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Heartbeat

von
Koautor:  -Luna-

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A trip down memory lane

Bereitwillig ließ sich Usagi von Mamoru mitziehen; quer durch die Eingangshalle bis hin zu Yukikos Zimmer. Ein paar Mal wäre sie fast gestolpert und doch hatte sie nichts gesagt.
 

Leise drangen Stimmen nach draußen, als der Schwarzhaarige die Tür öffnete und sie nebeneinander eintraten, während er noch immer ihre Hand in seiner hielt. Abrupt verstummten Yukiko und Midori und blickten zu ihnen hinüber. Stutzten, als sie die ineinander verschlungenen Hände der Beiden sahen.

Während Midori sofort mahnend zu Mamoru blickte, lächelte Yukiko wissend.

»Da seid Ihr ja! ... Usagi, Liebes, komm und erzähl - wie waren deine ersten Tanzstunden? Konnte Saphir dir ein paar Schritte beibringen?«
 

Kurz erzählte die Blondine von ihren ersten Versuchen, den Fortschritten und auch von ihrem Wadenkrampf. Bewusst ließ sie dabei jedoch ihr beunruhigendes Gefühl in Saphirs Gegenwart sowie ihren Tanz und den darauf folgenden Kuss mit Mamoru aus. Allein der bloße Gedanke daran löste wieder ein intensives Kribbeln in ihr aus. Waren das etwa die allseits bekannten Schmetterlinge im Bauch?

Verstohlen blickte Usagi kurz zu Mamoru und seufzte leise. Diese Lippen... was würde sie gerade darum geben, ihn noch einmal küssen zu dürfen? Von seinen weichen Lippen kosten zu dürfen und dabei die Wärme seines Körpers zu spüren?
 

»Bevor ich es vergesse - okâsan, ich werde Usagi heute zum Abendessen bei ihren Eltern begleiten und Mr. Tsukino zu dem Artikel befragen. Ich habe auch schon mit Ami gesprochen, sie wird solange auf obaa-san aufpassen.«

Midori stutze augenblicklich. »Heute Abend hast du gesagt? Hast du da nicht etwas vergessen, Mamoru? Du bist heute Abend bereits mit Natsumi verabredet und ich denke, die Verabredung solltest du nicht absagen!«
 

Usagi erstarrte. Mamoru war bereits mit Natsumi verabredet? ... Allein ihren Namen zu hören, löste die unterschiedlichsten Gefühle in ihr aus. Angefangen von tiefer Abneigung bis hin zu brodelnder Eifersucht, die sogar die Enttäuschung darüber, dass Mamoru sie nun doch nicht begleitete, in den Hintergrund stellten.
 

»Das habe ich völlig vergessen! Entschuldige, Usagi, dann kann ich dich leider doch nicht begleiten. Aber wir holen das nach, denn ich würde deine Eltern auch später noch sehr gern kennenlernen!«

»Sofern Ihr nichts dagegen habt, werde ich Usagi nachher zum Abendessen begleiten und mit Kenji Tsukino über den Artikel sprechen«, schlug Midori den beiden jungen Leuten vor, während sie Yukiko ein Glas Wasser reichte.

»Macht es dir denn etwas aus, Usagi?«, fragte Mamoru nun an die Blondine gewandt, die sich zuvor neben das Bett von Yukiko gekniet hatte.

»Nein, natürlich nicht. Es wäre mir eine Freude, wenn du mich begleitest, Midori«, lächelte Usagi und erhob sich wieder. »Ich werde meiner Mutter dann gleich Bescheid geben, dass sie uns zum Abendessen einplanen soll. Ähm, um welche Zeit ist es dir denn recht?«
 

*
 

Es war kurz vor halb 7 Uhr Abends, als Mamoru seine Mutter und Usagi zum vorgefahrenen Wagen brachte, sich verabschiedete und dem Fahrer ein Zeichen gab, dass dieser losfahren konnte.
 

Schnell drehte sich Usagi auf ihrem Platz, um einen letzten Blick auf den Schwarzhaarigen erhaschen zu können. Die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, stand er da und blickte ihnen hinterher. Wieder machte sich die Enttäuschung in ihr breit und ein leiser Seufzer entwich ihren Lippen.

