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Etwas anderes Hochzeitschaos

von

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One-Shot

Alles hatte harmlos genug begonnen. Der Feuerlord hatte Toph und Sokka zu sich gerufen, als sie die Hauptstadt der Feuernation besuchten. Nichts daran war etwas besonderes gewesen – immerhin waren sie seit dem Ende des Krieges beste Freunde und da hinderte einen auch nicht die Tatsache, dass der eine ein Kaiser, die andere eine Koryphäe des Earthbendings war und der dritte – nun – ein recht guter Kämpfer ohne jedwede Elementarverbundenheit.

Zumindest war alles recht harmlos gewesen, bis Zuko ihnen eröffnet hatte, weshalb er mit ihnen reden wollte.

Nun, zu Tophs Missmut war es doch kein einfaches Kaffeekränzchen unter Freunden gewesen – dies wäre vielleicht zu unkompliziert gewesen. Diesem Unmut hatte sie auch gleich Luft gemacht, mit Worten wie „Das ist nicht dein Ernst“ und „Wieso sollte ich zu deiner blöden Hochzeit kommen?“. Eventuell hatte sie auch beinahe ein leichtes Erdbeben ausgelöst, doch dummerweise war es Zukos voller Ernst gewesen und dummerweise tat sich Toph mittlerweile schwer, die Bitten ihrer Freunde auszuschlagen.

Immerhin, so tröstete sie sich, musste sie sich nur bedingt und das ganze dumme Zeremoniell kümmern. Immerhin, ja, das war das einzig gute, hatte sie etwas sinnvolles zu tun.

„Aber warum muss ich dann solche Klamotten tragen?“, grummelte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.

Suki, die ihr half ihre Haare zu machen – etwas, dass Toph zum einen aufgrund ihrer Blindheit nicht konnte, um dass sie sich aber zum anderen auch nicht scherte – lachte. „Was ist denn schon dabei?“, meinte sie. „Du siehst hübsch aus.“

Toph grummelte. Was kümmerte es sie schon, wie sie aussah? „Ich fühle mich nicht hübsch, ich fühle mich eingeengt!“, knurrte sie und zog einen Schmollmund.

„Ich dachte, du wüsstest, wie man sich bei solchen Veranstaltungen verhält“, meinte Suki, wobei Toph aus ihrer Stimme noch immer Amüsement heraushören konnte – etwas, das sie auf die Palme brachte.

„Nur, weil ich es weiß, heißt es nicht, dass ich mich darum schere, klar“, erwiderte sie und stand auf, wohl wissend, dass Suki noch nicht ganz fertig war. „Ich frage mich mein ganzes Leben, wer solche bescheuerten Vorschriften erfunden hat! Und warum soll ich eigentlich hübsch machen, nur weil ich als Weib geboren wurde?“

Davon ließ sich Suki fraglos nicht aus der Fassung bringen. Allgemein schaffte das meistens nur Sokka. Ruhig stand sie auf, um im Stehen mit ihrer Arbeit fortzufahren. „Eine Kriegerin weiß ich Waffen einzusetzen“, meinte sie dann weise.

Daraufhin stampfte Toph mit dem Fuß auf und ein Stück Stein sprang aus dem Boden, flog etwa auf ihre Kopfhöhe und fiel dann hinab, um sich wieder in den Boden einzufügen. „Was brauche ich andere Waffen?“

„Zum Beispiel, weil dies die Hochzeit Zukos ist und wir auf dieser kein Chaos veranstalten wollen“, antwortete Suki. „Zumal in einem solchen Sieg weit mehr Raffinesse liegt, als in grobschlächtiger Gewalt.“ Sie horchte auf, was Toph verwunderte, da sie selbst erst vor wenigen Augenblicken gemerkt hatte, dass sich jemand über den Flur näherte. Dabei wusste sie natürlich trotz einer geschlossenen Tür zwischen ihnen, dass es Sokka war, der ebenfalls unnötig fein herausgeputzt war – aber zumindest Hosen tragen durfte.

„Findest du nicht auch, Liebling?“, fragte Suki nun laut, gerade in dem Moment, als Sokka die Hand hob, um an der Tür zu Klopfen.

