Zum Inhalt der Seite

Get in this getaway

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
(Erst einmal ein ganz lieben Dankeschön für die netten Kommentare :) Freut mich, dass noch jemand Interesse an einer KKJ FF hat :)) Viel Spaß beim nächsten Kapitel!) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Vielen lieben Dank für eure lieben Kommentare! Es freut mich, dass meine FF überhaupt gelesen wird und das spornt mich wirklich zum weiter schreiben an! Ein ganz liebes Dankeschln auch an mein liebesV Tinchen (Koraja) Du bekommst dann auch gleich Kapitel 15 zu lesen ;))
Viel Spaß mit Kapitel 8 und über Kommentare und Favos freue ich mich immer riesig! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Vielen lieben Dank für eure ganzen lieben Kommentare! Das motiviert mich weiter zu schreiben!!
Ich freue mich immer über Anregungen!! :))
Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So ihr lieben. Hier mal wieder ein neues Kapitel von mir.
Ich möchte direkt mal etwas Eigenwerbung starten. Es gibt nämlich auch etwas neues von mir! Meine Neue FF "Change my Direction"
Vielleicht habt ihr ja noch nicht genug und möchtet auch da mal reinlesen!
Ich freue mich wie immer sehr über eure Kommentare und wünsche euch viel Spaß mit Kapitel 16!! :)) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
SO ihr Lieben. Hier wieder ein Kapitelchen von mir. Ich hoffe ihr dreht mir nicht den Hals um, weil Chiaki so ein netter charismatischer Typ ist...aber naja ;) ...Viel Spaß mit dem Kapitel!! Danke für eure Lieben Kommentare...ich hätte nie gedacht, dass euch meine FF so gut gefällt <3 Vielen lieben Dank!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben. Leider konnte ich in den letzten 2 Wochen meinen Laptop nicht benutzen, weil das Netzteil kaputt war :( Ich kam also nicht an mein Geschreibsel dran :( Hoffe ihr freut euch trotzdem über die Fortsetzung und seid mir treu geblieben!!
Viel Spaß beim Lesen!! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben. Eeeeendlich ein neues Kapitel von mir. Es tut mir wirklich leid, dass ich nicht früher etwas hochgeladen habe aber leider war ich im Job und auch Privat ziemlich im Stress und auch gar nicht in der Stimmung weiter zu schreiben. Ein zweites Kapitel habe ich auch schon geschrieben und wird noch vor Weihnachten kommen! Versprochen :)
Ich wünsche euch viel Spaß mit dem nächsten Kapitel und ich hoffe ihr seid nachsichtig mit mir. ich muss erst mal wieder ins Schreiben reinkommen :) Vielen Dank für all eure Kommentare! Ihr habt mich wirklich motiviert weiter zu schreiben! Danke an euch alle! <3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Wie versprochen das nächste Kapitel :) Viel Spaß! Und über Kommentare freue ich mich immer ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Und auch hier geht es endlich weiter.
Vielen lieben Dank an der Stelle an alle lieben Nachrichten von euch!
Ihr habt mich wirklich motiviert weiter zu schreiben!
Ich wünsche euch viel Spaß mit dem nächsten Kapitel :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Für alle, die überhaupt noch mitlesen, endlich nach langer Zeit wieder ein Kapitel.
Ich hoffe es gefällt euch!
Viel Spaß :-) Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verloren..

„Warten sie!“ rief Marron dem blauhaarigen Mann hinterher. „Mister…“ Sie versuchte ihn noch einzuholen, bis sie ihn gänzlich aus den Augen verlor. Außer Puste blieb die fünfundzwanzigjährige junge Frau stehen und schaute auf das Smartfone in ihrer Hand. Sie blickte sich hektisch um, jedoch keine Spur von ihm. Der unbekannte hatte Sie in einem kleinen italienischen Delikatessenladen auf der Coventry Street angesprochen und dabei sein Handy zwischen Pesto und Pasta liegen lassen. Wie ärgerlich für ihn. Er sah so aus als würde er es heute sicherlich noch gut gebrauchen können. Es hatte schon im Laden dreimal angefangen zu klingeln. Wohl ein ziemlich vielbeschäftigter Geschäftsmann, dachte sie sich. Wie solche Männer wohl ein Privatleben führen konnten? Sie würde das teure Ding gleich nach der Arbeit in einem Fundbüro abgeben. Dann würde er es bestimmt schnell wieder bekommen, wenn er denn überhaupt danach suchen würde. Solche Männer hatten genug Geld um sich zehn dieser Smartfones zu kaufen. Wahrscheinlich würde er einfach seine Karte sperren lassen und sich ein neueres, viel schnelleres Modell kaufen. Trotzdem hatte dieser unbekannte blauhaarige einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Sie konnte nicht sagen, dass er ihr nicht gefiel. Es wunderte sie sowieso, dass ein Mann wie dieser ausgerechnet sie ansprach. Wahrscheinlich ohne Absichten. Natürlich ohne Absichten, denn sie selbst hatte ja auch nicht die Absicht näher auf den kleinen Flirt einzugehen. Sie seufzte und lief zurück zu der kleinen Londoner Werbeagentur namens „Brainstorm“, in der sie seit 3 Jahren als Kommunikationsberaterin angestellt war.

Ihr lag viel an dieser Agentur denn sie setzten sich ausschließlich für Non-Profit Unternehmen ein. Aus diesem Grund hielt auch die Agentur ihr Honorar so gering wie möglich. Es stand nicht besonders gut um ihren Arbeitsplatz, da der Umsatz der Agentur im letzten halben Jahr immer weiter gesunken war. Es stand sogar im Raum, ob Brainstorm nicht sogar komplett aufgelöst oder verkauft werden würde. Seit sich die Geschäftsführung, bestehend aus 3 Inhabern, zerstritten hatte gab es keine klare Linie mehr und die Kundenzufriedenheit sank auch immer weiter. Im Moment kümmerte sich nur noch der alte Mr. Daniels um die Agentur. Aber auch er stand nur noch zwei Tage die Woche als Ansprechpartner zur Verfügung. Um Eine Agentur zu führen, war das definitiv nicht genug. Aber Marron war überzeugt, dass sie alle - mit dem nötigen Engagement - die Agentur wieder ganz nach vorne bringen konnten. Sie hatte es sich zum Ziel gesetzt ihren eigenen Arbeitsplatz und auch den ihrer Kollegen zu retten. Nicht zu selten war sie in eigener Sache auf Messen unterwegs und akquirierte dort neue potentielle Kunden. Es war dabei nicht leicht den Charakter von Brainstorm beizubehalten. Es war ihr dabei wichtig, dass sie überwiegend den Unternehmen und Vereinen halfen, die sich für gute Zwecke einsetzten und selbst keinen Profit aus ihren Geschäften schlugen.

An ihrem Schreibtisch angekommen sah sie auf das fremde Handy. Fast wie von selbst löste sich die Bildschirmsperre und sie hatte vollen Zugang zu seinen Nachrichten, Apps und Dateien. Sie schluckte und war sich nicht sicher, ob sie wirklich neugierig sein sollte. Auf Nacktfotos von dem blauem Geschäftsmann hatte sie selbstverständlich nicht gehofft aber vielleicht gab es ja einen Hinweis auf seinen Namen oder seine Adresse. Als sie ein Foto von ihm fand konnte sie nicht anders als es anzustarren. Er hatte wirklich eine unglaubliche Ausstrahlung. Selten hatte ein Mann so attraktiv auf sie gewirkt. Seine breiten Schultern passend zu seiner Größe. Vielleicht 1,95m ? Blaue Haare und braune Augen. Das hatte sie vorhin in dem indirekten Licht gar nicht registriert. Sein Lächeln war wirklich atemberaubend…Sie legte das Handy sofort zur Seite. Schluss mit dem Unsinn, sie war schließlich in festen Händen und das sollte auch so bleiben. Sie war zufrieden. Nicht glücklich aber zufrieden. Es war eine runde Sache mit James. Er rundete ihr kleines bescheidenes Leben ab und auch wenn sie beide nicht immer viel Zeit für einander hatten, wussten sie den jeweils anderen gut zu Schätzen. Es war etwas Gutes.

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen als das Handy auf einmal anfing zu vibrieren. Sie starrte dieses Ding an und wusste nicht, was sie jetzt genau tun sollte. Am Besten war es, wenn sie abnehmen würde und nach diesem Mann fragen würde. Guter Plan Marron, dachte sie sich und nahm seinen Anruf entgegen. „Ja Hallo?“ sprach sie vorsichtig. „Chiaki was zur Hölle! Wieso gehst du nicht an dein Gott verdammtes Telefon? Weißt du eigentlich, was hier gerade los ist?“ „Was sagten Sie gerade, wen sie sprechen wollten?“ Der Mann stöhnte und schien gar nicht erfreut zu sein eine weibliche Stimme zu hören „Chiaki Nagoya! Sagen sie mir bitte, dass sie nur seine Freundin sind und er direkt neben ihm sitzt!... Gott Verdammt…nicht auch noch das!“ Der Mann klang nun nicht mehr sauer sondern eher genervt. „Dieser Mr. Nagoya scheint sein Handy verloren zu haben. Ich habe es gefunden und würde es ihm gerne zurück geben. Wissen sie wo ich ihn finden kann?“ „Was glauben sie denn? Würde ich so wutentbrannt anrufen, wenn ich gerade wüsste, wo Chiaki steckt? Nie ist dieser Mann zu erreichen, wenn die Hütte brennt.“ Marron schluckte und hielt das Handy etwas zur Seite. „Nun beruhigen Sie sich doch erst einmal! Sagen sie mir wo er arbeitet und ich bringe ihm das Handy vorbei. Dann erreichen Sie ihn auch wieder!“ „Leicester Square, Consulting London International.“ Der Mann an der anderen Leitung legte genervt auf und Marron war entsetzt darüber, was es doch für widerliche Menschenauf dieser Welt gab. Ihre Kollegin schaute sie schon ganz entsetzt an. „Was war das denn für ein Ekel, Marron?“ Marron schaute sie immer noch verdutzt an. „Ich habe heute Morgen ein Handy gefunden von einem Chiaki Nagoya anscheinend. Er scheint bei Consulting London International zu arbeiten.“ Miyako, ihre Kollegin und auch Freundin, grinste. „So ein Schicksalsding also. Ich weiß schon wie das abläuft. Du bringst ihm das Handy, ihr geht etwas zusammen trinken, ihr verliebt euch“ „Miyako ! Ich bin verlobt…Das mit James ist mir sehr ernst. Hör auf damit! Das ist Unsinn! Ich würde nie auf solche kitschigen Ideen kommen. So etwas gibt es nur im Film!“ Miyako grinste. „Hau schon ab und bring ihm das Ding! Marron schnappte sich ihre Handtasche und das Handy „komm ja nicht auf komische Ideen Miyako! Ich will nichts davon hören!“

Sie musste wirklich wahnsinnig sein aber was war schon dabei. Sie brachte ihm doch nur sein Handy zurück. In Gedanken versunken rannte sie die Straße entlang. Es war eiskalt draußen. Hätte sie heute Morgen doch bloß lieber den wärmeren Schal angezogen. Außerdem musste Sie aufpassen, dass sie nicht ausrutschte. Eben noch hatte es ein wenig angefangen zu schneien. Nicht der erste Schnee in diesem Jahr aber trotzdem waren ihre Hohen Stiefel nicht unbedingt für Schnee geeignet. Außer Atem stand Sie vor dem riesigen Gebäude, in dem ER arbeitete. Mit erschrecken stellte sie fest, dass sie ihm heute schon zum zweiten Mal hinterher gerannt war. Den Gedanken verwarf sie besser schnell wieder. Es ging hier schließlich nur um ein Telefon. Der Arme musste es seit über 3 Stunden suchen. Sie wäre völlig außer sich gewesen, wenn sie ihr Handy verloren hätte. Alleine darum ging es ihr. Sie atmete tief durch und lief die vielen Treppen hoch zum Eingang des Gebäudes. Sie stand in einer riesigen Vorhalle mit hohen Decken und weißen hellen Säulen. Die Wände waren kunstvoll verziert und generell sah es hier eher aus, wie in einem historischen Museum als in einer großen Firma. Sie zog sich ihre Kapuze vom Kopf und schaute sich um. Sie lehnte sich an die Theke des Empfangs aber niemand war dort.

„Verfolgen Sie mich?“ sprach ein Mann mit tiefer, fester Stimme hinter ihr. Sie drehte sich ruckartig um und schaute in sein belustigtes Gesicht.

...und wieder gefunden!

„Mr. Nagoya… Ich bin nur gekommen, weil …“ Marron stockte. Kurz hatte sie doch tatsächlich vergessen, was sie hier eigentlich wollte. „..weil sie ihr Handy in dem Laden haben liegen lassen.“ fing sich Marron aber schnell wieder . „Ich hatte einen ziemlich unangenehmen Mann am Telefon. Verzeihen Sie bitte, dass ich einfach so ihr Telefonat entgegen genommen habe, aber ich dachte es würde mir vielleicht helfen Sie ausfindig zu machen. Und in der Tat, er hat der Mann mir Ihren N amen verraten!“

Sie konnte ihre Blicke nur schwer von ihm lösen. Nachdem sie es geschafft hatte, fixierte sie stattdessen ihre Handtasche und gab ihm schnell besagtes Smartphone zurück.

Chiaki lächelte zufriede n und nickte verständnisvoll „Oh vielen Dank! Ich Trottel muss es vorhin tatsächlich liegen gelassen haben. Ich hatte schon die Befürchtung, man hätte es mir gestohlen. Sie haben genau das Richtige getan! … Andererseits war es auch mal sehr angenehm ohne Handy. Kein ständiges Gebimmel rund um die Uhr.“ Er grinste und steckte das Handy in seine Anzugtasche . Dabei kam er nicht drum herum, sein Gegenüber zu mustern. Eine dunkle Jeans, ein dunkelblauer Trenchcoat, heller Schal und helle Mütze. Was sie wohl unter diesem Mantel trug? Er beschloss, es heraus zu finden.

„Ich würde mich gerne bei Ihnen bedanken, Ms. …?“

„Marron Kusakabe ist mein Name.“

Chiaki grinste und strich sich mit Zeigefinger und Daumen über sein Kinn. „Ich möchte mit Ihnen essen gehen, Ms. Kusakabe. Als Entschädigung für Ihre Mühen!“

Marrons Puls beschleunigte sich sofort, aber es holte sie auch gleichzeitig wieder zurück in die Realität. „Oh das geht nicht, aber danke!“ lehnte sie ab und ging langsam wieder Richtung Ausgang. Sie musste sich zusammenreißen , um nicht die Kontrolle über die Situation zu verlieren. Dieser Mann machte ihr Angst, weil er eine so unglaubliche Wirkung auf sie hatte.

Wie gerne wäre sie jetzt mit Chiaki Essen gegangen, aber das wäre nicht fair James gegenüber. Keine Dates! Seit fünf Jahren hatte Marron sich mit keinem anderen Mann mehr verabredet. Das war etwas Ernstes, redete sie sich immer wieder ein.

„Das geht wirklich nicht, Mr. Nagoya. Ich habe noch einen wichtigen Arzttermin, den ich nicht versäumen darf, wissen Sie?“

Chiaki nickte verständnisvoll. „Dann einen Kaffee! Und ich fahre sie zum Arzt, damit sie Ihren Termin nicht verpassen! Keine Widerrede!“ Chiaki legte behutsam eine Hand auf Marrons Rücken und dirigierte sie geschickt in Richtung seines Autos. Marron konnte gar nicht anders, als mit ihm zu gehen und jetzt abzulehnen wäre ebenfalls albern gewesen.

„Ich kenne ein wunderbares kleines Cafe ganz hier in der Nähe. In ganz London gibt es keinen besseren Kaffee!“ Als hätte Marron auch nur den Hauch einer Chance gehabt gegen ihn zu protestieren. Bereitwillig stieg sie zu dem Fremden ins Auto.
 

Im Cafe angekommen, nahm Chiaki Marron ihren Mantel ab und brachte ihn zur Garderobe. Ein grüner enganliegender Pulli mit etwas Ausschnitt - jetzt konnte er sich seine Frage beantworten. Sie war wirklich attraktiv. Nicht ganz sein Typ, aber dennoch ansehnlich. Vielleicht noch etwas zu gewöhnlich. Chiaki verkehrte fast ausschließlich mit der High-Society von London. Aber Marron hatte etwas an sich, was ihn reizte. Vielleicht war es dieses typische Unschuldige, was alle Männer gefangen nahm. Fast schon hilflos empfand er.
 

„Was möchten sie trinken?“ „Einen Latte Macchiato, bitte.“ Marron lächelte ihn an und verschränkte dann ihre Arme vor ihrem Oberkörper. Ihr schien die ganze Situation ein wenig unangenehm zu sein. Aber Chiaki störte es nicht. Er war zufrieden, dass sie sich seiner anscheinend genau bewusst war. Das sollte sie auch, denn er wollte sie unbedingt wieder sehen.

Das Cafe war mit gemütlichen roten Sesseln ausgestattet. Sie saßen direkt neben einem Kamin am Fenster. Von dort aus konnte man direkt auf den St. James Park schauen. Chiaki bestellte einen Latte Macchiato, einen doppelten Espresso und zwei Strawberry Cupcakes. Er beobachtete sie. Sie schien immer noch nervös zu sein.
 

Und das war sie auch. Sie wusste gar nicht, wo ihr der Kopf stand. Sie schluckte noch mal und lächelte dann wieder in seine Richtung. „Was machen Sie beruflich, dass Sie in diesem riesigen Gebäude arbeiten? Ich würde mich dreimal am Tag darin verlaufen!“

Chiaki musste lachen. „Nur ein kleines Licht am Himmel, und Sie Ms. Kusakabe?“

„Ich bin Kommunikationsberaterin in einer Werbeagentur. Aber sie haben meine Frage noch gar nicht beantwortet!“

„Nennen wir es Unternehmensberatung in leitender Position.“

„Also einer von diesen Geldhaien?“ Sie trank einen großzügigen Schluck ihres Kaffees und Chiaki musste herzhaft lachen.

„Sie tragen ihr Herz auf der Zunge, das gefällt mir.“ Chiaki beugte sich weiter nach vorne und schaute ihr in die Augen. „Sind Sie sich sicher, dass Sie Ihren Arzttermin gleich wahrnehmen möchten? Ich könnte mir vielleicht noch eine Stunde einräumen und würde Ihnen gerne mein Lieblingsrestaurant zeigen. Der Geldhai lädt sie selbstverständlich ein.“

Sie musste über seine Bemerkung lachen. Er schien sich über seine Ausstrahlung völlig im Klaren zu sein und verstand sie auch genau einzusetzen. Das machte es Marron nicht gerade leichter zu widerstehen.

Sie schaute Chiaki tief in seine braunen Augen, schüttelte dann jedoch geistesabwesend den Kopf. „Ich denke ich sollte jetzt doch langsam aufbrechen , Mr. Nagoya. Es ist schon nach 15 Uhr!“

Chiaki stand ruckartig mit auf. „Dann rufen sie mich an, falls Sie es sich vielleicht doch noch anders überlegen.“ Er gab ihr seine Visitenkarte „Mein Handy kennen Sie ja nun schon. Hier die Nummer die dazu gehört!“

Marron musste grinsen und schaute verlegen auf ihre Hände. „Danke, vielleicht komme ich darauf zurück!“ sprach sie und schaute ihm wieder in die Augen.

Chiaki grinste zufrieden. Er würde ihr vierundzwanzig Stunden geben, spätestens dann würde sie sich bei ihm melden. Er kannte Frauen wie Marron nur zu gut.

„Ich kann sie aber auch wirklich noch gerne zum Arzt fahren!“ bot er ihr an .

„Oh das ist nicht nötig! Es ist gleich um die Ecke, vielen Dank!“ lehnte Marron jedoch ab.

„Gut, dann wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Tag und vielen Dank nochmal! Ich hoffe wir sehen uns bald wieder.“ Er reichte ihr Schal und Mantel.

„Man sieht sich immer zweimal im Leben, Mr. Nagoya!“ Sie lächelte ihm einem schier endlos langen Augenblick zu und verschwand dann im Schneegestöber.

Verabredung

Chiaki Nagoya – ein Mann von Welt. Er wusste stets genau was er wollte und meistens bekam er es auch. Es gab wenig auf dieser Welt, was einen Mann wie ihn auch nur ansatzweise aus der Ruhe bringen konnte. Für jedes Problem gab es stets eine Lösung, die er binnen weniger Minuten immer rechtzeitig aus dem Ärmel Schütteln konnte. Nur für dieses Problem fand er keine Lösung.

Seit zwei Tagen wartete er nun schon auf einen Anruf von dieser jungen braunhaarigen Frau. Nicht, dass er nicht noch genügend andere braunhaarige, wunderschöne Frauen in petto gehabt hätte. Frauen waren definitiv nicht Mangelware im Hause Nagoya. Von einer festen Beziehung sah er allerdings seit einigen Jahren schon ab. Ihm fehlte schlicht und einfach die Zeit dazu. Sein Vater Kaiki hatte ihm als Kind schon immer beigebracht: Frauen kosten Zeit und Geld! Und dies hatte sich in seinen 29 Lebensjahren bisher auch immer wieder bestätigt . Im Leben musste man eben Prioritäten setzen und genau dies tat er.
 

Sein Angestellter Yamato Minazuki unterbrach Chiaki in seinen Gedanken. „Mr. Nagoya entschuldigen sie bitte die Störung, Mr. Daniels rief eben nochmal an. Er nannte zwei Millionen Pfund als Forderung und unter der Bedingung, dass alle Mitarbeiter mindestens zwei Jahre übernommen werden.“

Chiaki stöhnte genervt auf. Immer diese Bedingungen. Er haute mit seiner Faust auf den Tisch. „Der alte Mann soll froh sein, dass ich ihm den Laden überhaupt abkaufen will. Kein Mensch der Welt würde ihm 1,5 Millionen Pfund für dieses alte Ross zahlen!“

Sein Kollege Yamato Minazuki schaute ihn abschätzend an. Er war sich nicht ganz sicher, was Chiaki nun schon wieder vor hatte. „Wieso kaufen Sie dann ? Wir haben 20 andere interessante Angebote, die rentabler zu sein scheinen.“

Der Blauhaarige schaute auf den Vertrag, schnappte sich seinen Stift und unterschrieb ihn. „Bereiten Sie alles vor, Minazuki! Und fragen sie mir nicht ständig Löcher in den Bauch. Ich weiß schon, was zu tun ist . Habe ich jemals falsche Entscheidungen getroffen? Ach und Minazuki...Ich will sämtliche Informationen über alle Mitarbeiter haben...“ Er stand auf und ging zurück in sein Büro.
 

Er trat ans Fenster und schaute auf das verschneite London. Noch nie hatte ihn eine Frau zappeln lassen. Normalerweise konnte er sich gar nicht Retten vor lauter Anrufen und Mails. Wieso verdammt nochmal meldete sie sich nicht? Wieso hatte er auch nicht darauf bestanden, ihre Nummer ebenfalls zu bekommen?

„Dann eben nicht!“ beschloss er und hakte das Thema Marron Kusakabe seufzend ab. Er war kein Mann, den man warten ließ.
 


 

Währenddessen saß Marron nur wenige Kilometer entfernt im Meetingraum der Werbeagentur mit ihrer Kollegin Miyako zusammen.

„Ich verstehe einfach nicht, wie es so schnell bergab gehen konnte mit „Brainstorm“.“ flüsterte Miyako leise.

„Ich kann es dir auch nicht erklären, aber ich schätze es hängt damit zusammen, dass Mrs. Ventima und Mr. Roberts aussteigen wollen. Wir müssen irgendetwas tun, Miyako! Ich hab mir schon ein paar Sachen überlegt!“ Marron holte ihre Notizen heraus und teilte ihr ihre Ideen mit. Miyako stand jedoch verzweifelt auf.

„Das bringt doch alles nichts, Marron! Natürlich sind wir kreativ und wir machen schon seit Wochen alle Überstunden! Aber hier fehlt uns einfach das betriebswirtschaftliche Know-How! Das ist nicht unser Ding, Marron. Da hilft nur noch ein Wunder!“

„Dann müssen wir uns eben dieses Know-How aneignen! Unsere Kostenvoranschläge besser kalkulieren oder…“

Miyako schüttelte nur den Kopf. „Soll man uns allen die Gehälter kürzen? Oder vielleicht gar kündigen? Es wird nichts an unserer Auftragslage und den Fehlern in der Führungsetage ändern. Wir sollten einfach unseren Job machen. Den Rest muss der Chef erledigen…“

Marron schaute betrübt zu Boden und Miyako hielt einen Moment inne.

„Was ist eigentlich aus der Handygeschichte geworden?“ versuchte sie vom Thema abzulenken. Marron winkte ab. „Ach irgend so ein alter Mann! Absolut nicht meine Altersgruppe, mach dir keine Hoffnungen!“

Miyako lachte „Schade, also ist das Thema auch abgeschrieben. Ich hatte es mir schon so schön ausgemalt! Und auf einmal stehst du vor DEM Mann, der dir den Verstand raubt.“

Marron verdrehte nur die Augen. „Ich weiß, dass du James nicht besonders gut leiden kannst, aber wir sind seit fünf Jahren zusammen. Ich will doch gar keinen anderen Mann haben!“

Miyako stand auf und verschränkte die Arme „Bei euch ist doch längst die Luft raus! Wann hat er dich das letzte Mal von der Arbeit abgeholt und dich ausgeführt? Sowas hat der gute Mann nicht mehr nötig. Ständig ärgerst du dich nur, dass er kaum Zeit für dich hat und andauernd auf Geschäftsreisen ist.“ Womit Miyako recht hatte. Sie waren wirklich lange nicht mehr aus gewesen. Aber sie selber hatte auch nicht unbedingt dazu beigetragen, dass die beiden mehr Zeit miteinander verbrachten. Seit Wochen saß sie schon bis abends um 8 Uhr in der Agentur. Da konnte James auch wenig dran ändern.

„Und was rätst du mir?“

Miyako ging in Richtung Tür und zuckte nur mit den Schultern „Deine Beziehung! Aber ich würde mir das alles gut überlegen! Du wirst auch nicht jünger! Es wird Zeit für den Richtigen.“ Miyako grinste, ging zurück in ihr Büro und ließ Marron alleine im Meetingraum zurück.
 

Von der vierten Etage aus konnte sie das große Gebäude sehen, in dem Mr. Nagoya arbeitete. Er hatte sie schon beeindruckt. Vielleicht sollte sie es wagen und sich auf ein Essen mit ihm einlassen. Eine Brise Risiko würde ihrem eintönigen Leben nicht schaden. Außerdem war er doch Unternehmensberater. Vielleicht konnte er ihr ein paar Tipps geben, wie es mit „Brainstorm“ weiter gehen könnte. Sie würde ihn einfach bei dem Essen um Hilfe bitten. Es war immerhin eine kleine Chance.

Sie kramte seine Visitenkarte heraus und wählte seine Nummer.

. . . „Nagoya Hallo?“ Marron riss die Augen auf. Das ging jetzt aber doch alles etwas schnell. Sie wusste im ersten Moment gar nicht, was sie jetzt sagen sollte. Sie holte tief Luft und würde nun etwas sagen bevor es in einer riesigen Blamage enden würde. „Hallo Mr. Nagoya, hier ist Marron Kusakabe. Erinnern Sie sich?“

Chiaki grinste zufrieden und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er hatte also doch nichts verlernt. Er hatte das Thema Marron zwar eigentlich schon vor wenigen Sekunden für sich abgeschlossen gehabt, aber das war ja nun egal. „Ms. Kusakabe! Ich habe schon auf ihren Anruf gewartet. Haben Sie es sich doch anders überlegt?“

„Naja, ich dachte gegen ein kleines Essen ist ja nichts einzuwenden. Also wenn ihr Angebot noch steht, würde ich es sehr gerne annehmen.“ Marrons Hände zitterten leicht. Es war schon viel zu lange her, dass sie sich das letzte Mal für ein Date verabredet hatte. Eigentlich war es auch falsch, aber sie musste ja so langsam etwas tun, um ihr Glück in Wallung zu bringen. „Ja, natürlich steht mein Angebot noch! Wie wäre es direkt mit heute Abend? Ich hole Sie auch gerne ab. Ich kenne ein angesagtes Restaurant in Chelsea auf der Upper Cheyne Row – das Milano . Waren Sie schon mal dort?“

Er wollte sie abholen? Sie saß bestimmt noch bis 20 Uhr hier fest, brauchte unbedingt noch ein Kleid und passende Schuhe. Und von zu Hause aus würde sie nicht mit ihm dort hinfahren. Das würde eine persönliche Grenze überschreiten, die sie noch nicht bereit war zu übertreten. Dann musste sie wohl früher frei machen, noch einkaufen gehen und selbst zu dem Restaurant fahren.

„Nein, das ist nicht nötig, Mr. Nagoya. Ich bestelle mir ein Taxi! Wie wäre es gegen 21 Uhr im Restaurant? Sie reservieren einen Tisch?“

Chiaki musste schmunzeln. Sie schien zu wissen, was sie wollte. Das gefiel ihm. „21 Uhr! Abgemacht! Wie ich sehe, rufen sie mit unterdrückter Nummer an. Würden Sie mir noch ihre Handynummer verraten? Nur, falls ich im Stau stehen sollte.“

Sie musste sich ein Lachen verkneifen. „Um 21 Uhr sind die Straßen wirklich wahnsinnig befahren!“ gab sie mit einem sarkastischen Unterton zurück. Sie gab ihm ihre Handynummer jedoch durch und war bereit aufzulegen als noch einmal seine Stimme ertönte. „Ms. Kusakabe?“

Marron schluckte. „Ja, Mr. Nagoya?“

„Ich freue mich, Sie heute Abend wieder zu sehen.“ Mit dieser Bemerkung legte er auf und ließ Marron verdattert zurück. Sie petzte ihre Augen zusammen und biss sich auf die Unterlippe. „Er gefällt mir“ seufzte sie genau in dem Moment, in dem Miyako wieder den Raum betrat.

Vorbereitungen

Miyako verschluckte sich an ihrer eigenen Spucke. „Dieser alte Knacker, dem das Handy gehört? Marron drehst du jetzt völlig am Rad?“

Marron stand auf und lief nervös durch den Raum. Sie schüttelte den Kopf. „Ich hab dich vielleicht etwas angeflunkert?!“ musste sie etwas kleinlaut zugeben . „Es war vielleicht nicht direkt ein alter Knacker. Er heißt Chiaki Nagoya und ist ca. Ende 20 - Anfang 30, groß, sportlich, hat blaue Haare, braune Augen, ein perfektes Komplettpaket.“

Miyako musste auflachen. Das gab es doch nicht. Ihre Freundin hatte es total erwischt. „Wieso sagst du mir das erst jetzt? Und überhaupt? Wieso hast du mich angelogen? Dachtest du, ich renne sofort zu ihm und erzähle es ihm? Hat er dich eben angerufen?“

Marron seufzte auf und schüttelte den Kopf. „Nicht ganz… Ich habe ihn angerufen und sein Angebot mit ihm auszugehen angenommen. Wir treffen uns um 21 Uhr in einem kleinen Restaurant in Chelsea, das Mulino.“

Miyako riss erschrocken den Mund auf und schob Marron die Treppen runter und schnappte dabei Taschen und Jacken. „Wir beide haben jetzt Mittagspause und gehen einkaufen! Das ist eines der besten Restaurants in ganz London! Da kannst du unmöglich in Jeans hin gehen! Er wird ein Vermögen für diesen Abend ausgeben! Da musst du ihm auch etwas bieten! Kleid, Friseur, Make Up! Du wirst ihn umwerfen. Ich kann es kaum glauben! Er muss ja stinkreich sein! Man trifft dort nur die Creme de la Creme an!“

Marron riss die Augen auf. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn umwerfen will! Was soll ich James erzählen? Ich sehe das Ganze eher als geschäftliche Verabredung! Er ist Unternehmensberater und ich will ihm einige Fragen in Bezug auf „Brainstorm“ stellen! Vielleicht kann er uns helfen!“

Miyako verdrehte die Augen und seufzte. „Marron, hab doch einfach mal Spaß! Du musst ihn doch nicht heiraten. Du hast auch noch ein Privatleben! Genieße den Abend und lass dich auf ihn ein. Es wird schon nichts Schlimmes passieren. James ist doch sowieso in New York und kann dich nicht erwischen. Und überhaupt, wann hat man schon die Chance im Mulino essen zu gehen und wird dann auch noch eingeladen?“

Marron zuckte unwissend mit den Schultern „Ich habe bisher noch nie etwas von diesem Restaurant gehört. Ist es so gut dort?“

„Marron, keine Ahnung! Sehe ich aus als würde ich hunderttausend oder mehr Pfund im Jahr verdienen? Normalsterbliche haben in diesem Restaurant normalerweise nichts zu suchen. Aber das wird dir heute Abend niemand mehr ansehen! Los, lass uns gehen!“
 

Die beiden Kolleginnen nahmen sich den Nachmittag einfach frei und verfielen dem Londoner Shoppingwahn.
 

