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H-Reunion

Das Vermächtnis der fünf Prinzen
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!
Es tut mir aufrichtig leid, dass es mit dem Kapitel so lange gedauert hat :(
Besonders, weil ich am Ende des Kapitels doch umgeplant habe und es dadurch schon eher fertig gewesen wäre ... orz
Ich hatte leider auch einiges um die Ohren, weshalb kontinuierliches Arbeiten unmöglich schien. ._.
Aber nun hier ist es - und der Anfang vom nächsten Kapitel steht auch schon, also vllt geht es nun wieder schneller! Ich hoffe, ihr habt Spaß beim Lesen. :) Komplett anzeigen

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Stolpersteine

Das Kratzen von Stiften auf Papier, geführt von eifrigen Schülern, die den Unterrichtsstoff von der Tafel mitschrieben, schmerzte Daichi immer besonders in den Ohren, wenn er keine Geduld für all dies hatte. Er hasste es, den ganzen Tag von dieser Lerneinrichtung eingesperrt und an einen Stuhl gefesselt zu werden. Von der Uniform, die Pflicht war, ganz zu schweigen. Sie war ihm zu warm und engte ihn ein, dass er sich unwohl fühlte. Das Ziehen am Kragen hatte sich zu einem kleinen Tick von ihm entwickelt und sein Bewegungsdrang zwang ihn dazu, unaufhörlich mit dem Bein zu wippen.

An diesem Tag war es besonders schlimm. Daichi hatte ganz andere Dinge im Kopf, als sich so anstrengende Sachen wie Mathematik reinzuprügeln. Nachdem er vor fünf Jahren zum ersten Mal an einer Weltmeisterschaft für Beyblade teilgenommen hatte, sollte nun wieder ein Turnier stattfinden. Takao hatte ihm davon erzählt und Max, Rei und Kai waren dafür angereist. Gemeinsam wollten sie Mr. Daitenji, auf dessen Einladung hin, in seinem Büro besuchen, doch noch musste der Rotschopf die Schulbank drücken. Erst danach konnte er los.

Er balancierte einen Stift zwischen den Fingern und hatte den Kopf in die Handfläche gestützt. Dass ihn der ganze Unterricht nicht interessierte, konnte er kaum offensichtlicher zur Schau tragen. Zu seinem Glück, saß er für den Lehrer sehr verdeckt, und auch wenn die Farbe seines Haares sehr auffällig war, blieb er vom Groll des Paukers verschont. Glück für Daichi – zumindest ein bisschen.

Sein Blick schweifte aus dem Fenster, das ihm Aussicht auf das trübe Wetter gab. Wenigstens das. So ärgerte er sich nicht auch noch darüber, dass er bei strahlendem Sonnenschein im muffigen Klassenzimmer sitzen musste.

Die laubgrünen Augen zogen weiter zur Uhr, die an der Wand neben der Tafel hing. Es war seine letzte Unterrichtsstunde für den Tag und in wenigen Minuten war sie endlich vorbei.

Auf etwas zu warten, war für ihn schon immer schwierig gewesen, aber die Lerneinrichtung machte es zur reinen Folter. Zwischendurch fantasierte er, dass der Sekundenzeiger ihn verspotten würde! Wieso konnte Schule nicht spannend sein und wieso musste in der Schule so viel auf einer Stelle gesessen werden?

Frustriert inspizierte er, was an der Tafel geschrieben stand und es war für ihn keine Überraschung, dass er eigentlich nichts verstand. Also vielleicht ein bisschen, wenn er denn bei der Sache wäre, aber zu diesem Zeitpunkt gab es keine Chance. Er lehnte sich zurück und strich unzufrieden durch sein rotes Haar. Innerlich sagte er sein Mantra auf Schule ist wichtig, Schule ist interessant bis endlich – endlich – die Schulglocke klingelte und ihn von seinem Elend befreite.

Seine Unterrichtssachen hatte er für die Stunde auf seinem Tisch ausgebreitet, doch sie waren so schnell in der Tasche verschwunden, als wären sie nie herausgenommen. Andere bemühten sich um Diskretion, aber Daichi sprang mit einem Satz aus dem Stuhl und stürmte zur hinteren Tür hinaus. Die Tasche über eine Schulter geschnallt, rannte er den Flur runter, auch wenn das verboten war – im Gegenzug sprang er dafür nicht aus dem Fenster. Zum Glück war er keinem Lehrer in die Arme gelaufen.

