Hoffnungsschimmer
Als Hinata’s Sinne langsam erwachten spürte sie wie die Sonne ihre Nase streichelte, einen seichten, warmen Wind und wie das Gras ihre Füße kitzelte. Sie fuhr mit ihren Fingern durch das Gras auf dem sie lag und als sie sich seufzend erhob, hielt sie eine Hand vor ihr Gesicht, damit das warme Sonnenlicht nicht ihre Augen blenden würde. Dieser Ort war ihr bekannt und als sie ihren Blick über die Wiese auf dem Gebirgsplateau wandern lies fiel ihr auf, dass jemand fehlte. Kurama. Das letzte Mal als sie von ihm in Naruto’s Geist gezogen wurde, war der Fuchs bereits hier. Nach einigen Minuten bemerkte sie, wie die gesuchte Person aus dem Kanalzugang, bei welchem ihr Kurama das letzte Mal begegnet war, heraus und auf sie zu kam. Im Herzen der jungen Hyuuga keimte Freude auf und sie lief ihm entgegen, jedoch merkte sie schnell, dass mit dem Bijuu-Geist etwas nicht stimmte. Als sich die Beiden gegenüber standen, schaute Kurama ausgelaugt und schnaufend in die violetten Augen der Frau mit dem Bluterbe der Hyuuga. Hinata erwiderte seine Blicke besorgt und wollte gerade nachfragen, als der Fuchsgeist sich Müde zur Seite fallen ließ. Sie rannte sofort zu seinem Kopf und suchte wieder Augenkontakt. „Kurama…“, setzte sie an und legte ihre Hände auf die Nase des Fuchses. Kurama reagierte mit einem leichten lächeln und schien sich ein wenig zu entspannen. „Genau deswegen mag dich dieser Schwachkopf so.“, erwiderte er ihr ihre besorgten Blicke und sprach weiter: „Du hast etwas an dir. Etwas das Schwachköpfe dazu bringt die Hoffnung nicht zu verlieren, wenn man ausgelaugt aus einem Kampf kommt und sofort in den nächsten muss.“. Hinata verstand und erwiderte mit einem sanften Lächeln: „Dann habe ich also zwei Schwachköpfe denen ich mein Vertrauen schenken kann.“. Kurama lachte leicht und genoss die Herzenswärme der Hyuuga. „Du solltest froh sein, dass ich dich für diesen Spruch nicht hier und jetzt zu Kleinholz verarbeite du übermütige Clanerbin.“, sagte er und schloss die Augen für einige Sekunden. Hinata fiel auf, wie der Fuchs sich in ihrer Gegenwart immer mehr entspannte und lehnte sich an seinen Körper. Beide genossen das vertrauen, welches sie beide einander schenkten, sehr. Nach einigen verstrichenen Minuten atmete Kurama tief ein und begann sich mit seinen Worten an Hinata zu wenden: „Kannst du dich an alles erinnern was bisher passiert ist?“. Sie wandte ihren Blick nicht um und presste ihre Lippen ängstlich zusammen. Während sie ihre Hände ineinander steckte um sich zu beruhigen antwortete sie: „Nur Situativ. Der Schmerz hat nahezu jeden Gedanken überdeckt. Besonders aufgefallen ist mir diese Frau mit dem Sharingan. Sie schien Gefallen daran gefunden zu haben mich zu quälen.“, Kurama lauschte ihrer leicht vibrierenden Stimme genau und lies sie weiter reden: „Was aber alle Treffen mit ihr und Orochimaru gemeinsam hatten war…. Es wirkte so als würde Orochimaru nur das tun, was sie ihm befehlen würde. Er gehorchte ihrem Wort ohne zu zögern. Was ich aber nicht verstehe ist der Grund für diese Tat. Warum haben sie uns entführt und uns dieser…dieser Folter ausgesetzt?“. Hinata’s Blick wurde nachdenklich und war in Melancholie getränkt.
