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Blood and Shadow

von

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Das erste Opfer

So meine Lieben, hier eine neue Geschichte für euch :D

Ich schreib sie dieses Mal nicht alleine, sondern mit smartypants (kenn sie von FF.de)

Die ersten 6 Kapitel sind von mir und aus Sasukes Sicht geschrieben.

Danach wechseln sich die Kapitel ab und auch die Sichtweisen, aus denen wir geschrieben haben.

Da ich nicht verraten will, wer es sein wird, aus dessen Sicht smartypants geschrieben hat, sah ich's an der Stelle mal nicht ;D

Werdet's ab Kapitel 7 erfahren ;)
 

Also, viel Spass beim Lesen :D
 


 

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Brummend drehte ich mich von der einen Seite des Bettes zur anderen. Ich wollte weiter schlafen, noch eine Weile liegen bleiben und meinen verdienten Schlaf genießen. Doch das sollte mir heute nicht vergönnt sein. Dieses unerträgliche Geräusch hinderte mich daran. Ich öffnete träge meine Augen und sah automatisch zu meinem Nachttisch. Mein Handy wollte einfach keine Ruhe geben. Wer um alles in der Welt rief mich um diese Uhrzeit an?

Ich tastete verschlafen nach diesem krachmachenden Ding. Mein Versuch scheiterte und stattdessen schmiss ich etwas auf den Boden. Der dumpfe Aufschlag und das Geräusch von zerspringendem Glas ließen mich erahnen, dass der Bilderrahmen mit dem Foto sich verabschiedet hatte.

Ich tastete weiter. Meine Finger stießen an der Lampe auf dem Möbelstück und schließlich hätte auch noch beinahe den Wecker dran glauben müssen. Letztendlich fand ich, was ich suchte. Ohne auf das Display zu sehen, hob ich ab und legte das Handy an mein Ohr.

„Ich hoffe für dich, dass es wichtig ist, Dobe, sonst wirst du den Sonnenaufgang nicht mehr miterleben.“ Meine Stimme klang kalt und gefühlslos, denn ich meinte das vollkommen ernst. Wenn er mir nur irgendetwas Bescheuertes sagen wollte, dann würde ich zu ihm gehen und ihn eigenhändig erwürgen. Ich wusste nämlich genau, das Naruto am anderen Ende der Leitung war.

„Dir auch einen wunderschönen guten Morgen“, hörte ich seine Stimme an meinem Ohr. Wusste ich es doch, dass er es war. „Und ja, es ist wichtig. Unser Chef wird dir den Kopf abreißen, wenn du nicht kommst. Und dann wird er deinen Arsch über seinem Kamin aufhängen wie ein Jäger seine Trophäe.“

„Was kann so wichtig sein, dass du mich an meinem einzigen freien Tag störst?“, fragte ich ihn genervt und ignorierte dabei seine vorherige Bemerkung. „Außerdem ist es gerade mal halb fünf Uhr morgens. Es sollte verboten sein jemandem so früh anzurufen“, stellte ich mit einem Blick auf den Wecker fest.

„Du kannst es dir doch schon denken, also warum fragst du eigentlich? Aber ich werd dir einen Tipp geben. Was haben eine Leiche und eine finstere Seitengasse gemeinsam?“, entgegnete er.

„Lass mich raten. Sie haben beide mit einen Mord zu tun“, kombinierte ich ohne Mühe. Das hätte ja auch ein kleines Kind herausgefunden.

„Stimmt genau. Also beweg dich und komm so schnell du kannst hier her. Kakashi dreht schon fast durch, weil du nicht da bist“, bemerkte der Uzumaki und legte ohne weitere Worte einfach auf.

Mit einem ungewollten Seufzer legte ich das Handy zurück auf den Nachttisch und warf zeitgleich die Bettdecke zur Seite. Warum um alles in der Welt müssen diese elenden Verbrecher immer mitten in der Nacht zuschlagen, wenn ich schlafen will?

Ich ging zum Schrank, ergriff alles, was ich brauchte, und schlurfte anschließend ins Bad. Ich brauchte inzwischen kein Licht mehr, bis ich im Badezimmer angekommen war. Jeder meiner Handgriffe war so routiniert, dass es einfach automatisch geschah. Ich wusch mein Gesicht und zog mich an. Das Einzige, bei dem ich mir wirklich Zeit ließ, war die Kontrolle meiner Dienstwaffe. Meine P220 war das wichtigste überhaupt. Ohne sie verließ ich das Haus nicht. Manch einer würde mich deswegen als paranoid bezeichnen, ich nenne es Berechnung. In meinem Beruf, als Agent der Tokyo Special Police, kurz TSP, gab es schon so einige gefährliche Situationen. Eine normale Wagenkontrolle konnte ebenso gefährlich sein wie die Verfolgung eines Schwerfernbrechers quer durch die Stadt. Es gab Situationen, in denen einfache Hausfrauen eine USP auf dich richten konnte und wenn dann deine Dienstwaffe versagte, hieß es willkommen in der Ewigkeit. Ich war lieber auf alles vorbereitet. Ich ließ meine Pistole in den Waffengürtel gleiten, zog meine Jacke an und verließ schließlich das Haus. Ich wusste, egal was mich in dieser Gasse erwarten sollte, ich war auf das Schlimmste gefasst.
 

Naruto hatte mir eine SMS geschrieben, wo der Mord stattgefunden hatte. Aber auch ohne diese Beschreibung hätte ich den Weg locker gefunden. Bereits einige hundert Meter vor der besagten Stelle kam ich mit meinem Auto nicht mehr wirklich voran. Hunderte Reporter, Kamerateams, schaulustige und andere Typen hatten sich um den Tatort versammelt. Einige Male musste ich sogar hupen, damit mir die Leute aus dem Weg gingen. Daraufhin erhielt ich von den meisten jedoch nur böse Blicke.

Als mir das Ganze zu bunt wurde, stellte ich meinen Wagen einfach dort ab, wo ich war, stieg aus und schloss mein Auto ab. Wieder verspürte ich diese drohenden Blicke auf meinem Rücken. Davon ließ ich mich allerdings nicht beeindrucken. Ich lief einfach weiter, bis ich zu der spärlichen Absperrung kam, welche um den Tatort gestellt worden war. Ich duckte mich unter dem Absperrband hindurch und lief weiter.

„Darf ich wissen was sie hier zu suchen haben?“, erklang plötzlich eine Stimme hinter mir. Doch anstelle einer Antwort zog ich meine Polizeimarke aus der Brusttasche und hielt sie in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Ich hatte keine Zeit mich umzudrehen, denn meine Aufmerksamkeit galt dem, was vor mir war. Blut, überall. So viel, zu viel. Ich konnte es auf meiner Zunge schmecken und ich war mir sicher, es auch riechen zu können. Die Galle suchte sich ihren Weg in meiner Kehle hinauf und einige Mal musste ich, unbemerkt der Umstehenden, schlucken.

Eine Frau, ich erkannte es an der zierlich wirkenden Gestalt. Das war aber auch schon alles, was ich an ihr noch erkannte. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes zerfleischt worden. Es wirkte grotesk, als hätte die Hölle selbst sie aufgenommen und anschliessend wieder ausgespuckt. Ihr Bauchraum, offen, ihre Kehle, herausgerissen. Und, ein Schauer lief mir den Rücken hinunter, sie war angenagt. Wenn ich nicht selbst wüsste, dass es hier in mitten Japans keine wilden Tiere gab, dann hätte ich auf einen Bären getippt. Aber dies war absurd, gar nicht möglich. Dementsprechend musste dort draussen ein Irrer herumlaufen der seine Opfer ausweidete und auffrass. Ein Kannibale. Unberechenbar und ziemlich durchgedreht.

„Sieht ziemlich grotesk aus, nicht“, erklang plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und erkannte Hinata Hyuuga. Sie war unsere Rechtsmedizinerin und klärte die Todesursachen unserer Opfer auf. Wobei ich ganz ehrlich zugeben musste, dass selbst ich immer wieder erstaunt war, zu was diese zierliche Frau alles fähig war. Dieser Beruf passte überhaupt nicht zu ihrer äusserlichen Erscheinung und dennoch war sie eine der besten auf ihrem Gebiet.

„Ja, dass sieht verdammt hässlich aus“, antwortete ich auf ihre Bemerkung.

„Ich würde es eher als `sehr interessant` bezeichnen. Ich habe noch nie eine Leiche gesehen die so entstellt worden ist. Es wirkt, als hätte ein wildes Tier sie zerfetzt. Das komische ist aber, dass sie hier gestorben ist. Es gibt keinen einzigen Hinweis darauf, dass sie hierher geschleift wurde“, begann die Hyuuga zu erzählen. Es war typisch für sie, dass sie so etwas interessant fand.

„Dann kann es also unmöglich ein Tier gewesen sein.“ Es war keine Frage sondern eine Feststellung.

„Das würde ich nicht behaupten.“ Was meinte sie denn jetzt damit?

„Die Verletzungen deuten auf ein Tier hin. Aber für einen Bären oder einen grossen Hund sind diese Wunden viel zu gross. Siehst du hier.“ Sie zeigte auf den Kopf. Auf einige tiefe Löcher im Schädel um genau zu sein. „Es wirkt den ersten Moment, als hätte hier jemand mit einem spitzen Gegenstand zugestochen. Aber wenn du genau hinsiehst, erkennst du, dass diese Wunden zu regelmässig sind. Um diese Wunden so hinzukriegen muss man mit viel Kraft zuschlagen. Dabei auch noch einen regelmässigen Abstand hinzubekommen ist schier unmöglich.“

Ich beobachtete Hinatas Bewegungen während sie mir die Verletzungen beschrieb. Was sie sagte ergab durchaus Sinn. „Wie sind diese Verletzungen deiner Meinung nach entstanden?“

„Sie müssen mit einem gleichmässigen Druck verursacht worden sein. Das Merkwürdige ist jedoch, dass jedes Loch verschieden ist, sowohl in Tiefe als auch vom Durchmesser her. Dieses hier ist am tiefsten. Es durchdringt fast den halben Schädel, mindestens zehn Zentimeter tief. Die anderen wiederum sind gerade mal knapp durch den Schädel selbst gedrungen. Die letzten paar Wunden haben schliesslich nur noch die Haut aufgerissen.“ Hinata deutete auf die besagten Stellen. Erst jetzt viel mir auf, dass es wirkte, als hätte ein Raubtier seinen Zähne in den Schädel gerammt. Aber das konnte unmöglich sein. Ich kannte kein Raubtier das so riesige Zähne besitzt, dass es einen menschlichen Schädel mehr als zehn Zentimeter tief durchdringt.

„Denkst du so etwas würde man mit verschiedenen Meisseln oder so was in der Art hinbekommen?“, fragte ich die Hyuuga, da ich nach einer logischen Erklärung suchen wollte.

„Möglich wär es schon, aber ich denke nicht dass diese Wunden durch einen Meissel verursacht wurden. Sie sind zu präzise angesetzt. Zudem sehen die Wunden aus, als wären sie nicht durch einen Schlag mit einem Hammer, sondern mit viel Druck verursacht worden. Ausserdem hab ich noch etwas Merkwürdiges entdeckt.“ Hinata deutete mir, mich auf die andere Seite der Leiche zu stellen. Ich gehorchte ihr und ging der Hyuuga gegenüber in die Hocke. „Siehst du das hier?“ Sie deutete auf die gegenüberliegende Seite des Gesichtes wo sie mir vorhin die Verletzungen gezeigt hatte. Ich betrachtete diese Wunden ebenfalls. Was war denn daran so besonders?

„Sieh sie dir genau an“, befahl Hinata mir in einem sanften Tonfall.

Ich tat was sie sagte und betrachtete alles genau. Irgendetwas war hier verdammt merkwürdig. „Die Wunden sehen genau gleich aus wie die anderen“, stellte ich fest als ich erkannte was die Hyuuga gemeint hatte. Sie sahen aus, als wären sie einfach auf die andere Seite des Kopfes gespiegelt worden.

„Ganz genau. Sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite des Kopfes befinden sich die gleichen Verletzungen. Auf deiner Seite sind jedoch die Einstiche nicht ganz so tief. Sie drangen nur gerade einmal fünf Zentimeter in den Schädel hinein und werden der Reihe nach immer weniger tief. Genauso wie auf dieser Seite hier.“

Wie konnte so etwas denn nur möglich sein? Wie Hinata bereits gesagt hatte war so etwas mit einem Meissel oder ähnlichem nicht zu machen. Vor allem da die einzelnen Wunden unterschiedlich gross und unterschiedlich geformt waren.

„Wie kann man jemanden auf diese Art verletzen?“, fragte ich eher mich selbst, doch Hinata antwortete mir.

„Ich würde auf ein Tier tippen. Der Kiefer eines Hundes oder ähnlichem hinterlässt einen solchen Abdruck wenn er zubeisst. Wiederum kenne ich nicht eine Tierart die solch lange Eckzähne besitzt, dass sie mehr als zehn Zentimeter in den Schädel eindringen könnten. Zudem passen die Wunden an Hals und Bauch von der Grösse her zu denen am Kopf.“

Ich rieb mir müde über die Augen. Das hier unterschied sich deutlich von allem was ich bisher erlebt hatte. Das war doch völlig verrückt.

„Welches Tier würde als erstes in Frage kommen? Fällt dir eines ein?“, fragte ich nach. Es könnte ja durchaus möglich sein, dass unser Opfer tatsächlich einem Tier zwischen die Kiefer gekommen war. Ausschliessen wollte ich das jedenfalls noch nicht.

Hinata seufzte kurz. Das tat sie immer bevor sie anfing über etwas nachzudenken. Es war ein kleiner Tick von ihr, genau wie ich immer unbewusst meinen Hand vors Gesicht hielt, den Zeigefinger auf den Nasenrücken und den Daumen ans Kinn.

„Ich würde auf eine Raubkatze tippen. Ich bin mir da aber nicht sicher. Diese Wunden wirken auf mich viel zu gross. Ein Tiger käme noch als erstes in Frage. Dennoch passen diese Bissspuren nicht.“ Hinata zog nachdenklich ihre Augenbrauen zusammen. „Ich werde im Labor alle Raubtierarten durchgehen und überprüfen welche am besten passen würde.“

„Nehmen wir mal an, dass unser Opfer tatsächlich von einem Tier angegriffen wurde. Wie ist es dann hierher gekommen und wieder abgehauen, ohne dass es entdeckt wurde?“ Die Stimme hinter mir kam mir sehr bekannt vor. Ich brauchte mich nicht umzudrehen um zu erkennen wer es war. Neji Hyuuga würde ich unter tausenden Stimmen wiedererkennen.

„Ich dachte das hier ist mein Tatort?“, stellte ich leicht genervt fest, unterdrückte meine Stimmung jedoch so gut es ging. Ich konnte Neji nicht leiden. Er mischte sich immer überall mit rein, gab seine Kommentare ab wo sie nicht gefragt waren und hatte das Gefühl, dass er der einzige in unserem Polizeirevier war, der etwas von seinem Beruf verstand. Wir beide führten schon seit einiger Zeit einen stillen Kampf, wer der Bessere von uns beiden war. Zurzeit lag ich mit zwei gelösten Fällen vorne.

„Tja, Kakashi hat mich ebenfalls hierher bestellt. Nun müssen wir beide wohl oder übel zusammen arbeiten“, erklärte er mir sein Erscheinen.

„Dann wohl eher übel“, murmelte ich leise vor mich hin, dennoch musste Neji es gehört haben.

„Naji, Sasuke, lasst eure Streitereien. Konzentriert euch lieber auf diesen Fall“, mischte sich nun Hinata ein und fasste ihrem Cousin beruhigend an den Arm.

Ein finsterer Blick, das war alles zu was sich Neji mir gegenüber noch herab liess, danach verschwand er in die andere Ecke des Tatortes.

„Ihr beide werdet wohl nie miteinander auskommen, oder?“ Hinata sah mich leicht vorwurfsvoll an, erwartete jedoch keine Antwort von mir.

„Könnte es sein, dass unser Opfer an einem anderen Ort angegriffen wurde und anschliessend hierher gebracht wurde? Ein kräftiger Mann könnte sie ohne Probleme tragen.“ Ich schätzte das Gewicht unserer Leiche auf rund sechzig Kilo. Selbst ein durchschnittlicher Mann könnte sie ohne weiteres tragen.

„Ich müsste zuerst nach druckspuren oder ähnlichem sehen, dann kann ich es dir sagen. Das dauert aber noch eine Weile.“ Hinata ging ein weiteres Mal neben der Leiche in die Hocke und untersuchte sie weiter.

„Ich werd mich mal ein wenig umsehen. Vielleicht hat die Spurensicherung ja etwas gefunden dass uns weiterhilft.“
 

Langsam schritt ich über den Tatort und beobachtet alles haargenau. Kein Detail durfte mir entgehen. Ein winziger Hinweis der übersehen wurde, konnte die ganzen Ermittlungen um Tage verlängern.

Das erste was mir auffiel waren die umgeworfenen Mülltonnen in der Gasse. Keine einzige stand noch dort wo sie sein sollte. Selbst der Müllcontainer war zur Seite gekippt und der ganze Inhalt lag verstreut auf dem Boden. Dem Abfall zu folge war er bis obenhin gefüllt gewesen. Er musste also ein beträchtliches Gewicht gehabt haben. Für einen normalen Menschen also kaum möglich ihn ohne Hilfe umzukippen. Wie war dieser Container also gefallen?

Das nächste was mir auffiel waren die Kratzspuren an den Hausfassaden. Sie waren nicht tief, dennoch erkannte man sie ohne Probleme. Mit was waren diese vier parallel zueinander verlaufenden Linien in den Backstein gezogen worden? Es waren nicht nur einfache Kratzer, welche entstanden wenn man mit einem Eisen über den Stein reibt, es waren kleine Furchen im Gestein, etwa einen Millimeter tief. Auf den ersten Blick würde ich sagen, dass es sich dabei um Kratzspuren handelte, so wie die Krallen eines Tigers sie verursachen konnten. Doch nicht einmal der König der Raubkatzen konnte so eine Spur durch massiven Stein ziehen.

Ich hatte das Gefühl dass mein Kopf jeden Augenblick platzen würde. Ich hatte so viele Hinweise auf den Tatvorgang, dennoch ergab dies alles überhaupt keinen Sinn. Alles passte zusammen und dennoch war es einfach unmöglich, dass so etwas geschehen war. Irgendein Irrer versuchte uns hier zu veralbern. Er wollte uns mit seinen Spuren hinters falsche Licht führen, eine andere Erklärung fand ich einfach nicht.
 

„Was sagst du dazu?“, erklang die Stimme von Naruto neben mir. Ich hatte ihn schon vor einigen Minuten bemerkt. Er hatte mich beobachtet, war jedoch diskret zurück geblieben um mich nicht zu stören.

„Ich finde es verrückt.“ Das war alles was ich ihm darauf antwortete. „Sag mal, hast du mir einen Notizblock oder etwas ähnliches?“, erkundigte ich mich bei ihm.

„Ja hab ich. Warte kurz.“ Der Blonde verschwand kurz und tauchte nach wenigen Augenblicken wieder auf. In seiner Hand hielt er sowohl ein Klemmbrett mit Papier, als auch einen Stift.

„Danke.“ Ich nahm ihm die Sachen ab und begann damit, alles aufzulisten das mir aufgefallen war.

Zuerst die merkwürdigen Verletzungen am Kopf unseres Opfers. Die Bissspuren welche den ganzen Körper bedeckten und auch dass die Tote zum Teil angenagt worden war. Danach den umgekippten Container und die Mülltonnen. Zu guter Letzt noch die “Kratzspuren“ welche an den Backsteinwänden zu finden waren. Selbst auf dem Boden hatte ich noch einige entdeckt.

All das passte zusammen und ergab dennoch keinen Sinn.

„Verdammt nochmal, wer oder was war das?“, fluchte ich leise vor mich hin.

