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Nightcrawl

Das ganz und gar nicht mystische Internat
von

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Heißgeliebt

Würde meine Nase und auch der Rest von meinem Gesicht nicht gerade unglaublich weh tun, würde ich anfangen zu lachen. Schon allein aus dem Grund das Marcel und Kai immer noch da sitzen und Taylor anstarren, als wäre er die neuste Offenbarung der Bibel.

Marvin und Mac machen ebenfalls einen ziemlich dämlichen Eindruck, oder nur ich empfinde es so, wie sie da stehen und Taylor und mich abwechselnd anstarren.

Andererseits habe ich ihnen auch noch nichts von meiner Begegnung mit dem Punk erzählt, weil ich zu sehr damit beschäftigt war mich in Selbstvorwürfen und Selbstmitleid zu wälzen. Trotzdem ist die Reaktion etwas überzogen, weshalb ich einfach nichts dazu sage und stattdessen weiter meine Hand auf die Nase presse.
 

„Will ich wissen wie du das geschafft hast?“, kommt die belustigte Frage von Taylor der mich am Arm nimmt und zum Ausgang der Mensa zieht. Zwar kennt er den Weg zur Krankenstation nicht, aber das man dafür die Mensa verlassen muss ist ihm klar, was meinen Verdacht bestätigt das er kein absolut hoffnungsloser Fall ist im Gegensatz zu den meisten Leuten hier.

„Ich kann mich wage daran erinnern eine falsche Bewegung gemacht zu haben.“, kommentiere ich und verziehe leicht das Gesicht als ich feststelle das ich mich anhöre wie Benjamin Blümchen im Schwulenformat.

Es ist verdammt nochmal Montag, und ich sehe mich wieder einmal darin bestätigt das Montage komplett für den Arsch sind. Aber außer Friseure scheint das noch niemand wirklich mitbekommen zu haben. Na gut, mir dürfte man Montag Morgens auch keine Schere in die Hand drücken, ich bin schon mit einem Ball komplett überfordert und es kostet mich einiges an Mühe diesen nicht irgendjemanden ins Gesicht zu werfen.
 

Eine Weile herrscht Schweigen zwischen uns während ich damit beschäftigt bin meine Nase zu zuhalten und den Flur nicht voll zu bluten und wir den Weg zur Krankenstation entlang gehen.

„Ich dachte eigentlich dieser Kai wäre ein umgänglicher Typ.“, kommt es nach einer Weile von Taylor und ich gebe einen Laut von mir den man als Zustimmung oder Verneinung deuten kann, je nachdem was einem im Moment lieber ist.

„Ich finde das echt armselig seine Freunde zu schlagen.“

„Wir sind keine Freunde.“, tröte ich und biege um die Ecke in den nächsten Flur ein.

Ich kann spüren wie Taylor mich ansieht und anscheinend seine Worte abwägt, was meine Mundwinkel zucken lässt. Leute die vorher abwägen was sie sagen finde ich aus irgendeinem Grund interessant. Vielleicht liegt es daran, dass ich einfach alles raus posaune was ich gerade denke und mir erst im nach hinein über die Konsequenzen eventuell Sorgen mache. Ich weiß nicht mal ob ich schon immer so war, oder ob das mit der Zeit so gekommen ist.

Jetzt kann man natürlich mit dem Kopf schütteln und sich fragen warum ich nicht weiß ob ich nicht schon immer so war wie ich jetzt bin, aber ich kann mich daran wirklich nicht erinnern. Meine Vergangenheit ist bis auf das Offensichtliche eher verschwommen und um ehrlich zu sein will ich auch gar nicht wissen wie ich früher war, weil ich die Meinung vertrete das man die Zeit sowieso nicht zurückdrehen kann und es egal ist was früher mal war.

Okay, zumindest bin ich meistens dieser Meinung, es gibt auch Dinge die kann und will ich nicht vergessen. Ich verzeihe viel und ich verzeihe schnell, einfach weil ich nicht der nachtragende Typ bin, aber ich vergesse es nicht.

