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Fang mich doch!

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey und hallo zu meinem zweiten Fanfic überhaupt (hurra!)!

Ursprünglich hatte ich diese Geschichte auf Englisch für AO3 verfasst ("Catch me sweetheart"), aber ich dachte mir ich könnt's ja eigentlich auch nochmal in meiner Muttersprache versuchen ^^
Ich habe Eren kurzerhand mal zur Frau gemacht (ooops) und Levi kommt wohl auch etwas weniger grummlig rüber als im Canon-Universum, aber ich habe mich trotzdem bemüht die beiden so gut wie möglich in-character zu belassen. Macht euch also gefasst auf eine wütende und ehrgeizige Eren und badass-Levi.
Wenn euch die Story gefallen hat, würde ich mich über Feedback freuen, auch konstruktive Kritik ist erwünscht! (Bedenkt aber bitte, dass ich noch ein kompletter noob in Sachen Schreiben bin ^^) Komplett anzeigen

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Die Fabrik

Hastig versuchte Eren wieder zu Atem zu kommen, als sie anhielt um ihre Umgebung in Augenschein zu nehmen.
 

Inmitten des Gartens einer ungemein protzigen und übergroßen Villa zu stehen entsprach nicht gerade ihrer Auffassung von Spaß. Der marmorne Boden der Terasse und die Reihen unzähliger Zitronenbäume hätten zu jeder anderen Zeit sicher eine angenehme und entspannte Atmosphäre geschaffen, aber im Moment war der exklusive Marmorboden zu Erens Entsetzen mit Blut getränkt. Ihre Haut kribbelte vor Erregung, als sie langsam weiterging.
 

Die einstmals klare und frische Luft war angefüllt mit lauten Schreien und wiederholten Schussgeräuschen aus dem Haus. Trotz des Horrors, der um sie tobte, konnte Eren keine Zeit finden um ihren Kollegen zu helfen.

Ihre Hauptaufgabe war es, Levi zu finden, das legendäre Oberhaupt der ansässigen Mafia „Flügel der Freiheit“, und dessen armseligen kriminellen Hintern dort hinzuwerfen, wo er hingehörte - hinter Gittern.
 

Eren war eine 25-jährige Agentin des Aufklärungskommandos der Polizeistation. Trotz ihrer jung und unschuldig anmutenden Fassade hatte sie es geschafft, hart zu arbeiten und damit die jüngste Teamleiterin ihrer Organisation zu werden. Es hatte lange quälende Stunden am Schreibtisch verlangt, rigoroses Kampftraining und Waffenübungen, sowie eine Reihe nervenaufreibender Examen, aber sie hatte es geschafft.
 

Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass sie auf diese Errungenschaft verdammt stolz war.
 

Eren hatte eine lange Liste an Erfolgsbilanzen vorzuweisen. Mithilfe von Leidenschaft und Ehrgeiz hat sie verschiedene große Tiere der kriminellen Szene einfangen können, die die Sicherheit der Einwohner ihrer Insel sowie den Ruf ihrer Behörde gefährdet hatten.

Trotzdem, einen der geheiminsvollsten und gefährlichsten Mafiabosse in der Geschichte ihrer Insel zu fangen, würde sich als eine Herausforderung erweisen.
 

Wie auch immer. Ihr Name würde nicht Eren Yeager lauten, wenn sie nicht in der Lage wäre diesen Kampf für sich zu entscheiden.
 

Sie strich sich eine Strähne unbändigen braunen Haares aus dem Gesicht und verstärkte den Griff um ihre Pistole. Ihre Untergebenen verrichteten einen verdammt guten Job, die Kriminellen im Gebäude in Schach zu halten. Ihrer harten Arbeit war es zu verdanken, dass Eren genug Zeit hatte durch die Villa zu schleichen und den berüchtigen Levi persönlich zu suchen.
 

Der Rest des Geländes ist umzingelt von anderen Polizeieinheiten, es wird also fast unmöglich für ihn sein, zu entkommen.“ dachte Eren sich mit einem kleinen, siegesgewissen Lächeln. „Ich hab dich, Levi.“

Alles lief wie geschmiert, ganz nach Plan. Sie fühlte sich verdammt stolz in diesem Moment.
 

Nachdem sie schon das gesamte Erdgeschoss abgesucht und nichts außer luxuriösen Einrichtungsgegenständen gefunden hatte, war sie zwar enttäuscht, aber nicht entmutigt. Sie entschied sich dafür, nun den ersten Stock zu erkunden. Langsam und vorsichtig schlich sie sich die Treppe hoch, erleichtert dass der grüne Teppich auf den Stufen die Geräusche ihrer Schritte abdämpfte. Schleichen war nicht gerade eine ihrer Stärken, da sie eher dazu neigte, laut zu sein und herumzustampfen.
 

Das erste Zimmer, welches Eren betrat, schien eine Art Büro zu sein. In der Mitte des Raumes stand ein großer Schreibtisch aus dunklem Holz, zwei schwere Sessel aus rotem Leder waren davor platziert. In der Ecke stand ein exklusives kleines Sofa neben einem geradezu monströsen Bücherregal. Als sie sah dass sich keine Menschenseele im Zimmer aufhielt, durchflutete die Agentin ein Gefühl der Enttäuschung. Sie war schon wieder halb aus der Tür heraus, als ihr etwas Merkwürdiges auffiel.
 

Der Raum schien viel kleiner zu sein als er eigentlich sollte, wenn man den Abstand der Tür zum nächsten Zimmer betrachtete.
 

Also ging Eren hinüber zum Bücherregal und bemühte sich, die Monstrosität beseite zu schieben. Ihre grenzenlose Entschlossenheit und ihre überdurchschnittliche Stärke halfen dabei, das Regal innerhalb weniger Sekunden zu bewegen. Sie stemmte ihr ganzes Gewicht dagegen, und zu ihrer Überraschung und Freude teilte sich die Wand dahinter plötzlich und gab den Eingang zu einer geheimen Kammer frei.
 

Das kleine Zimmer war nur spärlich möbliert, ein paar Bilder lehnten lose an der pastelfarbenen Wand, Papiere waren achtlos über den Boden verstreut. In der Ecke konnte Eren den undeutlichen Schatten eines relativ kurz geratenen Mannes ausmachen, der mit dem Rücken zu ihr stand.
 

Endlich. Hier war er also.
 

Eren würde die erste Person des Aufklärungskommandos überhaupt sein, die Levi in natura traf und verdammt noch mal, sie würde ihn schnappen - hier und jetzt.
 

„Hände hoch, Levi, Sie sind verhaftet!“ rief sie, als sie ihren scharfen Blick und die Pistole in ihrer Hand auf das Ziel richtete.

Der Man drehte sich herum, langsam, als ob er alle Zeit der Welt hätte. Als ob die Tatsache, dass eine Waffe auf ihn gerichtet war, ihn nicht im Geringsten stören würde. Er trug einen modernen schwarzen Anzug, der seine porzelanfarbene Haut betonte. Auch das rabenschwarze Haar, welches in einem Undercut getrimmt war, stand ihm ausgesprochen gut. Auch wenn er irgendwie klein war, schien er unter seinen Klamotten eine unglaubliche Statur zu verbergen.
 

Eren hatte von dem Gerücht gehört, dass er jeden Tag Kampfsport trainieren würde. Sie würde ihm nur ungern zu nahe kommen, auch wenn sie selbst die Position der besten Nahkämpferin des ganzen Kommandos innehatte. Sie würde ganz bestimmt nicht den Anfängerfehler machen, ihren Feind zu unterschätzen.
 

