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Pirates of the Caribbean: Black Tides

von

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Verloren im Ozean

3. Kapitel - Verloren im Ozean


 

Benommen öffnete sie die Augen. Alles in ihrem Blickfeld verschwamm zu einem unerkennbaren Wirrwarr aus Farben, Umrissen und Formen. Immer noch in halbem Schlafzustand, aber trotzdem wach, biss sie die Zähne zusammen, als sie plötzlich eine stechende Kälte wie tausend Nadeln am ganzen Körper wahrnahm und ein brennender Schmerz, der sich seitlich von ihrer Taille hinunter durch ihren ganzen Körper zog.
 

Wo bin ... ich ...?
 

Erneut versuchte sie, zu erkennen, was das hier für ein Ort war, blinzelte zuerst ins helle Sonnenlicht und bemerkte dann schockiert, dass sich nichts als der tiefe Ozean unter ihr befand. Kein Felsen war weit und breit zu sehen, nichts, wo sie hätte an Land gehen können. Nur eine unendlich wirkende, blaue Weite, die sich über Hunderte von Seemeilen erstreckte.

Mit den Armen und dem Kopf auf eine brüchig wirkende, dunkle Holzplanke gestützt, die Beine aber im eisig kalten Wasser, konnte sie sich nur schwammig einige Erinnerungen in den Kopf rufen.
 

Der unbarmherzige Sturm ... Die Klippen ... Die Cruel Wave, nur noch ein Schiffswrack. War sie in einem schlimmen Albtraum gelandet? Hier draußen auf dem Meer, allein, zum Sterben verurteilt und ohne ein seetüchtiges Gefährt oder wenigstens ein Fleckchen Land in Sicht? Der stechende Schmerz von vorhin machte sich wieder bemerkbar und zwang sie, ihren Blick nach unten zu richten.
 

Ihr weißes Hemd war zerfetzt und vollkommen durchnässt. Der Schultergurt war an einem Ende durchtrennt und bewegte sich unter der Wasseroberfläche wie eine Schlange sachte hin und her. Ein Großteil ihrer Waffen schien sie verloren zu haben, einzig und allein ein silberner Dolch funkelte an ihrem anderen festgezogenen Gurt um ihre Taille. Die Spitze schimmerte leicht rot. Nun wusste sie, woher die Wunde stammte, die diesen Schmerz verursacht hatte. Das Salzwasser machte alles noch unerträglicher, während die Hitze auf sie herunter brannte und ihr klar wurde, dass es keinen Ausweg mehr aus dieser tödlichen Situation gab.
 

Der Tod war für sie vorbestimmt. Schon einmal war sie ihm entkommen, als Flynt ihr die Pistole an die Schläfe gedrückt hatte ... Aber letztendlich scheint niemand den Klauen des Schicksals entkommen zu können. War das die Strafe der heidnischen Göttin für ihr Vergehen? So, wie sie Davy Jones einst mit einem scheußlichen Aussehen geprägt hatte?
 

Langsam verschwamm das Bild vor ihren Augen, wurde dunkler.

Sie hatte keine Wahl mehr, und eher sie noch richtig wusste, was mit ihr passierte, fiel sie erneut in einen tiefen Schlaf der Machtlosigkeit.
 


 

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Als Jack eine Hand auf das raue Holz des Steuerrads legte, huschte ein kurzes, fast spitzbübisches Lächeln über sein Gesicht. Seit drei Stunden waren sie nun wieder auf See; Jack hatte Gibbs seinen Kompass anvertraut, und da dieser ebenfalls wissen wollte, ob das Gemunkel der Wahrheit entsprach, würde er sie wohl zu Tia Dalma führen. Die Crew hatte sich ohne großen Widerwillen an Bord begeben. Cotton und Scrum wirkten noch ein wenig müde von der Nachtwache, der ein oder andere hatte noch einen Kater, während Thomas sich wieder auf seinen Posten ins Krähennest begeben hatte und auch Lucas sich um die Segel kümmerte.
 

Die Crew wusste nicht wirklich, warum ihr Captain sich plötzlich dazu entschlossen hatte, nun doch früher als geplant aufzubrechen - aber solange genügend Rum an Bord war, interessierte das die Besatzung herzlichst wenig. Natürlich kannten einige das Gerücht über Tia Dalmas Rückkehr, doch ein winziges Detail blieb allen außer Jack und seinem Vater vorenthalten. Immer noch zerbrach er sich den Kopf darüber, woher Edward Teague wohl dieses Wissen hatte, dass Calypso wegen ihm zurückgekehrt sei. Aber schließlich würde er es bald herausfinden, oder nicht?
 

