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V-M4: A Long Way Home

Virus M4 - Ryan & Vik
von
Koautoren:  Silver-Rele  b4mb4m  Sinyata  Mothgirl

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Der Gott des Chaos

„Nicht so schnell!“, hörte Ryan plötzlich. Ein lautstarkes intervenieren von Seiten der Anführerin ließ seine Rage für einen Moment erlöschen. Hatte sie sich nun doch ein Herz gefasst?

Vik zog daraufhin erschrocken ihre Hände zurück, während Zane sich bekleidete. „Zieh dich wieder an Mädchen“, zischte Zane zu Viki, die daraufhin vom Boden auf sprang und ihn verstört fragend ansah. Unsicher suchten ihre Augen erst Cerberus und dann Luana, bevor sich ihr verwirrter, leerer Blick wieder auf den Boden vor Zane richtete und sie sich noch immer nicht bewegte. Plötzlich weiteten sich ihre Augen und ihre Hände bedeckten sofort ihre Narben an Brustbein und Bauch. Gedemütigt und verwirrt wendete sie sich etwas von ihm ab.

Zane stellte sich Cerberus in den Weg, dessen Grinsen ebenso seiner Verwunderung gewichen war. Fassungslos sah Cerberus die Anführerin an, während Zane sich direkt an Luana wandte: „Herrin, gebt Ihr Eure Zustimmung, dass während des Aufenthalts in diesem Käfig jegliche Machtunterschiede aufgehoben sind?“ Während der Folterknecht erst fragend zu Zane und dann zu Luana sah, nickte diese: „Ja, ich gebe meine Zustimmung.“

Ryan sah ebenso verwirrt auf die neue Szenerie vor ihm. Anscheinend schien die Anführerin noch etwas anderes zu planen oder schon die ganze Zeit geplant zu haben? Aufmerksam und verwundert sah er dem bizarren Schauspiel vor ihm zu, so abstrus, dass er seine Wunden für einen Augenblick vergaß. Was passierte dort?
 

„Wir sind wie zwei Frischlinge. Das hier wird kein Machtkampf, ich will nur Gerechtigkeit“, mit einem Ruck beförderte Zane, den sichtlich überraschten Folterknecht drei Meter nach hinten. Fast hätte er sogar das Gitter gestreift, konnte sich aber noch rechtzeitig abfangen.

Vik war unterdessen mit einem kurzen, erschrockenen Aufschrei vor den beiden zurück gewichen, kam dabei dem Elektrozaun fast zu nahe und stolperte wieder ein paar Schritte nach vorn, bevor sie weiter irritiert den Männern zu sah.

„Du wirst dir wünschen meiner Schwester niemals begegnet zu sein“, knurrte der Türsteher. Cerberus fing an zu lachen. „Darum geht es?“, fragte er und sah Luana lächelnd an, „Ist das dein Ernst?“ Cerberus blickte wieder zu Zane und sah ihn herablassend an. „Als wäre es die Kleine „Wert. Sie hat es gewollt, Zane. Zahara hat sich’s auf mir besorgt, wie eine läufige Hündin. Hat meinen Namen geschrien, immer und immer wieder. Glaub mir, sie hat es gewollt.“

Zane begann nach ihm auszuholen und wand sich zugleich immer wieder davon, wenn Cerberus einen Gegenangriff startete. Zunächst wichen sie sich immer wieder aus, anschließend kassierte Zane mehre Hiebe seitens Cerberus. Immer wieder verfehlte Zane den Folterknecht und bekam selbst einen tief sitzenden Schlag ab.
 

Fassungslos starrte Ryan weiter auf die sich prügelnden Wölfe. Der Türsteher nahm sich den Folterknecht vor, eine unerklärliche Wendung der Geschehnisse und wäre der Knebel nicht im Weg gewesen, dann hätte der Soldat dem Schauspiel nun stumm mit offenem Mund beigewohnt.

Während Cerberus Zane traf, ergriff der Türsteher den Arm seines Gegners mit festem Griff. Seine linke Hand krampfte sich in den Oberarm des Folterknechts, die rechte in seinen Unterarm. Mit einem Ruck, wobei er sein eigenes Körpergewicht zum schleudern einsetzte, warf er Cerberus durch das gesamte Arsenal.

Der Folterknecht schlug hart auf dem Boden auf, wirbelte um sich selbst und hielt nicht einmal vor dem, unter Strom gesetzten, Zaun inne. Schmerzvoll jaulte Cerberus auf, als sein linker Arm an den Elektrozaun kam und der Strom durch seinen Körper jagte. Mit Mühe schaffte er es, die nötigen Zentimeter Abstand zwischen sich und den Zaun zu bringen. Dennoch zuckte der Körper unwillkürlich, während die Stromschläge weiter durch seinen Körper zuckten und ihn lähmten.

Zane schritt auf ihn zu, zog ihn an den Haaren herbei und hinter sich her bis zu Viki. „Willst du dich rächen? Ich gebe dir die Möglichkeit ihm wenigstens eine Ohrfeige zu geben, wenn du dies willst.“

Abwehrend hob Vik ihre Hände und sah hektisch zwischen Lua und Zane hin und her, humpelte dennoch ein paar weitere Schritte am Zaun entlang, um zurück zu weichen, bis sie völlig in der Ecke gedrängt stand. Immer noch von der plötzlichen Prügelei verstört, starrte sie Zane mit überforderten Blick an, sah dann kurz ängstlich auf Cerberus, bevor sie Zane erneut anstarrte, rührte sich aber nicht weiter. Ihr leerer Blick wandte sich erneut von den Männern ab, während ihr gesamter Körper vor Angst zitterte.

Du mieses Schwein!“, schrie Zane, wollte erneut auf den Folterknecht ein prügeln, bis Luas Stimme erneut ertönte. „Aufhören!“, schrie die Anführerin der Wölfe plötzlich und Zane ging sofort auf Abstand, während sich Cerberus mit zittrigen Gliedern erhob.

Kurz blickte dieser hinab in das verstörte Gesicht seiner Gefangenen und schenkte ihr ein kleines Lächeln. „So ist das manchmal unter Tieren“, erklärte er ihr, während sie zitternd einen Schritt von ihm weg machen wollte, aber doch nur regungslos stehen blieb.

