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You were something special

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2.

You were something special
 

Kapitel 2
 

Drei Jahre waren nicht wirklich eine lange Zeit, wenn man sich darauf vorbereiten sollte in einen Kampf zu ziehen der den eigenen Tod bedeuten konnte. Es war aber eine lange Zeit, wenn man bedachte, dass man diesen Kampf eigentlich nicht für sich selbst ausfocht.

Ich schüttelte den Kopf über mich selbst, weil ich mich nicht verstehen konnte.

Ich hätte so viele Möglichkeiten gehabt, so viele Gelegenheiten um diesen Scheißplaneten zu verlassen und doch war ich noch immer hier und trainierte für jemanden, der mir noch immer so fremd war wie zu Anfang. Trainierte und trainierte, weil ich der Möglichkeit nicht aus dem Weg gehen wollte und mich selbst der Tod nicht mehr abschreckte... weil ich bereits einmal tot gewesen war.

Was hatte ich zu verlieren?

Noch immer hatte ich nichts und ich konnte mich kaum mehr erinnern, wie es sich anfühlte so etwas wie einen Gefährten zu haben, einen Partner, der mich begleitet, egal wohin die Reise gehen würde. Am Ende hatte ich die Letzten von uns in den Tod geschickt und bereute es nicht einmal mehr, weil sie es wahrscheinlich nicht anders verdient hatten. Radditz war zu schwach und hatte sich von seinem eigenen Bruder umbringen lassen und Nappa... war beizeiten so dumm wie er Muskelmasse hatte und hatte es wahrscheinlich genauso verdient.

Ich konnte nicht leugnen, dass mir auf diesem Matschball etwas genauso fehlte, wie es mir all die Zeit unter Freezer gefehlt hatte, aber all das Trauern würde mir wenig bringen, nutzte mir rein gar nichts, weil es auch nichts wiederbrachte. Ich konnte dadurch weder die Zeit zurückdrehen, noch irgendwas anderes bewirken, also stürzte ich mich in mein Training um zu vergessen.

Nicht zu vergessen wer ich war, sondern was ich alles verloren hatte.

Es war nicht nur mein Leben, das niemals wirklich so gelaufen war wie es vielleicht vorherbestimmt gewesen war, es war viel eher die Tatsache, dass ich von einem Umstand in den nächsten geworfen wurde und wieder einmal nichts dagegen hatte unternehmen können. Was nutzte mir all meine Kraft, wenn der kleine schwache Erdling es nicht wahrhaben wollte, wenn sie keine Angst vor mir hatte und mich einlud? Was nutzte mir all meine Kraft, wenn wir am Ende sowieso alle draufgehen würden, auch wenn ich diese Gedanken niemals offen zugeben würde.
 

Das Schlimme an der Sache war, dass sie mir einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte.

Es war, als würde sie förmlich auf eine sich ihr bietende Gelegenheit warten um mir über den Weg zu laufen, als würde sie es förmlich darauf anlegen sich mir in den Weg zu stellen und dabei nicht einmal selbst wissen, was sie damit bezweckte.

Sie lenkte mich nur ab und ich ließ es geschehen.

Ließ sie gewähren, anstatt etwas dagegen zu unternehmen und konnte nicht anders, als den nächsten Schlag ein wenig fester auszuüben, als er am Ende zwingend notwendig gewesen wäre. Nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte - auf einen unsichtbaren Gegner einzuschlagen war schon immer unbefriedigend, es fehlte einfach irgendwas, aber ich konnte es nun einmal nicht ändern und musste mich damit zufrieden geben, wollte ich alleine sein. Wollte ich meine Ruhe vor dem Leben da draußen, das ich weder einschätzen konnte, noch wirklich wollte, nicht verstand.

Ich schnaubte bei dem Gedanken und setzte einen Tritt nach, der einem normalen Menschen das Rückgrat gebrochen und ihn in zwei Teile gerissen hätte, während die eingestellte Schwerkraft des Gravitationsraumes an mir zerrte und mich auf den Boden zurück drücken wollte.

Diese dummen Menschen!

