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Green Eyes

von

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Old MacDonald had a farm

Psychisch labil, unzurechnungsfähig und weiß Gott noch alles zitierte der Idiot im weißen Kittel dem Richter vor. Schließlich konnte das Urteil doch nicht anders ausfallen. Joker musste in die Nervenheilanstalt Arkham.

Das Publikum tobte, als der Richterhammer aufschlug. Geliebte Menschen wurden ermordet und nun sollte der Horrorclown in die Klapse?

Und damit hatten sie vollkommen Recht. Er gehörte nicht in eine verdammte Anstalt, er war verdammt noch mal nicht verrückt.
 

Tagelang hatte Joker versucht diesem schmierigen Quacksalber mehr oder weniger, klar zu machen, warum er das tat was er nun mal tat.

Nur hatte das nervenaufreibende Kritzeln dieses überteuerten Kugelschreibers den Faden dann doch zum reißen gebracht, dass er dem Quacksalber schließlich den Arm an drei Stellen brach.
 

Zugegeben, etwas überreagiert war diese Aktion ja schon, aber wenn man stundelang gegen eine Wand reden musste, da konnte das durchaus mal vorkommen.

Das rechtfertigte noch immer nicht die Einweisung nach Arkham!
 

Er war nicht verrückt, im Gegenteil, er war doch der Einzige, welcher wirklich bei klarem Vertand war, der die Stadt so sah, wie sie wirklich ist. Und Irgendjemand musste es den Bürgern von Gotham zeigen, zwar mit Maßnahmen die nicht jedem zusprachen, doch hätte jemand aufgehorcht wenn er mit einem Schild durch die Straßen gesprungen wäre?

Nein, natürlich nicht. Die Menschen zeigten doch erst Interesse wenn schlimme Dinge passierten. Das ist ihre Natur und auch nur so kann man diese verkommene Welt wach rütteln. Warum sonst wurden schon damals Verbrecher in der Öffentlichkeit gehängt und gedemütigt, Hexen verbrannt? Doch nur um Anderen eine Lehre zu erteilen. Zu zeigen wie verdorben die Menschen sein können.

Aber er war verrückt.

Ein Mann im Fledermauskostüm schlägt sich durch die Nächte, aber er war verrückt.
 

Batman. Bei dem Gedanken an den selbsternannten „Retter“ von Gotham verdrehten sich seine Eingeweide, weshalb er ihn zunächst aus seinen Gedanken verdrängte. Schlimm genug das er hier zwischen zwei bewaffneten SWAT-Männern sitzen musste, eingeschnürt in einer hab-mich-lieb-Jacke.

Das grüne Haar, welches einen ordentlichen Schnitt wieder nötig hatte, fiel ihm nach jedem Schlagloch erneut ins Gesicht, woraufhin er versuchte sie zurück zu blasen. Seine Augenringe nahmen nach den unruhigen Nächten eine dunkelrote bis schwarze Farbe an. Die roten Lippen, welche sich steht’s über das halbe Gesicht streckten, wirkten blass und spröde. Mit einem Wort, er sah ziemlich beschissen aus.
 

Eine halbe Ewigkeit schien die Fahrt zu dauern, ein oder zweimal spielte er mit dem Gedanken ein paar Worte mit den Männern zu wechseln, verwarf es jedoch wieder. Ihm war nicht nach reden, ihm war nach überhaupt gar nichts zu mute.

Sein Blick verharrte auf der Neonröhre welche dem Innenraum des Vans Licht spendete. Nach einiger Zeit fiel ihm auf, das sie nach fünf Mississippi kurz flackerte und genau damit vertrieb er sich die verbleibende Zeit.

Ein Mississippi, zwei Mississippi……
 

Endlich kamen sie zum stehen und die schweren Türen wurden geöffnet. Das grelle Licht versetze ihm einen schweren Schlag in Gesicht, weshalb er einen Moment braucht um auf die Aufforderung zu reagieren, dass er aufstehen solle.

Die dunkel unterlaufenen Augen verzogen sich zu dünnen Schlitzen, bis er allmählich die Umrisse von Personen wahrnahm. Seine Arme wurden grob gepackt und nach oben gezogen. „Ganz langsam Mädels“, kam es mit schwacher Stimme, bevor er zu einem Sprung aus dem Wagen gezwungen wurde.
 

Um ihn herum präsentierten sich die Gaffer in weißen Kitteln. Darunter auch der Anstaltsleiter, dem nichts Besseres einfiel, als ihm mit einer Taschenlampe ins Gesicht zu strahlen.

Verdammte Ärzte.

Schlagartig erlosch das Licht jedoch wieder, als der Leiter eine Ladung von Speichel in die Visage gefeuert bekam und der Mann, welcher nun mit „Mr. Joker“ angesprochen wurde, -wie klang das bitteschön-, laut loslachte. Das Gesicht von diesem Idioten war einfach unbezahlbar und er nahm nun auch die anderen Gestalten unter Augenschein.

Eine Frau mit Aschblondem und zu einem strengen Dutt zusammengeknotetem Haar starrte ihn an. Auf ihrer kleinen Stupsnase saß eine ausgesprochen hässliche Brille, die sie höchstwahrscheinlich einfach nur professionell aussehen lassen sollte. Durch diese leuchtete das strahlende Blau ihrer Augen. „Gefällt dir was du hier siehst Püppchen?“, sprach er mit schwacher Stimme und bekam einen harten Stoß mit dem Schlagstock in die Seite, wodurch sein leises Kichern glucksend verstummte.
 


 

Leise pfiff der Wind um das düster und bedrückend wirkende Gebäude der Anstallt, in dem Dr. Harleen Quinzel noch immer an ihrem Schreibtisch saß und über den letzten Berichten der Woche arbeitete. Eine Schreibtischlampe spendete ihr dabei künstliches Licht, welches ihr mit zunehmender Stunde immer mehr in den Augen schmerzte.

Harleen saß leicht nach vorne gebeugt über den letzten, zu erledigenden Akten, welche bis morgen früh auf dem Schreibtisch ihrer Vorgesetzten liegen mussten, andernfalls würde es sie einige ihrer, zugegeben doch eher langweiligen, Klienten kosten und dies wollte sie auf keinen Fall riskieren. Es wurde von ihr Professionalität und Pünktlichkeit erwartet und diesen Erwartungen wollte sie auch gerecht werden.
 

Mit einem Seufzen stützte sie ihren Kopf auf eine Hand auf und rieb sich die vom Licht strapazierten Augen, ehe sie ihre Brille wieder zurück auf das Nasenbein schob und sich erneut über die restlichen Berichte beugte. Zaghaft, jedoch dann immer heftiger werdend, schlug nun der Wind gegen die Fensterscheiben ihres Büros, so als würde er die Ankunft etwas unheilvollem ankündigen.
 

Eher beiläufig füllte sie die fehlenden Spalten aus, waren es doch alles mehr oder weniger langweilige Fälle, welche ihr zugeteilt wurden. Lediglich Jonathan Crane erweckte zunehmenst ihre Aufmerksamkeit. Dieser Bursche war mehr das was sie sich unter einem Patienten vorstellte. Seine Art war fesselnd aber auch erschreckend zu gleich und das war es, was ihr lag und sie wollte mehr von seiner Art haben. Doch um dies zu erreichen musste sie erst beweisen, dass ihre Arbeit dem entsprach.
 

Mit einer lässigen Handbewegung schlug sie die Akten zu und warf diese zu den anderen auf einen Stapel. Langsam streckte Harleen sich um ihrer strapazierten Gelenke etwas Entspannung zu verschaffen.

Langsam erhob sie sich, schritt zum Fenster und blickte hinunter auf den Vorhof, auf dem das eiserne Eingangstor zur Anstallt stand, über dem die verrotteten Überreste des Schriftzuges Arkham Asylum prangten.
 

In der Ferne vernahm sie einige tanzende Lichter von Autoscheinwerfern, welche in rasantem Tempo der Anstallt näherten. Etwas verwirrt ließ sie ihre Augen auf ihr Handgelenk sinken, um das sich eine schlanke, silbern schimmernde Armbanduhr schloss. Die Zeiger zeigten bereits auf halb Elf. Ungläubig starrte sie auf das Ziffernblatt. War wirklich schon so viel Zeit verstrichen?

Erneut blickte sie aus dem von Zeit gezeichnetem Fenster hinab auf den Vorhof, auf dem sich nun einige Fahrzeuge versammelt hatten. Unter ihnen befand sich auch ein Transporter, welcher von den restlichen umzingelt wurde. Was hatte dies zu bedeuten? Wurde etwa ein neuer Patient gebracht? Nein das konnte nicht sein, für heute waren doch keine neuen Insassen gemeldet worden.
 

Stirnrunzelnd wandte sie sich ab und durchsuchte mit einem Blick ihr Büro nach der kleinen schwarzen Tasche, welche ihre persönlichen Sachen beherbergte.
 

Plötzlich vernahm sie schnelle Schritte auf dem Flur, welche vor ihrer Tür stoppten. Stürmisch wurde die Tür zu ihrem Büro geöffnet und einen jungen Mann in weißer Kleidung erschien in ihrem Blickfeld. Einer ihrer Kollegen starrte sie atemlos an, rang nach Luft, um darauf hin keuchend die Worte: "Sie bringen den Joker hier her!" auszustoßen. Er machte anscheinend keine anstallten weiteres zu erklären, drehte sich auf dem Absatz um und rannte weiter den dunklen Korridor entlang.

Harleen war hellwach und ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Dieser Name kam ihr bekannt und gleichzeitig so absurd vor, dennoch konnte sie ihn aber einfach nicht einordnen. Ohne eine weitere Minute zu verschwenden eilte sie ihrem Kollegen nach, hinunter in die Eingangshalle. Hektisch versuchte sie ihr Haar zurück in einen Dutt zu pressen, wollte sie doch auf keinen Fall unprofessionell wirken. Ihr Herz schlug ihr bis zur Kehle und ein Gefühl von Vorfreude machte sich in ihrem Körper breit. Unten angelangt, reihte sie sich in die Gruppe der Umstehenden ein und starrte gebannt auf die Türen desTransporters.

Selbst der Anstaltsleiter hatte sich hier unten eingefunden und das passierte nun wirklich nicht oft. Wer erregte bitte so viel Interesse, dass alle Mitarbeiter und selbst der Anstaltsleiter so außer sich waren?
 

Die Türen wurden aufgerissen und zwei SWAT-Männer stiegen aus. Eine Gestallt wurde grob aus dem Inneren des Wagens gerissen und vom Anstaltsleiter in Empfang genommen. Neugierig schob sie ihre Brille etwas höher und versuchte einen Blick auf den Unbekannten zu erhaschen. Es war eindeutig ein Mann, etwas hager und ziemlich mitgenommen von der ganzen Aktion, welcher dort stand und etwas benommen von dem Schein den auf ihn gerichteten Taschenlampe blinzelte.
 

Sie traute ihren Augen nicht als diese Gestallt dem Leiter einen Schwall Speichel ins Gesicht spuckte. Ihr Herz schlug schneller als sich de,r mit Mr. Joker vorgestellte, Patient umsah und sein Blick auf ihr haften blieb. Diese Augen die sie dort anstarrten. Etwas in ihnen weckte ihre Aufmerksamkeit und sie konnte nicht anders als ihn durch große, blau schimmernde Augen anzustarren. Etwas an ihm war anders auch wenn sie nicht genau sagen konnte was es war, doch eins war sicher, er hatte ihr Interesse geweckt und sie würde alles daran geben ihn als Klienten zu gewinnen.
 

Sie erstarrte plötzlich als sie die Worte des Jokers vernahm. Hatte er etwa sie gemeint? Hastig schaute sie sich um. Nein neben ihr standen nur einige ihrer Kollegen. Frauen waren eher eine Seltenheit in dieser Anstalt und wenn, dann saßen sie meist auf der anderen Seite der Gitter. Schnell versuchte Harleen sich wieder zu fassen, als die Gestallt auch schon von den SWAT-Männern durch einen beherzten Schlag in die Seite niedergestreckt wurde und sie ihn in das Innere der Anstallt zerrten. Harleen widerstand dem Drang den Umstehenden es gleichzutun und ihnen zu folgen, auch wenn ihr Körper etwas anderes wollte. Sie würde schon früh genug mehr über diesen Joker erfahren.
 

Schnell schritt sie über den Parkplatz hin zu ihrem Auto, öffnete die Tür und schwang sich auf den Fahrersitz.
 

Die Tür ihres Apartments viel schwer ins Schloss als Harleen sie hinter sich zufallen ließ.

Mit einem Seufzer ließ sie sich ins Bett fallen und dachte über das Geschehene nach. Sie konnte einfach keinen Schlaf finden. Dieser Joker beschäftigte sie noch immer. Warum hatte man ihn so spät einliefern lassen und warum wusste niemand darüber bescheid?

Hastig stand sie auf und war froh eine Ausrede gefunden zu haben wieder zurück zur Anstalt fahren zu müssen, hatte sie doch vor lauter Aufregung ihre Tasche stehen gelassen. Schnell schwang sie sich erneut ins Auto und raste zurück zur Anstalt.
 

Ihr Herz schlug ihr bis zur Kehle, welche sich merkwürdig trocken anfühlte. Die Zeiger ihrer Uhr zeigten bereits Drei Uhr in der Frühe an. Bald würde die Sonne aufgehen. Hastig betrat sie das Innere. Es herrschte Stille in der Eingangshalle. Leise schlich sie die Korridore entlang. So wie alle sich aufgespielt hatten musste sich der neue in den unteren Trakten der Anstalt befinden, in denen die Sicherheit verschärft wurde. Harleen wollte nur einen kurzen Blick auf diesen Joker herhaschen, dann würde sie wieder gehen, zumindest redete sie sich dies ein.
 

Auf leisen Sohlen schlich sie hinunter vorbei an ein paar Wachmännern, welche sie jedoch nicht registrierten, war sie wohl nicht sie einzige gewesen, welche einen Blick auf diesen Insassen werfen wollte.

Ihr Herz schlug immer heftiger, je näher sie der vermeintlichen Zelle kam und sie befürchtete schon fast, dass es sie verraten würde. Der Gang wurde nur leicht von ein paar flackernden Neonröhren beleuchtet. Immer näher trat sie an die Zelle heran, darauf vorbereitet plötzlich kehrt zu machen, wollte sie nicht wie all die anderen wirken. Sie war professionell. Aber war das was sie hier gerade tat nicht unglaublich unprofessionell?

Sie wischte die Gedanken weg und versuchte den Joker im Inneren der Zelle ausfindig zu machen. Hatte sich da gerade etwas im Schatten bewegt? Sie hielt gespannt den Atem an und lauschte auf ein Geräusch in der Dunkelheit.
 


 

Das Lachen ertönte von neuem, als er zusehen musste, wie sich die Blondine mit der hässlichen Brille hektische umblickte, ob er nicht jemand Anderen meinte. Doch bevor der Lachende ein weiteres Kommentar von sich geben konnte, wurde er von neuem gepackt und in die Anstalt gezerrt.
 

Irgendjemand sprach mit ihm, doch er hörte nicht zu. Es interessierte ihn einen feuchten Dreck was der Leiter von ihm wollte und was nicht. Sollten sie ihn doch einfach in die Zelle bringen und gut war, ihn einfach in Ruhe lassen. Doch erst nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit konnte er diesem Wunsch nachkommen. Zunächst hieß es erneut kalt duschen und die Arkhamtracht anziehen, bei welchem es sich um einen abgrundtief hässlichen, orangfarbenen Overall handelte. Dieses schmutzige Orange löste in einem schier die Übelkeit aus. Diese Knalltüten hatten entweder absolut keinen Geschmack, oder machten sich einen Spaß daraus, die Insassen zu demütigen. Nichts desto trotz musste er ihn anziehen, wobei er mit allen Mitteln versuchte sich dagegen zu währen. Einem Mann brach er die Nase, einem Anderen bestimmt einige Rippen und den verdammten Dritten erwischte er nicht. Kurz gesagt, er hatte keine Chance den die Verwundeten wurden wie in einem billigen Videospiel sofort mit neuen ausgetauscht.
 

Schließlich brachte man Joker endlich in seine Einzelzelle, zu Essen gäbe es für ihn heute nichts, dank seiner Aktion. Aber wenn es hier so schmeckte wie es aussah, störte es ihn nicht wirklich:

Ein altes Bettgestell mit nackter Matratze, ein winziges WC bei dem er sich fragte, wer in Gottes Namen darauf sitzen könne und ein kleines Waschbecken dekorierten die miefende Zelle.

Sollte das ein Witz sein? Hier sollte er nun seine Zeit absitzen?
 

Stumm schlurfte er in den zwei Nummern zu großen Schlappen auf die Pritsche zu und ließ sich darauf sinken, langsam, aus Angst sie würde einem zu schweren Aufprall nicht standhalten.

Jokers Arme kreuzten sich über die Beine und seine grünen Augen starrten auf die kahle, graue Wand ihm gegenüber. Wenn er hier sterben würde, dann eindeutig vor Langeweile. Mit was sollte er sich bitte hier die Zeit vertreiben? Irgendwie musste er sich von der ganzen Scheiße ablenken, irgendwas tun. Notgedrungen begann er ein altes Kinderlied zu singen, wobei es eher nach einem Krächzen klang, das nach der passenden Melodie suchte.
 

„Old MacDonald had a farm, Ee a ee a oh! And on that farm he had some chicks, Ee a ee a oh!...”. Man hörte es im ganzen Zellenblock wie nach und nach weitere Insassen dem Lied beistimmten. Es klang furchtbar. Verzweifelt versuchten die Wärter wieder Ruhe einzubringen, doch vergebens. Immer und immer wieder begannen Alle die Strophen von neuem. „With a quack-quack here and a quack-quack there...." Über eine Stunde hielt der ohrenbetäubende Lärm an, bis die Wärter mit ihren drohenden Schlagstöcken es schließlich schafften die Meute zum schweigen zu bringen. Für Joker hieß es auch am nächsten Tag: kein Essen.

Aber das war es wert.
 

Von neuem begann die Langeweile. Mit geschlossenen Augen lag der bleiche Mann auf der harten Matratze und versuchte vergebens Schlaf zu finden. Der Geruch, das Schnarchen der Anderen, diese ganze beschissene Anstalt verhinderte jegliche ruhige Minute.

Seufzend setzte er sich auf und starrte erneut an die kahle Wand. Erst jetzt bemerkte Joker, welche Finsternis in dem Korridor herrschte. Ein paar flackernde Neonröhren, die einen nach ein paar Wochen wahrscheinlich wahnsinnig machen würden, waren der einzige Lichtspender. Wie spät es wohl war? Fragte er sich beiläufig, und begann langsam durch die Zelle zu trotten. Wie eine Raubkatze im Käfig schlurfte er die Wände entlang, fuhr mit dem Finger über die dicke Glasscheibe, dann wieder die Wand. Wenn hier nicht bald was passierte…

Leise, dumpfe Schritte zerrten Joker aus den Gedanken.

Mit neugierigem Blick verharrte er in der Dunkelheit und lauschte der sich nähernden Person. Sollte jetzt schon einer dieser nervigen Götter in Weiß ihm einen Besuch abstatten? Konnte dieser Tag eigentlich noch schlimmer werden?
 

Schließlich präsentierte sich jemand vor der Scheibe. Mit verengten Augen versuchte er zu erkennen um wen es sich handelte.

Eine Frau.

Er kam einen Schritt näher. Die Blondine mit der hässlichen Brille lugte wie ein kleines Kind zu ihm rein, als wäre sie auf der Suche nach dem Tier das auf dem Schild beschrieben wurde.

Ein breites Grinsen weitete sich auf dem Gesicht des Mannes aus und er beschloss mit einem Sprung vor ihr zu landen. „Buh“, ertönte es leise, jedoch deutlich. „Wer kommt mich denn da zu solch später Stunde besuchen?“. Seine grünen Brauen hoben sich an, während er sie begutachtete. Er wusste nicht ob es an der Langeweile lag oder an etwas anderem, aber der Besuch von dem Püppchen war definitiv ein angenehmer Moment. „Verblüffend den Joker in Natur zu sehen nicht wahr? Was fühlst du dabei? Angst? Hass? Oder was ich deinem Blick noch eher zuordnen würde…wahres Interesse?“. Seitlich lehnte sich sein Kopf an die Scheibe, während er mit eindringlicher Stimme seine Fragen stellte.
 


 

Leicht kniff sie ihre Augen zusammen um im Dunkeln der Zelle etwas ausmachen zu können, jedoch mit wenig Erfolg. Langsam trat sie näher an die Scheibe der Zelle heran, völlig außer acht lassend, dass man sie so sehen konnte. Ihre Neugier siegte über die Vernunft und so fand sie sich plötzlich direkt vor der Scheibe stehend wieder.

Noch immer war es schwer zu sagen wo sich der Joker darin befand. Oder war dies womöglich gar nicht die richtige Zelle? Hatte sie sich einfach geirrt und stand nun dumm vor einer leeren Zelle? Noch einmal spähte sie in das Halbdunkel hinein. Nein da war nichts, nicht eine Bewegung war zu erkennen.
 

Sie wollte sich gerade abwenden als plötzlich wie aus dem Nichts etwas vor sie sprang. Heftig zuckte sie zusammen und ihr Herz begann zu rasen. Das hatte sie nicht erwartet. Vor ihr stand er nun, der Mann um den alle so einen Aufruhr veranstaltet hatten.

Peinlich berührt wandte sie den Blick ab. Wie konnte sie nur so unprofessionell handeln? Das war nun wirklich nicht ihre Art. Gänsehaut bildete sich unter ihrer Kleidung, als sie erneut diese furchterregende aber auch gleichzeitig fesselnde Stimme vernahm. Langsam wanderte ihre Blick wieder hin zu der Gestallt, die nun an der Scheibe lehnte. Sein grünes wirres Haar umrahmte das etwas eingefallene Gesicht, welches sie bleich anstarrte. Das Schlimmste jedoch, waren diese stechend grünen Augen, welche Harleen in ihren Bann zogen. Unfähig sich zu rühren verharrte sie in der Position.
 

Es dauerte einige Augenblicke ehe sie sich wieder gefasst hatte. Was war das nur dass sie so aus der Fassung brachte? Diese Faszination hatte sie noch bei keiner ihrer Patienten verspürt.

Ob sie verblüfft war ihn in Natura zu sehen? Das wusste sie selber nicht, da sie so gut wie nichts über ihn wusste. Er war wohl psychisch labil, so viel stand fest, aber mehr konnte sie momentan auch nicht sagen. Harleen wusste, dass es unprofessionell wäre ihm auf diese Frage eine Antwort zu geben und doch reizte sie es mehr über ihn zu erfahren.
 

Würde ihr Boss ihr die Chance geben ihn zu therapieren? Wohl eher unwahrscheinlich und sollte sie nicht genau aus diesem Grund versuchen mehr über ihn zu erfahren? Hin und her gerissen stand sie nun dort, noch immer in die grüne Hölle starrend. Kurz schüttelte sie den Kopf um ihre Gedanken zu ordnen, ehe sie eine Antwort gab: "Interesse trifft es wohl sehr gut. Oder besser noch, Neugierde auf den Mann, der die Dummheit besitzt den Anstaltsleiter vor versammelter Mannschaft zu beleidigen und bloßzustellen. Aber auch Neugierde auf den Mann, der es schafft, das Personal so aus der Fassung zu bringen."
 

Ein süffisantes Lächeln umspielte ihre tiefroten Lippen. Das Licht flackerte leicht und ließ die Visage des Jokers zugleich irre, als auch unglaublich komisch erscheinen. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht ganz einschätzen und genau das machte ihn mit so interessant für sie.
 

Es gab nichts Schlimmeres für sie, als ihre Patienten direkt lesen zu können. Harleen brauchte die Herausforderung, welche sie bei Crane in Ansätzen bereits gefunden zu haben glaubte. Aber dieses Individuum hier, schien ihre Grenzen zu sprengen und sie mehr und mehr herauszufordern.

Langsam trat sie näher an die Glasscheibe, welche sie beide trennte und ihr eine gewisse Sicherheit verlieh. Was mochte er wohl angestellt haben um in eine solche Einrichtung eingewiesen zu werden und zumal mit solch einer hohen Sicherheitsstufe? Noch immer mit einem leichten Lächeln auf den Lippen musterte sie den Joker eindringlich.
 

Ihr Herz hatte sich wieder beruhigt und schlug nun in einem gleichmäßigen und ruhigem Takt und auch das Adrenalin hatte sich weitestgehend verflüchtigt, doch ihre Neugierde war geblieben. Erneut erhob sie die Stimme und nahm dabei ihre Brille von der Nase, um ihn eindringlich anzusehen: "Was mich interessiert ist was du angestellt haben musst um in eine solche Sicherheitsstufe zu gelangen und so großes Aufsehen zu verursachen. Dieser Name "Joker" kommt mir bekannt vor aber dennoch kann ich ihn einfach nicht zuordnen." Sie legte ihre Stirn in Falten um über das Gesagte noch einmal nachzudenken. Sie hatte ihn noch nie gesehen aber dieser Name kitzelte etwas in ihrem Gedächtnis wach, sie konnte es einfach nur noch nicht greifen.
 


 

Mit einem festen Biss auf die Zunge, verkniff er sich ein lautes Auflachen, als die Frau zusammenfuhr. Kurz wandte sie ihren Blick ab und er konnte schwören auch eine leichte Röte auf ihren Wangen erkannt zu haben, was sich in diesem schlechten Licht jedoch nur schwer beurteilen ließ.
 

Als das Blau wieder ins Grün fand, spürte Joker wie sie seine Augen ergründen wollte. Doch sie verrieten nichts, nicht einmal das ewige Grinsen spiegelte sich in seinem Blick wieder. Als starre er ins Leere, umgeben von nichts als Dunkelheit und doch war da was oder nicht?
 

Schließlich erklang ihre Stimme. Die Antwort klang gut überlegt, so wie man es von einer Ärztin erwarten würde. Und doch trafen ihn die Worte wie ein schmeichelndes Kompliment. Kurz leckte der Bleiche sich über die Unterlippe, drehte sich so, dass seine Stirn nun auf dem kühlen Glas lag und stützte seine Hände neben dem Kopf ab. Er wusste natürlich, dass es alles andere als ein Kompliment gewesen war, trotzdem spürte er diesen kleinen Freudenschrei in der Magengrube. Die Bereitschaft und der Leiter waren sicherlich empört über sein Verhalten und genau das sollten sie auch. Sie sollten schon am ersten Tag erfahren wen genau sie hinter ihre Mauern ließen, ein Erlebnis dass sie niemals vergessen würden.
 

Ein Lächeln spielte sich auf ihre dunklen Lippen.

Joker konnte sich nicht erinnern wann ihn zum letzten Mal jemand anlächelte, abgesehen von den enstellten Gesichtern seiner Opfer, und er konnte es nur unweigerlich zurückgeben. Es verblüffte den Grünschopf ungemein, dass sie noch näher an die Scheibe schritt. Keine Angst? Sie war nervös, das konnte er erkennen, aber Angst schien nicht im geringsten vorhanden zu sein.

Aufmerksam beobachtete Joker wie sie ihre Brille abnahm und dadurch eine ganz neue Person schaffte.

Sie sollte die Brille ganz weg lassen.
 

Anschließend erklang erneut ihre hohe Stimme. Die weiße Stirn legte sich in Falten, als er die Worte der Ärztin vernahm. Sie wusste nicht warum er hier war? Der Bleiche wusste sogleich nicht, ob er lachen oder schreien sollte. So ein großes Interesse und keine Ahnung wer er überhaupt war? Ein schon fast empörter Laut entrann seinen spröden Lippen.

„Du willst mich wohl verscheißern Süße?“, züngelte er dann mit einem breiten Grinsen und hob den Kopf leicht an. Für einen Moment verweilte sein Blick auf der Decke, bevor er sich wieder ihren Augen zuwandte und er sich nun über die Oberlippe leckte. „Ich bin der Jenige, der dieser Stadt ihr wahres Gesicht entgegen gehalten hat“, erklärte er wie selbstverständlich, als lernte man dies schon in der Grundschule. „Der Jenige der sich endlich traute Gotham zu zeigen wie sehr es das Chaos brauchte“, seine Augen brannten vor Euphorie bei den Erinnerungen, "und du willst mir weismachen…“, ein langsames Kopfschütteln unterbrach seine Worte, „...du willst mir weismachen mich nicht zu kennen?“
 

Er spürte eine deutliche Enttäuschung in sich, er dachte dass seine Taten jeder in dieser Stadt mitbekam und so schnell nicht mehr vergessen würde. Das war doch der Sinn und Zweck und jetzt kommt dieses blonde Püppchen und weiß nicht wer er ist?

Langsam schlug die Enttäuschung auf Wut um und seine Brauen verengten sich.

„Weißt du Püppchen, jetzt weiß ich warum du hier bist. Willst dich beweisen unter denen, die wirklich was drauf haben. Nicht wahr? Deshalb der strenge Dutt, die Brille die du gar nicht brauchst. Sag mir Kleines, wie viele Schwänze musstest du lutschen um hier her zu kommen? Das interessiert mich brennend“. Die Freude die Joker noch eben empfand war nun wie weg gefegt, er war sauer. Er hasste es hier zu sein, er hasste diese verdammte Zelle und er hasste dieses dumme Ding, welche sich mitten in der Nacht zu seiner Zelle schlich. Als könnte sie so irgendetwas von ihm erfahren, als wäre es so einfach. Als ob er nicht lache.

Von oben herab grinste er sie an. „Vielleicht erfährst du ja auf die gleiche Art was bei mir…wie wäre es Schätzchen, nen kleinen Quickie auf der Pritsche? Macht sich bestimmt super in deiner Karriere“, redete er sich in Fad und blickte immer finsterer in ihre Augen.
 


 

Gebannt starrte sie ihm noch immer in die tiefgrünen Augen und lauschte dabei seinen Worten. So einer war er also! Einer, der das Chaos suchte um diese Stadt in seinen Augen zu verbessern. Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf ihr hübsches Gesicht. Sie dachte darüber nach, ließ ihn jedoch dabei nicht aus den Augen. Seine Emotionen waren stark, jedoch nicht immer ganz klar zu deuten, selbst für sie waren sie neu und irgendwie anders. Dieser Joker sprang so schnell zwischen ihnen hin und her, dass es schwer viel, ihnen zu folgen. Da war dieses irre Lachen, was kurz daraufhin von Wut übermannt wurde, ehe dieses über in Rage ging und sich immer weiter steigerte. Sie war fasziniert von diesem Mann. Diese Leidenschaft, dieser Wahnsinn und diese Schärfe in seiner Stimme fesselten sie einfach ungemein.
 

Sie konnte sich noch immer nicht entsinnen schon mal etwas von ihm gehört zu haben...oder vielleicht doch... Die Erkenntnis versetzte ihn zunehmend in Rage, welches seine beleidigenden Worte nur noch mehr unterstrichen.
 

Harleen setzte ihre Brille zurück auf den Nasenrücken und richtete sich auf. Selbst jetzt war sie kleiner als er, jedoch gab es ihr etwas Sicherheit in ihrer Rolle.
 

Sie rollte ihre Augen als der Joker das altbekannte Klischee aufbereitete, kreuzte die Arme vor der Brust und warf ihm einen gerade zu mitleidigen Blick zu. In Wahrheit waren die Männer ja nur neidisch darauf, dass Frau auch anders Kariere machen konnte, auf die eine oder aber auch die andere Art. Anscheinend steckte bei ihm noch etwas anderes dahinter, wollte er anscheinend persönliche Informationen über sie herausfinden. Ein triumphierendes Lächeln über ihre Erkenntnis entglitt ihr und sie versuchte sich schnell wieder zu fassen und ihre Professionalität zu wahren.
 

Ein paar der vorherigen Worte hatten sie schon irgendwie getroffen, aber sie wusste auch, dass sie es mit einem Patienten zu tun hatte und auf sowas vorbereitet sein musste. Tapfer hielt sie dem immer finsterer werdenden Blick des Jokers stand und holte zu einer Antwort aus: "Danke für das Angebot aber ich lehne ab. Ich bevorzuge es professionell zu bleiben und mich durch meine Arbeit auszuzeichnen und nicht durch andere Tätigkeiten. So etwas ist unprofessionell und hat nichts am Arbeitsplatz verloren." Zufrieden mit ihrer Antwort warf sie beiläufig einen Blick auf ihre Uhr.

Ungläubige starrte sie darauf. Es war bereits halb Sechs und in einer halben Stunde musste sie in ihrem Büro sein. Das mit dem Schlaf konnte sie sich getrost abschminken für heute. "Und da ich eine gute Angestellte bin werde ich jetzt auch meiner Arbeit nachgehen, sonst fühlt sich der arme Crane so vernachlässigt" und mit einem süffisanten Lächeln drehte sie sich zum Gehen um.
 

Sie musste ihn für sich gewinnen. Dieser Patient würde ihr helfen ganz nach oben in ihrer Karriere zu gelangen, soviel stand schon mal fest.

Gemächlich schritt sie den dunklen Korridor entlang, zurück zu ihrem Büro um die heutige Schicht anzufangen.
 


 

Die Brauen von Joker hoben sich leicht an, als sie ohne viel nachzudenken ihre Worte dazu beitrug und ihn anlächelte. Selten bekam er so etwas zusehen und sein, sagen wir mal Erstaunen, ließ die Wut etwas abklingen. Mit Tränen hatte er gerechnet, mit weibischem Gezicke oder einem beleidigtem Abdackeln, aber damit...damit hatte er nicht gerechnet.

Eine Sache die ebenfalls selten vorkam, dabei nannte er sich in Dingen wie Menschenkenntnis einen Experten. Versucht dem zornigen Blick stand zu halten verharrte er auf der Stelle. Widerstand jedoch ihre Aussage zu kommentieren.

Etwas erschrocken blickte die Blondine auf ihre Uhr und zog mit ein paar letzten Worten, die er nicht so recht wahrnahm von dannen.
 


 

Die Tage flogen nur so dahin und bildeten sich zu Wochen aus. Ihre Gedanken kreisten zunehmend um diesen neuen Insassen. Was war hinter seiner Fassade? Wieso war er genau hier und was trieb ihn an?
 

Wochenlang bearbeitete Harleen ihren Boss ihr diesen Patienten zuzuweisen. Sie schob Überstunden und arbeitete härter als je zuvor, was nicht unbemerkt blieb. Nach einigen Zwischenfällen mit dem Patienten entschloss ihr Vorgesetzter sich dazu der jungen Psychologin doch eine Chance zu geben.
 

Seid nun über einem Monat hatte sie den Joker nicht mehr besucht und doch konnte sie sich noch sehr gut an ihr erstes Treffen erinnern. Vorfreude breitete sich in ihrem Körper aus als die Therapie immer näher rückte. Die Warnungen ihrer Kollegen ignorierte sie dabei völlig. Die Sitzungen mit Crane waren gut aber würden nichts im Vergleich zu denen die ihr bevorstanden werden. Sie würde es allen zeigen, dass sie die Richtige für diese Aufgabe war und dann würde sie endlich durchstarten.
 

Der Tag der ersten Therapiesitzung war gekommen, alles stand bereit. Sie hatte kaum die Nacht geschlafen und war dennoch hellwach. Adrenalin strömte durch ihren Körper und sie versuchte sich selbst zu beruhigen. Harleen musste unbedingt professionell bleiben und durfte sich keine Fehler erlauben, dies könnte sie ihren Patienten kosten, den sie sich so hart erarbeitet hatte.

Sie legte ihren Notizblock vor sich auf den Schreibtisch, zurrte die Haare zu Recht und rückte ihre Brille gerade. Eine kleine Kamera trohnte neben ihr auf einem Stativ, bereit eingesetzt zu werden. Harleen bevorzugte es ihre Sitzungen aufzuzeichnen um sich diese später erneut ansehen zu können und ihre Patienten besser kennen zu lernen. Gebannt starrte sie auf die Tür, welche gegenüber von ihr in den kleinen Raum hineinführte.
 


 

Wochen vergingen in denen er sie nicht mehr zu Gesicht bekam. Hatte er sie zum Schluss doch verschreckt und ihr taffes Auftreten war nur Schauspiel? Wenn ja, beherrschte sie dieses verdammt gut.

In den Wochen begann der unangenehme Teil des Aufenthalts. Ärzte. Von morgens bis abends nur Ärzte. Alle wollten ihr eigenes Urteil über den Grünhaarigen fällen, wollten der Erste sein, welcher etwas herausfand. Doch alle blieben zurück mit einem jeweilig anderem Lebenslauf und ratlosem Gesicht. Zugegeben war dieser Teil eine recht amüsante Unterhaltung. Diese arschkriechenden Schleimbeutel glaubten wirklich alles. Selbst das noch so sarkastisch klingenste Kommentar notierten sie sich in ihre Blöcke. Jedes Mal entfuhr ihm ein Grinsen über ihre Dummheit.
 

Eine Ärztin, der Name war ihm entfallen, versuchte es sogar mit einer Therapie, in der ein Patient durch Zuneigung beginnen sollte zu reden. Eine Umarmung, erreichte er schließlich durch eine Trauergeschichte der herzergreifensten Sorte, welche ihre letzte sein sollte, hätte die Wache nicht eingegriffen. Schwer verletzt wurde sie ins Krankenhaus verfrachtet und überlebte gerade so.

Wie es wohl ist den Rest seines Lebens in einem Rollstuhl zu verbringen?
 

Es verging noch einige Zeit, bis Joker einer neuen Ärztin zugeteilt wurde. Dr. Harleen Quinzel, ein ausgesprochen interessanter Name wie er fand. Sie soll Gerüchten zufolge gerade zu gebettelt haben ihn als Patient zu bekommen. Man konnte zwar nicht allem Glauben schenken was die Wärter in ihren nächtlichen Kaffeekränzchen so erzählten, aber er, Joker, konnte nicht leugnen, dass diese Information sein Ego ziemlich schmeichelte. Allein die Vorstellung wie jemand darum bettelt mit ihm sprechen zu dürfen, sagte ihm doch sehr zu. Auch wenn sie wie ihre Vorgängerin, schwer verletzt oder sogar tot, den Raum verlassen würde.
 

Der Tag zur ersten Sitzung mit Dr. Quinzel brach an und der Blasshäutige strich sich das Haar zurück, als die Zellentür sich öffnete.

„Hoffentlich ist sie hübscher als die Letzte“, säuselte er in sing und sang Laune, während die Wärter ihm eine Zwangjacke anlegten. Höhere Sicherheitsmaßnahme. „Ach kommt schon Jungs, seit doch nicht so eingefahren“, trällerte er weiter, jedoch ohne Erfolg auf jegliche Reaktion.

Seufzend ließ er sich zum stehen hochreißen und aus der Zelle führen, doch auf dem Weg zum Therapiezimmer zog sich dann doch wieder sein Grinsen in die Breite.

„Ich hoffe ihr gefallen meine Haare, hab sie Gestern extra für sie schneiden lassen“, meinte er mit einem folgenden Kichern und betrat schließlich den kleinen Raum. Sofort fielen seine Augen auf den großen Schreibtisch, der das Zimmer deutlich verkleinern ließ, dann auf die Person welche dahinter saß. Breiter als jemals zuvor zogen sich seine Mundwinkel nach oben. „Püppchen“, hauchte er der Ärztin amüsiert entgegen und ließ sich auf den Stuhl vor ihr fallen. „Na was für eine Überraschung, ich dachte schon du hättest das weite gesucht, nach unserem nächtlichen Plausch...du erinnerst dich doch noch?“. Ein auffälliges Zwinkern folgte seinen Worten, woraufhin die Beiden Männer die Ärztin missmutig anblickten und Joker sich freudestrahlend über die Lippen leckte und ein Bein über das Andere schwang.

Und was wäre, wenn es doch jemand verstehen würde?

Die Tür schwang auf.

Zwei Wachmänner traten ein, im Schlepptau den hageren, grünhaarigen Joker und mit einem viel zu breiten Grinsen ließ sich dieser auf dem Stuhl vor ihr nieder. Harleens Herz machte einen riesigen Sprung vor Vorfreude auf die heutige Sitzung. Sie war guter Dinge und optimistisch, dass dies ihrer Karriere einen gewaltigen Push geben würde.

Sie erstarrte kurz als die Gestallt vor ihr das nächtliche Treffen ansprach und die missmutigen Blicke der Wächter auffing. "Meine Herren, keinen Grund solche Gesichter zu ziehen. Sie vergessen mit wem sie es hier zu tun haben. Der Patient ist dafür bekannt Geschichten zu erfinden und seine Mitmenschen gegeneinander aufzuhetzen. Bleiben sie also bitte professionell und glauben sie nicht jedem Irren hier. Vergessen sie nie in was für einer Einrichtung sie sich hier befinden. Und nun würde ich gerne mit meiner Sitzung beginnen. Wenn sie so freundlich wären den Raum zu verlassen und die Tür hinter sich zu schließen." und mit einer Handbewegung deutete sie in die Richtung, aus der die beiden soeben gekommen waren.

Ihre Miene hatte sich wieder gefestigt und sie sah nun den beiden Wachen zu, wie sie ordnungsgemäß den Raum verließen und die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel.
 

Endlich war sie mit ihm alleine. Harleen richtete ihren Blick auf den vor ihr sitzenden Patienten, räusperte sich und erklärte in ruhigem Tonfall: "Ich werde jede unserer Sitzungen aufzeichnen. Zu Beginn jeder Sitzung möchte ich dass sie die Kamera adressieren, also ihren Namen sagen. Soweit klar?"

Ohne auf eine Antwort zu warten drückte sie den kleinen roten Recordbutton und sogleich blinkte eines der Lämpchen freudig auf und verkündete ihr, dass die Kamera bereit sei. Sie richtete ihren Blick erneut dem Joker zu und begann in einem sachlichen Ton die Sitzung zu starten: "Dr. Harleen Quinzel. Sitzung Eins. Patient 4479. Sitzen sie bequem? Bitte adressieren sie die Kamera!" Erneut rückte sie ihre Brille zurecht und beugte sich etwas nach vorne über die Akten des Patienten, welche sie bereits ausführlich studiert hatte.

Es war nicht sein erstes Verbrechen gewesen, dass er begangen hatte. Seid geraumer Zeit schon terrorisierte er die Einwohner Gothams und das auf übelste Art und Weise. Er war ein Psychopath, unberechenbar, launisch und kalt, dennoch empfand er alles als einen riesigen Spaß, wobei es ihn wenig störte das dies auf Kosten der Bürger und deren Leben ging.
 

Harleen strich ihren Kittel glatt und nahm den sorgfältig platzierten Kugelschreiber in die eine und den Notizblock in die andere Hand. Sie war voller Tatendrang und gewillt, auch diesen Patienten zu knacken. Sie Harleen Quinzel würde es schaffen und nicht scheitern so wie all die anderen Versager vor ihr. Sie war anders, das spürte sie. Leicht atmete Harleen einmal tief ein,ehe sie sich dem Joker zuwandte und gebannt darauf wartete, dass er die Kamera adressierte und sie endlich starten konnten.
 


 

Viel sagend schmunzelte er die Frau vor ihm an und vernahm ihre kleinen Notlügen. Seine noch etwas müde dreinblickenden Augen beobachteten sie interessiert. War ja klar dass sie nun dieses Ass aus dem Ärmel zog. Wer glaubte schon einem Irren?

Als die Wache den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss lehnte sich Joker etwas tiefer in den Stuhl. Er sah zu wie sie ihre Kamera einschaltete, den kleinen Notizblock griff und die Therapiesitzung mit ihrer hohen Stimme eröffnete.

Stumm sah der Grünhaarige zunächst in die kleine Linse, welche auf ihn zeigte. Schließlich räusperte er sich und ein zucken seiner Mundwinkel war für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen. Die Blondine wirkte entschlossen und motiviert, diese würde er ihr schon schnell wieder nehmen. Auch wenn sie noch so sehr mit ihren Barbieaugen ihn begutachtete, sie bekäme nichts.
 

„Hiiii…“, hauchte er lang gezogen in die Kamera und rückte mit dem Stuhl etwas nach vorn. „Newsflash! Ein dummes Blondinchen hofft darauf, dass ich bei ihrem kleinen Spiel mitmachen werde, weil sie denkt, dass ihre ach so heilige Professionalität mich auch nur im Geringsten beeindruckt…mehr dazu erfahren sie nach der Werbung“.

Mit etwas verstellter Stimme trällerte er die schnell folgenden Worte in die Linse und such leicht triumphierend ihren Blick. Er würde auch sie zur blanken Verzweiflung bringen, was es auch koste. Diese dämliche Brille würde sie schon bald nicht mehr brauchen. Diese Ärzte kotzen ihn einfach nur an, mit ihrem Fachlatein und dem Denken alles besser zu wissen.
 

Zugegeben, das Püppchen hatte irgendwas an sich was er mochte und auch genauso hassen wollte. Es interessierte ihn brennend wie weit er bei ihr gehen konnte, wie lange konnte sie ihre professionelle Maske beibehalten. Immerhin war ihr nächtlicher Besuch, was er nun aus ihrer Notlüge schloss, nicht gerade dass was man von einer Ärztin in Arkham erwatete. Hinter der Brille steckte noch was ganz Anderes, da war sich Joker sicher. Es machte ihn sogar schon fast wütend, nicht genau zu wissen, was es war, trieb ihn jedoch noch mehr dazu an, es aus der Blondine herauszukitzeln.

„Hmm…Nein ich glaub das war nicht gut…können wir noch mal von vorn anfangen und bei dem schlechten Licht müsste ich vielleicht auch noch mal in die Maske“, witzelte er weiter und zog das Grinsen in die Länge.

Der Blasse könnte sich lachend über den Fußboden rollen, dass dieses kleine Weib wirklich annahm, er spränge auf ihr Gefasel an.
 


 

Immer noch saß sie gerade in ihrem Stuhl, den Notizblock in der einen Hand, den Schreiber in der anderen. Sie war darauf gefasst gewesen keinerlei Kooperation von ihm zu erwarten.

Harleen hob eine Augenbraue und blickte ihn gerade zu mütterlich an. "Sarkasmus mein Lieber,wird dir hier auch nicht weiterhelfen und es bringt dich auch ganz sicher nicht hier raus“ sagte sie in einem mahnenden Tonfall. Ihr war klar gewesen, dass es kein einfacher Spaziergang werden würde und es Zeit brauchen würde, bis sie das tiefste, Innerste des Jokers ergründen würde. Von den anderen Sitzungen hatte sie bereits die Berichte vorliegen gehabt und konnte so die Fehler ihrer Vorgänger vermeiden. Noch immer saß sie Kopfschüttelnd da, als sie über die törichte Therapie nachdachte, die einer ihrer Kollegen versucht hatte. Wie kam man bitte auf die irrsinnige Idee einen Psychopathen mit Nähe zu therapieren? Amateure, wie sie fand, das würde ihr so schnell nicht passieren.
 

Erneut setzte sie zu einer Frage an: "Du bist nun schon über einen Monat hier ohne wirkliche Fortschritte zu machen. Der erste Schritt wird sein, dass du dir bewusst wirst, warum du hier bist. Leute die hier eingesperrt werden haben grauenvolle Dinge getan. Also warum bist du hier?" Sie lehnte sich etwas zurück und drückte ihre Brille dabei wieder auf ihre Nase. Sie wusste, dass der Joker versuchen würde mit ihr zu spielen, wie er es mit jedem der einfältigen Ärzte zuvor getan hatte.
 

Diese erste Sitzung war wichtig für sie, sie würde ihr zeigen wie die Folgenden verlaufen würden. Niemand erhoffte sich etwas von der Therapie des Jokers, waren doch zu viele zuvor daran gescheitert. Es entlastete sie ungemein, dies zu wissen, jedoch spornte es sie auch an. Wer war dieser Joker und warum waren all die Ärzte vor ihr an ihm gescheitert?

