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Not close enough

...überwinde die Distance...
von

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Krank!

Übel. Ganz übel. Mein Schädel wummert wie ein Presslufthammer. Die ganze Nacht habe ich nicht schlafen können, weil meine Nase unaufhörlich am laufen war. Ständig musste ich hochziehen, daher wohl auch diese elenden Kopfschmerzen die bis hin in meine Stirnhöhle ziehen. Ich habe schon gedacht, dass es nur so eine nächtliche Sache ist, da es mir morgens wieder besser ging, aber jetzt sind zumindest die Kopfschmerzen, noch schlimmer und ich fühle mich so scheiße maddelig, als wären meine Knie völlig aufgeweicht. Die Nacht in diesem zugigen Wohnzimmer hat mir eindeutig nicht gut getan! Gut möglich, dass es auch noch eine Nachwehe dieser Regennacht ist.
 

~

Nachdem wir Sonntag morgen auseinander gegangen sind, hat Ellis noch eine ganze Weile geschlafen. Aufgrund meiner Müdigkeit bin ich auch auf dem Sofa eingeschlafen, ohne Decke, in diesem zugigen Wohnzimmer. Das war eindeutig der erste Fehler. Gegen mittag wurde ich von meinem Samarita höchst persönlich mit einem seiner tollen Sprüche geweckt. Ein Cornflakes-Frühstück und eine warme Dusche später haben wir uns dann dran gemacht einige der Fächer in Ellis Kleiderschrank frei zu räumen. Natürlich tat ich das eher wiederwillig. Leider ist mir nur alt zu sehr bewusst, dass ich derzeit kaum eine andere Wahl habe. So trauig das auch ist, obdach zu sein ist einfach nur scheiße! Vor allem wenn man sich von so einem launischen Spinner wie Ellis helfen lassen muss.
 

Die Klamotten, die er raus geräumt hat, wurden dann einfach wahlos in irgendwelche anderen Fächer dazu gestopft. Sein Kleiderschrank ist, wie ich feststellen musste, wie ein schwarzes Loch, in dem ich befürchte, dass es auch meine Klamotten verschwinden lassen könnte. Dennoch ist es besser, als aus der Tasche leben zu müssen. Kompromisbereitschaft nennt man das. Nur Ellis Hilfsbereitschaft irritiert mich ein bisschen. Fast die ganze Umräumaktion über hat er kommentarlos angeführt, ohne mich zu nerven. Manchmal ist er ja doch ganz sympatisch, also, wenn er seine Klappe hält. Schlafen wollte ich dennoch nicht in seinem Bett. Das war mir eindeutig zu gruselig. Immerhin weiß ich ja auch nicht, was er da schon alles getrieben hat. Geschweige denn mit wem. Bei seinen ganzen Weibergeschichten. Wie könnte ich da ruhig schlafen?! Das weckt irgendwie zu viele Erinnerungen an Frederic, der es in unserem Bett mit dieser Schlampe getrieben hat. Also habe ich die Sachen, die er für mich im Schlafzimmer drapiert hat ins Wohnzimmer geschleppt. Heimlich, am Abend, als er zur Arbeit gegangen ist und habe auf dem Sofa geschlafen, das war wohl der zweite Fehler.

Ellis ist beschäftigt als Barkeeper in einer Disco. Fünf Tage die Woche, wie er mir berichtet hat. Zwischendurch kellnert er wohl noch. Keine Ahnung wie er das schafft, aber es scheint zu gehen. Zudem habe ich deshalb das Glück, dass ich ihn Tagsüber gar nicht mal so oft ertragen muss. Wenn er ja eh fast jede Nacht arbeitet und tagsüber schläft. Ein schwacher Trost...
 