Erinnerungen

Erschöpft fuhr ich mir mit einer Hand durch die Haare, wärend ich das Bild aufhob, welches ich heute Morgen heruntergeschmissen hatte.

Ich drehte den Rahmen so, dass ich das Bild sehen konnte. Das Glas war zersprungen und wirkte nun eher wie ein Spinnennetz. Ein Seufzen entglitt mir und ich rieb mir meine brennenden Augen. Es war bereits elf Uhr Nachts, ich hatte mir den ganzen Tag den Kopf über den Fall zerbrochen und nun auch noch das.

Da ich viel zu müde war, um überhaupt noch etwas zu machen, stellte ich den Rahmen, trotz zersprungenem Glas, wieder auf den Nachttisch und legte mich ins Bett.

Erneut glitt mein Blick zu dem Foto im Rahmen. Das Bild zeigte eine junge Frau die ein kleines Mädchen – im Alter von gerade einmal drei Jahren - auf dem Arm hielt. Das Bild meiner Frau und meiner -inzwischen sieben Jahre alten - Tochter.

Meine kleine Sayuri war das einzige das mir von früher noch geblieben war. Ein schmerzhaftes Ziehen in meiner Brust schien mir den Atem zu rauben, als ich an damals dachte, als meine Freu brutal aus dem Leben gerissen wurde.
 

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Es war strahlend schönes Wetter, wie bereits die ganze Woche. Ayumi und ich feierten heute unseren vierten Hochzeitstag. Wir waren gerade im Park, picknickten und erinnerten uns daran wie wir uns das Ja-Wort gegeben hatten. Sayuri, die in genau fünf Monaten ihren vierten Geburtstag feiern würde, sass auf Ayumis Schoss und grinste wie immer vor sich hin. Sie war schon von Anfang an ein sehr fröhliches Kind gewesen, lächelte wann immer sie konnte und weinte nur sehr selten.

„Kannst du die Kleine kurz halten?“, fragte mich Ayumi. Ich nahm Sayuri unter den Armen und setzte sie auf meinen Oberschenkel. „Wo willst du hin?“, erkundigte ich mich bei meiner Frau und sah sie abwartend an.

„Ich hab noch etwas Kleines für dich, hab es aber im Auto vergessen. Ich bin gleich wieder da.“ Sie küsste mich und lief dann zum Wagen, den ich von meinem jetzigen Standpunkt aus nicht sehen konnte.

Ohne etwas von dem Kommenden zu ahnen, beschäftigte ich mich mit Sayuri und erfreute mich an ihrem Lachen.
 

Ein lauter Knall, das Geräusch eines Schusses, liess mich hochschrecken. Er war genau aus der Richtung gekommen, in der mein Wagen stand. War Ayumi etwas geschehen?

Ein Schrei war zu vernehmen. Eine Frau hatte geschrien, es war jedoch nicht Ayumi, dessen war ich mir vollkommen sicher.

Ein ungutes Gefühl beschlich mich und ich erhob mich mit Sayuri auf dem Arm. Ich wusste nicht genau weshalb, aber ich ahnte bereits in diesem Augenblich das Schlimmste.
 

Mit schnellen Schritten lief ich zu meinem Auto und erstarrte als ich realisierte was gerade geschehen war. Eine junge Frau lief gerade auf meinen Wagen zu, wollte Erste Hilfe leisten, doch ich hielt sie auf. Es war Hinata Hyuuga.

„Hinata, nimm Sayuri“, sagte ich mit erstaunlich ruhiger Stimme zu ihr und reichte ihr meine Tochter. „Sasuke... Naruto ist dem Täter hinterher.“ Sie sah mich mit erschrockenem Blick an, nahm Sayuri allerdings ohne Widerspruch entgegen.

„Ruf den Krankenwagen“, befahl ich ihr in ruhigem Ton. „Und bring die Kleine hier weg.“ An Sayuri gewandt fügte ich hinzu: „Schatz, du musst kurz bei deiner Patentante bleiben, okay? Papa ist gleich wieder da.“ Ich strich ihr zärtlich über den Kopf.

Sayuri nickte mir zu und klammerte sich mit beiden Händen an Hinatas Bluse fest.

Ich wandte mich von den beiden ab. Die letzten paar Meter rannte ich zu meinem Wagen. Als ich abbremste liess ich mich auf die Knie fallen und rutschte den letzten halben Meter auf Ayumi zu.
 

„Ayumi!“, rief ich ihr zu, als ich mich über sie beugte. Ihre Augen waren glasig, als wäre sie völlig erschöpft. Ihr Blick wanderte quälend langsam zu mir und sie sah mir in die Augen.

„Sasuke...“, ihre Stimme brach ab und Blut rann ihr aus dem Mundwinkel.

Vorsichtig hob ich Ayumis Kopf auf meine Oberschenkel, nachdem ich mich neben ihr platziert hatte.

Ich bemühte mich nicht Ayumi zu beruhigen, denn auch wenn ich die Hoffnung nicht aufgeben würde, konnte ich genau erkennen, dass die Ärzte niemals rechtzeitig hier sein würden. Wegen meinem Beruf wusste ich viele Verletzungen zu versorgen, doch gegen so etwas konnte ich nichts tun. Der Schuss war durch die Lunge gedrungen und das Blut das meiner Frau aus dem Mundwinkel rann, bestätigte meine Vermutung dass sie an ihrem eigenen Blut ersticken würde. Sie würde in den nächsten Minuten in meinen Armen sterben und dennoch blieb ich erstaunlich ruhig. Ich wollte Ayumi in diesen letzten Augenblicken nicht mit meinen Sorgen belasten.

Ich strich ihr eine Strähne ihrer welligen, langen, braunen Haare aus dem Gesicht. Es war diese eine Strähne die sich immer wieder aus ihrem Zopf gelöst hatte und ihr Lächeln wundervoll zur Geltung brachte.
 

„Sasuke...“, hauchte Ayumi ein weiteres Mal. Ich konnte sehen dass sie Angst hatte.

„Ich bin hier...“ Ich legte meine Hand vorsichtig auf ihre Wange und beugte mich etwas näher über sie.

„Wo ist Sayuri...?“, brachte sie unter Schmerzen hervor, doch ihre Stimme brach gleich darauf wieder.

„Hinata kümmert sich um sie“, erklärte ich ihr.

„Hat sie... das...?“

„Nein sie hat es nicht gesehen.“ Ich wusste genau dass sie sich Sorgen machte das Sayuri diesen Anblick nicht würde verarbeiten können.

„Sag ihr... das... ich sie... sehr liebe.“ Ayumi’s Stimme war kaum noch zu hören.

„Das werde ich. Und ich werde ihr auch sagen, was für eine wundervolle Mutter du bist.“ Ich musste mir viel Mühe geben, damit meine Stimme nicht zitterte, dennoch gelang es mir.

„Sasuke... beugt dich herunter“, forderte sie mich leise auf. Ich tat was sie von mir verlangte.

Ich schloss meine Augen, als ich ihre Lippen auf meinen spürte. Ich erwiderte den Kuss, ohne daran zu denken dass es der letzte sein würde. Es war nur ein kurzer Kuss, denn Ayumi’s Kraft liess nach und sie senkte den Kopf wieder auf meine Schenkel.

„Ich... liebe dich...“, hauchte sie kaum vernehmbar.

„Ich liebe dich auch...“ Dieses Mal brach meine Stimme und ich konnte spüren wie mir die Tränen in die Augen stiegen.

Ayumi schloss ihre Augen, atmete allerdings noch weiter. Ein rasselndes Geräusch war bei jedem ihrer Atemzüge zu hören.

„Sasuke...“, sie öffnete ihre Augen wieder. Ich sagte nichts, liess ihr Zeit um zu sprechen.

„... danke...“ Dies war das letzte dass sie zu mir sagte. Sie schloss ein weiteres Mal ihre Augen, ihr Atem hielt allerdings inne.
 

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Das Ziehen in meiner Brust wurde immer schlimmer. Ich musste mich zusammenreissen damit mir nicht auch noch Tränen in die Augen stiegen. Auch nach vier Jahren hatte ich Ayumis Gesicht vor meinen Augen und hörte das letzte Wort dass sie zu mir gesagt hatte - Danke.
 

Ich konnte mich auch noch genau daran erinnern was für ein Gefühl es gewesen war, als meine Mitarbeiter der TSP Ayumi’s Mörder abgeführt hatten. Wie sich herausgestellt hatte, war er der Komplize und Bruder eines Serienmörders gewesen, denn ich am Anfang meiner Karriere als Polizist hinter Gittern gebracht hatte - Er war allerdings nach drei Jahren im Gefängnis unerwartet gestorben.
 

„Als Rache für meinen Bruder, habe ich dir auch etwas Wichtiges aus deinem Leben entrissen.“ So lautete damals die Antwort als ich ihn nach dem Grund für seine Tat gefragt hatte.
 

Zu meiner Freude litt der Mörder von Ayumi an derselben Krankheit wie sein Bruder und starb wie dieser ebenfalls im Gefängnis. Ein unglücklicher Zufall und tragisch für die Angehörigen, dennoch spürte ich eine kleine Befriedigung, zu wissen, dass Ayumis Mörder nicht mehr unter uns weilte.
 

Sayuri war mit dem Verlust ihrer Mutter erstaunlich gut umgegangen. Ein einziges Mal hatte sie mich gefragt, wo ihre Mama wäre. Als ich ihr das so schonend wie möglich erklärt hatte, fragte sie nie mehr danach. Aber sie war neugierig und wollte alles über ihre Mutter wissen. Nach einiger Zeit meinte sie auch: „Mama ist mein Schutzengel.“

So oft wir konnten, besuchten wir zusammen das Grab von Ayumi.
 

Ich schloss meine Augen, doch plötzlich war meine Müdigkeit verschwunden. Ich hatte das dringende Bedürfnis an die frische Luft zu gehen. Ich erhob mich aus meinem Bett, tauschte die Jogginghose gegen eine schwarze Jeans und zog meine Lederjacke an, bevor ich nach draussen ging.

Es war kühl, dennoch war mir nicht kalt.

Ohne genau zu wissen was ich eigentlich tat, lief ich die Strasse entlang.
 

Nach einigen Minuten blieb ich stehen und hob den Blick. Ob es einen bestimmten Grund hatte, dass mich meine Füsse zu dem kleinen Spätverkauf getragen hatten? Ich trat in den Laden und sah mich kurz um. Ich schlenderte Planlos zwischen den Regalen umher und suchten nach etwas Unbestimmten. Ich wusste nicht was es war, doch ich suchte nach Etwas.

Als mein Blick auf die dunklen Rosen fiel, wurde mir langsam klar, weshalb ich hierhergekommen war. Ich nahm eine weinrote Rose, deren Blüte kaum geöffnet war, aus der grossen Vase und ging zur Kasse. Die Verkäuferin musterte mich einen Augenblick argwöhnisch, sagte allerdings kein Wort, abgesehen vom Preis der Blume.
 

Mit der gekauften Rose in der Hand, verliess ich den Spätverkauf wieder und schritt einen inzwischen sehr bekannten Weg entlang. Er führte mich direkt zum Friedhof.

Ich musste nicht suchen um Ayumis Grab zu finden, ich kannte den Weg bereits im Schlaf.

Vor dem Grabstein aus weissem Marmor blieb ich stehen. Es war ein schlichter, grob gehauener Grabstein. Einzig dir Front war glatt poliert und links oberhalb der Schrift, war die einzige Verzierung des Steinmals. Eine runde Vertiefung, in dessen inneren ein kleiner Porzellanengel sass der Flöte spielte. Ein eingelassenes Glas hinderte Insekten daran, es sich darin bequem zu machen.
 

Ich beugte mich über das Grab und entzündete die rote Grabkerze. Das Feuerzeugt hatte ich immer dabei, obschon ich nicht einmal Raucher war, das war einfach eine Angewohnheit von mir, angewöhnt von den vielen Besuchen mit Sayuri. Ich platzierte die Kerze vor dem Gedenkstein und legte die rote Rose daneben.

Ohne mir darüber Gedanken zu machen was andere von mir denken würden, wenn sie mich sähen, setzte ich mich an das Ende des Grabes und betrachtete die Inschrift des Steines.
 


 

Hier ruht

Ayumi Uchiha
 

Sie war eine liebevolle Mutter, eine grossartige Ehefrau und ein Mensch der unser Leben bereichert hat

Nach 21 Jahren voller Freude, Glück und Schmerz musste Sie von uns gehen, doch Sie wird immer in unseren Herzen weiter leben
 

Wir vermissen Dich
 


 

Ich las die Inschrift mehrere Male durch, bevor ich meinen Blick abwandte und auf den Engel richtete. Es war Sayuri’s Idee gewesen, denn sie hatte immer wieder gesagt: „Mama ist jetzt ein Engel.“
 

Ich verweilte etwa eine halbe Stunde vor dem Grab, bis mich der einsetzende Regen schliesslich dazu veranlasste, wieder nachhause zu gehen.
 


 

Ich warf die Bettdecke zurück um mich hinzulegen, hielt allerdings inne, als ich feststellte, dass ich nicht als einziger das Bett benutzen wollte. Zusammengerollt wie eine Katze, den Teddy in den Armen, lag Sayuri auf meiner Seite des Bettes. Als sie die Wärme der Decke nicht mehr spürte, tastete sie mit geschlossenen Augen nach dem wärmenden Stoff, fand ihn allerdings nicht. Verschlafen öffnete sie die Augen und sah zu ihren Füssen um die Decke zu suchen.

„Papa, gib mir die Decke wieder“, brummte sie leise.

„Was machst du denn in meinem Bett?“, wollte ich von ihr wissen.

„Ich hab gehört wie du wieder gegangen bist und dachte du müsstest wieder arbeiten gehen. Da ich nicht mehr einschlafen konnte, bin ich in dein Bett. Das mach ich immer wenn du nicht da bist“, gestand sie mir.

Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. „Mach mir mal Platz, dann kriegst du die Decke auch wieder.“

Sayuri rutschte langsam auf die andere Seite des grossen Bettes, wich aber nur soweit zurück, dass ich mich hinlegen konnte.

Kaum hatte ich mich hingelegt, kuschelte sie sich auch schon an meine Seite. Ich deckte uns zu, legte meinen Arm um Sayuri und löschte das Licht der Nachttischlampe.

„Gute Nacht“ Ich küsste Sayuri auf den Haaransatz und drückte sie leicht an mich.

Als Antwort hörte ich ein leises Brummen, mehr nicht. Sayuri schlief immer sehr schnell ein, wenn sie bei mir war.

Auch ich schloss die Augen und versuchte zu schlafen.

Das zweite Opfer

Und hier das neue Kapitel ^^
 

wollte es eigentlich schon am Samstag hochladen, bin aber nicht dazu gekommen... ;D
 


 

„Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt wie sehr ich dich hasse?“

„Ich hab dich auch lieb“ Narutos Lachen drang unangenehm laut aus dem Lautsprecher meines Handys.

Es war drei Uhr morgens. Ich hatte gerade erst vier Stunden geschlafen und war schon wieder vom Klingeln aus dem Bett gerissen worden. Ich musste mir dringen angewöhnen mein Handy auszuschalten wenn ich ins Bett ging. Seit etwa einem Monat hatte ich auch ohne den blonden Chaoten viel zu wenig geschlafen, daher war ich nicht wirklich erfreut dass er mich um diese Zeit anrief.

„Okay, lass mich raten. Es geht um einen Morde?“ Es war eher eine Feststellung als eine Frage.

„Hm… Ich frag mich wie du das immer machst? Woher weisst du das nur?“ Naruto klang übertrieben sarkastisch, doch ich ignorierte seinen Tonfall einfach.

„Bevor du jetzt auflegst um weiter zu schlafen, möchte ich dich darauf hinweisen, dass unsere Leiche hier verdammt viel Ähnlichkeit mit dem Opfer deines derzeitigen Falls hat. Wenn ich mich nicht völlig irre, würde ich sagen, dass wir es hier mit demselben Täter zu tun haben. Du solltest dir das also mal ansehen.“

„Hätte das nicht gereicht, wenn du mir das um viertel vor sieben gesagt hättest, wenn ich normalerweise aufstehe?“ Selbstverständlich wusste ich, dass dies nicht möglich war. Ein Tatort musste unverzüglich nach der Entdeckung untersucht werden, denn sonst könnten wichtige Spuren verloren gehen. Dennoch, ich hatte wirklich keine Lust jetzt schon aufzustehen.

„Sag dass mal Kakashi, der würde dir für so eine Frage die Kündigung vor die Nase halten.“ Erneut erklang Narutos Lachen.

„Du weisst doch selbst das Kakashi mir nicht so einfach kündigt. Ohne mich würde er bereits nach einer Woche an einem Nervenzusammenbruch sterben.“

„Wie kommst du denn darauf?“ Verwirrung klang in dieser Frage mit.

„Naja, wenn du mich nicht nerven kannst, würdest du das bei Kakashi tun, und das überlebt er nicht.“

Es dauerte eine Weile bis der Blonde begriff was ich damit meinte, doch als es soweit war, erhielt ich als Antwort nur ein missfälliges Brummen.

„Kannst du mir die Adresse zuschicken?“, erkundigte ich mich bei ihm, ohne weiter auf das vorherige Thema einzugehen.

„Ja mach ich.“ Naruto klang deutlich niedergeschlagen. „Bis später.“ Der Blonde legte auf.
 

Schwerfällig erhob ich mich aus dem Bett und streckte mich erst einmal richtig durch um wach zu werden. So leise ich konnte machte ich mich bereit, damit Sayuri meinetwegen nicht noch erwachte. In Uniform und mit meiner P220 am Gürtel verliess ich anschliessend das Haus und ging die grosse Einfahrt entlang, bis zu meinem Ford Mustang.

Der schwarze Shelby GT500 war in der Dunkelheit kaum zu erkennen. Einzig die Lichtreflexe der Strassenlampe auf dem Lack hoben ihn etwas aus den Schatten hervor. Als ich an ihm entlanglief, liess ich meine Finger über die Motorhaube gleiten. Das Metall war eiskalt. Ich mochte dieses Gefühl, die makellose Lackierung auf der Haut zu spüren. Zugegeben, ich war ein wenige ein Autonarr. Früher hatte ich unzählige Stunden damit verbracht, an einem alten 69er Chevrolet Camaro herumzuschrauben. Seit ich jedoch bei der TSP befördert worden war, hatte ich kaum noch Zeit für den Wagen. Jetzt verstaubte er in der Garage. Höchstens wenn ich mal an einem Sonntag frei bekam und mit Sayuri einen kleinen Ausflug machte, erblickte er noch das Licht der Sonne.

Ich stieg in den Shelby und startete den Motor.
 


 

Naruto hatte wirklich nicht übertrieben. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, würde ich behaupten, dass ich einen Monat zurück versetzt worden war. Der Tatort an dem ich mich gerade befand, war dem meines jetzigen Falles zum Verwechseln ähnlich.

Es gab bedeutende Unterschiede, dennoch war dies eindeutig die Handschrift ein und desselben Täters.

Alles war mit Blut überströmt. Mülltonnen waren umgekippt worden. Die Leiche lag zerfetzt in mitten der kleinen Gasse.

Wenn mich die Fotos des vorherigen Falles, und dieser selbst, nicht abgehärtet hätten, wäre mir jetzt vermutlich völlig elend zu mute.

„Dann ist unser Täter seit heute also ein Doppelmörder“, stellte ich mit gelassener Stimme fest. Es brauchte für mich keine Beweise um zu sehen dass es sich hier um den gleichen Täter handelte.

Hinata zog meine Aufmerksamkeit auf sich, als sie mir einen Notizblock vor den Kopf hielt. Ich nahm ihn entgegen und betrachtete das Geschriebene. Vieles passte überein. Der Todeszeitpunkt und die Anzahl der Verletzungen waren mit der vorherigen Leiche beinahe übereinstimmend. Auch ihr wurden die Luftröhre und der Magen aufgerissen.

„Sogar die grossen Verletzungen am Schädel passen mit denen unser letzten Leiche überein“, bemerkte Hinata, eher ich zu diesem Punkt auf der Liste gekommen war.