Der Heimweg war nicht lang, weshalb Daichi seinen Sprint bis zur Haustür durchzog. Er lief den Fluss entlang, der durch die Nachbarschaft zog, und über die Brücke, unter der bei Regen die spielenden Kinder Schutz suchten.

Der Wohnsitz der Familie Kinomiya war leicht zu erkennen, da der Altbau in der Siedlung einzigartig war. Das Eingangstor war verschlossen und Daichi kramte ungeduldig seinen Schlüssel hervor, um aufzuschließen. Kaum war die Tür einen Spalt weit geöffnet, glitt er hindurch (denn alles Weitere wäre Zeitverschwendung) und mit Schwung ließ er sie hinter sich wieder zufallen. Aufmerksam blickte er sich im Vorgarten um, sah zu dem kleinen Blumenbeet, den aufgereihten Bonsais und lief rückwärts durch die Haustür.

»Bin da!«, verkündete er lautstark. Es kam keine Antwort, aber das war auch eher selten der Fall. Trotzdem ließ er jeden Tag das Haus wissen, wann er daheim angekommen war.

Daheim. Jedes Mal, wenn Daichi einen Augenblick darüber nachdachte, spürte er diese ständige Spannung aus seinen Schultern schwinden und gleichzeitig hatte er ein flaues Gefühl im Magen, dass aber irgendwie eine angenehme Wärme in ihm auslöste.

Daichi strampelte sich die Schuhe von den Füßen und knöpfte auf dem Weg zu seinem Zimmer schon die Uniform auf. Wenn sie auf dem Weg zu Mr. Daitenji sein würden, wollte er das grässliche Ding nicht mehr anhaben. Seine Tasche warf er achtlos neben den Schreibtisch und die Uniform über den Stuhl, um sich schnell eine abgewetzte Jeans und ein weites Shirt aus der Kommode zu angeln. Darin fühlte er sich viel freier und wohler.

Um einiges zufriedener mit der Welt, begann er durch das Haus zu streunern, um Takao zu finden. Da dieser sich für den Tag freigenommen hatte, sollte er zuhause sein und Daichi war sich ziemlich sicher, dass der Ältere das am Morgen auch versichert hatte.

Vorsichtig lugte er in Takaos Zimmer, wo der aber nicht war. Auch das Wohnzimmer und die Küche waren leer, was den Rotschopf ins Grübeln brachte. Wo steckt der? Der wird doch nicht ohne mich los sein?, fragte er sich und ein leises Stimmchen in seinem Hinterkopf bejahte diese Theorie. Manchmal gab es diese Augenblicke, in denen Takao ein egoistischer Arsch sein konnte.

Der Gedanke ließ Daichi grummeln. Die Hände in den Hosentaschen verstaut, stapfte er weiter durchs Haus und wurde einfach nicht fündig. »Der Typ ist doch einfach unglaublich!«, machte er seinem Frust Luft. Natürlich würde Takao ordentlich was zu hören bekommen, wenn er tatsächlich weg war.

Während er die Veranda, die zum hinteren Teil des Grundstücks hinaus ging, entlang schlurfte, hörte er für einen kurzen Augenblick ein Sirren. Wäre es ihm nicht so vertraut, hätte er es wahrscheinlich überhört, aber so blieb er stehen und spitzte die Ohren. Es dauerte nicht lange, da ertönte wieder dieses Sirren und Daichi konnte den Ursprungsort bestimmen.

Mit einem Satz war er von der Veranda runter in den Garten und durchlief diesen mit großen Schritten. Als er neu im Haus Kinomiya war, hatte er lange geglaubt hinter den Bäumen und Büschen würde gleich die hintere Mauer verlaufen. In den Jahren, die er inzwischen dort lebte, hatte Takao ihm irgendwann anvertraut, dass dort das alte Versteck von ihm und seinem älteren Bruder war, wenn sie sich einmal vor dem Kendounterricht und der Hausarbeit drücken wollten. Sie hatten sich dort eine kleine Basis für ihr gemeinsames Beybladetraining eingerichtet, die bis zu diesem Tag – zwar alt und abgenutzt – dort bereitstand.

