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Diesem Einen will ich #Follow

Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?
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81. Von Vater zu Sohn

Es war bereits einige Zeit vergangen, nachdem die Zwerge in meinem winzigen Apartment schlafen gegangen waren und das Licht in dem Raum endgültig erlosch. Wo vorher einige Gute-Nacht-Wünsche ausgeteilt wurden, drangen nun nur noch Geschnarche und tiefe Atemgeräusche aus allen Ecken hervor.

Die Gruppe von Zwergen, die sich um mein Sofa herum versammelt hatte schwieg sich eisern an. Nur gelegentlich konnte ich hören, wie sich der ein oder andere im Dunkeln bewegte, räusperte oder einen tiefen Atemzug von sich gab. Durch das offene Balkonfenster hörte ich, wie Balin versuchte sich leise auf Khuzdul mit Thorin zu unterhalten. Doch schien dieses Gespräch lediglich von ihm auszugehen. Denn ich hörte die Stimme des Zwergenkönigs kein einziges Mal. Er musste wohl so tief in seinen Gedanken versunken sein, dass er den alten Zwerg vollkommen überhörte.

Ich versuchte unterdessen so still da zu liegen, wie es mir in diesem Moment möglich war. Durch die Klänge und Stimmen in meinem Kopf, war es mir aber einfach nicht möglich gänzlich zur Ruhe zu kommen. Geschweige denn einzuschlafen. Nebenher beschäftigte mich immer noch die Sache mit diesen ungewöhnlichen, zwergischen Ritualen und Traditionen, die natürlich von der melodischen Stimme mal wieder aus Aufhänger für einige sehr garstige Worte über Thorin und meine Beziehung zu ihm, missbraucht wurden. Auf der anderen Seite widersprach denen die ernste Stimme vehement. Am liebsten hätte ich mir einmal mit der flachen Hand an den Kopf geschlagen und gebrüllt, sie sollten gefälligst endlich die Klappe halten und mich schlafen lassen.

Doch weil ich immer noch so fest in die Decken eingewickelt war und die Zwerge nicht unnötig aufscheuchen wollte, konnte ich dem Ganzen nicht auf diese Art beikommen. Stattdessen murrte ich nur einmal kurz genervt und versuchte mich anderweitig abzulenken, um die Stimme irgendwie zu ignorieren. Zumindest sorgte Oins Trank dafür, dass sie mir nicht immer noch Kopfschmerzen bereiteten. Auch wenn ich gut und gerne in diesem Augenblick welche hätte gebrauchen können. So hätte ich wenigstens etwas anders gefühlt, als nur ein leichtes Zwicken in meiner Herzgegend.

Denn nachdem das Licht ausgegangen war, spürte ich in mir einfach nur noch eine gewisse Form von Leere und Taubheit, die meinen ganzen Körper ein wenig unter Anspannung setzte.

Der Gedanke, dass Thorin und ich aus Sicht seines eigenen Volkes offiziell gar nicht zusammen sein durften, lähmte mich zusätzlich noch. Genauso wie die Tatsache, dass er einst mit seinem Ring, den er mir zu unserer Verlobung geschenkt hatte, gegen jedwede Sitte der Zwerge verstoßen hatte.

Sicher, er war auf eine gewisse Art noch König. Zumindest sahen ihn seine treuen Gefolgsleute so. Von daher hatte er bestimmt weit mehr Rechte, als der gewöhnlich Otto-Normal-Zwerg Mittelerdes. Aber dafür musste er gewiss auch weit mehr Verantwortung tragen und in der Öffentlichkeit gut da stehen. Bisher hatte ich mir in diese Richtung noch gar keine Gedanken gemacht. Auch nicht, dass gerade so eine Banalität unserer Verbindung bereits von Vorneherein einen Todesstoß versetzen konnte.

Irgendwie verstand ich nun auch Gloins Verhalten wesentlich besser, der die ganze Zeit gegen seinen König und mich gewettert hatte. So gesehen gab es nichts, was diese Beziehung eigentlich weiter rechtfertigte. Ich konnte Thorin keinen Gegenstand von gleichem Wert und gleicher Art schenken. Ich war nur eine gewöhnliche Menschenfrau aus den einfachsten bis niedrigsten Verhältnissen. Es gab eigentlich keinen Grund mehr für den Zwergenkönig noch weiter an meiner Seite zu bleiben. Und doch war er immer noch da. Obwohl ich ihm meine ganze, missliche Lage am Morgen geschildert hatte. Vermutlich war es wirklich so, dass die Liebe eines Zwerges so stark sein konnte, dass er selbst über solche Sachen hinweg sah. Nur um das, was er lieb gewonnen hatte nicht einbüßen zu müssen. Die Frage, die wir uns aber wohl beide zur selben Zeit stellten war, wie lange würde das alles noch gut gehen? Besonders nach meinem so ungerechtfertigten Attentat mit der Ohrfeige auf ihn und den haltlosen Anschuldigungen, die ich ihm vor allen Anwesenden an den Kopf geworfen hatte.

Gut, ich hatte es in einem Zustand völliger Benommenheit unter Einfluss von Alkohol und Pfeifenkraut getan. Aber trotzdem schwebten diese Worte immer noch unheilvoll im Raum, wie ein scharfes Damoklesschwert. Am Ende des Ganzen, ja womöglich noch am Ende dieser Nacht, würde eine Entscheidung zwischen uns fallen müssen. Und ich ahnte insgeheim, dass ich nicht diejenige sein würde, die diese Entscheidung für oder gegen uns treffen würde.

Unwillkürlich drang ein betretenes Seufzen aus meiner Kehle, woraufhin ich an meinem Kopfende kurz spüren konnte, wie sich Fili bewegte und wenig später seinen kühlen Handrücken behutsam an meine inzwischen stark erhitzte und leicht feuchte Wange legte. "Sie hat sehr hohes Fieber, Oin", flüsterte den blonde Junge deutlich besorgt und der alte Zwerg brummte bedächtig. "Ja. Freilich. Aber da wird sie durch müssen", erwiderte er nur, nahm den Lappen von meiner Stirn um diesen wieder zu befeuchten und tupfte dann damit kurz mein Gesicht ab.

Das kühle, feuchte Ding war in dem Moment wirklich eine Wohltat. Ich holte einmal ganz tief Luft und versuchte ein wenig entspannter durch zu atmen, nachdem der Lappen wieder auf meinem Kopf platz gefunden hatte. "Meinst du wirklich, dass sie das überlebt?", kam es von Kili, der irgendwo in der Nähe meiner Oberschenkel saß. "Jetzt fangt doch nicht wieder damit an. Ich habe euch vorhin schon gesagt, dass sie das nicht gleich umbringen wird. Sie ist eine sehr kräftige, junge Frau. Vielleicht wird sie sich noch ein paar Tage ausruhen müssen. Aber sie schafft das. Seid etwas zuversichtlicher", raunte Oin die beiden ziemlich barsch an.

