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On the Rise

von

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V. Inaras Buch. Der Master. Gleich zwei Slayer.


 

13

An Tageszeiten ließ sich auf einem Raumschiff nur schwer festhalten, denn hier draußen gab es weder Tag noch Nacht. Nur ihre schweren Lider sagten Inara, dass es langsam Zeit wurde, sich zurückzuziehen und dem eigenen Körper die wohlverdiente Ruhe zu gönnen. Allerdings war es schwer, wenn man einen... Vampir und zwei Slayer an Bord hatte. Die Worte waren fremd und fühlten sich merkwürdig auf Inaras Zunge an.

Ihre Brauen waren zusammengezogen, als sie Mal nachsah, der sich vom Tisch erhob. Sie folgte ihm binnen weniger Sekunden, Zoe mit ihrer Schrotflinte und dem festgebundenen Spike im Gemeinschaftsraum zurücklassend.

„Mal.“

Er hielt inne und sah über seine Schulter zurück, sein Gesicht eine neutrale Maske, die Inara noch nie hatte täuschen können.

„Ich weiß, was du sagen wirst, aber hör mir zu Ende zu“, begann Inara, denn sie kannte die Vorurteile, die Mal gegen ihre Arbeit als Companion hatte, gut genug. An manchen Abenden sinnierte Inara darüber, dass seine schroffen Worte, die Beleidigungen gleichkamen, aus Eifersucht heraus entstanden. So schnell wie ihr dieser Gedanke jedoch kam, verwarf sie ihn wieder.

„Ich hatte es vergessen – oder besser gesagt, es als ein seltsames Hobby abgetan –, aber einer meiner Klienten hat mir einmal ein Buch geschenkt.“

„Deine Männer machen dir Geschenke, und? Ob sie dich nun mit Geld oder mit materialistischen Sachen kaufen... wo besteht da bitteschön der Unterschied?“ Mals Stimme war locker, doch geübte Ohren wie Inaras konnten die unterliegende Kälte heraushören.

„Es ist ein Buch über Vampire gewesen“, vollendete Inara. „Es befindet sich in meinem Shuttle. Ich dachte, du willst es dir vielleicht ansehen.“

„Sag das doch gleich. Auf was warten wir dann noch?“ Mit diesen Worten drehte sich Mal um und marschierte zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

Inara folgte ihm schweigend. Ihr Blick war auf seine Finger gerichtet, die einen unregelmäßigen Takt auf den Griff seines Revolvers trommelten der in seinem Holster steckte.

„Ich bin ziemlich sicher, dass du über Nacht nicht zum Vampir mutierst, Jayne. Diese Buffy hat das ebenfalls gesagt“, erklang Simons Stimme, als sie sich der Krankenstation näherten. Seine fehlende Panik spiegelte sich dagegen in Jaynes Ton wider.

„Aber mit Sicherheit kannst du das nicht sagen. Und wer kann schon sagen, ob wir diesem... Mädchen vertrauen können.“

Tom lachte, obwohl Inara fand, dass es nicht ganz so aufrichtig klang, wie sie es in den letzten Wochen gewohnt war. Trotzdem schien er die Umstände noch immer mit dem meisten Humor unter ihnen zu akzeptieren. „Laut den meisten Holo-Romanen muss der Gebissene auch das Blut des Vampirs trinken.“

„Oh...“, sagte Jayne, als Inara und Mal im Durchgang zur Krankenstation zum Stehen kamen. Er saß breitbeinig auf der Liege und trug ein Pflaster auf der blutigen Stelle an seinem Hals.

„Wir sollten uns nicht auf fiktive Sachen verlassen“, lenkte Simon ein, der das Desinfektionsmittel wegräumte.

Tom stand mit verschränkten Armen daneben. „Warum nicht? Bis vor wenigen Stunden sind sie schließlich auch nichts anderes als fiktiv gewesen.“

Nicht allzu beunruhigt von dieser Unterhaltung zog Mal Inara mit einer stummen Geste weiter. Die Anspannung in Inaras Schultern wich jedoch erst, als sie ihr Shuttle erreicht hatten. Die wenigen Lichter hüllten den Innenraum in einen warmen Glanz, welcher die roten und braunen Tücher und Vorhänge unterstrich. Der Geruch der Räucherstäbchen war bereits ein wenig verflogen, doch darum kümmerte sich Inara nicht. An Mal war ihre beruhigende Wirkung ohnehin verschwendet.

Stattdessen trat sie an ihr kleines Regal heran und zog ein vergilbtes Buch heraus. Bücher waren heutzutage rar und Inaras Kollektion bestand auch nur aus wenigen, die sie hier und da hatte ergattern können. Doch das Buch mit dem unbeschrifteten und schwarzen Umschlag stellte das älteste von ihnen dar. Eine dicke Staubschicht lag auf dem Rand, aber sie hatte es in den letzten Jahren auch kein einziges Mal aufgeschlagen.

Sie ließ sich auf dem schmalen Sofa nieder, welches sie in das Shuttle hatte einbauen lassen, nachdem Mal es ihr überlassen hatte.

