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V-M4: A Long Way Home

Virus M4 - Ryan & Vik
von
Koautoren:  Silver-Rele  b4mb4m  Sinyata  Mothgirl

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Der Aufbruch - Ryan

Ryan hielt seine Augen geschlossen, während er ruhig da lag, sein rechter Arm verlief unter Viktoria seine Fingerspitzen glitten abwesend über ihre Flanke, sein Atem ging dabei flach. Seine Gedanken hielten beinahe lethargisch still, genossen Viktorias Nähe vollkommen…

Noch immer lag Viki an seiner rechter Seite gekuschelt. Ihr Atem hatte sich langsam wieder beruhigt. Ihr Kopf lag noch an seiner Brust und mit der rechten Hand streichelte sie vorsichtig über seine verletzte Seite.

Ryan genoss die Hitze, die noch in der Luft hing und von den beiden ausging, den Geruch, der in der Luft lag, ihre sanfte Hand, die auf seiner Haut entlangfuhr, dies alles schien seinen Körper jegliche Anspannung vergessen zu lassen. Dabei ließ er die angenehme Beschäftigung, die die beiden in den letzten Minuten miteinander geteilt hatten, ein weiteres Mal Revue passieren. Gedankenversunken und immer noch mit geschlossenen Augen ließ er seine Lippen einen angedeuteten Kuss auf ihr Haupt hauchen, wollte ihr weitere Versprechungen und Versicherungen ins Ohr flüstern. Entschied sich jedoch dagegen, kostete viel lieber die ruhige Zweisamkeit aus, die ihnen derzeit noch zum Geschenk gehalten war.

Als Viktoria sich wieder leicht an ihn schmiegte und leise seufzte, stellten sich seine Haare in einer wohligen Gänsehaut auf, während ihr warmer Atem über seine Brust wehte.

Zögerlich öffnete Ryan die Augen, als dann ihre Stimme ertönte.

„Ich wünschte, wir könnten uns ewig hier verkriechen...“, sprach sie geistesabwesend ihre Gedanken aus und durchbrach die Stille.

Ihm erging es ähnlich, würde er sich am liebsten für immer in diesem Moment aufhalten, mit Viki, zusammen in diesem Teppichgeschäft. Schmerzlich war ihm bewusst dass dies natürlich keinesfalls möglich wäre.

Als sie bemerkte wie bitter das geklungen haben musste, sah sie ihn mit einem sanften Lächeln an, das langsam etwas frecher wurde. „... dann würd‘ ich dich jeden Tag so vernaschen“, versprach sie, während sie nun über sein Brustbein hinauf leckte. Seine Kehle bedeckte sie mit zärtlichen Küssen, knabberte vorsichtig einmal an ihr und küsste sich zu seinen Lippen hoch. Den Kuss, den sie ihm noch schenkte war sanft, genügsam und liebevoll.

Ryan sah in ihr sanftes Lächeln, welches er ebenso warm erwiderte, ehe er sich etwas tiefer in den Teppich sinken ließ, als er ihre feuchte Zunge auf seinem Körper spürte. Ein genießendes und zustimmendes „Hmh“ entrann seiner Kehle, als sie ihm den nur allzu verführerischen Vorschlag machte immer so weiter zu machen. Verstärkt wurde diese Sehnsucht nach weiterer Geborgenheit nur noch extremer, durch ihre neckende Zunge und die samtigen Küsse die ihm hinauf wanderten. Er richtete seinen Oberkörper ein wenig auf, reckte sich so ihrem abschließenden Kuss entgegen, den er nur zu gerne kurz und zärtlich erwiderte. Seine rechte Hand streichelte unentwegt über ihre Seite.

Danach sah sie ihm wieder tief in die Augen, während sie ihm eine Strähne aus den Gesicht streichelt, senkte aber dann wieder ihren Blick.

Mit seiner bisher tatenlosen, linken Hand strich er über ihre Wange, bis er sanft ihr Kinn erreichte und sie ohne viel Nachdruck mit einem Finger aufforderte ihn erneut anzusehen, damit er ihr ein weiteres Lächeln schenken konnte. „Das Versprechen klingt doch gut, wir werden zwar nicht hier sein, aber mit solch einer Belohnung im Hinterkopf werde ich doch nur zu gerne dafür Sorgen, dass wir irgendwo immer sicher unterkommen.“ Er ergriff kurzum ihre Hand die zuvor noch vor seinem Gesicht war, hakte sich in ihre Finger ein und drückte sanft ihre Hand. „Zusammen sollten wir das doch nur zu gut schaffen können.“

Seine Worte zusammen mit dem Drücken ihrer Hand ließ sie doch leicht verlegen Blick senken. „Ich hoffe es“, murmelte sie.

Wieder einmal kam ihm in den Sinn, dass er Viktoria erst seit einem Tag kannte, dennoch war er sich für seinen Teil sicher, dass er ohne zu zögern sein Leben in ihre Hand legen würde, dass er ihr bereits komplett Vertrauen würde und das war nicht einmal nur der vergangenen Intimität verschuldet, er hörte bei diesen Gedanken einfach auf sein Bauchgefühl…

Viki drückte nun ebenfalls fest seine Hand. „Zumindest sind wir ein recht gutes Team“, wiederholte sie seine Worte vom frühen Abend.

„Das beste Team und dabei stehen wir noch am Anfang.“ Die Bemerkung war beiläufig an ihre Aussage angeknüpft, seine Augen waren dabei unentwegt stur auf Viktoria gerichtet.

„Ein ziemlich lädiertes Team, aber es kann ja nur besser werden“, nuschelnd sie noch an seiner Brust, aber zog ihre ineinander verschränkten Hände näher zu sich und hauchte einen kleinen Kuss auf seinen Handrücken, um die kleine Verbindung zu besiegeln.

Die kleine Geste, Viktorias Lippen auf seiner Hand registrierte er mit Wohlwollen. Gab sie ihm doch aus einem Grund Zuversicht für die Zukunft.

Einen Moment lagen die beiden wieder nur still dort und genossen die Nähe des anderen.

„Pratt!“, sagte Viki plötzlich eindringlich, während sie ihm in die Augen sah. „Ich... mein... mein Name... Ich heiße Viktoria Pratt“, stammelte sie nun verlegen. Sofort wendete sie ihren Blick dann leicht ab und lehnte ihren Kopf doch wieder beschämt an seine Brust.

Als ihre Worte nun so unerwartet ins Holpern kamen musste Ryan unwillkürlich schmunzeln. Nur zu gerne wüsste er was gerade in ihr vor ging, kam die hervorgeschossene Vorstellung doch ein wenig unerwartet für ihn. Unverwandt streichelte seine rechte Hand über ihre Haut, hielt sich so ein kleines Echo ihrer vergangenen Zweisamkeit aufrecht. Sein Blick war weiterhin ruhig auf ihr Haar gerichtet, schien sie sich beinahe schon schamvoll an seiner Brust verstecken zu wollen. Der Anblick Viktorias lies sein Lächeln nur noch breiter werden, dachte er für einen kurzen Moment an die Entwicklung, die die beiden bis hier her nun schon durchgemacht hatten. Wie zur Bestätigung drückte er erneut sanft ihre Hand „Freut mich Frau Pratt, Operator Ryan Bradon für meinen Teil. Aber ich hoffe ich darf bei Viki oder Viktoria bleiben?“

„Natürlich...“, murmelte sie sofort als Antwort auf die rhetorische Frage.

