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Ein böser Stoß in die richtige Richtung!

(Sil)YoReki
von

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Wahrheit

Ein (böser) Stoß in die richtige Richtung

(Silver)Yogi x Gareki

 

 

~ 1 ~ die Wahrheit

 

»Geh zurück!«

Ein weiterer Schritt hallte durch den menschenleeren Gang.

»Hörst du nicht?«

Die rötlich schimmernden Augen schauten sich neugierig um. Hatte er nicht gerade hinter sich Geräusche vernommen?

»Bitte…«

Wahrscheinlich hatte er sich die Geräusche doch nur eingebildet. Wohl deshalb weil diese nervtötende Stimme in seinem Kopf nicht aufhören wollte zu betteln und zu flehen.

Wie ihn das nervte!

Warum konnte er ihn nicht ganz verschließen, so wie man es immer mit ihm machte?

Er hasste seine Existenz manchmal, aber noch viel mehr liebte er es auch mal die Oberhand zu haben, darum ignorierte er die Stimme in seinem Kopf erneut als ein sehr langgezogenes und quengelndes ‚biiiiiitteeeee‘ ertönte.

 

Einige silberglänzende Haarsträhnen fielen ihm in die Augen als er endlich in dem Gang ankam, in dem sich auch sein Zimmer befand. Schnell öffnete er die Tür und flüchtete sich in seine eigenen vier Wände.

Nun ja…

Es waren seine eigenen vier Wände, die er sich jedoch mit jemandem teilen musste.

Und dieser Jemand breitete sich unerwartet stark in seinem Körper aus.

Seit wann konnte sich der Dummkopf selbst befreien? Seit wann war es ihm möglich sein Bewusstsein so kontrolliert einzusetzen, dass es für den Silberhaarigen wirklich anstrengend war, sein Ich aufrecht zu erhalten?

 

„Ich bin stärker als du!“ giftete er zu sich selbst, als er einen kurzen Blick in den gegenüberliegenden Spiegel warf. Mit Entsetzen erkannte er sogar, dass sich einige Spitzen seiner silbernen Haare in einen sanften Goldton verfärbten. Sofort konzentrierte er sich auf seine fest sitzenden Gedanken und beim nächsten Blick in den Spiegel, stellte er grinsend fest, dass das Gold wieder verschwunden war.

Da die nervtötende Stimme auch nicht mehr in seinem Kopf erklang, hoffte er, endlich gegen diese ‚gewonnen‘ zu haben und nun erstmal in Ruhe seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen könnte. Sein Grinsen wurde breiter, denn seine Lieblingsbeschäftigung auf dem zweiten Circus-Schiff bestand darin, ein paar der Kameraden des Blonden zu suchen und ärgern, bis es ihm selbst langweilig wurde.

 

Von seinem Zimmer aus waren es lediglich drei Flure bis er bei dem kleinen Weißhaarigen und seinem ewigen Beschützer sein würde. Diesen wollte er den ersten Besuch abstatten und gerade als er nach der Türklinke griff, spürte er es.

Sein zweites Ich war nicht verschwunden, er spürte es deutlich – sogar deutlicher als zuvor und trotzdem vernahm er keine Stimme. Doch die Stimme war auch nicht von Nöten, denn der Silberhaarige spürte es auch so.

 

„So ist das also?“

Ein böses Grinsen zog sich über sein Gesicht.

„Das hätte ich niemals von dir erwartet!“

Das laute Lachen tönte durch das Zimmer und einen kurzen Augenblick vergaß er, was er wirklich vorhatte.

„Du…“

»Oh nein…«

„…hast Gefühle…“

»Nein! Sag es nicht!«

„…für den kleinen Schwarzhaarigen?“

 

Die Stille, die nun eintrat, ließ das Grinsen auf dem verzehrten Gesicht noch breiter werden, während er vernahm, wie sein zweites Ich in ihm zu zittern begann.

 

»Es… wäre gelogen, wenn ich es bestreiten würde.«

Der grinsende Mund zog sich etwas zusammen und die Arme wurden ineinander verschränkt. Warum ging der Dummkopf nicht einfach auf seine Neckereien ein? Er wollte doch nur ein bisschen Spaß mit seinem anderen Ich haben, wenn dieses schon mal die Kraft aufwies, sich so stark gegen ihn zu wehren und sie sich sogar halbwegs unterhalten konnten.

