Zum Inhalt der Seite

Green Eyes

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Mach von mir aus eine Pro und Contra Liste

Einige Stunden später fand sie sich im Büro ihres Bosses ein, welcher ihr mitgeteilt hatte, dass er sie unverzüglich sehen wollte. Verständlich, dachte sie sich bei den Ausmaßen, die dies zu nehmen schien, war sie nun auf das folgende Gespräch gefasst.

Ihr Chef geleitete sie herein und bedeutete ihr sich zu setzten. Langsam ging er um den großen Tisch herum und ließ sich in einen mit Leder überzogenen Stuhl am anderen Ende nieder. Er räusperte sich kurz, ehe er die Stimme erhob: "Dr. Quinzel ich weiß, wie schrecklich es für sie gewesen sein muss einen unserer Wächter so aufzufinden und glauben sie mir das folgende fällt mir nicht leicht, aber ich sehe keine andere Möglichkeit. Sie müssen die Therapie mit dem Joker wieder aufnehmen. Ich würde sie nicht darum bitten, wenn ich eine andere Möglichkeit sehen würde." Nervös zupfte er an seiner Krawatte und rückte sie gerade.
 

Harleen wusste nicht, was sie ihm darauf entgegnen sollte. Ihr war klar, dass wenn sie die Therapie verweigern würde, unweigerlich weitere Menschen sterben würden.

Sie schluckte schwer, ehe sie nickte: "Ich weiß, es geht eben nicht anders. Ich will nicht, dass noch mehr Menschen wegen mir sterben. Bringen sie ihn in den Therapieraum, gefesselt und ich möchte mehr Wachen vor der Tür haben, die auf Abruf bereit stehen", sagte sie und versuchte stark zu wirken. Ihr Boss nickte zustimmend und bedankte sich für ihre Einsicht.
 


 

Grinsend folgte er den Cops, welche noch eben mit zornigen Augen auf ihn hinab blickten. Bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, bekam er ihre Schlagstöcke zu spüren. Weshalb sein rechtes Auge nun geschwollen war, seine Nase blutete und die Rippen tierisch schmerzten. Und trotzdem, sein Gänsehaut erregendes Grinsen wich nicht für eine Sekunde, sodass die Knüppelschwinger schnell die Lust daran verloren.

„Oh oh Jungs, ich muss doch jetzt nicht etwa in Isolationshaft oder?“, kicherte er sarkastisch woraufhin ihm jemand gegen den Hinterkopf schlug. „Habt ihr denn keinen Sinn für Humor?“
 

Nach endlosen Befragungen die sie nicht beantwortet bekamen, gaben sie schließlich auf. Was wollte die Polizei auch großartig machen? Joker saß bereits hinter Gittern. Doch sie erhöhten die Sicherheitsmaßnahmen. Es ständen nun drei Wachmänner vor seiner Zelle und dass rund um die Uhr. Er durfte für keine Sekunde mehr außer Acht gelassen werden, außerdem würde er die Zwangsjacke so schnell nicht mehr losbekommen, sie schnürten diese sogar noch enger, ein entkommen war dieses Mal nicht möglich.
 

Und eine weitere Sache stände Joker noch bevor, die alles Andere als negativ klang. Die Therapie würde wieder anfangen, mit seiner geliebten Ärztin Harleen. Das klang doch wie Musik in seinen Ohren. Seine Aktion lief wie immer genau nach Plan und schon bald, würde er auch wieder auf freiem Fuß stehen. Es war nur eine Frage der Zeit.
 

Nicht einmal die Isolation und die Langeweile konnten die Freude auf den folgenden Tag ihm nehmen. Pfeifend lag er mit angewinkelten Beinen auf dem gepolsterten Boden und schwelgte in vergangener Zeit. Er dachte an die Hochzeit, an Harleen wie sie vor ihm zu Boden ging und sich das Messer an den Hals legte. Wie viel Angst und Trauer sich in ihren Augen spiegelte und ja, er wusste wie sie sich fühlte. Das Verlieren von geliebten Menschen kann einem die Kraft am Leben nehmen, einem jeglichen Willen rauben weiter zu machen. Doch kurze Zeit danach, öffneten sich seine Augen mit vollkommener Klarheit. Es zeigte Joker wie erfüllend das Leben war, ohne Menschen die etwas von ihm erwarteten, die ihn vorschreiben wollten, was er zu tun und zu lassen hatte.

Die Liebe war es, was einen in Wirklichkeit die Kraft raubte, wenn man erst einmal all das hinter sich hatte, konnte man ein erfülltes und freies Leben führen. Das war es was Harleen tun musste, die Augen öffnen, den Sinn hinter seinen Taten sehen, verstehen warum ihre Mitmenschen sterben mussten. Und erst dann, könnte sie wahre Freiheit kennen lernen.
 


 

Der Raum lag nun vor ihr, kaum zwei Schritte von ihr entfernt. Vor ihm hatten sich die angeforderten Wachen positioniert und blickten sie starr an, als sie die Tür öffnete und das verhasste Gesicht ihr entgegen starrte. Leicht ließ sie sich auf den freien Stuhl sinken. Ihr Körper zitterte bei dem Anblick des Clowns.