Keiner der Wolfsmitglieder wagte es einen Mucks von sich zu geben, während das Tier der Anführerin aus den Gebüsch auftauchte. Seine Lefzen hochgezogen präsentierte er knurrend seine messerscharfen Reißzähne. Er warnte vor jemanden, welcher ohne Scham und ohne Furcht in ihre Mitte trat. Es war ein blonder Mann, der feste Lederkleidung trug und eine Tätowierung am Unterarm hatte.
 

Gefühlte Minuten waren für den Soldaten vergangen, auch wenn die Keilerei sicherlich nur Momente dauerte. Doch plötzlich war Stille eingekehrt und Ryan spürte wieder wie sein Blut an ihn hin ablief, sah, wie es zu seinen Füßen in den Boden versickerte. Die Ereignisse überschlugen sich, als die Aufmerksamkeit aller sich vom Käfig entfernte und zu irgendwelchen Neuankömmlingen wandten.

„Was suchst du hier, Asgard?“, fragte Luana den blonden Mann sogleich forsch. Das Misstrauen war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. „Ihr habt hier nichts zu suchen“, knurrte Luana leise, als sie die Verletzungen und blutverschmierte Kleidung der Frau betrachtete, die dem Neuankömmling folgte.

Als Ryan sich zu der Blickrichtung, in die jeder sah, umwandet, dem neuen Zentrum der Obacht aller, konnte er zwei Personen aus dem begrenzten Augenwinkel ausmachen, die nach der Reaktion ihrer Wärter weder eingeplant noch erwünscht waren. Wage Hoffnung keimte auf, vielleicht war das ihre Chance?

Mit leicht schmerzverzerrten Gesicht stand Vik noch nackt in der Kälte, als sie versuchte ihr verletztes Bein nicht weiter zu belasten. Ihr Körper zitterte, aber ihr Blick war weiterhin teilnahmslos auf den Boden gerichtet. Sie sah nicht einmal mehr auf, um zu sehen, was gerade um sie herum passierte.

„Zieh dich gefälligst an!“, knurrte Cerberus ihr entgegen, wobei sie panisch zusammen zuckte. Ihr Peiniger war von dem Auftauchen des Asgard-Mitglieds sichtlich verärgert, versuchte nun den Blick von diesem auf Viktoria zu blockieren, indem er Viktoria hinter sich schob. Vik zuckte bei der Berührung ängstlich zusammen, sah Cerberus einen Moment verständnislos an, begann aber dann langsam sich wieder zu bekleiden, während der Wolf immer wieder nervös zu ihr sah, ob sie endlich fertig war.

Der Neuankömmling genoss sichtlich die Aufmerksamkeit der ganzen Gang, lächelte, trotz der feindseligen Blicke, freundlich vor sich hin. Als er dann Ryan erblickte verfinsterte sich sein Gesicht. Danach drehte er sich zu Luana um und betrachtete sie. „Guten Tag. Sie müssen Luana sein, stimmt‘s? Mein Name ist Loki, linke Hand des Gottvaters Odin. Ich bin hier um mit Ihnen zu sprechen, in friedlicher Absicht. Ich hoffe ich störe nicht?“ Dann hob er seine linke Hand, in welcher er eine Granate hielt und zeigte sie herum, woraufhin ein schockiertes und alarmiertes Raunen hörbar wurde. „Dies ist nur eine Vorsichtsmaßnahme, für den Fall das Ihr oder Eure Leute meine friedlichen Absichten verkennen. Also bleiben wir lieber gesittet, schließlich sind wir alle erwachsen. Heute muss niemand sterben, aber es könnten viele. Also bleibt hier, denkt nicht daran zu gehen bevor wir unser Gespräch zu Ende geführt haben.“ Lokis Gesicht blieb freundlich, ein makelloses Lächeln zierte seine Züge und seine Stimme blieb vollkommen ruhig. „Nun, ich bin mir sicher, Sie sind eine vielbeschäftigte Frau, Luana. Also will ich mal gleich zur Sache kommen. Sie haben gefragt was ich will? Ich will und werde Eure beiden Gefangenen mitnehmen. Mehr nicht.“

Ein spöttisches Lächeln legte sich auf die Lippen von Cerberus.
 

Die Worte, welche der Neuankömmling sprach, ließen auch Ryan für einen Moment an seiner Vigilanz zweifeln. Dieser Loki wollte sie hier ‘rausholen? Konnte das wahr sein? Oder spielten ihm seine Sinne und Gedanken nur einen makaberen Streich? Woher wusste er, dass sie hier gefangen waren? Und weshalb sollte er bestrebt sein sie mit sich zu nehmen? Hieße es für Viktoria und ihn vielleicht gar keine Besserung der Umstände? Schließlich sprach er von einem Göttervater, nicht gerade vertrauenerweckend. Es sprach doch eher für einen weiteren Verrückten, dieser Gedanke wurde auch von seiner offen präsentierten Granate nicht gerade entkräftet. Viele Fragen dieser Art kreisten in seinem Kopf, doch die müssten warten, zu viel geschah derzeit zu schnell…

Sein Auge verließ für einen Augenblick den Fokus des Geschehens und blickte zu Viktoria in dem Käfig, sie war sichtlich mitgenommen, wirkte klein und verloren zwischen den offen einsehbaren Gitterstäben. Realisierte sie überhaupt noch was um sie herum geschah?

Er hatte dies schon einige Male während seiner Einsätze gesehen, wie Leute abschalteten, wenn sie traumatischen Ereignissen ausgesetzt waren, Personen die sich wie bei einem ausgelösten Sicherheitsmechanismus ins Innere zurückzogen und in einem katatonischen Zustand abdrifteten… Er hoffte nur dass man sie dort wieder herausholen konnte, dass es nur einen kurzfristigen Rückzug darstellte.
 

Plötzlich ergriff eine ihm unbekannte Frauenstimme das Wort und lenkten seine Aufmerksamkeit wieder auf das vor ihm liegende Geschehen. Sie gehörte zu einer mitgenommenen, unscheinbaren Frau, die bei weitem keinen so sicheren Eindruck machte, wie der Mann hinter dem sie stand. Sie trug viele Verbände, ihr Gesicht war übersät mit blauen Flecken und hatte, dem blutigen Verband nach zu urteilen, erst vor kurzem den kleinen Finger an der Hand verloren. Hatte er sie so zugerichtet? Aber dann würde sie ihm wohl nicht unbedingt in dieses Wolfsrudel folgen oder?

