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The Dollhouse

von

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Girls among themselves


 

3. Kapitel - Girls among themselves
 

 

 

Man nimmt wahrscheinlich an, dass nach dem ereignisreichen Drehtag meine ständig nach Sex hungernde Seele endlich einmal komplett gesättigt sein musste.

Auch ich hatte in dieser Annahme gelebt, bis die Dusche, welche ich mir selbst versprochen hatte, ihre Wirkung gezeigt und meinen bis dahin ziemlich ausgelaugten, benutzten Körper mit den zahlreichen Striemen und Schrammen wieder regeneriert hatte.

Zumindest mental hatte das wirklich äußerst eindrückliche Erlebnis keine Spuren hinterlassen, fiel mir doch kaum, dass ich mich trockengerubbelt hatte, das für den folgenden Tag angesetzte, gemütliche Beisammensein ein und stachelte einmal mehr meine Neugierde an. Ob es sich bei den Personen, die Juan mir vorstellen wollte, um weitere Drehpartner handeln würde? Nun, wahrscheinlich würde dem so sein, mutmaßte ich und warf meinen Rechner an, um mich selbst im Feierabend noch mit dem Dollhouse zu beschäftigen. Ständig besuchte ich seinen Internetauftritt, entdeckte jedes Mal neue Schmuckstücke, mal mit mir bereits bekannten, mal mit fremden Gesichtern in der Hauptrolle. Mir fiel auf, dass das blonde Mäuschen und die schwarzhaarige Blüte ganz besonders häufig zum Einsatz kamen und sich von Juan in jeder nur erdenklichen Stellung sowie an den verschiedensten Locations durchnehmen ließen. Womöglich stellten sie seine Lieblinge dar, waren es doch ohnehin die, deren Gesichter auch ich als am hübschesten erachtete, von ihren makellosen Körpern ganz zu schweigen. Allerdings konnte ihre hinreißende Optik nicht den einzigen Vorzug darstellen, den sie zu bieten hatten. Man sah es nur zu deutlich, dass sie einiges drauf hatten, genauso gut oder sogar noch besser als ich wussten, wie man die Schlampe heraushängen ließ, billig und vulgär. Besonders dem unglaublich femininen Blondinchen gelang dies von Film zu Film besser, und ich erkannte, dass ich mich noch mächtig zu steigern hatte, wenn ich in seine Liga aufsteigen wollte. Aber auch die schwarzhaarige Blüte wirkte wie eine unoperierte Transfrau und wurde nicht umsonst mehrfach von Juan als Blowjobqueen betitelt, was sie nur noch selbstbewusster die Beine spreizen ließ, denn Königinnen ließen sich nun mal mit großem Vergnügen bedienen und genossen es, wenn ihre untertänigen Diener vor ihnen niederknieten.

Doch nicht nur Juan hatte die beiden zu seinen heimlichen Favoriten auserkoren. Auch ich konnte mich nicht gegen die Fantasie wehren, was passiert wäre, wären wir drei aufeinandergetroffen. Die Einschätzung, ob ich sie mit den Augen eines lesbischen Mädchens begehrte oder doch eher mit dem wilden Spirit eines heterosexuellen Mannes, fiel mir nicht gerade leicht, und deswegen beschloss ich, es nicht zu genau analysieren zu wollen. Denn das musste ich auch nicht. Wenn die beiden Ladys vor mir gestanden hätten, dann hätte ich einiges mit ihnen anzufangen gewusst, egal ob als Gespielin oder geiler Stecher, der sie genauso hart durchnahm wie Juan, sich insgeheim ein wenig mit ihm um den Preis des besten Fickers duellierend.

Allerdings lebte ich in dieser Zeit meine weibliche Seite mit solch einer Intensität, dass sich die Frage nach Lesbe oder Hete überhaupt nicht stellte. Wenn ich mich schön schminkte, meine Kunstwimpern für den verführerischen Augenaufschlag trug und mich in mein knappstes Outfit warf, dann mutierte ich automatisch zu einem Mädchen durch und durch. Genauso an dem nächsten Tag, für den das ominöse Treffen angesetzt war. Ich erkannte, dass ich ganz zu Recht auf viel Stoff verzichtet hatte, sollte es mir das schwarze Kleid mit dem tiefen Rückenausschnitt doch ungemein erleichtern, mit Juans Begleitungen zu konkurrieren.