Mal sackte neben ihr auf das Sofa. „Und was sagt dir, dass das mehr als unsinnige Legenden und Geschichten sind? So wie Kaylees Jiang Shi, zum Beispiel?“

Ihrem Captain einen geduldigen Blick zukommen lassend bettete Inara das Buch auf ihrem Schoß, um es mit vorsichtigen Fingern aufzuklappen. „Nichts sagt mir das. Alles, was ich weiß, ist dass mir Mister Hughes damals dieses uralte Buch anvertraut hat, welches schon seit mehreren Generationen in seiner Familie gewesen sein soll. Aus irgendeinem Grund empfand er, dass es nicht mehr sicher auf seinem Anwesen war.“

Neben ihm stieß Mal ein Schnaufen aus und lehnte sich ruckartig nach hinten. „Der Kerl muss ziemlich verzweifelt gewesen sein, dass er es einer H—“

„Nenn mich nicht so“, unterbrach Inara mit leiser Stimme, der es jedoch nicht an Nachdruck fehlte. Allerdings atmete sie tief durch, anstatt sich der stillen Wut hinzugeben, die Mal provozieren wollte. Manchmal machte Mal es ihr so schwer ihn zu mögen, obwohl sie ihre Gefühle für ihn wohl nie ablegen konnte. Er würde immer ihre Schwachstelle darstellen, dessen war sich Inara bewusst.

Mal nahm ihr wortlos das Buch aus den Händen. Im Gegensatz zu ihr behandelte er es grob, als er die Seiten durchblätterte und den Blick über die chinesischen Schriftzeichen wandern ließ. Groteske Karikaturen von dämonischen Wesen unterbrachen die Erklärungen, doch Mal hielt erst bei einem Bild von einem Mann inne, dessen Gesichtsverformungen Ähnlichkeiten mit dem Vampir aufwiesen, den Buffy getötet hatte. Er hatte weder Augenbrauen noch Haare, dafür waren seine Augen jedoch von einem stechenden Rot und die scharfen Reißzähne standen über seine Unterlippe hervor.

„Sieht so aus, als hätten wir unsere Vampire gefunden.“ Inara beugte sich ein wenig zu Mal herüber, um den dazugehörigen Text lesen zu können. „Heinrich Joseph Nest, bekannt als der Master. Der älteste Vampir und Anführer des Ordens des Aurelius“, murmelte sie, während Mals Körperwärme selbst den kleinen Abstand zwischen ihnen überbrückte und wie Wasser durch ihr Gewand sickerte. Sie besänftigte ihre Gänsehaut, die der Anblick des gezeichneten Bildes hervorrief. „Meinst du, ihn gibt es tatsächlich, Mal?“

„Ich weiß es nicht. Und eigentlich weiß ich nicht mal, ob ich es wissen will“, erwiderte er, als er das Buch zuschlug, jedoch den Finger an der Buchstelle stecken ließ. „Hast du was dagegen, wenn ich es mir eine Weile ausleihe?“

Inara sah auf, schüttelte jedoch kaum merklich den Kopf. Mal war ihr so nah, dass es für einen Stich in ihrer Brust sorgte.

Kurz huschte Mals Blick von ihren Augen zu ihren geschminkten Lippen herunter, ehe er sich ächzend erhob. „Okay... mh... wir sehen uns dann morgen in aller Frühe.“ Die Augenbrauen zusammenziehend steuerte er den Ausgang des Shuttles an. „Schlaf gut.“ Mit diesen Worten verschwand er und die Tür schloss sich mit einem Zischen hinter ihm, während Inara auf dem Sofa verweilte.

Sich im Shuttle umsehend hing sie ihren Gedanken hinterher. Von einem Tag auf den anderen schien ihr aller Leben mal wieder eine drastische Wendung genommen zu haben. Dabei hatte Inara gehofft, dass mit den Geschehnissen um Washs Tod das Schlimmste hinter ihnen lag und sie ein ruhigeres Dasein genießen konnten. Ein Dasein, in dem Zoes Baby in Frieden aufwachsen und in dem vielleicht sogar Kaylee und Simon miteinander glücklich werden konnten. Vielleicht sogar Mal und sie. Doch besonders letzteres war ein bloßer Tagtraum, den sie nur während ihrer Zeit im Tempel hatte ablegen können. Sie brauchte nur Mals Gesicht jeden Tag zu sehen, um daran erinnert zu werden, wie unantastbar er war und wie wenig sie bereit war, ihre Arbeit als Companion für ihn aufzugeben. Es war ein Teil ihrer Persönlichkeit, für den sie sich obendrein nicht schämte.

Plötzlich schien es jedoch so, als sollten ihre Gefühle für Mal nichtig im Vergleich dazu sein, dass Vampire unter ihnen wandelten. Und nicht zu vergessen, dass es auch noch Slayer gab. Junge Frauen, die Vampire jagten, wenn Inara Buffys vage Erklärung richtig interpretiert hatte. Reaver waren nun nicht mehr die einzigen, die ihnen nach dem Leben trachteten. Allerdings waren sie das wohl nie gewesen, sie hatten es nur nicht besser gewusst. Doch wieso waren sie dann nie zuvor einem Vampir begegnet? Hielten sie sich bedeckt und versteckten ihre Existenz vor der Menschheit? All diese Fragen konnte ihnen nur Buffy beantworten, ebenso was sie mit ihrer Begleitung anstellen sollten. Ewig konnten sie Faith nicht in dieser Truhe aufbewahren oder Spike an einen Stuhl gefesselt lassen. All das musste jedoch bis morgen warten. Eine Nacht, um darüber zu schlafen und all diese Informationen zu verarbeiten, würde ihnen allen gut tun.