Bereits in seinen eigenen Ohren hörte sich sein voller Name ungewohnt an, schon vor dem Ausbruch hat er nur auf Dokumenten seinen vollen Namen angegeben, ließ sich sogar von neuen Rekruten mit Ryan anreden, solang der Anlass nicht zu offiziell war, was ihm von seinen Kameraden immer augenrollende Blicke eingebracht hatte. Seit dem der Virus grassierte hatte er seinen Nachnamen gar nicht mehr benutzt, wie viel waren Nachnamen in dieser Welt schon noch Wert? Ein kurzes Bedauern durchfuhr ihn: Soweit er es wusste, war er aus seinem Stammbaum der letzte Bradon, wenn er sterben würde, dann wäre es mit diesem Baum ebenfalls am Ende, er würde dann keine neuen Äste mehr sprießen lassen. Außer Viktoria vielleicht, seit diesem Augenblick nun, würde sich keiner an den Namen erinnern. Oder glaubte er noch daran seine verschollenen, letzten Kumpanen lebend finden zu können? Er verdrängte diese Gedanken schleunigst wieder, wollte keine weitere Beunruhigung in Viktoria wecken, stattdessen lächelte er unentwegt. „Ich würde es begrüßen wenn du auch bei Ryan bleibst, aber wahrscheinlich werde ich mich bei jedem deiner Worte angesprochen fühlen, egal ob du mich direkt ansprichst oder nicht.“

„Jeden meiner Worte? Hmm... Hast du denn schon ‘nen peinlichen Spitznamen oder muss ich mir selbst einen ausdenken?“, fragte sie nun doch wieder frech und sah sogar kurz mit kleinen entschuldigenden Lächeln wieder zu ihm auf, bevor sie abermals den Blick abwendete.

Schmunzelnd versank er für einen Augenblick erneut in der Vergangenheit bei der Frage nach Spitznamen. Allein in seiner Zeit im Beruf hatten sich einige Spitznamen angesammelt wovon jedoch nur wenige sich fest eingebürgert hatten. Ein paar weitere aus seiner Kindheit, die er aber seit Jahren nicht mehr gehört hatte.

Seine rechte Hand verließ ihre Haut, wollte er ihre Hand doch am liebsten gar nicht mehr los lassen, strahlte sie doch für ihn eine gewisse Verbundenheit aus. Stattdessen fand seine rechte zu ihrem Haar, durch welches er nun langsam streichelte, während sie immer noch beschämt auf seiner Brust ruhte, als er wieder das Wort ergriff: „Peinlich sind mir glaub ich beinahe alle Spitznamen, die ich je besessen habe, aber ich würde mich über einen neuen mit Viki-Siegel sicherlich freuen… In meiner Einheit hing mir ziemlich schnell der Name Sergeant Smile nach… Der dürfte ziemlich selbsterklärend sein.“ Sein in die Vergangenheit gerichtetes Schmunzeln schien wie zur Bestätigung kurz breiter zu werden, als sie sich erneut etwas enger an ihn schmiegte. „Und mein Bruder brachte mich gerne durch ein kitschig säuselndes Ryry auf die Palme. Familie eben…“ Ryan wurde für einige Sekunden still, hing nun sichtlich der nächsten Erinnerung hinterher.

Seine Hand strich weiter abwesend durch ihre Haare, während ein kleines Schmunzeln über seine Spitznamen über Viktorias Lippen huschte, doch auch noch immer schien sie beschämt ihren Blick verbergen zu wollen.

„Einen Penny für deine Gedanken Viki… Kein Grund Trübsal zu blasen und ebenso kein Grund für dich sich in meiner Gegenwart unbehaglich zu fühlen.“ Sein Blick war genügsam auf sie gerichtet, aus seiner Stimme sprach kein Nachdruck, wenn sie ihre Gedanken für sich behalten wolle, würde Ryan es akzeptiere.

„Ich hab Angst das ich dich enttäusche, wenn du mich kennen lernst... Oder du gar keine Gelegenheit dazu hast“, sprach sie nun knapp ihre Gedanken aus und verstärkte kurz den sanften Druck in seiner Hand.

Mit Nachdruck erwiderte er ihr Händedrücken. Ihre Befürchtungen waren naheliegend, wenn auch Ryan ihr am liebsten ein Versprechen gegen beides ausgesprochen hätte. Ohne ein direktes Wort zu sprechen verließ seine Hand ihre Haare und umgriffen stattdessen ihren Körper um sie etwas zu ihm hochzuziehen, damit er für einen kurzen Moment ihre Lippen mit seinen erreichen und ihr ein stummes Versprechen auf die Lippen zu legen konnte, ehe er sich wieder von ihr löste und sie warm anlächelte. „Weißt du… In solchen Extremsituationen, die wir in der kurzen Zeit schon durchstanden haben, geben die Menschen meist viel mehr von ihrem innersten Wesen Preis als nach monatelangen Gesprächen in ruhiger Umgebung. Meistens unbewusst, aber dadurch auch meist kaum verschleiert oder beschönigend. Ich glaube enttäuschen kannst du mich kaum noch…“ Mit seinen Zeigefinger der rechten Hand strich er kurz über die soeben geküssten Lippen. „Und deine andere Befürchtung werden wir zu zweit schon zu verhindern wissen, ich werde definitiv zur Stelle sein wenn es gefährlich wird und mein bestes geben.“ Die Gefahr war natürlich präsent, alles andere zu behaupten wäre heuchlerisch gewesen, so wollte er Viktoria wenigstens das versprechen, was er einhalten konnte, auch wenn es vielleicht nicht viel war.

Mit sanften Lächeln sah sie ihn dankbar an, schloss kurz die Augen, als sie seinen Finger auf den Lippen spürte und sah ihn danach wieder zu ihm auf. Sie reckte sich kurz und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich danke dir... für alles“, flüsterte sie und sah ihn dann eindringlich an. „Ich werde ebenfalls alles tun was ich kann, damit wir so viel Zeit wie möglich zusammen in Sicherheit genießen können.“ Nun war sie es, die ihr Versprechen mit zärtlichen Kuss auf seine Lippen gab.

Kurzes Erstaunen legte sich auf seinen Ausdruck als sie ihm dankte und küsste, ließ sein Lächeln für einen Moment sprachlos werden. „Du, musst mir doch nicht…“ Er brach den Satz ab, nickte nur knapp, während er ihren Kuss für einen Moment erwiderte. „Aber wirklich kein Grund mir zu danken. Ich wüsste nicht mals wofür…“ Etwas aus der Fassung gebracht überschlug er sich etwas, warf ihr ein entschuldigendes Lächeln zu, hatte er doch nicht damit gerechnet das seine Handlungen ein bedanken nötig machten.

Nun konnte sie über sein entschuldigendes Lächeln nur leicht Grinsen. „Weil du einfach da bist...“

Weil er einfach nur da war? So einfach war es mitunter schon heutzutage.

„Mit welchen Spitznamen darf ich dich den zudecken? Gefährliche Schönheit? Die mit den Dolchen tanzt?“ Knapp zwinkerte er ihr lächelnd zu.

Auf ihr Gesicht legte sich erst ein Lächeln, was dann doch zu einem kleinen Grinsen würde. „Gefährliche Schönheit? Ganz wie du meinst... ist zumindest was anderes als 'Krümel' oder 'Vizzi'“, meinte sie mit zurückhaltenden Kichern, bevor sie ihre Spitznamen erklärte: „Naja... ich war ein Einzelkind bis ich zehn war. Mein Vater sagte immer stolz zu Anderen 'unser Krümel geht schon in die Schule!' oder 'unser Krümel ist nun auch im Verein' oder so. Ich war ja nie die Größte und so hat es sich statt 'unsere Kleine' eingebürgert. Und Elli konnte damals kein 'K' aussprechen, wobei aus Viki dann Vizzi wurde, wobei es ebenfalls jahrelang geblieben ist.“ Nur einen Moment hing sie mit melancholischen Lächeln ihrer Erinnerung nach.

Als sie ihm von ihrem Spitznamen erzählte nahm er die Ablenkung nur zu gerne an, ließ sein Grinsen breiter werden, ein kurzen leises Auflachen entrann seiner Kehle. Seine Hand fuhr wilder durch ihre Haare, sorgte dafür eine kleine Unordnung zu hinterlassen als er die Spitznamen hörte „Krümel gefällt mir… Aber auch Vizzi, Vizz hat seinen nicht von der Hand zu weisenden Charme. Vielleicht werde ich die in meinen Wortschatz für dich aufnehmen.“ Er zwinkerte ihr knapp zu und als er ihr Lächeln sah wurde seine Hand in ihrem Haar auch wieder sanfter, und strich danach einige durcheinandergebrachte Strähnen wieder in die richtige Bahn.