 

Warme Juninachmittage wie dieser luden geradezu dazu ein, sich ein Plätzchen in der Sonne zu suchen und sich einen Eiskaffee zu genehmigen, während man den guten Blick auf die vorbeischlendernden Menschen genoss. Ganz nebenbei schlich sich so auch eine dezente Bräune auf blasse Arme und die restliche, bloßliegende Haut, in meinem Fall betraf das sämtliche Partien unterhalb meines knapp unter dem Arsch endenden Saum des Figur betonenden Kleides, für das ich mich entschieden hatte, insgeheim, um Juan vielleicht derart mit meinem Äußeren zu beeindrucken, dass ich zu seinem dritten Lieblingsmäuschen mutierte, obwohl ich vermutete, dass ich mir nach dem gestrigen Auftritt einen ganz besonderen Platz in seiner Rangliste sichergestellt hatte. Schließlich vermochte ich meine doch oftmals ziemlich arrogante und selbstverliebte Ader perfekt in den Hintergrund zu stellen um meine bei den Männern so beliebte, extrem devote Seite zur Schau zur stellen, und das zählte meist noch mehr als eine verheißungsvolle Verpackung. Und ich würde von erfahrener Quelle mitgeteilt bekommen, dass ich mich in meiner Annahme nicht getäuscht hatte, sollte ich doch heute auf Gleichgesinnte treffen, was mich ungemein freute.

Noch allerdings wartete ich auf Juans Erscheinen, saugte derweil immer wieder in süße Tagträume abdriftend und dabei trotzdem aufmerksam die Umgebung scannend an meinem Getränk und wippte mit meinem Bein auf und ab, das ich elegant über das andere geschlagen hatte. Noch immer trug ich rote Zehennägel, dazu heute allerdings als kleines Leckerli zudem einen silbernen Ring, der an meiner großen Zehe steckte. Schließlich erinnerte ich mich nur zu gut daran, was für funkelnde Augen Juan bekommen hatte, als er über die speziellen Vorzüge von hübschen Damenfüßen sinniert hatte. Vielleicht würde er ja heute in den Genuss meiner kommen, wenn er sich nur nah genug zu mir gesellte. Nichts ging bekannter Weise über einen Kerl, den man mit ein paar anzüglichen Spielen komplett aus dem Konzept brachte. Besonders reizvoll gestaltete sich das bei Männern wie Juan, die meist so beherrscht und durch nichts aus der Reserve zu locken wirkten.

 

Wenn man an den Teufel dachte, schoss es mir durch den Kopf, so wie ich einen muskulösen, langhaarigen Typen in Lederhosen und Bandshirt im Outdoorbereich des Cafés erscheinen sah, der sich suchend umschaute. So wie ich ihn identifiziert hatte, hob ich elegant meine Hand und wackelte mit den Fingern, wovon Juan fast sofort Notiz nahm. Lieblich lächelte ich ihm zu, während Erkennen in seinen Augen aufblitzte und er mir erfreut zunickte. Kurz zögerte er allerdings, machte mit dem Kopf eine Geste, als sollte ihm jemand, der hinter ihm stand, folgen, doch ich konnte niemanden ausmachen, der ihn womöglich begleitete. Zumindest nicht sofort. Wenig später nämlich schlossen zwei Personen zu ihm auf, welche schließlich brav links und rechts neben ihm herliefen. Als sie sich mir näherten, stellte ich fest, dass Juan sie bei der Hand genommen hatte und in ihrer Mitte stolz wie Oskar wirkte. Doch wer hätte ihm das verübeln können? Schließlich handelte es sich bei den beiden anderen um wahrlich bildhübsche Mädchen, eines mit langen, blonden Locken gesegnet, das andere mit einer schwarzen, sinnlich über die Schultern fallenden Mähne, welche es sich mit einem Lächeln zurückstrich. Auch ich wäre gern an Juans Stelle gewesen, hatte ich mir doch bereits in heimischen Gefilden die süßesten Dinge ausgemalt, die ich mit ebendiesen Schönheiten anzustellen gewusst hätte. Nämlich ein paar anregende Beste-Freundinnen-Dinge, keine perversen Fummeleien, auf so was waren nur Männer aus oder besser gesagt: Sie waren diejenigen, die ihre feuchten Gedanken auf diese Weise im Kopf formulierten.