Im Endeffekt war er doch auch nur ein Mensch oder etwa nicht? Und wenn dem so sei, konnte man ihn auch brechen. Es würde wohl seine Zeit dauern, aber irgendwann würde auch er resigniert vor ihr kapitulieren und dann würde sie es allen zeigen, dass sie Dr. Harleen Quinzel es geschafft hatte.

Etwas Gedankenverloren saß sie da und träumte für einige Augenblicke vor sich hin, ehe sie sich wieder gefasst hatte und sich der Person vor ihr zuwandte. "Also?" hakte sie noch einmal nach, um die Konversation in gang zu bringen. Ihr Notizblock strahlte noch immer gähnende Leere aus und sie war gewillt dies schnellstmöglich zu ändern.
 


 

Etwas grummelnd musste der Grünschopf feststellen dass ihre Maske ziemlich eisern war. Sie wirkte noch nicht einmal ein bisschen wütend. Mit einem Pokerface zitierte sie ihre dämliche Frage und rückte die Brille weiter nach oben. Wie gerne er doch sich dieses Teil nehmen, auf den Boden werfen und mit seinen Füßen darauf rumtrampeln würde. Mit einem lang gezogenen Augenrollen wechselte er seinen Beinschlag und zerrte leicht an der Jacke herum.

„Alsooo“, amte Joker sie genervt nach. Was sollte er darauf antworten? Natürlich vollbrachte auch er grausame Taten, doch diese Taten hatten schließlich einen Sinn und Zweck. Er saß doch nur hier drin, weil ihn keiner verstand, so einfach war das. „Ich bin mir voll und ganz bewusst warum ich hier bin Süße.“ Mit einem leichten Schmunzeln, lehnte er sich ein Stück nach vorn. „Ich glaube, dass viel eher ihr nicht wisst, warum ich hier bin…verrat mir deine Diagnose Doc, warum wurde ich nach Arkham gebracht?“ Mit starrender Neugier blickte er sie an.
 

Er hasste diese Frage-Antwort-Spiele und doch schlich sich ein amüsanter Gedanke in seinen Kopf, weshalb er sein Grinsen nicht ablegen konnte. Der Wille von der Ärztin ihn endlich zu knacken, war wahrscheinlich genauso groß, wie sein Wille, sie zu knacken. Ironie des Schicksals könnte man es nennen. Und ohne Kontrolle darüber, kicherte er sogar kurz auf.

Welches er aber dann doch ein Räuspern unterbrach und die Gedanken wieder in hier und jetzt fokussierte.
 

Die beengende Jacke störte ihn mit jeder Minute mehr, er hasste es sich nicht frei bewegen zu können und ohne es wirklich zu merken, zerrte er etwas stärker. Natürlich blieb es vergebens, doch man konnte mit diesen Dingern einfach nicht still halten, man musste wenigstens versuchen sich aus der wirklich unangenehmen Haltung zu befreien. Mit dem Auskugeln des Armes könnte man vielleicht frei kommen, doch würde die Blondine sofort die Wachen rufen und die ganze Aktion wäre umsonst gewesen. Aber es war der Gedanke daran, dass man es schaffen könnte, welcher das Zerren etwas abschwächen ließ. Diese Idee würde er sich auf jeden Fall mit einem roten Edding dick im Hinterkopf Unterstreichen, ob früher oder später, er käme schon irgendwie hier raus.
 


 

Ein leichtes Seufzen entrann ihrer Kehle. Zumindest redete er und er war sich auch über seine Taten bewusst. Das war doch schon mal ein guter Anfang, dachte sie sich im Stillen. "Nun, deiner Akte nach zu folgen, besitzt du eine melancholische, nicht sozial kompatible Persönlichkeit mit einer gestörten Weltanschauung oder kurz ein weiterer Psychopath in Gotham" zitierte sie ruhig die Akte die geschlossen neben ihr lag. Es traf recht gut zu auch wenn sie sich sicher war, dass da noch mehr dahinter steckte. Dies war nur ein kleiner Teil eines großen ganzen. Das Fundament des Kartenhauses, was sie schon bald zum Einsturz bringen würde.

Leicht strich sie sich eine Strähne aus ihrem Gesicht und machte einige beiläufige Notizen auf ihrem Block, ehe sie erneut die Stimme erhob: "Warum du hier bist? Nun das ist recht einfach. Wie eben schon aufgeführt, wurdest du als eine Bedrohung für die Bürger Gothams eingestuft und daher hier hergebracht. Du hast gegen die Norm verstoßen und wurdest dem entsprechend behandelt" schilderte sie sachlich jedoch ohne den Blick abzuwenden. Seine grünen Augen hielten sie einfach in ihrem Bann, fesselten sie und ließen sie nicht wieder los. Es schien ihr gerade zu unmöglich den Blick von ihnen abzuwenden.
 

Langsam versuchte sie sich wieder zu fassen, daher entschloss sie sich die soeben aufgeschriebenen Notizen erneut zu lesen und ihre Gedanken zu ordnen. Harleen erwartete in dieser Sitzung nichts von ihrem Patienten, sowie niemand von ihr erwartete etwas aus dem Joker herauszubekommen. Druck würde bei ihm nichts nützen, dafür war er zu schlau, zu gerissen und einfach zu...anders!
 

Mit einer gezielten Handbewegung nahm sie die Brille von der Nase, faltete sie und platzierte sie neben sich, wo auch der Schreiber zur ruhe gekommen war. Harleen richtete ihre Kleidung, faltete die Hände auf dem Tisch und sah ihm erneut in die Augen, ehe sie fragte: "Denkst du, du bist verrückt? Glaubst du dass du wirklich hier her gehörst? Oder spielst du uns nur vor verrückt zu sein um nicht nach Black Gate zu müssen?" dabei lehnte sie sich etwas nach vorne um ihm tiefer in die Augen blicken zu können. Was war hinter dieser Fassade und hinter diesem Grinsen? Diese Neugierde brannte sich zunehmenst in sie ein und ließ sie innerlich aufschreien. Wann würde sie endlich mehr über ihn erfahren? Lag es in seiner Kindheit, oder trieb er doch einfach nur ein Spiel mit ihr und war in Wirklichkeit gar nicht das, was er vorzugeben schien?
 


 

Ihr Kommentar ließ Joker die Nase rümpfen, mit tiefen Atemzügen versuchte er nicht in Zorn zu geraten. „Ein weiterer Psychopath in Gotham“ dieser Satz kratzte tief an seinem Ego. Eingebildete Schnepfe, wen interessierte es schon, was sie über ihn dachte, was interessierte es ihn? Dachte er sich verärgert und versuchte damit seine Nerven zu beruhigen.

Ein erneutes Grinsen zwang sich auf die roten Lippen und er starrte sie stumm an. Nach kurzer Stille faselte sie weiter, aber er hörte nur halb zu. Das war vielleicht besser so, sonst gäbe es schon Heute eine tote Ärztin und doch hielt sich der Blickkontakt mit ihm und der Ärztin, als hätte er sie hypnotisiert.
 

Er nach einer Weile, schaffte sie es dann aber doch auf ihren Block zu schielen und weitere Fragen zu stellen. Ein deutliches Schlucken war von Joker zu hören und er rückte noch näher an den Tisch. Mit einem verächtlichen Schnauben leckte er sich die Lippe und beugte sich weit nach vorn. Tief blickte er durch ihre Brillengläser. „Verrückt sagst du…ich…den Verrückten spielen?“, ein Kichern entrann ihm, während er fast in Zeitlupe den Kopf schüttelte. Eine bodenlose Frechheit waren ihre Fragen und währen seine Arme nicht in dieser Jacke, hätte sie sich mit dieser Frage eine ordentliche Ohrfeige eingefangen. Was bildete sie sich eigentlich ein?
 

„Jetzt sperr mal gut die Lauscher auf Mäuschen, ich hab rein nichts mit dem Haufen Irrer zu tun die sich hier nachts in den Schlaf heulen. Verrückt…verrückt…“. Das Wort brachte ihn so in Rasche das er kaum klar denken konnte. „Du hast dem Anschein nach keine Ahnung was Verrückt ist…ICH bin der Jenige, der dieser verfluchten Stadt zeigt wer die wahren Irren sind. Tag für Tag spielt es sich vor ihnen ab und sie schließen die Augen davor, wollen es nicht wahr haben…Aber ich! Ich habe es begriffen, ich sehe jetzt mit völliger Klarheit.“ Euphorie und Faszination zu seinem Denken, zeigte sich in dem stechenden Grün seiner Augen. „Soll ich dir verraten wer der wahre verrückte von Gotham City ist? Soll ich es dir verraten?“, fragte er mit hoher Stimme die eine unglaubliche Bedrohung ausstrahlte. Kurz legte er dramatische Pause ein, „...Batman.“
 


 

Euphorie entflammte in ihren Augen. Endlich etwas womit sie arbeiten konnte. Ein triumphierendes Lächeln breitete sich auf ihren Zügen aus, als sie erneut zum Stift griff und in großen Buchstaben den Namen Batman in die Mitte des Blattes schrieb und diesen heftig umkreiste.

So so... Batman also. War dies wirklich sein Schwachpunkt? War es wirklich so einfach? Harleen kam noch ein Stück näher und blickte dem Joker tief in die grünen Augen. "Batman also? Ihn definierst du also als verrückt. Interessant... Und warum ist er deiner Meinung nach verrückter als du es zu sein scheinst? Ist es nicht er, der Gotham vor so Psychopathen wie dir beschützt?" sagte sie in einem leicht sarkastischen Tonfall. Seine Weltanschauung war durchaus interessant, interessanter als all die anderen Langweiler hier. Für Harleen war nichts schlimmer als Langeweile zu haben und dieser Joker hier schien ihr einen Ausweg bieten zu können und das gefiel ihr mit fortschreitenden Zeit immer besser.
 

Sie musterte ihn eindringlich um seine Emotionen besser lesen und einschätzen zu können. Harleen wiegte sich zunehmend in Sicherheit, wodurch sie nicht zurück schreckte den Joker noch weiter zu provozieren, um ihn aus der Reserve zu locken und sein wahres Ich zum Vorschein zu bringen. Sie legte ihre Brille beiseite und öffnete ihren strengen Dutt um ihrer Kopfhaut etwas Entspannung zu verschaffen, waren sie doch eh alleine in dem kleinen Raum. Was hatte der Joker nur an sich das sie so faszinierte und fesselte? Sie stütze ihren Kopf auf ihren Handrücken und starrte ihn von Neuem gebannt an.
 


 

Die Worte, welche aus dem Mund der Blonden kamen, brachten Joker nun vollkommen in Rage.
 

Mit einer Ruckhaften Bewegung seiner rechten Schulter kugelte er sich den Arm aus und es klappte tatsächlich beim ersten Mal, man musste nur genug Kraft einsetzen und den Willen haben. Der Schmerz ließ ihn kurz nach Luft schnappen. Er war jedoch nicht halb so schlimm wie die Prügel von der Fledermaus, denen er des Öfteren ausgesetzt war. Man konnte es aushalten.
 

Schnell befreite er sich aus dem Ding, hoffte dabei, dass die Ärztin zu geschockt für einen Hilferuf war und rückte den Stuhl auf dem er saß unter die Türklinke. Perfekt. Seine Hand griff zur Schulter, das Einrenken würde erst den wahren Schmerz preisgeben. Dass konnte er aber auch im nachhinein noch erledigen. Wichtiger war, dass er nun endlich die Freiheit besaß seine Hände zu benutzen.
 

Grinsend drehte er sich zu Harleen und schlendert zurück zum Schreibtisch. Zunächst die Kamera, welche ihn über die Maßen störte. Er öffnete das Kassettendeck und nahm sich das Band heraus. „So Schätzchen, jetzt können wir ungestört reden“, sprach der Grünhaarige etwas abwesend, gesellte sich zu ihrem Stuhl und lehnte sich gegen den Tisch. „Tja nun lass mich dir erläutern warum Batman…“, bei dem Namen begannen seine Zähne fast automatisch zu knirschen, „…der wahre Geisteskranke in dieser Stadt ist.“ Joker legte eine kurze Pause ein, in der er in die Knie ging und ihren Stuhl zu sich drehte. Ohne seine Augen von den ihren abzuwenden, legten sich seine Hände über die Stuhllehnen der Ärztin.
 

„Ich erinnere mich genau an die erste Begegnung mit ihm…mit Batman. Ich fühlte mich…er ist so furcht erregend gewesen wie er in seinem schwarzen Kostüm vor mir stand.“ Gedankenverloren sah er sie an und merkte für einen Moment nicht wie er vom Thema abwich, fasste sich schließlich jedoch wieder. „Erklär mir…welcher erwachsene Mann wirft sich in ein dämliches Fledermauskostüm über, streift über die Dächer fremder Häuser und prügelt wahllos auf Andere ein? Und dass nicht nur auf unsere Insassen in dieser Anstallt…auch Unschuldige…du hast ja keine Ahnung wovon du redest Schätzchen, wenn du ihn als Beschützer darstellst. Er ist kein Beschützer, er ist ein verdammter Heuchler der sich hinter einer Maske versteckt…er müsste an meiner Stelle hier sein und erklären was ihn dazu animiert jede Nacht in diese Rolle zu schlüpfen.“
 

Nach seiner Rede hielt er kurz inne und sah sie mit einem fast flehenden Blick an. „Niemand sieht es…niemand versteht es“.
 


 

Fasziniert beobachtete Harleen das Schauspiel, welches sich ihr gerade bot. Nicht im stande sich zu bewegen und gefesselt von der grandiosen Darbietung starrte sie auf den Joker, welcher sich in Sekundenschnelle aus der Zwangsjacke befreit hatte und mit seinem Stuhl nun die Tür blockierte. Es dauerte einen Moment ehe sich Harleen wieder gefasst hatte und die Situation begriff. Ihre Neugierde würde sie nun vielleicht das Leben kosten, oder war es vielleicht eine Chance wert sein Spiel mitzuspielen? Würde sie so vielleicht an mehr Informationen gelangen?
 

Adrenalin durchflutete ihren Körper als der Joker näher kam und seine Hände auf die kahle Stuhllehne legte. Ihr wurde heiß und kalt bei dem Gedanken eventuell doch einen Fehler begangen zu haben. Hektisch blickte sie sich zur Tür um. Hoffentlich hatten die Wachen nichts bemerkt. Wenn sie sehen würden, wie schnell ihr die Kontrolle entglitten war, wäre sie ihren Patienten schneller los, als ihr lieb wäre. Das sie gerade mit ihrem Leben spielte schien sie gar nicht erst richtig zu realisieren, war doch die Chance auf Erkenntnis viel größer und reizvoller.
 

Gebannt lauschte sie nun den Worten des Jokers und mit schnellen Handbewegungen schrieb sie das Gesagte auf ihren kleinen Notizblock. War dies der Schlüssel zu all den Antworten? War es wirklich so leicht mehr über ihn herauszufinden und wenn ja, warum hatte das nie jemand vor ihr geschafft? Eins stand fest, er hasste, nein verabscheute gerade zu Batman, doch irgendetwas sagte ihr, dass dies nicht alles war. Sein Sinn für Gerechtigkeit war ein völlig anderer. Batman, welcher die Bösen bestrafte und dafür sorgte, dass Gotham etwas beruhigter schlafen konnte war in den Augen des Jokers ein übler Verbrecher, wenn nicht sogar Psychopath. Was bewegte den Joker zu solch einer Anschauung?
 

Harleen legte die Stirn in Falten und versuchte ihre Gedanken neu zu ordnen. So viele Fragen die sich plötzlich stellten und keine Ahnung mit welcher sie anfangen sollte. Sie nahm einen tiefen Atemzug um ihre Aufregung zu senken und wieder die gewohnte Professionalität zurück zu erlangen. „Also ist Batman das Problem in Gotham, sehe ich das richtig? Ist er derjenige der alle Schurken dazu veranlasst falsch zu handeln? Aber die wohl weitaus wichtigere Frage die sich mir stellt, gäbe es den Joker noch, wenn es Batman nicht mehr geben würde?" um sich selbst zu bestätigen nickte sie leicht dabei. Dies schien ihr als durchaus logisch. Würde es Batman nicht geben, was würde dann aus dem Joker werden? Er dessen Inhalt doch an dieser Person zu hängen schien. War Batman womöglich sogar seine innere Kraft die ihn antrieb? Wenn ja würde dies ihn zu einer weitaus gefährlicheren Person machen, als sie bis stato angenommen hatte.
 

Ein kalter Schauer lief ihr bei dieser Erkenntnis über den Rücken. Was wenn es wirklich stimmte? Ihre Augen suchten erneut die des Jokers und versuchten, diese von neuem zu ergründen und seine Reaktionen zu erahnen. Ihr Herz schien gerade zu, zu rasen und ihre Finger tanzten eilig über das Papier, welches sich auf ihrem Schoß befand. Wie eine ertrinkende krallte sie die andere in das raue Papier, sodass die Seiten leise unter dem Druck raschelten.

"Was animiert dich zu deinen Taten? Etwa der gleiche Antrieb wie Batman? Willst nicht auch du Gerechtigkeit schaffen? Ist es nicht das was dich antreibt, die Angst vor Batman, die Angst davor, dass er deine Pläne, deine Träume durchkreuzt, dich vernichten will?" Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren und immer neue Vermutungen drängten sich ihr auf. "Und was wäre wenn es doch jemand verstehen würde?" sagte sie nun verträumt und gleichzeitig erschrocken über sich selbst. Was hatte sie da gerade geäußert? Es war eindeutig ein Fehler gewesen dies laut auszusprechen, war es doch nur ein vorbeiziehender Gedanke gewesen, ein Hirngespinst und nichts Weiteres.
 

Erschrocken hielt sie reflexartig eine Hand vor ihren Mund, ehe sie im Nachhinein feststellte, dass diese Geste das ganze nur noch mehr verschlimmerte. Was war nur los, dass sie so unprofessionell handelte? Sie würde noch Kopf und Kragen dabei riskieren und das schon innerhalb der ersten Sitzung. Wut mischte sich nun mit in ihre Züge und sie war enttäuscht über sich selbst und ihre Unzulänglichkeit. Erneut sog sie die Luft tief ein und versuchte ihren Kopf frei zu machen, sie durfte jetzt nicht die Nerven verlieren und musste einen klaren Kopf bewahren.
 

Langsam richtete Harleen ihren Blick auf die Gestallt vor ihr. Das grüne Haar hing ihm wirr ins Gesicht und verlieh ihm ein irres Aussehen. Doch das schlimmste an ihm waren einfach seine stechend grünen Augen, die sie jedes Mal aufs Neue in ihren Bann zogen und immer tiefer in sie hinein rissen. Harleens Hand begann leicht zu zittern unter der Anstrengung des heftigen Schreibens. Kurz setzte sie den Stift ab und ließ ihr Handgelenk einige Male kreisen, ehe sie wieder im rasantem Tempo ihre Gedanken zu Papier brachte, gebannt was der Joker ihr als nächstes preisgeben würde.
 


 

Der Bleiche sah zu, wie seine gesprochenen Worte das Gehirn der Ärztin zum denken anregten. Sie schien gerade zu, zu platzen vor Euphorie und Freude endlich was zu haben, welches sie auf ihr kleines Notizblock kritzeln konnte. Ihre leicht zittrige Hand arbeitete auf Hochtouren. Es war erstaunlich mit anzusehen, wie so einfache Gedanken, die nur von ihm gesprochen wurden, einen Menschen so anregen konnten. Und doch fragte er sich für einen kurzen Moment, ob er nicht zu viel von sich preisgab. Denn bedauerlicherweise gab es doch eine Sache, nein, eine Person die sein einziger Schwachpunkt war. Welche seine Emotionen die er doch so gerne in einem dicken Save aus Stahl einsperrte, zum glühen brachten.
 

Die Fragen, welche aus der Blondine, die ihn ansah als wäre er die Lösung aller Probleme, heraussprudelten, bestätigte nur seine Sorge. Er verriet zu viel. Tatsächlich gab es zuvor keine Ärztin die in ihm auch nur den kleinsten Funken auslösen konnte. Und dieses kleine, hübsche Blondchen, verursachte ein ganzes Inferno.
 

Ihre Stimme prasselte auf ihn herab, er sah sie jedoch die Zeit über nur stumm an. Sie faszinierte ihn, er musste, auch wenn er das nicht gern tat, zugeben, dass er sie unterschätzte. Vielleicht war es auch einfach ihre mädchenhafte Neugier und diese unbegreifliche Furchtlosigkeit, welche es als erste schaffte in ihm etwas auszulösen.
 

Antworten lagen Joker auf der Zunge und drängten ihn sie auszusprechen, doch er hielt stand. Für Heute hatte er der Ärztin nun wirklich genug gesagt, für alle Zeit genug gesagt. Er entschied die restliche Sitzung damit zu verbringen sie einfach nur weiterhin stumm anzustarren. Dass wäre das Beste für alle Beteiligten. Und gerade als der Grünhaarige den Blick für eine Sekunde abwandte und sich zum Aufstehen animieren wollte, hörte er diese Worte, ein Satz auf den er so lange gewartet hatte.
 

Wie aus der Pistole geschossen fanden seine Augen zurück zu ihren. Harleen presste ihre Hände auf den Mund, als hätte sie ein Schimpfwort in der Kirche ausgesprochen. Ihr fast panischer Blick ließ Joker zum Grinsen verleiten. Ihre Augen, die ganze Körpersprache, verdeutlichten ihm nur das sie die Worte ernst meinte. Sie, die Erste, verstand es.
 

„Hee...“, entglitt es ihm etwas unintelligent und er fuhr nach oben. Sein Kopf beugte sich zu ihrem, so dass seine Stirn fast die der Ärztin berührte. Das Grinsen des Jokers reichte ihm fast bis zu den Ohren. „Mäuschen…“, hauchte er in ihr Gesicht, „…du verstehst es wirklich nicht wahr?“. Er nahm tief Luft und seine beiden Hände legten sich sanft, wenn auch bestimmt auf ihre glühenden Wangen. Der grüne Schopf legte eine etwas schiefe Position ein.
 

Die Berührung hatte nichts bedrohliches, auch nichts erotisches an sich. Es war als hielt er das Gesicht eines kleinen Kindes in seinen Händen. „Weist du…das ändert schlagartig alles."

Sie war der Schlüssel. Das begriff er nun und ohne weiter zu sprechen, drehte er sich um, rückte den Stuhl von der Tür und klopfte leicht gegen diese. „Jungs, die Sitzung ist beendet, ihr könnte mich abführen“, sprach er mit schwacher Stimme und bevor er noch das letzte Wort ganz aussprach platze die Tür auf. Die Wärter sahen erst ihn mit verwirrtem und gerade zu dämlichem Gesicht an, dann Dr. Quinzel. „Doktor? Was…was ist hier los?“
 


 

Noch immer hatte sie die Hände auf den Mund gepresst, welcher zuvor diese Worte hervorgebracht hatte. War er nun die ganze Zeit still gewesen, so änderte sich dies schlagartig. Sein Blick fand erneut den ihren und er kam bedrohlich nahe, bis sie nur noch wenige Zentimeter trennten. Adrenalin schoss durch ihre Venen und schien sie gerade zu sprengen zu wollen. Das unheilvolle Grinsen auf seinem Gesicht verstärkte dieses Gefühl nur zunehmenst und ihr Fluchtinstinkt meldete sich.
 

Kurz bevor sie aufspringen und um Hilfe schreien wollte, legten sich seine großen, kühlen Hände auf ihre heißen Wangen und hielten sie gerade zu sanft fest. Unfähig sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen verharrte sie in dieser Position. Ihr Atem stockte und sie war gefasst, dass dies das Ende war. Harleen Quinzel würde nun ihren Tod finden, wegen Unprofessionalität und Dummheit. Hatte sie das ganze doch verdient gehabt. Alle in der Anstalt würden über ihren Tod lachen und sich bestätigt fühlen, dass sie der Aufgabe nicht gewachsen gewesen sei.
 

Mit dem Leben abschließend saß sie dort auf dem kleinen Stuhl am anderen Ende des Raumes und beobachtete fassungslos, wie er die Tür freigab und sich ohne irgendeinen Widerstand, ja geradezu freiwillig von den Wachen abführen ließ. Blitzschnell reagierte Harleen auf die Situation. In Sekundenschnelle hatte sie sich wieder gefasst, richtete sich auf und nickte dem Personal zu: "Was hier los ist sehen sie doch. Die Zeit ist um für die heutige Sitzung und der Patient 4479 wird nun wieder in seine Zelle abgeführt. Wenn sie also so freundlich wären? Ich brauch noch einen Moment um meine Sachen zu ordnen" und mit den Worten kramte sie die Kamera zusammen und sammelte ihr Hab und Gut ein.

Ich Kopf explodierte gerade zu vor Fragen, welche sich ihr im rasanten Tempo aufdrängten. Was war gerade passiert? Hastig durchblätterte sie die Berichte auf Indizien. Nein nicht ein einziger Fall bei dem der Joker nicht Handgreiflich geworden war. Warum hatte er sie dann verschont? Hatte sie etwa etwas in ihm getroffen, einen Punkt in dem er doch verwundbar war?
 

Den restlichen Tag verbrachte sie mehr als eine Art Geist. Ihre Gedanken trifteten zunehmenst ab und sie konnte sich nur schwerlich auf die vor ihr liegende Arbeit konzentrieren.
 

Harleen konnte sich nicht daran erinnern nach Hause gefahren zu sein, fand sich jedoch nackt unter ihrer Dusche wieder. Der Tag hatte sie sehr geprägt und so viele Dinge schwirrten ihr noch immer im Kopf herum.
 

Die Tage zogen ins Land und der Dienstag rückte näher, an dem sie den Joker wieder sehen würde. Ihre Gedanken hatten sich gefestigt und sie war gut vorbereitet für die nächste Sitzung, dachte sie zumindest.
 

Am Abend vor dem besagten Dienstag lud man sie zum Essen ein. Ihr Freund wollte sie schick ausführen und mit begeisterter Miene hatte sie dem zugestimmt. Etwas Ablenkung vor Morgen tat ihr sicher gut und so fand sie sich in einem hübschen Abendkleid in dem wohl teuersten Restaurant der Stadt wieder. Wie lang war es her gewesen, dass Christopher mit ihr ausgegangen war?
 

Der Abend verlief gut und auch das Essen war einfach hervorragend. Es tat gut etwas Abstand von der Arbeit zu nehmen und in dem Augenblick, als sie es am wenigsten erwartete fiel Christopher vor ihr auf die Knie, um für ihre Hand anzuhalten. Harleen verschlug es die Sprache und Tränen traten in ihre Augen. Wie sehr hatte sie sich diesen Tag immer als kleines Mädchen erträumt und nun wurde es tatsächlich wahr. Mit zitternder Stimme hauchte sie ihm das so erhoffte "Ja" entgegen und fiel ihm überglücklich um den Hals. Sie küsste ihn leidenschaftlich, ehe sie von ihm abließ und den kleinen, zierlichen Diamant besetzten Ring an ihrem Finger begutachtete. Er musste ihn ein Vermögen gekostet haben und mit einem sanften Lächeln sah sie zu ihm hinüber.
 

Der nächste Tag brach an und noch immer schwebte Harleen auf Wolke Sieben. Mit einem breiten Lächeln fand sie sich in dem kleinen Raum, welcher ihr als Therapierzimmer diente wieder. Sie platzierte erneut die Kamera neben sich, legte Stift und Papier bereit und setzte sich auf den Stuhl, welcher der Tür zugewandt war. Ihr Blick schweifte ins Leere und erneut sah sie die Bilder des gestrigen Abends vor Augen. Die Tür schwang auf und mit ihrem Geräusch wurde auch Harleen wieder in das hier und jetzt befördert. Sie musste sich konzentrieren, vielleicht würde sie heute ja mehr erfahren.
 


 

Spürbar missmutig und mit noch immer dämlicher Mimik, griffen die beiden Lackaffen nach den Armen des Jokers. Und da sein Arm noch immer sehr von der Ausrenkung pochte, hätte die Position des Griffs nicht dümmer landen können. Der Bleiche steckte viel ein, aber das tat verdammt noch mal sau weh. Mit einem Biss auf die Zunge verdrängte er ein Aufkeuchen und ließ sich durch den Flur führen, dabei bedacht Schritt zuhalten. Ein Zerren wollte er definitiv vermeiden.

Der Blickaustausch der Wachmänner sprach Bände, beide fragten sich sicherlich, warum der Kerl mit dem kranken Humor nun plötzlich keine Zwangsjacke mehr trug und Joker konnte auf die unausgesprochene Frage nur hämisch grinsen.
 

An seiner Zelle angekommen, nahm der Grünschopf schon einmal tief Luft. Das Einrenken seines Arms stand bevor. Natürlich könnte er auch einen Arzt aufrufen lassen, doch dann käme heraus, dass er sich selbst befreit hatte. Die blonde Ärztin würde unter Verhör kommen und nach einem riesigen Papierkrieg würde sie womöglich im hohen Bogen rausfliegen. Das konnte er nach seiner heutigen Erleuchtung nicht riskieren, also blieb ihm kaum was anderes übrig, als den Scheiß selbst zu machen.
 

Nachdem er nun endlich allein war, ließ er sich auf den Boden fallen, stemmte die Füße gegen das Bettgestell und griff mit dem ausgerenkten Arm eines der hinteren Bettpfosten. Einmal Zähne zusammenbeißen und kraftvoll ziehen, dann müsste die Sache getan sein. Wenn er sich da nur nicht schwer getäuscht hatte. Die ganze Aktion selbst zu bewerkstelligen war nicht annähernd so einfach, wie sie von einem Kittelträger erledigen zu lassen. Beschwerlich machte es auch noch das Bett, welches durch das leichte Gestell mitrutschte. Fester stemmten sich seine Füße dagegen, bis es endlich knackte und er vor Schmerz rückwärts zu Boden ging. Keuchend, jedoch erleichtert, grinste er die Decke an. Geschafft.

„Wer sagst denn“, flüsterte Joker atemlos in die Stille und beschloss erst einmal auf dem kalten Boden liegen zu bleiben. Seinen nicht schmerzenden Arm verschränkte er hinter dem Kopf und schloss für einen Moment die Augen.
 

Eine ganze Woche würde es nun dauern, bis er Harleen wieder sah. Eine Woche die ihm blieb um sich genau auszumalen wie er weiter vorgehen würde. Sie war der verdammte Schlüssel, er konnte es noch immer kaum glauben. Sein Grinsen wollte kaum ein Ende finden bis er vor Erschöpfung auf dem Beton einen tiefen Schlaf fand.
 

Wie auch zuvor füllten sich die Tage mit unerträglicher Langweile. Jeder glich dem Anderen und trieb einen mehr und mehr in den Wahnsinn. Ein Glück wenn man sich auf etwas freuen konnte, denn der Tag für die nächste Therapiestunde rückte immer näher. Wenn er einen Kalender hätte, wäre der Dienstag mit einem fetten, roten Smiley markiert worden.

Fast jede freie Minute verbrachte er damit an die letzte Sitzung zu denken. Ihre panischen Augen wie sie sich den Mund zupresste, der Anblick war einfach nur göttlich. Hätte er doch ein Foto machen können, in Posterformat würde es in seiner Zelle hängen. Es war wahrlich ein Bild, das sich für alle Zeit in sein Gehirn brannte. Auch ihre Worte sprangen in seinem Kopf herum, wie ein nicht enden wollendes Echo. Für einen winzigen Moment ließ sie tatsächlich ihre eiserne Maske fallen, wenn es doch nur immer so wäre. Und genau das war der Plan, sie musste das Teil endlich ganz absetzen, spüren wie gut es sich anfühlt endlich frei zu sein.

Sich nicht jede Sekunde den Kopf zu zerbrechen wie man die Menschen um sich herum beeindrucken konnte, wie man sich auch ja nicht lächerlich machte. Immer das mit den Wölfen heulen, das kotzte ihn an, wäre nur jeder Mensch so, wie ihn die Natur erschaffte, säße er jetzt nicht in dieser Zelle sondern würde das wahre und freie Leben genießen.
 

Joker musste sich an diese freie Sekunde der Blondine festkrallen, sie nicht mehr loslassen. Er würde wie ein wildes Tier an dem Eisen kratzen und beißen bis es endlich zerbrach. Ihre Erlösung stand kurz bevor, der morgige Tag würde ihn einen Schritt näher an sein Ziel bringen und die Vorfreude wuchs bis ins äußerste hinaus.
 

Erstaunlich wie gut er die Woche sogar schlief. Die dunklen Augenringe verblassten allmählich und auch das Spröde von seinen Lippen verschwand. Langsam sah er wieder wie der wahre und echte Joker aus.
 

Der ersehnte Tag brach heran und die Tür seines verhassten Zimmers wurde geöffnet und nicht einmal die Jacke, welche ihm gleich übergestreift wurde, konnte seine Laune ankratzen. Er fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr und ließ sich mit amüsanten Summen in den Therapieraum führen.
 

Hinter ihm schloss sich die Tür und Joker setzte sich mit einer strahlenden Honigkuchen-Miene vor den Schreibtisch. Sofort, als könne er es kaum erwarten, suchten seine Augen nach ihren und streiften dabei ihr gefalteten Hände. Irgendetwas störte ihn an diesem Bild, etwas war anders. Natürlich, der Ring mit Diamantfassung, welcher sich an ihrem zierlichen Finger befand. Ein verdammter Verlobungsring, welchen nur eine schnöselige Schmalzlocke hätte kaufen können, so protzig wie der Klunker ihm ins Gesicht spuckte.
 

Leichte Falten zeichneten sich auf seiner Stirn und das strahlen verlor deutlich an Ausdruckskraft. „Sie einer an…wer ist denn der Glücklich“, presste der Mann in der Zwangsjacke zwischen den Zähnen hervor und starrte sie, mit einem unerklärlichen funkeln in den Augen, an.

Denkst du wirklich so darüber, oder treibst du nur ein Spiel mit mir?

Ihr Blick wanderte hoch von ihren Händen, hin zu seinen grünen, leuchtenden Augen. Überrascht ihn mit so guter Laune anzutreffen beobachtete sie ihn, wie er sich ohne Widerstand in den Stuhl niederließ und ihrem Blick folgte.

Etwas in seinen Zügen veränderte sich als er den schmalen Ring an ihrem Finger entdeckte. Harleen wurde durch den darauf folgenden Satz in ihrer Annahme bestätigt. Passte es ihm etwa nicht, dass er, der Joker, nicht der einzige Mann in ihrem Leben war?

Etwas an dieser Vermutung ließ sie innerlich lächeln und so antwortete sie, leicht in Gedanken verloren: "Mein Freund hat mir gestern einen Heiratsantrag gemacht und ja, ich habe zugestimmt", dabei musterte sie erneut die Diamanten, welche ihre Hand vortrefflich zierten. "Aber das soll nicht Bestandteil der Sitzung sein. Schließlich geht es hier um dich!".
 

Harleen räusperte sich kurz ehe sie die Kamera von neuem adressierte: "Dr. Harleen Quinzel. Sitzung Zwei. Patient 4479. Wie ich sehe hast du heute gute Laune. Zumindest hatte es bis eben noch den Anschein. Warum so guter Dinge? Wie es scheint, machen wir Fortschritte, denn mir kamen keine weiteren Vorfälle zu Ohren. Sehr schön!", sagte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, dabei bedeutete sie der Wache die Tür hinter sich zu schließen und sie alleine zu lassen.
 

Harleen hatte ein gutes Gefühl bei dem heutigen Tag und es motivierte sie zunehmest, dass es seit dem sie den Patienten übernommen hatte keine weiteren Vorfälle gegeben hatte. Das würde sich positiv auf ihre Karriere auswirken, soviel stand fest, sie durfte jetzt nur keine weiteren Fehler mehr machen, musste ihre Professionalität bewahren und mehr über ihn herausfinden.
 

Schon wieder drifteten ihre Gedanken ab, hin zum gestrigen Abend. Sie hatte das ganze wohl noch nicht so recht verkraftet und wurde sich erst jetzt der Konsequenzen, die dies mit sich führte bewusst. Ihre Miene änderte sich schlagartig bei der Erkenntnis, dass mit der Hochzeit auch der vermeintliche Umzug nach Metropolis bevorstand. Aber wollte sie wirklich einfach so ihre Arbeit hier aufgeben und stattdessen mit Christopher in Metropolis ein bürgerliches Dasein führen?
 

Schnell versuchte sie sich wieder zu fassen und sich auf ihren Patienten zu konzentrieren. Was war nur schon wieder los mit ihr? So war sie doch sonst nicht. Sie nahm einen ihrer Stifte in die Hand und suchte den Blick des Jokers. Es war schwer abzulesen was er gerade dachte, spiegelten sich doch so viele und doch keine Emotion auf seinen Gesichtszügen wieder.

"Wie erging es dir denn nun die Woche über? Du hattest ja genug Zeit über meine Fragen nachzudenken auf die ich letzte Woche keine Antwort bekommen habe. Wie wäre es wenn wir damit beginnen?", fragte sie in einem freundlichen aber dennoch bestimmten Tonfall, dabei nahm sie die Brille von der Nase, welche sie zunehmend als störend empfand.
 

War Metropolis wirklich der Ort wo sie sein sollte? Weg von ihrer Heimatstadt Gotham? Weg von ihrem sozialen Umfeld? Wütend kniff sie sich ins Bein, um ihre Gedanken erneut auf den Patienten zu richten. Gespannt wartete sie auf die Antwort des Jokers.
 


 

Nicht einmal der Grünhaarige selbst konnte seine Emotionen deuten. Eifersucht konnte es doch schwer sein. Nein völlig unmöglich dass es sich um Eifersucht handelte, dies gehörte nun wirklich zu denen Gefühlen, welche zu einem Häufchen Asche verbannten, als sich die Chemie in seine Haut fraß. Doch was war es, das ihn nun so aus der Fassung brachte?

Die Gedanken und Regungen einer fremden Person zu deuten, war für Joker im Vergleich zu seinen eigenen ein wahres Kinderspiel.

Versucht nicht weiter auf das kleine Schmuckstück zu starren, lehnte er sich zurück und beobachtete Harleen wie sie versuchte die zweite Sitzung zu beginnen. Als sie seine gute Laune ansprach horchte Joker auf, nur war sein Grinsen lange nicht mehr so freudeerfüllt, wie zuvor.
 

Eine gespielte Lässigkeit machte sich auf seinem bleichen Gesicht breit und er versank noch tiefer in der Stuhllehne. Warum verdammt noch mal regte ihn nur dieser Ring so auf? Was juckte es ihn denn, mit wem sie ihre Freizeit verbrachte? Der Typ geelte sich wahrscheinlich die Haare mit seinem eigenen Speichel, dachte er sich gehässig während die Ärztin ihre Fragen aussprach.

Kurz dachte er darüber nach. Wollte er wirklich da weiter machen, wo sie das letzte Mal so abrupt geendet hatten? Eigentlich nicht.
 

Er wollte über Sie reden, wollte mehr über ihren Schmierlappen wissen, wollte noch einmal das von letzter Woche an ihr sehen. Also wie vorgehen?
 

„Mir ging es fantastisch Schätzchen, der Pool hatte eine angenehme Temperatur, das Personal war überaus freundlich und die Küche, wirklich exquisit“. Sarkasmus war doch schon einmal ein guter Anfang, dachte er sich, mit einem passenden Kichern und hob eine der grünen Brauen an. „Eigentlich, so ganz unter uns, blieb mir nur eine Frage, oder besser gesagt, eine Aussage von dir im Gedächtnis.“ Mit seinem starrendem Blick versuchte er deutlich zu machen, was genau er damit meinte. „Weist du…“, er legte eine kurzer Pause ein um einen dramatischen Effekt zu erreichen, „es hat mich wirklich zutiefst berührt, als du meintest, dass es Jemanden gäbe der mich verstehen könnte und ich glaube wirklich, dass ich diese Person gefunden habe. Jemand mit dem ich endlich meine tiefsten Gedanken teilen könnte.“ Mit großen Augen beugte er sich vor, „es war wie eine Erleuchtung, endlich gibt es für mich einen Grund hier zu bleiben, eine Person an die ich mich binden kann“. Mit einem fast schüchtern wirkenden Schmunzeln bestärkte er sein kleines Spiel.
 

Er beherrschte es schon fast perfekt, wenn da nicht ihr kleiner Finger auf dem Tisch läge, der ihn wieder und wieder aus dem Konzept brachte. Der Bleiche durfte es jetzt bloß nicht vermasseln, der Köder war geworfen, jetzt musste sie nur noch zubeißen. Wenn er sie erst einmal an der Schnur hatte, wäre der Rest ein Klacks.

Seine Finger pulten an dem festen Stoff der Jacke herum, während er sich mit aller Kraft an ihre Augen krallte. Ohne Brille sah sie wirklich ausgesprochen hübsch aus, er mochte es wenn eine Frau natürlich blieb, diese Fakebrille war einfach nur dämlich. Nachdem wie er sie nun einschätzen konnte, brauchte sie das Teil nun wirklich nicht. „Und schmeiß die Brille oder was das Teil darstellen soll weg, glaub mir Schätzchen, ohne siehst du bedeutend besser aus“, fügte er seiner dramatischen Szene zwinkernd hinzu, ein wenig die Stimmung auflockern half immer.
 


 

Harleen zog eine Augenbraue hoch, als sie die sarkastischen Worte des Jokers vernahm und ein etwas genervtes Seufzen entrann ihrer Kehle. Wieso musste er immer alles direkt ins Lächerliche ziehen? Sie gab sich große Mühe, aber er schaffte es irgendwie jedes Mal, dass ihre Fragen so lächerlich schienen, dass sie bereits selbst an ihren Formulierungen zweifelte.

Ihre Miene wurde eisern, als er das erwähnte, was sie am wenigsten hören wollte. Den Fehler der letzten Sitzung. Noch immer nagte dies an ihr und trieb sie zur Weißglut über ihre eigene Dummheit. Aber hatte nicht genau das ihr den Weg zu seinem inneren geebnet? Hatte er nicht gerade selbst gesagt, dass er jemanden brauchte, dem er alles erzählen konnte, der ihn verstand? Und war nicht gerade sie Harleen Quinzel die richtige für dieses Vorhaben?
 

Ein Glanz von Hoffnung, aber auch Skepsis lag in ihren Augen, welche gerade zu an denen des Jokers zu hängen schienen. Die Art wie er dies alles sagte klang sowohl ehrlich, als auch völlig absurd, zumal es aus seinem Mund stammte. Es passte einfach nicht zu ihm, sich so einfach zu öffnen. Oder lag es doch einfach nur an ihr? Hatte sie einfach einen besseren Draht zu ihm, als all die anderen vor ihr? Aber das würde bedeuten, dass sie nicht nach Metropolis ziehen könnte oder vielleicht doch? Sie müsste es ja nur schaffen ihn in der kurzen Zeit die ihr noch blieb zu therapieren und ihn danach an jemand anderes weiter zu reichen. Es würde zwar an ihrem Ego kratzen, aber auf der anderen Seite, wäre ein Leben mit Christopher schon sehr reizvoll.
 

Bei dem Gedanken wanderte ihr Blick unfreiwillig wieder zurück auf den Ring. Er musste ja nicht erfahren, dass sie vorhatte wegzuziehen und so setzte sie eine freundliche Miene auf und blickte ihm erneut in die grünen Augen. "Denkst du wirklich so darüber oder treibst du nur ein Spiel mit mir so wie mit all den anderen vor mir?" fragte sie mit einem hauch von Hoffnung in der Stimme. Irgendwas in ihr wehrte sich vehement zu glauben, dass er dies alles nur so daher sagte und nicht zumindest einen Teil davon der Wahrheit entsprach. "Worüber möchtest du denn gerne Reden? Was liegt dir auf der Seele?" fragte sie professionell und zückte Stift und Papier.
 


 

Die grünen Augen starrten an die Decke, als er sich grinsend mit seiner Zunge über die Zähne leckte. Sein Kopf schüttelte amüsiert ihre Frag ab, während ein Bein sich über das Andere warf. Mit einem hohen Aufkichern fasste er ihren Blick wieder mit seinem. „Spiele...spielen? Tja, ich muss zugeben dass ich die Damen und Herren vor dir ein wenig auf dem Arm nahm…aber so wie sie sich an meine Lippen krallten, dachte ich mir dass sie doch genau sowas hören wollten…manchmal muss man die Menschen auf die Schnauze fallen lassen, damit sie die Augen öffnen“.
 

Eine aufgesetzt, nachdenkliche Miene machte sich Jokers Gesicht breit. „Aber…ja, ich denke wirklich dass…dass ich nun endlich die richtige Person vor mir sitzen habe…würdest du den jedem dahergelaufenen deine Geheimnisse und Gedanken anvertrauen? Ich denke wohl nicht, das würde niemand…doch es kann ganz plötzlich geschehen…du musst diesem Menschen nur einmal in die Augen geblickt haben, das richtige Wort gehört haben und man weiß es…“, er legte sich fast über ihren Tisch, „man weiß es verdammt.“ Strahlend warf er sich zurück in den Stuhl und schüttelte erneut den Kopf.
 

Erst als Harleen die nächsten Fragen aussprach wurde er wieder etwas ernster. Der Grünschopf wusste nicht recht wohin mit seinen Augen und beschloss auf seine Füße zu starren. „Ehrlich gesagt Schätzchen…hm, ich habe keinen blassen Schimmer…was möchtest du wissen?“

Mit den letzten Worten traf das Grün intensiv in ihr Blau. Auf seinen Lippen zeigte sich nun kein Grinsen mehr, sein Schauspiel beherrschte jede auch noch so kleine Faser seines Körpers. Auch wenn da noch immer diese eine Sache war, die an seinem Pokerface knabberte. Der Gedanke, wie er ihr den Ring vom Finger nahm, zu Not auch den Finger gleich mit, trieb ihn immer näher zur Weißglut. Man sah es ihm, das hoffte er zumindest, nicht an, doch hinter seinen Augen tobte ein Orkan aus Gefühlen die er nicht zuordnen konnte. Er kannte ihren Verlobten nicht, doch er hasste ihn schon jetzt aus tiefster Seele.
 

Sicherlich wusste noch nicht einmal er, wie seine Zukünftige in Wirklichkeit war, was sich hinter der eisernen Maske befand und schon bald herausbrechen würde. Er, Joker, wusste es, er brauchte nur einen verdammten Tag um es zu sehen. Einen Tag!

Vielleicht störte es ihn auch einfach, dass ihm der Schlüssel zur Freiheit entnommen werden könnte. Nach Heirat folgen bekanntlich die kleinen Bälger und dann würde sie wohl kaum noch unter Verrückten sein wollen. Dann wäre sie fort, seine Chance wäre dahin. Schluckend versuchte er mit dem Speichel das Feuer der Wut zu löschen. Schluss jetzt mit diesen Gedanken, ermahnte er sich innerlich brüllend und begann erneut an dem Stoff der Jacke zu fummeln.
 


 

Harleen rückte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her nicht genau wissend ob das Gesagte nun ernst gemeint, oder wirklich nur ein berechnendes Spiel des Jokers war. Natürlich fühlte sie sich von seinen Worten geschmeichelt, aber so ganz traute sie diesem noch immer nicht. Was war es nur das sie so zweifeln ließ?

War es die Tatsache, dass sie sich im Arkham Asylum befanden? Hätte sie es ihm an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit womöglich geglaubt und hätte er dies auch zu einem anderen Zeitpunkt gesagt? Ihre Gedanken überschlugen sich förmlich, als sie darüber nachdachte. Ohne Frage wusste er wie man ihr schmeicheln konnte, so viel stand fest.
 

Unruhig tippte sie mit dem Schreiber auf die Tischkante. Warum machte sie dieser Anblick nur so nervös? Erneut rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her um eine bequemere Position einzunehmen, was ihr nicht wirklich gelingen wollte. Diese Augen hatten etwas zu verbergen und doch konnte sie sich nicht abwenden, was sie schier in den Wahnsinn trieb.
 