Wieder färbten sich ihre Wangen leicht rot, sah ihn nur mit leicht schmollenden Grinsen an, während ihr abermals nur ein kleines protestierendes „Hey“ über die Lippen kam. „Ich hatte so etwas befürchtet, aber ich werd‘ mich dagegen auch nicht wehren“, sagte sie mit leichten Kichern, schwieg dann aber doch eine Zeit lang.

Ob sie grade an die erwähnte Elli dachte? Aus dem Zusammenhang dachte Ryan an eine jüngere Schwester, gönnte Viki für einen Moment aber diese Erinnerung, wusste er doch selbst zu gut, dass es auch gut tun konnte an die Verflossenen zu denken, auch wenn es immer einen bitteren Nachklang hatte.

Doch dann sah sie ihn wieder frech an. „Aber 'Gefährliche Schönheit' oder 'die mit den Dolchen tanzt' klingt auch nicht schlecht, wobei du wohl erst mal nichts vor meinen Klingen zu befürchten hast, wenn du brav ist...“ , sagte sie. Ihr nächster Blick ging danach automatisch zu seiner verletzten Seite, bevor sie ihn wieder besorgt ansah. „Wie geht es dir überhaupt? Ist es schlimmer geworden?“, fragte sie fast schon schuldbewusst.

„Okay, ab nun werde ich brav sein und mich bemühen artig zu bleiben.“ Er machte bei ihrer sorgenvollen Nachfrage eine wegwerfende Handbewegung. „Ach, lass uns da drüber nicht reden. Kein Grund das du dir Sorgen machen solltest. Hauptsache dein Bein ist belastbar genug das wir uns nachher Wasser holen können, vorher kriegst du aber noch ein Schmerzmittel, damit du es etwas belasten kannst.“ Tatsächlich hatte er das blitzartige Stechen bei ihrem kurzen Abenteuer einige Male gespürt, war aber wohl abgelenkt genug gewesen, um es sich nicht anmerken zu lassen, dennoch wollte er Viktorias sorgenvollen Blick nur ungern strapazieren, auch weil er vermutete nach der Pause nun wieder ausreichend belastbar zu sein.

Viktoria sah ihn einen Moment skeptisch an, sagte jedoch dazu nichts weiter. Als er sie allerdings auf ihr Bein ansprach presste sie nur kurz die Lippen zusammen. „Naja, ich kann es auch erst mal ohne probieren. Bisher musste ich es ja noch nicht belasten. Was sagt denn mein Leibarzt, wie lange werde ich denn mit der Verletzung zu kämpfen haben? Oder musst du erst neue Doktorspielchen durchführen, bevor du das beurteilen kannst?“, fragte sie nun frech, aber eine ernste Antwort erhoffte sie sich scheinbar trotzdem.

Diagnostik… Nicht gerade seine Spezialität, er verstand sich eher auf die erste und gröbste Versorgung von groben Schäden. Dennoch wollte er Viktorias Bitte nach einer Prognose nicht enttäuschen. „Ich flicke eher als das ich genaue Prognosen stelle, aber einige Wochen kann es unbehandelt schon noch Probleme machen… Das Antibiotikum ist nicht gerade das Mittel der Wahl, verhindert es einfach nur das die Entzündung nicht systemisch wird, also auf deinen ganzen Kreislauf übergreift. Wenn wir jedoch noch irgendwo Cortison oder ein NSAR wie Aspirin finden würden, würde es ziemlich zügig wieder voll belastbar sein.“ Einen Moment schwieg er nach seiner Ausführung, dachte kurz darüber nach was das medizinische Geschwätz bringen sollte, ein weiterer Automatismus der ihm herausgerutscht war. Drum zwinkerte er Viktoria nun knapp zu ehe er seinen Satz beendete „Wobei weitere Doktorspielchen einer genaueren Diagnose sicherlich hilfreich wären.“

Viki runzelte die Stirn, sagte aber vorerst nichts dazu, sah sie doch einen Moment recht nachdenklich aus.

„Apropos, sollten wir uns glaub ich demnächst noch aufmachen, die Dämmerung sollten wir ausnutzen können: Einigermaßen gute Sicht, aber genug um sich effektiv vor fremden Augen verbergen zu können“, gab Ryan zu bedenken, worauf hin ihr nur ein Seufzen entwich. Über ihre Hände, die immer noch miteinander verschränkt waren, zog er Viktoria ein wenig mehr zu sich und lächelte ihr schnurgerade ins Gesicht. „Wobei es mir schon ziemlich schwerfällt wieder in Bewegung zu kommen…“

Bei diesem Lächeln konnte sie nicht anders als es mit frechen Blick zu erwidern. Viki legte sich wieder gänzlich auf ihn, schmiegte sich leicht an und wisperte sinnlich: „Zu schade, aber ich kenne noch Aktivitäten, wo nur ich mich Bewegen muss, falls dir das lieber ist...“ Zärtliche Küsse verteile sie nun von seinen Lippen, Mundwinkel, Wange bis zu seinen Ohr. „Ich hätte zudem nichts dagegen einfach einen Tag länger hier zu bleiben und einfach so weiter zumachen“, flüsterte sie und beugte sich wieder über seinen Hals, auf den sie nun einige sanfte Küsse hauchte und hier und da mal daran knabberte.

Ryan schloss erneut seine Augen, erwiderte ihren Kuss auf seine Lippen nur zu gerne, hielt sie kurz bei ihm, als er ihre Lippen für einen Moment zwischen seinen gefangen hielt. „Ein wirklich sehr verlocken…“, sein Satz wurde von einem kurzem Ächzen unterbrochen welches er nicht mehr unterdrücken konnte als Viki sich seinem Hals widmete, „…verlockendes Angebot von dir Vizz.“

Auf Viktorias Lippen legte sich dann erneut ein freches Lächeln: „Hmm~ ... Aber ohne Wasser krieg‘ ich die nächsten 'Ryan-Burger' wirklich nicht runter...“ Als sie ihn wieder ansah schenkte sie ihm ein Zwinkern und einen kurzen Kuss, bevor sie sich langsam aufrichtete und dabei ihre Fingerspitzen der linken Hand von seiner Schulter bis zu seinen Bauch streichelte. Sichtlich genoss sie kurz den Anblick, wie er unter ihr lag, bevor sie sich zögerlich von ihm löste.

Während sie im zuzwinkerte antwortete er mit einem warmen Lächeln, streckte seinen Hals weit vor um dem Kuss so lang es ging zu folgen ehe er sich unter ihrer Berührung wieder sinken ließ, dabei mit einem genießenden Grinsen zu ihr aufsehend. Jedoch entfuhr ihm ein kurzes missfallendes Seufzen als Viktoria sich nun von ihm löste, widerwillig setzte er sich langsam auf, konnte eine schmerzvolle Bewegung dadurch das er sich nun die Zeit nahm und auf seine Bewegungen achtete, verhindern.

„Du hast gesagt, dass wir gleich los müssen“, erinnerte sie ihn mit einen Schmunzeln. „Im nächsten Versteck können wir das gerne weiter fortführen“, meinte sie noch. „Bevor wir uns aber aufmachen möchte ich dir noch meinen größten Schatz zeigen“, sagte sie mit einem Schmunzeln und sah sich dann nach ihren Schuhen um, während sie ganz von ihm abließ. Als sie sich den achtlos weggeworfenen Schuhen zuwendete und sie zu sich zog. Sie entfernte die Einlegesohlen und zauberte dann jeweils eine Hälfte einer Stadtkarte aus jedem Schuh, ordentlich in Folie vor Nässe und Gerüchen geschützt. Mit diesen Karten kroch sie wieder zu ihm und breitete sie neben ihnen aus. Das er ständig im Gebrauch war, sah man dem Plan durchaus an, da er ziemlich abgegriffen, an einigen Stellen eingerissen und mit Tesafilm erneut geflickt worden war. „Ich bewahr‘ sie lieber da auf, bevor sie mir mit dem Rucksack geklaut werden“, sagte sie schon mal mit einem entschuldigenden Lächeln.