Vorsichtig und etwas verwirrt öffnete er die Tür und sah rein. Er war angespannt und schien genau zu wissen, dass er leicht etwas falsches sagen konnte. „W-was?“, fragte er also, während er in den kleinen Raum, in dem sich die beiden Mädchen zurecht gemacht hatten, hinein spähte.

„Eben“, meinte Suki, ohne ihn über den Inhalt ihres Gespräches aufzuklären.

Sokka sagte nichts und Toph wusste, dass er sprachlos war – etwas, dass sie irgendwie noch mehr aufregte. Vielleicht, weil sie sich nicht ganz dessen bewusst war, warum es so war, und jener Teil von ihr, der das teure, enge Gewand, in das sie nun gekleidet war und das – so hatte man ihr zumindest gesagt, nicht dass sie es hätte bestätigen können – grün war, verabscheute, ihr ohnehin schon sagte, dass sie ziemlich dumm aussehen wurde. „Was glotzt du so!“, fuhr sie ihn danach an. „Wenn du einen blöden Spruch machen musst, dann bring es bitte schnell hinter dich.“

Sokka schüttelte den Kopf und winkte ab. „Nein. Nein. Äh. Ihr seht beide sehr, sehr hübsch aus.“

Daraufhin kicherte Suki, die nun offenbar fertig mit Tophs Haar, dass sie unnötig kompliziert unter einer Art Haube geflochten hatte. „Das ist die richtige Antwort, Schatzi“, meinte sie zu Sokka und ging zu ihm hinüber.

Einmal wieder hasste Toph es, so Dinge zu merken, wie die Tatsache, dass sich Sokkas Herzschlag beschleunigte, als Suki scheinbar beiläufig seine Hand berührte.

So stieß Toph ein genervtes Stöhnen aus und wandte sich zur Tür. „Ich gehe schon mal vor“, meinte sie und bemühte sich dabei nicht, ihre Stimme weniger genervt klingen zu lassen. Sie marschierte aus dem Zimmer und kontrollierte die Erde so, dass ein Stein aus der Wand gegen die Tür flog und diese so hinter ihr zuschlug.

Während sie den Korridor vor dem Zimmer hinabging, konnte sie spüren, dass Suki und Sokka sich küssten. Sie verzog das Gesicht. „Irks.“ Konnten die Leute sich nicht zumindest bemühen, sich auf einen dicken Teppich zu stellen oder so?

Das einzige, was ihre Laune halbwegs hielt – zumindest wenn sie sich dazu zwang, daran zu denken, war, dass sie nicht hier war, um einfach nur an den Feierlichkeiten teilzunehmen, die als Feier vielleicht nicht so schlimm gewesen wären, in ihren Augen jedoch nur eine Aneinanderreihung sinnloser Zeremonien darstellten. Umso mehr von diesen, wenn sie bedachte, dass Zuko als Herrscher einer ganzen Nation diesen noch mehr unterworfen war – und Mai durch die Heirat zu Feuerlady oder wie sie es hier auch immer nannten aufsteigen würde.

Doch deswegen war sie nicht hier, sondern weil es noch immer Anhänger der alten Dynastie gab.

Das war der Grund gewesen, warum Zuko sie und Sokka zu sich gerufen hatte. Immer wieder kam es vor, dass die Wachen, die zu nicht geringen Teilen von den Kyoshi-Kriegerinnen gestellt wurden, auf Untergrund-Organisationen stießen, die die Feuernation zu ihrem „alten Glanz„ zurückführen wollten. Sprich: Die planten, Zuko zu töten und möglichst Ozai wieder auf dem Thron zu sehen.

Nun, Toph musste zugeben, dass sie genug an dem nicht selten grummeligen und auf jeden Fall viel zu ernsten Feuerlord hing, als dass sie ihn Tod sehen wollte, und wiederum seinen Vater genug verabscheute, als dass ihr dessen Tod nicht missfallen hätte. Demnach entsprach eine solche Zukunft nicht etwa ihrem Idealbild, so dass sie auch unnötige Zeremonien über sich ergehen lassen konnte, wenn es darum den jetzigen Status Quo dahingehend zu behalten.