Dies blieb Midori natürlich nicht verborgen und so legte sie der jungen Frau eine Hand auf den Arm:

»Usagi...«, begann sie und die Angesprochene fuhr erschrocken herum. »Ich kann dich nur vor Natsumi warnen. Sollte sie mitbekommen, wie du Mamoru hinterher schaust und ihn anhimmelst, wird sie nicht davor zurückschrecken, dir das Leben zur Hölle zu machen. Daher bitte ich dich nochmals, dich von Mamoru fernzuhalten ...nicht, weil ich es nicht will, sondern weil ich mir einfach Sorgen um dich mache.«

Mit großen und erschrockenen Augen blickte Usagi zu Midori. Mehrfach musste sie blinzeln, bis sie sich wieder gefangen hatte, denn diese Aussage beunruhigte sie doch sehr. Und doch blieben die Neugier und die Frage nach dem ,Warum‘. »Darf ich fragen... ähm, also - warum ist Mamoru mit ihr zusammen? Ich meine, ich habe nicht den Eindruck, dass er sie wirklich liebt.«

»Es ist eine Familienangelegenheit!«, antwortete Midori knapp und wiegelte damit weitere Fragen ab, während sie den Blick starr nach vorn zum Fahrer richtete und die Finger ineinander verschränkte.

Usagi verstand sofort und wandte sich mit einem unguten Gefühl ab. Hatte sie etwa schon wieder eine Grenze übertreten, dass Midori so abblockte? Scheinbar wurde ihr ihre ständige Neugierde irgendwann doch noch zum Verhängnis.
 

Die restliche Fahrt verlief schweigend und Midori war insgeheim dankbar, dass Usagi keine weiteren Fragen gestellt hatte. Vielmehr hatte die junge Frau die ganze Zeit tief in Gedanken versunken, aus dem Fenster des fahrenden Wagens geblickt. Erst als sie sie darauf hinwies, dass sie bei ihrem Elternhaus angekommen wären, blickte Usagi wieder auf. Noch ehe sie sich erheben und aussteigen konnte, hielt Midori sie für einen Moment zurück:

»Usagi, ich hoffe wirklich, dass du trotz alledem, was hier gerade geschieht und was dir sicherlich seltsam erscheinen mag, weiterhin für uns arbeiten wirst.«

»Ich kann dir versichern, dass ich euch nicht im Stich lassen werde. Yukiko liegt mir dafür einfach schon zu sehr am Herzen und ich fühle mich sehr wohl bei euch«, antwortete sie und lächelte besonnen.

»Das freut mich wirklich. Und auch du bist uns in der kurzen Zeit schon sehr ans Herz gewachsen. So, nun lass uns aber reingehen. Deine Eltern warten sicher schon auf uns.«
 

Am Gartentor wurden die beiden Frauen bereits erwartet. Luna saß auf einem der Steinpfosten und maunzte lautstark, was Usagi umgehend ein Kichern entlockte. Schnurrend schmiegte sie sich in ihre Hand, die sie ihr hinhielt, bevor sie sie von dem Steinpfosten hochhob und auf den Arm nahm.

»Oh, meine Luna... ich hab dich so vermisst!«

»Ist das deine Katze, Usagi?«, fragte Midori erstaunt, als sie dichter kam und das kleine schwarze Fellknäuel näher betrachtete.

»Ja, das ist sie. Sie lief mir damals über den Weg und da ich keinen Besitzer ausfindig machen konnte, nahm ich sie mit zu mir«, antworte diese und lief mit Luna auf dem Arm weiter bis zur Haustür.

»Ein seltsamer Zufall. Bei Artemis war es fast genauso und wenn ich mir dazu noch die weiße Blesse auf der Stirn genau anschaue, dann könnte man fast meinen, sie wären verwandt.«

»Du meinst die Stelle, die fast aussieht wie ein Sichelmond? Ja, das ist mir auch schon aufgefallen...«, erwiderte Usagi und setzte die schwarze Katze auf der Schwelle ab, um ihren Schlüssel aus ihrer Handtasche zu holen. Fast wäre sie jedoch vor Schreck nach hinten gekippt, als die Tür mit einem Mal aufgerissen wurde und Ikuko auf sie zu stürmte.
 