„Ach, nun schicken sie also schon kleine Mädchen um mich zu fangen? Das beledigt mich ja fast schon.“ sinnierte er, ein stoischer Ausdruck auf seinem verschlossenen Gesicht. „Denken die echt, dass ich gegen so eine unerfahrene Göre verlieren würde... Was für ein Schwachsinn.“
 

Seine Augen waren kalt und von einem dunklem Grau. Die Art, mit der er auf Eren herabblickte, ging ihr einfach nur auf die Nerven. Sie hasste arrogante Menschen, und Levi schien das Paradebeispiel der Arroganz zu sein, soweit sie das beurteilen konnte.
 

Ruhig bleiben.“ leitete sie sich innerlich selbst an. „Er will dich nur provozieren. Gib ihm nicht das was er will.“

„Tja, sieht so aus als hätte diese unerfahrene Göre es geschafft, dich bis zu diesem Punkt hier zu jagen. Was sagt das über dich aus, Levi?“ parierte sie mit hartem Blick.

Wenn er versuchen würde, Eren mit Provokationen aus der Reserve zu locken, dann würde sie zum Teufel nochmal das gleiche mit ihm tun.
 

Sie wunderte sich gar nicht erst über seine teilnahmslose Miene; darauf war sie vorbereitet gewesen. Die schlimmsten Gerüchte über seinen kalten und unbarmherzigen Charakter waren ihr erzählt worden, aber sie würde sich nicht von unbestätigtem Geschwätz einschüchtern lassen. Als sie ihn ansah erinnerte Eren sich an ihr Ziel, Levi zu zeigen dass er mit all seinen Straftaten nicht einfach so davonkommen würde, denn sie würde ihn hier besiegen - ein für alle mal.
 

Levi verengte seine Augen als er langsam näher schlenderte. Die Agentin schalt sich innerlich selbst dafür, dass sie sich nervös fühlte, als der Mafiaboss immer näher auf sie zukam. Sie war doch eigentlich dafür trainiert, in bedrohlichen Situationen konzentriert und besonnen zu bleiben. Aber die Art und Weise, wie er seine Hüften in einer fast aufreizenden Bewegung hin und herschwang, war schon irgendwie ablenkend.

Eren schluckte und legte ihren Finger auf den Abzug.
 

„Stehenbleiben oder ich schieße.“ sagte sie so ruhig wie möglich.
 

Levi grinste höhnisch, als er näher kam. „Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, Süße. Aber ich werde mich nicht deinen amüsanten kleinen Anweisungen beugen.“
 

Eren knirschte mit den Zähnen und starrte den Mafiaboss hart und durchdringend an, während sie versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren. Ihr Fehler war es, sich in diesen kalten grauen Augen zu verlieren. Sie waren irgendwie fesselnd, gebieterisch, eiskalt, und Eren konnte ihren Blick einfach nicht abwenden, als Levi langsam näher und näher kam und -
 

Plötzlich, innerhalb eines Augenblickes, bewegte er sich nach vorn um ihr Handgelenk zu umklammern. Seine schnellen Bewegungen hatten sie überrascht; sie hatte sich törichterweise ablenken lassen, bis zu dem Punkt an dem sie ihn hatte zu nahe kommen lassen. Eren wurde sauer, auf sich und auf den Mafiaboss.
 

Also schlug sie zurück.
 

In einem Gegenangriff drehte Eren sich aus seinem Griff heraus und rammte ihm einen Ellbogen in den Bauch. Sofort sprang Levi zurück und Eren zog ihren Arm zurück.

Sie hielt ihre Waffe hoch und wollte gerade den Mund öffnen um ihren Befehl zu wiederholen, als Levi sie angriff und mit einer einzigen Bewegung entwaffnete.
 

Sieht so aus, als wären die Gerüchte wahr.“ dachte Eren trocken, als ihre Pistole scheppernd auf dem Boden landete.
 

Levi bückte sich, fegte ihr rechtes Bein mit einem starken Tritt weg und stieß sie hinunter. Bevor ihr Rücken den Boden berührte, sammelte Eren sich schnell und schlang ihre Arme in einem eisernen Griff um Levi's Taille. Sie zog ihn mit zu sich hinab, und schaffte irgendwie, ihn zu überwältigen. Sie drückte ihn fest auf den gekachelten Boden.
 

Eren sah hinüber zu ihrer Waffe, die viel zu weit entfernt weg lag. Sie entschied sich dagegen, nach der Pistole zu langen, und zog stattdessen das bedrohliche Messer hervor, dass sie unter ihrer Bluse zu verstecken pflegte.
 

„Yeager. Es heißt Special Agent Yeager.“ knurrte sie, als sie die tödliche Waffe mit ihrer scharfen Spitze gegen Levi's Kehle drückte.
 

Seine Augen weiteten sich vor Überraschung. „Was zur Hölle...?“ stieß er mit heiserer Stimme hervor.
 

„Zwing mich nicht mich zu wiederholen, und ich bin niemandes verdammte Süße, Mistkerl. Vergiss das nicht.“

Sie hasste es einfach, mit diesen albernen Spitznamen betitelt zu werden. Sie war eine erwachsene und erfolgreiche Frau, kein niedliches kleines Spatzenhirn. Als ob sie sich von so einem beschissenen arroganten Kriminellen solch ein respektloses Verhalten gefallen lassen würde.
 

Levi began zu schmunzeln. „Okay, Miss Yeager, ich werde es mir bis zum nächsten Mal merken.“
 

Bevor Eren zurückschnauzen konnte, verdrehte Levi ihren Arm in einem unbarmherzigen Griff; sie war gezwungen das Messer fallenlassen und musste einen Schrei unterdrücken. Sie keuchte, als er Schwung holte und ihren Körper zur Seite warf. Seine Faust, die neben Eren's Kopf in die Boden krachte, ließ die Luft erzittern.
 

Der Mafiaboss war verdammt stark.
 

Levi rollte sich auf Eren und presste seinen schweren Körper auf den ihrigen. Seine Augen verdunkelten sich, und ein kleines anzügliches Grinsen umspielte seine Lippen. Sie unterdrückte einen Schauer und warf ihm stattdessen einen wütenden Blick zu.
 

„Tja, so sehr ich unsere Position auch gerade genieße,“ wisperte er ihr ins Ohr. „Ich fürchte, dass ich nicht länger bleiben kann.“
 

Schlagartig stand er auf und lies von Eren ab, um hinüber zum Fenster zu huschen. Er hüpfte auf die Fensterbank und drehte sich ein letztes Mal zu ihr um.

„Es war mir eine Freude dich kennenzulernen, meine Süße.“ frohlockte er und sprang aus dem Fenster, um in die Weiten der dunklen Nacht zu verschwinden.
 

Eren starrte das leere Fenster an, bevor sie endlich aufstand und ihre Waffen einsammelte. Sie fühlte sich seltsam aufgewühlt und zutiefst beschämt, dass sie ihn hatte entkommen lassen.

