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Nightcrawl

Das ganz und gar nicht mystische Internat
von

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Gruppentherapien sind wie Glücksbärchis

Als ich meine Augen aufschlage geschieht das nicht freiwillig sondern eher deshalb, weil mich ein penetrantes und widerliches Geräusch bis in meine Träume verfolgt.

Zuerst bin ich etwas planlos, warum die Sonne auf mein Bett scheint, da sie das morgens für gewöhnlich nie tut sondern erst gegen Mittag, weshalb ich mich umdrehe und mir mein Handy kralle.

Es ist fast 13 Uhr und ich sitze senkrecht im Bett und verfluche Mac das er mich nicht geweckt hat, bis mir einfällt das ich sowieso nicht am Schulleben teilnehmen wollte für die nächsten Tage.

Als mir die Szenen und Probleme von gestern ins Gedächtnis kommen bin ich der Meinung ich sollte unser Zimmer nie wieder verlassen, außer um Eremit in den Bergen zu werden und Lamas zu züchten.

Das penetrante Geräusch kommt allerdings nicht von meinem Handy, auch wenn ich sehe das ich mehr Anrufe bekommen habe als sonst im ganzen Jahr.

Das Geräusch kommt von der Zimmertüre und ich runzle die Stirn. Morgens funktioniert mein Gehirn noch nicht so richtig. Zumindest nicht ohne Zigarette und ohne Koffein. Letzteres könnte, da ich das Zimmer nicht mehr verlassen will, theoretisch gesehen ein Problem werden. Praktischerweise habe ich prinzipiell Energydrinks und Instantkaffee sowie Wasserkocher im Haus, was mein Problem kurzzeitig aus der Welt schafft, auch wenn ich kein großer Fan von Instantkaffee bin.
 

Während das Klopfen also penetrant weiter geht stehe ich auf und versuche mich möglichst geräuschlos durch das Zimmer zu bewegen um demjenigen der da draußen steht glaubhaft zu versichern das ich nicht da bin, oder zumindest noch schlafe wie ein Toter.

Bei meinem Schreibtisch zünde ich mir eine Zigarette an und stelle die Boxen aus, bevor ich meinen Computer hochfahre und mich nach dem Wasserkocher umsehe, den ich bei Mac auf dem Schreibtisch finde, was auch immer er da zu suchen hat.

Möglichst leise schleiche ich mich wieder zurück zum Bett, zucke jedoch zusammen und bleibe wie angewurzelt stehen als ich von draußen ein „Touji! Ich weiß das du da bist! Wir müssen reden!“, vernehme. Zu allem Überfluss gehört die Stimme Eric.

Natürlich bin ich da, aber ich schlafe wie ein Toter und höre dich leider nicht.

Ich bin sowieso der Meinung wir sollten unser Zimmer schalldicht isolieren lassen oder Ohrenstöpsel kostenlos von der Schule gesponsert bekommen. Letztere Variante wäre vermutlich am günstigsten, aber es wäre schon blöd wenn ich nicht hören könnte was Mac so sagt während er mit mir redet.

Während ich darauf warte dass das Wasser anfängt zu blubbern und ich mir diesen ekelhaften Kaffee zu Gemüte führen kann nehme ich mein Handy in die Hand um nach zu sehen wer mich so dringend erreichen wollte und hebe eine Augenbraue.

17 Anrufe von Eric, was irgendwie klar war. 20 von einer Nummer die ich nicht kenne. 1 Anruf von Marvin, aber das war um kurz nach 6 Uhr morgens. 4 Anrufe von einer anderen Nummer die ich nicht kenne.

Mal ehrlich, so gefragt war ich noch nie und das macht mir irgendwie leicht Sorgen.

Wobei ich ernsthaft froh bin das alle nur versucht haben mich anzurufen und mir keine Whatsapp Nachrichten geschickt haben, denn die müsste ich dann zu allem Überfluss auch noch lesen und so viel Zeit hab ich nun mal nicht.
 

