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I don't need you

von

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Die Wahrheit und nur die Wahrheit

Das war der beschisstenste Tag aller Zeiten!
 

Das konnte ich mit Sicherheit, rückblickend auf all das was passiert war, sagen. Allerdings begann es schon gestern Abend, wenn ich ehrlich war. Zuhause, bei meinem Freund.

5 Jahre war ich jetzt schon mit Juichi zusammen und eigentlich lief es gut.
 

Ach Bullshit! Jetzt belog ich mich schon selbst. Es lief beschissen, wie die ganzen letzten Tage und besonders der Heutige.

Er hatte gestern getrunken. Wie sehr oft in den letzten 3 Jahren auch und wenn er trank...dann rutschte ihm gerne mal die Hand aus.

Ich fragte mich sehr häufig, gerade in letzter Zeit, warum ich eigentlich noch bei ihm war und die Antwort war immer dieselbe.
 

Ich hatte Angst davor alleine zu sein.
 

Trotz allem, was er mir in den letzten Jahren angetan hatte, hing irgendwas in mir an ihm. Ich musste verrückt sein, anders konnte ich mir das nicht erklären. Obwohl es meinem Verstand bewusst war, dass ich nicht bei ihm bleiben konnte so wollte mein Herz es nicht einsehen. Ich wollte nicht einsam sein und mit ansehen wie Reita ein Weib nach dem Anderen flachlegte.

Ich konnte es nicht ertragen wenn ich einsam war.

Und da war wohl der Schlüssel zu Allem: Reita.
 

Ich wollte ihn, seit ich ihn das erste Mal sah. Damals lernte ich ihn über Uruha kennen als wir anfingen die Band zu gründen und ich verliebte mich schneller als ich gucken konnte.

Doch der Kerl war hetero. Und zwar sowas von hetero.

Aber mein Herz wollte das nicht einsehen und ich litt Jahr für Jahr. Mit jeder Frau die er mitnahm. Mit jeder Freundin die er uns vorstellte bis ich mich zu dem nächsten Kerl flüchtete, in der Hoffnung ihn zu vergessen.
 

Ich lernte Ju kennen und auch mögen. Er war nett, er gab mir was ich brauchte aber ich glaube er war von Anfang an nur auf mein Geld und den Erfolg aus. Doch ich hing zu sehr an ihm. Ich brauchte ihn und das Wissen das dort Jemand war, egal wer. Hauptsache irgendwer um sich nicht einsam zu fühlen.
 

Das hatte ich nun davon!
 

Gestern war ihm wieder die Hand ausgerutscht. Wir stritten und er schlug zu. Das Ergebnis: Ein blau, violett leuchtendes Auge und so war Sonnenbrille angesagt und zwar während der ganzen Probe.

Die Anderen wussten nicht wie es bei uns zuging und das sollte auch so bleiben. Ich fragte mich immer wieder warum ich mir das antat aber aus irgendeinem Grund...ich hatte einfach keine Ahnung.

Ich war unglücklich, hatte aber auch keine Kraft es zu ändern.

Die Probe heute lief auch so beschissen, keiner von uns war irgendwie richtig bei der Sache bis Kai der Kragen platzte. Momentan tat er mir schon leid.

Auf dem Heimweg stand ich dann im Stau und zu Hause...ja da wartete Juichi. Er war betrunken und er wollte mich. Ich habe einmal zugelassen das er sich holen konnte was er wollte und es fast eine Woche lang fürchterlich bereut, also flüchtete ich heute lieber.

Noch einen Schlag hätte ich nicht ertragen, ganz zu schweigen von einer halben Vergewaltigung. Mein Gesicht schmertzte so schon wie die Hölle und mein Herz...ja...manchmal glaubte ich es wäre bereits tot. Bis er wieder etwas anstellte oder ich sah wie Reita eine Frau anbaggerte, dann zog der Schmerz durch meinen ganzen Körper und mehr als Einmal musste ich Heulkrämpfe unterdrücken.
 