Ellis war noch einige, wenige Stunden zu Hause. Kaum zu glauben wie nervig, ungehobelt und ignorant ein einziger Mensch sein kann. Den ganzen Nachmittag über musste ich mir diese dämlichen Assi-TV-Sendungen antun, ihm die Fernbedienung streitig machen...unmöglich... und so ziemlich jede Werbepause nutzte er auch gleichzeitig als Raucherpause. Obwohl er in der Küche geraucht hat, konnte ich den Qualm dennoch in der ganzen Wohnung riechen, da er es nicht für nötig gehalten hat, die Tür zu schließen. Versuche einer Einigung, doch zumindest die Tür zu schließen und das Fenster zu öffnen, haben nur folgenden Kommentar und ein amüsiertes Grinsen erbracht, "Ich zwing dich nicht zu bleiben, wenns dich so sehr stört."

Wie war das noch gleich mit den Kompromissen?

Zum Glück half das Lüften ziemlich gut gegen den Qualm.

Bevor er ging meinte er noch ich solle mir doch ne Pizza machen, wenn ich hunger habe und dann war er weg.

Wieder gekommen ist er am Montag morgen. So gegen sieben Uhr. Sein Reinkommen hat mich aus dem Schlaf gerissen. Wohl, weil ich mich immer noch in der Gewöhnungsphase bin. Allerdings habe ich mich schnell wieder schlafend gestellt, als er das Wohnzimmer betreten hat. Schon, als er zur Tür herein kam habe ich den Geruch von Zigaretten wahrgenommen. Das werde ich in Zukunft wohl öffter erleben. Super Aussichten. Was das angeht hat sich also nicht viel geändert. So langsam wird es ja immer heimeliger. Jedenfalls muss er sich dann schlafen gelegt haben. Den ich habe ihn den ganzen morgen nicht mehr gesehen. Sicher wird er bis in den Nachmittag geschlafen haben, da er das Schlafzimmer auch bin zu meinem Aufbruch nicht mehr verlassen hat.

~
 

Und jetzt stehe ich im Laden und räume Regale ein. Haufenweise Teesorten in Papschachteln und loser Tee in Platiktüten, Kaffee und vieles mehr türmen sich in meinem Wagen. Schon Wahnsinn, was es für Sorten gibt und was sich die Leute alles antun. Fencheltee, Kamillentee, Kümmeltee...Kaffee mit Karamelgeschmack! Mit Karamelgeschmack! Ich meine wer denkt sich so was wiederliches aus? Ich starre auf die Verpackung und schüttle dann den Kopf, um das Zeug dann einfach ins Regal zu stellen. Ich muss es ja nicht trinken. Zum Glück! Wenn doch, würde mir wohl auch noch übel werden. Diese furchtbaren Kopfschmerzen und das Fieber, dass ich ganz sicher habe, genügen mir wirklich. Schon der dritte Fehler heute. Ich bin zur Arbeit gegangen, obwohl es mir so schlecht geht. Aber ich kann es mir einfach nicht leisten mich krank zu melden. Ich war noch kein einziges Mal krank, seid ich hier arbeite. Mir ist allerdings auch bekannt, dass der Chef den erkrankten im Nachhinein des öffteren die beschissenen Schichten zu teilt. Oder eben Aushilfen wie mir. Ich freue mich schon auf heute Abend, wenn ich mitten in der Nacht heim komme. Oder viel mehr Ellis Wohnung betrete, die mir völlig fremd ist. Das ist das erste Mal, dass ich nach der Arbeit dort ankomme. Zum Glück ist diese Wohnung sogar dichter an der Arbeite als Frederics.

Trotzdem musste ich heute eher los, weil ich meinem Chef noch mitteilen musste, dass sich meine Adresse kurzfristig geändert hat. Der war gar nicht erfreut, über diese kurzfristige Änderung. Ja sowas erfährt der feine Herr immer gern frühzeitig. Aber wenn es darum geht schlecht gelaunt zu sein ist der eh ein wahrer Meister. Was solls, außerdem, was kann ich denn bitte dafür, dass mein werter Herr Exfreund mich einfach rausgeschmissen hat? Nichts...Aber das erzähle ich ihm lieber nicht. was geht den schon mein Liebesleben an?
 