Das penetrante Klopfen habe ich so weit ausgeblendet das es mich inzwischen nicht mal stört. Auch nicht die Tatsache das Eric im Minutentakt meinen Namen ruft während er immer noch gegen das Holz hämmert.

Während ich mir Instantkaffee in die Tasse kippe und Wasser darauf gieße nur um danach dieses Gebräu umzurühren, schwöre ich das ich die Tür aufmachen und ihm irgendwas ins Gesicht werfen werde wenn er demnächst nicht damit aufhört.

Es stört mich zwar nicht unbedingt wenn ich es ausblende, aber so ganz tief hinten im Unterbewusstsein ist es doch etwas lästig. Vor allem, da ich mich jetzt eigentlich an die Hausaufgaben machen wollte die sich über die Woche so angesammelt haben, und das sind bei Gott nicht wenige.
 

Bei dem ersten Schluck des Gebräus verziehe ich unweigerlich das Gesicht und schüttle mich kurz, bevor ich mich an meinen Schreibtisch setze und als erstes Firefox starte.

Ich weiß, ich habe gesagt ich will Hausaufgaben machen, aber das Internet ist erst mal wichtiger. Die Hausaufgaben rennen mir nicht weg, denn würden sie das hätte ich kein Problem damit ihnen hinterher zu winken.

Als die Türe ein schepperndes Geräusch von sich gibt sehe ich auf und hebe interessiert eine Augenbraue, ehe die Tür dasselbe noch einmal tut.

Ich brauche eine Weile bis ich darauf komme das Eric anscheinend die Tür rammt, was mir im übrigen nicht im geringsten gefällt.

Wenn ich die Türe nicht aufmache, was schließt man daraus? Ich will keinen sehen und hören!

Da macht es auch nicht viel Sinn zu versuchen gewaltsam in unser Zimmer einzudringen und nebenbei noch vermutlich die Tür aus den Angeln zu reißen.

Als die Tür wieder scheppert schlucke ich den Schluck Kaffee runter den ich gerade im Mund hatte und stehe auf, bevor ich mich schnellen Schrittes zur Tür bewege.

Ich will niemanden sehen, ich weiß! Aber noch weniger will ich das unsere Zimmertüre im Zimmer liegt anstatt das sie dort bleibt wo sie hingehört.
 

Bevor Eric noch einmal gegen die Türe rennen kann, reiße ich diese auf und trete genau im richtigen Moment auf die Seite, als auch schon Eric an mir vorbei ins Zimmer fliegt. Zwar wollte ich das damit definitiv nicht erreichen, aber wenn er schon mal drin liegt, kann ich auch gleich sagen was ich zu sagen habe und er kann wieder gehen.

„Warum machst du die Tür nicht auf?“, kommt es vom Boden während er sich aufrappelt und ich frage mich gerade ernsthaft ob er zu viele Bälle an den Kopf bekommen hat, sich dumm stellt oder es tatsächlich ist und ich es einfach noch nicht bemerkt habe.

„Ich dachte das wäre offensichtlich.“, kommentiere ich deshalb trocken während ich die Arme vor der Brust verschränke und bei der offenen Türe stehen bleibe. Ich werde einen Teufel tun und das Ding zu machen, das sendet bei meinem Glück noch die falschen Signale.

Stattdessen gucke ich zu wie Eric sich erhebt und sich imaginären Staub von der Trainingshose klopft, was mich aus irgendeinem mir unbekannten Grund stört.

Ich meine, Mac und ich sind nicht gerade die Ordentlichsten, aber dreckig ist es hier drin garantiert nicht, vor allem weil Mac alle zwei Tage den Staubsauger schwingt. Ich fühle mich an Mac's Stelle beleidigt.

