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Yajuu 2

-beyond redemption-
von

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Der Karakal

Schon kam die Hitze. Augenblicklich verkrampfte sein ganzer Körper und Pik begann sich zu krümmen.

Shirai´s Augen wurden immer größer. Aus dem schwer verletzten Menschen vor ihren Augen wurde eine Bestie, dessen Augen je nach Licht mal bernsteinfarben, mal golden leuchteten.

„Wieso gibt es mehr von ihnen? Ich dachte es gäbe nur die eine Chimäre hier?“, fragte Shirai aufgeregt und Panik stieg auf.

Pik verlor sich in den Instinkten dieser Bestie. Er sah anders aus als Luca. Sein Fell war sandfarben und verlief nach außen hin schwarz. Auch hatte er keinen Skorpionsstachel, stattdessen hatte er zwei Schwänze, die relativ schlank waren. Neben dem normalen Fell befanden sich dort auch besondere, fast durchsichtige, längere Härchen, welche ähnlich wie Spinnenfäden klebten. Pik hatte sich daraus eine besondere Taktik entwickelt. Seine Schwänze umgriffen je eine der Sensen und hoben sie in die Luft. Nun konnte er sie als zusätzliche Waffen nutzen. Alles in allem ähnelte er in seiner Gestalt stark einem Karakal. Die Kerben über seinen Rippen, die jede Chimäre hatte, um ihre Umgebung wahrzunehmen, leuchteten wie seine Augen intensiv bernsteinfarben.

Das war seine vorletzte Spritze gewesen und daher schrie die Chimäre in ihm lauter denn je. Für den Moment waren ihm die Konsequenzen egal. Jetzt brannte erst einmal alles in ihm nach Jagd.
 

Shirai hob erneut die Hände. Sie knirschte mit den Zähnen und dann geschah es. Dieses Mal sah Pik genau, was sie machte. Die Explosionen kamen nicht etwa einfach aus dem Nichts. Vielmehr lösten sich aus ihrem Schatten kleinere Schatten in derselben Farbe wie ihre Male heraus und diese kleinen Punkte bewegten sich blitzschnell dorthin, wo Shirai die Explosion haben wollte. Jetzt konnte Pik aber nicht nur sehen, wo es als nächstes explodieren würde, er war auch schnell und wendig genug, dem auch auszuweichen.

Blitzschnell wich er aus und rannte auf die beiden Fremden zu. Shirai hatte damit nicht gerechnet und so gelang es ihm, sie mit seiner Pranke zu erwischen. Mit einem lautem Knall schmetterte sie gegen die nahe gelegene Wand. Sarir, der bisher keinen Laut von sich gegeben hatte, stand der Zorn jetzt ins Gesicht geschrieben. Wie bei seiner Schwester aktivierten sich seine Male und die Hörner erschienen.
 

Pik blieb stehen. Überall neben ihm waren plötzlich Striche auf der Wand. An diesen Stellen begann nicht nur das Material vor Hitze zu schmelzen, nein, überall kamen nun spitze Klingen aus der Wand und wollten Pik durchbohren. Für den Moment kam er nicht weiter voran und das machte ihn aggressiver. Die ersten Funken luden sich auf und dann ging ein Blitz durch den Gang und hätte Sarir beinahe erwischt, wäre Shirai nicht dazwischen gegangen.

„Eine Affinität für Elektrizität.“, stellte sie erschrocken fest.

Pik fand es schnell heraus. Er konnte diese Signalgeber, die die beiden entsandten unschädlich machen, indem er seine Elektrizität hindurch jagte. Das dauerte zwar einen Moment, aber zumindest war er ihnen damit nun überlegen. Mit einem lauten Knurren bahnte er sich seinen Weg vorwärts. Doch als er schließlich ankam, waren die beiden verschwunden. Sarir hatte heimlich ein Loch in die Wand fressen lassen und nun waren sie ins Ödland geflüchtet. Er durfte seine Beute nicht entkommen lassen! Obwohl es mehrere Meter nach unten ging, sprang Pik hinterher. Ihm geschah so leicht nichts.

Aber er hatte Pech. Die beiden Geschwister hatte er zwar schnell eingeholt, aber als sie sahen, dass er sie verfolgte, da spürte er schon ihre Aura. Im nächsten Moment veränderten die beiden ihre Gestalt vollständig. Beide Exile sahen sich sehr ähnlich und ähnelten irgendwie der Darstellung von sehr makabren und gefährlichen Engeln. Aus ihren Rücken kamen große, halbtransparente Schwingen und sofort fanden sich die beiden in der Luft wieder. Die beiden wollten sich aus dem Staub machen und das passte Pik, der gerade voll und ganz im Bann der Chimäre war, gar nicht. Für den Moment war Lua komplett vergessen. Es zählte nur die Jagd, die zu scheitern drohte, wenn die beiden entkamen.

