Zum Inhalt der Seite

Demütigung 3

Ich gehöre Dir
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Du lebst!

Kapitel 17

Er hat es schon wieder getan. Und auch, wenn ich die nächsten Male nicht gekommen bin, wurde ich feucht. Es hat sich gut angefühlt. Aber es hat mir nicht gefallen. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn es mir gefällt. Und das, was er mit mir macht, gefällt mir nicht.

Gar nicht. Kein Bisschen.

Er macht es so, damit er sich selbst besser fühlt. Damit er mich nicht vergewaltigt. Er sagt jedes Mal, dass es mir ja auch gefallen hat. Darum ist alles gut. Ich bin erst nach dem vierten Mal dahinter gekommen, dass er das sagt um sein eigenes Gewissen zu beruhigen. Was er mir damit antut, weiß er gar nicht.

Nach der ersten Woche hat er mir etwas gesagt, was mir einiges erklärt hat. Laika ist verliebt in ihn. Deswegen redet sie nicht mit mir, versteckt Messer in meinen Bettdecken und zieht mir in die Haare, wenn sie an mir vorbei geht. Sie hat mich sogar einmal angespuckt, als ich geschlafen habe. Wir müssen uns ein Zimmer teilen. Und sie hasst mich.

Sie hasst es, dass sie ersetzt wurde, weil sie nicht Gren gehört, sondern Frau Kaona. Deswegen hat Gren auch mich bekommen. Weil Frau Kaona nicht wollte, dass er Laika von der Arbeit abhält.

Sie ist anders als Frau Akai. Denn sie sieht mich als eine Hilfe für die Selbstbefriedigung. Es ist nicht das gleiche, als würde ihr Sohn eine richtige Freundin haben. Sie reden darüber als sei ich einfach nur eine Sache. Ein kleines Pornoheftchen unter seinem Bett.

Ich hasse es hier. Es macht mich fertig. Jeder von ihnen macht mich fertig. Abends muss ich die Beine für Gren breit machen oder so lange an ihm herum lutschen, bis er in meinem Gesicht kommt und danach, nach einer Dusche, wartet Laika in unserem Zimmer auf mich und rächt sich dafür, dass ich jetzt hier bin. Ich habe es nur zwei Tage unverletzt durchgehalten.

Es wird ihr gefallen haben, was er mit ihr angestellt hat. Oder sie konnte es sich nur mit Liebe erklären. Ich glaube, ich weiß, wieso sie so denkt, auch wenn sie einen Psychiater wohl gut gebrauchen könnte. Naja, wer mit einem Halsring könnte das nicht? Wer weiß, wie lange sie schon Sklavin ist und ob der Gedanke an Liebe mit Gren das einzige ist, was sie davor schützt sich etwas anzutun.

Kann ja alles gut sein.

Ich werfe ihr nichts vor. Ich will einfach nur hier weg. Ich konnte nichts in der Zeitung entdecken. Naja, die erste Zeitung die ich durchstöbern konnte wurde ein Monat nach meiner Versklavung veröffentlicht. Viel zu spät als dass ich etwas über Zorro oder mich lesen könnte.

Ich hoffe so sehr, dass es ihm gut geht. Zorro darf nicht sterben. Bitte, er nicht. Ich weiß, wie stark er ist, aber Stärke als Sklave kann tödlich sein. Er muss jetzt schwach sein. Ob er das gut kann, weiß ich nicht. Ich glaube nicht. Ich habe ihn noch nie schwach gesehen. Noch kann ich ihn mir schwach vorstellen.

Er muss einfach noch leben. Es geht gar nicht anders.

Ich bin schon so lange von zu Hause weg. Es sind jetzt drei Monate. Und Ruffy ist immer noch nicht hier.

Ich liege Nachts manchmal wach, weil ich wegen Laika nicht schlafen kann, obwohl ich sie schlafen höre, und denke an zu Hause. An jeden von ihnen. Wie es war, als ich noch da war. Dass ich morgens vor dem Training mit Zorro auf der Schaukel unter dem Baum saß und mir die letzten Sterne angesehen habe. Wie Lysop Chopper mit Erbsen bewirft und sich von Sanji dafür eine Kopfnuss einstecken muss. Wie Nami mir die Fingernägel macht und Robin und ich nebeneinander in der Bücherei unter Deck sitzen und lesen. Wie ich von Frankys und Lysops Explosionen erschreckt werde und an Deck renne, nur um zu sehen dass überall Cola ist. Wie ich Brook beim Spielen zugehört habe um dabei auf der Wiese einzuschlafen. Wie Chopper in meinen Blasen herumgeworfen wird und wie Jimbei uns unter Wasser Seemonster anlockt, damit wir nicht angeln müssen. Sie Sato Lysop das lügen beibringt und Sanji Nami, Robin und mir ein paar Eisbecher bringt und wie wir einfach in der Sonne liegen und auf die neue Insel warten.

Und Ruffy.

Wie er immer auf dem Löwenkopf sitzt, jedem das Essen klaut und sich über Kleinigkeiten kaputt lacht. Wie er sich Geschichten von mir anhört, die ich aus Büchern kenne wenn wir heimlich doch mal kuscheln. Wie er immer vorher schon weiß, dass jemand durch die Tür kommen will. Wie er schläft. Wie er redet. Einfach wie er ist.

Und wie ich ihm das Herz gebrochen habe als ich ihm sagte, dass es aus ist. Wie er geweint hat und gefleht hat, dass ich das nicht machen soll. Wie er mich angesehen hat als ich ihm sagte, dass ich es so will. Wie verzweifelt er war als er merkte, dass ich es ernst meinte.

Und was passiert sein muss, als ich nicht wieder nach Hause kam.

Als er gemerkt hat, dass etwas nicht stimmt. Als weder Zorro noch Sato oder ich wiederkamen. Als er gesagt hat, dass alle nach uns suchen sollen. Als er sich umgehört hat und den Blutfleck auf dem Boden gesehen hat. Selbst, wenn jemand mein Blut weggewaschen hat, es kann nicht alles sofort verschwunden sein. So wie Satos Blut nicht sofort wieder weg war.

Ich stelle mir immer vor wie er meine Brille findet. Sie kann unmöglich heile geblieben sein. Nicht bei dem Schlag.

Wenn noch Blut an ihr war, oder ein paar Haare von mir, die sich an ihr verfangen hatten, muss er einfach denken, dass ich gestorben bin.

Wenn er die Leute fragt, die es aus dem Fenster hätten sehen können, was würden sie sagen? Dass ich in meinem Blut gelegen habe? Dass ich aussah, als ob ich an meinem Blut ersticke? So, wie Sato es beschrieben hat? Wenn er das hört, was denkt er dann? Was macht er dann? Was hat er getan? Wie geht es ihm jetzt? Was denkt er jetzt? Was macht er jetzt?

Ich weiß, was er nicht macht. Obwohl er so lange darauf gewartet hat es zu können. Er rettet mich nicht.
 

Ich bleibe nicht lange bei Familie Kaona. Als Frau Kaona herausgefunden hat, wieso ich versklavt wurde, ist sie fast ausgetickt.

„Wenn ich das gewusst hätte! Sie bleibt keinen Tag länger in meinem Haus!“

Ich wusste nicht ob ich mich freuen oder ob ich heulen sollte. Auch wenn Laika sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Also packe ich meine Klamotten, die ich Teilweise noch von Herr Akai habe, in eine Tragetasche aus Papier und gehe zusammen mit der immer noch entsetzten Frau Kaona in die Stadt. Es ist schon Spät und ich frage ich, was sie macht, wenn sie mich heute nicht mehr verkauft bekommt. Die Sonne geht schon unter und ich sehe wie manche Läden ihre Wahre herein holen, andere jetzt erst aufmachen. Bars und Tanzhäuser. Wir gehen einfach weiter und ich höre Frau Kaona immer wieder leise fluchen und sehe sie den Kopf schütteln weil sie es wohl immer noch nicht fassen kann.

Wir gehen am Auktionshaus vorbei und ich blinzle etwas, da ich jetzt wirklich nicht mehr weiß, was sie sich vorgestellt hat. Sie geht einfach immer weiter. Die ganze Zeit. Ich ihr hinterher. Bis ins Gewerbegebiet.

Gott, sie wird mich umbringen.

Sie drückt gleich einfach auf den Knopf und ich bin kein Problem mehr für sie.

Fuck, was mach ich jetzt?

Nein, das ergibt doch keinen Sinn. Ich habe ihr so viel Geld gekostet. Das würde sie nicht machen. Oder?

Sie sieht echt sauer aus. Gleich höre ich es drei Mal piepen und ich bin dran. Gott, bitte nicht.

Doch als sie vor einer Tür einer großen Halle stehen bleibt, atme ich innerlich auf. Auch, wenn es mir hier noch fast weniger gefällt als da, wo ich her komme.

Sie klopft nicht, sondern greift in ihre Handtasche, holt eine Karte heraus und zieht sie durch den Kartenleser an der Wand. Es piept, die Tür öffnet sich und sie geht durch die Tür, als würde sie das jeden Tag machen.

Sie will mich wirklich umbringen. Fuck.

Ich muss mir was einfallen lassen. Und das schnell.