„Wir müssen endlich reden!“

Es ist zwar erbärmlich, aber in mir wächst der Wunsch Eric k.o zu schlagen und mich irgendwo hin zu flüchten, vorzugsweise irgendwohin wo weit weg ist. Ich nenne das jetzt einfach Fluchtreflex.

Was im Prinzip heißt: Ich bin ein Pony!

„Worüber?“

Natürlich weiß ich worüber Eric reden will, aber manchmal ist es wirklich hilfreich sich einfach doof zu stellen, aber eben nur manchmal.

Das mache ich daran fest das Eric mir ein „Du weißt genau worüber!“, entgegen wirft.

Übrigens ist es manchmal auch wirklich ein Nachteil wenn man lang genug mit Personen zu tun hat und die einen nach einer gewissen Zeit relativ gut kennen, manche mehr und manche weniger.
 

Ich schweige eine Weile und bereue es gerade das meine Zigaretten noch auf dem Schreibtisch liegen und ich nicht dran komme ohne die Türe zu verlassen. Eine Zigarette wäre jetzt genau das richtige, auch wenn ich mich inzwischen anscheinend zu einem Kettenraucher entwickelt habe.

Touji digitiert zuuuu...Kettenraucher!

Ja, ich weiß das mein Gedankengang gerade äußerst lächerlich ist, aber würde ich nicht lächerlich denken dann würde ich vermutlich durchdrehen, und das will weder ich noch Eric, da bin ich mir relativ sicher.

„Ich hab dich nie geliebt, ich liebe dich nicht und ich werde es auch nicht.“

Ich weiß das mich jetzt so ziemlich jeder für ein Arschloch hält, aber es ist einfach so das ich keinen Sinn darin sehe um den heißen Brei herum zu reden, wenn ich mir über etwas sicher bin.

Und ich bin mir zu 100% sicher das ich Eric niemals lieben könnte. Klar, ich mag ihn wirklich gerne und so nach den zwei Jahren, aber Liebe kommt für mich nicht in Frage und ist auch ein Ding der Unmöglichkeit.

Einfach weil ich zu Liebe überhaupt nicht fähig bin. Und nein, das hat mir niemand eingeredet, auf diese Tatsache bin ich vor 3 Jahren selbst gekommen.

Manchmal bilde ich mir ein jemanden zu lieben, einfach weil ich es für Liebe halte, aber das ist nicht so. Menschen die mir zu nahe kommen, gehen mir unheimlich schnell auf die Nerven und ich will sie los werden. Ich kann es nicht ausstehen wenn man mir zu nahe kommt, und hierbei rede ich von der emotionalen Ebene und nicht von der körperlichen. Für mich ist Sex einfach nur Sex, weil ich damit keine Gefühle verbinden kann. Wobei ich manchmal auch der Auffassung bin das ich mit überhaupt nichts Gefühle verbinden kann.

Wie meine Freundschaft zu Mac und Marvin funktioniert ist mir selbst ein Rätsel.
 

„Nur weil du dich ein paar Mal auf die Fresse gelegt hast? Wir könnten es immer noch versuchen!“

Ich stoße genervt die Luft aus und massiere mir mit der linken Hand die Schläfe während ich innerlich von 10 rückwärts zähle um Eric nicht einfach aus dem Zimmer zu treten. Sogar ich finde es im Moment eine tolle Idee das Ganze hier zu klären und endgültig aus der Welt zu schaffen.

„Eric, ich bin nicht auf die Fresse geflogen weil mich Andere verarscht oder verletzt haben, sondern weil ich derjenige bin der mit dem ganzen Scheiß nichts anfangen kann. Ich kann mit diesem ganzen Gefühlsding nichts anfangen, okay?“
 

Eine Weile herrscht Schweigen zwischen uns in dem Eric offensichtlich versucht zu verarbeiten was ich soeben gesagt habe. Und eine Weile in der ich mich doch in Bewegung setze um an meine Zigaretten zu kommen. Ich schwöre das ich durchdrehe wenn ich nicht sofort Nikotin bekomme. Ich bin sogar so weit das ich diesen widerlichen Kaffee für eine Erlösung halte.