»Du willst dich doch gar nicht mit mir unterhalten, sondern nur deinen Spaß aus meiner Lage heraus ziehen.«

„Da hast du allerdings recht!“ Und auf diese Worte hin, fiel dem Silberhaarigen ein sehr lustiges Spielchen ein, bei dem er haushoch gegen den Anderen gewinnen würde…

 

Er spürte deutlich, wie sich in ihm alles zu wehren versuchte. Der Andere wollte deutlicher den je an die Oberfläche zurück, doch das ließ er nicht zu.

„Vergiss es…“

 

Und damit und mit den Worten seines anderen Ichs, öffnete er die Tür und lief schnurstracks seinem Ziel entgegen.

 

»NEIN! BITTE! LASS DAS! ICH FLEHE DICH AN!«

 

»…«

 

»…er wird mich dafür hassen.«

Versuchung

Ein (böser) Stoß in die richtige Richtung

(Silver)Yogi x Gareki

 
 

~ 2 ~ Versuchung

 

TOCK TOCK TOCK TOCK

 

Wer war das denn schon wieder?

Genervt huschte sein Blick zur noch geschlossenen Tür. Seine Hand legte sich automatisch zwischen die Buchseiten, um sicherzustellen, dass er sofort weiterlesen konnte, wenn er den ungebetenen Gast verscheucht hatte. Gerade wollte er nachfragen wer sich hierher verirrt hatte, als eine ihm vertraute Stimme erklang.

„Gareki!?! Bist du da?!?“

Er seufzte lautstark aus. Die Stimme kündigte denjenigen an, den er momentan am allerwenigsten sehen wollte! Darüber hinaus konnte er aus der Tonlage und den Worten erkennen, daß es sich immer noch um ‚den Anderen‘ handelte. Wann, hatte Akari gesagt, würde dieser endlich wieder verschwinden? Der Schwarzhaarige wusste zwar, dass der ‚normale‘ Yogi auch alles andere als normal war und seine Nerven mehr als nur strapazieren konnte, aber es gab definitiv eine Steigerung zum ‚normalen‘ Yogi und diese Steigerung stand gerade vor seiner Tür!

„Dein Seufzen bezeugt mir, dass du dich sehr über meinen Besuch freust, Gareki!“

Die dunklen Augen rollten genervt nach oben und schimpften sich selbst. Hätte er nicht die Klappe halten können?

Nein, er hatte ja seufzen müssen!

„Ich darf doch bestimmt reinkommen oder?“ Und ohne auf eine Antwort zu warten, stand Yogi, der aber nicht wirklich Yogi war, schon in seinem Zimmer.

In Gedanken verabschiedete er sich bereits von seiner Ruhe und seinem Buch…

„Was willst du?“ stieß Gareki genervt aus, wandte sich sofort von den immer noch ungewohnt wirkenden silbernen Haaren und den rötlichen Augen ab. Er widmete sich kurz seinem Buch, in das er sorgfältig ein Lesezeichen schob und auf den kleinen Tisch neben seinem Bett ablegte.

Noch bevor er mit seiner Handlung fertig war, spürte er bereits die Präsenz des Anderen direkt hinter ihm.

Zu direkt!

Zu nah!

Schnell fuhr er herum und schenkte dem nun knapp einen Schritt entfernt Stehenden einen finsteren Blick.

Er spürte förmlich daß dies den Anderen überhaupt nicht berührte und bemerkte gleichzeitig mit einem Schrecken, wie Yogi die letzte Distanz zwischen ihnen überbrückte. Schneller als Gareki handeln konnte, schlangen sich die schlanken Finger um seine Handgelenke und der schlaksige Körper drängte sich gegen seinen eigenen.

„Spinnst du?“

Dem Drang widerstehend, die Augen kurz zusammenzukneifen, um den Schreck zu verdauen, hoffte Gareki, daß sein Blick den Silberhaarigen auf der Stelle töten würde. Da dies natürlich nicht passierte, wechselte der Kleinere schnell seine Taktik und versuchte sich loszureißen, versuchte den Anderen von sich wegzudrücken, was nicht so recht funktionieren wollte, denn auch wenn der Körper Yogis schlaksig und dünn wirkte, so war er nicht schwach. Und dieser andere Teil von Yogi war noch stärker und – was Gareki gerade bewusst wurde – gefährlicher und brutaler.