Gespannt beobachtete er seine Partnerin, was sie da wohl aus kramte? Als er einen Stadtplan erkannte legte sich seine Spannung für einen Moment, hatte er doch nicht mit solch einem akribisch geführten Plan gerechnet, wie ihm im nächsten Moment von ihr offenbart wurde.

Es war ein detaillierter Straßenplan, auf denen mit Bleistift einige Kreise gezogen waren, an denen sich Kürzel befanden. Zudem waren viele Häuser mit einem 'x' weg gekreuzt, einige mit Rufzeichen markiert und andere mit Kreisen umkringelt. Auffällig war, das die meisten dieser Informationen sich nur auf die Bereiche des südlich gelegenen, mittelständischen Evans und südöstlich gelegenen, wohlhabenden McNamara-Viertel, sowie ein wenig auf die südlichen Bereiche des nordöstlich gelegenen, Unterhaltungs- und Bildungszentrums des Dickinson-Viertels und westlichen Teil des ärmlichen Douglass-Viertels, welches östlich vom mittelständischen Evans-Viertel lag, bezogen. Im südöstlichen Teil des nordwestlich gelegenen Ford-Industriegebiets waren ebenfalls einige Informationen versammelt, auch wenn es deutlich weniger war.

Einen Moment wanderten Viktorias Augen selbst über die Karte, bevor sie ihn einweihte und dabei hin und wieder mit dem Finger über die Karte fuhr: „Wir haben recht früh angefangen Informationen hier einzutragen. Meine Freunde und ich haben schon abgeklapperte Häuser, in denen nichts mehr zu finden waren, weg gekreuzt. Andere Häuser mit Essensvorräten haben wir mit Kreisen markiert, damit wir wussten zu welchen Häusern wir zurück können, um sie irgendwann erneut auszuspionieren, wenn wir von dort übereilt aufbrechen mussten, so wie heute morgen zum Beispiel. Größere Gang-Gebiete zeichne ich mit Bleistift ein und kann zumindest sehen welche Bereiche ich meiden muss, wenn ich lange nicht mehr in der Gegend war. So kann ich auch bis auf die Straße genau Auffälligkeiten eintragen und schauen welche Banden an Macht gewinnen oder verlieren. Im Evans- und McNamara-Viertel bin ich am häufigsten, früher war ich mit Freunden im Ford-Industriegebiet. Wir befinden uns hier bei dem Rufzeichen, die ein paar meiner Verstecke markieren. Also wir sind direkt am Stadtrand des McNamara-Viertels, recht zentral auf Höhe des südlichen Endes des Parks, wo es noch sehr ruhig ist. Wie du hier siehst, sind die 'Wölfe' im Zentrum vom Park, sowie östlich davon recht aktiv. Wir sollten also das Gebiet weiträumig umgehen und uns höchstens an den westlichen Rand des Parks wagen, um Wasser zu suchen. Die Wölfe sind fast noch umgängliche Gesellen, aber sie fackeln nicht lange, wenn sie vermuten, dass jemand das Virus hat... daher könnte es gefährlich werden, wenn sie sehen, das wir verletzt sind. ... Naja, also wir könnten hier im Südwesten vom Dickinson-Viertel an der Uni entlang gehen, kommen aber dann an der U-Bahnstation vorbei. Der ist leider auch kein schöner Ort, weil viele Leute die U-Bahnen-Tunnel nutzen. Klüger wäre es wohl, nach dem Park den langen Weg um die Uni herum an den Grenzen entlang zu gehen. Am südlichen Parkende gibt es aber Gerüchte über eine neue Gang, die ich leider noch gar nicht einschätzen kann. Aber erst mal... wo willst du überhaupt hin?“, fragte sie dann mit kleinem Schmunzeln und sah ihn aus den Augenwinkeln an.

Voller erstaunen hörte er sich Viktorias Legendenerklärung an, während er wie gebannt auf den Plan starrte. Wie wertvoll solche Informationen waren lag auf der Hand, dennoch führten die wenigsten solch ausführlichen Pläne, weshalb er erstaunt war, das solch eine unerfahrene, zusammengewürfelte Gruppe, wie Viktoria sie bisher geschildert hatte, an so etwas gedacht hatte.

Als sie bemerkte, wie sein anfangs fast desinteressierter Blick sich änderte, wurde ihr Grinsen nur noch breiter. „Beeindruckt?“, fragte sie knapp mit einen Schmunzeln. „Die Karte ist zumindest ein guter Zeitvertreib für lange Nächte. Die Straßen hier in Süden kenn‘ ich eigentlich alle blind“, sagte sie noch mit einen Schulterzucken.

Ein kurzes Lächeln erschien auf seinem Gesicht als sie nun seinen verwunderten Blick über die Karte bemerkte. „Ziemlich beeindruckt, von einem Krümel hätte ich etwas anderes erwartet, ich sehe schließlich gar keine Smiles eingezeichnet… Aber Ich hoffe das wir in langen Nächten andere Ablenkungen finden als in Karten rumzukritzeln…“ Ein kurzes, keckes Zwinkern galt ihr noch ehe er sich seinen Erklärungen auf der Karte widmete.

Als er an ihre Frage nach seinem nächsten Ziel dachte, seufzte er knapp und wand seinen Blick von der Karte ab. „Naja, ich war dabei die größeren Gebäude abzusuchen, weshalb ich eine Weile mit meinem Bruder im Einkaufzentrum festhing… Sicher nicht die sichersten Orte, aber wenn es noch Reste von meinem Trupp, dem Militär und der Polizei als solches außerhalb von dem Militärstützpunkt gäbe, hätten sie sicher eines der größeren Gebäude als eine Art Notfallzentrum gesichert. Dort hätte man Platz für Material, Versorgung und Menschen die Unterschlupf suchen, ebenfalls wäre es gut zu sichern und gegen die Gangs zu verteidigen solang man eine ausreichend große Truppenstärke hat…“ Kurz tippte er auf die größeren Zentren auf der Karte: Das Einkaufzentrum, die Universität, das Stadion, das Fabrikgebäude und das Krankenhaus. Ehe er mit seinen Finger einen Kreis gegen den Uhrzeigersinn zog. „Ich wäre nun in Richtung der Universität vorgegangen, Stadion, Krankenhaus und so weiter. Bezüglich der Medikamente wäre das Krankenhaus eine gute Anlaufstelle. Dort wurde sicher als erstes geplündert jedoch wäre dies ebenfalls der Ort wo das Militär nach dem Ausbruch als erstes aufgetaucht wäre, die Frage ist nur ob sie rechtzeitig und mit ausreichend Mann dort waren…“

„Also willst du zum Krankenhaus...“, wiederholte sie kurz und schaute wieder auf den Plan. „Von der Ecke weiß ich nicht so viel, aber wir können uns vorher schon mal einen Weg überlegen. Am besten gehen wir hier im Viertel noch an der Grenze zum Zentrum vorbei, dann ist an der Ecke zum Evans-Viertel noch ein Versteck. Ich weiß nicht ob es sicher ist, aber ein paar Dosen und Packungen Zigaretten hab ich da zurück gelassen und wenn es gut läuft können wir dort wieder eine längere Pause einlegen. Von dort können wir direkt beim Zentrum weiter und ins nächste Gebiet. So umgehen wir zumindest wieder die U-Bahnstation. Aber alles jenseits des Verstecks ist für mich auch wieder Neuland und einige Gangs könnten uns zu Umwegen zwingen“, überlegte sie nun laut und ließ ihren Blick weiter wandern. „Meinst du wir finden im Krankenhaus deine Leute? Oder vielleicht noch was von dem NASIR-Cortion-Zeugs für mich?“, fragte sie erst hoffnungsvoll, konnte sich aber seine Antwort auf letzteres schon denken. Vermutlich würde es im Krankenhaus nicht mal mehr einen Verband geben.