„Verdammte Scheiße.“ murmelte sie. „Ich hab' verloren.“
 

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In den nächsten Wochen arbeitete Eren hart, um den guten Ruf des Aufklärungskommandos aufrecht zu erhalten. Die Medien stürzten sich wie wilde Hyänen auf Levis Flucht und den Fehler der Polizeibehörde. Die Pressesprecherin des Aufklärungskommandos musste die Panne der Behörde erklären und hervorheben, dass die Mission trotz allem als erfolgreich betrachtet werden konnte. Erens Team und die der anderen Polizisten hatten einen Haufen hochraniger Krimineller verhaften können, und außerdem waren sie in der Lage gewesen, das Oberhaupt der Mafia in die Enge zu treiben. Es wurde darauf geachtet, dass Fakten wie diese auf jeder Pressekonferenz wiederholt wurden, denn Image war bekanntlich alles.
 

Eren sah sich die Pressekonferenz zuhause auf ihrem Fernseher an, und dachte darüber nach wie sie eines Tages dazu fähig sein würde, Levi zu schnappen und die Gerechtigkeit und Sicherheit auf ihrer geliebten kleinen Insel wiederherstellen zu können.

Aber zuerst muss ich trainieren und mehr Muskeln aufbauen.“ dachte sie bei sich, und ein entschiedenes Glitzern funkelte in ihren Augen.

Es wäre pure Untertreibung zu sagen, dass sie mit ihrer Arbeit nicht zufrieden gewesen wäre. Hätte sie mehr Erfahrung und mehr Training gehabt, hätte die Agentin vermutlich schneller reagieren können. Levi hatte die seltene Fähigkeit, Eren nervös zu machen, und es war gerade diese Eigenschaft, die ihren Hass auf das Mafiaoberhaupt noch steigerte.
 

Die immer größer werdenen Stapel von Papieren, Fallbereichten und Ordnern zollten allmählich ihren Tribut. Mit einem resignierten Seufzen musste Eren sich eingestehen, dass sie einen Assistenten würde anheuern müssen, um dieses Arbeitspensum bewältigen zu können. Sie mochte den Gedanken nicht, ein neues Mitglied ins Team zu schleusen, da sie mit ihrer aktuellen Aufstellung, bestehend aus ihren alten Weggefährten Sasha, Connie, Reiner und Jean, an sich schon genügend Scherereien hatte. Sie hatten sich alle an der Polizeiakademie kennengelernt und seitdem immer aufeinander rumgehangen.

Einer von ihnen, Jean, ließ Eren immer wieder an ihrem Verstand zweifeln, denn warum zur Hölle war sie eigentlich mit so einem Menschen befreundet? Es half nicht gerade dass Jean ein ziemliches Problem damit hatte, dass Eren jetzt seine Vorgesetzte war, und er lies keine Gelegenheit aus, sie das spüren zu lassen. Ihr Geduldsfaden war einfach zu kurz als dass sie seine Versuche, sie zu ärgern, ignorieren könnte. Also endeten sie meist damit, sich über bedeutungslose Sinnlosigkeiten zu streiten.
 

Im Nachhinein war Eren dann doch ziemlich froh, dass die Personalabteilung ihr Mikasa Ackerman als neue Assistetin geschickt hatte. Mikasa war eine intelligente und disziplinierte junge Frau mit glatten schwarzen Haaren. Zuerst schien sie etwas reserviert zu sein, aber sie hatte sich schnell geöffnet nachdem sie bemerkt hatte, dass Eren eine freundliche Persönlichkeit besaß und ihre Untergebenen sehr achtete. Sie kannten sich nun gerade einmal seit 5 Wochen, aber es fühlte sich an als seien sie vielmehr alte Freunde statt Chefin und Angestellte.
 

Eren seufzte laut als sie den neuinstallierten Aufzug der Behörde betrat. Gestern war ein harter Tag gewesen, sie hatte in einer nervigen, sensationslüsternen Nachrichtensendung auftreten und die neuesten Entwicklungen zum Fall erklären müssen. Natürlich nur die Neuigkeiten, die auch für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen waren. Eren hasste es einfach, ihre Zeit mit diesen oberflächlichen Dingen zu verschwenden. Sie verabscheute es, zu lächeln und nett auszusehen während sie dumme Fragen von noch dummeren Menschen beantworten musste. Aber ihr Chef Erwin verlangte von ihr, die Behörde gegenüber der Zivilbevölkerung zu repräsentieren.

„Was könnte besser für uns sein als eine starke, gebildete und junge Frau? Die jungen Leute werden sich endlich mit den Zielen unserer Organisation identifizieren können, und wir werden mehr Unterstützung aus der Bevölkerung erhalten.“ pflegte er zu sagen, wann immer sich Eren über den neuen und nervigen Teil ihres Jobs beschwerte.
 

„Ereeen!“ Eine aufgeregte Stimme riss sie aus ihren Gedanken.

„Du warst so großartig letzte Nacht mit deiner klaren Ansage! Die Art wie du diesen ignoranten Idioten von Moderator zum Schweigen gebracht hast, war unglaublich!“
 

Eine Frau mit einem verwuschelten braunen Pferdeschwanz rannte auf Eren zu und begrub sie in einer Umarmung, die der Agentin jegliche Luft nahm.
 

„Danke, Hange.“ Eren sandte der verrückten forensischen Wissenschaftlerin ein müdes Lächeln.
 

„Was war denn daran so großartig? Sie hat doch bloss ihren Job gemacht.“ meckerte eine Stimme hinter den beiden Frauen.
 

Eren stöhnte auf und ordnete die Papiere in ihren Armen neu an. „Pferdegesicht, es ist verdammt noch mal zu früh für dich, hier wie ein Arschloch rumzuwiehern!“
 

„Du bist eine kleine Rotzgöre, Yeager!“ stachelte Jean weiter.
 

Hange lachte. „Ach, Jean... immer noch neidisch, dass du den Job damals nicht bekommen hast?“
 

Sie bekam nur ein abfälliges Schnauben als Antwort.

Hange zuckte mit den Schultern und grinste Eren an. „Wirklich, Eren, deine Rede, niemals aufzugeben war super. Und als der Typ gesagt hat, wir hätten nie eine Cahnce die Kriminalität zu stoppen und du nur meintest 'Naja, wenn wir nicht kämpfen, können wir auch nicht gewinnen' - aah, das hat mir eine Gänsehaut verschafft!“
 

Hange zersauste begeistert Erens glänzend braunes, schulterlanges Haar, und die lange harte Arbeit, die die Agentin vor dem Spiegel zugebracht hatte um ihre Mähne zu bändigen, war zerstört.

Eren hätte wissen müssen, dass es sowieso nutzlos war Mühe in ihre Frisur zu stecken. Selbst wenn keine verrückte Wissenschaftlerin sie jeden Morgen anspringen würde, ihre Haare würden nie glatt und ordentlich aussehen. Sie würden immer in wirren Locken von ihrem Kopf abstehen.
 

„Uargh, danke, aber könntest du das jetzt bitte lassen.“ schnaubte Eren ärgerlich, als sie mit ihren beiden Freunden den Büroraum betrat, indem die Schreibtische ihres Teams standen, am Kopf des Raumes Eren's persönliches Prunkstück, ein schwerer kastanienbrauner Tisch aus den 20er Jahren.
 

Hange kicherte als sie den beiden in den riesigen Raum folgte. Der Duft von frischgekochtem Kaffee erfüllte den Raum, und Eren seuzte erleichtert auf. Endlich hatte sie wieder Zeit und Muse, sich auf den Fall zu konzentrieren, ohne sich ständig Gedanken machen zu müssen wie sie am diplomatischsten mit den Reportern umgehen müsste, oder wie sie am besten auf dem Fernsehbildschirm rüberkam . Als sie ihren Schreibtisch erreichte, stand Mikasa schon daneben, in ihrer Hand eine große und teuer aussehende Kamera.
 