„Lass mich los, verdammt noch mal!“

Wieder ärgerte sich der Schwarzhaarige darüber, dass er gegenüber den Circus-Mitgliedern so schwach war, ließ sich dies aber nicht anmerken und starrte weiterhin in die roten Augen seines Gegenübers.

„Ach, Gareki, ich finde es so eigentlich ganz angenehm…“

Die Art, wie Yogi dies sagte, gefiel ihm ganz und gar nicht. Ihm wurde klar, dass er diesem Verrückten ausgeliefert war, auch wenn er sich immer noch wehrte und sich mit aller Kraft versuchte loszureißen.

Doch es schien ausweglos: hinter ihm befand sich bereits die Zimmerwand und direkt vor ihm drängte sich Yogi an ihn.

…nein.

Es war nicht Yogi.

Es war dieses Andere in ihm.

Und dieses Andere konnte man nicht mit Yogi vergleichen…

Denn Yogi war ganz anders.

Seine Gedanken wurden abrupt verbannt, als sich Etwas hart und stürmisch an seine Lenden schmiegte. Ohne es zu wollen, spürte er wie sein Gesicht hochrot anlief.

„DIR GEHT’S WOHL ZU GUT, DU ABARTIGER IDIOT!“

Durch den kurzen, ungewollten Adrenalinstoß und der Wut im Bauch, konnte der Schwarzhaarige die Kraft aufbringen, einer Hand Yogis zu entkommen und stolperte etwas unbedarft an dem Silberhaarigen vorbei. Er hatte allerdings nicht mit solch einer Schnelligkeit gerechnet, denn dieser packte ihn sofort erneut und presste sich dieses Mal von hinten an ihn, was die Röte in Garekis Gesicht nicht unbedingt verblassen ließ.

Er wollte ihm gerade erneut seine Meinung geigen, als er einen heftigen Stoß in den Rippen wahrnahm, der ihn zwei Schritte torkeln ließ. Yogis Hände waren sofort wieder zur Stelle und drückten ihn damit auf das Bett, das sich nun unter ihm befand.

‚Das kann doch nur ein schlechter Scherz sein, oder?‘ dachte sich der Schwarzhaarige voller Panik, denn so ausgeliefert hatte er sich noch nie gefühlt.

Noch nie hatte es Jemand gewagt, ihn so zu erniedrigen!

Niemand!

Was passierte hier nur?

Was wollte ‚Yogi‘ damit bezwecken?

Er versuchte seine Hände zu bewegen, doch diese bezeugten ihm schmerzvoll, dass Yogi sie zusammen auf seinem Rücken festhielt. Erneut näherte sich ihm der schlaksige Körper.

Gareki wollte das nicht!

Er wollte es wirklich nicht, und doch spürte er, wie sich sein Herz plötzlich verselbstständigte und nun so schnell pochte, als hätte er gerade einen langen Sprint hinter sich gebracht. Ein Bein wurde zwischen seinen eigenen platziert, ehe sich langsam Yogis Gewicht auf ihm niederließ.

Wärme flutete auf den Schwarzhaarigen ein.

Wärme, die von dem Körper über ihm ausging.

Er wusste, dass diese Wärme ähnlich der Wärme war, die er so gut von dem Anderen kannte.

…die Wärme, die er erfuhr, wenn der Blonde ihn stürmisch und überschwänglich in die Arme schloß.

Und genau diese Wärme war es, die ihn etwas ruhiger werden ließ.

Ja, Gareki beruhigte sich etwas.

Ein fataler Fehler, denn der Silberhaarige bemerkte dies sofort, befreite zuerst - zu Garekis Verwunderung - dessen Hände, aber nur um diese im nächsten Moment rechts und links von Garekis Kopf auf dem Bett festzupinen. Wieder näherte sich der über ihm liegende Körper und diesmal spürte er Yogis Oberkörper deutlich auf seinem Rücken liegen, da nun seine Hände nicht mehr stöhrend dazwischen lagen.

„Ich…“ begann der Schwarzhaarige, doch der restliche Satz ging in seinem Kissen unter, als eine forsche Hand an seiner Seite entlang strich um sich dann raffiniert einen Weg zwischen Garekis Bauch und der Bettdecke zu bahnen. Sofort als er dies realisierte, benutzte er seine nun freie Hand um hinter sich zu fassen. Tatsächlich ergriff er weiches Haar und zerrte es etwas von sich weg. Dies hielt er allerdings nicht lange durch, denn die Pose, in der er sich jetzt befand, war gänzlich ungeeignet um sich überhaupt irgendwie zu wehren. Aber auch unter Schmerzen in seinem Arm ließ er nicht los und versuchte so wenigstens ein bisschen den Silberhaarigen auf Abstand zu halten.