Allerdings gehe ich noch hinter ihr her, beiße mir vor Nervosität auf die Unterlippe und sehe mich nach einer Waffe um. Ich kann ihr ja von hinten irgendwas Schweres über ziehen, ihr die Fernbedienung wegnehmen und ganz schnell-

„Sara? Was machst du hier?“, unterbricht eine tiefe Männerstimme meine Gedanken und ich blicke erst jetzt wieder nach vorne. Den Plan kann ich wohl vergessen. Ein Kerl sitzt an einem Schreibtisch. Er ist bestimmt um die Fünfunddreißig, sieht aber nicht schlecht aus. Er hat kurze, schwarze Haare und trägt ein Headset am Ohr. Er steht gerade von seinem Schreibtisch auf, auf dem mehrere Monitore stehen. Von hier aus kann ich nicht erkennen, was er beobachtet.

„Hi Joh. Hör mal, du musst mir einen Gefallen tun.“, noch während sie spricht findet sein Blick mich und er unterbricht sie mit einem Seufzen. Als ob er schon weiß, was sie von ihm will.

„Oh, nein. Ehrlich? Schon wieder?“

„Sie ist nicht schwanger. Ich will sie nur nicht in meinem Haus haben.“, erklärt sie sofort und jetzt drehen sich beide zu mir um. Ich schlucke. Was macht der mit den schwangeren Sklavinnen?

„Ich kann das nicht jedes Mal machen, wenn dir was bei deinem Kauf nicht passt.“

„Tu nicht so. Das ist nur ein Handgriff für dich.“

Der soll mich umbringen.

Verdammt. Das wars. Hier komm ich nie wieder lebend raus.

Joh fasst sich nachdenklich in den Nacken, atmet tief durch und scheint über irgendwas nachzudenken. Dann dreht er sich um, geht an einen Schrank und ich schließe einen Moment die Augen um jetzt nicht die Nerven zu verlieren. Der wird mich umbringen. Und dann verschwinden lassen. Ans Krankenhaus verkaufen, wie Sato.

Bitte nicht.

Dann höre ich Papier und öffne wieder meine Augen. Die beiden kümmern sich gar nicht um mich, sehen beide in meine Akte und haben noch ein paar daneben liegen. Jetzt blinzle ich doch. Was ist los?

„Die hier?“

„Wie alt ist sie?“

Die tauschen mich.

„Sechsundzwanzig.“

„Und wieso wurde sie… ah, okay. Damit bin ich zufrieden. Kannst du sie wecken?“

„Warte hier.“, sagt Joh nur noch, greift die überflüssigen Akten, und meine, und legt sie zurück in den Schrank. Frau Kaona gibt er die der Sklavin, die sie sich ausgesucht hat. Meine Fernbedienung gleitet aber nicht in seine Tasche, wie ich es vermutet habe. Er schließt sie an einem Gerät an der hinteren Wand an. Mein Halsband gibt einen Ton von sich, was mich sofort zum Zusammenzucken bringt. Ich lasse meine Taschen fallen und greife an meinen Hals. Gott, sie bringen mich doch um. Doch die beiden reagieren ganz ruhig. Joh nickt sogar einen Moment, sieht dann zu mir und kommt auf mich zu.

Kein Ton mehr von meinem Halsring. Was war los?

Alles gut?

„Lass die Taschen hier. Die brauchst du nicht mehr.“

Ich bin etwas verwirrt als er einfach an mir vorbei geht. Doch als er in der Tür stehen bleibt und sich zu mir umdreht, verstehe ich doch und gehe ihm hinterher.

Wir gehen durch einen langen Gang. Es ist dunkel und das einzige Licht, was verhindert, dass ich vor Kisten an den Wänden laufe, fällt durch die Fenster herein.

„Du gehörst jetzt der Doskoi Panda GmbH. Kannst du gut nähen?“

Doskoi Panda? Das ist ne Modemarke.

„Ich-ich-ich mach das nicht so oft.“

„Ab jetzt schon. Du arbeitest offiziell ab morgen. Auch, wenn ich dich erst übermorgen mitnehme. Glaub mir, du wirst den Tag Pause brauchen.“

Wieso?

Ich schlucke die Frage herunter als er die nächste Tür aufschließt. Er geht einfach weiter, doch als ich durch die Tür gehe, muss ich einfach stehen bleiben.

Das sind so viele.

So viele Sklaven.

Eine Halle voller zugedeckter Sklaven die schlafen.

So viele.

Joh geht nicht weit, zwei Reihen nach links, fünf Reihen nach vorne und er weckt die Sklaven mit einem Anstupsen mit dem Bein. Ich kann nicht aufhören durch die Halle zu sehen. Sie schlafen nicht auf dem Boden. Jeder hat eine kleine Matte auf die er liegt. Und eine Decke.

Joh erklärt in einem kurzen „Du kommst mit.“ der Sklavin, was los ist. Ein paar Sklavinnen bewegen sich unter den Decken, ein paar gucken unter den Decken hervor, aber keiner will bemerkt werden.

Er kommt mit der Sklavin zurück zur Tür, die den Blick gesenkt hält, und folgt einen Moment meinem Blick durch die Reihen.

„Willkommen zu Hause, Rosa. Leg dich schlafen.“

Er und die andere Sklavin gehen an mit vorbei und er schließt die Tür hinter mir. Ich höre noch, wie er die Tür hinter sich abschließt und die Schritte auf dem Gang. Aber ich kann mich noch nicht bewegen.

Das müssen über hundert sein.

Sind das alles Näherinnen?

„Frischfleisch.“, höre ich von der rechten Wand leise flüstern, dann jemanden Seufzen und sich bewegen. Rechts von der Tür an der Wand haben die Sklaven Betten. Das sind auch keine Frauen. Das sind Kerle. Einer ist riesig groß. Von der Statur wie Franky. Aber er ist bestimmt größer als er. Die anderen vier sind etwas größer als ich. Bestimmt so um den dreh wie Zorro. Oder Sanji. Zwei blond, einer braune Haare, einer schwarze Haare. Sie schwingen ihre Beine aus dem Bett und sehen zu mir rüber. Dann steht einer nach dem anderen auf und sie kommen wirklich in meine Richtung. Ich drehe mich denen ganz automatisch entgegen.

Was machen die jetzt? Was haben die vor?

Naja, es gibt da mehrere Möglichkeiten. Ich brauche Kontext, sehe daher also noch einmal auf die am Boden liegenden Sklavinnen neben mir, die sich aber gekonnt unter ihren Decken verzogen haben.

Nur eine sieht zu mir.

„Wehr dich nicht.“

Mein Blick weitet sich, ich weiche einen Schritt zurück und sehe sofort wieder zu der Gruppe auf, die auf mich zukommt.

Das sind auch Sklaven. Das kann unmöglich die ihr ernst sein. Jeder von ihnen trägt Halsringe. Wir sind auf der gleichen Stufe. Die sind nicht besser als ich. Auch, wenn sie stärker aussehen.

Auch, wenn ich gegen Gren nichts machen konnte. Nein, nichts machen durfte, bei denen ist es anders. Also beiße ich die Zähne aufeinander, stelle ein Bein weiter nach hinten und hebe die Arme. Defensive Kampfposition. Dieselbe, die ich einnahm, bevor Zorro immer auf mich zu gerannt kam. Sie bleiben aber nicht stehen, als sie das sehen. Sie grinsen sogar auf.

Wehe. Ich hatte einen guten Lehrer.

„Bleibt stehen.“, sage ich sofort, wenn auch leise, was die kleine Gruppe aber anscheinend nicht stört. Sie bleiben nicht stehen. Natürlich nicht. Aber ich bluffe nicht. Das meine ich wirklich ernst.

Konzentrier dich, Schieda. Was kann ich machen? Ich habe keine Waffe. Ich habe keine Teufelskraft. Ich bin am Arsch. Verdammt.

„Endlich wird’s mal wieder anspruchsvoll.“, sagt der mit den schwarzen Haaren dann und kommt bei den Worten auf mich zu. Er will meinen Arm packen, also weiche ich seiner Bewegung zur Seite aus, mein Arm taucht einfach unter seinem Griff ab, ich drehe mich weg, dass er an mir vorbei greift und gehe einen Schritt nach vorn, so dass ich jetzt hinter ihm stehe. Ich hole schon mit dem Fuß aus, als ich mich noch umdrehe und trete ihm von hinten mit voller Wucht zwischen die Beine.

Erwischt.

Damit hat er nicht gerechnet, greift sich dann aber nur noch zwischen die Beine und geht auf der gleichen Stelle keuchend in die Knie.

Ich drehe mich sofort wieder zu den restlichen aus der Gruppe. Jetzt sind sie doch stehen geblieben.

Sieht nicht aus, als ob irgendjemand damit gerechnet hätte. Ich muss konzentriert bleiben. Der hinter mir lässt sich zur Seite kippen und ich gehe ein paar Schritte weiter in den Raum, damit er nicht nach mir treten kann, lasse die anderen aber nicht aus den Augen.

So wie sie mich nicht aus den Augen lassen.

„Das wird interessant.“, sagt jetzt der Große. Er ist es aber nicht, der auf mich zukommt. Es sind die beiden blonden, die auf mich zu kommen.

Gegen zwei kann ich nicht. Mist. Konzentrier dich! Wie bei Zorro.

Nur Zorro ist einer, und das sind zwei.