Als er geendet hatte, hörte er sich geduldig Viktorias Vorschlag für den einzuschlagenden Weg an, wurde für einen Moment hellhöriger als sie von dem Versteck und den gelagerten Zigaretten sprach. Folgte dem Weg den sie beschrieb mit seinen Augen auf der Karte, laut ihrer Beschreibung war es wohl möglich nah an dem Gebiet der Wölfen vorbei zu kommen, eine weitere Gefahrenquelle. Sein Blick wandte sich von dem Plan ab, mit einem kleinen Schmunzeln über Vikis Versuch die Medikamente zu beschreiben. Dennoch zuckte er nur kurz mit den Schultern. „Ehrlich gesagt sehe ich für beides die Chance, aber in der Universität darauf zu stoßen ist wahrscheinlicher. Bis die Regierung das Militär mobilisiert bekommen hat, war das Krankenhaus sicher schon komplett leer geräumt, das war sicher das erste Ziel der ganzen Plünderungen, wie ich gerade schon angedacht hatte.“ Er tippte knapp auf die Uni, sah daraufhin wieder zu Viktoria. „Ich denke dort sind die Erfolgsaussichten mit am größten. Wie gesagt, gut zu verteidigen und viel Platz. Am Anfang des Ausbruchs für Plünderungen sicher kein lohnendes Ziel. Wer will schon zurück in die Universität? Vielleicht wurde dort ein wenig randaliert und die Mensa leergeräumt. Alles flüchtig genug, das es sich für das Militär lohnen würde es wieder herzurichten und in ein Fort zu verwandeln. Viel Platz für Verletzte und so weiter. Auch ist in solch einer großen Universität meist ein kleines Krankenzimmer mit ein wenig Erste Hilfe Zubehör.“ Sein Blick zögerte kurz ratlos, war dies alles nicht mehr als eine Schätzung. Das wahrscheinlichste war, dass seine Kameraden wohl bereits tot waren und das es in der Stadt allerhöchstens im abgeriegelten Militärstützpunkt noch Ordnungskräfte gab… „Vielleicht wurde etwas von den Medikamenten übersehen, bis auf das die Medikamente tolle Fachwörter haben, ist an ihnen nichts Besonderes, stinknormales Ibuprofen, Aspirin und so weiter, auf Cortison kann man gut verzichten.“

„Hmm... so wie du das sagst klingt die Uni sogar recht logisch. Ich wär‘ da wohl auch nicht drauf gekommen“, gab sie zu. „Wenn es nur um Aspirin geht, dann sollten wir unterwegs in einigen Häusern vorbei schauen. Einige Häuser sind so gut ausgestattet, wie ‘ne kleine Apotheke, man muss dabei nur Glück haben.“

Er senkte seinen Blick kurz, konnte Viktoria bei seiner nächsten Schlussfolgerung nicht in die Augen sehen, wollte aber ihr gegenüber mit nichts hinter dem Berg halten. „Ich will ehrlich sein, das alles ist nur eine Idee, nicht mehr nicht weniger. Eine kleine Hoffnung und Spekulation meinerseits… Wahrscheinlich ist es alles nur eine Seifenblase, die ich mir Wünsche. Eventuell, eher sogar wahrscheinlich, gibt es meine Einheit gar nicht mehr, auch das es noch eine Obrigkeit gibt die alles wieder versucht unter Kontrolle zu bringen bezweifle ich.“ Ein Seufzer entfuhr ihm, ehe er wieder die Worte fand. „Mein Plan ist wahrscheinlich dumm und auch alles andere als ungefährlich, zu mindestens deutlich gefährlicher als nur von Versteck zu Versteck zu pendeln… und das nicht mal mit einer großen Chance auf Erfolg…“ Dennoch wollte Ryan nichts unversucht lassen, war ein ständiges Versteckspiel nicht seine Traumvorstellung. Auch wenn er die neugewonnene Beziehung zu Viktoria ungern weiteren Gefahren aussetzte…

Besorgt sah sie ihn an. Nun nahm sie wieder seine Hand und drückte sie, während sie ihm mit aufmunternden Blick ansah: „Ist schon okay. Ich würde es genauso machen. Irgendwann sind die Häuser im Süden eh alles abgegrast, dann hätte ich auch weiter ziehen müssen. Soweit es geht werde ich dich begleiten und dir helfen. Wer weiß, vielleicht haben wir ja tatsächlich noch etwas Glück und finden jemanden. Mich hast du ja auch gefunden, auch wenn du nach mir nicht direkt gesucht hast... und vermutlich sind meine Chancen bei dir immer noch besser, als wenn ich weiter allein rumziehe“, sagte sie mit einem kleinen Lächeln.

Nun war Ryan es der Viktorias Hand hochzog und einen knappen dankbaren Kuss auf ihre Hand pflanzte, ehe er die Kraft fand ihren Blick wieder zu erwidern, woraufhin ein warmes Lächeln auf ihrer Lippen auftauchte. „Und wie froh ich bin dich gefunden zu haben… Ob deine Chancen mit mir sehr viel besser werden kann ich dir jedoch nicht versprechen, wenn wir wirklich diese Route nehmen wollen, wird es auf jeden Fall gefährlicher werden als bisher in deinen Verstecken.“ Ein weiteres zögerliches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Wir werden auf jeden Fall gegenseitig auf uns aufpassen, das kann uns ja eigentlich nur noch besser gelingen als bisher… Aber das wir die Häuser, die sicher aussehen auf den Kopf stellen sollten klingt nach einem guten Plan, grade weil die Medikamente ja doch ziemlich geläufig sind und für Junkies dann ja doch eher in die uninteressante Sparte fallen.“

Viki nickte nur bei seinen Worten. „Zusammen schaffen wir das“, sagte sie nur bestätigend.

Dass er nur auf sie aufpassen würde war wohl untertrieben. Wollte er das Mädchen was ihm bereits nach solch einer kurzen Zeit so nahe war nur ungern in Gefahr bringen, würde er dennoch nichts unversucht lassen sie vor weiterem Schaden so gut es ging zu bewahren. Das es jedoch nicht in seiner Macht lag die Gefahr auf Null zu reduzieren war ihm nur zu schmerzlich bewusst. Für einen Moment erwiderte er ihren Händedruck, ehe er sich ein letztes Mal der Karte zuwandte. „Also du meinst am sichersten wäre es als erstes nun westlich am Park entlang zu gehen und nach Wasserstellen zum Auffüllen Ausschau halten, zweitens vor der U-Bahn Station östlich, Richtung Universität und dann nördlich in dem Versteck untertauchen ehe wir die Uni in Angriff nehmen?“ Während er sprach zeichnete sein Finger auf dem Plan die Strecke ab so wie er Viktoria davor in ihren Ausführungen verstanden hatte.

Kurz sah sie noch besorgt zu ihm, aber er wandte sich schon der Karte zu. So verfolgte sie nun wieder die Route mit den Augen und nickte. „Das wäre wohl die beste Möglichkeit. Wir könnten auch an der äußeren Grenze vom McNamara-Viertel entlanggehen. Der Weg wäre kürzer, aber ich weiß nicht wie groß der Einfluss der Wölfe im östlichen Park schon ist. Das herauszufinden hatte ich mir für nächste Woche vorgenommen...“, gab sie schmunzelnd zu.

„Ich denke wir sollten westlich im Park vorangehen, dort hätten wir eine höhere Chance auf saubere Wasservorräte. Ich denke speziell an Brunnen, die nun das Regenwasser aufgefangen haben. Und wir könnten uns so eventuell länger vor den Wölfen versteckt halten“, schlug Ryan abermals vor und Viktoria nickte nur zustimmend.

Langsam wurde der Plan greifbar und nur allzu bald würden sie aufbrechen und sich erneut den Gefahren auf den Straßen dort draußen aussetzen. Er wandte sich wieder Viki zu ohne jedoch das Wort zu ergreifen. Ryan konnte sich selbst nicht Mal erklären warum er das Risiko unbedingt eingehen wollte, würde es ihn derzeit doch viel glücklicher machen sich hin und wieder mit Vorräten einzudecken und sich den Rest der Zeit mit Viki zu verkriechen… Eigentlich wusste er es ganz genau, stellte er mit einem leisen Seufzen fest. Die Chance bestand, dass noch jemand aus seinem Team lebte und er war lang genug Soldat gewesen, um zu wissen, das dies hieß er musste sie finden, denn schließlich wurde niemand zurück gelassen, das selbe würden schließlich seine alten Kameraden für ihn tun.