Die Arbeitszeit vergeht nur sehr schleichend. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr habe ich das Gefühl, das sich mein Kreislauf mit mir Achterbahn spielt. Die Kopfschmerzen wollen einfach nicht nachlassen und breiten sich helmartig aus. Meine Stirn ist ganz warm. Ich habe das Gefühl, das meine Körpertemperatur ansteigt. Nicht gut, auch weil mir schwindlig wird und ich mich wieder maddelig fühle. Meine Beine sind mittlerweile gefühlt so weich wie Pudding und ich muss mich hin und wieder stützen. Das ist gar nicht gut. Dabei ist noch so viel zu tun. Es stehen noch so viele Aufräumarbeiten an. Bestimmt wird es heute wieder spät. Auch wenn ich das heute gar nicht gebrauchen kann. "Hey Oliver, alles okay?", fragt Monika, eine meiner Kolleginnen, "Du sahst schon heute mittag schon so blass aus.", "Nein, alles gut. Es ist alle in Ordnung.", erwiedere ich kopfschüttelnt. Sie macht ein besorgtes Gesicht. Monika ist wirklich immer sehr nett, aber ich habe nicht vor irgendjemanden in meine Probleme hinein zu ziehen. Dabei ist gar nichts in Ordnung. Mir ist wahnsinnig schlecht. Am liebsten würde ich mich hinlegen und einfach gar nichts mehr sagen oder tun. Einfach nur meine Ruhe haben. Das wäre mir gerede das Liebste und natürlich was gegen die Schmerzen und die Übelkeit.
 

~
 

"Hmm.."

"Na? Endlich wach?", höre ich eine Stimme, ganz dumpf dringt sie in meine Ohren.

Mein Kopf fühlt sich an wie ein Stein. Ich mag die Augen nicht öffnen. Ich bin so schrecklich müde. Ich weiß nicht mal mehr, wie ich überhaupt ins Bett gekommen bin.

Irgendwas plätschert. Wasser?

Etwas kaltes liegt auf meiner Stirn.

Das tut unglaublich gut.
 

Langsam mache ich die Augen auf. Es ist dunkler als ich erwartet habe. Jemand streichelt behutsam über meinen Kopf. Wer ist das?

Frederic war jedenfalls nie so...oder bilde ich mir das nur ein? Könnte am Fieber liegen...

Über mir sehe ich schemenhaft ein Gesicht. Schwarze Haare. Es dauert einige Minuten...dann erkenne ich es.

Plötzlich reiße ich die Augen auf. Nein!Das muss definitiv Einbildung gewesen sein. Der würde doch nie sowas machen...!

"Ellis?!", der Versuch mich aufzurichten, endet kläglich. Denn mir wird schwindlich. Sofort falle ich wieder ins Kissen zurück. So weich. Der Untergrund auf dem ich liege ist so weich. Das ist eindeutig nicht das Safa. Bei genauerem Umsehen sehe ich, dass ich nun doch in Ellis Bett liege. Gut zugedeckt.

Ellis zieht sein Gesicht über mir zurück und lacht leise.

"Ja klar ich, wen hast du denn erwartet? Dummerchen.", war ja klar, das er sich wieder auf meine Kosten amüsiert. "Jedenfalls hast du geschlafen wie ein Stein. Hattest du wohl auch nötig.", plappert er weiter, ohne eine Reaktion abzu warten. Typisch.

"Wie...", beginne ich den Satz, "Wie du hergekommen bist?", meine Güte jetzt kann er auch noch Gedanken lesen, "Tja, du hast heute morgen zusammengekauert auf dem Sofa gelegen. Du hattest sogar noch deine Schuhe an. Du hast gezittert wie Espenlaub und warst gleichzeitig total warm. Also habe ich dich ausgezogen und ins Bett getragen.", erzählt er sachlich, und schließt dann mit seinem üblichen Grinsen ab. Ich will lieber nicht wissen was er gerade denkt...Ist ja schon schlimm genug, dass er mich halb nackt gesehen hat...das ist mir irgendwie unangenehm...allerdings, scheint er mir ein T-Shirt angezogen zu haben, das eindeutig nicht meins ist...es ist viel zu weit...

Dafür kommt mir der plötzliche Gedanke, dass ich ja eigentlich zur Arbeit muss.

