meine Kräfte, um dem Traum ein Ende zu setzen, in den ich euch eingesperrt hatte.

Die Wächter hatten sie also damals eingeschlossen, damit sie irgendwann von ihren Zweifeln und Misstrauen befreit werden und sie erkennen konnte, was die wirklich Menschen ausmachte? Und damit sie ihre Kräfte nicht darauf ausrichten konnte jemandem zu Schaden, bevor sie dieses Wissen noch nicht erlangt hatte, wurden diese zur Sicherheit in die Kristallsäule gebannt?

Diese Art ein Problem zu lösen fanden die Kinder einstimmig nicht unbedingt gut, aber Neldieo lachte nur herzlich und meinte, dass es bei ihrem Dickschädel die beste Möglichkeit gewesen war. Sie nahm es den anderen Wächtern nicht mehr übel, sondern war sogar dankbar. Ohne diese Maßnahme hätte sie sonst vermutlich nie gelernt, wie schön es sich anfühlen konnte, Gefühle zuzulassen.

Bei Überwesen musste man eben manchmal so hart durchgreifen, da die meisten von ihnen zu stolz und auch stur waren. Sonderlich spannend klang die Geschichte am Ende zwar nicht, jedoch war es den Helden in Ausbildung nicht so wichtig, solange jeder mit diesem Ausgang glücklich war.

„Dann können wir ja jetzt alle zusammen Äpfel essen, Ball spielen und den Sonnenuntergang anschauen, wird bestimmt toll!“

Leider kann ich nicht bleiben“, lehnte Neldieo betrübt ab. „Ich werde vorerst ...

Neugierig blickten die vier sie an und warteten ihre Begründung ab. Nach einer kurzen Schweigeminute, in der sie darüber nachgedacht zu haben schien, was sie am besten sagen sollte, lächelte sie wieder. „Ich werde vorerst auf Reisen gehen. Ich will auch ein Held werden, so wie ihr.

„Dann bleib doch bei uns“, meinte Landis einladend. „Wir können das Ziel gemeinsam verfolgen, so macht es viel mehr Spaß.“

„Da hat Lan Recht!“

Nein, ich muss noch eine Menge lernen, im Gegensatz zu euch. Ich muss meinen eigenen Weg finden und irgendwann ... komme ich euch dann besuchen und wir spielen zusammen.

Neldieo musste für sich innerlich kichern. Wer wusste ob sie dann überhaupt noch Kinder sein würden, wenn sie das nächste Mal aufeinander trafen? Noch dazu, wo sie sich wahrscheinlich eh nicht erinnern können werden ...

Sie hatte all ihre Kräfte dafür eingesetzt, um diese Menschen zu retten, wofür sie die Zeit zurückdrehte, was ihr nicht nur strikt verboten war, sondern ihr in diesem geschwächten Zustand auch das Leben gekostet hatte. Aber sie bereute ihre Tat nicht, keinesfalls.

Neldieo bedauerte nur zu wissen, dass es so sein würde, als hätten sie sich nie getroffen, sobald dieser künstliche Raum sich mit ihr auflöste. Doch ihre Hoffnung hatte sie nicht verloren. Die, durch eine simple Wette, gewonnene Hoffnung, nicht vergessen zu werden. Irgendwann würden sie sich wieder begegnen, ganz sicher.

Ich muss nun gehen. Aber wir sind jetzt Freunde, oder? Also werdet ihr mich nicht vergessen?

Landis und Nolan schielten zu dem jeweils anderen rüber, ballten dann die Hände zu Fäusten und hoben diese in die Luft. „Heldenehrenwort!“

Nur ungern sprang Oriana über ihren Schatten, aber selbst sie musste zugeben, dass sie ein kleines bisschen stolz auf die beiden war. „Miau, miau!“

Ihr letzter Funken Energie verließ sie und der Raum fing an sich in tausende Sterne aufzulösen, die ihre Freunde ein letztes Mal ins Land der Träume schickten, ehe sie wieder in ihren gewohnten Alltag zurückkehrten.

Bevor Neldieo in diesem leuchtenden Sternenmeer verschwand, hörte man sie leise flüstern. „Landis. Nolan. Wisst ihr was? Für mich seid ihr beiden bereits wahre Helden.
 

Als eine Sternschnuppe vom Himmel fiel, erschien im Austausch dafür irgendwo auf der Erde ein Glühwürmchen ...

Wir werden Helden [Alternativer Epilog]

Ein wolkenloser Himmel begrüßte Landis, als dieser träge die Augen öffnete.

Hatte er geschlafen? Dem musste wohl so sein, denn ihm entglitt kurz darauf ein lautes Gähnen, genau wie Nolan, der direkt neben ihm im Gras lag.

Langsam richteten sie sich zeitgleich auf, rieben sich den letzten Schlaf aus den Augen und warfen einen Blick auf die Umgebung. Sie befanden sich außerhalb von Cherrygrove, auf dem Hügel, wo sie sich für gewöhnlich immer trafen.

Zuletzt hatten sie sich noch darüber aufgeregt, dass sie wie so oft als Rowdys bezeichnet wurden, statt als Helden. Danach mussten sie wohl eingeschlafen sein, als sie sich erschöpft von der Flucht vor der alten Dame mit ihrer Handtasche ins Gras fallen gelassen hatten.

„No?“, murmelte Landis noch schläfrig. „Den Katzen der alten Dame das Fliegen beizubringen, damit sie das nächste Mal einfach vom Baum flattern können, wenn sie mal wieder in einem festsitzen, war, glaube ich, doch keine so gute Idee.“

„Dabei sind meine Ideen normalerweise die Besten, komisch.“

Darauf blickten sie wieder stumm in den Himmel. Eine angenehm frische Brise wehte ihnen durch die Haare.

Heute war einer von vielen heißen Sommertagen. Der Stand der Sonne verriet ihnen, dass der Mittag noch nicht angebrochen war und sie somit etwas Zeit bis zum Mittagessen übrig hatten, um der Welt Frieden zu bringen.

Seltsamerweise waren sie jedoch schon jetzt ziemlich hungrig, was ihnen durch ihre knurrenden Mägen bestätigt wurde. Wahrscheinlich hatte die Flucht hierher sie so hungrig gemacht, anders konnten sie es sich nicht erklären, weil sie sonst immer erst zu den gewöhnlichen Zeiten Hunger verspürten. Vielleicht sollten sie vorher ihre Reserven auftanken, bevor sie sich in ihr nächstes Abenteuer stürzten.

Der Welt ihren Frieden bringen konnten sie auch später noch. Einfach ausgedrückt konnte man auch sagen: Um Cherrygrove zu zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt waren, gab es noch reichlich Zeit, deshalb ...

Es war Nolan, der als Erster voller Tatendrang aufsprang.

„Alles klar! Lass uns gehen, Lan.“

„Huh?“, entgegnete dieser verwirrt. „Wohin denn?“

„Wie kannst du das fragen? Dem Ruf als Helden gerecht werden natürlich! Aber zuerst gönnen wir uns eine kleine Mahlzeit zur Stärkung.“

Nun huschte ein munteres Lächeln über Landis' Lippen. „In Ordnung.“

Sogleich rannten sie gemeinsam den Hügel hinunter Richtung Ortschaft zurück.

Während sie insgeheim versuchten jeweils schneller als der andere zu sein, stieß Landis einen nachdenklichen Laut aus. „Komisch. Irgendwie habe ich das Gefühl, als hätten wir etwas wirklich Tolles getan, aber ich kann mich nicht erinnern.“

„Du auch?“, bemerkte Nolan, gleichermaßen nachdenklich. „Geht mir auch so. Ich glaube, wir haben sogar was echt Heldenhaftes getan. Vielleicht fällt es uns wieder ein, wenn wir was gegessen haben.“

Ja, wenn es wirklich so etwas Heldenhaftes gewesen war, dann würde es ihnen mit Sicherheit einfallen, irgendwann. Und wenn nicht, dann reichte das Gefühl in ihren Herzen, das sich an ihrer Stelle für sie daran erinnerte, völlig aus.

Landis war jedenfalls sehr zuversichtlich, nicht nur geträumt zu haben. „Ja, ganz bestimmt.“
 


 

***
 


 

Nachdem sie sich eine winzige Zwischenmahlzeit vor dem Mittagessen gegönnt hatten, wovon Asterea nicht allzu begeistert gewesen war, nutzten sie den Tag ausgiebig aus, um einige Heldentaten zu vollbringen. Dafür folgten sie dem neuesten Plan von Nolan, der folgendermaßen lautete: Zehn Schritte! Zehn Schritte zum Sieg und Erfolg.

An diesem Tag machten sie auch Bekanntschaft mit einem jungen Dieb namens Teepo, der ihnen einige Kniffe mit dem Schwert zeigte, welches er bei sich trug.

Somit neigte sich schon bald ein weiterer, aufregender Tag im Leben zweier Helden in Ausbildung dem Ende zu. Alles war genauso wie es sein sollte, vollkommen normal. Jedenfalls fast, denn an der Unterlippe von Landis war plötzlich eine Narbe aufgetaucht.