„Dann ist es also tatsächlich ein Doppelmord.“ Nun hatte ich sogar eine Bestätigung zu meiner Annahme.

„Ich habe die Spuren mit den vorherigen verglichen. Nicht nur die Verletzungen am Schädel sind dieselben. Sowohl die Grösse der Kratzspuren und die Bisswunde am Hals passen bei beiden Leichen eindeutig überein.“

„Du denkst also immer mehr, dass es sich hier um ein Tier handelt?“ Hinatas Bemerkungen über die Biss- und Kratzspuren verwirrten mich gerade ein wenig.

Noch vor wenigen Tagen hatte sie mir deutlich gemacht, dass es sich nie und nimmer um ein Tier handeln könne. „Kein Tier auf diesem Planeten hinterlässt auch nur annähernd solche Spuren. Jemand hat die Leiche aussergewöhnlich sorgfältig bearbeitet, da bin ich mir fast zu hundert Prozent sicher“ hatte sie mir versichert.

„Naja, wie würdest du diese Spuren denn sonst beschreiben?“, konterte sie geschickt. „Ausserdem weiss ich wirklich nicht mehr was ich noch denken soll.“

„Wie sieht es mit der Speichelprobe aus die du gefunden hast? Gibt es diese hier auch?“

„Ja ich hab hier auch eine Flüssigkeit an den Wunden gefunden, kann dir aber noch nicht sagen ob es dieselbe ist. Dazu muss ich zuerst ins Labor und sie untersuchen. Was die alte Probe angeht, weiss ich noch immer nicht was es ist. Es ist Speichel, da bin ich mir zu hundert Prozent sicher, aber ich kann dir bei bestem Willen nicht sagen, von welchem Tier er stammt. Für einen Menschen hat es einfach zu viele Lysozyme vorhanden, selbst für einen Hund oder einen Wolf ist der Wert zu hoch. Dass es menschlicher Speichel ist schliesse ich ohnehin aus, dazu ist der Amylasewert viel zu gering.“ Hinata zuckte mit den Schultern um mir klar zu machen, dass sie es selbst nicht mehr verstand.

Was die ganzen Fachbegriffe anbelangt, hatte ich mich bereits bei den ersten Labortests von der Hyuuga belehren lassen. Denn so kompliziert wie es klang war es eigentlich gar nicht, wie ich feststellen musste.

Die Lysozyme waren dafür verantwortlich, schädliche Bakterien zu bekämpfen die, meist durch die Nahrung, in den Körper gelangten. Hunde zum Beispiel, besassen deutlich mehr Lysozyme als der Mensch und können sich daher auch aus Mülltonnen oder von Aas ernähren.

Die Amylase hingegen ist für die Spaltung der Kohlehydrate zuständig, welche der Mensch mit der Nahrung aufnimmt.

„Am meisten verwirren mich allerdings die anderen Enzyme welche ich in der Probe gefunden habe. Ich kann sie einfach nicht zuordnen. Die ganzen Tests können noch Monate dauern.“ Hinata sah mich mit einem entschuldigenden Blick an.

„Wir werden den Täter bestimmt vorher erwischen. Du kennst mich doch“, versuchte ich sie zu beruhigen. Ich konnte genau fühlen, dass sie Angst hatte. Sie befürchtete, dass der Täter noch so lange herumlaufen und morden könnte, bis sie die Tests beendet hatte und wir in festnehmen konnten.

„Das hoffe ich. Es ist einfach widerlich wie er diese Frauen zugerichtet hat.“ Die Hyuuga wirkte traurig und betroffen.

„Gibt es eigentlich noch andere Ähnlichkeiten zwischen den Opfern, einmal abgesehen von ihrem jetzigen Zustand? Alter, Haarfarbe oder so?“ Ich sah Hinata abwartend an, während sie nachdachte.

„Ob sie gleich alt waren, kann ich dir noch nicht genau sagen, dazu muss ich das zweite Opfer erst noch genauer untersuchen. Was die Haarfarbe betrifft, sehen sie sich allerding wirklich ähnlich. Beide waren dunkelhaarig. Unser erstes Opfer hatte dunkelbraune Haare, das zweite ebenfalls. Denkst du, unser Täter hat es auf Frauen abgesehen, die sich ähnlich sehen?“

„Das kann ich dir noch nicht genau sagen, möglich wär es allerdings.“ Ich zuckte mit den Schultern.

Yukiko Suzuki, 23, dunkelbraunes Haar, blaue Augen. Das stand in der Akte des ersten Opfers.

„Ob es Zufall ist, das die beiden Morde genau einen Monat auseinander liegen?“, sinnierte Hinata plötzlich vor sich hin.

„Wie meinst du das?“, hakte ich nach.

„Naja, das ist mir nur so aufgefallen. Vor genau dreissig Tagen haben wir die Leiche von Yukiko gefunden. Vielleicht wird der Täter in dreissig Tagen wieder zuschlagen.“

„Du denkst in dreissig Tagen könnte es wieder ein zerfetztes Opfer geben?“

„Möglich wär’s.“ Hinata zog erneut ihre Schultern nach oben.

„Das ist eine interessante Theorie, echt jetzt.“ Hinata und ich drehten uns gleichzeitig zu Naruto. Er musste schon ein Weilchen zugehört haben. Sein Grinsen bestätigte meine Vermutung nur.

Hinata nahm Narutos Hand in ihre und zog ihn leicht zu sich herunter um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Belauschst du uns etwa?“, fragte sie ihn neckisch.

„Ich?! Nein niemals!“ Naruto musste über sich selbst lachen.
 

Nach einigen Theorien ob es nun Zufall war, dass die Morde dreissig Tage auseinander lagen, oder nicht, verabschiedete sich Naruto. Vorher erkundigte er sich allerdings noch, ob wir beide mit ihm in der Mittagspause essen gehen wollten. Hinata stimmte ihm zu, ich hatte allerdings bereits etwas geplant. Ich musste Sayuri von der Schule abholen und zu meiner Mutter bringen. Mikoto passte immer auf die Kleine auf, wenn ich arbeiten musste. Manchmal war Sayuri aber auch alleine Zuhause. Dies war aber meistens nur der Fall, wenn Mikoto selbst auch arbeiten musste.

„Ich geh ins Labor um die Proben auszuwerten. Wir sehen uns später bestimmt noch“, verabschiedete sich Hinata schliesslich auch von mir. „Falls etwas ist, kannst du mich jeder Zeit anrufen.“ Die Hyuuga winkte mir zum Abschied noch kurz zu, eher sie in ihr Auto einstieg und losfuhr.
 

Ich liess mir von der Spurensuche die neusten Entdeckungen zeigen und notierte mir alles was ich für wichtig hielt. Die Spuren passten wirklich haargenau mit denen des letzten Tatortes überein. Selbst die Kratzspuren an den Hausfassaden waren vorhanden.

Nachdem ich alles zusammengestellt hatte, machte auch ich mich auf den Weg in mein Büro. Gerade als ich in mein Auto stieg, klingelte mein Handy.

Ich hob ab. „Uchiha.“

„Hatake hier. Wo bist du?“

„Noch beim Tatort. Bin aber grad auf dem Weg ins Hauptquartier.“

„Sehr gut. Komm nachher in mein Büro, ich hab Neuigkeiten für dich.“

„Ach ja?“, ich war erstaunt. Normalerweise verlangte Kakashi nicht von mir, das ich in sein Büro kam. Solche Nachrichten verhiessen meistens eigentlich nichts Gutes.

„Ich erkläre dir alles wenn du hier bist.“ Kakashi legte auf ohne sich zu verabschieden.

Ohne lange darüber nachzudenken verstaute ich mein Handy wieder in der Hosentasche und fuhr los.
 


 

Kaum hatte ich meinen Shelby auf dem Parkplatz abgestellt, wurde ich auch schon von einem Lichtblitz geblendet. Das durfte doch wirklich nicht wahr sein.

Ich stieg aus und machte mich bereits auf das schlimmste gefasst.

„Herr Uchiha, würden sie mir einige Fragen beantworten?!“, erklang auch schon die erste hartnäckige Stimme. Ein halbes Dutzend Kameramänner und etwa gleichviel Reporter stürmten auf mich zu, noch während ich meinen Wagen abschloss. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, lief ich an ihnen vorbei.

„Her Uchiha, nur ein paar Fragen!“

Einer der Reporter lief rückwärtsgehen vor mir her und hielt mir ein Mikrofon entgegen. Der Kameramann der ihn begleitete tat es ihm gleich.

Ich wurde von allen Seiten belagert, so dass ich kaum noch vorankam. Doch davon liess ich mich nicht aufhalten. Einerseits, weil ich wirklich keine Lust hatte irgendwelche Fragen zu beantworten. Andererseits, weil Kakashi uns verboten hatte auch nur ein Sterbenswörtchen über den Fall auszuplaudern.

Bei der Treppe angelangt, welche in den Haupteingang der TSP führte, war meine Geduld am Ende.

„Es tut mir leid, aber ich bin weder in der Stimmung dazu, noch habe ich die Erlaubnis Ihnen irgendwelche Fragen zu beantworten. Also seien Sie so gut und lassen mich mein Arbeit ausführen.“

Ich konnte mir zwar denken, dass es sich hier um eine Liveübertragung handelte, doch das war mir vollkommen egal.
 

Genervt knallte ich die Tür von Kakashi‘s Büro hinter mir zu.

„Warum zum Teufel müssen diese verfluchten Reporter nur so hartnäckig sein?“

Definitiv nicht geplant

Vielen Dank für die lieben Kommis :)

Und viel Spass beim Lesen ^^
 

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„Dann bekomm ich also einen neuen Partner?“

„Ja, ab Montag wirst du wissen wer es ist. Ich wird es dir nämlich nicht verraten, da ich genau weiss, dass es dir nicht gefallen wird.“

Ich hob fragend eine Augenbraue.

„Wie gesagt, erst Montag“, winkte Kakashi ab. „Aber ich verspreche dir, dafür Neji aus deinem Team abzuziehen. Für ihn hab ich einen anderen Fall den er erledigen kann.“

„Immerhin etwas positives“

„Wie geht es eigentlich mit deinem Fall voran? Bist du schon weiter gekommen?“

„Nicht wirklich. Es gibt einfach zu viele offene Fragen und irgendwie hängt nichts miteinander zusammen. Aber ich werd den Code schon noch knacken.“ Mit Code meinten wir hier im Revier die Vorgehensweise und die Hintergründe einer Tat. Konkret was einen Täter dazu treibt seine Opfer so hinzurichten, wie er es eben tut. Einige Täter handeln nach einem ganz gewissen Schema, stellen Pläne zusammen um nicht davon abzuweichen. Und meine Aufgabe war es, diesen Code zu knacken, bevor es noch mehr Opfer gab. Doch in meinem jetzigen Fall, war das mehr als eine einfache Kombination aus Fakten und gefunden Spuren. Denn all die Spuren die wir bisher gefunden hatten, ergaben überhaupt keinen Sinn. Ich befürchtete allmählich, dass dieser Fall zu den X-Akten gelangen würde, sofern es nicht noch mehr Opfer geben sollte.

„Ich vertrau darauf dass du und dein Team das hinbekommt. Ich weiss langsam nicht mehr was ich der Presse sagen soll. Ich kann ja schlecht raus gehen und sagen - Tut mir leid, aber ein Irrer rennt frei durch Tokio, zerfleischt seine Opfer und frisst ihre Überreste auf.“

„Ich bleib dran so gut ich kann, aber wenn ich nicht mehr Spuren finde, kann ich da auch nicht viel machen. Du hast die Akten auch gesehen, da gibt es einfach keine Zusammenhänge.“

„Ich komm mir langsam vor, als wolle der Täter uns absichtlich auf eine falsche Fährte locken.“ Kakashi legte die Stirn in Falten. Solche Fälle hatte es schon oft gegeben. Falsche Spuren die uns in die Irre führen sollten.

Plötzlich kam mir ein merkwürdiger aber durchaus möglicher Gedanke: „Oder es gibt gar keine falschen Spuren und es war tatsächlich ein Tier…“

Ein paar fragende Augen sahen mich an.

„Naja, man hört doch immer wieder von dressierten Tieren die alles für ihre Besitzer tun würden. Es könnte doch durchaus sein, dass wir es mit einem Tüftler zu tun haben, dem es gelungen ist, ein Tier so abzurichten, dass es aufs Wort hört und die Drecksarbeit für ihn erledigt.“

Kakashi wirkte nachdenklich. „Ich halte so etwas für unwahrscheinlich, aber behalt es auf jeden Fall im Hinterkopf. Es könnte durchaus etwas Wahres dran sein.“

„Die Frage wäre dann nur, welches Tier es gewesen sein könnte. Hinata ist noch nicht soweit mit der Auswertung der gefundenen Speichelprobe.“

„Melde dich sobald ihr genaueres wisst.“

Ich erhob mich um das Büro zu verlassen, denn für mich war das Gespräch soweit beendet, doch gerade als ich die Tür öffnen wollte, erklang ein weiteres Mal Kakashis Stimme.

„Ach Sasuke, nimm dir am Wochenende frei. Ich kann dir genau ansehen, wie wenig du in letzter Zeit geschlafen hast. Wenn das so weiter geht kippst du mir noch um.“

Ich nickte Kakashi zu und machte mich auf den Weg in mein eigenes Büro. Dass Kakashi gerade so etwas gesagt hatte, erstaunte mich durchaus, doch ich wusste dass er nicht meinetwegen so grosszügig war und mir frei gab. Der Grund war, dass ich in letzter Zeit viel zu viele Überstunden geschoben hatte. Wenn der oberste Vorsitzende der Polizei von Tokio, Masaki Suzuki dass erfahren sollte, hätte Kakashi ein eindeutiges Problem. Und das konnte er sich nicht leisten.
 


 

„Sag mal, hast du am Wochenende auch frei bekommen?“ Hinata stand in der Tür meines Büros und sah mich abwartend an.

„Du in dem Fall auch“, stellte ich fest und antwortete so gleichzeitig auf ihre Frage.

„Ja. Naruto auch. Wir könnten doch eigentlich mal wieder etwas zusammen unternehmen?“

Ich nickte der Hyuuga zu. „Von mir aus gern. Mikoto wird bestimmt auf Sayuri aufpassen.“

„Bestell den Beiden einen lieben Gruss von mir. Wie geht es ihnen eigentlich?“ Hinatas Frage klang wirklich ehrlich gemeint, nicht wie so eine Standard-Smalltalk-Frage.

„Eigentlich ganz gut. Sayuri war letzte Woche erkältet, aber das war nur eine vorübergehende Grippe. Und Mom geht es so wie immer. Sie geniesst es das mein Dad zurzeit zuhause ist, da er zwei Wochen Ferien hat.“

Mein Vater arbeitete als stellvertretender Leiter einer Hotelkette und war daher nur selten zuhause. Meine Mom meinte darauf immer – Es ist zwar schön so viel Geld zu haben, aber was bringt das schon wenn man seinen Mann dafür kaum sieht?

Und was den Rest meiner Familie betrifft: Mein Bruder treibt sich in der ganzen Welt rum, schlägt sich mit kleinen Jobs durch und bleibt dort wo es ihm am besten gefällt. Sobald ihm etwas nicht mehr passt, zieht er weiter, rund um die Welt. Er meldet sich kaum bei uns und wenn, dann meist nur mit Postkarten von den Orten die er zuletzt besucht hat.

„Schön zu hören dass es ihnen gut geht“, meinte Hinata lächelnd. „Treffen wir uns um acht in unserer Kneipe?“

„Ja geht klar.“
 

Ich stellte meinen Mustang auf dem grossen Parkplatz neben der Bar ab und stieg aus, während ich mir meine Lederjacke über die Schulter warf. Gerade als ich den Schlüssel im Schloss drehte, fuhr Naruto mit seinem königsblauen Toyota GT86 neben mir auf das Parkfeld.

„Na, hast du einen neuen Flitzer?“ Ich wusste dass das sehr sarkastisch klang, doch ich konnte einfach nicht anders. Das Auto passte so gut zu dem Uzumaki, dass ich mir einen solchen Kommentar einfach nicht verkneifen konnte. Der typische Möchtegern-Sportwagen.

„Jaja, lach du nur. Deiner ist auch nicht viel besser“, konterte der Blonde, während Hinata ausstieg.

Der Blick der Hyuuga verhiess nichts Gutes, daher antwortete ich dem Uzumaki nicht.

„Lass es Sasuke, du weisst wie schnell Naruto so etwas kränken kann“, flüsterte mir die dunkelhaarige zu.

„Machst du dir Sorgen, dass er wieder sauer auf mich ist?“, fragte ich genau so leise.

„Nein, aber ich will heute Abend mal ein wenig entspannen, da brauch ich nicht auch noch zwei die sich ständig streiten.“

Ich hatte mich ein wenig zu Hinata heruntergebeugt, da sie fast beinahe zwei Köpfe kleiner war als ich. Für aussenstehende musste es wirken als würden wir uns sehr nahe stehen, doch das ganze basierte auf rein freundschaftlicher Basis.

Klar, wir beide hatten nach Ayumis Tod eine kurze, nennen wir es mal Affäre. Es war eher so eine Trennungsschmerz-Beziehung, um über ihren Tod hinweg zu kommen, doch wirklich geklappt hat das damals nicht. Und wir waren beide der Meinung, dass es auch zukünftig nie klappen würde, daher hatten wir uns in guter Freundschaft wieder getrennt. Unsere Freundschaft war allerdings etwas enger als bei vielen anderen die ich kannte. Wir kannten uns schliesslich auch schon seit der Grundschule.

„Na los, lasst uns rein gehen!“, brüllte Naruto erfreut über den Platz, wärend er seine Jacke anzog.

„Stürmisch wie eh und je. Egal was vorher gerade gewesen ist“, bemerkte ich kühl, während wir ihm nachgingen.

„Genau das macht ihn doch so sympathisch“, stellte Hinata mit einem sanften Lächeln fest.

„Und du behauptest immer das du nicht in ihn verliebt bist.“

Hinatas Augen strahlten förmlich wärend sie mich angrinste.
 

„Sag mal, bist du noch bei uns, oder sonst wo?“, erkundigte sich Naruto bei mir.

„Warum meinst du?“

„Weil ich dich schon dreimal etwas gefragt hab und du nicht antwortest“, stellte er fest.

„Sag jetzt nicht dass du an unserem Fall grübelst.“ Hinata sah mich tadelnd an.

„Ich kann doch auch nichts dafür. Ihr kennt mich doch“, versuchte ich mich zu verteidigen. Erfolglos.

„Wir sind hergekommen um uns ein wenig zu entspannen und du denkst nur an die Arbeit“, beschwerte sich der Uzumaki.

„Naruto hat Recht Sasuke. Du musst auch mal entspannen.“ Hinata stand ganz auf der Seite des Blonden.

„Schon gut.“ Ich hob abwehrend die Hände. „Ich geb mir Mühe.“

Ich brauchte dringend eine Ablenkung. Einfach nur an der Bar zu sitzen und ab und zu mal zusammen zu reden, half nicht gerade dabei die Arbeit zu vergessen.

„Was ist denn da hinten los?“, fragte Naruto plötzlich.

Ich drehte mich in die Richtung in die er deutete. Das einzige dass ich ausmachen konnte, war das ein grossgewachsener Typ mit hoch erhobener Nase vor irgendjemandem stand und nicht gerade erfreut wirkte. Er hatte schwarze Haare und schien ziemlich kräftig gebaut zu sein.

Als er sich zur Seite drehte, erkannte ich vor wem er sich da aufgebaut hatte.

Es war eine junge Frau, etwa in meinem Alter. Ihr rosa Haar fiel mir als erstes auf. Sonst konnte ich aber nicht viel erkennen. Nur dass sie deutlich kleiner war als der Mann vor ihr. Sie schien auch nicht wirklich erfreut über seine Anwesenheit zu sein.