Der erste will wieder an meinen Arm, doch diesmal kann ich mich nicht an ihm vorbei drehen. Ich schlage seinen Arm mit meinem weg und muss im nächsten Moment schon aufpassen, dass der andere mir bei meiner Abwehr nicht den anderen Arm greift. Die wollen mich nicht besiegen. De wollen mich außer Gefecht setzen.

Angriff.

Ich schlage den nächsten Arm zur Seite, der nach mir greift, hole mit dem anderen Aus und jage dem ersten Blonden so mein Handgelenk ins Gesicht. Ich wollte eigentlich seine Nase treffen, doch er weicht noch halb aus, weshalb ich ihn am Auge treffe. Auch nicht schlecht. Er weicht sofort zurück und hält es sich, flucht dabei leise und ich konzentriere mich dafür auf den anderen Blonden.

Er sieht seinem Kollegen erst noch nach, verengt dann die Augen zu schlitzen als er wieder zu mir sieht. Jetzt holt er aus, will wohl doch nicht mehr so leicht meine Arme greifen wie vorher und schlägt zu. Zorro würde ihn wahrscheinlich sofort platt machen, so offensichtlich ist es, wo er mich treffen will. Ich weiche zur Seite aus, greife dabei seinen Arm mit dem er mich treffen wollte und drehe ihn ihm auf den Rücken. Ich drücke nicht, drehe aber viel. Ich weiß, dass ich ihn dadurch unter Kontrolle halten kann. Jetzt ist er mein Schutzschild.

„Fuck, Hao. Stell dich nicht so bescheuert an!“, schreit ihn jetzt der große an. Er will etwas antworten, aber in dem Moment drehe ich seinen Arm etwas weiter. Keiner soll mehr was sagen. Ich hab keine Ahnung, wie ich hier wieder raus komme. Ich kann nicht die ganze Nacht kämpfen. Ich bin so nervös.

Jetzt kommt der Brünette auf mich zu und ich gehe ein paar Schritte weiter zurück, halte den blonden dafür weiter dicht bei mir.

„Bleib stehen oder ich breche ihm den Arm.“, fauche ich leise und hoffe, dass er mir glaubt. Ich bin nicht sicher, ob ich das kann. Habe ich noch nie versucht. Obwohl Ruffy mir in dem Winkel schon meine Schulter ausgerenkt hat.

„Nein!“, schreit der Blonde sofort auf und versucht zu mir nach hinten zu sehen. Aber ich kann gar nicht auf ihn achten. Der Brünette ist viel zu ruhig. Viel ruhiger als ich. Er ist nicht nervös und er sieht so aus, als ob ihm egal wäre, ob ich seinem Freund den Arm breche oder nicht.

Jetzt aufpassen.

Das wird wichtig. Und schwierig.

Atmen.

Er geht einfach weiter, und kommt mir so immer näher. Obwohl ich weiter zurück weiche. Er geht schneller als ich mit dem Blonden zusammen laufen kann. Ich muss hier weg.

Nein, lauf nicht weg. Nicht weglaufen.

Als er mir zu nah kommt, werfe ich ihm seinen Freund entgegen. Aber er scheint damit gerechnet zu haben, weicht ihm aus, holt zeitgleich aus und trifft mich noch bevor ich meine Arme zur Verteidigung heben kann im Gesicht.

Ich verliere die Orientierung, falle zur Seite und fange mich noch mit den Armen vom Boden ab. Ich presse die Luft durch meine Zähne um nicht schreien zu müssen, öffne meine Augen und sehe mich im Augenwinkel um. Dann sehe ich Augen. Viele Augen. Die ganze Reihe von Sklavinnen beobachtet mich. Aber sie liegen einfach nur da. Verstecken sich unter ihren Decken und sehen zu.

„Helft mir.“, stoße ich als erste Reaktion hervor, spüre dann eine Hand in meinen Haaren und wie sie mich zurück auf die Beine zieht. Erst jetzt schreie ich wirklich auf, greife die Hand mit beiden Händen, spüre sie aber nur durch meinen Haaren. Er hält mich so fest, dass ich so nicht an seinen Körper komme.

Er muss sich gar nicht anstrengen um mich wieder der Gruppe zuzudrehen. Die jetzt natürlich sauer auf mich ist. Der eine Blonde hält sich noch immer das eine Auge zu, aber er kommt jetzt zu mir. Er presst die Lippen aufeinander, beißt die Zähne zusammen und kocht vor Wut.

Jetzt bekomme ich wirklich Angst.

„Nicht!“, schreie ich noch auf, als ich sehe, wie er ausholt. Er schlägt mich mit der Faust in den Bauch. In den Magen und schlagartig wird mir übel. Ich krümme mich vor Schmerzen, halte meinen Bauch, werde aber wieder an den Haaren nach oben gezogen.

„Dreckstück.“, flucht er leise und holt wieder aus. Ich halte die Augen fest geschlossen, bin noch immer vom ersten Schlag betäubt als er mich diesmal in der Seite trifft.

Sie helfen mir nicht.

Keiner hilft mir.

Er schlägt wieder zu. Und wieder. Ich kann mich kaum mehr auf den Beinen halten. Mir ist so schlecht vor Schmerzen und ich bekomme kaum Luft.

Dann greift jemand mein Kinn, zerrt es nach oben und zwingt mich ihn anzusehen. Der Schwarzhaarige. Fuck.

„Dafür ficke ich dich bis zu blutest, Nutte.“

Ich würde ihm zu gerne ins Gesicht spucken, aber ich kann kaum Atmen.

Ich glaube, er sieht es mir an, denn jetzt schlägt er zu. Er lässt mein Kinn erst los als seine Andere Hand meine Wange trifft.

Er schlägt so hart zu, dass ich wieder die Orientierung verliere. Dass ich wirklich falle spüre ich erst als ich den Boden unter mir spüre.

Er hat mir die Lippe aufgeschlagen. Ich fühle es sofort.

Ruffy.

Jemand greift mich bei der Schulter, dreht mich mit einem Ruck auf den Rücken und ich regiere instinktiv, als ich anfange nach ihm zu schlagen.

„Nicht. Lass mich!“, schreie ich und sehe und spüre, wie der Dunkelhaarige meine Arme greifen will. Er setzt sich zeitgleich auf meinen Bauch und bekommt erst meinen linken, dann meinen rechten Arm zu fassen. Einer der beiden Blonden, der mir als Schutzschild dienen sollte, nimmt sie ihm ab. Er hält meine Arme zusammen während der Schwarzhaarige mein Shirt greift um es mit einem Ruck zu zerreißen.

Das Shirt spannt auf meiner Haus und es fühlt sich an als würde es an manchen Stellen meine Haut aufschneidet, doch es wird nur Striemen hinterlassen.

„Hör auf! Nicht!“, schreie ich immer wieder und versuche ihn irgendwie von mir herunter zu treten, auch wenn ich ihn so nie erwischen kann. Ich werde nicht betteln. Kein einziges Bitte wird über meine Lippen kommen.

Der Schwarzhaarige zerreißt den Stoff meines Shirts, reicht es dann dem Blonden über mir der es mit einer Hand annimmt um meine Arme damit zu fesseln.

„Nein!“

Ich kämpfe so gut ich kann, beiße die Zähne aufeinander und versuche noch im letzten Moment meine Arme zu befreien ehe ich spüre wie er sie fest zusammenbindet.

Es schneidet mir in die Haut, schnürt mir die Arme ab und schmerzt.

Der Schwarzhaarige bewegt sich so lange nicht bis mir die Kraft ausgeht. Bis ich mich nicht mehr so stark wehren kann. Erst jetzt rutscht er von meinem Bauch weiter nach unten. Ich will mich schon bereit machen ihn von mir herunter zu treten, merke dann aber Hände an meinen Knöcheln.

Das sind fünf. Ich bin alleine.

Ich komm hier nicht weg.

Ich komm hier nicht weg!

Er zerreißt meine Leggins wie mein Shirt, kniet sich zwischen meine Beine und löst sich aus seiner eigenen Hose bevor er auf seine Hand spuckt um mich so irgendwie feucht zu bekommen bevor er mit einem Ruck in mich eindringt.

Und auch, wenn ich ein Keuchen durch meine zusammengebissenen Zähne nicht unterdrücken kann, zwinge ich mich dazu nicht zu schreien. Tränen brennen vor Schmerzen und Scharm in meinen Augen, aber ich sehe nicht weg. Ich sehe ihn die ganze Zeit über an. Die ganze Zeit. Dieser miese Wichser soll sich meine Augen merken.

Er soll von ihnen Träumen und sie sehen, wenn er nachts im Dunkeln aufwacht.

Er soll sie immer sehen.

Er braucht nicht lange, worüber ich froh bin. Als er sich von mir löst atme ich tief durch und blinzle die Tränen aus meinen Augen.

Ich kann spüren wie es zwischen meinen Beinen brennt und sie ich feucht von ihm bin. Ich bin nur feucht wegen ihm. Nicht wegen mir.

„Beweg dich, ich bin dran.“, sagt dann plötzlich der blonde, den ich ein blaues Auge verpasst habe ich sofort schießt wieder Adrenalin durch meine Adern.

Die wollen alle.

Jeder von ihnen.

Ich komm hier nicht weg.

Und diese Verdammten Sklavinnen helfen mir nicht.

Wieso helfen sie mir nicht?

Keiner hilft mir.

Wieso nicht?
 