Ihre Hand griff erneut nach dem Röhrchen und beförderte einige der Pillen in ihren Mund, um ihre Nerven zu beruhigen. "Schon wieder ein Toter, wirklich? Findest du das etwa lustig? Gab es nicht schon genug Tote an meiner Hochzeit?" ihre Stimme bebte und sie spürte wie sich Tränen in ihren Augenwinkeln ansammelten. Blinzelnd versuchte sie diese wegzuwischen und blickte dem Joker in die verhassten grünen Augen.
 


 

Sehr Früh standen schon die Hohlköpfe in seiner Zelle und rissen den Bleichen vom Schlaf auf die Beine. Etwas verwirrt blinzelten die grünen Augen durch den Flur, als sie ihn zum Therapiezimmer brachten. Und nur langsam begann Joker zu begreifen, dass er sie nun gleich wieder sehen würde. Erstaunlich wie sehr er sich darauf freute einen Menschen zu sehen, seit seiner Wiedergeburt war die Blonde der erste Hoffnungsschimmer, dass es Jemanden geben könnte, der die Welt, so wie er, sehen könnte. Jemand mit dem er seine Ansichten teilen könnte.
 

Vor der Tür raufte er sich und ließ die Mundwinkel in die Breite ziehen. Showtime.

Langsam trat er ins Zimmer und fühlte sich schon fast heimisch, als er sich in den Stuhl fallen ließ. Vor sich derselbe kleine Schreibtisch, dahinter dieselbe junge Ärztin. Der Grünschopf fühlte sich tatsächlich Pudelwohl in diesem Raum. Ihre Stimme erklang und verdammt, sie beanspruchte auch in dieser Sekunde sofort seine ganze Aufmerksamkeit.
 

Interessiert sah er sie an und kicherte kurz auf. „Ich finde es auch schön dich wieder zu sehen mein Schatz, mir geht es Fantastisch“, säuselte er ironisch und lehnte sich leicht zurück. „Tja, ich habe es ja mit einer Rose versucht, dachte du stehst vielleicht auf Romantik…aber die Leiche war wohl genau richtig gewesen, immerhin sitze ich jetzt wieder hier.“
 


 

Kurz dachte sie über das Gesagte nach, ehe sie begriff, dass er all dies geplant hatte und das schlimmste daran war, dass es auch noch funktioniert hatte.

Viel zu selbstgefällig saß er dort vor ihr auf dem Stuhl und starrte sie aus grünen Augen an. Seine Pupillen bewegten sich leicht und musterten die Blonde von oben bis unten. Es behagte ihr gar nicht, dass er sich so wohl zu fühlen schien. Was hatte sie sich nur bei alle dem hier gedacht? War sie wirklich so verblendet gewesen, dass sie die Gefahr einfach übersehen und ignoriert hatte? Leicht verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und lehnte sich etwas zurück in ihren Stuhl.
 

Langsam begannen ihre Pillen zu wirken, sodass sich ihre Muskeln etwas entspannten und auch ihr Geist die Erinnerungen los ließ. "Woher hätte ich denn bitte wissen sollen, dass die Rose von dir war? Wohingegen die Leiche doch ziemlich eindeutig war, wenn auch ziemlich geschmacklos. Glaubst du etwa, so einer Frau imponieren zu können? Oder willst du mich einfach nur zerstören? Wenn ja, warum hast du es dann nicht einfach damals getan, die Klinge lag doch schon an meinem Hals. Also warum verdammt noch mal hast du mich nicht getötet? Was soll das ganze Theater hier?" ihr Kopf fühlte sich ganz wirr an, als sie dies aussprach und fast schon automatisch, fasste sie sich in das blonde Haar.

Am Ende würde sie noch verrückt werden und auf der andere Seite des Tisches sitzen, dachte sie im Stillen, als sie sich den Clown näher besah. Sein Kiefer sah ziemlich zugerichtet aus und auch sein restliches Gesicht wies ungewöhnlich viel Farbe auf. Fast war sie dazu verleitet Mitleid zu empfinden, doch nur für einen kurzen Moment.
 

Nervös glitten ihre Finger über die glatte Oberfläche des Schreibtisches und hingen sich an jeder Unebenheit auf. Tiefe Schatten umspielten die Augen des Jokers und das breite Grinsen auf seinem Gesicht kam ihr so fehl am Platz vor, als hätte es ihm jemand aufgemalt und vergessen es wieder wegzuwischen. Warum hatte er nur so gute Laune und warum war er überhaupt wieder zurückgekehrt? Er war frei gewesen, dass was er die ganze Zeit wollte. Es konnte also kein Versehen gewesen sein, dass er sich nun wieder in Arkham befand. Es ergab alles einfach keinen Sinn für sie. Warum der ganze Aufwand? Was wollte er damit nur bezwecken, darauf konnte sie sich einfach keinen Reim bilden, was sie schier verrückt machte. Harleen war es Leid im Dunkeln zu tappen, sie wollte endlich Klarheit über seine Vergangenheit und seine Pläne für die Zukunft und vor allem was wollte er von ihr?
 

Unweigerlich drängte sich eine Szene in ihren Kopf und erneut spürte sie den Atem auf ihrer Haut und die heißen Lippen auf den ihren, welche sie mit solch einer Intensivität küssten, das es ihr den Atem verschlagen hatte. Wieder spürte sie das Prickeln und es lief ihr heiß und kalt den Rücken hinunter. Eine leichte Gänsehaut legte sich auf ihre zarte Haut und ließ sie frösteln. Ungläubig sah sie hinunter auf ihre Arme und unwillkürlich zog sie ihren Kittel darüber und etwas enger an ihren Körper. Es war nicht wirklich kalt in dem kleinen Raum und dennoch sagte ihr Körper etwas anderes. Es lag wohl daran, dass ihr Geist damit beschäftigt war alles von neuem zu verarbeiten.
 