„Dieses Kleid kann ich unmöglich tragen! Es ist viel zu kurz und viel zu eng! Man sieht ja alles!“ Marron zuppelte an sich herum und war erschrocken, wie viel Oberweite sie doch hatte.

Miyako kam zu ihr in die Kabine und lächelte zufrieden. „Es sitzt perfekt! Nicht zu lang, nicht zu kurz, schwarz, schlicht, aber trotzdem atemberaubend! Du siehst fantastisch aus, Marron!“

Marron war sich da jedoch noch nicht so sicher. Sie war nicht die Art Frau, die gerne enge Kleider trug. Mal ein hübsches Stoffkleid mit Strumpfhose gefiel ihr sehr gut, aber nicht dieses elegante, kleine Schwarze. Außerdem hatte sie gar keine passende Handtasche geschweige denn Schuhe. Generell wusste sie gar nicht, ob sie auf High Heels überhaupt laufen konnte.

Miyako zog sie aus der Kabine heraus und hielt ihr ein paar schlichte schwarze Pumps hin. „Anziehen! Dazu noch eine leichte schwarze Nylonstrumpfhose und es ist perfekt!“ Marron schluckte, schaute in den Spiegel und so langsam konnte sie sich doch mit ihrem Spiegelbild anfreunden.

„Aber es ist schulterfrei. Denkst du nicht, dass ich noch etwas drüber ziehen sollte?“

„Ach Papperlapapp. Hier hast du ein Tuch. Das kannst du dir im Notfall um die Schultern werfen. Er soll ruhig sehen, was du zu bieten hast. Du siehst wirklich hübsch aus und im Mulino wird es doch warm sein. Und zwischen euch beiden wird es doch hoffentlich sowieso brodeln. Ab zum Friseur mit dir. Er soll dir zumindest die Haare föhnen!“
 


 

Es war bereits 19 Uhr und Chiaki stand in seinem Apartment vor der entscheidenden Frage, was er anziehen würde. Er war sich durchaus bewusst, dass er ein besonders attraktives Exemplar seiner Art war – auch wenn er das niemals so direkt aussprechen würde . Er war keinesfalls einer von diesen selbstverliebten Machos - aber er kannte seinen Stärken durchaus.

Das Mulino war ein kleines, sehr teures italienisches Restaurant. Er hielt es für angemessen, da er Marron auch in einem kleinen italienischen Delikatessenlassen das erste Mal getroffen hatte. Es war sehr schick also war ein guter Anzug ein Muss. Er suchte sich seinen schwarzen Lieblingsanzug aus seinem Kleiderschrank, den er Gott sei Dank gestern aus der Reinigung hatte holen lassen. Dazu ein weinrotes Hemd. Die ersten beiden Knöpfe des Hemdes ließ er offen. Auf die Krawatte verzichtete er. Er besaß auch ohne genügend Klasse.
 

Als Chiaki im Mulino ankam, war alles perfekt. Es war nicht zu voll aber voll genug, damit sich Marron nicht unwohl an seiner Seite fühlen würde. Das Restaurant hatte eine kleine Tanzfläche und heute war ein Pianist zu Gast, der ihren Abend mit klassischer Musik begleiten würde. Chiaki hatte unterwegs Blumen besorgt. Jetzt fehlte nur noch SIE!

Er musste zugeben, dass es ihm nicht ganz egal war, wie sie auf ihn und das Ambiente reagieren würde. Er erhoffte sich jedenfalls einen angenehmen Abend und auch eine angenehme Nacht. Er hatte sie gesehen und beschlossen, dass er sie wollte. Dieses Mal würde er ihr seine Zuneigung etwas direkter zeigen. Sie würde ihn nicht wieder 2 Tage warten lassen, geschweige denn sich gar nicht melden. Er war sich sicher, dass er sie nun endlich überzeugt hatte, dass er eine gute Wahl – die beste Wahl - war. Er wusste selbst nicht, wieso ihm das so wichtig war und weshalb sie ihn so verunsicherte. Er war nie unsicher gewesen und er wollte diesen Abend nutzen, um wieder die Oberhand in der ganzen Sache zu gewissen.

Das Essen

Als Marron das Restaurant betrat stand für sie die Welt kurze Zeit still. Das Ambiente war atemberaubend schön. Noch nie hatte sie in einem so noblen Restaurant zu Abend gegessen. Alles war in einem eleganten Rot gehalten. In der Mitte des Restaurants stand ein italienischer Olivenbaum und um ihn herum war so etwas wie ein Teich angelegt . Der Kellner nahm ihr ihren Mantel ab und Chiaki, der sie schon gesehen hatte, kam auf sie zu.

Sie schien gar nicht zu merken, wie es Chiaki die Sprache verschlug. Alles was er heute Mittag noch gedacht hatte, musste er widerrufen. Sie war absolut sein Typ und kein Stück gewöhnlich. Sie war mit Abstand die schönste Frau dieses Abends . War er einfach nur blind gewesen oder hatte er wirklich nicht bemerkt, was für eine Frau er da eingeladen hatte?

Sie sah atemberaubend schön aus. Ihre langen braunen Haare fielen offen in einigen Wellen auf ihre Schulter. Ihr schwarzes Kleid, welches knapp bis über ihr Knie ging, umrahmte ihre zierliche Figur. Es war schulterfrei und Chiaki konnte sich jetzt schon kaum mehr zurückhalten. Am liebsten hätte er sie an sich gezogen und ihre nackten Schultern samt ihrem Nacken verwöhnt.

„Guten Abend Marron, es freut mich, dass Sie es sich doch noch anders überlegt haben.“ Chiaki legte besitzergreifend einen Arm um ihre Taille und führte sie zu sich an den Tisch. „Gefällt es ihnen?“

Marron nickte und konnte gar nicht in Worte fassen, wie schön sie es hier doch fand. „Ja, es ist wunderschön Mr. Nagoya.“
 

Chiaki lächelte zufrieden. „Ach lassen wir doch diese Förmlichkeiten! Nennen Sie mich bitte Chiaki! Die hier sind für die schönste Frau des Abends.“ Und damit überreichte er ihr seinen Strauß weißer Lilien und rückte ihr anschließend ihren Stuhl zurecht.

Marron nickte, setzte sich verlegen an den Tisch, roch an den Blumen und schaute ihrem Gegenüber dann in die Augen. „Vielen Dank. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet“ Sie wurde verlegen und gab die Blumen dem Kellner, der für sie eine Vase organisiert hatte.

„Es ist wirklich ein Traum hier. Ich würde Ihnen trotzdem empfehlen ihr Handy dieses Mal nicht liegen zu lassen!“ Chiaki musste lachen und verstand den Wink mit dem Zaunpfahl. „Nein, keine Sorge. Mein Handy liegt wohl behütet im Auto. Es soll ja niemand auf die Idee kommen uns an diesem Abend zu stören.“

Er lehnte sich nach vorne und schaute ihr verführerisch in die Augen „Sie sehen wirklich bezaubernd aus. Was möchten sie essen? Marron war erschlagen von der Vielfalt der Gerichte . Sie konnte sich kaum entscheiden, wollte jedoch auch nicht unentschlossen wirken. So bestellte sie ein Gericht mit Pasta, Rucola und Garnelen .

„Sehr gute Wahl! Für mich bitte das gleiche!Und außerdem hätten wir dazu gerne eine Flasche Chateau Migraine,wies Chiaki den Kellner an und nahm Marrons Hand in seine, als der Kellner wieder weg war.
 

„Ich hatte schon fast gedacht, Sie hätten es sich anders überlegt. Ich muss zugeben, dass ich in den letzten Tagen oft an sie denken musste. Sie haben mir aber auch absolut nichts über sich verraten. Wie alt sind sie? Wohnen sie alleine hier in London?“ Chiaki hatte so viele Fragen an sie.
 

Marron schluckte und zog ihre Hand - für sie relativ unauffällig -wieder zurück. Insgeheim war ihr klar, dass er sich damit wohl nicht zufrieden geben würde . „Chiaki, ich will ehrlich zu Ihnen sein. Mein plötzlicher Sinneswandel kam nicht von ungefähr.“

Chaiki schaute verdutzt auf und zog sich sein Jackett aus. „Nicht? Was hat Sie dann dazu bewogen, sich mit mir zu treffen?“

Sie schaute ihm fest in die Augen. „Ich brauche Ihre Hilfe. Sie hatten erwähnt, dass Sie Unternehmensberater sind?“

Chiaki nickte verdutzt. Was sollte das jetzt? Er wollte diese Frau verführen, ihr den Kopf verdrehen. Er wollte mehr über sie herausfinden. Es war jetzt nicht der Zeitpunkt, um über geschäftliche Dinge zu sprechen. „Das stimmt schon, aber was hat das mit uns beiden zu tun? Wobei soll ich Ihnen helfen?“

„Es geht um die Firma, in der ich arbeite. Es sieht momentan nicht danach aus, dass sie weiter geführt werden kann. Meine Kollegin und ich wollen das nicht so einfach akzeptieren und ich hatte die Hoffnung, Sie könnten mir vielleicht einige Tipps in Sachen Betriebswirtschaftslehre geben. Ich würde Sie nicht bitten, wenn es sich nicht um eine Herzensangelegenheit handeln würde.“

Chiaki musste schmunzeln. „Nur deshalb wollten Sie mich heute Abend wieder sehen? Das kann ich Ihnen kaum glauben!“ Er schaute ihr tief in die Augen, nahm ihre Hand wieder in seine und küsste diese. „Was wollen Sie wissen? Fragen sie ruhig!“

Marrons Herz überschlug sich fast und sie bekam keinen klaren Gedanken mehr zusammen. „Nein, natürlich nicht nur deshalb.“ wandte sie schnell ein „Aber ich muss zugeben, dass ich geplant hatte Sie um Hilfe zu bitten. Vielleicht könnten Sie sich ja demnächst ein paar Stunden für mich freihalten, in denen wir alles Weitere besprechen?“

Erleichtert atmete sie auf. Jetzt genau in diesem Augenblick konnte sie jedenfalls keinen klaren Gedanken fassen und sie hatte es längst aufgegeben, wieder Herrin über ihre Sinne und ihre Hand zu werden.

Chiaki - zufrieden, dass sie es anscheinend doch vorzog, den Abend privat mit ihm ausklingen zu lassen- grinste und kostete den Wein, den der Kellner in diesen Augenblick an den Tisch brachte. Er nickte dem Kellner zu, welcher daraufhin ihr Glas ebenfalls füllte. „Ich denke das kann ich einrichten… Auf uns!“ Er hob das Glas und ließ seinen Blick nicht von ihr ab. Marron prostete ihm zu und lächelte zufrieden. Er würde sich auch einige Nächte für diese Frau freihalten. Wann immer sie wollte, wie sie es wollte.
 

Das Essen kam und es roch vorzüglich „Dann lassen Sie es sich schmecken! Guten Appetit.“

Marron nickte dankend und probierte das Essen. Oh Gott, es war köstlich . Das Restaurant bestach nicht nur durch das wunderschöne Ambiente, sondern auch durch das leckere Essen.

„Es schmeckt wirklich ausgezeichnet gut! Sind Sie öfters hier?“ fragte Marron zwischen einigen Bissen. Insgeheim erhoffte sie sich heraus zu finden, ob er des Öfteren Frauen hierhin ausführte. „Das ein oder andere Mal hatte ich schon Geschäftsessen hier. Ab und zu war ich hier auch zu Geburtstagen eingeladen. Wieso fragen Sie?“

Marron verschluckte sich an ihrem Wein. Gott war das peinlich ! Nun nahm er sie schon mit hierher und dann konnte sie sich nicht eine halbe Stunde lang benehmen und essen ohne dabei fast zu ersticken.

„Es ist nur, die Preise stehen nicht auf der Karte.“ brachte Marron schnell hervor . „Daraus schließe ich, dass man hier nicht über Geld nachdenkt. Sie..“

„Marron!“ unterbrach er sie. „Lassen Sie uns heute Abend nicht über Geld reden. Sie sind eingeladen, bestellen Sie alles, was Sie möchten.“
 

Der Pianist begann sein Spiel und gab Chiaki ein Zeichen . Besagter wusste was zu tun war. Er hatte alles geschickt eingefädelt. Er stand auf, nahm Marrons Hand und führte sie zur Tanzfläche. Das Licht wurde gedimmt.

„Würden Sie mir diesen Tanz gestatten?“Diese Frage stellte Chiaki wohl eher aus Höflichkeit. Marron wurde rot, als er sie an der Taille vorsichtig, aber mit bestimmendem Druck an sich zog und anfing mit ihr zu tanzen. Hätte sie gewusst, dass hier auch getanzt werden würde, hätte sie noch ein oder zwei Tanzstunden bei Miyako gen ommen. Ihren letzten Tanzkurs hatte sie in der Uni absolviert . Das war jetzt schon mindestens vier Jahre her.

Chiaki bemerkte ihre Unsicherheit, umfasste ihre Hand und schaute ihr tief in die Augen. „Lassen Sie sich einfach von mir führen. Genießen Sie es!“

Marron versank in seinen braunen Augen. Er hatte es geschafft, sie innerhalb weniger Minuten komplett in den Bann zu ziehen. Für Marron war klar: Dieser Mann konnte nur perfekt sein. Und sie nahm dieses Wort wirklich nicht gerne in den Mund. Sie versuchte die ganze Zeit den Haken an der ganzen Geschichte zu finden. Sie kam sich immer noch vor wie Aschenputtel im Schloss des Königs und nun hatte sie der Prinz endlich gefunden .

Marron lächelte sanft und genoss Chiakis Nähe. Sie gab selten und ungerne die Kontrolle an jemand Anderen ab. Aber heute Abend fühlte sich alles so richtig an und sie wollte gar nicht an die Konsequenzen denken, die zu Hause auf sie warten würden.
 

Chiaki war sich ebenfalls sicher, dass er lange keine Frau so anziehend fand, wie Marron. Zufrieden stellte er fest, dass sie sich seinen Armen vollkommen hingab. Erst war sie etwas störrisch gewesen und hatte versucht dagegen anzukämpfen, was er hier mit ihr tat. Aber so langsam ergab sie sich ihm und dem Tanz. Und zum ersten Mal stand auch Chiaki an einem Punkt an dem er zögerte. Eigentlich würde er dem Kellner nun zweihundert Pounds auf den Tisch legen und mit ihr verschwinden. Er würde sie mit in sein Apartment zerren und ihr dieses unglaublich schöne Kleid vom Leibe zerren. Aber stattdessen konnte er nicht anders, als hier gefesselt mit dieser jungen braunhaarigen Frau zu tanzen.

„So ist es gut.“ flüsterte er ihr zu und legte nun auch den anderen Arm um ihre Taille. Eng umschlungen tanzten sie nun fast schon eine viertel Stunde miteinander. Dann ergriff Chiaki Marrons Hand und führte sie zurück zum Tisch.

„Darf ich fragen, wo Sie wohnen? Sind Sie in London geboren?“ begann er von Neuem mit seiner Fragestunde.

„Ich bin in London geboren, aber lebte einige Zeit in Italien, wo ich auch studiert habe. Jetzt wohne ich wieder seit vier Jahren in London am Piccadilly Circus. Es hat mich einfach wieder zurück hierher gezogen.“ Sie zuckte mit den Schultern und schaute auf das Glas in ihrer Hand. Dass es James gewesen war, wegen dem sie wieder zurück nach London kam, verriet sie ihm selbstverständlich nicht. Sie hatte James damals während ihres Studiums kennen und lieben gelernt. Heute war nicht mehr viel von ihrer Liebe übrig geblieben .

„Und Sie? Leben Sie schon immer in London?“

Chiaki grinste und schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin in New York geboren und auch meine Familie lebt dort. Ich bin nur aus beruflichen Gründen nach London gegangen. Aber ich muss zugeben, dass diese Stadt wirklich einen ganz besonderen Charme hat.“

Marron musste lachen. „Wow, damit hatte ich jetzt gar nicht gerechnet. Man hört in ihrer Aussprache gar keinen Akzent. Ich hätte jetzt darauf gewettet, dass Sie zumindest in England aufgewachsen sind.“

Chiaki wollte das Thema Familie nicht wesentlich weiter ausweiten. Daher suchte er schnell nach einer Möglichkeit, unauffällig auf ein neues Thema zu wechseln.

„Wie wäre es mit einem Nachtisch? Vielleicht ein Tiramisu? Oder lieber Panna Cotta?“

Marron richtete ihr Kleid und schaute an sich hinunter. „Ich fürchte, wenn ich noch mehr esse, dann platzt gleich mein Kleid!“ gab sie lachend zurück.

Selten hatte Chiaki eine so natürlich schöne Frau kennengelernt. Sie war einfach anders und es erschrak ihn, dass er ihre Schönheit nicht schon vor ein paar Tagen bemerkt hatte . Natürlich fand er sie attraktiv, aber nicht außerordentlich. Er erwiderte ihr Lachen und schüttelte den Kopf. „Das ist doch Unsinn Marron, Sie sehen fantastisch aus. Aber wie Sie möchten…“ Er nahm ihre Hand erneut und schaute ihr tief in die Augen. „Ich möchte allerdings auch nicht, dass der Abend schon endet. Kann ich Sie noch zu einem kleinen Spaziergang an der Themse überreden? Oder ist das Ihnen zu kalt?“

„Oh nein, sehr gerne sogar! Ich liebe Spaziergänge bei Nacht.“

Chiaki lächelte zufrieden und legte einige Geldscheine in das Rechnungs-Mäppchen. Er stand auf und half Marron in ihren Mantel.
 

Chiaki konnte es sich nicht nehmen lassen, das Restaurant mit einer besitzergreifenden Geste zu verlassen. Er schlang seinen Arm um ihre Schulter und schlenderte mit ihr in Richtung Themse. Chiakis Reaktion war ihr nicht entgangen aber erstens wollte sie sich gegen seine ausgehende Körperwärme nicht wehren und zweitens schallten Miyakos Worte in ihrem Kopf. Sie sollte sich wirklich endlich wieder amüsieren. Die Lichter der Stadt schienen auf den Fluss und umhüllten die Allee in einem romantischen, warmen Licht.

„Warum haben Sie sich wirklich dazu entschieden, doch mit mir essen zu gehen?“ Chiaki blieb vor ihr stehen und lehnte sich an das Geländer der Promenade. Er schaute ihr tief in die Augen. Er wollte unbedingt hören, dass sie ihn wollte – dass sie nur ihn begehrte und Sehnsucht nach ihm hatte. Eine peinliche Stille herrschte zwischen den beiden. Marron war nicht gewollt ihm diese Frage zu beantworten.
 

„Sie frieren ja“ stellte er murmelnd fest . Er zog seinen Mantel aus und legte ihn Marron um. Sie wollte bereits protestieren, doch Chiaki überzeugte sie davon, dass er nichts anderes zulassen würde. „Mein Jackett reicht mir vollkommen aus!“.
 

„Also?“ Hauchte Chiaki leise. Marron fühlte sich als säße sie nun in der Falle. Sie wollte ihm nicht die Wahrheit sagen. Sie wollte sich die Wahrheit nicht einmal selbst eingestehen. „Ist das denn so wichtig für Sie zu wissen?“ Entgegnete sie ihm ausweichend. „Es ist doch nur wichtig, dass wir beide jetzt hier sind, oder?“

Chiaki lächelte sanft und fuhr mit seiner Hand durch ihre gewellten Haare. Er war so kurz davor, sie jetzt einfach an den Ärmeln seines Mantels an sich zu ziehen und ihre Worte mit einem niemals enden wollenden Kuss zu ersticken. Aber sein Respekt vor ihrer Person verbot es ihm.

„Wissen Sie Marron, ich habe das Gefühl, dass Sie eine besondere Frau sind. Deshalb tue ich Dinge nicht, die sich sonst schon längst getan hätte.“

Marron schaute ihn verwirrt an. „Wie meinen Sie das? Ich verstehe nicht ganz.“

Chiaki musste lachen und schaute auf den Boden. Sie schien so unschuldig und unwissend zu sein. „Es ist schon gut. Nur wirres Zeug…“

Er fuhr sich mit seiner Hand durch das Gesicht. Sein Plan, wieder Herr der Situation zu werden, schien nicht ganz aufzugehen. Wenn sie wüsste, was er hier dachte...

„Verdammt Marron…“ Er schnappte ihr Handgelenk, zog sie zu sich in seine Arme und küsste sie bestimmend aber zärtlich. „Sie lassen mir kaum eine andere Wahl…“ hauchte er in einer kurzen Unterbrechung gegen ihre heiß pulsierenden Lippen und zog sie an seinem Mantel noch fester an sich, sodass ihr ganzer Körper von ihm eingenommen schien. Marron schloss die Augen, legte ihre Hände auf seine Brust und gab sich diesem leidenschaftlichen Kuss vollkommen hin. Wann hatte sie sich das letzte mal so lebendig gefühlt?

Schwarzer Freitag

Seit etwas mehr als einer Woche hatte Chiaki sich nun nicht gemeldet.

Der Abend war mehr als schön ausgegangen. Chiaki hatte sie nach Hause gefahren und sich mit einem Sanften Kuss von ihr verabschiedet. Ihr schlechtes Gewissen brachte Marron die ersten drei Tage fast um. Da James es allerdings auch nicht für nötig hielt sich bei Marron zu melden, waren ihre Gewissensbisse schnell vergessen.

Marron wurde fast wahnsinnig. Sie saß in der Agentur und raufte sich die Haare. Sie hätte ja auch sofort dahinter kommen können, dass er den Kuss nicht ernst gemeint haben konnte. Es war schon sehr naiv von ihr sich auf dieses Spiel mit dem Feuer einzulassen. Sie tippte in ihrem Handy rum und hielt bei Chiakis Handynummer inne. Sie hätte sich ja auch einfach bei ihm melden können. Aber irgendetwas in ihr hielt sie davon ab. Sie legte das Handy wieder zur Seite und ließ den Kopf hängen.

„Hat er sich immer noch nicht gemeldet?“

Marron schüttelte den Kopf und schaute betrübt zu Miyako. „Denkst du ich sollte ihn anrufen? Vielleicht ist er ja nur krank oder ihm ist etwas anderes wichtiges dazwischen gekommen…“

Miyako zuckte mit den Schultern. Sie hatte kein gutes Gefühl mehr bei der Sache. „Versuch es doch. Du hast ja nichts zu verlieren und wenn er keine gute Ausrede hat, kannst du ihm mal zeigen, wo der Hammer hängt! Du kannst ihn auch gerne an mich weiter reichen und ich mache ihn Rund wie einen Buslenker!“

Marron verdrehte die Augen über Miyakos temperamentvollen Ausbruch und wählte die Nummer in ihrem Handy. „Der gewünschte Gesprächsteilnehmer ist zurzeit leider nicht zu erreichen. Bitte versuchen Sie es später erneut.“. Marron stand sauer auf. Es war doch nicht zu fassen. Wie konnte er sie nur küssen und dann einfach so tun als wäre nichts gewesen? Wieso konnte sie nicht einfach weiter in ihrer heilen kleinen Welt leben und glücklich mit James sein? Wieso musste sie ständig an ihn und diesen Abend denken?

„Nicht zu erreichen. Was soll das denn? Der Abend war wunderschön und jetzt tut er so, als würde es mich nicht geben.“

„Dann ist es dieser Mann einfach nicht wert. Vergiss ihn! Männer wie ihn gibt es wie Sand am Meer. Du hattest einen schönen Abend und gut ist. Er hat wohl gemerkt, dass er dich nicht sofort mit in sein Gemach zerren konnte. Zu viel Aufwand, wenn du mich fragst.“ Marron ballte die Fäuste und musste sogar ein paar Tränchen unterdrücken. „Wir haben uns wirklich gut verstanden und es war so ganz anders als mit James. So viel Aufmerksamkeit hat mir schon lange kein Mann mehr geschenkt. Wie konnte ich auch so naiv sein und so viel in sein Handeln hinein interpretieren? Ich ärgere mich so über mich selbst. Und dafür habe ich James quasi betrogen…“ Miyaho verdrehte die Augen „Es war nur ein kleiner harmloser Kuss. Du wirst James doch nicht etwa etwas davon erzählen? Obwohl...Erzähl es ihm ruhig. Dann hat dieses Fiasko mit euch beiden vielleicht bald endlich ein Ende. Und überhaupt. Jeder andere Mann wäre eine bessere Wahl als dein bescheuerter "ich bin so wichtig für die Menschheit"-Verlobter. Wenn du mich fragst betrügt er eher DICH als umgekehrt“ Miyako seufzte theatralisch und Marron wollte grade protestieren.
 

In diesem Moment betrat ihr Chef das Büro von Marron und Miyako. Er sah nicht besonders glücklich aus und Marron und Miyako wussten schon, dass das Ganze wohl nichts Gutes bedeuten würde. Sie gingen zu den Anderen in den Meetingraum. Getuschel breitete sich aus. Alle waren nervös und jeder hatte Angst um die Firma, um ihre Existenz und ihren eigenen Arbeitsplatz. Entweder jetzt kam eine wirklich positive Nachricht - vielleicht hatten sie einen neuen großen Kunden an Land gezogen oder es war sonst irgendein Wunder geschehen. Oder es war etwas verdammt Schlechtes passiert und „Brainstorm“ würde aufgelöst werden.

Marron war flau im Magen. Das war heute wirklich nicht Marrons Tag.

Mr. Daniels setzte sich zu seinen rund zwanzig Angestellten an den großen Meetingtisch.

„Sie fragen sich sicher, warum ich Sie alle hier her gebeten habe. Nun, ich will es kurz machen: Sie haben ja sicherlich alle in den letzten Monaten mitbekommen, dass die Auftragslage für „Brainstorm“ nicht gerade überragend war. Sie war um ehrlich zu sein, sehr schlecht und das zeigte sich auch in der Bilanz.“ Mr Daniels stand auf und fuhr sich nervös durch sein Gesicht.. Marron spürte, dass es ihm nicht leicht fiel, was jetzt kam.

„Es ist so, dass Mrs. Ventima, Mr. Roberts und ich lange darüber nachgedacht haben und es uns wirklich nicht leicht gefallen ist. Aber wir sind zu dem Entschluss gekommen, die Agentur zu verkaufen. Die Konstellation, so wie Sie sie jetzt sehen, wird es ab heute nicht mehr geben.“ Der alte Mann schaute in geschockte und enttäuschte Gesichter.

Marron stand auf und schaute ihn entsetzt an. „Aber Mr. Daniels! Es ist doch noch nicht alles ausgeschöpft. Ich denke, dass wir gemeinsam wirklich etwas bewirken können. Uns fehlt einfach die nötige Akquise ! Ich habe da einige Dinge vorbereitet und…“

„Marron, setzen Sie sich bitte wieder. Es ist bereits zu spät.“ Er schüttelte und senkte den Kopf. „Es liegt nicht an Ihnen. Sie haben alle einen fabelhaften Job gemacht. Aber es ist einfach an der Zeit für mich dieses sinkende Schiff zu verlassen … Ich habe bereits verkauft. Es gibt einen neuen Geschäftsführer und der Kaufvertrag sieht vor, dass Sie alle ihren Arbeitsplatz für mindestens zwei Jahre behalten werden. Sie brauchen sich also vorerst keine Gedanken um ihren Arbeitsplatz zu machen. Er wird „Brainstorm“ in eine völlig neue, viel bessere Richtung rücken.“

Marron war geschockt und sie konnte kaum glauben, was ihr Chef da gerade sagte. Ihr war bewusst, dass eine neue Geschäftsleitung bedeutete, dass die Strukturen und Ziele der Agentur komplett über den Haufen geschmissen werden würden.

„Das kann doch nicht wirklich ihr Ernst sein, Mr. Daniels!“ mischte sich nun auch Miyako ein. „Wieso haben Sie uns nie etwas von ihren Zweifeln erzählt? Wir hätten sicherlich irgendeinen Weg finden können. Wieso beziehen sie uns erst ein, wenn es bereits zu spöt ist?“ Miyako war wie auch der Rest außer sich. „Beruhigen Sie sich doch bitte alle. Ich kann verstehen, dass sie wütend sind und den Verkauf nicht unbedingt nachvollziehen können, aber es war das Beste für sie UND für die Agentur.“

Marron schaute Miyako verzweifelt an.

„Und wer soll dieser neue Geschäftsführer sein?“ fragte Miyako wütend.
 

In diesem Moment ging die Tür des Raumes auf und herein kam ein großer, blauhaariger Mann. Marrons Augen weiteten sich. Das konnte nicht sein Ernst sein.

„Bin ich zu spät?“ fragte Chiaki mit einem charmanten Lächeln.

Die Übernahme

Marron traute ihren Augen kaum. Vor einer Woche noch hatte Chiaki sie zum Essen eingeladen und ihr fast den Verstand geraubt. Er war charmant und zuvorkommend gewesen, fast schon perfekt. Sie hatte vorgehabt ihn um Hilfe zu bitten und jetzt stand ausgerechnet er vor ihr und sollte der neue Anteilseigner und Geschäftsführer von Brainstorm werden? Das musste alles entweder ein schlechter Scherz oder ein ganz großer Alptraum sein. Marron schnellte aus ihrem Stuhl hervor und wollte irgendetwas sagen. Es ging einfach nicht. Ihre Zähne schienen wie aneinander zu kleben und ihr blieb die Spucke weg.

„Es wird sich einiges in der Agentur verändern. Brainstorm wird von nun an ausschließlich Consultant London International zuarbeiten. Das bedeutet, dass Aufträge von anderen Kunden nur noch angenommen werden, solange die Verträge mit den Unternehmen noch gültig sind.“ Sagte Mr. Daniels mit betrübter Stimme. Ihm schien das Alles auch nicht leicht zu fallen. Er hatte das Unternehmen an einen der größten Geldhaie ganz Londons verscherbelt und er hatte kein Gutes Gefühl dabei. „Mr. Daniels, das ist nicht wirklich ihr Ernst oder? Brainstorm ist keine Marketingklitsche für ein großes Consultingunternehmen! Brainstorm hilft und ist kreativ. Wir setzen uns für Unternehmen ein, die es sich nicht leisten können zu werben.“ Miyako war entsetzt und plapperte, wie ein Wasserfall weiter. Auch das restliche Team war vollkommen schockiert und alarmiert. Was war mit ihren Arbeitsplätzen, wie sah es mit den Arbeitskonditionen aus? An Marron gingen die Worte vorbei wie rauschendes Wasser. Sie konnte Chiaki nur anstarren. Sie war verletzt gewesen, weil er sich nicht bei ihr meldete und jetzt hier aufkreuzte und so tat als wäre es das normalster der Welt. Für ihn war es das vielleicht aber für sie war es schrecklich. Er musste ihren Namen in der Personalliste gesehen haben bevor die beiden sich zum zweiten Date verabredet hatten. Dann hatte er sie einfach ignoriert und stand nun hier. Ihr Märchen wurde zum Alptraum und ihre Hoffnung zur Verzweiflung. Sie hatte sich fest vorgenommen Mr. Daniels z helfen.

„Bitte beruhigen sie sich doch alle. Mein langjähriger Angestellter Yamato Minazuki hat einen neuen Businessplan entworfen, den er Ihnen in wenigen Tagen präsentieren wird. Ich kann ihnen allen versichern, dass ihr Arbeitsplatz die nächsten zwei Jahre gesichert sein wird. Ich hoffe, dass sie sich alle mit der neuen Situation anfreunden können und wir gemeinsam Brainstorm an eine neue internationale Spitze voran treiben können. Sie alle erhalten in wenigen tagen ein neues Stellnprofil, welches an ihren Lebenslauf und ihre bisherigen Qualifikationen angepasst wurde. Die Teams werden neu zusammen gestellt und ihre Kompetenzen werden vollkommen ausgeschöpft werden.“ Er schaute dabei insbesondere Marron an, die abwesend gegen die Wand starrte. „Ab nächster Woche wird ihr neuer Arbeitsplatz bei Consultant London International sein. Ich möchte sie daher bitten bis Ende dieser Woche ihre Schreibtische frei zu räumen, damit das Umzugsunternehmen das Inventar verladen kann. Ich hoffe sie haben Verständnis dafür, dass wir erstens Kosten sparen müssen und unsere Marketingabteilung natürlich gerne zentralisiert in unseren Räumlichkeiten vorfinden würden. Mir ist es wichtig, dass sie jederzeit einen Ansprechpartner vor Ort haben, an den sie sich wenden können.“ Marron stand auf und verließ apathisch den Raum. Sie konnte dazu absolut nichts sagen. Sie hatte ihm erzählt, dass es für sie eine Herzensangelegenheit war und er musste es gewusst haben. Er hatte alle ihre Personalien vorliegen und hatte nicht mit einem Wort erwähnt, dass er ihre Firma aufkaufen würde. Heuchler! Kam es ihr in den Kopf.