"Aber hast du nicht auch gesagt, dass du nicht wüsstest, ob sie vielleicht etwas von dem Rausch behalten könnte", warf Bofur ein, der unruhig an meinem Fußende herum rutschte. "Sicher, ein gewisses Risiko gibt es immer. Was aber nicht bedeutet, dass sie davon sterben wird. Und jetzt hört auf mit dieser Schwarzmalerei, ihr weckt sie noch auf", entgegnete der Alte und deutete damit an, dass das letzte Wort zu diesem Thema gesprochen war.

Die Drei brummten kurz leise vor sich hin und verfielen wieder in Schweigen. Doch gerade als es um mein Sofa herum wieder ruhiger wurde, drang vom Balkon her eine wesentlich lautere Stimme zu uns herein, die mich einen Augenblick zusammen fahren ließ. Denn nun hatte Thorin sich doch endlich dazu hinreißen lassen das Wort an Balin zu richten. Und er klang dabei unglaublich frustriert.

"Hör auf, die ganze Sache schön reden zu wollen, Balin. Ich verliere hier sowieso schon mehr und mehr den Respekt von meinen Männern. Und wenn sie die Wahrheit erfahren erst recht", raunte dieser ungehalten woraufhin Balin langgezogen seufzte.

"Jetzt schrei nicht so laut, sonst hören sie es tatsächlich noch. Ich weiß, dass es gerade nicht wirklich gut zwischen dir und Cuna aussieht. Aber wenn du ihre Eltern doch um eine angemessene Mitgift bitten kannst, dann...", murmelte dieser dann eindringlich, woraufhin ihn der Zwergenkönig aber direkt wieder unterbrach.

"Balin. Es wird keine Mitgift geben. Verstehst du das denn nicht. Weder sie, noch ihre Eltern besitzen die Mittel um unseren Traditionen und Gesetzen auch nur ansatzweise gerecht zu werden. Mahal, warum musstet ihr das Cuna ausgerechnet zu so einem ungünstigen Zeitpunkt erzählen? Sie hat vorhin mehr als deutlich gemacht, wie wenig sie mir und meinen Absichten vertraut. Nun weiß sie fast alles und denkt vermutlich noch schlechter von mir", grollte Thorin vor sich hin und scharrte dabei mit den Stiefeln über den Balkonboden. Offenbar ging er gerade auf und ab.

Balin seufzte erneut und erwiderte: " Vielleicht würde sie dir und deinen Absichten jetzt noch vertrauen, wenn du nicht immer alles über ihren Kopf hinweg entscheiden würdest."

Das Stiefelscharren hielt einen Moment inne, bevor der Zwergenkönig in ernstem Tonfall antwortete: "Ich hatte dabei stets nur das Beste für sie im Sinn."

"Und genau das ist der Punkt, Thorin. Du hattest immer nur etwas für sie im Sinn. Aber hast du sie einmal gefragt, was sie möchte?", fragte der alte Zwerg ruhig, aber dennoch streng. Der Angesprochene gab nur ein spöttisches Schnauben von sich und brummte beleidigt vor sich hin: "Sie weiß doch in Wahrheit noch gar nicht was sie will. Sie ist ja noch fast ein Kind."

Nun wurde allerdings Balin zum ersten Mal ungehalten und etwas lauter, als er seinen König ziemlich angesäuert anfuhr: "In Durins Namen. Thorin. Cuna ist eine vollständig erwachsene Menschenfrau. Sicher, sie ist jung an Jahren und wird auch niemals den Erfahrungsschatz sammeln können, den wir in unserem ganzen Dasein haben anhäufen können. Aber sie ist längst kein einfältiges Kind mehr, das nicht weiß was es will. Sie hat es mehr als einmal deutlich gemacht. Ich war heute den ganzen Nachmittag dabei, wie sie sich eigenständig um Dinge gekümmert hat, um die sich sonst ein Mann hätte kümmern müssen. Sie ist selbst in der Lage zu erkennen, was gemacht werden muss. Und ich denke auch, dass sie reif genug ist, um Verantwortung zu tragen. Was sie dafür allerdings braucht, ist vielleicht ein wenig mehr Selbstvertrauen. Und das kann sie nur erlangen, wenn gerade du ihr endlich einmal etwas zutrauen würdest. Aber mir scheint wirklich, dass du zu blind bist es zu sehen. Stattdessen bevormundest du sie nur die ganze Zeit und lässt sie permanent in blank gezogene Dolche laufen. Das wird über Kurz oder Lang dazu führen, dass du sie richtig unglücklich machst. Auch wenn du meinst, nur das Beste für sie im Sinn zu haben. Sie hat meiner Meinung nach genug Leid ertragen müssen. Versuch ihr doch wenigstens noch mehr zu ersparen, indem du sie endlich so akzeptierst wie sie ist."

Nachdem er schwer atmend seine Standpauke beendet hatte, trat zwischen den Beiden eine längere Gesprächspause ein, in der sich um mein Sofa kurzzeitig wieder etwas regte und die vier Zwerge sich leise etwas zu flüsterten, nachdem sie wie ich unfreiwillig Zeugen des kleinen Streitgespräches geworden waren. "Meint ihr, dass es wirklich stimmt?", fragte Bofur in die Runde. "Wovon redest du genau? Dass Cuna weiß was sie will? Oder dass sie in Wahrheit nichts von Wert besitzt?", entgegnete Kili ruhig. "Na, dass sie nichts besitzt. Dass sie weiß, was sie will, haben wir ja schon zu genüge erfahren", erklärte der Mützenzwerg und klang dabei ziemlich nervös.

"Also ich denke schon, dass dies der Wahrheit entspricht. Wenn ich mir ihre Habe so ansehe, dann hege ich keinerlei Zweifel daran", meinte der alte Oin verdrießlich. "Nun ja. Ich würde nicht sagen, dass sie nichts besitzt. Sie hat ja doch einiges hier. Die Frage ist nur, in wie weit es von Wert ist. Vor allem interessiert mich dahingehend, wie sie es geschafft hat so lange allein leben zu können, wenn sie nicht einmal eine Arbeit hat", murmelte Fili sehr nachdenklich.

Doch eine Antwort auf seine Frage bekam er nicht von den anderen Drein, sondern von draußen. Nämlich als Thorin mit sehr reumütigem Ton die Sprache wieder gefunden hatte und leicht ratlos fragte: "Und was soll ich deiner Meinung nach tun?"

"Zeig ihr, dass es dir wichtig ist, was sie denkt und fühlt. Binde sie mehr in deine Pläne mit ein. Immerhin ist sie nun ein großer Teil davon. Da ist es wichtig, dass du ihr zumindest die Gelegenheit gibst, sich auf euer gemeinsames Leben vorzubereiten. Glaube mir, wenn du ihr nur einmal eine Chance gibst und ihr freie Hand lässt, dann wird sich alles zum Guten wenden", erklärte Balin mit ruhiger, väterlicher Stimme.

Nun gab der Zwergenkönig wieder ein hämisches und spöttisches Schnauben von sich. "Wenn das so einfach wäre. Sie lässt mich ja genauso wenig an ihren Plänen teil haben. Sonst hätte ich gewiss verhindern können, dass sie dieses widerwärtige Bündnis mit den Menschen ihrer Welt eingeht, wodurch sie nun gezwungen ist unter diesen erbärmlichen Bedingungen zu leben", meinte er und erneut schlurften seine Stiefel über den Balkon.

