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Ich hab dich lieb!

von

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Ende gut, alles gut?

Kapitel 3: Ende gut, alles gut?

 

Driftlon war mittlerweile fast eine Konstante in Sayakas Leben geworden. Sie hatte sich gut mit dem Pokémon abgefunden und suchte nicht mehr so häufig nach einem neuen Zuhause für das ballonartige Wesen. Man konnte meinen, dass sie das kleine Pokémon richtig ins Herz geschlossen hatte, aber zugeben würde sie es nie. Selbst mit auf die Arbeit durfte Driftlon. Da es keinen Pokéball hatte, klammerte es sich immer an Sayas Taille und schwebte so den ganzen Tag mit ihr herum.

Kyosuke hatte sogar, als er dieses Bild das erste Mal gesehen hatte, lauthals losgelacht. Dass er diversen Objekten ausweichen durfte, ließ er jedes Mal aus, wenn er diese Geschichte erzählte. Sein Vater fand es ebenfalls wunderbar, dass Saya sich mit dem Pokémon angefreundet hatte und hatte der jungen Frau erlaubt, das Wesen mit zur Arbeit zu bringen. Aber unter der Bedingung, dass es nichts anstellte und Sayaka nicht bei der Arbeit behindert.

Sayaka und Driftlon hatten wild nickend zugestimmt, und bis jetzt hatten sich beide daran gehalten. Die Kunden waren ebenfalls von dem Pokémon entzückt, da es sich so schmiegsam zeigte und Saya nicht von der Seite wich. Manchmal, wenn ein Trainer sein Pokémon ebenfalls frei herumlaufen hatte, spielte Driftlon mit ihm vor dem Laden und amüsierte sich prächtig. Man konnte ebenfalls beobachten, wie Saya immer häufiger lächelte, wenn sie mit dem Pokémon zusammen war. Von ihrer Abneigung war nicht mehr viel zu sehen.

„Hey Sayaka!“ Das Mädchen wandte sich von den Tränken ab, die sie gerade auf das Ablaufdatum kontrolliert hatte und blickte zu ihrem Chef. Dieser hatte eine prall gefüllte Papiertüte auf dem Arm und sah das Mädchen fast schon entschuldigend an. Sie ahnte was auf sie zukam.

„Tut mir Leid, dass ich dich wieder damit behellige, aber Yuki-san hat wieder Waren bestellt und wieder einmal nach dir gefragt. Die alte Dame hat wirklich einen Narren an dir gefressen“, erklärte Ken Matsumoto sich mit einem sanften Lächeln. Die Kundin hatte ihm anvertraut, dass Sayaka ihrer Enkelin glich und sie das Mädchen sehr in ihr Herz geschlossen hatte. Und da sie nicht gut zu Fuß war, profitierte sie vom kleinen Lieferdienst, den nur sehr wenige Kunden nutzen durften. Immerhin konnte der Ladenbesitzer seine wenigen Angestellten nicht ständig auf Liefergänge schicken.

„Das macht doch nichts. Ich mag Yuki-san auch sehr gerne. Und wäre ich damals nicht wegen einer Lieferung zu ihr gegangen, hätte ich Driftlon nicht kennen gelernt“, lächelte Saya den Mann vor sich an.

Sie nahm die Papiertüte von dem dankbaren Ladenbesitzer entgegen und machte sich mit einem ‚Bis Morgen!‘ auf den Lippen davon. Sie hatte eh nur noch eine halbe Stunde gehabt, bis zum Feierabend, also konnte sie nach dieser Lieferung wie fast immer gleich nach Hause gehen. Der Weg zu Yuki-san machte ihr auch weniger etwas aus, da sie Driftlon bei sich hatte. Solange sie von einem Pokémon begleitet wurde, wagten es wilde Pokémon nicht in ihre Nähe, was sie ungemein beruhigte.

Auf halben Wege jedoch, hatte sie das Gefühl beobachtet zu werden und dies machte sie richtig nervös. Auch Driftlon schien etwas zu ahnen, denn es schmiegte sich ängstlich nur noch enger an Sayaka und suchte Schutz bei ihr. Immer wieder blickte sie sich um, doch sie konnte nichts sehen oder erkennen. Entweder sie bildete sich dies alles ein oder ihr Beobachter hatte sich gut versteckt.

