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You were something special

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1.

You were something special
 

Kapitel 1
 

Ich beobachtete sie.

Heimlich, still und leise, aus dem Hintergrund heraus, konnte ich meine Augen einfach nicht mehr von ihr nehmen und egal wie oft ich mir selbst sagte, dass es nicht richtig von mir war, dass sie die falsche Person dafür war, konnte ich mich nicht aufhalten. Sie war wie eine Sucht wenn man sie erst einmal besser kannte, wenn man sie wie ich in seiner Nähe duldete, weil man doch eigentlich keine andere Wahl hatte als sie gewähren zu lassen.

Ich hatte ja sonst nichts.

Nichts, außer meinem Leben und meinem sterbenden Titel, der hier auf diesem Matschball eines Planeten eigentlich keinen Wert mehr hatte und an den ich mich trotz allem klammerte wie ein Ertrinkender. Aber er gehörte nun einmal zu mir wie meine Vergangenheit und ich hatte auch nicht vor ihn jemals abzulegen, egal wie viel Zeit bereits vergangen war, seitdem sich mein Planet in den Weiten des Universums aufgelöst hatte. Ich konnte ihn nicht aufgeben und ablegen, nur weil es eigentlich kein Volk mehr gab, über das ich hätte regieren können, weil kein Planet mehr dort war, den es galt zu verteidigen... er wurde mir in die Wiege gelegt und ich würde ihn behalten und mit Stolz tragen, solange ich am Leben sein würde.

Aber jetzt war ich hier.

Hatte nichts weiter als die Dinge, die ich noch am Körper trug und die ich, zu meinem Leidwesen, ihr zu verdanken hatte. Und ich musste mir selbst eingestehen, dass ich sie einfach nicht verstand, dass ich ihre Beweggründe nicht begreifen konnte.

Ich war nicht dumm, ganz im Gegenteil, auch wenn mir mein eigener Stolz manchmal im Weg stand, aber ich wusste auch genauso gut, dass sie es ebenfalls nicht war. Aber ich hatte ihre Angst auf Namek in ihren Augen sehen können, ich hatte ihr Zittern am ganzen Körper wahrnehmen können und begriff einfach nicht, was sich in der doch recht kurzen Zeit so sehr geändert hatte. Was sie dazu veranlasst hatte ihre Meinung zu ändern, sie völlig über den Haufen zu werfen und derart offen auf mich zuzugehen.

Mich in ihr Haus einzuladen, mich auf diesem beschissenen Planeten willkommen zu heißen und all die Angst, die sie mir zuvor entgegen gebracht hatte, zu vergessen.
 

Dabei war sie auch nur ein Mensch.

Ein kleiner schwacher Mensch, der genauso gut wie ich wusste, zu was ich in der Lage war und dass es manchmal nicht mehr als eine Bewegung, einen Wimpernschlag kosten würde um sie letztlich doch aus dem Leben zu wischen. Dass Kakarott nicht immer da sein konnte und diese Tat auch nicht verhindern konnte - sie wusste all diese Dinge und wusste auch, dass es zur Zeit niemanden geben würde, der mich aufhalten könnte, wenn ich meine Meinung doch ändern sollte.

Und doch stand sie mir so offen gegenüber, scheute keine Begegnung zwischen uns, keine Konfrontation und legte sich mit mir an, wenn sie der Meinung war es mir mitteilen zu müssen. Mir sagen zu müssen, dass mein Verhalten für sie nicht tragbar war.

Der Gedanke brachte mich dazu, halbseitig zu grinsen, bevor es sich in eine Art flüchtiges Lächeln wandelte und wieder verschwand, während ich die Arme vor der Brust verschränkte.

Sie schien meinen Blick zu spüren und drehte sich zu mir um, nur war ich nicht dumm genug mich auch offen zu zeigen, mich sehen zu lassen. Ich hielt mich aus gutem Grund im Hintergrund und wollte nicht, dass sie mich sah - womöglich noch falsche Schlüsse zog.

Es war nicht das, wonach es aussah.

Ich wollte nichts von ihr, ganz sicher nicht, denn eigentlich beobachtete ich sie nur um zu wissen mit wem ich es wirklich zu tun hatte. Observation war der erste Weg zum Sieg und ich musste immerhin wissen, wie ich sie nehmen sollte und konnte, wann es besser wäre ihr aus dem Weg zu gehen, weil ich noch immer nicht nachvollziehen konnte, was sie zu diesem Schritt bewegt hatte.
 

Was sie wirklich in mir sah um mich so zu behandeln.

Denn mitunter konnte es nicht nur der Gedanke daran sein, dass ich ebenfalls ein Saiyajin war und einer ihrer besten Freunde ebenfalls einer war. Es konnte nicht nur der Gedanke sein, dass ich kein zu Hause mehr hatte und nicht wusste wo ich hingehen sollte, was mich unweigerlich die Augen ein wenig verengen ließ, während ich ihre langsamen Schritte beobachtete.

Was musste es sein, um mir ihre Gastfreundschaft so selbstlos aufzuzwingen, wo sie doch eigentlich allen Grund dazu gehabt hätte mich rauszuschmeißen, mich zur Hölle zu wünschen. Dorthin, wo ich eigentlich zu der gegebenen Zeit wirklich gehörte. Sie hätte alles Recht mich wie Dreck zu behandeln, auch wenn es ihr wirklich nicht bekommen würde; sie müsste mich wie all die anderen wie den Ausgestoßenen behandeln, der ich am Ende ja auch wirklich war. Ohne eine Heimat, ohne die Basis, zu der ich zurückkehren konnte, auch wenn ich sie immer verabscheut hatte und ohne einen Grund wirklich hier zu bleiben, müsste sie mich nicht einmal ansehen.

Aber sie tat es.

Duldete mich nicht nur in ihrer Gegenwart, so wie ich es die ganze Zeit über tat, sondern lud mich förmlich immer und immer wieder dazu ein, auch wenn ich es eigentlich gar nicht wollte und auch nicht wirklich annahm.

Ich war nur hier, weil ich nichts anderes hatte.

Und meine Augen verfolgten ihre schmale, so zerbrechlich wirkende Form, während sie langsamen Schrittes zurück ins Haus ging, ihre Arbeit erledigt hatte. Die kleine Pause, die sie sich immer zur selben Zeit nahm, wie ich unweigerlich feststellen musste und erneut die Augenbrauen ein wenig mehr zusammenzog, während ich dasselbe mit meinen Armen tat. Ich hatte alles Recht sie zu beobachten und herauszufinden, ob hinter ihrer scheinbaren Freundlichkeit nicht vielleicht doch eine ganz andere Absicht stand, aber es widerte mich geradezu an, dass ich bereits so viel über sie herausgefunden hatte.

Feste Zeiten, in denen sie schlief und schließlich aufstand, als würde uns nicht der Weltuntergang bevorstehen. Zeiten, in denen sie eifrig und ohne weitere Hintergedanken an ihren Erfindungen bastelte, als würde nicht dieses böse Omen wie ein Schwert über uns hängen und drohen uns zu erdolchen. Feste Zeiten, in denen sie Pause machte, frische Luft genoss oder einfach nur einen Kaffee trank und verträumt in die Ferne starrte und ich begann es wirklich nicht mehr begreifen zu können.

Wie konnte man so sorglos sein?
 

Wie konnte man die herannahende Katastrophe nur auf eine solch leichte Schulter nehmen, dass es selbst mir einen Schauer der Unverständnis über den Rücken trieb, so dass ich meine Kiefer ein wenig fester zusammenpresste. Ich beobachtete sie um sie verstehen zu können, doch selbst in dieser kurzen Zeit war mir klar geworden, dass ich sie niemals würde verstehen können.

Dass sie nur ein Mensch war und gerade Menschen so handelten, dass ich es nicht nachvollziehen konnte. Und noch während sie im Haus verschwand, nicht ohne einen letzten kurzen Blick über ihre Schulter nach hinten zu werfen und nach mir zu suchen, weil sie den meinen Blick noch immer spüren konnte, schnaubte ich leise. Sie war unlogisch, handelte nicht nach den Gesetzen die ich kannte und doch sah ich mich außer Stande wirklich zu gehen, so wie ich es zu Anfang eigentlich vorgehabt hatte. Ich sah mich wirklich nicht in der Lage dazu dieses neue Leben, das mir unfreiwillig geschenkt wurde auch wirklich zu nutzen und begriff selbst nicht, was mich davon abhielt.

Was mich aufhielt zu gehen und mich hier festhielt.

Es wäre so einfach gewesen diesen Planeten wieder zu verlassen und auf der Suche nach Trümmern und Überlebenden durch das All zu streifen, aber ich tat es nicht. Ich hatte hier keine Bande geknüpft und hier gab es eigentlich nichts, was es wert gewesen wäre meinen Arsch dafür zu riskieren und doch hielt mich die Aussicht auf einen würdigen Kampf.

Selbst wenn es der Letzte sein würde, ich würde ihn annehmen und nicht davor weglaufen, weil ich es nicht anders verdient hatte. Mein Stolz verbot mir schlicht und einfach den Schwanz einzuziehen und mit dem Wissen zu gehen, wenn es doch das Einzige war, das ich jemals richtig konnte, das ich gelernt hatte.

Und doch... das war nicht der einzige Grund, der mich hielt und ich wusste es auch, selbst wenn ich nicht bestimmen konnte, was es sonst war und wenn ich versuchte mir selbst einzureden, dass es das war. Ich war hier und stand alleine auf eiserner Flur und doch schien ich nicht ganz alleine zu sein - aber war es nicht genau das, was ich nicht verstehen konnte.

Sie sollte Angst haben und sich nicht so sorglos in meiner Gegenwart bewegen.

Sie sollte mich und meine Macht fürchten und doch hatte sie diesen einen kleinen Kern des Verständnisses, diese eine seltsame Ader mir immer mit einem Lächeln zu begegnen, auch wenn ich es verabscheute und niemals erwiderte. Sie hatte die seltsame Gabe mich zu Dingen zu bewegen, die ich eigentlich gar nicht tun wollte und eines dieser Dinge war es, hier zu stehen und sie heimlich zu beobachten.

Einen Grund vorzuschieben, den ich mir selbst einredete.

~~~***~~~
 

Ein unterdrücktes Schluchzen, das eher wie ein Schniefen klang, riss ihn am Ende aus seinem Tagtraum und erschrocken zuckte er zusammen, versuchte den schweren Kloß in seinem Hals zu schlucken, wenngleich er sofort spürte, dass es einfach nicht möglich war. Und doch versuchte er es abermals, schloss die Finger, die sich um die Hand seiner Frau befanden ein wenig fester und schloss die Augen für einen Moment, nur um dabei zu spüren, dass sich sein Herz in seiner Brust krampfhaft bewegte. Jeder neue Schlag tat ein wenig mehr weh und pumpte nur mühsam neues Blut durch seine Adern... ein Umstand, der in diesem Augenblick schlicht und einfach falsch erschien, weil er nichts lieber tun würde als ihr einfach zu folgen, als nicht mehr hier zu sitzen und diesen innerlichen Schmerz zu spüren, den er einfach nicht aufhalten konnte.

Vegeta nahm einen zittrigen Atemzug und öffnete die Augen wieder, nur um in das friedlich ruhende Gesicht seiner Frau zu blicken und erneut gegen den Kloß in seinem Hals anzukämpfen, während ein weiteres Schluchzen die relative Stille des Zimmers zerschnitt.

Natürlich, sie hatten es gespürt.

Hatten gespürt, dass das Lebenslicht Bulmas nur noch ein Hauch seiner sonstigen Stärke gewesen war und kamen zu ihr, zu ihm, um ihn in diesem Moment zu begleiten, nur um am Ende genauso ratlos und einsam auf weiter Flur zu stehen, wie er sich gerade fühlte. Sie hatten gespürt, dass es sich dem Ende neigte und Vegeta war einmal; einmal in seinem Leben wirklich froh, dass es ein friedlicher Abschied war. Er hatte zu viele andere von ihnen gesehen, hatte zu viele Kämpfe um Leben und Tod miterlebt, als dieses Schicksal seiner eigenen Frau zu wünschen und doch konnte er es noch nicht begreifen.

Konnte es spüren und wollte es nicht akzeptieren, so dass sich seine klammen Finger ein weiteres Mal ein wenig fester um ihre Hand schlossen.
 

Seine Kehle war eine ausgedörrte Wüste, in der es keinen Tropfen Feuchtigkeit zu geben schien und der Knoten, der seinen Hals zuschnürte, wollte und wollte nicht weichen. Egal wie sehr er sich anstrengte ihn zu schlucken, es fühlte sich an, als wäre er aufgerissen und nicht fähig die nötige Feuchtigkeit zu produzieren, egal wie sehr er versuchte diesen Felsen in der Größe eines Landes zu beseitigen, um nicht mehr das Gefühl zu bekommen, er würde jeden Moment ersticken können, es ging einfach nicht.

Er blieb bestehen, genau wie das stille Schluchzen, das sich in regelmäßigen Abständen durch den Raum zog und die ruhige Atmosphäre zu betrügen schien. Die einsame Stille, die sich über diesen friedlichen Moment gezogen hatte und in den Herzen aller Anwesender bestehen bleiben würde. Ein einsamer Frieden, der mehr und mehr, mit jeder weiteren vergangenen Sekunde einen Schmerz mit sich brachte, der ihm die Eingeweide zerriss und ihn zerfetzte.

Seinen Geist in tiefe Dunkelheit stürzte, je mehr die Erkenntnis in seinen Verstand sickerte, dass dieses leichte, kaum sichtbare Lebenslicht erloschen war. Dass es einfach nicht mehr dort war und ihn dazu brachte einen weiteren zittrigen Atemzug zu nehmen, die Augen ein weiteres Mal zu schließen und den fruchtlosen Versuch eines Schluckens zu unternehmen, nur um erneut zu scheitern. Seine Zähne pressten sich aufeinander und für einen Augenblick bekam er das Gefühl nicht mehr genug Luft in seine Lungen pumpen zu können.

Sein Kopf schwamm und er öffnete die Augen ein weiteres Mal, nur um wieder in das so friedlich scheinende Gesicht seiner Frau zu blicken.
 

Seine Finger zuckten. Eine kleine und minimale Bewegung, die nichts im Vergleich zu seinem Inneren darstellen konnte, nicht einmal im Ansatz zeigen konnte, was er fühlte. Nein, er war kein Mann, der seine Gefühle offen in seinem Gesicht trug, aber selbst er war nicht fähig all den Schmerz, der sich in seinem Geist festsetzte zu verbergen, während ein weiteres schweres Schlucken seinen Erfolg nicht preisgeben wollte.

Sie sah aus, als würde sie nur schlafen.

Die einstmals türkisen Haare waren schon vor langer Zeit grau geworden und doch nahm es ihr in seinen Augen nicht die Schönheit. Die so glatte Haut, mit der er sie kennengelernt hatte, war tiefen Falten gewichen und doch kam er nicht umhin bei diesem seltsam anmutenden Gedanken seine Mundwinkel nach oben zucken zu lassen, während er sie einfach nur ansah. Während er das leise wimmernde Schluchzen seiner Tochter hören konnte, die dieser Frau vor ihm so verdammt ähnlich sah, dass es ihm einen Stich ins Herz versetzen würde, wenn er sie jetzt ansah.

Sein winziges Lächeln verschwand wieder, machte der Trauer Platz, die diesem Moment gebührte und die er einfach nicht aufhalten konnte. Wieder und wieder zuckten seine Finger und wurde der Griff um ihre nunmehr leblose Hand ein wenig fester, nur um sich Sekunden später wieder zu lösen und einem zittrigen Atemzug Platz zu machen. Das Wissen darum, dass sich dieses Lebenslicht in nichts aufgelöst hatte, machte die angespannte Situation nicht besser, das Wissen darum, dass sich seine Kinder im selben Raum aufhielten und ihn genauso sehr beobachteten, wie ihr Blick auch auf ihre Mutter gerichtet war, war kaum auszuhalten und doch rührte er sich nicht.

Sie nahmen Dinge an, die er nicht verstehen konnte.
 

Vielleicht nahmen sie einfach an, dass er das Ende dieses Lebens nicht auf die leichte Schulter nehmen würde und wenn er ehrlich mit sich selbst war, dann tat er das auch nicht. Wieder huschte ein kaum sichtbares Lächeln über seine Lippen und verschwand so schnell, wie es gekommen war, nur damit er ein weiteres Mal die Augen schließen konnte, dieses unsagbar schmerzliche Bild für wenige Sekunden ausblendete, damit es sich vor seinem inneren Auge manifestieren konnte.

Ihre blauen Augen, die so klar leuchteten wie der Ozean, würden ihn nie wieder ansehen.

Die Erkenntnis schmerzte so sehr wie die Tatsache, dass er es spüren konnte und für einen Augenblick schüttelte er den Kopf, weil er es nicht wahrhaben wollte. Weil er sich ganz tief in seinem Inneren wünschte, dass es nicht die Wahrheit war und seine Sinne ein wenig weiter ausstreckte, sie schärfte und darauf hoffte, dass sie sich geirrt hatten. Aber alles, was er finden konnte, war ein leerer Geist, eine große leere Blase, die sie in ihm hinterlassen hatte, als sie gegangen war und er konnte es nicht aufhalten, konnte nicht verhindern, dass sich der Kloß in seinem Hals so weit festigte, dass selbst sein nächster Atemzug abgehackt wurde.

Konnte das Brennen hinter seinen geschlossenen Lidern nicht verhindern und versuchte es zurück zu drücken, es an seinen Ursprung zu schieben, während sein Herz einen schmerzhaften Sprung machte und drohte stehen zu bleiben. Zitternde Finger schlossen sich abermals ein wenig fester und er presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, während sich das grausam klingende Schluchzen seiner Tochter durch den Raum zog und ebenso wie die die fürchterliche Realität in seinen Eingeweiden einnistete. Während er den Blick erneut auf das friedlich schlafende Gesicht seiner Frau richtete und dem Brennen keinen Einhalt mehr gebieten konnte, dem Zucken seiner Mundwinkel keinen Widerstand mehr leisten konnte.

Er hatte immer angenommen, dass er am Ende doch vor ihr gehen würde.
 

Aber er hatte sich getäuscht und musste ein weiteres Mal feststellen, wie viel Gefühl diese verdammte Erdenfrau wirklich in ihm geweckt hatte. Wie viel Liebe sie in ihm entstanden lassen hatte, die nun drohte ihn zu überfahren und die Luft zum Atmen zu nehmen. Er starrte sie an, bis sein Blick verschwamm und erst als er das nächste Mal blinzelte, spürte er die Tränen, die seinen Blick verschleierten und aus seinen Augen getreten waren, ohne dass er es bemerkt hatte, ohne dass er dem etwas entgegen zu setzen hatte und schluckte schwer.

Konnte dem Kloß keinen Widerstand mehr entgegen bringen und ließ ihn gewähren, ließ ihn an Größe gewinnen und schmerzend seine Kehle zuschnüren, seine Luftzufuhr abschneiden. Ließ es geschehen, während der Blick ein weiteres Mal verschwamm und ein Blinzeln die erste Träne aus seinem Auge beförderte, damit sie sein Gesicht nach unten laufen konnte.

Er ließ es geschehen, konnte weder die Kraft aufbringen um sie zu verfluchen, noch den Willen sie irgendwie wieder zu entfernen. Es war vorbei, es war wirklich vorbei und noch während seine Finger zuckten und er mit dem Gedanken spielte einfach aufzustehen und zu gehen, um nie wieder zu kehren, hallte das Schluchzen seiner Tochter erneut im Raum wider, legte sich in seine Ohren und setzte sich in seinem Geist fest, so dass er am Ende schlicht sitzen blieb und es ihnen nicht antun konnte. Es zerriss irgendwas in seinem Inneren, genau wie der elend reale Anblick genau vor ihm, so dass er nur wieder die Kiefer zusammenpressen konnte und sich ein zweites, tiefer klingendes Schluchzen durch die Stille zog.

Er schloss die Augen.
 

Nie wieder würde er ihr Lächeln sehen.

Dieses strahlende Lächeln, das ihn einst aus den Tiefen seiner selbst gezogen hatte und ihm zeigte, wie es sich anfühlte zu leben, und das nun nichts weiter als eine tiefe, leere Traurigkeit hinterließ. Ein Lächeln, das in seiner Seele dieses schwarze Loch hinterließ, genau wie die Tatsache, dass er ihr Licht nicht mehr spüren konnte, egal wie sehr er sich anstrengte, egal wie weit er versuchte seine Sinne zu strecken. Es kam nicht wieder und erneut schluckte er gegen die Tränen an, die sich schon lange ihren Weg aus seinen Augen gebahnt hatte, so dass ihm nichts weiter übrig blieb, als sich ein wenig in seinem Stuhl zurück zu lehnen.

Einen Stuhl, den er die letzten Stunden nicht ein einziges Mal, für keine einzige Sekunde verlassen hatte und gerade nun, jetzt wo die Tatsachen so kalt vor ihm serviert wurden, überkam ihn der so starke Drang aufzuspringen und zu gehen. Die Kälte hinter sich zu lassen und das tiefe, schmerzende Loch in seinem Inneren mit etwas zu füllen, von dem er selbst noch nicht wusste, was es sein sollte.

Vielleicht hatten seine Kinder ja doch Recht, vielleicht waren sie nur immer in seiner Nähe geblieben, hatten immer dieses eine wachsame Auge auf ihn, weil sie genau dies befürchteten und doch... doch blieb er einfach sitzen und versuchte dem einnehmenden Gedanken Einhalt zu gebieten, versuchte dem leeren Chaos einen Namen zu geben und dem Wahnsinn nicht nachzukommen. Einem Wahnsinn, den er nicht einmal beschreiben konnte und der am Ende doch nur als freudloses leises Lachen seine Lippen verließ, das so laut an den Wänden des kleinen Raumes widerhallte und selbst das Schluchzen seiner Tochter übertönte, eine unangenehme Stille erschuf. Erst dann, erst als er diesen Eindruck vollends in sich aufgenommen hatte, als er ihn annahm und sich vergewisserte, dass dieses furchtbare Geräusch nicht wiederkommen würde, lehnte er sich erneut nach vorne und öffnete die Augen.
 

Sah in dieses gelebte Gesicht, in dem keine Regung mehr zu finden war und schluckte.

Entwirrte die Finger einer Hand von den Ihren und führte sie langsam nach oben, um sie ein letztes Mal leicht über ihre aschfahle Haut zu fahren, sie zu spüren und die letzte Wärme in sich aufzunehmen, die noch in ihr zu finden war. Sie zitterten, wie ein lebloses Blatt im Wind zitterten seine Finger unaufhörlich und er spürte ihre Blicke auf sich wie er den Vulkan an Gefühlen in seinem Inneren wahrnehmen konnte.

Lächelte leise, so dass es gemeinsam mit den noch immer fließenden Tränen einen Anblick ergab, der eigentlich nicht zusammenpassen wollte, während er mit den Fingerkuppen sanft über ihre Lippen strich.

Wahrlich, er hatte immer gedacht vor ihr gehen zu müssen und diesen Schmerz nicht erleben zu müssen, ihn ihr zu überlassen, weil sie schon immer besser damit umgehen konnte. Weil sie Gefühle kannte und sie lebte, so wie sie ihn geliebt hatte und nun saß er hier und wusste nicht, was er machen sollte. Schwebte mit seinen Fingern nur Millimeter über ihrer Haut und ballte die Hand schließlich nur zu einer schwachen Faust, bevor er sie wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückführte und ihre Hand in die Seine nahm. Er wollte das hier niemals spüren, wusste von Anfang an, dass er es nicht so einfach überstehen würde und doch war er geblieben - all die lange Zeit über geblieben, die sie ihn brauchte, die sie ihn wahrnahm und selbst als ihr Geist langsam schwand und doch immer ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen thronte, in ihren glasiger werdenden Augen, war er geblieben.

Hatte den Schmerz mit jedem neuen Tag in sich aufgenommen und die Hoffnung gehegt, dass es nicht so enden würde. Nur dass eben jene Hoffnung zerschlagen auf dem Boden unter seinen Füßen lag und nie wieder kommen würde, so dass sich erneut seine Hand fester um die ihre schloss.
 

Er lehnte sich ein weiter nach vorne, beugte sich und schluckte.

Schüttelte den Kopf anhand der grausamen Ironie, das ihm sein eigenes Schicksal schon wieder bescherte und lächelte leicht. Nur ein kleines Zucken seiner Mundwinkel, das genauso schnell wieder verschwand, wie es gekommen war, während ihr Anblick erneut etwas in ihm sterben ließ. Sein Herz einen weiteren grausam schmerzenden Tanz aufführte und ihm mit jedem Schlag klarer sehen ließ, dass sie nicht mehr da war, während er weiter weilte und nicht wusste, was er mit diesem Wissen anfangen sollte.

Seine Tochter schluchzte erneut auf und für einen Augenblick riss er den Blick von seiner Frau und hob ihn, um sie anzusehen. Um den Schmerz in sich aufzunehmen und ihre Ähnlichkeit seinen Geist weiter zerreißen zu lassen, nur um den Blick wieder nach unten in das ausgezehrte Gesicht zu legen, tief durchzuatmen und es doch nicht zu schaffen. Er konnte dem Schmerz keinen Einhalt gebieten, konnte ihn nur in sich aufnehmen und das klaffende schwarze Loch in seinem Herzen, in seiner Seele betrachten.

Dort wo einst ihr Licht seinen Platz gefunden hatte.

Erst dann beugte er sich weiter nach unten und gab ihr einen letzten kleinen Kuss auf die Lippen, nahm die Tatsache in sich auf, dass viel zuviel Zeit vergangen sein musste, weil nicht mehr viel ihrer Wärme vorhanden war und es ihm selbst eine weitere Träne aus den Augen stahl, während er sich zurückzog. Nur ein Moment, es war nur ein winziger Moment, der im Lauf des Lebens eigentlich keine Bedeutung mehr hatte und doch bedeutete es alles für ihn. Riss ihm den Boden unter den Füßen davon und zerrte ein eigenes, seltsam klingendes Schluchzen aus seiner Kehle, während sich sein Brustkorb anfühlte, als wolle er bersten.

Nur ein Moment, ein so kleiner Augenblick, der ihm alles nahm.
 

Grausam alles mit sich riss, das er jemals besessen hatte und noch während das Geräusch langsam im Raum verebbte, legte sich die Hand seines Sohnes auf seine Schulter, schlossen sich seine Finger fester um die seiner Frau.

Als wolle er sie nicht gehen lassen, als würde diese einfache Tat ausreichen, um die Zeit zurück zu drehen und sie zu ihr zurückbringen. Aber er wusste, dass das nicht ging, er wusste, dass ihre Zeit endgültig abgelaufen war und auch jede noch so große Macht keine Chance hatte um sie ihm wieder zu bringen.

Er hätte vor ihr gehen sollen.

So müsste er dieses erbarmungslose Loch in seinem Herzen nicht spüren, diesen bestialischen Schmerz, der sich in ihm einnistete und jeden weiteren Atemzug zu einer wahren Qual, einer Folter reinsten Ausmaßes machte. Der sein Inneres langsam zerfetzte und nichts weiter übrig ließ als die Grundfunktionen, die dafür da waren, dass er ihr nicht einfach so folgen würde und er wusste, dass er das nicht konnte. Dass er sie wahrscheinlich nie wieder sehen würde, was den Schmerz in keiner Weise leichter zu ertragen machte, sondern nur ein weiteres gequältes Geräusch aus seiner Kehle zerrte, das er nicht aufhalten konnte.

Sein Leben war vorbei, genau wie das Leben, das vor ihm auf dem Bett lag und er ließ sich wieder nach unten sinken, so dass er seine Stirn auf die kalten Laken legen konnte, die Augen fest zusammengepresst, blieb ihm nichts weiter übrig als das nächste Schluchzen eisern zu bekämpfen, doch fehlte ihm die Kraft. Es zog sich abgehackt nach außen und erschuf ein Geräusch, dass sich selbst in seinen Ohren grausam anhörte - wie der heulende Ruf eines Wolfes in stiller kalter Nacht, der in den Schatten verschwand und widerhallte, während man die Angst und Panik alleine zu sein nicht mehr unterdrücken konnte.

Wie ein Wehklagen eines Geistes, der diese Dinge nicht verarbeiten konnte.

2.

You were something special
 

Kapitel 2
 

Drei Jahre waren nicht wirklich eine lange Zeit, wenn man sich darauf vorbereiten sollte in einen Kampf zu ziehen der den eigenen Tod bedeuten konnte. Es war aber eine lange Zeit, wenn man bedachte, dass man diesen Kampf eigentlich nicht für sich selbst ausfocht.

Ich schüttelte den Kopf über mich selbst, weil ich mich nicht verstehen konnte.

Ich hätte so viele Möglichkeiten gehabt, so viele Gelegenheiten um diesen Scheißplaneten zu verlassen und doch war ich noch immer hier und trainierte für jemanden, der mir noch immer so fremd war wie zu Anfang. Trainierte und trainierte, weil ich der Möglichkeit nicht aus dem Weg gehen wollte und mich selbst der Tod nicht mehr abschreckte... weil ich bereits einmal tot gewesen war.

Was hatte ich zu verlieren?

Noch immer hatte ich nichts und ich konnte mich kaum mehr erinnern, wie es sich anfühlte so etwas wie einen Gefährten zu haben, einen Partner, der mich begleitet, egal wohin die Reise gehen würde. Am Ende hatte ich die Letzten von uns in den Tod geschickt und bereute es nicht einmal mehr, weil sie es wahrscheinlich nicht anders verdient hatten. Radditz war zu schwach und hatte sich von seinem eigenen Bruder umbringen lassen und Nappa... war beizeiten so dumm wie er Muskelmasse hatte und hatte es wahrscheinlich genauso verdient.

Ich konnte nicht leugnen, dass mir auf diesem Matschball etwas genauso fehlte, wie es mir all die Zeit unter Freezer gefehlt hatte, aber all das Trauern würde mir wenig bringen, nutzte mir rein gar nichts, weil es auch nichts wiederbrachte. Ich konnte dadurch weder die Zeit zurückdrehen, noch irgendwas anderes bewirken, also stürzte ich mich in mein Training um zu vergessen.

Nicht zu vergessen wer ich war, sondern was ich alles verloren hatte.

Es war nicht nur mein Leben, das niemals wirklich so gelaufen war wie es vielleicht vorherbestimmt gewesen war, es war viel eher die Tatsache, dass ich von einem Umstand in den nächsten geworfen wurde und wieder einmal nichts dagegen hatte unternehmen können. Was nutzte mir all meine Kraft, wenn der kleine schwache Erdling es nicht wahrhaben wollte, wenn sie keine Angst vor mir hatte und mich einlud? Was nutzte mir all meine Kraft, wenn wir am Ende sowieso alle draufgehen würden, auch wenn ich diese Gedanken niemals offen zugeben würde.
 

Das Schlimme an der Sache war, dass sie mir einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte.

Es war, als würde sie förmlich auf eine sich ihr bietende Gelegenheit warten um mir über den Weg zu laufen, als würde sie es förmlich darauf anlegen sich mir in den Weg zu stellen und dabei nicht einmal selbst wissen, was sie damit bezweckte.

Sie lenkte mich nur ab und ich ließ es geschehen.

Ließ sie gewähren, anstatt etwas dagegen zu unternehmen und konnte nicht anders, als den nächsten Schlag ein wenig fester auszuüben, als er am Ende zwingend notwendig gewesen wäre. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte - auf einen unsichtbaren Gegner einzuschlagen war schon immer unbefriedigend, es fehlte einfach irgendwas, aber ich konnte es nun einmal nicht ändern und musste mich damit zufrieden geben, wollte ich alleine sein. Wollte ich meine Ruhe vor dem Leben da draußen, das ich weder einschätzen konnte, noch wirklich wollte, nicht verstand.

Ich schnaubte bei dem Gedanken und setzte einen Tritt nach, der einem normalen Menschen das Rückgrat gebrochen und ihn in zwei Teile gerissen hätte, während die eingestellte Schwerkraft des Gravitationsraumes an mir zerrte und mich auf den Boden zurück drücken wollte.

Diese dummen Menschen!

Sie lebten einfach so ihr Leben weiter, als würde nichts geschehen. Sie liefen zu Hunderten, zu verdammten Tausenden durch die Straßen und dabei ihrem Untergang entgegen, ohne es wirklich zu wissen und es widerte mich an. Es widerte mich an wie schwach sie waren und wie sie das so einfach machen konnten, aber wahrscheinlich konnte ich es nicht verstehen, weil ich niemals ein solches Leben gelebt habe.

Weil ich es niemals leben würde.

Ich konnte es nicht, der Kampf und der Drang danach stärker zu werden waren mir in die Wiege gelegt worden, befanden sich in meinem Blut und in jeder verdammten Zelle meines Körpers und ich wusste, dass es Kakarott in diesem Punkt wahrscheinlich nicht anders erging. So sehr ich diesen Saiyajin auch hasste, so sehr ich ihn verabscheute und liebend gern vom Antlitz dieses staubigen Planeten gewischt hätte, auf eine so sonderbare, mir unerklärliche Weise, behielt ich seine Aura immer in meinem Hinterkopf.

Er trainierte ebenfalls.

Und diese überaus dumme Frau machte auch nur all die Dinge, die sie bis jetzt auch gemacht hatte, ohne sich ihre Gedanken um die Zukunft anmerken zu lassen. Aber sie war nun einmal nicht dumm, ich wusste dass sie sich Gedanken darum machte, aber dennoch einfach so weiterlebte, wie sie es bisher getan hatte.

Was so auch nicht ganz stimmte, immerhin hatte sie mich in ihr Haus aufgenommen.

Ich grinste leicht und teilte den nächsten Schlag aus, nur um am Ende doch zu schnauben und mich darüber zu ärgern, dass sie mir meine Konzentration nahm. Dass meine Gedanken immer und immer wieder zu ihr zurückkehrten und sich fragten, warum ich eigentlich hier war, was sie wirklich damit bezweckte.

Aber sie verlangte nichts und das war auch gut so, weil sie sowieso nichts von mir bekommen würde und doch musste ich mich darüber wundern, zog die Augenbrauen zusammen und landete schließlich wieder auf dem Boden, schnaubte ein weiteres Mal und starrte an die gegenüberliegende Wand.
 

Was war es, dass sie mir immer und immer wieder im Kopf rumschwirrte?

Wieso wollte sie meine Gedanken einfach nicht verlassen und konnte ich mich nicht aufhören zu wundern, warum sie so bereitwillig einen Mörder, ein Monster bei sich aufnahm, dass sie vor nicht allzu langer Zeit eigentlich noch umbringen wollte? Ich hatte mich ihnen auf Namek doch nur angeschlossen, weil ich selbst einen Nutzen daraus ziehen konnte, weil es meine Chancen erhöhte, selbst wenn sie nichts weiter als schwache Menschen waren. Aber es waren Menschen, die das Augenmerk von mir genommen hatten und ich hatte die Gelegenheit einfach am Schopfe packen müssen, nur um am Ende doch draufzugehen.

Meine Arme verschränkten sich automatisch vor meiner Brust und meine Augen verengten sich zu Schlitzen.

Es war doch zum verrückt werden!

Selbst wenn sie nicht in meiner Nähe war, ging sie mir mit ihrer permanenten Präsenz in meinem Geist wirklich auf den Keks und ich knurrte tief in meiner Kehle, nur um das Geräusch langsam verebben zu lassen und einen tiefen Atemzug hinterher zu setzen. Schweiß lief mir über die Stirn nach unten und sammelte sich über meiner Augenbraue, nur um mir von dort aus direkt ins Auge zu laufen und ein weiteres Brummen zu ernten.

Es reichte! Es reichte wirklich, diese Frau machte mich wahnsinnig, lenkte mich ab, weil ich ihre Beweggründe noch immer nicht verstehen konnte. Weil ich schlicht und einfach nicht begreifen konnte, was in ihrem Kopf vorging und warum sie all diese Dinge machte, die ich eigentlich gar nicht verdient hatte. Nicht nur, dass sie mir dieses Dach über dem Kopf bot, diesen GR zur Verfügung stellte damit ich trainieren und mich für den Kampf rüsten konnte.

Einen Kampf, der nun mal nicht der ihre war, und den andere für sie ausfechten mussten, weil sie schlicht nicht genug Kraft dafür hatte. Aber warum lebte sie dann dennoch ein Leben, als würde es diese Gefahr nicht geben, wieso saß sie so oft gemütlich nach der Arbeit im Garten und genoss den verdammten Sonnenuntergang, der einem hier wirklich nur einen Brechreiz bringen konnte? Warum nahm sie all das, eine ungewisse Zukunft so sehr auf die leichte Schulter und scheute sich nicht zu sagen, dass sie das wenige an Zeit noch genießen sollte, wenn sie dann schon draufgehen würde.

Wieder knurrte ich.
 

Das war nicht zum verrückt werden, das war förmlich zum verzweifeln!

Wie schaffte es ein einzelner kleiner dummer und schwacher Mensch meine Gedanken so sehr einzunehmen, und das nur, weil ich sie nicht begreifen konnte. Wie schaffte es ein einzelner Mensch mich derart durcheinander zu bringen und sogar mein verfluchtes Training zu stören?

Wie konnte sie lächeln, wenn sie wusste, dass sie sterben würde?

Ich hätte sie damals wirklich einfach umbringen sollen, einer mehr oder weniger auf meiner langen Liste machte nun wirklich keinen Unterschied mehr. Ich hätte ihr das Genick brechen und wieder gehen sollen, aber irgendwas hat mich abgehalten, irgendwas, das mich selbst jetzt noch abhielt und ich es einfach nicht beschreiben konnte.

Ich hätte nicht hierher zurückkehren sollen, nachdem ich Kakarott gesucht hatte.

Ich hätte einfach im All bleiben sollen und endlich ein Leben leben, das ich mir schon immer gewünscht hatte - fernab von Freezer und seinen Befehlen, fernab von jeglichen anderen Kreaturen, die meinten über mich bestimmen zu müssen, aber da hat mir wohl meine Sucht nach Rache einen Strich durch die Rechnung gemacht, so dass sie gehörig am Ziel vorbeilief. Ich hätte es wirklich anders machen sollen, nur um mich am Ende nachdenkend doch hier wieder zu finden und kurz die Augen zu schließen.

Was brachte es mir?

Was brachten mir all diese Gedanken, wenn ich doch sowieso nicht den Schwanz einziehen und gehen würde, weil ich es gar nicht konnte. Es ginge rein theoretisch, aber ich war nun einmal niemand, der davonlief und einem Kampf aus dem Weg ging und wenn das bedeutete, dass ich dafür hier bleiben musste, dann tat ich das.

Meine Rache würde ich schon noch bekommen.

Dann wenn dieser beschissene Kampf zu Ende war und diese blaue Kugel im Universum einmal mehr gerettet. Lächerlich! Ich war wirklich lächerlich geworden hier zu bleiben, aber wo sollte ich sonst hin? Es gab keinen Planeten mehr, auf den ich hätte zurückkehren können und es gab nichts anderes mehr, das mich da draußen in der Schwärze des Alls gehalten hätte. Es gab wirklich rein gar nichts mehr und der Gedanke machte mich so sauer, so wütend auf mich selbst und diese ganze beschissene Sache, die doch alles erst ins Rollen gebracht hatte.

Ich powerte auf und schob einmal an diesem Tag die Gedanken zu Seite, begann mein Training von vorne und würde erst aufhören, wenn ich vor Erschöpfung umfiel.

Dragonballs, pah!

~~~***~~~
 

Die Dragonballs brachten ihn hier und heute auch nicht weiter und er war versucht ein bitteres Lachen seiner Kehle entfliehen zu lassen, bevor er es doch im letzten Moment wieder hinunter schluckte und einen zittrigen Atemzug nahm. Noch immer saß er so vornüber gebeugt auf seinem Stuhl und verwerte sich jede weitere Bewegung, verwehrte sich ihre Hand loszulassen und die immer kälter werdende Wärme ganz verschwinden zu lassen. Verwehrte sich einen Blick nach oben in das Gesicht seiner Tochter, das seinem Herzen mit dieser Furcht erregenden Ähnlichkeit ja doch nur einen Stich verpassen würde und verwehrte sich den Blick zu seinem Sohn, der noch immer neben ihm stand und wohl selbst nicht wusste, was er machen oder gar sagen sollte.

Ewiges Leben... das würde ihm jetzt auch nichts mehr einbringen. Es würde nur das Leid verlängern, das er einmal mehr in seinem Leben spüren musste und würde es wahrscheinlich so oft wiederbringen, dass er es sich im Nachhinein nicht einmal mehr vorstellen wollte.

Was brachte ihm ewiges Leben, zu was waren die Dragonballs gut, wenn es am Ende ja doch nur ein ganz normaler Tod gewesen war, der sie ereilt hatte? Sie konnten ihm nicht mehr helfen und würden es auch nicht schaffen all seine Sünden von ihm zu waschen, so dass er am Ende vielleicht doch ein Leben in der Nachwelt mit ihr verbringen konnte. Sie waren wirklich unnütz geworden und er wollte sich in diesem einen Moment wirklich nicht einmal vorstellen, wie das Leben von jetzt an sein würde, wie er es schaffen sollte diese Welt am Leben zu lassen, wenn alles in ihm nach endloser Wut schrie.

Wut auf sich selbst, weil er ihr nicht helfen konnte und eine so große, unbestimmte Wut auf sie, weil sie ihn einfach so alleine gelassen hatte.
 

Aber hatte er das nicht schon immer gewusst?

Hatte er nicht schon immer gewusst, dass er länger lebte als ein Mensch, hatte er nicht schon immer geahnt, dass es einmal so enden würde, wenngleich er immer gehofft hatte, dass ihn eines Tages ein Kampf dahinsiechen würde, damit er all dies nicht mitmachen musste? Hatte er es sich immer so stark erhofft, dass er die Wahrheit nicht hatte sehen wollen, dass er sie so lange verdrängt hatte, bis es zu spät war und er die bittere Realität schlucken musste wie eine zu groß geratene Pille, die ihm im Hals stecken blieb.

Er wollte sich nicht bewegen und sie damit ganz verlieren.

"Dad." Nur ein Flüstern, dass es kaum schaffte gegen das Schluchzen seiner Schwester anzukämpfen, aber wahrscheinlich sollte es das auch gar nicht. Er gab keine Reaktion, zu gefangen in dem alles einnehmenden Trauergefühl, das ihn so plötzlich mit der Erkenntnis befallen hatte, dass sie nicht mehr da war und das schwarze Loch in seiner Seele zu füllen versuchte.

"Dad, bitte." Nur einen Hauch lauter, drängender und er schüttelte den Kopf, umfasste ihre klammen und leblosen Finger ein wenig fester, als wolle er alleine damit sagen, dass er nicht gehen würde. Dass er sie nicht alleine lassen würde, egal was geschah, egal was noch kommen würde. Es war egal, was Trunks zu sagen hatte, alles in ihm und um ihn herum verlor in der Schwere seines eigenen Geistes seine Bedeutung und wurde zu einer Nichtigkeit, die einfach nichts ersetzen konnte. Es war ihm wirklich egal, wie sie ihn sahen und was sie vielleicht dazu denken mochten, er konnte sich auch nicht darum kümmern, dass auch sie eine Mutter verloren hatten und vielleicht eine starke Person an ihrer Seite brauchten... er konnte es nicht, weil er selbst kurz davor stand auseinander zu fallen und jegliche Stärke, die er jemals besessen hatte, mit ihr gegangen war.
 

"Die anderen sind hier, Dad." Natürlich, ihm war völlig bewusst gewesen, dass es so kommen würde und hatte sich eigentlich vorgenommen sein Gesicht zu wahren und sie allesamt wieder aus diesem Haus zu schmeißen, aber am Ende konnte er sich nicht weiter rühren, als einfach nur noch einmal den Kopf zu schütteln und freudlos zu schnauben. Leise, als wäre es nichts weiter als ein etwas tieferer Atemzug, nur um das nächste bittere Lachen über die Ironie der Sache zu kaschieren.

Wären sie alle eher gekommen, dann hätten sie sie noch einmal lebend gesehen, so aber war es nichts weiter als die leere Hülle, die sie sich noch ansehen konnten. Eine Hülle, die zu Staub zerfallen würde und ihn danach gänzlich alleine ließ und er spürte, wie sich die Hand seines Sohnes wieder auf seine Schulter legte. Vorsichtig, als würde er im nächsten Moment herumwirbeln und sie von sich schlagen, als wäre er so zerbrechlich wie eine getrocknete Blume... die eigentlich vor ihm auf dem Bett lag und abermals zog sich ein Geräusch aus seiner Kehle, das er einfach nicht aufhalten konnte, während er die eigenen Finger fester um die ihren schloss.

Und nun drückten sie doch zu, die Finger die sich auf seiner Schulter befanden und die Situation schien so falsch, so unendlich falsch und doch konnte er nichts daran ändern, konnte es nicht verhindern und sich selbst nicht dazu bringen als der zu handeln, der er eigentlich war.

Denn das war er schon so lange nicht mehr.
 

~~~***~~~

Sie stand in der Küche als ich ebenfalls dort eintrat und beinahe sofort sprang ein riesiges Lächeln auf ihre Lippen, als sie aufsah und mich erblickte. Es schien fast so, als hätte sie auf mich gewartet, als würde sie seit Stunden hier stehen und darauf warten, dass im GR das Licht ausging und ich eine Pause für die Nacht einlegte um meinen müden Geist, meine müden Gelenke wieder zu erholen. Als hätte sie hier gestanden und darauf gewartet, nur um am Ende so unauffällig wie möglich wirken zu wollen, mit ihrer Tasse Tee in der Hand, mit dem Rücken an die Küche gelehnt.

Als hätte sie darauf gewartet, dass ich diesen Weg nehmen würde und sie wusste so gut wie ich ihre Zeiten kannte, dass ich einen Abstecher in die Küche machen würde.

Für einen winzigen Augenblick verlor ich den Takt meiner Schritte und kaschierte es eigentlich nur dadurch, dass ich meine Hand hob und mir durch die Haare fuhr, bevor sich meine Augen verengten. Was wollte sie denn nun schon wieder, war es denn immer noch nicht genug, dass sie mich in meinen Gedanken verfolgte und ich ihre Gründe trotz all der Zeit, die ich jetzt hier verbrachte, noch immer nicht entschlüsselt hatte? Reichte es denn wirklich noch nicht, dass sie und ihre dämliche freundliche Art mir auf den Keks gingen und ich mich trotz allem fragte, was sie zu bedeuten hatte.

Mir gegenüber?

Nein, wenn ich ehrlich war, lächelte sie eigentlich jeden an. Ein Lächeln, das genau so eine Maske darstellte wie ich sie trug und lediglich bei ein paar wenigen Menschen ihre Augen auch wirklich erreichen konnte. Ich beobachtete sie schließlich nicht umsonst, es war besser alles über deinen Feind zu wissen, als hinterher aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden.

Nur... dass sie kein Feind war.
 

Dass ihr blödes Lächeln gerade und ausgerechnet bei mir ihre Augen zum strahlen brachten und ich bei dieser Erkenntnis unweigerlich eine Augenbraue leicht nach oben zog, bevor ich mich selbst dabei erwischte und mich abwandte, ein leises Geräusch in meiner Brust formte und die Kühlschranktür aufriss.

"Mama hat dir was übrig gelassen. Ich kann's dir warm machen, wenn du möchtest." Sie redete oft viel und viel zu oft einfach zu laut, aber jetzt trug ihre Stimme einen gewissen Unterton, den ich nicht deuten konnte, so dass ich mich unweigerlich und eigentlich ungewollt wieder ihr zuwandte. Sie lächelte wieder, doch fiel es ein wenig in sich zusammen, als ich sie einfach nur anstarrte und keine weitere Reaktion von mir gab, so dass es am Ende ganz verschwand und sie kurz auf ihrer Unterlippe kaute. Ich machte sie nervös, das konnte ich schon ein paar Mal beobachten, aber anders als das, erreichte ich mit meinem Starren gar nichts. Keine Angst mehr und ich verstand es nicht, so dass ich schließlich selbst nur eine Augenbraue hob.

"Es ist nicht im Kühlschrank, Vegeta." Natürlich, deswegen hatte ich es auch nicht gesehen und innerlich seufzte ich ein leises Seufzen über mich selbst, weil ich es einfach nicht zu Stande brachte sie links liegen lassen. Die Kühlschranktür fand ihren Weg mit einem lauten Geräusch wieder zurück an ihren Ursprung und ich drehte mich ihr halb zu, nur um sie stumm dabei zu beobachten, wie sie wieder anfing zu lächeln und sich ebenfalls umdrehte.

"Möchtest du es jetzt warm oder hast du es eilig und willst es lieber kalt essen." Alleine das Wort brachte meinen Magen zum leisen Knurren und beschämt zog ich meine Augenbrauen zusammen, wandte mich wieder leicht ab und verschränkte die Arme. Ihr leises Lachen machte es nicht zwingend besser, aber dennoch konnte ich hören, dass es keinesfalls Schadenfreude war, die sich in ihm befand.

"Mach es warm." Erdenessen schmeckte warm immer noch am besten, auch wenn ich ganz andere Dinge gewohnt war. Es machte mir eigentlich nichts aus, es kalt zu essen und es stellte im Vergleich zu so einigen früheren Mahlzeiten eine deutliche Verbesserung dar... aber wenn ich schon einmal hier war, dann konnte ich die wenigen Vorzüge auch genießen, die dieses Leben mit sich brachte.

Zumindest solange bis uns die Cyborgs in der Luft in kleine Fetzen rissen.
 

Sie lächelte nur wieder und tat stumm, was ich gesagt hatte, ohne es zu hinterfragen, ohne sich Sorgen darum zu machen, dass ich sie hinterrücks angreifen könnte. Aber seien wir ehrlich, ich habe ihr niemals seit ich hier war auch nur einen einzigen Grund gegeben wirklich Angst zu haben, ich habe ihr niemals angedeutet, dass ich das alles nicht wollte, sondern lediglich stumm angenommen und mich in diesem Haus bewegt, weil ich keine andere Wahl hatte.

Ich hätte mir das beschissene Essen auch selbst warm machen können. Ich hätte es einfach so nehmen und nach oben in mein Zimmer verschwinden können und doch stand ich noch immer hier und sah sie aus den Augenwinkeln an, beobachtete sie.

"Wie schaffst du es nur den ganzen Tag in diesem Ding zu sein?" Ihr eigener Blick fiel aus dem Fenster in den Garten, dorthin wo der GR sein Dasein fristete und ich zog erst eine Augenbraue nach oben und folgte ihrem Blick, bevor ich der Spiegelung meiner selbst dabei zusah, wie sie die Augenbrauen wieder tief ins Gesicht zog. Sie sah mich an, ich konnte es spüren und ich wusste auch, dass sie eine Antwort erwartete, sie wollte.

"Es ist effektiver als eure mickrige Schwerkraft.", erwiderte ich trotz allem leise und fragte mich nicht zum ersten Mal, warum ich überhaupt mit ihr sprach, mich mit ihr abgab. Warum ich nicht gleich kehrt gemacht hatte, nachdem ich sie so offensichtlich wartend in der Küche entdeckt hatte.

"Ja ich weiß, ich hab das Ding schließlich mit erfunden." Sie strahlte mich förmlich von der Seite her an und erwartete wahrscheinlich einen Kommentar darauf, aber ich verengte lediglich meine Augen ein wenig mehr. Was wollte sie von mir, verdammt noch mal?!

"Du kannst dich rühmen, wenn wir in etwas über zwei Jahren noch leben." Als wolle die Mikrowelle meine Aussage unterstreichen, schrillte sie in genau diesem Moment los und ich konnte erst sehen, wie ihr Lächeln erneut fiel, bevor sie zusammenzuckte und den Teller schließlich aus dem Gerät holte.
 

"Ich weiß das, Vegeta, du musst mich nicht jedes Mal daran erinnern." Das tat ich gar nicht, weil es reichte, wenn ich mich selbst daran erinnerte und beobachtete sie stumm, wie die den Teller auf den Tisch stellte und sich genau gegenüber diesem Platz setzte. Na toll, nicht einmal zum Essen hatte man hier seine Ruhe, aber ich hatte Hunger und eigentlich schon viel zu lange gewartet, was das nächste Magenknurren auch bewies, als ich den herrlichen Geruch tief in meine Nase sog.

"Ich denke selbst viel zu oft daran." Ich hatte mich lange gesetzt und angefangen zu essen, nur um jetzt mit vollem Mund wieder aufzusehen und eine Augenbraue nach oben zu ziehen. Und wieder - wieder lächelte sie mich nur mit diesem Strahlen in den Augen an, das wirklich nur wenige Personen wirklich zu sehen bekamen und ich fragte mich, warum ich eine von ihnen war.

"Ich will noch nicht sterben. Und es ist soviel schlimmer zu warten, wenn man weiß, wann das Ende kommen könnte." Hm, vielleicht hatte sie Recht und ich sah wieder nach unten um weiter zu essen.

"Aber zu was haben wir euch? Ihr werdet sie sicherlich besiegen." Musste das sein? Da konnte einem ja wirklich der Appetit vergehen... wen hatte sie denn? Einen Haufen schwacher und feiger Erdlinge, einen Unterklasse-Saiyajin und einen gefährlichen Massenmörder in ihrem eigenen Haus, der nicht einmal mehr ein Volk für seinen Titel aufbringen konnte und keine Heimat hatte.

Beinahe hätte ich mich verschluckt.

Sie setzte Hoffnungen in mich, die ich wahrscheinlich niemals erfüllen konnte und wieder, wieder konnte ich mich nur fragen, warum sie das tat. Warum sie die Hoffnung hegte, dass ich für dieses jämmerliche Volk in die Presche springen würde, warum sie dachte, dass ich hier blieb?

Aber ich konnte mir die Frage selbst beantworten, weil ich vorhin eigens gesagt hatte... wenn WIR noch leben.

~~~***~~~
 

Damals hatte es so einfach angefangen, so unschuldig begonnen, dass er es selbst erst begriffen hatte, als es schon zu spät war. Aber im Nachhinein bereute er keine einzige Sekunde, nicht eine Minute, die er mit dieser Frau verbracht hatte und sah am Ende doch noch auf, als er die Tür öffnen hörte. Nur einen Augenblick, einen winzigen Augenblick lang sah er demjenigen in die Augen, der es wagte seine Ruhe zu stören, seine Trauer zu sehen und wandte sich dann wieder ab, sah zurück auf das schlafende Gesicht Bulmas.

Aber sie schlief nicht, nicht wahr?

Er schluckte und presste die Zähne aufeinander, versuchte das fürchterliche Geräusch, das sich in seinem Brustkorb formte und ihn zusammendrückte, hinauf zu seiner Kehle wanderte und ebenfalls dort das Gefühl des Erstickens hinterließ, dort zu behalten wo es war. Es war genug, es reichte wirklich, dass seine eigenen Kinder ihn so sehen mussten, ihn so gesehen hatten und er musste nicht noch einen Namen auf dieser Liste hinzufügen, so dass er sich am Ende nur noch wieder ein wenig nach hinten lehnen konnte, ohne dabei die Hand loszulassen, die sich die gesamte Zeit schon in der seinen befand.

Die Tür fiel leise wieder ins Schloss und er presste die Lippen zusammen, ohne den Blick von ihr zu nehmen. Er war hier, Kakarott war hier in diesem kleinen Raum, zusammen mit ihm und seinen Kindern und nun? Wollte er sie ihm wegnehmen? Wollte er sich schlicht und einfach verabschieden und... wieder schluckte er, während ein flüchtiges Lächeln über seine Lippen huschte und er schließlich nur den Kopf schüttelte.