Viktoria sah ihn nochmals eindringlich an, während sie seine Hand drückte und auch ihre andere auf seine legte. „Ryan, ich weiß wie wichtig es für dich ist. Und bitte... denk immer dran, falls... falls doch was passiert... ich weiß das es gefährlich wird und es ist meine eigene Entscheidung mit dir zu kommen.“

Sein Blick wurde sichtlich weicher als seine Hand erneut gedrückt wurde und er ihrem Anliegen lauschte. Sein erster Impuls war es ihr ins Wort zu fallen, ihr zu sagen das es abstrus war, dass etwas geschehen sollte. Es wäre doch schließlich nicht fair, wenn ihre so junge Beziehung schon wieder entzwei gerissen werden würde...Tja… Die Welt um sie herum war nun einmal manchmal nicht sehr fair. Drum behielt er seinen bitteren Gedanken für sich und deutete nur ein Nicken an, welches Ausdrücken sollte das er ihre Aussage verstanden hatte. Das er alles einsetzen würde um ihre Zweisamkeit zu sichern und wenn es hieß seine Gesundheit weiter zu riskieren ließ er unausgesprochen. Ryan beugte sich über ihrer beiden Hände hinweg, um ihr nun einen kurzen Kuss auf ihre Lippen zu hauchen, der zwar nicht vor verlangender Leidenschaft strotzte, aber mit der er ihre Verbundenheit erneut besiegelte.

Danach ließ Viktoria ihren Blick nochmals über die Karte schweifen, als ihr scheinbar noch etwas anderes einfiel: „Hast du bei den anderen möglichen Stützpunkten Nachrichten hinterlassen? Ich mein,... wenn nun ebenfalls einzelne Personen nach der Einheit suchen, könnten sie zumindest sehen, dass du schon da gewesen bist. Wir könnten in den Häusern auch nach Farbe oder Sprühflaschen suchen und zumindest an der Uni eine Botschaft hinterlassen, die nur deine Einheit versteht. Vielleicht so etwas wie 'Sergeant Smile' und die Richtung in der wir unterwegs sind oder ein Datum. Es ist doch möglich, dass ihr nur aneinander vorbei lauft...“, gab sie zu bedenken.

„Nach Farbe Ausschau zu halten ist sicher eine gute Idee, bis jetzt war ich ja von den ganzen möglichen Punkten nur im Kaufhaus…“ Für einen Augenblick schwieg er, als er sich in eine Vergangenheit, die gar nicht so fern lag, zurückversetzt fühlte. „Leider waren wir nicht so sonderlich gut vorbereitet gewesen, wir standen wohl auch etwas unter Druck und die Umstände waren schwierig… Ich konnte immerhin ein Protokoll zurücklassen, nicht die längste Nachricht, aber wer danach sucht müsste es finden und für Eingeweihte dürfte die Nachricht ziemlich klar sein.“

„Nur im Kaufhaus...“, wiederholte sie leise mit einen flüchtigen Blick über die Karte. „Das ist ja zumindest ein Anfang.“

Für eine Weile saß er nun schweigend da, war in Gedanken wieder in der Tiefgarage über den kleinen Block, der auf der Werkbank lag, gebeugt, brachte seine Gedanken zu Papier, den Verlauf und seine nächsten Pläne, während er hin und wieder auf die Pritsche neben ihm schielte von wo zeitweise ein dumpfes Stöhnen entwich.

„Wenn wir sie nicht finden, dann finden sie uns. Dafür werden wir schon sorgen,“ murmelte Viki noch.

Ryan schüttelte diese Gedanken wieder ab, drückte wie zu seiner Bestätigung Viktorias Hand, um sich von ihrer Anwesenheit zu überzeugen und sie erwiderte die kleine Geste, indem sie über seine Hand streichelte. Ihre aufmunternden Worte und ihr sanftes Streicheln über seine Hand erreichten ihn, jedoch spürte er auch ihre Sorge die darin wieder sprach. Irgendwann würde er sich seinen Dämonen stellen müssen, im Moment war die Flucht aber noch die bessere Wahl, fühlte er sich derzeit kaum in der Lage dazu, außerdem war derzeit nicht der Platz dafür… Sie sollten wieder in Bewegung kommen, er sollte wieder in Bewegung kommen bevor die Bilder wieder Platz in seinen Gedanken fanden, die Dämonen ihn wieder einholen konnten…

Langsam richtete Ryan sich nun komplett auf, half Viktoria in derselben Bewegung mit auf die Beine als er sie an ihrer Hand mit hoch zog. Sie sollten sich wirklich anfangen in Bewegung setzen, bevor sie wirklich noch den besten Zeitpunkt verpassten. „Lass uns langsam unsere Sachen zusammenpacken und uns wieder anziehen, es hilft ja leider alles nichts, aber wir sollten nun los…“

„Du hast wohl recht...“, gab sie noch zu und versuchte nun, da er ihr hoch geholfen hatte, vorsichtig ihr linkes Bein zu belasten und etwas auszutesten, während sie sich noch kurz an ihm festhielt.

Skeptisch sah er ihrem ersten Belastungsversuch mit an, die Sorge konnte er nicht wirklich effektiv in seinem Blick verbergen.

„Solang ich keinen Hindernisparktour in Bestzeit bewältigen muss, werd‘ ich es bis zum Versteck noch schaffen“, sagte sie mit beschwichtigenden Schmunzeln und ließ ihn dann erst los. Viki sah sich nach ihren Sachen um und zog sich dann zuerst die Hosen wieder an, bevor sie ihren restlichen Kram bei ihren Rucksack versammelte.

„Spiel aber bloß nicht die Heldin, dafür sind Krümel nicht gemacht…“, mit einem Schmunzeln genoss er noch den Anblick, wie sie ihre Haut wieder mit der Hose bedeckte.

Frech streckte sie ihm kurz die Zunge raus. „Ich werd‘ mich schon melden bevor ich vollkommen zerbrösel“, erwiderte sie mit einem Schmunzeln.

Dennoch wollte es Ryan dabei nicht belassen: „Wenn es zu schlimm wird, lass dir von mir etwas geben. Sonst könnte ich dir noch eine Schiene zurecht bauen, was eine weitere Fehlbelastung verhindern würde und die Stelle vielleicht etwas schont, würde dich aber in deiner Beweglichkeit ziemlich einschränken…“

„‘ne Schiene?“, wiederholte sie nur fast entsetzt, „Das... das wird nicht nötig sein“, sagte sie schnell.

Ohne ein weiteres Kommentar setzte auch Ryan sich in Bewegung, um sich Shorts und Hose anzuziehen, ehe er sich nach dem verschwundenen Revolver umsah.

„Ach, ähm... die Pistole hab ich dort über das 'Kopfkissen' gelegt“, sagte sie fast verlegen nebenbei, als sie hockend alles im Rucksack verstaute.

War sie ihm aus dem Bund gerutscht als er seinem unruhigen Schlaf nachgehangen war? Hatte sie Viktoria dann nach hier hinten gelegt? Der Gedanke lag ihm nahe, weshalb er es dabei beließ. Er hob den erwähnten Revolver auf und kontrollierte wie automatisch die Kammern und die Sicherung, ehe er ihn erneut in den Bund schob. Kurz überprüfte er den Sitz der Waffe ehe er sich seinen Schuhen zuwandte und nun gewissenhaft die Messerschneide festzurrte und auch dessen Sitz ein weiteres Mal kontrollierte. Er konnte schließlich gut darauf verzichten es ein weiteres Mal zu verlieren…

Viktoria packte unterdessen auch erst die Karte wieder weg, bevor sie sich nochmal auf den Teppich setzte, die Schuhe anzog und den Verband in die Hand nahm. Ihre linke Hand fuhr kurz über die Narbe zwischen ihren Brüsten. Dann begann sie damit, den Verband auf zu rollen. Dennoch sah sie kurz schmunzelnd über ihre Schulter zu ihm. „Ich hätte nicht gedacht, das ich das heute zwei mal machen muss. Das erste Mal hast du ja verschlafen...“, sagte sie frech und sah dann wieder leicht nervös auf den eingerollten Verband.