„Ich will trotzdem mit dir zusammen sein!“, kommt es kaum das ich den ersten Zug von meiner Zigarette nehme und um ehrlich zu sein: Ich bin nicht im geringsten überrascht über diese Aussage.

Einfach weil ich Eric einigermaßen gut kenne und es erwartet habe.

Anstatt ihn anzusehen, starre ich stattdessen lieber auf meinen Bildschirm und ziehe nochmal an meiner Zigarette bevor ich ein „Ich aber nicht.“, von mir gebe.

„Wer hat dich so verletzt das du dich die ganze Zeit abschottest?“

„Keiner.“

„Ich bin mir sicher das du mich lieben könntest!“

Tatsache? Nehmen wir also an ich wäre zu so etwas wie gefühlstechnischer Liebe fähig, könnte ich Eric tatsächlich lieben? Hätte ich genug Ambitionen dafür? Könnte ich sicher sagen das ich mit niemand Anderem mehr ins Bett gehe, einfach weil Treue zur Liebe dazu gehört? Wäre ich fähig dazu es mit nur einer Person auszuhalten und mit ihr durch dick und dünn zu gehen? Ständig für sie da zu sein?

Und nehmen wir also an ich wäre zu all dem fähig. Könnte ich es dann ertragen das Eric alles geheim halten wollen würde?

Da ich aber zu nichts davon fähig bin, sind die Gedanken eher überflüssig als wirklich nützlich, weshalb ich ein „Nein.“, von mir gebe.

„Ich will es trotzdem versuchen!“

Eigentlich sollte mir seine Hartnäckigkeit schmeicheln, tut sie aber nicht.

„Ich sagte 'nein'. Und jetzt geh bitte, ich will meine Ruhe.“

„Aber...“

„Geh!“, zische ich wenig freundlich und sehe ihn auch genauso an, ehe ich ein „Und mach die Tür zu!“, hinten dran hänge, ehe ich mich wieder meinem Bildschirm zuwende und eigentlich gar nichts wirklich sehe sondern eher hindurch starre.
 

Aus dem Augenwinkel bemerke ich wie Eric noch eine Weile unschlüssig im Raum stehen bleibt, ehe er sich entscheidet das es besser ist zu gehen und die Tür hinter sich schließt.

Kaum das er den Raum verlassen hat entspanne ich mich und lasse mich in meinem Schreibtischstuhl nach hinten sinken um weiter zu rauchen und an die Decke zu starren, die ungefähr genauso aufschlussreich ist wie dieses ganze Chaos in meinem Kopf.

Ein Teil meines Gehirns versucht mir zu erzählen das ich es sehr wohl zu Stande bringen würde Eric ernsthaft zu lieben, aber mein Gefühl und auch der Rest von mir sagt mir, dass das absoluter Schwachsinn ist und ich die Finger davon lassen sollte.

Andererseits sah er wirklich geknickt aus, und ich mag es nicht wenn Eric geknickt ist, so sehr mag ich ihn dann doch. Wenn ich Leute mag, und das kommt sowieso schon selten genug vor, dann macht es mich fertig wenn sie sich fertig fühlen.

Aber ob es okay ist mit Eric zusammen zu sein, obwohl ich weiß das ich nichts für ihn fühle außer ihn zu mögen, ist jetzt die Frage.

Zwar hat er gesagt er will es trotzdem versuchen, aber wenn ich ja sage weiß ich worauf es hinaus läuft und dass er dann noch mehr am Boden ist.

Aber vielleicht ist es ja auch möglich das ich mich komplett irre und ihn doch irgendwie lieben könnte, auf eine von mir typische absurde Weise.

Beim besten Willen, ich hab nicht die geringste Ahnung was ich machen soll. Das ist nicht nur deprimierend und frustrierend sondern zu allem Überfluss macht es mich tatsächlich fertig.

