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Eine beschwerliche Reise

Kratos & Anna
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Fruit: Es war richtig schwer dieses Kapitel zu schreiben. Oo

Kratos: Meinetwegen hättest du dieses Kapitel auch streichen können...

Fruit: Wenn ich mich nach deiner Meinung richte, müsste ich die ganze Geschichte streichen. :D

Kratos: Stimmt.

Anna: Du bist so verklemmt, Schatz. :D Komplett anzeigen

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Geheimnis

Als sie in den frühen Morgenstunden das kleine Zimmer verließen, würdigte Anna ihn keines Blickes. Wortlos hatte sie eine der beiden Taschen gegriffen und war hinunter in die Eingangshalle gegangen. Bevor er ihr folgen konnte verließ sie die Herberge und rief nach Noishe. Schwanzwedelnd schoss der Protozoan um die Hausecke, machte einen Satz und landete auf Anna. Mit einem Aufschrei verlor sie das Gleichgewicht und plumpste unsanft auf dem Hintern. „Noiiishe!“, protestierte sie und verzog das Gesicht, doch das Tier ignorierte ihre Empörung und presste seine große Schnauze an ihre Wange. Schnell war der Schmerz vergessen und kichernd hielt sie sich an seinem Nacken fest. Ohne zu zögern zog er sie zurück auf die Beine und ließ sie seine Ohren kraulen.

„Wenigstens du freust dich über meine Gesellschaft, hm?“, murmelte sie und fuhr mit den Fingern durch sein weiches Fell. „Selbst mit dir kann man bessere Gespräche führen, obwohl du nicht mal Antwort geben kannst.“ Noishe winselte und stupste seine Schnauze gegen ihre Hand. Die Tür öffnete sich und Kratos trat hervor. Mit einem missmutigen Schnauben verstaute er den kleinen Beutel mit Gald. „Wenn wir in Palmacosta sind, müssen wir uns dringend um Gald kümmern…“, brummte er, mehr an sich selbst gewandt, und begrüßte Noishe flüchtig. „Wir könnten auch ein paar harmlose Reisende überfallen. Da du ja scheinbar keine Skrupel vor irgendetwas hast, dürfte das ja kein Problem sein.“, erwiderte Anna bissig. Noch im selben Moment bereute sie es. Sein eisiger Blick jagte einen Schauder über ihren Rücken. Betreten wandte sie sich ab.

Sie wusste nur zu gut, dass es keinen Sinn hatte zu streiten. Außerdem stand sie nachwievor in seiner Schuld. Doch sein Benehmen war unerträglich. In einem Moment war er beschützend, rücksichtsvoll und tatsächlich hatte er scheinbar versucht sie zu trösten… und im nächsten Moment fror sein Herz zu einem kleinen, frostigen Klumpen Eis. Unnahbar, abweisend, kühl und kalkulierend blockte er jeden Versuch der Annäherung ab und versteckte sich hinter seiner künstlichen, emotionslosen Maske. Sie konnte keinerlei Verständnis dafür aufbringen.

 

Stillschweigend folgten sie dem schmalen, steinigen Pfad durch das Gebirge. Noishe blickte trübselig zwischen seinen Reisegefährten hin und her. Die angespannte Stille machte ihn merklich nervös. Immer wieder winselte er leise. Doch Kratos reagierte nicht auf den Protest seines tierischen Freundes. Anna folgte ihm mit einigen Metern Abstand. Der Pfad war ohnehin zu schmal, als dass zwei Leute nebeneinander Platz auf ihm gefunden hätten. Gedankenverloren ließ sie den Blick über das Tal zu ihrer Rechten schweifen. Fast senkrecht fiel die Steinwand in die Tiefe ab. Am Boden wand sich ein schmaler Fluss durch das felsige Gebiet. Gähnend richtete sie ihren Blick erneut nach vorn.

Zu spät um zu realisieren, dass Kratos und Noishe stehen geblieben waren. Mit einem überraschten „Uff“ stolperte sie in Noishe und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Mit einem Anflug von Panik krallte sie sich in sein Fell und hielt mit Mühe die Balance. Schwer keuchend kam sie zum stehen und presste sich an die rissige Felswand. „Was im Namen der Göttin ist in euch gefahren?“, protestierte sie und versuchte einen Grund für den plötzlichen Stillstand auszumachen. Erstaunt stellte sie fest, dass der Weg sich vor Kratos deutlich verbreiterte. Sie schienen einen Felsvorsprung erreicht zu haben. Auf Zehenspitzen versuchte sie einen Blick zu erhaschen.