"Haltet den Kurs!", rief Gibbs über das Deck mit einem Blick auf den Kompass. "Wir segeln weiter in Richtung Süden."

"Ich vermute, wo sie sich aufhält", meinte Jack. "Dieses Mal wird es wohl nicht ihre kleine, unheimliche Hütte sein."

Gibbs blickte verwundert auf. "Tia Dalma war doch bis jetzt immer in dieser Hütte ...?"

"Da hast du recht, mein Freund. Aber wenn der Kompass uns nach Süden führt, und nicht nach Norden ..."

Jack murmelte vor sich hin und schien tief über etwas nachzudenken.

"Captain?"

"Sie hält sich meistens noch an einem anderen Ort auf", redete Jack wohl eher mit sich selbst als mit seinem Ersten Maat. "Und dieser befindet sich durchaus in Richtung Süden."

"Dieser Ort wäre ...?", fragte Gibbs leicht irritiert.
 

"Das wirst du schon noch zu sehen bekommen", grinste Jack. "Aber glaub mir, mein Freund, dieser Ort ist wesentlich unheimlicher als unheimlich. Er ist ... unheimlich unheimlich! Ihre Hütte ist dagegen nicht einmal annähernd so unheimlich wie dieser unheimlich unheimliche Ort."

"Äh ... was?" Gibbs zog eine Augenbraue hoch und blinzelte Jack verwirrt an. War das wieder einer seiner unverständlichen Gedankengänge?

"Aye!", sagte Jack nur. "Um es für dich verständlicher zu machen: Der Ort, an dem ich Tia Dalma vermute, ist verflucht ..."

"Verflucht, sagst du?" Gibbs machte ein ängstliches Gesicht. "Wieso ist dieser Ort verflucht?"
 

Jack zog nur ein grimmiges Gesicht und antwortete nicht. Gibbs gab sich mit dieser Antwort mehr oder weniger zufrieden und verschwand unter Deck, um sich einer Flasche guten Rums zu bedienen.

"Das Herz der Klippen-Insel ...", flüsterte Jack mit unheilvoller Stimme und fuchtelte mystisch mit den Händen herum.

"Die Isla de las Almas. Oh. Du bist ja schon weg", stellte er fest und richtete seinen Blick auf einen nicht vorhandenen Gibbs.
 


 

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Langsam verschwand die glühende Sonne hinter den Wolken, die mit der Nacht aufzogen, und verlieh ihnen einen rötlichen, unheilvoll wirkenden Schimmer, der den schwarzen Segeln der Black Pearl entgegen leuchtete.

Jack betrachtete dieses Spektakel durch das Bullauge seiner Kajüte, schien in Gedanken versunken und spielte mit dem goldenen Ring, den er sich ... von Tia Dalmas Tisch bei seinem letzten Besuch "geliehen" hatte. Der schwarze Stein darin funkelte kurz im Licht. Sachte schaukelte die Black Pearl auf den Wogen des Karibischen Meeres, und je dunkler es draußen wurde, desto mehr wurde dem Captain bewusst, dass sie von ihrem Ziel nicht mehr weit entfernt waren.
 

Die Isla de las Almas war eine recht kleine Insel, dafür aber umgeben von spitzen Klippen, die keinen Zutritt an Land gewährten und in tiefen Nebel gehüllt waren, der nachts aus dem Regenwald, dem Herz der Insel, emporstieg. Nur diejenigen, die schon auf diesem unheimlichen Fleckchen Erde gewesen waren, wussten, wo der einzige Zugang zu ihr zu finden war. Zwischen zwei hoch aufragenden Klippen befand sich ein winziger Spalt, durch den gerade mal ein Beiboot hindurchpasste ... wenn man den Kopf einzog. Berüchtigt dafür, dass auf dieser Insel verlorene Seelen umherwanderten, bezeichnete man sie als 'verflucht'. Anscheinend war alles in irgendeiner Art und Weise verflucht, was mit Toten, Untoten oder Seelen zu tun hatte. Doch mit der Zeit gewöhnte man sich daran.

Diese Insel, und Jack war einer der Wenigsten, die davon wussten, war der Ort, an dem Tia Dalma damals in ihren menschlichen Körper gezwungen wurde. Und dort würde sie nun auch wieder zurückkehren ... interessant.
 