Immerhin war sie in die Zeremonien nicht selbst eingebunden – so tröstete sie sich selbst – auch wenn es in ihren Augen oder viel eher ihren Zehen viel klüger gewesen wäre, die ganze Feier kleiner und privater zu machen.

Mit diesem Gedanken kam sie in der Eingangshalle des Palastes an, wo bereits alles mit Schmuck, dem sie nicht zu viel Aufmerksamkeit schenkte, und diversen anderen unnötigen Dingen, wie toten Pflanzen, ausgestattet war. Auch konnte sie hier zwei Personen finden, die ihr bekannt waren – natürlich.

„Hey, Twinkle Toes“, meinte sie, wobei ihre mangelnde Begeisterung für die Veranstaltung klar an ihrer Stimme zu erkennen war.

Avatar Aang, der die wenige Aufmerksamkeit, die ihm gerade, während die Diener des Feuerlords noch mit letzten Vorbereitungen beschäftigt waren, entgegen gebracht wurde, ausgenutzt hatte, um Katara innig zu küssen, drehte sich zu ihr um. „Wie lange willst du mich noch so nennen?“, beschwerte er sich.

Toph zuckte nur mit den Schultern. „Vielleicht für immer.“ Sie bemerkte, wie seine Füße selbst jetzt nicht ganz still standen. „Zumindest so lange du so hyperaktiv bist.“

„Ich bin nicht hyperaktiv. Ich bin nur ein Airbender“, verteidigte sich Aang, schien aber mehr amüsiert.

„Und überhaupt“, meinte Toph, so als hätte sie ihn nicht gehört, „muss dass hier in aller Öffentlichkeit sein?“ Sie gestikulierte in die Richtung der beiden, und von ihrem Puls her konnte sie ahnen, dass die beiden zumindest etwas peinlich berührt waren.

Keiner von beiden Antwortete direkt. Stattdessen bemühte sich Katara, das Thema zu wechseln.

„Also ist heute Zukos großer Tag“, meinte sie beiläufig.

„Ja“, grummelte Toph.

„Du scheinst dich nicht besonders für ihn zu freuen“, erwiderte Aang und sie konnte hören, dass in seiner Stimme etwas Ärgernis mitschwang.

Sie zuckte nur mit den Schultern. „Ich sehe nur den Sinn eines solchen Zeremoniell nicht. Es ist am Ende ja doch nichts anders als vorher.“

„Das würde ich so nun nicht sagen“, meinte Katara und verschränkte die Arme. Ihre Stimme klang sowohl verärgert, als auch im positiven Sinne aufgeregt. „Zu heiraten, dass ist etwas besonderes! Es ist ein versprechen für immer zusammen zu bleiben und für immer einander zu lieben!“

Aangs Herzschlag beschleunigte sich, offenbar weil er selbst in eine Fantasie abdriftete.

„Ja, und?“, erwiderte Toph derweil nur. „Wieso braucht man dazu ein Zeremoniell? Ich meine, ihr beide wollt auch für immer und immer und immer“ – sie verdrehte dabei die Augen – „zusammen bleiben, oder? Und das obwohl ihr nicht verheiratet seid?“

Daraufhin tauschte das Paar Blicke, erneut mit beschleunigtem Herzschlag.

Schließlich war es Aang der Antwortete. „Nun, manchen Leuten ist ein solches Zeremoniell eben wichtig“, erklärte er möglichst ruhig. „Vor allem darfst du nicht vergessen, dass Zuko der Feuerlord ist und so Verantwortung für eine ganze Nation hat. Und diese muss er damit auch an seinem Leben beteiligen – damit sie wissen, dass sie ihm vertrauen können. Außerdem lieben die Leute halt Feiern! Und Zeremonien!“

„Und kostenloses Essen“, ergänzte Toph, da dies die eine Sache an der Feier war, die auch ihr zusagte.

„Und das“, stimmte Aang trocken zu.