Ihre Hand fuhr in die Tasche ihres Kittels und umklammerte fest das kleine Röhrchen, welches sich noch immer darin befand. Wenn ihr alles zuviel werden würde, würde sie erneut ein oder zwei der kleinen Helfer daraus entnehmen, um ihre Nerven zu beruhigen, doch noch hatte sie alles unter Kontrolle, noch konnte sie das Schlimmste abwenden. Doch was hatte der Joker nun als nächstes vor? Das konnte sie nicht mit Bestimmtheit sagen, doch war es sicher nichts gutes, was sein viel zu breites Grinsen erahnen ließ. Erneut wanderten ihre Augen zu den Seinen und von neuem verlor sie sich in dem tiefen Grün.
 


 

Mit einem selbstgefälligen Schmunzeln vernahm er ihre ziemlich hysterisch klingenden Fragen und dachte kurz darüber nach. Es war ein solcher Genuss zu beobachten, wie Harleen sich verzweifelt in die Haare griff um nicht völlig aus der Haut zu fahren. Doch noch immer hielt sie sich zurück, diese Frau hatte einen wahrlich dicken Panzer.

Aber auch den könne er schon noch knacken. „Ach Mäuschen…“, säuselte er wie zu einem Kind und leckte sich die Lippe. „Um auf deine erste Frage zu antworten, ich glaube ich imponiere dir schon seit du mir zum ersten Mal in die Augen sahst…zum zweiten, sollte mein ganzer Name auf dem Kärtchen stehen, aber naja…der Holzkopf war schließlich doch noch zu etwas gut…ich schlug zwei Fliegen mit einer Klappe, deine Aufmerksamkeit und die Beseitigung von einem in Schulden sitzenden Dummkopf.“
 

Schulterzuckend lehnte er sich etwas nach vorn. „Kommen wir zum nächsten Punkt. Ich habe dich nicht getötet weil ich dich nicht töten wollte, dann hätte das Massaker ja gar keinen Sinn gehabt….erinnerst du dich nicht daran was ich dir gesagt habe? Ich erinnere mich noch genau, auch an den wirklich fantastischen Kuss, du hast so weiche Lippen“, grinsend strich er sich über seine eigenen, „bis Stimmungskiller Bats, alles ruinierte…wer weiß, vielleicht hätte es noch ein wirklich schöner Abend werden können.“ Mit einem wippen der Brauen verstärkte Joker die Zweideutigkeit und kicherte kurz auf.
 

„Denke doch nur einmal daran welche Last ich dir genommen habe Harley. Du bist endlich frei, du musst von der Vergangenheit los lassen, genieß das Leben ohne Zwänge oder Pflichten. Lass einfach los.“

Sein intensiver Blick verriet, wie sehr er von seinen Worten überzeugt war. Er spielte kein Theater, er vermittelte nur auf drastische Weiße seine Überzeugungen und Denkweisen. Immerhin hatte er all dies am eigenen Leib erfahren, er wusste von was er redete, es war kein albernes Hirngespinst, es war die verdammte Realität. Harleen hatte einfach das Pech, oder in Jokers Augen, das Glück, für seine ganz persönliche Therapie ausgesucht zu werden. „Du siehst die ganze Sache einfach viel zu negativ, aus dem falschen Blickwinkel. Mach von mir aus eine Pro und Contra Liste und glaub mir, auf der Pro-Seite wird mehr stehen mein Schatz.“
 


 

Wütend verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah ihn finster an. Erneut überschlugen sich ihre Gedanken und sie konnte nichts dagegen tun. Die Medikamente vernebelten ihr noch immer das Hirn und so konnte sie keinen klaren Gedanken fassen. Was jedoch noch schlimmer war, war dass es plötzlich alles Sinn ergab. Er hatte sie auf seine kranke Art von aller Last befreit. Sie konnte sich auf ihre Karriere konzentrieren und niemand würde sie hinterfragen und was noch viel besser war, sie musste niemandem mehr etwas beweisen.
 

Unwillkürlich musste sie auflachen, hatte sie doch gerade das verstanden, was sie bis lang für einfach krank gehalten hatte. Diese Denkweise des Jokers war einfach wahnsinnig und doch so unglaublich interessant. Ihre Arme lockerten sich ein wenig und Harleen ließ sie neben ihrem Körper herunter hängen und lehnte sich etwas vor. Wie elektrisiert starrte sie in das tiefe Grün und versuchte dahinter die Person zu finden, welche er wirklich war. Was ging nur in ihm vor? Er war also ihretwegen zurückgekehrt. Ein seltsames Gefühl machte sich in ihr breit, welches sie nicht genau deuten konnte. Eine Mischung aus Freude, Nervosität und etwas, was sie noch nicht ganz fassen konnte. Ihm lag also etwas an ihr.
 