Was ist nur aus mir geworden?
 

Nun lief ich hier, planlos durch die Straßen Tokyos und wusste nicht wohin mit mir.

Ich wusste garnichts mehr. Weder was ich denken noch was fühlen sollte und auch nicht wie das alles weitergehen sollte.

Ich hatte mir schon so oft den Kopf darüber zerbrochen und war doch nie zu einem Ergebnis gekommen.
 

Seufzend schaute ich auch die Straße und erspähte eine kleine, beleuchtete Eingangstür zu einer Kneipe. Wärme und Alkohol zum abtöten negativer Gefühle. Was wollte man denn mehr?

Schnellen Schrittes hatte ich den zugerauchten, kleinen Raum betreten und steuerte zielsicher die Bar an. Dass das ein Fehler war bemerkte ich erst als ich schon dort stand und einen Whiskey orderte. Aus den Augenwinkeln erspähte ich dieses wohlbekannte Band und blonde Haarsträhnen.
 

Fuck! Sowas ein Talent hatte auch wirklich nur ich.
 

Eine Millionen Bars in Tokyo und ich erwischte die Eine in der Reita saß. Nur schwummrig konnte ich in dem diffusen Licht durch die Sonnenbrille seinen skeptischen Gesichtsausdruck ausmachen.
 

Ja ich weiss es ist Nacht und ich trage trotzdem eine Sonnenbrille.

Ist halt so wenn man mit dem ultimativen Feilchen durch die Gegend läuft.
 

"Hey..." murmelte ich ihm nur entgegen und hoffte einfach darauf keine Fragen gestellt zu bekommen, doch die Rechnung hatte ich ohne Inspektor Akira gemacht.

"Ist schon dunkel, wozu die Sonnenbrille?" kam auch gleich die, ach so tolle, Frage und ich musste den Drang unterdrücken den Kopf einfach auf den Tisch fallen zu lassen.

"Ungeschminkt." knallte ich ihm stattdessen die kurze Antwort vor den Latz und machte damit auch schnell deutlich dass er keine weiteren Fragen zu stellen hatte heute.

Kurz schmulen!

Er hob nur eine Augenbraue und betrachtete mich weiter skeptisch aber immerhin hielt er die Klappe. Mehr wollte ich ja garnicht.
 

Schweigend nahm ich meinen Drink entgegen und trank einen großen Schluck, obwohl sowohl ich als auch Reita wussten das ich Whiskey eigentlich überhaubt nicht abkonnte. Die Strafe folgte auch prompt. Der Alkohol brannte so ekelhaft meine Speiseröhre hinab dass ich fast den ganzen Whiskey wieder ins Glas spuckte.

Gerade so schaffte ich es das widerliche Zeug runter zu schlucken und stattdessen dann nur, äußerst männlich, einen Hustenanfall zu bekommen.
 

Ich spürte sein schadenfrohes Grinsen förmlich als er mir brüderlich auf den Rücken klopfte.

"Ich wusste dass du das Zeug nicht verträgst." kam es amüsiert von der Seite und ich brummte nur.
 

Idiot!

Aber ich liebe ihn. Auch als Idioten, leider.
 

"Lass mich, ich brauch den nach dem beschissenen Tag." zickte ich ihn nun etwas von der Seite an, doch der Ton ließ ihn, nach all den Jahren die wir uns kannten, vollkommen kalt. Reita wusste eben dass ich nicht alles so ernst meinte wie es rüberkam.
 

So saßen wir eine ganze Weile schweigend nebeneinander und ich würgte meinen Whiskey herunter. Der Zweite schmeckte schon deutlich besser und der Dritte sogar noch ein bisschen besser. Aber das war wohl dem Alkohol darin zuzuschreiben und der Tatsache das meine Geschmacksnerven betäubt wurden. Reita starrte die ganze Zeit recht nachdenklich auf den Tisch. Manchmal würde ich in seinem Kopf echt gerne Mäuschen spielen und nachschauen über was er so nachdachte.