„Ich weiß ja nicht, Twinkle Toes“, meinte Toph daraufhin und zwirbelte eine Strähne aus der aufwendigen Frisur, die Suki ihr gebunden hatte, „aber ich finde das ganze dennoch unnötig kompliziert.“ Als ob man einen Grund zum Feiern bräuchte, dachte sie sich dabei.

Aang seufzte, schien sich dann aber auf seine friedfertige Airbender Mentalität zu berufen und ließ das Thema aus.

„Also“, begann er stattdessen, „weißt du, wo Sokka und Suki sind?“

Toph zuckte nur mit den Schultern. „Machen hinten in den Zimmern rum.“ Sie verzog das Gesicht, als sie sich wieder dachte, dass einfach niemand Rücksicht nehmen konnte.

Tja, zumal man sich wirklich dumm vorkam, wenn man die einzige Person ohne einen Anhang in so einer Gruppe war. Doch auf der anderen Seite: Was wollte sie schon damit?
 

Tophs Laune hatte sich auch später am Tag nicht wirklich gebessert.

Während einer der Feuerpriester, die Zuko treu waren – und das waren nach dem Krieg bei weitem nicht viele gewesen – weiter irgendwelche Litaneien vortrug, während der Feuerlord, der mit ihr heute nicht einmal ein Wort persönlich gesprochen hatte, zusammen mit seiner Nun-Beinahe-Ehefrau vor ihm stand, während eine angespannte Stille den ganzen großen Saal, dessen Wände mit roten Flaggen verhangen waren, erfüllte, während all dem lehnte sie nur desinteressiert an der Wand am hinteren Ende des Saals.

Der große Thronsaal, war gefüllt mit Menschen, zu denen neben dem ehemaligen Team Avatar, den Kyoshi-Kriegerinnen und einem in Tränen aufgelösten Iroh auch viele hochrangige Personen des Feuer-Adels, während draußen vor dem Hof das „einfachere Volk“ wartete.

Ehrlich gesagt, hätte Toph auch lieber draußen gefeiert – immerhin gab es dort eine wirkliche Feier mit einem großen Buffet, Musik und fröhlichen Leuten, die sich nicht bemühten starr und förmlich zu sein.

Sie hatte die Arme verschränkt, während sie an einer der Strukturen, die das aussehen einer von einem Drachen umwindenden Säule simulierten, dabei aber wirklich ein Teil der Wand waren, lehnte und alles... Nun, hätte sie sehen können, so hätte man gesagt „im Auge behielt“, doch tatsächlich wäre wohl die für Toph angemessene Formulierung „unter den Füßen behielt„ gewesen. Denn ihr Bending erlaubte es ihr alles zu sehen, was in der Halle vor sich ging. Ja, es erlaubte ihr sogar in die benachbarten Räume zu blicken.

Wenn sie sich darauf konzentrierte, konnte sie jedes Zucken im Raum spüren. Sie spürte, wie der kleine Sohn von einem adeligen Ehepaar mit den Füßen wippte, da er offenbar genau so Probleme hatte, still zu stehen, wie Toph es in seinem Alter hatte, wenn ihre Eltern sie auf irgendwelche gesellschaftlichen Treffen mitnahmen. Sie spürte auch, dass Aang, der direkt hinter Zuko stand, seltsam starr und angespannt war. Genau so spürte sie, wie Sokka und Suki langsam an beiden Seiten der Halle auf und ab liefen und dabei sich bemühten, alle im Auge zu behalten.

Und von weit entfernt konnte sie jenes unruhige Beben spüren, das eindeutig dem Fest vor dem Palast zuzuordnen war.

Sie gähnte, während der Priester vorne weiter Litaneien herunterbetete, und bemühte sich dabei nicht einmal die Hand vor den Mund zu heben. Konnte das ganze nicht endlich vorbei sein?!

Immerhin erwartete man von ihr doch, eine gute Wache zu sein, nicht? Und es war verdammt schwer eine gute Wache zu sein, wenn man im stickigen, warmen Raum kurz davor war im Stehen einzuschlafen.