Wie erwartet musste ich mich ziemlich zusammenreißen, um nicht augenblicklich anzügliche Gesten mit dem Mund zu vollführen, wie etwa meine Zunge herausblitzen zu lassen oder den beiden Süßen, die Juan mit einem Mal komplett in den Schatten zu stellen schienen, einladend zuzuzwinkern. Verdammt, ich hatte bereits so viel von ihnen gesehen, ihre nackten Körper, ihr Verhalten, während sie der schönsten Nebensache der Welt nachgingen. Denn bei Juans schmückendem Beiwerk handelte es sich um niemand geringeren als um seine besonderen Lieblinge, seine eindeutig favorisierten Betthäschen - die blonde, sehr feminine Schönheit, die sich von ihrem Frauenarzt hatte entjungfern lassen und die zarte, schwarzhaarige Blüte, welche selbst während eines Meetings die Beine nicht zusammenhalten konnte. Unwillkürlich verengten sich meine Augen zu schmalen Schlitzen, stellte ich doch fest, dass die beiden noch wesentlich leckerer in Natura waren als getrennt durch einen störenden Bildschirm. Die gebräunte Sommerhaut der Blondine traf auf die aparte, gotische Blässe der Schwarzhaarigen, ließ die beiden wie Schneeweißchen und Rosenrot wirken. Und das war es auch, was mir sofort ein wenig zu offensiv für ein ordentliches Mädchen entkam. Doch wer sollte bei so viel Sexappeal auch noch die Füße stillhalten können? Zumal die Schönheiten ähnlich leicht bekleidet waren wie ich. Die Blonde trug ein knappes, weißes Neckholdertop, welches ihren flachen Bauch mit dem gepiercten Nabel freilegte, und ihre meterlangen Beine ragten aus superkurzen Jeanshotpants, die sicherlich ihre knackigen Arschbacken vorteilhaft betonten. Aber auch Rosenrot war nicht von schlechten Eltern, ganz und gar nicht. In ihrer Korsage schwitzte sie zwar sicherlich an diesem warmen Tag, doch sie stand ihr ungemein und zauberte zudem eine schmale Taille, was ihre Formen gewollt weiblich wirken ließ. Im Gegensatz zu ihrer Kollegin trug sie einen Rock, welcher diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient hatte. Viel mehr stellte er einen breiten Gürtel dar, was das Gesamtbild nur noch reizvoller gestaltete. Man sah auf den ersten Blick, dass die beiden äußerst leichte Mädchen waren, und wahrscheinlich dachten sie dasselbe auch über mich, als sie sich zu mir gesellten und mir ihre manikürten Hände reichten, von denen ich allerdings wusste, dass sie schon viele schmutzige Dinge angefasst hatten.

 

"Da hat der Märchenprinz mir doch tatsächlich Schneeweißchen und Rosenrot mitgebracht", staunte ich nicht schlecht und warf Juan einen verstohlenen Blick zu, dem wie immer auch meine nicht so guten Witze zumindest ein charmantes Schmunzeln entlockten. Kaum, dass er auf dem weißen Plastikstuhl neben mir Platz genommen hatte, wirkte er schon wieder so entspannt und cool wie immer, die Hände in den Hosentaschen vergrabend und den geilen Macker heraushängen lassend. Und man konnte es ihm noch nicht einmal verübeln. Denn er durfte zu Recht stolz darauf sein, diese Mäuse da mehrfach klargemacht zu haben, die mich amüsiert anlächelten.

"In Wahrheit sind das Tayler und Dorian", klärte Juan mich schließlich locker auf und mit einem Mal fiel mir ein, woher ich die blonde Puppe kannte. Der Name hatte mir den entscheidenden Hinweis gegeben.

"Du siehst Taylor Momsen zum Verwechseln ähnlich", platzte ich unverblümt heraus. "Nur, dass man bei dir Titten und eine Pussy wahrscheinlich vergeblich suchen kann."

"Oho, Devin, hat dir die Hitze geschadet?", unterbrach Juan mich prompt lachend, woraufhin ich ihn nur verständnislos musterte, elegant mädchenhaft wie immer, was im Gegensatz zu meinen Worten stand. Doch ich persönlich erachtete gerade dies als äußerst anregend. Und so gespannt, wie Tayler und Dorian mich anblickten, dachten sie ganz genauso wie ich über diese Tatsache.

Doch auch Juan wirkte nicht verärgert, sonderlich lediglich sehr amüsiert. Er stützte seine Ellenbogen auf den Tisch und bettete anschließend seine Hände auf die ineinander verschränkten Hände, um mich so aus nächster Nähe anzufunkeln.

"Die Nummer mit Chris und mir hat dich wohl noch mehr verdorben, als du es ohnehin schon warst?"