„Also bist du stattdessen...mit dem Orange-Typ befreundet.“

„Mh...nein.“, antworte ich immer noch in dieser peinlichen Tonlage und halte vor der Krankenzimmertür an, an die Taylor für mich anklopft bevor er diese öffnet.

Blutige Handabdrücke auf einer Tür der Krankenstation machen sich vermutlich nicht so gut, auch wenn ich persönlich es als passend und amüsant abstempeln würde. Aber es gibt Leute, so wie Marvin, die sich noch nicht einmal Scary Movie ansehen können ohne einen Herzinfarkt zu erleiden oder zumindest Schnappatmungen zu bekommen.
 

Ich bin um ehrlich zu sein froh das Taylor nicht weiter bohren kann, auch wenn ich ihn nicht so einschätze das er es tun würde, da er der Schulärztin kurz seine Beobachtung erzählt und dabei mit dem Daumen über seine Schulter auf mich deutet.

Ich mag Mrs. Jefferson im allgemeinen wirklich gern, aber ich finde sie einfach zu fürsorglich. Übermutter wäre auch eine treffende Beschreibung für sie. Mrs. Jefferson ist schätzungsweise Anfang 40, hat dunkelblondes Haar das sie immer zu einem unordentlichen Knoten trägt und eine schmalrändige Brille in rot auf der Nase.

Was ich mit über-fürsorglich meine, wird vermutlich jedem klar als sie schon förmlich auf mich zustürzt und mich zu der nächsten Liege zieht, bevor sie meine Hand von meinem Gesicht nimmt und beginnt mein Gesicht zu untersuchen, wobei sie die ganze Zeit beunruhigend vor sich hin murmelt.

Wäre ich zum ersten Mal bei ihr in Behandlung würde mir das ernsthaft Sorgen machen, aber nach dem ersten Mal habe ich schon heraus gefunden das Mrs. Jefferson gerne übertreibt, weshalb meine blutende Nase einer gebrochenen Nase gleicht, auch wenn der Schmerz durchaus genau daran liegen könnte.

Nach weiteren 10 Minuten bekomme ich die Entwarnung das meine Nase nicht gebrochen ist, ich mich aber im Krankenzimmer hinlegen und ausruhen soll, denn immerhin habe ich einiges an Blut verloren, auch wenn ich persönlich der festen Überzeugung bin das ich einen halben Liter nicht überschritten habe. Nicht einmal im Ansatz.

Ich erkläre Taylor noch kurz und in einer immer noch leicht peinlichen Tonlage den Weg zur Musik AG und bitte ihn gleich Marvin mitzuteilen das ich lebe, atme und wir uns beim Abendessen sehen, bevor er verschwindet und mir gute Besserung wünscht.
 

Man merkt das meine Nacht nicht gerade das Gelbe vom Ei war, um genau zu sein war sie beengend und nicht gerade besonders lang. Das Montag Morgen auch gleich noch Schule ist, tut sein übriges dazu, dass ich tatsächlich in einem der Krankenstationsbetten einschlafe und erst wieder aufwache, als ich auf dem Flur lautes Gefluche höre zusammen mit autoritären Befehlen, als auch schon die Tür zum Zimmer geöffnet und der Krach lauter wird..

Die Befehle kommen anscheinend von Mrs. Jefferson die irgendjemanden in eines der Betten bugsieren will, da es diesem jemand offensichtlich nicht gerade berauschend geht. Zumindest gehe ich einfach davon aus, weil laut Mrs. Jefferson geht es niemandem berauschend der hier aufkreuzt, was meistens tatsächlich auch der Fall ist.

„Ich brauch bloß ein Pflaster und keinen stationären Aufenthalt.“, höre ich eine mir etwas zu bekannte Stimme und stöhne innerlich während ich meine Augen zusammen kneife und versuche mich tot zu stellen.