Nein, er würde sie ihm nicht wegnehmen.

Kakarott hatte alles Recht dazu sich zu verabschieden und er sollte ihm nicht im Weg stehen, wenngleich es ihm ganz simpel einfach nicht möglich war, sich einen Millimeter zu erheben, sie loszulassen und zu gehen. Er konnte es nicht, starrte nur wie paralysiert auf ihr ruhendes Gesicht, den Frieden, den sie selbst jetzt noch ausstrahlte und spürte doch ihre Blicke auf sich.
 

Blicke voller Sorge, voller Schmerz und vor allem... voller Trauer.

Einer tiefen Trauer, die er selbst auf seinem Gesicht tragen musste, die sich in seinem Herzen eingenistet hatte und es immer wieder zum Stolpern brachte, wann immer ihm bewusst wurde, was er wirklich verloren hatte. Er sah nicht zurück, konnte ihnen nicht in die Augen sehen, denn alles was er sehen wollte, war die tragische Schönheit vor seinen eigenen Augen, die langsam immer mehr verblasste und auch nicht wiederkommen würde.

3.

Kakarott biss sich auf die Innenseiten seiner Wangen und wusste für einen Augenblick lang nicht, was er machen sollte. Natürlicherweise war die Stimmung in diesem Raum alles andere als fröhlich, aber er hatte auch nichts anderes erwartet, konnte selbst nichts anderes fühlen als diese unbestimmte Traurigkeit, die sich mit dem erlöschen von Bulmas Aura in seinen Geist gelegt hatte. Sie war schon immer irgendwie da gewesen, war schon früh so lange an seiner Seite gewesen, dass er den Verlust kaum begreifen konnte und doch wusste er, dass es einfach so war.

Dass keine Macht im ganzen Universum etwas dagegen unternehmen konnte.

Und er presste die Kiefer aufeinander, weil diese schlichte Erkenntnis beinahe ausgereicht hätte, um ihm die Tränen in die Augen zu treiben, aber stattdessen konnte er es nicht zulassen. Nicht, wenn bereits jemand in diesem Raum ungehemmt weinte und ihre Trauer mit den Tränen nach außen zu tragen versuchte. Nicht, wenn der Blick von Trunks auf ihm lag und etwas in seinen Augen stand, dass er wirklich nicht entschlüsseln konnte, vielleicht auch gar nicht verstehen wollte. Er wusste es nicht, er wusste es in diesem einen so langen Moment wirklich nicht und blickte nur ruhig zurück, um ihn schlucken zu sehen. Lange Sekunden sahen sie einfach nur an, bevor er mit einem eigenen Schlucken seinerseits leicht nickte und nur ein leises Kopfschütteln erntete.

Warum?

Natürlich, er verstand all die Gefühle, die hier so offen in der Luft hingen und ihm die seine drohte abzuschnüren. Er kannte all diese Dinge, weil er genau dies vor nicht allzu langer Zeit selbst hatte durchmachen müssen und die Nachwirkungen seines eigenen Verlustes noch immer auf seiner Seele spürte und doch ging das Leben irgendwie weiter, doch hatte er sich mit der unumstößlichen Tatsache arrangiert und sie nicht in Frage gestellt.

Es hatte so kommen müssen und erneut schluckte er schwer, um letzten Endes den Blick förmlich von Trunks losreißen zu müssen und auf das Bett zu legen.
 

Seine Lippen pressten sich zu einer schmalen Linie zusammen und sein Herz verkrampfte sich bei dem Bild, das sich ihm bot. Es schmerzte so tief in seinem Inneren, dass er nicht einmal Worte dafür gefunden hätte um es zu beschreiben, nicht einmal dann, wenn er es wirklich gewollt hätte. Sie war alt geworden, schoss es ihm unpassender Weise durch den Kopf und beinahe hätte er über sich selbst den Kopf geschüttelt - das waren Worte, die er ihr seit damals, vor so langer Zeit schon nicht mehr gesagt hatte und er bereute es nicht. Sie war alt geworden, ja, aber was spielte das in seinem Denken wirklich für eine Rolle?

Ihre grauen Haare, die einst soviel Farbe besessen hatten, lagen matt auf dem Kissen und er musste wiederholt schlucken, damit sich der Kloß aus seiner Kehle fernhielt und sie nicht vollends zuschnürte. Es tat weh, auf seine ganz eigene Weise tat es einfach nur weh einen geliebten Freund zu verlieren, aber sie alle hatten es gewusst, hatten gewusst, dass es ein Ende finden würde.

In diesem Spiel würde es niemals einen Sieger geben und er wusste auch, dass er irgendwann als Verlierer daraus hervorgehen würde. Natürlich nahm er sich der Trauer an, natürlich verstand er den Drang ihrer Tochter so hemmungslos zu weinen und würde niemals etwas dagegen sagen und sicherlich verstand er auch Trunks, der seinerseits zwar erwachsen geworden, aber noch immer ein Sohn war und zuviel von Vegeta mitbekommen hatte. Was sich darin resultierte, dass man seine Trauer, seinen Gram und blinden Zorn gegen die Fairness der Welt zwar sehen konnte, er es aber niemals zulassen würde zu weinen wie seine kleine Schwester.

Kakarott verstand all das, und lebte es auch in Wahrheit, aber dennoch war es schwer die Realität zu greifen und als das zu akzeptieren, was es wirklich war - ein Abschied.
 

Wieder presste er die Kiefer ein wenig fester zusammen und riss seinen Blick von ihrem so alt erscheinenden und doch friedlichen Gesicht los, um ihn ein wenig nach unten schweifen zu lassen. Erneut musste er schlucken, musste wirklich ein weiteres Mal gegen den schweren Kloß in seinem Hals ankämpfen, als ihm bewusst wurde, dass sich ihre Brust nie wieder heben und senken würde, dass sie stumm und still dort lag und die einzigen Geräusche von den Personen waren, die sich noch hier befanden. Und es schmerzte ein weiteres Mal so hart, tat schlicht und einfach in einem Teil seines Inneren weh, in dem sie schon so zeitig einen Platz eingenommen hatte und noch bis heute besaß, dass er nicht wusste, wie zittrig der nächste Atemzug ausfallen würde.

Zittriger als ihm lieb war und doch ließ er es geschehen.

Ließ einen Ausdruck in seine Augen einkehren, der alles andere als mitleidig wirkte und doch all seinen eigenen Kummer ausdrückte, all seinen eigenen Schmerz, den er selbst nicht fähig war zu zeigen. Nur ein leichtes und schnelles Lecken über seine Lippen, um die staubige Trockenheit zumindest für ein paar kleine Sekunden davon abzuschütteln, weil er nicht anders konnte als es ihm nahegehen zu lassen. Auch er war älter geworden war und selbst wenn man manchmal nicht annehmen konnte, dass auch er irgendwann reifen konnte, so war er an der Zeit gereift, die bereits hinter ihm lag, war an dem Verlust gereift, den auch er erlitten hatte und konnte diesem hier und jetzt so gegenüberstehen, wie es einer guten, langjährigen Freundin gebührte.

Er konnte sie ansehen und akzeptieren, wenngleich sich ein Teil von ihm wünschte, dass er dies nicht müsste, dass er die Zeit zurückdrehen könnte und einige ihrer Abenteuer noch einmal erleben könnte. Einige ihrer, so fern erscheinenden Jahre noch einmal durchleben könnte.
 

Noch einmal jung zu sein, selbst wenn das ein ziemlich törichter und naiver Wunsch war, der ihm ein flüchtiges Lächeln auf die Lippen trieb, bevor auch dieses wieder verschwand und der neu gewonnenen Trauer einen Platz einräumte. Er nahm einen weiteren tiefen Atemzug und leckte sich abermals über die trockenen Lippen, weil die Feuchtigkeit schon wieder verschwunden war und versenkte die Hände in den Taschen seiner Hose.

Ließ den Blick weiter wandern und konnte nicht anders als schwer zu schlucken, als er bei ihren Händen angekommen war.

Bei der Hand, die Vegeta noch immer in der seinen hielt und wahrscheinlich so schnell auch nicht vorhatte, sie wieder loszulassen. Er konnte es verstehen, konnte wirklich nachvollziehen, wie sich der andere Saiyajin fühlte, wenngleich es in seinen Augen irgendwie falsch erschien. Wenngleich er ihn immer schon für soviel stärker als sich selbst gehalten hatte, wenn er seine Gefühle schon immer soviel besser unter Kontrolle hatte als Kakarott selbst und sie niemals so offen zeigte, wie es diese eine Geste alleine schon tat. Er hatte immer angenommen, dass Vegeta diesen einen Verlust zwar mit Trauer hinnehmen und annehmen würde, aber er kam nicht umhin diese eine, so berührende und private Geste als das zu sehen, was sie war - Schmerz.

Auch Vegeta besaß Gefühle, das hatte er schon immer gewusst, schon immer als das gesehen, wie es war. Er hatte so viele von ihnen und hatte sich nur immer wieder selbst verboten sie zu zeigen, so dass es nun ein endlos langes Bild ergab, das schlicht kein Ende finden wollte. Ein Bild, das sich so sehr in seinen Geist einbrannte, dass er es wahrscheinlich niemals vergessen würde und vielleicht wollte er das auch gar nicht.

Es wäre nicht richtig gewesen.
 

Nicht richtig diese Erinnerung wegzuschmeißen und nicht als das anzuerkennen, was es schien. Die Wahrheit, die reine und schlichte schmerzende Wahrheit über seine Freundin, über einen Mann, den er schon immer als Freund gesehen hatte. Ein Mann, der dort saß und die Hand seiner Frau hielt, wenngleich sie es eigentlich gar nicht mehr spüren konnte, wenn es keinen Sinn mehr hatte es zu tun und die Tat an sich sinnlos erscheinen ließ und doch steckte hinter dieser einfachen Handlung etwas, das Kakarott nicht beschreiben konnte.

Das ihn erneut zum schlucken brachte, nur um einen tiefen Atemzug zu nehmen und für einen Augenblick die Augen zu schließen. Das Bild in sich aufzunehmen und zur gleichen Zeit doch wieder zu verdrängen, aus seinem Geist zu schieben und vergessen zu wollen, weil es soviel preisgab, das er eigentlich schon immer wusste und doch niemals wahrhaben wollte.

Er öffnete die Augen wieder und ließ sie den Arm Vegetas nach oben wandern. Ganz langsam, als würde es ihm alleine innerliche Schmerzen bereiten es überhaupt zu versuchen, wanderten seine Augen Zentimeter um Zentimeter weiter nach oben und für einen Moment war er sich nicht sicher, ob er das wirklich wollte. Presste die Kiefer aufeinander und versuchte das wilde Pochen seines Herzens unter Kontrolle zu halten, nur um doch den nötigen Mut zusammen zu kratzen und den Blick weiter wandern zu lassen. Vorbei an seiner Schulter, seinem Hals, bis hin zu seinem Gesicht, das einen Ausdruck hielt, den er erneut nicht beschreiben konnte.

So voll von Trauer, dass es ihm die Luft abschnürte.
 

Das Schluchzen hinter ihm riss ihn für einen Moment aus seinen Gedanken und er schloss seine Augen ein weiteres Mal, um sich wieder zu sammeln, um das schmerzhafte Schlagen in seinem Brustkorb wieder unter Kontrolle zu bringen. Doch das Bild hatte sich nicht verändert, Vegeta saß noch immer so bewegungslos dort und starrte seine Frau an, als wäre sie noch immer dort, als wäre sie noch nicht von ihnen gegangen und wenn er nicht hin und wieder blinzeln würde, dann würde Kakarott sogar annehmen wollen, dass er bereits mit ihr gegangen war.

Aber das war er nicht, er sah es am leichten Heben und Senken seiner Brust, am angestrengten Schlucken und vor allem an diesen Augen, die in diesem einen Moment soviel Gefühl in sich trugen, dass es ihm beinahe schon körperliche Schmerzen bereitete.

Er wollte wirklich etwas sagen, aber am Ende blieb es nur wieder an einem Schlucken, weil er schlicht und einfach nicht wusste, was er hätte sagen können. Der Verlust war auch für ihn sehr schmerzhaft, aber er wollte wirklich nicht wissen, was in einem so engagierten und leidenschaftlichen Mann wie Vegeta vorging, was diese ganze Sache am Ende wirklich mit ihm anrichtete. Er wollte etwas sagen und schloss seinen bereits geöffneten Mund doch wieder, weil er ihn schlicht nicht aus seiner Starre reißen wollte, aus seinen Gedanken, die man ihm nicht ansehen konnte und vor allem nicht aus seinem Gefühl. Auch wenn das Gefühl so zerstörerisch wirkte, wenn es so fremd an Vegeta schien, aber wenn man einmal hinter diese nichts aussagende Fassade geblickt hatte, dann wusste man, dass diesem Mann nicht nur Hass und Wut innewohnte.

Dann wusste man, dass er diese Frau wirklich geliebt hatte.
 

Was wahrscheinlich das Schlimme an der ganzen Sache machte und für einen Augenblick riss er seinen Blick von diesem Gesicht los und musste tief durchatmen, weil er nicht greifen konnte, wie es sich wirklich anfühlte. Wie Vegeta dort saß war eindeutig und alleine dieser eine Blick als er ins Zimmer gekommen war hatte Bände gesprochen, die er so niemals sagen würde. So wie er dort saß und sich partout weigerte diese Hand loszulassen, sich in keiner Weise irgendwie bewegte und den Blick starr auf ihr Gesicht gerichtet hatte... jetzt. Zuvor war das Bild beinahe noch bizarrer und er würde es niemandem glauben, wenn er es nicht zur Hälfte selbst gesehen hätte.

Wenn ihm dieser eine Blick nicht schon beim Eintreten eine Gänsehaut beschert hätte.

Beinahe schien es, als würde Vegeta die anwesenden Personen gar nicht wahrnehmen, als würde er sie schlicht und einfach ausblenden und in seiner eigenen kleinen Welt diese Hand halten, ohne dass ihn jemand dabei stören konnte. Es schien wirklich so, als wäre die Zeit für diesen Mann stehen geblieben und auch wenn man die bittere Erkenntnis, den Schmerz in seinem Gesicht sehen konnte, so blieb diese eine kleine und unbestimmte Hoffnung bestehen, dass doch alles am Ende nur ein Traum war und er wieder aufwachen würde.

Aber wenn er aufwachte, dann war der Traum nicht zu Ende.

Er wusste aus eigener Erfahrung, dass das Erwachen ein wirklich schlimmes war und sobald er damals die Augen geöffnet hatte und sein Geist ihm unmissverständlich gesagt hatte, was geschehen war, die gesamte Tragweite erst dann auf ihn eingestürzt war... wie eine Attacke, die ihn aus dem Hinterhalt traf, hatte sie ihn noch liegend im Bett förmlich von seinen Beinen gefegt und eine innere Trauer hinterlassen, die ihm augenblicklich die Tränen in die Augen hatte schießen lassen.

Es war unfair, hatte er so oft gedacht, aber nun zu dem Stand gekommen, dass es einfach der Lauf des Lebens war. Eine Tatsache, die man nicht ändern konnte und die jeden ereilen würde und doch...

Kakarott blickte zurück zu Vegeta und seufzte leise.
 

Er wusste wirklich nicht, wie dieses erste Erwachen für den unweit Älteren ausgehen würde, er wusste wirklich nicht, welche Brücken seines Geistes am nächsten Morgen derart eingerissen werden würden, dass es eine Katastrophe oder gar nichts geben konnte. Er wusste schlicht und einfach nicht, wie viel Leidenschaft in diesem Mann wirklich steckte, um die gegebene Tatsache am Ende als jenes zu akzeptieren, was es auch war.

Noch schien er ruhig - für seinen Geschmack beinahe ein wenig zu ruhig und es wäre beängstigend, wenn diese Ruhe in das genaue Gegenteil umschlagen könnte. So aber konnte er ihn nur ansehen und schwer schlucken, versuchen seine Lippen ein weiteres Mal zu befeuchten und seinen Mund ansonsten geschlossen halten, weil er schlicht nicht wollte, dass der brodelnde Vulkan aus Gefühlen in seinem Inneren schneller zum Ausbruch kam, als es zwingend notwendig gewesen wäre. Zuerst sollte er sich selbst damit auseinandersetzen, ihn zu irgendwas zu drängen, ihm die Augen öffnen zu wollen und sagen zu wollen, dass es leider nun einmal der Lauf der Dinge war... war nicht das, was Vegeta brauchte.

Er brauchte Geduld, so wie Bulma sie ihm immer gegeben hatte.

Er brauchte vielleicht sogar jemanden, der ihn auffangen konnte, wenn die Erkenntnis am Ende seinen Geist eingenommen hatte und er die gesamte Tragweite erfuhr, die diese mit sich brachte. Er brauchte jemanden in seiner Nähe, von dem er auch wusste dass er da war und der ihn doch weitestgehend in Ruhe ließ, der ihn sein Ding machen ließ und ihn lediglich beobachtete. Was er brauchte blieb ein Rätsel, so lange bis sie es erfuhren und die Zeit voranschritt, so dass dieser Schritt wirklich folgen musste und so nahm er nur noch einen tiefen Atemzug und riss seinen Blick am Ende wieder von ihm los, nur um ihn erneut auf ihr Gesicht zu legen.
 

Ein trauriges Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

Und erst nach weiteren stummen Sekunden, in denen er sich einfach nicht bewegen konnte, setzte er sich in Bewegung und lief langsam vom Fußende des Bettes auf die andere Seite, nur um dort erneut stehen zu bleiben. Er war nicht dumm, er hatte genau gesehen und vor allem gespürt, dass sich Vegetas Blick für den Bruchteil einer Sekunde auf ihn legte, bevor er sich wieder dorthin zurückzog, wo er die ganze Zeit über gelegen hatte.

Nur ein Abtesten, sagte er sich.

Nur das vorsichtige Wachen, das wohl einem Saiyajin üblich war, weil er es selbst genauso gemacht hatte und sich nicht wirklich wundern musste. Wie ein Beschützer, der die fragile, zerbrechliche Form dieser Frau auf ewig in seinem Geist behalten wollte und niemanden an sie heran ließ, weil sie es nicht mussten - weil es reichte, wenn er selbst da war und doch konnte er es sich nicht nehmen lassen und ging vor dem Bett in die Hocke.

Wieder huschte ein wachsamer Blick in seine Richtung und beinahe hätte er über die absurde Realität gelächelt, beinahe, aber wirklich nur beinahe den Kopf darüber geschüttelt, wenn er nicht wissen würde, dass er vorsichtig sein musste. Für einen Augenblick sah er ihr ins Gesicht, für eine Sekunde zurück zu Vegeta und entschloss sich, wenngleich es eine Katastrophe geben würde.

Hob den Arm und ließ seine Hand zu ihrem Gesicht wandern, um sie ein letztes Mal zu berühren, um ihr Lebwohl zu sagen und ihr den Respekt entgegenkommen zu lassen, den sie verdient. Doch ein drohendes Knurren von der anderen Bettseite ließ ihn innehalten.
 

~~~***~~~

Ich wusste nicht, wann es angefangen hatte, aber am Ende spielte es wohl kaum mehr eine Rolle. Ich hatte keine Ahnung, wann sie diesen narbengesichtigen Trottel rausgeschmissen hatte, wann sie ihn abgeschossen hatte und zu dem Schluss gekommen war, ihre Bemühungen bei mir fortzusetzen. Aber vorerst hatte ich beschlossen, sie dafür zumindest nicht gleich umzubringen und mich köstlich über diese seltsam anmutenden Versuche amüsiert, nur um mich jetzt, Tage, Wochen später, ihr gegenüber wieder zu finden.

Ihr gegenüber und ihre Hand sanft auf meiner Wange, so dass ich nicht anders konnte als die Kiefer zusammen zu pressen und mit ihnen zu mahlen, während ich ihr einfach nur in die Augen starrte. Von einem zum nächsten und mich innerlich zu wundern, mich zu fragen, was zur Hölle sie wirklich von mir wollte.

Nein, das war so auch nicht richtig.

Ich hätte schon mächtig blöd oder gar blind sein müssen, um ihre wahren Absichten nicht erkennen zu können, aber trotz allem musste ich mich fragen, wieso sie das tat. Was sie wirklich in mir sah, um solche Dinge entwickeln zu können und ob es nicht von Anfang an so gewesen war. War das vielleicht der Grund dafür, dass sie noch niemals wirkliche Angst vor mir gezeigt hatte? War das der eine wichtige Grund, der mir schon immer sagen sollte, was los war und ich ihn nur nicht gesehen hatte?

All ihre Blicke in meine Richtung?

Die seltsame Aufmerksamkeit und Freundlichkeit, die sie mir irgendwie schon immer hatte zukommen lassen, ohne dass ich es eigentlich gewollt hatte. Die leisen und schleichenden Schritte in meiner Nähe, um näher an mich heranzukommen und die stummen beobachtenden Blicke, wenn sie dachte, dass ich es nicht merken würde.

War es das? War die Antwort auf meine eigenen Fragen wirklich so einfach zu erklären und unterlag einem Gesetz, das ich sowieso nicht steuern konnte, hinter dem ich keine Fäden ziehen konnte und das ich nicht unter Kontrolle hatte. Das sich einfach so, ohne mein Zutun ein Rad in Bewegung gesetzt hatte, das nun ein ganzes Mobilé am laufen hielt und ich es alleine nicht mehr aufhalten konnte. Dieses eine stumme und ungeschriebene Gesetzt, dem ich mit all meiner Kraft nichts entgegen zu setzen hatte?
 

Ich schluckte und sah sie noch immer stumm an, fragte mich all diese Dinge wirklich nicht zum ersten mal. Ich war nicht dumm und ich kapierte Dinge oftmals eher, bevor andere sie verstanden, aber in dieser einen Sache, die ich so beängstigend offen in ihren Augen lesen konnte, war ich nicht zwingend bewandert. Ich wusste und kannte die elementaren Dinge wie Hass und Wut, wie Abscheu und Anziehung, aber das, was sich so sehr in ihren Augen widerspiegelte, war keines dieser elementaren Dinge, es ging viel tiefer und ich war mir wirklich nicht sicher, ob ich das auch wollte, oder ob ich mich einfach umdrehen und gehen sollte.

Ich war mir mit einem Mal nicht mehr sicher, ob ihre Bemühungen wirklich noch so amüsant waren, wie sie mir zu Anfang erschienen waren und verengte bei diesem Gedanken beinahe automatisch meine Augen ein wenig.

Und ihre Finger auf meiner Wange zuckten, Unsicherheit blitzte in ihren Augen auf und ich konnte sie schlucken sehen. Vielleicht spielte sie mit dem Gedanken ihre Hand endlich wieder runter zu nehmen und mich in Ruhe zu lassen, aber dieser Moment der Unsicherheit verflog so verdammt schnell, dass ich mich nur noch wundern konnte, woher diese eine schwache und kleine Frau soviel Mut nahm. Wann sie ihren normalen Instinkt abgeschalten hatte und der Gefahr, wovor jeder normale Mensch wegrennen würde, offen ins Auge blickte.

Sie war nicht normal, das habe ich zeitig erkennen müssen.

Sie hatte mehr Mut als jeder andere auf diesem beschissenen Planeten zusammengenommen und das hatte sie alleine dadurch bewiesen, dass sie sich mir in den Weg stellte und in ihr Haus einlud. Vielleicht war es nur der Versuch gewesen mich zumindest im Ansatz kontrollieren zu können, vielleicht der Gedanke daran, dass ich unter Gesellschaft nicht einfach losziehe und meine Meinung doch ändern würde.

Wieder wusste ich es nicht, aber der Gedanke reichte um ein leises und doch drohendes Knurren aus meinem Brustkorb zu befördern und ihre Finger ein weiteres Mal zucken zu lassen.
 

Beinahe wäre es wieder amüsant gewesen.

Ich konnte ihre Nervosität sehen, der klare und leuchtende Schimmer hinter der Entschlossenheit in ihren Augen. Sie hatte lange gewartet und jetzt war ihre Geduld wahrscheinlich vorbei. Sie hatte mich genauso beobachtet wie ich es mit ihr getan hatte und ich hatte sie gewähren lassen, weil es nicht genug Bedeutung für mich hatte um sie daran hindern zu wollen. Ich hatte sie gewähren lassen, weil sie nur ein Mensch war und was bitte hätte sie mir mit ihrem Wissen antun können?

Das war lächerlich und jetzt hatte ich den Salat.

Jetzt hatte sie genug Informationen gesammelt und genug Zeit verstreichen lassen, um genug Entschlossenheit in sich aufzubauen um diese Informationen auch zu nutzen. Jetzt hatte sich dieses kleine und vage Gefühl, das ich schon lange hatte sehen können ausgebreitet, war genug gewachsen um in Aktion zu treten und ich stand hier, als ob ich nicht in diesen Raum gehörte und konnte nichts dagegen machen. Weil mir meine Beine nicht gehorchen wollten und ich anstatt mich herumzudrehen, sie einfach nur anstarrte und dabei zusehen musste, wie sich nach meinem Knurren ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen bildete.

Aber sie machte sich nicht lustig, dazu passte der gesamte Ausdruck einfach nicht und ich sah, was es wirklich war.

Ich sah dieses eine unbestimmte Gefühl, das ich schlicht nicht beschreiben wollte, das sich über die Weichheit ihrer Augen legte und gemeinsam mit diesem verfluchten Lächeln eine Gänsehaut über meinen Nacken trieb, die in einem kalten Schauer meinen Rücken hinunter endete. Automatisch war ich nun derjenige, der schwer schlucken musste und erneut die Kiefer zusammenpresste, um jedes Geräusch der grenzenlosen Überraschung auch in mir zu behalten, wenngleich ich mich damit selbst belog.

Warum ausgerechnet ich?

Warum hatte sie sich nicht jemand anderen suchen können und mich verdammt noch mal in Ruhe gelassen? Wieso musste sie sich auf mich konzentrieren und nahm nicht einen dummen, schwachen Menschen, der eher zu ihr gepasst hätte? Und ehe ich mich versah, ehe ich selbst überhaupt verstanden hatte, was ich tat, hatte ich noch einmal geknurrt und war schließlich einen kleinen Schritt nach hinten getreten, so dass ihre Hand nunmehr im leeren Raum schwebte.
 

Ich schüttelte den Kopf, weil ich einfach nicht fähig war meine Gedanken auch in Worte zu fassen und sah sie an, während Überraschung in ihr Gesicht Einzug hielt. Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ihr Blick von meinem Gesicht zu ihrer Hand und wieder zurück, nur um eben jene Hand am Ende doch langsam sinken zu lassen.

Ihr Lächeln war verschwunden und hatte etwas anderem Platz gemacht.

Etwas, das ich nicht beschreiben konnte und doch wusste, wie es sich anfühlte, weil ich so viele davon in meinem Leben selbst erleben durfte. Enttäuschungen waren niemals einfach zu tragen, aber sie gehörten wohl dazu und verfolgten dich manchmal bis in deine Träume, aber ich verstand nicht, wieso sie enttäuscht war.

Wenn ich enttäuscht gewesen wäre, wäre es logisch. Ich war enttäuscht überhaupt hier gelandet zu sein und ich war noch enttäuschter, wenn nicht sogar schon wütend darüber, dass ich es einfach nicht schaffte die Grenze zu überschreiten, die Kakarott so spielend gemeistert hatte und mich damit in den Schatten stellte. Mir einen Stück meines Stolzes genommen hatte, den ich nie wieder finden würde, weil er mit meinem Tod auf Namek auch dort geblieben war.

"Vegeta..." Ihre Stimme war nicht mehr als ein Hauch, der kaum bis zu mir getragen wurde und die Tonlage alleine reichte, um mich abermals den Kopf schütteln zu lassen. Ich wollte es nicht hören und ich wollte es auch nicht sehen, so dass ich meinen Blick am Ende ganz abwandte und zur Seite sah.

Ich war nicht gut für sie.

Und ich hatte dieses vage Gefühl, diese Ahnung viel zu lange ignoriert und wachsen lassen, hatte ihre Bemühungen mit angesehen und mich gefragt, was es werden sollte, nur um hier brühend heiß die Antwort serviert zu bekommen, an der sie sich die Finger verbrennen würde. An der ich mich noch mehr verbrennen konnte und dabei war alles was ich wollte, doch nur zu trainieren und diesen einen verdammten Sprung zu machen.

Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich wandte mich ganz ab, drehte mich herum.

"Lass das.", war alles, was ich noch sagte und selbst in meinen Ohren fehlte meiner Stimme die Härte, die ich eigentlich hineinlegen wollte und sollte. So wurde ich sie ganz sicher nicht los und ich wusste das auch, was mich einmal mehr laut aufknurren ließ, während meine Schritte schwer von den Wänden widerhallten.
 

Ich hatte sie zu lange gewähren lassen und jetzt hatte ich den Salat.

Und das Schlimme an der ganzen Sache war, dass ich sie nicht einmal umbringen konnte, so wie ich es sonst vielleicht in die Hand genommen hätte. Täte ich das, wäre ich gleich der nächste, der sich in der Unterwelt einreihen konnte und ich hatte nicht vor, diese seltsame zweite Chance wegzuwerfen, an die ich nicht mehr geglaubt hatte sie zu bekommen.

Aber ich war hier.

Jetzt musste ich mich nur noch von ihr fernhalten.

~~~***~~~
 

Kakarott sah auf, vom Gesicht seiner langjährigen Freundin zu Vegeta, dessen Knurren durch den Raum hallte und sich an den Wänden brach. Er schluckte leicht und neigte den Kopf ein paar Millimeter zur Seite, in der Hoffnung, dass der andere Saiyajin ihn einfach nur ansehen würde, damit er ihm klarmachen konnte, dass er nichts vorhatte, was ihm vielleicht nicht gefallen könnte. Noch immer schwebte seine Hand über ihrer Form, aber Vegeta wollte ihn nicht ansehen, hatte seinen eigenen abwesend glasigen Blick noch immer auf ihr Gesicht gerichtet und schien so ruhig.

Äußerlich so verdammt ruhig, dass es wirklich wehtat, während der Vulkan gerade seine brodelnde Spitze gezeigt hatte.

Beinahe schien er verloren, verloren in diesem Blick, der sich im Nichts verlief und der Tatsache ihre Hand in der seinen zu halten, als wäre es nicht die Situation, die hier entstanden war. Als wäre er alleine mit ihr und würde sich niemand anderer in diesem Raum befinden, sah er ein winziges Lächeln über seine Züge huschen und wieder verschwinden. Beinahe geisterhaft mutete dieser Anblick an und zuerst dachte er wirklich, dass er sich getäuscht hatte, dass er einer Sinnestäuschung erlegen gewesen war, aber er besann sich eines Besseren.

Es war da gewesen.

Wirklich und wahrhaftig war dieses Lächeln über sein Gesicht gehuscht und Kakarott schluckte. Schluckte schwer und nahm seine Hand ein wenig zurück, ohne sie ganz verschwinden zu lassen, immer den Blick auf Vegeta gerichtet, der sich keinen einzigen Millimeter bewegt hatte seitdem er eingetreten war.

Er schien nicht nur verloren, er hatte sich verloren - in den Weiten seines eigenen Verstandes und seinen Erinnerungen, ohne den Blick auf das Hier und Jetzt zu verlieren.

Ein Schwebezustand, den er nicht einschätzen konnte.

4.

Die Zeit schien still zu stehen, während Kakarott einfach nur schluckte und den anderen noch immer ansah, während selbst das Schluchzen für einen Moment geendet und absoluter, reiner und nicht zu ertragender Stille Platz gemacht hatte. Es wirkte so bedrückend, so einnehmend und bestimmend, dass er nicht anders konnte als seinen Blick beinahe mit Gewalt von dem anderen Saiyajin zu lösen und zu Trunks schweifen zu lassen, welcher seinerseits die Augen auf seinen Vater gerichtet hatte und dabei einen Ausdruck auf seinem Gesicht trug, den er nicht sofort entschlüsseln konnte.

Als könne der Junge nicht verstehen, was hier vor sich ging und hätte doch die leise Ahnung, was es wirklich war, während auch er nur angestrengt schluckte und sich in den letzten Sekunden, Minuten wahrlich nicht bewegt hatte. Einen gewissen Sicherheitsabstand einhielt und im selben Augenblick vermutlich nichts lieber getan hätte, als seine eigene Mutter selbst noch einmal in den Arm zu nehmen, während er so aussah, als wolle er gleichzeitig den Raum einfach nur verlassen und wusste doch aus einem ihm unerfindlichen Grund, dass er das nicht durfte.

Dann blickte er zurück zu Vegeta, dessen Ausdruck sich nicht geändert hatte, seitdem er eingetreten war, dessen Haltung sich beinahe um keinen einzigen Millimeter verschoben hatte und löste sich wieder von ihm, nur um sich auf Bra zu legen. Die junge Frau war ein solches Ebenbild ihrer Muter, dass es selbst ihm einen Stich ins Herz versetzte und zur gleichen Zeit eine wehmütige Melancholie in ihm hervorrief, die ihn an alte Tage erinnerte. Tage, in denen sie sich kennen gelernt hatten und die nun so viele Jahrzehnte zurücklagen, dass er sie kaum mehr greifen konnte, nur damit sie sich in seinen Geist schoben, sich vor sein inneres Auge legten und ihr Lachen in seinen Verstand projizierten, das ihm nur ein schlichtes Seufzen abverlangte.
 

Diese Tage waren vergangen, sie waren vorbei und lebten nur in ihm weiter. Es gab nicht mehr viele von ihnen, die sich an sie erinnern könnten und auch mit ihr war wieder ein kleiner Teil dieser Reise gestorben, so dass ihm die Erkenntnis beinahe in die Tränen in die Augen treiben wollte, er schwer gegen das beklemmende Gefühl in seiner Kehle ankämpfte und schließlich seufzte, weil es wenig Sinn hatte seine Emotionen derart unter Kontrolle zu halten.

Ein Lächeln huschte schnell und ungesehen über seine Lippen und er wandte sich wieder ab, weil der Anblick beinahe etwas wirklich schmerzhaftes in sich trug. Weil er so erinnerungsreich war, dass es ihm im Herzen wehtat und er doch wusste, dass sie nichts dafür konnte.

Die kleine Prinzessin, auf die Vegeta immer soviel Acht gegeben hatte, stand nunmehr alleine an einem Ende des kleinen Raumes und wusste nicht wohin mit ihrer eigenen Trauer, mit ihren Tränen, die einfach nicht aufhören wollten zu fließen und gerade derjenige, der immer ein Auge auf sie hatte, konnte sie nicht ansehen. Er konnte es zumindest zu einem Teil verstehen, konnte wirklich nachvollziehen wie schmerzhaft es für Vegeta sein musste, dass dieser sich schlicht und einfach nicht vom sterbenden Gesicht seiner Frau lösen konnte und wollte, und doch war dies einfach nicht die Lösung.

Konnte er ihn nicht einfach dort weiterhin sitzen lassen und jeglichen vernünftigen Gedanken in Handlungen untergehen lassen, die es ihm nicht einmal erlaubten seiner Freundin einen letzten Gruß mit auf den Weg zu geben, weil er es nicht erlaubte.

Dabei müsste Vegeta wissen, was er vorhatte, müsste ahnen und genau wissen, dass er nichts tun würde, was er nicht vielleicht schon lange getan hatte und vielleicht sogar noch immer tat. Vegeta müsste wissen, dass er nichts schlechtes im Sinn hatte und doch war der Instinkt sie vor ihm zu beschützen größer und leichter einfach weiterhin in dieser Blase zu schweben, in der der Verstand noch nicht wirklich registriert hatte, dass es ein Ende gefunden hatte. Dass er sie irgendwann würde loslassen müssen, um sie weiter zu geben und endlich ruhen zu lassen, so wie sie es verdient hatte und auch wenn das in diesem Moment so unendlich schwer erschien und gar nicht zu ihm passen wollte, ihm blieb nichts anderes übrig.
 

Abermals nahm er einen tiefen Atemzug und nahm nur am Rande wahr, dass mit Vegetas Knurren selbst das Schluchzen seiner Tochter ein wirkliches Ende gefunden hatte, dass es nicht nur eine kurzzeitige Pause gewesen war und nun lediglich leises Schniefen die Stille durchbrach, in der er den Blick wieder auf den Prinzen richtete. Nur eine Bewegung seiner Wangenmuskeln, ein kleines Zeichen darauf, dass er sie wirklich wahrnahm und ihre Präsenz in sich aufnahm, als das was sie für ihn war - störend. Er biss die Zähne zusammen und vermied es den Blick von seiner Frau zu nehmen, während der Ausdruck in seinen Augen trotz allem gut sichtbar für ihn, ihn beinahe anspringen wollte, nur um seine kalten Finger um seinen Hals zu legen und erbarmungslos zuzudrücken.

Der Kloß in seiner Kehle wurde größer und größer und er schluckte angestrengt, um ihn wieder zu beseitigen, um ihm nicht noch mehr Raum zu geben, sich auszubreiten und ihm die Luft zu nehmen. Aber es half wenig, wenn man die Intensität betrachtete, mit der Vegetas Gefühle an die Oberfläche wanderten und an ihr kratzten, den logischen Verstand, den er sonst immer an den Tag legte mit sich nahmen und etwas zurückließen, dass ihm eine Gänsehaut auf die Arme trieb.

"Vegeta..." Es war nicht mehr als ein Flüstern, das seine Lippen verließ, glich mehr einem zu lautem Atem als einem Wort an sich und doch hallte es laut durch den Raum und von den Wänden wider, so dass er die eigenen Kiefer zusammenpresste und auf eine Reaktion hoffte. Aber wieder erschien keine, der kleinere Saiyajin schien sich in dieser Welt wirklich verloren zu haben, schien zu hoffen, dass je länger er sie sich ansah, sie vielleicht doch einfach wieder die Augen aufschlug um ihn anzusehen, mit einem ihrer Lächeln zu bedenken, die immer nur er bekommen hatte. Ihn anzusehen und schließlich dafür zu rügen, dass er sich nicht so gehen lassen sollte und wieder huschte dieses geisterhafte Halblächeln über dunkle Züge, die schon lange im Schatten lagen.

Trauernde Züge, sie sich wieder entspannten und ihm einen weiteren Schauer den Rücken hinunterjagten.
 

Auf seine ganz eigene Art und Weise tat es weh diesen sonst so erhaben Mann so eingesunken und... gebrochen zu sehen und auch wenn dieses Wort sehr hart erschien, so glich es einer schlichten Wahrheit und er seufzte leise, nachdem er einen tiefen Atemzug genommen hatte. Es war nicht Vegetas Art so still zu sein und seine Umgebung auszublenden, auf die Reaktionen zu scheißen, die seine Gefühle die er so offen zeigte, auslösten und zur gleichen Zeit doch alles in sich aufzunehmen. Es war einfach nicht seine Art dieses eine Gefühl so sehr offen zu legen und der Welt anzuvertrauen, nur um sich im selben Moment zu verschließen und nichts von sich zu geben.

"Vegeta.", versuchte er es ein weiteres Mal, dieses Mal ein wenig lauter und bestimmter und erntete lediglich ein Zusammenzucken, das er aus den Augenwinkeln sehen konnte und von einem der Kinder stammte, während der andere Saiyajin nur wieder die Kiefer zusammenpresste. Ein Zucken seiner Finger, die noch immer um die Hand seiner Frau geschlossen waren, war das einzige Ergebnis, die einzige Reaktion, die er erhielt und wieder wusste er nicht, was er noch machen sollte, während sich die Zeit so unendlich langsam bewegte und das Ganze surreal erscheinen ließ.

Er verstand es, wirklich.

Trauer war ein starkes Gefühl und niemand von ihnen war wirklich im Stande es aufzuhalten, einzudämmen und zu verstehen, dass die Zeit ein Ende gefunden hatte und doch mussten sie es als das akzeptieren, was es war - die Wahrheit. Eine unwillkommene Situation, die doch nur im Lauf der Zeit entstand und jeder von ihnen irgendwie und irgendwann ereilen würde und doch schien es so schwer zu greifen. Und bevor er es sich anders überlegen konnte, bevor er wirklich einen Rückzieher machen würde aus Respekt und Angst vor dem Ungewissen, das er nicht einschätzen konnte, hob er ein weiteres Mal seine Hand und ließ sie einen Augenblick über der Form schweben, nur um dieses Mal auf keinerlei Widerstand zu stoßen.
 

Kein Geräusch folgte, das die drückende Stille ein weiteres Mal durchschnitt und kurz sah er in ihr Gesicht um leise zu Lächeln, nur um sich wieder dem Gesicht Vegetas zu widmen, ohne seine Bewegung zu unterbrechen und seine Hand schließlich auf die Wange seiner Freundin zu legen. Kurz schlossen sich Vegetas Augen, nur einen resignierten Augenblick lang war diese unendliche Trauer verschwunden und kehrte in dreifacher Intensität zurück, während er, für den winzigen Bruchteil einer Sekunde den Blick hob und auf Kakarott legte.

Er konnte es sehen, konnte es ganz genau sehen und er brauchte wirklich nicht mehr Zeit, damit sich die grausame Erkenntnis in seinen Kopf legte und seinen Verstand einnahm, so wie sie es die ganze Zeit über schon getan hatte.

Er konnte das schwere Schlucken Kakarotts sehen, dass sich in diesem Augenblick, als die Finger ihre Haut berührten, schwer durch seinen Körper zog und den Ausdruck, der sich dabei in seine Augen legte. Erschrecken, ein wenig von einem Schock, der sich kalt auf seine eigenen Arme und die schreckliche Realität anzeigte, die er selbst doch spüren konnte, denn sie war kalt. Ihre Haut war kalt geworden und nichts würde je wieder darauf hindeuten, dass sie einst am Leben war und dieses strahlende Lächeln in den ozeanblauen Augen trug, wann immer sie ihn ansah. Er spürte es und sah es an der Reaktion, die ihn selbst schwer schlucken ließ, bevor er den Blick wieder nach unten richtete und ein eigenes Schluchzen aufhalten musste, dass sich so erbarmungslos seine Kehle hinaufschlich und eigentlich nicht aufgehalten werden konnte, dass er hinunter schluckte und hoffte, dass man es nicht gesehen hatte.

Er hatte es gesehen und er hatte es gespürt und am Ende blieb ihm nichts weiter übrig als die Hand zu beobachten, die die letzte Erinnerung an seine Frau so schamlos befleckte und der er die letzte Ehre am Ende doch nicht absagen konnte.

Kakarott war, schlicht und einfach, immer mehr als ein Freund für sie gewesen.
 

Und er schluckte abermals schwer, als die Finger begannen über ihre Haut zu kreisen, nur um letzten Endes einmal über ihre bereits geschlossenen Lider zu fahren, als wolle Kakarott sichergehen, dass sie die lange Reise auch wirklich schlafend antreten konnte und schloss die Augen, weil er das Brennen hinter ihnen nicht aufhalten konnte. Es nicht eindämmen konnte und mehr sah als spürte, dass sie die ungewollten Tränen einen einfachen Weg nach außen suchten und sich auf ihrem ganz eigenen Weg niemals würden aufhalten lassen können.

Sie hatte ihn immer aufrecht gehalten.

Sie hatte es immer irgendwie geschafft das Gute in ihm zu sehen und aus ihm heraus zu kitzeln, ohne dass er es selbst gemerkt hatte; hatte es immer irgendwie geschafft ihm seine dummen Fehler zu verzeihen und einen Neustart zu wagen, der einfach nicht danach aussehen wollte. Als hätte sich niemals etwas geändert war sie immer auf ihn zugetreten und auch wenn er diese ganz bestimmte Enttäuschung in ihren Augen hatte sehen können, so hatten genau diese immer mit einem Lächeln geleuchtet und die Schwere seiner Schuld von ihm genommen, bevor sie überhaupt Fuß fassen konnte.

Und der Gedanke brachte einen abgehackten Atemzug mit sich, so dass er das Gefühl bekam alles von vorne beginnen zu müssen und keine Luft zu bekommen, um seine eigene Kontrolle, seinen eigenen Körper kämpfen zu müssen, nur dass genau dies wenig Erfolg hatte. Er schüttelte den Kopf und war sich bewusst darüber, dass er mit einem Mal erneut drei Augenpaare auf sich liegen hatte, konnte nicht verhindern, dass sich seine Finger wieder fester um die ihren schlossen und er die unumstößliche Wahrheit, die schreckliche Realität damit nur noch mehr in sich aufnahm und an seiner eigenen Verzweiflung zu ersticken drohte, die sich quälend seinen Hals nach oben schlich und ein weiteres Kopfschütteln zur Folge hatte.

Er wollte gehen und schreien, seine Trauer in die Welt brüllen und ihr unmissverständlich klarmachen, was er von dieser Ungerechtigkeit hielt und doch blieb er sitzen, weil er sich nicht dazu überwinden konnten sie loszulassen, sie wirklich gehen zu lassen.
 

~~~***~~~

Ich verstand sie nicht.

Meine klaren Worte hatten sie eigentlich abweisen sollen, hatten ihr verständlich machen sollen, dass sie sich von mir fernhalten sollte und das das hier weder die Zeit, noch der richtige Ort dafür war, um mir näher kommen zu wollen. Dass ich nicht die richtige Person war und schon gar nicht das, was sie vielleicht in mir sehen mochte und ich nicht begreifen konnte, was sie überhaupt in mir sah. Wieso sie ihre Bemühungen einfach nicht aufgeben konnte und ich ihren prüfenden, nachdenkenden Blick permanent auf mir spürte, wenn ich mich nicht im GR befand.

Ich seufzte innerlich und versuchte ihn zu ignorieren, während mich mein Weg durch den Garten führte, um eine wohlüberlegte und lange überfällige Pause einzulegen, die ich mir eigentlich selbst nicht gönnte.

Aber wir hatten keine Zeit mehr, verdammt! Es war schlicht und einfach zu wenig, zu wenig Zeit und zu wenig Erfolg, als dass ich mich auf ihre Versuche hätte einlassen können, um mit sicherem Gewissen meinem Tod entgegen zu blicken. Ich konnte mich nicht auf die faule Haut legen und nichts tun, ich konnte mich nicht mit ihr einlassen, so verlockend der Gedanke an sich manchmal wirklich schien.

Seien wir ehrlich, ich war auch nur ein Mann.

Ich kannte mehr als nur die Grundlagen, aber es gab in meinem Wesen schlicht und einfach wichtigere Dinge als das, um die ich mich zuerst kümmern musste, die ich nicht hinten anstellen konnte, nicht vergessen konnte, nur weil der verlockende Duft etwas Verbotenem an mir lockte. Ich hatte ein Training zu absolvieren und stärker zu werden, weil es sonst wenig Sinn gehabt hätte überhaupt etwas einzugehen und mir danach in meinen Arsch zu treten, weil ich es hätte schaffen können und doch wieder versagte.

Und ich hatte einmal zu oft versagt.
 

Einmal zu oft die Dinge ändern können und zu schwach gewesen, so dass ich jetzt einfach nicht anders konnte, als mich in das zu stürzen, was ich kannte. Einer Legende nachzujagen, die jemand anders vor mir erreicht hatte und die eigentlich rechtmäßig mir zugestanden hätte. Aber wie so oft hatte ich nur dabei zusehen müssen, wie mir dieses Recht vor den Augen weggeschnappt wurde, während mein Stolz einen weiteren Fußtritt bekam, den er eigentlich gar nicht mehr ausgehalten hatte. Ich hatte dabei zusehen müssen und hatte wirklich nicht vor dieses Ereignis noch einmal geschehen zu lassen, mich an den Rand zu stellen und als unbeteiligter Zuschauer draufzugehen, weil ich es nicht auf dem Kasten hatte.

Meine Augenbrauen zogen sich zusammen und ich versuchte die Enttäuschung und Wut über mich selbst im Zaum zu halten, während ich ihren verdammten Blick durch das Fenster auf mir spüren konnte.

Hatte sie eigentlich nichts zu tun?

Irgendwelche sinnlosen Dinge zu erfinden, damit sie denken konnte, dass sie etwas Wichtiges war und am Ende, wenn wir es doch nicht schafften, zusammen mit allen anderen in der Versenkung, in der Vergessenheit zu verschwinden? Konnte sie mich nicht einen beschissenen Tag lang einfach nur in Ruhe lassen und mir aus dem Weg gehen, so dass ich mich endlich auf die Dinge konzentrieren konnte, die mir wirklich wichtig waren? Schaffte sie es wirklich nicht, ihre dumme, selbst auferlegte Aufgabe auch nur für einen bescheidenen Tag auf diesem langweiligen Planeten zu vergessen und mir das zu gönnen, was mir wirklich zustand?

Ich hasste diese Welt, in der ich gestrandet war und auch wenn sie sich so sehr von dem unterschied, was ich bis jetzt kennengelernt hatte, so konnte ich damit einfach nichts anfangen. Wenn dort nicht diese Bedrohung über uns schweben würde wie ein dunkles Omen würde ich mir wirklich dreimal überlegen hier zu bleiben und stattdessen lieber die Beine in die Hand nehmen und ein anderes Leben leben und doch war ich immer noch hier.
 

Nach Wochen, nach Monaten war ich immer noch hier und trainierte für einen Planeten, der mir nicht wichtig genug erschien um gerettet zu werden. Trainierte für Wesen, die mir mehr als fremd waren und unlogisch erschienen, die ich nicht verstand und wahrscheinlich auch niemals verstehen würde und ich begriff, dass ich mich selbst nicht verstand, während ich die Tür zum Haus mit etwas zuviel Schwung aufriss. Beinahe wäre sie an die dahinter liegende Wand geprallt und zu mir zurückgeschnellt und nur meinem Reflex war es zu verdanken, dass meine begründete Wut sie nicht zerstörte. Aber was wäre der Unterschied gewesen?

Ich hätte sie nicht halten müssen und zog im selben Augenblick, wie sich ein kehliges Knurren aus meiner Brust löste, meine Augen zu schlitzen, während ich das Metall der Klinke wieder losließ und anstarrte. Ich hätte sie wirklich nicht halten müssen, es machte keinen Unterschied ob sie nun ganz blieb oder kaputt ging, wenn hier in ein paar weiteren Monaten, in zwei Jahren die Hölle ausbrach und es wenig Zweck hatte sich zu verstecken.

Ich hätte es nicht machen müssen und doch hatte ich es getan und alles, was mir noch übrig blieb, war über mich selbst den Kopf zu schütteln. Dieser Planet war fürchterlich. Er hatte wirklich etwas an sich, das ich kaum beschreiben konnte und das etwas in mir weckte, von dem ich ebenfalls nicht wusste, wie ich es greifen sollte, weil ich nicht wusste wie ich es benennen konnte. Dabei war er nichts weiter als ein dämlicher Ball im Universum und genauso gut oder schlecht wie so viele andere Planeten auch, früher wahrscheinlich nicht einmal wert gewesen ihn zu reinigen um ihn zu plündern oder zu verkaufen, sondern gleich in die Luft zu jagen.

Die Menschen waren keine Gegner.

Wenn ich wollte und selbst heute noch überkam mich manchmal dieser Drang, könnte ich die ganze Stadt mit einer einzigen Bewegung ausradieren und doch hielt mich etwas davon ab.
 

Vielleicht war es auch einfach nur das schlichte Wissen darum, dass ich sonst keinen Ort hatte, an den ich gehen konnte. Vielleicht war es wirklich nur dieser simple Umstand, der mich zumindest eine Zeit lang annehmen und glauben ließ, dass das hier vielleicht kein zu Hause war und nie eines werden würde, aber zumindest ein Ort, an dem ich nicht fürchten musste jeden weiteren Moment umgebracht zu werden.

In einen Hinterhalt zu geraten, einen Fehler zu machen und die Rache Freezers zu spüren.

Auch wenn das nichts weiter als Wunschdenken war und mich schließlich ganz eintreten ließ, weil mein Magen das unmissverständliche Geräusch von sich gab endlich gefüllt werden zu wollen. Die Frau war in der Küche, genau dort wo ich hinwollte und es nervte mich so sehr an, dass ich die Tür hinter mir wieder zuschmiss und das laute Geräusch durch die Flure hallte, als wäre dieses Anwesen nicht einmal im Ansatz bewohnt. Es war eine kindische Reaktion, aber das Einzige, was mir in diesem Moment noch als Protest übrig blieb, und auch wenn ich dir Tür einfach hätte offen stehen lassen können, wenn ich eigentlich gar nicht vorgehabt hatte sie zu schließen, so machte ich damit nur noch mehr auf mich aufmerksam und hätte mir augenblicklich selbst in den Arsch treten können.

Wollte ich ihr nicht aus dem Weg gehen?

Wollte ich ihr nicht schon lange klar und deutlich gesagt haben, was ich von ihren Annäherungen hielt, dass ich sie nicht haben wollte und nicht gebrauchen konnte? Aber das würde wieder bedeuten, dass ich mich mit ihr auseinandersetzen musste und es war schlicht einfacher sie zu ignorieren, es zumindest zu versuchen und vorzugeben, dass sie gar nicht da war, was mich zu meinem ursprünglichen Weg zurückführte, der schließlich in der Küche endete.

Aber was ich sah, ließ mich stocken, erst eine Augenbraue in die Höhe ziehen, bevor ich wortlos beide wieder nach unten zog.
 

Was dachte sie sich dabei?

Warum machte sie sich so viel Mühe um eine Person, die sie vor nicht allzu langer Zeit eigentlich noch hatte umbringen wollen, die hier nicht hergehörte und die hier auch gar nicht sein wollte? Wieso verstand sie einfach nicht, dass ich nicht der war, den sie in mir sah und dass ich keineswegs freiwillig in diesem Haus wohnte, sondern nur weil mir nichts anderes übrig blieb? Warum begriff sie einfach nicht, dass ich nicht in ihrer Klasse lief und andere Dinge zu tun hatte, als diese und wieso, wieso in drei Teufels Namen ließ es sich mein Magen trotz aller abwertenden Gedanken nicht nehmen, einmal laut und deutlich aufzuknurren und zu sagen, dass es einfach nur herrlich roch und auch aussah.

Ich schluckte und sah dann langsam vom voll beladenen Tisch zu ihr.

Sie stand dort, als ob nichts wäre, als ob es nicht eine Riesenarbeit gewesen wäre und lächelte mich mit diesem verdammten leichten Lächeln an, das mir eine Gänsehaut bescherte und die Nackenhaare aufstellen ließ, weil ich nicht verstehen wollte, wieso sie all das machte. Weil es mir beinahe unheimlich erschien, was sie in mir zu sehen vermochte und wollte und ich nicht einsehen konnte, dass es so war.

Dann wandte ich mich wieder ab.

War für einen Moment wirklich versucht mich umzudrehen und einfach wieder zu gehen, aber die durchgemachte Nacht, das knochenharte Training unter erhöhter Schwerkraft und die Energie, die schlicht wieder aufgefüllt werden wollte, machten es mir unmöglich diesen Schritt auch wirklich zu gehen, so dass ich am Ende genau wie sie einfach hier stand und die Zähne zusammenbiss.

"Komm rein.", hatte sie leise gesagt und ich konnte Unsicherheit in ihren Augen erkennen. Verengte die meinen und wollte wirklich, wirklich wieder gehen, bevor ich begriff, dass mir meine Beine nicht zu gehorchen schienen und mich automatisch stumm vorwärts trugen.

"Setz dich.", hatte dann genauso leise ihre Lippen verlassen und ich konnte das Lächeln schon hören, ohne es sehen zu müssen. Sie war glücklich, über irgendwas, das ich nicht begreifen konnte, wirklich glücklich und ich tat ihr diesen verdammten Gefallen, ohne zu wissen warum ich es eigentlich machte.

Setzte mich an diesen verdammten Tisch und hätte am liebsten selbst den Kopf über mich geschüttelt, während mir ihr Blick folgte und sie sich schließlich mir gegenüber setzte. Wie so oft in den letzten Wochen.

"Hau rein, das ist nur für dich." Und ich kam nicht umhin sie skeptisch zu mustern, bevor ich mich abwandte, weil ich keine falschen Absichten dahinter entdecken konnte. Ihre Absichten waren klar, klar und deutlich in ihrem Gesicht geschrieben und ich schluckte innerlich, weil ich es eigentlich wirklich nicht wollte... und doch annahm, weil ich keine andere Wahl hatte.