„Entschuldigen sie mich bitte kurz.“ Chiaki verließ den Konferenzraum und lief Marron hinterher. „So sieht man sich wieder!“ Er versperrte ihr mit der Breite seines Körpers den Weg und drängte sie in Richtung Chefbüro. „Was soll das Chiaki? Lassen sie mich durch! Ich habe ihnen nichts zu sagen!“ reagierte sie wütend. Chiaki akzeptierte ihren Protest nicht und schloss die Tür hinter sich als er sie in das alte Büro von Mr. Daniels gelenkt hatte. „Sind sie sauer, weil ich mich nicht bei ihnen gemeldet habe? Ich war wirklich nur im Stress. Es lag nicht daran, dass ich sie nicht wieder sehen will!“ Er schien absolut nichts verstanden zu haben. Marron platzte fast vor Wut aber sie versuchte Haltung zu bewahren. „Sie haben völlig den Sinn für die Realität verloren Mr. Nagoya! Ich habe ihnen mein Problem geschildert und auf ihre Hilfe gehofft! Sie können mir nicht erzählen, dass sie nicht wussten, dass ich in dem Unternehmen arbeite, welches sie bereits zu dem Zeitpunkt unserer Verabredung gekauft haben mussten.“ Zischte sie und haute mit einer Faust auf den Schreibtisch.

Chiaki musste nur grinsen. Wie ein alter Geschäftsmann dachte er. Er fand es wirklich entzückend, wie sehr sie sich aufregte. „Ja, ich gebe zu, dass ich wusste, dass sie bei Brainstorm arbeiten. Ihr Lebenslauf ist wirklich beeindruckend. Aber ich bevorzuge es privates und geschäftliches strikt zu trennen. Dieser Abend war für mich rein privater Natur. Sie müssen selbst zugeben, dass sie spätestens 5 Minuten später das Restaurant fluchtartig verlassen hätten, wenn ich sie darüber informiert hätte“ Marron wusste gar nicht wie ihr geschah. Sein unverschämtes Grinsen brachte sie nur noch weiter in Rage „Davon können sie ausgehen Mr. Nagoya! Ich hoffe ihnen ist klar, dass wir uns ab sofort rein auf das geschäftliche konzentrieren werden und ich absolut keinen privaten Kontakt mehr zu ihnen wünsche!“ Chiaki zog eine Augenbraue hoch und verschloss die Tür des Büros. „Wenn ich sie auch nur ansatzweise Ernst in dieser Sache nehmen könnte, würde ich ihrem Wunsch gerne entgegenkommen Marron. Aber sie wissen genauso gut wie ich, dass sie sich genau DAS nicht wünschen.“ Er kam ihr bedrohlich nahe und griff ihr Gesicht mit seiner Hand.

Marron war wie erstarrt und schaute geschockt in seine braunen wundervollen Augen. Er konnte sie doch nicht schon wieder so aus der Fassung bringen. Nicht jetzt, wo es um so ein essentielles Thema ging. Sie versuchte sich mit aller Kraft gegen dieses gute Gefühl in ihr zu wehren. „Sie sollten sich an den Gedanken gewöhnen. Ab sofort bin ich Frau Kusakabe für sie und ich bestehe darauf, dass sie ab sofort mit ihren anzüglichen Anspielungen aufhören!“ Die letzteren Worte klangen unsicher und ihre Stimme versagte, als er ihr mit seinem Gesicht immer näher kam. „Das sehen wir noch“ murmelte er leise, legte seine Arme um ihre Taille und presste sie gegen das Aktenregal hinter ihr. „In dieser Angelegenheit ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“ hauchte er und erstickte ihren aufkommenden Protest in einem leidenschaftlichen Kuss.

Depth over Distance

Zwei Wochen war es jetzt her seit Chiaki Nagoya ihr ihre Hoffnung auf einen positiven Wandel von Brainstorm und ihren Stolz nahm. Nicht nur heute saß sie noch längst über ihre vereinbarten Arbeitszeiten hinaus in ihrem Büro und schuftete sich dämlich für diesen Mistkerl. Er war so frei und richtete ihr einen Ehrenplatz direkt in seinem Sichtfeld ein, um sie am Tage nicht nur einmal kontrollieren zu können. Überhaupt hatte sie eher das Gefühl seine persönliche rechte Hand zu werden statt weiterhin Kommunikationsberaterin zu sein. Auch an diesem Abend kam er fünf Minuten vor Feierabend mit einem extrem wichtigen Konzept in ihr Büro und bat sie es bis heute Abend um neun auf seinen Schreibtisch zu legen. Sie hoffte, dass er sie nur testen beziehungsweise herausfordern wollte. Aber sie war zäh und würde seine dreiste Art ihr Überstunden aufzuzwingen bis zum bitteren Ende ertragen. Er würde sie kennen lernen und ihre Ausdauer noch zu spüren bekommen. An ihr biss er sich definitiv die Zähne aus. Knurrend begab sich Marron gegen halb 9 Uhr abends in sein Büro und legte ihm wie vereinbart ihr Konzept eine halbe Stunde früher als geplant auf den Schreibtisch. „Einen schönen Feierabend wünsche ich Ihnen“. Sie gab sich dabei allerdings nicht sonderlich Mühe freundlich zu klingen.

Was war er doch für ein selbstgefälliges Arschloch und immer weniger verstand sie weshalb sie in zu Anfang auch noch sympathisch und attraktiv fand. Nun ja, attraktiv war er leider Gottes wirklich. Das musste sogar Marron zugeben. Seine breiten Schultern und seine Größe Strahlten eine gewisse Sicherheit aus. Sie vermied es nicht umsonst ihm in seine eisblauen Augen zu schauen. Und auch seine Art sich zu bewegen war atemberaubend lässig und ließ sie vermuten, dass er keine natürlichen Feinde besaß. Aber sie redete sich immer wieder ein, dass seine Arroganz seine optische Erscheinung wieder wett machte. Sie versuchte ihren Blick von ihm abzuwenden um sich bei Verstand zu halten.

„einen Augenblick Marron…“ Chiaki überflog ihr mit Mühe ausgearbeitetes Konzept und fing an zu lachen. „Das ist wirklich nicht schlecht“ Marron war zufrieden und hätte fast sogar ein Bisschen in seine Richtung gelächelt. „…wenn man ein Nagelstudio damit bewerben will. Im Ernst Marron..was soll das sein? Ich hatte ihnen gesagt, dass der Schwerpunkt auf Professionalität und Intelligenter Kommunikation liegt. Das hier ist weit von dem entfernt, was ich mir für Consulting London International vorstelle. Ich will es mehr auf den Punkt! Reduzierter und ohne diese Schnörkeleien. Denken sie darüber nach, wie es eine von Männern dominierte Branche ansprechen könnte.“ Marron war perplex und konnte seiner unangebrachten und unverschämten Kritik nichts entgegen bringen. „Aber sie haben vorhin gesagt, dass ich in die richtige Richtung mit meinen Ideen gehe. Ich verstehe nicht, warum …“ „Machen sie sich an die Arbeit Marron“ Unterbrach er sie und widmete sich wieder seiner Arbeit. „Mr Nagoya es ist halb 9 Uhr abends!“ Ihr Mund stand offen und sie konnte es kaum glauben, dass er sie immer noch versuchte hier zu behalten. Er gab ihr nicht einmal eine Chance ihr Konzept auch nur eine Minute zu begründen. Chiaki nickte nur. „Sie haben recht…Das heißt sie haben noch eine halbe Stunde Zeit, bis ich gehe“ murmelte er. Marron drehte sich fassungslos um und verschwand zurück in ihrem Büro. Von Mitarbeitermotivation hatte er wohl noch nie etwas gehört. Während Marron all ihre Wut versuchte hinunter zu schlucken und sich ihrem Konzept zu widmen fuhr Chiaki seinen Rechner hinunter und schaltete das Licht in seinem Büro aus.

Sie hatte fest beschlossen seine Anwesenheit zu ignorieren und sich von seiner direkten Art nicht verunsichern zu lassen. Es war ihr Job, ihre Leidenschaft und sie hatte nicht vor sich ihre Leidenschaft von einem derart selbstgefälligen Chef kaputt machen zu lassen. Sie besaß genügend Selbstvertrauen, um beurteilen zu können, dass sie keine schlechte Arbeit abgeliefert hatte.

Ohne dass Marron es bemerkte betragt Chiaki Marrons Büro und begutachtete ihre Arbeit von ihrer Rückseite aus. Langsam beugte er sich nach vorne und sein Mund war ihrem Ohr gefährlich nahe. „Die Farbauswahl gefällt mir wesentlich besser“ hauchte er Leise an ihre Schulter. Marron erstarrte als sie ihn so dicht hinter sich spürte. Er wollte bloß ihre Arbeit bewerten und das viel definitiv nicht unter sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, redete sie sich immer wieder ein. Sein viel zu starker Arm erhob sich neben ihrer Schulter nach vorne und nahm ihr den Stift aus der Hand. Mit schwungvoller Handbewegung korrigierte er ihre Zeichnung und stützte dabei fast seinen Kopf auf ihrer Schulter ab. „Ich hoffe sie nehmen meine Kritik nicht all zu schwer. Ich kann manchmal etwas grantig sein, wenn ich gestresst bin.“ War das jetzt ein Versuch sich zu entschuldigen oder sie mit seinen Worten zu verführen? Marron schluckte stark und nickte. „Kein Problem Mr Nagoya. Es ist mein Job Kritik anzunehmen“ „So nennen sie mich doch endlich Chiaki!“ Er drehte sie an ihrem Drehstuhl zu sich um und stütze seine Hände neben ihr am Tisch ab. Sein tiefgehender Blick verriet ihr, dass er sie nicht umsonst so lange hier festgehalten hatte. „Ich komme mir dabei so albern vor, wo wir uns doch schon um einiges Näher waren.“ Murmelte er und zog eine Haarsträhne aus ihrem streng gebundenen Zopf. Marron riss sich reflexartig aus ihrem Stuhl nach oben. Sie würde niemals zulassen, dass er sie wieder so durcheinander brachte. Die Tatsache, dass er nun ihr Vorgesetzter war hatte einiges in ihr verändert. Er wirkte nicht anziehend auf sie. Sie war sich sicher. Doch ihr Körper sprach eine andere Sprache als er den Stuhl wegschob und sie gegen ihren Schreibtisch drängte. Wie hatte er es nur geschafft ihr so schnell und ohne, dass sie etwas dagegen tun konnte die Flucht abzuschneiden? „Ich denke es ist jetzt Zeit zu gehen Chiaki“ Murmelte Marron und versuchte all ihren letzten Widerstand gegen ihn aufzubringen. Sie legte ihre Hände gegen seine Brust und startete den jämmerlichen Versuch ihn von sich zu schieben. „Wartet er auf sie?“ Er nahm ihre Hände in die Hand und bedeckte sie mit trügerisch zärtlichen Küssen. Marron war perplex. Hatte sie ihm von James erzählt? Sie wusste es nicht mehr genau. Aus Wut musste sie wohl so etwas von sich gegeben haben. Marron zog ihre Hände weg bevor sie sich versah legten sich Chiakis Arme um ihre Taille und hoben sie mit einer Leichtigkeit auf die Tischplatte, wie sie es sich kaum vorzustellen traute. „Hat er sie grade versucht zu erreichen?“ Er schaute auf das Handy neben ihr und schaltete es aus, während er sie mit seinem anderen Arm bestimmend auf den viel zu vollen Schreibtisch drückte. Bevor Marron protestieren konnte hielt er ihr den Mund zu und drängte sich ihr weiter entgegen. Seine heissen Lippen brannten auf ihrem Hals und ihrem Schlüsselbein. „Würde er sie so begrüßen, wenn sie jetzt nach Hause zu ihm kämen?“ raunte er in ihr Ohr. Als er ihren schwachen Protest aufkommen sah schlang er beide Arme um sie und erstickte ihre Worte in einem leidenschaftlichen fordernden Kuss. Er befreite eine seiner Hände und schob all den unwichtigen Plunder von ihrem Schreibtisch nur um sich noch dichter auf ihr zu platzieren. „Er wartet mit Sicherheit schon auf dich“ hauchte er in ihr Ohr und nahm ihr Ohrläppchen leicht zwischen seine Zähne. Marron konnte es kaum fassen. Er versuchte sie tatsächlich zu verführen und er schien vollsten Erfolg zu haben. Marron wurde bewusst was sie grade versucht war zu tun und wollte ihn entschieden von sich drücken als er sich zwischen ihre Beine schob und mit einem bestimmten Nein all ihre Gegenwehr zu verhindern wusste. Marron keuchte auf und fühlte sich ihm ausgeliefert. Sie schloss die Augen und versuchte sich zusammen zu reißen, während es für ihn so leicht war sie zu Wachs in seinen Händen werden zu lassen. „Wir sollten uns einen etwas bequemeren Ort zum fortfahren suchen.“ Stöhnte er gegen ihr Ohr und küsste sie sofort weiter. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie fast mit ihrem Chef schlief, auf ihrem Schreibtisch! Sie stieß ihn von sich und flüchtete sich in die Ecke ihres Büros. „Ich denke das ist keine gute Idee.“ Brachte sie mit zittriger Stimme entgegen. Es war offensichtlich, dass er ihr fast den Verstand raubte. Wieso wehrte sie sich also noch derart heftig gegen ihn? „Ich sollte jetzt besser gehen“ Murmelte sie immer noch ganz benommen und flüchtete aus dem Büro.

Chiaki fuhr sich mit einem selbstironischen Grinsen durch sein blaues Haar und ließ sich in den Stuhl sinken. Vor ihm davon gerannt war bisher noch keine. Er schüttelte den Kopf und war sich sicher, dass er auch in dem Fall Marron Kusakabe keine Niederlage einstecken würde. Er hätte sie fast soweit gehabt.

Versuchung

Marron stürmte in Richtung Aufzug. Ihre Knie zitterten und ihr Atem wollte sich einfach nicht beruhigen. Dieser Mann brachte sie vollkommen aus dem Gleichgewicht. Dabei sollte sie ihn doch eigentlich hassen. Sie musste ihn hassen. Er war atemberaubend aufregend, unglaublich selbst von sich überzeugt und dennoch der Grund weshalb sie seit 2 Wochen kaum noch nachts schlafen konnte. Es musste doch irgendwie möglich sein normal mit ihm zusammen zu arbeiten ohne sofort an nackte Haut und... – Diese Gedanken mussten einfach aufhören! Marron hämmerte auf alle Knöpfe im Aufzug, die sich ihr anboten. Sie seufzte Laut und fuhr zusammen als sie seine tiefe Stimme hinter sich hörte. „Marron warten sie gefälligst“ Chiaki hatte beschlossen nicht einfach kampflos aufzugeben. Er lief ihr nach und drängte sich im letzten Moment mit in den Aufzug. Die Tür schloss sich hinter ihm und Marron wurde klar, dass drei Quadratmeter definitiv zu wenig Platz für sie und Chiaki waren. Das musste ein schlechter Film sein. „Marron, das mit Brainstorm ist nichts Persönliches! Ich wollte sie nicht damit treffen oder gar verletzen!“ Jetzt versuchte er es also auf die sanfte, verständnisvolle Tour. Dieser Mann wurde immer unglaubwürdiger. Sie war definitiv nicht eine von denen, die sich auf dem Schreibtisch flachlegen ließen. Sie hatte Anstand und Stolz. „Ich will mit ihnen nicht weiter darüber diskutieren, Chiaki“ Chiaki ließ ein tiefes Grummeln von sich und hielt den Aufzug an, ging 2 Schritte nach vorne, um sie in eine Ecke des Fahrstuhls zu drängen. Mehr brauchte es nicht um Marron zwischen sich und der Wand einzuschließen. Er schaute ihr tief in die Augen und hob ihr Kinn an, damit sie seinem Blick nicht auswich. „Wir werden jetzt beide essen gehen, Marron“ Marron musste lachen und drehte ihren Kopf zur Seite. „Das war kein Scherz. Ich werde sie nun zum Essen ausführen und ihnen erklären, weshalb ich mich nach unserem Dinner nicht gemeldet habe.“ Marron schaute ihm in die Augen und als er seinen starken, großen Körper dazu benutzte, sie immer weiter zwischen ihm und der Wand gefangen zu nehmen, war es ihr unmöglich weiter zu protestieren.. Er hatte so etwas herrisches und einschüchternes in seiner Stimme. „Es ist nichts persönliches“ wiederholte er erneut. Bevor Marrons Hände ihn von sich stoßen konnte, hielt er sie schon fest und drückte Sie hinter ihrem Rücken zusammen. Er roch an ihrem Haar und seine Lippen streiften nur ganz leicht ihren Hals. Es war die Stelle an der er genau spüren konnte, dass ihr Puls auf 200 beschleunigte. Er küsste die kleine Stelle hinter ihrem Ohr und sie konnte seinen Atmen berauschend laut an ihrem Ohr hören. Marron schloss instinktiv die Augen und bot ihm wie von selbst noch mehr ihres Halses an.

Als er bemerkte, dass sie sich nicht mehr wehrte, setzte er den Aufzug in Gang, hielt sie jedoch weiterhin am Handgelenk fest. Es war eine Geste, die keinen Widerstand zuließ. „Kommen sie mit mir, Marron“ Er zog sie hinter sich aus dem Fahrstuhl und führte sie zu seinem Auto.

Marron war unfähig zu protestieren. Ihr eigener Wille schien sich im tiefsten Jamaica zu sonnen.

Ihre Häde zitterten immer noch als sie auf der Beifahrerseite seines Wagens saß. „Es tut mir leid, dass ich sie heute so lange für mich beansprucht habe“ Das mich betonte er besonders scharf. „ich werde mich dafür revangieren. Ich schätze ihre Arbeit wirklich sehr und wollte ihnen nicht das Gefühl geben, dass ich sie für nicht fähig halte. Im Gegenteil! Sie sind unglaublich gut in dem, was sie tun.“ Marron musste lachen und schaute neben sich aus dem Fenster Einige Zeit verging bevor sie überhaupt einen anständigen Satz zustande brachte.„Davon merke ich nicht besonders viel“ Chiaki bremste ab und hielt vor einem großen Gebäude. „Was denken sie gerade von mir?“ Marron schaute ihn verwirrt an. „Soll das ein Scherz sein?“ Chiaki lenkte in eine kleine Parklücke ein und sah sie wieder genauso eindringlich an, wie gerade eben. „Sehe ich aus als würde ich scherzen? Ich will wissen, was sie denken!“ Chiaki war sich selbst nicht sicher, warum es ihm so wichtig war, dass diese Frau gut von ihm dachte. Vielleicht lag es daran, dass Frauen ihn generell nie schlecht in Erinnerung behielten. Marron schaute ihm in die Augen „Sie wollen wirklich wissen, was ich von Ihnen denke? Sie sind selbstgefällig, egoistisch und unglaublich egozentrisch! Alles dreht sich um sie und alles muss sich nach ihnen richten. Sie halten sich für unglaublich unwiderstehlich. Sie ….“ Chiaki fing herzhaft an zu lachen, schaute sie ihm nächsten Moment aber herausfordernd und mit funkelnden Augen an. „Haben Sie das auch eben im Fahrstuhl gedacht? Sagen sie es mir. Was ist ihnen dort durch den Kopf gegangen?“ Marron wich etwas zurück und wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Chiakis Augen blitzen immer mehr. Marron musste schlucken und versuchte sich zu sammeln. „Ich denke.. Also – ich dachte, dass..“ Sie zögerte und schaute ihm weiterhin in seine atemberaubend aufregenden Augen. „Das reicht mir schon“ Chiaki grinste selbstgefällig und schnallte sich ab. Er stieg aus dem Auto aus und Marron nutze die Gelegenheit um tief durchzuatmen. Marron stieg ebenfalls mit wackligen Knien aus dem Auto aus, schaute sich um und starrte Chiaki verwirrt an. Das hier sah weder aus wie ein Restaurant noch wie ein Schnellimbiss. „Wo sind wir hier?“ Chiaki schnappte sich Marrons Hand und holte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche. Er schloss die Tür auf und führte Marron in den Aufzug des Gebäudes. Schon wieder ein Aufzug. Von denen hatte Marron heute definitiv genug. Ab sofort war sie Freundin von Treppen. Als sie im 9 Stockwerk ankamen schloss er die Tür hinter Marron. „Willkommen in meinem Apartment. Mit einem Klack war die Tür hinter ihm verriegelt.

„Chiaki das ist lächerlich! Schließen sie bitte die Tür auf.“ Marron ging zurück in Richtung Wohnungstür. „Ich sehe keinen Verlobungsring an ihrer Hand“ stellte Chiaki nüchtern fest. Marron schüttelte verwirrt den Kopf „Ich verstehe nicht ganz…“ Chiaki schenkte zwei Gläser Champagner ein und reichte Marron ein Glas „Sie hätten einfach kündigen können“ Marron schaute ihn irritiert an und stellte das Glas neben sich auf eine kleine Ablagefläche. Alkohol würde ihr jetzt noch fehlen. Sie war so schon kaum mehr Herrin ihrer Sinne. „Sie wollten die Tür öffnen, Mr Nagoya!“ erwiderte Marron nun leicht gereizt. „Sie haben nicht gekündigt. Was mich wiederrum schlussfolgern lässt, dass sie gerne für mich arbeiten möchten. Das lässt sich allerdings schwer mit ihrer abweisenden Art mir gegenüber kombinieren. Wenn ich ergänzend hinzufüge, dass sie ihren Verlobungsring nicht tragen, kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass sie genau HIER sein wollen, Marron Kusakabe. Hier bei mir –in diesem Apartment.“ Er gab ihr das Glas zurück in die Hand und schaute sie eindringlich an. „Sie haben sich an diesem Abend mit mir verabredet, obwohl sie zu dem Zeitpunkt bereits mit James verlobt waren.“ Marron verschluckte sich an ihrer eigenen Spucke und wich noch einen Schritt von ihm zurück. „Dieses Treffen – Ich wollte sie bloß um Hilfe bitten, Chiaki. Ich hatte diesen Kuss nicht geplant. Das Treffen war für mich rein geschäftlicher Natur.“ Ihre Stimme klang so dünn, dass sie sich ihre Worte nicht einmal selbst abnahm. Chiaki lachte laut auf. „Wem wollen sie das erzählen? Versuchen sie sich das selbst einzureden?“ Er hielt kurz inne. „Und überhaupt…woher kennen sie James? Woher wissen sie von unserer Verlobung?“ Chiaki grinste bitter „Sagen wir – ein alter Bekannter. Lieben sie ihn?“ Marron schaute ihn verständnislos an. Chiaki ergriff ihre Hand und zog sie an sich. „Lieben sie ihn? Ist er der Mann, von dem sie nachts träumen? Wie oft schlafen sie miteinander; Marron?“ Sie war außerstande irgendein Wort über ihre Lippen zu bringen. Hatte er sie das wirklich gefragt, oder war das einer ihrer absurden Träume, die sie in den letzten Wochen immer wieder heimkehrten. „Geben sie mir ihr Handy.“ Marron schluckte und wusste selbst nicht warum sie ihm genau in diesem Moment ihr Handy in die Hand drückte. Sie war wie ferngesteuert und keiner ihrer Handlungen mehr mächtig. Chiaki schaltete es aus und versteckte es in seiner Hosentasche. „Ich kann dieses kleine Geheimnis selbstverständlich für mich behalten. Allerdings sollten wir einige Regeln aufstellen, Marron“ Hauchte er in ihr Ohr.

in flagranti

Er schlich um sie, wie ein Löwe um seine Beute. Mauren wagte es kaum sich zu bewegen. Was hatte er vor und würde er etwas tun, was sie vielleicht nicht wollte? Natürlich wollte sie aber das gestand sie sich in diesem Moment noch nicht ein. „Ich kann unser kleines Geheimnis für uns behalten und verlange auch gar nicht viel.“ Chiaki grinste in sich hinein, zog sie noch näher an sich. „Kommen sie mit mir nach Schottland. Es ist eine Geschäftsreise, sagen sie das James! Hat er ihnen eigentlich nie erzählt, dass wir uns kennen?“ Marron lachte und wand sich aus seinem Griff „Was soll ich mit ihnen in Schottland? Das kann doch alles nicht ihr ernst sein! Können sie es nicht einfach ertragen, dass sie eine Frau ausnahmsweise nicht will? Lassen sie mich einfach gehen und hören sie auf, sich in meine Beziehungsangelegenheiten einzumischen. Das geht sie alles absolut nichts an!“ Marron war nun rasend und konnte sich kaum bremsen. Chiaki riss sie ruckartig zurück an sich und küsste sie stürmisch, wild und fordernd auf den Mund „Ich glaube ihnen kein Wort!“ Er drückte sie auf seine Couch und begrub sie unter dem Gewicht seines Körpers. Seine Hand wanderte unter den zarten Stoff ihrer Bluse. Sie schloss die Augen und ein leises Seufzen entfloh ihren Lippen. Chiaki, der dies als Aufforderung sah legte seinen anderen Arm um ihren Körper und zog sie näher an sich. „Du willst mich genauso, wie ich dich will. Wem willst du etwas beweisen?“ Mit ihren Händen krallte sie sich ins eine Schultern. Das Chaos in ihrem Körper war perfekt. Alles schrie in ihr damit aufzuhören doch ihr Unterbewusstsein schien anderer Meinung zu sein. „Und ich werde dich auch bekommen!“ Mit einem Ruck hatte er sie hoch gehoben und in sein Schlafzimmer getragen. Es ging alles so schnell und sie wusste nicht, wo ihr der Kopf stand. So kam es, dass sie anfing seine Küsse erst vorsichtig und dann leidenschaftlicher zu erwidern. Seine Hände waren überall, seine Lippen zart und dennoch brennend auf ihrer Haut, an ihrem Ohr. Es war als würde sie in Flammen stehen. Ihr Herz pochte und ihr Verstand schien gebrochen zu sein. Er drängte sich zwischen ihre Beine und drückte sich gegen sie. Mit seinen Zähnen knabberte er spielerisch an ihrem Hals. „Vergiss deinen James und triff die richtige Wahl!"
 

RINGG RIIING – Chiaki schaute auf und auch Marron wachte auf aus ihrer Trance. „War das die Tür? Oh mein Gott, wenn das jemand mitbekommt…“ Marron schubste ihn von sich und richtete ihre Kleidung.

„Chiaki! Machen sie die Tür auf! Ich weiß, dass sie bei ihnen ist!“ Marrons Augen weiteten sich. „James? Was will der denn hier?“ Chiaki verdrehte seine Augen. „Platzhirsch..:“ Sie rannte zum Spiegel und kämmte sich mit den Händen durch ihre Haare.

Chiaki riss genervt die Tür auf. „James, wie schön dich zu sehen!“ „Wo ist meine Verlobte?“ Marron schluckte und ging Richtung Wohnungstür „Schatz, was machst du denn hier?“ Sie räusperte sich, da ihre Stimmenbänder immer noch zitterten. Ihre Knie waren aus Butter und ihr Puls immer noch auf 200. James ergriff ihre Hand und zog sie an sich. „Was soll das hier Marron? Komm, wir gehen nach Hause!“ „Wir mussten noch etwas besprechen.“ Chiaki lehnte lässig an der Wand und blickte James selbstgefällig an. „Ich habe Marron eben in meine Pläne für die nächste Woche eingeweiht. Sie wird mich geschäftlich begleiten. Es geht um eine Investition in Schottland. Ich brauchte dafür Marrons Kommunikatives Gespür.“ James lachte. „Deshalb sperrst du sie hier ein? Oder war das eben nicht dein Schlüssel, den ich gehört habe? „ Chiaki zuckte nur mit den Schultern „ausgeprägte Paranoia. „Ich behalte dich im Auge! Lass deine Finger von meiner Verlobten!“ Chiaki lachte nur in sich hinein und wendet sich wieder Marron zu. „Ich hole Sie um 8 Uhr ab, Marron. Seien sie püntlich fertig.“ James knurrte undr zog Marron im Treppenhaus hinter sich her. „Steig ins Auto“
 

Sie Autofahrt verlief ruhig. Sie sprachen kein einziges Wort miteinander. James hätte blind sein müssen um nicht zu bemerken, was Marron eben fast mit Chiaki getan hätte. Sie schaute aus dem Fenster und wusste selbst nicht, ob es nicht vielleicht sogar besser gewesen wäre, wenn er sie einfach sofort rausgeschmissen hätte. „Stehst du auf ihn?“ „Wenn du mir wenigstens einmal zugehört hättest, wüsstest du, dass er mich seit Wochen schikaniert. Wir beide hassen uns!“ „Und deshalb nimmt er dich mit zu sich nach Hause? Dieser Kerl steht auf dich und er zieht dich mit seinen Blicken fast aus!“ „James, das bildest du dir ein! Bitte lass uns nicht streiten. Ich hatte einen anstrengenden Tag. Es ist nichts zwischen uns. Das mit der Geschäftsreise weiß ich auch erst seit eben.“

Als sie endlich in ihrer Wohnung ankamen sprang Marron schnell unter die Dusche, um sich zu akklimatisieren. Dieser Mann machte sie wahnsinnig. Sie konnte sich zwischen Hass und Begierde einfach nicht entscheiden. Er raubte ihr den Verstand. Sie hatte sich geschworen nicht mehr über dieses unglaubliche Treffen vor wenigen Wochen nachzudenken. War das seine andere Seite? Seine zärtliche Seite? Insgeheim freute sie sich eine Woche mit ihm zu verbringen. Aber es war schwer einem Mann wie Chiaki lange zu wiederstehen. Gedankenverloren zog sich Marron im Schlafzimmer um.

James lag bereits mit seinem Ipad im Bett. „Bleib so“ sprach er im harten Ton. Marron schaute ihn verwirrt an. Sie hatte nur ihr Handtuch um und verstand die Situation nicht. James legte sein Ipad zu seite und streckte seine Arme nach ihr aus. „Jetzt nicht James, ich bin müde und muss morgen früh raus.“ Marron drehte sich von ihm weg und spürte in der Selben Sekunde, dass er sie am Handtuch zu sich aufs Bett zog. Er beugte sich über sie und zog ihr das Handtuch vom Leib. „Ich will dich jetzt!“ Er küsste sie leidenschaftlich und markierte seinen Besitz mit einem großen Knutschfleck an ihrer Schulter. „James hör auf! Wir sind doch nicht im Kindergarten!“ Er drückte sie zurück aufs Bett und beugte sich über sie. "Ich will, dass du mir zeigst, dass du mich willst und nicht diesen arroganten Mistkerl! Zeigs mir!“ „James, das ist lächerlich! Du bist grundlos…“ Er erstickte ihren Protest in einem festen Kuss und zog sich seine Shorts aus. -
 

Als er fertig war drehte sich Marron gedankenverloren zu Seite und schloss die Augen.

Es war gut, dass sie nun erst einmal Abstand zu ihm gewinnen konnte. Er hatte wirklich versucht zärtlich zu sein aber es war einfach nicht das, was sie wollte. Sie nahm es James nicht übel, dass er so barsch zu ihr war. Er liebte sie und wollte ihr das durch diese Art klar machen. Er war nicht der Mann der großen Worte und er war selten eifersüchtig. Warum er wohl auf Chiaki so eifersüchtig war? Hatte Chiaki ihm etwas erzählt? James drehte sich zu ihr um, nahm sie in den Arm und küsste ihre Schulter. „Schlaf gut, Baby“ Marron lag noch die halbe Nacht wach – Stellte sich vor, dass es ein anderer war, der sie im Arm hielt.