„Irrtum Mr. Kaskrova! Sie bleiben hier und ruhen sich aus! Ende der Diskussion!“

Ich höre wie Mrs. Jefferson die Türe hinter sich zu knallt und komme zu dem Schluss das sie die 'Diskussion' gewonnen hat, da Marcel einen missbilligenden Laut von sich gibt und sich bewegt.

„Ich weiß das du nicht schläfst.“

Meine Augen öffnen sich von allein und ich gebe ein unerfreutes Murren von mir, ehe ich mich aufsetze und zu Marcel umdrehe der es sich auf einem Bett zwei Betten weiter bequem gemacht hat.

Mit einem kurzen Blick erkenne ich eine kleine Platzwunde unter seinem rechten Auge und das seine Unterlippe aufgesprungen ist. Und bis auf das und die aufgeschürften Fingerknöchel scheint er unbeschädigt zu sein.

Automatisch frage ich mich ob er mit Kai aneinander geraten ist oder einfach mit irgendwem anders, wie sonst auch. Der größte Nachteil von Marcel ist der, dass er schnell wütend wird und man nicht wirklich viel tun muss um ihn zu provozieren, weshalb er öfter mal mit irgendwelchen Typen aneinander gerät. Die Tatsache das er der Captain des Basketballteams ist tut sein übriges dazu, denn meistens sind die Leidtragenden Spieler von anderen Schulen und Internaten die es gewagt haben ihn oder sein Team zu beleidigen.

Wann genau das so extrem geworden ist entzieht sich meiner Kenntnis, aber fest steht das es nicht immer so schlimm war wie es jetzt ist. Früher war Marcel eigentlich relativ umgänglich. Und das ausgerechnet ich das sage soll etwas heißen.
 

„Guck nicht so, deinem heißgeliebten Kai geht’s prächtig.“, kommentiert er in meine Richtung und mein Blick verfinstert sich automatisch.

„Na okay, vielleicht nicht unbedingt 'prächtig', aber er lebt und atmet noch und kann eigenständig gehen, was ja auch nicht schlecht ist.“, schiebt er hinterher und meine Augenbraue zuckt bevor ich schnaube.

„Er ist nicht 'mein' und auch nicht 'heißgeliebter'.“, knurre ich und sehe im Augenwinkel wie Marcel mir sein Gesicht zuwendet und interessiert eine Augenbraue hebt.

„Tatsache? Ich dachte ihr vögelt zusammen.“

„Tun wir nicht.“, knurre ich wieder und möchte ihm gerade gerne was an seinen verdammten Schädel werfen. Dummerweise ist die Auswahl an Wurfgeschossen in diesem Raum ziemlich gering.

Ich bin mir ziemlich sicher das es schon einigen aufgefallen ist, aber ich bestätige es trotzdem noch einmal.

Außer Mac und den Typen mit denen ich mal was hatte oder habe, weiß nur noch eine einzige Person das ich schwul bin und mit Frauen ungefähr so viel anfangen kann wie mit einem Staubwedel. Und diese Person liegt gerade zwei Betten weiter.

Und um ehrlich zu sein wundert es mich immer noch, dass Marcel dieses Geheimnis nicht schon längst ausgeplaudert hat, immerhin wäre es perfekt um mich fertig zu machen. Aber aus einem mir unbekannten Grund schweigt er darüber. Mit Marcel hatte ich übrigens nichts, das möchte ich an dieser Stelle festhalten!

So besoffen könnte nicht einmal ich sein um das zu vergessen.
 

„Dafür das ihr nicht vögelt labbert er ganz schön viel von dir.“, durchbricht mein personifizierter Albtraum die Stille und ich sehe ihn aus Reflex an, ohne es wirklich zu wollen während ich ein „Was?“, ausstoße.

„Ja man, der labbert ja von nichts anderem mehr.“

„Ich will's gar nicht wissen.“, wehre ich ab und lasse mich wieder ins Kissen fallen.

Beim besten Willen, ich will nicht hören was Kai so alles erzählt wenn er beim Training ist. Wirklich nicht. Vermutlich lauter gequirlte Scheiße.