Unschuldig klimperte ich mit den Wimpern, nicht mal ein Zucken in den Mundwinkeln spürend.

"Nur, weil ich mich nicht dafür scheue, Titten und Pussy in den Mund zu nehmen?"

"Nimm lieber Schwänze in den Mund", warf da Dorian trocken mit seiner tiefen, dunklen Stimme von der Seite ein. Noch so ein erregender Gegensatz. "Die schmecken deutlich besser."

"...sagt die Blowjobqueen", ergänzte Juan und lächelte seinem Häschen zuckersüß zu, woraufhin Dorian nur selbstgefällig grinste und nicht weniger wie ein cooler Macker wirkte als unser Chef.

Mh, so wie das aussah, würde das den Beginn einer wunderbaren Freundschaft markieren. Ricky und die restlichen Mitglieder meiner Band konnte man zwar auch nicht unbedingt als zugeknöpft bezeichnen, doch es ging einfach nichts über ein paar so hübsche Gleichgesinnte, die auch noch meine Vorlieben teilten.

Die prompte Sympathie schien glücklicherweise nicht nur meinerseits zu sein. Fast schon hingerissen schauten die beiden Schönheiten mich an, wenn ich einen weiteren meiner geistreichen Sprüche zum Besten gab und auch, während Tayler mich endlich über seine verblüffende Ähnlichkeit zu der Sängerin von The Pretty Reckless aufklärte.

"Ich bin ihr böser Zwillingsbruder", schnurrte er genauso betont männlich wie zuvor Dorian und rührte mit dem dicken, schwarzen Strohhalm langsam in seinem Eiskaffee, wobei mir seine langen Fingernägel auffielen, die in schicker French Manicure glänzten.

"Aber ist Taylor nicht auch ziemlich...na ja, verwegen?", hakte ich nach, woraufhin Tayler verhalten lachte und eindeutige Blicke mit Dorian tauschte, welcher ebenfalls von Dingen zu wissen schien, die ich erst noch in Erfahrung bringen sollte.

"Taylor mag sich zwar auch gern in nuttige Outfits werfen und auch mal fast alle Hüllen auf der Bühne fallen lassen, doch ich bezweifle, dass sie bereits jedes Mitglied ihrer Crew und ihrer Band gevögelt hat. Sie kokettiert nur mit ihrem Image des leichten Mädchens, aber im Gegensatz zu ihr ich halte immer das, was ich verspreche. Immer."

"Dann versprich mir doch bitte, nicht so laut zu reden", hakte sich Juan ein, sich leicht verunsichert umschauend. "Neben uns sitzt ein Renterehepaar, und wir wollen doch nicht, dass es gleich einen Herzinfarkt aufgrund deiner offenen Geständnisse erleidet."

"Du bist immer so rücksichtsvoll, Juan", seufzte Tayler tief, wirkte allerdings ein wenig genervt. "Viel zu rücksichtsvoll für den Boss einer Pornoagentur."

Tatsächlich warfen uns die alten Herrschaften schockierte Blicke zu, wahrscheinlich hatten sie das Signalwort 'Porno' vernommen, das bei so ziemlich jedem die Alarmglocken schrillen ließ, der ein wenig prüde war, und in Amerika fand man solche Leute an jeder Ecke.

Doch Dorian hatte auch noch ein Wörtchen mitzureden. Diskret stieß er seine bildhübsche Freundin mit dem Ellenbogen an und grinste bereits von einem Ohr bis zum anderen, als er noch gar nicht angefangen hatte, zu sprechen.

"Du, ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich habe Juan schon von einer äußerst rücksichtslosen Seite kennenlernen dürfen."

"Oh, das meinst du", erkannte Tayler sofort und winkte ab. "Na ja, ficken tut er wie der Teufel, das ist klar."

Erwartungsvoll wanderten meine Blicke zu dem Mann in unserer Runde, suchten nach einer gefälligen Miene, die ich aufgrund dieses Kommentars erwartete. Und tatsächlich wirkte Juan ziemlich zufrieden mit sich und der Welt, so wie er seinen Kopf in den Nacken legte und sich die Sonne ins Gesicht scheinen ließ. Eine Erwiderung seinerseits folgte allerdings nicht, denn ein wahrer Gentleman genoss und schwieg bekanntlich.

"Und du?"

Ruckartig wendete ich meinen Kopf in Taylers Richtung, welcher ganz eindeutig mich mit seiner Frage ansprach.