»Usagi, mein liebes Kind, da bist du ja endlich!«, rief sie freudig und zog ihre Tochter in eine herzliche Umarmung. Midori selbst stand schmunzelnd daneben und betrachtete die Begrüßungszeremonie von Mutter und Tochter, die die tiefe Liebe innerhalb der Familie mehr als deutlich machte.
 

»Hallo, Sie müssen Mrs. Chiba sein.«

Freundlich lächelnd hielt Ikuko ihr die Hand hin, die Midori sofort ergriff:

»Es ist mir eine Freude, Mrs. Tsukino!«

»Die Freude ist ganz meinerseits. Aber bitte sagen Sie doch Ikuko zu mir«, erwiderte diese sofort und bat die beiden Ankömmlinge herein.
 

Ein köstlicher Duft nach Nikujaga (jap. 肉じゃが, dt. „Fleisch-Kartoffeln“) lag in der Luft, als sie an der Küche vorbei ins Wohnzimmer liefen. Und während Kenji noch am Fenster stand und telefonierte, bat Ikuko ihre Tochter und Midori am großen Esstisch Platz zu nehmen:

»Das Essen ist gleich soweit«, erwiderte sie freundlich und blickte kurz zu Kenji hinüber. »Und ich hoffe, dass mein Mann auch so langsam mit seinem Telefonat fertig wird.«

»Mama, brauchst du noch Hilfe in der Küche?«, fragte Usagi und wollte sich gerade erheben, als Kenji endlich sein Telefonat beendet hatte und zu ihnen hinüber kam. Höflich verbeugte er sich, als Midori sich kurz erhob:

»Mrs. Chiba, es ist mir eine Ehre, Sie in unserem bescheidenen Heim begrüßen zu dürfen.«

»Konbanwa Mr. Tsukino. Es freut mich, Sie wiederzusehen.«

»Ich hoffe, meine Tochter hat nichts angestellt?«, fragte er nun mit hochgezogener Augenbraue, was ihm einen empörten Blick von Usagi einbrachte.

»Nein. nein, Ihre Tochter ist eine Bereicherung für unsere Familie«, erwiderte Midori schmunzelnd und nickte der Blondine, die ihr gegenüber saß, kurz aufmunternd zu. »Wir könnten uns nicht glücklicher schätzen, dass sie den Weg zu uns gefunden hat.«

»Das freut mich wirklich sehr, dass unsere Usagi so einen guten Eindruck hinterlassen hat«, schaltete sich nun Ikuko ein, die gerade mit einem großen Topf aus der Küche gelaufen kam und ihn inmitten des Esstisches platzierte.
 

Während des Essens schweiften Usagis Gedanken immer wieder ab. Ein ums andere mal fragte sie sich, was Mamoru wohl gerade tat und ob er vielleicht auch ab und zu an sie dachte. Natürlich wurmte es sie, dass er nicht dabei war, denn so gern sie Midori auch hatte, aber mit Mamoru wäre dieser Abend dennoch anders gewesen. Einfach besonderer mit ihm an ihrer Seite. Seine Nähe und Wärme spürend.

Kurz dachte sie an den Kuss zurück und allein der Gedanke daran ließ ihr Herz höher schlagen. Ob sie ihm eine Nachricht schreiben sollte?

Überlegend kaute sie auf ihre Unterlippe herum, während sie ihren Blick kurz durch die Runde schweifen ließ. Sollte sie es wagen? Ohne weiter groß darüber nachzudenken, ließ die junge Frau ihre rechte Hand so unauffällig wie möglich unter dem Tisch wandern und angelte dann in ihrer Hosentasche nach ihrem Smartphone. Nur eine SMS von Naru, dachte sie ein wenig enttäuscht, öffnete diese aber doch sofort.
 

Von: Naru

An: Usagi

Zeit: 13:25 Uhr

Hallo, Usagi, du wirst es kaum glauben, aber ich habe heute zwei Tickets für das Konzert von HichiMaru am Montag gewonnen. Hast du Zeit und Lust mich zu begleiten? Liebe Grüße, Naru.
 