Ich schreie nicht. Kein einziges Mal. Ich sage nicht Bitte. Es brennt so lange bis es sich nur noch taub anfühlt. Ich kann mich nicht wehren und ich spüre wie es mich kraft kostet unter ihnen zu liegen.

Auch, wenn der Braunhaarige nicht wirklich lange durchhält, hat er mich drei Mal genommen. Schon beim zweiten Mal hat er mich umgedreht und von Hinten genommen. Nicht einmal da habe ich geschrien. Auch, wenn ich vor Schmerzen geweint habe.

Ich glaube, ihn haben meine Augen gestört.

Ich weiß nicht wie lange sie das mit mir gemacht haben. Irgendwann hat sich der erste wieder in sein Bett gelegt als der Vorletzte noch dabei war.

Sie haben mir mehr Schmerzen zugefügt als es jemals jemand mit mir gemacht hat. Aber ich fühle mich nicht so fertig wie nach dem ersten Mal mit Gren.

Ich bin schwach, verletzt, blute und meine Beine zittern als ich versuche sie zu schließen als sie mich alle wieder alleine liegen gelassen haben, aber ich gehöre noch mir.

Sie haben mich benutzt. Damit komm ich klar.

Ich bin so weit von dem freien Schlafplatz weg dass ich gar nicht darüber nachdenke zurück zu kriechen. Ich reibe mir mit den Händen über die noch gerade gefesselten Arme und rolle mich auf die Seite.

Ich bin so Müde. Meine Augen brennen noch von den Tränen und ich muss mich ausruhen.

Das war nichts anderes als eine Niederlage.

Verdammt.

Ich sollte es genauso machen wie Zorro. Dafür sorgen, dass ich nie wieder verlieren kann. Und wenn, dann für etwas, das es wert ist, dafür zu verlieren.

Ich hab verloren.

Hoffentlich bekommt er das nie raus.

Hoffentlich lebt er noch.

Bitte leb noch, Zorro.

Sei irgendwo.

Plötzlich spüre ich eine Hand an meinem Arm. Ich zucke sofort zusammen und drehe mich zur Seite. Drei Sklavinnen sind unter ihren Decken hervorgekrochen und sehen nach mir.

„Ganz ruhig.“, sagt die erste auf meine Reaktion, aber ich reiße ihr meinen Arm aus ihrer Hand.

„Fass mich nicht an, du Dreckstück.“, fauche ich sie sofort an als ich ihren mitfühlenden Blick sehe.

Die haben mir nicht geholfen als ich sie gebraucht hätte. Und jetzt kommen sie an?

Die wollen nur ihr Gewissen beruhigen. Darauf kann ich verzichten.

„Ich brauche euch nicht.“, flüstere ich weiter und drehe mich auf den Bauch um mich von ihm abstützen zu können. Ich setze mich auf, blicke einmal zu dem freien Liegeplatz und wieder muss ich meinen Arm von ihren Händen reißen. Ich mache es so schnell, als hätte ich mich verbrannt.

„Lasst es! Fasst mich nicht an.“, wiederhole ich mich und stemme mich wacklig auf meine halb betäubten Beine. Ich lasse nicht zu, dass sie mir helfen, stolpere langsam, und trotzdem so schnell ich kann, zur Matte, lasse mich auf ihr fallen und ziehe die Decke mit einer kurzen Handbewegung über mich.

Mir ist eiskalt, meine Haut brennt, ich schmecke noch immer Blut von meiner Lippe und ich kann meine Beine nicht so legen, wie ich es gerne hätte, da sie mir nicht mehr gehorchen.

Ich bleibe einfach nur noch liegen.

Wenigstens eine Decke habe ich noch.

Und eine Liege für mich alleine.

Es dauert nicht lange bis ich schlafe.
 

Alle werden mit einer Sirene geweckt, die sich anhört wie ein Nebelhorn. Das Licht geht zeitgleich an und alle stehen beinahe Zeitgleich auf.

Ich bleibe liegen.

Als hätte Joh es gewusst. Er hat mir gesagt, ich soll heute noch nicht arbeiten. Ich werde den Tag brauchen.

Und ob ich ihn brauche.

Ich schlafe schnell wieder ein als alle aus der Halle gegangen sind. Ich wache zwar immer wieder auf, kann mich immer wieder etwas mehr bewegen und ziehe die Decke enger um mich, doch wirklich Wach werde ich nicht.

Erst am Abend, als die Sklavinnen zurückkommen, öffne ich meine Augen wirklich. Jemand hat mir zusammengelegte Klamotten hingelegt. Aber ich greife sie erst nach Minuten.

Das ist ein Shirt wie es hier jeder trägt. Und genau die gleiche, weite Stoffhose. Alles weiß. Auch, wenn ich sehe, dass sie schon alt sind. Sie haben Flecken die wohl nie wieder ganz herausgewaschen werden können und der Stoff ist an den Rändern abgenutzt. Besser als die letzten Fetzen, die ich noch trage.

Ich reibe mir das getrocknete Blut und Sperma mit den zerrissenen Klamotten von der Haut ehe ich meine neuen Klamotten anziehe ohne die Decke von mir weg zu ziehen, schiebe die Fetzen dann einfach zur Seite von meiner Matte und bleibe liegen.

Ich habe solchen Durst. Und Hunger. Alles tut mir weh.

Ich will nach Hause.

Ich will so sehr nach Hause.

Zum ersten Mal seit ich weg bin bekomme ich wirkliches Heimweh.

Ich will nicht länger warten. Ich will nach Hause.

Hol mich endlich hier raus.

Hol mich nach Hause.

Ich fange an zu weinen als ich höre wie sich die Sklavinnen um mich herum hinlegen und höre auf zu weinen als ich eine von ihnen keuchen höre.

Höre ich das, was ich denke?

Ich halte die Luft einen Moment in meiner Lunge um besser Lauschen zu können, höre sie dann aber leise betteln. Ganz sicher.

Aber sie hatten gestern doch erst mich.

Ich zögere einen Moment. Soll ich ihr helfen?

Kann ich das einfach machen? Nachdem sie mir nicht geholfen haben?

Aber was würde es aus mir machen wenn ich genau das gleiche mache, was sie getan haben?

Ach, fuck, das werde ich bereuen.

Ich schlage die Decke zurück, atme tief durch und setze mich auf.

Autsch. Es tut immer noch alles weh.

Ich kann ihn von hier aus sehen.

Er liegt ein paar Reihen weiter auf einer Sklavin, zwischen ihren Beinen, und ich kann sehen, wie er zustößt.

Der Blonde. Ohne blaues Auge.

Hao, glaube ich.

„Hey. Lass es.“, höre ich dann eine leise Stimme flüstern und sehe aus Reflex zu ihr nach unten. Sie liegt neben mir, sieht zu mir nach oben und versteckt sich unter ihrer Decke.

„Fotze.“, antworte ich ihr einfach, weil das genau das ausdrückt, was ich denke. Sie ist eine dreckige Fotze, wenn sie ihr nicht hilft.

Und jetzt muss ich es. Obwohl ich mich kaum auf meinen Beinen halten kann.

Ich stehe nur langsam auf, lasse mir aber keine Zeit, stolpere durch die Reihen und beiße die Zähne aufeinander.

Plötzlich greift mich jemand am Knöchel, zieht mein Bein zur Seite und bringt mich zu Fall. Ich fange mich noch mit den Armen ab, spüre aber schon wie mich Hände greifen und mir den Mund zu halten. Ich schüttle sofort den Kopf, will mich befreien, komme mit meinen angeschlagenen Armen und Beinen aber nicht einmal gegen eine Sklavin an.

„Bleib ruhig. Hör auf. Er ist gleich fertig.“, flüstert sie mir ins Ohr und ich greife ihre Hand vor meinem Mund um sie von mir weg zu ziehen.

Wie kann sie das so einfach sagen?

„Sie brechen dir die Finger, wenn du dich nochmal wehrst. Oder einmischt. Lass es.“

Erst jetzt bleibe ich still liegen und beiße die Zähne aufeinander. Sie sagt es, als wäre sie sich sicher.

„Und mit gebrochenen Fingern bist du hier nichts für die Firma wert. Kapierst du endlich? Solange du funktionierst, ist es egal, was passiert.“

Das kann nicht wahr sein.

Wieso sind die Kerle eigentlich hier? Wozu?

Die Nähen doch nicht, oder?

Die Sklavin hinter mir hält mich fest bis wir hören, dass Hao sich von der Sklavin löst. Erst, als alles wieder ruhig ist, löst sie ihren Griff von mir.

Ich drehe mich erst zu ihr um, dann sehe ich auf um nach der vergewaltigten Sklavin zu sehen.

Sie hat sich unter ihre Decke verzogen.

„Geh zurück in dein Bett. Du kannst hier nicht helfen. Geh schlafen.“

Flüstert sie mir jetzt zu und dreht sich dabei von mir weg.

Wieder sehe ich zu ihr herunter. Eine Frage kann ich mir aber doch nicht verkneifen.

„Ihr seid viel mehr als die. Wieso-„

„Wir dürfen nicht. Ich erkläre es dir morgen.“

Antwortet sie noch bevor ich die Frage ganz aussprechen kann.

Sie ist jünger als ich und trotzdem scheint sie mit der Tatsache abgeschlossen zu haben, dass es hier nun mal so ist.