Über die Frage des Jokers musste sie dann jedoch unwillkürlich Lachen. Was sie gerne wissen würde? Na so ziemlich alles was es über ihn zu wissen gab. Wie war er aufgewachsen? Was hatte ihn zu dem Psychopathen gemacht der er jetzt war? Was hatte es mit Batman genau auf sich? Und was erwartete er von alle dem?
 

So viele Fragen drängten sich ihr auf und doch brachte sie keine einzige davon hervor. Mit einer Hand rieb sich Harleen ihre Schläfen, so als könne sie dadurch die Fragen ordnen und nach Dringlichkeit sortieren. Zu viele Gedanken kreisten ihr einfach im Kopf umher und es trieb sie zur Weißglut, dass sie so unfähig war, sich zu konzentrieren. Wütend hämmerte sie den Stift auf das glatte Holz des Tisches und hinterließ dabei eine tiefe Kerbe in der Oberfläche. Erschrocken über sich selbst, suchte sie Hilfe suchend den Blick des Jokers.
 

Diese Augen schienen süchtig zu machen und doch gaben sie ihr ein Gefühl von Sicherheit. Wie hatte er es nur geschafft, sie in so kurzer Zeit in ihren Bann zu ziehen? Das war ihr noch immer unbegreiflich, hatte er doch so gut wie nichts über sich preisgegeben. Zwischen zusammen gepressten Lippen brachte sie schließlich eine Frage heraus, welche ihr auf der Seele brannte: "Warum bist du noch hier?" Starr blickte sie ihn an. Diese einfache und doch elementare Frage brannte ihr so sehr auf der Seele. Ohne Zweifel wäre es ein leichtes für ihn gewesen aus der Anstallt zu fliehen. Also was hielt ihn davon ab? War es wirklich nur der Grund, weil er jemanden zum reden brauchte oder steckte dahinter viel mehr? Wollte er womöglich sogar hier sein, damit man ihn nicht verdächtigte? Wollte er untertauchen oder spielte er den Wahnsinnigen wirklich nur aus dem Grund, um nicht nach Black Gate geschafft zu werden, weil er um seine eigene Gesundheit fürchtete?
 

Gebannt wartete sie auf seine Antwort, welche ihr einiges mehr preisgeben würde, als der Joker vermuten konnte. Ihre Hände zitterte leicht vor Anspannung und ein plötzliches Gefühl von unglaublicher Leere umschloss sie. Wie solche Erkenntnisse immer dann kamen wenn man sie am wenigsten erwartete. Mit diesem einfachen Wort "Ja" , hatte sie gestern ihre ganze Karriere aufgegeben, ohne sich dessen bewusst zu sein. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? War sie wirklich dazu bereit von hier zu verschwinden?
 

Sie musste dies unbedingt noch heute Abend mit Christopher klären. Heiraten konnten sie ja dennoch, ohne gleich umziehen zu müssen. Dieser kleine Hoffnungsschimmer erhellte ihre Miene wieder etwas und sie konnte ihre Aufmerksamkeit wieder vollends dem Joker widmen, welcher noch immer mit einem lächeln auf dem Stuhl vor ihr saß.
 


 

Das Lachen, ihr kleiner wenn auch deutlicher Wutausbruch, ihre Augen die sich seinen nicht entziehen konnte, all das saugte Joker in sich auf wie eine Droge. Damit bestätigte Harleen nur umso mehr seinen Glauben. Und er wusste, auch wenn er noch etwas daran feilen musste, dass er sie schon längst da hatte, wo er sie haben wollte.
 

Ausdruckslos sah er sich an, wie die Ärztin versuchte, wieder in ihre Rolle zu schlüpfen und nach einer gefühlten Ewigkeit, stellte sie ihre Frage.
 

Nachdem die Worte gesprochen wurden, strahlte sie eine unweigerliche Erleichterung aus, war es denn wirklich so schwer? Der Bleiche könnte sich totlachen, über die Wirkung, die er auf sie hatte und bei dem Gedanken verdrängte er gänzlich, dass es umgekehrt nicht wirklich anders lief. Auch sie, das musste er sich früher oder später eingestehen, hatte eine unerklärliche Wirkung auf ihn. Nicht vergleichbar mit der von der Fledermaus, aber da war was.
 

Die Frage verwirrte ihn für einen kurzen Moment. Mit dieser hatte er zwar nicht gerechnet, aber Joker beschloss kurz darüber nachzudenken. Zumindest sah es äußerlich so aus. Nach einer, für ihn, angemessenen Pause schnalzte er mit der Zunge und nahm mit dem Oberkörper eine aufrechte Haltung ein. „Ich bin ehrlich Mäuschen, ich habe daran schon gedacht, zu fliehen…ich war sogar kurz davor um genau zu sein…bis, naja….“ Ein Seufzer trat durch seine Lippen, als viele ihm es schwer weiter zu sprechen. „Bis letzten Dienstag…ist das nicht verrückt?“ Mit einem Schulterzucken räusperte sich der Mann und lachte humorlos auf. Eine unglaublich amüsante Feststellung daran war, er sprach wirklich die Wahrheit. Die Ärztin hatte seine Pläne mit einem Wimpernschlag umgekrempelt und dass konnte sie durchaus wissen.
 

Wie sagt man doch so schön, Ehrlichkeit zahlt sich immer aus. „Du bist der Grund mein Schatz…ich wüsste nämlich nicht, dass mich etwas Anderes hier hält“, sprach er mit ernster Miene weiter. „Aber jetzt möchte ich dich was fragen.“ Seine Beine wechselten die Position und er nahm wieder eine etwas lässigere Haltung ein. „Definiere mir verrückt, oder besser formuliert…was ist in deinen Augen verrückt…nehmen wir zum Beispiel meinen Fall, du ließt die Akte, sieht was ich getan habe, siehst mein Erscheinungsbild“, dabei riss er unmerklich ein viel zu breites Grinsen, „reicht das aus, um jemanden als verrückt hinzustempeln, macht das einen Irren aus?“ Fragend sah er sie mit schiefem Kopf an. „Kam ich dir letzte Woche verrückt vor? Komme ich dir jetzt verrückt vor? Ich meine damit, ich sitze nicht hier um geheilt oder der gleichen zu werden…ich bin nicht krank…ich möchte nichts weiter als das man mich versteht, deshalb hat es mich so gepackt als du diese Worte sprachst…du meintest dich nicht wahr?…Du verstehst mich.“ Mit der größten Aufrichtigkeit, die sein Körper vollbringen konnte, zitierte er seinen Text. Der Grünschopf redete sich so in fahrt, dass er es fast selbst glaubte und musste ein unpassendes Kichern verkneifen.
 


 

Etwas fassungslos saß sie nun auf ihrem hölzernen Stuhl. Ihre Wangen färbten sich leicht rot, als sie diese unfassbaren Worte des Jokers vernahm. Peinlich berührt senkte sie ihren Blick und suchte etwas woran dieser sich festhalten konnte. Entsetzt starrte sie auf ihren Notizblock, riss ihn an sich und zerknüllte die oberste Seite. Ihre Wangen wechselten zunehmest die Farbe von leichtem rosa in tiefes rot. Gut, dass er es nicht gesehen hatte.
 

Wie konnte sie nur so abwesend sein? Am liebsten hätte sie sich das kleine zerknüllte Blatt in den Mund gesteckt und es auf der Stelle gegessen, um ihre Schande zu vernichten. Diesen Gedanken verdrängte sie jedoch schnell wieder, am Ende war sie noch die Verrückte hier und das, wollte sie nun wirklich nicht.
 

Harleen fasste sich wieder, als der Joker fortfuhr und nun auch endlich ihre Frage beantwortete. Erkenntnis breitete sich auf ihren Zügen aus und sie glaubte fast selbst schon ihn wirklich verstehen zu können. Sie stütze beide Hände auf die Tischplatte vor ihr und beugte sich etwas über die Kante des Tisches. Seine Worte fesselten sie und wie eine ertrinkende hing ihr Blick an seinen Lippen. Hatte sie zuvor noch versucht Professionalität zu bewahren, so war diese restlos verschwunden.
 

Sie wollte aufspringen, ihn am Kopf packen, wachrütteln und ihm entgegen schreien "Ja verdammt ich verstehe dich!", doch diesen Reflex konnte sie noch gerade so unterdrücken. Stattdessen klammerte sie sich an die Frage was sie als verrückt ansah. Um ehrlich zu sein kannte sie keine Antwort darauf.

Was empfand sie schon als verrückt? Wenn ein Scheich aus Dubai seinen Ferrari nach Deutschland zum Ölwechsel fliegen ließ, dass empfand sie als verrückt, oder wenn ihr Verlobter ihr schon wieder viel zu teure Dinge kaufte, dass alles war verrückt, aber war dieser Patient vor ihr es auch? Bis jetzt hatte sie sich nicht unwohl oder gar bedroht gefühlt. Nein ganz im Gegenteil, die Gespräche mit ihm waren aufregend und anders.
 

Er hatte bis dato noch nicht einmal irgendetwas getan, was nicht auch ein normaler Mensch in seiner Situation getan hätte. Nun ja seine Vorgehensweise war manchmal etwas fragwürdig und zudem auch gewalttätig, aber das waren auch solche, die in Black Gate saßen. Harleen ließ sich eine gefühlte Ewigkeit mit ihrer Antwort zeit, ehe sie sagte: "Verrückte sich meines erachtens nach solche, die ohne ein erkennbares Konzept dahinter, ohne einen Hauch von einem Sinn dahinter, Dinge tun, die für die Norm nicht akzeptabel und nachvollziehbar sind. Nein halt, dass ist nicht ganz richtig, was ich als verrückt erachte, sind Dinge und Handlungen die ich nicht verstehe und nicht nachvollziehen kann. Doch je länger wir uns Unterhalten, desto klarer sehe ich das System, hinter deinem Vorgehen. Es ist nicht planlos, sondern durchdacht und stimmig mit deiner Sicht auf die Welt. Auf mich machst du nicht den Eindruck verrückt zu sein, eher missverstanden und wegen den falschen Gründen eingesperrt." Nun mehr zufrieden mit ihrer Antwort nickte sie um sich selber noch einmal zu bestätigen.
 

Sie verstand nun, warum er nicht geheilt werden wollte. Warum auch? Ihm gefiel seine Sicht auf die Dinge und seinen eigenen Sinn für Gerechtigkeit. Im Vergleich zu anderen Insassen der Anstallt, wirkte er fast schon normal. Verwirrt über ihre eigenen Gedanken blätterte sie noch einmal die Akten des Jokers durch. Auf jeder Seite wurde er als extrem gefährlich und unberechenbar bezeichnet und ihr drängte sich der Gedanke auf, dass dies alles nur deshalb dort stand, weil niemand sein System und sein Denkmuster verstand. Doch sie Harleen verstand es, auf eine unheimliche Art und Weise tatsächlich.
 

Ihr wurde schwindelig vor Augen und sie musste sich an der Tischkante festhalten um nicht vom Stuhl zu kippen. Es war gerade alles zu viel.
 

Schwach rief sie nach den Wachen und verkündete, dass die Sitzung vorbei sei und sie den Patienten doch bitte abführen sollten. Sie brauchte etwas Zeit für sich um ihre Gedanken zu ordnen und wieder klar denken zu können. So wie es jetzt war, hatte dies alles keinen Sinn mehr. Harleen schaltete die Kamera aus und machte sich auf den Heimweg. Sie musste sich hinlegen und etwas Schlaf finden, andernfalls würde sie durchdrehen.
 

Sie ließ sich krankschreiben und verbrachte den Rest der Woche im Bett. Christopher machte sich nun zunehmenst Sorgen um sie und legte ihr den Umzug nach Metropolis nun immer deutlicher ans Herz. Zu schwach um zu widersprechen nickte sie nur beiläufig, damit er sie mit diesem Thema in ruhe ließ.
 

Die darauf folgenden Tage verbrachten beide mit der Planung der Hochzeit. In nicht mal mehr als zwei Wochen, würden sie sich das Ja-Wort geben. Die Kirche war ausgesucht und reserviert, die Karten geschrieben und die Gäste eingeladen, nur noch ihr Kleid fehlte. Noch vor der Sitzung lief sie durch die Einkaufspassagen Gothams, auf der Suche, nach einem passenden Kleid.

Sie würde klassisch in einem weißen Kleid heiraten und wie eine Prinzessin aussehen, dass war schon damals ihr Kindheitstraum gewesen und so schlüpfte sie in einige der ausgestellten Kleider, bis sie das richtige gefunden hatte. Ein enges, nach unten weit auslaufendes Kleid mit Corsage zierte ihren Körper und ummalte ihre Figur perfekt. Es war trägerlos und ließ so ihre Schultern frei.

Harleen drehte sich einige male vor dem großen Spiegel des Brautladens und begutachtete sich von allen Seiten. Dieses sollte es sein und kein Anderes!
 

Mit einem Blick auf die Uhr stellte sie erschrocken fest, dass sie es zur heutigen Sitzung nicht pünktlich schaffen würde und so kam es, dass sie den Raum nach ihrem Patienten betrat, welcher bereits auf seinem altbekannten Platz saß. Hastig stellte sie die Kamera auf, drückte auf record und betete die allbekannte Leiher herunter.
 


 

Wenn er dafür mal keinen Orden verdiente. Zwei Stunden, nur mickrige hundertzwanzig Minuten brauchte er um Harleen zu brechen. Sie wusste es noch nicht, aber er sah es. Er sah, wie ihre Maske in kleine Stücke zerbrach und auf ihrem Schreibtisch zerbröselte. Ein Gefühl der Freude durchflutete seinen Körper, vermischt mit dem süßlichen Geschmack der Vorfreude darauf, wie es nun weiter gehen würde. Unüberlegt hatte sie sich von Futter für ihr Ego anlocken lassen und nun war die Ärztin fest am Haken.
 

Es würde ein wahrer Genuss werden, sie nun Stück für Stück in seinen Teich zu ziehen. Innerlich verzog sich sein Mund zu einem teuflischen Grinsen, als er sich ihre Interpretation auf seine Frage anhörte und es klang wie Musik in seinen Ohren.

Diese Stunde war der absolute Höhepunkt seines Aufenthalts, der schon bald ein Ende hätte. Welch göttlicher Anblick es doch war, zu sehen, wie sie sich am Tisch festkrallte, versucht ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten und er wusste genau wie sie sich fühlte, wie man fast Wahnsinnig wurde von dieser Gefühlsexplosion.

Nicht wissend wohin man sie zuordnen sollte, einfach nur Schreien und Lachen zur gleichen Zeit wollte. Das war es was in Jokers Augen wahrlich die Freiheit war. Alles raus zulassen, nicht darüber nachzudenken was der Gegenüber dachte, der Welt zu zeigen das man einen Scheiß auf Disziplin und Regeln gab.
 

Mit schwacher Stimme rief sie die Wärter, welche die Tür öffneten und zu ihm schritten. Ja, sie sollte in Ruhe über das Gesprochene nachdenken, sich darin vertiefen bis der Ausgang nicht mehr zu sehen war. Der Schlüssel steckte, eine leichte Handbewegung und das Schloss wäre offen.
 

Gewohnt sackte er auf das Gestell welches ein Bett darstellen sollte und ließ das Grinsen zum Vorschein kommen, welches er für eine unerträgliche Länge zurück halten musste. Wie vorhersehend entwickelte es sich zu einem Kichern, das Kichern zu einem Lachen. Und wie er lachte, wälzend auf dem Bett und die Arme um den Körper geschlungen lachte er sich die schwarze Seele aus dem Leib. Tränen entrannen seiner glühenden Augen und ließen einen glänzenden Schimmer hinter sich, als sie auf ihren Weg, über die weißen Wangen flossen.
 

Er lachte sogar noch als sein Hals begann zu schmerzen und es nur noch wie ein Krächzen klang. Wachmänner schüttelten genervt ihre Köpfe, als sie an seiner Zelle vorbei schritten. Aber es interessierte Joker nicht, es war ihm so, als hätte er zum ersten Mal Freude empfunden und musste diese an die Welt hinaus geben, jeden hören lassen, was für ein Genie er war. Ein Perfektionist des Schauspiels und der Manipulation.
 

Es erfüllte ihn wahrlich mit vollem Stolz, dass er, der scheinbar schlimmste Inhaftierte aller Zeiten, es schaffte eine Ärztin in die eigene Welt zu ziehen. Scarecrow käme mit seinem dämlichen Fachlatein nicht Mal annährend so weit wie er in diesen zwei Tagen. All diese maskierten Dumpfbacken waren doch nichts gegen ihn, es waren nur ein Haufen von Verrückter die mit ihrem Leben nicht mehr klar kamen und sich deshalb hinter ihren Masken versteckten. So etwas brauchte er nicht, ganz offen und ehrlich zeigte er sein Grinsen der Bevölkerung, er musste sich vor keiner aus Frust und Angst erbauten Wand verstecken.
 

Schwer atmend schreckte der Bleiche aus dem Schlaf und sah sich hastig in seiner Zelle um. Nur ein Traum, er fiel in kein Becken aus grünen Chemikalien, sah nicht über sich ein fledermausähnliches Monster, welches ihn mit fletschenden Zähnen angrinste. Nein, er lag noch immer in seinen kahlen vier Wänden auf der nackten Matratze in Arkham.

Langsam richtete er sich auf und merkte erst dann, wie fest sich seine Finger in die dünne Decke auf der er lag verkrallt hatten. Als hätte er einen Krampf, brauchte er kurz, um die Hände zu öffnen und sich mit diesen die grünen Haare zu raufen. Verdammte Alpträume, dachte er sich mit noch immer schweren Lidern und spürte kaum, dass er gerade acht Stunden geschlafen hatte.
 

Es kam ihm vor wie ein paar Minuten und er lehnte sich gähnend an die kühle Wand. Noch ganze drei Tage mussten umgehen, dass er endlich wieder in das Therapiezimmer gehen könnte. Der Gedanke daran ermüdete Joker nur noch mehr und seine Stirn legte sich in tiefe Falten. Die Freude welche er nach der letzten Sitzung empfand, nahm durch die schwerwiegende Langeweile, jeden Tag, zunehmend ab. Seine Gedanken schweiften zur blonden Ärztin, was sie wohl gerade tat? Unweigerlich, dann auch weiter zu ihrem Verlobten, für den er nicht mehr nur Hass empfand, es war viel mehr als Hass. Dem Typen würde er, ohne mit der Wimper zu zucken aufschlitzt und die Eingeweide auf dem kleinen Schreibtisch im Sprechzimmer verteilen, Harleen packen und…
 

...diesmal, nur in Handschellen, wurde er von den beiden Wachen in den ersehnten Raum verfrachtet. So viel wie er mitbekam, kam die Anweisung von Harleen, da er sich doch so gut benahm. Es brachte also wirklich Vorteile sich zur Abwechslung mal ruhig zu verhalten. Auch wenn es ihm nicht gerade leicht viel, war es auf alle Fälle besser, als die Zwangsjacke. Die Tür zum Zimmer wurde geöffnet und Joker trat grinsend heran. Doch es gab niemanden, für den das Grinsend gelten könnte. Der Platz hinter dem Schreibtisch war leer. Enttäuschung und die leise Sorga dass sie nicht mehr kommen würde machte sich in ihm breit.
 

Die Aussage von einem der Lackaffen fegte diese Befürchtung jedoch schnell wieder zur Seite. Sie schien sich wohl nur zu verspäten. Schließlich trat der Inhaftierte nach vorn und sank in den unbequemen Stuhl.
 

Zehn oder fünfzehn Minuten mussten vergangen sein, bis sich die Tür hinter ihm öffnete. Joker wusste sofort dass es die Ärztin war und begrüßte sie ohne hinter sich zu blicken. „Ausgesprochen unhöflich jemanden warten zu lassen“, säuselte er schmunzelnd und sah zu wie Harleen hektisch sich alles zu Recht legte. „Darf ich fragen was der Grund für deine Verspätung ist Mäuschen?“

Wo bleibe ich denn bitte schön bei der ganzen Sache?

Noch bevor sie sich gesetzt hatte, ertönte die Stimme des Jokers, welcher sie mahnend wie ein Vater auf ihr Vergehen hinwies. Kurz räusperte sie sich, ehe sie mit gefasster Stimme antwortete: "Es geht dich ja eigentlich nichts an, aber ich habe soeben mein Kleid für die Hochzeit erworben und es ist einfach nur ein Traum von einem Kleid!"
 

Es folgten einige Minuten in denen sie von ihrem traumhaft schönen Kleid schwärmte, ehe sie wieder zurück zur Sitzung fand. "Aber genug von mir wir sind ja schließlich wegen dir hier. Wie hast du geschlafen? Mir sind keine Vorfälle zu Ohren gekommen, auch wenn ich selbst die Woche über nicht hier war und wie dir sicherlich aufgefallen ist, wird gutes Benehmen belohnt" sagte sie mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen, ehe sie, wie schon die Sitzungen zuvor, Block und Stift nahm und bereit war loszulegen.
 

Noch immer standen die Wachen vor der Tür, natürlich nur für alle Fälle, auch wenn Harleen dies mittlerweile für überflüssig erachtete, hatte sie doch bereits bewiesen, dass sie hervorragend mit ihm zurrecht kam. Auch wenn viele ihrer Kollegen sie genau aus diesem Grund mieden, war ihre Eifersucht einfach zu groß und ihr Stolz gebrochen worden. Harleen jedoch gab es die Bestätigung, nach der sie sich schon so lange sehnte. Ihre Berichte waren überwältigend und auch die Fortschritte wurden mit Zuspruch und einigen Vergütungen belohnt. Kurz um, ihr Leben war einfach perfekt oder etwa nicht?

Was störte sie nur so sehr, dass es sie daran hinderte Glücklich zu sein? Immer mehr distanzierte sie sich von Christopher und ertappte sich dabei wie sie heimlich in den Akten und Berichten des Jokers las. Auf Nachfrage ihres Verlobten antwortete sie stets, es sei der Stress der Hochzeitsvorbereitungen gewesen und teils glaubte sie dies selbst. Doch dann und wann hatte sich etwas in ihr geregt, was sie daran zweifeln ließ.
 

Hatte sie sich wirklich so leicht von ihm einwickeln lassen?

Sie durfte auf keinen Fall die Kontrolle verlieren. Nicht jetzt an diesem Punkt, welcher ihr alles eröffnen konnte was sie sich je erträumt hatte. Ihr wurde heiß und kalt, als sie an die bevorstehende Hochzeit dachte und noch einmal ging sie die Liste der zu erledigenden Dinge in ihrem Kopf durch. So viel war noch zu erledigen und nur noch so wenig Zeit. Sollte sie sich vielleicht die nächste Woche ebenfalls frei nehmen? Dies würde jedoch bedeuten, dass sie die nächste Sitzung ausfallen lassen müsste und das tat sie nur ungern, wo die Therapie doch gerade so gut verlief. Andererseits sollte sie sich langsam mit dem Gedanken anfreunden ihn schon bald an einen anderen Arzt weiter reichen zu müssen.
 

Doch am heutigen Tag war sie noch seine Ärztin und daher sollte sie ihn auch so behandeln wie er es verdiente.
 

Ihr Blick streifte die Züge des Jokers und sie versuchte die Emotionen, welche sich darin spiegelten zu deuten. War dies wirklich noch der Psychopath, welcher vor nicht ganz zwei Monaten hier eingeliefert wurde? Hatte sie Harleen Quinzel es geschafft ihn zur Vernunft zu bringen? Würde er je wieder als freier Mann in Gotham leben können oder gab es für ihn keine solche Zukunft mehr?
 

Für einen kurzen Moment sah sie ihn neben sich, auf einer Bank im Grünen sitzen, wie sie Tauben fütterten und die Sonne genossen.

Schnell verscheuchte sie diesen Gedanken wieder. Was war nur los mit ihr? Hatte sie sich gerade wirklich eine Zukunft mit dem Joker ausgemalt? War sie denn nun von allen guten Geistern verlassen?

Sie war seine Ärztin und das sollte sie sich immer vor Augen halten. Ihr Interesse bestand lediglich aus Neugierde und Faszination für den Fall selbst und nicht den Patienten! Peinlich berührt erinnerte sie sich an den kleinen Zettel den sie in der letzten Session hastig zerknüllt hatte und später feinsäuberlich entsorgt hatte. Sie spürte die leichte Hitze in ihren Wangen aufsteigen und wendete betroffen den Blick zu Boden, wie ein kleines Schulmädchen, dass von ihrem Schwarm dabei erwischt worden war wie sie ihn angestarrt hatte.
 

"Wie wär’s, wollen wir nicht an dem Punkt mit Batman anknüpfen? Dein Hass und eventuell deine Angst gegenüber ihm, woher kommen diese Gefühle? Warst du etwa selbst einmal Opfer der Fledermaus?" Vielleicht würde dies ihn etwas aus der Reserve locken, hatte das Thema Batman bis jetzt doch immer starke Gefühlsregungen in ihm ausgelöst. Diesmal würde sie nicht so schnell locker lassen. Was war das zwischen ihm und Batman, das ihn so wütend werden ließ, ja gerade zu die Kontrolle darüber verlor? Dies waren echte Gefühle, welche sie unbedingt und mit allen Mitteln tiefer ergründen wollte, koste es was es wolle.
 


 

Mit knirschenden Zähnen hörte er sich ihre Entschuldigung für die Verspätung an und starrte auf seine in Handschellen steckenden Hände. Unweigerlich musste er sich vorstellen wie sich Harleen in einem weißen Hochzeitskleid präsentierte. Ihr blondes Haar hochgesteckt, ihre blauen Augen strahlten selbst noch unter dem dünnen Schleier hervor. Um sie herum die leblosen Gesichter der Gäste, dem Priester und vor allem dem Bräutigam.

Rote Spritzer aus Blut zierten den Saum ihres Kleids, der Geruch von Blut und Schießpulver stand im Raum. In seiner Hand der Auslöser für das Blutbad.

Wundervoll.
 

Mit verengten Augen zog sich das wölfische Grinsen über seine Lippen, seine Augen verrieten wie abgedriftet seine Gedanken waren.
 

Erst als erneut die Stimme der Ärztin erklang, blickte Joker auf, das Gesicht ausdruckslos und trotz seiner Clownsvisage vollkommen ernst. Ihre Frage bohrte sich tief in die klaffende Wunde und er presste die Hände zu Fäusten. Nach seinen erneut eintreten Alpträumen, konnte er diese art Fragen nun wirklich nicht gebrauchen. Klar war es Batmans Schuld, es war immer Batmans Schuld, dachte er zunehmend gereizt und kippelte Leicht mit dem Stuhl.
 

Unter Kontrolle konnte er seine Wut diesmal nicht bringen. An jeder Faser seines Körpers sah man es ihm an, wie der Zorn wuchs. Die Träume, die Hochzeit von Harley, diese ganze Anstalt, die Wochen in der er sich den Regeln beugen musste, all das ließ ein Inferno entfachen.

Das mächtige Gefühl beherrschte seine Gedanken, so dass er nicht einmal mehr über die Konsequenzen nachdachte. Hörbar schnaufte er aus und rasselte mit den Handschellen. „Eigentlich“, presste er zwischen den Zähnen hervor und versuchte sich noch weitgehend zu beherrschen, „nein, ich habe keine Lust über Bats zu reden Süße.“ Genervt verdrehte er die Augen und sprang vom Stuhl auf.
 

„Was Harley! Was lässt dich glauben dass ich über die Fledermaus reden will, ich habe keine Lust mehr dämliche Fragen zu hören und erst recht keine Lust sie zu beantworten…sollte nicht ich der Jenige sein, welcher das Gesprächsthema entscheidet?“
 

Zornerfüllte knurrte Joker ihr seine Worte entgegen. Ob er es im nachhinein bereuen würde, kümmerte ihn in diesem Moment nur wenig, denn die angestaute Wut musste nun einfach hinaus.

Seine Hände griffen nach der Stuhllehne und kratzen leicht an dieser. Vielleicht besser, als sie um den Hals der Blonden zu krallen. Für einen Moment schlossen sich seine Augen und er atmete tief durch, bis er Harleen noch einmal ansah. Schluckend dachte er nach und versuchte eine andere Miene aufzusetzen, was ihm jedoch misslang.
 

„Wann genau ist denn diese Hochzeit?“, fragte er nach einer Weile mit leiser Stimme. Sie klang etwas ruhiger, jedoch nicht so wie er sonst klang. Nachdenklich und mit einem merkwürdigen Ausdruck setzte er sich zurück in seinen Stuhl. Denn der Gedanke der ihm soeben kam, beantspruchte soeben seine komplette Aufmerksamkeit.
 


 

Ein Schauer lief Harleen über den Rücken, als die Stimmung sichtlich kippte und der Joker die Fassung zu verlieren schien.

Endlich!

Darauf hatte sie gewartet, dies waren echte Emotionen und keine wie sonst immer aufgesetzten, diese Wut war echt. Fasziniert starrte sie ihn an, nicht fähig ihn auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Ihre Arbeit machte sich bezahlt. Dies war also ein Bruchteil des wahren Jokers hinter der Fassade, auch wenn es sie verärgerte, dass dies bedeutete, dass er nur mit ihr gespielt hatte.
 

Verärgert biss sie die Zähne aufeinander. Sie wusste, dass er in diesem Zustand nicht mehr zu Scherzen aufgelegt war. Vorsicht war angesagt, sonst würde es am Ende doch noch ihr Leben kosten. Schon wieder lenkte er das Thema weg von Batman, hin zu ihrer Hochzeit. Passte es ihm womöglich nicht, dass sie bald heiraten würde?

Ein Lächeln zauberte sich auf ihr Gesicht und mit gespielter Freude trällerte sie ihm entgegen: "Auch wenn es dich nicht interessieren sollte, ich heirate in zwei Wochen um genau zu sein am Samstag den 22.02. Und es wird toll werden!", das //und du wirst nicht dabei sein// verkniff sie sich gerade noch so. "Und wie du bereits sagtest, geht es um dich! Also Schluss mit den privaten Fragen und wieder zurück zu Batman. Mich interessiert es nicht, ob du gerade in der Laune dazu bist darüber zu sprechen oder nicht. Wo bleibe ich denn bitte schön bei der ganzen Sache? Ich muss Resultate abliefern, sonst werden sie mich nie befördern oder ernst nehmen. Niemand traut mir zu das ich es schaffen werde, aber ich werde es ihnen schon beweisen! Und jetzt setzt dich gefälligst wieder hin und beantworte meine Frage", schrie sie ihm förmlich entgegen.
 

Sie hatte genug davon, die nette liebe Ärztin zu sein. Es ging hier schließlich nicht nur um ihn sondern in erster Linie um ihre Karriere und die, würde sie sich nicht so einfach zerstören lassen. Um ihrer Aufforderung Nachdruck zu verleihen, verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah ihm mit strengem Blick an. Wut kochte in ihr hoch, darüber, dass er sie nur verarscht hatte, aber auch darüber, dass sie sich so leicht hatte täuschen lassen. Was hatte sie sich dabei gedacht? Natürlich war er ein Psychopath und nein sie war nicht die Ärztin seiner Träume welche all seine Probleme und Sorgen löste.
 

Wütend biss sie sich auf die Unterlippe, um ihrer Wut Luft zu verschaffen. Auch ihre Geduld hatte nur ein Maß an Toleranz und das war nun endgültig voll. Entweder er entschloss sich nun wieder kooperativ zu sein, oder sie würde sich gezwungen sehen ihn eine Woche in die Isolationshaft bei Brot und Wasser zu stecken. Mal sehn wie ihm eine Woche Dunkelheit gefallen würde oder nein, sie würde einfach aus versehen vergessen das Licht auszumachen. So leicht spielte man nicht mit ihr. Dafür hatte sie nicht drei Jahre lang studiert und sich den Arsch aufgerissen um nun so leicht abgespeist zu werden.
 

"Also, ich höre?" sagte sie nun in einem etwas ruhigerem Tonfall, wenn auch die Anspannung noch immer hörbar war.
 


 

Ausdruckslos vermerkte er sich in Gedanken das Datum.

Zwei Wochen, das müsste zu schaffen sein. Und gerade als sich seine Gedanken in Farbe ausmalten, schallten weitere Worte von Harleen durch den kleinen Raum. Joker blickte sie mit gehobenen Brauen auf. Die Ärztin brüllte ihn regelrecht an, erteilte ihm Befehle. Das blonde Weib wollte ihm tatsächlich vorschreiben über was und wann er zu sprechen hatte.
 

Völlig aus der Fassung geworfen erhob der Mann sich erneut. Mit drohendem Blick sah er sie an und verengte die Brauen, so dass er sie erneut zornerfüllt anstarrte. Die Ärztin konnte sich in ihren schlimmsten Alpträumen nicht einmal ansatzweiße ausmalen, wie er sein konnte.

Sein Atem wurde hörbar und wie zwei Wochen zuvor verriegelte er die Tür mit seinem Stuhl. Das würde vielleicht nicht lange die Wachen davon abhalten in den Raum zu gelangen, aber es müsste dafür reichen ihr eine Lektion zu erteilen.
 

Nachdem er kurz mit dem Rücken zu ihr stehen blieb, ergriff er wieder das Wort. „Du hast dir doch meine Akte durchgelesen, glaubst du wirklich dass es dann so klug ist…“, langsam drehte er sich um, „…so mit mir zu reden?“. Seine Stimme klang kühl und bedrohlich.
 

Sekunden schnell war er um den Tisch herum, holte aus und versetzte der Ärztin einen deftigen Schlag ins Gesicht, wodurch sie im hohen Bogen von ihrem Stuhl flog. „Ich habe versucht freundlich zu sein! Ich habe mich sogar auf diesen ganzen Scheiß hier eingelassen!“ Langsam ging er in die Knie und griff nicht gerade sanft nach ihrem Schopf. Sein Gesicht beugte sich zu ihrem, so dass seine Worte direkt in ihr Ohr dringen konnten. „Aber lass dir was gesagt sein. 1. Mich interessiert es einen Scheiß wie es in deinem Leben und deiner Karriere aussieht. 2. Ich lasse mir von Niemandem Vorschriften machen, vor allem nicht, von einem kleinen blonden Miststück wie dir und 3. Und sperr jetzt schön die Lauscher auf. Solltest du noch einmal das Wort gegen mich erheben, werde ich dir Schmerzen zufügen die du dir noch nicht einmal vorstellen kannst. Haben wir uns soweit verstanden…Schätzchen?“
 

Es war wirklich ärgerlich dass er nun seine Chancen so verspielen musste, aber er konnte sie doch damit nicht einfach davon kommen lassen. Das widerstrebte ihm in jeglicher Hinsicht. Irgendwie musste er das nachträglich noch einmal zu Recht biegen. Die Nerven sind ihm einfach durchgegangen. Immerhin wusste sie doch wie leicht er zu Wutausbrüchen neigte, das musste einfach in seiner Akte stehen, sie provozierte es, forderte es regelrecht heraus sich eine zu fangen. Also war es nicht seine Schuld, er hatte sich ja sogar noch mal halbwegs beruhigt, wäre sie nicht so aufbrausend geworden.
 


 

Ein Schwall von Panik braute sich in ihrem Inneren auf, als der Joker erneut die Tür mit dem Stuhl verbarrikadierte. Sie wusste, dass sie zu weit gegangen war und dennoch fühlte sie sich gut dabei. Die Worte des Jokers dröhnten bedrohlich in ihren Ohren und sie spürte, wie die plötzliche Kälte an ihrer Haut nagte und sie frösteln ließ. Sekunden später stand er vor ihr und versetzte ihr einen harten Schlag ins Gesicht, sodass sie durch den Raum segelte und dumpf gegen die Wand prallte.

Ihre Wange schmerzte von dem harten Schlag und pochte im Takt ihres rasenden Herzens. Ihr wurde kurz schwindelig, ehe sie sich wieder gefangen hatte. Doch er ließ ihr keine Zeit Luft zu holen und so japste sie kurz auf, als er sie grob an ihren blonden Haaren packte und näher zu sich zog.
 

Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren, als er ihr zischend verkündete, dass sie ihm am Arsch vorbei ging. Ein Schauer lief ihr über den Rücke, nicht fähig die Wachen zu rufen. Ihr Kopf arbeitete auf Hochtouren als sie ihre Möglichkeiten abwog. Würde sie die Wachen rufen, würde es zweifelsohne in einer nervigen Befragung enden und man würde sie als nicht qualifiziert einstufen, dazu käme, dass sie es wahrscheinlich verschlimmern könnten. Andererseits könnten man sie aber vor weiteren Schmerzen bewahren.

Eine wirklich schwere Entscheidung.
 

Am liebsten würde sie ihm in sein Gesicht spucken und ihm sagen, dass er sie sonst wo könne. Sie würde sich niemals einem Verrückten beugen und schon gar nicht einem wie er es war. Wut kochte erneut auf und verdrängte zunehmenst das Gefühl von Angst, was noch Sekunden zuvor die Oberhand hatte. Würde sie jetzt nicht durchgreifen, konnte sie die restliche Therapie vergessen. Er würde mit ihr spielen und sie würde nichts dagegen tun können. Andererseits könnte sie auch den Spieß einfach umdrehen. Ihre liebe und zuvorkommende Maske wieder aufziehen und im Hintergrund die Fäden ziehen. Mal sehen wer dann zum Schluss lachte.

Sie saß noch immer am längeren Hebel.
 

Sie setzte ein verängstigtes Gesicht auf, nickte Stumm und schluckte hörbar die Wut hinunter. Sie deutete zur Tür und flüsterte: "Die werden gleich versuchen die Tür zu öffnen und wenn sie dann immer noch blockiert ist werden sie diese eintreten und wenn das passiert und man uns so vorfindet, weißt du ja bereits was passiert." Oh ihm würden wunderbare Konsequenzen drohen, doch würde sie nun vorerst die Einsichtige spielen. Dieses Spiel konnte man auch zu zweit Spielen, dachte sie sich im Stillen und beobachtete nun eindringlich jeden Muskel im Gesicht des Jokers. Notfalls würde sie eben um Hilfe schreien, oder selber versuchen ihn auszuschalten. So oder so würde sie sicherlich nicht heute und nicht hier sterben!
 


 

Leise und leicht zögerlich erklangen ihre Worte und er musste stirnrunzelnd feststellen, dass sie mit ihrer Aussage gar nicht mal so falsch lag. Seufzend richtete er sich wieder auf und trottete zur Tür. Kein weiterer Laut entglitt seinen Lippen als er den Stuhl vor den Tisch schob und sich auf diesen platzierte. Als wäre nichts gewesen saß er wieder dort mit ausdruckslosem Gesicht und starrendem Blick.

Auf Harleens Wange war deutlich ein Abdruck des Schlags zu erkennen. Wie sie diesen wohl erklären würde? Einen Unfall würde man ihr wohl kaum abkaufen, wobei, das Weib war gerissen, irgendwie könnte sie sich wohl da raus reden, viel zu groß war ihr Ego, als sich für "ungeigenet" abstempeln zu lassen.
 

Ohrfeigen könnte er sich jetzt, so außer Kontrolle geraten zu sein. All das was er sich aufbaute und was ihn vor Freude geistige Luftsprünge hat machen lassen, wurde in wenigen Minuten zu Nichte gemacht. Verärgert über sich selbst kaute sich Joker auf der Lippe herum, während er sie ansah. Was dachte sie jetzt über ihn? Sicherlich nicht mehr wie zuvor. Ganz langsam und äußerst überlegt müsste er nun vorgehen.
 

Noch einmal ganz von vorne beginnen, die ganze Aktion einfach auf die verdammte Anstalt schieben. Die Situation als einen großen Fehler hinstellen. Kopfschüttelnd sah er sie mit fast entschuldigenden Blick an. Dabei war er sich jedoch unsicher ob Harleen ihm noch irgendetwas dergleichen abnahm. Vermutlich in der nächsten Zeit erstmal nicht, sie würde sich hüten ihm auch nur ein funken Glauben zu schenken, das wusste er. Aber jetzt konnte man es nicht mehr ändern, Joker konnte nur versuchen das Beste daraus zu machen.
 

Mit einem kaum merklichen Augenrollen lehnte er sich etwas über den Tisch und betrachtete ihr Gesicht. Der Schlag muss richtig gesessen haben, das Mädel konnte wirklich was einstecken. Denn man sah es dem dürren Bleichen nicht auf Anhieb an, aber hinter seinen Schlägen versteckte sich ordentlich Pfeffer. Anders käme man auch nicht in der Gotham-Unterwelt zurecht.
 

Fast hätte er sogar seine Hände nach ihr ausgestreckt um sich das Fabrizierte noch besser anzusehen, hielt es jedoch dann für besser, zunächst ein wenig Abstand zu halten.

Zurück in den Stuhl sinkend schnalzte er mit der Zunge, als wüsste er nun nicht wirklich mit sich was anzufangen. „Also...wie gehen wir jetzt vor Doc?“, fragte er leicht ironisch klingend und warf einen kurzen Blick zur Tür, die noch immer verschlossen blieb. Diese Armleuchter schienen rein gar nichts mitbekommen zu haben. Die Ärztin könnte jetzt tot auf dem Boden liegen.

Verachtend schüttelte der Grünhaarige erneut den Kopf und wanderte mit den Augen zurück zu Harleen.
 


 

Es verlief genau so, wie sie es sich erhofft hatte. Gekonnt hatte sie sich aus der Gefahr gezogen und nun war sie damit dran auszuteilen. Seine unschuldige Miene würde sie ihm nun nicht mehr glauben, so viel stand fest. Sie räusperte sich, schritt zur Tür und befahl der Wache mit einem süffisanten Grinsen: "Es scheint, als habe Patient 4479 schlecht geschlafen, bitte bringt ihn doch in eine erholsamere Zelle als die er momentan hat."

Die beiden Wächter sahen sie verdutzt an. Harleen bedeutete einen von ihnen den Joker schon einmal einzusammeln, den anderen hielt sie zurück und nahm ihn zur Seite um ihm zuzuflüstern: "Bringt ihn in eine der schönen Isolationszellen, legt ihm eine Zwangsjacke an und ich will, dass ihr ein Batman T-Shirt besort. Es gibt sicher solche Fanartikel. Das werdet ihr ihm über die Jacke anziehen und oh... ihr könnt gerne vergessen das Licht auszumachen. Eine ganze Woche!" nun lächelte auch der zweite Wächter.
 

Das würde ihn schon zurechtweisen und die Schande darüber seinen Erzfeind am eigenen Leibe tragen zu müssen würde ihn nur noch mehr wahnsinnig werden lassen, dazu die fehlende Dunkelheit, wenn sie mit ihm fertig war, würde er es sich zweimal überlegen, ob er sich noch einmal so aufspielen wollte wie vorhin.

Nun hatte auch der zweite Wächter ihm am Arm gegriffen und sie führten ihn in Richtung der Isolationszimmer ab. Harleen betrat den kleinen Raum erneut, stellte die Ordnung wieder her und nahm die Kamera, sowie ihren Notizblock wieder an sich. Das Tape würde sie augenblicklich zerstören, sodass niemand erfahren würde, was geschehen war. Zu gerne würde sie das Gesicht des Jokers sehen, wenn er realisierte was ihm blühte. Vielleicht würde sie ihm die Woche einen Besuch abstatten, nur um zu sehen wie er sie dafür nun hasste. Er wollte spielen, dass konnte er haben.
 

Die nächsten Tage waren eher ruhig im Vergleich. Harleen probierte sich durch gefühlte 100 verschiedene Sorten von Kuchen und mindestens genauso viele Hauptgänge und Vorspeisen. Der Stress den die Vorbereitungen mit sich brachten zehrte zunehmend an ihren Nerven, sodass sie oftmals gereizt reagierte. Mochte sein, dass ihr der Vorfall mit dem Joker noch immer in den Knochen steckte.
 

Der Freitag kam und sie entschied, dass es Zeit war dem Joker einen kleinen Besuch abzustatten. Der weiße Kittel wehte ihr leicht um die Beine, als sie zügigen Schrittes den Gang entlang zu den Isolationszellen schritt. Ihr Haar war wie immer zu einem Dutt zusammen gebunden und auf der Nase trohnte die allzu bekannte Brille, auch wenn sie diese wirklich nicht benötigte, fühlte sie sich einfach wohler mit ihr in ihrer Rolle. Sie erreichte die Zelle und warf einen Blick in das Innere, in dem sich der Joker befand. Entzückt darüber, dass er das befohlene T-Shirt trug, auf dem das Gesicht Batmans ihr entgegenblickte und umrahmt wurde von den Worten "I Love Batman". Der Anblick war einfach entzückend und sie konnte sich nur schwer ein Lachen verkneifen. Das würde ihr bis Dienstag die nötige Motivation geben, so viel stand fest.
 

Auch die nächsten Tage waren eher stressig für sie. Harleen hatte kaum Zeit für sich selbst und war zunehmend von Leuten umgeben, die sie mit allen möglichen Fragen zur Hochzeit nervten. Ihre Laune erreichte mehr und mehr den Tiefpunkt und so kam es, dass sie auch an dem Tag der nächsten Sitzung nicht sonderlich gut gelaunt in dem kleinen Raum saß und auf ihren Patienten wartete. Die Kamera hatte sie vergessen und zu ihrem Notizblock fehlte der Stift. Ihr Haar hing wirr aus dem Dutt heraus und alles in allem sah sie ziemlich müde aus. Sie setzte sich an den kleinen Schreibtisch, stützte ihren Kopf auf ihre Hand und begann ihre Schläfen zu massieren. Was würde heute wohl nach der Woche passieren? Wenigstens hatte er eine ebenso beschissene Woche hinter sich wie sie auch.

Was ein Trost!
 


 

Mit erhobener Braue sah Joker zu, wie sie an die Tür trat und die Wache zu sich rief. Isolationshaft also, naja was Anderes hätte er auch eigentlich nicht erwarten können. Doch was das kleine Miststück in Wirklichkeit im Schilde führte, das wagte sich der Grünschopf nicht einmal zu denken.
 

Ein Batman T-shirt, ernsthaft? Glaubte sie tatsächlich das solch eine billige Aktion in treffen würde, er sich jetzt heulend in der Ecke verkriechen würde? Auf keinen Fall und wenn er den Rest seines verdammten Lebens mit dem Fummel rumlaufen müsste, diesen Triumph würde er ihr nicht lassen.

Das Weib hatte ja keine Ahnung mit wem sie hier ihre Spielchen trieb, dann reichte wohl seine kleine Lektion nicht aus. Sie würde noch den wahren Joker zu spüren bekommen, früher oder später. Das was sich in ihrem Zimmer abspielte war dagegen ein nettes Kaffeekränzchen.
 

Hämisch grinsend saß er im Schneidersitz in der kleinen Zellen, welche von grellem Licht erfüllt war und starrte auf den kleinen Fensterschlitz der Tür. Mit jeder Stunde verfinsterten sich seine Gedanken. Blutiger, schmerzhafter, malten sich seine Rachegelüste aus und immer teuflischer fletschten sich die gelben Zähne des isolierten Mannes.
 

Zwei Tage vergingen, in denen er Essen sowie auch Trinken verweigerte. Nicht einmal veränderte sich seine Haltung, sein Ausdruck und jedes Mal, wenn einer der Lackaffen durch das schmale Fenster blickte, jagte es ihnen einen kalten Schauer über den Rücken.
 

Der alleinige Gedanke an Rache und dem schmerzerfüllten Gesicht, verhinderten das er vollkommen Wahnsinnig wurde.
 