»Usagi Tsukino, das Handy hat sofort wieder in der Tasche zu verschwinden. Du weißt, dass ich so etwas bei Tisch nicht dulde. Deine Nachrichten kannst du lesen, wenn wir fertig mit Essen sind«, tadelte Kenji seine Tochter, die unter seinem strengen Ton augenblicklich zusammengezuckt war und vor Schreck beinahe das Handy hatte fallen lassen.

»Entschuldigung«, murmelte sie und schob es zurück in ihre Hosentasche.
 

Zum Nachtisch servierte Ikuko eine Keramikflasche Sake, wobei sie lediglich Midori und Kenji einen Masu hinstellte, bevor sie Usagi bat, ihr beim Abwasch zu helfen.
 

»Also, was kann ich wirklich für Sie tun, Mrs. Chiba?«, fragte Kenji, nachdem seine Frau und seine Tochter das Zimmer verlassen hatten und goss den Sake in die beiden Masu.

»Es geht um den kürzlich veröffentlichten Artikel bezüglich der Hochzeit meines Sohnes und Miss Ginga.«

»Das habe ich mir bereits gedacht. Bitte fahren Sie fort«, erwiderte Kenji und nahm einen Schluck Sake.

»Er entspricht nicht den Tatsachen, Mr. Tsukino. Und ich bin hier, um ihre Quelle zu erfahren.«

Überrascht blickte Kenji von seinem Masu auf. Kurz räusperte er sich, ehe er das Wort ergriff:

»In diesem Fall muss ich Sie leider auf den Pressekodex hinweisen, Mrs. Chiba. Es obliegt einem Berufsgeheimnis und ich muss von meinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machen. Ohne ausdrückliche Zustimmung kann ich Ihnen keine genaueren Informanten preisgeben, denn die vereinbarte Vertraulichkeit ist grundsätzlich zu wahren.«

»Dann muss ich Sie wohl im Gegenzug auf die Persönlichkeitsrechte hinweisen, welche besagen, dass das Privatleben des Menschen und seine informationelle Selbstbestimmung von der Presse geachtet werden muss. Allein durch die Tatsache, dass keine Hochzeit stattfindet und mein Sohn nichts von diesem Artikel wusste, wird das Persönlichkeitsrecht verletzt und ich muss auf einen dringenden Widerruf oder auf Richtigstellung drängen.«

»Mrs. Chiba, ich...«

»Ich muss sie nicht darauf hinweisen, was eine falsche Tatsachenbehauptung für Folgen für Sie hätte, oder? ... Es tut mir leid, dass ich das anführen muss, aber der Schutz meiner Familie ist mir wichtig; ich hoffe, Sie verstehen das.«

Kenji ließ resignierend die Schultern sinken und erhob sich schwerfällig. »Natürlich. Bitte geben Sie mir einen Augenblick, ich hole meine Unterlagen.«
 

Midori seufzte erleichtert. Ihr war klar gewesen, dass Kenji Tsukino nicht sofort einlenken würde. Doch sie kannte genug Journalisten, um zu wissen, wie man mit ihnen umgehen musste, um seinen Standpunkt und seine Forderungen durchzusetzen.
 

*
 

Während Usagi und Ikuko gerade beim Abwasch waren, hielt die Ältere plötzlich inne und wandte sich ihrer Tochter zu, die völlig in Gedanken versunken neben ihr stand und das nasse Geschirr abtrocknete.

»Geht es dir auch wirklich gut bei den Chibas, mein Schatz? Fehlt es dir dort auch an nichts?«

Usagi blickte überrascht auf und lächelte besonnen. »Ja. Mama, ich fühle mich dort sehr wohl und bin wirklich happy, dass ich so viel Glück hatte, so eine tolle Arbeitsstelle zu finden. Ich hoffe, du kannst Yukiko auch mal kennenlernen. Sie ist so ein herzensguter Mensch.«

»Das freut mich wirklich und ich bin erleichtert, dass du dich dort so schnell eingelebt hast. Aber nun verrate mir doch, warum Midori Chiba dich anstelle ihres Sohnes begleitet hat.« Neugierig beäugte Ikuko ihre Tochter und bemerkte sofort die Veränderung an ihrer Haltung, registrierte, wie sie plötzlich die Schultern hängen ließ und sich eine gewisse Traurigkeit in ihren Blick legte.