Inara erhob sich, um das Licht mit einem Knopfdruck zu löschen und sich aus ihren Kleidern zu schälen und sie gegen ihr dünnes Nachthemd einzutauschen.
 


 

14

Die Luft stank nach Feuchtigkeit und erschwerte mit ihrer Wärme das Atmen. Auch der Stein der Höhlenwand fühlte sich nass und beinahe lebendig an. Doch das war unmöglich. Buffy wusste nicht an welchem Ort sie sich befand oder wie sie hierher gekommen war, doch Wände lebten nicht.

Sie zog ihre Hand von dem Stein und richtete sich auf. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Fast so, als wüsste es mehr als der Rest ihres Körpers. Wann hatte sie sich das letzte Mal so gefühlt? Ihr Instinkt sagte ihr, dass es nicht so lange her gewesen war, doch ihre Erinnerungen waren vage und hinter einem dichten Schleicher verborgen. Die Finger ihrer anderen Hand schlossen sich um den Pflock, den sie bei sich trug. Den hatte sie nicht nur zum Spaß dabei, so viel stand fest. Irgendwo vor ihr befand sich der Feind, den es zu erledigen galt. Was sie genau erwartete, konnte sie nicht bestimmen, obwohl ein Gefühl ihr sagte, dass sie es eigentlich wissen sollte.

Langsam setzten sich ihre Füße in Bewegung. Ihr blondes Haar war zu einem Zopf gebunden, doch die vereinzelt herausgerutschten Strähnen klebten schweißnass an den Schläfen. Es war Angstschweiß.

Der Tunnel machte vor ihr eine Biegung und wurde von einem Licht erhellt, dessen Ursprung sich Buffy nicht erklären konnte. Egal wie leise sie sich bewegte, jeder Schritt echote dumpf in der Höhle wider, machte aus einem drei. Das Blut rauschte in ihren Ohren und gesellte sich zu dem Hämmern ihres Herzens, welches Adrenalin durch ihre Arterien pumpte.

Die schmale Passage mündete in einer Kammer. Stalaktiten hingen von der hohen und schattenbesetzten Decke, als wollten sie jeden Moment herunterfallen und sie aufspießen, während Stalagmiten Buffy mit ihrer Höhe um einiges überragten.

Den Pflock an ihre Brust pressend schlich Buffy vorwärts. Sie konnte ihrem Schicksal nicht entkommen, das spürte sie mit jeder Faser ihres Seins. Worauf ihr sogenanntes Schicksal aufbaute, hatte sie vergessen. Die Antwort lag ihr auf der Zunge, schien jedoch genauso unantastbar wie der Name dieses Ortes.

Sie umrundete einen der Stalagmiten. Im selben Moment erklang ein raues Lachen wie ein Donnerschlag, welcher jedes feine Haar in ihrem Nacken aufstellte. Buffys Augen hetzten von links nach rechts, als sie ihre Position verlagerte und eine Abwehrhaltung einnahm. Bevor sie die Quelle dieses Lachen ausmachen konnte, wurde sie bereits von einer Hand im Nacken gepackt. Mit unnatürlicher Stärke, der Stärke eines Vampirs, wurde sie herumgedreht und mit der Brust gegen den Stalagmiten gedrückt. Der Pflock war zwischen ihrem Körper und dem Gestein eingeklemmt, während sich eine Gestalt von hinten an sie drückte. Fauler Atem streifte ihre Wange und ließ Buffy das Gesicht verziehen.

„Ich habe mich schon gefragt, wann du auftauchen wirst, Slayer.“ Erneut ertönte ein Lachen. Buffy konnte die Vibrationen in dem Oberkörper an ihrem Rücken wahrnehmen. Wäre es nicht um die Kraft, die hinter seinem Halt steckte, und die Kälte, die er ausstrahlte, hätte er genauso gut ein Mensch sein können.

„Ich war des Wartens schon langsam müde“, sprach er weiter, als Buffy gegen ihn ankämpfte. Sie wusste, dass sie stärker war und dass sie dazu in der Lage sein sollte, sich zu befreien. Was war mit ihr los?

Ihre unsinnigen Gedanken wurden von einem jähen Schmerz in ihrem Nacken unterbrochen, als zwei Reißzähne sich in ihr Fleisch gruben. Ein Schrei wurde aus ihrer Kehle gerissen, der in einem Ächzen endete. Schwäche erfasste Buffy, eine sich ausbreitende Lähmung, die ihre Knie zittern ließ, bis sie nachgaben und sie zu Boden ging. Bis sie hinein in eine Schwärze fiel, die sie verschluckte.

Den Atem scharf einziehend fuhr Buffy aus dem Schlaf. Die Decke rutschte von der Matratze, auf der sie lag. Im ersten Moment orientierungslos kehrten die Erinnerungen nach und nach zu ihr zurück, bis sie sich an alles erinnerte. An die Serenity und ihre Mannschaft, an die Initiative und an ihr sogenanntes Schicksal, welches aus einer uralten und teilweise unleserlichen Prophezeiung stammte, die Giles ausgegraben hatte. Sie erinnerte sich an den Master und an die Suche nach der Sense.