„Uh … hey“, erübrigte sie schließlich kleinlaut und hob winkend die Hand. „Nines hier. Einfach nur Nines, passt schon.“ Ihre Granate fest in einer Hand gepackt, hob die junge Frau seufzend eine Hand an ihre Stirn. „Ich will mich nicht einmischen und so, echt nicht. Aber … ich kenn‘ den. Also, den hier, Loki.“ Sie deutete mit einem Finger auf den blonden Asen. „Der macht bei sowas echt keine Witze. Ich würd’s nicht ausprobieren wollen, wenn ich Sie wär; Miss. Der ist der Meinung, er wär’n Gott; der bringt’s auch fertig und sprengt sich selbst und uns alle anderen in ein neues Zeitalter, wenn es sein muss.“ Sie trat einen kleinen Schritt von Loki weg, stellte sich auf die Zehenspitzen und warf einen genaueren Blick rüber zu dem Käfig und zu Ryan, der in direkter Nähe angebunden war. „Können die Leute, die hier weg wollen, sich kurz melden?“, rief sie und behielt dabei vor allem den Käfig im Auge. „Also… alle außer der Vogelscheuche. Ich glaub, bei dem isses klar. Wäre echt unheimlich nett. Ich geb‘ zu, ich hab nicht gerade den Durchblick“, sagte sie und erntete von Loki einen missbilligenden Blick.

Diese Worte rangen Cerberus ein deutliches Lächeln ab. Er drehte sich zu Viktoria um, suchte ihren Blick und fand ihn schließlich. „Wenn du es auch nur wagst einen Mucks von dir zu geben oder gar nur zu zucken, verspreche ich dir, Miststück, wird alles, was du bis jetzt erlebt hast, ein Spaziergang gewesen sein gegen das, was ich dir dann antun werde“, knurrte er ihr leise entgegen und Viktoria nickte nur eifrig zum Zeichen, dass sie ihn verstanden hatte.

Ihre Vorstellung und Frage wirkte für Ryan beinahe wie eine schlechte Slapstick-Einlage, meinten die beiden das wirklich ernst? Sprach sie ihn gerade wirklich mit Vogelscheuche an? Er musste sich ernsthaft überlegen, ob nicht doch vielleicht er es war, der noch vor allen anderen Anwesenden übergeschnappt war und sich diese ganze Show einbildete.
 

„Meine Gefangenen? Ja natürlich, ein möchtegern Gott wie du einer bist, muss natürlich darum fragen“, kam es spöttisch von der Anführerin der Wölfe. „Zane, lass beide Gefangenen aus dem Käfig. McClean, hohl‘ mir den Mann von den Pfählen runter. Und pass‘ auf, wir wollen ja nicht das Loki einen seiner drei erschlichenen Gefangenen verliert.“ Ihr Blick war kalt und auf die Granate geheftet, während für einen kurzen Moment, Cerberus der Mund offen stehen blieb und Nines erleichtert aufatmete. Aber Loki schien kurz verwirrt, bevor er zu seinen überheblichen Lächeln zurück fand.

Anscheinend zog Lua es tatsächlich vor sich keiner riskanten Auseinandersetzung entgegen zu werfen. Sie ordnete doch tatsächlich an sie frei zu lassen... Moment… warum sprach sie von drei Gefangenen? Hatte sie wirklich vor ihren Folterknecht mitzuschicken? Ryan konnte sich die Idee dahinter nicht wirklich erklären. Wollte sie ihn loswerden? Er selbst würde sicherlich mitspielen, bis sie etwas Zeit zwischen sich und diesem Pack gebracht hätten und dann wären diesmal sie in der Überzahl…

Und tatsächlich, dieser McClean begann seine Fesseln zu lösen. Ungeduldig zog er bereits an den Strängen noch bevor er von ihnen befreit war, fühlte wie die Einschränkungen sich nach und nach lockerten. Als sich die letzte Schlinge löste und Ryan schlussendlich wieder Freiheit genoss, hatte ihn jedoch auch die Schwerkraft wieder. Nun nicht mehr von den Pfählen gestützt, gaben seine immer noch leicht relaxierten Beine der plötzlichen Belastung nach, was ihn veranlasste in die Knie zu gehen. Seine Hände arbeiteten derzeit hektisch an dem Knebel, bestrebt diesen zu lösen, zog er ihn nach einem ersten Lockern aus dem Mund. Sein erster Versuch nach Viktoria zu rufen kam kaum mehr als einem Krächzen gleich aus seiner Kehle.

Sie kamen hier wirklich lebend raus wie es schien, die Tatsache der Granate und dem immer noch vorhandenen Risiko rutschte nach hinten, wurden von einer aufkeimenden Euphorie verdrängt. Einer Euphorie der sein Körper noch nicht vollkommen gerecht werden konnte. Sein zweiter Versuch sich aufzurichten schlug erneut fehl, als sein Blick kurzweilig auf den Boden sank, sah er die deutlichen Blutspuren, die nicht vollkommen versickern wollten, spürte ebenfalls das noch immer herab rinnende Blut an seinem Gesicht, ein weiteren Fakt den er verdrängte. Er musste nach Viktoria sehen!

VIK!“ Nun lauter, sicherer, auch wenn seine Stimme noch mitgenommen klang war es besser… Seine Augen, oder vielmehr sein rechtes Auge ruhte auf Viktoria. Sein linkes hielt er reflexartig geschlossen, da das Rinnsal Blut weiterhin über das geschlossene Lied floss, welches von Lua durch einen Schlag mit einem Spezialring, dessen Spitze sich knapp über Ryans Auge, aber dennoch tief in sein Gesicht, grub, verletzt wurde.
 