Sie lebten einfach so ihr Leben weiter, als würde nichts geschehen. Sie liefen zu Hunderten, zu verdammten Tausenden durch die Straßen und dabei ihrem Untergang entgegen, ohne es wirklich zu wissen und es widerte mich an. Es widerte mich an wie schwach sie waren und wie sie das so einfach machen konnten, aber wahrscheinlich konnte ich es nicht verstehen, weil ich niemals ein solches Leben gelebt habe.

Weil ich es niemals leben würde.

Ich konnte es nicht, der Kampf und der Drang danach stärker zu werden waren mir in die Wiege gelegt worden, befanden sich in meinem Blut und in jeder verdammten Zelle meines Körpers und ich wusste, dass es Kakarott in diesem Punkt wahrscheinlich nicht anders erging. So sehr ich diesen Saiyajin auch hasste, so sehr ich ihn verabscheute und liebend gern vom Antlitz dieses staubigen Planeten gewischt hätte, auf eine so sonderbare, mir unerklärliche Weise, behielt ich seine Aura immer in meinem Hinterkopf.

Er trainierte ebenfalls.

Und diese überaus dumme Frau machte auch nur all die Dinge, die sie bis jetzt auch gemacht hatte, ohne sich ihre Gedanken um die Zukunft anmerken zu lassen. Aber sie war nun einmal nicht dumm, ich wusste dass sie sich Gedanken darum machte, aber dennoch einfach so weiterlebte, wie sie es bisher getan hatte.

Was so auch nicht ganz stimmte, immerhin hatte sie mich in ihr Haus aufgenommen.

Ich grinste leicht und teilte den nächsten Schlag aus, nur um am Ende doch zu schnauben und mich darüber zu ärgern, dass sie mir meine Konzentration nahm. Dass meine Gedanken immer und immer wieder zu ihr zurückkehrten und sich fragten, warum ich eigentlich hier war, was sie wirklich damit bezweckte.

Aber sie verlangte nichts und das war auch gut so, weil sie sowieso nichts von mir bekommen würde und doch musste ich mich darüber wundern, zog die Augenbrauen zusammen und landete schließlich wieder auf dem Boden, schnaubte ein weiteres Mal und starrte an die gegenüberliegende Wand.
 

Was war es, dass sie mir immer und immer wieder im Kopf rumschwirrte?

Wieso wollte sie meine Gedanken einfach nicht verlassen und konnte ich mich nicht aufhören zu wundern, warum sie so bereitwillig einen Mörder, ein Monster bei sich aufnahm, dass sie vor nicht allzu langer Zeit eigentlich noch umbringen wollte? Ich hatte mich ihnen auf Namek doch nur angeschlossen, weil ich selbst einen Nutzen daraus ziehen konnte, weil es meine Chancen erhöhte, selbst wenn sie nichts weiter als schwache Menschen waren. Aber es waren Menschen, die das Augenmerk von mir genommen hatten und ich hatte die Gelegenheit einfach am Schopfe packen müssen, nur um am Ende doch draufzugehen.

Meine Arme verschränkten sich automatisch vor meiner Brust und meine Augen verengten sich zu Schlitzen.

Es war doch zum verrückt werden!

Selbst wenn sie nicht in meiner Nähe war, ging sie mir mit ihrer permanenten Präsenz in meinem Geist wirklich auf den Keks und ich knurrte tief in meiner Kehle, nur um das Geräusch langsam verebben zu lassen und einen tiefen Atemzug hinterher zu setzen. Schweiß lief mir über die Stirn nach unten und sammelte sich über meiner Augenbraue, nur um mir von dort aus direkt ins Auge zu laufen und ein weiteres Brummen zu ernten.

Es reichte! Es reichte wirklich, diese Frau machte mich wahnsinnig, lenkte mich ab, weil ich ihre Beweggründe noch immer nicht verstehen konnte. Weil ich schlicht und einfach nicht begreifen konnte, was in ihrem Kopf vorging und warum sie all diese Dinge machte, die ich eigentlich gar nicht verdient hatte. Nicht nur, dass sie mir dieses Dach über dem Kopf bot, diesen GR zur Verfügung stellte damit ich trainieren und mich für den Kampf rüsten konnte.