„Belästigt er sie etwa?“ Naruto klang nicht gerade erfreut. Er mochte es gar nicht, wenn sich irgendwelche Typen in Anwesenheit von Frauen so benahmen.

Ohne auf seine Frage zu antworten, erhob ich mich von meinem Barhocker und stellte meinen Drink auf die Theke.

„Soll ich mit kommen?“ Der Blonde hob fragend eine Augenbraue. Es wirkte fast als hoffte er dass ich ja sagte.

Ich antwortete jedoch mit einem schlichten: „Nicht nötig.“
 

„Wie kannst du es wagen mir zu widersprechen?“, donnerte der schwarzhaarige während ich mich ihm näherte. Er versuchte gerade die junge Frau vor sich einzuschüchtern.

„Ich hab dir nicht widersprochen, ich hab dir die Wahrheit gesagt. Einer wie du hat bei mir keine Chance“, konterte diese ganz ohne Furcht. Sie traute sich ziemlich viel. Der Mann vor ihr war schliesslich einen ganzen Kopf grösser als sie selbst.

Er wollte gerade etwas erwidern, ich kam ihm allerdings zuvor und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Na, belästigen wir heute mal wieder unschuldige Frauen?“, fragte ich ihn in einem neckischen Ton.

Der Schwarzhaarige drehte sich ruckartig in meine Richtung und sah mich mit einem vernichtenden Blick an.

„Was willst du?“, fragte er mit scharfer Stimme.

„Das könnte ich dich auch fragen.“ Ich sah von oben auf ihn herab. Mit meinen Eins Neunzig überragte ich selbst ihn noch um einige Zentimeter.

Der Blick meines Gegenübers wurde immer wütender. „Misch dich gefälligst nicht in andere Angelegenheiten.“

„Ich wollte mich doch nur erkundigen ob du diese junge Lady auch so behandelst wie es eine Frau verdient hat?“, konterte ich.

„Oh glaub mir, ich werd sie schon noch so behandeln wie es eine Frau verdient hat“, tobte er. Nicht mehr viel und er würde die Kontrolle verlieren.

Als hätte er meine Gedanken gehört, stiess er mich leicht gegen die Brust. Er schien keinen Respekt vor mir zu haben, obschon ich grösser und auch etwas breiter gebaut war als er.

Ich liess mich auf dieses Spiel allerdings vorerst noch nicht ein.

„Wollen wir das draussen klären?“, fragte ich ihn um nicht noch mehr Leute mit hinein zu ziehen.

„Wenn du so gerne einen auf die Schnauze kriegen willst, gern.“ Er klang arrogant, viel zu selbstsicher. „Geh voraus“, forderte er mich auf.

Ohne zu zögern machte ich mich auf den Weg nach draussen. Als ich an Hinata und Naruto vorbei kam, warfen mir die beiden einen fragenden Blick zu. Ich nickte ihnen kurz zu, um zu zeigen dass alles in Ordnung war.

Ich konnte dem Schwarzhaarigen ansehen dass er keine Ahnung von Selbstverteidigung hatte. Ich hingegen wurde seit über sieben Jahren einmal Wöchentlich darin geschult und hatte es bereits mehr als einmal eingesetzt.
 

Der Schwarzhaarige stellte sich mit breiten Schultern vor mir auf, als wir auf dem Parkplatz angekommen waren.

„Denkst du wirklich dass du gegen mich eine Chance hast?“, wollte er wissen. Er konnte ja nicht ahnen dass ich Polizist war und ständig mit Typen wie ihm zu tun hatte. Ausserdem konnte man meinen Oberkörper unter dem Pullover den ich trug nur schwer einschätzen.

Ohne prahlen zu wollen, aber mein Körper war vom wöchentlichen Training doch ziemlich gestählt.

Da ich ihm nicht antwortete, machte er den ersten Schritt und stürmte auf mich zu.

Dem ersten Schlag wich ich mit einem seitlichen Schritt ganz einfach aus. Als er zum zweiten Schlag ausholte, wich ich allerdings absichtlich nicht zur Seite. So kam es, dass er mich direkt unter dem Auge erwischte.

Ich hatte zwar einen Schlag einstecken müssen, doch mein Gegner war so erstaunt über seinen Treffer, dass er inne hielt. Diesen kurzen Augenblick nutze ich aus, ergriff seinen ausgestreckten Arm und drehte ihn mit einer einfachen Bewegung auf den Rücken des Schwarzhaarigen. Ein leichter Stoss in die Kniekehle und schon lag er auf dem Bauch. Ich setzte mich zeitgleich auf seinen Rücken, damit der nicht wieder aufstehen konnte.

„Was hälst du davon wenn du jetzt einfach nachhause gehst und zukünftig die Finger von solchen Frauen lässt?“, fragte ich ihn leise, während ich mich zu seinem Ohr herunter beugte.

Als er nicht antwortete, drehte ich seinen Arm ein kleines bisschen mehr nach innen, so dass die Sehnen und Muskeln seiner Schulter überdehnten.

Einige Sekunden biss er sich noch auf die Zähne, doch schliesslich gab er auf.

„Schon gut!... Ich geb auf. Lass los“, keuchte er unter Schmerzen.

Ich wartete noch einen Augenblick ab, liess dann aber von ihm ab.

Der Schwarzhaarige erhob sich schnell und suchte das Weite, nachdem er mir noch einen wütenden Blick zugeworfen hatte.
 

„Nett von dir“, hörte ich eine Stimme die sich mir gleich ins Gedächtnis einbrannte.

Ich drehte mich um und was ich sah, liess mich innehalten.

Zwei smaragdgrüne Augen sahen mich liebevoll an und ich wusste den ersten Augenblick überhaupt nicht was mit mir geschah.

Unvergessliche Nacht

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Unerwünschte Fragen

Mit einem erschöpften Seufzen warf ich mein Handy auf die Bettdecke. Wie zum Teufel hatte ich nur meine eigene Tochter vergessen können?

Naja, eigentlich erstaunte es mich nicht wirklich. Nach dieser Nacht.

Als ich mich daran erinnerte, was gestern geschehen war, drehte ich mich um in der Hoffnung, dass diese unglaublich bezaubernde, junge Frau noch immer in meinem Bett lag und schlief. Doch das Glück war nicht auf meiner Seite.

Außer mir war niemand im Schlafzimmer. Sakura war verschwunden.

Gerade schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich sie nie wieder sehen würde, als ich plötzlich etwas auf dem Kopfkissen entdeckte. Ein kleiner Zettel lag dort, fein säuberlich hingelegt.

Ich ließ mich nach hinten fallen und tastete nach dem Stück Papier.
 

Guten Morgen Schlafmütze.

Hoffe du hast etwas Schönes geträumt.

Deinem zufriedenen Ausdruck nach zu urteilen anscheinend schon.

Ich wünsch dir einen wunderschönen Tag und hoffe doch, dass du mich nicht so schnell vergisst.

Würde mich auf ein Wiedersehen freuen, also meld dich bei mir.
 

Ich las die Worte, welche mit einer geschwungenen, schönen Schrift geschrieben waren, mehrere Male durch, ehe ich das Blatt umdrehte.

Ein Lachen schlich sich auf mein Gesicht. Sakura hatte mir doch tatsächlich ihre Nummer hinterlassen. Ich konnte es kaum glauben.

Sei vorsichtig Sasuke, mahnte mich meine innere Stimme. Es könnte durchaus möglich sein, dass diese Nummer ungültig ist und sie dich nur auf den Arm nehmen will.

Ich spielte kurz mit dem Gedanken, sie gleich anzurufen. Würde es aufdringlich, vielleicht sogar verzweifelt wirken?

Besser ich wartete erst einmal ab. Ob es reichen würde, wenn ich mich erst am Abend wieder bei ihr meldete?

Jetzt musste ich erst einmal Sayuri abholen. Die Kleine war bestimmt schon wütend auf mich.

Ich erhob mich schwerfällig von meinem Bett und suchte meine Kleider zusammen. Die Hosen lagen neben dem Bett, die Shorts an der gegenüberliegenden Wand. Doch wo mein Shirt abgeblieben war, wusste ich nicht mehr. Erst als ich es auf dem Weg ins Bad im Flur am Boden liegen sah, viel mir wieder ein, was in der letzten Nacht so alles vor sich gegangen war.

Schon bei dem Gedanken daran, lief es mir kalt und heiß den Rücken hinunter und all die Gefühle kamen wieder in mir hoch. Ich wusste nicht, weshalb ich mich auf die Rosahaarige eingelassen hatte. Etwas an ihr war besonders. Etwas, das die anderen Frauen nicht hatten. Es war dieses Gefühl, welches ich in ihrer Nähe verspürte. Es machte mich glücklich, richtig zufrieden. Und erregte mich. Nicht in Hinsicht auf meinen Körper, es war eher eine Erregung in meinem Inneren, weckte all meine Sinne. Es war einfach unbeschreiblich. So etwas hatte ich noch nie zuvor erlebt.
 

Nachdem ich mich angezogen und fertig gemacht hatte, machte ich mich auf den Weg, um Sayuri abzuholen. Während der Fahrt dorthin hatte ich irgendwie erstaunlich gute Laune. Ich sang sogar völlig unbewusst einige Lieder mit, welche im Radio liefen. So etwas machte ich sonst eigentlich nie.

Ich fragte mich langsam, ob Sakura mir gestern irgendetwas in mein Getränk getan hatte. Ich erkannte mich ja kaum selbst wieder.
 

„Papa!“ Sayuri kam lachend auf mich zu gerannt, als ich die Haustür öffnete und in die Wohnung meiner Eltern trat. Ich klingelte schon seit längerer Zeit nicht mehr, wenn ich bei ihnen vorbei kam. Dennoch hatte Sayuri mich gehört und auf mich gewartet.

„Hey mein kleiner Schatz.“ Ich hob meine Tochter hoch und drückte sie an mich. Mit einem Kuss auf die Wange begrüßte sie mich.

„Du kommst zu spät.“ Mit schmollendem Gesicht verschränkte sie ihre Arme vor der Brust. „Du weißt, dass ich das nicht mag.“

Ich setzte sie wieder auf dem Boden ab und legte ihr entschuldigend eine Hand auf den Kopf.

„Tut mir leid. Weißt du, ich war gestern lange wach und hab deshalb ein wenig verschlafen“, versuchte ich ihr zu erklären.

„Ist Oma auch da?“, erkundigte ich mich bei meiner Tochter, während sie in die Küche lief. Es war immer ein merkwürdiges Gefühl, meine Mutter "Oma" zu nennen. Denn schließlich war sie erst dreiundfünfzig und sah deutlich jünger aus als andere Frauen in ihrem Alter.

„Ich bin hier mein Schatz.“ Eindeutig Mutters Stimme.

Ich trat in die Küche und entdeckte Mikoto dabei, wie sie gerade Gemüse zu Recht schnitt. Ich trat hinter sie und sah über ihre Schulter. Das war für mich kein Problem, denn ich war fast zwei Köpfe größer als sie. Ein herrlicher Duft stieg mir in die Nase. „Das riecht wirklich gut.“

„Danke. Du kannst gerne hier essen, wenn du willst“, bemerkte sie und ich erkannte gleich, dass sie von Anfang an damit gerechnet hatte, dass ich zusagen würde. Weshalb sollte sie auch für sich alleine kochen?

„Gerne“, antwortete ich dennoch so, als hätte ich nichts bemerkt.

Ohne nachzufragen, begann ich, für drei Personen den Tisch zu decken.
 

„Oma, das ist echt lecker“, brabbelte Sayuri mit vollem Mund, während sie breit grinste.

Ich sah meine Tochter daraufhin mit einem tadelnden Blick an, sagte allerdings nichts.

Als Sayuri meinen Blick bemerkte, hielt sie abrupt in ihrer Bewegung inne und sah mich ertappt an. Sie schluckte und grinste schüchtern. „Tut mir leid“, versuchte sie sich zu entschuldigen. Ich hob allerdings nur eine Augenbraue und gab ihr damit zu verstehen, dass ich verstanden hatte.

Das Essen schmeckte wirklich gut so wie immer bei meiner Mutter.
 

Nach dem Essen gab es noch Kaffee und einen Zitronenkuchen, welchen Mikoto selbst gemacht hatte. Da Sayuri allerdings keinen Hunger mehr hatte, verzichtete sie darauf und ging stattdessen nach draußen spielen.

„Also, warum hast du heute verschlafen? So was kennt man von dir gar nicht“, erkundigte sich meine Mutter bei mir, während ich gerade Milch in meinen Kaffee goss.

„Ich war mit Naruto und Hinata unterwegs, da ist es halt etwas spät geworden. Außerdem hab ich vergessen, den Wecker einzuschalten.“ Ich hatte es bereits im Gefühl, dass meine Mutter darauf nicht reinfallen würde. Ich hatte praktisch noch nie in meinem Leben verschlafen, egal was zuvor geschehen war.

„Und das soll ich dir glauben? Ich kenn dich jetzt schon seit fünfundzwanzig Jahren Sasuke, und du hast noch nie nach einem Abend unter Freunden verschlafen.“ Sie sah mich skeptisch an.

„Naja, da waren ja nicht nur Naruto und Hinata da…“, ich trank einen Schluck Kaffee und sah dabei über den Rand der Tasse hinweg zu meiner Mutter.

Diese hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht. „Gibt es da etwas, das ich wissen sollte?“

„Nein, du brauchst nicht immer alles zu wissen“, entgegnete ich neckisch.

Mikoto sah mich mit diesem wissenden Blick an, welchen sie immer hatte, wenn sie etwas herausfand. „Wie heißt sie?“

„Mam“, ich sah sie ungläubig an. War das wirklich ihr ernst?

„Na, sag schon. Du wirst dich doch hoffentlich an ihren Namen erinnern können?“ Warum war sie nur immer so zu mir?

„Natürlich kann ich mich an ihren Namen erinnern. Das gibt mir aber noch lange keinen Grund, ihn dir zu nennen“, wandte ich ein.

„Warum denn nicht? Schließlich will ich doch wissen, wie die Frau heißt, welche meinem jüngsten Sohn den Kopf verdreht hat. Zumal du sonst nie jemanden an dich heran lässt. Sie muss also etwas Besonderes sein.“

Ich musste grinsen „Ja, das ist sie“, rutschte es mir heraus.

„Na, also. Erzähl mir mehr“, forderte Mikoto mich auf.

Ein Seufzen entfuhr mir. Worauf hatte ich mich da bloß eingelassen?

Ich dachte kurz nach, was ich meiner Mutter wohl alles erzählen durfte und was ich besser für mich behielt. Zu viele Details wollte ich ihr auch nicht unter die Nase reiben und so ihren Gesprächsstoff nähren.

„Also, ich hab sie in der Bar getroffen, in der Hinata, Naruto und ich waren. Und da hab ich halt bemerkt, dass sie anders ist, als die anderen Frauen.“

„Inwiefern anders?“, unterbrach sie mich.

„Naja, wie soll ich sagen? Ihre ganze Ausstrahlung eben. Diese Aura die von ihr ausgegangen ist, das hat mich irgendwie gefesselt. Ich wusste gar nicht so recht, was mit mir geschehen ist. Und auch ihr Aussehen. Diese grünen Augen und die rosa Haare. Sie war einfach umwerfend.“ Ich geriet schon beinahe ins Schwärmen, konnte mich aber im letzten Augenblick noch zurück halten. Mikoto brauchte nicht noch mehr zu erfahren.

„Sie hat dir anscheinend ziemlich den Kopf verdreht“, stellte meine Mutter fest.

„Das ist noch mild ausgedrückt“, brummte ich vor mich hin, so leise es ging. Mikoto schien es allerdings gehört zu haben, denn sie lächelte mich wieder an.

„Und was ist danach geschehen?“, forschte sie weiter.

„Das weißt du ganz genau. Warum fragst du also noch?“, stellte ich mit bitterem Klang in der Stimme fest. Ich hasste es, wenn sie so scheinheilig tat.

„Weil ich es von dir hören will“, entgegnete sie darauf.

„Na gut. Wir sind beide zu mir nach Hause gegangen und haben uns die ganze Nacht lang wild vergnügt“, kam es hemmungslos von mir.

Mikoto sah mich etwas überrumpelt an, bevor wir beide anfingen zu lachen.

Ich wollte gerade etwas sagen, als ich plötzlich Sayuri rufen hörte. „Papa, können wir nach Hause gehen?“

„Ja, ich komme gleich“, rief ich zurück.

Ich trank den letzten Schluck Kaffee und erhob mich anschließend. Auch meine Mutter stand auf und trat zu mir.

„Es ist schön zu hören, dass du dich ein wenig abgelenkt hast. Das tut dir bestimmt gut. Sei einfach vorsichtig, ja?“ Jetzt kam wieder die fürsorgliche Mutter in ihr hoch. Genau so mochte ich sie.

„Ich pass schon auf mich auf, Mam“, versuchte ich, sie zu beruhigen und gab ihr einen Kuss auf die Wange, ehe ich mich umdrehte und aus der Küche heraus lief, um meine Schuhe anzuziehen.

Mikoto folgte mir, um sich noch zu verabschieden.

„Tschüss, Oma.“ Sayuri drückte Mikoto ebenfalls einen Kuss auf die Wange und umarmte sie, bevor wir das Haus verließen und uns auf den Weg nach Hause machten.
 

„Na los, erzähl was passiert ist“, forderte Naruto mich auf, kaum war ich im Büro.

„Es ist Montagmorgen, wie kommst du auf die Idee dass ich dir da schon von meinem Wochenende erzählen will?“ Ich wusste genau, dass er auf Freitagabend aus war. Er wollte wissen was zwischen mir und Sakura vorgefallen war.

„Ach komm schon. Wir sind doch schliesslich Freunde, da kannst du mir so was ruhig erzählen.“ Er grinste über das ganze Gesicht.

„Wenn ich es dir erzähl, kann ich auch gleich mit einem Megafon durchs Revier laufen und die Geschichte so erzählen.“ Ich wusste wie gesprächig Naruto werden konnte, wenn man ihm nur die richtigen Fragen stellte. Genau aus diesem Grund erzählte ich ihm auch immer nur das nötigste.

Der Blonde wollte gerade etwas erwidern, als sich Hinata zu Wort meldete. „Lass ihn doch erst mal in Frieden. Das hat später auch noch Zeit. Ausserdem kannst du dir doch bestimmt schon zusammenreimen, was alles geschehen ist.“

Ich warf der blauhaarigen einen leicht gereizten Blick zu. Ich mochte es überhaupt nicht, wenn die beiden so über mich redeten, wärend ich noch anwesend war.

„Jaja, ist ja schon gut. Ja ich bin mit Sakura zu mir nach Hause gegangen. Und ja, wir beide hatten Sex. Neidisch?“ Ich sah dabei Naruto an, welcher mich erstaunt ansah.

Völlig überrumpelt von meiner Ansage, blieb ihm nichts anderes übrig, als mich mit offenem Mund unverständlich anzusehen.

Hinatas Lachen riss ihn allerdings schnell wieder aus seiner Trance. Auch er begann zu lachen.

„Mensch Teme, du bist ja ein richtiger Frauenaufreisser. Das kennt man von dir gar nicht.“

„Das wirst du von mir auch nie wieder sehen. Das war eine Ausnahme.“ Ich wollte das Thema eigentlich auf etwas anderes lenken, doch ich wusste noch nicht was, also musste ich wohl oder übel antworten.

Plötzlich viel mir allerdings etwas Wichtiges ein. „Sag mal Hinata, wie sieht es eigentlich mit den Speichelproben aus?“

Die Hyuuga schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich gut. Ich hab zwar DNA gefunden, konnte daraus allerdings nicht genaueres feststellen. Ich hab keine vergleichbare gefunden. So was hab ich wirklich noch nie erlebt.“ Sie sah nachdenklich zwischen mir und Naruto hin und her.

„Du findest da bestimmt eine Lösung“, versuchte der Blonde sie aufzuheitern.

Gerade wollte Hinata etwas sagen, als plötzlich Suki, Kakashis Sekretärin, in der Tür stand.