Nun begann sie selbst, ganz wie der Junge in der fünften Reihe, ihr Gewicht von einem Bein auf das andere zu verlagern und fragte sich, wie lange das ganze noch dauern würde, als sie etwas irritierte.

Im ersten Moment konnte sie nicht genau sagen, was es war. Sie wusste nur, dass sie eine Bewegung gespürt hatte, die sie nicht erwartet hatte.

Sofort hörte sie auf hin und her zu wippen, so dass nun wieder beide Füße fest auf dem Boden standen. Sie schloss – auch wenn es für sie keinen Unterschied machte – die Augen und konzentrierte sich ganz darauf, was sie gespürt hatte. Und dann bemerkte sie es: Gleich drei Männer hatten begonnen sich sehr langsam durch die Menge nach vorne zu bewegen. Sie konnte nicht viel über ihre Kleidung sagen, da das Bild, das sie durch die große Menschenmenge bekam, zu verzerrt dafür war, doch sie konnte sagen, dass zwei der Männer eher hager waren und wahrscheinlich selbst dem Adel angehörten. Nur der dritte Mann, der sich eher am rechten Rand der Menge entlang bewegte, war kräftiger gebaut, weshalb er besonders vorsichtig ging.

Die Männer gingen immer eine Reihe nach vorne und hielten dann inne. Toph konnte sich denken, dass sie vielleicht mit den mit den anderen Leuten redeten, damit es keine Aufruhr gab, ihnen irgendeine Erklärung für ihr verhalten gaben. Und natürlich konnte kaum ein Mensch in der Halle mehr als einen der Männer sehen.

Für einen Moment überlegte Toph, die einfachste Methode zu wählen: Es wäre ein leichtes für sie, alle drei mit Steinsäulen unter die Decke zu pressen, noch bevor die drei wussten, was geschah. Doch würde dies die Zeremonie unterbrechen und sie wusste, dass ihre Freunde darüber alles andere als erfreut sein würden.

Natürlich fielen ihr gleich mehrere andere Möglichkeiten ein, die Situation mit Earthbending zu entschärfen, doch sie zögerte.

Da spürte sie, dass Sokka beinahe das hintere Ende der Halle erreicht hatte und lief zu ihm.

„Sokka“, flüsterte sie halblaut, so dass er ihr den Kopf zuwandte. Noch bevor er eine Frage stellen konnte, fuhr sie fort: „Da sind drei Männer, die sich nach vorne bewegen. Ich fürchte, sie wollen Unruhe stiften oder... Nun, schlimmeres.“

„Wo?“, fragte Sokka, dessen Augen sich fraglos schwer taten in der Masse der immerhin knapp dreihundert Gäste in der Halle, zu erkennen, was vor sich ging.

„Der größte ist dort“, meinte Toph und zeigte in die Richtung in der sie den einen Mann spürte, in der Hoffnung das Sokka zumindest ihn sehen konnte.

Sie spürte Sokkas Anspannung, während er sich streckte und offenbar über die Köpfe hinweg die Bewegung zu erkennen versuchte. Dann auf einmal durchlief ein leichtes Zucken seinen Körper. Er nickte. „Ich sehe ihn. Und es sind gesamt drei?“

Toph nickte. Dann wandte sie den Kopf nach Links, wo auch Suki das Ende der Halle erreichte. Ihr musste niemand ein Zeichen geben. Als sie sah, dass Sokka und Toph beieinander standen, kam sie zu ihnen hinüber gelaufen.

„Was ist los?“, fragte sie mit gesenkter Stimme.

„Drei Männer bewegen sich nach vorne“, erklärte Sokka kurz und wandte sich dann wieder an Toph. „Kannst du sie nicht irgendwie 'Fest-Earthbenden'?“, fragte er sie.

Das war eine andere Sache, an die Toph gedacht hatte. Wenn sie die Männer einfach in den Boden unter ihren Füßen einsinken ließ, würden sie sich kaum selbst fortbewegen können, sofern sie nicht selbst Earthbender waren.

„Das ist zu riskant“, warf Suki ein. „Was machen wir, wenn sie dann einfach die Menschen um sie herum angreifen?“

„Auch wahr“, seufzte Sokka.