~~~***~~~

Dieser Bastard sollte seine Hand wieder von ihr nehmen, sollte ihr Andenken nicht beschmutzen und sie einfach wegnehmen, bei sich belassen und wieder gehen. Er durfte sie ansehen und sich seinen Teil über ihn denken, es war ihm wirklich egal geworden wie er sich benahm und was die schmerzhafte Trauer aus ihm machte, aber er sollte seine Griffel von ihr nehmen und sie in Ruhe lassen. Aber er sagte es nicht und dementsprechend tat Kakarott es auch nicht, was nur wieder darin resultierte, dass sich ein Knurren in seinem Brustkorb formte und langsam an Stärke gewann, um sich im gesamten Raum auszubreiten und die volle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Es war so ungerecht!

Es war so unfair noch hier zu sitzen und diesen Verlust zu beklagen, weil er eigentlich nicht mehr hier sein sollte. Von Anfang an hatte er nicht hier sein wollen und wäre es vielleicht auch nicht, wenn es diese eine Macht im Universum nicht geben würde und hätte er damals auch nur im Ansatz geahnt, was aus diesen unschuldigen Versuchen werden würde, dann hätte er vielleicht ganz anders reagiert. Wenn er damals schon gewusst hätte, dass er sein Leben für sie geben würde und es immer und immer wieder tun würde, nur um das ihre zu retten, dann hätte er sich nicht so lange Zeit gelassen, hätte viel eher auf ihre Versuche reagiert und die beschissene Zeit genutzt, um etwas aufzubauen, das er schon immer haben wollte und bis dahin doch niemals gekannt hatte.

Hätte er damals schon gewusst, wie man sich etwas hingab, von dem man keine Ahnung hatte und aus dem etwas entstehen würde, das seine Kraft so unendlich mehr steigerte als bloßes Training, das nicht mit nacktem Überleben und Kämpfen zu tun hatte, dann hätte er es wirklich eher gemacht. Wenn er in diesen Dingen nicht erst soviel hätte lernen müssen, wenn er nicht in so frühen Jahren zu etwas gemacht worden wäre, das diese Nähe nicht dulden konnte, das diese Gefühle nicht verstand und nicht greifen konnte, dann wäre vielleicht alles ganz anders verlaufen. Wenn er nicht sein Leben auf Misstrauen aufgebaut hätte, hätte er alles viel eher haben können.
 

Aber das waren viele Wenn und viele Aber und er konnte es nicht mehr ändern.

Er war, wer er nun einmal war und es gab keine Möglichkeit die Vergangenheit zu verändern, wenn sie sich schon ereignet hatte, nur damit er begreifen musste, dass eine genauso ungewisse Zukunft vor ihm lag. Eine Zeit, die er eigentlich nicht beschreiten wollte und die er trotz allem gehen musste, weil er wieder einmal keine andere Wahl hatte und seine Augen schlossen sich, während das Knurren wieder an Intensität abnahm und ganz verschwand.

Er könnte sie halten, auf ewig festhalten und hoffen, dass sie nicht gehen würde.

Nur war es jetzt einzig und alleine eine leere Hülle, deren Geist schon lange beschlossen hatte zu gehen und ihn alleine zu lassen und er konnte diese Tatsache nicht mehr ändern, egal wie fest er sich an sie klammern würde. Er konnte ihre Reise nicht aufhalten und lediglich hoffen, dass sie gut ankommen würde, so wie sie es ihm immer gesagt hatte.

Er brauchte nicht hoffen, dass sie wiederkam, weil sie genau dies nicht mehr machen würde.

Er musste kein Wiedersehen erhoffen, weil es das nicht geben würde und er musste auch nicht denken, dass sie vorsichtig sein sollte. Es war nur ein dummer, so naiver Gedanke, dass er abermals den Kopf über sich selbst schüttelte und der Trauer neuen Freiraum gab um sich in ihm auszubreiten, ihn einzunehmen und seine Synapsen mit ihrem Schmerz zu verbrennen. Es spielte keine Rolle mehr, ob sie die Tränen sehen würden, als er die Augen wieder öffnete und versuchte einen zittrigen Atemzug zu nehmen, nur um zu merken, dass Kakarott die Hand wirklich von ihr genommen hatte.

Vegeta sah auf und was er sah, ließ ihn stocken.

Derselbe unmissverständliche Schmerz, den er selbst fühlte und doch wurde dieser von etwas anderem überlagert , das er für diesen Moment nicht greifen konnte. Nur ein Blick nach unten, zurück in das Gesicht seiner Frau brachte die Erkenntnis und mit ihm ein heiseres, trockenes Lachen, das in einem schluchzähnlichem Geräusch unterging.

Kakarott machte sich Sorgen.

Um ihn.

5.

Nur ein Blick nach unten, zurück in das Gesicht seiner Frau brachte die Erkenntnis und mit ihm ein heiseres, trockenes Lachen, das in einem schluchzähnlichem Geräusch unterging.

Kakarott machte sich Sorgen.

Um ihn.
 

Er hatte diesen Ausdruck so oft in ihren Augen gesehen, dass er nicht begriff, wie er es hatte übersehen können, dass er einfach nicht verstand, warum es so lange gedauert hatte ihn auch wirklich zu entschlüsseln und doch war es am Ende einfach nur lächerlich. Er war immer noch ein Prinz und er würde ganz sicher nicht zulassen, dass ein Unterklasseidiot ihn so ansehen würde, nicht jetzt und auch in naher Zukunft nicht.

Schließlich blieb ihm nichts anderes übrig als die Tatsachen zu akzeptieren, die grausame Realität in sich aufzunehmen und sie anzunehmen, als das was sie war.

Sie war tot.

Und sie würde nicht wieder kommen, egal wie lange er hier saß und ihre Hand hielt, die sich ebenfalls so real und endgültig anfühlte. Sie würde die Augen geschlossen lassen und ihn nie wieder dieses Licht sehen lassen, so dass er die seinen ebenfalls noch einmal kurz schloss und mit sich beriet, was er machen sollte, bevor sich seine Kiefer zusammenpressten. Es war einfacher die Realität anzuerkennen, aber es war so verdammt schwer auch wirklich loszulassen und sie gehen zu lassen, sie ziehen zu lassen. An diesen einen bestimmten Ort, an dem er doch noch hoffte eines Tages erneut auf sie treffen zu können, wenngleich er die Erkenntnis lange erhalten hatte, dass dem nicht so sein würde.

Am Ende blieb ihm nichts weiter übrig als zuzulassen, dass seine Tränen sich aus seinen geschlossenen Lidern zwängten und seine Wangen nach unten liefen, während er ihre klammen Finger ein letztes Mal fester umschloss. Sie drückte und in einem Ausdruck purer Verzweiflung nach unten lehnte, um ihr einen letzten Kuss auf die Stirn zu hauchen, während er sich aller beobachtenden Blicke nur allzu bewusst war und sich dennoch nicht daran stören konnte.

Sie waren hier und zumindest ein Teil davon war seine Familie.

Er hatte nichts mehr verlieren, nichts mehr außer seinem Verstand, der sowieso lange nicht mehr der war, der er sein sollte. Der sich langsam aber sicher aus dieser Welt verabschiedete und ihn als etwas zurückließ, das er von Anfang an niemals hatte sein wollen und was nur sie aus ihm gemacht hatte.
 

Er liebte sie, nach wie vor, aber es war besser sie ziehen zu lassen.

Alle Trauer dieser Welt, alle Verzweiflung in seinem Herzen und auch das schwarze Loch, an dem einmal ihre Stelle gewesen war, würden sie nicht zu ihm zurückbringen und so entließ er ihre Hand schließlich der seinen in einer langsamen, beinahe ungewollten Bewegung, als würde ihm die Tat alleine unglaubliche Schmerzen bereiten. Und vielleicht war es ja auch so, vielleicht konnte er nicht mehr über diesen einen letzten Schatten springen, weil er ihn bereits viel zu lange festgehalten hatte und nicht fähig war, das gedachte auch in die Tat umzusetzen.

Erst dann sah er wieder auf und spielte nicht einmal mehr mit dem Gedanken die Zeichen seiner Trauer davon zu wischen, während sich seine Kiefer zusammenpressten und seine Muskeln arbeiten ließen. Ein schweres Schlucken vervollständigte seinen inneren Kampf und er wandte sich wortlos wieder von Kakarott ab, dessen Augen ihn die gesamte Zeit nicht verlassen hatten, nur um seinen Kopf ein wenig zu wenden und zu seinem Sohn zu blicken.

Es fiel ihm wirklich schwerer, als er immer angenommen hatte und er kam nicht umhin einen tiefen Atemzug zu nehmen, der zittriger ausfiel, als ihm selbst lieb war, während ihm der Kontakt zu seiner Frau schon jetzt fehlte und er die Entscheidung am liebsten rückgängig gemacht hätte. Sich wieder zurückgelehnt hätte, nur um ihre kalten Finger wieder in die seinen zu nehmen und zu versuchen dieser Wahrheit aus dem Weg zu gehen, weil sie für ihn so wenig Substanz besaß wie alles andere in diesem Moment auch. Alles, was er greifen konnte war negativ und wieder einmal konnte er sich darüber besinnen, dass er eigentlich derjenige gewesen sein sollte, der sie verließ.

Aber hätte er ihr das wirklich zutrauen sollen?

Hätte er diesen Platz so bereitwillig tauschen können, nur um ihr diesen Schmerz zu überlassen, die Trauer sie einnehmen zu lassen, weil sie seinen Verlust nicht verkraften konnte? Wollte er das wirklich oder war es am Ende doch das, was hier geschah und nur einen Ablauf des Lebens darstellte, den er nicht ändern konnte. Das und nichts weiter und seine Lippen öffneten sich, nur damit der nächste zittrige Atemzug seine Worte erstickte, die er versuchte zu formen.
 

"Ist alles bereit?" Selbst für ihn klang seine eigene Stimme belegt und wie die eines Fremden und es war so verdammt schwer seinem Sohn in die Augen zu sehen und dabei dieselbe Gram, denselben Schmerz zu erblicken, den er fühlte und nebenbei bemerken zu müssen, dass er sich weitaus besser zu halten schien, als er.

"Ja. Der... Doc ist unten." Er konnte ihn spüren und nickte lediglich, weil jedes weitere Wort überflüssig gewesen wäre. Das war nur Formalität, ein gewisses Übel, das er eingehen musste, auch wenn er es nicht wollte und als Trunks die Lippen zu einer schmalen Linie zusammenpresste, musste er sich förmlich dazu zwingen den Blick von ihm zu nehmen und seine Tochter anzusehen. Ein schweres Schlucken konnte den Kloß, den alles einnehmenden Felsen in seiner Kehle auch nicht beseitigen und er musste für einen Augenblick die Augen schließen, um sich zu sammeln.

Um die Kraft aufzubringen, sie auch wirklich anzusehen. So alt sie geworden war, sie war und blieb immer seine Prinzessin, aber in diesem Moment sah sie ihrer Mutter so ähnlich wie noch nie, was den Schmerz nicht zwingend leichter zu ertragen machte und doch... doch tat er etwas, das vielleicht keiner der hier Anwesenden von ihm erwartet hatte. Langsam erhob er sich aus der Position, die er die gefühlten letzten Tage nicht verlassen hatte, nur um die zwei Schritte zu machen, die ihn zu ihr bringen würden und sie letzten Endes einfach stumm und wortlos in den Arm zu nehmen.

Eine kurze, wenn auch so intensive Berührung, dass es ein weiteres ersticktes Schluchzen aus ihrer Kehle riss und ihn dazu brachte, die Augen ein weiteres Mal zu schließen, die Kiefer aufeinander zu pressen, so dass seine Muskeln begannen zu schmerzen, nur um sich wieder von ihr lösen. Ein kurzer Blick auf Kakarott folgte, ein winziges, angedeutetes Nicken in seine Richtung und dann wandte er sich ganz ab.

"Wir sehen uns nachher."
 

Sie hatten oft und lange darüber geredet und waren zu dem Schluss gekommen, dass eine normale Beerdigung für Bulma einfach nicht die richtige Lösung war. Es würde ihrem Stand nicht entsprechen, ihrem Willen und ihrem Geist nicht den nötigen Respekt zollen, so dass sie am Ende auf eine ganz andere, simple sowie schwere Lösung gekommen waren, die er ihr einfach nicht verwehren wollte. Ihren letzten Wunsch, diese eine Sache konnte er ihr einfach nicht abschlagen und egal wie schwer dieser Schritt auch zu gehen war, er würde ihn machen, nur um sie zufrieden zu stellen, um sie im Jenseits glücklich zu machen.

Das alles hier war nichts weiter als eine Pflicht.

Eine formelle Angelegenheit, die simultan zu seiner eigenen Handlung lief und ihnen nichts anderes übrig blieb, als sie anzugehen, weil es Pflicht war. Eine Tradition, die nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass sich der fragende Blick Kakarotts in seinen Rücken bohrte, während er sich zur Tür begab und sie öffnete, nur um abermals im Rahmen stehen zu bleiben. Die Hand an eben jenen gelegt, richtete er den Blick zu Boden und versuchte wirklich, wirklich und wahrhaftig sich von diesem Raum zu lösen.

Den Gedanken anzunehmen.

Und doch fiel es ihm so unendlich schwer sie hinter sich zu lassen, sie alleine zu lassen, so wie sie es mit ihm getan hatte. Es waren nur ein paar Schritte und doch bekam er das Gefühl, dass sein Seelenheil davon abhing, wenn er nun gehen würde und in einen Abgrund stürzen würde, aus dem er sich nicht mehr befreien konnte. Aber er musste es tun, weil es ihr Wunsch gewesen war.
 

Das und nichts weiter.

Nur ein einziger Wunsch, an dem doch soviel hing und das er nicht einmal beschreiben konnte. Ihm würden keine Worte der Welt einfallen, die er ihr sagen könnte, sollte er sie eines Tages doch wieder sehen. Ihm würden keine Worte einfallen, um zu beschreiben wie er sich in diesem Moment fühlte, in dem er die Hand vom Rahmen löste und einen Schritt nach draußen machte, nur um die Kälte zu spüren, die sich in die Flure gelegt hatte und eisige Dunkelheit hinterließ. Er würde wirklich niemals beschreiben können, wie sehr sein Inneres sich in diesem Augenblick zusammenzog und er wahrlich dem Drang widerstehen musste, sich umzudrehen und zu ihr zurückzukehren.

Er konnte nichts mehr für sie tun und nur Gedanke, dass er sie aufhalten würde ihren Weg in die Nachwelt zu finden, hielt ihn in diesem Moment am laufen, hielt ihn zusammen und ließ ihn nicht zusammenfallen.

Er hatte sich etwas anderes gewünscht, aber die Zeit war vergangen und ihr Ergebnis so grausam, dass es ihm beinahe den Boden unter den Füßen wegzog, als er einen weiteren Schritt machte und gefährlich schwankte, so dass er die Hand erneut ausstreckte und an die Wand legte. Die Zeit spielte keine Rolle mehr, ihre Taten waren unverkennbar und würden ihn weiterhin verfolgen, so wie seine Vergangenheit ihn niemals wirklich losgelassen hatte, weil sie das war, was ihn zu dem gemacht hatte, der er heute war.

Die Zeit spielte nur ein Spiel und am Ende blieb die Frage übrig, zu was sie überhaupt da waren, was der Sinn hinter einer einzelnen Existenz war oder ob es schlicht und einfach nur eine Laune der Natur war, sie alle gehen zu lassen. Auch er würde irgendwann gehen müssen, das war ihm mehr als nur klar, aber warum erst den gesamten Schmerz eines Lebens in sich aufnehmen, um danach doch wieder alles zu verlieren und zurück zu bleiben in einer Welt, die niemals die seine gewesen war und die in diesem Moment so kalt, unerbittlich grausam und vor allem dunkel erschien, wie er sie lange nicht wahrgenommen hatte.
 

Wo blieb der Sinn hinter diesem Sein, das nicht mehr sein durfte?

Wo war der Sinn hinter dem Schmerz, der ihm das Herz aus der Brust riss und seine Kehle zuschnürte, so dass jeglicher Versuch sich auf den Beinen zu halten beinahe erfolglos erschien und nur der kalte Putz einer Wand etwas hinterließ, das er nicht greifen konnte. Wo war der Sinn dahinter, sich derart selbst leiden zu sehen, nur weil man eine Person gehen lassen musste, die man über sein halbes Leben lang einfach nur geliebt hatte und nun alleine auf weiter Flur zu stehen und nicht zu wissen wie es weitergehen sollte?

Er schüttelte den Kopf und setzte seinen Weg fort, immer im guten Gewissen, dass es ihr Wunsch gewesen war. Dass er ihn ihr erfüllen musste und erst dann, erst dann wenn alles erledigt war, in der Lage sein konnte sich selbst eine Auszeit zu gönnen.

Aber er hatte noch etwas zu erledigen, musste noch Vorbereitungen treffen, zu denen er noch nicht gekommen war. An ihrer Seite zu sein war ihm wichtiger erschienen als dieser ganze Nonsens, der im Nachhinein wirklich keinen Sinn ergeben wollte und nur eine Endgültigkeit in die ganze Sache brachte, die ihm erneut einen Schauer der Verzweiflung den Rücken hinunter trieb.

Er war kein Idiot.

Vegeta war völlig klar, dass das Leben auch ohne sie weitergehen würde und genau aus diesem Grund versuchte er seine Gestalt zu straffen und Tage des Sitzens, Tage absoluten Hungerns und tiefer Verzweiflung hinter sich zu lassen, um etwas entgegen zu blicken, das nur er ihr noch geben konnte. Es war einfacher gedacht als getan und am Ende war es nichts weiter als ein fruchtloser Versuch, weil sowieso niemand hier war, der seine Tränen sehen konnte, weil sowieso niemand mehr hier war und ihn auf seinem Weg begleiten würde, den er alleine antreten würde.

Nur ein Weg der Endgültigkeit - den sie sich gewünscht hatte.
 

~~~***~~~

Ich musste zugeben, dass sie eine bessere Köchin war, als ich ihr anfangs zugetraut hatte. Sie machte nun einmal nicht den Eindruck, dass sie sich für diese Dinge interessieren könnte, für etwas anderes als ihre kleinen Erfindungen, mit denen ich wiederum wenig anfangen konnte. Aber diese Meinung musste ich zumindest mir gegenüber revidieren, auch wenn ich sie niemals offen aussprechen oder sie gar in irgendeiner anderen Weise zeigen, als das was es für mich war. Ein Geheimnis, das nur mir gehörte und niemals das Licht des Tages entdecken würde, so wahr ich hier saß und ihren Blick noch immer auf mir liegen hatte.

Sie machte wahrlich keine Anstalten mich nicht anzustarren.

Ihren Blick auch nur für ein paar Sekunden von mir zu nehmen und unbewusst biss ich die Zähne zusammen, weil ich diese Art der Aufmerksamkeit nun wirklich nicht gewohnt war.

Ich kannte Blicke, so war es nicht, aber meist waren diese Blicke voll Hass und Abscheu, voll niederträchtiger Gerissenheit und niemals auf diese Weise auf mich gerichtet. Und gerade in diesen Momenten begann ich mich zu fragen, was wirklich in ihrem Kopf vorging - wenn sie doch so ein Genie war, wieso begriff sie nicht, dass ich nicht der Richtige für sie war und wieso nahmen ihre Bemühungen nicht endlich wieder ab, sondern wurden stattdessen nur noch mehr, so dass ich selbst kaum mehr hinterher kam.

Konnte sie nicht warten?

Warten, bis diese Zeit vorbei war und dann sehen, ob ich noch am Leben war und wenn ich es war, ob ich auch wirklich hier bleiben würde? Denn noch hatte ich mich nicht endgültig entschieden, der Punkt zu gehen war noch nicht überschritten und ich wusste beim besten Willen noch nicht, was ich danach machen würde, ob mir der Gedanke an ein freies Leben im All wirklich noch genug gab. Denn dort hatte ich eigentlich genug Zeit meines Lebens verbracht.
 

"Schmeckt es dir?" Ich sah auf und schluckte das, was ich im Mund hatte hinunter, nur um ihr doch keine Antwort zu geben. Was erwartete sie eigentlich von mir? Welche Antwort wollte sie hören und welche war vielleicht die, die sie wieder von mir treiben konnte? Aber ich kam auf kein Ergebnis, egal wie lange Sekunden ich darüber nachdachte und senkte den Blick schließlich einfach nur wieder auf meinen Teller und aß weiter, ohne ihr irgendwas gegeben zu haben.

Sie seufzte leise und gedämpft.

Nur ein kleines Geräusch, das trotz allem meine Ohren erreichte und mich eine Braue leicht nach oben ziehen ließ, ohne dass ich etwas anderes getan hätte. Sie brauchte eigentlich keine Antwort, ich war am Essen und schob es immerhin nicht einfach wieder von mir... war das nicht Antwort genug für sie? Aber wahrscheinlich waren Menschen ein Thema für sich und die Frauen dieser Spezies etwas wieder ganz anderes, so dass ich schlicht und einfach nicht wusste, wie ich damit umzugehen hatte.

Sie war eine starke Persönlichkeit, das war mir nicht verborgen geblieben, aber auch sie schien Anerkennung zu brauchen, wie alle anderen auch. Nur dass sie sie nicht von mir bekommen würde, weil ich gar nicht mehr wusste wie es war jemanden anzuerkennen, der einen nicht förmlich dazu zwang ihn zu huldigen. Ich wusste nach all den langen Jahren der Suche und der Aufträge im schwarzen Nichts des Alls gar nicht mehr, wie es wirklich sein musste sich mit jemanden zivilisiert zu unterhalten, ohne dabei einen Wutanfall zu bekommen oder ihn gleich zu pulverisieren, weil er einem auf den Sack ging.

Ich war nicht unkultiviert, ich war nur anders aufgewachsen und sie hatte es einfach nur noch nicht verstanden.
 

Wenn man es mit irdischen Maßstäben messen wollte, war ich mehr als ein Massenmörder und ich konnte wirklich nicht verstehen, wie man mich derart ansehen konnte. Wie man sich die ganze Zeit nehmen konnte und mich einfach nur beobachten wollte, weil es einem vielleicht Spaß machte oder nicht anders konnte als aus der Ferne zu betrachten, weil ich nicht in der Lage war meine Entfernung aufzugeben und mich heimisch, gar zu Hause zu fühlen. Weil ich nicht in der Lage war meine persönliche Schutzzone aufzugeben und zu sagen, dass es okay war, weil es das ganz sicher einfach nicht war.

Ich mochte nicht so aussehen, mich nicht so geben, aber das alles hier machte mich unsicher und ich war froh, als ich das Loch in meinem Magen endlich gestopft hatte und aufstehen konnte.

"Warte." Ich war bereits zwei Schritte gegangen, nur um jetzt doch noch einmal unschlüssig stehen zu bleiben. Für einen Moment beriet ich mit mir selbst, ob ich wirklich hier bleiben sollte, oder doch lieber einfach gehen sollte, ob ich sie ansehen sollte oder nicht, nur um mich letzten Endes dafür zu entscheiden, lediglich wieder eine Braue zu heben.

"Was ist denn noch?" Ich klang so ungeduldig wie ich mich fühlte, wollte ich doch eigentlich nichts anderes als mich für ein paar Stunden aufs Ohr zu hauen und dann weiter zu trainieren.

"Ich hab noch einen Nachtisch für dich." Und beinahe konnte ich ihre Unsicherheit riechen, nur um mich schließlich doch wieder umzudrehen und sie anzusehen. Nach... was? Ich kannte einen Nachschlag, aber das was sie mir jetzt unterbreiten wollte, hatte ich wirklich noch nicht gehört und ich musste die stumme Frage so offen auf meinem Gesicht tragen, dass sie begann zu lächeln und schließlich sogar leise lachte.

"Sag bloß, das kennst du nicht?" Noch ein leises Lachen und ich wandte mich ab, um meine Arme zu verschränken. Ich konnte auch nichts dafür, dass ich in einer nicht besonders hoch entwickelten Kultur aufgewachsen war, in der es ein wahres Privileg zu sein schien vernünftig behandelt zu werden - ein Grund, warum mir all das hier so schleierhaft war.
 

"Schon gut, kein Grund beleidigt zu sein." Ihre Stimme nahm einen Ton an, der mich automatisch aus den Augenwinkeln zu ihr sehen ließ, nur damit sie mich mit genau diesem verständnisvollen Blick ansehen konnte, der mich wünschen ließ, mich in Luft auflösen zu können.

"Setz dich wieder hin, ja?" Wer war sie eigentlich mir Befehle zu geben? Ich hasste es, wenn sie so mit mir sprach und ich gar nicht anders konnte, als dieser freundlichen Aufforderung Folge zu leisten, weil sie eigentlich kein Befehl war, sondern lediglich eine seltsame Bitte. Ich hasste es, wenn ich mich nicht entscheiden konnte, ob ich sie nun anfahren sollte oder nicht und stattdessen lieber meinen Mund hielt, mich wieder setzte und das genervte Schnauben trotz allem nicht unterdrücken konnte.

"Hier, bitte." Sie stellte mir eine Schale vor die Nase, die ich erst einmal anstarrte, bevor ich den Blick hob, weil ich das, was sich in ihr befand, schlicht und einfach nicht identifizieren konnte. Aber wieder lächelte sie nur, während sie sich beinahe beiläufig eine blaue Strähne hinter das Ohr klemmte und sich selbst wieder setzte.

"Eiscreme." Als ob das alles erklären würde. Manche der Worte hier waren mir noch immer fremd, die Gebräuche und Moralen würde ich wahrscheinlich niemals wirklich verstehen und wollte es auch gar nicht... aber das hier war... einfach unbeschreiblich wie sorglos sie mit mir umging und ich zog die Brauen wieder zusammen.

Aber auf eine mir unerklärliche Weise wollte ich sie auch nicht enttäuschen, weshalb ich nach dem Besteck griff und wieder nur ein Lachen erntete, das mich verwirrt aufsehen ließ.

"Den Löffel, Vegeta, nimm den Löffel." Es war allerdings keine Schadenfreude, die in ihren Augen stand, es war schlichte Amüsiertheit darüber, dass ich es nicht kannte und diesen dummen Fehler gemacht hatte, was mir nur ein Knurren entlockte, dass sie keineswegs einschüchterte.

"Nun mach schon, sonst ist es geschmolzen, bevor du überhaupt angefangen hast." Warum machte sie das? Warum verwirrte sie mich mit jedem Tag mehr und ich konnte rein gar nichts dagegen unternehmen? Warum ließ sie mich nicht ziehen, wenn ich es wollte und wieso legte sie solche Mühen in diese Dinge, die ich einfach nicht verstehen konnte?
 

Ich war mir wirklich unsicher, aber versuchte es mir nicht anmerken zu lassen.

Legte das eine zur Seite und nahm das andere zur Hand, nur um unter ihrem aufmerksamen Blick in die Masse zu tauchen und schließlich zu probieren, was sie mir vor die Nase gesetzt hatte. Meine Braue rutschte wieder nach oben und auch wenn ich eigentlich keine Person für süße Dinge war, so konnte ich nicht abstreiten, dass es schmeckte. Anders, aber gut. Nichts im Vergleich zu den Tonnen an herzhaftem Essen, dass ich bis jetzt hier bekommen hatte und wieder musste ich mich fragen, warum ich das überhaupt tat.

Warum ich hier saß und mich dabei beobachten ließ, wie ich die erste Eiscreme in meinem Leben aß.

Aber sie schien sich wirklich nichts aus meiner Unwissenheit zu machen und der einzige, der sich daran störte, war ich selbst. Manchmal war es ein wahrer Fluch so zu sein und manchmal verfluchte ich es mehr denn je, dass ich unter den Umständen aufgewachsen war, die mich letzten Endes sogar hergeführt hatten. Ich hätte soviel mehr haben können und vielleicht wäre ich jetzt sogar ein König, der über ein ganzes Volk regieren konnte - ohne diese lästigen Dinge, die sich Zwischenmenschlichkeit schimpfte und die ich einfach nicht verstand, nicht verstehen wollte.

Ich könnte zu Hause in einem Palast sitzen, aber stattdessen war ich hier auf diesem einsamen Planeten, der es eigentlich gar nicht wert war sich dafür in einen Kampf auf Leben und Tod zu ziehen und doch war ich hier. War hier und versuchte das Beste draus zu machen und mich nicht unterkriegen zu lassen, selbst wenn ich viele der Geflogenheiten nicht kannte und wahrscheinlich auch niemals kennen lernen wollte.

So saß ich hier ihr gegenüber und aß diese verfluchte Eiscreme, die es sogar schaffte sie in ehrliches Gelächter ausbrechen zu lassen, nachdem ich ein wenig zuviel davon in meinen Mund gesteckt hatte.

Sie hatte gelacht, offen und herzhaft, bis sie sich den Bauch hielt und mich mit Tränen in den Augen ansah, die ich in diesem Moment genauso wenig verstand, wie die ganze Frau an sich.

~~~***~~~
 

Unweigerlich und ohne, dass er es eigentlich wollte, legte sich ein Lächeln auf seine Lippen, als ihn die Erinnerung übermannte und er gar nicht anders konnte, als sie in sich aufzunehmen, so schmerzhaft sie auch sein möge. Sie brachte eine gewisse innere Ruhe mit sich, so dass er erst jetzt merkte, dass er mit der Hand noch immer an der Wand stehen geblieben war und den Boden zu seinen Füßen anstarrte, während er schwer schluckte und den Schmerz, gemeinsam mit der verwirrten Freude seines Geistes wieder versuchte nach unten zu drängen.

Er hatte keinen Grund zu lächeln und es war bereits wieder verschwunden, bevor er diesen Gedanken auch nur Ende gebracht hatte, nur um sich in dem verwirrenden Netz seiner eigenen Gedanken zu verlieren und einen Atemzug zu nehmen, der zittriger ausfiel, als ihm vielleicht lieb war.

Es machte jetzt keinen Unterschied mehr.

Es war schlicht und einfach egal, ob er diese kleinen Bilder, diese Fetzen eines verlorenen Lebens mit sich herumtrug oder nicht, wenn sie es einzig schafften ihm einen bittersüßen Schmerz aufzuzwingen, den er nicht verhindern und auch nicht bezwingen wollte. Sie gehörten zu ihm wie der Rest dieses vergangenen Lebens, das einst das seine war und nun in Scherben vor ihm zusammenfiel, vor seinen Füßen liegen blieb und ihn nie wieder denselben werden ließ.

Das Wissen zerstörte ihn.

Von Anfang an, als er gewusst hatte, dass es dem Ende zugehen würde, hatte es begonnen ihn zu zerstören - erst ganz langsam, weil dort noch immer die kleine und vage Hoffnung war, dass sich doch noch alles zum Guten wenden würde, selbst wenn er wusste, dass es unausweichlich war. Ganz zu Anfang, als er ahnte und spürte, dass ihr Licht immer schwächer wurde und jeden Tag ein wenig mehr verschwand, starb auch jedes Mal ein kleiner Teil von ihm selbst und übrig blieb er wie er jetzt war.

Nichts weiter als eine trostlose Hülle, die die Sonne nicht mehr sehen konnte.
 

Er sah auf und setzte seinen Weg auf zittrigen Knien weiter fort, nur um die Zähne zusammen zu beißen und sich zu fragen, was aus ihm geworden war. Wie sehr er sich verändert hatte und wie stark dieser eine Verlust sein Innerstes in Stücke riss, es zerfetzte und ein blutendes Herz zurückließ. Wie sehr er sich an diese eine Person gewöhnt hatte, Gefühle entwickelt hatte, die sich seiner Beschreibung entzogen und von denen er früher immer angenommen hatte, dass sie auf dem langen Weg des erwachsen Werdens verloren gegangen waren, er sie nie wieder finden würde.

Wer hätte gedacht, dass er sie ausgerechnet hier wieder fand?

Wer hätte gedacht, dass er am Ende derjenige war, der einen letzten Wunsch ausführen würde, als wäre es das Normalste auf der Welt und doch zur gleichen Zeit der schwerste Weg, den er jemals gegangen war.

Dabei wusste er wirklich noch nicht, was er machen würde, wenn dieser Wunsch erfüllt, der Weg zu Ende gegangen war...

6.

Der Abend dämmerte und Vegeta sah von seinem Platz auf dem Bett auf und verengte die Augen, weil er einen Moment zu lange brauchte, um die Realität wieder zu beschreiten, sie in sich aufzunehmen und zu verarbeiten. Es dauerte schlicht und einfach einen Augenblick zu lange, nachdem er seine Erledigungen fertig hatte und sich in diesen Raum zurückgezogen hatte, den er seit so vielen Jahren, so vielen Jahrzehnten nicht mehr betreten hatte.

Aber er hatte nicht in ihr gemeinsames Schlafzimmer gehen können.

Der vage Duft ihrer Shampoos, der wahrscheinlich noch immer in ihrem Kissen hing und der allgemeine Geruch, der ihr immer so eigen gewesen war; all die vielen Erinnerungen, die sich in diesem Zimmer sammelten und ihm wahrscheinlich den Boden unter den Füßen weggezogen hätten, bevor er es überhaupt ganz betreten hätte. Ihre Kleidung, die noch immer im Schrank hing und nur eine einzige Bewegung gebraucht hätte um erneut an sein Auge zu dringen und ihm wahrscheinlich nur wieder Tränen bitterer Enttäuschung und endgültigem Verlustes in eben jene zu treiben.

Verlorene Träume und neue Hoffnungen, die sich jetzt unter dem Verlust türmten und unter ihnen begraben wurden, so dass nichts weiter übrig blieb als ein Trümmerhaufen eines Lebens, das nicht mehr sein durfte, das er von nun an alleine verbringen musste und automatisch senkte sich sein Blick ein weiteres Mal auf den Boden zu seinen Füßen, so wie er die ganze Zeit schon hier gesessen hatte. Die Arme auf den Knien abgestützt hatte er die Finger ineinander verschlungen und versuchte sich selbst von Anbeginn dieser Zeit an davon abzuhalten wieder aufzustehen und zu ihr zurückzukehren.

Ihren Wunsch zu verhindern, weil alleine der Gedanke daran ausreichte um ihm einen Kloß in der Größe dieses verdammten Landes in den Hals zu treiben und jeden weiteren Atemzug zu einer reinen Qual zu machen, ihm doch noch die Tränen in die Augen zu treiben. Er blinzelte sie davon, schloss die Augen und hoffte gegen das furchterregende klamme Gefühl in seinem Brustkorb ankämpfen zu können, dass ja doch nur wieder in Geräuschen enden würde, die er heute einmal zu oft gehört hatte.
 

Aber er durfte nicht zurück.

Es würde die ganze lange Planung wieder zunichte machen, weil er schon genug Zeit verschwendet hatte... wobei dieses Wort vielleicht ein wenig zu hart erschien und er all die langen Stunden nur dazu gebraucht hatte, um sich zumindest einigermaßen darauf vorzubereiten, die Tatsache zu akzeptieren und als die Realität zu sehen. Wenn er das nicht gemacht hätte, wenn er nicht all diese Stunden stumm an ihrem Bett verbracht hätte, dann wüsste er wirklich nicht, ob er es akzeptieren hätte können, doch so war ihm schlicht und einfach nichts anderes übrig geblieben, weil die Zeichen so eindeutig waren, dass selbst er sie nicht mehr abstreiten konnte.

Es lief kein Leben mehr durch diesen Körper.

Ihr Herz war stehen geblieben und vielleicht war es nach so langer Zeit ja auch gut so und genau das, was sie in diesen dunklen Stunden ihrer selbst gebraucht hatte. Dass sich ihr Geist von ihr lösen konnte und ein neues Leben beginnen konnte, fernab dieser grausamen Welt, in der man die Liebsten ja doch irgendwann alleine lassen musste.

Ir Licht war erloschen und würde auch nicht wiederkommen und so sehr er sich auch selbst gegen diese unumstößliche Wahrheit gewehrt hatte, so sehr er in seinem Inneren gehofft hatte, dass es nicht wahr sein würde und dass dort irgendwo, in den tiefsten Tiefen ihres Körpers noch eine winzig kleine Flamme loderte, er hatte gewusst und gespürt, dass es nicht so war. So dass sich nur seine vagen und sinnlosen, ja beinahe naiven Hoffnungen zerschlugen, je länger er dort gesessen und weiter gehofft hatte, die Zeit zum stehen bleiben wünschte... nur um ihm eine letzte, eine letzte und kleine Chance zu geben.

Aber die Zeit blieb nicht stehen und sie hatte ihm so unmissverständlich klargemacht, dass sie das niemals tun würde. Und es schmerzte, schmerzte noch immer so tief in seinem eigenen Herzen, dass er dachte, es würde jeden Moment selbst still stehen bleiben und ihn im Stich lassen, so wie sie ihn alleine gelassen hatte.
 

Er schüttelte den Kopf und hielt die Augen geschlossen, wunderte sich, fragte sich wirklich wie es von hier aus weitergehen sollte. Wie er diesen schweren und steinigen Weg alleine beschreiten sollte und mit der Gewissheit leben musste, dass sie nicht mehr an seiner Seite stand. Dass sie ihm seine Fehler nicht mehr verzeihen würde und er letzten Endes derjenige war, der ihr den ihren verzieh. Der ihr einen einzigen Wunsch erfüllte, nachdem er ihr schon so viele andere zuvor erfüllt hatte. Er fragte sich wirklich, ob er diesen Tag noch überstehen würde, oder ob ihn seine letzte verbliebene Kraft doch noch verlassen würde bevor er seine Aufgabe erledigt hatte.

Er fragte sich, ob er es schaffen konnte, ohne das Wissen zu besitzen, wie er es machen sollte.

Dieser Weg war mit einem Mal so lang und steinig, dass er einfach nicht wusste, an welchem Punkt er stolpern würde, nur um am Ende ihren Wunsch in den Sand zu setzen, so wie er so vieles andere zuvor schon in den Sand gesetzt hatte.

Seine Augen begannen hinter seinen geschlossenen Lidern zu brennen und bevor er sich versah, bevor er es überhaupt richtig registriert hatte und dagegen hätte ankämpfen können, krallten sich seine Finger ein wenig fester ineinander und durchschnitt ein leises Schluchzen die relative Stille dieses Raumes, der nicht mehr der Seine war. Und er begann sich zu fragen, während es ihm die Kehle zuschnürte und er einfach nichts mehr dagegen tun konnte, nicht mehr dagegen angehen konnte, wie lange ihre Vorbereitungen noch andauern würden, wie lange sie ihn hier alleine sitzen lassen wollten, ohne dass es weiterging.

Es tat weh so zu denken, aber er konnte die Zeit nicht ertragen, musste es hinter sich bringen, bevor er vollends alle Kraft verlor und den Willen, ihren Wunsch wirklich zu erfüllen, in den Tiefen seines Geistes begrub.

Nur um sie bei sich zu halten, sie ein letztes Mal zu sehen, zu berühren - auch wenn diese Erfahrung wahrscheinlich mehr als nur schmerzhaft werden würde.
 

Er fragte sich, wie lange Formalitäten andauern konnten.

Wie viele Dinge wirklich erledigt werden mussten. Es war nicht so, dass er sich niemals damit beschäftigt hatte, aber er hatte eine Art Vertrag mit seiner Frau geschlossen, die ihn lediglich für die letzten Züge verantwortlich machte. Alles andere wollte sie klären, alles andere sollte erledigt sein, wenn sie schließlich von ihm gehen würde und er hatte ihr vertraut, weil er keine andere Wahl hatte. Weil er sich nicht mit diesen Dingen auseinandersetzen wollte und immer die schleierhafte Hoffnung gehegt hatte, dass es dann nicht so eintreten würde - aber seine eigene Unwissenheit machte ihn nur noch fertiger als alles andere zuvor.

Er hatte sich niemals wirklich darum gekümmert, hatte ihr die Sache überlassen und konnte nun nur noch einmal schlucken und hoffen, wirklich hoffen, dass er es schaffen würde.

Ein etwas träges und nicht ehrliches Lächeln schlich sich auf seine Lippen, ein minimales Anheben seiner Mundwinkel, die sich sofort wieder nach unten zogen und er das Gefühl bekam, dass sich seine Finger ineinander verkrampften, so dass er sie nicht mehr lösen würde können. Er hatte es so lange von sich geschoben, so lange die Wahrheit nicht sehen wollen, die sich so ehrlich und wahrhaftig vor seinen Augen abgespielt hatte, dass sich der Kloß in seinem Hals in einen scharfkantigen Felsen verwandelte, der mit dem nächsten Schlucken alles aufriss, das er zu fassen bekam. Beinahe konnte er das Blut schmecken, das sich in seiner Kehle ausbreitete und schüttelte den Kopf darüber, verwünschte und verfluchte den Gedanken, schob ihn zurück in seine Entstehung.

Er war nicht so schwach, er würde es schaffen.

Auch wenn ihn der Verlust mehr mitnahm, als er zu Anfang angenommen hatte, als er jemals an sich heranlassen wollte, es blieb ihm gar nichts anderes übrig, weil sie es so wollte. Und wer war er, ihr einen Wunsch zu verwähren? Ihr die Passage in die Nachwelt so einfach wie möglich zu machen und sich selbst zu vergewissern, dass sie auch ordentlich dort ankommen würde. Wer war er, dieser Frau etwas abschlagen zu können?

Das hatte er doch von Anfang an nicht gekonnt.
 

~~~***~~~

"Gut?" Es war eigentlich keine wirkliche Frage und ich stellte fest, dass sie mich mit ihren Blicken förmlich auf meinem Platz halten wollte, diese unnütze Frage stellte, weil sie noch nicht wollte, dass ich ging. Aber ich hatte nicht vor hier zu bleiben, ich war müde und wirklich geschafft von meinem eigenen Training und auch wenn ich wusste, dass es mich nicht weiterbringen würde zu schlafen, so wusste ich dennoch, dass es mich noch weniger weiterbringen würde wenn ich nicht die Ruhe fand, die sich mein Körper so sehr wünschte. Innerlich seufzte ich leise und sah sie wieder schlicht und einfach an, so dass es ihr am Ende zu dumm wurde und eine ihrer Augenbrauen nach oben rutschte.

Ich hätte gegrinst, wenn mir danach gewesen wäre, so aber legte ich nur meine Ellenbogen auf den Tisch und stützte mein Kinn schließlich auf die zusammengefalteten Hände, nur um es ihr nachzumachen und sie nun meinerseits anzustarren.

Sie schluckte schwer und presste für einen Moment die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, bevor ihr Blick mich für einen Augenblick verließ und schließlich wiederkehrte, nur damit sie die Lippen öffnete und am Ende doch nichts daraus hervorkam. Wahrlich amüsant, das musste ich mir selbst eingestehen, aber das machte die Tatsache am Ende nicht ungeschehen, dass ich nach meiner Mahlzeit noch immer hier saß und nicht gegangen war. Dass ich ihrem Wunsch gefolgt war und ihren Nachtisch gegessen hatte, nur damit sie sich lustig über mich machen konnte und ich verengte bei dem Gedanken leicht die Augen.

"Es ist wirklich nicht leicht zu erahnen, an was du manchmal denkst.", sagte sie nun und starrte mir dabei so unverwandt in die Augen, dass mir wieder nichts blieb, als meine Braue nach oben rutschen zu lassen. Was meinte sie nun wieder damit?

Ich hatte meine Gründe mich zu verschließen, ich hatte wirkliche Gründe niemals offen preiszugeben, an was ich wirklich dachte, weil es früher schlicht und einfach mit meinem Tod hätte enden können. Es war einfacher alles aus meinem Blick herauszuhalten und so zu tun, als wäre ich die Marionette, zu der Freezer mich schon immer machen wollte, nur um mich innerlich doch von meinem Hass auf ihn zu nähren und zu überleben. Meine Wut zu bündeln und sie an jenen auszulassen, die eigentlich nichts dafür konnten, aber selbst dieses Thema war abgeschlossen, selbst diese Episode beendet, selbst wenn ich leider nichts dazu hatte beitragen können.

Wenn ich mir wieder einmal den Arsch hatte retten lassen.
 

"Was ist so wichtig daran, Onna?", stellte ich die Frage, die mir als erstes in den Geist sprang, weil ich es immer noch nicht verstand. Aber ich musste zugeben, dass sie es ein weiteres Mal geschafft hatte mich hier zu halten, denn normalerweise hätte ich wirklich endlich aufstehen und gehen sollen. Stattdessen ließ ich mich in dieses mehr als unwichtige Gespräch ziehen, von dem ich wahrlich keinen Nutzen hatte.

"Du verstehst mich falsch." Sie seufzte leise und löste ihre Hände, um sich erneut eine Strähne hinter das Ohr zu schieben und lächelte dabei dieses Lächeln, das es nicht ganz schaffte ihre Augen zu erhellen. "Es ist mir wichtig, was du denkst. Ich möchte es gerne wissen." Sie betonte die Worte, um mir eindeutig und unmissverständlich klarzumachen, dass sie es wirklich so meinte und ich konnte nicht anders, als verwirrt meine Brauen wieder nach unten zu ziehen. Was sollte das werden? Sie verunsicherte mich, ich wusste wirklich nicht, auf was sie hinauswollte, wenngleich ich diese versteckte Ahnung hatte und sie doch nur wieder damit kaschierte, in meinen eigenen Gedankengängen von früher zu landen.

Beobachte deinen Feind, finde heraus, was er macht und was er denkt und der Schlag gegen ihn wird umso schmerzhafter, wie auch erfolgreicher. So wie ich es schon mit ihr getan hatte, nur um doch kein Ergebnis zu erzielen, weil diese Frau immer dasselbe machte und nicht die geringsten Anstalten erkennen ließ, dass sie etwas gegen mich plante. Aber war das nicht, was jeder Feind tun würde? Erst alle Schwächen analysieren und niemals offen zuzugeben, dass er es tat?

"Da gibt es nichts, was dich etwas angehen würde." Tat es wirklich nicht und ich sah ihr dabei so stechend und intensiv in die Augen, dass sie nach wenigen Augenblicken den Blick erneut zur Seite schnellen ließ. Tief einatmete und wohl zu überlegen schien, wie ihr nächster Schritt aussehen könnte, während Enttäuschung ihre Augen kreuzte. War es ihr wirklich so wichtig? Was hatte sie davon meine Gedanken zu kennen, welche Erkenntnis würde das Tuch lüften und sie einen Schritt weiter an das bringen, was sie wollte und von dem ich noch immer nicht wusste, was es war?
 

Aber ich gab ihr nicht mehr die Zeit dazu, weiter darüber nachzudenken.

Stand ich doch im nächsten Atemzug auf, nachdem ich diese seltsame Position gelöst hatte und wandte mich dem Gehen zu, weil ich genug Zeit verschwendet hatte. Eigentlich wollte ich nur Essen und mich dann hinlegen und ich begriff nicht, was mich so lange hier gehalten hatte, ob es wirklich nur der flehende Unterton in ihrer Stimme gewesen war, oder gar die Tatsache, dass sie dieses Essen beinahe bereitwillig auf den Tisch gebracht hatte.

Aber ich hatte sie nicht darum gebeten.

Ich kam auch gut alleine klar und war nicht zwingend auf dieses Haus oder gar diesen Kühlschrank angewiesen. Ich war nicht auf ihre Hilfe angewiesen, weil ich keine Hilfe brauchte und zur Not, wenn es gar nicht anders ging, auch in freier Natur irgendwas gefunden hätte, das mich am Leben hielt. Es war nicht so, dass ich nicht früher schon alleine Missionen erledigen musste und es da nun einmal keine Rationen gab, die ich hätte mitnehmen können.

Friss oder stirb und wenn man an einer gewissen Grenze angekommen war, dann tötete man von ganz alleine um selbst zu überleben.

Ich marschierte aus der Küche und ballte ganz nebenbei meine Hände zu Fäusten, weil mir dieses Leben hier einfach nichts geben konnte. Wie konnte man die gesamte Zeit so sehr verschwenden, wie konnte diese Spezies so alt werden, wenn man ihre lächerliche Kampfkraft bedachte und wie hatte dieser Planet es geschafft mit solchen Luschen drohenden Gefahren aus dem Weg zu gehen? Wie hatten sie sich so weit entwickeln können, dass sie es sogar schafften andere Planeten zu bereisen, nur um sich förmlich auf dem Silbertablett zu servieren und nichts, wirklich rein gar nichts zu ihrer Verteidigung hervorzubringen?

Es war wirklich lächerlich, vor allem aber, dass ich überhaupt hier war.
 

"Vegeta, jetzt warte doch mal!" Was wollte sie denn jetzt schon wieder? War es für sie denn so schwer zu verstehen, dass ich meine Ruhe haben wollte, dass ich verdammt noch mal nichts von ihr wollte, egal wie viele Mahlzeiten sie mir vorsetzte, egal auf welche Art sie mir näherkommen wollte?! Ich konnte ihre hektischen Schritte im Flur widerhallen hören und verengte die Augen, während sich die Verkrampfung meiner Hände gar nicht mehr lösen wollte und als sie bei mir angekommen war, als sie ihre schmale und zierliche Hand auf meine Schulter legte, um mich erneut zum Stehen bleiben zu zwingen, setzte etwas in mir aus.

Ich wirbelte herum und wusch sie mit einer einzigen Bewegung meines Armes zur Seite.

Sie keuchte auf und noch während sich ihre Augen überrascht weiteten, war sie auch schon an die Wand geprallt und gab ein weiteres ersticktes Keuchen von sich, verzog das Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse. Ich biss die Zähne zusammen und bedachte sie mit dem kältesten Blick, den ich im Moment aufbringen konnte, verengte erneut meine Augen und knurrte tief in meiner Kehle, aber wenn man so darüber nachdachte, war eben jenes Geräusch eigentlich nicht gegen sie gerichtet, sondern gegen mich.

So nervig und penetrant diese Frau wirklich war, ich hatte ihr nicht wehtun wollen.

Ich hatte ihr lediglich auf meine Weise sagen wollen, dass sie mich endlich in Ruhe lassen sollte und setzte ein weiteres Knurren hinterher, nur um sie noch einmal anzufunkeln.

"Vegeta..." Ihre Augen sprachen Bände. Sie verstand es nicht und doch trat nicht ein einziger Hauch Wut über mein Verhalten in sie, kam es mir beinahe so vor, als würde sie es verstehen und machte mich nur wütender. Was dachte sie sich eigentlich dabei?

"Bist du jetzt endlich fertig damit, mir hinterher zu rennen?!" Sie zuckte anhand der Schärfe in meiner Stimme zusammen und verengte nur Sekundenbruchteile später ihre eigenen Augen.

Oha.

So schwach dieser dumme Mensch auch war, so zierlich ihr Körper auch war und so wenig er in ernsten Situationen auch aushalten würde, sie schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, darüber hinwegzusehen und ihren sturen Schädel durchzusetzen.
 

"Nein, bin ich nicht!", fauchte sie zurück, in ihrer eigenen Stimme ein Hauch von etwas, das ich nicht kannte und nicht bestimmen konnte. Vielleicht war es Wut, vielleicht Angst, aber auf jeden Fall war es genug um sich wieder von der Wand zu stemmen, nicht ohne dabei abermals das Gesicht zu verziehen. Wusste sie wirklich nicht, dass ich sie hätte instinktiv umbringen können, oder verdrängte sie diese kleine Tatsache nur erfolgreich?

"Und wenn du denkst, dass mich das aufhalten wird, dann hast du dich ganz gewaltig geschnitten!", setzte sie dem an und hatte dabei einen Ausdruck in ihrem Gesicht, der mir nur eine Braue nach oben zog, bevor sie die wenigen Schritte wieder auf mich zukam und mir den Zeigefinger in die Brust zu bohren versuchte.

"Oh Herr vergib mir, aber ich will nun einmal wissen was in dir vorgeht und dich besser kennenlernen, ist das in deinen Augen ein so großes Verbrechen?!" Wieder versuchte sie mir ihren Finger in die Brust zu bohren und noch während ich sie anfunkelte griff ich nach ihrem Handgelenk um sie daran zu hindern. Sie verzog nicht einmal das Gesicht, war nicht einmal überrascht von meiner Handlung und ich konnte mich nur fragen, wie viel Zeit sie wirklich mit Kakarott verbracht hatte um so sorglos, so angstfrei zu sein.

"Es gibt nichts zu wissen, Onna, und das ist mein letztes Wort. Lass mich in Ruhe, verschwinde und kümmer dich um deinen eigenen Scheiß!", spie ich ihr entgegen und drückte ein wenig zu, nur um doch endlich die gewünschte Reaktion zu ernten, während ich mich ein wenig nach vorne lehnte um meine Worte zu bekräftigen.

"Andernfalls, und ich sage es wirklich ungern, könnte ich sehr ungemütlich werden." Entgegen der Wut in meinem Inneren blieb ich ruhig, drückte nur abermals ein wenig fester zu und sah das schmerzliche Verziehen ihres Gesichtes, nahm es in mich auf und versuchte das schlechte Gewissen, dass sich dabei tief in mir meldete, abzuwürgen. Sie hatte es nicht anders verdient, redete ich mir ein und schleuderte sie schließlich mit einer kurzen Bewegung meines Handgelenkes davon, so dass sie abermals an der Wand landete, an der sie schon einmal stand.
 

Ihr Gesicht, ihre Augen betrogen ihre wutentbrannte Fratze.

Sie war verletzt und enttäuscht, rieb sich beinahe automatisch und abwesend das Handgelenk, während ich sie nur noch Sekunden musterte, ein weiteres Knurren zu Tage förderte und meine Worte versuchte zu unterstreichen.

Aber ich hatte keine Zeit für diesen Scheiß, verdammt noch mal!

Ich musste stärker werden und auch wenn ich ihr wirklich, wirklich nicht hatte wehtun wollen, so musste es sein, um meinen Standpunkt klarzustellen, musste es sein um ihr zu zeigen, dass ich wirklich nicht der richtige Mann für ihre Interessen war. Dass ich ganz andere Dinge vorhatte, und die lagen nun einmal nicht in diesen zwischenmenschlichen Dingen, sondern darin, stärker zu werden!

Es war mir egal, was sie dachte, versuchte ich mir einzureden. Es war egal, dass ich sie verletzt hatte, mit meinen Worten wohl mehr als mit meiner Tat... aber ich hätte damals auch nicht angenommen, dass es sie auch nicht aufhielt.

Dass sie es einfach vergessen oder verdrängen würde und keinesfalls daran dachte, meinen Worten auch zu folgen. Meinem Befehl folge zu leisten, sondern ihren eigenen Kopf durchzusetzen, keine Angst zu zeigen.