„Sasuke, Kakashi möchte dich sprechen.“

„Ich komm gleich“, antworte ich ihr. Sie nickte um mir zu zeigen, dass sie es ihm ausrichten würde.

Naruto sah mich mit fragendem Blick an. „Was er wohl jetzt wieder will?“

Schulterzuckend gab ich ihm zu verstehen, dass ich es auch nicht wusste.

Ich legte keine Tasche auf meinen Bürotisch und suchte die Akten zusammen, welche mit dem aktuellen Fall zu tun hatten, denn ich war mir fast sicher, dass Kakashi mit mir darüber reden wollte. Aber auch das würde mich erstaunen. Normalerweise musste ich so gut wie nie zu ihm. Und wenn, dass meistens wegen irgendwelchen Dingen, welche er nicht durch jemand anderen erfahren konnte. Allerdings regelte er auch solche Sachen meist über seine Sekretärin. Ich bekam ihn so gut wie nie zu Gesicht.

Nachdem ich Naruto förmlich aus meinem Büro herauswerfen musste, machte ich mich auf den Weg zu Kakashis Büro.

Und was mich dort erwarten sollte, hätte mich beinahe von den Füssen gerissen.

Ja oder Nein?

So meine Lieben ^^

nach langem Warten nun endlich das neue Kapitel

und als Entschuldigung auch gleich noch ein zweites dazu ;D
 

Viel Spass beim Lesen :)
 

____________________
 

Sakuras Sicht:
 


 

Ich ließ die Bushaltestelle links liegen. Es war mir viel lieber zu laufen, auch wenn ich immer wieder an meiner Kleidung zupfte und versuchte, meine unzähmbare rosa Mähne in Ordnung zu bringen. Aber heute wollte nichts, wie ich wollte. Das Oberteil rutschte nach oben, meine Haare flogen in alle Richtungen. So wie ich jetzt aussah, wollte ich nur ungern gesehen werden. Deshalb hielt ich mich ganz am Rand und im Hintergrund. Ich hätte mir doch die Zeit nehmen sollen, mich in seinem Bad vernünftig fertig zu machen. Aber dann hätte ich wahrscheinlich in Kauf nehmen müssen, dass er wach wurde, und er hatte so zufrieden ausgesehen. Diesen Anblick hatte ich einfach nicht stören wollen. Bis jetzt wusste ich auch nicht, was ich getan hätte, wenn Sasuke wach geworden wäre. Wahrscheinlich wäre ich nicht mehr gegangen und das wäre wohl ein Fehler gewesen. Andererseits war es die wohl schönste, leidenschaftlichste Nacht in meinem Leben.

Sasuke war ohne Frage ein toller Mann. Allein bei dem Gedanken an seinen Körper wollte ich glatt wieder umdrehen. Noch immer spürte ich seine Haut auf meiner und seinen Geruch in meiner Nase, seinen einzigartigen Duft. Ich seufzte gedankenverloren. Es wäre zu schön, wenn das nicht das letzte Mal gewesen wäre. Vielleicht rief er mich ja sogar an? Nein, das sollte er besser nicht. Wie stellte ich mir das denn überhaupt vor? Mehr sollte aus uns wirklich nicht werden. Schlimm genug, dass ich einfach nicht widerstehen konnte, ihm meine Nummer zu hinterlassen.

Ich leckte mir über die Lippen, konnte ihn immer noch schmecken. Dass er sich bei mir melden konnte, war vielleicht doch nicht ganz so schlimm, beschloss ich.
 

Der Weg zu meiner Wohnung dauerte eine Weile. Ich musste mich erst einmal neu orientieren und dass mich öfters irgendwelche Leute schief anstarrten, machte es auch nicht besser. Peinlich berührt klebte mein Blick am Boden und ich hoffte, dass mich keiner so genau betrachtete. Denn ich hatte den Verdacht, dass man mir genau ansah, was ich letzte Nacht so getrieben hatte. Und auch wenn es noch so super gewesen war, dann musste es trotzdem niemand von diesen Unbekannten auf der Straße wissen oder interessieren.

Also schlich ich mehr oder weniger an den Häusern und Schaufenstern vorbei, bis ich in dem Viertel landete, in dem ich mir erst seit Kurzem eine kleine Wohnung mietete.
 

Ich atmete auf, als ich die Tür aufstieß. Meine Jacke landete sofort auf der kleinen Couch. Ich brauchte jetzt unbedingt eine heiße Dusche.

Im Bad pellte ich mich aus der engen Jeans und dem nur notdürftig zugeknöpften Oberteil. War ich wirklich so den ganzen Weg nach Hause gegangen?

Ich beruhigte mich damit, dass es nicht mehr vorkommen würde, so wie es schon vorher nicht vorgekommen war. Genau, diese ganze One-Night-Stand-Kiste war nicht wirklich mein Ding. Ich konnte mir das auch eigentlich nicht erlauben. Sasuke war einfach da gewesen und ich hatte ihm nicht widerstehen können.

Das warme Wasser prasselte in dicken Tropfen auf meinen Körper. Ich griff nach der Shampooflasche und kippte einfach eine kleine Portion direkt auf meinen Kopf. Der blumige Duft vermischte sich mit dem Wasserdampf und wurde so durch den ganzen Raum getragen.

Ich verteilte den flauschigen Schaum überall auf meinem Körper und sog den schönen Geruch ein. Ich lauschte dem gleichmäßigen Takt, in dem das heiße Wasser zu Boden fiel, und schloss die Augen. Meine Gedanken drifteten wieder ab zur letzten Nacht. Seine starke Hände und Arme, die schwarzen Haare und dunklen Augen. Schlichtweg ein Traum von einem Mann. Als ich seine durchtrainierten Bauchmuskeln gesehen hatte, hatte ich mein Glück kaum fassen können. Jetzt in diesem Moment hatte ich das Bedürfnis, ihn wieder zu berühren, mich ihm wieder hinzugeben.

Ich biss mir auf die Unterlippe. Was würde ich alles dafür geben, diesen würzigen Duft wieder in der Nase zu haben? Und all das nur, weil mich mal wieder irgendein Kerl in einer Bar angesprochen hatte. Nicht einmal im Traum hatte ich daran gedacht, dass das jemanden stören würde, der diesen Typen dann auch noch so fertig machte. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich an den interessanten Kampf der beiden dachte. Ich würde nur zu gern wissen, was Sasuke beruflich machte. Solche Kampfkünste kamen ja nicht von ungefähr.
 

Als ich irgendwann mit Träumen fertig war, stellte ich die Dusche ab. Ich schnappte mir ein Handtuch. Wieder sog ich die Luft ein, schlang den Stoff um meinen nassen Körper. Es roch nur noch blumig, kein bisschen würzig. Ich seufzte und warf dem Wasser, das seine Berührungen, seinen Duft abgewaschen hatte und gerade im Abfluss verschwand, traurige Blicke hinterher.
 

„Ja, okay, ciao.“ Ich hätte am liebsten mein Handy gegen die Windschutzscheibe gedonnert. Was bildete er sich eigentlich ein? Mir jetzt erst davon zu erzählen. Jetzt, wo er schon alles geplant hatte und natürlich über meinen Kopf hinweg. Na gut, dann würde ich halt extra einen Job dafür annehmen. Mein Vater könnte dann aber auch dafür sorgen, dass ich ihn wieder loswurde.

Viel lieber hätte ich das, ohne Aufsehen zu erregen, erledigt.

Mal wieder regte ich mich auf. Dann startete ich den Wagen. Ich konnte mir ja trotzdem schon einmal ein Bild machen. Was ich anfing, brachte ich meistens auch zu ende.

Mein Kopf war nach der langen Dusche heute Morgen auch schon wieder viel klarer. Sasuke spukte jetzt nicht mehr ganz so oft darin herum und ich konnte mich endlich konzentrieren.
 

Ich musste eine halbe Stunde fahren, bis ich da war. Ich parkte den alten Mercedes am Straßenrand. Wieso dieses Auto? Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung. Es war nicht so, dass ich mir nichts anderes leisten konnte. Im Gegenteil ich hatte noch ein weiteres Auto, aber nicht hier. Also klopfte ich auf die schwarze Motorhaube und machte mich auf den Weg.

Ich schlenderte um die nächste Ecke so, dass ich möglichst unauffällig blieb. Fast wie heute Morgen hielt ich mich nah an den Häusern.

Schon von weitem konnte ich das gelbe Flatterband erkennen und leider auch den Streifenwagen, der vor der abgesperrten Gasse parkte. Wenn ich im Parkverbot stand, dann gab das immer ein Knöllchen, aber die Polizei höchst selbst nahm sich hier anscheinend den puren Luxus raus. Und das hier waren nur die Streifenpolizisten, die einfach mal gar nichts mit diesem Ort zu tun hatten, den sie bewachten.

Probeweise lief ich noch ein Stückchen weiter und fast hätte ich in die Gasse unter dem Band durch schlüpfen können. Aber prompt machte sich auch schon ein massiger Mann in Uniform mit Hut auf dem Weg breit. Es gab kein Vorbeikommen. Trotzdem drückte ich mich ein wenig gegen die Hauswand und lugte um die Ecke. Dann fluchte ich leise. So gut wie gar nichts konnte ich erkennen. Nichts außer Schatten und Dreck. Ich wagte es, mich noch ein bisschen vorzubeugen. Ließ es dann aber wieder, als ich den bösen Blick des Polizisten auf mir spürte.

Ich beschloss, dass es wohl besser war, jetzt zu verschwinden. Normalerweise merkten sich die Menschen ja nicht unbedingt Gesichter, aber meine Haarfarbe war nun mal sehr auffällig. Nicht, dass sich noch wer fragte, was ich, die rosahaarige Frau, wohl gegen die Wand gepresst hier zu suchen hatte. Gerade wegen meinem neuen tollen Job konnte ich mir das nicht leisten.
 

Als ich auf dem Absatz kehrt machte, sog ich noch einmal die Luft ein. Nichts. Eigenartig. Das war eindeutig nicht normal. Alleine den Müll hätte ich doch riechen müssen. Ich schlenderte zurück, wie ich gekommen war und grübelte weiter. Irgendwann wurde mir klar, dass ich mir umsonst den Kopf zerbrach. So schnell würde ich keine Lösung finden. Jetzt blieb mir nur eins übrig: Den Job machen, den mein Vater für mich arrangiert hatte.

Ich seufzte. Es war ja nicht das erste Mal, dass ich solche Aufträge erledigte. Aber er musste mich immer bevormunden. Und das in allen Bereichen meines Lebens. Ja, letztes Jahr war er eindeutig zu weit gegangen. Nur hatte ich da nicht mitzureden.

Frustriert gab ich dem Mercedes einen Tritt. Zwar keine Lösung, aber der schlimme Gedanke war für einen Augenblick verflogen. Dann stieg ich ein.
 

Ich wollte gerade den Motor starten, da hörte ich eine gedämpfte Frauenstimme aus meiner Hosentasche. „You love me and I froze in time“, dudelte mein Handy. Ich war zu schlecht gelaunt, um den Song von David Guetta mit zu summen, auch wenn er zu meinen liebsten Liedern zählte. Ich wartete auch nicht auf das Ende des Refrains, sondern hob einfach ab.

„Hallo?“, murrte ich immer noch missgelaunt in den Lautsprecher.

„Hey“, erklang eine männliche Stimme vom anderen Ende der Leitung. Ich schluckte. Diese Stimme war so heiß wie ihr Besitzer. Wieder drängten sich Bilder der letzten Nacht in meine Gedanken. Zu meinem Leidwesen vermischten sie sich mit meinem Ärger. Und ich musste mir vor Augen führen, in was für einer dämlichen Lage ich doch war. Es war eindeutig falsch gewesen. Ich hätte nie mit ihm schlafen dürfen, aber trotzdem war es so unendlich gut gewesen. Wieso musste er denn gerade jetzt anrufen? Später am Abend da wäre mir das nicht so bewusst gewesen, alles halb so schlimm. Aber jetzt … Ich hatte keinen Plan, was jetzt richtig war. Gerade war es für mich noch klipp und klar falsch gewesen, aber das konnte es doch auch nicht sein.

„Sakura?“ Wieder diese tolle Stimme wie ein Leckerbissen für die Ohren. Ich biss mir auf die Unterlippe, die nicht mehr nach ihm schmeckte. Okay, ich musste wenigstens mit ihm reden.

„Hey, Sasuke.“ Ich zwang mich zu einem Lächeln, auch wenn er es nicht sehen konnte. Und schon spürte ich, dass eigentlich keiner von uns wusste, was er sagen sollte. Also sagte ich das erstbeste, das mir einfiel.

„Du sahst heute Morgen so friedlich aus, da wollte ich dich nicht stören. War doch in Ordnung oder?“ „Kein Problem. Ich musste sowieso noch zu meiner Mutter fahren.“

Ich merkte, dass das Gespräch nicht richtig lief. Er wusste nicht, was er sagen sollte und ich war auch vollkommen überfragt. Sollte ich ihm sagen, dass nichts aus uns werden konnte?

„Ähm, wollen wir uns vielleicht mal treffen, weil gestern ja nicht viel Zeit zum Reden war?“ Sasuke klang angespannt. Vielleicht fuhr er sich gerade aufgeregt durch die Haare? Ich konnte mir das wirklich gut vorstellen.

„Also?“, fragte er leise nach, weil ich wohl etwas zu lange geschwiegen hatte.

'Nein', schrie mein Gehirn und 'Ja' der ganze Rest meines Körpers.

Zuletzt rang ich mir ein „Mal sehen. Ich bin ja gerade erst her gezogen. Da ist viel Stress, neue Arbeit, neue Leute, einfach neue Stadt.“ ab. Es war nicht überzeugend. „Wenn du etwas brauchst, dann ruf an.“ Sasuke klang nicht wirklich begeistert. Er hatte sich das ganze Gespräch wohl anders vorgestellt. Ich hätte auch lieber anders geantwortet, aber ich konnte nichts tun.

„Okay.“ In der Antwort klang dann wohl doch noch genug Begeisterung mit, dass er sich doch noch fröhlich von mir verabschiedete.
 

Ich schmiss das Handy auf den Beifahrersitz und ließ meinen Kopf auf das Lenkrad sausen. Wieder einmal fluchte ich. Wenn mein Vater davon Wind bekam, dann war ich so was von geliefert. Er schrieb Tradition nun einmal groß und das mit Sasuke war das untraditionellste, was ich je getan hatte. Also das komplette Gegenteil.
 

Am Sonntag hatte Sasuke zum Glück nicht mehr angerufen und ich hatte tatsächlich der Versuchung widerstanden, ihm einen spontanen Besuch zu erstatten. Dafür klopfte ich mir selbst auf die Schulter. 'Gut gemacht, Sakura', lobte mich mein Verstand. Was der Rest meines Körpers davon hielt, war ja schon bekannt. Deshalb versuchte ich, dieses Verlangen auszublenden.

Ich strich meinen Rock glatt und zupfte an der weißen Bluse. Es hatte mich heute Morgen sehr viel Zeit gekostet, einigermaßen passende Sachen für einen ersten Arbeitstag zu finden. Ich atmete tief durch die Nase ein. Es roch nach Chemieputzmitteln und Büropflanzen, die wohl in den Büros der Agents standen. Ich kam gerade an ein paar vorbei, da stieg mir ein bekannter Geruch in die Nase. Ich schüttelte den Kopf, nein, das konnte nicht sein.

Schließlich stand ich vor dem gesuchten Büro. Ich klopfte und betrat schließlich auf das „Herein“ den Raum.
 

„Sie sind Sakura Haruno?“ Ein grauhaariger Mann schaute von seinem Schreibtisch auf. „Ja, und sie sind dann wohl Kakashi Hatake“, stellte ich genauso geistreich fest. Und dann ging es los. Er erzählte irgendetwas von meinen Qualifikationen, von denen die nötig waren und dass ja alles passte. Irgendetwas von Firmenfeiern. Dann drückte er mir einen Ordner für den Fall in die Arme und einen Koffer mit einer neuen Dienstwaffe.

„Ich heiße sie herzlich willkommen bei der Tokyo Special Police.“ Er hielt mir die Hand hin und ich fragte mich, wie er sich das vorstellte, wo ich doch viel zu viel Zeug auf dem Arm hatte. Also schmiss ich vorzugsweise den Ordner zu Boden und erwiderte den Handschlag.

Plötzlich öffnete sich die Tür. Eine Frau steckte den Kopf in das Büro.

„Uchiha ist hier“, sagte sie. Hatte ich mich verhört? Doch dann schwang die Tür auf und er stand im Raum, schwarze Haare, schwarze Augen, muskulöser Körper und nicht minder überrascht, mich zu sehen.

Jetzt wusste ich wenigstens, woher er so gut kämpfen konnte.

Die neue, bekannte Mitarbeiterin

Sasukes Sicht:
 


 

Ich riss meinen Blick von Sakura los und schloss meinen Mund, der bis gerade eben noch halb offen gestanden hatte.

Ich räusperte mich kurz und versuchte, meine Gedanken wieder zu ordnen. Was machte sie hier? Vor allem, was machte sie mit Ordner und Waffenkoffer beladen?

„Du wolltest mich sprechen?“ Ich hatte meinen ernsten Blick wieder aufgesetzt. Kakashi brauchte nicht gleich zu wissen, dass ich Sakura kannte. Obschon er sich das bestimmt schon zusammengereimt hatte.

„Ich hab dich doch schon vorgewarnt, dass du eine neue Mitarbeiterin kriegen wirst.“ Kakashi hatte sein typisches, leichtes Lächeln aufgesetzt. „Darf ich vorstellen, Sakura Haruno.“

Er stellte auch mich vor, während ich Sakura ansah und ihr ein sanftes Lächeln schenkte. Anscheinend hatte das Schicksal mehr mit uns geplant, als nur einen One-Night-Stand.

Er klärte ein paar weitere Formalitäten mit der Rosahaarigen, ehe er sich wieder an mich wandte. „Bis wir ein Büro frei haben, werdet ihr euch deins teilen. Das ist so oder so praktischer, wenn ihr beide am selben Fall arbeitet. Außerdem möchte ich, dass Sakura mit ihrer neuen Dienstwaffe umzugehen weiß. Also werdet ihr den Morgen am Schiessstand verbringen. Und anschließend wirst du sie zum wöchentlichen Training mitnehmen. Du musst heute natürlich noch nicht mitmachen, Sakura. Ich will nur, dass du siehst, wie es bei uns so läuft. Fitness ist in unserer Abteilung nämlich genau so wichtig wie Köpfchen“, wandte sich der Weißhaarige an Sakura.

Diese schien ein wenig belustigt über seine Bemerkung zu sein, denn sie grinste ihn leicht schief an.

Unwillkürlich musste ich an Freitagnacht denken. Sakura war alles andere als unsportlich, das hatte mir ihre Ausdauer mehr als bewiesen. Außerdem konnte man ihr ansehen, dass sie nicht den ganzen Tag auf der Couch verbrachte.

„Das wär dann alles.“

Ich wollte mich gerade umdrehen, als Kakashi doch noch etwas einfiel. „Ach Sakura, dein Waffengürtel und die Marke werden ab morgen bereit sein.“

Die Haruno nickte Kakashi zu und drehte sich dann in meine Richtung. Mir viel gleich auf, dass sie meinem Blick auswich. Weshalb, wusste ich allerdings nicht.
 

„Du kannst deine Sachen auf meinen Bürotisch legen“, stellte ich fest, nachdem ich mein Büro betreten hatte. Sakura ging an mir vorbei. Ich schloss die Tür hinter mir und ging ihr hinterher. Da war wieder dieses Gefühl, welches mich in ihrer Nähe beschlich. Es war genau wie am Freitag. Ich konnte ihr einfach nicht widerstehen.

Nur wenige Zentimeter hinter ihr, wartete ich darauf, dass sie sich wieder umdrehte. Ihr Blick traf auf meinen. Grün auf Schwarz. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Es war nicht dasselbe Lächeln, das sie vorhin Kakashi gegenüber gehabt hatte. Dieses hier war viel leidenschaftlicher.