"Von welchem Bündnis sprichst du da, Thorin?", fragte der alte Zwerg ein wenig verwirrt. Dieser holte einmal tief Luft und atmete dann schwermütig aus, bevor er antwortete: "Sie hat wohl. Einen Bündnisvertrag unterzeichnet, in dem sie sich verpflichtet eine Arbeit zu finden und diese dann wohl auch anzunehmen. Als Gegenleistung für ihre Bemühungen darum, erhält sie Geld zum Leben. Aber du siehst ja, wo sie das hin geführt hat. Es ist eine Schande. Und ich kann ihr dabei nicht einmal zur Seite stehen, weil ich die Gesetze ihrer Welt nicht kenne."

"Seit wann weißt du davon?", hakte Balin nach und ich konnte an klang seiner Stimme erkennen, dass er sehr bestürzt darüber war. Thorin seufzte einmal tief und brummte dann ziemlich bedrückt: "Seit heute Morgen. Sie hat es mir gesagt, kurz nachdem wir hier ankamen. Mahal. Balin, du glaubst gar nicht, wie sehr ich jetzt meinen Vater gebrauchen könnte. Sicher hätte er einen angemessenen Rat für mich."

Nun schwiegen die Beiden auf dem Balkon erneut und ließen dadurch die Zwerge an meinem Sofa wieder aktiv in Gemurmel ausbrechen. "Ein Bündnisvertrag, der sie dazu zwingt Arbeit zu suchen und so zu leben wie jetzt? Wie abscheulich ist das denn?", fragte Kili, der nun deutlich gereizt klang. "Und das macht sie auch noch freiwillig mit?", fügte Bofur nicht minder verärgert hinzu. "Vielleicht wird sie von irgendwem bedroht und musste es deshalb tun. Ein Lehnsherr, der über diese Ländereien hier herrscht, oder so ähnlich", meinte Oin ruhig.

Nach so langer Zeit, die ich ruhig da gelegen und einfach nur zugehört hatte, gab ich ein kurzes, sehr langgezogenes Schnauben von mir. Sie hatten immer noch nicht begriffen, dass es in meiner Welt wesentlich anders aussah wie in ihrer. Gut, sie konnten ja auch nichts von Demokratie und freien Wahlen wissen. Geschweige denn, dass sie wohl das Frauenstimmrecht definitiv überfordern würde. Aber sich zu diesem Augenblick über solche unnützen Sachen den Kopf zu zerbrechen, brachte mir gar nichts. Das würde sich bestimmt später noch irgendwann ergeben, dachte ich ganz kurz, bevor ich mich ein wenig auf meiner Liegefläche bewegt und leise murrte. Inzwischen war mir nämlich so warm unter den Decken, dass ich diese am Liebsten abgeschüttelt hätte. Außerdem hatte ich das dringende Bedürfnis mal aufs Klo gehen zu wollen. Nach den vielen Gläsern Wein am Abend, war das langsam ziemlich nötig. Aber ich vermutete, dass mich die Vier um mein provisorisches Bett herum nicht so ohne weiteres aufstehen ließen.

Mein Murren blieb daher auch nicht ungehört und schon fühlte ich Filis Hand wieder an meiner erhitzten Wange. "Cuna? Bist du wach?", fragte er sehr leise und lehnte sich dabei gut hörbar näher an mein Ohr heran. Doch gerade als ich den Mund öffnete um ihm zu Antworten, kamen schwere Schritte vom Balkon, als Balin zu seinem König sagte: "Lass uns hinein gehen und etwas schlafen."

"Geh du lieber schlafen. Ich werde die Jungs ablösen und mich um Cuna kümmern", meinte Thorin und schon waren ihre Schritte an meinem Kopfende zu hören. Ein wenig erschrocken zuckte der blonde Junge von mir weg, nachdem sein Onkel aufgetaucht war. Balin schritt unterdessen ziemlich zielsicher durch den Raum und schien sich dann irgendwo ein Plätzchen in der Nähe meiner Küchenzeile zu suchen, wo er sich hinlegte. Der Zwergenkönig blieb zunächst nur schweigend neben meinem Kopfende stehen und musterte wohl im Dunkeln die vier Zwerge, die an meiner Seite saßen.

Erst nach einigen Minuten kam er sehr leise und zögerlich zu Wort. "Wie... Geht es ihr?", fragte er ruhig. Oin seufzte kurz, bevor er ihm eine sehr knappe Antwort gab: "Den Umständen entsprechend."

Daraufhin gab Thorin ein zustimmendes Brummen von sich und murmelte: "Kili, Fili, Bofur. Geht schlafen. Oin. Kann ich kurz mit ihr alleine sprechen?"

"Aber, Onkel. Sie schläft doch", entgegnete Kili mit leicht irritiertem Tonfall, doch dieser gab nur ein belustigtes Schnauben von sich. "Sie schläft nicht. Sie ist schon die ganze Zeit über wach", meinte dieser und hockte sich dann neben mein Kopfende, wo ihm Fili bereitwillig platz machte. "Woher weißt du das?", warf Bofur ein.

"Ganz einfach. Wenn sie richtig tief schläft, schnarcht sie schlimmer als Dwalin", erwiderte der Zwergenkönig, woraufhin ich mir ein belustigtes Grunzen nicht verkneifen konnte. "Dir kann man wirklich nichts vorenthalten", murmelte ich schlicht. "Du. Du bist ja wirklich wach", kam es mit überraschtem Ton von Fili.

"Ja. Bin ich. Und ich muss mal ganz dringend", erklärte ich, öffnete die Augen und drehte den Kopf leicht zur Seite. Als ich mich ein wenig umsah, konnte ich in dem wenigen Licht, dass von der Kleinstadt zu uns herein kam, lediglich nur schwach ihre Silhouetten erkennen. Sie schienen kurz Blicke auszutauschen, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob sie überhaupt etwas sehen konnten. Aber vielleicht ein wenig mehr als ich. Denn Oin beugte sich näher zu mir um erneut den Lappen auf zu nehmen und murmelte: "Ihr solltet aber nicht aufstehen."

"Ich werde bestimmt nicht auf mein Sofa pinkeln, Oin", entgegnete ich und versuchte mich ein wenig gequält aufzurichten. Bedauerlicherweise musste ich feststellen, dass es weit schwieriger war, als ich zunächst dachte. Denn die ganzen Decken machten es mir fast unmöglich mich frei zu bewegen. Und zwar so, dass ich kurz nachdem ich mich etwas hoch drückte, wieder zurück sank und dabei mit meinem Hinterkopf, und einem ziemlich schmerzhaften dumpfen 'Klonk' auf meine leicht erhöhte Sofalehne schlug. "Au...", japste ich und kniff die Augen wieder zu. Die Zwerge um mich herum fingen daraufhin spontan an zu glucksen. "Ich hab es Euch ja gesagt", kam es leicht vorwurfsvoll von dem Alten, dem ich nur beleidigt entgegen schnaubte. "Ich könnte alleine aufstehen, wenn ich nicht so gefesselt wäre", brummte ich und versuchte verzweifelt aus meinem Kokon zu befreien. Aber es war ziemlich aussichtslos. Auch da mich allein diese Anstrengung viel Kraft kostete, die ich gegenwärtig einfach nicht mehr wirklich hatte. Als ich es dann doch aufgab, weil mir ein bisschen schwindlig wurde, erbarmte sich schließlich der Zwergenkönig dazu, mich umständlich auszuwickeln. "Also gut. Wenn es nun mal sein muss. Aber du gehst keinen Schritt. Ich trage dich", erklärte er bestimmt.