Sie lebt damit. Und ich kann es immer noch nicht glauben.

Ich höre auf sie, stolpere zurück auf meine Liege und wickle mich in meine Decke ein. Diesmal kann ich nicht so schnell schlafen wie ich es gestern konnte.

Aber ich schlafe ein.
 

Die Sirene weckt mich diesmal so plötzlich, dass ich vor Schreck die Decke wegtrete und schon aufrecht sitze, bevor ich wirklich weiß, wo ich bin.

Was war?

Oh. Klar.

Mist, ich hatte heute Nacht wieder einen Alptraum. Das kann ich spüren, auch wenn ich mich nicht wirklich dran erinnern kann. Wundert mich, dass ich nicht jede Nacht einen habe, seit ich diesen Halsring habe.

Das interessiert mich gerade aber wenig und ich sehe ganz automatisch zu der Sklavin, die gestern Nacht vergewaltigt wurde. Sie benimmt sich wie jede andere auf, auch wenn sie nicht so schnell aufsteht wie die anderen.

Ich entscheide mich dagegen sie zu beobachten. War bestimmt auch so schlimm genug für sie. Ich kann es ihr nachfühlen.

Heute kann ich mich schon sicherer auf den Beinen halten, aber ich habe Schmerzen beim Einatmen. Meine Haut an meinen Rippen und meinem Bauch ist überempfindlich, genau wie die Haut auf den Innenseiten meiner Oberschenkel, meinem Hintern oder zwischen meinen Beinen.

Ich gehe einfach mit der Menge mit und blinzle etwas, als wir in Duschen geführt werden. Ich lege meine Klamotten, wie alle anderen auch, an die Wand, nehme mir ein Stück Seife aus einem großen Korb und gehe unter die Duschen.

Großraumduschen.

Ich sehe mich gar nicht um und erst jetzt kann ich wirklich an mir herunter sehen um zu erkennen, was los mit mir ist.

Mein Bauch und meine komplette linke Seite ist blau und grün unterlaufen. Ich habe Kratzer an den Oberschenkeln und spüre sie auch zwischen meinen Beinen. Meine Arme sind blau an der Stelle, wo sie mich gefesselt hatten, ein paar Schnitte sind wieder aufgegangen und ich kann Zahnabdrücke auf meinem Dekoltee sehen. Außerdem habe ich überall einzelne blaue Flecken.

Die Schnitte an meinen Armen sind schon etwas älter. Trotzdem reichen sie mir vom Handgelenk bis an die Ellenbogen. Natürlich die Außenseite, nicht die Innenseite. Ich wollte ja wieder nichts Wichtiges kaputt machen.

Natürlich spricht mich niemand darauf an. Ich glaube, jeder kann sich denken, was los ist.

Wieso ich diesmal die Arme genommen habe und nicht meine Oberschenkel? Naja, verstecken konnte ich die Schnitte ja schlecht unter einem Haarband. Ich weiß nicht genau. Einfach, weil ich wollte.

Es hat ja auch einen anderen Grund als damals.

Nach der Dusche wringe ich meine Haare, so wie alle anderen auch, mit beiden Händen aus und ziehe mir meine Klamotten wieder an.

Meine Haare sind schon wieder so lang, dass sie mir bis über die Schultern fallen. Als ich noch bei Ruffy war, gingen sie mir bis zum Kinn.

Ich bin schon so lange weg.

Nach der Dusche gehen wir alle durch vier große Flügeltüren aus der Halle auf den Hof. Es regnet, weshalb ich nicht geblendet werde und ich mich sofort umsehen kann. Es gibt mehrere Hallen. Noch mehr Sklavinnen kommen aus anderen Türen. Wie viele sind das? Vier Hallen. Jede mit einer großen Zahl versehen. Ich bin in Halle vier.

Hunderte Sklavinnen. Und ich mitten drin.

Der Regen stört mich nicht, ich bin eh noch Nass vom Duschen. Wir bleiben aber nicht lange auf dem Hof, sondern werden in die größte Halle geführt. Aufseher stehen hier an jeder Ecke und der Hof ist mit Maschendraht und Stacheldraht umzäunt.

Aber ich glaube nicht, dass da überhaupt jemand dran geht. Die Aufseher tragen alle Gewähre. Man wäre schön blöd, wenn man es versucht.

In der größten Halle stehen Laufbänder, viele Stühle, Tische und Stoff.

Wirklich viel Stoff.

Die ersten setzen sich schon auf ihre Stühle, doch als ich es ihnen nachmachen will hält mich jemand am Arm.

Ich blinzle, schrecke aber nicht auf. Ich stoße schon die ganze Zeit mit irgendwelchen Leuten zusammen. Es ist Joh, der mich aufhält. Klasse.

„Bei dir fehlt noch was. Komm mit.“, sagt er einfach und zieht mich beinahe Zeitgleich hinter sich her an einem Aufseher mit Gewehr vorbei, einen Gang entlang und in ein kleines Zimmer. Naja, klein ist übertrieben. Mein Schlafzimmer auf der Sunny war so groß. Sieht aus wie ein Arztzimmer. Eine Liege, viele Schränke, allerdingt auch mitten im Raum einen Sichtschutz und es riecht nach Desinfektionsmittel und Rauch.

Rauch? Aber hier brennt doch nichts.

„Zieh dein Shirt aus. Und leg dich da hin.“, sagt er noch bevor er die Tür hinter sich geschlossen hat.

Ausziehen?

Achso. Die müssen die blauen Flecken gesehen haben. Die kümmern sich jetzt um mich.

Ich kann hören, dass sich jemand hinter dem Sichtschutz bewegt. Das wird der Arzt sein. Ich höre auf Joh, ziehe mein Shirt über den Kopf aus und will mich mit dem Rücken auf die liege legen. Doch als er das sieht, schüttelt er sofort den Kopf.

„Nein, auf den Bauch.“

Auf den Bauch?

Was hab ich denn auf dem Rücken? Bin ich da auch verletzt?

Ich schlucke die Frage herunter, höre auf ihn und lege mich so, wie er sagt.

Irgendjemand hinter dem Sichtschutz bewegt etwas. Ich kann Metall hören.

„Bist du Linkshänder oder Rechtshänder?“

Was?

„Re-rechtshänder.“, antworte ich vorsichtig und sehe, wie Joh jetzt doch auf mich zukommt. „Gut, dann links.“, sagt er kurz bevor er meinen Arm vor meinem Gesicht greift und ihn so legt, dass er neben der Liege herunter hängt. Ich mache es mit dem anderen gleich.

Ich hab rechts gesagt. Was links?

„Das geht schnell.“, sagt jetzt die Stimme hinter dem Sichtschutz und kam wohl schon hervor, denn ich höre die Stimme irgendwo bei meinen Füßen.

Jemand schiebt meine Haare zur Seite, desinfiziert dann meine linke Schulter und ich schlucke etwas, weil ich wirklich beim besten Willen nicht weiß, was die jetzt machen wollen.

Ich muss aber nicht lange warten, höre dann wieder das Metall hinter mir und ich verkneife mir mich umzusehen. Ich darf denen nicht mal in die Augen gucken. Da kann ich mich jetzt schlecht umsehen.

„Achtung.“, sagt die Stimme hinter mir und stellt sich neben mich. Dann drückt er plötzlich etwas eiskaltes auf meine Schulter. Nein, das ist nicht kalt, das ist heiß! Das brennt! Ich schreie sofort auf, will mich reflexartig zur Seite weg drehen, doch weil meine Arme nicht mehr auf der Liege liegen und er mich so stark auf sie presst, meine Schulter nach unten, kann ich den Arm nicht so weit heben dass ich mich abstützen kann.

Er drückt es auf mich, die ganze Zeit und ich höre das Zischen neben meinem Ohr, den Schmerz in meinem Rücken und halte die Luft verkrampft in meiner Lunge, als er das glühende Metall noch etwas länger auf meiner Haut hält. Bis es aufhört zu zischen. Dann nimmt er es weg.

Ich pumpe die Luft aus meiner Lunge, atme keuchend und sofort wird mir schlecht vor Schmerz.

„Warte, das haben wir gleich.“, sagt der Kerl hinter mir und kurz darauf spüre ich wieder, an der verbrannten Stelle, etwas auf meiner Haut. Diesmal ist es kühl. Wirklich kühl und weich. Er cremt mir die Stelle ein und ich lege die Stirn auf das Leder unter mir und atme immer wieder tief durch.

Ein Brandzeichen. Die haben mir ein Brandzeichen verpasst.

„Nächste Woche wechseln wir den Verband. Die Creme müsste reichen. Sie kann nach dem Mittagessen schon wieder arbeiten. Die Leistung ist aber erstmal beschränkt.“, erklärt der Kerl hinter mir, woraufhin Joh nur mit den Achseln zuckt.

„Also wie immer.“

„Sie kann hier bleiben. Bis zum Mittag müsste der Schmerz weg sein.“

„Ich hol sie dann gleich ab.“

„Bis dann.“

Die verabschieden sich als wäre es alltäglich. Ich kotz gleich vor Schmerzen.

Ein Brandzeichen.

Gott, meine Schulter.

Das tut so weh.
 

Ich soll mich nach ein paar Stunden anziehen. Der „Arzt“ nimmt mir den Kühlakku von der Schulter und Joh kommt, wie er gesagt hat, und holt mich ab. Sie haben meine Schulter verbunden, aber mich nicht betäubt. Es brennt immer noch, wenn ich mich bewege. Wenn ich mich nicht bewege, geht es.