Ich nehme den Waschlappen von meiner Stirn und versuche mich erneut, nur diesmal langsam auf zu richten. Dabei wird mir wieder leicht schwindlich.

"Wie spät ist es eigentlich?", will ich wissen. "Es ist 16 Uhr.", antwortet er ausnahmsweise mal kurz. "Was? Oh nein! Wieso hast du mich nicht früher geweckt? Ich muss doch...zur Arbeit!", maul ich hysterisch, und schiebe meine Beine aus dem Bett. Natürlich nicht ohne dass mir wieder schlecht wird. Kaum dass ich festen Boden unter den Füßen habe, gerate ich schon ins Schwanken. Doch ich falle nicht auf den Teppigboden, sondern in Ellis Arme. Die sind...ungewöhnlich warm...und drücken mich gleich wieder zurück ins Bett.

Der warme Körper schwebt nun direkt über mir. Ellis Gesicht ist mir so verdammt nah. Viel zu nah!

"Jetzt krieg dich mal wieder ein, Kleiner! In dem Zustand kannst nicht arbeiten. Außerdem...habe ich vorhin bei deinem Chef angerufen und dich krank gemeldet.", berichtet er mir ruhig, aber bestimmt.

"Was? Aber woher hast du denn die Daten?", will ich aufgebracht wissen. "Na aus deinem Arbeitsausweis, den du in deiner Jackentasche herumgetragen hast. Du hast sogar die Nummer auf der Rückseite notiert, also habe ich da angerufen."

"Du,...Du hast in meinen Sachen rumgeschnüffelt?", harke ich angesäuert nach. Dieser Kerl...!

"Idiot! Denkst du, ich hätte das gemacht, wenn alles in Ordnung gewesen wäre? Ich dachte es wäre besser, als dich seelenruhig weiter schlafen zu lassen, wärend dein Chef sich fragt wo du bleibst! Das wäre doch nicht so gut gekommen oder?", unterbreitet er mir wieder bestimmt, nur diesmal lauter und lässt mich verstummen, wie ein kleines Kind, das gerade belehrt wurde, dass man seinen Teller leer essen solle, damit am nächsten Morgen die Sonne scheint
 

Aber zum meiner Ernüchterung hat er leider recht. Das wäre wirklich nicht sehr gut gekommen. Wieso muss dieser Idiot nur recht haben? Und wieso ist er so nett zu mir? Er hat mir schon wieder aus der Patsche geholfen...dabei ist er der Letzte, dem ich was schuldig sein will...Nennt man das etwa...gekränkten Stolz?
 

Ein triumphierendes Grinsen breitet sich in dem Gesicht über mir aus. "Na also. Habe ich den Kleinen zum Schweigen gebacht. Dann sind Kinder wohl doch nicht immer so uneinsichtig und stur wie sie immer tun.", sagt er neckisch und entfernt sich wieder, aus dieser viel zu nahen Reichweite."Sei heute am besten so brav und bleib im Bett. Und trink viel, ich habe dir eine Wasserflasche neben das Bett gestellt.", er deutet auf die Wasserflasche." Wenn es bis morgen früh nicht besser ist, wäre wohl ein Arztbesuch angebracht.", erklärt er mir und verlässt auch gleich den Raum.

Ich bleibe allein zurück in diesem fremden Raum, in diesem Bett, dass mir ganz und gar nicht geheuer ist. Leider habe ich zu schlimme Kopfschmerzen, um mich intensiver mit diesem Gedanken zu beschäftigen. Ganz zu schweigen von meiner Müdigkeit, die mich nicht nur gestern einfach übermahnt hat, sondern auch jetzt so tief in mir sitzt, dass meine Augen schon wieder zufallen wollen. Ganz von allein. Verflucht! Ich kann einfach nichts dagegen machen....
 