„Guten Morgen, Eren.“ sagte sie mit ihrer sanften geschmeidigen Stimme.
 

Die Brünette antwortete mit einem Lächeln. „'Morgen, Mikasa. Du bist aber zeitig da.“
 

Als sie ihre Papiere ablegen wollte, bemerkte sie einen Strauß bunter, exotisch duftender Blumen, der reizvoll auf ihrem Schreibtisch arrangiert worden war. Das Bouquet erstrahlte unter dem flackernden Licht der elektrischen Glühbirne, und Eren war fasziniert von den leuchtenden Farben.
 

„...Was ist das denn?“ fragte sie verwirrt.
 

Mikasa zuckte leicht mit den Schultern und begann, die Papiere zu kleinen Stapeln zu ordnen. „Ein Lieferjunge hat die gerade eben vorbeigebracht.“ antwortete sie wahrheitsgemäß.
 

Die Teamchefin trat einen Schritt nach vorn, um an dem verdächtigen Strauß zu riechen. Sie verstand nicht besonders viel von der Gefühlsduselei um Blumen, aber die Pflanzen rochen gut und sahen nett aus, also hatte sie nichts dagegen.
 

Blieb nur eine Frage: Wer würde ihr so etwas schicken?
 

Hanges starke knochige Hände schlossen sich um Erens Schultern und veranlassten sie dazu, zusammenzuzucken.

„Vielleicht wollte dir jemand zu deiner hervorragenden Arbeit gestern gratulieren.“ grinste die forensische Wissenschaftlerin. „Oder du hast vielleicht einen heimlichen Verehrer, Eren.“
 

Die Agentin rollte mit den Augen und bemerkte, wie Jean sich langsam an ihren Schreibtisch heranschlich.
 

„Wie auch immer.“ antwortete sie kindisch.
 

„Los, mach schon, Eren! Lies die Karte, ich bin echt gespannt, wer dir diesen prächtigen Strauß geschickt hat!“ Hange hüpfte geradezu vor Begeisterung.
 

Eren strich sich mit der Hand übers Gesicht bevor sie die beigelegte Karte ergriff. Mit einem finsteren Blick warf sie die Karte Hange zu, als sie sich kurz ihre Lederjacke abstreifte. Noch bevor die Wissenschaftlerin ihr Briefchen heimlich mit ihren schmuddeligen Händen aufreißen konnte, schnappte sich Eren den Umschlag wieder und riss ihn auf. Sie war neugierig auf die Karte, aber als die Agentin die ersten Zeilen gelesen hatte, verdüsterte sich ihr Blick. Der Papierkorb war ihr plötzlich noch nie so verlockend erschienen.
 

Glückwunsch zu deinem Auftritt gestern, Süße. Die Art und Weise wie du den geistigen Dünnschiss dieses Idioten stillgelegt hast, war wirklich bemerkenswert. Ich bewundere deinen Ehrgeiz, mich zu fangen. Die gesamte Pressekonferenz hat mich wirklich zum Lachen gebracht.

Trotzdem, ich muss dich leider enttäuschen, du wirst mich nie wieder fangen können. Aber wenn du mich so unbedingt sehen wolltest, hättest du auch einfach fragen können. Ich bin mir sicher dass wir einen anderen Weg finden werden, uns wiederzutreffen, Miss Yeager.

Pass auf dich auf,

L.
 

Nach einigen Sekunden der Stille und Erens geräuschlosen inneren Brodelns ging Jean vorsichtig auf seine aufgebrachte Chefin zu.
 

„Also...wirst du uns erzählen, wer es nun war, Yeager?“ fragte er neugierig.
 

„Dieser Bastard!“ fauchte Eren, als sie ihre Faust auf den Tisch schlug. „Dieser verfluchte Bastard macht sich lustig über mich!“

Sie knirschte mit den Zähnen während sie den Drang bekämpfte, ihren Tisch aus dem Fenster zu schmeißen. „Warte nur, du elendiger Mistkerl!“
 

Noch während Eren durch ihr Büro wütete, schaltete Mikasa schnell die Kamera an und hielt sie mit einem kleinen Lächeln auf die Agentin. Als Eren zu beschäftigt war, ein gewisses Stück Papier zu zerknüllen und mit Obszönitäten zu beschimpfen, schoss Mikasa schnell ein Bild von ihr. Abprubt und mit einer Schnelligkeit, die die schwarzhaarige Frau zusammenzucken ließ, drehte sich Eren um und beäugte ihre persönliche Assistentin misstrauisch.
 

„Hast du gerade wirklich ein Foto von mir gemacht?“ fragte sie, etwas argwöhnisch ob dieser Aussicht.
 

Mikasa ließ die Kamera sinken und zuckte mit den Schultern. „Das ist unsere neue Ausrüstungskamera, ich musste sichergehen dass sie auch funktioniert. Außerdem mag ich dein wütendes Gesicht, es ist irgendwie unterhaltsam.“
 

Eren schüttelte den Kopf über diese Erklärung und lies das Thema fallen, als Jean zu ihr herüberglitt und ihr die Karte aus der Hand schnappte.

Eren atmete tief ein, um sich zu beruhigen.
 

„Oi, Eren, warum nennt er dich denn Süße?“ Jean sah sieh verwirrt an. „Du bist doch nicht süß. Du bist eher eine wütende Kratzbürste.“
 

Innerlich bis 10 zählend, atmete Eren noch einmal tief ein.

„Wow wirklich, danke, Pferdegesicht.“ knurrte sie und warf ihm einen warnenden Blick zu.
 

„Ernsthaft, warum nennt er dich so?“ Jean grinste höhnisch. „Was denn, verführst du den armen Dummkopf etwa? Eren, ich hätte nie gedacht dass du dir mal so einen gruseligen Freund angelst, ich dachte eher du endest als alte einsame Jungfer.“
 

Eren zog verärgert ihre Augenbrauen zusammen. „Ich weiß es verdammt noch mal nicht, Jean. Lass den Scheiß oder ich sorge dafür, dass du im Stall landest - kein Essen, kein Wasser - bis du dich benimmst.“
 

„Oho, da ist aber jemand empfindlich heute...“
 

Eren stöhnte genervt auf.

„Es regt mich einfach über die Maßen auf. Ich bin nicht seine beschissenene Süße. Der einzige Grund, warum er mich so nennt, ist, weil er ein arroganter Bastard ist der hinter Gittern gehört. Und ich werde diejenige sein, die seinen armseligen Arsch in eine dunkle Zelle schmeißt... ob er will oder nicht.“
 

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Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Tagsüber hetzte Eren von einem Termin zum anderen, und abends nutzte sie ihre Freizeit um Fallberichte zu studieren. Sie würde schon noch einen guten und wirksamen Weg finden, Levi nochmals in die Enge zu treiben.
 

„Eren, du treibst dich viel zu sehr an.“ schimpfte Mikasa milde, als sie Eren eines Tages bei einem heimlichen Nickerchen im Büro erwischte.
 