„Ich will wissen…“ fauchte er wütend, während er unter Anstrengung seinen Kopf etwas vom Kissen anhob und sein Gesicht dem Anderen zuwandte.

„Ich will endlich wissen, was das alles soll!“

Er wurde mit jedem Wort lauter, um der Wut, die in ihm brodelte, Ausdruck zu verleihen. Vor allem aber auch angesichts der peinlichen Erkenntnis, dass es überall in ihm  kribbelte, als er sich bewusst wurde, wer da gerade auf ihm lag und in welcher Position er sich befand.

Tief in seinem Innersten war es Gareki nämlich gar nicht so unangenehm, wie es äußerlich den Anschein hatte. Er spürte diese angenehme Wärme, spürte den Körper der Person, die er insgeheim ja schon  mochte und er wollte auf eine komische Art und Weise mehr davon. Nicht umsonst stand sein Körper gerade extrem unter Strom und dieses prickelnde Gefühl, überall da, wo die Haut des Anderen seine eigene berührte…

Nein!

Er durfte das nicht denken!

Niemals!

Schon gar nicht so!

Schon gar nicht mit IHM!

„…was das soll?“

Leise säuselte Yogis Stimme die Worte direkt in sein Ohr, während silberne Haarsträhnen an der Wange kitzelten.

Nun lag der Ältere gänzlich auf ihm. Gareki sah es natürlich nicht, aber er spürte wie sich das Gesicht des Anderen langsam zu ihm senkte, bis er schlußendlich die warmen Lippen in seiner Halsbeuge spürte. Ein aufgeregtes Zucken seines Körpers war die Folge, als der Mund sich dann noch etwas öffnete und heiße Luft ausstieß.

„Ist das nicht offensichtlich?“

Zähne bohrten sich langsam und schmerzlich in die weiche Haut. Nun konnte er nicht mehr – er musste die Augen schmerzverzehrt zusammenkneifen, aber die Rache folgte schnell. Garekis Griff um die weichen, silbernen Strähnen versteifte sich und zog so noch energischer daran. Er spürte, dass er bereits einige Haarfasern an den Fingern kleben hatte, aber es war ihm egal. Der auf ihm Liegende würdigte seiner Aktion auch keinerlei Worte, wahrscheinlich tat es ihm nicht einmal weh…

„Warum?“

Kein zusätzliches Wort schaffte es darüber hinaus über Garekis Lippen, Erneut wurde ihm heiß, als ihm dann doch noch etwas herausrutschte. Es waren jedoch keine Worte, sondern ein leises Stöhnen, als sich die Zähne erneut in seine Haut gruben und sich gleichzeitig Yogis Hand selbst in eine Richtung lotste, die Gareki nur noch in unregelmäßigen Stößen atmen ließ.

„Ganz einfach…“ flüsterte die Stimme an seinem Ohr weiter. Man konnte förmlich hören, wie er bei seiner Antwort grinste. Spätestens jetzt war es ihm klar, dass es nicht Yogi sein konnte, der hier sprach.

Dieses andere Ich von ihm verunstaltete die Stimme des Menschen, den er… ja… den er mochte…

Erneut versuchte er sich zu wehren.

„…weil er dich liebt.“

Klarheit

Ein (böser) Stoß in die richtige Richtung

(Silver)Yogi x Gareki

 

 

~ 3 ~ Klarheit

 

NEEEEEEIN!

Schmerzen, die er noch nie zuvor erlebt hatte, traten ans Tageslicht. Schmerzen, die nicht von einer Verletzung herrührten oder von Akari-san’s Spritzen. Es war viel mehr ein Schmerz tief in seiner Brust.

 

Er wollte nicht noch mehr davon spüren.

Er wollte auch nichts mehr davon sehen.

Vor allem nicht als dieser stumme Beobachter, der er gerade war und nichts dagegen ausrichten konnte.

 

All die Bilder, die er durch seine eigenen Augen sah und auch irgendwie nicht…

Es war schrecklich, Gareki-kun so zu sehen…

...mit dem Anderen…

 

GEH SOFORT WEG!