Mühevoll wand Daichi sich durch das Grünzeug hindurch. Das Sirren war inzwischen beständig zu hören und hinzukam das allzu vertraute Klacken und Knirschen. Der Verursacher dieser Klänge, Dragoon msuv, grub mit seiner Spitze feine Furchen in die Erde und wirbelte wild den Staub auf, als würde ein kleiner Sturm durch den Garten ziehen. Takao folgte dem Wirbelwind mit den Augen. Die Lippen waren verbissen zu einer schmalen Linie zusammengepresst und die Schultern angespannt.

Wenn Daichi es nicht besser gewusst hätte, wäre sein Verdacht gewesen, dass der ehemalige Weltmeister sich wegen eines harten Kampfes Gedanken machte. »Hey, Takao«, machte sich der Rotschopf bemerkbar und konnte, wegen seines vorangegangenen Frusts, einen knurrigen Unterton nicht vermeiden.

Erstaunlicherweise entging es dem Angesprochenen und er blickte nur irritiert über die Schulter zu dem Anderen. Sein Beyblade machte einen letzten Schlenker durch den Parcours und schoss gezielt in die Hand seines Besitzers. »Daichi. Du bist schon da?«

Eine Feststellung, die sich erübrigte, und beim Jüngeren nur für ein Rollen mit den Augen sorgte. Er brauchte nicht fragen, um zu wissen, dass Takao beim Üben vollkommen sein Gefühl für Zeit verloren hatte und vermutlich glaubte, es wäre gerade einmal Mittag. »Sicher bin ich schon da! Und bald wird auch der Abholdienst hier sein«, erklärte er bissig und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Oh«, war alles was Takao in seiner Überraschung zusammenbekam. Zwar war es nicht so, dass es irgendetwas zu erledigen gab, bevor sie zu Mr. Daitenji konnten, doch trotzdem fühlte er sich überrumpelt und etwas gehetzt. Nervös strich er sich mit der freien Hand durch den Nacken und ging mit schnellen Schritten an seinem Mitbewohner vorbei. »Dann sollten wir nicht hier rumstehen, sonst bekommen wir ja nichts mit.«

»Ach nee?!« Daichi stapfte seinem alten Teamkameraden schnell hinterher. Mit gerunzelter Stirn starrte er auf den Rücken seines Vordermanns, als stünde dort eine Antwort für das fragwürdige Verhalten von Takao. Die Hände vergrub er in den Hosentaschen, während sie ins Haus zurückkehrten und jeder von ihnen ihr Zimmer aufsuchte.

Wo Takao eben mit Dragoon msuv ein paar Runden gedreht hat, hatte Daichi das Bedürfnis, seinen Gaia Dragoon ms ebenfalls einmal auszupacken. Auch wenn er wegen der Schule kaum dazu kam und es in der Schule ungern gesehen wurde, dass die Schüler mit Beyblades auf dem Hof spielten, nahm er ihn jeden Tag mit. Einfach um ihn bei sich zu haben. Er zog den alten Kreisel aus seiner Schultasche hervor und betrachtete das abgenutzte Metall. Nur dank Manabus regelmäßiger Pflege war Daichi immer noch im Besitz dieses für ihn wertvollsten Schatzes.

Da es sich weniger lohnen würde, Gaia Dragoon ms für ein kleines Training zu starten, entschied sich der Rotschopf dagegen und schnappte sich lieber das Poliertuch von seinem Schreibtisch. Währenddessen dachte er noch einmal über Takaos Benehmen nach. Normal würde es ihn gar nicht so stutzig machen, aber dieses seltsam entrückte Verhalten beobachtete er schon ein paar Tage.

Ob etwas vorgefallen ist, als er Max und Rei getroffen hat?, fragte er sich, denn da war es ihm zum ersten Mal aufgefallen, nachdem Takao Heim gekommen war. Als sie zu Besuch waren, war alles Okay. Obwohl … Daichi legte den Kopf schief und hatte den Blick auf den Chip seines Beyblades gerichtet. Das Abbild von Gaia Dragoon blickte ihm entgegen, doch konnte es ihm auch keine Antworten auf seine Fragen geben.

Nein, als die beiden Freunde einen Nachmittag zu Besuch waren, gab es keine Auffälligkeiten untereinander. Es war ausgelassen. Wäre Kai noch da gewesen, wäre alles genau wie damals, fand Daichi, doch statt in Wehmut zu verfallen, zuckte er bloß mit den Schultern. So, wie zu jenem Zeitpunkt, war alles zufriedenstellend.
 