Die Augenringe schienen dunkler, als bei seiner Ankunft, zu sein, seine Lippen wahren nun mehr blassrosa als dunkelrot. Er sah furchtbar aus, wie seine grün, stechenden Augen, finster ins Leere blickten und er immer mehr einem Toten glich. Auch am dritten und vierten Tag konnten sie ihm nur zwangsweiße Wasser einführen, indem sie ihm einen Schlauch in den Rachen stopften. Verrückt und vollkommen geisteskrank schimpften sie Joker, wobei sie sich wahrscheinlich eher erhofften, dass er endlich den Nippel abgab. Und wenn sein Hals nicht so verdammt trocken wäre, könnte er jedes Mal laut Auflachen wenn sie mit ihren dämlichen Gesichtern das Innere der Zelle aufsuchten.
 

Schwer zu sagen um welche Uhrzeit es sich abspielte, aber es könnte vielleicht Abend gewesen sein, als sogar Harleen ihm einen, wenn auch sehr kurzen, Besuch abstattete. Mit einem selbstgefälligen Lächeln glotze sie ihn an, oder besser gesagt, das was ihm über die Zwangsjacke gestreift wurde. Die Hitze und das Jucken welche die dämliche Jacke fabrizierte war fast schlimmer als der Aufenthalt in diesen vier Wänden selbst.
 

Leider schnürte man ihn diesmal extra eng ein, damit er sich auch ja nicht selbst befreien konnte. Wenn das mal kein Einfall von seiner reizenden Ärztin gewesen war. Zur Nacht, die ihm wegen dem langsam schmerzenden Licht nicht zu Teil wurde, viel er dann schlussendlich doch in den Schlaf. Sitzend und mit dem Kopf fast im Schoß hängend, schlief er tief und fest, fast 24 Stunden lang.
 

Ganz sicher war er sich nicht, aber es könnte auch sein das ihm zwischendurch erneut ein Schlauch in den Hals gestopft wurde, jedenfalls verspürte er keinen Durst mehr als sich seine Augen aufschlugen.
 

Sein Schädel pochte grauenhaft, sämtliche Körperregionen fühlten sich an wie überfahren. Und für einen winzigen Augenblick, wünsche er sich tot zu sein. Sein Kopf versuchte sich an den ausgemalten Racheaktionen festzuklammern, bekamen sie jedoch immer schwerer zu fassen. Der Teller mit Essen, welcher vor ihm stand, -diese Idioten gaben wohl nie auf-, ließ Joker fast die Galle hochwürgen. Verstanden sie den nicht, dass er nichts essen wollte? „Idioten“. Seine Stimme war so gut wie nicht zu hören.

Es war ein einziges Krächzen das aus der, wieder trockenen, Kehle rang. Immer mehr schien es dem Bleichen, nun doch in den Wahnsinn zu treiben. Er hätte wirklich nicht gedacht, dass sich diese heimtückische Aktion als so qualvoll herausstellen würde. Und dazu kam, das es erst der vierte, -oder war es der fünfte?-, Tag war.
 

Joker verlor jegliches Zeitgefühl, er könnte einem vermutlich nicht einmal mehr sagen, um welches Jahr es sich handelte. Sollte er vielleicht doch etwas Essen?

Schon nach so wenigen Tagen, sah man es dem Mann im Batman T-shirt an, wie magerer er wurde. Die Wangenknochen stachen hervor, sogar sein Haar schien dünner zu werden. Es war als wäre er um Jahre gealtert. Leicht versuchte er sich nach vorn zu beugen. Die Glieder schmerzten so sehr, das er aufkeuchen musste. Hatte dend auch seine Muskelkraft so schnell abgebaut?

„Miststück“.

Das Essen sah noch immer zum kotzen aus, nicht einen Bissen würde er runter bekommen.
 

Der Tag der nächsten Therapiesitzung war gekommen. Joker wusste nicht mehr wann er schlief und wach war, wann er versuchte zu sprechen und wann die Worte nur dachte. War es Tag oder Nacht? Absolut gleichgültig. Alles schien im egal geworden zu sein.

Als sich die Zellentür öffnete zuckte er wie ein kleines Kind zusammen und sah zu sich hinauf. Der Wärter sagte irgendetwas zu ihm, doch er verstand nur kaum, was sie von ihm wollten.

Aufstehen? Machten die Kerle Witze, wie sollte er den bitte in diesem Zustand aufstehen? An den Schultern wurde er kraftvoll gepackt, ihren Gesichtern nach zu urteilen musste er wie ein stück Scheiße aussehen, wenn nicht sogar so riechen. Ein Glück das er durch die Essen- und Flüssigkeitsverweigerung sich nicht selbst in die Hose scheißen musste. Sonst würde er wohl noch schlimmer müffeln.
 

Ohne Vorwarnung schleifte man ihn unter eine kalte Dusche, stattete ihn mit einem hässlich, weißen Patientenkittel -das Batman T-Shirt nicht vergessen- und einer frischen Zwangsjacke aus. Wozu er noch die Jacke tragen musste, wo er sich doch kaum bewegen konnte, war ihm ein Rätsel, doch er sagte nichts, ließ alles über sich ergehen. Weiter schleiften ihn die Hohlköpfe ins Therapiezimmer und warfen ihn auf den Stuhl vor dem alt bekannten Schreibtisch. Erst ließ Joker einfach nur müde den Kopf hängen, bis er sich animierte ihn etwas anzuheben. Leer sahen seine Augen in die der Ärztin. „Morgen Schatz…gut geschlafen?“

Er ist es und nicht du

So wie ihr Patient 4479 aussah, so fühlte sich Harley. Völlig gerädert von den letzten Tagen, den nervigen Fragen und das ständige aufdringliche Verhalten ihres Verlobten, hatten auch sie gezeichnet. Wenn auch sie über das entsprechende Make-up verfügte um die dunklen Augenringe zu kaschieren.
 

Der Anblick den ihr der Joker bot, weckte in ihr neue Energie. Ein Gefühl von Triumph machte sich in ihr breit und sie konnte ein Lächeln nicht verbergen. Hatte sie es doch geschafft ihm eine Lektion zu erteilen. Noch zuvor hatten ihr die Wächter über seine vehemente Essenverweigerung berichtet und nun konnte er sehen was er davon hatte.

Nichts. Hatte er es getan um sie Harleen zu ärgern? Wenn ja dann war sein Protest ziemlich im Sande verlaufen.
 

Ihr Blick suchte den seinen, welcher kraftlos und müde wirkte. Das Grün hatte etwas an Glanz verloren und im Ganzen wirkte er eher eingefallen und geschwächt. Doch diesmal würde sie ihn nicht unterschätzen, sondern besser auf der hut sein. "Danke ich habe glänzend in meinem Himmelbett aus purem Gold geschlafen und wurde natürlich wie jeden Morgen von meinem Butler mit Sekt und Kaviar begrüßt. Aber sag mir, wie hast du geschlafen? Du siehst heute mal wieder blendend aus und dein neues Outfit steht dir wirklich hervorragend" ein sarkastisches Grinsen machte sich nun zunehmend auf ihren Zügen breit. "Nun sind wir heute etwas kooperativer als letzte Woche? Oder kann ich mir das ganze gleich sparen und weiter meine Hochzeit organisieren?" sagte sie etwas genervter, als sie es eigentlich angedacht hatte.
 

Noch immer war sie gekränkt darüber, dass er ihr alles nur vorgespielt hatte und langsam zehrte dies alles doch sehr an ihren Kräften. Leicht strich sie sich die losen Strähnen aus dem Gesicht und blickte ihn direkt an. Entweder er würde sich kooperativ zeigen oder sie würde es eben aufgeben ihn zu therapieren und sich ihrer Zukunft fügen, welche sie unweigerlich nach Metropolis führen würde. Ihr graute es schon jetzt, später wieder nach Hause zu müssen, in das geräumige Apartment, in dem ihr Verlobter warten würde und sie kaum, dass sie zur Tür herein gekommen wäre von neuem mit Fragen zu durchlöchern.

Diese Hochzeit stellte ihre Beziehung aufs äußerste auf die Probe. Wie sehr wünschte sie sich einen Tag der Stille, doch dies konnte sie für die nächsten Wochen erst einmal vergessen.
 

Leicht ballte sie eine Hand zur Faust und biss ihre Zähne aufeinander, sodass sie leise knirschten. Dieser Stress machte sie noch wahnsinnig und das Schlimmste daran, sie wusste nicht wohin damit? Sie musste die Anspannung loswerden und endlich ihre Gedanken ordnen. Wenn dies so weiter ginge, würde sie noch platzen und das konnte sie sich nun wirklich nicht nach der Aktion der letzten Woche leisten. Ihre Arbeit durfte einfach nicht darunter leiden! Sie durfte jetzt auf keinen Fall das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren.
 

Sanft legte sie beide Hände auf die Tischplatte. Das Holz unter ihr fühlte sich glatt und weich an. Nur an einer Stelle hatte es eine leichte Einkerbung, welche sie verursacht hatte. Immer wieder ließ sie ihre Finger darüber gleiten und fand darin sogar Entspannung. Nachdem sie sich etwas gefasst hatte blickte sie erneut zu der körperlich ziemlich malträtierten Person. Fast hatte sie schon Mitleid mit ihm. Ein Bild drängte sich ihr auf, indem sie ihm einen Napf voll Wasser vor das eingefallene Gesicht stellte und zusah, wie er es gierig in sich aufsog. Schnell schob sie diesen Gedanken wieder beiseite und versuchte sich, so gut es eben ging, auf die heutige Sitzung zu konzentrieren. "Wollen wir es noch einmal versuchen?", dabei lächelte sie ihm aufmunternd zu. So schnell wollte sie ihn nicht aufgeben, auch wenn etwas in ihr dagegen rebellierte und förmlich aufschrie.
 


 

Den Sarkasmus, welchen sie ihm an den Kopf warf, überhörte er mit müdem Ausdruck und sank etwas tiefer in den Stuhl. Ironischer weise, war Joker heute so gar nicht zum Scherzen zu mute. Selbst die Hochzeit, die Harleen erwähnte, ließ ihn völlig kalt. Über das Ganze könnte er sich wohl erst wieder aufregen wenn die Kräfte zurückkamen. Im Moment schien diese Situation ihm einfach nur gleichgültig. Sollte sie ihn doch mit Fragen durchlöchern, sollte sie doch die beschissenen Geschichten aus seinem Leben erfahren. Dass würde ihr auch nichts helfen. Was passiert ist, ist nun einmal passiert.
 

Seufzend versuchte Joker seinen Körper etwas aufzuraffen, was kläglich zu scheitern schien. Blieb er eben wie ein haufen Elend auf dem Stuhl sitzen. „Schon mal was von der Red Hood Gang gehört?“. Fragte er nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens und sah Harleen mit kühlen Augen an. Seine Stimme klang noch immer schwach und zum ersten Mal würden die folgenden Worte von der Ehrlichkeit gezeichnet sein.
 

„Damals...ich war noch so jung…ständig auf der suche nach dem nächsten Job um Kohle ranzuschaffen… für mich und Jeannie und dem kleinen Balg das in ihr heran wuchs. Jeannie…herje, sie war so wunderschön und lachte über jeden schlechten Witz, die ich ihr einem nach den anderen vortrug. Ich weiß bis heute nicht warum sie gerade mich als ihren Mann wollte. Wir hatten kein Geld und lebten in einer winzigen Wohnung…aber hey, wir waren ziemlich glücklich mit dem was wir hatten. Bis mir diese verdammten Red Hoods diesen Deal anboten. Ich lehnte gleich ab...“, erschöpft rieb er sich die Augen, bevor er mit seiner Erzählung fortfuhr. „Es war ein Dienstag…glaube ich, als ich den Anruf bekam und man mir sagte das Jeannie tot ist…damit auch das Kind. Man ich war so durcheinander und ich...ich wollte die Aktion absagen, ich sagte ich brauche jetzt das Geld nicht mehr, ich brauche gar nichts. Doch es war zu spät, ich konnte mich nicht mehr herausreden. Sie planten einen Einbruch in die Chemiefarbik, in der ich zu dieser Zeit arbeitete und ich musste mir dieses riesen Ding auf den Kopf setzen. So ein riesiger, eiförmiger, roter Helm“, dabei gestikulierte er mit seinen Händen, welche Größe der Helm ungefähr hatte. „Ich ging also in diese Fabrik und ich dachte mir noch, irgendetwas stimmt nicht, es war plötzlich so ruhig und dann stand er vor mir. Ein riesiger Kerl im Fledermauskostüm. Ich versuchte ihm noch zu erklären…hey ich bin der Falsche…dann stürzte ich auch schon über das Geländer und hoffte eines dieser Chemiebecken zu verfehlen. Lieber ein paar gebrochene Knochen als tot dachte ich mir und dann war es still. Ich bekam keine Luft und mein ganzer Körper brannte wie Feuer…die Chemie fraß sich durch jede Pore. Ich weiß nicht mehr wie ich da raus kam, keine Ahnung was passiert ist. Ich wusste nur, dass sich mein Leben verändert hatte und wusste wer daran schuld war…Batman.“ Als erlebe er das Geschehen noch einmal sprach er alles aus und bekam dabei nur halb mit, dass er noch immer Harleen ansah.
 


 

Tausende von Emotionen und Gedanken schienen soeben auf sie einzuprasseln. Ihr wurde ganz schwindelig vor Augen, als sie versuchte das soeben Gesagte zu verarbeiten. War dies nun die tatsächliche Geschichte des Jokers oder wieder nur eine weitere Lüge? Sie empfand das Bedürfnis ihn in den Arm zu nehmen. War er doch nur ein Mann der einmal einen schlechten Tag gehabt hatte und dafür nun bis an sein Lebensende büßen musste? War Batman tatsächlich der Böse?
 

Ihr Kopf schien zu explodieren und unweigerlich fasste sie sich mit beiden Händen in das blonde Haar, da sie befürchtete dass dieser andernfalls explodieren würde. Plötzlich verstand sie ihn, alles was er ihr erzählt hatte, selbst die Lügen waren nun so klar und so verständlich. Harleen konnte nicht anders als zu ihm hinüber zu gehen. Sanft nahm sie Joker in den Arm und presste ihn wie ein Ertrinkender an sich. Es fühlte sich so richtig, so echt an, dass sie alles um sich herum vergaß. Seid langem fühlte sie sich frei und ungezwungen. Auch wenn sie wusste, dass sie gerade Kopf und Kragen riskierte, war es ihr das Wert.
 

Leise hauchte sie ihm ins Ohr: "Ich verstehe jetzt...Ich verstehe es alles...Er ist es und nicht du." Nur ein Flüstern, gerade so laut das er es verstehen konnte. Sie verweilte eine gefühlte Ewigkeit in dieser Pose, ehe sie sich von ihm löste. Langsam streifte sie das T-Shirt ab, sah es verächtlich an und zerriss es mit bloßen Händen. Anschließend löste sie die Schnallen der Zwangsjacke, sodass er sich etwas besser Bewegen konnte. Ihre Gesten waren ehrlich und irgendetwas in ihr hatte sich gelöst. Jetzt wo sie es verstand sah sie alles plötzlich mit anderen Augen und vor ihr brach ihre Heile Welt in einem Scherbenhaufen zusammen.
 

Langsam erhob sie sich, wobei ihr Blick nachdenklich wirkte. Was bedeutete dies für sie? Hatte er ihr gerade den Schlüssel zu allem hingeworfen oder war es nur ein Knochen gewesen um sie mehr und mehr zu locken? Harleen fühlte sich schlecht, ihn in seinem momentanen Zustand weiter zu quälen, auch wenn sie wusste, dass sie dadurch, sich eine große Chance entgehen ließ. Noch war sie nicht in Metropolis, es war noch Zeit mehr über ihn zu erfahren, zu einem besseren Zeitpunkt.

Fast hatte sie vollends vergessen, wie er die letzte Sitzung gewesen war und es tat ihr schon fast leid, wie sie ihn behandelt hatte. Sie entschloss sich, das einzig richtige für sie in so einer Situation zu tun und rief die Wachen. "Bringt ihn wieder in seine alte Zelle und gebt ihm was anständiges zu Essen, bevor er uns noch vom Fleisch fällt. In seinem momentanen Zustand bringt es nichts ihn noch mehr zu befragen", sagte sie mit fester Stimme. Es klang sehr professionell und plausibel in ihren Ohren und ohne jegliche Nachfragen führten sie ihn zurück in seine Zelle.
 

Harleen schloss hastig hinter ihnen die Tür, ehe sie völlig die Kontrolle über sich verlor. Mit beiden Händen fuhr sie sich in die Haare, raufte sich diese, lief einige male im Kreis, ehe sie verzweifelt auf einen Stuhl sank. Das war alles zu viel für sie. Das durfte nicht sein, wie konnte das Vorzeigebild von Gotham der eigentliche Bösewicht sein und warum erkannte dies niemand?! Wütend schlug sie mit der Faust auf die Tischkante, welche leise aufächzte. Diese Ungerechtigkeit ließ sie schier Wahnsinnig werden. Wie kam es das niemand davon wusste?

Sie musste hier weg, sofort!
 


 

Nur ganz langsam fand sich Joker wieder im hier und jetzt. War es tatsächlich so einfach gewesen, hätte er die ganze Zeit nichts weiter machen müssen als eine kleine Wahrheit zu erzählen? Er hätte nicht einmal geglaubt dass sie ihm die Erzählung abnahm. Auch wenn sie diesmal wirklich der Wahrheit entsprach. Genau konnte er es zwar im Moment nicht sagen, wie er darüber dachte wenn sein Kopf wieder Energiezufuhr bekam, aber es schien im nicht allzu tragisch, dass sie diesen Einblick aus seinen Leben bekam. Im Gegenteil, es würde sich dem Anschein nach ja sogar als Vorteil herausstellen.
 

Mit leicht skeptischem Blick beobachtete er wie Harleen aufstand und auf ihn zukam. Ihre Arme legten sich schützend um seinen Körper. Eine Umarmung? War die Ärztin jetzt von allen guten Geistern verlassen?

Still, als hätte sich eine Python um seinen Hals gewickelt, saß er da und vernahm ihre geflüsterten Worte. Diese entschied er jedoch, erst einmal unkommentiert zu lassen. Der Bleiche wusste ehrlich gesagt nicht wirklich, wie er auf diese plötzliche Gefühlsregung von ihr reagieren sollte. Ihr warmer Atem streifte sein Gesicht und er konnte deutlich das süßliche Parfüm an ihr riechen. Die Umarmung war nicht unangenehm, aber wie zum Teufel noch mal sollte er jetzt fortfahren? Sie bekäme wohl kaum einen ähnelnden Gefühlsausbruch seinerseits. Warum auch, sollte er jetzt plötzlich auf ihr Mitleid etwas geben? Nachdem sie ihn so eiskalt in diese Hölle verfrachtet hatte.
 

Ihre zierlichen Finger legten sich auf seine Brust, aufmerksam folgte er dem Geschehen, wie sie das T-Shirt auseinander riss. Mit einem Blick, als hatte sie in den wenigen Minuten vollkommen die Seite gewechselt, zerstörte sie den widerlichen Fanartikel. Dann wurden die Schnallen seiner Zwangsjacke, von Harleen geöffnet. In Jokers Gesicht stand nun noch größere Verwunderung. War es die ganze Zeit so verdammt einfach Gewesen? Das war doch zum Haare raufen, welches er nach der Befreiung seiner Arme auch sofort tat. Die noch etwas feuchten Haarsträhnen glitten ihm durch die Finger, als seine Augen erneut der ihren fesselten.
 

Die Wachmänner kamen hinein und sah mal einer an, sie konnten ihren Griff auch etwas sanfter anlegen. Ohne eine Verabschiedung begleiteten sie ihn in die alte Zelle. Was Anständiges zu Essen sollte folgen. Völlig baff sank der schwache Körper auf die Pritsche. Er hat sie gebrochen, er hat sie mit der Wahrheit gebrochen. Na wenn das mal kein Grund für einen ordentlichen Lacher war, wäre da nicht sein noch immer schmerzender Kopf und Hals, sowie auch der ganze Rest seines bleichen Leibes.

Es war Joker, als spüre er noch immer die drückende Umarmung auf seiner Haut. Ihre Hand wie sie nach dem T-shirt griff. Der Geruch des Parfüms in seiner Nase.
 

Stopp!
 

Seufzend schüttelte er den Kopf, schluss mit diesen Gedanken. Was sollte der Mist? Auf so etwas Belangloses sprang er doch nicht an. Es war reines Mitleid welches Harleen versprühte, Mitleid für seine Geschichte. So etwas brauchte er nicht, das brauchte er von niemandem. Warum auch, würde es die Vergangenheit ändern? Nein. Mitleid war wohl von allen das schlimmste Gefühl. Nicht einmal er selbst hatte mit sich Mitleid. Vergangen war verdammt noch mal vergangen. Das konnte sie sich sonst wo hin stecken.
 

Die Tage zogen ohne große Bedeutung an ihm vorbei. Durch die wieder eingeführte Essenzufuhr, fand sein Körper zu neuer Kraft und er sah Tag für Tag besser aus. Die neue Energie änderte jedoch nichts an seinem denken, wobei er sich sicher war, dass es ohne den Aufenthalt, in der dauerhaft hellen Zelle, nicht dazu gekommen wäre.

Der Tag der nächsten Sitzung rückte näher, folglich auch der Tag der Hochzeit. Denn eine Sache hatte sich doch durch die Wiedereinnahme von Nahrung verändert. Die Hochzeit spielte wieder eine Rolle. Die bevorstehende Therapie durfte nicht schief laufen.
 


 

Als Harleen erwachte, herrschte Dunkelheit um sie herum. Wild tastete sie umher um auszumachen, wo sie sich gerade befand. Es war eindeutig ein Bett aber sie war nicht alleine, neben ihr lag noch jemand. Sie konnte das schwere Atmen hören. Es war ihr Verlobter. Wie war sie hier hergekommen? Sanft weckte sie ihn und stellte ihm diese Frage.

Es stellte sich heraus, dass sie einen Zusammenbruch erlitten hatte, zu viel Stress war die Diagnose und so hatte man sie nach Hause gefahren. Erschöpft ließ sie sich zurück in die Kissen fallen. Zu viel Stress, ja das mochte es sein.
 

Die nächste Woche sollte nicht viel besser werden und der 22te rückte bedrohlich näher. Sie fühlte sich plötzlich so leer und diese Leere schien sie immer mehr zu verschlingen und regelrecht aufzufressen. Jeden Abend stahl sie sich heimlich zur Zelle des Jokers, um nach dem rechten zu sehen. Aus dem halbdunklen beobachtete sie sein Treiben. Irgendwie vermisste sie seine Gegenwart, seine Augen und seine Stimme. Sie wollte ihm so sehr helfen.

Da sind zwei in der Irrenanstalt, die endlich in die Freiheit fliehen wollen...

Zunehmend ertappte sich Harleen dabei, dass sie Ausreden suchte, nicht nach Hause kehren zu müssen. Immer weiter vergrub sie sich in den Aktenbergen, welche sich auf ihrem Schreibtisch angesammelt hatten und arbeitet wie eine Besessene. Auch ihren Kollegen blieb diese Wandlung nicht ganz verborgen, sodass sie dann und wann von ihnen darauf angesprochen wurde und dies immer nur mit einem: "Der Stress ist schuld" oder "Ach du weist doch wie das ist, eine Hochzeit zu planen" abspeiste.

Ihre Nerven lagen blank und der kleinste Fehler schien sie schon zum explodieren zu bringen. Warum konnte sie niemand einfach in ruhe lassen, bis der ganze Stress etwas abgeklungen war?

In der Anstalt machte bereits das Gerücht über ihren vermeintlichen Umzug die Runde, sodass sie sich auch zu diesem Thema einiges anhören durfte, was ihrer Stimmung nicht unbedingt gut tat. Die Zeit schien gerade zu davon zu laufen, nur dann und wann, wenn sie alleine war, schien sie still zu stehen und Harleen fühlte sich von neuem gefangen in ihren eigenen Gedanken.
 

Ein schrilles Geräusch ließ sie aus ihrem unruhigen Schlaf aufschrecken und es dauerte einige Sekunden, ehe sie realisierte, dass es der verhasste Wecker war, welcher ihr befahl aus dem Bett zu steigen. Missmutig raffte sie sich auf und schlüpfte mit den nackten Füßen in die komfortablen Hausschuhe, ehe sie in Richtung Bad aufbrach. Heißes Wasser prasselte auf ihren Körper und wusch den Rest Schlaf von ihr. Ihr Körper fühlte sich schlapp und kraftlos an. Jede kleine Bewegung schien ihre ganzen Reserven zu fordern. Was war nur los mit ihr? Hatten die letzten Wochen so an ihr gezehrt?
 

Sie konnte sich nicht daran erinnern ins Auto eingestiegen zu sein.
 

Langsam fuhr sie durch die Straßen Gothams, welche von den Reklametafeln und einigen Straßenlaternen erleuchtet wurden. Gerade zu mechanisch bahnte sie sich ihren Weg, durch den langsam dichter werdenden Verkehr, ehe sie sich auf der Straße Richtung Arkham Asylum befand. Das Radio spielte mal wieder irgendein gleich klingendes Lied, ehe es auf die Nachrichten umsprang.

"Guten morgen Gotham" schallte es aus den Lautsprechern des Wagens. "Wieder einmal hat Batman diese Stadt etwas sicherer gemacht", bei diesem Satz verzog sie unweigerlich ihr Gesicht. "Nachdem sich heute Morgen Diebe Eintritt in eine der Banken verschafften und dabei drei der Mitarbeiter erschossen, konnten sie dank Batman gestellt und festgenommen werden. Gotham sagt danke an den Helden in Schwarz und wünscht einen guten Start in den Tag" Genervt schaltete sie das Radio aus. Am Horizont konnte sie bereits die Anstallt ausmachen, welche leicht von der aufgehenden Sonne erhellt wurde.
 

Harleen parkte ihr Auto, warf einen prüfenden aber eher beiläufigen Blick in den Spiegel, ehe sie ausstieg und die Tür hinter sich in Schloss warf. In nicht mehr als vier Tagen würde sie heiraten und sich auf dem weg in die Flitterwochen befinden.

Wind wehte ihr durch das blonde Haar, welches sanfte Wellen schlug. Es war der erste Tag, seit dem sie hier arbeitete an dem sie ihre Haare nicht in einen Dutt gezwängt hatte.

Auf dem Weg zum Eingang strich sie sich einige der Strähnen aus dem Gesicht, ehe sie eintrat. Um diese Zeit war es noch sehr ruhig, was ihr durchaus entgegenkam. Leise ging sie zu ihrem Büro und ließ die kleine schwarze Tasche auf einen Stuhl neben der Tür fallen, hängte ihren Mantel auf den Ständer auf und tauschte diesen gegen den weißen Kittel.
 

Erschöpft fuhr sie sich durch das noch feuchte Haare, ehe sie sich auf den Stuhl hinter ihrem Schreibtisch fallen ließ und den Kopf einen Moment auf die Tischplatte legte. Welchen Tag hatten sie eigentlich heute? Leicht hob sie ihren Kopf an um mit einem Auge auf den Kalender an der Wand zu spähen. Er zeigte ihr das heutige Datum und den heutigen Tag.

Erschrocken setzte sie sich auf und sah auf die kleine, schmale Armbanduhr. Heute war also ihre vorläufig letzte Sitzung mit dem Joker. Wie konnte sie das nur vergessen? Wo war sie nur die ganze Zeit mit ihren Gedanken? Hastig machte sie sich daran ihre Unterlagen zu ordnen und diese unter ihren Arm zu Klemmen. An die Kamera dachte sie jedoch nicht und so musste sie erneut nach Oben in ihr Büro hasten um diese ebenfalls nach unten zu schaffen.
 

Auf dem Weg hinunter sah sie, wie die Wachen gerade ihren Patienten in Richtung des Therapieraumes brachten. Schnell eilte sie den Korridor entlang um zumindest nicht zu viel zu spät zu kommen. Fast gleichzeitig erreichten sie die Tür und Harleen ergriff die schmale Klinke zum Inneren. Leicht stieß sie diese auf und ließ die Wachen passieren. An der Tür wartete sie darauf, dass sie den Joker auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch platzierten und den Raum verließen. Leise schloss sie die Tür hinter sich, ging um den Tisch und stellte die Kamera auf. Ihre Finger glitten über die Oberfläche, ehe sie den kleinen Knopf fanden und diesen leicht nach Unten pressten. Das Licht der Kamera leuchtete auf und signalisierte, dass sie einsatzbereit war.

"Dr. Harleen Quinzell. Patient 7749. Sitzung..." kurz überlegte sie die wievielte Sitzung dies wohl wahr. War es die Vierte oder Fünfte? Eigentlich spielte es eh keine Rolle und sie entschied, dies einfach offen zu lassen und später nachzutragen. Kurz räusperte sie sich, ehe sie ihn ansah und die allbekannte Frage stellte: "Na wie hast du die Woche geschlafen? Mir sind keine Vorfälle zu Ohren gekommen, dass finde ich sehr löblich, wenn du so weiter machst könnte es sein, dass du schon bald in der Kantine essen darfst, dass wäre doch schon mal was" sagte sie mit einem aufmunternden Lächeln auf den Lippen.
 

Wie sehr sie doch diese grünen Augen vermisst hatte, welche sie erneut in ihren Bann zogen und nicht mehr los ließen. Das grüne Haar stand wie immer wirr von seinem Kopf und fiel ihm in Strähnen ins Gesicht. Wie vertraut ihr dieser Anblick mittlerweile war. Angestrengt versuchte Harleen nicht daran zu denken, dass dies womöglich ihre letzte Sitzung war, doch ab und an drängte sich ihr dieser Gedanke auf und spiegelte sich kurz in ihren Zügen wieder, ehe er verschwunden war.
 

Plötzliche Traurigkeit, überfiel sie, als sie unweigerlich daran denken musste, dass dies bedeutete, dass sie den Joker mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nie wieder sehen würde und sie niemals den Ruhm für seine Therapie zugesprochen bekommen würde.

Enttäuscht darüber schlug sie die Augen nieder und versuchte diesen Gedanken zu verdrängen, was ihr nur diesmal nicht gelang. Leicht begannen ihre Lippen zu zittern und sie musste sich konzentrieren. Warum nur war sie so traurig darüber? Sie würde den Mann ihrer Träume heiraten, nach Metropolis ziehen und dort einen Neuanfang starten. Sie hatten sich in den vergangenen Tagen bereits einige Häuser dort angesehen, welche alles übertrafen, was sie sich jemals hätte erträumen können. Kurz um, ihr blühte ein neues und vor allem besseres Leben, doch war sie sich plötzlich nicht mehr ganz so sicher, ob sie das wollte.

Erneut machten sich diese Zweifel in ihr breit. Nein! So durfte sie nicht denken! Nicht jetzt und auch nicht in Zukunft. Dies waren nur Panikattacken, welche jede fast Ehefrau vor ihrer Hochzeit heimsuchten. Es war die richtige Entscheidung...oder?
 


 

Es war am Morgen des nächsten Therapietages, als Joker den Wachmännern vor seiner Zelle lauschte. Seine Arme lagen verschränkt hinter seinem grünen Schopf während er hellhörig an die Decke starrte. Eigentlich interessierte es ihn ja nicht, was die Hohlpfosten sonst so unter sich mitteilten, doch an diesem Tag hatten sie ein überaus Interessantes Thema. Dr. Harleen Quinzel. Zunächst waren es belanglose Fakten, bis einer von den Affen die Unterhaltung zur Hochzeit lenkte. Letzte Woche in Arkham? Letzte Sitzung mit dem Joker? Umzug nach Metropolis?
 

Wie Aufgescheucht richtete er seinen Oberkörper nach oben und warf die Füße auf den Beton. Das konnte doch nur ein übler Scherz sein? Sie wollten das Joker diese Informationen bekam um ihn…Nein. Welchen Grund hätten sie dazu? Eng zogen sich seine grünen Brauen zusammen, während seine Miene nichts Gutes verheißen ließ. Sie wollte also fort gehen, ihr ganzes Geschwafel war eine einzig große Heuchlerei.
 

Schnaubend räusperte er sich und sprang auf die Beine. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. „Miststück, verdammtes, verblödetes, blondes Miststück“, schimpfte er stumm in sich rein, während die Wärter auch schon seine Tür öffneten. Vor Wut fast bebend drehte er sich mit dem Rücken zur Glasscheibe und presste die Hände gegen die Wand. Nach einer kurzen Durchsuchung, welche er so gar nicht ausstehen konnte, wurden ihm die Handschellen angelegt und hinaus geführt. Wenigstens keine Jacke.
 

Auf dem Weg zum Therapiezimmer, sah er schon von weitem wie die Ärztin angerannt kam. Mal wieder zu spät wie es schien, doch ein Lächeln schenkte er ihr nicht. Weiterhin stumm knirschten seine Zähne, als sie gemeinsam in den Raum traten. Ihre Gegenwart brachte ihn nur noch mehr zur Weißglut. Am liebsten würde er noch einmal in ihr dämliches, hübsches Gesicht schlagen. Wieder und wieder.
 

Mit finsterem Blick fiel Joker in seinen Stuhl, ansehen tat er sie zunächst nicht. Zu sehr kochte sein Blut. Erst als ihre Stimme erklang, sahen die grünen Augen auf. Harleen wusste noch nicht einmal die wievielte Sitzung es war. Am liebsten hätte er es laut heraus gebrüllt, doch seine Lippen rührten sich nicht. Mit den Gedanken war sie wahrscheinlich bei ihrem Schmierlappen, dem weißen Kleid, dem Umzug. Selbst nur gedacht, zitterte ihm, bei dem Wort Umzug, der Kiefer.
 

Das liebliche Grinsen auf ihrem Gesicht machte das ganze nicht besser. „Fantastisch“, antwortete er knapp auf ihre Frage, wie er geschlafen hätte. Auf den Rest ihrer Worte gab er nicht viel mehr als ein Schulterzucken. Interessierte ihn einen Scheiß wo er aß, das Essen schmeckte auch in seiner Zelle zum kotzen. Eigentlich war es ihm dort sogar lieber, als zwischen einem Haufen Irrer zu sitzen, der Gedanke daran hinterließ einen kalten Schauer. Wenn man sich nur vorstellte vor dem Pinguin oder Crane zu sitzen, grauenhaft. Plötzlich jedoch, verflüchtigte sich das Lächeln von Harleen, sie sah…traurig aus?

Die Ärztin sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen, er konnte genau sehen wie sich ihre Augen weiteten, ihre rosa Lippen leicht vibrierten. Ging es ihr doch nahe fort zu gehen?
 

Warum zum Teufel machte sie es dann? Unentschlossen wie er darauf reagieren soll, raufte er sich die Haare. „Ich weiß es…das mit dem Umzug“, sprach er kühl und ließ sie nicht aus den Augen. Humorlos lachte Joker kurz auf. „Wann hattest du vor mir davon zu erzählen? Ich schütte dir…“ Knurrend verstummte er und sprang auf. Doch er ging nicht auf sie los, es machte eher den Eindruck als wüsste er einfach nicht wohin mit seinen Emotionen. Welche es waren konnte man jedoch nicht sagen. Das könnte er nicht einmal selbst. Wut, Enttäuschung, aber auch die süßliche Versuchung ein Theater zu seinen Gunsten abzuliefern, spukten durch seinen Kopf.
 

„Ist es die Sache wert Harley? Dir ist doch sicherlich bewusst wie sehr deine Karriere darunter leiden würde oder? Stell dir nur vor, was du mit mir alles erreichen könntest, stell dir vor…“, seine Händen legten sich vor ihr auf den Tisch, während er sich leicht darüber beugte, „…stell dir vor du würdest den Joker…heilen.“ Nun hatte er es gesagt, natürlich war seine Aussage rein hypothetisch gemeint, es gab nichts zum heilen, aber wenn es den Anschein hätte? Die Blonde verfügte bestimmt über so viel Grips seine Worte richtig zu deuten, so viel er sie nach der letzten Sitzung einschätzen konnte, hielt sie ihn nicht mehr für krank. Wenn es nicht ihrerseits eine riesen Show gewesen war.
 


 

Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. War das nicht die Stimme des Jokers gewesen? Es dauerte einige Sekunden ehe sie sich wieder im hier und jetzt befand. Sie musste all ihre Beherrschung aufbringen, um nicht loszuheulen, hatte Joker doch genau ihren wunden Punkt getroffen und wieder einmal kamen all die Zweifel hoch.

Doch was würde dann aus ihrem Verlobten werden, wenn sie ihm nun plötzlich sagte, dass sie doch nicht wegziehen wollte? Würde er mit ihr hier in Gotham bleiben? Sicherlich nicht, hatte er doch ein wirklich gutes Jobangebot in Metropolis erhalten, durch das er ihr neues Eigenheim finanzieren würde. Wollte sie wirklich ihre ganze Beziehung aufs Spiel setzten? Hatte sie doch keine Garantie, dass sie es schaffen würden den Joker tatsächlich zu heilen. Diese Zerrissenheit machte sie gerade zu wahnsinnig, war sie sich doch selber nicht mehr sicher was sie eigentlich wollte. Warum musste auch alles so kompliziert sein?
 

Ihr Blick schweifte Hilfe suchend durch den Raum, fand jedoch nichts außer den tiefgrünen Augen des Jokers, an denen sie sich festhalten konnte. Ihre Hände fuhren in das blonde Haar und krallten sich daran fest, als wolle sie dadurch die ganzen Gedanken herausreißen. Ihre Selbstbeherrschung schien zunehmend zu verschwinden. Was sollte sie nur tun? So wenige Tage bis zur Hochzeit. Wollte sie ihn wirklich heiraten? War sie tatsächlich dazu bereit sich auf ewig an diesen Mann zu binden? War nicht ihre Karriere wichtiger? Hätte sie wirklich dieselben Chancen in Metropolis? Aber was wäre, wenn sie ihn einfach heiratete und ihm danach erklärte, dass sie sich noch nicht für einen Umzug bereit fühlte. Er würde es sicher verstehen, konnte er doch schon einmal vorgehen und sich um alles kümmern und sie würde dann in einem halben Jahr vielleicht nachkommen, wenn die Therapie erfolgreich war.
 

Dieser Gedanke hellte ihre Miene etwas auf und neue Hoffnung keimte in ihr auf.

"Es ist ja noch nichts entschieden. Ich kann immer noch nachkommen, wenn die Therapie vorüber ist. Und warum hätte ich dir etwas sagen sollen, wenn noch nichts konkretes feststeht?" teilte sie mit leicht zittriger Stimme ihm mit. Je mehr sie darüber nachdachte, desto sicherer war sie, dass dies durchaus im Bereich des Möglichen lag. Warum war sie noch gleich so traurig gewesen?
 

Harleen schob, wie schon zuvor die Tage, diese Stimmungsschwankungen auf den Hochzeitsstress und ein leichtes Lächeln legte sich wieder auf ihre Züge. "Aber genug über mich. Wir reden viel zu viel über mich. Noch bin ich ja hier also lass uns die Zeit sinnvoll nutzen und mit der Therapie fortfahren" dabei nickte sie ihm aufmunternd zu. "Gibt es etwas über das du gerne reden möchtest? Deine Kindheit oder ein Ereignis der letzten Tage? ", fragte sie und suchte erneut den Blick des Jokers.

Harleen hatte sich wieder gefasst und war mit der Entscheidung die sie für sich gefällt hatte, mehr als zufrieden. Sie durfte einfach nicht jedes Mal überreagieren und musste ihre Panik einfach mehr im Zaum halten. Es würde sicher alles gut werden, wenn sie erst einmal verheiratet war und der ganze Stress von ihr abfiel. Bloß keine voreiligen und unüberlegten Entscheidungen treffen.
 


 

Enttäuschung machte sich in ihm breit, als er mit ansah, wie sich die Ärztin wieder fasste. Ihre Worte animierten Joker nur zu einem verächtlichen Lacher. „Natürlich nicht und du fragst dich auch nicht die ganze Zeit wie dein Verlobter auf deine Entscheidung reagieren würde“, säuselte er mir sarkastischem Unterton und sank wieder in seinen Stuhl.
 

„Warum mir etwas erzählen? Tja Süße, sagen wir es so, ich erzähle nichts wenn ich nichts von dir erfahre, eine Hand wäscht die Andere…außerdem wäre es nun wirklich nicht viel verlangt zu wissen, dass sich meine Ärztin vielleicht entschließt zu gehen.“ Grinsend legte er den Kopf schief und schaukelte leicht auf dem Stuhl herum.

Als Harleen die altbekannten Fragen aussprach verdrehte er nur genervt die Augen. „Meine Kindheit war ein wahrer Traum und hm, die letzten Tage waren die Kartoffeln etwas zu fest gewesen.“ Spielerisch dachte er noch kurz über seine Antworten nach und schüttelte anschließend leicht den Kopf. „Sonst fällt mir im Moment nicht mehr ein.“
 

Die Wut kratzte noch immer an seiner Geduld. Es war nicht einmal mehr die Hochzeit an sich, dafür hatte er schon seine Pläne, es war schlicht und einfach die Tatsache, dass sie für diesen Typen, Arkham verlassen würde. Ihn, den Joker, zurück lassen, ihr Leben fallen zu lassen für eine andere Person. Was ging nur in den Köpfen der Menschen vor? Das sie alles aufgaben. Und für was? Die Liebe?
 

Das Wort Liebe blieb ihm wie ein dicker Kloß im Hals stecken. Joker konnte es einfach nicht nachvollziehen. „Lass mich dir was sagen, gebe deine Träume nicht auf nur um jemand Anderen glücklich zu machen, damit macht man sich nur selbst unglücklich. Oder glaubst du wirklich, Zuhause sitzend, mit dickem Bauch würde dich glücklich machen? So ein Mensch bist du nicht und glaub mir, so wird es kommen. So kommt es immer.“ Mit ernstem Blick teilte er ihr seine Gedanken mit und schüttelte erneut leicht den Kopf. „Du wärst wirklich unglaublich naiv zu denken, dass dieser Kerl es verstehen wird, hier zu bleiben wegen einem Verrückten. Sei doch nicht so blind Harley.“ Seufzend lehnte er sich über den Tisch. „Sieh mir in die Augen und sag dass du nicht auch schon daran gedacht hast, sag mir dass ich nicht Recht habe.“ So eindringlich wie es ihm möglich war, krallten sich seine Augen an der ihren fest.
 


 

Angespannt lauschte sie den Worten des Jokers und fühlte sich ertappt. Natürlich hatte sie darüber schon die ganze Zeit nachgedacht. Verdammt es war gerade das Einzige, an was sie dachte und er machte es nicht gerade besser, ihr schlechtes Gewissen noch zu verstärken. Es machte sie wütend, dass er sie so bedrängte und diese verdammten Augen die sie anstarrten.
 

Ihre Gefühle schienen nicht mehr unter ihrer Kontrolle zu sein und ihr Lächeln verwandelte sich in einen wütenden Ausdruck. "Was denkst du denn? Meinst du ich mach mir keine Gedanken? Aber was soll ich tun? Ich liebe ihn und ja ich will ihn heiraten. Man muss eben Kompromisse eingehen und in Metropolis habe ich sicher auch die Möglichkeit meine Karriere voranzutreiben!", schrie sie ihm förmlich entgegen. Harleen verlor zunehmend die Beherrschung, schlug mit einer Hand auf die Tischplatte und verschränkte die Arme vor der Brust. Was dachte er eigentlich? Das Leben war nun mal kein Ponyhof, dass musste doch auch ihm klar sein. Man konnte eben nicht alles haben und dieser Weg würde ihr Sicherheit gewährleisten. Ein Leben was beständig war und Zukunft hatte. Wer garantierte ihr schon, dass es ihr gelang den Joker zu heilen? Niemand konnte das mit Sicherheit sagen. Es war einfach riskant und leichtsinnig darauf zu vertrauen. Harleen war sich sicher die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Und wer sagte denn, dass sie es so abwegig fand Kinder zu bekommen? Warum auch nicht? Es war ja nicht so, dass sie und Christopher nicht schon darüber nachgedacht hatten.
 

Ihr Blick hielt dem des Jokers eisern stand und sie wagte es nicht einmal mehr zu blinzeln. "Er wird es verstehen! Wenn ich es ihm erkläre wird er sicher auf mich warten. Wenn wir erst einmal verheiratet sind, wird er es sicher verstehen", ihre Worte klangen Selbstbewusst wenn auch etwas scharf. Irgendetwas rebellierte innerlich in ihr und wollte aufschreien, herausbrechen, doch sie unterdrückte diesen Reiz.
 


 

In Gedanken krümmte er sich lachend auf dem Holzstuhl. Die Naivität von Harleen sprengte jegliche Grenzen. Wie sicher sie sich doch war. Ihr blaues Wunder würde sie erleben. Spätestens am Tag der Hochzeit. Immerhin war er so gütig gewesen der Blonden einen anderen Weg zu gewähren. Im nach hinein wäre es ihre eigene Schuld, wenn sie Knietief im Blut stände, ihre verdammte, eigene Schuld.
 

„Wenn du das glaubst“, trug er kühl bei und beließ es vorerst dabei. Für einen Moment blieb eine unangenehme Stille im Raum stehen. Zu diesem Thema schien alles gesagt zu sein, wie also sollte er jetzt fortfahren? Die Wut welche ihn noch eben so ergriffen hatte, hielt sich nun unter Verschluss, angestaut würde sie sehr viel hilfreicher sein, für das was noch vor ihm lag.
 

Gelassen sank er also in sich zusammen und kreuzte die Beine. Ihren kleinen Wutausbruch ignorierte er, zumindest äußerlich. Wobei es Joker ganz und gar nicht passte angeschrien zu werden, vor allem von einer Frau, was diese sich heut zutage einbildeten. Als gäbe er auch nur das Geringste darauf, was sie meinte zu wissen. Zu viel hatte er erlebt, als sich in seiner Meinung noch korrigieren zu lassen, er wusste wie die Menschen waren, wie sie tickten. Er kannte ihre Stärken und Schwächen. Und wenn Harley ihre fette rosa Brille nicht auf hätte, würde sie es auch sehen. Aber bitte, sie wollte Plan B, sie bekäme Plan B. „Gut…wechseln wir das Thema, nicht das du mich noch einmal in Isolation verfrachten lässt …nur diesmal mit Batman Unterwäsche.“ Versuchend die Stimmung etwas anzuheben schenkte er Harleen ein breites Grinsen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
 

„Da sind zwei in der Irrenanstalt, die endlich in die Freiheit fliehen wollen, der eine springt ohne Probleme übers Dach, aber der andere kann nicht, er hat Angst zu fallen. Da hat der Eine ne Idee, er leuchtet mit ner Taschenlampe über den Abgrund damit er auf dem Strahl drüber laufen kann.

Daraufhin der andere: J Ja, glaubst du ich bin IRRE?...’

‚...du schaltest die aus, wenn ich halb drüben bin!“
 

Kichernd warf er sich leicht nach vorn. Wie könnte man besser die Stimmung auflockern als mit einem Witz? Immerhin war das doch seine Spezialität. „Zum schreien oder? Selbst Bats musste schmunzeln…naja eigentlich nicht…aber fast, das schwöre ich dir.“ Noch immer leicht kichernd fuhr er sich einige Male durch die Haare und ließ weiterhin sein Grinsen erstrahlen.
 


 

Diese ständigen Stimmungsschwankungen machten sie einfach fertig. Ihre Hände krallten sich in die Tischplatte des Schreibtisches, sodass die Knöchel ihrer feinen Finger sich weiß verfärbten und die Adern hervortreten ließen. In ihren Fingerspitzen konnte sie den eigenen Herzschlag spüren, wie dieser gegen die Platte hämmerte und sie schon fast befürchtete, dass der Joker ihn ebenfalls spüren konnte. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte sie ihre Wut hinunter zu schlucken, um die Therapie so gut es eben ging fortzusetzen.
 