Der Dreispitz auf seinem Kopf rutschte ihm vor Schreck ins Gesicht, als jäh und unerwartet die Tür zu seiner Kajüte aufgerissen wurde und Scrum hereinstürmte, der völlig durch den Wind zu seien schien. Einige braune Haarsträhnen hingen ihm mitten im Gesicht, welches eine rote Farbe angenommen hatte, die wohl von Anstrengung herrührte.

"Was bei allen Dämonen der Sieben Weltmeere", fauchte Jack erschrocken, "hat dich so aus der Bahn geworfen, Scrum?"

"Captain! Mann ... äh, Frau ... glaube ich ... über Bord!"

"Was?!"

Ein wenig schockiert von seiner Aussage, folgte Jack ihm hastig auf das Deck. Wie lang hatten sie keinen Schiffbrüchigen mehr gefunden?

Die Planken schienen ungewöhnlich laut zu knarren und ein leichter Geruch von Anspannung und Aufruhr lag in der Luft. Die halbe Crew blickte verwundert über die Reling, als sei eine solch ernste Situation ein lustiges Schauspiel.

"MÄNNER! Lasst sofort ein Beiboot herunter!"
 

Jack warf währenddessen einen aufmerksamen Blick über die Reling auf das dunkler werdende Wasser und entdeckte dasselbe, was seine Crew wohl so aus der Ruhe gebracht haben musste: ein scheinbar lebloser Körper, schwächlich aussehend, auf einer Planke im Wasser treibend. Man konnte in der Finsternis, die mit der Nacht hinein brach, nicht genau erkennen, ob das arme Ding dort unten ein Mann oder eine Frau war. Ein leises Platschen zeugte davon, dass sein Befehl ausgeführt wurde. Unten im Beiboot saßen Gibbs und Thomas, versuchten, den schweren Körper von der Planke auf das kleine Gefährt zu hieven. Nach zwei Anläufen war der schlaffe Körper bei ihnen und wurde zusammen mit den beiden Piraten wieder an Bord der Black Pearl gebracht.

Vorsichtig stemmte Thomas die Schiffbrüchige - wie man inzwischen erkennen konnte - über die Reling, wo sie von einem anderen Besatzungsmitglied sachte auf die Planken gelegt wurde.
 

"Sie ist bewusstlos", sagte Jim. "Wir sollten sie in eine Kajüte bringen und abwarten, bis sie wieder zu sich kommt."

Ein Kreis von Schaulustigen bildete sich um die junge Frau. Jack beugte sich näher zu ihr herunter und nahm sie genauer in Augenschein.

Dunkelblondes, nasses Haar klebte an ihrer zerschlissenen Kleidung und verdeckte ihr Gesicht. Ein kaputter Schultergürtel hing ausgefranst über ihrem Körper und ein silberner Dolch war wohl ihre einzige Waffe. Sie sah aus, als würde sie schon mehrere Tage auf dem Wasser treiben. Ihr Körper war schlaff und kraftlos, ihre Haut fühlte sich eiskalt an, und trotzdem atmete sie. Eine Welle von Mitleid stieg in Jack auf. Was hatte diese arme Frau wohl durchgemacht? Jedenfalls sah sie weder aus wie eine edle Dame, noch wie eine Angehörige des britischen Adels.
 

"Pirat", stelle Jack fest.

"Woher wollt Ihr das wissen, Captain?"

"Seht euch ihre Kleidung an. So läuft keine Frau aus gutem Hause herum."

"Aye", stimmte Jim zu, "in welche Kajüte soll ich sie bringen, Jack?"

"Unter Deck dürfte sich gegenüber von Gibbs' bescheidenem Heim noch ein freier Raum befinden. Leg sie dort auf die Koje. Morgen werden wir sehen, ob es ihr besser geht. - Wie auch immer, wir sollten unser eigentliches Ziel nicht vergessen. Master Gibbs? Wie weit noch bis zur Insel?"

"Nicht mehr weit", quittierte der Angesprochene. "Dort vorn ist bereits Land in Sicht. ... Äh, Klippen."

"Das ist gut. Sehr gut", meinte Jack. "Cotton, Lucas, lasst das Hauptsegel herunter! Wir brauchen mehr Wind!"

Ohne großen Tumult nahm alles wieder seinen gewohnten Lauf. Die Black Pearl trieb auf dem Wasser der Isla de las Almas entgegen und bahnte sich ihren Weg durch den immer dichter werdenden Nebel.
 

Jack wurde das merkwürdige Gefühl nicht los, diese Frau irgendwo schon einmal gesehen zu haben ...



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