„Tut uns ja sehr Leid, Chimäre, aber wir haben gerade keine Lust uns mit einem deiner Sorte herumzuschlagen. Wir haben eh, weshalb wir herkamen, als was soll´s. Man trifft sich ja eh immer zweimal im Leben!“ Und mit diesen Worten verschwanden die beiden.
 

Pik brüllte wütend hinterher, doch verfolgen konnte er sie hier nicht. Schließlich hatte er keine Flügel und besonders schnell kam man im Ödland einfach nicht voran. Bereits jetzt konnte er ihre Aura kaum noch wahrnehmen und er wusste, dass er verloren hatte. Frust machte sich breit.
 

Er hatte seine Beute verloren. Sie war ihm einfach davon geflogen. Zornig war die Chimäre, der Jäger, in ihm. Chimären, die nicht wie Luca vollends zum Teil des Menschen geworden waren, hatten ihren Jagdtrieb kaum unter Kontrolle, aber selbst Luca hatte nach wie vor Probleme damit. In dem Sinne waren sie nicht viel anders, als es die Yajuu oder Exile waren. Wenn sie ihre Beute verloren, dann mussten sie sich Ersatz suchen. Automatisch richtete sich sein Blick Richtung Stadt. Dann setzte er sich bereits in Bewegung. Einige Zeit hielt er auf die Stadt zu, als sich ihm plötzlich jemand entgegen stellte. Dort stand jemand, eingehüllt in einen weißen Umhang und voller Bandagen. Er bemerkte die Überraschung, die von der Gestalt ausging. Im nächsten Moment aber, veränderte sich ihre Gestalt und es wurde spürbar kälter.
 

Pik fletschte die Zähne. Vor ihm stand eine Chimäre. Sie hatte weißes Fell, doch was sonderbar war, dort, wo Lichtstrahlen auf sie trafen, wirkte die Gestalt vor ihm fast durchsichtig. Er konnte im wahrsten Sinne des Wortes die Knochen der Chimäre durchschimmern sehen. Die weißen Augen seines Gegenübers durchbohrten ihn regelrecht. Es provozierte ihn und so ging er sofort zum Angriff über. Zunächst versuchte er, sie mit seinen Sensen zu erwischen. In diesem Moment fragte er sich nicht woher sie kam, was eine Chimäre, die offenbar wie Luca frei ihre Gestalt verändern konnte, hier her kam. All das war unter seinem Jagdtrieb vergraben. Daher fiel ihm auch nicht auf, dass die andere Chimäre nur mit ihm zu spielen schien. Sie lenkte ihn einfach nur ab, bis die Wirkung der Spritze endlich nachlassen würde.

Pik wollte gerade auf sie zu springen, doch er kam nicht vom Fleck. Seine Pfoten waren am Boden festgefroren. Knurrend versuchte er das Eis zu brechen, doch es gab nicht nach. Die andere Chimäre saß ihm ruhig gegenüber. Sie wirkte nicht angriffslustig, sondern beobachtete ihn nur.
 

Der Strom, der durch Pik´s Körper strömte, brachte das Eis langsam zum Schmelzen. Leider dauerte es für ihn unerträglich lange. Unruhig stemmte er sich gegen die Kälte bis das leise Knacken ankündigte, dass es bald brechen würde.

Nun rammte er die Spitze einer Sense in einen der Eisklumpen. Tief bohrte sie sich hinein und gab ihn schließlich frei. Die Sense steckte zwar noch fest, aber er machte sich nicht die Mühe sie heraus zu ziehen. Mit ausgefahrenen Krallen stürmte er auf die andere Chimäre zu. Plötzlich begann sich vor ihm eine Eiswand aufzutürmen. Blitzschnell sprang er vom Boden ab und auf das Eis. Dann schlidderte er seitlich an der Chimäre vorbei und sprang im besten Winkel ab, um sie zu erwischen. Er war sich sicher, jetzt hatte er sie.

Einen Moment wunderte er sich noch, wieso sie sich nicht rührte, doch im nächsten packte ihn etwas am Nacken und riss ihn zu Boden. Knurrend sträubte er sich gegen den Druck, doch sein Gegenüber hatte die Oberhand. Als er schließlich aufblickte, starrte er ihn die eisblauen Augen einer weiteren Chimäre. Sein Verstand war gerade noch aktiv genug, um ihn zu vermitteln, dass es Luca war. Ein bisschen beruhigte sich sein Gemüt nun, besonders als er sah, dass dort wo er oben noch auf die fremde Chimäre zugesprungen war eine riesige Eisklinge aus dem Boden ragte. Er wäre genau dort hinein gesprungen, hätte Luca ihn nicht weg gefangen.
 