Kurz weiteten sich ihre Augen über diese Erkenntnis. Der sonst so unnahbare Joker ließ tatsächlich so etwas wie Gefühle zu? Aus einem unerfindlichen Grund, spürte sie plötzlich wie ihr Gesicht heiß wurde und ihre Wangen sich leicht färbten. Warum zur Hölle wurde sie jetzt auch noch Rot? War sie denn wirklich von allen guten Geistern verlassen? Nur schwerlich brachte sie die Stimmen in ihrem Kopf zum Schweigen, ehe sie sich kurz aufseufzte und dann endlich das Wort erhob: "In einer gewissen Hinsicht hast du recht, dennoch rechtfertigt es nicht die Tat an sich. Und Batman hat mich an dem Tag gerettet. Er hat mich nach Hause gebracht und auf mich aufgepasst. Wäre er nicht gewesen, hätte ich mich an dem Tag wohl umgebracht. Stets hat er über mich gewacht und mir ein Gefühl von Sicherheit gegeben. Ich für meinen Teil bin ihm dafür dankbar." Harleen machte eine kurze Pause, um die Worte im Raum verklingen zu lassen. Sie wusste dass dies dem Clown nicht gefallen würde und dennoch empfand sie es als richtig.
 

Ihre Hände fanden nun auf ihren Knien halt und sie lehnte sich noch etwas weiter nach Vorne. Ihre blauen Augen strahlten Entschlossenheit aus und durchforsteten die des Jokers aufmerksam nach Gefühlsregungen. Noch immer viel ihr das Denken unglaublich schwer und langsam zeigte nun die höhere Dosis ihre Wirkung. Ohne irgendeinen Zusammenhang fing sie an zu lächeln. Sein Gesicht war so bleich und kalt und doch war da irgendetwas, was sie magisch anzog. Ohne dass sie recht realisieren konnte was geschah, fuhr ihre Hand zu der bleichen Wange des Clowns und blieb auf dieser liegen. Die Haut des Jokers fühlte sich weich und warm an. Etwas verdutzt sah sie ihn an, hatte sie doch erwartet, dass sie so kalt und hart wie Eis sein würde. Für einen kurzen Moment ließ sie diese dort noch verweilen ehe sie ihre Hand wieder zurück zog und beschämt zur Seite sah. Diese blöden Drogen machten sie ganz wirr im Kopf.
 

Noch immer schien sie seine Wärme spüren zu können und ihr wurde ganz flau im Magen. Automatisch suchten ihre Augen wieder nach den seinen. Was faszinierte sie so daran? Eine verstörende Szene spielte sich plötzlich vor ihrem inneren Auge ab, in der sie die Augen des Clowns in ihren Händen hielt und gerade zu liebevoll umkoste.

Angewidert von sich selbst, schüttelte sie ihre blonden Haare, um die Szene zu vertreiben. Sie musste unbedingt die Dosis wieder verringern, sonst würde sie noch verrückt werden. Lieber ein Kopf voller Trauer und Schuldgefühlen, als ein Kopf voller irrsinniger Vorstellungen.
 

Plötzlich prasselte eine Wand von Gefühlen auf sie ein, auf die sie nicht vorbereitet gewesen war. Sie empfand das irrwitzige Verlangen ihn zu küssen, erneut diese Lippen zu spüren und das bleiche Gesicht in ihre Hand zu nehmen und mit der anderen das wirre Haar zu fassen. Ihre Gesichtsfarbe wechselte von natürlich zu kreidebleich bis hin zu tiefrot und erneut musste sie den Blick abwenden. Harleen versuchte verzweifelt dieses Verlangen zu unterdrücken, sodass sie sich mit beiden Händen an ihren Stuhl krallte und die Zähne zusammen biss. Nicht fähig zu denken starrte sie nur beschämt zur Seite, auf die versiegelte Glasscheibe, durch die man nur von innen hindurch sehen konnte. Die Wachen standen gelangweilt herum und unterhielten sich über irgendwelche Belanglosigkeiten.
 

"Und was hast du als nächstes geplant, nachdem du mich ja von allem befreit hast und dies mir ja auch jetzt mehr als deutlich gemacht hast?" platzte es aus ihr heraus. Sie konnte sich nicht daran erinnern, an diese Frage gedacht zu haben, entschied sich aber dafür, dass durchaus berechtigt war. Erneut starrte sie ihn nun wieder aus blauen Augen an, jedoch versucht nicht in diese grüne Hölle zu blicken.
 


 

Als Harleen Batman erwähnte, versteiften sich seine Gesichtsmuskeln. Dieser Name stach sich wie ein Dolch in seine Eingeweide und hätte fast einen Schwall von Wut durch seine Adern schießen lassen.

Mit einem tiefen Atemzug verhinderte er dies jedoch. Sollte sie ruhig reden, voll gepumpt mit ihren Tabletten wusste sie wahrscheinlich selbst nicht was sie da faselte, dachte er sich, wobei es wohl eher dazu diente, die Nerven zu beruhigen. „Ich persönlich sehe es nicht so, dass du in Gefahr warst, ich hätte einen Selbstmordversuch genauso verhindern können.“

Klang er gerade etwa wie ein beleidigtes Kind? Es sollte ihn doch nicht mehr interessieren, Schwamm drüber.
 

Erneut räusperte sich der Grünschopf und sah sie mit einem gespielten Schmunzeln an. Cool bleiben. Und bevor er sich versah, legte sich etwas Warmes und Zierliches auf seine Wange.