Irgendwie hatte ich das Gefühl zu stören.
 

Wahrscheinlich war er hier auf Beutefang gewesen. Allein der Gedanke versetzte mir einen Stich, obwohl ich es mittlerweile gewohnt sein sollte.

Kann man sich an so etwas überhaubt je gewöhnen?

Ich glaubte nicht daran. Allein der Gedanke wie diese schlanken Finger jemand Anderen berührten schnürte mir die Luft ab.

Warum konnte ich es nicht sein, dem er mit diesen Händen den Verstand raubte?

Warum konnte er nicht einmal mich mit diesen Lippen besinnungslos küssen?

Es deprimierte mich mit jedem Tag ein mehr und mehr.

Was würde wohl passieren wenn der Punkt kam an dem ich es nicht mehr aushielt?
 

Aus meiner eigenen kleinen, negativen Welt wurde ich erst gerissen als ich einen harten Schlag, vermutlich von einem Ellenbogen, in den Rücken bekam und nach vorn gegen die Theke stolperte. Klappernd fiel die Sonnenbrille auf das lackierte Holz und ich musste mich zwingen weiter zu atmen.

Der hatte gesessen, zielgenau auf die Wirbelsäule und die Theke nochmal von vor gegen die Rippen.
 

Aua!
 

Der Rest meines Whiskey war auch hinüber und irgendwie war mein Hirn so geschockt dass es kaum die entschuldigenden Worte verarbeiten konnte, die mir von dem fremden Mann um die Ohren geworfen wurden.

Erst als ich ein lautes: "Scheiße...Taka!" von der Seite vernahm ruckte mein Blick nach oben und ich erfasste Reita geschockten Gesichtsausdruck.
 

Ich bin doch nur gestolpert, was guckt der denn da so entsetzt?
 

Ein verwirrter Blick nach vorne und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Sonnenbrille!

"Oh Fuck..." entwich es mir nur leise und ich starrte nun, mindestens genau so geschockt und entsetzt, Reita an.
 

Der reagierte deutlich schneller als ich, packte mich am Arm und drehte mein Gesicht zu sich damit er das blaue Auge genauer unter die Lupe nehmen konnte. Resignierend ließ ich es über mich ergehen und dachte angestrengt über eine Ausrede nach, die ich ihm dafür servieren musste.

Er durfte die Wahrheit nicht erfahren!

Zumindest nicht so....

"Taka was hast du bloss gemacht? Man, das muss gekühlt werden!" brüllte er mir halb entgegen und ich kam mir schon wieder vor wie ein kleines Kind.
 

"Man komm mal runter... das prangt da schon seit gestern." gab ich trotzig von mir, entzog mich aus seinem Klammergriff und setzte demonstrativ die Sonnenbrille wieder auf die Nase.

"Oder meinst du ich trage die Sonnenbrille schon den ganzen Tag weil es mir Spaß macht?" zickte ich weiter, doch davon vollkommen unbeeindruckt knallte Reita das Geld für die Drinks auf den Tisch und schleifte mich am Arm nach draussen. Mein Gezeter völlig ignorierend hielt er ein Taxi an und schubste mich zur Krönung auch noch hinein.
 

Na warte mein Freund, das bekommst du zurück!
 

"Also...das ist ja wohl... werd ich eigentlich auch mal gefragt?" mosterte ich auch gleich lauthals los und wurde wieder nur vollkommen ignoriert, weil der Herr mit dem Taxifahrer beschäftigt war.

Ich wurde erst wieder beachtet als offenbar alle Formalitäten abgehakt waren.

"Ich frage dich nur eins Takanori."
 

Ohoh, voller Name jetzt wird es brenzlig glaub ich.
 

"Woher kommt das blaue Auge?"