Einen Kampf, der nun mal nicht der ihre war, und den andere für sie ausfechten mussten, weil sie schlicht nicht genug Kraft dafür hatte. Aber warum lebte sie dann dennoch ein Leben, als würde es diese Gefahr nicht geben, wieso saß sie so oft gemütlich nach der Arbeit im Garten und genoss den verdammten Sonnenuntergang, der einem hier wirklich nur einen Brechreiz bringen konnte? Warum nahm sie all das, eine ungewisse Zukunft so sehr auf die leichte Schulter und scheute sich nicht zu sagen, dass sie das wenige an Zeit noch genießen sollte, wenn sie dann schon draufgehen würde.

Wieder knurrte ich.
 

Das war nicht zum verrückt werden, das war förmlich zum verzweifeln!

Wie schaffte es ein einzelner kleiner dummer und schwacher Mensch meine Gedanken so sehr einzunehmen, und das nur, weil ich sie nicht begreifen konnte. Wie schaffte es ein einzelner Mensch mich derart durcheinander zu bringen und sogar mein verfluchtes Training zu stören?

Wie konnte sie lächeln, wenn sie wusste, dass sie sterben würde?

Ich hätte sie damals wirklich einfach umbringen sollen, einer mehr oder weniger auf meiner langen Liste machte nun wirklich keinen Unterschied mehr. Ich hätte ihr das Genick brechen und wieder gehen sollen, aber irgendwas hat mich abgehalten, irgendwas, das mich selbst jetzt noch abhielt und ich es einfach nicht beschreiben konnte.

Ich hätte nicht hierher zurückkehren sollen, nachdem ich Kakarott gesucht hatte.

Ich hätte einfach im All bleiben sollen und endlich ein Leben leben, das ich mir schon immer gewünscht hatte - fernab von Freezer und seinen Befehlen, fernab von jeglichen anderen Kreaturen, die meinten über mich bestimmen zu müssen, aber da hat mir wohl meine Sucht nach Rache einen Strich durch die Rechnung gemacht, so dass sie gehörig am Ziel vorbeilief. Ich hätte es wirklich anders machen sollen, nur um mich am Ende nachdenkend doch hier wieder zu finden und kurz die Augen zu schließen.

Was brachte es mir?

Was brachten mir all diese Gedanken, wenn ich doch sowieso nicht den Schwanz einziehen und gehen würde, weil ich es gar nicht konnte. Es ginge rein theoretisch, aber ich war nun einmal niemand, der davonlief und einem Kampf aus dem Weg ging und wenn das bedeutete, dass ich dafür hier bleiben musste, dann tat ich das.

Meine Rache würde ich schon noch bekommen.

Dann wenn dieser beschissene Kampf zu Ende war und diese blaue Kugel im Universum einmal mehr gerettet. Lächerlich! Ich war wirklich lächerlich geworden hier zu bleiben, aber wo sollte ich sonst hin? Es gab keinen Planeten mehr, auf den ich hätte zurückkehren können und es gab nichts anderes mehr, das mich da draußen in der Schwärze des Alls gehalten hätte. Es gab wirklich rein gar nichts mehr und der Gedanke machte mich so sauer, so wütend auf mich selbst und diese ganze beschissene Sache, die doch alles erst ins Rollen gebracht hatte.

Ich powerte auf und schob einmal an diesem Tag die Gedanken zu Seite, begann mein Training von vorne und würde erst aufhören, wenn ich vor Erschöpfung umfiel.