"Du bist ja erst seit ein paar Tagen dabei. Hat sich dir Juan auch schon von seiner besten Seite gezeigt?"

"Ich musste das Prinzesschen doch zureiten", kam es von Juan, doch niemand ging darauf ein. Nur ich ließ mir seine mir geltende Bezeichnung als Königskind ein paar Sekunden lang auf intensivste Weise auf der Zunge zergehen und konnte nicht behaupten, dass ich nicht gerne so genannt wurde.

"Aber Juan meinte doch, er hätte Chris gestern gehabt", gab Dorian seinen Senf dazu, woraufhin Tayler sofort wegwerfende Gesten mit den Händen machte.

"Gut, okay, die Frage erübrigt sich also. Nach Chris war ich letztens auch so richtig fertig. Verwunderlich, dass du noch sitzen kannst."

Nun war es an mir, das Näschen etwas höher als gewöhnlich zu recken und mit altklugem Ausdruck im Gesicht abzuwinken.

"Ach, Schätzchen, du weißt ja gar nicht, wie hart ich im Nehmen bin."

"Oho!", rief Dorian aus und grinste mich keck an. "Im wahrsten Sinne des Wortes, mh?"

Geheimnisvoll zuckte ich mit der Augenbraue und führte mein Kaffeeglas zu meinen geschminkten Lippen, anstelle zu einer Antwort anzusetzen. Dafür wanderte mein Blick erneut zu Taylers Fingernägeln, mit denen er auf der Tischplatte klimperte und für die er im Grunde einen Waffenschein benötigt hätte. Schließlich konnte man mit solchen Werkzeugen mühelos jemandem die Augen auskratzen.

"Tut das nicht eigentlich weh, wenn man jemanden mit solchen Nägeln fingert?"

"Also mir nicht", zuckte Tayler die Schultern und fiel genau wie Dorian in lautes Lachen ein, schaffte es allerdings, mir meine Frage in aller Ernsthaftigkeit zu beantworten. "Nee, weißt du, ich fingere selten."

"Mich fingerst du manchmal", sagte Dorian ungerührt, räusperte sich und schon dabei das Getränk vor seiner Nase hin und her. "Hat mal einer ne Kippe?"

Tayler schob ihm daraufhin einen Glimmstängel zwischen die Lippen und zündete diesen an, woraufhin Dorian stumm zu qualmen begann, was ihm äußerst gut stand. Deswegen schaute ich ihn auch etwas länger an, was er jedoch nicht zu bemerken schien, oder schlichtweg ignorierte.

"Ich werde lieber gefingert", fuhr Tayler mit dem üblichen Thema fort und lenkte meine Aufmerksamkeit somit auf sich. "Und wie siehts bei dir aus?"

"Also ich hab mich selber fingern müssen, als ich mir eure Filmchen reingezogen habe", gab ich zu und zupfte mir beiläufig ein Haar von meinem nackten Arm. "Privat hab ich nämlich niemanden, der mir da zur Hand geht."

Ein Chor aus gespielt mitfühlenden 'Oooh!"s ertönte und amüsiertes Gegluckse folgte.

"Na ja, wofür hat man denn zwei gesunde Hände?", zuckte Dorian die Schultern und Tayler stimmte mit ein.

"Wozu hat man nen Job, der einen sexuell komplett auslastet?"

"Och", winkte ich großzügig ab. "Ich kann nicht behaupten, dass ich gestern Abend nicht schon wieder spitz gewesen wäre..."

Juan guckte, als ob er über dieses Geständnis staunte. Und ich war so stolz wie nie auf meine nymphomane Ader. Es fühlte sich gut an, endlich damit prahlen zu dürfen, fand man doch anderweitig so gut wie nie Verständnis für seine übermäßige, sexuelle Lust. Tayler und Dorian, aber auch Juan dachten ähnlich wie ich, denn das mussten sie, wenn sie mit Sex ihr Geld verdienten.

"Da hörst du es, Dori, Devin ist genauso schlimm wie du", meinte Juan im Folgenden, und den Angesprochenen umgab ein ebenso helles, strahlendes Licht wie mich. In dieser Branche stellten das die Komplimente dar, die ein jeder zu Ohren bekommen wollte, das wurde mir immer deutlicher bewusst.

"Wie heißt du? Devin?"

Tayler guckte mich aus großen, abwartenden Augen an, und noch ehe ich seine Worte nickend bestätigen konnte, bleckte Dorian seine weißen Zähnchen, indem er breit grinste, was ihn fast wie einen Vampir wirken ließ. Seine roten, blutdurstig aussehenden Lippen verstärkten diesen Effekt noch.