Instinktiv hob ich meine Hand und strich ihr eine Strähne ihres rosa Haares, welche sich auf ihre Wange verirrt hatte, hinters Ohr.

Sakura kam mir kaum merklich ein Stück entgegen. Ich sah das als unausgesprochene Aufforderung und beugte mich zu ihr herunter. Wenige Millimeter, bevor unsere Lippen sich berührten, hielt ich allerdings inne. Ich überließ es ihr zu entscheiden, was sie tun wollte. Ob sie es zuließ oder nicht.

Ihre Lippen eroberten meine. Ihr süßer Duft stieg mir in die Nase und vernebelte meine Gedanken.

Ich übernahm einen kurzen Augenblick lang die Führung und Sakura ließ es zu. Doch plötzlich konnte ich fühlen, wie sie ihre Hände auf meinen Brustkorb legte und mich leicht zurück schob. Widerwillig löste ich mich von ihr.

„Wir sollten uns das für später aufheben“, bemerkte sie mit einem leichten Lächeln. „Es würde meinem guten Ruf schaden, wenn mich bereits am ersten Arbeitstag jemand mit meinem neuen Mitarbeiter erwischen sollte.“ Sie zwinkerte mir zu.

Ohne Vorwarnung wurde ihr Blick wieder ernst. „Ist das vom Freitag?“ Sie deutete auf meine Wange. An dieser Stelle hatte sich inzwischen ein kleiner, blauer Fleck gebildet. Zum Glück war dieser beim Gespräch mit meiner Mutter noch nicht zum Vorschein gekommen, sonst hätte ich mir einiges anhören müssen.

„Das ist halb so schlimm“, antwortete ich ihr und sah etwas verlegen zur Seite. In der Hinsicht benahm ich mich immer wie ein verwundetes Tier. Ich mochte es gar nicht, wenn mich jemand auf Verletzungen ansprach.

Sakura schob sich an mir vorbei und berührte dabei vermutlich völlig unbewusst meinen Arm. „Du weisst schon, dass das nicht nötig gewesen wäre, oder?“

„Dennoch hab ich es getan. Hätte ich zusehen sollen, wie der Typ dich belästigt?“

„Das haben alle anderen in der Bar auch. Warum du nicht?“ Sie klang nachdenklich als sie mir diese Frage stellte.

Ich dachte einen Augenblick lang nach. Warum hatte ich das getan? Ich wusste es doch selbst nicht so genau. Da ich keine Antwort hatte, zuckte ich mit den Schultern. „Ich hab keine Ahnung.“
 

Ich zog meine Anzugjacke aus und legte es über den Stuhl beim Waffentisch. Anschließend öffnete ich Sakuras Waffenkoffer und entnahm die einzelnen Teile der P226. Die Waffe war noch nicht zusammen gebaut, damit die einzelnen Teile, welche man zwischendurch fetten musste, noch gewartet werden konnten. Mit einem kurzen Kontrollblick überprüfte ich, ob alles in Ordnung war.

Ich hielt Sakura die Dose mit dem Waffenfett entgegen. „Ich glaub, du weißt, wie das funktioniert.“

Selbstbewusst begann die Rosahaarige damit, ihre neue Waffe zusammenzubauen und zu schmieren.

Ihre Handgriffe waren präzise und vollkommen sicher.

„Das ist die 226, stimmt’s? Das Vorgängermodel von deiner.“ Sakura sah mich kurz an, ehe sie weiter machte. Sie hatte meine Waffe also bereits gesehen. Ihr Auffassungsvermögen war erstaunlich gut. Die Waffe hatte bisher unter meiner Jacke versteckt im Waffengürtel gesteckt. Erst seit ich die Jacke ausgezogen hatte, war die P220 sichtbar geworden.

„Du kennst dich wohl ziemlich gut mit den verschiedenen Pistolen aus“, stellte ich fest und löste dabei meine aus dem Gürtel.

„Mit ein paar wenigen. Halt diese standard Dienstwaffen“, gestand sie.

Ich holte eine Packung Munition aus dem Schrank und begann, meine Waffe nachzuladen. Ich hatte sie eigentlich immer geladen und gesichert, meist allerdings nur zwei bis drei Patronen im Magazin für den Notfall. Man konnte ja nie wissen. Zudem war noch das zweite, komplett geladene am Waffengürtel. Mehr durften wir nicht mit uns führen.

Ich stellte auch Sakura eine Packung hin und wartete ab, bis sie fertig war.

„Fang schon mal an, ich möchte erst mal sehen wie du das machst.“ Sakura lächelte mich an und deutete auf die Zielscheibe.

Ich nahm den gelben Gehörschutz aus Sakuras Pistolenkoffer und hielt ihr diesen entgegen. Da wir im Keller und damit am Schießstand des Reviers waren, wo es logischerweise schon öfters mal unerträglich laut werden konnte, galt hier Ohrenschützer-Pflicht. Ich legte meinen eigenen, schwarzen an und stellte mich an die markierte Linie. Ich schob die langen Ärmel meines weißen Hemdes zurück, um Schmauchspuren zu vermeiden. Mit einer völlig routinierten Bewegung entsicherte ich die Waffe, lud nach und zielte. Eine Hand am Abzug die andere unter dem Magazin. Die schwarze Silhouette war etwa zehn Meter entfernt. Ich drückte ab. Die digitale Anzeige blinkte. Der Schuss war mitten ins Schwarze gegangen.

Ich verbrachte viel Zeit hier unten, denn der richtige Umgang mit der Dienstwaffe, konnte einem das Leben retten. Wer im Ernstfall daneben traf, bekam keine zweite Chance.

Ich lud nach und sicherte meine Pistole wieder. Danach schob ich den Gehörschutz auf einer Seite zurück.

„Jetzt bist du dran.“ Ich trat beiseite und ließ Sakura an meinen Platz.

Die Rosahaarige schob ihren Gehörschutz zu Recht und entsicherte ihre Waffe. Mit dem Nachladen war sie noch nicht ganz so schnell wie ich, dennoch sah sie keineswegs unsicher aus. Sie hob ihre rechte Hand und begann zu zielen.

Sie wollte doch nicht im Ernst einhändig schiessen? Dachte sie denn überhaupt nicht an den Rückschlag?

Ich wollte gerade etwas sagen, da drückte sie auch schon ab.

Als wäre nichts gewesen, stand die Haruno da und lächelte zufrieden.

Ich trat neben sie und besah mir den Bildschirm mit der Anzeige. Mitten ins Schwarze.

Diese Frau brachte mich doch immer wieder zum Staunen. Sie hatte tatsächlich einhändig getroffen. So etwas konnten nur die wenigsten. Ob es ein Glückstreffer gewesen war?
 

Nachdem wir beide ein ganzes Magazin geleert hatten und Sakura immer mitten in die Zielscheibe oder zumindest haarscharf daran vorbei getroffen hatte, beschloss ich, diese Übung zu beenden. Es hatte keinen Zweck zu üben, wenn sie es schon so gut beherrschte. Das wäre sonst nur Munitionsverschwendung.

Wir reinigten unsere Waffen und machten uns wieder auf den Weg in mein Büro.
 

„Schafst du es, bis morgen das ganze aufzuarbeiten?“ Ich hielt Sakura eine Kopie meiner ganzen Dokumente mit dem aktuellen Fall entgegen. Wenn sie meine neue Partnerin war, musste sie Bescheid wissen. Und das ging erst, wenn sie die Akten kannte.

Sakura schob ihren Kaffee beiseite und legte die Dokumente vor sich auf den Tisch. Wir waren in die Cafeteria gegangen, um uns eine kurze Pause nach dem Schießen zu gönnen. Sie besah sich die Akten.

„Das sollte zu schaffen sein“, bemerkte sie, nachdem sie die Blätter grob durchgesehen hatte.

„Wir haben noch nicht sehr viel herausgefunden. Am Tatort gab es kaum Spuren und wenn, dann nur solche die kaum Zusammenhänge ergeben. Diese hier zum Beispiel“, ich deutete auf ein Foto dieser merkwürdigen Kratzspuren. „Wir wissen noch immer nicht wie sie entstanden sind. Einige unserer Tüftler versuchen schon seit mehreren Tagen, so etwas nachzukonstruieren. Aber wie genau der Täter das gemacht hat, ist uns noch immer ein Rätsel.“

Sakura sah neugierig auf das Bild. Es wirkte fast, als hätte sie gerade etwas Wichtiges herausgefunden. Dieser Ausdruck in ihrem Gesicht verschwand allerdings schnell wieder. Sie blätterte weiter.

„Die erste Leiche. Es hat lange gedauert, bis wir sie identifizieren konnten“, beschrieb ich ihr das Foto.

„Das kann ich mir gut vorstellen. So, wie sie zugerichtet wurde.“

„Yukiko Suzuki. Dreiundzwanzig. Tochter einer durchschnittlichen Familie. Eigentlich nichts Besonderes. Kein großes Erbe. Kein Geldüberfluss. Eigentlich eine ganz normale Bürgerin. Genau das Gleiche ist es mit Akemi Niwa.“ Ich deutete auf das zweite Foto einer Leiche. Dies war diejenige, welche wir einen Monat später gefunden hatten.

„Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den Beiden?“ Sakura stellte genau die Fragen, welche wohl jeder in so einer Situation gestellt hätte.

„Nein, die eine war brünett, hatte blaue Augen, die andere war schwarzhaarig und hatte grüne Augen. Sie hatten nur etwa die gleiche Grösse und dasselbe Alter. Ich denke daher nicht, dass sich der Täter auf das Aussehen konzentriert. Wenn er auf etwas Bestimmtes Rücksicht nimmt, wenn es um das Aussuchen seiner Opfer geht, dann vermutlich auf Körperbau und vielleicht noch das Alter.“
 

Ich ging mit Sakura noch ein paar weitere Seiten der Dokumente durch, ehe es Zeit wurde, mich für das Training bereit zu machen. Es war kurz vor zehn Uhr und die nächsten zwei Stunden hieß es: Selbstverteidigung und Angriffstechniken.

Ich zeigte Sakura den Trainingsplatz hinter dem Hauptquartier, wo sie auf mich warten sollte, während ich mich umzog.

Bereits auf dem Weg in die Umkleide gesellte sich Naruto zu mir.

„Na, was wollte Kakashi von dir?“, erkundigte er sich neugierig.

„Er hat mir unsere neue Mitarbeiterin vorgestellt“, erklärte ich ihm. Es brachte ja nichts, ihm das zu verheimlichen, denn er würde es in spätestens fünf Minuten erfahren.

„Echt? Eine neue Mitarbeiterin? Wer ist es? Erzähl schon“, forderte der Blonde.

Ich machte eine abweisende Geste mit der Hand. „Das wirst du gleich sehen.“
 

Naruto war vor mir mit Umziehen fertig. Daher ahnte ich bereits das Schlimmste, als ich auf den Trainingsplatz tat. Und wie ich befürchtet hatte, stand der Uzumaki auch schon bei Sakura und durchlöcherte sie mit Fragen.

Ich trat hinter ihn, ohne dass er mich bemerkte.

„Ich find das echt toll. Freu mich schon riesig, wenn du am Training mittmachen kannst. Das wird sicher toll.“ Der Blonde wirkte total begeistert.

Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter, zog ihn mit einer leichten Fußbewegung von seinem Standbein, sodass er sein Gleichgewicht verlor und seitlich umfiel. Im letzten Augenblick packte ich ihn am Arm und hielt ihn davon ab, den Boden zu küssen.

„Pass bloß auf, dass Sakura nicht besser wird als du. Wenn sie das nicht sogar schon ist“, warnte ich ihn und zog ihn wieder nach oben.

„Das war ungerecht, ich war gar nicht gefasst“, versuchte er, sich aus der peinlichen Situation zu retten, machte es aber nur noch schlimmer.

„Die Ausrede zieht nicht, Dobe. Ein Krimineller warnt dich ja auch nicht vor, wenn er dich aus dem Hinterhalt angreift.“ Ich zog eine Augenbraue hoch, um ihm deutlich zu machen, wie albern dass wäre.

Er lachte. „Natürlich. Die rufen jedes Mal: Achtung ich komme.“

Sakura musste lachen und ich schüttelte nur den Kopf.

Naruto öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, als er von den Rufen unseres Trainers unterbrochen wurde. „Kommt mal alle her!“

„Wir sehen uns später“, verabschiedete ich mich von Sakura und schob den Blonden vorwärts, damit er sich endlich in Bewegung setzte.
 

Krachend landete der Uzumaki am Boden.

„Warum bist du immer so grob zu mir?“, jammerte er schon beinahe, musste dabei aber lachen.

„Was kann ich denn dafür, dass du so ungeschickt bist.“

Wir hatten Zweierteams gebildet, um die verschiedenen Griffe zu trainieren, welche im Zweikampf notwendig waren.

„Ich mach doch bestimmt den Eindruck, als wär ich der letzte Trottel“, beschwerte er sich und ließ den Kopf hängen, nachdem ich ihm hoch geholfen hatte.

„Machst du dir Sorgen, dass Sakura dich dann für einen Schwächling hält?“, wollte ich von ihm wissen. Er sah nämlich immer in ihre Richtung.

„Nicht Sakura. Eher Hinata, die uns seit kurzem auch zuschaut. Dort neben Sakura.“ Er nickte unauffällig in die Richtung der beiden.

Tatsächlich hatte sich die Hyuuga zu Sakura gesellt und unterhielt sich mit ihr, während sie beide hin und wieder zu uns sahen.

„Weißt du, Hinata weiß, dass ich besser bin als du. Das wird sie dir schon nicht übel nehmen.“

„Hey!“ Naruto sah mich empört an. „Wenn du nicht aufpasst, bist du derjenige der am Boden landet.“

„Ehe ich dem Boden hallo sage, lernst du fliegen“, konterte ich geschickt und wir beide mussten lachen.
 

„Was läuft da eigentlich zwischen dir und Sakura?“, wollte der Blonde während dem Umziehen wissen. Wir beide hatten gerade geduscht und, da wir die letzten waren, die in der Umkleide standen, konnten wir ungestört reden. Erstaunlicherweise hatte Naruto mich nicht bereits danach gefragt, als die anderen noch da gewesen waren.

„Ganz ehrlich: Ich weiß es auch nicht so genau“, gestand ich. „Eigentlich hab ich nicht erwartet, dass ich sie je wieder sehe.“

„Aber du willst schon was von ihr, oder? Ich mein, sieh sie dir mal an. So eine Frau findest du nicht jeden Tag.“ Erstaunlich, dass der Uzumaki fähig war, ein solches Gespräch zu führen. Das hätte ich nicht von ihm erwartet. Zumal er nicht albern klang oder sich verstellte, er meinte das völlig ernst.

„Ja, ich weiß. Sie gefällt mir ja auch und sie ist auch richtig nett…“

„Aber?“, er hob fragend die Augenbrauen.

„Ich weiß ganz ehrlich nicht, ob ich bereit bin für eine neue Beziehung. Vor allem weiß Sakura noch nicht, dass ich eine Tochter habe und schon einmal verheiratet war.“ Ich wusste nicht, ob es für Sakura ein Störfaktor war oder ob ihr das egal sein würde. Ich hoffte auf letzteres, aber sicher war ich mir da nicht.

Es war schließlich nicht für jeden einfach, so etwas zu akzeptieren. Aber die Zeit würde schon noch kommen, es ihr zu sagen. Ich wusste nur noch nicht genau wie.

„Soll ich zu ihr: Hey Sakura, bevor ich´s vergesse. Ich bin übrigens alleinerziehender Vater und war schon vier Jahre verheiratet."

Ein weiteres Mal lachten wir beide.

„Nein, ich glaub das würde nicht so gut ankommen“, bestätigte er meine Vorahnung und wir machten uns wieder auf den Weg ins Büro.

Manipulation...?

Die, zugegebener Maßen, dünne Akte landete auf dem Beifahrersitz. Die Bilder des Tatorts und der Leichen hatten mir eigentlich nur bewiesen, dass mein Vater recht gehabt hatte. Das hier war wirklich eine Angelegenheit, die sich nicht von allein lösen würde.

Ich gab mich also geschlagen und suchte in meinem Handy seinen Kontakt.

„Hallo, Dad?“ Ich klopfte ungeduldig mit meinen Fingernägeln auf dem Armaturenbrett herum.

„Ja, ich habe etwas herausgefunden. Du hattest recht, okay?“ Ich wollte ihm eigentlich nicht so leicht Recht geben. Aber manchmal konnte ich mir einfach nichts vormachen, er behielt einfach so gut wie immer Recht, auch wenn er es selbst so drehen und wenden musste.

„Es weißt alles auf einen normalen Angriff hin. Naja, beziehungsweise gibt es da noch die Tatsache, dass ich nichts riechen konnte. Keine Ahnung, wieso. Ich mail dir heute noch die Bilder und Infos.

Ich werde auch noch einmal gucken, dass ich zu den Tatorten komme.“

Damit legte ich auf. Ich hatte ihm extra nichts von meinem neuen Partner erzählt. Erstens musste er nicht alles wissen und zweitens würde er die Lunte mal wieder wahnsinnig schnell gerochen haben.

Und ehrlich gesagt wollte ich mehr als alles andere mit Sasuke zusammen arbeiten. Er war wirklich etwas Besonderes. Das hatte ich gestern auch bemerkt, als ich ihn gefragt hatte, warum er mir jetzt eigentlich geholfen hatte. Es tat mir so Leid, dass er doch verletzt worden war. Es wäre wirklich nicht nötig gewesen.

Ich träumte mich für einen kurzen Augenblick zurück zu diesem so anziehenden Mann. Was würde ich dafür geben, ihn jetzt sofort noch einmal haben zu können?

Ich schüttelte den Kopf. Was war denn los mit mir? Ich sollte wirklich nicht so oft in Gedanken versinken und mich auf den Fall konzentrieren.

Außerdem würde ich Sasuke ja sowieso gleich sehen. Das stimmte mich dann doch fröhlicher als gedacht und ich konnte einfach nicht aufhören zu lächeln.
 

Ich stieg aus meinem Wagen und ging oder eher hüpfte zum Eingang der Zentrale. Okay, Sakura, das ist lächerlich, schalte ich mich selbst und zwang meine Füße, am Boden zu bleiben. Ich stieß die Tür auf und nickte ein paar meiner Kollegen auf dem Weg zum Büro meines neuen Bosses zu. Ich klopfte an die Tür. Nichts. Ich runzelte die Stirn. Niemand war da, aber ich sollte doch meinen Waffengurt und die Marke abholen.

„Miss Haruno?“ Ich drehte mich um. Die Sekretärin stand hinter mir, einen Zeigefinger erhoben. Sie hatte mich gerade antippen wollen.

„Oh, guten Tag“, begrüßte ich sie mit einem Lächeln, „Wissen sie zufällig, wo Kakashi Hatake ist?“ „Ach, der ist da.“ Ich dachte, ich hätte mich verhört. „Und warum macht er dann nicht auf?“ Das war doch nicht zu glauben. Da war man neu und schon wollte einen der eigene Chef nicht mehr sehen?

„Machen sie sich keine Sorgen, er macht so gut wie gar nichts selber. Kommen sie.“

Ich strich über die Ärmel meines Blazers und folgte der Sekretärin zu ihrem Schreibtisch. Sie schloss einen kleinen Schrank auf. Während sie da so hockte, dankte ich den starken Bekleidungsregeln für jegliche Angestellte der Polizei. Wenn die gute Frau einen noch kürzeren Rock angehabt hätte, dann hätte ich sie spätestens jetzt auf den ungünstigen Schnitt aufmerksam machen müssen. Der Stoff raffte sich schon jetzt gefährlich. Aber ich verzog nur kurz den Mund, als sie mir lächelnd ein Bündel hinhielt. Ich wollte zwar nicht den Ruf des Büroflittchens haben, aber deshalb musste ich doch noch lange nicht als frigide abgetan werden oder?