Buffy wischte sich mit einer Hand über das schweißnasse Gesicht und schwang die Beine über den Bettrand. Ein Seufzen schaffte es über ihre Lippen. Natürlich nahmen die Träume kein Ende, zumindest nicht solange, wie der Kampf zwischen ihnen nicht entschieden war. Da war die Zeit des Eingefrorenseins fast schon angenehmer gewesen, denn Buffy konnte sich an keinen einzigen Traum erinnern, weder gut noch schlecht.

Bevor die Frustration, die Verzweiflung eher, welche sie schon eine Ewigkeit zu begleiten schien, gänzlich von ihr Besitz ergreifen konnte, nahm Buffy ferne Stimmen und Schritte über ihrem Kopf wahr. Mit einem Mal war jeder Gedanke an den Master fortgewischt, als sie dem Tumult auf dem Schiff lauschte. Was war da los?

Anstatt weiter tatenlos herumzusitzen, durchquerte Buffy die kleine Kajüte und erklomm die Leiter, die sie mit dem Rest der Serenity verband. Gut, dass sie gestern gleich mit ihren Anziehsachen ins Bett gefallen war. Nicht, dass sie etwas anderes zu tragen hatte...

Sobald Buffy die Luke geöffnet hatte, schwollen die Stimmen an, zaghaft und beunruhigt. Sie waren von einem Hämmern und einem Poltern begleitet, welche auch die letzten Details des gestrigen Abend aufdeckten: Faith.

Ihre Schritte zurückverfolgend joggte Buffy durch die Gänge, die zum Laderaum führten. Die Truhen, die als ihre Gefängnisse gedient hatten, standen noch immer herum. Sie waren mehr als bloße Gefängnisse, sie waren ein Denkmal an die Zeit, die man ihnen für ihre Suche nach der Sichel gestohlen hatte, um... was? Dafür, dass die Initiative an ihnen herumexperimentieren konnte, weil sie die Slayer für Übermenschen hielten?

Hastig rannte Buffy die Metallstufen herunter und schob sich an Kaylee, Jayne und Mal vorbei, welche sich Faith annäherten. Sie achtete nicht weiter auf die Crew, als sie Faith durch das Glas mit einer Handbewegung zu verstehen gab, dass sie sich beruhigen sollte. Erst als die braunhaarige Slayer die gefesselten und geballten Fäuste sinken ließ, öffnete Buffy den Verschluss der Truhe und den Deckel. Gott sei Dank, hatte sie sich nicht allein aus ihr befreien können. Aber aus was war sie bloß angefertigt worden, dass sie der Stärke eines Slayer widerstand?

„Was zum Teufel geht hier vor, B?“, zischte Faith, ihr Gesicht gerötet vor Anstrengung und Wut. Ihr Blick ging an Buffy vorbei. „Und wer sind diese Witzfiguren?“

„Das sind die Leute, die uns gerettet haben“, korrigierte Buffy und nahm Faith die Handfesseln ab. Der erste Moment nach dem Erwachen war vorüber und obwohl Faith nicht die rationalste Person im Universum war, so schenkte sie ihren Worten wenigstens Gehör. Mehr konnte Buffy unter den Umständen wohl nicht verlangen.

„Die? Uns gerettet?“ Spott unterlag Faiths Stimme, als sie aus der Truhe kletterte und sich streckte. Ihr Nacken knackte, als sie Mal und die anderen von Kopf bis Fuß musterte. Ihr Blick blieb an Jayne hängen, der sie mit offenem Mund anstarrte. Die Emotionen, die über sein bärtiges Gesicht huschten begannen bei Misstrauen, endeten jedoch bei offener Lust.

Buffy verdrehte die Augen. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Der Kerl hatte keine Ahnung, auf was er sich da einlassen wollte.

Ein Räuspern seitens Mal ertönte. „Können wir wieder zum Thema kommen?“ Er schlug das Buch auf, welches er mit sich herumtrug und hielt die aufgeschlagene Seite Buffy und Faith entgegen. „Ist das einer dieser Vampire? Wie der von gestern?“ Im selben Atemzug, in dem er diese Frage stellte, beantwortete Mal sie sich selbst. „Also ja. Und euren Gesichtern ist abzulesen, dass dieser Master nicht nur eine Gruselgeschichte ist.“

Schluckend zwang sich Buffy den Blick von der Karikatur des glatzköpfigen Vampirs abzuwenden, der sie bis in ihren Schlaf verfolgte. Sie sah zu Faith herüber, welche ihre Lippen zu einer schmalen Linie gepresst hatte. Sie hatten nie darüber gesprochen, denn Faith tauschte sich nicht mit jemanden aus und offenbarte ihre Gefühle, aber Buffy konnte ihr in diesem Moment ganz genau ansehen, dass es ihr genauso erging. Dass sie von ihm träumte, dass ihr gemeinsames Schicksal nicht vollständig an ihr vorbeiging. Es sollte das Gewicht auf Buffys Brustkorb leichter machen, tat es jedoch nicht.