Ihre Augen weiteten sich, als etwas Braunes sich vor Kratos auftürmte. Ein markerschütterndes Knurren schnürte ihre Kehle zu. Panik ließ ihren Magen in die Kniekehlen sinken, als die Kreatur zwei Reihen blendend weißer Zähne entblößte. Sie hörte, wie Kratos ihren Namen rief. Sie nahm wahr, wie er das Schwert hervor zog und Noishe zurückdrängte. Doch ihr Kopf war wie leer gefegt. Pure Angst lähmte ihren Körper, als der Bär innerhalb eines Sekundenbruchteils ausholte und seine mächtige Pranke mit aller Wucht auf die rostroten Haare hinab sauste.

Mit einem Aufschrei sackte sie auf die Knie und presste die Hände auf ihre Augen. Ein ohrenbetäubendes Jaulen zerriss die Luft. Dann herrschte Stille. Noishes Wimmern riss Anna aus ihrer Starre. Bebend hob sie den Blick. Nichts. Der Bär war verschwunden. Und ebenso Kratos. Ohne zu überlegen beugte sie sich über die Klippe und starrte in die Tiefe. Panisch suchte sie den Fluss ab, doch es war zu spät. Langsam sank sie zurück auf die Knie. Wie gelähmt verharrte sie. Noishe hatte sich umgewandt und stupste seine Schnauze an ihre Stirn. Winselnd legte er seinen Kopf in ihren Schoss, als eine einzelne Träne über ihre Wange rollte. „Noishe… was ist nur los mit mir? Erst Luin, dann Kratos…“, wisperte sie. „Bringe ich so viel Unglück?“

„Unglück bringst du nicht, aber du bist anstrengend…“ Mit einem Ruck fuhr sie herum. Keine zwei Meter entfernt hievte sich ein zerrupfter Kratos zurück auf die Klippe. „Aber wie…“, stotterte sie und wischte sich über die Augen. „Ich habe doch gerade… du warst nicht da… ich hab doch geschaut…“ Verärgert klopfte er den Staub von seinen Kleidern und richtete sich auf. „Dann hast du mich eben übersehen.“, entgegnete er trocken und hielt ihr die Hand hin. Noch immer fassungslos griff sie danach und ließ sich auf die Beine ziehen. „Was ist mit dem Bär?“, stammelte sie und lugte erneut über die Klippe. „Runtergefallen.“, murmelte er und rieb sich die Schulter. Mit Schrecken realisierte sie, wie sich langsam aber sicher, der Stoff unter seiner Handfläche verdunkelte.

Ohne zu zögern packte sie sein Handgelenk und zerrte es beiseite. Vier schmale, circa 20 Zentimeter lange Wunden klafften auf seiner Schulter. „Das sind nur Kratzer.“, brummte er und schob sie beiseite. „Kratzer?“, wiederholte sie ungläubig. „Dein halbes Oberteil färbt sich rot und du redest von Kratzern?“ Ohne sie zu beachten setzte er seinen Weg fort. Anna folgte ihm auf den Felsvorsprung,  griff nach seinem Arm und blieb stehen. Irritiert wollte er sich aus ihrem Grifft befreien, doch seine schmerzende Schulter ließ ihn zähneknirschend innehalten. „Was willst du?“ Anna übersah seinen drohenden Blick und deutete auf den Boden. Mit einem Durchatmen verdrängte sie das Beben in ihrer Stimme. „Hinsetzen.“, befahl sie. Er hob die Augenbrauen. „Wie bitte?“ Sie zerrte erneut an seinem Arm. „Hin-set-zen.“, wiederholte sie nachdrücklich. Er rollte die Augen und ließ sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder. „Und zieh dein Oberteil aus.“