Es gelang ihr nur schwer ihre Emotionen in den Griff zu bekommen, lagen ihre Nerven doch mehr als blank. Wenn der Joker sie noch weiter provozieren würde, würde sie ernsthaft darüber nachdenken, seinen Vorschlag in die Tat umzusetzen. Oder noch besser die nächste Therapie würde Batman leiten dürfen, was sicherlich interessant wäre. Ihre Finger wurden langsam taub, sodass sie sich dazu entschied dem Tisch etwas Freiraum zu geben. Langsam legte sie ihre Hände in den Schoß und ballte diese zu Fäusten um die Wut weiter unter Kontrolle zu bringen. Die Anspannung im Raum war förmlich spürbar und noch immer hallte ihr Herzschlag in ihrem Kopf wieder.
 

Unweigerlich zwang sich ihr ein breites Grinsen auf die zierlichen Züge, als der Joker seinen Witz erzählte und ebenfalls ein Lachen vernehmen ließ. Sie musste sich auf die Lippe beißen um nicht lauthals loszulachen, auch wenn ihr überhaupt nicht dazu zu mute war. Was war nur los mit ihr? Eben noch war ihr zum Heulen zumute gewesen, im nächsten Moment wollte sie dem Joker an die Gurgel springen und nun konnte sie sich kaum vor Lachen halten? Sie musste schleunigst hier raus!
 

Plötzlich wurde ihr schwindelig und der Raum vor ihr begann langsam vor ihren Augen zu verschwimmen. Wie in einem Karussell begann er sich immer schneller und schneller zu drehen, sodass sie sich am Tisch abstützen musste, um nicht den Halt zu verlieren. Ihre Gefühle schienen nun die Oberhand zu gewinnen und unter lautem Lachen, gefolgt von Schreien und Tränen die nun in Bächen ihre Wange hinunter liefen, brach sie zusammen. Alle Anspannung der letzten Wochen schien nun aus ihr heraus zu brechen und hart schlug sie auf dem steinernen Boden der Anstallt auf, ehe sich eine wohltuende Dunkelheit auf sie legte und Harleen immer mehr zu verschlingen schien.
 


 

Harleen ähnelte nun immer mehr einer Verrückten. Ihre Augen wirkten leer, sie lachte über seinen schlechten Witz und man konnte es spürbar hören, wie sehr sie gerade mit ihren Gedanken kämpfen musste. Begeistert sah Joker zu, wie sich ihre Augen nach oben rollten und ihr Körper schlaff auf den Boden sank. Er hat sie zu einem Nervenzusammenbruch gebracht, wie unglaublich amüsant er das doch fand.
 

Kichernd verblieb er eine Weile auf dem Stuhl, bis er sich zum stehen animierte. Mit langsamen Schritten und den Händen hinter dem Rücken trat er grinsend neben sie. Wie ein Cop, der eine Leiche inspizierte, beugte er sich nach unten. Seine Finger streiften die blonden Strähnen zur Seite, als er sie zurück in den Stuhl verfrachtete und sich selbst halb auf den Tisch setzte. „Arme Harley“, schmunzelte er. Der Bleiche beugte sich nach vorn, so dass sein Gesicht der ihrem ganz nahe war. Vorsichtig nahm er ihren Duft in sich auf, während seine spitze Nase über ihren Hals glitt. Bis zu ihren Lippen streiften sich seine Nase und Mund entlang. „Ich freue mich schon dich in deinem weißen Kleid zu sehen und es rot zu färben mein Schatz“. Wispernd hauchte er seine Worte gegen das zart Rosa und trat schließlich an die Tür. „Ach Juuuhuuungs, wir haben hier eine Ärztin mit einem Nervenzusammenbruch. Ich hatte euch gewarnt, Frauen werden bei meinem Anblick einfach schwach.“
 

Sofort sprang die Tür auf, wobei sie ihm fast ins Gesicht stieß, hätte er nicht schnell reagiert und wäre zur Seite getreten. Mit großen Augen sahen sich die Dumpfbacken das Schlamassel an und zerrten Joker aus dem Raum. „Ganz ruhig Mädels, diesmal trage ich wirklich keine Schuld, aber das wird schon ein Doc herausfinden, den ihr mal langsam holen solltet.“ Noch immer starrten ihn zornige Augen an, bis die beiden Wachmänner sich dann doch entschlossen ihn in die Zelle zu verfrachten und einer von ihnen einen Arzt zu holen.

Grinsend ließ er sich in seine vier Wände werfen. Nachdem sich die Tür hinter ihm schloss, schritt er an die Schiebe und presste seinen Körper gegen das kalte Glas. „Der Witz des Tages Jungs! Das war verdammt noch mal der Witz des Tages!“ Lachend warf er sich auf die dünne Matratze und spürte wie jeglicher Groll verflogen war. Das übertraf nun wirklich sämtliche, seiner Erwartungen. Durch einfache Worte konnte er Harleen zur Ohnmacht treiben, was für ein Tag. Wenn das mal nicht enorm seinem Ego schmeichelte. Pfeifend wankte er die Füße auf dem Bett. Noch vier Tage, vier Tage und Plan B würde sich in seiner vollen bracht entfalten.
 

Die Tage verliefen ruhig, Joker verweilte die meiste Zeit auf dem Bett und grinste in Gedanken versunken die Decke an. Wieder und wieder spielte er den kommenden Tag im Kopf durch. Ging jedes erdenkliche Szenario durch, was könnte schief laufen? Wie konnte er es anschließend wieder gerade biegen? Es musste perfekt geplant sein, an alles musste gedacht werden. Seine weißen Finger griffen spielerisch unter das Bett, an die Stelle, an der sich das Filmband der ersten Stunde befand. Das Harleen sich nie gefragte hatte, wo es geblieben war, fragte er sich noch immer. Aber nach ihrem Zusammenbruch war es wohl nicht weiter verwunderlich. Die Planung einer Hochzeit und dazu Therapiestunden mit Joker, wen würde das nicht in den Wahnsinn treiben?
 

Vorsichtig strich er über das harte Plastik, welches das beinhaltete was ihm zu Nutze sein würde. Ein langes, dünnes, scharfes Band, eng um einen Hals gewickelt, eine großartige Mordwaffe. Aufkichernd zog er die Hand zurück und strich sich fast automatisch über seine Kehle. Leicht drückte sich seine Fingerspitze in die Luftröhre, als wolle er am eigenen Leib erfahren wie es ist erwürgt zu werden. Wie es sich anfühlte, wenn, wie sehr man es auch wollte, kein Sauerstoff mehr in den Körper gelangen konnte. Die leichte Panik ins Blut schoss und man weiß, es ist vorbei. Ein traumhafter Tot. Kurz verblieben seine Finger mit steigendem Druck, bis er sein befriedigendes Gefühl bekam und aufhörte. Noch war es nicht Zeit zur sterben, zu viele Dinge die erledigt werden mussten.

Schatz, das kommt jetzt aber plötzlich, ich habe gar nichts zum Schutz dabei

Wie aus einem tiefen Traum, erwachte sie in erneuter Dunkelheit. Orientierungslos tasteten ihre Hände die Umgebung ab und ihr Kopf versuchte angestrengt die Erinnerung an etwas zu greifen und ihr zu präsentieren. Alles fühlte sich irgendwie seltsam an, wie als wenn sie sich in einer Wolke befinden würde. Ihr Gehirn kam ihr viel zu langsam vor und vorsichtig schlug sie ihre Augen auf. Es dauerte eine Weile, ehe sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Wo war sie und was war passiert?

Angestrengt versuchte sie sich zu erinnern und langsam kam ihre Erinnerung zurück. Hatte sie nicht eben noch mit dem Joker in dem kleinen Raum gesessen?
 

Erschrocken setzte sie sich auf und sah sich panisch um. Das hier war nicht der kleine, kahle Raum mit dem Schreibtisch und auch nicht die Anstallt. Wie zur Hölle war sie hier hergekommen und wo war der Joker? Mit der rechten Hand tastete sie nach dem Schalter ihrer Nachttischlampe und betätigte diesen. Außer ihr war niemand im Schlafzimmer. Um sie herum herrschte gerade zu bedrückende Stille. //Scheiße// dachte sie sich ehe ihre Finger etwas kleines Hartes streifte.
 

Sie Blickte zum Nachttisch hinüber, um zu erkennen, was da gerade ihre Hand berührt hatte. Ein kleines oranges Röhrchen stand neben der Lampe und mit zusammengekniffenen Augen versuchte sie die Beschriftung, welche auf der Vorderseite zu erkennen war, zu entziffern. Es waren eindeutig Pillen aus ihrem Schrank, denn es war ihre Handschrift welche das Röhrchen zierte. Sie kannte dieses Medikament nur zu gut, hatte sie es doch oft genug ihren Patienten verschrieben. War es im Bereich des Möglichen, dass sie einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte? Es würde zumindest ihre Erinnerungslücke und die Medikamente erklären.
 

Ihr Blick schweifte hinüber zu der kleinen Digitalanzeige ihres Weckers. Anscheinend war es früher Abend, also konnte sie nicht so lange weggetreten gewesen sein. Die Rollläden waren heruntergelassen und nur die Lampe spendete einen schwachen Lichtschein. Langsam schwang sie die Beine aus dem Bett und ihre Füße tasteten fast wie automatisch nach den Hausschuhen, welche sie so sorgfältig jedes Mal neben dem Bett platzierte, bevor sie das Haus verließ.

Harleen fühlte sich etwas unsicher auf den Beinen, sodass sie sich an der Fensterbank abstützen musste. Was war nur los mit ihrem Körper? War sie wirklich so schwach, dass etwas Stress sie so mitnahm? Ihre Beine verweigerten zunehmend ihren Dienst, sodass sie kurz innehalten musste, ehe sie ihren Weg zur Tür fortsetzte. Als sie die Tür zum Wohnbereich aufstieß, schlug ihr helles Licht entgegen. Sie blinzelte einige Male, ehe sie ihren Verlobten erkannte, welcher es sich auf der Couch bequem gemacht hatte und aufmerksam die Nachrichten verfolgte. Als er sie registrierte, eilte er ihr entgegen und schlang einen kräftigen Arm um ihre schlanke Hüfte und stützte sie zum Sofa.
 

"Geht’s dir etwas besser?" fragte er mit tiefer, jedoch besorgt klingender Stimme. Noch etwas benebelt durch die Medikamente sah sie ihn etwas verwirrt an ehe sie antwortete: "Was ist passiert? Wer hat mich hier her gebracht und was ist mit dem Joker" Ihr Herz begann plötzlich zu rasen, als ihr schlagartig klar wurde, dass sie nicht wusste, was mit ihm war. Panisch starrte sie auf den flimmernden Bildschirm vor ihr. Nein nichts, keine Eilmeldung oder sonstiges, dass bedeutete er musste sich noch im Asylum befinden. Erleichtert atmete sie aus und wartete auf die Antwort ihres Verlobten. Dieser sah sie skeptisch und doch mit einem sehr besorgtem Blick an und es schien, als ob er sorgfältig nach den richtigen Worten suchte. "Du hattest einen Nervenzusammenbruch. Die Wachen haben dich gefunden und mich angerufen. Ich habe dich hier her gebracht. Der Joker ist soweit ich weiß wieder in seiner Zelle." Ein Seufzen entrann ihrer Kehle und Erleichterung machte sich in ihr breit. Alles war noch einmal gut gegangen. Sie hoffte nur, dass ihr nun nicht der Fall entzogen wurde.
 

"Es war wohl alles etwas zu viel in den letzten Tagen. Ich hab das alles wohl etwas unterschätzt" und sie setzte einen entschuldigenden Blick auf. Erneut überkam sie die Panik. Was war mit der Hochzeit? Würde er sie nun nicht mehr heiraten wollen? Mit zitternder Stimme und den Tränen nahe fragte sie: "Willst du mich noch immer heiraten?" Kräftige Arme umschlangen die Blonde und hielten sie fest. "Natürlich will ich dich noch heiraten, aber denkst du nicht wir sollten es besser verschieben?" Heftig schüttelte sie ihren Kopf. Nein auf keinen Fall wollte sie länger warten. "Keine Sorge ich bin sicher bis Samstag wieder fit. Drei Tage sollten mehr als genug sein" antwortete sie mit einem Lächeln auf den Lippen um ihrer Aussage Nachdruck zu verleihen.

Leicht verzog ihr Verlobter das Gesicht und schien schon wieder nach den richtigen Worten zu suchen. "Schatz die Hochzeit ist morgen" antwortete er leise. Ihr Gesicht wurde bleich und sie musste sich erst einmal setzten. Das konnte nicht sein! Sie war ganze drei Tage weggetreten und schon morgen sollte sie heiraten? Bis tief in die Nacht sprachen sie über die letzten Tage und deren Geschehnisse, bevor sie zu Bett gingen um für den morgigen Tag weitestgehend ausgeschlafen zu sein.
 


 

Es war Freitagnacht, als der Inhaftierte die Kassette aus dem Gestell heraus zog und mit leichtem Druck sie zerbrach. Schnell wickelte er sich das Band um die Hand. Nachdem er es an einer kleinen Stelle etwas straf zog, fuhr sein Zeigefinger über den Rand des dünnen Kunststoffes. Wie ein Messer hinterließ es eine blutige Spur, welche er unter seiner Nase verteilte. Weiterhin schnell, streifte er sich das Band von der Hand und begann es sich vierlagig, abwechselnd über beiden Hände zu wickeln. Anschließend legte er sich auf die Matratze und zog die Decke über seinen Körper, so dass seine Arme nicht mehr zu sehen wahren. Mit kränklichem Gesicht und einer scheinbar blutigen Nase rief er nun den Wachmann, welcher die Schicht auf seinem Flur hatte.

Hustend rief er um Hilf und versuchte dabei so schwach wie möglich zu klingen. Der Wärter presste sich an die dicke Scheibe. Zum Vorschein kam, für ihn, ein Joker mit Nasenbluten.
 

Ohne groß zu überlegen öffnete er die Zellentür und trat an sein Bett. Mit etwas nervöser Stimme fragte er den Liegenden ob alles in Ordnung sei. „Mein Freund…“, hustend unterbrach Joker seinen Satz, „…sehe ich etwas so aus, als ob alles in Ordnung ist?“ Mit einem Gesicht das dümmer nicht sein könnte drehte der Mann in Uniform sich um und griff nach seinem Walkie-Talkie. Jetzt musste es schnell gehen. Joker warf die Decke nach oben, stemmte sich auf die Knie und legte das straffe Band um den Hals des Wärters. Seine Arme legten sich dabei über kreuz, so dass er noch größeren Druck aufbauen konnte.

Der Mann gluckste und versuchte sich zu währen. Doch nicht einmal mehr den Griff zum Schlagstock konnte ihm noch gelingen. Nach kurzer Zeit viel der leblose Körper zu Boden und hinterließ ein dumpfes Geräusch.
 

Kurz sah der Bleiche um sich zu vergewissern das sie noch immer allein waren und begann den Austausch der Kleidung. In Orange würde er wohl schneller auffallen als mit einer Uniform der Wachmänner. Den Toten zerrte er in sein nun ehemaliges Bett und streifte ihm die Decke über. Mit einem flüchtigen Blick würde man es nicht erkennen.

Nachdem auch noch das Band in seiner Tasche verschwand, zog er sich die Mütze tief ins Gesicht und trat aus der Zelle. Tür schließen und nichts wie weg.
 

Der weitere Verlauf des Ausbruchs stellte sich leichter heraus als Gedacht. Diese Hornochsen waren viel zu sehr mit ihrem billigem Kaffee und den Pornoheften beschäftigen, als auf einen vermeintlichen Wärter zu achten, der wohl einfach seinen wohlverdienten Feierabend antrat.
 

Solche Dummköpfe. Dachte sich der Mann mit der Clownsvisage, während er mit dem Auto der Leiche, die sich nun in seiner Zelle befand, die Tore von Arkham durchfuhr. „Ohhh du süße Freiheit“.
 

Lachend drehte er das Radio auf und summte vergnügt die Lieder mit, während er zielgerecht zu seinem alten Versteck fuhr. Den Wagen müsste er aber wohl entfernt verschwinden lassen, denn nach diesem würde man hundert Pro fanden lassen. Wie gut das er für solche Fälle seine Leute hatte und es kein Problem war, das Auto durch ein paar Verbrecher ohne Zukunft, von den Straßen verschwinden zu lassen.
 

Es brauchte auch nicht lange bis er zu Fuß das scheinbar verlassene Gebäude erreichte. Seine Männer würden es doch nicht gewagt haben ihren Posten zu verlassen? Langsam trat er ein, woraufhin sich der Lauf eines Revolvers vor seinem Gesicht auftauchte, unvermeidlich spielte sich auch ein Grinsen um die roten Lippen.

„Ein Bulle!!“

Schallte es heraus und das Grinsen verschwand so schnell wie es erschienen war. „Vollidioten, ich bin es“, stieß er genervt und mit einem Augen rollen heraus.
 

Seufzend schob er die Tür auf und griff nach dem Revolver, welchen er mit einer gekonnten Drehung nun auf den breit gebauten Mann richtete. „Wie viele Polizisten kennst du mit solch einer Visage du Trottel?!“ Fast hätte er den Abzug auch abgedrückt, ließ es aber dann doch sein, er brauchte jetzt jeden seiner Männer.

Weiter ging es durch den spärlichen Flur, bis hin zum Aufenthaltsraum, welche so ziemlich jeder Raum in einem darstellte.
 

Um einen runden Tisch saß der Rest der Mannschaft, ein paar hatten sich auch auf ein altes Sofa niedergelassen. Alle samt sahen sofort auf, als ihr Boss herein schritt und begrüßten ihn mit gespielter Freude. „Wie schön meine Männer beim Faulenzen zu sehen, na hoffentlich hattet ihr eine schöne Zeit…“, grummelte er und warf den Hut sowie auch Jacke über einen alten Kleiderständer. „Es gibt Arbeit und ich rate euch die Sache nicht zu vermasseln! Sonst knall ich einen nach dem anderen von euch ab!“

Die Meute nickte stumm mit verwirrtem Gesicht. „Du…ähm…“, sein Finger zeigte auf einen der Männer, „…ach mir egal wie du heißt…ich will so schnell wie möglich wissen wo die Hochzeit von Dr. Harleen Quinzel stattfindet, es gibt bestimmt eine Zeitungsannonce…ich geb dir fünf Minuten“.
 

Wie aus der Pistole geschossen sprang der Angesprochene auf und kramte nach der letzten Zeitung. Zufrieden schritt Joker weiter in sein Zimmer, eine wichtige Sache gab es da noch. Auf einem Kleiderständer wie man sie hinter Bühnen fand, hing ein lila Anzug, Maßgeschneidert.

„Hast du mich vermisst mein Liebling“, hauchte er schmunzelnd und strich über den lila Stoff. Langsam als wäre es ein ritualer Akt, zog er sich die Uniform aus und begann sich sein Markenzeichen anzuziehen. Wie gut er sich auf seiner Haut anfühlte, war kaum in Worte zu fassen. Erleichterung stöhnte der Grünschopf aus und zupfte sich die grüne Fliege zu Recht. Und erst jetzt wurde im klar wie sehr er an Körpermaße verlor. Der Anzug saß nicht mehr so straff wie zuvor, aber egal.
 


 

Schrill klingelte der Wecker und noch bevor er eine zweite Chance hatte einen Ton herauszupressen, hatte Harleen ihn auch schon verstummen lassen. Sie hatte kaum geschlafen und lag bereits seit zwei Stunden wach. Christopher hatte wie ein Stein neben ihr geschlafen und fast hatte sie ihn schon dafür beneidet.

Heute war also ihr großer Tag. Langsam erhob sie sich und ging Richtung Bad, indem sie sich einschloss und sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht spritzte. Die kleinen Tropfen liefen ihr Gesicht hinunter, sammelten sich an ihrem Kinn, ehe sie in die Tiefe stürzten und auf dem Keramik der Badezimmergarnitur zersprangen.
 

Die Frau welche Harleen aus dem Spiegel ansah kam ihr so fremd vor, sodass sie ungläubig ihr Gesicht berührte um sich der Echtheit zu bestätigen. Sie drehte den Hahn der Badewanne auf und sah zu, wie das Wasser in die Wanne stürzte und begann diese zu füllen. Ein Bad war nun genau das richtige um etwas zu entspannen. Sie ließ den Stoff des Nachthemdes von ihrer Haut gleiten und testete mit den Zehen die Wassertemperatur, ehe sie sich in die Wanne gleiten ließ.
 

Eine gefühlte Ewigkeit verbrachte sie in dem warmen Nass, ehe eine kräftige Hand an die Tür des Badezimmers klopfte. "Harleen?" erklang die Stimme ihres Verlobten und baldigen Ehemannes zögerlich. "Alles ok bei dir? Bist du in Ordnung?" ein Hauch von Sorge schwang in der Frage mit. "Ja alles ok. Ich bin nur etwas aufgeregt, man heiratet schließlich nicht jeden Tag" und ein schwaches Lachen entrann ihrer Kehle. "Ich werde mich dann jetzt auf den Weg machen wir sehen uns dann vorm Altar. Und Schatz? Bitte lass mich nicht dort stehen" er lachte kurz auf auch wenn Harleen glaubte eine Spur von Angst herausgehört zu haben. Sie konnte es ihm nicht verübeln, war sie doch mindestens so aufgeregt wie er.

Harleen blieb noch einige Minuten in der Wanne liegen, ehe sie die Haustür ins Schloss fallen hörte und erneute Stille eintrat.
 

Die Türklingel läutete aufgeregt und in Windeseile war Harleen an der Tür. Ihre beste Freundin stand mit Sekt und einer großen Tafel Schokolade vor ihr und lächelte ihr dabei aufmunternd entgegen. Sie hatte sich schon in ihr Cocktailkleid geworfen, welches ihrer Figur schmeichelte.

Ein großer Teil der Anspannung fiel von ihr ab, als sie ihre Freundin erblickte. In Windeseile war die Flasche Sekt geleert und Harleen in ihr Kleid gezwängt. Sie fühlte sich wie eine echte Prinzessin, als sie sich im Spiegel betrachtete. Mit einem Lächeln öffnete ihre Freundin ihre Handtasche und entnahm ihr die typischen Heiratsutensilien. Sie hatte einfach an alles gedacht. Das Blaue war ein fein verziertes Strumpfband welches Harleen nun übergestreift wurde, das Neue war ein mit ihrem Spitznamen "Harley" eingraviertes Armband, das Alte eine Spange, welche schon ihre Großmutter zur Hochzeit getragen hatte und das Geliehene war eine Kette, welche ihr um den Hals gelegt wurde und ihre Freundin professionell im Nacken befestigte. Zufrieden nickte diese und kurz darauf fand sich Harleen in einer Limo wieder, welche in Richtung Kirche davon fuhr.
 

Harleen hatte sich entschieden am späten Nachmittag zu heiraten und so strebte die Sonne bereits dem Horizont entgegen, als sie an der Kirche eintrafen. Die Gäste mussten sich bereits im Inneren befinden. Harleens Knie zitterten vor Aufregung und so war sie froh, als ihr Vater die Tür der Limo öffnete und ihr heraus half. Sie atmete einmal tief ein, ehe sie sich langsam mit ihrem Vater am Arm dem Eingangstor näherte. Nur noch wenige Meter trennten sie nun von ihrem Zukünftigen. Ihr Herz raste und sie befürchtete, dass sie es womöglich nicht bis zum Altar schaffen würde. Nur noch wenige Stufen und dann würden alle Blicke auf sie gerichtet sein. Nur noch die Hand ausstrecken um die Klinke herunter zu drücken. Fast geschafft. Ihre Hand umschloss zitternd die verschnörkelte Klinke der Kirche und drückte diese langsam hinunter. Die Tür schwang auf und präsentierte sie mit ihrem Vater, welcher sie zum Altar führen würde und in die Hände ihres Ehemanns übergab.
 


 

„Boss, ich habe was sie wollten…aber die Männer fragen sich noch immer was wir hier machen, was soll ich ihnen sagen?“
 

Mit ernster Mine nahm der Mann in der Pfarrerrobe den kleinen Beutel entgegen. Seine Augen legten sich dunkel auf den Laufburschen. „Du kannst ihnen ausrichten dass es sie einen Scheiß angeht und wer noch einmal fragen sollte, dem schneide ich die Zunge heraus klar!“ Stumm nickend verließ der Mann das Zimmer und Joker öffnete den Beutel. Darin befanden sich eine braune Perücke und Brille mit breitem Rand. Wenn schon denn schon, dachte er sich während er die Teile aufsetzte.
 

„Hier kommt die Braut…hier kommt die Braut…“, flüsterte er melodisch als er den Kirchensaal betrat. Neben einem kleinen Becken mit Weihwasser blieb der Verkleidete stehen. Seine Finger nahmen etwas davon auf und zeichneten ein Kreuz über den Oberkörper. Ein ironisches Schmunzeln konnte er sich dabei nicht verkneifen.

Weiter ging es auf den Podest des Saales. Noch eine Stunde und die Gäste würden herein kommen. Und anschließend die Braut. Das Adrenalin stieg mit jeder Minute an. Ein unvergessenes Fest lag vor ihm, Plan B war zum greifen nahe.
 

Seine Männer standen mit schwerem Geschütz bereit, horchend auf sein Kommando. Nichts als die Farbe rot und der Tod spukten in seinem Kopf. Die Freude daran wie Harleen vor Schock erstarrte wenn er sich zu ihr umdrehen würde und ihrem Verlobten das Messer zwischen die Rippen stach. Wenn seine Männer das Feuer eröffneten und sämtliche Verwandte und Freunde als leblose Hülle zu Boden fielen. Wundervoll, einfach nur wundervoll.
 

Die Stunde verging schnell und der Saal füllte sich mit Menschen. Alle samt angezogen wie die High Society, schon allein deshalb würden sie den Tod verdienen. Mit dem Rücken blieb er zur Gemeinschaft stehen und versuchte beschäftigt auszusehen. Auch wenn er keinen blassen Schimmer hatte, was ein Pfarrer so tat. Die Kirche war nun wirklich kein Ort, wo er viel Zeit verbrachte. In Gedanken ganz versunken blätterte er in der Bibel, den Lärm hinter ihm blendete er dabei völlig aus. Bis das Geräusch kam Worauf er solange gewartet hatte.
 

Die Orgel begann zu Pfeifen, die Tür wurde geöffnet und er musste sich schwer zusammenreißen nicht schon jetzt hinter sich zu blicken. Mit knirschenden Zähnen verharrte er regungslos, bis das Orgelspiel ihr Ende fand.
 

Jetzt war es so weit, endlich war der Moment gekommen. Mit einem tiefen Atemzug und breitem Grinsen drehte er sich langsam um. Gleichzeitig rückten die bewaffneten Männer zu den Seiten des Saals ein. Die grünen Augen richteten sich sofort auf die Braut und kurz schien es, als würde ihm die Sprache weg bleiben. Harleen war wirklich atemberaubend schön.
 

Nachdem er sich jedoch schnell wieder fasste, nahm er auch den Bräutigam unter Augenschein. Wie zu erwarten, ein Schmierlappen. Wen wollte er imitieren, Superman? Ihm kam fast die Galle hoch, dass sie diesen Kerl zum Mann nehmen wollte. Joker raufte sich und sah erneut zu Harley. „Hey Schatz“, zwinkerte er mit sehr leiser Stimme ihr zu, bevor seine Hände sich zusammenschlugen und den Raum mit angsterfüllten Aufschreien durchschallen ließ.
 

Versucht wie ein Pfarrer zu klingen, begann er seine kleine Rede: „Liebe Gemeinde, ihr habet euch heute zusammen gefunden um Zeuge zu werden wie diese Frau und dieser Mann nicht das Ehegelübde abgeben werden. Denn ich werde nicht zulassen…“. Dramatisch aufsetzend zeigte sein Finger auf den Bräutigam, „…das dieser Mann! Miss Harleen Quinzel in ihr Unglück stürzen lässt!“
 


 

Langsam schritt sie in Richtung des Altars, begleitet von der Musik und den Blicken der Gäste. Harleen strahlte über das ganze Gesicht, als sie ihren Verlobten neben dem Pastor stehen sah. Er sah aus wie der Prinz aus ihren Mädchenträumen und Tränen der unendlichen Freude traten in ihre Augen. Mit einer Fingerspitze fing sie diese auf und war sehr darum bemüht, dass ihr Make up nicht verwischte. Nur noch wenige Schritte trennten sie von ihrem Glück. Der Blick von Christopher war einfach Gold wert. Ungläubig starrte er sie von oben bis unten an und ihr gefiel, dass sie ihn so aus der Fassung brachte.
 

Zärtlich streckte er eine Hand nach ihr aus, um ihr hoch zu helfen und sie in Empfang zu nehmen. Ihr Vater warf ihr einen, von Stolz erfüllten Blick zu, drückte kurz ihren Arm, ehe er sie in die Arme ihres Verlobten entließ. Es herrschte nun Totenstille im Inneren der Kirche und mit zitternden Händen ergriff sie die, ihres nun fast Ehemannes. Ihre Augen suchten die seinen und sie konnte in ihnen dieselbe Entschlossenheit lesen. Es war die richtige Entscheidung gewesen und alle Zweifel und Sorgen schienen plötzlich von ihr zu fallen. Erneut wischte sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel und wartete darauf, dass der Pastor die Zeremonie eröffnete.
 

Mit dem Nachfolgenden hatte sie nicht mal in ihren schlimmsten Albträumen gerechnet. Als dieser sich umdrehte um die Zeremonie zu eröffnen, wich jegliche Farbe aus ihrem Gesicht und ein Ausdruck von blankem Entsetztem zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Das konnte nicht sein! Das war bestimmt alles nur ein böser Traum! Nein... diese grünen Augen ließen keine Zweifel zu. Dazu diese Stimme und diese Visage.
 

Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken als sie die Ansprache des Jokers vernahm. Angstschreie füllten das Innere der Kirche und hallten von den steinernen Wänden wieder. Sie hatte kaum Zeit zu reagieren, als sie auch schon die bewaffneten Männer hereinstürmen sah. Nein nein nein, das durfte einfach alles nicht wahr sein!!!!

Panisch stieß sie ihren Verlobten von sich und schrie ihm entgegen: "Lauf! Er wird dich töten", dabei warf sie sich schützend zwischen ihn und den Joker.
 

Christopher sah sie verwirrt und etwas verängstigt an, machte jedoch keine Anstallten sich von der Stelle zu rühren. In ihm kam anscheinend der Beschützerinstinkt zum Vorschein. Er packte sie an den Schultern und versuchte sie weg von dem Joker zu zerren. Wut spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder und zwischen zusammengepressten Zähnen zischte er: "Du wirst sie niemals bekommen! Nur über meine Leiche!"
 

Das war sein Todesurteil und sie Harleen, würde nichts tun können. Sie würde alle verlieren die ihr wichtig waren. Ihre Gäste verfielen in wilde Panik und versuchten eine der Ausgänge zu erreichen, an denen jedoch die Männer des Jokers bereits auf sie warteten. Es war aussichtslos sie waren gefangen und es gab kein Entkommen.
 

Blitzschnell stürzte sie auf den Joker zu und versuchte diesen zu Boden zu reißen. Es würde ihrem Verlobten eventuell eine letzte Chance geben zu entkommen, war diese noch so klein.

Ihr Körper prallte gegen den des Jokers und riss ihn zu Boden. Dumpf schlugen sie neben dem Altar auf. Doch Hände rissen sie erneut weg von dem Körper des Jokers und versuchten sie aus der Szenerie zu schaffen. Sie versuchte sich zu wehren, doch die Hände ließen nicht locker und hielten sie eisern fest. Panisch begann sie nun zu Schreien: "Nein! Nein nein nein! Lass mich los!" Eine große Hand wurde ihr auf den Mund gepresst und kurz sah sie empor, in das Gesicht ihres Entführers. Ihr Vater stand schützend hinter ihr und versuchte verzweifelt seine Tochter zu retten. Blitzschnell fuhr ihr Blick erneut zum Altar auf dem sich ihr Verlobter soeben auf den Joker gestürzt hatte und auf diesen einschlug.

Hareeln war unfähig noch irgendetwas zu tun. Sie wollte nicht das jemand starb. Tränen rannen ihre Wangen hinab als ihr bewusst wurde, dass dies alles ihre Schuld war. Sie würde für die Tode ihrer Familie, Freunde und Bekannte verantwortlich sein. Schluchzend musste sie nun mit ansehen was sich ereignete, unfähig irgendetwas daran zu ändern.
 


 

Wie zu tiefst bestürzt, legte er die Hand an die Brust und spürte wie sich das hölzerne Kreuz in seine Haut drückte. „Ich? Ihn töten? Meine Liebe, ich bin hier im dienste Gottes.“ Sprach er wie das Unschuldslamm persönlich, wobei er sich ein lachen verkniff. Harleen sah man die Wut, Trauer und Angst an, wer wäre das nicht in solch einer Situation?
 

Wie süß es doch aussah, als sie sich schützend vor ihren Liebsten stellte. Als könnte sie ihn aufhalten, zum tot lachen. Doch ließ Mister Superman nicht lange auf sich warten und warf sich selbst als Held in die Schussbahn.
 

Wie überaus passend doch seine Wortwahl war. „Das lässt sich einrichten mein Guter…aber ich will sie nicht besitzen….“ Jokers Worte verstummten als sich die Braut auf ihn warf. Leider passierte dies so plötzlich, das es ihn zu Boden riss, welch eine Blamage. „Hach Schatz, das kommt jetzt aber plötzlich, ich habe gar nichts zum Schutz dabei“, hauchte er dem tobenden Weib ins Ohr, bevor sie ihm weg gezogen wurde. Er versuchte wieder aufzustehen, wäre da nicht der Schmierlappen, welcher begann auf ihn einzudreschen. Lachend steckte er jeden Schlag ein, absolut lächerlich, nachdem Mann die Prügel von einer riesigen Fledermaus schon zu spüren bekam.
 

Joker fischte nach seiner Hosentasche und zog sein altbeliebtes Taschenmesser. Geschickt klappte er es unter dem wütenden Mann auf und bohrte die klinge zwischen seine Rippen. Um noch mehr Schmerz zu verursachen, drehte er das Messer in der Wunde. „Großer Fehler mein Freund.“ Mühelos konnte er nun den Verletzten von sich rollen und sprang auf die Beine.

Mit einem Blick auf Harleen schnickte er das tropfende Messer.
 

Da waren sie, die wunderschönen roten Spritzer auf dem weißen Kleid, endlich hat er sein Bild in Real vor sich stehen. „Hast du eine Ahnung wie schön du bist Harley?“

Der Bräutigam stöhnte und knurrte, bekam jedoch nicht die Kraft zu Stande aufzustehen. Nach und nach drängte er den Boden mit Blut.
 

Nun sah Joker zu dem Mann hinter Harley, ihren Vater.
 

Grinsend schlängelte sich seine Hand um den Hals des jetzt nicht werdenden Schwiegervaters und zog ihn so von der Braut weg. Seine Augen brannten vor der Lust und Freude des Blutbades. Wieder und wieder rammte sich die scharfe Klinge in sein Gegenüber.

Genau beobachtete er jede Regung in den fremden Augen. „Spürst du die Kälte? Spürst du wie die Angst vor dem Tod langsam erlischt, nehme Abschied von deiner wunderschönen Tochter.“ Mit der Hand, die sich immer noch um den Hals befand, drehte er den Kopf des Vaters zu Harley. Anschließend machte er seinem Leben ein Ende und schnitt ihm die Kehle durch.
 

Erneut ein dumpfer Aufprall einer Leiche.
 

Joker wandte sich wieder Harleen zu. „Welch göttlicher Tag!“, witzelte er mit ausgestreckten Armen und trat näher vor sie. Sanft legten sich seine Hände auf ihre Wangen. „Du hasst mich jetzt dafür, aber glaube mir, im Nachhinein wirst du mir dankbar sein. Gleich wirst du endgültig frei sein. Niemand wird mehr da sein, dem du was Beweisen musst, dem du dich beugen musst. Du wirst frei sein Harley.“
 

Das Feuer wurde eröffnet und übertönte somit die Angstschreie. Jeder von ihnen wurde mit Kugeln durchlöchert, jedes Magazin wurde geleert. Der Anblick war ein Hochgenuss für den Mann in der Robe.

Der Schmierlappen würde auch nicht mehr lange machen, denn das Blut stand nun schon unter seinen Füßen. Es war getan und alles klappte wie am Schnürchen. Seine Hände sanken wieder und Joker stolzierte um sie herum. „Betrachte es doch mal positiv mein Schatz, so musst du dich wenigstens nicht Witwe nennen…gern geschehen.“
 


 

Harleen schrie, als sie zusehen musste, wie ihr Verlobter in sich zusammen sackte und das Blut langsam sein Hemd in ein tiefes Rot färbte. Sie versuchte sich aus dem Griff ihres Vaters zu befreien der nicht genau wusste was er tun sollte. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Strampelnd versuchte sie auf die Beine zu kommen, als sie sah, dass der Joker ihre Richtung ansteuerte. "Nein bitte nicht" winselte sie flehend und die Tränen verwischten etwas ihre Sicht.
 

Wie sehr wünschte sie sich jetzt, dass alles nur ein böser Traum war. Harleen fühlte, wie ihr Vater von ihr gerissen wurde und der Joker sich ihm annahm. Ihr Gesicht war angsterfüllt und sie schrie aus tiefster Kehle, als sich das warme Blut ihres Vaters über sie ergoss und sein lebloser Körper neben ihr auf den Boden sackte. Schluchzend stürzte sie sich auf ihn und versuchte die Wunde am Hals mit ihren Händen abzudrücken, als könne sie so das unvermeidliche verhindern.
 

Tränen fielen hinab und alles verschwamm. Wut entflammte in ihr und zornig Blickte sie dem Monster in die Augen. Diese schrecklichen Augen, sie würde sie ihm herausschneiden für das, was er ihr angetan hatte. Sie vernahm eine Bewegung von seitens des Altars und stürzte darauf zu. Eine deutliche Blutlache hatte sich unter ihrem Verlobten gebildet und verzweifelt presste sie ihre Hände auf seine Wunde. Schluchzend nahm sie seinen Kopf in eine Hand: "Es tut mir so leid es ist alles meine Schuld. Es tut mir so unendlich leid!" sie schrie auf vor Schmerz über den Verlust ihrer Geliebten und vor ihr breitete sich ein Inferno aus Blut und Schreien aus.
 

Zunehmend fielen ihre Gäste tot auf den Boden der Kirche und die Luft war erfüllt vom Geruch des Schwarzpulvers. Mit letzter Kraft hob Christopher seinen Kopf und bedeutete ihr etwas näher zu kommen. Leicht beugte sie sich hinunter bis ihr Ohr nah an seinen Lippen lag :"Ich liebe dich Harleen" und mit diesen Worten erschlaffte sein Körper. Schreiend umschlang sie den leblosen Körper und begann ihn in ihren Armen zu wiegen, wie eine Mutter ihr Neugeborenes. "Nein nein nein du darfst nicht sterben!", schluchzte sie ehe sie realisierte, dass er tot war. Sanft legte sie seinen Körper auf den blutgetränkten Boden ehe sie sich wie ein Geist erhob.
 

Ihr Haar war blutverklebt und hing ihr wirr ins Gesicht. Ihr Make up war verlaufen und ließ ihr sonst so hübsches Gesicht schrecklich erscheinen. Das noch eben so weiße Kleid war ebenfalls tiefrot gefärbt von dem Blut ihrer Lieben. Langsam setzte sie sich in Bewegung bevor sie auf den Joker zustürmte, bis sie kurz vor ihm zum stehen kam. Mit den Fäusten begann sie auf seine Brust einzuschlagen und schrie ihn mit schon heiserer Stimme an: "Du verdammtes Monster warum hast du das getan? Du verdammter Psychopath!"
 

Schluchzend sackte sie vor ihm auf den Boden und hielt sich die klebrigen Hände vor die Augen. Sie wollte sterben! Dieser Gedanke machte sich nun zunehmend in ihr breit. Sie würde nicht mit der Schuld leben können, all ihre Freunde und Familie umgebracht zu haben. Sie Blickte mit flehendem Blick zu ihrem Peiniger empor. Ihre zarten Lippen zitterten und noch immer rannen ihr Tränen über die nassen Wangen. "Töte mich" hauchte sie ihm kraftlos entgegen. "Verdammt noch mal bring es zu ende und töte mich. Hier, schlitz mir die verdammte Kehle auf!" schrie sie ihm entgegen nahm seine Hand in der noch immer das Messer ruhte, mit dem er zuvor ihren Verlobten, wie auch ihren Vater umgebracht hatte und setzte es an ihre Kehle.
 


 

Ohne jegliche Gefühlsregung sah er zu sich hinab, wie Harley in der roten Pfütze kniete und ihn schier anflehte sie umzubringen.

Langsam sank auch er in die Knie, dabei zog er sich die Perücke und Brille ab. Ihre Hand griff nach seiner und zog das blutverschmierte Messer an ihre Kehle. Kurz legte sich seine Stirn in Falten, bis er den Kopf langsam schüttelte.

„Shhh…vertrau mir, dir wird es bald besser gehen“, sprach er mit sanfter Stimme, die so ganz untypisch für ihn klang.

Bevor Harleen sich etwas selbst antun konnte, entfernte Joker die Klinge von ihrem Hals und steckte das Messer zurück in die Tasche.
 

Seine Finger schoben die verklebten Strähnen ihres Haars nach hinten, so dass ihr Gesicht frei lag und er ihr in die Augen sehen konnte.
 

„Boss? Warum bringen sie die Schlampe nicht auch um?“
 

Einer der Männer hatte sich neben ihnen aufgebaut und sprach das aus was die restliche Meute dachte.

Finster sah der Grünschopf zu ihm hoch. „Was hast du gesagt?“, presste es sich hinter knirschenden Zähnen hervor.

Mit bleichem Gesicht trat der Bewaffnete wiederzurück.

„S…s…sorry Boss“

„Verpiss dich du verblödeter Affe! Sonst wirst du mich kennen lernen kapiert?!”

Zu hören waren nur noch schnelle Schritte, die sich aus dem Saal entfernten, keiner der Männer sprach mehr ein Wort.
 

Zurück zur Braut in Rot.

Langsam griff er nach einem Taschentuch aus seiner Tasche und wischte die Tränen aus Harleys Gesicht. Fast liebevoll entfernte er den verlaufenden Mascara und die Blutspritzer. „Bald wirst du verstehen was ich meine, es wird alles einen Sinn ergeben…glaub mir, ich habe genau das Gleiche durchmachen müssen.“ Ein kleines Lächeln malte sich auf seine Lippen und bevor sie sich währen konnte setzte Joker zu einem Kuss an.

Seine Finger vergruben sich in die blonden Haare und pressten ihren Kopf gegen seinen.

Der Psychopath in ihm zeigte sich gerade mit jeder Faser seines bleichen Körpers. Das Blutbad, der so gewünschte Tod des Verlobten, all dies trugen zu einer Explosion der Gefühle bei. Und das, alles andere als Negative. Nein, er fühlte sich so gut wie seit einer Ewigkeit nicht mehr. Fast hätte Joker sogar vergessen wie es sich anfühlte.

Der Kuss war für ihn ein Ventil dafür, diese Explosion heraus zu lassen, seiner Gefühle freien lauf zulassen. Egal wie es für Andere aussah, egal was seine Männer dachten. Das war es, was er jetzt brauchte um weiter zu machen.
 


 

Verzweifelt sah sie sich um. Warum beendete er ihr wertloses Leben nicht einfach? Warum kam er nicht ihrem Flehen und Betteln nach? Selbst seine Lakaien stimmten ihr da zu. Sie war so verzweifelt so verwirrt und wollte einfach alles vergessen. Wäre sie doch besser einfach tot, alles war besser als das hier. Mit leerem Blick starrte sie ihn nun an, nicht fähig sich auch nur einen Schritt zu bewegen.
 

Gerade zu zärtlich befreite er sie vom Blut ihrer Liebsten. Sein Gesicht näherte sich langsam dem ihren und sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren, ehe seine Lippen die ihre fanden.

Ihre Augen weiteten sich und sie wusste nicht was sie tun sollte. Eben noch hatte er ihre gesamte Familie und Freunde ausgelöscht und nun küsste er sie? Noch immer hielten seine Hände ihr blondes Haar, sodass sie sich nicht entziehen konnte. Ihre Gefühle überschlugen sich und sie wusste nicht was sie nun denken oder fühlen sollte. Es war so plötzlich und unerwartet und irgendwie fühlte es sich gut an. Seine Lippen brannten auf den ihren und es schien für einen kurzen Moment so, als ob sie alles um sich herum vergessen könnte.
 

Der Schein hielt nicht jedoch lange an, als sie plötzlich das Geräusch von Körpern vernahm, welche hart auf den kalten Steinboden fielen. Einige Sekunden später wurde ihr gegenüber nach hinten gerissen. Tief atmete sie ein und hielt den Atem an, als sie erkannte, wer ihr Retter in dieser aussichtslosen Situation war. Mit einem harten Schlag ging der Joker zu Boden und über ihm trohnte die Fledermaus. Ungläubig sah sie ihn an und Angst packte sie von neuem. Sie versuchte sich aufzurichten doch ihre Beine wollten ihr einfach nicht gehorchen und sie sackte erneut zusammen.
 

Der Blick der Fledermaus traf sie und die Panik gewann die Oberhand. Auf allen vieren versuchte sie nun so viele Meter wie möglich zwischen sich und Batman zu bringen, welcher nun auf sie zueilte. Seine Hände umschlossen eines ihrer Handgelenke und er zog sie mit kräftigen Armen an sich. Sie spürte die harte Panzerung auf ihrer Haut und versuchte sich verzweifelt aus seinem Griff zu reißen.

Mit tiefer Stimme sagte er zu ihr: "Wehr dich nicht, ich bring dich in Sicherheit."

"Nein lass mich los. Hilfeeeeeeeeeee!!!!" schrie sie aus voller Kehle, ehe sie in die Höhe gerissen wurde. Voller Angst schloss sie die Augen und krallte sich an die Fledermaus.
 

Kalte Luft schlug ihr ins Gesicht und sie vermutete dass sie sich irgendwo außerhalb der Kirche befinden mussten. Leise schluchzend, vergrub sie ihr Gesicht in dem Stoff seines Capes. Was war das nur für ein Albtraum in dem sie sich soeben befand? Wo brachte sie diese Fledermaus nur hin? Würde man sie für die ganzen Tode verantwortlich machen und war sie das nicht auch? Wieder drängten sich ihr die Bilder der letzten Stunde auf und von neuem brach es aus ihr heraus. Tränen der Verzweiflung und Wut bahnten sich den Weg hinab zu ihrem Kinn. Sie wusste nicht wo sie sich befand und es war ihr auch egal, sie wollte nur, dass dieser Schmerz endlich endete.
 

Warum hatte Batman sie nur gerettet?

Sachte stellte die Fledermaus die Blonde auf ihre Beine und umarmte sie. "Keine Angst sie sind in Sicherheit." erklang die tiefe Stimme, welche seinen Brustkorb vibrieren ließ. "Sie sollten besser ins Innere gehen, sich umziehen und ein Bad nehmen. Gibt es jemanden den ich anrufen kann der bei ihnen bleibt?" fragte er mit ruhiger aber dennoch bestimmter Stimme. Erneut begann sie heftig zu schluchzen, hatte sie doch soeben all jene verloren, die ihr je etwas bedeutet hatten. "Nein verdammte scheiße sie sind alle tot! Tot verstehst du das?" schrie sie ihn an und ihre Fäuste hämmerten kraftlos gegen die Brust der Fledermaus. Hätte er sie nicht gehalten, so wäre sie von neuem zu Boden gesackt, so hing sie nun kraftlos in seinen Armen. Ihr Körper gab den Geist auf und sie konnte nichts dagegen tun, als sich der Ohnmacht hinzugeben.
 


 

Nur ein Gedanke, schoss wie ein Blitz, durch seinen Kopf, als er die kräftige Hand in seinem Nacken spürte. Batman.

Natürlich musste der noch aufkreuzen, wie hätte es auch anders sein können.