„Er ist sehr viel mehr als eine Gruselgeschichte“, gestand Buffy. Bisher wussten nur Giles, Willow und der Rest ihrer kleinen Truppe auf Sunnydale von ihm und der Prophezeiung. Allein ihre Blicke in Buffys Nacken waren manchmal schon genug gewesen, mit all ihrer Besorgnis und ihrem Mitleid, und nun stand sie Fremden gegenüber und musste sie mit hineinziehen, weil ihre furchtbar unterschiedlichen Welten zufällig aufeinander geprallt waren. „W-Woher habt ihr das Buch?“

„Gefunden. Mehr oder weniger“, erwiderte Mal, als er es zu sich herumdrehte, um sich noch einmal das Abbild des Masters anzusehen. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Kaylee und Jayne folgten seinem Beispiel und sahen über seine Schulter hinweg.

„Er sieht nicht sehr freundlich aus“, bemerkte Kaylee. Dem Schmierfleck auf ihrer Wange nach zu urteilen war sie vor Faiths Aufwachen im Maschinenraum tätig gewesen. „Er ist auch nicht besonders hübsch, dabei heißt es doch, dass Vampire einen mit ihrer Schönheit verführen. Zumindest gibt es genug Geschichten darüber.“

Jayne schnaubte. „Wann bist ausgerechnet du zu einer Vampir-Expertin geworden?“

„Ich mein ja nur...“

Buffy sah zu Faith herüber, die ihre Retter mit abwertender Belustigung musterte. Aussehen, als wollte Faith sie einweihen, tat sie nicht, doch so einfach machte sich Buffy diese Sache nicht. Hier ging es um mehr als das bloße Wollen. Allein mit ihrer Anwesenheit auf dem Schiff hatten sie die Crew der Serenity bereits in Gefahr gebracht und in ihre Angelegenheiten hineingezogen. Diese Möglichkeit bestand jedenfalls und das konnte nicht einfach ignoriert werden. Anders als Faith wollte Buffy nicht das Blut Unschuldiger an ihren Händen haben.

„Es gibt da diese Prophezeiung“, platzte die Wahrheit aus Buffy heraus. Ihre Augen waren weit, wodurch sie selbst überraschter aussehen musste, als Malcolm Reynolds es tat.

Dieser zog die Brauen zusammen und musterte sie mit ausdrucksloser Miene. Beinahe so, als wollte er sehen, ob sie seinem Blick standhielt und nicht einknickte. Als ob er sichergehen wollte, dass sich ihre Worte nicht als Lüge entpuppten. Doch Buffy hatte schon ganz anderen Wesen in die Augen gesehen und war nicht zurückgewichen.

„Eine Prophezeiung...“, wiederholte Mal.

„Prophezeiung wie in Schicksal, das sich erfüllen muss?“, hakte Jayne nach. Er blieb auch weiterhin hinter seinem Captain stehen, sein Gewehr im Arm tragend und den Finger nicht eine Sekunde lang vom Abzug nehmend. Er traute ihnen nicht, aber im Gegensatz zu Buffy, die ihren Fäusten vertraute, verließ er sich auf seine Waffe.

„Ja. Und jetzt, da wir bei euch an Bord gelandet sind, können wir nicht einfach davon ausgehen, dass ihr euch nicht in Gefahr befindet.“

Im selben Moment, in dem Buffy das erklärte, stieß ihr Faith einen Ellenbogen in die Seite. „Mach doch nicht aus einer Mücke einen Elefanten, B. Du tust ja gerade so, als könnte dieser Möchtegern-Master Gedanken lesen.“

„Das vielleicht nicht, aber er ist bisher immer bestens informiert gewesen“, erwiderte Buffy. Ihre Gedanken kehrten zu dem Traum zurück, der sie aus ihrem Schlaf gerissen hatte. Giles war sich nicht sicher gewesen, aber vielleicht bestand darin eine Verbindung zwischen ihnen und dem Master, deren sie sich nur nicht bewusst waren.

Sie konnten jetzt nicht unvorsichtig werden, denn das konnte ihr Ende – oder viel eher das Ende von allem – bedeuten. Ohne auf den ungläubigen Laut zu reagieren, der über Faiths Lippen kam, wandte sie sich wieder dem Captain der Serenity zu, der inzwischen das Buch zuklappte. „Ich werde euch alles erzählen, aber danach muss ich Giles kontaktieren. Er weiß am besten über alles Bescheid und—“

„Kein Wunder, so wie der immer in seinen Büchern vergraben ist“, fiel ihr Faith ins Wort.

Buffy nickte. „So kann man es auch ausdrücken.“

„In fünf Minuten im Gemeinschaftsraum“, entrann es Mal nach einigen Sekunden des Stillschweigens. Er drehte sich um, drückte Kaylee das Buch in die Hand und wies Jayne an, den Rest der Crew zusammenzutrommeln.
 


 

15

Mal sackte auf eines der schmalen Sofas, die sich im hinteren Teil des Gemeinschaftsraums befanden. Für den Moment war er vollkommen allein, sah man von Spike ab, der mit finsterem Blick jeden seiner Schritten verfolgte. Mal ignorierte ihn.

Die anderen würden sich in wenigen Minuten hier versammeln, um... was? Um sich eine an den Haaren herbeigezogene Geschichte über Vampire und Prophezeiungen anzuhören? Eine Geschichte, für die es leider mehr Beweise gab, als Mal lieb waren.

Er war kein Mann, der Dinge im Leben bereute, sondern einer, der versuchte, das beste aus den gegebenen Situationen zu machen. Allerdings war unschwer zu bemerken, dass sein Leben zunehmend absurder wurde.