ICH VERBIETE ES DIR!

 

Die Kraft seiner Gedanken und die undurchdringliche Gier wieder er selbst zu sein, verstärkten die Macht seines eigenen Seins.

Er spürte es ganz genau!

…wie sein eigenes Sein stärker wurde.

…wie er sich durch das Nichts nach oben kämpfte.

…und wie er endlich nach diesen endlos lang wirkenden Minuten, in denen er zuschauen musste, was sein anderes Ich mit seiner großen Liebe anstellte, erwachte und den Silberhaarigen zurückdrängte.

 

Hatte er es wirklich geschafft?

Er versuchte zu blinzeln… bewegte seine Finger… atmete…

Überrascht hob er seine Hand vor sein Gesicht.

Er konnte es immer noch nicht glauben.

Er hatte es von sich aus geschafft. Alleine!

Ohne ein Pflaster oder die Spritzen!

Er war wieder er selbst!

Mit dieser Erkenntnis begann er plötzlich zu strahlen. Das musste er Akari-san und Hirato-san und Tsukumo-chan erzählen! Aber vorher…

 

Sein Blick fiel durch seine gespreizten Finger hindurch und sofort fesselten ihn die dunklen, blauen Augen.

Gareki-kun!

 

Er spürte förmlich, wie er rot anlief. Ja, sein Gesicht glühte!

Was sollte er sagen?

Wie sollte er sich verhalten?

Sollte er die letzten Minuten einfach ignorieren? Sollte er so agieren, als wenn überhaupt nichts passiert wäre?

 

 „Yogi?“

Sein Körper erschauderte kurz, als Garekis Stimme das Zimmer erhellte.

„Bist das wirklich du?“

Der Blonde wollte dem Blick am liebsten ausweichen, wollte verschwinden, wollte ungeschehen machen, was passiert war…

Aber er wusste er konnte es nicht. Nein, er durfte es nicht.

Also hielt er seinem Blick stand und nickte leicht.

„Ja… ich bin’s, Gareki-kun…“

Seine Stimme war belegt… Natürlich.

Sein anderes Ich hatte sein größtes Geheimnis erfahren und hatte dieses Wissen dann ausgenutzt um ihn zu verletzten. Ja, Yogi hatte mit ansehen müssen, was sein anderes Ich mit Gareki angestellt hatte… Aber nicht nur das! Yogi hatte auch all die Gedanken des Anderen verfolgen können, was er gern noch hätte tun wollen…

Und das alles nur weil…

…weil…

 

„Es tut mir leid, Gareki-kun…“

Schnell rutschte der Blonde noch ein Stück von dem Jüngeren weg, vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

„Es tut mir so unendlich leid. Das ist alles nur meine Schuld…“

Er war sich dessen bewusst, dass Gareki ihn durch seine flehenden Entschuldigungen wohl verdutzt anschauen würde, weil er nicht verstand…

 „Ich möchte es ungeschehen machen… auch wenn ich es nicht kann.“

 

Eine Stille breitete sich zwischen den Beiden aus, die unerträglich schien. Yogi war zu bestürzt um noch weiter zu reden…

Und Gareki?

Langsam ließ der Blonde seine Hände sinken und sein Blick fand erneut in die blauen Augen, die ihn einfach nur, wie er bereits vermutet hatte, fragend und irritiert anschauten. Wo war der feindselige Blick, den er sonst von dem Jüngeren kannte?

 

Gareki wollte eine Antwort…

Das sah der Blonde.

Und er würde sie bekommen…

Auch wenn es Yogi schwer fiel…

Auch wenn es bedeuten würde, dass er die Freundschaft, die er sich mit viel Herzblut und Mühe aufgebaut hatte, aufs Spiel setzen würde.

Aber er musste es tun…

Der Schwarzhaarige hatte die Wahrheit verdient. Schon allein darum, damit er verstand, warum dies gerade geschehen war.

 

Yogi räusperte sich, schloss kurz die Augen, während er sich nervös durch die Haare strich und setzte sich dann richtig auf.

„Ich glaube… ich bin dir eine Erklärung schuldig, Gareki-kun…“

 

„Dann lass mal hören…“

 

Innerlich zuckte der Blonde zusammen.

Wie sollte er anfangen…?

Bereits beim überlegen der richtigen Worte spürte er wie heiß sein Kopf sich schon wieder anfühlte.