„Nein, ist schon okay.“ gähnte Eren, während sie sich streckte und eine Miene verzog. „Sonst werde ich diesen kriminellen Bastard nie fangen.“
 

Mikasa schaute sie mit einem unlesbaren Gesichtsausdruck an. „Es macht keinen Sinn wenn du dich überarbeitest. Wenn du vom Schlafmangel zu müde bist, wirst du Fehler machen. Und Fehler können zu gefährlichen Situationen führen.“
 

Eren schaute sich nachdenklich um und seufzte schließlich. „Vielleicht hast du recht. Vielleicht sollte ich mich mehr ausruhen.“
 

Mikasa lächelte wieder. „Hey, wie wäre es wenn ich dich heute Abend zu einem Drink einlade? Wir quatschen einfach und entspannen ein wenig.“
 

Eren antwortete ihr mit einem breiten Lächeln. „Es gibt keinen anderen Weg damit du mich in Ruhe lässt, oder?“
 

Um sieben endete die offizielle Schicht der beiden Frauen, und sie konnten sich endlich in den wohlverdienten Feierabend verabschieden. Sie hatten hart an diesem Tag gearbeitet und Eren musste zugeben, dass sie wirklich eine Ablenkung von Levis Fall brauchte. Ein paar Drinks mit Mikasa würden wirklich eine perfekte Gelegenheit sein, um zu abzuschalten.
 

Die beiden setzten sich gerade in Eren's Auto um einen gemütlichen kleinen Pub in der Stadt anzufahren, als ihr Handy klingelte. Eren kramte es heraus und blickte auf die unbekannte Anrufernummer. Sie sammelte sich kurz und und beantwortete das Klingeln mit seriöser Stimme.
 

„Hier ist Eren Yeager, wie kann ich Ihnen helfen?“ fragte sie.
 

Eine bekannte, kräftige Stimme grüßte sie zurück. „Hey Eren, hier ist Reiner. Ich glaub ich hab da etwas interessantes zum Levi-Fall gefunden. Ich weiß dass du eigentlich schon frei hast für heute, aber könntest du kurz kommen und es dir ansehen? Ich glaube da sind ein paar nachteilige Beweise, die wir in der Anhörung gegen Levi verwenden könnten.“ überzeugte er sie.
 

Mit einem enttäuschten Seufzer schaute Eren auf ihre Uhr. „Naja gut, wenn es nur ein paar Minuten sind. Soll ich nach Verstärkung fragen?“
 

„Nein, das wird nicht notwendig sein. Ich weiß nicht mal genau, ob es wichtig ist. Es ist nur meine persönliche Meinung, die ich dir da rüberwerfe. Komm einfach und schau's dir an.“ sagte er, wobei Eren den flehenden Unterton gar nicht bemerkte.
 

Der Man gab ihr seine Koordinaten durch und sie tippte sie in ihr Navi ein.
 

„Tut mir leid Mikasa, unser Drink wird sich wohl um ein paar Minuten verschieben.“ Eren lächelte entschuldigend. „Ich kann dich ja am Pub rauslassen und später dazukommen, wenn du magst.“
 

Mikasa zuckte nur mit den Schultern. „Wenn du gehst, dann geh ich auch hin.“ erklärte sie mit einem Ton der Endgültigkeit, der Eren überzeugte. Ihr Respekt für die japanische Frau stieg noch einmal mehr.
 

Das GPS leitete die jungen Frauen zu einer alten stillgelegten Fabrik. Die rostigen blechernen Außenwände waren von Pflanzen überwuchtert, und der Beton auf dem Gelände war aufgerissen, als habe ihn ein kleines Erdbeben zerstört. Eren wunderte sich, was zur Hölle Reiner an so einem Ort gefunden haben könnte. Sie trug bereits ihre alltägliche Kleidung, ein weites weißes Shirt, Jeanshosen und schwere schwarze Stiefel. Bevor sie aus dem Auto ausstieg verstaute sie ihre Waffe noch schnell in ihrem Hosenbund. Eren fühlte sich einfach sicherer mit ihrer Pistole griffbereit am Körper. Man konnte schließlich niemals wissen.
 

Mikasa fummelte mit ihrem Handy herum, hielt es ziellos in die Luft und stieg aus dem Auto, das Telefon immer noch hochhaltend. Eren schlüpfte aus dem Fahrzeug und beobachtete ihre Assistentin, wie sie ein lebloses Stück Elektronik beschimpfte.
 

„Verdammt, ich hab hier einfach keinen Empfang.“ meckerte Mikasa gereizt. „Eren, ist es okay wenn ich dich für ein paar Minuten alleine lasse? Ich muss einen wichtigen Anruf erledigen.“
 

„Sicher. Weißt du, ich bin eine erwachsene Frau, Mikasa, ich kann schon auf mich selbst aufpassen.“ gluckste Eren. Tief in ihr drinnen war sie jedoch etwas verstört über Mikasas wachsende mütterliche Fürsorge, die sie ihr gegenüber an den Tag legte.
 

Während Eren nördlich auf das Gebäude zuging, wanderte Mikasa zum Wohle ihres Handyempfangs ans östliche Ende des Geländes.

Als sie an zugeketteten, rostigen Türen ankam, untersuchte Eren ihre Umgebung und fand eine halboffene Tür an der Seite. Vermutlich hatte Reiner sie eingetreten.

Sie wich ein paar Nägeln und Brettern aus und betrat den Eingang. Sie fand sich in einer verlassenen Halle wieder, die aussah als hätte sie in den 50er Jahren als Wartevorzimmer gedient. Sie schlurfte ein paar Minuten lang durch offene Türen und leere Gänge, um Reiner zu suchen, aber Eren traf auf keine Menschenseele. Als etwa 10 Minuten vergangen waren, runzelte sie die Stirn. Wo zur Hölle war Reiner? Eren sah sich nervös um, und ein Gefühl der Furcht durchflutete sie, ein Vorahnung, dass schreckliche Dinge auf sie zukommen würden.
 

Zögernd rief sie Reiners Namen aus, und der Knoten der Angst verstärkte sich in ihrem Magen, als sie nur die verklingenden Echo-Geräusche ihres Rufes wahrnehmen konnte. Als niemand antwortete, wollte Eren vorsichtig ihre Waffe ziehen. Diese angespannte Atmosphäre trieb sie noch auf die Spitze.
 

Es waren nur 5 Sekunden, die sie brauchte um ihre Hände nach der Waffe auszustrecken, und ihr Angreifer hatte sie offensichtlich schon einige Zeit beobachet, denn als Eren ihren Arm drehte um die Pistole zu greifen, wurde er mit hartem Griff zurückgezogen. Sie drehte sich um, doch noch bevor sie etwas sehen konnte wurde sie von einem schweren Gegenstand am Kopf getroffen.
 

Ihre Welt versank in schwarze Dunkelheit.
 

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Die lauten Geräusche, die in ihren Ohren klingelten, verstärkten die stechenden Kopfschmerzen nur.
 

Warum mussten diese Leute so laut sein? Konnten sie sie nicht einfach noch ein wenig länger schlafen lassen?
 

Eren öffnete langsam die Augen und versuchte, sich an das blendende Licht der flackernden Neonröhren zu gewöhnen.

Sie wollte ihre Hände heben um sich die Augen zu reiben, musste aber zu ihrem Entsetzen feststellen, dass diese mit einem dicken Seil auf ihren Rücken gefesselt waren.

Sie lag auf einem kalten, harten Fußboden.
 

Eren versuchte den Kopf zu drehen, nur um vor Schmerz aufzustöhnen.

„Na super, jetzt hast du sie aufgeweckt!“ fauchte eine tiefe Stimme.
 