Erst nahmen sie Simon und seine labile Schwester auf, an der die Regierung herumexperimentiert hatten und dann entdeckten sie die Wahrheit von dem Ursprung der Reaver, verloren dabei jedoch gleich zwei Mitglieder ihrer Mannschaft. Reichte das nicht aus? Hatten sie ihren Soll nicht erfüllt? Hatten sie sich nicht etwas Ruhe verdient? Was war aus seinem Vorsatz geworden, sich mit kleinen Jobs über Wasser zu halten und einfach in der Serenity herumzufliegen? Er wollte niemanden retten und auch nicht den Held spielen. Im Grunde sollte man ihn und seine Crew einfach in Ruhe lassen. Immerhin erwarteten sie ein Baby, verdammt noch mal!

Mals Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Simon und River den Gemeinschaftsraum betraten und sich nach kurzem Umsehen zu ihm gesellten. River plumpste neben ihn auf das Sofa, während Simon sich auf den Rand des Sessel setzte.

Nach und nach tauchten auch die anderen auf. Kaylee hielt das Buch noch immer wie einen kostbaren Schatz in den Armen, während Jayne sich weiterhin an Vera klammerte und Inara ein Tablett mit Tassen und einer Teekanne auf den kleinen Tisch abstellte. Selbst unter diesen absurden Umständen schafften sie alle es eine gewisse Normalität mit sich zu bringen.

Mals Muskeln entspannten sich automatisch. Sie hatten so viel überstanden und standen noch immer aufrecht. Keiner von ihnen hatte die Lebenslust verloren und solange sie alle zusammen waren, würde sich daran nichts ändern.

„Was ist passiert? Wurde schon wieder jemand gebissen?“, fragte Tom mit einem erhobenen Mundwinkel, als er sich neben Inara auf das zweite Sofa setzte. „Oder hat sich Jayne nun doch in einen Vampir verwandelt?“

„Ich zeig dir gleich einen Vampir...“, grummelte dieser und tätschelte Vera unmissverständlich, während ihr blonder Pilot grinste.

Zoe schenkte beiden Männern einen unbeeindruckten Blick, als sie gemeinsam mit Johnny an der Wand lehnte. Simon bot ihr seinen Platz an, doch sie lehnte mit einer Handgeste ab. Zuletzt gesellten sich Buffy und Faith zu ihnen, als hätten sie nur gewartet, bis der Rest bereits anwesend war. Obwohl sich Mal immer noch nicht wohl dabei fühlte, sie frei auf dem Schiff herumlaufen zu lassen, konnten sie sich auch keine drei Gefangene an Bord halten. Dafür war die Serenity nicht gemacht, aber vielleicht sollten sie in näherer Zukunft einmal darüber nachdenken, sich eine Zelle einbauen zu lassen.

Buffy trat von einem Bein auf das andere, während die junge Frau an ihrer Seite locker eine Hand in die Hüfte gestemmt hatte.

Spike beobachtete sie aus der Ferne und das Licht brach sich auf seinen ungewöhnlich blonden Haaren. Er hatte es aufgegeben, sich gegen das Seil zu sträuben, welches ihn an den Stuhl band, und saß inzwischen nur noch bewegungslos da. „Gruppenbesprechung, huh? Habt ihr da nicht jemanden vergessen?“

„Oh, fühlst du dich vernachlässigt, Spikey?“, säuselte Faith, doch anstatt Wut zeigte sich so etwas wie Resignation auf dem blassen Gesicht des Vampirs.

„Er hat recht“, entrann es Buffy zögerlich. „Ob wir es mögen oder nicht, er ist ein Teil von unserem Team.“

Mal lehnte sich bei diesen Worten vor. „Warte, versteh ich das richtig? Ihr bekämpft Vampire, aber arbeitet auch mit einem Vampir zusammen? Bin ich der einzige, der das als ein bisschen merkwürdig empfindet?“

„Paradox“, korrigierte Zoe.

„Vielleicht... vielleicht ist er ja ein handzahmer Vampir“, schlug Kaylee vor.

Spikes Proteste gingen in Faiths schallendem Gelächter unter. Sie hielt sich den Bauch und deutete mit der anderen Hand auf die Mechanikerin. „Dich mag ich. Du bist die Witzigste von dem ganzen Haufen. Bei Längen!“

Ein Rotschimmer kroch auf Kaylees Wangen und sie senkte den Blick auf das Buch in ihrem Schoß. Zumindest tat sie das solange, bis Inara ihr einen Becher Tee herüberreichte und ihr ein sanftes Lächeln schenkte.

Mal beobachtete es aus den Augenwinkeln. „Zurück zum Thema.“

Buffy schien seiner Meinung zu sein, da sie sogleich zu Spike herüber marschierte. „Ja, er ist auch ein Vampir, aber er hat... nun, andere Ambitionen. Oder auch gar keine, könnte man ebenfalls sagen.“

„Ich hab durchaus Ambitionen, Slayer.“

Anstatt zu kontern packte Buffy den Stuhl, an den Spike gefesselt war, an beiden Armlehnen und zog ihn mit einem Ächzen und mitsamt dem Gewicht des Vampirs zu den anderen herüber. „Jedenfalls ist er manchmal, aber eben nur manchmal, ganz brauchbar.“ Das Schaben der Stuhlbeine klang unangenehm in den Ohren und schallte im Innenraum wider, doch keiner schien es zu bemerken. Alle waren zu sehr auf das Spektakel konzentriert.