~~~***~~~
 

Die Erinnerung ließ ihn das Gesicht verziehen, während sich das allbekannte Gefühl leichter Schuld in ihm versuchte auszubreiten, das ihm allerdings auch nicht mehr weiterhelfen konnte. Er entkrampfte seine Finger und ließ seinen Kopf in seine Hände sinken, während sich ein freudloses Lachen aus seiner Kehle stahl und ihn glauben ließ, dass er den Verstand verlor. Nein, es war keine Schuld, die er dieser Szene, dieser alten Erinnerung gegenüber empfand, es war beinahe schon Stolz über ihren so endlosen Dickkopf, über ihren langen Atem und die unglaubliche Geduld, die furchtlose Vehemenz, die sie ihm gegenüber an den Tag gelegt hatte und die sich niemals geändert hatte.

Jetzt allerdings war all das vorbei und erneut zog sich ein bekannter Schmerz durch seine Seele, zerriss den letzten Fetzen seines schmerzenden Herzens und verbreitete sich von dort aus durch seine Venen, setzte sich in jeder Faser seines Körpers fest.

Er hätte wirklich nicht gedacht, dass sich aus dieser so weit in der Vergangenheit liegenden Szene, so etwas wie jetzt entwickelte. Er hätte wirklich nicht angenommen, dass sich die Prioritäten von damals so sehr verschoben, dass er sie eines Tages sogar auf seinen Händen tragen würde - besonders in letzter Zeit. Aber er konnte nicht anders, hatte die fruchtlosen Versuche zu laufen, von einem Ort zum anderen zu gelangen und dabei beinahe zu stürzen, einfach nicht mehr ansehen können, sie nicht mehr in sich aufnehmen können, so dass er dazu übergegangen war.

Und nun hinterließ diese Erkenntnis nichts als Verlust.

Nichts als Schmerz, der sich in ihm festsetzte und einfach nicht mehr weichen wollte, nicht an Intensität abnehmen wollte und stattdessen nur immer stärker wurde, je mehr Zeit ins Land strich und je weiter die schmerzliche Erkenntnis in seine Seele eindrang.

Sie erneut schwarz werden ließ.
 

Vegeta nahm einen zittrigen Atemzug um die quälenden Tränen in Schach zu halten, weil sie auch nichts mehr an der Wahrheit ändern konnten, weil sie sie auch nicht wieder zu ihm zurückbrachten und biss die Zähne aufeinander, als sich ein allbekannter Druck in seiner Brust versuchte aufzubauen. Viel zu oft in letzter Zeit hatte er sich so gefühlt, viel zu oft hatte er gehofft und doch dabei zusehen müssen, wie alles immer weiter vor seinen eigenen Augen zerfiel und nicht wieder zu reparieren war. Viel zu oft hatte er sich ihm hingegeben und dadurch auch nichts ändern können, die grausame Realität nicht aus seinem Leben verbannen können, so dass am Ende nur noch das hier übrig blieb.

Ein viel zu langer Moment, der sich in die Unendlichkeit zog und ihm bewusst machte, wie sehr er sie wirklich geliebt hatte, wie viel Zeit verstrichen war und wie viel Gefühl sie wirklich aus ihm herausgekitzelt hatte.

Die Türklinke zu diesem Zimmer drückte sich nach unten, aber wusste schon wer es war, bevor sie sich überhaupt geöffnet und er den Blick gehoben hatte.

"Dad?" Wann war dieser Junge eigentlich dazu übergegangen ihn so zu nennen? Im Nachhinein entfiel ihm die Zeit wirklich ein weiteres Mal, aber wenn er sich recht entsinnte musste es um die Zeit auf dem College gewesen sein, der unrühmliche Einfluss dieser ausländischen Studenten, die nichts anderes zu tun hatten, als ihre Kultur mit Fremdgut zu besudeln. Nicht, dass er jemals einen Wert darauf gelegt hätte und jetzt endlich seinen Blick hob, um seinen Sohn anzusehen.

"Es ist... alles vorbereitet. Sie warten nur noch auf dich." Er konnte sehen, wie Trunks die Lippen zusammenpresste, bevor er dazu überging auf der Unterlippe herumzukauen und er sich nur wundern konnte. Schlicht und einfach wundern, wann seine Kinder derart alt und erwachsen geworden waren, dass sein eigener Sohn den Verlust seiner Mutter beinahe besser zu verkraften schien als er selbst. Er konnte sich nur fragen, was er richtig und was er vielleicht falsch in seiner Erziehung gemacht hatte, aber am Ende blieb die Erkenntnis, dass aus ihm etwas geworden war, das vielleicht nicht seinen eigenen Vorstellungen entsprach, aber in irdischen Maßstäben etwas sehr Gutes darstellte.
 

Er nickte und stand langsam auf, versuchte das Zittern seiner Knie, seiner Hände unter Kontrolle zu halten. Das hier war ihr Wunsch und er würde ihn durchführen. Alles, was danach kommen würde, war von ihr geregelt, alle irdischen Maßnahmen, die hier nun einmal so üblich waren, waren danach nichts mehr als Schein, weil es ihren Körper sowieso nicht mehr geben würde.

Nichts mehr, was es galt zu beerdigen, aber sie hatte es so gewollt.

Er war nicht in der Position, ihr diesen Wunsch zu verwehren, nicht wenn er ihr beinahe keinen anderen Wunsch hatte verwehren können. Er war nicht in der Lage sich wieder zu setzen und den Kopf über die Absurdität der Gesamtsituation zu schütteln, während eine alles umgreifende Verzweiflung sich seines Geistes bemächtigte und ihn lähmen würde, ihn nicht fähig machen würde diese Tat zu vollführen. Es würde ihn lähmen und das tat es auch jetzt schon, weshalb er nur einen stärkenden Atemzug nahm und seinem Sohn ein weiteres Mal in die Augen sah.

Da stand Schmerz.

Aber auch das Wissen darum, die unglaubliche Erkenntnis, was wirklich in seinem Vater vor sich ging. Wie schwer es ihm wirklich fiel, bevor er leise zur Seite trat, damit er an ihm vorbeigehen konnte. Damit Trunks ihm auf diesem Weg folgen konnte, so wie es ihr Wunsch gewesen war. Und Vegeta schluckte, weil er wirklich nicht wusste, ob er es schaffen würde, weil er wirklich nicht wusste, ob diese eine Tat am Ende seinen Geist völlig zerfetzen würde.

Aber er musste es tun und lief mit schweren Schritten durch das Haus, bis er letzten Endes im Garten angekommen war und ein weiteres Mal die Augen schließen musste.

Engste Freunde, zumindest die, die selbst noch am Leben waren, bedachten ihn mit einem Blick, der es ihm eiskalt den Rücken hinunterlaufen ließ, der ihm am liebsten auf der Stelle neue Tränen in die Augen treiben wollte und so holte er tief Luft, bevor er sich zur Seite wandte und weiter lief.

Nur noch ein paar Schritte, dann war es vorbei.

Nur noch ein paar Minuten, die er aushalten, die er stark sein musste, dann war dieser Albtraum beendet. Auch wenn er wusste, dass dem keineswegs so war.

7.

Kakarott beobachtete ihn.

Ganz genau konnte er nur seinen Blick auf sich spüren, während sich der der wenigen anderen auf sie zu verteilen schienen und das ganze weniger schwer zu ertragen machten, wenngleich ihm alleine der Gedanke an das Folgende seinen Magen herumdrehen wollte. Es gab für ihn eigentlich keinen Grund all das hier zu machen, nahm er sein Pflichtgefühl, seine Liebe und all den Stolz, den er immer in diese Beziehung gelegt hatte, aber gerade diese Dinge waren es, die ihn langsam einen Schritt nach dem anderen machen ließen.

Die ihm die Hände an den Seiten zu Fäusten ballten, weil er einfach nicht in der Lage war ihr Zittern aufzuhalten, es auch nur in irgendeiner Weise einzudämmen und ihm keine andere Möglichkeit mehr blieb, außer diese. Die Zähne fest zusammen zu beißen und dabei das Gefühl zu bekommen, dass es viel zu fest war, dass auch sie jeden Moment wie ihr Leben zerbersten würden und als kleine Splitter in seine Seele eindringen würden, nur um den Schmerz noch intensiver zu machen. Diesen einen verfluchten Schmerz, der einfach nicht weichen wollte, der mit jeder vergangenen Sekunde nur schwerer zu ertragen war und hätte er diese Aufgabe jetzt nicht gehabt und müsste ihr wirklich nachgehen, dann würde er stehen bleiben und keinen Muskel mehr rühren wollen.

Weil es einfach nur wehtat.

Würde es nicht bedeuten, dass er sie damit enttäuschen würde, dann würde er einfach die Augen schließen und sich schlicht weigern diesen Schritt auch zu gehen. So aber war es, als würde ihn dieses unsichtbare Band unbarmherzig nach vorne ziehen; dieses eine Band, das seit jeher in ihrem Leben, in dieser seltsam anmutenden Beziehung bestanden hatte und sie über so viele Fehler seinerseits hinwegsehen lassen hatte. Als wäre es ihm vorherbestimmt gewesen, diesen Weg gehen zu müssen, weil er so dumm gewesen war ihm zuzustimmen, weil er es im Nachhinein nicht mehr ändern konnte und damals einfach nach etwas klang, das sowohl zu ihr, als auch zu ihm selbst gepasst hatte.

Jetzt war er sich dessen nicht mehr ganz so sicher.
 

Jetzt würde er es am liebsten lassen und die Idee eine Wahnsinnige schimpfen, ihren Wunsch bis ins kleinste Detail auseinander nehmen und ihr die eigenen Fehler aufzeigen... aber er wahr ehrlich mit sich selbst, solange es ihm noch möglich war und musste, konnte gar nicht anders als zuzugeben, dass sie noch immer gut war. Dass sie keine Fehler enthielt und wenn, dann diese Fehler nur noch von ihm stammen würden, weil er derjenige war, der sie ausführte, der sie ausführen musste. Und seine Hände ballten sich ein wenig fester an seinen Seiten und er schluckte, weil dieser widerliche Knoten in seinem Hals einfach nicht mehr weichen wollte, weil er beständig dort hing und mit jeder vergangenen Sekunde wieder wuchs.

Es waren nur noch ein paar Meter, die musste er noch schaffen und noch während sich dieser Gedanke erst in seinem Geist formte und zu Ende gedacht wurde, war genau diese Distanz bereits überbrückt worden, so dass er stehen bleiben musste.

Warum nur quälte sie ihn so?

Wieso musste diese Idee wirklich noch in die Tat umgesetzt werden, wieso hatte er nicht von Anfang an gesagt, dass er es nicht konnte? Warum in Gottes Namen hatte er nichts gesagt, als er noch die Chance dazu gehabt hatte, nur um sich jetzt dem Unausweichlichen gegenüber zu sehen und wirklich nicht zu wissen, was er denken sollte, während sich die schmerzliche Erkenntnis mehr denn je, mehr und mehr in seine Eingeweide fraß und nichts weiter als glühende Lava hinterließ, die nun doch jeglichen klaren Gedanken mit sich nahm und auf dem Weg verbrannte, zu heilloser Asche werden ließ.

Alleine das Bild vor seinen Augen reichte aus um ihn schwer schlucken zu lassen, sich nur mit Mühe auf seinen zittrigen Beinen zu halten. Es war so grausam, wenngleich sie sich wirklich Mühe gegeben hatten und noch während er einfach dort stand und ihr nunmehr eingefallenes Gesicht sekundenlang betrachtete, ohne auch nur einen weiteren Schritt getan zu haben, huschte ein flüchtiges Lächeln über seine Lippen, das beinahe wie von selbst und in derselben Sekunde von einem Brennen in seinen Augen ersetzt worden war. Es war als würde wirklich alleine ihr Anblick reichen um ihn in die Knie zwingen zu wollen, die schmerzliche Wahrheit, die so offen vor ihm lag und einfach keine Wünsche, keine vagen Hoffnungen und keine Beteuerungen einer Lüge übrig ließ, weil es so eindeutig schien wie der Luftzug an sich, der seine Haare in einer beinahe sanften Geste umspielte, als wolle er ihn trösten.
 

Aber das würde er auch nicht mehr schaffen, es war zu spät um auf Hoffnungen zu bauen, die eigentlich von Anfang an nichts weiter als infantil gewesen waren. Es war zu spät um auf Wünsche zu setzen, die sich doch jeden Tag in der nahen Vergangenheit verändert hatten und etwas anderes präsentierten und es war zu spät um an diese eine Lüge zu glauben, die er seinen Sinnen hätte zuschieben können, weil eben jene alle bekannte Wahrheit doch nur gerade hinaus schrieen und keine Ausweichmöglichkeiten mehr zulassen konnten.

Weil eben jene ihm klar und deutlich vermittelten, dass ihr Licht, ihre kleine Flamme endgültig erloschen war und auch ein Wunder sie nicht wiederbringen würde.

Weil seine Augen ihm genau das bestätigten und sein Herz schmerzlich zusammenkrampfen ließen.

Nein, sie hatten sich wirklich Mühe gegeben. Hatten ihr schwaches und altes Antlitz noch einmal versucht zu etwas machen, das sie schon lange nicht mehr gewesen war und auch wenn sie so alt und zerbrechlich erschienen war, so war sie noch immer das eine Wesen, auf das er sich eingelassen hatte, so war sie in seinen Augen noch immer so hübsch wie sie früher einmal gewesen war. Mit dieser einzigartigen Ausstrahlung, einem Mut, der jedem Menschen einfach nur trotzte und einer ellenlangen Geduld, die er ihr gar nicht zugetraut hatte, hatte sie es doch irgendwann geschafft ihn so denken zu lassen und er begriff noch immer nicht, nach so vielen Jahrzehnten, wie sie das letzten Endes geschafft hatte.

Es schien wie ein Rätsel.

Im Allgemeinen war diese gesamte Situation hier so unwirklich, dass sie ihm drohte den Boden unter den Füßen wegzureißen und das letzte bisschen Verstand mit sich zu ziehen, das er noch besaß und das ihn das hier durchziehen ließ. Sein Herz krampfte sich zusammen, als er erkannte, dass sie ihre matten grauen Haare noch einmal gewaschen und zurecht gemacht hatten, dass sie ihr die Hände über dem eingefallenen Bauch gefaltet und schließlich sogar ein wenig dezentes Make-up auf ihre blassen Lippen, auf ihre eingefallenen Augen gelegt hatten, um sie ein wenig lebendiger erscheinen zu lassen. Und sein Brustkorb zog sich krampfhaft zusammen, als sich ein kleines Keuchen schmerzlich darin bildete und nach außen dringen wollte, nur damit er es am Ende mit all seiner verbliebenen Kraft wieder nach unten schluckte und die Lippen zu einer schmalen Linie zusammenpresste.
 

In ihrem Haar war eine Blume, die die Farbe der einst so leuchtenden Mähne trug und wieder brannten sich seine Tränen von innen gegen seine Augen und machten es unmöglich, alle von ihnen wegzuwünschen, sie davon zu blinzeln und erfolglos musste er mit ansehen, wie das Bild vor seinen Augen verschwamm, sich auf die Unterlippe beißen um jeden Schrei, der sich so vehement in seiner Kehle formte, auch dort zu belassen. Es war so grausam, was sie von ihm verlangte und die Tatsache, dass sie sie am Ende fest in ein weißes Tuch gewickelt hatten, um allen Eventualitäten vorzubeugen und nur ihr Gesicht übrig gelassen hatten, dass ihn so sanft ansah, obwohl sie die Augen geschlossen hatte, machte die ganze Angelegenheit auch nicht einfacher für ihn.

Aber er musste es machen und konnte nicht noch mehr Zeit hier verschwenden, indem er stumm in der Gegen stand und sich einfach nicht bewegen konnte.

Er musste etwas unternehmen und dem Bild vor ihm endlich die Schärfe nehmen, so dass es aufhören konnte in regelmäßigen Abständen sein Herz aus seiner Brust zu reißen und er versuchte wirklich einen tiefen Atemzug zu nehmen, der zittriger ausfiel, als ihm lieb war und irgendwo auf dem Weg von seinen Lippen zu seiner Lunge stecken blieb und er das Gefühl bekam, ersticken zu müssen. Als würde sich seine Kehle von ganz alleine zusammenziehen und jeden weiteren Versuch bereits im Keim ersticken, so dass das Bild vor seinen Augen ein weiteres Mal verschwamm und nichts weiter als alles einnehmende Übelkeit zurücklassen.

Und doch hob er langsam seinen Blick, riss ihn beinahe mit Gewalt von ihrem Gesicht und versuchte das Brennen seiner Augen zu kontrollieren und das Zittern seiner Hände, seines gesamten Körpers aufzuhalten, einzudämmen. Doch ein Blick in die Augen seines Sohnes sagte ihm nur, dass er damit weniger erfolgreich war als er es vielleicht angenommen hatte, als er es wirklich zugeben wollte und doch war dort nicht nur der Schmerz, der sich so penetrant in seinem eigenen Körper, in seiner Seele ausgebreitet hatte, sondern die ehrliche Sorge eines Sohnes, der wahrlich nicht begreifen konnte, dass sein sonst immer so starker Vater nahe am Abgrund stand und nur noch wenige Millimeter fehlten um ihn hinabstürzen zu lassen.

Dort stand die ehrliche Sorge eines Sohnes, der all diese Dinge mit einer Klarheit betrachtete und in sich aufnahm, dass es beinahe schon schmerzlich bekannt war, während ihn stumme Augen musterten, die den ihren so ähnlich waren und seinem Inneren nur noch weitere Kratzer, Schrammen und Risse zufügten.

Dann nickte er leicht, bekam ein Nicken zur Antwort und wusste, dass keine weiteren Worte mehr nötig gewesen wären.
 

~~~***~~~

Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass sie derart penetrant sein konnte.

Denn auch wenn ich eigentlich seit Tagen, oder vielleicht sogar schon Wochen, versuchte ihr aus dem Weg zu gehen, es schien, als hätte sie mich beinahe besser beobachtet als ich es mit ihr getan hatte. Es schien beinahe wirklich so, als ob sie jeden meiner Schritte kannte, als ob sie sie vorhersagen konnte und mit dieser beängstigenden Genauigkeit immer dort war, wo ich hinwollte. Als hätte sie einen genauen Plan davon, wo ich wann entlang gehen würde, wann ich meine Pausen machte und wann ich mich im Haus befand, um meinen leeren Magen aufzufüllen oder schlicht und einfach ein wenig zu schlafen und meinen müden Muskeln eine Pause zu gönnen.

Ich hatte sogar versucht die Zeiten zu ändern, als hätte ich wirklich nichts besseres zu tun, als würden mir die Versuche dieser Frau Angst einjagen und ich einen verdammten Weg suchen ihr wirklich aus dem Weg zu gehen, aber selbst dann lauerte sie mir förmlich auf und ließ mich langsam aber sicher verzweifeln.

Nicht, dass ich nicht lange wusste, was sie von mir wollte, aber in diesen Wochen, die sich dahinzogen und Monate gebildet hatten, war der Zeitpuffer zwischen jetzt und dem sagenumwobenen Ereignis nur noch schmaler geworden, zu etwas über einem verdammten Jahr geschrumpft und ich konnte einfach nicht behaupten, dass mir diese Tatsache gefallen wollte. Dass sie sich mit dem vereinbaren ließen, was in meinem Kopf vorging und was diese verdammte Frau jeden verfluchten Tag zu versuchen schien, nur um ja doch nur wieder auf meine eiskalte Mauer zu prallen und sich nicht abstoßen zu lassen, sondern einen Weg zu finden, sich daran festzuhalten.

Und ich verfluchte sie dafür!

Verfluchte sie und ihre dummen Bemühungen mir ein ums andere Mal näher zu kommen, wenngleich ich zugeben musste, dass sie es auf ihre ganz eigene, verquere Art und Weise sogar schon geschafft hatte. Weil ich sie nicht länger von mir stieß, sondern versuchte ihre Versuche mit stoischer Gelassenheit über mich ergehen zu lassen, was bei meinem Temperament manchmal wirklich beinahe unmöglich schien und das letzte Quäntchen Kraft nach einem langen Tag aus mir herauszog.

So wie jetzt auch.
 

"Weißt du, wenn du hin und wieder mal eine Pause einlegen würdest, dann würdest du wahrscheinlich schneller vorankommen." Eigentlich wollte ich doch nur meine Ruhe haben, aber ich habe es aufgegeben diese Dinge zu sagen und ihr begreiflich machen zu wollen, weil sie es ja sowieso nicht einsah und nicht wahrhaben wollte. Stattdessen schnaubte ich nur einmal kurz auf und zog die Augenbrauen nur noch weiter zusammen, während mich der immense Drang überkam, mitten im Essen meine Arme zu verschränken. Was wusste sie denn schon von diesen Dingen?!

"Ich glaube kaum, dass Son-kun jeden Tag trainiert." Dieses Mal konnte ich auf ihre Aussage hin mein Knurren nicht mehr aufhalten, während überraschte blaue Augen auf mir lagen und versuchten hinter meine Gedankengänge zu gelangen, was ihr sowieso niemals gelingen würde. Aber alleine der Gedanke an diesen analgesichtigen Idioten versaute mir beinahe gänzlich den Appetit, wenngleich ich es mir nicht anmerken ließ und den Blick wieder senkte, weiter aß. Ich hatte keine Zeit mich auszuruhen und mit meiner Familie einen auf heile Welt zu spielen, weil die Familie, die ich einst mein eigen nennen durfte nicht mehr existierte und ich auch keine Lust hatte eine neue Familie zu gründen.... mit wem denn auch?

"Schon gut, war ein dummer Vergleich. Von wegen Prinz und so und keine Zeit sich auf die faule Haut zu legen." Beinahe konnte ich das Lächeln hinter ihren Worten hören und würde wahrscheinlich nicht mal aufsehen müssen, um es auch wirklich zu erblicken und doch tat ich genau das. Zog meine Augenbrauen wieder tiefer ins Gesicht und funkelte sie an, weil mir diese Dinge so endlos auf den Keks gingen, dass ich es nicht einmal beschreiben konnte. Aber sie sah mich nur an, mit diesen funkelnden, lächelnden Augen, während sie mich scheinbar desinteressiert über den Tisch hinweg beobachtete und dabei doch jede meiner Bewegungen in sich aufnahm.

In diesem Kopf war der Genie vom Wahnsinn wohl nicht mehr weit entfernt.
 

Wieder knurrte ich tief in meiner Kehle und verzichtete ein weiteres Mal darauf die offensichtlichen Worte in den Mund zu nehmen. Ich hatte sie bereits einmal zu oft gesagt und es begann mir selbst auf den Nerv zu gehen, dass ich sie so oft sagen konnte wie ich wollte und sich ja doch einfach nichts ändern wollte. Ich musste stärker werden, ich musste noch immer diese eine Grenze erreichen und war mir schlichtweg nicht sicher, ob ich es jemals schaffen würde, was zur gleichen Zeit eine so ungeheure Wut in mir entstehen ließ, weil es mein verdammtes Recht gewesen wäre! Aber stattdessen hatte er mir diesen Erfolg weggenommen und rühmte sich damit, und als wäre es wirklich noch nicht genug, dass ich überhaupt hier saß, weil er mich damals verschont hatte, lachte mich diese eine Tatsache jeden Tag aufs neue aus, während ich eisern und verbissen versuchte diese Grenze zu sprengen. Es war so unfair.

Es war so lächerlich, dass ich ihm nach all der Zeit noch immer hinterher hinkte.

"Hör auf mich vollzusülzen." Es war ein fruchtloser Versuch das so Offensichtliche zu vermeiden, weil ich wusste, dass auch meine Worte auf taube Ohren stoßen würden, dass auch sie diese bekannte Mauer um sich herum erbaut hatte, um meine Art zu ertragen, um meine abweisenden Worte an ihr abprallen zu lassen und einfach weiter zu machen, als wäre nichts geschehen.

"Ich sülze nicht, Vegeta, ich meine es ernst." Wieder trat dieser so sanfte Ausdruck in ihre Augen, einer der Sorte, die ich nicht wirklich beschreiben konnte und doch nichts mit Mitleid oder etwas dergleichen zu tun hatte, während sich ein leises Seufzen aus ihren Lippen stahl. Ich musste zugeben, dass sie wirklich eine Menge Geduld hatte, dass ihr wahnsinniger Genie ihr wahrscheinlich sehr dabei half und sie unterstützte, mir irgendwie immer nahe zu sein, denn jeder normale Mensch, mit einem funktionierenden Verstand, hätte lange schon begriffen, dass es sicherer war mir aus dem Weg zu gehen.

So nicht sie.
 

"Was du nicht sagst." Dabei verstand ich mich selbst nicht. Es wäre noch immer eine so leichte Aufgabe sie einfach aus meinem Leben zu wischen und selbst wenn das bedeuten würde, dass ich damit dieses vorläufige Dach über dem Kopf verlieren würde, so würde es meinen Nerven eindeutig besser damit gehen. Ich begriff nicht, was mich davon abhielt und ich verstand noch immer nicht, warum sie nach so langer Zeit nicht endlich aufgab und sich jemand anderem widmete.

"Genau das sage ich. Hast du dich eigentlich jemals entspannen können?" Ich sah sie an und wusste wirklich nicht, auf was sie nun wieder hinauswollte, legte mein Besteck zur Seite und seufzte innerlich, weil es wahrscheinlich förmlich unmöglich war, ihren Fängen zu entkommen. Sie lauerte mir auf und laberte mich jedes Mal mit diesen unnützen Dingen zu, mit denen ich nichts anfangen konnte und mein Blick musste ihr alles sagen, weil der ihre noch eine Spur sanfter wurde und mir einen Schauer den Rücken hinunter jagte. Warum war sie so?

"Dachte ich mir schon.", sagte sie dann leise und stützte ihren Kopf auf eine ihre Hände, nachdem sie die Position ein wenig gewechselt hatte. Alleine die Tatsache, dass mir diese kleinen Dinge auffielen, gefiel mir nicht wirklich, denn immerhin war ich kein Hinterwäldler und konnte sehr gut verstehen, was das zu bedeuten hatte. Das und die unumstößliche Wahrheit dahingehend, dass ich noch immer hier war und sie nicht lange mitsamt dieses beschissenen Hauses pulverisiert hatte.

"Meine Entspannung, Onna, ist mein Training und es wäre weitaus effektiver, wenn du mich nicht ständig darin unterbrechen würdest." Ein flüchtiger Versuch endlich Ruhe zu erhalten und ich wusste es auch in dem Moment, als ihre Augen aufleuchteten, dass er keinen Erfolg haben würde. Wie immer, wie schon viel zu oft in meiner kurzen Zeit hier und ich begann mich unweigerlich zu fragen, warum sie das machte. Schon wieder.
 

"Wenn ich mich recht entsinne, bist du von ganz alleine aus deiner Blechbüchse gekommen, weil du Hunger hattest." Ihr Lächeln wurde langsam aber sicher zu einem Grinsen, als sich ein weiteres so offensichtliches Knurren durch die Küche zog und ich meine Augen für mich sprechen lassen musste. Ich hasste es, ich hasste es wirklich wenn sie so war und mir das Wort im Mund herumdrehte und ich nicht einmal etwas dagegen unternehmen konnte, weil sie rein theoretisch ja Recht hatte. Nicht, dass ich das jemals auch wirklich zugeben würde.

"Und außerdem..." Jetzt kam diese Leier wieder und sie ging mir genauso auf den Keks wie die andere Leier darum, dass ich mal Pause machen und mich entspannen sollte. Das ging hier nicht, wie sollte ich mich bitte entspannen, wenn ich permanent ein Augenpaar auf mich gerichtet spürte und sie sollte bloß nicht annehmen, dass ich die neu eingebauten Kameras in meinem GR nicht entdeckt hatte, damit sie mich noch besser unter ihrem Blick hatte! Verfluchtes Weib!

"... darf ich dich daran erinnern, wer zu mir gekommen ist und um eine Erfindung gebeten hat?" Nein, sie sollte es lassen, aber am Ende wusste ich zu genau, dass sie mir das so lange unter die Nase reiben würde, wie es dauern würde mich zu etwas zu bewegen, zu dem ich nun wirklich weder die Lust hatte, noch das nötige Interesse.

"Es war meine Erfindung, du solltest sie nur umsetzen." Nicht, dass ich es nicht auch gekonnt hätte, aber ich konnte die Zeit nicht verschwenden und musste sie für etwas anderes nutzen. Und weil sie nun einmal mit ihrem Genie prahlte, war sie nun einmal die erste Lösung, die mir dazu eingefallen ist, es gab wirklich keinen Grund nicht darauf zurück zu greifen oder gar peinlich berührt zu sein. Dankbar wenn möglich, was?

"Was ich auch getan habe." Ich nickte, verstand ihre Gründe nicht, verstand nicht, wieso ihre Stimme dabei ein wenig lauter werden musste. Ich begriff einfach nicht, was sie von mir verlangte und konnte sie lediglich ansehen, weil mir nichts anderes übrig blieb. Das oder zu gehen, aber momentan schien es darauf hinaus zu laufen, dass ich sie ärgern konnte und das wollte ich mir um nichts in der Welt entgehen lassen.
 

"Nachdem du mich dreimal nach einer Übersetzung für dein Genie gebeten hast." Innerlich grinste ich in mich hinein, während ich nach außen hin einfach nur eine Augenbraue leicht in die Höhe zog und mich fragte, wann die bestimmte Ruhe einem unbestimmten Orkan weiblicher Unlogik weichen würde.

"Ich kann diese Sprache nun einmal nicht, tut mir leid, der Herr." Ah ja, es begann mit dem Zusammenziehen ihrer eigenen Augenbrauen und ich konnte nicht verhindern, dass ich es einfach nur amüsant fand. So sehr sie mir auf den Keks ging, so sehr sie die Ruhe meiner Mahlzeiten auch störte und mich permanent zu überwachen schien, es hatte schlicht und einfach etwas Erfrischendes diese kleinen Spielchen mit ihr zu spielen, aus dem einfachen Grund, dass sie sich nicht im Geringsten von mir einschüchtern ließ.

"Es heißt Prinz. Und es ist die allgemeine Sprache, die draußen im All gesprochen wird, aber ich erwarte von euch Amöben wirklich nicht, dass ihr sie kennt, seit ihr doch erst seit kurzer Zeit dazu in der Lage das Unbekannte da draußen überhaupt zu erforschen." Jetzt verengten sich auch ihre Augen und ich konnte nicht anders, als das Grinsen aus meinem Inneren nach außen dringen zu lassen, so dass es sich auf meine Lippen legte. Manchmal war es so unendlich schwer sie auf die Palme zu bringen und manchmal reichte eine solche Kleinigkeit förmlich aus, weil ich damit nicht nur sie, sondern die ganze Menschheit angriff und darauf konnte sie noch nie wirklich etwas legen. Sie hasste es, so wie ich ihre Bemühungen hasste.

"Entschuldige bitte, Prinz der Arschlöcher!" Hmmm, interessant, aber auch nur etwas, das mich nur noch weiter zum Grinsen brachte, während ich mich gemütlich nach hinten lehnte und endlich meine Arme vor der Brust verschränkte.

"Dir ist klar, dass du damit gerade Kakarott ebenso beleidigt hast, wie mich?" Spöttisch zog ich eine Augenbraue nach oben und musterte sie mit einem wissenden Blick, als sich ihr Gesicht ein wenig entspannte und sie es sogar schaffte, ehrlich überrascht auszusehen. Das hatte sie wohl nicht mit einbezogen und ich konnte nur wieder sagen, dass es einfach amüsant war diese Spielchen mit ihr zu spielen, war es doch auch nur ein netter Ausgleich zu all der Zeit, die sie mir so oft raubte.
 

"Du bist ein Arschloch.", sagte sie dann nur wieder, dieses Mal ein wenig leiser wie zuvor und wirklich nur auf mich bezogen, aber es war ja immerhin nicht so, als könnte mich diese Beleidigung auch wirklich treffen. Um ehrlich zu sein prallte sie sowieso wieder an mir ab und ließ mich mehr als nur kalt, weil ich in meinem Leben bereits ganz andere Dinge gehört hatte, die an mich gerichtet gewesen waren.

"Mag sein. Aber das ändert auch nichts an der Tatsache, dass du gerade ablenkst oder schlicht und einfach vom Thema abgekommen bist. Hat dich dein Genie dann doch verlassen?" Mein Grinsen wurde nur noch größer, als sich leichte Wut in ihre Augen zu schleichen versuchte, die sie aber lediglich mit einem leises Seufzen wieder hinunter schluckte. Sie kannte mich nach all der Zeit wirklich zu gut und ich wusste wieder einmal nicht, was ich davon halten sollte. Sie wusste, dass ich auf diese offensichtliche Wut nichts weiter als lachen konnte, während mich diese scheinbare Ruhe nur irritierte und ich nicht mehr wusste, was ich machen sollte.

"Ich lenke nicht ab, ich sage nur das Offensichtliche. Aber in dem Fall hast du angefangen abzulenken, weil meine erste Frage eine ganz andere war." Jetzt war sie es, die herausfordernd eine Augenbraue nach oben zog, aber in diesem Fall nahmen wir uns wohl beide nichts. Wir waren nicht bereit uns einzugestehen, dass wir vielleicht dabei waren zu verlieren und wir waren nicht bereit auch nur einen Zentimeter unseres Grundes aufzugeben.

"Meine Antwort, Onna, hast du erhalten. Ich habe keinen Grund dazu mich auf die faule Haut zu legen. Entspannung besteht darin, stärker zu werden." Und sich sicher sein zu können, dass man irgendwann der Stärkste sein könnte, wobei mir erst hinterher klar wurde, als die Worte schon lange meine Lippen verlassen hatten, dass ich zuviel gesagt hatte. Dass ich zuviel von mir selbst preisgegeben hatte und es nun zu spät war, auch nur ein einzelnes Wort wieder zurück zu nehmen, während die Erkenntnis nun das Grinsen wieder von meinen Lippen fegte.
 

"Und ich habe nur gesagt, dass das nicht gesund sein kann. Ist es so schwer für dich zu verstehen, dass du auch einen Grund haben musst um dieses Programm durchzustehen? Dass du einen Grund brauchst, um diese Stärke auch zu erreichen? Sieh dir Son-kun an..." Sie hatte keine Chance ihren Satz auch wirklich zu beenden, sprang ich bei der wiederholten Erwähnung seines Namens einfach auf und schabte den Stuhl über den Boden, so dass sich ihr Gesicht verzog.

"Hör zu und hör gut zu, weil ich mich ungern wiederhole." Meine Hände auf den Tisch gestützt beugte ich mich nach vorne und all meine Amüsiertheit war mit einem Mal blanker Wut gewichen und sie sah es, wich sie doch automatisch nur um Zentimeter zurück.

"Hör endlich mit diesem Scheiß auf, du gehst mir mehr als nur auf den Sack damit! Ich brauche niemanden und schon gar nicht dich, also kapier es endlich, oder soll ich es dir vielleicht doch in dein Hirn brennen?!" Allerdings war meine Drohung ziemlich fruchtlos, weil ich mir genau diesen Moment aussuchte um zu gehen, mich herumzudrehen und zu verschwinden, ohne auch nur Ansatzweise irgendwas getan zu haben, um diese Drohung auch zu bestätigen.

Im Nachhinein schallte ich mich dafür.

Im Nachhinein konnte ich über ihre Penetranz wahrscheinlich nur froh sein.

~~~***~~~
 

Stumm beobachtete Vegeta seinen Sohn, wie dieser mit langsamen, beinahe zu beherrschten Bewegungen die leblose Form seiner Mutter aufnahm und schließlich vorsichtig in den Händen hielt, bevor er einen letzten, schmerzlichen Blick zu ihm warf und abermals nickte. Nur Sekundenbruchteile später erhob er sich mit ihr in die Luft und alles, was Vegeta tun konnte, war ihnen Sekundenlang stumm nachzusehen.

Sie zu beobachten und sich zu wünschen, dass dieser schwere Weg nicht vor ihm liegen würde, während er wiederholt erfolglos versuchte den Knoten in seinem Hals zu beseitigen, die staubtrockene Wüste irgendwie zu entfernen, die sich darin niedergelassen hatte und einfach nicht mehr weichen wollte. Der Blicke war er sich bewusst. Blicke, die sich zwischen ihm und seinem Sohn aufteilten und eine gespannte, beinahe unerträgliche Atmosphäre hinterließen, die ihn nur wieder die Fäuste ballen ließ.

Es gab keinen Ausweg.

Es gab auch keinen Rückzieher mehr, dachte er bitter zu sich selbst, bevor auch er abhob und in einigem Abstand seinem Sohn folgte.

Es gab keinen Weg mehr, diesen Wunsch rückgängig zu machen.

8.

Angespannt folgte er der Form seines Sohnes mit den Augen und musste wiederholt schlucken, um den nötigen Mut, die nötige Kraft aufzubringen, dies hier auch wirklich durchziehen zu können. Es schien, als würde er sie niemals sammeln können, als wäre die Zeit beinahe dabei still zu stehen, während er inmitten der Luft stehen blieb und seinem Sohn dabei zusah, wie er in Zeitlupe höher und höher stieg. Einen Meter nach dem anderen, während es sich wie eine scheinbare Ewigkeit anfühlte, die er einfach nicht aufhalten konnte, die er nicht beschleunigen konnte und die ihm schlicht und einfach jeden erdenklichen Schmerz seines Lebens wiederbrachte, wenn er auf die leblose Form seiner Frau blickte.

Einen Schmerz, der sich vor so vielen Jahren in ihm eingenistet hatte, jede seiner Fasern, jede seiner Zellen eingenommen hatte, eine gewisse Dunkelheit, die er niemals ganz losgeworden war und die nur sie damals wieder in Schach bringen konnte.

Sie lange in Schach gehalten hatte, nur damit das klaffende Loch ihres Verlustes erneut in seiner Brust aufreißen und ein ersticktes Keuchen ernten konnte, so dass sich seine Hände erneut ballten und er sich über die Lippen leckte. Ihr nachblickte und dachte, dass er dies hier unter all den so aufmerksamen Blicken ihrer letzten verbliebenen Freunde einfach nicht machen konnte, während sich seine Augen trotz allem entschlossen verengten, als sein Sohn schließlich ebenfalls stehen blieb.

Einen gefühlten Kilometer über ihm und doch waren es wahrscheinlich nicht mehr als wenige Meter, die sie trennten, während sich ihre Blicke trafen und er nur wieder ihre Augen in denen seines Sohnes erkennen konnte. Eine ungeahnte Trauer und doch eine so wilde Entschlossenheit, die ihm immer selbst im Spiegel entgegenblickte und diese grausame Mischung ihres Kindes zu einem perfekten Zusammenspiel vereinte, zu einem der besten Dinge machte, die sein Leben jemals hervorgebracht hatte und ihm zur gleichen Zeit den Atem raubte.
 

Langsam und ohne es eigentlich bewusst wahrzunehmen oder gar planen zu können, hob er einen Arm und streckte ihn zu seiner Seite ab, nur um diese Bewegung mit dem zweiten Arm zu wiederholen und schließlich zu beginnen, Energie in seinem Körper zu sammeln. Es konnten nur Momente, kleine Augenblicke gewesen sein, die am Ende vergangen waren und sich in seinem Geist zu einer Ewigkeit verschmolzen, diesen Schritt um so vieles schwerer machten, als er ohnehin schon war und das Loch in seiner Brust nur vergrößerte, während sich seine Lippen öffneten und einen zittrigen Atemzug in seine Lungen zogen, ohne dass er auch nur im Ansatz den Blick von den Figuren dort oben nehmen konnte. Es ging einfach nicht, die Farbe der Blume in ihren Haaren war wie ein Mahnmal, eine Einladung und ein böses Omen zugleich, während die Blütenblätter im leichten Wind hin und her schwenkten und ein hypnotisierendes Bild erschufen.

Ihre weißen Haare, die sich in kleinen Strähnen aus der Perfektheit ihrer neu gemachten Frisur lösten und in diesen leisen Tanz mit einsteigen wollten, während ihre schlaffen Beine einfach nur nach unten hingen und ihm die unumstrittene Tatsache nur ein weiteres Mal vor Augen führten, die Schönheit betrogen und ihn zum schlucken brachten.

Ihre über ihrem Bauch gefalteten Hände, so sorgfältig in diesem weißen Laken eingewickelt, als ob sie der Welt zeigen wollte, dass sie selbst im Tod noch an die Reinheit glaubte und es gar nicht anders haben wollte, während ihre Augen ihm verborgen blieben. Verborgen hinter ihren geschlossenen Lidern, die sich von nun ab und nie wieder öffnen würden. Ihm das helle Blau ihrer Opale verwehrten, die sich sowieso in den letzten Wochen so sehr getrübt hatten, dass ihm die eindeutigen Zeichen nicht verborgen geblieben waren, nur um gleichzeitig diese dumme Hoffnung zu hegen, dass es noch nicht das Ende sein würde.

Eine Hoffnung, die nun gebrochen vor ihm schwebte.
 

Eine so vage und infantile Hoffnung, dass er sie im Nachhinein vielleicht belächeln würde, dass er seine eigene Dummheit belachen würde, wenn die Sache an sich nicht so verdammt ernst wäre und ihm wirklich drohte den letzten verbliebenen Verstand auszuschalten. Es war nicht möglich sich auf die Tat an sich zu konzentrieren, wenn sein Blick sich auf ihrem Gesicht festgebissen hatte, wenn er ihn einfach nicht lösen konnte und rein instinktiv tat, was er zu tun hatte und nicht mehr rückgängig machen konnte, was er nicht mehr aus dem Weg gehen konnte.

Für einen Moment musste er die Augen schließen, als die Energie sich weiter durch seinen gebeutelten, von Schlafmangel und anderen Dingen geschwächten Körper zog, nur um seine Sicht verschwimmen zu lassen. Für einen Augenblick konnte er das Bild vor ihnen nicht mehr ertragen und musste es ausblenden, musste sich wirklich darauf konzentrieren was er tat und was er tun musste, nur um sie wieder zu öffnen und seine Arme langsam nach vorne und zusammen zu führen.

Sekunden, Minuten... all das spielte mit dem ewigen Voranschreiten der Zeit wirklich keine Rolle mehr, all das wurde unwichtig im Vergleich zu dem, was er zu tun hatte. Es war nicht mehr wichtig was er dachte und was er vielleicht wollte, ob er es aufhalten wollte oder noch konnte, weil er es schlicht und einfach nicht über sein Herz bringen würde, ihren Wunsch zu boykottieren und nicht auszuführen. Egal wie schwer es in diesem einen Moment war die Energie zu sammeln und in seinem Körper zu halten, egal wie sehr sich die Blicke der Anwesenden in ihn bohrten und seine Entscheidung in Stücke zerfallen lassen wollten, er konnte es nicht zulassen.
 

Egal wie verdammt wenig gerade durch seinen Geist flog und lediglich der Schmerz übrig blieb, der sich so vehement seit Tagen durch seinen Körper zog und seine Seele vergiftete, so dass er kaum mehr in der Lage war auch nur diesen einen Gedanken zu Ende zu bringen, er tat es. Sammelte diese verfluchte Energie, die ihm mehr als einmal das Leben zur Hölle gemacht hatte und doch im Vergleich zu dem Jetzt und Hier wie ein fader Abklatsch eines Albtraums wirkte, der mit der Zeit an Intensität und Farbe verlor. Sammelte die Energie, die ihm genauso oft das Leben gerettet hatte und wohl erst der Punkt gewesen war, warum er überhaupt und in erster Linie auf diesem Planeten gelandet war - um sich zu messen.

Im Nachhinein war dieser Gedanke so überflüssig.

Hier und jetzt könnte er über sich selbst und seinen angekratzten Stolz nur noch lachen; könnte er über sich selbst und seine verfluchte Rache nur noch den Kopf schütteln, weil nichts unbedeutender wurde als das, wenn man das verlor, was einem am Wichtigsten war. Es war nicht mehr die Kraft, die Stärke, die er so beständig gesucht hatte und niemals wirklich gefunden hatte, nicht finden wollte. Es war nicht mehr die Ruhe und das Alleinsein, während er auf der Suche nach einer unbedeutenden Rache durch das All flog und versuchte das Unmögliche möglich zu machen und es war einfach nicht mehr nur sein Stolz, der ihm so eigen war.

Denn sie war sein Stolz.

Sie war der Grund, weshalb es ihn hier gehalten hatte, weshalb er am Ende immer und immer alles gegeben hatte, nur um doch nur am Rand zu stehen und von einem unbeteiligten Zuschauer zumindest zu einer Art Helfer zu werden.
 

Langsam schüttelte er den Kopf und öffnete die Augen wieder, von welchen er gar nicht gespürt hatte, dass er sie geschlossen hatte. Langsam öffnete er sie wieder und sah die Lichtblitze, die begonnen hatten um ihn herum zu zucken und ihm andeuteten, dass es genug Energie war, dass er sich und seinen Körper nicht weiter quälen musste, während er den Blick von seinen ausgestreckten Händen wieder nach oben zu seinem Sohn richtete.

Nur eine Sekunde, ein kleiner Blick, bevor er die Zähne zusammenbiss und in genau die entgegen gesetzte Richtung blickte. Nach unten zu seiner Prinzessin, die noch immer mit Tränen in den Augen die Zähne in gleicher Manier zusammen biss, weil sie verhindern wollte, dass außerhalb geschlossener Räume ein Schluchzen ihre Kehle verlassen würde.

Beinahe hätte er anhand der Ähnlichkeit zu ihm gelächelt, noch während es ihm wieder im Hals stecken blieb und etwas ganz anderes entdeckte. Diese unverwechselbare, unheimliche Ähnlichkeit zu ihrer Mutter, die selbst so oft ihre Hände über ihrer Brust gefaltet hatte, nur um ihn mit diesem einen bestimmten Blick anzusehen, den er bis heute noch nicht ganz entschlüsseln konnte. Sie sah ihn an, mit diesem unergründlichen Blick, in dem soviel Schmerz und Trauer lag und doch... doch war dort dieser Hauch von Stolz und erhabenem Wissen, weil sie wusste, dass es nicht anders ging, weil sie wusste, dass er es tun musste.

Dass er keine andere Wahl hatte, als es durchzuziehen und dabei genauso viel Schmerz in sich tragen musste, wie sie. Und sie wusste all diese Dinge, weshalb sich ein leichtes, kaum sichtbares Lächeln auf ihre Lippen legte, das ihm beinahe augenblicklich die Tränen in die Augen trieb, während er sich nur noch auf die Unterlippe beißen konnte. Es war egal, wer es sehen würde, es war einfach nur noch egal wie viele Augen diese eine unmissverständliche Wahrheit erkennen würden, weil er es weder aufhalten wollte, noch in der Lage dazu gewesen wäre.
 

Ein Blick in ihre Augen reichte, um seinen Blick verschwimmen zu lassen.

Es war so schwer dem Schmerz stand zu halten, der ihr Anblick in ihm auslöste und gemischt mit dem ohnehin bestehenden Schmerz es beinahe unmöglich für ihn machte sich nicht augenblicklich wieder abzuwenden und sich kraftlos zu Boden sinken zu lassen, weil ihn jegliche Stärke verlassen hatte. Jeglicher Wille es durchzustehen und jegliche Vernunft aus seinen Adern gesogen wurde, so dass er die Attacke, die eigentlich für ihren Wunsch bestimmt gewesen war, am liebsten auf die Erde an sich abgefeuert hätte.

Und doch sah er ihr weiterhin in die strahlend blauen Augen, wartete.

Wartete diese endlos langen Sekunden, die sich in die Endlosigkeit zogen und einfach nicht weichen wollten, während die Tränen auch in ihren Augen schimmerten und sie wässrig, unwirklich erscheinen ließen. Wartete auf diese eine letzte Zustimmung, die so lange auf sich warten ließ, dass ihm nichts weiter übrig blieb als den Körper zu verkrampfen und abermals schwer zu schlucken, weil sich in seinem Hals diese unendliche Wüste ausgebreitet hatte, die einfach nicht mehr weichen wollte. Weil sein Körper zusammen mit seinem Verstand um all das protestierte, was er im Stande war zu tun und ihm doch keine andere Wahl blieb, als zu warten.

Erst dann, nach diesen endlosen Sekunden, legte sich erneut dieses leichte Lächeln auf ihre Lippen, nickte sie diese minimale Bewegung, die er wirklich nur entdecken konnte, weil er sie so gut kannte. Weil er den Blick nicht hatte von ihr nehmen können, bevor er auch ihr okay mit einbezogen hatte und abermals einen tiefen und so verdammt zittrigen Atemzug zu nehmen, der nicht einmal zur Hälfte in seinen Lungen ankam und den letzten Rest klarer Gedanken davon spülte.

Als wäre er niemals dort gewesen.
 

~~~***~~~

Sie hatte Recht behalten, konnte ich mir im Nachhinein nur denken.

In meinem endlosen Wahn zu versuchen stärker zu werden, hatte ich die Grenzen meines Körpers doch irgendwann übersehen, in meinem Zeitdruck die Grenze endlich zu sprengen und diesen einen verdammten Schritt weiter zu kommen, hatte ich die Tragweite meiner eigenen Kraft unterschätzt und den GR irgendwann schlicht und einfach in die Luft gesprengt. Als wäre er nichts weiter als eine Ansammlung nutzlosen Metalls und keine bahnbrechende Erfindung auf diesem Planeten hatte ich versucht alles aus ihm und vor allem aus mir heraus zu holen, nur um am Ende doch auf meine ganz eigene Weise zu scheitern.

Wie es passiert war, konnte ich im Nachhinein nicht einmal mehr sagen.

Ich weiß nur noch, dass sie meine kleine Erfindung wirklich gut umgesetzt hatte und die kleinen Kampfdrohnen mir erheblich weiterhalfen, mir aber auch genauso viel abverlangten wie ich es selbst tat, nur um irgendwann zu merken, dass ich mir vielleicht doch ein wenig zuviel zugemutet hatte. Nicht, dass ich das jemals zugeben würde, ich hatte es ja selbst noch mit dem letzten Atemzug abgestritten, den ich getan hatte, als ich in Ohnmacht gefallen war, aber ich wusste zur gleichen Zeit, dass sie es gesehen hatte.

Dass sie es die ganze Zeit über gewusst hatte und doch wahrscheinlich nicht weiter drängen wollte, weil sie wusste wie verdammt stur ich sein konnte. Sie hatte es gewusst, dass ich es wusste und ich musste ihr wirklich zugute halten, dass ihr Genie wenigstens zu einem gut war... es mir nicht unter die Nase zu reiben.
 

Am Ende wusste ich wirklich nicht mehr, wie oft und wie lange sie auf mich einzureden versucht hatte, dass ich es langsamer angehen sollte und ich wusste zur gleichen Zeit wirklich nicht, wieso sie mir laufend damit in den Ohren lag und mir dennoch den Ersatz-GR aushändigte, als wäre niemals wirklich etwas geschehen. Ich wusste damals wirklich nicht, wieso sich ihre Worte so von ihren Taten unterschieden und konnte es mir doch denken, weil ich beizeiten wirklich nicht anders war.

Ich stieß sie von mir, nur um sie heimlich zu beobachten.

Ich hatte ihr so oft schon gesagt, dass sie mich in Ruhe lassen sollte, dass sie mir mit ihrem Geschwafel endlos auf den Keks ging und vielleicht war das ja auch wirklich so, nur um sie am Ende doch ständig in meiner Nähe zu dulden. Sie auf meine ganz eigene Art und Weise zu akzeptieren und auch wenn ich ihre Worte nicht hören wollte, so mochte ich es sie zu beobachten, all ihre kleinen und großen Reaktionen in mich aufzunehmen und zu verarbeiten, um mir zu merken, welche meiner eigenen Worte was hervorgerufen hatten. Ich mochte ihr Aussehen, auch wenn ihre Stimme mir wirklich auf den Sack ging und ihre Argumente eine Überholung gebrauchen konnten, aber ich war ehrlich mit mir selbst... ich war wirklich auch nur ein Mann.

Ich wusste, was hier von Statten ging, auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte.

Aber wenn man bereits mehr als nur die Grundlagen kannte, so war es schwer zu übersehen, was sich vor deiner eigenen Nase abspielte, selbst wenn ich permanent versuchte es zu ignorieren und von mir zu schieben. Es war nicht so, dass ich jemals das Wort Liebe in den Mund nehmen würde und ich war mir zu diesem Zeitpunkt auch mehr als nur klar darüber, dass es sich keineswegs um eines dieser Gefühle handeln konnte, sondern lediglich eine Art körperliche Anziehung war, der ich mich versuchte zu entziehen und die ich doch immer und immer wieder spürte.

Die ich so nicht haben wollte, weil sie mich ablenkte.
 

Es war unmöglich es zu ignorieren, wenn sie einem so nahe war, wenn sie einem förmlich nur Zentimeter entfernt gegenüber stand und ihren Standort auch nicht aufgeben wollte. Wenn sie dich mit diesem entschlossenen Blick betrachtete und das leise wütende Funkeln in ihren Augen nichts weiter bewirkte, als meine eigene Neugier nur noch weiter zu schüren.

Eine gewisse Neugier danach, wie weit sie wirklich gehen würde, wie tief dieser Drang wirklich in ihr verankert war, mir nahe zu sein. Was sie alles in Kauf nehmen würde, sollte ich doch eines Tages auf die Erkenntnis gelangen, dass ich mich nicht mehr von ihr fernhalten konnte und es war diese gewisse Neugier, die mich hier und heute in ihr Labor gebracht hatte, nur um wirklich hier zu stehen und sie mit meinem typischen und beinahe obligatorischen Grinsen zu betrachten. Sie hatte Mut, das hatte sie mehr als einmal bewiesen; sie hatte wahrscheinlich als eine einzelne Person mehr davon als die gesamte Menschheit in dieser bescheidenen Stadt zusammengenommen.
 

"Sag das noch mal.", hatte sie verlangt und dabei betrog ihr Blick ein weiteres Mal ihre Frage, ihren Ton, der wirklich nicht dazu passen wollte. Als wolle sie mich nur herausfordern und mir dabei noch einen halben Schritt näher kommen, als sie es ohnehin schon war, weil wir uns sowieso gegenüberstanden.

"Ich will, dass du mir neue Drohnen baust. Bessere. Widerstandsfähigere. Oder hat dein Planet keine Rohstoffe zu bieten, die dir das gewährleisten? Nein, besser noch, hat dein Genie dich endlich verlassen?" Und ich wusste genau, wie viel sie auf ihren eigenen IQ und ihre Erfindungen hielt, es war der eine wunde Punkt, den ich immer wieder treffen konnte.

"Ich hab dich schon verstanden!" In ihre Augen trat wieder dieser wütende Funke, der die ganz Zeit schon in ihnen gestanden hatte, seitdem ich sie bei der Arbeit gestört und meinen 'Wunsch' geäußert hatte. Es war eher in der Tonlage eines Befehls aus meinem Mund getreten, weil ich ganz genau wusste, dass sie diese Art mit ihr zu reden wirklich hasste.

"Dann frag doch nicht so blöd nach!", setzte ich dem an und wunderte mich ein weiteres Mal, wieso es mir eigentlich soviel Spaß machte sie damit zu ärgern, sie damit aufzuziehen und wieso ich es so sehr genoss, sie auf die Palme zu treiben. Vielleicht, weil sie eine der wenigen Personen war, die keine Angst vor mir hatte, die mich ebenso ärgern und auf die Palme treiben konnte, ohne dabei abwertend zu sein und immer noch einen gewissen... Abstand zu wahren, Respekt zu hegen, den ich so lange schon vermisst hatte. Sie hatte ihre ganz eigene Art mit mir umzugehen und stand damit im krassen Gegenzug zu meiner Vergangenheit, in der ich oftmals nicht mehr als ein Fußabtreter gewesen war, jemand, dem man keinen Respekt zollen musste, weil all das, was mich einst ausmachte, mit der Zerstörung meines Planeten untergegangen war.

So oder so ähnlich hatte es Freezer einmal ausgedrückt.
 

"Vielleicht sollte der Herr mal überdenken, wie er Wünsche äußert!", schoss sie wütend funkelnd zurück und starrte mich erbost an, nur damit mein Grinsen noch ein wenig weiter wachsen konnte. Mal ehrlich, selbst wenn sie jetzt auf mich losgehen und einschlagen würde, würden die Schläge mich wahrscheinlich nicht einmal kitzeln.

"Weil es kein Wunsch war, Onna, sondern ein verfluchter Befehl!" Amüsierend, wie wir mit jedem Wort lauter wurden und ich dabei doch nichts als reine und unverfälschte Freude zu empfinden konnte. Darüber, dass es sich wirklich so verdammt normal anfühlte, wie ich es wohl noch nie in meinem Leben empfunden hatte, weil nichts darin wirklich normal gewesen ist.

"Und ich nicht dein Untergebener bin und damit auch deine beschissenen Befehle nicht befolgen muss!" Sie verengte ihre Augen und wischte sich ein wenig zu wirsch eine Strähne hinter das Ohr, nur damit eben jene sofort wieder hervor springen konnte und ihr ein genervtes Geräusch entlockte. Ich zog minimal eine Augenbraue nach oben und musste wirklich verhindern aufzulachen, meine Maske aufrecht zu erhalten und mich nicht preiszugeben.

"Was aber eindeutig besser für dich wäre!" Wenn das hier jemand sehen würde, würde er nur die Augen verdrehen oder schnellstmöglich das Weite suchen, so aber waren wir alleine und ich kam nicht umhin, mich prächtig zu amüsieren.

"Nenn mir einen verfluchten Grund, warum das so sein sollte? Wenn du mich umbringen willst, bitte, bei unserem Glück sterben wir sowieso alle in etwas über einem Jahr!" Und ihr Mund schloss sich mit einem überdimensional lautem Geräusch, während ihre Zähne bei dieser Aktion zusammenstießen und sie mich mit einem plötzlich erstaunten, ja beinahe geschockten Blick anstarrte. Ich starrte zurück und noch als die Amüsiertheit mit einem einzigen Atemzug aus mir herausgesogen wurde, wurde sie durch etwas ganz anderes ersetzt und ich verengte meine Augen, weil ich nicht wahrhaben wollte, was sie da erzählte.

Soviel zum Thema Respekt, diese verfluchte...
 

Sie hielt mich also nicht fähig genug um ihnen zu helfen, sie hielt mich für zu schwach, nicht stark genug um gegen diesen noch unbekannten Gegner anzutreten und vielleicht doch zu gewinnen. Sie machte sich einen Scheiß aus meinen Bemühungen und trat mir mit dieser dummen Bemerkung ja doch nur hochkant in den Arsch, so dass ich das Knurren nicht aufhalten konnte, dass sich in meiner Brust formte und genauso laut in der so plötzlich entstandenen Stille vibrierte. Sie machte einen halben Schritt von mir weg, aber in ihren Augen stand noch immer nicht die Angst, die sie in diesem verfluchten Moment vielleicht empfinden sollte, nein, stattdessen stand da nur der Unglaube über ihre eigenen Worte.

"Ich... Vegeta, es..." Automatisch ballten sich eigentlich viel zu spät meine Hände an meinen Seiten zu Fäusten und verengten sich meine Augen nur noch mehr. Sie sollte die Klappe halten, einfach nur still sein und ich meine eigene Entscheidung vielleicht noch einmal überdenken! Vielleicht sollte ich es von Vornherein lassen und diesen beschissenen Planeten in die Luft jagen, so dass diese neue und unbekannte Bedrohung gar nicht erst auf sie zukommen konnte! Vielleicht sollte ich noch einmal überdenken, was ich die ganze Zeit von ihr gehalten hatte.

"Spar's dir!", spie ich ihr entgegen und bewirkte damit nur einen weiteren Schritt, den sie vor mir zurückwich und mich anstarrte. Und in ihren Augen stand, was ich eigentlich nicht sehen wollte, was sich mit ihren Worten nicht in Einklang bringen ließ und mich dazu verleitete, meine Energie zur Warnung zu heben, weil ich es nicht einsehen wollte.

"Bau einfach diese verfluchten Scheißdinger und wag es nicht noch ein einziges Mal, so mit mir zu reden!" Und meine Aura erschien um mich herum, ließ ihre Papier und andere kleine Teile durch den erzeugten Windstoß davon wehen, nur damit ich sie schlucken sehen konnte. Aber ich hasste es! Ich hasste es, wenn mir jemand sagte, dass ich nicht stark genug war und würde nur zu gerne ein Exempel statuieren, nur um mich am Ende doch einfach nur umzudrehen und zu gehen.
 

Wütend zu gehen, weil sie es gewagt hatte diese Dinge zu benennen, vor denen ich immer Angst hatte. Wütend, gar richtig sauer durch die Flure zu wandern, weil sie es wagte meine Meinung über sie in Scherben zerfallen zu lassen, während sie sich doch gerade erst begann aufzubauen.

Mir unter die Nase zu reiben, was mich mein ganzes Leben lang schon begleitete.

Ich konnte ja nicht wissen, dass sie es nicht deswegen so gesagt hatte, dass sie sich lediglich in den Worten geirrt hatte, in der Art, wie sie es ausgesprochen hatte und selbst der Hintergrund ein anderer war. Ich konnte nicht ahnen, dass sie es eher aus Sorge um mich gesagt hatte und nur den falschen Weg gewählt hatte, sich auszudrücken.

Und ich konnte nicht ahnen, dass sie es sich so sehr zu Herzen genommen hatte, dass ich am nächsten Tag bereits drei dieser kleinen Drohnen in meinem GR liegen hatte, als ich ihn betrat.