Sein Blick war ernst, so wie seine ganze Haltung auch. Jetzt musste ein Wunder geschehen also bitte lieber Gott im Himmel, lass mir das Glück einmal hold sein.

"Ich bin gestolpert... unelegant, äußerst talentiert und ziemlich peinlich. Zufrieden?" brummte ich ihm missmutig entgegen.
 

Saubere Leistung Ruki!

Kauft er dir auch garantiert ab.
 

Zwar stolperte ich ja gerne mal, aber solche Stunts hatte selbst ich noch nie auf die Reihe bekommen. Aber es gab ja bekanntlich immer ein erstes Mal und so hoffte ich einfach er würde es mir wenigstens ein bisschen abkaufen.

Sein Blick teilte mir das Gegenteil mit aber immerhin schwieg er dann zu dem Thema. Groß was ausrichten konnte er eh nicht, dass war ihm so bewusst wie mir auch.

Wenn ich keinen Bock hatte, dann hatte ich eben keinen Bock.

Abgesehen davon fand ich meine Ausrede allerdings nicht so übel, dafür dass ich sie mir binnen Sekunden ausdenken musste!
 

Die restliche Fahrt verlief schweigend und ich pfriemelte nachdenklich an meiner Sonnenbrille herum. Die Tatsache dass er sich solche Sorgen um mich machte erfreute mein Herz, gerade nach den letzten beschissenen Stunden.
 

Armselig oder?
 

Ich klammerte mich aber auch an jeden Fetzen den Reita mir gab. Kein Wunder dass ich nicht von ihm loskam. Er war viel zu präsent in meinem Leben, was allerdings ja nicht verwunderlich war denn er war mein bester Freund.

Ich wollte ihn wenigstens als das, wenn ich schon nicht mehr bekam.
 

Das ruckartige bremsen des Taxifahrers holte mich aus meiner Nachdenklichkeit zurück in die Realität und blickte etwas verwirrt aus dem Fenster.

Wie schnell so eine Fahrt geht wenn man mit den Gedanken woanders ist.
 

"Ich war lange nicht mehr hier." stellte ich nüchtern fest beim aussteigen und folgte meinem, nun etwas grinsenden, göttlich aussehendem besten Freund zur Haustür.

"Hast nichts verpasst und die Vögel können dich immer noch nicht leiden." wurde mir entgegen geschmunzelt und ich brummte, mal wieder, unwillig.
 

"Diese dämlichen nachtragenden Viecher! Die machen das nur weil Koron sie immer ärgert wenn er hier ist!" wetterte ich auch gleich los und musste bei Reitas amüsiertem Ausdruck gleich selbst grinsen.
 

"Sieh es ein, sie können dich einfach nur nicht leiden!"
 

Ich streckte ihm nur die Zunge heraus. Gegen ihn und seine Vogelliebe kam man ja doch nicht an. Allerdings hielt die, damit etwas aufgelockerte, Stimmung nicht lange an und so schwiegen wir danach.

Nur wenige Minuten später fand ich mich auf seinem Sofa wieder und sah mich kurz um. Es hatte sich tatsächlich rein garnichts hier verändert und Keiji plusterte sich, bei meinem Anblick, auch gleich wieder kampfbereit auf. Versteh einer dieses dämliche Federvieh.
 

Ich hörte Reite in der Küche werkeln und mein Blick glitt über die paar Bilder, von uns und der Band, auf seinem Schrank. Das waren so schöne Zeiten damals. Hart aber immmer witzig und vor allem sind wir so unbeschwert unseren Träumen hinterhergejagt. Wenn ich heute darüber nachdenke waren wir manchmal wirklich naiv aber es hat uns nie gestört.

Ich würde keine Minute davon ändern.

Eher möchte ich manchmal 10 Jahre zurückspulen und genau da nochmal ansetzen. So viele schöne Erinnerungen die ich nochmal erleben könnte.
 