Der schwarz lackierte Wagen, der schon am Flughafen auf die ehemaligen Beyblader gewartet hatte, fand sich schließlich vor dem Haus der Kinomiyas ein. Zumindest glaubte Takao, dass es derselbe Wagen war. Auf jeden Fall sahen sich die Wagen sehr ähnlich. Am Steuer saß allerdings ein anderer Fahrer.

Da Rei auf dem Beifahrersitz saß, ließ es sich vermeiden, dass Takao ein paar neugierige Fragen an den Chauffeur stellte, die ihm während der Fahrt, die er zusammen mit Daichi und Max auf der Rückbank verbrachte, durch den Kopf schwirrten. Ob die beiden Wagen zum selben Dienst gehörten? Vielleicht aber auch zum Unternehmen der Familie Hiwatari? Oder waren es Kais ganz persönliche Fahrer?

Inzwischen traute Takao dem Geheimniskrämer so etwas zu. Das Geld dürfte er ja haben.

Zum neuen Gebäude der BBA fuhren sie ein gutes Stück mit dem Auto, doch weshalb es wirklich über eine halbe Stunde dauerte, war der zähfließende Verkehr der Innenstadt, der es keinem Auto ermöglichte, das erlaubte Tempo zu fahren. Sie hatten es nicht eilig. Mr. Daitenji hatte mit ihnen keine fixe Zeit ausgemacht, nur eine Ungefähre. Entsprechend behielten der Fahrer und die Fahrgäste ihre Ruhe und kein Paar Augen huschte immer wieder nervös zur Uhr.

Für Takao war Pünktlichkeit nie etwa, weshalb er sich stresste. Nur wenn es ernsthaft wichtig war – wie beinah einen Wettkampf zu verpasste (nichts war schlimmer als zum Verlierer erklärt zu werden, aufgrund von Abwesenheit) – konnte es passieren, dass er sich bemühte rechtzeitig zu erscheinen. Allerdings hatte das nicht dabei geholfen, die Motivation aufzubringen, an diesem Laster einmal ernsthaft zu arbeiten. Es hatte sich gebessert, aber es war sicher noch lange nicht perfekt.

Der Grund dafür, dass er aktuell mit angespannten Schultern im Auto saß und sich stark konzentrieren musste, nicht nervös mit dem Bein zu wippen, hatte einen ganz anderen charakteristischen Grund. Ihm fehlte die Geduld. Sein Blick ging zum Fenster raus und die Tatsache, dass er mit der U-Bahn, mit dem Fahrrad oder gar rennend (zumindest seiner Einschätzung nach) schneller das Ziel erreichen würde, ließ ihn frustriet schnauben. Er war nicht gerne an einen Fleck gebunden. Es fühlte sich augenblicklich so an, als würde man ihn festhalten – ihn ausbremsen.

Max und Daichi neben ihm blieb der Gemütszustand ihres Freundes nicht verborgen. Als sie einen Blick tauschten, stellte der Kleinere stumm die Frage, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte, doch Max antwortete bloß mit einem sachten Kopfschütteln. Vermutlich war Mimik nicht ausreichend, um das zu erklären. Rei, der vorne saß, sah von all dem zwar nichts, doch die unruhigen Schwingungen von seinem Hintermann ließen sich kaum ignorieren.

Gemächlich rollte das Auto durch eine Seitenstraße und bog anschließend auf die Hauptstraße, die zum Haupteingang der BBA führte. Der Fahrer brachte seine Gäste so nah wie möglich an das Gebäude. Da er, wie auch der Letzte, nur dafür engagiert wurde, sie zum Ziel hinzubringen und nicht zu bleiben, parkte er bloß sporadisch am Gehweg. Für die kleine Gruppe war dies absolut ausreichend und mit einem ›Danke‹ an den Fahrer verabschiedeten sie sich.

Takao sah dem schwarzen Wagen nach, bis er im Verkehr untergetaucht war. Die Hände in den Jackentaschen vergraben, wandte er sich anschließend zum BBA Gebäude. Es war kleiner als das frühere, aber für ihn hatte es die gleiche kraftvolle Ausstrahlung wie damals. Letztendlich war es auch nicht das Gebäude, was für ihn die Institution so wertvoll machte.