~~~***~~~
 

Langsam und mit Bedacht wandte er sich von seiner Tochter ab und schluckte ein weiteres Mal, während er den Blick wieder nach vorne und oben richtete, seine Augen für einen Sekundenbruchteil schloss und dann wieder öffnete, nur um seinem Sohn wortlos zu verstehen zu geben, dass es nicht mehr lange dauern würde. Dass er sich selbst nur noch einmal sammeln musste, während all seine Muskeln protestierend aufschrieen und auch sein Geist der ganzen Idee nur schlechtes abgewinnen konnte.

Aber es war zu spät, wie so oft schon in seinem Leben.

Zu spät um die Zeit zu verdrehen und rückgängig zu machen, zu spät um gesagte Worte und Versprechen wieder zu brechen. Einfach nur zu spät, um etwas an den Tatsachen zu ändern und je mehr diese Erkenntnis in seinen Verstand sickerte, desto schwerer wurde es, die Energie auch wirklich zu halten, die sich langsam aber sicher an seinen Händen manifestierte.

Es schien so endlos lang, dieser Moment schien sich so lang zu ziehen, dass sein Verstand einfach nicht mehr hinterher kommen wollte und konnte, so dass ihm nichts anderes übrig blieb, als es ein weiteres Mal zu akzeptieren. Es hinzunehmen und seinen Sohn endlich mit festem Blick zu fixieren, die Zähne zusammen zu beißen und zu nicken.
 

Worte waren nicht mehr nötig, er war sich nicht einmal sicher, ob er nach diesem heutigen Tag wirklich noch einen Wert auf ihre Existenz legte. Er war sich nicht sicher, ob er jemals wieder eines von ihnen in den Mund nehmen würde, weil sie mit ihrem Tod an Bedeutung verloren hatten. Weil er sie nicht mehr dafür verwenden konnte sich mit ihr über Belanglosigkeiten zu streiten und noch während sein Sohn zögerlich zurück nickte und einen letzten Blick in das sterbende Gesicht seiner Mutter warf, lächelte Vegeta.

Lächelte eines jener Lächeln, die immer nur sie bekommen hatte.

Erst dann lockerte Trunks langsam seinen Griff und er hatte kaum genug Zeit die Tatsache an sich zu verarbeiten, bevor ihr lebloser Körper auch schon zu Boden fiel und dabei doch wie in Zeitlupe zu schweben schien, während sich die Muskeln in seinen Wangen, in seinen Armen bis zum Bersten anspannten und er die Augen wieder schloss.

Sie schloss und die Energie in seinen Händen endlich losließ, sie freiließ und hoffte, dass sein Zittern den Schuss nicht verrissen hatte, während er nichts weiter tun konnte als zu warten und dabei unbewusst die Luft anzuhalten. Sich immer wieder zu sagen, dass es ihr Wunsch gewesen war, so brutal und unwirklich er am Ende aussehen mochte.

Und erst, als das unmissverständliche Geräusch eines Treffers ertönte, als er das leise Schluchzen seiner Tochter im Hintergrund wahrnehmen konnte, ebenso wie das schmerzliche und ungläubige Keuchen einiger anderer Anwesender, blieb ihm das Herz stehen und für einen Augenblick wusste er nicht, ob er sich weiterhin in der Luft halten konnte oder nicht, ob er es jemals wieder schaffen würde die Augen zu öffnen und das Ergebnis dessen anzuschauen, was er gerade getan hatte.

9.

Und erst, als das unmissverständliche Geräusch eines Treffers ertönte, als er das leise Schluchzen seiner Tochter im Hintergrund wahrnehmen konnte, ebenso wie das schmerzliche und ungläubige Keuchen einiger anderer Anwesender, blieb ihm das Herz stehen und für einen Augenblick wusste er nicht, ob er sich weiterhin in der Luft halten konnte oder nicht, ob er es jemals wieder schaffen würde die Augen zu öffnen und das Ergebnis dessen anzuschauen, was er gerade getan hatte.
 

Aber er musste es tun, kam nicht um die ungeschriebenen Wahrheiten herum und musste seine Augen wieder öffnen, musste sich ein weiteres, so schmerzliches Mal der Realität stellen, die er sich selbst geschaffen hatte. In seinem Hals war kein Platz mehr für eine weitere Ausweitung des Felsens, der sich darin niedergelegt hatte und ohne, dass er es eigentlich wollte, ohne, dass er es hätte verhindern können, entkam ihm ein eigenes kleines Keuchen, das in einen abgehackten Atemzug unterging. Wie er sich für all das hier hasste, wie er dieses Leben, diese unumstößliche Tat hasste, die er gerade begehen musste und doch blieb ihm keine andere Wahl.

Hatte sie ihm keine Wahl gelassen, kein Entkommen gegönnt.

Er musste die Augen öffnen und nahm seine Hände endlich wieder nach unten, nur um jetzt, jetzt wo alles vorbei war, sein Herz so hart gegen seine Rippen schlagen zu spüren, dass es ihm beinahe den Dienst versagen wollte, dass es sich anfühlte, als wolle es auf direktem Weg hindurch stoßen und aus dem Himmel fallen. Es würde keinen Unterschied mehr machen, es würde diese endlos langen Sekunden nicht einfacher machen und er kam nicht umhin einen tiefen Atemzug zu nehmen, wenn er selbst nicht derjenige sein wollte, der jeden Moment selbst aus dem Himmel fallen wollte.

Wenngleich das auch nicht schmerzlicher sein würde als die Erkenntnis dessen, was er sehen würde, wenn er sich endlich dazu überwinden könnte und doch nur weitere Sekunden verstreichen ließ, zumindest kam es ihm so vor. Dieser Augenblick war so lang, dass er einfach nicht mehr beschreiben würde können, wie viel Zeit an sich vergangen war, nicht, dass es am Ende noch eine wirkliche Rolle gespielt hätte.
 

Denn mit ihrem Tod war auch das unwichtig geworden.

Mit der Tatsache, dass sie ihn alleine gelassen hatte, war jeder weitere Atemzug, den er ohne sie nehmen musste, wie ein unbarmherziger Stich in sein Herz, als würde man ihm mit jeder vergangenen Sekunde ein wenig seines klaren Verstandes aus dem Körper ziehen und unwiderruflich zerstören. In Asche und Staub zerfallen lassen und als wäre es am Ende dieser eine Gedanke gewesen, der wirklich entscheidend war, nahm er einen weiteren zittrigen Atemzug und ballte seine Hände an seinen Seiten zu Fäusten. Öffnete endlich seine Augen und musste sich, wirklich und wahrhaftig anstrengen um nicht doch sofort auf dem Himmel zu fallen und erschöpft und gebrochen liegen zu bleiben.

Was spielte es für eine Rolle?

Die Reste seiner eigenen Energie waren noch immer zu spüren, als hätte seine Energie die Luft um sie herum erwärmt und das Gefühl wollte einfach nicht weichen, genau wie die schlagende Erkenntnis sich einfach nicht mehr auflösen wollte. Sein Sohn war etwas weiter nach oben geflogen und schien beinahe genau denselben Punkt mit traurigen und wässrigen Augen zu betrachten, den sich nun auch seine Augen suchten und den nächsten Atemzug in seiner Brust fingen, auf dem Weg von seinen Lippen in seine Lungen irgendwo festhielten und das quälende Gefühl ersticken zu müssen, hinterließen. Das alles schien so unwirklich und noch während er sich krampfhaft in den Geist zurück zu rufen versuchte, dass es wirklich ihr Wunsch gewesen war, dass es nichts mehr an der Tatsache zu rütteln gab und es eine Entscheidung gewesen war, die vor so vielen Jahren schon getroffen wurde, konnte er nicht anders als ein weiteres Mal gequält aufzukeuchen.

Es schien so unfair, auch wenn er soviel Zeit, so viele scheinbare Jahre Zeit gehabt hatte um sich an diesen Gedanken zu gewöhnen - jetzt und hier schien er so falsch wie noch nie, jetzt und hier schien er ihm das letzte bisschen Verstand aus den Knochen zu saugen, weil er sich selbst der letzten Möglichkeit beraubt hatte, noch ein einziges Mal in ihr nun schlafendes Antlitz zu blicken.
 

Er schluckte, schluckte so schwer, dass es sich anfühlte, als wolle der Felsen tiefe Risse in seine Kehle ziehen, als wolle er sich mit dieser kleinen Bewegung in Fetzen reißen und doch geschah nichts. Geschah nichts außer dem leichten Wind, der winzigen Böe, die ihre Asche in alle Winde verteilte, so wie sie es immer gewollt hatte und doch... doch löste dieser Anblick eine ungeahnte Übelkeit in ihm aus, die er einfach nicht verstecken, nicht verkraften und schon gar nicht verdrängen konnte, während seine geballten Hände an seinen Seiten begannen zu zittern.

Irgendwo, in den Tiefen seiner Seele gab es ein klirrendes Geräusch und etwas zersprang, ohne dass er es benennen konnte, gar es in irgendeiner Form auch wirklich wollte.

Und das Bild verschwamm vor seinen Augen, ohne dass er die Möglichkeiten wirklich alle in Betracht ziehen konnte und wahrnahm, dass es seine eigenen Tränen waren, die ihm die Sicht nahmen und mit jeder vergangenen Sekunde mehr wurden. Ohne wirklich selbst zu registrieren, dass er sich langsam, gar wie in einer Trance befindend nach unten sinken ließ, ohne den letzten Punkt ihres Aufenthalts mit den Augen zu verlassen, weil er es einfach nicht konnte, weil er sich außer Stande fühlte ihr Wesen damit in Verbindung zu bringen.

Weil er das letzte Bild vor seinem inneren Auge, das letzte Bild ihre fahlen graue Haare mit dieser wunderschönen Blume darin, die die Farbe ihrer einstigen Haare trug, nicht mit dem in Verbindung bringen konnte, was sich so unverschämt klar vor seine Augen legte und ihn wie ein schwarzes Tuch einhüllte. Ihn einnahm, wie die Trauer, die dieses leere Bild in ihm auslöste und sich wie ein Fegefeuer durch seine Adern bahnte, sich einen Weg in jede Zelle seines Körpers suchte und das Zittern seiner Hände auf seine Arme ausweitete, während sich selbst seine Augen leicht weiteten.
 

Hatte... hatte er das wirklich getan?
 

Beinahe schmerzhaft wurden die letzten Fetzen ihrer Asche vor seinen ungläubigen Augen davon geweht und sein nächster Atemzug fing sich neuerlich in seiner Brust, ließ sie krampfhaft zusammen ziehen, während der Felsen in seinem Hals ganze Arbeit zu leisten schien. Beinahe konnte er das Blut schmecken, dass er auf seinem Weg nach unten förderte, nur um doch wieder nach oben zu springen und an Größe zuzunehmen, ihm jegliches anderes Gefühl abtötete. Nichts blieb mehr übrig, nichts außer den kleinen Fetzen grauem Schleier, der sich langsam lichtete, langsam weniger wurde und wie durch Geisterhand verschwand, als wäre er niemals wirklich dort gewesen und er konnte nicht, konnte nicht die Augen von diesem so schmerzhaften Spektakel nehmen, egal wie lange es dauerte, egal wie sehr sie brannten und ihm sagten, dass er eigentlich gar nicht konnte... gar sollte.

Dieser schmerzhafte Schleier, der einst sein Leben darstellte und sich vor seinen Augen verflüchtigte, nichts weiter als die traurige Erkenntnis übrig ließ, als die Tatsache, dass es wirklich nur einst so gewesen war.

Dass sie gegangen war und ihn hier auf der Erde alleine gelassen hatte, diese unbestimmte Zeit an vielen Jahren hinter sich ließ und eine genauso unbestimmte Zeit an Jahren vor ihm lagen, die er nicht einmal mehr antreten wollte. Nicht gehen wollte, weil schlicht und einfach etwas fehlen würde, das ihn bis jetzt immer zusammengehalten hatte, das ihm so viele Fehler verziehen hatte und seinen Geist auf eine Ebene gezogen hatte, die nun dabei war in sich zusammen zu fallen, auseinander zu brechen. Eine Ebene, die er in diesem Wissen nicht halten konnte und ihr Zustand schon jetzt zusehends zerfiel, wie die alten Ruinen, die er damals so oft zu Gesicht bekommen hatte und die auch nicht mehr zu retten waren.

Überwuchert von der Erkenntnis, dass es niemanden mehr gab, der sie pflegen, gar reparieren konnte.
 

Ein Trauerspiel an Bildern und Emotionen, der seine eiserne Maske schneller zum bröckeln brachte, als er es jemals angenommen hatte und das Zittern breitete sich langsam in seinem Körper aus, ließ ihn denken doch die letzten Meter die Kontrolle über sich zu verlieren und haltlos auf den Boden zu stürzen. Wie in Zeitlupe, ein Fall, in dem er den Blick schlichtweg nicht lösen konnte und doch war es nichts weiter als ein kraftloses Sinken auf den Boden, ein erschöpfter Atemzug, der sich nicht so nehmen ließ wie er es eigentlich sollte und eine Träne, die sich aus seinen Augen löste und das Bild für einen kurzen Moment wieder klarer werden ließ, bevor eine neue ihren Platz einnahm und sie ihm wieder nahm.

Aber sie war lange gegangen.

Hatte lange schon durch ihn ihren Wunsch erfüllt bekommen und hoffentlich dadurch einen sanften Übergang erhalten, den er ihr wirklich wünschte. Einen leichten und erfreulichen Weg in die Nachwelt, den sie sich damit erhofft hatte und den er ihr schenken wollte, wenngleich es den schwersten dargestellt hatte, den er selbst jemals hatte gehen müssen und den er wahrlich nie, nie wieder gehen wollte.

Aber das musste er ja auch gar nicht, oder?

Er musste diesen Weg nicht noch einmal gehen, weil sie lange verschwunden war und ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen. Ein Lächeln, das für den Bruchteil einer Sekunde zu einem Lachen wuchs und seine Schultern beben ließ, bevor es in einem unterdrückten Schluchzen unterging und noch während er sich bewusst darüber wurde, was er hier eigentlich wirklich tat, wurde er sich auch der Blicke wieder bewusst, die sich unweigerlich auf ihn gelegt hatten, die ihn beobachteten und jede seiner noch so kleinen Reaktionen in sich aufnahmen. Aber war das wirklich noch wichtig genug, war es genug um darüber nachzudenken, sich eine Reaktion entlocken zu lassen?
 

Wie um sich selbst seine eigene Frage zu beantworten, schüttelte er den Kopf und versuchte ein weiteres Mal einen tiefen Atemzug zu nehmen, nur um zu spüren, dass es schlicht nicht möglich war. Dass ihn sein Körper betrog und Dinge tat, die er so verdammt lange nicht getan hatte und die ihn beinahe daran erinnerten bei lebendigem Leib zu sterben. Eingeschlossen in einen Körper der eigentlich gar nicht mehr wollte, fristete ein Geist ein Dasein, das es so vielleicht nicht verdient hatte und die Tatsachen viel zu schnell in Einklang brachte, was sein Inneres einfach nicht schaffte. Eine Tat, die so sehr im Gegenzug zu seinem innersten Wunsch stand, dass es sich schlichtweg nicht vereinbaren ließ, eine schmerzliche Erkenntnis, die das Zittern seines eigenen verräterischen Körpers auch nicht mehr besser machen konnte und in dem Moment, als seine Füße den Boden berührten, entkam ihm ein überraschtes, wenn auch mehr als erschöpft und erstickt klingendes Keuchen, das sich selbst in seinen Ohren unwirklich anhörte.

Alles, was er tun konnte, was diesen einen Fleck anzustarren, der so nah war und doch in diesem Augenblick so verdammt weit weg erschien.

Weil er wusste, dass er sie nie wieder sehen würde und diese Einsicht so schmerzlich war, wie keine andere zuvor. Zu sterben war eines der Dinge, die er niemals gescheut hatte und freiwillig in den Tod zu treten war immer etwas gewesen, das er wahrscheinlich nicht einmal bereut hätte. Er hätte es in sich aufgenommen und die Tatsachen akzeptiert, so wie sie ihm gesagt wurden und so wie er sie selbst mehr als einmal hatte erblicken dürfen und jetzt, hier am Ende war der Tod nur noch etwas, das er verabscheute, weil er sie nicht wieder sehen würde. Es waren nicht seine Sünden, die er bereuen musste, weil er so oft einfach keine andere Wahl hatte als einfach zu machen, was sie von ihm verlangten, wenn er selbst dabei sich zu wehren nicht draufgehen wollte. Es waren nicht die vielen Leben auf seinem Gewissen, die ihn am Ende in dieses tiefe schwarze Loch zu ziehen versuchten, an dessen Rand er sich befand und nur einen winzigen Schritt davon entfernt war hinunter zu stürzen.

Es war auch nicht dieses Leben, das er am Ende bereuen musste, sondern lediglich die Erkenntnis, dass er sich ein solches schon immer gewünscht hatte und sich so viele der Dinge ersparen hätte können, die so schwer auf seinem Gewissen lasteten. Ein völlig anderes Leben, das ihm am Ende vielleicht die Möglichkeit gegeben hätte ihr nachzugehen, so aber spielte nicht einmal mehr der Gedanke, sich selbst ein wenig Ki durch das Herz zu jagen, eine Rolle.

War keine Verlockung.
 

~~~***~~~

Ich mied sie, ging ihr aus dem Weg.

Es war nicht so, dass ich Angst vor einer Konfrontation gehabt hätte, bei Weitem nicht, aber ich konnte schlicht und einfach auf diesen Blick verzichten, der mir auch ohne Worte sagen wollte, dass es ihr leid tat. Ich konnte auf die Worte an sich verzichten, weil sie mir nichts gaben und vielleicht nicht einmal die Wahrheit aussagten, weil es in dem Moment, als sie diese schmerzenden Worte gesagt hatte, wahrscheinlich wirklich ihre eigene Wahrheit gewesen war.

Dass sie mich für zu schwach hielt.

An sich war dieser Umstand vielleicht nicht einmal etwas, das mich derart beschäftigen sollte und vielleicht hätte ich die Worte einfach wieder vergessen sollen, weil sie ja doch nur von einem Menschen gekommen waren, der sicherlich keine Ahnung davon hatte, was wahre Stärke wirklich bedeutete. Welche Macht sie in sich trug und wie süchtig man nach ihr werden konnte, nur um am Ende festzustellen, dass es dort draußen ja doch noch jemanden gab, der immer ein wenig stärker als man selbst war.

An sich sollten mir diese Worte wirklich am Arsch vorbeigehen und ich sie vergessen und doch zogen sie sich unermüdlich durch meinen Geist und ließen mich nicht zur Ruhe kommen. Ließen mich beharrlich trainieren, weil ich sie ausmerzen wollte, sie vergessen wollte, sie widerlegen, nur um es ihr zu zeigen - ihr, die keine verfluchte Ahnung von Kraft und vom kämpfen hatte. Wann war ich eigentlich so tief gesunken um auf die Meinung eines bescheidenen Menschen auch nur einen Pfifferling zu geben, wann war ich in selbst in meinen Gedanken so schwach geworden, dass ich ihre Meinung nicht einfach verwerfen konnte, nur um so weiter zu machen, wie ich es immer getan hatte?
 

Ich kannte die Antwort nicht.

Aber vielleicht war es auch einfach nur ihre so penetrante Art mir näher kommen zu wollen, dass ich die Wahrheit erst jetzt erkannte, wo es bereits zu spät gewesen ist. Vielleicht war es ihre Art, immer irgendwie in meiner Nähe sein zu wollen, mir Dinge zu zeigen, die ich so noch nicht kannte, ohne dass sie sich dabei über meine Unwissenheit lustig gemacht hatte. Vielleicht war es ihr Lächeln, das immer wieder eine Spur breiter geworden war, wenn ihre Augen mich entdeckt hatten und die versteckte Freude, die sie wohl empfunden hatte, wenn ich einem ihrer Wünsche gefolgt war, ohne die Hintergründe zu hinterfragen, wenngleich ich sie sowieso kannte.

Es war ja auch nicht schwer zu erraten, wenn man nicht zwingend auf den Kopf gefallen war und dass ich das eindeutig nicht war, war unbestritten.

Die Realität aber sah immer ein wenig anders aus als das, was wir uns in Gedanken so schön ausmalen, nur um am Ende zu merken, wenn wir den Kopf von diesem imaginären Blatt nahmen, dass es dort draußen nun einmal ganz anders aussah. Farbenfroh konnten wir alle denken, aber wenn wir den Blick hoben und die grausame Wahrheit entdeckten, die nun einmal eher etwas mit Grau und Schwarz zu tun hatte, dann riss es uns den Boden unter den Füßen weg und wir stolperten, so wie auch sie gestolpert war.

Es lag an uns, ob wir wieder aufstanden oder nicht.

Es lag an uns, ob wir uns von dieser drückenden Schwärze unterkriegen lassen wollten und ich begriff in dem Moment, als ich diesen Gedanken hegte und zur gleichen Zeit eine ihrer neuen Drohnen zu Staub verarbeitete, dass es mir in diesem Fall nicht anders erging. Ich begriff und verstand in diesem einen Augenblick, dass ich mich selbst belügen würde, würde ich mich aus dieser Rechnung streichen und mir sagen, dass es gänzlich nur an ihr lag. Dass nur sie gestolpert war.
 

Dabei hätte alles so schön einfach sein können.

Ich hätte nicht hier sein sollen, aber da dem nun einmal so war und sie keinerlei Angst mehr in meiner Gegenwart hegte, hatte ich keine andere Wahl als diese. Ich hatte genau zwei Möglichkeiten, die ich in Angriff nehmen konnte, aber keine von ihnen erschien mir wirklich interessant genug, um sie auch wirklich in Angriff zu nehmen und am Ende blieb ich inmitten der Bewegung stehen und zog die Brauen zusammen.

Ich könnte gehen, diesem Planeten auf Wiedersehen sagen und einfach verschwinden, um nie wieder zu kommen und damit der Aussicht auf einen einmaligen Kampf entsagen. Ich könnte gehen und all das hier, all diese verwirrenden Dinge hinter mir lassen, um ein Leben zu beginnen, dass ich mir bereits so lange wünschte und doch niemals bekommen hatte - doch was brachte mir das? Es gab nichts mehr, wohin ich hätte zurückkehren können.

Ich könnte auf der anderen Seite aber auch das einsehen, was sich selbst in mir in den letzten Monaten entwickelt hatte. Dieses kleine Etwas, das ich nicht beschreiben wollte und doch am besten als Anziehung betitelt werden konnte, ohne dass ich einen Schimmer davon hatte, wie ich es angehen wollte oder sollte, weil... sie ja doch nur ein Mensch war. Sie war vielleicht hier auf der Erde etwas Besonderes, aber unter meinen Maßstäben reichte sie nicht an das heran, was ich haben wollte, was meinen Stand entsprechen würde und doch... konnte ich einfach nicht abstreiten, dass sie mir nicht mehr aus dem Kopf ging.

Dass mich ihre gesamte Art so sehr verwirrte und zur gleichen Zeit anzog, weil sie nicht gleich schreiend davon rannte, sondern sich mir todesmutig entgegen stellte.
 

Ein Gedanke, der mich am Ende grinsen ließ.

Sie war nicht todesmutig, sie war dumm, aber ich sagte keines der Dinge laut, sprach keines von ihnen aus, weil ich die Wahrheit in Wirklichkeit schon lange erkannt hatte. Weil ich auch nur ein Mann war und ein Mann nun einmal gewisse Grundbedürfnisse hatte, über die ich nicht sprach und die ich noch seltener tat, weil es außerhalb meines Trainings und Missionen selten eine Zeit gegeben hatte, in der ich mich darauf hätte konzentrieren können und war jetzt, nach so langer Zeit eigentlich ziemlich aufgeschmissen.

Weil ich nicht wusste, wie ich es angehen sollte.

Früher wäre es so einfach gewesen, weil ich es mir hätte nehmen können, wenn ich wollte. Wenn ich meinte, dass es mir zugestanden hatte, dann gab es keine Diskussionen um solche Dinge, sondern eine einfache Tat, aber hier standen die Sterne ein wenig anders, hier konnte ich nicht mit diesen Methoden vorgehen und das schlimme an der ganzen Sache war doch, dass ich es nicht einmal wollte, weil ich wusste, dass es falsch gewesen wäre.

Und nun stand ich hier und wusste ganz genau, was sie wirklich von mir wollte, nur um der Sache letzten Endes doch wieder aus dem Weg zu gehen. Sie war... auf ihre eigene Weise irgendwie etwas Besonderes und auch wenn ich es ungern zugeben wollte und es auch niemals über meine Lippen treten würde, sie hatte etwas an sich, dass es mir unmöglich machte ihre seltsamen Wünsche abzuschlagen, sie hatte etwas an sich, das es mir schlicht unmöglich machte ihr vollends aus dem Weg zu gehen und sie links liegen zu lassen.

Vielleicht war es Neugier meinerseits, ich hatte noch immer keine Antwort auf meine eigene Frage und würde wahrscheinlich auch niemals eine erlangen, solange ich nicht vor mir selbst zugab, was es in Wirklichkeit war. Aber sie war kein Feind, den es galt zu beobachten, um etwaige Schwachstellen herauszufiltern und einen Angriff zu erkennen, bevor dieser überhaupt stattfinden sollte. Sie war niemand, der ihre wahre Absichten so sehr hinter einem Gesicht verbergen konnte, das einem nichts weiter versprach als das, was es offen zeigte und sie war trotz allem geschickt genug, mich zu nichts zu drängen und doch manchmal die richtigen Hebel zu drücken, um mich zu etwas zu bekommen, das ich von Anfang an eigentlich nicht hatte machen wollen.

Wie das Essen in der Küche.
 

Der Gedanke alleine reichte, um meinen Magen laut aufknurren zu lassen und mich daran zu erinnern, dass ich alle Mahlzeiten des heutigen Tages aus genau diesen Gründen hatte ausfallen lassen. Weil ich ihr aus dem Weg ging, es mir zumindest versuchte einzureden und erst jetzt merkte, dass es bereits spät in der Nacht war. Zu spät, um sich nach einem langen Tag noch auf irgendwelche Taktiken zu konzentrieren, zu spät, um die Gedanken zu einem Halt zu zwingen und vor allem zu spät, um das permanente Zerren der Schwerkraft an meinem Körper, an meinen ausgelaugten Muskeln noch weiter ertragen zu können, so dass ich sie mit einer schnellen Bewegung abstellte.

Das Surren des Generators erstarb und eine alles einnehmende Stille entstand.

Wenn ich genau darüber nachdachte, wenn ich dieses Gefühl, das sich in diesem Moment in mir ausbreitete, wirklich einmal annahm und analysierte, dann fühlte es sich einsam an. Kalt und einsam, inmitten von Stahl und Gravitation, die dir die Knochen brechen, sie zertrümmern konnte, wenn man nicht richtig aufpasste. Es war einsam und leer in diesem Raum, karg und nicht wirklich zu etwas gedacht, um den ganzen Tag darin zu verbringen und doch tat ich es, weil... es mich an Zeiten erinnerte, als ich diese Gedanken noch nicht hegte, weil es mich an eine Zeit erinnerte, in der ein solch karger Raum mein zu Hause darstellte und ein Blick nach vorne durch das Fenster nur die bleierne Schwärze des Alls zeigte.
 

Ich holte tief Luft und verdrängte den Gedanken wieder.

Auch hier wusste ich nicht wirklich, was die viele Zeit zu bedeuten hatte, die ich hier verbrachte, aber vielleicht war es nur eine Strafe für mich selbst, weil ich ja doch nicht stark genug war, weil immer etwas fehlte. Vielleicht war es die Strafe dafür, dass ich meinen Planeten damals nicht hatte retten können, nur um danach wiederum jahrelang in den Diensten des Tyrannen zu stehen, der das zu verantworten hatte und ich nicht die leiseste Ahnung davon hatte.

Ein bitteres Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich schüttelte den Kopf über meine eigenen Gedanken, weil sie mich auch nicht weiterbrachten. Schüttelte sie ein weiteres Mal ab und begab mich zum Ausgang, um in die kalte Nacht hinaus zu treten und einen Blick in den Himmel zu werfen. Sterne wohin man sah und doch war ich noch immer hier. War so völlig untypisch für mich selbst seit längerer Zeit hier, als ich es zu Anfang angenommen hatte und hatte wahrscheinlich nicht einmal vor, doch wieder zu gehen.

Ich wusste es nicht und wandte mich wieder ab, dem Haus zu und lächelte erneut dieses bittere Lächeln. Vielleicht brauchte ich später ja nicht einmal mehr einen Grund zu suchen um gehen zu können, weil sich die Sache von ganz alleine erledigt hatte. Vielleicht musste ich nichts bereuen und konnte aufhören mir diese endlosen Gedanken zu machen, weil sie nichts weiter machen würden als ebenfalls in dieser unendlichen Schwärze zu explodieren.

Was hatte ich zu verlieren?
 

Wenn ich ehrlich war, hatte ich doch bereits alles verloren.

Wenn ich ehrlich mit mir selbst war, gab es keinen Grund das Für und Wider weiter in meinem Kopf hin und her zu rollen und einen Grund dafür zu suchen, sie weiterhin von mir zu stoßen. Ein Grund warum ihre Worte so sehr schmerzten war doch am Ende, dass sie mehr für mich darstellte, als ich bis dahin hatte einsehen wollen und mit dieser kleinen Feststellung trat ich schließlich leise in das Haus und begab mich auf den Weg in die Küche.

Sie hatte wieder gekocht und das fertige Essen für mich stehen lassen, so dass ich mich nur noch an den Tisch setzen musste.

Nein, es gab eigentlich wirklich keinen Grund weiterhin alles vor mir herzuschieben und sollte in etwas über einem Jahr doch etwas schief gehen, so konnte ich zumindest sagen, dass die Zeit nicht vollends verschwendet gewesen war.

~~~***~~~
 

Er schwankte.

Aber es zu spüren und etwas dagegen zu unternehmen, waren zwei verschiedene Dinge, zumal ihm das unkontrollierbare Zittern, dass seinen gesamten Körper befallen hatte, das ganze Unterfangen nicht zwingend leichter machte. Es schien, als hätte sein Verstand erst jetzt die greifbare Tatsache, die sich so unverschämt vor seinen Augen ausbreitete, begriffen und verarbeitet, es schien, als würde sein Geist sich langsam von seinem Körper lösen und ein ersticktes, schwaches Keuchen hinterlassen, dass er weder spürte, noch aufhalten konnte. Das er nicht wahrnahm und noch während sein Blut unaufhörlich laut in seinen Ohren rauschte und er nicht umhin kam, schlicht und einfach pure Verzweiflung durch seine Adern rauschen zu fühlen, tiefe Trauer, die sich in einem weiteren erstickten Geräusch äußerte, wusste er, dass es vorbei war.

Am Ende war es Kakarott, dessen aufmerksamer Blick die gesamte Zeit schon auf ihm gelegen hatte, der die Zeichen erkannte und die Lippen zu einer schmalen Linie zusammenpresste. Wahrlich, er hatte sich seit dem Beginn dieser ganzen Sache schon gefragt, wie lange Vegeta es durchhalten würde, wie lange er es schaffen würde die Trauer im Zaum zu halten und aufrecht zu gehen, während alles in ihm eigentlich nur danach schrie, dass er es hinauslassen wollte.

Er hatte sich nicht nur einmal gefragt, wie lange dieser einst so stolze Kämpfer es schaffen würde diese Fassade aufrecht zu erhalten, hatte er ihre Risse doch bereits dort drin in diesem Zimmer gesehen und es nicht glauben wollen. Und doch war es wahr, mehr als nur eine kleine Einbildung, mehr als er jemals hatte sehen wollen und mehr noch... er verstand es, weil er es selbst einst gefühlt hatte. Schwer schluckend machte er einen langsamen Schritt nach vorne, nur einen einzigen und beriet mit sich selbst, ob er das wirklich machen wollte und sollte und doch konnte er den Gedanken daran nicht verdrängen, konnte den Wunsch in seinem Inneren nicht verhindern, der ihm klar und deutlich aufzeigte, was zu tun gewesen wäre.

Und er tat es, bevor er sich weitere Gedanken darüber machen konnte, legte zwei Finger an die Stirn und verschwand aus den Reihen seiner Freunde, nur um für den Bruchteil einer Sekunde neben Vegeta wieder aufzutauchen und danach mit eben jenem wieder zu verschwinden...

10.

Nur als kleines Vorwort: Ich hatte absolut keine Zeit dieses Kap beta zu lesen, also solltet ihr Fehler finden, dann bitte seht drüber weg.
 

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Kapitel 10
 

... bevor er sich weitere Gedanken darüber machen konnte, legte zwei Finger an die Stirn und verschwand aus den Reihen seiner Freunde, nur um für den Bruchteil einer Sekunde neben Vegeta wieder aufzutauchen und danach mit eben jenem wieder zu verschwinden...
 

Aus der Zeitlupe wurde mit einem Mal ein Zeitraffer und brachte das wenige in seinem Verstand, das wirklich noch arbeiten wollte, völlig durcheinander, so dass er das nächste erschrockene Keuchen kaum aufhalten konnte, es wie eine Welle über ihn hinweg schwappte, wie die Übelkeit, die diese plötzliche Bewegung mit sich brachte. Und bevor er auch nur die Chance hatte sich zu wenden, den Gedanken zu hegen, die Hand auf seiner Schulter davon zu schleudern, von sich zu schütteln, durchlief ihn ein eiskalter Schauer, der die Bewegung an sich schon wieder stoppte, bevor er sie angefangen hatte. Das Zittern seiner Hände hatte für einen Augenblick ausgesetzt, nur um mit dem nächsten trägen Blinzeln wieder einzusetzen, als er auch schon auf die Knie sank und wiederum auf die Lippe biss, weil er es nicht verhindern konnte.

Seine Augen schloss und versuchte die unerträgliche Wahrheit, diese trügerische und schmerzliche Realität auszublenden, wenngleich er wusste, dass es keinen Sinn haben würde und sie sich bereits in jede seiner Fasern gesetzt hatte um mit ihm eines Tages zu verrotten. Mit ihm zu gehen und diese Welt dann endlich und endgültig zu verlassen, wenngleich sie hier und jetzt einfach nicht wegzudenken war und ihn schlicht und einfach lähmte.

Ihm lähmte und alles, was er einmal gewesen war auf Eis legte, es vernichtete und in seinen Grundfesten zerstörte, nur um es im nächsten Augenblick wieder zusammen zu setzen, so dass ihm ein weiteres Keuchen entfloh, während er erfolglos versuchte das Brennen hinter seinen geschlossenen Lidern aufzuhalten und sich kraftlos nach vorne sinken ließ, so dass er letzten Endes vornüber gebeugt, mit der Stirn auf dem Boden zur Ruhe kam. Zumindest versuchte es sein Körper, seine Gedanken rasten unaufhörlich in völlig unterschiedliche Richtungen und die Welle aus Übelkeit, die diese Bewegung mit sich gebracht hatte, ließ ihn trocken schlucken.
 

Warum nur?

Warum hatte er sich einmischen müssen und ihm die letzten Sekunden genommen, die er noch mit ihr hätte haben können? Wieso musste er sich einmischen und ihn einfach so ohne Vorwarnung dort wegholen und die letzten verbliebenen Fetzen ihrer Asche von seinen Augen nehmen, so dass er sich nicht einmal hatte verabschieden können? Es war so unfair in seiner Mischung, dass er für einen Moment die Wut spürte, die sich um diesen Umstand in ihm auszubreiten versuchte, bevor sie so schnell wie sie zu kommen versuchte, wieder verdrängt wurde und die alles einnehmende Trauer seinen Geist flutete, so dass er die Arme beinahe automatisch nach oben nahm und sein Gesicht in seine Hände bettete, während er sich wünschte, dass er einfach wieder gehen würde.

Verschwinden würde, um ihn in seiner Trauer, in seiner Verzweiflung und seinem Gram alleine zu lassen, es mit sich selbst ausmachen zu lassen und einfach zu gehen. Zu verschwinden und nie wieder zu kommen, weil er ihm die letzten Sekunden genommen hatte, die doch eigentlich gar keine mehr waren und der Abschied schon lange erledigt gewesen war.

Aber Kakarott ging nicht, hatte lediglich seine Hand von der Schulter Vegetas genommen und war langsam, beinahe mit Bedacht einen kleinen Schritt zurück getreten. Zu weit entfernen wollte und konnte er sich in diesem Moment nicht, denn das Wanken war nichts weiter als ein Vorzeichen, das es galt zu entziffern und das doch unmöglich zu lesen gewesen wäre, so dass er sich innerlich lediglich auf alle Eventualitäten vorzubereiten versuchte und im Notfall eingreifen könnte, sollte Vegeta sich dafür entscheiden diesen wahnsinnigen Überfluss an Gefühlen und Gedanken endlich zu stoppen. Aber auch dies tat der einstige Prinz wieder nicht und er war beinahe versucht den Kopf darüber zu schütteln, wenn die Gesamtsituation an sich nicht so verdammt ernst gewesen wäre. Er war wirklich für einen winzigen Augenblick lang versucht gewesen ihn zu seinem Glück zu zwingen und tat es am Ende ja doch nicht, weil er es nicht über das Herz brachte.

Weil er wusste, dass er sich damals genauso gefühlt hatte.
 

An alles gedacht und alles gefühlt hatte, das in einer derartigen Intensität auf ihn eingeströmt war, dass es ihn beinahe in Stücke gerissen hätte, dass es selbst ihn völlig überfordert hatte und den Verstand verlieren lassen hätte können, wenn er nicht daran gewöhnt gewesen wäre Gefühle auch zuzulassen und zu wissen, dass es danach eigentlich nur noch besser werden konnte. Aber wie musste es sich anfühlen, wenn man immer so sehr darauf bedacht gewesen war eben jene Gefühle nicht zwingend zuzulassen, sie unter keinen Umständen zu zeigen, nur damit man selbst merken musste, dass diese Fassade nicht länger aufrecht erhalten werden konnte, dass sie in sich zusammenfiel wie ein Kartenhaus, das jemand angestupst hatte? Wie musste es sich anfühlen, wenn man eben jene Gefühle nur in Gegenwart einer einzigen Person zugelassen hatte und jetzt erkennen musste, dass eben jene einzige Person nicht mehr da war?

Seine Kiefer pressten sich aufeinander und als Vegeta auf die Knie sank machte er einen weiteren kleinen Schritt nach hinten. Es wäre soviel einfacher gewesen ihn in ein Land zu schicken, in dem er nicht träumen musste und doch brachte er es einfach nicht übers Herz, konnte sich nicht noch weiter einmischen, als er es ohnehin schon getan hatte und beobachtete mit eher gemischten Gefühlen die langsame Bewegung, die Vegeta nach vorne machte.

Holte tief Luft und wünschte sich, dass er all das nicht mit ansehen müsste, weil er wusste, dass er nicht anders ausgesehen hatte, während er schlicht und einfach nicht gehen wollte und konnte, weil es falsch gewesen wäre ihn alleine zu lassen, sich selbst zu überlassen. Vegeta war ein starker Mann, daran hatte er niemals auch nur einen Zweifel gehegt, aber es gab eben auch manche Dinge, die diese Stärke, diese Kontrolle letzten Endes wieder zerstören konnten und wenn er ehrlich mit sich selbst war, dann wollte er nicht dabei sein, wenn die Gefühle ihn schließlich überrannten. Er wollte es nicht sehen und dabei zusehen, wie dieser so starke Mann in sich zusammenbrach und konnte den Gedanken zu gehen auf der anderen Seite einfach nicht ertragen.
 

Wirklich, er würde es gerne wissen wollen. Würde wissen wollen, wie verdammt intensiv es sich anfühlen musste, wenn man niemals wirklich etwas zugelassen hatte, das zum Leben dazugehörte wie das Atmen. Er wollte wirklich wissen wie viel Halt Bulma diesem Mann am Ende wirklich gegeben hatte, wie viel ihrer Art auf ihn übergegangen war und vor allem... wie viel Liebe wirklich hinter all dem steckte, aber... nein, diese eine letzte Frage musste er sich wirklich nicht stellen, er hatte es in seinen Augen gesehen. Hatte es gesehen, als er früher an diesem Tag in diesen Raum getreten war und hatte es in der Luft gespürt, in sich aufnehmen können und am drohenden Unterton seines Knurrens zu genau hören. Er hatte es in seinen Vibrationen spüren können, die immense Verzweiflung die damit einher gekommen her, dass er das Verlöschen ihrer Aura wahrgenommen hatte.

So nah, wie er gewesen war, musste es ein einschneidendes Erlebnis gewesen sein.

Jetzt konnte er genau das sehen. Konnte genau sehen wie einschneidend es wirklich gewesen war und konnte die endlose Verzweiflung, die sich nahezu ungehindert durch den Körper Vegetas zog beinahe mit seinen Händen greifen, wenn er sie denn ausstrecken und danach fassen würde. Er konnte es spüren und schluckte schwer, weil sich auch in seinem Hals dieser endlos große und trockene Knoten befand, der sich seit beginn dieser ganzen Sache nicht mehr auflösen wollte und jeden Versuch ruhig zu bleiben beinahe zu einer Farce machte.

Denn sie war nun einmal schon so lange eine seiner besten Freunde und er konnte nicht verhindern, dass es ihm genauso den Boden unter den Füßen wegriss und eine ungeahnte Traurigkeit in ihm hinterließ, die trotz allem nicht an jene heranreichte die er gespürt hatte, als seine eigene Frau von ihm gegangen war.
 

Damals wäre es auch beinahe mit ihm durchgegangen und er musste wirklich, ohne Neid und Gnade vor sich selbst zugeben, dass Vegeta in dieser Hinsicht weitaus mehr Stärke bewiesen hatte, als er selbst jemals besitzen würde. Dass er so lange seinen Verstand behalten und durchgehalten hatte, hatte er zu Anfang eigentlich für unmöglich gehalten, aber Vegeta war ein Mann seiner Versprechen und brach sie auch nicht, wenn es seinen Tod bedeuten könnte. Er brach sie nicht, egal welcher Schmerz auf ihn zukommen würde und egal war er dafür auf sich nehmen musste und heute hatte er es ihm einmal mehr bewiesen.

Hatte ihm einmal mehr bewiesen, dass er vielleicht sogar mehr als nur seinen grenzenlosen Respekt verdient hatte.

Sein Gesicht verzog sich beinahe schmerzlich, als sich Vegeta ein Schluchzen entrang, das so klang, als wolle es ihm förmlich die Kehle auseinander reißen und seinen Brustkorb zur gleichen Zeit zusammenschnüren, nur damit er den zweiten kleinen Schritt, den er gerade zurück gemacht hatte, wieder auf ihn zutrat. Es tat weh, es tat mehr als einfach nur weh ihn so zu sehen, aber dennoch konnte er schlichtweg einfach nichts machen. Konnte und wollte sich nicht einmischen, sich in eine gefährliche Grauzone begeben, in der nur Millisekunden entscheiden konnten. Entscheiden zwischen Akzeptanz und Angriff und er wollte das Risiko nicht eingehen, weil zu wenig Zeit vergangen war, weil die Wunden zu frisch waren und noch immer bluteten und er rein instinktiv wusste, dass es keine gute Idee sein würde.

Dass jeder weitere Eingriff in Vegetas private kleine Blase eine Katastrophe zur Folge haben konnte und die wollte er nun wirklich nicht heraufbeschwören. Wollte ihn nicht stören, sondern ihn einfach machen lassen, egal wie schlimm es sich anhörte und egal wie verdammt verletzlich er in diesem Moment auch aussehen mochte... dieser Verlust war weit mehr als jeder von ihnen vielleicht auch nur in seinen kühnsten Träumen gewagt hatte anzunehmen, als jeder von ihnen vielleicht geahnt hatte und es war nur eine Frage der Zeit, bis er sich wieder eingekriegt hatte.
 

Zumindest hoffte er das, inständig.

Allerdings wusste er auch, dass in Vegeta soviel mehr wohnte und Fuß fassen konnte, als dieser sich selbst gegenüber oftmals zugeben würde, was diese Hoffnung beinahe schon wieder im Keim ersticken wollte, bevor er überhaupt richtig gedeihen konnte. Es war seltsam mit anzusehen und das nächste undefinierbare Geräusch, das seine Ohren erreichte ließ ihn für einen Augenblick die Augen schließen und doch wieder einen Schritt zurückweichen, während er erneut schluckte. Es war nicht nur schwer mit anzusehen, es war eher die Erinnerung an sich selbst, die diesen Moment so endlos in die Länge zog und genauso undefinierbar machte, wie die Geräusche.

So unmöglich vorherzusagen.

Es war alles möglich, wenn er sich recht erinnerte. Damals hatte so ziemlich alles seinen Geist gestreift, seinen Verstand mit sich genommen und die Gedanken zu einer nicht mehr entwirrbaren Masse verkommen lassen, die ihn eingenommen hatte. Damals war alles so verworren und er schaffte es nicht ein einziges Mal auch nur seine Hand zu heben und einen der Gedanken zu greifen, weil dieser schon wieder verschwunden gewesen war, als er die Tat zu Ende gedacht hatte und ihn resigniert zurückgelassen hatte. Vor dieser so schier endlosen Zeit, die im Nachhinein nicht weiter zurück lag als wenige Jahre, war er zu etwas geworden, das alles in Kauf genommen hätte, nur um diese eine Entscheidung der Natur, diese grausame Gewalt wieder rückgängig zu machen und doch war er noch hier.

War bei Verstand und hatte all diese Dinge, die er damals gedacht hatte und vielleicht auch getan hätte, wenn seine Söhne nicht in seiner Nähe gewesen wären, überlebt. Stand hier und betrachtete sich diese ausgedehnte, erbarmungslose Szene vor seinen Augen und konnte nichts weiter tun als diese Hoffnung zu hegen.
 

Eine Hoffnung, die ihn damals selbst hatte verzweifeln lassen, weil alles in dieser schieren Grausamkeit untergegangen war, ertrank in seiner Verzweiflung und der enormen Trauer, die durch seinen Verstand gefegt war und jeden klaren Gedanken mit sich genommen hatte. Nun konnte er nur tief durchatmen und versuchen seine eigene Trauer um diesen nächsten Verlust in sich zu verschließen, sie so klein wie möglich zu halten und schlicht da zu sein, auch wenn er nicht gewollt war.

"Geh..." Als wäre es ein Stichwort gewesen konnte er den anderen, den letzten Saiyajin neben sich nur mit einem Blick bedenken, der all das Mitleid hätte ausdrücken, dass er in diesem Moment empfand und doch froh darum war, dass er nicht gesehen wurde. Mit diesem einen Wort, das eher einem kläglichen Wimmern glich und all das nach außen trug, das dieser Mann wirklich fühlte, vergrößerte sich nur der immense Knoten in seinem Hals und egal wie viel Mitleid er wirklich mit ihm hatte, egal wie viel Mitgefühl er ihm versuchen würde entgegen zu bringen, es würde noch nur auf blinde Augen treffen.

Augen, die im Moment nur etwas anderes sahen.

Sahen, dass er ihn mit Gewalt und ohne es zu fragen von dem Ort genommen hatte, an dem er die letzte Erinnerung hätte sammeln können, wenngleich diese Erinnerung mehr als nur skurril und surreal gewesen wäre. Vegetas Augen sahen momentan nur, dass er ihn aus dem Ort gerissen hatte, an dem er hatte bleiben wollen, egal wie schmerzhaft diese Erfahrung sein würde, egal wie viele Augen gesehen hätten was vor sich ging... aber Kakarott handelte dennoch mit gutem Gewissen und er war sich sicher, dass der andere diesen Umstand irgendwann verstehen würde.
 

Vielleicht nicht heute und vielleicht auch noch nicht nächste Woche.

Aber er war sich sicher, dass er irgendwann begreifen würde, dass er nur im Namen seines Stolzes gehandelt hatte... ein Stolz, den er ihm wahren wollte, der schlicht und einfach zu ihm gehörte und nicht einfach so über Bord geworfen werden sollte, wenn das Leben nach dieser Erfahrung doch weitergehen würde. Einen Stolz, der ihm so eigen war, dass er erst jetzt begriff wie tief diese Sache, der Tod seiner Frau Vegeta wirklich getroffen hatte, weil er dabei gewesen war ihn zu vergessen und das unter dem wachsamen Blick seiner Frau aus dem Jenseits, dem wachsamen Blick ihrer davon fliegenden Asche und derer, die sich das Spektakel hatten ansehen müssen, weil es ihr Wunsch gewesen war.

Er hätte ihn wirklich vergessen und zur Seite gefegt, nur um sich dem hinzugeben, was ihn einzunehmen versuchte.