„Das mit deiner Nase tut mir übrigens leid.“

Ich drehe meinen Kopf wieder um ihn ansehen zu können und hebe eine Augenbraue, was ihn gehässig grinsen lässt.

„Das ich sie nicht eingeschlagen habe mein ich.“

„Ich dich auch.“, murre ich und bekomme als Antwort nur ein belustigtes Schnauben gefolgt von einem „Ich weiß.“.

Wir schweigen wieder, aber ehrlich gesagt wüsste ich auch nicht worüber ich ausgerechnet mit Marcel reden sollte. Wir können uns nun mal nicht leiden, und das wir überhaupt kommunizieren können ohne uns die Fresse ein zu schlagen halte ich für ein Weltwunder, vor allem deswegen weil es jetzt schon das zweite Mal ist.
 

„Ich mag ihn nicht.“

Es ist nichts absonderliches daran diese Worte aus Marcel's Mund zu hören, einfach weil diese Feststellung öfter von ihm kommt soviel ich weiß. Aber das er diese Aussage anscheinend auf Kai bezieht und es mir gegenüber erwähnt, veranlasst mich doch dazu mich auf die Seite zu rollen um ihn ansehen zu können.

Ich schweige, weil ich keine Ahnung hab was ich darauf antworten soll. Ich finde Kai jetzt auch nicht sonderlich prickelnd und würde mich hüten uns als Freunde zu bezeichnen, aber aus irgendeinem Grund gehe ich mit ihm normaler um als mir lieb ist.

Natürlich versuche ich das zu unterbinden, denn ich weiß was dabei heraus kommt wenn ich mich mit einem Supertypen anfreunde. Supertypen die von der halben Schule Aufgrund ihrer sportlichen Leistung an geschmachtet werden, es noch fertig bringen ihren Notendurchschnitt nicht in den Keller fallen zu lassen und die zu allem Überfluss auch noch absolut umwerfend aussehen und sich dessen, zum Leidwesen anderer Schüler, auch noch bewusst sind.

„Also eigentlich hab ich nichts gegen ihn. Aber irgendwas kotzt mich an ihm im Moment enorm an.“
 

Meine Augenbraue wandert wieder in die Höhe und ich verkneife mir einen stichelnden Kommentar. Erstens weil ich hier mit Marcel festsitze und zweitens, weil das gerade echt nicht fair wäre. Man kann mir ja vorhalten was man will, aber im Prinzip bin ich schon eher der faire Typ. Und er schüttet mir hier gerade sein Herz aus. Okay, das tut er nicht wirklich, aber das er mir sagt was ihn ankotzt hat denselben Stellenwert, denn wir reden hier immerhin von Marcel dem Captain des Basketballteams und unter uns gesagt, einem der gefürchtetsten Schüler in Nightcrawl.

„'Irgendwas' oder 'irgendwer'?“

Meine Frage lässt sich einfach damit begründen, dass ich annehme das es ihn ziemlich ankotzt das Kai mit mir kommuniziert und dieselbe Luft atmet wenn er mit uns an einem Tisch sitzt. Das er ihm eins auf die Fresse geschlagen hat als er mich mit einer Salatgabel bedroht hat, tut vermutlich sein übriges dazu.

„Beides.“, kommt die Antwort auf die ich nur Nicke, bevor ich mich wieder auf den Rücken rolle und kurz die Zähne zusammen beiße.

„Du passt nicht zu ihm.“

Meine Augenbraue schießt wieder nach oben und ich mache schon den Mund auf, als Marcel ein „Auch nicht in freundschaftlicher Hinsicht.“, hinterher schiebt.

„Der Typ wirkt auf mich nicht besonders schwul. Nur manchmal.“

Ich weiß, dass es eine Beleidigung an mich darstellen soll, aber ich kann nicht anders als los zu lachen, weil es so lächerlich ist.