Einer der Gründe warum ich beschließe die Hausaufgaben Hausaufgaben sein zu lassen, da sie mir ja nicht weglaufen.
 

Es macht mich so fertig, dass ich teils apathisch und teils schlafend mit Yumeji in den Armen auf meinem Bett sitze als Mac zurück kommt...mit Taylor und Marvin im Schlepptau, die sich sofort nach meinem Befinden erkundigen aber wohl einsehen das mein Äußeres Bände spricht.

Ich bin ungeschminkt, ungekämmt und hänge noch immer in meinen Schlafklamotten herum während die Zigarettenstummel im Aschenbecher einer Nachbildung des schiefen Turms von Pisa ähneln.

Ja, doch, das sagt eigentlich alles über meinen Gemütszustand wenn man noch dazu rechnet das ich nur Laute von mir gebe anstatt tatsächlich zu reden.

Ich freue mich ja das die Beiden sich nach meinem Befinden erkundigen und mich irgendwie, weiß Gott wie, aufheitern wollen. Aber im Moment würde ich sie am liebsten aus dem Zimmer treten um Mac ungestört mein Leid klagen zu können.

„Touji, rede mit uns!“, kommt es von Marvin und ich gebe einen verneinenden Laut von mir, während ich einfach so auf dem Bett sitzen bleibe mit einem auf gerauchten Zigarettenstummel im Mundwinkel. Vermutlich sehe ich gerade aus wie die männliche Version unserer Putzfrau. Die war früher mal Puffmutti und hat sich ihre Rente dann mit putzen aufgestockt nachdem man ihr Bordell geschlossen hat. Zumindest habe ich die Geschichte so in Erinnerung.

Ich würde ja gerne reden, aber mit Mac. Alleine. Ohne jemandes Weltbild zu zerstören.

Okay, ohne einem Zweiten jemand das Weltbild zu zerstören, bei Eric hatte ich ja offensichtlich Erfolg damit. Zumindest nehme ich das an.
 

„Touji, du kannst mit uns reden. Wir wissen alles.“

„Hm?“

Eine Weile herrscht Schweigen und Taylor sieht aus als würde er nach den richtigen Worten suchen, ehe er sich wohl für den einfachsten Weg entscheidet: Der unverblümten Wahrheit!

„Wir wissen das du schwul bist und eine Affäre mit Eric hast, der dir nun am Montag seine Gefühle gestanden hast mit denen du ungefähr soviel anfangen kannst wie mit einem Kochbuch.“

Ich starre Taylor eine Weile an während mein Gehirn angestrengt versucht die soeben bekommenen Informationen zu verarbeiten, wobei es wohl einen Kurzen erleidet da mein Mund ohne mein Zutun aufklappt und der Stummel in den Aschenbecher fällt der vor mir steht. Das Ding ist zwar aus, aber ich will trotzdem keine Zigarettenstummel auf meiner Bettdecke.
 

Mein erster Gedankengang ist, ob es tatsächlich so offensichtlich ist das ich mit Eric in die Kiste gestiegen bin oder ob man das anderweitig bemerkt.

„Ich hab's ihnen gesagt.“, kommt die Antwort schon von Mac und mein Blick wandert zu ihm, ehe ich mich wieder fasse.

„Bist du bescheuert?!“

„Irgendwann musstest du es ihnen ja wohl sagen!“

„Wieso sagst DU es ihnen dann?“, knurre ich ungehalten während Marvin sich einfach zu mir aufs Bett setzt und neben sich klopft damit Taylor sich ebenfalls hinsetzt und nicht dekorativ im Raum herum steht.

„Weil du momentan offensichtlich nicht dazu in der Lage bist. Und mal ehrlich, die sind ja nicht blöd. Marvin hat es besser aufgenommen als ich erwartet habe.“, kommt es locker flockig von meinem Mitbewohner und ich frage mich ernsthaft wer das jetzt noch alles weiß.