»Mamoru war bereits... Naja, er hatte die Verabredung mit seiner Verlobten vergessen«, antwortete Usagi stockend und griff nach einer Schüssel, die sie jedoch nur halbherzig abtrocknete.

Sofort nahm Ikuko ihr die Schüssel wieder aus der Hand und lächelte aufmunternd.

»Du magst ihn, diesen Mamoru, hm?«

Stumm und mit zusammengepressten Lippen nickte Usagi lediglich und ließ sich von ihrer Mutter in eine liebevolle Umarmung ziehen. Sie genoss die mütterliche Nähe, die Liebe und die Geborgenheit, die ihr die letzten Tage so gefehlt hatten.
 

*
 

»Ich habe vor ein paar Tagen eine E-Mail von Miss Ginga erhalten. Darin teilte sie mir mit, dass die Hochzeit zwischen ihr und ihrem Sohn Mamoru im Sommer stattfinden würde. Ich sollte auf ihren Wunsch hin einen kurzen Artikel verfassen, ohne sie dabei jedoch als Quelle anzugeben.«

»Würden Sie mir die E-Mail bitten weiterleiten, Mr. Tsukino?«

»Natürlich! Das war aber noch nicht alles. Nach einem kurzen Telefonat mit Miss Ginga erhielt ich eine weitere E-Mail von ihr. Sie versprach mir eine exklusive Berichterstattung über die Hochzeit, dies jedoch unter der Maßgabe, dass ihr Bruder die Fotos für den Exklusivbericht machen würde.«

»Na, das ist ja interessant«, erwiderte Midori, als Kenji ihr zwei Ausdrucke der angesprochenen E-Mails rüberschob.

»Ich werde mich nachher natürlich sofort an den Widerruf und eine Richtigstellung der Angelegenheit setzen. Bitte richten Sie Ihrem Sohn aus, dass ich diesen Irrtum zutiefst bedauere und hoffe, dass dieser Artikel für niemanden Schwierigkeiten nach sich zieht.«

»Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde dafür sorgen, dass Sie nichts zu befürchten haben. An dieser Stelle danke ich Ihnen für das angenehme Gespräch, ihre schnelle Einsicht und die problemlose Behebung dieser Unannehmlichkeit.«
 

*
 

Zu späterer Stunde bat Kenji Usagi in sein Arbeitszimmer, während Midori und Ikuko im Wohnzimmer beisammen saßen und sich über ihre Kinder austauschten.
 

Abwartend blickte die Blondine zu ihrem Vater, der hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte. Es herrschte hier das blanke Chaos, denn es türmten sich stapelweise Unterlagen, Aktenordner und Bücher darauf und auch auf dem Sideboard daneben. Hier wurde ganz klar deutlich, vom wem Usagi ihre chaotische Veranlagung geerbt hatte und sie musste grinsen, als ihr Vater fluchend mehrere Stapel durchwühlt hatte, ehe er das Gesuchte endlich fand.

»Usagi...« Kurz räusperte Kenji sich und schob seine Brille zurecht. »Ich weiß, dass ich in letzter Zeit ein wenig streng zu dir war, du musst aber wissen, dass ich nur das Beste für dich wollte und daher darauf gedrängt habe, dass du dir endlich einen Job suchst.«

»Ich weiß doch, Papa«, schmunzelte Usagi.

»Ich bin sehr stolz auf dich!«, platzte es nun aus Kenji heraus, während er Usagi eine kleine Mappe hinhielt. »Daher haben deine Mutter und ich beschlossen, dass wir dir das Sparbuch, was wir zu deiner Geburt für dich eingerichtet haben, heute schon aushändigen.«

Usagi warf einen Blick hinein und wäre fast vom Stuhl gefallen, als sie die Summe las. »Oh, mein Gott, ist das euer Ernst? Aber... Aber... Oh, Papa!« Völlig überwältigt lief sie um den Schreibtisch herum und warf sich ihrem Vater in die Arme.

»Falls du vorhast, deinen Führerschein zu machen oder doch noch in eine eigene Wohnung ziehen willst, kannst du jederzeit über das Geld verfügen.«
 

*
 

»Darf ich Ihnen vielleicht noch einen Sake anbieten, meine Liebe?«, fragte Ikuko an Midori gewandt, während die beiden Frauen das Album mit Kinderfotos von Usagi durchblätterten.