Warum war das gerade so schwer?

Normalerweise trug er doch seine Gedanken auf der Zunge und hatte keine Scheu seine Gedanken und Gefühle in Worten auszudrücken!

Aber diesmal war es anders…

Das wusste Yogi.

 

Und doch…

Er konnte nicht mehr verstecken, was sein anderes Ich bereits offenbart hatte.

 

Mit festem Blick schaute er auf den Jüngeren. Dieser kniete mittlerweile auf dem Bett, bewegungslos und den Blick direkt auf ihn gerichtet.

 

„Gareki-kun…“

 

Er stockte, schluckte kurz…

Dann schloss er die Augen und ließ seinen Kopf etwas nach vorn fallen.

 

„Ich… ich liebe dich!“

 

Eine Stille breitete sich über die Beiden aus.

Keiner sagte mehr etwas, man hörte lediglich das leise stetige Atmen der beiden, jungen Männer.

 

Doch lange hielt der Blonde es nicht aus und versuchte sich zu erklären:

„…eine lange Zeit schon! Richtig bewusst wurde mir das allerdings erst, als du uns erzählt hattest, du würdest uns verlassen und zur Schule gehen. Ich… ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dich nicht mehr täglich sehen zu können… Ich wollte dass du immer bei mir bist! Egal wann! Egal wo!“

 

Wieder vergingen einige Minuten der Stille bevor Yogi hörte, wie die Bettwäsche etwas raschelte, als der Schwarzhaarige sich bewegte.

Der Blonde hatte Angst vor der Reaktion des Anderen.

Was würde jetzt geschehen?

 

Aus den Augenwinkeln erkannte er, wie der Schwarzhaarige nicht auf ihn zurobbte, wie er vermutet hatte, sondern, dass Gareki vom Bett aufstand.

 

Wollte er ohne ein weiteres Wort das Zimmer verlassen?

War das seine Antwort darauf?

 

Er hatte sich ja nicht erhofft, dass Gareki seine Gefühle teilen würde. Aber wollte er Yogis Liebesgeständnis einfach wegschweigen?

 

Langsam hob er seinen Kopf und erkannte, dass der Jüngere tatsächlich auf die Tür zusteuerte.

 

„Warte, Gareki-kun!“

Schnell war auch Yogi auf den Beinen und packte Garekis Armgelenk, um ihn am weitergehen zu hindern. Tatsächlich blieb er stehen, drehte sich allerdings nicht um. Die blauen Augen starrten weiterhin zur Tür, wanderten allerdings nach wenigen Sekunden gen Boden.

 

„Es muss sich deswegen nichts zwischen uns ändern! Ich… ich habe zwar Gefühle für dich, aber viel wichtiger ist mir unsere Freundschaft, als dass ich diesen Gefühlen nachgeben will.“

 

Immernoch bekam er keine Reaktion auf seine Worte.

Verzweiflung keimte in seinem Inneren auf.

 

„Bitte, Gareki-kun…“

 

Seine zweite Hand griff nun ebenfalls nach dem Anderen, wurde jedoch von Gareki zurückgeschleudert.

 

„Lass mich los!“ brummte dieser mit dunkler Stimme und mit geweiteten Augen entliess Yogi ihn aus seinem Griff. Er konnte ihm nur hinterher schauen, als der Schwarzhaarige die letzten Schritte zur Tür lief, öffnete und verschwand.

 

„Gareki-kun….“

Ohne es wirklich gemerkt zu haben, verschwamm Yogis Sicht und keinen Moment später spürte er bereits wie etwas Nasses über seine Wange rollte.

 

Sein Kopf war wie leer gefegt…

Nur einen einzigen Gedanken konnte er fassen:

 

‚Was habe ich getan?‘

Liebe

Ein (böser) Stoß in die richtige Richtung

(Silver)Yogi x Gareki

 

 

~ 4 ~ Liebe

 

Idiot.

Idiot!

IDIOT!

VOLLIDIOT!!

 

Nichts anderes  liess er in seinen Gedanken zu, denn alle weiteren Gedanken hatten zur Folge, dass sein Gesicht wieder anfing zu glühen.

Was war da gerade passiert?

Hatte er gerade wirklich…?

 

Seine Hand verkrampfte sich um den kleinen Gegenstand in seiner Handinnenfläche, doch er ließ sofort wieder locker, damit es nicht kaputt ging.