Joh führt mich diesmal in eine andere Halle. Eine Kantine. Ich greife mein Tablett erst nur mit einer Hand, kann das Gleichgewicht mit dem Teller darauf aber nicht wirklich halten, muss daher den anderen Arm doch dazu nehmen. Was das Brennen verstärkt. Ich halte noch Ausschau nach einem Platz, gehe durch den Gang, als sich eine der Sklavinnen zu mir umdreht. Das ist die, die mich gestern festgehalten hat.

„Hey. Halle vier sitzt hier. Komm her.“

Ich bleibe erst noch wortlos neben ihr und dem Platz, den sie mir durchs wegrücken freigemacht hat, stehen, seufze dann aber innerlich tief und mache das, was sie sagt. Mir bleibt ja kaum eine andere Wahl. Also setze ich mich vorsichtig auf meinen noch immer wunden Hintern, lasse meinen linken Arm vorsichtig auf meinen Schoß sinken und schaue wieder auf meinen Teller. Was soll das eigentlich sein? Sieht nicht lecker aus. Naja, wenigstens muss ich diesen ekeligen, grünen Brei nicht kauen.

„Der schmeckt besser als er aussieht. Ist viel Gemüse. Gurken, Möhren, Erbsen, Brokkoli…. Alles Mögliche eben. Viele Vitamine. Nur kein Fleisch.“, sagt sie dann einfach von der Seite, als sie meinen Blick sieht. Eine andere, die uns gegenüber sitzt, mischt sich jetzt auch noch ein.

„Wir würden dir ja gerne sagen, dass du dich dran gewöhnst, aber das kannst du vergessen. Wenn du einmal im Leben was anderes gegessen hast, dann träumst du nachts davon. Dieser Mist hier ist dagegen ein Alptraum.“

Sanji.

„Erzähl mal was von dir. Wie heißt du?“, fängt jetzt wieder die neben mir an, aber ich versuche gerade noch den ersten Löffel runter zu bekommen. Ja, er schmeckt etwas süß, aber die rechtlichen Geschmackssorten wurden gar nicht aufeinander abgestimmt. Ein Mischmasch. Es schmeckt nach allem, aber nicht gut.

„Rosa.“, antworte ich erst nur, aber sie schüttelt darauf sofort den Kopf.

„Nein, vorher. Wie heißt du wirklich?“

Als könnte man es mir ansehen. Kann man das?

„Schieda.“

Ich habe echt kein Bock zu reden. Bei meiner Antwort lächelt die neben mir allerdings kurz auf und sucht den Blick von der vor ihr.

„Cool. Fast wie Schieda Valentine.“

Bei der Antwort muss ich auflächeln. Klasse. Fans. Ausgerechnet hier haben die von mir gehört.

„Ja. Eigentlich genau so.“

Ich nehme noch einen Bissen, sehe aber, wie alle, die mich gehört haben, inne halten. Plötzlich sehen mich alle an. Was mich dann doch zum Blinzeln bringt und ich sehe einmal durch die Runde. Eine von Ihnen erhebt sich aber und läuft plötzlich irgendwo hin. Was ist los?

„Du kannst nicht-.. Ist das dein erst? Du bist Schieda? Die Sklavin?“, zieht jetzt wieder die neben mir meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich kann mein Lächeln nicht unterdrücken, nicke als Antwort aber nur. Wieso ist sie so überrascht?

„Du siehst ganz anders aus.“, bemerkt jetzt die, die vor mir sitzt und ich glaube, ich weiß, was sie meint. Das Foto auf dem Steckbrief sieht nicht mehr so aus wie ich jetzt aussehe.

„Nach den letzten Monaten ist das kein Wunder.“, antworte ich ihr dann und scheine es damit wirklich zu erklären. Dann sehe ich etwas im Augenwinkel. Jemand kommt in unsere Richtung. Und von der Statur her ist das keine Sklavin. Das ist ein Kerl.

Als ich den Blick hebe, bleibt er sofort stehen. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Ich kann nicht atmen.

Er ist hier.

Zorro.

Ich erhebe mich sofort, als ich realisiere, dass er wirklich da steht, stolpere über die Bank auf den Gang und laufe sofort zu ihm.

Ich muss nicht weit, falle ihm um den Hals und presse ihn so fest ich kann an mich. Erschließt mich sofort in seine Arme, hebt mich dabei hoch und ich schließe die Augen vor Glück.

Er ist es wirklich. Er ist hier.

Er lebt.

Er ist hier.

Wir sind nicht mehr alleine.

Gott, danke. Ich bin so glücklich. Ich will ihn nie wieder los lassen. Doch als ich seine Hand auf meiner Schulter spüre, ist der Schmerz doch zu groß als dass ich ihn lange ignorieren kann und löse mich von ihm. Wir beide haben Tränen in den Augen und strahlen vor Glück und Erleichterung.

„Du lebst.“, sagt er dann leise, was mich wieder zum Grinsen bringt.

„Klar, Sensei. Hab ich doch gesagt.“, bei den Worten streiche ich mir mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen, aber er schüttelt den Kopf, als ob ich nicht verstehen würde.

„Nein. Der Bericht. Kurz nach der Auktion.“, fängt er an, was aber zur Folge hat, dass ich ihn nur verwirrt, aber immer noch glücklich, ansehe.

„Was?“

„Du weißt das nicht?“

„Wovon sprichst du?“

„Die haben dich für tot erklärt.“

„Was?“, jetzt bin ich endgültig verwirrt. Zorro strahlt aber immer noch glücklich und wischt sich erstmal selbst die Tränen von den Wangen. Als er mich so sieht, schüttelt er aber nur den Kopf als ob er mir das noch erklären könnte und nimmt mich noch einmal in den Arm. Und ich ihn. ´

„Gott, ich bin so froh, dich zu sehen.“, sage jetzt ich und atme bei ihm im Arm einmal tief durch. Irgendwann, als ich mich wieder von ihm löse, greife ich einfach seinen Arm und wir setzen uns an den Platz, an dem gerade noch ich gesessen habe. Ich esse, während Zorro mich aufklärt.

„Der Artikel kam schon am ersten Tag raus. Ich hatte ihn nicht gesehen, aber ich habe mich umgehört. Ich habe allen gesagt, wenn die was von dir hören, dann sollen die mir Bescheid sagen. Sofort.“

Deswegen ist gerade die eine einfach weggerannt. Sie hat ihn geholt.

„Um ein paar Ecken kam dann raus, dass die geschrieben haben, dass die Gefangenen aus den Strohhüten getötet wurden. Es war von allen die Rede. Nicht nur wegen Sato. Zwar auch von mir, aber ob sie dich jetzt auch getötet haben, wusste ich nicht. Alles, was ich mitbekommen habe, waren halbe Informationen. Aber das erklärt auch, wieso Ruffy bis jetzt nicht hier ist.“

Bei den letzten Worten wird er leiser. Ich weiß, wieso. Ruffy ist nicht nur bis jetzt nicht hier aufgetaucht. Er sucht gar nicht nach uns. Er kommt nicht.

Das hatte ich befürchtet. Das war eine meiner größten Ängste.

„Wie geht es dir? Wo warst du bis jetzt?“, fragt er dann doch als er merkt, dass ich anfange über diese Tatsache nachzudenken. Aber ich schüttle nur lächelnd den Kopf auf die Frage.

„Frag lieber nicht, Sensei. Manches war besser, manches war schlimmer als hier.“

„Wie lange bist du schon hier? Wo schläfst du?“

„Seit vorgestern Nacht. Halle Vier.“

„Vier?“, fragt er mich, als ob er glaubt mich nicht richtig verstanden zu haben. Ich würde ja nichts weiter dazu sagen, aber die Sklavin vor mir übernimmt es für mich.

„Sie ist ein Kämpfer.“, flüstert sie zu Zorro, der daraufhin sofort wieder zu mir sieht. Super. Beschreib es ihm doch gleich.

„Bist du verletzt?“

„Nicht viel.“

„Wer war es?“

„Vergiss es.“

„Es waren alle fünf.“, antwortet wieder die vor mir auf Zorros Frage und ich würde ihr am liebsten irgendwas gegen den Kopf werfen. Sie ist aber noch nicht fertig. „Sie hat einen dabei fast kastriert. Einem den Arm gebrochen und einer hat jetzt ein blaues Auge. Das hab ich vorher noch nie so gesehen.“

„Du hast einem den Arm gebrochen?“, will jetzt Zorro von mir wissen, aber ich schüttle den Kopf. Können wir das Thema nicht einfach lassen?

„Nur fast.“

„Ganz alleine?“

„Mir wollte ja keiner helfen.“, sage ich jetzt in die Richtung der Sklavin vor mir, die dabei aber nur ihre Lippen aufeinander presst.

„Was ist mit dir?“

Die Frage hab ich befürchtet.

„Paar blaue Flecke. Ich glaub, die haben mir ne Rippe gebrochen. Oder zwei. Ein paar Kratzer. Alles okay.“

„Ich habs gesehen. Unter der Dusche.“, mischt sich diese dämliche Waschweib schon wieder ein. Zorro und ich sehen zeitgleich zu ihr auf, aber sie fixiert Zorro. Damit sie meinen Blick nicht sehen muss.