Schweigend nahm ich seine Geste hin, als er sich aufrichtete und die anderen Zwerge beiseite rutschten, damit er mich auf seine kräftigen Arme heben konnte. Einen andere Wahl hatte ich auch nicht. Zumindest, wenn ich mir nicht in die Hose machen wollte. Ich schlang meinen Arm um seine Schultern und ließ meinen Kopf leicht hängend an seine breite Brust sinken. Dann wandte er sich ab und ging umständlich, aber vorsichtig mit mir in Richtung Bad. Wohl bedacht darauf nicht auf einen der Anderen zu treten, die kreuz und quer, wie kleine Hindernisse, im Raum herum lagen. Schließlich erreichten wir das Ziel unserer kurzen Reise und er schloss die Tür hinter sich, nachdem er mich sachte auf dem Klodeckel abgesetzt hatte.

Ich zog mir unterdessen selbst die Hosen aus und schlug den Deckel auf, damit ich endlich meine Blase erleichtern konnte. Im Bad war es wesentlich dunkler als im Rest meiner Wohnung. Doch durch das kleine Fenster neben der Wanne kam trotzdem noch genug Licht herein, sodass ich wenigstens sehen konnte wo Thorin stand. Allerdings vermied ich es doch eher tunlichst ihn anzusehen. Es war mir schon ein wenig peinlich so etwas vor ihm zu machen. Und das obwohl wir ja bereits eine Liebesnacht zusammen hatten.

Aber manche Dinge waren gerade mir noch in einer Partnerschaft ziemlich heilig und unangenehm. Thorin schien das hingegen gar nicht weiter zu stören. Er hatte sich mit dem Rücken zu mir ans Waschbecken gestellt und wartete schweigend darauf, dass ich fertig wurde. Ich atmete währenddessen ein paar Mal tief durch und schüttelte gelegentlich den Kopf, wenn mir leicht schwindlig wurde. Das Fieber, was Oins Trank bei mir ausgelöst hatte, war schon ziemlich lästig. Aber zumindest beeinträchtigte es mich nicht völlig. So stand ich wenig später zwar etwas wacklig, aber dennoch einiger maßen gerade auf und betätigte die Spülung.

Nun rührte sich der Zwergenkönig auch wieder und drehte sich langsam zu mir um. "Bist du dann soweit? Kann ich dich zurück bringen?", fragte er ruhig und schien mich zu mustern, als ich auf blickte. "Muss noch Hände waschen. Geh mal zur Seite", meinte ich und trat mit zwei relativ unsicheren Schritten neben ihn ans Waschbecken. Er machte mir natürlich platz und behielt mich die ganze Zeit über im Auge, während ich mich darüber beugte. Denn ich beschränkte mich nicht nur darauf meine Hände zu säubern, sondern mir auch mehrfach das kalte Wasser ins Gesicht zu klatschen, was ich dringend nötig hatte. "Wie fühlst du dich eigentlich?", fragte er nach einer Weile, als ich diese Prozedur zum fünften Mal wiederholte.

"Mir ist verdammt heiß. In meinem Kopf dreht sich gelegentlich alles und diese beknackten Stimmen lassen mich einfach nicht zur Ruhe kommen", meinte ich nur schlicht und seufzte, als mich die melodische Stimme anfuhr, warum ich ihm denn ausgerechnet antwortete.

"Ach, halt die Schnauze da oben!", knurrte ich daraufhin und klatschte mir noch einmal Wasser ins Gesicht. "Was sagen sie denn?", hakte Thorin unwillkürlich nach. Ich prustete kurz und schüttelte das nasse Gesicht. "Die eine sagt, ich soll aufhören mit dir zu reden und dich zum Teufel jagen, und die andere redet die ganze Zeit davon, dass ich nicht auf sie hören soll", erklärte ich ihm knapp. Er schnaubte einen Moment und schüttelte ebenfalls den Kopf, als ich zu ihm hin schielte. "Das wäre alles nicht passiert, wenn Bofur nicht so dumm gewesen wäre und dir Alten Tobi gegeben hätte", raunte er daraufhin wieder gereizt. "Lass den armen Bofur da raus. Er hat es nur gut gemeint. Außerdem macht er sich schon genug Vorwürfe deswegen", erwiderte ich ein wenig ungehalten.

"Nur weil er es gut gemeint hat, geht es dir jetzt so schlecht. Ich hätte besser auf dich acht geben müssen", brummte er und legte mir dann behutsam seinen Arm um die Hüfte, als ich leicht ins schwanken geriet. "Denk bloß nicht, dass er allein daran schuld ist. Du hast mit deinem Verhalten auch einen Teil dazu beigetragen", knurrte ich und zuckte etwas von ihm weg, da er mir vorsichtig die Lippen an die Schläfe drücken wollte.

Nun gab er wieder ein undeutbares Seufzen von sich und lockerte seinen Arm um meine Hüfte wieder etwas. "Ja. Du hast recht. Trotzdem hätte ich aufmerksamer sein müssen. Schließlich bin ich für dich verantwortlich", meinte er dann. Ich schnaubte nur ein wenig beleidigt und stellte den Wasserhahn ab. "Thorin. Du bist nicht für mich verantwortlich. Hör endlich auf mich wie ein Kind zu behandeln. Ich bin eine erwachsene Frau und hätte selbst darauf achten müssen, was ich heute Abend getan habe. Stattdessen hab ich mich einfach zu sehr gehen lassen. Und das Ergebnis. Kennst du ja. Und glaube mir. Ich bereue es aus tiefstem Herzen", sagte ich und wurde bei den letzten Worten immer leiser und nachdenklicher.

Schweigen trat zwischen uns ein, als ich mich leicht auf der Stelle zu ihm drehte und versuchte seine dunkle Gestalt anzusehen. Ich wünschte mir einmal mehr in einem solchen Moment, dass ich im Dunkeln sehen und sein Gesicht betrachten könnte. Damit ich zumindest gewusst hätte, wie er sich ansatzweise fühlte. Aber ich vermutete, dass er mich lediglich wieder ausdruckslos und ernst anstarrte. Deswegen brachte es für mich auch nichts ihn weiterhin anzusehen. So senkte ich bald langsam den Kopf und schaute auf meinen gefliesten Badezimmerboden. Wir standen noch eine ganze Weile so still und regungslos voreinander, bis er irgendwann eine Hand hob und mir diese behutsam an meine erhitzte Wange legte. "Du glühst. Ich sollte dich besser zurück bringen, damit du dich hinlegen kannst", meinte er und machte schon Anstalten mich wieder auf seine Arme zu heben, doch ich schüttelte nur den Kopf. "Ich dachte, du wolltest mit mir reden", sagte ich doch er schnaubte nur. "Das kann denke ich unter diesen Umständen bis Morgen warten. Du überanstrengst dich sonst nur unnötig", erwiderte er in einem sanften, ruhigen und sehr besorgten Tonfall.