„Ist ja wohl nicht meine Schuld, ich habe gleich gesagt dass wir sie töten sollten!“ hielt eine zweite Stimme entgegen.
 

Endlich war Eren in der Lage, ihre Umgebung eingehender zu betrachten. Ein großer Mann mit dunklen Haaren starrte auf sie herab, in seinen Augen blitzte ein kalter, berechnender Schimmer auf. Neben ihm stand ein großer blonder Typ, der Eren erschreckend bekannt vorkam.
 

„Reiner!“ keuchte sie verwirrt.
 

Was ging denn hier vor sich? Warum lag sie gefesselt auf dem schmutzigen Boden, warum half Reiner ihr nicht?
 

„Eren,“ sagte der blonde Mann. „Es... es tut mir leid.“
 

„Was soll das heißen, es tut dir leid?“ Eren wurde langsam wütend. „Warum bindest du mich nicht los? Was soll das hier alles bedeuten?“
 

„Halt's Maul, Yeager!“ befahl der größere Mann. „Du solltest dankbar sein, dass du noch lebst. Wenn du genau das machst was wir dir sagen, überlebst du die nächsten Stunden vielleicht noch!“
 

Bei diesen Worten riss Eren ihre Augen auf, sie versuchte all ihre Gedanken zu sammeln und nicht auszuflippen. Sie warf dem dunkelhaarigen Mann einen schnellen Blick zu, um abzuschätzen ob es eine Möglichkeit gab, ihm in den Arsch zu treten. Plötzlich entdeckte sie ein verstörendes rotes Band an seiner Kleidung. Das Symbol auf diesem Stück Stoff stand für eine berüchtigte, brutale Straßengang, die Eren nur zu gut kannte.
 

Sie sah hinüber zu Reiner und entdeckte das gleiche Band.
 

„Ihr...ihr seid Mitglieder der Titanen?“ fragte sie heiser.
 

Obwohl die Titanen sehr bekannt waren, war die Gruppe auch ziemlich klein mit ihrer nur etwa 100 Man zählenden Anhängerschaft. Trotzdem, die Gang war extrem gewalttätig und berüchtigt für ihre ungewöhnlichen und gnadenlosen Methoden um das zu bekommen, was sie wollten. Der Ursprung der Bande lag im südlichen Bezirk der Stadt. Einst waren sie sehr machtvoll gewesen, aber seit die Flügel der Freiheit, die hundertmal einflussreicher und gefürchteter waren als die Titanen es je sein würden, ihre Hände im Spiel hatten, hatte die kleine Straßengang viel an Bedeutung und Ruf verloren.
 

„Gut erkannt.“ schnaubte der große Mann verächtlich. „Wir haben dich gefangen genommen um das Aufklärungskommando dazu zu bringen uns unser...“
 

„Verdammt hör auf, Berthold, das braucht sie doch nicht zu wissen!“ unterbrach Reiner ihn.
 

„Halt die Klappe, und nenn mich doch nicht bei meinem echten Namen!“ fauchte Berthold zurück.
 

Eren verlor langsam aber sicher die Geduld. „Reiner, verdammte Scheiße!“ rief sie wütend, als sie versuchte sich aufzurichten. „Du hast mich betrogen! Du hast die ganze Behörde betrogen!“
 

Reiner zuckte zusammen. „Also, was das angeht, ich-“
 

Der blonde Mann wurde unterbruchen, als die Tür des Raumes mit Wucht aus den Angeln getreten wurde. Eren starrte fassunglsos auf den Eingang, und verlor jeglichen Glauben als sie eine muskulöse und tödlich dreinschauende Frau im Türrahmen erkennen konnte.
 

„Mikasa? Was zur Hölle ist hier los?“ knurrte sie wutentbrannt.
 

Mikasa richtete zwei Pistolen auf Reiner und Berthold, als sie in den Raum gestapft kam.

Ihre Lippen waren zu einer einzigen dünnen Linie zusammengepresst, und sie kniff ihre Augen ärgerlich zusammen als sie Eren gefesselt auf dem dreckigen Boden erblickte.
 

„Okay, Blondie. Du bindest Eren jetzt auf der Stelle los, und keine dummen Mätzchen. Eine falsche Bewegung und ich jag dir 'ne Kugel durch den Kopf.“ kommandierte sie schroff.
 

„Das glaube ich aber kaum.“ Eine andere weibliche Stimme erschien hinter Mikasa.
 

Eine blonde Fraue mit eiskalten blauen Augen und gelangweilter Miene stand hinter der schwarzhaarigen Frau und drückte ihr grob eine Waffe in den Rücken.
 

„Annie...du...“ Mikasa spuckte vor Wut aus als sie sich langsam umdrehte und langsam die Hände hochnahm. Ihre Pistole schepperte laut, als sie auf den rauen Boden fiel.
 

Ein kleines Lächeln verzog den Mund von Annie, bevor sie es schnell wieder niederkämpfen konnte. „Schön, dich wiederzusehen, Mikasa. Nun sei ein braves Mädchen und setz dich neben Eren.“
 

Während Berthold Mikasa's Waffe vom Boden aufhob, drückte Annie die Frau barsch auf den Fußboden. Reiner beobachtete die Szenarie von der Seite her, bis er auf Mikasa zuging und ihre Hände hinter dem Rücken fesselte, genau wie er es bei Eren zuvor getan hatte. Er vermied den Blick seiner ehemaligen Chefin, und konzentrierte sich stattdessen auf seine Aufgabe.
 

Als er fertig damit war, die wütende Mikasa zu fesseln, kam sein größerer Kompangon herüber und schleifte ihn unbarmherzig aus dem Raum heraus.

Da sie keine Geräusche vom Flur her hören konnte, vermutete Eren dass die beiden sich in einen anderen Raum zurückgezogen hatten um mehr Privatsphäre zu haben. Blieben also nur noch sie selbst, Mikasa und die Frau namens Annie zurück.

Die Blondine starrte sie mit einem derart intensiven Blick an, dass Eren sich umdrehte und ihre Assistentin anschauen musste.
 

„Mikasa...“ sagte Eren leise. „Du bist keine echte Sekräterin, oder irre ich mich?“
 

Die schwarzhaarige Frau schaute sie mit traurigen Augen an. „Nein, das bin ich nicht.“
 

„Aber...was bitte bist du dann?“ fragte Eren, zunehmend gereizter. Irgendjemand sollte anfangen, ihr die Sachlage zu erklären. Und zwar sofort.
 

„Oh, du kleines naives Ding, hat Mikasa dir etwa nicht erzählt dass sie Levi's rechte Hand ist? Du kennst doch das Oberhaupt der Flügel der Freiheit, oder?“ sprach Annie langsam und gedehnt.

„Oopsie...hab ich da etwa ein Geheimnis verraten?“ grinste sie höhnisch, als sie einen bedrohlichen Blick von Mikasa zugeworfen bekam.
 

Eren blendete automatisch Annies Worte aus. Sie konnte einfach nichts mehr darüber hören, dass die Leute, mit denen sie am engsten zusammengearbeitet hatte, sie in Wirklichkeit nur betrogen hatten. Die bloße Tatsache, dass Mikasa nichts unternommen hatte um Annies Anschuldigungen von sich zu weisen, lies Eren das Herz zusammenziehen. Sie war angelogen worden. Sie war getäuscht worden von Menschen, die vorgaben ihre Freunde zu sein.
 

Es tat weh. Sehr sogar.
 