Keiner von beiden konnte sich daran erinnern, wann und wie diese zustande gekommen war, was ihnen natürlich niemand glauben wollte. Alle waren davon ausgegangen, dass Landis mal wieder aus Nervosität auf seiner Unterlippe herumgenagt hatte und diesmal zu fest zugebissen haben musste. Jeder sagte zu ihm, dass es ihm eine Lehre sein sollte, es demnächst besser nicht mehr zu tun.

Recht schnell gaben Landis und Nolan den Versuch auf, die anderen davon überzeugen zu wollen, dass sie wirklich nicht wussten, wie diese Narbe entstanden war, stattdessen dachten sie sich lieber die verrücktesten Begründungen dafür aus. Und daran hatten sie ziemlich viel Spaß.
 


 

***
 


 

Direkt am nächsten Tag hatte Nolan Landis schon sehr früh besucht und ihn mehr als aufgeregt darum gebeten, sofort nach dem Frühstück zu ihm auf den Hügel zu kommen. Dieser Bitte war er wohl auch tatsächlich so zügig wie möglich nachgekommen, denn Nolan hatte nur wenige Minuten dort auf ihn warten müssen.

„Hier bin ich schon, No“, keuchte sein Freund erschöpft, als er oben bei ihm ankam.

Mit einem beeindruckten Gesichtsausdruck blickte Nolan ihn an. „Lan! Ging ja echt schnell!“

„Du hast doch gesagt, es wäre dringend.“ Nach diesen Worten nahm Landis neben ihm Platz, immer noch japsend. Eine angenehm kühle Morgenbrise forderte die einzelnen Grashalme in der Umgebung zu einem Tanz auf. „Also, worum geht es denn?“

„Du wirst es mir vielleicht nicht glauben, Lan, aber ich hatte letzte Nacht einen Traum!“

„Äh.“ Diese Information sorgte bei Landis für Verwirrung, schließlich war ein Traum doch nichts Ungewöhnliches. „Aber No, Träume haben wir alle.“

Auf einmal wurde Nolans Mimik leicht panisch und er ging mit einer absichtlich geheimnisvollen Stimmlage näher auf seinen Traum ein. „Aber nicht so einen Traum, wie ich ihn letzte Nacht hatte! Weißt du, was ich geträumt habe? Es war schrecklich. Einfach schrecklich, als hätte mich jemand mit einem bösen Zauber belegt oder so. Vielleicht war es ja ein weißer Kobold oder Charon!“

„Ein weißer Kobold?“, hakte sein Zuhörer fasziniert nach. „Warum denn ausgerechnet ein weißer Kobold? Ich dachte, die haben eine ganz andere Farbe.“

Auf diese Frage hin musste der Erzähler selbst erst kurz darüber nachdenken, bis er mit den Schultern zuckte. „Weiß auch nicht, mir kam halt aus irgendeinem Grund ein weißer Kobold in den Sinn.“

Über Nolans Grund musste er innerlich schmunzeln. Was für einen seltsamen Traum er auch gehabt haben mochte, Landis fand es immer wieder äußerst interessant, ihm zuzuhören. Vor allem wenn er seine Erzählungen so mysteriös oder dramatisch darstellte. Deswegen drängte er ihn auch dazu, mit seiner Geschichte fortzufahren.

„Ja, also wo war ich stehen geblieben? Ah, genau!“ Nach einem Räuspern setzte Nolan da an, wo er von Landis unterbrochen wurde. „Jedenfalls war dieser Traum in der Tat nicht normal! Zwischendurch befürchtete ich sogar, ich würde niemals mehr aufwachen! Denn ich habe geträumt, dass ...“

Erwartungsvoll starrte Landis ihn an und wagte nicht einmal zu blinzeln. „Komm schon, mach es nicht so spannend!“

„Ich habe geträumt, dass ich in einem Traum gefangen wäre, der sich ständig wiederholt!“

Nun war es Nolan, der seinen Freund gespannt in die Augen blickte. Offenbar war er soweit mit schon mit seiner Erzählung fertig, was Landis dazu trieb, nach mehr Einzelheiten zu fragen. „Das ist echt unheimlich. Und worum genau ging es in diesem Traum, der sich ständig wiederholt hat?“

Kaum hatte Landis das letzte Wort ausgesprochen, gab Nolan ihm auch schon direkt voller Elan die gewünschte Antwort, als hätte er nur auf dieses Interesse nach weiteren Details gewartet. „In dem Traum saßen du und ich an einem Lagerfeuer in einem Wald und haben über ein Versprechen geredet, das du Ria gegeben hast, die wir irgendwie retten wollten oder so. Ich war so begeistert von irgendeinem Feuer in deinen Augen, dass du dabei hattest und immer dann, wenn ich scheinbar irgendwas richtig Großartiges sehe, fängt unser Gespräch wieder von vorne an.“

„Boah“, gab Landis mitgerissen von sich. Dieser Traum war tatsächlich nicht so einer von den gewöhnlichen, da stimmte er ihm nun zu. Alles darin klang äußerst verrückt und doch fühlte es sich so an, als wäre es in Wirklichkeit passiert. Gerade dieses Gefühl machte diesen Traum so außergewöhnlich.

„Zum Glück bin ich heute Morgen ja doch aufgewacht, nur hatte ich plötzlich einen ganz bestimmten Drang, wegen dem ich dich eigentlich wollte, dass du hierher kommst.“ Abwesend ließ Nolan seinen Blick über Cherrygrove schweifen.

So einen Anblick war Landis nicht von ihm gewohnt, weshalb er glaubte, dass es sich bei diesem Drang um etwas wahrhaftig Bedeutsames handeln musste. „Und was wollen wir jetzt hier machen, so früh?“

„Uns ein Versprechen geben.“

„Ein Versprechen?“, wiederholte Landis, der mit vielem gerechnet hatte, jedoch nicht damit.

Nickend schloss Nolan die Augen und ließ sich rückwärts ins Gras fallen. „Mhm. In diesem Traum war es so, dass du Ria ein Versprechen gegeben hast. Ich weiß nicht wieso, aber es hat mich daran erinnert, dass wir unser Versprechen nie laut ausgesprochen haben. Also nicht so offiziell, so wie Ken es sagen würde.“

Auch Landis ließ sich, wie Nolan, mit dem Rücken ins Gras fallen und blickte nachdenklich in den Himmel.

Erst war er erleichtert darüber, dass Nolan sich nicht danach erkundigte, ob er Oriana auch in Wirklichkeit ein Versprechen gegeben hatte oder nicht, denn es wäre ihm peinlich gewesen, davon zu erzählen. Ja, es gab so ein Versprechen, darum fand er es unheimlich, dass dieser Traum sich diesbezüglich bewahrheitete, aber er wollte es lieber für sich behalten. Schließlich war es eine Art Geheimnis zwischen ihm und Oriana.

Rasch wurde dieser Gedanke aber durch einen anderen abgelöst, nämlich durch den, warum es Nolan nach so einem Traum plötzlich wichtig war, dass sie ihr Versprechen ganz offiziell schlossen. Ihr Versprechen Helden zu werden, welches sie ohne Worte untereinander ausgemacht hatten, wie sie es oft mit vielerlei Dingen taten. Bisher hatte es ihn doch nie gestört, wenn sie solche Sachen schweigend beschlossen.

Als hätte er die Gedanken von Landis gehört, fügte Nolan ohne jegliche Aufforderung etwas zu seinen letzten Worten hinzu. „Die Pflaume hatte gestern gesagt, wir sollten die Sache mit dem Held werden ernster nehmen, wenn wir unser Ziel erreichen wollen, richtig? Ich finde, er hat recht. Klar, wir nehmen es schon ziemlich ernst, keine Frage. Es wird aber langsam Zeit, dass wir es noch ernster nehmen, indem wir damit anfangen, ein richtiges, anständiges Versprechen abzugeben.“

Unauffällig warf Landis einen Blick zu ihm rüber. Ein nervöser Ausdruck lag auf Nolans Gesicht und er schaute ziellos gen Himmel, wie er selbst es bis eben noch getan hatte. Er konnte nicht anders, als zu lächeln.

Natürlich hatte jeder auch seine eigenen Gründe, warum er unbedingt ein Held werden wollte, doch ein bisschen konnte er Nolan auch verstehen. Zwar wussten sie insgeheim, dass es dieses Versprechen, dieses unsichtbare Band zwischen ihnen gab, allerdings wäre es doch etwas ganz anderes, es laut auszusprechen. Es zu vertiefen.

Davon abgesehen wurde Landis das Gefühl nicht los, als hätten sie es allein ihrem unausgesprochenen Versprechen zu verdanken, dass sie jetzt überhaupt hier liegen und die frische Morgenbrise genießen konnten, auch wenn es verrückt klang. Allgemein wurde es einfach höchste Zeit, diesem Band die nötige Ehre zu erweisen, indem sie es mündlich schlossen.

Genau, nur darauf wollte Nolan hinaus, also trug er dieses Gefühl ebenso in sich, konnte wahrscheinlich nur auch nicht den Grund dafür nennen, warum er es empfand, deshalb versuchte er, Drumherum zu reden.