So vergehen wieder ein paar Stunden, ohne, dass ich etwas davon mitbekomme. Ich muss mir sogar eingestehen, dass ich lange nicht mehr so tief und fest geschlafen habe. Als ich meine Augen öffne, leuchtet das kleine Nachlicht neben mir auf dem Beistelltisch und ich nehme ein Geräusch war. Der Kleiderschrank wird geöffnet und wieder geschlossen. Ich reibe mir die Augen. Ellis steht dort vor dem Spiegel, der auf der Schranktür prankt und zieht sich ein blaues Hemd über. Für einen Moment verstehe ich nicht, was das zu bedeuten hat, aber dann fällt es mir wieder ein. Er geht ja arbeiten...und dann werde ich wieder allein sein...meine Ruhe vor ihm haben...

"Na? Wieder wach? ", höre ich seine Stimme, wärend er sich undreht und sich neben mir auf die Bettkannte fallen lässt. Schelmisch grinst er. "Du bist ja relativ schnell wieder eingeschlafen. Dabei dachte ich, dass dir mein Bett ein graus ist.", meint er amüsiert. Wie so oft. Ich hasse es, wenn er so ist! Da fühle ich mich überhaupt nicht ernst genommen.

"Hör auf damit!", knurre ich , "Womit?", erwiedert er immer noch amüsiert.

"Du sollst aufhören dich über mich lustig zu machen! Wenn du mich nicht leiden kannst und nichts besserers zu tun hast, als dich über mich lustig zu machen, ...halt doch einfach die Klappe und lass mich in Ruhe!", erkläre ich ihm wütend. Doch Ellis sitzt nur da und starrt Löcher in die Luft, dann kratzt er sich an der Stirn und sieht mich wieder an. "Du bist wirklich ein Dummerchen....wann habe ich je behauptet, dass ich dich nicht leiden kann?", er zuckt mit den Schultern und steht wieder auf. Für einem Moment stockt mir der Atem, als mir bewusst wird...., dass es es stimmt. Er hat wirklich nie sowas gesagt. Aber was soll ich auch von ihm denken? So wie er mich behandelt...wie ein kleines Kind, dass er nicht ernst zu nehmen scheint. Und früher, da hat er sich doch auch nur lustig über mich gemacht. "Denk von mir aus, was du willst..., also ich muss dann mal zur Arbeit. Morgen früh bin ich wieder da. Mach keine Dummheiten, solange ich weg bin.", meint er grinsend. Dieser Verfluchte! "Idiot! Ich bin doch kein kleines Kind mehr!", fahre ich ihn an. Doch Ellis zeigt sich wie immer unbeeindruckt. "Ja, ja, schon klar.", winkt er nüchtern ab, und kritztelt etwas auf einen Zettel, den er aus einer Schublade des Nachtschrankes hervor geholt hat. "Hier, meine Nummer. Nur für den Fall, dass was ist.", sagt Ellis noch und legt mir den Zettel auf den Tisch. "Du kannst jederzeit das Telefon im Wohnzimmer benutzen. Alles klar? Schlaf noch ein bisschen. Wir sehen uns morgen früh.", und dann ist er auch schon verschwunden.

Es ist plötzlich wieder so ruhig und ungewöhnlich kalt. Seltsam, als ich das letzte Mal hier geschlafen habe, war es doch noch nicht so. Was ist nur plötzlich los?
 

Ich ziehe die Decke wieder weiter hoch und murmle mich komplett darin ein.

Versuche zu schlafen, ruhe zu finden. Doch es will mir einfach nicht gelingen. Dabei ist es mir vorhin doch auch gelungen zu schlafen. Vielleicht habe ich aber auch einfach zu viel geschlafen. Das bin ich schließlich gar nicht mehr gewohnt. Die Arbeit hat mir nie viel Raum gelassen, zum ausruhen. Außer Sonntags, aber da war ich manchmal so so aufgekratzt, dass ich einfach nicht mehr schlafen konnte und trotzdem früh auf gestanden bin. Frederic hats natürlich immer gefreut, weil das Frühstück dann immer schon auf dem Tisch gestanden hat, wenn er sich aus dem Bett bequemt hat. Und wenn nicht, ...da hat er manchmal sogar rumgenörgelt, warum noch nichts auf dem Tisch ist...Schon irre, was mir jetzt alles so auffällt, nach dem es vorbei ist. Dieser Arsch!