Abreise

Es war 11 Uhr Vormittags und Marron saß mit einem Sandwich, einem Becher Kaffee, zwei Müsliriegeln und einer Banane neben Chiaki Nagoya im Auto auf dem Weg richtung Schottland. „Wollen sie mich mästen Chiaki? Das ist viel zu viel für eine Person.“ „Iss. Und waren wir nicht längst beim Du?“ brummte Chiaki schlecht gelaunt. Was war ihm nur heute wieder über die Leber gelaufen? Lag es vielleicht an James und seinem Besuch gestern Abend? Vielleicht hatte er sich mehr von dieser Nacht erhofft. Sie musste unbedingt auf der Hut sein, bevor er sie wirklich noch verführen würde. Aber Marron hatte sich gesammelt und war wieder Herrin ihrer Sinne. Sie seufzte und aß die Banane. „Ich würde lieber bei dem Sie bleiben Mr. Nagoya. Aber vielen Dank für das Frühstück. Sie haben es nur etwas zu gut gemeint. Ich platze gleich.“ Chiaki betrachtete Marron kurz von der Seite und trank einen kleinen Schluck von ihrem Kaffee „Ich denke nicht, dass das Sie nötig ist aber wenn sie darauf bestehen. Und sie sollten mehr essen. Sie sind sehr dünn. Man muss ja fast Angst haben, dass man sie zerbricht, wenn man…“ Er sprach nicht weiter und schüttelte den Kopf. „Hat James bekommen, was er wollte?“ Seine Hände verkrampften sich, sodass seine Fingerknöchel weiß hervorstachen. „Ich weiß nicht, was sie meinen“ Marron blickte ihn verwirrt an und versuchte seine Laune abzuschätzen. Was war bloß ständig mit ihm los. Seine Laune schwanke mehr als die einer schwangeren Frau – mit Drillingen! Marron seufzte und biss in ihr übergroßes Sandwich mit Käse, Tomaten, Gurke und Ei. Ob er das wohl selbst gemacht hatte? Auf der Tüte stand gar kein Name eines Bäckers. „Schmeckt wirklich gut“ murmelte sie mit vollem Mund und hielt sich dabei die Tüte unter ihr Kinn. Chiaki musste shcmunzeln und hob ein kleines Stück Salat auf, welches ihr auf den Oberschenkel gefallen wa. Sie wurde sofort nervös und die Stelle fing heftig an zu kribbeln unter seiner seichten Berührung. „Um was für eine Investition in Schottland geht es eigentlich? Ich hatte gar keine Zeit mich darauf vorzubereiten.“ Marron trank einen Schluck Wasser. „Es gibt keine Ivestition“ sagte Chiaki nüchtern als wäre es das normalste der Welt, dass er sie gestern angelogen hatte. „Marron verschluckte sich an ihrem Getränk und hielt sich die Hand vor den Mund. „Sagen sie das noch mal?“ Chiakis Lippe begann zu zucken und seine Hände krallten sich in das Lenkrad „Sie wollen diesen Typ wirklich heiraten? Das kann ich mir kaum vorstellen“ Marron musste immer noch Husten. Chiaki fuhr auf den Rastplatz auf. „Geht es ihnen nicht gut Marron?“ Chiaki legte besorgt einen Arm um ihre Schulter während seine andere Hand auf ihrem Oberschenkel verweilt. „Nein Chiaki mir geht es ganz hervoragend! Mein Chef hat mir nur eben gestanden, dass wir gar nicht geschäftlich unterwegs sind, obwohl er mir etwas von einer Ivestition vorgegaukelt hat, die es gar nicht gibt. Ach ja! Und mein Verlobter sitzt gerade tobend zu Hause und erwartet von mir detailgetreue Tagebucheinträge, damit er die Verlobung nicht einfach auflöst, weil er so verdammt eifersüchtig ist. Aber ansonsten geht es mir sehr gut!“ Marron riss die Beifahrertür auf und stapfte nach draußen in den nahegelegenen Wald. Spätestens jetzt viel ihr auf, dass die 8 cm hohen Schuhe doch keine gute Idee gewesen waren.

Chiaki fuhr sich durch das Gesicht und raufte sich die Haare. Er hatte gestern Abend verdammt noch mal überreagiert aber wollte auch auf keinen Fall diesem Hundesohn James einfach so diese Frau überlassen. „Kennst du ihn überhaupt?“ Chiaki stieg aus und rannte Marron hinterher „Ich bin seit 5 Jahren mit ihm zusammen und davon sind wir ein Jahr verlobt! Natürlich kenne ich ihn außerdem waren wir beim Sie!“ Schrie sie ihm bissig entgegen „Ich, Du, Er, Sie, Es, Was auch immer. Bleib stehen Marron! Du stolperst noch und verletzt dich! Außerdem ist es viel zu kalt ohne Jacke!“ „Genau und daran bist du! Sind SIE! Schuld….“ Er packte sie feste am Oberarm und zog sie in einem gewaltigen Ruck an sich, als sie kurz davor mit dem Boden Bekanntschaft zu machen. Ihr Atem stockte, als sie seinem Gesicht so nahe war. Ihr Blick fiel wie automatisch auf seine Lippen. Sein Atem war schnell und sein Griff lockerte sich nicht im Geringsten. Wie verhext ließ sie sich langsam nach hinten schieben, bis sie an etwas hartem Lehnte -eine Art Baum? Ihre Wut über das Erlebte verschwand langsam und pure Verwirrung und andere seltsame Gefühle stiegen in ihr auf. Er umfasste ihr Kinn mit seiner Hand. Sein Gesicht näherte sich ihrem immer weiter doch sie drehte sich von ihm weg und befreite sich aus seiner Umarmung. Dieses Mal war er wirklich zu weit gegangen. „Komm mit mir nach Schottland“hauchte er als er ganz dicht hinter ihr Stand. „Es ist kalt“ Er zog sein Jacket aus und legte es Marron um ihre zierlichen Schultern. „Was wird mich dort erwarten?“ fragte sie unsicher und schaute ihm über die Schulter in die Augen „Erkenntnis, Besinnung, Wahrheit“ Er ging mit ihr zurück zum Wagen und schaltete den Motor an. Irgendetwas wusste er von James, was sie unbedingt herausfinden sollte. Aber konnte sie ihm überhaupt trauen? Vielleicht versuchte er sie auch nur gegen James auszuspielen.

„Woher kennt ihr euch?“ fragte sie nach ca. 25 Minuten Autofahrt. Chiakis Blick verfinsterte sich. „Er war lange Zeit ein Geschäftspartner meines Vaters. Ich kenne James seit ich von der Universität abgegangen bin. Mein Vater hat seine Projekte geldlich gefördert und zum Teil komplett realisiert.“ Marron nickte doch wagte es nicht Chiaki anzusehen. „Es wundert mich, dass James nie erwähnt hat, dass er dich kennt. Wir wohnen schon 2 Jahre zusammen“ „Wir haben uns schon vor etwas längerer Zeit aus den Augen verloren“ Seine Augen blitzten gefährlich auf. „Marron das gestern war eine Kurzschlussreaktion. Ich wusste nicht, dass dieser Mann dein Freund ist. Ich musste reagieren“ Marron schaute ihn nun das erste Mal seit einer halben Stunde an. „Warum? Was ist hier los?“ „Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Du würdest mir nicht glauben. Ich werde es dir sagen, wenn die Zeit gekommen ist. Schlaf jetzt etwas. Wir müssen noch mehr als 8 Stunden fahren“ Marron schaute aus dem Fenster und versuchte sich zu beruhigen. Irgendwann wurden ihre Augenlider schwer und sie sank in einen unruhigen Schlaf.

„Wir sind da Marron. Wach auf“ Hauchte eine männliche Stimme in ihr Ohr. Sie spürte etwas warmes auf ihrer Hand gefolgt von einem warmen zarten Druck. Ihre Augenlider zuckten und sie rümpfte die Nase. War das ein Kuss? Ihre Augen waren so schwer und brannten vor Erschöpfung. „Es ist noch zu früh.“ Murmelte sie schlaftrunken. Chiaki grinste und zog sie aus dem Auto. „Augen auf! Wir sind da sie Schlafmütze.“ Er drehte sie so, dass sie an ihn gelehnt stehen konnte. Einen Arm legte er um sie, damit sie nicht in sich zusammensackte. Marron öffnete erst ein Auge und dann das andere. Was sie dort sah war eine wunderschöne verhexte Märchenburg. So etwas hatte sie in den alten Mittelalterfilmen auf Arte gesehen. Sie beschloss die Augen wieder zu schließen und diesen Anblick als Traum zu verbuchen. Sie drehte sich in Chiakis Umarmung und schmiegte sich an seine Warme Brust. Ihre Arme hielten sich an seiner Schulter fest. Er roch so verdammt gut nach Mann und frisch gewaschener Wäsche. Und so warm. Ihr Gesicht versteckte sich in seiner Halsbeuge als sie plötzlich die Augen aufriss. Moment! Das war kein Traum! Sie starrte Chiaki mit großen Augen an und wich erschrocken zurück. „Oh mein Gott“ Dann drehte sie sich zu der großen Burg um. „Das sieht für einen Traum alles ziemlich real aus“ Chiaki grinste sie schelmisch an und schloss die Wagentür hinter sich. "Das Gepäck holen wir später. Aber schön zu wissen, dass ich in deinen Träumen die Hauptrolle spiele." Er legte seine Hand auf ihren Rücken und schob sie in Richtung Eingang.

Schloss Nagoya

Sie war mehr als beeindruckt. Dieses Anwesen war wahnsinnig schön und schien ihr fast, wie verhext. Die Eingangshalle war drei Mal so groß, wie ihre komplette Wohnung in London. Die Fenster bestanden aus einzelnen kleinen Mosaiken. Insgesamt wirkte es kalt und mittelalterlich in diesem riesigen, alten, dunklem Schloss . Die Möbel waren noch mit Planen abgedeckt und die Vorhänge zugezogen.

„Gibt es hier überhaupt elektrisches Licht?“ Chiaki musste lachen und dieser sanfte Bass in seiner Stimme bescherte ihr eine Gänsehaut. „Natürlich, ich habe die komplette Elektrik erst letztes Jahr verlegen lassen. Gefällt es Ihnen hier?“ Marron stand der Mund offen vor Bewunderung, sie räusperte sich dann allerdings und versuchte professionell und distanziert zu wirken. „Ich – ähm- es ist nett.“ Chiaki betrachtete sie von der Seite und schmunzelte. „Soll ich Ihnen ihr Zimmer zeigen? Sie werden es jedoch erst noch herrichten müssen. Eine Haushälterin kommt gegen 18 Uhr und wird die Betten frisch beziehen und uns bekochen .“ Er schaute auf die Uhr, welche 16:30 Uhr anzeigte. Marron nickte und folgte ihm die endlos langen Treppen nach oben. An den Wänden hingen alte Gemälde von anscheinend wichtigen Menschen und in den Ecken standen Skulpturen und alte Möbelstücke.

„Ich habe einige Räume schon sanieren und renovieren lassen. Andere Räume sind jedoch fast noch unberührt. Ich werde ihnen ein adäquates Schlafzimmer aussuchen.“ Er ging auf den Raum ganz am Ende des Ganges zu und öffnete die Tür. „Wie finden Sie dieses hier? Ich würde das Zimmer gegenüber von Ihnen beziehen. Falls sie etwas benötigen, können sie jederzeit zu mir rüber kommen .“

Marron nickte stumm und ihre Kehle wurde ganz trocken. Er würde direkt gegenüber von ihr schlafen? Irgendwie war ihr dieser Abstand immer noch nicht groß genug. „Ich werde Sie in einer halben Stunde abholen und Ihnen den Rest des Schlosses zeigen. Ruhen Sie sich etwas aus. Sie sehen erschöpft aus.“ Er nahm ihre Hand und küsste diese sanft, bevor er verschwand. Mit verschränkten Armen blickte sie zu Chiakis Zimmertür und lief den Weg mit langen Schritten zwischen beiden Türen ab. Ca. vier Meter trennten beide Türen voneinander. Das waren immer noch tausend Meter zu wenig! Schnell verschwand sie in ihrem Schlafzimmer und begutachtete das anliegende Badezimmer. Es war modern aber romantisch gehalten. Inmitten des Raumes befand sich eine große runde Badewanne, die lockend nach zwei Personen schrie. Sie ermahnte sich in Gedanken. Die Waschbecken waren mit Marmor verziert und auch die Vorhänge waren bestickt mit vielen detailgetreuen Ornamenten. Wie sollte sie diese Woche mit Chiaki alleine bloß aushalten? Vielleicht bluffte er auch nur und würde James nichts von dem Treffen erzählen. Worauf wollte er nur hinaus? Er könnte sich jede Frau mit auf dieses Schloss nehmen und mit seinem unendlich anziehenden Körper beglücken . Wieso ließ er sie nicht einfach in Frieden und verschwendete nicht weiter seine Zeit?

Ihr Schlafzimmer war groß und mit alten Möbeln bestückt. Die Einrichtung alleine musste unendlich teuer gewesen sein. Die alten Holzschränke und das riesige Himmelbett dominierten den Raum. Als sie die dunkelroten Vorhänge aufzog, eröffnete sich ihr ein wunderschöner Ausblick auf die riesige Parkanlage.

Dieser Mann musste stinkreich sein, wenn er ein solches Anwesen unterhalten konnte. Wieso musste er auch ständig in ihren Gedanken herum spuken? Konnte das nicht bitte endlich aufhören? Es machte sie fast wahnsinnig. Um sich abzulenken, packte sie ihren Koffer aus und brachte ihre Kleider in dem Kleiderschrank unter. Er roch förmlich nach Geschichte und Vergangenheit. Sie beschloss sich etwas Wärmeres anzuziehen. Ein Rollkragenpullover und eine lange Hose waren genau die richtige Abwehr gegen einen Mann, der sie mit seinen Blicken fast verschlang. Am besten hätte sie sich einfach in einen Müllsack gewickelt , um bloß Abstand zu ihm zu halten. Sie schaute auf ihr Handy – Kein Empfang. Bei James konnte sie sich also auch nicht melden. Ob Chiaki hier Internet besaß?

Pünktlich, eine halbe Stunde später klopfte es an ihrer Tür. „Herein!“ Marron stand mit verschränkten Armen vor dem Fenster und wagte es nicht sich umzudrehen. Ruhigen Schrittes ging er auf sie zu. Das Holz knarrte unter seinen Füßen. Marrons Härchen stellten sich auf, als er kaum mehr als einen Meter von ihr entfernt stehen blieb. „Gefällt es ihnen?“ Seine dunkle Stimme drang zu ihrem Ohr und sie war kaum in der Lage nur einen vernünftigen Satz von sich zu geben. Nun war auch der letzte Meter zwischen ihnen gebrochen. Chiaki musterte sie und schüttelte leicht amüsiert den Kopf „Denken Sie, dass ich Sie weniger begehre, wenn Sie diese Lagen Stoff an sich tragen?“ Er strich ihre Haare zur Seite und roch an ihrem Hals. „Mir war kalt.“ Ihre Augen schlossen sich wie automatisch, als er eine Hand an ihre Taille legte und sie mit dem Rücken an seinen starken Oberkörper zog. „Soll ich Sie ein wenig wärmen ? Sie brauchen nur ein Wort zu sagen.“ Seine Nase vergrub sich in ihrem Haar und er gab ein leises genussvolles Knurren von sich. Chiaki zog sein Jacket aus und legte es ihr über die Schultern. „Besser so?“ Hauchte er und drehte sie an der Taille zu sich um. „Lassen Sie mich Ihnen den Rest des Schlosses zeigen.“

Mit seiner Hand auf ihrem Rücken führte er sie durch den Rest des Anwesens. „Es ist wirklich beeindruckend.“ Platzte es nun aus Marron heraus, welche so viele Eindrücke auf einmal kaum verarbeiten konnte.

„Ich will Ihnen auch eines der alten Zimmer zeigen.“ Er betrat einen kleinen Raum, in dem das Gemäuer und die alten Tapeten fast unberührt waren. Der Raum stand leer, aber trotzdem hatte sie den Eindruck, dass die Wände sie fast zu erdrücken drohten. Mit diesem großen, stark gebauten Mann in einem solch kleinen Raum zu stehen fühlte sich für sie unendlich qualvoll und einschüchternd an. Chiaki schloss die Tür hinter ihnen und Marron schaute fast panisch drein. Schnell lief sie zurück zur Tür, als Chiaki sie jedoch am Arm festhielt. Draußen dämmerte es bereits und mehr und mehr fühlte sie, dass sie in der Falle saß. „Sie müssen den Raum auf sich wirken lassen.“ Er drängte sie unauffällig einen großen Schritt in Richtung Wand. „Schauen Sie sich die Muster der Tapete an. Sie stammen aus dem 18. Jahrhundert. Ich finde sie beeindruckend und wunderschön.“ Marron fuhr sachte über die Faser der alten Strukturtapete und sog die Luft tief in sich ein. Sie war wirklich besonders und wunderschön. So etwas hatte sie höchstens in Ausstellungen begutachten können. „Was machen sie mit diesen alten Tapeten?“ Ihre Blicke kreuzten sich und in einem unachtsamen Augenblick stand er direkt vor ihr und musterte jede Stelle ihres Körpers. Diese Nähe war ihr unangenehm. Marron räusperte sich und wollte an ihm vorbei huschen, doch sein Arm versperrte ihr den Weg. Auch der andere Arm griff neben sie an die Wand, sodass sie zwischen seinem Körper und der Wand gefangen war. Jeder Muskel zitterte und Chiaki genoss es unendlich sie vollkommen für sich einnehmen zu können. „Sie haben mir immer noch nicht gesagt, warum Sie meinen Kuss bei unserem ersten Treffen erwidert haben. Sie hätten mich auch einfach abweisen können, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass S ie es nicht mindestens genauso genießen wie ich.“

Marrons P uls war nicht mehr messbar. Was sollte sie jetzt bloß sagen? Was sollte sie auf diese Frage nur antworten? Etwa, dass sie sich in diesem Moment absolut verloren hatte und sogar James für kurze Zeit ausgeblendet hatte? Genau- James. Sie musste an James denken. Seine Finger zogen ihr Kinn nach Oben, sodass sie Chiaki genau in die Augen schauen musste. „Ich war…neugierig“ Log sie und versuchte ihren letzten Funken Verstand zu bündeln. Chiaki raunte ein selbstgefälliges Lachen, bevor er sie an sich zog und ihre Lippen fast mit seinen berührte. „Glauben Sie ihre Lügen überhaupt selbst?“ Seine Hand fuhr von ihrer Lippe über ihren Hals zu ihrem Schlüsselbein. Vorsichtig drückte er ihren Oberkörper in seiner Umarmung weiter nach hinten. Seine Finger bahnten sich einen Weg zwischen ihre Brüste bis zu ihrem Bauchnabel, um sie dann dort feste mit seiner Hand an ihrer Taille zu umgreifen. Ihre Augen schlossen sich und sie seufzte leise. Ihr Körper wollte ihr einfach nicht mehr gehorchen und so drückte sie sich fester gegen ihn. In seinen Armen war all ihre Stärke vergessen. Hier war sie schwach und verletzlich - unendlich empfindlich und empfänglich für solche gekonnten Berührungen. „Sie sollten mich jetzt besser Küssen Marron, bevor ich mich vergesse und James doch die ganze Wahrheit über unsere kleine Liebschaft erzähle .“ Auch für ihn war es nicht leicht ihr zu widerstehen. Er zog sie an sich und drückte sie nun fester gegen die Wand. „Küss mich!“ stöhnte er schon fast gegen ihre Lippen. „Ich will, dass dieser Kuss von dir ausgeht.“ Er versuchte sie schon wieder unter Druck zu setzen? Ihr Blick haftete auf seinen sinnlich geschwungenen Lippen. „Küss mich!“ hauchte er erneut und sie tat, wie er es ihr befohlen hatte und küsste ihn sanft auf die Lippen – ganz zaghaft – wie das Greifen nach einer verbotene Frucht. Sein betörender Geruch stieg in ihre Nase. Sie schloss die Arme um ihn und presste sich an seine warme, harte Brust. Chiaki ließ den Kuss leidenschaftlicher werden und krallte sich mit beiden Händen in ihre Hüfte. Marron stöhnte in den Kuss und drückte instinktiv ihr Becken gegen seines. „Du willst mich!“ stöhnte Chiaki und zog sie mit sich zur Tür. „Und ich will dich auch – jetzt sofort. Ich verliere gleich meinen Verstand.“ Apropos Verstand . War sie noch ganz dicht? Was war mit James und der Verlobung? Wollte sie wirklich alles aufgeben für ein bisschen körperliche Anziehung und Nähe? Aber e s fühlte sich so gut und verführerisch an hier in seinen Armen zu stehen und sich von dieser Leidenschaft überwältigen zu lassen. Marron löste sich mit aller Kraft von ihm und brachte durch ihren Arm Distanz zwischen die beiden. Chiakis Erektion war kaum zu übersehen und sie fühlte sich als hätte sie einen Marathon gelaufen. Ihr Atem ging schnell und ihr Blick war verhangen.

„Ich habe meinen Deal erfüllt. Ich bin mit Ihnen hier her gefahren und ich habe sie soeben geküsst und meinen Verlobten ein weiteres Mal betrogen. Lassen Sie mich jetzt bitte endlich in Ruhe und erfüllen Sie ihren Teil der Abmachung.“ Nur widerwillig ließ er sie los und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht, um wieder Herr seiner Sinne zu werden. „Ihr Teil der Abmachung ist erst erfüllt, wenn ich Sie neben mir vor dem Traualtar sehe „Mrs. Nagoya “. Nicht eher werde ich nachgeben, bis Sie mir endlich ganz gehören!“

Lightning

Der Abend verging recht schnell, da Marron sehr erschöpft von all den Eindrücken und der langen Reise war. Sie hatten zusammen zu Abend gegessen und dann verabschiedete sich Marron in ihr Zimmer. Sie entspannte mit einer warmen Badewanne und einem guten Buch. Es war genau das Richtige, um auf andere Gedanken zu kommen. Sie tauchte mit ihrem Kopf unter Wasser und hielt so lang die Luft an, bis sie letztendlich wieder prustend an die Oberfläche kommen musste.Es tat gut endlich wieder die Beherrschung über sich selbst und die Situation zu gewinnen. Sie hatte sich einige Kerzen aufgestellt und roch den dezenten Vanilleduft in der Luft. Morgen würde sie sich an die Arbeit machen und weiter an dem Konzept arbeiten. Deshalb war sie schließlich hier. Sie stieg aus der Badewanne und löschte alle Kerzen. Draußen war es mittlerweile stockenduster und der Himmel hatte sich bedrohlich zusammen gezogen. Komplett bettfertig, fiel sie erschöpft in das große, frischbezogene Himmelbett. Auf so etwas weichem, gemütlichen hatte sie noch nie gelegen. Ihr Blick fiel noch ein letztes Mal kurz auf ihr Handy – Immer noch keinen Empfang. Dann schlief sie völlig übermüdet ein.
 

Mitten in der Nacht wurde sie schlagartig aus dem Schlaf gerissen und schnellte aus dem Bett hoch, nachdem das Fenster in ihrem Zimmer aufgesprungen war und nun die Vorhänge weit in den Raum hinein wehten. Die großen Wolkentürme hatten sich tatsächlich zu einem Unwetter aufgebaut. Schnell schloss sie die Fenster wieder und trat einen Schritt zurück. Sie hasste Gewitter schon immer, weshalb sie hastig die Vorhänge zuzog. Sie hielt die Arme um sich geklammert und legte sich zurück ins Bett. Ihre Angst ging auf ein Erlebnis in ihrer Kindheit zurück. Sie war draußen mit ihren Freundinnen spielen als ein großes Gewitter aufzog. Als sie nach Hause rannte, um sich im Haus Schutz zu suchen, waren ihre Eltern einfach verschwunden. Seitdem sah sie ihre Eltern nur noch selten. Und auch noch heute fühlte sie sich schutzlos und ängstlich, wenn es donnerte und blitzte. Mittlerweile war sie eine junge selbstständige Frau geworden, aber diese Angst hatte sich nie legen können.

Sie zog die Decke über sich und hielt sich die Ohren zu. „Verdammt kann das nicht bitte endlich aufhören?“ Aber die Gewitterzelle wollte sich einfach nicht weiter bewegen. Mit jedem Donner zuckte sie zusammen und kauerte sich tiefer in Kissen und Decken.

Und mit jedem Donner schlichen sich Gedanken immer stärker in ihren Kopf. Sollte sie sein Angebot annehmen und zu ihm gehen? Er hatte es ihr doch angeboten. Aber wollte sie sich wirklich so bloß stellen? Das Knallen am Himmel wurde immer lauter bis Marron es nicht mehr aushielt und ihr kleines Nachtlicht anschalten wollte – Stromausfall. „Nein…Das kann doch nicht wahr sein!“ Sie sprang auf und betätigte den großen Lichtschalter. Es passierte nichts. Sie hielt die Türklinke feste in ihrer Hand und war kurz davor sein Angebot anzunehmen. Der darauffolgende Donnerschlag überzeugte sie. Sie riss die Tür auf und rannte zu Chiakis Schlafzimmer. Vorsichtig klopfte sie an seine Tür. „Mr. Nagoya ?“ rief sie vorsichtig „Ich will Sie wirklich nicht stören, aber- aber“

Verschlafen öffnete Chiaki die Schlafzimmertür. Sein Anblick brachte sie fast zum dahin schmelzen. Seine Haare waren durch das Kissen ganz zerzaust und er trug nichts weiter als seine Boxershorts. Sein Körper war nahezu perfekt. Starke breite Schultern, ein Durchtrainierter Oberkörper und auf einmal wirkte er noch größer als er ohnehin schon war. Sie machte einen Schritt zurück, um die Distanz zu wahren, doch bereits beim nächsten Blitz fuhr sie wieder zusammen und presste sich Schutz suchend an die Wand..

„Ich wollte Sie wirklich nicht stören ...“ Ihre Stimme klang zittrig und sie fühlte sich erbärmlich hilflos in dieser Situation. Wie konnte sie nur so viel Schwäche vor ihm zeigen? Er zog sie sanft an seiner Hand mit zu sich ins Bett. „Stromausfall“ hauchte sie entschuldigend und völlig überwältigt von seiner Statur. „Ist schon gut.“ hauchte er ebenfalls in ihr Ohr. Er zog sie in seine Arme und hielt sie fest von hinten umarmt. Sein Atem war dicht an ihrem Ohr und seine beruhigende Wärme ließ sie das Gewitter fast vergessen. Sie war froh, dass er nicht lachte oder Fragen stellte. Es war ihr unangenehm, dass sie in diesem Alter immer noch so furchtbare Angst vor Gewitter hatte. Er küsste sanft ihren Nacken und ihre Schulter. „Deine Haare riechen so gut.“ schnurrte er an ihrem Ohr. Ihr lief ein wohliger Schauer über den Rücken. „Sie müssen wirklich nicht… Ich meine… Ich wollte Sie wirklich nicht wecken.“

Chiaki grinste und zog sie noch fester an sich. „Es liegt in meiner Natur , das zu schützen, was ich als Meines erachte Marron.“ Er küsste die empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr. Marron stockte der Atem und ein leises Stöhnen war kaum zu unterdrücken. „Ich gehöre...“ Chiaki legte einen Finger auf ihre Lippe und raunte ein leises Lachen an ihren Hals. „Du gehörst schon lange mir. Seit unserer ersten Begegnung will ich dich nur für mich. Du kannst nichts dagegen tun.“ Diese Worte klangen so verräterisch gut in ihren Ohren. Sein Finger fuhr von ihren Lippen über ihren Hals runter zu ihrem Dekoltee. Er drehte sich über sie und schaute ihr in die Augen. Sie sah Lust, Sehnsucht und Begierde in seinen Augen. Die Spur seiner Finger brannte wie Feuer auf ihrer Haut. Sie wollte es nur einen kurzen Augenblick genießen, bevor sie sich wieder beherrschen musste. Einen kurzen Moment das Zepter aus der Hand geben, bevor der Traum vorbei war. Er fuhr mit seinen Händen unter ihr kurzes Nachthemd und schob es ihr bis zur Taille. Mit seiner Zunge erkundete er ihr Schlüsselbein. Marron konnte ein Stöhnen nicht weiter unterdrücken. Das Gewitter, was immer noch über ihnen tobte, schien wie verflogen zu sein. Er drehte sich mit ihr erneut auf sie Seite und schlang seine Arme um ihren Bauch. Ihre Haut brannte dort, wo er sie berührte. „Ich will deine Haut spüren.“ Das Donnern wurde noch lauter und Marron drückte sich immer weiter gegen ihn und in seine Arme. Die Erkenntnis traf sie ebenfalls, wie ein Blitzschlag. Sie fühlte Geborgenheit bei ihm. Etwas, was sie seit Jahren, vielleicht sogar noch nie empfand. Wie konnte ein Mann nur so viel Geborgenheit ausstrahlen und gleichzeitig so gefährlich sein? „Schlaf jetzt MrsNagoya!“ Er strich ihre Haare aus dem Gesicht und küsste grinsend ihre Stirn, bevor sie protestieren konnte.

Ausnahmen bestätigen die Regel

Am Morgen wachte Marron eingehüllt in Wärme auf. Sie öffnete langsam die Augen und nach und nach kamen die Erinnerungen aus der vergangenen Nacht zu ihr zurückgeflogen. Beschämt hielt sie sich die Hand vor die Augen und verfluchte sich innerlich. Das hatte sie nicht wirklich getan! Das war ein Alptraum! Was sollte er nur von ihr denken?

Vorsichtig drehte sie sich in Chiakis Umarmung um und blickte in seine schmunzelnden Augen. „Gut geschlafen Prinzessin?“

Marron erschrak und setzte sich sofort auf. „Haben Sie mich beobachtet?“ Sie stand fluchtartig auf, rieb sich den Schlaf aus den Augen und richtete ihr Nachthemd. Es hatte sich in der Nacht weiter nach oben bis zu ihrer Brust gezogen . Knallrot tapste sie zur Tür und versuchte dabei nicht über ihre eigenen Füße zu stolpern. Chiaki kratzte sich schelmisch an seinem Bar t und begutachtete seine Beute. „Ich, …es t-tut mir wirklich unglaublich leid Chiaki. Ich weiß selbst nicht, was da in mich gefahren ist. Dieser Donner….“ Chiaki stütze sich auf seinen Ellenbogen und die Decke rutschte ihm bis zur Hüfte nach unten . Logopädisch gesehen, war dieser Umstand für Marron nicht gerade ein Fortschritt. „U-und a-a-als dann der Strom au-ausfiel….“ Wow sah dieser Mann gut aus. Bei Tag noch mächtiger als bei Nacht. Hatte sie ihm diese Nacht wirklich widerstehen können? Ihr Kopf neigte sich leicht in ihrer Beobachtung . Dieser Gott von Man stand auf und da stand er wirklich – nur mit Boxershorts bekleidet. „Das kann hier manchmal vorkommen. Die angrenzende Stromversorgung ist hier etwas rar. Geht es Ihnen gut Marron?“ Marron nickte und drehte sich hektisch zur Tür um, welche im gleichen Moment Bekanntschaft mit ihrer Stirn machte. „Ähm ja. Ich wollte mich dann eben kurz fertig machen.“ Sie wagte es nicht mehr ihn anzusehen und verließ fluchtartig den Raum.

„Um 10 Uhr gibt es Frühstück!“ rief er ihr triumphierend hinterher, da ihm ihre Reaktion auf ihn natürlich nicht entgangen war. Er schüttelte schmunzelnd den Kopf und stieg unter die Dusche.
 

Marron lehnte sich von hinten an ihre Zimmertür und haute sich mit der Hand vor die Stirn. Wenn er jetzt nicht mitbekommen hatte, dass sie ihn attraktiv fand, musste er sehr dumm und sehr müde gewesen sein. Sie verdrehte die Augen über sich selbst und fing an in ihrem Kleiderschrank zu wühlen. Es musste doch hier irgendein paar lange, weite Klamotten geben. Hatte sie denn wirklich nur Figur betonte Kleider mitgenommen? Aus dem Schrank zog sie ein dunkelblaues Kostüm und eine weiße Bluse. Oh ja dieser Rock war wirklich „lang“ und besonders weit – nicht .

Sie seufzte und zog sich nach ihrem morgendlichen Gang ins Bad an. Vielleicht sollte sie dieses Kostüm einfach mit Gummistiefeln kombinieren. Natürlich hatte sie nur ihre hohen Schuhe eingepackt, da sie auf geschäftliche Termine vorbereitet war. Leise meckernd schlich sie sich nach unten in den Speisesaal, wo sie Chiaki antraf.

Mit einem flüchtigen Blick in die Augen schlich sie an ihm vorbei hin zu ihrem Platz. Sie atmete tief durch und setzte sich mit gesammelter Kontenance gegenüber von ihm auf den Stuhl. „Was haben Sie für heute geplant?“ fragte sie beiläufig. Chiaki stütze sein Gesicht auf beiden Händen ab und grinste sie abschätzend an. „Ich möchte Sie bitten, mich heute zu einem Geschäftsessen mit einem alten Partner zu begleiten. Wir haben uns lange nicht verabreden können und ich wollte die Gelegenheit gerne nutzen, um ihn wieder zu sehen. Vielleicht kann er uns auch bei einigen Problematiken behilflich sein.“ Marron nickte und bereitete ihr Müsli zu. „Ist gut…“ Sie würde gar nicht auf die Idee kommen, ihn auch nur noch einmal anzusehen. Sie musste diese Nähe zu ihm einfach sofort unterbinden. Wie konnte sie sich heute Nacht nur so gehen lassen? Konnte er nicht am besten auch noch aus ihrem Blickwinkel verschwinden?

Chiaki hatte sie genau dort, wo er sie haben wollte. Er musste selbst zugeben, dass er die Nacht mit ihr sehr genossen hatte. Im Prinzip hatte er es sich genau so vorgestellt. Dieses „kleine“ Gewitter hätte nicht besser kommen können.

Marron traute sich endlich zu ihm aufzuschauen . „Ich würde später gerne weiter an dem Konzept arbeiten. Deshalb bin ich schließlich hier.“ Er nickte und begann seine Zeitung zu lesen. „Das ist eine gute Idee. Ich muss leider auch noch einiges geschäftliches erledigen. Stellen Sie es mir doch einfach heute Nachmittag vor.“ murmelte er abwesend.

Wie konnte er nur so unglaublich abweisend und desinteressiert sein , nachdem sie sich heute Nacht so bei ihm fallen lassen hatte ? Wieder einmal mehr bewies er ihr, dass sie nur eine Spielfigur auf seinem Schachbrett war. „Okay?! Dann ähm… mache ich mich besser direkt an die Arbeit.“ Sie stand auf und nahm ihre Schüssel Müsli in die Hand. Verwirrt begutachtete sie den vertieften Chiaki und ging zur Tür.