„Schon gut, No“, meinte er schließlich beruhigend. „Du musst nicht versuchen, mich überreden zu wollen. Ein offizielles Versprechen abzugeben klingt gut.“

In Nolans Augen spiegelte sich sofort Freude wider, als er diese Einwilligung vernahm. „Ich wusste doch, du würdest zustimmen! Warum hättest du auch ablehnen sollen?“

Ungeduldig richtete er sich auf und kramte ein Buch unter seinem Oberteil hervor. Abgesehen von der Tatsache, dass Nolan überhaupt ein Buch mit sich trug, erstaunte es Landis, dass er es die ganze Zeit auf die Art mitgeführt hatte. Der Titel dieser Lektüre lautete: Im Namen der Kirschblüte.

„Du, No?“

„Mhm?“

„Was ist das für ein Buch?“

„Ach, dieses Buch hat meine Mutter damals andauernd gelesen“, erklärte er sehnsüchtig. „Es handelt von einem Helden, der allein mit Charme, Weisheit und Mut jedes Herz erobern konnte, ihrer Meinung nach.“

In diesem Augenblick legte sich ein Ausdruck über Nolans Gesicht, den Landis nur zu gut kannte. Offensichtlich hatte er soeben eine seiner Ideen, mit denen er sie stets ihrem Heldendasein näher bringen wollte. Nur selten erlebte er es persönlich mit, wie er auf seine Ideen kam, darum überkam ihn eine Vermutung.

„Diese zehn Schritte, hast du die etwa aus diesem Buch?“, wollte er von ihm wissen und erhielt zur Bestätigung ein nicken von Nolan. „Also hast du es ... gelesen?“

„Nö. Es hat viel zu viele Buchstaben und gar keine Bilder. Ich habe nur die Überschriften der einzelnen Kapitel abgeschrieben.“

Zum Glück. Für eine Sekunde hatte Landis schon befürchtet, er wäre von ihm nun endgültig überholt worden. Nur, was wollte Nolan gerade jetzt und hier mit diesem Buch? Erneut gab dieser ihm die Antwort, ohne dass er danach fragen musste, indem er es aufschlug.

Ungefähr in der Mitte des Buches lag zwischen den Seiten ein einzelnes, gepresstes und getrocknetes Kirschblütenblatt, welches zwar etwas Farbe eingebüßt hatte, aber nach wie vor die Schönheit des Frühlings vermittelte.

Begeistert nahm Landis dieses Blütenblatt gründlich in Augenschein. „Wow! Wie lange hast du die schon?“

„Seit Ken uns damals erzählt hat, dass man Blumen mit dieser Methode für lange Zeit erhalten kann. Ich hatte es noch am selben Tag ausprobiert.“

„Es funktioniert.“

„Ja, es funktioniert“, bestätigte Nolan, der es selbst wohl noch nicht so recht glauben konnte, obwohl er den Beweis dafür bereits länger kannte. „Ken hat wirklich immer recht mit allem, was er uns sagt.“

Sein Blick wanderte von dem Kirschblütenblatt zu dem Besitzer. „Aber No? Warum nur ein einziges? Warum hattest du nicht gleich die ganze Blüte genommen?“

„Weil ich es nicht übers Herz gebracht habe, darum habe ich nur ein Blütenblatt genommen. Und wer hätte gedacht, dass es mir eines Tages nützlich sein würde?“

Stimmt, alle Versprechen, die man sich in Cherrygrove unter einem Kirschblütenbaum gab, gingen garantiert in Erfüllung, so hieß es. Besonders Paare gaben sich deswegen oftmals unter diesen Bäumen das Versprechen, zu heiraten, was bisher in jedem Falle auch geschah.

Da die Kirschblütenzeit leider schon wieder vorbei war, kam ihnen dieses Blütenblatt natürlich wie gelegen. Ob es reiner Zufall war, dass Nolan es in einem Buch mit einem so passenden Titel aufbewahrt hatte?

Vorsichtig nahm dieser das Kirschblütenblatt in die Hand, klappte das Buch zu, welches er vorerst neben sich ins Gras legte, und stand mit diesem auf. Diesem Beispiel folgte Landis und erhob sich ebenfalls.

„Also gut, lass uns anfangen!“, drängte Nolan ungeduldig und reichte Landis seine freie Hand, die er ohne Aufforderungen nahm. Die andere Hand mit dem Blütenblatt hielt er ungefähr mittig zwischen ihnen. Beide blickten sich gegenseitig tief in die Augen, hielten teilweise den Atem an ...

... und warteten. Warteten so lange, bis Landis die peinliche Stille zwischen ihnen zuerst brach. „Ähm, No? Müssen wir jetzt nicht etwas sagen?“

Ratlos zuckte sein Gegenüber mit den Schultern. „Na ja, was muss man denn bei so einem offiziellen Versprechen sagen?“

Statt darüber zu diskutieren, schauten sie sich eine Weile lang einfach nur schweigend an. Wortlos tauschten sie ihre Gedanken miteinander aus, wie sie es immer taten. Irgendwann waren sie letztendlich zu einer Entscheidung gekommen und nickten zufrieden. Anschließend wandten sie sich beide Richtung Cherrygrove, gleichzeitig hob Nolan die Hand mit dem getrockneten Blütenblatt in die Luft.

„Ich verspreche ...“, sagten die zwei zusammen und holten tief Luft, bevor sie die folgenden Worte so laut wie möglich der Ortschaft entgegen schrien. „... wir werden Helden!“

Genau in dem Moment, in dem das Wort Helden fiel, nahm ein kräftiger Windstoß das Blütenblatt aus Nolans Hand mit sich, welches er in dieser Sekunde losgelassen hatte. Schwerelos trieb es mit dem Wind davon. Landis und Nolan blickten dem Blütenblatt solange hinterher, wie sie es mit den Augen erfassen konnten. Bald war es jedoch in der Ferne verschwunden.

„No?“ Ohne ihn dabei anzuschauen, stupste er ihn leicht an. „Warum hast du das Kirschblütenblatt denn losgelassen?“

„Keine Ahnung, ich hätte es gern behalten.“ Gedankenverloren kratzte Nolan sich am Kopf.

„Mir war so, als hätte ich ein Flüstern gehört. Ich schätze, es muss mich abgelenkt haben.“

Dazu sagte Landis nichts mehr und sie schwiegen erneut. Erleichtert stießen beide zwischendurch nur einen leisen Seufzer aus und schlossen die Augen, um den Wind zu genießen. Wie lange sie noch dort oben auf dem Hügel standen, wussten sie nicht. Genau wie niemand von ihnen merkte, dass sie die Hand des jeweils anderen noch nicht losgelassen hatten.
 


 

***
 


 

Das Kirschblütenblatt wurde vom Wind bis in den nahegelegenen Wald getragen, welchen niemand betreten durfte. Irgendwie gelang es dem Blütenblatt, sich einen Weg zwischen die dichten Baumkronen zu bahnen, bis zu einem seltsam geformten, großen Stein mit vielen breiten Rissen. Exakt in eines dieser Risse flog es hinein.

Der Wind, der dieses Blütenblatt bis hierher getragen hatte, wendete anschließend auf einmal in die entgegen gesetzte Richtung. Mit dem Wind wurde auch das kaum vernehmbare Flüstern fortgetragen, das diesen Ort erfüllt hatte. Die Worte, die für kurze Zeit leise im Wald widerhallten, lauteten:

„Landis. Nolan. Wisst ihr was? Für mich seid ihr beiden bereits wahre Helden.“

Das Herz erinnert sich

Ein wolkenloser Himmel begrüßte Landis, als dieser träge die Augen öffnete.

Hatte er geschlafen? Dem musste wohl so sein, denn ihm entglitt kurz darauf ein lautes Gähnen, genau wie Nolan, der direkt neben ihm im Gras lag.

Langsam richteten sie sich zeitgleich auf, rieben sich den letzten Schlaf aus den Augen und warfen einen Blick auf die Umgebung. Sie befanden sich außerhalb von Cherrygrove, auf dem Hügel, wo sie sich für gewöhnlich immer trafen.

Zuletzt hatten sie sich noch darüber aufgeregt, dass sie wie so oft als Rowdys bezeichnet wurden, statt als Helden. Danach mussten sie wohl eingeschlafen sein, als sie sich erschöpft von der Flucht vor der alten Dame mit ihrer Handtasche ins Gras fallen gelassen hatten.

„No?“, murmelte Landis noch schläfrig. „Den Katzen der alten Dame das Fliegen beizubringen, damit sie das nächste Mal einfach vom Baum flattern können, wenn sie mal wieder in einem festsitzen, war, glaube ich, doch keine so gute Idee.“

„Dabei sind meine Ideen normalerweise die Besten, komisch.“

Darauf blickten sie wieder stumm in den Himmel. Eine angenehm frische Brise wehte ihnen durch die Haare.

Heute war einer von vielen heißen Sommertagen. Der Stand der Sonne verriet ihnen, dass der Mittag noch nicht angebrochen war und sie somit etwas Zeit bis zum Mittagessen übrig hatten, um der Welt Frieden zu bringen.

Seltsamerweise waren sie jedoch schon jetzt ziemlich hungrig, was ihnen durch ihre knurrenden Mägen bestätigt wurde. Wahrscheinlich hatte die Flucht hierher sie so hungrig gemacht, anders konnten sie es sich nicht erklären, weil sie sonst immer erst zu den gewöhnlichen Zeiten Hunger verspürten. Vielleicht sollten sie vorher ihre Reserven auftanken, bevor sie sich in ihr nächstes Abenteuer stürzten.