Warum machte Gareki das überhaupt?

Warum war er auf dem schnellsten Wege zu Akari gelaufen und hatte es geholt?

Warum wollte er überhaupt zurück?

 

So viele Fragen und Gareki wusste die Antwort…

Wollte sie aber nicht wahrhaben…

…denn er wusste nicht, was das alles zur Folge haben könnte.

 

Und doch war er zurückgekehrt und stand nun wieder vor seiner eigenen Zimmertür. Genau da, wo er vor ungefähr zehn Minuten geflüchtet war.

 

Was sollte er dem Idiot sagen, wenn er gleich vor ihm stand?

Konnte er überhaupt etwas sagen?

WOLLTE er das überhaupt?

 

Instinktiv wusste er dass er es wollte.

Aber wie?

 

Ach egal…

 

Seine Hand griff nach der Türklinge und sofort sprang die Tür auf.

 

Er würde irgendwie…

 

Seine Gedanken verblaßten augenblicklich als er einen Blick ins Zimmer warf.

Gareki hatte ja schon oft gesehen, wie sich der Blonde seinen Gefühlen hingab… Aber dieses Bild brannte sich in seinen Kopf und wenn er ehrlich zu sich selbst war, auch in sein Herz.

 

Yogi war auf genau dem Fleck Boden zusammen gesackt, wo er bereits gestanden war, als Gareki das Zimmer verlassen hatte. Er erkannte, dass die Schultern des Älteren bebten und sah im nächsten Moment auch, wie die Nässe an den Wangen Yogis klebte.

 

Er wollte mit den Augen rollen…

Er wollte laut brummen und ihn auf die Beine ziehen…

 

Aber er machte etwas ganz anderes.

 

Langsam ging er auf den Blonden zu und ging in die Hocke, als er direkt vor ihm stand.

Dieser hatte ihn noch gar nicht bemerkt, er war wahrscheinlich zu tief verletzt um überhaupt etwas von seiner Umgebung mitzubekommen.

 

Gareki macht das nichts aus.

Er hatte eh nicht unbedingt Lust darauf, große Reden zu schwingen, warum er zurück gekommen war.

Also wandte er sich an seine rechte Hand, in dem immer noch der Gegenstand lag.

Vorsichtig entfernte er das Schutzpapier und bemerkte zu seinem Verdruss dass das Pflaster doch etwas in Mitleidenschaft gezogen worden war, als er vor noch wenigen Minuten die Hand zur Faust geballt hatte. Aber egal…

Die Wirkung des Pflasters war trotzdem immer noch vorhanden.

Schnell positionierte er es auf seiner Hand und im nächsten Moment klebte es auf Yogis nasser Wange.

 

Erst da bemerkte der Blonde endlich, dass er nicht mehr alleine im Zimmer war. Erschrocken richtete er sich auf und starrte mit großen, glasigen Augen auf sein Gegenüber.

 

„Ga… Gareki-kun…“

 

Der Schwarzhaarige ließ seinen Blick auf den Boden gleiten, als sein Name leise aus Yogis Mund ertönte und seufzte.

„Mit Pflaster ist es doch einfacher für dich, oder?“

Auch wenn Beide den jeweils anderen gerade nicht anschauten, so erkannte der Jüngere aus den Augenwinkeln heraus, dass Yogis Wangen eine etwas rötliche Farbe annahmen und anschließend nickte.

 

Gareki schloss die Augen.

„Du hast ihn… wegen mir zurückgedrängt… nicht wahr?“

Er nahm das Schweigen des Anderen als stille Zustimmung auf und antwortete darauf mit einem leisen „Danke, Yogi…“

Hätte er die Augen geöffnet, hätte er die violetten, überraschten Augen und den vor Verwunderung leicht geöffneten Mund gesehen, als er dem Blonden entgegen kam und ihm mit hochroten Kopf einen kurzen, scheuen Kuss auf die Wange gab.

Das war so nicht er selbst!

Aber er war es dem Anderen schuldig!

 

Er konnte nicht mit Worten umgehen, wenn es um Gefühle ging.

Schon gar nicht, wenn es um seine Eigenen ging!

 

Aber Gareki wusste, was er in sich spürte für diesen Mann, der ihm gegenüber saß und weinte.