Jener erdrückenden Gefühle, die sich noch immer in diesen herzzerreißenden Geräuschen äußerten, die sich in der zusammengesunkenen Form eines einstigen Prinzen manifestierten und ihn überwältigten. Wenn er könnte, wenn er es wirklich wollte, könnte er es beenden und doch schüttelte er über diesen Gedanken nur den Kopf und betrachtete sich dieses so unwirkliche Bild vor seinen Füßen noch einmal genauer. Was sollte das bringen? Es würde rein gar nichts daran ändern und Vegeta jetzt in einen traumlosen Schlaf zu schicken würde das Problem lediglich auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.
 

~~~***~~~

Sie hatte mich überrascht.

Tage später hatte sie mich einfach nur überrascht, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass sie nun doch diesen Weg wählen würde und weil ich nicht genug auf der Hut gewesen war, um all die Auren um mich herum rund um die Uhr zu beobachten. Zu was auch? Sie waren alles nur Menschen und der Einzige, der sich wirklich mit mir hätte anlegen können, befand sich ganz weit weg, so dass ich auf diese Notwendigkeit irgendwann verzichtet hatte.

Nur hatte ich wirklich nicht damit gerechnet, dass sie mich eines Tages mitten in der Nacht, inmitten der langen Gänge abfangen würde, so dass ich überrascht stehen blieb und ihr im Halbdunkel eine Augenbraue entgegen hob.

Meine ganz eigene Art eine Frage zu stellen, die sie jedoch im schwach beleuchteten Flur nur zum leise Lächeln brachte und mich damit nur noch mehr verwirrte. Ich verengte die Augen und konnte mir in diesem einen Moment wirklich nicht vorstellen, was sie von mir wollte, wenngleich die Anzeichen so klar auf der Hand lagen, dass ich sie eigentlich nicht übersehen konnte.

Dass sie mir bereits beim ersten Blick auf sie und ihre Kleidung entgegen sprangen und mich schließlich schlucken ließen, als ich den Blick einmal über ihre fragile Form hatte gleiten lassen. Den Drang mich peinlich berührt zu räuspern unterdrückte ich eisern und sah wieder nach oben in ihr Gesicht, nur um dieses freundliche und doch für den Augenblick mysteriöse Lächeln ein weiteres Mal erblicken zu müssen.

Was... zum...
 

Für einen Moment war ich wirklich versucht mich auf der Stelle wieder herumzudrehen und einfach wieder zu gehen, dorthin zurück, woher ich an diesem Abend erst gekommen war und doch hielt mich der so flehende und bittende Ausdruck in ihren Augen an Ort und Stelle, ohne dass ich einen weiteren Muskel rühren wollte oder konnte. Sah man von meinen Kiefern ab, die sich automatisch zusammenpressten und meinem Geist ab, der die Szene bereits jetzt durchschaut hatte und mir die zündende Idee doch nicht offenbaren wollte, dann stand ich dort völlig bewegungslos inmitten halber Dunkelheit und harrte der Dinge, die kommen sollten.

Nicht, dass ich sonderlich erpicht darauf gewesen wäre.

Ich hätte wirklich entweder blind oder strohdumm sein müssen, um diese doch recht neue Masche nicht durchschauen zu können, dachte ich skeptisch, und beobachtete beinahe zu gebannt für meinen Geschmack die langsame Bewegung ihres Armes, um sich eine ihrer Strähnen hinter das Ohr zu klemmen und mich dabei nicht aus den Augen zu lassen. Ihr Lächeln wuchs ein wenig, anhand der Tatsache, dass ich einfach dort stand und mich nicht bewegte, mich aber auch nicht abwandte, musste es nach Tagen der Ignoranz beinahe ein kleiner Sieg für sie sein.

Dennoch verschränkte ich die Arme vor der Brust, wer war ich ihr diesen Sieg auch wirklich zu gönnen? Zeitgleich zogen sich meine Brauen endlich so zusammen, wie es eigentlich der Normalfall gewesen wäre, aber sie machte daraufhin nur einen Schritt auf mich zu und blieb erneut stehen, nur um ihre eigenen Augen über meine Form gleiten zu lassen und dann ebenfalls an meinem Gesicht stehen zu bleiben.
 

Was zum Teufel hatte diese Frau nur vor?

Wieso konnte sie ihre Bemühungen zu diesen seltsamen Zeiten nicht endlich einstellen und einsehen, dass ich eigentlich nur noch meiner Erschöpfung nachgeben wollte, auch wenn ich sie gekonnt vor ihr versteckte und wahrscheinlich niemals offen zeigen würde. Wieso konnte sie nicht endlich ein Einsehen haben und mich in Ruhe lassen, aufhören mich mit Gedanken zu vergiften, die sich unermüdlich um sie zu drehen schienen und vor allem aufhören mir nachzulaufen. Wieso verstand sie denn einfach nicht, dass ich für diese Dinge, die sie sich gerade so schön vorstellte, eigentlich nichts übrig hatte.

Und ich wollte sie nicht verletzen, weshalb ich mich ja immer so sehr auf Abstand hielt.

Es wäre wirklich so einfach gewesen ihr zu geben was sie wollte und vor allem mir zu nehmen, was ich brauchte, aber tief in meinem Inneren wusste ich nur zu genau, dass es damit nicht getan war. Aber ich wollte mich nicht auf mehr einlassen, wollte ihr nicht diese Dinge geben, die ihr so offen im Gesicht geschrieben standen, weil ich keine Ahnung von eben diesen Dingen hatte und weil sie mich nur ablenkten. Weil die Gedanken an sie mich bei meinem Training störten und ich wusste, dass dies nicht enden würde, nur ich einem inneren Drang nachgegeben hatte.

Sie wollte mehr und ich wollte nicht derjenige sein, der ihr dieses Mehr auch geben konnte.

Weil ich nicht wusste, wie dieses gewisse mehr auch aussehen würde, weil ich nicht wusste wie man es geben konnte, wenn das halbe Leben lediglich darin bestanden hatte es sich zu nehmen und die Sache wieder abzuhaken. Derjenige keinen weiteren Gedanken zu widmen und auch einem Verlust keine Träne nachzutrauern, so dass es mir beinahe unheimlich erschien, wie viele Gedanken ich mittlerweile hegen konnte und in welche Richtungen sie begannen zu verlaufen.
 

Ich schluckte als sie einen weiteren Schritt näher kam und dabei den Blick einfach nicht von mir nehmen wollte. Als wolle sie mit ihren Augen in mein Inneres eindringen und nachsehen was wirklich in mir vor sich ging, als wolle sie in meiner Seele lesen, dass sie vielleicht doch nicht so schwarz war, wie ich selbst immer angenommen hatte. Und vielleicht hatte sie ja auch auf ihre ganze eigene Art und Weise zumindest ein klein wenig Recht, denn unter anderen Umständen würde ich nicht hier stehen und diese Dinge denken, all diese Kleinigkeiten wahrnehmen.

"Ich habe auf dich gewartet, Vegeta." Das war mir völlig klar. Das erklärte aber dennoch nichts weiter als das Offensichtliche und das, was weniger offensichtlich irgendwo verborgen lag, konnte ich mir bereits denken, weshalb ich auch nichts erwiderte. Wozu auch? Sie konnte mein Schweigen als das nehmen, was sie wollte, aber im Grunde war es auch nichts weiter als meine Erschöpfung, die selbst noch die Unsicherheit gegenüber ihren seltsamen Gesten zu überlagern versuchte.

Wieder kam sie ein wenig näher, dieses mal jedoch sogar drei Schritte, so dass uns am Ende nicht mehr als nur noch zwei Meter trennten, die auch das Funkeln ihrer Augen nicht mehr verbergen konnten. Sie führte etwas im Schilde und ich fühlte es, spürte es mit jeder meiner Nervenbahnen und wäre verflucht gewesen, wenn ich am Ende kein Recht behalten würde und doch... doch straffte ich lediglich meine Gestalt noch ein wenig, spannte die Arme fester um meine Brust und wartete noch immer auf ihren nächsten Schritt.

Auf das, was kommen mochte, von dem ich doch genau wusste, was es war.

Und es hätte mich alarmieren sollen. Das Wissen hätte mich dazu bewegen sollen mich wieder in Bewegung zu setzen und zu gehen, mich an ihr vorbei zu drängen und in meinem eigenen Zimmer zu verschwinden und doch tat es das nicht.
 

Vielleicht auch nur, weil ich nach all diesem Warten, all diesen Gesten und all dem Herumgerede um Nichts und wieder nichts, einfach nur noch auf das Ergebnis gespannt war und selbst nicht mehr warten wollte. Vielleicht auch nur, weil die Erkenntnis bereits so lange schon in meinem Geist lebte, ohne dass ich selbst diesen Schritt wagen wollte, weil er mir einfach nicht gebührte.

So aber konnte ich es auf mich zukommen lassen und im Fall aller Fälle immer noch gehen.

Ich blinzelte und sie nutzte die Chance, die ich zum tiefen ein und ausatmen brauchte, um noch einen großen Schritt zu wagen und mich dann derart breit und frech anzugrinsen, dass ich die Augen verengte. Diese Frau war wirklich unglaublich, sie war ein Exemplar dieser so schwachen Spezies, die es wirklich verdient hatte so genannt zu werden und trotz allem mit Vorsicht behandelt zu werden, weil selbst ich niemals all ihre Gedanken lesen konnte. Nicht all ihre Schlüsse ziehen konnte und schon gar nicht all ihre Absichten zu entschlüsseln vermochte.

Aber so offen wie hier waren jegliche Missverständnisse eigentlich aus der Welt geräumt.

Wir sagten nichts mehr und vielleicht war das ja auch ganz gut so, weil jedes unbedachte Worte wieder irgendwas kaputt gemacht hätte, das eigentlich noch gar nicht wirklich entstanden war und ich schluckte unbewusst, als sie den letzten Schritt endlich überwand und sich die langen Schatten der wenigen Lichter auf ihrem Gesicht breit machten, das Lächeln ein wenig gespenstisch wirken ließen. Aber das war nicht der Grund, wieso mir mein Herz mit einem Mal begann ein wenig schneller zu schlagen, es war auch nicht der Grund, wieso ich meine Zähne zusammen biss und mich dazu zwingen musste auf der Stelle stehen zu bleiben und keine Unsicherheit zu zeigen, wenngleich ich wusste, wirklich wusste, dass sie es sehen konnte.
 

Ich wusste es in dem Augenblick, als sich ihr Lächeln noch ein wenig weitete, als das Funkeln in ihren Augen an Stärke zunahm und sie letzten Endes eine Hand hob, nur um sie neben meinem Gesicht in der Luft schweben zu lassen. Sekunden vergingen, in denen ich nur noch einmal schlucken konnte, erst dann löste ich meinen Blick von ihrem Gesicht und wandte ihn aus den Augenwinkeln zu der Hand, die noch immer dort schwebte und sich nicht bewegen wollte.

Diese... sie machte mich unsicher und ich bekämpfte den Drang einen Schritt nach hinten zu weichen, während ich meine Arme gar nicht mehr fester um mich ziehen konnte. Es wäre wirklich zu einfach gewesen, zu offensichtlich sich jetzt unter dieser Hand wegzuducken und sich an ihr vorbei zu quetschen, so dass ich mich hielt und versuchte einfach nichts zu tun, zu warten, was sie als nächstes vorhatte.

Aber sie lächelte nur, lachte ein winziges, leises Lachen, dass mich zurück in ihr Gesicht blicken ließ.

"Du bist so süß, Vegeta, weißt du das eigentlich?", sagte sie leise, als wolle sie die Ruhe in diesen nächtlichen Gängen nicht stören und legte ihre Hand dann auf meine Wange, während ich nur meine Augen zu Schlitzen verengen konnte. Eine stumme Warnung, weil ich mir nicht sicher war, ob ich meiner Stimme trauen konnte oder nicht und weil ich mir nicht sicher war, was ich überhaupt hätte sagen sollen.

Ich war nicht süß, aber sie ließ sich sowieso nicht von ihrer Meinung abbringen und ich ließ es geschehen, weil ich nichts Besseres zu tun hatte als das. Ich ließ sie gewähren und diese Worte ungestraft durch die Gänge hallen, weil auch sie etwas in mir geweckt hatte, das mittlerweile weit über Neugier hinausging. Weil sie nun einmal vor mir stand und begann ihren Daumen zu bewegen, über meine Lippen zu streichen und diesen verflucht abartigen Ausdruck in ihre Augen einkehren zu lassen, der meine Entscheidung beinahe hinfällig gemacht hätte.
 

Sie war zu weich.

Sie kümmerte sich um Dinge, die eigentlich in der Ernsthaftigkeit dieses letzten Jahres untergehen und in der Nichtigkeit verschwinden sollten und doch tat sie es mit einer Hingabe, die einem beinahe den Atem rauben konnte. Tat es in einer Inbrunst, die der meinen schon sehr nahe kam und einen Respekt für sie auslöste, der sowieso schon viel zu lange vorhanden war, den ich zugelassen hatte, ohne es selbst zu merken.

Und ohne etwas dagegen unternehmen zu können, beobachtete ich sie nur stumm dabei, wie sie sich nach vorne lehnte und den Daumen schließlich durch ihre Lippen ersetzte, unfähig mich zu bewegen, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.

Das war der Beginn meines Unterganges.

~~~***~~~
 

Und mit diesem Gedanken, mit dieser Erinnerung, die so lange in seinem Geist vergraben war, kam der Schrei, der sich in seiner Kehle formte und seine Hände dazu brachte sich in seinen Haaren zu verkrallen. Ein Schrei, in dem so viel Ausdruck lag, so viel wütende Verzweiflung, dass es Kakarott dazu brachte weiter zurück zu weichen und beinahe hilflos dabei zuzusehen, wie sich die leuchtende Aura um den Prinzen herum aufbaute...

11.

Kakarott beobachtete die Szene vor seinen Augen genau, wusste für den Moment wirklich nicht, was noch auf ihn zukommen würde und wartete doch einfach nur ab, weil er sich weder einmischen durfte, noch es brauchte. Momentan schrie der Prinz zwar, in einer Lautstärke, die nicht einmal der in einem wahren Kampf um Leben und Tod zustande gekommen war und powerte sich wahrscheinlich mehr unbewusst als wirklich bewusst auf, und doch sah er einfach noch keine Notwendigkeit das Ganze auch wirklich zu unterbrechen. Wenn er dies jetzt tun würde, dann konnte es ein weiterer Fehler sein, genau wie es einer sein konnte, dass er einfach nur hier stand und wartete, aber was spielte es noch für eine Rolle?

Sie waren hier weit außerhalb der Stadt, weit außerhalb irgendwelchen bewohnten Gebietes und selbst wenn es doch irgendein Mensch hierher verschlagen hatte, was er auf einen Check hin eindeutig verneinen konnte, dann wäre es wirklich nicht schlimm gewesen.

Vegeta konnte hier keinen wirklichen Schaden anrichten, selbst wenn er meinte das Ganze ein wenig außer Kontrolle geraten zu lassen, aber Kakarott war sich sicher, dass das Einzige, was außer Kontrolle geraten war, lediglich seine eigenen Gefühle waren. Wieder war er beinahe versucht zu lächeln, wenn sich dieses klagende Geräusch nicht in seine Ohren bohren würde, um sich von dort aus in seinen Verstand zu haften und wahrscheinlich nie wieder zu verschwinden, ihn bis in seine Träume verfolgen würde. Er hätte gelächelt, wenn es nicht so ernst gewesen wäre und wenn er nicht gewusst hätte, dass mit Verzweiflung oder Wut die Kampfkraft eines jeden Kämpfers um Längen steigen konnte. Er hätte es hingenommen und es geschehen lassen, wenn hier nicht doch soviel auf den Spiel stehen würde, das er wahrscheinlich nicht einmal greifen konnte.

Allem voran aber stand Vegetas Zustand auf dem Spiel und damit meinte er ganz sicher nicht seinen körperlichen Zustand.
 

Er wusste aus eigener Erfahrung was ein solcher Verlust nach zusammengelebten Jahrzehnten auslösen konnte und er wusste genauso gut aus eigener Erfahrung, dass es manchmal nur ein Unterschied von Minuten oder gar Sekunden darstellen konnte, um den Verstand zu verlieren. Er wusste, dass wenn man sich in seinen eigenen Gedanken verrannte und einen die eigenen Erinnerungen übermannten, die Realität nichts weiter als ein böser Albtraum zu werden schien und man sich im Geist verzweifelt an etwas klammerte, das eigentlich Jahre zurückliegen konnte. Er wusste, dass wenn sich diese Gefühle in einem zu überschlagen begannen und man wirklich hoffnungslos nach etwas suchte, das einem den Schmerz nehmen konnte, man schon einmal vergessen konnte wer man wirklich war und warum man sich in erster Linie so verzweifelt fühlte.

Er seufzte innerlich und nahm trotz allem einen tiefen Atemzug, weil auch ihn es schmerzte diesen Kämpfer so zu sehen und auch wenn in Wirklichkeit nicht mehr als ein paar wenige Sekunden vergangen waren, so fühlte es sich innerlich an, als würde er bereits Stunden hier stehen und sich diese unwirkliche Szene so lange vor ihm ausbreiten, als wolle sie niemals wieder enden. Auch wenn er hier stand und die Entscheidung getroffen hatte, so war er sich über jede weitere Entscheidung nicht mehr einig und konnte nichts weiter tun, als die Zeit endlos langsam an ihm vorbeiticken zu lassen und am Ende, weil er es nicht mehr ertragen konnte, den Blick schwer schluckend von ihm nehmen.

Auf den Horizont zu richten und die Geräusche trotz allem zu deutlich wahrzunehmen, sie zu hören und mit ihnen die Verzweiflung zu spüren, die sich in Wellen von Vegeta abhob und in seinen eigenen Körper einzudringen versuchte. Versuchte seine eigene Trauer aus dem Loch zu ziehen, in das er sie vorerst geschoben hatte, während er selbst die Hände zu Fäusten ballte, bevor er sich dazu zwang sie wieder zu entspannen und in seinen Hosentaschen zu versenken. Es hatte keinen Sinn wenn er es genauso an sich heranließ, es hatte keinen Sinn sich ebenfalls übermannen zu lassen, wenn es doch eigentlich Vegeta war, der hier vielleicht Hilfe brauchte.
 

Trauern konnte er später immer noch, er hatte nicht vor das Gefühl vollends von sich zu schieben und damit den Tod einer sehr guten Freundin beinahe unnütz werden zu lassen. Er hatte nicht vor sich nicht an sie zu erinnern und er hatte auch nicht vor, es in sich zu verschließen, aber vorerst und dessen konnte er nicht mehr sicherer werden, war eine andere Person wichtiger.

Eine Person, der endlich der Atem des letzten Atemzuges ausging, so dass der Schrei erst in einem heiseren Röcheln unterging und schließlich ganz verebbte, so dass nichts weiter übrig blieb als bleierne Stille, die sich über ihn legte und die Szene seltsam trügerisch wirken ließ. Es war noch nicht vorbei, er wusste aus seiner eigenen verschwommenen Erfahrung, die er lieber nicht hatte machen wollen, dass es noch nicht vorbei war und ballte seine Hände in seinen Taschen erneut zu leichten Fäusten, bedachte den anderen Saiyajin vor sich mit einem Blick, den er wahrscheinlich selbst nicht einmal deuten konnte.

Als wären ihre Rollen vertauscht.

Als hätte Vegeta sich seinen Gefühlen angenommen und waren diese nun dabei den völlig unvorbereiteten Mann zu seinen Füßen aus der Bahn zu werfen, ihn völlig zu überrennen, ohne dass dieser auch nur im Ansatz etwas dagegen unternehmen konnte. Als wäre diese riesige Welle von etwas Undefinierbarem nicht zu bekämpfen drängte es ihn in die Knie und ließ ihn sich am Boden winden, so wie er es jetzt auch tat und Kakarott wünschte sich, dass er etwas dagegen unternehmen könnte. Er wünschte sich wirklich, dass er ihm helfen könnte, aber jede Art der Hilfe wäre nichts weiter als ein Tropfen auf den heißen Stein, würde das Unausweichliche auch nur weiter hinaus zögern und ihm am Ende ja doch nicht helfen.
 

Dennoch... der Wunsch blieb bestehen.

Ihm ein wenig des Schmerzes zu nehmen, oder ihn schlicht und einfach endlich schlafen zu lassen, damit diese innere Qual zumindest für einen Moment ein Ende nehmen konnte, nur um sich im Nachhinein in seinen Träumen ein weiteres Mal zu manifestieren und sie zu wahren Albträumen aus seinem Leben zu machen. Er kannte all diese Dinge nur zu gut und wusste, dass er kurzzeitige erleichterte Gedanke nach dem Aufwachen binnen kürzester Zeit kaltem Erwachen glich und man extrem hart zurück in die Realität geschleudert wurde, wenn der schlaftrunkene Geist langsam verstand, dass es nichts weiter als ein Traum, eine alter Erinnerung gewesen war, die ein zartes und doch so träge nach unten ziehendes Gefühl mit sich brachte, eine Erkenntnis, die man eigentlich nicht haben wollte, während man sich verzweifelt an diesen Traum zu klammern versuchte, der ja doch mit jeder weiteren wachen Sekunde mehr und mehr verblasste.

Wenn es sich nicht so falsch anfühlen würde ihn so zu sehen und seinen Entschluss bereits in der Entstehung ins wanken bringen würde.

Wenn es doch nur nicht so falsch aussehen würde, diesen starken Mann dabei zu beobachten, wie er sich vor ihm auf dem Boden wand und ihn die Dinge ein weiteres Mal überdenken lassen würde. Es war ein wahrer Albtraum, wenn alles, was Vegeta sonst immer machte war, die Dinge in sich einzuschließen und niemanden sehen zu lassen. So sehr darauf bedacht störende Gefühle zur Seite zu schieben, wenn er sie gerade nicht brauchte und erst wieder herauszuholen, wenn er sich sicher war, dass es die richtigen zur richtigen Zeit waren und doch war er hier und jetzt einfach nicht mehr in der Lage dazu sie zu kontrollieren. Konnte die Trauer und die grausame Gegenwart nicht einfach zur Seite schieben, so dass sie ihn endlos einnahm und nicht mehr loslassen wollte, so lange, bis sein Geist von alleine entscheid, dass es genug war.

Für den Moment.
 

~~~***~~~

Eiskalt konnte ich das siegreiche Grinsen in ihren Augen aufflammen sehen, während ich mich noch immer nicht bewegte und es einfach geschehen ließ. Geschehen ließ, dass sie mich hier inmitten der tiefschwarzen Nacht, wo der Rest dieses Gebäudes in stiller Ruhe lag, küsste und nicht davor scheute mir offen und ehrlich mit ihren Blicken zu sagen, was sie wirklich davon hielt. Mir in die Augen blickte und diesen Moment so sehr genoss, wie er sich für mich in die Länge zu ziehen schien, während ich nur beinahe hilflos meine Hände an meinen Seiten zur Faust ballen konnte.

Der Gedanke sie von mir zu stoßen kreuzte meinen Geist und doch führte ich ihn nicht aus, genauso wenig wie den Drang einen Schritt zurück zu machen und damit dasselbe Ergebnis erzielen zu können. Ich tat es nicht, sondern stand lediglich dort inmitten des Ganges und wusste für einen Moment wirklich nicht, was vor sich ging.

Natürlich, ich war nicht blind und auch nicht dumm, ich wusste nur zu genau, was all dies zu bedeuten hatte, aber dennoch entzog sich mir völlig, warum sie es so plötzlich mit soviel Mut anging, wenn alles, was sie zuvor gemacht hatte, nichts weiter als ein scheuer Tanz um die Wahrheit gewesen war, in dem sie die Schritte nicht nur bestimmte, sondern auch immer wieder änderte. Alles was zuvor geschehen war, all ihre seltsamen Bemühungen und immerwährenden Andeutungen verloren in diesem Augenblick ihre Schwere und wurden zu nichts weiter als verblassenden Bildern, die die Realität hier nicht einmal ansatzweise verdrängen konnten.

Ihr nicht die Farbe nahmen.
 

Ich blinzelte und würde sie wirklich, wirklich sehr gerne von mir stoßen, doch blieb es ein weiteres Mal bei dem bloßen Gedanken, den ich schlichtweg nicht umsetzen konnte, hob sie nun doch noch die zweite Hand und legte sie auf die andere Seite meines Gesichtes, als wolle sie mich mit der einfachen Geste an Ort und Stelle halten, als hätte sie meinen Gedanken gesehen und wolle ihm vorbeugen, nur um dabei zu vergessen, dass es mehr als ein Leichtes für mich gewesen wäre, mich ihr zu entwinden. Dass ich nicht länger als einen Wimpernschlag dafür gebraucht hätte um an das andere Ende des Ganges zu gelangen und mich ihren Händen vollends zu entziehen.

Aber aus einem, mir definitiv unbekannten Grund, konnte ich es nicht.

Wollte sie eigentlich gar nicht von mir stoßen, sondern nahm am Rande lediglich die Wärme ihre schmalen Hände wahr, die sich so bereitwillig auf mein Gesicht gelegt hatten und nun mich - mich unter allen! - noch ein wenig weiter zu sich heran zogen, als wäre der Kontakt noch nicht genug und ich schluckte.

Blinzelte sie an und schluckte, weil ich damit nicht umgehen konnte. In meinem Leben war es ein schlichtes Fressen oder Gefressen werden und viele der Leute, die ich einst gekannt hatte, hatten sich schlichtweg genommen, was sie wollten und ich wollte ehrlich zu mir selbst sein... das habe ich auch. Wenn man von Anfang an nichts anderes als Hass und Gewalt zu lernen bekam, dann übernahm man dieses Muster irgendwann automatisch und begann sich einen Dreck darum zu scheren, was die Lebewesen fühlten, wenn man es tat. Wenn man von Anfang an nichts weiter war als Dreck unter den Füßen eines anderen war, totes Material, das man verheizen konnte, dann dachte man irgendwann genauso anderen gegenüber, genauso jenen gegenüber, die offensichtlich schwächer waren als man selbst.

Umso erstaunter war ich über mich selbst, dass ich es hier nicht tat, es schlichtweg nicht konnte.
 

Aber sie schien etwas anderes zu sein, etwas beinahe Besonderes und ich konnte es nicht einfach zerstören, nur um mich damit besser zu fühlen. Sie war nicht nur ein Dach über dem Kopf, sie war auch mehr als nur ein Genie, der meine Pläne umsetzen konnte, um die Teile dann schlussendlich zu bauen... nein. Sie war ein schon so simpler Mensch, ein so unkompliziertes Lebewesen, dass es mich beinahe schon automatisch immer und immer wieder zu ihr zog, nur um im selben Moment zu wissen, dass sie das komplizierteste weibliche Wesen war, das sich jemals so lange an meiner Seite aufhalten durfte, ohne dass ich ihr die Möglichkeit genommen hätte jemals wieder den Mund zu öffnen.

Am Ende waren es nicht mehr als wenige Sekunden, bevor sie sich langsam wieder von mir löste und mich ansah, noch immer mit ihren Händen auf meinem Gesicht. Wiederholt fragte ich mich, musste ich mich fragen, ob ich in all der Zeit nicht vielleicht doch den Verstand verloren hatte, ob sie mir nicht doch etwas ins Essen gemischt hatte um mich derart bewegungslos zu machen und ich biss die Zähne aufeinander, während ich schluckte, weil das völliger Schwachsinn war.

Ich musste übermüdet sein.

Mein Training musste mir mehr zugesetzt haben, als ich zugeben wollte und noch während dieser Gedanke ausreichte um ein Gähnen schon in der Entstehung wieder abzuwürgen, betrachtete sie mich noch immer lächelnd und ich fragte mich, wirklich immer wieder, warum ich mich noch immer hier befand. Warum ich es zuließ, dass sie mich so unverfroren anfasste und nicht schon lange ihre Hände zur Seite geschlagen hatte, warum ich mich nicht aus ihrem leichten Griff wand, der nun wirklich keine Herausforderung für mich war.

Aber irgendwas an meinem Blick musste sie anziehen und zur gleichen Zeit wahrlich köstlich amüsieren.
 

"Ich kann mich nur wiederholen, Vegeta, du bist einfach süß." Irgendwas in ihrer Stimme ließ mich die Braue heben und sie stumm mit meiner Frage bedenken, was sie denn jetzt wirklich meinte, während ich diese gewisse Ahnung bereits in meinem Inneren hegte. Bei jedem anderen, der es wagte diesen Satz zweimal zu mir zu sagen, hätte ich unmissverständlich klargemacht, dass ich es nicht hören wollte; bei jedem anderen, der es wagte mich einfach anzufassen, würde eben jene Hand nicht mehr existieren.

"Ich weiß, du willst das nicht hören." Für einen Augenblick wurde das Lächeln ein wenig größer, bevor es auf normale Maße zurückschrumpfte und ich endlich zumindest ansatzweise so reagieren konnte, wie ich es sonst vielleicht getan hätte, aber diese Reaktion bestand wieder nur darin, meine Augenbrauen zusammen zu ziehen und sie anzustarren.

"Schau nicht so, ich meins ernst. Du bist etwas Besonderes, das weiß ich und mir ist egal, was andere über dich sagen. Was du selbst über dich sagst." Das Lächeln nahm einen Ausdruck an, den ich nicht ganz bestimmen konnte, blieb dennoch bestehen und ich sah sie an, weil ich nicht greifen konnte auf was sie wirklich hinauswollte, während die Erkenntnis doch schon viel zu lange in meinem Verstand Fuß gefasst hatte. Ich hätte diesen Moment nutzen sollen um zu gehen und doch stand ich dort und mahlte mit den Kiefern, weil ich schlichtweg nicht in der Lage war mich der Ehrlichkeit in ihren Augen zu entziehen, weil ich nicht fähig dazu war meinen Blick von diesem ehrlichen Blau zu nehmen, das im Halbdunkel wirklich aussah wie die dunklen Tiefen eines Ozeans, die es so zahlreich auf diesem Planeten gab.
 

Dann nahm sie beinahe widerwillig eine Hand von meinem Gesicht und noch während ich dieser Bewegung mit den Augen folgte, als würde ich noch jetzt einen hinterhältigen Angriff ihrerseits erwarten, begann der Daumen ihrer anderen Hand erneut über meine Haut zu streichen und brachte mich nur dazu, wieder nach oben zu sehen.

Vielleicht... plante sie keinen hinterhältigen Angriff, dafür hatte sie etwas getan, wofür ich sie gleichermaßen verfluchen könnte.

Sie hatte es geschafft, sich heimlich still und leise in meine Gedanken zu schleichen, sie hatte sich so permanent und penetrant in meiner Nähe aufgehalten und mir geholfen, wo sie konnte, nur um sich endlich diesen einen kleinen Platz in meinem Inneren zu sichern, der es ihr möglich machte hier und jetzt diese Dinge zu tun. Ungestraft Sachen zu sagen, die ich eigentlich gar nicht wollte, ohne dass ich etwas dagegen unternahm, ohne dass ich die Flucht vor ihrer Nähe ergriff und vor allem ohne, dass ich ihr zeigte, wer eigentlich für diese Dinge verantwortlich war.

Ohne dass ich ein Wort der Gegenwehr ergriff und die Tatsachen klarstellte, die doch so drohend in meiner Vergangenheit schwebten und mich ganz sicher nicht zu etwas werden ließen, das so behandelt werden sollte. Sie hatte es auf ihre ganz eigene Art geschafft sich mir anzunähern, ohne dass ich es selbst merkte, ohne dass ich etwas dagegen hätte unternehmen können und stand nun so unverfroren, so ganz ohne Angst und jegliche Scheu vor meinen Augen, nur um mich mit diesem Lächeln zu bedenken, das mir zu Anfang noch alle Nerven geraubt hatte. Ein Lächeln, von dem ich wusste, dass sie nur mich so ansah, von dem ich durch all meine Beobachtungen wusste, dass es nicht einmal mehr der narbengesichtige Trottel bekommen hatte und ich wusste wirklich nicht, was ich davon halten sollte.

Vielleicht hatte sie keinen hinterhältigen Angriff geplant, aber im Nachhinein fühlte sich das hier beinahe schlimmer an, weil sie es geschafft hatte mir näher zu kommen, ohne dass ich die Zeichen zuvor richtig gelesen hatte und damit nicht mehr in der Lage war, etwas dagegen zu unternehmen.
 

"Vegeta." Es war nicht mehr als ein Flüstern, nicht mehr so fest wie ihre noch zuvor ausgesprochenen Worte, die nun in der Stille der Nacht irgendwie untergingen und an Bedeutung verloren, weil ich ihnen sowieso keinen Glauben schenken konnte. Weil sie diese Dinge nur sagte, um mich zu etwas zu bewegen, was ich eigentlich nicht wollte und auch nicht war und weil sie Dinge in mir sah, die sie eigentlich durch unsere erste Begegnung auf Namek noch besser Erinnerung haben sollte. Ich war nicht der Typ Mann, für den sie mich hielt und ich war ganz sicher nicht derjenige, der gut für sie wäre, und dennoch hatte sie sich so entscheiden, schon vor langer Zeit und ich sah sie an, weil sie irgendwas sagen wollte, ohne dass ich begriff, dass sie mich förmlich in der Hand hatte.

"Schau nicht so bedröppelt aus der Wäsche. Ich hätte gedacht, dass du mehr mit meinen Zeichen anfangen kannst." Das konnte ich auch, ich wollte es nur bis jetzt nicht. Ich war... ein Monster und ein Mörder und ich konnte mich schlecht mit dem Wissen auf baldigen Untergang nicht auf etwas einlassen, das dem hier glich. Ich nahm, ich gab nicht und doch... musste ich mir eingestehen, dass sie bereits dabei war mich zu ändern.

"Aber da du nicht reagiert hast, musste ich härtere Geschütze auffahren." Damit nahm sie die zweite Hand auch endlich von meinem Gesicht und ohne dass ich es merkte, ohne dass ich es wirklich wahrnahm, atmete ich einmal tief durch, als wäre ich die ganze Zeit so angespannt gewesen, dass ich nicht einmal vernünftig hatte atmen können. Aber anstatt die Hand einfach ganz von mir zu nehmen und mir endlich meine wohlverdiente Ruhe zu gönnen, mich in mein Zimmer verschwinden zu lassen und endlich schlafen zu lassen, setzte eben jene Hand an meiner Schulter wieder an und wanderte langsam meinen Arm hinunter, so dass ich erneut begann mit den Kiefern zu mahlen. Ich riss meinen Blick von ihrem Gesicht los und betrachtete den Weg der Hand mit gemischten Gefühlen, wollte meinen Arm wegziehen, mich ihr endlich ganz entziehen, aber... ich konnte es nicht.
 

Auf seine ganz eigene Weise war es eine völlig neue Erfahrung für mich, die mich unwissend zurückließ. Eine ganz neue Sichtweise, die ich aus dieser Position noch niemals betrachtet hatte und mich fühlen ließ, als wäre ich nicht einmal mehr in der Lage auch nur ein Wort über meine zusammengepressten Lippen zu bringen. Sie brachte mich aus dem Konzept, ließ mich unsicher werden und brachte mich wirklich mit ihrer Art dazu, einfach still und stumm zu machen, was sie von mir wollte, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte.

Und ich hasste mich dafür, weil ich ein Prinz war und als Prinz konnte ich mir keine Unsicherheiten leisten - schon gar nicht im Umgang mit einer schwachen Erdenfrau, die nichts besseres zu tun hatte als mir nachzulaufen, Dinge mit mir zu machen, die ich so in dieser Art eigentlich nicht wollte und es dabei auch noch schaffte ein mir unbekanntes Gefühl in meinem Inneren entstehen zu lassen.

Ich hasste mich, wie ich auch sie in diesem Moment hasste, nur um den Gedanken wieder abbrechen zu müssen, als sie schließlich an meiner Hand angekommen war, die heute zur Ausnahme kein Handschuh mehr zierte, weil ich sie irgendwann im Lauf des Tages geschafft hatte in Fetzen zu reißen. Das Gefühl war bestenfalls als seltsam zu beschreiben, als sie so unverfroren, wie sie nun einmal war, meine Hand einfach in die ihre nahm und leicht anhob, so dass mein Blick unweigerlich daran haften blieb, bevor er sich nur mit Mühe wieder löste und zu ihrem Gesicht wanderte.

Mein Blick musste Gold wert für sie gewesen sein, erklang doch nach wenigen Sekundenbruchteilen ein weiteres leises Lachen, das mich nur die Augenbrauen noch weiter zusammenziehen ließ.

Diese blöde...
 

"Du hast es nicht so mit diesen Dingen, was?" Nein... klar und deutlich nein. Ich sagte schon einmal, dass ich nahm und nicht gab und zuzugeben, wenn auch nur vor mir selbst, dass mich das hier sogar ein wenig unbeholfen zurückließ, war kein Leichtes. Viel eher konnte ich diese Tatsache nur hassen und verabscheuen und mich zum wiederholten Mal fragen, wie sie das anstellte, wie sie es schaffte mich so werden zu lassen, ohne dass ich mich dagegen wehrte.

"Der große Krieger, versteh schon. Ich denke, ihr hattet auch weitaus wichtigere Dinge zu tun als das, oder?" Ihre Augenbraue schnellte in die Höhe und der fragende, wenn auch leicht spottende Unterton riss mich endlich aus meiner Starre, so dass ich ihr meine Hand entzog, nicht ohne mich dabei zu wundern, warum ich es so langsam tat und meine Augenbrauen zogen sich gefährlich zusammen. Ich brauchte keine Worte um ihr verständlich zu machen, dass sie sich gerade auf sehr dünnem Eis befand, wenngleich es die ganze Zeit eigentlich schon nicht dick gewesen war.

"Schon gut, kein Grund gleich sauer zu werden. Ich versteh schon." Wieder lächelte sie, dieses Mal mit einem gewissen Ausdruck in den Augen, der mich ihre Worte nicht einmal anzweifeln lassen konnte. Vielleicht war sie wirklich schlau genug um die Tatsachen zu erfassen, vielleicht war ihr Genie wirklich groß genug, um hinter meine Reaktionen zu schauen und die Vergangenheit in ihrem ganz eigenen Licht zu betrachten. Ich wusste es nicht, ich wusste es wirklich nicht, aber ich musste zugeben, dass ich es auch gar nicht wissen wollte, wie weit sie in meinen Geist dringen konnte um die schändliche Wahrheit zu erblicken und nahm einen tiefen Atemzug.
 

"Du verstehst gar nichts.", erwiderte ich trotz allem, leiser als ich eigentlich vorgehabt hatte, ohne den Nachdruck, der dabei eigentlich in meiner Stimme liegen sollte und stellte mit Schrecken fest, dass ich selbst fast bedauernd klang. Ob nun darüber, was geschehen war oder darüber, dass sie es nicht verstehen konnte, solange ich es ihr nicht erzählen würde, war ungewiss und im Grunde wollte ich es auch hier nicht wissen.

"Aber du kannst mich verstehen lassen.", sagte sie dann genauso leise wie zuvor und griff ein weiteres Mal nach meiner Hand, drückte sie nur kurz und entließ sie dann wieder, lächelte dieses furchtbar verstehende und doch traurige Lächeln, dass sich bis in meinen Kern bohrte. Aber nein... ich hatte nicht vor ihr zu erklären und ihre kleinen irdischen Vorstellungen zunichte zu machen, geschweige denn es ihr zu zeigen. Ihr zu zeigen, wie ich sein konnte, wenn ich mir etwas nahm, wovon ich dachte, dass es mir zustand, weil sie das weder verdient hatte, noch ich ihr wehtun wollte.

Sie hatte jemand anderes verdient.

Ich war nicht das, was man sich als einen Gefährten aussuchen sollte.

Ich war auch nicht das, was sie in mir zu sehen versuchte und doch versuchte ich nicht einmal wirklich, ihr ihre Meinung zu nehmen und aufzuklären.

Sah sie lediglich an und konnte all diese Dinge nur denken, anstatt die ihr auch wirklich zu sagen und damit ihre Hoffnungen zu zerstören, weil ich es nicht wollte. Es nicht konnte.

Warum... war mir so schleierhaft, wie es sich klar in meinem Geist abzeichnete.

~~~***~~~
 

Ein ersticktes Geräusch drang an seine Ohren und er brauchte einen Moment zu lange um zu begreifen, dass es sein eigenes Schluchzen war, nur um auf die Erkenntnis hin seine Augen ein wenig fester zusammen zu kneifen und den Schmerz damit wahrzunehmen, den seine verkrampften Finger in seinen Haaren erzeugten. Aber es war trotz allem nur ein fader Abklatsch zu dem Schmerz, der sich mit jeder weiteren Minute so unermüdlich durch seine Gedanken zog und einfach nicht mehr enden wollte, mit weiter voranschreitender Zeit nur immer intensiver wurde und ihm allem beraubte, was er einst dachte gehabt zu haben.

Beinahe automatisch schüttelte er den Kopf und wäre er in der Lage dazu gewesen zwischen seinen verworrenen Gedankengängen und schmerzlichen Erinnerungen etwas zu erhaschen, dann hätte er vielleicht auch das winzige Lächeln zulassen können, das gerade so beharrlich an seinen Lippen zerrte und doch nur durch eine Grimasse ersetzt wurde, die er sich nicht bestimmen konnte.

Wäre er in der Lage dazu gewesen, diese eine, so lange zurückliegende Erinnerung wieder mit Farbe zu füllen und seine ganz eigenen Anfänge auf diesem Planeten zu beschreiben, sie in Worte zu fassen, die sich ihm schlichtweg entzogen, dann hätte er gelacht. Vor Freude gelacht und doch entstand wieder nur ein klägliches Schluchzen, das an seinen Ohren abprallte und ihn sich erschöpfter fühlen ließ als jemals zuvor.

Als hätte dieser letzte Akt des Aufbäumens all seine Lebensgeister mit sich genommen, als hätte dieser letzte Schrei des Vergessens all seine Kraft aus seinen Knochen gezogen, sank er ein wenig mehr in sich zusammen und atmete tief durch... versuchte es und scheiterte doch nur an der Verkrampfung seiner Brust, die dies nicht zulassen wollte.
 

Und es verblasste ein weiteres Mal.

Eine so wunderschöne Erinnerung verblasste mit dem Wissen, dass sie nicht mehr da war. Dass sie ihn verlassen hatte und er noch immer nicht greifen konnte, was er am Ende wirklich getan hatte. Dass er ihren Wunsch mit soviel Überzeugung durchgeführt hatte, wie er in diesem Moment noch hatte aufbringen können, nur um letzten Endes an der grausamen Realität zusammen zu brechen. Es war eine Sache, dass er dabei hatte zusehen müssen, wie ihr Lebenslicht langsam schwand und schließlich ganz verschwunden war, aber es war eine ganz andere ihren Körper in nichts weiter zu verwandeln, als den Staub, der ihn sein ganzes Leben lang schon begleitete.

Es war, als würde er es endlich sehen.

Dass sie wirklich schon damals begriffen hatte, Sachen gesehen hatte, die eigentlich nicht für sie bestimmt gewesen waren und die Erkenntnis reichte, um seinen Körper endlich vollends erschlaffen zu lassen, mit dem Gesicht voran im Dreck zu landen.

Im Staub, der ihn ein weiteres Mal einhüllte wie die Asche, die sich nun auf der Erde verteilte.

12.

Skeptisch zog Kakarott eine seiner Augenbrauen nach oben, bevor nur eine Sekunde später die zweite folgte und er sich nicht mehr als wundern konnte. Eben noch hatte er die, wenn auch schwache Auramanifestation um Vegeta erkennen können, eben noch hatte er sich selbst so unendlich viele Gedanken darum gemacht, was nun wirklich besser gewesen wäre zu tun und jetzt geschah das?

So einfach, so plötzlich?

Er konnte es noch nicht ganz glauben, wenngleich ihm seine Sinne einfach keinen Streich mehr spielen konnten, wenn ihm der so plötzlich gesunkene Energiespiegel Vegetas schon alles aussagte, so legte er dennoch vorerst seinen Kopf ein wenig schief und betrachtete die mit einem Mal so gespenstisch ruhig wirkende Gestalt auf dem Boden, während der leichte Wind an seinen Haaren zerrte und ihn die Augen verengen ließ. Eigentlich gab es ja keine Zweifel, aber er hatte schon das Unmögliche in seinem Leben möglich werden sehen, weshalb er vorerst seinen Abstand beibehielt und noch nicht verringern wollte, weil es sich trotz allem um eine Täuschung handeln konnte.

Die Ruhe vor dem so berüchtigten Sturm, den Vegeta manchmal darstellen konnte und diesem Ruf dann auch mehr als gerecht wurde, ohne es eigentlich wirklich zu wollen, ohne es zu versuchen und dabei wie ein Orkan über das Land zu fegen und alles mit sich zu nehmen, was nicht fest genug auf seinen Beinen stand. Vielleicht war es wirklich nur eine kleine Pause, ein Luftholen vor dem Schrei, den er einmal zu oft gehört hatte und der noch immer in seinen Ohren nachhallte, sich als leises Hintergrundrauschen in seine Gedanken geschlichen hatte und sich wahrscheinlich bis in seine Träume vorarbeiten würde.

Aber er hatte sich einfach falsch angehört, stammte von der falschen Person um so viel verzweifelte Energie in sich zu tragen, dass ihm alleine die Erinnerung eine Gänsehaut auf die Arme treiben wollte.
 

Doch die Sekunden verstrichen und nichts geschah, so dass er am Ende einen tiefen Atemzug nahm und für einen Augenblick seine Augen von dem gebrochenen Körper vor sich nehmen musste, um ihn ein weiteres Mal auf den Horizont zu richten, an dem bereits die ersten Zeichen eines alten Tages zu erkennen waren. Zeichen dafür, dass die Zeit trotz aller Verluste einfach weiter schritt und sich nicht aufhalten ließ; dass sie, trotz aller Mühen sie zu halten und in Ketten zu legen, niemand war, der sich auch wirklich fesseln ließ, nur um ihnen ein weiteres Mal bewusst zu machen, dass ihre Kraft und grenzenlose Macht am Ende doch durch etwas so banales besiegt werden konnte, dass sie eben auch nicht alles konnten.

Nicht die Zeit anhalten und auch nicht das Unvermeidliche aufzuhalten.

Sie waren nicht in der Lage es zu verhindern und vielleicht war es dieser Gedanke, der ihn schließlich die Augen schließen ließ, um sich selbst noch einmal zu sammeln, um sich zu vergewissern, dass er das Richtige getan hatte. Aber das hatte er, daran hegte er eigentlich keinen Zweifel, denn am Ende war nicht er es, der die Hilfe anderer benötigte, am Ende war nicht er es, der schmerzlich erkennen musste, dass all seine Kraft ihn in diesem Punkt im Stich gelassen hatte.

Dass der Tod sich dadurch auch nicht aufhalten ließ.

Aber sie waren alle nur Lebewesen, die diesem Gesetz der Natur unterlagen und rein gar nichts dagegen unternehmen konnten, wenngleich es bei einigen von ihnen länger dauern würde als bei anderen. So oder so ähnlich hatte Vegeta sich einmal ausgedrückt, als die Tragweite seines Lebens noch nicht so weit vorangeschritten war und als sie ihn in diesen einen und letzten Wunsch Bulmas eingeweiht hatten. Aber Vegeta hatte wohl zu diesem Zeitpunkt nicht angenommen und nicht realisiert, dass nicht er derjenige sein würde, der diesen Weg eher antreten würde, weil sie nun einmal keine Menschen waren und wiederum anderen Gesetzen unterlagen. Er schien zu dieser Zeit wirklich noch geglaubt und angenommen zu haben, dass er doch eher und ehrenvoll in einem Kampf draufgehen würde, um sich den Stolz seines Titels zu wahren, nur um jetzt und hier...
 

Kakarott brach den Gedanken ab und schüttelte den Kopf, bevor er ein wenig wehmütig die Augen wieder öffnete und den Blick ein weiteres Mal zu Vegeta schweifen ließ. Nun endlich konnte er es zulassen, nun endlich konnte er das leichte Lächeln anhand der Absurdität auf seinen Lippen entstehen lassen, während er innerlich den Kopf über all das erneut schüttelte. Eigentlich hatte er sich dieser Maßnahme gar nicht anmaßen dürfen, anhand seines Standes, der ihm so oft unter die Nase gerieben wurde, hätte er sich tunlichst aus dieser Gegebenheit heraushalten sollen und ein stummer Beobachter bleiben müssen und doch hatte er es nicht gekonnt.

Aus einem Grund, den er selbst nicht beschreiben konnte, hatte er nicht zulassen können, dass ein Prinz vor den anderen das durchmachte, was er gerade vor seinen eigenen Augen hatte durchgemacht und am Ende fand er einfach nichts Falsches an seinen Entscheidungen.

Fand nichts Falsches an diesen Reaktionen, die so menschlich waren, dass es Vegeta wahrscheinlich die Nackenhaare gesträubt hätte.

Sein Lächeln wuchs ein wenig und er machte einen vorsichtigen Schritt auf den anderen zu, nahm endlich seine Hände aus seinen Taschen und ließ sie ein wenig unentschlossen an seinen Seiten hängen, während seine Gedanken auch endlich zu einem Stillstand gelangt waren. Übrig blieben Erinnerungen und das vage und doch starke Gefühl der Trauer für eine alte Freundin, die nun leider ebenfalls nicht mehr unter ihnen war. Sie war, wie so einige vor ihr, von ihnen gegangen und die Erkenntnis schmerzte jedes Mal aufs Neue, nur um sich selbst fragen zu müssen, wie viele von ihnen sie schließlich noch zu Grabe tragen mussten, bevor sie selbst den letzten Atemzug machten.

Wie viele von ihnen am Ende übrig blieben, oder ob das Schicksal es mit ihnen so gut meinte, dass sie am Ende die letzten sein würden. Eine lange Lebensspanne, die einerseits eine gute Seite hatte und auf der anderen Seite der Medaille befand sich dagegen die dunkle Erkenntnis, dass es so nicht sein sollte. Aber wie sagte Vegeta immer... sie waren keine Menschen.
 

Sie waren dazu bestimmt zu kämpfen.

Im Kampf zu sterben und gar nicht erst so alt zu werden, wenngleich er selbst sich ein Leben aufgebaut hatte, nach dem er wahrscheinlich so endlos lange gesucht hatte, dass er es erst erkannte als er es hatte, weil er es schon wieder aus den Augen verloren hatte. Er hatte sich etwas aufgebaut, das er zuvor niemals hatte haben dürfen und sein Lächeln wuchs bei diesem Gedanken ein wenig an, ohne wirklich etwas bewirken zu können. Ohne das Mitgefühl für diesen starken Mann auch nur im geringsten dämpfen zu können, denn das und nichts anderes hatte er verdient.

Kein Mitleid.

Nur ein Gefühl, das ihn verstehen ließ, wie es sich anfühlte. Ein Gedanke, der wahrscheinlich sowieso niemals wirklich bei ihm ankommen würde, weil er ihn nicht aussprach und auch nicht zeigen wollte, weil Vegeta es schlicht und einfach weder haben wollte, noch es annehmen würde. Er hatte seine Einstellung schon so lange und behielt sie bei, egal welche Konflikte sich daraus ergeben hatten, egal welche Probleme eben jene Einstellung mit sich brachten und es war diese Sturheit, dieser endlose Stolz, der schlichtweg seinen Respekt verdient hatte.

Aber Respekt brachte ihn hier und jetzt auch nicht weiter, so dass er am Ende doch die geringe Distanz überbrückte und sich zu ihm nach unten hockte, nachdem er an seine Seite getreten war. Nein, diese Ruhe war keine Falsche, er konnte es endlich ganz genau spüren und sich sicher sein, dass auf sie kein unvorbereiteter Sturm folgen würde, so dass er ein weiteres Mal tief Luft holte und eben jene schließlich als Seufzen wieder entließ.
 

Was brachte ihm all das Warten und all das Denken?

Schlussendlich konnte er keine der gegebenen Tatsachen rückgängig machen, konnte die Zeit nicht zurückdrehen und Verlorenes wieder aufleben lassen. Am Ende blieb wieder einmal nichts weiter als die lose Erkenntnis, dass er sich genau dies vor dieser langen Zeit selbst gewünscht hatte und feststellen musste, dass es eben nicht so war, während er sich nur zu genau vorstellen konnte, dass der Schmerz auch die Sinne Vegetas trüben würde, so dass in ihm derselbe Wunsch entstand, nur um ebenfalls irgendwann auf dieses Ergebnis zu gelangen.

Wie lange dies dauern würde, stand in den Sternen, aber er hatte nicht vor es ihm mit einem Hammer in den Schädel zu hämmern und auf Biegen und Brechen zu versuchen, es ihm klarzumachen. Er musste, so wie er selbst damals, von ganz alleine auf die Erkenntnis gelangen und er wusste auch, dass es seine Zeit brauchen würde.

Aber Vegeta hatte bereits so viele eigene Erkenntnisse von alleine erlangt, dass er sich dahingehend wohl keine Sorgen machen musste, so dass er schließlich seine Hände unter dessen Körper schob, um ihn beim Aufstehen gleich mit anzuheben. Wenn er es nicht besser wüsste, dann würde sagen, dass dieses Erlebnis und die vorangegangenen Wochen ihm mehr zugesetzt hatten als er gedacht hatte, aber er wusste es nicht besser und hatte am Ende doch nur wieder die Tatsachen auf seinen Armen, die alles andere als einen gesunden Eindruck machten. Und abermals seufzte er leise, weil er es einfach nicht aufhalten konnte, weil dieses Bild vor seinen Augen so gar nicht zu jenem gefassten Bild passen wollte, dass er heute am früheren Tag noch gesehen hatte.
 

Es passte einfach nicht zusammen und doch hatte er schon dort die Zeichen gesehen.

Die schlaflosen Nächte, die an seinem Körper gezerrt hatten, wie auch die radikaleren Zeichen von Appetitlosigkeit, weil ihnen ihr saiyanischer Metabolismus einfach keine Auszeit verschaffen konnte. Er hatte es nicht nur an den Ringen unter seinen Augen erkannt und dem leichten Zittern seiner Hände, die er nicht einmal vor ihm verstecken wollte, er hatte es gesehen und die letzte Bewahrheitung in sich aufgenommen, als Vegeta am Ende schließlich doch noch aufgestanden war. Aber er konnte auch nichts dagegen machen, konnte ihn zu nichts zwingen und vor allem aber, konnte er ihn auf seine eigene Weise nur zu gut verstehen, was die Schwere und die Tragweite der gesamten Situation wiederum schwerer, als auch leichter machte.

So wie er damals hatte Vegeta wahrscheinlich die letzten Nächte nicht ein Auge zugemacht, aus der wirklich begründeten Angst heraus, dass sie ableben könnte wenn er gerade nicht da war. Dass ihr Licht erlöschen könnte, ohne dass er es merkte und später dann die Wahrheit brühwarm serviert zu bekommen wie eine eiskalte Rache seines Schicksals.

Wenn er ihn sich ansah und das musste er unweigerlich machen, wenn er ihn schon auf seinen Armen trug, dann hatte er die letzten Tage wahrscheinlich nicht einmal seinen Platz verlassen, und wenn dann nur, weil es sich schlichtweg nicht verhindern ließ. Wenn er ihn sich ansah und die leichte Figur in seinen Armen betrachtete, dann flutete nicht nur Trauer um eine alte Freundin seinen Geist, sondern wirkliches und ehrliches Mitgefühl, für dieses eine Wesen, das der letzte neben ihm war und dem in seinem Leben so wenig geschenkt wurde.