Viktoria, die mittlerweile wieder angezogen war, stand weiterhin teilnahmslos im Käfig. Die Geschehnisse schienen sich zähflüssig und in Zeitlupe abzuspielen, während er gefühlte Minuten auf eine Reaktion wartete, das Geschehen um ihn herum rückte in den Hintergrund, drang nur dumpf zu dem Soldaten durch. Für einen kurzen Moment erwiderte seine Viki den Blick. Was ihn unwillkürlich dazu veranlasste seine Statur ein wenig aufzurichten, soweit es ihm möglich war. Ihre Lippen begannen ein Wort zu formen, dessen Laut nie bei ihm ankam, stattdessen schloss sich der Mund wieder und sie wand sich in schmerzhafter Langsamkeit von ihm ab.

Ein dumpfer diffuser Schmerz gesellte sich zu seinen anderen, deutlich schärfer begrenzten Leiden, tiefer…

Vik war sichtlich nicht vollständig anwesend, wirkte apathisch. Ein Schutzmechanismus des Geistes schien sie wieder vom Geschehen entfernt zu haben. Auf was für eine Lichtung sie sich wohl zurückgezogen hatte? Würde sie überhaupt fähig sein wieder zurück zu finden? Der Sanitäter vermutete in ihr diesen Zustand, durch den leeren Blick, den er bei der ehemaligen Studentin feststellte, sollte durch dieses Wissen eigentlich gar nicht diesen Hintergründigen seelischen Schmerz spüren…

Doch die spöttischen, herausfordernden Worte des Schwarzhaarigen, der sich vor Viktoria in sein Blickfeld schob, hallten in seinem Bewusstsein wieder. Die Worte die versuchten jegliche Gefühle in Frage zu stellen: Und wir können doch ehrlich sein Bro, würde sie dich wirklich lieben, sie würde nicht zögern, denkst du nicht?

… Schwachsinn… aber dennoch, das nachäffen des Schwarzhaarigen, als er die Aufopferungsbereitschaft in Frage stellte, gepaart mit dem Lachen, es wiederholte sich stetig in seinen Gedanken. Schwachsinn!
 

Der Cerberus ergriff die Hand Viktorias und lächelte sie an. „Du hast gehört, was der Onkel und die zwei netten Tanten gesagt haben, wir verschwinden jetzt.“ Dann zog er sie hinter sich her, wobei sie vor Schmerzen aufstöhnte, und ging auf die Käfigtür zu, die Zane ihnen öffnete.

Gemischte Gefühle kamen in Ryan auf. Hoffnung auf eine reelle Chance zur Flucht, gepaart mit Unglauben und einer steigenden Skepsis. Konnte es wirklich so glatt laufen, wie dieser Ase es vorsah? Ryan glaubte nicht daran.

Langsam richtete der Soldat sich auf, zu mindestens funktionierte dies mit einem Knie. Blutverlust, Verletzungen, die Relaxantien und die vorangegangene Fixierung hatten jegliches Körpergefühl aus ihm verbannt. Nur langsam fingen seine Muskeln wieder an ihm zu gehorchen, auch wenn er sie dazu zwingen musste. Er war an einem Punkt angekommen, an dem er sich seines eigenen körperlichen Zustandes nicht mehr vollständig bewusst war. Die Erschöpfung zusammen mit dem, durch einen ureigenen Überlebenswillen vorherrschendem Wissen, dass dies nun die einzige und letzte Chance für sie war, sorgte dafür, dass er die meisten Handicaps überwinden konnte um zu überleben. Von dem Schwarzhaarigen, der begonnen hatte mit gespanntem Bogen die Neuankömmlinge zu bedrohen, bekam Ryan nur am Rande etwas mit.

Ryans Aufmerksamkeit ruhte weiterhin auf der allein zurückgelassenen Viktoria vor der Tür des Käfigs. Sie stand immer noch dort, wo der Wolf sie allein gelassen hatte, um sich den Neuankömmlingen zu widmen und starrte zitternd zu Boden, sichtlich überfordert mit der Situation.

Er musste aufstehen und zu ihr! Ihr helfen von dieser Lichtung wieder zurück in die Realität zu finden! Er musste... !
 

Gerade als er den scheinbar unüberwindbaren Widerstand, den ihm seine Muskeln boten, brechen wollte, brach um ihnen herum die Hölle aus. Was war passiert? Gangmitglieder setzten sich in Bewegung… War ihre Chance schon vertan? Sollte es das gewesen sein? Hatten sie zu viele Sekunden ungenutzt verstreichen lassen? Doch sie schienen gar nicht das Ziel der Umstehenden zu sein. Schienen beinahe am Seitenrand vergessen worden zu sein. Die Wölfe nahmen anscheinend die Verfolgung der plötzlich und überstürzt fliehenden Neuankömmlinge auf. Was war genau passiert? Unwichtig für Viktoria und für ihn. Wichtig war nur das sie die große Chance nutzten die sich ihnen jetzt bot.

Und tatsächlich, gerade als er den Widerstand der Medikamente brechen wollte, warf sich eine Gestalt vor ihm auf den Boden. Viktoria! Sie hatte anscheinend aus eigenem Antrieb die Lethargie überwunden.

Sie sah ihn noch immer mitleidig und schuldbewusst an, während ihr erneut die Tränen kamen. Ihre Hände hingen noch in der Luft, da sie sich nicht traute ihn anzufassen. „Ryan, ich…“, begann sie zögerlich und leise, doch weiter kam sie nicht, bevor ihre Stimme weg brach und sie sich weinen an seine linke Schulter lehnte. Ihre linke Hand legte sich an seine Hüfte, die rechte wanderte an sein linkes Schulterblatt, drückte ihn zumindest ein wenig an sich. Zitternd und weinend krallte sie sich leicht in seine Sachen.

Ryan sah ihre Tränen und die Trauer in ihren Augen, ehe er ihre Berührung spürte, einen Kontakt den er nicht mehr erwartet hatte je wieder spüren zu können. Ein Kloß setzte sich in seinem Hals fest. Damit gerechnet hatte er keineswegs mehr, erst jetzt wurde im vollends klar wie nah er innerlich schon gewesen war einfach abzuschließen. Seine Arme, trotz schmerzender Schulter, umschlossen ebenso Viktoria wie sie ihn umschloss. Wieder vereint! Doch dafür waren weder der richtige Ort und vor allem nicht die richtige Zeit, um den Moment zu genießen. Sie mussten handeln. Das Wiedersehen musste warten.