Die grünen Augen weiteten sich leicht.

Warum tat Harleen das?

Warum legte sie ihre Hand auf sein Gesicht?

Diese Aktion machte Joker wirklich sprachlos, das musste nun wirklich an den Medikamenten liegen, oder nicht? Die Berührung hielt zwar nur kurz an, doch er spürte danach noch immer ein leichtes brennen auf der weißen Haut.
 

Deutlich beschämt wandte sie den Blick ab.

Er fand noch immer keine Worte für das Geschehene. Selbst als die Ärztin wieder das Wort ergriff sah er sie noch immer mit großen Augen an. Wann berührte ihn zuletzt eine Frau auf solch zärtliche Weise? Er konnte sich nicht erinnern.
 

Nach einem schnalzen mit der Zunge suchte Joker eine bequemere Position auf dem Stuhl. „Geplant? Hmmm, eigentlich nichts, der Rest liegt ganz und allein bei dir Harley…du hast gesagt in gewisser Hinsicht habe ich Recht…klammer dich daran mit aller Kraft und der Rest geschieht von selbst.“

Als hätte ihm jemand den Schalter umgelegt störte ihn wieder die Zwangsjacke. Er wollte sich frei Bewegen in Harleens Gegenwart, ihr Nahe kommen um damit seinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen. Vielleicht auch mehr, wer weiß. Der Bleiche bekam einfach nicht mehr ihre Berührung aus dem Kopf, er wollte ihr gleich tun. Warum verdammt noch mal hat sie es gemacht? Für einen Moment herrschte Schweigen, bis er wieder seine Worte fand.
 

„Sag mir Harley…hat dich der Kuss angewidert oder würdest du ihn gerne wiederholen?“

Neugierig achtete er konkret auf ihren Gesichtsausdruck, auf ihre Augen, denn wahrscheinlich würde alleine das ihm die Antwort bescheren. Zum klang käme nur eine Lüge, die er ganz und gar ignorieren würde.

Er versuchte sich dabei nicht zu fragen warum er es überhaupt wissen wollte. Irgendwo in seinem wirren Selbst wusste er es vielleicht sogar, vielleicht hegte er wirklich Gefühle für dieses blonde Weib. Doch wenn, dann war es hinter viel zu dicken Mauern versteckt. Es müsse also ein anderer Grund sein. Sein Ego? Die Befriedigung dass jemand für einen Mann mit weißer Haut, grünen Haaren und einem viel zu breiten Grinsen gefallen finden könnte? Wie dem auch sei, er wollte es wissen, hier und jetzt.
 


 

Unruhig saß sie auf dem hölzernen Stuhl und versuchte eine etwas komfortablere Position einzunehmen, was ihr nicht so recht gelingen wollte. Er machte sie furchtbar nervös und seine Aussage bestätigte sie nur noch mehr darin. Es lag also an ihr was geschehen würde. Bedeutete das etwa, dass er bereit war die Therapie ernsthaft fortzusetzen?
 

Erneut spielte sich eine Szene vor ihrem Innersten ab, in der sie vom Bürgermeister Gothams einen Preis entgegen nahm, für ihre hervorragende Arbeit. Ein Lächeln legte sich auf ihre Züge als sie darüber nachdachte. Ein schöner Traum aber auch realisierbar? Es würde sich zeigen, aber um das zu erreichen, müsste sie ihre Dosis verringern und sich der Realität stellen.

Es machte ihr zunehmend Angst, wusste sie doch, dass sie ohne die Medikamente erneut in Trauer und Schuldgefühlen versinken würde, wie jede Nacht in ihren Träumen, in denen sie ihren eigenen Verlobten erschoss. Wie ein Blitz schlug die Erinnerung an diesen Traum wieder ein und sie wurde kreide bleich. Fast hatte sie diesen vollständig verdrängt gehabt, doch jetzt durchlebte sie ihn erneut. Ihr Verlobter, welcher durch ihre Hand leblos zusammen sackte und der Joker, welcher sie mit breitem Grinsen anstarrte.
 

Erst durch die Frage des Clowns wurde sie unsanft zurück in das Hier und Jetzt gerissen. Verwirrt blickte sie ihn an, ehe sie die Frage begriff. Ob ihr der Kuss gefallen hatte? Darüber hatte sie noch nicht so richtig nachgedacht. Die Situation war eine so absurde gewesen und doch konnte sie noch immer seine Lippen spüren. Irgendetwas in ihr regte sich und ihr wurde heiß und kalt bei dem Gedanken an den Kuss. Unweigerlich musste sie an eben denken, als sie gerade zu dass Verlangen verspürt hatte, ihn erneut zu küssen. Harleen senkte ihren Blick etwas und starrte in Gedanken verloren auf die hölzerne Tischplatte. Was sollte sie ihm nur antworten? Etwas in ihr wollte es, aber der Rest von ihr sträubte sich schon allein bei der Vorstellung noch einmal dies durchzumachen. Sanft strich sie sich das Haar aus dem Gesicht und klemmte einige der Strähnen hinter ihr Ohr.
 