Also ließ ich die Sekretärin Sekretärin sein, auch wenn ich mich fragte, ob sie auch bei Männern wie zum Beispiel Sasuke so wenig auf die Passung ihrer Kleidung achtete. Ich schüttelte leicht den Kopf. Sasuke würde garantiert nicht darauf achten. So schätzte ich ihn einfach nicht ein.
 

Ich entknotete das Bündel und hielt schon bald eine glänzende Marke mit Hülle und einen Waffengurt in der Hand. Die Marke ließ ich in meine Hosentasche gleiten den Gurt warf ich mir locker über die Schulter. Ich machte mich auf den Weg zu Sasukes Büro oder eher seinem und meinem Büro.

Es dauerte nicht lang und ich stand auch schon vor der Tür. Gerade, als meine Hand so eben an der Türklinke lag, hielt ich inne und lauschte einen Moment.

Eine gedämpfte Stimme drang an mein Ohr. Definitiv Sasukes Stimme.

Ich wollte ihn nicht ausspionieren oder sonst etwas, also machte ich Anstalten anzuklopfen, damit er wusste, dass ich da war.

„Alles ist gut, mein Schatz.“

Ich riss die Augen auf. Mit wem telefonierte er denn da? Meine Hand zitterte am Türgriff. Ganz ruhig, versuchte ich mich zu beruhigen. Vielleicht war das ja auch seine Mutter? Ach, wem machte ich denn etwas vor. Es gab niemanden auf dieser Welt, der seine Mutter “mein Schatz“ nannte. Nicht einmal Gollum würde seine Mutter “mein Schatz“ nennen. Ich hätte beinahe laut los gelacht, doch mir war einfach nicht danach zu Mute.

Aber wer war die Person am anderen Ende der Leitung?

Die Antwort lag doch auf der Hand. Es wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein. Jemand wie Sasuke konnte einfach nicht Single sein. Er war anscheinend in einer Beziehung mit, wer auch immer “mein Schatz“ war. Ich seufzte niedergeschlagen. Vielleicht war es besser so.

„Ja, ich komme sofort“, hörte ich von der anderen Seite der Tür. Ich hörte auch, wie er aufstand. Sasuke wollte wohl wirklich sofort los. Ich drückte schnell die Klinke herunter. Es wäre ziemlich peinlich, wenn er wüsste, dass ich hier die ganze Zeit herumgestanden hatte.

Ich rang mir ein Lächeln ab, als ich den Raum betrat. Sasuke kam mir entgegen. Seine Haltung verriet mir, dass er mich in den Arm nehmen wollte. Er war mir völlig aufgeschlossen und vor allem für alles, was ich mit ihm tun wollte. Ich biss mir auf die Unterlippe. Wie verlogen. Er würde gleich zu seiner Freundin oder Frau oder was auch immer gehen und da wollte er mich auch noch?

Schnell wandte ich mich von ihm ab. Ich beachtete seinen verwirrten Blick nicht und ich ignorierte ihn auch, als er mit einem „Bin eben weg“ das Büro verließ.
 

Meine Hände zitterten noch immer, als ich mich an Sasukes Schreibtisch setzte und seinen PC startete. Er hatte mir das Passwort schon gestern gegeben. Ich sog die Luft durch die Nase ein, was vielleicht keine gute Idee war, wenn man bedachte, dass das hier Sasukes Büro, sein Schreibtisch und sein Sessel waren. Ich freute mich in diesem Moment gar nicht mehr, dass ich mit ihm zusammenarbeiten musste.

Ich klickte auf den kleinen Briefumschlag und versendete alle Informationen von meinem USB-Stick an meinen Vater. Anschliessend löschte ich die Nachreicht, so dass es niemand bemerken würde was ich getan hatte.

Dann machte ich den Computer wieder aus und hatte augenblicklich nichts mehr zu tun.
 

Dieser Umstand war wirklich zu meinem Nachteil. Denn ich hatte Zeit nachzudenken. Was hatte ich nur getan? Hatte ich das Glück zweier Menschen zerstört? Obwohl ich mir nicht so sicher war, was das betraf. Immerhin hatte ich Sasuke nicht wirklich absichtlich verführt. Also war er hier der Böse. Aber es wollte einfach nicht zu ihm passen. Es gab Leute, denen ich das eher zutraute.

Ich ließ verzweifelt den Kopf hängen. Es sollte wohl einfach nicht sein mit Sasuke und mir. Das ganze war ja auch von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.

Ich spürte einen kleinen Stich in meiner Brust. Wieso tat es so weh? Ich kannte ihn doch noch gar nicht so lange.
 

„Sakura?“ Ich schreckte hoch. Hinata steckte vorsichtig ihren Kopf in den Raum. „Oh, hallo, schön dich zu sehen.“ Und ich war wirklich froh sie zu sehen.

„Ist Sasuke nicht da?“ Sie schob nun ganz die Tür auf. „Er … er ist gerade gegangen.“ „Wohin?“

Ich zuckte mit den Schultern. Was sollte ich auch schon antworten?

„Naja, egal. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass ich etwas aus der DNA isolieren konnte.“

Ich horchte auf. Das klang gar nicht gut. „Darf ich mir das mal anschauen?“ Hinata nickte und nahm mich mit ins Labor.
 

Ich schlüpfte in den weißen Kittel. „Ist das wirklich nötig?“, murrte ich. Dieser neutrale Geruch nach so gut wie gar nichts juckte in meiner Nase. „Ja, und wie. Außerdem musst du dir noch die Hände desinfizieren.“ Hinata machte es vor, streckte ihre Hände unter den automatischen Wasserhahn, dann unter den Kasten, der so aussah wie ein Seifenspender. Eine blaue Flüssigkeit benetzte die Haut der Hyuuga und der ekelhaft penetrante Duft verteilte sich blitzartig im Raum. Ich rümpfte die Nase und tat es Hinata gleich.

Sie reichte mir Gummihandschuhe. Ich musste wirklich begeistert wirken. „Du willst doch nicht, dass sich etwas von deiner DNA unter die Proben des Täters mischt oder?“

Sie hatte Recht, auch wenn sie wahrscheinlich gar nicht das meinte, was diese Aussage für mich bedeutete. Ich sollte es wirklich vermeiden, dass irgendetwas von meinem Körper untersucht wurde, obwohl es wahrscheinlich genauso wenig aufschlussreich wäre, wie die jetzigen Proben. „Und was hast du gefunden?“, fragte ich.

„Hier.“ Hinata führte mich zu einem Monitor, auf dem ein paar Bilder nebeneinander aufgereiht waren. „Findest du nicht, dass es da Ähnlichkeiten gibt?“ Ich runzelte die Stirn. Es gab ein paar Abschnitte, die sich wirklich sehr ähnlich sahen. Es entwickelte sich wirklich in die falsche Richtung. Bald würde sie herausbekommen, welche DNA sich hier verbunden hatten. „Und hier.“ Hinata verschwand kurz um eine Ecke. Das war meine Chance. Ich wusste genau, wie schwierig es war, solche Bilder herzustellen. Also löschte ich ein paar, die aus der Probe gemacht worden waren, und fügte an dieser Stelle die Vergleichsbilder ein.

Ein blauhaariger Haarschopf huschte wieder zu mir und hielt mir einen Objektträger vor die Nase. „Siehst du das?“ Ich hob eine Augenbraue. „Ehrlich gesagt: Nein.“ „Oh, ja, moment. Halt mal kurz.“ Sie drückte mir das Präparat in die Hand und schaltete ein Mikroskop ein. Unauffällig drückte ich meinen behandschuhten Daumen auf das Glasplättchen und zerquetschte so die Probe. Das sollte sie unschädlich gemacht haben. Zur Sicherheit verschob ich das Plättchen auch noch ein wenig.

Hinata streckte eine Hand aus und ich legte das Glas vorsichtig in ihre Hand. Ich beobachtete, wie sie versuchte, das Mikroskop richtig einzustellen. Vergeblich. „Das kann doch nicht sein.“

Sie legte die Stirn in Falten. Dann ging sie noch einmal zum Monitor. „Oh, nein. Ich habe tatsächlich die Vergleichsbilder mit den Vergleichsbilder verglichen.“ Niedergeschlagen ließ sie sich auf einen Drehstuhl sinken. Sie tat mir schon Leid. Immerhin hatte sie Tage oder sogar Wochen daran gesessen, aber es war wirklich besser so. „Das heißt?“, spielte ich weiter unschuldig meine Rolle. „Das heißt, ich bin kein Stück weiter.“
 

Ich zog mein klingelndes Handy aus der Hosentasche. „Hallo?“ Wieder war es mein Vater. Er erzählte mir, dass er meine Informationen bekommen hatte und dass er deswegen ein Treffen einberufen wollte. „Okay, dann werde ich noch weitere Informationen sammeln und sehen, dass hier nichts Wichtiges ans Licht kommt.“

Ich ließ das Telefon zurück an seinen Platz gleiten. Mir war nicht wirklich wohl bei der Sache, aber ich musste weiter machen.

Geständnis

Als ich mich in meinen Mustang setzte, hatte ich nur einen Gedanken: Warum hatte mich Sakura so angesehen?

Sie hatte sich auf die Unterlippe gebissen, als ich auf sie zugegangen war, um sie zu begrüßen. Ich hätte sie küssen wollen genau so wie gestern Abend, als ich mich von ihr verabschiedet hatte. Sie hatte sich von mir abgewandt, als hätte sie sich bedrängt gefühlt. Sie war mir ausgewichen.

Doch aus welchem Grund?

Ich verstand ihre Reaktion auf mich einfach nicht. Es fühlte sich an, als hätte ich etwas falsch gemacht. Doch was es war, wusste ich nicht.

Während ich losfuhr, sah ich immer wieder ihren Blick vor meinem inneren Auge. Die ganzen Vorwürfe die ich darin gesehen hatte. Enttäuschung. Verwirrung. Das alles schien mich verrückt zu machen. Ich wollte nicht, dass sie mich mit diesem Ausdruck in den Augen ansah.
 

Ich drehte den Schlüssel und schaltete dadurch den Motor aus. Ich hatte gerade eben auf dem Schulgelände geparkt. Sayuri war es gewesen, die mich angerufen und darum gebeten hatte, sie abzuholen. Ihr ging es nicht gut und daher wollte sie nach Hause.

Ich schloss den Wagen ab und machte mich auf den Weg ins Schulgebäude.
 

„Papa.“ Sayuri streckte mir ihre kleinen Ärmchen entgegen. Sie hatte bereits im Flur auf mich gewartet. Ihre Lehrerin, Yumiko Hayato, saß neben ihr und beobachtete mich aufmerksam. Sie hatte schon länger ein Auge auf mich geworfen. Ohne sie groß zu beachten, ging ich vor Sayuri in die Hocke, um mit ihr auf gleicher Höhe zu sein.

„Hallo, meine Süße.“ Ich strich ihr eine ihrer braunen Haarsträhnen aus dem Gesicht und über den Kopf. Als meine Finger ihre Stirn berührten, konnte ich bereits fühlen, dass sie eine hohe Körpertemperatur hatte. Sie hatte bestimmt Fieber.

Sie sah mich aus verweinten Augen an. Sie hasste es krank zu sein.

Ich hob sie hoch und sogleich klammerte sie sich an meinem Oberteil fest. Es machte mir nichts aus, dass der teure Anzug unter ihren kleinen Fingern zerknitterte. Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter und schmiegte ihr Gesicht an meine Halsbeuge fast so, als wolle sie von niemandem gesehen werden.

Ehe ich mich umdrehte, um zu gehen, bedankte ich mich noch kurz bei Yumiko. Sie hatte sich schließlich um Sayuri gekümmert, bis ich gekommen war, um sie abzuholen. Da war es ja nicht falsch, ihr dafür zu danken.
 

Ich legte mein Handy wieder beiseite. Mikoto hatte nicht abgehoben, daher hatte es auch keinen Sinn, zu ihr nach Hause zu fahren. Wenn sie das Telefon nicht abhob, hieß das, dass sie unterwegs war. Vermutlich unternahm sie etwas mit Vater, da er ja jetzt wieder in Tokio war.

Ich konnte Sayuri also nicht zu ihr bringen, um wieder arbeiten zu gehen. Andererseits war es mir auch nicht möglich sie jetzt nach Hause zu bringen. Ich wollte sie in diesem Zustand schließlich nicht alleine lassen.

„Ist Oma nicht da?“, hörte ich die erschöpfte Stimme meiner Tochter vom Rücksitz. Sie hatte sich auf den Sitzen zusammengerollt, da ihr übel war.

„Nein, leider nicht. Wir fahren kurz zum Hauptquartier, damit ich ein paar Unterlagen holen kann und dann bring ich dich nach Hause“, erklärte ich ihr.

„Du bleibst aber bei mir?“, fragte sie in diesem Ton, den nur kleine Kinder hinbekamen, wenn sie nicht enttäuscht werden wollten.

„Ich lass dich doch nicht allein zu Hause“, entgegnete ich darauf und bestätigte somit auch ihre Frage.
 

Ein weiteres Mal parkte ich meinen Wagen. Wieder beim Hauptquartier.

Ich stieg aus und wollte gerade die Tür zu machen, als Sayuri sich wieder meldete. „Ich will mitkommen“, nuschelte sie vor sich hin und krabbelte aus dem Auto.

Sie streckte mir ein weiteres Mal ihre Arme entgegen und ich hob sie hoch. Eigentlich hätte sie ja auch warten können, doch alleine lassen wollte ich sie auch wieder nicht.

Also machten wir uns auf den Weg hinein.
 

Ich steuerte sogleich Kakashis Büro an, da ich ihm sagen musste, dass ich meinen Arbeitsplatz in meine Wohnung verschieben würde. Es war mir auch egal, was er davon halten würde. Sayuri war krank und da mein Mutter keine Zeit hatte, musste ich mich um sie kümmern.

„Hallo Sasuke“, begrüsste mich Suki, als ich an ihrem Tisch vor Kakashis Büro vorbei ging.

Ich nickte ihr kurz zu. „Ist Kakashi da?“

„Ja er ist im Büro. Oh… Hallo Sayuri.“ Suki lächelte erfreut als sie meine Tochter bemerkte. Diese hob nur erschöpf ihre Hand und winkte ihr zu. Sie hatte wieder ihren Kopf auf meiner Schulter platziert.

Ich öffnete ohne große Ankündigung Kakashis Tür und trat ein.

„Ich werde zu Hause weiter arbeiten. Nur damit du bescheid weißt.“ Ich redete nicht um den heißen Brei herum und kam gleich auf den Punkt.

Kakashi hob seinen Blick von einigen Akten.

„Sayuri ist krank und ich finde niemanden, der sich um sie kümmern kann“, stellte ich fest, damit er verstand, was der Grund war.

Er nickte mir zu. „Gut. Ich wünsch dir gute Besserung Kleine“, wandte er sich an Sayuri.

Ich hätte nicht gedacht, dass er so schnell zustimmen würde. Normalerweise mochte er es nicht, wenn man nicht am Arbeitsplatz war. Doch anscheinend hatte er gesehen, wie schlecht es meiner Tochter ging.

Ich drehte mich um und ging wieder hinaus.
 

Auf dem Weg in mein Büro begegnete mir Hinata.

„Oh, hallo Sasuke.“ Ihr Blick glitt zu dem kleinen Mädchen auf meinem Arm. „Ist alles in Ordnung?“

„Sie ist krank, darum hab ich sie von der Schule abgeholt. Ich geh gleich mit ihr nach Hause“, erklärte ich ihr.

Hinata kam näher und strich Sayuri sanft über die Haare. „Hallo kleine Maus“, begrüßte sie ihr Patenkind.

„Hallo Tante Hinata.“ Sayuris Stimme war kaum zu vernehmen, da sie kurz davor war einzuschlafen.

Hinata lächelte ihr sanft zu. „Ich wünsch dir gute Besserung und dass du schnell wieder gesund wirst, ja?“ Ich konnte Hinatas Fürsorge genau hören. Sie kümmerte sich immer um die Kleine, als wäre es ihre eigene Tochter.

„Das mach ich“, antwortete Sayuri leise aber mit voller Überzeugung.
 

Ich öffnete die Tür und trat ein.

Eigentlich wollte ich so schnell wie möglich meine Sachen zusammen packen und wieder gehen, doch ich hielt inne.

Sakura hatte ihren Blick von den Akten gehoben und sah mich an. Und genau das gefiel mir überhaupt nicht. Dieser Ausdruck in ihren Augen war noch schlimmer zu ertragen als der vor wenigen Minuten, als ich gegangen war.

Ihre Brauen zogen sich nachdenklich zusammen. Ihre Augen strahlten pure Verwirrung aus. Ihr Blick glitt von mir zu Sayuri und wieder zurück. Immer wieder. Ich konnte die Enttäuschung ganz deutlich sehen.

„Sakura“, versuchte ich anzusetzen, doch sie drehte den Kopf zur Seite und senkte ihren Blick.

„Lass es einfach, Sasuke“, unterbrach sie mich. Ihre Stimme brach beinahe, obwohl sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.

Ich musste ihr das alles erklären, denn ich hatte das ungute Gefühl, dass sie da etwas völlig falsch verstanden hatte. „Es ist nicht so, wie du denkst.“

„Ach nein?“ Sie sah mich nicht an, hielt den Blick gesenkt. Ihre Stimme klang wütend, vorwurfsvoll und enttäuscht zugleich.

„Ja, sie ist meine Tochter, das geb ich zu. Aber sonst gibt es da niemanden.“ Ich wusste genau, dass sie dachte, ich hätte ihr etwas vorgespielt, als ich ihr gesagt hatte, dass ich Single war. „Nur mich und Sayuri.“

Sakura sah mich nun wieder an. Doch ich sah genau, dass sie mir nicht so richtig glauben wollte.

Ich senkte nun meinerseits den Blick, allerdings um zu sehen ob Sayuri eingeschlafen war. Ihre Hand hielt sich noch immer an meiner Jacke fest doch längst nicht mehr so stark wie anfangs. Auch ihr Atem ging langsam und ruhig. Das Gesicht lag erneut in meiner Halsbeuge verborgen. Sie schlief also tatsächlich.

Ich sah wieder zu Sakura. Ihr Blick ruhte nun wieder auf Sayuri. „Sie hat seit vier Jahren nur noch mich.“

Sakura sah erneut zu mir. Noch immer lag Verwirrung in ihren Augen. Sie verstand nicht und das war ja auch selbstverständlich. Ich hatte ihr noch nicht davon erzählt. Hatte um ehrlich zu sein auch noch nicht damit gerechnet, dass es so schnell dazu kommen würde.

Sie senkte wieder den Blick. Sie dachte nach. Ich hielt das kaum aus.

„Es… Es tut mir Leid, … dass ich… so überreagiert habe“, sprach sie leise. Ich konnte sie beinahe nicht verstehen.

Ich trat auf Sakura zu. Hob meine Hand und strich ihr eine Strähne ihrer Haare hinters Ohr. Sie hob ihren Blick und sah mir direkt in die Augen. Ich schenkte ihr ein Lächeln.

„Bin ja selbst schuld. Ich hätte dir von Anfang an einfach die Wahrheit sagen sollen.“ Ich sah etwas verunsichert zu Boden. „Nur wusste ich nicht, wie ich es dir erklären sollte“, gestand ich ihr und zog dabei eine Augenbraue nach oben. Das tat ich immer, wenn ich verunsichert war.

Nun war es Sakura, die mich dazu brachte ihr in die Augen zu sehen. Sie hatte mir eine Hand auf die Wange gelegt. „Schon in Ordnung“ Mehr sagte sie nicht. Stattdessen drückte sie mir einen sanften Kuss auf die Wange, auf der bis gerade eben noch ihre Hand geruht hatte. Dabei streiften ihre Lippen meinen Mundwinkel. Ob das Absicht gewesen war?