Als Viktoria ihre Sprache wieder fand, brach es einfach aus ihr heraus, auch wenn ihre Stimme die ganze Zeit über eher ein fast tonloses Flüstern war: „Es tut mir Leid, ich wollte nie das es so weit kommt, wollte nicht das sie dir was tun. Ich hatte keine Ahnung. Bitte verzeih mir! Ich werd‘ nicht mehr zulassen, das sie dir weh tun, ich werd‘ ein braves Mädchen sein, werd‘ tun was sie sagen, bitte hass‘ mich nicht! Ich wollte das nicht, aber er hat gesagt er wird‘ uns jagen, er wird uns finden und er wird‘ dich töten! Er sagte er will mir alles nehmen, will mich zerstören, will dass ich im eigenen Dreck und Blut um meinen Tod bettel‘, aber erst wird er dich töten! Er will dich töten und sich dann meinen Körper nehmen. Ich wusst‘ nicht was ich tun sollte! Ich wollte nicht das sie dir das antun! Bitte hass‘ mich nicht, bitte… Er wird dich jagen, du musst hier weg! Vielleicht, wenn ich hier bleib, wenn ich brav bin, dann wird er dich vergessen. Du musst hier weg, darfst nicht sterben, musst zum Versteck nordwestlich der Uni, Tempeltonstreet 83, mit Efeu bewachsenen Haus, durch den Keller in den Dachboden gehen. Unter den Dielen sind Vorräte für ‘ne Woche und Verbandszeug. Bitte du musst gehen, er darf dich nicht… er darf nicht… ich will nicht das du… ich wollte nie dass sie dir das an tun… bitte verzeih mir! Ich werd‘ brav sein, ich werd‘ ein braves Mädchen sein… sie dürfen dir nichts mehr tun, ich will nicht dass sie dir wieder weh tun…“

Langsam richtete er sich mit ihr zusammen auf, gemeinsam viel es ihm leichter die Kontrolle über seine betäubte Motorik zu finden. Doch das wirre Gestammel seiner Partnerin ließ Sorge in ihm aufkeimen. Sie schien die Chance nicht zu sehen, wirkte gebrochen… Anscheinend hatte dieser Cerberus sein Ziel erreicht…

Zögerlich ließ er von Viktoria ab, hielt sie an ihren Schultern für einen Moment auf Abstand, als er ihn ihre Augen blickte. Was er sah schmerzte ihn, die Leere, Verzweiflung und Resignation. Der Druck auf seine Schultern wurde energischer, zwingender. Sie mussten handeln, ihre Chance nutzen! „Vik! Hör auf! Vik, bitte… Wir müssen hier jetzt weg! Gemeinsam… Du musst dich nicht entschuldigen…“ Doch es schien kaum zu ihr durchzudringen, ihre Entschuldigungen und ihr ständiges Versprechen brav zu sein und hier zu bleiben, damit er verschont wurde, sprudelten aus ihr hervor. Es wiederholten sich ständig. Sein eigener Ausdruck war gequält, seine Stirn lag sorgenvoll in Falten.

Doch sie sprach unter Tränen ununterbrochen weiter: „...sie dürfen dir nichts mehr tun, ich will nicht dass sie dir wieder weh tun! Er wird kommen, will dich umbringen, nur wegen mir! Er sagte er will mir mehr als weh tun, will meine Seele zerstören, will mich quälen bis er mir erlaubt zu sterben, er wird nicht aufhören zu jagen bis er seinen Willen hat. Ich solle beten, beten das er uns nicht schnell wieder findet... ich wusste nicht weiter... wollte das alles nicht mehr... aber er... er hat dir... du hast meintet wegen... es... es tut mir Leid... ich werd‘ tun was er sagt, werd‘ brav sein, dann kannst du weg! Bitte... ich kann nicht ertragen wenn er dich – “

Hektisch sah er sich über seine Schulter hinweg um. Noch schien keine Aufmerksamkeit auf den beiden zu liegen, aber wie lange war dies noch der Fall? Sie mussten hier weg, schnell!

Wie in Trance, verließ seine linke, unversehrte Hand ihre Schulter und schlug zu, nicht mit Kraft aber mit Nachdruck. Eine verzweifelte Kurzschlussreaktion, die Ryans Herz unverzüglich schwer in seiner Brust liegen ließ, selbst betroffen über seinen Ausfall. Sein Mund stand offen beim Versuch Worte für seine Tat zu finden, sich in irgendeiner Weise zu rechtfertigen, doch kein Wort entwich ihm im ersten Augenblick, kein Argument für seine Handlung. Bestürzt über sein eigenes Handeln, kamen ihm selbst die Worte für eine Entschuldigung, die so zwingend in ihm Aufstieg, nicht über die Lippen.

Nur zögerlich richteten sich Viktorias Augen wieder auf Ryan, der mit einem Schlag den Redefluss unterbrochen hatte. Noch erschrocken sah sie ihn schweigend an, während sich ihr Atem sich sichtlich beschleunigte und ihr Blick sich veränderte. Verwirrung und Angst spiegelten sich gleichermaßen in ihrem Gesicht wieder. Ihre rechte Hand löste sich von ihm, legte sich auf die neue schmerzende Stelle. Ihr Atem überschlug sich förmlich, während sie noch immer anstarrte und ihn völlig los ließ.

Seine Stimme, die darauf folgte war nicht laut, um weitere Beachtung durch die in der Nähe befindlichen Wölfe zu vermeiden. „Viki! Reiß dich zusammen! Ich brauche dich jetzt! Ich brauche dich hier! Wir müssen hier weg! Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich werde nicht ohne dich gehen!“

Es Dauerte einen Augenblick, bis sie daraufhin etwas erwidern konnte. „O-okay... ich... o-o-okay...“, hauchte sie nur zögerlich mit einem angedeuteten Nicken.