Kai wirkt also nicht schwul, nur manchmal. Irgendwie wüsste ich gerade gerne, wie 'manchmal' aussieht, aber ich werde nicht fragen.

„Lachst du mich grad aus, Schwuchtel?“

„So was von!“, gebe ich immer noch lachend von mir und rechne ehrlich gesagt schon damit das irgendeine Reaktion kommt. Diese lässt auch nicht lange auf sich warten und mich trifft ein Kissen im Gesicht was ich mit einem Aufschrei kommentiere. Erstens weil ich überrascht bin das man mir ein Kissen ins Gesicht donnert und Zweitens, weil meine Nase immer noch weh tut.

„Ups.“, kommt es schadenfroh und ich setze mich auf um das Kissen zurück zu werfen, das Marcel zu meinem Leidwesen geschickt auffängt. Verdammte Basketball-Futzis.
 


 

Zum Abendessen werden Marcel und ich von Mrs. Jefferson wieder in die Freiheit entlassen und ich mache innerlich drei Kreuzzeichen, auch wenn ich äußerlich wohl etwas mies gelaunt erscheine.

Das liegt zum größten Teil daran, das ich es tatsächlich geschafft habe noch einmal einzuschlafen und es nun mal über alles hasse wenn man mich weckt.

Mrs. Jefferson hat es getan und bekam außer murrenden Geräuschen wenn sie mich etwas fragte, nicht viel zu hören.

Man kann es auf meinen komaartigen Zustand schieben, das ich neben Marcel her zur Mensa laufe ohne Zuckungen oder einen Anfall zu kriegen, aber es ist Fakt das ich schweigend neben ihm herlaufe, während er am Handy hängt und Jem, einem der Trottel aus dem Basketballclub, versichert das er schon auf dem Weg wäre und man kein Suchkommando nach ihm aussenden müsste.

Manchmal, aber nur manchmal, frage ich mich ob wirklich nur Idioten oder geistig Kranke es in die Basketball AG schaffen oder ob das auch für Normalsterbliche und normal denkende Menschen möglich ist. Wenn ich mir die Auswahl an Basketballspielern ansehe, bezweifle ich das stark.

Kai hat einen ausgeprägten Kontrollzwang und Beschützerinstinkt gegenüber Leuten die kleiner sind als er. Marcel hat ein schwerwiegendes Aggressionsproblem und von der Kommunikation will ich gar nicht erst reden. Eric wird innerhalb der nächsten Jahre unter schweren Depressionen bezüglich seiner verborgenen Sexualität leiden. Jem hat als Kind einen Atomkern verschluckt und strahlt so sehr, dass man die Befürchtung hat es könnte einem ein drittes Auge wachsen wenn man ihn zu lange ansieht. Thomas ist zu Emotionen anscheinend überhaupt nicht fähig und steht meistens nur dumm und dekorativ wie ein Baum in der Gegend herum, vorzugsweise hinter Marcel. Ich vermute um ihm Schatten zu spenden.

Zu den restlichen Mitgliedern kann ich nicht viel sagen, da ich mich mit diesen noch nicht eingehend genug beschäftigt habe. Aber allein schon diese Auswahl gibt einem zu denken.
 

Wir betreten zusammen die Mensa und Marcel gibt ein abfälliges Schnauben von sich, was mich dazu veranlasst tatsächlich meine Umgebung wahr zu nehmen, auch wenn ich lieber noch in diesem komaartigen Zustand verblieben wäre. So kurz nach dem Aufstehen ist es für mich definitiv nicht möglich schnell zu denken, aber sogar ich kapiere das uns die halbe Mensa anstarrt.

Ich könnte es jetzt darauf schieben das ich so umwerfend aussehe und Marcel dieses verbotene Arrogante ausstrahlt, das ihn ebenfalls irgendwie gutaussehend macht, aber ich bin mir ziemlich sicher das es lediglich die Tatsache ist das wir zusammen hier aufkreuzen und Beide noch atmen und mehr oder minder unversehrt sind.