Dragonballs, pah!

~~~***~~~
 

Die Dragonballs brachten ihn hier und heute auch nicht weiter und er war versucht ein bitteres Lachen seiner Kehle entfliehen zu lassen, bevor er es doch im letzten Moment wieder hinunter schluckte und einen zittrigen Atemzug nahm. Noch immer saß er so vornüber gebeugt auf seinem Stuhl und verwerte sich jede weitere Bewegung, verwehrte sich ihre Hand loszulassen und die immer kälter werdende Wärme ganz verschwinden zu lassen. Verwehrte sich einen Blick nach oben in das Gesicht seiner Tochter, das seinem Herzen mit dieser Furcht erregenden Ähnlichkeit ja doch nur einen Stich verpassen würde und verwehrte sich den Blick zu seinem Sohn, der noch immer neben ihm stand und wohl selbst nicht wusste, was er machen oder gar sagen sollte.

Ewiges Leben... das würde ihm jetzt auch nichts mehr einbringen. Es würde nur das Leid verlängern, das er einmal mehr in seinem Leben spüren musste und würde es wahrscheinlich so oft wiederbringen, dass er es sich im Nachhinein nicht einmal mehr vorstellen wollte.

Was brachte ihm ewiges Leben, zu was waren die Dragonballs gut, wenn es am Ende ja doch nur ein ganz normaler Tod gewesen war, der sie ereilt hatte? Sie konnten ihm nicht mehr helfen und würden es auch nicht schaffen all seine Sünden von ihm zu waschen, so dass er am Ende vielleicht doch ein Leben in der Nachwelt mit ihr verbringen konnte. Sie waren wirklich unnütz geworden und er wollte sich in diesem einen Moment wirklich nicht einmal vorstellen, wie das Leben von jetzt an sein würde, wie er es schaffen sollte diese Welt am Leben zu lassen, wenn alles in ihm nach endloser Wut schrie.

Wut auf sich selbst, weil er ihr nicht helfen konnte und eine so große, unbestimmte Wut auf sie, weil sie ihn einfach so alleine gelassen hatte.
 

Aber hatte er das nicht schon immer gewusst?

Hatte er nicht schon immer gewusst, dass er länger lebte als ein Mensch, hatte er nicht schon immer geahnt, dass es einmal so enden würde, wenngleich er immer gehofft hatte, dass ihn eines Tages ein Kampf dahinsiechen würde, damit er all dies nicht mitmachen musste? Hatte er es sich immer so stark erhofft, dass er die Wahrheit nicht hatte sehen wollen, dass er sie so lange verdrängt hatte, bis es zu spät war und er die bittere Realität schlucken musste wie eine zu groß geratene Pille, die ihm im Hals stecken blieb.

Er wollte sich nicht bewegen und sie damit ganz verlieren.

"Dad." Nur ein Flüstern, dass es kaum schaffte gegen das Schluchzen seiner Schwester anzukämpfen, aber wahrscheinlich sollte es das auch gar nicht. Er gab keine Reaktion, zu gefangen in dem alles einnehmenden Trauergefühl, das ihn so plötzlich mit der Erkenntnis befallen hatte, dass sie nicht mehr da war und das schwarze Loch in seiner Seele zu füllen versuchte.

"Dad, bitte." Nur einen Hauch lauter, drängender und er schüttelte den Kopf, umfasste ihre klammen und leblosen Finger ein wenig fester, als wolle er alleine damit sagen, dass er nicht gehen würde. Dass er sie nicht alleine lassen würde, egal was geschah, egal was noch kommen würde. Es war egal, was Trunks zu sagen hatte, alles in ihm und um ihn herum verlor in der Schwere seines eigenen Geistes seine Bedeutung und wurde zu einer Nichtigkeit, die einfach nichts ersetzen konnte. Es war ihm wirklich egal, wie sie ihn sahen und was sie vielleicht dazu denken mochten, er konnte sich auch nicht darum kümmern, dass auch sie eine Mutter verloren hatten und vielleicht eine starke Person an ihrer Seite brauchten... er konnte es nicht, weil er selbst kurz davor stand auseinander zu fallen und jegliche Stärke, die er jemals besessen hatte, mit ihr gegangen war.
 

"Die anderen sind hier, Dad." Natürlich, ihm war völlig bewusst gewesen, dass es so kommen würde und hatte sich eigentlich vorgenommen sein Gesicht zu wahren und sie allesamt wieder aus diesem Haus zu schmeißen, aber am Ende konnte er sich nicht weiter rühren, als einfach nur noch einmal den Kopf zu schütteln und freudlos zu schnauben. Leise, als wäre es nichts weiter als ein etwas tieferer Atemzug, nur um das nächste bittere Lachen über die Ironie der Sache zu kaschieren.

Wären sie alle eher gekommen, dann hätten sie sie noch einmal lebend gesehen, so aber war es nichts weiter als die leere Hülle, die sie sich noch ansehen konnten. Eine Hülle, die zu Staub zerfallen würde und ihn danach gänzlich alleine ließ und er spürte, wie sich die Hand seines Sohnes wieder auf seine Schulter legte. Vorsichtig, als würde er im nächsten Moment herumwirbeln und sie von sich schlagen, als wäre er so zerbrechlich wie eine getrocknete Blume... die eigentlich vor ihm auf dem Bett lag und abermals zog sich ein Geräusch aus seiner Kehle, das er einfach nicht aufhalten konnte, während er die eigenen Finger fester um die ihren schloss.

Und nun drückten sie doch zu, die Finger die sich auf seiner Schulter befanden und die Situation schien so falsch, so unendlich falsch und doch konnte er nichts daran ändern, konnte es nicht verhindern und sich selbst nicht dazu bringen als der zu handeln, der er eigentlich war.

Denn das war er schon so lange nicht mehr.
 