Der Welt ihren Frieden bringen konnten sie auch später noch. Einfach ausgedrückt konnte man auch sagen: Um Cherrygrove zu zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt waren, gab es noch reichlich Zeit, deshalb ...

Es war Nolan, der als Erster voller Tatendrang aufsprang.

„Alles klar! Lass uns gehen, Lan.“

„Huh?“, entgegnete dieser verwirrt. „Wohin denn?“

„Wie kannst du das fragen? Dem Ruf als Helden gerecht werden natürlich! Aber zuerst gönnen wir uns eine kleine Mahlzeit zur Stärkung.“

Nun huschte ein munteres Lächeln über Landis' Lippen. „In Ordnung.“

Sogleich rannten sie gemeinsam den Hügel hinunter Richtung Ortschaft zurück.

Während sie insgeheim versuchten jeweils schneller als der andere zu sein, stieß Landis einen nachdenklichen Laut aus. „Komisch. Irgendwie habe ich das Gefühl, als hätten wir etwas wirklich Tolles getan, aber ich kann mich nicht erinnern.“

„Du auch?“, bemerkte Nolan gleichermaßen nachdenklich. „Geht mir auch so. Ich glaube, wir haben sogar was echt Heldenhaftes getan. Vielleicht fällt es uns wieder ein, wenn wir was gegessen haben.“

Ja, wenn es wirklich so etwas Heldenhaftes gewesen war, dann würde es ihnen mit Sicherheit einfallen, irgendwann. Und wenn nicht, dann reichte das Gefühl in ihren Herzen, dass sich an ihrer Stelle für sie daran erinnerte, völlig aus.

Landis war jedenfalls sehr zuversichtlich, nicht nur geträumt zu haben. „Ja, ganz bestimmt.“
 


 

***
 


 

Damit fand diese Geschichte aus der Vergangenheit zweier Männer auch schon ihr Ende, was jedoch nicht bedeuten sollte, dass es keine anderen dieser Art zu erzählen gäbe.

Nein, denn unsere kleinen Helden standen gerade erst am Anfang zur Erfüllung ihrer Träume und würden uns, die sie auf diesem Wege stets begleiten, in Zukunft noch eine Menge Freude bereiten. Abschließend zu diesem Teil ihrer Vergangenheit, gäbe es da allerdings doch noch eine Kleinigkeit, die eine Erzählung Wert wäre.

Einer von ihnen kam nämlich fast fünfzehn Jahre später in den einst verbotenen Wald zurück ...
 


 

***
 


 

„Hm? Was ist das?“

Nolan stand vor einem seltsam geformten, großen Stein mit vielen breiten Rissen, aus denen eine Vielzahl von Blumen hervor spross.

Blumen, von denen gab es in diesem Wald reichlich, egal wohin man auch schaute.

Das saftige grün der Blätter und die Sonnenstrahlen, die sich zwischen das Blätterdach der Bäume hervorkämpften, gaben diesem Ort zusätzlich eine gewisse Schönheit, sofern man einen Wald als schön bezeichnen konnte.

Tiere lebten auch hier und davon nicht wenig, waren aber, wie die meisten, sehr scheu.

Beim Anblick von diesem lebendigen Stück Natur konnte er sich keinen Reim darauf machen, warum es lange Zeit verboten gewesen war diesen Ort zu betreten. Angeblich sollte es hier mal vor langer Zeit gespukt haben oder so, jedoch bezweifelte er stark, dass es in diesem Wald bei Nacht auch nur annährend gruselig war.

Eigentlich wusste er gar nicht was er hier zu finden hoffte.

Wahrscheinlich wollte er es einfach nur so lange wie möglich hinauszögern, in seine alte Heimat zurückzukehren, wo so viele Erinnerungen auf ihn warten würden. Warum musste Kenton ihm auch unbedingt diesen Urlaub aufdrücken? Ein wenig Abstand von der Truppe war durchaus keine schlechte Idee, aber warum musste es ausgerechnet dieser Ort sein?

Wie auch immer, er war schließlich doch aus freien Stücken bis hierher gekommen.

Irgendwie hatte er auf seinem Weg zur Ortschaft dann einfach das Verlangen verspürt, diesen Wald mit seiner Anwesenheit zu beehren. Inzwischen hatte er den Eindruck, hier schon als Kind einmal gewesen zu sein, aber daran konnte er sich nicht erinnern. Landis und er hatten ja damals alle möglichen, nicht gerade ungefährlichen Gegenden aufgesucht, dieser hier war jedoch nicht dabei gewesen. Oder etwa doch? Falls doch, musste sich dieser Wald sehr verändert haben. So sehr, dass er ihn nicht wiedererkannte.

Seufzend kniete er sich vor dem Stein nieder. „Na bitte, schon denke ich an die Vergangenheit. Deswegen wollte ich nicht hierher zurück.“

Nach wie vor war der Gedanke an Landis nicht leicht zu ertragen, denn er war immerhin nicht mehr hier. Aber er würde ihn wiedersehen, schließlich waren sie Freunde.

Bei näherer Betrachtung entdeckte er einen eingeritzten Text, den man wegen der vielen Risse leider nicht mehr richtig lesen konnte. Vielleicht eine Liebeserklärung oder etwas dergleichen?

„Entschuldigung?“, sprach ihn plötzlich jemand von hinten an und er erschrak innerlich, da er nicht damit gerechnet hatte hier auf jemand anderen zu treffen.

Er erhob sich wieder und nahm die unerwartete Gesellschaft in Augenschein. Es handelte sich um eine Frau.

Sie war fast genauso groß wie er selbst, dafür aber zierlich gebaut. Feuerrotes, langes Haar hing zu einem Zopf zusammengeflochten über ihre rechte Schulter und ein rehbraunes Augenpaar blickte ihn hilfesuchend an. Ihr schneeweißes, mit Rüschen bestücktes Kleid war an einigen Stellen verdreckt, so als hätte sie sich damit irgendwo auf die Erde gesetzt.

Seiner Schätzung nach war sie etwas jünger als er.

„Was kann ich für Sie tun, Fräulein?“, antwortete er, routiniert freundlich.

Erst zog sie beide Augenbrauen zusammen, als würde ihr etwas an seiner Ausdrucksweise nicht passen. „Kommen Sie zufällig von hier?“

„Ich habe hier meine Kindheit verbracht, also ja.“

„Oh.“ Die junge Frau fing an amüsiert zu kichern. „Sie sind wohl Kavallerist oder so, was?“

„Kommandant“, fügte Nolan hinzu und musste bei dem Gedanken an die undisziplinierten Kavalleristen erneut seufzen. „Woran haben Sie das gemerkt?“

Schließlich hatte er Urlaub und war demnach in Zivil unterwegs. Andererseits war er Kommandant, also war es wiederum nichts allzu ungewöhnliches, wenn er irgendwo erkannt wurde. Doch da sie ihn nicht als diesen, sondern als Kavallerist eingestuft hatte konnte er nur erahnen, dass ihre Vermutung auf etwas anderes zurückzuführen war.

„Sie klangen so danach, so einstudiert freundlich.“

Einstudiert freundlich? So hatte man es auch noch nicht ausgedrückt.

Ehe er etwas dazu sagen konnte, fuhr sie fort. „Ich habe einen ziemlich schlechten Orientierungssinn und habe mich verlaufen. Ich wollte nach Cherrygrove, um mir dort die Kirschblüten anzuschauen, von denen man sich so viel erzählt.“

„Kein Problem, ich wollte auch dorthin und kann Sie also begleiten“, nickte er der Frau zu und schenkte seine Aufmerksamkeit noch einmal dem Stein.

Neben ihn tretend, betrachtete sie diesen ebenfalls, da er anscheinend sehr abwesend dabei aussah und somit ihr Interesse geweckt hatte. Neugierig fragte sie nach, ob dieser Stein eine besondere Bedeutung für ihn habe, doch er zuckte nur unsicher mit den Schultern.

„Keine Ahnung. Wenn ich hier stehe habe ich nur so das Gefühl, einem alten Freund zu begegnen, dabei war ich hier noch nie.“

Aufgeregt klopfte sie ihm auf die Schulter. „Ich auch! Mich hat auch so ein Gefühl hierher gezogen und ich glaube, diesen Wald zu kennen, obwohl ich zum ersten Mal hier bin.“

Darauf zog Nolan eine Augenbraue hoch und grinste leicht. „Ich dachte, Sie hätten sich verlaufen?“

„Nicht ganz“, winkte sie mit einem Lächeln ab.

Eine Weile blieben sie einfach stehen, sagten kein Wort und betrachteten jeder in Gedanken verloren den Stein vor sich, bis Nolan in eine Richtung deutete und sie sich in Bewegung setzten.

Auf dem Weg nach Cherrygrove unterhielten sie sich ausgiebig miteinander und kamen auf allerlei Themen zu sprechen, wobei sie beide das Gefühl hatten sich mit einem Freund zu unterhalten, den sie ewig nicht gesehen hatten.