»Sehr gern. Vielen Dank!«, erwiderte diese und blieb im nächsten Augenblick bei einem der Fotos hängen. Darauf lächelte ein kleines Mädchen mit goldenen, zu zwei Zöpfen gebundenen Locken direkt in die Kamera und hielt dabei einen Strauß roter Rosen in der Hand. Das konnte nicht sein... War sie das wirklich? War es Usagi gewesen, die ihrem sechsjährigen Sohn damals zum Trost eine rote Rose geschenkt hatte, als er völlig aufgelöst und weinend im Krankenhaus gesessen hatte, nachdem sein Vater gestorben war? War es tatsächlich möglich, dass sich ihre Wege nach all der Zeit erneut kreuzten?
 

Midori erinnerte sich, dass auch Yukiko schon von Schicksal gesprochen hatte...

»Sagen Sie, Ikuko, an welchem Datum wurde dieses Foto aufgenommen?«

»Am 4. August. An diesem Tag kam mein Sohn Shingo zur Welt und Usagi war ganz aufgeregt, weil sie ihren Bruder endlich willkommen heißen konnte. Sie hatte den Strauß roter Rosen sogar selbst ausgesucht, bevor sie uns mit Kenji im Krankenhaus besuchen kam.« Ikuko lächelte bei der Erinnerung daran.

»Das kleine Mädchen mit den Rosen«, murmelte Midori gedankenverloren und blickte starr auf das Foto.

»Stimmt etwas nicht, Midori?«, fragte Ikuko irritiert.

»Mein Mann ist am 3. August bei einem Autounfall ums Leben gekommen.«

»Oh, das tut mir so unsagbar leid!«

»Mamoru hatte wohl einen Schutzengel an diesem Tag. Er hatte lediglich ein paar Schnitt- und Schürfwunden sowie eine leichte Gehirnerschütterung.«

»Er saß mit im Auto? Oh, Gott, das ist ja schrecklich...«

»Ja, die beiden wollten mich von der Arbeit abholen und einen Familienausflug machen.« Midori atmete tief durch, um sich wieder zu sammeln. »Die Ärzte haben noch alles versucht, meinen Mann zu retten, aber leider waren seine Verletzungen zu schwerwiegend. Als man mir die Nachricht überbrachte, muss Mamoru, unbemerkt von mir, alles mit angehört haben. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass für einen Sechsjährigen eine Welt zusammenbricht.«

»Der arme Junge«, murmelte Ikuko betroffen, überlegte dabei aber noch immer, was Usagi damit zu tun hatte.

Die Antwort darauf erhielt sie prompt:

»Er hatte sich in Tränen aufgelöst auf sein Krankenhauszimmer zurückgezogen. Als ich kurz darauf zu ihm wollte, sah ich ein kleines Mädchen mit einem Strauß Rosen zu ihm ins Zimmer gehen und ich vermute, dass es damals Usagi war. Von der Tür aus konnte ich alles beobachten und es zerriss mir fast das Herz, meinen kleinen Mamoru wie ein Häufchen Elend auf dem Bett sitzen zu sehen. Irgendwie hat es Usagi aber geschafft, ihn ein wenig aufzumuntern...«
 

* Years ago *
 

»Du darfst nicht mehr weinen«, sagte das kleine blonde Mädchen, als sie näher an das Bett des weinenden Jungen getreten war und ihm tröstend eine Hand auf den Arm gelegt hatte.

»Aber mein Papa hat mich heute für immer verlassen«, antwortete er schluchzend.

»Für mich ist heute so ein schöner Tag...« Das kleine Mädchen legte ihren Kopf auf das Knie des Jungen und blickte mit ihren großen blauen Kulleraugen zu dem Jungen auf. »Ich hab nämlich einen kleinen Bruder bekommen, weißt du? Meine Mama ist deswegen hier im Krankenhaus. Die Blumen habe ich ihr als Geschenk mitgebracht...« Vorsichtig zog sie eine rote Rose aus dem Strauß und hielt sie dem Jungen hin. »Hier! Die ist für dich.«

»Vielen Dank!«, antwortet der kleine Junge überrascht und nahm die Rose zaghaft lächelnd an sich.
 