Und da kommt auch schon die böse Vorahnung die mich dazu veranlasst gepeinigt aufzustöhnen und mir an den Kopf zu greifen.

Wenn Kai das auch weiß, weiß es bald...jeder. Also absolut jeder. Einfach weil es unsere Morgenzeitung gibt. Und ich werde die restlichen zwei Jahre in Schimpf und Schande leben, was ich im Prinzip eigentlich sowieso irgendwie tue, und auf Sexleben verzichten müssen. Letzteres passt mir überhaupt nicht in den Kram.

„Ich dachte es mir ehrlich gesagt schon. Auch wenn ich von Mac's Geständnis schon etwas überrumpelt war.“, kommentiert Marvin und ich schenke ihm wieder meine Aufmerksamkeit.

Er dachte es sich also schon? Na hervorragend! Wer denkt sich das denn noch so?

„Und ich hab mir ernsthaft Sorgen um deine rosa Welt gemacht.“, murre ich vor mich hin während ich mir die nächste Zigarette zwischen die Lippen schiebe und sie anzünde.
 

Eine Weile lang sage ich gar nichts. Eine Weile in der Mac mir erörtert das er es eben nur Marvin und Taylor erzählt hat und fertig war bevor Kai dazu gekommen ist. Sie alle drei haben dann eisern darüber geschwiegen und so getan als wäre alles in Ordnung, auch wenn es das ja nicht im geringsten ist, denn das sieht man ja an meinem äußerlichen Zustand und er wolle überhaupt nicht wissen wie mein innerlicher Zustand im Moment wäre.

Ist es nicht toll solche Freunde zu haben?

Mal abgesehen von der Tatsache das ich nicht begeistert darüber bin das Mac mir irgendwelche Beichten abnimmt, bin ich froh das ich mir jetzt selbst keine schonende Erklärung mehr aus den Fingern saugen muss und somit Mac auch einfach so mein Leid klagen kann wenn die Beiden daneben sitzen.

Irgendwie praktisch und irgendwie tatsächlich erleichternd. Auch wenn ich es nicht gerne zugebe, aber es ist nicht schön den armen Marvin anzulügen. Der ist immerhin immer lieb zu mir, versucht auf meine Ernährung zu achten und erinnert mich auch ansonsten etwas an meine Oma.

Das ist übrigens keine Beleidigung sondern ein Kompliment! Ich hab meine Oma vergöttert und angebetet und geliebt.

Ich glaube langsam ehrlich gesagt das ich seit dem Tod meiner Oma nicht mehr dazu fähig bin irgendwas mit Liebe anzufangen, obwohl das nun auch schon fast 8 Jahre her ist.
 

Da Taylor und Marvin nun über mich und mein Leben Bescheid wissen, oder zumindest das Grundlegendste davon, klage ich Mac mein Leid und berichte über den Besuch von Eric und meiner nicht ganz so prickelnden seelischen Verfassung seit ich mir ernsthaft Gedanken darüber gemacht habe ob es möglich wäre Eric zu lieben.

Also nicht ihn im allgemeinen zu lieben, sondern ob ich dazu fähig wäre.

Am Ende meiner Erzählung sitzen wir zu Viert schweigend in der Gegend herum. Ich eher weil ich nichts mehr zu berichten habe und die Anderen wohl weil sie versuchen auf eine Lösung zu kommen.

„Lass die Finger davon!“, ergreift Mac als Erster das Wort und hat damit unsere ungeteilte Aufmerksamkeit.

„Ich kenn dich lange genug um dir zu sagen, dass es so enden wird wie jedes Mal.“

„Aber vielleicht ist es diesmal was ganz Anderes und Eric ist die Liebe seines Lebens?“, hält Marvin dagegen und ich frage mich unweigerlich ob er heimlich irgendwelche Soaps ansieht von denen ich nichts weiß, oder ob das tatsächlich seine Meinung ist.