„Sie sind also wegen den Kirschblütenbäumen hier“, wiederholte er. „Also eine Reisende?“

„Kann man so sagen. Ich bin derzeitig auf Erkundungstour ... Sie brauchen übrigens nicht so förmlich zu sein, das mag ich nicht so.“

Schmunzelnd kratzte er sich am Kopf. „Aber Sie sind doch selber auch so förmlich.“

„Nur weil Sie angefangen haben.“ Unschuldig pfeifend, faltete sie die Hände ineinander.

Es tat doch ziemlich gut sich mit jemandem zu unterhalten, den er noch nicht kannte, auch wenn er erst keine große Lust dazu gehabt hatte.

Schwierigkeiten damit neue Leute kennenzulernen hatte er sowieso nie und es störte ihn auch nicht, wenn sie Förmlichkeiten nicht so leiden konnte, sondern lieber gleich per Du sein wollte.

„Wie du willst“, betonte er. „Mein Name ist Nolan, und deiner?“

Ihn sichtlich zufrieden anlächelnd, legte sie den Kopf leicht zur Seite. „Ich heiße ...“



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  Flordelis
2014-09-30T14:49:46+00:00 30.09.2014 16:49
Und nun zum richtigen Epilog.

> Den Katzen der alten Dame das Fliegen beizubringen, damit sie das nächste Mal einfach vom Baum flattern können, wenn sie mal wieder in einem festsitzen, war, glaube ich, doch keine so gute Idee.
Die Katzen! ♥♥♥
Kieran: *seufz*

> Damit fand diese Geschichte aus der Vergangenheit zweier Männer auch schon ihr Ende, was jedoch nicht bedeuten sollte, dass es keine anderen dieser Art zu erzählen gäbe.
Yeah, die beiden haben so viel erlebt~.
Kieran: Sie waren Rabauken.
Nolan: Nein! :<

> Beim Anblick von diesem lebendigen Stück Natur konnte er sich keinen Reim darauf machen, warum es lange Zeit verboten gewesen war diesen Ort zu betreten.
Es war ZU schön gewesen! ಠ_ಠ
Jeder wäre dort vor lauter Schönheit wahnsinnig geworden!
Nolan: Wirklich? D:
Kieran: Alo ... =_=

Awwwwwww, ich erinnere mich noch, wie gerührt ich war, dass du diese Sache übernommen hattest, die ich dir erst in der Woche davor erzählt hatte. Und es rührt mich heute noch. ♥♥♥

> Na bitte, schon denke ich an die Vergangenheit.
Es tut mir so leid, No! TT__________TT
In "Miracle" geht es dir ja besser! D;

Und dann die Begegnung zwischen Nolan und Nel, awwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwww~ ♥♥♥
Ich finde es so schön, dass die beiden sich wiedertreffen konnten und ich werde sie in Seelenjäger zusammenbringen, das schwöre ich, so wahr ich Alo bin! Ich bin Alo!
Kieran: Das wissen wir. =______=

Ich danke dir inzwischen zum dritten Mal für diese Geschichte und du sollst wissen, dass ich sie immer noch genauso sehr liebe wie am Anfang. ♥
Sie hat mich auch beim x-ten Mal durchlesen noch genauso mitgerissen, begeistert und Emotionen duchleben lassen wie beim allerersten Mal. ♥♥
Und ich bin so glücklich und stolz, dass es ausgerechnet mein Quellmaterial war, das dich auf das alles hier gebracht hat und zu dessen Erweiterung du hiermit beigetragen hast. ♥♥♥

Ich danke dir, Rachel, für so vieles~. ♥
*drück*
Von:  Flordelis
2014-09-30T14:40:47+00:00 30.09.2014 16:40
> „Den Katzen der alten Dame das Fliegen beizubringen, damit sie das nächste Mal einfach vom Baum flattern können, wenn sie mal wieder in einem festsitzen, war, glaube ich, doch keine so gute Idee.“
Die Katzen! TT__________TT
Ich liebe diese Katzen und dass sie immer wieder erwähnt werden! ♥♥♥
Kieran: Sie wurden zweimal erwähnt.
Alo: Immer wieder!
Kieran: *seufz*

> um der Welt Frieden zu bringen
Dann macht trotzdem mal hinne, Jungs, die Welt ist groß~. ♥

> Der Welt ihren Frieden bringen konnten sie auch später noch.
Und so wurde die Welt von bösartigen Aliens zerstört, die es schamlos ausnutzten, dass die beiden Helden in Ausbildung lieber eine Pause machten. ;<
Nolan: Was sind denn Aliens? D:
Landis: Ich habe keine Ahnung. D:

> Ich glaube, wir haben sogar was echt Heldenhaftes getan.
Nolan: Und es dann vergessen! Skandal! >_<

> Und wenn nicht, dann reichte das Gefühl in ihren Herzen, das sich an ihrer Stelle für sie daran erinnerte, völlig aus.
*blubbert leise vor sich her*

> Nachdem sie sich eine winzige Zwischenmahlzeit vor dem Mittagessen gegönnt hatten
die aus Sandwiches, Schweinebraten vom Vortag, Zitronensorbet und Äpfeln bestanden hatte
;D

> Jeder sagte zu ihm, dass es ihm eine Lehre sein sollte, es demnächst besser nicht mehr zu tun.
Und er tut es dennoch weiter. :,D

> Und daran hatten sie ziemlich viel Spaß.
Kann ich mir vorstellen. ;D

> „Lan! Ging ja echt schnell!“
> „Du hast doch gesagt, es wäre dringend.“

Nolan: Ich dachte trotzdem, das dauert noch ein paar Stunden.
Lan: =_____=

> Eine angenehm kühle Morgenbrise forderte die einzelnen Grashalme in der Umgebung zu einem Tanz auf.
Viel Liebe für diesen Satz. ♥

> „Du wirst es mir vielleicht nicht glauben, Lan, aber ich hatte letzte Nacht einen Traum!“
Nolan: Ich träumte davon, dass zwei Männer namens Luan und Ferris gegen meinen Albtraum kämpfen!
Lan: Was? o_O
Nolan: Und sie hatten dafür ganz seltsame Waffen und total coole Techniken drauf!
Lan: Wie schräg. D:
Nolan: Aber echt! D:

> Weißt du, was ich geträumt habe? Es war schrecklich.
Nolan: Ich träumte, ich wäre von einer Autorin namens Alona erfunden worden und existiere gar nicht wirklich! TT___TT
Lan: Oh nein, No, das ist ja furchtbar! D:

> „Ich habe geträumt, dass ich in einem Traum gefangen wäre, der sich ständig wiederholt!“
Und kein Traumbrecher in Sicht!
CV!Kieran: So etwas gibt es hier nicht.

Gott, No und Lan sind bei dir so niedlich. ♥♥♥

> Schließlich war es eine Art Geheimnis zwischen ihm und Oriana.
Awwwwwwwwwwwww, so putzig. ♥

> Die Pflaume hatte gestern gesagt,
*kicher*

> Im Namen der Kirschblüte
wird irgendwer, irgendwen bestrafen! *Sailor Moon Pose einnehm*

> Es handelt von einem Helden, der allein mit Charme, Weisheit und Mut jedes Herz erobern konnte, ihrer Meinung nach.
CV!Kieran: Ich verstehe immer noch nicht, wie Aydeen sich in mich verlieben konnte. >_>

> Also hast du es ... gelesen?
Voll schockiert! XDDD

> Es hat viel zu viele Buchstaben und gar keine Bilder. Ich habe nur die Überschriften der einzelnen Kapitel abgeschrieben.
Nolan: Und das war schon viel zu viel Arbeit. ಠ_ಠ

> Beide blickten sich gegenseitig tief in die Augen, hielten teilweise den Atem an ...
dann gestanden sie sich endlich ihre ewige Liebe, die sie auch in so vielen anderen Welten miteinander teilten!
CV!Kieran: Ich glaube kaum.
WW!Kieran: Passend wäre es aber.

> Keine Ahnung, ich hätte es gern behalten.
*leise quietsch*

> Genau wie niemand von ihnen merkte, dass sie die Hand des jeweils anderen noch nicht losgelassen hatten.
*noch mehr quietsch*

> „Landis. Nolan. Wisst ihr was? Für mich seid ihr beiden bereits wahre Helden.“
♥♥♥♥♥♥

Awwwwww, ich mag diesen alternativen Epilog immer noch sehr gern. Die beiden sind bei dir einfach immer zuckersüß, man möchte sie einfach nur drücken und nie wieder gehenlassen. ♥
Von:  Flordelis
2014-09-10T18:47:58+00:00 10.09.2014 20:47
> „Aber wir können doch nicht einfach zusehen, wie sie vor unseren Augen verbrennt, das wäre nicht richtig!“
Ach No, du bist der Tollste. ♥
No: Ich weiß~.

> Selbst als ich mich befreit habe, hast du mich einfach wieder eingeschlossen.
Und das ist voll unfair!

