Warten !
Kapitel 12
Warten !
Sasuke war wirklich gespannt, ob Shizune es schaffen würde. Das war nämlich alles andere als sicher. Erstmal konnte es sein, das sie bereits zu spät kam. Zum Zweiten war es nicht klar, ob ihr Vorschlag dann auch auf offene Ohren stoßen würde. Doch das würde sich zeigen. Fürs Erste konnte er eh nichts weiter tun, als abzuwarten.
Ein Laut holte ihn wieder in die Realität zurück. Er sah nach links, wo Sekya neben ihm saß.
Sie sah ihn fragend an. Die Silberhaarige verstand die Welt nicht mehr.
Kurz nachdem er so wissend gelächelt hatte war er verschwunden und hatte sie mit seinem Doppelgänger allein zurückgelassen. Es hatte auch nicht lange gedauert bis er dann wieder aufgetaucht war. Und merkwürdigerweise lief sie seitdem völlig frei herum, denn keine zwei Sekunden später hatte sich sein Kage Bunshin aufgelöst, ohne das der Uchiha auch nur irgendwelche Anstalten gemacht hätte, sie als Ersatz dafür zu fesseln.
Er hatte ihr nur gesagt, dass sie losgehen und keine Dummheiten anstellen solle. Unverständlicherweise hatte sie dem auch brav Folge geleistet. Warum verstand sie auch nicht so ganz.
Doch der Schwarzhaarige war die ganze Zeit neben ihr hergelaufen und hatte sie dabei immer im Blick behalten. Ebenso war es komisch, das sie unterwegs niemandem begegnet waren.
Fünf Minuten später waren sie an dem Haus angekommen, in dem sie jetzt noch immer hockten. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie schon hier waren. Auf jeden Fall machte es den Eindruck, als ob hier mal jemand gewohnt hatte der aber schon lange nicht mehr hier lebte.
„Was hast du?“
Was sie hatte? Konnte man noch dämlicher fragen? Also wirklich!
„Na was wohl. Wo sind wir? Wieso sind wir überhaupt hier? Und warum hast du mich frei herumlaufen lassen? Und was hast du jetzt bezüglich meines Meisters überhaupt vor?“
„Also erstens sind wir in einem alten leer stehenden Uchiha-Haus, weil hier nämlich keiner hinkommt und dich dadurch fürs Erste so schnell niemand finden kann. Zweitens warten wir hier erstmal das Ende der Konferenz ab. Deine dritte Frage hat mehrere Punkte.“
Sasuke sah sie ernst an bevor er weiter sprach.
„Zum einen weil du sowieso nirgendwo anders hin kannst. Zurück kannst du als Verräter nicht. Und einen anderen Ort hast du nicht. Außerdem würde dich, selbst wenn du woanders hin gehen könntest oder würdest, doch eh nur der Tod erwarten wenn dein Meister dich findet. Deshalb würdest du eh nicht abhauen. Das wäre auch ziemlich unklug von dir. Denn falls er auftauchen sollte, könnten wir uns zu zweit viel besser gegen ihn verteidigen. Damit steigt deine Chance zu überleben.“
Sekya war sich nicht wirklich sicher ob sie nun grinsen, oder fragend dreinblicken sollte.
„Du sagtest `zum einen`. Irgendwie klingt das, als ob da noch ein großes `aber` fehlen würde. Nebenbei könnte man bei dem was du gerade gesagt hast auf die Idee kommen, dass du dir Sorgen um mich machen würdest. Außerdem fehlt noch die Antwort auf meine vierte Frage.“
Er blickte sie einige Sekunden nachdenklich an, als ob er noch überlegen müsste was er ihr sagen sollte, oder wie er ihr das sagen könnte. Doch dann kam doch noch eine Antwort von ihm.