An der Fassade hingen bereits die fertigen Plakate, die das kommende Turnier ankündigten, und davor bildeten sich hie und da Trauben aus Kindern und Jugendlichen. Es war wirklich etwas Besonderes, stellte Takao wieder für sich fest, denn andernfalls wären er und seine Freunde niemals unbemerkt bis zum Eingang der BBA gekommen. Alle starrten wie gebannt auf die leuchtende Werbung, und als sie an den Trauben vorbeigingen, fing Takao einige Fetzen von Spekulationen auf, die den Ablauf des Turniers betrafen. Kurz überlegte er, ob er ein paar der aufgeschnappten Dinge behalten konnte, um die nachher Mr. Daitenji mitzuteilen. Der alte Mann würde definitiv seine Freude daran haben.

Hinter den Glastüren am Eingang war ein schlichtes Foyer mit Rezeption. Hinter diesem saßen zwei Personen, geschäftig am Telefon oder Computer zugange. Zu Takaos Rechten war eine kleine Sitzgruppe hergerichtet, um wartenden Gästen den Aufenthalt angenehmer zu gestalten. Bevor die kleine Gruppe von Freunden sich jedoch hinsetzen konnte, kam Hiromi von den Fahrstühlen her auf sie zu.

»Hey, schön das ihr da seid«, begrüßte sie die Jungs mit einem freudigen Lächeln. »Ihr könnt direkt mit mir kommen. Es ist alles schon bereit für euer Treffen mit Mr. Daitenji.«

»Klasse!« Max hatte prompt zu Hiromi aufgeschlossen und folgte ihr zu den Fahrstühlen. Obwohl ihm bisher die Gelegenheit gefehlt hatte, das neue BBA Gebäude zu betreten, bewegte er sich von der Gruppe, neben Hiromi, am sichersten, was wohl daran lag, dass er durch den Beruf seiner Mutter den Besuch solcher Institutionen gewöhnter war. Rei hingegen hielt sich mit Daichi mehr im Hintergrund.

Der Fahrstuhl brachte sie hinauf in die oberen Stockwerke und eröffnete vor ihnen einen schmalen Gang, auf dem reger Verkehr herrschte. Leute in Hemden und Andere in Kitteln liefen ihnen entgegen, bemüht, eine Kollision zu vermeiden.

Neugierig beäugte Takao, was die einzelnen in den Händen hatten. Bei den meisten war es Papierkram, den er so schnell nicht entziffern konnte, aber bei manchen war es ein elektronischer Organizer auf denen Listen, Termine und Ähnliches eingetragen waren und abgearbeitet wurden. Er hatte nicht viel Ahnung von dergleichen, trotzdem war sein Interesse für den Augenblick so darauf fokussiert, dass er versehentlich in Hiromi hineinlief, als sie am Ende des Ganges stehen blieb.

Rasch hatte sie sich zu ihm ungewandt, sodass Takao mehr im Reflex zurückwich (nicht scharf auf eine Kopfnuss). Zwischen ihren Augenbrauen bildeten sich die kleinen Zornesfältchen, die sich in seine Erinnerungen eingebrannt hatten.

Unschlüssig, ob eine Entschuldigung irgendetwas ändern würde, lächelte er schief und zuckte leicht mit den Schultern. Es war keine Absicht, dass er ihr in die Hacken getreten war.

Offenbar verstand Hiromi das oder sie schraubte die Priorität einer Standpauke so weit runter, dass sie auf später vertagt wurde. Sie ließ bloß ein genervtes Schnauben hören und deutete mit einem Rucken ihres Kopfes an, dass sie am Ziel angelangt waren. »Der Konferenzraum. Setzt euch schon mal, während ich Mr. Daitenji Bescheid gebe.«

»Okay.« Takao öffnete die Tür und bat mit einer überspitzten Geste seine Freunde in den Raum einzutreten.

Max quittierte dies mit einem Glucksen, während Rei amüsiert den Kopf schüttelte. Daichi hingegen musterte Takao mit einem skeptischen Blick, was diesen verwirrt zurückblicken ließ. Als Letzter zog er die Tür hinter sich ran und lehnte sie ans Schloss. Die Tür gänzlich zu schließen, ergab für ihn keinen Sinn.