> Immerhin war sie schon quasi eine neue Freundin von ihnen.
SO putzig. ♥♥♥

Ich finde es sehr interessant, dass jeder neue Abschnitt in diesem Kapitel mit einem kurzen, prägnanten Satz beginnt. Das gefällt mir. <3

> Du ruinierst mir nicht nur meine Frisur,
Kieran: Man merkt, wessen Sohn er ist.
Farran: Ich will halt gut aussehen, wenn ich Dämonen bekämpfe, das ist kein Verbrechen.

Am Schlimmsten ist immer, dass ihnen keiner die Sache glauben würde, das ist so ur-niedlich. <3

> „Du kommst mir wie gerufen! Könntest du mich bis zu dem Grabstein da vorne bringen? Bitte?“
Awwwwwwwwwwww~ No sagt sogar zu Glühwürmchen Bitte~.
Kieran: Ich habe ihn gut erzogen.

> „Ich gehe hier nicht eher weg, bis ich dich befreit habe und dann werden wir alle zusammen Äpfel essen, Ball spielen und den Sonnenuntergang anschauen, klar?!
Q____________________Q
Dann werdet ihr euch später wiedertreffen und du wirst dich in No verlieben und ihr werdet heiraten und einen Sohn namens Keith bekommen und awwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwww~

> Ich lasse dich nicht allein, keine Sorge. Du bist es etwas falsch angegangen, aber ich habe dich verstanden ... Wir sind jetzt schließlich Freunde.
TT________________________________________________________________________________________TT


> Es war ihnen gelungen ihr Herz zu berühren.
*schluchz*
Oh Gott, ich weine schon wieder. Dieses Kapitel berührt mich immer so sehr, dass ich weinen muss, wenn ich es lese.
Du hast so eine wundervolle Art, das Finale zu beschreiben, ich bin einfach immer absolut begeistert und gerührt und muss dann weinen.
... Deine FFs sind mein männlicher Gegenpart zu Madoka. TT_________TT

> „Haben wir die Welt gerettet?“
Ach No~ ♥
Kieran: *unauffällig Tränen aus den Augenwinkeln wisch*


Okay, ich verstehe ja, warum die Naturgeister sie eingesperrt haben, aber... aber...
*muss immer noch weinen*
Von:  Flordelis
2014-09-10T18:32:30+00:00 10.09.2014 20:32
Ich frage mich ja wirklich, wie oft sie das alles, diese Pause am Feuer und das Gespräch aus dem Prolog, durchlebt haben. Öfter als dreimal? Oder war der Prolog das erste Ereignis und nur die danach waren Wiederholungen?
Hum, hum, hum~

> „Bei mir kitzelt es im Kopf“
Das klingt irgendwie so niedlich, muss ich sagen. ♥

> Wenn sie hier sterben würden, wäre es allein seine Schuld.
Oh No. TT____TT
*will No drücken, um ihn zu trösten*
Denk doch nicht so etwas. D;

> In Schwierigkeiten, die durchaus gefährlich sind, aber ich albere nur herum.
Owwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwwww. TT_____________________TT

Oh, ich muss hier immer weinen in diesem Kapitel, wenn No anfängt, sich zu entschuldigen. Eigentlich fehlt nur noch eine melancholische Geigenmusik im Hintergrund, damit es perfekt wäre. TT__TT

Und immer, wenn die Kleine die Zeit anhält, stoppt die Musik und ihre Stimme ist von einem seltsamen Widerhall begleitet... Perfekt~

> Nolan kam sich im Vergleich zu Landis wie ein Kind vor
Oh No-Schatz, du wirst später noch so verantwortungsbewusst sein und toll und awesome, dass eher Landis wie ein Kind dastehen wird. X3

> Ich meine, am Anfang hast du nie einen Ton gesagt und warst immer nur mit mir zusammen, aber jetzt bist du so eigenständig. Ich habe Angst, irgendwann nicht mehr gut genug für dich zu sein.
DIE ANFANGSZEIT! TT_______________TT
Oh Gott, die Feels, wenn ich daran zurückdenke! TT_______TT

> Manche Versprechen müssen nicht laut ausgesprochen werden, damit sie gelten.
Genau. X3
*hat auch derartige Versprechen*

> Er hatte in Wahrheit keine Zweifel. Er hatte nie an ihrer Freundschaft gezweifelt. Niemals.
Das ist so wundervoll. ♥

Dieses Kapitel ist wundervoll~.
Die ganze FF ist wundervoll. ♥
LIEBE! ♥
Von:  Flordelis
2014-09-10T17:50:34+00:00 10.09.2014 19:50
> „Dich suchen!“, antworteten sie ihr gleichzeitig, voller Enthusiasmus.
Sie sind sooooo niedlich. ♥

Hmm, hat Neldieo wirklich geweint oder war das nur ein Versuch, jemanden in den Wald zu locken? *denk*
... *Nel einfach mal drück*

> „Na und? Hätte ich sie denn einfach weinen lassen sollen, oder was? So herzlos bin ich auch nicht!“
Nach Rias Hintergrundgeschichte, die in "Unter Kirschbäumen" vorgestellt wurde, ist das erst recht so awww~.

> Unsere Eltern werden schon verzweifelt genug sein.
Kieran springt wahrscheinlich schon im Dreieck. :,D

> Staub regnete von der Decke auf die Kinder herab und kitzelte dem Kätzchen so sehr in der Nase, dass es niesen musste.
Dieses Kätzchen ist soooooooo niedlich. Awwwww~
Warum kann meine Katze nicht auch so sein? TT___TT

> Gegenseitig hielten alle drei sich an den jeweils anderen fest und blickten panisch durch die Gegend.
SO NIEDLICH! X3
*quietscht vor sich her*

> Nicht nur Nolans Abbild fing an die Luft um seinen Freund durch die Nase einzusaugen, um auf diese Weise herauszufinden, was man sich unter dem Geruch eines Naturgeistes vorstellen sollte
Diese Stelle finde ich auch heute noch lustig. :,D
Und No denkt wahrscheinlich dabei so: "Warum riecht Lan nach Naturgeist?"

> als wäre ihr tatsächlich ein Mal eingefallen, welches Landis besaß, sagte aber nichts dazu
Awwwwwwwwww~ Awwwwwwwww~
Das ist ja so schön, dass sich das tatsächlich zu etablieren schafft. <3

> Alona dagegen war empört darüber so hinterhältig ausgenutzt worden zu sein.
Richtig so, Kitty-Alo! Lass dir nichts gefallen!

> Also, dass da
dass --> das

Nolan ist soooooo toll! *begeistert quietsch*
Und Xeldrite ist immer noch unheimlich. ^^;;;;

> „Ich ... würde dich nicht vergessen“
*muss jetzt über Madokas ähnlichen Satz an Homura blubbern*
Oh, das ist so schön. TT______TT

Owwww, Neldieo hat sich über Orianas Besuch gefreut. Q____Q

> „Ich wollte sie nur alle beschützen. Aber niemand hat mich verstanden. Sie haben mich einfach hier zurückgelassen. Warum haben sie das getan?“
*leise schluchz*
*Nel an mich drück*

*will Neldieo nur noch drücken*
Von:  Flordelis
2014-09-10T11:43:26+00:00 10.09.2014 13:43
Oh, ich liebe die erste Hälfte dieses Kapitels so unglaublich! ♥
Sie ist so märchenhaft und entzückend erzählt und ich liebe Märchen ... wie ich nicht oft genug betonen kann. XD
Nein, ernsthaft, ich sitze selbst heute wieder hier und wische mir beim Lesen die Tränen weg, dabei habe ich das schon so oft gelesen, dass es mich eigentlich nicht mehr wirklich so sehr berühren dürfte.
Aber ich finde es immer noch von beiden Seiten fies, wie sie gehandelt haben. Erst Neldieo, die alle in einen Traum einsperrt und dann alle anderen, die sie in eine Kristallsäule verbannen ... =/
Ich kann aber auch beide Seiten irgendwie verstehen ... ach, es ist nicht einfach. =/

> Kann ja sein, dass das lernen doch was geholfen hat, zumindest bei dir. Ken wäre sicher stolz auf dich.“
Ken: Weil er eine Fantasiesprache beherrscht? Wohl kaum.
Alo: ... Ich habe ein Déjà-vu.
Ken: Ich glaube auch, dass ich das bereits einmal sagte.
Lan: Oh nein, Ken, du bist auch in einer Zeitschleife gefangen?! D:
Alo: :,D

> „Ach ja, genau! Nel.“
Q__________Q
*drückt Nel*

> Klar, es war nicht nett von ihr, ihre eigenen Kumpels einfach eingesperrt zu haben, aber sie hat es auch nicht besser erwischt. Ich denke, sie könnte etwas Gesellschaft gut gebrauchen!
Alo: *leise schluchz*
Kieran: ... Die richtige Entscheidung. (ಥ_ಥ)
Alo: Weinst du jetzt auch? Q____Q
Kieran: N-nein. >///>

> Schade, er hätte sich so gerne etwas gewünscht.
Kieran: Tu es nicht. Wünsche haben furchtbare Konsequenzen. ಠ_ಠ
Antagonist-san: ب_ب
Kyubey: /人 ◕ ‿‿ ◕ 人\

> auch wenn er es ätzend fand nur dekorativ in der Gegend herumzustehen
Lan: Wenigstens bist du SEHR dekorativ. ;D
No: Oh, danke, Lan. ;D

Die zweite Hälfte mit Nolan, der dem Gespräch lauscht, ist auch richtig, richtig süß.
Ich liebe No einfach. X3
Und diese Geschichte. ♥
Von:  Flordelis
2014-09-10T11:32:43+00:00 10.09.2014 13:32
Woah, der falsche Landis am Anfang und sein Umgang mit No, jagen mir immer wieder eine Gänsehaut ein. :<
Mir tut No an der Stelle so leid. D;

> Oke
War das eigentlich Absicht oder ist das ein Schreibfehler?