Langsam setzte er sich in Bewegung, seinen linken Arm um Viktoria gelegt, sich teilweise abstützend und sie mit sich mit ziehend, mit stetigem Druck, ihren Verbrennungen zum Trotz. Doch es ging langsam voran, seine eigenen Kräfte und die nötige Kontrolle reichten nicht aus, um sie schnell genug zu bewegen. Es war zu langsam… Er benötigte wirklich ihre Unterstützung, um das Gebiet in ausreichender Geschwindigkeit zu verlassen. Durchgehend sprach er auf Viktoria ein, nutzlose, sich ständig wiederholende Phrasen... „Vik. Vik! Krümel! Komm schon, ein paar Meter und wir sind hier raus, in Sicherheit. Gemeinsam!“
 

Noch bevor Lex aus dem Käfig getreten war, kam auch schon sein Wolf auf ihn zu gerannt und sprang ihn an. Ganz instinktiv streichelte er ihn. „Guter Junge, ja, guter Junge.“, sagte er und erstarrte. Dann nahm er den Maulkorb seines Tieres ab und sah zu dem Asen. „Sieht so aus, als wäre meine Tarnung aufgeflogen. Ich hoffe, du bist nicht zu enttäuscht, Blondie, dass es am Ende doch nur zwei sind.“

Der Wolf fand wieder seinen Weg zur Erde und Lex griff zu den Sachen, die neben dem Käfig lagen. Zuerst schwang er sich seine Ledertasche mit seinen Habseligkeiten um, dann griff er nach dem Köcher voller Pfeile, den er mit dem angebrachten Karabinerhaken an einer hinteren Gürtelschlaufe befestigte. Nun sah er ein letztes Mal in Viktorias Richtung. Sie war wirklich brav gewesen, hatte jeden seiner Befehle sofort ausgeführt, keinen Mucks von sich gegeben, so wie er es ihr gesagt hatte – ja, am Ende war sie wirklich noch ein braves Mädchen gewesen. Fast war es schade, dass sich ihre Wege wohl trennen würden, aber Lex wusste, er war nie weit weg. Er war in ihren Verstand eingedrungen, in ihre Gedanken und ihre Seele, ja, er würde immer da sein, sie könnte seine Präsenz nie leugnen können, egal wie sehr sie sich bemühte. Und Ryan, nun, er bekam ein kaputtes Spielzeug zurück. Nach der ganzen Heularie die er sich hier hatte anhören müssen, würde ein romantisch-verklärter Geist vielleicht denken, die zwei würden es trotzdem schaffen – allen Hindernissen zum Trotz und dem ganzen kitschigen Mist. Lex glaubte nicht daran, er war gründlich gewesen. Der Soldat würde eine andere Viktoria zurückbekommen. Ein letztes wölfisches Grinsen warf er ihr entgegen, als er ihr tief in ihre Augen sah und dann wandte er sich ab, bereit sein neues Spielzeug in Empfang zu nehmen.

Er zog einen Pfeil heraus, nahm seinen Bogen und spannte die Sehne. Gemütlich drehte er sich um und ging nun mit gespanntem Bogen langsam auf die beiden Eindringlinge zu. Die Hand an seiner gezogenen Waffe völlig ruhig. „So, Blondie, ich will ehrlich sein, ich habe da noch die eine oder andere Frage. Ich sehe das richtig, dass du in unser Gebiet eindringst, um unsere Gefangen mitzunehmen, bedrohst deshalb unser Rudel mit einer Granate und wir sollen da stehen und einfach tun, was du von uns verlangst? Ist das der diabolische Plan?“, Lex lächelte kurz und fuhr dann fort, „Da muss ich dich leider enttäuschen, Blondie. Du kannst hier nicht einfach rein spazieren und dir nehmen, was du willst. Wir sind hier nicht bei Wünsch dir was. Noch dazu, befriedige meine Neugier, nachdem wir dir also gegeben haben, was du verlangst, wie geht es dann weiter? Willst du mir wirklich erklären, du nimmst die zwei und gehst dann mit deiner scharfen Granate nach Hause und zündest sie dort? Oder kann ich es mir eher so vorstellen, dass du ein wenig Abstand zwischen dich und das Rudel bringst und sie dann auf uns wirfst und versucht aus dem Radius mit den Gefangenen zu fliehen? Variante zwei klingt nämlich eher für mich wie die eines Lügengottes. Ich verliere also nicht nur meine Gefangenen, sondern auch noch Teile meines Rudels? Kein besonders guter Deal, den du hier vorschlägst, Münchhausen.“

Der Verlust seiner Gefangenen war Cerberus mittlerweile egal. An Ryan hatte er überhaupt kein Interesse gehabt, da er keinen Wolf getötet hatte und Viktoria hatte er doch zumindest ein bisschen quälen können. Nein, der Wolf hatte ein ungefähres Gleichgewicht wieder hergestellt. Sie hatte einen Wolf getötet und im Gegenzug, hatte er sie ein bisschen gefoltert und hatte sich auf ewig einen Platz in ihren Albträumen gesichert. Ja, ein ungefähres Gleichgewicht war da. Nun galt seine Aufmerksamkeit einzig den beiden Eindringlingen und auch hier hatte er vor für Gerechtigkeit zu sorgen. Niemand drang ungestraft in ihr Gebiet, forderte etwas ein, was ihm nicht zustand und bedrohte dann ganz und gar noch sein Rudel. Und auch während er dauerhaft mit Loki gesprochen hatte, war sein Blick immer wieder auf Nines gefallen. Sie war das Opfer, das er auserkoren hatte. Der Ase hatte seinen Hass und seine Wut deutlich mehr verdient, aber nach all den unverhofften Ereignissen des heutigen Tages, war ihm einfache Beute lieber. Und die beiden waren es gewesen, die sich so freiwillig in ihre Mitte begeben hatten. Beute sollte sich nicht beschweren, wenn sie sich zu einem Rudel Wölfe gesellte und sie dann auch gejagt wurden. Schritt für Schritt ging der Second mit gespannten Bogen auf den Asen zu, sein Wolf hinter ihm lief auf und ab, die Lefzen hochgezogen, die Nackenhaare aufgestellt – kein Mucks war zu hören, wie es sich eben für einen stummen Wolf ziemte. Lex spürte, wie sein Rudel unruhig wurde, das war ausgezeichnet.

„Jesus Fucking Christus auf ‘nem Pogostock …“, murmelte Nines und schob sich wieder ein Stück hinter Loki, als Cerberus mit dem gespannten Bogen auf sie zu kam. Mit zitternden Fingern umschloss sie die Granate in ihrer Hand und versuchte, ihre Hand vor den Blicken der Leute um sie herum zu verbergen.