Als er sich seinen Freunden zuwandte und überlegte, ob er eine Diskussion über die Sitzordnung vom Zaun brechen sollte, stockte er in dem Augenblick in jeder Bewegung und jedem Denken, als er einen unerwarteten weiteren Gast erblickte.

»Kai! Was eine Überraschung, dass du schon hier bist«, bemerkte Rei, der sich auf den freien Platz neben seinem alten Teamkameraden niederließ.

»Ich hab es nicht sehr weit hierher«, war die knappe Erklärung.

Ha!, dachte Takao, Das ist tatsächlich wahr. Die Wohnung, die Kai bezog, wenn er sich in Japan aufhielt, war nicht weit von der BBA entfernt. Außer die, die er kannte, war nicht mehr aktuell. Wer konnte das schon wissen.

»Coole Sache. Hey, vielen Dank übrigens, dass du uns so großzügig bei dir aufgenommen hast.« Max strahlte wie immer und nahm den Platz gegenüber von Kai ein. »Ich mein - uns fehlt es an nichts. Das ist echt nobel von dir.«

»Nicht der Rede wert«, kürzte Kai die Danksagung ab, bevor der Blonde dazu ansetzen konnte, in Einzelheiten von seinem vorübergehenden Zuhause zu schwärmen.

Takao sah das ganz anders als Kai. Da war sehr Vieles, was einer Rede bedurfte - und er glaubte nicht, dass es nur ihm so ging. Er war ziemlich angefressen aufgrund der Tatsache, dass Kai es nicht für nötig gehalten hatte, ihm zu sagen, dass er schon seit einer Weile wieder in Japan war, dass er nie dieses Anwesen auch nur erwähnte und schließlich hier saß, als wäre es das selbstverständlichste der Welt. Das war so typisch Kai und es machte Takao wahnsinnig!

Am liebsten hätte er gleich all den Ärger, der sich in ihm sammelte und hochschaukelte, losgelassen, doch bevor er dazu die Gelegenheit bekam, trat Mr. Daitenji zur Tür herein, gefolgt von einem weiteren Gast, der Takao abermals überraschte. »Hitoshi!«

»Hallo, kleiner Bruder«, begrüßte er ihn mit einem Lächeln, welches Takao wohl kaum bekannter sein könnte.

Natürlich stand die unausgesprochene Frage im Raum, wieso auch Hitoshi wieder in Japan war (ohne etwas zu sagen!), weshalb Mr. Daitenji direkt vorbeugte mit einer knappen Erklärung. »Ihr wisst ja, dass Hitoshi viel unterwegs ist und im Kontakt mit der BBA bleibt. Für das Turnier habe ich ihm eine besondere Aufgabe zukommen lassen. Für den Abschluss und den Start des Turniers habe ich ihn hergebeten.«

»Ich bin heute erst angekommen und wollte nach dem Bericht gleich Heim. Als Überraschung. Dass Mr. Daitenji euch hergebeten hat, war mir nicht bewusst«, setzte Hitoshi noch hinzu.

Takao nickte verstehend und war mit der Erklärung zufriedengestellt.

Hinter seinem Bruder kamen noch Hiromi und Manabu in den Raum, womit alle, die Mr. Daitenji für dieses Treffen eingeladen hatte, anwesend waren. Der Sitz am Kopfende war unausgesprochen für den Vorsitzenden der BBA reserviert. Der Platz zu seiner linken war noch frei, aber Takao überließ ihn bereitwillig seinem Bruder. Stattdessen setzte er sich ans andere Ende des Tischs zu Daichi, der sich auf den Stuhl neben Max gelümmelt hatte. Hiromi setzte sich ihm gegenüber und er konnte sehen, wie sich auf ihrer Stirn kleine Fältchen bildeten. Manabu bekam den Platz rechts von Mr. Daitenji.

Ruhig ließ der alte Herr den Blick über seine Gäste schweifen. Es war länger her, dass sie alle beisammensaßen, doch die Zeit schien für sie wie eingefroren. Vom Gefühl her hatte sich nach den Jahren nichts geändert. Mit einem Räuspern holte Mr. Daitenji sich aus seinen nostalgischen Gedanken. »Gut. Wie ihr euch denken könnt, gibt es einen Grund, dass ich euch alle hier her eingeladen habe.«

Einvernehmliches Nicken. Gewissermaßen war der Grund sogar klar, nur waren noch nicht alle auf dem gleichen Wissensstand. Dies galt es nachzuholen. Doch eine andere Sache hatte zuvor Priorität.

