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Peaks

Wir Haben Es Immer Auf Die Spitze Getrieben
von

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Borrowed - Nichts Wird Zurück Gegeben

Ich regte mich nicht, weigerte mich, zu denken und hasste die Leute dort unten für ihren Jubel. Ihre Heuchelei widerte mich an.

Ich wusste, dass niemand, absolut niemand auch nur einen Hauch von echter Freude empfand.

Aber es verspürte sicherlich auch niemand Mitleid mit mir. Ich war ja nur ein Objekt, wem es gehörte, spielte keine Rolle.

Vielleicht bedauerten sie es ein wenig, dass ich von nun an in keiner Show mehr zu sehen sein würde. Das war aber auch schon alles.
 

Für mich machte diese unerwartete Wendung letztendlich keinen Unterschied. Mir war egal, für wen ich tanzte, wer mich begrapschte und sich auf mir abrackerte. In solchen Momenten dachte ich mich ganz weit weg. Mit der unendlichen, wunderschönen Weite des Meeres vor dem inneren Auge war ich in der Lage, all diese Widerwärtigkeiten zu ertragen. Ob nun der alte Sack mich anfasste oder dieser fette Snob war so gesehen rille.
 

Gleichgültig, kalt wanderten meine Augen über die Menge, die unzähligen Gesichtslosen, die mich mit ihrem Beifall verhöhnten.
 

Tut, was ihr wollt, ihr Wichser.

Ist mir egal.
 

Nach dem Aufruhr kehrte ich wie immer in meine Umkleide zurück. Weil ich der Publikumsliebling war, stand mir eine eigene Kabine zu. Ein großer, dunkler Raum, dessen einziges Einrichtungsstück ein Schminktisch war, der fast schon theatralisch wirkte in der düsteren Leere des Zimmers.

Disko eilte mir nach und legte aufgeregt plappernd die Kleidung bereit, die ich anziehen sollte, wenn ich gleich meinem künftigen Ehemann gegenüber trat. Ich wehrte mich nicht. Was hatte ich für eine Chance? Still zog ich die Sachen an, zumindest daran hatte es mir nie gemangelt. Ich ging zum Spiegel und warf einen Blick hinein.
 

Die olivgrünen Augen schauten missbilligend zurück. Wie armselig du bist, schienen sie zu sagen. Ich strich mein Haar zur Seite, legte es mir über die Schulter, sodass es teilweise den hässlichen Ring bedeckte, der sich um meinen Hals schlang. Seestein sollte es sein, mit dem Zwecke mich im Zaum zu halten. So viel war mir bekannt, mehr aber auch nicht. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, worin die Kräfte bestanden, die Disko damit zu kontrollieren suchte. Ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, wie mein Leben vor der Sklaverei gewesen war.
 

Acht Jahre war ich hier.
 

Acht Jahre anzügliche Tänze und hauchdünne Stoffe vor zahllosen, fremden Augen.
 

Acht Jahre, in denen mir das widerliche Treiben, das auch hinter dem Vorhang seinen Lauf nahm, vertraut geworden war.
 

Jetzt ging es eben woanders weiter. Was machte das schon für einen Unterschied? Ich lachte bitter auf und trat vor die Tür.
 

~
 

Er kaufte sich die Kleine. Er hatte Geld, er war geil und er kaufte sie sich. So einfach und schmutzig war die Welt. Eine schöne, junge Sklavin wie sie besorgte er sich sicher nicht zum Reden.
 

Ich schüttelte die widerliche Vorstellung von dem fetten Kerl auf dem Mädchen ab und schaute zum Captain. Überrascht stellte ich fest, dass er lächelte.
 

„Besser kann's gar nicht laufen.“
 

Ich horchte auf. Wie? Die Frau, die er haben wollte, wurde gerade an einen der reichsten und dekadentesten Typen des gesamten Archipels verscherbelt und er freute sich? Ich musterte ihn.
 

„Siehst du's nicht?“
 

Er grinste.
 

„Es wird wesentlich einfacher sein, sie den Wurstfingern dieses fetten Aristokraten zu entwinden, als sie aus den Gittern ihres Händlers zu befreien. Los, wir gehen!“
 

Kommando bei Fuß wandte sich die Mannschaft um und verließ den Sabao Dome. Wir hatten nicht viel Zeit. Am günstigsten war es, sie noch vor der großen Masse abzupassen, die sich sicherlich bald auf den Straßen rund um das Gebäude einfinden würde. Der Boss schickte den Großteil der Crew zurück zum Schiff, um den Kahn für die Abfahrt vorzubereiten. Nur mich, Heat und Wire behielt er da. Offensichtlich plante er, nicht allzu viel Aufsehen zu erregen und die Sache schnell zu erledigen. Wir dienten nur der Sicherheit.
 