Eisige Kälte und ein stechender Schmerz rissen mich aus meinen Erinnerungen und ich zischte kurz auf. Reita hatte mir eine kalte Bierflache an den Augenwinkel gedrückt, die ich nach einer Schocksekunde auch festhielt und mein malträtiertes Auge weiter kühlte.

"Erschreck mich doch nicht so!....aber danke." murmelte ich und trank schließlich doch einen großen Schluck. Irgendwie hatte ich die Vorahnung den Alkohol noch zu brauchen.
 

"Sag den Anderen davon nichts, okay?" murmelte ich dann bittend und sah kurz zu ihm herüber. Ich erhielt keine Antwort aber mir war klar das er es nicht wagen würde den Anderen etwas zu erzählen. Ihm musste klar sein dass ich ihm das nicht verzeihen würde und das ganze Thema damit nur noch stressiger werden würde.
 

Wieder eine ganze Weile schweigen im Raum und ich hörte verträumt der Uhr beim ticken zu. Reita war es der wieder die Stille unterbrach: "Wo ist eigentlich deine bessere Hälfte?"
 

"Na die 'bessere' Hälfte sitzt hier bei dir..." murmelte ich halb in meine Bierflasche und erschlug mich im nächsten Moment für den Satz:

Das mein Mund aber auch immer schneller sein musste als mein Gehirn, dabei meinte ich es im Endeffeckt doch garnicht so.
 

"Juichi ist zu Hause....ich nehme an er schläft." setzte ich schnell hinterher und vervollständigte den Satz nur gedanklich mit einem: 'bei dem was der getrunken hat würde es mich wundern wenn der sich noch hätte wachhalten können.'
 

Ich wusste jetzt schon dass ich mich damit eigentlich schon halb verraten hatte. Zumindest ein Streit wäre bei der Äußerung wohl offensichtlich. Verflucht sei meine große Fresse, wie sollte ich das denn jetzt wieder hinbiegen?
 

Gespannt wartete ich auf eine Reaktion, diesmal zog sich das Schweigen eine gefühlte Ewigkeit hin und popelte abwarten an dem Etikett der Bierflasche herum.
 

Verdammt Reita, sag doch was dazu!
 

Das war einer der Momente in denen ich gerne Gedanken lesen würde. Ich traute mich kaum zu ihm zu schauen um an seinem Blick zu sehen, was er davon hält. Wahrscheinlich würde er mich mit seinen Augen erdolchen.
 

"War er es?"
 

Reita stellte diese Frage leise, fast tonlos und doch hatte ich das Gefühl sie würde durch den ganzen Raum hallen. Hatte ich denn wirklich gedacht ich könnte ihm etwas vormachen?

Unwillkürlich zuckte ich zusammen als hätte er mich gerade angebrüllt und trank hastig die Bierflasche mit einem Zug leer.
 

Lieber Alkohol, mach dass das aufhört.
 

"Nein wie kommst du darauf?" fragte ich hastig und definitiv eine Oktave zu hoch.

Wie der Ton auf erahnen lassen konnte, wurde die Frage komplett ignoriert und überhaubt nicht für voll genommen.
 

"Ich wusste es... er war es oder?"

Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen wie er sich, überfordert mit der Situation, die Haare aus dem Gesicht strich und sich gegen die Lehne sinken ließ.
 

Warum fragst du so blöd wenn du es weisst?
 

Er wusste es, allein dieser Satz schürte eine unbändige Wut in mir. Als wenn er irgendwas wüsste. Er hatte doch keine Ahnung, weder was passiert war noch von dem was mich zu all dem bewegte, noch sonst irgendwas!

Garnichts wusste er!

Unsanft stellte ich die leere Flasche auf den Wohnzimmertisch und blickte starr, an die Wand gerade aus.
 

"Das geht dich alles nichts an, also misch dich da nicht ein!" warf ich ihm gleich barsch entgegen und ich hatte noch nie einen Satz so sehr bereut wie den, in diesem Moment.
 