Sie spürte Kurama’s Atem in ihrem Nacken und wandte ihren Kopf um. Der Fuchs hatte seinen Kopf erhoben und schaute ihr nun direkt in ihre Augen: „Hast du nicht bemerkt was in den letzten Tagen mit dir los war? Und fällt dir nichts an deinem Chakra auf?“. Hinata reagierte mit einem fragenden Blick und schloss erst einmal die Augen um in sich hinein zu fühlen. Nach wenigen Augenblicken öffnete sie ihre Augen erschrocken und erwiderte: „Woher…? Woher kommt dieses fremde Chakra? W…Was ist geschehen?“. Hinata schien unterbewusst zu verstehen und eine Träne rann ihre Wange herab. Kurama begann zu erklären: „Ich denke, dass du noch alles wissen dürftest, was uns bis zu dem Zeitpunkt widerfahren ist, als wir in den Kerker geworfen wurden und du dein Gespräch mit Kushina hattest.“. Hinata nickte und schenkte ihm weiterhin ihre Aufmerksamkeit. „Beginnen wir mit Orochimaru. Von dem, was ich durch Naruto gesehen und gespürt habe, sind hier zwei Dinge wichtig. Zum einen hat er Kushina mit dem Edo-Tensei in die Welt der Lebenden geholt um mich mit ihren Chakra-Ketten kontrollieren zu können. Zum anderen scheint er darauf aus zu sein das Chakra anderer Personen kontrollieren und so viele Informationen wie möglich aus ihnen heraus kriegen zu wollen. Dies tat er mit den ehemaligen Clan-Oberhäuptern der Nara und der Yamanaka. Er hat rechtzeitig ihre toten Körper aus den Trümmern des Krieges geborgen und die übrig gebliebenen Chakra Reste genutzt um ihre Jutsus zu erlernen indem er sein eigenes Chakra geteilt und vollständig in die beiden Körper implantiert und mit dem noch inne wohnenden Chakren vereinigt hat. Es ist ihm gelungen die Körper der betroffenen wieder zu beleben. Es sind aber nur Hüllen die er nun selbst bewohnt.“. Kurama machte eine kurze Pause, denn seiner Zuhörerin schien etwas auf der Zunge zu liegen: „Wenn das so ist heißt das, dass er Naruto’s und mein Chakra gestohlen hat?“. Der Fuchs antwortete ihr ruhig: „Ja, teilweise. Du dürftest bemerkt haben, dass nicht dein vollständiges Chakra verschwunden ist, sondern nur ein Teil davon. Dir fehlt deine Yang–Hälfte.“. „Aber müsste ich dann nicht…?“, Hinata hielt sich schockiert ihre Hände vor ihren Mund und erinnerte sich an die Prozession die sie vor dem Krankenhaus bemerkt hatte. Kurama betrachtete die junge Hyuuga und spürte einen Teil ihres Schmerzes, welchen sie gerade durch ihre Erkenntnis erleben musste. Hinata wandte ihren Blick wieder ab und lies sich vorerst von ihrer Trauer davontreiben.
Nachdem sich Hinata wieder gesammelt hatte und sich Kurama wieder zuwandte machte der Fuchs eine Bemerkung: „Du hast dich verändert junge Hyuuga. Du bist stärker geworden. Vor nicht allzu langer Zeit, hättest du nach so einem Erlebnis nicht die Fassung wahren können.“. Hinata reagierte ein wenig verblüfft, begann dann aber zu erklären: „Das hat viele Gründe. Zwei davon sind Naruto und…mein Vater. Er hat das geheime Ritual der Hyuuga angewandt um…“. Sie war wieder den Tränen nahe und zögerte die letzten Worte auszusprechen. „Er hat sein Leben geopfert um meines zu retten,…a-aber warum? Was war mit mir los, dass mein Vater zu solch einer Maßnahme griff? Dieses Ritual unterliegt strengen Regeln und es ist nur in äußersten Ausnahmefällen anzuwenden.“. Kurama begann mit seiner Erklärung: „Du warst in einer Art Wahnsinn gefangen Hinata. Du warst nicht mehr du selbst und warst dabei zu sterben während du dein eigenes Ich verloren hättest.“. Ihre Gedanken rasten. Auch wenn sie die Tat ihres Vaters nun langsam nachvollziehen konnte, kam in ihr eine neue Sorge auf. „Was…?“, hauchten ihre Lippen leise zu sich selbst, während ihr Fetzen von Erinnerungen zuflogen und sie mit Schmerz überfielen. Sie wirkte so, als würde sie gleich unter der Last ihrer Taten zerbrechen, aber mit einem Mal wechselte ihr Gemütszustand abrupt. Ihr Herzschlag beruhigte sich und auch ihre verkrampften Hände entspannten sich wieder. Sie Blickte ernst zu Kurama auf und fragte: „Habe ich Ino und Sasuke getötet?“. Kurama senkte seinen Kopf und begab sich auf Augenhöhe mit der Hyuuga. „Nein, weder den Uchiha noch die Yamanaka.“. Hinata atmete leicht aus und gerade als sie wieder ansetzen wollte, sprach der Fuchs weiter: „Was die Yamanaka angeht,… Sie war sogar schon hier. Sie bat mich um Rat und wollte wissen, wie sie euch retten könnten. Bei der Gelegenheit habe ich deinen Fauxpas wieder in Ordnung gebracht.“. Hinata wurde Stumm und war unheimlich dankbar, dass sie diese Last nicht alleine zu tragen hatte. „Nun stehst du in meiner Schuld Hinata.“, sagte er schelmisch an die junge Hyuuga gewandt und schubste die in Gedanken verlorene Hinata mit seiner Kralle sanft um. Eine verdutzte Hyuuga blickte nun zum Fuchsgeist hinauf und sagte: „Nicht nur in deiner Kurama…nicht nur in deiner. Wie soll ich das nur wieder gut machen?