~~~***~~~

Sie stand in der Küche als ich ebenfalls dort eintrat und beinahe sofort sprang ein riesiges Lächeln auf ihre Lippen, als sie aufsah und mich erblickte. Es schien fast so, als hätte sie auf mich gewartet, als würde sie seit Stunden hier stehen und darauf warten, dass im GR das Licht ausging und ich eine Pause für die Nacht einlegte um meinen müden Geist, meine müden Gelenke wieder zu erholen. Als hätte sie hier gestanden und darauf gewartet, nur um am Ende so unauffällig wie möglich wirken zu wollen, mit ihrer Tasse Tee in der Hand, mit dem Rücken an die Küche gelehnt.

Als hätte sie darauf gewartet, dass ich diesen Weg nehmen würde und sie wusste so gut wie ich ihre Zeiten kannte, dass ich einen Abstecher in die Küche machen würde.

Für einen winzigen Augenblick verlor ich den Takt meiner Schritte und kaschierte es eigentlich nur dadurch, dass ich meine Hand hob und mir durch die Haare fuhr, bevor sich meine Augen verengten. Was wollte sie denn nun schon wieder, war es denn immer noch nicht genug, dass sie mich in meinen Gedanken verfolgte und ich ihre Gründe trotz all der Zeit, die ich jetzt hier verbrachte, noch immer nicht entschlüsselt hatte? Reichte es denn wirklich noch nicht, dass sie und ihre dämliche freundliche Art mir auf den Keks gingen und ich mich trotz allem fragte, was sie zu bedeuten hatte.

Mir gegenüber?

Nein, wenn ich ehrlich war, lächelte sie eigentlich jeden an. Ein Lächeln, das genau so eine Maske darstellte wie ich sie trug und lediglich bei ein paar wenigen Menschen ihre Augen auch wirklich erreichen konnte. Ich beobachtete sie schließlich nicht umsonst, es war besser alles über deinen Feind zu wissen, als hinterher aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden.

Nur... dass sie kein Feind war.
 

Dass ihr blödes Lächeln gerade und ausgerechnet bei mir ihre Augen zum strahlen brachten und ich bei dieser Erkenntnis unweigerlich eine Augenbraue leicht nach oben zog, bevor ich mich selbst dabei erwischte und mich abwandte, ein leises Geräusch in meiner Brust formte und die Kühlschranktür aufriss.

"Mama hat dir was übrig gelassen. Ich kann's dir warm machen, wenn du möchtest." Sie redete oft viel und viel zu oft einfach zu laut, aber jetzt trug ihre Stimme einen gewissen Unterton, den ich nicht deuten konnte, so dass ich mich unweigerlich und eigentlich ungewollt wieder ihr zuwandte. Sie lächelte wieder, doch fiel es ein wenig in sich zusammen, als ich sie einfach nur anstarrte und keine weitere Reaktion von mir gab, so dass es am Ende ganz verschwand und sie kurz auf ihrer Unterlippe kaute. Ich machte sie nervös, das konnte ich schon ein paar Mal beobachten, aber anders als das, erreichte ich mit meinem Starren gar nichts. Keine Angst mehr und ich verstand es nicht, so dass ich schließlich selbst nur eine Augenbraue hob.

"Es ist nicht im Kühlschrank, Vegeta." Natürlich, deswegen hatte ich es auch nicht gesehen und innerlich seufzte ich ein leises Seufzen über mich selbst, weil ich es einfach nicht zu Stande brachte sie links liegen lassen. Die Kühlschranktür fand ihren Weg mit einem lauten Geräusch wieder zurück an ihren Ursprung und ich drehte mich ihr halb zu, nur um sie stumm dabei zu beobachten, wie sie wieder anfing zu lächeln und sich ebenfalls umdrehte.