"Trost ist eine Gabe des Herzens."
 

(Unbekannt)
 

»Ja, Usagi war schon als kleines Kind sehr aufgeschlossen und zog mit ihrer fröhlichen und herzlichen Art jeden in ihren Bann. Und sie konnte niemanden traurig sehen und wollte immer gleich trösten. Ich denke daher, dass es zu ihrer Erzählung passt«, entgegnete Ikuko und blätterte einer Seite des Fotoalbums weiter, wo Usagi ihren kleinen Bruder gerade auf dem Arm hielt und stolz wie Bolle in die Kamera lächelte.

»Sie hat es damals geschafft, dass Mamoru besser mit seiner Trauer um den Verlust seines Vaters umgehen konnte. Und jetzt, wo ich weiß, dass sie es war, bin ich ihr nur noch mehr dankbar und es erfüllt mich mit Glück, dass sie erneut in unser Leben getreten ist.«
 

*
 

Es war bereits weit nach 23:00 Uhr, als Usagi von Schlaflosigkeit geplagt, durch das dunkle Haus zur Küche lief. Den ganzen Abend hatte nur ein Gedanke vorgeherrscht. Der Gedanke an Mamoru. Stundenlang hatte sie auf ihrem Bett gelegen und zur Decke gestarrt, während sie die Erlebnisse der letzten Tage noch einmal Revue passieren ließ. Soviel war in den wenigen Tagen passiert. Soviel, was ihr ganzes, bisher ruhiges Leben auf den Kopf gestellt hatte.
 

Überrascht blickte sie von dem dunklen Fußboden auf, als sich die Eingangstür öffnete und das Licht im Eingangsbereich eingeschaltet wurde. Völlig erschöpft und zerzaust erschien Mamoru und es versetzte Usagi augenblicklich einen Stich im Herzen. Er kam jetzt erst von Natsumi wieder?
 

Sie erstarrte, als er sie schlussendlich bemerkte und genauso überrascht zu sein schien, wie sie selbst.

»Usagi? Du bist noch auf?«, fragte er stirnrunzelnd und versuchte dabei, seine zerzausten Haare zu bändigen sowie sein völlig zerknittertes Hemd glatt zustreichen.
 

Unfähig etwas zu sagen, starrte Usagi ihn sekundenlang an. Er war bei Natsumi gewesen. Bei seiner Verlobten. Natürlich hatte auch er seine Bedürfnisse, das war ihr klar. Aber musste er ausgerechnet jetzt nach Hause kommen? Mussten sie sich ausgerechnet jetzt über den Weg laufen, während er aussah, als hätte er eine wilde und leidenschaftliche Nacht hinter sich? Als hätten sie sich hemmungslos geliebt...
 

Die ersten Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln. Midori hatte recht. Sie musste sich von ihm fernhalten. Nicht nur, weil Natsumi ihr sonst das Leben zur Hölle machen würde, sondern auch, um selbst wieder zur Ruhe kommen. Denn jede Begegnung mit ihm wühlte sie nur noch ein Stück mehr auf. Und wie lange würde ihr Herz das ertragen können? Wie viel Sehnsucht und Schmerz würde es ertragen können?
 

Einen Entschluss fassend, machte sie auf dem Absatz kehrt und blickte auch nicht zurück, als sie Mamoru mehrfach ihren Namen rufen hörte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Keramikflasche Sake - https://de.wikipedia.org/wiki/Sake
Masu - https://de.wikipedia.org/wiki/Masu Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  LadyAlissa
2015-08-08T17:22:16+00:00 08.08.2015 19:22
Wieder ein wunderbar fesselndes Kapitel. Das Warten hat sich gelohnt. ;)
Von:  solty004
2015-08-08T12:52:07+00:00 08.08.2015 14:52
Hei,
Ein super Kapitel.
Es ist jetzt gut das endlich rausgekommen ist wer der Verursacher des Artikels ist.
Doch die arme Usagi sie liebt einen Mann der Tür Zeit für sie unerreichbar ist. Doch bin ich mir nicht sicher das die Nacht so leidenschaftlich war mit Natsumi.
Hoffe er folgt ihr nach dem Usagi von im wegläuft um sich zu versuchen zu erklären.
Ich hoffe das die beiden bald zu Samen sein können ohne Hindernis. Nach dem Mamorus Mutter erfahren hat das die kleine Usagi ihren Sohn neues lebes mutt gegeben hat nach dem tot seines Vaters.