Gerade als er sich seinem Hemd auf dem Tisch zuwenden wollte, hielt er bei Vikis Satz inne und drehte sich zu ihr um, sah mit einem verwunderten Grinsen auf ihren Rücken und dem Gesicht welches sie ihm nun zuwandte. „Wie bitte? Das du das Hemd gewechselt hattest war mir aufgefallen, aber den Anblick hab ich 'Nachts' wirklich verpasst? Du hättest mich wirklich wecken sollen… Hab ich noch mehr spannende Augenblicke verpasst die du mir gestehen solltest?“ Nur bedingt konnte er ein Lachen unterdrücken.

Aus den Augenwinkeln grinste sie ihn breit an. „Nichts wichtiges, nur wie ich dich von der Waffe befreite und mich gänzlich frisch gemacht hab. Aber sei nicht traurig, beim nächsten Mal lass ich dich bestimmt helfen. Falls es dich tröstet: Es hat mich ziemlich viel Überwindung und Nerven gekostet“, gab sie mit einem Zwinkern zu, bevor sie sich wieder abwendete.

Also hatte sich der Sitz der Waffe doch nicht von selbst gelockert, das er sie im Schlaf verloren hatte. „Ich frage besser gar nicht was du mit der Pistole vorhattest, aber ich scheine ja diese Nacht wirklich etwas verpasst zu haben. Freut mich das ich das nächste Mal teilhaben darf.“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

Viktoria drehte sich wieder um, zögerte etwas, begann aber dann doch damit sich abermals fest einzuwickeln. Zwischendurch zog sie mit sanfter Gewalt den Verband stramm.

„Wirklich Viki?“, seufzte er, als er ihr zusah. „Nein, das klingt falsch…Zu mindestens nicht wie ich es meine.“ Er kratzte sich kurz am Kopf, überlegte sich einen Moment die passenden Worte die er ihr nun schuldete nachdem er unüberlegt, impulsiv das Wort ergriffen hatte. „Ich mein ich versteh den Sinn der Mimikry, eventuell ist man sicherer, wenn man als Mann gehandelt wird… aber schränken dieses enge Wickeln nicht ziemlich ein?“ Er zuckte nur knapp die Schultern, sah ihr weiterhin bei dem fortführen ihres Werkes zu, vielleicht sollte er sich bei solchen Problemen doch lieber nicht einmischen.

Viktorias Hände hielten kurz mitten in der Bewegung still. Schweigend wickelte sie dann doch den letzten Rest um sich und machte das Ende wieder fest. Mit leicht gesenkten Kopf zog sie ihr Hemd an. „Man gewöhnt sich dran“, sagte sie trocken und griff sich nun auch Jacke und Schal, um sie anzulegen. Kurz darauf erhob sie sich und schulterte ihren Rucksack. Ausdruckslos sah sie Ryan an. „Ein Sommerkleid wär‘ mir auch lieber, aber bevor ich wieder wie ein hilfloses Stück Fleisch, an dem man sich jederzeit bedienen kann, von irgendwelchen notgeilen Säcken angeglotzt oder gar angefasst werde, bevorzuge ich diese Variante“, sagte sie scharf und mit kurzen durchbohrenden Blick. Danach sah sie sich flüchtig im Raum um, ob sie etwas vergessen hatte.

Ihre scharfe aber verständliche Reaktion traf ihn sichtlich, er blieb einige Momente wie angewurzelt stehen, ehe er die Schultern mit einem Seufzer hängen ließ. „Schon okay… Sorry, ich hatte wirklich nicht nachgedacht. Es tut mir Leid…“ Ohne eine weitere Reaktion abzuwarten wandte Ryan sich ab und zog sich nun auch sein getrocknetes Hemd über. Sammelte noch seine Wasserflasche und die Tüte die gegen das Hyperventilieren benutzt wurde, viel mehr hatte er während ihrem kurzen Aufenthalt nicht ausgepackt. Über seinen Rucksack gebeugt versuchte er für eine kurze Weile seine Erinnerungsstücke ein wenig zu ordnen ehe er sich frustran damit zufrieden gab das sie nun zurück in ihrer Tüte nun immerhin vor Wind und Wetter geschützt waren.

„Ich... es...“, stammelte Viktoria plötzlich leise und vermied es ihn anzusehen, auch wenn ihr Blick, der stur auf den Boden gerichtet war, etwas weicher, sowie bereuend wurde. Mit einem Seufzen schloss die Augen. „Es ist besser so...“, murmelte sie dennoch entschlossen und ging zum Metallschrank der vor dem Ausgang stand und begann diesen langsam zur Seite zu schieben.

Weiterhin schweigend schulterte Ryan dann sein weniges Hab und Gut, welches bequem in dem Rucksack Platz hatte und machte sich dazu auf Viktoria zum Ausgang zu folgen. Als er sie an dem schweren Metallschrank sah, machte er sich etwas zu übereilt dazu auf ihr bei dem massiven Schrank zu helfen, was ihn auch sogleich mit dem bekannten, stechenden Schmerz belohnte, welchen er jedoch noch gekonnt zu ignorieren in der Lage war. Waren sie durch dieses Hindernis auch hineingekommen? Ryan wusste es zu mindestens nicht mehr mit Sicherheit zu sagen. Lag der Weg hierher doch weiterhin in einem Nebel, sprangen seine Erinnerungen von einem zum nächsten lichten Moment. Fast schon verstohlen versuchte er bei ihrer Tätigkeit, den Schrank aus dem Weg zu schaffen, Viktorias Blick zu erhaschen, sah sich jedoch nicht in der Lage das Eis zu brechen, da er sich in Gedanken immer noch über seine unüberlegte Bemerkung ärgerte.

Mit einem plötzlichen Ruck überwand der Schrank auch das letzte Stück. Leicht überrascht schien Viki erst jetzt seine Hände neben ihren zu bemerken. Nun rutschten ihre Hände wenige Zentimeter am Schrank hinab, während sie ihre Stirn an das kühle Metall lehnte, bevor sie ihren Rucksack von der Schulter in ihre Hand rutschen ließ und sich dabei mit den Rücken an den Schrank lehnte. Ihren Blick hielt sie noch gesenkt. Einen Moment presste das Mädchen die Lippen zusammen, bevor sie leise zu sprechen begann: „Es... es tut mir Leid. Ich wollte nicht... ich bin nur leicht nervös...“ bei der Erklärung, versuchte sie zwischenzeitlich in seine Augen zu sehen, auch wenn sie den Blick nicht lange stand hielt. „Du weißt schon,... erstes mal so weit von Zuhause weg und niemand der meine Ratten füttert oder meine Pilze gießt...“, versuchte sie mit einem missglückten, aufgesetzten Lächeln zu ergänzen.

Anstatt direkt durch die frei gelegte Tür zu schreiten wartete Ryan geduldig auf ihre Ausführung, seine Augen ruhten ruhig auf Viktorias Gesicht, welches nur hin und wieder seinen Blick direkt erwiderte. Wie sehr sie es bereute in welcher Weise ihre Worte ausgesprochen worden waren, konnte man beinahe schon fühlen. „Schon okay… hör auf. Ich hatte nicht nachgedacht… und du musst dich am wenigsten von uns beiden entschuldigen.“ Ryan hatte deutlich weniger Probleme damit sie geduldig abwartend anzusehen, wobei er ihr wieder ein entschuldigendes angedeutetes Lächeln schenkte, ehe er ihr für einen kurzen Moment seine Hand auf ihre Schulter legte und diese in einer Zustimmenden Geste sanft drückte. Viki legte ihre Hand auf die seine und hauchte einen kurzen Kuss auf diese, bevor Ryan erneut das Wort ergriff: „Manchmal ist mein Mundwerk zu schnell für meine Gedanken, weißt du? Dann spreche ich Sachen aus, weshalb ich mir Sekunden später am liebsten vor den Kopf schlagen möchte… Ich hoffe nur deine Ratten werden ihr Futter schon finden.“ Nicht nur einmal hatte ihn dieser Charakterzug in Schwierigkeiten gebracht, jedoch meistens nur in Zwischenmenschlichen Beziehungen. Seine Arbeit war selten durch seine Impulsive Art negativ beeinflusst worden.