"Möchtest du es jetzt warm oder hast du es eilig und willst es lieber kalt essen." Alleine das Wort brachte meinen Magen zum leisen Knurren und beschämt zog ich meine Augenbrauen zusammen, wandte mich wieder leicht ab und verschränkte die Arme. Ihr leises Lachen machte es nicht zwingend besser, aber dennoch konnte ich hören, dass es keinesfalls Schadenfreude war, die sich in ihm befand.

"Mach es warm." Erdenessen schmeckte warm immer noch am besten, auch wenn ich ganz andere Dinge gewohnt war. Es machte mir eigentlich nichts aus, es kalt zu essen und es stellte im Vergleich zu so einigen früheren Mahlzeiten eine deutliche Verbesserung dar... aber wenn ich schon einmal hier war, dann konnte ich die wenigen Vorzüge auch genießen, die dieses Leben mit sich brachte.

Zumindest solange bis uns die Cyborgs in der Luft in kleine Fetzen rissen.
 

Sie lächelte nur wieder und tat stumm, was ich gesagt hatte, ohne es zu hinterfragen, ohne sich Sorgen darum zu machen, dass ich sie hinterrücks angreifen könnte. Aber seien wir ehrlich, ich habe ihr niemals seit ich hier war auch nur einen einzigen Grund gegeben wirklich Angst zu haben, ich habe ihr niemals angedeutet, dass ich das alles nicht wollte, sondern lediglich stumm angenommen und mich in diesem Haus bewegt, weil ich keine andere Wahl hatte.

Ich hätte mir das beschissene Essen auch selbst warm machen können. Ich hätte es einfach so nehmen und nach oben in mein Zimmer verschwinden können und doch stand ich noch immer hier und sah sie aus den Augenwinkeln an, beobachtete sie.

"Wie schaffst du es nur den ganzen Tag in diesem Ding zu sein?" Ihr eigener Blick fiel aus dem Fenster in den Garten, dorthin wo der GR sein Dasein fristete und ich zog erst eine Augenbraue nach oben und folgte ihrem Blick, bevor ich der Spiegelung meiner selbst dabei zusah, wie sie die Augenbrauen wieder tief ins Gesicht zog. Sie sah mich an, ich konnte es spüren und ich wusste auch, dass sie eine Antwort erwartete, sie wollte.

"Es ist effektiver als eure mickrige Schwerkraft.", erwiderte ich trotz allem leise und fragte mich nicht zum ersten Mal, warum ich überhaupt mit ihr sprach, mich mit ihr abgab. Warum ich nicht gleich kehrt gemacht hatte, nachdem ich sie so offensichtlich wartend in der Küche entdeckt hatte.

"Ja ich weiß, ich hab das Ding schließlich mit erfunden." Sie strahlte mich förmlich von der Seite her an und erwartete wahrscheinlich einen Kommentar darauf, aber ich verengte lediglich meine Augen ein wenig mehr. Was wollte sie von mir, verdammt noch mal?!

"Du kannst dich rühmen, wenn wir in etwas über zwei Jahren noch leben." Als wolle die Mikrowelle meine Aussage unterstreichen, schrillte sie in genau diesem Moment los und ich konnte erst sehen, wie ihr Lächeln erneut fiel, bevor sie zusammenzuckte und den Teller schließlich aus dem Gerät holte.
 

"Ich weiß das, Vegeta, du musst mich nicht jedes Mal daran erinnern." Das tat ich gar nicht, weil es reichte, wenn ich mich selbst daran erinnerte und beobachtete sie stumm, wie die den Teller auf den Tisch stellte und sich genau gegenüber diesem Platz setzte. Na toll, nicht einmal zum Essen hatte man hier seine Ruhe, aber ich hatte Hunger und eigentlich schon viel zu lange gewartet, was das nächste Magenknurren auch bewies, als ich den herrlichen Geruch tief in meine Nase sog.

"Ich denke selbst viel zu oft daran." Ich hatte mich lange gesetzt und angefangen zu essen, nur um jetzt mit vollem Mund wieder aufzusehen und eine Augenbraue nach oben zu ziehen. Und wieder - wieder lächelte sie mich nur mit diesem Strahlen in den Augen an, das wirklich nur wenige Personen wirklich zu sehen bekamen und ich fragte mich, warum ich eine von ihnen war.