Bin schon gespannt wie es weiter geht mit, Neugier halt durch bis zum nächsten Kapitel.
Freu mich schon auf das nächste Kapitel von dir für mein Kopf Kino.

LG Solty
Von:  Lisanaund1
2015-08-06T20:21:16+00:00 06.08.2015 22:21
Hallo

Das ist acht gut geworden aber schabe das ich schon wieder durch bin

Bitte schreibe sehr schnell weiter

Denn sie fastsinert mich und möchte so schnell wie möglich Weiter lesen

Lisanaund1
Von:  Jikan
2015-08-05T20:45:50+00:00 05.08.2015 22:45
wieder ein schönes Kapitel, auch der kleine Einblick in die Vergangenheit von Mamo-Chan und Usagi ^^
das Mamo nun so zerzaust aussieht kann verschiedene Ursachen haben Oo aber ich bin gespannt wie es weiter geht
Von:  Kaninchensklave
2015-08-05T18:23:26+00:00 05.08.2015 20:23
Ätsch bin schneller xD

ein Tolles Kap


nun weiss Midori von wem der ganze Blödsinn kommt
und wird auch entsprechende schritte einleiten etwas das Midori
gar nicht gefallen wird

wobei Kenji sich an eine richtig stellung macht um Natsumis Lügen
auf zu decken was Ihr nicht gefallen wird das Ihr Vater deswgen wohl auch sauer auf sie sein wird
da sie sowas nicht alleine beschließen kann

Mamorus ausehen hat wohl nichts damit zu tun das er angeblich mit Midori geschlafen hat
sondern von einer kurzen Rauferei mit Fiore da wohl auch Natsumi auf das date vergessen hat
und Mamoru wohl beifde inflagranti erwischt hat beim Herrum knutschen was wohl
zu einem streit geführt hat wobei Mamoru Natsumi wohl als Billiges Flittchen und Schlampe bezeichnet haben könnte
nur kann er sich wegen Ihrer Erpressung nicht von Ihr trennen jedoch ser wohl Ihrem Vater davon berichten

immerhin wenn das an die öffendlichkeit kommt ist die Kacke am Dampfen und auch der von Midori beauftrage dedetiv wird wohl bald erste ergebnuisse liefern
welche Natsumi nicht gefallen werden

GVLG Arata
Antwort von Lu Na X am 05.08.2015 | 19:42:18 Uhr
Deine Fantasie ist mal wieder blühend und herrlich erfrischend, lieber Arata :D
Aber danke erst einmal für dein Review, wir haben uns wie immer gefreut!

Du liegst mit deinen Vermutungen, warum Mamoru so zerzaust aussieht leider nicht wirklich richtig,
aber die Aufklärung dazu folgt im nächsten Kapitel. Sei also gespannt :)

GVLG zurück von
Missy & Lu Na

Antwort von:  MissyX
05.08.2015 20:30
Hallöchen Arata :D äh ach nee, jetzt ja Kaninchensklave aka Krümelkeks ^^ Auch wenn du schneller warst mit kommentieren, ( lagst wohl auf der Lauer? ^^) so muss ich doch schmunzeln. In dem Fall hätte ich wohl doch nochmal übers eigene Review drüber gelesen, bevor ich es kopiert hätte. Also wirklich, Mamoru schläft doch nicht mit seiner eigenen Mutter... o.O :D Aber kann dich schon verstehen, schreibe auch lieber Midori als Natsumi... Sie ist uns nämlich alle ein Dorn im Auge, der irgendwann hoffentlich beseitigt wird :D
Antwort von:  Kaninchensklave
05.08.2015 20:37
uuuuuuuuuuuuuuuuups habe mich da wohl etwas verschrieben immerhin jagt diese Ihn maximal quer durch das Haus wobei wohl bis auf Mamoru alle Ihren Spaß hätten xDDDDDDDDD


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