Der so viel schon hatte durchmachen müssen, bevor er überhaupt auf der Erde gelandet war und als hätte Vegeta diesen Gedanken wahrgenommen, als würde er einen schlafenden Geist in seinem Verstand wecken, der wieder nach außen drang und den klagenden Laut eines Gebrochenen mit sich brachte, stöhnte er leise, wenn auch gequält auf, ohne die Augen wieder zu öffnen. Und Kakarott schloss die seinen für einen Augenblick, während er die Zähne zusammen biss und wirklich, wirklich und aus tiefsten Herzen hoffte, dass dieser Schlaf ein Erholsamer war und nicht mit Schrecken endete, bevor er zwei Finger an die Stirn setzte.
 

~~~***~~~

Es war früher Morgen als es ein paar Tage nach dem Vorfall im Flur an meiner Tür klopfte und beinahe erschrocken hielt ich in meinen Bewegungen, mich anzuziehen, inne. Ich war gerade bis zur Hose gekommen und fühlte nach der Aura, die sich dort vor meiner Tür befand, während ich mich fragte, ob mich überhaupt schon einmal jemand hier in diesem Zimmer aufgesucht hatte. Aber das eindeutige Nein wurde nur von der Tatsache überlagert, dass nur eine Person es sein konnte.

Wer auch sonst.

Kurz schielte ich zu meinem geöffneten Fenster und spielte mit der Tatsache einfach mein Oberteil zu krallen und hinaus zu verschwinden, vor ihr zu flüchten und vorzugeben, nicht da zu sein, bevor sich ein gefährlich leises Knurren über meinen eigenen Gedanken in meiner Brust bildete und ich mich wieder abwandte.

Ich flüchtete nicht. Wenn dann nahm ich einen Sicherheitsabstand ein, zu gewissen Monstern, Mördern und Wahnsinnigen, die mich bei lebendigem Leib totschlagen wollten, aber ich flüchtete nicht, denn musste ich offen zu mir selbst zugeben, dass ich selbst dann meist wie ein Blinder in mein eigenes Verderben stürzte, ohne auf alle etwaigen Konsequenzen zu achten.

Aber ich flüchtete nicht, schon gar nicht vor ihr.
 

Ein genervtes Seufzen unterdrückend klopfte es ein zweites Mal an meiner Tür und ich rollte mit den Augen, weil ich ihre Hartnäckigkeit manchmal zwar bewunderte, sie beizeiten aber ziemlich störend und vor allem irritierend fand. Sei's drum, ich konnte mich nicht verstecken und so gab ich einen weiteren undefinierbaren Laut von mir, um ihr auch ohne Worte zu signalisieren, dass ich auch wirklich da war. Aber wieso war sie hier? Es war zu zeitig um in irdischen Maßstäben schon auf den Beinen zu sein und normalerweise befand sich auch keine Menschenseele auf den Fluren, wenn ich aus dem Haus ging um mein Training fortzusetzen, aber ich hatte im Gefühl, dass ich es bald erfahren würde.

"Darf ich... reinkommen?" Meine Augen verengten sich bei der minimalen Pause, die ihre Worte bildeten und wieder musste ich ernsthaft darüber nachdenken und den Gedanken unterdrücken, doch noch zu verschwinden. Sie klang beinahe nervös, wenn man das durch die gedämpfte Stimme der Tür noch erhaschen und bestimmen konnte, aber auch das würde ich nicht erfahren, wenn ich ihr nicht ins Gesicht, in die Augen blicken würde.

"Du lässt dich doch sonst auch nicht aufhalten.", sagte ich jedoch nur, wobei selbst das wahrscheinlich eine offene Einladung in ihren Ohren gewesen war, während ich nur wieder zu der Frage zurückkommen konnte, wieso sie mir gegenüber so war. Ob ihre Gefühle ihren Verstand wirklich soweit ausgeschaltet hatten, dass der natürliche Fluchtinstinkt allem mächtigerem und vor allem unberechenbarem gegenüber abgeschalten worden war. Nicht, dass ich ihr wehtun würde, zumindest nicht mit Absicht, weil es schlichtweg keinen Grund dafür gab... aber es wäre logischer gewesen als das hier.

Und noch während ich endlich nach meinem Oberteil griff und die Tür eigentlich gar nicht mehr beachtete, weil sie mir sowieso nicht gefährlich werden konnte - zumindest was Kraft und Stärke anging, denn in anderen Dingen stellte sie sich durchaus als gefährlich heraus - öffnete sich eben jene Tür langsam und gab aus dem Augenwinkel eine Frau preis, die mir eigentlich sowieso schon viel zu nahe gekommen war. Viel näher wollte ich sie nicht haben, aber hatte ich auch hier wieder keine andere Wahl, als sie schlichtweg in mein kleines privates Reich eindringen zu lassen, von dem man eigentlich denken könnte, dass nicht einmal jemand hier wohnte.
 

Ich hatte nichts in diesem Zimmer verändert.

Die wenigen Sachen, die ich von ihr bekommen hatte und notgedrungen hatte annehmen müssen, waren alle fein säuberlich aus allen Blickwinkeln verräumt und selbst das verdammte Bett hatte ich schon gemacht, dachte ich ein wenig bitter und zerknirscht, während sich ihr Blick auf eben jenes legte und sich ein Lächeln auf ihren Lippen abzeichnete. Ja, es musste seltsam aussehen und vielleicht hatte sie wirklich nicht damit gerechnet, aber die Ordnung in meinem Reich war mir in meinem Leben eines der wenigen Konstanten gewesen, die ich in diesem Chaos aus Blut, Schmerz und Missionen noch hatte, so dass ich es nicht leichtfertig ablegen konnte wie eine alte Gewohnheit, die man nicht mehr brauchte.

"Du bist schon wach." Es war keine Frage, ihre Tonlage betrog die eigentliche Aussage und ließ mich zu ihr sehen, während ich mir nebenbei mein Oberteil anzog. Wieso hatten Menschen immer diese seltsame Eigenschaft das Offensichtliche zu sagen, wenn sie es doch schon lange sahen und es keine Widerrede in diesem Fall gab? Wieso mussten sie sich immer noch einmal davon überzeugen oder war es lediglich ein Versuch ein Thema zu beginnen, von dem sie selbst noch nicht wusste, um was es sich dabei handelte?

"Wie du siehst." Meine Augenbrauen zogen sich erst genervt zusammen, bevor sich eine von ihnen wieder hob und sich doch wieder umentschied, bevor ich mich abwandte und auf die Bettkante setzte, um mir meine Stiefel anzuziehen. Ich mochte es nicht beobachtet zu werden, aber sie machte keine Anstalten ihren Blick auch nur eine Sekunde von mir zu nehmen.

"Willst du schon wieder trainieren gehen?", fragte sie dann und faltete ihre Hände vor ihrem Körper zusammen, komplettierte endlich den doch leicht nervösen Eindruck, den ich von ihr hatte. Und wieder, warum das Offensichtliche noch einmal aussprechen? Ich konnte mich nicht dagegen wehren den Gedanken zu hegen, dass sie eigentlich gar keinen Grund hatte zu mir zu kommen und lediglich einer ihrer inneren Eingebungen gefolgt war, die sie schließlich vor meine Tür getrieben hatten, ohne wirklich zu wissen, welche Lüge sie mir auftischen sollte.
 

"Was willst du, Onna?" Ich klang genervt und doch amüsierten mich meine eigenen Gedanken mehr, als ich zugeben wollte, weil es wirklich absurd klang so etwas wie einer inneren Eingebung zu folgen und schlussendlich hier inmitten meines Zimmers zu stehen und nicht zu wissen, was man sagen sollte. Aber genau so schien es zu sein, drehte ich doch ein wenig den Kopf und sah sie aus den Augenwinkeln an, nur um mit ansehen zu müssen, wie sich ihr Mund öffnete und doch kein einziges Wort über ihre Lippen treten wollte. Wunderbar, wirklich.

"Wenn du nichts zu sagen hast, dann kannst du auch wieder gehen, ich habe Wichtigeres zu tun als dir dabei zuzusehen." Sie war doch sonst nicht auf den Mund gefallen, sagte doch sonst auch immer was ihr im Kopf herumschwirrte und machte sich kaum Gedanken darum, wie es ankommen würde. Sie war wie sie war, nur um jetzt hier zu landen und nicht mehr wie sie zu scheinen und doch stand ich auf, ohne auf eine Antwort zu warten und griff nach den Handschuhen auf meiner Kommode, streifte auch sie über.

"Eigentlich... wollte ich dir etwas sagen, aber..." Aber? Sie hatte der Mut verlassen, eigentlich schon mit dem ersten Klopfen, das zweite war nichts weiter als ein Versuch sich vielleicht doch noch davon zu überzeugen, dass ich nicht da war und sie wieder gehen konnte, damit ihr vorher ach so toll klingender Plan doch nicht in die Tat umgesetzt werden musste und warf einen weiteren kleinen Blick zum Fenster, während ich mir gedanklich einen Arschtritt gab, weil ich es mir selbst soviel einfacher hätte machen können.

Nicht, dass es schwer war ihr gegenüber zu stehen, aber wenn sie schon nicht wusste, was sie eigentlich von mir wollte, dann war das schlicht und einfach verschwendete Zeit. Eine Zeit, die ich nicht hatte, weil ich mich eigentlich nicht mit diesen Gedanken und schon gar nicht mit diesen... Versuchungen herumschlagen sollte, sondern schon lange im GR mein Training hätte beginnen sollen.

Sie lenkte mich nur ab und merkte es nicht einmal!
 

"Aber was, Onna, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!" Ich sah sie wieder an und verengte zur Unterstützung meiner Worte meine Augen, nur um sie doch zusammen zucken zu sehen, als sie meine doch recht lauten und harschen Worte erreichten. Nur ganz leicht und hätte ich nicht so gute Augen, hätte ich es wahrscheinlich nicht einmal wahrgenommen, so aber sprang mich ihre Nervosität beinahe an und krallte sich an mir fest, nur damit ich, völlig untypisch für mich selbst, den Kopf ein wenig schief legte und sie anstarrte, ohne es zu merken.

"Ich... ähm..." Wieder verengte ich die Augen, aber sie musste meinen Blick bemerkt haben und blinzelte mich nun ein wenig ungläubig an, bevor sich auf den Schock meiner Worte und den Drang etwas sagen zu müssen, ein Lächeln legte, das kaum ihre Mundwinkel anhob und doch vorhanden war.

"Ich habe dir etwas sagen wollen, aber... das ist nicht so wichtig.", sagte sie dann leise und erst als sie ihre Hände wieder auseinander nahm und das leichte Lächeln ein wenig größer wurde, ein kleine Funke von etwas Undefinierbarem in ihre Augen trat, bemerkte ich meinen eigenen Fehler und stellte mich wieder hin, verschränkte die Arme mit einer schnellen Bewegung vor der Brust und sah zur Seite.

Verdammter Mist aber auch!

Wie kam es nur, dass ich in ihrer Gegenwart so oft die Kontrolle über meine eigenen Gedanken verlor, mir die Kontrolle über meine Taten abhanden kam und auch wenn es an sich nichts schlimmes darstellte, so war es schlichtweg peinlich. Wie die Gegebenheit, dass ich keine Eiscreme kannte und die Tatsache, dass ich mich ohne Gegenwehr von ihr hatte küssen lassen, würde ich irgendwann meinen Handlungen auch noch die Krone aufsetzen.

Verflucht!

Sie sollte gehen, sie brachte mich durcheinander und irritierte mich. Brachte mich zu Dingen, die ich lange vergessen glaubte und weckte andere Sachen, die ich im Lauf der vielen letzten Jahre nicht einmal ansatzweise hatte hegen dürfen, weil es mir nur zum Verhängnis geworden wäre.
 

"Aber wenn ich schon einmal hier bin, kann ich dich auch zum Frühstück holen.", sagte sie dann fröhlich und streckte die Hand nach mir aus, als wolle sie mich wirklich einladen und nun war ich an der Reihe sie ungläubig anzustarren. Wie... wie schaltete sie nur von nervös auf so fröhlich um, während ich nicht mehr hinterher kam und am Ende derjenige war, der ein wenig verloren im Raum stand und langsam die Verschränkung meiner Arme auflöste, nur um sie nun meinerseits anzublinzeln.

"Na komm schon, oder brauchst du ne Extraeinladung?" Ihr Lächeln war beinahe hypnotisierend und ich schluckte, weil ich diese Wirkung auf mich wirklich verfluchte, weil ich es hasste und nichts damit anfangen konnte, so dass sich meine Hände an meinen Seiten ballten und ich trotz allem schwer schluckend einen Schritt nach vorne machte, ohne darüber nachzudenken, dass ich schon wieder einem ihrer Wünsche gefolgt war. Dabei war zu folgen.

"Mum hat Pfannkuchen gemacht, und..." Sie lachte leise zwischen ihren Worten und begann die Dinge an ihren Fingern abzuzählen, zwischen jenen und mir hin und her zu sehen, nur damit ich abermals schlucken musste. Nein, diese Frau war eine wahre Pest, sie ging mir auf die Nerven und konnte mich niemals wirklich in Ruhe lassen, sie hatte keine Angst und eine furchtbare Ader dafür die Dinge immer maßlos zu übertreiben, aber doch... doch war es dieser freudige Funke in ihren Augen, der mich die Lippen zusammenpressen ließ, während ich einen weiteren Schritt auf sie zumachte.

"... ich glaube Muffins hat sie auch schon gebacken, ganz zu schweigen von..." Die Worte gingen in dem Geräusch meines eigenen schlagenden Herzens unter, ich nahm sie wahr, aber ihre Bedeutung blieb mir im Verborgenen und ich konnte nicht anders, konnte nicht anders als mich innerlich zu verfluchen, während ich den letzten Schritt auf sie zumachte und sie packte.
 

Ihre Worten erstarben in einem leisen Schrei, den ich sofort wieder abwürgte, indem ich nun derjenige war, der ihre Lippen in Beschlag nahm und auf beinahe keinerlei Widerstand stieß. Nicht, dass ich überhaupt welchen erwartet hatte, aber ich hatte nicht erwartet, dass ich sie gegen meine Lippen grinsen spüren konnte, während sich ihre zarten Hände in meine Haare hoben und wir beinahe automatisch, als wäre dies nicht das erst mal, unsere Köpfe in verschiedene Richtungen drehten.

Ich habe nichts anderes erwartet, als dass sie mir ohne Umschweife Einlass gewährte.

Und mein Untergang setzte sich fort, immer weiter und weiter.

Tiefer in etwas hinein, von dem ich nicht einmal eine Vorstellung hatte.

~~~***~~~
 

Gerade als er neben Trunks wieder auftauchte, welcher zum Glück und wie er auf einen schnellen prüfenden Blick hin feststellen konnte, alleine war, quälte sich ein weiteres keuchendes Geräusch aus Vegetas Lippen, so dass er unweigerlich seine ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich hatte, während sich all seine Sinne zum zerreißen spannten, um ihm jede noch so kleine Änderung anzuzeigen.

"Goku! Gott, was ist passiert?!" Er sah auf und direkt in das besorgte und doch so fahl und genauso traurig aussehende Gesicht des Jungen, der eigentlich gar kein Junge mehr war und schüttelte seinen Kopf. Nur eine vage Geste, die ihn auch nicht weiterbrachte und doch konnte er ihn nicht anlügen oder gar im Regen stehen lassen.

"Es ist nichts Ernstes. Du musst am besten wissen, wie er sich gefühlt hat und ich denke, es ist einfach nur reine Erschöpfung, die ihn schließlich in die Knie gezwungen hat." Die halbe Wahrheit, er bezweifelte dass Trunks alt oder erfahren genug war um die volle Wahrheit zu verkraften... zumindest nicht solange, bis er selbst einen Partner gefunden hatte, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte und erst dann würde er sie ihm auch erzählen. Erst dann und nicht eher.

"Okay..." Unglauben... aber er konnte ihn verstehen und lächelte lediglich ein leichtes Lächeln, das bis jetzt immer geholfen hatte jeglichen Widerstand im Keim zu ersticken, genau wie Vegeta es mit seinen Blicken tat und bekam nur noch ein kleines Nicken.

"Am besten bringst du ihn in sein Zimmer. Sein altes Zimmer. Ich glaube kaum, dass er unbedingt... ich bring dich hin." Aber Kakarott verlagerte lediglich das Gewicht Vegetas auf seinen Armen und machte schließlich eine weitere vage Geste, die man beinahe als ein verneinendes Kopfschütteln hätte betrachten können, während sich dieses traurige Lächeln, in dem soviel andere Gefühle zu sehen waren, in Trunks Herz bohrten.
 

"Danke, aber ich weiß noch wo es ist." Das wusste er wirklich und manchmal kam es selbst ihm erstaunlich vor, wie viele unwichtige Dinge man sich eigentlich merken konnte, wie viele fast vergessene Geheimnisse hinter den eigenen Gedanken auf einen warteten und wie viele verborgene Geister in einem lebten, ohne dass wir es wussten.

Geister und Gegebenheiten, die sich mit Erinnerungen vermischten und uns in unseren Träumen heimsuchten.

Doch es war wieder nur ein Gedanke, den er zur Seite schob und ein weiteres Mal nickte, nur um sich schließlich abzuwenden und Trunks dort stehen zu lassen, um seinem Vater die Ruhe zu verschaffen, die er brauchte. Er würde sich später um ihn kümmern, würde später noch einmal nach unten kommen und mit ihm sprechen... Denn auch die Kinder hatten Aufmerksamkeit verdient, wenngleich sie es, wie bei ihm damals, besser ertrugen und verkrafteten, als er angenommen hatte.
 

... aber erst dann, wenn er sich sicher sein konnte, dass der andere und einzige Saiyajin neben ihm, auch wirklich schlief und nicht jeden Moment wieder aufwachen würde.

Aufwachen, um in einem Albtraum zu enden.

13.

Es war beinahe erschreckend, wie wenig sich die langen Gänge der CC wirklich in all den Jahren verändert hatten. Und es war beinahe noch erschreckender, dass ihm diese Tatsache ausgerechnet jetzt auffiel, nach all den Ereignissen dieses so langen Tages war es doch eigentlich nichts weiter als eine Ablenkung für seinen eigenen so müden Geist, der die Realität schon immer ein wenig anders wahrgenommen hatte als der Rest von ihnen. Doch konnte er sich anhand der Unwirklichkeit, der unnützen Relevanz dieser Erkenntnis ein kleines Lächeln trotz allem nicht verkneifen, während er seine langsamen und bedachten Schritte weiterführte und das schwere Seufzen aus seiner Nase nicht wirklich dazu passen wollte.

Aber vielleicht war diese Ablenkung genau das Richtige, vielleicht brauchte er sie einfach um seine sich selbst auferlegte Aufgabe erledigen zu können, um das schwere und doch so leicht erscheinende Gewicht auf seinen Armen besser ertragen zu können. Die Wahrheit, die hinter dieser Tat irgendwo versteckt noch immer in seinem eigenen Geist lauerte und darauf wartete, dass er sie verarbeiten konnte.

Den Tod einer lieben Freundin betrauern konnte.

Doch noch konnte er sich dem nicht hingeben - nicht, wenn er wusste, dass es dort jemanden gab, den dieser Verlust weit mehr getroffen hatte als ihn selbst. Nicht wenn er wusste, dass es hier in diesem Haus jemanden gab, den eben jener Verlust völlig aus der Bahn werfen konnte, seine Umlaufbahn verändern und schließlich in der Atmosphäre zu verbrennen, weil der Aufprallwinkel der Realität schlicht und einfach zu steil gewesen war. Er konnte sich nicht ausruhen, nicht solange er wusste, dass er den anderen Saiyajin sicher irgendwohin gebracht hatte, dass sich die schwache und doch so aufgewühlte Aura beruhigt hatte und er mit einem eigenen ruhigen Gewissen die Augen schließen konnte.
 

Dort angekommen, wo er hinwollte, wo er hinmusste, blieb er schließlich unentschlossen vor der Tür stehen, bevor er sie doch noch langsam, beinahe zaghaft mit dem Ellenbogen öffnete und aufstieß. Zögernd trat er einen Schritt ein und kam nicht umhin festzustellen, dass es eigentlich nicht so roch, wie es nach Jahren der Nichtnutzung riechen sollte. Das abgestandene Gefühl, wenn man in ein altes Haus eintrat und den Staub, der sich jahrelang abgesetzt hatte, mit jedem weiteren Atemzug in sich aufnahm, der muffige Unterton, der immer mit etwas einher kam, das eine Weile nicht benutzt worden war und überrascht zog er eine Augenbraue nach oben, bevor er den Blick zu Vegetas Gesicht schweifen ließ.

Dieses Mal war sein Lächeln trauriger als es eigentlich sein sollte und er schüttelte den Kopf über so viel Eigenheit, die der Prinz wieder einmal an den Tag legte.

Er schien hier gewesen zu sein, nicht nur heute oder gestern. Schien die Zeit, in der er sich sicher sein konnte, dass seine sterbende Frau tief und fest schlief mit etwas vertrieben zu haben, das er nur in Erinnerungen schwelgen nennen konnte und wieder legte sich dieses leichte Lächeln auf seine Lippen.

"Ich habe immer gewusst, dass mehr in dir steckt, als sie alle immer angenommen haben.", sagte er dann leise und nahm einen tiefen Atemzug, bevor er sich wieder in Bewegung setzte. Fürwahr, Vegeta musste hier gewesen sein, weil das Bett neu bezogen und ordentlich gemacht, doch die Spur nicht verwirken konnte, die ein Körper machte, wenn er darauf saß. Kakarott konnte es verstehen, es musste mehr als nur schwer sein in alte Räume zu treten, die man immer gemeinsam bewohnt hatte, nur um an diesem Gefühl zu ersticken, weil man eben nicht mehr gemeinsam, sondern alleine war.

"Und sie hat es auch gewusst.", setzte er dem leise an und legte ihn schließlich langsam und bedacht auf dem Bett ab. Zu wissen, dass dieses alte Zimmer nichts weiter als ein Zufluchtsort war, an dem wahrscheinlich genauso viele Erinnerungen steckten wie in diesem gesamten Haus, war nicht zwingend beruhigend und er betrachtete für einige Sekunden einfach nur das leblos scheinende Gesicht des Prinzen.
 

Abermals stahl sich ein Seufzen aus seiner Kehle und er konnte sich eines weiteren Kopfschüttelns nicht erwehren. Hier zu bleiben würde für den Prinzen genauso schwer werden, wie es für ihn damals war sich weiterhin in einem Haus aufzuhalten und auch wenn die Zeit den Schmerz bis heute ein wenig gelindert hatte, so blieb er trotz allem bestehen, genau wie das Gefühl permanent etwas zu vermissen, das eigentlich gar nicht mehr da war. Die leisen Schritte, die immer irgendwie vorhanden gewesen waren, der Duft frisch gewaschener Wäsche, die im Garten hing und im Wind flatterte und das Geräusch von Töpfen und Pfannen, das genauso präsent war, wie ihre Stimme, die jetzt allerdings schon seit Jahren verschwunden war.

Und Kakarott zögerte nur einen Augenblick, bevor er sich langsam auf die Bettkante sinken ließ, ohne dabei den Blick von dem Gesicht des anderen Saiyajin zu nehmen.

Wenn er ehrlich war, hatte er mit einem anderen Ausgang des Tages gerechnet. Schon als er selbst spürte, dass Bulmas Lebenslicht endgültig erloschen war, hatte er diesen Gedanken gehegt und war ihn auch nicht losgeworden, als er Vegeta schließlich gesehen hatte. Die scheinbare Ruhe schien wirklich nichts weiter als eine Maske, die er sich wieder einmal aufgesetzt hatte, um nicht zeigen zu müssen, was wirklich in ihm vorging und doch wurde er eines besseren belehrt, als er Vegeta das erste Mal an diesem Tag in die Augen gesehen hatte. Soviel Schmerz und Trauer zu sehen, hatte ihm gesagt, dass es keinesfalls eine Maske sein konnte, hatte ihm geflüstert, dass er auf der Hut sein musste, weil sich eben jener Schmerz, jene intensiven Gefühle in etwas äußern konnten, mit dem der Prinz schon immer am besten gefahren war.

Aber auch mit diesem Wissen war letzten Endes nicht das geschehen, was er angenommen hatte und dies wiederum resultierte in dem Gedanken, dass es noch lange nicht vorbei war. Dass der wütende Ausbruch über die Ungerechtigkeit der ganzen Sache auch später noch folgen konnte, wenngleich er wirklich nicht wusste, wie er am Ende reagieren würde. Vegeta war seit jeher eine schlecht einzuschätzende Person gewesen und egal wie gut man dachte ihn zu kennen, so hatte er immer eine Überraschung parat, reagierte ganz anders, nur um bei anderen Dingen sehr leicht zu durchschauen zu sein.
 

Kurz ballte sich seine Hand zur Faust und für einen Moment war er versucht sie zu heben und auf die Wange des anderen zu legen. Eine vage freundschaftliche Geste, die ihm auch in seinem weltentfernten Zustand zeigen sollte, dass er nicht alleine war, die ihm aufzeigen sollte, dass doch noch jemand hier war, wenngleich es sich in dieser Zeit für ihn einfach nicht so anfühlen wollte. Wenngleich Vegeta dieses riesige schwarze Loch in seinem Herzen spürte, genau an der Stelle, an der einst Bulmas Ort der Zuneigung gewesen war.

Er wusste, wie es sich anfühlte.

Ballte die Hand ein weiteres Mal und schüttelte schließlich den Kopf, nur um zu merken, dass er es am Ende doch noch getan hatte. Federleicht, weil er diesen Schritt überhaupt gewagt hatte und sich einfach nicht sicher sein konnte, ob es auch wirklich der Richtige war; unsicher, weil er Angst davor hatte, dass Vegeta sich genau diesen Moment aussuchen könnte um die Augen wieder aufzuschlagen und demnach doch der Ausbruch folgen könnte, den er seit jeher erwartet hatte.

Nicht, dass er etwas dagegen gehabt hätte.

Wahrscheinlich war es einfacher und leichter zu ertragen eine Reaktion zu erblicken, die Vegeta ähnlicher war als alles andere, die man sich beinahe sehnlichst zu wünschen begann, wenn man ihn sich so betrachtete und hoffte, dass es noch nicht das Ende war. Vegeta war unberechenbar in seinen Reaktionen und vielleicht war es diese unbestimmte Angst in Kakarotts eigenem Inneren, die ihm zu flüstern versuchte, dass wirklich alles möglich war, dass dieser so stolze Mann nicht mit den Gegebenheiten zurecht kommen könnte, nur um am Ende einen großen Fehler zu begehen. Und Fehler gab es viele, es gab zu viele Dinge, die in diesem Moment des Gedankens seinen Geist streiften und ihn die Zähne zusammenbeißen ließen, bevor er sich wieder entspannte.

Wirklich? Würde Vegeta das wirklich tun?
 

Dennoch nahm er die Hand wieder zu sich und nahm einen tiefen Atemzug, nur um ihn weitere stumme Sekunden anzusehen. Ein beinahe friedlich wirkendes Gesicht, hinter dem soviel mehr steckte, als sie es alle immer gesehen hatten - und er wusste nicht, wer nach dem Verlust Bulmas dieses besondere Etwas noch im Zaum halten konnte, wer es jetzt noch schaffen würde die bröckelnde Maske zu erhalten, oder wer der Glückliche sein würde sie ein weiteres Mal brechen zu sehen.

Doch brachte es ihn nicht weiter hier herum zu sitzen und nichts zu tun, wenn er eigentlich noch etwas zu erledigen hatte und so stand er schließlich langsam auf und wandte sich ab, nur um sich zu vergewissern, dass er wirklich schlief. Hoffentlich tief und fest genug, um diesen Tag, diese folgende Nacht zu verschlafen - aber aus eigener Erfahrung wusste er, dass die Erschöpfung des Körpers und des Geistes noch so groß sein konnten und man trotz allem nicht die erholsame Ruhe fand, die man so dringen benötigte.

Dann verließ er mit langsamen und leisen Schritten das Zimmer, schloss die Tür jedoch hinter sich nicht, sondern lehnte sie lediglich an. Eine Tat, die ihn unweigerlich zum Lächeln brachte, weil es ihn so sehr an früher erinnerte, wenn er die Tür zu den Kinderzimmern niemals ganz schließen wollte und es auch eigentlich nicht durfte. Als wäre es eine stumme Vergewisserung, dass alles okay war, auch wenn er sich nicht dort befand, wenngleich dieser Gedanke bei ihnen wahrscheinlich mehr als nur absurd klang.

Erst dann begab er sich wieder auf den Weg nach unten, immerhin hatte er noch ein Gespräch zu führen und einige kleine Erklärungen abzugeben.
 

~~~***~~~

Seien wir ehrlich, das war es doch, was sie die ganze Zeit von mir wollte.

Ich kam nicht umhin diesen Gedanken zu hegen, als ich, nach gefühlten Jahren der Abstinenz meine Zunge durch ihren Mundraum gleiten ließ und zum ersten Mal den wirklichen Geschmack in mich aufnahm, von welchem ich nicht wusste, dass ich ihn später noch so oft würde kosten können, dass es beinahe zu einer Gewohnheit werden würde. Heute und hier jedoch war es etwas völlig Neues und nur am Rande bekam ich mit, dass sie ihre Hände wieder aus meinen Haaren löste um ihre Arme schließlich um meinen Nacken zu legen.

Als wolle sie den Moment auskosten, als wolle sie ihn noch nicht so schnell wieder enden lassen.

Ich hatte nicht vor, ihn so schnell wieder enden zu lassen, aber das wusste sie immerhin auch noch nicht. Ich ließ es geschehen, weil es für diese Frau wahrscheinlich auf ihre ganz eigene Weise irgendwie dazu gehörte, wenngleich es ein etwas befremdliches Gefühl war derart eingenommen zu werden und die Aktionen nicht auf mich beschränkt zu sehen. Ich war der Typ, der sich diese Sache als etwas ausmalte, das es vielleicht wirklich sein sollte, ich war nicht der Mann dafür in diesem Akt etwas Romantisches zu sehen, und doch hatte ich diesen inneren Drang nachgegeben, nachdem ich ihn so lange ignoriert hatte, nur um mich jetzt hier wieder zu finden und meine Hände an ihre Seite zu legen.

Unsicher, als wenn ich sie zerbrechen könnte, wenn ich ein wenig fester anpackte.

Aber sie war nun einmal nur ein Mensch. Ein schwacher Mensch, der es mit seinem starken Willen trotz allem geschafft hatte zu bekommen, was sie schon so lange haben wollte. Nur ein schwacher Mensch, der weitaus mehr Mut und mehr Courage besaß, als so manch anderes Wesen in diesem Universum und ich musste ihr diesen Punkt einfach nur geben, weil ich nicht anders konnte. Weil ich zu lange versucht hatte die Zeichen nicht zu sehen, weil ich zu lange ignoriert hatte, was sich in all der Zeit selbst in mir aufzubauen begann und weit mehr zu sein schien als pure Lust, die einen in diesem Moment überkommt und gestillt werden wollte.

Wenn dem so wäre, würde ich sie nicht küssen.
 

Ich hatte es lange vor mir hergeschoben, hatte mir lange gesagt, dass ich es nicht durfte, weil es eine Gefahr war. Eine Gefahr, die mich schwach machen konnte, die ich wieder verlieren würde, wenn die Bedrohung am Ende doch über uns hereinfiel und alles in blinder Rage mit sich nahm und in Flammen aufgehen ließ. Eine einzigartige Gefahr, die mir den Fokus auf die mir wichtigen Dinge nehmen würde und mich ablenkte und doch war ich ihr nachgegangen, nur um mich ein weiteres Mal blind in mein eigenes Verderben zu stürzen.

Aber was hatte ich schon zu verlieren?

Selbst wenn diese Gefahr existierte, ich konnte sie wieder verlieren. Ich hatte eigentlich schon gar nichts mehr zu verlieren und zudem war der Punkt meiner Vergangenheit verschwunden, der mich immer daran gehindert hatte eine festere Bindung einzugehen, die darüber hinaus ging meine Lust zu stillen. Es gab keinen Tyrannen mehr, der mich wie einen Sklaven hielt und vor dem ich mein Inneres immer gut verstecken musste. Es gab kein Wesen mehr, das mir ohne Umschweife etwas genommen hätte, das mir vielleicht wichtiger geworden war als mein eigenes Leben und dem ich blind folgen musste, weil ich keine andere Wahl hatte.

Es war beängstigend seine eigenen Entscheidungen zu treffen, ohne die Strafe zu erwarten, die unweigerlich gefolgt wäre.

Und selbst wenn... am Ende hatte ich wirklich nichts zu verlieren, außer meiner eigenen geistigen Gesundheit, die ich hier und jetzt eindeutig nur noch anzweifeln konnte. Meine Gedanken waren schlichtweg nicht mehr das, was sie eigentlich sein sollten und unweigerlich öffnete ich die Augen wieder, von denen ich gar nicht gemerkt hatte, dass ich sie geschlossen hatte, nur um an ihrem Gesicht vorbei zur Tür zu blicken und erschrocken zu bemerken, dass diese unmögliche Frau sie hatte offen stehen gelassen. Unbewusst schluckte ich, packte sie ein wenig fester an und merkte doch in diesem Augenblick, dass sie wahrscheinlich sehr genau wusste, auf was sie sich hier eingelassen hatte.

Meine Augen verengten sich - diese verfluchte...
 

Wie lange plante sie das eigentlich wirklich schon, wie oft hatte sie dort gesessen und sich überlegt mit welchen nutzlosen Dingen sie mir auf den Geist gehen könnte, nur damit sie sich in meiner Nähe befand und mich darauf aufmerksam machte, dass sie auch noch da war? Welche Gedanken gingen durch ihren eigenen kranken Geist wenn sie diese Dinge plante, nur um sich am Ende wirklich mit einem Mörder einzulassen, der sie eigentlich gar nicht verdient hatte, nur um hier zu Ende und mit ihren winzigen Taten, mit all ihren Bewegungen unmissverständlich klarzumachen, dass sie genau das wollte?

Weil sie mich nur wieder fester zu sich zog und mich förmlich dazu zwang die nötige Konzentration wieder aufzubringen, nur dass ich es nicht mehr konnte. Ich hatte schon einmal gesagt, dass ich nicht der Typ für diese Dinge war und auch wenn es hin und wieder Ausnahmen von der Regel gab, so konnte ich mich nicht einzig und allein auf diese sinnlosen Dinge stützen, die für mich an sich nicht wirklich etwas damit zu tun hatten.

Also schob ich sie von mir, so sanft ich in diesem Moment konnte, immerhin wollte ich ihr nicht wehtun und löste den Kuss, nur um über meine eigene Vorsicht das Gesicht zu verziehen und augenblicklich in ein Gesicht zu blicken, dem die Freude in den Augen stand, welche dennoch nicht verbergen konnten, dass sie enttäuscht war es jetzt schon wieder enden zu lassen. Ein leichtes Lächeln thronte auf ihren Lippen und ich konnte sie schlucken sehen, während ich meine eigenen Lippen zusammenpresste und einen kurzen Blick zurück auf die Tür warf, selbst schluckte.

Ach verdammt noch mal!
 

Was richtete sie nur mit mir an, was machte sie mit mir?

Wieso hatte sie mich nicht in Ruhe lassen können, als ich ihr das gesagt habe, wieso hatte sie mich so beharrlich verfolgen müssen, dass ich nun keine andere Wahl mehr hatte, als sie doch noch wahrzunehmen. Wenn ich es noch könnte, wenn sie mir doch nur die Chance dazu gegeben hätte, dann würde ich sie jetzt wirklich für den Ausgang all ihrer Mühen verfluchen, wenngleich es meine eigene Schuld gewesen war auf sie zuzugehen und mich förmlich von ihrem Wesen einnehmen zu lassen. Wenn es meine Schuld gewesen war, dass wir letzten Endes hier standen, anstatt meinem ersten Impuls zu folgen und aus dem Fenster zu verschwinden, weil ich genau wusste, dass diese Frau einfach nichts Gutes zu bedeuten hatte.

Ich verfluchte sie für ihre Penetranz.

Ich hasste sie wirklich dafür, dass sie mich zu diesem Schritt bewegt hatte, dass sie es geschafft hatte über meine Mauern zu klettern und diesen vergifteten Gedanken in meine Zellen einzuimpfen und ich hasste sie für das, was sie in der Lage war aus mir herauszukitzeln, ohne dabei wirklich etwas tun zu müssen.

Das Schlimmste an der ganzen Sache allerdings war ihr Blick, der mich förmlich an Ort und Stelle hielt; das Lächeln, das so viele Worte mit sich brachte, die sie nicht einmal aussprechen musste, damit ich sie auch ja verstand. Diese stille Freude über ihren kleinen Sieg, weil dieses Mal nicht sie es war, die den ersten Schritt getan hatte und wahrlich überrascht darüber war, dass ich ihn gemacht hatte, ohne dass sie dafür einen weiteren kleinen Plan in die Tat umsetzen hatte müssen. Wenn man in Betracht zog, dass sie mich eigentlich nur zum Frühstück holen wollte und... moment! Um diese gottverfluchte Zeit war doch sonst auch keiner in diesem Haus auf, weshalb ich sie ja immer genutzt hatte um mich in den Gängen lautlos wie ein Schatten zu bewegen... was wiederum nur einen Schluss übrig ließ.

Dass es geplant gewesen war!
 

Und wieder zogen sich meine Augenbrauen zusammen, während ich sie anfunkelte und ein Teil der grenzenlosen Freude aus ihren Augen verschwand und durch pure Verwirrung ersetzt wurde. Was mich wieder nur fragen ließ, wieso zum Teufel sie eigentlich verwirrt gewesen war, wenn es doch nichts weiter als ein kleiner perfider Plan ihrerseits war um mich zu etwas zu bringen, was sie haben wollte und auch noch verdammt erfolgreich damit gewesen war.

Ein leises, warnendes Knurren verließ meine Kehle und keine Sekunde später hatte ich dir Tür geschlossen und sie mit einer schnellen Bewegung auf das Bett befördert, nur um sie abermals anzufunkeln, während das Knurren noch immer widerhallte. Sie quiekte erschrocken auf, als sie landete und betrachtete mich mit einem Blick, den ich für den Moment nicht deuten konnte und vielleicht auch nicht wollte, der sich später jedoch als etwas herausstellte, das mir gar nicht gefiel.

Pure und unverfälschte Freude über meine Aktion, die eigentlich nicht dafür da gewesen war sie zu amüsieren, sondern ihr endlich mal ihre Grenzen aufzuzeigen, die sie sowieso von Anfang an nicht registriert, nicht wahrgenommen und schon gar nicht beachtet hatte! Und all das, während sich ein wissendes Grinsen auf ihren Lippen bildete und das Lächeln ablöste, mir erst die gesamte Tragweite meiner ganzen Aktion aufzeigte, als sie sich langsam eine Strähne hinter das Ohr steckte und mein Knurren abrupt halten ließ, nur damit ich schwer schlucken konnte.

Sie machte mich wahnsinnig!
 

Diese Frau spielte ein Spiel mit mir.

Ein Spiel mit dem Feuer, an dem sie sich nur allzu leicht verbrennen konnte und doch scheute sie sich nicht die Hand nach der Flamme auszustrecken und danach zu greifen, als wäre es das Faszinierendste auf der Welt, ja gar im ganzen Universum. Sie hatte sich dieses Spiel ausgesucht und die Flamme selbst entzündet, grinste dieses verfluchte Grinsen, das ihr eigentlich gar nicht zustand und doch musste ich zugeben, dass ihr Genie dieses Mal einen Plan hervorgebracht hatte, der wirklich zu funktionieren schien und bevor ich mich versah, begann ich meinerseits zu grinsen und den Kopf leicht schief zu legen, während die leicht nach oben gezogene Augenbraue meine innere Wut über ihre Frechheit betrog und einen Eindruck erschuf, den sie nicht zu greifen schien.

Gut so, ich hatte es nicht anders gewollt und machte einen kleinen, einen wirklich kleinen Schritt auf das Bett zu, auf dem sie noch immer lag und sich lediglich auf die Ellenbogen stützte um mich ansehen zu können. Kurz flackerte so etwas wie Unsicherheit in ihren Augen auf, aber sie hatte sich schneller wieder unter Kontrolle als ich angenommen hatte, aber wann hatte diese Frau mal nicht mehr sinnlosen Mut als wirklichen Verstand?

Sie spielte nicht nur mit dem Feuer, aber sie würde schon noch merken wie schmerzhaft es sein konnte, wenn man ohne zu überlegen testen wollte, wie heiß es wirklich war. Ich würde ihr schon noch zeigen, dass man sich nicht ungestraft mit mir anlegen sollte, dass sie mir lieber wirklich aus dem Weg hätte gehen sollen und so wuchs mein eigenes Grinsen ein wenig an, während das Ihre zu gleichem Maß schwand und ich sie erneut schlucken sehen konnte. Wenn sie wüsste wie leicht sie zu lesen war, wenn sie doch nur wüsste, wie verdammt einfach es war jede ihre Gefühle in ihren Augen zu lesen, dann würde sie mich nicht so direkt ansehen.

Denn wieder war dort dieser Hauch Unsicherheit, der ihre blauen Augen streifte und mich einen weiteren Schritt machen ließ.
 

Langsam und bedacht, weil ich mit einem Mal nichts anderes mehr zu tun hatte, weil mein Training in weite Ferne gerückt war und sich etwas in mir auszubreiten begann, das ich noch nicht ganz beschreiben konnte. Es war nur zu einem Teil ebensolche Freude darüber, dass sie wirklich den Mumm hatte sich mit mir anzulegen und ein gewisses anderes unbestimmtes Gefühl, dass ich maximal als etwas entschlüsseln konnte, wenn ich es als Lust bezeichnete.

Aber das war es nicht, nicht wirklich.

Ich hatte aber auch keine Zeit mich mit diesen unnützen Dingen zu beschäftigen und zu versuchen auseinander zu nehmen, was wirklich in mir vorging, wenn diese Situation eine unnatürliche Freude in mir selbst hervorrief. Wenn ich ihr einfach nur zeigen wollte, dass ihr Spiel ein gefährliches war und sie sich das falsche Objekt zum spielen ausgesucht hatte, doch wusste ich, dass ich mir hier lediglich einen Grund selbst vorschob, weil ich die Wahrheit nicht sehen wollte.

Eine Wahrheit, die mich vorhin schon hatte handeln lassen, ohne dass ich vorher darüber nachgedacht hatte. Eine Wahrheit, die sich bereits so tief in mir befand, dass ich sie eigentlich nicht abstreiten konnte und es dennoch versuchte, weil ich schlicht und einfach nicht bereit dafür war, weil ich niemals zuvor in meinem Leben auch nur die Gelegenheit dazu bekommen hatte etwas derartiges zu entwickeln und es mich jetzt beinahe zu ersticken drohte. Mich überrumpelte und die Erklärung von Lust zu nichts weiter als einer Farce werden ließ, weil es das nicht einmal annähernd beschreiben konnte.

Es war soviel mehr und grenzte an Dingen, die ich nicht kannte, so dass ich ein weiteres Mal die Augen verengte und den letzten Schritt tat, nur um am Fußende des Bettes stehen zu bleiben und sie stechend, durchdringend und intensiv anzusehen, nur um beobachten zu können, dass sie sich mit jeder weiteren vergangenen Sekunde unsicherer wurde, was mein eigenes Grinsen nur wachsen ließ. Sie war einmalig, aber das wusste sie wahrscheinlich schon lange, denn sonst hätte sie all diese Mühen nicht so kunstvoll verschachtelt auf sich genommen, was mich wieder zu dem Punkt brachte, dass ich eigentlich nicht der Richtige war und es dennoch nicht aufhalten konnte.
 

"Du hast es so gewollt.", raunte ich in die Stille, in der ich ihr Herz beinahe schlagen hören konnte, nur um mir darüber bewusst zu werden, das auch das meine einen schnelleren Rhythmus angenommen hatte, während sie meine leise geknurrten Worte nur dazu brachten eine Braue zu heben. Eine fein geschwungene Braue über leuchtend blauen Opalen, die mich schon immer mit einem Blick betrachtete hatten, den ich nicht verstand.

"Was habe ich so gewollt, Vegeta?", flüsterte sie zurück und steckte sich diese störrische Strähne wieder hinter das Ohr, weil sie einfach nicht da bleiben wollte und ich mich wunderte, wieso mir all diese unnützen Dinge überhaupt auffielen. Es war ja beinahe so, als würde ich einen Wert darauf legen, aber ich konnte einfach nicht anders als all ihre Bewegungen in mich aufzunehmen und abzuspeichern, um die Information irgendwann abzurufen, wenn ich sie erneut brauchen würde.

Dabei wollte ich ja nicht einmal auf diesem Planeten bleiben.

Mein Grinsen war Antwort genug, ich musste keine Worte formen.

Was wieder aufzeigte, was sie wirklich mit mir angestellt hatte und ich nicht mehr ignorieren konnte, dass mich trotz all meiner Mühen, all meiner Abneigung und vor allem all meiner Ignoranz auf ihre ganz eigene Weise irgendwie erreicht hatte. Sich in meine Gedanken schlich, so wie ich jetzt langsam, wie ein Raubtier auf Beutejagd auf das Bett stieg. Mich verfolgte, so wie mein Blick jede ihrer Bewegungen verfolgte und die Überraschung erkannte, die sich mit schlichter Vorfreude ablöste und wechselte, als hätte sie wirklich nicht damit gerechnet, dass ich das hier wirklich tun würde.

Ich hatte sie auch nicht küssen wollen, aber irgendwann siegte auch bei mir das Verlangen über den Verstand...

~~~***~~~
 

"Trunks.", sagte er leise, weil er mit dem Rücken zu ihm stand und er ihn eigentlich nicht erschrecken wollte, nur um doch mit anzusehen, dass der junge Mann zusammenzuckte. Innerlich schüttelte er über sich selbst den Kopf, er hätte auch einfach um ihn herum gehen können, immerhin war hier im Garten genug Platz... wohl ein Ort des stummen Vergessens, weil es Trunks ein weiteres Mal hierher gezogen hatte.

"Hey." Und genauso niedergeschlagen klang, wie er auch aussah.

"Sagst du mir jetzt, was passiert ist?" Es war nicht so, dass sein Vater nicht selbst auf sich aufpassen konnte, aber alleine die Tatsache, dass er hier stand und den Fleck anstarrte, an der sich seine Mutter förmlich in Luft aufgelöst hatte, ließ ihn nicht nur schlucken, sondern auch erahnen, was geschehen sein könnte, weil sein Vater so aussah, wie er sich selbst fühlte. Aber vorerst nahm er nur ein Schulterzucken aus den Augenwinkeln wahr.

"Wie ich schon sagte, eigentlich nichts Besonderes." Kakarott schlug den Blick nach unten, weil er es einfach nicht ertragen konnte. Es war schwer genug sich alles mit ansehen zu müssen, es war schwer zu ertragen, dass Bulma ihren Mann und ihre Kinder in ihren letzten Wunsch mit einbezogen hatte und am schwersten war es, wenn man wusste, was es anrichten konnte. Es war der Lauf der Zeit, aber gerade Saiyajins schienen so leidenschaftliche Wesen zu sein, nicht nur im Kampf, dass dieser Verlauf kaum zu verkraften war.

"Du... wirst es irgendwann verstehen, warum ich ihn weggebracht habe." Ein flüchtiges Lächeln kreuzte seine Lippen, auch wenn ihm eigentlich gar nicht danach war und alleine dieser Wort reichte, um seine Trauer erneut wachsen zu lassen, sich mit alter zu vermischen und neu aufzuflammenden Schmerz hervorzubringen.

"Irgendwann... wenn du selbst soweit bist.", waren seine letzten Worte und er konnte am Schweigen des jungen Mannes erkennen, dass er verstanden hatte. Er konnte es am leichten Nicken erkennen, dass sich Sekunden später wieder in Luft auflöste und nur eine einzige langsame und beherrschte nach oben Bewegung seines Kopfes war.
 

Aber er hatte nicht vor Vegeta zu verraten und in den Rücken zu treten, er hatte wirklich nicht vor die Dinge auseinander zu nehmen und diesen stolzen Mann noch mehr zu verletzen. Es wäre einfach falsch gewesen ihm zu erklären was wirklich geschehen war und es wäre falsch gewesen, es selbst zu übernehmen, weil es wenn... schlichtweg Vegetas Aufgabe war zu erklären.

Aber das würde er nicht.

Denn wie erklärte man ein Gefühl, das man nicht in Worte fassen konnte?

14.

Vegeta öffnete seine Augen, auch wenn die erdrückende Müdigkeit in seinem Geist ihn eigentlich wieder zurück in endlose Schwärze ziehen wollte, wenngleich es dort, wo er sich gerade befand, nicht heller erschien als in dieser weit gefächerten Dunkelheit. Ein träges Blinzeln folgte, der wenig erfolgreiche Versuch die lähmende Abgeschlagenheit aus seinem Verstand zu vertreiben, das elende und quälende Brennen hinter seinen Augen zu mildern und gab schließlich ein Geräusch von sich, das selbst in seinen Ohren unwirklich klang, während er schwer schluckte. Für einen Moment konnte er sich nicht an das Geschehene erinnern, setzte sich mit einem so plötzlichen Ruck auf, dass eine unwillkommene Welle aus Übelkeit über ihn hinwegschwappte, weil er eigentlich aufstehen und nach ihr sehen wollte.

Aber genau in diesem Moment kehrte die Erinnerung zurück und mit ihr ließ er sich genauso schnell wieder nach hinten sinken, wie er sich erhoben hatte, nur damit sein Herz sich einmal krampfhaft zusammenziehen konnte, so dass er das Gefühl bekam, es wolle endgültig aussetzen.

Was vielleicht sogar ein sehr willkommener Gedanke war, dachte er bitter und schloss für einen Augenblick seine Augen wieder. Es würde zumindest den Schmerz von ihm nehmen und auch wenn er noch nie jemand gewesen war, der sich freiwillig den Tod wünschte, weil er wusste, dass es dann kein Zurück mehr gab, so klang es verlockend. Gefährlich und beängstigend verlockend und wieder öffneten sich seine Augen, um an die dunkle Zimmerdecke zu starren und zur gleichen Zeit seine Hände in den Stoff zu krallen, der sich unter ihm befand. Es wäre die Lösung dafür seine Gedanken endlich zum Stillstand zu bewegen, seine Erinnerungen mit sich zu nehmen und einfach zu verschwinden, um niemals wieder zu kehren und doch wäre es nur der Weg eines Feiglings. Er hatte schlimmere Schmerzen überstanden, wenngleich die körperlichen wahrlich nichts im Vergleich zu denen waren, die in seinem Geist wüteten und alles andere mit sich nahmen.

Er war nicht mehr er selbst ohne sie.
 

Und es war nur ein einziger Gedanke, der wirklich Fuß fassen konnte, der nicht sofort wieder in der Versenkung seiner selbst verschwand und ihn ahnungslos zurückließ. Es war nur dieser eine Gedanke, der seine Tat um soviel schwerer machte, als sie eigentlich war, weil er doch keine andere Wahl gehabt hatte und doch... doch war es ihm so schwer gefallen eine Attacke abzufeuern, wie noch niemals in seinem Leben.

Es hatte es endgültig gemacht.

So endgültig, dass er die Augen wieder schloss und einen tiefen Atemzug nahm, um das Brennen zu verhindern, dass sich aus seiner Seele bis nach außen schlich und in seinen Augen manifestierte. So, dass er versuchte das zusammenkrampfen seiner Brust, seiner Kehle abzuwürgen, bevor das verräterische Geräusch wirklich nach außen und damit an die Dunkelheit treten würde und doch schaffte er es nicht, das Keuchen ganz zu verhindern, das sich durch seine leicht geöffneten Lippen zwängte und von den kahlen Wänden widerhallte, in der stillen Einsamkeit dieses Raumes unnatürlich laut wirkte.

Er schaffte es nicht, seine Gedanken aufzuhalten, sie festzuhalten und zu einem Stopp zu bewegen, konnte sie einfach nicht greifen und ihnen sagen, dass sie mit ihren Bildern wieder verschwinden wollten. Bilder, die im Lauf der Zeit verblasst waren, nur um nun einen neuen Anstrich zu bekommen, weil dieser kometenartige Einschlag in seinem Leben sie aus dem Loch holte, in das er sie gelegt hatte.