Wäre ich ein normaler Schüler würde mich das vermutlich auch verstören, aber ich gehöre leider zu der Sorte die sich schnell mit irgendwelchen Dingen abfinden und anfreunden.
 

„Gibt's was zu glotzen?“, knurrt Marcel unfreundlich aber in einer gewissen Lautstärke die die meisten dazu veranlasst sich ganz schnell wieder ihrem Essen zu widmen.

Mein Augenmerk gilt eher dem Tisch an dem Mac und Marvin sitzen, zusammen mit Taylor und Kai. Wie Taylor an unseren Tisch gekommen ist muss ich nicht fragen. Bestimmt hat er Marvin das ausgerichtet was er ihm ausrichten sollte und ist nach der Musik AG Mac in die Arme gelaufen, der Marvin an meiner Stelle abholen wollte, da ich ja nicht da war.

Wenn man Mac in die Arme läuft kommt eins zum anderen und man findet sich an unserem Tisch wieder. Man muss sich ja nur mal Kai ansehen.

Bei genauerer Betrachtung stelle ich fest das dieser im übrigen ziemlich scheiße aussieht. Sein Gesicht hat eine seltsame Konsistenz die mich schwer an einen Muffin erinnert, einen Blaubeermuffin um genau zu sein wenn man die blauen Flecken noch dazu rechnet. Er macht im Allgemeinen keinen besonders gesunden und fröhlichen Eindruck, was wohl auch daran liegt das ich zusammen mit Marcel hier aufkreuze.

Wobei man mir daraus auch keinen Strick drehen kann, immerhin hatten wir nun mal denselben Weg hier her und ich hab es mir ja auch nicht ausgesucht.

Mit einem Seitenblick streife ich Marcel der irgendjemanden in Grund und Boden starrt. Aber da er das ständig tut denke ich mir nichts dabei. Ich habe lediglich ein ungutes Gefühl dabei, dass es ausgerechnet Kai sein muss.

Es ist nicht so als würde ich Kai in Schutz nehmen wollen, aber der Junge sieht sowieso schon nicht so rosig aus, weshalb ich auf eine zweite Runde zwischen den Beiden wirklich gut verzichten kann.

Ich weiß auch das es dämlich ist, aber ich denke wie gesagt selten nach bevor ich etwas tue sondern tue es lieber gleich anstatt mich mit einem Wenn und Aber aufzuhalten.

Also stoße ich, ohne nachzudenken, Marcel meinen Ellenbogen in die Rippen was diesen zum zusammenzucken bringt, bevor er mich mit diesem Blick ansieht den ich um ehrlich zu sein schon länger nicht mehr bei ihm gesehen habe, aber sofort wieder erkenne.

Er fragt sich gerade ob ich noch alle Tassen im Schrank habe.

Wenn er diesen Blick drauf hat, weiß ich das er mir nichts tun wird, einfach weil er innerlich total tiefenentspannt ist, auch wenn es nicht wirklich so aussieht.

Seine Reaktion dauert mir ein paar Sekunden zu lange, aber schlussendlich schubst er mich und ich stolpere ein paar Schritte vorwärts in Richtung meines Tisches, während er sich in Bewegung setzt um zu dem Verein der Geisteskranken zu kommen, deren Captain er ist.
 

„Was war das denn?“, kommt es auch prompt von Mac, kaum das ich an unserem Tisch angekommen bin und mich auf einen Stuhl fallen lasse und nun eingepfercht zwischen Taylor und Kai da sitze.

„Was?“

„Seit wann bist du mit dem Lackaffen so vertraut?“

Meine Augenbraue hebt sich während ich mich im Stuhl zurück lehne und Mac ansehe als hätte er den Verstand verloren.

„Alter, geh mal zum Augenarzt.“, murre ich stattdessen und schiebe die Unterlippe vor.

Na gut, es kann sein das es den Eindruck gemacht hat als wären wir vertraut, aber ich kenne Marcel auch schon länger als alle anderen hier am Tisch.