"Ich will noch nicht sterben. Und es ist soviel schlimmer zu warten, wenn man weiß, wann das Ende kommen könnte." Hm, vielleicht hatte sie Recht und ich sah wieder nach unten um weiter zu essen.

"Aber zu was haben wir euch? Ihr werdet sie sicherlich besiegen." Musste das sein? Da konnte einem ja wirklich der Appetit vergehen... wen hatte sie denn? Einen Haufen schwacher und feiger Erdlinge, einen Unterklasse-Saiyajin und einen gefährlichen Massenmörder in ihrem eigenen Haus, der nicht einmal mehr ein Volk für seinen Titel aufbringen konnte und keine Heimat hatte.

Beinahe hätte ich mich verschluckt.

Sie setzte Hoffnungen in mich, die ich wahrscheinlich niemals erfüllen konnte und wieder, wieder konnte ich mich nur fragen, warum sie das tat. Warum sie die Hoffnung hegte, dass ich für dieses jämmerliche Volk in die Presche springen würde, warum sie dachte, dass ich hier blieb?

Aber ich konnte mir die Frage selbst beantworten, weil ich vorhin eigens gesagt hatte... wenn WIR noch leben.

~~~***~~~
 

Damals hatte es so einfach angefangen, so unschuldig begonnen, dass er es selbst erst begriffen hatte, als es schon zu spät war. Aber im Nachhinein bereute er keine einzige Sekunde, nicht eine Minute, die er mit dieser Frau verbracht hatte und sah am Ende doch noch auf, als er die Tür öffnen hörte. Nur einen Augenblick, einen winzigen Augenblick lang sah er demjenigen in die Augen, der es wagte seine Ruhe zu stören, seine Trauer zu sehen und wandte sich dann wieder ab, sah zurück auf das schlafende Gesicht Bulmas.

Aber sie schlief nicht, nicht wahr?

Er schluckte und presste die Zähne aufeinander, versuchte das fürchterliche Geräusch, das sich in seinem Brustkorb formte und ihn zusammendrückte, hinauf zu seiner Kehle wanderte und ebenfalls dort das Gefühl des Erstickens hinterließ, dort zu behalten wo es war. Es war genug, es reichte wirklich, dass seine eigenen Kinder ihn so sehen mussten, ihn so gesehen hatten und er musste nicht noch einen Namen auf dieser Liste hinzufügen, so dass er sich am Ende nur noch wieder ein wenig nach hinten lehnen konnte, ohne dabei die Hand loszulassen, die sich die gesamte Zeit schon in der seinen befand.

Die Tür fiel leise wieder ins Schloss und er presste die Lippen zusammen, ohne den Blick von ihr zu nehmen. Er war hier, Kakarott war hier in diesem kleinen Raum, zusammen mit ihm und seinen Kindern und nun? Wollte er sie ihm wegnehmen? Wollte er sich schlicht und einfach verabschieden und... wieder schluckte er, während ein flüchtiges Lächeln über seine Lippen huschte und er schließlich nur den Kopf schüttelte.

Nein, er würde sie ihm nicht wegnehmen.

Kakarott hatte alles Recht dazu sich zu verabschieden und er sollte ihm nicht im Weg stehen, wenngleich es ihm ganz simpel einfach nicht möglich war, sich einen Millimeter zu erheben, sie loszulassen und zu gehen. Er konnte es nicht, starrte nur wie paralysiert auf ihr ruhendes Gesicht, den Frieden, den sie selbst jetzt noch ausstrahlte und spürte doch ihre Blicke auf sich.
 

Blicke voller Sorge, voller Schmerz und vor allem... voller Trauer.

Einer tiefen Trauer, die er selbst auf seinem Gesicht tragen musste, die sich in seinem Herzen eingenistet hatte und es immer wieder zum Stolpern brachte, wann immer ihm bewusst wurde, was er wirklich verloren hatte. Er sah nicht zurück, konnte ihnen nicht in die Augen sehen, denn alles was er sehen wollte, war die tragische Schönheit vor seinen eigenen Augen, die langsam immer mehr verblasste und auch nicht wiederkommen würde.



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