Luca vermittelte Pik, dass er liegen bleiben solle. Die unzähligen Wunden an Pik´s Körper zerrten stark an seiner Wahrnehmung. Luca bezweifelte, dass Pik überhaupt bemerkte, dass sein Fell bereits blutbedeckt war, ja dass es sogar von ihm herabtropfte. Allerdings stammten diese Verletzungen nicht von der merkwürdigen Chimäre dort hinten. Sie schien relativ friedlich gestimmt, trotzdem musste Luca vorsichtig sein. Die Eisklinge hätte Pik nicht umgebracht, aber den Kampf wohl schmerzhaft beendet.

Luca ging einige Schritte auf die weiße Chimäre zu, dann setzte er sich so hin, wie sie. Ruhigen Blickes beäugte sie ihn.

„Wer bist du?“, fragte sie schließlich telepathisch.

„Mein Name ist Luca, darf ich auch deinen erfahren?“, antwortete er freundlich.

„Ich… kann mich nicht erinnern, wie ich heiße.“, gab sie stockend zurück. Luca wurde hellhörig.

„Du hast dein Gedächtnis verloren?“, fragte er.

„Ja.“

„Also weißt du auch nicht, wieso du eine Chimäre bist?“, fragte Luca nun weiter.

„Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass, als ich aufwachte, ich wusste, dass ich eine bin.“

„Interessant.“, gab Luca zurück, „Darf ich fragen, was hier vorgefallen ist?“

„Dein Freund hier verfolgte zwei Exile… sie haben ihn so zugerichtet.“

„Zwei Exile?“, fragte Luca verwirrt, denn er hatte deren Anwesenheit nicht gespürt. Wobei das kein Wunder war. Im Labor war die Hölle losgewesen. Kyria und er hatten echt Mühe gehabt da raus zu kommen. Kyria stand in einiger Entfernung mit Seraphis in den Armen und beäugte Pik, der mittlerweile ruhiger geworden war.

„Ja, aber sie sind weg.“, bemerkte sie nun schlicht.

„Wieso hast du ihm überhaupt geholfen?“, wunderte sich Luca nun.

„Naja, ich konnte deinen Freund da nicht einfach ins Verderben rennen lassen, daher habe ich eingegriffen. Aber jetzt da du da bist, kann ich mich ja wieder verabschieden.“, erklärte sie leise.

Ein merkwürdiges Wesen, dachte er. Ein kurzes Stöhnen, ließ ihn zur Seite blicken. Die Wirkung des Serums ließ langsam nach. Dementsprechend würde es Pik bald noch schlechter gehen. Luca musste ihn schnell nach Hause schaffen und versorgen. Hinzu kam, dass Pik möglichst schnell wieder auf den Beinen sein musste, damit seine Abwesenheit nicht auffiel.
 

Also raffte sich Luca auf. Er wollte eigentlich noch weitere Fragen an die Chimäre stellen und auch die Sorge um Lua bohrte sich tief in ihn hinein. Pik hatte sie offenbar nicht finden können, doch wo war sie dann? Luca und Kyria hatten das Labor nach ihrer Aura abgesucht, sie war aber nirgends finden können. Selbst im schlimmsten Fall, dass Lua etwas zugestoßen wäre, hätte man ihre Aura noch bemerken müssen, aber es war, als wäre Lua nie da gewesen. Als hätte sie sich einfach in Luft aufgelöst. Auch Kyria hatte dafür keinerlei Erklärung und auch ihr sah man die Sorge deutlich an.

Doch sie konnten nicht noch länger hier bleiben. Es war nur eine Frage der Zeit, bis neue Verfolger auftauchen würden und sowohl Seraphis, als auch Pik mussten versorgt werden. Für den Moment musste Luca warten. Auch wenn es ihm unendlich schwer fiel.

Er hievte seinen Freund, der mittlerweile mehr ohnmächtig, als bei Sinnen war, auf den Rücken und wandte sich dann noch einmal zu der weißen Chimäre um.

„Ich hoffe man sieht sich mal wieder.“, sagte er, „Und ich danke dir, für deine Hilfe.“

Sie nickte nur zustimmend mit dem Kopf. „Gern geschehen.“, hauchte sie und im nächsten Moment war sie bereits verschwunden.

Luca und Kyria tauschten einige Blicke aus, dann machten sie sich ebenfalls auf den Rückweg und achteten darauf, dass Niemand sie verfolgte.



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