„Ach Marron? – Sehr schöne Unterwäsche. “ Ihr fielen fast die Augen aus dem Kopf und sie knallte die Tür hinter sich zu. Frustriert aß sie ihr Müsli im Gehen und betrachtete die Gemälde an der Wand. Engel und alte Ritter. So etwas passte überhaupt nicht zu ihm. Konnte sie hier nicht ein paar Bilder von Teufeln und bösen Dämonen finden? Kopfschüttelnd lief sie zurück in ihr Schlafzimmer und klemmte sich hinter ihren Laptop. „Weniger Geschnörksel und auf dominante Männer abgestimmt!“ äffte sie ihn nach. „Was für ein Idiot. Gut, dass er SOOO viel Ahnung von Werbung hat!“ Knurrend verbesserte sie ihre Entwürfe, seinen Wünschen entsprechend. Dieses Mal würde es ihm zusagen. Doch ihre Gedanken waren überall, nur nicht bei der Arbeit.

„Verdammt!“ Sie schlug mit der Hand auf den Tisch. Entweder sie musste sich dringend mit James unterhalten oder sie brauchte sofort verdammt guten Sex, um sich dieser Anziehungskraft zu entziehen. Beides war zurzeit leider nicht möglich. Gut, dann musste sie das Konzept eben genau so präsentieren, wie es in diesem Moment vorbereitet war.
 

Ihre Präsentation schien gut angekommen zu sein. Chiaki nickte und stimmte ihr zu. „Ja genau das wollte ich sehen Marron, sehr gute Arbeit!“ Er stand aus seinem großen Ledersessel auf und klatschte 3 Mal langsam in seine Hände. „Ich wusste doch, dass eine Menge Potential in Ihnen steckt.“ Potential! Potential? Sie war studiert und hatte eine Menge an Berufserfahrung sammeln können. Sie hatte nicht bloß POTENTIAL!

Er ging langsamen Schrittes auf sie zu und musterte ihre langen Beine. „Es soll heute Nacht übrigens wieder gewittern.“ Schmunzelnd stand er vor ihr und sah auf sie herab. „Wir haben wohl nicht das beste Wetter auf unserer kleinen Reise erwischt. Aber in Schottland ist so etwas auch nicht verwunderlich.“ Er nahm eine ihrer Haarsträhnen zwischen die Finger und ließ diese dann wieder an ihr herunter fallen. „Wenn Sie sich also dazu entschließen würden , die Nacht wieder bei mir zu verbringen, hätte ich wie letzte Nacht nichts dagegen einzuwenden.“ Sein selbstsicherer, gieriger Blick durchbohrte sie und sie wich einen Schritt zurück. „Ich habe hier noch einige Papierentwürfe, die ich Ihnen zeigen möchte, damit Sie mein Konzept besser nachvollziehen können.“ Sie kramte hektisch in ihrer Mappe, um seiner Anmerkung bloß auszuweichen. „Oh wirklich?“ Er stellte sich dicht hinter sie und schaute ihr über die Schulter. Vorsichtig nahm er ihr das Stück Papier aus der Hand und legte es vor ihr auf den Schreibtisch. „Diese Schriftart gefällt mir wirklich gut.“ Sein breiter Arm legte sich um sie, als er mit dem Finger auf das Papier deutete. Marron erstarrte und sofort war ihre zurückgewonnene Selbstsicherheit wieder dahin. „Ja, sie wirkt professioneller und klarer.“ murmelte er gegen ihr Haar.

Ein Seufzen entrann ihr. „Ähm ja, ich denke wir sind auf einem guten Weg. Ich werde nächste Woche sofort einen Druck anfordern.“ Sie räusperte sich und flüchtete links an ihm vorbei. Ihre Hand fuhr an ihre Kehle und sie griff nach einem Glas Wasser.

Siegessicherheit stieg in ihm auf. Wenn er wollte, konnte er genau jetzt bekommen, was er schon die ganze Zeit wollte. Aber es machte Spaß, etwas mit ihr zu spielen und sie so lange zu reizen, bis sie ihm vollkommen verfallen war. „Also verbringen Sie die Nacht wieder bei mir?“ Marron erstarrte und schaute ihn fast schon verzweifelt an. Schnell schob sie all ihre Unterlagen zusammen und steckt sie zurück in ihre Mappe. „Ich denke nicht, dass das nötig sein wird. Das war wirklich nur eine Ausnahme.“ Chiaki half ihr, indem er ein runtergefallenes Blatt aufhob und es ihr auf die Mappe legte. „Vielleicht können wir noch eine Ausnahme machen. Oder zwei?“ hauchte er in ihr Ohr. Seine Hand lege sich um ihr Kinn und drehte es zu sich. Mit den Augen verschlang er ihre Lippen und sein Mund stand leicht offen. Marron bekam eine Gänsehaut und wagte es nicht, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Der oberste Knopf seines Hemdes war geöffnet und sein Jackett stand offen. Wie konnte ein Mann nur so unglaublich betörend riechen? „Ich danke Ihnen, aber ich komme schon zurecht.“ hauchte sie abwesend und starrte auf seine Lippen. Sein Arm umschloss ihre Taille und drückte sie ein Stück weit in Richtung Tischplatte. Von oben schaute er auf sie herab und verengte seine Augen zu kleinen Schlitzen. „Ihr Stolz steht Ihnen ständig im Weg. Mir allerdings nicht!“ hauchte er verführerisch. „Leider müssen wir unsere kleine Diskussion heute Abend fortsetzen. Ich verspreche Ihnen, dass wir später genau an dieser Stelle weiter machen werden.“ Er stellte sie wieder aufrecht hin und löste sich selbstgefällig von ihr. Marron keuchte und hielt ihre Hand auf ihr Herz. *Beruhige dich du dummes Ding! Er spielt ein Spiel mit dir!* ermahnte sie sich in Gedanken. „Machen Sie sich bitte fertig und dann fahren wir los.“

Verhandlungsbasis

Die Autofahrt zu dem Restaurant war lange und still. Chiaki saß beherrscht hinter dem Steuer seines teuren Rolls Royce. Marron fuchtelte nervös mit ihren Händen auf ihrem Schoß und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Es wurde bereits langsam dunkel, als er seine Hand auf ihren Schoß legte und nach ihrer Hand griff. Als sie ihm ihre Hand entziehen wollte, verstärkte er seinen Griff. „Sein Name ist übrigens Coillen Mc Gunn . Sie müssen wissen, dass er gerne ein Auge auf hübsche junge Frauen wirft.“ Marron musste losprusten. „Da kenne ich noch jemanden.“ Chiaki grinste. „Ach ja? Wen denn?“

Marron schaute böse zu ihm und riss ihre Hand los. „Sie sind wirklich nicht von dieser Welt!“ Mit hochgezogenen Augenbrauen schüttelte sie den Kopf. Es wurde wieder still im Auto. „Wie lange dauert es denn noch?“ So langsam mussten sie doch ankommen. Dieses grausame Schweigen wurde einfach unerträglich. „Geht es Ihnen nicht gut?“ Chiaki schmunzelte und schaute weiter grade aus. „Sie tragen ja immer noch diesen furchtbaren Verlobungsring von James!“ Er nahm ihren Ringfinger und betrachtete ihn kurz. „Das ist meine Angelegenheit und ich werde mich nicht von James trennen!“ Chiaki verdrehte die Augen und ließ ihre Hand los. „Ich denke schon, dass Sie das werden. Ich werde Ihnen alles geben, was Sie brauchen. Haben Sie das heute Nacht nicht gemerkt? Erzählen Sie mir nicht, dass Sie auch nur eine Sekunde an James gedacht haben. Was hält Sie bei ihm? Nennen Sie mir einen vernünftigen Grund!“ Marron wollte ansetzen etwas zu sagen, stockte dann jedoch. Er hatte mit seinen Worten einfach vollkommen recht. „Ich muss mich vor Ihnen keinesfalls für meine Beziehung zu meinem Verlobten rechtfertigen. Sie sind mein Vorgesetzter und nicht mein Ehemann!“ Ihr Gesicht wurde rot vor Wut und sie war kurz davor die Tür aufzureißen und aus dem Auto zu springen. „Noch nicht!“ sagte er mit einer arroganten Kaltschnäuzigkeit, wie sie nur ein Chiaki Nagoya besitzen konnte. „Alles eine Frage der Zeit. Wenn ich Sie erst einmal geknackt habe….“ Er sprach nicht weiter und bog in eine Seitenstraße ab. „Wir sind da.“ Marron riss die Beifahrertür auf und stieg wütend aus dem Auto aus. Dass dieser Mann diese Unverschämtheit besaß ihre Beziehung mit James anzuzweifeln war das eine, sie als seine zukünftige Ehefrau zu bezeichnen war die andere Sache! Dieser Mann war einfach so arrogant und von sich selbst überzeugt, dass ihr fast die Hutschnu r platzte.

Sie betraten das kleine schottische Restaurant, welches mit der dunklen Ausstattung eher einem Irish Pub ähnelte. „Komm, mein Röschen !“ sagte er, um sie noch weiter zu reizen. Er legte seine Hand auf die Stelle über ihrem Po und schon sie zu Mr Mc Gunn an den Tisch. Marron verdrehte die Augen über seinen Kosenamen und blieb vor Mc Gunn stehen. „Marron Kusakabe mein Name“ Marron lächelte ihn an und hielt ihm die Hand hin. „Chiaki alter Freund. Du hast überhaupt nicht erwähnt, dass du mit solch einer hübschen Begleitung hier erscheinst!“ Caillen nahm Marrons Hand in seine und küsste sie sachte. „Caillen Mc Gunn, es freut mich, ihre Bekanntschaft machen zu dürfen! Setzen Sie sich doch!“ Chiaki schob Marron einen Stuhl an der Wand zurecht und setzte sich dann neben sie. „Was möchtet ihr beide trinken? Ihr seid selbstverständlich eingeladen!“ Marron schaute in die Karte und entschied sich für ein langweiliges Glas Wasser. Es war von Vorteil, den Rest ihrer Sinne nicht auch noch mit Alkohol zu betäuben. „Ein Glas Was-….“ „Wir neben beide einen Glenfiddich.“ schnitt Chiaki ihr das Wort ab. „Exzellente Wahl Chiaki! Du hast deinen guten Geschmack definitiv nicht verloren. Und eine Frau die Whiskey mag? Das ist wirklich beeindruckend.“ Caillens Augen funkelten. Marron lächelte gespielt und beschloss sich aus dieser Diskussion besser rauszuhalten. Whiskey! Etwas Besseres hätte Chiaki wirklich nicht auftreiben können, um sie außer Gefecht zu setzen.

Während sich Chiaki mit diesem Mc Gunn unterhielt, musterte sie ihre neue Bekanntschaft. Er musste etwa 10 Jahre älter als Chiaki sein. Seine Statur war nicht annähernd so groß und massiv wie die von Chiaki, aber er sah wirklich nicht unattraktiv aus. Er hatte blondes gewelltes Haar und sein Dreitagebart ließ ihn irgendwie strenger wirken, als er es in Wirklichkeit war.

Der Kellner brachte den Glenfiddich zusammen mit der Speisekarte. Sülze, Lamm, Kaninchen, Hammel und Jakobsmuscheln. Das hier war eindeutig nicht ihre Welt . „Ich nehme bitte nur einen großen Salat.“ Die beiden Männer lachten. „Immer diese Frauen!“ Chiaki legte einen Arm um Marron und schaute sie dabei von oben herab an. Sein linkes Bein drückte sich gegen ihres. Sie saß zwischen der Wand und ihm gefangen dort. „Immer darauf bedacht bloß kein Gramm zuzunehmen. Dabei hat meine VERLOBTE nun wirklich keine Diät nötig.“ Er schnappte Marrons Hand und offenbarte Callain ihren Verlobungsring. Callain schaute überrascht drein. „Chiaki! Ich wusste ja gar nicht…“

Marron verschluckte sich an ihrer eigenen Spucke und griff zu einer Serviette. Was hatte er da eben gesagt? V-e-r-l-o-b-t-e? Marron trank freiwillig einen großzügigen Schluck ihres Whiskeys. „Es ist noch nicht ganz offiziell.“ Chiaki schmunzelte und drückte sie an der Schulter an seinen Oberkörper. Mit seinen starken Fingern strich er über ihren Ringfinger bis hin zu ihrem Handgelenk, wo er es ermahnend, feste mit seiner Hand umschloss. Der doch sehr stake Druck sollte ihr wohl bedeuten, jetzt besser nichts zu sagen. Marron stand der Mund offen. Was hatte dieser Mistkerl vor?

„Ich hätte bitte einmal das Lamm in Minzsauce.“ bestellte Chiaki und klappte die Karte zu. Marron schaute ihn fragend an und dann zu Collain. „Ich denke Chiaki hat da…“ „Weshalb ich dich so dringend sprechen wollte Collain… Diese Firma, die ich letztens gekauft habe -Brainstorm.“ fiel er ihr einfach ins Wort. Marrons Mund wurde trocken. Was kam nun? „Ich merke immer stärker, dass ich mich verkalkuliert habe.“ Collain lachte. „DU? Du sollst dich verkalkuliert haben? Das kann ich wohl kaum glauben!“ Marrons Mund stand immer noch ungläubig offen und sie achtete auf jede kleinste Bewegung von ihm, nicht imstande auch nur ein einziges Wort von sich zu geben. „Nun, wir sind alle nicht Fehlerfrei und auch ein Profi muss sich ab und an einen Fehler eingestehen. Ich habe nicht die Zeit, mich damit zu beschäftigen dieses Minusunternehmen wieder nach oben zu bringen. Du als Insolvenzverwalter musst doch sicher wissen, was in einer solchen Situation zu tun ist, um mit möglichst wenig Minusgeschäft aus der Sache rauszukommen, oder?“ Callain lachte und trank ebenfalls einen Schluck seines Whiskeys. Marron riss die Augen auf. Insolvenzverwalter? Das konnte nicht sein ernst sein. Er hatte das hier alles geplant, um ihr eine Falle zu stellen? „Nun ja Chiaki. Ich denke da gibt es einige Tricks, um sogar mit einem kleinen Plus aus der Sache zu kommen. Abfindungen für die Mitarbeiter umgehen und Steuern einsparen… solche Sachen…“ Chiaki nickte zufrieden und schaute bedrohlich in Marrons Richtung. „Weißt du, es ist so Callain. Eigentlich hatte ich vorgehabt meiner reizenden Verlobten diese Firma quasi als Hochzeitsgeschenk zu überschreiben, da sie sich schon immer eine solch große Aufgabe gewünscht hat, nicht war Liebes?“ Marron lächelte gespielt begeistert und zuckersüß, ihr war jedoch überhaupt nicht nach Lachen zu Mute. Um es drastisch auszudrücken ihr war kotzübel.

Das konnte nicht sein Ernst sein. Was für ein Spiel spielte dieser Mann bloß? Chiaki überreichte seinem Geschäftspartner eine Mappe mit Versicherungsmathematischen Gutachten und die Bilanzen der letzten fünf Jahre. Collain setzte seine Brille auf und blätterte die Unterlagen durch. „Naja besonders viel Hoffnung sehe ich in den alten Zahlen nicht, aber wenn du ein wenig in das Unternehmen investierst, kann ich mir gut vorstellen, dass es sich wieder erholt.“ Er schaute zu Marron. „Würden Sie sich diese Aufgabe denn zutrauen?“ Marrons Augen wurden groß und sie fühlte sich in die Ecke gedrängt. Was wäre, wenn sie jetzt ja sagen würde? Würde er sie dann vor den Altar zerren und sie zur Hochzeit zwingen? Vielleicht musste sie es auf einen Versuch ankommen lassen. Chiaki lächelte Marron an. „Natürlich fühlt sie sich dieser Aufgabe gewachsen! Schließlich ist sie meine zukünftige Mrs. Nagoya!“ Callain lachte und prostete Chiaki zu. Marron formte ein „Was hast du vor?“ mit ihren Lippen und schaute ihn ungläubig an. „Eine andere Sache. Du hast doch gute Kontakte zu Mr. Dallaway in London! Ich versuche seit Monaten einen Termin für eine Hochzeit bei ihm zu bekommen. Ich habe selten solch einen gefragten Standesbeamten kennengelernt.“ Chiaki schüttelte den Kopf und griff sich lachend an die Stirn. „Aber selbstverständlich! Wenn du willst, rufe ich ihn sofort an!“ Chiaki klatschte in die Hände. „Hast du das gehört Darling? Das ist ja wunderbar! Heute muss unser Glückstag sein!“ Marrons Kinnlade klappte auf. „Ja… ganz wunderbar.“ sagte sie apathisch und betrachtete hilflos das Geschehen. Was zur Hölle veranstaltete er hier? Collain kramte sein Handy aus der Jackentasche und wählte die Nummer des Standesbeamten. „Mr. Dallaway! Schön sie zu erreichen. Mc Gunn hier am Apparat!“ Marron zischte Chiaki böse Flüche entgegen und trat sein Bein unterm Tisch. „Heirate mich! Stimm der Hochzeit zu und Brainstorm gehört dir mit 10 Millionen Pfund Startkapital. Wenn du den Termin ablehnst, bin ich leider gezwungen Insolvenz anzumelden! Und es wäre doch wirklich schade um die ganzen Arbeitsplätze, die wegen solch eines kleinen Wortes verloren gehen würden. Ein Nein akzeptiere ich nicht Marron. Früher oder später werde ich dich zu meiner Frau machen !“ Marron hätte ihm am liebsten eine gescheuert und dann stehen lassen. „Ich lasse mich nicht von dir kaufen und schon gar nicht erst erpressen!“ Caillen zeigte Chiaki einen Daumen nach oben „ 20.12.? Das klingt doch gut! Ich frage eben meinen Kollegen!“ Er schaute Chiaki mit fragendem Blick an und erwartete eine Antwort. „Was hälst du vom 20.12 meine kleine Wildblume?“ Marron musste sich fast übergeben! Sie lachte verzweifelt und wusste selbst nicht warum, aber sie stimmte dem Datum zu. „Das wirst du mir büßen Mr. Nagoya !“ zischte sie wütend. „Ganz wunderbar! Sie sind sich einig. Ja das sind noch noch 5 Wochen bis zur Hochzeit. Das wissen die beiden ganz bestimmt, aber sie machen einen so glücklichen Eindruck, da können sie auch noch ein paar Wochen warten! Vielen Dank und wenn ich das nächste Mal in London bin, bringe ich eine Flasche Scotch mit!“ Er legte auf und strahlte die beiden an. „Das ist ja wirklich reizend und ich hoffe doch sehr, dass ich zur Hochzeit eingeladen bin! Ich liebe es Menschen glücklich zu machen!“ Marron erhob sich. „Ihr entschuldigt mich bitte. Mir ist nicht besonders gut. Ich möchte nur kurz frische Luft schnappen!“ Chiaki machte ihr Platz und legte schützend einen Arm um ihre Schulter „Du bist ja ganz blass mein Engel. Vielleicht hättest du etwas essen sollen, bevor du das ganze Glas Whiskey runter spülst .“ sagte er gespielt besorgt. „Bleib ruhig sitzen SCHATZ ! Ich komme gleich wieder und dann stoßen wir gemeinsam an….“ Grimmig stampfte Marron nach draußen und sog scharf die kalte Winterluft ein. Sie hielt sich das Herz und versuchte ihren Puls zu beruhigen. Sie würde diesen Mann wirklich heiraten? Hatte sie gerade einer Hochzeit zugestimmt? War sie noch bei klarem Verstand? Marron wurde heiß und kalt zugleich. Was würde das für sie bedeuten? Würde sie wirklich ihre Seele für diese Firma und die Arbeitsplätze ihrer Kollegen und Freunde verkaufen? Was war mit dem alten Smith? Er würde doch nirgendwo mehr unter kommen mit seinen 61 Jahren. Was war mit Mrs. Johnson, die allein erziehend mit drei Kindern fertig werden musste? Und was war mit ihr selbst? Ihr Herz schlug ihr bis zum Kopf. Zorn stieg in ihr auf, weil sie diese Gefühle für Chiaki einfach nicht unterdrücken konnte. James würde sie hassen, wenn er davon erfahren würde. Wie sollte sie ihm das bloß beibringen? Fragen um Fragen und keine einzige Antwort weit und breit.

Beruhigungstee

Der restliche Abend zog an Marron wie ein Film vorbei. Sie hatte wirklich dieser absurden, hirnrissigen Hochzeit zugestimmt. Wieso tat er das bloß? Er hätte sie doch schon mehrere Male einfach verführen und seinen Spaß mit ihr haben können. Dafür brauchte er doch nicht die Ehe mit ihr eingehen. Wäre James vorgestern nicht einfach vorbei gekommen, hätte sie ihm nicht länger standhalten können. Das musste er doch wissen?!

Sie sprach kein einziges Wort mehr mit ihm und stürmte in das Schloss hinein. Wütend schmiss sie ihre Handtasche auf den Tisch und zog ihren Mantel aus. Mit verschränkten Armen beobachtete er ihren kleinen Wutausbruch und fing an sich köstlich darüber zu amüsieren. Er half ihr aus dem Mantel und hing ihn an der Garderobe auf. Ihre Blicke hätten ihn töten können und genau das war wohl auch ihr Plan in diesem Moment.

„Möchtest du dich duschen gehen, bevor wir schlafen gehen? Ich kann dir einen Beruhigungstee machen.“ bot er ihr maximal entspannt an. Marron prustete los. „Einen Beruhigungstee? Springen Sie lieber aus dem 3. Stock! Das löst mehr meiner Probleme als ein BERUHIGUNGSTEE!“ Wütend stapfte sie die Treppe nach oben und sperrte sich in ihrem Badezimmer ein. Sie vergrub ihre Hände in ihren Haaren und ließ sich auf dem Badewannenrand nieder. *Hör auf, blödes Herz!* Tausend Schmetterlinge begannen sich in ihrem Bauch breit zu machen. Sie hielt sich den Bauch und schaute verzweifelt nach oben. „Bitte lieber Gott, lass das wieder aufhören! Hörst du mich? Ich bitte dich nicht um vieles, aber DAS kann ich nun wirklich nicht gebrauchen!“ Sie stellte das Wasser an und gab etwas Öl in die Wanne. Sie würde einfach nie wieder aus diesem Badezimmer heraus kommen. Rapunzel hielt es schließlich auch ewig auf ihrem Turm aus!

Sie ließ sich in ihrem Schaumbad nieder und schloss die Augen. James würde sie umbringen und Chiaki vermutlich vorher noch kastrieren . Sie hätte es zwar nie laut ausgesprochen, aber irgendwie war sie auch froh, ihn nicht mehr heiraten zu müssen. Seit Wochen kreisten ihr Gedanken nur noch um Chiaki Nagoya und wäre er nicht so unglaublich arrogant und würde er nicht immer genau das bekommen, was er wollte, wäre sie wohl sogar etwas erfreut, dass er so heftig um sie warb. Aber diese Worte würden noch sehr lange unausgesprochen bleiben. Sie passten doch überhaupt nicht zusammen. Er mit seiner Schikeria um sich herum und sie als Normalsterbliche mit einem normalen Einkommen und normalen Freunden. Er hatte so etwas Unnahbares und herrisches, was sie hasste und gleichzeitig faszinierte. Und Miyako würde sie auch auseinander pflücken! In den letzten Wochen hatte sich Miyakos Bild von Chiaki gewaltig gedreht.

Sie lag nun fast schon eine Stunde in der Wanne und langsam war das Wasser kalt geworden. Sie trocknete sich ab und cremte sich ein. Sie liebte es frisch gebadet und eingecremt schlafen zu gehen Das konnte ihr nun auch niemand nehmen. Sollte es doch ruhig wieder gewittern. Dieses Mal fürchtete sich eher das Gewitter vor ihr als umgekehrt und bevor sie Chiaki noch einmal einen Besuch abstattete gefror die Hölle eher zu Eis.
 

Sie öffnete die Zwischentür zwischen Badezimmer und Schlafzimmer und sah entsetzt zu ihrem Bett.

Chiaki lag dort und hielt einen Arm hinter seinem Kopf verschränkt. In der anderen Hand hielt er einen Roman. Es gefiel ihr, dass er ab und an wohl doch auch normalsterbliche Dinge tat wie z. B. Bücher lesen. Sie räusperte sich und fand ihre Stimme wieder. „Verschwinden Sie sofort aus meinem Schlafzimmer!“ Chiaki blickte verwirrt auf, legte sein Buch zur Seite und grinste schelmisch. „Marron Liebes, wir sind jetzt miteinander verlobt und somit auch ein Paar! Sollten wir nicht wenigstens langsam jetzt zum DU übergehen?“ Er hob die Decke an und bedeutete ihr sich zu ihm zu legen. „Wie sind Sie – bist du hier reingekommen? Ich habe doch extra abgeschlossen und den Schlüssel stecken lassen!“ Ja – so langsam war es wirklich lächerlich ihn noch weiter mit Sie anzusprechen. „Ich kann zaubern!“ Er zuckte amüsiert mit seinen Schultern. „Muss ich dich erst einfangen oder legst du dich endlich zu deinem Verlobten ins Bett? Er wartet schon ganz sehnsüchtig auf seine zukünftige Ehefrau !“

Marron schüttelte ungläubig den Kopf, verdrehte die Augen und verließ das Schlafzimmer. Das hätte er wohl gerne. Oh nein, diese Ehe fand nur auf dem Papier statt! Niemals würde sie sich wie seine Freundin in seiner Gegenwart verhalten. Sie beschloss, sich nun eben in sein Bett zu legen. Es war ja nicht so, als wäre sie in dieser Hinsicht wählerisch gewesen. Sie wollte eben einfach nicht neben Chiaki schlafen und in diesem Schloss gab es immerhin mehr als genug Schlafmöglichkeiten. Als sie jedoch seine Zimmertür öffnen wollte, tat sich nichts. Sie drückte den Griff mehrfach nach unten und knurrte. Sie stürmte zur nächsten Tür – ebenfalls verschlossen. „CHIAKI NAGOYA!“ Rasend vor Wut stand sie in der Tür und beschimpfte ihn mit allem, was ihr Schimpfwörterrepertoire zu bieten hatte.

„Ah Ah Ah, doch nicht so kratzig meine Liebe. Denk daran: Du sollst mich lieben und ehren, in guten wie in schweren Tagen. Außerdem ist das nicht gut für deinen Hormonspiegel. Wir wollen doch nach unserer Vermählung so schnell wie möglich Nachkommen für UNSER Imperium zeugen, nicht wahr Darling?“ Seine Arme hatte er belustigt hinter seinem Kopf verschränkt und er wusste genau, dass er sie nur provozieren wollte. Sein Anblick brachte seine starken Ober- und Unterarme zur Geltung und sie konnte nicht anders, als sich zu wünschen, feste von diesen prachtvollen Armen umschlossen zu werden. Sie lief errötet in Richtung Bett und setzte sich auf die Bettkante. Was blieb ihr auch anderes übrig, als sich zu ergeben - in diesem Moment. „Ich verlange mindestens einen Meter Abstand zwischen uns! Und du wirst nicht diese „Ich hauche dir unauffällig in dein Ohr und das findest du bestimmt ganz toll– Nummer“ abziehen! Und deinen Nachkommen kannst du mit dir selbst zeugen! Diese Ehe ist rein geschäftlicher Natur!“ sie zog sich ihre Schlappen aus und legte sich unter ihren Teil der Decke, immer darauf bedacht ihm bloß nicht zu nahe zu kommen. „Einen Meter Abstand? Hälst du das überhaupt selbst durch? Du zitterst ja jetzt schon am ganzen Körper. Ich biete dir gerne meinen Schutz für heute Nacht an. Es soll ja immerhin wieder ein großes Gewitter aufziehen.“ Mit einem Ruck zog er sie an sich und umschloss sie mit seinen Armen und Beinen. „Ich möchte die Zeit mit meiner Verlobten doch genießen, solange ich kann.“ Er grinste gegen ihren Nacken und küsste sie dort zärtlich. „Hmm“ brummte er und ihre Gänsehaut war kaum noch auszuhalten Aus Scham, dass es ihr so gut gefiel, was er dort mit ihr anstellte und ihr Körper einfach nicht das tat, was sie von ihm wollte, hielt sie sich beide Hände vor das Gesicht. „Ich muss James anrufen. Er soll es von mir erfahren…“ Sie wollte hochschnellen, doch er zog sie sofort wieder nach unten. „Mach dir keine Mühe, Kleines. Ich habe ihn bereits informiert und es scheint alles geklärt zu sein. Nach unserem kleinen Ausflug, stehen deine Möbel bereits bei mir und du musst James nie wieder sehen.“ Marrons Mund klappte auf. „Was hast du getan?? Das kann doch nicht sein! Er würde niemals zulassen, dass ich etwas mit dir anfange! Ich im Übrigen auch nicht! “ Chiaki drehte Marron zu sich, griff nach ihrem Handgelenk und zog sie gegen seine Brust. „Marron, bitte lass uns schlafen. Es ist alles in Ordnung. Er wird dir keine Probleme mehr bereiten.“ Chiaki grinste und mit einer Hand fuhr er in ihren Nacken und krallte sich in ihre Haare. Mit der anderen Hand zog er ihr Gesicht in Richtung seiner Lippen und küsste sie mit aller Leidenschaft, welche sich bei ihm angestaut hatte. Stöhnend drehte er sich über sie und zog ihren zierlichen Körper gegen seinen. „So fühlt sich eine Verlobung an!“ hauchte er ihr entgegen. „Nicht so, wie du es bisher kanntest!“ Marron zitterte unter ihm und alle ihre Muskeln zuckten. Ihre Haut brannte und sie war gefangen unter seinem Körper und in ihren Empfindungen, welche sie noch nie zuvor gespürt hatte. Sollte er sie doch endlich nehmen, damit dieses ungestillte Verlangen endlich aufhörte. Schwer atmend sah sie ihm in seine undurchdringbaren Augen. Ihr Blick fiel auf seine Lippen und ihre Finger waren in seine starken Schultern gekrallt. Lange hielt sie das hier definitiv nicht mehr aus. „Lass uns jetzt schlafen, Mrs. Nagoya. Morgen setzen wir den Ehevertrag auf und besprechen alles Weitere.“ Stöhnend drehte er sich von ihr und zog sie in seine Arme. Seine rechte Hand fuhr unter ihr Nachthemd und ruhte dicht unter ihrer Brust. Seine starke Erregung drückte gegen ihren Hintern. Er wollte sie so lange reizen, bis sie wahnsinnig werden würde und ihn anflehte sie zu berühren. „Ich will dich so sehr und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als endlich die Ehe mit dir zu vollziehen.“ Sein Griff wurde fester und irgendwann nach unendlicher Zeit beruhigte sich sein Atem, bevor er in einen unruhigen Schlaf fiel.

Der Vertrag

Als Marron am nächsten Morgen wach wurde, war Chiaki schon verschwunden. Sie schaute neben sich ins Bett und seufzte erleichtert. Gott sei Dank. Was war das bloß für eine Nacht gewesen. Erst hatte er sie versucht zu verführen, um ihr dann zu sagen, dass er auf die Hochzeitsnacht warten wollte? Das war so überhaupt nicht das, was sie von einem Chiaki Nagoya erwartet hätte. Ihre Hand fuhr über ihrSchlüsselbein und sie rekonstruierte seine Berührungen und Liebkosungen. Vorsichtig berührte sie ihre Lippen und kam fast um vor Erregung. Er schien ihr wirklich gewaltig den Kopf verdreht zu haben. Sie musste noch irgendeinen Weg finden, um aus dieser Sache rauszukommen, aber erst einmal würde sie ihn in dem Glauben lassen, dass sie ihn heiraten würde. Sie musste bloß aufpassen, dass sie sich nicht die Finger an ihm verbrannte. Dieser Mann war gefährlich und sie sollte besser auf der Hut sein.

Als sie den Speisesaal betrat, saß Chiaki schon fertig zurechtgemacht am Tisch und las seine Zeitung. „Guten Morgen!“ sagte sie mit zittriger Stimme und blieb in der Tür stehen. Chiaki schaute auf und seine Augen blitzten gefährlich. „Guten Morgen Darling. Du solltest noch etwas essen bevor der Notar kommt.“ Marron schaute ihn verwirrt an. „Welcher Notar?“ Hatte sie etwas nicht mitbekommen? Einen Geschäftstermin? „Er wird den Ehevertrag mit dir durchgehen, den ich für dich aufgesetzt habe.“ Marron lachte verzweifelt und hielt sich eine Hand an die Stirn. Kopfschüttelnd setzte sie sich gegenüber von ihm hin. „Du willst wirklich keine Zeit verlieren oder? Was soll in diesem Ehevertrag drin stehen? Was ist, wenn ich nicht unterschreibe?“ Chiaki schmunzelte und legte ihr den Vertrag hin. „Ich war so frei bereits im Voraus einen Vertrag für unsere Hochzeit aufzusetzen. Lies ihn dir in Ruhe durch!“ Im Voraus? Marron fühlte sich wie eine Spielfigur in einem Spiel und er war ihr immer 10 Züge voraus. Es war schwer diesen Krieg für sich zu gewinnen.

Marron nahm nichtsahnend den Vertrag in die Hand und fing an zu lesen.
 