Wie an einem Kran hängend wurde Joker hoch gerissen und bekam einer der harten Schläge zu spüren, die der Fledermausmann so gerne verteilte. Hart fiel er zu Boden, aus seinem Mundwinkel floss ein Faden aus Blut, den verdammten Kiefer hat er ihm mal wieder gebrochen. Knurrend richtete er sich zum sitzen auf und konnte nur noch mit ansehen wie Batman, mit Harleen im Arm, verschwand.
 

„Bleib da du verdammter Feigling!!“ Immer wieder hämmerte er mit der Faust auf den harten Boden und verspritzte dabei das zur Pfütze gebildete Blut. Die Freude verschwand spurlos und machte Platz für das gewohnte Gefühl aus Wut und Hass. Und doch konnte er nicht aufhören lauthals zu lachen.

Keuchend stand Joker auf und fasste sich mit einer Fingerspitze an den Kiefer. Zuckend unter dem Schmerz, kicherte er weiter in die Leichenhalle.
 

„Ach was soll’s…“. Schulterzuckend versuchte er es gelassener zu sehen. Wobei seine Selbstverleugnung nicht so gut klappte wie er es sich wünschte. Und das nur wegen seiner dummen, absolut bescheuerten Aktion. Er hätte es früh genug erkennen können. Aber nein, er hing mit seinen Lippen an einem Weib. Was war nur in ihn gefahren? Es hätte Joker doch bewusste sein müssen das jede Minute der Capeschwinger aufkreuzen könnte. Dieses Miststück hat ihn wohl mit ihrer Naivität angesteckt.
 

Es war doch einfach zum totlachen.

P.S. Nein, das J steht nicht für Jonathan!

Es war spät am Abend als er die Flasche Whiskey leerte, welche sich noch für schlechte Zeiten in der Schublade seines Schreibtischs befand. Das Brennen in der Kehle und die Wärme im Bauch, welcher der gute Tropfen mit sich nahm, tat nach solch einem Tag mehr als gut. Tief in seinen Stuhl gelehnt und so vor dem Schreibtisch sitzend, musste Joker unwiderruflich an die Therapiestunden denken. War es wirklich erst ein paar Tage her, dass er noch als Patient vor Harleen saß? Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit.
 

Ein weiteres Glas füllte noch die Flasche, bevor er sie leer in die Ecke schleuderte. Nippend warf er die Füße auf den Tisch und streifte die Schuhe ab.
 

In Gedanken griff er nach dem Taschenmesser, mit dem er noch vor wenigen Stunden zwei Menschen tötete. Die Klinge klappte sich auf und langsam begann er sie vor seinem Gesicht zu pendeln, als wolle er sich selbst hypnotisieren. Erstaunlich wie schnell man jemanden töten konnte, mit so einem kleinen Messer. Mit geschlossenen Augen strich der Grünschopf das kühle Metall über seine Haut. Dabei benutzte er die flache Seite der Klinge. Es wirkte ungemein beruhigend auf ihn. Bis hin zum Hals streichte er das Messer. Es würde so schnell gehen, ein Schnitt durch das weiße Fleisch und alles hätte ein Ende. Das Messer drehte sich und die Schneide lag nun auf seiner Haut. So schnell…
 

Mit schmerzendem Nacken wachte Joker aus dem tiefen Schlaf auf. Wann war er eingeschlafen? Fragte er sich Haare raufend und blickte auf das Messer, welches auf seiner Brust lag. Verwirrt griff er es und spürte ein leichtes brennen an seinem Hals. „Was zum…“ Missmutig strich er die Finger über seinen Hals und spürte einen Kratzer quer über seiner Kehle. Die Klinge muss ihn im Schlaf geschnitten haben, wobei er sich trotzdem fragte, wie das Messer überhaupt dort hingekommen war. Die Flasche Whiskey war wohl etwas zu viel, welches auch der stechende Schmerz in seinem Kopf deutlich zeigte.
 

Die darauf folgenden Tage, verbrachte Joker fast ausschließlich im Versteck. Sein Kiefer brauchte Zeit zum heilen und die Polizei, sowie auch Bats währen in den ersten Wochen oder sogar Monaten täglich auf der Suche nach ihm. Gras über die Sache wachsen lassen, lautete zurzeit sein Motto. Sie gäben natürlich die Suche nicht auf, vor allem die Fledermaus. Sie würden jedoch nicht mehr Rund um die Uhr auf den Straßen Patrouille halten. Ein Glück dass seine Anhänger einen ordentlichen Vorrat an Dosenfutter ansammelten. Es gab alles, von gebackenen Bohnen bis Früchtecocktail. Alles was das Herz begehrte.
 


 

Die erste Woche nach der Tragödie stellte sich als die Schlimmste ihres Lebens heraus. Das Fernsehen berichtete von nichts anderem mehr, als dem Blutbad in der Kirche. Reporter belagerten ihr Haus und wollten mit ihr sprechen und die Beerdigungen ihrer Liebsten waren zu organisieren. Harleen erhöhte zunehmenst die Dosierung der Medikamente, ohne die sie nicht im Stande gewesen wäre, dies alles durchzustehen. Wie oft hatte sie in den letzten Tagen schon darüber nachgedacht ihr Leben zu beenden und war dann doch jedes Mal zu feige gewesen, es in die Tat umzusetzen. So war sie froh, dass ihre Kollegen aus der Anstallt sie unterstützen, wo sie nur konnten und sich untereinander abwechselten um ihr beizustehen.
 

Die Wochen flogen nur so dahin, doch die Leere in ihr blieb bestehend. Jegliche Therapien lehnte sie strickt ab und meinte nur, sie bräuchte nur etwas Zeit um über diesen Verlust hinweg zu kommen. Die Medikamente leisteten dabei einen hervorragenden Anteil, da sie sie vergessen ließen und auch ihre Gedanken weitestgehend unterdrückten, sodass sie sich nach zwei Monaten wieder im Stande sah zu ihrer Arbeit zurück zu kehren.
 

Ihre Kollegen sahen dem zuerst skeptisch entgegen, entschieden jedoch dann, dass es eine gute Idee sei, sich etwas Ablenkung zu verschaffen und wieder zurück in den Alltag zu finden.
 

Harleen half es ungemein endlich wieder etwas Normalität zu verspüren und fand schon bald wieder in ihr altes Muster zurück. Die Tage verliefen ruhig und ohne Probleme, sodass sie Stück für Stück zu ihrem alten ich zurück fand und das Geschehene akzeptierte. So war es nun mal wenn man in ihrem Job arbeitete. Risiken gab es immer und dies würde ihr eine Lehre sein unvorsichtig zu handeln. Ihr Privatleben verschloss sie von nun an hinter einer dicken Mauer.

Ihre Kollegen bewunderten sie für ihre Stärke, welche sie bewies und achteten sie fortan mit mehr Respekt. Es würde einige Zeit dauern, ehe sie wieder die alte war, doch dann würde alles wieder besser werden und sie konnte sich von neuem ihrer Karriere zuwenden, denn dieser Traum war das Einzige was sie noch anspornte.
 


 

Zwei Monate waren nun um, seit er aus Arkham ausgebrochen war und die kleine Traumwelt seiner Ärztin zerstört hatte. Zugegeben er dachte einige Male daran Harleen einen Besuch abzustatten. Ihr hübsches, schockiertes Gesicht zu sehen, wenn er vor ihrer Tür stand.

Redete es sich jedoch immer wieder schnell aus. Die Cops oder Batman ständen wahrscheinlich schneller hinter ihm als er sein Grinsen ziehen konnte. Aber verdammt, er vermisste dieses dämliche Weib, ob er wollte oder nicht.
 

Wenn er nur gewusste hätte, wie schnell er sie wieder sehen würde.
 

Ein Ausflug ins freie, stellte sich an diesem Tag als ein großer Fehler heraus. Eigentlich war es auch nicht sehr durchdacht gewesen, eine spontane Aktion war zur Abwechslung auch mal ganz witzig. Das Ziel war es gewesen, ein Restaurante in der Innenstadt auszurauben, eines in dem die dicken Fische der Stadt ihre in Blattgold eingewickelten Hummer aßen und sich für die Könige der Welt hielten. Solche, denen eine Kugel zwischen den Augen mal ganz gut tun würde. Wäre da nicht ein gewisser Jemand direkt auf der Motorhaube seines frisch gestohlenen Wagens gelandet.
 

Rauchend kam das Auto zum stehen und die starken Arme der Fledermaus packten ihn, wie zwei Monate zuvor am Kragen. Ohne auch nur eine Wort zu sagen, eine Frage zu stellen, dreschten Fäuste auf ihn ein. „Ich find's auch schön dich wieder zusehen Bats…wie geht’s Harley denn so? Hätte ihr ja ne Karte geschrieben, aber du kennst das ja, viel zu tun, viel zu tun.“ Kichernd nahm er härtere Prügel in kauf. Sein soeben geheilter Kiefer zerbrach erneut, sowie einige Rippen und sein Arm, der ihm soeben hinter dem Rücken verschränkt wurde. „Klappe Clown, du landest umgehend wieder in Arkham.“
 

Dieses Szenario war sicherlich nicht geplant, aber warum aufregen? Quellen teilten ihm vor einigen Tagen mit, dass seine Ärztin wieder in der Anstallt arbeitete, vielleicht käme es zu einem Wiedersehen. Außerdem wäre ein weiterer Ausbruch sicherlich machbar. Bei diesem Personal.
 

Es lief genau wie beim letzten Mal ab. Man verfrachtete Joker in einen der SWAT-Vans, legte ihm eine Zwangsjacke an und führte ihn umgehend in die Isolationszelle. Höhere Sicherheitsmaßnahmen in allen Bereichen. Nicht wirklich verwunderlich.

„Hey Jungs…habt ihr mich vermisst? Wie geht’s Harley und ihrem Verlobten? Ach nein warte, der ist ja tot.“ Kichernd wurde er auf den Boden der Zelle geworfen und bekam die Tür vor der Nase zugeschlagen. Diese Typen hatten wirklich absolut keinen Sinn für Humor.
 


 

Langsam aber sicher erholte sich Harleen wieder und fand in ihren alten Rhythmus zurück. Sie hatte ihre alten Patienten zurück bekommen und befand sich gerade auf dem weg zu Crane, welcher bereits auf sie wartete, war sie doch ein so leichtes Opfer durch ihre tragische Hochzeit, welche sich bereits herumgesprochen hatte. Harleen sah dies als Abhärtung und Probe an. Es tat gut wieder etwas Normalität zu haben.

Auf dem Gang erblickte sie einen alten Bekannten. Batman kam ihr entgegen und etwas verwirrt grüßte sie ihn freundlich, hatte er ihr doch immerhin das Leben gerettet. Er hatte die letzten Monate öfters nach dem Rechten gesehen und irgendwie war sie ihm deswegen auch sehr dankbar.

Einige Mitarbeiter eilten an ihr vorbei und bogen in den Gang der Geschlossenen ein. Unberührt setzte sie ihren Weg fort zu ihrem Patienten.
 

Die Sitzung verlief wie gewohnt eher ruhig, auch wenn Scarecrow immer wieder nach ihren tiefsten Ängsten forschte. Es war Hareeln mittlerweile gleichgültig geworden. Was sollte ihr bitte noch Angst bereiten? Hatte sie doch nichts mehr zu verlieren. Alle Personen die ihr wichtig gewesen waren hatte sie zu Grabe getragen, also was wollte er da noch finden?
 

Als sie wieder zurück in ihr Büro kehrte und sich ihren Akten widmen wollte, traf sie erneut auf ihre Kollegen die anscheinend in heller Aufregung waren. Was war nur los, was sie so aus dem Konzept brachten? Batman war keine Seltenheit mehr, von daher musste etwas anderes passiert sein. Sie sprach einige darauf an, welche ihrer Frage jedes Mal auswichen oder davoneilten, weil sie noch etwas zu erledigen hatten. Misstrauisch musterte Harleen sie jedes Mal, fragte jedoch nicht nach.

Mit der Hand griff sie nach dem kleinen Röhrchen und öffnete die Verschlusskappe. Gekonnt entnahmen ihre Finger der Verpackung zwei Pillen, welche sie in ihren Mund beförderte. Sie wusste, dass es schwer werden würde ohne sie zu leben, aber momentan musste sie das ja auch nicht. Eine leichte Abhängigkeit war ja nichts schlimmes, bei ihren Patienten half es ja auch.
 

Ihr Büro war so, wie sie es zurück gelassen hatte. Mit den Fingern suchte sie den kleinen Schalter neben der Tür, welcher das Licht aufflackern ließ. Seufzend machte sie sich daran die letzten Berichte zu vervollständigen und dann in ihren wohlverdienten Feierabend zu fahren.
 

Es war dunkel um sie herum. Ein kleines Schimmern drang von irgendwo her, sie konnte aber nicht genau sagen was es war. Langsam näherte sie sich der Lichtquelle, bis sie vor einer verschlossenen Tür stand. Ihre Hände umschlangen die verschnörkelte Klinke und pressten sie herunter. Mit einem leichten Seufzer schwang sie auf und entblößte einen Altar dahinter. Vor ihm standen zwei Gestallten, welche sie jedoch nicht genau erkennen konnte.

Zaghaft näherte sie sich ihnen, bis sie erkannte, wer es war. Vor dem Altar befanden sich zwei Männer, beide im Smoking und hübsch herausgeputzt. Erst als sie sich umdrehten konnte sie ihre Gesichter erkennen. Ihr stockte der Atem und ungläubig schüttelte sie den Kopf.

Der eine war ihr verstorbener Ehemann und der andere der Joker. Beide starrten sie hoffnungsvoll an. "Für wen wirst du dich Entscheiden Harley? Für mich oder deinen Verlobten?" erklang die Stimme des Jokers. Entscheiden, für einen von beiden? Wieso sollte sie das tun? War es doch nicht klar, für wen sie sich entscheiden würde? "Harleen, Engel du musst dich entscheiden" bekräftigte er die Aussage des Jokers. "Nur einer von uns kann überleben und du wirst entscheiden, wer es sein wird, den anderen wirst du erschießen!" dröhnte die Stimme des Jokers ihr entgegen. Erst jetzt fühlte sie die schwere Waffe in ihrer Hand. Erschrocken starrte sie diese an und dann an sich herab. Sie trug das weiße Hochzeitskleid. "Nein nein nein. Ich will nicht!" stammelte sie und Tränen schossen ihr in die Augen. "Du hast leider keine andere Wahl." entgegnete ihr, ihr Verlobter.

Wie sollte sie sich nur entscheiden? Ihre Hand schoss in die Höhe und richtete die Waffe zuerst auf den Joker und dann auf Christopher. Wie eine Cobra züngelte der Lauf zwischen den beiden hin und her. Sie hatte keinerlei Kontrolle mehr über ihren Arm und verzweifelt versuchte sie die Waffe herunter zu drücken, doch ohne Erfolg. Mit einem lauten Knall löste sich der Schuss und traf ihren Verlobten zwischen die Augen, welcher leblos zu Boden sackte. Rote Spritzer von Blut zierten von neuem ihr Kleid und erschrocken stürmte sie zu Christopher. "Neiiiiiiiiin!!!!!" schrie sie und schrak aus ihrem Traum hoch.
 

Harleen war schweißgebadet und ihr Atem ging stoßweise. Ihr Puls raste nur so, als wäre sie soeben einen Marathon gelaufen. Was hatte das nur zu bedeuten? Niemals würde sie sich für den Joker entscheiden. Niemals!!!

Und doch spürte sie erneut die Lippen des Clowns auf den ihren und das heiße Prickeln, was sie dabei verspürt hatte. Ihr Blick wanderte zu der Digitalanzeige. Noch zwei Stunden ehe sie zur Arbeit musste. Zitternd tastete sie nach den Pillen und warf sie sich ein, ehe sie zurück in die Kissen sank und wieder in die Traumwelt abdriftete.
 

Der Wecker klingelte und kündigte den neuen Tag an. Noch immer verwirrt und geschockt von ihrem nächtlichen Traum machte sie sich auf den Weg zur Anstalt. Die letzte Nacht hatte deutliche Spuren in ihren Zügen hinterlassen.

Gemächlich trat sie ihren Weg zum Büro an, wobei sie einen Abstecher zur Küche unternahm, um sich einen Kaffee einzuschenken. Es war noch ruhig und nur wenige Mitarbeiter waren auf den Gängen unterwegs. Die Tür zu ihrem Büro lag direkt vor ihr. Sie zögerte kurz, als sie die Klinke ergriff, welche sie so sehr an ihren Traum erinnerte.
 


 

Isolationshaft. Diese kleine, schalldichte Zelle teilte mit Joker keine angenehmen Erinnerungen. Gelehnt an der gepolsterten Wand hämmerte er seinen Kopf dagegen. Aber was soll’s, was machte es schon für einen Unterschied. Auch diese vier Wände konnten ihn nicht aufhalten, wie lange sie ihn auch darin behalten wollten.
 

Die ganze Sache könnte sich sogar als ziemlich angenehm gestallten, als er seinen persönlichen Wärter unter Augenschein nahm. Na welch Zufall, da tauchte doch tatsächlich ein bekanntes Gesicht auf. Victor Young, ein Mann im mittleren Alter der sich gerne mit Haien einlässt. Flehend kroch er damals Joker vor die Füße und bettelte und flehte, er würde alles tun, wirklich alles. Und jetzt war tatsächlich auch der Moment gekommen in dem er ihn gebrauchen konnte.
 

An die kleine Fensterscheibe gepresst sah er zu, wie Victor an die Tür schritt. Die öffnete sich zur Essenausgabe und der Bleiche trat zurück. „Hast du getan was ich dir aufgetragen habe?“, fragte er ohne aufzublicken und setzte sich auf den Boden der Zelle. „Ja….ist erledigt.“ Der Mann in der Uniform fühlte sich deutlich unwohl bei dem Gedanken, was er in dieser Nacht getan hatte. Aber was für eine Wahl hatte er? Er gab dem Clown sein Wort, andernfalls würde es ihm genau so ergehen wie Dr. Quinzel und selbst wahrscheinlich nicht mit den Leben davon kommen. Also tat er es.
 

Victor brach in das Büro von Harleen ein und platzierte eine rote Rose, welche in einer schlichten Vase steckte, auf dem Schreibtisch der Ärztin. Der Stiel der Rose trug ein kleines Kärtchen auf dem die Worte „Hey Schatz, komm mich doch mal in meiner Zelle besuchen, dann können wir reden. J.“, geschrieben wurden. Das schlechte Gewissen würde Victor wohl auf ewig heimsuchen, ein Glück das ihn die Ärztin nicht sehr gut kannte.
 

„Fantastisch, Vic mein alter Freund du machst deine Arbeit wirklich gut, ein Glück dass ich dich doch nicht getötet habe." Grinsend nahm er die Mahlzeit entgegen, wobei es sich nicht um den Kantinenfraß handelte, sondern um die Speisen welche das Personal bekam. „Gut, du kannst jetzt gehen“, meinte er beiläufig und scheuchte ihn mit einer Handbewegung aus der Zelle.
 

Wenn er doch nur das Gesicht von Harley sehen könnte. Es war nun früh am Morgen und Harleen müsste jetzt ihren Dienst antreten. Gott verdammt ihr Gesicht. Wie sie wohl reagieren wird? Die Polizei kontaktieren oder sofort hier nach unten kommen und sich vergewissern, dass es ein übler Scherz ihrer Mitarbeiter war. Und dann doch den Grünschopf in der Zelle antreffen. Er konnte es nicht richtig einschätzen, immerhin veränderte eine solche Tragödie den Charakter. Also konnte er nur gespannt vor seiner Tür sitzen und Löcher in die Luft starren. Irgendwer würde schon bald ihm Gesellschaft leisten, ließ sich nur abwarten, um wen es sich dabei handelte.
 


 

Die Klinke ruhte noch immer kalt in ihrer Hand, ehe sie sich dazu überwinden konnte diese herunter zu drücken. Es war doch nur ein blöder Traum gewesen. Die Tür schwang leise auf und entblößte das Innere. Ihre kleinen Finger tasteten nach dem Schalter, fanden ihn und ließen die Lampe leicht aufflackern. Sie schritt zu ihrer Garderobe um ihren Mantel aufzuhängen, als sie die Rose auf ihrem Schreibtisch entdeckte. Verwirrt und doch neugierig schritt sie näher, um sie besser begutachten zu können. Wer mochte ihr nur eine Rose schenken? Mit zittrigen Fingern nahm sie das kleine Schild zwischen diese und drehte es so, dass sie lesen konnte, was darauf geschrieben war. Ihre Augen weiteten sich und erschrocken schnappte sie nach Luft. Das konnte doch wirklich nur ein dummer Scherz sein!
 

Mit einer Handbewegung fegte sie die Rose samt Vase vom Tisch, sodass sie klirrend auf dem Boden zersprang und dort liegen blieb. Wut entbrannte in ihr und zornig trat sie mit dem Fuß die Rose in den Boden. Einzelne Blätter lösten sich und lagen nun verstreut herum. Das was noch von der Rose übrig war nahm sie angewidert in eine Hand und rannte fast schon, in Richtung der Isolierten. Was hatte er sich bitte bei dieser Aktion gedacht?

Mit großen Schritten bog sie in den Gang ein in dem die Zellen lagen. Ihre Wut wuchs mit jedem Schritt, ehe sie an der Zelle angekommen war. Mit der Faust schlug sie gegen die eiserne Tür um ihren Insassen kundzutun das sie da war. "Was soll der Scheiß?!" brüllte sie der Tür entgegen. "Das ist wirklich ein schlechter Scherz, selbst von dir!" fügte sie hinzu ehe sie die kleine Klappe, welche eigentlich für die Essensausgabe gedacht war öffnete und die Überreste der Rose hinein warf. "Das wird ein Nachspiel haben Crane!" und mit diesen Worten stürmte sie davon.
 

Jonathan Crane hatte es eindeutig übertrieben. Sie wusste, dass sich so einiges herumgesprochen hatte in der Unterwelt von Gotham und so war sie eher schlecht auf solche Scherze zu sprechen. Ohne es zu merken stampfte sie erneut an der Zelle vorbei des eigentlichen Absenders der Rose. Aber wie sollte sie auch auf ihn, den Joker schließen, prangte doch von der Karte nur ein einfaches J ihr entgegen. Sie musste wohl ziemlich aufgewühlt aussehen, sodass sie ein Kollege voller Sorge um ihre geistige Gesundheit ansprach: "Alles ok Harleen? Du siehst etwas durch den Wind aus."
 

Kurz sammelte sie sich, schüttelte den Kopf und meinte dann: "Keine Sorge nur ein übler Scherz von einem meiner Patienten. Crane fand es wohl unglaublich lustig mir eine Rose in mein Büro zu stellen und besaß dann auch noch die Frechheit mich in seiner Karte aufzufordern ihn in seiner Zelle zu besuchen" wutschnaubend ließ sie ein verächtliches Lachen erklingen "Wobei ich mich immer noch frage wie er das geschafft hat. Wahrscheinlich wieder eine der Wachen bestochen."
 

Irgendetwas in dem Gesicht des Mannes gefiel ihr nicht. Er wirkte skeptisch: "Hat er mit Scarecrow unterschrieben oder warum wusstest du dass er es war?" fragte er nun zögernd mit etwas zu viel Interesse wie sie fand. Harleen dachte sich jedoch nichts dabei und schob es auf die allgemeine Neugierde zurück und antwortete: "Nein er hat mit einem einfachen J unterzeichnet. Vielleicht fand er es lustiger mit seinem richtigen Namen zu unterzeichnen, also Jonathan." Schulterzuckend wandte sie sich um zum gehen, sodass sie das entsetzte Gesicht des Kollegen nicht mehr sah, welcher in Windeseile davon eilte um seine anderen Kollegen zu alarmieren. Er wusste anscheinend mehr als sie.
 

Stumm setzte sie sich an ihren Schreibtisch und dokumentierte den Vorfall in einem der Berichte von Crane.
 

Die darauf folgenden Tage verliefen eher Ereignislos, was durchaus angenehm war, doch die ständigen Albträume, welche sie jede Nacht heimsuchten, wollten einfach nicht verschwinden. Wieder und wieder der gleiche Traum und jede Nacht schrak sie daraus schweißgebadet auf. Es machte sie fertig, sodass sie entschied die Dosis der Medikamente ein weiteres Mal zu erhöhen.
 


 

Den ganzen Tag saß er starrend in der Zelle, doch niemand klopfte an die Tür, niemand leistete ihm Gesellschaft. Die Tage zogen sich schleifend an ihm vorbei und noch immer kam niemand. Er hätte wenigstens eine kleine Reaktion erhofft. Irgendetwas muss doch schief gelaufen sein, wenn man nur einmal sich auf Andere verließ. Es war doch zum kotzen.

Genervt sprang Joker auf die Beine und hämmerte gegen die Stahltür. Im Schleichgang schritt Victor an die Tür und öffnete diese. „Hey Kumpel…wie kommt es dass Harleen noch nicht da war Vic?“, zischte er ihm zu und verengte die Augen. „Sie…naja…ähm, sie hat Mister Crane verdächtigt die Rose geschickt zu haben…weil sein Name auch mit einem J beginnt und ähm…ich konnte doch nicht…also.“
 

Humorlos lache Joker auf und schüttelte ungläubig den Kopf, dabei griff er nach dem Kragen der Wache und zog ihn zu sich in die Zelle. „Du verblödeter Schwachkopf, du hast nur ein J auf die Karte geschrieben? Nur ein blödes J?! Sie weiß doch noch nicht einmal dass ich hier bin!“, brüllte er Victor in Gesicht und presste die Hände um seinen schmalen Hals. Dabei stieß er ihn wieder und wieder gegen den Stahl. „Da geb ich dir solch einen einfachen Auftrag und du vermasselst ihn…doch meine nächste Botschaft wird mehr als deutlich sein, mein Freund.“ Sadistisch verzog sich sein Mund zu einem Grinsen während er dem Mann den Schädel an der Tür einschlug. Fehlte nur noch eine Sache, immerhin musste Harley erkennen von wem er umgebracht wurde. Ein Schlüssel dürfte wohl ausreichend sein.
 

Mit einem blutigen Grinsen saß der Tote auf dem Stuhl vor Harleys Schreibtisch. Seine Wangen wurden zu beiden Seiten aufgerissen, denn einen Schnitt konnte man das wirklich nicht nennen. An der Brust des leblosen Körpers wurde ein Stück Papier festgetackert. „Anscheinend setzte die Rose bei dir nicht gut an, vielleicht gefällt dir dieses, nun persönlich gelieferte, Geschenk besser. J.

P.S. Nein, das J steht nicht für Jonathan!“
 


 

Der heutige Morgen begann wie jeder andere, mit wenig Schlaf und dem schrillen läuten des Weckers. Eine heiße Dusche zum wach werden und Pillen um den Tag so gut wie möglich zu überstehen. Nebel lag über der Stadt und verdichtete sich zunehmenst, als sie in Richtung Arkham davon fuhr. Die Sache mit Crane hatte ihr sehr zugesetzt und so hatte sie dafür gesorgt, dass die Sicherheit im isolierten Trakt verschärft wurde.
 

Gemächlich schlenderte sie zu ihrem Büro, welches sie seit dem letzten Vorfall immer sorgsam abschloss. Der kleine Schlüssel lag kühl in ihrer Hand und sanft strich sie über dessen Zähne. Was würde heute auf sie warten? Weitere Aktenberge? Noch mehr Rosen oder gar etwas Schlimmeres? Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit, als sie sich der Tür näherte. Irgendetwas stimmte nicht an diesem Bild, doch sie konnte nicht sagen was es war. Fast automatisch ergriff sie die Klinke und wollte gerade aufsperren, als diese wie von Geisterhand aufschwang. Sie hatte doch nicht einmal die Klinke herunter gedrückt. Erst jetzt sah sie die Aufbruchspuren und das gesplitterte Holz des Türrahmens. Ihr wurde heiß und kalt als sie in Zeitlupe die Tür öffnete und mit zitternden Fingern das Licht anschaltete.
 

Harleen unterdrückte einen Aufschrei. Ihr Puls schoss in die Höhe und sie begann laut zu schluchzen. Es war einer der Wachmänner, welcher dort hinter ihrem Schreibtisch saß. Sein Gesicht war schrecklich entstellt worden. Seine Augen waren noch immer vor Schreck und Furcht weit aufgerissen. Auf seiner Brust war ein Zettel befestigt worden, nach dem ihre Finger nun griffen und mit bebenden Lippen las sie, was darauf stand.

Der Zettel entglitt ihren Fingern und ein gedrängter Schrei entrann ihrer Kehle. Nein nein nein nein das durfte alles nicht war sein! Schon wieder war sie, Harleen für einen Tod verantwortlich. Gerade zu panisch tastete sie ihre Taschen nach den Pillen ab und warf sich eine Hand davon ein. Sie musste vergessen, musste die Bilder aus ihrem Kopf vertreiben, die sich erneut versuchten ihr aufzudrängen.
 

Nach einigen Minuten der Stille stürmten Personen in ihr Büro und starke Arme schlangen sich um ihren Körper und pressten ihren Kopf gegen die warme Brust. Es war einer ihrer Kollegen und zitternd ließ sie es zu, froh darüber, nicht mehr alleine zu sein. Er bedeutete seinen Kollegen die Polizei zu alarmieren und mit leichtem Druck setzte er sich zusammen mit Harleen in Bewegung. Beruhigend redete er auf sie ein.
 

Still saß sie in dem Aufenthaltsraum der Anstalt mit einem Kaffee in der einen und einer Zigarette in der anderen. Sie rauchte nicht, aber dennoch war genau das nun das Richtige in dieser Situation. Tief atmete sie den blauen Dunst ein und begann zu husten, als sich ihre Lunge gegen die schädlichen Einflüsse vehement wehrte. Immer wieder wurde ihr aufmunternd auf die Schulter geklopft und zugesprochen, doch der Schock saß ihr noch immer in den Knochen. Also war es wahr, der Joker war zurück in Arkham.

Mach von mir aus eine Pro und Contra Liste

Einige Stunden später fand sie sich im Büro ihres Bosses ein, welcher ihr mitgeteilt hatte, dass er sie unverzüglich sehen wollte. Verständlich, dachte sie sich bei den Ausmaßen, die dies zu nehmen schien, war sie nun auf das folgende Gespräch gefasst.

Ihr Chef geleitete sie herein und bedeutete ihr sich zu setzten. Langsam ging er um den großen Tisch herum und ließ sich in einen mit Leder überzogenen Stuhl am anderen Ende nieder. Er räusperte sich kurz, ehe er die Stimme erhob: "Dr. Quinzel ich weiß, wie schrecklich es für sie gewesen sein muss einen unserer Wächter so aufzufinden und glauben sie mir das folgende fällt mir nicht leicht, aber ich sehe keine andere Möglichkeit. Sie müssen die Therapie mit dem Joker wieder aufnehmen. Ich würde sie nicht darum bitten, wenn ich eine andere Möglichkeit sehen würde." Nervös zupfte er an seiner Krawatte und rückte sie gerade.
 

Harleen wusste nicht, was sie ihm darauf entgegnen sollte. Ihr war klar, dass wenn sie die Therapie verweigern würde, unweigerlich weitere Menschen sterben würden.

Sie schluckte schwer, ehe sie nickte: "Ich weiß, es geht eben nicht anders. Ich will nicht, dass noch mehr Menschen wegen mir sterben. Bringen sie ihn in den Therapieraum, gefesselt und ich möchte mehr Wachen vor der Tür haben, die auf Abruf bereit stehen", sagte sie und versuchte stark zu wirken. Ihr Boss nickte zustimmend und bedankte sich für ihre Einsicht.
 


 

Grinsend folgte er den Cops, welche noch eben mit zornigen Augen auf ihn hinab blickten. Bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, bekam er ihre Schlagstöcke zu spüren. Weshalb sein rechtes Auge nun geschwollen war, seine Nase blutete und die Rippen tierisch schmerzten. Und trotzdem, sein Gänsehaut erregendes Grinsen wich nicht für eine Sekunde, sodass die Knüppelschwinger schnell die Lust daran verloren.

„Oh oh Jungs, ich muss doch jetzt nicht etwa in Isolationshaft oder?“, kicherte er sarkastisch woraufhin ihm jemand gegen den Hinterkopf schlug. „Habt ihr denn keinen Sinn für Humor?“
 

Nach endlosen Befragungen die sie nicht beantwortet bekamen, gaben sie schließlich auf. Was wollte die Polizei auch großartig machen? Joker saß bereits hinter Gittern. Doch sie erhöhten die Sicherheitsmaßnahmen. Es ständen nun drei Wachmänner vor seiner Zelle und dass rund um die Uhr. Er durfte für keine Sekunde mehr außer Acht gelassen werden, außerdem würde er die Zwangsjacke so schnell nicht mehr losbekommen, sie schnürten diese sogar noch enger, ein entkommen war dieses Mal nicht möglich.
 

Und eine weitere Sache stände Joker noch bevor, die alles Andere als negativ klang. Die Therapie würde wieder anfangen, mit seiner geliebten Ärztin Harleen. Das klang doch wie Musik in seinen Ohren. Seine Aktion lief wie immer genau nach Plan und schon bald, würde er auch wieder auf freiem Fuß stehen. Es war nur eine Frage der Zeit.
 

Nicht einmal die Isolation und die Langeweile konnten die Freude auf den folgenden Tag ihm nehmen. Pfeifend lag er mit angewinkelten Beinen auf dem gepolsterten Boden und schwelgte in vergangener Zeit. Er dachte an die Hochzeit, an Harleen wie sie vor ihm zu Boden ging und sich das Messer an den Hals legte. Wie viel Angst und Trauer sich in ihren Augen spiegelte und ja, er wusste wie sie sich fühlte. Das Verlieren von geliebten Menschen kann einem die Kraft am Leben nehmen, einem jeglichen Willen rauben weiter zu machen. Doch kurze Zeit danach, öffneten sich seine Augen mit vollkommener Klarheit. Es zeigte Joker wie erfüllend das Leben war, ohne Menschen die etwas von ihm erwarteten, die ihn vorschreiben wollten, was er zu tun und zu lassen hatte.

Die Liebe war es, was einen in Wirklichkeit die Kraft raubte, wenn man erst einmal all das hinter sich hatte, konnte man ein erfülltes und freies Leben führen. Das war es was Harleen tun musste, die Augen öffnen, den Sinn hinter seinen Taten sehen, verstehen warum ihre Mitmenschen sterben mussten. Und erst dann, könnte sie wahre Freiheit kennen lernen.
 


 

Der Raum lag nun vor ihr, kaum zwei Schritte von ihr entfernt. Vor ihm hatten sich die angeforderten Wachen positioniert und blickten sie starr an, als sie die Tür öffnete und das verhasste Gesicht ihr entgegen starrte. Leicht ließ sie sich auf den freien Stuhl sinken. Ihr Körper zitterte bei dem Anblick des Clowns.

Ihre Hand griff erneut nach dem Röhrchen und beförderte einige der Pillen in ihren Mund, um ihre Nerven zu beruhigen. "Schon wieder ein Toter, wirklich? Findest du das etwa lustig? Gab es nicht schon genug Tote an meiner Hochzeit?" ihre Stimme bebte und sie spürte wie sich Tränen in ihren Augenwinkeln ansammelten. Blinzelnd versuchte sie diese wegzuwischen und blickte dem Joker in die verhassten grünen Augen.
 


 

Sehr Früh standen schon die Hohlköpfe in seiner Zelle und rissen den Bleichen vom Schlaf auf die Beine. Etwas verwirrt blinzelten die grünen Augen durch den Flur, als sie ihn zum Therapiezimmer brachten. Und nur langsam begann Joker zu begreifen, dass er sie nun gleich wieder sehen würde. Erstaunlich wie sehr er sich darauf freute einen Menschen zu sehen, seit seiner Wiedergeburt war die Blonde der erste Hoffnungsschimmer, dass es Jemanden geben könnte, der die Welt, so wie er, sehen könnte. Jemand mit dem er seine Ansichten teilen könnte.
 

Vor der Tür raufte er sich und ließ die Mundwinkel in die Breite ziehen. Showtime.

Langsam trat er ins Zimmer und fühlte sich schon fast heimisch, als er sich in den Stuhl fallen ließ. Vor sich derselbe kleine Schreibtisch, dahinter dieselbe junge Ärztin. Der Grünschopf fühlte sich tatsächlich Pudelwohl in diesem Raum. Ihre Stimme erklang und verdammt, sie beanspruchte auch in dieser Sekunde sofort seine ganze Aufmerksamkeit.
 

Interessiert sah er sie an und kicherte kurz auf. „Ich finde es auch schön dich wieder zu sehen mein Schatz, mir geht es Fantastisch“, säuselte er ironisch und lehnte sich leicht zurück. „Tja, ich habe es ja mit einer Rose versucht, dachte du stehst vielleicht auf Romantik…aber die Leiche war wohl genau richtig gewesen, immerhin sitze ich jetzt wieder hier.“
 


 

Kurz dachte sie über das Gesagte nach, ehe sie begriff, dass er all dies geplant hatte und das schlimmste daran war, dass es auch noch funktioniert hatte.

Viel zu selbstgefällig saß er dort vor ihr auf dem Stuhl und starrte sie aus grünen Augen an. Seine Pupillen bewegten sich leicht und musterten die Blonde von oben bis unten. Es behagte ihr gar nicht, dass er sich so wohl zu fühlen schien. Was hatte sie sich nur bei alle dem hier gedacht? War sie wirklich so verblendet gewesen, dass sie die Gefahr einfach übersehen und ignoriert hatte? Leicht verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und lehnte sich etwas zurück in ihren Stuhl.
 

Langsam begannen ihre Pillen zu wirken, sodass sich ihre Muskeln etwas entspannten und auch ihr Geist die Erinnerungen los ließ. "Woher hätte ich denn bitte wissen sollen, dass die Rose von dir war? Wohingegen die Leiche doch ziemlich eindeutig war, wenn auch ziemlich geschmacklos. Glaubst du etwa, so einer Frau imponieren zu können? Oder willst du mich einfach nur zerstören? Wenn ja, warum hast du es dann nicht einfach damals getan, die Klinge lag doch schon an meinem Hals. Also warum verdammt noch mal hast du mich nicht getötet? Was soll das ganze Theater hier?" ihr Kopf fühlte sich ganz wirr an, als sie dies aussprach und fast schon automatisch, fasste sie sich in das blonde Haar.

Am Ende würde sie noch verrückt werden und auf der andere Seite des Tisches sitzen, dachte sie im Stillen, als sie sich den Clown näher besah. Sein Kiefer sah ziemlich zugerichtet aus und auch sein restliches Gesicht wies ungewöhnlich viel Farbe auf. Fast war sie dazu verleitet Mitleid zu empfinden, doch nur für einen kurzen Moment.
 

Nervös glitten ihre Finger über die glatte Oberfläche des Schreibtisches und hingen sich an jeder Unebenheit auf. Tiefe Schatten umspielten die Augen des Jokers und das breite Grinsen auf seinem Gesicht kam ihr so fehl am Platz vor, als hätte es ihm jemand aufgemalt und vergessen es wieder wegzuwischen. Warum hatte er nur so gute Laune und warum war er überhaupt wieder zurückgekehrt? Er war frei gewesen, dass was er die ganze Zeit wollte. Es konnte also kein Versehen gewesen sein, dass er sich nun wieder in Arkham befand. Es ergab alles einfach keinen Sinn für sie. Warum der ganze Aufwand? Was wollte er damit nur bezwecken, darauf konnte sie sich einfach keinen Reim bilden, was sie schier verrückt machte. Harleen war es Leid im Dunkeln zu tappen, sie wollte endlich Klarheit über seine Vergangenheit und seine Pläne für die Zukunft und vor allem was wollte er von ihr?
 

Unweigerlich drängte sich eine Szene in ihren Kopf und erneut spürte sie den Atem auf ihrer Haut und die heißen Lippen auf den ihren, welche sie mit solch einer Intensivität küssten, das es ihr den Atem verschlagen hatte. Wieder spürte sie das Prickeln und es lief ihr heiß und kalt den Rücken hinunter. Eine leichte Gänsehaut legte sich auf ihre zarte Haut und ließ sie frösteln. Ungläubig sah sie hinunter auf ihre Arme und unwillkürlich zog sie ihren Kittel darüber und etwas enger an ihren Körper. Es war nicht wirklich kalt in dem kleinen Raum und dennoch sagte ihr Körper etwas anderes. Es lag wohl daran, dass ihr Geist damit beschäftigt war alles von neuem zu verarbeiten.
 

Ihre Hand fuhr in die Tasche ihres Kittels und umklammerte fest das kleine Röhrchen, welches sich noch immer darin befand. Wenn ihr alles zuviel werden würde, würde sie erneut ein oder zwei der kleinen Helfer daraus entnehmen, um ihre Nerven zu beruhigen, doch noch hatte sie alles unter Kontrolle, noch konnte sie das Schlimmste abwenden. Doch was hatte der Joker nun als nächstes vor? Das konnte sie nicht mit Bestimmtheit sagen, doch war es sicher nichts gutes, was sein viel zu breites Grinsen erahnen ließ. Erneut wanderten ihre Augen zu den Seinen und von neuem verlor sie sich in dem tiefen Grün.
 


 

Mit einem selbstgefälligen Schmunzeln vernahm er ihre ziemlich hysterisch klingenden Fragen und dachte kurz darüber nach. Es war ein solcher Genuss zu beobachten, wie Harleen sich verzweifelt in die Haare griff um nicht völlig aus der Haut zu fahren. Doch noch immer hielt sie sich zurück, diese Frau hatte einen wahrlich dicken Panzer.

Aber auch den könne er schon noch knacken. „Ach Mäuschen…“, säuselte er wie zu einem Kind und leckte sich die Lippe. „Um auf deine erste Frage zu antworten, ich glaube ich imponiere dir schon seit du mir zum ersten Mal in die Augen sahst…zum zweiten, sollte mein ganzer Name auf dem Kärtchen stehen, aber naja…der Holzkopf war schließlich doch noch zu etwas gut…ich schlug zwei Fliegen mit einer Klappe, deine Aufmerksamkeit und die Beseitigung von einem in Schulden sitzenden Dummkopf.“
 

Schulterzuckend lehnte er sich etwas nach vorn. „Kommen wir zum nächsten Punkt. Ich habe dich nicht getötet weil ich dich nicht töten wollte, dann hätte das Massaker ja gar keinen Sinn gehabt….erinnerst du dich nicht daran was ich dir gesagt habe? Ich erinnere mich noch genau, auch an den wirklich fantastischen Kuss, du hast so weiche Lippen“, grinsend strich er sich über seine eigenen, „bis Stimmungskiller Bats, alles ruinierte…wer weiß, vielleicht hätte es noch ein wirklich schöner Abend werden können.“ Mit einem wippen der Brauen verstärkte Joker die Zweideutigkeit und kicherte kurz auf.
 

„Denke doch nur einmal daran welche Last ich dir genommen habe Harley. Du bist endlich frei, du musst von der Vergangenheit los lassen, genieß das Leben ohne Zwänge oder Pflichten. Lass einfach los.“

Sein intensiver Blick verriet, wie sehr er von seinen Worten überzeugt war. Er spielte kein Theater, er vermittelte nur auf drastische Weiße seine Überzeugungen und Denkweisen. Immerhin hatte er all dies am eigenen Leib erfahren, er wusste von was er redete, es war kein albernes Hirngespinst, es war die verdammte Realität. Harleen hatte einfach das Pech, oder in Jokers Augen, das Glück, für seine ganz persönliche Therapie ausgesucht zu werden. „Du siehst die ganze Sache einfach viel zu negativ, aus dem falschen Blickwinkel. Mach von mir aus eine Pro und Contra Liste und glaub mir, auf der Pro-Seite wird mehr stehen mein Schatz.“
 


 

Wütend verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah ihn finster an. Erneut überschlugen sich ihre Gedanken und sie konnte nichts dagegen tun. Die Medikamente vernebelten ihr noch immer das Hirn und so konnte sie keinen klaren Gedanken fassen. Was jedoch noch schlimmer war, war dass es plötzlich alles Sinn ergab. Er hatte sie auf seine kranke Art von aller Last befreit. Sie konnte sich auf ihre Karriere konzentrieren und niemand würde sie hinterfragen und was noch viel besser war, sie musste niemandem mehr etwas beweisen.
 

Unwillkürlich musste sie auflachen, hatte sie doch gerade das verstanden, was sie bis lang für einfach krank gehalten hatte. Diese Denkweise des Jokers war einfach wahnsinnig und doch so unglaublich interessant. Ihre Arme lockerten sich ein wenig und Harleen ließ sie neben ihrem Körper herunter hängen und lehnte sich etwas vor. Wie elektrisiert starrte sie in das tiefe Grün und versuchte dahinter die Person zu finden, welche er wirklich war. Was ging nur in ihm vor? Er war also ihretwegen zurückgekehrt. Ein seltsames Gefühl machte sich in ihr breit, welches sie nicht genau deuten konnte. Eine Mischung aus Freude, Nervosität und etwas, was sie noch nicht ganz fassen konnte. Ihm lag also etwas an ihr.
 

Kurz weiteten sich ihre Augen über diese Erkenntnis. Der sonst so unnahbare Joker ließ tatsächlich so etwas wie Gefühle zu? Aus einem unerfindlichen Grund, spürte sie plötzlich wie ihr Gesicht heiß wurde und ihre Wangen sich leicht färbten. Warum zur Hölle wurde sie jetzt auch noch Rot? War sie denn wirklich von allen guten Geistern verlassen? Nur schwerlich brachte sie die Stimmen in ihrem Kopf zum Schweigen, ehe sie sich kurz aufseufzte und dann endlich das Wort erhob: "In einer gewissen Hinsicht hast du recht, dennoch rechtfertigt es nicht die Tat an sich. Und Batman hat mich an dem Tag gerettet. Er hat mich nach Hause gebracht und auf mich aufgepasst. Wäre er nicht gewesen, hätte ich mich an dem Tag wohl umgebracht. Stets hat er über mich gewacht und mir ein Gefühl von Sicherheit gegeben. Ich für meinen Teil bin ihm dafür dankbar." Harleen machte eine kurze Pause, um die Worte im Raum verklingen zu lassen. Sie wusste dass dies dem Clown nicht gefallen würde und dennoch empfand sie es als richtig.
 

Ihre Hände fanden nun auf ihren Knien halt und sie lehnte sich noch etwas weiter nach Vorne. Ihre blauen Augen strahlten Entschlossenheit aus und durchforsteten die des Jokers aufmerksam nach Gefühlsregungen. Noch immer viel ihr das Denken unglaublich schwer und langsam zeigte nun die höhere Dosis ihre Wirkung. Ohne irgendeinen Zusammenhang fing sie an zu lächeln. Sein Gesicht war so bleich und kalt und doch war da irgendetwas, was sie magisch anzog. Ohne dass sie recht realisieren konnte was geschah, fuhr ihre Hand zu der bleichen Wange des Clowns und blieb auf dieser liegen. Die Haut des Jokers fühlte sich weich und warm an. Etwas verdutzt sah sie ihn an, hatte sie doch erwartet, dass sie so kalt und hart wie Eis sein würde. Für einen kurzen Moment ließ sie diese dort noch verweilen ehe sie ihre Hand wieder zurück zog und beschämt zur Seite sah. Diese blöden Drogen machten sie ganz wirr im Kopf.
 

Noch immer schien sie seine Wärme spüren zu können und ihr wurde ganz flau im Magen. Automatisch suchten ihre Augen wieder nach den seinen. Was faszinierte sie so daran? Eine verstörende Szene spielte sich plötzlich vor ihrem inneren Auge ab, in der sie die Augen des Clowns in ihren Händen hielt und gerade zu liebevoll umkoste.