Flach auf dem Rücken liegend und an die Decke starrend, verharre ich in meiner Position. Selbst, wenn ich die Augen schließe, gelingt es mir nicht mal weg zu dösen. Ich seufze. Nach etwa einer halben Stunde habe ich keine Lust mir rumzu liegen. Das macht mich noch verrückt! Also versuche ich mich vorsichtig auf die Seite zu drehen. Zuerst die Beine raus. Dann stemme ich vorsichtig meinen Oberkörper nach oben. Diesmal ist mir nicht ganz so schwindlich, wie noch vorhin. Mit meiner Hand taste ich nach der Wasserflasche und trinke einen schluck. Danach ist es etwas besser aber... Je länger ich auf der Bettkante sitze, desto deutlicher wird mir bewusst wie kalt mir eigentlich ist. Daher umfasse ich meinen Körper mit meinen Armen. Beim Umsehen fällt mir ein Bademantel auf, der an einem Harken an der Seites des Kleiderschrankes hängt. Vorsichtig stehe ich auf und gehe einige Schritte. Meine Hand greift nach dem Bademantel und ich ziehe ihn mir über. Er riecht nach Ellis...klar tut er das....es ist ja auch seiner. Es ist auch nicht meine Art, einfach Sachen von anderen an zu ziehen, nur....mir ist so verdammt kalt und gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass mein Kopf glüht. Verrückte Welt.

Langsam verlasse ich das Schlafzimmer und begebe mich durch das unaufgeräumte Wohnzimmer in den Flur, wo mich der Staubsauger anlacht, der dort querbet rumsteht. Seufzend begebe ich mich in die Küche, die wieder nach Kippenqualm stinkt und in dessen Spühle sich immer noch das Geschirr stapelt. Trotzdem versuche ich mich noch mal an einem Tee. Diesmal habe ich immerhin die Zeit ihn in Ruhe auf mich wirken zu lassen. Ohne, dass dieser Idiot mir dazwischen funken kann. Ein Kreutertee soll es sein, mit dem ich mich ins Wohnzimmer begebe und diesen erstmal auf den Tisch abstelle. Denn ich muss erstmal das Sofa von einigen Klamotten, Büchern und fragwürdigen Zeitschriften befreien. Wo zum Teufel hat er dir so plötzlich her? Die waren doch heute morgen noch nicht da. Die muss er wohl irgenwo versteckt haben.

Eines ist mir sofort klar! Sobald ich wieder fit bin, wird hier Ordnung gemacht! Und diese Zeitschriften, verschwinden irgenwo hin, wo sie niemanden mehr belästigen können, beschieße ich.

Als ich mich endlich setzen kann, spüre ich wie sich alles in mir wieder entspannt und lehne mich zurück. Mein Kopf fühlt sich schon wieder schwer an, meine Nase ist verstopft. Ich muss mich einen Moment ausruhen und die Augen schließen, weil das Licht an der Decke mich blendet. Hoffentlich geht es mir bis morgen früh besser. Bis dahin sind es noch einige, wenige Stunden. Ich muss gähnen. Krank zu sein macht müde und gleichzeitig wach. Wo bei sich der Körper ja eigentlich seine Erholung suchen sollte.

Nach einer Weile strecke ich meine Hand nach meinem Tee aus und nehme ein paar Schlücke. Der tut richtig gut. Besonderes meinem Hals, der sich leicht rau anfühlt. Wieder muss ich gähnen. Die Müdigkeit ist dabei mich wieder zu beherrschen. Ich sollte mich lieber wieder ins Bett legen und schlafen, auch, wenn mir das Bett natürlich immer noch nicht geheuer ist. Aber ich bin eh zu müde um auf zu stehen, reibe mir schon die Augen, und über die Stirn, die vom vielen hochschniefen schmerzt und immer noch warm ist. Es geht alles viel zu schnell. Viel Zeit verstreicht nicht, dann muss ich eingeschlafen sein.