»Bevor ich euch jetzt alle über die Einzelheiten des Turniers aufkläre, möchte ich etwas anderes ansprechen«, begann Mr. Daitenji. Seine Haltung wurde gerade und er verschränkte die Finger ineinander, sodass für die Restlichen am Tisch klar war, dass es dabei um etwas ging, das dem Vorsitzenden wichtig war. »Es wäre mir unangenehm, wenn ihr euch während der Besprechung schon Pläne ausmalt und ich die im Nachhinein bremsen muss.«

»Worum geht es, Mr. D?«, fragte Takao nach, aufrichtig interessiert.

»Das Turnier, das wir hier organisieren, wird den gleichen Regeln unterliegen, wie es die Beyblade Weltmeisterschaften schon getan haben. Das bedeutet auch, dass es wieder eine Altersbegrenzung geben wird.« Abwartend sah der alte Mann jeden von ihnen an. Ein paar waren nicht überrascht, weil sie es wussten oder geahnt hatten, bei anderen ließ sich Bestürzung in den Gesichtern ablesen.

Takaos Augen bewegten sich ungewollt in Richtung Rei und dann zu Kai. Obwohl er seit ihrem Eintreffen versucht hatte, ihn zu meiden, starrte er ihn in diesem Augenblick ungeniert an. »Das heißt, nicht alle von uns können teilnehmen«, folgerte er, auch wenn Mr. Daitenji noch kein genaues Alter genannt hat.

Sachte nickte der Vorsitzende. »Richtig. Um etwas genauer zu sein, fällt die Chance für Kai und Rei weg, sich noch einmal aktiv an einem Turnier zu beteiligen und für dich, Takao, ist es vermutlich die letzte Chance.«


Nachwort zu diesem Kapitel:
Na?
Mag jemand Tipps abgeben, wie Takao darüber denkt und wie er sich entscheidet? :3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  karlach
2015-01-07T09:32:36+00:00 07.01.2015 10:32
Daichi in der Schule ist Gold wert! Auf Englisch hätte ich jetzt gesagt 'it gives me life', ehrlich.
Schön, springst du nicht zum Fenster raus, Affenkind. Du übst dich wunderbar in Geduld. Und ich freu mich, hat der Quatschkopf nun auch seinen Auftritt gehabt; du weisst ja, wie sehr ich den mag.

Auch Max ist ein herrliches Stück Liebe (100% aus Sonnenschein gemacht) und Takao, wie er angefressen ist, ist auf eine seltsame Art auch niedlich. Aber hey, vollkommen verständlich.

Ich enthalte mich hier fairerweise einem Tipp, damit ich niemandem den Spass versaue~ Aber wir haben uns ja über das Ende des Kapitels unterhalten und ich finde, letztendlich hast du dein Dilemma gut gelöst c:
Ich hoffe jetzt, dass du dir fürs nächste Kapitel nicht mehr derartig den Kopf zermartern musst! > v <9
Du packst das~! ♥︎
Antwort von: Norrsken
25.01.2015 11:39
Ich bin selbst der Dankbar für Daichi an dieser Stelle. :D Er hat mir die Einleitung ins Kapitel unheimlich erleichtert. Wäre er nicht gewesen, hätte ich sicher noch Tagelang gegrübelt mit dem ich Anfangen soll. Nach dem Rewatch habe ich den kleinen Affen auch richtig ins Herz geschlossen. Cx Ihn zu schreiben hat entsprechend viel Spaß gemacht (da kann man aber auch einfach nur Laune bei bekommen. :D)

Es freut mich, dass dir auch Max weiterhin so gefällt, obwohl er in diesem kapitel gar nicht so viel zu sagen hatte. l'3 Takaos Angefressenheit hat mir beim Schreiben etwas Unbehagen bereitet, weil ich mir nicht sicher war, ob es am Ende nicht etwas zu viel rumgestänker ist. Aber wenn es auch ein wenig niedlich war, dann ist es ja gut. ´^` ♥

Haha~ hoffen hat nicht viel gebracht, aber geschafft ist geschafft! XD Aber ich freu mich nicht auf die nächsten Erklärbär-Kapitel.


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