"Kürz das N weg und nimm ein L, und du weißt, wem du gerade gegenübersitzt."

Süßlich lächelte ich Dorian an, der sich ungerührt mit der Zungenspitze in die Wangenspitze stieß. Daran ließ sich ebenfalls erkennen, dass man es bei ihm mit einem Typen zu tun hatte, der sicherlich genauso ein schmutziges Gedankengut wie meiner Eins hegte.

"Stehst du eigentlich auf solche süßen Zuckerstücke wie uns, oder magst du nur Jungs?", schnitt Tayler ein neues Thema an.

"Wie gefällt dir eigentlich der Job bis jetzt?", wollte allerdings Dorian wissen, und ehe ich eine der beiden Fragen beantworten konnte, mischte sich Juan ein und musterte uns drei mit lächelnden Augen.

"Ich seh schon, ihr habt euch eine Menge zu erzählen, Mädels", stellte er fest, und niemand hatte etwas dagegen einzuwenden. Es war nur zu offensichtlich, dass wir uns gut verstanden, teilten wir doch eine ganze Reihe an Gemeinsamkeiten. "Vielleicht wollt ihr ja noch was zusammen unternehmen, so ganz unter Freundinnen? Ich werde mich nun nämlich ganz dezent zurückziehen, ich habe noch einen Termin."

"Ja, Daddy", kicherte Tayler daraufhin, doch auch wenn Juan sich bereits erhoben hatte, es gab noch etwas, das er uns mitteilen wollte.

"Wenn ihr euch weiterhin gut versteht, dann könnte man vielleicht mal darüber nachdenken, ein gemeinsames Projekt in Angriff zu nehmen, was meint ihr?"

Vielsagende Blicke wanderten zwischen Dorian, Tayler und mir hin und her, was mir sagte, dass sich in naher Zukunft wohl ein weiterer meiner feuchten Träume erfüllen würde.

 
 

*
 

 

Genau wie ich schienen die anderen beiden an diesem Tag noch nicht sonderlich viel an fester Nahrung zu sich genommen zu haben. Wenn einen allerdings fast rund um die Uhr sein Job und die Vorbereitungen auf diesen einspannten, konnte es gut und gerne passieren, dass man ausversehen eine Mahlzeit übersprang. Oder auch ganz bewusst, behauptete Dorian doch, auf sein Gewicht achten zu müssen, schließlich bekäme er langsam Probleme dabei, seinen Lieblingsrock zu schließen. Dennoch ließ er sich schließlich dazu hinreißen, sich ebenfalls eine kleine Tüte Fritten zu gönnen, die er noch schneller als wir mit spitzen Fingern in sich hineinknabberte. Meiner Meinung nach stellte eine Hungerkur absolut nicht das Nonplusultra dar, generell empfand ich Diäten als überflüssig, denn wenn man mich betrachtete, dann musste man schnell feststellen, dass ich meinen Babyspeck niemals komplett verloren hatte und trotzdem eine attraktive Figur besaß. Allerdings schwieg ich diesbezüglich vor den anderen, denn die meisten Mädels reagierten ziemlich empfindlich, wenn man sie auf ihr Gewicht oder ihre Ernährungsgewohnheiten ansprach, und falls Dorian sich heute gerade besonders feminin fühlte, hätte ich womöglich eine beleidigte Reaktion geerntet, und mir böses Blut zu machen war nicht das, was ich bei meinen neuen Freunden angestrebt hatte.

Fast ein wenig neidisch betrachtete ich seine perfekte Figur in der Korsage, während wir nebeneinander durch die Innenstadt schlenderten und uns in den bewundernden Blicken der Typen sonnten, von denen sich bei weitem nicht nur einer nach uns umdrehte. Wir waren die drei eiskalten Engel für Charlie, oder besser gesagt für Juan. Er war der Einzige, der uns alle haben durfte, nacheinander sowie zur gleichen Zeit. Weil er Fingerspitzengefühl im Umgang mit Mädchen besaß und nicht nur seine Sensationsgeilheit abzureagieren suchte.

 

Plötzlich stieß Dorian ein Geräusch aus, als wäre ihm ein prompter Einfall widerfahren. Mit noch immer leicht fetten Fingern deutete er auf mich und teilte mir, nachdem er seinen Rachen gelehrt hatte, mit, was ihm mit einem Mal eingekommen war.