„Ich mir Sorgen um dich machen? Absoluter Blödsinn! Aber...Also schön...Zum anderen vertraue ich dir. Frag mich nicht wieso. Ich habe einfach das Gefühl, das ich dir - zumindest mittlerweile - vertrauen kann. Das war das ´aber´. Und die Frage wieso das so ist kannst du dir getrost sparen. Das werde ich dir nicht sagen, es ist auch irgendwie meine Sache. Das ich das tue, ist eh schon dumm genug von mir. Könnte mich in Teufelsküche bringen. Viertens habe ich vorerst - hoffe ich zumindest - dafür gesorgt, dass er kein Hokage wird. Doch das ist nur Teil eins meines Plans. Mehr sage ich nicht.“
Nun ja, die Wahrheit war eher, dass er nicht mal selbst genau wusste wieso er gerade ihr vertraute. Er hatte sich doch nicht etwa...Nein, totaler Quatsch. Das war gar nicht möglich. Und davon mal ganz abgesehen durfte es auch nicht sein. Aber er brauchte sich darüber nun wirklich keine Sorgen zu machen. Denn das würde es auch nicht.
Sekya war gerade vollkommen verwirrt. Er vertraute ihr? Ihr hatte noch nie jemand vertraut. Nun ja, sie hatte in ihrem Leben außer ihrem Meister ja auch niemanden kennen gelernt. Doch selbst wenn...Sie kannten sich doch noch gar nicht lange und wussten nichts voneinander. Hinzu kam das sie versucht hatte, ihn und seinen Freund umzubringen.
Dieser Kerl war mehr als merkwürdig. Selbst wenn man von dem vorigen Punkt mal absah. Jedes mal wenn er in ihrer Nähe war, spielte ihr Innerstes komplett verrückt und sie verlor ihre Selbstbeherrschung. Aber wenigstens hatte sie es sich inzwischen abgewöhnt, sich darüber aufzuregen. Sie hatte sich damit abgefunden. Weiter kam sie jedoch nicht mit ihren Überlegungen, denn Sasukes Stimme riss sie wieder aus ihren Gedanken.
„Eins würde mich aber wirklich interessieren. Du bist so anders. Ich meine, wenn ich mir Sai so ansehe. Und das obwohl ihr beide denselben Meister hattet. Wieso ist das so?“
Sie starrte ihn perplex an. Damit hätte sie jetzt wirklich nicht gerechnet. Wie kam er denn jetzt auf so was? Und welcher Sai? War das etwa jemand aus der Ne-Einheit? Scheinbar! Arbeitete er etwa mit diesen Konoha-Leuten zusammen? Hieß das, dass dieser Sai ihren Meister verriet? Obwohl...Sie musste sich gerade beschweren.
„Habt ihr etwa engeren Kontakt miteinander? Ist er etwa ein Verräter?“
Er dachte kurz darüber nach.
„Nun ja, wir sind jetzt nicht die besten Freunde. Ich mag ihn nicht wirklich. Aber das liegt nur daran, das er als Ersatz für mich im Team eingesetzt wurde und das ziemlich schnell. Doch davon mal abgesehen ist er eigentlich ganz in Ordnung. Jedoch versteht er sich mit Naruto weitaus besser. Aber möchtest gerade du dich jetzt etwa darüber aufregen? Du hast ihn doch auch verraten. Oder nicht? Und jetzt antworte lieber auf meine Frage.“
Das war doch nicht zu glauben. Der war echt dreist. So eine Frechheit!
„Tse, das ist etwas ganz anderes. Ich hatte ja gar keine andere Wahl! Aber bei ihm ist das ja offensichtlich anders. Und was deine Frage angeht...Ich habe diesen Sai zwar noch nie gesehen, ihn kennen gelernt oder von ihm gehört, aber mein Meister hat mir manchmal von seiner Ne-Einheit erzählt. Nie irgendwas spezielles, immer nur allgemeine Dinge. Aber ich gehe mal davon aus, dass dieser Typ aus der Ne kommt. Du hast ja immerhin gesagt dass er der Schüler meines Meisters sei, also kann das ja nicht anders sein. Wie soll ich dir das sagen?! Wir haben verschiedene “Behandlungen“ genossen.“
Sasuke zog eine Augenbraue hoch.