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"Hey kleine Schlafmütze, du bist schon wieder auf dem Sofa eingeschlafen.", höre ich wieder diese Stimme, die mir mitlerweile bekannt sein sollte. Trotzdem brauche ich immer noch einen kleinen Moment um sie zu, zu ordnen. Es ist Ellis und sobald ich meine Augen öffne, sehe ich, dass er direkt über mir ist. Nur nicht wie letztens, als ich im Bett lag, sondern anders und...meine Füße scheinen in der Luft zu hängen. Oh mein Gott!

"Ellis?! Was soll das? Lass mich runter!"

Ellis hebt eine Augenbraue, dann grinst er. Kaum das ich darüber nachdenken kann, was er im Schilde führt, lässt er mich einem müsierten, "Wie du wünschst.", ins Bett plumpsen. "Also echt. Da sage ich dir, du sollst brav im Bett bleiben und kaum, dass ich wieder zu Hause bin finde ich dich wieder auf dem Sofa vor.", gibt er empört wieder, und schüttelt seufzend den Kopf. "Aber dafür scheinst du mich gar nicht so abschrecked zu finden, wie du immer tust...", ergänzt er seinen Text. Dann kichert er wieder.

Diesmal etwas anzüglicher. Seine finger umfassen den Stoff des Bademantels, "Aber so wie ich dich kenne, hast du meinen Bademantel ja nur angezogen, damit du nicht frierst nicht wahr?", meint er kichernt und lässt wieder von dem Stoff ab. Als ich was ergänzen will, legt er seine Hand schon auf meine Stirn. "Na zumindest scheint das Fieber etwas gesunken zu sein, aber ich würde dir trotzdem nicht empfehlen, heute schon zu arbeiten. Um neun bringe ich dich zum Arzt. Aber vorher wird was gegessen. Ich war so frei ein paar Brötchen mit zu bringen. Also sei dankbar!" beschießt er entschlossen über meinen Kopf hinweg. "Was?! Das hast du nicht zu entscheiden!", empöre ich mich angesäuert und versuche auf zu stehen. "Ich bin..!", mit einer Hand schubst er mich zurück auf die Matratze, "..alt genug das selbst zu entscheiden?", beendet er, zu meinem Erstaunen, das erste Mal, leicht genervt meinen Satz, "Als du das, dass letzte Mal gesagt hast, warst du total erschöpfst und wolltest es nicht wahrhaben. Diese Einstellung scheint sich ja nicht sehr geändert zu haben! Du bist wie ein stures, kleines Kind, das nicht auf die Erwachsenen hören will. Du willst erwachsen sein? Dann benimmt dich auch so!", gibt er nun fast eiskalt und abschätzig wieder. Dann verlässt er den Raum und schließt die Tür.

"Idiot! Für wen hälst du dich?", murmle ich wütend vor mich hin.

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Der Arzt hat mich tatsächlich noch drei weitere Tage krank geschrieben. Drei verdammte Tage! Dann hat er noch irgendwas von Überarbeitung gequatscht und mir gesagt, ich solle mich mal so richtig ausruhen. Na der hat gut Reden. Natürlich ist mir klar, das ich mir ne Menge zumute, aber da bin ich nicht der Einzige. Außerdem bleibt mir nicht viel übrig. Hier geht es immerhin ums Überleben! Und das Schlimmste ist, dass ich Ellis jetzt um so mehr ertragen muss, da er ja Tagsüber zu Hause ist, wenn ich üblicher Weiße arbeiten muss, da ich meistens eh die beschissenen Schichten abkriege. Das war die Ideale Möglichkeit sich aus dem Weg zu gehen.

Ellis ist die ganze Zeit über wie ein Wachhund, der mir jeglichen Fluchtversuch untersagt. Pah! Als würde ich auf die selten dämliche Idee kommen, dass Haus zu verlassen, wenn ich krank geschrieben bin. Auch, wenn die Versuchung natürlich lockt, wenn er Nachts nicht da ist. Dann ist mir diese Wohnung noch viel unheimlicher, as am Tage. Es ist...irgendwie komisch...
 