Toph merkte, wie die beiden Nicht-Bender sie ansahen. „Hey, was starrt ihr mich an? Ich bin für die Muskeln hier. Du bist das taktisches Genie“ – sie zeigte zu Sokka – „und du bist die ausgebildete Kriegerin.“ Damit zeigte sie auf Suki. „Ich meine, ich habe auch kein Problem damit, die Party zu sprengen. Ich langweile mich sowieso.“ Sie verschränkte die Arme. „Im übrigens würde ich euch raten, schnell etwas zu beschließen. Der erste Typ ist schon in der dritten Reihe.“

Nun tauschten Sokka und Suki miteinander Blicke aus.

„Jetzt sind sie fast vorne“, kommentierte Toph gelangweilt.

„Kannst du sie nicht irgendwie ganz außer Gefecht setzen?“, fragte Sokka eindringlich. „So wie es die Dai Li in Ba Sing Se.“

Toph erinnerte sich an die Dai Li, die ihre Gefangenen mit Erde an Händen und Füßen gefesselt hatten. „Das könnte funktionieren.“ Damit stampfte sie auf den Boden, woraufhin zwölf Steinbrocken sich aus dem Boden erhoben – was sicherlich irgendeinem Künstler später zu restaurieren Freude bereiten würde – jeweils vier unter jedem der nach vorne schleichenden Männer. Zwei für die Füße, zwei für die Hände.

Der erste der Männer war leicht außer Gefecht gesetzt und nach nicht mehr als nur einem Wimpernschlag waren die beiden Steinbrocken hinter seinem Rücken zu Handschellen geworden, die seine Hände komplett umschlossen.

Beim zweiten sah Toph jedoch nicht seine Bewegungen komplett voraus. Denn in dem Moment, als sie seinen zweiten Fuß an den Boden heften wollte, setzte er diesen nach vorn und als er bemerkte, was geschah, begann er sich zu wehren.

Der dritte Mann – ausgerechnet der stämmigste von ihnen – bemerkte die Steine, noch bevor sie auf ihn zuschossen

Dadurch hatte er genug Zeit zu reagieren. Mit einer Feuerzuge warf er einen Stein zurück, wehrte den zweiten mit der bloßen Faust ab und sprang dann angetrieben von einer Stichflamme in die Höhe.

Natürlich kam nun niemand mehr im Raum herum zu bemerken, was vor sich ging. Einige Leute schrien, andere ergriffen gleich die Flucht, was die Sache für Toph nicht einfacher machte, da ihr Bild der Umgebung durch die verschiedenen Bewegungen gestört wurde.

„Verdammt“, knurrte sie. Nicht, dass sie sich ernsthaft Sorgen um Zuko gemacht hätte. Immerhin war er selbst doch ein halbwegs fähiger Firebender, hinter dem nicht nur der Avatar, sondern auch noch der Drache des Westens saßen. Dennoch: Ihre Ehre stand auf dem Spiel. Außerdem, so dachte sie sich, wäre es verdammt ärgerlich die ganze Langeweile über sich ergehen zu lassen, ohne am Ende einen Unterschied machen zu können.

„Hey, führt die Leute raus, ja?“, meinte sie noch zu Sokka und machte dann das, das in ihren Augen den Meisten Sinn machte: Sie hob den Boden unter sich selbst in die Höhe, so dass ein glatter Fels nun einen Keil in die fliehende Menge trieb.

Diesen Keil bewegte sie nach vorne, so dass sie sich besser auf das konzentrieren konnte, was vor sich ging.

Natürlich hatte vorne bereits ein Kampf begonnen.

Der zweite Firebender, den Toph nicht ganz hatte außer Gefecht setzen können, hatte sich irgendwie genug befreit, um nun Feuerbälle nach vorne zu feuern, die von Aang abgewehrt wurden. Zuko selbst hatte sich vor seiner Frau (oder vielleicht auch Noch-Nicht-Frau – so genau hatte Toph nicht zugehört) aufgebaut, während sein Onkel sich vor den stämmigsten der drei Angreifer gestellt hatte.