"Nein. Ich will dass wir das jetzt klären, Thorin. Wir sind allein und niemand wird uns stören. Also lass uns auch sprechen", meinte ich und wehrte mich ein wenig, als er erneut dazu ansetzte mich tragen zu wollen. Mein energischer Wunsch nun das Gespräch mit ihm zu führen, schien ihn ein bisschen zu verunsichern und er zögerte plötzlich. Dann seufzte er kurz und brummte: "Also gut. Dann reden wir jetzt. Aber ich möchte nicht, dass du dabei stehst. Setz dich zumindest auf den Boden."

Mit diesen Worten drängte er mich bestimmt, aber behutsam in Richtung Badewanne zurück, wo ich ganz vorsichtig am Rand hinunter rutschte und langsam meinen Hintern auf den gefliesten Boden verpflanzte. Er nahm mir gegenüber platz. Ich wartete geduldig, mit dem Rücken an die Wanne gelehnt, bis er sich ordentlich hingesetzt hatte. Danach holte ich einmal tief Luft und fragte: "Wie soll es jetzt mit uns weiter gehen?"

Es war eine simple, aber dennoch so komplizierte Frage, die uns beide wohl gegenwärtig sehr zu schaffen machte und beschäftigte. Thorin grummelte kurz und dachte einen Moment über seine Antwort nach. Es fiel sowohl ihm, als auch mir schwer sich die Frage selbst zu beantworten. Und vermutlich konnte das auch sonst niemand. Dennoch versuchte er es zumindest.

"Also. Ich habe vorhin mit Balin gesprochen und. Und er sagte, wenn ich fortan mit dir. Nun. Wenn ich weiterhin mit dir zusammen leben wollen würde, dann sollte ich versuchen mehr auf dich einzugehen und dich auch mehr an dem teilhaben zu lassen, was ich tue", erklärte er sachlich, aber dennoch skeptisch und stark verunsichert.

"Ja. Ich weiß. Ich hab euch beide reden hören", meinte ich ruhig. Ein wenig erschrocken zuckte er daraufhin vor mir zusammen und murmelte hastig: "Hast du? Wer. Wer denn noch?"

Ich kicherte belustigt und konnte mir ein schmunzeln nicht verkneifen. "Alle die bei mir saßen. Ob der Rest im Raum auch was gehört hat, kann ich dir allerdings nicht sagen", erklärte ich und konnte den Zwergenkönig daraufhin schlucken hören. Offenbar hatte er selbst nicht bemerkt, wie laut er sich in meiner Sprache mit seinem ältesten Freund gestritten hatte. "Dann weißt du ja jetzt über alles Bescheid. Und die Anderen wissen es auch. Mahal, was für eine verzwickte Lage. Damit sind beinah all meine Pläne für uns zunichte gemacht. Das kann ich nun wahrlich nicht gebrauchen", sagte er daraufhin schlicht und ließ die breiten Schultern hängen.

Der Anblick seiner Gestalt, wie er so zusammen gesunken da saß, berührte mich auf gewisse Weise innerlich. Auch wenn ich nicht ganz verstand, warum es gerade ihn so sehr bedrückte, dass nun einige der Anderen über meine Situation Bescheid wussten. ich vermutete aber, dass es ihm vielleicht einfach nur peinlich war, weil er sich an eine Frau gebunden hatte, die einfach nicht seinem Stand entsprach.

Diese Vorstellung betrübte mich persönlich allerdings sehr. Ich hatte in der kurzen Zeit schon so viel mit diesem Zwerg durchgemacht und miterleben müssen, dass ich eigentlich dachte, es könnte ihm egal sein, was seine Männer über unsere Verbindung dachten. Und dennoch spürte ich erneut, dass sich dieser Keil von Tradition und Gesetz zwischen uns beide schob, der eigentlich nicht da sein sollte. Er machte alles nur viel komplizierter und undurchsichtiger. Ich überlegte hin und her, wie ich diesen eventuell verbannen oder beiseite schieben konnte, damit vielleicht doch noch ein Funken Hoffnung für Thorin und mich bestand. Auch wenn die Möglichkeiten schwindend gering waren, etwas zu finden, dass den selben Stellenwert einnehmen konnte, wie einst sein Verlobungsgeschenk an mich.

Doch den entscheidenden Denkanstoß gab mir schließlich der Zwergenkönig selbst, der wohl eher in Gedanken vor sich hin brummte: "Wenn ich doch nur mein Vater um Rat fragen könnte. Er wüsste bestimmt, was zu tun wäre."

Ein jäher Geistesblitz durchfuhr meinen Gedankengang und ließ mich einen Moment lächeln. Natürlich! Warum war ich da nicht gleich drauf gekommen? Ich wusste, was ich Thorin im Gengenzug zu dem Ring schenken konnte. Etwas das genauso unersetzlich und unwiederbringlich war wie dieser. Doch dafür musste er mir allerdings zunächst behilflich sein, damit ich es ihm geben konnte.

Ich richtete mich ein bisschen auf und streckte langsam die Hände nach ihm aus, um sie ihm auf die Knie zu legen. Diese erreichte ich gerade so mit Mühe und Not, und versuchte ihm bedächtig darüber zu streicheln. Er zuckte noch einmal zusammen, als er meine Berührung fühlte und hob etwas den Blick, den er eigentlich gesenkt hatte. "Hör mal, Thorin", begann ich und er brummte kurz, zum Zeichen, dass er mich anhören wollte, ehe ich fortfuhr, "Ich weiß, wie sehr du deinen Vater vermisst und dass du ihn die ganze Zeit über gesucht hast, ohne zu wissen wo er sich aufhält. Aber ich denke ich kann dir helfen ihn zu finden."

Der Zwergenkönig legte leicht den Kopf schief und ich glaubte zu wissen, dass er mir einen sehr ungläubigen Blick zu warf. "Wie willst ausgerechnet du mir helfen meinen Vater zu finden? Du warst nie in Mittelerde. Niemand hatte eine genaue Spur. Und ich bin über so viele Jahre jedem Hinweis hinterher gejagt, wie nach einem Gespenst. Was also meinst du, was du da schon ausrichten könntest?", fragte er mit sehr spöttischem und abwertenden Tonfall. Ich ließ mich davon allerdings nicht beirren oder beleidigen, sondern lächelte nur noch breiter.

"Thorin. Ich weiß, dass deine Suche damals aussichtslos war. Aber ich weiß, wo er sich seinerzeit aufgehalten hat, als du zusammen mit deinen Männern den Erebor betreten hast", erklärte ich freundlich, doch erneut gab er nur ein spöttisches Schnauben von sich.