*
 

"Oliver, bist du auch wieder fit? Du warst schon so lange nicht mehr krank.", will Monika wissen, als ich am Ende der Woche wieder auf der Arbeit auftauche. Sie war so freundlich mir meinen Dienstplan mit zu teilen. Ich habe doch tatsächlich Frühschicht. Ein Wunder.

"Ja, alles wieder gut.", wurde auch Zeit. Mein zuvorkommender Mitbewohner hat mich fast zu tode genervt! Das hätte ich freiwillig nicht länger ertragen auf die Dauer. "Und danke, dass du mir meinen Dienstplan verraten hast.", Monika winkt ab. "Ach keine Ursache. Übrigens, wir sollen heute einen neuen Mitarbeiter bekommen, sagte der Chef.", verrät sie mir völlig aus der Luft gegriffen. "Ein neuer Mitarbeiter?", Echoe ich. Sie nickt. "Oh ja, ich war auch ganz überrascht, aber nachdem Peter vor zwei Tagen gekündigt hat, kam ihm das wohl ganz recht.", wie erfrischend, denke ich mir, wärend sie sich wieder an die Kasse macht. So viele Neuigkeiten auf einmal. Schade ist es um Peter aber nicht. Der hat hier eh fast die meisten Zeit faul in der Ecke gestanden. Und ich hasse es, wenn andere faul in der Ecke stehen und ich die doppelte Arbeit habe. Dabei ist hier echt schon genug zu tun. Einmal habe ich wegen diesem faulen Etwas, sogar schon mal Ärger bekommen, weil er sich irgendwie so rausgeredet hat, dass es meine Schuld war, dass er seine Arbeit nicht machen konnte. Und der Chef hat diesem miesen Lügner auch noch geglaubt. Wie auch immer. Ich bin nicht traurig wegen seiner Kündigung!

Da bleibt nur die Hoffnung, dass sein Ersatz wenigstens ein bisschen mehr Ehrgeiz mitbringt, als der Vorgänger.

Der Gedanke ist noch nicht zu Ende gedacht, da erscheint der Chef auch schon mit einem Jungen Mann an seiner Seite. Ein schlank gewachsener Typ mit dunkelbraunem Haar und Tunneln in beiden Ohrläpchen. Überraschend gut aussehend sogar. Doch man soll ja den Tag nicht vor dem Abend loben, nicht wahr...?
 

Mein Chef wendet seinen Blick auf mich und winkt mich zu sich. "Oliver, komm mal her. Es sei wie mir gesagt und ich bewegen mich auf die Beiden zu. Mir ist sofort klar, was das soll. Wie ich es hasse!

Es dauert keine zwei Sekunden, da streckt mir der Neue auch schon seine Hand entgegen. "Hey, ich bin Victor! Freut mich dich kennen zu lernen!", teilt er mir überaus entusiastisch mit. Was zum Teufel treibt ihn nur dazu, schon morgens so gute Laune zu haben. Bestimmt wird er nicht von so einem fiesen Mitbewohner geplagt und kann den Tag wesentlich entspannter beginnen. Also ohne morgens auf zu stehen und vom Qualm der Kippen geplagt zu werden, die sein egoistischer Mitbewohner, in der Kücher hinterlässt, ohne mal den Ashenbecher zu leeren.

Ich nehme seine Hand. "Oliver...", antworte ich kurz angebunden und entziehe ihm wieder meine Hand. "Also Oliver, Victor, wird ab heute bei uns arbeiten und es wäre nett, wenn du ihn ein bisschen einarbeiten würdest."

Ich habe es geahnt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2018-09-23T21:06:11+00:00 23.09.2018 23:06
So bis hier her habe ich es gelesen, der rest kommt noch.
Mir gefällt die Geschichte, und wer weiß was noch passiert.
Doch habe ich schon so eine leise Ahnung was es mit dem Grinsen und Sticheln von Ellis auf ich hat.
Und warum er diesen schon zu Schulzeiten getrietzt hat.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Midnight
23.09.2018 23:24
Vielen Dank fürs Lesen und deinen lieben Kommentar. Es freut mich sehr, dass es dir gefällt! <3


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