Ein Rascheln aus einem Gebüsch ließ sie aufschrecken und die Tüte fast fallen lassen. Jedoch erschien ein kleines Staralili, das Sayaka den Weg versperrte. Verwirrt blieb die junge Frau stehen und versuchte das Pokémon zu verscheuchen, doch der kleine Vogel legte nur den Kopf schief und sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Saya versuchte um das Vogelähnliche Wesen herumzugehen, doch das Staralili ließ es nicht zu. Immer wenn sie einen Schritt zur Seite machte, hüpfte es selbst zur Seite.

„Irgendetwas stimmt nicht mit diesem Pokémon…“, meinte Saya laut und Driftlon stimmte ihr zu. Das violette Pokémon löste sich von ihr und wollte auf das Staralili zuschweben, um zu sehen was war, doch da griff das wilde Pokémon an. Noch rechtzeitig konnte Driftlon ausweichen und schwebte hoch. Mit schreckgeweitete Augen sah Sayaka zu, wie der Vogel den Ballon erneut angriff. Diesmal entkam Driftlon nur knapp dem Tackle. Die junge Verkäuferin wusste nicht was sie tun sollte und sah deswegen nur zu. Driftlon selbst versuchte einige Attacken, doch die gingen meistens ins Leere.

„Bitte! Hört auf ihr zwei!“, flehte Saya und Driftlon blickte zu seiner Freundin, die mit flehenden Augen den Kampf beobachtete. Doch diesen Moment der Unachtsamkeit nutzte Staralili aus und griff mit einem schnellen Ruckzuckhieb an. Und die Attecke traf mitten ins Schwarze. Verwundet fiel Driftlon zu Boden und blieb kurz dort liegen. Sayaka wollte zu ihm rennen, um nach ihm zu sehen, doch Staralili setzte einen Wirbelwind ein, der die junge Frau daran hinderte.

„Was willst du von uns?“, wollte Saya wissen, doch Staralili sah sie nur an. Pokémon konnten zwar nicht reden, sich aber anders verständigen, denn nicht anders machte es Driftlon.

Sayaka startete noch einen Versuch, um zu Driftlon zu gelangen, das sich etwas aufgerichtete hatte, doch das wilde Pokémon ließ es nicht zu. Aber Driftlon schien nicht schwer verwundet zu sein, sondern eher durcheinander, was Sayaka enorm beruhigte. Ehe sie sich versah, kam Staralili auf sie zu gestürmt, als wolle es sie attackieren.

Sayaka duckte sich und das Pokémon flog über sie hinweg, machte in der Luft eine Kurve und raste wieder auf die Verkäuferin zu. Saya wich dieser Attacke aus und verlor so den Griff der Papiertüte, die samt Items auf den Boden fielen. Staralili ließ aber nicht locker und kam wieder auf die junge Frau zu und versuchte sie zu picken. Saya hob abwehrend die Hände, um ihren Kopf zu schützen. Leider wusste sie nicht wie sie sich verteidigen sollte und wartete darauf, dass das verrückt gewordene Pokémon von ihr ließ. Lange brauchte sie nicht zu warten, da Driftlon sich erholt hatte und das wilde Pokémon tacklete, bis es in hohem Bogen ins nächste Gebüsch sauste.

„Driftlon! Bin ich froh, dass dir nichts passiert ist!“ Erleichtert nahm Sayaka das Pokémon in die Arme und knuddelte es. Driftlon schien sich im Gegensatz ebenfalls zu freuen, da es Geräusche; nicht ungleich einem Schnurren einer Katze; machte. Doch der Frieden währte nicht lange.

Ungemein wütend flatterte das Staralili wieder aus dem Grünen hervor und attackierte Driftlon. Doch das Ballon-Pokémon wehrte sich mit einer ähnlichen Wut. Sayaka konnte dem Ganzen nicht zusehen und schloss ängstlich die Augen. Sie wollte nicht, dass die beiden kämpften, besonders, da sie nicht wusste, was sie tun sollte. Sie wäre wohl nie zum Trainer geeignet gewesen.