So einfach würde sie sich den Kampf nicht nehmen lassen. Nun – wenn man es überhaupt Kampf nennen wollte. Aber immerhin war sie doch hier, um den Feuerlord zu beschützen, nicht? Na ja, auch wenn sie vielleicht ein wenig zu langsam gewesen war, um diesen Job ausreichend zu erfüllen. Doch dann wiederum war dies eindeutig unterhaltsamer als irgendwelche alten Texte und Traditionen.

„Twinkle Toes! Iroh!“, rief sie von ihrem Fels herunter und sprang in die Luft. „Die beiden gehören mir!“ Denn zumindest eins wusste sie nun: Außer den anderen Bendern stand niemand mehr um die Angreifer herum, um den sie sich Sorgen machen musste. Was das ganze vereinfachte.

Als sie auf dem Boden landete, ließ sie zwei Steinpfeiler unter den Männern in die Höhe schießen, die beide an die Decke heftete und ausknockte.

Die klatschte in die Hände. „So!“

Niemand sagte etwas. Stattdessen bekam sie das unangenehme Gefühl, dass alle sie anstarrten.

Sie zog eine Augenbraue hoch. „Habe ich irgendetwas falsch gemacht?“

Zuerst antwortete ihr niemand. Dann räusperte sich Iroh. „Nun, das Mosaik des Thronsaals... Der Thronsaal wurde erst gerade renoviert.“

Toph fühlte den Boden. Sie konnte durchaus spüren, dass dort irgendwelche Verzierungen angebracht waren, nur hatte sie für dergleichen noch nie irgendwelche Beachtung übrig gehabt. Sie machte eine Handbewegung, die dafür sorgte, dass sowohl die beiden Säulen, die noch immer die beiden nun ohnmächtigen Angreifer unter die Decke pressten, wieder im Boden verschwanden, während auch ihr kleiner „Aussichtspunkt“ sich wieder ebnete. „Sorry...“, meinte sie verlegen grinsend.
 

„Nun, das nenne ich viel eher eine Party“, meinte Toph und riss gleich ein ganzes Stück Fleisch mit ihren Zähnen von dem Spieß, den sie sich vom Buffet genommen hatte.

„Ich könnte nicht mehr zustimmen“, presste Sokka zwischen zwei Happen hervor, während sein Teller über und über mit verschiedenen Gerichten befüllt war.

Toph merkte, dass Suki dies mit wenig Wohlwollen beobachtete, und musste darüber grinsen.

Sie hatten sich mittlerweile der Feier vor dem Palast zugewandt, wo letzten Endes auch das Zeremoniell ganz ohne Unterbrechung beendet wurde.

„Und ich sage euch“, meinte Toph schließlich, während sie das letzte Stückchen Fleisch vom Spieß riss, „Das ganze wäre weniger kompliziert – und weniger langweilig – gewesen, hätte man es gleich so gemacht.“

„Aber hier hätten noch mehr Leute angreifen können, als im Thronsaal“, warf Suki ein.

„Und es hätten viel mehr Leute eingreifen können“, widersprach Toph.

„Und es wären weniger Kunstwerke zu Bruch gegangen“, meinte Iroh, der nun ebenfalls an das Buffet kam und die dort aufgebahrten Gerichte interessiert betrachtete, um sich ein wenig – sehr wenig – zu nehmen. „Das ist wohl wahr.“ Er lachte auf diese für ihn typische Art, als hätte alles noch einen zusätzlichen Witz, den niemand anderes verstehen konnte. „Aber du musst sehen, Toph, dass sich Zuko noch immer mit dem Adel besser stellen muss. Denn besonders der Adel hat durch das Ende des Krieges verloren und ist über vieles nicht glücklich. Und ein Kampf bei einer solchen Feier...“

„Hey, es ist nicht meine Schuld!“, beschwerte sich Toph mit verschränkten Armen. „Ich habe mich sogar bemüht, alles friedlich zu lösen. Na ja, zumindest so etwas wie.“