Sie wusste einfach nicht was sie ihm darauf antworten sollte, bis sich die Psychologin in ihr wieder zu Wort meldete. "Hör zu, du bist mein Patient und wir sind ihr um dir zu helfen. Sowas wie in der Kirche wird sich nicht wiederholen." entgegnete sie ihm mit überraschend fester Stimme. Doch warum dieses flaue Gefühl? Irgendetwas rebellierte gewaltig, als sie diese Worte ausgesprochen hatte. Mit Fäusten schlug es gegen ihr Innerstes, um der Enttäuschung und dem Frust darüber Platz zu verschaffen.
 

Aufmerksam beobachtete sie die Züge des Clowns, wobei ihr Blick für einige Sekunden an den Lippen hängen blieb. Diese verdammten Lippen, welche sie so voller Leidenschaft geküsst hatten und sich jedes Mal zu diesem irren Lachen verzogen, hielten sie nun fast genauso gefangen wie seine Augen. Ein kurzes Seufzen entrann ihrer Kehle und schnell versuchte sie dies zu überspielen, indem sie sich kurz räusperte und dann fortfuhr: "Wenn ich schon hier bin könnten wir ja versuchen dort weiter zu machen, wo wir letztes Mal aufgehört haben. Du hasst also Batman dafür, was er aus dir gemacht hat und wünschst dir wieder so zu sein wie früher? Hat sich denn dadurch so viel verändert?"
 

Harleen dachte über ihre eigenen Worte kurz nach. War seine neue Existenz wirklich so schrecklich? Er hatte zwar eine seltsame Sicht auf die Dinge, aber dennoch mit einer relativ nachvollziehbaren Logik dahinter. Nichts, was eine Therapie nicht lösen könnte. Also warum dieser unmenschliche Hass gegen Batman? Ok nun er sah schon etwas seltsam aus, mit der bleichen Haut und dem grünen Haar. Doch das Schlimmste war wohl sein Lachen. Dieses breite, wahnsinnige Lachen, welches sich so oft auf seine Züge legte. Dennoch versprühte er eine solche Anziehungskraft, dass sie sich nur schwer dagegen wehren konnte.

Zudem wusste er mit Worten und Frauen umzugehen. Wie leicht er sie doch in eine der früheren Sitzungen um den Finger gewickelt hatte. Jetzt würde sie vorsichtiger sein, doch musste sie das auch wirklich? Es gab niemanden in ihrem Leben der ihr noch nahe stand, alle waren tot und wie er selber gesagt hatte, würde er sie nicht töten. Es gab ihr eine gewisse Sicherheit und einen großen Freiraum. Was hielt sie also davon ab? Es gab keine Grenzen mehr, da der Clown sie ja selber beseitigt hatte. Harleen war also frei, frei von irgendwelchen Zwängen, er konnte ihr nichts mehr anhaben, er hatte nichts mehr mit dem er ihr Drohen konnte.
 

Ein breites Lächeln legte sich auf ihre Miene und erhellte diese ungemein. Endlich saß sie nun am längeren Hebel und es würde ihr all die Türen öffnen, um ihre Karriere voran zu treiben. Zufrieden lächelte sie noch immer. Endlich hatte sie keine Angst mehr und sah ihre Situation tatsächlich von der positiveren Seite. Langsam erhob sie sich und schritt hinüber zu dem Stuhl des Jokers. Leicht beugte sie sich nach vorne, bis ihre Lippen sich neben seinem Ohr befanden und geradezu flüsternd hauchte sie ihm ein: "Danke" entgegen. Alles in ihr schrie nun danach seinen Kopf zu greifen und erneut diese Lippen zu spüren, doch wusste sie auch, dass es mehr als falsch gewesen wäre und so entschied sie sich, diesem Drang nicht nachzugeben und sich wieder auf ihren Stuhl zu setzten.
 

Bald wäre die Therapiezeit um und die Wachen würden ihn wieder zurück in seine Zelle befördern. Daher entschied sich Harleen eine letzte Frage zu stellen: "Was ist es also was dich so an Batman stört? Ist es wirklich nur ein schlechter Tag gewesen, dass dich ihn so hassen lässt? Betrachte es doch einfach mal aus einer anderen Perspektive. Ist es nicht Batman, welcher die Bürger Gothams friedlicher schlafen lässt und für Ordnung sorgt? Also was stört dich so an ihm? Sind deine Taten nicht etwa ein Hilferuf nach Aufmerksamkeit? Du willst doch gerade zu seine Aufmerksamkeit, weil irgendetwas an ihm dich anzieht. Es geht nicht mit ihm aber auch nicht ohne ihn, dass gleiche gilt auch für Batman. Er hätte dich sicherlich schon lange töten können und dennoch schleppt er dich jedes Mal aufs Neue zurück nach Arkham. Verbindet dies euch nicht sogar?" sagte sie mit deutlicher Stimme und sah ihm dabei direkt in die Augen. Das würde ihn wohl zum Nachdenken und womöglich in Wut versetzten, doch er musste sich eingestehen, dass dies der Wahrheit entsprach.
 


 

Bingo. Da hatte Joker seine Antwort. Das Wegschauen, das Schweigen und ja auch eine leichte Röte auf ihren Wangen. Wusste Harleen wie leicht man aus ihrem Gesicht lesen konnte?

Ihre Reaktion schmeichelte unweigerlich seinem Ego. Obwohl Schmeicheln noch untertrieben war. Der Bleiche fühlte sich schon fast euphorisch und er wippte leicht auf seinem Stuhl herum. Mit einem geradezu lächerlichen Kommentar versuchte die Blonde seiner Frage auszuweichen.