„Das funktioniert nie im Leben. Eric hat nichts, absolut gar nichts, was Touji dazu bewegen könnte ihn ernsthaft zu lieben.“

„Aber vielleicht ja doch.“

„Ausgeschlossen!“
 

Ich verfolge die Diskussion mit einem gewissen Grade an Spannung, einfach weil man Marvin so selten diskutieren sieht und Mac in Diskussionen im Allgemeinen sowieso keinen Sinn sieht.

Wenn also zwei Leute diskutieren die eigentlich nicht im geringsten etwas damit anfangen könnten, hat das einen gewissen spannenden Effekt. Ich weiß nicht ob das jemand kennt, aber es ist so ähnlich wie sich die letzte Folge eines Animes zum ersten Mal anzuschauen.

Blöder Vergleich, ich weiß!

„Was auch immer du tust, ich bin dein Support!“, kommt es von Taylor was die anderen Beiden zum Schweigen bringt und ich sehe den Punk eine Weile stumm an, ehe ich schief grinse und den Daumen hebe. „Gut gesprochen!“, witzle ich dann.

Ich weiß zwar nicht was ich getan habe das Taylor sich dazu berufen fühlt mein Support zu sein, oder warum er sich nicht bessere Leute sucht mit denen er befreundet sein kann, aber ich bin ihm trotzdem im Stillen dankbar dafür.

Nach ungefähr einer Stunde und ein paar Kaffee später, die Marvin aus der Cafeteria geholt hat, sind wir einstimmig zu dem Schluss gekommen, dass ich erst einmal nichts unternehmen sollte.

Ich sollte mich einfach ganz normal verhalten, mit ihm reden wenn er mich anspricht und natürlich das wichtigste: Ich sollte ihm in der nächsten Zeit nicht allein in die Arme laufen um unliebsame Szenarien zu vermeiden!

Das Alles natürlich nur damit ich endlich einen freien Kopf bekomme und mich nicht zu irgendetwas hinreißen lasse, was ich eigentlich nicht will.
 

Bis vorhin wusste ich überhaupt nicht das es wirklich erholsam und aufbauend sein kann irgendeinen seelischen Scheiß mit Freunden zu beraten. Bei genauerer Betrachtung habe ich das auch noch nie gemacht, was ich im übrigen jetzt bereue. Denn ob man es glaubt oder nicht das tut echt gut. Also, einfach mal den seelischen Scheißhaufen raus lassen und los quatschen ohne danach angesehen zu werden als hätte man nicht mehr alle Löffel in der Lade.

Zwar halte ich es für unwahrscheinlich das ich das dauernd tun werde, aber sollten schwere psychische Probleme auftauchen, weiß ich jetzt zumindest an wen ich mich wenden kann.

Vielleicht hätte ich auch einfach mal früher auf die Idee kommen sollen, aber ich bin nun mal ein bisschen verkorkst und daran das manche Leute mir tatsächlich helfen wollen denke ich nicht.

Einfach weil es für mich irgendwie unlogisch ist. Ich bin es gewohnt von Anderen nach Hilfe gefragt zu werden, aber nicht selbst um welche zu bitten, was man im Nachhinein als Schwachpunkt betiteln könnte.
 

Mir geht es so gut, dass ich es schaffe mit den Anderen herum zu albern und mich über diverse Dinge zu amüsieren die in meiner Abwesenheit wohl passiert sind. Wie zum Beispiel einen gemischten Salat auf Marcel's Kopf, da irgendwer dessen Name unbekannt ist wohl gestolpert war und der Salat irgendwie auf Marcel's Kopf landete. Allein schon diese Vorstellung trägt nicht dazu bei das ich mein Lachen einstellen kann und vermutlich werde ich das nächste Mal lauthals los lachen wenn ich Marcel über den Weg laufe, einfach weil ich genau weiß das mein Kopfkino genau dieses Bild abrufen wird.
 