Ehevertrag

Die Beteiligten erklärten auf Befragen vorab:

Der Notar fragte nach einer Vorbefassung im Sinne des § 3 Abs. 1 Nr. 7 Beurkundungsgesetz. Sie wurde von den Beteiligten verneint.

Die Erschienenen erklärten:

Wir haben am 20.12.2014 vor dem Standesbeamten in London die Ehe geschlossen, sind englische Staatsangehörige und leben im gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft.

Unsere Ehe ist zum Zeitpunkt der Eheschließung kinderlos. Wir sind beide berufstätig und verfügen über eine ausreichende Altersversorgung.

Wir schließen folgenden

E H E V E R T R A G

I.

Vereinbarung der ehelichen Pflichten

1. Beide Ehepartner verpflichten sich zu vollster Loyalität gegenüber dem jeweils anderen. Hierzu gehört die gemeinsame Wahrnehmung von geschäftlichen sowie gesellschaftlichen Anlässen.
 

2. Beide Ehepartner sind dazu verpflichtet die körperlichen Bedürfniss e des jeweils anderen zu beachten und im Folgenden auch zu stillen. Eine Abweisung ist nur im angemessenen Rahmen gestattet. Hierzu zählen Krankheiten, Sterbefälle in der Familie, Geburten.
 

3. Beide Beteiligten erklären sich damit einverstanden, dass ein gemeinsamer Wohnort bestimmt wird, welcher von Chiaki Nagoya festgelegt wird.
 

4. Nach spätestens 5 Jahren Ehe wird die Zeugung es ersten Kindes erfolgen. Nach spätestens 5 weiteren Jahren wird ein zweites Kind folgen.
 

5. Beide Beteiligten einigen sich auf eine monogame Ehe.
 

6. Marron Nagoya (geb. Kusakabe) erklärt, dass ihr Ehemann genannt Chiaki Nagoya alle Entscheidungen betreffend der Ehe und Fortpflanzung trifft. Diese Regelung umfasst den Geschlechtsakt, die Kinderplanung, Festlichkeiten, Wohnortbestimmung und alle weiteren Entscheidungen betreffend der Ehe und des Zusammenlebens.

7.
 

Ausschluss des Versorgungsausgleichs

1. Wir schließen den Versorgungsausgleich im Falle einer Scheidung unserer Ehe aus. Siehe auch §1 Scheidung der Ehe.
 

Scheidung der Ehe

1.Eine Scheidung der Ehe ist nicht gestattet.
 

Der Notar hat die Parteien darauf hingewiesen, dass dieser Vertrag jederzeit richterlicher

Kontrolle unterliegt und eingehalten werden muss.

Gleichwohl wünschen die Parteien diese Vereinbarung.

Marron Nagoya geb. Kusakabe erklärt sich dazu bereit, die Rechte an der Firma Brainstorm mit diesem Vertrag anzunehmen. Der rechtliche Besitz an den Anteilen wird auf Marron Nagoya überschrieben.

Im Falle eines Ehebruchs durch Marron Nagoya nach den oben aufgeführten Paragraphen, gehen alle rechtlichen Anteile wieder auf Chiaki Nagoya über.
 

Das Protokoll wurde den Erschienenen von dem Notar vorgelesen, von ihnen genehmigt und

eigenhändig, wie folgt, unterschrieben:

_____________________________ __________________________

Marron Nagoya, Chiaki Nagoya
 

________________________

Notar
 

Marron lachte prustend auf. „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich diesen absolut absurden Ehevertrag unterschreibe! Die körperlichen Bedürfnisse müssen gestillt werden? Du spinnst doch komplett! Ich weigere mich! Du sollst alle Entscheidungen alleine treffen? Willst du mich etwa zum Sex zwingen? Mir ein Kind machen, obwohl ich es nicht will?“ Chiaki stand auf und baute sich vor ihr auf. Seine große breite Statur war angsteinflößend und Marrons Stimme verschwand sofort. Ruckartig zog er sie am Oberarm zu sich auf und kam ihr mit seinen Lippen bedrohlich nahe. Sie roch sein markantes Aftershave und spürte seinen Atem auf ihren Wangen. Er schien wirklich wütend zu sein, denn seine Schlagader an seinem Hals pulsierte sichtbar schnell. „Hast du gedacht, dass ich nachts neben dir liege und Schafe zählen werde? Dass ich die Ehe mit dir vollziehe, aber komplett auf meine körperlichen Bedürfnisse verzichte? Ich will dich Marron und ich werde dafür sorgen, dass du mir gehörst – mit Haut und mit Haaren! Außerdem solltest du dir endlich selbst eingestehen, dass es dir nicht anders geht als mir! Schlimm genug, dass ich zu solchen Mitteln greifen muss!“ Er küsste sie stürmisch und leidenschaftlich, während er sie gegen die Wand hinter ihr presste und mit seinem Körper für sich einnahm. Er drängte sich mit seinen Hüften zwischen ihre Beine und presste sich feste an sie.

Marron entfuhr ein unterdrücktes Stöhnen, welches sie sofort bereute. Chiaki schmunzelte selbstgefällig und schlug die Faust triumphierend und gleichzeitig einschüchternd gegen die Wand. „Außerdem habe ich den Eindruck, dass dein Bedürfnis nach Sex mit mir nicht weniger gering ist…. Heute Nacht machtest du mir auch nicht den Eindruck, dass ich dich hätte vergewaltigen müssen, um mit dir schlafen zu DÜRFEN... Ich bestehe darauf, dass wir diese Ehe sowohl formell als auch körperlich vollziehen…“

Mit seinen Fingern umspielte er ihre Haare und roch daran. „Oder soll ich dich erst noch einmal überzeugen?“ Er lachte selbstsicher, ließ dann jedoch von ihr ab und ging Richtung Tür. „Du wirst genau diesen Vertrag unterschreiben müssen, wenn du Brainstorm behalten möchtest.“ Marron verkrampfte ihre Hände und hätte ihm am liebsten ins Gesicht gespuckt. „Solltest du dich jedoch plötzlich spontan doch dagegen entscheiden wollen, sehe ich mich leider dazu gezwungen einige wichtige Dokumente deines Lebens einfach aus den Archiven dieses Staates verschwinden zu lassen. Und wie findet man heut zu Tage noch einen Job ohne rechtskräftigen Schulabschluss bzw. Studium? Wo du doch so lange für deinen Erfolg gearbeitet hast. Das wäre doch wirklich sehr schade Kleines.“

Marrons Augen wurden immer größer und dieses Spiel nahm eine ganz falsche Wendung ein. „Das würdest du nicht….“ hauchte sie entsetzt „Leg dich besser nicht mit mir an, meine Liebste. Ich kann dein bester Freund und ein sehr annehmbarer Ehegatte sein – aber auch dein schlimmster Feind. Und ich würde Punkt eins definitiv bevorzugen…“ Damit verließ Chiaki den Raum und ließ Marron aufgelöst zurück.

Verstand und Gefühl

„Willkommen in deinem neuen zu Hause DARLING!“ Er schnappte sie unter den Beinen und trug sie triumphierend über die Schwelle.

Marron riss die Augen auf und klopfte ihm auf die Schulter. „Lass mich sofort runter Chiaki!“ Doch ihr zukünftiger Ehemann ließ sich nicht beirren und schmiss sie auf sein riesiges Bett. Mit fließenden Bewegungen zog er sich sein Sakko aus, löste seine Krawatte und kniete sich über sie. „Ich hoffe du wirst dich hier schnell einleben und es gefällt dir hier“ Er küsste ihren Hals und knabberte an ihrem Ohr. „Wenn du möchtest, darfst du gerne einige Umgestaltungen vornehmen, bis du dich hier zu Hause fühlst - bei mir…“ Ein Schnurren entrann seiner Kehle. „Ich muss jetzt leider noch etwas Geschäftliches erledigen. Wenn du möchtest, darfst du Miss Todaishi besuchen gehen. Du bist doch mit ihr befreundet oder?“ Marron musste laut auflachen. Dieser ganze Ehevertragschwachsinn war so endlos lächerlich. „Wirklich sehr gnädig von dir! Und als du das letzte Mal geschäftliche Dinge erledigen musstest, hast du mich kurz darauf zur Ehe gezwungen und hemmungslos erpresst! Was erwartete mich also heute Abend?“ Chiaki schmunzelte nur und küsste sie sanft, fast schon zärtlich. „gezwungen ist so ein gemeines Wort für etwas so Wundervolles außerdem ist es nur zu deinem Besten! Ich werde dich heute Abend gegen 8 Uhr bei ihr abholen.“ Chiaki stand auf und zog sich ein anderes Hemd an. Marron schluckte, als er sich ihr so ungeniert nackt präsentierte. „Was meinst du damit? Wozu das Alles? Ich verstehe es einfach nicht“ Marron stand auf.

„Ich hole dich pünktlich ab“ Er band sich seine Krawatte zu Ende und verschwand schneller als sie gucken konnte. Was meinte er damit? Ihr Bestes? Wieso konnte sie das Puzzle nicht endlich zusammen fügen? Was hatte er vor?

Sein Schlafzimmer war riesig. Vielleicht fand sie ja in seiner Wohnung einige Antworten auf ihre unzähligen Fragen.

In der Mitte stand ein riesiges helles Bett. An der Wand hingen Bilder, die aus dem Impressionismus stammen mussten. Er schien wirklich einen Fable für Kunst du haben. In Schottland war sie schon erstaunt, dass er so viele Bilder bei sich aufbewahrt hatte.

Neben der großen Fensterfront stand ein großes Bücherregal, welches Marrons Aufmerksamkeit auf sich zog. Marron begutachtete die Werke und war fasziniert. Es befanden sich ausschließlich Erstausgaben aus sämtlichen Literaturepochen in diesem Regal. Sie zog Jane Austens Gefühl und Verstand aus dem Regal und blätterte durch die alten Seiten des Buches. Als Romantiker hatte sie ihn gar nicht eingeschätzt. Ob er vielleicht doch noch eine andere Seite an sich hatte, die er nur selten zeigte? Verstand und Gefühl war es auch, womit sie sich in den letzten Tagen häufig beschäftigt hatte. Immer mehr musste sie sich eingestehen, dass sie ihn nicht mehr aus ihrem Kopf bekam, so sehr es ihr auch widerstrebte. Ob er diese Ehe nur als Verbindung ansah oder ob er wohl wirklich einige versteckte Gefühle für sie hegte? Wieso der ganze Aufwand?

Sie verließ das Schlafzimmer und schaute sich das Wohnzimmer genauer an. Es war sehr schlicht und modern eingerichtet. Der Ausblick auf London war jedoch sensationell. Diese Wohnung war das komplette Gegenteil zu seinem Anwesen in Schottland. Er schien vielleicht doch manchmal gegensätzlicher zu sein, als sie dachte. Der kalte, gradlinige Chiaki oder doch immer für eine Überraschung gut? Sie schlug das Buch zu und drückte es an ihre Brust. Verstand oder Gefühl? Worauf sollte sie sich verlassen?
 

Sie klopfte an Miyakos Tür und biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte sich ihre Worte so gut zurecht gelegt und nun war all ihre Selbstsicherheit weg. Am Liebsten hätte sie Miyako die ganze Wahrheit erzählt und sich ihr komplett anvertraut, sie wusste jedoch, dass Miyako ein kleines Plappermaul war und Chiaki mit Sicherheit in der Luft zerreißen würde. Also musste sie versuchen so glaubhaft wie möglich zu sein.

„MARRON! Ich habe dich schon vermisst! Du warst wirklich mit diesem Stinkstiefel in Schottland? Du arme… Komm erst einmal rein.“ Marron war froh ihre Freundin endlich wieder bei sich zu haben. „Miyako ich muss dir etwas erzählen“Platzte es aus ihr heraus. Marron zog sich schnell ihren Verlobungsring von James ab und steckte ihn in ihre Hosentasche. Miyako kochte einen Tee und setzte sich neben ihr auf die Couch. „Was gibt es denn so wichtiges? Es ist doch nichts passiert oder? Dieser Nagoya hat es ja wirklich ganz schön auf dich abgesehen! Ist was gelaufen zwischen euch? Oh mein Gott…Er hat doch nicht….“

Miyako bereitete den Tee um und blickte gespannt zu ihrer besten Freundin. „Miyako es.. , du… Es ist nicht so einfach. Wie soll ich es ausdrücken? Du hast mir doch damals gesagt, dass sich James endlich in den Wind schießen soll….“ Miyakos Augen funkeln und ihr klappte die Kinnlade nach unten. „ Jetzt sag mir nicht, dass du endlich zur Vernunft gekommen bist und ihn in den Wind geschossen hast?“ Marron wurde verlegen und spielte mit ihren Händen. „Wir sind kein Paar mehr..aber“ Miyako sprang auf und seufzte erleichtert „ENDLICH Marron! Die Götter des Universums haben meine Hilferufe für dich erhört! Ich sage dir schon seit Jahren, dass dieser Kerl nicht gut genug für dich ist! Ich bin ja so froh! Hätte ich gewusst, dass dich ein Kurztripp nach Schottland zur besinnung bringt hätte ich dich schon vor Jahren im Dschungel ausgesetzt und auf Selbstfindungsreise geschickt!“ Sie bückte sich und drückte Marron feste an sich. Marron lachte und erwiderte ihre Umarmung. „Aber das ist noch nicht alles Miyako und ich befürchte ich bin gleich einen Kopf kürzer!.“ Miyako schluckte und setzte sich wieder neben sie. „Was ist passiert? Ich will ALLES wissen!“

„ Du hast doch damals gesagt, dass ich mich mit Chiaki verabreden soll... und es genießen soll…“ fügte sie schnell hinzu. Miyakos Augen verengten sich und sie ballte die Fäuste. „Dieser Mistkerl hat dich doch nicht etwa flachgelegt oder? Sag, dass das nicht der Grund für die Trennung von James ist!“ Marron lief knallrot an „Nein! Nein…Natürlich nicht…Also…noch nicht..“ Sie musste sich Chiaki gegenüber loyal verhalten. Das bedeutete, dass sie auch vor Miyako kein schlechtes Wort über ihn verlieren durfte. „Jetzt rück schon raus! Was ist mit Chiaki??“ Marron räsuperte sich „E-er h-hat….Er hat mich gefragt….“ Miyako platzte fast der Kragen „Was hat er gefragt Marron Kusakabe??“

Marron senkte den Kopf „Er hat mich gefragt, ob ich seine Frau werde und ich habe ja gesagt“ Stille – Miyako drehte sich von ihr Weg und war sprachlos. Ihr Mund stand offen und Marron duckte sich. „Wow. Das war so ziemlich das letzte womit ich gerechnet habe. Hast du dich etwa in ihn verliebt? Ich dachte du hasst ihn so sehr. Oh Gott Marron stürz dich nicht ins Unglück! Dieser Typ ist mir nicht geheuer!“ Und dann sprudelte es aus ihr heraus. „Miyako ich kann dir nicht sagen, was da passiert ist. Es ist einfach – Wenn er mich ansieht, dann kann ich kaum einen klaren Gedanken fassen und … als er mich dann gefragt hat, ob ich seine Frau werden will, sind bei mir alle Sicherungen durchgebrannt. Ich habe einfach ja gesagt und auf einmal war es zu spät. Er macht mich verrückt. Ich kann nur noch an ihn denken dabei ….“ Miyako hörte ihr gespannt zu und blickte sie gequält an. „Dabei?“ Marron vergrub ihr Gesicht in den Händen.

„Dabei sollte ich ihn doch hassen oder?“

„Dich hat es ja richtig erwischt, mein lieber Scholli. Wow. Aber bist du dir sicher, dass das gut geht? Ich meine mir ist jeder lieber als dieser verrückte James. Wenn du mich fragst gehört der mit einer Zwangsjacke in eine Gummizelle… Aber muss es denn unbedingt dieser Chiaki Nagoya sein? Ich meine ich kann mir durchaus vorstellen, dass er vielleicht wirklich privat gewisse Vorzüge zu bieten hat…aber…“ Marron zuckte mit den Schultern und ließ sich nach hinten fallen. „Zwischen uns liegt so viel Leidenschaft und Feuer. Das alles, was ich bei James vermisst habe…“

„Marron Leidenschaft ist nicht alles in einer Beziehung! Dieser Typ wird dir das Herz brechen, wenn du nicht aufpasst! Der Mann ist unberechenbar! Wann soll die Hochzeit stattfinden?“ „Am 20.12“ Antworte Marron knapp. Miyako sprang auf, wie von der Tarantel gestochen. „Was?? So früh? Der Typ kanns ja wirklich kaum erwarten! Wie willst du das anstellen? Dein Kleid, die Brautjunfern, Blumen, Essen, Torte“ Marron schluckte und schaute aus dem Fenster.

„Ich denke Chiaki ist nicht der Typ für Blumen und den ganzen Kitsch.“

Miyako sah Marron an, dass etwas nicht mit ihr stimmte und legte ihre Hand auf Marrons. „Und was ist mit dir? Bist du der Typ für Blumen und den ganzen Kitsch? Ich meine du hast doch mit James immer von der perfekten Märchenhochzeit geschwärmt…Von dieser Pfeife mal abzusehen...“

Marron schaute Miyako fast schon ängstlich an. „Ich weiß es nicht. Ich weiß im Moment nichts mehr außer, dass mein Bauch wie verrückt prickelt und dass ich keine klaren Gedanken mehr fassen kann, wenn er in der Nähe ist. Er macht mich einfach total verrückt und dabei will ich das doch gar nicht, weil wir so unterschiedlich sind.“ In abgewandelter Version stimmte das alles sogar. Ihre Gefühle für Chiaki waren so intensiv, dass es schon fast weh tat diese auch mit ihrem Kopf zu vereinbaren. Aber es tat gut endlich mit einer ihr vertrauten Person darüber sprechen zu können. Auch wenn sie Miyako nicht die ganze Wahrheit erzählen konnte.
 

Die Zeit mit Miyako verging wie um Flug. Marrons Handy klingelte. Es war kurz nach acht. Sie biss sich auf die Unterlippe und hoffte, dass sie diese Nacht mit Chiaki überstehen würde. „Ich muss leider schon gehen. Ich bin noch mit Chiaki verabredet…“ Miyako schmollte und nickte bedröppelt . „Tu mir bitte den Gefallen und sei vorsichtig Marron! Ich hab so ein komisches Gefühl bei der Sache. Wenn er dich wirklich will, lässt er dir die Zeit, die du brauchst und verschiebt die Hochzeit!“ Marron räusperte sich und schnappte sich ihre Sachen. „Ähm-ja…“ Sie schaute Miyako erleichtert an und umarmte sie. „Ich bin froh dass ich dich hab. Danke, dass du mich nicht umgebracht hast!“

Miyako lächelte bitter und streichelte ihr über den Rücken. „Meine Mordgedanken spare ich mir für deinen Göttergatten auf, sollte er dich auch nur ansatzweise verletzen!“

Marron lächelte und nickte. „Das ist eine gute Idee! Aber ich denke dazu wird es nicht kommen!“ Schnell lief sie die Treppen hinunter - in ihr süßes Verderben.

Kochkünste

Marron stand inmitten des großen Wohnzimmers und beobachtete Chiaki, der lesend auf der Couch saß. Der Kamin brannte und draußen begann es zu schneien . Sie lief zum Fenster und blickte auf das eingeschneite London herunter. Das Knistern des Kaminofens hätte man wohl symbolisch für ihre Stimmung benutzen können. Sie spürte seine Anwesenheit mit jeder Sekunde. Es war mittlerweile 21 Uhr und somit auch dunkel. Sie schluckte und drehte sich zu ihm um. Sie wollte etwas sagen doch ihr fehlten die Worte. Sie fühlte sich in dieser Situation w ie ein Kind, was man aus den Angelegenheiten der Erwachsenen heraus hielt.

Chiaki blickte nach oben und schaute ihr in die Augen. „Hast du überhaupt schon gegessen?“

Mit sanften Bewegungen stand er auf und musterte sie. „Wieso setzt du dich nicht zu mir? Willst du hier ewig stehen bleiben und aus dem Fenster schauen?“ Chiaki hatte gar nicht bemerkt, dass es angefangen hatte zu schneien. Er legte eine Hand um ihre Taille und zog sie an sich. „Du solltest mehr essen.“ Er küsste ihre Stirn und zog sie mit sich in die Küche.

Marron schüttelte den Kopf und blieb stehen. „Ich will jetzt endlich wissen, was dieses ganze Theater hier soll! Was ist zwischen dir und James vorgefallen?“ Chiaki öffnete den Kühlschrank und legte ein paar Sachen auf die Arbeitsplatte „Kannst du kochen?“ Marron schaute verwirrt zu ihm. „Was zur Hölle…: “

Chiaki schmunzelte und holte einige Töpfe aus den Schränken. „Ich mag Kartoffelgratin . Meine Schwester und ich hätten uns als Kinder daran überfressen können.“

Sie war nun vollkommen verwirrt. Das war so ziemlich die erste private Information, die sie überhaupt von ihm erhalten hatte, wie ihr auffiel.

„Ich muss die Wahrheit wissen Chiaki…“ Chiaki knallte die Schranktür zu, sodass sie unwillkürlich zusammenzuckte. „Und ich will nicht darüber sprechen! Ende der Diskussion!“

Marron schaute zu Boden und musste ihre Wut, Trauer und Angst unterdrücken. Sie wollte doch einfach nur einschätzen, was das zwischen ihr und Chiaki war.

„Es tut mir leid Marron. Komm her!“ Er zog sie an sich und legte eine Hand an ihre Wange. „Ich weiß, dass du mich hasst und wahrscheinlich hast du auch allen Grund dazu. Aber Fakt ist, dass wir in 4 Wochen heiraten werden und ich dir ein guter Ehemann sein werde . Es ist mir wichtig, dass du das weißt. Egal was war oder was sein wird, James ist ein geschlossenes Kapitel für mich und auch für dich! Das ist alles, was ich mit dieser Hochzeit erreichen will und es ist auch alles, was du über meine Beweggründe wissen musst.“ Marron schluckte und wollte protestieren doch sie konnte einfach nicht. „Ich werde mich mit ihm treffen! Das kannst du mir nicht verbieten! Ich kann kaum schlafen, weil ich mich so furchtbar fühle. Er ignoriert mich und ich wollte doch nie jemanden verletzen… Wir waren immerhin 5 Jahre ein Paar und…“

Chiaki drückte sie gegen den Kühlschrank und schaute sie wütend an. „Liebst du ihn etwa wirklich? Was empfindest du für ihn? Glaub mir, diesen Mann kann nichts und niemanden verletzen! Ich verbiete es dir!“ Er lachte bitter und schaute zur Seite. „Ich bin ein freier Mensch!“ Chiaki knurrte und stütze sich mit seinem Arm neben ihrem Kopf ab. „Dieses Treffen wird nicht stattfinden! Er hat genug angerichtet und ich will, dass du hier bei MIR bleibst!“ Marron war immer verwirrter und musste ihn nun wohl irgendwie anders aus der Reserve locken. „Es war schon lange vorbei mit James und mir… Schon bevor ich dich kannte… Wir waren einfach nur noch da aber nie miteinander… Ich habe bereits ein Treffen mit ihm vereinbart.“ Sie befreite sich und stellte sich hinter den Herd. Sie begann die Kartoffeln zu schälen, als wäre es ihre Aufgabe ihm ein vernünftiges Essen zu kochen. „Du wirst es absagen!“ sprach er ruhig, stellte sich dicht hinter sie und roch an ihrem Haar.

Seine Nähe irritierte sie so sehr, dass sie sich in den Finger schnitt. „Verdammt…!“ Chiaki grummelte und nahm ihren Finger. „Du Tollpatsch!“ Vorsichtig begutachtete er die kleine Wunde und verarztete sie mit einem Pflaster. Seine Berührung war zärtlich und liebevoll. So ganz anders als das, was sie bisher von ihm kannte. Sie hatte den Eindruck, dass er wie ausgewechselt war, seit sie den Vertrag unterschrieben hatte . Aber darauf wollte sie sich nicht verlassen.

„Und wenn ich ihn eigenhändig umbringen muss. Er wird sich von dir fernhalten und das Selbe verlange ich auch von dir.“

„Aber ich…“ Er verschloss ihren Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss und hob sie auf die Arbeitsplatte. Er drängte sich mit seinem Oberkörper zwischen ihre Beine und schaute ihr in die Augen. Er war nun nur noch weniger Zentimeter größer als sie selbst und somit mit ihr auf Augenhöhe. Marron bemerkte seine bebende Brust und seine flache Atmung. Es schien ihn wirklich rasend zu machen.

Sein Kiefer zuckte und seine Augen schlossen sich, als er sich mit seiner Stirn an ihre lehnte. „Wie soll ich das, was du von mir verlangst respektieren, wenn du mich nicht ernst nimmst und die ganze Zeit in der Dunkelheit herumtappen lässt? Statt einfach zu sagen, was zwischen euch vorgefallen ist, erpresst du mich und zwingst mich dazu dich zu heiraten. Du machst mich zu einem Objekt in eurem Hahnenkampf! Ich verstehe das einfach nicht! Ich werde dich heiraten! Das hast du doch bereits erreicht! Du kannst mich in vier Wochen zu deinen anderen Trophäen in deinem Regal stellen! Aber ich will mit meiner letzten Beziehung abschließen können und mich bei ihm entschuldigen! Mein schlechtes Gewissen zerfrisst mich fast …“ Chiaki griff mit seiner Hand nach ihren Haaren und zog sie gefährlich nahe, aber sanft an seinen Mund.

„Hör auf so etwas zu denken. Du warst für mich nie einfach nur eine Trophäe!“

Er ließ dann von ihr ab und brachte etwas Abstand zwischen sie.

Marron zitterte und ihr Puls überschlug sich fast. Hätte er sie nicht einfach küssen können und ihr bestätigen können, dass er wirklich wahre Gefühle für sie hegte? Ja sie wollte ihn seit der ersten Sekunde. Schon nachdem sie ihn in dem kleinen Delikatessladen das erste Mal gesehen hatte war sie hin und weg von ihm und nun? Es war alles so kompliziert, obwohl es das doch gar nicht sein musste.

Sie drehte sich wieder um und schälte weiter Kartoffeln, um sich abzulenken und sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. Chiaki musste lächeln als er sie beobachtete. Sie machte sich sehr gut als Hausfrau . Er wollte ihr etwas Zeit geben, sich an den Gedanken mit ihm verlobt zu sein zu gewöhnen und ließ sie nun besser erst einmal alleine.

„Am Samstag habe ich übrigens einige Bekannte eingeladen, um unsere Verlobung öffentlich zu machen… Bitte nimm dir nichts vor dieses Wochenende!“

Stille zwischen beiden.

„Ich mag mein Gratin übrigens scharf “ Er umarmte sie von hinten und streichelte über ihre Taille. „Danke…“

Damit verließ er die Küche und ließ Marron verdatter t zurück.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Es war 15 Uhr und Marrons Beine drohten ihren Dienst aufzugeben. Heute war der Tag ihrer Verlobungsfeier gekommen . Den Rest der Woche hatte sie sich mehr oder weniger gezwungener Maßen freigenommen. Den Fragen und den Blicken ihrer Kollegen und bald auch Angestellten wollte sie noch nicht begegnen. Es war schwer genug gewesen Miyako von ihrer Verlobung mit Chiaki Nagoya zu erzählen. Wie sollte sie das bloß all ihren Kollegen begreiflich machen, wo ihre Abneigung gegenüber Chiaki in den letzten Wochen nicht versteckt geblieben war?

Vor Nervosität völlig zerfressen lief Marron durch den geschmückten Saal mit Blick auf die Themse und traf letzte Vorbereitungen. Der Raum war klassisch elegant gehalten. Die Tische waren mit weißen Tischdecken und Orchideen geschmückt. Das Geschirr glänzte im zarten Blau. Nie hätte sich Marron ihre Verlobung so groß vorgestellt. Sie würden an diesem Tag mindestens 500 Leute , bestehend aus Freunden, Familie und Geschäftspartnern empfangen, welche hauptsächlich wegen Chiaki hier waren. Marron selbst hatte seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern. Als Kind und Jugendliche litt Marron sehr darunter von ihren Eltern getrennt zu sein . Heute sah sie ihre Situation aus der Perspektive einer erwachsenen Frau. Sie hatte ihr Leben auch ohne Eltern gut gemeistert und hatte sich über die Jahre mit dem Gedanken abgefunden, ihr Leben auch weiterhin ohne Eltern weiter zu leben. Doch in den letzten Tagen dachte sie oft darüber nach, wie es sich wohl für sie anfühlen würde, wenn Takumi –ihr Vater- sie zum Altar führen würde. Sie schüttelte jede Art dieser Gedanken schnell von sich und beschloss sich diesen sensiblen Gedanken nicht weiter hinzugeben. Es war gut so, wie es war- suggerierte sie sich selbst.
 

Wo blieb bloß Chiaki? Marron war schon ganz schlecht vor Aufregung. Sie schnappte sich ein Glas Sekt und schaute aus dem Fenster. Sie trug ein schwarzes bodenlanges Chiffonkleid, welches ihre zarte Figur perfekt umschmeichelte. Ihre Haare fielen ihr in langen, sanften Wellen über die Schultern. Nervös tippte sie mit dem Finger auf ihrem Glas rum, als sich eine Hand auf die nackte Haut ihrer Schulter legte. „Du bist wunderschön!“ hauchte Chiaki ihr von hinten ins Ohr.

„Du brauchst nicht nervös sein.“ Er drehte sie zu sich um und musterte sie stolz.

„Ich hätte bei keiner schöneren Frau um ihre Hand anhalten können.“

Er nahm ihre Hand und küsste sie sanft, während er ihren Blick mit seinen Augen gefangen nahm.

Marron nickte und versuchte ihre Nervosität herunter zu schlucken. „Ich werde es versuchen .“ murmelte sie abwesend und schaute wieder aus dem Fenster, um die parkenden Autos zu beobachten.

„Es geht los.“ stellte sie teilnahmslos fest.

„Ich werde nicht von deiner Seite weichen.“

Er küsste ihre Stirn erstaunlich sanft und nahm ihre Hand, als die ersten Gäste eintrafen.
 

Es war laut und hektisch. Alle Leute schienen sich über 500 Ecken irgendwie zu kennen, nur Marron war keines dieser vielen Gesichter auch nur ansatzweise bekannt. Sie versuchte ihre Gespräche auf oberflächlichen Smalltalk zu begrenzen, um nichts Falsches zu sagen. Die kritischen Blicke der geladenen Gäste verursachten bei ihr großes Unwohlsein. Sie fragte sich selbst, was Chiaki nur an ihr finden konnte, wo hier doch so viele schöne Paradiesvögel herumschwirrten. Marron überließ das Reden besser denen, die es konnten und suchte eine kleine Rückzugsmöglichkeit. „Ich bin gleich zurück.“

Schnell machte sie sich auf den Weg zum eingeschneiten Balkon. Die kalte klare Luft war genau das, was sie in der Situation gebrauchen konnte. Wärmend legte sie ihre Arme um sich und schloss die Augen, um der Anspannung einen kurzen Augenblick zu entkommen.

Ein Mann räusperte sich und legte ihr sein Jackett um die Schultern. Marron erschrak und blickte verwirrt in die braunen Augen des blauhaarigen Mannes.

„Sie holen sich noch den Tod, Marron.“

War es Zufall, dass dieser Mann Chiaki zum verwechseln ähnlich sah? „Oh… Vielen Dank aber ich wollte doch nur kurz frische Luft schnappen.“

Der blauhaarige Mann lachte und lehnte sich neben Marron an das Geländer.

„Das kann ich verstehen. Ziemlich viele aufgeblasene Leute hier unterwegs.“

Marron musste lachten und schaute entschuldigend. „So hätte ich es jetzt nicht ausgedrückt aber wo sie Recht haben…“

„Kaiki mein Name!“ Er nahm Marrons Hand in die Seine und küsste diese sanft. „Kaiki? Freut mich! Marron Kusakabe. Aber das wissen Sie anscheinend bereits. Woher kennen Sie Chiaki?“

Kaiki grinste charmant und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Ich bin der große Bruder.“ (Gruß an Koraja an dieser Stelle!) Marron musterte ihn und die Ähnlichkeit zu Chiaki war wirklich verblüffend. „Wow. Sie beide sehen sich wirklich zum Verwechseln ähnlich! Da hätte ich auch von alleine drauf kommen können!“ Kaiki lachte, weil sie ihm seine kleine Lüge wirklich abnahm. „Oh… Nun ja ich bin ein paar Tage älter als er, aber ansonsten…“

Marron grinste bei seiner Aussage und nickte nur bestätigend. „Es wundert mich, dass ich erst seit kurzem weiß, dass Chiaki eine Freundin bzw. Verlobte hat! Wie hat er es geschafft, das so lange vor mir geheim zu halten?“ Marron wurde verlegen und war sich nicht ganz sicher, was sie nun sagen sollte. „Nun ja es hat etwas gedauert, bis wir beide zueinander gefunden haben und dann ging plötzlich alles ganz schnell….“

Kaiki nickte interessiert und musterte sie derweil.