„So, ab jetzt zum Haupteingang dieses verdammten Domes! Der arrogante Sack wird es sich nicht entgehen lassen, sich mit dem hübschen Ding an der Seite den Leuten zu präsentieren.“
 

Wie recht der Captain hatte. Wir trafen auf die Sekunde genau im Vorraum des Bauwerks ein: Gerade nahm der speckige Kerl die zarte, junge Frau entgegen und übergab dem komischen Kauz, der sich ihr Händler schimpfte, seine Bezahlung. Wow, die Kleine war ja 'ne schöne Stange Geld wert. Die ganze Szene wirkte schmutzig, war doch klar, was hier passierte. Aber auf dem Sabaody Archipel war das alles Gang und Gäbe. Nur dass vermutlich selten solche Schönheiten gehandelt wurden. Der Boss zog mit einem amüsierten Lachen alle Aufmerksamkeit auf sich. Der seltsame Ton verhallte in der Weite der Eingangshalle
 

„Na, Sankt Charlos, zwölf waren wohl nicht genug?“
 

Der Dicke starrte ihn überrascht an. Kein Hauch von Zweifeln wegen einer so großen Zahl von Ehefrauen war in seinem Gesicht zu erkennen. Lediglich eine feuchte Spur zog sich von seiner Nase hinab und er schniefte. Was für ein Waschlappen. Wie konnte dieser Mann nur zur Oberschicht der Gesellschaft gehören? Auf sich gestellt würde ein so plumper Weichling wie er keinen Tag auf dem Meer überleben. Mit einem gewaltigen Satz beförderte sich der Captain neben die perplexen Geschäftsmänner. Er war um einiges größer als sie und kräftiger ohnehin
 

„Tut mir Leid, Klops, aber die hier nehm' ich.“ , feixte er und schwang sich die Kleine über die Schulter.
 

In den Augen des Fettwanstes leuchtete pure Angst auf. Vermutlich fürchtete er, der Boss würde ihn angreifen. Lachhaft. Mit so etwas gab er sich nicht ab. Der dürre Händler hingegen wirkte eher ungläubig, schien kaum fassen zu können, dass der beste Verkauf seines Lebens gerade ruiniert wurde. Mein Captain genoss die Unterlegenheit seiner Gegner sichtlich. Auch wenn er nicht vorhatte, sich im Kampf mit ihnen zu messen, war es allemal lustig zu sehen, wie jämmerlich sich diese Männer benahmen.
 

Sie waren Witzfiguren.
 

Das Mädchen wehrte sich nicht, als er sie packte und den verdutzten Kerlen frech entgegen grinste.
 

„Ihr findet schon eine andere.“
 

Das war unser Zeichen. Wir spurteten los Richtung Ausgang.
 

„Ach so, eine Sache wär' da noch“
 

Mit einem schnellen Griff klaubte der Captain das Geld aus der Umklammerung des gebrechlichen Alten. Nicht, dass wir es nötig hatten. Es ging ums Prinzip. Wenn wir ihn schon abzogen, dann richtig. Ich grinste. Mein Boss hatte einfach Stil. Höhnisch eine Verbeugung andeutend verabschiedete er sich von den Hampelmännern und setzte uns nach. Innerhalb eines Atemzugs stießen wir die Türen zum Boulevard auf.
 

„Wache!!“
 

Der Ruf des Fetten hallte in unseren Ohren, während wir uns entfernten. Haha, sie würden uns nicht kriegen. Wir waren nicht zu bremsen. Wenn sie sich uns in den Weg stellten, würden sie ein grausames Ende finden.
 

„So tut doch etwas! Ruft einen Admiral oder so...!“
 

Verzweifelt und leise verklang der Befehl des Weltaristokraten, der hinter uns zwischen den geöffneten Türen des Eingangsportals immer kleiner wurde. Das Sicherheitspersonal war unentschlossen und verfolgte uns nur zögerlich, aber wer konnte es ihnen verübeln? Ich grinste unter meiner Maske und wandte den Kopf wieder nach vorn. Es war nicht allzu weit bis zum Hafen. Der Dome lag in Grove 1 und gehörte damit zur gesetzlosen Zone, die sich vom Zentrum des Archipels bis hin zum Wasser erstreckte. Wir brauchten nur die Küstenpromenade entlang zu sprinten, dann würden wir das Schiff in Kürze erreichen. Die „Lascivious Devil“ lag bestens vorbereitet im Wasser und sofort gab der Captain den Befehl zum Auslaufen. Zwar hatten wir nicht erhalten, wofür wir hergekommen waren, aber wir wussten jetzt zumindest mehr. Und außerdem hatten wir ja noch dieses Mädchen mit dem Seestein-Halsring abgegriffen. Er schien nicht funktionsfähig zu sein, denn nichts war geschehen, während wir uns weiter und weiter vom Dome entfernt hatten. Hatte Kid das gewusst oder hatten wir und vor allem die Kleine einfach nur Schwein gehabt? So oder so, wir mussten unser Glück nun wirklich nicht überstrapazieren. Es war keine Feigheit, die uns veranlasste augenblicklich die Segel zu setzen. Das wusste ich genauso gut wie alle anderen an Bord. Wir fürchteten uns vor nichts. Es war schlichtweg Faulheit, die uns bewog, abzureisen. Und Klugheit. Ein Kampf mit der Marine oder gar einem Admiral brachte jetzt einfach nichts. Sie würden verlieren, dezimiert werden und danach wieder wie Unkraut aus dem Boden schießen. Nein, dafür brauchten wir uns nicht hergeben. Es stand ja nichts auf dem Spiel. Keine Überzeugungen waren zu verteidigen, keine Zeichen zu setzen. Die lächerlichen Leutnants und Offiziere würden uns nur aufhalten. Ich genoss den frischen Wind, der vertraut durch mein helles Haar fuhr, als wir die offene See erreichten. Genießerisch atmete ich durch und nahm meinen Lieblingsplatz am Bug ein.



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