„Mikasa...ist das wahr?“ Eren wusste die Antwort bereits, aber es half nichts gegen den Knoten in ihrer Brust, der sich immer enger zusammenzog.
 

„Eren, du verstehst das nicht.“ sagte Mikasa. Ihre Stimme klang traurig und verzweifelt.
 

„Ja, da hast du verdammt noch mal recht, ich versteh's nicht!“ brauste Eren auf. „Dann klär mich doch mal auf, warum ist hier plötzlich jeder ein beschissener Verräter?“
 

„So ist das nicht. Ich bin kein Spion oder so ... naja nicht ganz, glaube ich.“ antwortete Mikasa hastig. „Zu Anfang hatte Levi mich zum Aufklärungskommando geschickt, damit ich Informationen über deine Ermittlungen sammeln konnte.“ Eren konnte nicht anders, als die Zähne zu fletschen, aber Mikasa ließ sich von ihrer Erklärung nicht abbringen.

„Jedenfalls hörten wir eines Tages, dass die Titanen einen Plan ausgeheckt hatten um dich zu entführen, also wurde ich in dein Team versetzt um ein Auge auf dich behalten zu können. Mir wurde die Verantwortung übertragen, dich zu beschützen. Ich glaube, ich habe versagt, Eren. Es tut mir wirklich wahnsinnig Leid.“
 

Eren starrte sie verdutzt an. Das machte alles keinen Sinn. So wirklich überhaupt keinen Sinn.
 

„Bitte...bitte was?“
 

Mikasa schaute Eren in die Augen. „Es tut mir leid, ich wollte dich nicht verraten. Ich habe angefangen, dich zu mögen, ernsthaft! Es fühlt sich irgendwie so an, als seist du meine kleine Schwester.“
 

Eren öffnete den Mund um etwas zu erwidern, schloss ihn aber wieder, denn sie wusste wirklich nicht was sie darauf antworten sollte. Ein Teil von ihr war einfach nur erleichtert, dass Mikasa doch nicht das wertlose Stück Dreck war, für dass sie sie ein paar Momente lang gehalten hatte. Aber ein anderer Teil war einfach nur sprachlos aufgrund der Tatsache das Levi tatsächlich jemanden geschickt hatte, um sie zu beschützen.
 

Was für ein Arschloch.
 

Eren blinzelte und bemühte sich, Mikasa nicht wie eine Idiotin anzustarren. Im Flur vernahm sie plötzlich Stimmen und Kampfgeräusche. Auf der Stelle richtete Eren sich auf so gut es ging, und pustete sich ein paar wirre Haarsträhnen aus dem Gesicht. Die Titanen wurden angegriffen, und Eren betete zu allen Heiligen, dass es ihre Kollegen waren, die sie nun gefunden hatten und zu Hilfe eilen wollten.
 

„Fuck!“ murrte Annie und ging hinüber zur Tür. Sie öffnete sie leise und wollte um die Ecke schauen, was los war, als eine Pistole auf ihren Kopf niedersauste und sie K.O. schlug. Die Frau rutschte zu Boden und ein Man mit hellbraunem Undercut stieg achtlos über sie hinweg.
 

Er drehte sich noch einmal zur Tür und rief heraus: „Hey, Boss! Ich hab sie gefunden!“
 

Der Eindringling schritt auf Mikasa zu und zog mit geradezu beunruhigender Lässigkeit ein Taschenmesser aus seiner Hose, als Staatsfeind Nummer Eins plötzlich elegant in den Raum schlüpfte.
 

„Gut gemacht, Oluo. Mikasa, Miss Yeager, seid ihr beiden okay?“
 

Eren riss ihre Augen vor Entsetzen auf, als sie Levi anstarrte. Er stand entspannt mitten im Zimmer, als wäre es das Normalste der Welt, in eine verlassene Fabrik einzubrechen um seine Untergebene und eine Agentin zu retten. Er sah genauso unverschämt gut aus wie beim letzten Mal, nur trug er diesmal keinen Anzug, sondern enge schwarze Hosen und ein dunkles T-Shirt.
 

Mikasa nickte als sie aufstand. „Uns geht’s gut. Ihr seid genau im richtigen Augenblick gekommen.“
 

Levi nickte ihr zu und drehte sich kurz zu Eren herum, um sie ihr ein verschlagenes Lächeln zuzuwerfen. Gleich darauf lenkte er seine Aufmerksamkeit Annies bewusstlosem Körper zu. Er stieß sie unsanft mit dem Fuss an und rümpfte die Nase, als Blut seine sauberen Stiefel befleckte.
 

„Das ist verdammt nochmal widerlich.“ sagte er und zog ein Taschentuch aus seiner Hosentasche, um sich den braunroten Fleck von den Schuhen zu wischen. Er sah wieder hinüber zu Mikasa. „Nachdem du uns angerufen hast, habe ich das Team versammelt und wir sind sofort ausgerückt.“
 

Eren blickte immer noch fassunglos von Mikasa zu Levi und wieder zurück. Sie räusperte sich kurz, um deren Aufmerksamkeit zu erlangen.
 

„Ähm, Mikasa...würde es dir was ausmachen mir zu erklären, was hier vor sich geht?“ fragte sie misstrauisch.
 

Die Gangsterin zuckte mit den Schultern als sie antwortete. „Naja, ich wusste das irgendwas faul war, als wir hier ankamen. Dieser verlassene Ort war früher mal das Versteck der Titanen; noch nicht mal die Polizei hatte davon Wind bekommen. Ich habe Oluo informiert wo wir stecken, aber als ich zurück kam und du plötzlich verschwunden warst, hab ich natürlich meinen Boss angerufen. Ich habe Levi informiert.“ Sie sah nach unten und vermied es, Eren anzuschauen, während sie ihr die Fesseln aufschnitt. „Tut mir leid dass ich dich nicht gleich zu Anfang beschützen konnte.“
 

„Ja, naja, das ist nicht ganz das was ich gemeint ha-“ fing Eren an, als sie aufstand, doch sie wurde unterbrochen als erneut jemand durch den Eingang hereinplatzte.
 

Eren hatte es langsam satt.
 

„Levi, wir haben zwei Autos vor der Fabrik entdeckt.“ Die Frau mit dem bernsteinfarbenen Haar, die den Raum eben betreten hatte, kam sofort zum Punkt. „Wir wissen nicht, wieviele es sind, aber du solltest so schnell wie möglich von hier abhauen. Ich wette dass sie es auf deinen Kopf abgesehen haben.“ Die Frau warf Eren einen bedeutungsvollen Blick zu. „Und sie sollte auch von hier verschwinden. Es wird zu gefährlich für sie werden.“
 

Eren hasste es einfach, die einzige zu sein, die keine Ahnung hatte was hier vor sich ging.

„Also entschuldige mal, Püppchen, ich bin ein Special Agent, ich glaub ich weiß selbst wie ich auf mich aufpassen kann...“ stellte sie ärgerlich fest.
 

Levi konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. „Da bin ich mir sicher, Süße. Aber für's Erste kommst du jetzt mit mir.“ erklärte er mit einem Ton der Endgültigkeit und bevor Eren auch nur protestieren konnte, schnappte er sie am Handgelenk und schleppte sie mit sich Richtung Südseite des Gebäudes.
 

Das Wissen, von einer Horde brutaler Killer verfolgt zu werden, ließ Levi und Eren in einen Sprint ausbrechen. Sie mussten so schnell wie möglich aus dieser verlassenen Fabrik verschwinden.