„Was?!“ Er erntete einen missbilligenden Blick. Anna begann in einer der Seitentaschen an Noishes Rücken zu kramen, während Kratos sich ächzend von seinem Oberteil befreite. Sie zog einen kleinen Beutel heraus. „Wusste ich doch, dass ich hier drin Sachen zur ersten Hilfe gesehen habe.“ Mit Noishe an ihrer Seite trat sie vor Kratos und ging in die Hocke. Sie holte ein kleines Fläschchen aus dem Beutel und studierte das Etikett. Schweigend schraubte sie den Deckel herunter und zog einen weißen Lappen hervor. Sie träufelte die klare Flüssigkeit auf das Tuch. „Anna, das ist wirklich überflü-ah.“ Ohne Vorwarnung hatte sie das Tuch auf die Wunde gedrückt und rieb vorsichtig darüber. Erleichtert stellte sie fest, dass sie weniger tief waren, als sie zuerst angenommen hatte.

Ihr Blick streifte Kratos‘ Gesicht, als sie erneut ein wenig Desinfektionsmittel auf das Tuch träufelte. Belustigt presste sie das Tuch nochmals auf die Wunde und beobachtete wie seine Mundwinkel ein beachtliches Stück nach unten wanderten. Sie verkniff sich ein Kichern und legte das Tuch beiseite. Sie war mehr als froh, dass es ihm weitestgehend gut ging. Sie griff in den Beutel und ertastete eine Rolle Verband. „Heb mal bitte den Arm.“, bat sie ihn. Widerwillig tat er, wie ihm geheißen. Sie beugte sich ein Stück vor und begann behutsam den Verband um seine Schulter zu wickeln. „So, fertig.“ Sie stand auf und verstaute den Beutel in der Seitentasche. Leise murrend richtete er sich auf und zog sich an. „Wenn wir heute Abend das Lager aufschlagen, werde ich den Verband wechseln. Ich will dann keine Widerworte hören.“ Er verzog das Gesicht und zupfte seine Kleidung zu Recht. „Und bitte…“, ergänzte sie im Vorbeigehen. „Jag mir nie wieder so einen Schreck ein.“

 

Als sie am Abend den Fuß des Berges erreichten, mieden sie die Herberge. Kratos hatte entschieden, dass der Himmel klar genug war, um auf einer Lichtung zu übernachten. Gegen seinen Willen, hatte er sich erneut von Anna verarzten lassen. Tatsächlich war ihre Mühe überflüssig. Sobald sie dicht an Noishe gekuschelt eingeschlafen war, ließ er sich auf der Wiese nieder und mit einem geflüsterten „First Aid“ waren die Blessuren verschwunden. Kopfschüttelnd über sich selbst ließ er sich ins Gras fallen. Hätte Annas Aufschrei ihn nicht abgelenkt, wäre die Pranke des Bären nicht einmal in die Nähe seiner Schulter gekommen. Ehe er es realisiert hatte, hatten ihn die großen Krallen in die Tiefe gezerrt. Mit einem Mal zurück in der Wirklichkeit hatte er seine Flügel gespreizt und sich geistesgegenwärtig unter einem Fels verborgen. Um Haaresbreite hatte Anna den seltsamen Anblick verfehlt. Mit einem müden Seufzen rollte er sich auf die Seite und beobachtete die flackernden Flammen des kleinen Lagerfeuers. Sie durfte nichts über seine Vergangenheit erfahren. Es war schier unmöglich, dass sie seine Geschichte glaubte und selbst wenn… sie würde ihn zweifelsohne verabscheuen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2014-03-20T22:01:49+00:00 20.03.2014 23:01
Uh sehr schön :) ...
Von: abgemeldet
2014-02-26T19:45:53+00:00 26.02.2014 20:45
Richtig schön beschrieben *~*
Vor allem aber Anna und Kratos passen voll gut zusammen, da sie so unterschiedlich sind ^^
Von ihren Charakterzügen her =)
Antwort von:  Kawaii_Fruit
26.02.2014 20:51
Danke :) Genau das ist meine Absicht. Freut mich, dass ich es scheinbar halbwegs rüberbringen kann. xD Anna ergänzt Kratos mit ihrem Verhalten so schön. ^^
Antwort von: abgemeldet
26.02.2014 20:52
Ich finde das hast du sogar sehr gut rüber gebracht :)


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