„Ihre ganze Seite ist blau. Und Grün. Sie hat überall blaue Flecken.“

„Halt endlich den Rand!“

„Und Kratzer.“, flüstert sie noch, greift dann aber doch lieber ihren Löffel und schweigt.

Ich kann den Blick von Zorro richtig spüren. Er sitzt zu nah, als dass der die Kratzer auf meinem Arm sehen könnte, ich habe die Hand unter dem Tisch auf seinem Schoß. Der andere Arm hat die Kratzer auf der Seite, die er nicht sehen kann. Selbst gerade, als ich ihm um den Hals gefallen bin, hat er natürlich nicht auf meine Arme geachtet.

„Kratzer?“, fragt er leise und ich sehe mit Absicht nicht zu ihm auf, sondern auf meinen Teller. Er denkt an das gleiche wie ich. Nicht mehr an die Vergewaltigung von Vorgestern. Er denkt an das Training. Als er meine Kratzer gesehen hat.

„Ach, verdammt.“, fluche ich leise, weil ich weiß, dass er sie eh sehen wird. Er weiß ja schon davon. Also lasse ich den Löffel sinken, sehe schräg zu ihm auf und hebe dann meine Arme, drehe die Innenseiten zu mir und die Außenseiten zu ihm. Dabei sehe ich zu ihm auf.

Komm schon. Sag was dazu. Sei erst geschockt und dann sauer.

Er sieht sich die Kratzer an, dann an meinen Armen vorbei in meine Augen. Ich habe auf Autopilot gestellt. Mache ich gerne in den letzten Wochen.

„Mach das nicht nochmal.“, sagt er leise und ich schüttle sofort den Kopf als er das sagt.

„Hab ich nicht vor.“

„Wieso soll ich dir glauben?“

„Weil es nichts gebracht hat.“, sage ich einfach und lasse meinen Arm wieder sinken, diesmal auf meinen Schoß. Nicht auf seinen und greife wieder meinen Löffel.

Darauf schweigt er und sieht mich weiter an. Ich esse einfach weiter.

Ich habe die Wahrheit gesagt. Die Kratzer haben überhaupt nichts gebracht. Ich bin immer noch hier. Sato ist immer noch tot. Ich wurde trotzdem Vergewaltigt und geschlagen. Ich bin immer noch eine Sklavin. Nur jetzt mit Kratzer. Das ist der einzige Unterschied.

„Wir müssen dich in Halle zwei bekommen.“, sagt er dann irgendwann und bringt mich doch wieder dazu zu ihm auf zu sehen. Er sieht aber nicht mich an, sondern die Sklavin vor mir.

„Bekommen wir das hin?“

„Das ist nicht so leicht. Die Halle ist seit zwei Wochen voll. Tauschen will mit Sicherheit keiner. Wir werden losen müssen. Wenn überhaupt.“

„Fuck.“, flucht er leise und sieht dann wieder zu mir. Jetzt bin ich etwas überfordert. Er hat sich hier schon richtig eingelebt. Er kennt sich wirklich aus. Ein Klingeln, was das Ende der Pause signalisiert, zwingt ihn aber dazu sich zu entscheiden.

„Egal. Komm nach der Arbeit zu mir. Ich bekomm das hin.“

Wir erheben uns gleichzeitig und ich kann nicht unterdrücken noch einmal seine Hand zu greifen.

„Ich bin froh dich zu sehen.“, sage ich einfach, weil ich nicht mehr sicher weiß ob ich ihm das so gesagt habe. Auch, wenn er es mir ansehen konnte.

„Ich mich auch. Und es ist furchtbar, dass du hier bist.“

Er greift meine Hand jetzt selbst mit seiner, drückt sie einmal fest, entscheidet sich dann aber doch noch einmal dazu mich in den Arm zu nehmen. Diesmal zucke ich aber zusammen, denn er trifft das Brandmahl.

„Autsch. Pass auf.“

„Tschuldige. Die Seite?“

„Nein, die Schulter.“

„Brandzeichen?“

„Hast du auch eins?“ Daran hab ich noch gar nicht gedacht.

„Jeder bekommt eins. Dass es jetzt bei dir so frisch ist, macht es nicht leichter. Mach dir keinen Kopf. Konzentrier dich auf die Klamotten. Ich mach das schon.“

Wir gehen zusammen aus der Kantine als er redet und erst als wir uns trennen lässt er meine Hand los.

Ich gehe mit den anderen Sklavinnen zurück in die Halle mit den Laufbändern, setze mich auf einen Stuhl und schaue mir die Arbeit von den Frauen neben mir ab. Ich mache es ihnen einfach nach, nähe kleine, fingernagelgroße Blumen an den Kragen von Shirts für Frauen. Wie eine kleine Halskette.

Ich nähe mit der rechten Hand, halte das Shirt mit der linken Hand. So bewege ich den Arm am wenigsten. Meine Schulter, verdammt. Die hätten auch einfach was auf den Halsring gravieren können. Den bekomme ich eh nicht ab.

Ich merke erst nach meinem ersten Shirt, wie langsam ich im Gegensatz zu den anderen bin. Ich habe meine eigene Kiste, wo meine fertigen Shirts rein kommen. Ist bestimmt nicht gut, wenn die fast leer ist. Also schneller.

Ich steche mich ein paar Mal mit der Nadel in den Finger, bekomme irgendwann Rückenschmerzen und achte erst jetzt darauf, dass ich auch wirklich gerade sitze.

Es fühlt sich an wie Stunden, bis die Laufbänder abgestellt werden. Doch wir hören noch nicht auf zu arbeiten. Jeder muss sein Shirt noch bis zum Schluss nähen, dann wird die Kiste von anderen eingesammelt. Auf dem Weg zu die Schlafhallen sind die Toiletten. Noch einmal über den Hof, ein letzter Blick in den Himmel und ab in Halle zwei. Ich halte Ausschau nach Zorro, sehe ihn aber nicht. Wo ist er denn? Und von wo kommt er eigentlich? Was macht er hier überhaupt? Wozu sind die Kerle hier? Ich habe keinen einzigen nähen sehen.

Er findet mich bevor ich ihn sehe, kommt von der Seite auf mich zu und streicht kurz über meinen Arm. Diesmal zucke ich nicht zusammen, bin aber überrascht. Er schafft es immer noch an mich ran zu kommen ohne dass ich es mit bekomme.

„Komm mit.“, sagt er nur und geht schon voraus. Ich ihm hinterher. Die Halle hier sieht aus wie die andere. Genauso groß. Die gleichen Reihen. Nur andere Frauen. Zorro führt mich zu seinem Bett und er muss gar nicht sagen, was er denkt, da krabble ich schon unter seine Decke. Ich liege an der Wand auf dem Bauch als er sich neben mich legt. Er versucht mich zu verstecken. Er zieht sogar die Decke etwas weiter über mich, damit mich niemand sieht. Erst dann bleibt er ruhig neben mir liegen. Ich bleibe aber nicht bewegungslos, lege meinen Arm von der Seite auf seine Brust und spüre wieder seinen Herzschlag. Seine Atmung. Er legt seine Hand sofort auf meine als er sie spürt und atmet einmal hörbar tief durch. Ich kann seine Erleichterung immer noch hören. Selbst ich kann nicht glauben, dass er wirklich hier ist.

„Was macht ihr eigentlich hier?“, frage ich irgendwann doch leise, weil ich einfach noch nicht schlafen will. Ich will Zeit mit ihm verbringen. Nicht schlafen.

Er antwortet nicht sofort, sieht erst zur Halle, dreht sich dann so, dass meine Hand von seiner Brust rutscht und er zu mir sieht. Dafür greift er meine Hand mit seiner. Er lässt mich nicht los. Ich würde ich auch gar nicht los lassen wollen.

„Wir räumen die Lieferungen ein und aus. Hinter der Arbeitshalle.“, flüstert er leise und achtet darauf, dass uns keiner hört.

„Wie lange bist du schon hier?“, stelle ich einfach die nächste Frage. Auch, wenn es sich komisch anfühlt jetzt so viele Fragen zu stellen. Ich habs mir in den Monaten einfach abgewöhnt.

„Seit Anfang an. Was ist mit dir? Wie geht es dir wirklich? Kommst du klar?“

Was eine Frage. Ich weiß ja, wieso er sie mir stellt, aber jetzt kann ich sie ohne schlechtes Gewissen beantworten. Vor ein paar Wochen hätte ich sofort losgeheult. Jetzt muss ich sogar lächeln.

„Jetzt geht’s mir wieder besser. Es ist eben die Hölle. Das hab ich vorher schon gewusst.“ Ich schließe die Augen bei meinen eigenen Worten und spüre, wie er meine Hand fester umfasst. Aber er muss sich gar keine Sorgen machen. Jetzt nicht mehr. „Aber wenn ich mir einen hätte aussuchen können, mit dem ich durch sie durch will, dann mit dir.“, gestehe ich also leise und spüre, wie er bei den Worten die Luft in der Lunge hält.

Das ist die Wahrheit.

Niemand sonst wäre in diesen Situationen so wie er. Ruffy wäre durchgedreht und hätte rumgeschrien. Sanji hätte sein Leben für mich gegeben. Sato hatte es getan. Nur er wusste immer genau, was zu tun war. Was richtig war.