"Dich kenn ich doch auch, na klar!", rief er aus und lutschte eifrig das Fett von seinen Fingern. "Du bist doch hier der Bassist von Motionless in White! Krass, dass mir das noch nicht früher aufgefallen ist."

Tayler musterte mich prompt auf eine Weise, als hätte er mich zum ersten Mal gesehen. Fragend runzelte er die Stirn, anscheinend schien ihm der Name meiner Band nichts zu sagen. Offensichtlich stand er nicht auf härtere Musikrichtungen wie Metalcore, ich hätte ihm dies ohnehin nicht zugetraut, im Gegensatz zu Dorian, der einen ähnlichen Stil an den Tag legte wie ich.

"Da habt ihr ja noch mehr gemeinsam", urteilte die Blondine an Dorian gewandt, anstelle uns mitzuteilen, dass sie von Motionless in White und Devin Sola vor diesem Augenblick noch nie gehört hatte. "Dorian spielt nämlich auch in einer Band."

"Ja, Fashion Bomb", ergänzte dieser zugleich quirlig, woraufhin ich passen musste. Aber um ehrlich zu sein beschäftigte ich mich eher weniger mit Newcomern, und Dorian war eindeutig zu jung, um Mitglied einer alteingesessenen Band zu sein. Jedoch interessierte sich die gotische Schönheit eher weniger dafür, ob in meinem Kopf aufgrund des Namens ihrer Formation etwas klingelte. Viel wichtiger schienen andere Fakten, über die ich mir im Gegensatz zu ihm bisher nie Gedanken gemacht hatte.

"Wie findet deine Band es eigentlich, dass du jetzt ein Pornstar bist? Also meine hat absolut kein Problem damit, ich bin ohnehin der Paradiesvogel, und-"

"-sie genießen es, auf Tour jemanden dabeizuhaben, der Sex auf so professionelle Art und Weise auszuüben versteht, was?"

Dass Tayler ebenfalls ein loses Mundwerk besaß, stellte ich nicht zum ersten Mal fest. Dennoch fand ich seine Äußerung ziemlich offensiv, was mich in einer anderen, für mich weniger ernsthaften Situation sicherlich zu heißem Kopfkino inspiriert hätte. So aber huschte nicht mal ein kleines Lächeln über mein Gesicht, denn zum ersten Mal seit meinem Unterschreiben des Dollhouse-Vertrages kamen mir Chris, Ricky und die anderen in den Sinn. Man, in der Zwischenzeit hatte ein ganz neuer Abschnitt meines Lebens begonnen und sie so derart weit weg von mir katapultiert, dass sie mir beinahe schon fremd erschienen. Die Musik und die gemeinsamen Proben, das alles schien so unendlich lange her, dass mich prompt ein schlechtes Gewissen beschlich. Zumal das, was ich neben der Band für Geld tat, ohnehin nicht zu den Dingen zählte, die sich sonderlich förderlich auf unser Bandleben ausgewirkt hätten. Geschweige denn auf unser Image, das vornehmlich junge Fans im Teenageralter begeisterte.

 

"Sie wissen es nicht", antwortete ich schließlich leise. "Ich hatte noch keine Gelegenheit, um es ihnen-"

"Ja, versteh ich", fiel Dorian ein. "Ist ja auch so was wie ein Coming Out, den besten Kumpels mitzuteilen, dass man nun Sex für Geld hat und sich dabei sogar Filmen lässt."

Dorian wirkte im Gegensatz zu mir vollkommen ungerührt und schien genau wie Tayler nicht zu bemerken, dass mich diese Sache ziemlich nachdenklich gestimmt hatte. Die beiden wechselten deshalb so abrupt das Thema, das ich nicht mal etwas dazu sagen konnte, lag der bittere Nachgeschmack meiner Gedanken doch noch immer auf meiner Zunge.

"Ich brauche unbedingt neue Dessous", ereiferte Dorian sich dramatisch und gestikulierte ausladend mit den Händen. "Übermorgen ist Dreh mit Juan, und verdammt, ich hab echt nichts Passendes, um ihm ein umwerfendes Callgirl zu machen. Entweder es ist zu brav oder zu alt oder...es passt nicht mehr, weil ich zugenommen habe!"

Lautstark seufzte der Schöne sein Bedauern heraus und kräuselte dabei seine dunkelroten, vollen Lippen. Erst Tayler schaffte es, ihn wieder aufzubauen.