Auch Mals Augen weiteten sich bei der Leichtigkeit, mit der Buffy das vollzog. Mit ihrer Größe und der schmalen Statur sollte es ihr unmöglich sein, doch sie war nicht einmal außer Atem, als Spike einen halben Meter vor ihnen saß und Buffy unverhohlen anstarrte.

Sollten sie sich eine Zelle anschaffen, brauchten sie unbedingt eine, die übermenschlicher Stärke standhalten konnte, korrigierte sich Mal gedanklich.

„Buffy ist so wie ich“, wisperte River. Im Gegensatz zu allen anderen fehlte in ihrem Ton und in ihrem Gesicht die Bewunderung. Es war eine simple Feststellung. Konnte das möglich sein? Nein, konnte es nicht. River besaß eine Menge unerklärlicher Fähigkeiten, aber eine übermenschliche Stärke nannte sie nicht ihr Eigen. Buffy – und Faith vermutlich ebenfalls – waren etwas anderes.

„Wir sind Slayer“, sprach Buffy Mals Gedanken aus. „In jeder Generation wird ein Slayer geboren. Sie sind immer weiblich und besitzen bestimmte Kräfte, um Vampire und Dämonen zu töten.“

„Aber ihr“, begann Simon und deutete zunächst auf Faith und anschließend auf Buffy. „Ihr seid zwei und auch noch im selben Alter, wenn ich richtig schätze.“

„Dass sie im selben Aller sind, sieht doch ein Blinder, wenn er noch Augen hätte.“

„Jayne stellt uns mit seinem Intellekt wirklich alle in den Schatten“, bemerkte Tom und Johnny, der bisher stumm daneben gestanden hatte, brachte ein verächtliches Grinsen zustande.

„Sobald ein Slayer stirbt, wird automatisch jemand anderes als Slayer erwählt. Irgendwo im Universum“, antwortete Buffy.

„Wäre B nicht gestorben und wiederbelebt worden, wäre mein Leben verflucht langweilig“, sagte Faith, doch Mal kaufte ihr das nicht ab. Man konnte ihr anhand ihres Verhaltens ansehen, dass sie so oder so einen Weg gefunden hätte, um Ärger zu machen. Ihr lag das Abenteuer, das Regelbrechen, im Blut. Mal war schon zu oft solchen Menschen begegnet, als dass er sie nicht erkennen würde, wenn sie ihm über den Weg liefen. Auch er zählte sich zu dieser Kategorie.

„Wie sieht nun diese Prophezeiung aus?“, fragte Mal.

„Sie ist schon uralt und in einer Sprache verfasst worden, die schon halb verloren ist. So richtig hab ich das nicht verstanden, was Giles erzählt hat, aber—“, sagte Buffy.

„Giles ist Buffys Vaterersatz. Ein typischer Streber-Typ, der seinen Tee und seine Bücher vergöttert“, fügte Spike mit einem belustigten Schmunzeln hinzu. Ob ihm einfach langweilig war und er deshalb Informationen beisteuerte oder ob er auf lieb Kind tun wollte, konnte Mal nicht sagen. So schnell würde er die Fesseln allerdings nicht loswerden, wenn es nach Mal ging – und das tat es, weil das hier immer noch sein Schiff war.

„Jedenfalls wurde die Prophezeiung von irgendeinen Vampir namens Aurelius gemacht, der seherische Fähigkeiten besessen haben soll. Er war auch gleichzeitig der Gründer eines Ordens, der nach ihm benannt worden ist. Der Master soll laut den alten Schriften ihr neues Oberhaupt sein.“ Buffy zuckte mit den Schultern. Übermenschliche Kraft hin oder her, mit Fakten schien sie es nicht zu haben. „Sie sagt den Kampf zwischen dem Master und zwei Slayer voraus.“

„Eigentlich hat dieser Aurelius-Typ den Tod zweier Slayer vorausgesagt“, korrigierte Faith und betrachtete ihre Fingernägel. Ihre dunklen Haare wallten ihr über die Schultern, als sie die vollen Lippen schürzte. „Unseren Tod halt.“

„Ja...“, gestand Buffy und ihre Stimme senkte sich. „Und damit steht nichts mehr zwischen dem Master und dem Hellmouth auf Sunnydale. Das ist sein Ziel. Er will das Tor zu den Höllendimensionen öffnen, um einen alten widerlichen Dämonen zu befreien, der dort vor einer halben Ewigkeit eingesperrt worden ist. Er wird der Alte genannt – was ein wirklich nicht besonders kreativer oder gar angsteinflössender Name ist, ich weiß.“

„Er ist unbesiegbar“, warf Spike in einem Ton von sich, der einem Glauben machen wollte, dass ihn das alles eigentlich nicht weniger interessieren könnte. „Und wenn das Tor erst mal offen ist, dann kommt noch mehr durch, als nur der Alte. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass dann hier buchstäblich die Hölle los ist.“ Bei seinem eigenen Wortwitz grinste Spike und Zoe rollte mit den Augen.