Erst jetzt sehe ich wieder zu ihm auf, aber dem Blick kann ich nicht lange standhalten.

Ich liebe ihn.

Schon lange.

Anders als Ruffy, aber trotzdem nicht schwächer. Ich würde nie wollen, dass er stirbt. Ich würde ihn mit meinem Leben beschützen. Denn mein Leben verdanke ich ihm schon. Er hat für mich aufgegeben. Seine Schwerter abgegeben.

Ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Das nennt man doch Liebe. Wenn man es überhaupt irgendwie benennen kann, dann damit.

Und er liebt mich auch. Das weiß ich sicher seit dem Tag, an dem wir verkauft wurden. Dem Abend davor. Ich weiß nicht, wie lange er es fühlt, aber das ist so.

Wir beide lieben uns.

Nur deswegen können wir uns jetzt so viel Kraft geben.

Er legt als Antwort seine Hand auf meine Wange, streicht mir die Haare aus der Stirn und von den Augen und schweigt.

Mein Herz schlägt mit einem Mal schneller. Er macht mich so nervös. Aber eins muss ich noch sagen. Er darf es auf keinen Fall falsch verstehen.

„Ich bin nicht treu.“

„Ich weiß.“, sagt er schneller, als ich erwartet hatte. Als ob er gewusst hätte, dass ich ihm das sage.

Klar weiß er das. Ich habe Ruffy immerhin mit ihm betrogen. Wenn man das betrügen nennen kann. Aber ich werde es auch bei ihm machen. Wenn wir uns wirklich dafür entscheiden zusammen zu sein, dann werde ich ihn betrügen. Ich kenne mich gut genug um das zu wissen. Er soll es auch wissen. Vorher schon.

„Ich muss mir also keine Sorgen mehr machen?“, flüstert er irgendwann noch ganz leise, woraufhin ich unter seiner Hand den Kopf schüttle. Ich würde mich am liebsten einfach an ihn ankuscheln. Aber meine Schulter lässt das nicht zu.

„Dann werd erstmal wieder fit. Jetzt dauert es nicht mehr lange bis wir wieder hier raus sind.“

Was?

„Weißt du mehr als ich?“

„Viel mehr. Bald wird Ruffy wissen, dass wir nicht gestorben sind. Wir müssen nur die Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Das war für nächste Woche geplant, aber ich werde versuchen das etwas weiter nach hinten zu verschieben. Du musst dann kämpfen können. Das geht mit der Schulter nicht. Und den Rippen.“

„Nächste Woche? Wie willst du hier-?“, er legt mir einfach die Hand auf den Mund, damit ich nichts weiter frage. Er Antwortet aber nicht, greift nur noch meine Hand und führt sie sich an die Lippen bevor er sie wieder in seiner eigenen Hand behält und vor seiner Brust ablegt.

„Ruh dich aus. Ich erklär dir noch alles.“



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2015-07-30T20:02:48+00:00 30.07.2015 22:02
OMG! Du willst mich wirklich killen oder?? Warum habe ich dumme dumme Kuh nur so lange dafür gebraucht zwei lächerliche Kapitel zu lesen, die entgegen meiner (ersten) eigenen Empfindung alles andere als langweilig oder was auch immer sind / waren. Wie konnte ich nur? Die beiden Kapitel sind doch voll der Hammer!! Sag das mal der Vergangenheits-Sunshine! Die ist nämlich voll bekloppt und dumm.
Oh verflucht. Bitte bitte sag mir, dass bald ein neues Kapitel kommt. Bitte lass uns jetzt nicht hängen. Ich will wissen, wie es mit Zorro und Schieda weiter geht. OMG!! Lass meinen Traum wahr werden. :D Wenn ich könnte, würde ich dich knuddeln, anflehen und ausfragen gleichzeitig. Bitte!! :D <3 <3
Antwort von:  Tikila89
02.08.2015 22:57
Hi Sunshine^^
Ich hab ne kleine, schlechte Nachricht, aber ich habe gerade keine Zeit am dritten Buch zu arbeiten, weil ich eine Anfrage eines Verlages zu Buch 1 bekommen habe. Das muss ich jetzt natürlich umschreiben, damit niemand auf One Piece kommt. Piraten bleiben es aber ;-)
ich glaube, du kannst das verstehen^^
(Nein, das ist wirklich kein Witz. Ich hoffe, das klappt. Drück mir die Daumen ;-))
LG Angelina
Antwort von: abgemeldet
03.08.2015 00:29
Oh Mann das freut mich voll für dich!! :D :D Super! Na dann schreib mal fleißig an deinem ersten Buch, damit es ein "echtes" Buch zum anfassend so wird. :D
Ich hoffe aber, dass du doch noch am dritten Buch weiter schreiben wirst - danach meine ich. ;)
Uh das freut mich so so sehr. Und ich hatte schon die Befürchtung, dass du mir irgendwie sauer bist. ^_^" - Ganz liebe Grüße
Antwort von:  Tikila89
03.08.2015 13:54
Wieso sollte ich sauer sein? (^__^)
Natürlich mache ich weiter, wenn Teil eins fertig ist ( ^ω^) es sollen ja alle drei echte Bücher werden ヾ(*´∀`*)ノ
Von:  fahnm
2015-04-28T22:10:04+00:00 29.04.2015 00:10
Spitzen kapitel
Von:  Portgas_D_Fleur
2015-04-28T12:20:12+00:00 28.04.2015 14:20
Xara ich hab doch gesagt du sollst mich nicht töten. Ich habe es ja bereits um 01:00 uhr überflogen gehabt und jetzt gerade nochmal gelesen. Ich hab soviel geweint gerade das mir*____*
Was in keinster Weise böse gemeint ist... Zoro *____*

Besonders die Stelle da oh gott wie beschreib ich das am besten....hat mir mein herz stehen lassen und ein wechselbad der gefühle ausgelöst_:

„Aber wenn ich mir einen hätte aussuchen können, mit dem ich durch sie durch will, dann mit dir.“, gestehe ich also leise und spüre, wie er bei den Worten die Luft in der Lunge hält.

Das ist die Wahrheit.

Niemand sonst wäre in diesen Situationen so wie er. Ruffy wäre durchgedreht und hätte rumgeschrien. Sanji hätte sein Leben für mich gegeben. Sato hatte es getan. Nur er wusste immer genau, was zu tun war. Was richtig war.

Erst jetzt sehe ich wieder zu ihm auf, aber dem Blick kann ich nicht lange standhalten.

Ich liebe ihn.

Schon lange.

Anders als Ruffy, aber trotzdem nicht schwächer. Ich würde nie wollen, dass er stirbt. Ich würde ihn mit meinem Leben beschützen. Denn mein Leben verdanke ich ihm schon. Er hat für mich aufgegeben. Seine Schwerter abgegeben.

Ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Das nennt man doch Liebe. Wenn man es überhaupt irgendwie benennen kann, dann damit.

Und er liebt mich auch. Das weiß ich sicher seit dem Tag, an dem wir verkauft wurden. Dem Abend davor. Ich weiß nicht, wie lange er es fühlt, aber das ist so.

Wir beide lieben uns.

Nur deswegen können wir uns jetzt so viel Kraft geben.


Du weißt ich bin dein größter Fan ^^ Mach so weiter ich bin gespannt wie es weiter geht *-*
Antwort von:  Tikila89
28.04.2015 16:16
(///▽///)
ach was. ヾ(*´∀`*)ノ
Ich schreib nur auf, was ich denke, das ist alles ╮(╯▽╰)╭ (///▽///)
Ja, die scene musste einfach sein. Der Satz schwirrt mir seit Wochen im Kopf rum. Ging nicht anders ヾ(*´∀`*)ノ
Freut mich, wenn es dir gefällt ( ^ω^)
Von: abgemeldet
2015-04-28T04:54:29+00:00 28.04.2015 06:54
Beim letzten Kapitel wäIch so enttäuscht (vom Verlauf, in kleinster Weise hingegen vom Schreibstil), dass ich nach der Hälfte aufgehört, etwas quer gelesen habe und es dann doch ließ. Aber jetzt kann ich es kaum erwarten heute Nachmittag das letzte Kapitel und dieses hier nachzuholen!!! Zorro ist wieder da und sie treffen sich. Wie unwahrscheinlich war das denn bitte. Und trotzdem hast du meinen Wunsch (und den anderer) erhört. Danke. Danke. Danke. Bin gespannt, was im Kapitel passiert. Bis jetzt habe ich es nur ein ganz kleines bisschen überflogen und nach "Zorro" Ausschau gehalten. :D
Antwort von:  Tikila89
28.04.2015 09:35
Dann schreib wieder, wenn du es gelesen hast. Du schummler ヾ(*´∀`*)ノ
Von:  bibbelz
2015-04-27T22:13:36+00:00 28.04.2015 00:13
Uiiiii
So brutal, tragisch, und auch sehr sehr schön
Mich hat das kapitel total umgehauen
Und Mega toll das du so schnell bist :D kannst kaum erwarten wies weiter geht!!



Antwort von:  Tikila89
30.04.2015 18:55
Dankeschön! (*^o^*) ich Fonds auch gut gelungen. Ich schreibe natürlich schon am nächsten Kapitel. Bin mir nur noch nicht ganz sicher was da alles drin passieren soll ╮(╯▽╰)╭
Egal, ich mach das schon (^__^)


Zurück