Erneut lachte Iroh. „Nun, ich will dir glauben.“

„Überhaupt“, warf Toph nun ein. „Wieso brauchte seine Hoheit überhaupt mich?“ Sie gestikulierte übermäßig. „Ich meine, ich weiß zwar, das ich überaus cool und beeindruckend bin – aber es gibt genug andere alles in allem recht coole und beeindruckende Leute, die seine Majestät beschützen können. Ohne das ich mich dafür zu Tode langweilen muss.“

Iroh klopfte ihr auf die Schulter. „Das ist wohl wahr. Und glaub mir, das weiß mein Neffe auch. Wie auch, dass du solche Zeremonien langweilig findest...“

Toph runzelte die Stirn. „Willst du damit sagen, dass...“

„Ich will damit gar nichts sagen“, lachte Iroh und wandte sich ab. „Oh, schaut doch, da ist noch jemand den ich kenne.“ Und damit offensichtlich dem weiteren Gespräch ausweichend, bemühte er sich, schnell in der Menge zu verschwinden.

Da bemerkte Toph, dass auch Suki lachte, auch wenn sie es mit vorgehaltener Hand zu dämpfen versuchte.

Erst wollte sie etwas sagen, doch dann verschränkte sie einfach nur die Arme und schwor sich, dass sie Zuko irgendwann einmal – wenn er es nicht erwartete – zur Rede stellen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  aki_ayatoru
2015-02-01T10:11:23+00:00 01.02.2015 11:11
Echt schön! Aus Tophs Sicht geschrieben hab ich selten gesehen. Das hat mir gefallen. Auch die Geschichte an sich ist echt toll und gut nachvollziehbar. Aber die Verwendung der englischen statt deutschen Begriffe, wie Earthbending ist anstrengend und auch irgendwie echt sinnlos. Das hat dem ganzen einen negativen Stempel aufgedrückt. Meiner Meinung nach. Das ist schade.
Von:  YuiLuu
2014-08-08T09:50:19+00:00 08.08.2014 11:50
Liebe Wichtelmami,
entschuldige, dass ich noch kein Kommi hinterlassen hatte, ich hatte einfach viel zu viel zu tun und es tut mir tierisch leid.

Auf jedenfall hab ich nicht erwartet, dass ich eine Airbender-Geschichte zu lesen bekommen, das war mehr als cool gewesen *O*
Und vor allem mit Toph :D Ich erinnere mich irgendwie an die folge mit dem Theaterstück mit dem männlichen Toph mit muskeln :D
Mein Name ist Toph und ich bin Taff :D

Naja auf jedenfall hat mich schon die Überschrift zum Denken angeregt. Es war cool gewählt jedoch war ich neugierig wer heiratet und so weiter :D

Dann kam ja auch bald die auflösung nachdem sokka und suki nach Toph 'herumgemacht' haben, der gute Feuerlord Zuko heiratet... wer wohl... hmmmm :D
Na auf jedenfall war es ein sehr guter Aufhänger gewesen.

Auch gut fand ich die Charaktere, die wirklich für mich authentisch rüberkamen. Vor allem leute wie Toph oder Iroh
Sokka mit "Kannst du nicht irgendwie Earthbenden?" Ich fand das soo zum schießen und ganz nach dem Humor von Avatar ^.~

Die Actionszene mit den drei Männer war widerum etwas bröckelig gewesen, aber es war okay für ein OS.
Ich hätte noch erwartet, dass man noch etwas die Beweggründe sieht und es noch etwas spannender wird. Irgendwie war es etwas untergegangen, tragisch finde ich es nicht, weil du es eben mit dem Typischen Avatarflair oder wie ich es nennen soll ausgeklungen hattest :P

Ich bedanke mich riesig für deine Mühe, umsomehr muss ich mich nochmals für mein spätes Antworten entschuldigen -.-
Ich hoffe du machst weiter so und machst noch vielen mit deinen FFs glücklich, so wie du mich glücklich gemacht hast ^.~

Dankeschön nochmal

GLG dein Wichtelkind
Von:  fahnm
2014-07-16T00:23:40+00:00 16.07.2014 02:23
Klasse Kapi^^


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