Ich drehte den Kopf zu ihm und allein der Blick ließ mich erzittern. Einerseits vor Schuldgefühlen und andererseits vor Angst. Er war wütend und ich befürchtete das auch noch zurecht. Wenn es ihn, als meinen besten Freund, nichts anginge wen dann sonst?

Allerdings war da diese kleine Tatsache dass er in allem etwas involviert war. Nicht wissentlich aber er war es.
 

"Das geht mich nichts an?" wiederholte er, erschreckend ruhig, meine Frage aber der Ton.

Dieser Ton brachte mich dazu mich zu fühlen wie damals in der Schule. Mit eingezogenem Kopf vor meinem wütenden Vater wenn ich Mist gebaut hatte.

Nervös biss ich mir auf die Unterlippe und senkte betreten den Kopf. Aber das schlechte Gewissen konnte meine eigene Wut nicht ganz verdrängen.
 

"Es geht mich sehr wohl etwas an wenn du beschließt dir so etwas gefallen zu lassen. Was ist mit dir passiert Taka? Du bist doch sonst nicht so auf den Kopf gefallen. Was hält dich an einem Kerl der offenbar nichts besseres im Sinn hat als dich zu schlagen? Merkst du es eigentlich noch?" wurde mir mit einmal ziemlich aufgebracht entgegen gespuckt und meine Wut stieg mit jedem Wort weiter an.
 

"Nein es geht dich überhaubt nichts an! Es ist meine Entscheidung was ich tu und was nicht!" fauchte ich zurück und spürte wie meine Hände anfingen zu zittern.

Dass er auf meine Persönlichkeit anspielte machte mich rasend, er mischte sich in Dinge ein von denen er nichts verstand und urteilte, ohne die Geschichte überhaubt zu kennen.

"Du hast doch garkeine Ahnung. Du weisst überhaubt nichts von dem was passiert und ausserdem schlägt er nur zu wenn er getrunken hat okay?!"

Ich merkte überhaubt nicht, dass er so bekam was er eigentlich wollte. Nämlich ein Geständnis und eine Erklärung zu den Dingen, die eigentlich so untypisch für mich waren.
 

"Warum verlässt du ihn nicht? Jeder von uns würde dich sofort aufnehmen und wir würden dir alle helfen."

Der Ton wurde verzweifelter, was mich auch ein wenig wieder runter brachte und mein schlechtes Gewissen in den Vordergrung rückte. Er hatte ja Recht, das war nicht mehr ich.

Früher hätte ich mir so etwas nie gefallen lassen, ich hätte mich niemals so zurichten lassen. Ich wusste immer was ich will und habe alles getan um es zu bekommen und wurde für diese Eigenschaft geschätzt.

Es kam mir vor als wäre es eine ferne Vergangenheit in der ich mich selbst sah und mich verloren hatte. All das was mich mal ausmachte schien so unglaublich fern.
 

"Ich kann ihn nicht verlassen..." murmelte ich, deutlich kraftloser, als vorher. Ich sah den ungläubigen Blick in seinen Augen und verstand dass ich wohl jetzt mit der ganzen Wahrheit herausrücken musste.
 

"Ju liebt mich. Das ist eine Tatsache, trotz allem was er tut. Der Grund warum er es tut ist..." ich seufzte. Es fiel schwerer ausgerechnet ihm die ganze Wahrheit zu erzählen, als ich je vermutet hatte.
 

"Ich habe ihn nie geliebt. Er weiss das auch. Ich habe mich vor Jahren schon in Jemanden verliebt, den ich niemals haben kann. Als Juichi und ich uns kennen lernten wies ich ihn erst deswegen ab aber er ließ nicht locker und wir arrangierten uns. Er war...nett. Eigentlich ein toller Kerl der besseres als mich verdient hätte."
 