Levi umklammerte ihr Handgelenk immer noch mit festem Griff, und Eren versuchte fürs Erste nur mit seinem Tempo schritt zu halten. Ihr Kopf schmerzte immer noch höllisch, und ihre Füße fühlten sich taub an von den Fesseln, es würde momentan also keinen Sinn machen gegen ihn zu kämpfen. Sie bogen um eine Ecke und rannten einen langen Flur mit etlichen Türen entlang, als sie plötzlich leises Flüstern vernahmen.
 

„Er muss hier irgendwo sein, hast du nicht die Fußtritte gehört?“ wisperte eine unbekannte Stimme um die nächste Ecke.
 

„Scheiße.“ fluchte Levi atemlos.
 

Er riss die erste Tür auf, die er sah, und stieß Eren ins Zimmer. Schnell folgte er ihr und schloss die Tür wieder, fast ohne ein Geräusch verursacht zu haben.
 

Der Raum schien eine ehemalige Putzkammer zu sein, klein und ziemlich dunkel. Es gab kaum genug Platz für beide, also presste Eren sich mit den Rücken an die Wand, während Levi halb über ihr lehnte.
 

„Was zum...“ fing sie an, doch der Man drückte ihr schnell seine Hand auf den Mund.
 

„Shh!“ flüsterte er und sah sie warnend an.
 

Ihre Augen konnten sich langsam an die Dunkelheit gewöhnen, und das Licht das durch ein kleines Fenster an der Decke hereinsickerte half ihr, Levi's Gestalt über ihr zu erkennen. Vielleicht lag es daran, dass sie eine Gehirnerschütterung erlitten hatte, vielleicht auch an der staubigen Luft in der kleinen Kammer, aber Eren fühlte sich plötzlich benommen. Sie atmete tief ein und erhaschte den Hauch einer Aloe-Pflegecreme von Levis Hand. Sie versuchte, sich auf die Stimmen draußen im Flur zu konzentrieren, um sich selbst von der engen Nähe zu ihm abzulenken, aber sie schaffte es nicht. Levis Augen lagen immer noch auf ihrem Gesicht, er beobachtete sie mit geweiteten Pupillen.
 

Ein Schauer lief Eren über den Rücken.
 

Die beiden hielten den Atem an, als die Geräusche draußen direkt vor ihrer Tür waren und langsam den Flur hinunter verschwanden. Scheinbar sprachen die Killer zu einem anderen Team mithilfe eines Knopfes im Ohr, und Eren speicherte die Info in ihrem Hinterkopf, dass sich der Gegner wohl aufgeteilt zu haben schien. Als die Stimmen langsam außer Hörweite verschwanden, stieß Levi einen tiefen Seufzer aus.
 

„Das war knapp.“ stellte er mit seiner dunklen Stimme fest, während er sie immer noch unablässig anstarrte.
 

Eren musste schlucken; sie wusste nicht was sie jetzt sagen oder tun sollte. Wie war sie überhaupt in diese Situation hineingeraten? Sollte sie jetzt nicht eigentlich mit Mikasa im Pub sitzen, trinken und ein wenig plaudern? Verflucht sei dieser dumme Levi mit seinem dummen seidigen Haar und seiner dummen geschmeidigen Stimme. Sie merkte, wir ihr Gesicht langsam heiß wurde, und hoffte inständig dass der Mafiaboss die frische Röte auf ihren Wangen nicht bemerken würde.
 

Levis Lippen kräuselten sich zu einem süffisanten Lächeln, als er seine Hand von ihrem Mund nahm. Wortlos ergriff er sanft eine Strähne ihres braunen Haares und wickelte sie sich spielerisch um den Finger.
 

„Hm, ich könnte mich an solche Situationen gewöhnen, weißt du...“ hauchte er und begann, seinem Daumen wagemutig über ihre Lippen zu streichen.
 

Eren sah ihn ungläubig an, bevor sie ihre Lippen öffnete und dem Gangster erlaubte, seinen Finger in ihren Mund zu stecken. Levi hatte keine Zeit das zu kommentieren, denn im nächsten Augenblick biss sie ihm wütend in die Hand, bis sie eine warme, klebrige Flüssigkeit auf ihrer Zunge schmecken konnte.
 

„Behalt deine Hände gefälligst bei dir!“ knurrte sie.
 

Womöglich hat Levi für ein paar kurze Augenblicke gegrinst, aber als er seinen Finger schnell wieder zurückzog, konnte Eren sehen, dass er seine Zähne schmerzerfüllt knirschte.
 

„Tut mir leid, Special Agent. Da hab ich mich wohl zu sehr gehen lassen.“
 

„Da hast du verdammt nochmal recht!“ schnaubte sie, bevor sie einen Blick zur Tür warf und realisierte, dass sie eine wichtige Sache vergessen hatte. „Wie wär's wenn wir von hier verschwinden solange wir noch Zeit haben!“ erinnerte Eren ihn ärgerlich und stieß ihn von sich.
 

Der Man gluckste nur und öffnete langsam die Tür, um zu sehen ob die Luft rein war.
 

„Okay,“ flüsterte Levi. „Wir können.“
 

So leise wie möglich huschten sie über den langen Flur. Levi und Eren mussten einer Menge ausgetretenen Türen und einer Ladung Schutt ausweichen, bis ihnen ein Mondstrahl endlich einen Weg durch die Vorderhalle der verlassenen Fabrik zeigte. Endlich sprinteten sie nach draußen, und beide sogen gierig die frische kühle Nachtluft ein, um endlich wieder zu Atem zu kommen.
 

Als sie langsam wieder runterkam, schauderte Eren von der kalten Brise, die ihr ins Gesicht wehte, auch wenn Levi direkt vor ihr stand. Sie schaute sich um, schätzte ihre Position und ihre Umgebung ab. In der Ferne konnte sie das verräterische Blaulicht von Polizeiwagen ausmachen.
 

„Okay,“ sagte Levi als er ihrem Blick folgte. „Ich glaube ich sollte mich jetzt besser auf den Weg machen. Kann mir nicht vorstellen dass deine Freunde mir einen herzlichen Empfang bereiten würden.“
 

Aber anstatt sie endlich gehen zu lassen, drehte er sich zu Eren herum und zog sie näher an sich heran, umklammerte ihre Taille mit seinen muskulösen Armen und drückte sie an seine Brust.
 

„Also, hat Spaß gemacht, wie immer.“ raunte er mit dunkler Stimme. Noch bevor sie etwas erwidern konnte, drückte er seine Lippen auf ihren Mund. Es war ein schlichter Kuss, schnell und sanft, aber er veranlasste Eren, wieder zu erröten.
 

„Bis bald, meine Süße.“ rief Levi als er zurück in die Nacht huschte.

Er verschwand hinter einem Nebengebäude das Eren bis dato noch nicht einmal bemerkt hatte. Ein paar Momente später konnte sie das kraftvolle Strahlen von Autoscheinwerfern hinter dem Lagerhaus erkennen und wusste, dass der Mafiaboss abgehauen war. Warum sie ihn hatte ziehen lassen anstatt ihn festzuhalten, als sie die Möglickeit dazu gehabt hatte, wusste Eren nicht. Und sie wollte auch nicht weiter darüber nachdenken.
 

Eren starrte den Scheinwerfern nach und erschrak, als sie das laute Martinshorn hinter sich vernahm.
 

Sie biss sich auf die Unterlippe. „Ach, fick dich doch, Bastard.“



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