„Mein Bruder hat jedenfalls Geschmack bewiesen und wahrscheinlich hätte ich eine Frau wie Sie auch mit dem Lasso eingefangen.“

Marron hielt sich verlegen eine Hand an ihre Stirn und lachte. „Sie übertreiben.“

„Keines Wegs, Miss Kusakabe! Möchten Sie noch ein Glas Sekt trinken?“

Kaiki organisierte zwei Gläser Sekt und knüpfte an seine Konversation von gerade eben an.

„Und wie haben sie Zwei sich kennen gelernt?“

Marron nahm einen großen Schluck des süßen prickelnden Getränks und plauderte aus dem Nähkästchen. „Eigentlich in einem italienischen Delikatessenladen. Er hat sein Handy liegen lassen und ich hatte Mitleid mit ihm.“ Sie lachte schon leicht angeheitert.

„Ich habe es ihm in die Firma zurück gebracht und einige Wochen später war ich selbst dort angestellt. Ich muss zugeben, dass ich ihren Bruder zuerst nicht besonders leiden konnte, aber irgendwann hat sich dann diese Sache zwischen uns entwickelt…“

Kaiki hörte ihr gespannt zu und erwartete weitere Einzelheiten, die er so von seinem Sohn wohl niemals erfahren hätte. „Diese Sache? Erzählen Sie ruhig weiter .“

Marron fuhr sich verlegen durch die Haare und war sich nicht sicher, ob sie ihre Gefühle so einfach vor einem fremden Menschen kund tun konnte. Aber eigentlich war es doch genau das, was man an diesem Abend von ihr erwartete oder?

Sie schaute verlegen auf ihre Hände und drehte sich wieder in Richtung Geländer.

„Irgendwann hab ich einfach gemerkt, dass ich mehr für ihn empfinde und es mir eigentlich gefällt, dass er so sehr um mich wirbt. Ich hab mich in ihn verliebt.“

Kaikis Lächeln war sanft und verständnisvoll. „Glauben Sie mir Marron, wenn es eine Frau Chiaki erst einmal angetan hat, lässt er sie nicht mehr los!“ Er legte eine Hand auf ihre Schulter als er ein Räuspern hinter sich hörte.

Marron fuhr erschrocken herum und sah Chiaki mit großen Augen an. „Chiaki…“

Chiaki grummelte und zog sie an der Hand an sich. „Hier bist du…. ich habe dich schon überall gesucht.“ Er nahm ihr das Jackett von der Schulter und legte ihr sein eigenes um. Es war eine besitzergreifende Geste, die seinem Vater galt.

„Wie ich sehe hast du bereits meinen Vater kennengelernt?“

„Deinen Vater??“

Getaway

Marron griff sich verlegen an die Stirn „Wieso haben Sie mir das denn nicht sofort gesagt?“ Ihre Wangen färbten sich in ein saftiges Rot. Kaiki stöhnte nur genervt und schaute Chiaki böse an „Musst du mir den ganzen Spaß verderben? Ein alter Mann braucht ab und zu auch etwas Bestätigung für sein Ego!“ Chiaki legte Marron besitzergreifend eine Hand um die Taille und drückte sie gegen sich. Es war eine Geste, die seinem Vater sofort signalisieren sollte, zu wem diese Frau gehörte.

„Dein Ego interessiert auf dieser Veranstaltung niemanden, Kaiki! Ich hätte dich wieder ausladen sollen! Komm Marron… Ich möchte dich einigen Geschäftspartnern vorstellen!“ Bestimmend zog er sie an der Hand hinter sich her und tötete Kaiki abschließend mit seinen hasserfüllten Blicken.

„Chiaki, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist… Das letzte Glas Sekt war vielleicht doch eines zu viel. Ich will mich nicht vor diesen wichtigen Leuten lächerlich machen. Das wird ganz ganz schlecht für mich ausgehen befürchte ich… Chiaki…“

Chiaki zog sie weiter hinter sich her bis sie beide in einem kleinen Raum standen. Hier drin war es staubig und es wirkte wie eine Art Abstellkammer „Was wollte er von dir?“ Er drückte sie gegen die Wand und lehnte seine Stirn an ihre. Marron war verdattert und versuchte sich aus der Situation zu befreien

„Er mag vielleicht mein Vater sein, aber ich traue ihm nicht einen Zentimeter über den Weg!“ Sie blickte ihm in die Augen und legte ihre Hände auf seine Brust „Er war wirklich nur freundlich zu mir. Er hat wohl gemerkt, dass ich mich hier nicht besonders wohl fühle…“ Chiaki knurrte, nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie leidenschaftlich. Marron schloss die Augen und gab sich diesem warmen Gefühl hin. „Wieso kommst du dann nicht zu mir und redest mit mir darüber?“ flüsterte er kaum hörbar.

Marrons Augen öffneten sich verschwommen und sie schaute ihn sehnsüchtig an. „Du warst beschäftigt...“ hauchte sie.

Kopfschüttelnd lehnte er sich gegen sie und küsste ihren Hals. „Ich drehe bald noch durch… Alles in mir spielt verrückt, seit ich dich kenne… Ich will, dass du ihm aus dem Weg gehst. Dieser Mann macht nichts als Ärger! Ich habe ihn aus reiner Nettigkeit eingeladen. Du wirst ihn nicht wieder sehen! Er hat schon immer ein Auge auf meine Freundinnen geworfen!“

„A-aber er war doch wirklich nur freundlich und…“ War er etwa eifersüchtig? Hoffnung keimte in ihr auf und sie fühlte sich an wie eine wunderbare Krankheit, die nicht aufzuhalten war . „Nichts UND!“ unterbrach er sie und ein Knurren entwich seiner Kehle.

Sie schluckte und senkte den Kopf. Sanft nahm er ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und schaute ihr in die Augen. „Er ist der Teufel. Ich will, dass du dich von ihm fern hältst! Ich bitte dich darum…“ hauchte er und küsste sie erneut.

Marron war starr und wie paralysiert. Wie konnte dieser Mann nur ständig zwischen diesen zwei Gesichtern hin und her switchen?

Sie verlor sich in seinen tief blauen Augen und wollte etwas erwidern. Ihre Stimme brach, als sie es versuchte. Er hielt kurz Inne und erwiderte ihren Blick und zog sie dann an der Hand mit sich in Richtung Tür. „Warte! Ich will selbst entscheiden, wen ich sympathisch finde und wen nicht! Du kannst mir nicht vorschreiben mit wem ich mich unterhalte und von wem ich mich fernhalten muss! Dieser Abend ist mir unangenehm genug….“ platzte es aus ihr heraus.

Chiaki zog eine Augenbraue nach oben und begutachtete sie schmunzelnd.

„Als Frau an meiner Seite musst du dich wohl oder übel an öffentliche Auftritte gewöhnen. Das hier ist erst der Anfang Liebes.“ Er nahm ihre Hand und zog diese an seinen Mund. „Ich pass auf dich auf – und jetzt komm mit mir.“ In seinem Blick lag Verehrung und Begehren. Seine Worte waren so betörend, dass sie für einen kurzen Moment alle ihre Zweifel verließen und sie stolz war, die Frau an seiner Seite zu sein, auch wenn sie wusste, dass dies nichts weiter als ein Spiel um Macht und Eitelkeit war. Noch immer konnte sie sich nicht erklären, weshalb Chiaki sie unbedingt von James fernhalten wollte und unbedingt den Bund der Ehe mit ihr eingehen wollte. „NEIN!“ meldete sich ihr Verstand zurück. „Warte bitte noch… Das kann so nicht laufen Chiaki! Ich mag ihn und er ist immerhin dein Vater und bald auch… bald auch mein Schwiegervater… Willst du mich komplett aus deinem Leben raushalten? Wie soll das laufen?“ Chiaki knurrte und drückte sie zurück an die Wand. „Ich habe gesagt, ich möchte, dass du dich von ihm fern hältst. Was davon hast du nicht mitbekommen? Ich will mit diesem Mann nichts zu tun haben! Er hatte seine Chancen!“ Marrons Beine zitterten und Wut stieg in ihr auf. Mit beiden Händen drückte sie ihn ein Stück weit von sich weg. „Du kannst froh sein, dass dein Vater sich so für dich interessiert und so gut von dir spricht! Weißt du das denn überhaupt nicht zu schätzen?“ brüllte sie nun mehr oder weniger.

Sein Mundwinkel zuckte nervös und er drückte sich ihr erneut entgegen. „Hör auf dich in meine Angelegenheiten einzumischen! Mit wem ich Kontakt habe und mit wem nicht entscheide ich immer noch selbst! Ich kann nichts dafür, dass deine Eltern sich seit eh und je nicht bei dir gemeldet haben! Ich brauche meinen Vater nicht! Und du befindest dich nicht in der Position, um mir Vorschriften zu machen! “

….

Das hatte gesessen. Sofort hatte Chiaki alle fünf Finger im Gesicht . Wie konnte er es bloß wagen so etwas zu sagen? Hatte er denn überhaupt nichts gespürt in den letzten Tagen? Und woher wusste er so gut über ihre Familiensituation Bescheid? Es war ihr auch egal. Sie konnte keine Sekunde länger mit ihm zusammen in diesem Raum sein. Seine Worte verletzten sie und dieses Mal ging er eindeutig zu weit. Tränen standen ihr in den Augen und der Gedanke an ihre eigenen Eltern, die nicht zu ihrer Hochzeit erscheinen würden, brannte sich schmerzhaft in ihr Herz.

Sie schüttelte den Kopf und schaute ihn ungläubig an. „Was bist du nur für ein Monster?“ flüsterte sie kaum hörbar. „Das wollte ich nicht sagen…“ sprach er reumütig und schluckte. Er wusste, dass er eben einen Schritt zu weit gegangen war. Er hatte sie verletzt und vor den Kopf gestoßen und genau das war das Letzte was er wollte. Sie zog sich den Verlobungsring vom Finger und warf ihn ihm vor die Füße. „Heirate dich selbst Chiaki Nagoya. Mich bekommst du nicht einmal für eine Firma und 10 Millionen Pfund!“

Chiaki verzog wütend sein Gesicht und seine Hände verkrampften sich zu Fäusten. Er war wütend auf sich selbst und noch viel wütender auf seinen Vater, der schon wieder alles hatte eskalieren lassen. „Das wagst du nicht…“ Marron wollte an ihm vorbei rennen, doch er hielt sie hart am Oberarm fest. „Du weißt nicht, was du da tust Marron!“ zischte er und zog sie mit einer Härte an sich, die sie zusammenzucken ließ. „Muss ich dich erst daran erinnern, wie es sich anfühlt?“ Marron verstand nicht, was er von ihr wollte. Doch bevor sie es herausfinden konnte, küsste er sie schon hart und besitzergreifend auf den Mund. Marron seufzte, als sie seine Hände feste an ihrer Taille spürte. Er schlang seine Arme feste um sie und lehnte sich mit seinem vollen Gewicht gegen sie. „Du willst doch gar nicht gehen Liebes… Es tut mir leid…“

„Das ging zu weit Chiaki… Unsere beiden Welten sind so weit voneinander entfernt, wie Nord –und Südpol! Das ist mir eben bewusst geworden.“ Sie befreite sich aus seinen Armen und schaute ihn verletzt an. „Du bist doch gar nicht in der Lage eine Ehe zu führen. Vergiss den Deal und ich werde mich auch nie wieder in deine Angelegenheiten einmischen.“ Sie stürmte an ihm vorbei und ihr Herz zerbrach in jenem Moment in tausend Splitter. Erst jetzt bemerkte sie, wie weit sie tatsächlich gegangen war. Sie hatte es zugelassen, dass sie sich unsterblich in ihn verliebt hatte und ihm viel zu viel Macht über sich selbst gegeben.

Wirrungen

Die Nacht war kalt, der Himmel sternenklar. Schnee fiel in kleinen Kristallen auf Marron herab und bedeckte das wunderschöne London unter einer sanften weißen Schneedecke. Apathisch stand Marron auf der London Bridge und starrte auf das kalte Wasser unter ihr. Ihr Kleid war vom Schnee durchnässt und ihre Hände starr vor Kälte, doch sie spürte nichts mehr. Was war bloß in den letzten Wochen passiert? Sie hatte sich von James getrennt, ihr zu Hause aufgegeben, sich mit einem Mann verlobt, der sie offensichtlich nicht liebte sondern nur als Figur in einem Spiel verwendete…

Alles war außer Kontrolle geraten. Brainstorm stand am Ende und sie war unfähig ihre Aufgabe zu erfüllen und ihren Kollegen zu helfen, ihre Arbeitsplätze und ihre Hoffnung zu erhalten.

In wenigen Wochen war Weihnachten und alles um sie herum brach in Schutt und Asche zusammen. Alles, worauf sie ihre Träume erbaute, war plötzlich nicht mehr da. Wieso konnte sie sich nicht einfach von ihm fernhalten und ihm ermöglichen, dass er das absolute Chaos über sie brachte?

Wie konnte sie bloß zulassen, dass sie sich derart zu diesem Mann hingezogen fühlte.

Marron zuckte zusammen als sich eine warme Hand auf ihre Schulter legte. Erschrocken fuhr sie herum und beruhigte sich etwas, als Kaiki ihr in die Augen sah und nicht Chiaki. Sie schluckte und trat einen Schritt zurück. „Kaiki…“

Es reichte ja nicht, dass Chiaki und Marron sich wegen ihm gestritten hatten. Jetzt stand er auch noch vor ihr, obwohl es Chiakis ausdrückliche Anweisung war, ihn nicht mehr zu sehen. Aber wieso interessierte sie das überhaupt? Sie hatte den Deal platzen lassen und konnte nun tun, was sie wollte –aber wollte sie das überhaupt?

Kaiki schüttelte den Kopf und nahm ihre Hand „Du bist ja eiskalt und deine Lippen sind ganz blau! Was zur Hölle machst du hier draußen nur mit Kleid und Tuch?“ Er begutachtete die Stola um ihre Schulter und zog seinen Mantel aus und legte ihn um Marron. „Du musst doch halb erfroren sein!“ Er zog sie an sich und rieb an ihr, um sie aufzuwärmen. „Komm mit Marron, du holst dir noch den Tod!“

Er zog sie mit sich in seinen Audi, den er am Straßenrand geparkt hatte. Mit eleganter Bewegung schloss er die Tür hinter ihr und sprang schnell ins Auto. Sie hätte besser protestieren sollen und aus dem Auto aussteigen sollen. Noch hatte sie die Chance dazu wegzulaufen. „Was ist los? Wieso bist du gegangen?“ Er drehte die Heizung auf anschlag und fuhr mit quietschenden Reifen los, um nicht noch mehr Verkehrschaos zu provozieren. Marron schluckte nur und schaute aus dem Fenster. „ich möchte nicht darüber reden…Ich sollte nicht hier sein…“

Kaiki seufzte nur und nickte besorgt.

„Das ist wirklich nicht nötig Kaiki. Ich hätte mir gleich sowieso ein Taxi genommen..“

Er schüttelte energisch den Kopf und schaute zu ihr rüber. „Das kommt gar nicht in Frage. Wir fahren jetzt erst einmal zu meinem Hotel und dann sehen wir weiter. Du bist ja total neben der Spur.

Marron krallte sich in ihr Kleid, hatte aber auch nicht die Kraft ihm Widerstand entgegen zu bringen.

„Chiaki fällt es manchmal schwer seine wahren Gefühle zu zeigen,w eißt du?...“

Marron schluckte und unterdrückte eine kleine Träne. „Er hat seine Mutter sehr früh verloren und dann ist auch noch seine Schwester vor einigen Jahren von uns gegangen. Seitdem hat er sich komplett in sich zurück gezogen und lebte mehr oder weniger nur noch für seine Arbeit. Auch ich komme überhaupt nicht mehr an ihn heran…Ich wünschte wir hätten ein besseres Verhältnis zueinander. “

Das hatte sie nicht gewusst. Wieso hatte er das nie erwähnt? Sie waren immerhin miteinander verlobt. Und wieder wurde ihr klar, dass die Verlobung nichts weiter als eine Formalität war, die auf einem Blatt Papier niedergeschrieben war. Er hatte sie komplett von sich und seinem Leben ferngehalten. „Das wusste ich nicht…Das tut mir leid…“ Kaiki war erstaunt, dass sein Sohn anscheinend nicht einmal seine Verlobte in seine Familienverhältnisse eingeweiht hatte. „Er hat nie mit dir darüber gesprochen?“

Marron spielte mit ihren Händen und kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum.

Kaiki musste schmunzeln „Das hat deine Mutter früher auch immer getan…“

Marron fuhr erschrocken zusammen. „W-was hast du gesagt?“ Er fühlte sich ertappt und ihm wurde bewusst, dass er das wohl besser nicht gesagt hätte.

Kaiki fuhr in eine Tiefgarage und stellte dort den Wagen ab. „Du kaust genauso auf deiner Lippe, wie sie, wenn sie nervös ist. Ich habe sofort erkannt, dass du Korrons Tochter bist. Du siehst ihr zum verwechseln ähnlich…“

Sie fing an zu zittern und musste sich dazu zwingen regelmäßig zu atmen. „Du kennst meine Mutter? Woher? Hast du Kontakt zu ihr?“

Marron sprang aus dem Auto und erst jetzt spürte sie, wie kalt das Nasse Kleid an ihr klebte.

„Lass uns erst einmal ins Hotelzimmer gehen, bevor du mir komplett erfrierst.“

„Kaiki bitte! Ich muss es wissen!“ Sie stellte sich ihm in den Weg und schaute ihn verzweifelt an. Das war wirklich alles zu viel für sie an diesem Abend. Kaiki nickte „Ja ich kannte sie. Du wirst es nicht glauben aber lange vor Takumis Zeit fühlten wir beide uns sehr zueinander hingezogen. Deine Mutter war eine bezaubernde Frau. Genauso wie du!“ Marron standen Tränen in den Augen und hätte Kaiki sie nicht in Richtung Aufzug gezogen, wäre sie zur Salzsäule erstarrt. „Wo lebt sie? Wie geht es ihr? Sind meine Eltern noch zusammen? Kannst du mir ihre Telefonnummer und Adresse geben?“

Kaiki konnte nicht anders und zog Marron schützend in seine Arme „Hey…Beruhige dich erst einmal.“ Er streichelte ihr beruhigend über den Hinterkopf. „Ich werde dir Rede und Antwort stehen aber zu erst wärmen wir dich auf Kleines“ Er strich ihr die nassen Haare aus dem Gesicht und streichelte ihr beruhigend über den Rücken.

Sie kamen in Kaikis großzügig eingerichteter Suite an. „Du solltest jetzt erst einmal baden gehen, damit du nicht krank wirst. Deine Finger und Lippen sind immer noch ganz blau. Danach sprechen wir über alles..“ Marron nickte und ließ sich bereitwillig ins Badezimmer schieben.

Sie war froh, dass er ihr das Badewasser einließ und sie ihre zitternden Hände nicht kontrollieren musste. Noch eine dieser Nachrichten und sie würde ins ich zusammenbrechen.

Marron zog den Mantel aus und hing ihn auf. Sie löste ihren sorgfältig ausgewählten Schmuck und war froh, als Kaiki sie alleine ließ. Vorsichtig stieg sie in das brennend heiße Wasser. Großer Gott tat das gut. Langsam floss das Blut zurück in Marrons Körper und sie konnte erschöpft die Augen schließen. Wenn Chiaki wüsste, dass sie bei seinem Vater in der Badewanne lag, würde er ihn umbringen vermutete sie. Was hatte die beiden bloß auseinander getrieben? Und woher kannte Kaiki Marrons Mutter? In ihren chaotischen Gedanken schlief sie erschöpft in der Wanne ein.

Von weitem hörte sie ein lautes Hämmern. „Marron! Ist alles okay bei dir?....Marron?“

Wo war sie bloß? Wer war diese Stimme? Kälte – Warmes Wasser – und auf einmal kamen ihre Erinnerungen zu ihr zurück geflogen. Erschrocken fuhr sie hoch und stieg schlaftrunken aus der Badewanne. „Ja- alles in Ordnung bei mir! Ich war bloß kurz eingenickt…“ Sie band sich ein handtusch um Haare und Körper. Verzweifelt betrachtete sie ihr kaltes nasses Kleid und hing es über die Heizung. „Kaiki?...Hast du vielleicht etwas für mich zum überziehen? Mein Kleid ist total nass…“

Sofort reichte er ihr eines seiner weitesten Hemden durch die Tür. Es reichte ihr fast bis zu den Knien und sie musste schmunzeln. Warum konnte Chiaki nicht wenigstens ein wenig so wie Kaiki sein? Obwohl sie Vater und Sohn waren, waren sie wie Tag und Nacht. Kaiki strahlte so viel Wärme und Vertrautheit aus, während Chiaki anziehend und gefährlich wirkte – fast schon unnahbar und berauschend.

Sie tapste aus dem Bad und setzte sich vorsichtig auf sein Sofa. Es war ihr nicht unangenehm so vor ihm zu sitzen. Es kam ihr vor als würde sie ihn seit Ewigkeiten kennen. Er strahlte etwas beruhigendes aus.

„Geht es dir jetzt besser?“ Kaikis Blick war mitfühlend und sanft. War es falsch ihm sofort so viel Vertrauen entgegen zu bringen? Immerhin kannte sie ihn überhaupt nicht. „Ja, es geht schon wieder. Danke, dass du mich mitgenommen hast…“ Kaiki lächelte aufmunternd und legte eine weiche Decke über sie, damit sie ihre nackten Beine verdecken konnte. „Ich habe seit Ewigkeiten nicht mit Korron gesprochen. Wir waren zusammen auf der Highschool und ich war sehr verliebt in deine Mutter. Es war etwas Besonderes mit ihr. Wir haben es beide sofort gespürt. Kennst du dieses Gefühl, wenn du einem Mann in die Augen schaust und sofort der Blitz einschlägt? Es war unglaublich und ich muss gestehen, dass ich so etwas nie wieder erlebt habe. Ich habe Chiakis Mutter sehr geliebt aber Korron war meine erste große Liebe und wird mir immer im Gedächtnis bleiben.“ Marron musste lächeln und konnte genau verstehen, was er meinte. Als sie Chiaki das erste Mal gesehen hatte, fühlte sie sich ähnlich. „Was ist dann passiert? Wieso seid ihr nicht zusammen geblieben?“ Kaiki schüttelte den Kopf „Oh…wir waren nie ein Paar. Ich habe sehr um sie geworben aber sie hatte Angst vor dem, was zwischen uns war und hat sich dann für Takumi entschieden… Ich konnte sie nie verstehen aber sie hatte Angst, dass ich sie eines Tages verletzen würde. Ich muss dazu sagen, dass ich sie in meinen Sturm und Drang Zeiten kennegelernt habe und ich durchaus verstehen kann, dass sie mir nicht abgenommen hat, wie ernst ich es tatsächlich mit ihr meinte..Takumi war immer der vernünftigere und bodenständigere von uns beiden…Also entschied sie sich für ihn…“

„Die beiden haben sich Tag ein Tag aus gestritten….Sie hätte sich wohl besser für dich entschieden….“

Kaiki schaute ihr tief in die Augen und schluckte.

„Naja..zum Glück nicht. Sonst wärst du noch Chiakis Schwester geworden!“ Er lachte und Marron musste auch seit Tagen das erste Mal herzhaft lachen. Sie strich verlegen eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und grinste vor sich hin.

Kaiki nahm ihre Hand und streichelte darüber. „Wer hätte gedacht, dass es dich und Chiaki heute in dieser großen Welt zusammen führt. Vielleicht ist das ein Zeichen…“

Marrons lächeln erlosch und sie schaute zur Seite. „Ich denke nicht, dass Chiaki und ich in eine gemeinsame Zukunft blicken werden.“

„Wieso? Was ist vorgefallen?“ Er strich ihr sanft über die Wange und strich ihr eine kleine Träne zur Seite. „Na komm her…“ Er zog sie mit einem Ruck in seine Arme und spendete ihr Trost. „Darüber kann ich nicht sprechen….Es ist einfach kompliziert…“

Sie fing an zu zittern und wollte sich aus seiner Umarmung befreien „Hey, alles gut“ Er strich ihr über den Rücken und drückte ihr Gesicht gegen seine Brust. „Du zitterst ja…“

„Es geht schon wieder.“ Kaiki schaute zu ihr nach unten und strich ihr sanft über die Lippen. „Du bist ihr so ähnlich…“ hauchte er. Marron schluckte und wich einen Stück zurück. Verwirrt schaute sie ihm in die Augen und konnte ein Blitzen darin erkennen.

Erschrocken fuhr sie zusammen als es an der Tür hämmerte. „MACH DIE VERDAMMTE TÜR AUF VATER!“

...nach Hause?

Marron sprang auf und hielt sich die Decke entsetzt vor den Körper. Ihr Blick wanderte flehend zu Kaiki. „Bitte mach ihm nicht auf…“ Sie rannte ins Bad und sammelte hektisch ihre Kleidung ein. Sie wollte ihn weder sehen noch mit ihm sprechen und wenn er sie erst bei seinem Vater sehen würde...Wie würde er bloß reagieren?

„KAIKI! Öffne diese gottverdammte Tür oder ich breche sie ein!“

Sie zog sich ihr nasses, kaltes Kleid über und rannte zu Kaiki. „Tu das bitte nicht. Ich kann das jetzt nicht….“

„KAIKI!“ Er hämmerte weiter gegen die Hotelzimmertür und Kaiki fuhr sich nervös durch die Haare. „Vielleicht ist es wirklich besser, wenn er nicht weiß, dass du hier bei mir bist. Versteck dich im Bad. Ich werde ihn abwimmeln!“

Marron schüttelte panisch den Kopf und nahm seine Hand „Bitte! Lass ihn nicht rein!“

Kaiki seufzte „Er wird dich nicht sehen, versprochen!“

Marron lief ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Wenn er sie hier bei Kaiki entdecken würde, würde er wohlmöglich ausrasten. Sie wollte sich nicht ausmalen, was dann geschehen würde. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er sie dafür hassen könnte. Diese Gefühle in ihr waren so kontrovers. Sie wollte ihn nie wieder sehen aber auch nie wieder gehen lassen. Was würde er wohl denken, wenn er sie nun hier bei seinem verhassten Vater wiederfinden würde. Wäre dann alles vorbei? Wäre es dann zu spät? Es war längst zu spät, sie hatte sich längst in einen Mann verliebt, der die Liebe wohl einfach nicht kannte und nun musste sie aus diesem Desaster ausbrechen, solange sie noch konnte. Es war, wie ein Strudel, der sie immer tiefer ins Chaos zog. Sie erinnerte sich an den charmanten Mann, der sie damals zum Essen eingeladen hatte und merkte nun schmerzlich, dass der wahre Chiaki wenig mit ihm gemeinsam hatte. Was war bloß in der ganzen Zeit schief gelaufen? Wieso konnten sie beide sich nicht unter ganz normalen Umständen kennenlernen?
 

„Ist sie bei dir?“ Chiaki kam ins Zimmer gestürmte und schaute sich stürmisch um. „Hallo Chiaki, schön dich zu sehen. Wie geht es dir? Wir hatten vorhin ja nicht gerade viel zeit, um miteinander zu quatschen!“ Chiaki knurrte und packte Kaiki am Kragen. „Sag mir wo sie ist oder ich bringe dich um!“ Mit voller Wucht drückte Chiaki seinen Vater gegen die Tür und hielt ihm den Ellenbogen gegen die Kehle. „Ich weiß, dass sie bei dir ist also hör auf mit den Spielchen VATER! Dieses Mal wirst du mir ganz sicher NICHT dazwischen funken!“ Kaiki verdrehte die Augen und drückte ihn sanft von sich weg. „Jetzt beruhige dich doch erst einmal. Niemand hat behauptet, dass ich dir irgendwo – irgendwie dazwischen funken will. Ich bin nur ein Vater, der sich für seinen Sohn freut, dass er sich so eine hübsche Verlobte ausgesucht hat. Vergiss doch endlich die alten Kamellen.“ Er fuhr sich gestresst durch die Haare und schenkte Chiaki und sich ein Glas Wasser ein. „Was ist überhaupt passiert?“ Chiaki knurrte und versuchte seine alte Kontenance wieder zu erlangen. „Wir haben uns gestritten und sie ist weggelaufen….Wir haben uns wegen DIR gestritten!“

Kaiki setzte sich auf seine Couch und legte die Füße auf den kleinen Tisch „Sie wird sich schon wieder beruhigen. Ich war doch wirklich nur freundlich zu ihr! Ich will wirklich nur dein Bestes Chiaki!“ Chiaki lachte verächtlich und lief im Zimmer auf und ab. „Ich habe keine Lust mit dir darüber zu diskutieren Kaiki. Wir beide hatten genug Gelegenheiten....“

Plötzlich entdeckte Chiaki Marrons Handtasche auf dem Tisch und nahm sie an sich. „Aha! Und sie soll also nicht bei dir sein?? Was ist dann das hier? Ich erkenne ihre Handtasche unter tausenden wieder! Ich habe sie ihr geschenkt!“ Chiaki rannte zur einzigen Tür des Hotelzimmers und riss sie auf.

Marron zuckte zusammen und starrte Chiaki entsetzt an. Wie sollte sie nun reagieren? Sie war eine freie Frau und ihm überhaupt keine Rechenschaft schuldig aber irgendwo tief in sich drin fühlte sie dieses beklemmende Gefühl. „Chiaki…“

Seine Hände waren zu Fäusten geballt und sie konnte genau erkennen in was für einem Kampf sich dieser Mann gerade eben befand. Noch nie hatte sie ihn so wütend erlebt und ein wenig schockierte sie diese Situation auch.

Sie drehte ihr Gesicht zur Seite. „Ich will nicht mit dir sprechen. Verschwinde wieder und lass mich in Ruhe!“

Chiaki seufzte und fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht. „Ich gehe nicht ohne dich! Was hast du hier zu suchen? Was hast du dir dabei gedacht einfach zu meinem Vater zu rennen? Wie bist du überhaupt hier her gekommen? “ Sie antwortete ihm nicht und drehte sich von ihm weg. „Das geht dich nichts an.“ Er nahm ihre Hand und zog sie feste an sich. „ Das geht mich sehr wohl etwas an!Ich bin dein Verlobter! Ich hab mir Sorgen um dich gemacht! Lauf nie wieder einfach weg!“ Beschützend legte er einen Arm um sie und seine Hand drückte ihren Kopf gegen seine Brust. Im ersten Moment wehrte sie sich gegen seine Berührungen und wollte sich ihm wieder entziehen, doch er war stärker. Chiaki seufzte und das, was nun folgte fiel ihm wahrhaftig nicht leicht. „Ich hab es nicht so gemeint. Das was ich da vorhin gesagt habe war wirklich ….ekelig von mir…“ Er räusperte sich. Chiaki Nagoya war kein Mann, der sich für seine Taten entschuldigen musste. Er war es nicht gewohnt andere Menschen um Verzeihung zu bitten. Aber er wusste, dass er sie verletzt hatte und er wollte es wieder in Ordnung bringen. Er wollte, dass wieder Ordnung in sein Leben kam. „Komm mit mir und wir reden über alles…“

Seine wärme war so trügerisch gut und sein Geruch so wohltuend. Sie hatte gewusst, dass sie keinen klaren Gedanken fassen könnte, wenn er erst einmal in ihrer Nähe war.

Sie konnte seinen beschleunigten Puls spüren und seine warmen Hände brannten auf ihrer Haut. Sie seufzte „Ich gebe dir 10 Minuten! Keine Sekunde mehr…. “

Er stöhnte erleichtert und zog sie an der Hand hinter sich her. Mit seinen Blicken tötete er seinen Vater im Vorbeigehen. Kaiki verschränkte die Arme vor der Brust und presste beide Lippen aufeinander. Er nickte Marron ermutigend zu. „Hier Marron, meine Nummer.“ Er drückte ihr eine seiner Visitenkarten in die Hand und blickte beiden nachdenklich hinterher.
 

Chiaki drückte sie in den Fahrstuhl und betätigte die Stoptaste.

Er musterte sie von oben bis unten und fuhr ihr durch das noch feuchte Haar. „Ich will, dass du mich heiratest.“ Er zog sie an sich und wärmte sie mit seinem Körper „Dein Kleid ist ganz nass…“

Sie seufzte wohlig, als er mit seiner warmen Hand über den nassen Stoff fuhr.

„Ich kann das nicht…Es läuft alles aus dem Ruder. Lass das bitte Chiaki…“

Chiaki stöhnte und lehnte sich hinter ihr gegen die Wand. Mit seiner Hand drückte er sie am Rücken gegen sich und versuchte sie mit seinem Oberkörper zu wärmen. „Ohja das tut es. Es läuft völlig aus dem Ruder.“ Er küsste erst ihre Stirn und dann ihren Mund. Seine Arme schlangen sich um ihre Taille und er umfasste sie so stark, als könnte sie ihm jeden Moment aufs Neue davon laufen. „DU bringst alles aus dem Ruder“ raunte er ihr ins Ohr und presste sich gegen ihren zierlichen Körper. „Und du wirst es wieder in Ordnung bringen müssen. Heirate mich und vergiss unseren Streit von eben. Ich will, dass du mit MIR über deine Probleme sprichst und nicht mit meinem Vater. Es wäre nicht das erste Mal, dass er mir in die Quere kommt..“

„In die Quere kommt? Chiaki du sprichst fast so als wären wir ein paar und als hättest du Ernste Absichten!“ Marron versuchte ihn entsetzt von sich zu drücken und sich gegen die aufkommende Gefühlswelle zu wehren. „Es war nur eine Vereinbarung… nichts weiter….Von mehr war nie die Rede“ Sprach sie kleinlaut. Es war fast nur ein Flüstern.