"Cuna. Bei Durins Bart. Dir scheint das Fieber inzwischen zu sehr zu schaffen zu machen. Du redest wirr", sagte er und legte mir daraufhin wohl eher aus Besorgnis eine Hand auf die Stirn. Ich zuckte aber sofort von ihm weg und grummelte nun ungehalten: "Thorin Eichenschild. Sohn des Thrain. Verdammt noch mal, vertrau mir doch zumindest noch ein einziges Mal in deinem Leben. Auch wenn du eigentlich keinen Grund mehr dazu hast. Bitte. Ich weiß, wo dein Vater ist, oder viel mehr wo er war. Und ich besitze die Möglichkeit es dir zu zeigen", fuhr ich ihn barsch und sehr eindringlich an.

"Was denn für eine Möglichkeit? Du kannst nicht nach Mittelerde reisen. Und ich werde gewiss nicht den Arkenstein holen, um dich in deinem Zustand dort hin zu führen. Mir scheint, du hast völlig den Verstand verloren. Du redest schon im Wahn von Sachen, die du nicht verstehst. Besser ich bringe dich wieder zu deinem Schlaflager", grummelte er aufgebracht und wollte mich schon wieder packen und vom Boden auflesen. Doch ich wehrte mich eisern dagegen. "Thorin. Hör endlich auf so stur zu sein! Ich will gar nicht mit Hilfe des Arkensteins nach Mittelerde. Ich besitze andere Mittel dafür. Und wir werden auch nicht direkt dort sein. Wir werden hier im Bad sitzen können und du wirst es sehen und hören können. Gib der Sache doch eine Chance. Gib. Gib mir einfach noch eine Chance. Ich will den ganzen Scheiß von vorhin aus der Welt schaffen und. Und ich will dir damit beweisen, dass. Dass ich es würdig sein kann deine Frau zu sein. Dafür musst du mir nun ein aller letztes Mal vertrauen. Bitte. Ich flehe dich an", bettelte ich beharrlich.

Einen Moment lang hielt er inne und dachte über die ganze Sache nach. Dann seufzte er und knirschte leicht betreten und widerwillig mit den Zähnen bevor er wieder mit mir sprach.

"Also gut. Schön. Wenn du so darauf bestehst. Aber erkläre mir dann, wie genau du das anstellen willst", grummelte er und behielt seine Hände wieder bei sich.

Ich atmete einmal tief und gelassen durch, bevor ich ihm genau aufzählte, was er mir besorgen musste, damit ich ihm das Ganze ermögliche konnte.

"Also pass auf. Wenn du das Bad verlässt, steht an der linken Wand, eine einzelne Kiste. Bring sie mir her", meinte ich kurz angebunden und sah ihn ganz bedächtig nicken. "Sonst noch etwas?", fragte er ungeduldig. Ich schüttelte nur den Kopf. "Nein. Nur die Kiste. Und pass auf, dass du die Anderen nicht aufweckst", sagte ich und wenig später erhob er sich seufzend. Ich wartete auf dem Boden hockend, als er kurz das Bad verließ, um mir die Kiste herein zu bringen, die ich gefordert hatte. Dabei ging er für einen Zwerg tatsächlich ungewöhnlich Leise vor und stellte sie nach seiner Rückkehr auch vorsichtig vor mir ab.

Wortlos beugte ich mich darüber, öffnete den Deckel und begann darin herum zu kramen. In der Kiste befanden sich, wie ich wusste, einige DVDs und der alte Laptop meines verblichenen Mannes. Diesen zog ich von ganz unten hervor, klappte ihn auf und schaltete ihn an.

Zum Glück hatte der Akku trotz einer längeren Ruhepause, noch ein wenig Saft, weshalb sich das Badezimmer bald in seinem kühlen, fast geisterhaften Licht erhellte. Es blende zwar zunächst etwas, aber ich gewöhnte mich schnell daran. Thorin fuhr kurz erschrocken zusammen, als das Gerät surrend und schnaufend an ging. "Was in Durins Namen ist das für ein Ding?", fragte er entsetzt und wich etwas von mir zurück. Ich schmunzelte belustigt, als ich den Kopf hob und sein erschrockenes Gesicht erkannte. "Nur die Ruhe. Das ist ein Gerät, dass die Menschen meiner Welt erfunden haben. Es ist nicht gefährlich, wenn du das denkst. Nein, es ist sogar sehr nützlich. Denn damit kann ich dir genau das zeigen, was ich wollte", erklärte ich und griff erneut in die Kiste, um nach einer ganz bestimmten DVD zu suchen.

Und zwar keine Andere, als die 'Extendet-Edtion' von 'Der Hobbit - Smaugs Einöde'. Die dunkelgrüne, dicke Pappschachtel, mit dem eingestanzten Symbol des ereborischen Thrones auf der Rück-, und dem großen Auge von Smaug auf der Vorderseite fiel mir fast schon von selbst in die Hände. Mir war zwar nicht ganz wohl bei dem Gedanken daran ihm ausgerechnet etwas derartiges zu zeigen und ich wusste auch nicht, wie er ausgerechnet auf etwas reagieren würde, dass so gesehen ihn selbst und seine eigene Vergangenheit darstellte. Trotzdem war ich in dem Moment fest entschlossen einfach alles zu riskieren, wozu ich noch fähig war. Egal welchen Preis ich danach zu zahlen hatte.

So nahm ich die Hülle heraus, zog den Inhalt hervor und schnappte mir direkt die zweite CD des Spielfilmteils. Der Zwergenkönig beobachtete mich die ganze Zeit über stumm und verwirrt, bis ich die DVD eingelegt und den Film gestartet hatte.

"Komm. Setz dich neben mich", sagte ich dann, rutschte ein wenig zur Seite und schob die Kiste etwas weg, sodass er platz hatte. Widerstrebend und in seinen Bart grummelnd, dass das alles reine Zeitverschwendung wäre und ich aufgrund des hohen Fiebers übergeschnappt sei, rutschte er neben mich und starrte dann ratlos auf dem Bildschirm. "Also. Ehe du irgendetwas tust, was ich bereuen könnte. Was genau willst du mir hier zeigen?", fragte er, bevor ich auf 'Play' drückte. "Ganz einfach. Ich zeige dir gleich, wo sich Gandalf befand, als ihr gerade den Erebor erreicht hattet. Du weißt, dass er in Dol Guldur war?", hakte ich kurz nach und musterte ihn eindringlich. Thorin schüttelte nur den Kopf. "Nein. Davon hat er nie gesprochen. Aber ich dachte, du wolltest mir meinen Vater zeigen", murmelte er ungeduldig. Ich nickte nur knapp und erwiderte: "Das werde ich auch. Aber zuvor ist es wichtig, dass du verstehst, was da passiert ist. Denn so gesehen, war es eigentlich Gandalf der ihn gefunden hat."