Langsam, mit gespanntem Bogen ging er auf den Asen zu, der es wagte sein Rudel zu bedrohen und sich einfach nehmen wollte, was ihm nicht gehörte. Während Lex ihm sagte, dass er ihm kein Wort glaubte, dass er nicht einfach gehen würde und seinem Rudel nichts tun würde, ließ keiner der beiden Männer den anderen aus den Augen. Der Ase strahlte Ruhe aus, Selbstvertrauen, nun, davon hatte auch der Wolf genug, im Gegensatz zu ihm, war er nur nicht in der Unterzahl. Loki war ein nicht zu unterschätzender Gegner, auch ohne die Granate, man erkannte es an seinem Blick. Wie immer diese Sache auch ausgehen würde, sollte der Asgard überleben, Cerberus würde sich auf ein Wiedersehen freuen, bei dem er ihm die verlogene Zunge aus seinem Maul schneiden und sie Fenrir danach zum Fraß vorwerfen würde.

„Dürstest du so nach Blut, Köter, dass du bereit bist dein Rudel zu opfern? Bist du so wahnsinnig, dass du dich nach Krieg sehnst? Dann schieß', Hund! Tu uns beiden den Gefallen und bring uns zum nächsten Punkt auf der Tagesordnung!“, schrie Loki ihm entgegen.

Lex‘ Blut geriet vor Wut in Wallung. „Wie hast du mich genannt, Münchhausen?! Ich bin weder ein Köter, noch bin ich ein Hund – ich bin ein Wolf. Und du merkst es dir besser, Drecksack. Diese Warnung ist einmalig, noch einmal, Arschloch, und ich reiße dich in Stücke, also merk dir meine Worte, Münchhausen.“ Lex wusste, er sollte sich nicht von ihm provozieren lassen, hätte eher auf die anderen Sachen eingehen sollen, die er gesagt hatte, aber es ging nicht. Er war kein Hund, den man abrichten konnte, der brav folgte und wieder zurückkam, nachdem man ihm mit der Zeitung eine auf die Nase gegeben hatte. Der Second war ein stolzer Wolf. Und wie konnte es dieser Bengel wagen zu glauben, ausgerechnet Cerberus würde sein Rudel in Gefahr bringen? Der Lügengott würde so oder so die Granate im Wolfsgebiet zünden, nichts anderes würde Sinn ergeben und wenn er es schon tat, dann sollte er sein eigenes verdammtes Leben hergeben, während er von mehreren Pfeilen durchbohrt auf dem Boden lag und seine letzten Atemzüge röchelte.

„Tu dir und Lilian einen Gefallen und verschwinde aus unserem Gebiet. Such dir andere Leute, denen du die Gefangenen stehlen kannst und wage es nicht, nur einen Fuß nochmal in unseren Park zu setzen. Ich zähle bis drei, Lügenbaron, und wenn du dann nicht weg bist, wirst du es bereuen.“

Geschockt musterte Nines den Wolf zum ersten Mal genauer, als er sie Lilian nannte.

Der Second blieb in einiger Entfernung stehen und sah ihn wölfisch grinsend an. „Eins“, begann der Wolf zu zählen und bereits während er die Zahl aussprach, verließ der Pfeil den Bogen und traf Loki an seiner rechten – nicht seiner linken – Schulter. Niemand konnte es gebrauchen, dass er aus einem Reflex die Granate fallen ließ. Denn ob sie wirklich Schaden anrichtete oder nicht, war nicht gewiss. Lex versuchte eine Unschuldsmiene aufzusetzen, was ihm allerdings überhaupt nicht gelang, schon allein, weil er das Grinsen nicht von seinen Lippen bekam. „Ups“, sagte er gespielt.

Aus Reflex drehte Loki sich ein Stück zur Seite und verhinderte einen Volltreffer, doch der Pfeil schrammte quer über Lokis rechte Schulter und hinterließ eine hässliche Wunde. Loki biss die Zähne zusammen. Sofort stürzten die Wölfe los, waren scheinbar derart erpicht darauf, den Gott zu erlegen, dass sie die Granate vollkommen vergaßen. Loki fuhr herum und stand direkt vor Nines, blickte ihr einen Moment lang in ihre ängstlichen Augen. Also zischte er ihr nur zu „Viel Spaß, Miststück!“, und versetzte ihr einen heftigen Stoß.

Sie schrie vor Schmerz auf, als er ihr einen heftigen Stoß versetzte, der sie straucheln und fallen ließ.

Mit einer Genugtuung, die Cerberus so noch nie empfunden hatte, sah er den arroganten Mistkerl weglaufen. Während seiner Flucht hatte er sogar die kleine Sammlerin über den Haufen gerannt, die vor Schmerzen aufgeschrien hatte, als er sie zur Seite geschubst hatte, um seinen eigenen, armseligen Arsch zu retten. Seht ihn euch an, den großen Gott, wie er vor lauter Schiss sogar ein kleines Mädchen umrennt, weil er nichts anderes als Panik hat. Lauf weg, Lügenbaron, und vergiss nie wer es war, vor dem du weggelaufen bist. Ich rate dir dasselbe wie Viktoria: Fang an zu beten.

„Wenn wir Hunde sind, Münchhausen, bist du ein ängstliches Kätzchen, was vor uns davon läuft“, flüsterte der Second leise vor sich hin und widmete sich nun der Sammlerin, die sich, seitdem die Tarnung des Seconds ’aufgeflogen‘ und er mit gespanntem Bogen auf den Eindringling zugegangen war, immer weiter hinter dem Lügengott versteckt hatte. Sorry, Lilian, bist mir gleich aufgefallen und auch wenn meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit nicht dir gegolten hat, ich hab dich nie aus den Augen gelassen und jetzt, jetzt gehört meine Aufmerksamkeit ganz dir, dachte Cerberus.