Angewidert von sich selbst, schüttelte sie ihre blonden Haare, um die Szene zu vertreiben. Sie musste unbedingt die Dosis wieder verringern, sonst würde sie noch verrückt werden. Lieber ein Kopf voller Trauer und Schuldgefühlen, als ein Kopf voller irrsinniger Vorstellungen.
 

Plötzlich prasselte eine Wand von Gefühlen auf sie ein, auf die sie nicht vorbereitet gewesen war. Sie empfand das irrwitzige Verlangen ihn zu küssen, erneut diese Lippen zu spüren und das bleiche Gesicht in ihre Hand zu nehmen und mit der anderen das wirre Haar zu fassen. Ihre Gesichtsfarbe wechselte von natürlich zu kreidebleich bis hin zu tiefrot und erneut musste sie den Blick abwenden. Harleen versuchte verzweifelt dieses Verlangen zu unterdrücken, sodass sie sich mit beiden Händen an ihren Stuhl krallte und die Zähne zusammen biss. Nicht fähig zu denken starrte sie nur beschämt zur Seite, auf die versiegelte Glasscheibe, durch die man nur von innen hindurch sehen konnte. Die Wachen standen gelangweilt herum und unterhielten sich über irgendwelche Belanglosigkeiten.
 

"Und was hast du als nächstes geplant, nachdem du mich ja von allem befreit hast und dies mir ja auch jetzt mehr als deutlich gemacht hast?" platzte es aus ihr heraus. Sie konnte sich nicht daran erinnern, an diese Frage gedacht zu haben, entschied sich aber dafür, dass durchaus berechtigt war. Erneut starrte sie ihn nun wieder aus blauen Augen an, jedoch versucht nicht in diese grüne Hölle zu blicken.
 


 

Als Harleen Batman erwähnte, versteiften sich seine Gesichtsmuskeln. Dieser Name stach sich wie ein Dolch in seine Eingeweide und hätte fast einen Schwall von Wut durch seine Adern schießen lassen.

Mit einem tiefen Atemzug verhinderte er dies jedoch. Sollte sie ruhig reden, voll gepumpt mit ihren Tabletten wusste sie wahrscheinlich selbst nicht was sie da faselte, dachte er sich, wobei es wohl eher dazu diente, die Nerven zu beruhigen. „Ich persönlich sehe es nicht so, dass du in Gefahr warst, ich hätte einen Selbstmordversuch genauso verhindern können.“

Klang er gerade etwa wie ein beleidigtes Kind? Es sollte ihn doch nicht mehr interessieren, Schwamm drüber.
 

Erneut räusperte sich der Grünschopf und sah sie mit einem gespielten Schmunzeln an. Cool bleiben. Und bevor er sich versah, legte sich etwas Warmes und Zierliches auf seine Wange.

Die grünen Augen weiteten sich leicht.

Warum tat Harleen das?

Warum legte sie ihre Hand auf sein Gesicht?

Diese Aktion machte Joker wirklich sprachlos, das musste nun wirklich an den Medikamenten liegen, oder nicht? Die Berührung hielt zwar nur kurz an, doch er spürte danach noch immer ein leichtes brennen auf der weißen Haut.
 

Deutlich beschämt wandte sie den Blick ab.

Er fand noch immer keine Worte für das Geschehene. Selbst als die Ärztin wieder das Wort ergriff sah er sie noch immer mit großen Augen an. Wann berührte ihn zuletzt eine Frau auf solch zärtliche Weise? Er konnte sich nicht erinnern.
 

Nach einem schnalzen mit der Zunge suchte Joker eine bequemere Position auf dem Stuhl. „Geplant? Hmmm, eigentlich nichts, der Rest liegt ganz und allein bei dir Harley…du hast gesagt in gewisser Hinsicht habe ich Recht…klammer dich daran mit aller Kraft und der Rest geschieht von selbst.“

Als hätte ihm jemand den Schalter umgelegt störte ihn wieder die Zwangsjacke. Er wollte sich frei Bewegen in Harleens Gegenwart, ihr Nahe kommen um damit seinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen. Vielleicht auch mehr, wer weiß. Der Bleiche bekam einfach nicht mehr ihre Berührung aus dem Kopf, er wollte ihr gleich tun. Warum verdammt noch mal hat sie es gemacht? Für einen Moment herrschte Schweigen, bis er wieder seine Worte fand.
 

„Sag mir Harley…hat dich der Kuss angewidert oder würdest du ihn gerne wiederholen?“

Neugierig achtete er konkret auf ihren Gesichtsausdruck, auf ihre Augen, denn wahrscheinlich würde alleine das ihm die Antwort bescheren. Zum klang käme nur eine Lüge, die er ganz und gar ignorieren würde.

Er versuchte sich dabei nicht zu fragen warum er es überhaupt wissen wollte. Irgendwo in seinem wirren Selbst wusste er es vielleicht sogar, vielleicht hegte er wirklich Gefühle für dieses blonde Weib. Doch wenn, dann war es hinter viel zu dicken Mauern versteckt. Es müsse also ein anderer Grund sein. Sein Ego? Die Befriedigung dass jemand für einen Mann mit weißer Haut, grünen Haaren und einem viel zu breiten Grinsen gefallen finden könnte? Wie dem auch sei, er wollte es wissen, hier und jetzt.
 


 

Unruhig saß sie auf dem hölzernen Stuhl und versuchte eine etwas komfortablere Position einzunehmen, was ihr nicht so recht gelingen wollte. Er machte sie furchtbar nervös und seine Aussage bestätigte sie nur noch mehr darin. Es lag also an ihr was geschehen würde. Bedeutete das etwa, dass er bereit war die Therapie ernsthaft fortzusetzen?
 

Erneut spielte sich eine Szene vor ihrem Innersten ab, in der sie vom Bürgermeister Gothams einen Preis entgegen nahm, für ihre hervorragende Arbeit. Ein Lächeln legte sich auf ihre Züge als sie darüber nachdachte. Ein schöner Traum aber auch realisierbar? Es würde sich zeigen, aber um das zu erreichen, müsste sie ihre Dosis verringern und sich der Realität stellen.

Es machte ihr zunehmend Angst, wusste sie doch, dass sie ohne die Medikamente erneut in Trauer und Schuldgefühlen versinken würde, wie jede Nacht in ihren Träumen, in denen sie ihren eigenen Verlobten erschoss. Wie ein Blitz schlug die Erinnerung an diesen Traum wieder ein und sie wurde kreide bleich. Fast hatte sie diesen vollständig verdrängt gehabt, doch jetzt durchlebte sie ihn erneut. Ihr Verlobter, welcher durch ihre Hand leblos zusammen sackte und der Joker, welcher sie mit breitem Grinsen anstarrte.
 

Erst durch die Frage des Clowns wurde sie unsanft zurück in das Hier und Jetzt gerissen. Verwirrt blickte sie ihn an, ehe sie die Frage begriff. Ob ihr der Kuss gefallen hatte? Darüber hatte sie noch nicht so richtig nachgedacht. Die Situation war eine so absurde gewesen und doch konnte sie noch immer seine Lippen spüren. Irgendetwas in ihr regte sich und ihr wurde heiß und kalt bei dem Gedanken an den Kuss. Unweigerlich musste sie an eben denken, als sie gerade zu dass Verlangen verspürt hatte, ihn erneut zu küssen. Harleen senkte ihren Blick etwas und starrte in Gedanken verloren auf die hölzerne Tischplatte. Was sollte sie ihm nur antworten? Etwas in ihr wollte es, aber der Rest von ihr sträubte sich schon allein bei der Vorstellung noch einmal dies durchzumachen. Sanft strich sie sich das Haar aus dem Gesicht und klemmte einige der Strähnen hinter ihr Ohr.
 

Sie wusste einfach nicht was sie ihm darauf antworten sollte, bis sich die Psychologin in ihr wieder zu Wort meldete. "Hör zu, du bist mein Patient und wir sind ihr um dir zu helfen. Sowas wie in der Kirche wird sich nicht wiederholen." entgegnete sie ihm mit überraschend fester Stimme. Doch warum dieses flaue Gefühl? Irgendetwas rebellierte gewaltig, als sie diese Worte ausgesprochen hatte. Mit Fäusten schlug es gegen ihr Innerstes, um der Enttäuschung und dem Frust darüber Platz zu verschaffen.
 

Aufmerksam beobachtete sie die Züge des Clowns, wobei ihr Blick für einige Sekunden an den Lippen hängen blieb. Diese verdammten Lippen, welche sie so voller Leidenschaft geküsst hatten und sich jedes Mal zu diesem irren Lachen verzogen, hielten sie nun fast genauso gefangen wie seine Augen. Ein kurzes Seufzen entrann ihrer Kehle und schnell versuchte sie dies zu überspielen, indem sie sich kurz räusperte und dann fortfuhr: "Wenn ich schon hier bin könnten wir ja versuchen dort weiter zu machen, wo wir letztes Mal aufgehört haben. Du hasst also Batman dafür, was er aus dir gemacht hat und wünschst dir wieder so zu sein wie früher? Hat sich denn dadurch so viel verändert?"
 

Harleen dachte über ihre eigenen Worte kurz nach. War seine neue Existenz wirklich so schrecklich? Er hatte zwar eine seltsame Sicht auf die Dinge, aber dennoch mit einer relativ nachvollziehbaren Logik dahinter. Nichts, was eine Therapie nicht lösen könnte. Also warum dieser unmenschliche Hass gegen Batman? Ok nun er sah schon etwas seltsam aus, mit der bleichen Haut und dem grünen Haar. Doch das Schlimmste war wohl sein Lachen. Dieses breite, wahnsinnige Lachen, welches sich so oft auf seine Züge legte. Dennoch versprühte er eine solche Anziehungskraft, dass sie sich nur schwer dagegen wehren konnte.

Zudem wusste er mit Worten und Frauen umzugehen. Wie leicht er sie doch in eine der früheren Sitzungen um den Finger gewickelt hatte. Jetzt würde sie vorsichtiger sein, doch musste sie das auch wirklich? Es gab niemanden in ihrem Leben der ihr noch nahe stand, alle waren tot und wie er selber gesagt hatte, würde er sie nicht töten. Es gab ihr eine gewisse Sicherheit und einen großen Freiraum. Was hielt sie also davon ab? Es gab keine Grenzen mehr, da der Clown sie ja selber beseitigt hatte. Harleen war also frei, frei von irgendwelchen Zwängen, er konnte ihr nichts mehr anhaben, er hatte nichts mehr mit dem er ihr Drohen konnte.
 

Ein breites Lächeln legte sich auf ihre Miene und erhellte diese ungemein. Endlich saß sie nun am längeren Hebel und es würde ihr all die Türen öffnen, um ihre Karriere voran zu treiben. Zufrieden lächelte sie noch immer. Endlich hatte sie keine Angst mehr und sah ihre Situation tatsächlich von der positiveren Seite. Langsam erhob sie sich und schritt hinüber zu dem Stuhl des Jokers. Leicht beugte sie sich nach vorne, bis ihre Lippen sich neben seinem Ohr befanden und geradezu flüsternd hauchte sie ihm ein: "Danke" entgegen. Alles in ihr schrie nun danach seinen Kopf zu greifen und erneut diese Lippen zu spüren, doch wusste sie auch, dass es mehr als falsch gewesen wäre und so entschied sie sich, diesem Drang nicht nachzugeben und sich wieder auf ihren Stuhl zu setzten.
 

Bald wäre die Therapiezeit um und die Wachen würden ihn wieder zurück in seine Zelle befördern. Daher entschied sich Harleen eine letzte Frage zu stellen: "Was ist es also was dich so an Batman stört? Ist es wirklich nur ein schlechter Tag gewesen, dass dich ihn so hassen lässt? Betrachte es doch einfach mal aus einer anderen Perspektive. Ist es nicht Batman, welcher die Bürger Gothams friedlicher schlafen lässt und für Ordnung sorgt? Also was stört dich so an ihm? Sind deine Taten nicht etwa ein Hilferuf nach Aufmerksamkeit? Du willst doch gerade zu seine Aufmerksamkeit, weil irgendetwas an ihm dich anzieht. Es geht nicht mit ihm aber auch nicht ohne ihn, dass gleiche gilt auch für Batman. Er hätte dich sicherlich schon lange töten können und dennoch schleppt er dich jedes Mal aufs Neue zurück nach Arkham. Verbindet dies euch nicht sogar?" sagte sie mit deutlicher Stimme und sah ihm dabei direkt in die Augen. Das würde ihn wohl zum Nachdenken und womöglich in Wut versetzten, doch er musste sich eingestehen, dass dies der Wahrheit entsprach.
 


 

Bingo. Da hatte Joker seine Antwort. Das Wegschauen, das Schweigen und ja auch eine leichte Röte auf ihren Wangen. Wusste Harleen wie leicht man aus ihrem Gesicht lesen konnte?

Ihre Reaktion schmeichelte unweigerlich seinem Ego. Obwohl Schmeicheln noch untertrieben war. Der Bleiche fühlte sich schon fast euphorisch und er wippte leicht auf seinem Stuhl herum. Mit einem geradezu lächerlichen Kommentar versuchte die Blonde seiner Frage auszuweichen.

Schon gut Schatz, ich habe was ich wollte. Dachte er sich Lippen leckend und ließ das Grün in seinen Augen strahlen. Immer noch aufmerksam sah er sie an, beobachtete wie das Blau auf seinen Lippen hängen blieb, wechselnd zu seinen Augen. Und wie sie einen weiteren Kuss wollte, ihre Mimik schrie, bettelte danach. Doch er wusste auch das sie ihm den nicht schenken würde, so sehr ihre Fassade auch zu bröckeln begann, sie hielt noch immer stand, was ihre nächste Aussage nur verdeutlichte.
 

Batman, musste sie denn immer wieder auf den Flattermann zurückgreifen. Er hatte einfach zu viel verraten, Harleen wusste das Bats sein wunder Punkt war. Grummelnd vertiefte er sich in der Stuhllehne und verengte die Brauen. „Zu sein wie früher…zu sein wie früher?“, gaffte er zurück und schüttelte lachend den Kopf. „Ja klar, liebend gern wäre ich wieder ein verweichlichter Witwer mit fetten Scheuklappen…hast du nen Knall? Hast du den nichts gelernt? Ich liebe mein neues Leben, der Mann von früher existiert nicht mehr…verdammt ich bin dem alten Bats dankbar, er hat mir geholfen endlich die Augen zu öffnen.“ Verächtlich schnaubte Joker auf. „Es hat sich alles geändert, zum Besseren…gut mein Aussehen war zunächst ein Schock, ich mein wer hätte den nicht…aber hey, das Leben ist kein Ponyhof. Aber ich schwör dir Kleines, ich war niemals zuvor so klar im Kopf. Alles hat einen Sinn und würdest du den ganzen Scheiß endlich mal hinter dir lassen, wüsstest du wovon ich rede. Verdammt Harley, es könnte jedem so gehen.“
 

Seine Rage verwandelte sich in etwas ähnliches wie Mitleid.

Diese zeigte sich sogar für einen Wimpernschlag in seinen Zügen bis sich plötzlich Harleen von ihrem Stuhl erhob. Sie sah verändert aus oder sah er nicht recht? Ganz im Redefluss hatte er vergessen auf ihren Ausdruck zu achten. Was ist geschehen? Etwas unbeholfen hob Joker die Brauen an. Er musste doch gerade etwas Wichtiges verpasst haben. Die Blonde beugte sich zu seinem Gesicht und warf den Bleichen damit völlig aus der Bahn. Er hielt sogar die Luft an bis sich warmer Atem um sein Gesicht schmiegte und er das leise Wort „Danke“ vernahm.

Danke? Worte, wo sind die Worte hin? Noch nie hat es jemand geschafft Joker so zu verblüffen, so sprachlos zu machen wie diese Ärztin. Es machte ihn schon fast wütend dass er dagegen nicht standhalten konnte. Schluckend schloss er endlich den Mund und sah sie stumm an. Sie schien nun gar nicht mehr so zerbrechlich zu sein, wie noch eben vor ein paar Sekunden. Ihr Blick, ihre ganzes Gesicht hatte sich wieder gefasst. Was war der Auslöser? Verdammt noch mal!

Verärgert biss er sich auf die Zunge, so fest, dass er den metallischen Geschmack von Blut im Rachen schmeckte. Ihre Fragen halfen dabei nicht gerade seine Nerven zu beruhigen.
 

Nur langsam drang das Gehörte zu ihm durch. Sie hatte es erfasst, genau das war es doch. Ausdruckslos beugte der Grünschopf sich nach vorn. Das wollte und konnte er ihr nicht gönnen. Aber eine Antwort lag ihm schon auf der Zunge und sie presste sich mit aller Kraft gegen seine Lippen.

Nein, nun war Schluss.

Zornig sprang er auf die Beine und blickte Harleen finster an. „Denkst du ich kann dir nicht noch mehr Leid zufügen? Schätzchen du hast ja gar keine Ahnung zu was ich im Stande bin. Das in der Kirche, das war nur ein kleiner Bruchteil davon was ich dir Antun könnte. Sicherlich, ich werde dich nicht töten…aber es gibt so viel Schlimmeres.“ Seine Stimme klang fest und eiskalt, als hätte sich eine weitere Mauer um sein Innerstes gebaut. Niemand, absolut niemand durfte ihn so bloß stellen, ihn so tiefgründig erkunden. Und wenn er die Ärztin schlussendlich doch töten musste, so weit durfte sie nicht gehen.
 


 

Gerade wollte die Blonde zu einer Antwort ansetzten, als es an der Tür klopfte und eine tiefe Männerstimme erklang: "Dr.Quinzel? Wir müssten den Patienten wieder in seine Zelle bringen, sie haben bereits 15 Minuten überzogen und Crane wartet sicher schon auf sie."

Mist war es wirklich schon so spät? Etwas verwirrt starrte sie auf die kleine Uhr, welche ihr Vater ihr, vor ihrer Hochzeit geschenkt hatte. Eines der wenigen Dinge, die sie noch an ihn erinnerten. Tatsächlich war es schon Mittag und Crane würde sich sicherlich wieder darüber auslassen, dass sie schon wieder zu spät war, hatte sie doch ein schlechtes Gewissen ihn falsch beschuldigt zu haben.
 

Harleen erhob sich langsam aus ihrem Stuhl und ging auf die Tür zu, ohne dem soeben aufgesprungenen Patienten Beachtung zu schenken. Leicht drückte sie die kühle Klinke hinunter, was eine Kurzschlussreaktion in ihrem Hirn auslöste.
 

Die Tür schwang auf und vor sich sah sie nicht die Wachen stehen, sondern ihren Verlobten in genau dem Anzug, welcher er an der Hochzeit getragen hatte. Nein nein nein! Nicht schon wieder, dass durfte alles nicht wahr sein. Schützend hielt sie die Hände vor sich. Die Wachen starrten sie lediglich verwirrt an und wussten nicht recht mit der Situation umzugehen. Neben Christopher stand der Joker und grinste sie erneut an, als wenn er wüsste, dass sie sich für ihn entscheiden würde. "Ich werde mich niemals für dich entscheiden!" brüllte sie der verdutzten Wache entgegen und stürmte aus dem Zimmer heraus auf den Flur. Sie musste hier weg. Wie von selbst trugen sie ihre Füße die Gänge entlang hinauf vor ihr Büro wo sie nach Atem ringend am Türrahmen stehen blieb und sich abstützte. Was war nur in sie gefahren? Schnell suchten ihre Finger das Röhrchen und eine Sekunde später verschwanden die Pillen in ihrem Rachen. Schluckend presste sie diese hinunter und lehnte ihren Kopf gegen die kalte steinerne Wand der Anstalt. Schnellstmöglich musste sie das in den Griff bekommen, durfte sie doch keine Angst zeigen, vor allem nicht vor Crane. Sie malte sich bereits aus, wie dieser es schamlos ausnutzen würde ihre Ängste zu realisieren und sie daran zerbrechen zu sehen.
 

Harleen konnte sich nicht daran erinnern in das Behandlungszimmer gegangen zu sein jedoch fand sie sich Crane gegenüber sitzend wieder. Die Therapie verlief wie gewohnt Ereignislos, jedoch kurz bevor sie das Zimmer verlassen wollte, stürmte Crane auf sie zu. Starr vor Angst, nicht fähig sich zu bewegen spürte sie, wie das kalte Metall in sie eindrang und sich eine Flüssigkeit in ihre Venen bohrte. Erschrocken versuchte sie ihre Hand auf die Stelle zu drücken, als wenn dies etwas ändern könnte. Sekunden später stürmte die Wache herein und riss ihn von ihr los. Hatte sie geschrieen? War das hier alles real? In ihrem Kopf begann sich alles zu Drehen und sie musste sich am Tisch abstützten um nicht hinzufallen. Was hatte er ihr gerade injiziert? Wahrscheinlich eines seiner berüchtigten Gifte, die den Verstand schwammig machten und die finstersten Ängste hervorbrachten. Sie musste hier weg, schleunigst! Stolpernd hechtete sie auf die Tür zu. Ihre Venen pulsierten unnatürlich schnell und Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Wie eine Betrunkene rannte sie den Gang entlang und musste sich alle paar Meter erneut abstützten.
 

Die Anstallt verschwamm zunehmend vor ihren Augen und es fiel ihr immer schwerer die Richtung zu halten.
 

Plötzlich sah sie eine Tür vor sich auftauchen und panisch ergriff sie den Knauf. Plötzlich befand sich die Blonde in einer Art Kapelle, vor ihr lag ein blutüberströmter Pastor. Ohne zu wissen was genau geschah zerrten ihre Hände an den Gewändern des Toten und streiften diese sich selbst über. Schreiend versuchte sie dagegen anzukämpfen, jedoch ohne erfolg. Von einer fremden Kraft geleitet gingen ihre Beine auf die nächste Tür zu, welche geöffnet wurde. Harleen begann zu wimmern als sie erkannte, wo sie sich gerade befand. Zweifellos dies war die so verhasste Kirche, auch wenn sie seltsam verzerrt aussah.

Was nun folgte konnte sie nur ansatzweise erahnen. Sie durchlebte die Szene noch einmal nur diesmal aus der Perspektive des Jokers. Sie sah sich, wie sie am Boden kauerte und den Leib ihres Verlobten umschlang. All dies schien jedoch in einer Art Zeitlupe vor sich zu gehen, ehe alles Schwarz um sie herum wurde.
 

Erneut schlug sie die blauen Augen auf und befand sich nun in einer Art Theater. Langsam richtete sich die blonde auf und fuhr erschrocken zusammen, als sie über sich das Gesicht des Jokers sah. Einige Zentimeter schwebte es vor ihr, ehe er sie empor riss und sich seine Lippen auf die ihren pressten, ehe die Gestallt vor ihren Augen verschwamm und sich zu ihrem Verlobten neu zusammensetzte. "Harleen wie kannst du mir das nur antun? Ich dachte ich wäre die Liebe deines Lebens und nun tauschst du mich einfach so gegen einen Psychopathen aus? Ich bin enttäuscht von dir. Was würde dein Vater nur sagen wenn er das wüsste?" erklang die Stimme von Christopher und schluchzend brach sie zusammen. "Nein nein nein nein! Es ist nicht so. Bitte verzeih mir!" schrie sie unter Tränen der erneut verschwimmenden Gestallt entgegen. Schwärze umfing sie und umschlang sie vollends.

Verdammt...ich werde dich nicht umbringen, falls dich das irgendwie beruhigt

Knurrend wandte er den Kopf zur Tür, als einer der Wachmänner seine Wut durchschnitt. Und unpassender ging das Timing wohl nicht? Dabei redete er sich gerade so gut in fahrt.
 

Starke Hände packten seine Arme und schleppten ihn in seine alte Zelle mit der Glaswand. Die Frage wie sie seinen Ausbruch kommentieren wollte, nagte an seinem verkümmerten Nervenfaden. Hätte der dämliche Wärter nicht noch fünf Minuten warten können?
 

Grummelnd nahm er auf seiner Pritsche platz und lehnte sich an die kühle Wand. Wenigstens nicht mehr Isolierhaft. Die Stille und die altbekannte Langweile verschluckte schon nach kurzer Zeit seine Wut. Hauptsächlich schweiften seine Gedanken über die Sitzung. Diese war wohl mit Abstand die Merkwürdigste von allen. Joker biss sich noch die Zähen daran aus warum sich Harley so verhielt. Es kann nicht nur an den Medikamenten liegen. Er muss etwas in ihr ausgelöst haben, etwas dass durch ihre Fassade brechen möchte wie ein wildes Tier aus einem Käfig.
 

Ohne es wirklich zu merken, strichen seine Finger über die weiße Wange. Berührungen waren für Menschen etwas wundervolles und alltägliches, für ihn jedoch war es fremd. Vielleicht wirkte es deshalb so intensiv auf ihn.

Nur bruchstückweise erinnerte er sich an die Zeit vor seiner Neugeburt. Es war nur noch ein Schwarz-Weiß-Film den er sich ohne Erinnerung an Gefühle ansehen konnte. Alles wirkte stumpf und leer.
 

Etwas ließ Joker aufblicken. Jemand öffnete die Tür seiner Zelle und dieser jemand war Harleen. Verwundert darüber sprang er auf die Beine und trat in die Ecke des Raumes. Sie wirkte hysterisch und verwirrt. Weshalb die Mimik des Grünschopfs die gleiche annahm, wie nach dem flüsternden Danke. Torkelnd trat die Ärztin hinein und schloss die Türe hinter sich. Mit jedem Schritt schien sie fast um zufallen. War Harleen auf Droge? Jedenfalls mache es sehr den Anschein. Dabei kam ihm ein Gedanke. Sie muss noch eben bei der Vogelscheuche gewesen sein, Drogen waren bekanntlich seine Spezialität. Oder wie man auch immer sein Zeug nennen wollte.
 

Nun viel Harley in die Knie, Tränen rannen über ihr bleiches Gesicht und ständig wimmerte sich das Wort „Nein.“ Joker trat langsam auf sie zu und ging ebenfalls in die Knie. Die Frau bekam wohl überhaupt nichts mehr mit. Irgendetwas spielte sich aber wohl vor ihren Augen ab. Fast flach lag sie schließlich vor ihm, sein Gesicht beugte sich über das der ihren. „Harley?“
 

Plötzlich wurde er von ihr gepackt und an ihre Lippen gepresst, wobei ihre schmalen Finger in sein grünes Haar fuhren. Wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an den Kuss. Es raubte ihm fast den Atem, wie stürmisch sie ihn plötzlich packte, machte aber keine Anstalten davon, ihr nicht entgegen zukommen. Genüsslich nahm er ihre weichen Lippen an und schloss sogar für einen kurzen Moment die Augen. Was auch immer hier vor sich ging, es gefiel ihm.

Doch der Kuss endete so schnell wie er anfing. Denn plötzlich sahen ihn ängstliche sowie auch panische, blaue Augen an. Was sollte er ihr verzeihen? Stirnrunzelnd wich er etwas zurück. Mit wem zum Teufel sprach sie da?
 

Nach einem erneuten Ausbruch von Tränen verdrehten sich die Augen der Ärztin uns sie viel in Ohnmacht. Fassungslos sah er sie noch immer an. Mit der Hand strich er leicht über ihre Wange. Dann klopfte er leicht dagegen, doch es dauerte eine Weile bis sie sich wieder regte. Wie ein neugieriges Kind lehnte er sich erneut über die Liegende, die wohl erst jetzt erkannte wo sie sich befand. „Auf was für einem Trip warst du denn?“, kicherte er leise und grinste Harleen breit an. „Schien wohl ziemlich heftig zu sein, das hätte ich auch gern.“ Jokers Wut über die Blondine war wie vom Erboden verschluckt. Nach diesem Spektakel konnte er nur noch vor sich hin grinsen und den Geschmack ihres Lippenstifts mit der Zunge auffangen.
 


 

Harleen wusste nicht wie lange sie ohnmächtig gewesen war, als sie jedoch erwachte tat ihr alles weh und orientierungslos versuchte sie sich umzublicken. Plötzlich war sie hellwach, als sie realisierte wo sie sich gerade befand. Vor ihr prangte eine massive Glasscheibe empor und dahinter befand sich der Gang, den sie mittlerweile so gut kannte. Langsam, wie in einem schlechten Horrorfilm, drehte sie sich um und erschrak. War dies hier real oder war sie noch immer durch das Gift benebelt? Das konnte nicht wahr sein, wie um alles in der Welt war sie in die Zelle des Jokers gelangt?
 

Erschrocken versuchte sie sich etwas mehr aufzurichten. Ihr Körper fühlte sich schrecklich träge an und gerade zu panisch packte sie an ihren Hals, bis ihre Finger den kleinen Einstich fanden und ihn leicht betasteten. "Verdammter Mistkerl" murmelte sie noch etwas benebelt vor sich hin. Das würde ein Nachspiel haben, so viel stand fest nur jetzt musste sie erst einmal sehen, wie sie hier wieder raus kam.
 

Langsam ebbten die Bilder ab und sie seufzte erleichtert auf. Zwischen zusammengebissenen Zähnen presste sie "Crane der Mistkerl war’s" heraus und ballte ihre Hände zu Fäusten. Wie lange war sie wohl hier gewesen und wie viel hatte er von ihren Eskapaden mitbekommen? Sein breites Grinsen verhieß nichts Gutes und kurz fuhr sie sich durch das zerzauste Haar. Sollte sie tatsächlich nachfragen, oder sich die Peinlichkeit ersparen? Ihr Kopf fühlte sich schwer an und erneut suchten ihre Finger nach den Pillendöschen, doch fanden sie es nicht.
 

Panisch begann sie sich in der Zelle umzusehen, doch war es nirgends zu finden. Harleen musste es wohl auf dem Weg hier hinunter verloren haben. „Ganz ruhig" sagte sie zu sich selbst und atmete einige Male tief ein, ehe sie wieder in das Gesicht des Clowns blickte.
 

Plötzlich vernahm sie Stimmen, gefolgt von näher kommenden Schritten. Panisch blickte sie sich im halbdunkeln der Zelle um, ehe sie in eine der Ecke hechtete und sich flach auf den Boden legte. Sie durften sie hier nicht so sehen, dass würde alles zerstören. Was würde man dann über sie denken?

Blitzschnell hatte sie den Kittel ausgezogen und unter die Pritsche gelegt, unter die sie sich nun ebenfalls befand und die Luft anhielt. Warum musste sie immer in solche Situationen geraten? Eingesperrt mit einem Psychopathen versteckte sie sich nun auch noch in dessen Zelle unter einem Bett, wenn man es denn so bezeichnen konnte. Die Blonde konnte nun nur darauf vertrauen, dass der Joker sie nicht verraten würde, ansonsten war sie geliefert. Andererseits würde er doch nicht ihre Therapiesitzungen aufs Spiel setzten.
 

Die Schritte waren nun so nah, dass Harleen glaubte sie durch den kalten Boden spüren zu können. Unter der Pritsche heraus konnte sie sehen, wie zwei Paar Schuhe kurz vor der Zelle halt machten. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und Panik machte sich in ihrem Körper breit. Was wenn er sie doch verraten würde? Plötzlich erklang eine tiefe Männerstimme: "Schlafenszeit Clown!" und das restliche Licht in der Zelle erlosch, ehe sich die Schritte wieder entfernten.
 

Erleichtert atmete sie kurz aus, nur um dann erschrocken diesen von neuem anzuhalten. Es war kein wirklicher Grund erleichtert zu sein, im Gegenteil. Erst jetzt wurde sie sich ihrer Situation bewusst. Sie befand sich gerade mit dem wohl größten Psychopathen in einer dunklen und vor allem abgeschlossenen Zelle. Gerade zu hysterisch stieß sie sich unter dem Bett hervor, stand auf und klopfte sich den Staub von den Kleidern. Wie sollte sie nur aus dieser Situation entkommen?
 


 

Crane, wie er sich schon gedacht hatte. Der Kerl war wirklich eine Nummer für sich. „Hast den alten Strohkopf wohl verärgert“, meinte er beiläufig. Irgendwie sah sie ja ganz süß aus, so verpeilt und mit zerzaustem Haar. Es war ein wahrer Augenschmaus, schade nur, dass sie wahrscheinlich nicht wusste dass sie Joker noch eben zu ihren Lippen zog. Vielleicht sollte er ihr in dieser Hinsicht auf die Sprünge helfen, das wäre doch nur fair.
 

Gerade wollte er Harleen fragen was sie so panisch in der Zelle suchte, doch dann vernahm auch er die Schritte der Wärter. Wie eine Maus verkroch sich die Ärztin in sekundenschnelle unter seinem Bett. So im Dunkeln war sie nicht mehr zu sehen.

Die Männer blieben vor der Glaswand stehen und beäugten den Grinsenden. „Wird gemacht Jungs“, gab er zurück und sprang auf die Beine. Verraten würde er Harley nicht, viel zu angenehm war die Vorstellung mit ihr die Nacht in den vier Wänden zu verbringen.
 

Pfeifend sank er auf das klapprige Bett und ließ die Füße baumeln bis die Hohlköpfe den Flur durch die nächste Tür verließen. Wahrscheinlich auf der Suche nach der Ärztin. Amüsiert kicherte Joker auf und beugte sich so weit nach vorn, dass er unter das Bett schauen konnte. Zusammengekauert lag sie da, ihr Gesicht zeigte eine Spur von Angst. Irgendwie auch verständlich. Aber ihn belustigte dies nur umso mehr. Endlich mal keine mörderische Langeweile. „Du kannst dich gerne zu mir gesellen mein Schatz, ich beiße nicht…und ich steh total auf Löffelchen“, säuselte er ihr entgegen und ließ die Brauen wippen. Anschließend lehnte er sich wieder gegen die Wand. „Wir können ja über deinen animalischen Kuss reden. Das war ausgesprochen erregend.“ Schmunzelnd fasste er sich an die Lippe und spielte in Gedanken den Kuss nach. Den rosa Lippenstift konnte er noch immer schmecken.
 

Dass sich der Tag noch so entwickeln würde, damit hätte er in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet. Die Vorfreude wie sich die Situation noch entwickeln würde, wuchs mit jeder Minute an. Würde sie einfach die Nacht in der Zelle verbringen? Oder wollte sie doch noch die Wachen rufen? Denn zur verstärkten Sicherheitsmaßnahme gehörte bedauerlicher Weise auch, dass man die Tür nicht von innen öffnen konnte. Zu oft kam es vor, dass die Häftlinge an einer der Schlüsselkarten kamen und sich so selbst befreiten. Gespannt was sie tun würde drehte er Däumchen und wippte noch immer mit den Füßen.
 


 

Verwirrt stand Harleen nun vor dem Joker, welcher es sich auf seiner Pritsche gemütlich gemacht hatte. Was faselte er da? Wie viel hatte er von ihrem Trip mitbekommen und noch wichtiger, was davon war wahr und was Illusion? Panisch stürmte sie zu der verglasten Tür und suchte diese nach einem Mechanismus ab, welcher es ihr gestattete diese von innen zu öffnen.

Verzweiflung machte sich in ihr breit, als sie daran erinnert wurde, dass es nicht möglich war, diese vom Inneren der Zelle zu öffnen. Ihr Gesicht verlor plötzlich alle Farbe und ihr wurde schlecht, als sie realisierte das es keinen Ausweg aus dieser Zelle gab. Sie hätte die Wachen rufen können, aber wie sollte sie denen erklären, warum sie sich in der Zelle des Jokers versteckte? Nein, das konnte sie nicht wagen, zumindest müsste sie bis morgen früh hier verharren, dann würde sie sagen können, der Joker habe sie überlistet und hier eingesperrt. Das würde genügen um in den Ohren der Wache als plausibel zu gelten. Doch was sollte sie nur bis morgen tun? War sie doch nicht alleine, sondern mit dem wohl gefährlichsten Psychopathen Gothams.
 

Harleen musste sich erst einmal abstützen und dieser Erkenntnis verdauen. Sie hoffte immer noch inständig, dass dies ein böser Traum war, hervorgerufen durch das injizierte Gift von Crane. Doch etwas in ihr wusste, dass dies leider die Realität war und sie sich schleunigst etwas einfallen lassen musste um diese Nacht zu überleben.

Die Wachen würden ihre Zeit brauchen, bis sie ihre Hilfeschreie vernehmen würden und bis dahin war sie bestimmt schon tot.
 

Harleen musste schlucken und ihre Finger glitten Hilfe suchend an der Wand entlang, fanden jedoch nichts zum abstützen, wodurch sie langsam daran herunter sackte und auf dem Boden sitzen blieb. Mit beiden Armen umschlang sie ihre Beine und fing an sich hin und her zu wiegen. Wie sehr wünschte sie sich nun die kleinen Pillen herbei, welche diesen Aufenthalt zumindest erträglicher machen würden. Die sonst so starke Ärztin war verschwunden und einer verängstigten Gestallt gewichen. Was sollte sie nur tun?
 

Blitzschnell schnellte ihr Blick zu dem Clown der sich noch nicht bewegt hatte. Sie durfte ihn auf keinen Fall aus den Augen lassen, dass wäre hier drin ihr Todesurteil.
 

Immer noch hin und her wiegend starrte sie ihn durch ihre blonden Haare hindurch an. Harleen wirkte dadurch zunehmend verrückter und man hätte denken können, dass sie hier her gehörte. Aber stimmte das denn nicht auch? Wenn sie die vergangenen Monate betrachtete war es nicht verwunderlich, dass sie nun selber in einer Zelle Arkhams saß, mit dem Mann, welcher ihre Familie und Freunde ausgelöscht hatte. Warum hatte er nur so gute Laune?
 

Plötzlich rief sie sich die Worte des Jokers erneut ins Gedächtnis. Animalischer Kuss? Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren und ihr entwichen sämtliche Gesichtszüge als ihr Hirn realisierte, dass sie wohl in ihrem Wahn den echten Joker tatsächlich geküsst hatte.

In sekundenschnelle, war die Farbe zurück in ihr Gesicht gekehrt und wechselte nun in ein dunkles rot, was man zum Glück durch die Dunkelheit nicht wirklich erkennen konnte. "Daran war nur das blöde Gift schuld" stammelte sie leise vor sich hin, klang dabei jedoch nicht so überzeugend, wie sie es gerne gewollt hätte. Verlegen wandte sie ihren Blick ab um das heiße Gesicht am kühlen Stein herunter zu kühlen. Die raue Mauer kratzte an ihrer weichen Haut, war jedoch so angenehm kühl, dass sie diese Tatsache ignorierte. Was sollte sie nur tun? Eines war sicher sie durfte ihn auf keinen Fall provozieren.
 

Gedankenverloren strich sie sich kurz über die weichen Lippen. Sie hatte ihn also geküsst, wenn auch nicht ganz freiwillig, wie sich herausgestellt hatte und dennoch regte sich etwas in ihr, durchfuhr ihren Körper und ließ jede Pore davon erzittern. Was war nur los mit ihr? Verlor sie nun endgültig den Verstand? Harleen musste stark bleiben und dies irgendwie durchstehen. Es war doch nur für eine Nacht, was sollte schon groß passieren?
 


 

Schweigend sah Joker zu, wie Harleen ihre hilflose Lage erkannte und hysterisch durch die Zelle schritt. An der Wand gegenüber fand sie schließlich halt und sank auf den kalten Boden. Ihr Gesicht wirkte finster hinter dem verschwitztem und zerzaustem Haar. Noch immer rührte er sich keinen Millimeter.
 

Von hier hatte er eine perfekte Aussicht auf die Frau die mit ihren Nerven kämpfte. Anscheinend entschied sie sich dagegen die Wache zu alarmieren. Gut, da blieb genügend Zeit ein nettes Gespräch zu führen.

Harleens Worte drangen nur leise zu ihm durch, doch er verstand es. Wenn er doch jetzt nur ihr Gesicht besser sehen könnte. Sehen ob es eine weitere Ausflucht war. Ob ihre Wangen wieder rot wurden. Aber er musste sich wohl einfach mit den Gedanken daran befriedigen.
 

Eine ganze Weile herrschte Schweigen zwischen den Beiden. Starr blickten seine grünen Augen auf die kauernde Harley und er überlegte wie er nun vorgehen sollte. „Hast du nach unseren Gesprächen denn immer noch Angst vor mir Harley?“, fragte er flüsternd und lehnte sich nur ganz leicht nach vorn. „Verdammt…ich werde dich nicht umbringen falls dich das irgendwie beruhigt, das musst du doch langsam mal geschnallt haben.“ Seufzend verschränkte Joker die Arme hinter den Kopf. Er wäre durchaus in der Lage dazu, es wäre ganz leicht, aber er sah keinen Sinn dahinter. Vielleicht konnten es die Meisten oder eigentlich Alle, nicht sehen, aber er tötete nicht ohne Grund. Nur wenn es einen Zweck erfüllte und das tat es bei seiner blonden Ärztin nicht. Außerdem konnte er sie ganz gut leiden, vielleicht mochte er sie sogar. Ins Detail wollte er dabei nicht gehen. Joker hielt nicht viel davon sich selbst zu ergründen, genauso wenig, wie von Anderen Personen ergründet zu werden. Was auch immer sich in seinem Save abspielte, es interessierte ihn nicht.
 

„Ich möchte dich was fragen…hasst du mich, für das was ich getan habe? Ich meine, so richtig hassen aus tiefster Seele?“ Bei seiner Frage ließ er sich auf die Seite fallen und stemmte den Kopf in die Hand. „Ich glaube nämlich nicht das du mich hasst…so etwas spürt man nämlich und bei dir…nein, das ist kein Hass, es ist etwas anderes nicht wahr? Verrate mir was du fühlst, wenn du mir in die Augen siehst, das interessiert mich brennend. Wenn du mir das Wahrheitsgemäß beantwortest, überlasse ich dir für die Nacht das Bett.“
 


 

Kurz hielt sie inne und blickte ihn an. Harleen wollte gerade antworten, als sie sich es anders überlegte. Hasste sie ihn wirklich so sehr? Vor ein paar Tagen hätte sie dies ohne zu zögern mit ja beantworten können, doch jetzt hielt sie etwas davon ab und das machte sie stutzig. Was genau empfand sie eigentlich für den Joker? War er noch überhaupt ihr Patient oder etwas ganz anderes? Darüber hatte sie sich nicht getraut in den letzten Tagen nachzudenken, hatte sie doch zu viel Angst vor der vermeintlichen Antwort darauf.
 

Für eine gefühlte Ewigkeit herrschte Stille zwischen den Beiden, ehe sie zögernd antwortete: "Ich glaube nicht das ich dich hasse, zumindest nicht genug um dich hier und jetzt zu töten. Ich verachte dich dafür, was du meiner Familie und meinen Freunden angetan hast aber ob ich dich dafür hasse? Nein." Sie biss ihre Zähne aufeinander. Aber was genau empfand sie, wenn sie ihm in die Augen sah? Harleen fürchtete sich davor der Frage weiter nachzugehen und doch ließ sie es geschehen. Unweigerlich musste sie an den Kuss denken und das Gefühl, welches er hervorgerufen hatte. Noch nie hatte sie so etwas verspürt und das machte ihr angst. Ihr wurde jedes Mal heiß und kalt bei dem Gedanken an seine grünen Augen, welche sich unerbittlich in ihr Inneres fraßen. Konnte es wirklich sein, dass sie mehr für den Clown empfand?
 

Schnell verdrängte sie diesen Gedankengang wieder. Eindeutig musste diese Gefühlsregung aus den vergangenen Monaten resultieren. In ihrem Studium hatte sie darüber gelesen, dass sich Entführungsopfer in ihre Kidnapper verlieben, konnte dies auch mit ihr geschehen sein? Es gab doch keine andere Erklärung dafür, konnte sie doch nicht wirklich in einen solchen Psychopathen verliebt haben.

Dadurch, dass sie nun den Ursprung zu kennen glaubte atmete sie erleichtert aus und war erneut froh, dass das Dunkel ihre Mimik verbarg, welche wie so oft Bände sprach. Sie legte sich die folgenden Worte genau zu recht, ehe sie diese aussprach: "Wenn ich in deine Augen sehe, spüre ich nichts, als Neugierde. Ich bin deine Ärztin und es ist mein Job hinter die Fassade zu blicken und so ist auch unser Verhältnis zueinander. Es basiert rein auf Neugierde und nichts anderem." Harleen versuchte es so überzeugend wie nur irgendwie möglich herüber zu bringen, doch irgendwie wollte es ihr momentan nicht gelingen. Am liebsten hätte sich die Blonde dafür geohrfeigt. Was tat sie hier bitte? Hatte sie ihre Situation schon vergessen? Natürlich würde er sie nicht töten, dass war ihr schon heute Mittag bewusst gewesen, doch dennoch hieß dies nicht, dass sie sich in Sicherheit wiegen konnte. Harleen würde nicht noch einmal den Fehler machen und den Joker unterschätzen. Wie sie selbst bereits feststellen musste war noch nicht einmal eine lächerliche Zwangsjacke ein wirkliches Hindernis für ihn.
 

Ihr Kittel lag noch immer unter dem Bett und sie überlegte, ob in ihren Taschen irgendwelche spitzen Gegenstände waren, natürlich nur für den Fall der Fälle, doch war sie etwas zu weit entfernt. Sie konnte nur hoffen, dass er auf keine dummen Ideen kam, war ihre Situation doch so schon schlimm genug. Harleen hoffte inständig dies ohne schwere Plessuren zu überstehen.
 

In ihrem Kopf formte sich eine Frage, welche drängte nach außen zu dringen und zwischen zusammen gepressten Zähnen zischte sie kaum hörbar: "Was fühlst du, wenn du in meine Augen siehst? Kannst du überhaupt noch etwas fühlen?" Es fühlte sich gut an es ausgesprochen zu haben und angespannt wartete sie auf die Antwort des Clowns. Es beunruhigte sie etwas, dass sie seine Züge im Dunkeln der Zelle nicht sehen konnte und so entschied sie sich etwas ihm zu nähern, konnten doch auch jederzeit die Wachen zurückkommen.

Langsam schob sie sich an der Wand entlang, bis sie ihm gegenüber saß. Es trennten sie kaum zwei Meter und nun konnte sie grob die Umrisse des Clowns ausmachen. Es dauerte eine weile, ehe sich Harleens Augen angepasst hatten und sie ihn nun klar vor sich sah. Seine grünen Augen schienen gerade zu, zu leuchten und wie magisch nahmen sie, sie erneut in ihren Bann. Was würde sie nicht alles tun um ihn an sich zu ziehen und erneut zu küssen, doch diesmal weil sie es wollte.
 

Wütend über sich selbst kniff sie sich in die Seite, um die Gedanken neu zu ordnen und das Verlangen zu mindern, doch wollte es nicht ganz verschwinden.
 


 

Über Harleens Aussage, dass sie ihn nicht hasste musste er nur schelmisch grinsen. Das dachte er sich schon, doch auf ihre nächste Antwort war er umso mehr gespannt.

Erneut hing das Schweigen in der Luft und schnürte sich um seinen bleichen Körper. Diese Dunkelheit war wirklich zum kotzen. Dann begann sie endlich zu sprechen, wurde jedoch schnell enttäuscht.
 

Seufzend schüttelte er den Kopf in seiner Hand. „Ach Harley, das mit dem Bett wird leider nichts. Denkst du ich höre nicht wenn du mir eine Lüge erzählst?“. Mit einem Raufen der Haare versuchte Joker sich zu entspannen. Er wollte jetzt nicht wütend werden, vielleicht bekäme er ja doch noch die Wahrheit aus ihr heraus.

Harleen wechselte ihre Position im Raum und auch er konnte sie jetzt etwas besser erkennen. Auch wenn ihr Haar noch ziemlich viel vom Gesicht verdeckte. Fast war er gewollt vom Bett zu springen und die blonden Strähnen hinter ihre Ohren zu streifen, verkniff es sich jedoch. Vielleicht später, wenn sie schlief oder sich weitgehend beruhigt hatte.
 