Sakura legte ihren Kopf leicht schief, während sie mich anlächelte. Ihr Lächeln war noch nicht ganz so herzlich wie sonst, denn sie wirkte noch immer leicht unsicher. Dennoch hatte ich dieses Gefühl, dass ich alles richtig gemacht hatte und sie mir nun wieder vertrauen würde.

Ihr Blick ruhte nun wieder auf Sayuri. Sie betrachtete sie. „Sie kommt nach ihrer Mutter, stimmt‘s?“ Es war eher eine Feststellung als eine Frage.

„Ja, das Aussehen hat sie definitiv von Ayumi. Nur die Augen nicht.“ Ich musste plötzlich hart schlucken. Auch nach vier Jahren viel es mir immer noch schwer, über Ayumi zu sprechen. Ich wusste einfach nicht weshalb. Ich hatte mit dem Ganzen doch eigentlich schon längst abgeschlossen und mir vorgenommen, dass so etwas nicht mehr geschehen würde.

„Du vermisst sie noch immer“, bemerkte Sakura mit leiser Stimme. Sie klang keineswegs vorwurfsvoll sondern mitfühlend, als wüsste sie genau, wie ich mich fühlte.

„Ich versuch darüber hinweg zu kommen, aber das ist nicht so einfach, wie immer viele behaupten. Auch nach vier Jahren nicht. Sie war ein Teil von mir.“ Ich hielt kurz inne und fragte mich, ob ich den Satz zu Ende bringen sollte oder ob es Sakura kränken würde. Doch ich entschloss mich ihr die Wahrheit zu sagen. „Sie ist noch immer ein Teil von mir und wird es auch immer bleiben.“

Es blieb lange Zeit still und niemand wusste so genau, was man sagen sollte. Ob es unpassend gewesen wäre oder nicht.

Es kam mir vor als würden elend lange Minuten vergehen, bis Sakura dann doch noch wagte, etwas zu sagen.

„Darf ich fragen, was passiert ist?“ Sie sah mir in die Augen. Erwartungsvoll und dennoch konnte ich sehen, dass sie mich zu nichts drängen wollte.

Ich sah lange in ihre grünen Augen. Diese faszinierenden Augen, welche so eindeutig ihre Gefühle spiegeln konnten. Mein Blick glitt wieder zu Sayuri. Ich wollte nicht riskieren, dass sie erwachte, während ich Sakura alles erklärte, daher beschloss ich diese Erzählung auf später zu verschieben.

„Ich werd es dir nachher erzählen, wenn ich Sayuri nach Hause gebracht hab, okay? Natürlich nur, wenn du mitkommen willst. Ich kann sie ja schlecht alleine lassen.“

Sakura schenkte mir ein Lächeln. Dieses mal voller Gefühle. „Ich wusste gar nicht dass du so fürsorglich sein kannst.“

Anstatt ihr zu antworten beugte ich mich nach vorne. „Du weißt noch so einiges nicht, aber das lässt sich ja noch ändern.“ Ich drückte meine Lippen auf ihre.
 

Ich schloss die Haustür auf und betrat die Wohnung. Sakura folgte mir, als ich ihr die Tür aufhielt.

„Ich bring Sayuri kurz ins Bett“, berichtete ich meiner neuen Mitarbeiterin, nachdem ich sie ins Wohnzimmer geführt hatte. „Mach es dir ruhig bequem und fühl dich wie zu Hause.“

Wir lächelten uns wieder gegenseitig zu. Ein zufriedenes Gefühl breitete sich in mir aus, obschon ich wusste, dass sich dies nachher wieder ändern würde. Sakura sollte erfahren, was geschehen war, egal wie sehr mich das noch immer mitnahm.

Ich ging in Sayuris Zimmer. Als ich sie gerade in ihr Bett legen wollte, erwachte sie. Sie hatte nicht einmal mitbekommen, als ich sie ins Auto gelegt hatte, obschon das bei einem zweitürigen Wagen doch eine ziemliche Herausforderung war.

„Papa“, nuschelte sie an mich gedrückt.

„Schlaf ein bisschen, damit du schnell wieder gesund wirst.“ Ein weiteres Mal strich ich ihr über den Kopf und versuchte sie so zu beruhigen. Sie bekam immer wieder Angst, wenn es ihr nicht gut ging.

Ich legte sie ins Bett und deckte sie zu. Anschließend duckte ich mich nach ihrem Teddy, der auf den Boden gefallen war.

„Und er wird auf dich aufpassen, während dein Papa im Wohnzimmer arbeitet, okay?“

Sie drückte ihren Bären an sich, den ich ihr hingehalten hatte.

„Wenn du etwas brauchst, dann ruf nach mir. Ich bin da, falls du etwas hast. Und wenn du jetzt brav schläfst, mach ich dir nachher den Apfel-Bananen-Brei, den du so gerne magst.“ Es war eigentlich nichts Anderes als zerdrückte Bananen und klein geschnittene Apfelstückchen, doch Sayuri liebte es. Meine Mutter hatte das früher immer für mich gemacht, wenn ich krank gewesen war und ich machte es nun immer, wenn Sayuri krank war.

Sie lächelte mich an und rollte sich zusammen. Ich gab ihr einen sanften Kuss auf den Haaransatz und erhob mich, um zu Sakura zu gehen. Gerade als ich die Tür schließen wollte, hörte ich Sayuri noch etwas murmeln. „Du bist der beste Papa, den es gibt.“

Sasuke's Geschichte

So, nach einer halben Ewigkeit ein neues Kapitel. Viel Spass beim Lesen ^^
 

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Eine Tochter! Sasuke hatte eine Tochter. Wer hätte denn damit gerechnet? Er war doch gerade erst 25 und dabei hatte ich vor diesem Anruf gedacht, dass er Single war. Nun ja, das stimmte ja auch, aber ich war doch verwirrt. Trotzdem spülte die Erleichterung den Großteil meiner Zweifel einfach davon, sodass ich mich auf dem Sofa in der mir ja schon bekannten Wohnung ein wenig entspannen konnte. Nur der andere kleine Teil meiner Sorgen verschwand nicht so einfach. Ich versuchte, es zu vermeiden, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was Sasuke mir so erzählen würde, und darüber, dass es doch eigentlich schon viel zu ernst zwischen uns wurde. Man darf mich nicht falsch verstehen. Ich wollte ihn unbedingt bei mir haben, aber eigentlich durfte es nicht sein, und das tat weh. Also verdrängte ich die Gedanken daran schnell. Es würde alles gut werden, redete ich mir ein. Dann lenkte ich mich so gut, es ging, mit einer genauen Inspektion des Mobiliars ab.
 

Es war alles ziemlich sauber, wie ich feststellte. Wohl eher sehr sauber und aufgeräumt. Und Sasuke hatte eine Tochter. Ich hätte erwartet, dass hier dann alles vom Plüschbären bis zum Barbieeinhorn lebte. Aber dem war offensichtlich nicht so.

Ob er Sayuri jeden Abend dazu zwang aufzuräumen? Ich stellte mir einen wütend mit dem Zeigefinger fuchtelnden Sasuke vor, der zu seiner schmollenden Tochter herabblickte und dann auf ein Chaos apokalyptischer Ausmaße zeigte.

Bei diesem Gedanken schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. So war er garantiert nicht. Sasuke war wahrscheinlich die Sorte von Vater, die zusammen mit seinen Kindern aufräumte und dabei vielleicht sogar Spaß hatte.

Mein Magen fühlte sich mit einem mal so an, als würde er gleich aus meinem Bauch springen wollen. Wieso war ich so begeistert von Sasuke als Vater? Dieses mulmige Gefühl war doch nur ein Wink meines Körpers, dass ich mir nicht so viele Hoffnungen machen durfte. Ich seufzte niedergeschlagen. Warum denn immer ich?
 

Sasuke kam nach einiger Zeit wieder. Er hatte Sayuri ins Bett gebracht. Wahrscheinlich hatte er sich rührend um sie gekümmert und sich extra Zeit genommen. Ich musste meine Gesichtsmuskeln wirklich anstrengen, damit ich nicht schon wieder wie ein Idiot grinste. Das hätte wirklich dämlich gewirkt. Ich beäugte den Uchiha und jede seiner Bewegungen. Ich wusste zwar nicht, nach was genau ich suchte, - ich dachte wohl, dass man es ihm ansehen musste, dass er ein Kind hatte – aber nichts ließ darauf schließen, dass er Vater war. Im Gegenteil. Er wirkte wie dieser sorgenlose, etwas unterkühlte, vielleicht auch etwas gefährliche Frauenheld. Letzteres wahrscheinlich einfach, weil er so gut aussah. Seine Muskeln bewegten sich perfekt unter der glatten Haut. Sogar ich sah so etwas nicht oft. Diese eleganten Bewegungen, einfach unglaublich für einen normalen Mann. Unwillkürlich fuhr ich mit der Zunge über meine Lippen. Ich hatte grade dieses hungrige Bedürfnis ihn zu berühren. Dabei vergaß ich doch tatsächlich, wie wenig das doch zur Situation passte. Seine tief schwarzen Augen folgten meiner Zunge, blieben an meinen Lippen hängen. Ich wusste, was er dachte. Es war genau dasselbe, das auch mir gerade durch den Kopf ging.

Vielleicht war es für ihn auch noch schlimmer. Immerhin war ich in seiner Wohnung, wir beide waren in diesem Raum allein und irgendwie war mir bewusst, dass es in jedem Mann so ein gewisses Gefühl auslöste. Diese Art von Instinkt, dass das hier sein Reich war, sein Revier.

Ob es bei Sasuke ausgeprägt war, da war ich mir nicht so sicher.

Ich kannte viele Leute, die sich öfters auf ihre Instinkte verließen.

Aber das sollte bei ihm eigentlich nicht so sehr der Fall sein.
 

Auf einmal war er bei mir auf dem Sofa. Sasukes Hände strichen meine Wange und meinen Hals entlang. Diese zärtliche Berührung löste bei mir eine Gänsehaut aus. Seine Lippen an meinem Hals, meinem Kinn und dann meinem Mundwinkel. Mehr, ich brauchte mehr davon. Ich schob meine Hände in seinen Nacken und zog mich näher an ihn heran.

„Warte, Sakura“, murmelte er zwischen den Küssen, hielt sich aber selber nicht an das, was er sagte. Ich fuhr mittlerweile durch Sasukes unnatürlich schwarzes Haar. Es schien wirklich nichts Dunkleres auf der ganzen Welt zu geben und das faszinierte mich.
 

Ich realisierte nicht einmal, was er gesagt hatte. Er tat ja auch etwas ganz Anderes. Und ich weiß nicht mehr genau wie, aber irgendwann umarmte ich ihn nur noch. Ich rückte ein Stück zurück und schaute ihm in die Augen. In diesem Moment dachten wir beide daran, was er mir eigentlich noch erzählen wollte.

Die gefühlsgeladene Stimmung verflog, kühlte ab und es fühlte sich so an, als würde die Temperatur im Raum um ein paar Grad sinken.

Schlussendlich rutschte Sasuke noch ein wenig von mir ab und strich sein Hemd glatt. Dann stützte er seine Ellenbogen auf die Knie, nachdem er sich durch die Haare gefahren war, und seufzte.

Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er hatte seelische Schmerzen. Die schlimmste Art von Leid, die es gab, und sie war oft unheilbar.

Sasuke rang mit sich, also gab ich ihm einen Stoß in die richtige Richtung.

„Also wie ist das gekommen? Das alles mit Sayuri und ihrer Mutter.“ Es war wirklich schwierig, die richtigen Worte zu finden und dabei nicht unsensibel zu klingen.
 

Sasuke schaute kurz auf. Er lächelte kaum merklich und dann erzählte er eine wirklich Herz erwärmende Geschichte.

„Ayumi war eigentlich ein normales Mädchen, als ich sie kennen lernte. Ich glaube, es war in der Grundschule. Sie musste die ganze Zeit in meiner Klasse gewesen sein, aber ich hatte sie einfach nie bemerkt. Das kam erst später, als ich 15 war. Da bemerkte ich, dass sie das schönste Mädchen auf der ganzen Welt war. Ich hatte sie eigentlich immer ansprechen wollen, aber Ayumi war da nun einmal etwas eigen. Sie schaute immer wieder weg, ignorierte mich und einmal ist sie, glaube ich, sogar vor mir davon gelaufen. Ich meinte immer, sie dabei kichern zu hören. Und ich kannte sie nicht anders. Lächelnd, lachend und einfach nur fröhlich. Sie war immer so ein positiver Mensch gewesen. Das mochte ich besonders an ihr.

Damals war ich fest entschlossen, dass sie meine erste Freundin werden sollte. Also bin ich ihr nach der Schule hinterher gelaufen. Ich wusste, dass sie wegrennen würde, wenn sie mich bemerkte, also folgte ich ihr unauffällig zu einem kleinen Wohnblock. Die Gegend war nicht die allerbeste. Ich hatte ja zu der Zeit keine Ahnung, dass ihre Familie nicht so viel Geld hatte.

Aber als ich um die Ecke kam und eigentlich eine lächelnde Ayumi erwartete, die ihre Wohnungstür aufschloss, sah ich sie kniend am Boden zwischen unzähligen Kranken- und Streifenwagen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie geschockt ich war. Ich bin zu ihr hin und habe sie in den Arm genommen, weil sie geweint hat. Sie hat sich richtig an mir festgeklammert. Am nächsten Tag habe ich dann erfahren, was da vorgefallen war. Ihre Mutter war entführt worden. Zu dem Zeitpunkt war der Fall aber noch ungeklärt. Von dem Tag an hat sie nicht mehr gelächelt, aber dafür immer mehr Zeit mit mir verbracht. Ich habe es manchmal geschafft, sie aufzumuntern. Später erzählte sie mir dann, dass sie mir das hoch anrechnete.

Ich verliebte mich von Tag zu Tag mehr in sie. Und dann nach einem halben Jahr meldete sich die Polizei sie hatten die Täter und Ayumis Mutter lag im Krankenhaus. Ihr würde es bald wieder besser gehen. Die Entführer hatten es Ayumis Vater heimzahlen wollen, der wohl irgendeinen Steuerhinterzieher beim Staat verpfiffen hatte. Nur waren sie nicht die schlausten gewesen und hatten keinen Hinweis auf das als Grund für die Entführung hinterlassen.

Nachdem die Polizei ihr anbot, sie ins Krankenhaus zu fahren, lächelte Ayumi das erste Mal wieder richtig.

In diesem Moment hatte ich entschieden, dass ich später mal zur Polizei gehen wollte. Ihr Lächeln war von dem Tag an mein Antrieb.

Bald darauf kamen wir richtig zusammen. Es lief zwei Jahre alles perfekt. Ich konnte mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen und eigentlich wollten wir uns noch Zeit nehmen. Ich war gerade dabei, bei der Polizei anzufangen, als ich 18 wurde.

Nur, was soll ich sagen, Ayumi und ich waren ein tolles Team, aber irgendwann unterlief uns dann ein kleiner Fehler bei der Routine und nach kurzer Zeit kam sie zu mir und eröffnete mir, dass sie schwanger war.

Ich wusste zu diesem Zeitpunkt schon, dass ich sie nie verlassen würde, also machte ich ihr einen Antrag und kurz darauf heirateten wir. Dann wurde Sayuri geboren.

Wir waren vier Jahre lang eine glückliche Familie.

Bis zu unserem vierten Hochzeitstag … “
 

Ich konnte eine Träne in seinem Augenwinkel glitzern sehen. Es nahm in so sehr mit und als er mir den Rest der Geschichte erzählte, konnte ich das verstehen. Ich konnte sogar richtig mitfühlen. Denn das, was er erlebt hatte, wünschte ich niemandem. Er hatte auf einen Schlag seine halbes Leben verloren. Denn das war es, was Ayumi ihm bedeutet hatte. War es, als wäre er schon einmal gestorben? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass er verdammt stark war. Sasuke hatte es bis hierher geschafft. Er konnte sich um seine Tochter kümmern, die seiner großen Liebe doch so ähnlich sah.

Es musste schwer sein, mit dieser Vergangenheit glücklich zu sein.

Ich zog ihn in meine Arme. Vielleicht konnte ich ihm ja dabei helfen.
 

Einige Zeit später sagte ich ihm dann, dass ich damit klar käme, dass sie für immer ein Teil von ihm sein würde. Sasuke nickte und Dankbarkeit lag in seinem Blick.

„Möchtest du etwas trinken?“ Er erhob sich. „Gerne.“

Ich schluckte und folgte ihm in die Küche. Er würde jetzt erst einmal seine Zeit brauchen, um sich wieder zu fangen.
 

Ich lehnte mit verschränkten Armen im Türrahmen und beobachtete ihn dabei, wie er zwei rundbäuchige Gläser mit Wein füllte. Das süße Aroma stieg in meine Nase. Sasuke kam zu mir und ich musste mich wirklich zusammenreißen, ihm nicht wieder so nahe zu kommen. Doch er hatte sich anscheinend schon wieder beruhigt.

Er gab mir einen Kuss auf die Stirn, drehte sich dann aber wieder weg und stellte sein Glas auf der Arbeitsplatte ab.

Neugierig folgte ich seinen Bewegungen. Sasukes Hand griff sich Äpfel und Bananen aus der Obstschale.

„Was tust du da?“, fragte ich verwirrt. Sasuke lächelte mich darauf nur schief an und winkte mich zu sich. Ich legte meine Arme um ihn, sodass ich seine stählernen Bauchmuskeln betasten konnte. Mein Kinn lag auf seiner Schulter, was nur möglich war, weil ich auf Zehenspitzen stand.

„Apfel-Bananen-Brei für Sayuri“, gab er schmunzelnd von sich und tatsächlich, er zermatschte Äpfel und Bananen.

„Ist das nicht ein wenig zu einfach?“ „Nein, ist nur das drin, was der Name auch sagt.“

Wir beide lachten und während ich so an seinen Rücken gekuschelt dastand, war einfach alles auf der Welt richtig für mich. So könnte es ruhig immer bleiben.
 

………………………
 

Die getönten Scheiben ließen nur das Wichtigste durch. Das Fotohandy landete auf dem Beifahrersitz, als es unbrauchbar wurde. Sasuke Uchiha, Polizist und Sakuras neuer Kollege, hatte also eine Tochter und Familie. Meine Vermutungen waren also falsch gewesen. Gut so. Ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Dann lief ja alles nach Plan und niemand würde leiden müssen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (22)
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Von:  jillianZ
2015-10-20T17:58:51+00:00 20.10.2015 19:58
Ein super Story bis jetzt. Hoffe es geht bald weiter lg ^ω^
Von:  Cosplay-Girl91
2015-10-19T22:24:42+00:00 20.10.2015 00:24
Tolles Kapitel :)
Mach weiter so.
Schreib schnell weiter, ja? ?
LG
Von:  fahnm
2014-11-10T20:53:43+00:00 10.11.2014 21:53
Spitzen Kapitel^^
Freue mich aufs nächste.
Von:  Cosplay-Girl91
2014-11-10T19:54:06+00:00 10.11.2014 20:54
Schöne FF :)
Von:  xXSakuraHarunoXx
2014-11-09T18:50:55+00:00 09.11.2014 19:50
toll das es sich geklärt hat freuhe mich auf die nächste.

Von:  fahnm
2014-08-14T19:52:38+00:00 14.08.2014 21:52
Super Kapi^^
Von:  xXSakuraHarunoXx
2014-08-13T14:14:30+00:00 13.08.2014 16:14
das ist ja intresant möchte gerne wessen was sie und ihr vater weraimlichen ? biss dann.
Von:  xXSakuraHarunoXx
2014-06-30T15:29:10+00:00 30.06.2014 17:29
tolles kapi freuhe mich auf die nächste.
aber es ist doch wiechtig das sakura es erfaren muss sont dent sie das sasuke sie angelugen hatt
und das ist niecht toll.
Von:  xXSakuraHarunoXx
2014-06-30T14:59:52+00:00 30.06.2014 16:59
wow das ist veleicht ein wedersehen:).
Von:  fahnm
2014-06-29T23:31:56+00:00 30.06.2014 01:31
Super Kapi^^


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