"Du spinnst", erwiderte er wenig feinfühlig. "Keines von deinen Dessous ist auch nur im Ansatz brav. Wenn ich sie mit meinen vergleiche..."

"Na, du musst das grad sagen!", zischte Dorian impulsiv. "Du trägst doch sogar String, wenn du deine Oma besuchst!"

"Ja, entweder String oder nichts."

Tayler tat nichts anderes, als mit den Schultern zu zucken nach diesem trockenen Kommentar. Beinahe meinte ich, die beiden hätten meine Anwesenheit vergessen, doch dem war natürlich nicht so, obwohl sie sich vornehmlich über Dinge unterhielten, zu denen ich nichts beizutragen hatte, kannte ich doch weder Dorians noch Taylers Unterwäschegewohnheiten.

"Und du, Devin? Was trägst du am liebsten, wenn du auf Tour bist?"

"Boxershorts", erwiderte ich knapp, woraufhin ich ungläubige Blicke erntete und regelrecht dazu aufgefordert wurde, diese Tatsache näher zu erklären. "Na ja, ich crossdresse eher selten, so intensiv wie derzeit hab ich das noch nie getan. Und auf der Bühne sieht man doch eh nichts..."

"Aber deine Bandkollegen!", warf Dorian verständnislos ein. "Zeigst du denen denn nicht, wie hübsch du bist?"

Mir fiel Rickys Blick ein, als dieser mich zum ersten Mal in Frauenkleidern gesehen hatte.

"Ich glaube nicht, dass sie es zu schätzen wissen."

"Ein Glück, dass es Typen wie Juan gibt", entgegnete Tayler, welcher mit seiner Freundin längst Hand in Hand neben mir her schlenderte. "Typen wie Juan und Chris."

"Ja, die sind toll...", schwärmte Dorian und deutete mit dem Kinn auf einen Laden, in dessen Schaufenster sich Puppen fanden, die teuer und sündig wirkende Unterwäsche präsentierten. "So, und auch wenn du es mir nicht glauben willst, dass ich neue Dessous brauche, Tay-Schatz, werde ich mich nun nach einem schicken Teil für mich umsehen."

Weder Tayler noch ich erhoben Einspruch gegen Dorians Entschluss. Zu dritt betraten wir die Boutique, während ich insgeheim noch immer an der Sache mit meinem Geheimnis vor meiner Band zu kauen hatte. Im Grunde meines Herzens war ich immer eine ehrliche Haut gewesen, und dass ich nun hinter dem Rücken meiner Freunde Erotikfilme drehte, fühlte sich genauso schmerzlich und schwer an, als würde ich sie betrügen. So albern dies auch klingen mochte.

 
 

___
 

 
 

Ich hätte diese Gespräche zwischen Tayler, Dorian und Devin ewig so fortführen können...
 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Karma
2014-08-23T14:42:29+00:00 23.08.2014 16:42
Hättest Du auch gerne machen dürfen. Ich mag die Drei, auch oder vielleicht gerade in der Kombi. Ich bin echt mal gespannt, was da noch so alles passiert.

Sorry für die Kürze heute, aber ich hab gerade nur kurz Pause gemacht. Mein neues Bücherregal muss noch eingerichtet werden, aber ich brauchte ein paar Minütchen Ablenkung. Und wie hätte ich mir die Pause besser versüßen sollen wie mit diesem netten Kapitelchen hier?
♥~
Antwort von:  Anemia
27.08.2014 18:44
Ach, na ja, ich kann den Plot ja nicht völlig aus dem Auge verlieren. Wir müssen voranschreiten, mit großen Schritten! :D
Die Kombi wird noch oft vorkommen. Weil...nein, lassen wir Juan sprechen.
"Niemand würde abstreiten, dass drei Mädels besser sind als zwei..."
Haha. Sexszenen mit mehr als zwei Personen sind zwar recht aufwändig zu schreiben (*mich an den 8er erinner*), aber ich mag so Sachen halt. Es gab mal ne Phase, da hatte ich Angst, dass ich nen 2er-Sex gar nicht mehr schreiben kann. xD Aber ich muss nur ein bisschen emotional über zwei Personen werden, dann verkupple ich brav. ;) Praktisch, wenn man auch immer zwei Typen gleichzeitig toll findet. Einer alleine nutzt mir ja ohnehin nichts. xD
So, nun ahnst du ja, was ich so vorhabe. Aber man konnte es sich ja eh sicher denken, bei dem Plot...;)

Man liest sich. :)

lg Serpa


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