„Was, wenn ich mich anders entschieden habe?…“ hauchte er in ihr Ohr und küsste ihren Hals.

Marron krallte sich in sein Hemd fest und schloss die Augen. „Ich will, dass du bei mir bist…In Sicherheit bist…“ Seine Hände fuhren von ihrer Taille über ihren Hintern und drückten sie gegen seine Körpermitte Seine Arme schlangen sich kraftvoll um sie und mit wenigen flinken Bewegungen hatte er seinen Mantel um sie gelegt.

„Komm mit mir nach Hause. Ich will nicht, dass du hier durch die Dunkelheit irrst. Hier laufen zu viele zwielichtige Gestalten herum.“ hauchte er und knabberte an ihrem Ohr.

„10 Minuten habe ich gesagt…“

versuchte sie als letzten Ausweg. „Du hast gesagt…“ Er erstickte ihren Protest mit einem sanften Kuss und setzte den Aufzug wieder in Gang. „Komm mit mir nach Hause…“

Sie schaute ihm tief in die Augen und ließ sich dann mit ihm aus dem Aufzug ziehen.

Nur 10 Minuten

„10 Minuten. Nicht länger…“

Chiaki seufzte und fuhr sich nervös durch sein dunkelblaues Haar. Wie sollte er bloß anfangen? Er wusste ja selbst nicht, was in ihm vor ging.

„Verdammt Marron. Wenn ich etwas bereue dann diesen Satz, der vorhin gefallen ist. Wenn mein Vater in der Nähe ist, gehen bei mir einfach alle Lichter aus. Ich hätte deine Eltern nicht mit ins Spiel bringen sollen. Das war nicht in Ordnung von mir.“

Marron schaute wütend zu Seite. „Du führst dich auf wie ein wildes Tier! Und das schlimmste daran ist, dass ich immer noch nicht weiß warum!“

„Ich bin in dieser zwischenmenschlichen Sache nicht besonders gut…es ….überfordert mich ziemlich…um ehrlich zu sein. Zwing mich bitte nicht vor dir auf die Knie zu gehen!“

Marron lachte verzweifelt und schlug die Hände über dem Kopf zusammen „Das ist ja ein wahrer Gefühlsausbruch Chiaki Nagoya! Kannst du nicht einfach sagen, was du wirklich willst?“

Chiaki schluckte und räusperte sich.

„Wir haben eine Vereinbarung! Ich erwarte, dass du dich daran hältst, sonst…“

Marron resignierte. Nicht einmal jetzt konnte er ihr sagen, dass das zwischen ihnen echt war.

„und ich habe diese Vereinbarung gelöst. Es gibt sie nicht mehr! Ich hätte mich niemals auf diesen Unsinn einlassen sollen. Ich hätte es besser wissen sollen. Es ist mir egal, womit du mir jetzt schon wieder drohst! Du und ich das wird es niemals geben!“

Chiaki sprang verzweifelt auf und lief nervös auf und ab.

„Das lasse ich aber nicht zu! Wir beide werden heiraten! Du kannst nicht einfach aussteigen!“

Marron schnappte sich ihre Jacke und ging wieder in Richtung Ausgang. „Das hier führt zu nichts!“

„Wir haben noch 8 Minuten! Bleib gefälligst hier!“

Er schnappte sie an ihrem Handgelenk und zog sie sanft aber bestimmend in seine Arme. „Kannst du mir nicht einfach verzeihen und wir vergessen den heutigen Abend? Bitte geh jetzt nicht!“

Er küsste ihre Stirn. „Bitte verzeih mir. Ich weiß wirklich nicht, was ich machen soll. Das hier ist eine Situation für mich, von der ich keine Ahnung habe, wie ich sie …kontrollieren soll.“

„So einfach ist das alles nicht. So etwas kontrolliert man nicht, Chiaki! Du schuldest mir so viele Antworten und sprichst in Rätseln. Wie soll ich so einem Mann vertrauen? Wir drehen uns im Kreis!“

Chiaki zog sie mit sich auf die Couch und hielt still ihre Hand. Sie konnte in seinen Augen erkennen, dass er einen innerlichen Kampf austrug.

„Dann will ich dir die Antworten geben, die ich dir schulde. Ich kenne James schon eine ganze Weile. Wir haben damals zusammen studiert.“

„Das weiß ich bereits…was ist zwischen euch vorgefallen?“

Chiaki schluckte und schaute ihr fest in die Augen. Sein Blick war unsicher, ähnlich dem eines kleinen Kindes. Wieso hatte er nur solche Schwierigkeiten darüber zu sprechen? Eine kaputte Männerfreundschaft…Was war schon dabei?

„Er hat meine Schwester umgebracht, als sie 21 Jahre alt war.“

Ihr Herzschlag beschleunigte sich vor aufkommendem Entsetzens. Sie versuchte etwas in seinen Augen zu erkennen. „Wie?“ Hauchte sie. Damit hatte sie als allerletztes gerechnet.

Er drückte ihre Hand und zog sie in seine Arme. Er wollte sie jetzt dicht an sich spüren, sie fühlen und niemals gehen lassen. „Versprich mir als erstes, dass du nicht gehen wirst.“

„So etwas kann man nicht versprechen, Chiaki…Ich hab keine Ahnung, wie ich mit all dem umgehen soll…“

„Es geschah an einem Samstag Abend. Meine Schwester war mit ihren Freundinnen unterwegs als er wütend und eifersüchtig in dem Lokal stand, in dem sie etwas trinken waren. Jemand hatte mein Schwester angesprochen und angemacht. James ist völlig durchgedreht und hat sie mit sich ins Auto gezogen. Er war sturzbetrunken. Er fuhr mit ihr über die Landstraße nach Hause und setze sich dabei betrunken gegen einen Baum. Meine Schwester war sofort tot und dieses Mistschwein hat den Aufprall überlebt. Er ist mit nichts weiter als einem gebrochenen Bein und ein paar Kratzern an der Stirn davon gekommen!“

Erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund „Er hat mir von dem Unfall erzählt. Er hat jedoch erzählt, dass er alleine im Auto saß und ihm ein Geisterfahrer entgegen kam“ flüsterte sie nur.

Chiaki sprang wütend auf und ballte die Fäuste. „Das war gelogen! Er und nur er ganz alleine war verantwortlich für den Unfall! Sie war so jung und unschuldig.“

Er lief zum Fenster und starrte auf die verschneite Stadt. „Es war nicht das erste Mal, dass er die Kontrolle verloren hat. Er hat sie öfters geschlagen. Sie kam regelmäßig mit blauen Flecken nach Hause. Von mehr weiß ich nicht. Aber wer weiß, was er ihr noch alles angetan hat! Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, dass er das Selbe mit dir tut! Du magst es mir vielleicht nicht glauben aber ich wollte mich damals nicht nur mit dir treffen, weil du eine Verbindung zu dieser winzigen Agentur für mich darstelltest. Ich habe unseren gemeinsamen Abend damals sehr genossen und es fühlte sich gut an, dass du keine Ahnung hattest wer ich wirklich war. Es hat mich wütend gemacht, dass du mich so verachtet hast, nur weil ich geschäftlich in deinen Augen vielleicht nicht ganz korrekt gehandelt habe.“

Marron schluckte und schaute zur Seite als sie sich an die Nacht vor Schottland erinnerte. James hatte tatsächlich mehrmals gegen ihren Willen mit ihr geschlafen oder sie geschubst. Geschlagen oder sie wirklich in Gefahr gebracht, hatte er sie jedoch nie. Und das Chiaki nun zugab, dass er vielleicht doch ernsthaftes Interesse an ihr hatte, ließ ihr Herz höher schlagen. Hoffnung keimte in ihr auf, welche wohl sehr bald schon wieder zerschlagen werden würde.

„Also willst du mich heiraten, um mich zu beschützen? Du hast wirklich eine sehr verquere Art, um das auszudrücken. Ich verstehe das alles nicht.“

„Ich will dich heiraten, weil du mir gehören sollst!“

„Verdammt Chiaki! Ich bin nicht dein Eigentum!“

Frustriert stöhnte sie auf. „Er hat dir weh getan oder?“

„Nein…nicht direkt…“

„Was hat dieser Scheißkerl mit dir gemacht?“ Er griff nach ihrem Kinn, sodass sie ihn anschauen musste.

„Ich kenne mich so nicht. Aber ich würde durchdrehen, wenn dich ein anderer Mann anfassen würde. Ob es nun James oder mein Vater ist. Ich weiß nicht, was nicht mit mir stimmt und es tut mir leid, dass ich dich deshalb vorhin verletzt habe. Aber wenn dir dieser Mistkerl ein Haar gekrümmt hat, musst du es mir sagen. Dann bringe ich ihn eigenhändig um!“

Sie versank in seinen wunderschönen Augen und gab sich der Illusion hin, dass er sie wirklich einfach nur beschützen wollte. Sie legte sanft ihren Arm auf seine Schulter. „Ich kann zwar wirklich nicht verstehen, was in deinem Kopf vor sich geht aber ich versichere dir, dass mich James nie geschlagen hat. Und ich verspreche dir, dass ich mich von ihm fern halten werde. Aber mehr kannst du von mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht verlangen. Das mit deiner Schwester tut mir unendlich leid und ist durch nichts zu entschuldigen. Aber du kannst mich nicht zwingen dich zu heiraten, nur um mich zu beschützen….Nur damit ich dir gehören…So funktioniert das nicht.“

Chiaki sah sie verzweifelt an. „Aber du bist so verdammt stur und stolz und eigensinnig….Ich bin es gewohnt, dass Menschen …“ „Nach deiner Pfeife tanzen?“

Er schluckte und lief weiter nervös auf und ab. „So in etwa. Ich behalte einfach gerne die Kontrolle. Und du machst mich wahnsinnig verrückt, weil du dich mir ständig widersetzt. Ich will doch nur..“

Marrons Herz schlug höher und ihre Hände begannen zu zittern.

„Du lässt mir doch gar keine andere Wahl als zu solchen Mitteln zu greifen!“

Er zog sie zurück an sich und roch an ihrem frischen Haar. „Ich hasse es mich so hilflos zu fühlen. Bitte mach mich nicht noch verrückter, als ich es eh schon bin. Ich mache mich zum absoluten Trottel für dich. Ständig…“

Marron schluckte und löste sich schweren Herzens von ihm.

„Ich denke wir sollten erst einmal auf Abstand gehen. Ich brauche Zeit zum Nachdenken. Ich werde mir erst einmal etwas Neues suchen.“

Chiaki schluckte hart und nickte. „Ich verstehe..“

Es traf ihn wie ein Schlag. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er keine Kontrolle über das, was als nächstes passieren würde. Aber er würde um sie kämpfen und sie für sich gewinnen.

„Ich lasse dich gehen. Ich habe nur eine Bedingung.“

„Was?“

Er ging auf sie zu und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Er kam ihr immer näher und küsste sie zärtlich auf den Mund.

„Keine anderen Männer….ich werde sonst wahnsinnig. Und ich will ein richtiges Date. Gib mir eine Chance und vielleicht brauche ich auch ein paar mehr Chancen.“

Hauchte er gegen ihre weichen warmen Lippen.

Marrons Herz hüpfte wild und ihr Verstand setzte fast aus. Sie erwiderte seinen Kuss und konnte sich nur schwer von seinen Lippen lösen. Noch nie hatte er sie so gefühlvoll geküsst.

„Okay…“ Hauchte sie gegen seine Lippen und sog seinen heißen Atem in sich auf. „Und ich will, dass du hier bleibst. Ich werde in meine Zweitwohnung ziehen. Ich will, dass es dir an nichts fehlt“ Er fuhr ihr durch ihre braunen Wellen und küsste ihre Wange.

Sie nickte und schluckte.

„Gut…“

Chiaki atmete erleichtert auf und hauchte ihr einen weiteren zarten Kuss auf die Lippen.

„Gut…das beruhigt mich. Ruf mich an, wenn du irgendetwas brauchst.“

Er schnappte sich sein Sakko und tat das einzige, was wohl richtig war in diesem Moment. Er ließ sie los und ging schweren Herzens.

Liebeskrank

Es war 3 Uhr nachts, als Marron das laute Schrillen Ihrer Türklingel vernahm, welche Sie aus ihren Träumen riss. Grummelnd zog sie sich ihre warme weiche Decke über den Kopf und versuchte das unangenehme Geräusch zu ignorieren. Als nun auch noch ein penetrantes Klopfen folgte, sprang sie genervt aus dem Bett und lief stöhnend zur Tür. Schwungvoll öffnete sie die Haustür, als es sie wie ein Blitz traf. Dort stand er, der Mann, der sie die letzten Monate wahnsinnig werden ließ. Der ihr fast den Glauben an sich selbst und an ihre eigenen Gefühle nahm.

„Oh mein Gott Chiaki….., was ist mit dir passiert? Du siehst furchtbar aus!“

Blut rann ihm über die Stirn bis nach unten zu seinem Kinn. Sie fasste erschrocken nach seiner Hand, um ihn in die Wohnung zu ziehen, die eigentlich ja sogar ihm gehörte.

„Ahhh..verdammt…., wieso zum Teufel machst du nachts um 3 Uhr einfach deine Haustür auf?“

Stöhnend stand er im Türrahmen, kaum fähig sich überhaupt auf den Beinen zu halten.

Marron schaute auf seine Hände, die ebenfalls mit Schürfwunden überzogen waren und fing an hysterisch aufzulachen. „Deine Hände! Was ist passiert, dass du so zugerichtet aussiehst?“

„Ich hätte ein Einbrecher sein können! Du hättest mir nicht öffnen dürfen!“

Mit beiden Händen an Ihrer Taille schob er sie zurück in seine Wohnung und folgte ihr.

„In deinem kurzen knappen Nachthemdchen….“ Kam es lallend von ihm.

„Du riechst nach Alkohol und siehst völlig zerstört aus. Ich muss das verarzten!“

Sie lief ins Badezimmer um den Verbandkasten zu holen.

„Es ist nichts. Ein Bisschen Blut vielleicht“ Nichts im Vergleich mit dem, wie er sich innerlich fühlte, dachte er sich.

Marron seufzte und drückte ihn auf das Sofa. „Ein bisschen Blut? Hast du mal in den Spiegel gesehen? Wir sollten ins Krankenhaus fahren!“

„Wir?“ Mit einem Ruck schnappte er sich Marrons Hände und zog sie zu sich auf seinen Schoß“

„Oder besser gesagt - ich?“

Es brauchte nur einen tiefen Blick in seine Augen, um alle Selbstbeherrschung und Distanz zu durchbrechen, die sie in den letzten Wochen hatte versucht aufzubauen. Gott, wie sehr hatte sie diesen Mann vermisst?

„Ich werde mir das jetzt ansehen. Halte still!“

Vorsichtig wischte sie ihm das Blut aus dem Gesicht und begutachtete seine Wunde über der Augenbraue, während ihm nichts besseres einfiel als seine Arme fest um sie zu schlingen.

„Bist du gestürzt? Das sieht wirklich nicht gut aus. Tut es sehr weh?“

Er kniff die Augen zusammen, als sie anfing die Wunde zu desinfizieren. „Eine kleine Kneipenschlägerei vielleicht. Nichts Dramatisches.“

Marron seufzte und griff um sich, um seine Hände zu begutachten. „Du musst mich loslassen, wenn wir deine Hände heute noch in Ordnung bekommen wollen.“

Seufzend beugte er sich ihrem Willen, ohne seinen Blick auch nur eine Sekunde von ihr zu nehmen. „Du bist ein riesengroßer Volltrottel, wenn ich dir das mal so direkt sagen darf! Wieso hast du dich geschlagen? Aus dem Alter solltest du seit ein paar Jahren schon raus sein!“

Chiaki grummelte und verdrehte die Augen „Vielleicht…, weil ich frustriert bin…, vielleicht weil ich mich einsam fühle und nicht weiß wohin mit mir. Vielleicht weil ich zu viel getrunken habe und mich provozieren lassen habe. Was spielt das schon für eine Rolle?“

„Das tut jetzt weh und du hast es verdient“

Vorsichtig entfernte Sie Dreck und Steine mit einer Pinzette aus seinen Wunden bevor sie ihm einen Verband anlegte.

„Das habe ich wohl…Ich habe 2 Wochen lang nichts von dir gehört.“

Marron schluckte und wagte es nicht ihm in die Augen zu sehen. „Weil ich denke, dass es das Beste ist.“

„Wenn wir uns nicht mehr sehen? Das halte ich für eine der schlechtesten Ideen der letzten 10 Jahre und ich frage mich, wie du das so einfach beschließen kannst!“

Seufzend versuchte sie sich von ihm zu lösen und aufzustehen.

„Nein! – Du kannst jetzt nicht wieder davon rennen. Wir können beide nicht davor davon laufen. Das ist mir in den letzten zwei Wochen bewusst geworden. Egal wie sehr ich versuche es zu verdrängen, es holt mich immer wieder ein. Und je mehr ich mich dagegen wehre und je mehr du versuchst mich zu ignorieren, umso mehr frustriert es mich. Es macht mich wahnsinnig, Marron!“

Sie schluckte und schaute ihm gequält in die Augen „Es frustriert mich auch. Aber es ändern nichts an der ganzen Situation. Ich denke nicht, dass wir beide einander gut tun.“

Chiaki schüttelte den Kopf „Nein…das stimmt doch überhaupt nicht. Du tust mir sehr gut. Ich glaube nicht, dass mir je eine Frau so gut getan hat!“

„Deshalb sitzt du jetzt blutüberströmt in deiner Wohnung, in der du nicht wohnen kannst, weil ich hier bin?“

„Du verdrehst die Tatsachen! Ich sitze hier, weil ich dich Gott verdammt noch mal vermisse! Du glaubst gar nicht, wie sehr ich dich vermisse.“

„Du hast wirklich zu viel getrunken!...“

Sie stand auf und lief in Richtung Küche, um ihm ein Glas Wasser einzuschenken.

Chiaki seufzte und fuhr sich mit der Hand durch sein Gesicht. „Ja, vielleicht habe ich das. Ein paar Bier, ein, zwei, ...acht Whiskey zu viel. Es ändert aber nichts daran, dass ich dich seit 2 Wochen am liebsten jede Minute hätte anrufen wollen und es nicht getan habe, weil du es dir so gewünscht hast!“

„Und du hättest jetzt auch nicht hier sein sollen.“

Er folgte ihr in die Küche und schloss sie zwischen Küchenzeile und seinem Körper ein.

„Sag das nicht.“ Hauchte er und lehnte seine Stirn gegen ihre. „Ich weiß wirklich nicht, wie ich damit umgehen soll. Es wirft mich völlig aus der Bahn. Und dass es dir anscheinend so leicht fällt mir aus dem Weg zu gehen, tut mir ....es tut mir weh.“

Sie schluckte als ihr Blick sehnsüchtig auf seine blutverschmierten Lippen fiel.

„Deine Lippe....“Hauchte sie mit letzter Kraft und fuhr vorsichtig mit dem Finger über die wunde Stelle. „Ist mir egal“

Sie schluckte und versuchte sich zu sammeln. Es hatte für sie die ganzen zwei Wochen so gut funktioniert sich selbst zu sammeln und ihn, so gut es für sie möglich war, aus ihren Gedanke zu verbannen. Und nun stand er hier, vor ihr, und riss alle Mauern ein, die sie mit größter Mühe versucht hatte aufrecht zu erhalten.

Er vergrub seine Hände in Ihren Haaren während zwischen seinen und ihren Lippen nur wenige Millimeter Platz waren.

„Aber du blutest…“

Chiaki nickte und schaute sehnsüchtig auf ihre Lippen.

„Sag mir, dass du mich nicht küssen willst“ Hauchte er gegen ihre Lippen. Doch vor lauter Nervosität war es ihr Unmöglich überhaupt einen klaren Satz zu formulieren.

„Ich…das….wa…“

„Sag es mir…weil ich es sonst tun muss“

Sie schluckte, war aber nicht fähig seiner Bitte nachzukommen.

Vorsichtig und absolut zärtlich verschmolzen seine Lippen mit ihren, als seiner Kehle ein gequältes Stöhnen entrann.

„sag mir, dass ich aufhören soll…“ hauchte er in den Kuss und schlang seine Arme im gleichen Atemzug um Sie, um sie auf die Arbeitsplatte hochzuheben und sich noch dichter an sie und zwischen ihre Beine zu drängen.

Alles was sie tun konnte, war ihre Arme um seinen Nacken zu legen und sich an ihn zu schmiegen. Es war, als hätte ein lange anhaltender, dumpfer Schmerz nun endlich nachgelassen.

„Du….“

Mehr schaffte sie nicht zu einer Standpauke zusammen zu tragen.

„Ja?...“ Hauchte er, bevor er ihre Lippen wieder komplett für sich einnahm.

Sie drückte sich enger an ihn und vergrub ihre Hände in seinen Haaren. Er schmeckte nach Chiaki, Blut und Alkohol aber das war ihr in diesem Moment völlig egal. „Lass mich heute Nacht hierbleiben..Bitte“ Murmelte er in den immer intensiver werdenden Kuss. „Ich schwöre dir, dass ich dich nicht anrühren werde. Ich will dich einfach nur nicht los lassen. Schick mich nicht weg..Nur dieses eine Mal.“

Sie versuchte sich zu sammeln und konzentrierte sich darauf, dass ihre Stimme nicht anfing zu zittern, so wie es ihr kompletter restlicher Körper eigentlich schon tat.

„Unter einer Bedingung….“

Chiaki zog eine Augenbraue hoch und grummelte. „Du hast ziemlich viele Bedingungen in letzter Zeit“

Marron konnte sich ein grinsen nicht verkneifen und es ließ sein Herz sofort höher schlagen. Wie sehr er es liebte sie lächeln zu sehen.

„Du schuldest mir noch ein Date und ich hasse es, wenn jemand Schulden bei mir hat. Damit wären wir eigentlich schon so gut wie quitt.“ Hauchte er gegen ihre Lippen.

„Ich will, dass du dir die Zähne putzt und ein Pfefferminzbonbon lutschst. Du riechst, wie eine Brauerei!“

Er atmete erleichtert auf und grinste schelmisch. „Und ich habe auch eine Bedingung…“

Sie schaute ihn herausfordernd an und löste sich ein Stück von ihm. „Du klingelst mich nachts um 3 Uhr aus meinem Schlaf und lässt mich völlig verschlafen Krankenschwester spielen, damit du dann Bedingungen stellen kannst? Das ist unheimlich Frech Mr. Nagoya!“ Ihre Worte waren nicht mehr als ein Flüstern. Chiaki grinste und spielte mit Ihren braunen Locken.

„Das ist mir egal. Du wirst nicht einmal quengeln, weil ich die ganze Nacht nicht von deiner Seite weichen werde!“ Verträumt aber auch unsicher sah er sie an und scannte jeden Zentimeter ihres Gesichtes ab.

Marron zog eine Augenbraue hoch und schaute dabei auf die Uhr. „Gut, dass wir fast schon wieder morgen haben. Du solltest dich also beeilen…“

Sie verdrehte grinsend ihre Augen, löste sich schweren Herzen von ihm und tapste zurück ins Schlafzimmer, wo sie auf ihn wartete.
 

„Ich kann nicht bei dir schlafen, wenn du nicht zur Seite rutschst!“

„Niemals. Du musst dich mit den 30cm begnügen, die ich dir zuvorkommender Weise zur Verfügung stelle!“ Grinsend mach sie sich noch breiter und beäugte seinen nun nackten Oberkörper.

„Ich hätte auch ganz prachtvolle 30 cm, die ich dir zur Verfügung stellen könnte“

Marron lachte laut auf und ihm fiel auf, dass es das erste Mal war, dass beide völlig unbeschwert miteinander umgingen. Und es gefiel ihm. Ihr Lachen gefiel ihm und es war das erste Mal, dass er sich wünschte eine Frau würde immer weiter für ihn lachen. Was war bloß in ihn gefahren?

„Bescheidenheit ist wohl nicht deine Stärkte!“

Chiaki grinste und schob sie einfach zur Seite um sie und Ihre Decke in Beschlag zu nehmen.

„Mittlerweile solltest du mich kennen“

Grinsend schmiegte er sich an ihren Rücken und umschloss sie mit seinen Armen.

„Trotzdem bin ich der stärkere von uns beiden“ Murmelte er uns sog Ihren Geruch tief in sich auf.

Stille umgab die beiden und es gab in diesem Moment nichts wundervolleres als dem Atem des jeweils anderem zu lauschen.

„Wir sollte uns eine größere Decke anschaffen“ Hauchte er in die Stille.

„.....Ich habe gestern den Mietvertrag für eine neue Wohnung in Brixton unterschrieben…“ Durchbrach sie den harmonischsten Moment seit Wochen und sofort gingen alle Alarmglocken in Chiakis Kopf an.

Es war Marron schon klar, dass ihm das Thema nicht schmecken würde aber es gab sowieso keinen besseren Zeitpunkt als jetzt, um ihm diese Randinformation zukommen zu lassen.

„Eine neue Wohnung? In Brixton? Dir ist klar, dass das einer der Gefährlichsten Stadtteile in ganz London ist? Niemals! Das…Nein! Warum sagst du mir das erst jetzt? Ich lasse dich doch nicht einfach nach Brixton ziehen! Ich möchte nicht, dass du überhaupt ausziehst!“

Marron drehte sich zu ihm, um ihn zu beruhigen. „Hol erst mal Luft!...Ich denke einfach, dass ich gerne unabhängig wäre. Ich möchte nicht zurück zu James …auch nicht nur als Übergangslösung“„-Das steht auch absolut nicht zur Debatte!“

„Halt die Klappe Nagoya!“

„Dass du nach Brixton ziehst übrigens auch nicht!“

Marron seufzte und verdrehte die Augen „Ich hätte es dir nicht erzählen sollen…Gute Nacht“

Sie drehte sich von ihm weg und schloss die Augen.

„Du kannst so lange hier bleiben, wie du möchtest. Die Türen sind doppelt gesichert und die Gegend ist wirklich schön….“

„Ich will jetzt nicht streiten..“

Chiaki legte seine Arme wieder um sie und ignoriere Ihren Versuch ihn von sich zu schieben elegant.

„Wir müssen nicht streiten, wenn du einsiehst, dass du keinen Abstand zu mir brauchst! Wir waren uns so nahe. Warum gibst du uns nicht die Chance gemeinsam dort anzuschließen?“

„Vielleicht, weil unsere Nähe nur auf Erpressungen und Druck aufgebaut wurde?“

Er zog sie dichter an sich und streichelte mit seiner Hand über ihren Bauch. „Du weißt, dass das zwischen uns nichts mit Erpressung zu tun hat. Wenn sogar ich das verstehe muss es etwas bedeuten!“

„Ich weiß nicht, was ich denken oder verstehen soll.“

Vorsichtig strich er ihre Haare von ihrem Hals und Nacken, um diesen im nächsten Moment mit seinen vollen Lippen zu liebkosen.

„Dann lass mich dir dabei helfen“

„Chiaki…“ Sie schluckte und schloss die Augen.

„Ja?....“

Seine Hände wanderten nach oben, um ihren Puls an ihrem Hals zu finden.

„Du kannst noch so oft nein sagen, wenn dein Körper ganz laut ja schreit.“

Hauchte er in ihr Ohr.

„Es bringt keinem von uns beiden etwas, wenn du jedes Problem versuchst mit Körperlichkeiten zu lösen. Ich kann mich noch so sehr hingezogen zu dir fühlen, wenn ich dir einfach nicht vertrauen kann“ Sie drehte sich zu ihm und versuchte ihm im Mondschein in die Augen zu schauen.

„Also spürst du es auch!“ Hauchte er und nahm ihre Hände und küsste diese. „Marron schluckte und schüttelte den Kopf „Du verstehst nicht, was ich dir sagen möchte!“

„Doch, das verstehe ich. Aber das ist etwas, an dem wir beide arbeiten können. Aber das können wir nicht, wenn wir uns Tag ein, Tag aus, aus dem Weg gehen!“

„Vielleicht möchte ich das ganze aber auch einfach für mich abschließen und da weiter machen, wo ich aufgehört habe bevor wir uns das erste Mal getroffen haben…“

„Hör auf so etwas zu sagen!“

„Es war alles völlig in Ordnung!“ seufzte sie.

„Und wenn du es nur zulassen würdest, könnte es jetzt nicht nur in Ordnung sondern perfekt sein!“

„Ich weiß nicht, ob ich das kann…“

Hauchte sie und hatte gar nicht mitbekommen, dass er schon wieder kaum mehr als zwei Zentimeter von Ihren Lippen entfernt war. Sie schluckte und schloss die Augen.

„Ich kann dich aber nicht einfach gehen lassen. Dafür ist es zu spät…Wir sollten jetzt beide schlafen.“

Marron nickte und schmiegte sich entgegen ihren Worten dicht an seine Brust und sog seinen herben männlichen Duft in sich ein.

Sehnsüchtig wartete sie darauf, dass er sie wieder einfach küssen würde und das Warten machte sie tief in ihr wahnsinnig.

„Gute Nacht“

Hauchte er gegen ihre Lippen und schloss die Arme fest um sie.

„Gute Nacht…“ Murmelte sie zurück, während sich ihr Herz voller Erwartung überschlug.

„Träum schön…“ Hauchte er und strich ihr die Haare aus dem Gesicht, bevor er seine Lippen endlich auf ihre legte.

Wie sollte sie diesen Kampf zwischen Herz und Kopf bloß gewinnen?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (120)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11...12]
/ 12

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ItachiUchih4
2020-01-22T23:01:34+00:00 23.01.2020 00:01
Es ist viel zu lange her, seit du hier weiter geschrieben hast!

Habe mir seit letzter Woche Jeanne wieder angeschaut und musste die alten und wunderschönen Stories wieder raussuchen und lesen! Da durfte diese nicht fehlen, die ich schon ewig in meiner Favouritenliste habe!

Jetzt grade fertig geworden und es macht mich echt wahnsinnig, nicht zu wissen, wie Chiaki Maron wieder für sich gewinnen kann, sofern er nicht so besitzergreifend wird!

Das ist so schön! Bitte bitte, raff dich doch auf weiter zu schreiben, eine kurze Selbstmotivation diese Geschichte noch irgendwie fertig zu bringen! xD

Nun denn liebe Grüße und auf eine hoffentlich baldige Fortsetzung! :)
Von:  Alexa-d
2019-09-01T06:52:30+00:00 01.09.2019 08:52
Hallo schöne Geschichte nur schade das sie noch zu ende geschrieben worden ist ich hoffe das sie irgendwann doch noch ein ende kommt!
LG alesxa
Von: zerocool
2018-07-22T18:12:02+00:00 22.07.2018 20:12
Hallo, ich wollte mal nachfragen, ob die Geschichte noch weitergeht.
Ich finde deine Geschichte spannend ^^
Von:  Yinyin24
2018-02-28T19:15:03+00:00 28.02.2018 20:15
Oh je heftiger Drama dieses hin und her. Es ist echt zum kotzen aber Marron scheint alles im Griff zu haben ausser Chiaki. Wer weiß ob er es schafft seine Marron das einfache L-Wort zu nennen. Er tut mir einfach nur Leid. Aber immerhin schönes Kapitel :)
Von:  Yinyin24
2018-02-28T18:39:13+00:00 28.02.2018 19:39
Ok jetzt weiß was wirklich passiert ist...James ist also der Mörder von Chiaki's Schwester. Wie traurig. Aber gut daß Chiaki endlich Marron die Zeit gegeben hat. Das kann sie gut gebrauchen. 😧
Von:  Yinyin24
2018-02-06T04:53:46+00:00 06.02.2018 05:53
Krass.
Von:  Yinyin24
2018-02-06T04:47:26+00:00 06.02.2018 05:47
Schöne Story wirklich. Kaiki war toll eine perfekte Schwiegervater für Maron. Chiaki sollte mehr Respekt vor eine erweisen.
Von:  Yinyin24
2018-02-06T04:37:03+00:00 06.02.2018 05:37
Sehr gut Maron setz dich durch!!!
Von:  Yinyin24
2018-02-06T04:29:52+00:00 06.02.2018 05:29
Volltreffer Kiki hat sich als Chiakis Bruder ausgegeben ist doch logisch daß er sein Vater ist. Hahaha typisch Maron. xD
Antwort von:  Yinyin24
06.02.2018 05:30
*Kaiki
Von:  Yinyin24
2018-02-06T04:21:54+00:00 06.02.2018 05:21
Hmm....was hat Chiaki vor Maron zu verbergen? Was ist bloß zwischen ihn und James vorgefallen?


Zurück