> Nun, wenigstens hatte er sie endlich gefunden, dass war
dass --> das

Ach, Ria. =/
Meine arme Kleine, die hier reingeraten ist. TT________TT

> doch er sollte sie lieber schnellstmöglich zu einem Arzt schaffen
Jii könnte bestimmt in den Wald! :,D
Jii: Warum sollte ich das wollen?
Alo: :<

> „Warum willst du denn unbedingt die Welt zerstören? Das ist nicht richtig!“
SO ... niedlich. ♥
Kieran: ... Aber er hat doch recht, es ist wirklich nicht richtig. o_O
Alo: Darum geht es ja nicht. D;

> dein besagter Freund namens Nolan wird als gewöhnlicher Mensch niemals dazu in der Lage sein, sich aus meinem Traum zu befreien
Alo: No ...
Kieran: Ein gewöhnlicher Mensch ...
Alo: ...
Kieran: ...
Beide: *in schallendes Gelächter ausbrech*

> Ihr seid selbst Schuld, ihr habt meinen Wald betreten.
Und dabei all meine Schilder übersehen! ò_ó

> Gerade als Landis sie etwas fragen wollte, zuckte Oriana in seinen Armen leicht zusammen und zog seinen Blick auf sich. Sachte öffnete sie halb die Augen, was offenbar äußerst anstrengend für sie war, denn ihr Atem wurde schwer.
Ich will Ria anquietschen. X3
Deine Ria ist immer so süß, selbst wenn sie nicht mal wirklich bei Bewusstsein ist.
... Ist es seltsam, dass ich das süß finde?

> Umringt von Mauern, eingesperrt in einer Art Grabstätte eines bösen Geistes, der ihre Seelen
verschlingen wollte und auf sich allein gestellt, ohne jegliche Hilfsmittel. Noch dazu tickte die Zeit, von der sie nicht mehr allzu viel übrig hatten, unaufhaltsam weiter.

Klingt spaßig... wirklich. :,D
Armer junger Lan, so klein und schon so eine schlimme Situation vor sich. :<
Kieran: Das macht ihn stärker für später.
Alo: Er vergisst die Ereignisse doch. >_<
Kieran: ... Tja, tough luck.

> Sollten sie jemals lebend hier rauskommen, würde ihnen diese Geschichte keiner glauben, außer seiner Mutter vermutlich, allerdings wäre es sicherlich mit einer Predigt verbunden.
Und Kieran, aber der würde Nolan für immer Hausarrest geben. :,D

Ich finde es immer noch GROSSARTIG, wie du diese Zeitschleife dargestellt hast, ohne sie irgendwie langweilig werden zu lassen! Das ist so toll! Ich bin heute noch davon begeistert.

So wie ich das sehe, fehlt ja nur noch das Thema „Freundschaft ist doof“ in „Sternentränen“, damit du in jedem Teil dasselbe Thema behandelst. ;D
Aber ich finde es irgendwie auch immer sehr süß, es passt einfach zu No und Lan.
So wie Kieran immer das Thema „Opfer“ behandelt.

> Mein Lan würde nie aus Eigennutz handeln.
*quietsch* Er hat "Mein Landis" gesagt! ♥♥♥

> Du hörst dich so traurig an. Wenn du mir erzählen würdest was los ist, könnte ich versuchen dir zu helfen.
Alo: TT_____________________TT
Kieran: Ich habe genau die richtige Entscheidung getroffen. Nolan ...

Ach, Xeldrite... No kann einfach nicht wirklich hassen. <3
Er ist immer richtig liebenswert und liebt alle~.
Kieran: Auch die Dämonen. Was gut so ist.
Von:  Flordelis
2014-09-10T11:16:44+00:00 10.09.2014 13:16
> und selbst wenn es eine Person außerhalb ihrer Heimat war, hätte Landis längst von ihm gewusst, gäbe es diesen Typen wirklich
Aber es gibt iiiiiiiiiiiiiiihn!
Fredi: Verrat ihm das nicht, am Ende schmilzt sein Spatzengehirn.
Lan: Hey! ò_ó

Jetzt frage ich mich natürlich, wie Nolan gerade auf den Namen „Frediano“ kam. Schon sehr verwirrend das alles, wie ich finde. °_°
Aber interessant, dass du es wirklich abgeändert hast, ich habe beim ersten Mal gar nicht so sehr darauf geachtet, wie ich zugeben muss. Ich komme immerhin selbst immer wieder damit durcheinander. XD

> Er war sich selbst nicht sicher, wie er dieses Gefühl einordnen sollte.
Awwwwww, Lan ist eifersüchtig, weil er Ria lieb hat. ♥

Ach, No und Land sind immer wieder so niedlich bei dir. ♥
Da hab ich die beiden in wirklich gute Hände gegeben.

> Außer einer Schramme am Knie sowie dem erneuten Biss auf die Unterlippe, schien Landis soweit unversehrt zu sein.
Armer kleiner Lan. TT____TT
Was er hier alles leiden muss. D:

Ah, verstehe, es war sozusagen eine „göttliche Eingebung“, die ihm diesen Namen ins Gedächtnis rief.

> Aber woher sollte ich auch wissen, wer in Ria verknallt ist und wer nicht? Als würde man mir solche Sachen erzählen.
Fredi: Verdammt, hätte ich das früher gewusst, hätte ich mir viel Ärger ersparen können. =_=
Alo: Hast du es ihm wirklich erzählt?
Fredi: Er war sogar der erste.
Alo: ... Warum?
Fredi: Keine Ahnung. >_>

> Die Zeiten in denen sich die beiden miteinander prügelten um herauszufinden, wer der Stärkere von ihnen war, lagen ihm ohnehin noch in den Knochen, auch wenn es durchaus äußerst spaßig gewesen war.
Kieran ist bestimmt immer halb verzweifelt deswegen. XD
Kieran: Allein die Kleidung wieder sauberzubekommen! ... Hast du eine Vorstellung, wie lange das dauert?
Alo: ...
Kieran: Was?
Alo: Ich versuche gerade, dich mir beim Wäsche waschen vorzustellen.
Kieran: >_>

> Am liebsten hätte er auf der Stelle losgeheult
Owwwwwwwwww. :<
*Lan flausch*

> und es sogar eher als Herausforderung betrachtet hätte, Landis abzuhärten
No: Ab heute machen wir jeden Tag nach dem Frühstück hundert Kniebeugen! >:D
Lan: Buh. =_=
Kieran: Wieso „wir“? Du machst doch auch keine.
No: Zu zweit macht es mehr Spaß. D:

> Diese ganzen Pfeile überfordern meinen Intellekt!
Fredi: Um mal fair zu bleiben: Es ist nicht schwer, deinen Intellekt zu überfordern.
No: Das ist gar nicht wahr. :<
Kieran: Hör nicht auf ihn, Nolan.

> Bei dieser Begeisterung, die von Nolan zu diesem Thema ausging, würde es Landis nicht überraschen, wenn dieser sich eines Tages auf die Reise begeben würde um den besten Apfel der Welt zu finden.
No: Aber ich kenne den besten Apfel der Welt schon! Dipaloma-Äpfel!
Kieran: Warum kommen die eigentlich nicht in BL vor?
Alo: Warte halt mal, bis wir Nolan treffen. ಠ_ಠ

> Schließlich wollten sie die Kraft dieser Feuersteine nicht unnötig verbrauchen, falls es überhaupt funktionierte.
*kicher* Das ist so niedlich~. ♥
Du kriegst die beiden so ungeheuer genial hin~.

> „Schäm dich, Lan, hier so rumzufluchen. Das werde ich Tante Asti sagen!“
*noch mehr kicher*
Asti: *schonmal die Seife bereitstell, um Lans Mund damit auszuwaschen*

> ... Wenn er den Grund für diese Narbe nett ausschmücken würde, könnte es sich durchaus positiv auf sein Persönlichkeitsbild als Held auswirken.
Ich frage mich ja, wie man eine Narbe auf der Unterlippe nett ausschmücken will. XD

> Spannung gehört zu einem echten Abenteuer dazu!
Kieran: Deswegen habe ich davon zu viel. >_>

> Ihm war es nicht entfallen
entgangen, Liebes, entgangen. ;D
Entfallen beschreibt immer den Vorgang, etwas zu vergessen.

> Ist Lan jetzt etwa auch verloren gegangen?
Ja, No. Lan ist auch verloren gegangen.
(Davon kommt er einfach nicht weg. :,D)
Von:  Flordelis
2014-09-05T13:59:17+00:00 05.09.2014 15:59
> Zum Glück hatte niemand von ihnen etwas gegen Dunkelheit. Nicht dass sie es mögen würden, aber es wäre ein Nachteil für ihre Suche gewesen, wenn einer von ihnen vor Angst kaum einen Schritt vorwärts machen könnte.
Kieran: Ich kannte mal einen Lazarus, der Angst vor der Dunkelheit hatte. Er hat nicht lange durchgehalten.
Faren: Armer Kerl. D:
Kieran: Ja, das tat mir auch sehr leid, er war vielversprechend gewesen.