"Gandalf hat ihn gefunden? Warum hat er das nie erwähnt?", fragte er mich und ich zuckte betrübt mit den Schultern. "Ich denke mal, weil du, kurz nachdem ihr euch zum letzten Mal wieder gesehen habt, durchgedreht bist und gleich den großen Krieg ausgerufen hast", meinte ich und sah wie er sich kurz auf die Unterlippe biss. Dann schnaufte er einmal und gab mir im Anschluss die Anweisung dem Gerät zu befehlen, los zu legen. Ich rutschte etwas näher an ihn heran und stellte den Laptop sowohl auf sein als auch auf mein Bein, damit er etwas erhöht zwischen uns stand.

Mit leicht zitternden Fingern und einem recht aufgeregtem Herzschlag betätigte ich die Schaltfläche, und schon startete die Szene. Zunächst war nur Gandalf zu sehen, wie er allein durch die alte Festungsruine irrte. Dann gab es einen kurzen Schwenk auf Azog, wobei Thorins Kehle ein wütendes Knurren entfuhr, er aber nichts weiter dazu sagte. Danach schwenkte die Szene wieder auf Gandalf um, der urplötzlich von oben von einem kleinen, sehr gelenkigen, haarigen Männchen angegriffen wurde, dass sich immer wieder auf ihn stürzte und durch die Ruine jagte. Bis der Zauberer es schaffte ihn zu überwältigen und von den Schatten im seinem Geist zu befreien.

Thorin fuhr unwillkürlich neben mir zusammen und keuchte entsetzt, als er erkannte, wer diese zerlumpte und abgemagerte Gestalt war. Ich drehte den Kopf zu ihm und begutachtete seine Reaktion.

"Vater....", drang es fast Tonlos und ungläubig über seine geöffneten Lippen. Seine blauen Augen waren beängstigend weit aufgerissen und er streckte bedächtig eine Hand nach dem Bildschirm aus. Doch er senkte sie rasch wieder, nachdem er meinen Blick bemerkte. Er klappte zusätzlich noch den Mund zu und starrte dann sehr verbissen weiter auf den Film. Dann war der erste Abschnitt zu Ende, als Thrain gerade sagte, dass niemand dem Berg zu nahe kommen sollte und ich drückte auf Pause. Der Zwergenkönig schloss einen Moment die Augen und fuhr sich mit seinem Arm über die Stirn. "Da war er also? Die ganze Zeit über war er allein an diesem dunklen Ort gefangen?", fragte er mehr zu sich selbst, als an mich gerichtet. "Ja. Soweit ich mal gehört habe, sollen ihm die Schatten von Sauron an diesem Ort den Verstand geraubt haben, bis Gandalf kam", sagte ich und legte ihm behutsam meine Hand auf den kräftigen Oberschenkel. Er drehte sein Gesicht zu mir und betrachtete mich sehr abschätzig und fragend. "Wenn. Wenn Gandalf ihn doch gefunden hat. Warum. Warum hat er mir nichts gesagt? Wieso ist mein Vater nicht mit ihm gekommen, als er ihn gefunden hat?", hakte er nach, wobei seine Stimme um einige Oktaven nach oben rutschte.

Nun musste ich jedoch meine Augen von ihm abwenden und biss mir selbst auf die Unterlippe, bevor ich ihm antwortete. "Der Grund. Warum das so war. Den wirst du gleich sehen. Aber ich kann dir jetzt schon sagen, dass es bestimmt nicht leicht für dich sein wird. Doch ich möchte dir vorweg sagen, ehe du es siehst. Dass dein Vater noch eine sehr wichtige Botschaft für dich hatte. Und die ist der Grund, weshalb ich dir das hier zeige", meinte ich ruhig und doch merkte ich, dass meine Stimme ein wenig belegt klang.

Ich spürte wie Thorin sich neben mir kurz zurecht rückte, seinen Arm um meine Schultern legte und mir dann gefasst ins Ohr murmelte: "Dann. Zeig mir die Botschaft."

Ich nickte langsam und schaltete bei den einzelnen Kapitel weiter vor, bis ich schlussendlich bei der letzten Szene von Thrain angelangt war. In dieser ging es drunter und drüber. Gandalf und er wurden von Azog und seinen Wargreitern durch Dol Guldur gehetzt. Die Hand des Zwergenkönigs an meiner Schulter spannte sich heftig an und drücke fest zu, als er dabei zusah, wie die beiden um ihr Leben rannten, bis sie schließlich vor dem schrecklichsten aller Wesen zu landen, das Mittelerde heimgesucht hatte. Sauron. In dieser ausweglosen Situation, in der es für den Zauberer und den alten Zwerg keine Hoffnung mehr gab heil aus der Festung heraus zu kommen, sagte Thrain genau die Worte, wegen denen ich den Film überhaupt heraus gesucht hatte.

"Sag Thorin, dass ich ihn geliebt habe. Wirst du das tun? Wirst du meinem Sohn sagen, dass ich ihn geliebt habe?", drang es ein wenig verzerrt, aber gut hörbar aus den Lautsprechern des kleinen Gerätes. Dann ging alles ganz schnell, der Schatten griff nach dem kleinen Mann, riss ihn von Gandalf Seite mit einem grausamen Schrei fort und er war nie wieder gesehen. Thorin entfuhr ein halb ersticktes Keuchen und fast selbst ein Schrei, als er die ganze Grausamkeit mit ansehen musste. Sein Körper bebte und zitterte in diesem Moment stark. Seine Hand an meiner Schulter drückte immer fester zu.

Dann knurrte er plötzlich zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hindurch: "Mach. Das. Aus."

Ich gehorchte sofort. Klickte so schnell ich konnte das Abspielprogramm weg, klappte den Laptop einfach zu und stellte ihn umgehend soweit es mir möglich war auf die Seite.

Dann wartete ich. Ich sagte kein Wort und versuchte auch sonst keinen Laut von mir zu geben. Die Stille, die über uns beide herein brach, war bis zum Zerreißen gespannt. Ich spürte immer noch, wie er neben mir heftig zitterte und fürchtete schon fast, dass er mir die Schulter brechen würde, wenn er nicht bald seinen Griff etwas lockerte.

Dann hörte ich etwas. Etwas das ich nie zuvor von ihm gehört hatte. Und es erschreckte und verblüffte mich gleichermaßen.

Er schniefte.

Nein.

Bei genauerem hinhören stellte ich sogar fest, dass er schluchzte.

Thorin Eichenschild, der König unter dem Berge, der ehrenhafteste aller Zwerge Mittelerdes, saß in den Moment neben mir in dem inzwischen wieder dunklen Badezimmer und begann haltlos zu schluchzen. Und ich hockte nur bei ihm und starrte seine Gestalt in der Finsternis an, ohne mich zu rühren. Allerdings rührte sein plötzlicher Gefühlsausbruch in mir an etwas, sodass ich irgendwann nicht anders konnte, und versuchte langsam und vorsichtig auf ihn ein zu reden. "T-Thorin?", hakte ich ganz leise nach.

Doch das Einzige, was ich von ihm daraufhin zu hören bekam, war nur ein Gestottertes und Bebendes: "Er. Er hat mich geliebt. Seine. Seine letzten Worte. Er. Er liebte mich."