„Im Moment sind wir auf der Suche nach der Sichel. Das ist die einzige Waffe, mit der man etwas gegen den Alten ausrichten kann. Allerdings wissen wir nicht genau, wo sie sich befindet. Eigentlich dient sie auch gleich als Plan B – oder Plan Z –, falls der Master erfolgreich ist und Faith und mich umbringt. Selbst wenn wir nicht mehr sind, kann jemand anderes die Sichel benutzen, um den Dämon zu töten.“

Auf Buffys Erzählungen hin breitete sich ein Schweigen unter den Passagieren und Bewohnern der Serenity aus. Mal sah von einem besorgten und nachdenklichen Gesicht zu dem nächsten. Was ihnen alle durch den Kopf ging, war nicht sonderlich schwer zu erraten. Sein gesamtes Leben bekam man eingetrichtert, dass es das Monster unter dem Bett nicht gab, welches einen zu fressen versuchte, nur um jetzt die Wahrheit zu erfahren. Es gab Monster. Sie nannten sich Vampire.

„Wir müssen ihnen helfen“, flüsterte Kaylee und wiederholte ihren Vorsatz vom gestrigen Abend. Ihre Stimme schwoll an in Empörung. „Zu zweit – oder zu dritt, wenn man Spike mitrechnet – kann man doch nicht die Welt retten. Das ist doch zu viel Verantwortung. Unter der Last bricht man doch zusammen.“

„Ich bin ein wertvolles Mitglied dieser Truppe“, entfuhr es Spike. Auf Mals Blick hin zuckte er nonchalant mit den Schultern. „Sobald man mich losschneidet. Und mir diesen Chip in meinem Kopf entfernt.“

„Das ist schon in Ordnung“, lenkte Buffy ein und blinzelte mehrmals. Erst danach breitete sich ein Lächeln auf ihren Lippen aus. Es war eines dieser Lächeln, welche Kaylee fast jedem entlockt und ganz besonders Inara ihr stets schenkte. Es sprach von Wärme und Freundlichkeit und... Freundschaft.

Mal zog die Brauen bei dieser kitschigen Erkenntnis zusammen, die leider den Nagel ziemlich genau auf den Kopf traf. Er erhob sich, um sich seiner Crew zuzuwenden und um diese Bande im Keim zu ersticken. „Wir werden nicht nach einer Sichel suchen, die sonst wo ist, und als Vampirfutter enden. Falls ihr es vergessen habt, warten wir auf Kunitz’ Meldung und unseren nächsten Job.“

„Was für einen Job? Seid ihr ein Transportschiff?“, fragte Buffy.

„Wir sind Verbrecher“, korrigierte River mit tonloser Stimme. Sie wickelte einige Haarsträhnen um den Zeigefinger und betrachtete diese Geste mit Neugierde.

„Oh...“, entrann es Buffy, während Spike schnaubte.

Faith stieß ein kehliges Lachen aus, welches Kaylee und Simon zusammenzucken ließ. „Ihr? Verbrecher? Dass ich nicht lache. Ich wette, ihr könnt keiner Fliege etwas zu leide tun. Ich meine, guckt euch doch an? Ein Haufen Schwächlinge, die sich angesichts eines dingfestgemachten Vampirs wie Spike bereits in die Hose machen.“

Jayne hob Vera an, als er sich vor der braunhaarigen Slayer aufbaute. „Pass auf, was du sagst, Kleine.“

„Oder was?“ Faith visierte Johnny mit dem Blick an. „Willst du mich mit deinem ollen Krückstock verhauen, alter Mann?“

Bevor Johnny einen Schritt nach vorn setzen konnte, stand Buffy bereits zwischen ihnen. „Reiß dich zusammen, Faith.“ Erst danach wandte sie sich an Mal. „Wie gesagt, es würde schon reichen, wenn ihr uns auf dem nächsten Planeten absetzen würdet. Ich glaube nicht, dass der Master weiß, wo wir uns im Moment aufhalten, aber ihr solltet trotzdem vorsichtig sein.“ Sie legte eine Pause ein, in der sie den Blick auf ihre Schuhe senkte. „Können wir wenigstens Giles kontaktieren? Das ist wichtig. Sie werden sich auf Sunnydale bereits Sorgen um uns gemacht haben.“

„Tom, würdest du...“, entrann es Mal und er gestikulierte in die Richtung des Cockpits.

Der Pilot löste sich aus seiner Position und salutierte. „Aye aye, Sir. Wenn mir die Ladys bitte folgen würden.“ Mit diesen Worten führte Tom Faith und Buffy davon.

Bevor Faith jedoch aus dem Gemeinschaftsraum trat, wandte sie sich noch mal um und sah zu Jayne herüber. „Oh... und Feuerwaffen haben bei Vampiren übrigens so gut wie keinen Effekt, Süßer.“ Mit einem schiefen Grinsen verschwand sie, während Jayne kritisch auf seine Vera herunterschaute, als wäre sein Weltbild gerade in seine Einzelteile zerfallen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SamAzo
2014-11-11T21:18:04+00:00 11.11.2014 22:18
So dank meines Urlaubs hat es mit dem lesen mal wieder etwas länger gedauert. Aber so ist das halt, wenn man sich dazu entschließt eine Woche internetfrei zu leben.

Ich mag noch immer wie Spike ist. Halt ganz so, wie man ihn kennt - oder wie er in meiner Erinnerung ist. xD

Beim lesen kam mir eben ein Gedanke. Was, wenn Caleb auftaucht?
Das wäre doch mal verwirrung pur. *eg*


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