> Merkwürdigerweise hatte es von außerhalb stets so ausgesehen, als würde der Wald das ganze Jahr über blühen, aber innerhalb dieses Hains mussten sie feststellen, dass er größtenteils verdorrt war
Das ist echt seltsam. °_°
Klingt aber so schön mysteriös und da könnte ich regelrecht schnurren, denn so etwas liebe ich.
Gefällt mir wahnsinnig gut~

Owwwwwww, No hat Angst. ♥
Kieran: Na ja, es heißt ja, Mut ist nicht die Abwesenheit von Furcht, sondern das Handeln während der Furcht. Oder so ähnlich.
Ray: Wie könnt ihr euch alle diese Sprichwörter merken? >_<
Joel: Wie kannst DU es nicht?

> Ich meine, wenn Drachen wirklich so böse wären, würden sie die Prinzessinnen, die sie in den Märchen immer entführen, doch auch töten
Kieran: Vielleicht heben sie sich auch nur als Mitternachts-Snack auf?
No: Papa! D:
Kieran: Wäre doch möglich.

> „Aber das tun sie nicht, also sind sie wohl einfach nur einsam und suchen nach Gesellschaft.“
Ooooooooooooh, No! X3
Du bist so awesome-matic~ <3
Kieran: Ich weiß schon, warum ich denke, dass er sich mit Dämonen anfreunden könnte.
Madoc: Ich frage mich aber, ob das wirklich irgendetwas helfen würde ...
Kieran: Natürlich wird es das.

Dass Lan aber auch ausgerechnet JETZT eine Gruselstory erzählen muss! XD

> „Jetzt habe ich das Gefühl, dass wir von seelenlosen Zombies beobachtet werden, vielen Dank auch!“
*kicher* Wie in WiM. XD
Armer No mit seiner Angst vor Zombies.
No: Was, wenn sie eines Tages angreifen? TT_____TT
Lan: Das wird nie passieren.
No: TT___TT

> Und Tante Asti sagt doch immer, dass es abseits des Weges viel zu entdecken gibt. Man muss nur den Mut haben, neue Pfade zu betreten.
Kieran: Ich sollte Nolan wirklich nicht so oft bei Asterea lassen.
Asterea: He he~

> „Miau, miau!“, beschwerte sie sich lauthals darüber, dass sie hier ihre Zeit verschwendeten, statt sich um wichtigere Dinge zu kümmern. „Miauuu!“
Irgendwie muss ich mir grad vorstellen, wie die beiden als Helden immer zu spät kommen, weil sie seltsame Diskussionen geführt haben. XDDD
....
Mir fällt hier gerade auf, dass du das Miauen der Katze eingedeutscht hast. Voll niedlich. :,D

Das Messer...! TT___TT
Lan: Wenigstens hat er es nie benutzt.

> Damals hatte er es seinem Freund zur Selbstverteidigung geschenkt, kurz nachdem seine Mutter verstorben und sein Vater durchgedreht war.
Kieran: Durchgedreht ...
Alo: Ja, die wissen es ja nicht besser, Schatz. :<
Kieran: *seufz*

> Vor einer Wand, bestehend aus ineinander verflochtenen Wurzeln
Kieran: So sieht es auch immer aus, wenn ich rein will. Da ist nichts zu machen. Ich bin sogar mal über meinen Schatten gesprungen und habe versucht, sie mittels Elementkontrolle wegzukriegen, aber keine Chance.
Aurora: Ja, magische Wälder haben das so an sich. Als Lan und ich uns mal in einem verlaufen haben, konnte ich auch nichts tun.

> „Neldieo.“
NEL! TT_________________TT

> trotz windstille
---> Windstille | es ist ein Subjektiv ;D

> „S-Seien Sie doch nicht gleich so nachtragend, Miss“
No: Ich brauche doch nur ein wenig Bedenkzeit, bevor ich einen Pakt schließen und ein Magical Girl werden- ach, Moment, das war was anderes.
Lan: Das ist kein Zeitpunkt für Witze, No! D;

> „Eure Seelen gehören mir.“
Charon: Au contraire, eigentlich gehören sie mir.
Kieran: Du kannst Französisch?
Charon: Nur Au contraire. :,D
Kieran: >_>

> Die Frage war nur: Warum hatte sie ihre Seelen nicht verschlungen?
Sie war gerade satt. :>
Kieran: Hast du den Witz nicht schon beim ersten Mal gebracht?
Alo: Ich weiß es nicht mehr. D:
Von:  Flordelis
2014-09-05T13:38:43+00:00 05.09.2014 15:38
No ist hier am Anfang so ultra-niedlich. XD

> Die Erwachsenen, mich eingeschlossen, werden nach ihr suchen und sie finden, in Ordnung?
Kieran sucht bestimmt auch, mit seinen Special-Lazarus-Powerz™, verzweifelt aber vermutlich an dem Wald, in den er nicht reingehen will/kann. :,D
(Jdenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass Xeldrite den reinlässt)

Hum, nach allem, was ich jetzt über Kieran weiß, war er sicherlich nicht sonderlich begeistert, wenn es darum ging, dass No bei Lan übernachtet. Auch wenn er dann vollkommen problemlos ebenfalls suchen konnte.
Sicherlich hatte er einige Befürchtungen.
Aber er hatte ja Teyra und Aria, die für ihn spionieren konnten. XD
Und Aria war ja sicher sehr begeistert von den beiden. :,D

> Ja, er war eben wahrhaftig der Sohn einer Meisterdiebin.
Kieran: Wie lange willst du den Kindern diese Lüge eigentlich noch erzählen?
Asterea: So lange, wie du ihnen erzählst, du seist ein Händler. =)
Kieran: ...
Asterea: ^^

Nolan ist einfach so zuckersüß bei dir. <3
Ich könnte ihn regelrecht fressen... :,D
No: Nein, bitte nicht! TT______TT
Lan: Das meint sie doch nicht ernst. D;
No: Wirklich? D:
Lan: Wirklich. ^^
Alo: *Besteck wieder in die Schublade leg*

Ah, der Albino-Kobold. XD
*da auch noch einen One-Shot zu schreiben will*
Ha! Ich glaube, ich kann einen Albino-Kobold sogar in Auroras Geschichte unterbringen! Die wohnen doch auch alle im Norden. *________*

> Vielleicht würde Charon sie ja tatsächlich holen kommen, wenn sie gegen den Willen von Asterea das Haus verließen und somit ihr Versprechen brachen?
Charon: Nein ... ich habe zu viel zu tun. =/
Kieran: Ist auch besser so.
Alo: Oh, Kieran würde bestimmt Charons Reich aufsuchen, nur um Kieran zurückzuholen. Awwwwww~.
Kieran: ...

> Das war nicht sein Job, sondern der von Landis
Klare Rollenverteilung. :,D

> Falls sie Oriana vor den Erwachsenen finden konnten, würden sie damit gleich alle drei typischen Eigenschaften auf einen Schlag erfüllen.
Kieran: Und ihr würdet gehörigen Ärger bekommen, jedenfalls von mir.
No: :<

> Was sollte dabei schon schief gehen?
Kieran: Muss ich euch das wirklich erst alles aufzählen?
Lan: Dein Vater ist immer so negativ. ~_~
No: Yeah, ich weiß. D;

> Fast wären sie von Faren, Kentons Vater, dabei erwischt worden.
Faren: Awww, No und Lan machen sich wieder auf in ein Abenteuer. Da störe ich sie lieber nicht. =)
Kieran: ... ò_ó
Faren: Außerdem wäre das so viel Arbeit geworden. D;

> Laut den Erzählungen verirrten die Menschen sich in diesem Wald und ein böses Wesen namens Xeldrite verschlang deren Seelen, um aus ihnen Kraft für die Vernichtung der Welt zu schöpfen.
Kieran: Ich würde mich ja darum kümmern, aber Xeldrite hat was gegen Lazari, glaube ich. Außerdem kommt sie eh nie raus und der Wald ist ja verboten, also ...

> Na ja, eigentlich wollten wir diese Seelenverschlingerin Xeldrite doch immer mal zur Vernunft bringen
Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich hier damals eine Kommentar zum Seelenverschlinger in Alundra gebracht. XD

> Also Xeldrite, mach dich auf was gefasst! Wir werden Ria aus deinen Klauen befreien!
Kieran: Ja, toll Nolan, kündige dich auch noch an! Argh, ich glaube, ich sollte ihn doch mal auf einen Streifzug mitnehmen, damit er lernt, dass man das NICHT macht.

Dieses Kapitel ist einfach awesome, das muss ich schon sagen. Es ist so ein richtiges Aufbruch-Kapitel, das auch die ganze Stimmung verbreitet. Man bräuchte nur noch die richtige Musik dazu.
Per- ... ich meine, hervorragend~.
Kieran: *seufz*


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