Er sah auf die junge Sammlerin hinunter, blieb ruhig, während sein Rudel um ihn herum der Beute Loki nachjagte. Sie zitterte und blickte ihn bittend an. Lex kannte diesen Blick, er hatte ihn schon oft gesehen, auch Viktoria hatte ihn einmal so angesehen, wenn es ihr in diesem Fall auch nicht um ihr eigenes Leben gegangen war, aber es war der gleiche – es war die Bitte um Gnade. Schon allein ihr Blick hätte ihn auf die Weise Lächeln lassen, auf die er es bereits tat, aber allein die Aussicht auf eine Jagd, vor allem auf eine derart einfache, hatten seine Mundwinkel bereits nach oben fahren lassen.

„Lauf weg, Kleines“, sagte er an die Sammlerin gewandt. Sie brauchte einen Vorsprung, um es überhaupt zu einer Jagd zu machen, ansonsten hätte er sie nach drei Schritten bereits gehabt und dann hätte es mehr einem Fangen spielen unter Kinder geähnelt, als einem Wolf der seine Beute verfolgte.

„Verstanden, Sir. Danke, Sir“, sagte sie, rappelte sich auf und rannte mehr schlecht als Recht los.

Der Wolf war für einen Augenblick sprachlos gewesen und seine Gesichtszüge waren ihm komplett entglitten. Dann begann er zu lachen. Das war nicht ihr verdammtes Ernst?! Das konnte sie nicht glauben! Sie dachte wirklich, er würde sie gehen lassen? „Kannst du das glauben, mein Freund?“, fragte er Fenrir und kraulte ihn hinter den Ohren. „Was sind das für Menschen? Erst Viktoria, die mir hundert Mal denselben Witz von Ryan, dem Brunnen und dem Wolf erzählt, über den schon beim ersten Mal keiner gelacht und jetzt diese dumme Sammlerin, die wirklich denkt, ich gebe ihr hier die Erlaubnis unversehrt zu verschwinden. Es gibt schon kranke Menschen auf dieser Welt, Fenrir.“

„Zane! Lass einige Tiere auf indirektem Weg seine Fährte aufnehmen! Ich will diesen Ego-Arschloch-Gott zum Frühstück verspeisen. Diese kleine miserable Kreatur. Loki, der Name passt, der Wurm und das Elend der Götter, der Verstoßene, der Trickser! Ich werde ihm die Haut abziehen! Lex! Mach mit der Sammlerin was du willst“, schrie Luana, als sie sich selbst auf die Jagd machte.

Der Second nickte, wenn er auch innerlich wusste, dass er nie etwas anderes vorgehabt hatte und es auch ohne ihren Befehl getan hätte. Aber es war gut so, besser, entschied der Wolf, die Erlaubnis seiner Anführerin zu haben. „Hol sie dir!“, befahl Lex seinen Wolf und lief gemeinsam mit seinem Wolf in die Richtung, in die Lilian verschwunden war, nachdem er ihr einen angemessen Vorsprung gegeben hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Der Name des Kapitels ist wohl Programm. Daher möchte ich noch einiges erläutern:

Zane:
Zane ist ein NPC, den Lua eingeführt hat und auch die Prügelei kam gänzlich in ihren Post vor. Der Grund war, dass Cerberus wohl öfter gegen Luanas Befehl gehandelt hat (Vik gegen den Zaun drücken ohne ihr wissen war nur ein kleiner Teil). Uns andere Spieler hat das alles sehr kalt erwischt, aber so ist das beim RPG, jeder Spieler macht das Spiel interessanter durch die unvorhergesehenen Ideen. Ich habe lange überlegt ob ich die Prügelszene aus der FF raus lasse. Es hätte ja gereicht, wenn Luana wegen Loki das ganze unterbrochen hätte. Über ein halbes Jahr gab es also eine Version ohne die Prügelei, aber da ich die Umschrift "die Wölfe/Höllenhunde" machen werde und Cerberus in seiner Vorgeschichte [Edit: die nicht mehr existiert] die Szene mit Zanes Schwester Zahara ebenfalls aufgenommen hat, habe ich sie wieder eingebaut. Es macht alles chaotischer, aber so ist das manchmal im RPG ;o

Abbruch der Folter:
Wir haben die Folter abgebrochen, weil es sich sehr sehr sehr sehr lange gezogen hat. Vik landete z.b. am 29.11.13 im Käfig. Der Kuss war am 10.12, das Vik sich ausziehen sollte am 15.01, das sie sich weigerte am 02.02 ect. Allgemein waren Vik und Ryan bis zum 02.04 in dieser Gefangenschaft und wir haben sehr, sehr wenig posten können. Das lag einfach daran, dass wir eine sehr große Gruppe waren (immerhin später mit 6 Mann), nicht immer sofort gepostet wurde, da wir eine 10-Tagesregel hatten und Januar Klausurphase war und kurz vor April das Abitur. Ist alles in Ordnung, dennoch ändert es nichts daran, das so etwas ziemlich frustrierend werden kann. Im Februar hatten wir beschlossen die Szene aufzulösen und Nines wollte zur Hilfe kommen. Ihr hat sich quasi Loki "angeschlossen", obwohl es im Spiel eher andersherum ist ;O
Ich war einfach froh, dass die Szene um war. Versteht mich nicht falsch, ich wäre eine derjenigen gewesen, die diese Szene am liebsten sehr viel länger gezogen hätte, also inhaltlich hätte ich Vik sehr viel mehr leiden lassen und wäre gern ausführlich ins Adult gegangen. Andererseits bin ich sehr froh für Vik, dass es so harmlos blieb. Ich hab sie dennoch etwas traumatisiert, weil ich Cerberus etwas Foltern gern zugestehen wollte.

Cerberus-Sicht am Schluss
Das Cerberus am Ende noch seinen Abschnitt bekommen hat liegt ganz pragmatisch an einer Sache: Weder Vik noch Ryan wissen was los ist. Sie haben nicht mehr viel mitbekommen, aber ein wenig aufklären wollte ich dann schon. Es nimmt vielleicht etwas Spannung aus dem nächsten Kapitel, aber ich denke, dass es die Sache wert ist. Einerseits ist es ganz interessant mal in Cerberus' Denkweise zu schauen, andererseits wollte ich euch nicht mit einen Haufen von Fragen zurück lassen. Seht es als Leseprobe für die FF "Höllenhunde".

BTW: Das Loki Ryan und Vik haben wollte, dass ist eigentlich eine Verwechslung. Die Wölfe haben noch einige NPCs als Gefangene ;P Komplett anzeigen

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