Ich musste schlucken, als ich hörte wie viel Schmerz in jeder Silbe seiner Worte mit schwang. Immer noch drückte seine Hand meine Schulter so fest, dass bald mein Arm taub wurde. Es machte mich sehr beklommen und ich bekam auch ein wenig Angst davor, da ich nicht wusste, was er als nächstes tun und ob er vielleicht ausrasten würde, wenn ich die Sache noch weiter ansprach. Auf der anderen Seite hatte ich das dringende Verlangen ihn zu trösten und einfach fest in den Arm zu nehmen.

Irgendwann überwog schließlich dieser Drang bei mir und ich legte vorsichtig wieder eine Hand auf seinen Oberschenkel. Ich sagte allerdings nichts. Ich war einfach nur da.

Als er den leichten Druck an der Stelle fühlte, brach sein Schluchzen plötzlich ab. Es folgte ein erneuter Moment der Stille in der die Sekunden nur sehr langsam dahin strichen. Dann, als hätte er gerade erst wieder erfasst, dass er nicht allein war, lockerte sich sein Griff an meiner Schulter und er zog seinen Arm etwas zurück.

Doch binnen weniger Augenblicke drehte er seinen Oberkörper komplett zu mir um und ergriff mich mit dem anderen Arm.

Das Nächste, was ich spürte war, dass er mich fest an sich presste.

Danach hörte ich nur noch seine wunderschöne, tiefe Stimme ganz nah an meinem Ohr, die mir abgehackt und noch unter einigen verirrten Tränen, genau das Wort zu murmelte, mit dem ich in diesem Augenblick am wenigsten gerechnet hatte.
 

"Âzyungâl!"
 

- 81. Von Vater zu Sohn / ENDE -


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine lieben Leserinnen und Leser,

na, das nenn ich doch mal einen Moment mit Taschentuch Garantie. Glaubt mir ich hab wirklich lange daran gearbeitet, gerade dieses Kapitel so zu schreiben, dass es sich gut anhört. Ich weiß es ist bestimmt reichlich unorthodox wie ich diese Sache gelöst habe. Aber für meine Bekloppten Ideen bin ich inzwischen wohl bei euch schon einschlägig bekannt.
Natürlich hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat und dass ihr schon gespannt drauf seit, wie es nach dieser Nacht weiter gehen wird.
Ich sage nur so viel. Ich hab noch einige Ideen im Hinterkopf und ich werde sie zu gegebener Zeit auch einsetzen.
Aber bis dahin wünsch ich noch einen schönen Sonntag und eine schöne verkürzte Arbeits oder Schulwoche.

Liebe Grüße Eure Virdra-sama^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2016-08-09T17:11:46+00:00 09.08.2016 19:11
Hey,
die Herren Zwerge können mit Hartz IV nichts anfangen, aber erkennen das man davon nicht richtig leben kann.
Gut das Cuna im Bad nicht so einfach klein bei gibt und um ihre Beziehung zu Thorin kämpfen will. Erst ist ja Thorin nicht damit einverstanden, aber gibt dann doch nach. Und das ist auch gut so, denn so erfährt er wo sein Vater gewesen ist und die letzten Worte von ihm. Ich glaube damit hat Cuna ihm etwas gleichwertiges gegeben etwas was den wehrt des Ringes gleichkommt oder sogar noch wertvoller ist.

LG Pellenor
Antwort von:  Virdra-sama
09.08.2016 19:28
Hallöchen,

ja Zwerge haben vielleicht keine Ahnung von unseren bürokratischen Gesetzen, aber mit Geld und Geldsorgen kennen sie sich aus. Und es ist nicht schwer zu erkennen, dass Cuna in eher ärmlichen Verhältnissen lebt.
Gut, dass er nicht einverstanden damit ist, sie auf dem kalten Boden in ihrem Zustand sitzen zu lassen ist verständlich. Sie sollte ja im Bett bleiben und sich ausruhen.
Aber dieses Geschenk musste sie ihm machen. Wo Gandalf doch nie wirklich die Gelegenheit hatte es ihm zu sagen. Und sie kann es ihm sogar direkt zeigen. Eine wahre Bereicherung für den Herrn. Und eine recht unbequeme Nacht für die beiden, die da so eng umschlungen sitzen.^^

LG Virdra-sama
Von:  ai-lila
2016-05-13T22:56:08+00:00 14.05.2016 00:56
Hi~~

Tscha die Harz IV Verträge sind einfach nur als Besch... eiden zu beschreiben.
Zum Leben zu wenig zum Sterben zu viel. Klar, das sich die Herren Zwerge über diese widerlichen Verträge
aufregen.

Cuna hat Thorin glaube ich, daß größte Geschenk von allen gemacht. Nicht nur, daß er nun weiß was mit seinem
Vater geschah und Thorin nun wirklich mit seiner vergeblichen Suche abschließen kann, nein auch die letzten Worte
seines Vaters konnte er aus dessen Mund hören. Das diese auch noch an ihn gerichtet waren war das i-Tüpfelchen des
Ganzen.
Also wenn diese Begebenheit den blöden Ring von Thorin nicht aufwiegt weiß ich auch nicht mehr. -.-
Obwohl... hat der Gute Cuna nicht schon anders bezeichnet als vorher? Na dann ist ja alles wie es sein sollte. ^^

Das war wieder ein schönes Kapi. ^^
LG Ai
Antwort von:  Virdra-sama
14.05.2016 01:03
Hallöchen,

ja ich kenn mich mit dem guten Hartz auch aus... Leider Gottes...
Dass die Zwerge das nicht verstehen ist klar. Wer hat schon vom Sozialamt Mittelerde gehört?^^

Und du hast recht. Cunas Geschenk an ihn ist einfach mit Gold uns Silber nicht aufzuwiegen. Aber glaub nicht, dass damit jetzt alles in Butter ist. Klar sie haben sich wieder vertragen. Irgendwie. Bedeutet aber nicht, dass nicht doch noch einige Schwierigkeiten auftreten werden.
Und ich sags mal so. Da braut sich noch was zusammen. MEhr verrate ich nicht, wie immer.^^

LG Virdra-sama
Von:  bra08
2015-06-01T13:53:59+00:00 01.06.2015 15:53
Also ich weiß gar nicht was ich sagen soll das war einfach nur Herzergreifend *schnief Und JAAAAAAAAA er hatś endlich zu ihr gesagt. Du Schlingel uns so lange darauf warten zu lassen !!!*fg Ich bin auf jedenfall gespannt wie es weitergeht. Und wünsche dir eine schöne Woche

LG bra08
Antwort von:  Virdra-sama
01.06.2015 15:57
Sag mal wie schnell ließt du denn?! Du bist ja schneller als ich!
Nun gut. Dafür bin ich ja auch sehr gemein und lass meine Leser gerne schmoren. ^^
Ich werde mal nachsehen, wann ich das nächste Kapitel abschieße. Da ich langes WE habe, kann ich bestimmt einiges reißen, auch weil man inzwischen die Kapitel sofort veröffentlichen kann.
Dir wünsch ich auch noch ne schöne verkürzte Woche.

LG Virdra-sama^^


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