 

Yogi war endlich ehrlich zu ihm gewesen, also hatte er eine ebenso ehrliche Antwort verdient und eben deshalb hatte Gareki auch über seinen Schatten springen wollen.

 

Was jetzt als nächstes kommen sollte, das konnte er nicht ahnen…

Aber einen Augenblick später fühlte er es:

 

Sanft schlangen sich Arme um seinen Körper. Der Duft des Blonden strömte auf ihn über, als sein Gesicht gegen die Brust des Älteren gedrückt wurde und nach dem ersten, merkwürdigen Moment, began Gareki die Nähe des Anderen wirklich zu genießen. Ohne groß darüber nachzudenken, umgriff er mit seinen Händen Yogis Pulli.

 

„Ich hätte niemals…“

Die gehauchten Worte in sein Ohr erzeugten bei Gareki eine starke Gänsehaut.

Es war ganz anders als noch vor einer halben Stunde, als Yogis anderes Ich ihm Worte ins Ohr geflüstert hatte.

Jetzt fühlte es sich so…

…so richtig an…

 

Yogis Arme drückten sich noch etwas stärker um ihn, ohne ihn wirklich einzuengen.

 

„Ich hätte niemals gedacht, dass ich dich nochmals so umarmen darf, wenn du die Wahrheit weißt…“

Der heiße Atem Yogis streifte seinen Nacken. Sofort stellten sich seine Nackenhärchen auf und ein leichtes Kribbeln durchzog seinen Körper als er spürte wie sich das Gesicht des Blonden in Garekis Halsbeuge senkte und dort zur Ruhe kam.

 

Auf diese Worte hin, konnte Gareki nur seufzen.

„Du bist einfach nur ein rießengroßer, dummer Idiot, Yogi!“

 

„Kann sein…“ hörte er die Stimme des Anderen an seinem Hals murmeln, bevor der Kopf sich wieder von seinem ruhigen Plätzchen erhob.

 

„Aber dafür bin ich gerade der glücklichste, dumme Idiot, den es auf der ganzen Welt gibt.“

 

Und gerade als die letzten Worte verklangen, spürte Gareki wie etwas warmes und weiches seine Lippen bedeckte.

 

Ja…

Der erste Kuss war etwas ganz besonderes…

Das spürte er jetzt selbst am eigenen Leib…

 

Und er liebte dieses Gefühl jetzt schon.

 

Auch wenn er dies so offen wohl niemals zugeben würde!

Lust

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Conny-chan
2015-01-21T20:31:55+00:00 21.01.2015 21:31
Ich hab auch gefiepst. Doch schade das da jetzt kein Lemon kommt XD
Antwort von:  JunAkera
22.01.2015 09:08
nya~~~ x33
ich lass da Raum für Fantasien x33 ♥
Von:  Natsuno
2014-06-15T11:09:18+00:00 15.06.2014 13:09
Das ist schön geschrieben, find das Kapitel echt schön.
Die Beiden passen aber auch so toll zusammen >o<
Von:  Natsuno
2014-06-15T10:44:52+00:00 15.06.2014 12:44
Ich fiepse grade!!!
ernsthaft, ich habe gefiepst! >///<
Gareki ist so süß :3
Von:  Natsuno
2014-06-15T10:02:18+00:00 15.06.2014 12:02
aww T_T
das ist schon irgendwie voll traurig. Ich bin ja froh, das du es nicht hast zu weit gehen lassen zwischen Silver Yogi und Gareki, das freut mich. Ich kann Garekis Reaktion genau verstehen, er handelt wie im Manga... erstmal gehen XD.
Von:  Natsuno
2014-06-15T09:50:12+00:00 15.06.2014 11:50
Schönes Kapitel, wenn es auch etwas schnell zur "Sache" ging, ich hätte Gareki ja vorher noch ein wenig geärgert, so wie es "Yogi" so gerne macht. Aber sonst wieder schön geschrieben ^^
Von:  Natsuno
2014-06-15T09:34:42+00:00 15.06.2014 11:34
Da lese ich seit ewigkeiten aus eher langerweile heraus mal wieder eine Fanfiction und muss sagen, das mir das erste Kapitel schon recht gut gefällt, es macht mich neugierig, wie es weiter geht. Ich mag deine Art zu schreiben, die ist echt angenehm zu lesen und man kann sich bis jetzt alles sehr gut Vorstellen.
Bin gespannt, was hier passiert und werde dran bleiben :D


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