Seine Frage wurde jetzt an ihn gestellt. Selbst lügen und eine Antwort von ihm erwarten. Ziemlich dreist, aber gut, er dachte kurz darüber nach. Was fühlte er wenn er sie ansah? Es war wirklich nicht seine Stärke. Da war was, aber es gab kein Wort dafür und selbst wenn, würde er es überhaupt aussprechen? Wahrscheinlich nicht. Das kurze Denken zog sich in die Länge. Eigentlich könnte Joker laut auflachen. Er lag hier tatsächlich auf seinem Bett und redete mit einer Frau über…Gefühle? Das durfte doch nicht wahr sein, wenn das Jemand erfuhr, er würde sich zum Gespött der Leute machen. In seiner Denkweiße zumindest.
 

Eine Antwort musste jetzt her, das Schweigen hielt schon viel zu lange an. Schlussendlich entschied sich Joker dafür die Wahrheit auszusprechen. Die Wahrheit die er im Moment nach der kurzen Zeit auftreiben konnte. „Ganz ehrlich Mäuschen…ich habe keinen blassen Schimmer. Ich kann nur so viel sagen…“, kurze Pause, „ich kann dich leiden“. Mehr bekam der Grünschopf nicht über die Lippen. Das musste reichen, ob es ihr passte oder nicht. „Warum sagst du mir nicht die Wahrheit? Was glaubst du würde schlimmes passieren? Nur ich kann es hören, du hast nichts mehr zu verlieren, also warum noch weiter dein Doktorspiel treiben?“ Joker musste es einfach weiter versuchen und wenn er nur ein Bruchstück erfahren würde, er musste es einfach wissen. Es steckte mehr dahinter, dafür würde er die Hand ins Feuer legen. Er wollte nicht mehr länger darüber grübeln, er wollte es schlicht und einfach aus ihrem Mund hören.
 


 

Leicht ließ sie ihre Hände über den staubigen Boden fahren und wirbelte dabei einige der Partikel auf, welche sacht über den Stein tanzten und an einer anderen Stelle erneut zur Ruhe kamen. Wie sehr wünschte sie sich doch, dass auch ihre Gedanken zur ruhe finden würden, doch das war wohl lediglich eine Wunschvorstellung, die so schnell nicht in Erfüllung gehen würde. Er konnte sie also leiden, was für den Joker schon einiges bedeutete. Sie war wohl neben Batman die einziege, die es so lange lebend mit ihm ausgehalten hatte ohne völlig den Verstand zu verlieren, wobei sie sich dabei nicht mehr ganz so sicher war.
 

Peinlich berührt wandte sie wie schon so oft den Blick ab, hatte er sie doch bei ihrer eigenen Lüge ertappt. Doch was sollte sie ihm antworten, wenn sie sich nicht selber sicher war? Natürlich hätte sie einfach entgegnen können, dass sie ihn auch leiden kann, aber das fühlte sich nur noch mehr falsch an. Ja sie konnte ihn leiden aber war das schon alles? Warum diese Träume, wenn dahinter nicht auch etwas Wahrheit verborgen lag? Warum dieses Verlangen wenn es doch keinen Ursprung hatte?
 

Mit beiden Händen raufte sie sich nun das blonde Haar um ihren Gedanken platz zu verschaffen. Noch immer fragte sie sich, warum ausgerechnet sie in diese Situation geraten war, sie die immer alles richtig gemacht hatte. Verschiedenste Gefühle schienen sie gerade zu, zu überschwemmen und verhinderten es einen klaren Gedanken zu fassen. Harleen fühlte sich verwirrt und wusste nicht so recht, was sie nun tun sollte. Sie konnte ihrem Körper nicht mehr trauen und auch ihre Gedanken halfen ihr gerade nicht weiter. Verzweifelt riss sie den Kopf nach hinten. Ein dumpfer Aufprall war zu hören, ehe sie sich fluchend den Kopf rieb. Der Schmerz hatte etwas Angenehmes und Befreiendes an sich, auch wenn er ungewollt war, war sie froh darüber. Es hatte schon viel zu lange Stille zwischen ihnen geherrscht und er wartete wohl noch immer auf seine Antwort. Harleen musste etwas tun, irgendetwas sagen um die peinliche Stille zu brechen, doch kein Laut wollte ihre Lippen verlassen.
 

Wie ein Geist erhob sie sich plötzlich und schritt auf den Joker zu. Sie hatte genug von den Spielchen die er mit ihr spielte. Plötzlich war ihr alles egal. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich wirklich frei. Ein Lachen entrann ihrer Kehle und es trennten sie nur noch Zentimeter. Leicht beugte sie sich herunter und blickte ihn hinter den blonden Strähnen hervor an. Ihr Blick hatte sich gewandelt, Entschlossenheit lag darin und keinerlei Spur mehr von Angst. Blitzschnell, schnellten ihre Hände nach vorne und griffen grob in das grüne Haar des Jokers. In einer flüssigen Bewegung presste sie ihre Lippen an die seinen und Atmete den süßen Duft des Irren ein. Ein Prickeln durchfuhr ihren Körper und jede kleine Faser in ihr echste auf. Wie lange hatte sie dies schon tun wollen und sich immer davor gesträubt und warum? Dass konnte sie sich nicht beantworten. In diesem Moment schien ihr einfach alles egal zu sein und an die Konsequenzen dachte sie schon lange nicht mehr. Dies war kein Traum, sondern Realität.
 

Leicht ließ sie das Haar des Clowns durch ihre Hände gleiten nur um sich erneut darin zu verkrallen. Das würde antwort genug sein, hätte sie es doch niemals so gut in Worte fassen können. Am liebsten hätte sie ihn nie wieder los gelassen, doch dann meldete sich ihr Verstand zurück und appellierte lautstark an ihre Vernunft. Plötzlich schien ihr dies alles eine unglaublich dämliche Idee gewesen zu sein.

Ihre Hände gaben das Haar wieder frei und sie taumelte einige Schritte zurück den Kopf gesenkt und auf den Boden starrend. Was hatte sie da gerade getan? Nein nein nein niemals würde sie sich für ihn entscheiden! Wie eine Verrückte begann sie hysterisch den Kopf zu schütteln. Diese Drogen waren schuld und sicherlich die Nachwirkungen des Giftes. Niemals hätte sie so etwas bei klarem Verstand getan. Nicht sie Dr. Harleen Quinzel. Kraftlos sackte sie zusammen. Ihre Arme hingen schlaff an ihrer Seite hinab und wie benommen stammelte sie wirres Zeug vor sich hin. Es hatte eine beruhigende Wirkung und so fing sie sich nach einigen Minuten wieder.
 

Still saß sie nun vor dem Clown und starrte ihn mit leerem Blick an.
 


 

Was geschah hier? Er spürte dünne Fingerspitzen auf seiner Kopfhaut. Lippen pressten sich erneut auf seine. Warmer Atem schmiegte sich um sein Gesicht. Blondes Haar kitzelte leicht an seinen Wangen. Der Kuss war nicht annähernd vergleichbar mit den Beiden davor. Er war erfüllt von Leidenschaft, von völliger Hingabe. Genau das was er von ihr wollte, sie ließ los, dachte nicht nach und tat einfach das war ihr in den Sinn kam.
 

Genüsslich schlossen sich seine Augen und er sog das Gefühl in sich auf, tiefer und tiefer bis sein ganzer Körper davon erfüllt war. Lass es nicht enden, doch das tat es. Der Schalter legte sich wieder um und sie sprang panisch von ihm weg. Sie war doch so nah dran gewesen, warum verschloss sie sich immer wieder hinter dieser Wand? Das durfte diesmal nicht passieren. Kurz sah er auf Harleen herab, wie sie wieder zusammengekauert vor ihm saß und wirres Zeug faselte. Wusste sie eigentlich wie erbärmlich das war?

Mit festem Entschluss, griff er ihre Hände und zog sie kraftvoll zu sich heran, bis Harley unweigerlich auf seinem Schoß sitzen musste. Seine Hände streiften ihr blondes Haar nach hinten und legten endlich ihr Gesicht frei. Mit leichtem Druck behielt er ihren Kopf in seinem Griff. „Hör auf damit…“, flüsternd hauchten sich seine Worte in ihr Gesicht. „Hör auf damit“, wiederholte er noch einmal, mit etwas mehr Stimme. Die grünen Augen blickten nun noch tiefer in die ihren. Etwas hilflos fühlte er sich dann schließlich doch irgendwie. So nah wie jetzt war er als Joker keiner Frau gewesen. Deutlich spürte er ihren Körper an seinem.
 

Kurzerhand legte er sie neben sich auf das Bett und rückte an die Bettkante, dass sie sich flach hinlegen konnte. Sein Blick haftete auf der Wand gegenüber. „Lass dich doch nicht immer wieder zurück fallen…verdammt noch mal, was ist nur mit dir los!“. Wütend raufte er sich die grünen Haare und sprang auf die Beine. Sein Kopf fühlte sich wie eine Waschmaschine im Schleudergang an. „Begründe doch nicht immer alles, alles musst du in Frage stellen und analysieren…mach es einfach. Wie gerade. Du hast es doch einfach getan…und es war gut nicht wahr? Das war Freiheit Harley…genau das ist es, wovon ich die ganze Zeit rede und was machst du? Sperrst dich selbst wieder ein…das nenne ich Verrückt mein Schatz.“ Seine Augen fanden wieder ihre, wobei er sich neben das Bett kniete. „Wie kann man etwas verdrängen was einem so gut tut, was man so genießt?“ Seine Stimme klang wieder etwas leiser. Seufzend strich er wieder ihr Haar zurück und beugte sich über sie. Wie sollte er es nur schaffen sie endgültig zu befreien? Harleen war wie ein Puzzle das er einfach nicht zu Ende bringen konnte. Das mache ihn noch verrückt, war sie doch seine größte Hoffnung. „Hör auf dich einzusperren Liebes…hör damit auf“.
 


 

Wie durch eine dicke Wolke nahm sie nun alles um sich herum wahr. Ihr Verstand versuchte sie zu schütten und kapselte alles Schädliche von ihr ab. Wie in Trance fühlte sie wie er ihre Hand ergriff und sie Sekunden später auf seinem Schoß saß. Wie sehr wollte sie sich einfach an seine Brust schmiegen und die Augen nur für einen Moment schließen und erneut in dieses Gefühl von Freiheit abtauchen, doch ihr Verstand sagte ihr in diesem Moment etwas anderes. Er war alarmiert und würde keine weiteren Eskapaden zulassen.

Einen Moment später lag sie auf der Pritsche. Ihr Körper zitterte vor Anspannung und sie wusste nicht was nun mit ihr geschehen würde. Warum verhielt er sich ihr gegenüber nun schon fast liebevoll? Es verwirrte sie zunehmenst und ließ ihren Verstand völlig entgleisen.
 

Sie lachte laut auf und drehte sich auf die Seite um dem Joker direkt in die Augen blicken zu können. Das Leben war wieder in die ihren gewichen und schien gerade zu aus ihnen heraus zu sprühen. Mit einem gewaltigen Satz drückte sie sich von den Brettern ab und umschlang die bleiche Gestallt, welche vor ihr kniete mit beiden Armen, sodass sie auf den Boden fielen. Schluchzend vergrub sie ihren Kopf in der Brust des Clowns. All ihre so unterdrückten Gefühle schienen förmlich aus ihr heraus zu sprudeln und die Tränen liefen ihr in Bächen die Wangen hinunter. Kurz hob sie ihren Kopf und unter weiterem Schluchzen presst sie hervor: "Bitte hilf mir!" Immer wieder wiederholte sie diesen Satz, bis sie ihn förmlich herausschrie. Warum konnte er sie nicht aus diesem Elend befreien.
 

Harleen wusste nicht mehr wer sie war. Alles was ihr zuvor so selbstverständlich und klar erschien, verschwamm nun zunehmend und sie wusste nicht mehr was nun real war und was nicht. Welchen Sinn hatte ihr altes Leben denn jetzt noch? Warum wollte sie so verbissen Karriere machen wenn doch niemand da war, der stolz auf sie sein konnte? Warum sollte sie dann nicht einfach alles hinschmeißen und endlich frei sein? Hatte es sich nicht deswegen so gut angefühlt? War es nicht gerade dadurch auch die richtige Entscheidung? Also was hielt sie noch zurück den letzten Schritt zu tun?

Immer fester klammerte sie sich an die bleiche Gestallt unter ihr. Die Tränen hielten jedoch nicht lange an und ihr Schluchzen verwandelte sich zunehmenst in ein irres Lachen. Ihr ganzer Körper bebte ehe sie erneut kraftlos zusammen sackte.

Diese plötzlichen Gefühlsschwankungen machten sie einfach fertig und raubten ihr das letzte bisschen Kraft. Eine gefühlte Ewigkeit lag sie so da und lauschte dem Herzschlag des Jokers. Mit nun kaum mehr hörbarer Stimme flehte sie ihn immer wieder an: "So hilf mir doch endlich!" und erneut schlossen sich ihre Lippen zärtlich um die seine. Sie war so verwirrt und verloren, dass sie nicht wusste was gerade genau geschah und ließ sich einfach von ihren Gefühlen leiten.
 


 

Stürmisch krallten sich die Arme von Harleen um seinen Hals, so dass er unwillkürlich nach hinten auf den Boden fiel. Ihr zierlicher Körper drückte sich auf seinen und dieses Funkeln war wieder in ihren blauen Augen zu erkennen.
 

Erneut bahnten sich die Tränen über das Gesicht der Ärztin, welche sie an seiner Brust versucht zu verstecken. Ihr helfen? Immer wieder flehte sie unter ihrem Geheule das er ihr helfen sollte. Joker musste zugeben, diese Situation überforderte ihn gänzlich. Man konnte erahnen, dass er nicht gerade ein guter Trostspender war oder überhaupt was mit einer Frau in dieser Lage anfangen konnte.

Vorsichtig und sehr unsicher tätschelte er Harleys Rücken. „Ich mache doch nichts anderes als dir zu helfen“, stotterte der Liegende etwas zögerlich und schmeckte erneut ihre Lippen. Diesmal nicht so Leidenschaftlich wie zuvor, es war ein Hilfe suchender Kuss und er spürte wie sich die salzige Flüssigkeit auf sein Gesicht wischte. Sein Kopf war vollkommen leer gefegt, so leer wie nie zuvor. Für einen Moment genoss er die Zweisamkeit, bis sich etwas anderes in ihm breit machte. Es fühlte sich fast an wie eine Panikattacke. Was machte er hier? Knutschend auf dem Boden liegen, mit einer verheulten Frau?
 

Jokers Atem ging schneller und er rollte sie von seinem Körper. Schnell war er wieder auf den Füßen und blickte auf sie herab. Ein Teil von ihm wollte es, wollte weiter mit ihr da liegen, seine Arme ganz fest um ihren wohlgeformten Körper schmiegen, aber der größere Teil empfand es als ein unumgängliches Verbot. Später würde er noch wahre Gefühle für sie empfinden und nur der Gedanke daran, ließ ihn kotzübel werden.

Immer noch sehr unbeholfen sah er Harleen an, in seinem Gesicht, sah man den innerlichen Kampf, auch wenn er noch so sehr versuchte diesen zu verbergen. Diese Frau machte ihn noch ganz krank, er wurde bei ihr Schwach, wie konnte das nur passieren?
 

Wie es nicht anders kommen konnte, wurde er wütend auf sich selbst. Mit verengten Brauen und steinernem Blick räusperte er sich auf. „Leg dich aufs Bett und schlaf. Du siehst furchtbar aus“, meinte er kühl und lehnte sich in die dunkle Ecke der Zelle. Er war so stinksauer auf sich selbst, dass er sich hätte Ohrfeigen können.

Ein Grummeln entfuhr seinen Lippen als er auf den Boden rutschte und finster dreinblickte. Schwach, erbärmlich, dumm und absolut unverzeihlich war diese Aktion. Warum wollte er es also immer noch? Was sollte dieser Kampf? Es war genau wie mit Batman, er wollte ihn töten aber konnte nicht. Verdammt noch mal, wie sehr er doch seinen undichten Save hasste.
 

Jokers ganzer Körper verkrampfte und sein Atem wurde tiefer. Ungewollt klebten sich seine Augen doch wieder auf Harleen. Es konnte doch nur einen einzigen Ausweg geben, nur einen Ausweg, dass er nicht mehr diesen Willen verspürte. Aber konnte er das? Die Stirn des Grünhaarigen legte sich in Falten während er sie stumm anstarrte.
 


 

Zusammengekauert lag sie nun auf dem kalten Boden und ihr unruhiger Atem wirbelte etwas Staub auf. Sie war verzweifelt und fühlte sich einsam wie nie zuvor. Sie schlang ihre Arme um die Beine und zog diese näher an ihren Körper. Die Blonde spürte langsam, wie all ihre Kräfte aus ihrem Körper wichen.
 

Dunkelheit umfing sie und ihre Träume waren wirr und unverständlich.
 


 

Noch eine ganze Weile saß Joker in seiner Ecke und sah zu wie Harleen auf dem Boden einschlief. Den Gedanken sie ins Bett zu legen verwarf er danach sofort wieder aus seinem Kopf. Geht’s noch? Wenn ihr der dieser Platz lieber war, konnte ihm doch egal sein. Dumm nur, das ihm damit auch klar wurde, dass er sie nicht töten könnte. Verletzen vielleicht. Aber töten? Er konnte es sich einfach nicht vorstellen, so sehr er es auch wollte.

Schließlich verfiel auch er in den Schlaf, ebenfalls auf dem kalten Stein.
 


 

Plötzlich schrak sie hoch. Das Geräusch von Schritten hatte sie hochfahren lassen. Die Wache würden sie sehen und in diesem Zustand war das wohl keine gute Idee. So schnell es eben ging drückte sie sich flach unter das Bett und hielt den Atem an. Hoffentlich suchten sie nicht nach ihr. Harleens Auto stand noch immer auf dem Parkplatz und würde womöglich Aufsehen erregen. Vorsichtig lugte sie unter dem Bett hervor und konnte die zwei paar Schuhe sehen, welche zweifelsohne zu den Wachen gehörten. Kurz hielten sie an der Zelle des Jokers inne.

Harleen konnte das Gemurmel kaum verstehen und musste sich ziemlich anstrengen um es aufschnappen zu können. "Immer noch keine Spur von ihr. Der Boss macht sich langsam sorgen. Ich glaube nicht, dass sie noch lange hier bleibt. Ich zu meinem Teil will nicht in ihrer Haut stecken. Arme Quinzel, dabei hat sie es doch schon schwer genug." ertönte es von einem der Wachen.
 

Harleen wurde bleich und ihr wurde schwindelig. Wenn das war wahr, was sie gerade gesagt hatten würden sie tatsächlich entlassen? Aber warum? Hatten sie sie nicht noch vor einem Tag darum angefleht die Therapie wieder aufzunehmen? Sie musste schleunigst hier raus und am besten ungesehen, sonst würde sie eine Entlassung nicht aufhalten können. Sie musste schleunigst mit ihrem Boss sprechen und ihn davon überzeugen sie hier zu behalten, welchen Sinn hatte sonst noch ihr Leben, wenn man ihr auch noch den letzten Halt nahm? Langsam entfernten sich die Schritte wieder und sie stieß sich erneut unter dem Bett hervor. Mit einer Hand griff sie nach ihrem Kittel und durchsuchte den Inhalt auf etwas nützliches, was ihr hier raus helfen würde, doch nichts schien wirklich in dieser Situation nützlich zu sein. Vielleicht wusste der Clown einen Weg hier raus. Es musste doch ein leichtes für ihn sein.
 

Vorsichtig näherte sie sich ihm und fragte zaghaft: " Schläfst du?" Nicht sicher ob er sie gehört hatte beugte sie sich näher zu ihm und streckte eine Hand nach ihm aus. Die Blonde wusste, dass sie es riskieren musste um hier wieder raus zu kommen.

Sacht berührten ihre Finger den Bleichen und unwillkürlich durchzuckte sie das Gefühl von Verlangen von neuem. Es lag wohl am Schlafmangel, gemischt mit verschiedenen Toxinen, dass ihr Gehirn von neuem aussetzte und sie verwirrt da saß. Warum war sie noch gleich hier? Was wollte sie von ihm? Es war fast so, als wären die letzten 10 Minuten ausradiert worden. Still saß sie nun in der Dunkelheit der Zelle und wusste nicht was sie tun sollte.
 


 

Es musste früh am Morgen gewesen sein, als er die Stimmen und Schritte der Wache vernahm. Seine Augen blieben jedoch geschlossen während er horchte. Harleen sollte entlassen werden? Joker konnte kaum glauben was er da hörte und versuchte angestrengt, weiterhin wie ein Schlafender zu wirken.

Sie müsse sich wohl wieder versteckt haben, da die Männer wieder weiter gingen. Warum rief sie nicht die Wache und gab ihm die Schuld? Fragte er sich und vernahm plötzlich ihre Stimme. Beschloss aber weiterhin ruhig in der Ecke zu sitzen.
 

Finger strichen über sein Gesicht und erst jetzt riss er die Augen auf. Blitzartig nahm er ihr Handgelenk in einen festen Griff und zog ein leichtes Grinsen über seine Lippen. Sie sah unglaublich bezaubernd aus. „Morgen mein Schatz, gut geschlafen?“, züngelte er ihr entgegen und zog sie etwas näher zu sich heran. Wie Harley schien auch er alles ausradiert zu haben und dachte über keine Folgen nach. Die Wut hatte sich im Schlaf in Luft aufgelöst und es fühlte sich einfach so gut an sie jetzt bei sich zu haben.

Langsam strich er ihre Strähnen zurück und lehnte seine Stirn gegen ihre. Joker hatte ganz vergessen wie es war, mit einer Frau zu erwachen, sie zu berühren, sie zu küssen. Es war ihm so, als erlebe er all dies zum ersten Mal. Er fühlte sich wie ein junger Teenager, der seine ersten Erfahrungen mit einem Mädchen machte. Es war so verrückt.
 

„Du siehst bezaubernd aus“. Hauchend rannen seine Worte über die breit gezogenen Lippen und mit einem „Scheiß drauf“ Gedanken presste er Harleen gegen seine Lippen. Der Genuss darin, zeigte sich durch das erleichtert klingende Ausatmen und wie sich seine Hände in ihr zerzaustes Haar gruben. Wenn die Beiden sich jetzt nicht in dieser Zelle befänden, könnte man sie fast für ein verliebtes Paar halten.

Kurz ließ Joker noch einmal ab und sah sie eindringlich an. „Hilf mir hier raus zu kommen und ich werde dir zeigen wie man das Leben ohne diesen ganzen Scheiß genießen kann. Wie man sich immer so frei fühlt, als könnte man fliegen.“ Nun hatte er es gesagt und es gab kein zurück mehr. Nach dieser Nacht musste sie einfach so weit sein, er musste jetzt einfach alles auf eine Karte setzen. „Ich werde dir helfen“.

Ich hoffe du erwartest keine Tischdeckchen und Blümchenkissen

Als hätte die letzte Nacht nicht stattgefunden sah sie sich verwundert um und konnte einen kleinen Aufschrei nicht unterdrücken, als der Joker sie sachte an sich zog. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren und seine Finger hinterließen ein seltsam, prickelndes Gefühl auf ihr. Warum war sie in der Zelle des Jokers? Was um alles in der Welt machte sie hier? Harleen hatte keine Zeit weiter nachzudenken, als sich die Lippen des Clowns auf die ihren legten. Panisch begann sie zu strampeln und versuchte sich loszureißen.
 

"Was soll das?!" schrie sie ihn an und befreite sich endlich aus dem Griff des Clowns. Was faselte er da von frei sein? Sie war in einer scheiß Zelle mit ihm gefangen. Schnell hechtete sie zu der gläsernen Fassade und begann heftig mit beiden Fäusten dagegen zu hämmern und um Hilfe zu schreien. Panik machte sich zunehmenst in ihrem Körper breit und verzweifelt, schrie sie aus voller Kehle.

Der Kuss brannte noch immer heiß auf ihren Lippen und hinterließ ein seltsames Gefühl. Was machte sie nur hier? Sekunden später kam auch schon die Wache angerannt und starrten sie fassungslos an. "Helft mir hier raus! Dieser Psychopath hat mich eingesperrt als ich nach dem Rechten sehen wollte!" schrie sie ihnen entgegen und wirkliche Panik lag in ihrer Stimme, sodass sie keine Zeit verloren und die Tür der Zelle öffneten.
 

Blitzschnell rannte sie heraus und in die Arme ihres Retters. "Ich will dass er rund um die Uhr bewacht wird! Er darf keine Sekunde mehr aus den Augen gelassen werden" befahl sie, als sie sich wieder etwas gefasst hatte und eilte in Richtung ihres Büros davon. Wo waren nur die verdammten Pillen abgeblieben?

Endlich in dem vertrauten Büro angelangt musste sie sich erst einmal setzten. Ihr Kopf fühlte sich schwer an und ihre Gedanken wollten einfach nicht schweigen. Sie konnte sich nicht erklären wie genau sie in diese Zelle gelangt war. Joker musste sie wohl überlistet haben. Ihr Blick fiel auf einen kleinen Spiegel an der Wand und sie erschrak über ihr eigenes Aussehen. Schnell versuchte sie ihre Frisur zu und ihr Kleidung zu richten.
 


 

Verdutzt weiteten sich die grünen Augen, als Harley plötzlich begann sich zu wären. Was war denn jetzt wieder in sie gefahren? Mit der Erkenntnis, dass es keinen Sinn hatte sie weiter im Arm zu halten, ließ er sie frei und zur Zellentür laufen.

Ausdruckslos saß er noch immer dort, als sie dem Wärter ihre Story vorlog und weggebracht wurde. Keine Freude, keine Wut, Joker spürte nichts. Erst nach mehreren Minuten beschloss er sich aufzustellen und zum Bett zu trotten, auf welches er sich wie ein Stein fallen ließ.
 

Es war hoffnungslos, er könnte sie niemals bekehren, er hielt es einfach nicht mehr aus, sie ständig in ihre Rolle schlüpfen zu sehen. Es raubte ihn Kraft und den Verstand. Sollte Harleen doch machen was sie wollte, ihm war es von jetzt an egal. Doch sollte sie ihm noch ein einziges Mal zu Nahe treten, nur noch einmal die Ärztin vor ihm raushängen lassen, würde er sie töten. Was auch immer da zwischen ihnen war, jetzt war es erloschen.
 


 

Hoffentlich hatte niemand sonst sie so gesehen. Sie wäre so schon genug Gesprächsthema der nächsten Zeit. Es vergingen gefühlte Stunden, in denen sie nur da saß und die Papierberge auf ihrem Schreibtisch anstarrte, bis es plötzlich an ihrer Tür klopfte. Leise schwang diese auf und einer ihrer Kollegen trat in das Innere des Zimmers. "Der Boss will dich sehen und zwar jetzt" sagte er mit fester Stimme und einer Mitleid erregenden Mimik. Das würde jetzt eine Standpauke geben, soviel stand fest. Langsam erhob sie sich und ging mit wackligen Knien auf das Büro ihres Chefs zu.
 

Sacht klopfte sie und wartete darauf hereingebeten zu werden.

Die große Gestallt ihres Chefs saß am andern Ende des Tisches und mit einer Handbewegung bedeutete er ihr sich auf dem Stuhl vor ihr nieder zu lassen. Harleen hatte ein flaues Gefühl in der Magengegend als sie sich leicht in den Stuhl sinken ließ.

"Dr. Quinzel das folgende fällt mir nie leicht" sagte ihr Gegenüber und machte eine dramatische Pause "Ich habe lange darüber nachgedacht und es für das Beste empfunden, sie nicht weiter hier zu beschäftigen." Harleen wurde bleich und ihre Kehle fühlte sich seltsam trocken an. Das durfte doch nicht wahr sein! Das war sicherlich alles ein böser Traum und gleich würde sie erwachen. Doch nichts der Gleichen geschah.
 

Noch einmal schluckte sie, ehe sie stammelnd antwortete: "Bitte Sir ich werde mich noch mehr anstrengen. Ich verspreche es!" und ihre Stimme bebte geradezu. Flehend sah sie ihn an, doch er hielt starr ihrem Blick stand. "Meine Entscheidung steht fest. Sie haben Zeit bis heute Abend ihre Sachen zu packen. Man wird ihnen eine ordentliche Abfindung zahlen" antwortete er und deutet auf die Tür zu der sie noch vor einigen Minuten eingetreten war.

Erneut erfüllte sie ein unglaubliches Gefühl von leere und schluchzend verließ sie das Büro. Warum passierte ihr dies? Was hatte sie nur falsch gemacht? Harleen wusste nicht wohin sie gehen sollte. Ihre Beine steuerten wie von Geisterhand gelenkt das alte Büro an. Abwesend setzte sie sich wieder an ihren Schreibtisch und brach weinend zusammen.
 


 

Der Tag zog an ihm vorbei ohne dass sich ein Grinsen zeigte oder er dumme Sprüche ablieferte. Andere fragten sich schon was mit Joker los sei, war er krank?
 

Nach dem Mittagessen lag er wieder flach auf der Matratze und versuchte Ruhe zu finden. Das Chaos in seinem Kopf zu ordnen. Einige Male döste er sogar weg. Die Leere in ihm wollte einfach kein Ende finden, diese Ärztin, diese verdammte Ärztin. Man würde sie feuern, er würde sie nie wieder sehen. War doch fantastisch, alles lief doch einfach perfekt.

Doch das war es nicht. Wenn er wenigstens Wut aufbringen könnte, wenigstens irgendetwas fühlen. Aber nichts. Als hätte die Blonde ihn vollkommen ausgesaugt.
 

Da ließ er nur ein einziges Mal zu, sich ein kleines Stück hinzugeben und wurde verraten. Wie dumm er doch war. Saudumm.
 


 

Es war bereits dunkel als sie wieder erwachte. Wenn er sie rausschmeißen wollte dann konnte er das auch haben, aber sie würde ihm und allen die hier arbeiteten einen Denkzettel verpassen. Ruckartig erhob sie sich und eilte die leeren Gänge entlang.

Vor der Zelle des Jokers blieb sie stehen. Wie sie befohlen hatte wurde sie von einem der Wächter bewacht. Leise näherte sie sich ihm. Ihre rechte Hand umschloss einen Kugelschreiber, welchen sie so oft für ihre Notizen gebrauchte. Blitzschnell schnellt ihre Hand nach oben und versenkte die Spitze im Hals der Wache. Immer und immer wieder stach sie zu, bis er zu Boden ging und nur noch ein gurgelndes Geräusch von ihm zu vernehmen war. Ihre Hand war blutüberströmt und auch ihre Kittel hatte einige Spritzer abbekommen. Sie öffnete die Zellentür des Clowns und stand nun regungslos dort.

Leicht stemmte sie ihre Hände in die Seite und sah ihn mit einem breiten Lächeln an. "Hallo Puddin´" säuselte sie ihm entgegen.
 


 

Es wurde Abend. Die Lichter wurden ausgeschaltet und ließen den Bleichen im Dunkeln zurück. Was sie wohl gerade machte? Wahrscheinlich ins Fäustchen darüber lachen wie leicht es war, Joker um den Finger zu wickeln und wieder fallen zu lassen.

Er beschloss dass es das Beste sei, sie zu hassen. Nichts anderes mehr zu tun, als sich auszumalen wie er ihr Leid zufügte und Rache an ihr nahm. Das half ungemein.
 

Ein dumpfer Knall ließ seinen Körper aufzucken und er drehte sich zur Glaswand. Das Bild was ihm dort präsentiert wurde ließ ihm sämtliche Gesichtszüge verlieren.
 

Harleen stand in seiner Zelle, in der Hand ein roter Gegenstand. Ihre ganze Hand war blutverschmiert. Das Grinsen in ihrem Gesicht war geradezu ansteckend und ließ auch seine Mundwinkel zucken.
 

Puddin? Nunja, nicht wirklich ein Spitzname der ihm gefiel, aber was soll’s.
 

Der Groll verflog. Der Kopf wurde leer gefegt. War er eigentlich wirklich wütend?
 

Er sprang auf und stolzierte Harley entgegen. Da war das Funkeln, deutlich in ihren Augen zu erkennen.

Den toten Wachmann hinter ihr, nahm er nur halb war.

„Hallo Schatz, du hast mir gefehlt.“ Er hatte es also doch geschafft, sie brauchte nur ein bisschen Zeit. Die Hoffnung war wieder da, das seltsame Gefühl war wieder da. Endlich keine Leere mehr. „Worauf hast du Lust?“, fragte er grinsend und konnte sein Glück noch immer nicht fassen.

Langsam blickte er hinter sie und sah sich nun genauer die Leiche an. Das Blut verteilte sich in dem Flur und gab ein herrliches Bild ab. Harleen hat tatsächlich gemordet, besser konnte es nun wirklich nicht mehr werden.
 


 

Ihr Blick haftete an den Augen des Clowns und nun spiegelte sich auch ihr Lächeln in dem Gesicht des Bleichen wieder. Ihre Finger lösten sich von dem Schreiber und mit einem dumpfen Aufschlag fiel er zu Boden. Aus voller Kehle begann sie zu lachen und stürmte auf ihn zu. Die blutigen Finger streckte sie nach ihm aus ehe sie die bleiche Haut berührten und sie rot malte. Harley schien gerade zu vor Gefühlen zu explodieren und versuchte diese durch einen Kuss Raum zu verschaffen.

Wie eine Explosion fühlte sich dieser an. Nie hatte sie vorher so etwas Intensives gefühlt und sie ließ erst von ihrem Prinzen ab, als sie keine Luft mehr bekam.
 

Noch immer zierte ihr schmales Gesicht ein irres Lächeln. Fast schon spielerisch leckte sie sich über die Lippen und anschließend über die Finger. Der metallische Geschmack versetzte sie in eine solche Extasse, das sie nach seiner Hand griff und ihn näher an sich heran zerrte.

"Mehr!", hauchte sie in das Ohr des Clowns und erneut legten sich ihre Lippen auf die seinen. Nie zuvor hatte sie solch eine Erleichterung verspürt es schien gerade so, als sei sie neu geboren. Kurz ließ sie von ihm ab um einen Moment zu überlegen. Eines war sicher sie wollte hier raus.
 

Etwas in ihr fühlte sich zunehmenst eingesperrt und so drehte sie sich auf dem Absatz um und zerrte den Prinzen des Chaos aus der kleinen Zelle, hinaus auf den Gang. Beiläufig trat sie nach dem leblosen Körper des Wächters und lachte kurz auf. War das Leben nicht schön?

Wie eine Geisteskranke rannte sie durch die engen Flure, hinaus auf das Haupttor zu, jedoch nicht unbemerkt. Plötzlich stellte sich ihr einer ihrer Kollegen in den Weg und sah sie entsetzt an. "Harleen du blutest ja und was macht der Joker um die Uhrzeit außerhalb der Zelle?" Seine Stimme zitterte bei dem Anblick dem ihm geboten wurde. Harley ließ die Hand des Clowns für einen Moment los, ehe sie sich bedrohlich langsam ihrem ehemaligen Kollegen näherte.
 

Das Lachen wich nicht aus ihren Zügen. Blitzschnell hob sie ihre Arme und mit beiden Daumen drückte sie die Augeäpfel ihres Opfers nach innen. Niemand würde sich ihr jemals wieder in den Weg stellen.

Die Luft war erfüllt von den qualvollen Schreien des Mannes und wurde nur von dem Gelächter der Irren übertönt. Blut lief das Gesicht hinunter und wo einst die Augen des Mannes gewesen waren starrten sie nun tiefe Höhlen an, aus denen eine schmierige Flüssigkeit austrat. Blind schlug ihr Opfer um sich, ehe er unter großen Schmerzen vor ihr zusammen brach. Kurz holte sie aus, ehe sie ihm mit voller Wucht gegen den Schädel trat, sodass der Mann einige Meter zurück geschleudert wurde und leblos liegen blieb.
 

Mit einer galanten Bewegung, drehte sie sich zu ihrem Prinzen um und strahlte ihn förmlich an. Leicht streckte sie die Hand nach ihm aus und machte eine einladende Geste: "Mr. J wenn ich bitten darf" säuselte sie ihm entgegen und wartete, bis er ihre Hand ergriff und sie gemeinsam aus den Pforten der Anstalt traten. Das Geschrei des Kollegen hatte wohl auch die anderen auf sie aufmerksam gemacht und mit großen Schritten eilte sie in die kühle Nacht hinaus.
 

Harley wusste nicht wohin und drehte sich daher Hilfe suchend um. Er würde schon wissen was zu tun war, war er doch schließlich der Prinz dieser Stadt und nicht zum ersten Mal aus Arkham geflohen. Die losen Steine knirschten unter ihren Füßen als sie darüber eilte. Kurz blickte sie an sich hinunter und prustete los vor Lachen.

Wie sah sie denn aus? Harley trug einen der Kittel, welche sie nur Ärzte trugen. Unter lautem Gelächter befreite sie sich von dem Ungetüm und warf es hoch in die Luft, sodass der Inhalt der Taschen auf sie nieder prasselte.
 

Harley konnte mit nichts davon mehr etwas anfangen, lediglich der kleine Schlüsselbund weckte in ihr Erinnerungen. Genau hatte sie nicht ein Auto? Lachend hob sie diesen auf und warf ihn dem Clown entgegen: "Hier fang! Du fährst" rief sie ihm dabei lachend entgegen und ließ den Schlüssel rasselnd durch die Luft gleiten.

Vom Inneren der Anstallt war bereits lautes Stimmengewirr zu vernehmen und hüpfend sprang sie über den Parkplatz. Alles um sie herum wirkte so fremd und neu, sodass sie sich über beide Ohren strahlend zu ihrem Mr.J umdrehte, kurz inne hielt und ihm einen leichten Kuss auf die Wange drückte. Wo auch immer er sie nun hin bringen würde, sie würde ihm folgen, ihrem Retter, ihrem...Mr.J.
 


 

Kraftvoll schmiegten sich ihre Finger um sein grinsendes Gesicht und malten rote Linien auf seine Wange. Stürmisch legten sich ihre Lippen auf seine. Der Kuss war intensiv und raubte Joker den Atem. Seine Arme schlangen sich um ihren warmen Körper und zogen sie so eng an sich, das kein Papier mehr zwischen ihnen Platz hätte.

Der Anblick wie sie sich die Finger und Lippen leckte war unglaublich erregend. Erneut fanden sie sich zu einem Kuss und auch er konnte nun den metallischen Geschmack von Blut wahrnehmen.

Jokers Körper begann leicht zu vibrieren und bevor er sich versah, griff Harleen nach seiner Hand und zerrte ihn aus der Zelle.
 

Ihr Tritt nach dem Toten ließ nun auch ihn herzlich Auflachen. Es war einfach Fantastisch. Die Blonde brannte vor Euphorie und gab es ihm in vollen Zügen weiter. Sein Lachen fand gar kein Ende mehr und er ließ sich weiter durch den Flur zerren.
 

Ein Wärter versperrte ihnen den Weg. Doch bevor Joker auch nur ansetzen konnte, das zu ändern, bohrten sich Harleens Daumen in die Augenhöhlen des Mannes. Mit zittrigem Atem beobachtete er das Geschehen. Er fühlte sich wie im Fieber, nie hätte er gedacht, dass sie so schnell, zu so etwas fähig war. Aber er genoss es, das sah man ihm deutlich an.
 

Das Grün in seinen Augen blitzte mörderisch auf, als ihr Opfer sich auf den Boden rumwälzte. Besser hätte er es nicht selbst machen können. Schmerzhaft und effektiv, Harleen war wie für ihn geschaffen.

Heller als zuvor erklang ihr Stimme, Mr.J…das gefiel ihm schon besser. Kichernd machte der Bleiche einen kleinen Knicks. „Aber nein, Ladys First“, säuselte er belustigt zurück und verließ endlich die Mauern dieser Anstalt. Peitschend schmiegte sich die frische Luft um seinen Körper und er füllte die Lunge mit ihr aus. Endlich wieder frei, neben seiner Prinzessin des Chaos.
 

Harley blieb stehen und blickte auf sich hinab. Der Kittel passte nun wirklich nicht mehr zu ihr, es biss sich gerade zu mit ihrem neuen Ich.

Strahlend sah er zu wie der weiße Fetzen verschwand und sie etwas Glänzendes in die Hand nahm. Mit ihrer Aufforderung verstand schließlich Joker um was sich handelte und fing die Schlüssel auf. „Gerne doch“.

Besser konnte es gar nicht laufen. Von Freude erfüllt tänzelte er über den Parkplatz zu ihrem Wagen und schloss die Türen auf. Nun musste es schnell gehen, dann könnten sie vielleicht eine Verfolgungsjagd vermeiden. Obwohl diese immer einen Heiden Spaß machten.
 

Flink warf er sich hinter das Steuer und startete den Motor.

Mit quietschenden Reifen verließen sie das Gelände und rasten über die Brücke nach Gotham City. Lauthals lachend krümmte er sich hinter dem Lenkrad und schielte neben sich zu Harley. Dieses Weib war einfach unglaublich und müsste er sich nicht auf die Fahrt konzentrieren würde er sich sofort wieder an ihre Lippen schmiegen.

„Tauchen wir erst einmal unter, bis der Trubel ein Ende hat“, kicherte er ihr zu und trat das Gas voll durch. Sie hatten Glück, bis jetzt gab es noch keine Verfolger, auch die Fledermaus war nicht zu sehen. Wobei das nicht viel zu sagen hatte, sein Auftauchen kam meistens unvorhersehbar, dass war sein großer Vorteil.
 

Zielstrebig schlug er den Weg zum alten Industriegebiet an. . Jahrmärkte und Theater wurden einfach zu offensichtlich. Aber ein Stahlwerk, damit würde vielleicht noch nicht einmal Batman rechnen.

Vor der erneuten Einweisung nach Arkham, ließ er seine Männer dort einziehen und sein Wiederkommen vorbereiten. Waffenlager auffüllen, den Kühlschrank füllen, was halt alles so anfiel.
 

Vor den Toren der verlassenen Fabrik kam das Auto zum stehen. Bewaffnete Männer traten hervor und ließen das große Stahltor öffnen.
 

„Boss, wie schön sie wieder zu sehen.“

Begrüßten sie ihren Prinzen und sahen etwas Misstrauisch auf den Beifahrersitz. Eine Frau war nun wirklich nicht das, was man neben dem Joker erwarten würde.

Doch bevor sie ihre dämlichen Fragen stellen konnten, fuhr Joker weiter auf den Parkplatz und zog die Schlüssel.

Schnell sprang er aus den Wagen.
 

Grinsend verbeugte er sich vor dem großen Gebäude. „Willkommen in meinem bescheidenen Zuhause.“

Nun griff er nach ihrer Hand und zerrte Harleen hinter sich mit, in sein eigenes Hauptquartier. Seine Männer hatten wirklich gute Arbeit geleistet, es sah schon fast häuslich aus. Es gab eine Küche, so etwas Ähnliches wie ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, ein kleines Bad und einen Arbeitsraum. In Sachen Wohnungseinrichtung hatten sie wirklich etwas drauf, kaum zu glauben.

Langsam drehte er sich auf dem Absatz und sah seine Blondine an. „Ganz ok oder? Ich hoffe du erwartest keine Tischdeckchen und Blümchenkissen.“
 


 

Lachend schwang sie sich auf den Beifahrersitze und kurbelte das Fenster herunter. Die kühle Nachtluft schlug ihr ins Gesicht und wirbelte ihr Haar auf. Heiser vor lachen hielt sie ihre Füße aus dem offenen Fenster, um sich kurz darauf ihrer Schuhe zu entledigen, welche sie auf vorbeifahrende Autos schleuderte. Kreischend vor Freude vernahm sie das quietschen von warmem Gummi auf Asphalt und sie rasten in einem irren Tempo die Straßen der Innenstadt entlang.

Grelle Neonröhren leuchteten auf und erhellten die Reklametafeln, welche bedrohlich über der Stadt schwebten und allerlei Unsinn anpriesen. Es war ein solch herrliches Gefühl neben ihm zu sitzen und einfach das Leben zu genießen. Harley wusste nicht wohin er sie brachte und es kümmerte sie auch nicht wirklich. Aus irgendeinem ihr unerfindlichen Grund fühlte sie sich sicher an der Seite des Clowns.
 

Viel zu kurz war die Fahrt gewesen, als sie auf einen geschotterten Weg einbogen, welcher hinauf zum Industriegebiet Gothams führte. Leise kam der Wagen zum stehen und mit einem Satz war ihr Prinz aus dem Auto gesprungen und im nächsten Moment befand er sich neben ihr und half ihr aus dem Wagen. Galant schwang sie sich aus dem Gefährt und sprang aufgeregt neben ihm, ehe sie abrupt stehen blieb.

Ihr gegenüber standen bewaffnete Männer, die ziemlich grimmig drein schauten, aber allen Anschein nach zum Clown gehörten. Aufgeregt tänzelte sie neben ihm her, als er sie in sein Reich geleitete.
 

Mit offenem Mund stand Harley nun im Inneren der Fabrik und konnte ihr Glück noch nicht so recht fassen. War das hier alles real? Befand sie sich wirklich mit ihrem Prinz des Chaos in seinem Versteck? Unglaublich! Sie wirbelte einmal um ihre eigene Achse ehe sie voller Begeisterung sagte: "Es ist perfekt!" und mit einer weiteren Umdrehung ließ sie sich in seine Arme fallen und drückte ihm dabei keck einen Kuss auf die Lippen. Dieses Gefühl von Sorglosigkeit war einfach berauschend. Sie war wild, frei und ungezähmt. Nie wieder würde sie sich an irgendwelche Regel halten müssen, nie wieder irgendwelche Vorschriften befolgen. Lauthals lachte sie von neuem auf und sah in die grünen Augen ihres Retters.



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Von:  Mirii16
2016-09-28T20:36:00+00:00 28.09.2016 22:36
Einfach wow.. Ich hab mich in diese fanfiction verliebt... Vielen Dank :D
Von:  Sherlysoka
2014-04-06T15:40:43+00:00 06.04.2014 17:40
Wieder mal sooo hammer geschrieben *o*
Ich bewundere euch für die langen Kapitel!
Ich hätte auch gern so viel Ausdauer.

Man hat richtig gemerkt wie der liebe J mit sich gekämpft hat... Manchmal frage ich mich wer hier wen bricht! ^^

GLG, Roxy ;)
Von:  Sherlysoka
2014-04-01T19:25:44+00:00 01.04.2014 21:25
Hahaha, das mit dem Batman-Shirt war ja mal sooo genial! :'D
Aber ich hätte noch eine Frage: Ist der Joker in dieser Geschichte der Jack Nichelson- oder der Heath Ledger Joker?

LG, Roxy ^^
Antwort von:  TheJoker
01.04.2014 21:56
Also eigentlich ist es meine ganz eigene Vorstellung vom Joker.
Das Aussehen stelle ich mir vor wie in dem Spiel Batman-Arkham Origins...falls du das nicht kennst, habe von ihm ein Bild bei Charakter reingestellt :).

Seine Vorgeschichte ist aus Comics, welche noch erläutert wird. ^^
Antwort von:  Sherlysoka
02.04.2014 07:31
Ja, Arkham Origins kenne ich, hab ich für die ps3 ;)
Von:  Sherlysoka
2014-03-30T19:25:23+00:00 30.03.2014 21:25
Wahnsinn! Einfach...Episch *-*
Dein Schreibstil ist intelligent, aufregend, witzig...
Der Joker echt gut umgesetzt!
Ein Fall für meine Favoritenliste!
LG, Roxy ^^
Antwort von:  Suppengruen
31.03.2014 07:56
Vielen, vielen Dank für dein liebes Kommentar.
Es freut uns wirklich sehr, das unser FF gelesen wird und auch gefällt. Denn dieses Projekt liegt uns sehr am Herzen. Wir hoffen das dir auch der Rest dieses Teils gefallen wird. ^^

LG, Suppengruen (TheJoker/AhriBizarre) :D


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