„Dann frage ich mich warum du ihn beschützt hast!“

Mein Blick wandert nach links zu Kai, der mich ansieht und offensichtlich ziemlich sauer ist, weshalb auch immer. Außerdem frage ich mich gerade wovon zur Hölle er eigentlich redet.

„Ich wollte dir wirklich keine rein hauen, aber du musstest ihn unbedingt beschützen! Ihr hasst euch! Also wieso?!“

Ich könnte jetzt einen stundenlangen Monolog darüber führen das ich Marcel auf keinen Fall beschützen würde, einfach weil ich ihn hasse und das auf Gegenseitigkeit beruht. Ich könnte Kai haarklein erklären das mit seiner Wahrnehmung definitiv etwas nicht stimmt, aber ich entscheide mich dagegen und antworte stattdessen aus Reflex „Reflex.“.

Ich weiß das diese Antwort alles andere als befriedigend ist, aber es war nun mal ein Reflex Marcel zu schlagen und aufzuspringen. Das ich dabei einen Schlag in die Fresse kassiert habe war ein blöder Nebeneffekt. Da mein Arsch immer noch keine Kristallkugel ist und ich ohne dieses Medium nicht in die Zukunft sehen kann, kann man mir daraus wohl kaum einen Strick drehen.
 

„Aus Reflex beschützt du einen Typen der versucht dich umzubringen? Nett!“

Meine Augen verengen sich zu Schlitzen und ich bekomme am Rande meiner Wahrnehmung mit wie Marvin sich wieder klein macht und Mac sich verspannt. Mein Blick huscht zu meinem Unterarm auf den sich eine Hand gelegt hat und ich folge dieser nur um irgendwann in Taylors Gesicht zu sehen, der lediglich mit dem Kopf schüttelt.

Ich weiß nicht ob es ein Reflex von ihm war oder ob sein Instinkt so gut ist, dass er tatsächlich erkannt hat das ich Kai gerade eins in die Fresse schlagen wollte, aber was auch immer es ist, Kai sollte ihm dankbar sein.

„Wenn ich also wie ein Proll rum laufe und versuche dich umzubringen, beschützt du mich dann auch?“

Ich verstehe nicht wirklich was Kai's Problem ist, aber dieser spöttische, höhnische und herablassende Unterton macht mich rasend.

„Pass auf was du sagst.“, knurre ich und bekomme als Antwort ein Schnauben, bevor ein „Wieso? Hab ich die Gefühle deines geliebten Marcel's verletzt?“

Was heute jeder hat um irgendjemanden als meinen 'geliebten' irgendwas zu bezeichnen weiß ich nicht und ehrlich gesagt ist es mir auch egal.

Ich bin wütend und Kai macht nicht gerade das Beste draus.

„Oder läuft was zwischen euch? So ne Art Sadomaso-Affäre?!“

Taylors Griff um meinen Unterarm verstärkt sich aber mir ist das gerade herzlichst egal. Schon allein weil ich nicht nur einen Arm habe sondern nun mal, wie jeder Andere auch, zwei von der Sorte.

Ich bekomme selber nicht richtig mit wie ich mit Links aushole und Kai mit Schwung, Wut, angestauter Aggression und Verletztheit meinen Handrücken ins Gesicht donnere.

Er rutscht samt Stuhl einen geschätzten Meter rückwärts und ich reiße meinen Arm aus Taylors Umklammerung, während ich im Hintergrund die Freundschaft zu dem Punk aufgebe und aufstehe.

„Ich geb dir gleich Sadomaso-Affäre!“

Hinter mir höre ich Stuhlbeine über den Boden schrammen und blicke automatisch über meine Schulter. Mac ist aufgesprungen und umrundet den Tisch, wohl um mich aufzuhalten seinen neuen Kumpel endgültig das Gesicht zu ruinieren. Lustigerweise fällt mir auch auf das Marcel und der Rest des Basketballteams uns beobachtet.

„Du arroganter, kleiner Scheißer hast von nichts hier eine Ahnung, also halt deine verdammte Fresse!“

„Dann erklärs mir!“, wettert Kai zurück und ich schnaube während ich Mac abschüttle der versucht mich festzuhalten.

„Einen Dreck werd ich!“
 

Mac versucht zwar mich wieder zu fassen zu kriegen, aber ich bin schneller und trete einmal gegen Kai's Stuhl, allerdings ohne ihn zu treffen bevor ich schnellen Schrittes die Mensa wieder verlasse.

Mir ist der Appetit vergangen und wenn ich Kai noch eine Minute länger ertragen müsste, würde ich die Beherrschung verlieren.

Zwar bin ich eigentlich nicht der Typ der schnell ausrastet, denn da gibt es andere Experten an der Schule, aber was zu viel ist ist einfach zu viel.

Wieso sich dieser Vollidiot in meine Angelegenheiten einmischen muss leuchtet mir sowieso nicht ein, aber wenn ich etwas hasse sind es Unterstellungen und diese widerliche Arroganz die er an den Tag legt. Klar, Marcel ist auch ziemlich arrogant, aber auf eine andere Art und Weise, und die stört mich nicht.
 

Ich gehe stur und mit großen Schritten den Flur entlang um mich irgendwo zu verbarrikadieren damit ich die nächste Zeit niemanden sehen muss, als ich zusammen zucke als mich jemand am Handgelenk packt und um die nächste Ecke zieht.

Bei meinem heutigen Tag rechne ich ja schon mit jedem, aber als ich Eric gegenüber stehe hebe ich eine Augenbraue. Das wir hier in einem der Hauptflure stehen macht mich unruhig, denn Eric will nicht das man uns miteinander sieht, wenn keine Anderen dabei sind.

„Ist gerade ganz schlecht, ich hab keinen Bock.“, kommentiere ich mit Grabesstimme auf das, was auch immer er jetzt von mir will.

Ich will einfach nur allein sein und meine Ruhe haben. Und so gern ich Eric mag, im Moment kann ich ihn ernsthaft nicht gebrauchen.

Aber anscheinend ist er da anderer Meinung, da er mich nicht los lässt und mich stattdessen ernst ansieht.

„Wir müssen reden.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2014-12-08T14:17:03+00:00 08.12.2014 15:17
Wenn Eric so ernst auf einmal sagt, dass er mit Touji dringend reden muss, dann bestätigt sich sicherlich doch meine Vermutung.
Aber eines muss man ja dem Tag, schon alleine, weil es Montag ist lassen. Von schlimm auf schlimmer. Mir tut Touji leid.
Von:  Wernes23
2014-10-29T06:07:19+00:00 29.10.2014 07:07
"Wir müssen reden" so ernst hat man eric ja schon lange nicht mehr erlebt. Wahrscheinlich ist irgendwas in der Abwesenheit der beiden vor gefallen oder so.

Kai erinnert mich an meine Schwester. Immer nur am nerven^^

Freue mich wenn es weiter geht
Antwort von: abgemeldet
29.10.2014 07:37
Hat man ihn überhaupt jemals so ernst gesehen? xD
Kai kann unter gewissen Umständen tatsächlich etwas lästig sein :p Aber irgendwer muss es ja sein xD
Antwort von:  Wernes23
29.10.2014 09:11
Wenn sich das mit kai nicht bessert, wird er noch zur Hassperson und das nicht nur von touji
Antwort von:  Wernes23
29.10.2014 09:15
Kommt demnächst auch noch eine Charakterbeschreibung von Taylor dazu?
Antwort von: abgemeldet
29.10.2014 09:39
Die Beschreibung kommt definitiv noch. Irgendwann zwischen heute und Ende der Woche xD Ich find das eine Bild so kacke das ich nochmal von vorne anfang ^^;
Antwort von:  Wernes23
29.10.2014 10:02
okay, weil würde mich schon echt interessieren wie er beschrieben wird @.@


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