Erst bei seiner Erklärung schlich sich wieder ein kleines Schmunzeln auf ihr Gesicht. „Mir geht es genauso. Das hab ich heute doch auch schon oft bewiesen“, sagte leicht verlegen. Leicht bedrückt, sah sie zu ihm auf, während sie ihm ihren Rucksack hinhielt und vorsichtshalber erklärte, was sie jetzt vor hatte: „Nimm am besten meinen Rucksack schon mal mit. Ich schieb‘ das Ding dann wieder vor die Tür, damit sich hier kein Anderer breit macht und folge dir dann durchs kleine Fenster nebenan.“ Danach schaffte sie es sogar ein schwaches, entschuldigendes Lächeln hin zu kriegen, während sie in seine Augen sah.

Mit einem kurzen Nicken ließ er ihre Schulter wieder los, um ihren Rucksack entgegen zu nehmen, ehe er einen kurzen Blick auf den Schrank warf. „Sicher dass es mit deinem Bein klappt? Oder soll ich das übernehmen? Oder pass‘ ich nicht durch dieses Fenster nebenan?“ Anscheinend hatte das Eintreten in den Laden, welches nun bereits schon seit einer Ewigkeit her zu sein schien, doch eine akrobatischere Leistung zu Grunde gehabt als er sich gedacht hatte.

Viki deutete auf seine Frage hin nur ein Kopf schütteln an. „Nein ich schaff das schon. Ich hab es ja selbst vorhin geschafft und da war ich wesentlich angeschlagener“, meinte sie entschlossen. Dennoch musterte sie ihn kurz mit einem amüsierten Lächeln. „Zudem bin ich mir wirklich gerade nicht sicher ob du durch dieses Fenster kommst. Eigentlich hatte ich nur an deine Verletzung gedacht, aber vermutlich bist du doch zu groß und ungelenk.“

„Zu ungelenkig, eh?“ Ein Schmunzeln glitt über sein Gesicht, ehe er sich aber dennoch willig zum Gehen wandte. Das Versteck schien durch Vik ziemlich gut vor einer versehentlichen Entdeckung geschützt worden zu sein. Ein weiterer Wermutstropfen auf seinem Gemüt, dass sie wegen ihm nun solch ein gut organisiertes Versteck zurücklassen mussten war eine Verschwendung.

Als Viki jedoch sah wie Ryan sich dann zur Tür wandte, wurde sie wieder unruhig. „Warte!“, rief plötzlich und schob sich zwischen ihm und die Tür, während sie ihn am Kragen seiner Jacke zu sich zog und sich auf ihre Zehnspitzen stellte. Ihre Lippen versiegelten seinen Atem abrupt, als sich ihre Zunge sanft durch seine Lippen schob, um mit seiner leidenschaftlich zu tanzen. Ihre Hände wanderten dabei in seinen Nacken und seine Haare, während sie den Kuss sichtlich genoss.

Als Viki sich ihm in den Weg stellte zog er nur fragend eine Augenbraue hoch ehe er sichtlich überrascht und überrumpelt zu ihr gezogen wurde. Er war froh über Viktorias neu erwachte Forschheit, hatte er doch selbst nach ihrem scharfen Satz den Mut zu so einer Tat nicht mehr aufbringen können, brachte es doch nun wieder etwas Klarheit zwischen ihnen. Für einen Sekundenbruchteil erlag Ryan dem aufwallenden Verlangen und lies ihr Fordern nur zu gerne über sich ergehen, erwiderte den Kuss augenblicklich, ehe sie sich erneut von ihm löste.

Viktoria drückte ihn noch einen Moment umarmend an sich: „Egal was du sagst, es tut mir Leid. Dennoch kann ich im Moment nicht anders, ich brauche die Verbände und ich brauch 'Viktor' noch da draußen. Aber hier bei dir ist es was anders. 'Viki' gehört nur dir... Ich gehöre nur dir und das werd‘ ich im jeden Versteck aufs Neue beweisen...“, wisperte nah an seinem Ohr und hauchte noch einen Kuss auf seine Wange, bevor sie sich etwas von ihm löste und einen weiteren kurzen Kuss auf seine Lippen gab. Erst dann ließ sie von ihm ab und ließ ihn vorbei. „Sei vorsichtig“, murmelte sie.

Er stand dort wie versteinert, blickte noch einige Momente zu Viktoria hinab, klangen ihre Worte wie ein Echo einige Male in seinen Ohren wieder, ehe er nach dem weiteren Satz sich wieder fing. „Sei du aber auch vorsichtig…Wir sehen uns auf der anderen Seite“, erwiderte er die Floskel ehe er immer noch perplex, von dem plötzlichen Wechsel, vorsichtig nach draußen schritt.
 

Er sah sich gründlich um konnte aber derweil nichts entdecken, hörte nur den Schrank hinter sich der wieder vor die Tür geschoben wurde.

Ryan warf seinen Körper an die kühle Steinwand, blickte nachdem er sich davon überzeugt hatte dass die Luft wirklich rein war hinauf in den klaren Himmel. Früher hatte er die Dämmerung fader in Erinnerung, als die Metropole noch bewohnt war und selbst schon abends die Straßen hell erleuchtet waren, konnte man den Zeitpunkt der Dämmerung meistens nicht mal genau ausmachen. Heute kam es einem vor als könnte man noch Meilenweit sehen, die Sonne die im Begriff war am Horizont zu verschwinden tauchte bereits alles in ein fades Licht.

Ich gehöre nur dir‘, hallte es in seinen Gedanken wieder und wieder, während er auf Viktoria wartete, ehe er von dem scheppern der Rollladen aufgeschreckt wurde.

„Zuerst da lang, alles klar so weit?“, fragte sie leicht nervös.

Sein Blick galt Viktoria als er sich von der Wand löste und sich langsam in Bewegung setzte, um ihr ihren Rucksack zu geben. „Du kannst auf mich zählen Krümel. Ich bin soweit fertig und freue mich bei den Versprechungen sogar schon auf das nächste Versteck, aber ich hoffe dass ich dich nicht teilen muss solange du als Viktor unterwegs bist.“ Mit einem Lächeln überquerte er bereits die erste Straße, immer in den Schutz der schattenwerfenden Häuserwände gedrückt.

„Es kommt drauf an, Ryry. Wenn du drauf stehst, können wir gerne im Park ‘ne Pause machen und schauen, ob wir jemand drittes finden... Aber leider hast du ja deine Kamera noch nicht...“, erwiderte sie nun mit frechen Grinsen gerade noch laut genug, dass er es mitbekam, während sie ihm folgte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das ist das letzte Kapitel im alten RPG gewesen. Alles was bisher geschrieben wurde, wurde innerhalb von drei Monaten geschrieben. Irgendwie schon der Wahnsinn. Das Kapitel gibt es nun tatsächlich zwei mal. Auch meine Betaleserin konnte sich so gar nicht entscheiden, welche Sicht denn nun besser ist. Keiner der Charas dominiert die Szene, beide Sichten sind recht interessant. Also das Kapitel "Aufbruch - Vik" lässt sich überspringen, weil es haargenau die selbe Handlung ist- nur mit Viktorias Gedanken. Vielleicht ist es zur Halbzeit auch ganz spannend mal zu sehen, wo die Unterschiede bei einer Umschrift liegen. Eines ist klar: Vik denkt zu viel. Viel zu viel. Deswegen ist das Kapitel auch länger. Komplett anzeigen

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