Als es an die Türe hämmert, sehen wir alle diese an und ich bete innerlich einen ganzen Monolog herunter das es jetzt nicht Eric ist.

Ich habe mich und mein Gewissen immerhin so weit gefangen das es mir tatsächlich einigermaßen wieder gut geht, also brauche ich jetzt keine erneute Konfrontation.

„Touji! Wir müssen uns ernsthaft unterhalten!“, kommt es von draußen und ich sehe Mac an der mit den Schultern zuckt um mir zu signalisieren das er ebenfalls keine Ahnung hat was Kai jetzt hier will und er ihn definitiv nicht eingeladen hat.

Normale Menschen verschwinden wenn ihnen keiner aufmacht, aber auf Nightcrawl gibt es keine normalen Schüler, weshalb das Gerufe und das Gehämmer weiter geht und meiner Augenbraue langsam anfängt zu zucken.

Mac erhebt sich um dem Störenfried irgendwas zu sagen und ich hebe eine Augenbraue als Taylor schneller ist und die Tür aufreißt.

Der Anblick von Taylor in unserem Zimmer scheint Kai zu schockieren, das schließe ich zumindest daraus das er die Klappe hält und nicht ein Piep seine Lippen verlässt.

„Er will nicht reden!“, kommt es ernst von Taylor der in einer Hand noch die Klinke hat und sich mit der Anderen am Türrahmen abstützt um Kai vorsorglich den Weg zu versperren.

Wenn ich mir das genau betrachte weiß ich jetzt warum Kai, sagen wir, leichte Panik vor Taylor verspürte.

Taylor ist großer als er, kräftiger und wenn ich ihn mir so von hinten angucke hat seine aufrechte Haltung unter gewissen Umständen schon etwas leicht bedrohliches, allerdings nicht so viel das ich mir tatsächlich Sorgen oder anderweitige Gedanken darüber machen würde.
 

„Warum zur Hölle sind immer irgendwelche Kerle bei ihm?“, höre ich Kai murren und hebe eine Augenbraue.

Lass mich überlegen:

Wir sind ein Jungeninternat!

Bis gerade dachte ich das wäre offensichtlich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2014-12-08T15:30:09+00:00 08.12.2014 16:30
Dumme Frage von Kai am Schluß. Ich kann Touji verstehen, dass er seine Ruhe von dem Tag davor haben will. Nachdem was passiert ist.
Wenigstes wissen Taylor und Marvin Bescheid. Das ist schon mal sehr gut für Touji. Hat Mac fein gemacht XD
Von:  Nyaa_Miku
2014-11-09T20:38:07+00:00 09.11.2014 21:38
Interessant :o Ich merke, dass Touji und ich uns doch relativ ähnlich sind xD

Es war nicht so lustig, wie sonst, aber ich denke, dass es das auch nicht sein sollte, das hätte nur alles zerstört :D

Whoa, Kai, ne....... Abneigung steigt immer mehr, aber Gott sei dank ist Taylor ja da *q* Man danke seinen Eltern! xD

Oh, und relativ gegen Ende des Chaps befindet sich eine 3 in 'gefragt' (ge3fragt) :3

Ich freu mich auf das nächste Chap x3

Lg,
Miku
Antwort von:  Wernes23
09.11.2014 23:03
Das mit der 3 im gefragt ist mir auch aufgefallen. Ob dieses vielleicht eine tiefere Bedeutung hat? 0.o
Antwort von: abgemeldet
09.11.2014 23:16
Hab es korrigiert xD Danke fürs Aufmerksam machen, denn mein Programm...hats nicht erkannt -____-
Es hat nur eine tiefere Bedeutung: 3 Stunden Schlaf pro Nacht + 18 Stunden am Stück arbeiten seit einem Zeitraum von 2 Wochen tut mir nicht gut xD


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