Schon gut Schatz, ich habe was ich wollte. Dachte er sich Lippen leckend und ließ das Grün in seinen Augen strahlen. Immer noch aufmerksam sah er sie an, beobachtete wie das Blau auf seinen Lippen hängen blieb, wechselnd zu seinen Augen. Und wie sie einen weiteren Kuss wollte, ihre Mimik schrie, bettelte danach. Doch er wusste auch das sie ihm den nicht schenken würde, so sehr ihre Fassade auch zu bröckeln begann, sie hielt noch immer stand, was ihre nächste Aussage nur verdeutlichte.
 

Batman, musste sie denn immer wieder auf den Flattermann zurückgreifen. Er hatte einfach zu viel verraten, Harleen wusste das Bats sein wunder Punkt war. Grummelnd vertiefte er sich in der Stuhllehne und verengte die Brauen. „Zu sein wie früher…zu sein wie früher?“, gaffte er zurück und schüttelte lachend den Kopf. „Ja klar, liebend gern wäre ich wieder ein verweichlichter Witwer mit fetten Scheuklappen…hast du nen Knall? Hast du den nichts gelernt? Ich liebe mein neues Leben, der Mann von früher existiert nicht mehr…verdammt ich bin dem alten Bats dankbar, er hat mir geholfen endlich die Augen zu öffnen.“ Verächtlich schnaubte Joker auf. „Es hat sich alles geändert, zum Besseren…gut mein Aussehen war zunächst ein Schock, ich mein wer hätte den nicht…aber hey, das Leben ist kein Ponyhof. Aber ich schwör dir Kleines, ich war niemals zuvor so klar im Kopf. Alles hat einen Sinn und würdest du den ganzen Scheiß endlich mal hinter dir lassen, wüsstest du wovon ich rede. Verdammt Harley, es könnte jedem so gehen.“
 

Seine Rage verwandelte sich in etwas ähnliches wie Mitleid.

Diese zeigte sich sogar für einen Wimpernschlag in seinen Zügen bis sich plötzlich Harleen von ihrem Stuhl erhob. Sie sah verändert aus oder sah er nicht recht? Ganz im Redefluss hatte er vergessen auf ihren Ausdruck zu achten. Was ist geschehen? Etwas unbeholfen hob Joker die Brauen an. Er musste doch gerade etwas Wichtiges verpasst haben. Die Blonde beugte sich zu seinem Gesicht und warf den Bleichen damit völlig aus der Bahn. Er hielt sogar die Luft an bis sich warmer Atem um sein Gesicht schmiegte und er das leise Wort „Danke“ vernahm.

Danke? Worte, wo sind die Worte hin? Noch nie hat es jemand geschafft Joker so zu verblüffen, so sprachlos zu machen wie diese Ärztin. Es machte ihn schon fast wütend dass er dagegen nicht standhalten konnte. Schluckend schloss er endlich den Mund und sah sie stumm an. Sie schien nun gar nicht mehr so zerbrechlich zu sein, wie noch eben vor ein paar Sekunden. Ihr Blick, ihre ganzes Gesicht hatte sich wieder gefasst. Was war der Auslöser? Verdammt noch mal!

Verärgert biss er sich auf die Zunge, so fest, dass er den metallischen Geschmack von Blut im Rachen schmeckte. Ihre Fragen halfen dabei nicht gerade seine Nerven zu beruhigen.
 

Nur langsam drang das Gehörte zu ihm durch. Sie hatte es erfasst, genau das war es doch. Ausdruckslos beugte der Grünschopf sich nach vorn. Das wollte und konnte er ihr nicht gönnen. Aber eine Antwort lag ihm schon auf der Zunge und sie presste sich mit aller Kraft gegen seine Lippen.

Nein, nun war Schluss.

Zornig sprang er auf die Beine und blickte Harleen finster an. „Denkst du ich kann dir nicht noch mehr Leid zufügen? Schätzchen du hast ja gar keine Ahnung zu was ich im Stande bin. Das in der Kirche, das war nur ein kleiner Bruchteil davon was ich dir Antun könnte. Sicherlich, ich werde dich nicht töten…aber es gibt so viel Schlimmeres.“ Seine Stimme klang fest und eiskalt, als hätte sich eine weitere Mauer um sein Innerstes gebaut. Niemand, absolut niemand durfte ihn so bloß stellen, ihn so tiefgründig erkunden. Und wenn er die Ärztin schlussendlich doch töten musste, so weit durfte sie nicht gehen.
 


 

Gerade wollte die Blonde zu einer Antwort ansetzten, als es an der Tür klopfte und eine tiefe Männerstimme erklang: "Dr.Quinzel? Wir müssten den Patienten wieder in seine Zelle bringen, sie haben bereits 15 Minuten überzogen und Crane wartet sicher schon auf sie."

Mist war es wirklich schon so spät? Etwas verwirrt starrte sie auf die kleine Uhr, welche ihr Vater ihr, vor ihrer Hochzeit geschenkt hatte. Eines der wenigen Dinge, die sie noch an ihn erinnerten. Tatsächlich war es schon Mittag und Crane würde sich sicherlich wieder darüber auslassen, dass sie schon wieder zu spät war, hatte sie doch ein schlechtes Gewissen ihn falsch beschuldigt zu haben.
 