Er hasste sie und liebte sie zugleich - diese schmerzenden Erinnerungen, die nur noch ihm gehörten und von keinem mehr geteilt wurden...
 

~~~***~~~

Wie viele Sekunden, oder gar schon Minuten vergangen waren, in denen ich stumm auf dem unteren Ende des Bettes kniete und wir uns gegenseitig einfach nur anstarrten, wusste ich am Ende nicht mehr, aber für diese lange Zeit konnte ich mich einfach nicht überwinden den nächsten Schritt zu machen. Ich konnte es nicht, weil es dann geendet wäre, wie es früher immer geendet war und ich wollte ihr auf diese unerklärliche Weise noch immer nicht wehtun, wollte sie nicht in meiner Art verletzen und dieses fragile Wesen vielleicht doch noch brechen.

Denn trotz allen Mutes, trotz aller Versuche meine Warnungen über Bord zu werfen und mir näher zu kommen, war sie doch nur ein Mensch, und der menschliche Körper war nichts weiter als ein schwacher Abklatsch der unseren. Ein zerbrechliches Etwas, das man einfach so nehmen und pulverisieren konnte, wenn man nicht gerade an einen der wenigen Menschen geriet, die ein wenig mehr auf dem Kasten hatten.

Der Gedanke war so unnütz wie mein Kopfschütteln, um ihn wieder zu vertreiben, weil es ja doch nur diesen fragenden Ausdruck in ihre blauen Augen zurückbrachte, in denen ich mich mehr und mehr verlor. Wie jemand, der in den blauen Tiefen des Ozeans nach etwas sucht und dabei völlig vergaß, dass er irgendwann einmal wieder Luftholen musste, zogen mich diese Augen weiter in den Abgrund hinein, in mein eigenes Verderben, das ich so niemals haben wollte.

Mein Untergang in tiefer See.
 

Es war so absurd, das ausgerechnet ich derjenige war, der hier unsicher wurde und doch schien es einer simplen Wahrheit zu entsprechen, verwandelte sich ihr leichtes Grinsen doch wieder in ein normales Lächeln und hob sie langsam die Hand, um sie mir entgegen zu halten. Verwundert, vielleicht sogar ein wenig verwirrt hob ich eine meiner Brauen und riss meinen Blick schließlich von ihrem Gesicht los, um ihn für den Bruchteil einer Sekunde auf eben jene Hand zu legen und wieder zurück zu ihr zu blicken, noch immer nicht zu wissen, was sie eigentlich wirklich von mir wollte.

Unbewusst biss ich die Zähne aufeinander und presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, weil ich das hier so in dieser Art einfach nicht kannte. Schluckte und versuchte das sich beständig aufbauende Verlangen nach so viel mehr in meinem Inneren zu behalten und vor allem zu zügeln, nur um mir nicht sicher zu sein, ob ich es wirklich schaffen könnte. Um mir nicht sicher zu sein, ob es wirklich nur Verlangen war, ein purer Trieb, den man nicht kontrollieren konnte, oder ob da wirklich noch etwas anderes unter der Oberfläche lag, das ich noch nicht sehen konnte.

Es war keine Liebe, weil ich nicht liebte - ich zerstörte.

"Nun komm schon Vegeta, wie lange willst du mich noch so ansehen?", flüsterte sie in den Raum hinein und in der Stille klang es beinahe wie ein heller Donnerschlag, der sich über meinem Kopf entlud und dazu einlud zusammen zu zucken. Was ich natürlich nicht machte, es wäre ja noch schöner wenn ich mir meine eigene Unsicherheit derart offen ansehen lassen würde und so verengte ich lediglich meine Augen ein wenig.

"So lange wie es dauert, um sich meine Beute genau einzuprägen.", hatte ich erwidert und sie konnte nicht anders als für einen Moment das Lächeln zu verlieren, bevor es mit dem Verstehen in ihren Augen wiederkehrte und ihr sogar ein leichtes Lachen entlockte. Interessant... aber das war sie in letzter Zeit sowieso immer mehr, weil sie auf ihre eigene Art die Dinge anging und hinter meine Worte blicken konnte. Sehen konnte, dass es nichts weiter als ein leeres Versprechen war, weil ich noch immer zögerte und mir nicht sicher war, ob ich das auch wirklich wollte.
 

"Nun..." Sie lehnte sich ein wenig zurück und lächelte dieses verfluchte Lächeln, das nicht darüber hinwegtäuschen konnte, was sie wirklich von mir wollte und ich begann mich ernsthaft zu fragen, was zum Teufel mich eigentlich noch aufhielt. Aber ich kannte mich mit vielen Dingen aus, Romantik und Leidenschaft gehörten jedoch nicht zwingend zu meinen Interessen, zu meinem Wortschatz oder gar zu meinem Repertoire.

"... dann hoffe ich, dass dir gefällt was du siehst." Wieder verwandelte sich ihr Lächeln in ein katzenhaftes Grinsen und ich konnte die Absichten zu genau in ihren Augen erkennen, während sie beinahe beiläufig die Hand, die noch immer zwischen uns schwebte, wieder zu sich nahm um sich diese besagte Strähne hinter das Ohr zu stecken.

"Vielleicht. Ich weiß es noch nicht." Sekunden später fiel diese Strähne wieder nach vorne und ich musste mir ein spöttisches Auflachen verkneifen, während sie sie einfach wieder zur Seite pustete. Mich dabei ansah und ich einfach nicht umhin kam, dass dieses Spiel kein Spiel mehr war und purem Ernst weichen würde, wenn ich nicht endlich aufwachte und die verdammten Beine in die Hand nahm, damit ich verschwinden konnte. Allerdings war ich mir auch hier nicht sicher, ob ich das auch wirklich wollte, weil ich es spüren konnte wie sich dieses eine Verlangen mehr und mehr in mir auszubreiten begann.

"Aww, Vegeta." Gespielte Beleidigung und ich zog die Stirn kraus, weil ich dieses verfluchte Spiel nicht kannte, verdammt! Was wollte sie von mir, was musste ich tun, um nicht so verdammt zu handeln wie ich es in meiner Vergangenheit getan hatte, was musste ich machen, damit sich die ganze Sache ein wenig entkrampfte und... voran schritt? Ich wusste es nicht, ich hatte keine verdammte Ahnung von diesen Dingen und wollte es nicht zeigen, auch wenn mein Zögern Beweis genug für sie gewesen sein musste.
 

Doch sie nahm mir die Entscheidung danach, was ich als nächstes tun sollte, schneller ab als mir eigentlich lieb gewesen wäre, indem sie sich so schnell bewegte, dass ich einfach nicht reagieren konnte. Sich abstemmte und nach mir griff, nur um sich wieder nach hinten fallen zu lassen und mich mit sich zu ziehen, wo dass ich perplex auf ihr zum liegen kam und einige wertvolle Sekunden brauchte, um überhaupt zu realisieren, was geschehen war. Immer noch völlig überrumpelt blinzelzte ich verwirrt und stemmte mich schließlich mit den Armen wieder nach oben um sie auch genau so anzusehen.

"Wenn du noch länger wartest, wird das nichts mehr.", hatte sie dann gesagt und in einer Manie gegrinst, das es ihre wahren Absichten wirklich nicht mehr verbergen konnte, während sie die unverfrorene Frechheit besaß ihre Beine ebenfalls um mich zu schlingen und dabei wahrscheinlich die irrsinnige Hoffnung hegte, mich damit an Ort und Stelle halten zu können.

"Hör auf zu grübeln, Vegeta, ich bin mir sicher, dass du weißt wie das geht. Und glaub mir, ich bin nicht so zerbrechlich, wie ich vielleicht aussehe." Wie ... wie schaffte sie es nur immer wieder so gut in mir zu lesen, das es schlichtweg einfach nur noch unheimlich wirken konnte? Und wie um ihre Aussage zu bekräftigen, wie um mir einen weiteren Stoß in die richtige Richtung zu geben, spannte sie ihre Beine an und drückte mich damit nur wieder noch näher an sie heran, so dass ich lediglich in der Lage war schwer zu schlucken, um den so plötzlich entstandenen Knoten in meinem Hals zu vertreiben, von welchem ich nicht einmal wusste, wieso er überhaupt entstanden war.

"Alles, was du kannst ist kämpfen und wenn es zu diesen Dingen kommt, wirst du unsicher.", hing sie leise an und zog mich abermals an meinem Kragen zu ihr nach unten, ohne dass ich ihr auch nur in irgendeiner Form eine Gegenwehr zukommen ließ. Nein, ich ließ es geschehen und wunderte mich zum wiederholten Mal, wie sie es schaffte mich Dinge machen zu lassen, die ich eigentlich gar nicht wollte.
 

"Aber glaub ja nicht, dass ich mir diese Chance entgehen lasse.", sagte sie dann, in dem kurzen Moment bevor sich unsere Lippen trafen und ich ihr lediglich in die blauen, funkelnden Augen starren konnte. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Sie hatte es wirklich geschafft das Ruder an sich zu reißen und küsste mich, ohne dass ich etwas unternahm, ohne dass der Gedanke an Flucht noch einmal in mir aufzukommen versuchte und zur selben Zeit das Verlangen in meinem Inneren schürte, weil es einzigartig war.

Einzigartig, dass sie sich diese Dinge erlauben konnte, ohne dass ich sie ins Jenseits schickte.

Wirklich und wahrhaftig einzigartig, dass sie diesen unverfrorenen Mut besaß und ihn wahrscheinlich auch niemals ablegen würde, so dass ich die Bedenken eigentlich nur noch über Bord werfen konnte und ihrem Wunsch ein weiteres Mal Folge leistete, ohne dass ich es wollte. Diese Sache, dieser Kuss war vielleicht nicht schlecht, aber wenn man sich in diesen Dingen immer nur auf das Wesentliche konzentrierte, so verflüchtigte sich mit den Jahren auch das Verlangen danach diese Dinge machen zu wollen. Es gab mir nicht wirklich was, aber ich ließ es geschehen, weil ich keine andere Wahl hatte, wenn ich mir selbst und ihr beweisen wollte, dass ich es auch anders konnte, wenngleich ich nicht wusste, wo dieser verrückte Gedanke wirklich hergekommen war.

Und ihre Hand ließ endlich meinen Kragen wieder los, wanderte meinen Hals nach hinten und zog mich nur noch weiter zu ihr, so dass ich unweigerlich die Brauen zusammenzog und mich fragte, wie lange das noch dauern sollte. Ich hatte keinen Schimmer von diesen Dingen, ich wusste nicht wie die Menschen es gerne machten und war mir schlichtweg nicht sicher, wie ich es selbst angehen sollte. Eine Erkenntnis, die wenig begeistert aufgenommen und verarbeitet wurde, nur damit sich ihre Hand wieder löste und meine Seite nach unten wanderte, genau wie es ihr Gegenstück auf der anderen Seite tat.
 

"Entspann dich, ja?" Sie hatte sich von mir gelöst und sah mir nun wieder genau in die Augen, so wie ich es auch tat, nur um noch immer dieses verfluchte Lächeln einer glücklichen Frau zu tragen und mich wundern zu lassen. Wundern, woher sie soviel Selbstvertrauen nahm. Wundern, warum sie rein gar nichts an meiner Person abschrecken konnte und doch konnte ich nur die Tatsachen in mich aufnehmen und sie vielleicht so akzeptieren, wie sie wirklich waren.

Und am Ende waren dies die letzten Worte, die sie zu mir gesagt hatte, während ihre schmalen Hände am Saum meines Oberteils angekommen waren und es begannen nach oben zu schieben, als wäre es das Normalste auf der Welt und mich schließlich dazu zwangen mich wieder aufzurichten, damit sie es entfernen konnte. Mich zwangen zu spüren, dass ihr Anblick mich weit mehr anmachte, als ich bis jetzt bereit war zuzugeben, weil ich durch diese Bewegung unweigerlich an etwas stieß, das mich nur verwirrt zurückließ. Diese Frau war etwas Besonderes, das musste ich vor mir selbst zugeben und für den Moment wollte ich einfach keine anderen Gedanken mehr hegen, schob die Zweifel zur Seite und ließ meinen Instinkt übernehmen.

Rollte uns mit einer einzigen kleinen Bewegung auf dem Bett herum, so dass ich nun derjenige war der unten lag, wenngleich mir diese Position weniger gefiel und doch die weitere Arbeit um einiges einfacher machte. Kurzerhand löste sich ihre Bluse in Wohlgefallen auf, weil ich mich schlicht nicht mit dieser lästigen Arbeit aufhalten wollte, die sie gerade bei mir vollbracht hatte und legte das frei, das ich mir bis jetzt vielleicht gewagt hatte vorzustellen und doch immer wieder von mir geschoben hatte. Sie sah mich an, mit diesem fürchterlichen Lächeln und stützte sich mit den Händen auf meiner Brust ab, so dass ich das leichte Zittern spüren konnte, das ihre Finger befallen hatte.
 

Ich hob eine Braue und versuchte hinter den Grund zu gelangen, aber in ihren Augen stand nichts, das mir dabei vielleicht weitergeholfen hätte, so dass ich den Umstand einfach wieder vergaß und dort weitermachte, wo sie mich unbedingt haben wollte.

Wo sie mich schon so lange haben wollte und nun endlich ihren verdammten Willen bekam, weil ich mein eigenes Verlangen nicht mehr zurückhalten konnte. Weil ich es sich in meinem Körper ausbreiten spürte, so dass sich meine Erregung bereits mehr als bereit aufgestellt hatte und eigentlich nur noch auf ihren Einsatz wartete und doch... doch musste ich etwas zurückstellen und konnte nicht das machen, was ich sonst immer machte.

Kurz darauf löste sich auch ihr BH mit einer kleinen Bewegung meines Handgelenks auf, so dass die übrig gebliebenen Fetzen auf dem Bett landeten und nun ihrerseits eine Braue hob. Ich verstand es nicht, aber in diesem Moment war es mir einfach nicht wichtig genug, während ich mich nur entfernt wundern konnte, wo ihre Überraschung über diese Taten blieb. Es war, als hätte sie genau das von mir erwartet und noch während ich ihr in die Augen sah und dabei begann eine ihre Brüste mit einer Hand zu massieren, grinste ich.

Drehte uns erneut herum und erntete schließlich und endlich das überraschte Quieken, auf das ich schon gewartet hatte. Es wäre einfacher gewesen nicht darüber nachzudenken, was ich als nächstes tun sollte und es wäre genauso einfacher gewesen diese ganze Sache von Anfang an nicht zu tun, mich nicht auf dieses Gefühl einzulassen, das sie so lange aus mir herauszukitzeln versuchte, dass ich es einfach nicht mehr ignorieren konnte. Es wäre soviel leichter gewesen ihr weiterhin aus dem Weg zu gehen und doch befand ich - ICH! - mich jetzt genau in dieser Situation, aus der es eigentlich kein Zurück mehr gab.
 

Nicht, dass ich einen besonderen Wert darauf legte.

Sie war faszinierend, auf ihre eigene schwache und menschliche Seite und ich konnte nicht abstreiten, dass sie gut aussah, dass sie zumindest mit ihren Worten, mit ihrer frechen Art und ihrem sonstigen Verhalten schaffte, mich vollends zu erregen und mir dabei auch noch in die Augen sah. Mich ansah und nicht davor zurückweichen wollte, es sich nicht nehmen ließ und wahrscheinlich genau wusste, was auf sie zukommen würde, als sich ihre Hose am Ende ebenso auflöste, wie der Rest ihrer Kleidung es bereits getan hatte.

Dies war der Punkt an dem es kein Zurück mehr geben würde und ich es endlich schaffte meine Gedanken auf Eis zu legen und einfach zu machen, was mir mein Unterbewusstsein zuflüsterte, ohne dabei zu grob zu werden, weil ich trotz allem noch immer nicht wehtun wollte. Das war der Punkt, an dem ich mich zum ersten Mal seit Jahren, seit so vielen Jahren fallen ließ.

Mich fallen ließ und ihren Wunsch erfüllte, der nicht der letzte bleiben würde.

~~~***~~~
 

Er blinzelte in die Dunkelheit und nahm einen tiefen Atemzug, der eher danach klang als hätte er nach Stunden endlich die Wasseroberfläche durchbrochen und konnte den so dringend benötigten Sauerstoff in seine Lungen ziehen. Als stünde er kurz vor dem Ersticken krallten sich seine klammen Finger an den Stoff der Decke und versuchten ihn zu halten, das Rauschen seines Blutes aufzuhalten und den Schwindel zu unterdrücken, der sich über seinen Verstand gelegt hatte wie ein schwarzes seidenes Tuch, durch das er trotz allem noch sehen konnte.

Als würde die Gegenwart mit der Vergangenheit verschmelzen und eine ungewisse Zukunft hinterlassen, die er nicht sehen, nicht bestimmen konnte und es vielleicht auch nicht wollte, weil es völlig unnötig und unnütz war.

Er würde nicht hineinblicken können und schloss die Augen anhand der Erkenntnis wieder. So wie er damals nicht in diese Zukunft hatte sehen können, die nun als Vergangenheit so weit hinter ihm lag und sich trotz allem noch immer so lebendig anfühlte, dass er es kaum greifen konnte und doch zur selben Zeit soviel Schmerz mit sich brachte, wie es das Gefühl in sich trug, das er damals gespürt hatte. Nur ein winziger Augenblick in seinem Leben, ein kurzer und guter Augenblick nach Jahren eines Albtraumes und es entwickelte sich zu etwas, das sich durch sein gesamtes Leben gezogen hatte, auch wenn er dies eigentlich so nicht geplant hatte.

Wenn er es niemals so haben wollte.

Und es jetzt nicht mehr hier war...
 

Sie war kein Narr gewesen.

Damals hatte sie wohl nur zu genau gewusst, dass er sie auf eine oder andere Weise nur ausnutzte, dass sie ihn nicht halten würde können, so wie sie es sich vielleicht vorgestellt hatte und doch, auch nach Ablehnung und weiterer Ignoranz, hatte sie niemals aufgegeben, hatte immer an das Gute in ihm geglaubt und letzten Endes sogar einen Sieg errungen. Einen Sieg über seinen Stolz, den er mit dieser Tat eigentlich über Bord geworfen hatte, weil es nicht ehrenvoll war sich mit einem Menschen zu vereinigen und sogar einen Spross mit ihr zu zeugen. Sie hatte den Sieg über ihn errungen und ihm unmissverständlich klargemacht, dass er doch sonst auch keine Perspektiven hatte, nicht einmal, nachdem sie Cell schließlich aus dem Weg geräumt hatten.

Er konnte nirgendwo hin.

Das wusste er auch selbst, aber es hatte die Entscheidung hier zu bleiben keineswegs einfacher gemacht. Es hatte auch die Tatsache, dass er ein Halbblut mit ihr gezeugt hatte, nicht leichter zu ertragen gemacht. Aber sie hatte sich immer und immer wieder in sein Blickfeld geschoben, war immer irgendwie in seiner Nähe geblieben und hatte diese verfluchte niemals aufgegeben, so dass er diesem stummen Flehen in ihren Augen letzten Endes doch wieder nachgegeben hatte, nur um nun sagen zu können, dass es die beste Entscheidung gewesen war, die er jemals in seinem Leben getroffen hatte, auch wenn es nicht immer leicht gewesen war.

Weil er niemals wirklich akzeptieren konnte, was geschah.

Er war kein Mensch und sie hatte es immer gewusst, was ihre Geduld nur umso größer hatte werden lassen. Sie wusste, dass er niemals einer werden würde und auch nicht akzeptierte, wenn man ihn so zu behandeln versuchte, weshalb sie es erst gar nicht machte und sich stattdessen auf das einließ, was er wirklich war - ein Saiyajin, dessen Gedankengänge manchmal so unergründlich blieben wie seine Augen und dem sie doch jeden noch so großen oder kleinen Fehler verzeihen konnte, weil sie wusste, wie man ihn zu nehmen, wie man ihn zu lesen hatte, um am Ende doch auf eine Erklärung zu kommen, die er so niemals freiwillig abgegeben hätte.

Hinter seine Gefühle zu blicken, die er in einer eisigen Mauer der Ignoranz verbarg und nur ihr wirklich zeigen konnte. Seine Beweggründe zu erkunden, wenn er manchmal tagelang nicht zu Hause gewesen war und die unerschütterliche Angst um sein Leben zu hegen, wenn ein weiterer Kampf anstand, der sich nicht umgehen ließ.
 

Sie hatte ihn durchschaut, sehr früh schon und er hatte es zugelassen, weil es vielleicht das gewesen war, was er schon immer haben wollte und doch niemals haben durfte. In diesem Leben aus Dunkelheit und Tod gab es nicht viel Platz für ein Glück, das sich seine Seele so unendlich lange gewünscht hatte und doch hatte er die Grenzen irgendwann überschritten und war es geworden.
 

Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und verschwand genauso schnell wie es gekommen war, weil sich dieses Glück jetzt wieder aufgelöst hatte wie ihr Körper, der sich zu Asche verwandelt hatte. Und der bekannte Kloß setzte sich zurück in seine Kehle, schnürte sie zu und machte das Schlucken zu einer wahren Qual, genau wie es das eigentliche Wachsein an sich bereits war. Eine geistige und körperliche Folter, weil sich eben jener genauso schwer und taub anfühlte, wie es sein Geist auch war und jedwede Gedanken wie einen Wirbelsturm durch ihn hindurch jagte und alles durcheinander brachte, ohne dass er es wieder ordnen konnte,

Dieses Glück, dieses Leben lag hinter ihm, war in tausend Scherben zersprungen, die sich nicht wieder zusammenfügen ließen.

Vielleicht wollte er das ja auch gar nicht, Vielleicht reichte die Erinnerung und die Tatsache, dass er noch am Leben war und auch wenn das bedeutete, dass er ab jetzt als diese leere Hülle durch dieses weitere Leben gehen musste, er konnte es nicht ändern. Er war kein Feigling und würde auch nicht diesen Weg gehen, egal wie verlockend dieser eine Gedanke noch immer klang. Aber was würde es ihm bringen? Er würde sie dennoch nicht wiedersehen und es war dieser eine Umstand, der am Ende sogar ausreichen musste, um dem Drang zu widerstehen. Es war dieser eine Gedanke, der ihn dazu brachte die Finger endlich wieder aus ihrer verkrampften Haltung zu lösen und völlige Ruhe einkehren zu lassen.

Eine Ruhe, die er seit Wochen nicht hatte.

Aber sie hatte es verdient, hatte seine volle Aufmerksamkeit einfach nur verdient. Sie alleine zu lassen wäre einem Verrat gleichgekommen - ein Verrat an ihr und sich selbst, weil auch sie niemals gegangen war und er es nur auf diese Weise zurückzahlen konnte. Worte waren niemals seine Stärke und jetzt und hier, am Ende dieses einen Weges, war er sich nicht einmal mehr sicher, ob er ihr jemals gesagt hatte, dass er sie liebte.

Nicht, dass sie einen besonderen Wert auf diese Worte gelegt hatte... sie wusste es auch so.
 

Doch wurden seine Gedanken durch die sich öffnende Tür unterbrochen, so dass das spärliche Licht aus dem Flur in das karge, dunkle Zimmer fallen konnte und er automatisch den Kopf drehte, um nachzusehen, wer es dieses Mal war. Wer sich Sorgen um ihn machte und ihn mit diesem einen bestimmten Blick bedachte, der ihm das Herz nur wieder verkrampfen ließ, weil es nicht nötig war, weil man sich um ihn keine Sorgen machen musste.

"Du bist wach, Papa?"

Nein, sein Herz krampfte sich nicht nur zusammen, es setzte für zwei Schläge aus und schlug auch danach nicht regelmäßig weiter, während sich seine Lippen öffneten und das bekannte Brennen in seinen Augen erneut versuchte einzusetzen. Wieso... wieso nur war sein Schicksal so unendlich grausam zu ihm?

Eine unwirkliche Ironie des Schicksals, dass er ausgerechnet jetzt in das Antlitz des perfekten Ebenbildes seiner Frau blicken musste...

15.

Eine unwirkliche Ironie des Schicksals, dass er ausgerechnet jetzt in das Antlitz des perfekten Ebenbildes seiner Frau blicken musste...
 

Schwach war das Blinzeln, das er ihr entgegen bringen konnte, während sich seine Lippen wieder schlossen und sie genauso langsam wie all seine eigenen Bewegungen waren, in das Zimmer geschritten kam, als wäre es für sie eine genauso schwere Begegnung wie für ihn. Und für einen Moment wünschte er sich wirklich wieder schlafen zu können, in die erholsame Schwärze eindringen zu können, die ihm all das hier abnehmen könnte und doch konnte er nichts weiter machen als ihr eine Zeit lang mit den Augen zu folgen und den Blick schließlich wieder auf die Decke zu legen. Er hatte Kopfschmerzen, es fühlte sich mit einem Mal an, als würde sich seine Gehirnmasse ausbreiten und von innen gegen seine Schädeldecke drücken, so dass er erst einmal auf eine Antwort verzichtete und stattdessen die Augen schloss.

"Wie geht es dir, Papa?" Ihre Stimme war so leise und unsicher, wie sie sich fühlte und eigentlich wusste sie auch, dass diese Frage mehr als überflüssig gewesen war, während sie in das fahle Gesicht ihres Vaters blickte und die offensichtliche Antwort doch bereits kannte, die er ihr sowieso nicht geben würde. Hier in diesem dunklen Raum, mit nur dem Licht, das aus dem Flur hinein schien und nicht einmal genug erhellen konnte um alles zu erkennen, sah er für einen Augenblick so aus wie es ihre Mutter in den letzten Wochen getan hatte.

Es war nur ein undefiniertes Brummen, das am Ende an ihre Ohren drang und sie wirklich versuchte zum lächeln zu bringen, wenngleich es einfach nicht auf ihren Lippen entstehen wollte und sie schluckte. Schwer schluckte, weil sie ihren Vater zwar in vielen Situationen unterschätzte und oftmals Dinge gesehen hatte, die sie so niemals erwartet hatte, aber dies hier wieder etwas ganz anderes war. Ihn so offen Dinge zeigen zu sehen, die sie niemals erwartet hatte irgendwann in ihrem Leben einmal zu erblicken war bestenfalls beunruhigend, aber so viele ehrliche und offene Emotionen in seinen Augen, in seinem gesamten Gesicht lesen zu können war... schockierend.

Aber was hatte sie erwartet?
 

Sie wusste ehrlich gesagt nicht, was sie von diesem ganzen Tag halten sollte. Es war ihr immer bewusst gewesen, dass sowohl ihr Vater als auch sie selbst etwas Besonderes waren, etwas anderes, das es auf diesem Planeten nur vereinzelt gab und sie hatte auch immer gewusst, dass ihr Vater eines Tages in einem Kampf sterben oder sehr viel länger leben würde, als ihre Mutter, aber die grausige Realität wirklich irgendwann erblicken zu müssen, machte es dennoch so unendlich schwer zu verstehen.

Wieso sie so anders waren und ihre Mutter diese Chance nicht erhalten hatte.

Sie seufzte und sah ihn abermals an, nur um doch keine Antwort zu erhalten, aber weil sie ihn kannte, weil sie wirklich kannte und liebte, wie er nun einmal war, nahm sie es ihm nicht einmal übel, dass er sie nicht ansehen wollte. Ihr war bewusst, dass sie für ihn einen Anblick bot, dem er vielleicht nicht einmal standhalten konnte, nicht heute und auch morgen noch nicht, aber irgendwann würde er den Gedanken daran nicht einmal mehr hegen und es vergessen haben, so dass sie nun lediglich den einen Stuhl, der nahe an der Tür an einem kleinen Tisch stand, aufnahm und neben das Bett stellte. Wahre Ironie, wenn sie bedachte, dass es ihr Vater war, der noch letzte Nacht und den gesamten Morgen so am Bett ihrer Mutter gesessen hatte, ohne sich dabei wirklich zu bewegen, ohne den Anschein zu machen, als würde es ihn stören.

Aber das stimmte so auch nicht, nicht wahr?

Sie hatte es unter all ihrer eigenen Trauer, all ihrem eigenen Schmerz nur zu genau gesehen und sie hatte es unter all ihrem eigenen Schluchzen so kristallklar gehört, dass ihr noch jetzt, wenn sie nur daran dachte, eine Gänsehaut auf den Armen entstand, die schlichtweg nicht weichen wollte. Er hatte seine eigene Trauer so offen gezeigt, obwohl sie sich beide noch im Zimmer befunden hatten, dass es ihr nur eiskalt den Rücken hinunterlaufen konnte, während sich die Erinnerung in ihrem Geist abspielte wie ein Film und all das Gefühl zu ihr zurückbrachte, das sie nur tief einatmen konnte, um ihnen keinen freien Raum zu gewähren.

Jetzt nicht, später konnte sie den Tränen immer noch nachgeben, doch jetzt war sie hier und wusste trotz allem nicht, was sie tun oder gar sagen könnte, weil sie nicht wusste, ob ihr Vater ihr überhaupt richtig zuhörte, weil sie nicht wusste, ob er ihre Gegenwart vielleicht doch nicht wollte und vor allem weil sie nicht wusste, ob er ihr antworten würde.
 

Er starrte nur an die Decke und machte einen beinahe eingesunkenen Eindruck auf sie. Wie jemand, der die Szene betrachtet hatte, ihre Bedeutung verstanden und in sich aufgenommen und sie dennoch nicht als dieses akzeptieren wollte und vielleicht hatte sie ja auch nichts anderes von ihm erwartet, vielleicht war es dieser unbeugsame Ader, die es am Ende so schwer für ihn machte.

"Papa?", sagte sie abermals leise und beobachtete lediglich ein langsames, beinahe träge wirkendes Blinzeln, als würde es ihm unglaubliche Kraft kosten die Augen überhaupt offen zu halten und doch den Schlaf eisern bekämpfen, weil er ihm auch nichts geben konnte. Weil er wahrscheinlich auch nur Träume mit sich bringen würde, Bilder, die er hier und heute nicht mehr verkraften könnte und sie verstand es, verstand es wirklich, weil es ihr nicht anders erging. Weil auch sie sich nicht hinlegen wollte, egal wie sehr ihre verquollenen Augen brannten und weil auch sie die Erinnerung an diesen Tag nicht abschütteln konnte, an die ganz spezielle 'Beerdigung', die sich ihre Mutter so sehr gewünscht hatte. Sie konnte es nicht nur verstehen - der Augenblick, in dem ihr Vater sie dort draußen im Garten angesehen und um ihr volles Einverständnis gefragt hatte, wenngleich es nur ein einziger Blick gewesen war, hätte ihr in einer Intensität beinahe den Boden unter den Füßen weggerissen, weil es dieser Augenblick gewesen war, in dem sie erst völlig verstand.

Er hatte es nicht tun wollen, er hatte mich sich selbst gekämpft und nur einen Wunsch, einen einzigen letzten Wunsch akzeptiert, während er den Umstand ihres Todes an sich nicht akzeptieren konnte und es hatte ihr wirklich, wirklich und wahrhaftig ein völlig neues Bild von ihm geschaffen.

"Du musst nicht mit mir reden, ich... kann verstehen, wenn du mich nicht einmal ansehen willst, aber...", begann sie und musste den Satz am Ende doch im Offenen stehen lassen, weil ihr nur neue Tränen die Luft abschnürten und ihre Kehle so sehr zusammendrückten, dass sie es einfach nicht schaffte ein weiteres Wort zu sagen, nur um mit ihrem so schnell verschwommenen Blick zu bemerken, dass ihr Vater noch einmal blinzelte und schließlich die Augenbrauen leicht zusammenzog, bevor er den Blick endlich von der Decke nahm und den Kopf erneut leicht wandte um sie anzusehen.
 

"Nein." Es war nur ein einziges Wort, das letztendlich seine Lippen verlassen hatte, um so viel schwächer als seine eigentliche Stimme und ohne jegliche Tiefe, ohne jegliche Emotion, während sie in seinen Augen die Wahrheit lesen konnte. Er klang so hohl und leer, nicht wie er selbst und doch stand in seinen Augen, dass sie so nicht denken sollte. Dass es ihm Leid tat und er sich trotz allem nicht aus dieser Trauer, aus dieser Lethargie befreien konnte, die ihn in den letzten Tagen befallen hatte, als die Zeichen auch für seine Kinder so eindeutig wurden, dass sie sie nicht mehr ignorieren konnten.

Aber ihr Vater war schon immer anders gewesen, als sie es aus den Erzählungen ihrer Mitschüler hören konnte, als sie es draußen auf der Straße sehen konnte und vielleicht lag es an ihren Genen, dass sie es ihm wirklich nicht übel nehmen konnte. Dass sie seine oftmals so grobe Art auf ihre ganz eigene Weise verstehen konnte und seine Wortkargheit, seine Verschlossenheit und permanente Abwesenheit nicht übel nahm. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass er sie anders behandelte als er ihren Bruder behandelt hatte, dass sie schon immer, trotz aller Seltsamkeit und wenig Aufmerksamkeit seine kleine Prinzessin gewesen war und am Ende war es jener Gedanke, der sie durch die Tränen lächeln ließ.

Ein Lächeln, das er mit einem Nicken quittierte, das sie kaum sehen konnte.

Dann wandte er sich wieder leicht ab und sah förmlich an ihr vorbei, als würde es ihm wirkliche Schmerzen bereiten sie anzusehen, während sie die Tränen wieder wegwischte, ohne dass sofort neue in ihre Augen traten. Sie hörte ihn seufzen, eine Mischung aus einem tiefen Luftholen und einem unbestimmten Geräusch, dass sich leise in seiner Kehle bildete und im Raum widerhallte, weil es sonst kein weiteres Geräusch gab, dass es hätte schlucken können.
 

Bra presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und schob ihre eigene Trauer für einen Moment zur Seite, hob langsam die Hände und lehnte sich ein wenig nach vorne, so dass sie nach seiner Hand greifen konnte. Langsam, um ihm vielleicht doch noch die Möglichkeit zu geben, sich der Situation zu entziehen, wenngleich es ihr das Herz gebrochen hätte, kam sie ihm näher und hielt beinahe die Luft an, als sie schließlich ganz danach griff und sie mit ihren Fingern umschloss.

Nur ein Zucken seiner eigenen Finger war die Antwort.

"Papa...", sagte sie abermals leise, als wolle sie den Moment nicht zerstören, als wolle sie ihn nicht darauf aufmerksam machen, was sie hier wirklich tat, aber dennoch dauerte es einige wertvolle Sekunden, bis sich sein so weit entfernter Blick wieder auf sie fixierte. Ein Schlucken, ein schweres Schlucken, das sie beinahe hören konnte, folgte und sie schloss die Finger ein wenig fester um seine Hand.

"Es tut mir leid." Dabei wusste sie nicht einmal, was ihr wirklich leid tun sollte. Die Natur hatte ihre Gesetze, man konnte sie nicht aufhalten und dennoch hatte sie das so dringende Bedürfnis diese Worte zu sagen. Es war nicht zwingend nur der Tod ihrer Mutter, der ihr so unendlich leid tat, auch wenn es wahrlich mehr schmerzte als sie angenommen hatte, aber es war sein Schmerz, seine Trauer, die sie ihm gerne nehmen wollte, die ihr leid taten.

"Das muss es nicht.", hatte er ihr geantwortet und beinahe hätte sie ein weiteres Mal gelächelt, wenn seine Stimme nicht so schwach geklungen hätte, wie sie sie niemals gehört hatte. Beinahe wäre sie froh um diese Antwort gewesen, wenn es nicht seine Augen gewesen wären, die sich nun leicht verwässerten, während er sie einfach nur ansah und keinerlei weitere Regung von sich gab und ihr Herz zusammenkrampfen ließ.

"Was soll ich sonst sagen, Papa, du redest ja nicht mit mir. Und wenn ich dich noch mal fragen würde, wie es dir geht, würdest du mir auch nicht antworten." Zur Unterstützung ihrer Worte drückten ihre Finger noch einmal seine Hand, als wolle sie ihn alleine damit wieder zur Besinnung bringen, als wolle sie mit ihren Worten und ihren Händen verhindern, dass er sich noch weiter zurückzog, als er es ohnehin gerade getan hatte und als wolle sie ihn aus dem schwarzen Loch ziehen, in dem er sich befand und in welchem nur Trauer herrschte. Es war okay dass er trauerte, sie hatte wirklich nichts dagegen und war erstaunt zu wie viel dieses einen Gefühls ihr Vater wirklich fähig war und dennoch... erschien es falsch.
 

Und das leichte Lächeln, das auf ihre Worte hin auf seinen Lippen entstand und sogar länger blieb als einen Sekundenbruchteil, nahm ihr den Atem, verhinderte jede weitere Bewegung, jedes weitere Wort, weil sie wusste und sah, dass es nicht gelogen und doch nicht ganz ehrlich war. Es ließ ihr Herz einen Schlag aussetzen, während sie lediglich ungläubig in sein Gesicht sehen konnte um nach der Antwort auf ihre niemals gestellte, niemals gedachte Frage zu gelangen und sie doch nicht fand.

"Wieso fragst du, wenn du es doch eigentlich schon weißt?" Er klang nicht wie ihr Vater und es war nicht nur die Müdigkeit, die sich in seiner Stimme und seinem Gesicht niedergelassen hatte, es war nicht nur der Schmerz, der ihn daran hinderte normal zu sein... und sie hatte das Gefühl, dass es ihr Anblick war, der ihm nur noch mehr Schmerzen bereitete und trotz allem etwas mit sich brachte, das er heute glaubte verloren zu haben. Sie fühlte mit ihm, es war der tägliche Blick in den Spiegel, der ihr immer wieder sagte, wessen Tochter sie wirklich war.

"Weil ich es von dir hören möchte.", gab sie zur Antwort und wusste im selben Moment als die Worte ihre Lippen verlassen hatten, dass sie die falschen gewesen waren, dass sie etwas anderes hätte sagen müssen und sie spürte es am leichten Zucken seiner Finger, an dem Lächeln, das sich abermals auf seine Lippen legte und die Müdigkeit nur verstärkte, die seine Züge verklärten. Die ihn handeln ließen, bevor er darüber nachdenken konnte.

"Du hast das Genie deiner Mutter geerbt und doch immer noch nicht gelernt wie es geht. Wie sie, stellst du diese unnötigen Fragen, obwohl du die Antwort kennst." Das Lächeln weitete sich und sie schluckte schwer, weil sich der Knoten in ihrem Hals ein weiteres Mal bemerkbar machte, während sie ihn lediglich ansehen konnte, Beobachten, als würden seine minimalen Bewegungen ihr eine Antwort liefern können wie sie mit ihm umzugehen hatte. Aber die würde sie nicht finden, nicht wahr? Er war in diesem Augenblick nicht er selbst und doch sagte ihr sein leichtes Lächeln, dass er es verstand. Dass er verstand wie sie es meinte und dass er verstand, dass manche Dinge eben nicht geändert werden konnten, egal wie sehr sie schmerzten, egal wie viel Trauer sie mit sich brachten.
 

Ihr Vater hatte es schon immer verstanden.

Hatte schon immer gewusst, dass sie vor ihm gehen würde und dabei wohl doch gehofft durch einen Kampf eher zu sterben, damit ihm die Aufgabe erspart geblieben wäre sie zu Grabe zu tragen. Der Gedanke ließ auch sie, trotz dessen, dass er so unglaublich unwirklich und traurig klang, lächeln. Er hatte es gewusst und doch immer wieder von sich geschoben, so wie er sonst auch immer alles andere von sich schob, mit dem er sich nicht beschäftigen wollte, nur damit es ihm am Ende die Füße wegreißen konnte und er hart auf dem Boden der Realität landete, wenn die Situation letztendlich eintrat.

Es war schon immer so gewesen, sie erinnerte sich nur zu genau.

Oftmals waren es nur Kleinigkeiten, die dann zu einem Wutausbruch führten, wenn sie letztendlich eintraten, ein kurzer Moment des Aufregens, der genauso schnell wieder verging, nachdem er seiner Wut darüber mit Worten Platz gemacht hatte oder sich schlicht und einfach an Etwas abreagierte. Nichts im Vergleich zu dieser Situation, die er ebenfalls von sich geschoben hatte, nur um sich am Ende mit eine Inbrunst, mit einer Leidenschaft in diese Aufgabe zu stürzen und am Ende daran zu zweifeln, ob es das Richtige gewesen war, aber in diesem Fall gab es kein richtig oder falsch.

Es war Gesetzt, es gab nichts daran zu rütteln und sie wusste, dass er darüber hinweg kommen würde, egal wie müde, egal wie traurig und egal wie geschlagen er in diesem Moment auf sie wirkte. Und ihr Lächeln verschwand wieder, während die seine Hand drückte und sich schließlich leicht erhob, um sich ganz über das Bett zu beugen und ihm zu seiner Überraschung einen kleinen Kuss auf die Wange zu geben.
 

Sein Ausdruck war gold wert.

Er bestätigte nur ihre eben gedachten Gedanken.

"Ich hab dich lieb, Papa.", sagte sie und vielleicht würde es ja reichen. Vielleicht würde diese Aussage reichen um ihn schneller wieder zu dem werden zu lassen, der er eigentlich sein sollte, vielleicht würde es reichen um ihn irgendwann aus seinen trüben Gedanken zu reißen und die endlose Trauer abzulegen und auch wenn sie die Zukunft nicht vorhersagen konnte, so wünschte sie sich nichts sehnlicher, weil sie nicht wollte, dass auch er ging. Weil sie ihn brauchte, egal wie alt sie selbst mittlerweile geworden war und weil sie nicht die nächste sein wollte, die diesen schweren Schritt zu gehen hatte, den er heute hatte gehen müssen.

"Ich hab dich lieb.", wiederholte sie leise und setzte sich zurück, während er mit einem leisen Seufzen die Augen schloss. Die brennenden, roten und so erschöpft wirkenden Augen und doch wusste sie um die Bedeutung.

Er sagte es niemals.

Solange sie sich zurückerinnern konnte, hatte er diese Worte niemals gesagt, nicht zu ihr, nicht zu Trunks und auch nicht zu ihrer Mutter und doch hatte sie immer gewusst, dass er es tat. Dass er dort war, wenn sie ihn brauchte und dass er sie beschützen würde, wenn es nötig sein würde. Sie hatte es schlicht und einfach immer gewusst, weil er nun einmal etwas Besonderes war und es dieser eine Satz war, der ihr auf ewig in ihrem Gedächtnis hängen bleiben würde, weil auch er ihn früher einmal zu ihr gesagt hatte.

Damals war sie noch klein gewesen, damals hatte sie nichts damit anfangen können was sie war und ihre Kraft, ihre Abstammung verflucht, weil es sie so anders als alle anderen machte und er hatte sich, trotz schlechter Laune, ihre verheulten Worte angehört und schließlich nur wortlos eine Hand auf ihren Kopf gelegt, in eine andere Richtung geblickt.

"Du bist etwas Besonderes." Hatte er gesagt, mehr nicht. Nur diesen einen Satz, der jetzt, wo sie ihn gedacht hatte, leise von den widerhallte, so dass sie verstehen musste, dass er ihn in Wahrheit ebenfalls ausgesprochen hatte. Leise und unwirklich, mit einer Stimme, die ihm nicht mehr gehörte, die der Erschöpfung langsam aber sicher nachgab und nicht wie das klang, was ihm sonst gehörte.

"Genau wie deine Mutter.", hing er dem leise an und sie spürte mehr, als sie sah, dass er sich endlich selbst die Ruhe gönnte, die sein unermüdlich seit Tagen arbeitender Geist wirklich brauchte.
 

Sie schluckte und konnte die Tränen trotz allem nicht aufhalten, die sich erneut in ihre Augen legten und ihre ohnehin nicht sehr klare Sicht nur verschwimmen ließen. Schluckte und drückte ein weiteres Mal seine Hand, ohne weiterhin zu versuchen ihre Tränen auch wirklich aufhalten zu wollen. Vielleicht hatte er ja Recht, sie wusste es nicht.

Vielleicht waren seine Worte nur ein Ausdruck elterlicher Zuneigung, weil kein Elternteil seine Kinder weinen sehen wollte, aber auf der anderen Seite wusste sie, dass sie es bei ihm niemals auf nur diese Dinge beschränken konnte. Er zeigte nicht die Zuneigung, die für andere Kinder so wichtig waren und er war auf seine ganz eigene Weise niemals der Vater, der er hätte sein sollen und doch... doch wusste sie, dass er es in diesem Moment in der Vergangenheit ernst gemeint hatte. So wie er es auch jetzt meinte.

Er sah in ihr nicht eine Kopie ihrer Mutter.

Er sah in ihr das Wesen, das er geschaffen hatte und das sie nun einmal war.

Eine kleine Prinzessin, die einen Prinzen zum Vater hatte.

"Genau wie du.", flüsterte sie und drückte ein letztes Mal seine Hand. Konnte sich nicht zwingen aufzustehen und ließ sich stattdessen, mit einem eigenen leisen Seufzen, nach vorne auf das Bett sinken. Ein surreales Abbild einer Situation, die ihr die Mutter genommen hatte und doch wusste sie, dass er morgen noch da sein würde. Dass er sie nicht einfach verlassen würde und ging, sondern dass er hier blieb und versuchte das Beste draus zu machen.

Vielleicht sogar unbewusst eine Hand auf ihren Kopf legte und ihr zeigte, wortlos, dass er da war, bevor auch sie die Augen schloss und ein letztes Mal tief durchatmete, ohne zu wissen, dass hinter ihr in der Tür jemand stand, der mit einem breiten Lächeln die letzten Minuten diese Szene in sich aufgenommen hatte, die Hände in die Tasche steckte und mit ruhigem Gewissen wieder nach Hause zurückkehren konnte.
 

~~~***~~~

"Was?", fragte sie mich genervt, weil ich sie wohl sekundenlang angestarrt haben musste, als ob sie nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Manchmal, auch heute noch, nach so vielen Jahren, zweifelte ich wirklich daran, ob sie ihren Genie auch für Dinge einsetzte, die wichtig waren oder ob sie ihn permanent nur für Nonsens verschwendete, der sich dann aus ihrem Mund zwängte.

"Wieso so etwas planen, wenn so viel Zeit ist?" Ich zog eine Augenbraue nach oben und sah sie wieder einfach nur an, weil ich es nicht verstand; nicht verstand was sie von mir wollte und was der Zweck dieser Unterhaltung war. An sich verstand ich die ganze Bedeutung nicht, aber ich würde den Teufel tun und das auch offen zugeben, wenngleich mir der Ausdruck in ihren Augen und das dazugehörige Lächeln eindeutig sagten, dass sie mich längst durchschaut hatte.

"Vegeta..." Na wunderbar. Ich hasste diese Tonlage, weil sie mich an jene erinnerte, die sie bei unseren Kindern verwendete, wenn diese mal wieder etwas nicht begriffen und es mit zehnfacher Geduld noch einmal und noch einmal erklärt bekommen mussten.

"Hier auf der Erde ist es nun einmal Brauch die Toten zu beerdigen. Kennst du das denn gar nicht, kannst du es dir nicht vorstellen?", hatte sie mich dann gefragt und musste zugeben, dass ich die Sache an sich schon einmal gehört, mir aber niemals wirkliche Gedanken darum gemacht hatte. Wenn ich mich zurück erinnerte, dann war es doch das, was Kakarott mir auf Namek hatte angedeihen lassen - die letzte Ehre, oder irgend so ein Schwachsinn. Im Tod gab es keine Ehre mehr, ehrenvoll konnte nur die Art sein, wie man starb.

"Natürlich kann ich mir das vorstellen! Treib's nicht zu weit, Onna!" Sie aber lächelte nur wieder und nahm meine Worte schon lange nicht mehr ernst, so dass mir nichts weiter übrig blieb als die Arme zu verschränken, ein leises Knurren von mir zu geben und einfach zur Seite zu starren. Aber ich hätte wissen müssen, dass es nur wieder in einem leises Lachen ihrerseits endete, so dass ich lediglich innerlich seufzte.
 

"Wie dem auch sei..." Ich sah sie nicht an, sie wusste auch so, dass ich ihr trotz allem zuhörte, auch wenn ich es eigentlich nicht wollte.

"... auch ich werde älter und muss Maßnahmen treffen." Und wieder rutschte eine Augenbraue in die Höhe und ohne dass ich es wirklich mitbekam, dass ich es eigentlich wollte, hatte ich mich ihr wieder zugewandt. "Und weil ich weiß, dass du damit nichts zu tun haben willst, und ich meine Kinder damit nicht belasten möchte, wollte ich es planen, bevor ich abtrete. Versteh mich nicht falsch, ich hab noch nicht vor zu sterben, aber was ich jetzt erledigen kann, bleibt später nicht an euch hängen." Ja, und nun? Wenn sie doch alles regeln wollte, wieso wollte sie dann so dringend mit mir darüber reden? Ich verstand noch immer nicht den eigentlichen Punkt der Unterhaltung.

"Komm zur Sache." Ich hatte keine Zeit für diesen irdischen Schwachsinn und würde sie mir auch niemals nehmen, weil ich noch so lange auf diesem Planeten sein konnte, das machte keinen Unterschied zu dem Gefühl, dass ich schlichtweg nicht hierher gehörte und mich ihnen auch nicht anpassen wollte.

"Schon gut, bleib ruhig. Ich werd' dir schon nicht zu viel deiner kostbaren Zeit stehlen. Ich wollte dich nur um etwas bitten, was damit zu tun hat." Ich verengte die Augen, um was sollte sie mich schon bitten können? In mancherlei Hinsicht würde ich den verqueren Verstand dieser Frau wohl niemals verstehen, aber mir blieb letzten Endes keine andere Wahl als ihr schlichtweg zuzuhören, weil sie mich nun einmal gebeten hat und ich einfach nicht in der Lage war wieder aufzustehen und einfach zu gehen.

Weil ich sah, dass es ihr wichtig war, auch wenn ich nicht begriff, warum.
 

Spuck's schon aus." Ich resignierte und sie musste es an meiner Stimme hören, weil sie es immer tat. Ich würde ihr zuhören und ihr ihren Wunsch erfüllen und wahrscheinlich sogar alles mögliche in Bewegung setzen, um am Ende auch erfolgreich zu sein und manchmal, wirklich nur manchmal verfluchte ich mich selbst dafür!

"Wie ich schon sagte, ist es ein Brauch. Ich möchte diesen auch beibehalten und beerdigt werden, allerdings will ich nicht eine dieser stinknormalen Dinge haben, die jeder hat, weil wir ja nun einmal auch nicht wirklich normal sind." Eine kurze Pause, in der ich das Gesagte verarbeiten sollte, aber so schwer war es dann auch nicht zu verstehen, weshalb ich nur wieder meine Augen leicht verengte und dies mein einziges Zeichen dafür war, dass sie aus dem Arsch kommen sollte.

"Versteh mich nicht falsch, Vegeta, ich... möchte etwas Besonderes von dir." Die Pause in ihrem eigenen Satz machte mich stutzig und ich versuchte in ihren Augen zu lesen auf was sie hinauswollte, nur um auf pure Ehrlichkeit zu treffen und wieder meine Braue zu heben, weil es sich einfach nicht aufhalten ließ.

Sie verwirrte mich.

Aber wann hatte diese Frau mich eigentlich mal nicht verwirrt? Sie hatte es von Anfang an geschafft mich in ihre Fänge zu ziehen und diesen Untergang meinerseits als etwas zu verkleiden, das weder so aussah, noch sich so anfühlte und am Ende war es ja vielleicht sogar meine Pflicht ihr etwas dafür zurück zu geben, weil sie mir auch schon soviel gegeben hatte.
 

"Ich möchte etwas Besonderes, weil du etwas Besonderes bist ...", führte sie weiter und ich kam erneut nicht hinterher, wenngleich dieses Gespräch wirklich immer seltsamer wurde und mich ein weiteres Mal an ihrem Verstand zweifeln ließ.

"... und ich ein Teil von diesem besonderen sein möchte." Okay, das machte weitaus mehr Sinn, als es zu Anfang den Anschein gemacht hatte, aber hatte sie denn noch immer nicht verstanden, dass sie schon lange ein Teil davon war? Hatte sie immer noch nicht begriffen, dass meine Vorsicht von den Anfängen sich in etwas ganz anderes gewandelt hatte und sie es sogar geschafft hatte, sich einen Platz in meinem Herzen zu ergattern? Ich würde das niemals sagen, es klang mehr als nur kitschig und peinlich und dennoch war es so und mir blieb wieder nur übrig, die Augenbrauen in Verwirrung zusammen zu ziehen.

Sie lächelte noch immer, wie immer.

"Es wäre irgendwie zu einfach mich schlicht begraben zu lassen, wenn ich mein ganzes Leben mit jemandem verbracht habe, der nicht schlicht ist und zu dem Zeitpunkt, an dem ich abtrete, hoffentlich noch hier ist." Was wurde das hier eigentlich? Ich schluckte unbewusst und spürte, dass mir dieses Gespräch keinesfalls gefiel, dass ich den Ausgang eigentlich gar nicht hören wollte und merkte dabei nicht einmal, dass ich meinen üblichen spitzen Kommentar zu ihrer letzten Aussage einfach wegließ. Ihn nicht sagte. Ihr nicht sagte, dass sie sich das abschminken konnte, weil nur ein Wahnsinniger sein ganzes Leben mit dieser Verrückten verbringen konnte.

"Und weil dieses ganze Leben etwas besonderes war, braucht es auch einen besonderen Abschied und diesen Abschied kann mir eigentlich nur einer geben..." Sie lächelte ein so ehrliches und strahlendes Lächeln, dass ich für einen Augenblick nicht greifen konnte, ob wir hier wirklich über ein und dasselbe Thema sprachen oder ob ich an irgendeinem Punkt die falsche Route genommen hatte, inmitten des Gespräches in einer anderen Dimension gelandet war.

Wie konnte sie... wie schaffte sie es dieses Thema so auf die leichte Schulter zu nehmen und etwas zu planen, das so fern in der Zukunft lag, dass ich es nicht einmal erahnen wollte. Nicht daran denken wollte, wenngleich ich wusste, dass dieser Punkt uns näher kam und irgendwann nicht mehr zu vermeiden war.
 

"... und das bist du, Vegeta." Und irgendwas in ihrer Stimme, eine gewisse Ernsthaftigkeit und eine so abgrundtief extreme Ehrlichkeit, ließen mich wieder aufsehen. Meine Augen verengen und nach etwas suchen, das ich nicht bestimmen konnte, während sie einfach weiter sprach und mir ihren kleinen Plan erklärte.

Einen simplen Wunsch, der in diesem Moment vielleicht sogar sehr gut klang und sie weit mehr als Saiyajin denken ließ, als ich ihr jemals zugetraut hatte. Hatte sie mich vorhin wirklich gefragt, ob ich Beerdigungen kannte? Wenn sie selbst auf diese Idee gekommen war, dann musste sie doch zumindest erahnen, warum ich bei diesem Wort ein großes Fragezeichen in meinem Kopf hatte. Dann musste sie doch verstehen, dass oftmals nicht viel mehr von uns übrig geblieben war, was man hätte beerdigen können.

Am Ende klang ihr Wunsch plausibel, auch wenn ich mir später wahrscheinlich wünschen würde, nicht so gedacht zu haben. Am Ende klang ihr Wunsch wirklich ziemlich gut, zumal ich wahrscheinlich sowieso vor ihr abtreten würde und diesen ganzen Scheiß nicht mitmachen musste. Wenn ich damals gewusst hätte, wie sehr ich mich täuschen konnte, hätte ich niemals zugestimmt, stumm wie eh und je, dass ich ihr diesen Wunsch erfüllen würde.

Aber ich wusste, dass ich ihr einfach nichts abschlagen konnte.

Am Ende... erfüllte ich ihr doch eigentlich jeden Wunsch.

So wohl auch diesen...
 

~Owari~
 

Schattenaugen 06.01.2014 - 17.01.2014



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von:  Cullinaree
2016-01-08T18:48:34+00:00 08.01.2016 19:48
Wow ... das war einfach ... wow ...
Ich heule wie ein Schlosshund! Das ist so ergreifend, herzzerreißend und traurig ...
Ich liebe es!
Antwort von:  Schattenaugen
09.01.2016 17:07
Vielen Dank!
Hätte nicht erwartet, dazu noch etwas zu erhalten,
aber wenn es noch immer so ankommt, wie ich es gedacht und geplant habe,
dann ist deine Reaktion schon die richtige ^.~
lg
Von:  Marlee8sleep
2015-08-30T18:07:38+00:00 30.08.2015 20:07
Hi,
ich wollte schon lange einen Kommentar da lassen und jetzt gerade komme ich dazu. ^^
Ich kann dir gar nicht sagen wie viele Tränen ich geweint habe beim Lesen deiner FF. :,)
Du schreibst so wunderbar über die Trauer von Vegeta und seine Hoffnungslosigkeit. Hut ab.
Ich würde mich über ein nächstes Kapitel sehr freuen, da ich gesehen habe, dass du schon lange nichts mehr geschrieben hast.
Lg deine hoffnungsvolle
Marlee ♥
Von:  SaiyajinVeturi
2015-03-02T19:35:50+00:00 02.03.2015 20:35
Ohhhh das ist sooo schön geschrieben!!! Vorallem die Vergangenheit!...hat sie ihn nu doch noch bekomm^^
Das hätten sie in den Anime mit einbeziehen sollen!!!
Danke für die schönen gefühlvollen Leseminuten die du uns allen hier schenkst!^^
LG Veturi
Von:  SaiyajinVeturi
2015-02-18T18:52:27+00:00 18.02.2015 19:52
oh gooooooottttttt!
Das is ja die traurigste Geschichte die ich hier je gefunden hab!
Bin geplättet!
hoffe auf eine schnelle fortsetzung!
Von:  SaiyajinVeturi
2015-02-18T18:52:16+00:00 18.02.2015 19:52
oh gooooooottttttt!
Das is ja die traurigste Geschichte die ich hier je gefunden hab!
Bin geplättet!
hoffe auf eine schnelle fortsetzung!
Von:  SaiyajinVeturi
2015-02-01T22:57:00+00:00 01.02.2015 23:57
ach gottel is das traurig....*schnief*
Der arme...find ich aber gut das Goku ihn nich allein lässt...
Bitte gaaaanz dringend und gaaaaanz fix weiterschreiben!
LG Veturi
Von:  SaiyajinVeturi
2015-01-19T20:06:25+00:00 19.01.2015 21:06
Ohhhh tröstet der Goku den jetz?!
Das is ja soooo süß!!!
Ich hab mal wieder nur geheult!Das wird ja langsam zum Hobby!!
LG Veturi
Von:  SaiyajinVeturi
2015-01-13T17:04:47+00:00 13.01.2015 18:04
Gott das ist sooo herzzerreißend!!!
Ich bin stolz auf mich das ich es geschafft hab mal nicht zu weinen bei einem Kapi von dieser FF...
Danke für diese schöne und auch außergewöhnliche FF von dir!!!
LG Veturi...bin gespannt auf den nächsten Teil!
Von:  SaiyajinVeturi
2014-11-10T23:19:19+00:00 11.11.2014 00:19
Das is oo schöööön....auch wenn ich das letzte Drittel kaum noch lesen konnte, war zu verschwommen durch die Tränen in meinen Augen!
So schön herzzerreisend!!!
Danke LG Veturi
Von:  SaiyajinVeturi
2014-11-10T22:50:34+00:00 10.11.2014 23:50
Das is jaaaaa soooooo traurig.....dachte ich les mich mal kurz rein und geh wieder...doch nu häng ich an deinen geschriebenen Zeilen.....schreib bitte ganz ganz schnell, so toll gefühlvoll weiter!!
LG Veturi


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