Ich machte eine Pause und dachte an die Zeit vor 6 Jahren zurück. Es fing alles so unscheinbar an. Ich hätte mich gerne in ihn verliebt aber mein Herz wollte ihn einfach nicht loslassen.
 

"Wir hatten wohl beide gehofft ich würde mich verlieben aber das war nie der Fall. Es macht ihn fertig. Das ist die Begründung für sein Verhalten und ich kann es verstehen. Ich schulde es ihm und ich hänge auch an ihm."
 

Ich stand auf und lief etwas unruhig im Zimmer umher. Stillsitzen erschien mir unmöglich und ich blieb schlussendlich vor dem großen Fenster stehen. Irgendwie beruhigte mich der Anblick der Stadt, mit den ganzen Lichtern im Dunkeln und dem geschäftigen Treiben auf den Straßen.
 

"Der Mann...in den ich mich verliebt habe...und den ich seit dem Tag nicht vergessen kann ist hetero." sprach ich leise weiter, um ihm auch den letzten Rest zu erklären.
 

"Er schleppt Frauen ab. Jede Menge, jeden Tag und wirft sie danach wieder weg."

Meine Stimme zitterte, ich spürte wie sich ein dicker Klos in meinem Hals bildete. Es tat weh, auch nach all den Jahren. Obwohl ich jeden Tag damit konfrontiert wurde, tat es verdammt weh und nur Reitas warme Hand auf meinem Rücken holte mich aus meinen Gedanken zurück. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf seine Finger, seine Berührung und Nähe. Es tat so unsagbar gut dass es wieder schmerzte.
 

"Mir das mit anzusehen erscheint mir an manchen Tagen unmöglich. Es tut so weh, jedes Mal wenn er einer Frau auch nur ein Lächeln schenkt und ich es mit ansehen muss. Alleine würde ich daran zugrunde gehen...verstehst du? Ich habe Angst davor...einsam zu sein, weil ich es dann keinen Tag mehr ertragen würde. Auf dieser Seite gibt Juichi mir die Kraft die ich brauche um jeden Tag wieder aufzustehen, auch wenn er sie mir auf der anderen Seite wieder nimmt. Ich will nicht alleine sein..." schloss ich zittrig meine Erklärung und atmete einmal tief durch.
 

Ich fühlte mich nackt, schutzlos und ausgeliefert. Ich spürte die Tränen in meinen Augen brennen und ermahnte mich selbst, mir nicht diese Blöße zu geben. Jetzt noch zu heulen wäre nicht mehr ertragbar für den übrig gebliegenen Rest meines Selbstbewusstseins.
 

"Aber du wärst doch niemals allein. Wir sind doch alle füreinander da" hörte ich ihn dicht an meinem Ohr und seine tiefe Stimme verpasste mir eine leichte Gänsehaut.
 

"Ich wusste du würdest es nicht verstehen."

Resigniert und mit einem leichten Gefühl der Demut wandt ich mich aus seinem Griff und ging zielsicher auf meine Jacke zu, um mir einen meiner geliebten Glimmstengel zu holen. Ich brauchte Nikotin um meine zitternden Finger zu beruhigen.
 

"Ich verstehe dich Ruki, ich versuche doch nur dir zu helfen. Ich erkenne dich ja kaum mehr wieder"
 

Nach diesem Satz zitterten meine Finger nur noch mehr, allerdings vor Wut.

Hätte er auch nur irgend etwas davon verstanden, wüsste er dass jede Hilfe schon lange zu spät kommen würde.

Wenn Freundschaft alleine reichen würde, um damit klarzukommen, wäre es auch nie soweit gekommen. Aber die Situation war komplizierter und ich verdrängte die Tatsache dass er es garnicht wissen konnte. Die Überforderung und die Wut in mir, machten es mir unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen.
 