„Na ob das jetzt soviel anders ist wage ich wirklich zu bezweifeln. Immerhin hattest du auch die Möglichkeit dazu, abzulehnen. Du musstest mir nicht zwangsläufig irgendwas erzählen. Aber um auf die “Behandlung“ zurückzukommen. Wie meinst du das?“
Er wurde immer frecher. Am liebsten hätte sie ihm für seine Frechheiten eine rein gehauen.
„Du weißt ganz genau dass das so nicht stimmt. Legst du dir immer alles so zurecht wie du es gerne hättest? Aber na ja...Unsere Gefühle sind auf verschiedene Weise bekämpft worden. Mein Meister hat mir mal gesagt, dass er bei seiner Ne-Truppe die Gefühle wortwörtlich abtötet. Indem er dafür sorgt, das immer diejenigen bis zum Tod gegeneinander kämpfen müssen, die eine enge Beziehung zueinander haben. Quasi wenn der eine dem anderen sehr viel bedeutet. Ihnen wird auch ein Siegel verpasst, das zur Absicherung dient. Jeder der dieses Siegel erhält kann nichts von dem, was er über Meister Danzō oder die Ne weiß verraten. Und beides war bei mir nicht der Fall. Da ich auch seine Tochter bin habe ich dieses Siegel nie erhalten. Und da ich außer ihm niemanden kennen gelernt habe und nur von ihm erzogen wurde, konnte ich diese Art der Gefühlsabtötung nicht durchziehen.“
Irgendwie fing ihre Erzählung an ihn zu faszinieren. Das war ja schon interessant zu erfahren. Und ihre spitze Bemerkung ignorierte er absichtlich.
„Und wie ist das dann bei dir von statten gegangen?“
Sie musste grinsen. Seine Neugier war ja schon ganz amüsant. Nein, das war auch nicht das richtige Wort dafür. Jedoch konnte sie gerade nicht sagen wie sie es hätte besser beschreiben sollen. Aber es war ja eigentlich auch egal.
„Na ja. Ich habe von Anfang an, schon als kleines Baby immer Schläge bekommen, wenn meine Gefühle auch nur ansatzweise zum Vorschein kamen. Und die hatten es wirklich in sich. Irgendwie hat sich das bei mir dann manifestiert. Ich habe Gefühle mit Schläge assoziiert, und sie so von vornherein als was Schlechtes eingestuft.“
Sasuke nickte. Jetzt verstand er. Also war der Unterschied zwischen ihr und Sai ein ganz entscheidender. Während sie bei den Ne-Mitgliedern komplett abgetötet wurden und so gar nicht mehr vorhanden waren, waren sie bei Sekya zwar noch vorhanden, jedoch sehr sehr abgestumpft. Also im Prinzip nur unterdrückt. Deshalb war sie so gänzlich anders als sein zeitweiliger Ersatz im Team 7.
„Sag mal...Dir ist schon bewusst, dass du deinen Meister gerade wieder verraten hast? Und das ganz ohne Druck.“
„Das geht dich gar nichts an du Idiot. Halt deine Klappe und lass mich endlich in Ruhe.“
Er jedoch grinste nur, stand auf und ging zum Fenster. Langsam musste Shizune doch mal zurück sein. Er hatte mit ihr ausgemacht, dass sie zum Uchiha-Viertel kommen sollte wenn alles vorbei war. Dorthin, wo das Viertel begann. Und tatsächlich. Sie stand da. Endlich! Er drehte sich wieder ihr zu.
„Du bleibst hier. Ein Doppelgänger wird bei dir bleiben. Es ist zu riskant dich allein zu lassen. Ich bin kurz weg. Dauert nicht lange. Und dann kann mein Plan weiter gehen.“
Schon erschuf er erneut einen Kagebunshin. Er selbst verschwand kurz darauf.
