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Von unserer Scherbenwelt

Fortsetzung zu 'Von Dir und Mir'
von

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Von einer Holzplatte, die auf Köpfe fällt, einem Strand in Okinawa und dem Ende einer Beziehung

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7. Kapitel

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Im Sapporo Krankenhaus…
 

„Was liegt an?“

„Shimizu Michiya, Unfall bei einer Baustelle. Er lief die Straße entlang und eine Holzplatte fiel auf ihn.“

„Hat er das nicht kommen sehen oder ist er lebensmüde und nicht ausgewichen?“, erkundigte sich der Oberarzt mit hochgezogenen Augenbrauen. Die Assistenzärztin antwortete nicht darauf.

„Hören Sie…das ist Dr. Matsumuras Freund. Wir sollten ihn informieren.“

„Oh… Den Teufel werden wir tun. Der Mann ist gerade in einer OP. Wir informieren ihn danach. Wenn wir wissen, wie es um den Patienten steht. Also, was sagen die Tests?“

„Offenbar hat er eine Schädelfraktur und ein Subduralhämatom.“

„Okay, piepen Sie den diensthabenden Neurologen an! Was noch?“

„Gebrochene Rippe und geprellter Fuß. Vitalzeichen sind noch stabil.“

„Gut, ab in den OP mit ihm. Ich brauche den Neurologen sofort da, sagen Sie ihm, es ist ein Notfall. Ich möchte nicht derjenige sein, der Dr. Matsumura den Tod seines Freundes beibringt. Na dann, hoch mit dem Patienten.“
 

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Blinzelnd sah Karyu sich um. Eben stand er noch im OP, stellte mit Schrecken fest, dass das Blut der Patientin offenbar mit einem Neurotoxin verseucht war, und nun…stand er plötzlich an einem Strand.

Vor ihm das Meer. Hinter ihm Palmen. Er meinte, in der Ferne einen Liegestuhl im Sand stehen sehen zu können. Automatisch ging er darauf zu. Er hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging. Auf jeden Fall war es nicht normal.

Er musste zurück ins Krankenhaus, zurück in den OP. Da war etwas schief gelaufen. Er hätte es schon beim Blutabnehmen der Patientin bemerken müssen: ihm war schwindelig geworden, er hatte gezittert und geschwitzt. Das war kein Panikanfall gewesen. Etwas hatte begonnen, sein Nervensystem lahm zu legen. Und er hatte nichts Anderes gemacht, als Blut abzunehmen. Als sie die Patientin offen auf dem Tisch gehabt hatten und Blut sehen konnten, hatte er sich wieder so schwach und krank gefühlt – und bei seinem Oberarzt hatte er auch Symptome erkannt. Was das wohl ausgelöst hatte?

Und wo war er hier nun? Träumte er? Doch es fühlte sich so real an. Er konnte das Salz des Meerwassers riechen, spürte eine sanfte Brise im Haar. Er fühlte die Wärme der Sonne auf seiner Haut. Kurz sah er an sich herab. Er trug nicht mehr seine Dienstkleidung, sondern eine kurze Hose und ein weißes Hemd. Mehr nicht, keine Turnschuhe, nicht mal Sandalen.
 

Er kniff die Augen zusammen und blickte nach vorn. Der Liegestuhl kam näher – jemand saß darauf. Er lief schneller darauf zu und begann zu rufen. „Hallo?!“

Ihm wurde nicht geantwortet, aber keine Minute später hatte er denjenigen schon erreicht. Langsam näherte er sich der Person und staunte nicht schlecht. „Zero?“ Er trat vor ihn.

Zero wandte den Blick vom Meer ab und sah zu ihm hoch, nahm die Sonnenbrille ab. „Karyu. Irgendwie bin ich nicht überrascht, dich hier zu sehen…“

Aus großen Augen betrachtete er Zero. Dieser trug ein cremefarbenes, weites Hemd, das nur mit zwei Knöpfen geschlossen war, und eine Badehose. Er wirkte entspannt. Und er sah wunderschön aus.

„Tja, also…ich bin schon überrascht, dich hier zu sehen. Wo sind wir überhaupt?“

Zero lächelte leicht und schloss die Augen, während er sich wieder zurücklehnte. „Wir sind an einem der traumhaftesten Strände Okinawas.“

Kurz blickte Karyu sich um. Okinawa… „Ja, aber…was soll denn das hier? Ich versteh das alles nicht. Ich stand eben noch im OP…“

„Ja, wo auch sonst“, erwiderte Zero nur, hielt die Augen aber geschlossen. Er warf ihm einen Blick zu. In Zeros Worten hatte etwas Negatives mitgeschwungen…

Er holte Luft. „Du hast…du hast mit mir Schluss gemacht.“ Seine Stimme klang überrascht, als hätte er es eben erst erfahren.

„Ja, das habe ich. Hast du den Brief gelesen oder hat es dir deine übereifrige Assistenzärztin gesagt?“

„….du magst sie nicht, oder?“

Nun öffnete Zero die Augen und sah ihn an. Er wirkte nicht mehr ganz so entspannt. „Darum geht es dir? Ob ich sie mag?“

Karyu hielt kurz inne, dann schüttelte er den Kopf. „Nein. Nein, das ist mir eigentlich egal. Ich habe den Brief gelesen. Den hab ich gelesen und fünf Minuten später kam sie an und hat es mir noch mal gesagt. Sie hat ja deinen Anruf bekommen. Das war…hart.“

Zero machte die Augen wieder zu und sonnte sich weiter. „Das war hart? Ich bin davon ausgegangen, dass deine Arbeit dich von jeglichen Gefühlen ablenkt. Deswegen hab ich mich getrennt. Weil du mich gar nicht mehr wahrnimmst.“

Verzweifelt sah er Zero an. „Bitte, lass uns doch darüber reden. Wir schaffen das. Du kannst mich nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellen. Wenn du mit mir gesprochen hättest, dann-…“

„Ich habe mit dir gesprochen“, erwiderte Zero ruhig. „Vor über einem Monat haben wir darüber geredet, dass es so nicht weiter gehen kann. Es lag zum großen Teil an dir, etwas zu ändern. Aber du hast nie etwas getan. Ich war es leid zu warten. Jetzt bin ich zwar auch offiziell wieder allein, aber mit dem Vorteil, mich nicht wie Luft behandeln lassen zu müssen.“

Karyu stockte. „Zero, es tut mir leid. Ehrlich! Ich wollte nicht, dass es so weit kommt.“

Der Schwarzhaarige blinzelte ihn an. „Nun hol mal tief Luft und beruhige dich. Es ist vorbei. Aus und vorbei. Du kannst nichts mehr tun.“

Karyu hielt inne. Zero hatte sich also entschieden. Aber irgendetwas schwang in dessen Worten noch mit. „Was ist los? Was ist passiert?“ Er machte eine kurze Pause. „Warum sind wir hier?“

Zero zuckte mit den Schultern. „Ich hab keine Ahnung, was du hier machst. Das ist mein Traum. Ich hatte einen Unfall, und jetzt träume ich wohl.“

Stirnrunzelnd betrachtete er ihn. „Du hattest einen Unfall?“

„Ja, auf dem Heimweg. Ich hatte gearbeitet und wollte dann nach Hause. Ich stieg aus der U-Bahn aus und lief die Straßen lang zu meiner Wohnung. Da wird ein Reihenhaus saniert…“ Zero starrte in die Ferne. „Genau da bin ich wie immer entlang gelaufen. Und plötzlich hörte ich ein merkwürdiges Geräusch. Als ich nach oben sah, war es schon zu spät – irgendwas ist auf mich drauf gefallen und ich wurde bewusstlos.“ Er machte eine kurze Pause. „Hier bin ich dann aufgewacht. Mehr weiß ich nicht.“

Kraftlos ließ Karyu sich in den Sand fallen. „Oh Gott…“

Zero zuckte mit den Schultern. „So schlimm ist es nicht.“

„Ja? Woher weißt du das? Wirst du wieder gesund?“

Erneut hob Zero die Schultern. „Du bist der Arzt. Sag du es mir“, erwiderte er leicht lächelnd.

Karyu senkte den Blick. „Sind wir tot…?“

Nun setzte Zero sich auf. „Wir? Warum bist du hier?“

„Ich…hab operiert. Und da ist mir ganz komisch geworden. Zum zweiten Mal an diesem Tag. Und dem Oberarzt ging es auch so. Ich denke, das Blut der Patientin war mit einem Neurotoxin oder ähnlichem versetzt. Wir sind alle bewusstlos geworden. Und wenn uns keiner rechtzeitig findet, dann…könnten wir daran sterben, denke ich.“

Zero starrte ihn schweigend an. „Dann sind wir vielleicht tot, ja… Das Teil, das ich auf den Kopf bekommen hat, hat ihn wahrscheinlich gespalten und du…du bist in deinem OP gestorben, das ist…das ist…“ Zero begann zu kichern, dann lachte er. „Das ist so verrückt, ehrlich. Wir sterben einfach so und dann…treffen wir uns hier und ich verstehe gar nichts. Ich verstehe überhaupt nichts. Wir unterhalten uns über unsere kaputte Beziehung, dabei sind wir tot. TOT!“ Lachend lehnte Zero sich zurück und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. “Und ich werde verrückt…” Er seufzte. “Vielleicht befinden wir uns gerade in unserem Leben nach dem Tod. Vielleicht ist das hier unser Paradies.“ Er grinste. „Hey, dann hast du endlich etwas Zeit für mich. Sogar sehr viel Zeit. Das habe ich mir immer gewünscht.“

Karyu schloss kurz die Augen und schüttelte den Kopf. Es war Wahnsinn. Verrückt. Er sah auf. „Zero, ich denke nicht, dass wir tot sind. Wir kämpfen um unser Leben. Ich bin bereit, zu kämpfen. Ich gebe nicht auf. Und du? Was ist mit dir?“

Zero seufzte leise. „Keine Ahnung. Ist mir egal. Es passiert, was passiert.“

Karyu blinzelte den Anderen nachdenklich an, dann stand er auf. „Hast du aufgegeben? Willst du nicht mehr? Bist du vielleicht froh, dass dir was auf den Kopf gefallen ist?“

Zero antwortete ihm nicht. Er erwiderte seinen Blick nur kurz, dann schloss er die Augen und lehnte sich entspannt zurück. Das war Karyu Antwort genug. Traurig sah er seinen Freund an. Ihm fiel beileibe nichts ein, um ihn aufzumuntern. „Zero…“ Er schlang die Arme um ihn und drückte ihn sanft an sich. Wo Worte nicht reichten, mussten Gesten her.
 

Doch da war kein warmer Körper, den er umfasste. Da war nichts. Er hatte Luft im Arm. Blinzelnd sah er sich um. Zero war weg. Der Liegestuhl stand nicht mehr da.

Verwirrt trat er einen Schritt zurück. Was passierte da? Als er an sich herab sah, bemerkte er, dass er wieder seine Dienstkleidung trug. Er trug die OP-Sachen. Plötzlich hörte er ein Donnern, weswegen er zusammen zuckte und sich umdrehte. Die Landschaft veränderte sich. Das Meer verschwand Stück für Stück, zog sich zurück, der blaue Himmel wich einer grauen Masse. Der Sand löste sich auf, ebenso die Palmen.

Karyu schluckte. Jetzt bekam er es wirklich mit der Angst zu tun. Ihm war nach rennen zumute, nach ganz schnellem rennen. Doch gerade als er sich in Bewegung setzen wollte, riss es ihn von den Füßen. Er kam hart auf dem Boden auf und hörte ein Tösen um sich herum. Laute Geräusche, Stimmengewirr, all dies schwoll zu einem unerträglichen Maß an, weswegen er die Hände auf die Ohren presste. Doch es half nichts. Er war sich sicher, dass es jetzt über ihn kam, was auch immer „es“ war. Voller Angst öffnete er die Augen.
 

„Dr. Matsumura, ganz ruhig! Bitte beruhigen Sie sich. Es ist alles in Ordnung. Atmen Sie tief durch.“

Eigentlich war er kurz davor, sich die Sauerstoffmaske vom Gesicht zu reißen, aber er bekam so schwer Luft, dass er sich eines besseren besann und einen tiefen Atemzug nahm. Er schaute in das Gesicht seiner Assistenzärztin. „Was ist denn los…?“

Beruhigend legte sie ihm eine Hand auf die Schulter.

„In Ihrem OP ist es zu einem Zwischenfall gekommen. Sie und Ihre Kollegen sind mit einem Neurotoxin vergiftet worden.“

„Die Patientin..ihr Blut ist es…“, murmelte er, woraufhin sie nickte.

„Ja, das wissen wir. Sie hat ein pflanzliches Mittel eingenommen, das offenbar mit den Medikamenten der Krebstherapie reagiert hat. Der Patientin geht es aber gut. Ihren Kollegen auch. Zwei Chirurgen konnten sich Schutzanzüge nehmen und die Patientin zu Ende operieren. Allen geht es gut. Es ist nichts passiert.“

Langsam setzte er sich auf. Er fühlte sich ganz benommen. Langsam regulierte sich sein Herzschlag. „Okay…okay…“, murmelte er und sah sich um. Er befand sich in einem Behandlungszimmer. Man hatte ihn offenbar kurz vor knapp gefunden.

„Dr. Matsumura…da gibt es noch etwas, das Sie wissen sollten“, fuhr die Ärztin zögerlich fort. „Es geht um Ihren Freund. Er wurde mit einer schweren Kopfverletzung eingeliefert.“ Karyu schluckte. „Er musste operiert werden, aber es geht ihm gut. Wir warten darauf, dass er aufwacht. Bei der OP gab es keine Komplikationen, es gibt keinen Grund zur Sorge“, versuchte sie ihn zu beruhigen.

„Ich will ihn sehen…“, murmelte er.

„Sie sollten sich noch etwas ausruhen“, wandte sie ein, doch er schüttelte den Kopf und legte die Sauerstoffmaske beiseite, bevor er langsam aufstand.

„Nein, es geht mir gut. Ich muss ihn sehen…“ Da war er jetzt stur.

Unglücklich sah die Ärztin ihn an. „Ich begleite Sie…“, gab sie nach und organisierte in weiser Voraussicht einen Rollstuhl – denn mit Laufen kam Karyu nicht weit. Er war noch schwach auf den Beinen, da das Neurotoxin in seinem Kreislauf noch nicht ganz neutralisiert war.
 

Zero lag auf der normalen Station, nicht auf der Intensiv. Das war ein gutes Zeichen.

Karyu nahm sich seine Krankenakte und schaute sie sich durch. Vitalzeichen waren stabil, alle Werte normal. Es gab wirklich keinen Grund zur Besorgnis. Er seufzte tief und sah zu der Assistenzärztin. „Was machen Sie noch hier? Los, an die Arbeit. Ich bin nicht Ihr Patient.“

„Also um ehrlich zu sein-…“, setzte sie an, doch er sah sie streng und eindringlich an. Er konnte sie hier nicht gebrauchen.

„Ich werde hier bei meinem Freund bleiben, bis er aufwacht. Ich werde mit ihm reden, über Privates und ich werde ihn küssen. Sie haben hier nichts zu suchen, finden Sie nicht auch? Oder wollen Sie das unbedingt sehen?“

Das Lächeln gefror auf ihren Lippen und sie räusperte sich. „Entschuldigung“, murmelte sie und verschwand, während er die Augen verdrehte. Dann betrachtete er Zero, der blass und ungesund aussah. Sein Kopf war oberhalb der Augen einbandagiert. Jetzt bot er ein ganz anderes Bild als noch am Strand. Er war verletzt, wirkte zerbrechlich – und dennoch, oder genau deswegen, war er in Karyus Augen wunderschön. Zero sah so friedlich aus.

Karyu nahm die warme Hand des Anderen und dachte darüber nach, was er eben erlebt hatte – im Kopf. Er hatte sich mit Zero unterhalten. Das Gespräch, das sie geführt hatten, würden sie wohl in der Realität auch führen müssen. An einem gab es nichts zu rütteln: Zero hatte Schluss gemacht. Aber jetzt träumte hier keiner, vielleicht konnte er ihn umstimmen. Er wollte ihn nicht verlieren.
 

ZERO

Blinzelnd öffnete ich die Augen. Mir brummte der Schädel. Ich ächzte leise. Das Gefühl war ja unerträglich.

Leicht verwirrt ließ ich meinen Blick umher wandern. Ich lag in einem Bett und das Zimmer wirkte vertraut – ein Krankenzimmer, den Monitoren und der langweilig gepunkteten Bettwäche zufolge. Davon bekam man ja Augenkrebs. Ich schloss kurz meine Augen, es wirkte wohltuend, dann machte ich sie wieder auf und starrte Karyu verwundert an. Der saß nämlich bei mir am Bett und schlief offenbar im Sitzen. Ich versuchte, mich zu räuspern. "Was machst du denn hier...?", fragte ich mit kratziger Stimme, woraufhin Karyu zusammen zuckte und die Augen aufmachte.

"Zero! Wie geht es dir?"

Ich überging die Frage und befeuchtete meine Lippen. Ich hatte einen unsäglichen Durst. "Müsstest du nicht im OP stehen..?", erkundigte ich mich leise. Von allen möglichen Personen in diesem Krankenhaus musste er in meinem Zimmer sein? Das war mir etwas unangenehm, nachdem ich frisch Schluss gemacht hatte. Vermutlich hatte ihm einer seiner Kollegen erzählt, dass ich eingeliefert worden war. Ganz kaltherzig war Karyu offenbar noch nicht, denn er war ja nun hier an meiner Seite.
 

Karyu bekam große Augen. "Was...? Im OP? Wieso?"

"Das hast du doch gesagt", krächzte ich. "Dass du weiter operieren musst. Deine Patientin... Irgendwas war mit ihrem Blut."

Fragend sah ich ihn an. Er erwiderte meinen Blick nur verständnislos. Ich meinte, dass wir uns doch über so etwas unterhalten hatten...

"Nun...also...ihr geht es gut...alles erledigt", murmelte Karyu schließlich tonlos und sah mich an. "Wir haben dieses Gespräch echt geführt? Am Strand?"

Ich zuckte leicht mit den Schultern - eine unangenehme Bewegung. "Ich denke schon. Ich erinnere mich an einen Strand....und an dich...wir haben uns unterhalten...über uns und..." Ich räusperte mich. "Wir haben überlegt, ob wir tot sind..."

"Tja, offenbar sind wir nicht tot", meinte Karyu trocken, wurde dann aber wieder still. Es war ja auch merkwürdig. Hatten wir geträumt? Wie hatten wir das gleiche träumen können? Oder war es etwas anderes gewesen? Dann hatte ich dafür aber keine Worte. Darüber nachzudenken, brachte mir nur stärkere Kopfschmerzen ein. Ich verzog das Gesicht und verschob das Denken.

"Es ist jetzt vielleicht nicht der beste Zeitpunkt", setzte Karyu wieder an und griff nach meiner Hand, "aber wegen deines Briefs...also, du überlegst es dir doch noch mal, oder?"
 

Müde sah ich ihn an. Er sah so traurig aus, aber er hatte noch Hoffnung. Die ich ihm nehmen musste. "Du meinst, weil wir beide fast gestorben wären, mache ich jetzt doch nicht Schluss?" Ich seufzte leise. "Nein...das ändert nichts."

"Ich kann es besser machen, das weißt du."

"Ja, ja natürlich...da ist Luft nach oben", erwiderte ich schwach lächelnd. "Aber das hast du mir schon mal erzählt. Ich will nicht, dass du uns beide nochmal enttäuschst. Wir trennen uns...du machst deine Facharztausbildung fertig...und dann sehen wir weiter. Ich streiche dich ja nicht aus meinem Leben. Aber vielleicht sollen wir einfach noch nicht jetzt zusammen sein. Vielleicht klappt es später einmal." Das hoffte ich sehr. Karyu war der Einzige, den ich hatte…

"Wenn ich weniger arbeite...?"

"Ja...ich schätze schon. Ich will dich jeden Tag sehen. Nicht ein Mal im Monat. Geht es...dir denn nicht genauso?", wollte ich wissen und hätte die Stirn gerunzelt, wenn das nicht so weh getan hätte. Daher beließ ich es bei einem kritischen Blick in seine Richtung und sah, wie er den Kopf hängen ließ.

"Doch, natürlich, aber...ich kann mich sofort von diesem Gefühl ablenken. Hier ist einfach genug zu tun... Es tut mir leid."

Ich entzog ihm meine Hand und schüttelte gedanklich den Kopf. Es tat weh, sowas von ihm zu hören. Er verdrängte mich also. Schön.

"Dann ist meine Entscheidung wohl die richtige", sagte ich nur leise. "Du gehst jetzt besser. Du hast ja Patienten..."

Bekümmert sah Karyu mich an und wartete wohl darauf, dass ich ihn nochmals ansah, aber ich schloss lieber die Augen. Für mich war das hier alles auch kein Spaß. Ich fühlte mich elend, und das nicht nur wegen des Unfalls. Ich brach Karyu das Herz…aber er hatte mir das gleiche schon vor längerer Zeit angetan. Nun versuchte ich, das zu retten, was von mir übrig war.

Ich hörte, wie er aufstand. "Ich liebe dich...", sagte er leise. "Pass auf dich auf..." Dann ging er. Ich öffnete die Augen wieder und starrte an die Decke. Mein Leben wurde immer deprimierender.
 

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Es mag das Ende einer Beziehung sein, nicht aber einer Liebe!

Es folgt eine weitere FF, aber es wird einen Zeitsprung geben - und einen Ortswechsel! Auf Karyus direkte Auftritte werden wir nun etwas warten müssen und verfolgen erst einmal Zeros weitere Erlebnisse - mit einem anderen Charakter. Auch Hizumi und Tsukasa treffen wir zu späteren Zeitpunkten wieder :)

Bis hoffentlich bald! <3



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  --Tsuki--
2014-11-08T22:18:01+00:00 08.11.2014 23:18
Da! Das kenne ich! :DD

aber auch beim nochmaligen Lesen muss ich schon sagen, dass es wirklich gut war, wie du die beiden zu einem Gespräch zusammen gebracht hast. Das war sicherlich eine göttliche Fügung, aufgrund ihrer starken Gefühle zueinander *.*

Hach ja.. "Du meinst, weil wir beide fast gestorben wären, mache ich jetzt doch nicht Schluss?" Ich kann gar nicht so richtig ausdrücken, was dieser Satz in mir bewegt, aber irgendetwas bewegt er zweifellos. Es ist irgendwie aus Karyus Sicht absolut nachvollziehbar, dass er hofft, diese Nahtoderfahrung (die ja vermutlich auch die Verbundenheit ihrer Seelen verdeutlichen sollte?) etwas in Zero ändert. Andererseits hat Zero völlig Recht, dass das nichts am eigentlichen Problem ändert :/
Trotzdem ist es irgendwie... hart. Also, seine direkten Worte ;_;

Aber wie du so schön sagst: Das Ende einer Beziehung, aber nicht einer Liebe <3
Ich drück den beiden ganz fest die Daumen - es sei denn, du bringst jetzt einen coolen Chara mit ein, den ich noch mehr mag als Karyu xD
Von:  bloodinstinct
2014-11-06T23:36:15+00:00 07.11.2014 00:36
Mah, Mexx hat mir das neue Kapitel erst nicht angezeigt >o<
Jetzt aber ^^

Diese Traumbegegnung... war schon sehr einzigartig. Nur ob das wirklich was ändert? Irgendwann bei Karyu? Zero scheint die Beziehung ja zumindest fürs erste aufgegeben zu haben - was verständlich ist.

Bin ja mal gespannt mit welchem Charakter und wo das alles hier weiter geht ^^
Ich hoffe ja auch ein zuckersüßes Happy End ^^ so iiirgendwann


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