"Ich brauche deine verdammte Hilfe nicht okay? Wir sind keine 18 mehr wo sich Probleme wie durch Zauberhand lösen. Du hast doch keine Ahnung was in mir vorgeht oder in Juichi also misch dich nicht in mein Leben ein und geh weiter deine Schlampen ficken! Wenn du nicht immer so tief zwischen den Beinen der Huren stecken würdest, würdest du vielleicht mal merken das Menschen sich nunmal verändern!" brüllte ich ihm aufgebracht entgegen, schnappte mir meine Jacke und war im nächsten Moment durch die Haustür nach draussen verschwunden.
 

In dem Moment war mir egal dass ich die Worte noch bereuen würde. Ich war enttäuscht, wütend und gedemütigt zugleich und einfach total überfordert davon die ganze Wahrheit selbst zu hören.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Inkinatsuki
2014-12-14T17:26:30+00:00 14.12.2014 18:26
Ich liiiebe es wie du Ruki darstellst.<3 -begeistert-
Grandioses Kapitel. :)
Ich bin zwar eigentlich kein Fan der Ich-Perspektive, aber du hast mich von anfang an überzeugt. *_*
Ich pack die Story dann mal ganz unauffällig in meine Favo und hoffe, dass du gaaanz schnell weiter schreibst.
Bin schon ganz hibelige und will wissen wie es weiter geht.<3

Liebe Grüße. ^^

Von:  Daisuke_Andou
2014-02-14T00:38:36+00:00 14.02.2014 01:38
Nettes Kapitel ^^ Ich finde es schon interessant, was du Ruki da "angedichtet" hast. Ich bin gespannt, wie Reita sich nun verhält. Irgendwie kam Rukis Wortwahl am Ende ja schon einem Geständnis gleich ^^ Aber wer weiß, ob Reita das denn herausfiltern konnte.
Jedenfalls finde ich es bemerkenswert, dass du so ein Thema verarbeitest.

Beim Lesen an sich sind mir aber doch noch eine Menge Fehler aufgefallen. Also teilweise stehen Kommas, wo keine hingehören und dann fehlen wieder Kommas, wo eigentlich welche hingehören und ein paar Wörter, die eigentlich groß geschrieben werden, sind nich klein. Vielleicht kann dein Beta da drauf mal etwas intensiver achten ^^

Und ich leide vollkommen mit dir, dass die Kommischreiber so rar geworden sind. Aus meiner Sicht ist es nur fair, wenn man wenigstens ein paar Worte hinterlässt, denn eine Meinung hat dich eigentlich jeder ^^
Von:  SuicideCircus
2014-02-12T22:39:45+00:00 12.02.2014 23:39
Mir gefällt es das du mal was anderes ausprobiert hast und ich muss sagen das du es echt gut hinbekommen hast.
Mir gefällt die Grundstory wirklich gut und du hälst es wirklich spannend. So muss eine FF sein. Ganz zu schweigen von deinem guten Schreibstil.
Aber du weißt ja das ich den eh Liebe ♥

Mach schnell weiter. Damit ich wieder schnell Korrektur lesen kann :P

Antwort von:  LamentfulMiss
12.02.2014 23:41
Aw üsch lübbe disch <3~~
Von:  Ai-an
2014-02-12T22:34:33+00:00 12.02.2014 23:34
Ein super Anfang,
ruki tut einem echt leid...der arme muss soviel durch machen.

Mach bitte schnell weiterXDD
Antwort von:  LamentfulMiss
12.02.2014 23:40
Ich werde mich bemühen, mich zu beeilen und Dankeschön <3
Von:  MelliMauus
2014-02-12T16:46:19+00:00 12.02.2014 17:46
Armes rukilein.. er tut mir richtig leid.. :'(

Toller auftakt!! Ich freu mich schon aufs nächste kapi :)
Antwort von:  LamentfulMiss
12.02.2014 18:00
Freut mich dass es dir gefällt :D
Ja Ruki tat mir beim schreiben auch richtig leid xD Aber mal sehen was passiert x3

Danke für den Kommi


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