“. „Erst einmal gar nicht.“, erwiderte Kurama abrupt und sprach weiter: „Zunächst solltest du noch eine letzte Sache verstehen. Du hattest mich gefragt, warum Orochimaru diese Dinge tat. Aber vorerst bleibt festzuhalten, wie er nun an deine Yin und an Naruto’s Yang Chakra-Hälfte herangekommen ist. Zuerst musst du verstehen, dass Chakra und Seele eines lebendigen Shinobi sehr eng miteinander verbunden sind. Und um jemandem sein Chakra zu nehmen musst du es vorher in Stücke reißen um die Fetzen aufsammeln zu können. Chakra in einem ganzen Stück zu extrahieren ist nahezu unmöglich. Deine Seele würde sich sträuben es her zu geben. Also haben sie euch einer unvorstellbaren Belastung ausgesetzt. Einer seelischen. Dazu diente die Folter die ihr erlebt habt. Sie mussten eure Seele brechen um euch leichter das Chakra entziehen zu können.“. Hinata verstand und unterbrach ihn indem sie weiter erklärte: „Eine gebrochene Seele bedeutet, dass auch das Chakra abgespalten wurde. Chakra vergeht ohne einen Besitzer, also… also muss ein Teil meiner in Stücke zerbrochenen Seele dieses Chakra übernommen haben damit es nicht verschwindet. Das wäre so, als würde eine Seele sich zu zwei unterschiedlichen Seelen teilen.“. „Genau, du hast verstanden worauf ich hinaus wollte. Sowas ähnliches muss Orochimaru auch mit sich selbst gemacht haben, aber ich vermute eher, dass die Sharingan Nutzerin dahinter steckt.“. „Das heißt also…“, begann Hinata, konnte ihren Satz aber nicht beenden. „Ja. Das heißt, dass Orochimaru einen Teil eurer Seele extrahiert hat und nun in seinem Besitz ist.“, beendete Kurama ihren Satz. „Aber normalerweise bedeutet so etwas den Tod eines Menschen! Was ist mit Naruto? Ich wurde von meinem Vater gerettet, aber was ist mit ihm? Ich möchte nicht noch einen weiteren geliebten Menschen verlieren!“, erwiderte sie voller Sorge. Kurama machte nicht den Anschein ihr erklären zu wollen was mit Naruto passiert ist, also stand sie auf und rannte in Richtung des Kanaleinganges um nach ihm zu suchen.
Kurama sprang über sie Hinweg und landete direkt vor dem Eingang und blockierte somit den Weg. “Wieso!? Wieso versperrst du mir den Weg zu ihm Kurama?“, fragte sie besorgt. Weil du erwachsen werden musst! Nicht immer ist genug Zeit um sich alles genau anzusehen. Jetzt ist die Zeit des Handelns. Du musst nur wissen, dass Naruto’s Chakra und seine Seele, so wie du es beschrieben hast, in viele Teile gebrochen wurde. Er hat eine Möglichkeit gefunden das Chakra selbst wieder in seine Seelenstücke zu manifestieren, aber es herrscht pures Chaos. Es reicht nur gerade so um zu überleben.“ Hinata schüttelte den Kopf und konnte gerade noch ihre Tränen zurückhalten. „Hör zu, es gibt eine Möglichkeit.“, begann er zu erklären und senkte wieder seinen Kopf um sie besser sehen zu können: „Ich kenne sie auch nicht im Detail, aber es muss etwas sein, dass vom Konzept her eurem Hyuuga-Ritual ähnelt. Diese Lösung muss Chakra neu anordnen können. Minato hatte etwas über eine Verbindung der Hyuuga zu einem anderen Clan erzählt, ein Bündnis. Naruto’s Vater konnte nur bruchstückhaft weitere Informationen zusammen sammeln, aber Teil dieses Bündnisses war wohl auch ein Ritual, das den Besitzer von Chakra ändern konnte. Dieses Bündnis wurde in einer Prophezeiung festgehalten, welche die Hyuuga bis heute versteckt halten. Vielleicht hat dir dein Vater in deiner Kindheit davon schon einmal erzählt, hielt es aber nur noch für eine alte Legende. Du solltest dort nachforschen und dann, sobald du alle Informationen hast, sofort wieder her kommen. Ich werde dir einen kleinen Teil meines Chakras übertragen, so wie Naruto das im Krieg bereits getan hatte. So heilen deine physischen Wunden schneller und du kannst gleich morgen Früh nachforschen worum es sich bei der Prophezeiung handelt. Aber bedenke, dass wir nur wenig Zeit haben.“. Hinata riss sich zusammen und nickte. Nach einigen Momenten verließ sie wieder Naruto’s Geist und schlief bis zum Morgengrauen.
Als Hinata erwachte bemerkte sie, dass sie immer noch auf Narutos Brust lag und musste lächeln. Sie hatte die ganze Nacht bei ihm verbracht und schaute leicht zerknittert aus dem Fenster, der aufgehenden Sonne entgegen. Sie fühlte sich deutlich kräftiger und gesünder als zuvor. „Kurama war also der Grund warum Naruto’s wunden so schnell heilen konnten.“, flüsterte sie leise zu sich selbst. Nun war es an der Zeit sich ihrem Clan zu stellen. Ein sanfter Hauch von Trauer überzog ihren Geist und lies sie für einen Augenblick inne halten. „Ich darf jetzt keine Zeit verlieren, trauern kann ich später. Jetzt ist es das wichtigste Naruto zu retten.“.