„Bitte! Hört auf ihr zwei!“, schrie sie und erschreckte versteckte Pokémon. Sie wollte auf die beiden Kämpfenden losstürmen, als aus dem Wald dunkle Schatten erschienen und sich zu den kämpfenden Pokémon gesellten. Es wurde viel Staub vom trockenen Boden aufgewirbelt und Saya musste ihre Augen schließen, um sie zu schützen. Als der ganze Dreck sich wieder legte, öffnete Sayaka ihre Augen vorsichtig und riss sie dann erschreckt auf. Das Bild, das sich ihr bot war unglaublich.

Neben ihrem Freund waren noch drei weitere Driftlon erschienen und schützen es vor dem Staralili, das aufgeregt vor ihnen umherflatterte. Die Pokémon schienen in eine Art Gespräch verwickelt zu sein, dem die junge Frau nicht folgen konnte.  Waren das Freunde ihres Driftlon? Hatten sie ihm deswegen geholfen?

Nach weiteren ausgetauschten ‚Worten‘ verschwand das Staralili. Die drei neuen Driftlon wandten sich dann ihrem leicht verletzten Freund zu und halfen ihm wieder in die Schwebe zu kommen, da es auf dem Boden lag.

Sayaka stand vorsichtig auf und ging mit langsamen Schritten auf die Pokémon zu. Das größte Driftlon schien dies zu bemerken und sah sie direkt an. Saya blieb daraufhin stehen, da sie Angst vor ihm hatte. Es strahlte zwar keine Feindseligkeit aus, aber Sayaka hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Sie musste schwer schlucken, um wieder sprechen zu können.

„Danke… für eure Hilfe“, fing sie an. „Seid ihr Freunde von Driftlon?“, fragte sie dann ängstlich. Hoffentlich würden die drei Neuankömmlinge ihr nichts antun. Aber die drei Driftlon blieben friedlich. Das größte; wahrscheinlich eine Art Anführer; nickte dann auf Sayas Frage hin. Jedenfalls hoffte sie, dass es ein Nicken war, da ihr Driftlon beim Nicken ebenfalls den ganzen Körper bewegte und so ein menschliches Nicken andeutete. Das Flaue Gefühl in ihrem Magen breitete sich weiter aus.

„Habt ihr nach Driftlon gesucht?“, fragte sie dann vorsichtig und hatte Angst vor der Antwort. Wieder folgte ein Nicken und Sayaka senkte den Blick. Sie ahnte worauf das Ganze hinausgehen sollte.

„Seid ihr hier, um euren Freund mitzunehmen?“ Ein Nicken.

Sayaka schluckte den dicken Kloss in ihrem Hals runter und blickte zu ihrem Freund. Driftlon sah traurig zu ihr. Es hatte wohl einen Entschluss gefasst. Driftlon kam auf sie zu und kuschelte sich wie immer an sie. Sie musste hart an sich kämpfen, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Dies würde ein Abschied werden.

Driftlon war immerhin ein freies Pokémon, frei von den Fesseln eines Pokéballs und konnte seine eigenen Entscheidungen treffen und somit gehen wann immer es wollte. Dies war Saya nur recht. Immerhin wollte sie von Anfang an, dass das violette Pokémon wieder verschwand. Sie hatte nur nicht mehr so daran gearbeitet, da sie Besseres zu tun gehabt hatte.

Aber wem machte sie etwas vor. Sie hatte den kleinen Ballon, mit dem flauschigen Wölkchen auf dem Kopf, in ihr Herz geschlossen. Sie hatte damit gerechnet, dass Driftlon für immer bei ihr bleiben würde, da das Wesen von selbst keine Anstalten gemacht hatte wieder freiwillig zu gehen. Aber jetzt, da seine Freunde da waren, um es abzuholen, wusste es wieder wohin es gehörte. Und das war nicht bei Saya.

Bei ihr wäre es den ganzen Tag nur im Laden und abends bei ihr zu Hause. Nur selten ging sie vor die Tür und unternahm etwas, da die Wochenenden für sie zum Faulenzen waren. Aber Driftlon brauchte seine Freiheit und Saya verstand dies. Sie drückte das kleine Wesen enger an sich, da es wohl die letzte Umarmung zwischen ihnen beiden sein würde.

 „Du wirst mir fehlen, mein Freund“, murmelte sie und konnte ihre Tränen nicht mehr unterdrücken.

„Drif…“, schluchzte das kleine Wesen in ihren Armen.

„Driftlon!“ Das große Pokémon schien ungeduldig zu werden und so lösten die beiden sich wider Willen voneinander.

„Mach’s gut und pass auf dich auf Driftlon.“  Ich hab dich lieb! Sayaka rang sich für ihren Freund ein Lächeln ab und ließ es ganz los. Driftlon schwebte rückwärts zu den anderen Drei und ließ Sayaka nicht aus den Augen. Die drei umkreisten ihr Driftlon und schwebten dann mit ihm fort. Sayaka winkte ihnen, bis sie nicht mehr zu sehen waren und ließ dann ihre Hand sinken. Sie konnte nicht anders, als auf dem Boden zu sitzen und zu weinen. Sie hielt die Tränen nicht mehr zurück und schluchzte hemmungslos in ihre Hände, mit denen sie ihr Gesicht verbarg. Ihr war egal ob sie so jemand fand. Sollten sie doch, immerhin war ein Freund gegangen. Da durfte man weinen egal wie alt man war.

 

Nach einer Stunde hatte sie sich wieder gesammelt und die Items vom Boden aufgelesen. Sie hatte die Lieferung völlig vergessen und musste diese noch tätigen. Lustlos ging sie zum Anwesen von Yuki-san. Sie klingelte und die alte Frau öffnete ihr die Tür.

„Die Verspätung tut mir Leid“, entschuldigte die Verkäuferin sich sofort. Die alte Dame sah sofort, dass etwas nicht stimmte und tat die Entschuldigung mit einer Handbewegung ab. Sie dirigierte das traurige Mädchen in ihr Wohnzimmer und bat ihr Tee an. Sie quetschte Sayaka aus und die Verkäuferin erzählte ihr vom Abschied von Driftlon. Mit mitfühlenden Augen sah sie zu dem Mädchen vor sich und stand dann auf. Sie ging zu einer Kommode, holte etwas aus der Schublade hervor und kam wieder zurück. Sie bat um Sayas Hand und legte ihr dann etwas hinein. Als Saya sah, was es war, musste sie wieder weinen.

„Ich wollte ihn dir schon lange geben und habe es immer wieder vergessen. Auch wenn es dafür jetzt zu spät ist, sollst du ihn trotzdem haben. Ich habe ihn speziell für dich anfertigen lassen“, erklärte Yuki-san und lächelte Sayaka an.

Sayaka schlug sich die freie Hand vor den Mund, um ihre Schluchzer zu unterdrücken. Yuki-san hatte ihr einen Pokéball gegeben. Und nicht einen einfachen in jedem Markt erhältlichen, sondern einen violetten, gefärbt wie Driftlon. Wo der Knopf war, um ihn zu vergrößern und zu verkleinern, war das gelbe Kreuz und oben war sogar das weiße Wölkchen aufgemalt worden. In der Tat eine Spezialanfertigung.

„Da-Das kann ich nicht annehmen! Der war bestimmt ein Vermögen wert!“ Saya wollte den Ball wieder zurückgeben, doch die alte Dame weigerte sich ihn wieder anzunehmen.

„Geld spielt keine Rolle. Er ist ein Geschenk. Du und Driftlon habt immer einen Tee mit mir getrunken und mich für eine Weile aus meiner Einsamkeit gerissen. Und auch meine Pokémon haben sich immer darauf gefreut, wenn Driftlon mit ihnen gespielt hat. Ein neues Gesicht hat ihnen immer gut getan“, rechtfertigte die Frau ihr Geschenk. Sayaka drückte den Ball daraufhin an ihre Brust. Auch wenn Driftlon nicht mehr bei ihr war, so sollte dieser Ball als Erinnerung an ihre Zeit dienen.

„Ich danke Ihnen, Yuki-san!“



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