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And when I die...

von

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Die Worte, die sie hören wollten, würden niemals meine Lippen verlassen. Niemals würde ich sagen, dass ich einen Fehler gemacht hätte oder dass es mir leid täte. Ich hatte mich bewusst für dieses Statement entschieden, ich hatte genau gewusst, auf was ich mich einließ. Die Botschaft war angekommen, dessen war ich mir sicher.
 

Ich hatte es als meine Pflicht gesehen, dem allem hier mehr Ausdruck zu verleihen und Katniss zu dem zu machen, was sie war: ein Symbol. Ein Hoffnungsträger. Unser Hoffnungsträger. Die Konsequenzen waren mir bewusst gewesen, von Anfang an. Doch wie hätte ich zulassen können, dass ganz Panem sie in ihrem Hochzeitskleid bewunderte, wo diese Hochzeit doch nie stattfinden würde? Es musste ein Zeichen gesetzt werden und genau das hatte ich getan. Ich hatte Katniss‘ wahres Ich zum Vorschein gebracht: den Spotttölpel. Das Zeichen der Rebellion. Das Zeichen dafür, dass sich endlich etwas tat.
 

Ich stand an der Wand, die Augen verbunden. Mir gegenüber duzende von Friedenswächter, die nur auf das Kommando warteten. Ich war allein mit ihnen. Außer uns würde nie jemand erfahren, was nun passierte. Als sie mich vor Katniss‘ Augen zusammengeschlagen und abgeführt hatten, war mir klar gewesen, dass auch ich nun für sie eine Bedrohung darstellte. Das Kapitol liebte mich, meine Kleider. Doch sie sollten niemals erfahren, dass der Spotttölpel ein Zeichen des Aufstands war. Für die Zuschauer war es einfach nur ein wunderbares Kleid gewesen – etwas, womit ich mich selbst übertroffen hatte. Es hatte ihnen den Atem geraubt, mehr noch als das Hochzeitskleid. Dass das manchen Menschen hier nicht schmeckte, war zu erwarten gewesen.
 

Mich öffentlich hinzurichten, hätte ebenfalls ein Zeichen gesetzt. Es hätte bei den Bewohnern des Kapitols Fragen aufgeworfen. Warum wurde ich für so ein wunderschönes Kleid bestraft? Was hatte man daran auch auszusetzen? Alleine das zeigte, dass die Menschen hier gewisse Dinge einfach nicht sehen wollten. Die Hungerspiele waren für sie das größte Ereignis – doch würde man ihnen ihre Kinder wegnehmen und sie in eine Arena stecken, damit sie sich gegenseitig abschlachteten, wäre das für sie sicherlich auch kein Grund zum Feiern mehr.
 

Aber die Unterdrückung war nun bald vorbei. Manchmal mussten sich einzelne Menschen zum Wohle der gesamten Menschheit opfern. Ich war bereit gewesen, dieses Opfer zu bringen. Ich hatte meine Aufgabe erledigt. Mein Tod würde sie stärker machen. Jeder sinnlose Tod würde das. Die Rebellen waren unsere letzte Hoffnung – Katniss war unsere letzte Hoffnung.

Die Hoffnung auf ein Panem, das in Frieden leben konnte.

Hoffnung für Menschen, die Kinder wollten.

Hoffnung für alle, die Hunger leiden mussten.

Und Hoffnung für alle, die schon so viele geliebte Menschen in den Spielen verloren hatten.
 

„Bereit machen!“

Ich schloss meine Augen. Es war ein gutes Gefühl, diesen Platz mit dem Wissen verlassen zu können, dass alles anders werden würde. Besser.

Angst hatte ich keine. Ich hatte genug Zeit gehabt, mich auf diesen Moment vorzubereiten. Ich hatte in Gedanken Abschied nehmen können, sie hatten mich lange genug mit mir selbst alleine gelassen, um mich mürbe zu machen. Eine Entschuldigung hatten sie hören wollen, doch wofür? Um mir auch noch meine Würde zu nehmen? Nein, das ließ ich ihnen nicht. Ich wollte meinen inneren Frieden wahren.
 

„Schießt!“

Ich hörte die Schüsse, sah Flammen, einen Spotttölpel, Katniss.

Ich lächelte.
 

Mädchen in Flammen, ich wette nach wie vor auf dich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Murasame_
2015-10-18T14:21:25+00:00 18.10.2015 16:21
Wow! Das ist wirklich.. Ich hab keine Worte dafür (aber ich versuch es trotzdem mal ;) )

Wirklich kurz, aber mehr braucht es auch nicht, um Cinnas Gedanken Leben zu verleihen. Viel länger hätte diese FF auch nicht werden dürfen, sie ist wirklich perfekt. Ich find es super, dass man mal eine andere Perspektive sieht und eine Situation beschrieben wird, die man weder in den Büchern, noch in den Filme wirklich mitbekommt. Wirklich toll gemacht und der letzte Satz ist der perfekte Abschluss.
Danke dafür! :)

Liebe Grüße!
Von:  -Arizona-
2014-05-24T13:28:28+00:00 24.05.2014 15:28
Wow, was für eine tolle FF! Kurz, aber total emotional und wunderbar geschrieben.
Und außergewöhnlich, weil sie aus Cinnas Sicht geschrieben ist, dafür kriegst du ein dickes Lob von mir! Ich hab mich im Film auch immer gefragt, was nach diesem Moment, wo sie ihn abführen, geschieht. Jetzt weiß ich es. Und eine FF, bei der man merkt, dass der Autor die Rechtschreibung beherrscht - ist ja auch recht selten hier!;)

Ein großes Lob für diesen Text und ein Dankeschön von Herzen!:)

Liebe Grüße,

Chevy


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