Harleen erhob sich langsam aus ihrem Stuhl und ging auf die Tür zu, ohne dem soeben aufgesprungenen Patienten Beachtung zu schenken. Leicht drückte sie die kühle Klinke hinunter, was eine Kurzschlussreaktion in ihrem Hirn auslöste.
 

Die Tür schwang auf und vor sich sah sie nicht die Wachen stehen, sondern ihren Verlobten in genau dem Anzug, welcher er an der Hochzeit getragen hatte. Nein nein nein! Nicht schon wieder, dass durfte alles nicht wahr sein. Schützend hielt sie die Hände vor sich. Die Wachen starrten sie lediglich verwirrt an und wussten nicht recht mit der Situation umzugehen. Neben Christopher stand der Joker und grinste sie erneut an, als wenn er wüsste, dass sie sich für ihn entscheiden würde. "Ich werde mich niemals für dich entscheiden!" brüllte sie der verdutzten Wache entgegen und stürmte aus dem Zimmer heraus auf den Flur. Sie musste hier weg. Wie von selbst trugen sie ihre Füße die Gänge entlang hinauf vor ihr Büro wo sie nach Atem ringend am Türrahmen stehen blieb und sich abstützte. Was war nur in sie gefahren? Schnell suchten ihre Finger das Röhrchen und eine Sekunde später verschwanden die Pillen in ihrem Rachen. Schluckend presste sie diese hinunter und lehnte ihren Kopf gegen die kalte steinerne Wand der Anstalt. Schnellstmöglich musste sie das in den Griff bekommen, durfte sie doch keine Angst zeigen, vor allem nicht vor Crane. Sie malte sich bereits aus, wie dieser es schamlos ausnutzen würde ihre Ängste zu realisieren und sie daran zerbrechen zu sehen.
 

Harleen konnte sich nicht daran erinnern in das Behandlungszimmer gegangen zu sein jedoch fand sie sich Crane gegenüber sitzend wieder. Die Therapie verlief wie gewohnt Ereignislos, jedoch kurz bevor sie das Zimmer verlassen wollte, stürmte Crane auf sie zu. Starr vor Angst, nicht fähig sich zu bewegen spürte sie, wie das kalte Metall in sie eindrang und sich eine Flüssigkeit in ihre Venen bohrte. Erschrocken versuchte sie ihre Hand auf die Stelle zu drücken, als wenn dies etwas ändern könnte. Sekunden später stürmte die Wache herein und riss ihn von ihr los. Hatte sie geschrieen? War das hier alles real? In ihrem Kopf begann sich alles zu Drehen und sie musste sich am Tisch abstützten um nicht hinzufallen. Was hatte er ihr gerade injiziert? Wahrscheinlich eines seiner berüchtigten Gifte, die den Verstand schwammig machten und die finstersten Ängste hervorbrachten. Sie musste hier weg, schleunigst! Stolpernd hechtete sie auf die Tür zu. Ihre Venen pulsierten unnatürlich schnell und Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Wie eine Betrunkene rannte sie den Gang entlang und musste sich alle paar Meter erneut abstützten.
 

Die Anstallt verschwamm zunehmend vor ihren Augen und es fiel ihr immer schwerer die Richtung zu halten.
 

Plötzlich sah sie eine Tür vor sich auftauchen und panisch ergriff sie den Knauf. Plötzlich befand sich die Blonde in einer Art Kapelle, vor ihr lag ein blutüberströmter Pastor. Ohne zu wissen was genau geschah zerrten ihre Hände an den Gewändern des Toten und streiften diese sich selbst über. Schreiend versuchte sie dagegen anzukämpfen, jedoch ohne erfolg. Von einer fremden Kraft geleitet gingen ihre Beine auf die nächste Tür zu, welche geöffnet wurde. Harleen begann zu wimmern als sie erkannte, wo sie sich gerade befand. Zweifellos dies war die so verhasste Kirche, auch wenn sie seltsam verzerrt aussah.

Was nun folgte konnte sie nur ansatzweise erahnen. Sie durchlebte die Szene noch einmal nur diesmal aus der Perspektive des Jokers. Sie sah sich, wie sie am Boden kauerte und den Leib ihres Verlobten umschlang. All dies schien jedoch in einer Art Zeitlupe vor sich zu gehen, ehe alles Schwarz um sie herum wurde.
 

Erneut schlug sie die blauen Augen auf und befand sich nun in einer Art Theater. Langsam richtete sich die blonde auf und fuhr erschrocken zusammen, als sie über sich das Gesicht des Jokers sah. Einige Zentimeter schwebte es vor ihr, ehe er sie empor riss und sich seine Lippen auf die ihren pressten, ehe die Gestallt vor ihren Augen verschwamm und sich zu ihrem Verlobten neu zusammensetzte. "Harleen wie kannst du mir das nur antun? Ich dachte ich wäre die Liebe deines Lebens und nun tauschst du mich einfach so gegen einen Psychopathen aus? Ich bin enttäuscht von dir. Was würde dein Vater nur sagen wenn er das wüsste?" erklang die Stimme von Christopher und schluchzend brach sie zusammen. "Nein nein nein nein! Es ist nicht so. Bitte verzeih mir!" schrie sie unter Tränen der erneut verschwimmenden Gestallt entgegen. Schwärze umfing sie und umschlang sie vollends.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück