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In saecula saeculorum

in alle Ewigkeit
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

und willkommen zum Prolog meiner neusten Geschichte.

Ich wünsche euch viel Spaß. :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

ich freue mich sehr, dass ihr wieder den Weg hierher gefunden habt und wünsche euch weiter viel Spaß. :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

ich habe euch nicht vergessen, ich habe momentan nur mit einem gebrochenen Außenknöchel zu kämpfen und da schreibt es sich leider schlecht.

Aber es geht weiter... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

ein sehr netter Leser hat mich darauf hingewiesen, dass ich mich nicht zu euren Kommentaren äußere. Ich weis leider gar nicht warum aber ich werde jetzt damit anfangen und jeweils im Vorwort die Kommies des letzten Kapitels beantworten. Wer es nicht lesen mag, muss es ja nicht aufklappen. :)

@prinzess-Azrael: Naja, so viele Parallelen wird es nicht mehr geben, die GEschichte ist schon zu weit entfernt voneinander.
Narzissa wurde im Film als schwarz-blond dargestellt und weil mir das persönlich so gut gefallen hat, habe ich das beibehalten. Blond haben wir doch schon genug. ;) Hm, Voldemort wird wohl als Einziger so wie im Buch bleiben, einen Bösen brauch ich schließlich.

@Reverie93: Ich glaube, wir sind alle gespannt wie SEverus reagieren wird aber irgendwie glaube ich irgendwie nicht, dass er sehr begeistert sein wird. Aber wir werden sehen.

@mimaja56: Und dabei lohnt es sich doch hier immer mal reinzugucken. Ich bemühe mich so schnell wie möglich Nachschub zu liefern.

@Lestat77: Ui, ich fühle mich geehrt, bei FF bin ich gar nicht. Ja, Zissa war alleine da, sie wollte ja nicht nur Schutz für Draco sondern auch mehr oder weniger Schutz für sich selbst vor IHM. Und mit Lucius kann sie ja nicht mehr reden.
Harry ist auf die Erklärung auch sehr gespannt aber ich glaube nicht, dass Severus das einer Fledermaus erzählt. Es scheint ja doch mehr dran zu hängen, schließlich ging es auch um sein Patenkind. Aber Harry glaubt es ja auch nicht.
Mal schauen ob Severus überhaupt noch dazu kommt, etwas zu erklären - ER hat schließlich gerufen und mal sehen was ER will.

@annette-Ella: vielen Danke und ich bemühe mich schnell mehr zu liefern. :)

Und natürlich an alle einen herzlichen Dank für die Guten-Besserung-Wüsche.

So, und jetzt geht`s weiter: Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

@Kaya: Ich glaube, in der momentanen Situation würde Severus Harry wohl eher verfluchen als irgendetwas mit ihm zusammen zu unternehmen.

@annette-ella: Severus ist schwer verletzt und wir kennen ja unseren allseits beliebten Tränkemeister, der kann sehr nachtragend sein. Aber mal sehen ob sie es schaffen.

@DavidStarr: Naja, wirkliche Ansätze hat er nicht gezeigt, oder? Er war eher an dem Trank interessiert, eben ganz der Tränkemeister. Ja, sie haben sich gut getan aber irgendwie war es ja abzusehen, dass die Rückverwandlung zu Problemen führen kann.
Ich versuche immer schnell weiter zu schreiben aber manchmal hat man solche Phasen, wo es einfach nicht geht. Aber ich bemühe mich. :)

@prinzess-azrael: Ich glaube, wir sind alle dafür, dass sie sich vertragen aber ob uns Severus den Gefallen tut? Das klitzekleine Voldemortproblem steht ja noch im Raum aber ich glaube, Harry hat momentan andere Probleme.
Narzissa hat mir einfach mit doppelter Haarfarbe besser gefallen. Reicht wenn die zwei Herren Malfoy rein platinblond sind. ;)

@Lestat77: Ich freue mich immer über Verbesserungsvorschläge und Ratschläge und setze sie, wenn möglich, auch um. Ich habe das mit den Kommis irgendwie immer beiseite geschoben aber ich freue mich natürlich über jeden Einzelnen.
So ne zauberresistente Fledermaus ist doch manchmal ganz praktisch. Die Überraschung für die Todesser war definitiv gut und es hat Beiden den Flucht ermöglicht.
Ja, die Situation zwischen Severus und Harry ist momentan sehr angespannt. Mal sehen wie sie damit umgehen denn Harry muss ja in den Unterricht. Und Severus würde niemals zugeben, dass er seine Fledermaus vermißt. ;)
Ich bin im übrigen jetzt auch bei FF. Aber erstmal mit den alten Geschichten also hast du die Wahl ob du hier die Geschichte weiter liest oder bei FF. wartest. ;)

So, und weiter geht´s ... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

Wer sehen möchte, wie Harry als Fledermaus aussieht, kann einfach mal nach "Dachsfledermaus" googeln. So sieht er aus. Süß, oder? :)

@prinzess-Azrael: Vielen, vielen Dank. Ich bemühe mich eine sinnvolle Veränderung der Charakter zu schreiben, gut, manchmal ist es nicht immer möglich aber ich versuche es.
Naja, ich verstehe Albus schon. Er kämpft immerhin schon so lange gegen Voldemort und glaubt halt an die Prophezeiung, da ist es schwer sich auf einen neuen Weg einzustellen. Vorallem, wenn keiner eine Idee für einen neuen Weg hat.

@Kaya: Severus ist halt, wie er immer ist. ;) Aber ich kann ihn verstehen, er fühlt sich halt so richtig verarscht und ist beleidigt. Aber hey, wer kann dem Charme einer gefleckten Fledermaus widerstehen? ;)
Hm, was soll der arme Draco da planen? Er ist auch erst sechzehn und hat genauso keine Chance gegen Voldemort wie Harry, leider.

@mimaja56: Nein, hast du noch nicht. :) Im Zweifel für den Angeklagten - Severus würde das wohl nicht so sehen. Er ist halt verletzt und fühlt sich gedmütigt, mal sehen ob das wieder wird. Aber ich denke mal, er wird ihm irgendwann schon noch die Chance geben sich zu erklären.
Bei Albus, joah, es ist halt schwer einem Sechzehnjährigen zu glauben, der bis jetzt immer das gemacht hat was man ihm sagt, oder? U

@annette-Ella: Immer wieder gerne, ich liebe Nudelsuppe. :) Dann will ich dich nicht länger auf die Folter spannen und ganz schnell weiterschreiben.

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

@Kaya: Ja, es war schon wichtig, dass die Malfoys in Sicherheit sind. Sonst würde Voldemort seine Wut an ihnen auslassen. Ich werde mich bemühen so weiter zu machen. :)

@prinzess-Azrael: Joah, irgendwo mußten die Malfoys ja hin, die wären sonst drauf gegangen. Und Flederharry gibt es in den nächsten Kapiteln wieder.
Lucius war ja schon im Buch nicht mehr der Mutigste, man hat ja ständig gemerkt, dass er eigentlich panische Angst vor Voldemort hat und nur aus Angst folgt.
Naja, immer derselbe Fluch wäre ja langweilig und einem Severus Snape nicht angemessen. ;)

@Sasa56: Vielen Dank und hier ist das neue Kapitel.

@Annette-Ella: Auch dir einen herzlichen Dank. :)

@Nami_van_Dark: Was soll ich dazu groß sagen ausser es freut mich sehr, dass dir die Geschichte so gut gefällt. :)

So, es geht weiter... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

@sasa56: Vielen Dank für deinen Kommi, ja, der arme Harry aber es wird bestimmt besser.

@annette-ella: Auch dir vielen Dank für deinen Kommi. Eine Aussprache war ja dringend notwendig aber sie haben bestimmt noch genug Sachen über die sie diskutieren können. ;)

So, das war`s leider schon mit Kommi-Beantwortung, schade. Aber weiter geht`s ... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

@F88: Naja, gäbe es das Original nicht, könnten wir Fanfic-Autoren keine abweichenden Geschichten schreiben. Und in manchen Geschichten wird halt mehr nachgedacht als in Anderen. ;)

Severus hatte nicht wirklich eine Chance, irgendwie wurde er ja förmlich dazu gedrängt sich mit ihm auszusprechen. Sonst hätte ihn Harry ja ewig genervt und da wäre seine geheiligte Privatsspähre ja völlig dahin. Aber nur weil man sich vertragen hat, muss sich Severus ja nicht zu einem Weichei entwickeln, ein bißchen Biss ist doch ganz lustig.

Und ob Severus` Idee klappt, nun, wir werden es lesen aber es ist immerhin ein Anfang.

Es freut mich, dass dir die Geschichte so gut gefällt. Da geht einem als Autor das Herz auf. :)

@Drachenlords: Vielen Dank für dein Review. Es ist niemand verpflichtet zu jedem Kapitel zu kommentieren, es freut mich natürlich. :) Also keinen Stress.

@mimaja56: Irgendwann musste Harry ja mal sein Gehirn entdecken. Schließlich geht es um sein Leben.

Vielleicht sind Draco und Harry doch erwachsener als wir alle denken und lassen Severus` Wohnzimmer heil. ;)

@Kaya: Nein, so lang anhaltende Streitigkeiten vergißt man nicht so schnell. Aber man kann es ja langsam angehen lassen. Severus würde es reichen wenn sie sich nicht mehr gegenseitig an die Kehle gehen würden. ;)

@sasa56: Ich glaube, das hofft SEverus auch. ;)

@Silver-Wolf: Ich eile, ich eile. Aber manchmal muss ich auf die Muse warten, dann geht es nicht ganz so schnell. Aber ich eile. ;)

@annette-ella: Vielen Dank für dein Kommi, ich eile zu meinem Laptop um weiter zuschreiben. :)

So, jetzt geht es weiter... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

@Legoory: Ja, der arme Harry. Er ist sichtlich verwirrt aber er glaubt Severus ja auch nicht. Er hat ihm ja ne Antwort gegeben, er hat dieses ganze Theater satt und hält es jetzt nicht mehr für nötig sich zu verstellen. Und hey, neue Freunde kann man immer gebrauchen. :)

@annette-ella: Vielen Dank. Ich freue mich, dass ich eine so treue Stammleserin habe. Vielen, vielen Dank.

So, das war`s schon wieder mit den Kommies, leider. Und es geht weiter.... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

@Legoory: Mal schauen wie lange die Freundschaft hält, sie wird garantiert noch auf einige harte Proben gestellt. ;)
Und Harry möchte doch nur höflich sein, wenn schon jemand klopft, dann öffnet man. Und hey, was ist an einem Pyjama so schlecht? Er ist doch nicht nackt. ;)

@annette-ella: Ich glaub, auf die Reaktion des Gegenübers sind alle gespannt. :)

@Sanae: Ich bemühe mich die Veränderungen erklärlich zu schreiben. Ein OOC kann und will ich nicht verhindern aber ich finde schon, dass es verständlich sein sollte. Freut mich, dass es dir gefällt. :)

So, es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat aber irgendwie fehlt mir die Motivation. Mal schauen wie schnell es weiter geht aber jeder von uns kennt ja so ein kreatives Tief.

Es geht weiter... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

diesmal habe ich es vor einem Monat geschafft, *stolz auf mich bin*. Vielen Dank für eure Aufmunterungen. :)

@Eshek: Harrys Entscheidung gibt es in diesem Kapitel, wobei man es sich bei dem Titel der Geschichte schon denken kann. ;)

Vielen Dank, ich versuche immer eine langsame Veränderung der Charakter, sonst wäre es ja etwas unglaubwürdig.

@Legoory: Mit dem Titel hast du Recht, kann man sich fast denken. :)

Naja, irgendeinen Weg um IHN zu vernichten, brauche ich ja. Und sonst wäre das Ritual ja nicht notwendig und Harry hätte nicht solche Probleme sich zu entscheiden. ;)

@Pogopuschel: Mensch, du hättest deine Vermutung ruhig schreiben können, wäre interessant zu wissen ob du Recht hattest. Die Auflösung gibt es in diesem Kapitel. Vielleicht magst du noch schreiben ob du diese Bindung gedacht hattest. :)

@annette-ella: Ja, Harry ist ein Horkrux. Das hat sich nicht geändert aber das weiß er ja nicht. Das hat er ja im Original auch erst rausgefunden als Voldemort ihn umgebracht hat.

So, es geht weiter... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

So, erstmal zu den Kommies, über die ich mich natürlich tierisch gefreut habe. :) Vielen, vielen Dank an alle Kommieschreiber und Leser.

@Kokuchou: Vielen Dank. Naja, wenn die Kapitel erstmal zu Ende sind, muss du leider eine Zwangspause einlegen. Ich bemühe mich darum, dass sich die Charakter langsam entwickeln. Irgendwann wird es garantiert OOC, geht ja bei ner Slash-Geschichte fast nicht anders. Und ja, ich verpaare gerne die Jungs. :D

@brandzess: Ok, über die Kapitellänge hat sich noch keiner beschwert. ;) Ich dachte immer, es wäre gut wenn es gleich etwas mehr zu lesen ist. Sonst wartet man ewig und dann sind da nur so ein paar Sätze. Das finde ich persönlich doof.

Das mit dem "Verleiern" wurde mir schon öfters gesagt aber mir gefällt es besser und deswegen bleibt es auch. Mittlerweile dürfte ja auch jeder - der die Geschichten liest - auch wissen, was gemeint ist.

Warum sie sich so verhalten? Hm, schwierig. Ja, sie sind Freunde aber sie müssen so viel mehr werden um dieses Ritual erfolgreich zu beenden. Und sie sind ja doch sehr unterschiedlich, der Druck, der auf ihnen lastet, ist enorm. Wenn sie es nicht schaffen, war das Ritual umsonst und sie sind trotzdem gebunden. Zudem sind sie einfach überfahren von der Situation, keiner will so richtig und ja, sie denken sich wohl auch Dinge, die gar nicht sind oder eintreffen. ;)

Bei Harry kommen noch die normalen Probleme eines Teenagers dazu. Und mal ehrlich, da hat man auch ohne so ein Ritual schon genug Probleme. Wir erinnern uns alle an unsere Pupertät, die war meistens grausam. ;)

Bei den Tierformen muss ich leider sagen, dass du zu viel rein interpretierst. Mir haben die Formen einfach gefallen und sie passen so gar nicht zu den Betreffenden, das war der ausschlaggebende Punkt. Aber deine Erklärung ist auch gut. :)

Und ja, man darf gespannt sein wie es weiter geht.

@Lawkid: Sie müssen sich ja irgendwie verstehen, schließlich steht die Bindung kurz bevor. Und Kinder müssten sie adoptieren, diesmal gibt es kein Mpreg in der Geschichte. Wenigstens ein Punkt soll mal normal sein. ;)

@sweet_tod: Das ist echt ein Teufelskreis. Hm, was machen wir denn da? Ich lad einfach das nächste Kapitel hoch und verdamme dich dazu, dich weiter in diesem Teufelskreis zu bewegen. :D

@annette-ella: Vielen, vielen Dank. :)

@Legoory: Hey, ich schreibe nicht nur Snarrys. Ok, fast nur, ich liebe diese Pairing einfach. Hach, *schmelz* und ja, bei mir dürfen alle schwul werden. ;)

@Pogopuschel: Er war halt sehr geschockt und er hat ja zum Schluss eingelenkt. Mal schauen wie er sich später benimmt aber ich denke mal, er hat erstmal die Kurve bekommen.

So, das war`s. Ich danke euch nochmal für die vielen Kommies. Vielen, vielen Dank. *Schmatz* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

Erst mal ein herzliches Danke an alle Leser. :)

@Lawkid: So ganz ohne Streit wäre es ja langweilig, oder? ;) Und die Möglichkeiten beim Essen von Harry zu variieren, sind ja förmlich unendlich. Da hat Severus noch genug Möglichkeiten um Harry eine Freude zu machen.

@muecke1: Den Verlauf kann ich hier natürlich noch nicht aufklären, das wäre auch langweilig. Und ich bemühe mich schnell weiter zu schreiben und hoch zu laden.

@annette-ella: Vielen Dank. :)

@brandzess: Ja, mit so viel Macht hat Harry einfach nicht gerechnet. Mal schauen wie seine Freunde sich verhalten und wie es mit Severus weiter geht.

So, das war es leider schon mit Kommibeantwortung, gebt mir mehr zu tun. ;)

Und weiter geht`s.... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

Wie immer an dieser Stelle, die Beantwortung der Kommentare...

@Hana-san: Vielen Dank aber so ganz ohne Ooc geht es natürlich bei Slash nicht. Ich versuche dennoch die Charakter irgendwie zu treffen. :)
Och, ich glaube, Severus und Harry werden sich noch öfters streiten, sie sind einfach zu verschieden um sofort super lieb zusammen zu leben. Aber solange sie sich wieder vertragen, kann man ja daraus nur lernen.

@KessyKat: Ja, Severus ist normal besonnen aber irgendwann tickt ja jeder mal aus und in diesem FAll hat er wirklich nicht nachgedacht. Hoffentlich besinnt er sich und denkt in Zukunf erst nach und spricht dann.
Ob Ron auf Dracos Offenbarung gut reagiert, weiß man nicht. Bei Harry hat er ja auch lange drüber nachdenken müssen.

@Anthro-Löwe: Ich glaube, die Situation im Wohnzimmer - Draco auf Rons Schoß - hat schon sehr zu Severus` Belustigung beigetragen. SChließlich hat er sich ja riesig gewährt. ;)

@Lawkid: So schlecht ist ja Ron gar nicht, er hat manchmal ne lange Leitung und ist durch seine Erziehung etwas vorbelastet aber wenn man ihm genug Zeit gibt um über Dinge (oder Pandas ;) ) nachzudenken, ist er ein guter Kerl. Es wird sich zeigen ob er Draco auch möchte.

@Legoory: Stimmt, so ne Freundschaft wie zwischen Harry und Ron sollte man nicht so schnell aufs Spiel setzen aber Ron kann halt auch nicht aus seiner Haut, er braucht halt manchmal etwas länger. ;)
So langsam sollten sie mal mit üben anfangen, da gebe ich dir Recht. Harry wird schwer arbeiten müssen um die vereinte Magie kontrollieren zu können aber jeder fängt klein an, auch Harry.

@mimaja56: Und genau deswegen. Draco ist immer ein edles Tier oder ein Frettchen. ;) Da muss man ja mal mit allen Klischees brechen. :D

@Omama63: Erst mal vielen Dank für deinen Kommentar-Marathon. :) Da geht einem ja richtig das Herz auf und deswegen hier auch nochmal vielen Dank.
Snape ist halt Snape, der kann auch nicht aus seiner Haut und die Situation ist für ihn genauso neu wie für Harry aber er ist schon fest gefahrener in seinem Leben als Harry.
Ich glaube, die Offenbarung von Draco interessiert alle Leser und Ron auch. Wobei, er weiß ja immerhin schon, dass er ein Junge und ein Slytherin ist. Eigentlich grenzt das die Verdächtigen ja schon ein. Und vielleicht ist unser Ron ja intelligenter als alle denken. ;)

So, das war`s. Ich danke allen für ihre Kommies und natürlich fürs Lesen. Und weiter geht es mit dem nächsten Kapitel... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

Als Erstes möchte ich mich bei meinen Lesern bedanken, für eure Favos, eure Kommies und dafür, dass ihr die Geschichte überhaupt lest. Vielen Dank dafür. :)

Und als Zweites kommen wir zur Kommie-Beantwortung: *räusper*
@Lawkid: Wir kennen ja unseren Ron, der braucht manchmal etwas länger. *hust* Und ich bin mir sicher, dass der Urlaub schön wird und sie sich neu kennenlernen können.

@brandzess: Jeah, vorallem wenn er diesen öligen Sarkasmuss mal weg lässt. Und hey, wenn Harry nur die Stimme hört, kann man sich schon mal ablenken lassen. ;)

Irgendwann mussten sie ja mal anfangen und hätte sich Harry nicht in verbotenen Regionen rumgetrieben, hätte er das mit dem Mögen nie raus gefunden. Severus hätte es ihm nicht auf die Nase gebunden.
Der Urlaub muss helfen denn in Hogwarts würden sie nicht vorwärts kommen. Und das müssen sie sonst drehen sie sich irgendwann auf der Stelle.
Und Rons Reaktion kann man im folgenden Kapitel lesen. ;)

@Omama63: Harry freut sich auch schon auf den Urlaub. :) Und Ron wird ihn eh nicht aufhalten können. Ob sich Harry wirklich in ihn verliebt oder ob er seine Gefühle einfach nur verwechselt, weiß man noch nicht. Vielleicht bringt der Urlaub ja eine Aufklärung.
Auf Rons Reaktion freuen sich wahrscheinlich alle. ;)

@Popopuschel: Naja, wenn Ron schon was ahnt, wird die ÜBerraschung nicht mehr ganz so groß sein. Aber seine Reaktion ist doch interessant. ;) Und ich denke mal, dass Ron es bald akzeptiert, er braucht halt manchmal länger.

Hermine und Blaise werden noch auftauchen aber es sind Seitencharaktere. Aber sie werden nicht verschwinden.

Zu Harry, der hatte in den Jahren ja nicht viel Zeit um sich um die Mädels zu kümmern. Irgendwie musste er sich ständig gegen gewisse Dunkle Lords verteidigen, da bleibt die Romantik schon mal auf der Strecke.

Die Verbindung an sich wird noch näher erklärt, immer mal wieder aber momentan ist sie schlicht und einfach noch nicht richtig ausgeprägt. Und Harry hat dieses Mögen nicht über die Verbindung erfahren sondern als sich seine Magie unerlaubt in Severus` Körper rumgetrieben hat. Severus sagte ja, er würde ihn raus schmeißen, damit war sein Körper gemeint.

Der Urlaub ist wichtig, für ihr Verhältnis zueinander und Harrys Verständnis. In Hogwarts würden sie sich irgendwann auf der Stelle drehen und klar ist Severus zu Kompromissen bereit. Er will es ja auch schaffen. :)

@Legoory: Ich mag Cliffhangers, solange ich sie nicht selber lesen muss. ;)

Ich denke auch, dass Rons Reaktion überraschend wird, zumindest für die Leser. ;)

Ja, SEverus würde ihm niemals zu nah treten, dafür stecken die Anschuldigungen von früher noch zu tief in ihm. Und hätte er es nicht raus gefunden, hätte ihm Severus es nie gesagt. Aber jetzt müssen Beide damit leben. :)

@Wolfsmoon: Ich freu mich über jeden neuen Leser. Komm her und bleib. :)

Du hättest auch Pausen beim Lesen machen können, die Geschichte rennt dir nicht weg. Und danke für das mit dem Schreibstil, das fällt einem selber manchmal nicht auf.

Dass Severus eher zurückhaltend ist, hängt auch mit den GErüchten von früher zusammen und mal ehrlich, wenn er versucht hätte Harry privat näher zu kommen, wäre der schreiend weg gerannt und das ist nicht wirklich produktiv für das Ritual.

@Kokuchou: Plüschie?!? Lass das nicht Draco hören, der flucht dich ins nächste Jahrtausend. :D Mal schauen wie Ron reagiert.

Ich glaube nicht, dass Severus schwimmen lernt. Er hat es bis jetzt nicht gebraucht also wozu sollte er es lernen? Und vor allem, vor Harry schwimmen lernen? Wohl kaum. Und wer weiß ob sie es überhaupt ans Meer schaffen, Harry fallen bestimmt genug Dinge ein, die man noch machen könnte.

Und keinen Stress mit den Kommies, niemand ist verpflichtet einen Kommie zu schreiben. Auch wenn ich mich natürlich über jedes Kommie tierisch freue. :)

So, das waren die Kommies, hatte ich mich schon dafür bedankt? Egal, kann man nicht oft genug machen. Sollte ich jemanden vergessen haben, haut mich einfach. ;)

Und jetzt viel Spaß mit dem nächsten Kapitel. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

Schande auf mein Haupt, ich war schon letzte Woche fertig aber ich hatte Besuch und hab es total vergessen. Es tut mir leid. :(

Also erst mal die Beantwortung der Kommies:

@Lawkid: Ich habe noch einiges für unsere zwei Freunde geplant. Aber erst mal geht es in den Urlaub. :)

@sweet_tod: Nur keinen Stress. :) Ich weiß, dass ihr Leser da seit und das reicht, ... naja, fast. Über Kommies freue ich mich natürlich auch. ;)

@brandzess: Ja, die Unterstellungen von jeder Seite werden langsam etwas viel, da kann man schon verstehen wenn Severus langsam aber sicher die Geduld mit den Menschen verliert. Und ich denke mal, der Stachel von früheren Anschuldigungen steckt noch tief in Severus.

Dass er ihn mag, hat er nicht abgestritten und er weiß, dass sie sich irgendwie näher kommen müssen um das Ritual zu vollenden. Sonst war ihre Bindung völlig umsonst. Deswegen der Urlaub und der kommt jetzt. ;)

@Drachenlords: Naja, Ron nimmt es mehr oder weniger hin. Wenn er schon fast wusste, dass es Draco war, hatte er genug Zeit um darüber nach zu denken. Und auch jetzt denkt er viel nach.

Ich glaube, irgendwann wird Severus wirklich ausflippen wenn diese Anschuldigungen weiter gehen. Und wehe dem, der dann seinen Zorn auf sich zieht. *schauder*

@Legoory: Man merkt immer erst was einem fehlt wenn es weg ist, so wie in Harrys Fall normales Essen.

Seekrank? Hoffentlich nicht. Aber hey, wozu ist man mit einem Tränkemeister verbunden? Der hat bestimmt was dabei. :D

So, das war es schon. Es geht weiter.... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

Ich möchte mich bei allen Lesern bedanken, für eure Kommies, für die Favos und dafür, dass ihr die Geschichte überhaupt lest. Danke schön. :)

Und natürlich beantworte ich auch Kommies und ENS auch, also wer Fragen hat, fragt einfach, ich beiße nicht. ;)

@Omama63: Naja, auf dem Foto ist er ganz normal gekleidet, nur halt mit T-Shirt. Aber man kann als Oberfledermaus von Hogwarts doch nicht im kurzen T-Shirt rumlaufen, das geht doch nicht. ;)

Und ja, SEverus würde ihn Kessel schrubben lassen wenn er die Hausaufgaben vergisst. Da kennt er keine Gnade.

Das mit dem Kopf auf der Brust hätte wohl Beide nicht schlafen lassen und das wäre etwas kontraproduktiv gewesen. ;) Aber vielleicht kommt es ja noch.

@Legoory: Das Händchenhalten war ja nur Mittel zum Zweck, ganz sicher, es ging nur um die magische Verbindung, gaaaaanz sicher. ;)

Jetzt steht ihre neugewonnene Stimmung vor der Prüfung des Alltags mit dem normalen Streß, den der nun mal mit sich bringt. Und natürlich noch die Prüfungen und vor allem die Reaktionen der Anderen. Nicht zu vergessen, Voldemort ist da auch noch.

@Brandzess: Welcher Jugendliche ist nicht begeistert von einem Urlaub in Paris und Ägypten wenn er noch nie weg war? Und klar gefällt es Severus wenn sein Partner glücklich ist, ist schließlich ein guter SChritt für das Ritual.

Der Herzschlag sollte ihn ja nur beruhigen, nichts Anderes, natürlich nicht, *hust*. Und Dumbledore muss ja nicht alles wissen, was zwischen ihnen passiert, geht ihn rein technisch gesehen absolut nichts an.

Severus ist sich selbst nicht sicher, was das Chaos in seinem Inneren bedeutet aber interessant wäre auch den wahren Grund für Harrys Eindringen zu erfahren. War es wirklich nur Neugier? Oder will er wissen wie weit dieses Mögen geht?

Auf alle Fälle haben jetzt alle genug zum Grübeln, Harry und meine Leser. : D

@wolfsmoon: Das freut mich, dass mein Kapitel eine Auszeit war. Sehr schön. :)

Das verräterrischste Foto hat Severus ja verschwinden lassen, als Kerkerfledermaus im T-Shirt, das geht ja mal gar nicht. ;)

so, das war`s leider schon wieder.

Es geht weiter.... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen,

da bin ich wieder und erst mal zu den Kommies:

@Bluedragon1992: Nana, keine Selbstjustiz. ;) Sonst muss sich Severus auch noch eine Strafe für dich ausdenken. Die Angreifer haben ihre Strafen bekommen und damit ist die Sache erledigt.
Ich bin normal auch ein Typ, der Charas schnell verkuppelt, deswegen war diese Geschichte eine Herausforderung. Es geht alles gaaaanz langsam. ;)

@Brandzess: Ja, der Urlaub hat ihnen wirklich gut getan. Aber mal sehen wie lange sie diese Form aufrecht erhalten können bevor der Alltag es wieder zerstört.
Du kennst doch Harry, wenn etwas nicht gleich beim ersten Mal perfekt funktioniert, ist er sich sicher, dass er alles falsch gemacht hat. Von "Übung macht den Meister" hat er wahrscheinlich noch nie was gehört. ;)
Die Angreifer. Ich habe lange überlegt ob es nicht wirklich zu hart war aber sehen wir es mal so, die haben einen Zwölfjährigen angegriffen, zu dritt und mit dem Zauberstab. Der Junge hatte nicht die kleinste Chance und wird für immer entstellende Narben zurückbehalten. Ich finde, da ist eine sehr harte Strafe schon angemessen.
Ob sein Leben wirklich besser ist, kann dir nur Severus sagen aber es ist auf alle Fälle nicht mehr langweilig. ;) Mit einem jugendlichen Partner gibt es schließlich genug Probleme, damit einem nicht langweilig wird.
Wir werden sehen was Harry ihm mitteilen will und vor allem, was Severus daraus macht.

@Omama63: Naja, manche Menschen können ohne ihren Teddy nicht schlafen, und Harry halt ohne seinen Partner. ;) (Severus würde mich killen wenn er wüsste, dass ich ihn mit einem Teddy vergleiche o.O)
Da werden sich nicht nur viele sondern alle gewundert haben. Und vor allem, dass Albus ihm die Bestrafung überlässt. Sowas hätte wohl kein Schüler gedacht und auch, dass Albus die Strafen nicht abmildert. Aber er hatte ja seine Gründe denn ja, Severus hätte seinen Partner eingepackt und wäre gegangen.

@Lawkid: Vielen Dank und ich eile zum nächsten Kapitel. :)

@sweet_tod: Hey, ich liebe Cliffhanger. ;) Voldemort muss sich ja auch erst mal stärken bevor er wieder auf der Bildfläche erscheint. Aber jetzt ist er da und er wird auch nicht mehr gehen.
Ich habe bei den Strafen lange überlegt, wegen der Härte und so aber doch, ich glaube, es ist gerechtfertigt. Das war schließlich ein zwölfjähriger, hilfloser Junge.

@Legoory: Ich mag Cliffhanger. ;) Der Hintergrund wegen des Nicht-Schlafen-Können ist ganz einfach, die Verbindung sorgt für Ruhe und Frieden im Inneren und je weiter die Partner entfernt sind, umso schwächer ist es. Und um zu schlafen, braucht man besonders viel Ruhe und Frieden. Und die hat Harry nicht wenn er nicht im selben Raum schläft wie Severus, zudem kann man da auch gleich das Schlaf-Ritual alias Händchen halten vollziehen. ;)
Haare sind schon was fieses, vor allem wenn sie so widerspenstig sind. Da muss man seinem Partner schon mal helfen. ;)
Ich bin mir sicher, dass Severus seine Möbel vor einem Totalschaden bewahren wird. Oder er verlegt die nächste Übungsstunde einfach nach draußen.

So, und weiter geht's.... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,

Da bin ich wieder und ich habe ein frisches Kapitel im Gepäck. *Auspack* Bitte schön aber erst die Beantwortung der Kommies:

@Lawkid: Ich hoffe, ich war schnell genug. Ich habe mich beeilt aber schneller war nicht möglich. Und danke. :)

@Omama63: Severus ist halt der Ältere in der Bindung und da keiner sich vorstellen kann, dass Harry eine richtige Beziehung zu ihm führen will, muss er sich diese Vorhalte eben anhören. Die Meisten denken da gar nicht wirklich drüber nach, sie wollen ja nur das BEste für Harry.

Und Lucius hat es verdient. Jawohl. *Nick* Ob Severus ihm irgendwann verzeiht, wird sich noch raus stellen.

@Legoory: Severus will die Wahrheit selber nicht sehen und hey, noch glaubt ihm Harry. Wobei Harry auch irgendwo weiß, dass es nicht nur das Ritual ist aber es ist manchmal leichter eine einfache Lüge zu glauben als sich der schweren Wahrheit zu stellen.

Remus ist so ein Fall für sich, er sieht in Harry immer noch James' Sohn und keinen fast erwachsenen Zauberer, der seine eigenen Entscheidungen treffen kann. Leider. Und ich befürchte, dass er noch mal richtig mit Severus aneinander geraten wird.

@Brandzess: Noch will Harry die Wahrheit nicht sehen, diese Lüge zu glauben und alles einfach auf das Ritual zu schieben, ist halt viel, viel einfacher. Der Druck, der auf ihm lastet, ist groß und da will er sich nicht noch mit seinen eigenen Gefühlen auseinander setzen.

Ja, Remus. Er wird sich definitiv nicht so einfach zu frieden geben und er wird Severus genau im Auge behalten, und wahrscheinlich bei jeder unangemessenen Annäherung - aus seiner Sicht - wird er wohl versuchen einzugreifen. Severus hat die Unterstützung von seinem Bindungspartner aber ob sie wirklich ernst genommen wird? Man könnte es auch so sehen, dass Harry das nur sagt um Frieden zu bewahren aber es in Wirklichkeit nicht so meint - würde zu Remus' Ansichten passen. Das es nicht so ist, wissen ja nur Harry und Severus.

Ich möchte auch einen Kuschelserval. ;)

@sweet_tod: Ja, ich quäle gerne Leute. Leser und Charakter. :D

Harrys Gehirnzellen sind noch weg gesperrt, er will sie noch nicht benutzen. Es ist doch so viel leichter wenn man sich nicht mit der Wahrheit auseinander setzen muss.

Und ein Severus Snape ist nicht und unter keinen Umständen rollig! Das soll ich dir von einem sehr empörten Tränkemeister ausrichten. ;)

@Vegetasan: Ui, ein Schreifalter. :) (Wenn ich das einfach mal so sagen darf, wenn nicht, einfach löschen.) Vielen Dank für dein Kommi, jeah, ich konnte jemanden für ne HP-Fic begeistern, Jippieh.

Und ja, es sind ein paar mehr bi- und homosexuelle Paare dabei. Mir gefallen die Pairings immer so gut und kann mich manchmal nicht bremsen.

@Neko-sama: Ich sehe, du hast komplett aufgeholt. Das freut mich. :)

Naja, Lüge ist so fies ausgedrückt, es war mehr eine Umstellung der Wahrheit um es Harry nicht noch schwerer zu machen. Und sich selbst natürlich auch. Manchmal ist es so halt leichter, auch wenn es nicht richtig ist.

Nun, das mit dem Adoptieren muss man dann sehen wenn es so weit ist. Wenn und ob Harry Severus davon überzeugen kann, dass er es ernst meint aber ich bin mir irgendwie sicher, dass er es schaffen wird. Vorausgesetzt, er ist sich selbt mal sicher.

So, das war's schon wieder. Ich möchte mich natürlich bei allen Lesern bedanken und wünsche viel Spaß beim neuen Kapitel... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

Da bin ich wieder.

@Lawkid: Vielen, lieben Dank für dein Kommie. :)

@Eshek: Und dabei ist Severus ja gar kein Teenager. ;) Sie haben sich scheinbar beide sehr gern aber bei Beiden gibt es Dinge, die dem im Weg stehen. Egal ob wirklich oder eingebildet;)

@wolfsmoon: Ich muss ganz ehrlich sagen, als ich dein Kommie gelesen habe, ist mir erst aufgefallen, dass er die Karte wirklich nicht mehr braucht wenn Hogwarts vernichtet ist. Das ist mir vorher gar nicht aufgefallen. ;)

@Legoory: So ein Haustier ist halt was Feines und man hat eine super tolle Ausrede, denn der Andere ist ja ein Tier. ;) Dann zählt das nicht.

Camping klingt doch gut. Wenn man mal von der Masse an Schüler absieht und der Tatasache, dass sie sich mitten im Nirgendwo befinden. Aber hey, da findet sich ne Lösung.

@brandzess: Bin ich sonst so schnell zu durchschauen? O.O

Solange Harry es nicht so auslegt, dass er bedrängt wird, ist alles in Ordnung. Und ja, sie müssen weiter üben, egal wie. Denn ohne Training haben sie keine Chance.

Ich denke mal, wenn die Bindung auffliegt, wird eher Harry die Kommentare abbekommen denn welcher Schüler würde sich direkt an Severus wenden? Egal was er oder sie denkt. Hinterm Rücken lästern, ja, das geht aber direkt ins Gesicht sagen? Wohl kaum.

Du, ich glaube, die Geister sind heimatlos, denn ich glaube nicht, dass von Hogwarts noch viel steht....

@Omama: Nein, er ist ihm nicht böse. er war nur verwirrt, dass Severus das wirklich gemacht hat und dabei auch an ihn und seine Sachen gedacht hat. Und hey, die Bilder kann man ja nachstellen, man muss nur nochmal in den Urlaub fahren. ;)

@sweet_tod: Nicht Liebe sondern Verständnis und die gegenseitige Aufopferung für einander. Liebe ist nicht nötig aber hey, die hat noch nie geschadet und sollte eigentlich alles leichter machen. Nur wenn ein Herr Potter involviert ist, kann es nur zu Problemen führen. ;)

@Neko-sama: Wie Albus schon sagte, Hogwarts macht mehr aus als Stein und Mörtel. Gebäude kann man wieder aufbauen, Leben kann man nicht wieder geben. DAher war die Evakuierung in diesem Fall die einzige logische Wahl.

Auch ein Severus Snape kann fürsorglich sein, er zeigt es nur nie oder zumindest nicht bei Jedem. ;)

Wie sie die Schülersituation sich lösen läßt, wird im nächsten Kapitel verraten.

Und damit sind wir schon beim nächsten Kapitel, natürlich geht mein Dank an alle Leser. Danke schön. :)

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

Da bin ich wieder und zuerst zu den Kommies:

@Bluedragon1992: Einer musste ja mal anfangen, auch wenn es nur im Zorn gesagt wurde aber jetzt steht ihnen ein klärendes GEspräch bevor. Und ja, sie hatten es verdient.

@Lawkid: Danke schön. :)

@wolfsmoon: ÄHm, weil das Kapitel zuende war? ;) Ok, das mit den Sätzen habe ich so nicht realisiert, ich versuche es in Zukunft zu beachten.

@Brandzess: Die Menschen sind halt dumm und alles, was nicht in ihre Welt passt, ist schlecht. Und die Wenigsten fragen nach, sie haben ihre vorgefertigte Meinung und was da nicht rein passt, muss verurteilt werden. :(

Severus' Reaktion zeigt eigentlich wie er für Harry empfindet, egal was er selber sagt. ;)

@Omama63: Severus will halt die Wahrheit noch nicht sehen, egal ob sie ihm mit dem nackigen Popo ins Gesicht springt. ;)

Und Severus würde sich doch nie wie die Axt im Walde aufführen, er war lediglich besorgt und hat seiner Sorge Ausdruck verliehen. Und hey, man spricht nicht schlecht über Nichtanwesende.

@Nathalie: Ich bin gerne gemein und irgendwann muss das Kapitel zuende sein. Aber es geht ja schon weiter.

@Eshek: GEnau, ein bisschen Schwund ist immer. Aber hey, die Schüler leben ja noch, sie werden aber nie wieder schlecht über SEverus oder Harry reden. So ein Fluch kann sehr lehrreich sein. ;)

@Legoory: Finger auf Tastatur und los schreiben. :D Nein, im Ernst, bei manchen Szenen zieht es selbst mir das Herz zusammen aber hey, da müssen sie durch.

Für Harry war es eher eine Verzweiflungstat denn Severus hat ja immer wieder betont, dass er ihm zu jung ist und er hat das auch alles immer nur auf das Ritual geschoben. Dann noch die Kommentare der anderen SChüler, da wusste er einfach nicht mehr weiter.

@sweet_tod: Severus ist sich über nichts mehr im Klaren, weder über seine Gefühle, noch über sich selbst. Oder er will es nicht und schiebt eine Ausrede vor die Andere. Aber irgendwann werden ihm auch die Ausreden ausgehen. ;)

@anaszasi1204: Danke schön. :)

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi,

Eigentlich wollte ich die Freischalter bitten, das Kapitel zu Nikolaus frei zuschalten aber die armen Schreifalter haben um diese Jahreszeit so viel zu tun mit den ganzen Wichtel- und Adventsaktionen. Deswegen lass ich das und wir lassen uns überraschen wann es kommt. :)

PS: Vielen, lieben Dank an die liebe Freischalterin, die das Kapitel bis Nikolaus aufgehoben hat. Also gibt es doch ein neues Kapitel in euren Stiefeln. :)

Und natürlich gibt es wieder Kommie-Antworten:

@Lawkid: Danke schön für deinen Kommie. :)

@Shadowphoenix: Ich habe dich auch lieb. :D Und hey, diesmal lag es nicht an Severus sondern diesmal hat es Harry versaubeutelt. ;)

Und nein, hier wird keiner übers Knie gelegt, auch Harry nicht. ;)

@bluedragon1992: Lass die armen Ohren in Ruhe, das macht Blaise für dich. :D Mal schauen ob sie es endlich gebacken kriegen.

@Nathalie: Mut? Welcher Mut? Ach, da war ja was von wegen mutige Gryffindor. Tja, das hat Harry wohl keiner gesagt aber vielleicht findet er seinen Mut ja noch. ;)

@brandzess: Blaise war schon sehr deutlich, und ihre restlichen Freunde denken genauso. Also muss Blaise ihn nicht alleine zu Snape schleppen, er hat Hilfe. :D

@sweet_tod: JA! :D Nein, im Ernst, so schnell kann es ja nicht immer gehen aber so langsam wird es Zeit, da hast du Recht.

Lupin sollte zumindest nichts Dummes mehr sagen, das nächste Mal beschert ihm Severus garantiert nicht nur ein paar gebrochene Knochen. Das könnte dann endgültig sein. o.O

Voldemort? Ach ja, den gibt es ja auch noch. ;) Der bereitet sich auf den nächsten großen Überfall vor.

@Eshek: Ja, Blaise ist ein guter Freund, auch wenn er manchmal schneller spricht als nachdenkt. Aber er hat seine Worte ja wieder gut gemacht.

Gell, ich find die Zwei auch ein schönes Paar. Nur müssten sie dazu wirklich mal aus die Puschen kommen.

@Omama63: Gryffindormut? Was ist das? Noch nie gehört. ;)

Sie müssen sich Beide zusammenreißen wenn das was werden soll. Und vielleicht muss Harry ja nicht zu Severus kommen. ;)

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

erst mal ein gesundes, neues Jahr an alle. :)

Und dann Schande auf mein Haupt, dass ich euch so lange habe warten lassen. Ich hoffe, "Ein Fest der Liebe" hat euch die Wartezeit etwas verkürzt aber jetzt geht es auch hier mal weiter...

@Shadowphoenix: Wir hatten ja darüber geredet, wegen Nikolaus und tata, es wurde geschafft. :)

Der Anfang ist gemacht auch wenn ich befürchte, dass es bei diesen unterschiedlichen Charaktern noch zu genug Missverständnissen kommen wird. Sie werden also noch einige Aussprachen führen müssen um wirklich miteinander aus zu kommen.

*Keks mampf* - Danke schön.

@Lawkid: Danke schön. :) Bei Severus kann Harry bestimmt noch mehr entdecken, der Kerl hat ja genug Geheimnisse für Zwei.

@Omama63: Super, dass die Gefühle so toll rüber gekommen sind. Das freut mich wirklich. Beide waren so unsicher aber sie haben den Anfang geschafft.

Och, wenn es nach Severus geht, dann ist Ignorieren schon eine Meisterleistung von ihm. Aber für Harry könnte er sich das nochmal überlegen.

@Dive: Vielen, vielen Dank. :)

Hürden gibt es immer im Leben und bei so unterschiedlichen Charaktern kommt es immer zu Missverständnissen.

Und ich glaube, du bist nicht die Einzige, die dem ersten Kuss sehnsüchtig entgegen fiebert. ;)

@Legoory: Ja, der erste Kuss, auf den warten wohl alle. :D

Ich finde es immer toll, wenn die angestrepten Gefühle auch so rüberkommen, wie ich sie mir vorstelle. Das ist manchmal so schwer zu schreiben und dann freut man sich doppelt und dreifach wenn es den Leser so mitreißt. :)

@Eshek: Naja, kein Selbstbewusstsein ist etwas übertrieben aber er könnte wirklich mehr Mut vertragen. Aber vielleicht entwickelt er sich noch. Und jetzt, wo Severus weiß, dass seine Gefühle erwidert werden, wird er seinen nicht ganz so tapferen Löwen nicht mehr los lassen.

Die Cliffhanger schleichen sich immer ein, da kann ich nichts dafür. :D

@Sweet_tod: Ausnahmsweise gab es mal keine Probleme aber bei Harry weiß man natürlich nie. ;)

Du kannst meinem Remus nicht den Hals umdrehen, den brauch ich noch. O.O

Und Voldemort hält keinen Sommerschlaf, also wirklich, tztz. Der mächtige Dunkle Lord bereitet den nächsten SChritt vor und manchmal dauert sowas halt länger. :D

@brandzess: Na, dass du durchdrehst, war nicht gedacht. O.O Aber du hast Recht, es wurde langsam Zeit und jetzt können sie sich den nächsten Problemen widmen.

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

Danke an euch alle, bin gut rein gerutscht und nochmal Entschuldigung, dass es so lange gedauert hat. Dafür geht es jetzt auch schon weiter aber erst kommen wir zu den Kommie:

@Legoory: Was habt ihr nur alle mit dem ersten Kuss? ;) Der wird schon noch kommen.

Severus darf sich auch mal Gedanken machen, schließlich weiß er ja um sein Aussehen und seinen Charakter. Er weiß, dass er nicht einfach ist und Harry auch jemand Jüngeres, Einfacheres haben könnte. Aber er will ja den alten Griesgram. :D

@Sweetkiss: Danke schön für dein Kommie. :)

@Eshek: Es wird schon noch Was auf die Zwei zukommen aber Voldemort wollen wir ja nicht außen vor lassen, der taucht auch schon wieder auf. ;)

So schlecht ist Dumbledore nicht, er ist einfach nur nervös wegen der Situation und da er nicht in der Lage von Harry oder SEverus ist, kann er es nicht wirklich nachvollziehen. Da darf man ihm das Nerven doch mal verzeihen. Und wenn ihn jemand zum Mond flucht, dann Severus. :D

@Dive: Es ist kein direktes Gedankenlesen. Nur, wenn einer der Beiden so explizit sich Gedanken macht, "hört" der Andere es. So alltägliche Gedanken können sie nicht hören, das wäre zu verwirrend für alle.

Stimmt ja, da fehlt ja noch ein Finale. Hm, das wird auch noch kommen. Ich hoffe nur, dass keiner davon enttäuscht ist.

@Omama63: Severus hat doch explizit gesagt, dass sie für "Sowas" keine Zeit haben und ich kann mir - für Harry - auch Schöneres vorstellen als sich in der jetzigen Situation auch noch Sorgen wegen irgendwelchen Bettdingen zu machen. Dafür haben sie nach Voldemort noch genug Zeit. :)

Severus wird kein zweiter dunkler Lord, der will einfach nur seine Ruhe haben. :D Vorzugsweise mit Harry und gaaaaaaaaanz weit weg von Albus. ;)

@Sweet_Tod: Da bin ich aber froh, dass du deine Klappe nicht halten kannst. ;)

Ja, das Grundgerüst muss stehen aber hey, das steht doch fast. Da fehlen nur hier und da noch ein paar Balken und dann können wir schon das Dach drauf setzen. Es ist halt schwer unter solchen Bedingungen und mit so einem Druck eine funktionierende Beziehung aufzubauen. Da dauert alles etwas länger aber umso schöner wird es dann. :)

Hey, mein armer Voldemort. Der arme Kerl, du weißt ja gar nicht was der alles um die Ohren hat. Also wirklich. Pffft. Keiner weiß mehr einen guten Bösewicht zu schätzen. :D

@bluedragon1992: Das hier ist kein Märchen wo ein Kuss alles verändert. ;) Obwohl Severus wohl nichts dagegen hätte.

Sorry, dass du so lange auf glühenden Kohlen sahst. *Mal ein Kühlakku rüber reich* ;)

@brandzess: Also kalt würde ich Severus ja nicht beschreiben, er ist halt nur deutlich in seinen Worten und ihm ist seine Privatspähre heilig. ;) Und Severus findet sein Verhalten nicht schlimm. :D

Wann kann man schon Spannungen in einer Beziehung gebrauchen? Aber bei zwei so unterschiedlichen Menschen wird es zwangsläufig immer wieder zu Spannungen kommen. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht aber ich denke mal, dass sie es irgendwie schon schaffen werden. :)

@Lawkid: Danke schön für dein Kommie. :) Schon geht es weiter.

@Sormis: Vielen, vielen Dank. :) Ich freu mich über jeden, der meine Geschichten mag.

So, und jetzt geht es wirklich los. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

Es geht mal wieder weiter aber natürlich erst die Kommies:

@Omama63: Ob Teddy wirklich so arm dran ist? Er kennt es nicht anders und er hat liebende Eltern und einen Paten, der alles für ihn tun würde. Er hat sogar den grisgrämigen Tränkemeister rumbekommen. ;)

Och, ich denke mal, dass unsere zwei Helden es trotzdem schaffen, dass es zu Missverständnissen kommt. Wir kennen sie doch. :D Und dieses winzige Problem namens Voldemort bekommen sie auch noch hin.

@wolfsmoon: 11 Stunden sind für Erstgeburten gar nicht so ungewöhnlich, habe mich extra belesen. :D

Noch können sie nicht gegen Voldemort antreten, jetzt können sie allerdings anfangen den Vernichtungszauber zu lernen und wenn sie den beherrschen, dann können sie Voldemort heraus fordern.

Was wäre die Welt ohne Diskussionen? ;)

@brandzess: Remus hat viel in seinem Leben durchgemacht und es fällt ihm schwer zu vertrauen und Zweifel aus dem Weg zu räumen. GErade die Tatsache mit Severus glaubt er einfach nicht.

Wenn sie sich an das Gefühl gewöhnt haben, könnten sie ja mal anfangen den Vernichtungszauber zu lernen, Zeit wird's ja. ;)

@Salatgurke: Naja, die Scheu ist noch da, auf beiden Seiten aber hey, irgendwann kommt bestimmt noch ein richtiger Kuss. ;)

@Dive: Ja, Harry hat sich selbst überrumpelt, er wollte einfach nur Danke sagen und hat eigentlich gar nicht wirklich nachgedacht. SEverus muss niemanden leid tun, der kommt schon klar und wie er schon sagte, er ist ein sehr geduldiger Mensch. :) So viel Ärger kann doch ein Baby gar nicht machen, oder?

Ich hoffe, ich enttäusche niemanden aber diese GEschichte unterscheidet sich in dieser Hinsicht - Kuss, Nähe, Sex - extrem von meinen anderen GEschichten. Es wird definitiv keinen Lemon geben, passt einfach nicht zum Grundtenor der Geschichte. Tut mir leid für alle, die das erwartet haben. :(

@Sweetkiss: Ob es besser wird, weiß ich nicht. ok, ich weiß es schon aber ich verrat es nicht. :D Lasst euch überraschen.

@Eshek: Vielen Dank. Mir persönlich fällt diese Waage nicht auf aber ich finde es toll, wenn es so rüber kommt und nicht in eine Richtung abrutscht. Super. :)

So, und schon gibt es das nächste Kapitel... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi,

Sorry, bei mir ist viel los, daher werden die Kommie-Antworten etwas kürzer als normal ausfallen. Das ist in keinster Weise böse oder geringschätzig gemeint, ich freue mich absolut über jedes Kommie.

@Eshek: Jetzt weiß Harry ja, dass SEverus eifersüchtig ist und ich denke, er kann damit umgehen. Er wusste es ja nicht sonst hätte er wohl anders reagiert.

@Sy: Lucius kennt SEverus wohl besser als jeder Andere, Harry mal ausgenommen, und er will das Beste für seinen ehemals besten Freund. Daher die Hilfe.

Wirklich drängen kann man Harry und Severus nicht, es braucht halt seine Zeit. Und die Fichte muss nicht mehr lange leiden. ;)

@sweetkiss: Ja, nur ein bisschen Zauberstabgefuchtel wäre ja auch zu einfach. Dann hätten sie die ganzen Vorbereitungen nicht gebraucht.

Sorry, dass es so lange gedauert hat. :(

@Omama63: Lucius wollte wirklich nur helfen, er weiß ja, wie Severus sein kann und wie schwierig der Umgang mit ihm sein kann.

Ich denke mal, wenn diese winzige Sache mit IHM erst mal geklärt ist und Harry und Severus ihre Ruhe haben, wird Severus auch umgänglicher. Und wenn sich Harry dann ab und zu mal daran erinnert, dass sein Partner ihn nicht gerne teilt, wird Severus keinen Grund haben um eifersüchtig zu sein.

@brandzess: Eifersucht ist eine sehr schlechte Seite und vor allem wusste Harry ja nichts davon. Er hatte keine Ahnung was er überhaupt falsch gemacht hat, da hat ihm Lucius jetzt erst mal drauf gestoßen. Und ich denke mal, er wird solche Situationen in Zukunft vermeiden, zumindest wenn es möglich ist. Dann hat Severus auch keinen Grund zur Eifersucht.

Naja, SEverus hat ja Recht, sie haben nicht wirklich Zeit. Und mal ehrlich, die Situation ist jetzt nicht wirklich dazu gemacht eine tolle Romanze zu leben, oder? Überall Schüler und LEhrer, nicht wirklich viel Privatsspähre und noch der gewaltige Druck mit dem Vernichtungszauber. Da kann ich mir nicht wirklich vorstellen, da noch über irgendwelche sexuellen Probleme nachzudenken - so wie es Harry wohl machen würde. ;)

Bei Google Wolfswelpe eingeben und dahinschmelzen. :D

@sweet_tod: War es so unverständlich geschrieben, dass du drei Tage gebraucht hast? Oder wurdest du immer wieder unterbrochen? Egal weswegen, schön, dass du es geschaffft hast. :)

@annette-ella: Danke schön. :)

@Dive: Tut mir leid mit dem Lemon aber es passt einfach nicht, zumindest in meinem Verständnis. Das alles hat sich so langsam aufgebaut, da passt es einfach nicht. Sorry. :)

Es wird noch gezeigt werden, was nach der Schlacht alles passiert, je nachdem wer überlebt und wer nicht. ;)

So, und es geht weiter.... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

Ich muss mich bei all meinen Lesern entschuldigen, dass ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe. Mir fällt es im Moment schwer zu schreiben, es gibt einige private und arbeitstechnische Probleme und die haben mir die Lust und die Inspiration zum Schreiben genommen. :(

Ich hoffe, ich enttäusche niemanden mit dem Endkampf. Es wird wohl nicht so wie sich viele vorgestellt haben aber gut, damit muss ich leben.

Es tut mir auch leid, dass ich die Kommies diesmal nicht beantworte. Ich freue mich über jedes Kommie, jeden Leser, wirklich alles aber wie schon geschrieben, mir fehlt gerade echt die Inspiration.

Dennoch viel Spaß. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi,

wenn sich noch jemand an diese Geschichte erinnert, es geht mal wieder weiter. Ich habe einfach den Bezug zu der Geschichte verloren, es kann also sein, dass die letzten Kapitel nicht mehr das sind, was der Anfang mal war. Tut mir leid. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi,

Zu sagen, dass es mir leid tut, würde nichts daran ändern, dass ich euch so lange hingehalten habe. Ich habe einfach keinen Bezug mehr zu dieser Geschichte und bin ehrlich gesagt froh, dass sie fertig ist. Ich lade heute das letzte Kapitel und den Epilog hoch.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Lesern entschuldigen, die ich mit dem Ende wahrscheinlich enttäusche. Es war von vorne rein kein Lemon geplant und es wird auch keinen geben. Entschuldigung dafür. Ich hoffe, euch gefällt das Ende auch nur Ansatzweise.

Lg Demona Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi,

wie versprochen der Epilog. Es gibt ein paar Zeitsprünge aber das müsste passen.

Lg Demona Komplett anzeigen

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Prolog

„Potio... …. Bestiarius - D.r Trank … Tieres
 

Zut...en:
 

- 2 Unzen Alr....ne – getrock...., als ...ver zerstoßen

- 0, 5 Unze.. Ei...hornhorn – a.s Pulver zer.........

- 14 Flo..fliegen

- 1 Mondstein - …... Größe

- Sa... von 2 Schlafboh....

- 3 Un.... Drach.....ei......len – zerst......, Geschle...... …........ ….........
 

…...reitung
 

- Kess...., Silber, Größ.. 2, ...it Wasser füllen und übers Feuer hängen

- Florfli..... hinzu....., … mal im Uhrzeig....... umrühren, vier mal gegen den ….......... …..........

- 1.. Minuten köcheln lassen, F..r... so..te dun...lgrün sein

- die Alrau... un.. ..s Einhorn.... hin..............

- vier mal im Uhrzeigersinn umrühren, 1 Stunde köch...... ….....

- …........hnensaft hinzufügen, …. ….. im Uhrzeigersinn um............

- 3 Stunden köcheln lassen, Farbe sollte hellblau sein

- den Mon..... hinz......, fünf mal gegen den Uhrzeigersinn ….....

- stark aufkochen, …..... sol...... dunkelblau sein

- die Drachenei........ hinzufügen, vier mal im Uhrzeigersinn umrüh...., drei mal dagegen

- 1 Stunde köcheln lassen, Farbe wechselt üb... violett zu rot

- 30 Minu.... abkühlen lassen, Verwendu.............
 

War.........
 

Dieser Trank kann zu …......... ….........ung führen. Ei.. …...........wandlung kann ...ter Um...........

erschwert bis …...öglich sein. … Trank sollte daher … vo.. …........... …........... …............ ….......... ….. nur al.. …........ ….............. zum …............. . ….... …....... …................ …................ …......... ….
 


 

Er hatte es Sirius versprechen müssen, hatte ihm versprechen müssen, dass er den Trank nicht anwenden würde aber Sirius war tot. Gestern war er durch den Schleier gefallen und hatte seine Hoffnung auf eine Familie mit sich genommen. Er erinnerte sich nicht mehr daran wie er das Ministerium verlassen hatte nachdem Voldemort aus dem Atrium geflohen war, der Schmerz hatte seinen Körper betäubt. Nur noch schwach und dunkel erinnerte er sich daran, dass seine Freunde bei ihm waren, dass sie auf ihn einredeten, ihn trösten wollten doch irgendwie drangen ihre Worte nicht richtig zu ihm durch. Stundenlang saß er auf seinem Bett und starrte einfach nur in die Luft, er weinte nicht, er schrie nicht, er starrte einfach nur gerade aus. Irgendwann gaben seine Freunde auf und zogen sich zurück, wollten ihm Zeit geben um mit der Situation fertig zu werden. Es war dunkel geworden, seine Freunde schliefen alle woanders und so blieb er alleine im Schlafsaal zurück.
 

Sein Blick wanderte langsam zu seiner Truhe, die am Fußende stand. Wie mechanisch erhob er sich, öffnete sie und holte ein altes, völlig vergilbtes Pergament raus. Er hatte es Sirius versprochen, er wollte ihm mit dem Animaguszauber helfen und so hätte er diesen Trank nicht mehr nötig. Er zögerte einen Moment, Sirius war tot, er konnte ihm nicht mehr helfen und seine Freunde hatten sich bereits geweigert ihm zu helfen. Hermine wollte nicht weil es gegen die Schulregeln verstieß und er sich lieber auf den Schulstoff konzentrieren sollte. Und Ron, nun, ihm war es einfach zu viel Arbeit.

Sirius wollte ihm helfen und deswegen hatte er ihm versprechen müssen den Trank zu vergessen. Aber jetzt konnte er ihm nicht mehr helfen. Entschlossen legte Harry das Pergament wieder in die Truhe und nahm einen anderen Schnipsel Pergament heraus. Dort standen die Zutaten in seiner eigenen Schrift, sehr klein und hektisch geschrieben. Er brauchte den Zettel eigentlich nicht, er hatte die Zutaten im Kopf aber er steckte den Zettel trotzdem ein. Nur, falls er plötzlich einen totalen Gedächtnisschwund haben würde. Sein nächster Griff ging auf den Boden der Truhe bis seine Finger sich in weichen Stoff verkrallten. Mit einem Schwung hatte er den Tarnumhang über sich geworfen und machte sich auf den Weg. Er wusste genau wo er die benötigten Zutaten finden würde und er war fest entschlossen sie sich heute Nacht zu holen.
 

Niemand war mehr wach, Hogwarts lag in tiefen Schlaf und so bemerkte ihn auch niemand als er durch die dunklen Korridore schlich. Sein Ziel lag in den Kellergewölben von Hogwarts, er wusste ganz genau wo er die Zutaten fand. Denn er erinnerte sich noch gut an den Tag wo er Snape und Karkaroff in dem Vorratsraum gesehen hatte, dort würde er alle Zutaten finden. Leise schlich er weiter, immer darauf bedacht keine Geräusche zu machen. Er hatte nicht mal einen Lumos gesprochen, er verließ sich auf das wenige Licht, was durch die Sterne und den Mond durch die großen Fenster in die Korridore fiel. So kam er zwar langsamer vorwärts aber er war sicherer.
 

Es dauerte etwas bis er den genauen Raum wieder fand, schließlich war die ganze Sache schon über ein Jahr her und im Dunkeln sah das Ganze immer etwas anders aus als am Tage. Doch schlussendlich fand er den Raum und mit einem einfachen Alohomora war das Schloss entriegelt. Etwas überrascht blieb er stehen und lauschte, gab es einen versteckten Alarm? Würde Snape gleich wie ein Racheengel durch die Korridore gerauscht kommen? Er lauschte und wartete doch nichts rührte sich, kein Racheengel, kein Geist, der laut aufheulte, nur er und die offene Tür des Vorratsraumes.

Er holte schnell den Papierschnipsel raus, hielt ihn direkt ins Mondlicht und las ihn sich ein letztes Mal durch. Er hatte nicht vor jede Zutat einzeln zu suchen, das würde viel zu lange dauern denn er kannte das System nicht, nach dem Snape diesen Raum eingerichtet hatte. Und die Gefahr beim konzentrierten Suchen erwischt zu werden, war zu groß. Nein, er machte sich einfach eine Eigenart von Hogwarts zunutze denn innerhalb dieser altehrwürdigen Mauern konnten Minderjährige zaubern ohne, dass sie sofort gemeldet wurden. Natürlich konnte man die Zauber im Nachhinein noch feststellen, allerdings nur wenn man den betreffenden Zauberstab hatte und Harry hatte nicht vor seinen Stab einfach rumliegen zu lassen. Zudem musste er mit seinem Vorhaben den Raum nicht mal betreten denn er traute es Snape durchaus zu, dass er eine Falle eingebaut hatte. Wahrscheinlich würde die Tür hinter ihm zufallen und sich nicht mehr öffnen lassen, so konnte dieses Ekel den Einbrecher am nächsten Morgen in aller Ruhe einsammeln. Er lauschte nochmal in den Korridor hinein, kein Geräusch war zu hören und so zog er den Zauberstab und murmelte, „Accio getrocknete Alraune.“

Sofort erklang das leise Klirren von Glas und ein handgroßer Glaszylinder landete in seiner Hand. Er nahm sich zwei große Stücken raus und ließ das Glas dann zurück schweben, dass er es nicht an den exakt selben Ort stellte, war ihm bewusst. Aber Snape war so ein Pedant, dem würde sowieso auffallen, dass Zutaten fehlten, da kam es auf ein bisschen Unordnung auch nicht mehr an. Er hob den Stab um weiterzumachen, je schneller der die Zutaten hatte umso eher konnte er hier weg.
 

Harry brauchte weniger als eine halbe Stunde um sämtliche Zutaten in seinen Besitz zu bringen, lediglich bei dem Mondstein war er sich unsicher denn es war ihm nicht möglich gewesen die genaue Größe zu entziffern. Er hatte sich schlussendlich für einen Mittelgroßen entschieden, das würde schon passen. Bei den Dracheneischalen war er sich nicht sicher ob es eine bestimmte Rasse sein musste, hier hatte er sich schließlich für den ungarischen Hornschwanz entschieden. Als kleine Erinnerung an das Trimagische Turnier. Er verstaute die Zutaten sorgfältig in seinen Taschen und schloss dann die Tür wieder.

Sein nächster Weg führte ihn noch tiefer in die Keller, er brauchte noch einen Kessel und den musste er direkt aus dem Unterrichtsraum für Zaubertränke holen. Das war, in seinen Augen, das gefährlichste Unterfangen heute denn er wusste nicht wo sein geliebter Tränkelehrer seine Privaträume hatte. Vom Unterrichtsraum ging eine weitere Tür ab, es konnte durchaus sein, dass Snape dahinter wohnte – zuzutrauen wäre es ihm. Doch das konnte er jetzt nicht ändern, er brauchte den Kessel.
 

Die Tür zum Klassenzimmer war nicht verschlossen, wer würde diesen Raum auch freiwillig betreten und so schlich Harry langsam hinein. Immer darauf gefasst jeden Moment harte Schritte zu hören doch es blieb ruhig. Auch hier benötigte er keinen Lumos denn das Mondlicht fiel durch die riesigen Fenster hinein. Harry hatte sich immer gefragt, wieso dieser Raum so große Fenster hatte, Snape verdunkelte sie jedes Mal und die vielen Kerzen verbreiteten hier normalerweise keine warme Stimmung. Eher wurde man an einen Folterkeller aus dem Mittelalter erinnert. Nun, wenn man sich den dazugehörigen Lehrer ansah, war das gar nicht mal so abwegig. Er stand mittlerweile vor den Kesseln und sah sich nach dem Passenden um.

Er wollte hier keinen Accio anwenden, die Gefahr, dass der schwebende Kessel irgendwo dagegen stieß und Krach machte, war einfach zu groß. Schnell fand er den passenden Kessel, er war keine so große Niete in Zaubertränke wie die Fledermaus immer dachte. Es war seine Schuld, er machte ihn immer so schrecklich nervös und vor allem war er völlig unfair. Selbst wenn er einen perfekten Trank ablieferte, bekam er maximal ein A. Lieferte er einen Trank ab, der auch nur geringfügig vom Rezept abwich, konnte er mit einem S rechnen. Er konnte sich ein leises Schnauben nicht verkneifen während er nach dem passenden Kessel griff und ihn in einen Teil seines Umhangs einwickelte. Er lauschte nochmal, noch immer gab es kein einziges Geräusch in Hogwarts und so machte er sich langsam und leise wieder auf den Weg in seinen Turm.
 

Es grenzte an ein Wunder, dass er unbemerkt wieder in den Gryffindorturm kam und jetzt in seinem Schlafsaal auf seinem Bett saß. Er war noch immer alleine, seine erbeuteten Zutaten lagen vor ihm auf der Bettdecke ausgebreitet. Er konnte noch nicht wirklich glauben, dass das wirklich geklappt hatte. Sein Blick ging zu seinem Nachttisch, darauf standen zwei Bilder, eines von seinen Eltern und eines von Sirius, sie lachten ihn an und Sirius schenkte ihm ein verschmitztes Lächeln. Sein Pate wäre stolz auf ihn, erst würde er mit ihm schimpfen und dann wäre er stolz auf ihn. Natürlich nur wenn er diesen verfluchten Trank hinbekommen würde. Er las sich nochmal die Zubereitung durch, zumindest dass, was er noch entziffern konnte und rechnete nach. Er würde ungefähr sechs Stunden brauchen um den Trank zu brauen also musste er vor Mitternacht noch anfangen. Das würde knapp werden denn die Ausgangssperre begann erst um 22 Uhr und selbst danach trieben sich noch einige Schüler und Lehrer in den Gängen rum. Es musste eine andere Möglichkeit geben. Plötzlich grinste Harry, er wusste den perfekten Ort um seinen Trank zu brauen, dort hielt sich so gut wie nie jemand auf. Immer noch grinsend packte er seine Sachen sorgfältig weg und legte sich dann ins Bett, er würde zwar nicht schlafen können aber etwas Ruhe war auch nicht zu verachten. Er hatte seit Sirius' Tod nicht mehr richtig geschlafen.
 

Die Tür zum Schlafsaal öffnete sich leise. „Harry?“

„Komm rein, Ron, ich bin wach.“

„Hast du überhaupt geschlafen?“, fragte Ron während er eintrat, hinter ihm huschte Neville ins Zimmer.

„Wo sind Seamus und Dean?“, fragte Harry.

Etwas unschlüssig zuckte Ron mit den Schultern und meinte, „Keine Ahnung. Sie haben nur gesagt, dass sie woanders übernachten und zum Frühstück in der Großen Halle sind. Willst du noch duschen gehen?“

„Ich war schon. Ihr?“ Während Ron den Kopf schüttelte, nickte Neville, der schon ein paar Sachen zusammen suchte. „Wir warten auf dich“, sagte Harry.

„Danke.“

Damit verschwand der Junge im angrenzenden Bad, Ron setzte sich inzwischen auf Harrys Bett und sah ihn fragend an. „Hast du überhaupt geschlafen?“

„Nein, nicht wirklich“, gab Harry zurück während er sich neben ihn setzte.

„So siehst du auch aus. Mensch, du musst schlafen, du siehst schrecklich aus. weißt du was dir Hermine nachher erzählen wird?“

„Ich weiß, Ron aber ich kann einfach nicht schlafen. Sobald ich die Augen zu mache, sehe ich wieder Siri vor mir, ich höre seinen Schrei und dann ist es sowieso vorbei“, seufzte Harry. Er spürte einen Arm, der sich um seine Schultern legte und lächelte seinen besten Freund etwas gequält an.

„Dann isst du aber wenigstens etwas.“

„Ich habe nicht wirklich Hunger.“ Ron nickte nur verstehend als sich die Badezimmertür schon wieder öffnete und Neville eintrat. „Du warst aber schnell“, meinte Harry und auch Ron sah ihn sehr verwundert an.

„Ich hab mich beeilt damit ihr nicht so lange warten müsst. Wir können“, gab er zurück.

Auch wenn er wirklich keinen Hunger hatte, erhob sich Harry und begleitete seine Freunde. Er spürte die sorgenvollen Blicke auf sich ruhe als sie den Gemeinschaftsraum durchquerten aber niemand sprach sie an. Selbst Hermine beließ es dabei ihn einmal fest zu umarmen.
 

Die Blicke hörten nicht auf, jeder, absolut jeder sah ihn an und so langsam konnte er die mitleidigen Blicke nicht mehr ertragen. Er hörte das Getuschel hinter seinem Rücken und versuchte es zu ignorieren doch es fiel schwer. Vor allem weil keiner ihn direkt ansprach, selbst die Slytherins hielten sich mit ihren Kommentaren zurück. Er erwischte sogar Zabini dabei wie er ihm einen mitleidigen Blick zuwarf. Seufzend starrte er in seinen Tee während seine Freunde um ihn herum frühstückten.

„Mr. Potter.“

Langsam drehte sich Harry um, seine Hauslehrerin stand vor ihm, mit genau dem mitleidigen Blick wie alle Anderen auch. „Ja?“

„Kommen sie bitte mit“, sagte die Frau und drehte sich schon rum.

Jetzt doch etwas überrascht erhob sich Harry und folgte ihr, zusammen mit sämtlichen Blicken der Schüler. „Professor McGonagall, was habe ich gemacht?“, fragte Harry als sie die Halle verlassen hatten.

„Sie haben gar nichts gemacht. Sie sind für das restliche Schuljahr frei gestellt, es sind ja eh nur noch ein paar Tage“, sagte McGonagall.

„Wieso?“

„Professor Dumbledore hält es für besser wenn sie sich ausruhen, sie haben ihre Prüfungen für dieses Jahr bereits hinter sich und brauchen die Erholung dringend.“

„Heißt das, ich muss Hogwarts heute schon verlassen?“, fragte Harry fast schon panisch.

Minerva wunderte sich etwas über diese Panik, schüttelte aber leicht den Kopf, „Nein, müssen sie nicht. Sie fahren ganz normal mit den anderen Schülern nach King's Cross. Sie sollen nur etwas zur Ruhe kommen, Mr. Weasley und Mrs. Granger sind vom Nachmittagsunterricht befreit und können ihnen Gesellschaft leisten.“

„Danke. Darf ich in meinen Turm gehen? Oder muss ich zurück in die Halle?“

„Sie dürfen in ihren Turm gehen, ich werde die Beiden davon in Kenntnis setzen, sie haben ja heute sowieso Verwandlung. Gehen sie, Mr. Potter, ruhen sie sich aus.“

Harry nickte nochmal und machte sich dann auf den Weg, er drehte sich nicht nochmal um denn er spürte ihren Blick im Rücken. Er wollte ihr Mitleid nicht, wollte diese Blicke nicht mehr spüren.
 

Nach dem Mittagessen tauchten Ron und Hermine im Schlafsaal auf, Harry erhob sich von seinem Bett und lächelte sie an. „Wie geht es dir?“, fragte Hermine.

Etwas unschlüssig zuckte Harry mit den Schultern.

„Was wollen wir machen?“, fragte Ron jetzt. Hermine wollte zu einer Antwort ansetzen als ihr der Rotschopf gleich zuvor kam, „nein, Hermine, wir wollen keine Hausaufgaben machen.“

„Aber das ist wichtig“, protestierte das Mädchen.

Damit war der Startschuss für eine leidenschaftliche Diskussion gegeben. Harry machte es sich im Schneidersitz auf seinem Bett bequem und beobachtete grinsend wie sich seine besten Freunde über den Sinn und Unsinn von Hausaufgaben stritten.
 

Doch wie bei jeder Diskussion zwischen den Beiden zog Ron den Kürzeren, Hermine hatte schlicht und einfach die besseren Argumente und schlussendlich gab der Junge nach. Schmollend ließ sich Ron neben Harry fallen und maulte, „du hättest mir ruhig helfen können.“

„Mit Hermine lege ich mich nicht an. Wir können ja erst die Hausaufgaben machen und dann unternehmen wir noch was“, schlug Harry vor.

„Aber das ist sooo viel.“

„Und je eher wir anfangen umso eher sind wir fertig“, warf Hermine schnell ein.

Während Ron weiter schmollte, stand Harry auf und meinte, „komm schon, gehen wir runter und machen die Aufgaben. Danach schlage ich dich im Zauberschach.“

„Das glaubst du doch wohl selber nicht“, fuhr Ron sofort auf. Sein Schmollen war vergessen, mit einem breiten Grinsen stand er auf und holte seine Schulsachen. „Komm ihr?“, fragte er.

Hermine und Harry sahen sich grinsend an, holten ihre Sachen und folgten ihm nach unten in den Gemeinschaftsraum.
 

Sie verbrachten den Nachmittag wirklich mit Hausaufgaben bis Harry irgendwann keine Lust mehr hatte und Ron wirklich zum Zauberschach herausforderte. Hermine schüttelte zwar den Kopf, ließ die zwei Jungs aber gewähren. Sie wollte, dass Harry etwas abgelenkt war denn auch wenn ihr Freund so tat, war er nicht so sorglos und fröhlich. Was natürlich auch nachvollziehbar war. Sie beobachtete ihre zwei Freunde doch so wirklich konnte sie sich über deren Gelächter nicht freuen denn das Lachen erreichte Harrys Augen nicht. Er spielte ihnen etwas vor und irgendwie verletzte sie das.

Warum tat Harry so was? Konnte er ihnen wirklich so wenig vertrauen, dass er sich gezwungen sah ihnen etwas vorzuspielen? Oder wollte er sie nur nicht beunruhigen? Hermine musterte ihren Freund und kam zu dem Schluss, dass es wohl das Letztere war. Er wollte nicht, dass seine Freunde sich Sorgen um ihn machten und deswegen spielte er ihnen etwas vor. Sie seufzte leise, es müsste ihm doch klar sein, dass sie Freunde waren, dass sie seine Sorgen mit ihm teilen würden und dass sie auch den Kummer mit ihm teilen wollten.

„Schachmatt“, rief Ron gerade aus und riss Hermine damit aus ihren Gedanken.

„Revanche“, gab Harry grinsend zurück während er mit der Hand über dem Schachbrett wedelte um den Staub etwas zu verteilen.

„Wenn du unbedingt nochmal verlieren willst, gerne.“ Mit einer Bewegung des Zauberstabes reparierte Ron die Figuren, die sich daraufhin wieder auf ihre Plätze begaben. Die schwarzen Figuren, mit denen Harry immer spielte, redeten ihm gut zu, diesmal würden sie gewinnen, ganz sicher. Harry lächelte nur und wartete auf Rons ersten Zug. Während dieser ihn tat, wandte sich Hermine wieder ihrem Buch zu. Sie hatte beschlossen Harry eine Weile gewähren zu lassen, er würde sich ihnen schon noch öffnen wenn er soweit war. Er brauchte wahrscheinlich einfach etwas Zeit um sich mit seinen Gefühlen auseinander zusetzen. Sie waren seine Freunde und würden warten.
 

Irgendwie war Harry froh als Ron und Hermine zum Abendessen aufbrachen, er hatte keinen Hunger und hatte es ihnen auch so mitgeteilt. Zwar hatte Hermine versucht ihn zu überreden aber nach einer kurzen Diskussion hatte sie es aufgegeben. Er wusste, dass jetzt die perfekte Möglichkeit war um aufzubrechen denn nach dem Abendessen würde er bis zur Ausgangssperre keine Sekunde mehr alleine sein. So wartete er bis alle anderen Löwen zum Abendessen gegangen waren bevor er in seinen Schlafsaal ging und alles zusammen packte. Ron legte er eine Nachricht aufs Bett, er würde spazieren gehen und wüsste noch nicht wann er wieder kommt. Sein Freund würde sich Sorgen machen aber er würde es akzeptieren. Morgen früh würde er sich dann eine Standpauke von Hermine anhören dürfen aber hey, alles hatte seinen Preis. Schnell warf er sich noch seinen Tarnumhang über und verließ sowohl Schlafsaal wie auch Gryffindorturm.
 

Sein Weg führte ihn zum ehemals verbotenen Korridor im 3. Stock. Zwar war das Verbot seit seinem ersten Schuljahr aufgehoben aber noch immer kreisten unzählige Gerüchte darum und er war auch seitdem nicht mehr in Betrieb genommen. Die Klassenzimmer standen leer und hier kam so gut wie nie jemand lang, also war es der perfekte Ort. Er suchte sich ein Zimmer fast in der Mitte des Korridors, sah sich nochmal um und verschwand dann in dem Raum. Und jetzt hieß es warten denn vor Beginn der Ausgangssperre war es einfach zu gefährlich. Dann allerdings müsste er sofort anfangen, sonst würde es zu knapp werden.
 

Die Stunden bis zur Ausgangssperre zogen sich wie zähflüssiger Honig dahin, Harry wäre am liebsten hin und her gelaufen aber er wollte keine unnötigen Geräusche machen also blieb er in seiner Ecke sitzen und wartete. Irgendwann erklang das erlösende Geräusch, der Gong, der den Schülern verkündete, dass sie in spätestens zehn Minuten in ihren Gemeinschaftsräumen sein sollten. Denn sonst würden sie Punktabzug und Strafarbeiten riskieren. Nun, das war Harry im Moment egal, er wartete die restlichen zehn Minuten ab bis der zweite Gong ertönte und die Ausgangssperre einläutete. Dann erst warf er den Tarnumhang ab und bereitete alles vor.
 

Die Zubereitung des Trankes erwies sich als leichter als gedacht. Er hob grinsend eine Augenbraue als sich der Trank langsam rot verfärbte und zog eine Muggeluhr aus seiner Tasche. Jetzt musste er noch 30 Minuten warten und dann könnte er sich endlich verwandeln. Er hatte zwar nirgends finden können wie lange die Wirkung hält aber er ging einfach davon aus, dass es wie mit dem Animaguszauber war und eine Rückverwandlung mittels Willenskraft möglich war. Wenn nicht könnte er immer noch zu Professor Dumbledore gehen, er würde ihn auch in einer Tierform erkennen und er würde ihm helfen können. Es brauchte ja nur jemand den Rückverwandlungszauber auf ihn zu sprechen, bei Pettigrew hatte es schließlich auch funktioniert.

Nein, in der Rückverwandlung sah Harry kein Problem, er war eher gespannt darauf in was für ein Tier er sich verwandeln würde. Ob er eher nach seinem Vater schlug? Oder ging es eher in die Richtung seines Paten? Wenn er ehrlich war, hätte er gerne Flügel. Selbstständig und ohne Hilfsmittel fliegen, den Wind unter den Flügeln spüren und mit der Strömung reisen, das musste ein ergreifendes Gefühl sein. Er schwelgte einen Moment in diesem Gedanken bevor er den Kopf schüttelte, egal in welches Tier er sich verwandelte, er würde in jeder Gestalt ihre Vorzüge finden. Doch dazu musste der Trank noch genau 27 Minuten abkühlen.
 

Exakt 28 Minuten später hielt Harry eine volle Phiole in den Händen, das satte Rot zeigte ihm, dass der Trank anscheinend perfekt geworden war. Snape würde jetzt wahrscheinlich kurz schnauben und ihm dann trotzdem nur ein A geben, zu mehr würde sich das Ekelpaket nie hinreißen lassen. Harry zuckte kurz mit den Schultern, prostete sich dann selber zu und trank die Phiole in einem Rutsch aus. Der Trank schmeckte gar nicht mal so schlecht, ein bisschen nach Erdbeere aber nur geringfügig. Da war noch ein Hauch Vanille, alles in allem keine schlechte Mischung aber die erhoffte Verwandlung blieb aus.
 

Als sich auch nach weiteren zehn Minuten keine Veränderung einstellte, sackte Harry enttäuscht zusammen. Was hatte er falsch gemacht? Noch immer schwer enttäuscht griff er nach dem Pergament und ging nochmal die genauen Schritte durch. Er hatte doch alles genau so gemacht wie es da stand, naja, soweit er es entziffern konnte. Wo also lag sein Fehler? Und warum war das Pergament plötzlich so blass? Harry blinzelte etwas überrascht erst auf das Pergament und dann auf seine Hand. Es dauerte dennoch ein paar Momente bis er glaubte, was er da sah denn seine Hand hatte jegliche Farbe verloren.

Panisch griff er nach seinem Zauberstab und verstärkte den Lumos um an sich runter zusehen. Nicht nur seine Hand hatte jegliche Farbe verloren, auch seine Uniform sah er nur noch schwarz-weiß und erst als er einen zufälligen Blick in den Kessel warf, verstand er. Es lag weder an seiner Uniform, noch an seiner Hand sondern an seinen Augen, er sah nur noch schwarz-weiß. Seine Panik legte sich, scheinbar wirkte der Trank doch und das waren die ersten Auswirkungen. Etwas beruhigt setzte er sich wieder und sah sich seine Umgebung an, er hätte nie geglaubt, dass es so viele verschiedene Grautöne gab.
 

Die nächste Veränderung kam schleichend aber genauso überraschend denn er vernahm plötzlich Schritte, aber sie klangen so völlig anders wie die normalen Schritte eines Menschen. Dennoch löschte er sofort den Lumos und versteckte sich in einer Ecke, den Tarnumhang über sich geworfen. Im Stillen dankte er den Hauselfen, dass sie diesen Raum genauso gründlich sauber machten wie den Rest Hogwarts. So gab es keinen Staub, in dem er verräterische Spuren hinterlassen hätte. Er lauschte, diese seltsamen Schritte schienen näher zu kommen und entfernten sich gleichzeitig. Er war verwirrt, vor allem weil jetzt immer mehr Geräusche hinzukamen. Was war das für ein Knarzen? Für ein Heulen? Immer mehr Geräusche schlugen auf ihn ein und er konnte keines davon zuordnen. Und sie wurden immer lauter. Verzweifelt hob er die Hände, wollte seine Ohren zuhalten um so wenigstens etwas an Ruhe zu bekommen doch er stockte mitten in seine Vorhaben. Ungeachtet der Tatsache, dass er erwischt werden konnte, rief er „Lumos.“ Sofort tauchte der Zauber seine Hände in weißes Licht und offenbarte, was bis eben noch in der Dunkelheit verborgen war.
 

Seine Hände waren dünner geworden, kleiner, seine Finger verlängerten sich unter seinen geschockten Blicken während seine Daumen langsam schrumpften. Jetzt erst bemerkte er, dass sein ganzer Körper schrumpfte, immer schneller, er warf den Tarnumhang weg denn im Gegensatz zu den Verwandlungen von Sirius schien seine Kleidung sich nicht mit zu verwandeln. Immer verzweifelter versuchte er seine Kleidung irgendwie noch auszuziehen aber mit seinen veränderten Händen war das nicht mehr möglich. Seine Verzweiflung verwandelte sich langsam aber sicher in Panik denn er wurde immer kleiner. Warum hatte er niemanden hiervon erzählt? Was würde passieren wenn er sich in eine Maus verwandelt und diese grausige Katze ihn frisst? Trotz seiner Panik musste er schief grinsen, was für ein rühmliches Ende für den Junge-der-lebt.
 

Er konnte es nicht aufhalten, immer mehr schrumpfte er während sein Körper sich veränderte. Seine Beine wurde noch kleiner als seine Arme, sie schienen förmlich zu verschwinden und als er die Arme heben wollte, spannte sich eine Art Haut zwischen seinen Armen und seinem Körper. Bei Merlin, in was verwandelte er sich hier nur? Es ging immer schneller, mittlerweile war sein Kopf auf der Höhe des Kessels und er schrumpfte weiter. Er zappelte nicht mehr, es brachte sowieso nichts also wartete er jetzt ab. Sein Herz schlug immer schneller, er spürte wie sich seine Atmung beschleunigte und doch nahm seine Panik langsam ab. Er verspürte keinen Schmerz, nur ein leichtes Ziehen als sich seine Knochen und Organe immer weiter verschoben. Er konnte also nur warten bis er sich fertig verwandelt hatte.
 

Irgendwann war die Verwandlung scheinbar abgeschlossen, er befand sich im Inneren seiner Schulrobe und versuchte zu fluchen, leider kamen nur irgendwelche unidentifizierbaren Geräusche aus seinem Maul. Vor sich hin grummelnd versuchte Harry sich aus seinen eigenen Klamotten zu befreien, so weit kam es noch, dass er in der Schulrobe von Hogwarts erstickte. Er hatte nie bemerkt wie schwer der Stoff war, ok, er war auch noch nie darunter begraben gewesen und er war auch noch nie so winzig gewesen. Warum konnte er nicht größer sein? Er konnte höchstens so groß wie eine Hand sein, zumindest vermutete er dass denn er konnte ohne Probleme durch seinen eigenen Robenärmel krabbeln. Allerdings stellte sich das auch als gar nicht so leicht raus denn sein Körperbau schien völlig verschoben. Seine Finger waren extrem lang und eine Art Haut spannte sich zwischen den Fingern und seinen Beinen, er brauchte ein paar Anläufe um die richtige Koordination zu schaffen doch dann stellte er fest, dass er relativ schnell krabbeln konnte. Zumindest für ein kleines, handgroßes Etwas.
 

Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war bis er es geschafft hatte sich aus seinen Klamotten raus zu kämpfen. Schließlich sackte er erschöpft auf seinem Umhang zusammen, und nun? Er sah sich um, das Zimmer wirkte riesig und vor allem sah er jetzt wirklich alles in schwarz-weiß, beleuchtet durch den Lumos, der noch immer an seiner Zauberstabspitze leuchtete. Er versuchte sich aufzurichten, musste aber feststellen, dass es nicht möglich war. Trotz mehrere Versuche schaffte er es nicht sich auf die Beine zu stellen. Gefrustet gab er auf und drehte den Kopf so weit er konnte um wenigstens mal einen Blick auf sich werfen zu können. Entweder es lag an seiner neuen Sichtweise oder er war einfach zu müde aber er konnte das Fell, die seltsamen Gliedmaßen und vor allem diese komischen Hautlappen keinem Tier zuordnen.

Frustriert quietschte er auf und krabbelte auf seinen Zauberstab zu, er musste sich zurückverwandeln. Wenn er das Vorwort zu dem Trank richtig identifiziert hatte, konnte er sich nach der ersten Rückverwandlung willkürlich verwandeln. Dann hätte er immer noch genug Zeit um herauszufinden, was für ein Tier er war. Oder noch besser, er würde es Ron und Hermine vorführen und die könnten es ihm dann sagen. Er erreichte seinen Zauberstab und klammerte sich mit dem, was vorher mal seine Hände waren, fest. So wie es Sirius ihm erklärt hatte, konzentrierte sich Harry auf sein Inneres. Er stellte sich seinen Körper vor, seinen menschlichen Körper und wartete auf das Ziehen der Verwandlung.
 

Sie blieb aus. Harry knurrte leise und konzentrierte sich stärker doch es änderte nichts an seiner Situation, er blieb in dem Tierkörper gefangen. Panik stieg wieder in ihm hoch, er umklammerte seinen Zauberstab stärker und versuchte es erneut. Mit dem gleichen Ergebnis wie vorher, er blieb ein Tier. Nachdem er es noch fast ein Dutzend Mal probiert hatte, ließ er den Zauberstab los. Seine Muskeln schmerzten, irgendwie hatte er das Gefühl, dass er sich völlig artuntypisch bewegte und dabei wusste er noch nicht einmal, was für eine Art er war. Etwas hilflos ließ er sich auf den Boden fallen, die Schmerzen nahmen ab während er sich umsah.

Sein Blick blieb schließlich an der Tür hängen, die er vorsorglich einen Spalt offen gelassen hatte. So war es leichter herannahende Schritte zu hören und jetzt würde sich die Vorsicht auszahlen. Er musste jemanden finden, der ihm half, er musste zu Professor Dumbledore. Aber erst musste er noch etwas erledigen. Er konnte den Lumos nicht löschen aber er musste dafür sorgen, dass niemand durch den Lichtschein hierauf aufmerksam wurde und so krabbelte er zum Rand seines Umhangs. Er verbiss sich in dem Stoff und begann zu ziehen. Nicht zum ersten Mal verfluchte er es, dass er so winzig war denn es war eine Mordsanstrengung den Umhang zu bewegen.
 

Er hechelte stark als er es endlich geschafft hatte den Umhang über seinen Zauberstab zu ziehen. Sein Herz raste förmlich und er fühlte sich als wäre er gerade aus einer Sauna gekommen. Wieso schwitzte er nicht? Gut, es gab Tiere, die nicht schwitzen konnten und scheinbar hatte er eines davon erwischt. Leise quietschend blieb er liegen bis sich seine Atmung wieder soweit beruhigt hatte, wie es wahrscheinlich normal war. Erst dann machte er sich auf den Weg zur Tür. Als Mensch waren es nur wenige Schritte gewesen doch jetzt schien ihm der Weg schier endlos weit.
 

Unterwegs überlegte er wo er am besten hin krabbelte. Das Büro von Professor Dumbledore befand sich zwar nur ein Stockwerk über ihm aber irgendwie glaubte er nicht, dass er die Treppen rauf krabbeln konnte. Allerdings konnte er versuchen die Treppen runter zufallen, vorsichtig natürlich aber so würde er nach unten in die Große Halle kommen. Dort musste er einfach Hilfe finden und wenn er sich beeilte, könnte er sogar noch vor dem Frühstück dort sein. Er hatte keine Lust durch die Gänge zu krabbeln während die Schüler zum Frühstück gingen, ihn würde wahrscheinlich keiner bemerken und dann auf ihn drauf treten. Na, das wäre doch ein glorreiches Ende. Voldemort würde sich freuen wenn im nächsten Tagespropheten stand, „Bedauerlicher Unfall. Junge-der-lebt nach missglückten Verwandlungszauber von Erstklässler zertreten.“ Harry hielt kurz inne, schnaubte leise und krabbelte dann entschlossen weiter. Nein, so wollte er definitiv nicht enden.
 

Blasse Sonnenstrahlen schienen durch die hohen Fenster, Harry fluchte leise vor sich hin denn er hatte gerade so den Verbotenen Korridor hinter sich gebracht und war jetzt schon völlig erledigt. Keuchend blieb er erst mal liegen, vor ihm erstreckte sich eine Treppe, die ihm vorkam wie ein unüberwindliches Hindernis. Die Stufen schienen so hoch wie ganze Häuser und das Ende der Treppe schien meilenweit entfernt. Er seufzte leise, krabbelte dann vorsichtig an die Kante und spähte hinunter. Er litt wirklich nicht unter Höhenangst aber das hier?

Das war ihm eindeutig zu hoch, vor allem weil der Aufprall auf die Stufen wahrscheinlich sehr schmerzhaft war. Etwas resigniert sah er sich nochmal um bevor er sich umdrehte und mit den Beinen plötzlich über der Kante hing. Er zappelte noch einen Moment, rutschte dann weiter und hing schließlich nur noch an den Händen an der Kante. Zumindest das, was mal seine Hände waren denn nur noch sein Daumen schien da zu sein wo er hingehörte. Die restlichen Finger waren dünn, lang und mit dieser komischen Haut bespannt. Und der einzelne Daumen war nicht dafür geeignet um ihn an der glatten Kante zu halten, mit einem atemlosen Schrei fiel er und kam nach einer schier endlosen Zeit mit einem leisen Plumps auf.

Es tat weh, er war sehr ungünstig auf seinem rechten Bein aufgekommen und jetzt tat es extrem weh. So wie er sein Glück kannte, war der Fuß gebrochen oder mindestens verstaucht. Wenn das so weiter ging, würde er keinen ganzen Knochen mehr im Leib haben wenn er den Fuß der Treppe erreicht hatte und dann wäre er gerade mal im zweiten Stock. Nein, so funktionierte sein Plan nicht. Sein Blick fiel nochmal auf seine Finger, er bewegte die Finger vorsichtig und spannte damit die Haut an. Ein Gedanke schlich sich in sein Hirn, er breitete die Finger aus und zuckte innerlich mit den Schultern. Wenn er schon nicht fliegen könnte, würden sie wenigstens die Wucht des Aufpralls nehmen. Entschlossen krabbelte er wieder zur Kante, breitete die seltsamen Flügel aus und rutschte irgendwie über den Rand.

Sein Aufprall war härter als der Erste als er mit voller Wucht auf dem Bauch aufkam. Die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst und er quietschte schmerzerfüllt auf. Ok, so ging es also nicht. Vielleicht sollte er die Finger irgendwie bewegen. Harry schnaufte nochmal durch, er hoffte, dass er sich nichts ernsthaftes getan hatte und krabbelte erneut zur Kante. Er würde nicht aufgeben, er hatte noch nie aufgegeben und würde jetzt nicht damit anfangen. Diesmal rutschte er nicht von der Kante sondern bewegte die Finger hoch und runter, ganz wie als hätte er Flügel. Und tatsächlich, sein Körper hob fast sofort ab und schoss nach vorne. Er flog, er flog tatsächlich, er konnte es nicht glauben aber er flog wirklich. Glücksgefühle durchströmten ihn bis ihm etwas auffiel, die Wand kam mit erschreckender Geschwindigkeit näher.

Panisch flatterte er mit den Flügeln, was dazu führte, dass er unkontrolliert in der Luft torkelte und dann auf den Fußboden zuschoss. Immer panischer bewegte er die Flügel, torkelte völlig hilflos durch die Luft und dennoch schaffte er es irgendwie die Treppe runter zufliegen. Wo war eigentlich die Gebrauchsanweisung für diesen Körper? Am Fuß der Treppe war sein Glück zu ende, er quietschte panisch auf und versuchte der Wand auszuweichen. Nun, bei dem Versuch blieb es auch, mit einem hässlichen Knacken prallte er gegen die Wand und rutschte hilflos daran hinunter.

Den Aufprall auf den Boden bekam er gar nicht mehr mit, er musste bei dem unerwünschten Wandkontakt das Bewusstsein verloren haben denn als er wieder zu sich kam, war er nicht mal alleine im Korridor. Die lauten Stimmen der Schüler schmerzten in seinen Ohren und die Erschütterungen ihrer Schritte machten ihm Angst. Sie traten teilweise direkt neben ihm auf, er schrie laut auf als eine Erstklässler nicht nur neben sondern auf ihn trat, direkt auf den rechten Fuß. Das widerliche Knacken deutete daraufhin, dass weitere Knochen in seinem Körper gebrochen waren. Der Junge ging einfach weiter, er hatte ihn nicht mal bemerkt. Wimmernd versuchte er an den Rand zu krabbeln, wobei er allerdings einen Arm nach zog. Die Schmerzen waren unvorstellbar, schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen. Er kämpfte gegen eine weitere Bewusstlosigkeit, die Schüler würden ihn einfach zertrampeln. Irgendwie schaffte er es sich in den Schatten einer Statur zu schleppen, erschöpft sank er an der Wand zusammen und jetzt gab er sich der Bewusstlosigkeit hin, tiefe Dunkelheit umfing ihn.
 

Erneute Schmerzen weckten ihn und eine ungewöhnliche Wärme, die vom Boden ausging. Er wollte sich bewegen doch der Schmerz ließ ihn sofort wieder stoppen. Warum war der Boden warm? Und so weich? Erst nach wenigen Momenten stellte er seinen Irrtum fest, er lag nicht mehr auf dem Boden, jemand hatte ihn hochgehoben. Jemand hatte ihn gefunden, er war gerettet. Er versuchte die Augen zu öffnen, er wollte wissen wer sein Retter oder seine Retterin war doch er sah nicht viel. Er schien in einer Art Höhle zu sein, die sich jetzt auch noch bewegte.

Ihm wurde schlecht, kurz kam ihm der Gedanke ob er als Tier kotzen könnte als er eine Stimme hörte, „Albus, ich esse in meinen Gemächern.“

Die Antwort hörte er nicht mehr, er war vor Angst starr denn er kannte diese Stimme. Er würde sie unter Tausenden wiedererkennen. Er begann sich zu wehren, begann zu zappeln doch die Verletzungen und die Anstrengung hatten den kleinen Körper längst aufgebraucht.

„Halt still, ich will dich nichts tun. Ich heile dich und dann kannst du wieder zu deinen Freunden“, schnarrte die Stimme leise.

Harry quietschte leise, er wollte weg, weg von diesem Mann, den er fast genauso hasste wie Voldemort doch die langen Finger hielten ihn gefangen.

„Du tust dir nur unnötig weh. Also lass es.“

Klar, als ob er es lassen würde. Harry zappelte noch stärker bis sich die Hand über ihm hob. Obwohl er keine Bestätigung brauchte, sah er jetzt, dass er sich in der Stimme nicht getäuscht hatte. Schwarze Augen sahen ihn an, die dünnen Lippen waren zu einem winzigen Lächeln verzogen bevor er missbilligend die Stirn runzelte.

Kapitel 1

„Ich sagte, du tust dir nur unnötig weh. Merlin, ich habe noch nie so eine kratzbürstige Fledermaus gesehen“, sagte Severus als das Tier sofort wieder zu zappeln anfing.

Das Tier stockte mitten in der Bewegung und starrte ihn aus großen Augen an.

„Beruhigt? Gut, dann bring ich dich jetzt runter, gebe dir einen Heiltrank und dann kannst du wieder los flattern. Einverstanden?“

Er wartete nicht auf eine Antwort sondern legte die Hand wieder lose über die Fledermaus und ging weiter. Das Tier hielt jetzt völlig still, es schien in einer Art Schockstarre gefangen. Es war Zufall gewesen, dass er das kleine Tier gefunden hatte. Er war bei Albus gewesen und hatte mit ihm zusammen zum Mittag in die Große Halle gehen wollen als es ihm aufgefallen war. Eine kleine, sehr ungewöhnliche Fledermaus, die im Schatten einer Statur im zweiten Stock gelegen hatte. Erst hatte er sie für tot gehalten aber als er sie ihn der Hand gehalten hatte, hatte er den schwachen Herzschlag gespürt.

Natürlich konnte er das Tier nicht liegen lassen, einer Namensvetterin musste er schließlich helfen. Und bereits auf den ersten Blick hatte er gesehen, dass zumindest der rechte Flügel gebrochen war. Nun, es war nicht schwer die Knochen mittels Zauber wieder zu richten und ein kleiner Heiltrank und schon könnte das Tier wieder rum flattern. Wobei sich Severus fragte wo diese Fledermaus herkam denn diese Art kannte er nicht. Er würde sie nachschlagen bevor er sie wieder frei ließ.
 

Drei Stunden später war Severus am Ende seines Lateins angekommen denn der kleine Flattermann sprach auf keine seiner Behandlungsmethoden an. Kein Zauber, kein Trank, nichts half um das Tier zu heilen und vor allem war es mittlerweile aus der Starre aufgewacht und führte sich wie ein beleidigter Hippogreif auf. Selbst die Bissspuren an seinen Händen ließen sich nicht heilen. „Was bist du?“, fragte er nachdenklich.

Die Fledermaus, die er in einen hohen Kessel verfrachtet hatte, fauchte ihn bösartig an.

„Ich mag dich auch nicht“, gab Severus ungerührt zurück während er nach dem Bestimmungsbuch griff. Doch er wusste, dass es nichts änderte, diese Fledermaus gab es offiziell nicht. Während er das Buch erneut durchblätterte, hörte er leises Kratzen und noch leisere Geräusche, die man am ehesten mit Winseln übersetzen konnte. „Gib Ruhe.“

Doch das Kratzen hörte nicht auf.
 

„Ich habe Hunger“, quietschte Harry doch nur ein hohes Pfeifen kam aus seinem Maul und dieser verdammte Kerl reagierte nicht. Er kratzte weiter an der glatten Kesselwand bis Snape doch mal wieder hinein sah. „Ich habe Hunger!“, schrie Harry jetzt, das Pfeifen war jetzt höher und dringlicher. Und diesmal schien es sogar Snape zu begreifen denn er hob nur eine Augenbraue und wandte sich vom Kessel ab.

„Hauself!“

Harry hörte das typische Plopp und wie Severus etwas bestellte, bei einigen der Dinge drehte sich Harrys Magen nur vom hören um. Fliegen? Käfer? Larven? Blut? Das sollte er essen? Da hörten sich die verschiedenen Früchte schon besser an. Wollte der ihn umbringen? Und wieso funktionierten diesen beschissenen Zaubertränke und -sprüche nicht? Nun, wahrscheinlich weil er keine Fledermaus war – wieso hatte er sich überhaupt in so was verwandeln müssen? - sondern ein Mensch. Nur wie sollte er das Snape klar machen? Wieso behauptete der Kerl eigentlich, dass es ihn gar nicht geben dürfte? Er war eindeutig da. Oder lag es vielleicht an den weißen Flecken, die er überall im Fell hatte? Hatten die nicht alle Fledermäuse? Er wurde aus seinen Gedanken gerissen als es erneut ploppte. Sofort hob er den Kopf und schon sah er eine Hand, die sich in den Kessel senkte. Noch bevor er reagieren konnte, hatte Snape ihn im Genick gepackt. Toll, jetzt war er wieder so hilflos wie ein Welpe.

Langsam nahm Severus das Tier aus dem Kessel, er hatte schnell und schmerzhaft feststellen müssen, dass er das Tier nicht normal anfassen konnte. Also blieb nur der Griff ins Genick um es ruhig zu stellen. Mit der zweiten Hand griff er nach seinem Zauberstab und verwandelte den Kessel in eine Art flache Schale mit hohem Rand. Dort setzte er das Tier rein, welches sofort nach ihm schnappte als er seinen Nacken los ließ. Mit einem Fluchen zog Severus den blutenden Finger weg.

„Ich überlege ob ich dich als Trankzutat benutze“, knurrte Severus.

Die Fledermaus fauchte ihn an.

„Aha. Gut, darüber reden wir später. erst mal müssen wir dich füttern. Würdest du mich in dein Maul sehen lassen, könnte ich die Auswahl eingrenzen aber gut, es ist dein Bauch“, sagte Severus. Er nahm ein Stück Banane und ließ es vor die Fledermaus fallen.

Das hatte der Kerl davon, ihn einfach so grob im Genick zu packen. Was, Trankzutat, komm nur her. Harry fauchte den Tränkelehrer erbost an als dieser etwas vor ihn fallen ließ. Das nächste Fauchen blieb ihm im Hals stecken als er sich auf die Banane stürzte. Schon beim ersten Bissen spürte Harry, dass es nicht das passende Essen war doch da er nicht wollte, dass ihm Snape wirklich noch irgendwelche Insekten vorsetzte, fraß er es.

„Also ein Fruchtfresser?“, fragte Severus etwas ungläubig.

Was er anhand der Zähne gesehen hatte, das Tier hatte ihn ja oft genug angefaucht, hätte er eher auf einen Insektenfresser getippt. Doch so gierig wie das Tier die Banane fraß, konnte es nur ein Fruchtfresser sein. Er revidierte seine Meinung nur Momente später als das Tier die Banane fast sofort wieder auskotzte und sich dann beleidigt in eine Ecke zurückzog. Und ihn natürlich anfauchte.

„Wer von uns hat die Banane denn gefressen?“, fragte er während er den Zauberstab schwang und das Dilemma beseitigte. „Aber wir wissen jetzt, dass du kein Fruchtfresser bist. Nektar und Pollen schließe ich auch gleich aus und Blüten werden eigentlich nur von Flughunden gefressen. Für einen Fischfresser sind deine Füße zu klein, damit würdest du keinen einzigen Fisch fangen also fällt das auch raus. Ich finde dich zu klein um andere Wirbeltiere zu fressen also bleiben die Insekten. Ein Blutfresser bist du definitiv nicht, sonst würdest du mir längst am Finger hängen“, führte Severus aus, „und jetzt stellt sich noch die Frage, was für Insekten du frisst.“

Gar keine, dachte sich Harry während er versuchte sich noch enger in die Ecke zu quetschen. Der wollte ihn doch umbringen, Insekten, hallo? Sah er aus wie eine Eidechse oder wie ein Frosch? Wahrscheinlich war die Banane nur schlecht gewesen oder er hatte sie vorher vergiftet. Jetzt setzte der ihm wirklich eine Fliege vor die Nase, das konnte doch nicht wahr sein. Das Tier musste unter einem Zauber stehen denn es bewegte sich nicht.

„Keinen Hunger?“, fragte Snape.

Harry fauchte erst ihn an, dann die Fliege und dann nochmal ihn.

„Ok, keine Fliege. Was dann? Libelle?“

Die Fliege wurde durch das entsprechende Tier ersetzt, erntete damit aber nur ein weiteres Fauchen.

„Merlin, bist du wählerisch. Käfer?“

Den großen, grün schillernden Käfer fauchte Harry noch lauter als die Libelle an.
 

Eine weitere halbe Stunde später runzelte Severus immer stärker die Stirn, diese komische, gefleckte Fledermaus wollte absolut nichts fressen. Egal, was er ihr vor setzte, er und das Essen wurden immer nur angefaucht. Er ließ das Letzte, einen Hundertfüßer, verschwinden und sagte, „also entweder du hast keinen Hunger, du weißt nicht was du fressen willst oder du willst mich einfach ärgern. Ich sollte dich doch zu einem Trank verarbeiten.“

Die Fledermaus fauchte ihn erneut an.

„Ich könnte schwören du verstehst mich aber gut. Ich werde dich erst mal behalten, du gehörst einer, mir unbekannten Art an und vor allem bist du verletzt. Da bis jetzt keine Tränke oder Sprüche was bringen, muss es auf die Muggelmethode heilen“, erklärte Severus.

Wobei sich Harry fragte warum er ihm das erklärte. Redete der gerne mit Tieren, die ihn eigentlich nicht verstanden? Gut, bei Snape würde ihn gar nichts mehr wundern, der Kerl war seltsam genug dafür. Was hatte der jetzt schon wieder vor? Harry hörte ihn nur außerhalb seines Blickfeldes hantieren, gut, nicht dass es ihm viel gebracht hätte wenn er es gesehen hätte. Seine Augen waren dermaßen schlecht, da sah er als Mensch ja ohne Brille mehr und vor allem war alles in schwarz-weiß. Noch bevor sich Harry weiter aufregen konnte, wurde er schon wieder am Genick gepackt. Nicht schon wieder, konnte der Kerl ihn nicht normal hochheben? Erst beim zweiten Gedanken fiel ihm ein, dass er ihn dabei ständig gebissen hatte.

Severus hielt das Tier mit der linken Hand fest während er mit der rechten Hand den Zauberstab schwang, er brauchte ein genaues Knochenbild um zu sehen was genau kaputt war. Neben ihm auf einem Pergament zeichnete sich langsam ein Fledermausskelett ab und das was er sah, gefiel ihm gar nicht.

Auf der rechten Seite gab es kaum einen Knochen, der nicht gebrochen war. Angefangen beim Schulterblatt übers Schlüsselbein, die vier obersten Rippen, der Oberarm, Elle, Speiche und drei Finger. Das rechte Hinterbein sah aus als wäre jemand drauf getreten, was bei dem Fundort auch sehr wahrscheinlich war. Diese Trampel von Schülern hatten das kleine Wesen wahrscheinlich nicht mal bemerkt oder es hatte sie nicht interessiert. Das Becken war noch ganz obwohl sich hauchfeine Risse zeigten. „Du bist ganz schön lädiert“, murmelte Severus leise während sein Blick immer wieder über die Zeichnung glitt, „da muss einiges eingegipst werden. Hoffentlich überlebst du die Heilphase. Es wäre schade um so eine Hübsche.“

Harry versuchte ihn anzufauchen aber er konnte das Maul nicht aufreißen, die Finger, die ihn im Genick hielten, machten ihn absolut bewegungsunfähig. Und so kam nur ein erbostes Pfeifen von ihm.

Severus sah ihn kurz an und meinte dann, „Verzeihung, junger Mann, dann halt so ein Hübscher. Aber es wäre trotzdem schade.“ Er schwang den Zauberstab erneut und aus einem Nebenraum flogen verschiedene Dinge heran. Harry versuchte zu erkennen, was da kam aber er konnte sich ja nicht bewegen. „Wenn du still halten würdest, könnte ich dich ja loslassen um alles vorzubereiten aber du lässt mir leider keine andere Wahl. Schlaf gut, kleiner Mann“, sagte Severus mit einem Lächeln, welches Harry ihm nie zugetraut hätte doch dann erreichten ihn die Worte. Doch noch bevor er es wirklich realisiert hatte, sah er sich schon der Zauberstabspitze gegenüber und kurz darauf wurde es dunkel.

Er hätte diesen Schritt gerne vermieden aber dieses bissige, kleine Monster ließ ihm keine andere Wahl. Er legte den Zauberstab weg und sah sich das Tierchen erst mal genauer an. Ein Männchen, etwas dünn, mit glänzendem, gut gepflegten Fell und bis auf die unzähligen Knochenbrüche war es gesund. Ein Blick ins Maul zeigte ihm, dass es sich eindeutig um einen Insektenfresser handelte, er hatte also einfach keinen Hunger gehabt. Wahrscheinlich waren die Schmerzen zu groß gewesen. Vorsichtig tastete Severus die Bruchstellen ab, nach dem Bild waren es teilweise sehr unschöne Brüche. Er musste sie erst wieder richten bevor er sie eingipsen konnte.

Ein Muggel müsste das Tier jetzt aufschneiden aber er war kein Muggel, mithilfe des Zauberstabes konnte er die Knochen im Inneren ohne Probleme wieder an ihren Platz rücken. Dann erst griff er nach den dünnen Leinenstreifen, die er kurz in die flüssige Gipsmischung tauchte und dann langsam und sorgfältig begann die gebrochenen Gliedmaßen einzugipsen. Er würde den Flügel am Körper fixieren, bei dem kleinen Wildfang würde alles andere nichts nützen.
 

Er wachte langsam wieder auf und blinzelte in das flackernde Licht. Wieso hatte er seine Vorhänge nicht zugezogen? Und wieso war sein Bett so hart?

„Na, wach du kleines Monster“, schnarrte eine Stimme und schlagartig war Harry wach.

Mit seinem Bewusstsein kehrten auch die Erinnerungen zurück, er war eine Fledermaus und war von Snape gefangen genommen worden. Wütend wollte er sich aufrichten um den Tränkemeister anzufauchen doch er konnte seinen rechten Arm nicht ein winziges Stück bewegen. Ungläubig wandte er den Kopf, sein Arm, oder momentan Flügel, war in einem festen Gips gefangen und an seinen Körper gepresst. Was hatte der Kerl mit ihm gemacht? Er verrenkte sich fast den Hals als er versuchte an seinem restlichen Körper runter zuschauen und das Ergebnis war nicht sehr aufbauend. Sein rechtes Bein war ebenfalls komplett eingegipst, nun, eigentlich war seine komplette rechte Seite eingegipst.

„Genug betrachtet? Du musst was essen.“

Fauchend drehte Harry den Kopf zu Snape um, der nur leicht lächelte und ihm schon wieder eine Fliege vorsetzte. Hatte er nicht schon einmal klar gemacht, dass er keine Insekten fraß? Er fauchte die Fliege an.

„Vergiss es, du bist eindeutig ein Insektenfresser also friss sie. Oder doch lieber Käfer?“ Ein bunter Käfer wurde vor seine Nase gesetzt, genau wie die Fliege schien er betäubt denn das Insekt bewegte sich nicht. Harry fauchte sowohl die Insekten wie auch Snape nochmal an bevor er sich mühsam umdrehte.

Das war eindeutig keine normale Fledermaus, dessen war sich Severus sicher. Völlig beleidigt hatte der Kleine sich gerade umgedreht ohne die Insekten weiter zu beachten. Er schüttelte grinsend den Kopf, legte noch einen Überwachungszauber über die Schale und erhob sich. Sofort wandte das Tier ihm den Kopf zu, fauchend natürlich. „Ich weiß ja nicht, wie es mit dir steht aber ich habe Hunger und werde jetzt zum Abendessen gehen. Deins steht vor dir, guten Appetit“, sagte er schmunzelnd, nur um erneut angefaucht zu werden. „Ich werde dich Fauchi nennen, oder Biestie, das passt zu dir.“ Ein Mensch würde ihm jetzt ins Gesicht springen, die Stimme der kleinen Fledermaus überschlug sich förmlich um ihm mitzuteilen, was er von diesen Namen hielt. „Vielleicht doch nicht so gut. Ich überlege mir was.“ Damit wandte sich Severus von der Schale ab und verließ seine Zimmer, nicht ohne vorher einen Schutzzauber drüber zu legen.
 

Etwas stimmte nicht, das war der erste Gedanke von Severus als er die große Halle betrat und den Blick schweifen ließ. Das Getuschel und Gemurmel, was bei so vielen Schülern ja völlig normal war, war viel zu leise, vor allem fürs Abendessen. Er setzte sich während er den Blick jetzt etwas genauer durch die Halle schweifen ließ, es bedarf nur weniger Sekunden um zu merken aus welcher Richtung das Problem kam denn alle Schüler sahen immer wieder zum Gryffindortisch. Sogar seine Schlangen, die sich normalerweise nicht um die Löwen kümmerten, warfen immer wieder verstohlene Blicke durch die Halle. Was bei Merlin war hier los? Er sah zur Seite, Albus war noch nicht da, genauso wenig wie Minerva.

Er sah nochmal in die Halle doch diesmal hatte er ein Ziel, der Gryffindortisch, genauer gesagt sein ewiges Furunkel Sankt Potter. Doch Weasley und Granger saßen alleine da, die dritte Seite des Trios fehlte. Gut, er hatte auch schon beim Frühstück gefehlt und im Unterricht sowieso, Albus war ja der Meinung, dass der arme Junge sich ausruhen musste. Und das nur wegen dem, nicht sehr betrauerten Ableben von Black. Severus schnaubte verhalten auf als sich die Tür öffnete und Albus mit Minerva eintrat. Nun, jetzt würde er ja erfahren was der arme, arme Junge jetzt schon wieder hatte.
 

Während Minerva sich auf ihren Platz setzte, blieb Albus vor dem Lehrertisch stehen und rief, „Liebe Schüler, ich möchte um Ruhe bitten.“

Doch das Gemurmel wurde nur lauter bis Albus den Zauberstab an seine Kehle hielt und einen leisen Sonorus murmelte.

„RUHE!“, hallte es jetzt durch Halle und jetzt verstummten die Schüler. „Liebe Schüler, ich weiß, dass sich im Laufe des Tages ein paar Gerüchte verbreitet haben. Gerüchte, die gerade die jüngeren Schüler ängstigen und ich möchte euch die Angst nehmen“, begann Albus, „es geht das Gerücht um, dass Mr. Potter verschwunden ist weil er weder zum Unterricht noch zu den Mahlzeiten erschienen ist. Nun, ich möchte ihnen sagen, dass es Mr. Potter gut geht. Er ist durch den Kampf mit dem Dunklen Lord sehr mitgenommen und benötigt daher sehr viel Ruhe. Deswegen habe ich mich entschlossen, dass er schon früher in die Sommerferien geht und habe Mr. Potter daher nach Hause geschickt. Aber ihm geht es gut, es besteht kein Grund zur Sorge.“
 

Die Schüler sahen ihn mit geteilter Meinung an, Verständnis, Sorge, Häme und Neid schlug ihm entgegen. Doch Severus achtete nicht auf sie, sein Blick lag auf Granger und Weasley und deren Reaktion zeigte ihm, dass an dieser Aussage irgendetwas nicht stimmte. Auch ein kurzer Blick zu Minerva sagte ihm, dass Albus hier gerade das Blaue vom Himmel runter log. Gut, er wollte die Schüler beruhigen aber warum erfuhr er nicht was hier los war? Albus ließ sich gerade auf seinem Platz nieder und die Tische füllten sich zum Abendessen.

„Severus, kann ich dich nach dem Abendessen kurz sprechen?“, wandte sich Albus plötzlich um.

„Natürlich.“

Der Schulleiter nickte nur und wandte sich wieder ab, er aß die ganze Zeit über nichts sondern sah nur nachdenklich in die Halle. Auch Minerva griff sehr sparsam zu, hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Nun, das war für Severus allerdings kein Grund um sein Abendessen nicht zu genießen. Es konnte nur etwas mit Potter zu tun haben und von diesem Jungen ließ er sich garantiert nicht das Essen verderben.
 

Eine knappe Stunde später saß Severus zusammen mit Minerva im Büro des Schulleiters, Albus saß hinter seinem Schreibtisch und trug dieselbe kummervolle Miene wie schon zum Abendessen zur Schau.

„Also, was hat der Bengel diesmal angestellt?“, schnarrte Severus, nachdem auch nach fünf Minuten noch niemand was gesagt hatte, „ich glaube keine Sekunde, dass du Potter heim geschickt hast.“

„Nein, das habe ich auch nicht. Severus, Mr. Potter ist verschwunden“, seufzte Albus.

„Und das sagt uns was?“, fragte Severus nicht sehr interessiert.

Minerva hüstelte leicht doch Albus holte etwas aus einer Schreibtischschublade und legte es auf den Tisch. Es war eine zusammengefaltete Gryffindoruniform, ein Zauberstab und ein Kessel mit einem verschmierten Pergament darin.

Eine schwarze Augenbraue ruckte nach oben bevor der Tränkemeister schnarrte, „gehe ich Recht in der Annahme, dass das Potters Sachen sind?“

„Ja. Wir haben das alles einem Klassenzimmer im dritten Stock gefunden. Der Kessel war umgestoßen und der Inhalt hat das Pergament völlig unleserlich gemacht. Wir wissen nicht mal was das für ein Trank war“, erklärte Albus.

„Und da seit ihr nicht auf die Idee gekommen mich zu rufen? Ich werde ihn untersuchen. Habt ihr das ganze Schloss abgesucht?“

„Ja, die Geister haben uns geholfen, er ist nirgends. Er hat Mr. Weasley und Mrs. Granger eine Nachricht hinterlassen, dass er spazieren geht. Das war gestern nach dem Abendessen, seitdem ist er verschwunden“, sagte Albus, „er würde nicht ohne seinen Stab gehen.“

„Willst du damit sagen, dass er entführt wurde? Hier in Hogwarts? Albus, niemand hat das Schloss betreten, das hätten wir gemerkt und außerdem hätte ER mich schon längst gerufen. Glaubst du wirklich ER würde sich die Genugtuung nehmen lassen, Potter vor aller Augen umzubringen“, schnarrte Severus, „er wird sich irgendwo versteckt haben um seine Ruhe zu haben.“

„Ich wusste, dass er es nicht ernst nimmt, Albus.“

„Minerva hat Recht, wir müssen es ernst nehmen. Untersuche bitte den Trank“, sagte Albus.

„Wenn du willst. Dann entschuldigt mich bitte.“ Damit erhob sich Severus, er ließ den Kessel mittels Zauber vor sich her schweben und verließ das Büro ohne auf irgendeine Erwiderung zu warten.
 

Harry merkte von der Sorge der Lehrer und seiner Freunde nichts, er starrte immer noch die betäubten Insekten an und fragte sich ob Snape den Verstand verloren hatte. Er würde keine Insekten essen, nein, nie, bäh. Die Frage war, was er jetzt machen sollte? Snape hatte ihn zur Hälfte eingegipst, er saß in dieser komischen Schale fest – mit zwei betäubten Insekten – und niemand wusste, dass er eine Fledermaus war. Tolle Voraussetzungen aber hey, er musste so nicht zu den Dursleys. Er hörte eine Tür, die mit Schwung geöffnet und wieder geschlossen wurde und dann die ölige Stimme seines verhassten Lehrers, „Hat der Bengel endlich mal was richtig gemacht.“Redete der von ihm? Snape kam auf den Tisch zu, ein Klong zeigte ihm, dass er irgendetwas neben seine Schale stellte und dann hinein sah.

„Immer noch keinen Hunger, kleiner Mann?“

Er fauchte ihn an doch so langsam kam es ihm lächerlich vor und vor allem ließen auch langsam seine Kräfte nach.

„Kleiner, das bringt dir nichts. Du musst etwas essen sonst wirst du nie gesund. Ich habe noch zu tun und guck nachher nochmal nach dir“, sagte Snape bevor er sich ab wandte.

Harry sah ihm so lange nach bis er außer Sichtweite war und sah dann wieder zu den Insekten. Kurz, wirklich nur ganz kurz überlegte er ob es es nicht probieren sollte aber dann schüttelte er sich angewidert und schloss wieder die Augen. Ihm war kalt und er hatte leider keine Möglichkeit sich dem Tränkemeister mitzuteilen.
 

Zum zweiten Mal an diesem Tag war Severus ratlos denn die Reste dieses Trankes ließen sich absolut nicht einordnen. Es passte zu keinem einzigen, ihm bekannten Trank und er kannte eine Menge Tränke. Das Pergament war nutzlos für ihn, die Schrift war völlig verwischt und es war nicht mal mehr möglich einzelne Buchstaben zu identifizieren. Hatte Potter einen unbekannten Trank gebraut? Gerade diese Niete in Zaubertränke? Ihm kam ein Gedanke und nur wenige Momente später war er auf dem Weg zu seinem Vorratsraum. Wenn Potter wirklich einen Trank gebraut hatte, dann musste er die Zutaten irgendwo her haben. Da bereits mehrmals seine Zutaten verschwunden waren, war es logisch, dass Potter sie auch diesmal von ihm geklaut hatte.
 

Es war kurz vor Mitternacht als er Albus erneut aufsuchte. Da ihm sofort geöffnet wurde, ging er davon aus, dass er den Schulleiter nicht geweckt hatte. „Severus, schön, dich zu sehen. Tee?“, fragte Albus müde.

„Nein. Ich will ins Bett, ich will dir nur die Ergebnisse bringen.“

„Setz dich, setz dich. Was hast du herausgefunden?“

Severus ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen und legte ein Pergament auf den Tisch. Erst nachdem Albus einen Blick darauf geworfen hatte, erklärte er, „diese Zutaten sind aus meinem Vorratsschrank verschwunden.“

„Welchen Trank kann man damit brauen?“, fragte Albus. Er kannte auch viele Tränke und ihre Zubereitung aber Severus war in diesem Fall einfach der Experte.

„Nur mit diesen Zutaten, keinen!“

„Bist du sicher? Die Zutaten sind nicht so ungewöhnlich.“

„Stimmt, sind sie nicht aber die Kombination. Es gibt genau drei Tränke, die sowohl einen mittelgroßen Mondstein, gemahlenes Einhornhorn und gemahlene Dracheneischalen benötigen und die Überreste in dem Kessel passen zu keinem dieser Tränke. Entweder der Brauer hat noch andere Zutaten benutzt, die er nicht mir geklaut hat oder er hat einen, mir völlig unbekannten Trank gebraut“, erklärte Severus.

„Konntest du die Art des Trankes bestimmen?“, fragte Albus etwas fassungslos.

„Nein. Nicht mal im Ansatz. Diese Zutatenzusammenstellung ist für einen Trank eigentlich unmöglich.“

„Wieso?“

„Weil Alraune und Schlafbohnensaft zusammen normalerweise für eine sehr explosive Mischung sorgt. Albus, ich kenne keinen einzigen Trank, der diese Zutaten hat. Ich werde es nachschlagen aber nicht mehr heute.“

„Was passiert in Zwischenzeit mit Mr. Potter?“

„Nun, egal wo er ist, ich hoffe, dass er ein einziges Mal in seinem Leben sein Gehirn benutzt und genau dort bleibt“, schnarrte Severus, was ihm einen mahnenden Blick seines Vorgesetzten einbrachte. Doch er schüttelte nur den Kopf und sagte, „du weißt, dass ich von diesem ganzen Prophezeiungsquatsch nichts halte.“

„Du selbst hast sie gehört.“

„Falsch Albus, ich habe gehört wie Trelawney dir von einer ihrer Vorhersagen erzählt hat. Nur du und sie kennen den kompletten Wortlaut. Und nein, ich bin immer noch der Meinung, dass kein minderjähriger Zauberer alleine gegen einen der mächtigsten Schwarzmagier seit Grindelwald antreten sollte“, schnarrte Severus, „auch wenn ich mit dieser Meinung sehr alleine da stehe.“

„Severus, es muss sein. Du hast die Prophezeiung nicht komplett gehört.“

„Dann sag sie mir.“

„Wird es etwas an deiner Einstellung ändern?“, fragte Albus.

„Nein, wird es nicht. Egal wie mächtig Potter ist – was ich gelinde gesagt eh bezweifle – er kommt nicht gegen IHN an. Albus, wir haben IHN schon kämpfen sehen, wir wissen welche Macht ER hat. Kein Schüler, egal wie gut du ihn auch ausbildest, kann dagegen ankommen.“

„Severus, uns bleibt keine andere Wahl.“

„Man hat immer eine andere Wahl“, entgegnete Severus bevor er mit den Schultern zuckte, „aber opfere ihn nur, mir ist es egal. Ich werde diesen Trank morgen nochmal nachschlagen. Und an deiner Stelle würde ich die Schüler morgen alle nach Hause schicken, das sorgt für weniger Aufsehen und für weniger Streit zwischen den Schülern. Schließlich kann nicht immer nur dein Goldjunge bevorzugt werden.“

Albus sah ihn einen Moment an, nickte aber dann und sagte, „es gibt keine andere Wahl.“

„Es gibt immer eine andere Wahl, man muss sie nur wollen, suchen und finden. Albus, entschuldige mich jetzt bitte, es ist spät und ich bin müde“, schnarrte Severus, der sich schon erhob.

„Gute Nacht, Severus. Melde dich bitte sobald du etwas herausgefunden hast.“

„Mach ich, gute Nacht.“

Albus sah seinem Tränkelehrer nach, er wusste um dessen Meinung um die Prophezeiung und auch wenn jeder dachte, dass er den Jungen abgrundtief Hasste, hatte er ihm doch mehr als ein Mal das Leben gerettet. Aber sie hatten keine andere Wahl, Harry musste die Prophezeiung erfüllen.
 

Ihm war so kalt, Snape war vor unzähligen Stunden einfach abgehauen und hatte ihn in diesem eiskalten Kellergewölbe allein gelassen. Er hatte den linken Flügel um sich geschlungen um wenigstens etwas mehr Wärme zu haben aber es nutzte nichts. Sein Blick ging kurz zu den Insekten, nein, er wollte sie immer noch nicht essen aber das war eh egal, er würde erfrieren bevor er verhungerte. Und er war so unglaublich müde, er wollte am liebsten die Augen zu machen und einfach einschlafen. Allerdings hatte er mal irgendwo gelesen, dass man schneller erfror wenn man einschlief und so kämpfte er mit allen Mitteln gegen den Schlaf an. Er glaubte etwas zu hören aber er musste sich irren, die Kälte und die Müdigkeit spielten seinem Geist schon Streiche.
 

Mehr resigniert als wütend kehrte Severus in seine Gemächer zurück, es brachte einfach nichts mit Albus über diese Sache zu reden. Er hielt unumstößlich an dieser Prophezeiung fest und war nicht mal bereit nach einem anderen Weg zu suchen. Nun, er würde es gewiss nicht tun. Wenn der Bengel sich opfern wollte, bitte, das war nicht sein Problem. Jetzt musste er erst mal nach seinem Gast sehen und dann wollte er nur noch ins Bett. Mit einer Handbewegung ließ er die Kerzen zum Leben erwachen bevor er zu dem Tisch ging und in die Schale sah.

„Scheiße“, entfuhr es Severus sofort als er die zitternde Fledermaus sah. Er hatte doch wirklich vergessen einen Wärmezauber auf die Schale zu legen. Sofort nahm er das Tier hoch, es stockte kurz in seinem Zittern und kuschelte sich dann in seine Handfläche. „Es tut mir leid, mein Kleiner, das habe ich völlig vergessen. Dieser Bengel macht auch nur Ärger, selbst wenn er gar nicht da ist. Du bist ja völlig unterkühlt“, murmelte Severus während er mit der Fledermaus in sein Schlafzimmer ging. Er würde das Tier heute nicht mehr alleine lassen.

Es war ihm egal, dass das die Hände von Snape waren, sie waren warm und weich. Er kuschelte sich enger an die schlanken Finger, er hörte zwar, dass Snape etwas sagte aber er verstand die Worte nicht und sie waren ihm auch egal. Die Kälte in seinem Körper nahm langsam ab und die Müdigkeit schlug mit unerbittlicher Härte zu. Doch bevor er einschlafen konnte, wurde er schon wieder abgelegt. Enttäuscht riss er die Augen auf, wollte der Kerl ihn etwa schon wieder alleine in der Kälte lassen.

„Keine Angst, ich bereite nur etwas für dich vor“, sagte Snape, der schon den Zauberstab gezogen hatte und damit auf etwas außerhalb seines Sichtfeldes zeigte. Kurz darauf wurde er wieder hochgehoben und auf ein weiches, warmes Kissen gelegt. Oder besser gesagt, eine Art Nest. Etwas überrascht quietschte er, was Snape mit einem Lächeln kommentierte. „Da bleibst du erst mal ne Weile. Das Kissen ist mit einem Wärmezauber belegt, damit du nicht wieder so frierst. Und es ist ein Überwachungszauber drauf, ich will schließlich nicht, dass du raus fällst. So, und jetzt schläfst du und morgen wird etwas gegessen“, sagte Snape.

Harry fauchte ihn eher halbherzig an bevor er sich in das Kissen kuschelte und die Augen schloss. Ok, er war eine Fledermaus, er war verletzt, er war in den Fängen der hogwartseigenen Fledermaus und er hatte schrecklichen Hunger aber hey, es war warm und er war einfach nur noch müde. Mit dem festen Vorsatz, dass es morgen anders werden würde, schloss er die Augen und schlief ein.
 

Das Tier war endlich eingeschlafen, klar, es war völlig erschöpft und da es nichts gefressen hatte, musste es auch extrem hungrig sein. Er lächelte leicht als der kleine Mann endlich schlief und begab sich ins Bad. Es war fast halb zwei in der Nacht und in nicht mal sieben Stunden musste er sich mit den Drittklässlern von Hufflepuff rum schlagen. außer natürlich Albus schickte die Schüler wirklich nach dem Frühstück nach Hause. Dann würde er sich nach dem Frühstück nochmal ein paar Stunden hinlegen und sich danach mit dem Trank beschäftigen. Mit diesem Gedanken stieg er unter die Dusche und wusch sich den Schweiß und die negativen Gedanken über Potter vom Körper und aus dem Kopf. Kurz darauf war er schon auf dem Weg ins Bett, ein letzter, prüfender Blick auf seinen Gast, der in aller Ruhe schlief und schon lag der Tränkemeister unter den Decken. Nur wenige Momente später war er auch eingeschlafen.
 

Quälender Hunger und neu erwachter Schmerz weckte Harry am nächsten Morgen. Für einen Moment hatte er gehofft, dass das alles ein ganz schlechter Albtraum gewesen war doch der pochende Schmerz in seinem rechten Arm und Bein überzeugte ihn schnell vom Gegenteil. Es war noch dunkel im Raum, zumindest soweit er sehen konnte und es war auch noch sehr still, also schlief Snape noch. Und wer gab ihm jetzt was zu essen? Er konnte sich kaum bewegen und so begann er quengelnd zu quietschen.

„Ist ja gut, ich bin wach“, murrte Severus als das seltsame Fiepen und Quietschen sich so langsam in sein Hirn bohrte. Er erhob sich langsam und sah zu der Fledermaus, die ihn fordernd an quietschte. „Du hast vergessen mich anzufauchen“, sagte er während er den Zauberstab zog und wieder ein paar Insekten in das Nest zauberte.

Sofort verstummte das Gequengel und das allbekannte Fauchen erklang.

„Entweder du isst das oder du lässt es. Du bist ein Insektenfresser also stell dich nicht so an. Einfach Maul auf, rein damit und runter schlucken“, kommentierte Severus das Ganze bevor er einen Tempus sprach und sich danach stöhnend an den Kopf griff. „Du Mistkröte, es ist gerade mal halb sechs. Jetzt friss endlich, ich will weiter schlafen.“ Doch die Fledermaus dachte ja gar nicht daran, sie fauchte ihn nur kurz an und begann dann wieder zu quietschen. Severus sah sich das Ganze einen Moment an, stand aber dann auf und verschwand aus dem Zimmer.
 

Er kehrte schnell zurück, in der Hand eines der scharfen Messer, das er normalerweise zur Zutatenzubereitung verwand und eine lange Pinzette. Die Fledermaus sah ihn an als er das Nest beiseiteschob und den Käfer raus nahm. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du keine Ahnung hast was du mit diesen extrem spitzen Eckzähnen anfangen sollst. Die sind dazu da, dass du den Panzer der Insekten kaputt beißt und dann das Fleisch frisst“, erklärte Severus während er den Käfer tötete und aus seinem Panzer schälte. Dann nahm er das Fleisch mit der Pinzette und hielt sie dem Tier direkt vors Maul. „Und jetzt friss oder ich helfe mit einem Imperius nach“, knurrte Severus. Er musste sich allerdings das Lachen verkneifen als die Augen der Fledermaus sich geschockt weiteten, als würde er ihn verstehen, als wäre er …. kein Tier. „Potter?“
 

Harry konnte ein Zusammenzucken geradeso verhindern als Snape seinen Namen aussprach, fragend und misstrauisch. Er beschloss dass er das kleinere Übel wählen sollte und fraß kurzerhand das Stück Käferfleisch vor seiner Nase. Hm, wenn man nicht wusste, was es war, konnte man es durchaus essen. Und vor allem verursachte es ihm nicht solche schrecklichen Bauchschmerzen wie die Banane. Während er kaute, schielte er aus den Augenwinkeln zu Snape, der ihn immer noch misstrauisch. ansah. Wenn er ihn zurückverwandelte, war er so was von tot. Snape würde ihm den Hals umdrehen, ohne irgendwelche Kompromisse, ja, er würde ihn umbringen.

„Potter?“, fragte Snape nochmal doch Harry dachte ja gar nicht daran sich zu verraten, er begann kurzerhand wieder zu quengeln. So schlecht war der Käfer gar nicht gewesen aber er würde ihn nicht selbst knacken. Komm schon, vergiss diesen Gedanken, gib mir noch was zu essen. Aber Snape war ja nicht dämlich, auch wenn das Harry in diesem Moment gehofft hatte. Sein Gesichtsausdruck wurde immer misstrauischer und schließlich hob er den Zauberstab. „Versipellis naturalis“, zischte Snape und schon hüllten dunkle Funken Harry ein.

Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass die Fledermaus wirklich Potter war aber ein Versuch konnte nicht schaden. Er kannte den Rückverwandlungszauber seit seiner Jugend, seit Black ihn ein Mal angesprungen war und zu Boden gerissen hatte. Ja, er hatte damals Angst gehabt, schließlich hatte ihn gerade ein hüfthoher, schwarzer Hund angegriffen. Black hatte sich damals verwandelt und ihn ausgelacht. Er hatte vier Tage gebraucht bis er den Rückverwandlungszauber gefunden hatte und beim nächsten Angriff hatte er Black kurzerhand mitten in der Luft zurück verwandelt. Das Ergebnis war ein, auf dem Boden liegender Gryffindor, der von dem Rest ausgelacht wurde.

Sein Blick ging wieder zu der Fledermaus, die sich ängstlich in eine Ecke gequetschte hatte und ihn leise an wimmerte. Der Zauber hatte nichts gebracht, außer das arme Tier völlig zu verängstigen. Wie hätte sich Potter auch verwandeln können? Für den Animaguszauber fehlte ihm der Grips und einen Verwandlungstrank gab es nicht. Kopfschüttelnd legte Severus den Zauberstab weg, griff nach dem nächsten Käfer und brach ihn wieder auf. „Komm Kleiner, du musst was essen, ich erschrecke dich auch nicht nochmal so“, sagte er leise während er das Fleisch vor die Fledermaus hielt.

Das Tier zitterte noch immer und reagierte nicht auf ihn. Erst als er es mehrmals mit dem Fleischstück an stupste, reagierte es. Allerdings nur sehr langsam, er musste ihm mit dem Zauberspruch extreme Angst eingejagt haben.

„Komm schon, Würmchen, friss. Du willst doch wieder gesund werden. Und dazu brauchst du Kraft also friss endlich, danach kannst du mich auch wieder anfauchen.“

Nur zögerlich nahm die Fledermaus das Fleisch, sie behielt ihn genaustens im Auge während sie kaute und es schließlich runter schluckte. Noch zögerlicher begann sie wieder zu betteln. Severus konnte sich ein erleichtertes Seufzen nicht verkneifen, er brach den nächsten Käfer auf und diesmal verschwand er sehr viel schneller im aufgerissenen Maul. Die nächste halbe Stunde verbrachte der gefürchtetste Lehrer von Hogwarts damit eine kleine schwarzweiß gefleckte Fledermaus zu füttern.
 

Zum Frühstück verkündete Albus, dass alle Schüler heute nach Hause reisen würden. Ihre Eltern waren schon informiert und würden sie am Abend am Bahnhof in King's Cross abholen. Ihre Sachen wurden während des Frühstücks von den Hauselfen gepackt, sie würden direkt nach dem Frühstück abreisen. Die Lehrer waren zwar erstaunt über diese Entscheidung, stellten sie aber nicht in Frage.

„Severus, kann ich dich nach dem Frühstück kurz sprechen?“, fragte Albus.

„Muss das sein. Ich wollte auch nach Hause“, gab Severus zurück.

„Du bleibst nicht in Hogwarts?“

„Nein, warum?“

„Du wolltest den Trank analysieren und nachschlagen.“

„Dazu habe ich zu Hause die wesentlich besseren Voraussetzungen. Ich werde die Sommerferien daheim verbringen, wenn sich hier etwas ereignet, werdet ihr mich schon kontaktieren“, schnarrte Severus.

„Bist du sicher? Was ist mit Mr. Potter?“, fragte Albus.

Minerva hatte sich ihrem Gespräch zugewandt, sagte aber nichts, noch nicht.

Severus' Gesichtsausdruck veränderte sich geringfügig, nur die Wenigsten würden den Ärger sehen, der sich jetzt darin breit machte. Doch dann atmete er einmal tief durch und sagte, „Albus, ich habe dir meine Meinung zu diesem Thema schon mehr als einmal gesagt, zuletzt gestern Abend und ich habe sie nicht geändert. Wenn Potter wirklich stiften gegangen ist, hoffe ich für ihn, dass er genau dort bleibt. Sollte er wirklich von der anderen Seite entführt worden sein, was ich nicht glaube, werde ich das irgendwann erfahren. Jetzt entschuldige mich, ich werde packen.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, erhob sich Severus und verließ die Große Halle. Er hatte genug von diesem ganzen Prophezeiungsquatsch, von diesem Goldener-Junge-Gequatsche, von allen Seiten musste er sich das anhören. Würde er Albus nicht sein Leben und seine Freiheit schulden, hätte er längst gekündigt und wäre irgendwo ans andere Ende der Welt gezogen. Die Philippinen oder Indonesien oder vielleicht sogar Neuseeland, irgendwo weit weg von diesem Chaos, was auf den englischen Inseln herrschte. Aber solange ER noch lebte, würde dieser Traum wohl immer ein Traum bleiben. Er seufzte leise und unhörbar, jetzt konnte er sich erst mal auf fast neun Wochen ohne irgendwelche Schüler freuen. Nur er, ganz alleine, naja, fast ganz alleine, seinen geflügelten Patienten würde er natürlich mitnehmen.
 

Harry stellte fest, dass er apparieren als Fledermaus wesentlich schlechter ertrug als als Mensch. Kaum hatten sie sich wieder zusammengesetzt, musste er sich übergeben.

Snape blieb sofort stehen und sah auf die Fledermaus, die sich gerade in ihr Nest übergeben hatte und jetzt sehr unglücklich aussah. Mithilfe des Zauberstabes entsorgte er das Dilemma und schnarrte, „Keine Angst, du musst nicht nochmal apparieren, wenn du gesund bist, kannst du auch hier leben.“

Harry verstand nicht so recht, wo war hier überhaupt. Er versuchte sich aufzurichten aber er fiel mit einem leisen Quietschen wieder zurück, er war nicht stark genug um über den Rand des Nestes zu sehen. So blieb ihm nichts anderes übrig als den Himmel anzustarren, der in einem hellen Grau über ihm vorbeizog. Er hörte das Geräusch von Stiefeln, die über Kies gingen, kurz darauf das Quietschen einer Tür und schon sah er eine Holzdecke über sich. Schwarzes Holz, stark verwittert und von irgendwo kam das flackernde Licht von Kerzen, natürlich in einem seltsamen Grau. So langsam ging Harry dieses Schwarzweiß-sehen auf die Nerven aber er konnte es leider nicht ändern.

„Topsy.“

Ein Knall ertönte. „Was kann Topsy für Master Snape tun? Topsy hat Master Snape noch nicht zurück erwartet. Topsy tut es leid.“

„Topsy, bitte!“, unterbrach Snape die Hauselfe, mehr genervt als wütend. „Ich bin früher wieder da und gut und wir haben einen Gast.“

Kurz darauf kam ein Hauselfenkopf in sein Blickfeld, die Elfe nickte heftig und sagte, „Topsy kümmert sich gut um kleinen Gast. Was isst kleiner Gast?“

„Insekten aber der Herr weiß nicht wie er seine Zähne einsetzt. Ich zeige dir nachher wie du die Insekten zubereiten musst. Ich werde mich hauptsächlich um ihn kümmern, du gehst nur ran wenn ich es dir sage. Verstanden?“

„Ja, Master Snape. Was trinkt kleiner Gast?“

Es erfolgte ein Moment der Pause, Harry stellte jetzt erst fest, dass er wirklich Durst hatte und schließlich sagte Severus, „Das ist eine gute Frage. Bring mit eine Tasse mit lauwarmen Wasser und eine Pipette aus meinem Labor.“

„Ja, Master Snape“, sagte Topsy eifrig und verschwand mit einem Knall.

Severus setzte sich unterdessen in einen Sessel, der Kamin entflammte mit einer Handbewegung und sah auf seinen Gast, „Warum hast du nicht gesagt, dass du Durst hast?“

Harry fauchte ihn nur an.
 

Das Trinken gestaltete sich leichter als das Fressen, Harry fand es zwar sehr entwürdigend mit einer Pipette gefüttert zu werden aber sein Durst war stärker. Anschließend gab es noch etwas zu essen, zwei Falter ohne Flügel und Beine und wieder zwei Käfer ohne Panzer. Satt und zufrieden kuschelte sich Harry in sein Nest, so schlecht waren Insekten ja doch nicht, vor allem wenn sie einem so mundgerecht serviert wurden. Jetzt stand sein Nest auf einem Tisch vor dem Kamin, es war schön warm und am liebsten hätte er geschlafen aber die Schmerzen waren zu stark. Hm, ob er das Snape irgendwie mitteilen konnte? Der Kerl saß irgendwo neben ihm, er hörte wie er die Seiten eines Buches umblätterte. Nun, einen Versuch war es wert und so begann er leise zu quietschen.

Das Blättern verstummte und Severus sah in sein Nest, „Was willst du denn schon wieder? Du kannst keinen Hunger mehr haben, du bestehst ja jetzt schon nur noch aus Bauch. Durst?“

Nein, Schmerzen, dachte Harry doch ihm wurde nur die Pipette vorgehalten. Er wandte den Kopf ab und quietschte sofort wieder los als Severus die Pipette weg nahm.

Das Spiel wiederholten sie noch zwei Mal bis der Tränkemeister meinte, „Keinen Durst, keinen Hunger, alles voll geschissen hast du auch schon, bleiben Schmerzen.“

Er erhob sich und verschwand. Harry lehnte sich zurück, scheinbar war Snape doch intelligenter als er gedacht hatte.
 

Es dauerte eine Zeit bis Severus zurückkehrte, er hantierte kurz neben seinem Nest rum und hielt ihm dann wieder die Pipette ans Maul. Hatte er nicht klar gemacht, dass er keinen Durst hatte?

„Jetzt stell dich nicht so an und trink, das wird die Schmerzen hoffentlich etwas eindämmen“, schnarrte Severus.

Wie schon bei den letzten Malen schien die Fledermaus ihn zu verstehen denn das Maul ging sofort auf und innerhalb weniger Momente war die Pipette leer. Allerdings musste er sofort grinsen denn die Fledermaus sah die Pipette sehr erstaunt an.

„Da ich mittlerweile davon ausgehe, dass du einer magischen Fledermausart angehörst und mich scheinbar verstehst, hier zur Erklärung. Das war kein Zaubertrank, die haben ja schon mal nicht geholfen also habe ich was Pflanzliches zusammengemischt. Es wird etwas länger dauern bis es wirkt aber wenn du es regelmäßig nimmst, müsste es genauso wirken wie ein Schmerztrank“, erklärte Severus.

Es wunderte ihn nicht mal als die Fledermaus kaum wahrnehmbar nickte und sich dann wieder in ihre Lieblingsecke verkroch. Scheinbar lag er mit der magischen Fledermausart gar nicht mal so verkehrt, das würde auch erklären warum er sie in keinem seiner Bücher fand.

„Gut, dann sind wir uns ja einig. Du bekommst in zwei Stunden wieder eine Ration und wenn du Hunger oder Durst hast, quietscht du einfach.“

Harry antwortete nicht, er legte den gesunden Flügel über seinen Kopf, es war so furchtbar hell und er wollte doch schlafen. Etwas Weiches legte sich auf ihn, er hob überrascht den Flügel und stellte fest, dass er unter einem schwarzen Tuch begraben war. Er fiepste leise und zufrieden, kuschelte sich in Nest und Tuch und schloss die Augen. Ein bisschen Schlaf würde ihm gut tun.
 

Drei Tage später hatte sich ein gewisser Alltag bei Severus eingependelt. Die Verletzungen der Fledermaus, die er mit viel Sarkasmus Harry getauft hatte – denn sie war in seinen Augen eine genauso große Nervensäge – heilten gut und nach den anfänglichen Verständigungsproblemen kamen sie jetzt auch miteinander aus. Harry quietschte einfach so lange bis es Severus auf die Nerven ging und er entweder Topsy zu ihm schickte oder, wie in den meisten Fällen, selber kam. So wie jetzt, Harry war langweilig und so hatte er beschlossen seinen Gastgeber zu nerven.

„Was willst du denn jetzt schon wieder, du Quitscheball?“, schnarrte Severus.

Er hatte sich gerade in sein Labor zurückgezogen um in aller Ruhe die Liste abzuarbeiten, die ihm Poppy kurz vor der Abreise in die Hand gedrückt hatte. Harry quietschte fröhlich weiter und flatterte mit dem linken Flügel, mehr konnte er ja nicht tun. Durch die regelmäßige Gabe von diesem Pflanzenzeug waren die Schmerzen nur noch minimal und da er seit drei Tage an ein und demselben Fleck stand, hatte er auch nur eine einzige Aussicht.

„Ich war doch erst vor kurzem bei dir, du kannst weder Hunger noch Durst haben und so wie du herumzappelst, hast du auch keine Schmerzen also gib Ruhe, ich habe zu tun“, knurrte der Tränkemeister in einer Stimmlage, die normalerweise die Schüler mehr als nur einschüchterte. Nun, bei Harry funktionierte das nicht, der quietschte ihn nur weiter an und wedelte mit dem Flügel rum. „Du glaubst doch wohl nicht wirklich, dass ich dich raus nehme, oder? Das letzte Mal hättest du mir beinah den Finger abgebissen.“

Das Quietschen hörte kurz auf, als müsste Harry darüber nachdenken bevor es einfach weiter ging.

„Nein, ich brauche meine Finger noch.“

Harry quietschte nur noch lauter, ihm war langweilig und er hatte noch mindestens sechs Wochen Heilungsdauer vor sich. Sollte er die etwa die ganze Zeit in diesem Nest verbringen? „Komm schon, nimm mich mit, ich beiße auch nicht“, quietschte Harry. Er hätte nie gedacht, dass er den Tränkemeister mal so anflehen würde aber er würde hier noch vor Langeweile sterben.

Da, eine Hand. Snape steckte wirklich eine Hand in sein Nest, kurz war er versucht doch rein zubeißen aber dann würde er wirklich in diesem Nest versauern. Vorsichtig legte sich die langen Finger um seinen Körper und hoben ihn schließlich aus dem Nest raus. Jetzt hatte er endlich mal die Gelegenheit sich umzusehen.
 

Ein kleines Wohnzimmer mit alten, aber scheinbar gepflegten Möbeln, ein großer Kamin mit dem Tisch davor, auf dem sein Nest stand. Zwei Fenster, die allerdings fast immer verhängt waren, zwei Türen, von denen eine in die Küche führte. Die Zweite musste in den Flur führen doch am Beeindruckendsten waren die Bücherregale, mit denen jeder Zentimeter Wand zugestellt war. Für ihn war alles in unzähligen Grautönen gehalten aber irgendwie glaubte er nicht, dass es bei Snape sehr farbenfroh zuging. Ein Finger, der leicht über seinen Rücken streichelte, holte ihn aus seinen Gedanken. Etwas überrascht über diese ungewohnte Zärtlichkeit sah er auf und fiepste leise.

„Ach, sind wir jetzt friedlich, Quietschtier? Ok, wir machen einen Deal, ich nehme dich mit und du beißt mich nicht mehr. Na, was hältst du von der Idee?“, fragte Snape während er ihn weiter mit einer Fingerspitze streichelte.

Hm, Harry dachte einen Moment nach, die Idee war gar nicht so schlecht und so würde er wenigstens nicht an Langeweile sterben. Er nickte knapp und fiepste zustimmend.

„Wie großzügig von dir, ich bin beeindruckt“, lachte Snape bevor er sich in Bewegung setzte.
 

Neugierig sah sich Harry um, ihr Weg führte sie in den Flur, von dem eine Tür und zwei Treppen abgingen, eine nach oben und eine nach unten. Letztere gingen sie auch hinunter. Der typische Geruch eines Tränkelabors schlug ihm entgegen, klar, was auch sonst? Hatte der Kerl eigentlich keine anderen Hobbys? Immer nur Tränke brauen, das war doch langweilig. Harry grinste innerlich, er war wahrscheinlich noch zwei Monate bei Snape zu Besuch, da würde ihm schon noch was einfallen wie er ihn beschäftigen konnte. Doch dazu mussten erst mal seine Knochen heilen, also viel Ruhe, Essen, Schlafen und Snape nerven.

„So, Quälgeist. Was mach ich jetzt mit dir? Gibt es eigentlich Tränke, für die man freche Fledermäuse braucht?“, fragte Snape mit einem schwachen Grinsen.

„Hey, das wagst du nicht“, fiepste Harry erbost, er flatterte mit dem gesunden Flügel und regte sich furchtbar auf.

„Ach, keine Trankzutat? Nun, ist wohl besser so, ich will schließlich nicht, dass mir mein eigenes Labor um die Ohren fliegt. Also guckst du nur zu.“ Damit legte er Harry auf einen Tisch, natürlich nachdem er ein weiches Kissen herbeigezaubert hatte. Als Harry allerdings versuchte davon runter zu krabbeln, wurde er sofort aufgehalten. „Nix, du bleibst hier. Entweder ich hexe dich fest oder du bleibst freiwillig auf dem Kissen, deine Wahl!“, schnarrte Severus mit erhobenen Zauberstab.

Der Blick von Harry ging von seinem Gesicht zu seinem Zauberstab und zurück bevor er sichtlich in sich zusammensackte und es sich auf dem Kissen bequem machte, ein resignierendes Fiepsen erklang.

„Dann sind wir uns ja einig“, sagte Severus. Dennoch warf er der Fledermaus nochmal einen prüfenden Blick zu bevor er den Zauberstab wegsteckte und sich wieder den Kesseln zuwandte.

Harry musste sich vorläufig damit zufrieden geben ihn zu beobachten.
 

Snape war ein absolutes Ekel, er war parteiisch, launisch, sarkastisch, schleimig und ein absolutes Ekel aber wenn es um Zaubertränke ging, war der Mann ein Genie. Das musste sich Harry nach knapp zwei Stunden widerwillig eingestehen. Es gab keine unnötige Bewegung, jede ging flüssig in die Nächste über, es wirkte wie ein verschlungener, lange eingeübter Tanz. Die Zubereitung der Zutaten ging ihm so einfach von der Hand, dass Harry richtig neidisch war. Er mochte Zaubertränke aber dieser Lehrer hatte ihm von Anfang an jeden Spaß an diesem Fach genommen. Er war gut in Zaubertränke, was die Tatsache bewies, dass er als Fledermaus auf einem Kissen in Snapes Privatwohnung lag. Wäre er richtig gut, würde er allerdings nicht hier liegen sondern seinen Freunden seine neue Fähigkeit vorführen.

Er schnaubte leise doch Snape hatte anscheinend sehr gute Ohren denn er drehte sofort den Kopf rum. Harry fiepste ihn leise an, was den Tränkemeister leicht lächeln ließ bevor er sich wieder seinem Trank zu wandte. Er rührte zwei Mal im Uhrzeigersinn, verringerte dann die blauen Flammen etwas und kam dann auf ihn zu. Etwas überrascht quietschte Harry ihn an während sich Snape neben den Tisch setzte und ihn samt Kissen zu sich zog.

„Du bist die erste angenehme Gesellschaft, die ich hier habe“, sagte Snape, der schon den Zauberstab zog und die notwendigen Sachen zur Fütterung aus einem Schrank fliegen ließ.

Kein Wunder, bei dem Charakter, dachte sich Harry aber dann wurde seine Aufmerksamkeit auf das Fleischstück gezogen, was vor seiner Nase baumelte. Begeistert schnappte er zu, hm, den Geschmack kannte er noch gar nicht. Er fiepste fragend nachdem er es runter geschluckt hatte.

„Tausendfüßer ohne Panzer“, wurde er informiert.

Harry starrte ihn einen Moment an, zuckte dann innerlich mit den Schultern und sperrte das Maul wieder auf. Doch statt eines weiteren Stück Fleischs wurde ihm die Pinzette vorgehalten, er fauchte sie an.

„Nein, erst die Medizin samt Wasser und dann gibt es noch was und auch wenn du mich anfauchst, bringt dir das nichts. Du bist momentan nicht in der Lage irgendwelche Forderungen zu stellen“, schnarrte Snape. Er grinste als Harry ihn beleidigt anfauchte, dann aber gehorsam die Pipette leerte. „Geht doch. Also Schmetterling oder Käfer?“

Harry überlegte einen Moment und fiepste dann zwei Mal kurz.

„Ach, hat der junge Mann schon Vorlieben entwickelt?“, grinste Snape bevor ihm schon ein Stück Käfer vorgehalten wurde.

Sofort schnappte Harry zu, Käfer schmeckte wirklich am Besten, zumindest bis jetzt. Ob ihm Snape jegliche Insekten vorsetzen würde? Hm, hoffentlich, schließlich wollte er keine acht Wochen dasselbe essen.

Kapitel 2

Severus musste lächeln, die ehemals sehr bissige Fledermaus lag ausgestreckt auf dem Kissen und genoss sichtlich die Streicheleinheiten. Er war äußerst vorsichtig denn das Tier war immer noch sehr dünn und er wollte ihm keine unnötigen Schmerzen bereiten. Es war entspannend, endlich eine Gesellschaft, die ihm zusagte, die ihn nicht ständig nervte oder damit drohte ihn zu verfluchen und das auch noch umsetzte. Wie war er eigentlich in diese verzwickte Lage gekommen? ER verfluchte ihn wenn IHM gerade mal danach war, außer ER brauchte mal wieder einen Trank. War er eigentlich der Einzige in diesem Laden, der einen Trank hinbekam? Hm, wahrscheinlich.

Und Albus? Der nervte ihn mit seinem Sei-ein-guter-Mensch-Kram, den seltsamen Bonbons und natürlich mit Potter. Er seufzte leise, sofort fiepste ihn 'sein' Harry fragend an doch bevor er antworten konnte, spürte er wie der Schutzschild seines Grundstücks durchbrochen wurde. Da er kein Dunkles Mal spürte, konnte es eigentlich nur Albus sein. Ein leichter Schmerz ließ ihn wieder nach unten sehen, Harry hatte ihn sanft in den Finger gebissen und fiepste ihn jetzt fragend an.

„Wir bekommen Besuch, komm Kleiner, ich stelle dir einen meiner Albträume vor“, schnarrte Severus während er die Fledermaus sanft hoch hob und, nach einem prüfenden Blick auf den köchelnden Trank, dann nach oben ging. Die Tür zu seinem Labor versperrte er mit einem Zauber.
 

„Albus“, sagte Severus genervt als er die Tür öffnete und wirklich sein Vorgesetzter vor der Tür stand.

„Severus, mein Junge, wie geht es dir? Und wer ist das?“

„Albus, Harry. Harry, Albus. Was willst du?“

Albus lächelte leicht fragend und schob sich mehr oder weniger an ihm vorbei. Das leicht entnervte Seufzen seines Tränkelehrers ignorierte er gekonnt.

„Topsy, Tee“, rief Severus in den Flur hinein, die Tür zuschlagend und Albus folgend, der sich schon im Wohnzimmer in einen Sessel gesetzt hatte.

„Harry?“, fragte er, nachdem sich Severus widerwillig gesetzt hatte.

Dieser legte Harry jetzt in sein Nest, von wo er leise fiepsend wieder versuchte zu entkommen. „Ja, die Ähnlichkeit ist doch verblüffend aber mein Harry ist wesentlich pflegeleichter“, gab Severus zurück. Er sah sich das Getue der Fledermaus eine Weile an bevor er ihn seufzend wieder zu sich nahm, sofort gab der Kleine Ruhe und beobachtete Albus sehr interessiert.

„Wie kommst du zu dem Tier?“, fragte Albus neugierig.

„Ich habe ihn in Hogwarts gefunden, schwer verletzt und habe ihn dann mitgenommen.“

„Ich habe noch nie eine gefleckte Fledermaus gesehen.“

„Ich auch nicht, so eine Art steht in keinem meiner Bücher. Ich tippe auf eine magische Art.“

Jetzt sah Albus wirklich interessiert aus, „wie kommst du darauf?“

„Ich konnte ihn mit keinem Trank oder Zauber heilen, deswegen ist der Flügel auch eingegipst.“

„Wann genau hast du das Kerlchen gefunden?“

„Nein, es ist nicht Potter, ich habe bereits einen Rückverwandlungszauber auf ihn gesprochen, keine Reaktion“, sagte Severus. Er sah die Enttäuschung in den hellblauen Augen und fügte hinzu, „und außerdem, würde Potter so friedlich auf meiner Hand liegen? Du weißt, dass der Junge mich hasst.“

„Nun, das beruht ja auf Gegenseitigkeit und so weit ich mich erinnere, war er nicht Derjenige, der damit angefangen hat“, sagte Albus mit einem nachsichtigen Lächeln.

Doch Severus schüttelte nur leicht den Kopf und meinte, „ich hasse Potter nicht, warum auch?“ Er bemerkte nicht wie die Fledermaus ihn überrascht ansah.

„Warum machst du dem Jungen dann das Leben so schwer?“

„Klar, ich mache ihm das Leben so schrecklich schwer. Ich habe ihm bestimmt schon fünf oder sechs Mal das Leben gerettet und ich muss mich ein Mal die Woche mit seiner Inkompetenz rum schlagen. Er beleidigt meinen Patensohn in einer Tour.“

„Das beruht auch auf Gegenseitigkeit“, unterbrach Albus ihn doch Severus fuhr unbeirrt fort.

„Ja, er erinnert mich an seinen Vater, wie auch nicht? Er ist diesem Bastard wie aus dem Gesicht geschnitten. Nein Albus, jetzt komm mir nicht mit Lily. Ja, er hat ihre Augen aber das war es auch schon, er hat absolut keinerlei Charakterzüge von Lily.“

„Du willst sie nur nicht sehen“, warf Albus ein.

„Sie sind nicht da, es... Au. Du kleines Monster“, fuhr Severus die Fledermaus an, die sich in seinem rechten Daumen verbissen hatte. Er zog mit der Linken seinen Zauberstab, mit einem Schwenk lag Harry wieder in seinem Nest, über welches sich jetzt Gitterstäbe zogen.

„Aber Severus...“

„Nein, die fliegende Ratte und ich hatten eine Abmachung, er hat sich nicht dran gehalten also muss er mit den Konsequenzen leben“, knurrte Severus.

„Das ist eine Fledermaus, die versteht dich nicht.“

„Falsch, dieses Tier versteht jedes Wort.“

„Und es ist gerade nicht sehr glücklich über seine Situation“, sagte Albus, dem das Tier jetzt leid tat denn es hatte erbärmlich angefangen zu fiepsen.

„Severus, sei nicht so streng, das ist eine kleine, hilflose Fledermaus.“

„Das ist meine Angelegenheit, Albus. Was führt dich eigentlich her?“, fragte Severus ohne das drängende Fiepsen zu beachten.

Albus warf der Fledermaus noch einen mitleidigen Blick zu bevor er sich zu Severus umwand und fragte, „hast du den Trank nochmal nachgeschlagen?“

„Ja, das Ergebnis ist dasselbe wie vorher. Ich finde keinen Trank, der aus diesen Zutaten besteht. Hätte ich etwas gefunden, hätte ich dich kontaktiert. Gibt es was Neues von Potter?“

„Nein, er bleibt verschwunden. Gab es auf der anderen Seite irgendetwas Neues?“, war die Gegenfrage.

„Nein.“

„War überhaupt etwas los?“

Severus seufzte genervt auf und murrte, „Albus, wie war es bisher?“

„Ich weiß nicht was du meinst?“

„ER rief mich, ich hörte zu und kam dann zu dir um dir alles zu berichten. Warum sollte ich diesen Ablauf ändern? Es war nichts, absolut nichts, ich habe nicht mal was von Draco oder Lucius gehört.“

„Machst du dir Sorgen um sie?“, fragte Albus freundlich.

„Nein. Lucius ist so glatt wie ein Aal, er kommt überall wieder raus. Und Draco hat gut von ihm gelernt. Albus, es geht allen gut und ich hoffe, dass der Bengel intelligenter ist als es bis jetzt den Anschein hatte und genau dort bleibt, wo er gerade ist“, schnarrte Severus, was bei Albus zu einem leichten Seufzer führte.

„Nicht schon wieder.“

„Du hast Potter ins Spiel gebracht.“

„Er muss diese Prophezeiung erfüllen, nur er kann den Dunklen Lord besiegen.“

„Er ist ein minderjähriger Zauberer, der nicht mal ansatzweise gegen IHN bestehen kann. Merlin, selbst ich könnte Potter in Grund und Boden fluchen und müsste mich dazu nicht mal anstrengen“, fuhr Severus auf, „erinnere dich doch nur an das Desaster in der Mysteriumsabteilung.“

„Ich dachte, du könntest Black nicht ausstehen. Und außerdem warst du nicht dabei.“

„Um Black ist es nicht schade und ich muss nicht dabei gewesen sein. Lucius.“

„Er hat dir davon erzählt?“

Jetzt klang Albus wirklich überrascht doch Severus schüttelte mit dem Kopf, „Nein, das musste er nicht. Der Orden hat sich ja sehr ausführlich darüber ausgelassen. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, hat sich Potter nicht gerade mit Ruhm bekleckert.“

„Er hat gegen zwölf Todesser bestanden“, warf Albus ein.

„Falsch, er und vier seiner Freunde sind vor zwölf Todessern weggelaufen bis der Orden eingegriffen hat. Alleine wären sie völlig aufgeschmissen gewesen, Merlin, sie haben es nicht mal gegen Umbridge geschafft“, knurrte Severus, dem man langsam seine schlechte Laune ansah.

Albus lächelte nur nachsichtig und sagte, „sie haben sich sehr gut geschlagen.“

„Ja, weil ich ständig hinter ihnen her geräumt habe um ihre sinnlosen Treffen zu decken“, fauchte Severus, jetzt wirklich am Ende seiner Geduld angekommen, „wäre ich nicht immer da gewesen, hätte Umbridge sie gleich beim ersten Treffen erwischt. Als ob der Eberkopf der perfekte Treffpunkt ist wenn man eine Geheimorganisation gründen will. Sie haben sie wie kleine Kinder benommen und nicht wie Fünfzehnjährige.“ Er bemerkte nicht, dass die Fledermaus sehr ruhig geworden war und ihn mit großen Augen ansah.

„Severus, bitte.“

„Nein, Albus, es reicht. Der Bengel soll da bleiben wo er ist, vielleicht hat er endlich eingesehen, dass das alles Schwachsinn ist und sonnt sich irgendwo am Mittelmeer. Sollte ich etwas hören, lasse ich es dich sofort wissen aber solange möchte ich gerne meine Ruhe haben.“

„Severus, die Prophezeiung...“

„Nein, die Prophezeiung kann auf viele Wege ausgelegt werden und nirgendwo steht, dass der Bengel ganz alleine gegen IHN antreten muss. Es sagen nur alle. Albus, meine Meinung wird sich nicht ändern, wir sollten einen anderen Weg finden um IHN zu besiegen und nicht krampfhaft an dieser schwachsinnigen Idee festhalten. Zudem die Chancen dann auch wesentlich höher sind.“

„Das geht nicht, Severus, und das weißt du auch. Harry muss gegen den Dunklen Lord antreten und ihn besiegen.“

„Um welchen Preis?“, fragte Severus.

„Um jeden, der nötig ist“, sagte Albus mit trauriger Stimme.

„Sagt wer? Albus, hast du den Bengel jemals gefragt wie weit er gehen würde? Ob er sein Leben für die Zaubererwelt geben würde? Ob er genauso für dich kämpfen würde wenn er wüsste, dass du seinen Tod bereitwillig einkalkulierst? Sag Albus, würde Potter dir genauso folgen wenn du ehrlich mit ihm wärst? Wenn du ihm nicht ständig alles verheimlichen würdest?“, fragte Severus schneidend, „wäre es dann immer noch dein Goldjunge?“

Er wurde nur traurig angesehen, sie kannten Beiden die Antworten auf diese Fragen und so antwortete Albus auch nicht. Severus lächelte nur kalt bevor er sich erhob und seinen Gast auffordernd ansah, dieser verstand. „Wenn du etwas erfährst, melde dich bitte“, bat Albus.

„Mach ich.“ Severus geleitete ihn noch bis zur Tür.
 

Harry war absolut fassungslos, er lag in seinem Nest und starrte auf die Gitterstäbe, die sich über seinen Kopf zogen. Doch so wirklich sehen tat er sie nicht, die Worte hatten ihn zutiefst geschockt. Er hatte zwar immer irgendwie das Gefühl gehabt, dass er beobachtet wurde aber Snape? Nein, den hätte er dahinter nicht vermutet. Vor allem hätte er nie gedacht, dass der Tränkemeister ihn immer so sehr beschützt hatte. Hatten sie sich wirklich wie Kinder benommen? Wirkte ihr Einsatz wirklich wie ein Kinderspiel? Wenn man nach Snapes Worten ging, hatten sie bis jetzt gar nichts erreicht außer sich in Schwierigkeiten zu bringen. War er im Endeffekt sogar an Sirius' Tod schuld? Der Orden war schnell da gewesen, Snape hatte also seine Nachricht schnell weitergegeben und ihr Eingreifen war eigentlich gar nicht nötig gewesen. Niemand, außer ihm und Voldemort, hätte die Prophezeiung anfassen können, sie wäre sicher gewesen.

Professor Dumbledore und der Orden hätten die Todesser ohne Probleme überwältigen können, niemand wäre verletzt geworden und Sirius könnte noch leben. Es war seine Entscheidung gewesen ins Ministerium zu gehen, wegen dieser Vorahnung und es hatte sich als beschissene Falle herausgestellt. Hatte Snape nicht noch gesagt, dass er sich um seine eigenen Sachen kümmern sollte und nicht um Dinge, die zu groß für ihn waren? Hatte er so etwas geahnt? Wenn ja, warum hatte er nichts gesagt? Hm, wahrscheinlich aus demselben Grund, aus dem er sich nie gezeigt hatte wenn er ihm geholfen hatte. Er war immer im Hintergrund geblieben, hatte sich immer beleidigen lassen und hatte dann doch immer und immer wieder geholfen. Aber warum? Warum tat er das alles? Er würde ihn irgendwann danach fragen müssen, vorausgesetzt er würde jemals wieder ein Mensch werden.
 

Mit einem entnervten Seufzen ließ sich Severus schwer in seinen Sessel fallen und rief, „Topsy, Brandy und Essen für Harry.“ Beides erschien nur wenige Momente später auf dem Tisch, Harry begann sofort fragend zu fiepsen. „Vergiss es, du bleibst ab jetzt da drin, Topsy wird sich um dich kümmern“, knurrte Severus während er sich ein Glas Brandy einschenkte und es mit einem Zug austrank.

Bitte? Der wollte ihn jetzt wirklich hier drinnen einsperren? Nur, weil er ihn leicht gebissen hatte?

Harry begann protestierend zu quietschen doch Severus knurrte nur, „Nein, wir hatten eine Abmachung. Ich nehme dich da raus und du beißt mich nicht mehr. Du hast dagegen verstoßen also lebe damit.“ Ein zweites Glas folgte dem Ersten, das Dritte behielt er in der Hand und schwenkte die goldene Flüssigkeit darin nachdenklich.

„Komm schon“, fiepste Harry verzweifelt, „sei nicht so.“

„Du brauchst es gar nicht zu versuchen. Ich lasse mich nicht gerne verarschen“, fauchte Severus ihn an.

Mühsam schleppte sich Harry an den Rand, die Schmerzen schossen durch seine rechte Seite. Er versuchte sich an den Stäben festzuhalten aber die kleinen Krallen an seinem Flügel waren nicht kräftig genug und so hing er jetzt halb gegen die Stäbe gepresst.

„Du tust dir noch weh.“

Aufgeregtes Fiepsen unterbrach ihn, der gesunde Flügel wurde durch die Gitterstäbe gesteckt und flatterte hilflos in der Luft. Severus legte den Kopf schief, musternd und schließlich seufzte er leise. Mit einer Handbewegung ließ er die Stäbe verschwinden, er hob Harry raus und hielt ihn direkt vor sein Gesicht.

„Deine letzte Chance. Beißt du mich noch ein Mal ohne triftigen Grund, bleibst du in deinem Nest bis du wieder gesund bist. Haben wir uns verstanden?“, schnarrte Severus.

Harry nickte heftig fiepsend. Mit einem Grummeln nahm Severus an und legte das Tier samt Hand in seinen Schoß. Mit der Zweiten griff er nach einem Stück Käfer und hielt es Harry hin, diesmal ohne Pinzette. Etwas verwirrt starrte Harry die Finger an, nahm aber dann das Stück sehr vorsichtig. Während er kaute, füllte Severus die Pipette mit dem Pflanzengemisch. Auch das nahm Harry widerstandslos an.

„Gut, so könnten wir Freunde werden. Dann musst du auch nicht in deinem Nest bleiben, außer zum schlafen.“

Harry fiepste zufrieden und nahm das nächste Stück Fleisch. Snape würde ihn umbringen wenn er sich irgendwann mal zurückverwandelte aber gut, darüber würde er sich später Gedanken machen.
 

„Jetzt hör endlich auf zu zappeln, du musst gewaschen werden. Ich habe dir ja gesagt, dass du auf dem Kissen bleiben musst aber nein, du kleines Monster konntest ja nicht hören“, maulte Severus während er versuchte die zappelnde Fledermaus ins Wasser zu bekommen. Obwohl Harry noch immer zur Hälfte eingegipst war, wehrte er sich mit allen Kräften. „Du hast die Phiole umgeworfen und das Mittel muss raus aus deinem Fell. Das geht mit warmen Wasser am besten. Wärst du nicht so zauberresistent, könnte ich es wegzaubern aber wir erinnern uns noch gut daran, was das letzte Mal passiert ist als ich einen Zauber gegen dich angewandt habe, oder?“

Harry stoppte kurz in seinen Abwehrbewegungen zum darüber nachzudenken und genau in diesem Moment tunkte Severus ihn in das warme Wasser.

„So, und jetzt halt still“, murrte Severus, der den Gips mit einem wasserabstoßenden Zauber versehen hatte. Komischerweise war der Gips nicht zauberresistent, die Fledermaus hingegen schon. Harry fauchte ihn nur grantig an, ließ sich aber dann waschen. „Geht doch. Warum nicht gleich so?“

Mit vorsichtigen und sanften Bewegungen wusch Severus den klebrigen, blauen Schleim aus dem gefleckten Fell, sein Besuch entspannte sich sichtlich und lag schließlich ganz entspannt im Wasser. So schlecht war das Ganze dann doch nicht. Severus schüttelte nur den Kopf, diese Fledermaus war absolut ungewöhnlich. Er hatte erst mal an allem was auszusetzen, dann wurde er von Severus dazu gezwungen und stellte doch fest, dass es ihm gefiel oder dass man es essen konnte.

In den vergangenen zwei Wochen hatte er sich sehr an das Tier gewöhnt und irgendwie hoffte er, dass Harry bei ihm bleiben würde wenn er wieder gesund war. Es tat gut jemanden zu haben, mit dem man sich unterhalten konnte, ok, er antwortete nicht immer aber das brauchte er nicht. Harry hatte seine ganz eigene Art um mit ihm zu kommunizieren und im Gegensatz zu seinem menschlichen Namensgeber war die Fledermaus ein hochintelligentes Tier. Er ließ das Wasser ablaufen und spülte das Tier mit frischem Wasser ab.

„So, fertig, noch abtrocknen und dann gehen wir zum Abendessen.“

Harry wollte sich verständigen aber da wurde er schon in ein flauschiges Handtuch gewickelt, natürlich immer sehr vorsichtig um den Gips nicht zu beschädigen und ihm unnötige Schmerzen zuzufügen. Schließlich wurde er aus dem Handtuch raus geholt, er fiepste protestierend doch Severus lachte nur. Bis zu diesem Abenteuer hatte Harry nicht mal gewusst, dass der Tränkemeister überhaupt lachen konnte.

„Hunger?“, fragte Severus lachend, er verließ aber das Bad schon und begab sich nach unten.

Harry quietschte auf, klar hatte er Hunger. Als Fledermaus konnte er nicht so viel auf einmal essen und musste dafür öfters essen.

„Vielfraß aber gut“, schnarrte Severus doch seine Stimme klang weich, warm, so, wie Harry es nie vermutet hatte. Doch im Moment war es egal, er war auf Severus angewiesen und konnte die nette Seite dieses Menschen genauso gut genießen, er würde ihn früh genug wieder verfluchen. Dann wahrscheinlich nicht mehr nur mit Worten.
 

Er war aufgeregt, furchtbar aufgeregt, er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen – gut, das war für eine Fledermaus nicht sehr ungewöhnlich – aber hey, er war eigentlich ein Mensch. Und er war aufgeregt. Heute würde der Gips abkommen. Severus wollte sehen ob seine Knochen soweit zusammen gewachsen waren um die restliche Heilung ohne Gips auszukommen. Wurde auch Zeit, er war seit vier Wochen eingegipst und wollte sich endlich wieder bewegen. Doch leider schlief Severus noch tief und fest, konnte der Mann nicht mal früher auf stehen. Hm, das musste doch machbar sein. Mit einem fiesen Grinsen begann Harry zu schreien.
 

„Ich hasse dich“, murmelte Severus im Halbschlaf, das Geschrei ging weiter. Murrend setzte sich Severus auf und warf einen Todesblick auf die Fledermaus, die schreiend auf dem Kissen auf dem Nachttisch lag. Jetzt verstummte sie kurz um ihn anzusehen doch als er keine Anstalten machte, aufzustehen, schrie sie weiter.

„Harry, halt die Klappe. Es ist mitten in der Nacht“, murrte Severus, der es in diesem Moment verfluchte, dass er keinen Silencio über ihn legen konnte. Der letzte Zauber, ein Reinigungszauber, war so gehörig schief gegangen, dass er danach sein halbes Labor erneuern musste. Seitdem versuchte er Zauber und Harry nicht in einem Raum zu haben. „Jetzt halt endlich die Klappe, der Gips kommt nach dem Frühstück ab und ich will jetzt weiterschlafen. Und wenn du nicht gleich ruhig bist, bleibt der Gips noch zwei Wochen dran.“

Sofort verstummte Harry, sah ihn aber mit riesigen Augen an. Severus verleierte die Augen, griff dann nach ihm und legte ihn kurzerhand auf sein Kopfkissen. Die Augen wurden immer größer.

„Schlaf bitte noch ein bisschen. Merlin, du bist ja schlimmer als sämtliche Gryffindors zusammen“, bat Severus, der sich jetzt selbst wieder hinlegte. Und als Harry nicht dagegen protestierte, schloss er die Augen und schlief schnell wieder ein.

Etwas verwirrt starrte Harry den schlafenden Tränkemeister an. Wieso schlief der Kerl jetzt einfach weiter? Hallo? Er wollte diesen blöden Gips los werden. „Wach auf“, quietschte Harry laut.

Doch Severus schien wirklich schon wieder zu schlafen denn er reagierte nicht. Harry legte nachdenklich den Kopf schief, im Schlaf waren die harten Gesichtszüge entspannter aber immer noch wirkte Severus abgekämpft. Und irgendwie alt. Hm, wie alt war der Mann eigentlich? Seine Eltern waren zwanzig gewesen als sie ihn bekommen hatten, er war jetzt fünfzehn und Severus war in derselben Jahrgangsstufe gewesen. Also musste er jetzt um die fünfunddreißig sein.

Er legte den Kopf auf die andere Seite, Severus sah wesentlich älter aus. Ob das an den Schülern lag? Oder an der Tatsache, dass er ein Todesser war? Oder weil er ein Spion für Professor Dumbledore war? Harry entschied, dass es eine Mischung aus alledem war. Er war kein schöner Mensch, die Nase war eindeutig zu lang um noch als aristokratisch zu gelten. Tiefe Falten um den Mund und auf der Stirn ließen ihn älter erscheinen als er war und härter. Und die Haare.

Harry musterte sie einen Moment bevor er den Kopf schüttelte. Wie alle anderen Schüler auch hatte er schon sehr fiese Witze über die fettigen Haare des Tränkemeisters gerissen. Keiner würde ihm glauben, dass Severus zwei Mal am Tag duschen ging und seine Haare bereits zwei Stunden danach wieder genauso aussahen wie vorher. Er hatte sich lange gefragt, warum Severus die Haare dann so lang trug bis der Tränkemeister es ihm, wie immer im Selbstgespräch, erzählt hatte.

Es war, in den alten Zaubererfamilien, Tradition, dass auch die Männer ihre Haare lang trugen und daran hielt sich Severus. Ob ihm eine Kurzhaarfrisur besser stand? Wieder wanderte der Kopf auf die andere Seite doch er kam zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Schließlich seufzte er leise, was sich, wie jedes Geräusch was er machte, mehr wie ein Fiepsen oder Quietschen anhörte und kuschelte sich dann auf das Kissen. Er würde den Mann ja eh nicht umstimmen können also könnte er genauso gut noch ne Runde schlafen.
 

Severus konnte sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen, er saß am Frühstückstisch und wollte eigentlich in Ruhe frühstücken aber durch das Gehampel seines Gastes kam er nicht dazu. Harry lag, wie immer, auf seinem Kissen und sollte eigentlich auch frühstücken, die vorbereiteten Insekten lagen direkt vor ihm aber sie schienen absolut uninteressant. Er zappelte die ganze Zeit umher, sah ihn immer wieder an und brabbelte quietschend vor sich hin.

„Harry.“

Sofort verstummte sein Gast und sah ihn an.

Severus deutete auf die Insekten und meinte, „der Gips kommt erst ab wenn du gegessen hast und deine Medizin genommen hast.“

Er wurde einen Moment angesehen bevor Harry sich auf die Insekten stürzte und sie in Windeseile vertilgte. Dann fiepste er ihn so lange auffordernd an bis er ihm die volle Pipette vors Maul hielt, die sehr schnell geleert wurde.

„Du kannst es nicht erwarten, oder? Gut, dann fangen wir an. Du bleibst hier, ich hole alles.“

Die Zustimmung zu diesem Plan wurde sehr laut mitgeteilt während Severus schon aufstand und den Raum verließ.
 

Zehn Minuten später saß Severus wieder in der Küche, mit Harry in der linken Hand und einer seltsam abgewinkelten Schere in der Anderen. Harry zappelte hektisch, er war viel zu nervös um still zu halten bis Severus knurrte, „Wenn du nicht gleich still hältst, muss ich mir was einfallen lassen.“

Er wurde nur an gequietscht.

„Harry, halt still. Ich kann dich nicht per Zauber betäuben aber ich bin mir sicher, dass sich irgendwo in meinem Haus ein Holzhammer finden wird. Und ich werde nicht davor zurückschrecken ihn zu benutzen“, knurrte Severus.

Harry sah ihn abschätzend an, nickte aber dann nur hielt still. Severus seufzte leise und begann dann vorsichtig den Gips aufzuschneiden. Er hoffte wirklich, dass die Knochen mittlerweile so weit verheilt waren, dass er ab jetzt keinen Gips mehr brauchen würde.

Er hielt still, er war zwar extrem angespannt aber er hatte jetzt doch Angst, dass Severus ihn mit der Schere verletzte. Doch der Tränkemeister ging sehr vorsichtig zu werke, er schnitt den Verband sorgsam auf und zupfte ihn dann ab.

„Nicht bewegen“, warnte Severus, „ich will erst ein Zauberbild davon machen.“ Er zog den Zauberstab und hoffte inständig, dass der Röntgenzauber wirkte. Seine Hoffnung erwies sich als falsch, der Zauber hüllte den Flügel zwar ein, prallte aber dann daran ab. „Du und deine verfluchte Zauberabwehr“, murrte Severus, der den Stab beiseite legte und begann den Flügel vorsichtig abzutasten.

Harry blieb absolut still in seiner Hand liegen während sich Severus sehr sanft an seinem Flügel zu schaffen machte. Er tastete ihn erst vorsichtig ab, zog ihn dann in die Länge und legte ihn wieder an seinen Körper. Danach war sein Bein dran, wieder wurde es vorsichtig abgetastete, gezogen, gestreckt und schließlich ging es um seinen Oberkörper. Wie lange er schlussendlich abgetastet wurde, wusste er nicht aber er blieb geduldig liegen.

„So, kleiner Mann, fliegen wirst du noch nicht können aber der Gips kann weg bleiben“, sagte Severus irgendwann. Er faltete die Flügel ordentlich an den kleinen Körper und legte ihn dann auf sein Kissen.

Harry sah ihn fragend an, er traute sich nicht sich zu bewegen bis Severus eine auffordernde Geste machte.

„Beweg dich, du kleines Monster. Du musst wieder Muskeln aufbauen damit du wieder fliegen kannst. Aber übertreib es am Anfang nicht, nur krabbeln, nicht irgendwo runter oder rein springen und vor allem keine Flugübungen. Sollte ich dich dabei erwischen, werde ich dich bis zum Hals eingipsen, verstanden, Harry?“, schnarrte Severus.

Die Fledermaus nickte und streckte vorsichtig den rechten Flügel aus. Er fühlte sich komisch an, schwächer als der Andere und irgendwie anders. Auch sein Bein fühlte sich anders an. Er drehte sich um die eigene Achse um sein Bein in Augenschein zu nehmen allerdings gestaltete sich das schwieriger als er zu Anfang gedacht hatte. Nach wenigen Momenten gab er es auf, er wusste nicht wie er die seltsamen Flügel koordinieren sollte.

„Du bist die seltsamste Fledermaus, die ich je gesehen habe“, sagte Severus plötzlich. Er griff nach seinen Flügeln und ordnete sie neu. „Die Finger zusammen anlegen und auf der Daumenkralle laufen, dazu natürlich die Hinterbeine. Das müsstest sogar du hinbekommen“, sagte er.

Harry fauchte ihn beleidigt an, probierte es aber dann und tatsächlich klappte es jetzt wesentlich besser.

„Sag mal, bist du noch nie gekrabbelt? So sieht es zumindest aus. Vom Hängen hast du auch noch nie gehört, oder?“, fragte Severus. Er fragte sich abrupt, wieso eine Fledermaus fragend gucken konnte aber dennoch musste er lachen. „Willst du es probieren?“

Harry zögerte, nickte aber dann und schon hatte ihn Severus wieder in der Hand. Er hielt ihn an seinen Finger doch irgendwie begriff Harry nicht so wirklich, was er tun sollte.

„Du bist so die bekloppteste Fledermaus, die ich jemals gesehen habe. Ok, Lehrstunde für Fledermäuse. Deine Füße sind im entspannten Zustand zu gekrallt, du kannst die Krallen mit Muskelkontraktion öffnen. Das heißt, selbst wenn du schläfst, öffnen sich deine Krallen nicht ohne dein zu tun. So, und jetzt öffnest du deine Krallen“, wies Severus ihn an.

Harry tat was er von ihm wollte und tatsächlich öffneten sich seine Krallen. Severus legte seinen kleinen Finger rein und schnarrte, „und jetzt entspannen. Also an nichts denken. Wenn du ein bisschen nach deinem Namensgeber kommst, dürfte dir das nicht schwer fallen.“ Er wurde angefaucht aber seiner Aufforderung wurde Folge geleistet. „So, und entspannt bleiben. Du musst nichts dazu beitragen, deine Krallen halten dich von alleine.“ Severus wartete einen Moment und ließ ihn dann los.

Er brauchte ein paar Momente um richtig zu realisieren, dass er wirklich an Severus' Finger hing. Es dauerte noch ein paar Momente bis er das breite Grinsen vor sich sah. „Na, so schlecht ist das doch gar nicht, oder?“, fragte Severus. Harry quietschte fröhlich und flatterte mit den Flügeln. „Hey, keine Flugversuche habe ich gesagt, sonst gibt es wieder Gips. So dämlich wie du dich schon beim krabbeln anstellst, bin ich mir sicher, dass du wie ein Stein auf den Boden klatschst anstatt zu fliegen“, sagte Severus schnell, „versuch lieber mal dich in die Flügel einzuwickeln. Denn so schlafen Fledermäuse normalerweise.“

Es dauerte zwar etwas aber dann hatte es Harry geschafft seine Flügel so um sich herum zu schlagen, dass es bequem war. Auch hier stellte er fest, dass er dazu keine große Anstrengung brauchte. Hm, so schliefen Fledermäuse also? Gar nicht mal so schlecht aber wenn er ganz ehrlich war, war sein Kissen doch wesentlich bequemer, … und Severus' Kopfkissen war noch bequemer. Er faltete die Flügel schnell wieder auseinander um diesen Gedanken zu vertreiben und quietschte Severus an.

„Runter?“

Ein Nicken und schon legten sich wieder lange, schlanke Finger um seinen Körper.

„Nächste Lektion, festhalten mit allen Vieren. Deine Daumenkrallen sind mit kleinen Widerhaken versehen, genau wie deine Hinterkrallen, damit kannst du dich wunderbar an groben Dingen festhalten. Es...“

Severus unterbrach sich selber denn Harry hatte sich während seiner Erklärung schon auf Wanderschaft begeben und war an seinem Pulloverärmel hoch gekrabbelt. Schweigend beobachtete er wie sich Harry seinen Arm hocharbeitete und mit jedem Schritt sicherer wurde. Doch es zeigte sich auch, dass der Kleine extrem schwach war denn als er auf seiner Schulter angekommen war, blieb er erschöpft liegen.

„Willst du da jetzt sitzen bleiben?“, fragte Severus, der ihn aus den Augenwinkeln an schielte.

Fieps.

„Darf ich dann jetzt in Ruhe frühstücken?“

Fieps.

„Gut, damit sind wir uns einig. Topsy, mein Frühstück, endlich.“

Fast sofort erschien das Frühstück erneut auf dem Tisch und diesmal konnte Severus auch in aller Ruhe frühstücken. Er spürte wie Harry noch ein bisschen an seinem Pullover rum zupfte und dann ruhig liegen blieb. Ein rascher Blick zeigte ihm, dass die Augen geschlossen waren. „Endlich“, murmelte er leise während er sich ein Brötchen nahm und aufschnitt.
 

„Würdest du mich endlich loslassen? Ich will duschen gehen“, fauchte Severus doch die Fledermaus blieb weiter in seinen Haaren hängen.

Wobei es von Harry nicht mal Absicht war denn er wollte wirklich runter aber er hatte sich mit dem linken Fuß in einer Strähne verheddert. Nur leider konnte er das Severus nicht mitteilen und so zappelte er jetzt schon seit fast zehn Minuten umher, und verhedderte sich damit immer mehr. Er hatte doch nur gucken wollen ob die Haare sich genauso fettig anfühlten wie sie aussahen und nicht darin hängen blieben. Nun, er war sehr überrascht denn sie waren nicht fettig sondern erstaunlich weich. Leider brachte ihm diese Erkenntnis nicht weiter denn so langsam bekam er wirklich Panik.

„Harry.“

Er zappelte nur weiter, er wollte keinen Ärger mit Severus und vor allem wollte er nicht mit unter die Dusche.

„HARRY!“

Er zuckte zusammen, hielt sogar einen Moment still und diesen Moment nutzte Severus um die Hand um den kleinen Körper zu legen. Er spürte den extrem schnellen Herzschlag und schnarrte, „halt still, du tust dir und mir nur weh.“

Mit der zweiten Hand tastete er sich das Fledermausbein hoch und fand schnell die Strähne, die sich darum gewickelt hatte. Der Herzschlag wurde immer schneller, ein Mensch wäre wahrscheinlich schon hyperventiliert.

„Beruhige dich. Ich mach dich ja schon los, ich weiß ja, dass du wasserscheu bist“, sagte Severus ruhig. Vorsichtig wickelte er die Fledermaus aus seinen Haaren und hielt sie schließlich in der hohlen Hand vor sein Gesicht. Harry fiepste sehr unglücklich und machte sich so klein wie möglich. „Ich bin dir nicht böse, lass nur in Zukunft meine Haare in Ruhe. Die sind schwierig genug. So, und du bleibst hier und ich gehe endlich duschen“, sagte Severus leise.

Er wartete bis Harry leise fiepste, legte ihn dann auf seinem Bett ab und verschwand mit seinen Sachen im Bad. Er hatte einen langen Tag im Tränkelabor hinter sich und sehnte sich nach einer heißen Dusche, einem guten Buch und vor allem einem weichen, bequemen Sessel.
 

Eine knappe halbe Stunde später saß Severus im Wohnzimmer vor dem Kamin, ein aufgeschlagenes Buch auf dem Schoß und ein Glas Wein in der Hand. Allerdings kam er nicht zum Lesen denn dazu hätte er seine zweite Hand benötigt. Die war aber damit beschäftigt die Fledermaus zu kraulen, die es sich auf den Buchseiten bequem gemacht hatte und sich den Bauch kraulen ließ.

„Du bist eine fürchterliche Nervensäge, genau wie dein Namensgeber“, sagte Severus nachdenklich, „ich frage mich wo er sich versteckt hat.“

Harry sah ihn aus den Augenwinkeln an, quietschte leise und drehte sich auf den Bauch, Rücken kraulen war auch was Tolles. Solange er noch eine Fledermaus war, durfte er das auch genießen. Wenn er wieder ein Mensch war, musste er sich darüber keine Gedanken mehr machen, Severus würde ihn sehr langsam und qualvoll töten. Die schlanken Finger kraulten jetzt über seinen Rücken.

„Ich frage mich wirklich wo der Bengel hin ist. Und vor allem warum? Er war doch so glücklich mit seinen Freunden, der große Held der Prophezeiung, gut, die Sache mit Black hat ihn mitgenommen aber gleich abhauen? Also wirklich“, murrte Severus zu sich selbst.

Als ein protestierendes Fiepsen ertönte, lachte er leise auf und fragte, „ach, bist du anderer Meinung? Du kennst Potter doch gar nicht. Sympathie aufgrund des Namens?“

Harry nickte heftig, zuckte aber dann stark zusammen als es laut und deutlich an der Tür klopfte. Die Finger auf seinem Rücken verharrten, das Glas wurde langsam auf den Tisch gestellt und stattdessen ein Zauberstab gezogen. Er war so in das Gespräch mit Harry vertieft gewesen, dass er die aktivierten Schutzzauber nicht bemerkt hatte. Es klopfte erneut, Harry zitterte mittlerweile in seiner Hand und hatte die Krallen in seine Haut geschlagen. Er sah auf seine Hand, Harry sah ihn ängstlich an.

„Keine Angst. Wäre es jemand der Dunklen Seite, hätte derjenige nicht angeklopft. Los, auf die Schulter mit dir und halt dich gut fest“, befahl Severus, der die Hand schon hob und auf seine Schulter setzte. Doch die Fledermaus zitterte einfach nur weiter und kroch kurzerhand unter seinen Pullover. „Pass auf deine Krallen auf.“ Harry fiepste zustimmend während sich Severus auf den Weg zur Tür machte, an der es zum dritten Mal klopfte.
 

Die schwarz blonde Frau drehte sich erneut um, suchte die Dunkelheit ab und hob dann die Hand um nochmal zu klopfen. Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und sie sah sich einem erhobenen Zauberstab gegenüber.

„Zissa?“

„Hallo Severus. Darf ich reinkommen?“

„Was willst du hier?“

„Lass mich bitte rein“, bat die Frau.

Sie sah, dass ihr Gegenüber sie nur sehr widerwillig ins Haus ließ. Auch er warf einen prüfenden Blick hinter sie bevor die Tür zufiel und Severus ins Wohnzimmer vor ging, Narzissa Malfoy folgte ihm.
 

„Also, was willst du von mir?“

„Deine Hilfe.“ Narzissa sah sich unruhig um bis ihr Blick von etwas auf Severus' Schulter eingefangen wurde, etwas, was sich bewegte. „Was ist das?“

„Harry, Narzissa. Narzissa, Harry. Zissa, was willst du?“

Sie starrte die Fledermaus noch einen Moment, wandte sich aber dann an Severus, „ich brauche deine Hilfe. Es geht um Draco.“

„Was ist mit ihm?“

„Noch nichts. ER hat in den letzten Monaten immer mehr Interesse an meinem Sohn gezeigt. Ich habe Angst um ihn“, gestand Narzissa doch Severus unterbrach sie sofort, „dann solltest du mit deinem Ehemann reden und nicht mit mir. Lucius hat Draco in SEINE Reichweite gebracht. Er hätte damals auf mich hören sollen und Draco nach Durmstrang schicken sollen. Dann wärst du jetzt nicht hier.“

Sie seufzte leise und meinte, „Ich weiß aber Lucius lässt nicht mit sich reden. Er hat zu große Angst vor IHM.“

„Die haben wir alle und dennoch kämpfen einige von uns. Wenn Lucius es nicht schafft seine Familie zu schützen, ist es seine Sache.“

„Er ist dein Patenkind.“

„Nur dem Pergament nach. IHR habt mir jede Möglichkeit genommen um wirklich sein Pate zu sein“, knurrte Severus aufgebracht.

Harry fiepste ängstlich, er wollte nicht, dass Severus böse wurde, wenn auch nicht auf ihn. Fast sofort hob Severus die freie Hand, in der Anderen hielt er noch immer den Zauberstab, und hob ihn vorsichtig von seiner Schulter auf seinen Schoß, wo er ihn langsam über den Rücken kraulte.

„Severus, bitte, du musst ihm helfen.“

„Nein, ich muss gar nichts. Ihr habt mir damals sehr genau zu verstehen gegeben, dass ich mich eurem Sohn nicht mehr zu nähern habe.“

„Du weißt warum“, sagte Narzissa vorsichtig.

„Wegen Gerüchten, denen ihr mehr Glauben geschenkt habt als einem alten Freund und dem Paten eures Sohnes. Merlin, wie konntet ihr das damals glauben? Ich habe Draco geliebt wie einen Sohn“, knurrte Severus, die Finger verkrampften sich um den Zauberstab bis die Knöcheln weiß hervortraten.

„Aber es gab so viele Zeugen...“

„FÜR WAS? Ich habe nie etwas getan, verdammt ich bin Lehrer. Wie konntet ihr annehmen, dass ich mich an einem Schüler vergreife?“
 

Harry sah geschockt auf, Severus' Finger lagen neben ihm und der Zauberstab zitterte leicht. Er stupste die Finger sanft an, Severus senkte den Blick und lächelte leicht gequält. „Ich erklär es dir später“, flüsterte er, die Finger fuhren wieder durch das Fell auf seinem Rücken. Dann wandte er sich wieder an Narzissa, „ihr müsst auf meine Hilfe verzichten.“

„Severus, bitte. Ich kann nicht mehr mit Lucius reden, er hört mir nicht zu, bitte.“

„Warum sollte ich dir helfen? Ihr wart meine Familie, Draco wie mein eigenes Kind. Ihr habt mir den Kontakt vor vierzehn Jahren verboten, Lucius hat mir sogar noch eine Eule geschickt als er hier nach Hogwarts kam. Ich solle mich ja von seinem Sohn fernhalten“, knurrte Severus, „und jetzt sitzt du vor mir und willst, dass ich einem Jugendlichen helfe, zu dem mir der Kontakt immer wieder verboten wurde. Sag Narzissa, wie würdest du reagieren?“

Es dauerte einen Moment bis die Frau reagierte und zögerlich sagte, „Ich verstehe dich aber..., Severus, bitte, es geht um Draco.“

„Das sagtest du bereits.“

„Du schützt Potter, warum dann nicht auch Draco? Severus, bitte, es geht um mein einziges Kind. Ich will nicht, dass ER ihn in die Finger bekommt, ich will nicht, dass Draco gekennzeichnet wird“, sagte Narzissa verzweifelt, „es tut mir leid, wie damals alles gelaufen ist. Wir haben dir Unrecht getan, sehr sogar und das tut mir leid. Aber bitte, Severus, hilf mir.“

Schwarze Augen sahen sie eiskalt an bevor Severus den Blick senkte und die Fledermaus fragte, „was denkst du darüber? Wollen wir ihr helfen? Wollen wir das Kind beschützen, zu dem mir der Kontakt verboten wurde damit ich es nicht vergewaltige. Das Kind der Eltern, die mich als Kinderschänder hingestellt haben und mir meine einzige Familie genommen habe, die ich je hatte. Was meinst du, ist das fair?“

Während Narzissa die Luft anhielt, legte Harry den Kopf schief. Sein Blick ging zu der Frau, die völlig verzweifelt aussah und schließlich nickte er und fiepste leise.

„Du denkst also, wir sollten ihr helfen?“, fragte Severus nochmal nach.

Wieder ein Nicken und ein Fiepsen.

„Severus?“, fragte Narzissa. Sie zweifelte etwas an seinem Verstand doch würde sie das nie aussprechen. Vor allem als sie der Blick des Tränkemeisters traf als er aufsah.

„Ich helfe euch aber nur für Draco, und nur für ihn.“

„Severus, ich...“

„Nein, Zissa, ihr wart wie eine Familie für mich und habt mich eiskalt abserviert. Glaubst du wirklich, dass würde ich euch so schnell verzeihen? Ich werde Draco beschützen, so weit es mir möglich ist. Ich verspreche dir gar nichts und ich will, dass du Draco gegenüber den Mund hältst“, sagte Severus.

„Wieso?“

„Weil es mir meinen Job erleichtert. Potter weiß auch nicht, dass ich über ihn wache und das hat bis jetzt sehr gut geklappt. So werde ich es auch mit Draco halten. weiß der Junge eigentlich, dass ich sein Pate bin oder habt ihr ihm das auch vorenthalten?“ Seine Stimme klang bitter und genauso fühlte er sich auch.

„Ich habe es ihm vor drei Tagen gesagt, nachdem er auf einer Versammlung war.“

„Es gab eine Versammlung?“

„Ja, gab es. Du warst nicht da“, sagte Narzissa mahnend.

„Falsch, ich wurde nicht gerufen. Vor drei Tagen sagtest du? Hat Lucius irgendein Wort darüber verloren?“

„Nein, gar nicht. Severus, was bedeutet das?“, fragte Narzissa alarmiert. „

Dass du jetzt gehst und ich mir ein paar neue Schutzzauber einfallen lasse. Geh nach Hause, dein Sohn ist in Hogwarts in Sicherheit und erklär ihm, dass er immer zu mir kommen kann wenn er Probleme hat. Verstanden?“

„Danke Severus.“

„Geh.“

Narzissa warf ihm noch einen unidentifizierbaren Blick zu, nickte aber dann und erhob sich, Severus legte Harry vorsichtig auf sein Kissen und folgte ihr dann.
 

Ihm schwirrte der Kopf, er hatte gerade Dinge erfahren, die er so nie vermutet hatte. Severus, ein Kinderschänder? Bei aller Abneigung, die er früher gegen ihn verspürt hatte, das konnte er einfach nicht glauben. Es hatte nie, absolut nie Anzeichen dafür gegeben, dass sich der Lehrer irgendwie einem Schüler unsittlich genähert hatte. Es gab unzählige Gerüchte und Geschichten über ihn aber so was, nein, nicht mal die Schüler konnten sich so was vorstellen und die ließen normalerweise keine Gelegenheit aus um wieder etwas Schlechtes über Severus zu erzählen. Er hörte das Zuschlagen der Eingangstür und kurz darauf kam Severus wieder ins Wohnzimmer.

„Komm, Kleiner, wir gehen ins Bett“, murmelte er während er Harry vom Kissen nahm.

Er klammerte sich mit den Daumenkrallen an Zeige- und Mittelfinger des Tränkemeisters und fiepste leise.

„Mir geht's gut, nur etwas viel für einen Abend.“

Die Treppe knirschte unter Severus' Schritten, die Schlafzimmertür wurde mit einem Schwenk des Zauberstabes geöffnet. Jetzt erst fiel Harry auf, dass er den Stab während des Gespräches nicht ein einziges Mal aus der Hand gelegt hatte. Misstraute er der Frau so sehr? Er sah ihn fragend an doch Severus hob ihn nur etwas höher und sagte, „Allabendliche Flugstunde, bereit?“

Fiepsend breitete Harry die Flügel aus und schon warf ihn Severus leicht in die Luft. Mit sehr ungelenken Bewegungen hielt er sich in der Luft und schaffte es sogar bis zum Kopfkissen zu fliegen bevor er schlussendlich doch abstürzte und in dem weichen Kissen landete. Es war seit einer Woche, seit er den Gips los geworden war, eine Übung. Er durfte jeden Abend diesen kleinen Flug machen, immer direkt über dem Bett damit er weich landete wenn er abstürzte und das tat er noch jedes Mal.

Er hörte Severus lachen bevor sich die Matratze senkte und der Tränkemeister ins Bett kam. Während sich Harry jetzt mehrfach im Kreis drehte um eine bequeme Kuhle ins Kissen zu trampeln, machte es sich Severus auch bequem bis er auf den Ellenbogen gestützt da lag und Harry beobachtete. Dieser bemerkte den Blick schließlich und fiepste fragend und traurig.

„Mir geht es gut, es ist lange her“, murmelte Severus, der eine Hand hob und mit den Fingern durch das dichte Fell strich. Harry fiepste ihn weiter an. „Wenn ich nur wüsste, was du sagen willst, ich würde dich gerne verstehen. Das gäbe bestimmt interessante Gespräche ab, oder Fusseltier?“

Ein Quietschen antwortete ihm während sich Harry umdrehte und sich den Bauch kraulen ließ.

„Du bist das genaue Gegenteil zu deinem Namensgeber, ich hätte dich anders nennen sollen. Aber du hörst wenigstens drauf, Harry.“

So heiße ich ja auch, weiter links.

Als ob Severus seine Gedanken gelesen hätte, wanderten seine Finger an den linken Flügelansatz. „So, und jetzt wird geschlafen“, sagte Severus mit einem Blick auf die Fledermaus, die sich unter seinen Finger räkelte. Er erntete damit einen sehr enttäuschten Blick, der ihn leise lachen ließ. „Guck mich nicht so an, es ist spät und auch wenn du eigentlich nachtaktiv bist, wird jetzt geschlafen. Also, ab auf deinen Platz und Augen zu“, befahl er schließlich.

Sichtlich enttäuscht krabbelte Harry zurück in seine Kuhle und machte es sich dort bequem. Er war froh, dass er mittlerweile auf dem Kopfkissen schlafen durfte denn das Kissen war sehr viel bequemer als sein Eigenes. „Gute Nacht, Harry.“

„Gute Nacht“, fiepste Harry zurück, wohl wissend, dass er ihn leider nicht verstand. Es dauerte nur wenige Momente bis er eingeschlafen war.
 

Seufzend sah Severus nach oben, wo eine kleine schwarzweiß gefleckte Fledermaus ihre Runden drehte. Warum hatte er ihm das Fliegen beigebracht? Vor zwei Wochen schien ihm das eine sehr gute Idee, schließlich war Fliegen nun mal die natürliche Fortbewegung einer Fledermaus. Am Anfang wäre er beinah verzweifelt, Harry war wirklich die bekloppteste Fledermaus, die er jemals gesehen hatte. Und er war die einzige Fledermaus auf der Welt, die nicht wusste, wie man flog.

Oder wie man sich als Fledermaus orientierte? Severus hatte immer geglaubt, dass jede Fledermaus die Echoschallortung von Geburt an konnte aber nicht Harry, der war geradewegs gegen den Bettpfosten geknallt als er im Dunkeln fliegen wollte. Zum Glück hatte er sich dabei nichts getan aber es hatte Severus' Vermutung über die Beklopptheit seiner Fledermaus nur bestätigt.

Oder der erste Versuch den Echoschall kontrolliert einzusetzen? Hätte Severus gewusst, was für eine Zerstörung so eine kleine Fledermaus anrichten konnte, hätte er ihn ins Wohnzimmer verbannt aber nein, Harry musste seine Versuche in seinem Labor machen. Die nächsten drei Stunden hatte Severus mit Aufräumarbeiten verbracht denn ein Reinigungszauber hätte bei den ganzen Trankzutaten, die zu Bruch gegangen waren, nur mehr Schaden als Nutzen angerichtet. Seine Reinigungsarbeiten waren von einem unglücklichen Fiepsen begleitet worden.
 

Sein Blick ging wieder zur Zimmerdecke, nun, jetzt wusste Harry wie man flog und seine Ortung richtig einsetzte und ohne alles zu zerstören, ...und Severus verzweifelte langsam.

„Harry, komm jetzt sofort runter“, befahl er, zum vierten Mal wohl gemerkt.

Und wie bei den ersten drei Mal bekam er nur ein fröhliches Quietschen als Antwort während Harry sehr elegant nur wenige Zentimeter über ihn hinweg segelte. Wenn er ihn verfluchen könnte, würde er es definitiv tun aber leider prallten alle Zauber wirkungslos an ihm ab. Ganz am Anfang hatte er noch Zauber anwenden können aber je gesünder Harry geworden war, umso wirkungsloser wurden sie. Mittlerweile prallten sie schlicht und einfach immer ab.

„Harry, lass den Mist. Komm endlich runter, wir wollen los.“

Diesmal hatte Harry scheinbar Mitleid mit ihm denn er sank immer tiefer und landete schließlich auf seiner Schulter. Severus seufzte leise, kraulte kurz über die Fledermaus und ging dann zum Kamin.

„Halt dich fest, ich will dich nicht irgendwo in der Nokturngasse einsammeln müssen“, schnarrte er.

Harry löste die Sache auf seine Art, indem er einfach unter einen Teil der Robe krabbelte.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Sobald wir angekommen sind, kommst du da raus, das ist ja peinlich.“

Statt einer Antwort kuschelte sich Harry nur enger unter den Stoff und Severus griff nach dem Flohpulver.

„Borgin und Burkes“, sagte Severus als er in die grünen Flammen trat und fast sofort verschwanden sie.
 

Mit einer Mischung zwischen Husten und Fluchen verließ Severus den Kamin und klopfte sich als Erstes den Ruß ab. Als Zweites holte er den widerwilligen Harry aus seinem Kragen, der sich schimpfend über diese, in seinen Augen, sehr grobe Behandlung beschwerte. „Ruhe. Du hast Krallen, falls du das vergessen haben solltest und die kratzen auf der Haut. Du kannst auf der Schulter bleiben oder du fliegst“, schnarrte Severus.

Harry fauchte ihn leise an, flatterte dann aber auf seine Schulter und krallte sich dort fest. Severus seufzte lautlos und durchquerte dann den Laden, ohne den buckligen, kleinen Mann, der gerade aus einem Hinterraum kam, zu beachten.

„Mr. Snape“, versuchte er es dennoch.

Er erntete damit nur einen eiskalten Blick und eine hochgezogenen Augenbraue bevor Severus aus dem Laden rauschte.
 

Er war bis jetzt erst ein Mal in der Nokturngasse gewesen, damals, als er mit Hagrid eigentlich in die Winkelgasse wollte und sehr genuschelt hatte. Als ihn Hagrid dann durch die Gasse geschleift hatte, hatte er nicht wirklich Zeit gehabt um sich umzusehen. Nun, ein Rundblick zeigte ihm, dass er damals nicht viel verpasst hatte. Alles war dunkel und gedrungen, keine großen Schaufenster und bunte Auslagen wie in der Winkelgasse, nur kleine, hölzerne Schilder neben den Türen zeigten an um was für Geschäfte es sich handelte. Severus hielt direkt auf ein Geschäft zu und betrat es auch ohne zu zögern. Es war ein Laden für Zaubertrankzutaten, Harry verleierte die Augen als Severus mit einem kaum hörbaren Summen zwischen den Regalen verschwand. So ein Laden konnte nur einem Tränkemeister gefallen. Er mochte Zaubertränke aber er konnte sich wirklich Interessanteres vorstellen als seine Zeit zwischen irgendwelchen getrockneten, eingelegten und mumifizierten Dingen zu verbringen. Moment, das da hatte sich gerade bewegt. Harry quietschte erschrocken auf.

„Was ist?“, fragte Severus sofort.

Mit zitternden Flügel deutete Harry auf das Regal und das Behältnis, in dem sich schon wieder etwas bewegte.

Severus griff danach und öffnete die Dose, große grün schillernde Käfer kamen zum Vorschein. „Skarabäen, getrocknet und als Pulver zerstoßen sind sie für viele Tränke zu gebrauchen“, erklärte Severus.

Harry starrte ihn kurz an, schüttelte sich dann und wandte sich demonstrativ ab.

„Eine normale Fledermaus würde versuchen sie zu fressen aber du bist einfach nicht normal. Ich brauch nur ein paar Dinge“, sagte Severus mit einem Lächeln, er stellte die Käfer zurück und machte sich dann daran, die benötigten Dinge einzusammeln. Er hätte dem Verkäufer auch eine Liste geben können aber meistens brachte der ihm nicht die perfekten Zutaten. Wenn er sie selber aussuchte, konnte er sich die besten Sachen raus suchen. Harry kommentierte die Einkäufe mit verschiedenen Fiepsgeräuschen.
 

„Mr. Snape, ist das alles? Oder brauchen sie noch etwas besonderes?“, fragte der Mann als ihm Severus seine Auswahl auf den Tresen legte.

„Venemosa Tentacula, ein Ableger, zwischen drei und vier Zoll“, schnarrte Severus.

Der Mann legte die Stirn in Falten und meinte dann, „so große habe ich nicht. Maximal eineinhalb Zoll. Reicht die?“

„Ja.“

Sofort verschwand der Mann nach hinten und kehrte kurz darauf mit einem kleinen Topf wieder. Die kleine, rote Pflanze schlug sofort mit ihren Tentakeln nach ihnen aus, prallte aber an dem magischen Schutzschild ab.

„Sehr gesundes Pflänzchen, sehr gute Wahl. Macht zusammen, moment...“ Der Mann rechnete schnell alles durch und meinte dann, „einhundert siebenundachtzig Galleonen und zehn Sickel.“ Harry schnappte nach Luft während Severus wortlos den gewünschten Betrag auf den Tresen legte.

„Darf ich ihnen wieder eine Liste mitgeben?“ Severus nickte nur und schon bekam er eine Rolle Pergament in die Hand gedrückt. Er rollte sie auf, überflog sie und verschwand dann nochmal hinter den Regalen. Das Fiepsen aus seiner Schulter ignorierte er.
 

Als er das nächste Mal an den Tresen zurückkehrte, regte sich Harry wesentlich stärker auf. Er wurde seit einer knappen halben Stunde ignoriert und irgendwie fand er das total doof.

„Würdest du jetzt mal die Klappe halten?“, knurrte Severus ihn schließlich an.

Der Mann hinter dem Tresen musste sich ein Grinsen verkneifen denn er kannte Severus schon ein paar Jahre aber noch nie hatte der Tränkemeister so maulend geklungen. Doch Harry dachte ja gar nicht dran, er wollte wissen was hier los war und wetterte jetzt richtig los. „Wie wäre ein Silencio?“, fragte der Mann lächelnd.

Er bekam einen Blick zugeworfen, der alles sagte bevor Severus schnarrte, „das ist eine magische Fledermausart, die ist immun gegen Zauber.“

Sofort änderte sich der Blick des Verkäufers, als er Harry jetzt musterte, sah man förmlich wie es hinter seinen Augen arbeitete. Eine solche Fledermaus war wertvoll, sehr wertvoll und ihm fielen wahrscheinlich gleich zwei Dutzend potenzielle Käufer ein. Der erhobene Zauberstab und die Morddrohung in den schwarzen Augen überzeugten ihn schnell davon, dass die Mühen es nicht wert waren. Er lächelte leicht, trat einen halben Schritt zurück und deutete auf die Pergamentrolle, „Wann kann ich mit der Lieferung rechnen? Sie wissen ja, die Kunden warten...“

„Eine Woche. Die letzten zwei Tränke erst in zwei Wochen, die müssen länger kochen. Ich bringe sie persönlich vorbei“, sagte Severus.

„Sehr gerne. Bis in einer Woche dann. Einen schönen Tag noch, Mr. Snape.“

Von Severus kam ein leises Schnauben während er die Sachen jetzt alle verkleinerte und einpackte. Ohne einen weiteren Gruß verließ er das Geschäft, Harry moserte weiter leise vor sich hin.
 

„Wenn du jetzt nicht gleich ruhig bist, verkaufe ich dich doch noch“, knurrte Severus als sie durch die Nokturngasse gingen und Harry immer noch vor sich hin fiepste. Harry sah ihn beleidigt an und Severus fuhr fort, „ich weiß ja, dass du neugierig bist aber ich werde mich nicht in der Öffentlichkeit mit einer Fledermaus streiten. Also sei ruhig und ich erkläre dir alles wenn wir daheim sind. Einverstanden?“

Harry fauchte ihn leise an, gab aber dann Ruhe und drehte ihm beleidigt den Rücken zu. Severus grinste leicht, er mochte den kleinen Kerl, sehr sogar. Doch im Moment wollte er seine restlichen Einkäufe zu ende bringen und dann schnell wieder heim.
 

Er wollte gerade die Tür zum nächsten Laden öffnen als die Tür aufschwang und ein hochgewachsener, blonder Zauberer vor ihm stand.

„Severus.“

„Lucius.“

„Was machst du hier?“

„Was geht dich das an?“

Lucius Malfoy starrte seinen ehemals besten Freund an, er wusste nicht so wirklich was er sagen sollte.

„Würdest du mich bitte durch lassen? Ich habe noch Einkäufe zu erledigen“, schnarrte Severus in diesem Moment.

„Wir müssen reden.“

„Nein.“

„Doch, Severus, ich muss mit dir reden. Es ist dringend.“

Severus schnaubte nur und drängte sich an ihm vorbei, eine schlanke, perfekt manikürte Hand legte sich auf seine Schulter um ihn zurückzuhalten.

Und genauso schnell wie Lucius die Hand drauf hatte, zog er sie fluchend wieder zurück, blutend. „Was ist das?“, fuhr er Severus an, der ihn mit einem kalten Grinsen bedacht.

„Das ist Harry und er ist genauso wenig über deine Anwesenheit erfreut wie ich. Lucius, lass mich in Ruhe“, schnarrte er bevor er sich umdrehte und den Laden endgültig betrat, Harry fauchte den blonden Zauberer nochmal an.

Lucius sah dem ungleichen Paar nach bevor er seine Hand betrachtete, die kleinen Bissspuren bluteten stark. „Bissiges Mistvieh“, murmelte er während er schon den Zauberstab zog und einen Heilzauber sprach. Er sprach den Zauber weitere drei Mal bevor er aufgab, die Wunden heilten einfach nicht. Fluchend zog er ein Taschentuch aus der Tasche und wickelte es um seine Hand. Was bei Merlin war das für eine Fledermaus? Wieso konnte er die Wunden nicht heilen? Was hatte das Tier noch für Kräfte? Sein Blick wanderte auf die Tür, es gab nur einen, der ihm diese Fragen beantworten konnte. Entschlossen stieß er die Tür auf, er musste mit Severus reden.
 

Gesuchter Tränkemeister stand bereits am Verkaufstresen, einen Stapel Pergament und zwei Fässchen Tinte standen vor ihm und er schien noch ein paar Dinge zu bestellen. Er stand mit dem Rücken zu ihm doch Lucius hatte gerade einen Schritt in den Raum hinein gemacht als diese verfluchte Fledermaus zu kreischen begann. Severus wandte nur leicht den Kopf, hob eine Augenbraue und drehte sich dann wortlos wieder zu dem Verkäufer um, der gerade die gewünschten Federn brachte und vor ihm ausbreitete.

„Kann man sich dir nähern ohne, dass das Vieh mich beißt?“, fragte Lucius, der schon näher kam. Das Kreischen wurde lauter und urplötzlich kam das Tier auf ihn zugeschossen. „Severus, ruf das Vieh zurück oder ich verfluche es“, rief Lucius nach ein paar Minuten, in denen die Fledermaus immer wieder haarscharf über seinen Kopf hinweg geflogen war und immer wieder dieses hohe, markerschütternde Kreischen ausstieß.

„Tu dir keinen Zwang an“, war alles was Severus von sich gab. Er machte sich dabei nicht mal die Mühe sich umzudrehen sondern begutachtete in aller Seelenruhe die Federn vor sich. Der Verkäufer sah ihn zwar seltsam an, sagte aber nichts.

Und Lucius zog seinen Zauberstab. Die Fledermaus schien das gar nicht zu interessieren, die kreischte und steuerte ihn erneut an. „Stupor“, rief Lucius und der rote Lichtblitz traf sehr zielgenau die kleine Gestalt der Fledermaus.
 

Severus hatte sich beim Ausrufen des Zaubers doch umgedreht, nur um zu sehen, wie der Zauber völlig wirkungslos abprallte, ...und Harry dem Zauberer kreischend ins Gesicht flog. Schreiend ließ Lucius den Zauberstab fallen als er die Hände hochriss und versuchte das wütende Tier aus seinem Gesicht zu bekommen. Doch Harry war zu schnell, er wich den zugreifenden Händen aus und flog zurück zu Severus, der sich mittlerweile mit verschränkten Armen an den Tresen gelehnt hatte. Sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen belustigt und genervt, wobei das Belustigte überwog als Harry auf seinem Arm landete.

„Na, ausgetobt? Dann können wir ja heim gehen.“

„SEVERUS!“, brüllte Lucius ihn an.

„Ja?“, fragte Severus sehr ruhig.

„Was ist das für ein Drecksvieh?“, fauchte Lucius.

„Das ist Harry. Harry, Lucius. Lucius, Harry.“ Als Antwort fauchte Harry den Zauberer boshaft an.

„Harry? So wie Harry Potter?“

„Ja, er war der Namensgeber. Lucius, du solltest die Schrammen dringend behandeln lassen. Eine Calendulawundsalbe sollte die Narben so gering wie möglich ausfallen lassen“, sagte Severus, der sich jetzt nicht mehr die Mühe gab sein Grinsen zu verbergen. Das unterdrückte Kichern hinter ihm sagte ihm, dass es dem Verkäufer genauso ging.

„Narben? Severus, wieso funktionieren die Heilzauber nicht bei den Wunden?“, fragte Lucius wütend.

„Das ist eine sehr gute Frage, ich werde mich bei Gelegenheit damit befassen aber jetzt werde ich meine Einkäufe beenden und nach Hause gehen. Entschuldige mich also.“

„Du kannst jetzt nicht einfach gehen.“

„Und ob ich das kann. Auf Wiederse....“

Ein unerträglicher Schmerz unterbrach Severus mitten im Wort, seine rechte Hand schloss sich reflexartig um seinen linken Unterarm, Lucius tat es ihm gleich.

„Wir sollten unsere Differenzen auf später verschieben“, schlug Lucius mit Schmerz verzehrten Gesicht vor.

„Gute Idee. Kein Wort von Harry. Fellmops, ab in die Tasche“, befahl Severus, „und da bleibst du.“ Diesmal gehorchte Harry sofort, er krabbelte in die rechte Robentasche und machte sich so klein wie möglich.

„Frieden?“, fragte Lucius noch.

„Vorübergehend“, stimmte Severus zu bevor sie zusammen disapparierten.
 

Sie landeten in der Eingangshalle eines Zaubermanors, das Severus schmerzlich vertraut war und das Lucius sein Zuhause nannte. Ein Wink mit dem Zauberstab hüllte sie Beide in schwere, schwarze Roben, die Gesichter verschwanden hinter fein gearbeiteten Silbermasken. Harry bewegte sich leicht und sofort zischte Severus,

„Nein, du bleibst wo du bist. Diesmal gibt es keine Diskussion, es ist sehr wichtig.“

Es ertönte ein leises Fiepsen und dann war Ruhe, kein Muskel wurde mehr gerührt.

„Können wir?“, fragte Lucius.

Ohne eine Antwort straffte sich die Gestalt des Tränkemeisters, weitere Plopps ertönten genau in diesem Moment und füllten die Halle langsam aber sicher mit verhüllten Todessern. Schwarze Augen sahen Lucius noch einen Moment durchdringend an, dann schloss sich Severus der Schar Todesser an, die die Eingangshalle durch eine helle Holztür verließen. Lucius zögerte noch einen Moment, folgte den Anderen aber dann.

Kapitel 3

ER war schon da und aus irgendeinem Grund schien ER heute noch schlechterer Laune zu sein als sonst. Lucius bewunderte Severus für seine Kaltschnäuzigkeit, wie er ohne jegliches Zögern auf IHN zuging, zu Boden sank und den Saum der Robe küsste. Genauso kalt erhob er sich wieder und reihte sich in die Masse der Todesser ein, kein Zögern, kein Blick, kein verräterisches Funkeln in den schwarzen Augen, ganz der treue Todesser. Lucius selbst musste sich sehr zusammenreißen um die normale Begrüßung ihre Meisters zu vollbringen. Er war froh, dass Andere vor ihm waren und ihm etwas Zeit verschafften.

Als er an der Reihe war, hatte er sich wieder soweit gefangen um sich nichts anmerken zu lassen. ER wartete bis alle seine Anhänger vor ihm niedergekniet waren bevor er einen Blick durch die Reihen schweifen ließ. Glühende Augen musterten jeden Todesser einen Moment bevor sie weiter wanderten. ER registrierte jedes Zusammenzucken, jedes ängstliche Blinzeln, jedes nervöse Zucken, und ER merkte sich auch jeden Todesser, der IHM ohne Angst und ohne Scheu in die Augen sah. Gut, das war nicht schwer denn davon gab es nicht sehr viele.
 

Bellatrix, ja, das war eine Todesserin nach SEINEM Geschmack. Stark, reinblütig, etwas wahnsinnig aber absolut loyal und das Letztere war das Wichtigste. Sie war das Beste, was das Haus Black hervorgebracht hatte. Die Blacks waren schon immer treue Anhänger gewesen aber sie hatten auch Zauberer hervorgebracht, die nicht SEINEN Idealen entsprachen. Wie Bellas Schwester Andromeda, die einen Muggel geheiratet hatte und damit, zu Recht, aus dem blackschen Stammbaum gestrichen wurde. Oder Sirius Black, nun, über den musste man sich keine Sorgen mehr machen und SEINE Gedanken reisten weiter.

Rabastan und Rodolphus Lestrange, treue Anhänger, wenn auch manchmal etwas zögerlich aber gut, dass war nichts was ein Cruziatus nicht verändern könnte. Oder ein anderer netter Folterfluch? Darüber würde er sich später Gedanken machen.

SEINE Aufmerksamkeit galt kurz einem anderen Todesser, schwefelgelbe Augen in einem kantigen, brutalen Gesicht, welches nicht von einer Silbermaske verhüllt war. Er hatte sie sich noch nicht verdient, genauso wenig wie das Dunkle Mal auf seinem Unterarm und doch war er sehr nützlich. Genauso wie ein gut dressierter aber bissiger Hund.

Grabbe und Goyle, dumme, einfache Primaten aber sehr treu und loyal. Sie waren für die Drecksarbeit gut und führten ihre Befehle sehr zuverlässig aus, naja, zumindest solange die Befehle einfach genug formuliert waren.

Die Carrows, Bruder und Schwester, beide sahen ein bisschen aus wie große Klöpse aber im Kampf waren sie gut und treu. Sie waren erst nach seiner Auferstehung zu seinen Anhängern gestoßen, sie hatten sich als treue und nützliche Anhänger erwiesen.

Der nächste Todesser, stahlgraue Augen hinter einer edlen Silbermaske. Er musste die blonden, fast weißen Haare nicht sehen um den Malfoy zu erkennen. Lucius. Er sah seinem verstorbenen Vater Abraxas zum Verwechseln ähnlich, genau wie Draco seinem Vater ähnlich sah, eben typisch Malfoy. Er hatte diese Familie schon immer in seinen Diensten gehabt, sie waren treu, nützlich und vor allem hatten sie extreme politische Macht. Der Name Malfoy hatte schon so manche verschlossene Tür geöffnet. Doch in letzter Zeit sah er öfters ein Flackern in den grauen Augen, ein Zögern in der Antwort oder ein Zucken in der Bewegung. Irgendetwas hatte sich bei Lucius verändert aber das würde er später regeln. Sein Blick ging weiter und kam bei dem Todesser an, der ihn heute am Meisten interessierte.

Schwarze, völlig gefühllose Augen, die ihn ohne jegliches Zögern ansah. Severus Snape. Ein brillanter Tränkebrauer, ein sehr fähiger Duellant und er verfügte über eine Entschlossenheit, die der seinen sehr nahe kam. Und er war ein ausgezeichneter Okklumentiker, kein einziger Gedanke drang an die Oberfläche und weder seine Augen noch seine Körperhaltung ließen erahnen, was er dachte. „Severus“, schnarrte er leise und schneidend.

Sofort lag jegliche Aufmerksamkeit auf dem Tränkemeister, der ihn einfach ansah, nichts deutete auf seine Gedanken oder Hintergründe hin.

„Mein Lord?“, fragte er jetzt, nicht mal seine Stimme gab Aufschluss über irgendwelche Gefühle. Die anderen Todesser wichen, wie sie hofften, unmerklich von ihm zurück.

„Severus, was gibt es Neues?“, fragte Voldemort.

„Nichts, mein Lord.“

„Bist du sicher, Severus?“

„Ja, mein Lord, bin ich. Es gibt nichts Neues. Der Phönixorden hat sich die gesamten Sommerferien über nicht versammelt“, sagte Severus völlig tonlos.

Voldemort schritt von den Reihen weg, ging sie in aller Ruhe ab und wandte sich dann wieder Severus zu. „Bist du ganz sicher? Denk sehr gut nach.“

„Mein Lord, ich bin mir sicher. Ich habe nichts Neues vom Phönixorden gehört“, sagte Severus erneut doch in Gedanken wusste er, was Voldemort meinte. Er verstärkte seine Okklumentikschilde und rief sich die Schutzsprüche in Erinnerung, die er neu gelernt hatte. Exakt für diese Situation.

„Ich meine nicht den Phönixorden. Gibt es vielleicht Neuigkeiten aus Hogwarts?“, fragte Voldemort. Seine Stimme klang völlig neutral und doch wichen die Todesser weiter vor Severus zurück.

„Ich war seit Beginn der Sommerferien nicht mehr in Hogwarts und hatte auch keinen Kontakt. Ich bin seit sechs Wochen alleine Zuhause“, sagte Severus.

„Severus, warum lügst du deinen Lord und Meister an?“

„Mein Lord, ich verstehe euch nicht ganz. Ich lüge euch nicht an.“

„Oh Severus, warum tust du das? War ich nicht immer gut zu dir, ich bin sehr enttäuscht von dir“, säuselte Voldemort und spätestens jetzt wusste Severus, dass er hier nicht mit heiler Haut rauskam.

Die restlichen Todesser schwiegen und traten teilweise noch einen Schritt zurück, sie wollten ihrem Lord nicht im Wege stehen.

„Mein Lord, ich bin mir nicht sicher was genau ihr meint. Ich habe euch nicht belogen“, versuchte es Severus erneut, „es gibt nichts Neues, weder in Hogwarts, noch beim Phönixorden. Nur die normalen Kampfvorbereitungen, nichts, was es wert wäre euch damit zu stören.“

„So, nichts Neues? Nichts Wichtiges? Du hältst es also nicht für wichtig, dass Harry Potter vier Tage vor Beginn der Sommerferien spurlos verschwunden ist?“, fragte Voldemort schneidend, er spielte mittlerweile mit seinem Zauberstab.

Severus schluckte unmerklich, in den weiten Robenärmeln umklammerte er längst seinen Zauberstab aber er war sich nicht sicher ob er einen Kampf überleben würde. Eine sanfte Bewegung an seiner Seite zeigte ihm, dass sein Harry begonnen hatte zu zittern. Er hoffte einfach, dass man die Bewegung von außen nicht sehen konnte. Er setzte zu einer Erklärung an, „mein Lord, ich hielt es nicht für notwendig da es keinerlei Anhaltspunkte für seinen Aufenthaltsort gab. Bis jetzt hat sich das auch nicht geändert, sonst hätte mich Albus kontaktiert.“

„Du hältst es also nicht für erwähnenswert, dass mein größter Feind sich alleine und ohne Zauberstab außerhalb der schützenden Mauern Hogwarts aufhält. Dir ist dieser Umstand seit sechs Wochen bewusst und du hast es nicht für nötig gehalten, deinen Lord darüber zu informieren damit ich die geeigneten Maßnahmen ergreifen kann?“, fragte Voldemort, der nicht wirklich eine Antwort erwartete. Er sah wie es kurz in den schwarzen Augen flackerte bevor sich Severus wieder unter Kontrolle hatte. „Nun, Severus, dieses Versäumnis hat mir die Möglichkeit genommen, nach Harry Potter suchen zu lassen bevor der Phönixorden seine Leute überall verteilt hat. Es lässt mich auch daran zweifeln wem deine Loyalität gilt“, fuhr Voldemort fort.

„Mein Lord, meine Loyalität gehört selbstverständlich euch“, warf Severus ein doch er wusste, dass es vergebene Liebesmüh war.

„Warum nur glaube ich dir nicht, Severus? Hm, warum glaube ich nur nicht, dass du noch so loyal bist wie früher? Vielleicht weil du mich heute schon mehrfach angelogen hast? Vielleicht weil du ständig deine Gedanken abschirmst? Severus, mein lieber Severus, ich bin sehr enttäuscht von dir“, sagte Voldemort säuselnd.

Leises, hämisches Lachen erklang, einige Todesser rückten wieder näher aber diesmal lag etwas Bedrohliches in ihren Bewegungen. Severus ignorierte sie, sie waren nicht sein Problem. Sein Problem stand zwei Meter vor ihm, mit erhobenen Zauberstab. „Mein Lord, ich bin mir sicher, dass es ein Missverständnis ist. Ich bin euch so loyal wie immer“, sagte er jetzt.

„Dann muss ich davon ausgehen, dass du nie loyal warst, Snape! Du weißt ja, wie ich zu diesem Thema stehe“, fauchte Voldemort jetzt, „Cruzio.“

„Protego speculum“, rief Severus im gleichen Moment während er sich gleichzeitig zur Seite fallen ließ. Er machte sich zu keinem Moment falsche Illusionen, der neu entwickelte Schutzzauber konnte den Cruziatus nicht aufhalten. Aber er würde ihm die benötigte Zeit erkaufen, die er benötigte um eine wirkungsvollere Verteidigung aufzubauen. Die Zauber prallten aufeinander und explodierten in einem Funkenregen.

„Schnappt ihn!“, brüllte Voldemort und sofort kam Bewegung in die Masse der Todesser.

„Purgatorias“, brüllte Severus, der den Zauberstab wie ein Schwert im Halbkreis schwenkte. Gelbrote Flammen brachen aus der Stabspitze und griffen in rasender Geschwindigkeit auf alles über, was sich ihnen in den Weg stellte. Schreiend versuchten sich die Todesser aus der Gefahrenzone zu bringen, einige sprachen Wasser- und Löschzauber und tatsächlich, die Flammen gingen aus.

Verwirrt hielten zwei, drei Todesser in ihren Bewegungen inne, sie hatten vermutete, dass es sich um ein ähnliches Feuer wie das Dämonsfeuer handelte, unlöschbar und alles verzehrend. Doch nur wenige ließen sich durch das Feuer ablenken, der größte Teil griff Severus mit unzähligen Flüchen an, die bis jetzt allerdings noch an einem sehr starken Schutzschild abprallten. Voldemort mischte sich nicht ein, zwischen ihm und Severus befanden sich die Todesser und ER war der Meinung, dass sie mit einem einzigen Verräter fertig werden müssten.

Die Aufrechterhaltung des Schutzschildes kostete enorm Kraft und machte es Severus unmöglich einen Gegenangriff zu starten. Der Fegefeuer-Zauber hatten seinen Zweck erfüllt, er hatte seine Gegner so lange abgelenkt bis er ein starkes Schutzschild heraufbeschworen hatte. Doch jetzt stand er mit dem Rücken zur Wand, und das im wortwörtlichen Sinne, und brauchte seine ganze Kraft um die Flüche abzuwehren. Und zu allem Überfluss krabbelte diese verfluchte Fledermaus gerade aus seiner Tasche.

„Bleib hier“, brüllte er über die explodierenden Flüche hinweg doch wie immer hörte Harry genauso viel wie sein Namensgeber, nämlich gar nicht. Mit schrillem Gekreische schwang er sich in die Luft und ging auf den nächsten Todesser, den Carrowbruder, los.

Amycus lachte laut auf als die winzige Fledermaus auf ihn zugeschossen kam, scheinbar schickte Snape jetzt schon sein Haustier in den Kampf. Nun, dem konnte sehr schnell abgeholfen werden. Mit einem breiten Grinsen hinter der Maske richtete er den Zauberstab auf das Tier und rief, „Avada kedavra.“

Der grüne Fluch schoss auf das Tier zu, man hörte Severus' lauten Schrei doch am Schicksal seines Haustieres konnte er nichts ändern. Nur wenige Momente später schrie Amycus geschockt auf, die Fledermaus flog völlig unbeeindruckt durch den Avada weiter und verbiss sich mit voller Wucht in seine Hand. Fluchend ließ er den Zauberstab fallen und schüttelte die Hand um das Mistvieh loszuwerden. Die Fledermaus ließ von sich aus los und flog zum nächsten Todesser, gleich zwei Todesflüche prallten wirkungslos an ihr ab.

Hätte er vorher gewusst, was für eine Wirkung Harry auf die Todesser hatte, hätte er ihn als Erstes in den Kampf geschickt. Dieser kleine Flederwisch zischte förmlich durch die Reihen der Todesser, sämtliche Zauber prallten wirkungslos an ihm ab und genau diese Tatsache verwirrte seine Gegner. Und gab ihm die Zeit abzuhauen. Langsam und vorsichtig arbeitete er sich an der Wand entlang, den Schutzschild behielt er natürlich ständig aufrecht denn nicht alle Todesser ließen sich von seinem fliegenden Freund ablenken. Er sah sich um, sein Blick traf auf Lucius, der ihm unmerklich zunickte und hinterrücks einen seiner Kameraden ausschaltete. In dem Chaos, welches mittlerweile herrschte, fiel es nicht auf.

Er hatte die Tür fast erreicht als einer der Todesser auf eine andere Idee kam. Das überraschte Kreischen von Harry ließ ihn sich umdrehen. Ein Todesser hatte irgendetwas in ein Netz verwandelt, welches jetzt hinter Harry herflog. Es war nur den extrem schnellen Bewegungen des Tieres zu verdanken, dass er noch nicht eingefangen war. Severus fluchte leise, die Tür befand sich in unmittelbarer Nähe und ihn schien keiner mehr wirklich zu beachten. Er könnte jetzt einfach hinaus schlüpfen und von der Eingangshalle aus disapparieren.

Doch das wäre das Todesurteil des Kleinen denn irgendwann würde das Netz ihn erwischen und die Todesser würden ihn nicht am Leben lassen. Er zögerte kurz, Harry wich dem Netz gerade sehr knapp aus und versuchte an Höhe zu gewinnen. Nein, der Kleine hatte ihm wahrscheinlich das Leben gerettet, da konnte er ihn nicht einfach so zurücklassen. Er richtete den Zauberstab auf den Todesser, der mit seinem Stab den Flug des Netzes überwachte, „Purgatorias.“

Der Mann wurde von roten Flammen eingehüllt, seine Schreie übertönten für einen Moment alles doch dann erhob Severus die Stimme, „HARRY!“

Für einen Moment schien die Zeit still zustehen, die Todesser sahen ihn verwirrt an doch Harry reagierte, so schnell er konnte, schoss er auf ihn zu. Nicht nur ein Todesser sah ihn jetzt sehr verwirrt an, nun, das kam ihn gerade recht. Harry segelte gerade über seinen Kopf hinweg aus dem Raum hinaus.

„Impenetrabulo nebula“, rief Severus in den Raum hinein und sofort breitete sich dichter, schwarzer Nebel vor ihm aus. Er hörte das Fluchen und Schimpfen, die Flüche schossen an ihm vorbei da die Todesser nicht mehr zielen konnten. Jetzt hieß es schnell sein, der Nebel löste sich leider viel zu schnell wieder auf. So schnell er konnte schlüpfte er durch die Tür.
 

„Harry“, rief Severus als er die Fledermaus in der Eingangshalle nicht sah. Ein lautes Quietschen ließ ihn aufsehen und im nächsten Moment hatte er eine panisch zitternde Fledermaus an der Brust kleben. Er spürte die Krallen selbst durch die dicke Robe hindurch und dennoch legte er eine Hand über das Tier, er wollte es beim disapparieren auf keinen Fall verlieren. Doch hier konnte er noch nicht, er musste zur Mitte der Eingangshalle. Dorthin, wo auf dem Boden ein Kreis aus dunklem Marmor zu sehen war und der war noch gute vier Meter von ihm entfernt. Er rannte, hinter ihm ertönten Stimmen, ein hellblauen Fluch flog nur wenige Zentimeter neben ihm vorbei. „Festhalten“, knurrte er leise, der Marmorkreis kam näher, er hatte bis heute nicht gewusst wie weit vier Meter sein konnten. Schritte erklangen hinter ihm, fluchen, schimpfen, schreien und über allem die Stimme Voldemorts.

„FASST IHN!“

Sein rechter Fuß betrat den Marmorkreis, er leitete jetzt schon den Disappariervorgang ein als sein Glück zu Ende war. Wie hatte er auch glauben können, dass er es gegen die versammelten Todesser schaffen würde? Severus riss die Augen auf als der Fluch ihn direkt in den Rücken traf, im Schwung betrat er den Kreis vollkommen und trotz der Wunde disapparierte er. Ob er allerdings heil an der anderen Seite ankam, wusste er nicht. Mit dem letzten Gedanken bevor sich sein Körper komplett auflöste, hoffte er, dass es wenigstens Harry schaffen würde. Dann wurde es dunkel.
 

Er war nicht tot, dessen war sich Severus sehr sicher denn wenn er tot gewesen wäre, hätte er nicht so unerträgliche Schmerzen gehabt. Er fühlte in sich hinein, er lag auf dem Bauch und der Schmerz ging vom Rücken aus, die restlichen Glieder schienen unverletzt. Gut, da war ein leichtes Brennen an den Unterarmen und an den Schienbeinen aber das war nebensächlich.

„Severus?“

Er kannte die Stimme, Poppy, er hatte es wirklich bis nach Hogwarts geschafft. Langsam öffnete er die Augen, sein Blick fiel auf eine Wand des Krankenflügels.

„Severus?“, fragte die Medihexe nochmal.

„Wach“, gab Severus leise zurück.

„Merlin sei Dank. Wie konntest du mit so einer Wunde apparieren? Das grenzt an Selbstmord“, maulte Poppy sofort los.

Er hörte Schritte und schließlich kam sie in sein Blickfeld, er versuchte gar nicht erst sich aufzurichten.

„Aber egal, erst mal müssen wir dich zusammenflicken.“

„Warum hast du das nicht schon gemacht?“, fragte Severus leise.

„Es geht nicht, ich kann die Wunde nicht heilen.“

„Wieso nicht?“

„Weil es nicht geht. Kein Heilzauber, kein Trank, nichts wirkt. Ich kenne den Schneidezauber nicht, der das angerichtet hat.“

„Schneidefluch?“

„Ja, glaub ich zumindest. Die Wunde ist durchs apparieren aufgerissen und bedeckt deinen ganzen Rücken“, sagte Poppy.

„Ich will es sehen.“

Er hörte die Medihexe seufzen, dann erschien allerdings ein Spiegel in seiner Hand, genauso über ihm. Er atmete nochmal durch und sah dann hinein.

Sein Rücken war komplett aufgerissen, er konnte das Weiß einiger Wirbel sehen. Der Fluch musste ihn direkt an der Wirbelsäule getroffen haben, er hatte Glück, dass keine Wirbel durchtrennt waren und da er seine Füße und Beine spürte, waren auch keine Nerven beschädigt. Poppy hatte die Blutung gestillt und scheinbar ein magisches Netz über seine Wunden gelegt.

„Gib mir meinen Zauberstab“, forderte Severus sie auf doch er hatte das Stück Holz noch nicht in der Hand als er stockte, „wo ist die Fledermaus?“

„Welche Fledermaus?“, fragte Poppy während sie ihm den Zauberstab in die Hand drückte. „Ich hatte eine gefleckte Fledermaus dabei, wo ist sie?“

„Severus, du bist völlig blutüberströmt in der Eingangshalle aufgeschlagen, ich wusste bis dahin nicht mal, dass man nach Hogwarts hinein apparrieren kann. Da war keine Fledermaus.“

Severus fluchte leise, sollte er seinen kleinen Freund wirklich unterwegs verloren haben? Er musste ihn suchen.

„Severus, alles in Ordnung? Kannst du die Wunde etwa heilen? Kennst du den Zauber?“

„Ja, kenne ich. Ich habe ihn selber erschaffen und leider in Gegenwart einiger Leute zu oft angewendet“, seufzte Severus bevor er mit dem Zauberstab auf seinen Rücken deutete und einen leisen Singsang anstimmte. Unter den erstaunten Blicken der Medihexe begannen die Wunden sich zu schließen.
 

Dennoch dauerte es fast drei Stunden bis sämtliche Wunden geschlossen waren und selbst dann war die Haut, die sich darüber spannte, extrem dünn. Poppy holte sofort eine Creme, die sie dem erschöpften Tränkemeister auf den Rücken schmierte.

„Du musst die nächsten Tage liegen bleiben, die Haut kann jederzeit wieder aufreißen“, sagte sie mahnend.

Doch statt den Anweisungen Folge zu leisten, stemmte sich Severus hoch.

„Was machst du da? Bleib liegen.“

„Nein, ich muss Harry finden.“

„Harry? Seit wann sorgst du dich um den Jungen?“

Severus warf ihr einen abfälligen Blick zu und murrte, „der Junge ist mir egal, Harry ist meine Fledermaus.“

„Deine Fledermaus? Severus, du musst liegen bleiben. Du kannst dein Leben nicht für ein Haustier aufs Spiel setzen“, sagte Poppy aufgeregt doch Severus setzte sich jetzt komplett auf.

Er musste die Zähne zusammen beißen, die Wunde war zwar geheilt aber der Schmerz wütete noch immer in seinem Körper. „Schmerztrank“, murmelte er auffordernd. Er wich dem missbilligenden Blick der Medihexe aus, die ihm aber dann doch eine Phiole reichte. Er schluckte das bittere Zeug und schüttelte sich, irgendwann musste er mal einen anderen Geschmack erfinden, das war ja widerlich.

„Du gehörst ins Bett“, wiederholte Poppy.

„Ich gehe ins Bett wenn ich meine Fledermaus wieder habe“, murrte Severus, „hast du was zum Anziehen für mich oder soll ich halb nackt durch Hogwarts laufen?“

Er sah auf, hellgrau traf auf schwarz und hellgrau wandte sich als Erstes ab. Murrend und leise vor sich hin grummelnd verließ Poppy den Raum und kehrte mit einer schwarzen Robe zurück. „Du gehörst ins Bett“, mahnte sie nochmal.

„Du wiederholst dich, ich gehe ins Bett wenn ich meine Fledermaus wieder habe“, gab Severus zurück während er sich vorsichtig anzog, sein Rücken stand förmlich in Flammen.

„Severus, du weißt doch gar nicht wo du suchen sollst. Das ist ein Tier, das wird irgendwo rum fliegen. Du gehörst ins Bett“, versuchte es Poppy erneut doch Severus schüttelte leicht den Kopf, „ich muss ihn finden.“

„Ich werde Albus unterrichten, dass du dich meinen Anweisungen widersetzt.“ Es war ihr letzter Versuch, der völlig ungehört an Severus abprallte.

Er stand auf, die Robe war ihm etwas zu groß aber das interessierte ihn momentan nicht, er griff sich seinen Zauberstab und machte sich dann die Krankenstation zu verlassen.

„Severus, bitte.“

„Danke Poppy, für die Heilung“, murmelte er während er die Tür hinter sich schloss.

Poppy sah die geschlossene Tür einen Moment fassungslos an, dann schnaubte sie wütend und machte sich auf den Weg zum Schulleiter. Irgendetwas musste diesen starrköpfigen Mann doch aufhalten können.
 

Severus war froh, dass noch Sommerferien waren und sich damit keine Schüler in Hogwarts aufhielten. Es wäre zu peinlich gewesen wenn er in der Eingangshalle nach seiner Fledermaus gerufen hätte. Genau das hatte er jetzt vor, nur dazu musste er die Halle erst mal erreichen. Sein Rücken schmerzte, welcher dieser verfluchten Todesser hatte seinen eigenen Zauber gegen ihn angewandt? Er war stolz auf den Schneidefluch Sectumsempra, er war wirkungsvoll und nur durch einen speziellen Singsang zu heilen. Er hatte ihn bei Todessermissionen oft angewendet, gut, manchmal war ihm ein Todesser in den Weg gelaufen aber dafür konnte er schließlich nichts, oder? Nun, jetzt spürte er die Auswirkungen am eigenen Leib und insgeheim musste er sich eingestehen, dass er es manchmal mit der Perfektion seiner Zauber übertrieb. Hm, er sollte an einem wirkungsvolleren Heilzauber arbeiten aber erst wenn er diesen kleine Monster gefunden hatte.
 

„Harry!“ Severus' Stimme hallte seltsam hohl durch die Eingangshalle, „Flederwisch, komm schon, wenn du hier irgendwo bist, melde dich.“

„Severus, was machst du hier?“

Verärgert drehte sich Severus um, sein Vorgesetzter stand lächelnd vor ihm und sah ihn fragend an. „Albus, das siehst du doch, ich suche meine Fledermaus.“

„Wir haben keine Fledermaus gesehen als wir dich gefunden haben.“

„Das sagte Poppy schon, ich muss ihn finden.“

„Willst du mir nicht erst mal sagen, was mit dir passiert ist?“, fragte Albus.

„Nach was sieht es denn aus? Ich bin aufgeflogen und mit zerfetztem Rücken entkommen“, knurrte Severus, „und jetzt suche ich meine Fledermaus. Harry.“

„Was ist genau passiert?“

„ER ist dahinter gekommen, dass Potter seit Ferienbeginn verschwunden ist und ER war sehr ungehalten, dass ich IHN nicht darüber informiert habe. Nun, ER zweifelte an meiner Treue und nachdem ich SEINEN Cruziatus abgewehrt habe, wollte ER meinen Kopf. Und zwar auf einem Silbertablett. Ohne Harry wäre ich nicht mehr am Leben und deswegen muss ich ihn finden“, erklärte Severus.

„Hast du einen harten Schlag auf den Kopf bekommen? Dein Harry ist eine Fledermaus, zugegeben eine magische Fledermaus aber immer noch ein kleines Tier. Wie sollte dich dieses Tier retten?“

Severus, der bis jetzt die Hallendecke abgesucht hatte, seufzte und drehte sich zu Albus um. Er würde wohl keine Ruhe haben bis dessen Neugier befriedigt war. „Seit der Kleine wieder gesund ist, prallen sämtliche Zauber einfach an ihm ab. Und dabei ist es egal welcher Art der Zauber ist. Harry hat heute ungefähr zehn Avadas abbekommen und war trotzdem putzmunter. Die Todesser waren so verwirrt über diese Tatsache, dass sie ihre Aufmerksamkeit ihm zugewandt haben und ich dadurch verschwinden konnte. Er befand sich direkt bei mir als ich appariert bin, er muss hier irgendwo sein“, knurrte Severus.

Er wurde etwas fassungslos angesehen bevor Albus leise sagte, „Du könntest ihn unterwegs verloren haben. Du warst mehr tot als lebendig als du hier ankamst und eigentlich gehörst du ins Bett.“

„Erst wenn ich meine Fledermaus wieder habe. Also entweder hältst du mich noch länger vom Suchen ab oder du hilfst mir das Schloss abzusuchen“, knurrte Severus jetzt.

„Du lässt dich nicht davon abhalten?“

„Nein, ich will meine Fledermaus wieder.“

„Dann sollten wir die Hauselfen und Geister mit der Suche beauftragen, das geht wesentlich schneller“, schlug Albus vor.

„Dann los.“
 

Wo war er hier? Er hatte den Sog des Disapparieren gespürt, Severus' Hand auf seinem Rücken und dann, war sie weg gewesen. Er hatte sich mit aller Kraft festgekrallt aber der Sog war stärker, irgendwo war er von der Robe gerissen worden. Jetzt saß er hier, umgeben von steinernen Wänden und mit einer verschlossenen Tür, kein Fenster, keine Einrichtung, nichts. Ein leerer Raum und er war ganz allein. Er wusste ja nicht mal wo Severus eigentlich hinwollte, er konnte sich nicht mal umsehen. Es war stockdunkel im Raum und nachdem er vier, fünf Runden geflogen war, hatte er sich in eine Ecke an die Decke gehängt und sich in seine Flügel eingewickelt. War Severus verletzt? Er hatte gespürt, wie der Fluch ihn getroffen hatte. War er etwa tot?

Das konnte, das durfte nicht sein. Ja, er mochte den mürrischen Tränkemeister mittlerweile und hoffte, dass ihm nichts passiert war. Nur, wo war er? Hatten ihn die Todesser doch noch gekriegt? Nein, das war eigentlich ausgeschlossen, sie waren disappariert und waren ihnen entkommen. Zumindest hoffte Harry das. Er wusste nicht, wie sich die Verletzung auf den Vorgang ausgewirkt hatte aber er hoffte einfach, dass es Severus gut ging. Hoffentlich fand ihn hier jemand, er würde hier sonst jämmerlich verdursten.
 

Severus war gerade dabei die große Halle erneut abzusuchen als eine Hauselfe ungefragt vor ihm erschien. Die Schmerzen in seinem Rücken und die Sorge um Harry machten seine Laune nicht gerade besser und so knurrte er die Hauselfe nur an.

Das arme Geschöpf duckte sich zitternd zusammen und piepste, „Mindy hat Auftrag von Master Dumbledore bekommen. Mindy hat Auftrag erfüllt. Mindy hat kleine Fledermaus gefunden, schwarz, mit weißen Punkten, ganz so wie Master Dumbledore gesagt hat. Aber Mindy konnte kleine Fledermaus nicht anfassen, deswegen holt Mindy Master Snape. Mindy ...“

„Halt den Mund“, fuhr Severus die Elfe an, „zeig mir lieber, wo die Fledermaus ist.“

Das Wesen starrte ihn aus riesigen Augen an, nickte aber dann heftig und trippelte Richtung Kerker. Severus folgte ihr und musste sich sehr beherrschen um der Schnelligkeit der Hauselfe nicht mit einem kleinen Zauber nachzuhelfen.
 

Mindy führte Severus in den tiefsten Teil der Kerkergewölbe, dorthin wo sonst nicht mal die Schlangen hingingen. Selbst Severus war in seinem Leben erst ein oder zwei Mal hier unten gewesen und doch war nirgends Staub zu sehen. Severus schnaubte leise, manchmal hatten die Hauselfen wirklich zu viel Zeit.

„Geht das nicht schneller?“, knurrte er ungehalten.

„Natürlich, natürlich.“ Die Elfe beschleunigte ihren Schritt und doch war es für Severus noch nicht schnell genug.
 

Er hatte sich eng in seine Flügel eingewickelt, er hatte Angst und bekam von seiner Umgebung nicht mehr viel mit. Und so überhörte Harry auch wie sich die Tür öffnete und jemand den Raum betrat. Auch die Stimme überhörte er.
 

Da hing seine kleine Fledermaus an der Decke und rührte sich nicht. „Harry, hey, Kleiner“, rief Severus doch es folgte keine Reaktion. Etwas verwundert verstärkte Severus den Lumos an seiner Zauberstabspitze und rief erneut, „Harry. Hey, Flederwisch, komm schon. Ich muss ins Bett.“ Harry zuckte leicht.

„HARRY! Würdest du dich jetzt endlich hier runter machen? Ich habe gerade eine schwere Wunde an meinem Rücken geheilt, bin hundemüde und ich will einfach nur ins Bett. Also bitte, komm da runter.“

Das Zucken wurde stärker, ein Flügel wurde entfaltet und ein kleines Gesicht sah ihn ungläubig an.

„Komm her, Harry“, sagte Severus erneut und diesmal war die Reaktion wesentlich stärker.

Die Flügel falteten sich auseinander während die Krallen los ließen und er sich langsam in die Luft schwang. Er flatterte noch einen Moment auf der Stelle bevor er ein lautes Kreischen ausstieß und im nächsten Moment an seiner Brust klebte, jetzt leise vor sich hin quietschend.

„Ich habe dich auch vermisst, Kleiner“, sagte Severus leise, die Hand über die Fledermaus legend, „und jetzt sollte ich ganz schnell ins Bett, sonst hext mich Albus noch rein.“

„Hat Master noch eine Aufgabe für Mindy?“, fragte die Hauselfe jetzt.

„Nein, gut gemacht. Oder doch, geh zu Albus Dumbledore und sag ihm, dass ich in meinen Räumen bin und schlafe. Und ich will die nächsten zwölf Stunden nicht gestört werden. Und sag in der Küche Bescheid, ich hätte gerne eine Abendessen, ebenfalls in meinen Räumen“, wies Severus sie an.

Die Elfe nickte hektisch und verschwand.

„Und wir gehen, Flederwisch. Es ist Zeit für was zu essen und einen langen Schlaf“, murmelte Severus, die Hand immer noch über Harry, der zufrieden vor sich hin fiepste.
 

Eine halbe Stunde später saß Severus in seinen Räumen, Harry auf seinem Schoß und beide satt und müde. Ihnen gegenüber saß Albus, der sich die Geschichte nochmal in allen Einzelheiten hatte erzählen lassen. Severus schloss die Finger um die Kaffeetasse, auf dem Tisch lagen zwei leere Phiolen und Harry döste mittlerweile auf seinem Schoß.

„Was hast du jetzt vor?“, fragte Albus.

„In meine Wohnung kann ich nicht zurück, einige Todesser wissen wo ich wohne. Aber ich hätte gerne meine Sachen. Ich habe einige sehr wertvolle Bücher und Zutaten, die ich ungern verlieren möchte. ER müsste die restliche Nacht toben also haben wir ein paar Stunden Zeit“, sagte Severus, „und ich möchte Topsy nicht dort lassen.“

„Einen Zauberer zu schicken, ist zu gefährlich.“

„Dann eine Hauselfe, mit dem Befehl an Topsy, dass sie alles einpacken und hierher bringen sollen.“

Albus nickte und rief sofort nach seinem persönlichen Hauself, der sofort mit einem Plopp erschien und sich so tief verbeugte, dass seine Ohrspitzen den Boden berührten.

„Was kann Eddy für Master tun?“

„Du wirst nach Spinner's End reisen. In die Privatwohnung von Severus Snape. Dort wirst du Topsy antreffen, eine Hauselfe. Ihr werde alles, was ihr in der Wohnung findet, einpacken. Alles, ohne Ausnahme, hörst du. Es wird nichts da gelassen. Ihr bringt es nach Hogwarts, in die leeren Räume hier im Korridor“, erklärte Albus, der Elf hörte ihm aufmerksam zu und nickte immer wieder. „Gut dann geh jetzt und beeilt euch!“

Eddy nickte nochmal und verschwand dann mit einem Plopp.

„Willst du auf die Hauselfen warten?“, fragte Albus.

„Natürlich. Ich habe einige sehr empfindliche Zutaten, ich hoffe, der Hauselfenzauber verdirbt sie nicht.“

„Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Ich werde kein Mitglied des Ordens hinschicken und du gehst auch nicht.“

Severus seufzte leise, trank einen Schluck Kaffee und sagte dann, „das weiß ich. Es wäre Selbstmord wenn ich nach Hause gehen würde. Es fällt nur schwer, auch wenn es keiner versteht aber Spinner's End ist mein Zuhause.“

„Du kannst dahin zurück wenn ER besiegt ist und dafür müssen wir Harry finden“, sagte Albus sanft.

Severus verleierte die Augen, stellte seine Kaffeetasse weg und stupste die Fledermaus an, die mittlerweile tief und fest schlief. Doch sein Harry rührte sich nicht, er wickelte den linken Flügel nur enger um sich und schlief weiter. „Schlafmütze“, murmelte er leise bevor er sich an Albus wandte, „ich habe keine Ahnung wo sich Potter aufhält und es ist mir egal. Wenn er wieder auftaucht, kannst du ihn fragen. Ich bleibe die restlichen Ferien hier. Hast du eigentlich über meine Anfrage nachgedacht?“

„Ja, habe ich. Aber ich bin noch nicht zu einem Entschluss gekommen. Du wirst dich gedulden müssen.“

„Das tu ich seit mehreren Jahren.“

„Warum willst du diese Stelle überhaupt? Du bist der Beste in Zaubertränke.“

„Lass das meine Sorge sein, gib mir die Stelle einfach.“

Ein Plopp unterbrach ihr Gespräch, Eddy verbeugte sich vor den Zauberer und piepste, „Topsy hat die ersten Möbel dabei. Wie möchten Master die Möbel stellen?“

Albus wandte sich zu Severus, der langsam die Fledermaus in ihr Nest auf dem Tisch legte und erhob sich schwerfällig, er verzog das Gesicht vor Schmerzen. „Ich komme ja schon“, murmelte er leise. Es war ihm anzusehen, dass er am Ende seiner Kräfte war.

„Soll ich das vielleicht übernehmen?“, fragte Albus sanft.

„Nein. Ich werde es schon noch schaffen, meine eigenen Sachen zu verstauen. Trotzdem danke Albus. Ich würde danach gerne unverzüglich ins Bett.“

„Natürlich. Die Hauselfen sind angewiesen dir deine Mahlzeiten in deine Gemächer zu bringen. Zusätzlich zu den Heil- und Stärkungstränken, die dir Poppy schickt. Nimm sie bitte.“

„Jaja.“ Damit schob sich Severus langsam an ihm vorbei, zur Tür raus, Eddy folgte ihm. Albus warf noch einen Blick auf die Fledermaus, die friedlich schlummerte und verließ die Räume dann ebenfalls.
 

Ihm fehlten fast die Kräfte um ins Bett zu kommen, auf die Dusche musste er verzichten und so sprach er nur einen schnellen Reinigungszauber über sich bevor er sich einfach in die Kissen fallen ließ. Ein empörtes Quietschen war die Antwort, schwerfällig drehte sich Severus rum und sah zu Harry, der auf seinem Kopfkissen lag und ihn böse an quietschte.

„Hör auf dich zu beschweren, Kleiner“, murmelte Severus, der sich bequemer hinlegte und die Decke über sich zog. Einen Zipfel legte er dabei auf Harry. „Habe ich mich eigentlich schon bei dir bedankt? Nein, anscheinend nicht. Vielen Dank, mein kleiner Freund. Ohne dich wäre ich da nicht lebend raus gekommen, danke sehr“, flüsterte Severus bevor er sich vorbeugte und Harry einen Kuss auf den Kopf gab, „Danke, kleiner Freund.“

Harry starrte ihn einfach nur an, er brachte nicht mal mehr ein Fiepsen raus so überrascht war er. Nie, absolut nie hätte er vermutet, dass der Tränkemeister auch so sein konnte. Severus hingegen bemerkte von dieser Überraschung nichts, er hatte sich zurückgelehnt und die Augen geschlossen, er war binnen weniger Sekunden eingeschlafen. Harry legte den Kopf fragend schief, Severus sah noch älter aus als sonst doch irgendwie störte es ihn nicht. Langsam krabbelte er näher und nach kurzem Zögern kuschelte er sich kurzerhand an ihn. Severus brummte leicht im Schlaf, wachte aber nicht nochmal auf und so blieb Harry liegen und schloss ebenfalls die Augen. Er brauchte etwas länger, schlief aber dann ebenfalls ein.
 

Die Schule begann wieder, die Erstklässler waren eingeteilt und es gab zwei Veränderungen in der Lehrerbelegschaft. Severus Snape, meist gehasster Lehrer der Schule unterrichtete keine Zaubertränke mehr, eigentlich ein Grund zur Freude wenn er nicht gleichzeitig den Posten in Verteidigung gegen die Dunklen Künste bekommen hätte. Der etwas ältere Zauberer Horace Slughorn nahm seine Stelle in Zaubertränke ein, Hauslehrer von Slytherin blieb allerdings Severus. Alle Schüler wunderte dieser Wechsel, alle wussten, dass Severus diesen Posten schon seit Beginn seiner Lehrerlaufbahn haben wollte, sie ihm aber immer verwehrt wurde. Dass er ihn jetzt bekam, nun, das musste schwerwiegende Gründe haben. Die Siebtklässler, die für ihre spätere Laufbahn eine UTZ in Zaubertränke benötigten, waren erleichtert – sie stellten es sich jetzt wesentlich leichter vor. Dafür verzweifelten diejenigen, die eine UTZ in Verteidigung benötigten. Doch darüber mussten sie sich erst am nächsten Tag Sorgen machen, heute Abend würden die Meisten das Wiedersehen mit ihren Freunden genießen.
 

„Harry?“

Ein lautes Quietschen antwortete Severus und kurz darauf klebte die Fledermaus an seiner Wange.

„Ich habe dich auch vermisst, kleiner Flattermann“, murmelte Severus während er die Lehrerrobe aufknöpfte und sorgfältig auf einen Bügel hängte, er hasste es wenn sie zerknitterte. Harry quietschte leise und machte es sich auf seiner Schulter bequem.

„Verfang dich nicht wieder in meinen Haaren. Das letzte Mal haben wir fast eine halbe Stunde gebraucht um die Knoten aus meinen Haaren zu bekommen. Sonst darfst du morgen nicht mit.“

Sofort verstummte Harry und sah ihn geschockt an. Severus musste sich ein Lachen verkneifen, ein Zauberstabwink ließ eine Rotweinflasche, ein Glas und ein Buch zu sich schweben während er sich setzte. Leise fiepsend stupste Harry ihn an, fragend, mitleidig.

„Ja, du darfst mit. Aber wehe du machst Ärger. Ich habe gleich in den ersten Stunden eine der schlimmsten Klassen also brauche ich nicht noch mehr Ärger“, sagte Severus, der sich gerade einschenkte und einen Schluck trank.

Ein fragendes Fiepsen.

„Gryffindor Sechstklässler, die Klasse von deinem Namensgeber, wo auch immer der sich rum treibt. Hast du schon gegessen?“

Harry schüttelte den Kopf und fiepste ihn auffordernd an.

Severus verleierte die Augen und murrte, „Du bist gesund, du kannst fliegen also geh gefälligst selbst jagen. Hier leben genug Insekten um hundert Fledermäuse zu versorgen.“

Ein entrüstetes Fiepsen war die Reaktion auf diesen Vorschlag.

„Wie hast du früher überlebt? War da auch jemand, der dir dein Futter maulgerecht serviert hat? Das kann doch wohl nicht wahr sein“, murrte Severus, ließ aber dann alle benötigten Utensilien zu sich schweben. Wie schon die letzten acht Wochen schälte er die Insekten aus ihren Panzern, entfernte Flügel und Beine und verfütterte sie dann an seine Hausfledermaus, die mittlerweile auf seinem Schoß saß und ihn lautstark anbettelte.

„Du solltest langsam lernen für dich selbst zu sorgen.“

Das Fiepsen kam nur sehr undeutlich aus dem kauenden Maul.

„Na, du willst doch irgendwann mal nach Hause, oder?“

Harry kaute zu ende und legte den Kopf zur Seite.

„Nein?“

Er schüttelte den Kopf und bettelte dann weiter. Severus lächelte, steckte ihm das nächste Fleischstück ins Maul und sagte,

„Ich würde mich freuen wenn du bei mir bleibst. Du bist intelligenter als die meisten Schüler hier.“

Diesmal sparte sich Harry einen Kommentar, er kaute zufrieden sein Fleisch und verdrängte den Gedanken, dass das hier alles vorbei war wenn er sich irgendwann zurückverwandeln würde. Er wollte nicht daran denken denn er hatte den Tränkemeister von einer Seite kennengelernt, die er nicht mehr missen wollte.
 

Severus hob eine Augenbraue als das dritte Käferstück völlig missachtet wurde und seine kleine Fledermaus völlig geistesabwesend in die Gegend starrte. Manchmal fragte er sich was in dem pelzigen Kopf vor ging. Er legte das Fleisch beiseite und griff erneut nach seinem Buch, der Unterricht für Morgen war schon vorbereitet. Also konnte er sich den restlichen Abend über entspannen. Harry starrte noch immer in die Gegend und bekam scheinbar nichts um sich herum mit. Gut, er würde ihn nicht vom Denken abhalten, das machten die Schüler hier viel zu wenig.
 

Bereits nach zehn Minuten war sich Severus nicht mehr sich ob er wirklich Verteidigungslehrer bleiben wollte. Diese Torfköpfe waren in Verteidigung noch schlechter als in Zaubertränke, auch wenn er nicht gedacht hatte, dass das überhaupt möglich war. Aber ohne das Schutzschild, mit dem er sich umgeben hatte, wäre er längst im Krankenflügel gelandet. Und dabei war die Aufgabe wirklich einfach gewesen. Er hatte die Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt, die Eine sollte angreifen, die Andere abwehren. Zudem gab es eine Auswahl an Angriffs- und Verteidigungszauber, die er vorher an die Tafel geschrieben hatte. An sich keine schwere Aufgabe aber diese Gryffindors brachten es wirklich fertig diese einfache Aufgabe völlig zu verhunzen. Er verleierte die Augen, genau wie die Fledermaus auf seiner Schulter und brüllte, „SCHLUSS!“
 

Verwirrt hielten die Schüler inne.

„Auf eure Plätze“, fauchte Severus ungehalten. Mit einem Schwenk des Zauberstabes rückte er die Pulte wieder an ihren Platz und ließ die unzähligen Rußspuren von den Wänden verschwinden. „Ich habe ja gedacht, dass ihr schon in Zaubertränke Nieten seit aber diese Zurschaustellung von Inkompetenz schlägt einfach alles. Eure Angriffe sind völlig unkoordiniert, zu schwach und die Verteidigung“, schnarrte Severus bevor er mit einem Schnauben, welches seine Meinung darstellte, abbrach.

Sein Blick wanderte über die Klasse, die meisten Schüler machten sich auf ihren Plätzen klein, nur wenige erwiderten seinen Blick und nur Mrs. Granger sah wütend und enttäuscht aus. Gut, ihre Angriffe waren gut gewesen aber das hätte er nie zugegeben. Er seufzte innerlich und knurrte dann,

„Gut, fangen wir beim Anfang an. Weasley, Longbottom, vorkommen.“

Unsicher erhoben sich die zwei Angesprochenen und stellten sich vor der Klasse gegenüber voneinander auf.

„Longbottom, sie werden den Beinklammerfluch auf Mr. Weasley zaubern. Mr. Weasley, ihr Schutz ist der Protego und ich fordere eine einwandfreie Durchführung. Ich...“

Severus unterbrach sich als sich Harry von seiner Schulter löste und zu dem rothaarigen Gryffindor flog. Dieser hob den Stab, wagte aber nicht irgendeinen Zauber zu sprechen, Severus' Warnung vom Anfang der Stunde schien zu wirken.

„Ähm, Professor, was mach ich jetzt?“, fragte Weasley als Harry auf seinem Kopf gelandet war und es sich dort bequem machte.

„Einen Schutzzauber sprechen. Longbottom, bereit?“, schnarrte Severus, „und Weasley, sollte meiner Fledermaus nur ein Haar gekrümmt werden, werden sie das restliche Schuljahr Kessel schrubben. Verstanden?“ „Ja, Professor“, murmelte Weasley mit zusammengebissenen Zähnen. „Gut, dann sind wir uns ja einig. Longbottom anfangen.“

Die nächsten Sekunden liefen vor Severus' Augen wie ein schlechter Muggelfilm ab.

Longbottom hob zögernd den Zauberstab und krächzte mehr als undeutlich den Zauberspruch, „Lo..locomotis mortor.“

Severus riss den Zauberstab hoch, der Spruch war völlig falsch und im selben Moment traf er auf das, mehr als schwache Schutzschild von Weasley. Der falsche Fluch durchbrach den Schild, spaltete sich in mehrere kleinere Flüche auf, die jetzt unkontrolliert in den Raum schossen.

„Protego Maxima“, brüllte Severus, der Zauber breitete sich vor den Schülern aus, die Fluchsplitter prallten daran ab und versanken schließlich in den Mauern des Raumes. Die alten Zauber, die in die Mauern Hogwarts eingewoben waren, neutralisierten sie endgültig.
 

„Longbottom, sie Trottel. LocomoTOR morTIS und nicht andersherum. Sind sie mittlerweile selbst zu blöd um von der Tafel abzulesen? Seien sie froh, dass niemand verletzt wurde. Fünfzig Punkte Abzug für Gryffindor, sie schreiben einen Aufsatz über das richtige Anwenden von Zaubern, zwei Ellen lang und sie finden sich die nächsten zwei Wochen jeden Abend um Acht bei Mr. Filch ein“, brüllte Severus den völlig eingeschüchterten Schüler an, „und jetzt scheren sie sich auf ihren Platz und wehe sie fassen ihren Zauberstab heute nochmal an.“

Wie ein verängstigter Hase huschte Longbottom auf seinen Platz während sich Severus zu Weasley wandte.

„Was ihren Protego angeht, haben sie schon mal was davon gehört, dass man einen Zauber mit FESTER Stimme ausspricht? Oder, dass man den Zauberstab FESTHÄLT und nicht mitten im Spruch fallen lässt? Fünfzig Punkte Abzug für Gryffindor, sie schreiben einen Aufsatz über die Herstellung und Verwendung von Zauberstäben, zwei Ellen lang und sie leisten Longbottom bei Mr. Filch Gesellschaft. Und ich will beide Aufsätze MORGEN haben. Verstanden?“, fauchte er ihn an.

Auch Weasley nickte nur vorsichtig.

„Gut, dann setzen. Ich will sie..., wo ist meine Fledermaus?“

Die letzten Worte waren leise und schneidend gewesen. Weasley tastete auf seinen Kopf, der allerdings leer war. „Ich weiß es nicht, Professor“, flüsterte er leise.

„Sie sind ein Trottel. Setzen“, knurrte Severus.

Er überlegte kurz ob er Harry beim Namen rufen sollte, es wäre allerdings mehr als peinlich, er hätte ihn doch Fauchi nennen sollen. Kurz bevor er wirklich mit Namen nach ihm rief, fiepste es leise. Er warf den Schülern noch einen eisigen Blick zu, jede Bewegung erstarrte und ging dann zu der Ecke, wo ihn Harry unglücklich an fiepste. Vorsichtig nahm er ihn hoch und legte ihn aufs den Lehrertisch, ein Tintenfass verwandelte er vorher in ein Kissen.

„Weasley, Longbottom, sollte das hier irgendwelche Auswirkungen auf ihn haben, werden sie sich wünschen dieses Jahr nicht nach Hogwarts gekommen zu sein“, knurrte er ungehalten.

Die Angesprochenen zuckten zusammen, versuchten sich noch etwas kleiner auf ihren Stühlen zu machen. „Jetzt die Zauberstäbe weg. Ich dachte bis eben, dass ich es mit Sechstklässlern zu tun habe aber da habe ich mich wohl geirrt. Wir müssen wohl ganz von vorne anfangen, möglichst langsam damit auch alle mitkommen. Also, Bücher raus. Kapitel 1 bis 5 lesen und eine Zusammenfassung mit eigenen Worten schreiben. Die wird am Ende der Stunden benotet. Lese ich auch nur eine einzige Formulierung aus dem Buch, ist das ein Troll. Mindestlänge eine Elle, LOS!“
 

Das eifrige Kratzen von Schreibfedern erfüllte den Raum, es gab kein anderes Geräusch und das war auch gut so. Severus saß mittlerweile hinter dem Lehrertisch und untersuchte Harry, der immer wieder schmerzvoll auf fiepste.

„Du bist doch sonst so zauberresistent, was ist denn los?“, murmelte er so leise, dass es die Schüler nicht hörten.

Gute Frage, dachte sich Harry, dessen Körper vor Schmerzen förmlich brannten. Das gelbe Licht der Kerzen tat in seinen Augen weh. Moment, Harry blinzelte ein paar Mal aber das Ergebnis blieb, wie schon damals gleich, er sah Farben und das konnte nur eines bedeuten. Er verwandelte sich zurück. Das durfte nicht sein, nicht hier, nicht jetzt und vor allem nicht vor Severus. Er würde ihn umbringen. Verzweifelt begann er mit den Flügeln zu schlagen, er musste hier weg.

„Du bleibst hier, du bist verletzt und bevor ich nicht weiß, wie sich dieser Fluch auf dich ausgewirkt hat, flatterst du hier nicht rum“, raunte Severus. Die Bewegungen von Harry wurden stärker, er wollte hier weg und zwar sofort.
 

Etwas verwirrt sah Severus auf seinen Harry, der sich quietschend und fiepsend gegen seinen Griff wehrte. Schließlich versenkte er sogar die Zähne wieder in seiner Hand doch diesmal ließ Severus nicht los. Irgendetwas stimmte nicht mit seinem kleinen Freund und er würde ihn nicht weglassen bevor er nicht wusste, was los war. Das bettelnde Fiepsen wurde lauter, drängender, verzweifelter aber Severus ließ nicht los.

„Nein, du bleibst hier“, murmelte er.

Mittlerweile war das Kratzen der Federn verstummt, sämtliche Schüler sahen sich das Schauspiel am Lehrertisch an. Severus hatte mittlerweile echte Mühe das Tier festzuhalten und vor allem litt er scheinbar an Wahnvorstellungen denn irgendwie kam es ihm so vor als wäre Harry größer geworden. Nein, das konnte nicht sein, er hatte den Rückverwandlungszauber auf ihn gesprochen, seine geliebte Fledermaus konnte nicht Potter sein.
 

Doch die Verwandlung ging weiter, Severus legte ihn schließlich zurück auf den Schreibtisch und völlig resignierend blieb Harry auch liegen während er sich weiter verwandelte. Fassungslos beobachtete Severus wie sich 'sein' Harry langsam aber sicher verwandelte, das Fell zog sich in die Haut zurück, die Flughaut verschwand in den Gliedmaßen, welche sich gleichmäßig streckten. Die dunkle Haut wurde heller, menschlicher, genau wie die komplette Gestalt. Es zerriss ihm förmlich das Herz, seine geliebte, kleine Fledermaus war wirklich Potter und der würde in wenigen Momenten völlig nackt auf seinem Schreibtisch hocken. Mit dem Schwenk eines Zauberstabes beschwor er eine Robe herauf, die er dem Jungen an den Leib hexte bevor er sich erhob. Er war innerlich völlig geschockt aber äußerlich sah man ihm nichts an, seine Maske saß wieder perfekt.

„Potter“, war alles was er hasserfüllt ausspie. Ja, jetzt Hasste er den Jungen. Das hier hätte er nicht wissen wollen, es war perfekt mit seiner Fledermaus aber nein, nicht mal ein bisschen Freundschaft war ihm vergönnt.

„Professor“, gab Potter jetzt leise zurück.

„Runter von meinem Schreibtisch. Sie werden sich sofort im Schulleiterbüro einfinden“, schnarrte Severus.

„Lassen sie mich doch bitte erklären“, bat Potter sehr leise, nur er hörte es.

„Sie können Professor Dumbledore alles erklären, wir haben nichts mehr miteinander zu besprechen, Potter!“

Er wurde fast schon verzweifelt angesehen bevor Potter nickte und langsam vom Schreibtisch runter kletterte. Severus beobachtete wie der Junge, wie ein geprügelter Hund durch den Klassenraum schlich. Es interessierte ihn nicht, er musste erst mal seine eigenen Empfindungen sortieren und dann konnte er darauf reagieren.

„Harry!“

„WEASLEY, SOFORT WIEDER HINSETZEN!“, brüllte Severus und der Junge stockte mitten in der Bewegung. „HINSETZEN. Sie haben alle einen Aufsatz zu schreiben und zwar SOFORT!“ Seine Stimme donnerte durch den Raum, die Schüler zuckten zusammen und Harry nutzte diesen Moment um aus dem Raum zu stürzen. „Wer sich auch nur einen Millimeter von seinem Platz bewegt, wird mich richtig kennenlernen. Sie schreiben jetzt ihre Aufsätze zu ende und wenn sie morgen noch hier sitzen“, rief Severus, seine Stimme bebte vor Wut und diesmal widersprach kein Schüler, das eifrige Kratzen von Federn war wieder zu hören.
 

Todunglücklich saß Harry im Schulleiterbüro, völlig in sich zusammen gesunken auf einem Stuhl und mit den Fingern hielt er sich krampfhaft an der Teetasse fest. Ihm gegenüber saß Albus Dumbledore, der, nachdem die erste Freude über das Wiedersehen, schnell Sorge gewichen war, ihn jetzt sorgenvoll ansah. Sein ehemaliger Tränkelehrer war ein sehr nachtragender Mensch, er hatte die Zuneigung zu der kleinen Fledermaus deutlich gespürt und nachdem, was Harry ihm gerade erzählt hatte, war Severus alles andere als begeistert von dieser Angelegenheit.

„Harry, kannst du dich noch an die genauen Zutaten erinnern?“, fragte er leise.

„Ja, kann ich. Auch an die Zubereitung aber irgendetwas muss schief gegangen sein, ich konnte mich nicht zurückverwandeln“, murmelte Harry.

„Das hast du bereits erklärt. Kannst du sie mir aufschreiben?“

„Natürlich.“

Albus schob ein Pergament und eine Feder zu ihm rüber, es dauerte dennoch einen Moment bis Harry anfing zu schreiben.
 

„Willst du darüber reden?“, fragte Albus als Harry aufgehört hatte zu schreiben und ihm das Pergament zugeschoben hatte.

„Da gibt es nichts zu reden. Ich habe einen verbotenen Trank gebraut, habe mir Professor Snape noch stärker zum Feind gemacht als sowieso schon und ich habe Dinge gehört, die wahrscheinlich nie für meine Ohren bestimmt waren. Also entweder werden wir das alles unter den Tisch kehren und ich gehe ganz normal in den Unterricht bis ich irgendwann im Kampf gegen Voldemort jämmerlich verrecke oder ich werde von der Schule verwiesen, werde irgendwo weggesperrt um dann vor geholt zu werden um im Kampf mit Voldemort zu verrecken“, sagte Harry verbittert.

„Aber Harry, das musst du falsch verstanden haben. Du wirst gewinnen, du bist stärker als Tom, du wirst nicht sterben“, sagte Albus schnell.

Doch Harry schüttelte den Kopf, „ich habe gehört was sie und Professor Snape gesagt haben, ich war dabei. Und er hat Recht, wir haben uns wie Kinder aufgeführt und es ist Wahnsinn wenn ich gegen Voldemort antrete. Himmel, die Leute aus dem Phönixorden sind allesamt besser als ich, um Längen besser. Wie soll ich Voldemort besiegen?“

„Du besitzt den Schutz deiner Mutter, du bist mutig und du bist besser als du selber denkst. Was Severus gesagt hat, war nicht wahr. Du weißt doch, wie er sich gegenüber den Gryffindors verhält. Glaubst du wirklich, er würde etwas gut heißen, was von euch kommt? Ihr habt euch sehr gut geschlagen, euch fehlt lediglich die Erfahrung und die werdet ihr bekommen. Severus ist ein hervorragender Lehrer und ich werde dich ebenfalls noch unterrichten. Du wirst es schaffen“, sagte Albus zuversichtlich.

„Habe ich eine andere Wahl? Es wird doch von mir erwartet, oder? Was wird aus mir wenn ich sage, dass ich nicht gegen Voldemort kämpfen will?“, fragte Harry bitter. Er hatte in den letzten Wochen sehr viel Zeit zum Nachdenken gehabt und war zu einem Ergebnis gekommen, dass die Zauberwelt schocken würde.

„Aber mein Junge, was redest du denn da? Du bist verwirrt, das ist völlig normal. Du musst dich jetzt erst mal ausruhe und dann sieht die Welt gleich ganz anders aus. Am Besten gehst du erst mal zu Madame Pomfrey, damit sie dich untersucht und vielleicht kann sie dir auch bei deinen Ohren helfen.“

„Ohren?“

„Du hast es nicht bemerkt?“, fragte Albus vorsichtig.

„Was habe ich nicht bemerkt?“

Albus seufzte leise und verwandelte eine Teetasse in einen Spiegel, den er Harry über den Tisch hinweg reichte. Mit zittrigen Finger griff er danach, er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Trankunglück irgendwelche Nachwirkungen haben könnte. Harry atmete nochmal tief durch und sah dann in den Spiegel.

Die gleichen grünen Augen wie vor der Verwandlung, dieselben strubbeligen Haare und dieselbe verdammte Narbe, eigentlich alles wie immer, wenn man von den extrem seltsamen Ohren absah, die aus seinen Haaren herausstachen. Sie waren weder spitz, noch wirklich rund, weder wirklich menschlich, noch tierisch, sie sahen ein bisschen wie eine Mischung zwischen Fledermaus- und Menschenohren. Und sie waren grausig.

„Gehen die wieder weg?“, fragte Harry leise.

„Das weiß ich nicht. Severus wird den Trank nach brauen und untersuchen. Dann müssen wir untersuchen, was der falsche Zauberspruch von Mr. Longbottom genau angerichtet hat und dann können wir sehen, was wir machen können. Madame Pomfrey wird dir Blut abnehmen und ein paar Diagnosezauber auf dich sprechen. Und dann sehen wir weiter“, erklärte Albus doch er hatte das Gefühl, dass ihm Harry nicht mehr zuhörte. Dieser nickte nur, legte den Spiegel weg und erhob sich. „Geh bitte sofort auf die Krankenstation.“

„Mach ich.“

„Harry, denk nicht darüber nach was Severus gesagt hat, er ist in dieser Sache nicht sehr objektiv und würde nie ein gutes Haar an dir oder deinen Aktionen lassen. vergiss es einfach, Harry.“

„Mach ich.“

Harry nickte Albus nochmal zu und verließ dann das Büro, die sorgenvollen Blicke des Schulleiters völlig ignorierend.
 

„Severus, lass mich rein“, rief Albus.

Die Tür vor ihm war per Zauber verschlossen und es drang kein Laut darauf hervor. Severus hatte sich nach der letzten Schulstunde in seinen Räumen verbarrikadiert und war seitdem nicht mehr raus gekommen. Albus war versucht die Tür per Zauber zu öffnen aber er respektierte den Wunsch des Anderen nach etwas Ruhe.

„Severus, ich lege dir das Pergament mit der Trankbeschreibung von Mr. Potter vor die Tür. Hol es bitte rein bevor es ein anderer Schüler findet, wir können solch ein Debakel nicht noch einmal gebrauchen.“

Damit legte er die Pergamentrolle vor die Tür und ging.
 

Irgendwann holte Severus das Pergament rein, legte es aber sofort beiseite denn er war viel zu durcheinander um überhaupt irgendeinen Trank zu brauen, oder sich auch nur die Beschreibung durchzulesen. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass seine kleine Fledermaus wirklich Potter war. Er war die ganze Zeit bei ihm gewesen, sogar bei ihm geblieben als er die Möglichkeit zur Flucht gehabt hätte. Warum? Warum? Dieser Bengel hasste ihn. Warum war er also geblieben? Warum war er nicht sofort weggeflogen? Hatte er etwa gehofft, dass er ihm helfen konnte? Wie auch? Er hatte ja die Möglichkeit einer Verwandlung gleich am Anfang ausgeschlossen. Sein Kopf dröhnte, er hatte die ganze Zeit über nachgedacht und war zu keinem zufrieden stellenden Ergebnis gekommen. Sein Blick fiel auf die Pergamentrolle, mit einem Seufzen holte er sie zu sich und begann zu lesen.

Kapitel 4

- 2 Unzen Alraune – getrocknet, als Pulver zerstoßen

- 0, 5 Unze.. Einhornhorn – als Pulver zerstoßen

- 14 Florfliegen

- 1 Mondstein – Die Größe war nicht zu erkennen, ich habe einen Mittleren genommen

- Saft von 2 Schlafbohnen

- 3 Unzen Dracheneischalen – zerstoßen. Geschle.... …..... - nicht zu identifizieren, ich habe ungarischen Hornschwanz genommen

Zubereitung
 

- Kessel , Silber, Größe 2, mit Wasser füllen und übers Feuer hängen

- Florfliegen hinzugeben, im Uhrzeigersinn umrühren – wie oft war nicht mehr zu identifizieren, ich habe sechs Mal gerührt - , vier mal gegen den Uhrzeigersinn rühren

- Köcheln lassen – nur die eins war noch zu erkennen also irgendetwas zwischen 10 und 19, ich habe 14 Minuten genommen Farbe sollte dunkelgrün sein – war sie auch fast

- die Alraune und das Einhornhorn hinzufügen

- vier mal im Uhrzeigersinn umrühren, 1 Stunde köcheln lassen

- Schlafbohnensaft hinzufügen, im Uhrzeigersinn umrühren – genaue Anzahl war nicht zu identifizieren, ich habe 5 mal gerührt

- 3 Stunden köcheln lassen, Farbe sollte hellblau sein – war sie – wobei es viele Auslegungen von hellblau geben kann

- den Mondstein hinzufügen, fünf mal gegen den Uhrzeigersinn umrühren

- stark aufkochen, Farbe sollte dunkelblau sein

- die Dracheneischalen hinzufügen, vier mal im Uhrzeigersinn umrühren, drei mal dagegen

- 1 Stunde köcheln lassen, Farbe wechselt über violett zu rot – rot kann sehr viel bedeuten, meiner war dunkelrot

- 30 Minuten abkühlen lassen, Verwendungsbereit

Es stand noch eine Warnung dabei, die ich allerdings nicht komplett rekonstruieren konnte. Sie hat ohne die fehlenden Wortteile keinen Sinn ergeben
 

Fassungslos starrte Severus auf das Pergament. Er las es sich mehrfach durch, vor allem die hervorgehobenen Sätze von Potter ließen ihn den Kopf schütteln. Seine Fassungslosigkeit hatte gleich mehrere Gründe. Der Geringste war wohl, dass er diesen Trank wirklich nicht kannte. Der weit schwerwiegendere Grund war, dass der Bengel wirklich diesen Trank gebraut und noch schlimmer, auch noch getrunken hatte. Wie konnte man einen Trank trinken, dessen Zubereitung man sich zur Hälfte ausgedacht hatte? Er müsste eigentlich Merlin, Salazar und sonst wem dafür danken, dass ihm der Kesseln nicht um die Ohren geflogen war.

Wie oft hatte er seinen Schülern erklärt, dass man einen Trank nur braute wenn man das komplette Rezept und die komplette Zubereitung hatte? Eine Million mal, zwei, oder vielleicht sogar noch mehr aber beim Goldjungen war davon natürlich nichts hängengeblieben. Klar, warum auch nicht? Der-Junge-der-lebt konnte schließlich nichts falsch machen, er war ja das goldene Kind der Prophezeiung also konnte er natürlich auch Tränke brauen, die nicht mal er ohne genaue Anleitung brauen würde. Er schüttelte den Kopf über so viel Arroganz und legte das Pergament dann weg.

Wo könnte er diesen Trank finden? Er kannte die Bücher in Hogwarts, da stand er garantiert nicht drin. Seine eigene Bibliothek kannte er genauso auswendig, Fehlanzeige. Lucius, momentan sehr schlecht aber er könnte sich mit Draco in Verbindung setzen und der wiederum könnte Lucius schreiben. Moment, Black, natürlich, das war eine Möglichkeit. Aber dazu musste er in den Grimmauldplatz und die blacksche Bibliothek war nicht gerade klein, er würde einige Zeit brauchen um alle Bücher durchzusehen. Sein Blick wanderte zu dem Kissen, welches noch immer auf seinem Tisch lag. Es tat weh, es tat sogar sehr weh.

Er war die letzten Wochen immer nach Hause gekommen und seine Fledermaus hatte auf ihn gewartet, wenn sie ihn nicht gerade begleitet hatte. Es war ein schönes Gefühl gewesen und was war dabei raus gekommen? Dieses missratene Gör hatte sich wahrscheinlich die ganze Zeit über ihn lustig gemacht und würde mittlerweile bei seinen Freunden sitzen und sich mit seinen Freunden über den alten Tränkelehrer lustig machen. Wie dumm er doch gewesen war. Wie verzweifelt er nach einer Freundschaft gesucht hatte. Er war so dämlich gewesen. Severus schnaubte leise, er war wirklich dämlich gewesen.

Sein Blick ging nochmal zu dem Pergament, der Trank hatte Zeit, es eilte nicht. Er würde am Wochenende in den Grimmauldplatz reisen und die ersten Bücher durchsehen, für heute hatte er genug durch gemacht. Es war eigentlich noch zu spät um ins Bett zu gehen aber für heute reichte es ihm. Müde und auch traurig erhob sich Severus und wollte sich gerade auf den Weg ins Schlafzimmer machen als es erneut an seiner Tür klopfte. Er atmete tief durch und knurrte, „Herein.“
 

Albus betrat den Raum, sein Gesicht drückte Sorge aus und seine Bewegungen wirkten irgendwie unkoordiniert.

„Was willst du?“, fragte Severus knurrend.

„Wir brauchen deine Hilfe auf der Krankenstation.“

„Wobei?“

„Mr. Potter hat von der...“

„Nein.“

„Bitte?“

„Nein, Albus. Es ist mir völlig egal was er hat, was er nicht hat oder was er gesagt hat, ich bin fertig mit ihm. Sollte er krank sein, kann Poppy es heilen, sie hat exakt dieselben Tränke wie ich auch also braucht sie mich in dieser Hinsicht schon mal nicht. Ich bin zwar ausgebildeter Heiler aber das ist Poppy auch, also wieder ein Punkt, indem ich nicht nützlich bin. Also ist meine Anwesenheit auf der Krankenstation weder jetzt noch zu einer anderen Zeit notwendig“, schnarrte Severus, die Arme vor der Brust verschränkt und mit so ernster Stimme, wie es Albus schon lange nicht mehr gehört hatte.

„Aber Severus, lass es den Jungen doch erkl...“

„Nein! Ich will nichts mehr von ihm hören, außer er hat was im Unterricht zu sagen. Albus, ich bin fertig mit ihm. Du sagst immer, dass er alt genug ist um gegen Voldemort anzutreten und zu sterben, bitte, viel Spaß. Auf meine weitere Hilfe wirst du verzichten müssen. Ich bin als Spion so gründlich aufgeflogen wie es nur möglich war und ich weigere mich weiter auf ihn aufzupassen. Soll er sich doch den Schädel einschlagen lassen. Albus, ich will nichts mehr von ihm hören, außer es betrifft seine schulischen Leistungen. Wenn ich von Poppy kein Attest bekommen, hat er sich am Donnerstag in meinem Unterricht einzufinden. Sollte er fehlen, will ich eine ausführliche ärztliche Bescheinigung. Möchtest du sonst noch etwas von mir?“, fragte Severus kalt.

Diesmal erfolgte kein Widerwort, selten hatte Albus den Mann vor sich so entschlossen und vor allem so verbittert gesehen. Die Enttäuschung saß scheinbar noch zu tief, er würde hier und heute nichts ausrichten können.

„Nein Severus, das war alles. Wir sehen uns morgen beim Frühstück?“, fragte Albus.

„Natürlich.“

„Dann gute Nacht.“

„Gute Nacht, Albus.“

Der Weißmagier nickte ihm lächelnd zu und verließ den Raum dann, er hörte hinter sich etwas zersplittern, drehte sich aber nicht nochmal um.
 

Wenig später öffnete Albus die Tür zur Krankenstation und ging zu dem Bett, wo Harry Potter saß und ihn hoffnungsvoll ansah. Als er allerdings bemerkte, dass er allein war, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck und er sackte in sich zusammen.

„Wo ist Severus?“, fragte Poppy, die gerade aus ihrem Büro kam, mehrere Phiolen und eine Pergamentrolle in den Händen.

„Er kommt nicht.“

„Aber wieso denn nicht? Albus, ich brauche einen zweiten Heiler hier und jemanden, der sich mit Tränken auskennt. Horace kann ich da nicht gebrauchen. Albus, warum ist er nicht hier?“, fuhr Poppy ihn an.

„Wir müssen ohne Severus auskommen. Harry, mein Junge, wie fühlst du dich?“

„Ich habe Fledermausohren, seltsame Zähne, mit denen ich mich schon mehrmals auf die Zunge gebissen habe, ich habe Hunger und Durst, bekomme aber weder etwas zu essen noch etwas zu trinken weil wir nicht wissen wie es sich mit dem Trank verhält und ich habe wohl einen der größten Fehler meines Lebens gemacht aber hey, sonst geht es mir gut“, murrte Harry niedergeschlagen.

„Das meine ich nicht und das weißt du. Wie fühlst du dich?“, fragte Albus erneut.

„Den Umständen entsprechend gut, danke. Aber ich habe Hunger und Durst. Kann ich nicht etwas bekommen?“

„Poppy?“

„Hier sind die letzten Ergebnisse, so weit ich das sagen kann, ist er kerngesund. Seine Sinne sind voll da, er hört allerdings etwas anders und er muss eine spezielle Diät einhalten, seine inneren Organe sind seltsam verändert aber voll funktionsfähig. Ich würde ihn gerne über Nacht und den morgigen Tag noch hier behalten aber morgen Abend kann er die Krankenstation wieder verlassen. Albus, ich kenne diesen Trank nicht und ich weiß nicht was der missglückte Zauberspruch von Mr. Longbottom angestellt hat. Ich kann die Veränderungen nicht rückgängig machen, nicht solange nicht nicht jedes Detail kenne“, sagte Poppy seufzend, „aber er ist gesund.“

„Darf ich dann was essen und vor allem was trinken?“, fragte Harry.

Wieder sah Albus fragend zu der Medihexe, die nur nickte und nach einem Hauselfen rief. Kurz darauf hatte Harry eine Kanne Tee und einen Teller voll Sandwichs neben sich stehen, an denen er sich sofort bediente. Albus schob Poppy in ihr Büro und schloss die Tür hinter ihnen.
 

„Und jetzt nochmal genau“, forderte er.

„Albus, ich lüge meine Patienten nicht an, es ist so wie ich eben gesagt habe. Er ist gesund, seine Organe und Sinne arbeiten so wie es sein sollte und auch der Magietest hat keinerlei Ergebnisse erbracht. So gesehen, ist er ein völlig gesunder Junge“, sagte Poppy achselzuckend, „aber jetzt erklärst du mir erst mal warum Severus nicht kommt.“

Albus setzte sich mit einem tiefen Seufzen und fragte, „kannst du dir das nicht denken? Severus mochte Harry als Fledermaus wirklich, ich habe ihn selten so glücklich gesehen und jetzt das. Er ist zutiefst enttäuscht und er geht davon aus, dass Harry sich die ganze Zeit über ihn lustig gemacht hat und es jetzt mit seinen Freunden auch so machen wird. Und du weißt wie nachtragend Severus ist.“

„Oh ja, das weiß ich. Aber der Junge sieht nicht so aus als würde er sich lustig machen. Im Gegenteil, Albus, ich glaube, er würde Severus gerne alles erklären.“

„Was will er ihm erklären?“

„Das weiß ich nicht, das musst du Harry fragen. Aber heute sollte er erst mal etwas Ruhe haben, der Tag war anstrengend. Er bleibt bis morgen Abend bei mir, dann kann er zurück zu seinen Freunden“, sagte Poppy.

„Gut. Stellst du Harry bitte den Diätplan zusammen? Schick ihn gleich in die Küche, die Hauselfen sollen ihm auf alle Fälle nur noch das geben, was er verträgt. Wirst du die Verwandlung rückgängig machen können?“

„Nein. Nicht ohne den Trank. Wohl gemerkt den Trank von Harry.“

„Also den Falschen?“

„Ja, den Falschen und den Richtigen. Ich brauche beide Tränke um sie zu vergleichen, um unterscheiden zu können was schief gegangen ist. Ich weiß nicht welche Zutaten dafür verantwortlich waren, dass er sich nicht zurückverwandelt hat, dass er scheinbar immun gegen Magie war und was der ausschlaggebende Punkt zur Rückverwandlung war. Das dauert alles seine Zeit und so lange wird er mit seinen Überbleibseln leben müssen“, erklärte die Medihexe achselzuckend.

„Wie sollen wir das nur den Schülern erklären?“

„Naja, viel erklären wirst du nicht mehr müssen, Albus.“

„Wieso?“

„Weil die komplette sechste Klasse aus Gryffindor bei dem Vorfall dabei war und garantiert nicht alle ihren Mund halten werden. Spätestens morgen zum Frühstück wissen alle Bescheid. Du solltest ihnen zuvor kommen und ihnen irgendetwas erzählen.“

Albus warf ihr nur einen unrettbaren Blick zu und erhob sich dann. „Kümmer dich gut um Harry, ich werde mir etwas einfallen lassen.“

Die Medihexe nickte nur bevor Albus den Raum verließ, sie folgte ihm zögernd. Harry sah ihn fragend an doch Albus lächelte ihn nur an und ging. Er sah nicht wie der Junge den Kopf hängen ließ.
 

Stunden später lag Harry immer noch wach in seinem Bett und starrte an die Decke. Seine Gedanken rasten und ließen ihn nicht zur Ruhe kommen, und zudem hatte er schreckliche Bauchschmerzen. Als es kaum noch auszuhalten war, stand er auf und ging zum Büro von Madam Pomfrey um zu klopfen. Es dauerte nur wenige Momente bis die Tür aufging und die Medihexe ihn im Schein eines Lumos fragend ansah.

„Mr. Potter, ist alles in Ordnung?“

„Ich habe Bauchschmerzen.“

„Haben sie noch etwas anderes gegessen?“

„Nein, nur den Kamillentee und zwei Sandwichs.“

„Gehen sie wieder ins Bett, ich bringe ihnen sofort einen Trank. Wissen wie noch was für Sandwichs?“, fragte Poppy bevor sie kurz in ihrem Büro verschwand und kurz darauf an Harrys Bett erschien, eine Phiole in der Hand.

Nachdem er sie geschluckt hatte, antwortete Harry auf die Frage von eben, „Putensandwichs mit Salat, Tomate und Soße.“

„Hm, scheinbar vertragen sie davon etwas nicht.“

„Und was?“

„Das, Mr. Potter, kann ich nicht sagen. Was haben sie die letzten Wochen gegessen?“

„Insekten. Ich war schließlich eine Fledermaus.“

„Nun, dann werden wir es damit versuchen.“

Harry verleierte die Augen, er hatte keinen Appetit auf Insekten und außerdem wurden seine Bauchschmerzen immer stärker.

Das schien man auch an seinem Gesicht zu sehen denn Madam Pomfrey fragte, „wird es schlimmer?“

„Ja.“

„Der Trank sollte eigentlich wirken.“

„Tut er aber nicht“, presste Harry zwischen zusammen gebissenen Zähnen hindurch.

Ohne eine Antwort zu geben, verschwand die Medihexe um kurz darauf mit zwei weiteren Phiolen zurückzukehren. Allerdings war es für Harry zu spät denn zu den Bauchschmerzen gesellte sich eine schwere Übelkeit. Er schlug die Hand vor den Mund während er aufsprang und aufs Bad zueilte, er schaffte es nicht ganz und übergab sich schließlich nur wenige Meter von seinem Bett entfernt auf den Boden.
 

Erschöpft und mit einem widerlichen Geschmack im Mund saß Harry etwas später auf seinem Bett. Madam Pomfrey streichelte ihm beruhigend über den Rücken während er sich beruhigte. „Kann ich ein Glas Wasser haben?“, fragte er leise.

„Natürlich“, gab Madam Pomfrey zurück und schon wurde ihm ein Becher in die Hand gedrückt, „aber nur langsam trinken.“

Harry folgte der Anweisung, froh den widerlichen Geschmack endlich runter spülen zu können. „Was kann ich in Zukunft noch essen?“

„Wir sollten wirklich bei Insekten bleiben oder haben sie eine bessere Idee?“

„Nein“, seufzte Harry niedergeschlagen.

„Dann bekommen sie zum Frühstück wieder etwas, jetzt sollte sich erst mal ihr Magen wieder beruhigen. Schlafen sie weiter.“

„Weiter ist gut“, murmelte Harry leise doch die Hexe hatte ihn gehört.

„Wollen sie einen Schlaftrank?“

„Nein, danke. Es geht schon.“

„Sicher?“

„Ja. Es hat ja eh keinen Sinn darüber nachzudenken.“

„Severus“, war alles, was Madam Pomfrey sagte und die Art und Weise, wie der Junge förmlich zusammen sackte, sagte ihr mehr als alle Worte gekonnt hätten. Mit einem leisen Seufzen ging sie um das Bett herum und setzte sich neben ihn. Sie wurde nur traurig angesehen. „Harry, was bedrückt dich?“

„Er hasst mich.“

„Wie kommst du darauf? Severus ist kein sehr umgänglicher Mensch, zugegeben aber so schlimm ist er auch nicht“, sagte Poppy.

Doch Harry schüttelte gleich den Kopf, „er hasst mich, jetzt erst richtig. Sie haben seinen Blick nicht gesehen als ich mich zurückverwandelt habe. So voller Abscheu und Hass. Ich habe es doch nicht absichtlich gemacht, es war Zufall, dass er mich gefunden hat.“

„Warum bist du bei ihm geblieben? Ich weiß, dass Albus ihn Zuhause besucht hat, er hat mir von Severus' neuem Haustier erzählt. Warum hast du Albus nicht auf dich aufmerksam gemacht? Du hättest dich bestimmt irgendwie bemerkbar machen können aber du hast geschwiegen, bist freiwillig bei dem Lehrer geblieben, den die Schüler am wenigsten leiden können. Selbst als du wieder fliegen konntest, bist du geblieben“, sagte Poppy sanft.

Unsicher zuckte Harry mit den Schultern, er wusste die Antwort darauf nicht, es war ihm ja selbst ein Rätsel.

Die Medihexe fuhr fort, „meinst du nicht, dass er das Recht hat sauer zu sein? In seinen Augen muss es so aussehen als würdest du dich über ihn lustig machen.“

„Aber das mache ich nicht, das habe ich nie“, protestierte Harry leise.

„Weiß Severus das?“

„Woher? Ich hatte nie Gelegenheit vernünftig mit ihm zu reden. Das hat sich jetzt nicht gerade gebessert.“

Das konnte sich die Medihexe sehr bildlich vorstellen, dennoch lächelte sie den Jungen aufmunternd an und meinte, „Severus ist ein alter Griesgram aber er ist auch ein sehr intelligenter Mann.“

„Was soll mir das sagen?“

„Lass ihm Zeit um über alles nachzudenken. Er ist sehr enttäuscht darüber, dass seine geliebte kleine Fledermaus in Wirklichkeit Harry Potter ist. Aber ich glaube, dass er darüber hinweg sehen wird, gib ihm etwas Zeit“, sagte Poppy zuversichtlich.

„Für was? Er hasst mich.“

„Nein, genau das glaube ich nicht. Weißt du, was er als Erstes gemacht hat als er hier aufgewacht ist? Noch bevor er sich selbst geheilt hat?“

„Nein, was?“

„Er hat nach seiner Fledermaus gefragt. Nach der Heilung ist er sofort aufgestanden um dich zu suchen. Er hatte dich als Fledermaus sehr lieb, er kann und wird das nicht einfach ignorieren“, erklärte Poppy, Harry ließ nur den Kopf hängen. Er glaubte ihr nicht. „Du wirst sehen, ich habe Recht. Gib ihm etwas Zeit. Und du solltest jetzt wirklich schlafen. Versuch es wenigstens. Gute Nacht, Harry.“

„Gute Nacht, Madam Pomfrey“, murmelte Harry leise. Er sah nicht auf als sie sich erhob und in ihr Büro zurück ging. Er glaubte nicht daran, dass Severus ihm das alles verzeihen würde. Müde ließ er sich ins Bett fallen, einschlafen konnte er allerdings erst kurz vor Sonnenaufgang.
 

Albus sah zu dem Platz neben Minerva, wo Severus saß und seine allmorgendliche Tasse Kaffee trank. Auf seinem Gesicht saß seine normale Maske aus Gleichgültigkeit und Kälte, nichts an ihm deutete darauf hin, dass ihn die Sache von gestern in irgendeiner Weise belastete. Doch Albus kannte ihn besser, sein Mund war zu verkniffen, die Augen eine Spur zu kalt und vor allem seine angespannte Haltung zeigten, dass er immer noch mit sich kämpfte.

„Severus?“

„Nein, Albus, ich will nicht darüber reden. Weder jetzt noch später“, gab dieser zurück ohne auch nur den Kopf zu drehen.

„Bist du sicher?“, fragte Albus leise.

„Ja, bin ich.“

Dass das weder gut noch wahr war, wussten alle Anwesenden.

„Was ist eigentlich mit dem Jungen? Ich habe ihn heute noch nicht gesehen“, mischte sich Minerva jetzt ein.

„Harry bleibt heute noch auf der Krankenstation, Poppy will auf Nummer sicher gehen. Nach dem Abendessen darf er zurück in seinen Turm und morgen nimmt er normal am Unterricht teil“, erklärte Albus leise, er wollte nicht, dass die Schüler unnötig auf sie aufmerksam wurden.

„Was willst du den Schülern sagen? Die Gerüchte machen schon die Runde.“

„Die Wahrheit.“

„Die wäre?“, schnarrte Severus plötzlich, „dass der Goldjunge so arrogant und eingebildet war einen Trank zu brauen und zu trinken, dessen genaue Zusammensetzung er nicht mal kennt? Dass er dann sogar zu blöd war um sich zurückzuverwandeln? Das wirft ein sehr gutes Bild auf deinen Goldjungen.“

„Severus.“

„Was, Minerva? Es ist doch so. Kein Zauberer, der seine fünf Sinne zusammen hat, würde einen Trank trinken dessen Zusammenstellung er sich selbst zusammengereimt hat. Aber nein, der große Harry Potter kann sich natürlich über alle Regeln der Tränkebraukunst hinweg setzen, er ist ja der Junge-der-lebt“, höhnte Severus.

„Das kannst du so nicht sehen“, warf Minerva ein.

„Ach, wie denn dann? Hat ihn irgendjemand dazu gezwungen den Trank zu trinken? Nein, er wollte mal wieder beweisen, dass er was Besseres ist, dass ihm keiner etwas vormachen kann. Ein arroganter Junge, der sich wie ein Erwachsener aufführt weil ihm irgendwelche Dinge erzählt werden und er sich für den Nabel der Welt hält. Es wäre besser gewesen, wenn er sich nie zurückverwandelt hätte“, fauchte Severus, mittlerweile so laut, dass sich die ersten Schüler zum Lehrertisch umdrehten.

Während Minerva ihn jetzt böse anzischte, fragte Albus leise und sanft, „besser für uns oder für dich?“

Dem sonst so beherrschten Tränkemeister entglitten sämtliche Gesichtszüge, er wurde kalkweiß und ein verletzter Ausdruck erschien in seinen Augen. Doch genauso schnell hatte er sich wieder unter Kontrolle, die Maske saß wieder perfekt als er mit eisiger Stimme antwortete, „für alle. Für mich persönlich hat er keinen Sinn mehr. Albus, du entschuldigst mich, ich habe Unterricht zu halten und will mich nicht länger mit deinem Goldjungen auseinander setzen. Belästige mich in Zukunft nie wieder mit irgendwelchen Dingen, die ihn angehen, außer es handelt sich um schulische Angelegenheiten.“

Damit erhob er sich und verließ die Halle, ohne auf irgendwelche Blicke zu achten.

„Albus?“, fragte Minerva leise, „die Schüler.“

Der Schulleiter sah noch einen Moment auf die schmale Tür, durch die die Lehrer normalerweise die Halle betraten oder verließen bevor er sich zu ihr umwand, nickte und sich erhob. Sofort lag sämtliche Aufmerksamkeit auf ihm. „Meine lieben Schüler, euch allen sind die Gerüchte über Harry Potter zu Ohren gekommen und ja, sie sind zumindest teilweise wahr. Harry Potter war die Fledermaus, die sich in Professor Snapes Obhut befunden hatte. Durch einen bedauerlichen Unfall hat sich Mr. Potter in den Sommerferien in besagte Fledermaus verwandelt. Da es sich um einen Unfall mit einem Zaubertrank handelte, wurde Mr. Potter in die Obhut von Professor Snape überstellt. Dieser hat natürlich nach einem Gegenmittel gesucht, nur leider bis zum gestrigen Tag nicht gefunden. Ein verirrter Zauberspruch in Verteidigung gegen die Dunklen Künste hat schließlich zur Rückverwandlung geführt. Mr. Potter befindet sich momentan auf der Krankenstation und erfreut sich bester Gesundheit. Leider hat er durch die Verwandlung einige Dinge zurückbehalten, die ihn allerdings nicht weiter belasten werden. Mr. Potter wird heute Abend nach dem Abendessen in den Gryffindorturm zurückkehren und morgen ganz normal am Unterricht teilnehmen. So, meine Lieben, und jetzt wünsche ich euch einen guten Appetit.“
 

Es herrschte noch einen Moment Ruhe bevor die Schüler alle gleichzeitig zu tuscheln anfingen, vor allem am Gryffindortisch war das Gemurmel groß. Wobei hier die Sorge um ihren Freund überwog. Bei Ravenclaw und Hufflepuff schwankten die Meinungen zwischen Unglauben, Sorge und auch teilweise Häme. Nur bei den Slytherins war es sehr ruhig, nur vereinzelt wurden Gespräche geführt doch die Meisten sahen zu ihrem ungekrönten Eisprinzen, der schweigend da saß und den Gryffindortisch beobachtete.

„Draco?“, fragte Blaise leise.

„Irgendetwas stimmt da nicht“, gab Draco zurück.

„Wie kommst du darauf?“

„Snapes Reaktion. Und das was uns Theos Schätzchen von der Stunde erzählt hat.“

Der Junge ihnen gegenüber wandte ihm den Kopf zu, eine Augenbraue fragend erhoben.

„Oder hat er dir noch was anderes erzählt als uns?“, fragte Draco ihn jetzt.

„Nein, nur das was er uns gestern Abend erzählt hat. Warum sollte er euch was verheimlichen?“, fragte Theo zurück, „er hat bis jetzt immer offen gespielt.“

Sowohl Draco wie auch Blaise nickten und der Blonde fuhr fort, „dann lügt uns Dumbledore ganz gehörig an. Snape hätte ihn nie freiwillig zu sich genommen und vor allem stellt sich mir eine Frage.“

„Welche?“

„Welchen Trank hat Potter gebraut, dass er so krass schief gehen kann um ihn in eine Fledermaus zu verwandeln?“, fragte Draco.

„Es gibt keinen Verwandlungstrank in ein Tier.“

„Richtig. Keinen, den wir kennen würden. Aber das kann man ändern. Blaise, Theo, ihr wollt doch am Wochenende bestimmt mal wieder heim, oder?“

Es dauerte einen Moment bis die zwei Jungen verstanden und nickten. „Klar, wollen wir.“

Dracos Blick ging den Tisch entlang, seine Freunde hatten mitgehört und alle nickten jetzt. Sie wussten, was sie am folgenden Wochenende zu tun hatten. „Und jetzt machen wir uns auf den Weg in den Unterricht, haltet die Augen und Ohren offen“, wies Draco sie an bevor er sich erhob. Das war das Signal für die Schlangen den Schultag zu beginnen. Während sie die Halle verließen, dachte Draco über die Reaktion seines Patenonkels nach. Irgendetwas stimmte an der Story von Dumbledore absolut nicht denn sonst hätte Snape nicht so reagiert.
 

Diese Ahnung bestätigte sich im Laufe des Tages noch denn bereits zum Mittagessen wurden die Beschwerden über Severus laut. Die Haussprecher von Gryffindor und Ravenclaw sprachen bei Albus vor und beschwerten sich über die horrenden und völlig unfairen Strafen und Hausaufgaben, die der Verteidigungslehrer am Vormittag verteilt hatte. Albus hörte es sich ruhig an und versprach, sich darum zu kümmern doch Severus war zum Mittag absolut nicht ansprechbar. Er war noch schlechter gelaunt als sonst. Und seine Laune besserte sich nicht.
 

Die Türflügel der großen Halle flogen mit Schwung auf und knallten mit einem ohrenbetäubenden Schlag gegen die Wände. Zusammenzucken und ängstliche Blicke waren die Reaktion darauf doch kein Schüler wagte ein Wort zu sagen. Severus rauschte wie ein Racheengel an den Tischen vorbei, sein Blick versprach jeden zu verfluchen, der auch nur eine falsche Bewegung machte. Selbst einige Lehrer waren zusammengezuckt und Minerva warf ihm einen seltsamen Blick zu als er sich setzte.

„Severus?“, fragte Albus vorsichtig.

„Nein, Albus, ich will immer noch nicht darüber reden und für sämtliche Strafarbeiten und Punktabzüge hast du die Begründungen bereits vorliegen. Über die Menge der Hausaufgaben hat der entsprechende Fachlehrer zu entscheiden und das bin ich. Wenn die Kinder in deinem verfluchten Krieg kämpfen sollen, müssen sie auch lernen wie. Kein Todesser wird aufhören nur weil sie Aua schreien, das ist kein Spaß, das ist das reale Leben“, zischte Severus wütend aber diesmal so leise, dass es nur Albus und Minerva hörten.

„Deswegen musst du die Schüler nicht so unfair behandeln“, sagte Minerva schließlich.

„Wie ich meinen Unterricht gestalte, ist ganz allein meine Sache.“

„Minerva hat Recht, sei etwas nachsichtiger mit den Schülern. Gerade mit den Jüngeren.“

Severus schnaubte nur und begann dann sein Abendessen, er war nicht gewillt diese Diskussion weiter zuführen. Minerva warf Albus einen hilfesuchenden Blick zu doch dieser schüttelte nur sachte den Kopf. Die Erinnerung waren bei Severus einfach noch zu frisch, er war noch nicht bereit dem Jungen eine Chance zum erklären zu geben. Sie mussten einfach warten bis er soweit war, dann würde sich seine Laune auch wieder bessern.
 

Die Gryffindors warteten am Abend gespannt auf ihr Hausmitglied, jedes Mal wenn sich das Portrait öffnete, erstarben sämtliche Bewegungen und Gespräche um den Neuankömmling zu mustern. Doch bis jetzt wandten sich alle Schüler enttäuscht wieder ihren Aktivitäten zu denn bis jetzt war Harry noch nicht aufgetaucht.
 

Das Portrait der Fetten Dame öffnete sich erneut und diesmal trat der Langerwartete ein, schüchtern, vorsichtig und mit einem Blick wie ein scheues Reh. Seine Freunde sprangen sofort auf, Gemurmel und Getuschel wurde laut und immer wieder fiel sein Name.

„Harry, Alter, wie siehst du denn aus?“, brach unkontrolliert aus Ron raus als er vor seinem besten Freund stand. Dieser ließ geknickt den Kopf hängen.

„Toll, Ronald, du bist mal wieder sehr feinfühlig“, zischte Hermine ihn an, gleichzeitig mit einem sehr schmerzhaft aussehenden Klaps auf den Hinterkopf. Dann wandte sie sich an Harry, der sie schüchtern anlächelte, „schön dich zu sehen, Harry. Setz dich. Wie geht es dir?“

„Gut.“

„Lügner“, raunte Ron sofort.

„Diesmal hat er Recht, warum lügst du uns an? Du siehst nicht sehr gut aus“, sagte Hermine. Sie hatten sich vor einem Kamin niedergelassen, lediglich die Sechstklässler auch wenn das restliche Haus Gryffindor nicht weit war. Alle waren begierig darauf zu erfahren was wirklich passiert war.

„Harry, was ist passiert?“, fragte Neville.

Der Angesprochene zuckte mit den Schultern und meinte, „das hat Professor Dumbledore doch schon erklärt. Ich habe einen Zaubertrank verhunzt und wurde in eine Fledermaus verwandelt. Die Ferien habe ich in der charmanten Gesellschaft von Snape verbracht und Nevilles seltsam verformter Zauberspruch hat mich zurückverwandelt. Danke im übrigen.“

„Kein Thema“, brachte Neville raus während sich Ron und Hermine nur seltsam ansahen. Sie hatten die Trauer und den Schmerz sowohl bei Harry wie auch bei Snape gesehen. Wäre alles so gelaufen wie ihnen ihr Freund gerade weiß machen wollte, hätten Beide über die Rückverwandlung froh sein müssen.

„Und die Ohren?“, fragte Seamus mit einem amüsierten Schmunzeln.

Unsicher griff Harry nach seinem rechten Ohr und murmelte, „die behalte ich wohl eine Weile bis Madame Pomfrey ein Gegenmittel hat.“

„Hast du noch mehr Überbleibsel?“, kam von Dean.

„Ja, leider.“

„Was noch?“, fragte Hermine.

Jetzt sackte Harry wirklich in sich zusammen bevor er aufzählte, „die Ohren, die Zähne, einige meiner inneren Organe, meine Sinne.“

„Das ist ne Menge.“

„Ja, leider.“

„Rückverwandlung?“

„Bis jetzt keine Chance.“

„Das klingt nicht gut. Was ist mit deiner Magie? Darfst du am Unterricht teilnehmen?“, fragte Neville jetzt.

Wieder ein Schulterzucken. „Nach Madame Pomfrey bin ich kerngesund, genau wie meine Magie. Ich muss eine strenge Diät einhalten aber ansonsten werde ich ab morgen wieder ein ganz normaler Schüler sein. Ich muss mich jeden Abend vor dem Abendessen bei Madame Pomfrey melden und natürlich immer dann wenn sich etwas verändert“, sagte Harry.

Seine Freunde sahen ihn mitleidig an und Ginny fragte schließlich, „was für ne Diät?“

Es schien ihr das unverfänglichste Thema. Zu aller Überraschung verzog Harry gequält das Gesicht und maulte, „ich bekomme nur noch Insekten und Wasser.“

„Insekten?“

„Ja, ich war eine Insekten fressende Fledermaus und irgendwie haben meine Organe nicht mitbekommen, dass ich wieder ein Mensch bin. Von allem Anderen wird mir schlecht.“

„Igitt.“

„Stimmt.“

„Das ist ja eklig.“

Harry grinste leicht, die Mädchen schüttelten sich angewidert und auch die Jungs sahen nicht wirklich begeistert aus und alle drückten ihm ihr Mitleid aus. Langsam wandte sich das Gespräch anderen, einfacheren Themen zu.
 

Es war spät am Abend als sich die Gryffindors langsam zurückzogen, Harry ging einfach mit seinen Freunden mit, er war müde und wollte schlafen und so bekam er nicht mit, dass auch Hermine und Ginny in den Jungenschlafsaal gingen. Erst als die Tür hinter ihm mit einem Zauber verschlossen wurde, sah er sich fragend um. „Ähm, was macht ihr hier?“

„Uns die Wahrheit anhören“, gab Ginny zurück.

„Du kannst allen Anderen in Hogwarts etwas vorlügen aber nicht uns. Hier in diesem Raum sind deine Freunde versammelt, wir kennen uns seit fünf Jahren und du kannst uns nichts vormachen“, sagte Hermine bevor Ron fort fuhr, „wir waren dabei als du dich zurückverwandelt hast. Snape war weiß vor Schock und das lag garantiert nicht an dem missglückten Zauber. Er wusste nicht, dass du diese Fledermaus bist.“

Harry sah fassungslos von einem zum anderen, alle Anderen hatten sich mittlerweile auf die Betten gesetzt, sahen ihn aber genauso entschlossen an wie Hermine und Ron, die genau vor ihm standen. „Denkt ihr alle so?“, fragte er schließlich, einstimmiges Kopfnicken antwortete ihm.

Hermine fragte, „Erzählst du uns jetzt alles?“ Sie führte Harry zu seinem Bett wo sie sich Beide niederließen, Ron setzte sich zu Ginny auf sein eigenes Bett. Harry atmete nochmal tief durch bevor er begann zu erzählen.
 

Zwei Stunden später saßen die Freunde noch immer im Jungenschlafsaal, jeder musste auf seine eigene Art mit dem Gehörten fertig werden denn Harry hatte ihnen fast alles erzählt. Lediglich das kleine Intermezzo mit Mrs. Malfoy und deren Bitte hatte er verschwiegen, den Rest hatte er ihnen sehr ausführlich erzählt. Es war gelinde gesagt ein Schock für alle gewesen denn keiner hätte gedacht, dass Dumbledore ihn wirklich opfern würde. Alle Anwesenden verstanden die Notwendigkeit, dass der Dunkle Lord vernichtet wurde aber keiner wollte, dass einer von ihnen starb. Auch die Erzählungen über Snape und dessen Verhalten hatte die Schüler geschockt, keiner hätte geglaubt, dass dieser Mensch auch anders sein konnte.

Allerdings stellte sich langsam aber sicher bei jedem eine Frage und Neville stellte sie schließlich, „Harry, verzeih die Frage aber warum hast du Dumbledore nicht auf dich aufmerksam gemacht? Er hätte dich bestimmt irgendwann erkannt. Warum bist du bei Snape geblieben?“

Das Grinsen von Harry verunsicherte seine Freunde etwas.

„Alles ok?“, fragte Hermine.

„Ja, ich hatte nur gedacht, dass Ron oder du diese Frage stellen und nicht Neville. Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Er war so völlig anders als hier in der Schule und das hat mich fasziniert“, gestand Harry leise. Er bemerkte die wissenden und amüsierten Blicke seiner Freunde nicht da er zu Boden starrte.

„Willst du uns vielleicht noch was sagen?“, fragte Seamus irgendwann.

„Ähm, nein.“

„Klar. Du fandest ihn also nur so faszinierend,“ grinste Dean. Die Art, wie Harry rot anlief, ließ seine Freunde lachen.

Überrascht sah Harry auf, Hermine legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter und meinte, „nimm es nicht so schwer, wir sind immer deine Freunde, egal für wen du dich interessierst.“

„Ich interessiere mich nicht für Snape!“, brachte Harry überrascht raus.

„Das klang aber eben nicht so.“

„Das war nicht so gemeint, ich interessiere mich nicht für Snape, ich steh nicht auf Kerle.“

„Hast du was gegen Schwule?“, fragte Seamus.

Etwas überrascht über diese Frage starrte Harry ihn erst mal einen Moment bevor er den Kopf schüttelte und meinte, „nein, habe ich nicht aber ich bin nicht schwul, Punkt.“

„Das klingt sehr ablehnend“, sagte Dean, Seamus nickte nur. Jetzt erst fiel Harry auf, dass die zwei Jungs auf einem Bett saßen und auch sehr eng beieinander. Sein Blick schien ihnen aufzufallen, sodass Seamus fragte, „was denkst du gerade?“

„Dass ich scheinbar einiges in den letzten zwei Monaten verpasst habe, es tut mir leid“, sagte Harry leise, „seit ihr zusammen?“

„Ja. Schlimm?“

„Nein, ich freu mich für euch. Was habe ich noch verpasst?“ Sein Blick wanderte durch den Raum bis er bei Neville ankam, der ihm allerdings auswich. „Neville?“

„Ja, ich bin auch mit jemanden zusammen.“

„Wer?“

„Muss ich das sagen?“, fragte Neville unsicher.

„Wissen die Anderen davon?“, war die Gegenfrage von Harry. Alle nickten und so fuhr er fort, „dann will ich es auch wissen.“ Neville nuschelte etwas, was allerdings nicht bei Harry ankam. „Etwas lauter bitte.“

„Theodor Nott“, war die leise Antwort.

„Irre ich mich oder ist das ein Slytherin?“

„Du irrst dich nicht, er ist ein Slytherin. Außer den hier Anwesenden weiß es auch keiner, naja, außer Theos Freunden natürlich. Wir wollen es ungern an die große Glocke hängen“, gestand Neville, jetzt schon etwas sicherer.

„Wen zählt Theodor zu seinen Freunden?“

„Naja, die Üblichen halt. Blaise, Pansy, Tracey, Greg, Vince und … Draco.“

„Malfoy? Du bist mit Malfoy befreundet?“, entfuhr es Harry.

„Genau das habe ich auch gesagt“, maulte Ron doch es klang nicht wirklich böse.

„So wirklich befreundet nicht, ich kenne ihn ja erst seit einem Monat.“

„Aber das wäre mitten in den Ferien gewesen, wie geht das?“

„Ich habe mich letztes Jahr schon mit Theo angefreundet, habe es aber keinem gesagt. Wir haben uns über die Ferien geschrieben und irgendwann hat er mich zu sich nach Hause eingeladen. Den Rest kannst du dir denken.“

„Wie hat der Rest hier davon erfahren?“, fragte Harry, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass Neville es ihnen einfach so auf die Nase gebunden hatte.

„Das war meine Schuld“, kam von Ginny, „ich habe ihn für die letzte Woche in den Fuchsbau eingeladen und nicht locker gelassen. Er hat gefragt, ob er einen Freund mitbringen darf. So haben wir dann Theo kennengelernt, der Gesichtsausdruck unserer Mom war einfach phantastisch. Ein Slytherin im Fuchsbau.“

„Wir haben es dann von Hermine und Ron erfahren, natürlich mit Nevilles Erlaubnis“, kam von Seamus während Dean sagte, „du siehst also wir haben nichts gegen die Schlangen also solltest du doch noch dein Interesse für Snape feststellen....“

„DEAN!“, rief Harry empört aber lachend.

Der Rest fiel in sein Lachen mit ein während Dean abwehrend und breit grinsend die Hände hob, „war ja nur eine Idee.“
 

Sie hatten noch lange in dieser Nacht zusammen gesessen und auch schlussendlich alle dort geschlafen. Dean hatte sein Bett für Ginny und Hermine geräumt und war zu Seamus geflüchtet, der ihn begeistert aufgenommen hatte. Doch wirklich Schlaf hatten sie nicht bekommen, dazu war die Nacht schon zu weit fortgeschritten gewesen. Und so fanden sich die Freunde schließlich, völlig übermüdet in der großen Halle zum Frühstück ein.
 

Er war die Blicke ja gewöhnt aber heute empfand er das Starren und Tuscheln als besonders unangenehm. Harry senkte den Blick auf seinen Teller, dessen Inhalt seinen Freunden schon viele angeekelte Geräusche entlockt hatte. Es sah wirklich nicht sehr appetitlich aus aber erstaunlicherweise schmeckte es. Die Hauselfen hatten die strikte Anweisung ihm nur Insekten zu servieren, was sie allerdings daraus machten, war ihnen überlassen. Harry hatte gleich beim ersten Essen verlauten lassen, dass er keine Flügel, Beine oder Köpfe aß und so wurden sie jetzt immer schon entfernt, selbst die Panzer waren teilweise schon aufgebrochen.

Unter den mitleidigen Blicken seiner Freunde begann er zu essen, gebratene Libellen, und bereits nach den ersten Bissen stellte er erneut fest, dass die Insekten bei Snape wesentlich besser geschmeckt hatten. Sein Blick ging vorsichtig zum Lehrertisch hoch, dort saß der Verteidigungslehrer und rührte in seiner Tasse rum. Warum eigentlich? Er trank seinen Kaffee doch immer schwarz und ohne Zucker. Als hätte er seinen Blick gespürt, sah Snape auf. Die Maske aus Eis verschob sich für einen Moment, enthüllte abgrundtiefe Abscheu und Hass bevor Snape den Blick ab wandte und sich wieder seinem Kaffee widmete.
 

Harry seufzte tief, diese Reaktion war klar gewesen und dennoch tat sie weh. Er hatte doch wirklich nicht vorgehabt ihn so zu täuschen, er würde es ihm gerne erklären aber eher würde Voldemort hier rein spazieren und nackt auf dem Lehrertisch tanzen. Er schüttelte sich kurz bei dem Gedanken und spülte das Stück Libelle mit einem Schluck Wasser runter.

„Alles in Ordnung?“, fragte Hermine leise.

„Ja, ich habe nur gerade etwas festgestellt.“

„Und was?“

„Dass ich den Verteidigungsunterricht niemals überleben werde. Es wird noch schlimmer werden als Zaubertränke“, seufzte Harry leise.

„Vielleicht wird es gar nicht so schlimm“, versuchte Hermine ihn zu beruhigen doch Harry warf ihr einfach nur einen Blick zu, der besagte 'Verarschen kann ich mich alleine'. Sie zuckte kurz mit den Schultern, einen Versuch war es wert.

„Zum Glück haben wir heute keine Verteidigung, du hast also noch einen Tag Zeit um dich mental darauf vorzubereiten“, kam von Ron.

„Ist es zu spät um Verteidigung abzuwählen?“, fragte Harry leise.

„Du brauchst einen UTZ in Verteidigung um Auror zu werden.“

„Und wenn ich kein Auror mehr werden will?“

„Was willst du dann machen?“, fragte Hermine.

Etwas unschlüssig zuckte mit den Schultern, antwortete aber nicht sondern aß lieber noch eine Libelle.

„Willst du noch Auror werden?“, fragte Ron weiter.

„Nachdem, was ich so gehört habe? Nein, nicht wirklich.“

Seine Freunde, mittlerweile waren auch die Anderen auf das Gespräch aufmerksam geworden, sahen ihn mitfühlend an. Sie verstanden seine Bedenken und ein paar von ihnen hatten sie auch.

„Harry, sieh dir doch erst mal an wie er sich dir gegenüber in Verteidigung verhält. Danach kannst du immer noch mit Professor Dumbledore reden, er kennt ja euer angespanntes Verhältnis zueinander. Vielleicht kannst du ja noch wechseln“, schlug Hermine vor und nach einem Moment nickte Harry niedergeschlagen.
 

Doch es kam völlig anders als es sich Harry ausgemalt hatte. Er hatte erwartet, dass Snape ihn noch abwertender und unfairer behandelte als vorher aber es kam komplett anders. Snape beachtete ihn schlicht und einfach nicht mehr. Er wurde im Unterricht kühl aber sonst normal behandelt und er bekam immer ein A, die niedrigste Note um eine Aufgabe noch bestanden zu haben. Egal was er tat, er wurde nie besser und nie schlechter benotet, wobei er das Letztere nicht wirklich verstand. Aber es war egal, das Verhalten des Mannes tat weh, sehr sogar.
 

Mitte November wollte und konnte Harry nicht mehr, es gab keinerlei Fortschritte im Bezug auf seine Anhängsel. Nicht dass ihn das stören würde, er hatte sich daran gewöhnt und hatte mittlerweile auch einige sehr nützliche Dinge festgestellt. Doch am Schlimmsten war für ihn das Verhalten von Snape, der ihn wie Luft behandelte. Im Unterricht nahm er ihn nie dran, außer sie mussten in Gruppen arbeiten und selbst dann wurde er nur eingeteilt aber nie berichtigt oder bewertet. Nie fuhr der Lehrer ihn auf seine, sonst so typische, Art an, nie verhöhnte er ihn und es blieb bei seiner Note Annehmbar. Er hielt es nicht mehr aus, nie hätte Harry gedacht, dass Snapes Verhalten ihn mal so runter ziehen würde aber es tat es und so machte er sich kurz vor Weihnachten auf den Weg zu Dumbledore.
 

„Harry, mein Junge, schön dich zu sehen. Möchtest du einen Tee? Was führt dich zu mir?“, fragte Albus lächelnd. Harry setzte sich, verneinte die Frage nach dem Tee und starrte dann auf seine Hände. „Harry, was führt dich zu mir? Du siehst sehr bedrückt aus.“

„Ich möchte das Fach Verteidigung abwählen.“

„Aber wieso das denn?“ Albus war, gelinde gesagt, sehr überrascht und das hätte Harry auch gesehen aber er starrte immer noch auf seine Hände.

„Ich möchte das Fach Verteidigung abwählen“, wiederholte er einfach nur.

„Gibt es dafür einen besonderen Grund? Deine Noten sind konstant und so weit ich informiert bin, behandelt dich Professor Snape jetzt besser als vorher in Zaubertränke, oder?“

„Besser?“, unterbrach Harry ihn, jetzt sah er auf und Albus erkannte Verachtung und auch Schmerz in seinen Augen. „Besser? Das kann nicht ihr Ernst sein? Es ist schlimmer als je zuvor, ich bekomme immer dieselbe Note, egal was ich mache. Ich habe letzte Woche einen Aufsatz aus Verwandlung abgegeben und habe ein A bekommen. Snape guckt sich meine Arbeiten gar nicht mehr an, er setzt ein A drunter und gut ist. Ich werde im Unterricht nicht mehr beachtet als ein Dreckfleck auf dem Boden, das kann so nicht weiter gehen“, brauste Harry auf, „ich will Verteidigung abwählen.“

Es dauerte einen Moment bis Albus antwortete, „du musst dich irren, Professor Snape behandelt dich wie jeden anderen Schüler auf. Vielleicht war es ein Versehen mit dem Aufsatz, er ist ein vielbeschäftigter Mann und muss sich erst in das Fach einarbeiten. Harry, du brauchst Verteidigung gegen die Dunklen Künste. In diesem Fach lernst du dich zu verteidigen und das wird sich später als sehr nützlich erweisen. Harry, so leid es mir tut, dass du dich nicht wohl fühlst aber du wirst weiter an dem Fach teilnehmen müssen.“

„Aber Professor, ich will nicht.“

„Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Du brauchst diesen Unterricht und Professor Snape ist in dieser Hinsicht ein sehr guter Lehrer. Versuch mit der Situation klar zukommen, du kannst natürlich jederzeit zu mir kommen wenn du über etwas reden willst“, sagte Albus doch der warme Ton war aus seiner Stimme verschwunden.

Harry starrte ihn noch einen Moment an bevor er knurrte, „ich werde nicht länger am Unterricht bei Snape teilnehmen. Sie können mich nicht dazu zwingen.“

„Aber Harry, denk an deinen Abschluss.“

„Welcher Abschluss? Ich werde auf dem Schlachtfeld sterben, da brauche ich keinen Abschluss. Und nein, ich werde mich nicht mehr von Snape fertig machen lassen. Ich werde nicht mehr an diesem Unterricht teilnehmen. Entweder ich bekomme ein Ersatzfach oder ich werde die Zeit nutzen um für die anderen Fächer zu lernen. Ich bin kein Kleinkind mehr, ich habe meinen eigenen Kopf und werde ihn in Zukunft auch benutzen. Professor Dumbledore, ich sehe nicht ein, dass ich mich in diesem sinnlosen Krieg opfern soll“, sagte Harry aufgebracht doch Albus schüttelte nur sachte den Kopf.

„Du wirst dich nicht opfern, du wirst gewinnen aber dazu brauchst du die entsprechende Vorbereitung und die wirst du im Unterricht von Professor Snape bekommen. Er mag ein schwieriger Mensch zu sein aber er ist ein hervorragender Lehrer also wirst du weiter am Unterricht teilnehmen“, sagte er schließlich.

Er wurde einen Moment angestarrt bevor Harry einfach aufstand und sagte, „Werde ich nicht.“ Damit drehte er sich rum und ging einfach, er ließ einen sehr verwirrten Schulleiter zurück.
 

Zwei Tage später machte Harry seine Drohung wahr, während seine Mitschüler sich auf den Weg zum Unterricht bei Snape machten, verließ Harry das Schloss und begab sich an den See. Er hatte zwei Bücher über Verwandlung dabei und wollte seinen Aufsatz schreiben. Es war der letzte Unterricht für heute und er wusste, dass er danach sofort entweder von Dumbledore oder noch schlimmer, von Snape aufgesucht würde. Der Erste würde ihm, mal wieder, einen Vortrag über Verantwortung halten und der Zweite, nun, der würde ihm wahrscheinlich Punkte abziehen und zu Strafarbeiten verurteilen. Wobei, bei dem Verhalten aus den letzten Wochen, wäre das sehr unwahrscheinlich. Wahrscheinlich würde er ihn nur von oben herab ansehen und ihm dann seinen Aufsatz zurückgeben, mit einem A.

Harry fluchte leise vor sich hin, es war so viel schöner gewesen als er noch Snapes Fledermaus gewesen war. Warum hatte er sich auch vor seinen Augen zurückverwandeln müssen? Hätte er sich nicht irgendwo anders und vor allem zu einem anderen Zeitpunkt verwandeln können? Weit weg von Snape? Sein Blick wanderte auf sein Verwandlungsbuch, er hatte seit dem Vorfall nicht mal versucht sich zu verwandeln. Ob es ging? Sirius hatte es ihm mehrmals erklärt wie er sich selbst verwandelte und darauf griff er jetzt zurück. Er konzentrierte sich und ging in sich, suchte das Tier und er fand es.
 

Severus war mehr als überrascht als er nach dem Abendessen in Albus' Büro zitiert wurde. Er klopfte kurz an, wartete auf das 'Herein' und trat dann ein. Allerdings blieb er noch in der Tür stehen. „Severus, komm rein“, forderte Albus ihn auf.

„Nein, das da geht mich nichts mehr an“, knurrte Severus bevor er sich einfach umdrehte und wortlos wieder ging. Er hatte die kleine, gefleckte Fledermaus sehr wohl erkannt und es tat weh.
 

„Was hast du erwartet wie er reagiert?“, fragte Albus die völlig am Boden zerstörte Fledermaus auf seinem Schreibtisch.

Harry zuckte etwas verunglückt mit den Schultern und fiepste leise.

„Ach Harry. Verwandel dich zurück.“

Diesmal schüttelte Harry vehement den Kopf.

„Sich in ein Tier zu verwandeln, ist keine Lösung. Glaubst du, ER wird dich verschonen nur weil du eine Fledermaus bist? Ich weiß, dass du das nicht hören willst aber du musst dich auf den Kampf vorbereiten und ich weiß, dass du es schaffen wirst. Harry, du musst stark sein, egal was Andere von dir halten“, sagte Albus ernst und durchdringend doch Harry schüttelte erneut den Kopf. „Harry, bitte, verwandel dich zurück. Oder kannst du es nicht?“

Für einen Moment hielt Harry inne, er schloss die Augen und spürte sein menschliches Ich in seinem Inneren. Er zupfte kurz daran, spürte das Ziehen der Verwandlung und ließ es sofort wieder los. Er könnte sich sofort zurückverwandeln aber er wollte gar nicht. Er öffnete die Augen wieder, Albus sah ihn erwartungsvoll an doch er schüttelte den Kopf.

„Willst du nicht oder kannst du nicht? Ein Fiepen für wollen, zwei für können“, sagte Albus freundlich obwohl er sich die Antwort schon denken konnte.

Tatsächlich fiepte Harry nur ein Mal.

Albus seufzte leise und sagte, „du weißt, dass sich durch deine Gestalt nichts zwischen euch ändern wird, oder? Severus ist sehr verletzt und sehr nachtragend, da wird diese Gestalt auch nichts daran ändern.“

Wieder kam nur ein klägliches Fiepsen aus dem kleinen Maul.

„Ist das wirklich dein Wunsch?“, fragte Albus irgendwann. Er wurde fragend angesehen und erläuterte daraufhin, „glaubst du wirklich, dass du Severus in dieser Gestalt umstimmen kannst? Er weiß, wer du bist und wird sich nicht durch das Fell und die Flügel täuschen lassen. Glaubst du wirklich, dass er dir verzeiht wenn du ihm die Gestalt vor Augen führst, die er so gemocht hat bevor er es erfahren hat?“

Diesmal dauerte die Reaktion der Fledermaus länger, er nickte langsam.

„Ist das dein voller Ernst? Du weißt, dass du damit sehr viel aufs Spiel setzt. Was ist wenn ER angreift?“

Harry fiepte und deutete auf seine Sachen, unter denen sich auch sein Zauberstab befand. Albus hatte alles mitgenommen als er ihn am See gefunden hatte.

„Dann wirst du kämpfen?“

Harry nickte.

„Willst du es deinen Freunden sagen oder sollen wir dich wieder verschwinden lassen?“, fragte Albus, diesmal mit einem leichten Grinsen. Harry fiepste ein Mal und Albus fuhr fort, „du weißt, dass dich die Schüler nicht sehen dürfen, außer sie wissen von deinem Plan.“

Ein Nicken.

„Wenn du dir sicher bist, versuch es. Versuch ihn umzustimmen“, sagte Albus und im nächsten Moment sah er die erste überglückliche Fledermaus in seinem Leben.

Harry quietschte erst auf bevor er hoch flatterte und dem Mann vor sich gegen die Brust flog.

Albus lachte leise und sagte, „versuch es Harry, vielleicht findest du einen Weg um mit Severus umzugehen. Aber vergiss nie, du solltest zwischendurch auch lernen, deine Freunde sind dir bestimmt dabei behilflich. Wie willst du es mit den Mahlzeiten halten?“

Harry flatterte zurück auf den Tisch, legte den Kopf überlegend schief und schüttelte ihn dann.

„Also möchtest du für den Großteil der Schüler verschwunden sein?“

Ein Nicken.

„Nun, das ist ein sehr großes Risiko. Harry, ich hoffe, du weißt was du tust. Ich kann das Ganze allerdings nur unter ein paar Bedingungen erlauben.“ Die Fledermaus sah ihn fragend an und Albus zählte auf, „du wirst irgendwie dem Unterricht folgen. Ob du persönlich anwesend bist oder deine Freunde für dich mitschreiben, ist mir egal. Du wirst genauso die Hausaufgaben machen, wie alle anderen auch, du kannst sie mir geben, ich gebe sie den Lehrern weiter. Du kannst sie natürlich auch per Eule schicken. Wenn du Fragen hast, kannst du gerne zu mir kommen, auch als Mensch. Harry, ich werde dich nicht verzaubern damit du dich nicht mehr verwandeln kannst.“

Noch ein glückliches Fiepsen.

„Noch Fragen, Harry?“ Diesmal folgte ein Kopfschütteln und Albus nickte, „gut. Deine Sachen schicke ich in dein Zimmer, klär bitte alles mit deinen Freunden. Jetzt brauchen wir nur noch eine Aussage für den Rest, was hältst du von einem Training an einem geheimen Ort? Du hast natürlich Kontakt zu mir und bist in Sicherheit um dich auf den Kampf gegen IHN vorzubereiten. Einverstanden?“

Ein zustimmendes Fiepsen ertönte.

„Dann los“, lächelte Albus und öffnete die Tür mit einem Handwink.

Harry quietschte ihn nochmal freudig an und flatterte los, schnell war er aus dem Raum verschwunden.
 

Albus schloss die Tür hinter ihm und sah nachdenklich auf die Sachen des Jungen. Er hätte nie gedacht, dass Harry das Ganze ernst meinte aber nachdem er heute nicht zum Unterricht erschienen war und Severus das gar nicht zu interessieren schien, hatte er begonnen, nachzudenken. Normal wäre Severus wutschnaubend in sein Büro gestürmt und hätte sich über Harrys Unzuverlässigkeit, Arroganz und seine ganze Familie ausgelassen aber der Verteidigungslehrer hatte ihn lediglich darüber informiert, dass Harry nicht im Unterricht war. Kühl, distanziert und so völlig Severus untypisch.

Albus hatte sich die Aufsätze in Verteidigung angesehen und musste Harry Recht geben, es stand zwar immer ein A darunter aber nur in den seltensten Fällen wäre das die wirkliche Note gewesen. Sogar der Verwandlungsaufsatz war mit einem A benotet, es schien wirklich so als würde Severus die Aufsätze nicht mehr lesen sondern nur die Note und seine Unterschrift darunter setzen. Noch hatte er Severus nicht darauf angesprochen aber es hatte ihm gezeigt, dass die Situation ernster war als er gedacht hatte. Er hatte eingesehen, dass er den Jungen nicht zum kämpfen zwingen konnte und vor allem hatte er darüber nachgedacht, was Severus gesagt hatte. Irgendwo hatte der Mann Recht aber auf der anderen Seite war noch die Prophezeiung.

Sein Blick wanderte zu Fawkes, der ihn leise an trällerte und dann den Kopf wieder unter dem Flügel versteckte. Sein treuer Begleiter sah schrecklich aus, er war kurz vor einer weiteren Wiedergeburt. Albus seufzte leise während er sich erhob und zu dem Phönix ging, sofort wurde er aus klugen Augen angesehen. „Mache ich das Richtige?“, fragte er leise. Fawkes trällerte leise und rieb seinen Kopf an seiner Hand. „Meinst du? Gut, dann lassen wir diesen zwei Sturköpfen erst mal ihren Willen, mal sehen wie es sich entwickelt. Es würde mich für Beide freuen wenn sie einen Freund finden, oder alter Freund?“ Wieder trällerte der Phönix leise. Albus lächelte leicht, die nächste Zeit würde sehr interessant werden.
 

„Ist das Harry?“

Dean und Seamus sahen von ihrem Schachspiel auf und sahen in die Richtung, in die Neville deutete. Kurz darauf landete eine wild quietschende Fledermaus auf seinem Kopf.

„Scheinbar schon. Harry, was soll das?“, kam von Dean, nur um kurz darauf lachend genau diese Fledermaus abzuwehren. Fröhlich und quietschend flatterte Harry von einem zum Anderen bevor er es sich auf Deans Schulter bequem machte. Dieser schmiegte die Wange an den kleinen pelzigen Körper und meinte, „ich hab dich auch lieb aber warum bist du eine Fledermaus?“

Fieps.

„Das ist keine Antwort.“

Fieps!

„Nein, Harry, das ist keine Antwort. Also runter von der Schulter meines Freundes und erklären“, forderte Seamus lachend. Es dauerte noch einen Moment bevor Harry reagierte und wirklich auf sein Bett flatterte. Dort krabbelte er unter die Decke und verwandelte sich dann zurück.

„Bevor ich irgendetwas erkläre, könnt ihr die Anderen holen?“, fragte Harry. Seine drei Freunde sahen ihn fragend an, nickte aber dann und erhoben sich.

„Ich hole Hermine, die wollte in die Bibliothek“, kam von Seamus.

„Ich hol Ron. Der ist vorhin mit seinen Quidditchsachen an uns vorbei gerauscht“, sagte Dean und war schon verschwunden.

„Dann suche ich Ginny, kann einen Moment dauern.“ schon waren auch Seamus und Neville verschwunden.

Harry nutzte die Zeit um sich etwas anzuziehen, es war sehr ärgerlich, dass sich seine Klamotten nicht mit verwandelten aber gut, damit konnte er leben. Er freute sich tierisch darüber, dass Dumbledore mit seinem Vorhaben einverstanden war. Gut, er wusste selbst noch nicht was er wirklich machen wollte aber er musste es versuchen. So konnte es nicht weiter gehen.

Kapitel 5

Eine knappe halbe Stunde später saßen die Gryffindors im Jungenschlafsaal und sahen Harry fragend an. Doch dieser druckste etwas rum bis Seamus der Geduldsfaden riss, „jetzt sag endlich was hier los ist und warum du als Fledermaus umherfliegst?“

„Du hast dich nochmal verwandelt? Harry, weißt du eigentlich wie gefährlich das ist? Was ist, wenn du dich nicht wieder zurückverwandelt hättest?“, fuhr Hermine ihn sofort an doch man hörte die deutliche Sorge aus ihren Worten heraus.

„Ich wollte es doch nur mal versuchen...“

„Harry!“

„Ja, Hermine?“

„Ach, dieser Junge macht mich wahnsinnig.“

So wirklich ernst konnte ihren Einwurf niemand nehmen, Neville tätschelte ihr mitfühlend die Hand während Ron fragte, „also, warum sind wir hier?“

„Weil ich ab morgen offiziell an einem geheimen Ort bin um dort für den Kampf gegen Voldemort zu trainieren. Ich werde nicht am Unterricht teilnehmen oder an den Mahlzeiten, ok, vielleicht häng ich mal an der Decke aber da ist mitschreiben immer so schwierig. Deswegen brauche ich euch“, erklärte Harry seinen Freunden.

„Warum?“, fragte Seamus schließlich.

„Naja, jemand muss für mich mitschreiben.“

„Das meinte Seamus glaub ich gar nicht, er will wissen warum du das machen willst. Warum willst du als Fledermaus in Hogwarts bleiben?“, fragte Dean.

Harry zögerte einen Moment und seufzte dann, „ihr werdet es nicht verstehen.“

Es folgte einen Moment der Stille bevor Hermine leise sagte, „es ist wegen Snape, oder?“ Unsicher nickte Harry.

„Du hast Recht, ich versteh es nicht“, gestand Ginny.

„Ich auch nicht“, kam von Ron, Seamus und Dean stimmten ihm sofort zu.

Lediglich Neville und Hermine sahen ihn aufmerksam an und der Junge meinte, „so wirklich versteh ich es nicht aber ich glaube, so im Ansatz kann ich dich verstehen.“ Jetzt sahen alle etwas verblüfft zu Neville und dieser sagte, „ihr versteht auch nicht was ich an Theo finde.“

„Ja, aber Theo ist so alt wie wir. Snape könnte Harrys Vater sein und er ist ein furchtbares Ekel.“

„Danke Ron, das wollte ich jetzt hören und nein, ich will immer noch nichts von Snape“, sagte Harry.

„Aber warum dann diese Scharade?“

„Ich habe einen anderen Severus Snape kennengelernt, er mochte mich. Er war völlig anders als ihr ihn kennt, ein Unterschied wie Tag und Nacht und ich werde es nicht hinnehmen, dass er mich jetzt so behandelt. Ich versteh es nicht und ich weigere mich es zu akzeptieren“, sagte Harry leise.

„Was sagt Professor Dumbledore dazu? Weiß der überhaupt was davon?“

„Ja, er weiß es. Von ihm kam die Idee mit dem Trainingslager. Er lässt mich machen.“

„Wie lange?“, fragte Ron.

Unschlüssig zuckte Harry mit den Schultern und sagte, „ich weiß es nicht. Aber ich will es wenigstens versuchen. Also, helft ihr mir?“

„Natürlich, wir sind deine Freunde. Wie stellst du dir das alles vor?“, fragte Hermine während der Rest nur nickte. Harry strahlte sie förmlich und begann dann seinen Plan vor seinen Freunden auszubreiten.
 

Severus sah auf als es an seiner Tür klopfte, wer wollte um diese Uhrzeit noch etwas von ihm? Es war fast Mitternacht also konnte es kein Schüler sein, blieben die Lehrer oder Albus. Mit einem Schnauben legte er das Buch weg und erhob sich.

„Mr. Malfoy, was wollen sie um diese Uhrzeit hier? Ist ihnen bewusst, dass sie eigentlich im Bett liegen sollten? Was sollte mich davon abhalten ihnen hier und jetzt Punkte abzuziehen, egal ob Slytherin oder nicht?“, brauste er wenige Momente später auf.

Der blonde Junge vor ihm zuckte kurz zusammen, sein Blick irrte gehetzt in die Dunkelheit bevor er raunte, „meine Mom hat mir alles erzählt. Darf ich reinkommen?“

Severus seufzte innerlich auf, er hatte gewusst, dass Narzissa ihren Mund nicht halten würde aber ehrlich gesagt, hätte er eher damit gerechnet. „Komm rein.“
 

„Tee?“

„Gerne, danke.“

Severus verschwand kurz in seiner Küche während sich Draco in einen Sessel vor den Kamin setzte, das dicke Buch vor sich an die Brust gedrückt.

„Milch? Zucker?“

„Honig?“, fragte Draco leise.

„Natürlich.“

Severus stellte den Honigtopf auf den Tisch und setzte sich. „Was führt dich her, Draco?“

„Das hier“, sagte Draco während er das Buch über den Tisch schob.

„Was ist das?“

„Ein Buch, in dem wahrscheinlich der Trank steht, den Potter ruiniert hat. Ich habe die Seite markiert.“

„Woher hast du das?“, fragte Severus, die Augen allerdings auf das Buch gerichtet. Schon die ersten Zeilen zeigten ihm, dass es sich wirklich um den gesuchten Zaubertrank handelte.

„Pansy hat es auf dem Dachboden ihrer Großmutter gefunden.“

„Parkinson? Was hat sie auf dem Dachboden gesucht?“, fragte Severus.

„Genau diesen Zaubertrank.“

Jetzt hatte Draco die ungeteilte Aufmerksamkeit des Mannes vor ihm, schwarze Augen sahen ihn kalt und abschätzend an. „Wieso sollte Miss Parkinson diesen Zaubertrank suchen?“, schnarrte er.

„Weil ich es gesagt habe“, gab Draco leise zu.

„Warum hast du es gesagt?“

Draco seufzte tief durch und erklärte, „weil ich Dumbledores Geschichte nicht geglaubt habe. Deine Reaktion im Klassenzimmer bei Potters Rückverwandlung, deine beschissene Laune in den Tagen danach und die Tatsache, dass Potter immer dieselbe Note in Verteidigung bekommt und jetzt sogar deinen Unterricht schwänzt.“

„Du bist gut informiert. Woher weißt du von meiner Reaktion? Es waren nur Gryffindors anwesend.“

„Theo ist etwas enger mit einem Löwen befreundet.“

„Wie nah?“

„Sehr nah, vermute ich. Ich möchte die Details gar nicht wissen“, sagte Draco mit einem leichten Schaudern.

Severus zog eine Augenbraue nach oben und beschloss dieses Thema vorläufig auf sich beruhen zu lassen, ein anderes Thema interessierte ihn jetzt viel mehr. „Was genau hat dir deine Mutter alles erzählt?“

„Alles.“

„Wirklich alles?“

„Ja. Sie hat mir erzählt, dass du mein Pate bist. Von ihrer Sorge wegen IHM. Von deinem Versprechen und von deinem Angebot, dass ich immer zu dir kommen kann wenn ich Probleme habe“, sagte Draco.

„Hat sie dir auch erzählt warum ich nie dein Pate sein durfte?“, fragte Severus schneidend.

Draco schluckte leicht, nickte aber dann.

„Glaubst du es?“

„Nein“, kam sofort und ohne jegliches Zögern, „und ich frage mich, warum meine Eltern es geglaubt haben.“

„Das können dir nur deine Eltern erklären. Draco, warum bist du hier? Warum hast du deine Freunde nach diesem Trank suchen lassen?“, fragte Severus, jetzt sichtlich entspannter.

„Naja, mich würde die wirkliche Geschichte hinter dieser Aktion interessieren. Wie gesagt, es passt nichts zu dem, was Dumbledore erzählt hat und ich will wissen, warum wir angelogen werden.“

„Das erklärt nicht warum deine Mutter ihr Versprechen gebrochen hat und dir alles erzählt hat.“

„Wegen IHM.“

„Was ist los?“

„ER will mich sehen. Weihnachten. Nach SEINEN Worten, etwas ganz Besonderes“, sagte Draco. Seine Stimme zitterte leicht.

„Weiß dein Vater davon?“

„Ja.“

„Was hat er zu dir gesagt?“

„Nichts, absolut gar nichts. Severus, ich habe Angst. Ich will kein Todesser werden, verdammt, ich bin sechzehn.“

„Was erwartest du von mir?“

„Hilfe?“

Severus seufzte tief auf, er sah die Tränen in den grauen Augen, der Junge zitterte vor Angst. „Draco, Weihnachten ist in zwei Wochen. Warum bist du nicht früher gekommen?“

Unschlüssiges Schulterzucken.

„Ich kann dir nicht alleine helfen und vor allem was ist mit deiner Familie?“, fragte Severus, der das Buch jetzt erst mal weglegte. Momentan gab es Wichtigeres als diesen Trank.

„Wie meinst du das?“

„Denk nach. Was macht ER mit deinen Eltern wenn du plötzlich nicht mehr auftauchst?“ Draco wurde sehr blass und er fuhr fort, „genau das. Entweder deine Familie hält zusammen oder ihr müsst mit Toten rechnen.“

„Meine Mom wird einwilligen aber mein Dad...“

„Er hat Angst, ich weiß.“

„Was machen wir jetzt?“

„Du gehst zurück in deinen Schlafsaal, ohne Umwege. Ich will dich morgen früh pünktlich beim Frühstück sehen. Solltest du heute Nacht noch Nachricht von irgendjemanden bekommen, kommst du sofort zu mir“, befahl Severus.

„Und du?“

„Ich gehe zu Albus.“

„Aber...“

„Nein Draco, das schaffen wir nicht alleine. Ich weiß, du magst Albus nicht, genauso wie Lucius und Zissa aber ohne ihn habt ihr keine Chance.“

„Was wird er verlangen?“

Severus grinste leicht und schüttelte den Kopf, „er ist kein Slytherin, er tut auch Dinge ohne Gegenleistung. Draco, keine Diskussion. Geh ins Bett, wir sehen uns morgen im Unterricht und bis dahin weiß ich mehr.“

Unsicher nickte Draco und erhob sich, genau wie Severus, der ihn noch bis zur Tür brachte. Dort hielt der Junge nochmal inne und drehte sich zu ihm um, „darf ich wiederkommen? Also, auch wenn ich keine Probleme habe?“

„Warum?“

„Du bist mein Pate, meinst du nicht, wir könnten endlich mal etwas Zeit zusammen verbringen?“

„Willst du das?“

„Ja, sonst würde ich nicht fragen. Also?“

„Gerne“, sagte Severus, ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, „und jetzt ab ins Bett.“

„Gute Nacht, Severus.“

„Gute Nacht, Draco.“

Damit verabschiedete sich der Junge während Severus das Buch holte und sich auf den Weg zu Albus machte. Es war mitten in der Nacht und dennoch war er sicher, dass er Albus nicht stören würde.
 

Es war fast vier Uhr bevor Severus sich wieder in seinem Quartier einfand doch von Müdigkeit war ihm nichts anzumerken. Das Gespräch mit Albus hatte seiner, eh schon schlechten Laune, nicht gerade geholfen aber immerhin war er dazu bereit mit den Malfoys zu reden. Vorausgesetzt er würde diesen alten Starrkopf Lucius dazu bringen mit ihm zu reden. Leider hatte Severus auch schon einen Plan um ungesehen an ihn ran zukommen, es war eigentlich nur eine Frage der Worte. Fluchend, schimpfend und leicht verzweifelt stiefelte Severus in seinem Wohnzimmer auf und ab, er konnte und wollte sich nicht beruhigen. Sein Blick fiel auf das Buch, welches Draco gebracht hatte. Schnell war es aufgeschlagen und das korrekte Rezept lag vor ihm.
 

„Potion del Bestiarius – Der Trank des Tieres
 

Zutaten:
 

- 2 Unzen Alraune – getrocknet, als Pulver zerstoßen

- 0,5 Unzen Einhornhorn – als Pulver zerstoßen

- 14 Florfliegen

- 1 Mondstein – kleinste Größe

- Saft von 2 Schlafbohnen

- 3 Unzen Dracheneischalen – zerstoßen, Geschlecht entgegen des Anwenders
 

Zubereitung:
 

- Kessel, Silber, Größe 2, mit Wasser füllen und übers Feuer hängen

- Florfliegen hinzufügen, acht mal im Uhrzeigersinn umrühren, vier mal gegen den Uhrzeigersinn rühren

- 10 Minuten köcheln lassen, Farbe sollte dunkelgrün sein

- die Alraune und das Einhornhorn hinzufügen

- vier mal im Uhrzeigersinn rühren, 1 Stunde köcheln lassen

- Schlafbohnensaft hinzufügen, 13 mal im Uhrzeigersinn umrühren

- 3 Stunden köcheln lassen, Farbe sollte hellblau sein

- den Mondstein hinzufügen, fünf mal gegen den Uhrzeigersinn umrühren

- stark aufkochen, Farbe sollte dunkelblau sein

- die Dracheneischalen hinzufügen, vier mal im Uhrzeigersinn rühren, drei mal dagegen

- 1 Stunde köcheln lassen, Farbe wechselt über violett zu rot

- 30 Minuten abkühlen lassen, Verwendungsbereit
 

Warnung:
 

Dieser Trank kann zu permanenter Verwandlung führen. Eine Rückverwandlung kann unter Umständen erschwert bis unmöglich sein. Der Trank sollte daher nur von absoluten Experten angewendet werden und nur als allerletzte Alternative zum Animaguszauber.
 

Sollte der Trank korrekt gebraut werden, so benötigt die erste Rückverwandlung die Hilfe eines weiteren Zauberers. Dieser muss den folgenden Spruch anwenden, „Assumera primeniatus figura.“
 

Sollte die Rückverwandlung auf anderem Wege herbeigeführt werden, so kann es zu schwerwiegenden Komplikationen, tödlichen Teilverwandlungen oder tierischen Überbleibseln kommen. Solche Dinge sind in den, bis jetzt dokumentierten Fällen, von permanenter Dauer.
 

Jede weitere Verwandlung erfolgt per Willenskraft, genau wie bei der Animagusverwandlung. Genau wie beim Animagus wird nur der Körper verwandelt, künstliche Prothesen werden nicht mit verwandelt und bei inneren Prothesen ist darauf zu achten, dass es zu schweren Verletzungen bei der Verwandlung kommen kann. Doch im Gegensatz zur Animagusverwandlung wird auch die Bekleidung nicht mit verwandelt, man sollte die Verwandlung daher am besten nackt oder nur mit leichter Bekleidung durchführen. Ansonsten kann es – gerade bei der Verwandlung in extrem große oder kleine Tiere – zu Problemen führen.
 


 

Mit einem Handgriff hatte Severus das Pergament von Harry in der Hand, die Unterschiede waren gravierend. Es war ein Wunder, dass der Junge sich überhaupt zurückverwandelt hatte. Allein die Fehler in den Zutaten hätten ihn das Leben kosten können. Aber das erklärte noch immer nicht warum er gegen die Zauber immun war. Severus runzelte kurz die Stirn und trat dann an eines der Regale rann. Er musste die einzelnen Zutaten und ihre Wechselwirkungen nachschlagen, zudem die falsche Zubereitung des Trankes, irgendwo musste es eine Lösung geben warum der Junge zauberresistent war. Den korrekten Trank würde er auch benötigen, allerdings würde er ihn erst am Wochenende brauen. Da hatte er Zeit und Ruhe. Hoffentlich war bis dahin auch das Problem mit den Malfoys gelöst. Dazu musste er allerdings diesen elenden Sturkopf überzeugen. Seufzend legte Severus das Buch und das Pergament weg, er musste nachsehen ob er noch Vielsafttrank hatte.
 

Das Frühstück kam viel zu früh, zumindest für Severus' Geschmack. Er war noch mitten in den Vorbereitungen gewesen als ihn eine Hauselfe darüber informierte, dass es Zeit zum frühstücken wäre. Einen Aufputschtrank später machte er sich auf den Weg in die Große Halle, irgendwie würde er den Unterricht heute schon noch durchbringen. Er hatte heute schließlich nur Erst- und Zweitklässler, das würde zu schaffen sein. Doch bereits der erste Schritt in die Halle sagte ihm, dass mal wieder irgendetwas nicht stimmte. Sein erster Blick galt seinem Haustisch, erleichtert sah er die blonden Haare seines Patenkindes. Sein zweiter Blick galt dem Gryffindortisch und tatsächlich, nur zwei Teile des goldenen Trios waren anwesend. Innerlich seufzend begab er sich auf seinen Platz, das konnte einfach nichts Gutes bedeuten.
 

„Severus, guten Morgen, mein Junge.“

„Albus.“

„Du siehst aus als hättest du nicht geschlafen“, sagte Albus lächelnd.

„Was du nicht sagst. Albus, willst du etwas von mir?“

„Ich müsste mit dir über Mr. Potter reden.“

„Nein. Wir können über jedes Thema gerne plaudern aber nicht darüber. Mir ist aufgefallen, dass er mal wieder nicht da ist und es ist mir egal. Wie du sicher weißt, habe ich genug andere Schwierigkeiten und wenn ich die gelöst habe, Weltfrieden herrscht und ich irgendwo in der Sonne Urlaub machen kann, dann überlege ich mir ob wir über Mr. Potter reden können. Keine Sekunde früher“, schnarrte Severus bevor er sich demonstrativ seinem Kaffee zuwandte.

Albus sah ihn einen Moment traurig an, nickte aber dann und sagte, „Ich werde dich an diesen Zeitpunkt erinnern.“

„Stellt sich die Frage wo Mr. Potter ist“, warf Minerva jetzt ein, „das scheinen sich auch die Schüler zu fragen, mal wieder. Albus?“

„Ich werde es gleich erklären, lass die Kinder doch erst mal in Ruhe essen.“

Von Severus kam nur ein unterdrücktes Schnauben.
 

Wenig später erhob sich Albus und bat um Ruhe, langsam wurden alle Gespräche eingestellt und alle Köpfe wanden sich ihm zu. Bei den Gryffindors sah er deutliche Sorge. „Liebe Schüler, wie allen Anwesenden aufgefallen sein sollte, ist Mr. Potter nicht anwesend. Er hat Hogwarts vorübergehend verlassen um an einem Training durch das Ministerium teilzunehmen. Er steht in schriftlichen Kontakt mit der Schulleitung und den Lehrern. Mr. Potter geht es sehr gut. Jetzt wünsche ich ihnen einen schönen Schultag“, sagte Albus laut.

Fassungsloses Gemurmel setzte ein, die Slytherins waren die Ersten, die sich erhoben um in ihren Unterricht zu gehen. Am Längsten blieben die Gryffindors sitzen, aufgeregt wurde diskutiert. Sie konnten nicht glauben, dass Harry sie einfach so verließ ohne ihnen etwas zu sagen. Selbst seinen besten Freunden hatte er nichts gesagt, die waren genauso fassungslos wie die Anderen.
 

Er hasste Kinder. Naja, eigentlich nicht aber Schüler, ja, Schüler hasste er mittlerweile abgrundtief. Vor allem wenn man Hufflepufferstklässler hatte. Severus schüttelte leicht den Kopf während er um die letzte Ecke vor seinem Quartier bog und schon erwartet wurde. „Mr. Malfoy, was kann ich für sie tun?“, schnarrte er.

„Ich hätte noch eine Frage wegen dem Aufsatz in Verteidigung“, gab Draco sofort zurück.

„Hat das nicht Zeit bis zur nächsten Stunde?“

„Ich wäre ihnen sehr verbunden wenn sie mir die Frage jetzt beantworten könnten. Dann kann ich den Aufsatz besser schreiben.“

Severus schnaubte leise und murrte, „Dann kommen sie halt rein.“ Damit öffnete er die schwarze Holztür und ließ den Schüler eintreten.
 

„Draco, was willst du schon wieder hier?“, fragte Severus, kaum, dass die Tür hinter ihnen ins schloss gefallen war und sich die Schutzzauber aktiviert hatten.

„Was gibt es Neues?“

„Ich habe mit Albus geredet, er ist dazu bereit deinen Vater anzuhören. Er kann nichts versprechen aber er wird euch nicht wegschicken wenn es Lucius ernst ist. Draco, es hängt an deinem Vater.“

„Was ist wenn er Nein sagt? Was wird dann aus mir und meiner Mutter?“, rief Draco aufgebracht. Er begann unruhig auf und ab zu gehen bis Severus ihn an der Schulter packte und zu sich umdrehte. Er wurde fast schon panisch angesehen aber es war offensichtlich, dass sich die Angst nicht gegen ihn richtete.

„Draco, hör mir zu.“

„Aber meine Mom und...“

„DRACO!“ Der Junge zuckte zusammen und sah ihn jetzt richtig an. „So, tief durchatmen. Beruhig dich erst mal, dir wird nichts passieren. Ich werde mit Lucius reden und eigentlich sollte ich längst auf dem Weg sein. Selbst wenn Lucius weiter so stur bleibt, musst du nicht nach Malfoy-Manor zurück, dann bleibst du einfach hier. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Hast du mich verstanden?“, fragte Severus ernst.

Es dauerte einen Moment bis Draco nickte.

„Gut, dann gehst du jetzt zurück in deinen Gemeinschaftsraum und bleibst dort. Wenn ich etwas weiß, werde ich mich melden. Also Abmarsch.“

Diesmal kam die Reaktion wesentlich schneller, Draco nickte und ging dann Richtung Tür. Auf halben Weg hielt er inne und drehte sich nochmal um, „danke, Severus.“

„Nichts zu danken, Abmarsch. Ich habe heute noch was vor.“ Diesmal verschwand Draco wirklich und Severus begab sich schleunigst in sein Labor. Er hatte wirklich noch Vielsafttrank in seinen Vorräten gehabt und jetzt machte sich eine sehr private Sammlung nützlich. Irgendwann hatte er angefangen Haare von verschiedenen Personen zu sammeln, immer wenn sich die Gelegenheit ergeben hatte, hatte er sie mitgenommen. Teilweise waren sogar Blut- und Gewebeproben in seine Hände gefallen und das alles lagerte in speziellen Phiolen, mit einem Erhaltungszauber versehen und fein säuberlich beschriftet. Sein Blick wanderte über die Phiolen bis er die Richtige hatte.

„John Dawlish.“

Er grinste leicht, der Auror würde ihm heute gute Dienste erweisen und das obwohl er momentan in Frankreich unterwegs war. Zumindest hatte das Albus gesagt. Er war halt einfach ein paar Tage eher wiedergekommen, es musste einfach klappen denn heute war eine Versammlung des Zaubergamot und in diesem hatte Lucius einen Sitz. Die Chance ihn zu erwischen war da am Größten.
 

Keine halbe Stunde später bewegte sich Severus durch das Ministerium, keiner behelligte ihn, einige grüßten ihn, was er natürlich erwiderte aber niemand sprach ihn wirklich an. Aber das hatte er auch nicht erwartet. John Dawlish galt als Paradebeispiel eines Aurors, der Inbegriff von Disziplin und Gehorsam. Jeder erwartete, dass er in irgendeinem wichtigen Auftrag unterwegs war und auf eine Störung sehr ungehalten reagieren würde. Genau das kam Severus jetzt sehr zugute denn er wollte das Ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen, er Hasste es unter dem Einfluss von Vielsafttrank zu stehen. So schnell er konnte durchquerte er das Atrium und wandte sich zur Treppe, er Hasste die Lifte fast genauso wie den Vielsafttrank und so nutzte er die Treppe um die zwei Stockwerke nach unten zu überwinden.
 

Die Tür zum Obersten Gerichtssaal war noch verschlossen also lief die Sitzung noch. Severus fluchte leise, er hatte zwar einen entsprechenden Vorrat an Trank mitgenommen aber er wollte sich hier so kurz wie nur irgendwie möglich aufhalten. Doch jetzt blieb ihm keine andere Wahl als zu warten und zu hoffen, dass Lucius wirklich an der Versammlung teilnahm. Er überlegte kurz und kam zu dem Schluss, dass er sich ziemlich sicher war, dass Lucius teil nahm. Er sah sich kurz um und verschwand dann in einer dunklen Nische, hier würde ihn so schnell keiner finden.
 

Fast eine Stunde und einen weiteren Schluck Vielsafttrank später öffnete sich die Tür und Hexen und Zauberer strömten an ihm vorbei. Er war absichtlich ins Licht getreten, man grüßte ihn aber sprach ihn nicht näher an. Auch Lucius wollte einfach an ihm vorbei marschieren.

„Lord Malfoy, ich müsste Sie kurz sprechen“, schnarrte Severus in seiner ganz eigenen Stimmlage.

Lucius stockte mitten im Schritt, er musste seinen Tonfall einfach erkannt haben und so nickte er auch nur stumm und bedeutete ihm vorzugehen.

Severus hatte die ganze Zeit überlegt wo er am besten mit ihm reden konnte und hatte sich für die direkte Art entschieden. Sein Weg führte ihn wieder ins Atrium und von dort an die Oberfläche von Muggellondon. Er drehte sich zu Lucius um, dieser wollte gerade den Mund aufmachen um etwas zu sagen als er ihn am Arm packte und einfach disapparierte.
 

„Was soll das? Wo sind wir?“, fauchte Lucius aufgebracht als sie sich wieder zusammengesetzt hatten.

„Godric's Hollow“, gab Severus zurück.

„Was soll ich hier, Dawlish?“

„Snape.“

Die grauen Augen seines Gegenüber weiteten sich geschockt bevor er sich fast schon panisch umsah.

„Hier ist keiner, die Todesser meiden diese Gegend. Komm, wir müssen reden“, schnarrte Severus und winkte ihn mitzukommen. Lucius zögerte einen Moment, folgte ihm aber dann.
 

Wenig später standen sie in den zerstörten Ruinen, in denen ihr Lord vor sechzehn Jahren gestorben war. „Was soll ich hier, Severus? Wenn ER mitbekommt, dass ich überhaupt mit dir rede, bin ich tot“, knurrte Lucius.

„Wenn du wieder zu IHM zurück gehst, bist du auch tot“, schnarrte Severus.

„Wieso?“

„Weil ER dich für den Ungehorsam deiner Familie töten wird.“

„Wovon zum Teufel redest du? Und wieso siehst du wie ein Auror aus?“

„Vielsafttrank?“

„Verflucht Severus, das ist mir schon klar. Aber was soll das alles?“, fragte Lucius. Er begann aufgeregt im ehemaligen Wohnzimmer auf und ab zu gehen, jede Bewegung drückte seine Unsicherheit aus.

Severus wollte gerade antworten als er das Ziehen der Verwandlung spürte. Mit einem leisen Seufzen wartete er bis er wieder er selbst war und dann fragte er, „hat deine Frau in letzter Zeit mal versucht mit dir zu reden?“

„Ja, wieso?“

„Hast du zugehört?“

„Nicht wirklich. Severus, ich weiß, worum es geht. Aber es geht nicht, SEIN Arm ist zu lang, ER würde uns überall finden“, sagte Lucius niedergeschlagen.

„Ach, mich findet ER auch nicht.“

„Falsch. ER weiß wo du bist.“

„Zugegeben aber ER kommt nicht an mich ran.“

„Weil du dich in Hogwarts versteckst“, fauchte Lucius aufgebrachter als vorher.

„So würde ich das nicht formulieren aber ok, belassen wir es dabei. Deine Frau war bei mir“, sagte Severus. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und legte jetzt den Kopf schief.

„Narzissa war bei dir? Wann?“

„Kurz vor Ende der Ferien.“

„Was wollte sie von dir?“

„Och wir haben etwas geplaudert. Über einen starrköpfigen Ehemann, über mein Patenkind, an dem ich mich, entgegen aller Annahmen doch nicht vergriffen habe, über Schutz, über Zuflucht und über ein Versprechen. Dein Sohn war im übrigen auch bei mir und nein, ich habe ihn immer noch nicht angefasst“, schnarrte Severus.

„Jaja, ich habe es verstanden. Severus, wir haben dir damals Unrecht getan. Es tut mir leid.“

„Und damit ist es jetzt wieder gut? Ich glaube nicht, Lucius!“, sagte Severus schneidend, „du schuldest mir etwas.“ Lucius wollte etwas erwidern doch Severus kam ihm zuvor, „nein, ich will keine Ausreden hören. DU schuldest MIR etwas und das will ich jetzt haben.“

„Also gut, was willst du?“

„Du wirst reden.“

„Mir dir? Worüber?“

„Nicht mir mir. Mit Albus!“

„Warum bei allen Zauberstäben sollte ich mit Dumbledore reden?“, brauste Lucius auf.

Sein Gegenüber löste sich von seinem Platz und war mit zwei Schritten bei ihm, so dicht vor ihm, dass sie sich fast berührten. „Über diesen ganzen Wahnsinn. Du wirst deinen feigen Arsch in Bewegung setzen und zu Albus gehen. Du, mein lieber Lucius, wirst zu Kreuze kriechen. Du wirst um Vergebung betteln und du wirst diesem Irrsinn abschwören. Du wirst dafür sorgen, dass dein Sohn, mein Patenkind, in Sicherheit ist und nicht mehr in SEINE Hände fällt. Ich will keine Ausreden hören, keine sinnlosen, angebliche Tatsachen über IHN, du wirst die Seiten wechseln und das ohne Wenn und Aber.“ Seine Stimme klang kalt, schneidend und duldete keinen Widerspruch. Schwarze Augen trafen auf Graue und wieder gewann schwarz.

Lucius reagierte auf die einzige, annehmbare Weise, er nickte.
 

„Mom, Dad, was macht ihr hier?“, fragte Draco als das Portrait hinter ihm zufiel und er seine Eltern im Wohnzimmer seines Paten vorfand. Severus hatte ihn persönlich aus dem Slytheringemeinschaftsraum geholt und das obwohl es schon weit nach der Ausgangssperre war.

„Deinem Vater den Kopf waschen“, gab Narzissa zurück. Besagter Vater saß in sich zusammen gesunken in einem Sessel und starrte in seinen Whisky.

„Dad?“

„Lass ihn, er hat genug zu verdauen. Er hat heute noch einen Termin bei Albus“, schnarrte Severus und irgendwie klang er sehr schadenfroh.

„Also bleibt ihr hier? Sind wir hier sicher?“, fragte Draco weiter.

Narzissa warf erst ihrem Mann und dann Severus einen fragenden Blick zu, Letzterer antwortete, „du und Narzissa bleiben auf alle Fälle hier, das steht schon fest. Ob Lucius auch bleiben will, ist seine Sache.“

„ER wird ihn umbringen wenn wir einfach verschwinden“, warf Narzissa ein.

„Wenn er euch auch nur ansatzweise liebt, wird er seinen falschen Stolz über Bord werfen und auch bleiben. Es ist nicht feige sich vor einem größenwahnsinnigen Psychopathen zu verstecken“, schnarrte Severus.

Jetzt sah Lucius zum ersten Mal auf, er wirkte unsicher. „ER wird uns finden“, sagte er leise, „ER wird wissen wo wir sind.“

„Und? ER weiß auch wo Severus ist und wie oft hat ER sich darüber beschwert, dass ER ihn nicht bekommt. Lucius, wir sind hier sicher. Hogwarts verfügt über die stärksten Schutzschilde nach dem Ministerium, wir sind sicher“, sagte Narzissa eindringlich.

„Wir wären Gefangene“, konterte Lucius.

„Ist es jetzt besser? Über jeden Schritt musst du Rechenschaft ablegen. Jeder kleinste Fehler wird bestraft und deine Familie ist immer in Gefahr. Ist es das wert? Lucius, Merlin weiß, dass ich dich liebe aber ich werde mein einziges Kind nicht weiter in Gefahr bringen. Wenn du zurück zu IHM gehen willst, tu es, Draco und ich bleiben hier“, fauchte Narzissa. Sie war aufgesprungen und starrte ihren Mann jetzt wütend an. Als dieser nicht antwortete, warf sie aufgebracht die Arme in die Luft und rief, „dieser Mann ist unmöglich. Severus, mach was.“ Damit drehte sie sich um und verließ den Raum, die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss.

Mit einem Seufzen ließ sich Severus auf seine eigene Couch fallen, er bedeutete Draco sich ebenfalls zu setzen während er mit einem Schlenker des Zauberstabes zwei weitere Gläser mit Whisky füllte und sie vor sich und Draco schweben ließ.

„Er ist minderjährig“, warf Lucius leise ein doch keiner der Zwei interessierte sich dafür.

„Prost“, murmelte Draco leise.

„Prost.“

„Er ist minderjährig.“

„Und du bist ein Feigling. Er ist sechzehn, da bringt ihn ein Glas Feuerwhisky nicht um“, schnarrte Severus.

„Ich bin kein Feigling.“

„Nicht?“

„Es ist nicht feige, überleben zu wollen“, sagte Lucius.

„Stimmt, das ist nicht feige. Aber es ist feige nicht den richtigen Weg zu gehen, auch wenn es etwas spät ist. Lucius, setz deinen Arsch in Bewegung und geh zu Albus“, knurrte Severus.

Sein ehemals bester Freund sah ihn Hilfe suchend an bevor er leise fragte, „kommst du mit?“

Während Draco seinen Vater jetzt fassungslos anstarrte, schüttelte Severus den Kopf, „nein, diesen Weg musst du alleine gehen. Ich habe ihn schon hinter mir.“

„Was hast du damals angeboten?“, fragte Draco, Lucius sah nur wieder in sein Glas.

„Tut mir leid, Draco aber das ist eine Sache zwischen mir und Albus. Was ist jetzt, Lucius?“

Dieser zögerte noch einen Moment bevor er das, fast volle Glas, auf den Tisch stellte und sich erhob. „Sind wir hier wirklich sicher?“, fragte er leise und ohne jemanden anzusehen.

„Ja, seit ihr. Sicherer als irgendwo anders. Wenn Hogwarts fällt, ist sowieso alles zu spät. Geh schon. Ich bin noch wach wenn du wieder kommst“, sagte Severus.

Jetzt sah Lucius auf, zum ersten Mal an diesem Tag war sein Gegenüber nicht der zynische, verbitterte Tränkemeister sondern sein ehemals bester Freund, den er für nichts und wieder nichts fallen gelassen hatte. Severus legte den Kopf schief, er schien seine Gedanken zu erraten denn ein leichtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Geh schon, ich werde warten.“

„Danke“, murmelte Lucius während er sich schon in Bewegung setzte. Seinen Sohn streifte er kurz an der Schulter.
 

„Wird er es schaffen?“, fragte Draco nachdem sie alleine waren.

„Ja. Dein Vater ist kein kompletter Vollidiot, auch wenn er sich manchmal so verhält. Er hat einfach Angst.“

„Die haben alle. Du nicht?“

„Doch, ich auch aber ich habe schon vor langer Zeit gelernt, dass mich meine Angst nicht lähmen darf“, sagte Severus.

„Also darf ich keine Angst haben?“

„Doch, darfst und sollst du. Angst ist etwas sehr Wichtiges. Aber du musst dich deiner Angst stellen, du musst lernen damit umzugehen und sie darf dich nicht lähmen, sie darf dich nicht von wichtigen Entscheidungen abhalten. Angst ist ein Urinstinkt des Menschen. Wenn jemand behauptet, er hat keine Angst, lügt er“, erklärte Severus.

„ER behauptet, dass er vor nichts und niemanden Angst hat.“

„Wie gesagt, ER lügt. ER fürchtet den Tod mehr als alles andere. Noch mehr als Albus, noch mehr als Potter, der Tod ist SEIN schlimmster Albtraum.“

„Woher weißt du das?“

„Ich habe IHM lange genug gedient und dabei meine Augen und Ohren offen gehalten. Jede Handlung, jede Aktion, einfach alles, was ER getan hat, hatte nur ein Ziel, den eigenen Tod zu überwinden“, sagte Severus.

„Hat ER es geschafft?“

„Schwer zu sagen. Keiner weiß was wirklich in der Halloweennacht damals geschehen. Ob der Todesfluch IHN wirklich getroffen hat oder nur gestreift. Ob ER überhaupt den Avada ausgesprochen hat? Keiner weiß es.“

„Du zweifelst daran? Wieso? Es ist doch allgemein bekannt, was passiert ist. Die Narbe ist ja nun nicht zu übersehen“, sagte Draco.

„Och bitte, Draco, glaubst du diesen Mist wirklich? Eine liebende Mutter, die sich für ihr Kind opfert? Sie hat dann die Kraft einen der mächtigsten Zauber abzuwehren? Meinst du wirklich, dass Lily Potter die erste Mutter war, die sich IHM entgegen gestellt hat? Was hat sie so besonders gemacht? Sie war muggelgeboren, genauso stark oder schwach wie viele andere Hexen, die ihre Kinder schützen wollten“, knurrte Severus, „nein, ich bin felsenfest davon überzeugt, dass ER damals keinen Avada gezaubert hat.“

Sein Patenkind starrte ihn nur fassungslos an doch dann breitete sich ein nachdenklicher Ausdruck auf seinem Gesicht aus. Severus sah förmlich, wie es in seinem Kopf arbeitete. Von dieser Seite hatte er es garantiert noch nie gesehen, das tat nie jemand. Jeder glaubte bedingungslos an diese dämliche Prophezeiung und an das Gerede von Halloween, so gut wie keiner nutzte seinen eigenen Verstand um darüber mal nachzudenken.

„So habe ich das noch nie gesehen.“

„Ich weiß.“

„Was hältst du von der Prophezeiung? Dass nur Potter in der Lage ist IHN zu besiegen?“

„Ich halte im Allgemeinen nicht viel von Prophezeiungen. Ich bin der Meinung, dass jeder sein Schicksal selbst bestimmt. Vielleicht ist etwas dran, vielleicht auch nicht. Aber es steht auf alle Fälle nirgends, dass Potter alleine gegen IHN antreten muss, das wäre Selbstmord“, schnarrte Severus.

„Aber... . Ok, jetzt bin ich verwirrt. Potter soll kämpfen aber nicht allein, oder wie?“

„So in etwa. Es muss eine andere Möglichkeit geben.“

„Warum interessiert dich das überhaupt? Du hasst Potter, jetzt noch mehr als vorher“, sagte Draco, jetzt völlig verwirrt.

Severus seufzte leise, trank einen Schluck und murrte dann, „Ich hasse den Bengel nicht, das habe ich nie.“

„Dein Verhalten hat etwas anderes vermuten lassen.“

„Draco, es ist spät. Wie wäre es wenn du ins Bett gehst?“

„Ähm..., nö. Ich will jetzt endlich die Wahrheit wissen. Du sagst, dass du ihn nicht hasst aber du verhältst dich nicht so. Du glaubst nicht an die Prophezeiung, sagst aber gleichzeitig, dass Potter gegen IHN kämpfen soll. Was ist hier eigentlich los?“, fragte Draco aufgebracht.

Doch sein Gegenüber blieb völlig gelassen, „das ist eine sehr lange Geschichte und ich habe jetzt weder die Lust noch die Geduld um dir alles zu erklären. Es ist eine sehr lange und nicht immer schöne Geschichte, für die ich gerade nicht die Nerven habe. Ich werde es dir erklären wenn die Sache hier erledigt ist.“

„Versprochen?“

„Ja, versprochen. Willst du hierbleiben bis dein Vater wiederkommt?“

„Nein, ich glaube, er braucht dann nicht noch jemanden, der ihn nervt. Ich werde ins Bett gehen. Was ist eigentlich mit dem Unterricht morgen?“

„Der findet ganz normal statt.“

„Meine Eltern?“

„Werden erst mal in Gästequartieren einziehen. Sie werden dir morgen alles weitere erklären.“

Draco nickte nur, trank sein Glas jetzt leer und stand auf. „Ich geh noch schnell meiner Mom gute Nacht sagen.“

„Tu das.“
 

Die nächsten zwei Tage ging das Leben in Hogwarts, zumindest für Severus, drunter und drüber. Seine Laune schwankte zwischen Verzweiflung, Wut und Verachtung und er war heilfroh als der Samstag anbrach und er sich zumindest nicht mehr mit den nervigen Schülern abgeben musste. Blieb noch die Familie Malfoy, die Albus kurzerhand in seinen Räumen einquartiert hatte. Zwar waren die Räume vergrößert worden aber es war dennoch eine sehr beengte Situation. Nun, heute würde sich das ändern und zwar direkt nach dem Frühstück, welches sie zusammen in eben diesen Räumen einnahmen.
 

„Muss das wirklich sein?“, fragte Lucius zwischen zwei Bissen von seinem Brötchen.

„Ja, muss es. Ihr könnt nicht in Hogwarts bleiben, das würde zu viele Fragen aufwerfen und das weißt du auch“, schnarrte Severus zurück, „und außerdem hätte ich gerne meine Privatsphäre wieder.“

Lucius murrte nur während seine Frau leise lachte und den Kopf schüttelte. Sie und Lucius würden heute in den Grimmauldplatz umziehen, Draco würde in Hogwarts bleiben. Weder Voldemort noch einer seiner Todesser wusste vom Grimmauldplatz, Severus war der Einzige gewesen und der stand unter einem Verschwiegenheitszauber. Erst jetzt, nachdem Albus sie über den Platz eingeweiht hatte, konnte er mit ihnen darüber reden.

„Keine Widerrede, ihr zieht aus. Ich will meine Wohnung wieder für mich haben und ihr seit dort genauso sicher wie in Hogwarts. Eigentlich sogar noch sicherer denn ER weiß nichts davon“, sagte Severus jetzt.

„Was ich immer noch nicht verstehe“, warf Draco ein. Er wurde von den drei Erwachsenen fragend angesehen und erklärte, „naja, es ist doch das Haus der Blacks und wie wir alle wissen, ist Bellatrix SEINE wohl treuste Anhängerin. Wie kann es also sein, dass ER nichts davon weiß?“

„Das liegt an den uralten Traditionen der Reinblüter, die uns in diesem Fall zugute kommen.“

„Aha.“

Severus grinste und ließ ein Pergament und eine Feder ran schweben.

„Es ist eigentlich ganz einfach. Pollux und Irma Black hatten zwei Kinder. Ihre älteste Tochter Walburga und deren jüngeren Bruder Cygnus. Walburga war die Mutter von Regulus und Sirius Black, dem Paten von Potter, du erinnerst dich?“ Draco nickte und Severus fuhr fort, „Cygnus hat drei Töchter, Bellatrix, Andromeda und Narzissa. Aber er ist der Zweitgeborene und damit ist sein Familienzweig zweitrangig. Sämtliches Vermögen, darunter auch der Grimmauldplatz gehen an Walburgas Erblinie und damit an Sirius und Regulus Black.“

„Aber die sind tot. Wieso fällt das Erbe jetzt nicht an Bellatrix? Oder an Mom?“

„Nun, Bellatrix sitzt in Askaban und ist damit erbunwürdig und damit würde es eigentlich an Andromeda Tonks, geboren Black, fallen aber Sirius hat ein Testament hinterlassen und alles an sein Patenkind vererbt.“

„Moment, willst du damit sagen, dass der Grimmauldplatz und das komplette, blacksche Vermögen Potter gehört?“, fuhr Lucius dazwischen.

Ein feines Grinsen erschien auf Severus' Gesicht, „ja, genau das will ich sagen. Freu dich Lucius, Potter nimmt dich wohlwollend in seinem Haus auf.“

Mit einem „Ich bin verloren“, ließ Lucius seinen Kopf auf die Tischplatte sinken.

„Was ist mit mir? Meine Mom ist doch eine geborene Black“, warf Draco ein.

„Aber aus dem zweitrangigen Familienzweig. Stirbt Potter ohne einen Erben zu haben oder zu benennen, wird auf diesen Zweig ausgewichen aber selbst dann steht vor Narzissa immer noch Andromeda und deren Familie. Wenn wir davon ausgehen, dass Bellatrix weiter erbunwürdig bleibt. Wenn wir das weiterspinnen und Andromeda dann sterben würde, würde alles nicht Narzissa sondern Nymphadora Tonks, Andromedas Tochter zufallen. Erst wenn diese stirbt, geht es bei Narzissa und damit bei dir weiter“, erklärte Severus. Sämtliche Verbindungen hatte er gleichzeitig zu Papier gebracht.

„Aber das erklärt mir noch immer nicht, warum Bellatrix nicht in den Grimmauldplatz kann, sie ist doch dort aufgewachsen.“

„Fidelius-Zauber. Sirius hat ihn angewandt als seine Mutter 85 gestorben ist.“

„Saß er da nicht in Askaban?“

„Das ist irrelevant. Er ist der Erbe und solange er niemanden bestimmt, der das Haus betreten kann, ist es für alle unsichtbar. Selbst für die eigene Familie.“

„Also stand das Haus seit 85 leer?“

„Richtig. Bis Black aus Askaban entkommen ist. Danach hat er es für Albus und den Phönixorden freigegeben und nach seinem Tod hat Potter diese Freigabe wiederholt“, sagte Severus.

„Also könnte jeder darüber reden, der eingeweiht ist?“, fragte Draco weiter.

„Nein, auf besonders Beliebte wird ein Verschwiegenheitszauber gesprochen.“

„Auf wen?“

„Mich. Und natürlich deine Eltern.“

„Wieso ich nicht? Und wieso nur du?“

Das Grinsen wurde kälter als Severus schnarrte, „du wirst Hogwarts nicht mehr verlassen und ich bin nicht gerade das, was man als vertrauenerweckend bezeichnen kann. Zumindest wenn es nach Moody und Potter geht.“

„Ich werde was?“

„Habt ihr ihm nichts gesagt?“, wandte sich Severus jetzt an die Malfoys.

Lucius hatte den Kopf wieder erhoben um den Erläuterungen zu folgen doch jetzt sah er kurz weg. „Das wollten wir noch machen“, sagte Narzissa ausweichend.

„Dann macht mal“, forderte Draco auf. S

eine Mutter seufzte tief und sagte dann, „Albus hat uns zwei Möglichkeiten für deinen Verbleib gegeben. Entweder du ziehst mit uns in den Grimmauldplatz oder du bleibst in Hogwarts. Kein Hogsmeade, keine Ausflüge irgendwohin, du darfst das Schloss nicht verlassen. Wir haben uns für Hogwarts entschieden, damit du wenigstens deine Freunde um dich hast. Du hast hier noch Severus.“

„Ich darf das Schloss nicht verlassen? Was ist mit Quidditch?“

„Abgelehnt, du darfst das Schloss nicht verlassen.“

Draco sah etwas fassungslos zwischen den Anwesenden umher bevor er den Kopf hängen ließ und murrte, „das ist nicht fair.“

„Das Leben ist nun mal nicht fair. Gewöhn dich dran“, kam von Severus.

„Hey, du bist mein Pate, du solltest zu mir halten.“

„Willst du lieber zu deinen Eltern? Sie dürfen den Grimmauldplatz nicht verlassen, keinen einzigen Schritt.“

Draco ging die Möglichkeiten im Kopf durch und meinte dann, „da bleibe ich lieber in Hogwarts. Hier ist es nicht so langweilig.“

„Danke, dass du uns daran erinnerst, mein Sohn“, knurrte Lucius doch er erntete nur Gelächter von allen Seiten. Alle wussten, dass Lucius diese Absprache nicht passte aber er musste sich fügen. Das Leben seiner Familie war ihm doch wichtiger als sein Stolz gewesen und so hatte er allem zugestimmt, was Albus für deren Sicherheit gefordert hatte.

„So, genug geredet. Ihr müsst los.“

„Du kommst nicht mit?“, fragte Narzissa überrascht.

„Ich verspüre keinerlei Wunsch mich im Grimmauldplatz einzufinden. Ich hätte gerne das restliche Wochenende meine absolute Ruhe und das gilt auch für meinen Patensohn“, sagte Severus.

„Dann wollen wir dich nicht länger belästigen. Komm Lucius, wir müssen wirklich los. Die Hauselfen haben unsere Sachen schon weggebracht.“ Damit erhob sich Narzissa, ihre Familie folgte ihrem Beispiel kurz darauf, Severus geleitete sie noch bis zur Tür.

„Bei ernsten Problemen bin ich natürlich immer erreichbar“, schnarrte er zur Verabschiedung.

Die drei Malfoys nickten und machten sich dann auf den Weg. Draco ging Richtung Slytheringemeinschaftsraum während seine Eltern sich zu Albus Dumbledores Büro begaben. Er würde sie persönlich in den Grimmauldplatz bringen.
 

Es war herrlich, Severus lehnte sich mit einem erleichterten Seufzen in seinem Sessel zurück und schwenkte die dunkelrote Flüssigkeit in seinem Weinglas bevor er einen Schluck trank. Nichts ging über einen guten Rotwein am Abend, dazu ein noch besseres Buch und vor allem, RUHE. Absolute Ruhe. Nur das leise Prasseln des Kaminfeuers war zu hören und langsam konnte er sich auch wieder entspannen. Die Malfoys waren gestern früh ausgezogen und er hatte das komplette Wochenende gebraucht um seine Räumlichkeiten wieder so herzurichten, dass er sich wieder wohlfühlte. Dazu kamen noch die Hausaufgaben der Schüler, von denen die Hälfte nicht mal ein Mies erreicht hatte. Severus schüttelte kurz den Kopf um diese unangenehmen Gedanken zu verdrängen und wandte sich dann seinem Buch wieder zu, altenglische Literatur. Er wollte den Sonntagabend in aller Ruhe genießen und sich nicht von diesen Trotteln verderben lassen. Er schob auch den Gedanken beiseite, dass er sich seit Tagen verfolgt fühlte. Er hatte niemanden gesehen, egal welches Ausweichmanöver er probiert hatte und so ließ er es unter der Kategorie 'Einbildung' unter den Tisch fallen.
 

Drei Tage später war Severus sich sicher, dass er unter seinem Tisch aufräumen musste denn das Gefühl der Verfolgung hatte sich nicht gegeben sondern sich noch verstärkt. Überall spürte er Augen auf sich ruhen, in den Gängen, in der Großen Halle, selbst in seinem Klassenraum. Lediglich in seinen eigenen Gemächern fühlte er sich noch sicher und das lag wohl einzig und alleine an den neuen Schutzzaubern, die er darum gewoben hatte. Doch sein Verfolger war gut denn er blieb unsichtbar, nein, nicht wirklich unsichtbar denn auch das hatte Severus mit einem Zauber überprüft. Aber so schnell gab ein Severus Snape nicht auf.
 

Mit einigen neuen Zaubersprüchen im Kopf verließ Severus seine Gemächer um sich zum Abendessen in der Großen Halle einzufinden. Es war die einzige Mahlzeit, die er dort einnahm und auch nur weil ihm Albus vor eine sehr unfaire Wahl gestellt hatte. Entweder er würde das Abendessen in der Großen Halle einnehmen oder Albus würde ihm jeden Morgen beim Frühstück Gesellschaft leisten. Nun, es war nicht schwer zu erraten wofür sich Severus entschieden hatte. Und wieder spürte er die unsichtbaren Augen auf seinem Rücken. Und dabei war er sich sicher, dass er alleine im Gang war denn er war extra einen Umweg gegangen. Vor ihm tauchte eine Ecke auf doch bevor er sie erreicht hatte, drehte er sich mit gezogenen Zauberstab blitzschnell um. „Incarcerus irretio“, zischte er.

Fingerdicke Seile schossen aus seinem Zauberstab doch statt sich direkt auf ein Ziel, was es in diesem Fall ja auch gar nicht gab, zu stürzen, teilten sie sich. Sie wurden immer dünner und verflochten sich schließlich zu einem Netz, dessen Maschenweite bei knapp einem Zoll lag. Genau dieses Netz schoss jetzt durch den Gang, welchen es komplett ausfüllte. Niemand, egal ob unsichtbar oder nicht, konnte diesem Netz entkommen und diesmal hatte Severus auch Erfolg. Blitzschnell wickelte sich das Netz um ein kleines Etwas, welches scheinbar direkt an der Decke geklebt hatte und mit einem, erschreckend bekannten Quietschen fiel das eingewickelte Wesen auf den Boden. Mit zwei Schritten war Severus bei ihm, eine Handbewegung später schwebte das Wesen auf Gesichtshöhe und sah ihn aus großen, dunklen Augen an. „Potter“, zischte er hasserfüllt und die Fledermaus sackte förmlich in sich zusammen.
 

Albus sah nachdenklich auf den Platz seines Verteidigungslehrers, der noch immer leer war. Obwohl das Abendessen längst angefangen hatte. Hatte er es sich doch anders überlegt? Nein, Albus war sich sicher, dass Severus sich nicht umentscheiden würde denn so müsste er sich nur kurz beim Abendessen sehen lassen. Severus wusste, dass er ihm beim Frühstück wesentlich länger Gesellschaft leisten würde. „Minerva, hast du Severus gesehen?“, fragte er leise.

„Nein. Vielleicht hat er einen Trank auf dem Feuer und hat die Zeit vergessen.“

„Nein.“

„Wieso nicht?“, fragte die Frau interessiert.

„Weil ich die Hauselfen beauftragt habe ihn rechtzeitig ans Abendessen zu erinnern.“

„Wieso?“

Albus lächelte und meinte, „aber Minerva, es ist doch schön wenn man wenigstens ein Mal am Tag zusammen isst, oder?“

„Ob das Severus genauso sieht?“

„Er wird es zu schätzen wissen.“

Bevor Minerva antworten konnte, öffnete sich die Seitentür und Severus trat ein, mit einem unidentifizierbaren Klumpen in der Hand und einem Gesichtsausdruck, der Mord und Totschlag versprach.

„Ah, Severus, ich bin froh, dass du es geschafft hast. Was hast du denn da?“, fragte Albus lächelnd.

Ohne weitere Worte legte Severus die eingewickelte Fledermaus vor Albus auf den Tisch und zischte, „sehe ich dieses Ding noch ein einziges Mal in meiner unmittelbaren Nähe, garantiere ich für nichts.“ Albus und auch Minerva sahen etwas verwirrt auf die Fledermaus, die Albus bettelnd ansah.

„Seit wann hast du was gegen Fledermäuse?“, fragte Minerva, die ja nicht wusste, wer genau da vor ihr lag.

„Das ist meine Sache. Albus?“

„Es ist doch nur eine Fledermaus, Severus. Die tut dir nichts. Setz dich doch und beruhig dich erst mal“, sagte Albus leise während er den Zauberstab zog und die magischen Seile löste. Harry schüttelte die Flügel erst mal aus und sortierte sich dann.

„Ich esse in meinen Räumen und ich will keine weitere Erpressung von dir hören.“

„Severus, bitte. Setz dich.“

„Nein.“

„Es ist nur eine kleine Fledermaus.“

Severus schnaubte, warf dem Tier einen hasserfüllten Blick zu und wandte sich dann kommentarlos zum gehen.

„Severus, denk doch nochmal drüber nach“, sagte Albus und tatsächlich stockte Severus mitten im Schritt.

Er drehte sich nochmal rum, den Blick auf Harry gerichtet bevor er knurrte, „Das ändert nichts, absolut gar nichts!“ Damit drehte er sich rum und ging, er sah nicht mehr wie Harry förmlich in sich zusammen sackte.

„Muss ich das verstehen?“, fragte Minerva, mit einem sehr verwirrten Blick auf die Fledermaus, die völlig niedergeschlagen auf dem Tisch lag.

„Nein.“

„Verstehst du es?“

„Ja, Minerva, ich verstehe es leider.“

„Willst du es mir erklären?“

Albus schüttelte leicht den Kopf und schob vorsichtig die Hände unter die Fledermaus. Diese klammerte sich mit den Flügeln an seinen Daumen als er sich erhob und sie damit hochhob. „Später vielleicht, Minerva.“

„Einen schönen Abend noch, Albus.“

„Dir auch.“

Albus verließ den Lehrertisch, ihm fielen die besorgten Blicke sowohl von den Gryffindors wie auch von den Slytherins nicht auf.
 

Er wartete bis sich der Wasserspeier hinter ihm geschlossen hatte und er die Wendeltreppe zu seinem Büro hochgestiegen war bevor er die Fledermaus in seiner Hand wieder ansah. Harry klammerte sich noch immer an seinen Daumen, hatte die Augen aber geschlossen. Albus ließ sich in seinen Sessel sinken und fragte dann, „willst du deinen Plan noch immer durchführen? Severus wirkte nicht sehr begeistert.“

Harry seufzte leise, bewegte sich aber sonst nicht.

„Harry. Willst du darüber reden?“

Das Kopfschütteln war eher halbherzig.

„Bist du sicher? Manchmal hilft es darüber zu reden.“

Jetzt öffnete Harry die Augen, schüttelte aber erneut den Kopf und schwang sich dann mit wenigen Flügelschlägen in die Luft. Mit leisem Quietschen drehte er ein paar Runden bevor er sich flatternd vor dem Fenster hielt. Albus erhob sich langsam um ihm das Fenster zu öffnen, er hielt aber gleichzeitig noch eine Hand mit der Handfläche nach oben hin. Harry verstand und landete, nur um ihn dann fragend anzusehen.

„Ich weiß, dass du treue Freunde hast aber manchmal hilft es mit jemanden zu reden, der vielleicht eine andere Sicht auf die Dinge hat. Ich wünsche dir ganz viel Glück bei deinem Vorhaben. Vergiss nicht, er ist wohl der größte Sturkopf, den ich jemals gesehen habe.“

Wieder quietschte Harry, diesmal allerdings sehr freudig und schon warf Albus ihn in den Nachthimmel hinein.

„Viel Glück und denk dran, ich habe immer ein offenes Ohr für dich“, rief Albus der Fledermaus hinterher, die nochmal eine Runde um seinen Kopf flog und dann in der Dunkelheit verschwand. „Hoffentlich schaffst du es“, flüsterte Albus leise doch viel Hoffnung hatte er nicht.
 

In den nächsten drei Wochen wurde Harry insgesamt achtzehn Mal zu Albus gebracht und immer war er mit einem anderen Fluch gefangen worden. Es schien sich fast zu einer Art Spiel zu entwickeln denn Harry ließ sich selten auf eine Art zwei Mal fangen. Lediglich in das magische Netz ging er jedes Mal rein, es gab einfach keine Möglichkeit zu entkommen wenn es in einem Korridor ausgesprochen wurde. Warum Severus beim vierten Mal einen anderen Fluch nutzte, wusste wohl nur er alleine. Aber der Effekt war, dass sich Harry plötzlich von gläsernen Wänden umgeben sah. Genau in diesem gläsernen Kasten gab Severus ihn bei Albus ab. Beim nächsten Mal wurde die Luft um ihn herum eingefroren. Oder er wurde von Watte umhüllt. Oder er fiel einfach von der Decke. Severus schien immer wieder etwas Neues einzufallen, wobei Harry auf einige Ideen hätte verzichten können. So auch auf die letzte Idee des Tränkemeisters.
 

„Wenn du dich zurückverwandelst, könntest du duschen gehen“, schlug Albus mit einem schlecht verborgenen Grinsen vor.

Die völlig verklebte Fledermaus auf seinem Schreibtisch warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, nickte aber dann.

„Du verzeihst wenn ich dich gerade nicht anfassen will, oder?“, fragte Albus, der schon den Zauberstab zog und ihn schweben lassen wollte. Doch wie schon früher prallte der Zauber einfach an ihm ab, dafür begann der Stuhl hinter ihm fröhlich durch die Luft zu schweben. „Oh, das hatte ich ganz vergessen. Na komm.“

Er steckte den Stab wieder weg und hob Harry von seinem Schreibtisch. Er trug ihn in seine private Gemächer denn fliegen konnte der Junge mit den völlig verklebten Flügeln nicht mehr. Im Bad rief er nach einem Hauselfen, der auch sofort erschien. „Bring bitte ein paar Anziehsachen von Mr. Potter und leg sie ihm hier ins Bad“, wies Albus ihn an während er die Fledermaus kurzerhand in die Duschwanne legte.

„Der Hauself bringt dir deine Sachen, wenn du dich anziehen möchtest. Du könntest mir bei einer Tasse Tee erzählen, was er diesmal gemacht hat. Die Geschichte würde mich sehr interessieren“, sagte Albus lächelnd.

Harry nickte nur und quietschte gequält, der Kleber zog an seinem Fell und er konnte sich kaum bewegen. Dieser Fluch war wirklich fies gewesen. Albus schenkte ihm noch ein warmes Lächeln bevor er den Raum verließ und sich Harry, zum ersten Mal seit vier Tagen wieder verwandelte.

Seufzend streckte er seine Gliedmaßen durch, er sollte wirklich nicht so lange verwandelt bleiben aber in den letzten Tagen war Severus erstaunlich mobil gewesen. Ständig war der Kerl irgendwo hingegangen, sogar mitten in der Nacht. Es würde gut tun ein paar Stunden in seinem eigenen Körper zu verbringen und eine Tasse Tee war auch nicht schlecht aber zu aller erst musste er dieses widerliche Zeug von seinem Körper kriegen. Schnell war das Wasser auf die richtige Temperatur eingestellt und mit einem erleichterten Seufzen stellte sich Harry unter den heißen Wasserstrahl. Ja, das sollte er wieder öfters machen, das war einfach himmlisch.
 

Eine halbe Stunde und insgesamt vier Waschgänge später saß Harry trocken und angezogen in Albus' Wohnzimmer und nippte an einer Tasse Kamillentee. Naja, eigentlich war es fast nur heißes Wasser mit einem leichten Kamillengeschmack denn mehr vertrug er nicht mehr. Alles außer Wasser und Insekten verursachte innerhalb weniger Minuten oder Stunden schreckliche Bauchschmerzen bis hin zu schwerem Erbrechen und Durchfall. Albus saß ihm gegenüber, selbst ein Tasse Tee in den Händen.

„Ich würde dir ja gerne ein paar Kekse anbieten aber ich weiß von Poppy, dass du nicht mehr viel verträgst“, sagte er entschuldigend.

„Macht nichts, man gewöhnt sich daran und die Hauselfen finden immer wieder neue Möglichkeiten um die Tierchen zuzubereiten. Es schmeckt teilweise sehr gut“, grinste Harry.

„Das freut mich. Möchtest du mir jetzt erzählen, warum du an meiner Bürotür geklebt hast?“ Noch gut erinnerte er sich daran, dass es plötzlich geklopft hatte aber keiner auf sein 'Herein' reagiert hatte. Nun, als er die Tür geöffnet hatte, klebte eine sehr unglücklich aussehende, getupfte Fledermaus am Holz.

„Sever... Professor Snape hat mich da hin geklebt, dann hat er angeklopft und ist gegangen“, murrte Harry.

Albus hob die Teetasse etwas höher um sein breites Grinsen zu verbergen doch sein Besuch sah es dennoch.

„Ich finde das nicht lustig.“

„Verzeihung aber du musst gestehen, dass dein Gesichtsausdruck sehr interessant war“, sagte Albus lächelnd.

„Ich fand es fies. Er hat gegrinst als er mich an die Tür geklebt hat.“

„Er hat gegrinst?“

„Ja, hat er. Das Ganze macht ihm Spaß“, sagte Harry murrend und auf Albus' fragenden Blick erklärte er, „sonst würde er sich nicht ständig neue Flüche einfallen lassen. Das magische Netz reicht völlig um mich als Fledermaus zu fangen. Außerdem habe ich ein M bekommen.“

„Ein M? Ich habe alle deine Aufsätze gelesen, keiner davon hätte ein M verdient“, sagte Albus etwas überrascht. Vor allem dass Harry bei dieser Aussage breit grinste, verwunderte ihn sehr.

„Dobby!“

Ein Knall ertönte und der Hauself verbeugte sich mit schlackernden Ohren, „Was kann Dobby für Master Potter tun?“

„In meiner Truhe liegt ganz oben drauf ein Aufsatz für Verteidigung, hol ihn bitte.“

Sofort verschwand der Elf, nur um wenige Momente später wieder aufzutauchen, mit der Pergamentrolle in den Händen. Harry nahm sie ihm ab, bedankte sich und reichte ihn an Albus weiter. Der entrollte ihn und begann zu lesen, Harry wandte sich wieder seinem Tee zu. „Kann Dobby noch etwas für Master tun?“, fragte der Hauself.

„Ich hätte gerne ein paar gegrillte Tausendfüßer.“

„Sofort, Master Potter.“

Wieder verschwand der Elf mit einem Knall und kurz darauf erschien eine kleine Glasschale mit dem Gewünschten auf dem Tisch. Während Albus den Aufsatz las, knabberte Harry an seinen Insekten.

„Mies, Mr. Potter. Sie sollten die Nächte besser dazu nutzen um Ihre Aufsätze zu überarbeiten und nicht in den Korridoren rum fliegen. S. Snape“, las Albus den letzten Satz vor. Er rollte den Aufsatz wieder zusammen und sah zu Harry, der ihn breit angrinste. „Das ist ein Anfang. Du scheinst auf dem richtigen Weg zu sein“, sagte er schließlich.

„Klar, deswegen klebt er mich auch an ihre Bürotür.“

„Du hast dich vor nicht allzu langer Zeit darüber beschwert, dass Severus dich völlig ignoriert. Nun, das macht er jetzt nicht mehr und das wolltest du doch erreichen, oder?“

„Naja, so nicht.“

„Harry, du brauchst mehr Geduld. Oder hast du wirklich geglaubt, dass er dir so ohne weiteres vergibt?“, fragte Albus sanft.

Sein Gegenüber zögerte einen Moment und schüttelte dann den Kopf während er nach einem weiteren Tausendfüßer griff.

„Aber du bist auf dem besten Weg. Allerdings solltest du deine Schule nicht vernachlässigen. Ich weiß von Professor McGonagall, dass dein Aufsatz einen Tag zu spät abgegeben wurde. Das darf nicht nochmal passieren“, mahnte Albus.

„Tut mir leid, es wird nicht nochmal vorkommen. Ich hatte irgendwie so viel zu tun.“

„Und was?“

„Verfolgen“, grinste Harry.

Albus lächelte leicht und fragte dann, „was hast du jetzt vor? Willst du dich gleich wieder verwandeln?“

„Ja, ich muss zurück in den Turm. Ich musste Hermine versprechen, dass ich heute die ausstehenden Hausaufgaben mache.“

„Ah, auf Mrs. Granger ist Verlass. Du solltest öfters auf sie hören.“

„Sagt Ron auch. Professor, danke für den Tee und für die Dusche. Ich werde mich auf den Weg machen“, sagte Harry. Er stellte die Tasse zurück auf den Tisch und erhob sich, Albus folgte seinem Beispiel und hielt die Hand mit der Handfläche nach oben. Fast sofort flatterte die Fledermaus hinein, Harry wusste mittlerweile wie er am schnellsten aus seinen Sachen klettern konnte ohne sich allzu sehr anzustrengen.

„Wie immer wünsche ich dir viel Glück“, sagte Albus lächelnd.

Harry quietschte erfreut und ließ sich zum Fenster tragen, dort schwang er sich in die kühle Nachtluft und verschwand in der Dunkelheit. Der zurückgebliebene Weißmagier schloss lächelnd das Fenster, es war spät und er wollte jetzt auch ins Bett.

Kapitel 6

Weihnachtsferien. Noch nie hatte sich Severus so sehr auf die Weihnachtsferien gefreut wie in diesem Jahr. Das schloss war so gut wie leer, fast alle Schüler fuhren nach Hause. Lediglich aus seinem eigenen Haus waren einige Schüler geblieben und diese würden Hogwarts auch bis zum Ende dieses Krieges nicht mehr verlassen. Einige Familien hatten sich von Voldemort losgesagt und waren ins Ausland geflüchtet, ihre Kinder, allen voran Theodor Nott und Blaise Zabini hatten sich geweigert mitzugehen und waren in Hogwarts geblieben. Severus wusste, dass von seinen Schlangen weit weniger dem Dunklen Lord folgen wollten als es immer dargestellt wurde. Aber die Slytherins waren ja immer die Bösen. Severus schnaubte vernehmlich, setzte die Unterschrift unter den letzten Aufsatz und legte dann Pergament und Feder beiseite. Mit einem Seufzen lehnte er sich zurück, die Augen geschlossen und für einen Moment einfach mal die Welt um sich herum vergessend. Bis es an der Tür klopfte. Das „Herein“, war mehr geknurrt als gesagt.
 

„Albus, was willst du?“

„Aber Severus, mein Junge, sei doch nicht so griesgrämig. Was hast du über die Weihnachtsferien vor?“, fragte Albus lächelnd und den bösen Blick des Anderen ignorierend.

„Wenn du es so gerne wissen willst, ich habe eine Liste von Poppy bekommen, die mich eine gute Woche beschäftigen wird. In der zweiten Woche erwarten mich zwei wunderbare Bücher der englischen Literatur und ich habe nicht vor sie warten zu lassen“, schnarrte Severus.

„Hast du mittlerweile den Trank von Mr. Potter finden können?“

„Nein.“

„Hast du überall nachgelesen?“, fragte Albus etwas misstrauisch, die Ablehnung kam einfach zu schnell.

„Bis jetzt nur in Hogwarts, ich bin noch nicht dazu gekommen andere Bibliotheken aufzusuchen. Und scheinbar ist das ja auch nicht mehr nötig, Mr. Potter scheint Gefallen an seiner neuen Form zu haben“, schnarrte Severus.

„Du weißt genau warum er die Gestalt gewechselt hat.“

„Sollte ich? Wohl eher nicht. Albus, es interessiert mich nicht was er macht. Ich möchte über Weihnachten meine Ruhe haben und wenn ich den Trank irgendwann einmal finde oder rekonstruieren kann, wirst du der Erste sein, den ich informiere. Bis dahin solltest du die Vorräte an Insekten in der Küche auffüllen lassen.“

„Severus, warum bist du nur so verbohrt was dieses Thema angeht?“, fragte Albus leise.

Er erntete damit nur eine hochgezogene Augenbraue und die Frage, „was willst du?“

„Ich wollte wirklich nur wissen wie weit du mit dem Trank bist. Es sollte schließlich möglich sein Mr. Potter von den tierischen Anhängseln zu befreien“, sagte Albus.

„Nun, dieses Jahr wird das wohl nichts mehr, tut mir sehr leid für dich, Albus aber ich habe andere Dinge vor. Mr. Potter wird sich gedulden müssen. Oder vielleicht kann er auch einfach wieder ein paar Zutaten zusammen mischen und hoffen, dass er daran nicht stirbt“, schnarrte Severus und diesmal klang soviel Hass in seiner Stimme mit, dass Albus ihn nur traurig ansehen konnte. Er hatte wirklich gehofft, dass sich langsam etwas geändert hätte aber scheinbar hatte er sich in dieser Hinsicht geirrt.

„Wirst du an der alljährlichen Weihnachtsfeier teilnehmen?“, fragte er schließlich obwohl er die Antwort schon kannte.

„Das habe ich in den vergangenen achtzehn Jahren nicht gemacht und werde es auch dieses Jahr nicht.“

„Schade. Severus, du bist jederzeit willkommen.“

„Das sagst du jedes Jahr.“

„Und jedes Jahr ist es so gemeint.“

Severus winkte nur ab, er würde nicht kommen und das wussten sie Beide. Albus nickte nur nochmal und verabschiedete sich dann, er wusste, dass es keinen Sinn hatte.
 

Er war froh, dass Albus nicht weiter nachgefragt hatte denn so ganz stimmte das Gesagte nicht. Er hatte wirklich eine Liste von Poppy bekommen und die würde ihn wirklich die erste Woche beschäftigen aber der Rest, nun, bei dem hatte sich Severus etwas künstlerische Freiheit gelassen. Er hatte nicht vor zu lesen, zumindest keine englische Literatur. Sein Blick glitt zu einem Regal an der Wand, zu einem eher unscheinbaren Buchrücken und doch war dieses Buch weit wertvoller als der Großteil der Bücher in Hogwarts. Nicht nur der Bestientrank, nein, das Buch enthielt unzählige, uralte Tränke, die selbst Severus noch nicht gekannt hatte und er hatte vor einige davon auszuprobieren. Allen voran den Bestientrank.

Sein Entschluss stand schon länger fest aber er hatte Probleme bei der Zutatenbeschaffung gehabt. Denn er konnte sie nicht einfach aus den Hogwartsvorräten nehmen denn für jede dieser Zutat musste er Albus Rechenschaft ablegen. Leider gab es momentan keinen Trank bei den Schülern, der einen kleinen Mondstein benötigte. Auch die Drachenschuppen waren ein Problem, er hatte nur Schuppen von männlichen Drachen und nach dem Rezept benötigte er Schuppen von Weibchen. Beides hatte er über enorme Umwege bekommen, es war im Laufe der letzten Woche angekommen und sobald er mit den Tränken für Poppy fertig war, würde er diesen Trank brauen.

Dann brauchte er nur noch einen Zauberer, der den Rückverwandlungszauber auf ihn sprach. Albus fiel raus, genau wie Minerva oder sonst ein Lehrer aus Hogwarts, dann könnte er es ja gleich ans Schwarze Brett pinnen. Nein, danke. Lucius fiel leider auch raus, der durfte den Grimmauldplatz nicht verlassen, nicht mal nach Hogwarts durfte er. Warum auch immer? Da er keine weitere Freunde hatte, war seine Wahl auf Draco gefallen, der allerdings noch nichts von seinem Glück wusste. Nun, das würde sich nach Weihnachten ändern. Doch heute wollte Severus nichts von irgendwelchen Tränken hören oder sehen, er ließ sich sein Buch und ein Glas Rotwein heran schweben. Den heutigen Abend wollte er nur in aller Ruhe ausklingen lassen.
 

„Ich soll was? Severus, das kann nicht dein Ernst sein. weißt du eigentlich wie gefährlich dieser Trank ist? Sieh dir Potter an“, brauste Draco auf doch sein Pate ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

Sein Blick lag auf dem Kessel, dessen Inhalt langsam von violett zu rot wechselte. Er kontrollierte nochmal die blauen Flammen, zauberte dann eine Sanduhr neben den Kessel und wandte sich dann Draco zu. „Mein lieber Patensohn, ich bin kein pubertierender Möchtegernheld, der sich über sämtliche Regeln der Zaubertrankbraukunst hinweg setzt. Ich habe diesen Trank jetzt zum dritten Mal gebraut, immer exakt nach Anweisung und das Ergebnis war immer dasselbe.Ich traue dir durchaus zu einen Zauberspruch korrekt aufzusagen“, schnarrte er.

„Aber warum dieser Trank? Warum versuchst du nicht den Animaguszauber?“

„Weil ich, zu meiner eigenen Schande gestehen muss, dass Verwandlung nicht meine Stärke ist. Ich habe bereits zwei Mal versucht den Animaguszauber zu meistern, leider ohne Erfolg.“

Draco sah ihn überrascht an, damit hätte er nicht gerechnet.

Sein Gegenüber grinste kalt und schnarrte, „ja, auch ich habe meine Schwächen. Genau wie dein Vater.“

„Das sieht mein Dad anders.“

„Verständlich. Aber er ist eine Niete in Zaubertränke und Geschichte, er ist damals nur mit Tricks durch die Prüfung gekommen. Er war in Kräuterkunde und Pflege magischer Geschöpfe absolut grottenschlecht, deswegen hat er es auch abgewählt. Also nach ihm kommst du schon mal nicht.“

Ein breites Grinsen erschien auf Dracos Gesicht, er war einer der Besten in Zaubertränke und Geschichte, nun da musste man nur auswendig lernen, das war trockenes Faktenwissen ohne großartige Begabung.

„Zudem ich deine Noten in Verwandlung kenne und dementsprechend davon ausgehe, dass du es schaffst diesen Zauber ohne irgendwelche Zwischenfälle auszusprechen und auch zu wirken“, schloss Severus.

„Was wenn nicht?“

„Dann solltest du hoffen, dass ich keine großen Zähne und Krallen bekomme.“

„Würdest du wirklich deinen Patensohn beißen?“ Das Grinsen von Severus enthüllte eindeutig zu viele Zähne um noch als freundlich zu gelten, Draco schluckte leicht und meinte, „Ich werde es schon hinkriegen.“

„Dessen bin ich mir sicher und sollte es, wider meines Erwartens, doch zu Problemen kommen, wirst du zu Albus gehen und sowohl mich wie auch das Buch mitnehmen“, sagte Severus.

„Also hast du doch einen Plan B?“

„Natürlich, für wen hältst du mich? Potter?“

Draco starrte ihn noch einen Moment an bevor er schallend zu lachen begann. „Nein, wahrlich nicht. Ok, wann geht es los?“

„Wenn die Sanduhr durchgelaufen ist, ist der Trank fertig. Dann noch abkühlen lassen, also ungefähr noch eine Stunde. Hat sich dein Schachspiel schon gebessert?“

„Klar.“

„Das will ich sehen.“

Wenig später saßen sie sich am Kamin gegenüber, das Schachspiel zwischen ihnen aufgebaut und Draco begann mit seinem ersten Zug.
 

Eine Stunde später hatte Draco haushoch verloren und war immer noch nicht mit dem Plan einverstanden. Doch sein Pate ließ sich nicht davon abbringen, er hatte den sattroten Trank bereits abgefüllt, es war genau eine Portion geworden, genau wie es im Buch stand. „Ich bin immer noch nicht damit einverstanden“, rief er der geschlossenen Tür zu.

„Mir egal“, wurde zurück gerufen bevor die Tür aufging und Severus den Raum wieder betrat, diesmal nur in einen Morgenmantel gekleidet. Er hatte nicht vergessen was in dem Buch stand.

„Severus, ich meine das ernst.“

„Ich weiß. Bereit?“

„Bringt es was, wenn ich nein sage?“

Severus schüttelte grinsend den Kopf und griff nach der Phiole. Er war normal gegen jeden Selbstversuch aber in diesem Fall blieb ihm nichts anders übrig, wobei, er könnte es auch ein paar Gryffindors ins Essen mischen.

„Woran denkst du?“, fragte Draco misstrauisch, das fiese Grinsen war wohl doch offensichtlicher gewesen als er gedacht hat.

„Nichts, denk dran, deutlich sprechen, Zauberstab festhalten und auf dein Ziel richten. Alles klar?“

„Ja.“

„Dann Prost“, murmelte Severus bevor er die Phiole entkorkte und in einem Rutsch austrank.

„Was passiert jetzt?“

„Jetzt warten wir. Es kann nicht lange dauern.“ Severus zog seinen Zauberstab und verwandelte einen Stuhl in einen bodentiefen Spiegel, er wollte schließlich sehen was er war.

„Wie weiß ich wann ich dich zurückverwandeln soll?“, fragte Draco, der seinen Paten misstrauisch beäugte.

„Spätestens wenn ich dich beiße.“

„Hoffentlich wirst du ein Maulwurf.“

Severus warf ihm einen amüsierten Blick zu, sagte aber nichts dazu.
 

„Ich sehe kein Rot mehr“, informierte Severus ihn knappe zehn Minuten später.

„Was noch?“

„Das Zimmer ist heller als vorher aber nicht mehr so scharf. An den Rändern verschwimmt die Welt.“

„Doch ein Maulwurf“, grinste Draco. Severus warf ihm ein Grinsen zu. „Du hast längere Eckzähne“, kam von Draco, „und du wirst kleiner.“

Diesmal nickte Severus nur, sein Blick fiel auf seine Hände, die sich langsam verformten. „Du kennst deine Anweisungen. Halte dich daran.“

„Mach ich.“

Danach schwieg Severus und konzentrierte sich auf die Verwandlung, die jetzt immer schneller voran ging. Er schrumpfte weiter und war jetzt heilfroh über die Idee mit dem Morgenmantel, er wollte nicht von seiner eigenen Kleidung erstickt werden. Fell spross aus seiner Haut, helles Fell, zumindest soweit er sehen konnte. Severus machte sich nicht die Mühe sich den Hals zu verrenken um seinen neuen Körper in Augenschein zu nehmen, dafür hatte er schließlich den Spiegel transformiert. Er blieb einfach ruhig stehen und wartete die Verwandlung ab.
 

Draco beobachtete mit wachsender Faszination wie sein Pate immer kleiner wurde und schließlich im Morgenmantel verschwand. Er wartete noch einen Moment ab bevor er den Morgenmantel hoch hob … und in schallendes Gelächter ausbrach. Das Tier warf ihm einen fragenden Blick zu und versuchte sich dann auf alle Viere zu stemmen. Nach einigen Versuchen schien er es kapiert zu haben und tapste etwas unbeholfen zum Spiegel. Severus starrte einen Moment hinein bevor er knurrend und fauchend seinem Unmut Luft machte.

ER WAR EINE VERDAMMTE KATZE! Er konnte es nicht glauben, er, gerade er hatte sich in eine verdammte Katze verwandelt. Und dazu noch in eine ziemlich seltsam aussehende. missmutig beäugte sich Severus im Spiegel, sein Kopf war zu klein – zumindest von seiner Sicht aus – und die Ohren waren rund und viel zu groß. Toll, als Mensch war es die Nase und als Tier die Ohren, konnten nicht mal alle Körperteile in den richtigen Proportionen vorhanden sein? Noch missmutiger drehte sich Severus rum um auch den restlichen Körper zu begutachten. Er war schlank, die Beine wirkten nicht nur überproportional lang, sie waren es, hm, wirkte irgendwie elegant. Der Schwanz ging nicht ganz bis zum Boden. Helles Fell, eine Mischung zwischen orange, gold und beige und mit unzähligen, schwarzen Flecken übersät, die teilweise ineinander überliefen und so waagerechte, unförmige Striche bildeten. An der Unterseite der Schnauze und am Bauch war es fast weiß, die Fleckung war nur noch schwer auszumachen. Knurrend drehte er sich ein paar Mal um sich selbst doch das Bild blieb dasselbe, er war eine verdammte Katze!

Während Severus sich im Spiegel begutachtete, hatte sich Draco auf einen Stuhl gesetzt und wartete. Er sollte seinen Paten noch vermessen doch wahrscheinlich musste dieser erst mal den Schock verarbeiten. Der Hauslehrer von Slytherin war eine Katze. Draco wusste nicht ob er weinen oder lachen sollte, er hätte wohl geheult wenn ihm das passiert wäre. Erst hatte er vor gehabt seinen Paten um den Trank zu bitten doch jetzt? Nein, Draco wollte nicht auch noch eine Katze werden, er würde zum Gespött von Slytherin werden. Sein Blick ging wieder zu Severus, der jetzt auf den Hinterbeinen saß und noch immer missmutig in den Spiegel starrte. Doch schließlich schnaufte er und erhob sich wieder um auf ihn zuzukommen. Draco musste sich eingestehen, dass Severus eine ziemlich elegante Katze war. Diese langen Beine und der schlanke Körper schienen wie dafür geschaffen zu sein. „Soll ich dich jetzt vermessen?“, fragte Draco.

Severus nickte nur und schon schwang Draco den Zauberstab, eine Feder neben ihm zeichnete die Ergebnisse auf.

„Willst du noch etwas rumprobieren oder soll ich dich zurückverwandeln?“, fragte Draco nach einiger Zeit. Das Pergament neben ihm war vollständig beschrieben, der Vermessungszauber hatte jede Stelle an Severus vermessen. Da er keine Antwort geben konnte, zumindest keine, die Draco verstand, tapste Severus zu seinem Morgenmantel und kroch drunter. „Bereit?“ Der Katzenkopf tauchte zwischen den Falten auf und nickte. Draco atmete nochmal tief durch bevor er den Stab auf Severus richtete und sagte, „assumera primeniatus figura.“ Ein hellvioletter Zauber schoss auf Severus zu, traf ihn direkt vor der Brust und ließ ihn kurz violett aufglühen.

Nur wenige Sekunden später ging ein Ruck durch den Katzenkörper, Severus zuckte kurz bevor der Körper begann zu wachsen. Die Gliedmaßen streckten sich, Fell und Schwanz verschwand wieder in seinem Körper. Die Rückverwandlung dauerte wesentlich kürzer als die erste Verwandlung und nach nur wenigen Sekunden hockte Severus wieder in menschlicher Gestalt auf dem Fußboden, den Morgenmantel eher schlecht als recht um seinen Körper geschlungen. Draco drehte sich rum, das Rascheln hinter ihm zeigte, dass sich Severus zumindest wieder etwas vorzeigbar machte bevor er knurrte, „Eine Katze!“

„Aber keine gewöhnliche Katze. Du bist mindestens doppelt so groß wie eine normale Katze, wenn man von Mrs. Norris oder McGonagall ausgeht“, gab Draco zurück.

Er spürte wie hinter ihm ein Zauber gewirkt wurde und kurz darauf ging Severus, jetzt wieder in seine normalen Roben gekleidet, an ihm vorbei. Sein Ziel war das Pergament, er wollte wissen wie groß er wirklich war. Aus der Katzenperspektive war das ziemlich schwer einzuschätzen.

Draco näherte sich ihm neugierig, er hatte selbst noch keinen Blick drauf geworfen, „und?“

„Schulterhöhe 23,62 Zoll, Kopf-Rumpf-Länge 38,58 Zoll, Schwanzlänge 13,77 Zoll. Gewicht glatte 39 Pfund“, las Severus die wichtigsten Maße vor, es gab noch Angaben zu Pfoten-, Bein- und Zahnlänge, Größe der Ohren und der Augen und unzählige weitere Angaben.

„Was bist du?“

„Keine Ahnung aber das lässt sich raus finden. Das ist keine Großkatze, also schränkt sich das Suchgebiet deutlich ein.“

„Wo willst du suchen?“, fragte Draco.

„In der Bibliothek, wo sonst?“

„Es gibt in der Schulbibliothek von Hogwarts Bücher über ausländische Kleinkatzen?“

„Ja, gibt es. Nennt sich Allgemeinbildung. Willst du mitkommen?“

„Klar! Ich will doch wissen was du für ein Kätzchen bist.“

„Draco!“

„Ja?“

Severus schnaubte leise und murrte, „ich hätte dich doch beißen sollen.“

„Naja, sooo groß waren deine Zähne nun auch nicht“, gab Draco zu Bedenken.

„Jetzt könnte ich dich verfluchen“, sinnierte Severus.

„Wie willst du das Dumbledore erklären?“

„Bedauerlicher Unfall beim Nachsitzen.“

„Das würdest du nicht wirklich machen“, sagte Draco, „wann willst du anfangen?“

„Morgen. Ich will erst mein Blut untersuchen.“

„Darf ich bleiben?“ Severus sah sein Patenkind zwar seltsam an, sagte aber nichts weiter dazu sondern nickte und deutete auf die Tür, die zu seinem privaten Labor führte. Erfreut folgte Draco seiner Aufforderung.
 

Drei Tage nach Heiligabend saßen Severus und Draco in der Bibliothek von Hogwarts und durchforstete verschiedene Bücher. Es dauerte nicht lange bis Draco seinen Paten anstupste und sein Buch zu ihm umdrehte. Das Bild der Katze war exakt das Gleich wie das Bild, welches Severus im Spiegel gesehen hatte. „Ein Serval, eine afrikanische Kleinkatze“, sagte Draco.

Severus zog das Buch zu sich und las sich die Beschreibung des Tieres in Ruhe durch. „Warum eine Katze?“, fragte Severus irgendwann.

„Weil Potter eine Fledermaus ist?“

„Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?“ Severus griff nach einer Pergamentrolle und verzauberte eine Schreibfeder, sie würde den kompletten Abschnitt über Servale selbstständig kopieren.

„Naja, vielleicht verwandelt der Trank nicht genauso wie der Animaguszauber. Der Zauber verwandelt einen Zauberer in das Tier, welches seinem Inneren entspricht. Vielleicht macht der Trank genau das Gegenteil, das Tier, welches so gar nicht zum Anwender passt“, sagte Draco nachdenklich.

„Das wäre sinnlos.“

„Muss jeder Trank Sinn machen?“

„Argument. Aber das glaube ich nicht.“

„Wieso nicht?“

„Weil es keinen Sinn macht.“ „Das hatten wir eben schon. Was hast du jetzt vor?“

„Ich...“ Severus brach ab, zog langsam seinen Zauberstab und drehte sich in aller Ruhe um. „Potter, raus fliegen oder ich klebe dich wieder an die Bürotür von Albus. Und der ist bis Neujahr nicht da“, schnarrte er. Unter Dracos erstaunten Blicken löste sich die kleine Fledermaus aus einer dunklen Ecke und flatterte sehr langsam auf die Tür zu. „Beeilung, sonst helfe ich nach.“ Mit einem enttäuschten Fiepsen verschwand Harry.

„Woher wusstest du das?“

„Wenn man seit über einem Monat permanent verfolgt wird, bekommt man langsam ein Gespür dafür.“

„Und warum verfolgt Potter dich?“

„Geh ihn fragen.“

„Du weißt es nicht?“, fragte Draco überrascht. Sein Blick ging nochmal kurz zur Tür bevor er Severus wieder ansah.

„Falls es dir entgangen sein sollte, ist er eine Fledermaus. Ich kann kein Fledermausisch, das war damals schon das Problem“, sagte Severus jetzt.

„Wie habt ihr euch verständigt?“

Severus schnaubte leise und murrte, „er hat mich solange genervt bis er hatte, was er wollte.“

„Klingt sehr nach Potter. Severus, darf ich dich etwas fragen?“

„Nein.“

„Nein?“

„Nein ist die Antwort. Nein, ich will nicht darüber reden“, sagte Severus.

„Woher wusstest du was ich fragen will?“

„Weil Albus, Minerva, Lucius und Zissa schon dieselbe Frage gestellt haben. Ich will mit niemanden darüber reden, das ist eine Sache zwischen mir und Potter.“

„Mit dem du nicht redest.“

„Das ist meine Sache. Draco, ich gehe davon aus, dass du dich auch mit deinen Freunden beschäftigen kannst. Ich möchte die restlichen Tage bis zum Schulanfang meine Ruhe haben“, sagte Severus während er schon seine Sachen zusammen packte und sich dann erhob.

„Severus, das war nicht so gemeint. Komm schon.“

„Solltest du etwas brauchen, weißt du wo du mich findest.“

Draco sah ihn bittend an doch der Blick des Anderen blieb kalt und so nickte er nur. Ein knappes Nicken folgte von Severus, der sich dann auch schon umdrehte und ging. „Das war also das falsche Thema“, murmelte Draco leise während er aufstand und die Bibliothek verließ.
 

Missmutig hing Harry an der Dachkante. Ein sehr fieser Zauber hatte ihn aus dem Kerker verbannt, Severus hatte irgendwie einen hochfrequenten Ton herbeigezaubert und der tat so unglaublich in den Ohren weh. Da war ihm nichts anderes übrig geblieben als die Flucht zu ergreifen. Im Gryffindorturm war es langweilig, es waren nur noch zwei Erstklässler und ein Zweitklässler da und mit denen hatte er nicht viel zu tun. Also war er hier hoch gekommen, natürlich als Fledermaus denn offiziell war er ja gar nicht in Hogwarts. So hing er jetzt auf dem Astronomieturm und wartete darauf, dass das alte Jahr zu Ende ging. Er kam nicht weiter, Severus entdeckte ihn immer schneller und noch schneller wurde er irgendwie abgewehrt. Zudem hatte er die letzten drei Tage durchgängig in seinen Quartieren verbracht und da kam er einfach nicht rein. Und jetzt? Harry fiepste enttäuscht und ließ sich dann fallen. Er wollte gerade die Flügel ausbreiten um den Sturz abzufangen und ins Bett zu fliegen als er einen Schatten aus den Augenwinkeln sah. Hektisch versuchte er sich zu wenden doch er war zu langsam, er sah weiße Fänge im blassen Mondlicht aufblitzen und schon schloss sich ein Maul um ihn.

Panisch flatterte Harry mit den Flügeln, sein Angreifer hielt seinen Körper mit dem Maul umschlossen und machte zum Glück keine Anstalten ihn zu fressen. Wer war es? Mrs. Norris? Nein, sie war kleiner und sie hätte ihn schon gefressen. Er fiepste hoch und schrill, sein Angreifer schüttelte den Kopf bis ihm so schlecht war, dass er verstummte. Genau in diesem Moment spuckte sein Angreifer ihn aus. Harry versuchte sofort zu flüchten doch eine Pfote landete auf seinem Körper, drückte ihn wieder auf den Boden bis er aufhörte zu zappeln. So ging es zwei Mal bis Harry verstand und sich auf dem Boden sortierte, sein Angreifer setzte sich jetzt friedlich vor ihn und sah ihn an.

Harry musterte die Katze vor ihm, sie war viel zu groß für eine normale Katze, extrem lange Beine, ein kleiner, zierlicher Kopf und große, runde Ohren. Er legte fragend den Kopf schief als der erste Knall ertönte. Überrascht fuhr er zusammen, die Katze vor ihm schnaubte angewidert und sprang mit einem sehr eleganten Satz auf die Brüstung. Harry sah ihr verwundert nach und folgte ihr dann, mit wenigen Schlägen landete er neben ihr. Die Katze warf ihm einen amüsierten Blick zu bevor sie den Blick wieder in den Himmel wandte. Dort stiegen immer mehr helle Zauber auf und explodierten in unzähligen Farben. Extrem verunsichert schielte Harry zu der Katze, die in aller Ruhe das Silvesterfeuerwerk beobachtete, welches jedes Jahr von einem Lehrer an den Himmel gezaubert wurde.

Warum machte das Tier nichts? Harry legte den Kopf auf die andere Seite, er hatte keinen Blick für das Feuerwerk. Warum auch? Er konnte sowieso keine Farben sehen also waren es für ihn nur hellgraue Flecken vor schwarzem Hintergrund, nicht sehr spektakulär. Seine ungewöhnliche Bekanntschaft war da schon viel interessanter, er hatte so ein Tier noch nie gesehen. Plötzlich kam ihm eine Idee, seine Augen wurden immer größer und schließlich entschlüpfte ein überraschtes Fiepsen seinem Maul. Die Katze wandte ihm den Kopf zu und diesen Blick würde er überall erkennen, Severus!

Es dauerte ein paar Momente bis Harry sich gefangen hatte und dann begann er nachzudenken. Er hatte in der Bibliothek nur wenige Worte gehört, irgendetwas über Sinn und Unsinn. Doch wirklich sinnvoll waren die Worte damals nicht gewesen, nun, jetzt machten sie Sinn. Wenn diese Katze vor ihm wirklich Severus war, hatte er entweder den Animaguszauber gemeistert oder den Trank genommen. Das Letztere war für Harry wahrscheinlicher. Er fiepste fragend, die Katze murrte und blickte weiter zum Feuerwerk. Als er erneut fiepste, landete der Katzenschwanz mit voller Wucht auf seinem Körper. Ok, er hatte verstanden, er sollte die Klappe halten. Murrend kroch er unter dem Schwanz vor doch statt zum Feuerwerk zu sehen, verbrachte er die Zeit damit die Katze neben sich zu beobachten.
 

Über eine halbe Stunde dauerte das Schauspiel bevor es mit einer besonders gelungenen Darbietung endete. Gleich mehrere Zauber explodierten im Nachthimmel und ließen als krönenden Abschluss das Wappen Hogwarts erscheinen. Erst als auch dieser Zauber wieder vollständig verschwunden war, bewegte sich die Katze wieder. Gähnend streckte sie sich bevor sie wieder von der Brüstung sprang und sich daran machte den Turm zu verlassen. Harry quietschte protestierend, die Katze blieb stehen und warf ihm über die Schulter einen Blick zu, der leicht genervt wirkte. Schließlich ließ sie resignierend den Kopf hängen und bedeutete ihm dann mitzukommen. Glücklich schwang sich Harry in die Luft und folgte der Katze, die zielstrebig Richtung Kerker ging.
 

Sein Verdacht bezüglich der wahren Identität der Katze bestätigte sich als sie die schwere Holztür erreichten, hinter der sich Severus' Quartiere befanden. Harry war sich nicht sicher wie Severus in Katzengestalt die Tür öffnen wollte denn er war sich sicher, dass er sich nicht vor seinen Augen zurückverwandeln würde. Schließlich musste er wahrscheinlich mit denselben Kleidungsprobleme kämpfen wie Harry auch. Die Katze legte eine Pfote an die Tür und maunzte leise, fast sofort schwang die Tür auf und mit stolz erhobenen Schwanz trat Severus ein. Harry fasste die offen stehende Tür als Einladung auf und flatterte schleunigst hinein, nicht, dass es sich Severus noch anders überlegte.
 

Er kannte die Einrichtung schon doch er hätte auch kein Auge dafür gehabt, sein Blick lag auf der Katze, die vor einer geschlossenen Tür saß und ihn ansah. Mit einem Maunzen deutete Severus auf die Couchgruppe und nachdem sich Harry dort niedergelassen hatte, verließ er den Raum durch die Tür hinter sich. Harry war völlig verwirrt, bis jetzt war ihm Severus immer aus dem Weg gegangen oder hatte ihn mit sehr fiesen Flüchen verjagt und jetzt bot er ihm einen Platz an? Was sollte das alles? Hoffnung keimte in ihm auf, vielleicht bekam er jetzt endlich die Gelegenheit sich zu erklären. Unruhig zappelte er auf seinem Platz herum bis ihm der Gedanke kam, dass er sich als Fledermaus nur sehr schwer unterhalten konnte. Er müsste sich also zurückverwandeln. Hm, das könnte allerdings etwas peinlich werden. Seine Gedanken wurden wieder ins Hier und Jetzt gerissen als sich die Tür öffnete und Severus eintrat, als Mensch, komplett angezogen und mit irgendeinem Stoff über dem Arm.

„Ich werde Tee kochen gehen. Du verwandelst dich zurück, ziehst dich an und dann klären wir die ganze Sache ein für alle Mal“, schnarrte er während er den Stoff, der sich als schwarze Robe raus stellte, über die Lehne des Sessels legte. Er wartete bis Harry etwas unsicher genickt hatte bevor er sich umdrehte und durch eine weitere Tür verschwand. Harry zitterte, es fiel ihm schwer sein innerstes Ich zu erreichen und so setzte die Verwandlung nur sehr zögerlich ein.
 

Wesentlich später als man eigentlich für die Zubereitung eines Tees brauchte, trat Severus wieder ein, ein Tablett in den Händen. Er beachtete Harry nicht während er das Tablett auf den Tisch stellte, Tee in zwei Tassen goss und eine davon vor den Jungen stellte. Daneben wurde ein Teller mit Gebäckstücken gestellt, dann erst setzte sich Severus und sah ihn an. Schweigen breitete sich aus. Unsicher griff Harry nach dem Tee, verzog aber sofort das Gesicht als einen Schluck getrunken hatte.

„Zucker oder Honig?“, fragte Severus mit einem sehr schlecht versteckten Grinsen.

„Honig, bitte. Was ist das für Tee?“

„Johannisbrotbaum und Brennnessel. Etwas bitter aber sehr gesund und er hilft beim Nachdenken“, antwortete Severus während er einen kleinen Honigtopf zu ihm schweben ließ.

„Aha“, war alles, was Harry raus brachte, der nach dem Honig griff und einen guten Schluck in seine Tasse laufen ließ. Wieder trank er einen Schluck, diesmal etwas vorsichtiger und diesmal schmeckte er sogar obwohl der bittere Nachgeschmack immer noch vorhanden war. Wieder breitete sich Schweigen aus, Harry wusste nicht wo er anfangen sollte und Severus schwieg aus seinen eigenen, unerfindlichen Gründen.
 

„Danke für den Tee“, brach Harry irgendwann das Schweigen, Severus nickte nur. „Ich weiß nicht wo ich anfangen soll.“

„Am Anfang“, schlug Severus vor doch sein Gegenüber zuckte nur mit den Schultern und meinte, „ich weiß wirklich nicht wo ich anfangen soll. Können Sie mir keine Fragen stellen? Das würde die ganze Sache einfacher machen.“

„Das klappt schon im Unterricht nicht.“

„Vielleicht klappt es ja jetzt.“

„Gut, einen Versuch ist es wert. Wo hast du die sehr fehlerhafte Anleitung für den Bestientrank her?“

„Aus einem alten Buch im Grimmauldplatz. Sirius hat mir damals erlaubt mich in jedem Zimmer umzusehen und in Regulus' altem Zimmer habe ich ein Buch gefunden. Fast komplett unleserlich, naja, bis auf diesen Trank und ein paar Zauber.“

„Wann?“

Etwas unschlüssig zuckte Harry mit den Schultern und meinte dann, „kurz vorm Trimagischen Turnier.“

„Das ist fast zwei Jahre her. Wieso hast du den Trank erst letztes Jahr gebraut? Es kann nicht so lange gedauert haben die Zutaten aus meinem Vorratsraum zu klauen“, schnarrte Severus.

„Nein, das habe ich in einer Nacht geschafft.“

„Kein Grund stolz darauf zu sein. Also, warum hast du diesen Trank erst jetzt gebraut?“

„Sirius hat es verboten.“

„Du hältst dich doch sonst nicht an Regeln.“

„Das ist nicht fair.“ Severus schnaubte nur, „das ist die Wahrheit. Also?“

„Ich wollte unbedingt ein Animagus werden, genau wie Sirius und der Trank erschien mir leichter als der Zauber. Sirius sah das anders, er fand das Risiko zu groß. Ich musste ihm versprechen, dass ich den Trank nicht braue und er hilft mir dafür im Gegenzug bei der Animagusverwandlung“, erklärte Harry leise.

„Dann ist Black gestorben und du bist auf die glorreiche Idee gekommen, dass du den, in deinen Augen, leichteren Weg gehen willst und hast einen Trank gebraut, von dem du nicht mal die korrekte Anleitung hast“, schloss Severus.

Harry wollte auffahren doch als er genauer hinsah, bemerkte er, dass die übliche Häme und der Spott fehlte. Der Mann vor ihm sah ihn völlig neutral an, nippte ab und zu an seinem Tee und wartete darauf, dass das Gespräch fortgeführt wurde. „Ja, so in etwa“, sagte er schließlich leise.

„Deine Sachen wurden im verbotenen Korridor im dritten Stock gefunden. Warum da?“

„Weil da niemand hinkommt. Selbst die meisten Lehrer lassen ihn auf ihren Rundgängen aus.“

„Ich nicht.“

Jetzt grinste Harry leicht und meinte, „Sie hatten aber keine Aufsicht in der Nacht.“

„Woher wusstest du das?“, fragte Severus jetzt, woraufhin Harry nur mit den Schultern zuckte und meinte, „ich war durch Zufall mal im Lehrerzimmer und hab ein oder zwei Blicke auf die Einteilungsliste geworfen.“

„Durch Zufall?“

„Ja, Professor Flitwick lässt immer mal die Tür offen stehen und naja, da war ich wohl etwas neugierig und bin rein“, sagte Harry leise. Er wich dem stechenden Blick seines Gegenübers aus.

„Eigentlich müsste ich das Albus melden.“

„Machen Sie aber nicht, oder?“

„Nein, Albus muss auch nicht alles wissen. Genau sowenig wie er etwas über einen Serval in Hogwarts wissen muss“, sagte Severus. Er wurde etwas verwirrt angesehen bis es bei Harry Klick machte und er heftig nickte. „Gut, dass wir uns in diesem Punkt einig sind. Kommen wir zu der Frage, die mich am Meisten interessiert. Warum bist du bei mir geblieben? Albus war oft genug da und du hättest ohne Probleme auf dich aufmerksam machen können. Selbst eine Fledermaus ist in der Lage einen Muggelstift zu halten und damit zu schreiben“, sagte Severus, „vor allem wenn es sich nur um fünf Buchstaben handelt.“

„Ich weiß“, murmelte Harry leise. Er wollte auf diese Frage nicht antworten und griff, um etwas Zeit zu schinden nach einem der Gebäckstücke. Nach einem Bissen sah er etwas verwirrt auf das Gebäckteil, es war ungewöhnlich süß und so etwas hatte er hier nicht erwartet.

Überrascht sah er Severus an, der nur geringschätzig und kalt grinste und meinte, „Sie sind mir zu süß aber die Hauselfen bringen sie immer wieder. Bedien dich ruhig.“

„Ich find sie gut“, sagte Harry schließlich „aber ich werde schreckliche Bauchschmerzen davon kriegen.“

„Wohl kaum, sie sind mit einem Zauber versehen.“

„Kann man damit alles verzaubern?“, fragte Harry hoffnungsvoll.

„Könnte man aber das wäre nicht gut für deinen Körper.“

Harry sackte leicht in dich zusammen, zuckte aber dann mit den Schultern und konzentrierte sich auf die glorreiche Aufgabe das Gebäckstück zu vernichten. Zu seiner Überraschung ließ ihn Severus sogar.
 

Erst als er aufgegessen hatte, fragte Severus erneut, „warum bist du bei mir geblieben?“

Harry öffnete den Mund um seine Ausrede, die er sich längst ausgedacht hatte, zu sagen doch es kamen andere Worte aus seinem Mund. „Ich habe dich von einer anderen Seite kennengelernt, eine Seite, die ich nie vermutet hatte. Welcher Schüler hätte das schon? Du warst so völlig anders als in der Schule, kein Zynismus, kein Spott, sogar ein freundliches Lächeln, das alles hat mich mehr als überrascht und naja, irgendwie habe ich mich bei dir wohl gefühlt. Zudem konnte ich mich ja sowieso nicht zurückverwandeln und so wollte ich die Chance nutzen um dich besser kennenzulernen. So verletzt hätte ich mich ja eh nicht verwandeln können, das hat mir Sirius schon immer gesagt. Mit gebrochenen Knochen kann man sich nicht verwandeln. Über die eigentliche Rückverwandlung habe ich mir ehrlich gesagt keine Gedanken gemacht. Es...“ Harry schlug sich erschrocken die Hände vor den Mund, die Teetasse fiel auf den Boden und verteilte ihren Inhalt im Teppich.

„Und als du wieder gesund warst? Albus hätte sicher einen Weg gefunden um dich zurückzuverwandeln“, schnarrte Severus ungerührt.

Harry wollte nicht antworten doch er konnte es nicht verhindern. „Ich habe mich bei dir wohl gefühlt, ganz einfach. Du hast mich nie wie den Jungen-der-lebt behandelt, gut, fair warst du auch nicht und ganz ehrlich, ich habe dich gehasst. Ich habe nicht verstanden, warum du mich so behandelt hast bis zu dem Okklumentikdesaster. Da habe ich es verstanden aber du hast mir nie die Möglichkeit gegeben dir zu beweisen, dass ich nicht mein Vater bin. Ich dachte, wenn ich mich erst mal zurückverwandelt habe, könnten wir das Kriegsbeil begraben und vielleicht nochmal neu anfangen.“

„Das ging sehr gehörig daneben.“

„Das war nicht meine Schuld“, fuhr Harry auf.

„Ach, wessen dann?“

Wieder flossen die Worte schneller aus Harry heraus als er wollte doch diesmal war es ihm ganz recht. Nie hätte er diese Worte zu seinem Lehrer gesagt, zumindest nicht freiwillig. „Du hast dich doch aufgeführt wie ein eingeschnapptes Schulmädchen. Hättest du mir gleich die Möglichkeit gegeben mich zu erklären, hätte ich das alles schon längst klar stellen können. Aber nein, du hast die beleidigte Leberwurst gespielt und hast dich sogar geweigert mit mir zu reden. Du hast dir ja nicht mal mehr meine Aufsätze angesehen, hallo, ich habe ein A für einen Verwandlungsaufsatz bekommen, in Verteidigung. Aber mir wirfst du immer vor, dass ich mich wie ein Kind aufführe“, brauste er auf.

Severus sah ihn weiter ruhig an und fuhr fort, „was hast du dir mit dieser Verfolgungsaktion erhofft?“

Mühsam presste Harry die Lippen aufeinander, er wollte nicht antworten. Er hatte längst begriffen, dass ihm Severus was in den Tee getan haben musste, Veritaserum oder so was ähnliches und natürlich antwortete er auch jetzt wieder, „ich habe es nicht verstanden. Du warst so nett zu mir als Fledermaus, du hast dich um mich gesorgt und mich sogar vor den Todessern gerettet und dann? Als du wusstest wer ich bin, hast du mich wie Abfall behandelt. Das ist doch nicht fair. Ich und die Fledermaus sind ein und dieselbe Person und genau das wollte ich.“

„Was genau wolltest du?“, fragte Severus weiter.

Diesmal antwortete Harry nicht sofort, er zuckte etwas unschlüssig mit den Schultern, „ich weiß es nicht genau. Ich hatte einfach die Hoffnung, dass es besser wird. Dass du mich nicht mehr so kalt behandelst. Dass wir eine Lösung finden, ein Zwischending, einen Kompromiss.“

„Wie stellst du dir das vor?“

„Du hast ja schon einen Anfang gemacht, ich habe ein Mies bekommen“, grinste Harry.

„Das war noch nett bewertet, der Aufsatz war unterirdisch.“

„Aber es ist ein Fortschritt.“

„Wie soll es jetzt weiter gehen?“, fragte Severus während er in eine Tasche griff und eine Phiole zum Vorschein brachte, „hier, erst mal das Gegenmittel.“

Sichtbar glücklich fing Harry die Phiole und trank sie aus. „Es war also doch Veritaserum im Tee“, maulte er dann.

„Nein, ich würde niemals so guten Tee verderben“, verteidigte sich Severus doch dann schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht, „es war im Gebäck.“

„Das ist unfair.“

„Hättest du mir freiwillig die Wahrheit gesagt?“, konterte Severus.

„Nein.“

„Siehst du, deswegen ja. Jetzt können wir uns über den Rest unterhalten.“

„Welchen Rest?“

„Wie es weitergehen soll. Was du dir für die Zukunft vorstellst?“

„Keine Ahnung.“

Severus hob eine Augenbraue, nickte aber dann und sagte, „es war viel für einen Abend und es ist spät. Geh schlafen, denk darüber nach was du eigentlich willst und dann komm wieder her. Ich erwarte, dass deine Aufsätze besser werden. Du nimmst schon nicht am praktischen Unterricht teil, dann sollten wenigstens deine theoretischen Kenntnisse besser werden. Solltest du unter E fallen, werde ich kein weiteres Gespräch zulassen. Das gilt für alle Fächer.“

„Das ist absolut unfair. Ich komme in Verteidigung nie auf ein E“, maulte Harry.

„Wieso nicht?“

„Weil mein Lehrer ein Griesgram ist, der mich nicht leiden kann.“

„Dann streng dich an. Und jetzt verschwinde.“

„Ähm, ich kann nicht als Mensch raus.“

„Es ist keiner da.“

„Aber es könnte mich jemand sehen.“

Severus seufzte leise, stand auf und räumte die Tassen weg. „Wenn ich wiederkomme, will ich eine Fledermaus vorfinden“, schnarrte er ohne ihn nochmal anzusehen und verließ dann den Raum.

So schnell er konnte, zog sich Harry aus und verwandelte sich. Severus kam sehr schnell wieder und noch schneller hatte er die Finger um den kleinen pelzigen Körper geschlossen. Überrascht wurde er angefiepst.

„Denk darüber nach was du eigentlich willst. Für dich, deine Zukunft und den Krieg, denk über alles in Ruhe nach. Verbessere deine Noten und sobald du ein E als Durchschnitt hast, kannst du wiederkommen“, sagte Severus erneut während er den Raum durchquerte und die Tür öffnete. „Verstanden?“

Harry nickte langsam.

„Gut, und solange will ich dich nicht mehr in meiner Nähe sehen.“

Nochmal nickte Harry, diesmal allerdings sehr niedergeschlagen.

„Vergiss es nicht und jetzt verschwinde wirklich.“

Damit warf er Harry einfach in die Luft, mit wenigen Schlägen hatte er sein Gleichgewicht gefunden und hielt sich flatternd vor ihm in der Luft.

„Verzieh dich, Potter.“

Leise fiepsend drehte Harry ab und verschwand in der Dunkelheit, er hörte nur wie die Tür sich hinter ihm schloss. Er würde die Bedingung irgendwie erfüllen und seine Freunde würden ihm dabei helfen. Er hatte noch fünf Tage bis seine Freunde wieder nach Hogwarts kamen und die würde er nutzen.
 

Als die Schüler am Sonntag darauf wieder nach Hogwarts kamen, fanden die Bewohner eines bestimmten Schlafsaales im Gryffindorturm ein heilloses Chaos vor als sie die Tür öffneten. Etwas fassungslos betraten Seamus, Dean und Neville den Raum, stiegen vorsichtig über Pergamente, Federkiele und aufgeschlagene Bücher hinweg bis sie an Harrys Bett ankamen.

„Hallo Leute“, wurden sie begrüßt.

„Willst du uns was erklären?“, fragte Neville mit einem skeptischen Blick auf das Chaos.

„Ich versuche einen Aufsatz zu schreiben“, gab Harry etwas verwundert zurück.

„Indem du das gesamte Zimmer verwüstest? Wofür eigentlich?“

„Verteidigung.“

„Wieso dann dieser Aufwand? Du bekommst doch ein A oder schlechter“, warf Seamus ein. Dean und Neville stimmten ihm zu als sich die Tür erneut öffnete und Ron eintrat. Auch er blieb erst mal verwundert stehen.

„Genau das will ich nicht. Ich brauch ein E oder sogar ein O.“

„Worin?“, fragte Ron.

„Verteidigung“, gab Neville an Harrys Stelle zurück.

„Das bekommst du bei Snape nie. Der gibt dir niemals ein E oder O, selbst Hermine bekommt maximal ein E.“

„Wo bekomm ich maximal ein E?“ Mit Hermine trat auch Ginny ein, Dean und Seamus hatten mittlerweile begonnen die rumliegenden Bücher aufzuheben.

„In Verteidigung.“

„Stimmt, auch wenn es unfair ist. Aber was ist hier eigentlich los?“, fragte Hermine jetzt.

„Ich versuche einen Aufsatz für Verteidigung zu schreiben, der mir mindestens ein E einbringt“, mischte sich jetzt Harry ein.

„Wieso?“

„Muss hier jeder dasselbe fragen? Kann mir nicht einfach jemand helfen?“

„Was hast du bis jetzt geschrieben?“, fragte Hermine jetzt während sie sich einen Weg durch das Zimmer suchte und sich dann neben Harry aufs Bett setzte. Er schob ihr den Aufsatz zu und sah sie erwartungsvoll an. Der Rest machte sich daran das Zimmer aufzuräumen denn Harry hatte die Bücher wirklich überall verteilt.

„Also meiner Meinung nach wäre das ein O. Du hast das Thema von jeder Seite durchleuchtet, so ausführlich würde nicht mal ich einen Aufsatz schreiben. Also wenn du dafür kein O bekommst, würde ich mich, an deiner Stelle, bei Professor Dumbledore beschweren“, schloss Hermine nach einer knappen halben Stunde.

Mit einem triumphierenden Grinsen schnappte sich Harry seinen Aufsatz, schrieb noch ein paar Zeilen auf ein gesondertes Stück Pergament und rollte dann alles zusammen. Unter den fragenden Blicken seiner Freunde sprang er auf und eilte zum Fenster.

„Willst du den jetzt noch wegschicken?“, fragte Ron verwundert.

„Ja. Will ich. Ich brauche dieses O oder zumindest ein E.“

„Warum?“

„Erklär ich euch später. Hallo Hedwig“, begrüßte Harry die Schneeeule, die gerade auf dem Fensterbrett landete und ihn leise anschuhute. Er band die Pergamentrolle an ihr Bein und sagte, „bring das bitte zu Professor Snape und es ist mir egal, wo er gerade ist und was er macht.“ Hedwig nickte nur kurz und verschwand dann in die Nacht hinaus.

„Und jetzt erklärst du uns alles. Da lässt man dich mal zwei Wochen alleine und du richtest hier ein Chaos ohne Ende an und das nur wegen Verteidigung“, maulte Ron, der gerade eine Pergamentrolle von seinem Kopfkissen nahm.

„Das ist schnell erklärt. Ich habe mich mit Snape ausgesprochen, ok, eigentlich hat er mich unter Veritaserum gestellt und ausgefragt, aber egal. Ich darf mich erst wieder bei ihm melden wenn ich ein E als Durchschnittsnote in allen Fächern habe“, sagte Harry, seine Stimme klang zum Schluss hin sehr maulend.

Seine Freunde sahen sich an, das Chaos war mittlerweile weitestgehend beseitigt und Neville sagte, „das ist viel auf ein Mal. Könntest du etwas genauer werden?“

Harry seufzte leise und erzählte, diesmal wesentlich ausführlicher.
 

„Du hast einen Lehrer geduzt?“

„Darf er dich unter Veritaserum stellen?“

„Ich hätte gedacht, dass es im Tee war.“

Die Jugendlichen redeten wild durcheinander bis Hermine laut um Ruhe rief und sich an Harry wandte. „Verzeih die Frage aber was willst du eigentlich?“

„Was meinst du?“

„Was willst du für deine Zukunft? Du hast mal nebenbei erwähnt, dass du nicht kämpfen willst aber was stellst du dir genau vor? Wir befinden uns mitten im Krieg und ich glaube nicht, dass Du-weißt-schon-wer einfach aufgibt“, sagte Hermine.

„Das weiß ich aber wieso muss ich gegen IHN kämpfen? Ich bin sechzehn Jahre alt, wie soll ich gegen einen Schwarzmagier bestehen, der mehr als viermal so alt ist wie ich und genauso mächtig? Jetzt mal ehrlich, nur weil irgendwann mal irgendwer ne Prophezeiung gesagt hat, soll ich in einem sinnlosen Kampf sterben?“, fragte Harry, „nein, dazu bin ich nicht bereit.“

„Also willst du nicht mehr kämpfen?“, fragte Neville.

„Doch aber nicht unter diesen Bedingungen. Ich werde IHM garantiert nicht alleine gegenüber treten und damit in meinen sicheren Tod rennen.“

„Aber wir sind bei dir“, warf Ron ein.

Sein bester Freund sah ihn traurig und resigniert an und fragte dann, „und ER ist allein? Ron, bei allem Respekt aber wir sind Kinder, vor allem im Gegensatz zu den Todessern, denen wir wahrscheinlich gegenüberstehen werden. Auch wenn wir noch so gut ausgebildet werden, uns fehlt die Erfahrung.“

„Aber du standest IHM schon gegenüber.“

„Bitte, Dean, dabei hatte ich mehr Glück als Verstand.“

„Wie meinst du das? Vor allem, seit wann denkst du so?“, fragte Ginny. Harry seufzte erneut und begann dann zu erklären,

„Seit Snape mich zum Nachdenken gebracht hat. Wie ich das meine, denkt doch mal nach. Erstes Schuljahr: Quirrel konnte mich nur nicht anfassen weil der Blutschutz auf mir liegt. Zweites Schuljahr: Ohne Fawkes und das Gryffindorschwert wären Ginny und ich hilflos verloren gewesen, wir hatten mehr als nur Glück. Drittes Schuljahr: Gut, ER war es mal nicht persönlich aber hey, ohne den Zeitumkehrer wäre die ganze Sache wohl anders gelaufen. Viertes Schuljahr: Ganz tolle Sache. Cedric ist tot und ER hat einen neuen Körper, sind wir nicht gut? Fünftes Schuljahr: Das ist noch besser gelaufen, mein Pate ist tot, ER hat völlig ungehindert meinen Körper übernommen und nur durch den Phönixorden und Dumbledore sind wir mit dem Leben davon gekommen. Jetzt mal ehrlich, fällt euch bei diesen ganzen Begegnungen nichts auf? Jedes Mal hatten wir Hilfe, jedes Mal war es mehr als knapp und so wirklich Verluste hatten nur wir. Wenn der Krieg so weiter geht, sind wir schneller tot als wir SEINEN Namen aussprechen können.“

Etwas fassungslos starrten die Jugendlichen ihren Freund an und Ron murrte schließlich, „wir haben uns gut geschlagen.“

„Ach wirklich? Denk nochmal genauer darüber nach. Wir sind vor ihnen weggelaufen bis wir im Raum des Schleiers von ihnen gestellt wurden. Erst als der Orden aufgetaucht ist, hat sich das Blatt gewendet. Hätte ich euch nicht dahin gebracht, wäre Sirius noch am Leben.“

„Wie meinst du das?“

„Ganz einfach. ER konnte aus irgendeinem Grund die Prophezeiung nicht holen und da nur ER und ich sie aus dem Regal nehmen konnten, musste ich es für IHN machen. Hätte ich damals auf Snapes unfreundliche Warnung gehört und mich aus Sachen raus gehalten, die mich nichts angehen, wäre gar nichts passiert. Die Todesser wären vom Phönixorden überwältigt worden, die Prophezeiung wäre noch ganz und Sirius wäre noch am Leben“, sagte Harry aufgebracht.

„Aber vielleicht wären sie zu spät gekommen?“

„Nein, wären sie nicht. Auch wenn Snape in Umbridges Büro so getan hat als ob er von nichts wusste, er hat den Orden unverzüglich informiert. Sie wären rechtzeitig gekommen.“

„Bist du von selbst auf diese Ergebnisse gekommen oder hat dir jemand dabei geholfen?“, fragte Hermine ruhig.

„Ich hatte einige Denkanstöße.“

„Von Snape?“

„Jein. Er und Dumbledore haben sich unterhalten und Snape hat seine Meinung ziemlich deutlich zum Ausdruck gebracht. Hätte er gewusst, wer die Fledermaus auf seinem Couchtisch ist, hätte er seine Worte wohl mit etwas mehr Bedacht gewählt. Glaubt mir, er hat sehr viel deutlichere Worte gefunden als ich“, sagte Harry niedergeschlagen.

„Welche?“

„Dass wir uns wie Kinder aufgeführt haben, sowohl gegen Umbridge wie auch gegen die Todesser. Und er hat noch etwas gesagt.“

„Was?“

„Dass nirgendwo in der Prophezeiung erwähnt wird, dass ich alleine gegen IHN antreten muss.“

„Aber das hat uns Dumbledore doch immer erzählt“, sagte Seamus etwas verwundert.

Harry nickte und sagte, „er hat mir noch viele Dinge vorenthalten. Er würde mich für den Sieg opfern, ein Leben für viele Leben. Tja, nur leider geht es hier um mein Leben und irgendwie habe ich keine Lust ohne Kampf und ohne Chance zur Schlachtbank zu gehen.“

„Damit sind wir wieder bei der Ausgangsfrage, was stellst du dir für deine Zukunft vor?“, fragte Hermine erneut. Diesmal zuckte Harry mit den Schultern, schwieg aber, er wusste es wirklich nicht.

„Wie viel Zeit hat dir Snape gegeben?“, fragte Ginny jetzt.

„Keine Zeitangabe. Ich muss erst mal den Notendurchschnitt schaffen und bis dahin habe ich noch sehr viel Zeit um darüber nachzudenken. Aber jetzt mal andersrum, was denkt ihr darüber?“, fragte Harry leise.

Er sah seine Freunde nacheinander an bis Hermine sagte, „ich glaube, ich spreche für alle wenn ich sage, dass wir etwas Zeit brauchen um darüber nachzudenken. Harry, versteh uns, wir sind alle mit dem Gedanken aufgewachsen, dass du IHN besiegen kannst und wirst. Wir müssen über die neue Situation erst mal nachdenken.“

„Aber wir bleiben Freunde?“

Jetzt lachten die Anderen, Ron erhob sich und trat zu ihm, eine Hand landete auf seiner Schulter. „Alter, uns wirst du nicht los. Wir haben zu viel zusammen durchgemacht als dass wir dich jetzt im Stich lassen würden. Aber Hermine hat Recht, lass uns etwas darüber nachdenken.“

„Danke“, war alles, was Harry raus brachte.

Ron grinste ihn nochmal aufmunternd an bevor er sich an den Rest wandte, „was haltet ihr davon wenn wir ins Bett gehen? Bis auf einen von uns müssen morgen früh alle zum Unterricht.“ Sein Vorschlag fand allgemeine Zustimmung und nach einer herzlichen Gute-Nacht-Sag-Aktion waren die fünf Jungs wieder allein in ihrem Schlafsaal.

„So, und wir gehen jetzt auch besser ins Bett. Harry, schläfst du ausnahmsweise mal in deinem Bett oder hängst du dich wieder an die Decke?“, fragte Neville grinsend.

„Ich habe die letzten fünf Tage in meinem Bett geschlafen, als Mensch“, sagte Harry stolz.

„Ach, wie kommt es?“, kam von Dean, der sich bereits umzog. Auch der Rest der Jungs war bereits dabei sich umzuziehen.

„Naja, ich darf mich Snape nicht mehr nähern und ich wollte an meinem Aufsatz arbeiten, das kann ich als Fledermaus nicht. Da eh keiner hier war, bestand auch nicht die Gefahr, dass ich gesehen werde. Heute Nacht schlafe ich noch als Mensch hier, ab morgen wieder als Fledermaus. Es sind einfach zu viele Schüler hier“, erklärte Harry. Seine Freunde nickten verstehend, die Ersten zogen sich in ihre Betten zurück und schnell war Ruhe eingekehrt.

„Dann gute Nacht an alle“, murmelte Neville gähnend. Von allen Seiten kam ein Gute Nacht, von Seamus noch ein „Nox“, und schon kehrte auch Stille ein, welche kurz darauf von leisen Schnarchgeräuschen durchschnitten wurde.

Kapitel 7

Wütend stampfte Harry im Schlafsaal auf und ab, immer wieder vor sich hin murrend und fluchend. Seamus und Neville, die als Einzige anwesend waren, sahen ihm schon eine Weile dabei zu bevor sie sich einen fragenden Blick zuwarfen und Seamus irgendwann fragte, „willst du uns eventuell einweihen warum du so sauer bist? Dann könnten wir uns gemeinsam ärgern.“

Harry blieb überrascht stehen, rauschte dann zu seinem Schreibtisch und warf ihnen eine Pergamentrolle zu. „Da, dieses Ekel, der Mann ist ein absolutes Ekel“, fauchte er.

Während Seamus die Rolle öffnete, fragte Neville, „wer?“

„Snape“, kam von Seamus bevor er vor las, „netter Aufsatz, Mr. Potter. Annehmbar. Aber noch weit entfernt von dem erforderlichen Ohnegleichen, viel Glück beim nächsten Mal. S. Snape.“

„Annehmbar? Nicht wahr.“

„Doch, eindeutig. Aber hatte er nicht gesagt, dass du ein E brauchst?“

„Nun, scheinbar nicht in seinem Unterricht. Verdammt, da bekomm ich nie ein O“, knurrte Harry bevor er sich resignierend neben seine Freunde aufs Bett fallen ließ.

„Versuch es weiter. Hey, es ist immerhin kein Troll“, sagte Neville aufmunternd und mit den Gedanken ganz bei seinem letzten Aufsatz, ein Troll.

„Aber wie soll ich bei dem Kerl ein O bekommen?“

Diesmal zuckten die zwei Jungs mit den Schultern, darauf hatten sie auch keine Antwort. „Willst du aufgeben?“, fragte Neville irgendwann.

Harry grinste ihn schief an, „niemals. Der Kerl wird mich kennenlernen.“ Sein Grinsen wurde breit erwidert.
 

„Nicht schlecht, Mr. Potter. Annehmbar. Sie sollten mehr Sorgfalt auf die eigentliche Aufgabenstellung verwenden als auf sinnlose Details, die keinen interessieren und Sie im Kampf nicht retten wird. S. Snape.“
 

„Mr. Potter, ich bin es langsam leid, Ihnen ein Annehmbar zu geben. Würden Sie sich bitte etwas mehr anstrengen? S. Snape.“
 

„Ein sehr interessanter Aufsatz. Eigentlich ein E. Aber da Ihr letzter Zaubertrank, mal wieder, in die Luft geflogen ist, bekommen Sie ein M. Sie sollten sich nicht nur auf ein einziges Fach konzentrieren sondern Ihr Augenmerk auf Ihre kompletten, schulischen Leistungen richten. S. Snape.“
 

„Ich bin beeindruckt, Mr. Potter. Ein E in Zaubertränke, so gut waren Sie noch nie. Sie sind auf dem richtigen Weg aber vernachlässigen Sie Ihre anderen Fächer nicht. S. Snape. PS: Annehmbar.“
 

„Auch wenn ich nicht verstehe wie Sie ein Ohnegleichen in Zaubertränke bekommen konnten, bin ich beeindruckt. Auch Ihre restlichen Noten sind, in Anbetracht dessen wer sie sind, annehmbar. Ihr Aufsatz war beeindruckend. E. S. Snape.“
 

Wochenlang bekam Harry nur irgendwelche fiesen und zurechtweisenden Worte für seine Aufsätze, für die er immer länger arbeitete. Selbst Hermine war der Meinung, dass er längst ein Ohnegleichen verdient hätte aber Snape schien da anderer Meinung. Er forderte immer mehr.
 

Die Osterferien waren gerade drei Tage alt, Harry hatte seine Hausaufgaben längst gemacht und er hatte sich entschlossen den heutigen Abend am See zu verbringen. Als Fledermaus war es ein Flug von wenigen Minuten doch da er den Abend nicht nackt verbringen wollte, schnappte er sich seinen Tarnumhang und schlich sich als Mensch hinaus. Seine Freunde waren nach Hause gefahren, bis auf Neville und der wiederum trieb sich hauptsächlich bei den Schlangen rum. Er hatte Harry zwar angeboten ihm Gesellschaft zu leisten doch er hatte abgelehnt. Harry hatte die Sehnsucht in Nevilles Blick gesehen und verstanden. Im normalen Schulalltag hatte Neville kaum Gelegenheit um sich mit seinem Freund zu treffen, lediglich an den Wochenenden schlich er sich zu ihm. Er sollte die zwei Wochen Ferien ruhig ausnutzen. Ehrlich gesagt, wollte Harry auch ein bisschen allein sein.
 

Mit einem erleichterten Seufzen zog sich Harry den Tarnumhang von den Schultern und packte ihn in die mitgebrachte Tasche. Dann zog er eine verzauberte Decke aus der Tasche, breitete sie im Gras aus und ließ sich darauf nieder. Genießerisch schloss er die Augen, die Sonne war bereits sehr stark und das obwohl es gerade mal Ende März war. Seit drei Monaten kämpfte er um ein O in Verteidigung, in den restlichen Fächer hatte er es im Laufe des letzten Monates geschafft. Genauso lange dachte er schon nach, über die Prophezeiung, über den Krieg, über die Zukunft aber vor allem darüber, was er sich selber wünschte.

Nicht das, was alle von ihm forderten. Nicht das, was alle von ihm erwarteten. Sondern nur das, was er sich wünschte und er hatte schnell festgestellt, dass seine Wünsche relativ klein waren. Er wollte Frieden, Sicherheit für seine Freunde und eventuell irgendwann mal eine Familie. Eigentlich ganz normale Träume. Langsam öffnete er die Augen, waren diese Träume zu hoch gegriffen? Nein, eigentlich nicht. Hm, das waren zu viele Eigentlichs. Harry seufzte leise als ihn ein leises Rascheln herum fahren ließ. Der Zauberstab lag sofort in seiner Hand doch sein Gegenüber warf ihm nur einen verachtenden Blick aus goldbraunen Augen zu.
 

Etwas fassungslos beobachtete Harry wie sich Severus in seiner Katzengestalt weiter näherte und schließlich vor ihm stehen blieb. Ihn einfach nur anstarrte. Der Blick wurde langsam unheimlich und noch unheimlicher wurde es als Severus den Blick leicht senkte und jetzt auf die Decke sah. „Oh“, war alles was Harry raus brachte bevor er hektisch zur Seite rutschte und so einen Platz auf der Decke frei machte. Mit einer Selbstverständlichkeit, die wohl nur Severus zu eigen war, setzte dieser sich auf die Decke und begann in aller Seelenruhe seine Vorderpfoten zu putzen.

Harry blinzelte ein paar Mal doch an dem Bild änderte sich nichts, Severus Snape saß noch immer in Katzenform neben ihm und putzte sich. Erst die Vorderpfoten, dann den Kopf und dann begann er mit dem Rücken. Doch dann fiel sein Blick auf etwas, was er vorher irgendwie übersehen hatte. Um den schlanken Hals lag eine filigrane Goldkette, die einen eingefassten dunkelblauen Stein auf der Brust hielt.

„Seit wann tragen sie ein Halsband?“, fragte er bevor er es verhindern konnte.

Severus hielt in seinem Putzen inne, warf ihm einen Todesblick zu und setzte dann das Putzen fort.

„Also kein Halsband. Was ist es dann?“

Ein Maunzen zwischen zwei Strichen mit der Zunge auf dem gefleckten Fell und Harry war genauso schlau wie vorher.

„Ich spreche kein Serval. Wären Sie eine Schlange, hätten wir das Problem nicht, Parsel kann ich. Sie sind doch nicht hierher gekommen um sich auf meiner Decke zu putzen, oder?“, fragte Harry weiter.

Severus stockte kurz, hörte dann ganz auf und nickte bevor er mit einer Pfote auf die Kette deutete.

„Ich soll sie abnehmen?“, fragte Harry während er schon die Hand ausstreckte. Da sich weder Krallen noch Zähne in seine Haut bohrten, zog er vorsichtig die Kette über seinen Kopf. Severus schüttelte sich kurz, nahm ihm die Kette mit dem Maul aus der Hand und stand dann auf um sich ein Stück zu entfernen. Als Harry ihn auch weiterhin anstarrte, wurde er an geknurrt bis er beschämt den Kopf umwandte. Es ertönte nochmal ein warnendes Knurren bevor er spürte wie hinter ihm Magie gewirkt wurde.

Harry fragte sich wie Severus mit ihm reden wollte, er wollte nicht die ganze Zeit mit der Luft reden aber auf einen nackten Lehrer hatte er auch keine Lust. Hinter ihm erklang ein Rascheln und wenige Momente später spürte er einen anderen Körper neben sich, eine Rolle Pergament wurde in sein Sichtfeld gehalten.

„Dein Aufsatz.“

„Danke“, murmelte Harry, der krampfhaft in eine andere Richtung sah als er die Rolle ergriff. Nein, er wollte seinen Lehrer definitiv nicht nackt sehen, egal was Seamus und Dean auch sagten. Um sich abzulenken, rollte er das Pergament auf und suchte den nächsten, beleidigenden Satz doch zu seiner Überraschung standen da nur zwei Worte. „Ohnegleichen. S. Snape.“ Völlig überrascht fuhr er zu Severus rum und erst in der Bewegung fiel ihm ein, warum er sich eigentlich weggedreht hatte.

Schwarze Augen funkelten ihn amüsiert an, eine Augenbraue war spöttisch erhoben während Harry seinen Blick absolut fassungslos über die schwere Lehrerrobe gleiten ließ.

„Aber wie...?“, stammelte er leise.

„Glaubst du wirklich, dass ich mich lange mit der Tatsache abfinde, dass ich weder Kleidung noch meinen Zauberstab nach einer Verwandlung bei mir habe?“, war die Gegenfrage.

„Nein. Aber wie? … Natürlich, das Halsband. Wie funktioniert das?“

„Ganz einfach. Die notwendige Kleidung und den Zauberstab auf eine Stelle legen, einen Zauber darüber sprechen und dann das Halsband in Tierform über den Kopf ziehen“, erklärte Severus.

„Klingt ganz einfach.“

„Ist es auch.“

„Können Sie es mir beibringen?“

„Sie? Das letzte Mal hast du mich geduzt.“

„Ich stand unter dem Einfluss eines Zaubertrankes“, maulte Harry.

„Veritaserum beeinflusst den Wahrheitsgehalt einer Aussage aber nicht die respektvolle Anrede für einen Lehrer. Wenn der Beteiligte eigentlich 'Du' denkt aber sonst immer 'Sie' sagt, wird er unter dem Einfluss auch 'Du' sagen.“

„Also darf ich weiter Du sagen?“

„Nur unter uns. Also Mr. Potter, was wünscht du dir für die Zukunft?“, fragte Severus schließlich. Es überraschte Harry, dass Severus gleich auf den Punkt kam aber irgendwie war es typisch für ihn. Er atmete ein paar Mal tief durch und begann dann zu erzählen. Er legte seine Gedanken der letzten Monate offen.
 

Die Sonne war schon am sinken als Harry endlich fertig war. Severus hatte ihm die ganze Zeit schweigend zugehört, den Blick auf den See gerichtet. Nicht ein Mal hatte er ihn unterbrochen und selbst als Harry schon längst fertig war, schwieg sein Gegenüber noch. Erst als die Sonne komplett versunken war und sich langsam die Kälte einer Frühlingsnacht ausbreitete, kam wieder Bewegung in Severus. Er zog den Zauberstab und belegte erst die Decke mit einem Wärmezauber bevor er ein magisches Feuer vor sie in die Luft zauberte.

„Das klingt alles so als hättest du wirklich mal nachgedacht. Wie gedenkst du den Frieden zu erreichen wenn du nicht kämpfen willst?“, fragte er irgendwann.

„Ich habe nie gesagt, dass ich nicht kämpfen will aber ich will mich nicht opfern. Es muss einen anderen Weg geben als dieser viel gepriesene Mann-gegen-Mann-Kampf“, gab Harry zurück.

„Welchen? ER wird nicht aufgeben bevor du tot bist. ER hält dich für SEINEN größten Feind, noch vor Albus.“

„Ich weiß es nicht.“

„Willst du diese Einstellung auch Albus gegenüber verteidigen?“, fragte Severus weiter, noch immer sah er ihn nicht an sondern hatte den Blick in die Dunkelheit gerichtet.

„Ja, werde ich.“

„Wissen deine Freunde davon? Du wirst sie enttäuschen.“

„Falsch, werde ich nicht und habe ich nicht. Ich habe mit ihnen geredet und sie verstehen mich. Wir werden kämpfen aber nicht so, wir brauchen einen besseren Plan als einfach nur blind einer Prophezeiung hinterher zulaufen.“

„Das könnte von mir sein.“

„Naja, ist es auch“, gestand Harry grinsend.

Jetzt wandte ihm Severus den Kopf zu, er hob nur wieder eine Augenbraue, sagte aber nichts.

„Kannst du mir den Zauber beibringen?“

„Warum?“

„Er ist verdammt nützlich und ich wäre nicht mehr eingeschränkt“, erklärte Harry.

„Hast du ein zweites Kleidungsstück und deinen Zauberstab dabei?“

„Jein.“

„Jein? Was ist das denn für ein Englisch?“

„Muggelenglisch. Ich habe meinen Zauberstab und eine Art Umhang dabei. Ich weiß aber nicht ob es damit klappt“, sagte Harry.

„Doch nicht etwa den Tarnumhang deines Vaters, oder?“

„Du kennst ihn?“

„Leider. Nein, damit wird es nicht klappen. Dann heute nicht mehr. Du kannst im Laufe der Ferien zu mir kommen, dann bringe ich ihn dir bei.“

„Warum bist du so nett zu mir?“, fragte Harry jetzt.

„Wären Ihnen alles andere lieber, Mr. Potter?“, schnarrte Severus in altbekannter Manier.

„Nein, nein, nicht wirklich. Belassen wir es bei dem nett“, versicherte Harry sofort, ein kaltes Lächeln antwortete ihm darauf.

„Anderes Thema, wie gedenkst du deinen Rückstand in Verteidigung aufzuholen?“

„Ich habe gerade ein Ohnegleichen bekommen.“

„In der Theorie. Wie sieht es mit der Praxis aus? Bis jetzt hast du dich noch nicht mit Ruhm bekleckert“, sagte Severus.

„Das war nicht meine Schuld.“

„Wessen dann?“

„ER? Nein, jetzt mal ernsthaft. So gut wie jeder Kampf, in den ich verwickelt wurde, kam aus dem Hinterhalt. Bei Merlin, ich stand IHM das erste Mal gegenüber als ich elf war. Wer verlangt von einem elfjährigen Kind zu kämpfen?“

„Niemand. Du hättest IHM den Stein auch einfach geben können“, sagte Severus.

„Und dann? Nein, ich hatte damals schon zu viel Angst vor IHM. Die Geschichte, die mir alle erzählt haben, haben mir Angst gemacht und ich wusste nur eines ganz sicher, ER durfte niemals wieder leben. Deswegen durfte ER den Stein nie bekommen“, sagte Harry bevor er leise lachte, „ER ist auch der Grund warum ich in Gryffindor bin. Naja, und Malfoy.“

„Draco? Wieso?“

„Der Hut war sich nicht sicher ob Gryffindor oder Slytherin, ich habe ihn angefleht mich nach Gryffindor zu stecken. Im Zug haben alle erzählt, dass ER in Slytherin war und nachdem auch Malfoy dort war, wollte ich unbedingt woanders hin.“

„Was hat mein Patenkind gemacht?“, fragte Severus neugierig. Es war befreiend mit jemanden reden zu können, dem er nichts verheimlichen musste denn durch Potters Aufenthalt in seinem Haus, hatte der Junge mehr über ihn erfahren als jeder Andere.

Jetzt lachte Harry wirklich und erklärte, „ich hatte mich im Zug mit Ron angefreundet, mein erster Freund überhaupt und Malfoy hat ihn beleidigt. Hat gesagt, dass einige Zaubererfamilien besser sind als andere und ich sollte mir gut überlegen, mit wem ich befreundet bin.“

„Kurz, er war ein arroganter Mistkerl.“

„Ja, so in etwa.“

„Also wärst du vielleicht sogar in mein Haus gekommen.“

„Das wäre furchtbar gewesen, oder?“, grinste Harry.

„Allerdings. Ich hätte dir keine Punkte abziehen können“, gestand Severus völlig ernst.

„Das wäre natürlich schrecklich gewesen.“ Diesmal konnte sich auch Severus dem Lachen nicht entziehen, es war zu ansteckend.
 

Sie blieben noch eine Weile auf der Decke sitzen, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend bis sich Severus streckte und aufstand. Harry sah ihn fragend an woraufhin Severus einen Tempus in die Luft zauberte.

„Halb eins?“, fragte Harry fassungslos, „schon?“

„Scheinbar. Zumindest ich möchte so langsam ins Bett.“

„Gute Idee. Gehst du so zurück oder verwandelst du dich?“, fragte Harry während er aufstand und sich erst mal ausgiebig streckte, das lange Sitzen hatte seine Glieder steif werden lassen.

„Um diese Uhrzeit muss ich nicht befürchten, gesehen zu werden. Du allerdings benutzt den Tarnumhang“, wies Severus ihn an.

„Natürlich.“

Harry packte seine Decke sorgfältig weg und warf sich dann den Umhang über. „Wir können.“ Schweigend machten sie sich an den Rückweg zum Schloss.
 

Severus hatte zwar erwartet, dass Harry irgendwann im Laufe der Osterferien zu ihm kommen würde aber doch nicht gleich am nächsten Abend. Umso überraschter war er als es kurz vor der Ausgangssperre an seiner Tür klopfte. Allerdings war der Gang davor leer, lediglich der Windhauch, der an ihm vorbei huschte, zeigte ihm an, dass er Besuch hatte. Kaum, dass die Tür zugefallen war, zog sich Harry den Tarnumhang aus und blieb etwas verloren mitten im Raum stehen, in seinem Arm hatte er eine zweite Schulrobe.

„Werde ich jetzt jeden Abend deine Gesellschaft genießen dürfen?“, fragte Severus mit einem sehr sarkastischen Unterton.

„Es war deine Idee. Du wolltest mir den Zauber beibringen und mir praktischen Verteidigungsunterricht geben“, konterte Harry.

Eine Augenbraue wurde fragend hochgezogen bevor sich Severus ab wandte und ihm bedeutete ihm zum Kamin zu folgen. „An das Erste kann ich mich erinnern aber das Zweite habe ich niemals gesagt.“

„Wie sollte ich deine Worte sonst verstehen?“

„Drehst du dir die Dinge immer so, wie du sie brauchst? Tee?“

„Äh, ja.“

„Worauf?“

„Auf Beides“, sagte Harry mit einem breiten Grinsen.

„Setz dich endlich, ich komme gleich wieder.“ Damit verschwand Severus wieder nach nebenan.
 

„Wo ist das Veritaserum diesmal drin? Im Tee oder in den Sandwichs?“, fragte Harry mit einem skeptischen Blick auf die Sachen, die Severus auf den Tisch stellte.

„In Beidem.“

Harrys Hand, die gerade nach einer Teetasse greifen wollte, hielt mitten in der Bewegung inne. Er sah seinen Gastgeber misstrauisch an bis ihm das hinterhältige Grinsen auffiel. Grummelnd griff er nach dem Tee, ließ erst Honig rein fließen und trank dann demonstrativ einen großen Schluck.

Severus konnte sich ein weiteres Grinsen nicht verkneifen während er sich setzte und dann fragte, „was willst du hier?“

„Du wolltest mir den Zauber für die Kleidung beibringen“, sagte Harry, der mit einer Hand die Zweitrobe hochhob.

„Habe ich eine Wahl auf einen ruhigen Abend?“

„Je schneller ich den Zauber lerne, desto schneller bin ich heute wieder weg.“

„Also sitzen wir die ganze Nacht hier“, seufzte Severus theatralisch auf.

„Danke“, murrte Harry, „warum diesmal kein Veritaserum?“

„Ich bin der Meinung, dass das nicht mehr nötig ist. Wir wissen mehr übereinander als jeder Andere und die Fronten sind geklärt, oder?“

„Ich denke schon.“

„Aber?“

„War das so offensichtlich?“ Severus nickte nur und Harry fuhr fort, „warum hilfst du mir so plötzlich? Ich meine, du hast dich ehrlich gesagt wie ein Mistkerl benommen und jetzt? Es kommt mir seltsam vor.“

„Ich habe mich also wie ein Mistkerl benommen? Was habe ich von dir verlangt? Dass du dich an die Regeln hältst. Dass du deine schulische Ausbildung nicht immer vernachlässigst. Dass du auch Fächer beachtest, die du für sinnlos erachtest. Ich habe dich nicht in den Himmel gehoben und wollte dich vom Schlachtfeld fern halten. Ja, ich muss dir Recht geben, ich war ein furchtbarer Mistkerl“, stimmte Severus schnarrend zu. Seine Stimme tropfte wieder einmal vor Sarkasmus und Harry musste sich, bei genauerer Betrachtung eingestehen, dass er Recht hatte.

„Du warst unfair, parteiisch und du hast mich, bei jeder sich bietenden Gelegenheit runter gemacht, mir Punkte abgezogen und mir Strafarbeiten aufgegeben“, sagte er dann.

Severus nickte nur bedächtig und meinte, „gut, vielleicht war ich etwas parteiisch aber hättest du dich auch nur an einen Bruchteil der Regeln gehalten oder auch nur versucht, in Zaubertränke aufzupassen, hätte ich wesentlich weniger Gründe für die Bestrafungen gefunden.“

„Toll.“

„Was erwartest du? Einen Kniefall und eine weitläufige Entschuldigung?“, schnarrte Severus mehr amüsiert als alles andere.

„Wäre ne gute Idee“, gab Harry mit einem breiten Grinsen zurück.

„Wohl kaum. Also, willst du anfangen?“

„Klappt der Zauber auch mit meinem Tarnumhang?“

Diesmal schüttelte Severus den Kopf, „nein. Der Zauber ist auf normale Kleidung und einen Zauberstab zugeschnitten.“

„Könnte man ihn um schneiden?“

„Könnte ich. Aber warum sollte ich?“

„Es wäre sehr praktisch.“

„Für wen?“

„Mich? Ok, ok, dann halt nicht. Dann halt nur die normale Kleidung. Wie fangen wir an?“ Statt einer Antwort erhob sich Severus und verschwand durch eine Tür.
 

Wenig später kam er mit einer Robe über dem Arm wieder, die er auf den Tisch legte. „Du hast zwischen dem Sprechen des Zaubers und der Wirkung genau vier Sekunden um deinen Zauberstab auf die Kleidung zu legen. Solltest du das in dieser Zeit nicht schaffen, geht der Zauber schief. Der Zauber ist auf eine normale Anzahl von Kleidungsstücken und einen Zauberstab zugeschnitten.“

„Was heißt eine normale Anzahl?“, fragte Harry dazwischen.

„Genug um sich normal anzuziehen, einschließlich Schuhe oder Stiefel. Jegliche magische Kleidung, einschließlich deines Tarnumhanges, werden nicht mit verwandelt“, erklärte Severus. Er wartete bis Harry genickt hatte und vollführte dann eine Handbewegung und sprach den dazugehörigen Zauber, „mutatius aurum.“ Schnell legte er den Zauberstab auf die Robe und schon begann die Verwandlung.
 

Nur wenige Momente später lag die filigrane Goldkette auf dem Tisch, der blaue Stein schimmerte sanft im Licht. „Wonach richtet sich die Form?“, fragte Harry neugierig. Er streckte die Hand langsam auf, wartete aber darauf, dass Severus kurz nickte bevor er die Kette hochnahm und sie sich genauer ansah.

„Der Zauber ist so geschrieben, dass er alles in eine kleine, möglichst leichte Kette verwandelt. Die Form der Kette richtet sich nach der Kleidung, die des Anhängers nach dem Zauberstab“, erklärte Severus.

„Würdest du also andere Kleidung statt der Lehrerroben verwandeln, würde die Kette anders aussehen?“

„Ja.“

„Die Kette ist immer noch zu groß für mich.“

„Zumindest für den Hals. Du müsstest sie wahrscheinlich mit den Füßen festhalten“, meinte Severus, „aber dazu musst du ihn erst mal beherrschen.“ Er nahm Harry die Kette wieder ab, legte sie auf den Tisch und tippte den Stein mit dem Finger an.

„Kein Zauberspruch?“

„Wie soll ich den als Katze sagen? Du musst den Stein direkt, mit Absicht und mit dem Gedanken der Rückverwandlung berühren. Wenn du ihn nur flüchtig berührst, passiert gar nichts. So, jetzt du.“

Harry seufzte innerlich leise und legte die mitgebrachte Robe auf den Tisch, nachdem Severus seine Sachen runter geräumt hatte. Irgendwie hatte er Angst, dass er den Zauber nicht meistern könnte und sich vor Severus blamierte aber jetzt gab es kein Zurück mehr.

„Wird das heute noch was?“, schnarrte Severus gerade, „schlimmer als im Tränkeunterricht kann es ja nicht sein.“

„Ich habe ein Ohnegleichen in Zaubertränke.“

„Ja, weil ich dich nicht mehr unterrichte.“

„Danke.“

„Bitte.“

„Das ist nicht lustig“, maulte Harry doch das Grinsen seines Gegenübers zeigte ihm, dass Severus das durchaus lustig fand.
 

„Probier es schon und versuch bitte meine Einrichtung ganz zu lassen.“

„Ich versuch es“, sagte Harry während er schon den Zauberstab hob.
 

Nur vier Versuche später lag eine Goldkette mit einem zartrosa Stein auf dem Tisch. Sie war kleiner und filigraner als Severus' und über die Farbe des Steines war Harry mehr als enttäuscht. Rosa. Warum um alles in der Welt rosa? Er war ein Junge also warum bekam er einen rosafarbenen Stein?

„Aus was ist dein Zauberstab?“, fragte Severus mit einem musternden Blick auf die Kette in seinen Händen.

„Stechpalmenholz und Phönixfeder. 11 Zoll, federnd. Professor Dumbledore hat mir mal erzählt, dass die Feder von Fawkes kommt, genau wie bei SEINEM Stab.“

„SEIN Stab? Woher weiß Albus das?“

„Hat er nicht gesagt.“

„Und wie kamt ihr auf das Thema?“, fragte Severus, der die Kette jetzt vorsichtig auf den Tisch legte.

„Wegen der Sache auf dem Friedhof. Prio … irgendwas, ich erinnere mich nicht mehr an den genauen Wortlaut. Er hat irgendetwas von vergeschwisterten Zauberstäben erzählt“, sagte Harry schulterzuckend.

„Priori Incantatem.“

„Richtig, genau das war es. Was hat das mit dem rosa Stein zu tun?“

„Nichts, aber es ist interessant“, gab Severus zurück, und noch interessanter fand er es, dass Albus das ihm gegenüber mit keinem Wort erwähnt hatte.

„Darf ich mich verwandeln und versuchen sie zu tragen?“, fragte Harry, der von den Gedankengängen nichts mitbekam.

„Mach das wenn du alleine bist. Ich lasse mich nicht gerne aus meinem eigenen Wohnzimmer jagen. Verwandel deine Sachen zurück.“

Harry tat wie ihm gehießen und fragte gleichzeitig, „und als Fledermaus muss ich den Stein auch nur an tippen?“

„Müsstest du, ja, aber rein technisch gesehen ist es sinnlos. Du willst deine Kleidung schließlich als Mensch anziehen, nicht als Fledermaus.“

„Aber du hast sie auch als Katze zurückverwandelt.“

„Falsch. Ich habe mich erst zurückverwandelt, dann meine Kleidung und mich dann angezogen.“

„Klingt logisch.“

„Würde ich etwas Unlogisches tun?“, schnarrte Severus doch zu seiner Überraschung wandte Harry den Blick ab.

„Keine Antwort?“

„Naja, ich will die Stimmung nicht kaputt machen.“

„Welche Stimmung?“

„Dieses Nette, Freundliche. Ich brauch das kalte Ignorieren oder Runtermachen nicht, ganz ehrlich“, gestand Harry, „aber ja, du hast dich in letzter Zeit sehr unlogisch verhalten. Zumindest von deiner Sicht aus.“

„Wann?“

„Silvester.“

„Wieso? Ich wollte mir nur das Feuerwerk in meiner zweiten Gestalt ansehen. Katzen sehen wesentlich anders als Menschen und ich war neugierig“, sagte Severus doch irgendwie klang es für Harry wie eine Ausrede.

Er atmete noch mehrmals durch und begann dann, „das hättest du überall gekonnt, vor allem nachdem du gesehen hast, dass ich auch da war. Aber du hast mich beinah gefressen, mir den Schädel fast eingeschlagen, alles nur damit ich bleibe. Warum? Du bist mir bis zu diesem Zeitpunkt immer aus dem Weg gegangen. Und dann? Du lädst mich urplötzlich zum Tee ein, flößt mir Veritaserum ein und fragst mich aus. Was soll das?“

„Das habe ich doch damals schon gesagt, ich wollte die Sache geklärt haben und das haben wir, oder?“ Unsicher nickte Harry und Severus fuhr fort, „Wo liegt dann dein Problem?“

„Ich habe kein Problem, zumindest nicht im eigentlichen Sinne. Ich verstehe es nur nicht. Erst hasst du mich.“

„Nein.“

„Ok, du tust so als würdest mich hassen, als Fledermaus warst du nett zu mir und dann hast du mich wie Luft behandelt. Kurze Zeit später versuchst du mich zu fressen,..“

„Wieder falsch, ich habe Geschmack.“

„...und willst eine Aussprache, bei der ich unter einem Zaubertrank stehe. Dann höre ich wieder fast drei Monate nichts von dir, außer teilweise sehr schmeichelnder Sätze unter meinen Aufsätzen. Und dann? Nun, da sitzt plötzlich ein Serval auf meiner Decke und putzt sich in aller Seelenruhe. Jetzt sitze ich hier, bei Tee und Sandwichs und plaudere fröhlich über tolle Zaubersprüche. Verzeih wenn ich das etwas seltsam finde“, sagte Harry wobei seine Stimme immer lauter und teilweise hysterischer wurde, „ich hätte wirklich gerne eine Erklärung für diesen Sinneswandel.“

„Trink einen Tee, das beruhigt.“

„Wieso? Welcher Trank ist diesmal drin?“

„Keiner, reiner Tee.“

„Severus, ich will eine Antwort“, knurrte Harry, „und zwar sofort.“

Diesmal war es an Severus kurz wegzusehen bevor er deutlich hörbar seufzte und sagte, „ich brauchte einfach Zeit zum Nachdenken. Entgegen jeder Vermutung der Schülerschaft bin auch ich nur ein Mensch und ich kann auch nicht aus meiner Haut. Dein kleines Verwirrspiel hat mich sehr getroffen und ich brauchte einfach Zeit zum nachdenken. Ich habe nachgedacht und bin um Weihnachten rum zu der Erkenntnis gekommen, dass wir reden müssen. Leider war ich zu diesem Zeitpunkt mit einem sehr wichtigen Experiment beschäftigt und bin erst zu Silvester dazu gekommen, mit dir zu reden. Dass ich dich auf dem Astronomieturm getroffen habe, war Zufall aber ich hätte dich irgendwie noch aufgesucht.“

„Wer bist du und was hast du mit Severus Snape gemacht?“, fragte Harry fassungslos.

Sein Gegenüber grinste kalt und schnarrte, „ich bin durchaus Ich selbst.“

„Du kannst nicht Severus Snape sein.“

„Warum?“

„Weil der nie so was gesagt und zugegeben hätte.“

„Du hast mich bei mir daheim erlebt und wunderst dich noch?“

„Wieso bist du eigentlich in der Öffentlichkeit so?“

„Du hast meine Erinnerungen an deinen Vater gesehen, ich arbeite seit Jahren irgendwo im Graubereich zwischen den Fronten. Glaubst du wirklich, dass ich mir großartige Gefühle leisten kann? Ich bin wie ich bin, vor allem in der Öffentlichkeit“, sagte Severus mit einem angedeuteten Schulterzucken.

„Ich bin etwas erschlagen.“

„Das könnte ich gerne übernehmen.“

„DAS ist der Severus Snape, den ich kenne“, sagte Harry grinsend.

„Wenn dir dieser Severus Snape lieber ist, bitte. Ich kann auch anders, Mr. Potter!“

„Nein, nein, das Thema hatten wir schon. Ich war nur überrascht. Bleibt es jetzt hierbei?“

„Definiere 'Hierbei'.“

„Naja, dass ich dich nerven darf wenn ich weiter gute Noten habe. Einfach diese freundlichen Treffen“, sagte Harry zögernd.

„Habe ich eine andere Wahl? Du verfolgst mich doch sowieso ständig.“

„Das war ein Ja.“

Severus seufzte ergeben und knurrte, „ja, war es. Aber für heute reicht es.“

„So spät ist es doch noch gar nicht.“

„Nein, aber ich will noch ein bisschen meine Ruhe haben. Es sind Ferien und die verbringe ich gerne alleine und ohne irgendwelche Schüler um mich herum.“

„Morgen?“

„Von mir aus.“

Harry grinste, trank seinen Tee jetzt aus und stellte die Tasse weg während er aufstand. Severus erhob sich und brachte ihn bis zur Tür.

„Aber nerv mich nicht den ganzen Tag.“

„Ich doch nicht“, grinste Harry bevor er den Tarnumhang über sich zog und zur geöffneten Tür hinausging. Er drehte sich nicht nochmal um, sodass er nicht sah wie Severus mit einem leichten Lächeln den Kopf schüttelte und die Tür dann schloss.
 

Es stellte sich eine Art Regelmäßigkeit in Harrys Besuchen ein, er tauchte jeden Abend kurz nach dem Abendessen auf und irgendwie verbrachten sie dann ihre Abende. Manchmal redeten sie, mal über wichtige, mal über belanglose Dinge. Severus hatte ihm auch angeboten Zauberschach zu spielen aber Harry hatte mit den Worten, „Nein danke, es reicht wenn mich Ron immer haushoch schlägt“, abgelehnt. Auf Hausaufgaben hatte Harry auch keine Lust und so äußerte Severus nach vier Tagen den Vorschlag den praktischen Verteidigungsunterricht nachzuholen. Mit gemischten Gefühlen stimmte Harry zu und fand sich keine zehn Minuten später auf dem Boden liegend wieder, mit einem grinsenden Severus Snape vor sich.
 

„Das war nicht fair, ich war noch nicht fertig“, murrte Harry während er sich aufrappelte und sich den Staub von der Robe klopfte. Sie waren zum See gegangen, ein halbes Dutzend magischer Lichter hingen in der Luft und erleuchteten den Kampfplatz.

„Ein Kampf ist nicht fair. Niemand wird darauf warten, dass du dich fertig machst. Ein Angriff kann jederzeit, von überall kommen und darauf musst du vorbereitet sein“, schnarrte Severus, der sehr locker vor ihm stand.

„Aber doch nicht gleich so. Ich habe ewig nicht mehr gekämpft.“

„Dann wird es Zeit.“

„Können wir die Sache trotzdem langsamer angehen?“, fragte Harry hoffnungsvoll.

Sein Gegenüber seufzte leise, nickte aber trotzdem. „Gut, dann fangen wir mit der korrekten Anwendung des Schildzaubers an. Mal sehen ob du das besser hinbekommst als deine Klassenkameraden.“

„Ich erinnere mich.“

„Gut, dann weißt du, was ich nicht sehen will. Dein Zauber ist der Protego “, sagte Severus. Harry grinste und ging in Position. „Bereit?“, fragte Severus sarkastisch.

„Ja, Professor Snape“, gab Harry genauso sarkastisch zurück.

Keine zwei Sekunden später durchbrach der Petrificus Totalus seinen Schutzzauber und schickte ihn erneut in den Dreck, nur diesmal war er dazu noch völlig bewegungsunfähig.

Severus verleierte die Augen und hob den Versteinerungszauber auf. „Sagtest du nicht, du bist bereit?“, schnarrte er.

„Hrmpf“, war alles was Harry raus brachte während er aufstand.

„Nochmal?“

„Ja natürlich.“

„Sobald du das zehnte Mal im Staub liegst, höre ich für heute auf“, informierte Severus ihn bevor er den dritten Zauber auf ihn wirkte. Die Beinklammer zog dem völlig überraschten Jugendlichen die Beine unter dem Körper weg und schickte ihn zum dritten Mal auf den Boden.

„Sehr witzig“, maulte Harry.

„Was habe ich vorhin gesagt? Immer und überall bereit.“

„Jaja. Würdest du bitte...?“, fragte Harry mit einem Deut auf seine Beine.

„Du hast einen Zauberstab in deinen Händen, benutze ihn gefälligst auch.“ Murrend machte sich Harry daran die Beinklammer zu lösen und wieder aufzustehen.

„Können wir weiter machen?“, fragte Severus, der sich nur noch schlecht ein Grinsen verkneifen konnte.

„Expelliarmus“, rief Harry mit einer, wie er fand, blitzschnellen Bewegung. Doch sein Gegenüber war trotzdem schneller, mit einer eher lästigen Abwehrbewegung wehrte Severus den Fluch ab und schickte seinen Eigenen, „Favete linguis.“

Überrascht sah Harry ihn an, er stand noch und lag nicht auf dem Boden. Auch seinen Zauberstab hielt er noch in den Händen, was für ein Zauber war das? Die Antwort darauf fand er sehr schnell denn als er den Mund öffnete um Severus danach zu fragen, kam kein einziger Ton heraus. Er begann hektisch zu gestikulieren bis er sich darauf beschränkte seinen Gegenüber wütend anzusehen.

„Ach, wenn ich diesen Zauber nur im Unterricht anwenden könnte“, sinnierte Severus sehnsüchtig, „es würde das Unterrichten wesentlich leichter machen. Schade, dass mir Albus das schon beim Beginn meiner Lehrertätigkeit verboten hat. Loquitium .“

„Was ist das für ein Zauber?“, fragte Harry auch sofort.

„Ein Zauber, der eine Person am sprechen hindert. Das zählt im übrigen auch als auf dem Boden liegen.“

„Was? Wieso?“

„Weil du stumm völlig hilflos bist und es mich nur einen Zauberstabsschwenk gekostet hätte um dich erneut in den Staub zu schicken. Ich wollte dir nur das Aufstehen ersparen“, schnarrte Severus, „damit sind wir bei vier.“

„Super. Wird dieser Zauber in Hogwarts gelehrt?“

„Nein. Es gäbe bestimmt Schüler, die damit nur allzu gerne einen Lehrer belegen würden und wie würde das denn aussehen. Können wir weiter machen?“

„Wieder der Protego?“

„Natürlich, bis du ihn kannst.“

Ein Seufzen konnte sich Harry nicht verkneifen dennoch stellte er sich wieder in Duellierpose.
 

Knappe zwei Stunden später war Harry gleich mehrere Erfahrungen reicher. Zum Ersten tat ihm gehörig der Hintern und der Rücken weh, er war wirklich noch sechs Mal auf dem Boden gelandet bevor Severus das Training abgebrochen hatte. Zudem musste er sich eingestehen, dass sein Lehrer wesentlich besser war als er angenommen hatte und dass er Zauber benutzte, die er noch nie gehört hatte. Gegen die er vor allem keine Verteidigung hatte. Er verstand endlich was es hieß gegen einen Gegner anzutreten, der ihm erfahrungsmäßig und auch zaubertechnisch weit überlegen war.

„Alles in Ordnung?“, riss ihn Severus' Stimme aus seinen Gedanken.

„Ja“, gab Harry maulend zurück. Sie saßen auf einer mitgebrachten Decke und genehmigten sich einen Mitternachtssnack, den ihnen Dobby gebracht hatte.

„Aber?“

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich so ein mieser Duellant bin“, gestand Harry geknickt. Er spielte mehr mit seinen Insekten als dass er sie aß.

„Dir fehlt die Erfahrung und die Umsetzung.“

„Das klingt fast nach einem Kompliment.“

„Bei einem Gryffindor? Wohl kaum. Iss endlich, das ist ja nicht zum aushalten.“

Etwas überrascht sah Harry ihn an, aß aber dann gehorsam seine Libellen.

„Kommst du eigentlich mit den Veränderungen klar?“, fragte Severus plötzlich.

Jetzt wurde er völlig überrascht angesehen bevor Harry nickte, „ja, es ist bei weitem nicht so schlimm wie ich am Anfang gedacht habe. Gut, nur Insekten sind etwas langweilig aber dafür höre ich wesentlich besser und komme auch im Dunkeln besser zurecht. Wobei ich schon gerne wieder normal wäre. Gibt es da keine Möglichkeiten?“

„Nein.“

„Gar keine? Nicht eine winzige, klitzekleine Chance?“, fragte Harry flehend.

„Es gibt zu viele Variablen. Der verhunzte Trank, deine eigene Magie, die Tränke, die du bei mir über dich drüber gekippt hast, der falsche Zauberspruch von Longbottom und Weasley, es ist zu viel. Man müsste alle diese Begebenheiten nachstellen um einen Vergleich zu bekommen und selbst dann wüsste ich nicht wie man das rückgängig machen könnte. Du solltest dich wirklich damit abfinden“, erklärte Severus.

Sein Sitznachbar ließ den Kopf hängen und schob sich eine weitere Libelle in den Mund, allerdings knabberte er eher darauf rum anstatt sie wirklich zu essen.

„Hast du nicht eben noch gesagt, dass du damit klar kommst? Wieso dieser deprimierte Gesichtsausdruck?“, fragte Severus.

„Naja, ich wäre schon gerne wieder normal. Diese Ohren sind furchtbar.“

„Stimmt.“

Harry warf ihm einen vernichtenden Blick zu, musste ihm aber dann notgedrungen zustimmen. „Es... da kommt jemand“, sagte Harry plötzlich.

„Kannst du auch sagen wer?“, fragte Severus, seine Stimme klang alarmiert denn eigentlich war das Schloss fast leer und die Schüler dürften um diese Uhrzeit gar nicht mehr draußen sein.

„Ja, diese Schritte kenne ich. Professor Dumbledore.“

„Ist es zu spät zu fliehen?“, fragte Severus.

„Ja, mein Junge ist es.“
 

Harry sah wie Severus noch kurz die Augen verleierte bevor er sich mit einem ausdruckslosen Gesichtsausdruck zu Albus umdrehte und fragte, „was machst du schon hier? Du wolltest bis zum Ende der Ferien im Ausland sein.“

„Nun, ich bin früher wiedergekommen und habe mich gefragt, wieso hier am See Hexenfeuer brennen. Scheinbar komme ich genau richtig für einen kleinen Imbiss“, gab Albus mit einem Lächeln zurück während er schon seinen Zauberstab zog und die Decke magisch vergrößerte. Noch bevor Harry oder Severus etwas dagegen unternehmen konnten, saß Albus mit bei ihnen und hatte sich einen der kleinen Kuchen genommen. Während Severus' Miene immer verschlossener wurde, konnte sich Harry ein Lachen nicht mehr verkneifen. „Wie ich sehe, habt ihr euch ausgesprochen. Was ist dabei raus gekommen?“, fragte Albus freundlich.

„Wir sind uns einig geworden“, schnarrte Severus.

„Und weiter? Severus, mein Junge, sei doch nicht so wortkarg. Was macht ihr eigentlich hier?“

„Praktisches Verteidigungstraining.“ Wieder war es Severus, der antwortete, vor allem weil Harry mittlerweile wirklich am Lachen war. Nur versuchte er es hinter vorgehaltener Hand zu verstecken.

„Oh, das ist aber nett von dir. Aber warum mitten in der Nacht und vor allem hier? Ihr könntet in deinen Klassenraum gehen oder Mr. Potter nimmt wieder ganz normal am Unterricht teil.“

„Nein, muss nicht unbedingt sein“, warf Harry zwischen zwei Lachern ein und Severus knurrte, „ich muss den ganzen Tag irgendwelche Hohlköpfe in diesem Raum unterrichten. Da möchte ich mich in meiner Freizeit nicht auch noch da aufhalten.“

„Harry, du kannst nicht für immer eine Fledermaus bleiben“, sagte Albus, jetzt deutlich ernster. Der Schalk war aus seinen Augen verschwunden.

Die Stimmung kippte sofort, Severus spürte wie der Junge neben sich, sich völlig versteifte und fast sofort in den Verteidigungsmodus ging.

„Ich habe momentan die besten Noten seit Beginn meiner Schullaufbahn, ich sehe keinen Grund etwas an der momentanen Situation zu ändern“, sagte Harry jetzt.

„Du weißt, dass das nicht geht. Du musst deinen Abschluss machen und vor allem die praktischen Prüfungen.“

„Dazu kann ich ja erscheinen aber ich gedenke nicht wieder am normalen Unterricht teilzunehmen.“

Albus seufzte leise und sagte, „du kennst die Prophezeiung, du wirst irgendwann kämpfen müssen und das kannst du nur als Mensch.“

„Ich hatte gehofft, dass ich dieses Gespräch noch eine Weile hinaus zögern könnte“, murmelte Harry. Er warf Severus einen Seitenblick zu, dessen Gesichtsausdruck war allerdings völlig ausdruckslos und damit nicht sehr hilfreich.

„Was meinst du damit?“, fragte Albus jetzt nach.

„Das fällt mir jetzt schwer zu sagen aber ich werde nicht gegen IHN kämpfen.“

Hellblaue Augen sahen fragend von Harry zu Severus und wieder zurück. Auf der einen Seite erwartete ihn dieselbe eiskalte Maske, die Severus immer aufsetze wenn er entweder nicht reden wollte oder wenn er anderer Meinung war. Harry wiederum sah immer wieder auf seine Finger und wich seinem Blick großzügig aus. Doch immer wenn er seinem Blick begegnete, stand Entschlossenheit in seinen Augen. „Würdest du mir deine Entscheidung bitte erklären“, forderte Albus ihn schließlich auf.

„Ich hatte in letzter Zeit sehr viel Zeit um nachzudenken, ich hatte verschiedene Denkanstöße und bevor sie jetzt Professor Snape die Schuld in die Schuhe schieben, nein, er ist nicht schuld. Ich habe mich genauso mit meinen Freunden unterhalten und sie sind derselben Meinung. Professor Dumbledore, bei allem nötigen Respekt aber wie soll ein sechzehnjähriger Zauberschüler gegen einen vier mal so alten Schwarzmagier bestehen? Und nein, ich glaube nicht daran, dass mich die Liebe meiner Mutter rettet. Wieso auch? Meine Mutter hat mich bestimmt geliebt, daran zweifel ich nicht aber war sie die Einzige? War sie die einzige Mutter, die sich schützend vor ihr Kind geworfen hat um einen Avada abzufangen? Wohl kaum und doch habe nur ich überlebt. Niemand weiß was damals wirklich in Godric's Hollow geschehen ist. Ich weiß ja nicht mal wer der Erste war, der damals dort aufgetaucht ist. Ich kenne meine Eltern nicht, ich kann mich gar nicht mehr an sie erinnern aber ich bin mir sicher, dass sie nicht wollten, dass ich mich sinnlos opfere.“

Albus' Blick ging zu Severus, vorwurfsvoll doch dieser schüttelte nur den Kopf, „nein Albus, das habe nicht ich ihm gesagt. Ich habe meine Meinung seit Jahren nicht geändert und er hat sie damals schon in Spinner's End gehört als er sich den Bauch hat kraulen lassen.“

Harry lief bei diesem Gedanken rot an doch Albus schien nicht damit einverstanden und so wandte er sich schnell wieder an ihn.

„Harry, mein Junge, du hast eine Kraft in dir, die ER nicht hat. Du kannst IHN besiegen.“

„Wie? Soll ich mal fröhlich mit dem Zauberstab wedeln? Och bitte, das ist Blödsinn.“

„Also willst du gar nicht mehr kämpfen? Dich einfach weiter als Fledermaus verstecken und deine Freunde in den Tod schicken?“

Severus schnaubte leise doch Harry lächelte traurig, „sie können mir kein schlechtes Gewissen einreden. Ich habe mit meinen Freunden geredet und sie denken genauso wie ich. Wir werden kämpfen aber nicht so. Nicht indem wir blindlings einer Prophezeiung hinterher rennen. Mit einem ordentlichen Plan, mit einer Taktik, die sogar aufgehen könnte, dann kämpfen wir. Aber mal ehrlich, wir sind Kinder und sollen gegen erwachsene Männer und Frauen mit jahrelanger Kampferfahrung kämpfen? Professor, das ist einfach nur Wahnsinn. Nein, wir haben uns nicht gut gehalten, in diesem Fall hat Professor Snape Recht – wir hatten mehr Glück als Verstand. Und so kann es nicht weiter gehen. Irgendwann haben wir kein Glück mehr. Wir hatten schon mal kein Glück mehr. Zwei Mal sogar.“

Seine Stimme war zum Schluss immer leiser geworden und trauriger und noch bevor Albus etwas sagen konnte, war er aufgestanden.

„Harry?“

„Ich gehe ins Bett, es ist spät. Professor Dumbledore, Sie kennen meine Meinung jetzt und ich wäre Ihnen sehr verbunden wenn Sie sie akzeptieren. Ich kämpfe an Ihrer Seite aber nur mit einem richtigen Plan und mit der reellen Chance auf einen Sieg. Professor Snape, morgen die gleiche Zeit?“

„Nach dem Mittagessen in meinem Quartier“, schnarrte Severus ungerührt.

Harry nickte nur, warf sich seinem Tarnumhang über und ging ohne Albus nochmal anzusehen.
 

„Jetzt sag es schon“, forderte Severus nachdem sie alleine waren.

„Er hat es also geschafft. Wieso hast du deine Meinung geändert?“, fragte Albus.

„Wir mussten reden und das haben wir. Wir sind uns einig geworden.“

„Deswegen unterrichtest du ihn persönlich in praktischer Verteidigung? Und das mitten in der Nacht?“

„Ja. Albus, das ist nicht das Thema über das du wirklich reden willst.“

„Er meint es ernst, oder?“

„Ja.“

„Was hast du damit zu tun?“, fragte Albus, er sah seinen Gegenüber über den Rand der Halbmondbrille hinweg an doch Severus ließ sich nicht einschüchtern. Er kannte Albus einfach schon zu lange.

„Ich glaube, ich habe ihn zum nachdenken gebracht. Albus, akzeptiere es einfach. Deine Galionsfigur hat seinen Kopf und vor allem sein Gehirn entdeckt. Wir müssen einen anderen Weg finden um IHN zu besiegen“, sagte er schließlich.

„Wir?“

„Natürlich. Albus, ich war nie gegen einen Kampf aber gegen ein sinnloses Opfer. Es muss einen anderen Weg geben. lass ihn uns suchen. Potter hat es uns doch vorgemacht.“ Severus' Stimme klang eindringlich, er meinte, was er sagte denn er hoffte immer noch seinen Mentor umstimmen zu können. Denn ohne Albus' Unterstützung würde er keinen Weg finden, nicht alleine.

„Wie meinst du das?“

„Der Trank.“

„Der Verwandlungstrank? Was hat der damit zu tun?“

„Überleg doch mal. Keiner von uns kannte diesen Trank, es kann unzählige Tränke, Flüche und Rituale geben, die uns helfen können, wir müssen sie nur finden. Wir müssen uns endlich auf die Suche machen. Bei Merlin, auf unserer Seite sind genauso viele uralte Reinblüterfamilien wie auf SEINER, irgendwo muss es Hilfe geben“, sagte Severus.

„Du klingst als hättest du schon eine Idee.“

Jetzt grinste Severus kalt und nickte, „natürlich. Im Gegensatz zu dir habe ich immer nach einem anderen Weg gesucht aber alleine? Keine Chance.“

„Was schlägst du vor?“, fragte Albus widerstrebend. Ihm gefiel der Gedanke nicht aber scheinbar musste er sich daran gewöhnen denn die Entschlossenheit in Harrys Gesicht war ihm nicht entgangen.

„Setz den Phönixorden darauf an.“

„Worauf? Severus, wonach sollen wir suchen? Vor allem wo?“

„Als Erstes nach Malfoy-Manor. Besetz es.“

Jetzt war Albus wirklich überrascht und etwas verwirrt fragte er, „warum? Lucius ist im Grimmauldplatz, er wird wissen was für Bücher er in seinem eigenen Manor hat.“

Ein verächtliches Schnauben antwortete ihm, „Lucius weiß nicht mal welche Bücher er im kleinen Salon stehen hat. Albus, Malfoy-Manor ist seit dem elften Jahrhundert in Familienbesitz und die Malfoys waren schon immer begeisterte Sammler seltener Dinge, darunter auch Bücher und Pergamentrollen. Unzählige Bücher vermodern im Keller und auf dem Dachboden, von den ganzen Bibliotheken will ich gar nicht reden.“

„Es gibt da nur ein Problem. ER ist in Malfoy-Manor.“

„Nicht unbedingt.“

„Wieso sollte ER den Platz wechseln? Das Manor ist durch starke Zauber geschützt und es bietet viel Platz. Es wäre sinnlos zu wechseln“, sagte Albus, in dessen Kopf sich langsam ein Plan entwickelte.

„Aber wir haben den Hausherren“, grinste Severus kalt.

„Der Fidelius....“

„Richtig. Wir schmeißen einfach alle raus und schon gehört das Manor wieder uns.“

„Wenn du es sagst, klingt es wesentlich einfacher als wie es eigentlich ist und das weißt du. Allein die Vorbereitungen für das Säuberungsritual dauern mindestens zwei oder drei Monate. Wirklich sicher wird es auch nicht werden.Wir können alle aus dem Manor verbannen aber wir müssten bei jedem Einzelnen die Erinnerungen persönlich löschen. Sie würden sich an den genauen Standort erinnern“, gab Albus zu Bedenken.

Severus winkte ab und meinte, „das wäre das Risiko wert. Albus, denk an die Möglichkeiten.“

„Es wäre immer eine Gefahr.“

„Das sagtest du bereits. Albus, irgendwo müssen wir anfangen. Lass uns das Ritual vorbereiten und dann das Manor durchsuchen. Es ist ein erster Schritt in eine andere Richtung.“ Mittlerweile klang seine Stimme fast schon verzweifelt, er musste Albus irgendwie umstimmen doch der stand nur schweigend auf. „Albus?“

„Auch ich brauche ein bisschen Zeit zum nachdenken, Severus. Ich wünsche dir eine gute Nacht.“

„Gute Nacht, Albus.“

Ihm wurde ein warmes Lächeln geschenkt bevor Albus sich auf den Weg zurück ins schloss machte, er hatte wahrscheinlich genug Dinge über die er nachdenken musste. Severus packte nur kurze Zeit später die Decke zusammen und ging auch.
 

„Harry, wolltest du nicht ins Bett?“, schnarrte Severus amüsiert als er vor seinen Räumen ankam und dort eine kleine Fledermaus an der Decke hingen sah.

Fieps.

„Ahja, die Sache mit dem Verständigungsproblem. Gehe ich recht in der Annahme, dass du mir rein willst?“

Wieder ein Fiepsen und dazu ein Kopfnicken bevor Harry sich schon fallen ließ und um seinen Kopf flatterte.

Severus schüttelte kurz den Kopf, öffnete aber dann die Tür und ließ seinen Besuch hineinfliegen. „Du weißt schon, dass ich keine Fledermaus bin und gerne schlafen würde, oder?“, fragte er während er den Kamin per Zauberstab entzündete.

Harry fiepste nochmal, flatterte dann zu einem der Sessel und machte es sich darauf bequem.

„Also schläfst du hier?“

Ein weiteres Fiepsen bevor Harry demonstrativ die Augen zumachte. Er sah nicht wie Severus den Zauberstab auf ihn richtet und ein weiches Tuch über ihn erscheinen ließ, er fiepste nur überrascht als sich genau dieses Tuch auf ihn senkte. Severus sah jetzt nur noch wie das Tuch von unten zerknautscht wurde und irgendwann ein Fledermauskopf unter einer Ecke vorlugte. Noch ein paar Handgriffe und schon hatte sich Harry eine Art Ring um sich gebildet und schloss erneut die Augen.

„Gute Nacht, Harry.“

Fieps.

Severus lachte leise, löschte aber dann den Kamin und ging ins Schlafzimmer, es war spät und diesmal wollte er wirklich schlafen.
 

Leises Gerumpel und der Geruch von Kaffee weckte Severus. Etwas verwirrt blinzelte er ins Halbdunkel und nachdem er sein eigenes Schlafzimmer identifiziert hatte, tat sich gleich das nächste Problem auf. Wieso rumpelte es in seinen Räumen? Etwas desorientiert schälte er sich aus den Laken und griff nach seinem Zauberstab. Irgendwo im hintersten Winkel seines Gehirns kamen die Erinnerungen an den vergangenen Abend wieder und genauso weit hinten war die Erkenntnis, dass der Krachmacher eigentlich nur Harry sein konnte. Nun, der konnte auch noch etwas länger warten und mit diesem Gedanken machte sich Severus auf ins Bad. Er war am frühen Morgen einfach kein Mensch ohne eine heiße Dusche und eine Tasse Kaffee.
 

„Guten Morgen“, begrüßte Harry ihn eine halbe Stunde später.

„Was machst du in meiner Küche?“, war die Antwort während sich Severus an den gedeckten Tisch setzte.

„Mich dafür bedanken, dass ich hier schlafen durfte.“

„Indem du meine Küche demolierst?“

„Ich räum ja auf“, maulte Harry leise. Er hatte einige Zeit gebraucht bis er alles in der Küche gefunden hatte und dementsprechend sah es jetzt auch aus.

Severus schnaubte leise, trank aber dann einen Schluck Kaffee und hob skeptisch eine Augenbraue.

„Schlecht?“, fragte Harry.

„Nein, erstaunlich gut. Jetzt setz dich endlich, du hast doch nicht umsonst für zwei gedeckt.“

Harry konnte sich ein breites Lächeln gerade noch so verkneifen, er ließ den Blick nochmal prüfend über den Tisch schweifen und da alles drauf stand, was man für ein ordentliches Frühstück brauchte, setzte er sich. Allerdings griff er nach dem heißen Kakao, er war noch nie ein Freund von Kaffee gewesen.

„Hast du das alles selber gemacht?“

„Ja.“

„Woher kannst du das? Ich glaube kaum, dass du dich so gut in Haushaltszaubern auskennst um ein komplettes Frühstück auf den Tisch zu zaubern“, schnarrte Severus.

„Ich habe gar nicht gezaubert. Alles selbstgemacht.“

„Woher kannst du das?“, fragte Severus erneut, diesmal etwas schneidender.

„Das ist ein Thema, über das ich nicht reden will.“ Er wurde mit hochgezogener Augenbraue angesehen doch Severus schnitt das Thema nicht nochmal an sondern begann zu essen. Harry musterte ihn aus den Augenwinkeln, begann aber dann auch, dankbar, dass Severus nicht weiter nachfragte. Er wusste, dass er ihn irgendwann nochmal darauf ansprechen würde und dann würde er nicht um eine Antwort herum kommen.
 

Eine Weile war nur gefräßiges Schweigen zu hören, Harry wunderte sich im ersten Moment, dass Severus überhaupt etwas aß aber irgendwie freute es ihn. Doch er wusste es würde noch ein Gespräch folgen, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass Albus und Severus nichts mehr miteinander besprochen hatten. Als Severus schließlich den Teller wegschob, sich eine dritte Tasse Kaffee einschenkte und ihn dann prüfend ansah, wusste Harry, seine Schonfrist war vorbei.

„Willst du wissen was Albus noch gesagt hat?“, fragte Severus.

„Betrifft es mich?“

„Teilweise. Aber auch deine Freunde.“

„Wieso meine Freunde?“

„Nun, wir werden jedes Paar Augen brauchen wenn wir das komplette Malfoy-Manor durchsuchen wollen.“

„Malfoy-Manor? Severus, berichtige mich wenn ich falsch liege aber ist das nicht der Ort, den wir Beide nur sehr, sehr knapp verlassen konnten?“, fragte Harry.

„Du liegst nicht falsch, um diesen Ort geht es.“

Und ER wird uns einfach suchen lassen?“

„ER und seine Leute werden rausgeschmissen.“

„Ähm.... Häh?“

Severus grinste kalt und begann seinen Plan zu erläutern.
 

„Das funktioniert?“, fragte Harry irgendwann.

„Was davon?“

„Alles?“

„Nun, der Säuberungszauber wird funktionieren. Ob wir natürlich dort etwas finden, ist eine andere Sache. Aber es ist ein Anfang“, erklärte Severus, den skeptischen Tonfall des Anderen ignorierend.

„Wozu braucht ihr dann uns?“

„Wie gesagt, jedes Paar Augen ist nützlich. Der Orden und die Auroren werden zum Schutz benötigt und da sind zwanzig neugierige Jugendliche, die ihren Nasen sowieso immer in fremde Angelegenheiten stecken, genau richtig“, schnarrte Severus.

„Zwanzig?“, fragte Harry nach.

„Ja. Sechstklässler Gryffindor und Slytherin.“

„Das gibt Mord und Totschlag.“

„Nicht wenn du und mein Patensohn euch mal aussprecht.“

„Willst du das Schloss renovieren?“, fragte Harry trocken.

„Nein, will ich nicht“, gab Severus grinsend zurück, „aber es wird Zeit diese sinnlosen Reibereien beizulegen. Wir befinden uns im Krieg, da ist kein Platz für solche Kindereien.“

„Das von dir? Du hast den Häuserhass doch erst richtig entfacht. Du warst nie fair zu den Gryffindors.“

„Das werde ich auch überdenken“, gab Severus zu und konnte sich dann an Harry's Imitation eines Goldfisches erfreuen. „Da ich keine Widerworte höre, wirst du dich heute Nachmittag mit Draco zusammen setzen und reden. Ihr müsst keine besten Freunde werden aber ich will, dass die Sechstklässler ohne Probleme zusammenarbeiten können.“

„Weiß Dumbledore von dieser Idee?“

„Nein, noch nicht.“

„Er wird niemals zustimmen, dass sich Schüler in Malfoy-Manor aufhalten“, warf Harry jetzt ein.

„Überlass Albus mir, du kümmerst dich um Draco.“

Harry seufzte leise, nickte dann aber bevor er ihn angrinste und hoffnungsvoll fragte, „Können wir tauschen?“

Severus sparte sich die Antwort.

Kapitel 8

„Ihr klärt eure Streitigkeiten bis ich wieder da bin“, schnarrte Severus. In seinem Wohnzimmer standen sich Harry und Draco gegenüber, Beide die Arme verschränkt und Beide nicht sehr begeistert von der Idee. Noch bevor einer der Zwei etwas sagen konnte, hatte sich Severus umgedreht und das Zimmer verlassen.
 

Sie schwiegen sich jetzt schon seit einer halben Stunde an, Harry saß mittlerweile im Sessel während Draco sich an den Kamin gelehnt hatte.

„Das ist lächerlich“, murrte Harry schließlich.

„Es ist nicht meine Idee gewesen“, gab Draco zurück. Beide klangen mehr als missmutig.

„Vielleicht sollten wir doch reden.“

„Worüber? Wir hassen uns.“

„Naja, eigentlich nicht. Ich habe mich nur gewehrt“, murmelte Harry.

„Ach, also bin ich an allem schuld, oder was?“, fauchte Draco ihn sofort an.

„Du hast angefangen. Bei Merlin, du hast mich bei jeder Gelegenheit angegiftet und dass seit wir elf waren. Wie sollte ich mich da groß verhalten? Ich habe es damals nicht mal verstanden warum du mich so angegangen bist“, gab Harry in derselben Tonlage zurück.

Sie funkelten sich eine Weile wütend an bis Draco tief durchatmete, sich vom Kamin abstieß und Richtung Küche ging.

„Flucht ist zwecklos, ich glaube nicht, dass Severus uns gehen lässt bevor wir geredet haben“, rief ihm Harry hinterher.

„Ich mache Tee“, gab Draco knurrend zurück.
 

Schweigen und zwei dampfende Teetassen standen zwischen ihnen bis Draco als Ersten die Geduld verließ. „Ich war beleidigt“, sagte er.

„Häh?“

„Wortgewand wie immer, Potter.“

„Wann und wie habe ich dich beleidigt?“, präzisierte Harry jetzt seine Frage.

„Gar nicht, ich war halt einfach beleidigt. Mensch, ich war elf und du hast meine Freundschaft ausgeschlagen. Das war ich nicht gewöhnt, ich bin ein Malfoy, ich habe bis dahin alles bekommen was ich wollte“, fauchte Draco.

Harry blinzelte ihn nur fragend an.

„Du machst deiner Eule gerade schwer Konkurrenz.“

„Was hast du damals erwartet? Du hast meinen ersten Freund überhaupt beleidigt und warst ein arroganter Mistkerl, wie hätte ich da deine Hand annehmen sollen? danach hast du mich immer nur angezickt.“

„Angezickt? Hallo?“

„Ist doch wahr. Du hast dich wie eine Zicke benommen“, sagte Harry mit einem Grinsen.

Draco sah ihn einen Moment an, versuchte herauszufinden ob er verarscht wurde doch schließlich erwiderte er das Grinsen. „Ok, ich habe gezickt. Aber du warst auch nicht besser.“

„Also sind wir dann quitt?“

„Wollen wir das?“, fragte Draco.

Harry zuckte unschlüssig mit den Schultern und fragte, „sind wir nicht zu alt für so was? vor allem im Anbetracht der äußeren Umstände.“

„Wahrscheinlich schon.“

„Wahrscheinlich?“

„Ja, ok, wir sind zu alt dafür. Was schlägst du vor?“

Jetzt grinste Harry und reichte die Hand über den Tisch. „Lass uns einfach nochmal anfangen. Kein Vergeben und Vergessen, einfach nochmal probieren“, schlug er vor.

Seine Hand wurde skeptisch gemustert bevor Draco zögernd einschlug, „ok, probieren wir es. Aber leicht wird es nicht.“

„Wollen wir es leicht haben?“, fragte Harry grinsend.

„Neee.“

„Was lassen wir uns für Severus einfallen?“

Das Grinsen von Draco wurde jetzt bösartig bevor er fragte, „Ich gehe davon aus, dass du seine zweite Gestalt kennst?“

„Jaaa“, sagte Harry gedehnt. Wenn es möglich gewesen wäre, wäre das Grinsen seines Gegenübers noch breiter geworden und während Draco ihn in seinen Plan einweihte, konnte sich auch Harry das Grinsen nicht mehr verkneifen.
 

Unterdessen saßen sich noch zwei Zauberer bei Tee gegenüber doch ihre Differenzen waren längst beigelegt. Sie waren mittlerweile bereits zu dem Planen übergegangen auch wenn Severus' Gedanken öfters mal abschweiften.

„Wenn du dir solche Sorgen machst, dann geh doch nachsehen“, schlug Albus schließlich vor.

„Nein, sie müssen sich einig werden. Wenn diese zwei Häuser zusammenarbeiten, können wir auch die Sechstklässler der anderen Häuser einbeziehen.“

„Du warst immer dagegen Kinder in den Krieg zu schicken“, warf Albus ein.

„Falsch Albus, ich war dagegen Kinder in einen sinnlosen Krieg zu schicken. Ganz ehrlich, glaubst du wirklich, dass wir kämpfen werden und diese Kinder einfach dabei zusehen werden?“

„Nein.“

„Eben. Also kann man sie auch einbinden. Ein Herrenhaus zu durchsuchen, sollte genau ihren Fähigkeiten entsprechen“, sagte Severus.

„Vorausgesetzt die zwei Hauptstreithähne in deinem Wohnzimmer werden sich einig. Du wirst weder die Slytherins noch die Gryffindors zu einer Zusammenarbeit bringen wenn sich Harry und Draco ständig angehen“, gab Albus zu Bedenken.

„Deswegen habe ich sie ja auch eingesperrt.“

„Aber Severus.“

„Sie müssen sich nur vertragen und schon ist der Zauber aufgehoben. Albus, wann willst du mit Lucius reden?“

„Ich werde ein Ordenstreffen einberufen und dort die gesamte Sachlage aufklären. Du weißt, dass ich nichts ohne das Einverständnis der Anderen machen werde.“

„Wann?“

„In drei Tagen. Meinst du, bis dahin sind die Zwei sich einig?“

„Bestimmt.“ Albus sah ihn fragend an und Severus erklärte, „sie sind Beide nicht dumm, sie werden die Notwendigkeit eines normalen Umgangs miteinander einsehen.“

„Glaubst du auch, dass der Rest sich ihrem Beispiel anschließt?“

„Der Rest ist sogar schon weiter“, schnarrte Severus. Er wurde nur fragend angesehen und erklärte, „ich weiß aus sicherer Quelle, dass eine Schlange und ein Löwe zusammen sind. Beides Freunde der zwei Streithähne da unten.“

„Das ist ein guter Anfang. Du bist sicher?“, fragte Albus nochmal.

„Ja, bin ich. Überlass die Schüler mir, kümmre du dich um den Orden. Und tu uns allen einen Gefallen und sag nicht, dass die Idee von mir ist. Moody stimmt sonst nie zu, du weißt, wie gern er mich hat.“

„Nun, ich kenne eure Zuneigung zueinander“, lächelte Albus was Severus nur mit einem Schnauben beantwortete.

„Ich werde jetzt gehen und mal nachsehen ob mein Wohnzimmer noch so aussieht wie ich es verlassen habe. Albus, halt mich auf dem Laufenden“, sagte Severus während er schon aufstand.

„Natürlich. Viel Glück.“

„Albus, ich glaube diesmal ist meine Aufgabe wesentlich leichter als deine.“

„Bist du sicher?“

„Ja, bin ich. Einen schönen Tag noch.“

„Dir auch.“

Severus nickte seinem Mentor nochmal zu und ging dann, er hoffte wirklich, dass sein Wohnzimmer noch stand.
 

„Schachmatt.“

„Ich hasse dich.“

„Ich weiß.“

Severus beobachtete die zwei grinsenden Jugendlichen, zwischen denen sein eigenes Zaubererschachspiel stand und auf dem sich die Figuren gerade wieder zusammen setzten.

„Du bist ein miserabler Spieler“, sagte Draco.

„Ich weiß.“

„Deswegen spiel ich auch nicht mit ihm, es ist keine Herausforderung“, schnarrte Severus während er den Raum durchquerte und sich zu ihnen setzte.

„Danke, dass wollte Draco jetzt nicht wissen“, maulte Harry sofort los.

„Doch, das ist sehr interessant.“

„Ihr habt euch also ausgesprochen?“, fragte Severus.

Die Jugendlichen sahen sich kurz an, sie schienen wortlos zu kommunizieren bis Draco das Wort ergriff, „wir haben geredet aber um uns komplett auszusprechen, brauchen wir mehr Zeit. Man kann fast fünf Jahre Streit und Anfeindungen nicht innerhalb einiger Stunden beseitigen aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg.“

„Das ist mehr als ich erwartet hatte“, gestand Severus.

„Was hast du denn erwartet?“, fragte Harry während Draco schon die Figuren einräumte.

„Dass ihr euch mit gezogenen Zauberstäben gegenüber steht“, war die völlig ernste Antwort.

„Wir haben uns noch nie verflucht“, meinte Draco.

Nur um sofort von Harry unterbrochen zu werden, „naja, wir hatten nie die Gelegenheit dazu. Es war immer ein Lehrer da. Mal ehrlich, irgendwann hätten wir die Stäbe gezogen, oder?“

Draco sah ihn einfach nur an, überlegte kurz und nickte schließlich widerstrebend.

„Gut, da das jetzt geklärt ist. Wollt ihr wissen wie es weiter geht?“

„Gleich, erst mal hätten wir eine Frage.“

Severus zog nur fragend eine Augenbraue hoch und Harry fragte schließlich, „warum bist du so anders? Erst bist du nett zu mir, dann willst du, dass wir uns verstehen und jetzt sollen die Sechstklässler aller vier Häuser zusammen arbeiten und das bei einer sehr, sehr wichtigen Aufgabe. Warum nicht die Siebtklässler? Warum engagierst du dich plötzlich so? Du hast dich sonst aus allem raus gehalten oder eher im Hintergrund agiert. Warum diese plötzliche Eile?“

„Weil ich auch nicht jünger werde“, gab Severus mit einem Schmunzeln zurück doch die zwei Jugendlichen sahen ihn nur weiter abwartend und auffordernd an. Severus seufzte schließlich leise und sagte, „weil ich es leid bin. Diesen ganzen Krieg, dieses Umeinanderrumgetanze, dieses ganze Theater. Nachdem ich bei IHM aufgeflogen bin, muss ich mich nicht mehr verstecken. Nachdem du endlich dein Gehirn entdeckt hast und Albus damit den Kopf gewaschen hast, habe ich meine Chance genutzt. Ich versuche seit 81 Albus davon zu überzeugen, dass ER wiederkommen wird und wir einen Weg suchen müssen, IHN endgültig zu vernichten. Aber Albus hat immer wieder gesagt, dass er sich nach der Prophezeiung richtet. Er wollte Harry ausbilden damit er dann gegen IHN kämpft. Seit du hierher gekommen bist, rede ich auf ihn ein, dass wir einen weiteren Plan brauchen. Nun, bis jetzt war er dagegen. Bis Harry ihm direkt gesagt hat, dass wir einen anderen Weg brauchen. Ich habe keine Ahnung ob wir etwas in Malfoy-Manor finden, ob es überhaupt einen anderen Weg gibt aber ich weigere mich einfach so aufzugeben. Und warum ihr? Nun, die Antwort müsstet ihr euch eigentlich denken können. Zumindest Harry und seine Freunde würden sich sowieso irgendwie einmischen und lieber sollen sie das unter kontrollierter Aufsicht tun. Und wenn die schon was machen, können die restlichen Sechstklässler auch was tun. Ich habe nicht vergessen, dass in eurer famosen Armee auch andere Häuser waren. In drei Tagen wird Albus den Plan beim Orden vorstellen. Ich rechne mit etwas Gegenwehr von Moody, Arthur und seinen Sprösslingen und vielleicht noch Kingsley. Lupin und Minerva werden sofort dabei sein.“

„Warte mal, Remus Lupin?“, unterbrach ihn Harry aufgeregt.

„Natürlich. Wer denn sonst?“

„Wo ist Remus?“

„Kann ich dir leider nicht sagen, der ist für Albus unterwegs. Nur er kann ihn kontaktieren.“

„Aber er wird in drei Tagen im Grimmauldplatz sein?“, fragte Harry und man musste kein Hellseher sein um zu erkennen, worauf die Fragen hinausliefen.

„Ja, wird er und nein, du bleibst hier.“

„Aber....“

„Kein Aber. Harry, du bleibst hier.“

„Das ist nicht fair.“

„Gewöhn dich dran. Wenn die Sache so abläuft, wie ich und Albus uns das vorstellen, siehst du ihn eh bald wieder“, sagte Severus beruhigend.

„Wann?“

„In Malfoy-Manor. Er wird mit suchen, genau wie ein paar des Ordens.“

„Warum kann ich nicht zu dem Treffen?“, murrte Harry.

Sein Gegenüber seufzte genervt auf und knurrte, „willst du wirklich vor den versammelten Orden treten und ihnen erklären, dass ihr vielgepriesener Held doch nicht gegen IHN kämpfen will? Zumindest nicht so, wie sie es sich, seit Jahre oder Jahrzehnten, vorgestellt haben.“

„Nein.“

„Siehst du und deswegen bleibst du hier. So, noch Fragen?“ Nachdem Beide mit dem Kopf geschüttelte hatten, deutete Severus auf die Tür, „Dann raus. Ich habe genug Nerven für heute gelassen.“
 

„Was machen wir jetzt?“, fragte Harry, nachdem die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war.

„Du bist doch offiziell gar nicht da, oder?“

„Nein, wieso? Ich müsste mich auch gleich verwandeln, wieso?“

Draco druckste etwas mit seiner Antwort rum bis er fragte, „wir wollten doch neu anfangen, oder?“

„Ja. Mensch Draco, mach den Mund auf.“

„Warum kommst du nicht mit zu uns?“, brachte Draco jetzt heraus.

„Zu euch? Zu den Slytherins?“, fragte Harry etwas unglaubwürdig nach.

„Ja, zu den Slytherins. Wohin denn sonst? Komm schon, ich will nicht mit den Beiden alleine sein.“

Jetzt grinste Harry und meinte, „gehe ich Recht in der Annahme, dass es sich bei den Beiden um Neville und Theo handelt?“

„Ja.“

„Sind sie so nervig?“

„Sieh es dir selber an und urteile dann“, schlug Draco vor, er klang dabei allerdings irgendwie resignierend.

„Dieses Angebot nehme ich gerne an.“

„Danke“, diesmal klang er ehrlich dankbar, „dann auf.“

Grinsend folgte Harry dem Slytherin.
 

Draco schlug sich mit der Hand gegen die Stirn als sie den Gemeinschaftsraum betraten und außer ihnen wirklich nur Neville und Theo anwesend waren, und die waren mit sich selbst beschäftigt. „Sucht euch ein Zimmer“, knurrte er sofort.

Die zwei Jungs sahen auf, Theo grinste ihn nur an während Neville beschämt lächelte. Doch dann bemerkte er Harry und sprang sofort auf.

„Was machst du denn hier?“, fragte er sichtlich erfreut, Theo blieb einfach sitzen.

„Mich mit den Schlangen anfreunden nachdem uns die Oberschlange rausgeschmissen hat“, sagte Harry grinsend.

Sie gesellten sich zu Theo auf die Couchgruppe und Draco erklärte ihnen erst mal die Situation.
 

„Krasse Sache. Meint ihr, das funktioniert?“, fragte Theo schließlich.

„Die Freundschaft zwischen den Häusern oder die andere Sache?“, fragte Neville.

„Beides.“

„Wir werden es versuchen. Beides.“

Alle sahen überrascht zu Draco, der den Blick neutral erwiderte.

„Du scheinst dir dieser Sache sicher zu sein.“

„Nein, bin ich nicht aber wir müssen es versuchen. Harry wird sich um die Löwen kümmern und ich werde mit dem Rest der Slytherins reden wenn sie wieder da sind.“

„Glaubst du wirklich, dass sich die Siebtklässler etwas von dir sagen lassen? Einige stehen noch sehr unter SEINEM Einfluss und sind nicht sehr gut auf dich zu sprechen“, warf Theo nachdenklich ein, „du weißt selber wie sie mittlerweile über Snape reden.“

„Die Siebtklässler sind noch drei Monate da, die sind egal.“

„Sie könnten Probleme machen.“

„Dass sollen sie versuchen und ich hexe sie persönlich ins nächste Jahrhundert“, knurrte Draco, „und wenn es nach Severus' Zeitplan geht, sind wir frühstens in den Sommerferien in Malfoy-Manor. Das Ritual wird ja auch einige Zeit in Anspruch nehmen.“

„Hoffentlich klappt es.“

„Was wenn wir nichts finden? Was machen wir dann?“, fragte Theo.

„Uns was Neues überlegen. Ich werde mich nicht sinnlos opfern“, murrte Harry.

„Hier opfert sich niemand sinnlos. Also, was machen wir jetzt?“, fragte Draco.

„Snape explodiert?“

„Gute Idee.“

Schon packte Theo die Karten aus und sie nutzten den angebrochenen Tag damit sich etwas besser kennenzulernen.
 

Er hatte schlecht geschlafen, naja, eigentlich hatte er gar nicht geschlafen. Er war nervös und er wusste auch genau warum, heute war das Treffen des Ordens und er konnte nichts anderes tun als zu warten. Murrend stand Harry auf und schlurfte ins Bad, auch wenn eine heiße Dusche ihm nicht wirklich helfen würde. Er war schlicht und einfach schrecklich nervös über den Ausgang der Versammlung.
 

Die Nervosität trieb Harry schließlich aus dem Gryffindorturm und zwar direkt in die Kerker. Zu seiner Überraschung stand ein Fenster offen. Etwas verwirrt flatterte er rein und fand sich in Severus' Wohnzimmer wieder.

„Ich hatte früher mit dir gerechnet“, schnarrte eine Stimme und nach einem Moment der Orientierung hatte er Severus gefunden. Er saß im Sessel, ein Buch auf dem Schoß und eine dampfende Tasse neben sich auf dem Tisch. „Setz dich“, sagte Severus mit einem Deut auf den Tisch.

Harry flatterte etwas verwirrt über dem Tisch herum, er konnte nicht glauben, was er da sah denn direkt unter ihm lag sein Kissen.

„Setz dich oder ich frier dich ein“, warnte Severus.

Mit einem Fiepsen sank Harry tiefer, kuschelte sich in das Kissen und sah ihn dann fragend an.

„Da du deine Kette nicht dabei hast, gehe ich davon aus, dass du nicht vor hast dich zu verwandeln. Also willst du dich hier verstecken und so tun als wärst du nicht Harry Potter?“, fragte Severus.

Harry sah ihn weiter fragend an, er hörte nur eine leichte Amüsiertheit aus seiner Stimme heraus und nichts von dem Spott, den er erwartet hatte. Unsicher nickte er.

„Dann verhalte dich ruhig. Ich möchte in Ruhe weiterlesen, vielleicht findet sich schon in diesem Buch etwas.“

Ein fragendes Fiepsen.

„In dem Buch stand auch der Bestientrank, der Richtige. Leider sind die meisten Zaubersprüche und Tränke hier drin nicht für den Kampf gedacht.“ Jetzt war Harrys Neugier geweckt, er flatterte etwas mit den Flügeln bis Severus fragte, „was willst du?“

Unsicher wurde mit einer Flügelspitze auf das Buch gedeutet.

„Du willst mitlesen?“, fragte Severus jetzt wirklich überrascht.

Nicken.

Severus sah ihn einen Moment zweifelnd an, seufzte dann leise und hob ihn vorsichtig von dem Kissen runter. Nur um ihn auf seine Schulter zu legen. „Versuch dich nicht in meinen Haaren zu verfangen, du weißt genau was das für Probleme macht“, schnarrte Severus.

Harry fiepste beschämt, machte es sich aber dann bequem und versuchte etwas in dem Buch zu erkennen. Es dauerte ein paar Momente bis er wirklich etwas lesen konnte, das veränderte Sehvermögen einer Fledermaus machte ihm doch manchmal noch Probleme. Doch als er sich erst mal daran gewöhnt hatte, blieb er ruhig liegen und las. Severus kommentierte das Ganze nicht sondern trank einen Schluck Tee und las dann auch weiter. Jedes Mal bevor er umblättern wollte, wartete er auf das Fiepsen, welches ihm anzeigte, dass sein Besuch auch soweit war.
 

Der Tag verging friedlich, Harrys Nervosität legte sich in der ruhigen Stimmung im Kerker und schneller als er gedacht hatte, klopfte es an der Tür. Harry zuckte erschrocken zusammen und rutschte damit von Severus' Schulter. Mit einem leisen Platsch landete er auf dem Buch, eine hochgezogene Augenbraue und ein Grinsen antwortete ihm darauf bevor Severus den Blick hob und schnarrte, „herein.“

Doch es war nicht Albus, der eintrat.

„Lupin. Was wollen sie denn hier?“

„Hallo Severus“, gab der Werwolf ruhig zurück. Den schneidenden und hasserfüllten Unterton seines Gegenübers versuchte er zu ignorieren. Noch bevor Severus darauf antworten konnte, schoss ein quietschendes Etwas auf den Neuankömmling zu und prallte mit voller Wucht gegen seine Brust. Remus starrte auf die hektisch fiepsende Fledermaus, die wild flatternd an seiner Brust klebte und sah dann etwas hilflos zu Severus. Als dieser ihn nur weiter kalt ansah, fragte er, „Könntest du dein Haustier zurückrufen?“

„Harry, du hast es gehört. Lass den Köter in Ruhe“, schnarrte Severus.

„Du hast dein Haustier nach Harry benannt?“

„Falsch, er hat denselben Namen, den ihm seine Eltern gegeben haben.“

Es dauerte ein paar Momente bis Remus die Worte verstand und verblüfft auf die Fledermaus starrte, die jetzt dazu übergegangen war wild um seinen Kopf herum zu flattern.

„Das ist wirklich Harry?“

„Hat Albus nichts erzählt?“, fragte Severus.

„Davon auf alle Fälle nicht. Darf ich mich setzen? Was ist mit Harry los?“, fragte Remus.

„Ungern. Harry versucht dir klar zu machen, dass er sich freut dich zu sehen.“

„Woher weißt du das? Vor allem, wie stellt man ihn ab?“

„Potter!“, knurrte Severus.

Die Reaktion erstaunte Remus denn Harry zuckte wie unter einem Schlag zusammen, ließ aber dann von ihm ab und segelte zum Tisch zurück. Dort landete er auf einem Kissen und sah Severus aus großen Augen an.

„Lupin, setz dich“, knurrte dieser bevor er sich an Harry wandte, „flieg in den Turm und hol deine Sache. Der Köter ist dann immer noch da.“

Harry sah kurz zu Remus, nickte aber dann und flog durchs offene Fenster wieder raus.

„Willst du mir das erklären, Severus?“, fragte Remus leise.

„Nein.“
 

Es dauerte nur wenige Minuten bis die Fledermaus wieder durchs Fenster rein geschossen kam, diesmal hielt sie allerdings eine kleine, goldene Kette in den Krallen. Wortlos deutete Severus auf eine Tür, die er mit einem Wink des Zauberstabes öffnete. Harry flatterte hindurch und Remus guckte noch verwirrter als vorher. Jeglicher Versuch ein Gespräch in Gang zu bringen, war von Severus im Keim erstickt worden. Er hatte keinerlei Zweifel daran aufkommen lassen, dass er Remus' Anwesenheit in seinen Räumen nur duldete weil er wahrscheinlich Informationen über die Versammlung hatte.

„Remus“, erscholl genau in diesem Moment und wenig später hatte der Werwolf einen sehr glücklichen Jugendlichen in den Armen.

„Hallo Harry, es ist schön dich zu sehen“, gab er lächelnd zurück.

„Ihr könnt euch später in irgendwelchen herzerweichenden Willkommensgrüßen verlieren, Lupin. Wieso bist du hier?“, knurrte Severus.

„Weil Albus und ich Harry nicht im Gryffindorturm gefunden haben. Und Albus hat dann vorgeschlagen, dass ich ihn hier suche. Will mir einer von euch erklären warum?“, fragte Remus immer noch lächelnd.

„Was willst du hier?“, wiederholte Severus, „was sagt der Orden?“

„Nach einigen Diskussionen sind sie einverstanden. Der Orden hat schon mit der Beschaffung der benötigten Zutaten begonnen, das Ritual kann dann voraussichtlich in vier Wochen beginnen.“

„Wie lange dauert es dann bis das Manor wieder frei ist?“, fragte Harry.

„Eigentlich sofort aber der Zauber legt sich auf das Haus. Jeder Mensch, der das Haus betritt, wird sozusagen infiziert und um sicher zugehen, dass auch wirklich jeder Todesser betroffen ist, will Albus weitere vier Wochen warten“, erklärte Remus.

„Also zwei Monate?“

„Ja.“

„Gut, da das jetzt geklärt wäre, könnt ihr euer Gespräch woanders fortführen“, schnarrte Severus. Während Remus nichts anderes erwartet hatte, sah Harry ihn verwirrt an. Doch Severus ging nicht darauf ein sondern knurrte, „Lupin, raus.“

„Deine Gastfreundschaft war schon mal besser. Harry, wollen wir im Gemeinschaftsraum weiter reden? Ich habe da einige Fragen an dich“, sagte Remus.

„Muss das sein?“

„Ja.“

„Dann aber nicht hier!“

„Remus, geh doch schon vor, ich komme sofort nach“, sagte Harry. Er wurde zwar fragend angesehen doch dann nickte Remus, löste sich von ihm und stand auf.

„Auf Wiedersehen, Severus.“

„Raus, Lupin.“

Ohne ein weitere Wort zu sagen, verließ Remus den Raum.
 

„Warum bist du so unfreundlich zu ihm?“, fragte Harry.

„Nur weil ich zu dir freundlich bin, werde ich mein Verhalten den anderen Gryffindors gegenüber nicht ändern. Egal ob ehemaliger Gryffindor oder nicht. Harry, Lupin und ich werden nie Freunde werden, egal was auch passiert. Jetzt verschwinde zu dem Köter“, schnarrte Severus.

Harry schüttelte nur lächelnd den Kopf und steuerte erneut die offen stehende Tür an. Kurz darauf flatterte die Fledermaus wieder in Severus' Wohnzimmer rum.

„Verschwinde, Fledertier.“ Diesmal klang er nicht mehr kalt und abweisend sondern amüsiert.

Harry fiepste ihn nochmal schrill an und steuerte dann das Fenster an.

„Denk an das Training morgen Nachmittag.“

Ihm antwortete nur ein Quietschen, welches er mittlerweile als Ja identifiziert hatte bevor Harry den Raum endgültig verließ. Severus schloss das Fenster mit dem Zauberstab und wandte sich dann wieder seinem Buch zu. Er wollte die ruhige Zeit nutzen denn er war sich sicher, dass Albus heute auch noch bei ihm auftauchen würde.
 

Die Osterferien waren vorbei und zu aller Überraschung waren plötzlich sämtliche Streitigkeiten zwischen den Häusern Slytherin und Gryffindor eingestellt. Es war als wäre niemals etwas gewesen. Von einer großen Freundschaft waren sie weit entfernt aber die Schüler gingen höflich und freundlich miteinander um und machten so einige Unterrichtsstunden wesentlich einfacher. Doch auch das Verhalten eines Lehrer änderte sich. Severus Snape, Hauslehrer von Slytherin und bekennender Gryffindorfeind wurde fair.

Die Gryffindors konnten es gar nicht glauben als sie die ersten Punkte bekamen, als die Slytherins bestraft wurden als sie Streit anfingen, als Hermine das erste Ohnegleichen bekam. Er war immer noch sarkastisch, höhnisch, erniedrigend und extrem streng aber er war fair geworden. Seine Strafen richteten sich gegen alle vier Häuser gleichermaßen, genau wie die Punkteverteilung. Nach außen hin wirkte es so als würde er wirklich alle Schüler gleich behandeln. Hätte sich aber jemand die Mühe gemacht die einzelnen Klassenstufen miteinander zu vergleichen, wären die Unterschiede sofort aufgefallen. Die Sechstklässler nahmen völlig anderen Schulstoff durch als sie eigentlich sollten. Severus forderte von ihnen mehr als von den Siebtklässlern, sogar mehr als eigentlich für das Bestehen der UTZ erforderlich war. Doch es machte sich keiner die Mühe die Klassen zu vergleichen, alle waren glücklich darüber, dass sich Severus so positiv verändert hatte.
 

Nun, in einigen Dingen war er gleich geblieben. Das stellte Harry am Wochenende nach Beginn des Schulalltages fest denn da war er wieder mit Severus zum Training verabredet.

„Zehn“, stellte Severus ruhig fest.

Leise schimpfend rappelte sich Harry auf und klopfte sich wütend den Staub von den Sachen.

„Harry?“, fragte Severus nach.

„Das ist nicht fair.“

„Was ist denn jetzt schon wieder nicht fair?“

„Wieso verliere ich ständig?“, maulte Harry. Mit einem Plumps ließ er sich wieder auf den Boden fallen. Er zog die Beine an, schlang die Arme darum und legte den Kopf auf die Knie, er war sauer. Er erwartete eine bissige Bemerkung, wie schon die neun Mal zuvor, in denen er das Duell verloren hatte doch Severus seufzte nur leise und setzte sich, sehr viel eleganter, neben ihn.

„Wir üben seit nicht mal zwei Wochen. Was hast du denn erwartet?“

Etwas unschlüssig zuckte Harry mit den Schultern, „dass ich zumindest besser werde.“

„Du wirst besser.“

„Klar, deswegen lande ich auch zehn Mal hintereinander auf dem Hintern.“

„Ich sagte, du wirst besser, nicht, dass du gut genug bist um mich zu besiegen.“

„Wann werde ich das sein?“, fragte Harry ohne ihn anzusehen, „ich werde auch nicht jünger.“

„Du wirst in wenigen Monaten gerade mal siebzehn. Was soll ich denn da sagen?“

„Wie alt bist du eigentlich?“

„Siebenunddreißig.“

„Echt? Schon?“

„Soll ich jetzt beleidigt sein? Lupin ist genauso alt“, gab Severus zu bedenken.

„Naja...., er sieht aber nicht so alt aus“, gab Harry leise zurück.

Als Severus nicht antwortete, wandte Harry vorsichtig den Kopf um ihn anzusehen doch sein Sitznachbar sah nach oben in den Himmel. Harry folgte seinem Blick, einige Wolken waren vor den Sternen zu sehen aber ansonsten war es eine schöne Nacht.

„Böse?“

„Nein, warum auch? Ich weiß wie ich aussehe und ich weiß auch was die Schüler über mich erzählen. Aus dem Alter mich darüber zu ärgern, bin ich längst hinaus“, sagte Severus ohne ihn anzusehen.

„Warum dann so schweigsam?“

„Schon mal was von, ich genieße die Ruhe, gehört?“

„Oh. Na dann.“

Harry ließ sich nach hinten ins Gras fallen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und beobachtete die vorbeiziehenden Wolken, die nur als dunkle Schatten zu erkennen waren. Severus löschte die meisten Hexenfeuer bis nur noch eines hinter ihnen brannte.
 

Nach einiger Zeit begannen Harrys Gedanken zu wandern und hauptsächlich drehten sich seine Überlegungen um den Mann, der neben ihm saß und noch immer schweigend in den Himmel sah. Er hatte noch nicht wirklich begriffen warum er plötzlich so nett zu ihm war. Nicht, dass er es nicht genoss aber er verstand seine Beweggründe nicht. Gut, Severus hatte scheinbar endlich eingesehen, dass er nicht sein Vater war aber wieso dieser plötzliche Sinneswandel um 180 Grad? Oder war das hier der wirkliche Severus Snape? Harry dachte über die Zeit als Fledermaus nach und kam zu dem Schluss, dass Severus sonst immer eine Maske trug. Damals war er, er selbst gewesen. Freundlich, nett, auf seine weiße immer noch zynisch aber mit einem amüsierten Unterton, der ihm sonst immer fehlte. Nur warum war er in seiner Gegenwart immer noch so? Klar, er kannte Dinge von Severus, die er wahrscheinlich nie freiwillig preis gegeben hätte aber rechtfertigte das dieses ungezwungene, fast schon freundschaftliche Verhältnis? Als sich Severus neben ihm leise räusperte, sah er auf und stellte fest, dass er ihn die ganze Zeit angestarrt hatte.

„Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte Severus amüsiert.

„Ich glaube nicht. Ich grüble nur etwas.“

„Worüber?“

„Dich.“

„Aha, und was ist dabei raus gekommen?“ Severus klang nicht böse sondern eher interessiert.

„Ich versteh dich einfach nicht.“

„Musst du ja nicht.“

„Würde ich aber gerne.“

„Warum?“

„Weil es mich interessiert. Du bist so anders zu mir“, sagte Harry leise.

„Im Vergleich zu wann? So weit ich mich erinnere, war ich genauso zu dir als du eine Fledermaus warst, oder?“

„Ja, schon aber...“

„Harry, wir wissen mehr von dem jeweils Anderen als wahrscheinlich jeder Andere. Ich muss mich nicht mehr verstellen also ist es sinnlos wenn wir diese Farce aufrecht erhalten. Sollte dir der momentane Zustand allerdings irgendwie unangenehm sein, werde ich es natürlich ändern“, sagte Severus ernst und zum ersten Mal seit Trainingsende sah er ihn an.

„Warum sollte mir das unangenehm sein? Nein, ist es nicht. Ich versuche es nur immer noch zu verstehen. Gib mir einfach etwas Zeit, das wird schon“, gab Harry genauso ernst zurück.

Severus nickte knapp und wechselte dann das Thema, „ich möchte, dass du deinen Okklumentikunterricht wieder aufnimmst.“

„Wieso? Das war ein Desaster.“

„Die Umstände waren damals anders. Diesmal wird es funktionieren.“

„Wann?“

„Jeden Dienstag und Freitag um Acht Uhr bei mir.“

„Das ist ja wie nachsitzen“, protestierte Harry sofort.

„Dann solltest du es ja gewohnt sein.“

„Das war fies!“

Severus sparte sich einen Kommentar darauf sondern grinste nur leicht und erhob sich dann.

„Schluss für heute?“, fragte Harry.

„Ja, Schluss für heute. Morgen wieder?“

„Gerne. Nach dem Abendessen?“

„Nein. Ich habe zu viele sinnlosen Hausaufgaben zu kontrollieren. Gegen zehn?“

„In Ordnung.“

Harry war inzwischen auch aufgestanden und hatte die Decke zusammen gelegt und in seine Tasche gesteckt. Gleichzeitig zog er den Tarnumhang raus und warf ihn sich über. „Dann bis morgen Abend?“, fragte er nochmal nach.

„Ja.“

„Dann gute Nacht.“

„Gute Nacht.“
 

Die erste Okklumentikstunde war ein kompletter Reinfall, Harry schaffte es keinen einzigen Angriff von Severus stand zu halten und nach dem letzten Angriff blieb er einfach auf der Stelle sitzen, an der er umgefallen war. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, er wollte Severus nicht ansehen denn dieser war zu weit in seine Gedanken eingedrungen. Selbst bei dem Unterricht in seinem fünften Schuljahr war Severus nie so weit vorgedrungen, er hatte lediglich immer wieder Cedrics Tod und das Verhältnis zu Sirius verhöhnt. Es war eine Kleinigkeit gewesen, das letzte Weihnachtsfest und irgendwie hatte dieses Fest Harrys Erinnerungen freigelegt. Ohne jeglichen Widerstand waren seine Kindheitserinnerungen über ihn und Severus hereingebrochen. Nichts hatte sie aufhalten können und als es endlich vorbei war, wusste Severus alles, wirklich alles. Und Harry wollte sich einfach nur noch in ein Loch verkrümeln.

Severus starrte den Jungen vor sich fassungslos an, naja, eigentlich starrte er seinen Hinterkopf an denn Harry hielt den Blick gesenkt und machte auch keine Anstalten aufzusehen. In gewisser Weise verstand er ihn aber auf der anderen Seite auch nicht. Harry konnte nichts für seine Vergangenheit und doch schämte er sich scheinbar dafür. „Wir machen Schluss für heute. Willst du noch einen Tee trinken?“, fragte er leise.

Harry schüttelte fast sofort den Kopf.

„Niemand kann etwas für seine Vergangenheit, vor allem ein Kind nicht. Es gibt nichts wofür du dich schämen müsstest“, sagte Severus.

„Aber...“

„Nein, kein Aber. Komm hoch, trink einen Tee und wenn du willst, können wir darüber reden. Wenn nicht, schweigen wir uns einfach ne Zeitlang an.“

Harry hob langsam den Kopf, das Grinsen sah sehr gequält aus doch schließlich nickte er.

„Dann setz dich, ich hole den Tee.“

„Wieso vertrage ich den eigentlich?“, fragte Harry während er aufstand. Severus hob fragend eine Augenbraue und Harry erklärte, „mormal vertrag ich nur Wasser aber deinen Tee kann ich ohne Probleme trinken. Wieso fällt mir das erst jetzt auf?“

„Weil du andere Dinge im Kopf hattest“, gab Severus zurück bevor er den Raum einfach verließ. Harry sah ihm kurz nach, machte es sich aber dann vor dem Kamin bequem.
 

„Du hast die gröbsten Bestandteile des Tees schon als Fledermaus vertragen. Ich habe lediglich ein paar weitere Kräuter hinzugefügt, deswegen ist er auch so bitter“, erklärte Severus kurze Zeit später als er wiederkam und ein Tablett auf den Tisch stellte.

„Die Gebäckstücke damals?“

„Da habe ich die Wahrheit gesagt. Ich habe schon damals einen Trank entwickelt, der dich normale Nahrung vertragen lässt aber er würde auf Dauer zu schweren Organschäden führen. Du wirst dich an deine Insekten gewöhnen müssen“, sagte Severus.

„Aber den Tee kann ich bedenkenlos trinken?“

„Ja.“

„Kann man den Geschmack irgendwie verändern?“, fragte Harry während er sich ein Tasse Tee und die Schüssel mit den gebratenen Grillen nahm.

„Geringfügig. Ich werde ein paar Versuche durchführen. Harry, willst du darüber reden?“, fragte Severus.

„Nein.“

„Bist du sicher?“

„Ja. Severus, du bist der Erste, der überhaupt davon erfährt. Nicht mal meine Freunde wissen wirklich was vor meinem elften Geburtstag geschehen ist und wenn es nach mir gehen würde, hätte es auch nie jemand erfahren“, sagte Harry ernst aber traurig.

„Vertraust du deinen Freunden so wenig?“

„Das ist es nicht.“

„Was ist es dann? Glaubst du, sie würden es nicht verstehen?“

„Doch würden sie. Aber ich möchte trotzdem nicht, dass sie es erfahren. Ich will ihr Mitleid nicht“, sagte Harry, „und deins auch nicht.“

„Glaubst du wirklich, dass ich mit irgendjemanden Mitleid hätte?“, schnarrte Severus mit hochgezogener Augenbraue.

„Neee. Also können wir das Thema einfach vergessen?“

„Das ist nicht gut aber in Ordnung.“

„Hast du mit jemanden über deine Kindheit geredet? Über die Sachen, die mein Vater und die Rumtreiber dir damals angetan haben?“, fragte Harry.

„Ja.“

Jetzt war Harry wirklich erstaunt und das sah man ihm auch an.

Severus lächelte etwas gequält und meinte, „es ist nicht gut solche Dinge in sich hinein zu fressen, egal wie schlimm, peinlich oder demütigend sie waren. Man zerbricht daran.“

„Wer?“

„Lucius.“

„Malfoy? Der Eisklotz?“

„Lucius mag arrogant wirken aber er ist ein sehr guter Freund, der immer ein offenes Ohr für mich hatte. Der mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat, sehr viele Abwehrzauber habe ich von ihm gelernt. Er hat mir auch öfters mal den Kopf zurecht gerückt“, erklärte Severus und jetzt war das Lächeln echt.

„Das klingt schön.“

„Du solltest auch mit jemanden reden.“

„Ich überleg es mir. Danke für den Tee.“

Damit erhob sich Harry, nickte dem völlig überraschten Severus nochmal zu und ging dann ohne ein weiteres Wort.
 

Harry ließ die nächsten zwei Trainingseinheiten, einmal praktische Verteidigung und die nächste Okklumentikstunde, ausfallen und ging Severus auch sonst sehr großzügig aus dem Weg. Dieser sah sich das Verhalten genau vier Tage an bis er beschloss, dass sich etwas ändern musste. Er verstand Harrys Verhalten aber es war nicht gut und vor allem war es unnötig. Aber da er die verquere Denkweise des Jugendlichen mittlerweile gut genug kannte, wusste er auch, dass jedes Wort sinnlos war. Harry schämte sich vor ihm und solange dieser Umstand da war, würde ein weiterer, normaler Umgang unmöglich sein. Also musste er für ausgeglichene Verhältnisse sorgen.
 

„Leute, da sitzt eine Katze vor dem Portrait“, rief ein Gryffindorviertklässler, „wem gehört die?“ Sofort kam Bewegung in die anwesenden Gryffindors, vor allem die Mädchen wollten sich gleich auf das Tier stürzen, das brav vor dem Portrait saß. Lautes Fauchen, Jaulen und Schmerzensschreie erklangen und jagte die erste Euphorie damit zum Teufel. Eine Gasse bildete sich um das Tier einzulassen, welches sich kurz umsah und dann zielgerichtet auf eine der Couchgruppen zuging. Die Löwen folgten ihm, allerdings mit sehr viel Sicherheitsabstand.
 

Die Sechstklässler, die in genau dieser Couchgruppe saßen, sahen sich fragend an als das Tier mit langsamen aber sehr selbstbewussten Schritten auf sie zukam.

„Das ist keine normale Katze, oder?“, fragte Ron mit einem skeptischen Blick auf die langen Beine und Ohren.

„Nein. Sieht eher nach einer Wildkatze aus. Ich glaube, ich habe mal einen Fernsehbericht über solche Tiere gesehen“, sagte Hermine, „aber sie muss jemanden gehören. Sie trägt ein Halsband.“

„Ist das eine Phiole?“, fragte Neville mit einem Deut auf das Halsband.

Jetzt sahen seine Freunde genauer hin und tatsächlich, an der feinen Goldkette hing eine gläserne Phiole mit weißem Inhalt. Die Katze hatte sich mittlerweile zwischen sie gesetzt und sah Hermine an, oder besser gesagt an ihr vorbei. Stirnrunzelnd drehte sich Hermine um, sie suchte was die Aufmerksamkeit der Katze gefesselt hatte und traf schließlich auf eine kleine Fledermaus, die in der Ecke hing. Harry hatte von alledem nichts mitbekommen, er hatte sich in seine Flügel eingeschlagen und schlief.

„Ich glaube nicht, dass die Katze zu uns will“, sagte sie leise. Der Rest folgte ihrem Blick jetzt.

„Nach oben?“, fragte Seamus.

Zu ihrer aller Überraschung nickte die Katze und maunzte laut und lang. Alle Aufmerksamkeit lag auf ihr und Hermine beobachtete fasziniert wie Harry förmlich zusammen schreckte. Er entfaltete sich und kam dann zu ihnen geflogen. Die Gryffindor hatten sich längst an die seltsame Fledermaus gewöhnt denn nur die Sechstklässler wussten, wer sich dahinter verbarg und die schwiegen. Ohne die Schüler weiter zu beachten, erhob sich die Katze und war mit wenigen Schritten an der Treppe, die zu den Jungenschlafsälen führte. Harry schoss schon nach oben und auch seine Freunde setzten sich in Bewegung.
 

„Was machst du denn hier?“, fragte Harry. Er hatte sich im Bad verwandelt und angezogen und hockte jetzt vor Severus, der ihn vorwurfsvoll ansah. Harry lachte leise und meinte, „ich kann nichts dafür, dass du warten musstest. Ich habe nicht mit dir gerechnet.“

„Wollen wir Madame Pomfrey holen?“, fragte Dean leise, „er redet mit einer Katze.“

„Wir öfters mal mit einer Fledermaus. Harry, gehe ich Recht in der Annahme, dass es sich um einen verwandelten Zauberer handelt?“, fragte Ron.

„Ja, ein Freund. Was machst du hier?“

Severus verdrehte die Augen bei dem Begriff Freund, deutete aber dann mit der Pfote auf die Phiole, die an seiner Kette hing.

„Für mich?“, fragte Harry sicherheitshalber nochmal nach bevor er die Hand danach ausstreckte. Er hatte keine Lust irgendwelche Krallen oder Zähne in seiner Haut zu spüren.

Severus nickte nochmal und wartete bis er die Phiole gelöst hatte. Dann erhob er sich auch sofort wieder und ging zur Tür, von wo er Ron einen eiskalten Todesblick zuwarf. Dieser beeilte sich die Tür zu öffnen und Harry meinte, „jemand sollte ihn aus dem Turm lassen.“

„Ihn?“

„Ja, wie gesagt, ein Freund.“

„Ich geh mit“, kam von Seamus, der Severus jetzt wirklich begleitete.

„Kann mir jemand erklären was hier los ist? Und was war das eben?“, fragte Ron nachdem sich die Tür hinter Seamus geschlossen hatte.

„Wer war das?“, fragte Hermine.

„Ein Freund, der mir etwas gebracht hat. Aber was ist das?“

Hermine trat jetzt näher zu Harry, nahm ihm die Phiole ab und schwenkte sie etwas. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass es eine Erinnerung ist. Aber wer würde dir eine Erinnerung schicken?“

Harry überkam so langsam eine Ahnung, er nahm ihr die Phiole ab und sagte mehr zu sich selbst als zu jemand anderem, „jemand, der mir etwas zeigen will. Leute, seit ihr mir böse wenn ich mir das alleine ansehen möchte?“

Er wurde zwar fragend angesehen aber dann nickten seine Freunde und verließen den Raum. Hermine blieb nochmal im Türrahmen stehen und drehte sich zu ihm rum, „Wir sind immer für dich da. Ich hoffe, das weißt du. Du kannst mit uns genauso reden wie mit Professor Snape.“

„Woher...?“

„Egal ob Katze oder Mensch, diesen Blick würde ich wohl überall erkennen. Eine sehr interessante Tierform für den Hauslehrer der Slytherins“, grinste Hermine, „aber keine Angst, ich werde nichts sagen.“

Harry starrte sie einen Moment an, grinste aber dann und nickte.

„Denk daran, was ich gesagt habe. Viel Spaß beim ansehen.“ Damit drehte sie sich rum und ging endgültig.
 

Harry sah die Tür noch einen Moment an bevor er sich umdrehte und sich ein Buch aus seinem Schrank holte. Er musste ja schließlich irgendetwas in eine Schüssel verwandeln und schnell war diese Schüssel mit Wasser gefüllt. Er zögerte einen Moment, sollte er sich wirklich diese Erinnerung ansehen? Er war sich sicher, dass sie von Severus war. Sollte er sie wirklich ansehen? Wobei, Severus hatte sie ihm persönlich und freiwillig gebracht also konnte er sie sich eigentlich auch ohne schlechtes Gewissen ansehen. Dennoch zögerte er einen weiteren Moment, ließ die Erinnerung ins Wasser laufen und tauchte dann seinen Kopf hinein. Sofort wurde er in den altbekannten weißen Nebel gerissen und er glaubte am Rande eine Stimme zu hören, „Um für ausgeglichene Verhältnisse zu sorgen.“
 

Er wusste nicht wie lange er in den Erinnerungen von Severus gefangen war. Irgendwann wurde er wieder aus den Erinnerungen katapultiert und landete mit voller Wucht auf dem Hosenboden. Er verbrachte die nächsten Minuten damit einfach ins Leere zu starren und mit dem Versuch, das Gesehene irgendwie zu verarbeiten. Doch es gelang ihm nicht. Es war nicht so als würde er nicht verstehen was er gesehen hatte, nein, er verstand den Sinn dahinter nicht. Severus hatte förmlich sein Leben vor ihm ausgebreitet. Im Schnelldurchlauf hatte er alle Erinnerungen von Severus gesehen, seit dieser sich zurückerinnern konnte.

Bei Merlin, der Mann hatte kein einfaches Leben gehabt. Wollte er ihm damit vielleicht sagen, dass Andere größere Probleme als er hatten? Dass er sich nicht so anstellen sollte? Nein, irgendwie konnte und wollte Harry das nicht glauben. Er erhob sich, hier auf dem Boden seines Zimmers würde er keine Antwort finden. Schnell war das Fenster geöffnet, er entkleidet und seine Sachen in die altbekannte Goldkette verwandelt. Und genauso schnell war er selbst auch verwandelt, die Kette mit den Krallen ergreifend, erhob er sich flatternd in die Luft und war innerhalb weniger Momente zum Fenster raus.
 

Das Fenster wurde geöffnet noch bevor er daran kratzen konnte. Verwundert flatterte er hinein, Severus erwartete ihn bereits und deutete auf eine Tür.

„Verwandel dich.“

Harry folgte der Aufforderung um kurz darauf als Mensch vor ihm zu stehen.

„Willst du jetzt reden?“, fragte Severus mit einem Blick auf den Sessel ihm gegenüber.

„Warum?“

„Das habe ich dir bereits erklärt.“

„Nein, Severus, warum hast du mir diese Erinnerungen geschickt?“, fragte Harry aufgebracht.

„Das habe ich dir bereits gesagt, um für ausgeglichene Verhältnisse zu sorgen“, sagte Severus ruhig.

„Aber warum? Du schuldest mir nichts. Warum hast du das gemacht?“

„Ich wiederhole mich nicht gern. Willst du darüber reden?“

„Severus, warum bist du so erpicht darauf mit mir zu reden? Du konntest mich nie wirklich leiden also warum das alles? Du hast meinen Vater gehasst, was ich mittlerweile auch verstehen kann also warum das alles hier?“, fragte Harry, der diesmal nicht vor hatte sich zu beruhigen. Völlig aufgebracht begann er auf und ab zu laufen, abwechselnd die Arme vor der Brust verschränkt und dann wieder hilflos durch die Luft wirbelnd.

„Ist es falsch verhindern zu wollen, dass du so wirst wie ich?“

„Wie meinst du das?“

„Wir wissen Beide wie ich bin und ich möchte einfach verhindern, dass du genauso wirst. Harry, du kannst und willst anscheinend nicht mit deinen Freunden über deine Vergangenheit reden und das ist nicht gut. Wie lange willst du noch alles in dich hineinfressen? Wie lange kannst du es noch ohne dass es Konsequenzen hat? Glaub mir, ich weiß wovon ich rede“, sagte Severus, immer noch völlig ruhig aber mittlerweile auch sehr ernst.

„So schlimm geht es mir doch gar nicht“, verteidigte sich Harry.

Severus hob lediglich eine Augenbraue doch diesmal schien es nicht zu funktionieren.

„Ist es weil du meine Mutter geliebt hast?“, fragte Harry.

„Nein, das ist nicht der Grund.“

„Denkst du, du bist meiner Mutter irgendetwas schuldig. Verdammt, sie hat sich damals gegen dich entschieden, kannst du das nicht einfach akzeptieren“, fauchte Harry. Er wusste, dass Severus irgendwo Recht hatte aber er wollte es sich einfach nicht eingestehen.

Severus seufzte leise bevor er sagte, „deine Mutter hat hiermit nichts zu tun. Nein, ich habe Lily nicht geliebt, sie war meine beste Freundin und ich habe diese Freundschaft durch meine eigene Dummheit beendet.“

„Das ist doch Schwachsinn. Ich habe deine Erinnerungen gesehen, du hast sie geliebt!“

„Es gibt mehrere Arten von Liebe. Ja, ich habe Lily geliebt aber nicht als Freundin, sondern als beste Freundin, als Schwester.“

„So ein Blödsinn. Du hast sie geliebt“, beharrte Harry, „und deswegen machst du das alles hier. Du denkst, du bist es ihr schuldig.“

Severus schüttelte leicht den Kopf und sagte, „so bringt dieses Gespräch nichts. Denk nochmal in aller Ruhe über alles nach und dann bist du jederzeit hier willkommen.“

„Du schmeißt mich raus?“

„Ja. Wenn du nicht freiwillig gehst, helfe ich nach.“

„Das ist der Severus Snape, den ich in der ersten Klasse kennengelernt habe“, fauchte Harry bevor er sich wütend umdrehte und zur Tür stampfte. In seinem aufgebrachten Zustand schien er völlig vergessen zu haben, dass er ja eigentlich gar nicht in Hogwarts sein sollte.

„Vielleicht solltest du dich mal mit Weasley Nummer vier und fünf über die Arten der Liebe unterhalten“, rief ihm Severus hinterher bevor Harry wütend die Tür ins Schloss fallen ließ.
 

Die Slytherins sahen überrascht auf als sich die Steinmauer öffnete und ein sehr wütender Harry Potter in den Gemeinschaftssaal gerauscht kam. Die Schlangen wussten, dass er hier war doch sie schwiegen. Sie waren eine Gemeinschaft, sie hielten zusammen und selbst die Siebtklässler hielten sich daran.

„Harry, was ist los?“, fragte Draco, der aufgestanden war und ihm entgegen kam.

„So ein absolutes Ekelpaket“, fauchte Harry, „erst tut er auf nett und dann macht er das alles nur weil er meine Mutter geliebt hat. Warum hat er das nicht gleich gesagt? Aber nein, erst mal auf gut Freund machen, so ein Scheusal.“ Aufgebracht ging er, wie bei Severus schon, auf und ab, Draco hob skeptisch eine Augenbraue, setzte sich aber dann einfach wieder hin.

Blaise, gegen den er gerade Schach spielte, zuckte mit den Schultern und meinte, „Ich vermute, er redet von Snape.“

„Das war ja klar.“

„Lass ihn sich beruhigen, dann wird das schon“, schlug Blaise vor. Genauso machten sie es dann auch, sie ließen Harry toben und wütend während sie weiterspielten. Auch die anderen Schlangen machten einfach da weiter wo sie von Harrys Erscheinen unterbrochen wurden.
 

Irgendwann ließ sich Harry erschöpft und verstimmt neben Draco aufs Sofa fallen und schnaubte angewidert.

„Beruhigt?“, fragte Blaise grinsend.

„Nein.“

„Was war eigentlich los?“

„Nichts.“

„Na klar und deswegen schimpfst du seit einer halben Stunde auf meinen Patenonkel. Also, was ist los?“

„Warum will eigentlich jeder unbedingt mit mir reden?“, fauchte Harry.

„Du musst ja nicht, es war nur ein Vorschlag.“

„Wie definiert ihr Liebe?“, fragte Harry plötzlich.

Etwas überrascht über den plötzlichen Themawechsel sahen sich die zwei Schlangen fragend an bevor Blaise meinte, „das kommt auf die Art der Liebe an.“

„Wieso das?“

„Naja, welche Art der Liebe meinst du? Geschwisterliebe, die Liebe zwischen Eltern und Kindern, die Liebe zwischen Mann und Frau, welche meinst du?“, fragte Blaise schulterzuckend.

„Gibt es da so viele Unterschiede?“

„Mensch, Harry, wie alt bist du denn? Du benimmst dich wie zwölf.“

„Naja, ich hatte bis jetzt nicht viele Gelegenheiten“, gestand Harry leise.

„Was genau hat Severus gesagt, dass du dich so darüber aufregst?“, fragte Draco jetzt nach.

Doch Harry schüttelte den Kopf, „ich glaube nicht, dass er wollte, dass ich das verbreite. Er hat mir einige seiner Erinnerungen gegeben und irgendwie verstehe ich sie nicht ganz. Es ging im Groben um verschiedene Arten der Liebe.“

„Wie genau muss man das jetzt verstehen?“, fragte Blaise mit seltsamen Unterton in der Stimme nach.

Es dauerte einen Moment bis Harry diesen Unterton verstand und zuordnen konnte doch dann sagte er schnell, „nein, nichts in diese Richtung. Merlin, warum denkt eigentlich jeder, dass ich was mit Severus hab?“

„Wer denkt das noch?“

„Seamus und Dean sprechen mich regelmäßig darauf an, Ron fragt mich jedes Mal, wenn wir auf das Thema kommen ob ich mir das gut überlegt habe und Hermine und Ginny finden, dass der Altersunterschied zu groß ist“, maulte Harry, „und nein, ich bin nicht schwul und ich habe nichts, wirklich gar nichts mit Severus.“

Blaise und Draco grinste über das schmollende Gesicht und die verschränkten Arme des Anderen und Draco meinte, „Naja, der Altersunterschied ist schon groß.“

„Merlin, warum will mich jeder mit meinem Verteidigungslehrer verkuppeln?“, rief Harry.

„Ok, gehen wir mal davon aus, dass ihr nicht über diese Art der Liebe geredet habt, worüber dann?“

„So ne Art Geschwisterliebe.“

„Dann solltest du mit den Weasleyzwillingen reden, über die gibt es die tollsten Gerüchte“, schlug Blaise vor.

„Welche Gerüchte?“

„Unzählige. Von normaler Brüderlichkeit bis hin zu Inzest ist alles dabei. Aber egal, was es ist, sie können dir bestimmt helfen.“

„Ihr mir nicht?“

„Naja, wir haben Beide keine Geschwister und die große Liebe hat auch noch keiner von uns gefunden. Da sind wohl Theo und Neville die besseren Ansprechpartner“, sagte Draco.

„Meint ihr, das ist die große Liebe?“, fragte Harry etwas überrascht.

„Von Theos Seite auf alle Fälle“, sagte Blaise, „wie es bei Neville aussieht, müsstest du besser wissen?“

„Wir haben nicht darüber geredet. Wie komme ich in die Winkelgasse?“, fragte Harry nachdenklich.

„Wie kommst du jetzt darauf?“

„Ich soll doch mit den Zwillingen reden und die wohnen in der Winkelgasse, nur wie komme ich dahin?“

Jetzt sahen sich die Schlangen grinsend an, Blaise erhob sich und kehrte mit einer kleinen Schale zurück. „Hiermit. Flohpulver. Damit kannst du direkt zu den Weasleys reisen.“

Harry fragte nicht wieso die Slytherins Flohpulver hatten, er nickte ihnen lediglich dankbar zu und ging zum Kamin. Es wurde Zeit für ein sehr ausführliches Gespräch mit den Zwillingen.

Kapitel 9

Mehrere Stunden später lag Harry im Gästezimmer der Zwillinge und starrte an die Decke, völlig verwirrt und eigentlich mit noch mehr Fragen im Kopf als zu dem Zeitpunkt wo er hergekommen war. Er hatte die Zwillinge direkt gefragt ob sie eine sexuellen Beziehung zueinander hatten. Im ersten Moment hatten ihn vier Augen völlig verwirrt angesehen bevor die Zwillinge in schallendes Gelächter ausgebrochen waren. Danach hatten sie ein sehr langes Gespräch geführt und Harry hatte einige Dinge erfahren, die er so nie für möglich gehalten hatte.

Fred und George hatten keine sexuelle Beziehung zueinander, Fred hatte sogar eine Freundin aber ihre Verbindung zueinander war dennoch weit tiefer als die Verbindung zu ihren übrigen Geschwistern. Es hatte einige Zeit gedauert bis Harry es annähernd verstanden hatte aber diese neuen Erkenntnisse ließen Severus' Erinnerungen in ganz anderem Licht erscheinen. Er hatte ihm wahrscheinlich doch die Wahrheit gesagt, er hatte seine Mutter nur auf geschwisterliche Weise geliebt und das führte ihn zu seiner ursprünglichen Frage zurück. Warum tat Severus das alles für ihn? Grummelnd warf er sich im Bett rum als es an der Tür klopfte. „Herein“, rief er überrascht während er den Zauberstab schwang und die Lampe auf seinem Nachttisch anschaltete.
 

Die Tür öffnete sich und einer der Zwillinge steckte den Kopf rein. „Kann ich reinkommen?“

„Klar. Komm rein. Was machst du so spät noch hier? …. Fred?“

„Richtig geraten“, grinste Fred, der die Tür jetzt aufstieß und eintrat, „ich wollte noch was essen und habe dich rumoren hören. Alles in Ordnung?“ Er hob eine Hand, in der er einen Teller hielt um seine Worte zu unterstreichen.

„Ja, ich denke nach.“

Fred ließ sich auf der Bettkante nieder und knabberte an einem Keks. „Ich würde dir ja was anbieten aber du verträgst es eh nicht. Denkst du über Snape nach?“

„Ist das so offensichtlich?“

„Naja, du bist aus diesem Grund hierher gekommen. Kann ich dir irgendwie helfen?“

„Nein, wohl eher nicht. Der Einzige, der mir in dieser Hinsicht helfen könnte, ist Severus und der ist böse auf mich“, sagte Harry leise.

„Nachdem, was du erzählt hast, glaube ich das nicht. Ich glaube eher, dass er dir Zeit gibt darüber nachzudenken.“

„Meinst du?“

Etwas unschlüssig zuckte Fred mit den Schultern, nahm sich einen weiteren Keks und murmelte, „manchmal braucht es etwas Zeit um verschiedene Dinge zu verstehen. Lissy hat auch einige Zeit gebraucht um mit dieser Sache zwischen mir und George klar zu kommen. Sie ist meine erste Freundin, die es akzeptiert. Bei George ist es schwieriger, jeder Kerl sieht mich als Bedrohung, deswegen ist er auch noch Single. Die Wenigsten verstehen es.“

„Ist auch schwer zu verstehen. Ich mein, ihr schlaft in einem Bett.“

„Das haben wir Brüder früher immer gemacht.“

Harry nickte, warf den Keksen einen sehnsüchtigen Blick zu, schüttelte aber dann den Kopf und meinte, „da wart ihr auch jünger. Viele Geschwister schlafen in einem Bett wenn sie jung sind aber nicht wenn sie älter werden. Ihr seit schon neunzehn.“

„Das ist uns so was von egal. Wir sind wir, egal was die Anderen davon halten. Uns hat die Meinung Anderer noch nie interessiert. Sonst hätten wir diesen Laden niemals aufgemacht sondern würden jetzt bei irgendeinem langweiligen Job im Ministerium hocken. Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken“, schlug Fred vor.

„Wie meinst du das? Ich habe nichts mit Severus“, sagte Harry, die letzten Worte betonte er extra.

Zu seiner Überraschung lächelte Fred und meinte, „das weiß ich und wir glauben dir sogar. Ich habe mich mit meinem Brüderchen unterhalten und irgendwie werden wir das Gefühl nicht los, dass dir diese Freundschaft irgendwie peinlich ist. Wir fragen uns allerdings wieso?“

„Nein, das ist es nicht.“

„Bist du sicher? Er ist alt genug dein Vater zu sein, er ist ein extrem schwieriger Mensch und er ist der meist gehasste Lehrer von Hogwarts. Ganz ehrlich, jeder würde verstehen wenn es dir peinlich oder unangenehm wäre“, sagte Fred.

Harry schwieg, so genau hatte er darüber noch nicht nachgedacht aber irgendwo hatte Fred wahrscheinlich Recht.

„Na, hab ich Recht?“

„Vielleicht.“

„Denk darüber nach. lass die Anderen reden und mach, was du für richtig hältst. Du hast dich doch schon gegen die Prophezeiung gestellt, mach doch einfach so weiter. Du kannst befreundet sein mit wem du willst und solange du und der entsprechende Freund mit einer Freundschaft klar kommt, ist alles in Ordnung. Selbst wenn da mehr wäre, wäre es eure Sache. Harry, George und ich kennen die Gerüchte um uns und einige sind sehr witzig aber es interessiert uns nicht. Also ich werde jetzt ins Bett gehen und du solltest auch ans schlafen denken. Über Snape kannst du morgen noch genug nachgrübeln“, schlug Fred vor.

„Über den grüble ich schon genug nach.“

„Das ist ein Zeichen!“

„Fred!“

Der Zwilling grinste ihn breit an, erhob sich aber dann und machte sich ans gehen. „Gute Nacht, Harry. Möchtest du etwas besonderes zum Frühstück?“

„Käfer.“

„Bekommst du. Schlaf gut.“

„Du auch“, grinste Harry.

Fred nickte ihm grinsend zu und verließ den Raum dann wirklich.

Harry löschte das Licht und starrte wieder an die Decke, er wusste, dass er wahrscheinlich noch die restliche Nacht wach liegen würde und trotzdem nicht zu einem Ergebnis kommen würde.
 

Harry verbrachte das komplette Wochenende bei den Zwillingen, er schickte zwei Eulen los. Eine an Albus und eine an Ron, Beide überbrachten einen Brief mit seinem Aufenthaltsort und der Nachricht, dass er am Montag wieder da wäre. Von Beiden kam mehr oder weniger ein Ok. Er dachte in diesen Tagen sehr viel nach und unterhielt sich sehr viel mit den Zwillingen. Am Sonntag kam überraschend Freds Freundin zu Besuch und Harry wollte die Gelegenheit nutzen um sich mit ihr zu unterhalten.
 

Die junge Frau lächelte ihn freundlich an, die Zwillinge hatten sich unter einem Vorwand zurückgezogen und sie allein im Wohnzimmer gelassen. „Also, was möchtest du mich fragen?“

„Ist das so offensichtlich?“

„Ja, ist es.“

Harry lächelte etwas verunglückt und beschloss gleich auf den Punkt zu kommen. „Wie kommst du mit den Zwillingen zurecht? Mit ihrem seltsamen Verhältnis zueinander?“, fragte er.

Das Lächeln wurde wärmer während sie nickte und dann sagte, „mit dieser Frage habe ich gerechnet.“

„Was ist die Antwort darauf?“

„Es war nicht leicht. Wir haben viel geredet, ich habe sie viel beobachtet und ich habe noch mehr nachgedacht. Ich bin irgendwann zu dem Entschluss gekommen, dass ich es versuchen will und bis jetzt hat es sehr gut funktioniert“, erklärte Lissy, immer noch mit einem warmen Lächeln.

„Was sagt deine Familie dazu?“

„Sie wissen nichts von dem besonderen Verhältnis der Brüder zueinander und sie werden es auch nicht erfahren. Ich glaube, keiner würde es verstehen. Aber ansonsten mögen sie die Beiden, meine kleine Schwester liebt sie förmlich.“

„Wegen der Scherzartikel“, grinste Harry.

„Richtig.“

„Wie lange seit ihr eigentlich schon zusammen?“

„Ich kenne die Zwillinge seit zwei Jahren und bin seit knapp sechs Monaten mit Fred zusammen. Wenn es nach mir geht, werden wir auch noch ne Weile zusammen bleiben“, sagte Lissy, „kann ich dir irgendwie helfen?“

„Nein. Mir kann in dieser Hinsicht keiner helfen. Ich muss mich wohl mit ihm aussprechen.“

„Fred hat mir einiges über diesen Professor Snape erzählt. Ist er wirklich so schlimm?“, fragte die junge Hexe, die in Beauxbatons zur Schule gegangen war.

Unschlüssig zuckte Harry mit den Schultern und meinte, „am Anfang ja, er war ein furchtbarer Mistkerl aber mittlerweile hat er sich geändert. Oder vielleicht verstellt er sich auch einfach nicht mehr und das jetzt ist sein wahres Ich. Ich weiß es nicht und genau da liegt mein Problem. Lissy, ich danke dir für das Gespräch aber mir kann in dieser Hinsicht keiner helfen. Meine Probleme mit Severus muss ich auch mit ihm klären.“

„Willst du das auch?“

„Ich weiß es nicht.“

„Weißt du, wo genau dein Problem liegt?“

„Nein.“

„Oh.“

Harry lächelte lediglich, es war nicht nötig darauf zu antworten.

„Wollen wir uns wieder zu unseren Gastgebern begeben?“, fragte Lissy, „vielleicht kommst du dann auf andere Gedanken.“

„Gute Idee.“
 

Auch wenn sie sich redliche Mühe gaben, konnten die Zwillinge Harry doch nicht wirklich von seinen Problemen ablenken. Und um die Stimmung nicht ganz zu vermiesen, zog sich Harry schon früh am Abend in sein Gästezimmer zurück um dort in Ruhe weiter zu grübeln. Er kam allerdings auch an diesem Abend nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis. Er kam lediglich zu der Entscheidung, dass er mit Severus reden müsste und genau das wollte er nicht. Doch wie konnte er dem Verteidigungslehrer längerfristig aus dem Weg gehen? Jetzt hatte er ein neues Ziel seiner Grübeleien. Wie gehe ich Severus Snape aus dem Weg?
 

Zu Harrys eigener Überraschung ließ es Severus sogar zu, dass er ihm aus dem Weg ging. Er bekam regelmäßig Eulen, die ihm die Termine für das Verteidigungstraining und die Okklumentikstunden brachten aber er ging nicht hin, er antwortete noch nicht einmal. Mit jedem Termin, der verstrich, fühlte er sich schlechter und das sah man nach einiger Zeit auch seinen Noten an.
 

„Harry? Hey Kumpel, wo bist du?“ Ron sah sich suchend im Zimmer um und entdeckte die gefleckte Fledermaus schließlich in der hintersten Ecke an der Decke klebend. Er seufzte leise, trat zu der Ecke und rief, „Harry, komm da runter, ich habe eine Nachricht für dich. Deinen Aufsatz habe ich auch mitbekommen.“

Die Fledermaus schüttelte lediglich den Kopf und hüllte sich noch enger in seine Flügel.

„Gut, ich leg es dir aufs Bett. Guck es dir an. Du kannst nicht ewig vor ihm davon laufen“, sagte Ron bevor er die Pergamentrollen aufs Bett legte und den Raum dann verließ. Er und seine Freunde versuchten seit Tagen mit Harry zu reden doch der hing meistens in irgendeiner Ecke und blies Trübsal. Sie boten ihm bestimmt zwanzig Mal am Tag an, dass er mit ihnen reden sollte aber genauso oft lehnte er ab. Mehr konnten sie nicht tun.
 

Das Zufallen der Tür klang für Harry unglaublich laut und irgendwie hatte er das Gefühl, dass Ron sie mit mehr Wucht zugeworfen hatte als unbedingt nötig war. Er wusste, dass sein bester Freund sich Sorgen machte. Genau wie seine restlichen Freunde doch er konnte einfach nicht aus seiner Haut. Genau wie jetzt, er kniff die Augen zusammen und versuchte die Pergamentrollen auf seinem Bett auszublenden doch egal wie stark er es auch versuchte, es gelang ihm nicht. Schließlich gab er es auf, entfaltete seine Flügel und segelte aufs Bett. Schnell war er zurückverwandelt, in seine Robe geschlüpft und zuerst entrollte er seinen Verteidigungsaufsatz. „Ohnegleichen. S. Snape.“ Harry seufzte, genau diesen Satz las er seit zwei Wochen. Er legte den Aufsatz weg und griff zögernd nach der zweiten Pergamentrolle. Wollte er wirklich wissen was Severus ihm schrieb? Bestimmt würde er schreiben, dass sich das alles erledigt hatte. Er seufzte nochmal, öffnete die Rolle dann und begann zu lesen,
 

„Hallo Harry,
 

ich möchte dich für den kommenden Samstag um 16 Uhr zum Tee einladen. Ich möchte dir ein paar neue Kreationen vorstellen. Eine Antwort ist nicht nötig, ich hoffe, dass du erscheinst.
 

Severus.“
 


 

Fassungslos starrte Harry auf das Pergament, eine Einladung zum Tee? Er konnte es nicht wirklich glauben, er las es zwei weitere Male doch die Worte blieben gleich, er war zum Tee eingeladen. Jetzt stellte sich nur noch die Frage ob er wirklich hingehen würde. Naja, es war Donnerstag also hatte er noch zwei Tage um sich zu entscheiden.
 

Severus' Blick ging zu der großen Standuhr, die er in irgendeiner Ecke Hogwarts gefunden hatte und die sich jetzt wunderbar in seinem Wohnzimmer machte. Es war zehn Minuten nach vier und von Harry war weit und breit nichts zu sehen. Er hatte es schon vermutet aber dennoch die Einladung verschickt, in der Hoffnung sich mit dem Jüngeren aussprechen zu können. Er mochte ihn, vermisste die gemeinsamen Abende, Trainingseinheiten und teilweise sehr amüsanten Gespräche. Er hatte wirklich gehofft, dass sie so was wie Freunde sein könnten aber gut, scheinbar waren die Unterschiede doch zu groß. Mit einem Seufzen legte er das Buch weg, erhob sich und räumte die Sachen auf dem Tisch zusammen, ihm war der Appetit auf Tee vergangen.
 

Leise streifte Severus durchs Schloss, die Schüler und Lehrer waren den Anblick des Servals bereits gewöhnt und nachdem er Albus alles erklärt hatte, war dieser auch damit einverstanden gewesen. Als einzige Bedingung hatte er ihm eine Probe des Bestientrankes übergeben müssen, Albus wollte ihn untersuchen um vielleicht doch eine Rückverwandlung für Harry zu finden. Severus glaubte nicht daran, es gab zu viele Variablen, die es zu beachten gab. Seine Gedanken glitten kurz zu dem Ritual, der Phönixorden hatte die benötigten Zutaten alle zusammen und die benötigten Tränke waren mitten in der Herstellung. Noch eine knappe Woche und sie könnten das Ritual beginnen. Das Geräusch schneller Schritte riss ihn in die Realität zurück, er trat an den Rand und wartete, wer wagte es in den Korridoren zu rennen?

Zwar wusste keiner der Schüler wer sich wirklich hinter dem gefleckten Fell verbarg aber sie wussten, dass er auf die Einhaltung der Regeln achtete. Das wäre nicht der erste Schüler, dem er fauchend und beißend die Meinung gesagt hätte. Die Schritte kamen näher, nach seinem Gehör müsste der Verursacher bereits in diesem Korridor sein doch da war keiner. Im ersten Moment dachte Severus, dass er sich geirrt hätte doch dann wurden die Schritte immer lauter. Er brauchte den Windhauch und den bekannten Geruch dann nicht mehr wirklich um zu wissen, wer da gerade unter seinem Unsichtbarkeitsumhang an ihm vorbei gerannt war. Severus wartete bis die Schritte um die nächste Ecke waren bevor er ihnen folgte, er wollte wissen was Harry so Wichtiges vor hatte.

Er folgte dem Jugendlichen, raus aus Hogwarts und runter zum See. Scheinbar nutzte Harry den See, genau wie er damals, als sicheren Zufluchtsort wenn er Probleme hatte. Da, er saß unter einem der Bäume, der Umhang lag zusammen geknüllt neben ihm und starrte aufs Wasser raus. Severus ging langsam näher, blieb aber dann in einiger Entfernung stehen und überlegte. Harry hatte sehr deutlich gemacht, dass er privat nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Hatte er da jetzt das Recht sich ihm einfach aufzudrängen? Er sah auf und begegnete Harrys Blick, der ihn völlig ruhig ansah. Ein überraschtes Maunzen entfuhr ihm und Harry meinte, „Meine Ohren, ich habe dich schon längst gehört.“ Severus legte fragend den Kopf schief und erst als Harry auf den Platz neben sich gedeutet hatte, näherte er sich ihm und setzte sich schließlich neben ihn.

„Willst du dich nicht verwandeln?“, fragte Harry irgendwann doch der Serval schüttelte nur den Kopf. „Nicht? So können wir nicht reden.“

Severus maunzte nur leise.

„Dann willst du nicht mit mir reden?“

Miau.

„Severus, das ist nicht sehr förderlich. Ich verstehe dich so nicht. Es tut mir leid, dass ich dich die letzten Wochen immer versetzt habe. Können wir reden?“

Miau.

„Severus.“

Miau.

Harry seufzte leise, wandte den Blick dann auf den See und meinte, „Ich habe wohl nichts anderes verdient.“

Er sah den seltsamen Blick des Servals nicht, er spürte allerdings wie sich Severus erhob und sich ein Stück entfernte. Er spürte die Magie und kurz darauf setzte sich Severus wieder neben ihn, verwandelt und angezogen.

„Jetzt willst du reden?“

„Wird langsam Zeit, oder?“

„Ja.“

„Böse?“

„Nein, es war abzusehen, dass dir diese Freundschaft unangenehm wird“, sagte Severus.

Überrascht wandte Harry den Kopf um Severus anzusehen, dieser sah allerdings auf den See. „Ich...“

„Harry, spar dir irgendwelche Ausreden. Ich will sie nicht hören“, unterbrach Severus ihn sofort.

„Tut mir leid.“

„Nein, tut es nicht.“

Harry seufzte leise, er hatte es wohl nicht anders verdient aber irgendwie wollte er es so nicht enden lassen. Er atmete noch einmal tief durch und begann dann, „ja, diese Freundschaft war mir peinlich und vor allem habe ich es nicht verstanden. Merlin, jeder hat mir eine Affäre mit dir angedichtet und ja, das war mir peinlich und unangenehm. Ich habe mich mittlerweile mit einigen Leuten unterhalten und teilweise sehr interessante Dinge erfahren. Ich habe viel nachgedacht und ja, du hattest Recht, es ist nicht gut alles in sich rein zu fressen. Ich hatte nie die Möglichkeit mit Jemanden über meine Probleme zu sprechen, Freunde hatte ich keine und meine Familie hast du ja gesehen, die waren mit allem Anderen beschäftigt als mit mir. In Hogwarts, mal ganz ehrlich, wir hatten in den letzten Jahren genug Probleme, da wollte ich nicht noch mehr Aufmerksamkeit als ich sowieso schon hatte. Und nein, ich stehe nicht auf diese ganze Aufmerksamkeit aber das weißt du ja mittlerweile. Und irgendwie hat es sich dann eingeschlichen, dass ich meine Probleme hintenan gestellt habe bis ich der Meinung war, dass ich keine habe. Es tut mir wirklich leid, dass ich mich in den letzten Tagen so kindisch benommen habe.“

Severus schwieg und starrte weiter aufs Wasser raus.

„Ich habe verstanden“, murmelte Harry bevor er sich erhob. Oder es zumindest wollte denn eine schlanke Hand legte sich um sein Handgelenk und zog ihn mit Schwung wieder auf den Boden.

Überrascht sah er Severus an, der seinen Blick ruhig erwiderte und jetzt endlich etwas sagte, „du wolltest doch reden oder habe ich das falsch verstanden und du willst wieder vor deinen Problemen wegrennen?“

„Nein, will ich nicht.“

„Dann bleib sitzen.“

„Um was zu tun?“

Severus wandte den Blick wieder auf den See und sagte, „den Sonnenuntergang genießen.“

„Und dann?“, fragte Harry während er sich wieder bequemer hinsetzte und den Blick jetzt ebenfalls zum See wandte.

„Dann werden wir überprüfen ob du noch ein paar Dinge in Verteidigung weißt.“

„Wieder zehn Mal?“

„Natürlich.“

Jetzt konnte sich Harry einen resignierenden Seufzer nicht verkneifen, Severus hingegen grinste nur.
 

Sie trainierten an diesem Abend nicht mehr, sie redeten. Diesmal über alles. Sie redeten sich komplett aus, nichts sollte mehr zwischen ihnen stehen denn Severus hatte gleich klar gemacht, dass er so ein Theater nicht nochmal mitmachen würde. Und Harry hatte schlicht und einfach das Bedürfnis mit jemanden über alles zu reden und er wollte dieser Freundschaft eine wirkliche Chance geben. Und so wurde in dieser Nacht viel geredet, geflucht, gelacht und fast auch verflucht. Es war für beide Beteiligten nicht leicht.
 

„Musst du nicht langsam los? Die Sonne geht schon auf“, gähnte Harry.

„Ich lege einen Schlafzauber über die Klasse, wer ihn abwehren kann, bekommt ein E, der Rest ein T und ich habe meine Ruhe“, gab Severus zurück. Er klang sehr ernst dabei doch im Laufe der letzten Stunden hatte Harry ein paar Dinge über ihn gelernt und eines davon waren die Nuancen in Severus´ Stimme zu unterscheiden.

„Wen hast du?“

Severus überlegte kurz bevor er seufzte, „Drittklässler Hufflepuff.“

„Du klingst sehr begeistert.“

„Hört man das so überdeutlich raus?“, fragte Severus während er sich erhob und sich erst mal streckte. Das lange Sitzen auf dem Boden hatte seine Glieder steif werden lassen und die Aussicht auf die bevorstehenden Stunden ließen seine Laune nicht besser werden.

„Kannst du dich nicht krank melden?“, fragte Harry, der ebenfalls aufgestanden war und sich streckte.

„Habe ich jemals eine Unterrichtsstunde versäumt?“

„Während meiner Zeit, nein.“

Severus warf ihm einen triumphierenden Blick zu und machte sich auf den Weg, Harry folgte ihm. „Ich unterrichte seit siebzehn Jahren und hatte in dieser Zeit weder Urlaub noch einen Krankheitstag und ich habe nicht vor, dass jetzt zu ändern. Mit den Hufflepuffs werde ich fertig. Was hast du vor?“

„Ich werde einfach ein bisschen abhängen“, grinste Harry.

Eine schwarze Augenbraue ruckte nach oben bevor Severus leicht den Kopf schüttelte und ihn dann daran hinderte weiterzugehen.

„Was ist?“

„Du bist offiziell nicht da also kannst du nicht so durch Hogwarts laufen. Wir sehen uns am Freitag zur Okklumentikstunde?“

„Ja und diesmal komm ich auch wirklich.“

Severus nickte nur nochmal knapp und ging dann wirklich, Harry blieb zurück. Er bückte sich nach seinem Umhang und machte sich dann auf den Weg, unterwegs warf er sich den Tarnumhang über. Er musste nur einen Gryffindor abpassen wenn dieser den Gemeinschaftsraum verließ um hinein zu kommen und dann würde er sich in irgendeine Ecke hängen und mindestens den halben Tag verschlafen.
 

Das Schuljahr ging langsam zu ende, die letzten Prüfungen und der Stress lagen hinter den Schülern und die meisten Gedanken drehten sich jetzt um die bevorstehenden Sommerferien und vor allem, wie man sie am besten nutzen konnte. Pläne wurden geschmiedet, Freunde eingeladen und Ausflüge geplant, die Schüler wollten so vieles tun, nur nicht an die Schule denken. Nun, bis jetzt dachten alle Schüler so doch das sollte sich am vorletzten Abend vor den Sommerferien ändern.
 

„Warum bin ich hier?“, fragte Severus leise. Er stand neben Harry an eine Wand gelehnt, die Arme verschränkt und musterte mit finsterem Blick die versammelten Schüler.

„Weil Professor Dumbledore den Sechstklässlern ihre Aufgabe für die Sommerferien mitteilen will und dabei tatkräftige Unterstützung braucht“, gab Harry amüsiert zurück.

„Warum bin ICH dann hier?“, fragte Severus erneut. Harry lachte nur leise, sein Mitleid hielt sich in Grenzen.

„Ob es funktioniert?“, fragte er schließlich.

„Slytherin und Gryffindor sind kein Problem, die restlichen zwei Häuser müssen umgestimmt werden.“

„Also denkst du nicht, dass es klappt?“, fragte Harry, der jetzt den Kopf wandte und ihn ansah.

„Doch, es war schließlich meine Idee.“

„Klar, was sonst? Wie weit ist der Zauber?“

„Lucius hat ihn vor zwei Wochen gesprochen, noch zwei Wochen und dann müssten alle Todesser aus Malfoy-Manor verbannt sein und dann geht eure Arbeit los.“

„Also haben wir sechs Wochen um ein wirkungsvolles Mittel gegen IHN zu finden?“

„Ja.“

„Klingt ja sehr aufbauend.“

Severus' Antwort wurde von Albus vereitelt, der gerade den Raum betrat. Und er war nicht allein. Lautes Gemurmel erscholl beim Anblick des blonden Mannes neben ihm, Draco trat einen Schritt auf seinen Vater zu, stoppte aber dann und sah fragend zu Severus. Dieser zuckte mit den Schultern, stieß sich gleichzeitig von der Wand ab und trat langsam vor, er wollte auch wissen was Lucius hier machte. Fast gleichzeitig richtete Albus das Wort an die Schüler, es war Zeit sie einzuweihen.
 

Es dauerte fast drei Stunden bis sämtliche Fragen beantwortet, sämtliche Vorbehalte beseitigt und zumindest die gröbsten Aufgaben verteilt waren. Albus hatte sich zurückgezogen und Severus und Lucius der Schülermenge ausgeliefert. Doch ein kurzer, eiskalter Todesblick des Verteidigungslehrers sorgte sehr effektiv dafür, dass sie sich in Ruhe unterhalten konnten. Währenddessen hatten sich auch die Schüler zum Reden zusammengefunden, meist in kleinen Gruppen und streng nach Häusern getrennt. Bis schließlich Terry Boot, ein Ravenclaw, der schon im fünften Schuljahr in Dumbledores Armee mitgekämpft hatte, sich von seiner Gruppe löste und langsam und unsicher auf Harry zuging. Denn dieser stand, zusammen mit seinen Freunden, in einer großen Gruppe mit den Slytherins.
 

„Harry?“

„Terry, schön dich zu sehen. Und, was hältst du davon?“, fragte Harry lächelnd.

Der Ravenclaw sah etwas skeptisch zu den Versammelten, Schlangen und Löwen friedlich vereint war eben ein seltsames Bild, er zögerte mit seiner Antwort.

„Vielleicht sollten wir euch alleine lassen“, schlug Draco vor.

„Nein.“ Alle sahen Harry überrascht an doch dieser erwiderte ihre Blicke sehr gelassen und erklärte, „wir sollen in zwei Wochen zusammenarbeiten, dann können wir mit einem einfachen Gespräch beginnen.“

„Du bist also dafür?“, fragte Terry.

„Ja, ich kenne den Plan schon etwas länger und ich finde ihn gut. Ich will jetzt nichts davon hören, dass ich meine Ideale verrate und eigentlich gegen IHN kämpfen soll. Das Thema ist abgeschlossen, wir müssen einen anderen Weg gehen.“

„Wieso kennst du den Plan schon?“, fragte Terry.

„Ich habe in diesem Schuljahr sehr viel gelernt und einige neue Freunde gefunden und von einem dieser Freunde stammt die Idee“, gab Harry lächelnd zurück.

Der Junge vor ihm sah ihn einen Moment abschätzend an, dann ging sein Blick nachdenklich zu Severus. „Snape?“, fragte er überflüssigerweise.

„Ja, Severus.“

„Ein sehr ungewöhnlicher Freund.“

„Ich mag ungewöhnliche Freunde. Terry, deswegen bist du nicht zu mir gekommen. Was ist wirklich deine Frage?“, fragte Harry lächelnd aber sehr ernst.

„Was hältst du von diesem Plan? Also nicht das Durchsuchen oder die Zusammenarbeit der Häuser, was hältst du von dem Weg, den Professor Dumbledore gehen will?“, fragte Terry, der sich ihm wieder zuwandte und ihn jetzt sehr ernst ansah.

„Der Weg ist besser als der Bisherige und so wie ich das sehe, ist er unsere einzige Möglichkeit. Also, werden die Ravenclaw mitarbeiten?“

„Woher soll ich das wissen? Ich kann nicht für mein Haus sprechen“, wandte Terry überrascht ein. Ein Schnauben antwortete ihm darauf doch es kam nicht von Harry sondern von Draco, der jetzt auch noch den Kopf leicht schüttelte. „Hast du dazu was zu sagen?“, fauchte Terry.

„Nein, ich wundere mich nur gerade, dass das Haus Ravenclaw als das intelligenteste Haus galt und jetzt ein Mitglied daraus so dumme Aussagen trifft“, höhnte Draco, „sieh dir deine Klassenkameraden an, sie warten auf eine Entscheidung und du wirst sie treffen müssen.“

Eigentlich wollte Terry auffahren doch ein kurzer Blick in die Gesichter der Löwen und Schlangen ließ ihn innehalten. Er traf auf aufrichtige Gesichter und schließlich sah er zu seinen Klassenkameraden, dort fand er Erwartung, Neugier und Sorge. „Ich soll entscheiden?“, fragte er leise.

„Du sollst nicht aber deine Entscheidung wird ihre auf alle Fälle beeinflussen“, gab Harry zu bedenken.

„Ist das dein Ernst?“

„Ja.“

„Und die Hufflepuffs?“

„Werden folgen“, kam von Draco. Alle wandten sich ihm fragend zu und dieser erklärte, „die Dachse werden sich nicht gegen die restlichen drei Häuser stellen. Zudem ist allgemein bekannt, dass sie sich aus den Häuserkämpfen immer weitestgehend raus gehalten haben weil sie sie sinnlos finden. Sie werden die Ersten sein, die sich einem Frieden anschließen werden.“

„Und was sagt uns das?“, fragte Harry grinsend.

„Das ich keine andere Wahl habe?“, fragte Terry. Das extrem breite Grinsen seines Gegenübers ließ ihn nur leise seufzen. Er nickte kurz und ging dann zu seinen Klassenkameraden zurück, es war wirklich Zeit, dass die Häuser zusammen arbeiteten und wenn es auch nur die Sechstklässler waren.
 

Über zwei Dutzend Plopps ertönten als der Phönixorden und die Auroren in der Eingangshalle von Malfoy-Manor auftauchten, kreisförmig stehend und mit erhobenen Zauberstäben. Doch ihre Vorsicht war unbegründet, keine Flüche schossen auf sie zu, keine Schreie ertönten, das Manor war still und einsam.

„Bleibt zusammen und markiert jeden Raum“, befahl Albus während sich die abgesprochene Gruppen auf den Weg machten. Sie würden das Manor Raum für Raum durchsuchen, jede noch so kleine Nische, jede Ecke, alles würde genaustens untersucht werden. Eine magische Markierung in jedem durchsuchten Raum würde sehr lautstark darauf aufmerksam machen wenn sie ein Unbefugter passierte. Insgesamt vier Gruppen hatten sie gebildet und doch würde die Durchsuchung mehrere Stunden dauern.
 

„Und?“

„Nichts. Das Manor ist leer.“

„Alle Flügel sind sauber.“

„Der Kerker auch.“

„Ebenso der Dachboden.“

„Was ist mit dem Außengelände?“ Alle drehten sich zu Lucius um, der fragend den Kopf schief gelegt hatte.

„Wie meinst du das?“, fragte Severus.

„Naja, war jemand im Garten und hat da nachgesehen ob noch jemand da ist?“, fragte Lucius weiter.

„Dein 'Garten' ist völlig unübersichtlich und manche Menschen würden auch Park dazu sagen, wie sollen wir da suchen?“, fragte Severus. Der Rest stimmte ihm zu, einige der Anwesenden kannten den Garten und es war schier unmöglich ihn komplett und sicher zu durchsuchen.

Lucius zuckte mit den Schultern und meinte leichthin, „abbrennen.“ Jetzt wurde er fassungslos angesehen.

Severus fing sich als Erstes wieder, er zuckte mit den Schultern und meinte, „Gut, ich mach das.“ Damit machte er sich ans Gehen, seine Gruppe schloss sich ihm ohne Murren an und nach kurzem Zögern auch der Rest. Sie alle waren sich einig, dass der Garten eine unübersehbare Gefahr darstellte und ausgemerzt werden musste bevor sie die Kinder hierher holen konnten.
 

„Purgatorias.“

„Incendia.“

„Ignita.“

„Flagrarias.“

Unzählige Feuerzauber entsprangen den Zauberstäben von Severus' Gruppe, systematisch brannten sie sich durch die gepflegte Parkanlage. Zwei weitere Gruppen sorgten dafür, dass das Flammeninferno nicht außer Kontrolle geriet und die letzte Gruppe hielt Wache, sie wollten nicht hinterrücks überrascht werden. Bei der jetzigen Geschwindigkeit und Gründlichkeit würde es erneut mehrere Stunden dauern bis der Garten komplett niedergebrannt war. Einige Blicke gingen immer wieder zu Lucius, sie konnten nicht verstehen wie er das so ohne Weiteres zulassen konnte. Sie misstrauten ihm, schließlich war er lange Zeit SEINE rechte Hand gewesen doch Lucius stand völlig hinter Albus' Plänen. Und um IHN zu stoppen, war Lucius zu einigem bereit, da stellte die Vernichtung seines Gartens wirklich ein sehr geringes Opfer dar. Deswegen war er auch einer der Zauberer, aus dessen Zauberstab die Flammen schossen.
 

„Whoa, hier lebst du?“, fragte Ron während er sich mit großen Augen umsah.

„Bis vor ein paar Monaten, ja, das ist mein Zuhause“, sagte Draco, den die luxuriöse Ausstattung der Eingangshalle so gar nicht beeindruckte. Er war hier aufgewachsen, kannte jedes Gemälde, jede Statur und jede kostbare Antiquität und ihm war es zu verdanken, dass einige dieser Dinge jetzt nicht mehr existierten. Doch die anderen Schüler, vor allem die Halbblüter oder Muggelgeborenen, kannten diesen Luxus nicht und waren dementsprechend beeindruckt. Seine eigenen Freunde kannten das Haus, sie waren oft hier zu Besuch gewesen.

„Nettes Häuschen“, grinste Harry.

„Gell, ich finde es sehr gemütlich“, gab Draco zurück. Er erwiderte das breite Grinsen während der Rest sich andächtig umsah.

Hinter ihnen flammte das Kaminfeuer erneut grün auf und spuckte einen weiteren Schüler aus. Albus hatte eine direkte Verbindung zwischen der Eingangshalle und seinem Büro in Hogwarts gelegt. Nur er konnte den Kamin aktivieren und nur er konnte sein Büro alleine betreten oder verlassen. Es war eine Schutzmaßnahme, kein Todesser sollte den Kamin nutzen können um unbemerkt nach Hogwarts zu kommen. Mittlerweile waren alle Sechstklässler angekommen, sie standen in kleinen Gruppen zusammen und unterhielten sich. Sie mussten auf die Erwachsenen warten denn es gab extrem strenge Regeln. Niemand durfte sich alleine im Manor bewegen, es mussten immer mindestens drei Personen zusammen bleiben, vorzugsweise natürlich mit einem Erwachsenen. Die Gruppen mussten sich regelmäßig bei den Anderen mittels eines Patroni melden, Eulen oder Hauselfen wurden nicht akzeptiert denn die konnte man beeinflussen, einen Patronuszauber nicht. Unzählige neue Schutzzauber lagen auf dem Manor, Auroren patrouillierten im Garten und der Phönixorden war fast komplett versammelt. Niemand wollte ein unnötiges Risiko eingehen.
 

„Sind alle da?“

„Unser Gruppenleiter fehlt“, grinste Blaise.

„Mr. Zabini, ich fehle keineswegs, ich versuche nur so wenig Zeit wie möglich in Ihrer Gesellschaft zu verbringen“, schnarrte eine Stimme.

Die Schüler der Gruppe Fünf drehten sich geschlossen zu ihrem Aufpasser um, der nicht sehr glücklich über seine Aufgabe wirkte. Harry konnte sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen, Draco gab sich diese Mühe nicht. Der verbissene Gesichtsausdruck von Severus verstärkte sich nur bevor er sich schwungvoll umdrehte und Richtung Kerker rauschte.

„Mitkommen!“

Kichernd und grinsend folgten ihm die fünf Jugendlichen, die er mit seinem Auftreten leider absolut nicht mehr einschüchtern konnte. Bestand die Gruppe doch aus drei Slytherins und zwei Gryffindors. Sowohl Harry wie auch Neville kannten den mehr oder weniger privaten Severus Snape und wussten, dass das hier eine Maske war.
 

Leise vor sich hin fluchend, sah sich Severus in seinem ehemaligen Labor um. Lucius hatte es ihm vor vielen Jahren mal eingerichtet und er hatte es mit sehr viel Hingabe gepflegt und erweitert, es war früher sogar besser als das in Hogwarts gewesen. Sein Vorratsraum hatte sehr viele einzigartige, seltene und auch verbotene Dinge enthalten und jetzt? Alles zerstört.

Diese ignoranten Emporkömmlinge hatten mit diesen ganzen Dingen nichts anfangen können und es einfach zerstört. Oder sie hatten ernsthaft versucht einen Trank zu brauen? Severus schüttelte sich bei diesem Gedanken und warf seufzend ein Etwas, was früher mal ein Kessel war, in die Ecke, wo er sich zu seinen Artgenossen gesellte.

„Du siehst sehr unglücklich aus.“

„Jedem Zaubertränkemeister würde bei diesem Anblick das Herz bluten“, gab Severus zurück ohne sich zu seinem Besuch umzudrehen, „und du solltest bei deinen Kameraden im Nebenraum sein.“

„Die kommen ohne mich klar. Brauchst du Hilfe?“

„Nein.“

„Severus!“

Genervt drehte sich Severus rum und musterte den Jugendlichen mit finsterem Blick, „was willst du hier, Harry?“

„Einem Freund helfen?“, gab der Angesprochene lächelnd zurück.

Er erwiderte den genervten Blick von Severus bis dieser schließlich nickte und resignierend meinte, „Ok.“

„Gut, dann die interessante Frage, was suchen wir hier?“, fragte Harry mit einem skeptischen Blick durch das völlig zerstörte Labor.

„Meine private Büchersammlung.“

„Die bewahrst du in deinem Labor auf?“

„Ja. Einige sehr alte und sehr wertvolle Bücher. Hier habe ich mich am meisten aufgehalten also waren die Bücher hier. Ich hoffe, sie sind noch ganz“, sagte Severus jetzt sichtlich deprimiert.

„Ok. Irgendwelche besonderen Hinweise?“

„Ja“, sagte Severus bevor er den Zauberstab zog und auch Harry richtete. Noch bevor dieser reagieren konnte, sprach Severus schon einen Zauber, „Protego per manus.“

„Was hast du mit mir gemacht?“, fragte Harry mit einem Blick auf seine Hände, die jetzt bläulich schimmerten.

„Wir sollten Latein in Hogwarts unterrichten“, seufzte Severus, „ich habe einen Schutzschild auf deine Hände gelegt. Ich habe keine Ahnung, was die hier angestellt haben aber bei so vielen Zaubertränken, Zutaten und wahrscheinlich missglückter Zaubersprüche ist jeder Handgriff lebensgefährlich.“ Zum Beweis hielt Severus seine Hände hoch, auch sie schimmerten bläulich.

„Deswegen hast du also allen verboten diesen Raum zu betreten“, stellte Harry fest während er sich schon bückte und den ersten Kessel aufhob.

„Ja und wie immer hast du dich nicht daran gehalten.“

„Och komm schon, du freust dich.“

„Unglaublich!“

Harry grinste bei der Ironie in seiner Stimme und machte dann weiter. Er hörte neben sich noch ein Schnauben bevor auch Severus sich wieder ans Aufräumen machte.
 

Zwei Wochen später war die erste Euphorie über den neuen Weg auch bei dem Letzten erloschen. Die Suche gestaltete sich als langwieriger, langweiliger und vor allem ereignisloser als alle gehofft hatten. vor allem nahmen die Aufräumarbeiten mehr Zeit in Anspruch als alle gedacht hatten aber die Todesser hatten Teile des Hauses einfach nur verwüstet und um dort etwas zu finden, musste man die Gebiete erst mal wieder betreten können. Doch für heute war die Arbeit getan, die Schüler und Aufpasser waren wieder in Hogwarts und gingen den Beschäftigungen nach, die ihnen als am Besten erschien.
 

Im Turm der Gryffindors wurde gefeiert und zwar der siebzehnte Geburtstag von Harry, der seinen Geburtstag schlicht und einfach vergessen hatte. Nun, seine Freunde nicht denn die hatten bei den Hauselfen ein Geburtstagsessen bestellt und ihren Freund damit mehr als überrascht. Und so feierten sie an diesem Abend bis spät in die Nacht hinein, man wurde schließlich nur einmal volljährig in seinem Leben.
 

Er lag wach in seinem Bett und starrte mal wieder an die Decke, er konnte einfach nicht schlafen und das obwohl es bereits fast drei war. Die Feier war vor einer knappen Stunde zu ende gegangen, die Schüler hatten sich ins Bett begeben und das Schnarchen im Raum zeigte ihm, dass er als Einziger noch wach war. Leise setzte sich Harry auf und ließ den Blick schweifen. Durch die hohen Fenster fiel nur wenig Licht aber für ihn reichte es, seine Augen waren wesentlich empfindlicher geworden und so konnte er alles erkennen.

Ron schnarchte in aller Ruhe vor sich hin, die Decke lag allerdings auf dem Boden was bei den momentan herrschenden Temperaturen auch nicht verwunderlich war. Harry schüttelte grinsend den Kopf und wandte den Kopf, zwei Betten waren leer. Neville schlief im Kerker und Dean, der war ein Bett weiter gezogen und lag eng umschlungen mit Seamus im letzten Bett. Nachdenklich legte er den Kopf schief, der Anblick störte ihn nicht, er hatte sich längst daran gewöhnt und er gönnte es ihnen auch aber manchmal.

Ja, manchmal war er wirklich eifersüchtig. Er wollte auch jemanden mit dem er so kuscheln konnte, der ihn verstand und bei dem er nicht der große Held sein musste sondern einfach nur ein siebzehn jähriger Junge. Leise seufzend schlug Harry die Decke weg und begann sich anzuziehen, er konnte eh nicht schlafen also musste er sich auch nicht sinnlos im Bett rum werfen. Den Zauberstab noch in den Ärmel und schon verließ er den Raum und kurz darauf den Gryffindorturm.
 

Er kam allerdings nicht sehr weit denn vor dem Portrait der fetten Dame lag ein kleines Päckchen, in silbernes Papier eingewickelt und mit einem kleinen Kärtchen dran. Stirnrunzelnd hob er es auf und als er das Kärtchen las, vertiefte sich das Stirnrunzeln noch. Denn dort stand deutlich sein Name. Er erkannte die feine Handschrift sofort, Severus. Aber warum hatte er das Päckchen hier liegen gelassen? Er hätte es, um sein Gesicht zu wahren, auch in Katzenform hineinbringen können. Er hätte Severus einladen müssen aber er hatte es verpasst. Er hatte es schlicht und einfach vergessen, er war ein echt mieser Freund. Und dennoch hatte Severus an ihn gedacht, hatte ihm sogar ein Geschenk gebracht. Harry seufzte leise, öffnete aber dann das Päckchen. Zum Vorschein kamen siebzehn beschriftete Phiolen und ein Stück Pergament, welches er als Erstes raus nahm um es zu lesen.

„Alles Gute zum Geburtstag. Jeweils zwei Tropfen auf eine Tasse Wasser, guten Appetit. Severus Snape.“

Kurz, bündig und so typisch Severus, Harry grinste leicht und nahm eine der Phiolen in die Hand. Er entkorkte sie um daran zu schnuppern, es roch irgendwie nach Erdbeere. Sollte er es wirklich geschafft haben, dass er nicht nur Wasser trinken musste? Das wäre fantastisch. Nacheinander ging Harry die verschiedenen Gerüche durch, er nahm die unterschiedlichsten Nuancen wahr. Einige konnte er nicht gleich zuordnen aber anderen waren sehr eindeutig zu erkennen. Er freute sich jetzt schon drauf sie auszuprobieren und auch wenn die Phiolen nicht sehr groß waren, er war sich sicher, dass Severus zur Not noch mehr herstellen konnte. Hey, in sechs Monaten war eh schon Weihnachten, vielleicht konnte er da noch welche abstauben. Harry grinste leicht, packte alles zusammen ein und machte sich auf den Weg in die Kerker. Vielleicht hatte er Glück und Severus war noch wach, er wollte sich so schnell wie möglich bedanken.
 

Als er kurz darauf vor der schwarzen Tür zu Severus' Gemächern stand, war er sich nicht mehr so sicher ob er wirklich hier sein sollte. Severus fände es garantiert nicht sehr erfreulich wenn er ihn um diese Uhrzeit aus dem Bett klopfen würde. Er atmete nochmal tief durch und klopfte dann zaghaft an, er würde nur ein Mal klopfen. Wenn Severus schlief, würde er davon hoffentlich nicht wach werden und wenn er wach war, würde er schon reagieren. „Herein“, erscholl in diesem Moment Severus' Stimme. Mit einem erleichterten Ausatmen öffnete Harry die Tür und trat ein.
 

Er fand das Wohnzimmer leer vor.

„Im Labor“, rief Severus gerade.

Neugierig geworden folgte Harry der Stimme und fand Severus inmitten eines auf Hochtouren arbeitenden Labors.

„Was willst du um diese Uhrzeit hier, Harry?“, fragte Severus ohne sich umzudrehen.

„Woher weißt du, dass ich es bin?“, fragte Harry zurück während er neben ihn trat und einen Blick in den Kessel warf, „und was wird das?“

„Etwas zur Entspannung und nur du hast die Frechheit mich um diese Uhrzeit zu belästigen“, sagte Severus, der ihn ein Stück von seinem Kessel wegschob.

„Ich habe ein O in Zaubertränke.“

„Weil ich dich nicht mehr unterrichte.“

„Diese Sache schon wieder. Los, prüf mich.“

„Aber nicht um halb vier in der Nacht. Ich sagte, zur Entspannung und da will ich mich nicht mit einem vorpubertären Jugendlichen rum schlagen“, schnarrte Severus. Er verringerte die Flammen und wandte sich jetzt zum ersten Mal zu Harry, „was willst du?“

„Mich für mein Geburtstagsgeschenk bedanken, es ist wunderbar. Danke Severus.“

„Schon gut.“

„Aber warum hast du es nicht rein gebracht? Als Katze hätte dich keiner erkannt.“

„Glaubst du wirklich, dass ich das Bedürfnis verspüre mich länger als notwendig in der Gesellschaft vorpubertärer Jugendlicher aufzuhalten?“, fragte Severus mit hoch gezogener Augenbraue.

„Hasst du Kinder so sehr?“

„Nein, nur Schüler.“

Harry sah ihn fragend an, schüttelte aber dann den Kopf und deutete auf den Kessel, „kann ich dir irgendwie helfen?“

Er erntete damit einen skeptischen Blick bevor Severus wortlos zu einem Tisch ging, drei hellrote Wurzeln und ein Messer drauf legte und schnarrte, „Scheiben, 0,3 Zoll, gleichmäßig.“

„Aber gerne doch“, sagte Harry während er sich schon an die Arbeit machte. Severus sah ihm einen Moment dabei zu, da er aber keine Beanstandung an der Arbeit hatte, wandte er sich seinem Trank wieder zu. „Severus?“

„Ja?“

„Glaubst du, wir finden was?“

„Ich weiß es nicht, ich hoffe es.“

„Hm.“

Danach kam das Gespräch nicht wieder in Gang, sie arbeiteten schweigend.
 

Zwei Stunden später war Severus mit dem Ergebnis ihrer Arbeit zufrieden und sie machten sich, immer noch schweigend, an die Aufräumarbeiten. Harry wunderte sich zwar etwas warum sie nicht einfach ein paar Reinigungszauber sprachen aber er fragte nicht nach sondern machte einfach mit. Zu zweit waren sie auch sehr schnell fertig und saßen sich dann bei einer Tasse Tee gegenüber. Wobei Harry eigentlich keinen Tee trank sondern Wasser mit zwei Tropfen Erdbeertrank. Das Geschenk hielt wirklich was es versprach, das Wasser schmeckte original nach Erdbeersaft und war eine willkommene Abwechslung zu reinem Wasser. Er freute sich jetzt schon darauf die restlichen sechzehn Sorten zu probieren.

„Du solltest dich langsam auf den Weg in deinen Turm machen.“

„Muss ich wirklich diesen weiten Weg jetzt noch gehen? Ich kann die Augen kaum noch offen halten. Kann ich hier schlafen?“, fragte Harry.

„Natürlich, du kannst dich in jede Ecke hängen.“

„Kann ich auch als Mensch hier schlafen?“

Severus legte den Kopf fragend schief, nickte aber dann und bedeutete ihm aufzustehen. Überrascht erhob sich Harry während Severus den Zauberstab zog und den Sessel kurzerhand in ein Bett verwandelte. Er setzte sich dann nicht wieder sondern fragte, „willst du noch ins Bad?“

„Ähm, ja?“

Severus deutete auf die Tür, die ins Schlafzimmer führte, „Du kennst den Weg. Im rechten Schrank sind Gästehandtücher. Was du sonst noch brauchst, kannst du dir von einem Hauselfen bringen lassen.“

„Danke“, war alles, was Harry raus brachte. Er stellte seine Tasse weg und verschwand schleunigst, er hatte nicht damit gerechnet, dass Severus ja sagen würde.
 

Harry beeilte sich bei seinen Schlafvorbereitungen aber eine kurze Dusche war dennoch drin, Dobby hatte ihm seine Schlafsachen und gleich eine neue Robe gebracht. So stand er wenig später im Pyjama vor Severus, der ihm kurz zunickte, ein „Gute Nacht“, murmelte und dann in sein Schlafzimmer verschwand. Harry hatte kaum genug Zeit um den Nachtgruß zu erwidern bevor die Tür ins Schloss fiel. Er schüttelte kurz den Kopf und begab sich zu seinem Bett, Severus hatte eines der Kissen in eine dicke, sehr flauschig aussehende Decke verwandelt. Noch immer etwas überrascht, dass er überhaupt hier schlafen durfte, schlüpfte er unter die Decke, sie war wirklich flauschig und machte es sich bequem.

Sein Blick ging nochmal zur Schlafzimmertür, der schwache Lichtschein, der darunter durch fiel, verschwand gerade und zeigte ihm, dass Severus wohl auch schon ins Bett gegangen war. Nun, er fand das eine sehr gute Idee doch irgendwie glaubte er nicht, dass er lange schlafen könnte denn das Frühstück würde in wenigen Stunden stattfinden. Seine Freunde würden sich Sorgen machen und ihn suchen. Hm, ob es wohl auffiel, dass Severus und er gemeinsam fehlten? Er konnte sich förmlich Seamus' und Deans Gesichter vorstellen, mit einem breiten Grinsen schloss er die Augen und war auch innerhalb weniger Momente eingeschlafen.
 

Eine Hand, die sehr penetrant an die Tür klopfte, weckte Harry viel zu früh, zumindest aus seiner Sicht. Ihm kam es vor als wäre er eben erst eingeschlafen und ein Blick auf die alte Standuhr zeigte ihm, dass er auch gerade mal 3 Stunden geschlafen hatte. Murrend schälte er sich aus dem Bett und schlurfte zur Tür.

Kapitel 10

„Guten Morgen, Professor“, gähnte Harry während er beiseite trat um Albus einzulassen.

„Harry, mein Junge, was machst du denn hier?“

„Ihnen die Tür auf und bis eben schlafen.“

„Du hast hier geschlafen?“, fragte Albus nach.

Harry entging der schneidende Unterton, er nickte einfach nur und schlurfte zurück zu seinem Bett. „Ja, mir war der Weg in den Turm zu weit und Severus hat mich netterweise hier schlafen lassen.“

„Was hast du mitten in der Nacht hier gemacht?“, fragte Albus jetzt wesentlich freundlicher während er sich in den Sessel setzte.

„Mich für mein Geburtstagsgeschenk bedanken und Severus etwas im Labor geholfen. Dabei haben wir wohl die Zeit vergessen.“

„Wann seit ihr denn ins Bett?“

„Vor nicht mal drei Stunden“, knurrte eine Stimme von der Schlafzimmertür aus.

Während Harry erschrocken zusammen zuckte, erhob sich Albus lächelnd und ging auf Severus zu, der im Morgenmantel und mit sehr schlechter Laune auf sie zukam. „Severus, mein Junge, ich ...“

„Albus, ich würde so gerne ein längeres, tief greifendes Gespräch mit dir führen aber leider bin ich schon verabredet und zwar mit meiner Bettdecke“, unterbrach Severus seinen Mentor während er ihn schon mit mehr oder weniger sanfter Gewalt zur Tür geleitet, „aber wir können das Gespräch gerne beim Abendessen nachholen und so lange hätte ich auch gerne meine Ruhe. Guten Tag, Albus.“

Damit schob er den völlig überrumpelten Weißmagier zur Tür raus und schloss sie vor seiner Nase. Dann drehte er sich zu Harry um, der auf seinem Bett saß und ihn völlig verdattert ansah.

„Zwei Möglichkeiten: weiterschlafen oder gehen.“

Harry sparte sich eine Antwort und kroch stattdessen unter die Decke, Severus knurrte leise und verschwand dann wieder in seinem Schlafzimmer. Die Tür fiel mit sehr viel mehr Schwung ins Schloss als nötig gewesen wäre. Harry nahm sich vor möglichst lange zu schlafen und keinerlei Geräusche zu machen, noch eine Störung würde Severus wahrscheinlich explodieren lassen. Wer hätte auch ahnen können, dass der Tränkemeister so ein Morgenmuffel war?
 

Niemand erwähnte das gemeinsame Fehlen von Severus und Harry. Bei Severus hatte Albus dafür gesorgt, dass niemand Fragen stellte und Harrys Freunde fragten nicht nach weil sie irgendwie Angst vor der Antwort hatten. Keiner von ihnen hatte was dagegen wenn er schwul war aber eine Beziehung zu Snape? Nun, das war eine andere Sache denn damit konnte keiner von ihnen wirklich umgehen. Denn auch wenn Harry immer wieder betonte, dass sie nur Freunde waren, so wirklich glauben tat ihm keiner mehr. So langsam bemerkte Harry auch die Veränderungen bei seinen Freunden. Hier ein wissender Blick, dort ein abgebrochenes Gespräch, das Ablenken auf ein anderes Thema wenn das Gespräch durch Zufall auf Severus fiel und so langsam aber sicher ging es ihm auf die Nerven. Es war kurz vor Ende der Sommerferien als ihm der Geduldsfaden riss.
 

„Verdammt, wann versteht ihr endlich, dass ich nichts mit Severus am Laufen habe? Wir sind Freunde, genau wie wir. Wieso kann ich mich nicht mit ihm unterhalten ohne, dass ihr denkt, dass wir ne Beziehung haben? Ich kann doch auch mit Ron, Seamus, Dean oder sonst wem reden, ohne, dass ihr mir gleich eine Beziehung unterstellt. Warum ist das nur bei Severus so?“, fauchte Harry. Er war aufgesprungen, das Schachspiel stand vergessen zwischen ihm und Ron und genau diesen starrte er gerade in Grund und Boden.

„Jetzt geh doch Ron nicht so an“, warf Hermine von der Seite aus ein.

Harry fuhr sofort zu ihr rum, „warum nicht? Merlin, ihr habt euch nicht so angestellt als Neville euch von Theo erzählt hat, oder als die Sache mit Seamus und Dean ans Licht gekommen war aber bei mir macht ihr so ein Theater? Was habe ich euch eigentlich getan?“

„Harry, du hast uns nichts getan. Wir machen uns doch nur Sorgen“, sagte Hermine vorsichtig, „du musst zugeben, dass es schon etwas seltsam ist.“

„Was ist seltsam?“, hakte Harry nach.

„Snape könnte dein Vater sein“, warf Ron ein und bereute es sofort wieder als Harry ihn wütend ansah.

Hermine kam dem Rotschopf zu Hilfe, „auch wenn es etwas unglücklich ausgedrückt war aber er hat Recht. Professor Snape ist mindestens zwanzig Jahre älter als du und naja, eure Freundschaft wirkt schon etwas seltsam.“

„Was ist daran seltsam? Wir sind Freunde.“

„Du übernachtest regelmäßig bei ihm.“

„Ja, im Wohnzimmer, auf einem verwandelten Bett, mit einer geschlossenen Tür zwischen uns. Wir sehen uns zum Frühstück, komplett bekleidet. Merlin, da habe ich die Jungs aus meinem Schlafsaal schon nackter gesehen und ich wiederhole es gerne nochmal, ich bin nicht schwul und ich stehe nicht auf Severus“, knurrte Harry, „selbst wenn, was wäre daran so schlimm?“

„Ist die Frage ernst gemeint? Hey, ich meine, es geht hier um Snape“, fuhr Ron ihn jetzt an.

Harry sah ihn mitleidig und leicht genervt an und knurrte, „und? Severus ist ein genialer Mann mit unglaublichen Fähigkeiten. Er hat einen besonderen Humor, den man, zugegeben, erst mal verstehen muss, er hat charakterliche Vorzüge und Nachteile, wie jeder von uns. Man kann tolle Gespräche mit ihm führen, sogar mit ihm lachen. Er wäre ein phantastischer Partner, der jedem sehr viel zu bieten hätte.“

Sowohl Ron wie auch Hermine starrten ihn fassungslos an, die restlichen Gryffindor waren mittlerweile völlig verstummt und warfen verunsicherte Blicke zu den drei Freunden, die vor einem der Kamine saß.

Harry schüttelte gerade den Kopf, „darüber mit euch zu reden, ist sinnlos. Severus und ich sind Freunde, nicht mehr aber auch nicht weniger. Denkt doch was ihr wollt.“ Damit drehte er sich rum und verschwand die Treppe zu den Jungenschlafsälen hoch.
 

„War das jetzt sein Ernst? Snape und ein phantastischer Partner?“, fragte Ron schließlich leise. Nicht nur er schüttelte sich bei dem Gedanken, die meisten anderen Jungen fühlten ebenso.

Einige Blicke gingen zu Seamus, der sie aufmerksam ansah und dann fragte, „Kann ich etwas für euch tun?“

Es gab mehrere Ansätze etwas zu sagen doch keiner brachte einen verständlichen Satz zusammen bis Hermine leise seufzte und fragte, „was hältst du von Harrys Beschreibung?“

„Wieso ich? Weil ich auf Kerle steh? Och bitte, Leute. Snape ist Snape, der Gleiche wie schon seit Anfang an. Ein parteiisches Ekel und dazu wäre er mir viel zu alt. Aber jeder hat eigene Vorstellungen von einem Freund oder einer Freundin und ich bin garantiert der Letzte, der irgendjemanden etwas vorschreiben will. Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass Harry schwul ist“, sagte Seamus.

„Wie kommst du darauf?“

„Keine Ahnung, nur so ein Gefühl. Aber jetzt mal ernsthaft, was wäre so schlimm daran?“

„Es geht um Snape“, warf Ron erneut ein.

„Und?“, fragte Seamus, „uns kann es doch egal sein wen Harry zum Freund oder zur Freundin hat. Selbst wenn er was mit Snape hätte und ich betone das 'hätte', was ginge uns das an? Oder glaubt ihr wirklich, dass Snape der Typ wäre, der zu einem netten Gemeinschaftstreffen kommen würde?“

„Nein. Wahrscheinlich würde sich in der Öffentlichkeit nicht mal was ändern“, sinnierte Hermine nachdenklich.

„Richtig und was Harry hinter verschlossenen Türen macht, kann uns egal sein. Es geht uns schlicht und einfach nichts an“, schloss Seamus nickend.

„Aber Snape?“

„Ron!“

„Was? Es geht immer noch um Snape? SNAPE!“

„Mensch, bei Theo hast du dich auch nicht so angestellt.“

„Das war auch nicht Snape“, murrte Ron.

Einige lachten bei dem betröppelten Gesichtsausdruck und Hermine sagte, „wir sollten uns langsam dran gewöhnen. Sie sind Freunde, wir werden wohl nichts daran ändern können. Vielleicht sollten wir hochgehen und uns entschuldigen.“

Der Rotschopf sah sie verzweifelt an doch dann nickte er und ging nach oben. Allerdings würde er nur ein leeres Zimmer vorfinden, mit einigen hektisch ausgezogenen Kleidungsstücken, die quer über den Boden verteilt waren und einem offenen Fenster.
 

Aufgeregtes Fiepsen und lautes Kratzen an der Fensterscheibe ließen Severus genervt aufstöhnen bevor er das Fenster mit einem Murren und einem Handwink öffnete. Sofort kam die wohlbekannte Fledermaus hinein geschossen, fiepsend, quietschend und sich fürchterlich aufregend. Mit hoch gezogener Augenbraue ließ ihn Severus eine Weile gewähren bevor er den Zauberstab zog und völlig ruhig sagte, „Incarcerus irretio.“

Sofort schlangen sich die dünnen Seile um Harrys Körper, ein weiterer Zauber verhinderte, dass die gefangene Fledermaus völlig zermatscht auf dem Boden landete. Severus ließ ihn zu sich schweben und hielt ihn direkt vor sein Gesicht, zwei dunkle Augen sahen ihn wütend an. „Harry, so sehr ich deine Aufregung auch manchmal verstehe aber was ist los? Beim Abendessen warst du noch super drauf und jetzt führst du dich auf als hättest du Tollwut“, schnarrte Severus.

Es folgten eine Reihe aufgeregter Fieps- und Quietschlaute, die Severus nur genervt die Augen verdrehen ließ.

„Darf ich jetzt auch was sagen?“

Missmutig nickte Harry, der Kopf war das Einzige, was er noch bewegen konnte.

„Du hast, mal wieder, zwei Möglichkeiten: entweder du verwandelst dich und wir reden darüber oder du verschwindest wieder. Ich habe keine Lust eine tollwütige Fledermaus in meinem Wohnzimmer zu haben“, sagte Severus.

Harry fiepste leise und ließ den Kopf hängen, er hatte in aller Eile und Wut vergessen seine Klamotten mitzunehmen.

„Du kannst von mir Sachen haben wenn du dich verwandeln willst“, schlug Severus vor doch Harry schüttelte nur traurig den Kopf. Er wollte eigentlich nicht reden, seine Freunde würden ihn wohl nie verstehen.

Severus merkte, dass Harry schon längst mit seinen Gedanken woanders war. Er schüttelte kurz den Kopf, entfernte dann die magischen Seile und legte die Fledermaus auf ein herbeigezaubertes Kissen auf den Tisch.

Jetzt merkte Harry auf, er sah sich aufmerksam um und quietschte ihn dann fragend an.

„Deiner Reaktion entnehme ich, dass du nicht reden willst und dich auch nicht unbedingt verwandeln willst also bleib ruhig liegen und sei friedlich.“

Fieps.

„Nein, wir spielen nicht das tolle Ich-fiepse-und-du-rätst-was-ich-will-Spiel.“

Fieps, quietsch.

„Harry, was willst du?“, fragte Severus genervt doch Harry quietschte einfach weiter. Severus warf ihm einen genervten Blick zu, seufzte dann und hob ihn kurzerhand von dem Kissen auf seinen Sessel. Er quietschte weiter bis Severus schließlich das Buch, welches er eigentlich lesen wollte, ein Stück zur Seite nahm und ihn auf sein rechtes Bein legte. Es bedurfte noch ein paar kleinerer Veränderungen in der Sitzposition aber dann konnte Severus mit der linken Hand bequem sein Buch halten und mit der Rechten die Fledermaus kraulen.

Er war sich nicht sicher was genau hier ablief aber in diesem Moment, in dieser Situation und in seiner momentanen Laune fühlte es sich einfach toll an. Die schlanken Finger kraulten über seinen Rücken und die Flügelansätze, verschwanden nur kurz um eine Seite umzublättern und kehrten dann zurück. Er schielte zu Severus hoch doch dieser war, mit ausdrucksloser Miene in sein Buch vertieft und beachtete ihn gar nicht weiter. Harry überlegte noch einen Moment, stieß dann einen tiefen Seufzer aus und entspannte sich, jetzt lag er einmal hier also konnte er auch liegen bleiben. Da Severus ja scheinbar nichts dagegen hatte, warum sollte er sich dann dagegen wehren? Denn wenn er ehrlich war, das Kraulen hatte er am Meisten vermisst denn seit Severus wusste, wer sich hinter Fell und Flederflügeln verbarg, hatte er ihn nicht mehr so gekrault. Es fühlte sich einfach herrlich an. Harry seufzte nochmal, schloss dann die Augen und beschloss sich die Entspannungen weg kraulen zu lassen. Severus war auf dem besten Weg dahin.
 

Das Schuljahr hatte wieder begonnen und mit ihm der alltägliche Schulstress, dem sich auch die Siebtklässler nicht entziehen konnten. Dass dadurch die Suche verlangsamt wurde, mussten sie alle in Kauf nehmen aber Albus war der felsenfesten Überzeugung, dass die Jugendlichen dennoch einen Schulabschluss benötigten. Zudem war es momentan sehr ruhig um Lord Voldemort geworden. Die Suche wurde auf das Wochenende beschränkt und das auch nur unter der Bedingung, dass die Schüler sämtliche Hausaufgaben bis zum Frühstück am Samstag fertig haben mussten. Wer das nicht hatte, durfte nicht mit und das wollte sich keiner entgehen lassen. Es waren schon einige sehr alte und sehr wertvolle Zaubersprüche und -tränke gefunden worden aber noch nichts, was wirklich hilfreich war. Und so ging die verzweifelte Suche weiter.
 

Harry hatte am ersten Freitag allerdings echte Probleme dieser Bedingung nachzukommen. Professor Slughorn hatte ihnen heute in den letzten zwei Stunden eine Aufgabe fürs Wochenende gestellt. Sie sollten einen Trank brauen, dessen Zubereitung fast sechs Stunden benötigte. Die restlichen Schüler hatten den kompletten Freitagabend dazu genutzt genau diese Hausaufgabe gleich zu erledigen doch Harry war offiziell ja gar nicht in Hogwarts. So hing er jetzt im Zaubertränkeklassenzimmer und wartete darauf, dass Professor Slughorn endlich seine Sachen packte und ging. Es war nicht so als mochte er diesen Mann nicht aber er war ihm einfach zu aufdringlich.

Zudem war seine Anwesenheit und seine Verwandlung nur Minerva und Poppy gegenüber aufgeklärt und er wollte nicht, dass sich das änderte. Er seufzte leise, Slughorn machte nur so leider gar keine Anstalten zu gehen. Nein, im Gegenteil, er hatte es sich bequem gemacht und schenkte sich immer wieder aus einer bauchigen Flasche nach. Harry wusste zwar nicht was genau in der Flasche war aber es musste etwas Hochprozentiges sein. Denn je länger Slughorn da saß und trank umso unkoordinierter wurden seine Bewegungen und jetzt begann er auch noch mit sich selbst zu reden.

„Sinnlos.“

Aha, sehr informativ. Harry verleierte die Augen, schlug die Flügel komplett um sich zusammen und hoffte, dass der Mann bald genug hatte und ins Bett ging. Er musste schließlich diesen verfluchten Trank bis morgen früh fertig haben.

„So sinnlos.“

„Wirklich so sinnlos.“

„Warum machen wir das?“

„Es ist so sinnlos.“

Harry war versucht seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen wenn er noch ein einziges Mal das Wort sinnlos hörte. Seit fast vier Stunden hing er hier an der Decke und seit zwei Stunden redete Slughorn vor sich hin. Und seine Worte wurden immer zusammenhangsloser, was wahrscheinlich an dem Zeug lag, was er die ganze Zeit trank.

„Die Suche, so sinnlos.“

Jetzt horchte Harry auf, meinte Slughorn etwa die Suche in Malfoy-Manor? Sie hatten das Manor fast komplett durchsucht, es waren nur noch einige extrem alte Bücher übrig und die mussten teilweise erst übersetzt und entziffert werden.

„Keinen Sinn.“

„Alles keinen Sinn.“

„ER kann nicht sterben.“

„Nicht so.“

„So Sinnlos.“

Harry war wieder hellwach, er entwickelte sich um den Mann ansehen zu können. Slughorn hatte sich erhoben und begann jetzt unruhig auf und ab zu laufen. Er hielt immer wieder an seinem Tisch an um einen Schluck zu trinken und ging dann weiter. Seine Worte wurden immer zusammenhangsloser.

„Tot.“

„Nein.“

„Nie.“

„ER wird leben.“

„Sinnlos.“

„Diese Suche ist sinnlos.“

„Nur eine ganze Seele kann sterben.“

„So viele Teile.“

„Viel zu viele Teile.“

„Unmöglich.“

„Tot.“

„Nie finden.“

„Es ist sinnlos.“

Harry war sich nicht sicher was genau der Mann damit meinte aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass es wichtig war und so hörte er aufmerksam zu, der Trank war völlig vergessen.
 

Wo war dieser Kerl wenn man ihn mal brauchte? Harry flatterte fluchend und vor sich hin schimpfend durch die Kerker, nachdem er Severus' Gemächer verschlossen vorgefunden hatte. Er hatte sich extra verwandelt und angezogen um anzuklopfen aber es war still geblieben. Zunächst hatte er vermutet, dass Severus schon schlief, was um kurz vor halb Vier in der Nacht auch nicht ungewöhnlich gewesen wäre aber er hatte sehr, sehr lange angeklopft. Davon wäre Severus garantiert wach geworden also ging er davon aus, dass er nicht da war. Aber wo war er dann? Frustriert hatte sich Harry zurückverwandelt, seine Klamotten geschnappt und war auf die Suche gegangen.
 

Nachdem er die Kerker komplett abgeflogen war, suchte er sich ein offenes Fenster und schoss in die Nacht hinaus. Überlegend hing er in der Luft, sein Blick ging über das Schloss, was dunkel vor ihm lag und blieb schließlich auf einem hellerleuchteten Fenster hängen. Albus war scheinbar noch wach und wenn er schon Severus nicht fand, war dieser die zweite Wahl. So steuerte Harry den Turm an, er würde schon irgendwie auf sich aufmerksam machen können.
 

„Lass das Fenster bitte zu“, bat Severus sein Gegenüber.

„Wie kommst du darauf?“, fragte Albus verwundert.

„Hier wird gleich eine Fledermaus an die Scheibe klatschen.“

Albus sah überrascht zum Fenster, wo gerade wirklich die wohlbekannte, gefleckte Fledermaus auftauchte und wie wild davor rum flatterte. Trotz Severus' Protest öffnete Albus das Fenster und schon wurden sie mit einem Schwall Quietsch- und Fiepsgeräusche überflutet.

„Verdammt Harry, halt die Klappe“, fauchte Severus sofort.

Das nächste Fiepsen blieb Harry im Hals stecken, mit offen stehendem Maul starrte er Severus an bevor er richtig loslegte.

Severus löste das Problem auf seine eigene Art und weiße, er zauberte kurzerhand wieder den gläsernen Kasten um Harry herum und dieser war absolut schalldicht.

„Severus“, mahnte Albus mit einem amüsierten Unterton in der Stimme.

Dieser warf ihm einen unschuldigen Blick zu bevor er den Kasten nach nebenan schweben ließ und per Zauberstab in die Luft schrieb, „Der Kasten ist leicht zerbrechlich. Sobald du dich verwandelst, bist du wieder frei.“ Dann verließ er den Raum.
 

Er wurde bereits erwartet, eine dritte Teetasse und eine kleine Schale mit gegrillten Heuschrecken stand auf dem Tisch, ein dritter Stuhl davor. Harry ließ sich schmollend nieder, er fand diesen Kasten völlig überflüssig.

„Was willst du?“, fragte Severus, „du solltest längst im Bett sein.“

„Ihr seit auch noch wach“, gab Harry schnippisch zurück doch dann besann er sich warum er wirklich hier war und begann zu erklären. Die zwei Männer hörten ihm schweigend zu.
 

Schweigen folgte der Ausführung von Harry, bedeutungsvolle Blicke wurden gewechselt während der Jüngste der Runde an seinen Heuschrecken knabberte. Doch irgendwann wurde Harry das Schweigen zu blöd und er fragte, „kann irgendjemand etwas mit dem Gefasel anfangen?“

„Ja.“

„Severus, das ist nicht sehr hilfreich.“

„Albus, was denkst du?“, fragte Severus ohne auf seinen Einwand einzugehen.

„Wir denken wahrscheinlich dasselbe. Severus, hast du irgendwelche Erfahrungen damit?“

„Nein. Du?“

„Nein. So was ist seit Generationen nicht mehr vorgekommen und es macht die Situation wesentlich schwieriger als sie sowieso schon ist“, sagte Albus seufzend.

„Was machen wir jetzt? Die ganze Suche ist damit sinnlos“, schnarrte Severus.

Harry sah zwischen den Gesprächspartnern hin und her, immer noch seine Heuschrecken knabbernd bevor er fragte, „würde mich mal jemand einweihen?“ Wieder diese bedeutungsvollen Blicke, die gewechselt wurden.

„Er ist zu jung“, schnarrte Severus dann.

„Hallo? Ich bin volljährig.“

„Du bist zu jung.“

„Nein, bin ich nicht. Ich bin volljährig.“

„Albus, sag es ihm, er ist zu jung“, wandte sich Severus jetzt an den anderen Erwachsenen im Zimmer doch dieser lächelte ihn nur sachte an. Die hellblauen Augen blitzten ihn über die Ränder der Halbmondbrille hinweg an. „Er ist zu jung“, beharrte Severus.

„Nein, ist er nicht. Severus, er muss es wissen und die restlichen Siebtklässler auch. Wir müssen die Suche nochmal ganz von vorne anfangen und nach völlig neuen Gesichtspunkten suchen“, sagte Albus.

„Hallo! Ich bin noch da!“

„Das ist nicht zu übersehen, du Nervensäge.“

„Danke Severus, ich mag dich auch. Also, was ist hier los?“, sagte Harry.

Doch der Tränkemeister schnaubte nur, verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg. Albus wartete einen Moment ob er nicht doch noch anfangen wollte doch als auch nach einigen Minuten nichts kam, begann er zu erklären.

„Harry, wie du sicher weißt, fürchtet ER nichts mehr als den Tod. Schon hier in Hogwarts hat ER alles gelesen, getan und gemacht um den Tod für immer zu besiegen. Nun, das ist natürlich nicht möglich, zumindest nicht auf eine normale Art und weiße. Es gibt Gerüchte, Legenden, über eine Möglichkeit aber diese Methode geht so weit in die schwarze Magie, dass es schon vor Generationen verboten wurde überhaupt darüber zu reden. Sämtliche Bücher, Unterlagen, Pergamente, alles, was auch nur ein Wort darüber enthielt, wurde vernichtet.“

„Scheinbar nicht alles wenn wir jetzt darüber reden“, unterbrach Harry ihn.

Albus nickte ernst und fuhr fort, „ich dachte, es wäre alles vernichtet worden aber nach dem, was du uns gerade erzählt hast. Nun, ich gehe davon aus, dass ER trotzdem etwas darüber gefunden hat.“

„Albus, komm zum Punkt. Ich glaube, er hat verstanden, dass es verdammt gefährlich, verboten und über die Maßen illegal ist“, knurrte Severus dazwischen.

„Wenn ihr mich nicht ständig unterbrechen würdet, könnte ich zum Punkt kommen“, warf Albus ein.

„Um was genau geht es? Ein tödlicher Fluch? Irgendein Trank, der IHN unsterblich macht? Um was genau geht es?“, fragte Harry.

„Viel schlimmer, es geht um die Seele. Harry, auch wenn die Muggel sich darüber streiten ob es die Seele wirklich gibt oder nicht, wir Zauberer sind da schon weiter. Wir wissen, dass die Seele existiert und ein Mensch kann nur sterben wenn man die Seele tötet. Und genau hier setzt dieses uralte, verbotene, schwarzmagische Ritual an. Das Ritual erschafft Horkruxe.“

„Noch nie davon gehört“, sagte Harry nachdem Albus abgebrochen hatte und irgendwie auch keine Anstalten machte weiterzureden.

„Natürlich nicht, dass ist Sinn und Zweck der Sache. Niemand sollte jemals wieder davon wissen, deswegen wurde es ja verboten“, knurrte Severus.

„Was sind Horkruxe jetzt?“

„Seelenteile.“

„Häh?“

„Welch sinnvolle Frage.“

„Severus, bitte“, mahnte Albus bei der sehr höhnischen Stimmlage seines Gegenübers.

Doch Severus knurrte nur, „was denn? Wir haben gerade erfahren, dass wir unseren schlimmsten Feind nicht vernichten können. Da werde ich ja wohl ein bisschen sarkastisch sein dürfen.“

„Wie jetzt? Wieso das? Könntet ihr mir einen Gefallen tun und nicht länger um den heißen Brei herum reden. Was sind Horkruxe? Warum können wir IHN jetzt plötzlich nicht mehr vernichten?“, fragte Harry.

Wieder wurden Blicke ausgetauscht bevor Severus tief durch atmete und dann sagte, „Horkruxe sind Seelenteile. Das Ritual erfordert ein Opfer und spaltete dafür einen Teil der eigenen Seele ab. Dieser Seelenteil wird in einem willkürlichen, bereitgestellten Gegenstand gelagert. Die Seele wird zerstört, was es mit Geist und Körper anstellt, haben wir bei IHM gesehen. Es hat nur einen einzigen Vorteil, wenn man das überhaupt so nennen kann. Wenn die Person, die einen oder mehrere Horkruxe erschaffen hat, von einem Fluch oder Ähnlichem getötet wird, stirbt er oder sie nicht. Zumindest nicht richtig, der Körper stirbt aber die Seele wandert zu dem Horkrux. Von dort kann sie wieder in einen normalen Körper transferiert werden.“

„Der Friedhof!“

„Richtig. Pettigrew hatte, nach deinen Erzählungen, bereits einen provisorischen Körper für IHN erschaffen und durch das Wiedergeburtselixier hat ER dann einen richtigen Körper bekommen.“

„Wie man es nimmt“, warf Harry leise ein.

Diesmal nickten beide Zauberer und Albus sagte, „ja, irgendetwas muss damals schief gegangen sein.“

„Oder auch nicht“, murmelte Severus und auf die fragenden Blicke erklärte er, „was ist wenn ER mehrere Horkruxe erschaffen hat? Dann wäre nur ein Teil der Seele in dem Gebräu gelandet und das wiederum würde das jetzige Aussehen erklären.“

„Aber dann kann ER gar nicht sterben?“

„Doch, wenn alle Seelenteile vernichtet sind und Horkruxe lassen sich nur sehr schwer vernichten. Sie sind gegen normale Waffen und Flüche völlig unempfindlich“, sagte Albus.

„Severus, du hast doch vorhin gesagt, dass es willkürliche Gegenstände sind, oder?“

„Ja, wieso?“

„Dann haben wir vielleicht schon einen Teil vernichtet“, sagte Harry nachdenklich.

„Erklärst du uns diese Annahme?“

„Das Tagebuch aus der Kammer des Schreckens.“

„Ja, das wäre möglich aber dann muss es noch mehr geben“, sagte Severus nach einem kurzen Schweigen.

„Wieso?“

„Weil du dich im zweiten Schuljahr darin rum getrieben hast und ER im vierten Schuljahr wiedergekehrt ist. Selbst wenn das Tagebuch ein Horkrux war, was sehr wahrscheinlich ist, muss es noch mehr geben und genau hier liegt unser Problem. Es kann förmlich alles sein. Ein Teller, ein Becher, ein Buch, ein Pergament, ein Tisch, ein Stuhl, es könnte sogar ein Lebewesen sein. Nagini könnte ein Horkrux sein. Es ist förmlich unmöglich herauszufinden wie viele und vor allem was ER in Horkruxe verwandelt hat“, sagte Severus und diesmal hörte man deutliche Resignation aus seiner Stimme heraus.

„Das klingt nicht gut. Und was machen wir jetzt?“, fragte Harry leise. Schweigen antwortete ihm auf diese Frage.
 

Sie schwiegen sich eine ganze Zeit lang an, Harry bestellte eine neue Ladung Insekten und eine Tasse Wasser für sich während die anderen Zwei bei Tee blieben. Eher lustlos kaute er dann auf den Hundertfüßern rum und schließlich fragte er erneut, „was machen wir jetzt?“

„Von vorne anfangen.“

„Die ganze Villa nochmal durchsuchen? Das dauert Monate!“

„Nicht ganz, wir müssen diesmal nicht aufräumen und wir haben die Sachen ja schon sortiert. Wir müssen nur die wichtigsten Bücher und Pergamente nochmal durchgehen“, sagte Severus doch wirklich begeistert klang er nicht.

„Wir müssen die anderen Siebtklässler informieren. Wir suchen jetzt nach völlig anderen Dingen.“

„Ist es überhaupt möglich? Kann man IHN töten ohne die Horkruxe vorher zu vernichten?“, fragte Harry.

„Wenn wir das wüssten, wären wir ein ganzes Stück weiter. Albus, auch wenn es dir nicht passt aber wir müssen uns in das Thema wenigstens einlesen. Ich habe das ganz dumpfe Gefühl, dass Horace mehr weiß als wir bis jetzt ahnten. Wir sollten ihn mal genauer befragen“, sagte Severus, „ich hätte gleich ein Fläschchen Veritaserum dabei.“

„Rein zufällig?“

„Natürlich.“

„Natürlich Severus, natürlich. Aber bei Horace gebe ich dir Recht, wir müssen mit ihm reden. Aber er wird das Veritaserum nicht freiwillig nehmen“, sagte Albus.

Jetzt grinste Severus, ein breites, fieses Grinsen, was nicht nur Harry einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
 

Der Plan war schnell gefasst und noch schneller umgesetzt. So hing Harry keine drei Tage später am Abend in Albus' Büro an der Decke während sich unter ihm drei Zauberer bei einer Tasse Tee unterhielten. Das Gespräch kam allerdings ins Stocken und schließlich ganz zum Erliegen als Slughorns Augen sich langsam verschleierten bis sie völlig von einem dunklen Nebel überzogen waren.

„Wir können“, sagte Severus kurz bevor eine Fledermaus auf seiner Schulter landete und nickte. „Wie ist dein Name?“

„Horace Edgar Farley Slughorn“, kam mit monotoner Stimme.

„Welchen Beruf übst du aus?“ „Ich bin Zaubertränkelehrer an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei.“ Auch die zweite Antwort kam mit monotoner, gleichbleibender Stimme, die Augen blieben verschleiert.

„Wir können.“

„Er macht uns etwas vor“, knurrte Severus plötzlich.

„Wie bitte?“

„Sieh genauer hin, Albus, er macht uns etwas vor.“

Albus sah genauer hin und tatsächlich, der Schleier flackerte immer wieder. „Nun, das kannst du ja ändern, oder Severus.“

„Aber natürlich“, sagte Severus während er schon den Zauberstab zog, „Legilimens.“
 

Harry zuckte zusammen, zu gut erinnerte er sich an die ersten Okklumentikstunden bei Severus und dessen unbarmherzigen Angriffen auf seinen Geist. Er hätte ihn wenigstens vorwarnen können, dann wäre er weg gegangen doch jetzt traute er sich nicht mehr. Und so klammerte er sich an Severus' Schulter und versuchte ihn nicht allzu sehr zu stören. Doch es dauerte nur wenige Sekunden bis Severus den Stab wieder sinken ließ und schnarrte, „Du kannst.“ Albus nickte und dann begann das Verhör. Auch wenn er diese Maßnahme gerne vermieden hätte aber sie hatten keine andere Wahl und so schob er seine Gewissensbisse beiseite.
 

Die Nacht wurde sehr lang, Albus musste sich bei Horace mehrfach entschuldigen nachdem das Veritaserum seine Wirkung verloren hatte. Zwar war Horace nicht sehr begeistert aber er sah auch ein, dass sein Schweigen mehr geschadet als genutzt hatte. Hätten sie gleich von Voldemorts Plänen bezüglich der Horkruxe Bescheid gewusst, hätten die Suche gleich nach anderen Gesichtspunkten durchgeführt werden können. Horace hatte sich nach dem Verhör und der wirklich ernst gemeinten Entschuldigung in seine Gemächer zurückgezogen, er musste sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen und das ging alleine am Besten. So saßen Albus, Severus und Harry jetzt schweigend um Albus' Schreibtisch herum, jeder hing seinen eigenen, düsteren Gedanken nach denn was sie erfahren hatten, ließ wenig Hoffnung aufkommen.

Der junge Tom Riddle hatte wirklich von den Horkruxen gehört und wollte nicht nur einen sondern gleich sieben erschaffen. Sieben willkürliche Gegenstände, die ER wahrscheinlich an Orten versteckt hatte, auf die man gar nicht kommen würde. Harry ließ den Blick irgendwann durch das Büro schweifen und fragte sich, wie viele Gegenstände hier ein Horkrux sein könnte. Es hätte alles sein können, sogar die Stange, auf der Fawkes saß oder der Tisch, wo ihre Tassen drauf standen. Es war einfach unmöglich zu sagen, was ER verwandelt hatte. Das Seufzen von Albus riss ihn aus seinen Gedanken.

„Was machen wir jetzt?“, fragte der Zauberer und zum ersten Mal, seit Harry ihn kannte, klang Albus Dumbledore völlig verzweifelt. Zum ersten Mal sah man ihm sein wahres Alter auch an.

„Eine weiße Fahne suchen?“, schlug Severus mit dunkler, verzweifelter Stimme vor.

„Das ist nicht sehr hilfreich, Severus.“

„Was erwartest du von mir, Albus? Dass ich Freudentänze aufführe? Sind dir eigentlich die Ausmaße dessen bewusst, was wir gerade gehört haben? Verdammt, SEINE Seele besteht aus ACHT Teilen. ACHT. Wie sollen wir das machen?“, fauchte Severus. Harry wollte etwas sagen doch der Tränkemeister fuhr ihm sofort über den Mund, „selbst wenn das Tagebuch ein Horkrux war, sind es immer noch sieben Teile. Sechs Gegenstände und ER selbst. Wie sollen wir das schaffen? ER wird nicht in aller Seelenruhe dabei zusehen wie wir SEINE Horkruxe vernichten. Keiner weiß etwas über sie, über die Herstellung und die Verbindung, die noch zwischen ihnen herrscht. Selbst wenn wir alle Horkruxe vernichten, bleibt ER und es ist ja nicht so als wäre ER kein mächtiger Zauberer. Nein, ER wird sich einfach ergeben, klar.“ Seine Stimme tropfte vor Sarkasmus und hatte einen hysterischen Unterton, etwas, was weder Harry noch Albus von ihm kannten. Scheinbar schien er das auch selber nicht von sich zu kennen denn er atmete mehrmals tief durch, fuhr sich mit der Hand über die Augen und murrte, „ich gehe schlafen.“

„Jetzt?“

„Nein, nächstes Jahr. Natürlich jetzt. Ich brauche etwas Ruhe um mich zu sammeln. Gute Nacht und ich will heute nicht mehr gestört werden, es ist schließlich Samstag.“

Damit erhob sich Severus, nickte ihnen nochmal zu und ging, ohne auf irgendeine Erwiderung zu warten.

„Das war jetzt überraschend“, sagte Harry irgendwann.

„Ja, das war es. Aber er hat einen guten Anfang gemacht. Harry, geh ins Bett. Es war eine lange Nacht.“

„Ich kann eh nicht schlafen.“

„Versuch es. Wir werden eine Lösung finden.“

Harry sah ihn zweifelnd an und fragte, „darf ich meinen Freunden davon erzählen?“

„Nein. Das werde ich machen aber heute nicht mehr.“

„Und die Suche? Die sollte heute fortgesetzt werden“, erinnerte Harry.

„Die wird für dieses Wochenende ausfallen.“

„Mit welcher Begründung?“

„Das lass mal meine Sorge sein. Geh ins Bett Harry“, sagte Albus lächelnd.

Harrys zweifelnder Blick blieb aber er nickte, wünschte eine gute Nacht und ging nach nebenan. Dort zog sich aus, verwandelte sich und seine Sachen und flog in sein Zimmer. Entgegen seiner Vermutung konnte er allerdings sehr schnell einschlafen, wenn auch kopfüber an der Decke hängend.
 

Von Severus war das ganze Wochenende nichts zu sehen, auch als Harry an seinem Fenster kratzte, rührte sich nichts. Die Siebtklässler waren mehr als verwirrt, sie hatten die Suche schon fest eingeplant und waren beim Frühstück am Samstag von Albus darüber informiert worden, dass sie ausfiel. Natürlich waren alle danach zu Harry gerannt und hatten ihn ausfragen wollen aber dieser schwieg wie ein Grab. Er hatte es Albus versprechen müssen, von ihm würde niemand was erfahren.
 

Am Montag schien wieder alles normal. Harry beobachtete Severus von der Decke aus wie er in seiner ganz eigenen Art in die große Halle rauschte und sich zum Frühstück auf seinen Platz setzte. Die schwarzen Augen schweiften über die Schüler, kurz sah Severus zur Decke, fasste ihn ins Auge und wandte sich dann seinem Frühstück zu. Etwas verwirrt flatterte Harry mit den Flügeln, blieb aber hängen. Severus hatte noch nie zu ihm hoch gesehen, nie, warum also jetzt? Er beschloss ihn heute Abend danach zu fragen.
 

Sein Vorhaben wurde vereitelt. Albus ließ die Siebtklässler nach dem Unterricht in die große Halle kommen und erklärte ihnen alles. Geschockte Gesichter sahen ihn an, vereinzelte Schluchzer waren zu hören und fassungsloses Schweigen breitete sich aus. Keiner wollte glauben, was sie da gerade gehört hatten. Fast alle sahen zu Harry, der sich sichtlich unwohl fühlte aber nichts sagte. Was hätte er auch sagen können? Er wusste ja selber nicht was er davon halten sollte. Sein Blick ging wiederum zu Severus, der still auf seinem Platz saß und die Versammlung bis jetzt schweigend verfolgt hatte. Eine schwarze Augenbraue ruckte nach oben bevor er seufzte und fragend zu Albus sah, der daraufhin nickte. Aus dem Schweigen der Schüler war leises Gemurmel geworden auch wenn sich die Meisten noch sehr zurück hielten.

Severus wartete noch ein paar Momente bevor er sich erhob und mit schneidender Stimme knurrte, „Ruhe!“

Er sprach nicht wirklich laut doch wie schon in seinem Klassenraum zuckten die Schüler zusammen und stellten augenblicklich alle Gespräche ein.

„Ja, wir haben jetzt neue Probleme aber die hatten wir vorher auch. Keiner hat gesagt, dass es leicht wird IHN zu besiegen. Gut, es ist jetzt schwerer geworden aber wir haben schon einen Anfang gemacht. Unser allseits beliebter Goldjunge hat in seinem zweiten Schuljahr bereits einen Horkrux vernichtet, bleiben also sechs und durch gründliche Nachforschung haben wir bereits einen weiteren Horkrux ausfindig gemacht. Wir sind uns lediglich über die Art der Vernichtung noch nicht im klaren aber auch dieses Problem werden wir lösen. Die Suche in Malfoy-Manor wird erneut durchgeführt aber nach anderen Gesichtspunkten. Die genauen Punkte werdet ihr nächstes Wochenende erfahren denn dann geht die Suche weiter“, schnarrte Severus.

Drei Personen in der großen Halle wussten, dass Severus ihnen gerade das Blaue vom Himmel runter log und dabei so überzeugend wirkte, dass sich die Schüler wirklich beruhigten. Nur Draco sah seinen Paten zweifelnd an, irgendwie konnte er das Gehörte nicht glauben.

„Ihr habt gehört, was Professor Snape gesagt hat. Ja, es wird schwieriger aber es ist nicht unmöglich. Wir werden einen neuen Plan ausarbeiten“, sagte Albus, der jetzt endlich wieder zu seiner alten Form gefunden hatte. Jetzt wirkte er wieder wie der weiße, alte Zauberer, den alle hier kannten und dem sie vertrauten. Die letzten Zweifel waren bei den meisten Schülern weggefegt, nur einige Einzelne konnten und wollten dem Frieden nicht trauen. Genau diese Schüler beschlossen, jeder für sich selbst, Harry aufzusuchen und ihn diesmal wirklich auszuquetschen.
 

„Du hast uns angelogen, ohne mit der Wimper zu zucken oder rot zu werden“, stellte Draco fest nachdem der Großteil der Schüler die Große Halle wieder verlassen hatte.

Severus sah ihn von oben herab an und schnarrte, „natürlich. Was hätten wir sonst machen sollen?“

„Die Wahrheit?“, fragte Harry, der sich den Gesprächspartnern genähert hatte, genau wie ihre übrigen, engeren Freunde.

„Ach und welche Wahrheit wäre das gewesen? Dass wir so gut wie keine Möglichkeit haben IHN zu besiegen?“

„Ist es so?“, fragte Blaise.

„Wenn wir nichts finden, ja. Es ist unmöglich die sechs Gegenstände zu finden“, sagte Severus.

„Und zu vernichten“, warf Neville ein doch zu aller Überraschung schüttelte Severus den Kopf, „Nein, sie zu vernichten, ist einfach.“

„Wie?“

„Harry hat es doch vor gemacht. Ein Basiliskenzahn und das Schwert Gryffindors, beide Dinge sind dazu geeignet einen Horkrux zu vernichten.“

„Wo bekommen wir einen Basiliskenzahn her?“ Alle Augen wanden sich Harry zu, der diese Frage gestellt hatte bis es auch bei ihm Klick machte. „Ich könnte nochmal in die Kammer und welche holen“, schlug er vorsichtig vor.

„Könntest du, wirst du aber nicht. Wir haben sie schließlich nicht.“

Jetzt gingen alle Blicke zu Severus und Theo fragte, „haben wir überhaupt eine Chance etwas zu finden?“

Severus schwieg einen Moment bevor er seufzte und meinte, „ich weiß es nicht. Wir müssen es wenigstens versuchen.“

„Das klingt nicht sehr aufbauend, Severus.“

„Soll ich wieder lügen?“

„Nein.“

„Dann akzeptiert die Wahrheit. Wir werden alles versuchen und jetzt verschwindet!“ Die restlichen Schüler folgten dieser sehr netten Aufforderung ihres Verteidigungslehrers und gingen.
 

„Ich sagte, ihr sollt gehen und nicht gleich wieder kommen“, fuhr Severus die Fledermaus an, die an der Türklinke zu seinen Gemächern hing und ihn leise an fiepste. Da er keine verständliche Antwort erhielt, zupfte Severus das Tier einfach von der Klinke und nahm es mit rein. „Da du deine Kette nicht dabei hast, gehe ich davon aus, dass du in aller Eile verschwunden bist oder nicht mit mir reden willst. Da ich diesmal nichts getan habe um ein Schweigen zu provozieren, waren es wohl deine Freunde. lass mich raten, sie haben dich ausgequetscht?“, fragte Severus.

Harry, der auf seiner offenen Handfläche lag, nickte traurig und hüllte sich in seine Flügel.

„Das ist keine Lösung.“

Fieps.

„Und das keine Sprache. Aber du darfst trotzdem hierbleiben auch wenn ich dir nichts anderes sagen kann.“

Das nächste Fiepsen war definitiv resignierend.

„Ja, so fühle ich mich auch gerade.“ Severus richtete sich seinen Sessel für den Abend mittels Zauberstab ein bevor er sich setzte, Harry auf seinem rechten Bein platzierte und fragte, „was würdest du eigentlich dazu sagen, wenn ich ständig in Tiergestalt bei dir auftauchen würde?“

Jetzt sah Harry interessiert auf und nickte heftig. Eine Augenbraue ruckte bis zum Haaransatz hoch, er enthielt sich aber jedes weiteren Kommentars sondern griff nur wortlos nach seinem Buch und begann zu lesen. Harry sah ihn noch einen Moment abwartend an und als keine Reaktion kam, machte er es sich bequem. Ja, es war feige sich hier zu verstecken aber es war so einfach. Einfach verwandeln, hierher fliegen und dann auf dumm tun. Er wusste, dass es nicht richtig war aber es war die einfachste Methode um für einen Moment allen Problemen zu entfliehen. Vielleicht würde das Severus auch mal ganz gut tun. Mit diesem Gedanken kuschelte er sich enger in die Hand, die direkt neben ihm lag und schloss die Augen. Darüber konnte man später noch nachdenken.
 

Doch die Suche wurde erschwert denn Voldemort schien wieder aufgewacht zu sein. Die Todesser waren erstarkt und fast täglich las man nun in den magischen Zeitungen von Übergriffen und Überfällen der Dunklen Seite. Der Phönixorden musste fast komplett aus Malfoy-Manor abgezogen werden, genau wie die Auroren, sie wurden schlicht und einfach woanders benötigt. Es gab sehr lange und teilweise sehr laute Diskussionen ob die Suche im Manor weiter durchgeführt werden sollte, gerade ohne die Bewachung der Erwachsenen. Aber die Schüler setzten sich durch, sie wollten helfen und das war im Moment ihre einzige Möglichkeit. Allerdings gab Albus erst nach als Severus einen Vorschlag machte, der mit Begeisterung angenommen wurde.
 

„Warum habe ich das vorgeschlagen?“, maulte Severus ein paar Tage später.

„Weil du eigentlich ein ganz lieber Mensch bist und gar nicht so grummelig bist wie du immer tust“, gab Harry grinsend zurück. Der Blick, der ihn traf, hätte ihn eigentlich in ein Häufchen Asche verwandeln sollen aber so grinste er nur noch breiter.

„Ich hasse dich“, knurrte Severus nachdem der Todesblick doch keinen Erfolg hatte.

„Du hast mich in Wirklichkeit ganz doll lieb“, grinste Harry, was zu einem weiteren bitterbösen Blick führte bevor sich Severus umdrehte und zu seinem Platz an einem der Tische ging. Kaum, dass er saß, füllten sich die Teller und Schüsseln vor den Schülern und eröffneten das Mittagessen.

Auch Harry setzte sich jetzt, Draco ihm gegenüber grinste leicht und fragte, „Er bereut seine Idee jetzt schon? Wir sind doch erst zwei Tage hier.“

Harry nickte nur und sah sich um. Hier war in diesem Fall Malfoy-Manor, genauer gesagt der Speisesaal, in dem die kompletten Siebtklässler aus Hogwarts an zwei großen Tischen saßen und aßen. Severus, der an der Stirnseite eines Tisches saß, hatte den Vorschlag gemacht, den Unterricht für zwei Wochen ausfallen zu lassen und die Suche verstärkt fortzusetzen. Damit das auch so effektiv wie möglich war, wurden die Schüler und Severus als Aufpasser gleich im Manor einquartiert. Das war vor zwei Tagen gewesen und die Anwesenheit von gleich vierzig halberwachsener Zauberer hatte dazu geführt, dass Severus seine Idee schon nach wenigen Stunden bereute. Doch er stand zu seinem Wort, er würde diese zwei Wochen durchhalten. Immer getrieben von der Hoffnung, dass sie etwas fanden.
 

„Nichts.“

„Bist du sicher, Severus?“

„Ja, absolut. Wir haben jedes Pergament, jedes Buch, jeden noch so kleinen Fitzel gelesen und analysiert. Albus, wir haben nichts, absolut gar nichts gefunden“, sagte Severus ernst.

Der Mann vor ihm sah ihn noch einen Moment an bevor er sich schwer in seinen Stuhl fallen ließ. „Und jetzt?“, fragte er irgendwann.

„Das nächste Haus.“

„Von wem? Severus, wir können nicht von jeder alten Familie die Häuser durchsuchen“, sagte Albus.

„Black.“

„Black? Der Grimmauldplatz? So weit ich weiß, hat sich Harry dort schon sehr genau umgesehen.“

„Ja, um Blödsinn zu machen aber nicht nach unseren Kriterien. Zudem die Häuser meiner Schlangen, aber die in den Weihnachtsferien“, sagte Severus.

„Ich habe mich gerade verhört, oder? Severus, wie stellst du dir das vor? Viele deiner Schlangen haben Todesser als Eltern und sind nur hier in Hogwarts sicher. Du kannst sie nicht nach Hause schicken ohne sie zu gefährden“, sagte Albus.

„Sie sind sich dieses Risikos bewusst und bereit es einzugehen.“

„Wieso?“

Jetzt seufzte Severus leise und zog ein Buch aus einer Tasche. „Weil Pansy Parkinson dieses Buch auf dem Dachboden ihrer Großmutter gefunden hat, in dem unter Anderem der Bestientrank steht. Albus, was haben wir für eine Wahl?“

„Kämpfen?“

„Nur kämpft dein Goldjunge nicht mehr mit.“

Schweigen.

„Sind sich die Slytherins wirklich bewusst, was sie da tun sollen?“, fragte Albus irgendwann.

„Ja, wissen sie. Albus, alle Siebtklässler, bis auf Draco, sind keine offiziellen Todesser. Weder von unserer noch von SEINER Seite aus. Sie gehen als ganz normale Schüler hier zur Schule und waren die letzten Weihnachtsferien ganz gewohnt Zuhause. Sie wissen, was auf dem Spiel steht und du wirst sie nicht aufhalten können. Sie werden zu Weihnachten nach Hause fahren und dort suchen und die anderen Schüler sollten sich im Grimmauldplatz umsehen“, erklärte Severus. Er legte das Buch auf Albus' Schreibtisch, er kannte es mittlerweile schon auswendig und hatte es vorsichtshalber sogar noch magisch kopiert.

„Seit wann hast du dieses Buch?“

„Schon länger. Was machen wir nun?“

„Deinen Vorschlag umsetzen. Wir werden auch die anderen Familien mit einbeziehen.“

„Mit welcher Begründung?“

„Ich lasse mir etwas einfallen“, sagte Albus, „wie macht sich Harry im Verteidigungsunterricht?“

Etwas verwirrt über diesen plötzlichen Themawechsel war Severus im ersten Moment sprachlos bevor er sich fing, „Gut. Ich brauche mittlerweile fast eine Stunde um ihn die erforderlichen zehn Mal zu Boden zu schicken.“

„Wie lange hast du am Anfang gebraucht?“, fragte Albus amüsiert.

„Keine zehn Minuten.“

„Also wird er besser.“

„Ja, langsam.“

Albus musterte den Mann vor sich, auch wenn sich keinerlei Gefühlsregung auf seinem Gesicht abzeichnete, war er sich sicher, dass Severus stolz war. Man musste ihn nur lange genug kennen um ihn lesen zu können und selbst nach so vielen Jahren fiel es Albus manchmal sehr schwer.

„Brauchst du noch irgendetwas?“, fragte Severus gerade.

„Nein. Ich werde die Schüler informieren, dass die Suche am Wochenende im Grimmauldplatz fortgesetzt wird.“

„Dann kann ich gehen?“

„Hast du noch etwas vor?“

„Ja.“

Da keine weitere Erklärung folgte, fragte Albus auch nicht weiter nach sondern nickte nur.
 

Die Suche wurde ausgeweitet, die Siebtklässler teilten sich an den Wochenenden auf. Die Hälfte suchte bei sich Zuhause, der Rest ging in den Grimmauldplatz. Sie wechselten sich jedes Wochenende ab, wobei die Slytherins von diesem Wechsel ausgenommen waren. Sie konnten übers Wochenende nicht nach Hause, das hatten sie noch nie gemacht und es würde auffallen wenn sie jetzt damit anfingen. Sie würden über die Weihnachtsferien nach Hause fahren, natürlich mit den entsprechenden Aussagen über Draco denn er und seine Familie galten ja bei den Todessern als Hochverräter. Jeder der Siebtklässler war sich bewusst, dass er vielleicht nicht nach Hogwarts zurückkehren könnte und jeder war bereit das Risiko einzugehen. Es hatte dennoch sehr lange gedauert bis Albus dem Plan wirklich zugestimmt hatte, er wollte dieses Risiko nicht eingehen und er wollte nicht, dass die Schüler dieses Risiko eingingen. Doch sie hatten keine andere Wahl mehr, die Sache mit den Horkruxen hatte ihre Gesamtsituation zu sehr verändert.
 

„Albus, was willst du um diese Uhrzeit von mir? Und was machen die hier?“, fauchte Severus.

Es war Mittwochabend, er hatte einige sehr nervtötende Stunden mit seinen Schülern hinter sich und nach dem Abendessen war ihm auch noch ein Trank übergekocht, etwas, was ihm seit Jahren nicht passiert war. Und jetzt hatte ihn auch noch Albus zu sich gerufen. Als wäre das nicht schon genug Strafe gewesen, nein, es waren auch noch die Weasleyzwillinge anwesend und grinsten ihn an.

„Severus setz dich. Harry müsste auch gleich kommen“, sagte Albus lächelnd ohne auf die Fragen einzugehen.

„Dann solltest du das Fenster aufmachen“, knurrte Severus während er sich setzte.

„Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen aber ich kann mich durchaus noch als Mensch fortbewegen“, sagte eine amüsierte Stimme bevor Harry in sein Blickfeld kam und sich auf den letzten freien Stuhl setzte, „Fred, George, was macht ihr hier?“ Während man Harry die Freude über das Wiedersehen deutlich ansah, verzog sich Severus' Gesicht noch mehr

„Die Herren Weasley haben uns vielleicht die Lösung für unsere Probleme gebracht.“

„Wie?“, fragte Severus sofort. Jegliches Schmollen war vergessen.

Albus antwortete nicht sondern warf den Zwillingen einen auffordernden Blick zu und Fred legte ein Pergament auf den Tisch. „Wir haben von Ron alles gehört, die Sache mit den Horkruxen, die Suche, alles. Ja, er durfte es nicht sagen aber wir sind seine Familie also verzeiht ihm. Naja, wir haben uns etwas umgehört und gleich zwei Dinge herausgefunden“, erklärte er.

„Was?“

„Etwas Negatives und etwas Positives.“

„Wie negativ kann es denn noch werden?“, schnarrte Severus.

Diesmal antwortete George, „naja, nur Harry kann IHN töten. Aber nicht wegen der Prophezeiung sondern wegen den Horkruxe. In diesem Pergament steht drin, wer den Horkrux eines Menschen vernichtet, ist der Einzige, der auch den betreffenden Zauberer vernichten kann. Da ihr ja davon ausgeht, dass das Tagebuch ein Horkrux war und Harry ihn vernichtet hat, lässt der Umkehrschluss nur zu, dass auch nur Harry die restlichen Horkruxe und IHN vernichten kann.“

„Das ist nicht fair“, maulte Harry leise.

„Vor allem ist es sinnlos. Wir haben die restlichen Horkruxe nicht“, erinnerte Severus.

Die Zwillinge nickten und Fred deutete auf das Pergament, „lest es selber.“

Severus war schneller als Harry, er entrollte das Pergament und begann zu lesen während Harry auf seinem Stuhl rum hippelte. „Das ist keine Lösung“, stellte Severus irgendwann fest, „er hat nicht die magische Kraft um diesen Zauber zu beherrschen.“

„Wer ist er?“, fragte Harry.

„Du bist gemeint. Hier, ließ selber.“

Damit reichte ihm Severus das Pergament rüber und die restlichen Anwesenden warteten mit weiteren Diskussionen bis er es auch gelesen hatte.
 

„Hier steht, dass dieser Fluch einen Zauberer restlos vernichtet. Egal welchen Gegenzauber er spricht und egal wie viele Horkruxe er erschaffen hat. Warum ist das schlecht?“, fragte Harry etwas verwirrt.

„Wer will es ihm erklären?“, schnarrte Severus. Als alle Blicke sich auf ihn richtete, knurrte er leise und sagte dann, „dein magisches Potenzial reicht nicht aus um diesen Zauber zu beherrschen. Du kannst ihn zwar sprechen aber er wird nicht das tun, was du von ihm willst. Er könnte dich selbst vernichten oder einen Verbündeten aber mit Sicherheit nicht IHN. Um diesen Zauber wirkungsvoll sprechen zu können, fehlen dir ungefähr zwanzig Jahre Ausbildung und Erfahrung.“

„Aber jemand Anderes könnte den Zauber sprechen“, unterbrach Harry ihn.

„Nein, nur DU kannst IHN vernichte weil du schon das Tagebuch zerstört hast.“

„Kann man das nicht ändern?“, fragte Harry.

Alle schüttelten die Köpfe.

„Was machen wir jetzt?“

„In saecula saeculorum“, sagte Albus.

Während die Zwillinge und Harry ihn fragend ansahen, starrte ihn Severus an als hätte er den Verstand verloren.
 

„Das kann nicht dein Ernst sein“, brachte Severus nach einer ganzen Weile des Schweigens heraus.

„Doch.“

„Mit wem?“

„Das würde der Trank bestimmen.“

„Und wenn sie gleich alt sind? Dann funktioniert es sowieso nicht.“

„Hallo, um was geht es hier?“, rief Harry dazwischen.

Er sah auffordernd zu Severus doch dieser schüttelte den Kopf und deutete auf Albus, „diesen Mist soll er dir erklären.“

Jetzt wandten sich alle Albus zu, der tief durchatmete und dann begann, „es gibt ein uraltes Ritual, welches zwei magisch begabte Menschen, egal welchen Geschlechtes, aneinander bindet. Das Ritual In saecula saeculorum . Es verbindet die Seelen und vor allem die Magie miteinander. Der Sinn dahinter war es, dass beide Menschen auf die verbundene Magie zugreifen konnten.“

„Also hat ein Zauberer dann die Macht von allen Beiden?“, fragte George dazwischen.

„Ja, das war der Grundgedanke aber das Ritual ist weit komplexer. Es verbindet die Magie nicht nur, es verstärkt sie und je besser die Partner aufeinander abgestimmt sind, umso mächtiger werden sie.“

„Wie bei den magischen Wesen? Diese Dominanzgeschichte?“

„Nein, das genaue Gegenteil. Diese Magie ist dazu ausgelegt eine vollkommen gleichberechtigte Partnerschaft zu bilden. Stärken und Schwächen des Anderen akzeptieren, aufeinander einzugehen und freiwillig für den Anderen zurückzustecken. Man muss das eigene Ich, die eigene Gier und den eigenen Schatten überwinden, zum Wohl des Anderen und das von beiden Seiten. Es ist unglaublich schwer und so weit mir bekannt ist, haben es nur die wenigsten Verbundenen jemals geschafft, das wahre Ausmaß des Rituals zu ergründen“, schloss Albus.

„Ich soll mich jetzt diesem Ritual unterziehen damit ich über eine größere magische Kraft verfügen kann und den Zauber damit beherrschen kann?“, fragte Harry, nachdem keiner mehr etwas gesagt hatte.

„Das wäre meine Idee gewesen.“

„Wäre das alles so einfach, würde Severus nicht so einen Aufstand machen und gerade so aussehen als hätte er in eine Zitrone gebissen.“

Albus schwieg bis Severus knurrte, „los, sag es ihm. Sag ihm die negativen Seiten an dem Ritual und vor allem in seiner Situation.“

Tiefes Durchatmen und dann wieder Schweigen.

„Gut, dann mach ich das. Harry, dieses Ritual kann nie rückgängig gemacht werden. Einmal verbunden, ist es nicht möglich sich wieder zu lösen. Wenn man diese Einigkeit nicht erreicht, stellt sich die Magie gegen die Verbundenen. Die Magie wird nicht stärker sondern schwächer. Zudem ist eine spätere Ehe unmöglich. In deinem speziellen Fall bräuchtest du einen Partner oder eine Partnerin, die älter sind. Wesentlich älter und mit einem stärkeren magischen Kern. Sprich, du wirst an einen älteren Zauberer oder eine ältere Hexe gebunden, für immer und ohne die Möglichkeit in deiner Altersklasse und aus Liebe zu heiraten.“
 

Das hatte gesessen. Harry starrte seinen Lehrer fassungslos an bevor er sich erhob und den Raum ohne ein weiteres Wort verließ. Severus wartete noch einen Moment, dann erhob er sich ebenfalls.

„Wo willst du hin?“, fragte Albus.

„Die Sache hat sich ja wohl damit erledigt. Seine Reaktion war eindeutig also werde ich mich wieder an die Arbeit machen.“

„Severus, das Ritual ist eine sehr gute Chance.“

„Diese Tatsache habe ich auch nicht bestritten. Es ist wohl die beste Chance, die wir im Moment haben aber es gibt da einen winzig kleinen Haken.“

„Welchen?“

„Dein Goldjunge will von dem Ritual scheinbar nichts wissen. Ohne das Ritual kann er diesen Zauber nicht beherrschen. Außer natürlich ER gibt uns noch die zwanzig Jahre, die wir brauchen um Harry zu trainieren“, sagte Severus höhnisch.

„Das ist nicht witzig.“

„Ich scherze auch nicht. Albus, solltest du Harry von dem Ritual überzeugt kriegen, werde ich dir mit Freuden den Bestimmungstrank brauen. Ich kaufe ihm sogar ein Hochzeitsgeschenk aber ich glaube irgendwie nicht daran, dass das nötig sein wird. Ich wünsche dir viel Glück und entschuldige mich jetzt, ich habe zu tun.“ Damit drehte sich Severus wirklich um und ging.
 

„Sollen wir mit Harry reden?“, fragte Fred leise.

Etwas überrascht wandte Albus ihm den Kopf zu und fragte, „warum solltet ihr das tun? Ich gehe nicht davon aus, dass ihr Interesse daran habt, dass er so gebunden wird.“

„Nein, haben wir nicht aber wir sind uns auch der Tragweite dieses Zaubers und des Rituals bewusst.“

„Und seiner Möglichkeiten. Außerdem kann man auch mit jemanden zusammenleben ohne verheiratet zu sein. Das Ritual verhindert eine magische Hochzeit aber nicht, dass man jemanden liebt und mit ihm zusammen lebt.“

Das Aufblitzen von Erkenntnis in Albus' Gesicht ließ darauf schließen, dass er es noch nicht von dieser Seite gesehen hatte.

„Zudem kennen wir Harry, er braucht immer etwas Zeit um über Dinge nachzudenken. Vor allem wenn sie so gravierende Folgen haben. Also, sollen wir mal mit ihm reden?“, fragte George nochmal.

„Nein.“

„Nein?“

„Nein. Ihr habt Recht, er braucht Zeit und die soll er ruhig haben. Ich habe es so im Gefühl, dass sich Harry von alleine melden wird. Ich danke euch für euren Besuch und für den Zauber, er wird sich bestimmt noch als nützlich erweisen“, sagte Albus lächelnd.

„Genau das hatten wir gehofft. Professor Dumbledore, viel Glück.“

„Danke. Wollt ihr flohen?“, fragte Albus mit einem Deut auf den Kamin.

„Nein, das geht leider nicht. Bei uns ist kein Kamin angeschlossen. Wir disapparieren.“

„Dann müsst ihr hinter die Grenzen von Hogwarts.“

Die Zwillinge erhoben sich nickend, verabschiedeten sich dann nochmal bevor sie gingen und Albus mit seinen düsteren Gedanken allein ließen.

Kapitel 11

Er hörte die Schritte hinter sich, scheinbar war er nicht der Einzige, der zum Nachdenken auf den Astronomieturm kam und er kannte diese Schritte. Sie kamen näher und schon stand die dunkle Gestalt seines Verteidigungslehrers neben ihm. Wortlos lehnte sich Severus auf die Brüstung und legte den Kopf in den Nacken um zu den Sternen zu sehen. Es war friedlich, der Mond stand als schmale Sichel am Himmel und die Sterne wirkten ungewöhnlich hell. Harry schielte aus den Augenwinkeln zu Severus doch dieser schien ihn nicht zu beachten, er sah weiter in den Himmel. Und als er auch nach einigen Minuten nichts sagte, lehnte sich Harry wieder gemütlicher an die Brüstung und hing weiter seinen Gedanken nach.
 

Doch irgendwann durchbrach Severus das Schweigen doch, „da mein Patensohn mich noch nicht aufgesucht hat, gehe ich davon aus, dass du mit noch niemanden darüber gesprochen hast.“

„Stimmt.“

„Warum nicht? Es ist schon zwei Wochen her.“

„Wie würdest du entscheiden?“, fragte Harry leise.

„Es ist dein Leben. Niemand hat das Recht darüber zu entscheiden.“

„Das war nicht meine Frage. Severus, wenn du in meiner Situation wärst, wie würdest du dich entscheiden?“, fragte Harry erneut und ohne ihn anzusehen.

„Ich bin nicht in deiner Situation und werde auch nicht hinein kommen. Niemand kann sich in diese Situation versetzen, wie auch? Keiner von uns kann es nach empfinden. Wir können dir Tipps geben, Ratschläge aber entscheiden musst du letztendlich selber“, sagte Severus schließlich.

„Was wäre dein Ratschlag?“

„Willst du, dass ich das sage was du hören willst oder willst du meine Meinung hören?“

Harry zögerte einen Moment, er wusste was bei dem Ersteren raus kommen würde. Genau dasselbe, was auch seine Freunde sagen würden. Er solle es lassen, es müsste einen anderen Weg geben. „Deine Meinung“, seufzte er schließlich. Er drehte sich zu Severus rum, der ihn jetzt ansah.

„Meiner Meinung nach ist der Vernichtungszauber die einzige Möglichkeit, die wir haben. Um ihn anzuwenden, hast du zwei Möglichkeiten. Entweder gibt ER uns noch zwanzig Jahre Zeit um dich vorzubereiten oder du vollziehst das Ritual und bindest dich an einen älteren Zauberer oder eine Hexe“, sagte er.

Harry ließ den Kopf hängen, genau das dachte er auch und dennoch wollte er sich nicht an diesen Gedanken gewöhnen.

„Du denkst genauso“, stellte Severus fest.

„Ja.“

„Wo liegt dann dein Problem?“

„Was ist wenn ich den oder die nicht leiden kann? Dann schwächt es meine Magie und bringt uns gar nichts. Severus, wie wird mein Partner oder meine Partnerin bestimmt?“

„Mit einem Trank.“

„Nach welchen Kriterien?“

„Nach dem magischen Kern. Jeder Zauberer und jede Hexe hat einen magischen Kern mit einer bestimmten, … Wellenlänge, ja, so kann man das am Besten beschreiben. Mit Hilfe des Trankes werden diese Wellen sichtbar, in Form eines farbigen Musters, welches über dem Herzen erscheint. Die Zusammenstellung von Farbe und Muster ist bei jedem Einzigartig, sie kann sehr einfach aber auch sehr komplex sein. außer zwei Personen passen perfekt zueinander, dann sind die Muster identisch“, erklärte Severus ruhig.

„Wie findet man sich?“

„Nun, es ist schon mal von Vorteil wenn man sein eigenes Farbmuster kennt. Zudem ist es so, trinkt jemand den Trank und das passende Gegenstück ist im selben Raum leuchten Beide auf, sehr praktisch.“

„Ja, sehr praktisch. Severus, was ist wenn ich diesen Trank trinke und wir kein Gegenstück finden? Muss ich mich dann an irgendjemanden binden?“

„Das hätte keinen Sinn. Nur mit dem Gegenstück entfaltet sich die volle Wirkung des Rituals.“

„Wenn es nicht da ist? Niemand kennt das Zeichen jedes Zauberers oder jeder Hexe“, sagte Harry. Er hatte den Kopf auf die Arme gelegt und die Augen geschlossen.

„Nun, zumindest vom Phönixorden kennt Albus alle Zeichen. Den Trank kann man sehr schnell herstellen, zudem sich unser Suchgebiet ja einschränken würde.“

„Ja, nur Ältere. Warum keine Gleichaltrigen?“

„Weil es nichts bringt. Du brauchst mehr Magie als dir ein Gleichaltriger geben kann, mehr Kontrolle und mehr Erfahrung. Durch das Ritual kannst du nicht nur auf die Magie sondern, bei einem perfekten Ritual, auch auf die magischen Kontrolle und die Erfahrung des Partners zugreifen. Es würde so sein als wären es deine eigenen Erfahrungen, nur unendlich mächtiger“, sagte Severus. Er sah den schwarzen Wuschelkopf neben sich immer noch an, er ahnte was in ihm vorging doch er konnte ihm nicht wirklich helfen. Diese Entscheidung musste er alleine treffen.
 

Sie schwiegen eine Zeitlang bevor Harry fragte, „schließt dieses Ritual eine spätere Beziehung zu jemand Anderem aus?“

„Nicht wirklich.“

„Aber...?“

„Eine normale Beziehung ist möglich aber keine magische Ehe. Ich stelle es mir ziemlich schwierig vor eine Beziehung zu führen wenn da immer ein Dritter ist“, sagte Severus.

„Brauch ich die Ehe unbedingt?“

„Normal nicht, nur wenn man adoptieren will.“

„Häh?“

„In unserer Gesellschaft ist es nur magisch verheirateten Paaren erlaubt ein Kind zu adoptieren.“

„Das wusste ich nicht.“

„Warum auch?“

„Woher weißt du es?“, fragte Harry. Als er keine Antwort bekam, hob er den Kopf um seinen Gesprächspartner anzusehen doch dieser sah weg, einen traurigen Ausdruck in den Augen. „Du wolltest ein Kind adoptieren.“ Es war keine Frage, es war eine fassungslose Feststellung.

„Ja.“

„Und du durftest nicht weil du nicht verheiratet warst. Wen?“

„Ein kleines Mädchen. Ein Halbblut, das niemand mehr wollte. Es ist schon sehr lange her, mittlerweile ist sie erwachsen und hat ihre eigene Familie gegründet“, sagte Severus leise.

„Das tut mir leid.“

„Muss es nicht, es ist lange her.“

Harry zögerte einen Moment bis er vorsichtig sagte, „das habe ich damals in den Erinnerungen nicht gesehen.“

„Du hast einiges nicht gesehen weil ich es nicht in das Denkarium gepackt habe“, gab Severus zurück. Im ersten Moment wusste Harry nicht ob er enttäuscht oder wütend sein sollte doch beim zweiten Überlegen verstand er Severus in gewisser Weise. „Kein Theater?“, fragte Severus überrascht.

„Nein, warum auch? Es ist dein Leben.“ Severus wandte ihm jetzt den Kopf zu, eine Augenbraue fragend erhoben doch Harry lächelte und meinte, „Ich kann schon verstehen, dass du mir nicht alles gezeigt hast. Wobei ich auch nicht weiß ob ich noch mehr verkraftet hätte. Darf ich dich zu dem Thema noch was fragen?“

„Ja.“

„Wie kam es dazu? Du musst natürlich nicht antworten.“

„Es ist lange her. Ich hatte gerade meinen Abschluss in Salem gemacht und hatte mir in London eine Wohnung gesucht. In der Straße war auch ein Kinderheim und auch wenn man das heute nicht mehr glaubt, aber ich mag Kinder.“

„Ernsthaft?“

Ohne auf den völlig überraschten Ton in Harrys Stimme einzugehen, fuhr Severus fort, „ja, ernsthaft. Ich mag nur meine Schüler nicht. Naja, ich habe die Kleine irgendwann auf dem Spielplatz kennengelernt, sie hat mir einen Ball vor die Füße gerollt und wollte mit mir spielen. Wir haben dann auch gespielt bis die Heimleitung kam, wie sich herausstellte, war sie eine Hexe und das Heim war extra für magische Kinder gebaut worden. Von diesem Tag war ich fast jeden Tag dort, ich verlor mein Herz an die Kleine und als ich den Arbeitsvertrag in Hogwarts bekam, wollte ich sie adoptieren. Die Heimleitung hat mich unterstützt, trotz des bestehenden Gesetzes und es kam wie es kommen musste, ein alleinstehender Zauberer darf keine Kinder adoptieren und so blieb sie im Heim. Um es mir und ihr nicht schwerer zu machen als es sowieso schon war, habe ich den Kontakt zu ihr abgebrochen. Die Heimleitung hat mich auf dem Laufenden gehalten, meine Kleine wurde zwei Jahre später von einem Paar adoptiert. Sie hat ein gutes Zuhause gefunden.“

„Das hätte sie bei dir auch gehabt“, flüsterte Harry.

„Tja, das sieht das Gesetz anders.“

„Wie heißt sie?“

„Maja.“

„Ein schöner Name.“

„Ja.“

„Severus, wenn ich dieses Ritual eingehe, gelte ich doch vor dem Gesetz als verheiratet, oder?“, fragte Harry, dem plötzlich eine Idee kam.

„Ja.“

„Also könnten ich und mein Partner oder meine Partnerin auch Kinder adoptieren.“

„Ja, könntet ihr.“

„Auch wenn ich mit einem anderen Partner zusammenlebe?“

„Schwierig aber ja, rein technisch gesehen ist das möglich. Allerdings liegt das Sorgerecht bei dir und deinem verbundenen Partner oder Partnerin, der- oder diejenige, mit dem du zusammen lebst, wird nie das Sorgerecht bekommen oder vor Gericht als Elternteil anerkannt werden“, erklärte Severus, „und ob das jemand möchte, ist eine andere Sache.“

„Stimmt auch wieder. Mist.“

„Sehr elegante Wortwahl. Bist du weiter gekommen in deinen Überlegungen?“, fragte Severus.

Unschlüssig zuckte Harry mit den Schultern und meinte, „ich habe ja keine andere Wahl. Wie du schon sagtest, es ist die einzige Möglichkeit und vielleicht ist der- oder diejenige ja gar nicht so schlecht. Eine Frage hätte ich allerdings noch.“

„Welche?“

„Bei dem Ritual wird nur die Magie verbunden, oder?“

„Die Magie und die Seele.“

„Aber, naja, eine körperliche Komponente gibt es nicht, oder?“

„Nein.“

„Bist du sicher?“

„Ja, bin ich. Auch ich habe mich in den letzten zwei Wochen mit dem Ritual beschäftigt.“

„Warum?“

„Denk nach Harry, denk ganz scharf nach“, forderte Severus ihn auf. Er sah Harry an, dass es in seinem Kopf arbeitete bis er plötzlich sehr, sehr blass wurde und ihn mit weit aufgerissenen Augen ansah. „Na?“

„Du stehst auch zur Wahl“, keuchte Harry schließlich.

„Richtig.“

„Oh scheiße.“

„Danke, Harry.“

„Tut mir leid, das war nicht so gemeint. Aber ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass das funktionieren würde“, sagte Harry.

„Würde es auch nicht. Wir sind zu verschieden.“

„Was ist wenn der Trank was anderes sagt?“

„Dann können wir froh sein, dass keine körperliche Komponente im Spiel ist“, sagte Severus trocken, „und über alles andere müssten wir uns dann einig werden.“

Harry sparte sich jeden weiteren Kommentar, es wäre eine Katastrophe wenn der Trank Severus als seinen Partner auswählen würde. „Müsste ich mit meinem Partner oder Partnerin zusammen wohnen?“, fragte er um irgendwie diesen unangenehmen Punkt zu überwinden.

„Ja, das macht es einfacher.“

„In einem Schlafzimmer?“

„Nein, das ist nicht nötig.“

Harry konnte sich einen erleichterten Seufzer nicht verkneifen und auch Severus war bei diesem Gedanken sehr glücklich denn auch er musste sich mit dem Gedanken anfreunden. Zwar glaubte er nicht, dass ihre Magie zusammen passte aber er stand eben auch zur Wahl, egal wie sehr er Albus gegenüber protestiert hatte.

„Severus, wie lange dauert es bis du den Trank gebraut hast?“, riss ihn Harry aus seinen Gedanken.

„Mir fehlt eine Zutat, die ich erst beim nächsten Vollmond bekomme“, sagte Severus mit einem Blick auf den abnehmenden Mond, „dann dauert die Zubereitung noch etwa eine Woche also hast du noch einen Monat um dich um zu entscheiden.“

„Aber ich habe keine andere Wahl.“

Diesmal widersprach Severus nicht, sie wussten Beide, dass er diesmal Recht hatte. „Soll ich Albus Bescheid sagen, dass ich den Trank beim nächsten Vollmond aufsetze?“, fragte Severus.

„Ja, danke. Muss ich mit ihm reden?“

„Nein, das mach ich. Was ist mit deinen Freunden?“

Der Seufzer war traurig, schwer und sehr resignierend.

„Willst du es ihnen überhaupt sagen?“

„Nein. Muss ich?“

„Spätestens wenn du aus dem Turm ausziehst.“

„Dann mache ich es auch erst da, ich stelle sie vor vollendete Tatsachen. Das macht es für alle leichter.“

„Du musst dich nicht vorher rechtfertigen.“

„Das auch. Bitte sag auch Draco nichts.“

„Von mir erfährt keiner was. Aber du solltest mit den Weasleyzwillingen reden, nicht, dass sie sich noch bei ihren Geschwistern verquatschen. Jetzt Schluss mit den trübsinnigen Gedanken, komm, es ist spät und du musst nicht die ganze Nacht hier oben stehen“, sagte Severus während er sich schon vom Geländer abstieß. Harry sah ihn etwas verwirrt an, folgte ihm aber dann als er ihn zu sich winkte.
 

Sie brachten den Weg zum Gryffindorturm schweigend hinter sich, Harry hing seinen Gedanken nach und war sich sicher, dass er sowieso keinen Schlaf finden würde. Denselben Gedanken schien Severus auch zu haben denn kaum standen sie vor dem Portrait, zückte er eine Phiole, die er ihm vor die Nase hielt.

„Traumlostrank. Er sollte dir wenigstens ein paar Stunden traumlosen Schlaf ermöglichen. Nimm ihn bitte als Mensch, in Fledermausform wäre die Dosierung zu hoch“, sagte Severus.

Dankbar nahm ihm Harry den Trank ab, Severus wünschte noch eine Gute Nacht und ging dann. Harry sah ihm noch einen Moment nach, weckte aber dann die Fette Dame, die sich darüber mehr als aufregte und rief ihr das Passwort entgegen, „Löwenhöhle.“ Meckernd und zetternd schwang das Portrait auf und ließ ihn in einen völlig leeren Gemeinschaftsraum ein. Gut, das war kein Wunder, es war fast vier Uhr in der Früh. Leise, um niemanden zu wecken, schlich er in seinen Schlafsaal.

Leises Schnarchen empfing ihn und die altbekannte Bettverteilung. Ron lag quer in seinem Bett, die Decke war zum Teil ums linke Bein gewickelt, der Rest lag auf dem Fußboden. Harry grinste leicht und sah sich weiter um während er den Raum leise durchquerte. Seamus und Dean lagen in einem Bett, eng umschlungen und auch friedlich schlummernd. Beides bekannte Anblicke, lediglich der Anblick im letzten Bett war seit ein paar Wochen neu denn Theo übernachtete seit neustem öfters bei seinem Freund. Harry sah das Pärchen einen Moment an und begab sich dann in sein Bett. Erst überlegte er ob er noch etwas grübeln sollte doch dann schüttelte er innerlich den Kopf, trank den Traumlostrank und legte sich hin. Er war innerhalb weniger Minuten eingeschlafen.
 

Die nächsten vier Wochen sah man von Harry nicht sehr viel, er verbrachte fast die ganze Zeit in seiner Fledermausform und wechselte sie nur um Hausaufgaben zu machen und das auch nur Nachts. Er wollte nicht reden und ging so sehr elegant jedem Gespräch aus dem Weg. Seinen Freunden hatte er vorher gesagt, dass er Probleme mit Albus hatte und nicht darüber reden wollte, sie hatten es mehr oder weniger akzeptiert. Dennoch konnte er die sorgenvollen Blicke zu fast jeder Zeit auf sich spüren und so floh er immer öfters in den Kerker. Denn hier gab es das nicht, bei Severus war alles normal, nichts deutete darauf hin, dass er bald für immer an eine andere Person gebunden werden sollte. Er wusste nicht ob das gut oder schlecht war aber er konnte es nicht ändern.
 

Severus rührte den Trank ein letztes Mal bevor er die blauen Flammen löschte und eine Glasphiole und eine kleine Kelle holte. Hinter ihm ertönte ein todtrauriges Fiepsen doch er ignorierte es. Der Trank war fertig und Albus wartete auf sie, auf sie Beide. Er füllte den Trank ab, drehte sich dann zu Harry rum und schloss das Fenster blitzschnell mit einer Handbewegung.

„Es wird nicht abgehauen. Kommst du freiwillig mit oder soll ich nachhelfen?“, fragte Severus die Fledermaus, die panisch vor dem Fenster rum flatterte.

Harry landete auf dem Fensterbrett und sah ihn noch trauriger an.

„Nein, der Blick wirkt bei mir nicht. Also, freiwillig oder nicht?“

Mit einem tiefen Seufzer erhob sich Harry wieder in die Luft und landete auf seiner Schulter, wo er wie tot da lag. Severus sah ihn einen Moment an bevor er sich auf den Weg machte, es brachte nichts das Unausweichliche noch weiter hinauszuzögern.
 

„Harry, wenn du dich nicht verwandelst, kannst du den Trank nicht nehmen“, mahnte Severus zum wiederholten Mal doch die Fledermaus vor ihm schloss einfach die Augen.

„Harry, bitte. Du hast dich selber dazu entschieden“, versuchte es jetzt Albus doch es gab noch weniger Reaktion darauf. Sie waren alleine im Büro des Schulleiters, eine magische Feder lag bereit um das Zeichen aufzuzeichnen doch Harry weigerte sich seit einer geschlagenen Stunde sich zurückzuverwandeln. Albus warf seinem Verteidigungslehrer einen fragenden Blick zu woraufhin dieser seufzte und den Zauberstab zog. „Er ist magieresistent“, erinnerte Albus.

„Auf diesen Zauber hoffentlich nicht. Es ist der eigentlich Rückverwandlungszauber für den Bestientrank. Ich hoffe, dass er funktioniert“, erklärte Severus während er beiläufig die Fledermaus mit einer Hand auf der Tischplatte hielt.

„Versuch es.“

„Assumera primeniatus figura.“

Harry zuckte zusammen als der Zauber ihn traf und er die ersten, untrüglichen Anzeichen für eine Verwandlung bemerkte. Mit aller Macht versuchte er sich an seine Tiergestalt zu klammern aber der Zauber war stärker und so wurde er unerbittlich in seine menschliche Gestalt gezwungen. Er spürte noch wie er per Schwebezauber, der jetzt leider nicht mehr abprallte, vom Schreibtisch auf die Erde verfrachtet wurde, eine Decke legte sich um seine Schultern.
 

Wortlos hielt Severus ihm die Phiole unter die Nase. Harry hob den Kopf um ihn flehend anzusehen doch Severus schüttelte nur den Kopf und entkorkte die Phiole. „Trink“, war alles, was er sagte und Harry gehorchte. Er stürzte den Trank hinunter und sackte dann zu einem kleinen Häufchen Elend zusammen. Albus zog unterdessen seinen Zauberstab und verwandelte die Decke in eine Schülerrobe doch Harry stand nicht auf sondern blieb hocken.

„Setz dich doch bitte, Harry“, bat Albus freundlich. Er wurde todtraurig angesehen bevor sich Harry zögernd erhob und auf einen der Stühle setzte, auf dem Anderen saß Severus schon.

„Wie lange dauert das?“, fragte er leise.

„Etwa zehn Minuten. Die Feder wird dein magisches Muster aufzeichnen, selbstverständlich in den natürlichen Farben“, erklärte Albus.

„Und danach wird dann mein Partner oder meine Partnerin ausgesucht?“

„Ja. Vielleicht kennen wir das Muster ja bereits.“

„Was wenn nicht?“

„Dann müssen wir suchen“, sagte Albus.

Von da an schwieg Harry, sein Blick war auf seine Brust gerichtet denn dort würde das Symbol auftauchen. Albus überlegte kurz ob er ein Gespräch mit Severus anfangen wollte doch ein Blick in das Gesicht seines Verteidigungslehrers zeigte ihm, dass das keine gute Idee war. Dessen Gesichtsausdruck war noch verbissener als sonst und er wusste auch warum. Also ließ er es sein und hielt den Blick abwechselnd auf Harrys Brust und das Pergament gerichtet.
 

Gute zehn Minuten später erwachte die Feder zum Leben und begann ein Muster auf das Pergament zu malen, welches gleichzeitig auf Harrys Brust erschien. Der erste grünliche Schein erschien am Rand, Albus runzelte die Stirn, der Beginn des Musters kam ihm erschreckend bekannt vor. Sein Blick ging zu Severus, der Harrys Brust mit immer größer werdenden Augen anstarrte, seine Gesichtsfarbe wurde immer heller. Das Muster wurde jetzt fedriger, ein scharfer Schnitt, danach ging es im Inneren mit einem Rotbraun weiter. Von Severus kam ein atemloses Keuchen und noch bevor sich das blau irisierende Auge ganz gebildet hatte, sprang er auf.

„NEIN! NIEMALS!“

Harry riss den Kopf hoch, Severus starrte ihn panisch an bevor er schlicht und einfach die Flucht ergriff und den Raum so schnell er konnte, verließ.
 

„Was war das?“, fragte Harry völlig verwundert, selbst das Muster war vergessen. Albus antwortete nicht gleich, er wartete bis die Feder fertig war und nahm dann das Pergament zur Hand. Jetzt schien auch Harry wieder einzufallen, warum er überhaupt hier war, er sah auf seine Brust aber er konnte das blau-grüne Muster irgendwie nicht richtig einordnen. Erst als Albus ihm das Pergament reichte und er es richtig herum sah, erkannte er es.

„Das habe ich mal im Zoo gesehen, das sind doch diese blauen Vögel, oder? Wie hießen die noch gleich?“, fragte Harry.

„Das ist ein Pfauenauge“, sagte Albus leise.

Harry sah ihn einen Moment an, seufzte leise und sagte dann, „Severus' Reaktion sagt eigentlich alles.“ Er sackte wieder in sich zusammen, das Pergament rutschte aus seiner Hand als er es einfach fallen ließ.

„Ja.“

„Das ist nicht fair.“

„Wie meinst du das?“

„Erst hasst er mich, dann schaffe ich es, dass wir Freunde werden und jetzt hasst er mich wieder“, seufzte Harry, er klang nicht nur todtraurig, er war es.

„Er hasst dich nicht.“

„Nein klar, deswegen ist er auch gerade so furchtbar erfreut gewesen. Sind es wirklich die gleichen Symbole? Kann es nicht eine kleine Abweichung geben?“, fragte Harry hoffnungsvoll.

„Nein, leider nicht. Ich war damals dabei als er den Trank genommen hat. Severus hat sich furchtbar darüber aufgeregt. Es sind definitiv dieselben Symbole, ihr gehört magisch zusammen“, gab Albus zurück. Er hatte Mitleid mit Beiden denn er wusste, dass sie Beide etwas anders erwartet und erhofft hatten.

„Wie schnell muss das Ritual vollzogen werden?“, fragte Harry.

„So schnell wir Severus wieder finden. Ich befürchte, dass er sich die nächsten Tage nicht blicken lassen wird.“

„Das wäre kindisch.“

„Du würdest dich in irgendeine Deckenecke hängen und nicht mehr runter kommen.“

Dagegen konnte Harry nichts sagen, genau das hätte er gemacht aber jetzt? „Ich brauch etwas Zeit zum Nachdenken“, sagte er schließlich.

„Die wirst du natürlich haben. Harry, die Weihnachtsferien in einem Monat wären perfekt um das Ritual zu vollziehen. Ihr hättet dann gleich etwas Zeit um euch aneinander zu gewöhnen bevor der Unterricht wieder losgeht“, sagte Albus vorsichtig.

Harry sah ihn traurig an, nickte aber bevor er sich erhob. „Darf ich das mitnehmen?“

„Moment. Ich hätte gerne einen Abdruck. Ich sammele alle Muster.“

Harry nickte nochmal während Albus einen leeren Bogen Pergament aus seinem Schreibtisch holte und einen Zauber sprach, die Feder begann sofort das Muster zu kopieren.

„Harry, kommst du damit klar?“

„Nein.“

„Wenn du reden willst...“

„Danke aber nein. Der Einzige, mit dem ich reden müsste, wäre Severus und ich glaube nicht, dass er das will. Ich brauche Zeit und vor allem muss ich es meinen Freunden noch irgendwie erklären.“

„Sie wissen von nichts?“, fragte Albus sichtlich überrascht.

„Nein und so soll es vorläufig auch bleiben.“

„Harry, das ist nicht gut. Sie sind deine Freunde, sie würden es bestimmt verstehen wenn du es ihnen erklärst.“

„Würden sie, ja, wahrscheinlich“, sagte Harry bevor er tonlos lachte, „Dean und Seamus dichten mir sowieso seit Monaten eine Affäre mit Severus an, die würden sich freuen.“

„Du weißt, dass das nicht sein muss?“, fragte Albus und zu seiner Erleichterung nickte Harry.

„Ja, Severus hat es mir erklärt. Aber ich werde wohl zu ihm ziehen müssen, oder?“

„Das macht es leichter.“

„Dachte ich mir schon. Professor Dumbledore, ich geh jetzt. Ich brauche etwas Zeit.“

„Willst du fliegen oder gehen?“

Harry überlegte einen Moment, „fliegen.“

„Dann geh ins Nebenzimmer, lass das Fenster einfach offen.“

„Danke.“

Damit drehte sich Harry um, nachdem er das Pergament sorgfältig zusammengerollt hatte und wollte den Raum schon verlassen als Albus nochmal die Stimme erhob, „Harry, vielleicht wird es gar nicht so schlimm wie du dir vorstellst.“

„Klar und Voldemort gibt morgen den Krieg auf. Die Chancen sind in etwa genauso groß“, gab Harry trocken zurück.

Er nickte ihm nochmal zu und verließ den Raum dann während Albus immer noch etwas fassungslos auf das Pfauenauge sah. Doch irgendetwas musste sich die Magie dabei denken diese so extrem unterschiedlichen Personen miteinander zu verknüpfen.
 

Albus' Voraussage sollte sich bewahrheiten, von Severus war am nächsten Tag keine Spur zu sehen. Er erschien weder zu den Mahlzeiten noch zum Unterricht, seine Gemächer waren verschlossen und mit starken Abwehrzaubern versehen. Albus fragte bei den Hauselfen nach doch die erklärten ihm, dass selbst sie nicht mehr in seinen Gemächern willkommen waren. Er hatte die erste Hauselfe heute morgen beinah verflucht als sie aufgetaucht war und seitdem gab es ein striktes Verbot für sie die Räume auch nur zu betreten. Genau so etwas hatte sich Albus schon gedacht, er würde den Verteidigungsunterricht selber leiten bis er einen Ersatz gefunden hatte. Denn er glaubte nicht, dass Severus so schnell wieder zum Unterricht kommen würde. Die Beobachtungen von Harrys Freunden zeigten ihm, dass auch der Jüngere der beiden Partner gestern Abend nicht wieder aufgetaucht war. Sorge war in ihren Gesichtern zu sehen doch er konnte ihnen nicht helfen, es war Harrys Entscheidung und die hatte er zu respektieren. Auf sie kam eine sehr schwere Zeit zu.
 

„HARRY!“

Die Gryffindors sprangen auf als sich das Portrait öffnete und der lange verschollene Freund eintrat. Seine Freunde umringten ihn sofort, bestürmten ihn mit Fragen und bemerkten erst sehr spät, dass er sehr ruhig war.

Hermine war es schließlich, die ihre Freunde beruhigte und fragte, „Wollen wir nach oben gehen? In deinen Schlafsaal? Du siehst aus als würdest du uns etwas sagen wollen.“

Wortlos nickte Harry und ging einfach an ihnen vorbei, seine Freunde folgten ihm stirnrunzelnd während die restlichen Gryffindors in wilde Spekulationen ausbrachen.
 

„Wo warst du so lange? Wir haben uns Sorgen gemacht“, sagte Hermine leise als sich alle gesetzt hatten und Harry auch nach einigen Minuten nichts gesagt hatte.

„Stimmt, du warst über eine Woche weg“, kam von Ron, dem man, wie allen Anderen auch, die Sorge deutlich ansah.

„Tut mir leid.“

„Wo warst du?“

„Hier und da.“

„Harry, was ist los? Wir sind deine Freunde, du kannst uns alles sagen“, sagte Dean.

„Ich weiß“, seufzte Harry mit hängenden Schultern. Seine Freunde sahen sich ratlos an, er saß vor ihnen wie ein geprügelter Hund und keiner wusste, was genau er jetzt machen sollte.

„Hat es was mit Snape zu tun?“, fragte Seamus vorsichtig.

Überrascht sah Harry auf, fragend.

„Naja, er ist auch seit einer Woche weg. Da kann es ja einen Zusammenhang geben.“

„Gibt es.“

„Magst du uns auch sagen, welchen?“, fragte Hermine.

Harry sah sie traurig an, atmete dann mehrmals tief durch und sagte, „ihr unterbrecht mich nicht, versprochen?“ Nachdem alle nickten, seufzte er nochmal und begann, „Vor ungefähr sechs Wochen kamen die Zwillinge her und brachten eine Pergamentrolle mit. Darauf stand ein Zauber, der es ermöglicht einen Zauberer endgültig zu töten, egal wie viele Horkruxe er erschaffen hat.“

Ron wollte etwas sagen doch Hermine hielt ihm blitzschnell den Mund zu und bedeutete Harry fortzufahren.

„Zudem hat Professor Dumbledore herausgefunden, dass nur ich die Horkruxe und IHN vernichten kann weil ich das Tagebuch damals zerstört habe. Tja, leider bin ich zu schwach und zu unerfahren um diesen Zauber zu sprechen. Hätte ich zwanzig Jahre Zeit, wäre das alles kein Problem aber die gibt ER uns nicht also hat Dumbledore ein uraltes Ritual vorgeschlagen. Das In saecula saeculorum . Dabei wird meine Magie und meine Seele an einen älteren Zauberer oder eine ältere Hexe gebunden, der Magie, Erfahrung und Kontrolle mit in die Bindung bringt. Wer perfekt zusammen passt, wird mit einem Trank festgestellt und diesen Trank habe ich vor einer Woche getrunken. Mein Partner steht fest und auch wenn es weder ihm noch mir gefällt, werden wir gebunden. Und zwar am ersten Wochenende der Weihnachtsferien, also in ungefähr drei Wochen. Ich werde dann aus dem Turm ausziehen um bei ihm zu wohnen.“

Seine Freunde schwiegen, alle konnten eins und eins zusammen zählen und konnten sich damit denken wer sein Partner war aber Seamus fragte dennoch sehr leise, „wer?“

„Severus Snape. Mein Partner wird Severus Snape.“

Jetzt breitete sich wirklich Fassungslosigkeit aus, zwischen ahnen und felsenfest wissen, lag doch ein gewaltiger Unterschied. Auch wenn sie immer Witze darüber gerissen hatten aber wirklich ernst hatte es keiner von ihnen gemeint.

„Gibt es keine andere Möglichkeit?“, fragte Hermine schließlich.

„Nein. Außer ich kann noch zwanzig Jahre trainieren und ich glaube diese Möglichkeit fällt raus also nein, gibt es nicht. Die Vorbereitungen laufen bereits“, sagte Harry. Seiner Stimme war anzuhören was er von der Sache hielt. Keiner der Anwesenden wusste, was sie sagen sollten. Nichts wäre der Situation angemessen gewesen und so schwiegen sie.
 

Sie hatten nicht mehr viel geredet an diesem Abend, seine Freunde waren zu geschockt gewesen und er hatte es verstanden. Er selbst konnte immer noch nicht glauben, dass er in drei Wochen verheiratet werden sollte aber Albus hatte es ihm so mitgeteilt. Er hatte Severus eine Nachricht zukommen lassen und da er dieser nicht widersprochen hatte, fand die Bindung am ersten Wochenende in den Weihnachtsferien statt. Harry seufzte leise, er hing an der Decke und dachte erneut über alles nach. Doch egal wie lange er nachdachte, es änderte nichts an den Tatsachen und es würde die Bindung nicht verhindern. Zu allem Überfluss sah es auch noch so aus als würde er seinen Partner erst wieder zur Bindung sehen, tolle Aussicht.

Harry schnaubte leise und ließ sich fallen, die Flügel spannten sich fast von alleine und trugen ihn zum, immer einen Spalt offen stehenden Fenster. Es war dunkel, kein Stern stand am Himmel doch er brauchte das Licht nicht mehr, er beherrschte die Ultraschallortung der Fledermäuse mittlerweile perfekt. Genau wie das Fliegen war es ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Er drehte ab, flog zu den Fenstern, hinter denen sich Severus' Gemächer befanden doch wie die vergangene Woche auch waren sie dunkel und kalt. Mit einem fiepsenden Seufzen flog er wieder höher, immer höher bis er schließlich am Astronomieturm ankam und sich dort unter das Dach in eine dunkle Ecke hängte. Hier würde er den Tag verbringen und hoffentlich ein bisschen Schlaf finden.
 

Harrys Laune sank, je näher der Termin der Bindung kam, umso weiter sank seine Laune. Er hatte sich mit der Bindung abgefunden aber es schmerzte ihn, dass es Severus anscheinend nicht so ging denn der blieb weiterhin verschwunden. Den Verteidigungsunterricht hatte ein junger Auror übernommen, der aber hauptsächlich theoretisches Wissen weiter gab. Es war einfach kein Vergleich zu dem Unterricht von Severus. Seine Freunde hatten das Thema nicht nochmal angeschnitten. Hermine hatte ihm nur zu verstehen gegeben, dass sie und die Anderen immer für ihn da wären und wenn er reden wollte, könne er jederzeit zu ihnen kommen. Er wusste, dass zumindest sie es ernst meinte aber der Rest?

Neville war noch derjenige, der es am Besten verkraftet hatte. Oder besser gesagt, der Einzige. Sowohl Ron, Seamus und auch Dean waren dagegen, sehr sogar, sie hatten zwar nichts dergleichen verlauten lassen aber ihre Reaktion sprach für sich. Harry seufzte leise, er saß, wie schon so oft in letzter Zeit, am Seeufer und starrte auf das glatte Wasser. Manchmal durchschlug der Kraken die Oberfläche aber das war selten. Er raffte den Umhang enger um sich zusammen, der Dezember war dieses Jahr extrem kalt und doch blieb er sitzen. Er wollte nicht aufstehen denn dann musste er sich wieder der Realität stellen. Hier konnte er so schön die Zeit vergessen. Wo war er gerade? Ach ja, Severus.

Ein weiterer Seufzer entkam ihm, er wusste ja, dass sie nicht zusammen passten aber war es wirklich so schlimm sich an ihn zu binden? Zudem sie ja, wenn das alles irgendwann vorbei wäre, gut getrennte Wege gehen könnten. Er würde ihm garantiert nicht im Wege stehen oder im irgendwelche Probleme machen. Und er war sich sicher, dass Severus das genauso handhaben würde also warum versteckte er sich die ganze Zeit? Ein kalter Wind kam auf, leise fluchend zog Harry seinen Zauberstab und belegte sowohl die Decke wie auch seinem Umhang mit einem weiteren Wärmezauber, er wollte schlicht und einfach noch nicht aufstehen. Er wollte den Stab gerade wegstecken als er ein Geräusch hörte was ihn blitzschnell rumfahren ließ, … und erstarren.

Mit großen Augen beobachtete Harry wie der Serval langsam näher kam, die Ohren leicht angelegt und mit zögernden Schritten. Es war offensichtlich, dass er unsicher war ob er hier willkommen war oder nicht. Als Harry so gar nicht reagierte, blieb er ein paar Schritte entfernt stehen. Die Ohren legten sich immer weiter an und ein seltsamer Ausdruck erschien in dem pelzigen Gesicht. Für Harry schien es eine Mischung zwischen Trauer und Resignation zu sein und jetzt endlich kam wieder Bewegung in ihn. Er steckte endlich seinen Zauberstab weg, rutschte auf seiner Decke zur Seite und deutete auf die freie Stelle.

„Die Decke ist groß genug für zwei“, sagte er als sich Severus nicht bewegte.

Selbst dann erhob er sich nur zögerlich und noch langsamer kam er näher, mit wachsamen Blick als würde er damit rechnen jederzeit verflucht zu werden. Harry hatte allerdings nichts dergleichen vor, er freute sich ihn überhaupt mal wiederzusehen. Das fehlende Goldhalsband deutete daraufhin, dass Severus entweder nicht mit jemanden gerechnet hatte oder dass er nicht reden wollte. Severus setzte sich jetzt neben ihn, den Schwanz um die Vorderpfoten geschlungen und mit gesenkten Blick.

„Soll ich lieber gehen?“, fragte Harry. Der Katzenkopf ruckte hoch bevor er ihn schüttelte und sich hinlegte, die Vorderpfoten unter den Körper geschlungen. Er wandte den Kopf wieder ab und sah zum See.

Das Schweigen hielt an bis es Harry nicht mehr aushielt, er sah auf seinen pelzigen Begleiter, der leicht zitterte. Ohne etwas zu sagen, legte er einen Teil seines Umhanges über Severus, der ihn daraufhin erstaunt ansah.

„Auch mit Fell kann man frieren.“

Miau.

„Aha. Severus, auch wenn du es vielleicht nicht hören willst aber wir sollten darüber reden“, sagte Harry leise, „wir sollen in zwei Wochen gebunden werden.“

Mit einem dumpfen Geräusch landete Severus' Kopf auf der Decke, ein gequältes Maunzen erklang.

„Ich weiß ja, dass du dir was Besseres als Partner wünschen würdest aber soo schlimm bin ich nun auch nicht“, sagte Harry leicht beleidigt.

Überrascht sah Severus auf, maunzte leise und schüttelte dann den Kopf.

„Hatten wir nicht schon mal das Problem mit der Kommunikation? Hast du deine Kette absichtlich nicht dabei?“

Nicken.

„Also hast du damit gerechnet, dass jemand hier ist?“

Wieder ein Nicken dann ein Maunzen und ein Deut zum Schloss. Harry folgte dem Blick, er brauchte ein paar Momente bis er die Fenster den dazugehörigen Räumen zugeordnet hatte doch dann fiel es ihm auf.

„Deine Räume. Du hast mich gesehen. Du wusstest, dass ich hier bin“, stellte er ruhig fest.

Severus zögerte einen Moment, nickte aber dann.

„Dann hast du mich die letzten Tage immer beobachtet.“

Wieder ein zögerliches Nicken.

„Ich freu mich, dass du heute gekommen bist.“ Jetzt wurde er eindeutig skeptisch angesehen doch Harry nickte, „ich meine das ernst, Severus, wirklich ernst.“

Aus dem skeptischen Blick wurde ein Fragender.

„Glaubst du mir fällt das leicht? Ich bin siebzehn, ich hatte nicht vor schon zu heiraten und ja, für mich ist das so etwas wie ne Hochzeit. Klar, ich wollte irgendwann heiraten aber doch nicht mit siebzehn und garantiert keinen Mann. Aber wie du schon so schön gesagt hast, der Zauber und damit auch dieses Ritual sind unsere einzige Chance, außer ER hält noch zwanzig Jahre die Füße still. Da wir alle wissen wie groß die Chance darauf ist, müssen wir diesen Weg gehen. Ich weiß, wir haben uns Beide etwas Anderes vorgestellt aber meinst du nicht wir sind erwachsen genug um das zu schaffen?“

An dieser Stelle unterbrach Severus ihn mit einem Schnauben, was Harry zwar grinsen ließ aber dann fuhr er ernst fort, „Du hast selber gesagt, dass es keine sexuelle Komponente gibt und da werden wir den Rest doch schaffen. Und hey, wenn die Sache irgendwann mal erledigt ist, können wir ohne Probleme getrennte Wege gehen. Ich werde dir garantiert keine Probleme bereiten. Das muss doch zu schaffen sein.“

Wieder breitete sich Schweigen aus bis Severus seufzte und sich kurzerhand zusammenrollte.

„Das ist kindisch.“

Statt irgendeine Antwort zu geben, kroch Severus unter den Umhang und blieb dann dort liegen. Harry starrte den Hügel noch einen Moment an bevor er seufzte und den Blick wieder auf den See richtete. Sie würden irgendwann darüber reden müssen, spätestens in zwei Wochen zur Bindung und bis dahin durfte sich Severus auch kindisch benehmen.

„Wollen wir rein gehen? Es wird langsam kalt“, sagte Harry.

Severus sah auf, bewegte sich aber keinen Millimeter.

„Mir ist wirklich kalt und es ist spät. lass uns bitte rein gehen.“

Doch statt aufzustehen, rollte sich Severus nur noch enger zusammen. Auch als Harry seinen Umhang von seinem Rücken zog, stand er nicht auf.

„Wieso willst du denn nicht rein? Severus, du kannst nicht hier liegen bleiben.“

Miau.

Harry seufzte leise, schob Severus kurzerhand von seiner Decke und packte sie zusammen. „Kommst du jetzt mit?“, fragte er aber Severus setzte sich wieder. „Nein, du bleibst nicht hier. Du wirst dich nicht vor dieser Bindung drücken indem du erfrierst“, knurrte Harry bevor er sich runter beugte und den Serval einfach auf den Arm nahm.

Severus war zu verblüfft um zu reagieren und Harry hatte im ersten Moment andere Sorgen, er hatte das Gewicht der schlanken Katze deutlich unterschätzt. Zwei, drei Handgriffe später hatte er den verwandelten Severus allerdings ordentlich auf dem Arm, mit etwas Mühe hängte er sich seine Tasche um und machte sich dann auf den Rückweg. Er musste sich auf seinen Weg konzentrieren und so entging ihm der Blick, mit dem Severus ihn musterte.
 

Harry war wohl müder als er selbst gedacht hatte denn er schlug den direkten Weg zum Gryffindorturm ein, trotz des Servals auf seinen Armen. Komischerweise protestierte auch Severus nicht und so betraten sie den Gemeinschaftsraum während hinter ihnen die Fette Dame darüber zeterte, dass er sie geweckt hatte. Müde schlurfte Harry weiter bis er den Fuß auf die erste Stufe zum Schlafsaal setzte. Verwirrt sah er auf Severus, der ihn ruhig ansah.

„Hm, du solltest eigentlich im Kerker sein“, stellte er fest.

Miau.

„Ganz ehrlich, ich mag nicht nochmal den ganzen Weg bis runter laufen. Also hast du diesmal zwei Möglichkeiten“, sagte Harry grinsend, der Serval schaffte es die Augen zu verleiern bevor er ihn wieder aufmerksam ansah.

„Möglichkeit eins, ich lass dich runter und du läufst selber in den Kerker. Möglichkeit zwei, du kannst hier schlafen, entweder hier im Gemeinschaftsraum oder ich nehm dich mit hoch. Also?“

Severus sah sich abschätzend um und rechnete seine Möglichkeiten durch. Er hatte keine Lust jetzt noch in die Kerker zu laufen, als Serval war der Weg einfach zu weit und verwandeln konnte er sich nicht, seine Robe und sein Zauberstab lagen in seinem Wohnzimmer. Also blieb Möglichkeit zwei, hier schlafen aber wo? Im Gemeinschaftsraum lief er Gefahr von irgendwelchen nervigen Schülern überrascht zu werden, die das ach so süße Kätzchen streicheln wollten. Severus schüttelte sich bei dem Gedanken und sah zu Harry, der ihn fragend ansah.

„Also?“

Mit einer Pfote deutete Severus die Treppe hinauf, grinsend setzte sich Harry in Bewegung.
 

Er setzte seine pelzige Last auf sein Bett, von wo sich Severus aufmerksam umsah. Sein Blick blieb sofort an Theo und Neville hängen und hätte ein Serval Augenbrauen gehabt, wären die jetzt Beide nach oben geschossen.

„Sie schlafen abwechselnd bei uns und bei den Slytherins. Heute hat Draco wohl Besuch, also sind sie hier“, erklärte Harry leise, „ich geh nochmal ins Bad.“

Er wartete nicht auf eine Reaktion sondern verschwand.
 

Man erfuhr so viel wenn man als Serval durch Hogwarts streifte, genau das stellte Severus gerade fest. Leise sprang er vom Bett um sich etwas genauer umzusehen, im Hintergrund konnte er die Dusche rauschen hören also hatte er noch Zeit. Um Weasleys Bett machte er einen großen Bogen, die Geräusche taten ihm in den Ohren weh und da musste er nicht noch näher rann. Finnigan und Thomas, nun, die Zwei waren nicht weiter wichtig also schlich er weiter bis er vor Nott und Longbottom stehen blieb. Sie lagen eng umschlungen im Bett und schliefen tief und fest. Er legte den Kopf schief, die Mischung war einfach zu ungewöhnlich.

Mal davon abgesehen, dass da eine Schlange und ein Löwe zusammen lagen, auch charakterlich waren die Zwei völlig verschieden und scheinbar funktionierte es dennoch. So weit er wusste, waren sie schon über ein Jahr ein Paar, wie funktionierte das nur? Bei den Muggeln gab es ein Sprichwort, „Gegensätze ziehen sich an.“ Ob das wirklich stimmte? Nachdenklich sah Severus zur Badtür, die Dusche war verstummt und hatte dem Rascheln von Kleidung Platz gemacht. Sein Blick wanderte durch den Raum, es gab ein freies Bett also musste er nicht auf dem Boden schlafen.

Leise Schritte ließen ihn sich umdrehen, Harry betrat gerade den Raum und steuerte sein Bett an, wo er allerdings verwirrt stehen blieb und sich dann suchend umsah.

„Wo willst du schlafen?“, fragte er leise als er Severus gefunden hatte.

Gute Frage, fand Severus. Er sah kurz zu dem leeren Bett bevor er wieder zu Harry, der mittlerweile auf der Bettkante saß, sah. In zwei Wochen würden sie gebunden werden, da könnte er doch auch als Serval am Fußende schlafen. Das wäre auf alle Fälle wärmer als alleine in dem leeren Bett zu liegen. Zögernd setzte er sich in Bewegung, den jungen Zauberer immer im Auge behaltend doch Harry lächelte nur und rutschte unter seine Decke. Zu Severus' Überraschung rutschte er auch zur Seite und machte damit Platz für Severus, der jetzt fast lautlos aufs Bett sprang. Allerdings blieb er genau dort stehen und sah ihn misstrauisch an.

„Komm schon her, ich habe auch schon auf deinem Kopfkissen geschlafen“, sagte Harry, „wobei ich dir sehr verbunden wäre, wenn du neben mir schlafen würdest. Du bist zu groß um auf dem Kopfkissen zu schlafen.“

Severus schnaubte leise, schlich dann aber näher und rollte sich, nach einem letzten prüfenden Blick auf Harry, auf der leeren Bettseite zusammen. Harry lächelte, legte dann einen Zipfel der Decke über das gefleckte Tier und murmelte, „Gute Nacht.“

Ein leises Miau war die Antwort.
 

Die Gryffindors guckten am nächsten Morgen sehr komisch als sie den pelzigen Besuch bemerkten. Theo hob skeptisch eine Augenbraue denn er wusste wer sich hinter dem Fell verbarg, Draco hatte sich irgendwann mal verplappert. Doch nur ein Blick von Severus reichte um ihn davon zu überzeugen, dass er besser den Mund hielt wenn er nicht einen sehr langsamen und qualvollen Tod sterben wollte.

„Hey, wo hast du das Kätzchen her?“, fragte Ron, der sich dem Serval näherte, ihn aber nicht anfasste. Er mochte Tiere aber er erinnerte sich auch noch gut an den letzten Besuch des Tieres und an die Verletzungen, die noch Tage danach nicht richtig heilten. Das Kätzchen fauchten ihn mit gebleckten Zähnen an.

„Hör auf ihn Kätzchen zu nennen. Das ist ein ausgewachsener Serval“, mahnte Harry grinsend.

„Wie heißt er? Vor allem, wem gehört er?“, fragte Ron, dessen Blick eine Mischung zwischen Skepsis und Sehnsucht war.

„Keine Ahnung wem er gehört aber ich habe ihn Severus getauft. Er kann genauso gemein werden“, sagte Harry nach einem Moment des Nachdenkens.

„Passender Name“, rief Theo aus dem Hintergrund während Ron sich jetzt auf die Bettkante setzte und vorsichtig eine Hand ausstreckte.

„Ron, das ist keine gute Idee. Er mag nicht so gerne angefasst werden.“

„Ich fasse ihn ja nicht an, ich überlasse es ihm ob er zu mir kommt.“

Severus war der felsenfesten Überzeugung, dass Weasley den Verstand verloren hatte. Da saß der wirklich vor ihm und hielt ihm eine Hand hin, wie einer stinknormalen Hauskatze. Was sollte er damit? Daran schnuppern? Hm, er könnte mal kräftig rein beißen. Harry schien allerdings Gedanken lesen zu können denn noch bevor er seine Idee in die Tat umsetzen konnte, wurde er vom Bett gehoben. Etwas verblüfft sah er Harry an, leise knurrend.

„Ich setze ihn raus, er soll zu seinem Besitzer gehen und nicht meine Freunde anknurren oder beißen. Dann werde ich nämlich ungemütlich“, sagte Harry.

Das Knurren wurde eingestellt doch wirklich reumütig sah Severus nicht aus, er wirkte eher empört.

„Schade“, murmelte Ron doch dann erhob er sich und ging ins Bad.
 

Harry hatte unterdessen den Raum verlassen und durchquerte gerade den leeren Gemeinschaftsraum, Severus mittlerweile bequemer auf den Armen. Das Portrait öffnete und schloss sich geräuschlos.

„Wenn du einen meiner Freunde beißt, kauf ich einen Maulkorb“, sagte Harry während er Severus auf den Boden setzte.

Miau.

„Ich meine es ernst, hör auf meine Freunde anzufauchen und zu bedrohen und ich sorge dafür, dass dich keiner als Kuschelkissen benutzt. Einverstanden?“

Severus legte den Kopf schief, die Ohren waren halb angelegt doch schließlich nickte er.

„Gut. Sehen wir uns irgendwie zum Unterricht oder zum Essen?“

Kopfschütteln.

„Darf ich dich dann besuchen kommen?“

Das Nicken war sehr widerstrebend aber es war da. Harry lächelte nur, Severus murrte leise und machte sich dann auf den Weg.

„Severus!“

Überrascht drehte sich der Serval nochmal um, einen fragenden Ausdruck auf dem Gesicht.

„Wir müssen irgendwann darüber reden, möglichst vor den Weihnachtsferien“, sagte Harry ernst.

Severus ließ die Ohren hängen, nickte aber bevor er sich ruckartig rum drehte und mit wenigen Sprüngen um die nächste Ecke war. Harry sah noch einen Moment auf die Stelle, drehte sich aber dann um und ging wieder hinein. Es war zum Glück früh genug und noch war kein anderer Gryffindor unterwegs, schließlich war er offiziell gar nicht in Hogwarts. Auch wenn die meisten Löwen mittlerweile zumindest eine Ahnung hatten. Nun, er würde sie nicht aufklären und er war sich sicher, dass er nie wieder in den normalen Schulalltag gehen würde. So wie es war, gefiel es ihm viel zu sehr und seine Noten waren besser denn je. Also warum sollte er daran etwas ändern?
 

Trotz Severus' Zusage, dass er ihn besuchen könne, fand Harry dessen Gemächer am Abend wieder verschlossen. Seine Enttäuschung war ihm deutlich anzusehen, er sackte förmlich in sich zusammen bevor er sich umdrehte und wieder ging. Langsam schlurfte er den Weg zurück, den er gekommen war, dank seines Tarnumhanges musste er lediglich darauf achten wo er lang lief und dass er nicht in jemanden rein lief. Er hatte wirklich gehofft, dass Severus da war. Verdammt, sie mussten endlich darüber reden. Es brachte doch nichts, sie hatten noch zwei Wochen und dann würden sie zusammen wohnen, zusammen leben und er benahm sich wie ein Kleinkind. Wer war hier eigentlich der Ältere? Harry fluchte leise.

„Ein Tarnumhang ist völlig sinnlos wenn derjenige seltsame Geräusche von sich gibt“, sagte eine Stimme hinter ihm.

Harry fuhr erschrocken herum und sah sich Draco gegenüber und einem Serval, der ihn wieder einmal skeptisch ansah. Draco kam näher, tastete durch die Luft und zog schließlich den Umhang von ihm runter.

„Was machst du hier?“

„Ich wollte Severus besuchen aber der war nicht da.“

„Nein, der war bei mir und hat mir alles erklärt“, sagte Draco.

„Alles?“, fragte Harry, den Blick auf Severus gerichtet. Dessen goldenes Halsband funkelte leicht im Licht als er den Kopf schief legte.

„Naja, ich habe zwei Wochen Zeit mir ein Bindungsgeschenk auszudenken“, sagte Draco vorsichtig. Sowohl Harry wie auch Severus ließen die Köpfe hängen. „Fettnäpfchen, alles klar. Da mein Pate seit knapp zwei Wochen verschollen war, gehe ich mal davon aus, dass ihr euch genauso lange nicht gesehen habt. Ihr solltet reden.“

Harry warf dem Serval einen vernichtenden Blick zu und murrte, „das versuche ich seit zwei Wochen.“

Tiefes Knurren erfüllte den Korridor, Severus legte die Ohren eng an den Kopf und fauchte ihn an.

„Ist doch wahr. Manchmal frage ich mich, wer von uns der vorpubertäre Teenager ist“, fauchte Harry zurück.

„Waren das seine Worte?“

„Ja, waren es. Aber momentan benimmt er sich so. Da brauchst du mich gar nicht anzufauchen, so kannst du eh gerade nicht mitdiskutieren“, sagte Harry grinsend und auch Draco konnte sich nur noch schwer ein Lachen verkneifen.

Das Fauchen verstummte, Severus legte den Kopf schief und schien zu überlegen.

„Jedem Anderen würde ich zutrauen, dass er sich jetzt verwandelt aber irgendwie glaube ich nicht, dass mein Pate gerne nackt vor uns steht“, sagte Draco grinsend.

„Nein, das glaube ich auch nicht aber wenn ich diesen Blick richtig deute, wird er gleich explodieren und uns beide anspringen. Also ich kann weg fliegen, was ist deine Lösung?“

„Im Genick packen. Er ist und bleibt eine Katze. Aber mal im Ernst, ihr solltet reden.“

„Sollten wir. Wollen wir auch, Severus?“

Kopfschütteln.

Harry seufzte leise, nahm dann Draco den Tarnumhang ab und warf ihn sich wieder über. Er wurde sehr verwundert angesehen.

„Harry?“

„Ich habe dieses Kinderspiel satt. Severus, du weißt, wo du mich findest wenn du reden willst. Ansonsten treffen wir uns halt in zwei Wochen zur Bindung, unausgesprochen und mit genug Problemen um die nächsten fünf Jahre damit zuzubringen“, seufzte Harry leise bevor er einfach ging.
 

„Das war deutlich.“

Miau.

„Nein, Severus, er hat Recht. Du benimmst dich wie ein verbocktes Kleinkind. Du hast diesem Ritual und der Bindung zugestimmt also lebe mit deiner Entscheidung und hey, so schlimm ist Harry nun auch nicht“, sagte Draco.

Er wurde überrascht angesehen, ein fragendes Maunzen erklang.

„Was? Hatte ich nicht erwähnt, dass ich auf Männer steh?“

Heftiges Kopfschütteln.

„Gut, dann habe ich das hiermit getan.“ Dracos Grinsen wurde immer breiter, er hatte noch nie einen so verdutzt guckenden Serval gesehen. „Aber keine Angst, ich mag Harry aber nur als Freund. Er ist irgendwie nicht mein Typ. Also bin ich keine Konkurrenz.“

Pffft.

„Och komm, Severus, mein Dad hat mir mal ein paar sehr interessante Dinge erzählt und ich weiß daher, dass du den Männern nicht ganz abgeneigt bist.“

Jetzt wurde er wirklich bösartig angefaucht, die Ohren lagen so eng am Schädel, dass sie nicht mehr zu sehen waren.

„Damit kannst du mich nicht beeindrucken und außerdem hätte Dad gar nichts sagen müssen, es war eigentlich offensichtlich“, sagte Draco, der Arme vor der Brust verschränkte und ihn abwartend ansah.

Das Fauchen blieb Severus im Hals stecken, die Ohren blieben zwar angelegt aber er legte fragend den Kopf schief.

„Du willst wissen, wie ich darauf komme?“

Severus nickte, die Ohren stellten sich langsam auf.

Draco sah sich um, sie waren allein im Korridor und das war auch gut so, das war kein Thema für die Öffentlichkeit. „Naja, nachdem was du mir erzählt hast, war es eigentlich offensichtlich. Du hast mir erzählt, dass es Gerüchte gab, dass du dich an einem Schüler vergriffen hast. Kurz darauf untersagen dir meine Eltern den Kontakt. Das lässt zwei Rückschlüsse zu, entweder stehst du im Allgemeinen auf Kinder, was ich ehrlich gesagt nicht glaube oder du stehst auf Kerle und die Gerüchte betrafen einen jugendlichen, männlichen Zauberer hier. Würdest du auf Mädels stehen, hätten meine Eltern keinen Grund gehabt dir den Kontakt zu verbieten, schließlich bin ich ein Junge. Also gehe ich davon aus, dass du schwul oder wenigstens bi bist“, erklärte Draco und sah sich einem absolut fassungslosen Serval gegenüber.
 

Völlig platt setzte sich Severus und starrte auf den Boden, war er wirklich so leicht zu durchschauen? Er hatte immer geglaubt, dass es nicht ganz so offensichtlich war, dass er schwul war. Das Geräusch von einer Robe, die sich bewegte, ließ ihn aufsehen. Draco hatte sich vor ihn gehockt und sah ihn lächelnd an.

„Ich werde niemanden etwas sagen und Harry ist zu dämlich um es zu kapieren“, sagte er leise.

Gegen seinen Willen musste Severus mit dem Kopf schütteln, Harry war nicht dämlich.

„Doch Severus, in dieser Hinsicht ist er dämlich und sehr langsam. Eh der mitbekommt, dass du auf Männer stehst, ist ER längst vernichtet und ihr denkt wahrscheinlich gar nicht mehr an die Bindung. Also hör auf die nen Kopf zu machen und red endlich mit ihm“, sagte Draco sanft.

Er wurde etwas verzweifelt angesehen bevor Severus schließlich nickte.

„Jetzt gleich?“

Diesmal war es ein Kopfschütteln während sich Severus erhob und nach Katzenart streckte.

„Du hast noch zwei Wochen.“

Miau.

„Severus, du bist mal wieder sehr gesprächig.“

Der angesprochene Serval murrte kurz, drehte sich dann um und machte sich daran zu gehen, mit erhobenem Schwanz und der ganzen Eleganz, die nur Katzen zu eigen war. „

Willst du mich jetzt einfach hier stehen lassen?“, rief ihm Draco empört hinterher.

Die einzige Reaktion war das Schnippsen der Schwanzspitze auf die andere Seite.

„Toll“, murrte Draco doch es klang nicht wirklich böse, sein Grinsen hätte ihn auch so verraten. Er erhob sich und machte sich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum, er wollte und durfte seine Freunde einweihen.
 

Es war Freitag, der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien und so gut wie kein Schüler dachte mehr an seine schulische Laufbahn. Sie waren mit den Gedanken bei ihren Familien und dem Weihnachtsfest. Sogar die Siebtklässler konnten sich diesem Luxus hingeben denn Albus hatte ihnen gesagt, dass die Suche eingestellt worden war. Sie hatten eine Lösung und die Vorbereitungen liefen, nach den Ferien würden sie mehr erfahren. Sie sollten die Ferien genießen, zusammen mit ihren Familien. Selbst die Slytherins fuhren nach Hause, es würde auffallen wenn sie nicht fahren würden und das wollten sie verhindern. Allerdings trug jeder von ihnen einen Portschlüssel am Körper um eine schnelle Flucht zu ermöglichen. Albus konnte nur hoffen, dass sie sie nicht benötigen würden und im nächsten Jahr wohlbehalten wieder nach Hogwarts kommen konnten. Doch von seinen Sorgen bekamen die Schüler nichts mit, überall herrschte Festtagsstimmung.
 

Nicht alle Schüler waren in Feierlaune, in einem Schlafsaal im Gryffindorturm herrschte dicke Luft und der Grund dafür saß missmutig auf seinem Bett und beobachtete wie seine Sachen sich selbstständig in den Koffer packten. Doch es war nicht der Umzug, der Harrys Laune unter den Nullpunkt brachte, es war sein verbohrter Bindungspartner, der sich immer noch nicht gemeldet hatte. In weniger als 24 Stunden sollten sie verbunden werden und Severus schmollte immer noch.

„Harry?“, fragte Ron vorsichtig.

„Ja?“

„Bist du sicher, dass du das alleine durchstehen willst? Wir können gerne bleiben“, schlug der Rotschopf vor, Seamus und Dean nickten sofort.

„Nein, fahrt ruhig nach Hause. Ich werde das schon schaffen, hey, es ist nur ne Bindung. Ein bisschen Blut tauschen, drei Zaubersprüche und schon bin ich gefangen“, gab Harry niedergeschlagen zurück.

„Und was noch?“

„Nichts. Es gibt keine sexuelle Komponente wie bei einer magischen Hochzeit. Nur Blut und drei Zaubersprüche“, sagte Harry und er war heilfroh über diese Tatsache. Ein Blick auf seine Freunde zeigte ihm, dass es ihnen genauso ging.

„Wie werdet ihr wohnen?“

„Keine Ahnung, mein Bindungspartner schmollt und das seit über vier Wochen.“

„Oh.“

„Ja, oh. Ich werde ihn in der Luft zerreißen wenn ich ihn in die Finger bekomme“, knurrte Harry, sein Koffer schloss sich mit einem lauten Knall und ließ seine Freunde zusammen zucken.

„Wäre das nicht kontraproduktiv?“, fragte Seamus trotzdem. Er erntete damit einen Todesblick, der ihn eigentlich sofort in Flammen aufgehen lassen müsste. Harry verzichtete auf eine Antwort sondern schmollte still in sich hinein.

„Wann ist denn das Ritual?“, fragte Dean vorsichtig.

„Mittag, um zwölf.“

„Und danach?“

„Zerreiß ich meinen Partner weil er sich wie ein Kleinkind benommen hat.“

„Das hatten wir schon. Harry, schreibst du uns?“, fragte Ron, der jetzt leicht grinste, genau wie Seamus und Dean.

Harry seufzte leise, nickte aber dann, „ja, ich schreib euch. Ich habe ja die ganzen Ferien Zeit.“

„Du schaffst das.“

„Klar, ich habe ja keine andere Wahl. Leute, es ist Zeit fürs Abendessen.“

Etwas überrascht über den Themawechsel sahen sich die Gryffindors an, Seamus zauberte einen Tempus und war sichtlich erstaunt darüber, dass Harry Recht hatte.

„Woher weißt du das?“

Etwas unschlüssig zuckte Harry mit den Schultern, „Fledermäuse haben scheinbar eine Art innere Uhr. Ich kann Zeiten mittlerweile sehr gut einschätzen.“

„Dann gehen wir mal Essen. Bist du nachher noch da?“

„Ich werde wohl etwas ausfliegen. Mal sehen.“

„Viel Spaß. Aber wir sehen uns morgen vor der Abfahrt, versprochen?“, fragte Ron. Seit Harry damals in der fünften Klasse einfach verschwunden war, machten sich seine engsten Freunde wesentlich mehr Sorgen wenn sie ihn alleine ließen als vorher. Vor allem Ron und Hermine fragten öfters nach.

„Ja, ich verabschiede euch, keine Sorge. Und jetzt geht zum Essen.“

Die drei Jungs warfen sich noch einen letzten Blick zu, nickten aber dann und verließen den Schlafsaal. Harry seufzte leise, er hatte keine Ahnung, was er jetzt machen sollte.
 

Ein leises Klopfen ließ ihn überrascht zum Fenster sehen, eine der braunen Schuleulen saß davor. Er öffnete das Fenster und schon flatterte die Eule auf ihn zu, landete auf seinem ausgestreckten Arm. „Na, meine Süße, was bringst du?“, fragte er lächelnd.

Mit einem fröhlichen Schuhu streckte sie ihm das Bein entgegen, ein kleiner Brief war daran befestigt. Wer sollte ihm jetzt schreiben? Er löste den Brief vorsichtig und setzte das Tier dann aufs Fensterbrett.

„Bleib kurz hier sitzen, ich hol dir einen Keks.“

Die Eule schuhute begeistert, Harry ging unterdessen schon zu seinem Koffer und suchte dort nach den Eulenkeksen. Sie waren schnell gefunden und während das Tier zufrieden vor sich hin knusperte, öffnete er den Brief.
 

„Hallo Harry,
 

ich weiß, ich habe mich wie ein Kleinkind verhalten und dafür gibt es auch keine Entschuldigung. Ich würde mich freuen wenn du meine Einladung zum Abendessen annehmen würdest und wir uns nochmal aussprechen könnten, vor morgen. Das Essen ist natürlich auf deine Bedürfnisse abgestimmt. Solltest du meine Einladung annehmen, komm doch bitte um acht Uhr in meine, … unsere zukünftige Gemächer.
 

Solltest du meine Einladung nicht annehmen, was ich durchaus verstehen kann, so sehen wir uns morgen. Und ja, du hattest Recht, wir schaffen das irgendwie.
 

Severus.“

Kapitel 12

Der Ausdruck überrascht war nicht annähernd genug um Harrys Gesichtsausdruck zu beschreiben. Völlig fassungslos starrte er auf die wenigen Zeilen und dachte nach. Verwirrung machte Wut Platz und schließlich Einsicht. Es musste für Severus sehr schwer gewesen sein diese Zeilen zu schreiben und damit einen Fehler einzugestehen. Er musste nicht lange überlegen ob er diese Einladung annahm, er wollte sich morgen nicht mit jemanden binden, mit dem er im Streit lag. „Sollst du auf eine Antwort warten?“, fragte er die Eule, die den Kopf schüttelte und dann nochmal nach den Keksen schielte. Grinsend gab Harry ihr noch einen Keks bevor sie sich wieder auf den Weg machte und er das Fenster hinter ihr schloss. Sein nächsten Weg führte ihn ins Bad, er hatte noch knappe zwei Stunden bis er bei Severus sein müsste. Da konnte er noch in aller Ruhe duschen und sich ein paar passende Klamotten raus suchen, in der Schülerrobe wollte er auf keinen Fall gehen.
 

„Wo willst du denn hin?“, fragte Ron als er und die Anderen nach einer knappen halben Stunde vom Abendessen wiederkam.

Harry sah verwundert an sich runter und fragte, „sehe ich so schlimm aus?“

Die Jungs sahen sich fragend an und Dean meinte, „nein, du siehst gut aus und das führt uns zurück zu der Frage, wo willst du hin?“

„Puh, ich dachte schon, es sieht scheiße aus.“

„Harry, wo willst du hin?“

„Ich bin zum Abendessen eingeladen“, sagte Harry ausweichend und mit wachsamen Blick auf seine Freunde. Während Ron ihn etwas verwundert ansah, warfen sich Seamus und Dean bedeutungsvolle Blicke zu.

„Bei wem?“, fragte Ron schließlich.

„Bei Severus.“

„Bei dem Typen, der sich seit vier Wochen nicht mehr hat blicken lassen?“

„Ja, genau bei dem. Kurz nachdem ihr weg wart, kam eine Eule mit der Einladung und bevor jetzt die Frage kommt, ja, ich habe vor hinzugehen und ich will und werde auch nicht darüber diskutieren“, sagte Harry entschieden.

Ron, der schon den Mund zu einer Erwiderung aufgemacht hatte, schloss ihn wieder und verließ ohne ein Wort den Raum.
 

„Ok, der war sauer“, kam von Dean.

„Soll er doch.“

„Harry, er ist dein bester Freund.“

„Er weiß seit drei Wochen, dass ich morgen gebunden werde. Herrgott, wie stellt er sich das vor? Dass Severus und ich getrennt leben? Dass wir uns nie sehen? So funktioniert das Ritual nicht, so bringt es vor allem auch nichts. Wir müssen uns verstehen, wir müssen uns irgendwie als Paar zusammen raufen. Nur so kann ich diesen verfluchten Zauber aussprechen, ich brauche Severus' Erfahrung und seinen magischen Kern. Gerade von meinem besten Freund würde ich mir etwas mehr Unterstützung erhoffen“, knurrte Harry aufgebracht, „und das habe ich ihm auch schon mehrmals gesagt. Himmel, bei euch oder Theo hat er doch auch nicht solche Probleme gemacht und ich bin nicht mal schwul. Es wird keinerlei sexuelle Beziehung zu Severus geben, weder von meiner noch von seiner Seite besteht da irgendwelches Interesse.“

„Sicher?“, fragte Dean.

„Ganz sicher. Ich bin hetero.“

„Das meinte ich nicht. Bist du sicher, dass Snape nicht schwul ist? Es gibt da ein paar sehr interessante Gerüchte über ihn.“

„Echt? Die kenn ich gar nicht“, log Harry denn er wusste genau auf welche Gerüchte Dean anspielte. Nur bis jetzt hatte er immer angenommen, dass es sich dabei um eine Schülerin gehandelt hatte und nicht um einen Schüler.

„Wirklich nicht?“, fragte Seamus.

„Nein. Gerüchte interessieren mich auch nicht.“

„Was wäre wenn Snape doch auf Jungs steht?“

Harry überlegte einen Moment und zuckte dann mit den Schultern, „es wäre egal. Für das Ritual ist keine sexuelle Beziehung nötig und selbst wenn er schwul ist, zu einer Beziehung gehören immer noch zwei.“

Seine Stimme musste wohl bissiger geklungen haben als beabsichtigt denn Seamus hob abwehrend die Hände und sagte, „hey, wir machen uns nur Sorgen. Kein Grund so böse zu werden.“

„Tut mir leid, es ist wohl alles etwa viel. Ich muss mich in letzter Zeit ständig rechtfertigen und das nervt mit der Zeit“, seufzte Harry.

„Schon gut. Wann musst du eigentlich los?“

„Ich habe noch genug Zeit um in aller Ruhe in die Kerker zu kommen, ich mache mich gleich auf den Weg. Nochmal Sorry.“

Seamus winkte ab und auch Dean grinste, „viel Spaß.“

„Danke.“ Mit einem Grinsen winkte Harry ab bevor er sich seinen Tarnumhang schnappte und ihn sich überwarf.

„Soll ich dich raus bringen?“, fragte Dean.

„Gerne.“

„Ich komme mit. Ich werde nochmal mit Ron reden, vielleicht bringt es was“, kam von Seamus.

„Viel Glück.“

„Danke.“

Damit machten sich die drei Freunde auf den Weg.
 

Während Harry auf dem Weg in die Kerker war, lief Severus in eben diesen Kerkern nervös hin und her. Er war sich nicht sicher ob Harry kommen würde und er würde es sogar verstehen. Er hatte sich wirklich wie ein Kleinkind benommen, es war Harry also nicht zu verübeln wenn er jetzt nicht mehr reden wollte. Doch er hatte ja Recht, sie mussten noch ein paar Dinge klären schließlich sollten sie morgen verbunden werden. Noch immer war Severus dagegen aber sie hatten wirklich keine andere Wahl denn ER würde ihnen keine zwanzig Jahre Zeit geben. Er seufzte leise während sein Blick zur Standuhr ging, es war kurz vor acht und er hoffte wirklich, dass sein Zukünftiger kam.
 

Punkt Acht klopfte es an der Tür und bescherte Severus damit einen halben Herzinfarkt. Sein „Herein“ klang sehr gekrächzt. Die Tür öffnete sich und schloss sich wieder ohne, dass jemand eintrat.

„Hallo“, murmelte Harry während er den Tarnumhang abzog und über eine Sessellehne legte.

„Hallo Harry. Ich freue mich, dass du gekommen bist.“

„Die Einladung kam sehr überraschend.“

„Ja, ich weiß.“

Harry legte den Kopf schief und fragte, „Wie kommt es zu dem plötzlichen Stimmungsumschwung?“

„Mein geliebter Patensohn war gestern nochmal hier“, knurrte Severus.

Jetzt musste Harry grinsen, vor seinem inneren Auge spielte sich gerade der Film ab, wie Draco Severus so richtig ins Gewissen redete. „Dann muss ich mich ja bei Draco noch bedanken. Also, ich wurde zu einem Abendessen eingeladen“, sagte er dann grinsend.

„Wurdest du und das sollst du auch bekommen. Komm, es ist alles vorbereitet“, sagte Severus, der sichtlich erleichtert über diesen Themawechsel war.

Neugierig folgte Harry ihm in den Nebenraum, den er als Küche kannte aber scheinbar hatte Severus um geräumt. Der unförmige Küchentisch war verschwunden und hatte einem kleineren, runden Tisch Platz gemacht, der schon für zwei Personen gedeckt war. Ein silberner Kerzenleuchter mit drei Kerzen erhellte das Silbergeschirr und ließ Harry fragend eine Augenbraue hochziehen.

„Was?“, fragte Severus, dem die Geste nicht entgangen war.

„Ich bin nur überrascht.“

„Wieso? Was hast du erwartet?“

„Keine Ahnung. Etwas Anderes aber so gefällt es mir auch. Es ist nur schade, dass ich kein normales Essen mehr essen kann“, sagte Harry leise während er sich setzte. Die zwei Kristallkelche füllten sich gerade selbstständig mit Getränken und nach dem ersten Schluck musste er leise seufzen. Der Geschmack von Waldbeeren breitete sich in seinem Mund aus und zeigte ihm, dass Severus einen weiteren Geschmack kreiert hatte. Sein Blick wanderte jetzt zum restlichen Geschirr, er war neugierig, was Severus vorbereitet hatte.
 

Er hatte sich insgeheim schon auf sein normales Essen eingestellt doch er sollte überrascht werden als vor ihm plötzlich ein tiefer Teller mit einer rötlichen Suppe auftauchte. Überrascht sah er Severus an und sagte, „ich darf das nicht essen.“

„Doch, darfst du. Probier es“, forderte Severus ihn auf, der sich ihm gegenüber niedergelassen hatte.

„Ich habe keine Lust auf Bauchschmerzen.“

„Harry, glaubst du wirklich, dass ich dich zum Essen einlade und du von meinem Essen Bauchschmerzen bekommst?“, fragte Severus.

„Du hast selber gekocht?“, fragte Harry überrascht.

„Natürlich, sonst hätten wir in der Großen Halle essen können. Probier es“, forderte Severus erneut.

Die Neugier siegte über die Angst vor den bekannten Bauchschmerzen, vorsichtig probierte Harry die Suppe und bereits nach dem ersten Bissen sah er Severus erstaunt an.

„Das schmeckt fantastisch. Was ist das?“

„Heuschreckensuppe.“

Harry sah ihn immer noch erstaunt an, vor allem weil Severus dieselbe Suppe vor sich stehen hatte. „Und die willst du essen?“, fragte er grinsend.

„Natürlich, ich habe sie schließlich gekocht. Jetzt hör auf sinnlose Fragen zu stellen und iss, das restliche Essen wird sonst kalt“, schnarrte Severus.

Grinsend begann Harry zu essen, er wusste, dass das eine Ausrede war denn es gab Zauber, die das Essen warm hielten. Ihm war allerdings auch der Blick von Severus aufgefallen, ihm war das Ganze sehr unangenehm und er war sichtlich froh, dass er das Thema fallen ließ. Und es schmeckte einfach fantastisch.
 

Der Suppe folgten für jeden zwei gigantische Käfer, die scheinbar gekocht waren. Harry starrte die Ungetüme fassungslos an, sie dampften vor sich hin und warteten darauf, dass sie gegessen wurden. „Was ist das?“, fragte er skeptisch.

„Nach was sieht es denn aus?“

„Nach Käfern, die zu viel Wachstumstrank getrunken haben. Severus, was ist das?“

„Iss doch einfach.“

„Und wie?“

Mit einem Grinsen hob Severus den Zauberstab und schon knackten die Käfer der Länge nach auf. Ein wunderbarer Geruch stieg zusammen mit einer kleinen Dampfwolke auf.

„Das riecht fantastisch. So gar nicht nach Käfer.“

„Das war der Sinn dahinter. Iss.“

Diesmal ließ sich Harry nicht nochmal bitten, er langte beherzt zu und musste sagen, dass es wirklich großartig schmeckte. Wenn Severus öfters kochte, lohnte sich die Bindung schon alleine wegen dem Essen.
 

Der Nachtisch bestand aus Eis und jetzt sah Harry seinen Zukünftigen wirklich erstaunt an. Zum Einen weil er damit nie gerechnet hatte und zum Anderen weil er wusste, dass Severus kein Eis mochte, es war ihm einfach zu süß.

„Darf ich das wirklich essen?“

„Natürlich. Sonst würde ich es dir nicht vorsetzen.“

„Ich habe seit zwei Jahren kein Eis mehr gegessen.“

„Dann lass es dir schmecken“, forderte Severus ihn auf bevor er einen Schluck Wein trank. Harry hatte er seinen neusten Geschmackstrank vorgesetzt, eine Mischung verschiedener Waldbeeren und da sich der Kelch bereits drei Mal nachgefüllt hatte, ging er davon aus, dass es ihm schmeckte. Sein Gegenüber probierte gerade vorsichtig sein Eis und bereits nach dem ersten Bissen war sich Severus sicher, dass der Aufwand sich gelohnt hatte.

„Himmlisch“, schnurrte Harry und dann kam auch erst mal nichts mehr von ihm, er genoss sein Eis schweigend.
 

„Das Essen war fantastisch, danke Severus.“

„Das war wohl das Wenigste nach meinem Verhalten.“ Harry nickte, trank einen Schluck von seinem Waldbeerensaft und fragte, „kannst du mir dein Verhalten auch erklären?“

„Kann ich.“

„Wirst du auch?“

„Ja, aber nicht hier am Esstisch. lass uns nach nebenan gehen.“ Damit erhob sich Severus schon und deutete auf die Tür, die ins Wohnzimmer führte. Harry folgte ihm gespannt.
 

„Also?“

„Kannst du dir das nicht denken?“, fragte Severus, „du bist schließlich genauso wenig begeistert von dieser Bindung wie ich.“

„Natürlich aber es ist nun wirklich kein Weltuntergang. Merlin, du hast dich benommen als müsstest du Moody heiraten“, knurrte Harry.

Die Reaktion seines Gegenübers war, dass er sehr blass wurde und dann schnaubte, „dann wären wir verloren.“

„Für dich scheint es dasselbe zu sein. Bin ich so schlimm?“

„Ich glaube, du hast meine Reaktion falsch verstanden. Harry, du bist nicht so schlimm, nein. Ich dachte dabei eher an dich und deine Zukunft.“

„Wie meinst du das?“

„Glaubst du wirklich, du hast bei irgendjemanden noch eine Chance wenn herauskommt, dass du mit mir verbunden bist? Gerade mit mir. Deine Chancen gehen gegen null. Mal von den Problemen, die du hier in Hogwarts bekommen wirst, abgesehen“, sagte Severus.

„Welche Probleme?“

„Auch wenn du nicht offiziell zum Unterricht gehst, mittlerweile brodelt die Gerüchteküche und fast alle ahnen, dass du hier bist. Was glaubst, wie lange es dauert bis die nächsten Gerüchte die Runde machen? Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ich bin nicht gerade sehr beliebt in der Schule.“

„Daran bist du selber schuld.“

„Ach, soll ich jetzt lieb, nett und freundlich werden?“

„Klar oder du verteilst Zitronenbonbons“, schlug Harry nickend vor.

„Natürlich. So werde ich nie sein und das sollte dir klar sein.“

„Das ist mir klar und das erwarte ich ja auch nicht. Wir müssen uns nur irgendwie aneinander gewöhnen.“

„Wir sollten die Zauberstäbe die ersten zwei Wochen wegschließen“, schlug Severus absolut ernst vor.

„Warum? Du hast eh keine Chance“, gab Harry grinsend zurück.

Er erntete damit einen Todesblick bevor Severus grinste und schnarrte, „das werden wir dann sehen. Genug des Geplänkels, du wolltest reden, worüber?“

Jeder Schalk war verschwunden und hatte einer Ernsthaftigkeit Platz gemacht, die Harry im ersten Moment Angst machte. Doch dann atmete er tief durch. „Was hat es mit den Gerüchten von damals auf sich? Die, über dich und eine Schülerin. Oder war es ein Schüler? Was ist die Wahrheit?“, fragte er schließlich.

Severus' Gesichtsausdruck verhärtete sich bevor er leise knurrte und dann doch noch antwortete, „es war im Schuljahr 80/81, mein erstes Jahr hier in Hogwarts. Du warst gerade einen Monat alt, mein Patensohn knappe drei Monate. Auch wenn du mir nicht glaubst aber ich war damals noch ein Anderer. Ich war ein junger, motivierter Lehrer, der gerade seinen Abschluss gemacht hatte und sich mit den Schülern gut stellen wollte. Genau diese Freundlichkeit ist mir zum Verhängnis geworden. Es war ein Schüler, ein Slytherinsiebtklässler, der wohl der Meinung war, dass er bessere Noten in Zaubertränke verdient hätte. Seine Leistungen waren aber nicht seinen Vorstellungen entsprechend und so habe ich ihn auch benotet. Er hat alles versucht um seine Noten mit irgendeinem Trick zu verbessern aber da ich auf keinerlei Annäherungsversuche eingegangen bin, hat er nach den Weihnachtsferien diese Gerüchte verbreitet. Angeblich habe ich ihn nach dem Unterricht da behalten und ihm unmoralische Angebote gemacht. Sprich, Sex gegen gute Noten. Lange Zeit hat niemand ihm geglaubt bis er mit der nächsten Geschichte kam. Ich wäre ihm beim Nachsitzen zu nah getreten und da hat sich Albus eingeschaltet. Er hat mir damals als Einziger noch geglaubt, dass ich mich nicht an dem Kerl vergriffen habe. Er hat seinen ganzen Einfluss gelten machen müssen um mich vor Askaban zu retten und die Sache so weit zu unterdrücken damit ich weiter hier unterrichten kann. Der Schüler machte seinen Abschluss zwei Monate früher als sonst und verließ die Schule dann, ich habe nie wieder was von ihm gehört. Danach habe ich mich verändert, freundschaftlichen Kontakt zu den Schülern gab es nicht mehr, ich wurde mehr oder weniger so wie ich jetzt bin. Den letzten Stoß gab mir dann Lucius als er in den Sommerferien 81 bei mir auftauchte und mir den Kontakt zu meinem geliebten Patenkind verboten hat. Danach war ich wirklich so wie jetzt.“

„Wieso hat man ihm geglaubt? Eine Schülerin wäre doch viel glaubwürdiger gewesen, oder?“, fragte Harry.

„Nein, wäre sie nicht.“

„Wieso nicht?“

„Das weißt du doch längst, warum muss ich es noch aussprechen?“, fragte Severus.

„Ich habe lediglich eine Vermutung.“

„Dann vermute mal.“

Harry atmete nochmal tief durch und sagte dann, „du bist schwul.“

„Richtig.“

„Oh.“ Mit so einer klaren Aussage hatte Harry jetzt nicht gerechnet.

„Das ändert absolut gar nichts.“

„Ach ne?“

Severus schüttelte sachte den Kopf und sagte, „nein, tut es nicht. Ich habe nicht vor dir in irgendeiner Art zu nahe zu treten, wie ich bereits sagte, ich vergreife mich nicht an meinen Schülern. Wir haben getrennte Schlafzimmer und Bäder. Deinen Schreibtisch habe ich in meine Bibliothek gestellt, da kannst du gleich alles nachschlagen. Mein Labor benutzt du bitte nur nach Absprache, es sind einfach zu viele gefährliche Dinge drin. Wohnzimmer, Küche und Vorratskammer nutzen wir zusammen. Da für das Ritual keine sexuelle Beziehung von Nöten ist, spielt weder meine noch deine sexuelle Orientierung irgendeine Rolle.“

Nachdem Harry auch die nächsten Minuten nichts gesagt hatte, seufzte Severus und meinte, „ich würde dir ja einen Whisky anbieten aber den verträgst du leider nicht. So weit sind meine Forschungen noch nicht.“

„Schon ok, ich muss nur nachdenken.“

„Ich kenne einige sehr gute Zauber um Türen effizient zu verschließen. Ich kann sie dir gerne beibringen. Oder du fragst Albus ob er dein Schlafzimmer sicher macht“, sagte Severus gepresst.

Er wurde überrascht angesehen bevor Harry lächelte und den Kopf schüttelte, „darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich weiß, dass du mir nicht zu nah kommst. Nein, ich überlege wie ich dich dazu bringe mir das Eisrezept zu verraten.“

Ein Moment Stille und dann herzhaftes Lachen.

„Nein, ehrlich. Für dieses Eis würde ich sterben.“

„So weit brauchst du nicht zu gehen, ich bring dir die Zubereitung bei“, lachte Severus, „also kein Problem zwischen uns?“

„Deswegen? Nein, von meiner Seite aus nicht. Wobei ich glaube, wir werden genug andere Probleme kriegen, oder?“

„Definitiv.“

„Kriegen wir sie gelöst?“

„Wir müssen und ja, ich denke, wir werden es schaffen. Ist das eigentlich das einzige Thema, über das du reden wolltest?“, fragte Severus.

„Eigentlich wollte ich über was ganz anderes mit dir reden. Seamus und Dean haben mich auf die Idee gebracht.“

„Worüber wolltest du eigentlich reden?“

Etwas unschlüssig zuckte Harry die Schultern und meinte, „über das Danach. Aber wenn ich so darüber nachdenke, ist es unwichtig. Darüber können wir dann reden wenn es soweit ist. erst mal müssen wir IHN besiegen. Es... warte mal, hast du vorhin gesagt, dass du meinen Schreibtisch in deine Bibliothek gestellt hast?“

„Ja, habe ich.“

„Das heißt, meine Sachen sind schon hier? Wir werden doch erst morgen gebunden.“

„Albus hielt es für eine gute Idee wenn du diese Nacht schon hier schläfst. Dann bist du im Turm nicht so alleine“, gab Severus zurück.

„Kann ich mir mein Zimmer schon mal ansehen?“

„Natürlich. Komm.“

„Wer hat meine Sachen hergebracht?“, fragte Harry während sie aufstanden und zu einem der Regale gingen.

„Dein irrer Hauself“, war die Antwort. Severus tippte mit dem Zauberstab an einen Buchrücken und sofort verwandelte sich das Regal in eine Tür. Noch bevor Harry fragen konnte, wurde erklärt, „es sollte eine Überraschung sein, deswegen der Verschleierungszauber. Deine Tür wird natürlich ganz normal da sein. Du kannst natürlich ein eigenes Passwort über dein Schlafzimmer legen. Das allgemeine Passwort für unsere Gemächer ist Phönixasche.“

„Das reicht mir, ich brauch kein eigenes Passwort.“

Severus sah ihn von der Seite her an, sagte aber nichts sondern öffnete einfach die Tür. Dann trat er beiseite um Harry eintreten zu lassen. Er folgte ihm nicht sondern blieb im Türrahmen stehen.
 

Harry wusste nicht womit er gerechnet hatte aber er wurde dennoch angenehm überrascht. Severus hatte von den üblichen Hausfarben Abstand genommen, es gab weder Löwenrot noch Schlangengrün im Zimmer. Die Wände und die Decke wiesen die typische dunkelgraue Farbe auf, die es hier in den Kerkern nun mal gab. Große, wahrscheinlich magische Fenstern zeigten den Zustand der Außenwelt, in diesem Moment einen klaren Sternenhimmel. Tagsüber musste es hier herrlich sein. Zaghaft trat er ins Zimmer ein, ein Teppich in einem neutralen Beige dämpfte seine Schritte, die ihn direkt zu dem großen Himmelbett führte. Schwarze Bettwäsche mit silbernen Mustern darauf, Harry grinste leicht, so ganz hatte es Severus also doch nicht lassen können. Ein kleiner Nachttisch stand daneben, darauf seine magische Lampe und das Buch, was er gerade las. Er musste den großen Kleiderschrank an der linken Wandseite nicht öffnen um zu wissen, dass seine Sachen schon vollständig eingeräumt waren. Sein Blick schweifte über die Tür, die ins angrenzende Badezimmer führen musste und blieb auf einer gemütlichen Sesselecke hängen. Helles Leder und ein Glastisch mit schwarzem Metallfuß. Es war noch etwas unpersönlich aber es war sein eigenes Zimmer, sein erstes eigenes Zimmer, was auch diese Bezeichnung verdient hatte.

„Wenn du etwas ändern willst, tu dir keinen Zwang an“, riss ihn Severus aus seinen Gedanken.

„Nein, es ist herrlich. Danke schön.“

„Nicht dafür. Willst du hierbleiben oder wollen wir ins Wohnzimmer zurückgehen?“

„Ich spiele kein Schach mit dir“, rief Harry sofort aus.

„Das hatte ich auch nicht vor. Wir könnten noch ein paar Dinge klären. vor allem was das Aufstehen am Wochenende betrifft“, sagte Severus.

„Och, ich bin ein absoluter Langschläfer.“

„Dann lebst du hier länger.“

Harry grinste ihn an während er sein Zimmer wieder verließ. Er wusste ja dass Severus ein Langschläfer war und wenn er sich jetzt so zurückerinnerte, war er auch nur sehr selten am Wochenende in der großen Halle zum Frühstück erschienen. „Ich schlage vor, dass wir das Frühstück am Wochenende ab jetzt immer ausfallen lassen und den Tag mit dem Mittagessen beginnen.“

„Sehr guter Vorschlag.“

Das Grinsen wurde immer breiter und auch Severus ließ sich zu einem Grinsen hinleiten, zumindest waren sie sich in einem Punkt schon mal einig.
 

Unruhig warf sich Harry in seinem neuen Bett hin und her doch egal wie er lag, er konnte einfach nicht einschlafen. Mit einem tiefen Seufzen schaltete er die magische Lampe an und starrte an die Decke. Er würde keinen Schlaf finden, die Aufregung war zu groß. Harry lachte leise und rau auf, er hatte sich immer vorgestellt, dass er vor seiner Hochzeit aufgeregt sein würde aber die jetzige Situation war eigentlich lächerlich. Er überlegte ob er sich etwas zu essen holen sollte, Severus hatte ihm gesagt, dass sich in der Küche bereits vorbereitete Insekten befanden. Die Idee war gut und schnell war er aufgestanden und angezogen. Leise schlich er durch das stockdunkle Wohnzimmer, er wollte Severus auf keinen Fall wecken. Einen übel gelaunten Bindungspartner brauchte er nicht wirklich. Als er allerdings die Tür zur Küche leise aufdrückte, stellte er fest, dass er nicht der Einzige war, der nicht schlafen konnte.
 

Severus saß mit dem Rücken zu ihm und hatte ihn scheinbar noch nicht bemerkt, er rührte gedankenverloren in einer Tasse rum und hatte den Blick völlig abwesend an die Wand gerichtet. Harry räusperte sich leise, Severus zuckte erschrocken zusammen und drehte sich um, „was machst du hier?“

„Mir was zu essen holen“, gab Harry etwas erschüttert zurück, Severus klang sehr ungehalten.

Genau das schien ihm auch gerade aufzufallen, er deutete einen der Schränke und murmelte, „tut mir leid, ich war nur überrascht. Ich bin es einfach noch nicht gewohnt, dass hier noch jemand wohnt.“

„Schon gut. Wie lange wohnst du hier schon alleine?“, fragte Harry während er zu dem besagten Schrank ging und sich dort eine Schale mit gebratenen Mehlwürmern raus nahm. Er hob den Bewahrungszauber, den die Hauselfen darüber gelegt hatten, auf und schon stiegen Dampf und Geruch auf. Bevor er zum Tisch ging, holte er sich noch ein Glas Wasser.

„Seit ich hier angefangen habe“, beantwortete Severus jetzt seine Frage, „also etwas über siebzehn Jahre.“

„Dann wird es natürlich schwer. Ich kenne es nicht anders.“

„Du hast ja auch nicht alleine gelebt.“

„Du wirst dich Not gedrungen daran gewöhnen müssen, ich räume meine Sachen nicht wieder aus“, sagte Harry kauend.

Severus grinste leicht und schüttelte den Kopf, „musst du auch nicht. Es ist wirklich nur eine Gewöhnungssache. Kannst du nicht schlafen?“

„Nein, ich bin zu nervös. Und du?“

„Ebenso.“

Harry lachte leise auf und murmelte, „man sollte meinen wir sind erwachsen genug dafür.“

„Sollte man aber ich glaube uns ist verziehen.“

„Was hast du jetzt vor?“

Etwas unschlüssig zuckte Severus mit den Schultern bevor er meinte, „ich werde mich mit einem Buch vor den Kamin setzen und die Zeit einfach abwarten. Es sind ja nur noch neun Stunden.“ „

Nur noch? Warte mal, es ist drei?“

„Ja. Was hast du noch vor?“

„Ich leiste dir Gesellschaft. Ich kann sowieso nicht schlafen“, sagte Harry, der jetzt etwas überrascht in die leere Schüssel sah.

„Tu dir keinen Zwang an. Es sind im übrigen noch Krabbeltiere da.“

„Wieso hast du überhaupt welche in deiner Küche?“

Severus trank seinen Kaffee leer und erhob sich. „Mein Zukünftiger hat seltsame Vorlieben und bevor ich mir bei jedem Abendessen das Genörgel anhören darf, habe ich vorgesorgt“, schnarrte er während er raus ging.

„Ich nörgle nicht“, rief ihm Harry empört hinterher.

„Noch nicht“, kam zurück.

Harry verzog kurz das Gesicht, grinste aber dann und ging nochmal an den Schrank. Dort fand er wirklich ein paar große Gläser, die mit Insekten gefüllt waren. Nach kurzem Überlegen nahm er sich ein paar geräucherte Libellen und folgte Severus ins Wohnzimmer.
 

Sie hatten die restliche Nacht wirklich im Wohnzimmer verbracht, jeder ein Buch lesen. Es gab keine Unterhaltung, es war eigentlich alles gesagt und so warteten sie auf das Unausweichliche. Das Frühstück fiel sehr dürftig aus, keiner hatte wirklich Hunger, die Nervosität schlug Beiden auf den Magen. Gegen elf ging jeder für sich duschen und sich umziehen, auch wenn es keine weiteren Zeugen außer Albus gab, ein bisschen schick machen konnte man sich ja.
 

Kurz vor Zwölf fanden sich Severus und Harry in Albus' Büro ein. Beide waren in edle Zauberroben gekleidet und Beide sahen aus als würden sie zu ihrer Hinrichtung gehen. Gut, sie fühlten sich auch Beide so.

„Ihr könntet versuchen zu lächeln“, schlug Albus vor.

Beide sahen sich an und Harry sprach aus, was sie dachten, „wir haben keinen Grund zu lächeln.“

„So schrecklich ist es nun auch nicht.“

„Wir können gerne tauschen“, fauchte Severus.

„Du weißt, dass das nicht geht. Zudem ich glaube, dass ihr viel voneinander lernen könnt und euch sehr gut ergänzt“, sagte Albus lächelnd.

„Können wir die Sache hinter uns bringen?“

Der Jüngste in der Runde wurde überrascht angesehen, Albus nickte und ging zu seinem Schreibtisch, wo sein Zauberstab und ein Zeremoniendolch lag.

„Ihr kennt den Ritus?“, fragte Albus, den Dolch hielt er in der rechten und den Zauberstab in der linken Hand.

„Albus, wir haben uns in den letzten Wochen wahrscheinlich mit nichts Anderem mehr beschäftigt also lass die Fragen und gib den verdammten Dolch her. Harry, deine Hand!“, knurrte Severus, die Hände auffordernd ausgestreckt.

„Wieso fängst du an?“, fragte Harry, der keine Anstalten machte der Forderung nach zukommen.

„Weil ich der Ältere bin. Merlin, hast du den Ablauf des Rituals mal gelesen?“, fauchte Severus ihn an, „meine Magie soll die Führung übernehmen, die Stärke kommt von mir, genau wie die Kontrolle. Du bist dazu da den Zauberspruch zu sagen und in die richtigen Bahnen zu lenken.“

„Soll das heißen, ich bin weniger wert?“

„Merlin, das fängt ja gut an. Albus, der Dolch“, knurrte Severus, der mit der Linken jetzt einfach nach Harrys rechter Hand griff. Dieser war viel zu überrascht und schon wenige Sekunden später durchzuckte ein scharfer Schmerz seine Handfläche.

„Ich gehe hiermit den ersten Schritt und biete dir meine Seele und meine Magie an“, schnarrte Severus bevor er Harry den Dolch in die Hand drückte und ihm seine rechte Hand hinhielt.

Dunkle Magie spielte um Harrys Hand, das Blut schien zu pulsieren und da jetzt sowieso alles zu spät war, ergriff Harry den Dolch und Severus' Hand. Während er den Dolch durch dessen Handfläche zog, sagte er, „Ich gehe hiermit den zweiten Schritt und nehme deine Seele und deine Magie an.“ Albus nahm ihm den Dolch ab, die blutenden Handflächen wurden in einem Handschlag zusammengepresst und zusammen sagten sie den dritten Teil des Ritus.

„Wir gehen hiermit den dritten Schritt. Gebunden sind die Seelen. Gebunden ist die Magie. Gemeinsam gehen wir den Weg bis in alle Ewigkeit.“
 

Helles Licht umspielte ihre Hände, die Pfauenfedern erschienen über ihren Herzen, heller und kräftiger als wenn sie einzeln auftauchten. Die Magie floss ihre Arme entlang, umrundete die Federn und versank schließlich in ihren Herzen. Ihre Blicke trafen sich kurz, nichts sagend und ohne Gefühl, trotz des Rituals welches sie gerade vollzogen hatten. Ein Ritual, so kurz es auch auch war, so mächtig war es auch. Harry spürte jetzt schon die fremde Magie, die sich fast übermächtig gegen sein Innerstes drückte. Er hatte mit einer starken Kraft gerechnet aber nicht damit. Immer stärker wurde das Drücken, immer übermächtiger. Sein Blick verschwamm, er bekam nicht mehr mit wie Severus fragend die Stirn runzelte, spürte nur noch die Magie, die gegen ihn drückte und seltsamerweise die Hand, die seine Rechte noch immer festhielt.

Severus spürte, dass etwas nicht stimmte. Da war ein Druck, nicht viel, ein ähnliches Gefühl als wollte er per Legilimentik in den Kopf eines nur mäßig begabten Zauberers eindringen. Nur ein bisschen mehr Kraft und die Barriere würde fallen. Seine Gedanken wurden unterbrochen, ein heftiges Zittern durchzog seinen Körper und nach ein paar Momenten stellte er fest, dass es von Harrys Hand kam. Und jetzt begriff er auch, was diese Barriere war. Es war Harrys Magie, seine Eigene versuchte durch die Verbindung den Fremdkörper zu beseitigen.

Schmerz stand im Gesicht seines Partners und einen winzigen Moment war die Versuchung sehr groß, nur ein kleines Nachgeben und er wäre wieder frei, ungebunden. Doch genauso schnell schob er den Gedanken beiseite, sie brauchten Harry, nur er konnte den Zauber gegen IHN sprechen, nur er konnte IHN vernichten und dazu musste das Ritual ein Erfolg werden. Harry war noch jung, seine Magie hatte seiner Eigenen nicht viel entgegen zusetzen und hier lag der erste Punkt, wo sich einer von ihnen für den Anderen zurücknehmen musste. Und obwohl er wusste, wie wichtig es war, es fiel ihm unglaublich schwer seine Magie langsam zurückzunehmen.

Der Druck ließ nach, langsam und irgendwie zähflüssig zog er sich zurück bis Harry wieder klar denken und sehen konnte. Sein Blick traf genau auf schwarze Augen, deren Ausdruck irgendwo zwischen Mitleid und Arroganz lag.

„Harry, alles wieder in Ordnung?“, fragte Albus, der im Gegensatz zu Severus wirklich besorgt klang.

„Was war das?“, krächzte der Angesprochene. Er hatte Kopfschmerzen, sein Blick verschwamm immer wieder und sein Hals fühlte sich an als hätte er seit Tagen nichts mehr getrunken.

„Meine Magie.“

„DAS war deine Magie?“

„Ja.“

Unsicher sah Harry zu Severus, von Mitleid war nichts mehr zu sehen und zum ersten Mal begann er ansatzweise zu verstehen, was für eine gewaltige Magie nötig war um den endgültigen Vernichtungszauber zu sprechen. Er zog jetzt endlich seine Hand zurück und sah sie sich an, anstelle der erwarteten Narbe sah er ein Muster, welches sich bei genauerem Hinsehen als Pfauenfeder entpuppte. Dann sah er zu Albus und fragte, „wie soll ich die jemals kontrollieren? Sie hätte mich beinah vernichtet.“

„Du wirst es lernen und Severus wird dir helfen.“

„Der hätte mich beinah vernichtet“, fauchte Harry mit einer Hand anklagend auf seinen Partner deutend, „seine Magie hätte mich beinah umgebracht.“

„Weil du nicht darauf vorbereitet warst.“

„Er kann es jederzeit wieder tun, ich habe keine Chance gegen ihn.“

„Er wird dich nicht vernichten“, sagte Albus.

„Nein? Er hat eben darüber nachgedacht, verdammt ich habe es gespürt. Er hat darüber nachgedacht seiner Magie einfach freien Lauf zu lassen und mich zu vernichten. Das soll mein Bindungspartner sein? Er hasst mich, wie schon immer und er wollte mich vernichten“, kreischte Harry. Bei den letzten Worten überschlug sich seine Stimme, sie war kaum noch zu verstehen.

Albus sah geschockt zu Severus, der ihn absolut unbeeindruckt ansah. „Ist das wahr?“, fragte er leise.

„Ja.“

„Er gibt es auch noch zu. Wie soll ich so jemanden vertrauen? Er würde mich genauso opfern wie Sie. Hauptsache der blöde Potter macht IHN kalt, dann kann er ja verrecken, super Aussicht. Dieses verdammte Ritual war eine beschissene Idee, ich hätte es nicht eingehen sollen. Es war ein Fehler!“, rief Harry bevor er sich einfach umdrehte und wegrannte.
 

„Hast du das wirklich gedacht?“, fragte Albus nachdem er seine Sprache wieder gefunden hatte.

„Ja, habe ich. Es war der erste Gedanke, nachdem ich festgestellt hatte, was diese magische Barriere ist. Ich habe gedacht, dass es ein Leichtes wäre dem Druck nachzugeben und der Magie freien Lauf zu lassen. Aber der Gedanke war winzig, nur ein Aufblitzen und dann habe ich meine Magie zurückgezogen aber daran hat er sich scheinbar nicht erinnert“, erklärte Severus ohne eine Miene zu verziehen.

„Was gedenkst du jetzt zu tun?“

„Was soll ich schon tun? Es sind Weihnachtsferien und ich habe eine Liste von Poppy bekommen, die ich gedenke abzuarbeiten. Deswegen werde ich mich in unsere Gemächer zurückziehen und damit beginnen“, schnarrte Severus.

„Du willst ihn nicht suchen?“

„Nein, garantiert nicht. Albus, er ist verwirrt, wütend und völlig durcheinander. Jedes Wort wäre jetzt zu viel, er würde mir gar nicht richtig zuhören also spare ich es mir. Er wird eine Weile toben, vielleicht ein paar Tage als Fledermaus irgendwo rumhängen oder seinen Freunden ein paar wütende Briefe schreiben und dann, dann wird er nachdenken.“

„Bist du dir da so sicher?“, fragte Albus, „er war wirklich sehr wütend. Und sehr verwirrt.“

„Ich bin mir sicher. Er wird sich beruhigen und dann können wir in aller Ruhe darüber reden. Albus, entschuldige mich, ich habe zu tun.“ Damit drehte sich Severus um und ging. Seinen Vorgesetzten ließ er einfach stehen.
 

Doch Albus wollte die Sache nicht so auf sich beruhen lassen, er machte sich auf die Suche nach Harry. Allerdings blieb seine Suche erfolglos, egal wo er suchte, er fand Harry nicht, weder in menschlicher, noch in tierischer Form. Er beauftragte sogar die Hauselfen und Geister aber auch diese kamen unverrichteter Dinge zurück. Was nur einen Schluss zuließ, Harry hatte Hogwarts verlassen. Er machte sich auf den Weg zu Hagrid, in der Hoffnung, dass er vielleicht dort Zuflucht gesucht hatte doch auch der Halbriese wusste nichts über seinen Verbleib. Blieb also der Verbotene Wald und diesen komplett nach einer handflächengroßen Fledermaus abzusuchen, war schlicht und einfach nicht möglich. Niedergeschlagen machte sich Albus am späten Abend auf den Rückweg in seine Gemächer, er hoffte wirklich, dass Severus irgendwo Recht hatte und der Junge wohl behalten wieder auftauchte.
 

Das leise Geräusch einer öffnenden Tür ließ Severus kurz inne halten bevor er weiter die Phiolen mit dem Heiltrank abfüllte. Hinter ihm erklangen leise Schritte und er musste sich nicht umdrehen um zu wissen wer da gerade sein Labor betrat. Es gab nur eine Person, die die Räume ohne seine Einwilligung betreten konnte.

„Es tut mir leid“, murmelte Harry jetzt hinter ihm.

„Für was genau entschuldigst du dich?“, fragte Severus ohne sich umzudrehen. Er verkorkte die nächste Phiole, wischte sie sorgfältig ab und legte sie vorsichtig in den Korb zu ihresgleichen.

Harry trat neben ihn und sagte, „dass ich dir vorgeworfen habe, dass du mich umbringen wolltest. Das war nicht wahr.“

„Wie kommst du darauf?“

„Weil ich nachgedacht habe was genau ich gespürt habe. Du wolltest mich nicht töten, … oder?“

Harrys Stimme klang so hoffnungsvoll, dass Severus ihn ansah und schließlich seufzte, „nein, ich wollte dich nicht töten. Mir kam der Gedanke, wie leicht es in diesem Moment wäre aber ich habe nie daran gedacht es zu tun. Hast du dich beruhigt? Du warst immerhin zehn Tage weg.“

„Du hast mitgezählt?“

„Es ist Silvester, da muss ich nicht viel zählen. Willst du wieder gehen oder wollen wir den Jahreswechsel zusammen feiern?“, fragte Severus, der sich wieder den Phiolen zuwandte, „und du musst noch zu Albus, er wird sonst wahnsinnig vor Sorge.“

„Dir ist es anscheinend egal.“

„Nein, ist es nicht aber ich spüre, dass du lebst. Da du erwachsen bist, werde ich mich nicht in deine Sachen reinhängen, du kannst kommen und gehen wann du willst“, sagte Severus.

„Du spürst?“

„Hast du dich in den letzten zehn Tagen mal mit der Verbindung auseinander gesetzt?“

„Nein.“

Die Hand, die gerade die Kelle in den Zaubertrank tauchen wollte, hielt inne während Severus langsam den Kopf drehte, „wieso nicht?“

„Ganz ehrlich, weil ich Angst habe. Severus, ich hätte nie gedacht, dass du so stark bist. Ich habe Angst vor deiner Magie“, gestand Harry ohne ihn anzusehen.

„Daran solltest du arbeiten, sonst kannst du die Kontrolle darüber nicht erlangen.“

„Diese Magie werde ich nie kontrollieren können.“

Severus seufzte leise, füllte eine weitere Phiole, verkorkte sie und reichte sie dann Harry mit den Worten, „mach dich nützlich. Ordentlich abwischen und zu den Anderen legen.“

„Ist das deine Auffassung von feiern?“, fragte Harry etwas überrascht.

„Ja. Und die Liste ist noch lang.“

Mit einem leichten Grinsen wischte Harry die Phiole ab, Severus füllte inzwischen schon mal die Nächste und so arbeiteten sie schweigend nebeneinander her.
 

Kurz vor elf beendete Severus die Arbeit, die letzte Phiole wurde verkorkt, die letzten Reste weggewischt. Nachdem alles sauber war, sah Harry den Älteren fragend an.

„Was machen wir jetzt?“

„Mitkommen“, knurrte

Severus. Neugierig folgte Harry ihm aus dem Labor raus. Wirklich überrascht war er allerdings als sie in die Küche kamen und dort schon für zwei Personen gedeckt war. „Wann hast du das gemacht?“

„Gar nicht, die Hauselfen haben gedeckt und gekocht habe ich gestern schon.“

„Aber du wusstest doch gar nicht, dass ich heute wieder komme“, sagte Harry überrascht während er sich setzte, „und so lange halten Aufbewahrungszauber auch nicht.“

Severus schwieg darauf und holte stattdessen zwei Teller aus dem Schrank, wieder eine Suppe. Die Frage war vergessen, seine Augen waren auf die helle Suppe gerichtet. Er hatte die letzten zehn Tage nur als Fledermaus gelebt und sich dementsprechend auch ernährt, er war für jede Abwechslung dankbar.

„Was ist es?“

„Find es selber raus.“

Natürlich probierte Harry schnell und bereits mit dem ersten Schluck waren alle negativen Gedanken weg. Es war himmlisch, wieder einmal, aber er konnte nicht sofort sagen, was genau er da schmeckte. Er probierte noch ein paar Löffel bis er vorsichtig sagte, „Schmeckt wie Kartoffelsuppe mit Honig.“

„So in etwa.“

„Was ist es wirklich?“

„Eine Bienensuppe.“

„Und die Kartoffeln?“

„Das sind die Zusätze. Je länger ich daran arbeite, umso mehr Geschmacksrichtungen bekomm ich hin“, sagte Severus zwischen zwei Löffeln Suppe.

„Warum machst du das überhaupt? Ich könnte mich, rein technisch gesehen, nur mit Wasser und Insekten ernähren.“ „

Natürlich könntest du.“

„Aber? Mensch Severus, lass dich doch nicht um jedes Wort bitten“, murrte Harry.

Sein Gegenüber seufzte leise und sagte, „ich gehe davon aus, dass wir öfters zusammen essen werden. Da ich nicht ständig deine Blicke auf meinem Essen spüren will, habe ich mir etwas einfallen lassen.“

„Aber jetzt musst du Insekten essen.“

„Nur bedingt. In mein Essen kommen natürlich noch andere Zutaten, es sieht nur genauso aus wie deines.“ Harry blinzelte ihn überrascht an, irgendwo machte das Sinn und so nickte er und aß einfach weiter.
 

Der Auflauf, der der Suppe folgte, war genauso fantastisch. Die verschiedenen Larven erinnerten ihn sehr an einen Nudelauflauf und ein genauerer Blick auf Severus' Teller bestätigte seine Vermutung, denn dieser hatte wirklich einen Nudelauflauf vor sich stehen. So langsam verstand er Severus' Gedanken zu dem Thema und er war wirklich froh darüber.

„Willst du die Rezepte an die Hauselfen weitergeben?“, fragte Harry kauend.

„Nein.“

„Aber dann könnten sie für mich kochen und du hättest nicht die ganze Arbeit damit.“

„Ich sagte, nein. Bist du fertig?“

„Ähm, ja, wieso?“

„Weil es viertel vor Zwölf ist und wir ungefähr zehn Minuten bis auf den Astronomieturm brauchen. Oder willst du das Feuerwerk verpassen? Das Letzte hast du in Schwarz-weiß gesehen“, sagte Severus während er schon aufstand, „und der Nachtisch hält sich. Los, hoch mit dir.“

„Muss ich mich verwandeln?“

„Nein, es ist keiner hier.“

„Gar keiner?“, fragte Harry.

„Nur Draco. Der Rest ist nach Hause oder zu Freunden gefahren. Selbst die Lehrer sind nicht da, nur Albus und ich.“

„Wieso?“

„Warum wohl?“

„Wegen dem Ritual? Wieso?“

„Harry, komm endlich. ICH habe nicht vor das Feuerwerk zu verpassen.“ Severus stand bereits in der Tür und sah ihn auffordernd an, Harry sprang sofort auf und folgte ihm.

„Warum?“, fragte er nochmal.

„Damit wir uns ins Ruhe eingewöhnen können. Albus möchte, dass du wieder am Schulalltag teilnimmst.“

„Nein.“

„Harry.“

Sie verließen ihre Gemächer und machten sich auf den Weg zum Turm.
 

„Nein. Ich werde nicht mehr nach Hogwarts zurückkommen. Ich finde die Situation momentan perfekt, meine Noten sind so gut wie noch nie und ich kann meine Freunde jederzeit besuchen. Keine dämlichen Blicke mehr, kein Gemurmel hinter meinem Rücken, Severus, ich werde definitiv nicht zurück in den Alltag kommen“, sagte Harry.

„Willst du dich dein Leben lang verstecken?“

„Erst mal nur bis zum Abschluss.“

„Und danach?“

„Keine Ahnung.“

„Ernsthaft? Du hast nur noch sechs Monate, dann ist deine Schulzeit beendet. Vorausgesetzt du bestehst die Prüfungen“, sagte Severus.

„Das schaffe ich schon. Sag mal, darfst du mich eigentlich noch prüfen?“

„Nein, darf ich nicht. Genauso wenig wie ich deine Aufsätze benoten darf, das macht Albus ab jetzt. Meine Noten werden seit zehn Tagen nicht mehr anerkannt.“

„Ist die Bindung offiziell? Also, weiß das Ministerium davon?“, fragte Harry.

„Jein. Kingsley weiß Bescheid, der Rest hat keine Ahnung.“

„Wieso Kingsley? Ich dachte Thicknesse ist Minister?“

„Nicht mehr. Bei einer außerplanmäßigen Überprüfung stellte sich heraus, dass er unter dem Imperius stand. Er wurde seines Amtes enthoben und wartete in Askaban auf seine Verhandlung. Kingsley hat den Posten bekommen und macht sich ganz gut“, erklärte Severus.

„Seit wann?“

„Ungefähr drei Wochen.“

„Und das sagt mir keiner.“

„Warum? Seit wann interessierst du dich für Politik?“

Harry dachte einen Moment über die Frage nach, Severus öffnete inzwischen die Tür zum Turm und begann die Stufen hochzusteigen. „Du hast Recht, es kann mir egal sein. Warum musste er es wissen?“

„Damit irgendeine offizielle Stelle es weiß. So kann niemand im Nachhinein irgendwelche dämlichen Sachen behaupten.“

„Was zum Beispiel?“

„Harry, du wohnst als Schüler bei einem deiner Lehrer, was glaubst du, werden die Schüler dazu sagen? Was werden die Eltern sagen? Oder die übereifrigen Auroren, die mich wegen Vergewaltigung eines Schülers am liebsten in Askaban sehen würden?“, fragte Severus schnarrend.

„Aber ich bin volljährig.“

„Du bist immer noch mein Schüler und damit würde ich mich strafbar machen.“

„Aber wir haben doch gar keine Beziehung“, protestierte Harry weiter, „warum glaubt eigentlich jeder, dass ich was mit dir habe?“

Severus schmunzelte leicht, sie hatten die Aussichtsplattform mittlerweile erreicht und ein Tempus zeigte ihm, dass sie noch vier Minuten hatten.

„Weil die Menschen dumm sind. Sie sehen nur, dass wir zusammen wohnen also muss da mehr dahinter stecken. Harry, entweder werden sie uns eine Beziehung unterstellen oder mir Vergewaltigung und Zwang, was glaubst du, was mir persönlich lieber wäre?“

„Das Erste.“

„Richtig.“

„Was ist mit mir? Werde ich nicht mehr gefragt?“, murrte Harry, der die Arme auf die Brüstung legte und den Kopf resignierend darauf fallen ließ.

„Damit wirst du leben müssen. Deine Freunde wissen die Wahrheit, wir wissen die Wahrheit und das muss reichen. Und Kingsley weiß Bescheid.“

„Das führt mich zurück zu der Frage warum der das wissen muss?“

„Wir gelten vor dem Gesetz als verheiratet und damit würde ich mich nicht mehr strafbar machen wenn wir wirklich eine Beziehung hätten. Wenn aber keiner von dem Ritual weiß, könnte ich es nicht nachweisen“, erklärte Severus.

„Albus?“

„Zählt in diesem Fall nicht. Man kennt seine Meinung zu mir und die Wenigsten vertrauen ihm in dieser Hinsicht. Sollte ich jetzt wirklich angeklagt werden, wird sein Wort nicht viel zählen. Das Wort des Zaubereiministers allerdings schon und deswegen weiß er Bescheid.“

„Aber wir könnten ihm ja viel erzählen.“

„Hast du schon mal auf deine Hand gesehen?“

„Gilt das nicht auch als Beweis?“

„Nur, dass wir verbunden sind aber nicht seit wann. Albus und Kingsley können bezeugen seit wann wir verbunden sind. Können wir das Thema jetzt lassen? Das Feuerwerk müsste jeden Moment los gehen“, schnarrte Severus.

Zwar war Harry eigentlich noch lange nicht mit dem Thema fertig aber er nickte und fragte, „wer zaubert es dieses Jahr?“

Statt einer Antwort zog Severus seinen Zauberstab, neben ihm zeigte der Tempus, dass es gleich Mitternacht war und punktgenau schickte er den ersten Zauber in die Luft.
 

Niemand, der dieses Feuerwerk sah, würde vermuten, dass es Severus war, der es an den Himmel zauberte. Harry fand es fast schon schade, dass weder Schüler noch Lehrer da waren um es zu genießen. Doch dann kam ihm ein Gedanke und dieser gefiel ihm wesentlich besser, dieses Feuerwerk gehörte nur ihm, nur er konnte es genießen. Mit einem zufriedenen Seufzen legte er das Kinn auf seine Arme und beobachtete das Feuerwerk.
 

Wie immer dauerte das Spektakel eine knappe halbe Stunde und endete traditionell mit dem Hogwartswappen, welches in allen vier Hausfarben am Himmel erstrahlte.

„Wunderschön“, hauchte Harry.

„Die üblichen Zauber. Es sind jedes Jahr dieselben“, gab Severus schulterzuckend zurück.

„Aber es sah die Jahre vorher immer anders aus.“

„Die Auswirkungen liegen am Zauberer. Je nach Gesinnung und Einsatz der magischen Kraft fällt die Wirkung immer anders aus.“

„Gesinnung?“

„Lass uns reingehen, es wird kalt und der Nachtisch wartet“, forderte Severus ihn auf.

„Gesinnung?“, fragte Harry nochmal, er folgte ihm aber dennoch hinein.

„Die Bezeichnungen Schwarz- und Weißmagier hat sich niemand ausgedacht.“

„Das gibt es wirklich? Ich dachte immer, das wäre nur dazu da um die Guten von den Bösen zu unterscheiden.“

„Dann bist du mit einem sehr Bösen verheiratet, meine Magie ist schwarz“, schnarrte Severus trocken.

„Ist das nicht verboten?“

„Lass uns das beim Nachtisch besprechen.“

„Gerne, ich habe tausende Fragen.“

„Jippieh.“
 

Mit großen Augen starrte Harry seinen Nachtisch an, ein dunkles Schokoladenmousse wartete darauf von ihm gegessen zu werden. Aber irgendwie konnte er sich nicht dazu überwinden, er konnte es schlicht und einfach nicht glauben, dass da wirklich Schokolade stand.

„Warum isst du nichts? Magst du keine Schokolade? Das wäre mir neu“, sagte Severus plötzlich.

„Ich kann es einfach nicht glauben. Ist das wirklich Schokolade?“

„Wir machen einen Deal, du isst und ich erkläre dir das mit der Magie.“

„Dann auch bitte gleich die Erklärung warum schwarze Magie verboten ist“, schloss Harry bevor er vorsichtig einen Bissen aß. Ungläubig starrte er auf das Mousse und noch bevor Severus fragen konnte, ob alles in Ordnung war, aß er weiter und innerhalb weniger Sekunden war das Mousse verschwunden.

„Ich gehe davon aus, dass es geschmeckt hat“, schnarrte Severus trocken.

„Krieg ich noch eins?“

„Ich habe nur zwei gemacht.“ Harry sah zu dem unangetasteten Mousse vor Severus und dieser schob es ihm seufzend zu. „lass es dir schmecken.“

„Die Erklärung“, forderte Harry mit einem Löffel Mousse im Mund.

„Es ist eigentlich ganz einfach. Der magische Kern jedes Zauberers und jeder Hexe hat eine Farbe, die irgendwo zwischen weiß und schwarz liegt. Normalerweise wird es in Prozenten angegeben und man bezeichnet die Magie als weiß oder Schwarz, je nachdem welcher Prozentsatz höher ist. Eine hundertprozentige Farbe ist gar nicht so selten, Albus hat reine, weiße Magie, genau wie Minerva und seltsamerweise Hagrid. Meine Magie ist reinschwarz, genau wie die von Draco.“

„ER?“

„So weit ich weiß, nein, er ist prozentual schwarz aber nicht rein, zumindest wenn man Lucius glauben darf. Der ist im übrigen knapp an der Grenze, was ihn tierisch ärgert.“

„Das glaub ich“, unterbrach Harry ihn erneut.

„Niemand kann seinen Kern beeinflussen, es gibt böse Weißmagier und gute Schwarzmagier, die Farbe der Magie sagt nichts über die Gesinnung aus. Bei deiner Freundin Granger spüre ich sehr viel schwarze Magie, genau wie bei Longbottom.“

„Neville und Hermine sollen Schwarzmagier sein? Niemals.“

„Ich kann dir nach den Ferien einen Trank zur Bestimmung mitgeben aber es ist egal, der Kern ist nicht verboten. Verboten sind Rituale, Zauber, Tränke und dergleichen, die vom Zaubergamot als zu gefährlich eingestuft wurden. Ich weiß nicht wann es war aber irgendwann sagte man dazu, schwarze Tränke, schwarze Zauber, schwarze Rituale und das Schwarz wurde gleichbedeutend mit verboten. Da sich nie jemand die Mühe macht nachzufragen, wird es so an jede nachfolgende Generation weitergegeben“, erklärte Severus zu ende.

„Aber dasch ischt nischt fair“, murmelte Harry mit Löffel im Mund.

„Natürlich nicht aber die Menschen sind nicht fair. Sie sind dumm, die breite Masse der Menschheit ist wie Schafe, wo eines hingeht, geht der Rest mit. Einer schreit, schwarze Magie ist böse und alle schreien mit. Deswegen ist der Begriff Schwarzmagier mittlerweile ein Schimpfwort.“

„Ich würde meine Farbe gerne bestimmen.“

„Der Trank dauert ein paar Tage und du kannst ihn selber brauen.“

„Du lässt mich in dein Labor?“, fragte Harry grinsend.

„Nur unter Aufsicht!“

„Trotzdem danke, Severus. Wollen wir eigentlich noch anstoßen?“

„Stimmt, das haben wir ganz vergessen.“ Mit einem Schlenker des Zauberstabes standen zwei Sektgläser vor ihnen, sie füllten sich selbstständig bevor Severus beide nahm und ihm eins gab. „Auf was trinken wir?“, fragte er.

„Darauf, dass wir das mit dem Ritual hinkriegen?“, schlug Harry vor.

„Gute Idee. Dann auf uns, Mr. Potter!“, schnarrte Severus.

„Auf uns, Professor Snape“, gab Harry zurück bevor die Gläser aneinander stießen.

Kapitel 13

„Harry!“

Der Aufschrei hallte durch den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, gleich zwei junge Frauen lösten sich von der Gruppe, die gerade eingetreten war und stürzte auf ihn zu. Harry konnte gerade noch rechtzeitig aufstehen um nicht in seinem Sessel zerquetscht zu werden.

„Hermine, Ginny, es freut mich auch euch zu sehen. Wie waren eure Ferien?“

„Das ist doch völlig egal, wie geht es dir? Wie lief es? Wie läuft es jetzt?“, fragte Ginny aufgeregt. Mittlerweile hatten sich auch seine restlichen Freunde um sie herum gestellt, überall sah er besorgte und fragende Gesichter.

„Jetzt guckt nicht so, ich lebe noch. Lasst uns hoch gehen, da können wir in Ruhe reden“, schlug Harry lächelnd vor. Sein Vorschlag wurde sofort umgesetzt.
 

„Also, jetzt erzähl schon“, wurde er aufgefordert noch bevor alle richtig saßen. Statt sofort zu antworten, hob Harry seine rechte Hand und präsentierte die Pfauenfeder, die sich dunkel von seiner Haut abhob.

„Ihr habt es wirklich durchgezogen“, stellte Seamus fest, seine Stimme schwankte zwischen Begeisterung und Unglauben.

„Ja, ich bin seit zwei Wochen offiziell verbunden.“

„Uuund?“

„Ich habe es mir schlimmer vorgestellt. Wir haben klare Regeln was unsere Gemächer betrifft. Jeder hat sein eigenes Schlafzimmer und Bad, ich kann in aller Ruhe meine Hausaufgaben machen und er hat ein riesige Bibliothek, Hermine, die würde dir gefallen. Wir sind uns einig, dass wir Langschläfer sind und am Wochenende nicht vor zehn geweckt werden wollen und er ist ein fantastischer Koch“, zählte Harry schmunzelnd auf.

„Koch? Snape kann kochen?“, entfuhr es Dean doch statt Harry kam eine Antwort von Hermine.

„Es heißt immer noch Professor Snape und der Mann ist Meister der Zaubertränke. Da wird er wohl kochen können. Aber das kannst du doch eh nicht essen, oder?“

„Doch, das ist ja das Beste dran. Ich vertrage sämtliche Gerichte, die er kocht und es schmeckt nicht alles nur nach Insekten. Gestern gab es Schokoeis zum Nachtisch, himmlisch“, schwärmte Harry, „allein dafür hätte sich die Bindung gelohnt.“

„Das war jetzt ein Scherz, oder?“

„Natürlich, ich wäre lieber ungebunden aber jetzt ist es zu spät und ich muss mich damit arrangieren.“

„Darf er dich noch benoten?“

„Nein, Hermine, das macht Professor Dumbledore. Er wird auch bei meiner Prüfung in Verteidigung dabei sein, zusätzlich zu dem Mann vom Ministerium.“

„Habt ihr was Schriftliches?“, fragte Dean, „also irgendetwas um zu beweisen, dass ihr gebunden seit. Es könnte sonst sehr unschöne Gerüchte geben.“

„Die gleiche Befürchtung hatte wohl auf Dumbledore, er hat den Zaubereiminister über die Bindung informiert und die Zeichen in unseren Händen gelten genauso viel wie eine unterschriebene Heiratsurkunde. Also ist alles rechtens, selbst wenn wir eine richtige Beziehung hätten“, sagte Harry, „was wir aber nicht haben.“

„Sieht das Snape genauso?“

Harry sah zu Seamus, der ihn einfach nur anlächelte und sagte, „ja, sieht er. Wie hat er es so schön formuliert, da für das Ritual keine sexuelle Beziehung von Nöten ist, spielt weder meine noch deine sexuelle Orientierung irgendeine Rolle. “ Er hatte Severus' ölige Stimme so perfekt nachgeahmt, dass seine Freunde ihn einen Moment anstarrten bevor Ginny fragte,

„Was ist denn seine Orientierung?“

„Das geht nur Severus etwas an und mich in gewisser Weise.“

„Wieso dich?“
 

„Weil ich mit dem Besuch leben muss, genau wie er mit meinem Besuch leben muss. Das Wohnzimmer nutzen wir gemeinsam und ich werde mir nicht verbieten lassen meine Freunde zu empfangen, wenn ihr mich besuchen kommen wollt“, sagte Harry hoffnungsvoll.

„In die Höhle der Oberschlange? Aber klar doch“, grinste Dean sofort.

„Natürlich“, stimmte Seamus mit ein und auch Hermine und Ginny stimmten nach kurzem Zögern zu.

Alle Blicke gingen zu Neville, der den Kopf schüttelte und murmelte, „er macht mir Angst.“

Harry nickte bevor er seinen besten Freund ansah, der bis jetzt schweigend am Rand gesessen hatte. Er hatte bis jetzt kein einziges Wort gesagt sondern ihn nur angestarrt. Auch jetzt sagte er nichts sondern erhob sich und verließ den Raum.
 

Es war still im Schlafsaal geworden, Harry ließ traurig den Kopf hängen und starrte auf seine Hände. Keiner wusste so wirklich wie er mit dieser Situation umgehen sollte bis sich Dean seufzend erhob und sich zu Harry aufs Bett setzte, ihm tröstend den Arm um die Schultern legte. „Er wird es irgendwann auch verstehen.“

„Nein, wird er nicht.“

„Doch, wird er. Ron ist manchmal ein absoluter Sturkopf, fest von seiner Meinung überzeugt und er braucht einfach etwas länger um sich von einer anderen Meinung überzeugen zu lassen. Als wir weggefahren sind, bestand immer noch die Hoffnung, dass ihr es nicht wirklich durchzieht und jetzt kommen wir wieder und alles ist gelaufen, das hat ihn geschockt“, erklärte Dean, „und er braucht jetzt einfach eine Weile um sich damit anzufreunden. Er wird es verstehen und wenn wir es ihm in den sturen Schädel fluchen müssen.“

Harry sah ihn mit einem dankbaren Lächeln an bevor er zu den Anderen sah, die aller der Reihe nach nickten. „Danke Leute, ihr seit die Besten.“

„Wissen wir“, grinste Ginny, „wissen die Zwillinge schon davon?“

„Sie wussten, dass wir uns binden werden aber wann genau, nein, das wussten sie nicht. Ich werde ihnen nächste Woche einen Brief schreiben.“

„Kommst du zurück in den Unterricht?“

„Nein, das tu ich mir nun wirklich nicht an. Der-Junge-der-Lebt heiratet die Kerkerfledermaus, Merlin, da könnte ich gleich sagen, dass ich IHN geheiratet hätte. Nein danke“, lachte Harry. In das Lachen wurde mit eingestimmt bis Neville sich plötzlich erhob.

„Wo willst du hin?“, fragte Seamus überrascht.

„Zu meinem Freund, wir haben uns zwei Wochen nicht gesehen und ich bin froh, dass er gesund wieder in Hogwarts ist. Ihr entschuldigt mich?“

„Natürlich, das kann ja jeder verstehen“, sagte Ginny.

„Ich komme mit, ich muss in dieselbe Richtung. Warte einen Moment“, sagte Harry, er stand auf und verschwand kurz im Bad. Keine Minute später kam die altbekannte Fledermaus durch den Türspalt geschossen, eine winzige, goldene Kette in den Krallen und landete etwas umständlich auf Nevilles Schulter. Dieser kraulte kurz durch das dichte Fell auf seinem Rücken.

„Harry, sehen wir uns?“

Fiep.

„Können wir dich besuchen kommen? Ein Fiepen für ja, zwei Fiepen für nein“, sagte Hermine grinsend.

Fiep.

„Jederzeit?“

Fiep, fiep.

„Sollen wir dir einfach ne Eule schicken?“, fragte Seamus.

Fiep und ein sehr begeisterte Nicken.

„Alles klar, dann gute Nacht ihr Zwei.“

Fiep.

„Gute Nacht, Leute. Wir sehen uns beim Frühstück“, sagte Neville. Es folgte ein allgemeines Gute Nacht und schon waren er und Harry verschwunden.
 

Severus sah überrascht auf als es an seiner Tür klopfte, es war fast acht also konnte es sogar noch ein Schüler sein. Aber wer traute sich an einem Sonntagabend bei ihm zu klopfen? Etwas überrumpelt erhob er sich und ging um die Tür zu öffnen. „Longbottom, was wollen sie?“

„De...den hi..i..ier abgeben“, stotterte Neville, der mit beiden Händen eine Fledermaus hochhielt.

„Harry?“

Er wurde glücklich angefiepst.

„Kannst du nicht wie jede normale Fledermaus zum Fenster reinfliegen?“, fauchte Severus. Er schnappte sich die Fledermaus und knurrte, „Flederwisch. Sie verschwinden in einen Gemeinschaftsraum, Longbottom. Sie haben noch genau zwei Minuten bis zur Ausgangssperre, der Weg zum Gryffindorturm dauert wesentlich länger also schlage ich vor, sie nutzen für diese Nacht einen näher gelegenen Gemeinschaftsraum.“

Neville starrte den Lehrer vor sich mit riesigen Augen an, hatte der wirklich gerade vorgeschlagen, dass er bei den Schlangen schlief?

„Noch eine Minute“, knurrte Severus.

„Gu..gute Nacht“, stammelte Neville bevor er sich schleunigst aus dem Staub machte.
 

Ein vorwurfsvolles Fiepsen ertönte, Severus sah auf die Fledermaus in seiner Hand und sah in kleine, glänzende, schwarze Knopfaugen. „Was?“, murrte er während er die Tür zuschlug und sich in seinen Sessel zurücksetzte.

Aufgeregtes Fiepsen.

„Was denn? Ich habe ihm gerade mehr oder weniger erlaubt bei meinen Schlangen zu schlafen also krieg dich wieder ein. Ist die Begrüßung so gelaufen wie du es dir vorgestellt hast?“, fragte Severus.

Der Glanz verschwand, betrübt sackte Harry in sich zusammen und versteckte sich schließlich unter einem seiner Flügel. Severus hob nur eine Augenbraue, es war offensichtlich etwas schief gegangen und sein Bindungspartner wollte scheinbar nicht darüber reden. Er drapierte einen Zipfel seiner Robe auf seinem Bein zu einer Art provisorischen Nest und legte Harry dann hinein. Mit einem unglücklichen Quietschen verschwand die Fledermaus unter einer Ecke.

Die Augenbraue wanderte noch ein Stück höher aber er sagte nichts, das war etwas, was die Löwen verstehen müssten denn es war eh zu spät. Wenn sie ihn jetzt sehen könnten, verwandelt auf dem Bein ihres verhassten Lehrers liegen, sie würden sich wahrscheinlich schütteln, in die nächste Ecke kotzen oder ohnmächtig werden. Severus musste unwillkürlich schmunzeln, ohnmächtige Gryffindors waren was Tolles und versüßten ihm zumindest den Abend. Für Harry allerdings tat es ihm irgendwo leid, dass seine Freunde anscheinend so engstirnig waren. Er hoffte, dass sich das noch klärte denn wenn nicht, wäre es ein herber Rückschlag für Harry und würde höchstwahrscheinlich den Verlauf des Rituals beeinflussen. Hoffentlich renkte sich das wieder ein.
 

„George, da kommt Post von unserem Leihbruder“, rief Fred und schon kam sein Ebenbild um die Ecke gehechtet. Fast im selben Moment schwebte eine weiße Eule zum Fenster rein, drehte zwei Runden um Georges Kopf bevor sie sich auf Freds Schulter niederließ.

„Hallo Hedwig.“

Schuhu.

„Schon klar, wir tauschen. Den Brief gegen einen Eulenkeks“, schlug George vor.

Die Eule sah ihn einen Moment abschätzend an, nickte aber dann wohl wollend und klackerte mit dem Schnabel.

„Sieh an, Bruder, wir haben ihre Gunst errungen“, grinste Fred während sein Zwilling schon die Kekse holte. Das Tauschgeschäft war schnell vollzogen und während es sich Hedwig mit ihrem Keks auf dem Schreibtisch bequem machte, öffnete Fred den Brief und las laut vor,
 

„Hallo Fred, hallo George,
 

da ich von euch noch nichts gehört habe, gehe ich davon aus, dass weder Ginny noch Ron euch was erzählt haben. Also, ich mache es kurz, ich habe dem Ritual zugestimmt und bin seit ungefähr zwei Wochen mit Severus Snape verbunden.“
 

An dieser Stelle sahen sich die Zwillinge fassungslos an, sie hatten ja gewusst, dass es ein älterer Partner sein würde aber ausgerechnet Snape? Warum ausgerechnet Snape? Neugierig wanden sich jetzt zwei Augenpaare auf den Brief um weiter zulesen.
 

„Ich kann eure Gesichter förmlich vor mir sehen, warum Severus Snape? Hogwartseigene Fledermaus, schleimiger Mistkerl und der parteiischste Lehrer seit Beginn der Schulzeit. Tja, die Antwort ist eigentlich simpel, seine und meine Magie passen perfekt zusammen.
 

Leider ist die Magie auch das Einzige, was zusammen passt. Wir sind seit zwei Wochen verbunden und gehen uns jeden Tag an die Kehle, nicht im wörtlichen Sinne aber lange kann es nicht mehr dauern. Er hat an allem etwas auszusetzen, ich bin zu laut, ich bin zu nervig, meine Leistungen sind mies, argh, ich könnte ihn erwürgen.
 

Puh, Harry, ganz ruhig, tief durchatmen. Eins, zwei, drei, … so, jetzt geht es wieder. Ihr seht, ich bin mit den Nerven am Ende und dabei haben wir noch nicht mal angefangen zu arbeiten. Ich soll irgendwann seine Magie kontrollieren und ich habe eine Scheißangst davor. Warum? Ganz einfach, bei der Bindung habe ich seine Macht gespürt und egal was über Severus erzählt wird, er ist ein verdammt mächtiger Zauberer. Leider, oder gut? Ach, ich weiß auch nicht. Ich weiß nur, dass ich Angst habe. Er hat zwar gesagt, dass er mir nicht weh tun will aber ich habe trotzdem Angst und..., naja, wie formuliere ich das jetzt?
 

Ich fühle mich sehr unverstanden. Ich bin siebzehn, bin mit einem zwanzig Jahre älteren Mann verbunden und alles, was alle Anderen interessiert, ist dieses Ritual. Ja, ich verstehe sie, es ist wichtig, wahrscheinlich das Wichtigste in meinem Leben aber was ist mit mir? Ich soll mich zusammen reißen und daran arbeiten aber wie, das sagt mir keiner. Jeder hat gut reden aber keiner ist in meiner Situation, keiner weiß, was in mir vor geht und es würde wohl auch niemand verstehen.
 

Entschuldigt, dass ich euch die Ohren voll heule aber Ron, mein bester Freund !!!!!!!, redet nicht mehr mit mir. Kein Wort, nix, kein Ton. Er ist sauer, ich weiß nicht mal wirklich warum. Als ob ich mir Severus ausgesucht hätte, pah. Und er glaubt mir nicht, dass ich keine Beziehung mit Severus habe – was ich nicht habe!!!! Aber das glaubt mir eh keiner, selbst Severus geht dieses Gerücht mittlerweile auf die Nerven und ihr kennt ihn, es muss schon viel passieren um den Kerl zu nerven. Irgendwann wird er mal ausflippen, ich hoffe, ich bin dann sehr weit weg.
 

Hm, ich labere euch ganz schön zu, oder? Sorry, aber irgendwie hat es gut getan sich das mal von der Seele zu schreiben. Ich weiß nicht mit wem ich reden soll, klar, Hermine würde mir jederzeit zuhören aber sie versteht es auch nicht wirklich. Ron redet nicht mit mir und der Rest, naja, die sehen das nicht so eng. Neville hält sich aus dem Thema ganz raus und Seamus und Dean ziehen mich ständig mit einer Affäre zu Severus aus. Hm, vielleicht erwürge ich erst sie und dann Severus? Was denkt ihr?
 

So, ich gehe jetzt frühstücken, auch wenn es schon elf ist. Das ist das einzig Positive, ich muss nicht in den normalen Schulalltag zurück sondern kann weiter so leben wie bisher. Und das heißt, dass ich Severus nur abends sehen muss und ich kann aufstehen wann ich will.
 

Danke euch fürs zuhören oder zulesen, … gibt es das Wort überhaupt? Egal, danke.
 

Euer Leihbruder Harry.“
 

Wieder sahen sich die Zwillinge an, fragend und schließlich breitete sich ein identisches Grinsen auf ihren Gesichtern aus.

„Denkst du, was ich denke?“, fragte Fred.

„Aber natürlich“, kam von George.

„Ich schreibe den Brief und du suchst die Sachen für unser liebes Brüderchen heraus“, grinste Fred.

Das Grinsen wurde so breit erwidert, dass Fred Angst hatte, dass Georges Kopf sich gleich in zwei Hälften teilte. Sie würden ihren kleinen Bruder schon wieder auf den richtigen Weg bringen.

„Den Brief an Harry schreiben wir gemeinsam“, rief George als sein Bruder den Raum schon fast verlassen hatte, ein „Gerne“, kam zurück.
 

Langsam und deprimiert betrat Harry die Kerkergemächer, er war bei dem Gryffindors gewesen und wieder hatte ihn Ron absolut ignoriert. Sein bester Freund, pah, von wegen. Und warum? Weil er IHN vernichten will und deswegen an Severus gebunden wurde. Als ob er sich das ausgesucht hätte aber das sah der Kerl ja nicht.

„Du hast Post“, schnarrte eine Stimme und riss ihn damit aus seinen Gedanken.

Er sah überrascht auf, Severus saß im Sessel und deutete auf den Tisch, wo Hedwig saß und jetzt ungeduldig schuhute. „Warum hast du ihr den Brief nicht abgenommen?“, fragte Harry während er näher trat und den Brief vom Eulenbein abband.

„Weil ich wert auf meine Hände lege.“

„Oh. Tut mir leid.“

Severus winkte ab und wandte sich seinem Buch wieder zu. Harry runzelte die Stirn, dieses Buch hatte er gestern noch nicht gelesen und er hatte doch gestern erst ein Buch angefangen. Es war nicht Severus' Art zwei Bücher gleichzeitig zu lesen. Jetzt fiel ihm auch eine kleine Schachtel auf dem Tisch auf, daneben ein zusammengelegtes Pergament und ein helles Band.

„Was ist das?“, fragte er mit einem Deut auf die Sachen.

„Mein Geburtstagsgeschenk von Lucius“, war die abwesende Antwort.

„Geburtstagsgeschenk? Wann hattest du Geburtstag?“, fragte Harry überrascht.

Severus hob den Blick und schnarrte, „am 9. Januar.“

Es dauerte ein paar Momente bis Harry keuchte, „aber das ist heute.“

„Richtig.“

„Das tut mir leid, das wusste ich nicht, ich...“

„Spar es dir.“

„Bitte?“

„Spar es dir, ich will es nicht hören. Harry, wir müssen uns irgendwie vertragen aber mehr auch nicht. Dich hat mein Geburtstag bis jetzt nicht interessiert und er wird es auch weiter nicht, also lass es“, schnarrte Severus, „und ich würde jetzt gerne in Ruhe weiter lesen.“

Harry starrte ihn einen Moment an, seufzte dann leise und ging samt Eule in sein Zimmer, es hatte so keinen Sinn mit ihm zu reden. Aber es tat ihm wirklich leid, wenn er gewusst hätte wann Severus Geburtstag hat, hätte er ihm gerne ein Geschenk besorgt. Harry seufzte erneut, verfütterte dann einen Eulenkeks an Hedwig bevor er sie zu seinem Fenster rausließ und ließ sich aufs Bett fallen um den Brief zu lesen.
 

„Hallo Brüderchen,
 

es ist schön von dir zu hören auch wenn der Grund nicht wirklich schön ist. Jetzt mal im Ernst, SNAPE? Wieso Snape? Gab es denn wirklich keine andere Möglichkeit? Nein, wahrscheinlich nicht denn sonst hättest du sie genommen. Also erst mal, unser herzlichstes Beileid.
 

Und jetzt kommen wir zum Guten, wir mögen dich immer noch und wir glauben nicht, dass du was mit Snape hast – Hilfe, der Gedanke ist so abwegig. Aber gut, jetzt heißt es das Beste aus der Situation machen.
 

Erst mal, Harry, du kannst jederzeit zu uns kommen. Egal wann, egal welche Uhrzeit, du bist uns immer willkommen. Wir hoffen, du weißt das. Du kennst ja das Passwort für unseren Kamin, es hat sich nicht geändert und wir freuen uns über deinen Besuch. Du kannst uns natürlich auch jederzeit ohne Grund besuchen.
 

Was unser Brüderchen angeht, du weißt doch selber wie er ist. Er ist ein Sturrkopf, der sich schwer mit Veränderungen tut. vor allem mit Veränderungen, die so gar nicht in sein Weltbild passen. Du bist sein bester Freund, er hat sich garantiert nie vorstellen können, dass du mal mit Snape verbunden bist. Und du kennst doch seinen manchmal sehr eingeschränkten Horizont, er kann sich nicht vorstellen, dass ihr nur das Ritual erfüllen wollt aber keine sexuelle Beziehung habt. Er wird es einsehen, keine Angst.
 

Und was Snape angeht, wenn er dich zu sehr nervt, sag uns Bescheid und wir schicken dir ein paar Dinge, die deine Laune sehr heben wird. Seine Laune wird darunter wohl etwas leiden aber hey, sehr viel schlimmer kann dessen Laune ja nicht mehr werden. Sag mal, ist der privat auch so griesgrämig? Und wie bekommt er diesen Fledermausauftritt hin? Windzauber? Oder hat der wirklich so lange geübt bis es klappt? Wahrscheinlich noch vor dem Spiegel, der Gedanke ist sehr belustigend, oder?
 

Aber vielleicht findet ihr ja doch noch einen Weg zueinander und rafft euch zusammen, wir drücken dir die Daumen und sind immer für dich da. Du bist stark, du schaffst das.
 

Deine Brüder Gred und Forge.“
 

Ein Lächeln schlich sich auf Harrys Gesicht, das waren die Zwillinge, wie er sie kannte und mochte. Er hatte sich schon immer gut mit ihnen verstanden aber seit dem Trimagischen Turnier und dem Verhalten von Ron damals, war er ihnen noch näher gekommen. Sie waren wie Brüder, er wusste, er konnte sich auf sie verlassen. Er überflog den Brief nochmal und aus dem Lächeln wurde ein Grinsen. Die Zwillinge würden ihm wirklich die neuste Kollektion von Scherzartikeln schicken um Severus zu ärgern aber so verführerisch dieser Gedanke auch war, es löste sein Problem nicht. Es würde es nur schlimmer machen und das wollte er auf keinen Fall. Irgendwie mussten sie sich vertragen, irgendwie mussten sie das Ritual erfüllen denn sonst wäre alles umsonst gewesen. Dann wäre er sinnlos verbunden. Harry stieß einen langen Seufzer aus, es würde sehr schwer werden und er hätte sich die Unterstützung seiner Freunde gewünscht. vor allem seines besten Freundes aber nein, der musste ja schmollen.
 

Er streifte durch die Kerker, auf dem Weg zu seinem besten Freund, der mit dem meist gehassten Lehrer der Schule verheiratet war. Es hatte lange gedauert bis er überhaupt bereit dazu war mit ihm zu reden aber hey, Harry war immerhin sein bester Freund und so eine Freundschaft warf man nicht einfach weg. Ok, der Brief seiner Brüder und deren sehr nette Geschenke, Ron juckte es jetzt noch wenn er an die hässlichen Pusteln dachte, hatten dazu geführt, dass er sich langsam mit dem Gedanken angefreundet hatte. Dennoch hatte es ihn sehr viel Überwindung gekostet ihm eine Eule zu schicken und um ein Treffen zu bitten. Nun, Harry hatte sofort zugestimmt, allerdings sollte er in die Kerker kommen. Ron fluchte leise als ein Schatten vor ihm durch den Gang huschte. Überrascht blieb er stehen, da war doch was.

Da, schon wieder. Mit gezückten Zauberstab ging er weiter, da war eindeutig eine Bewegung im Schatten der einen Statue gewesen. Und egal was diese Bewegung verursacht hatte, es musste noch im Schatten hocken denn bis jetzt hatte es ihn nicht verlassen. „Hallo?“, fragte Ron leise.

Ein leises Fauchen ertönte.

Ron runzelte fragend die Stirn, das klang so gar nicht nach der komischen Katze, die Harry immer besuchte. Es klang irgendwie schwächer, hilfloser. „Lumos“ , sagte Ron und schon erhellte das magische Licht die dunkle Ecke. Und enthüllte ein Tier, welches er noch nie gesehen hatte und wovon er sicher war, dass es definitiv nicht nach Hogwarts gehörte.

Dichtes Fell, auf der Oberseite kupferrot, am Bauch und an den Pfoten schwarz. Der Schwanz, der fast genauso lang war, wie der Körper war gleichmäßig geringelt, gelbliche und rote Kringel. Die Pfoten waren kurz, mit schwarzen Krallen versehen aber sie schienen nicht wirklich gefährlich. Das Gesicht war mit rotem Fell bedeckt, unterbrochen von weißen Flecken über den Augen, an den Wangen und um die Schnauze herum, die weißlichen Ohren waren spitz und momentan so eng am Schädel angelegt, dass er sie nur anhand der Fellfarbe identifizieren konnte. Die Größe war sehr schwer zu schätzen, da sich das Tier eng zusammengerollt hatte aber Ron vermutete, dass es ein Stück größer als eine Katze war.

Die kurze Schnauze öffnete sich gerade um ihn nochmal anzufauchen doch es klang nicht wirklich bösartig, es klang eher hilflos. Ron hockte sich auf den Boden, er wollte ihm keine Angst machen.

„Ich tu dir nichts. Zu wem gehörst du denn? Ich habe dich hier noch nie gesehen und vor allem, was bist du?“

Erneut erklang ein Fauchen, das magische Licht ließ kleine Zähne aufblitzen. Aber noch immer konnte Ron das Tier nicht ernst nehmen, es sah einfach zu sehr nach einem kleinen, plüschigen Bären aus.

„Ich glaube mal, dass du ein magisches Tier bist und mich verstehst, die komische Katze von Harry versteht einen ja auch. Egal, ich tu dir nichts aber du kannst nicht alleine hier rumlaufen. Wer weiß was die Schlangen mit dir machen wenn sie dich finden“, sagte Ron.

Das Tier fauchte ihn noch stärker an und wollte dann zurückschrecken als Ron blitzschnell die Hand ausstreckte und es im Genick packte.

„Ich nehm dich mit zu Harry, vielleicht kennt er denjenigen, dem du gehörst. Wir müssen uns nur vor dem Giftmischer in Acht nehmen, der verarbeitet dich noch zu einem Trank. Er ist ein richtiges Ekel, weißt du?“

Das Tier verstummte und sah ihn mit großen Augen an, Ron lockerte vorsichtig seinen Griff, immer darauf gefasst, dass das Tier ihn biss aber es blieb friedlich. Er steckte seinen Zauberstab weg, setzte das Tier nochmal um bis es bequem in seinen Armen lag und ging dann endlich weiter. Harry wartete bestimmt schon auf ihn aber warum bei Merlin mussten sie sich bei Snape treffen?
 

Genau diese Frage stellte sich Severus auch allerdings nicht nur sich sondern auch sehr lautstark an Harry gerichtet, „warum hier? Warum kannst du nicht in den Gryffindorturm gehen? Wieso muss Weasley hierher kommen?“

„Weil ich hier wohne.“

„Ich auch und ich will Weasley nicht hier haben“, fauchte Severus.

„Das ist mir egal. Ich muss hier wohnen und ich will, dass meine Freunde mich besuchen. Ron ist überhaupt der Erste, der sich hierher traut, der Rest hat zu viel Angst vor dir.“

„Zu Recht.“

„Pfft, och bitte! Als ob dir das noch irgendjemand abkauft“, höhnte Harry. Nach dem Blick, den Severus ihm gerade zuwarf, hätte er eigentlich in Flammen aufgehen müssen.

„Ich will ihn nicht hier haben“, knurrte Severus erneut.

„Aber ich.“

„Mir egal. Er betritt diese Räume nicht.“

„Doch, wird er und wir werden sogar im Wohnzimmer Tee trinken.“

„Das erlaubst du dir nicht“, fauchte Severus, der jetzt verdächtig blass aussah. Die Aussicht auf eine Teeparty mit einem Weasley war für ihn nicht sehr berauschend.

„Und ob“, fauchte Harry zurück.

„Vergiss es, kein Weasley wird mein Wohnzimmer betreten, niemals!“ Noch bevor die Worte ganz draußen waren, wusste Severus, dass er einen Fehler gemacht hatte.

Harry zuckte wie geschlagen zusammen bevor er leise knurrte und ihn anbrüllte, „wessen Idee war es denn, dass ich hier wohnen muss? Meine ganz bestimmt nicht. Ich wäre lieber bei meinen Freunden geblieben aber nein, ich musste ja dieses verdammte Ritual machen und hier einziehen. Glaubst du eigentlich, dass ich freiwillig hier wohne? Ich könnte mir sehr viel angenehmere Gesellschaft vorstellen als dich.“

„Dann geh doch, los, verschwinde und versteck dich wieder irgendwo. Das kannst du doch sowieso am Besten. Aber dich deinen Problemen zustellen, das kriegst du nicht hin. Du bist und bleibst ein Kleinkind“, brüllte Severus zurück.

„Das sagt der Richtige, du hast dich doch wie ein bockiges, kleines Kind verhalten. Ich habe mich nicht wochenlang um ein Gespräch gedrückt. Ich wollte mich meinem Problem stellen aber mein Problem hat sich vor mir versteckt.“

„Vielleicht wollte ich auch einfach noch ein paar Wochen meine Ruhe vor dir haben. Ich muss dich für den Rest meines Lebens ertragen, da wird wohl jeder verstehen wenn ich vor dem Ritual so wenig Zeit wie möglich mit dir verbringen wollte. Glaubst du ich bin begeistert von der Situation? Ich habe Albus angefleht, angebettelt und bekniet um ihn von dieser absolut schwachsinnigen Idee abzubringen. Aber nein, er war ja der Meinung, dass wir wunderbar zusammen passen. Merlin, der Mann hat sich ja schon öfters geirrt aber so stark noch nicht. Wir werden nie, niemals nicht zusammen passen, wir sollten uns besser gleich ergeben. Du vorpubertäre Göre wirst nie zu mir passen“, fauchte Severus. Er bemerkte den verletzten Ausdruck in Harrys Gesicht nicht sondern wetterte weiter, „diese Bindung hat mein restliches Leben völlig versaut. Was glaubst du eigentlich, wie groß meine Chancen sind jetzt noch jemanden fürs Leben zu finden? Immer mit dir im Schlepptau? Nie. Och, dich werden sie mit Handkuss nehmen, der Retter der Zauberwelt, da kann man den schleimigen Tränkemeister auch gerne mal vergessen. Mein Leben war wahrlich nie sehr lebenswert aber jetzt erscheint mir ein Avada eine sehr lohnenswerte Alternative. Ich bin mir sicher, ER hilft mir diesen Wunsch umsetzen.“

Stille machte sich breit, Harry blinzelte die Tränen weg und flüsterte, „es tut mir leid, dass ich dir dein Leben versaut habe. Ich wollte das hier nie, ich habe es gemacht weil alle von mir die Vernichtung von IHM erwarten. Ich wollte immer nur ein ganz normaler Jugendlicher sein.“

Die Tränen liefen mittlerweile doch es war Harry egal, sollte er ihn doch heulen sehen. Noch bevor Severus zur nächsten, wahrscheinlich fiesen Bemerkung ansetzten konnte, drehte sich Harry rum und ging in sein Zimmer. Das Ron kommen wollte, war einfach vergessen.
 

Severus fluchte leise, er war zu weit gegangen. Sein Blick lag auf der geschlossenen Tür von Harry und er wusste, dass er sich entschuldigen musste. Merlin, sie lebten erst drei Wochen zusammen und gingen sich jetzt schon fast jeden Abend an die Kehle. Es würde nicht lange dauern bis sie sich wirklich verfluchen würden. Er war unfair gewesen, absolut unfair und dazu noch beleidigend, er musste sich wirklich bei Harry entschuldigen. Murrend fuhr sich Severus mit der Hand übers Gesicht als es an der Tür klopfte.

„Nicht der auch noch“, murmelte er bevor er zu Harrys Tür ging und anklopfte, „dein Besuch ist da.“

Es erfolgte keine Antwort, allerdings hörte er ein leises Schniefen. Severus zögerte, er spürte, dass die Tür nicht magisch verschlossen war aber das Zimmer jetzt zu betreten, hätte die Situation nur schlimmer gemacht. Er seufzte leise, das Klopfen wiederholte sich. Sein Blick ging zur Eingangstür, es gab eine Möglichkeit die Sache im Ansatz wieder gut zu machen doch sie behagte ihm gar nicht. Er hörte ein weiteres Schniefen, er hatte wohl keine andere Wahl und ging schließlich zur Tür. Er würde es schrecklich bereuen aber was tat man nicht alles um dieses verdammte Ritual zu erfüllen.
 

Ron hob die Hand um ein drittes Mal anzuklopfen als die Tür aufgerissen wurde. Doch es war nicht Harry, der ihm öffnete sondern sein Verteidigungslehrer, der gerade den Mund aufmachte um etwas zu sagen. Allerdings blieb es bei dem Versuch, egal, was Snape sagen wollte, er tat es nicht sondern musterte ihn nur. Oder besser gesagt das Tier in seinen Armen, welches sich mittlerweile immer stärker wand.

„Guten Abend, Professor Snape, Harry erwartet mich“, sagte Ron schließlich nachdem der Mann vor ihm immer noch nichts gesagt hatte sondern lediglich eine Augenbraue erhoben hatte.

„In der Tat, Mr. Weasley. Kommen Sie doch rein“, schnarrte Severus während er schon beiseite trat um den Schüler einzulassen. „Erlauben Sie die Frage wo Sie dieses sehr bemerkenswerte Haustier her haben?“, fragte Severus.

Etwas überrascht sah Ron den Mann an, hatte er ihm wirklich gerade eine normale Frage gestellt? Die Art, wie Severus ihn ansah, machte ihm deutlich, dass dieser auf eine Antwort wartete. „Ich habe ihn vorhin auf dem Korridor gefunden. Ich hatte gehofft, Harry weiß vielleicht jemanden, der sein Haustier vermisst“, sagte er schnell.

„Ich bezweifle, dass es sich hierbei um ein Haustier handelt. Ein roter Panda ist nicht gerade ein traditionelles Haustier in England. Darf ich mal sehen?“ Auffordernd streckte Severus die Hände aus und noch bevor Ron wirklich reagieren konnte, hatte er ihm das Tier aus den Armen genommen. „Harry ist in seinem Zimmer, diese Tür. Den Tee bringen die Hauselfen dann ins Wohnzimmer“, sagte Severus. Er deutete noch kurz auf die Tür zu Harrys Schlafzimmer und ging dann in sein Eigenes.

Ron sah ihm etwas verwirrt hinterher, schüttelte aber dann den Kopf und klopfte bei Harry an. Es erfolgte keine Antwort, sodass er nochmal anklopfte. „Harry? Ich bin es, Ron. Darf ich reinkommen?“

„....Ron?“

„Ja, wer denn sonst? Darf ich reinkommen?“

„Natürlich, komm rein.“
 

Unsicher schob Ron die Tür auf und fragte, „alles in Ordnung?“

Er sah, wie sich Harry übers Gesicht wischte und ihn rein winkte, „ja, komm rein. Wie bist du reingekommen?“

„Snape hat mich reingelassen.“

„Severus?“

„Ja, wer sonst? Oder wohnt hier noch jemand außer euch Beiden? Was ist los? Du siehst völlig verheult aus“, sagte Ron, der sich auf die Bettkante setzte und seinen besten Freund mitleidig ansah.

„Ehestreit.“

„Was war der Grund?“

„Du.“

„Wieso ich?“

Harry seufzte leise und erklärte, „er will dich nicht hier haben, nicht in diesen Gemächern. Wir haben uns daraufhin gestritten und er hat ein paar sehr unnette Dinge gesagt.“

„So schlimm, dass du am rum heulen bist?“

„Wie würdest du reagieren wenn dir jemand sagt, dass er lieber zu IHM geht um sich umbringen zu lassen als länger mir dir zusammen zu leben?“, fragte Harry mit einem sehr traurigen Gesichtsausdruck.

Ron schwieg, er sah sehr geschockt aus. Er schluckte leicht, wusste aber immer noch keine Antwort.

„Genau.“

„Hat er das ernst gemeint?“, fragte Ron schließlich.

„Ich weiß es nicht. Ich muss irgendwann in aller Ruhe mit ihm darüber reden und nicht nur darüber.“

„Worüber noch?“

Harry lachte leise und meinte, „wir leben seit drei Wochen zusammen und brüllen uns jeden Tag mindestens ein Mal an, meistens mehrmals. Das kann so nicht weiter gehen.“

„Habt ihr Regeln für euer Zusammenleben?“

„Ja, aber die reichen anscheinend nicht. Aber das ist nicht dein Problem, ich werde es schon irgendwie mit ihm schaffen.“

„Harry, wir sind Freunde und wenn du ein Problem hast, habe ich auch eins“, sagte Ron mit einem aufmunternden Grinsen.

Harry sah ihn einen Moment überrascht an, lächelte aber dann, „danke.“

„Kein Problem. Ich habe mich ja lange genug wie ein Kleinkind benommen.“

„Danke, dass du überhaupt gekommen bist.“

„War ja auch mal Zeit. Nett hast du es hier.“

Jetzt grinste Harry und wenige Momente später waren sie so in ein Gespräch vertieft, wie es nur beste Freunde sein konnten.
 

Unterdessen hatte Severus den Panda auf sein Bett gesetzt und sah ihn seltsam an, er wusste nicht ob er lachen oder weinen sollte. Der Gesichtsausdruck des Tieres war allerdings eindeutig, er hatte noch nie einen missmutig guckenden Panda gesehen.

„Wann hast du den Trank genommen, Draco?“, fragte Severus schließlich, er gab sich nicht mal Mühe sein schadenfrohes Grinsen zu unterdrücken. Er wurde überrascht angesehen. „Du willst wissen woher ich weiß, dass du es bist? Ganz einfach, ich rieche es. Die Verwandlung mit dem Bestientrank verändert auch das menschliche Ich, es dauert nur etwas.“

Jetzt wurde er leise angefaucht.

„Wie süß, da habe ich ja jetzt schon richtig Angst. Draco, hast du mal in den Spiegel geguckt? Du bist ein roter Panda, egal, was du anstellst, du bist nicht gefährlich und wirst es nie sein. Soll ich dich erst mal zurück verwandeln?“, fragte Severus immer noch amüsiert.

Der Panda ließ den Kopf hängen und nickte dann.

Mit einem sehr breiten Grinsen zog Severus seinen Zauberstab und richtete ihn auf den Panda, „Assumera primeniatus figura.“

Danach beschwor er noch eine Decke herauf und legte sie per Zauberstab über das Tier, es würde nur ein paar Momente dauern bis der Zauber wirkte.
 

Wenig später hockte ein sehr missmutig aussehender Draco auf Severus' Bettkante und murrte leise vor sich hin. Severus grinste fröhlich vor sich hin.

„Hör auf zu grinsen, das ist nicht lustig“, fauchte Draco ihn irgendwann an.

„Darf ich dich daran erinnern, dass du bei meinem Anblick lauthals gelacht hast? Das gleich stände mir auch zu. Draco, warum hast du diesen Trank genommen? Wo hattest du die Zutaten her? Wann hast du ihn genommen?“, fragte Severus.

„Aus demselben Grund wie du, ich war neugierig aber ich hatte auf etwas Besseres gehofft. Verdammt, ich bin ein Plüschtier.“

„Sehr gut erkannt. Die restlichen Antworten?“

Draco zuckte mit den Schultern und meinte, „die Zutaten habe ich per Eule bestellt, mit genug Geld ist das kein Problem. Blaise war an meinem Verlies, ich habe ihn als Berechtigten eingetragen und hat mir das Geld dann zugeschickt. Das Rezept hatte ich mir kopiert und es gibt genug leere Räume in Hogwarts um so einen Trank zu brauen. Heute ist schließlich Sonntag, da fällt es nicht auf wenn man zu den Mahlzeiten fehlt.“

„Was hättest du gemacht wenn dich Weasley nicht gefunden hätte?“

„Der Typ hat mich einfach mitgenommen, ich war auf dem Weg zu dir damit du mich zurückverwandelst“, protestierte Draco sofort.

„Ich habe deinen gigantische Gegenwehr gesehen.“

„Was hätte ich denn machen können? Ich bin ein Plüschtier.“

„Ich hoffe, das wird dir eine Lehre sein, in Zukunft die Finger solchen Tränken zu lassen.“

„Du hast ihn auch genommen“, murrte Draco.

„Ja, unter kontrollierten Bedingungen. Ich hatte dich und Albus darüber informiert, du warst direkt bei mir und hast den Rückverwandlungszauber gesprochen. Ich habe mich nicht in irgendeinem verlassenen Klassenzimmer versteckt ohne Absicherung“, gab Severus grinsend zurück.

„Dafür bist du ne Katze.“

„Und habe wesentlich größere Zähne und Krallen als du. ICH kann mich verteidigen und mir unliebsame Schüler vom Hals halten. Ich frage mich wie die Schülerinnen auf einen niedlichen, plüschigen, roten Panda reagieren würden“, säuselte Severus mit einem Grinsen, welches an Hinterhältigkeit nicht mehr zu übertreffen war. „Außerdem sehe ich wenigstens noch elegant aus und nicht wie ein übergroßes Plüschtier“, fügte er noch hinzu.

„Das ist nicht fair.“

„Das ist es allerdings nicht.“

Leise Geräusche unterbrachen Severus, er legte den Kopf leicht schief, das Ploppen eines Hauselfen und das leise Klirren von Geschirr drang an sein Ohr. Er selbst konnte nicht sehen wie sich seine Pupillen leicht zusammenzogen bis sie zu Schlitzen wurden, Draco hingegen sah es sehr wohl.

„Was ist?“

„Scheinbar haben es sich Harry und Mr. Weasley im Wohnzimmer bequem gemacht. Das heißt, dass du jetzt zwei Möglichkeiten hast“, sagte Severus.

„Welche?“, fragte Draco, in dem eine ungute Ahnung aufstieg.

„Du kannst dich zurückverwandeln und als Panda da raus gehen oder du verlässt mein Schlafzimmer halbnackt und nur mit einer Decke bekleidet.“

„Du könntest mir was zum Anziehen zaubern“, schlug Draco hoffnungsvoll vor.

„Was nichts an der Tatsache ändern würde, dass du aus dem Schlafzimmer deines Lehrers kommst und nein, ich werde dir nichts zum Anziehen zaubern. Lebe mit deinen Fehlern.“

„Scheiße. Weiß Harry mittlerweile um deine Vorlieben?“

„Ja.“

„Freiwillig?“

„Nicht ganz. Also?“

„Ich habe ja keine große Wahl. Wenn Harry das weiß, weiß Weasley es auch und nein, ich brauche keine angedichtete Affäre mit meinem Verteidigungslehrer und Paten“, murrte Draco bevor er in sich ging und sein neues tierisches Selbst suchte. Er fand es erstaunlich schnell und schon spürte er das Ziehen der Verwandlung. Schnell saß er wieder als Panda vor Severus, den buschigen Schwanz um die Vorderpfoten geschlungen. Severus nahm ihn vorsichtig vom Bett und machte sich dann auf den Weg ins Wohnzimmer, er musste sich einem seiner Albträume stellen.
 

Harry und Ron verstummten als Severus den Raum betrat doch das Schweigen hielt nicht lange an. „Ist der süß? Wo hast du den denn her?“, fragte Harry sofort.

„Mr. Weasley hat ihn mitgebracht.“

„Darf ich mal halten? Der sieht total weich aus.“

Severus grinste kalt, kleine Zähne versuchten sich durch seine Robe zu bohren, erfolglos. „Aber natürlich.“

Damit übergab Severus den Panda an Harry, der ihn begeistert auf seinen Schoß setzte und durch das dichte Fell fuhr. Ein dumpfes Brummen ertönte, das Tier wehrte sich einen Moment bevor er sich in sein Schicksal ergab und sich auf seinem Schoß zusammen rollte. Severus war bemüht nicht lauthals los zu lachen während er sich setzte und sich eine weitere Tasse herbei zauberte.

„Willst du hierbleiben?“, entfuhr es Harry.

Eine Augenbraue ruckte nach oben bevor Severus sich sein Buch heran schweben ließ und schnarrte, „falls es dir entgangen sein sollte aber ich wohne hier und ja, ich habe vor mein Wohnzimmer auch zu nutzen.“

„Was ist mit dem Kleinen? Was ist das überhaupt? Ich habe so ein Tier noch nie gesehen.“

„Das ist ein roter Panda, der seine Heimat in Asien hat. Die Hauptnahrung ist Bambus aber er nimmt auch anderes Pflanzliches, was er finden kann. Wenn er sie kriegt, frisst er auch Insekten, kleine Säugetiere, Eier und Jungvögel“, erklärte Severus.

„Woher wissen Sie das?“, platzte es aus Ron heraus.

Ihm wurde ein unidentifizierbarer Blick zugeworfen, Harry rechnete mit einer sehr bissigen Antwort doch er wurde überrascht. „Weil es einen Trank gibt bei dem die Schwanzhaare eines roten Panda benötigt werden, Mr. Weasley“, schnarrte Severus. Er beobachtete wie Draco stark zusammen zuckte und versuchte sich noch kleiner zu machen. Harry warf dem Tier einen seltsamen Blick zu, Severus sah wie es förmlich Klick machte. Ihm wurde ein fragender Blick zugeworfen, den er mit einem kurzen Kopfschütteln beantwortete.

„Was ist das für in Trank?“, fragte Ron.

„Seit wann interessieren Sie sich für Zaubertränke?“, fragte Severus zurück.

Der Rothaarige zögerte mit einer Antwort, Harry nahm es ihm ab, „wir interessieren uns schon immer dafür aber ein gewisser Lehrer hat uns das Fach von Anfang an schlecht gemacht.“

„Ach wirklich? Nun, es wäre sowieso kein Potenzial vorhanden gewesen.“

„Das war fies. Wir hätten gut sein können wenn du uns eine faire Chance gegeben hättest. Aber du warst ein unfairer Mistkerl“, knurrte Harry. Ron nickte bedächtig und auch der Panda stimmte ihm nickend zu.

„Na, ihr seit euch ja einig. Mr. Weasley, wie ist Ihre momentane Note in Zaubertränke?“, fragte Severus.

„Annehmbar“, gab Ron nach kurzem Zögern zu.

„Und das ist nicht meine Schuld. Also doch kein Potenzial.“

„Ich habe ein Ohnegleichen.“

„Zufall.“

„Hey!“

Severus grinste nur leicht, Harry murrte nochmal kurz und streichelte dann den Panda weiter.

„Lassen wir das mit den Noten, was machen wir mit dem Panda? Der gehört doch bestimmt jemanden“, sagte Ron vorsichtig. Er war sich noch nicht sicher wie er sich Severus gegenüber verhalten sollte aber scheinbar war dieser an einem normalen Gespräch interessiert.

„Der gehört nur sich selbst. Sie können ihn wenn Sie gehen einfach vor die Tür setzen, er wird den Heimweg schon finden.“

„Sicher?“

„Ja, ganz sicher.“

Ron warf ihm einen fragenden Blick zu bevor er zu Harry sah oder besser gesagt zu dem Panda, seine Gedanken waren nicht schwer zu erraten. „Nein, du kannst ihn nicht behalten“, grinste Harry.

„Aber nochmal haben, oder?“

Severus erstickte beinah an seinem Lachen als er versuchte es hinter einem Husten zu verstecken aber das Gesicht seines Patensohnes als Harry ihn an Ron weitergab, war einfach unübertrefflich. Allerdings schien es bei dem Rotschopf gar nicht so unbequem zu sein denn Draco rollte sich auf dessen Schoß zusammen und ließ sich kraulen, irgendwann fielen sogar die Augen zu. Auch Harry hatte das Geschehen verfolgt und anhand von Severus' Reaktion sah er sich in seiner Vermutung über die Identität des Pandas bestätigt. Severus hatte inzwischen nach seinem Buch gegriffen und schien darin vertieft zu sein also wandte er sich wieder an Ron und setzte ihr Gespräch einfach an der Stelle fort wo sie vorhin unterbrochen hatten. Es dauerte eine Zeit bis Ron mit einstieg, er warf Severus immer wieder seltsame Blicke zu doch schließlich schien er sich an ihn zu gewöhnen und sie konnte ihre Diskussion über die besten Quidditchmannschaften weiterführen.
 

Es war spät in der Nacht als Harry seinen besten Freund verabschiedete, der Panda war längst in der Dunkelheit des Korridors verschwunden während sie sich noch verabschiedeten. Schließlich schloss er die Tür und als er sich umdrehte, sah er direkt in schwarze Augen.

„Das war nicht wirklich Draco, oder?“, fragte er.

Das meilenweite Grinsen war Antwort genug.

„Er hat den Bestientrank genommen“, stellte Harry weiter fest. Er setzte sich Severus gegenüber in seinen Sessel und fragte, „warum hast du ihm das angetan? Du hättest ihn auch vor die Tür setzen können, schon vor Stunden.“

„Sah mein Patensohn wirklich so unglücklich auf Weasleys Schoß aus?“

„Nicht wirklich, … warte mal, hat Draco dieselben Vorlieben wie du?“

„Vom Geschlecht her, ja. Vom Alter liegen dazwischen ungefähr zwanzig Jahre.“

„Aber Ron?“

„Hey, er ist dein bester Freund.“

„Ja, als bester Freund ist er auch unschlagbar aber er ist hetero“, sagte Harry stirnrunzelnd.

„Das ist Dracos Problem. Gegen ein Haustier ist ja nichts einzuwenden. Weasley sollte nur nicht erfahren wer sich hinter dem Panda verbirgt.“

„Du glaubst wirklich, dass sich Draco nochmal freiwillig verwandelt und dann noch in Rons Nähe kommt?“

„Warum nicht? Er sah sehr glücklich aus, da wo er lag“, grinste Severus bevor er übergangslos ernst wurde, „es tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe.“

Die Stimmung schlug sofort um, Harrys Grinsen gefror auf seinem Gesicht.

„Es tut mir wirklich leid, ich hätte das nicht sagen sollen“, sagte Severus nochmal.

„Nicht sagen sollen oder nicht sagen wollen? War es die Wahrheit, die du besser für dich behalten wolltest obwohl du wirklich so denkst? Oder waren es Worte, die nicht ernst gemeint waren?“, fragte Harry leise.

„Beides. Es gab sowohl Dinge, die wahr waren als auch Dinge, die es nicht waren.“

„Dann erklär es mir.“

„Dass ich nicht begeistert von der Situation bin, ist wahr. Dass wir nicht zusammen passen, auch. Wir haben uns Beide wie Kleinkinder benommen. Mein Leben war noch nie wirklich lebenswert aber da kannst du nichts dafür. Der Rest war Schwachsinn und wirklich nicht ernst gemeint“, sagte Severus ernst.

„Warum hast du es dann gesagt?“

„Weil ich ein Vollidiot bin.“

„Du sagst das jetzt nur wegen dem Ritual, weil es sonst nicht funktioniert“, sagte Harry leise, er wich seinem Blick aus und sah nur aus den Augenwinkeln wie Severus den Kopf schüttelte.

„So funktioniert das Ritual nicht. Wir können zwar uns gegenseitig etwas vorspielen aber nicht der Magie. Ich sage das hier nicht weil ich es muss sondern weil ich es will. Es war falsch von mir so einen Aufstand wegen Weasley zu machen, du hast dasselbe Recht dir Freunde einzuladen wie ich. Wobei ich beim nächsten Mal vielleicht etwas früher Bescheid wüsste und nicht erst zwanzig Minuten vorher“, bat Severus.

Harry nickte bedächtig, „ok, das war vielleicht etwas zu spät. Wie machen wir jetzt weiter?“

Severus sah zur Standuhr, es war fast ein Uhr und er musste heute noch Unterricht geben.

„Schlafen gehen?“, fragte Harry.

„Gute Idee.“

„Severus, ich weiß nicht ob ich das einfach vergessen kann.“

„Musst du nicht, das wäre auch falsch. Wir sollten uns nochmal in Ruhe zusammensetzen und über ein paar der Regeln reden aber jetzt nicht mehr. Wir gehen schlafen“, sagte Severus bevor er aufstand.

Harry folgte seinem Beispiel und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer. „Gute Nacht, Severus.“

„Gute Nacht, Harry.“ Severus wartete bis Harry in seinem Zimmer verschwunden war, löschte dann das Licht und ging selber schlafen.
 

Es wurden wirklich neue Regeln aufstellt und seitdem lief es ganz gut aber Harry hatte mehr das Gefühl, dass sie mehr nebeneinander her lebten als miteinander. Das entsprach nicht dem Ritual vor allem weil er in letzter Zeit immer öfters das Gefühl hatte, dass er etwas falsch machte. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm oder war es die Magie, die ihm etwas vorspielte? Er wollte mit irgendjemanden darüber reden aber mit wem? Seine Freunde sparten das Thema Severus großzügig aus, sie wollten davon nichts hören und mit Severus selber wollte er nicht reden, schließlich war er Teil seines Problems. Er überlegte ob er zu den Zwillingen reisen sollte, Fred und George hatten bis jetzt immer ein offenes Ohr für ihn gehabt aber eine zufällige Begegnung kam ihm zuvor.
 

Er hing im Gemeinschaftsraum der Gryffindor, teils zum Nachdenken und teils weil er Hermine wegen den Hausaufgaben etwas fragen wollte als sich das Portrait öffnete. Verwundert entfaltete er sich, die Gryffindors müssten eigentlich noch beim Abendessen sein und es war wirklich keiner der Löwen, es war ein kleiner, roter Panda. Mit einem Quietschen ließ er sich von der Decke fallen und landete auf dem Rücken von Draco, der ihn leise an brummte. Mit einer Daumenkralle hielt er sich an der goldenen Kette in dem dichten, roten Fell fest und mit dem anderen Flügel deutete er auf die Treppe, die in die Jungenschlafsäle führte. Draco verstand, er trabte weiter und bewegte sich dabei wesentlich schneller als man dem kleinen Tier zutraute. Harry spielte etwas mit der Kette, scheinbar hatte Severus ihm endlich den Zauber verraten.
 

Harry erhob sich fiepsend als sie den Schlafsaal betraten und flatterte zur Badtür. Er verschwand durch die offen stehende Tür und hörte hinter sich das leise Klirren als Draco seine Kette abstreifte. Er ließ seine eigene Kette, die er ständig in der linken Fußkralle trug, fallen und verwandelte sich zurück. Ein Antippen des Steines und schon lag seine Kleidung und sein Zauberstab vor ihm. Er war Severus unendlich dankbar, dass er diesen Zauber erfunden hatte. Es war unendlich praktisch sich nicht wegen Kleidung oder dem Zauberstab sorgen zu müssen. Schnell war Harry angezogen und wieder ins Nebenzimmer gegangen, Draco erwartete ihn bereits.
 

„Ron ist nicht hier“, begann Harry sofort.

„Das habe ich bemerkt“, gab Draco zurück, „was machst du hier?“

„Ich will Hermine etwas wegen Zauberkunst fragen und du willst....?“

„Nichts.“

„Klar, deswegen tauchst du auch fast jeden Abend hier auf und machst es dir auf dem Schoß meines besten Freundes bequem“, sagte Harry grinsend.

„Und? Was ist daran falsch?“

„Du weißt schon, dass Ron hetero ist.“

„Sagt wer?“

„Ähm, er?“

Jetzt grinste Draco und schüttelte den Kopf, „du solltest dich mal mit ihm unterhalten, Ron ist bi.“

„Wie bitte? Nicht dein Ernst, oder?“

„Doch.“

„Woher weißt du das? Ich meine, er wird ja wohl kaum mit dir als Plüschtier darüber geredet haben, oder?“, fragte Harry verwundert.

Das Grinsen wurde breiter, „man spricht mit einem Tier manchmal über Dinge, über die man mit seinen Freunden nicht sprechen kann. Severus hat sich dir gegenüber doch auch anders verhalten als er noch nicht wusste, wer du warst, oder?“

„Ja.“

„Siehst du und genauso geht es Ron scheinbar auch. Er ist mit seinen Freunden nicht ganz so zufrieden, wie er immer tut.“

„Das wusste ich nicht. Warum redet er nicht mit mir? Wir sind doch Freunde.“ Harry klang ernsthaft geschockt und auch traurig, er hatte wirklich gedacht, dass Ron wusste, dass er immer mit ihm reden konnte. Draco sah ihn mitleidig an, es musste ein Schock sein. „Ich dachte, Ron vertraut mir“, murmelte Harry.

„Du verstehst das falsch, er vertraut dir aber er ist der Meinung, dass du momentan genug Probleme hast und will dich nicht auch noch mit seinen Eigenen belasten“, sagte Draco.

„Welche hat er denn?“

„Das solltest du ihn selber fragen.“

„Du solltest dich zurückverwandeln wenn du nicht willst, dass er erfährt, wer du bist“, sagte Harry plötzlich. Draco sah ihn überrascht an, Harry wackelte mit einem Ohr und sofort kam Bewegung in den Slytherin. So schnell er konnte stürzte er ins Bad, noch war er nicht soweit um sich zu offenbaren.
 

„Harry, was machst du denn hier?“

„Ich freu mich auch euch zu sehen.“

Dean grinste ihn einfach nur an als die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Badtür gezogen wurde. Dort kam gerade Draco in seiner Tierform zum Vorschein und ging, wie auch in den letzten Tagen, zielstrebig auf Ron zu, der ihn mit einem breiten Lächeln sofort auf den Arm nahm.

„Hey, hast du etwa auf mich gewartet?“, fragte er. Draco brummte leise und machte es sich bequem.

„Er saß vor dem Portrait als ich gekommen bin also habe ich ihn mit rein genommen.“

„Er scheint doch jemanden zu gehören, schade“, sagte Ron plötzlich. Dean und Harry sahen ihn fragend an und der Rotschopf deutete auf die goldene Kette. „Er trägt ein Halsband.“

„Das sieht eher wie so ne magische Kette aus, die Harry auch hat“, meinte Dean nachdenklich. Ron sah erst ihn, dann Harry und schließlich den Panda auf seinem Schoß an.

„Also ist er ein verwandelter Zauberer.“

„Aber wer?“, murmelte Ron, „und was macht er auf meinem Schoß?“

„Kuscheln“, schlug Harry grinsend vor.

Sein bester Freund sah ihn abschätzend an und hob den Panda dann von sich runter, Draco brummte fragend.

„Magst du ihn plötzlich nicht mehr?“, fragte Dean überrascht. Er hatte, wie alle Anderen auch, bemerkt wie gern Ron den Panda hatte.

„Ich weiß nicht mal wer das ist und warum er ständig bei mir ist. Ne, lasst man, am Ende ist das ein Todesser oder so etwas“, sagte Ron.

„Glaub ich nicht. Was sollte ein Todesser in Hogwarts machen?“

„Dann halt ein Slytherin.“

„Was wäre daran so schlimm? Du hast doch mit Theo auch keine Probleme“, sagte Harry.

„Der sitzt auch nicht auf meinem Schoß. Aber wenn er wirklich ein Zauberer ist, will ich wenigstens wissen, wer das ist“, murrte Ron.

„Und wenn er gar kein Er sondern eine Sie ist?“, fragte Harry, „wäre dir das lieber?“

Sein bester Freund sah ihn abschätzend an während Dean die Stirn runzelte. Schließlich seufzte Ron und murmelte leise, „es wäre mir egal.“

„Du bist bi?“, entfuhr es Dean ungläubig.

„Ja, und?“

„Nichts und, ich war nur überrascht. Du hast damals so seltsam geguckt als Neville mit der Nachricht von Theo kam.“

„Er ist ein Slytherin“, war alles, was Ron sagte und nur Harry sah wie der Panda kurz den Kopf hängen ließ.

„Aber mittlerweile magst du ihn“, versuchte es Harry.

„Naja, mögen ist etwas anderes.“

„Was hast du eigentlich gegen die Slytherins? Die Freunde von Theo sind doch völlig in Ordnung, sogar Malfoy ist völlig anders als in der Öffentlichkeit“, sagte Dean, „sie sind nur in einem anderen Haus aber sonst sind sie wie wir also was hast du gegen die Schlangen?“

„Nichts.“

„Och komm, das kannst du jemand anderem erzählen. Sag schon.“

„Ich habe nichts gegen die Schlangen, ich, ach, ich weiß doch auch nicht. Mir wurde immer erzählt, dass sämtliche Todesser aus Slytherin waren, dass sie böse sind, ich weiß doch auch nicht. Könnt ihr nicht verstehen, dass es mir schwer fällt. Ich habe es Jahre lang so zu hören bekommen und auch geglaubt, da fällt es schwer plötzlich etwas anderes zu glauben“, erklärte Ron mit einer hilflosen Handbewegung.

Harry und Dean sahen sich fragend an und Harry setzte sich dann neben Ron und hob ihm den Panda wieder auf den Schoß. Er wurde fragend angesehen.

„Ich weiß, wer es ist und ich weiß, dass er dich sehr gerne hat. Ja, es ist ein Junge und ja, es ist ein Slytherin aber glaub mir, er wäre eine sehr gute Partie und er ist völlig anders als du ihn bis jetzt kennengelernt hast“, sagte Harry lächelnd.

Der Panda sah ihn geschockt an, fuhr aber dann zu Ron rum als er dessen Hand in seinem Fell spürte. Zögerlich sah er den Rotschopf an, dieser lächelte nur und meinte, „mal sehen wann du dich zu erkennen gibst. Ich habe dir schon so viel von mir erzählt, das ist eigentlich unfair.“

„Och, ich könnte dir einiges über ihn erzählen“, grinste Harry. Er wurde angefaucht und verzog gespielt beleidigt das Gesicht.

Ron und Dean lachten leise bevor Ron sagte, „nein, lass mal. Wenn er schon jeden Abend den Weg hierher auf sich nimmt, wird er sich vielleicht irgendwann mal in menschlicher Gestalt zeigen. Die Kette zeigt ja immerhin, dass er diese Möglichkeit in Betracht zieht. Er …, ihr habt euch vorhin unterhalten, also bevor wir reingekommen sind, oder?“

„Ja, haben wir.“

„Du hast uns gehört und ihn gewarnt damit er sich verwandelt“, stellte Ron weiter fest.

„Auch richtig und ich gehe jetzt zu Hermine, ich brauche noch Hilfe bei Zauberkunst“, sagte Harry.

„Ich komm mit, ich will mal gucken ob ich meinen Freund irgendwo finde.“

Damit erhob sich auch Dean und hakte sich bei Harry ein, Ron und der Panda sahen ihnen etwas verwirrt hinterher als sie den Raum verließen. Harry musste sich nicht verwandeln, die Löwen wussten mittlerweile alle, dass er immer mal hier auftauchte und genauso wieder verschwand. Sie hatten es akzeptiert und sie schwiegen den anderen Schülern gegenüber.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Ron den Panda.

Dieser murrte leise und rollte sich auf seinem Schoß zusammen.

„Aha. Ich könnte raten wer du bist.“

Keine Reaktion.

Ron grinste, hob ihn aber dann runter und legte ihn auf sein Bett. Er wurde nur fragend angesehen. „Tut mir ja leid aber ich muss noch Hausaufgaben machen. Ich gehe davon aus, dass du die Aufgaben schon fertig hast, oder?“

Der Panda entrollte sich, setzte sich aufrecht hin, den Schwanz um die Vorderpfoten geschlungen und nickte langsam und deutlich.

„Super. Willst du mir helfen?“

Der pelzige Kopf legte sich schief, erst auf die eine Seite, dann auf die Andere und schließlich sprang er auf den Schreibtisch und sah ihn auffordernd an. „Klasse, jetzt will mir schon ein Panda bei den Aufgaben helfen, bin ich so schlecht?“, fragte Ron lachend während er seine Schulsachen rausholte und auf dem Tisch ausbreitete.

Er erntete eine Art zustimmendes Quietschen.

„Und das kannst du beurteilen, ja?“

Hektisches Nicken.

Ron starrte ihn einen Moment an, lachte aber dann und griff nach dem Verteidigungsaufsatz, der immer noch sehr weit entfernt von den geforderten zwei Ellen war. Der Panda machte es sich auf einer Ecke bequem, so sitzend, dass er sehen konnte was Ron schrieb und immer wenn es, seiner Meinung nach, etwas Falsches war, wurde er laut an gebrummt. Erst wenn er die Worte ausgebessert hatte, gab sein pelziger Bewacher Ruhe. Am Anfang war es ungewohnt aber schnell hatte sich Ron daran gewöhnt und zu seiner Überraschung gingen ihm die Hausaufgaben an diesem Abend so leicht von der Hand wie schon lange nicht mehr.

Kapitel 14

„Ich soll was?“, fragte Harry sicherheitshalber nochmal nach. Er war sich sicher, dass er sich gerade verhört hatte.

„Muss ich mich eigentlich ständig wiederholen?“, fragte Severus genervt

„Ja, in diesem Fall schon.“

Ein sehr genervtes Stöhnen ertönte bevor Severus schnarrte, „du sollst langsam die Kontrolle über die Magie erlernen, über unsere Magie. Wie willst du den Zauber irgendwann sprechen wenn du die Magie nicht unter Kontrolle hast?“

„Deine Magie hätte mich beim letzten Mal beinah umgebracht.“

„Falsch, sie hat es ja nicht mal versucht. Außerdem sollst du ja nicht gleich mit meiner ganzen Magie üben sondern nur mit einem Teil davon.“

„Wie viel?“

„Ungefähr die Hälfte von deiner“, sagte Severus.

„Also müsste ich mit meiner anderthalbfachen Magie zurecht kommen?“, fragte Harry nach.

„Ja, so in etwa aber du wirst den Unterschied merken. Meine Magie ist wahrscheinlich dunkler als deine.“

„Wollten wir das nicht mal testen?“

Eine schwarze Augenbraue ruckte skeptisch nach oben, „als ob der Junge-der-lebt ein Schwarzmagier wäre. Du bist garantiert zu mindestens 90 % weiß.“

„Lass es uns testen, komm schon. Ich bin doch so neugierig.“

Severus nickte ergeben und erhob sich, er sah Harry so lange auffordernd an bis dieser auch aufsprang. „Du kannst den Trank selber brauen, angeblich hast du ein O in Zaubertränke.“

„Was heißt hier angeblich? Ich habe ein O.“

„Aber nicht bei mir, los, ab ins Labor. Du wolltest den Trank eigentlich schon in den Weihnachtsferien brauen.“

Harry nickte nur und meinte, „ja, irgendwie ist das untergegangen. Kann ich gleich genug für meine Freunde machen?“

„Wenn du es umrechnest, ja. Aber mach nicht zu viel.“

„Wieso?“

„Weil das Zutatenverschwendung ist, maximal eine Portion mehr als Personen“, schnarrte Severus.

„Macht Sinn“, sagte Harry, der in Gedanken bereits die Leute durchging, von denen er ausging, dass sie es interessieren würde.

„Wissen deine Schlangen ihre Magie?“, fragte er während sie die Treppe runter gingen.

„Ich weiß nur von Draco aber ich könnte mir vorstellen, dass die Reinblüter es wissen.“

„Wieso gerade die?“

„Harry, nutze doch bitte ab und zu mal dein Gehirn“, schnarrte Severus, der gerade die Tür zum Labor aufstieß und vor ihm eintrat.

Harry seufzte, diesen Satz hörte er in letzter Zeit viel zu oft von seinem Bindungspartner und meistens begann dann ein lustiges Ratespiel. Er musste so lange seine Vermutungen verbessern bis er die richtige Antwort gefunden hatte. Und er wusste, dass ihm Severus nicht helfen würde also seufzte er leise und dachte nach.

„Darf ich dir Fragen stellen?“, fragte er.

„Kommt auf die Frage an. Du kannst aber gleichzeitig den Trank ansetzen, er braucht immerhin ein paar Tage um zu köcheln und je eher du anfängst, umso eher ist er fertig“, schnarrte Severus mit einem Deut auf ein Buch.

Harry holte es sich und fand den Trank auch sehr schnell. Er las sich die Zutaten durch und machte sich dann auf den Weg in den Zutatenraum. „Du hast mir erzählt, dass die Menschen denken, dass schwarze Magie böse ist. Glauben das alle Menschen?“, fragte er unterwegs.

„Die Allermeisten.“

„Man sagt doch, dass die schwarze Magie stärker wäre als die Weiße, oder? Immerhin gehören die drei Unverzeihlichen auch zu den Schwarzen.“

„Ja, so in etwa.“

Harry kehrte gerade mit dem ersten Arm voll Zutaten zurück und fragte, „also sind schwarze Magier im allgemeinen Glauben stärker.“

„Im Glauben, ja“, gab Severus zurück. Er wusste worauf diese Fragen hinausliefen, Harry war auf dem richtigen Weg.

„Dann wäre es in SEINEM Interesse, dass in SEINEN Reihen nur Schwarzmagier sind. Dementsprechend werden die Todesserfamilien ihre Kinder so früh wie möglich testen und hoffen, dass ihre Magie schwarz ist“, sagte Harry überzeugt, „und danach müssten eigentlich alle Schlangen ihre Magiefarbe kennen.“

Er sah Severus herausfordernd an doch dieser nickte nur, „richtig. Was sagt dir das für den Trank?“

„Dass ich für die Schlangen keinen brauche sondern nur für meine anderen Freunde.“

„Stimmt. Ich bin beeindruckt.“

„Und sarkastisch.“

„Also normal.“

Harry schnaubte und machte sich auf die restlichen Zutaten zu holen, Severus grinste kalt und begab sich an seine eigenen Tränke. Er wollte unbedingt einen Trank ausprobieren und dank seines Patensohnes hatte er jetzt auch die erforderlichen Pandaschwanzhaare.
 

Etwas fassungslos starrten Severus und Harry ein paar Tage später auf das Ergebnis des Bestimmungstrankes. Während sich auf Harrys Gesicht langsam aber sicher ein Grinsen bildete, zog Severus seinen Zauberstab und sprach einen Überprüfungszauber. Doch das Ergebnis blieb gleich.

„Du kannst den Zauber auch nochmal sprechen, das Ergebnis bleibt gleich“, sagte Harry breit grinsend.

„Ich befürchte es. Ich kann es nicht glauben, der Goldjunge ein Schwarzmagier.“

„Und dazu noch ein Reiner.“

„Jetzt reite noch darauf rum. Wie kannst du ein hundertprozentiger Schwarzmagier sein?“, knurrte Severus.

„Och komm schon, so schlimm ist das doch nicht. So passt zumindest unsere Magie perfekt zusammen“, grinste Harry. Er fand das Ergebnis mehr als nur lustig, gerade er hatte rein schwarze Magie, wenn das die Menschen wüssten.

„Auch wieder wahr. Willst du es deinen Freunden sagen?“

„Klar aber erst wenn die ihre Ergebnisse haben. Ich mach mich gleich auf den Weg, bis heute Abend“, grinste Harry, packte die Phiolen in seine Tasche und war schneller aus dem Raum verschwunden als Severus gucken konnte.

Dieser sah nochmal Kopf schüttelnd auf das Pergament und murrte dann, „dann gibt es wenigstens keine Probleme bei der Magie.“ Bei einer zu großen Abweichung in der Farbe hätten sie Probleme bei der Kontrolle bekommen aber das fiel jetzt raus. Irgendwie war er gespannt welche Farbe Harrys Freunde hatten und er hatte die Ahnung, dass er ihm das heute Abend sehr detailreich erzählen würde.
 

„Ich bin ein Schwarzmagier“, sagte Neville leise und absolut geschockt. Er hielt, genau wie der Rest sein Testergebnis in den Händen und starrte fassungslos auf die schwarze Tinte.

„Ich auch, ich finde es cool“, kam von Dean, der mit 58 % gerade an der Grenze vorbei ins Schwarz geschlittert war.

Bei Hermine und Neville hatte Severus' Gefühl Recht gehabt, sie lag bei 65 % und er sogar bei 73 %, was zumindest für die Zwei ein gewaltiger Schock gewesen. Ron und Seamus hatten weiße Magie, Ron sogar mit 98 %, Seamus mit 70.

„Ich dachte immer, dass nur Slytherins Schwarzmagier sind“, sagte Ron nachdenklich.

„Blaise ist Weißmagier“, kam leise von Neville. Er wurde überrascht angesehen und erklärte, „wir hatten das Thema mal. Theo ist ein Schwarzmagier, irgendetwas bei 90 %, Draco ist ein reiner Schwarzmagier, Vince liegt auch sehr hoch bei schwarz. Pansy, Greg und Milli sind wie Blaise Weißmagier, ich weiß aber deren Prozente nicht.“

„Warum hast du uns nichts davon erzählt?“, fragte Hermine.

„Es hat sich nicht ergeben. Harry, welche Farbe hat deine Magie?“

„Schwarz.“

„Wie viel Prozent?“ Jetzt grinste Harry sehr breit, „ich bin ein reiner Schwarzmagier.“

Die Reaktionen waren unterschiedlich, einige hatten sich so was schon gedacht aber überrascht war keiner wirklich.

„Welche Farbe ist Snape?“, fragte Dean doch es war Ron, der antwortete, „also wenn der keine schwarze Magie hat, fresse ich meinen Besen.“

„Er ist ebenfalls ein reiner Schwarzmagier.“

„Schon krass. Dass die Farben so unterschiedlich verteilt sind. Die Hälfte von uns sind Schwarz-, die Anderen Weißmagier. Genau wie bei den Slytherins.“

„Wahrscheinlich ist es bei den anderen Häusern auch so.“ Alle sahen überrascht zu Harry, der sich jetzt neben Ron setzte und erklärte, „ich glaube, dass die Verteilung der Farbe ungefähr gleich ist.“

„Bei der gesamten magischen Bevölkerung?“

„Ja, wieso nicht? Früher gab es diese Einteilung nicht.“

„Aber jetzt gibt es sie“, warf Seamus ein.

„Stimmt aber wer weiß es noch? Die meisten Zauberer und Hexen denken, dass alle 'guten' Menschen Weißmagier sind und alle ´Bösen' sind Schwarzmagier. Keiner kommt auf die Idee, dass es nicht von der Magie sondern von der Person abhängig ist. Wer würde bei den Slytherins weiße Magie vermuten?“, fragte Harry, „oder bei den Gryffindors Schwarze? Wer hätte gedacht, dass ich ein reiner Schwarzmagier bin?“

„Niemand“, wurde wahrheitsgemäß von Ron geantwortet.

„Richtig aber dennoch bin ich nicht abgrundtief böse. Sogar ER hat prozentual weniger schwarze Magie als ich oder Severus.“

„Woher weißt du das?“

„Severus hat es mir erzählt, er war dabei als ER das Ergebnis bekam. Also was sagt uns das?“

„Dass wir unsere Einstellungen etwas überdenken müssen“, sagte Ron.

Harry nickte nur, genau wie der Rest. Keiner von ihnen hätte dieses Ergebnis erwartet und vor allem die enttarnten Schwarzmagier mussten diese Erkenntnis erst mal verdauen.
 

Severus hob lediglich eine Augenbraue als Harry am Abend ihr gemeinsames Wohnzimmer betrat, ein breites Grinsen im Gesicht.

„Neville, Dean und Hermine sind Schwarzmagier“, eröffnete er ihm.

„Mein Gefühl hat mich noch nie betrogen. Wie haben sie deine Magie aufgefasst?“, fragte Severus.

„Ganz gut, sie waren nur etwas überrascht.“

„Gut, dann können wir ja mit dem Training anfangen.“

„Jetzt?“

„Wann sonst? Wie lange willst du es noch vor dir herschieben? Du musst die Magie kontrollieren können“, sagte Severus.

„Wir haben doch noch massig Zeit, wir verstehen uns doch gar nicht. Wir sind noch meilenweit davon entfernt das Ritual zu erfüllen.“

„Also willst du warten?“

„Wäre das so schlecht?“

Severus seufzte leise, legte jetzt doch mal sein Buch weg und sagte, „Harry, so langsam sollten wir damit anfangen. Wie sollen wir das Ritual erfüllen wenn wir weiter so nebeneinander her leben? So ungern ich es zugebe aber wir müssen mehr miteinander machen, sonst haut das alles nie hin.“

„Mehr miteinander machen? Was genau?“, fragte Harry misstrauisch. Er konnte nicht verhindern, dass er in seinem Sessel umher rutschte und er sah sofort, dass es die falsche Reaktion war.

Severus' Gesichtsausdruck verfinsterte sich sofort und seine Stimme war schneidend kalt als er antwortete, „ich sage es jetzt ein letztes Mal. Ich habe absolut kein Interesse an dir. Weder jetzt noch später, nie. Du bist mein Schüler und ich werde mich definitiv nicht an einem Schüler vergreifen, egal ob es auf Gegenseitigkeit beruht oder nicht. Ich werde dir nicht irgendwo auflauern um über dich herzufallen also schlag dir diesen schwachsinnigen Gedanken endlich aus dem Kopf sonst wird das mit dem Ritual nie was. Haben wir uns verstanden?“

Unsicher nickte Harry, er wusste, dass er ihn mit seiner unausgesprochenen Unterstellung schwer beleidigt hatte. „Es tut mir leid“, murmelte er.

„Muss es nicht aber vergiss diesen Gedanken.“

„Naja....“

„Was naja?“, knurrte Severus.

„Nichts.“

Severus legte den Kopf schief, sein Gegenüber saß völlig verkrampft in seinem Sessel und starrte seine Finger an. Er atmete mehrmals tief durch bevor er etwas versöhnlicher anfing, „Harry, du gehst doch mit deinen schwulen Freunden völlig normal um. Ihr haltet euch im selben Zimmer auf, du sitzt neben ihnen und das alles ohne Angst, dass sie jeden Moment über dich herfallen. Wieso fällt es dir bei mir so schwer? So weit ich mich erinnere, habe ich dir niemals Anlass dazu gegeben, oder?“

„Nein, hast du nicht. Aber mit den Anderen wohne ich auch nicht zusammen.“

„Wir haben getrennte Schlafzimmer und Bäder und ich habe dein Schlafzimmer noch nie betreten und werde es auch nicht.“

„Ich weiß, Severus, das weiß ich alles. Mein Kopf weiß das, mein Bauch denkt da anders“, seufzte Harry.

„Woran liegt es?“, fragte Severus, der wirklich bemüht war dieses Problem aus der Welt zu schaffen. In seinen Augen stellte er keinerlei Gefahr für Harry dar.

Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern und sagte, „vielleicht ist es die Aussicht, dass ich ja notgedrungen mehr in deiner Nähe sein muss als bei den Anderen. Es ist ungewohnt für mich jemanden so nah zu sein und naja, mit dem Hintergedanken, naja...“

„Dass ich schwul bin“, half Severus lächelnd aus.

„Ja, genau mit diesem Hintergedanken, fällt es mir einfach schwer.“

„Harry, hat deine beste Freundin Granger Angst, dass du sie in die nächste Ecke zerrst? Oder die jüngste Weasley?“, fragte Severus.

„Nein, wieso sollten sie?“

„Weil du hetero bist und damit auf Mädchen stehst. Und das sind sie ja, oder?“

Harry sah ihn völlig verwirrt an, „ja, sind sie aber ich spring ja nicht jedes Mädchen an, nur weil ich auf Mädels steh.“

„Warum sollte ich dann jeden Kerl anspringen?“, fragte Severus. Das Gesicht seines Gegenüber hellte sich plötzlich auf, er entspannte sich deutlich. „Verstanden?“

„Ja, verstanden. Merlin, ich schäme mich jetzt wirklich.“

„Kein Problem, solange es nicht weiter zwischen uns steht, ist es in Ordnung.“

„Willst du das Training heute noch machen?“, fragte Harry plötzlich.

„Die Anfänge, klar, wieso nicht?“

„Zauberstab?“

„Nein, brauchst du nicht. Wir üben von Anfang an ohne.“

„Wie jetzt? Ich kann keine zauberstabslose Magie“, protestierte Harry.

Severus erhob sich und rückte den Sessel näher zu Harry, dieser sah ihn fragend an. „Dann wird es Zeit. Zauberstabslose Magie hat nur Vorteile, vor allem im Kampf. Dein Gegner kann sich nicht auf deinen Angriff vorbereiten und du gewinnst vielleicht ein paar wertvolle Sekundenbruchteile. Und nein, ich will dir nicht an die Wäsche“, knurrte Severus, der die rechte Hand ausstreckte, „gib mir deine rechte Hand.“

Jetzt wieder etwas unsicher streckte Harry die Hand aus, seine Handfläche begann zu glühen als sich ihre Hände berührten. Wie schon bei dem Ritual wunderte er sich wie weich und gepflegt Severus' Hände waren doch im nächsten Moment holte ihn dessen Stimme aus seinen Gedanken.

„Harry, hallo, bist du noch da?“

„Ähm, ja klar. Was hast du gesagt?“, fragte Harry.

„Wo bist du denn mit deinen Gedanken?“, fragte Severus amüsiert.

„Willst du nicht wissen“, war die genuschelte Antwort.

„Doch will ich. Wenn du zu sehr abgelenkt bist, klappt es nicht. Also?“

Die nächste Antwort von Harry war so leise, dass sie Severus selbst mit seinem verbesserten Gehör nicht verstand, allerdings musste sie dem Jüngeren sehr peinlich sein denn sein Kopf glühte förmlich.

„Nochmal“, forderte Severus ihn auf.

Harry schluckte und antwortete sehr leise, „deine Haut ist so weich.“

Severus blinzelte ein paar Mal, um sich wirklich sicher zu sein, dass er das eben wirklich gehört hatte und dann ging sein Blick auf ihre verschränkten Hände. „Ich bin Meister der Zaubertränke, meine Hände sind mein wichtigstes Arbeitsinstrument. Ich kann es mir nicht leisten, dass Hautschuppen oder Teile meiner Fingernägel in die Tränke fallen, deswegen pflege ich sie besonders“, erklärte er schließlich und mit jedem Wort nahm das Rot in Harrys Gesicht etwas ab. Schließlich schaffte er es sogar den Blick wieder so weit zu heben um Severus ins Gesicht zu schauen. Er erwartete Häme oder Wut aber er wurde sehr neutral angesehen. „Noch Fragen?“

„Was muss ich machen?“, fragte Harry mit leicht erstickter Stimme, es war ihm unheimlich peinlich und er wollte die Situation so schnell wie möglich bereinigen.

„Sicher?“

„Hm.“

„Gut, dann konzentriere dich. Geh in dich, als wenn du dich verwandeln willst und such deinen inneren Kern, es ist wie eine Kugel in deinem Inneren, die musst du als Erstes finden“, sagte Severus. Harry nickte und schloss die Augen, er versuchte sich zu konzentrieren doch leider waren die warmen, schlanken Finger in seiner Hand viel zu präsent um an irgendetwas Anderes zu denken.
 

Das schien auch Severus zu bemerken denn er hörte plötzlich seine Stimme, „lass die Augen zu. Geh in dich und such die Kugel. Ignorier alles um dich herum, es ist ganz leicht, sie ist in dir und gehört zu dir. Genau wie dein tierisches Wesen in deinem Inneren ist, ist auch die Kugel in dir.“ Harry versuchte sich zu konzentrieren, allerdings konzentrierte er sich auf Severus' Stimme und ließ sich von ihr leiten. Wenn er den öligen Sarkasmus weg ließ, hatte er eine schöne Stimme, warm, sanft und durchaus angenehm. Er merkte nicht wie er langsam weg driftete, die Wärme an seiner Hand und die sanfte Stimme in seinen Ohren führte ihn immer tiefer in sein Innerstes. Schließlich zu seiner Kraftquelle, die sich wirklich wie ein Kugel vor ihm ausbreitete.
 

Severus spürte die Veränderung über die Verbindung, Harrys Finger zuckten und auch die Augen bewegten sich hektischer hinter den geschlossenen Lidern.

„Gut, du hast sie scheinbar gefunden. Sie müsste komplett schwarz sein. Fass sie an, versucht ein Gefühl für sie zu kriegen. Sie ist mächtig also sei vorsichtig aber vergiss nicht, sie gehört zu dir, sie ist dein Innerstes und sie wird dir nie Schaden zufügen“, schnurrte Severus leise.

Er streckte die Hand aus, unsicher, vorsichtig und schließlich berührte er die schimmernde Kugel mit den Fingerspitzen. Dunkle, rohe Magie sprang ihm entgegen, aggressiv, gefährlich und doch irgendwie vertraut. Severus wiederholte immer wieder dieselben Worte.

„Sie gehört zu dir. Sie wird dir nichts antun, sie ist dein innerster Kern. Sie gehört zu dir.“

Es beruhigte ihn, mehr als er jemals gedacht hatte, beruhigte ihn seine Stimme und im selben Moment nahm die Aggressivität seiner Magie ab. Warm und sanft umfloss sie seine Hand, die ohne sein zu tun komplett in der Kugel verschwunden war. Es war ein seltsames Gefühl aber nicht unangenehm, nur ungewohnt. Er bewegte die Finger, die Magie floss sanft dazwischen hindurch.

„Und jetzt?“, hörte er sich selber sagen.

Er war sich nicht wirklich bewusst, dass er gerade etwas gesagt hatte aber Severus antwortete, „ich gehe davon aus, dass du deine Magie gefunden hast. Merk dir immer, dass sie zu dir gehört, sie wird dich niemals verletzen, sie will immer nur das Beste für dich. Ich werde dir jetzt über die Verbindung einen Teil meiner Magie schicken, versuch sie mit demselben Gefühl zu empfangen was du jetzt empfindest. Sie ist anders aber sie will dir nichts Böses denn ich will dir nichts Böses. Greif mich nicht an sondern akzeptiere die Magie in dir. Bereit?“

„Nein.“

„Harry!“

„Ok, ok, ich bin bereit“, maulte Harry.

Seine Hand wurde wärmer, die Anwesenheit von Severus präsenter, er spürte die warme, weiche Hand in seiner Eigenen plötzlich über stark. Seine Gedanken wurden von dieser Erkenntnis so stark abgelenkt, dass er nicht mitbekam wie die fremde Magie durch seinen Arm floss. Er schreckte geschockt zurück als die Magie, für ihn überraschend, vor seinem eigenen, inneren Kern stand. Er reagierte wie fast jeder, er griff mit voller Wucht an.
 

Severus, der mit einem solchen Angriff in keinster Weise gerechnet hatte, reagierte zwar schnell aber nicht schnell genug. Die fremde Magie nutzte die magische Verbindung und ihre verschränkten Hände um ihn anzugreifen, wie ein Blitz durchzuckte sie seinen Körper auf der Suche nach dem Ursprung des angeblichen Angriffs. Severus spürte wie die Wucht des Angriffs ihn zurückschleuderte und zum Glück ihre Hände auseinander riss, so musste er nur noch die Magie, die schon in seinem Körper war, zurückdrängen. Das war kein größeres Problem. Auch wenn es ihm leid tat aber er musste die Magie vernichten, er konnte sie nicht in seinem Körper gebrauchen und so aufgeregt, wie Harry war, konnte er sie ihm auch nicht zurückgeben. Denn das war das Letzte, was er über ihre verschränkten Hände gespürt hatte, Verwirrung, Aufregung und Angst. Scheinbar waren sie doch zu schnell vorgegangen.
 

Immer noch völlig aufgelöst, riss Harry die Augen auf und sah etwas fassungslos auf seinen Bindungspartner, der mit geschlossenen Augen auf dem Fußboden lag und sich nicht rührte. Der Sessel lag umgekippt neben ihm und die schwarzen Schlieren auf dem Boden waren vorhin definitiv noch nicht dagewesen und sahen verdächtig nach Ruß auf. „Severus?“, fragte er leise, er bewegte sich nicht einen Millimeter.

„Ja?“, war die Gegenfrage und im gleichen Moment fiel Harry ein Stein vom Herzen.

„Bist du verletzt?“

„Nein, bin ich nicht“, schnarrte Severus, der gerade die Augen aufschlug und sich aufsetzte.

„Es tut mir leid.“

„Muss es nicht aber wo warst du mit deinen Gedanken? Ich habe dich vorgewarnt und es fühlte sich so an als wärst du völlig überrascht“, murrte Severus während er aufstand und sich den Staub von der Robe klopfte.

Zu seiner Überraschung nahm Harrys Gesicht schon wieder eine sehr ungesunde rote Färbung an, er zog nur fragend eine Augenbraue hoch doch Harry schüttelte schnell den Kopf, „keine Chance.“

„Harry, du musst dich konzentrieren, sonst wird das nie was. Willst du es nochmal versuchen?“

Wortlos schüttelte Harry den Kopf, er wollte unter keinen Umständen sagen warum er so abgelenkt war.

„Dann sollten wir es für heute gut sein lassen. Ich werde noch etwas lesen und du solltest etwas gegen deine Gesichtsfarbe machen, sieht sehr ungesund aus“, sagte Severus mit einem amüsierten Grinsen.

Der Rotton verstärkte sich während Harry auf sprang und so schnell wie möglich in seinem Zimmer verschwand. Severus hörte nur noch ein „Gute Nacht“, dann fiel die Tür krachend ins schloss. Mit einer Mischung von Amüsement und Verwirrung schüttelte Severus den Kopf und holte sich dann sein Buch. Den Sessel richtete er mit einem Handwink wieder auf bevor er sich setzte. Er verschwendete keinen weiteren Gedanken an Harrys Verhalten, das war seine Sache und ging ihn nichts an.
 

Zwei Tage später wollten sie es erneut versuchen aber Harry war von Anfang an nicht richtig bei der Sache. Immer wieder ging ihm der letzte Versuch durch den Kopf, auf der einen Seite hatte er Angst, dass er Severus nochmal so angreifen würde und auf der anderen Seite waren da seine eigenen, verwirrenden Gedanken. Als Severus seine Hand ergriff, konnte er ein Zusammenzucken nicht verhindern. Da er den Blick gesenkt hielt, sah er nicht wie Severus das Gesicht kurz verzog und dann fragte, „bereit?“

„Hm.“

„Harry, wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken? So wird das nichts.“

„Ich weiß.“

„Sieh mich an.“

Harry sah vorsichtig auf, senkte aber dann sofort wieder den Blick, direkt auf ihre verschränkten Hände. Severus schien seinem Blick zu folgen denn er zog seine Hand sofort weg, als hätte er sich verbrannt.

Überrascht sah Harry jetzt doch ganz auf, Severus rückte gerade seinen Sessel wieder weg und knurrte, „ich wollte es dir nur leichter machen aber gut, dann nicht. Wenn dir meine Hand so zuwider ist, muss es ohne die körperliche Verbindung gehen.“

„So war das nicht gemeint“, sagte Harry schnell.

Doch Severus verschränkte die Arme vor der Brust und murrte, „natürlich nicht. Konzentrier dich.“

„Severus, bitte, so war das wirklich nicht gemeint.“

„Konzentrier dich.“

„Nein.“

„Nein?“

„Mensch Severus, hör mir doch zu, es war wirklich nicht so gemeint“, sagte Harry.

„Dann erklär es mir.“

„Muss ich?“

Severus hob nur eine Augenbraue, sein Gegenüber wurde verdächtig rot und nuschelte schließlich, „deine Hand hat mich beim letzten Mal abgelenkt.“

„Was hat meine Hand gemacht?“, fragte Severus überrascht.

„Sie war da.“ „

Aha.“

Harry seufzte leise, er wollte nicht noch mehr Missverständnisse also musste er da jetzt durch. „Deine Hand hat sich plötzlich so seltsam angefühlt, wärmer, irgendwie habe ich an nichts Anderes mehr denken können und dann war deine Magie plötzlich in mir. Ich habe eben daran gedacht, ich habe Angst, dass ich dich verletzen könnte oder du mich, weil du dich wehrst. Ach, schwierig“, murmelte er mit der Erwartung einer fiesen Erwiderung doch er wurde überrascht.

Severus' Stimme war ruhig und warm als er antwortete, „was du gespürt hast, war die Verbindung. Selbst jetzt müsste deine Hand etwas wärmer sein, oder?“

Harry nickte nur.

„Je näher sich unsere Hände sind umso wärmer wird sie, das liegt einzig und allein an der Verbindung. Wenn sich unsere Hände berühren, haben unsere Magiekerne direkten Zugang zueinander und sollten wir es irgendwann mal hinkriegen, dass du meine Magie kontrollieren kannst, wirst du es noch stärker merken. Dann reicht es schon wenn wir im selben Raum sind um eine starke Verbindung zueinander aufzubauen.“

„Das ist alles? Nur die Verbindung?“

„Ja, was sonst? Und von dieser Wärme hast du dich ablenken lassen? Kein Wunder, dass du mich angegriffen hast“, sinnierte Severus.

„Du bist nicht böse?“

„Nein, warum auch? Können wir jetzt weiter machen?“

Harry nickte begeistert und streckte zu Severus' Überraschung die Hand fordernd aus.

„Sicher?“

„Ja, ganz sicher. Deine Hand ist mir nicht zuwider, ich wollte nur nicht, dass wir uns gegenseitig angreifen“, sagte Harry lächelnd.

Trotz der Worte zögerte Severus noch einen Moment doch schließlich rückte er seinen Sessel wieder näher und griff nach Harrys Hand.

„Bereit?“

„Nein.“

„Harry.“

„Ok, ok, ich bin bereit.“

„Gut, geh wieder in dich, finde deinen Kern und dann gibst du mir ein Zeichen“, wies Severus ihn an.

„Wie?“

„Über die Verbindung.“

„Und wie mache ich das?“

Severus seufzte und meinte, „so wird das nichts. Andere Anweisung. Geh in dich, finde deinen Kern und such dann unsere Verbindung. Du kannst dem warmen Gefühl folgen.“

„Woher weiß ich wo ich anhalten muss?“

„Glaub mir, das merkst du. Es ist wie eine Barriere, die an deiner Handfläche beginnt.“

Unsicher nickte Harry bevor er die Augen schloss und in sich ging. Diesmal fiel es ihm wesentlich leichter seinen inneren Magiekern zu finden, die Magie sprang ihn weniger aggressiv an als beim ersten Mal. Warm und sanft hüllte sie ihn schließlich ein und schließlich wandte er sich von dem Kern ab und begann die Suche. Er stellte nach wenigen Momenten fest, dass es verdammt schwer war sich in seinem eigenen Körper zu bewegen, er hatte keinerlei Möglichkeiten zur Orientierung.

„Hier lang.“

Harry hielt in seiner Bewegung inne, hatte er die Stimme gerade wirklich gehört?

„Harry, hier lang. Du hast dich wahrscheinlich völlig verlaufen. Versuch dich auf das warme Gefühl vom letzten Mal zu konzentrieren, das, was dich beim letzten Mal so abgelenkt hat“, ertönte Severus' Stimme erneut.

Peinlich berührt versuchte Harry dem Vorschlag zu folgen. Bevor er sich allerdings wieder in Bewegung setzte, legte er den Kopf schief und versuchte sich an das Gefühl vom letzten Mal zu erinnern. Seltsamerweise fand er es fast sofort und mit dieser Erkenntnis lag der Weg plötzlich wie hell erleuchtet vor ihm. Mit einem Lächeln folgte er dem Weg.

Er stieß nach kurzer Zeit gegen eine magische Barriere, die ihm fremd und vertraut zugleich war. Die Wärme wurde stärker, er verspürte das Verlangen diese Barriere zu durchbrechen aber er wusste gleichzeitig, dass er es nicht schaffen würde.

„Richtig, du würdest uns Beiden mit so einem Versuch nur unnötig wehtun“, schnarrte Severus.

Verwirrung schlug ihm entgegen.

„Konzentrier dich endlich, du kannst dich mit mir ganz normal unterhalten. Denk einfach dran.“

„Hallo?“

„Sehr intelligent. Machen wir weiter. Die Barriere vor dir ist meine Magie.“

„Also bin ich in unseren Händen?“, unterbrach ihn Harry.

„Mit deiner Magie, ja. Ich löse jetzt einen Teil meiner Magie und sende sie zu dir. Greif mich nicht wieder an.“

„Ich versuche es.“

„Mach es.“

„Ja“, murrte Harry. Er versuchte sich vorzubereiten aber dennoch kam es völlig überraschend als sich ein Teil der Barriere vor ihm löste und langsam auf ihn zukam.

„Nicht angreifen. Ich will dir nichts Böses“, mahnte Severus.

„Das macht mir Angst.“

„Muss es nicht. Ich will dich nicht angreifen.“

„Aber...“

„Kein Aber, Harry. Du musst es lernen.“

„Ich habe Angst.“

Die Magie hatte ihn mittlerweile erreicht, Harry erinnerte sich allerdings genau in diesem Moment an die gesamte Macht von Severus. Er könnte ihn jederzeit vernichten und dieser Teil vor ihm war ein Teil davon. Angst flutete über ihn hinweg, die ursprüngliche Angst, die jeder Mensch vor dem Tod verspürte und er reagierte wieder wie ein ganz normaler Mensch. Er griff an.
 

Diesmal war Severus allerdings darauf vorbereitet, er hatte den Stimmungsumschwung bei Harry gespürt. Er fing den Angriff ohne Probleme ab, Panik stieg in seinem Bindungspartner auf, Panik weil er spürte, dass Severus wesentlich stärker war und dass er ihn einfach einhüllte.

„Beruhige dich“, schnarrte Severus.

Pure Panik schlug ihm entgegen, er hatte jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder er ließ ihn jetzt los und ließ ihn mit einer sehr schlechten Erfahrung zurück oder er zwang Harry dazu es durchzustehen und es zu akzeptieren. Er entschied sich für die zweite Variante denn er glaubte nicht, dass Harry sich nochmal darauf einlassen würde wenn er ihn jetzt gehen ließ. Also schloss er Harrys Magie komplett ein und begann auf ihn einzureden.

„Harry, bitte, beruhige dich. Ich werde dir nichts tun, meine Magie wird dir nie etwas tun. Wir sind Bindungspartner, ich würde dich niemals töten oder auch nur verletzen. Komm schon, Kleiner, wir mögen nicht wirklich zusammen passen aber wir schaffen das. Hey, wir sind schon soweit, dass ein Weasley in unserem Wohnzimmer sitzt, das ist doch schon mal was, oder? Harry, beruhig dich, ich tu dir nichts.“

„LASS MICH LOS“, wurde Severus mit aller Macht entgegen geschleudert.

„Nein, das kann ich nicht. Du hast zu viel Angst, du würdest es nie wieder versuchen und dann war unsere Bindung völlig umsonst. Willst du wirklich an mich gebunden sein, für nichts und wieder nichts? Das kann nicht dein Ernst sein? Die schleimige Kerkerfledermaus als Partner und dann schaffen wir das Ritual nicht? Och komm schon, das wäre blamabel“, sagte Severus.

Er spürte wie Harrys Magie kurz stockte, er schien darüber nachzudenken doch dann ging der Widerstand wieder los.

„Harry, bitte. Beruhige dich, ich tu dir nichts. Bitte. Halt kurz inne und denk darüber nach, ich will dir nicht weh tun, das wollte ich nie.“

„Nicht?“ Das Wort war nur schwer zu verstehen.

„Nein, natürlich nicht. Kleiner, warum sollte ich dir weh tun? Du bist mein Schüler und neuerdings mein Bindungspartner, ich habe dich beschützt seit du auf diese Schule gekommen bist und ganz ehrlich, es war nicht immer einfach. Ja, ich habe deinen Vater gehasst, deine Mutter war lange Zeit meine beste Freundin und ich habe diese Freundschaft durch meine eigene Dummheit zerstört. Aber ich habe nie etwas gegen dich gehabt, warum auch?“

„Mein Vater.“

„War ein Arschloch.“

„Nein.“

„Doch, zu mir war er ein Arschloch. Über seine Eignung als Familienvater kann ich nichts sagen aber eines weiß ich ganz sicher, er hat dich und deine Mutter über alles geliebt. Er würde garantiert nicht wollen, dass du an mich gebunden bist ohne, dass es dir einen Vorteil bringt. Ok, er hätte diese Bindung mit allen Mitteln verhindern wollen, nicht, dass ihm das etwas gebracht hätte. Kleiner, ich will dir nicht weh tun“, sagte Severus, der spürte wie sich Harry langsam beruhigte. Er fuhr damit fort ein paar nette Geschichten aus seiner Vergangenheit zu erzählen, scheinbar war er auf dem richtigen Weg.
 

Dennoch dauerte es lange bis sich Harry soweit beruhigt hatte um wieder aufnahmefähig zu sein. Noch immer hielt ihn Severus' Magie fest umschlungen aber das Panische war verschwunden.

„Harry, kannst du etwas für mich tun?“, fragte Severus.

„Ja.“

„Keine Nachfrage?“
 

„Ich soll dir doch vertrauen, oder?“, fragte Harry unsicher, Severus spürte wie die Stimmung am kippen war.

„Ja, sollst und kannst du auch. Sieh dich um, was spürst du?“

„Deine Magie“, kam sofort.

„Das ist ein Anfang. Jetzt sieh genauer hin, was spürst du in meiner Magie?“

Diesmal dauerte die Antwort wesentlich länger. „Wärme.“

„Was noch?“

„...Geborgenheit“, gab Harry leise zu.

Severus war zwar etwas überrascht aber er ging nicht darauf ein und sagte, „schön, das ist ein guter Anfang. Was noch?“

„Stärke, Macht, Dunkelheit.“

„Alles richtig. Kannst du mir sagen, was du nicht spürst?“

„Wie meinst du das?“, fragte Harry verwirrt.

„Was spürst du nicht?“

„Du magst mich.“

„Da bist du falsch, das hat nichts mehr mit meiner Magie zu tun. Geh zurück zur Magie“, sagte Severus überrascht. Er hatte nicht mitbekommen wie sich Harry zum Teil aus seiner magischen Umklammerung befreit hatte und völlig unbemerkt in seinen Körper eingedrungen war.

„Aber du magst mich.“

„Das steht nicht zur Debatte, geh zurück.“

„Warum?“

„Weil dich das hier nichts angeht, geh zurück oder ich helfe nach“, sagte Severus bestimmt.

„Du hast gesagt, du tust mir nicht weh.“

„Wenn du weiter in meinem Körper herumgeisterst und dir Dinge ansiehst, die dich nichts angehen, dann schmeiße ich dich wieder raus. Dazu muss ich dir nicht weh tun also raus!“

Harry zuckte zusammen, Severus' Stimme war scharf und duldete keinen Widerspruch. Er streckte seine magischen Fühler nochmal kurz in Richtung dieser Wärme aus bevor er sich zurückzog. Er spürte wie Severus ihre Hände voneinander löste und tauchte aus seinem Innersten auf.
 

„Du magst mich“, stellte Harry erneut fest. Severus seufzte leise, leugnen hatte ja eh keinen Zweck also nickte er nur. „Warum hast du mir das nicht gesagt?“

„Weil es absolut keine Veranlassung dazu gibt.“

„Nein?“

„Nein, wozu auch?“

„Ähm...“

„Willst du jetzt wieder mit dem Thema anfangen?“, schnarrte Severus.

Harry senkte betreten den Kopf und fragte dann, „stört dich das gar nicht?“

„Nein, tut es nicht.“

„Aber für dich muss die Situation doch doof sein, oder?“

„Nein, ist sie nicht. Harry, sei dir versichert, dass ich dir nicht zu nah treten werde, weder jetzt noch später. Der Kontakt an der Handfläche sollte dir wirklich nur die Verbindung erleichtern, nichts weiter. Wenn du die Verbindung besser herstellen kannst, können wir darauf gerne verzichten“, sagte Severus ruhig.

„Ich fände es doof.“

„Ich nicht, so geht es mir schon mein Leben lang.“ Harry sah ihn fragend an und Severus zuckte einfach nur mit den Schultern, „ich bin nicht unbedingt der Mensch, der seine Gefühle auf der Zunge trägt. Es gab ein paar Jungs und später Männer, die ich mochte oder sogar geliebt habe und keiner davon hatte auch nur die geringste Ahnung.“

Er wurde überrascht angesehen was ihm ein schiefes Grinsen entlockte.

„Man gewöhnt sich daran“, sagte er.

„Warum?“

„Wie, warum?“

„Warum hast du nie etwas gesagt? Warum wusste keiner von diesen Personen von deinen Gefühlen?“, präzisierte Harry seine Frage.

„Ist diese Frage ernst gemeint?“

„Äh, ja?“

„War das eine Frage? Harry, ich bin wer ich bin und ich sehe aus, wie ich nun mal aussehe und ich weiß um beide Tatsachen.“

„Aber das ist doch kein Grund“, fuhr Harry auf.

„Nein? Du bist schreiend weggerannt als du erfahren hast, dass wir verbunden werden sollen obwohl du wusstest, das keine sexuelle Beziehung im Spiel sein wird.“

Betrübt ließ Harry den Kopf wieder hängen, Severus hatte ja Recht aber die Situation schien ihm nicht fair.

„Mach dir keinen Kopf.“

„Mach ich aber.“

„Musst du nicht.“

„Geht das wirklich in Ordnung?“, fragte Harry leise.

„Ja, geht es. Es wird sich absolut nichts ändern.“

„Sicher?“

„Ja, Harry, ganz sicher. Wir sind Bindungspartner, wir werden dieses Ritual irgendwie schaffen und danach kannst du ohne Probleme deine eigenen Wege gehen“, sagte Severus ernst. Er wurde schweigend angesehen bevor Harry schließlich nickte, allerdings war er sich nicht ganz sicher ob er das auch wirklich wollte. Er hatte sich mittlerweile so an Severus gewöhnt, dass ihm der Gedanke, irgendwann wieder allein zu sein, Angst machte.
 

„Und, wie läuft das Training?“, fragte Draco eines Abends.

„Wie läuft es mit Ron?“, konterte Harry.

„Er mag mich.“

„Als Panda.“

„Das ist doch schon mal ein Anfang“, grinste Draco. Sein Schachpartner schüttelte grinsend den Kopf und befahl dann einen Turm nach vorne. „Und, dein Training?“, hakte Draco nochmal nach.

„Läuft.“

„Das klingt nicht sehr begeistert.“

„Ich kann es nicht einschätzen. Ich kann die Verbindung mittlerweile schneller aufbauen, ich spüre Severus' ungefähre Position wenn er sich auf der selben Ebene von Hogwarts aufhält und ich springe nicht mehr schreiend auf wenn er mich an der Hand berührt“, murrte Harry.

„Hast du immer noch diese Hirngespinste, dass mein Pate dir an die Robe will?“, fragte Draco grinsend.

„Nein, nicht wirklich.“

„Und unwirklich?“

„Er mag mich.“

„Hat er gesagt oder vermutest du?“

„Ich habe es in seinem Innersten gespürt, bei der zweiten Trainingssitzung.“

Draco rechnete in Gedanken und meinte dann, „das liegt schon ein paar Wochen zurück, hat er was dazu gesagt?“

„Nur, dass es keine Rolle spielt.“

„Hat er sich irgendwie anders verhalten?“

„Nein, das ist es ja“, knurrte Harry leise. Er wurde verwundert angesehen.

„Kannst du mir das auch erklären?“

„Mensch Draco, ich versteh es nicht. Wie kann er mit mir so wie jetzt zusammen leben wenn er mich doch mag? Das kapier ich nicht. Könntest du das?“, fragte Harry.

Draco zögerte mit seiner Antwort, schüttelte aber dann den Kopf, „nein, könnte ich nicht aber ich bin nicht Severus. Vor allem würde es eure Situation nur schwerer machen.“

„Häh?“

„Denk nach, du bist hetero, wie du immer wieder betonst. Wie wäre es für dich wenn er sein Interesse an dir deutlicher zum Ausdruck bringen würde? Wenn er ständig versuchen würde dir privat näher zu kommen? Würde das nicht alles noch schwerer machen? So hält er einen professionellen Abstand und sorgt trotzdem dafür, dass ihr das Ritual irgendwie schafft“, sagte Draco nachsichtig, er sah wie es im Kopf seines Gegenüber arbeitete doch schließlich nickte Harry.

„Du hast Recht.“

„Also. Dann mach es dir und ihm nicht schwerer als es schon ist. Oder haben sich bei dir irgendwelche homoerotischen Gedanken oder Gefühle gebildet?“

„Nein.“

„Warum macht es dir dann so zu schaffen?“, fragte Draco verwundert.

„Weil es mir für ihn leid tut.“

„Puh, du bist wirklich schwierig. Wenn man dich so reden hört, könnte man denken, du bist in ihn verschossen und traust dich nicht was zu sagen.“

„Nein, bin ich nicht aber...“ Harry brach ab und starrte auf das Schachspiel, seine Finger krampften sich um den Saum seines T-Shirts. Ja, er trug Muggelkleidung, er fand sie privat schlicht und einfach bequemer als die tagtäglichen Roben.

„Aaaaber?“, fragte Draco nach.

„Keine Ahnung, ich glaube, ich habe mich einfach an ihn gewöhnt. Es ist schön heim zu kommen und nicht alleine zu sein. Wenn nicht deine Freunde auf dich warten sondern jemand, der eine spezielle Verbindung zu dir hat. Zudem ist das Zusammenleben gar nicht mal so schlecht, er hilft mir bei den Hausaufgaben, er ist ein phantastischer Koch und wir können uns Stunden lang über die unterschiedlichsten Dinge unterhalten und streiten“, sagte Harry ausweichend.

„Severus hilft dir bei den Hausaufgaben?“

„Naja, auf seine Art und Weise, ja.“

Draco grinste, er konnte sich vorstellen wie sein Pate war doch dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Harry zu, der noch immer auf das Schachspiel starrte aber verdächtig rote Ohrspitzen hatte. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen sein Freund war in seinen Paten verliebt denn genauso benahm sich Harry. Doch er würde sich hüten das auszusprechen, darauf musste Harry schon selber kommen und vor allem damit leben.

„Dann genieß es doch einfach“, schlug er stattdessen vor.

Jetzt sah Harry auf und hob fragend eine Augenbraue, „wie meinst du das?“

„Ganz einfach, genieß es. Ihr müsst euch doch sowieso aneinander gewöhnen und euch zum Wohle des Anderen zurücknehmen. Hast du mal daran gedacht, dass Severus genau das macht? Er weiß, dass eine Annäherung, die über das jetzige Stadium hinaus gehen würde, dir unangenehm ist also lässt er es. Mal davon abgesehen, dass du ihm wahrscheinlich eh zu jung bist aber selbst irgendwelche Andeutungen lässt er. Genieß es doch einfach und versuch ihn zu verstehen und ihm etwas entgegen zu kommen. Ihr wollt euch doch Beide nichts Böses, ihr versucht dasselbe Ziel zu erreichen und das könnt ihr nur zusammen. Oder?“, fragte Draco, seine Stimme klang so erwachsen, dass Harry ihn nur mit großen Augen ansah.

Dann allerdings nickte er und er nahm sich felsenfest vor, das Gesagte auch umzusetzen. Doch erst wollte er das Schachspiel gewinnen.
 

Drei Stunden und zwei verlorene Schachspiele später kehrte Harry in die Kerker zurück, murrend und leise vor sich hin schimpfend. Als er das Wohnzimmer betrat, schwieg er allerdings denn er wollte Severus nicht wecken. Es war schließlich schon weit nach Mitternacht und morgen war Schule, Severus schlief bestimmt schon. Er wurde überrascht denn das Wohnzimmer war teilweise beleuchtet und unter der Tür zum Labor drang ein sanfter Lichtschein hindurch. Sein Blick ging zur Standuhr, kurz nach eins und doch werkelte Severus noch im Labor rum. Grinsend schüttelte Harry den Kopf und begab sich zur Küche, er würde sich noch einen Snack holen und dann ins Bett gehen.
 

In der Küche hielt er inne um nachzudenken, so wie er Severus mittlerweile kannte, war dieser seit Stunden im Labor ohne etwas zu essen oder zu trinken. Sein Bindungspartner vergaß solch nebensächliche Dinge gerne mal über seinen Studien. „Wie kann man nur so ungesund leben?“, murrte Harry bevor er nach einem Hauselfen rief und einen Mitternachtssnack für Severus bestellte. Während die Hauselfin verschwand um das Gewünschte zu holen, stellte er eine Schale mit gebackenen Maden und ein Glas Wasser auf ein Tablett, er wollte schließlich auch etwas essen. Mit einem Plopp tauchte die Hauselfin wieder auf und stellte eine Kanne mit Tee und einen Teller voll Sandwichs auf den Tisch. „Danke schön.“

„Kann ich noch was für Master tun?“

„Nein, vielen Dank.“

Mit einem weiteren Plopp war die Elfin wieder verschwunden, Harry stellte die Sachen auf sein Tablett und machte sich auf den Weg ins Labor.
 

Severus legte den Kopf schief, er hatte gehört wie Harry ihre Gemächer betreten hatte und hatte seine Schritte verfolgt. Er nahm an, dass er sich in der Küche was zu essen holen würde und dann ins Bett ging. Allerdings musste er feststellen, dass die Schritte jetzt aufs Labor zukamen. Mit einem Wink öffnete er die Tür als Harry genau davor stand.

„Ähm, danke“, sagte dieser während er eintrat.

„Was willst du hier?“, fragte Severus.

„Dir was zu essen bringen.“

„Warum?“

„Warum nicht? Was machst du gerade?“

Severus war so perplex, dass er einfach antwortete, „die Auswirkung verschiedener Gänseblümchenarten auf den Schrumpftrank untersuchen.“

„Aha. Seit wann?“

„Wie spät ist es?“

„Kurz nach eins“, sagte Harry, der das Tablett auf eine freie Stelle des Schreibtisches stellte und dann einen Blick in die Kessel warf. Allerdings sagten ihm die Tränke nichts.

„Dann seit etwa fünf Stunden.“

„Hunger?“

„Jetzt, wo du es sagst, ja.“

„Dann ist es ja gut, dass ich etwas zu essen mitgebracht habe“, grinste Harry. Er zauberte zwei Stühle zu sich und bedeutete Severus sich zu setzen, dieser folgte ohne irgendwelche Widerworte. „Alles ok?“

„Warum bist du hier?“, fragte Severus jetzt.

„Weil ich mir gedacht habe, dass du das Essen über deinen Tränken mal wieder vergessen hast und da ich eh gerade in der Küche war, habe ich gleich was mitgebracht. Darf ich das nicht?“

Severus sagte nichts sondern sah ihn nur einen Moment an und nahm sich dann ein Sandwich.

„Severus, alles in Ordnung?“

„Ja.“

„Ehrlich?“

„Ja.“

„Das klingt nicht so.“

Severus seufzte leise und fragte, „spürst du das nicht?“

„Was genau?“

„Deine Hand.“

Fragend sah Harry auf seine Hand und jetzt spürte er die Wärme, die von seiner rechten Handfläche ausging. „Wie kommt das?“, fragte er schließlich doch Severus schwieg und als Harry aufsah, wandte er den Blick sogar ab. „Severus? Wie kommt das?“, fragte er nochmal deutlicher.

„Durch dein Herkommen.“

„Ähm...“

„Harry, hast du jemals von dir aus meine Nähe gesucht und mir einen Gefallen getan?“, fragte Severus schließlich.

„Äh, ….nein.“

„Eben.“

„Also wird es als erster Schritt gewertet?“

„So könnte man es sagen.“

„Aber du hast das auch nicht gemacht.“

„Ja, weil du dann schreiend weggerannt wärst oder mir mal wieder unterstellt hättest, dass ich dir an die Wäsche will“, knurrte Severus.

Betreten senkte Harry kurz den Blick bevor er grinste, „Ok, gutes Argument. Wie geht es jetzt weiter?“

„Ganz normal.“

„Dann wird das nie was.“

„Gut, dann anders. Würdest du in den Osterferien mit mir in den Urlaub fahren?“, fragte Severus. Er wurde nur sprachlos angestarrt.
 

„War die Frage ernst gemeint?“, fragte Harry irgendwann.

Severus war längst an seine Kessel zurückgekehrt und wandte ihm jetzt den Kopf zu, „ja, war sie.“

„Warum?“

„Um diesem ganzen Alltag zu entfliehen und uns eventuell unter anderen Umständen nochmal kennenzulernen. Du hast Recht, wenn wir so weitermachen wie bisher, wird es nie was.“

„Urlaub? Mit dir?“

„Ja.“

„Wo?“

„Wo würdest du gerne hin?“

„Ich darf es mir aussuchen?“, fragte Harry plötzlich sehr begeistert.

„Wenn es im Rahmen des Möglichen bleibt.“

„Ägypten.“

„Ägypten?“

„Ja, Ägypten. Ich wollte schon immer mal die Pyramiden sehen und den Nil, komm schon, wenn wir schon in Urlaub fahren, dann nach Ägypten“, freute sich Harry.

Severus, der davon angegangen war, dass Harry seinen Vorschlag kategorisch ablehnen würde, konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. vor allem als sein Bindungspartner begann Reisepläne zu schmieden. „Ok, wir fliegen nach Ägypten.“

„Fliegen?“

„Ja, von London aus nach Kairo“, sagte Severus und löste damit einen weiteren Begeisterungssturm bei Harry aus.

„Können wir einen Stadtrundfahrt machen? Und eine Fahrt auf dem Nil? Krieg ich ein Kamel?“

„Ja, ja, nein.“

„Mist.“

„Was willst du mit einem Kamel?“, fragte Severus grinsend.

„Keine Ahnung, also kein Kamel. Aber die Nilfahrt. Können wir schwimmen gehen?“

„Lieber nicht.“

„Warum nicht?“

„Weil ich nicht schwimmen kann.“

„Du kannst nicht schwimmen?“

„Nein, warum auch? Ich habe es nie gebraucht. Außerdem bin ich ein Zauberer, eh ich versinke, kann ich mich an Land zaubern“, sagte Severus.

„Gutes Argument. Wann fliegen wir?“

„Moment, erst mal müssen wir Albus fragen ob wir überhaupt dürfen und wenn ja, dann am letzten Schultag vor den Ferien aber nur wenn deine Noten auf dem jetzigen Stand bleiben. Vergiss nicht, dass nach den Ferien die Prüfungen losgehen.“

„Das schaff ich.“

„Du bist ja sehr von dir überzeugt.“

Harry grinste ihn breit an und griff sich eine seiner Maden.

„Willst du es deinen Freunden erzählen?“, fragte Severus.

„Wieso auch nicht?“

„Wie könnte es aussehen wenn du mit mir in den Urlaub fährst?“

„Wir sind Bindungspartner, also dürfen wir zusammen in den Urlaub fahren. Was sie dazu sagen, ist mir egal.“

„Hoffentlich denkst du auch noch so wenn es soweit ist“, sagte Severus düster. Er sah noch schwerwiegende Probleme auf sie zukommen. Und wie fast immer sollte er Recht behalten.
 

„Erklär es mir bitte nochmal, Severus. Ihr wollt was?“, fragte Albus zum wiederholten Male und zum wiederholten Male antwortete Severus, „ich will mit Harry in den Urlaub fahren. Da er das Reiseziel aussuchen durfte, wollen wir nach Ägypten. Und zwar in den Osterferien.“

„Ist das dein Ernst?“

„Ja, ist es.“

„Wir sind mitten im Krieg.“

„Genau deswegen.“

„Severus, klär mich bitte auf.“

„Albus, hier in Hogwarts wird sich nichts zwischen uns ändern, wir sind zu festgefahren in unseren Gewohnheiten und das muss sich ändern. Und dafür ist ein Urlaub genau das Richtige“, erklärte Severus, immer noch sehr ruhig.

„Wie lange?“

„Die Osterferien, vielleicht etwas länger.“

„Harry muss zu den Prüfungen anwesend sein.“

„Die kann er nachholen, Albus, er ist einer der besten Schüler, zusammen mit Granger, einem Hufflepuff und zwei Ravenclaws. Nicht mal mein eigenes Patenkind ist so gut. Selbst wenn er ein paar Prüfungen am Anfang verpasst, kann er sie ohne Probleme nachholen“, knurrte Severus.

In Gedanken musste ihm Albus zustimmen, Harry war wirklich ein hervorragender Schüler aber es gab noch einen Gedanken, der ihn nicht los ließ. „Severus, dir ist bewusst, dass Harry noch immer dein Schüler ist, oder?“

„Jetzt fang du nicht auch noch damit an. Merlin, warum will mir jeder eine Affäre andichten? Ich will nichts von Harry, er ist mein Schüler, er ist mir zu jung und er ist hetero. Ich habe sein Schlafzimmer mit keinem Fuß betreten und werde es auch nicht. Er ist mit diesem Urlaub einverstanden, trotz eines schwulen Bindungspartners und wenn er es schon akzeptiert, warum können es die Anderen nicht?“, fauchte Severus. Bei diesem Thema war er mittlerweile sehr dünnhäutig geworden.

„Er weiß um deine Vorlieben?“

„Ja, weiß er. Schon fast seit Anfang an.“

„Hat er damit Probleme?“

„Hoffentlich nicht mehr, am Anfang war es ihm wohl unangenehmer als mir aber mittlerweile denke ich, dass er damit klar kommt. Aber du kannst ihn ja gerne selber fragen, ich bin nur hier um deine Erlaubnis abzuholen. Dann kann ich alles in die Wege leiten.“

„Was hast du vor?“, fragte Albus nach einer kurzen Schweigepause. Sein Misstrauen hatte sich gelegt und jetzt klang er ehrlich interessiert.

„Ein zweitägiger Aufenthalt in Alexandria sowie Kairo, dann weiter nach Gizeh und den Nil flussaufwärts bis Luxor, von dort dann ins Tal der Könige. Wenn dann noch Zeit ist ein Ausflug ans Rote Meer, Harry will unbedingt schwimmen gehen“, erklärte Severus.

„Du kannst nicht schwimmen.“

„Ich muss ja auch nicht ins Wasser, ich beobachte das Ganze vom sicheren Land aus.“

„Du scheinst ja alles schon sehr gut geplant zu haben“, stellte Albus fest.

„Ja. Also?“

„Ich bin einverstanden, ihr könnt am letzten Schultag abreisen. Aber bitte melde dich spätestens alle drei Tage.“

„Natürlich, wie immer. War das alles?“

„Ja, du kannst gehen.“

Das ließ sich Severus nicht zwei Mal sagen, er erhob sich und verschwand, schließlich musste er noch einiges vorbereiten wenn sie in vier Wochen schon los wollten.
 

Wütend trat Ron gegen sein eigenes Bett bevor er sich fluchend auf selbiges fallen ließ. Er ignorierte das protestierende Knurren des Pandas und sah zur Tür, zu der Tür, die gerade hinter einem noch wütenderen Harry ins Schloss gefallen war. Sie hatten sich mal wieder gestritten und mal wieder war das Thema Snape gewesen. Dabei hatte er doch nur seine Bedenken geäußert aber nein, seine Sorge um seinen besten Freund wurde mal wieder falsch verstanden und dann waren auch noch Seamus und Dean auf Harrys Seite gewesen. Super! Er machte sich doch wirklich nur Sorgen, wer wusste schon was dieser schleimige Mistkerl alles mit Harry vor hatte? Und dann auch noch nach Ägypten. Weiter weg ging's wohl nicht? Ein leises Murren riss ihn aus seinen Gedanken, er sah zur Seite wo sein ewiger Begleiter saß und ihn fragend ansah.

„Was? Willst du mich auch noch dumm anmachen?“, fauchte er.

Der Panda schüttelte den Kopf, trippelte dann näher und schmiegte den Kopf an seine Seite. Ein Großteil seiner Wut verrauchte, er konnte diesem süßen Tier nicht böse sein und es konnte ja auch nichts dafür. Es konnte nichts dafür, dass Harry hier rein gestürmt kam und Freude strahlend von seinem geplanten Urlaub mit Snape erzählte. Natürlich war die Stimmung sehr schnell im Keller gewesen als er seine Bedenken geäußert hatte und naja, ein Wort hatte zum Anderen geführt, jede weitere Bemerkung war bissiger und fieser geworden bis Harry wutentbrannt gegangen war. Seamus und Dean hatten sich dann auch sehr schnell aus dem Staub gemacht, sie wollten nicht mit Ron in einem Zimmer schlafen wenn er so eine Laune hatte und wollten in den Raum der Wünsche gehen. Nachdenklich hob er den Panda auf seinen Schoss und begann ihn zu kraulen während er weiter redete, „Ich mache mir doch wirklich nur Sorgen um Harry.“

Grummel.

„War ja klar, dass du auf Snapes Seite stehst, du bist immerhin ein Slytherin. Mensch, die sind in Ägypten so weit weg, da könnte Snape alle möglichen Dinge machen. Er ist stärker als Harry, ich mache mir nur Sorgen“, murmelte Ron.

Da keine Erwiderung erfolgte, sah er auf seinen pelzigen Freund, der es sich in seinem Schoss bequem gemacht hatte und die Augen gerade schloss.

„Hey, ich rede mit dir. Wenn du dich schon nicht verwandelst, kannst du dich trotzdem mit mir verständigen.“

Der Panda öffnete wieder die Augen, murrte leise und tapste dann zum Kopfkissen, wo er sich in aller Ruhe eine Kuhle trat.

„Ist das eine dezente Aufforderung das Gemaule sein zu lassen und ins Bett zu gehen?“, fragte Ron amüsiert.

Ein Kopfnicken und dann wurde weiter getrampelt.

Ron lachte leise und erhob sich dann, „Ich geh kurz ins Bad, mach es dir schon mal bequem.“ Da er keine Antwort erwarten durfte, verschwand er im Bad.
 

Draco konnte sich ein Gähnen nicht verkneifen, er war müde und wollte nur noch schlafen. Da ihm der Weg in den Kerker wieder einmal zu weit war, würde er hier schlafen. Allerdings wäre ihm sein menschlicher Körper lieber aber er war noch nicht soweit sich zu verwandeln, ok, eigentlich war Ron noch nicht soweit. Ebendieser betrat gerade das Zimmer wieder, nur in Boxershorts gekleidet.

„Verkneif dir diesen Blick“, murrte Ron sofort bei den tellergroßen Augen seines tierischen Freundes.

Draco schüttelte den Kopf und starrte weiter, er hatte ja nicht ahnen können, dass der Kerl so gut aussah. Bis jetzt hatte er immer wenigstens ein T-Shirt getragen. Ron schüttelte den Kopf bei dem Anblick des gaffenden Pandas und krabbelte dann ins Bett.

„Tja, wärst du nicht so feige und würdest dich zu erkennen geben, könntest du vielleicht jetzt mit im Bett liegen“, meinte er.

Die Reaktion überraschte ihn, der Panda ließ geknickt den Kopf und die Ohren hängen.

„Du glaubst nicht, dass ich dich hier dulden würde“, stellte Ron fest.

Kopfschütteln.

„Hm, ich weiß, dass du ein Slytherin bist und ein Kerl, also ist die Auswahl sehr gering. Bist du in meinem Alter?“

Der Panda reagierte nicht, wie immer wenn er irgendeine Frage zu seiner Identität stellte. Ron seufzte leise, legte sich bequemer hin und löschte das Licht, sofort wurde das Zimmer komplett dunkel denn draußen stand kein einziger Stern am Himmel.
 

„Ich würde mich gerne mit dir unterhalten“, sagte Ron irgendwann.

Ihm antwortete ein leises, trauriges Brummen.

„Du kennst mittlerweile fast alle meine Geheimnisse und ich weiß nicht mal wer du bist. Findest du das nicht etwas unfair?“

Brumm.

„Das ist keine Antwort aber jetzt weiß ich wie sich Snape gefühlt haben muss als er sich mit Harry unterhalten hat. Das ist nicht fair“, murrte Ron während er sich tiefer in seine Decke kuschelte. Es erfolgte keine Antwort und doch war er sich sicher, dass der Panda nicht schlief sondern ihn beobachtete. Er hörte ein leises Seufzen und drehte sich um, er sah nicht mal die Umrisse seines Besuches. „Verwandel dich“, forderte er ihn auf.

Wieder ertönte ein Brummen.

„Doch, entweder jetzt oder nie. Ich brauche jetzt Gesellschaft und nicht irgendwann wenn du mal den Mut dazu aufbringst. Du hast deine Kette dabei also kannst du dich auch anziehen wenn du dich wegen irgendetwas schämst. Wobei, bei der Dunkelheit seh ich sowieso nichts“, sagte Ron.

Es folgten ein paar Brummlaute und leises Knurren.

„Komm schon, ich brauch heute wirklich Gesellschaft.“

Wieder brummte der Panda nur, es klang sehr abweisend.

Ron seufzte leise und tastete mit der Hand bis zu dem Tier, streichelte vorsichtig durch das dichte Fell. „Bitte.“ Er spürte wie der Panda den Kopf schüttelte. „Du musst dir wirklich sehr sicher sein, dass ich dich hochkant rausschmeiße wenn ich weiß wer du bist“, stellte Ron leise fest und eigentlich fiel ihm nur eine einzige Person ein, bei der er das auch wirklich machen würde. „Harry hat gesagt, dass du mich magst und du würdest diese ganze Sache nicht auf dich nehmen, wenn er Unrecht hätte. Bitte verwandel dich.“

Ein flehendes Murren ertönte, der Panda leckte bittend über seine Hand.

„Nein, ich möchte es endlich wissen. Also los, entweder verwandeln oder gleich gehen“, sagte Ron und er spürte wie der pelzige Kopf sofort nach unten sank. Wenig später löste sich der Panda von seinem Platz und sprang vom Bett, Ron hörte ein leises metallisches Klirren und kurz darauf spürte er das Wirken der Magie.

Kapitel 15

Egal wie dunkel es in dem Raum war, diese hellen Haare würde er überall erkennen. „Malfoy.“

Dieser antwortete nicht sondern zog sich in aller Ruhe an.

„Redest du jetzt nicht mehr mit mir?“, fragte Ron, der nach seinem Zauberstab tastete.

„Warum? Es hat doch eh keinen Sinn. Ich verschwinde und werde dich nicht weiter belästigen“, sagte Draco jetzt.

„Lumos.“

„Nox.“

„Hey, was soll das?“

„Wozu brauchst du noch Licht?“, knurrte Draco, „ich bin sofort weg, lass mich wenigstens noch meine Schuhe anziehen.“

„Ich sehe meine Gesprächspartner gerne.“

Draco stockte mitten in der Bewegung und sah ihn an, im Gegensatz zu Ron erkannte er dessen Gesichtsausdruck sehr deutlich. Er wurde sehr ernst angesehen. „Du willst mit mir reden?“, fragte er dennoch nach.

„Sonst hättest du dich nicht verwandeln müssen, oder? Ich führe nicht gerne Selbstgespräche, ich brauche manchmal sogar eine Antwort, die aus mehr als Knurren und Brummen besteht“, gab Ron zurück.

„Hast du dafür nicht deine Freunde?“ „Siehst du sie hier gerade irgendwo? Neville treibt sich bei Theo rum, Seamus und Dean werden sich im Raum der Wünsche vergnügen und mein bester Freund plant seinen Urlaub mit der Oberschlange. Hermine, Ginny und Luna sind auf einem Weiberabend. Da bleibt nur ein Slytherin, der sich seit Wochen auf meinem Schoss rum treibt.“

„Hey, du hast dich nie beschwert.“

„Du dich auch nicht. Jetzt setz dich endlich damit wir uns in Ruhe unterhalten können“, forderte Ron ihn auf.

Draco zögerte noch einen Moment, setzte sich aber dann auf die Bettkante.

„Darf ich jetzt Licht anmachen?“

„Muss das sein?“

„Muss nicht. Was hast du gegen Licht?“

„Warum nimmst du das alles hier so locker?“, war die Gegenfrage von Draco, die ihm förmlich auf der Seele brannte, „ich hätte erwartet, dass du mich zur Tür raus fluchst.“

„Nein, ich ahne schon seit Wochen, dass du es bist.“

„Wie?“

„Alles zusammen. Slytherin, männlich, im sechsten oder siebten Schuljahr, bi oder schwul und vor allem in der Lage den Bestientrank zu brauen, da bleiben nicht mehr viele übrig“, zählte Ron auf.

„Wie haben sich meine Freunde disqualifiziert? Und wie der sechste Jahrgang?“, fragte Draco amüsiert.

„Den sechsten Jahrgang kennt Harry nicht so gut, für keinen davon hätte er sich so eingesetzt. Theo ist mit Neville zusammen also fällt er raus. Blaise ist hundertprozentig hetero und Goyle und Grabbe sind ehrlich gesagt zu dämlich um den Bestientrank zu brauen also bliebst nur du übrig“, erklärte Ron leichthin.

„Dann hätte ich mich gar nicht verstecken müssen, super.“

„Hey, es war doch ganz nett. Vor allem als du verzweifelt versucht hast dich vor den Zweitklässlerinnen in Sicherheit zu bringen.“

„Das war nicht schön, ich bin kein Plüschtier.“

„Du bist ein roter Panda.“

„Hrmpf.“

Ron brach in lauthalses Gelächter aus während Draco die Arme vor der Brust verschränkte und schmollte.
 

„Ok, wir haben es alle verstanden, ich bin ein Plüschtier“, murrte Draco als sich Ron auch nach einigen Minuten noch nicht wieder ein gekriegt hatte.

„Gut erkannt. Sag mal warum hast du den Trank überhaupt genommen? Die Sache mit Harry und Snape hätte dir doch eine Lehre sein sollen.“

„Wie meinst du das?“

„Naja, Harry ist eine Fledermaus, Snape eine afrikanische Kleinkatze, beides Tiere, die so absolut nicht zu ihnen passen. Was hast du denn erwartet?“

„Warte mal, woher weißt du das mit Severus?“

„Severus?“

„Er ist mein Pate, also?“

„Hermine hat sich verplappert.“

„Aha. Sag mal, soll ich jetzt noch gehen?“, fragte Draco.

„Dann hätte ich dich längst rausgeschmissen. Was hältst du von den Urlaubsplänen?“

„Ich finde sie gut, hier in Hogwarts kann das Ritual nicht funktionieren. Sie sind zu sehr im Alltag festgefahren und ganz ehrlich, Harry wird zu sehr von seinen Freunden abgelenkt“, sagte Draco.

„Wie abgelenkt?“

„Naja, immer wenn er Probleme mit Severus hat, flüchtete er zu einem von uns oder euch und geht Severus damit aus dem Weg.“

„Darf er das nicht?“, fragte Ron.

„Dürfen schon aber mal ehrlich, es nützt weder ihm noch Severus was. Sie müssen sich zusammen raufen sonst haben sie sich umsonst gebunden.“

„Dann könnten sie die Bindung doch wieder lösen.“

„Ron, das geht nicht.“

„Ron?“

„Soll ich Weasley sagen?“

„Nein.“

„Wie soll ich dich dann sonst nennen?“, fragte Draco verwirrt.

„Ron ist schon in Ordnung aber so hast du mich noch nie genannt. Egal, wieso geht es nicht?“

„Weil sie diese Bindung nicht lösen können, sie besteht für immer bis sie sterben.“

„Du meinst, bis einer stirbt.“

„Nein, ich meine das, was ich sage. Die Bindung ist für immer, selbst wenn einer stirbt, kann sich der Andere nicht neu binden oder heiraten und sie können sie auch nicht lösen“, erklärte Draco.

„Selbst wenn sie sich nie so verstehen wie es das Ritual vorschreibt?“, fragte Ron nachdenklich.

„Genau, sie sind verbunden egal wie sie sich weiter entwickeln. Selbst wenn sie sich bekriegen würden und auf unterschiedlichen Seiten in diesem Krieg stehen, sie sind und bleiben verbunden. Du siehst aus als hättest du gerade das größte Geheimnis des Universums erfahren“, sagte Draco, sein Gegenüber nickte nur und schien tief in Gedanken versunken.

„Erde an Ron, hallo?“

„Bin da, warte mal, ich sehe aus? Es ist stockdunkel hier drin, wie kannst du mich da sehen?“

„Der Bestientrank verändert auch das menschliche Ich und gibt einem Stärken und Schwächen der Tierform“, sagte Draco.

„Was zum Beispiel?“

„Meine Sinne sind besser, ich kann dich zum Beispiel gerade sehr gut sehen.“

„Schwächen?“

„Ich schlafe nachts schlechter als früher, dafür bin ich tagsüber gegen Mittag immer verdammt müde. Zudem esse ich mehr Gemüse und Obst, weniger Fleisch und ich habe ständig Hunger“, erklärte Draco. Er wurde überrascht angesehen und musste bei dem verdutzten Gesichtsausdruck schmunzeln. „Warum so überrascht?“

„Wer bist du und was hast du mit Draco Malfoy gemacht? Der war nie so nett zu mir“, sagte Ron.

„Du zu mir auch nicht.“

„Du hast angefangen, du hast mich von Anfang an beleidigt, wie kommt eigentlich dein plötzlicher Meinungsumschwung?“

„Wahrscheinlich bin ich einfach erwachsen geworden. Nachdem mich Severus zu dem Gespräch mit Harry gezwungen hat, habe ich nachgedacht und hey, wir sind zu alt für solche Kinderspiele, oder?“

„Eigentlich schon.“

„Du hast meine Frage vorhin nicht beantwortet, wusstest du das mit dem Ritual wirklich nicht?“

„Nein, so hat es mir noch keiner erklärt.“

„Bücher?“

„Nicht unbedingt meine besten Freunde“, gestand Ron mit einem schwachen Grinsen.

„Alles klar. Was du von den Urlaubsplänen hältst, ist klar aber erlaube die Frage, warum eigentlich? Ok, du magst Severus nicht aber Harry scheint mit der Bindung nicht mehr so unglücklich zu sein wie am Anfang.“

„Harry ist hetero.“

„Ich meinte ja auch nicht auf sexueller Ebene, eher auf magischer Ebene. Harry hat mir mal erzählt, dass er sich nirgends so wirklich Zuhause gefühlt hat, bis auf Hogwarts aber das verlassen wir in wenigen Monaten. Auch wenn du Severus nicht magst aber er ist ein guter Kerl und ich glaube, Harry könnte bei ihm ein Zuhause finden“, sagte Draco.

„Ernsthaft?“

„Ja, ernsthaft.“

„Bei Snape?“

„Ja, bei Severus. Glaub es mir ruhig. Er ist privat völlig anders als in der Öffentlichkeit.“

„Da ist er nicht der Einzige“, sagte Ron ruhig.

„Ja, da ist er nicht der Einzige. Schlimm?“

„Würdest du dann auf meiner Bettkante sitzen?“

„Nein, ich würde auf deinem Kopfkissen liegen.“

Ron zögerte einen Moment und sagte dann vorsichtig, „das könntest du immer noch.“

„Reicht es wenn ich die Robe ausziehe oder muss ich mich ganz ausziehen und verwandeln?“, fragte Draco nach.

Die Antwort ließ etwas auf sich warten, Draco sah wie es im Gesicht seines Gegenübers arbeitete Doch schließlich sagte Ron leise, „die Robe reicht.“

Damit hatte Draco nicht gerechnet, er hatte mit der Verwandlung oder mit einem Rauswurf gerechnet aber nicht mit dieser Einladung.

„Du willst nicht hier schlafen?“, fragte Ron, der sein Zögern falsch auffasste.

„Doch, doch, sofort.“ Damit schlüpfte Draco aus seinen Schuhen und der Robe und rutschte neben Ron unter die Decke, es war noch genug Platz zwischen ihnen, dass sie sich nicht berührten.

„Hättest du dich irgendwann offenbart?“, fragte Ron.

„Irgendwann bestimmt.“

„Irgendwann? In vier Monaten ist die Schule beendet.“

„Also hätte ich noch Zeit gehabt“, sagte Draco grinsend.

„Natürlich. Gib es wenigstens zu, du hättest nie was gesagt.“

„Vielleicht.“

„Warum? Du wusstest, dass ich bi bin.“

„Das heißt aber noch nicht, dass du jeden Kerl magst und vor allem nicht mich. Severus springt ja auch nicht jeden Kerl an, den er sieht.“

„War das eine Anspielung?“

„Nein, natürlich nicht.“

„Malfoy!“

„Draco.“

„Bitte?“

„Du könntest mich wenigstens Draco nennen, wir liegen schließlich im selben Bett.“

„....Draco..., klingt ungewohnt.“

„Aber nicht schlecht, Ron“, schnurrte Draco, sein Gegenüber sah ihn überrascht an, lächelte aber dann.

„Was wird das jetzt hier mit uns?“, fragte Ron schließlich.

„Wie wäre es wenn wir erst mal ne Nacht drüber schlafen und uns morgen nochmal in aller Ruhe unterhalten? Wir müssen ja nichts überstürzen und ne Garantie gibt es sowieso nicht“, schlug Draco vor.

Ron war von dieser Idee begeistert, er wünschte ihm eine Gute Nacht und legte sich dann bequemer hin. Glücklich darüber, dass ihn Ron doch nicht rausgeworfen hatte, erwiderte Draco den Gute Nacht Gruß und versuchte dann auch eine bequeme Position zu finden. Allerdings war das Bett nicht für zwei junge Männer gedacht und dementsprechend lagen Beide sehr unbequem, denn Beide achteten peinlichst genau darauf den Anderen nicht zu berühren.
 

„Das ist doch lächerlich“, murrte Draco irgendwann.

„Was genau meinst du?“, fragte Ron überrascht.

„Wir versuchen seit einer knappen halben Stunde eine Schlafposition zu finden ohne den Anderen zu berühren, das ist kindisch.“

„Stimmt eigentlich.“

„Eben.“ Damit drehte sich Draco rum, rutschte das Stück an Ron rann und kuschelte sich vorsichtig an ihn. Er spürte wie sich Ron kurz versteifte, dann leise seufzte und einen Arm um seine Hüfte legte bevor er sich entspannte. „So, dann nochmal, gute Nacht“, schnurrte Draco.

„Gute Nacht, Draco.“

„Daran könnte ich mich gewöhnen.“ Er kuschelte sich etwas enger an den jungen Mann hinter sich, der leise brummte und dann die Augen schloss. Er hätte nie gedacht, dass sich Draco so gut anfühlte aber es war wirklich ein schönes Gefühl und ja, er könnte sich daran gewöhnen. Aber er wollte nichts überstürzen, er musste über so eine Beziehung nochmal genauer nachdenken, nur nicht heute mehr. Heute wollte er nur noch schlafen und da sein Vordermann schon verdächtig ruhig atmete, machte er es ihm einfach nach. Es dauerte nicht lange bis Ron tief und fest eingeschlafen war.
 

„Ich hol nur schnell meine Sachen, warte kurz hier“, wandte sich Neville an seinen Freund, der kurz nickte und sich an die Wand lehnte. Der Löwe öffnete leise die Tür zu seinem Schlafsaal, er wollte die Anderen nicht wecken denn Theo und er waren viel zu früh dran. Und da er wusste, dass Ron und Dean absolute Langschläfer waren, huschte er möglichst leise in den Raum und blieb wie angewurzelt stehen. „Theo, kommst du mal bitte?“, rief er schließlich leise.
 

Stirnrunzelnd löste sich der Slytherin von der Wand und betrat den Schlafsaal genauso leise wie sein Freund vor ihm. Genau wie Neville blieb er angewurzelt stehen. „Ist es das was ich denke?“, fragte er leise.

„Also ich sehe Draco und Ron in einem Bett liegen, eng umschlungen. Was siehst du?“, fragte Neville zurück.

„Das Gleiche, ich dachte schon, ich habe Wahnvorstellungen.“

„Ihr seit gleich tot wenn ihr nicht die Klappe haltet“, murrte Draco mit geschlossenen Augen.

„Guten Morgen, Sonnenschein“, grinste Theo, was zu einem dumpfen Murren von Draco führte.

„Ich hasse dich.“

„Warum?“, fragte Neville.

Jetzt öffnete Draco ein Auge um ihn anzusehen und murrte, „das müsstest du doch wissen. Wie kann man so früh am Morgen nur schon so wach sein?“

„Ich bin halt ein Morgenmensch“, konterte Theo, der jetzt näher kam um nicht quer durch den Raum rufen zu müssen.

„Ich nicht“, kam von Ron, der sich mit einem leichten Ächzen auf den Ellenbogen stützte und die zwei Eindringlinge mürrisch ansah, „Was wollt ihr um diese Uhrzeit? Es ist gerade mal viertel nach sechs.“

Überrascht drehte Draco den Kopf rum, „ernsthaft?“

Ron nickte nur.

„Merlin, er hat Recht. Raus. Ich stehe nicht vor sieben auf also raus“, fuhr Draco dann die zwei vor dem Bett an.

„Schlafmützen“, grinste Theo doch Neville nickte und holte schnell seine Sachen.

„Wir sind schon wieder weg, komm Theo, lassen wir sie noch ne Runde pennen.“ Er zog den grinsenden Slytherin mit sich raus und schloss die Tür hinter sich.

„Und wir?“, fragte Draco gähnend.

Mit einem „Weiterschlafen“, ließ sich Ron wieder ins Bett fallen und schloss die Augen, den Arm hatte er die ganze Zeit um Dracos Hüfte gelassen.

„Gute Idee. Weckzauber?“, fragte Draco, der sich kurzerhand wieder an ihn kuschelte.

Er sah nicht wie Ron nochmal ein Auge öffnete und auf den weißblonden Schopf vor sich sah. Er konnte nicht glauben, dass er wirklich mit Draco Malfoy in einem Bett lag und das Ganze gar nicht mal so schlecht fand. Vielleicht konnte das zwischen ihnen doch noch was werden aber vorläufig wollte er nur weiter schlafen. Also schloss Ron das Auge wieder und war schnell wieder eingeschlafen.
 

Ein ohrenbetäubendes Piepsen riss Draco aus seinen Träumen, murrend und fluchend langte er nach rechts um seinen Wecker auszumachen, … und langte ins Leere. Im ersten Moment völlig verwirrt, ließ er seine Hand in der Luft hängen bevor er dann doch mal die Augen öffnete. „Das ist nicht mein Zimmer“, stellte er nach wenigen Sekunden fest, das schrille Piepsen hatte unterdessen aufgehört und jetzt bemerkte er auch den Kerl hinter sich. Damit kamen auch die Erinnerungen von der vergangenen Nacht.

„Guten Morgen“, erklang da auch schon Rons Stimme, es klang sehr vorsichtig.

Draco drehte sich um, schlang einen Arm um Rons Hüfte und schnurrte, „guten Morgen, Ron.“

„Klingt immer noch gewöhnungsbedürftig.“

„Gewöhn dich dran. Sag mal, war das dein Wecker? Der weckt ja Tote.“

„Ich schlaf halt tief.“

„Was sagen deine Zimmerkameraden dazu?“

„Dean hört ihn nicht, den müssen wir immer extra wecken“, grinste Ron.

„Ernsthaft? Ist der taub?“

„Nein, er hat nur einen sehr tiefen Schlaf. Seamus und er müsste eigentlich gleich hier auftauchen.“

„Willst du mir damit sagen, dass ich mich schleunigst aus dem Staub machen soll?“, fragte Draco ernst.

„Nein, will ich nicht. Ich wollte dich nur vorwarnen falls es dir doch zu peinlich ist“, gab Ron genauso ernst zurück.

„Nööö, ist es nicht. Vor allem weil ich nicht glaube, dass Theo und Neville dicht halten. Also wollen wir es versuchen?“

„Ich weiß es nicht.“

„Heißt das, dass ich gehen und nicht wiederkommen soll?“

„Nein, so war das nicht gemeint. Ich würde nur gerne ein bisschen darüber nachdenken. Für mich ist das nicht so einfach, für mich waren Slytherins immer die 'Bösen' und meine Eltern haben mich immer vor den Malfoys gewarnt, wir sind schließlich über unzählige Ecken verwandt.“

„Das sind aber wirklich unzählige Ecken“, warf Draco ein.

„Ja, ich weiß aber deswegen ändert es nichts an meiner Erziehung und Vergangenheit. Draco, ich brauch einfach etwas Zeit, hey, frag die Anderen, ich bin manchmal etwas langsam in meinen Entscheidungen“, sagte Ron mit einem sehr missglückten Lächeln.

Draco erwiderte das Lächeln, hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und löste sich dann von ihm mit den Worte, „gut, dann warte ich eben.“

„Ehrlich?“

„Ja, ehrlich“, nickte Draco während er nach seiner Robe griff und sich anzog. Als keine Erwiderung erfolgte, drehte Draco den Kopf um ihn anzusehen, sein Blick wurde nachdenklich erwidert. „Ron?“

„Ich denke nach.“

„Jetzt schon?“

„Klar, je eher ich nachdenke, umso eher bin ich fertig.“

„Das klingt natürlich logisch. Was hältst du davon wenn du dich fertig machst und wir dann zum Frühstück gehen?“, fragte Draco.

„Du willst mit den Löwen zum Frühstück gehen?“

„Ähm, eigentlich nur mit dir.“

„Ich gehe mit meinen Freunden.“

„Mist, ok, dann muss ich die auch in Kauf nehmen.“

„Du Ärmster.“

„Stimmt“, jammerte Draco doch sein Grinsen verriet ihn. Ron lachte leise, stand aber dann endlich auf um sich anzuziehen.

„Was ist mit deinen Schulsachen?“

„Bringt Blaise hoffentlich mit.“

„Na dann.“
 

Harry hatte nicht gut geschlafen, der Streit mit Ron am Vorabend steckte ihm noch tief in den Knochen. Wieso war sein bester Freund auch so ein Starrkopf? Leise vor sich hin fluchend verließ er die Dusche, trocknete sich ab und zog sich dann an. Er fluchte immer noch als er sein Schlafzimmer verließ und Richtung Küche marschierte, leise musste er nicht sein denn Severus war längst im Unterricht. Allerdings erwartete ihn in der Küche eine Überraschung denn der Tisch war schon gedeckt. Verwundert und wegen der Überraschung nicht mehr fluchend, trat er näher und besah sich den Tisch. Eine Tasse und eine dampfende Kanne neben einem abgedeckten Teller und einer kleinen, ebenfalls abgedeckten Schüssel. Daneben eine kleine Karte, die er jetzt nahm und las,
 

„Guten Morgen, Harry,
 

in der Kanne ist meine neuste Teekreation, heiß diesmal. Es ist ein Versuch also sei nicht zu enttäuscht wenn der Geschmack etwas auf der Strecke geblieben ist. Auf dem Teller liegt das Ergebnis meiner neusten Experimente, ebenso in der Schüssel. Solltest du Bauchschmerzen oder andere unangenehmen Folgen von dem Essen bekommen, im Labor, das äußerste Regal an der linken Wand, unterste Fach, der gelbe Trank sollte alle Beschwerden lindern. Sollte es nicht besser werden, such mich bitte auf.
 

Da ich davon ausgehe, dass du wieder viel zu spät aufstehst, wird das Essen leider schon kalt sein aber ich kann es jederzeit wieder machen und dann schmeckt es warm wahrscheinlich noch besser.
 

Guten Appetit
 

Severus.“
 

Die Überraschung stand Harry ins Gesicht geschrieben doch dann legte er die Karte weg und deckte den Teller ab. „Brot?“, war alles, was er raus brachte. Er hatte seit seiner Verwandlung kein Brot mehr gegessen, er vertrug es ja nicht und jetzt lagen da drei Scheiben Brot und lachten ihn an. Er nahm auch noch die Abdeckung von der Schüssel und zum Vorschein kam ein Aufstrich, der verdächtig nach Butter aussah. Jetzt war er baff und musste sich erst mal setzen. Er hatte gewusst, dass Severus immer noch experimentierte aber dass er schon so weit war, hatte er nicht gewusst. Mit zittriger Hand griff er nach dem Messer und der Schale, er hatte irgendwie Angst, dass sich das alles hier wieder in Luft auflösen würde aber es blieb.

Er konnte sich ohne Probleme die Butter auf eine Scheibe streichen doch dann zögerte er bevor er herzhaft abbiss. Und vor Genuss die Augen verdrehte, himmlisch. Jeder Gedanke war vergessen, es zählte nur noch dieses verdammt leckere Brot und die Butter. Bis sein Blick auf die Kanne fiel, schnell vernichtete er die Brotscheibe und schenkte sich dann eine Tasse voll ein, der Geruch von Beeren drang ihm in die Nase. Vorsichtig probierte er, heißer Waldbeerentee, genauso himmlisch wie das Brot. Er warf nochmal einen Blick auf die Karte, wäre er früher aufgestanden, hätte er jetzt warmes Brot gehabt aber gut, das konnte man nachholen. Er schob jeden weiteren Gedanken weg und vertiefte sich in sein Frühstück.
 

Zur gleichen Zeit unterbrach sich Severus mitten im Wort und sah auf seine rechte Hand, die sich stark erwärmt hatte. Als er die Handfläche nach oben drehte, sah er, dass die Feder überdeutlich zu sehen war also hatte er Recht gehabt. Seine kleine Geste am Morgen hatte eine positive Auswirkung auf ihre magische Verbindung.

„Professor Snape?“, fragte ein Ravenclaw.

Severus sah von seiner Hand auf, die zwei Gruppe Ravenclaws standen sich kampfbereit gegenüber und warteten auf seine Anweisungen. Er sortierte seine Gedanken wieder und setzte dann seinen Unterricht fort.
 

Wie fast jede Woche stellte Severus wieder einmal fest, dass er seine Schüler hasste. Er mochte Kinder aber er war eindeutig nicht als Lehrer geeignet, oder seine Schüler waren allesamt zu dämlich um irgendetwas zu lernen. Murrend warf er die Tür ins Schloss, er ging davon aus, dass er alleine war denn Harry wollte nochmal das Gespräch mit Weasley suchen.

„Das geht auch leiser“, wurde in diesem Moment aus der Küche gebrüllt, es klang allerdings mehr amüsiert als böse. Überrascht hob Severus eine Augenbraue, sein Angetrauter war anscheinend doch daheim.

„Kaffee?“, wurde gerade gefragt, immer noch aus der Küche brüllend.

„Whisky“, gab Severus zurück während er das Wohnzimmer durchquerte und auf sein Zimmer zusteuerte, „ich geh nur duschen.“

„Mach das“, rief Harry und er klang immer amüsierter.
 

Das Zuknallen einer weiteren Tür zeigte Harry, dass Severus in seinem Schlafzimmer verschwunden war. Grinsend holte er ein zusätzliches Glas aus dem Schrank und stellte es, genau wie die Feuerwhiskyflasche, neben den Teller von Severus.

„Er wird nicht begeistert sein wenn er mich sieht“, mischte sich sein Gast ein.

Der zweite Gast, ein roter Panda, der auf dem Tisch saß, nickte heftig.

„Du frisst deinen Bambus“, konterte Harry zum Zweiten und wandte sich dann an Ron, „er wird es überleben. Ich könnte ihn vorwarnen.“

„Könntest du. Machst du es auch?“, fragte Ron schmunzelnd.

„Nö, er wird sich daran gewöhnen müssen, dass meine Freunde hier immer mal unangemeldet auftauchen.“

„Und dann gleich zum Abendessen bleiben?“

„Passiert“, grinste Harry, der sich wieder zum Herd umdrehte und nach seinem Braten sah.

„Seit wann kannst du eigentlich kochen?“, fragte Ron, der eine Hand hob um den Panda zu kraulen.

Mit einer Hand deutete Harry auf ein kleines Regal am Rand, voll gestellt mit Büchern und meinte, „Severus hat so viele Kochbücher, dass ich mir einfach eins rausgesucht habe. Ich habe auch keine Ahnung ob es überhaupt schmeckt.“

„Also sind Snape und ich deine Versuchskaninchen?“

„Ja. Ich darf es ja nicht essen.“

„Was ist mit ihm?“, fragte Ron mit einem Deut auf den Panda, der ihn kauend und mit einem Bambusblatt im Maulwinkel ansah.

Harry schöpfte nochmal Bratensoße über den Braten, schloss dann den Herd und drehte sich zu seinen Gästen rum. „Braten ist nichts für Pandas.“

„Das ist nicht fair. Kann ich mich auch in irgendetwas verwandeln?“, maulte Ron doch sowohl Panda wie auch Harry schüttelten schnell die Köpfe.

„Lass das mal lieber, am Ende wirst du eine Schlange oder eine Kakerlake.“

Ron sah mit einem seltsamen Blick und einem immer breiter werdenden Grinsen auf den Panda und sagte dann, „naja, eine Schlange wäre besser als ein roter Panda, gell Draco?“

„Du weißt es?“, platzte es aus Harry raus während sich Draco beleidigt rum drehte und weiter seinen Bambus kaute.

„Ja, seit gestern Abend. Ich brauchte jemanden zum Reden und habe ihn so lange bequatscht, dass er sich verwandelt.“

„Uuund?“

Statt einer Antwort streichelte Ron wieder über den roten Rücken, der ihnen zugewandt war. Draco drehte den Kopf um ihn abschätzend anzusehen, leckte aber dann kurz über die Hand bevor er sich wieder umdrehte und weiter fraß.

„Also hat er eine Chance?“

„Ja, ich glaube, er hat eine Chance.“

„Du glaubst?“, fragte Harry schmunzelnd nach.

„Ich denk noch darüber nach, du kennst mich doch. Was ist jetzt mit Snape?“

Harry legte den Kopf schief, das Geräusch der Dusche war verstummt also konnte es nicht mehr lange dauern bis er hier auftauchte. „Der müsste gleich hier sein“, sagte er schließlich und machte sich daran den Tisch zu decken. Das Angebot von Ron ihm zu helfen, lehnte er ab.
 

Seine Laune war nicht wirklich besser geworden aber die Dusche hatte eindeutig gut getan. Als er jetzt allerdings Richtung Küche ging, stieg ihm ein fremder Geruch in die Nase. Überrascht blieb er stehen, versuchte den Geruch zu identifizieren doch er kam nicht darauf, er war sich allerdings sicher, dass er mit Harry nicht alleine zu Abend essen würde. Seit sie verbunden waren, hatte er das Frühstück und das Abendessen immer in ihren Gemächern eingenommen, nur zum Mittag fand er sich in der großen Halle ein. Er seufzte leise, er tippte auf Weasley oder Granger und er musste da jetzt durch und zwar ohne großes Theater. Das würde ein sehr langer Abend werden.
 

„Hallo“, begrüßte Harry seinen Bindungspartner, der mit einem Gesichtsausdruck wie zehn Tage Regenwetter durch die Tür kam. Er murrte nur leise und warf Ron einen sehr eindeutigen Blick zu. „Ron leistet uns beim Abendessen Gesellschaft, ich habe gekocht.“

„Du?“

„Ja, ich. Warum glaubt hier eigentlich keiner, dass ich kochen kann?“, maulte Harry.

Severus warf Ron einen fragenden Blick zu und der meinte, „ich habe bei den Hauselfen schon mal ein Notessen bestellt.“

„Gute Idee, Mr. Weasley. Was macht der Panda auf dem Tisch?“

„Abendessen.“

„Tiere auf dem Tisch?“, fragte Severus während er sich setzte.

„Ausnahmsweise und außerdem ist er dein Patensohn, der darf das doch“, gab Harry grinsend zurück.

Eine schwarze Augenbraue ruckte nach oben und Ron wurde ein noch fragender Blick zugeworfen.

„Ich weiß Bescheid.“

„Aha. Egal. Harry, du wolltest uns vergiften.“

„Haben sie noch irgendwo ein Gegengift, Professor Snape?“, fragte Ron.

„Wird sich bestimmt finden lassen, Mr. Weasley.“

„Danke.“

„Hey, redet nicht so über mein Essen“, brauste Harry lachend auf. Sowohl Ron wie auch Severus mussten grinsen, wobei es bei Letzterem deutlich weniger ausgeprägt ausfiel. „Ihr seit gemein, ich habe mir solche Mühe gegeben.“

„Dann lass uns endlich essen. Was isst du?“, fragte Severus.

„Ich habe noch was von Gestern, ansonsten knabber ich noch ein paar Mehlwürmer“, sagte Harry achselzuckend.

Severus sah ihn abschätzend an und sagte dann, „ich werde ein paar der Rezepte für dich aufschreiben, du hast wesentlich mehr Zeit zum kochen.“

„Soll ich dann immer kochen?“

„Nein, ab und zu möchte ich etwas Essbares auf dem Teller haben“, konterte Severus völlig ernst. Ron konnte sich gerade noch ein Lachen verkneifen, Draco gab sich diese Mühe nicht und lag knurrend lachend auf dem Tisch.

„Das merk ich mir. Aber jetzt probiert erst mal.“

Damit stellte Harry zwei Teller auf den Tisch, sowohl Ron wie auch Severus warfen erst dem Essen und dann Harry einen skeptischen Blick zu doch dann seufzte Ron und begann zu essen.

Schon nach dem ersten Bissen sah er überrascht auf, Severus behielt ihn ganz genau im Auge doch er wurde überrascht. „Das schmeckt ja wirklich“, sagte Ron.

„Sag ich ja. Severus, probier schon, ich will dich nicht vergiften.“

„Da bin ich mir nicht so sicher“, sagte Severus bevor er auch probierte und sofort eine Augenbraue nach oben zog, „Mr. Weasley hat Recht, es schmeckt.“

Harry schob nur schmollend die Unterlippe vor und murrte, „danke für euer Vertrauen.“

„Du hast genauso geguckt als ich dir das erste Mal meine Kreationen vorgesetzt habe“, gab Severus zurück.

„Weil ich fast nichts vertrage und davon unglaubliche Bauchschmerzen bekomme. Du nicht.“

„Gutes Argument.“

„Ach, wirklich?“, murrte Harry, er klang sehr sarkastisch.

„Jetzt stell dich nicht so an.“

„Hätte ich so reagiert, hättest du mir das Tage lang vorgehalten.“

„Ich darf das.“

„Wieso darfst du das?“

„Weil ich es eben darf.“

„Das ist nicht fair.“

„Wann habe ich behauptet fair zu sein?“

„Mensch Severus, jetzt fang nicht wieder damit an“, murrte Harry doch sein Partner grinste ihn nur an.

Ron und Dracos Köpfe flogen hin und her um dem Gespräch richtig folgen zu können, Draco kaute weiter auf seinem Bambus rum während Ron zwischendurch immer wieder einen Bissen des Bratens oder der Kartoffeln nahm. Irgendwann sahen sich die Beiden an, Draco verzog die Lefzen zu einem Grinsen woraufhin Ron nickte und sich dann an die zwei Streithähne wandte, „Nette Abendunterhaltung. Verbringt ihr so jedes Abendessen?“

Severus, der gerade mit antworten dran war, stockte mitten im Wort und wandte sich ihm zu, „Nein, Mr. Weasley, normal hat er nicht so gute Argumente.“

„Was soll das denn heißen?“, fuhr Harry sofort auf während Rons Grinsen immer breiter wurde bevor er schließlich in lauthalses Gelächter ausbrach. Harry sah ihn fragend an, wandte dann den Blick zu Severus, der breit schmunzelnd sein Abendessen vertilgte. „Du hast mich verarscht“, stellte er dann fassungslos fest.

„Das fällt dir jetzt erst auf?“, fragte Ron lachend, „und mir wird nachgesagt, dass ich manchmal etwas langsam bin.“

„Seit wann bist du auf seiner Seite?“, fragte Harry seinen besten Freund mit einem anklagenden Handwink auf Severus, der in aller Ruhe weiter aß. Ron zuckte nur die Schultern und aß dann weiter.

Harry wollte gerade noch etwas sagen als sich Severus einmischte, „was hältst du davon wenn wir erst mal zu ende essen und dann unser beliebtes Wir-knurren-uns-alle-an-Spiel weiterspielen?“ Mit einem beleidigten „Hrmpf“, wandte sich Harry seinem eigenen Essen wieder zu. Doch insgeheim war er froh, dass sich Ron und Severus scheinbar doch vertragen konnten wenn sie nur wollten.
 

„Danke.“

Severus hielt in seiner Bewegung inne, er wollte gerade die benutzten Gläser wegräumen und sah Harry überrascht an.

„Danke“, wiederholte dieser gerade.

„Wofür?“, fragte Severus, er klang wirklich ahnungslos.

„Für diesen Abend, ich hätte dich vorwarnen müssen und bin ehrlich gesagt dankbar, dass du Ron so lange geduldet hast“, sagte Harry, „wobei ich glaube, dass du eher Draco beobachtet hast.“

„Du nicht? Das Bild war ja wohl eindeutig, vor allem da Weasley weiß wer der Panda ist.“

Harry nickte bedächtig und sagte dann, „aber trotzdem danke.“

„Nicht dafür. Auf der Kommode liegt im übrigen noch was für dich“, sagte Severus während er seine Tätigkeit wieder aufnahm und den Tisch abräumte.

Sein Bindungspartner ging unterdessen zur Kommode und fand dort einen Briefumschlag, auf dem sein Name stand. Neugierig öffnete er ihn und hielt plötzlich zwei Muggelflugtickets in der Hand. Er las sie sich kurz durch und hob dann den Blick, Severus sah ihn ruhig und abwartend an. „Wir fliegen?“, fragte er überflüssigerweise.

„Ja.“

„Aber hier steht Paris und zwar erst am Siebten. Das ist doch der Montag, oder? Wollten wir nicht gleich am Freitag fliegen?“, fragte Harry.

„Wir fliegen auch am Freitag aber nicht direkt nach Kairo.“

„Sondern?“

„Warst du schon mal in Paris?“

„Nein.“

„Dann sollten wir das nachholen, es ist eine wunderschöne Stadt.“

Jetzt machte es Klick und Harry fragte aufgeregt, „wir verbringen das Wochenende in Paris?“

„Ja, tun wir. Das magische Viertel ist wirklich sehenswert und auch die Muggel haben einige Dinge, die man sich ansehen sollte“, erklärte Severus mit einem Lächeln.

„Krass, wir fliegen echt nach Paris, wie geil ist das denn.“

„Falsch, wir fahren nach Paris.“

„Bitte? Ähm Severus, wir sind auf einer Insel“, sagte Harry vorsichtig.

„Schon mal was von Schiffen gehört? Wir flohen Freitag früh nach London und von dort auf Muggelart nach Dover, dann mit dem Schiff rüber nach Calais und von dort nach Paris.“

„Auf Muggelart? Wieso das denn?“

„Weil das keine Spuren hinterlässt. Falls es dir entgangen sein sollte, wir sind im Krieg und ER und SEINE Todesser würden alles dafür geben uns zu erwischen. Der Zauberstab wird auch nur im Notfall eingesetzt und wir bekommen Portschlüssel, direkt nach Hogwarts.“

„Aber hinterlassen die nicht auch eine Spur?“

„Natürlich aber wenn es soweit ist, dass wir sie benutzen müssen, ist es sowieso egal.“

„Warte mal, Freitag früh? Hast du da nicht noch Unterricht?“

„Ich habe mir einen Tag Urlaub genommen, am letzten Tag vor den Ferien ist der Unterricht noch sinnloser als vorher, keiner passt mehr auf. Und so haben wir das ganze Wochenende für Paris“, sagte Severus.

„Stimmt. Wieso kann nicht schon Ostern sein?“, murrte Harry.

Severus grinste leicht und meinte, „die Zeit vergeht schneller als gedacht. Ich geh jetzt ins Bett, was du machst, ist mir egal. Gute Nacht.“

„Gute Nacht, Severus und nochmal Danke, für den schönen Abend und für den Urlaub.“

Severus winkte nur ab und ging dann in sein Zimmer. Harry sah nochmal auf die Tickets, er freute sich jetzt schon tierisch auf den Urlaub.
 

Severus sollte Recht behalten, die Zeit bis zu den Osterferien verging wie im Flug und eh sich Harry versah, stand sein Urlaub vor der Tür. Seine Freunde hatten sich mittlerweile an die Situation gewöhnt und waren auch öfters bei ihm zu Besuch. Hermine und seltsamerweise Neville verstanden sich am Besten mit Severus, der seine Meinung über die Löwen zwar nicht grundsätzlich geändert hatte aber bei Harrys Freunden eine Ausnahme machte. Die Slytherins waren mittlerweile auch öfters bei ihnen und manchmal fragte sich Severus, was er verbrochen hatte um so einen Kindergarten in seinem eigenen Wohnzimmer zu verdienen. Und auch wenn er erst seit knappen drei Monaten mit Harry zusammenlebte, es kam ihm wesentlich kürzer vor und dennoch hatte er schon fast vergessen, wie es war allein zu leben. Auch wenn er sich etwas mehr Ruhe manchmal wünschte.
 

„Ich bin froh, dass wir morgen in Urlaub fahren“, murmelte Severus während er die Küchenutensilien per Zauberstab unter Kontrolle hielt.

Harry, der gerade den Tisch für wesentlich mehr als zwei Personen deckte, grinste und fragte, „wieso das denn? Doch nicht etwa weil sich meine Freunde mal wieder zum Abendessen eingeladen haben, oder?“

„Nein, wie kommst du denn auf diese Idee?“, schnarrte Severus.

„Du klingst etwas sarkastisch.“

„Etwas? Harry, erklär mir bitte warum ihr euch immer hier treffen müsst und warum ich immer kochen muss.“

„Das ist ganz allein deine Schuld, du hättest bei dem ersten Treffen mit Hermine eben nicht kochen dürfen, das hat sich herumgesprochen und hey, es sind auch Schlangen da“, grinste Harry. Allerdings verging ihm sein Grinsen als er das Gesicht seines Partners sah oder besser gesagt, dessen immer breiter werdendes Grinsen. „Severus?“

„Mal sehen ob sie in Zukunft auch noch so gerne zum essen kommen wollen“, knurrte Severus mit einem wölfischen Grinsen.

„Was hast du gekocht?“, fragte Harry vorsichtig.

Doch Severus antwortete nicht sondern grinste nur noch breiter, Harry bekam ein ganz ungutes Gefühl in der Magengegend.
 

Als Severus seine Schüler kurze Zeit später zum Essen rief, hatte sich Harrys ungutes Gefühl bestätigt denn sein Bindungspartner hatte vor seinen Freunden eine Insektenmahlzeit vorzusetzen. Zwar verändert und für normale Menschen verdaulich aber dennoch eine Mahlzeit aus Insekten. Er sagte nichts als seine Freunde sich setzten und auch Severus' Gesichtsausdruck war absolut normal, nichts deutete auf seine hämische Freude von vor ein paar Minuten hin.

„Das riecht gut“, sagte Draco, der Rest stimmte ihm zu.

„Natürlich, ich habe es gekocht“, schnarrte Severus, der mit Hilfe des Zauberstabes die Teller füllte.

„Was ist das?“, fragte Blaise.

„Mr. Zabini, Sie haben sich zum Abendessen eingeladen, nicht zu einer lustigen Fragerunde. Entweder Sie essen was auf den Tisch kommt oder Sie gehen.“

„Ok, ich esse. Vielen Dank.“

Damit war die Sachlage geklärt und kein Anderer stellte mehr eine Frage, sie sahen allerdings auffallend oft zu Harry, der sicherheitshalber schwieg. Er wollte morgen mit Severus in den Urlaub fahren und da wollte er es sich nicht noch mit ihm verderben. Ron war schließlich der Erste, der den Mut aufbrachte einen Löffel Suppe zu probieren. Nur um gleich darauf überrascht die Augen aufzureißen.

„Stimmt etwas nicht, Mr. Weasley?“, schnarrte Severus lauernd.

„Nein, alles in Ordnung. Egal, was es ist, es schmeckt super und ganz ehrlich, es ist mal ne Abwechslung zu dem Essen hier“, sagte Ron bevor er mit Genuss weiter aß.

Jetzt traute sich auch der Rest die Suppe zu probieren, Harry musste nicht erst probieren, er kannte die fast weiße Termitensuppe schon und ihm schmeckte sie fantastisch. Severus wartete bis wirklich alle angefangen hatten bevor er selbst begann zu essen, er war jetzt schon gespannt wie die Schüler reagieren würden wenn sie die Wahrheit erfuhren.

Der Hauptgang stellte für seine Freunde kleine Filetstücken mit einem Püree und einer Beilage, die aussah wie kleine, weiße Bohnen, dar. Nur Harry wusste, dass es sich bei dem hellen Fleisch um das Fleisch gigantischer Käfer handelte, das etwas süßliche Püree bestand aus Bienen oder wahlweise Wespen oder Hornissen und die Bohnen, nun, das waren die Puppen von Ameisen. Während er auf seinem Käferfleisch herumkaute, fragte er sich wie seine Freunde reagieren würden und irgendwie verstand er Severus' Vorfreude, wenn er es ihnen sagen würde.
 

„Kannst du es bitte lassen?“, fragte Harry leise.

„Was genau meinst du?“, fragte Severus zurück. Sie waren allein in der Küche und räumten den Tisch per Hand ab, seine Freunde waren bereits wieder ins Wohnzimmer gewechselt.

„Meine Freunde über das Essen aufzuklären.“

„Du willst mir wirklich diesen Spaß nehmen?“

„Bitte Severus, ich möchte, dass sie in Zukunft auch noch zum Essen kommen und ich glaube nicht, dass sie es noch tun würden wenn sie wüssten, was sie heute gegessen haben. Und ich will mich nicht noch mit ihnen streiten“, sagte Harry.

Sein Partner sah ihn einen Moment abschätzend an, nickte aber dann und schwang den Zauberstab um das Geschirr zu säubern. Er hatte eigenes Geschirr, welches er nur ungern in die Hände der Hauselfen gab denn es gehörte früher seiner Mutter, das einzige Erinnerungsstück an sie.

„Severus?“

„Ja?“

„Alles in Ordnung? Du siehst so nachdenklich aus“, sagte Harry.

„Schon gut, ich sag nichts. Geh zu deinen Freunden, den Rest kann ich alleine erledigen“, sagte Severus.

„Sicher?“

„Ja, sicher. Geh schon.“

Zwar warf Harry ihm einen fragenden Blick zu, aber dann folgte er der Aufforderung und verließ die Küche.
 

Der Abend wurde noch sehr lang, Severus zog sich irgendwann in seine Schlafzimmer zurück, die geballte Nervigkeit der Jugend war dann doch zu viel für ihn. Harry und seine Freunde hingegen feierten, warum und was, wussten sie nicht aber es störte auch niemanden. Hermine war die Erste, die sich gegen halb zwei verabschiedete, Blaise bot sofort an sie in ihren Turm zu bringen. Pfiffe und entsprechende Blicke begleiteten die zwei jungen Leute denn keinem waren die Flirtereien zwischen ihnen entgangen. Harry würde seinen Zauberstab darauf verwetten, dass sich da was anbahnte und er war nicht der Einzige. Theo und Neville verschwanden irgendwann zwischen drei und vier, zusammen mit Seamus und Dean. Ron ging kurz vor fünf, er hatte Draco zwar gefragt ob er ihn begleitete aber der Slytherin lehnte ab, er wollte noch bleiben. Zwar warf ihm der Rotschopf einen skeptischen Blick zu aber dann ging er.
 

„Also, was willst du von mir?“, fragte Harry als die Tür hinter Ron zugefallen war.

„Wie kommst du darauf?“, fragte Draco ausweichend.

„Weil du sonst mit Ron mitgegangen wärst. Also?“

Draco seufzte leise und fragte, „hatte Ron schon mal eine Freundin oder einen Freund?“

„So weit ich weiß, nein. Wieso?“

„Weil ich gerne wüsste ob er es ernst meint.“

„Ist es schon so weit?“, fragte Harry.

Etwas unschlüssig nickte Draco.

„Wo liegt dann dein Problem?“

„Ich habe meinen letzten Freund inflagranti erwischt.“

„Autsch. Mit einem Kerl?“, fragte Harry.

„Nein, mit einem Mädel. Er war auch bi und scheinbar habe ich ihm nicht gereicht.“

„Und jetzt hast du Angst, dass es bei Ron genauso ist?“

„Ja.“

„Ich weiß nicht ob Ron mehr auf Kerle steht als auf Frauen aber eins weiß ich, er ist eine grundehrliche Haut. Wenn er sich anderweitig verliebt, macht er erst mit dir Schluss. Er würde niemals fremd gehen“, sagte Harry während er ihm tröstend eine Hand auf die Schulter legte.

Er wurde etwas verzweifelt angesehen doch dann zwang sich Draco zu einem Lächeln, „war ja klar, dass du deinen besten Freund verteidigst.“

Zu seiner Überraschung schüttelte Harry den Kopf und meinte, „wenn er so ein Arschloch wäre, würde ich es dir sagen. In diesem Fall würde ich ihn nicht verteidigen aber ich weiß, wie Ron zu dem Thema steht.“

„Woher?“

„Ginny ist ihrem Ex ein Mal fremd gegangen, das hat das Verhältnis zwischen ihnen deutlich abgekühlt. Deswegen ist sie mittlerweile auch seltener bei uns. Er hat ihr damals ganz gehörig den Kopf gewaschen, daher weiß ich es“, erklärte Harry.

„Aber sie ist seine Schwester.“

„Das war ihm egal. Er hat ihr vor versammelten Haus eine ellenlange Moralpredigt gehalten und zusätzlich noch einen Brief an Molly geschrieben.“

„Deswegen der Heuler zum Frühstück“, sinnierte Draco, der sich sehr genau an den Morgen erinnern konnte als die jüngere Schwester von Ron einen Heuler von ihrer Mutter bekommen hatte. Das Geschrei war so laut gewesen, dass man die einzelnen Worte gar nicht mehr verstanden hatte. Er hatte damals, genau wie die meisten Anderen, gegrübelt warum sie ihn bekommen hatte, nun, jetzt wusste er es. „Also glaubst du Ron meint es ernst?“

„Definitiv. Er braucht nur manchmal etwas länger um sich an neue Situationen zu gewöhnen. Nimm Severus als Beispiel.“

„Häh?“

Harry grinste und meinte, „am Anfang, noch vor unserer Bindung, hat mir Ron die Hölle heiß gemacht. Er hat immer was zu meckern gehabt, hat mir ständig vorgeworfen, dass ich ne Affäre mit Severus habe und dass ich ja sowieso der Böse bin. Nach der Bindung wurde es noch schlimmer, er hat gar nicht mehr mit mir geredet. “

„Was hast du dagegen gemacht?“, fragte Draco.

„Gar nichts.“

„Gar nichts?“

„Nein, das hätte bei Ron nichts gebracht. Er muss selbst darüber nachdenken und das hat er gemacht. Er kam ein paar Wochen nach Schulanfang von selbst auf mich zu und wir haben uns ausgesprochen. Und jetzt erinnere dich an den Abend, er hat mit Severus geredet, sogar mit ihm diskutiert. Er akzeptiert die Bindung mittlerweile und kommt gut damit zurecht“, sagte Harry lächelnd. Er lehnte sich wieder zurück und sah Draco abwartend an, auf dessen Gesicht zeichneten sich seine Gedankengänge sehr deutlich ab. Es war abzusehen, dass er zu keinem Ergebnis kam.

„Draco?“

„Hm?“

„Was hältst du davon wenn wir schlafen gehen?“, fragte Harry. Er wurde mit großen Augen angesehen und erst beim zweiten Nachdenken kam er darauf, dass man an diesem Satz einiges falsch verstehen konnte. „So war der Satz nicht gemeint“, nuschelte er.

„Das war mir schon klar, ich finde es nur faszinieren, wie zweideutig du dich ausdrücken kannst.“

„So war das wirklich nicht gemeint. Du könntest als Panda hier schlafen oder wir verwandeln das Sofa“, sagte Harry, „du kannst natürlich auch in deinen Schlafsaal gehen.“

Draco warf einen Blick auf die Standuhr und schüttelte den Kopf, „schlafen bringt nichts mehr, wir haben es schon halb sechs. Ich geh in meinen Schlafsaal, hol mir einen Aufputschtrank und lese dann noch was bis zum Frühstück. Und du?“

„Ich geh ins Bett. Mal sehen wann mich Severus weckt, ich weiß gar nicht wann wir los wollen.“

„Dann wünsche ich dir viel Spaß“

„Ich dir auch.“ Draco grinste ihn breit an, stand dann auf und machte sich auf den Weg. Harry wartete bis sein Freund gegangen war bevor er in sein Schlafzimmer ging, mal sehen wie lange er noch schlafen konnte.
 

Murrend drehte sich Harry um und versuchte die lästige Stimme einfach zu ignorieren. Sein Vorhaben klappte bei weitem nicht so gut, wie er gehofft hatte denn immer wieder drangen Wortfetzen an sein Ohr.

„...aufstehen...“

„...verdammt....“

„....wach....“

„...endlich...“

Schließlich öffnete er doch die Augen und versuchte die Worte in eine logische Reihenfolge zu bringen, jetzt hörte er auch das nervige Klopfen.

„Verdammt nochmal, Harry, wach endlich auf. Wir wollen los also steh endlich auf“, rief die Stimme, die er jetzt als Severus identifizierte.

„Bin wach“, nuschelte er.

„Das hast du vor einer halben Stunde auch schon gesagt, verflucht, steh endlich auf“, rief Severus während er immer weiter an die Tür klopfte.

„Bin wirklich wach“, versicherte Harry jetzt etwas lauter.

„Dann steh auf. Ich geh erst von der Tür weg wenn du sie aufmachst und ich mir sicher bin, dass du nicht wieder einschläfst.“

Mit leisem Fluchen schälte sich Harry aus seiner Decke und tapste schlaftrunken zur Tür, die er schwungvoll aufriss. „So, ich bin wach, zufrieden?“

Irgendwie entging ihm der überraschte Blick von Severus, der den halbnackten jungen Mann vor sich kurz musterte und dann in altbekannter Manier schnarrte, „sehr zufrieden. Wir wollen in einer Stunde los, die Hauselfen packen deine Sachen während des Frühstücks. Und jetzt wäre ich dir sehr verbunden wenn du dich anziehst und zum Frühstück kommst. Es sei denn du möchtest in Boxershorts frühstücken.“ Damit drehte er sich um und ließ Harry stehen.

Dieser sah ihm etwas verwundert hinterher bevor die Worte so richtig zu ihm durchgedrungen waren und er an sich runter sah. Er trug ja wirklich nur Boxershorts. Gut, das war peinlich. Mit hochrotem Kopf schloss Harry seine Schlafzimmertür und schlurfte ins Bad.
 

Unter dem heißen Wasser ließ sich Harry die Situation nochmal durch den Kopf gehen und jetzt konnte er sich auch an den musternden Blick erinnern. Doch außer dem Kommentar hatte er nichts weiter gemacht. Harry schüttelte den Kopf über diesen Gedanken, was hatte er denn erwartet? Dass ihn Severus gleich anspringt? Im Nachhinein betrachtet waren ihm diese Gedanken peinlich, er tat Severus wirklich Unrecht denn bis jetzt hatte sich sein Partner wirklich wie ein Gentleman verhalten. Ok, wie ein bissiger, sarkastischer und manchmal arroganter Gentleman aber er war ihm nie zu nah getreten, nicht mal ansatzweise. Etwas beschämt über sich selbst, trat Harry aus der Dusche und machte sich möglichst schnell fertig, er wollte Severus nicht noch länger warten lassen.
 

„Ich freue mich, dass du den Weg doch endlich gefunden hast“, schnarrte Severus, kaum, dass er die Küche betreten hatte, „ich dachte schon, ich muss alleine in Urlaub fahren.“ Er sah dabei nicht mal von seinem Tagespropheten auf.
 

„Das würdest du nicht wirklich machen“, protestierte Harry schwach.

„Doch, würde ich. Das ist schließlich mein erster Urlaub seit ich hier arbeite. Den werde ich mir nicht von meinem Partner verderben lassen weil der nicht aus dem Bett kommt.“

„Du bist gemein.“

„Das fällt dir jetzt erst auf? Iss, je eher wir fertig sind, umso eher können wir los.“

Murrend ließ sich Harry auf seinen Platz fallen, seine Laune hellte sich aber sofort auf als er sein geliebtes Brot vor sich liegen sah. Allerdings suchte er einen Aufstrich umsonst.

„Suchst du was?“

„Ja, meinen Aufstrich.“

„Den hast du gestern leer gemacht, schon vergessen?“

„Ja, Mist. Gut, dann halt trockenes Brot“, murrte Harry doch bevor er anfangen konnte, erschien eine kleine Schüssel vor ihm. „Du hast Neuen gemacht?“, fragte er überflüssigerweise.

„Ich hatte ja heute morgen genug Zeit“, gab Severus zurück, immer noch ohne von der Zeitung aufzusehen. Er spürte allerdings, genau wie Harry, wie sich seine rechte Handfläche erwärmte. Doch keiner der Beiden sprach es an, Harry schmierte sich sein Brot und biss genüsslich hinein während Severus seine Zeitung weiter las. In den letzten Wochen war es immer wieder vorgekommen, dass sich ihre Magie so meldete. Der Auslöser lag mal auf Harrys und mal auf Severus' Seite doch keiner von ihnen sprach es an.
 

Eine knappe Stunde später standen sie vor dem Kamin im Wohnzimmer, jeder einen verzauberten Rucksack auf dem Rücken und in Muggelkleidung gekleidet. Harry sah immer wieder zu seinem Partner, die Muggelkleidung an ihm war einfach zu seltsam. Er sah damit völlig anders aus.

„Was?“, knurrte Severus als ihm das Angestarre dann doch auf den Nerv ging.

„Ich habe dich noch nie in Muggelsachen gesehen, sonst hast du immer Roben an“, sagte Harry achselzuckend.

Severus sah an sich runter, schwarze Stoffhose über schwarzen Lederstiefeln, ein hellgrauer Pullover und darüber eine schwarze Jacke. „Kann ich so nicht gehen?“, fragte er zweifelnd.

„Doch, doch, es ist nur ungewohnt.“

„Ich kann mich ja schlecht in meinen normalen Roben unter die Muggel mischen, du trägst schließlich auch Muggelsachen.“

„Ja schon aber du siehst so anders aus.“

„Können wir das Thema endlich lassen? Wir wollen los“, murrte Severus.

Harry grinste und deutete auf den Kamin, „nach dir.“

„Nein, wir flohen zusammen.“

„Wieso?“, fragte Harry, er klang dabei nicht misstrauisch sondern nur interessiert.

Severus wollte gerade antworten als es an der Tür klopfte, er warf Harry einen fragenden Blick zu doch dieser schüttelte den Kopf. „Herein“, knurrte Severus denn er konnte sich schon denken, wer da stören wollte. Und seine Ahnung sollte sich bestätigen als die Tür aufging und Albus eintrat.
 

„Was willst du hier? Wir wollen los“, knurrte Severus sofort.

„Habt ihr auch alles?“

„Ja, haben wir aber leider keine Zeit mehr.“

„Aber Severus, nicht so hektisch. Das Flohen dauert doch nur ein paar Sekunden“, sagte Albus lächelnd bevor er sich an Harry wandte, „du hast alles was du brauchst?“

„Ja.“

„Sehr gut. Severus, hast du die Hotels der Muggel eigentlich schon gebucht?“, fragte Albus. Es sollte beiläufig klingen aber sowohl Severus wie auch Harry hörten den besonderen Unterton aus dieser Frage heraus.

„Was soll die Frage? Glaubst du, wir fahren in den Urlaub und hoffen, dass sich überall zwei freie Zimmer finden lassen? Merlin, wofür hältst du mich? Natürlich sind die Hotels gebucht und bevor du fragst, ja, es sind immer zwei Einzelzimmer. Getrennt voneinander“, fauchte Severus ungehalten. Mittlerweile hasste er es, dass er sich immer und immer wieder wegen seiner Vorlieben rechtfertigen musste. Vor allem weil selbst Harry damit scheinbar gar keine Probleme mehr hatte, nun, dafür aber alle Anderen.

Albus schreckte kaum merklich zurück, er hatte nicht gedacht, dass sein Verteidigungslehrer so aufgebracht reagieren würde. „Ich wollte nur wissen ob du alles vorbereitet hast“, sagte er schließlich.

„Ja, es ist alles vorbereitet. Du kriegst deinen Goldjungen unbeschadet und ungeschändet zurück, mein Wort darauf. Harry, darf ich bitten?“, knurrte Severus, der eine Hand ausstreckte. Harry ergriff die Hand ohne zu zögern, er hatte mittlerweile gar keine Bedenken mehr was Severus' Sexualität anging. Albus war sichtlich überrascht als Severus ihn kurzerhand an sich zog, mit der anderen Hand eine Prise Flohpulver ins Feuer warf und dann mit Harry in die grünen Flammen stieg, „Hauptbahnhof Waterloo, London.“
 

„Ich hasse flohen“, murrte Harry als sie den Kamin verließen doch die Umgebung lenkte ihn schnell ab, „boah. Krass, wo sind wir?“

„Am magischen Teil des Hauptbahnhofes in London. Komm, wir sollten hier so schnell wie möglich verschwinden“, schnarrte Severus. Ohne weitere Nachfragen folgte Harry seinem Partner, der sich sehr zielstrebig durch die Menge bewegte. Er verstand warum Severus schnellstmöglich die Zaubererwelt verlassen wollte.
 

Die Angespanntheit fiel erst von Severus ab als sie direkt vor dem Bahnhof in das bestellte und schon wartende Taxi stiegen und der Fahrer losfuhr. Er warf noch einen Blick nach hinten bevor er sich sichtlich entspannten und leise seufzte.

„Alles in Ordnung?“, fragte Harry mit einem besorgten Blick.

„Mehr oder weniger.“

„ER?“

„Hoffentlich nicht. Wenn wir Glück haben, ist unsere Abreise nicht mal bemerkt worden.“

„Du klingst nicht sehr zuversichtlich. Sind wir in Gefahr?“

Severus zuckte mit den Schultern und sagte, „nein, aber wirklich glücklich bin ich erst wenn wir in Calais von der Fähre steigen.“

„Also, wie sieht der Plan aus?“, grinste Harry jetzt.

„Das Taxi bringt uns nach Dover, dort auf die Fähre und in Calais sehen wir, was uns mehr zusagt. Taxi oder Bus.“

„Wird das mit dem Taxi nicht zu teuer?“

Severus sah ihn einen Moment an, zückte dann unauffällig den Zauberstab und murmelte leise einen Spruch auf den Fahrer. Dieser schien davon absolut nicht beeinflusst zu werden denn er fuhr einfach ganz normal weiter. „Das hätte ich schon vor Wochen machen sollen, egal, hier“, sagte er dann. Er holte einen kleinen Schlüssel aus einer Tasche und reichte ihn Harry.

„Gringotts, oder? Mein eigenes Verlies?“, fragte er.

„Falsch, unser Verlies.“

„Unser?“

„Natürlich, wir sind verbunden also wurden unsere Verliese zusammengelegt. Das Geld darin reicht für die nächsten Jahrzehnte.“

„Ernsthaft?“, fragte Harry überrascht.

„Ja. Dein Vater entstammt einer alten Familie und da er der einzige Nachkommen war, hat er alles geerbt und an dich weitergegeben. Zudem hatten deine Eltern den größten Teil ihres Goldes vor ihrem Tod sehr gut angelegt, du hast eigentlich genug Gold um in deinem Leben niemals ernsthaft arbeiten zu müssen.“

„Und du?“

„Meine Familie war nie sehr reich, es hat für den normalen Unterhalt gereicht aber das war´s auch schon. Ich habe mir mein eigenes Gold verdient, ich habe schon als Jugendlicher angefangen Tränke auf Bestellung zu brauen und zu verkaufen. Dazu kam später mein Gehalt von Albus und die eine oder andere Belohnung von IHM und da ich normalerweise kein Gold ausgebe, ist mein Verlies ebenfalls gut gefüllt“, erklärte Severus.

„Hast du gar keine Ausgaben?“, fragte Harry.

„Nicht wirklich. Das Haus in Spinner's End ist mein Eigentum und wird von einem Hauselfen in Schuss gehalten. Ich bin eigentlich nur in den Sommerferien dort, ansonsten wohne ich in Hogwarts, mit freier Kost und Logis. Ich muss nur Gold für meine eigenen Zaubertrankzutaten ausgeben und diese Kosten bekomme ich mit den Tränken locker wieder rein. Ansonsten ab und zu mal eine neue Robe aber sonst, nein, keine weiteren Ausgaben.“

„Krass. Ich wusste gar nicht, dass ich so viel Gold habe. Kann ich jetzt ohne Einschränkung auf unser Verlies zugreifen? Oder muss ich dich vorher fragen?“

„Kommt auf den Betrag an. Bis 1000 Galleonen im Monat brauchst du meine Einwilligung nicht, alles, was darüber hinaus geht, bedarf einer Einverständniserklärung von uns Beiden und ja, das ist bei mir dasselbe.“

„Du brauchst meine Einwilligung wenn du mehr als 1000 Galleonen ausgeben willst?“

„Richtig.“

„Wieso? Du bist doch älter als ich“, meinte Harry, „und du hast ein regelmäßiges Einkommen, auf das ich zugreifen kann ohne etwas dafür zu tun.“

„Das ist irrelevant. Wir sind verbunden, gleichberechtigt in unseren Entscheidungen und das trifft auch auf unser Verlies zu.“

„Auf welchen Namen läuft das Verlies? Warte mal, muss ich eigentlich meinen Namen ändern? Das wollte ich schon seit Wochen fragen und habe es immer wieder vergessen“, sagte Harry mit großen Augen.

„Das Verlies läuft auf Snape-Potter und nein, du musst deinen Namen nicht ändern. Du heißt weiter Potter, bei der Bindung kann jeder seinen Namen behalten, bei einer Heirat hätten wir uns auf einen Namen einigen müssen. Also keine Angst“, gab Severus grinsend zurück.

„Harry Snape, das klingt schon komisch.“

„Severus Potter klingt noch schlimmer.“

„Stimmt“, lachte Harry bevor er endlich den Schlüssel einsteckte, „danke.“

„Du hättest den Schlüssel eigentlich schon nach der Bindung kriegen sollen aber irgendwie hatten wir da ständig andere Probleme, oder Harry?“

„Ja, hatten wir. Aber hey, wir sind uns ja einig geworden. Und jetzt genießen wir unseren Urlaub“, lächelte Harry.

„Gerne.“
 

„Ich war noch nie auf einem Schiff“, stellte Harry am Hafen fest und starrte auf das Schiff, auf das Severus zuging.

„Dann wird es Zeit.“

„Kann es sinken?“

„Natürlich, jedes Schiff kann sinken. Aber es wird nicht sinken.“

„Wieso nicht?“

Severus blieb stehen und sah seinen Begleiter stirnrunzelnd an. „Harry, das Schiff wird nicht sinken. Die Fähre fährt seit Jahren immer dieselbe Route und es ist bis heute keine davon gesunken also warum sollte es jetzt passieren? Zudem können wir uns ganz gut selbst retten, oder?“

„Du kannst nicht schwimmen“, warf Harry misstrauisch ein.

„Du schon also warum machst du dir Gedanken?“

„Dann bin ich Witwer.“

Severus schüttelte grinsend den Kopf und ging dann einfach weiter während er sagte, „so leicht mache ich es dir nicht. Ich habe mir ein paar Sprüche rausgesucht, die uns im Notfall helfen. Und jetzt komm, die Fähre wartet nicht auf uns.“ Immer noch skeptisch folgte Harry ihm.
 

Seine Skepsis war allerdings schnell verflogen als sie sich auf die Fähre begaben und er sich mit großen Augen umsah. In diesem Moment kam er Severus nicht wie ein Siebzehnjähriger vor sondern wie ein Siebenjähriger. „Hast du bei deinen Verwandten jemals einen Ausflug oder ähnliches gemacht?“, fragte er vorsichtig.

„Nein, nie. Deswegen freu ich mich auch tierisch auf den Urlaub, danke Severus.“

„Nicht dafür. Komm, wir gehen etwas essen und genießen die Überfahrt.“

„Ähm, ich steh nicht so auf Bauchschmerzen während des Urlaubs.“

Severus ignorierte den Einwand, legte ihm stattdessen eine Hand auf die Schulter und schob ihn vorwärts. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend ließ sich Harry schieben.
 

Traurig ließ Harry den Blick über das Buffet schweifen, er sah viele Dinge, die er schon früher bei Dudley gesehen hatte und unbedingt haben wollte. Jetzt standen sie vor ihm und er konnte sie dennoch nicht essen. Severus bemerkte seine Blicke, vor allem als er mit den Blicken der Familie vor ihnen folgte. Oder besser gesagt dem Essen, was der Junge auf dem Teller hatte. Dennoch bestellte sein Partner nur ein Glas Wasser.

„Wo sitzen wir?“, fragte Harry.

„Da hinten am Fenster. Geh schon vor, ich muss mich noch entscheiden.“ Ohne weitere Worte verschwand Harry und Severus fiel ein weiterer sehnsüchtiger Blick, diesmal zu einem kleinen Mädchen was exakt dasselbe Essen wie der Junge vor sich stehen hatte. Irgendwelche längliche, gelbe Stücke von irgendetwas, in seinen Augen sah es nicht sehr appetitlich aus aber ein schneller Rundumblick zeigte ihm, dass erstaunlich viele Kinder dieses Gericht aßen.

„Was möchten sie?“, riss ihn die Stimme der jungen Frau hinter der Theke aus seinen Gedanken.

Severus ließ den Blick kurz schweifen, er fand schließlich ein Bild der gelben Stücken und die Bezeichnung dafür. „Einen Kaffee, ein Stück von dem Apfelkuchen und eine große Portion Pommes Frites“, bestellte Severus schließlich.

„Ketchup oder Majo?“

„Beides.“

„Milch und Zucker?“

„Nein, schwarz.“

Die junge Frau nickte lächelnd und wenige Momente später wurde ihm alles auf einem Tablett gereicht. Er legte die gewünschte Summe auf den Tresen und machte sich dann auf den Weg zu Harry.
 

„Du isst Pommes?“ Mit dieser Frage empfing ihn sein Partner noch bevor er sich gesetzt hatte.

„Natürlich nicht, ich hänge an meinem Magen. Die sind für dich.“

„Ähm, Severus, vergisst du da nicht etwas?“

„Nein, tu ich nicht. Hier, zwei Tropfen vor dem Essen und zwei Tropfen danach. Das müsste reichen“, erklärte Severus, der eine kleine Flasche neben die Pommes stellte und dann vorsichtig seinen Kaffee probierte.

„Was genau ist das? Du hast damals gesagt, dass das Mittel schlecht für meine Organe ist.“

„Falsch, das habe ich über das alte Mittel gesagt. Das habe ich neu gebraut aber ich hatte noch keine Möglichkeit es zu testen. Solltest du irgendwelche Nebenwirkungen spüren, musst du es mir sagen, dann lassen wir uns was anderes einfallen.“

„Sicher?“, fragte Harry, dessen Blick allerdings auf den Pommes klebte.

„Für zwei Wochen sollte es gehen.“

Jetzt sah Harry doch auf, eine Augenbraue fragend erhoben.

„Es ist bekömmlicher als das alte Mittel aber für immer wird es nicht funktionieren, da musst du wieder auf die normale Kost umsteigen müssen. Aber für ein paar Wochen im Jahr sollte es ohne Probleme gehen.“

„Also mehrmals in den Urlaub fahren?“, fragte Harry hoffnungsvoll.

„Warum nicht? In den Ferien spricht nichts dagegen. Jetzt iss bevor die Dinger kalt werden.“

Harry ließ es sich nicht nochmal sagen, er ließ sich zwei Tropfen des Trankes auf die Zunge tropfen und begann dann zu essen. „Hmmmmm.“

Severus schmunzelte nur und griff dann mit der Rechten nach seiner Gabel, er spürte die Wärme, die von seiner Handfläche ausging. So langsam mochte er das Gefühl, welches bei jeder Wiederholung etwas wärmer, etwas intensiver wurde.

Kapitel 16

Sie verbrachten die gesamte Fahrt über an ihrem Tisch und unterhielten sich und schneller als Harry geglaubt hatte, kam die Durchsage, dass sie in Kürze in Calais anlegen würden. Das war der Moment wo sie sich erhoben und langsam an Deck gingen, Harry wollte unbedingt die Einfahrt in den Hafen sehen.

„Severus?“

„Ja?“

„Kannst du französisch?“

„Ja.“

„Ernsthaft? Wieso?“

„Weil ein Mitstudent aus Salem Franzose war und er es mir beigebracht hat. Ich kann auch italienisch und latein.“

„Echt? Wieso weiß ich das nicht?“

„Weil du nie gefragt hast und es für den Unterricht in Hogwarts auch irrelevant ist. Was hältst du von Calais?“

Etwas überrascht über den plötzlichen Themawechsel sah Harry nach vorne. „Ist das ein Leuchtturm?“

„Ja.“

„Kann man den besuchen?“, fragte Harry.

„Dann kommen wir später nach Paris.“

„Och bitte.“

„In Ordnung.“

„Danke.“

Severus schüttelte den Kopf während Harry mit großen Augen auf den Hafen und vor allem den Leuchtturm starrte, nun, er war sich sicher, dass Hogwarts die nächsten zwei Wochen kein Thema sein würde.
 

Sie verbrachten den restlichen Tag in Calais, Harry konnte und wollte einfach noch nicht weg und so beschlossen sie sich hier ein Hotel zu suchen. Es war auch schnell eines gefunden, was Severus´ Ansprüchen genügte denn er war der Meinung, wenn sie schon in Urlaub fuhren, dann doch bitte mit Stil. Zwei Einzelzimmer waren absolut kein Problem und nach einem sehr guten Abendessen im Hotel eigenen Restaurant zogen sie sich auch schnell in ihre Zimmer zurück. Der Tag war lang und anstrengend gewesen und zumindest Harry wollte nur noch ins Bett und schlafen.
 

Das war zumindest Harrys Plan gewesen doch er starrte seit Stunden an die Decke ohne einschlafen zu können. Am Anfang hatte er es einfach auf sein Essen geschoben aber leider war Severus ein Meister seines Faches, er hatte nicht eine Nebenwirkung verspürt sondern hatte in aller Ruhe sein Essen genießen können. Seufzend setzte sich Harry auf und schaltete die Nachttischlampe an doch das Bild hatte sich nicht geändert. Sein Zauberstab und der Portschlüssel lagen auf den Nachttisch, die Tür war weiterhin verschlossen aber dennoch fühlte er sich nicht sicher.

Das war auch der Grund warum er nicht schlafen konnte, er fühlte sich schlicht und einfach nicht sicher in diesem Zimmer. Er war zum ersten Mal alleine in einem Zimmer sehr weit weg von Zuhause und auch wenn Severus nur eine Zimmertür weiter schlief, fühlte er sich unwohl. Zudem ihm Severus auch verboten hatte seinen Zauberstab zu benutzen, er wollte keine magischen Spuren hinterlassen. Nur für den Notfall war der Stab erlaubt. Das hieß, dass es keinerlei Abwehr- oder Schutzzauber hier im Zimmer gab und das trug nicht dazu bei, dass es Harry besser ging. Er überlegte kurz ob er verwandelt und an der Decke hängend besser schlafen konnte aber das wäre wieder eine Anwendung von Magie und das war ja verboten. Super.

Harry fluchte leise und stand dann auf, es brachte ihm nichts wenn er hier die ganze Nacht wach liegen würde. Und Severus würde es auch nichts bringen wenn er morgen völlig übermüdet und gereizt war. außerdem freute er sich auf Paris, er wollte es nicht verschlafen. Er sah zu der Wand, hinter der Severus wahrscheinlich tief und fest schlief und die Lösung, die ihm gerade in den Kopf kam, war wirklich keine gute Idee aber er hatte keine andere Wahl. Murrend zog er sich an, schnappte sich seine Sachen und trat auf den Flur. Er atmete noch mehrmals tief durch bevor er bei Severus an die Tür klopfte.
 

Das Fluchen seines Bindungspartners ließ Harry ein Stück von der Tür wegtreten bevor sie schwungvoll aufgerissen wurde. „Harry? Merlin, hast du mal auf die Uhr geguckt? Was willst du?“, fauchte Severus sichtlich ungehalten.

„Ich kann nicht schlafen“, gestand Harry leise.

„Was willst du dann bei mir? Soll ich dir ein Schlaflied singen?“

„Kann ich rein kommen? Oder wollen wir das hier auf dem Flur bereden?“

„Dann komm halt rein“, knurrte Severus. Er trat ein Stück beiseite um ihn einzulassen und die Tür fiel wesentlich härter ins Schloss als notwendig war.
 

„Also, was willst du von mir? Ich habe keine angepassten Traumlostränke dabei.“

„Echt nicht? Mist, darauf hatte ich gehofft.“

„Wir wollten in Urlaub fahren und da war ich mir sicher, dass wir schlafen können. Harry, was ist los?“, fragte Severus gähnend. Er ließ sich schwer auf die Bettkante fallen und sah Harry müde und vorwurfsvoll an.

„Ich fühle mich in dem Zimmer nicht sicher. Es gibt keine Schutzzauber wie in Hogwarts oder den Blutschutz bei den Dursleys, ich darf nicht zaubern und ich darf mich nicht verwandeln. Ich kann nicht schlafen wenn ich Angst vor meiner Umgebung habe“, erklärte Harry leise.

„Was soll ich da jetzt machen?“ Harry zuckte nur mit den Schultern, was einen tiefen Seufzer von Severus zur Folge hatte. „Wenn du hier schlafen willst, geh in dein Zimmer und hol deine Matratze. Das Bett ist nicht groß genug für uns Beide“, sagte er schließlich.

„Ehrlich? Ich darf hier schlafen?“

„Ja und jetzt beeil dich, ich will weiterschlafen.“

Harry strahlte ihn förmlich an bevor er aufsprang und das Zimmer verließ. Die Tür ließ er angelehnt weil er kurz darauf wieder auftauchte, seine Matratze mit sich schleppend. Er verschwand dann gleich nochmal und kehrte mit Decke und Kissen zurück, Severus hatte die Matratze unterdessen unters Fenster verbannt.

„Jetzt schlaf.“

„Wie machen wir das in den nächsten Nächten?“

„Schlaf oder ich erwürge dich“, knurrte Severus, der den Morgenmantel gerade auszog und wieder ins Bett kroch.

„Danke.“

„Ruhe.“

Harry beschloss, dass es für seine Gesundheit zuträglicher wäre wenn er jetzt wirklich ruhig wäre. Er richtete sich sein Bett fertig ein und schlief auch sofort ein. Er hätte nie gedacht, dass Severus ihm mal so ein Gefühl von Sicherheit geben würde.
 

Ein Blick auf den schlafenden, jungen Mann unter dem Fenster zeigte Severus, dass das Ganze kein schlechter Traum gewesen war. Leise murrend erhob er sich, schnappte sich die Klamotten, die er sich am Abend zuvor bereit gelegt hatte und schlurfte ins Bad, scheinbar würde der Urlaub doch stressiger werden als geplant. Aber erst mal wollte er heiß duschen, frühstücken und dann nach einer Lösung für Harrys Angstproblem suchen.
 

Das Geräusch einer Dusche weckte Harry, allerdings brauchte er ein paar Momente um sich zu orientieren. Wieso lag er auf dem Fußboden und nicht im Bett? Erst auf den zweiten Blick erkannte er, dass das Bett nicht sein Eigenes war denn der Zauberstab, der auf dem Nachttisch lag, war nicht seiner. Und damit kamen die Erinnerungen zurück, er war wie ein kleines Kind zu Severus gerannt, weil er sich unwohl gefühlt hatte. Jetzt war ihm die ganze Sache peinlich, er war siebzehn Jahre alt und fürchtete sich vor ein bisschen Dunkelheit. Er fluchte leise vor sich hin und bekam so gar nicht mit wie Severus, frisch geduscht und angezogen, den Raum betrat.

Dieser sah sich das Fluchen eine Weile an bevor er schnarrte, „wie lange willst du noch da hocken und Trübsal blasen? Geh in dein Zimmer und pack, wir sehen uns beim Frühstück.“

Harry schreckte aus seinen Gedanken hoch bevor er aufsprang und aus dem Zimmer rannte, Severus sah ihm Kopf schüttelnd hinterher.

„Gut, an der Kommunikation müssen wir noch arbeiten“, murmelte Severus. Er schrieb den Gedanken auf die imaginäre Liste, die sie noch zu erledigen hatten und packte dann seine Sachen zusammen.
 

Eine knappe halbe Stunde später saß Severus im Restaurant und frühstückte, alleine. Harry war noch nicht aufgetaucht und irgendwie hatte Severus das Gefühl, dass er ihm aus dem Weg gehen wollte. Als er sich endlich wie ein Schatten ihm gegenüber niederließ, schnarrte Severus mit einem Deut auf das, schon angerichtete, Frühstück, „das Essen ist kalt. Ich wäre dir sehr verbunden wenn du das nächste Mal nicht so lange brauchst. Sonst muss ich dir kein Frühstück mehr mitbringen.“

„Entschuldigung“, murmelte Harry. Er sah nicht auf sondern begann einfach zu essen.

„Hast du die Tropfen genommen?“, fragte Severus nach einem Moment.

Mit einem Fluchen legte Harry das Croissant auf seinen Teller und durchwühlte seine Jackentasche bis er das Fläschchen zum Vorschein brachte.

Severus wartete bis er die erforderlichen zwei Tropfen getrunken hatte bevor er fragte, „was ist los?“

„Nichts.“

„Natürlich. Harry, hör auf mich anzulügen, was ist los?“

„Ich habe mich wie ein Kleinkind benommen, das tut mir leid.“

„Kannst du es mir auch erklären?“, fragte Severus.

Unschlüssig zuckte Harry die Schultern, biss einmal von seinem Croissant ab und erklärte dann, „ich habe mich einfach richtig unwohl gefühlt, so unsicher. Keine Schutzzauber, kein Blutschutz, keine Freunde, Zauberstab- und Verwandlungsverbot, ich hatte einfach Angst. Ja, ich weiß, das ist lächerlich aber ich kann es nicht ändern. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.“

„Angst ist nur dann lächerlich wenn sie keinen Grund hat.“

„In Paris reiß ich mich zusammen, versprochen.“

„Ach, du meinst, in einer noch größeren Stadt als Calais wird es dir leichter fallen? Wohl kaum. Wir werden die Zimmer einfach umbuchen“, sagte Severus.

„Wie?“

„In ein Doppelzimmer. Da müsste das Bett breit genug für uns Beide sein. Oder du kannst deine Matratze so weit weg wie möglich von mir legen, das bleibt dir überlassen.“

„Ich dürfte wirklich bei dir schlafen?“, fragte Harry vorsichtig.

„Wenn du willst, ja.“

„Gerne. Wirklich gerne. Danke Severus.“ Die Sorgen waren von Harrys Gesicht verschwunden, er strahlte seinen Gegenüber an und begann dann mit neuem Elan zu essen.
 

Die Fahrt nach Paris wurde per Taxi vorgenommen, Severus wollte sich unter keinen Umständen in einen Muggelbus quetschen und nachdem genug Geld den Besitzer gewechselt hatte, war der Taxifahrer auch wirklich bereit sie den ganzen Weg nach Paris zu fahren. Ein Gespräch kam nicht zustande denn Harry war von der Landschaft so begeistert, dass er eigentlich die ganze Fahrt über am Fenster klebte. Bei Severus verursachte das Verhalten nur ein Schmunzeln.
 

„Wenn deine Augen noch größer werden, fallen sie raus“, schnarrte Severus.

Harry wandte sich nicht mal vom Fenster ab als er antwortete, „mir egal, das ist wunderschön. Warst du schon mal in Paris?“

„Ja.“

„Wann?“

„Während meiner Studienzeit, mein Mitstudent hat mich eingeladen.“

„Warum?“

„Warum nicht? Ich war nicht immer so unbeliebt wie in Hogwarts.“

Jetzt wandte sich Harry vom Fenster ab um ihn anzusehen, „wie war Salem?“

„Eine sehr angenehme Abwechslung zu Hogwarts. Junge Männer und Frauen, die sich für die Tränkekunst interessieren und kein Interesse und keine Zeit für sinnlose Kinderstreiche haben“, sagte Severus grinsend.

„Klingt furchtbar.“

„Für mich nicht. Nach Hogwarts war es eine Befreiung.“

„Warum bist du nicht in Salem geblieben?“

„Weil die keinen Lehrer brauchten und ich nicht in die Forschung gehen wollte. Zudem habe ich meine Heimat vermisst und es war einfach Zeit für einen Tapetenwechsel.“

„Ex-Freund?“, fragte Harry grinsend.

„Womit habe ich mich verraten?“ Severus schien nicht mal überrascht, dass Harry sofort den wahren Grund für seinen Weggang aus Salem gefunden hatten.

„Du forschst viel zu gerne, einen Platz in der Tränkeforschung hättest du nie abgelehnt. Zudem du in England nicht wirklich eine Heimat hattest, deine Eltern waren tot und Freunde hattest du keine. Sprich, es muss einen sehr triftigen Grund für deine Abreise gegeben haben“, erklärte Harry.

Severus nickte anerkennend und schnarrte, „ich bin beeindruckt, dass du dein Hirn benutzen kannst.“

„Hey!“

Bevor Severus antworten konnte, mischte sich der Fahrer ein. Es folgte ein kurzes Gespräch auf französisch, von dem Harry kein Wort verstand und dann stoppte das Taxi. „Aussteigen, wir sind da.“ Das hätte Severus sich sparen können denn Harry war schon fast zur Tür raus, er schüttelte den Kopf und stieg dann auch aus.
 

„Wahnsinn. Das ist unser Hotel?“

„Warum sollte das Taxi sonst hier halten?“, fragte Severus bevor er sich nochmal zu dem Fahrer umwand und ihm ein weiteres Scheinbündel in die Hand drückte. Wieder folgte ein kurzes Gespräch, der Fahrer schien ernsthaft überrascht doch dann nickte er. Bei dem nächsten Satz von Severus wurde er allerdings sehr blass, nickte noch ein paar Mal sehr hektisch bevor er Gas gab und so schnell wie möglich verschwand.

„Was hast du zu ihm gesagt?“

„Nichts. Lass uns rein gehen. Mal sehen ob wir die Zimmer umbuchen können.“

„Das war dein Ernst?“, fragte Harry überrascht während er versuchte mit ihm Schritt zu halten. Er erntete damit nur einen dieser Blicke, die Severus verteilte wenn er am Verstand seines Gegenübers zweifelte. „Bin ja schon ruhig“, murmelte Harry.
 

Das Gespräch an der Rezeption verlief nicht sehr gut, Harry verstand zwar kein Französisch aber Severus' Gesichtsausdruck und seine Haltung sagten eigentlich alles. Der arme Portier versuchte wahrscheinlich alles um ihn zu beruhigen aber Harry hatte wenig Hoffnung, scheinbar musste er sich seiner Angst heute Nacht alleine stellen. Severus beendete das Gespräch gerade und kam auf ihn zu.

„Wir gehen.“

„Wir gehen? Wo gehen wir denn hin?“

„Wir suchen uns ein neues Hotel, ich habe es nicht nötig mich mit solchen Schwachköpfen abzugeben. Komm“, knurrte Severus.

Harry warf dem Portier einen entschuldigenden Blick zu, beeilte sich aber dann Severus zu folgen. Nicht dass der ihn noch alleine hier stehen ließ.
 

„Severus?“

„Was?“

„Hey, ich kann nichts dafür.“

Severus blieb abrupt stehen, atmete mehrmals tief durch und sagte dann, „stimmt. Also, was ist?“

„Was war los?“

„Sie wollten nicht umbuchen. Wir hätten zwei Einzelzimmer gebucht und die müssten wir auch nehmen. Angeblich ist kein einziges Doppelzimmer mehr frei gewesen“, knurrte Severus doch er klang dabei sehr höhnisch.

„Du glaubst ihm nicht?“

„Harry, ich müsste schon sehr dämlich sein wenn mir seine Blicke und der Unterton nicht aufgefallen wären.“

„Das heißt?“

„Er wollte uns kein Doppelzimmer geben.“

„Häh?“

„Nutz dein Hirn, wir sehen nicht aus wie Vater und Sohn, sprich, er geht von einer Beziehung aus und scheinbar sind wir an einen homophoben Idioten geraten.“

„Nicht noch einer. Sag mal, ist das in Frankreich üblich?“

„Nein, eigentlich nicht. Die Franzosen sind beim Thema Homosexualität normal sehr locker, aber es gibt überall Idioten“, sagte Severus achselzuckend.

„Was jetzt?“

„Mittagessen und danach suchen wir uns ein neues Hotel. Wir haben heute noch was vor.“

„Was denn?“

Statt einer Antwort deutete Severus auf einen Punkt über den Häusern, Harry folgte seinem Deut und traf auf einen riesige, weiße Kirche.

„Da wollen wir hin?“, fragte er fassungslos.

„Ja, die Basilique du Sacré-Cœur de Montmartre.“

„Auf englisch?“

„Eine historische Wallfahrtskirche im römisch-byzantinischen Stil. Sehr sehenswert und die Aussicht auf Paris macht der vom Eiffelturm Konkurrenz, zumindest aus meiner Sicht.“

„Dann sollten wir sie uns ansehen. Warum gehen wir nicht gleich da hoch?“

„Weil wir erst ein Hotel brauchen. Ich will zum Abend zur Basilika, dann ist der Ausblick viel besser als tagsüber und eh wir dann wieder hier unten sind, dann wird es noch schwieriger mit dem Zimmer. Also hopp, hopp, los geht's.“ Damit setzte sich Severus wieder in Bewegung, Harry warf der weißen Kirche noch einen faszinierten Blick zu bevor er ihm schleunigst folgte.
 

Sechs weitere Hotels waren sie immer noch nicht weiter, es gab wohl eine Art Kongress in der Stadt und deswegen waren die meisten Hotels ausgebucht. Harry überredete Severus schließlich etwas abseits der Touristenwege zu suchen und dank seiner Französischkenntnisse hatten sie sich schnell zu einer kleinen Pension durchgefragt. Severus' Blick als sie hinein gingen, sagte eigentlich schon alles aber weil er seinen nervenden Partner nicht länger ertragen wollte, gab er nach und er bereute es keine Sekunde. Die Betreiberin war eine freundliche, junge Frau, die ihre Pension noch nicht lange hatte und sich über jeden Gast freute. Auch als Severus ein Doppelzimmer verlangte, änderte sich nichts an ihrer Freundlichkeit und kurz darauf standen sie in einem gemütlichen Zimmer.

Harry ließ sich seufzend aufs Bett fallen, „mir tun jetzt schon die Füße weh.“

„Stell dich nicht so an.“

„Hey, das war nicht nett. Was machen wir jetzt?“

„Die Betreiberin macht uns eine Kleinigkeit zu Essen und dann geht's weiter zur Basilika.“

Harry setzte sich auf und fragte, „hast du einen Trank gegen Schmerzen?“

„Ja, habe ich, du bekommst ihn nach dem Essen, auf nüchternen Magen ist das nicht gut.“

„Ok. Sofort los?“

„Ja, komm, sonst pennst du noch ein.“ Grummelnd stand Harry und folgte Severus aus dem Zimmer.
 

Nach einem Snack aus Crêpes und Kaffee machten sie sich auf den Weg zur Basilika. Harry bestaunte die Architektur und stellte Millionen Fragen, die Severus erstaunlich geduldig beantwortete. Und er wusste wirklich eine ganze Menge. Und über seine Befragung fielen ihm die unzähligen Treppenstufen gar nicht auf, er genoss einfach nur die Umgebung.
 

Fassungslos starrte Harry auf die gewaltige, weiße Kirche, die sich vor ihnen erhob. „Gehen wir da rein?“

„Geh nur, ich kenn sie schon und ich geh nicht gerne in Kirchen. Ich warte da drüben bei den Bänken“, sagte Severus mit einem Deut auf den Rand des Hügels, wo mehrere Bänke aufgestellt waren.

„Sicher?“

„Ja. Geh nur.“

Harry warf ihm noch einen fragenden Blick zu, nickte aber dann und reihte sich in die Menge der Touristen ein, die auf das Eingangsportal der Basilika zuströmten. Severus wartete bis er wirklich in der Kirche war bevor er sich eine Bank suchte, die ihm erlaubte den Eingang im Auge zu behalten und gleichzeitig eine gute Aussicht auf Paris bot. Die Sonne war schon am Untergehen und in Paris erwachte langsam das Nachtleben. Er verlor sich in dem Anblick und vor allem in seinen Erinnerungen.
 

So fand ihn Harry, völlig in Gedanken und von seiner Umgebung nichts mehr mitkriegend. Severus zuckte sogar zusammen als er sich neben ihn setzte doch Harry ging nicht darauf ein sondern wandte den Blick dem nächtlichen Paris zu. „Es ist wunderschön.“

Severus warf ihm einen abschätzenden Blick zu, folge seinem Blick über Paris aber dann, „ja, ist es.“

„Wie hieß er?“

„Noé.“

„Ein schöner Name. Wie lange wart ihr zusammen?“

„Warum interessiert dich das plötzlich?“, war die Gegenfrage.

„Du hast doch gesagt, dass wir uns neu kennenlernen wollen und damit fange ich jetzt an. Also?“, fragte Harry.

„Fast die ganzen drei Jahre unserer Lehrzeit in Salem. Wir waren Zimmergenossen und da wurde schnell mehr draus.“

„Warum habt ihr euch getrennt?“ Severus schwieg, so lange bis Harry ihn verwundert ansah. Er sah in das sehr verbitterte Gesicht seines Partners und irgendwie konnte er sich die Antwort schon denken. „Er ist fremd gegangen?“, fragte er dennoch leise.

„Ja. Zwei Tage vor den Abschlussprüfungen.“

„Das ist nicht fair.“

„Das Leben ist nicht fair, Harry, das habe ich dir schon oft genug gesagt. Ich habe meinen Abschluss dennoch mit Bestnoten bestanden“, knurrte Severus.

„Das hätte ich nicht gekonnt, ich wäre wahrscheinlich gestorben.“

„So schnell stirbt es sich nicht. Es ist Vergangenheit und längst vergessen. Paris erinnert mich nur an ihn. Gute wie schlechte Erinnerungen.“

„Warum sind wir dann hergekommen? Severus, wir hätten auch gleich nach Ägypten fliegen können dann hättest du dir die schlechten Erinnerungen gespart. Oder weckt Ägypten auch Erinnerungen?“, fragte Harry. Er war wirklich besorgt um Severus und er wollte nicht, dass der Urlaub mit schlechten Erinnerungen für ihn anfing.

„Weil Paris eine sehr schöne Stadt ist und ich sie dir zeigen wollte. Nein, Ägypten weckt noch keine Erinnerungen, ich war noch nie da aber wir reden nochmal wenn wir wieder heim fliegen. Dann werde ich wahrscheinlich nervige Erinnerungen haben“, sagte Severus.

Harry brauchte einen Moment um die Worte richtig zuzuordnen. „Hey, was soll das heißen? Ich bin nicht nervig!“

„Du bist siebzehn, da sind alle nervig.“

„Du auch?“

„Wen hätte ich denn nerven können?“, fragte Severus ruhig.

„Fettnäpfchen, alles klar.“

„Nein, nur nicht nachgedacht. Wie hat dir die Basilika gefallen?“

„Wunderschön, einfach die Härte. So schön hätte ich sie mir nicht vorgestellt“, schwärmte Harry.

„Das freut mich. Willst du schon zurück?“

„Nein, wir können gerne noch ne Weile hier bleiben.“

Severus nickte nur und schwieg dann, Harry überlegte kurz ob er ein Gespräch beginnen sollte, ließ es aber dann.
 

Als es langsam kühler wurde, machten sie sich doch auf den Rückweg. Sie hatten bis jetzt geschwiegen und es verspürte auch keiner das Bedürfnis nach einem Gespräch. Das Restaurant fürs Abendessen wurde schweigend ausgesucht, das Abendessen genauso schweigend eingenommen. Dabei empfand es Harry nicht als bedrückendes Schweigen sondern einfach nur als stille Übereinkunft einfach mal ne Zeitlang den Mund zu halten. Ob es Severus genauso ging, wusste er nicht aber er hoffte es.
 

Das Gespräch wurde wieder aufgenommen als sie in die Pension zurückkehrten und Harry todmüde einfach nur noch ins Bett wollte. Als sein Blick allerdings auf das Doppelbett fiel, zögerte er.

„Du kannst deine Matratze gerne ans andere Ende des Zimmers legen, ich habe nicht vor auf dem Boden zu schlafen“, schnarrte Severus hinter ihm bevor er schon an ihm vorbei trat, ein paar Dinge aus seinem verzauberten Rucksack nahm und dann im Bad verschwand.

„Klare Ansage“, murmelte Harry. Er hörte die Dusche rauschen und suchte sich auch schon ein paar Sachen raus, er wollte danach duschen und dann schlafen.
 

„Deine Matratze liegt ja immer noch da?“

„Ich habe auch nicht vor auf dem Boden zu schlafen, das ist unbequem. Wir sind erwachsen, wir werden uns ja wohl ein Bett teilen können“, maulte Harry, allerdings war er leicht rot um die Nasenspitze als er sich umdrehte und ins Bad huschte.

„Na klar. Sehr erwachsen. Das wird eine sehr lange Nacht“, seufzte Severus, der in Stoffhose und einem langärmligen Shirt zum Bett ging und es sich auf seiner Seite bequem machte, er wollte wirklich nicht auf dem Boden schlafen. Mal sehen ob Harry nachher immer noch so tapfer war.
 

Harry huschte wie ein Schatten durch den Raum und verschwand schleunigst unter seiner Bettdecke, allerdings konnte auch diese Aktion sein hochrotes Gesicht nicht verbergen. „Gute Nacht“, nuschelte er leise, die Bettdecke bis zur Nase hochgezogen.

„Dir auch, gute Nacht“, gab Severus amüsiert zurück bevor er das Licht auf seiner Seite ausmachte.

Harry langte nach dem Lichtschalter doch die Dunkelheit machte es für ihn nicht leichter. Er fühlte sich unwohl und dabei wusste er, dass Severus ihn nie anfassen würde aber der Gedanke über seine Sexualität war einfach zu vordergründig. Und dazu kam die Tatsache, dass Severus ihn sehr wohl mochte auch wenn er das immer wieder bestritt oder zu ignorieren versuchte. Harry seufzte leise, legte sich bequemer hin und versuchte einzuschlafen.
 

Es gelang ihm nicht, seine Gedanken fuhren förmlich Achterbahn in seinem Kopf und dennoch kam kein klarer Gedanken zustande. Schlaf fand er so natürlich auch nicht.

„Würdest du endlich damit aufhören?“, knurrte plötzlich eine sehr missmutige Stimme neben ihm.

„Du bist wach?“, fragte Harry überrascht zurück.

„Wie soll ich denn schlafen wenn dieses Gefühlschaos durch die Verbindung flutet? Ich dachte, du hast mittlerweile keine Probleme mehr damit.“

„Habe ich auch nicht.“

„Wo liegt dann dein Problem?“, seufzte Severus.

„Es ist ungewohnt mit jemanden in einem Bett zu schlafen, vor allem wenn derjenige schwul ist“, gestand Harry.

Es folgte ein tiefes Seufzen bevor das Licht anging und sich Severus zu ihm umdrehte und auf einen Arm stützte. „Schon wieder dieses Thema?“, fragte er.

„Tut mir leid.“

„Das war nicht die Frage. Harry, was soll das? Ich habe dir nie Grund für die Annahme gegeben, dass ich dich anfassen würde, nie.“

„Ich weiß.“

„Aber?“

„Du magst mich“, platzte es aus Harry raus. Da keine Antwort erfolgte, schielte er zur Seite, Severus sah ihn nur ruhig an. „Kein Widerspruch?“, fragte Harry.

„Nein, du hast es selbst gespürt aber es ändert nichts daran. Harry, wie oft hatten wir dieses Gespräch schon? Du bist mir zu jung, Punkt. Und zu nervig.“

„Und der Rest? Wir passen doch gar nicht zusammen.“

„Nun, wir sind gerade auf dem besten Weg das Gegenteil zu beweisen, sonst funktioniert das Ritual nicht aber nein, ich habe absolut kein Interesse an einer anderweitigen Beziehung. Wir werden dieses Ritual komplett vollziehen, IHN besiegen und dann kann sich jeder den Partner und die Partnerin suchen, die zu ihm passt. Ganz einfach“, erklärte Severus.

„Das klingt sehr einfach.“

„Naja, der Mittelteil wird etwas schwerer aber auch das schaffen wir. Aber vorläufig sind wir im Urlaub und ich würde diese Nacht gerne noch schlafen also tu mir bitte den Gefallen und hör auf zu denken, das sollte dir nicht allzu schwer fallen. Gestern Nacht wolltest du nicht alleine schlafen und jetzt willst du auch nicht schlafen weil du Angst vor mir hast? Och komm, das kann nicht dein Ernst sein? Schlaf, ich werde dich nicht anfassen, versprochen“, seufzte Severus.

„Ich habe keine Angst vor dir.“

„Wo liegt dann dein Problem? Schlaf, bitte.“

„Ich versuch es.“

„Nein, tu es. Ich tu dir nichts. Bitte Harry, schlaf einfach.“

„Ok“, seufzte Harry doch so wirklich überzeugt klang er nicht. Severus sah ihn noch einen Moment an, löschte aber dann das Licht und versuchte weiter zu schlafen. Das Gefühlschaos, welches durch die Verbindung floss, wurde allerdings nicht weniger.
 

Irgendwann reichte es Severus, mit einem Knurren machte er das Licht wieder an und griff nach Harrys rechter Hand. Dieser zuckte wie unter einem Stromstoß zusammen und sah ihn fast schon panisch an.

„Konzentrier dich.“

„Bitte?“

„Konzentrier dich. Was ist daran nicht zu verstehen?“

„Du willst JETZT üben?“, fragte Harry fassungslos.

„Nein, ich will ne Runde Händchen halten“, knurrte Severus, „ich will dir eine Beruhigungsmöglichkeit bieten. Also konzentrier dich.“

„Worauf?“

„Wie immer, deine Magie. Los.“

Gehorsam schloss Harry die Augen und begann mit der Konzentrationsatmung, die ihm immer half so schnell wie möglich in sein Innerstes zu kommen. Es gelang ihm erstaunlich schnell und noch schneller spürte er die Verbindung, die in letzter Zeit immer präsenter in seinem Innersten wurde. „Und jetzt?“

„Ich schicke dir einen Teil meiner Magie, nicht erschrecken.“

„Ok“, sagte Harry nur, es war ein mittlerweile bekanntes Ritual und so empfing er die Magie wie immer freundlich. Doch diesmal war es anders, statt wie immer als Ball auf ihn zuzukommen, hatte die Magie diesmal die Form von Wellen, die sein Innerstes auch fast sofort umflossen. „Was machst du da?“, fragte Harry mit deutlich höherer Stimme als vorher. Kurz stieg die Erinnerung an das letzte Mal auf als Severus ihn so umschlungen gehalten hatte, an die Macht und Stärke.

„Beruhige dich, das hatten wir schon mal. Ich tu dir doch nichts“, schnarrte Severus.

„Was machst du da?“

„Entspann dich, denk nicht.“

„Das fällt schwer.“

„Himmel, Harry, vertrau mir, ich will nur, dass du schlafen kannst. Ich werde dich nicht anfassen, ich will nur, dass wir in dieser Nacht noch schlafen können. Also bitte, entspann dich.“ Er spürte wie sich Harry kurz versteifte bevor er innerlich tief durchatmete und sich langsam entspannte.

Er hörte ein seltsames, regelmäßiges Pochen, es war vertraut und doch fremd. „Ich höre etwas“, sagte er leise.

„Was?“

„Ein Pochen.“

„Gut. Konzentrier dich darauf.“

„Was ist das?“

„Völlig egal, konzentrier dich darauf“, sagte Severus und Harry gehorchte. Er konzentrierte sich auf das Pochen, es fiel ihm erstaunlich leicht. Er merkte nicht wie sich seine Atmung beruhigte, wie sich sein Herzschlag dem Pochen anpasste und immer langsamer wurde.

Severus spürte wie sein Bindungspartner immer ruhiger wurde und schließlich einschlief. Er wartete noch einen Moment um wirklich sicher zu gehen, dass er schlief bevor er seine Magie zurückzog und seine Hand los ließ. Es war schneller gegangen als er gedacht hatte. Müde machte er das Licht aus und legte sich wieder hin, hoffentlich schlief der Jüngere jetzt wirklich. Er selbst schlief sehr schnell wieder ein.
 

Langsam wachte Harry auf und blinzelte in die Helligkeit des Zimmers. Er war wirklich eingeschlafen aber wie hatte Severus das geschafft? Er wandte den Kopf zur Seite, Severus schlief noch tief und fest und er wollte ihn nicht wirklich wecken. So leise er konnte, kroch er unter seiner Decke hervor, sammelte ein paar Sachen zusammen und ging dann ins Bad.
 

Ganz so unbemerkt, wie Harry gehofft hatte, war sein Aufstehen nicht geblieben denn Severus schlug die Augen auf als er die Tür zum Bad leise schloss. Er schielte mit einem Auge zur Tür, das Rauschen der Dusche erklang und gähnte dann. Die Nacht war kurz aber noch sehr erholsam gewesen, hoffentlich mussten sie diese Prozedur jetzt nicht jede Nacht vollziehen. Oder er mietete ab morgen wieder zwei Zimmer? Aber dann würde Harry wahrscheinlich wieder mitten in der Nacht an seine Tür klopfen, also egal wie man es dreht und wendete, er würde wahrscheinlich wenig Schlaf bekommen. Seufzend schloss er wieder die Augen, er musste ja noch nicht aufstehen.
 

„Ich bin wach, gib dir keine Mühe“, schnarrte Severus als sich Harry wieder ins Zimmer schlich.

„Oh, hab ich dich geweckt?“

„Nein, nur die ganze Nacht wach gehalten.“

„Tut mir leid. Aber dann hat es ja geklappt. Was war das überhaupt?“

Severus öffnete die Augen um ihn anzusehen und fragte, „was war was?“

„Dieses Pochen, was war das? Das war sehr beruhigend.“

„Mein Herzschlag.“

„Ernsthaft?“

„Ja, was denn sonst? So ging es am einfachsten“, erklärte Severus während er aufstand und nach seinen Sachen griff. Harry schwieg, ihm war es irgendwie peinlich doch Severus schien damit, mal wieder, kein Problem zu haben. Er ging ganz normal ins Bad und ließ ihn mit seinen Gedanken alleine. Es waren mal wieder sehr verwirrende Gedanken.
 

Doch sämtliche Gedanken waren vergessen als sie ihren Stadtrundgang durch Paris begannen. Harry wollte einfach überall hin und zu seiner Überraschung ermöglichte ihm Severus auch fast jeden Wunsch. Er gab nicht ein einziges Mal ein Widerwort sondern begleitete Harry mit einem wissenden Schmunzeln auf den Lippen. Allerdings mussten sie Abstriche in ihrem Plan machen denn ganz Paris zu besichtige, war einfach nicht möglich. Doch auch so verbrachten sie einen wunderschönen und sehr anstrengenden Tag in Paris.
 

„Danke. Vielen Dank.“

„Wofür?“

„Für diesen schönen Tag und dass ich dich ständig genervt habe“, sagte Harry.

Sie waren spät am Abend in ihre Pension zurückgekehrt, hatten von der Wirtin noch ein leichtes Abendessen erhalten und zumindest Severus wollte jetzt schlafen. Ihr Flug am nächsten Morgen ging sehr früh. Er zuckte als Antwort nur mit den Schultern und deutete aufs Bett.

„Wollen wir das Ritual gleich machen oder willst du so versuchen zu schlafen?“

„Ich versuch es so.“

„Aber nicht wieder die ganze Nacht.“

„Es tut mir leid“, murmelte Harry doch Severus winkte ab und legte sich hin. Irgendwie hatte er die ganz dunkle Ahnung, dass Harry nicht so einschlafen würde.
 

Seine Ahnung erwies sich als richtig doch diesmal war es Harry, der als erster die Geduld verlor. „Severus?“, fragte er leise.

„Gib mir deine Hand, das macht es leichter“, seufzte Severus. Etwas unsicher tastete Harry durch die Dunkelheit, schnell schlossen sich die bekannten, schlanken Finger um seine Hand. „Wie gestern, konzentrier dich. Ich sende dir meine Magie und sobald sie dich einschließt, hör auf meinen Herzschlag und versuch dich darauf zu konzentrieren“, wies ihn Severus an.

Harry folgte seinen Anweisungen und noch schneller als in der letzten Nacht hörte und spürte er das gleichmäßige Pochen in seinem Innersten. Wie in der vergangenen Nacht beruhigte es ihn, sein Herzschlag verlangsamte sich und langsam glitt er in einen tiefen Schlaf über. Er bekam nicht mehr mit wie Severus seine Hand auf seine Decke legte und sich dann umdrehte.
 

Die Nacht war das Letzte was für die nächsten zwei Tage gut ging denn der Tag begann damit, dass sie Beide verschliefen und ohne Frühstück zum Flughafen hetzen mussten. Was sich allerdings als völlig hoffnungslos heraus stellte, das Taxi hatte keine Chance gegen den frühmorgendlichen Berufsverkehr von Paris. Was zur Folge hatte, dass sie über eine Stunde zu spät am Flughafen ankamen und damit die Probleme richtig begannen. Harry beobachtete wie Severus von einem Schalter zum Nächsten geschickt wurde und seine Laune mit jedem Schritt weiter abnahm. Er bemühte sich um ein freundliches Auftreten aber irgendwann riss ihm der Geduldsfaden und seine Stimme übertönte mit Leichtigkeit den Lärm auf dem Flughafen. Zwar verstand Harry kein Wort aber die Reaktionen der Umstehenden zeigte ihm, dass der Angestellte in ernsten Schwierigkeiten steckte. Er wusste zwar nicht warum aber er ging dennoch zu Severus, der den armen Mann vor sich gerade in seine Einzelteile zerlegte.
 

„Severus?“

„Qu'est ce qui se passe?“, fuhr der Angesprochene zu ihm rum.

„Englisch?“, fragte Harry mit einem etwas missglückten Lächeln.

Severus sah ihn einen Moment blinzelnd an, atmete dann einmal tief durch und fragte, „was willst du?“

„Wo liegt das Problem? Wir können doch auch einen Flug später nehmen.“

„Natürlich können wir das aber wir kriegen das Geld nicht wieder.“

„Und? Ich dachte, wir haben genug. Komm schon, hör auf zu streiten und lass uns den nächsten Flug nehmen“, bat Harry obwohl er nicht glaubte, dass Severus auf ihn hören würde.

Doch zu seiner Überraschung nickte dieser nur, drehte sich aber nochmal zu dem Mann am Schalter um und sagte noch ein paar Sätze auf französisch. Der Mann wurde noch kleiner, nickte aber heftig und nur drei Minuten später hielt Severus zwei Flugtickets in der Hand.

„Wann geht der Flug?“

„In drei Stunden, wir können also in Ruhe unser Frühstück nachholen. Komm, ich will weg von so einer geballten Ansammlung von Inkompetenz.“ Diesmal widersprach Harry nicht, er wollte sein Glück schließlich nicht überstrapazieren.
 

Aus den drei Stunden wurden fünf denn ein Sturm war aufgezogen und jegliche Flüge mussten verschoben werden bis das Wetter sich wieder beruhigt hatte. Nun, das trug nicht wirklich dazu bei, dass sich Severus' Laune besserte aber diesmal konnte ja wirklich niemand was dafür. Allerdings verschwand der Sturm dann plötzlich sehr schnell und irgendwie hatte Harry den Verdacht, dass sich Severus nicht so ganz an das Zauberstabsverbot gehalten hatte. Doch er würde es nie aussprechen, wissend grinsen konnte er allerdings schon. Er freute sich auf ihren Urlaub, auf die Sonne, auf Ägypten und auf die vielen, neuen Dinge, die er sehen würde. Er wollte für die nächsten zwei Wochen alle Sorgen hinter sich lassen. Irgendwie glaubte er ganz fest daran, dass es Severus genauso ging.
 

Eine Woche später war Severus sich nicht mehr wirklich sicher, ob der Urlaub eine gute Idee war. Er schwankte zwischen Hilflosigkeit, Resignation und Amüsement doch eigentlich brachte ihn Harry beinah um den Verstand. Denn er hatte ein neues Hobby für sich entdeckt, das Fotografieren mit einer Muggelkamera und leider schien er es auf ihn abgesehen zu haben. Severus hörte es förmlich immer hinter oder neben sich knipsen und so langsam erlag er der Versuchung die Kamera in ihre Einzelteile zu hexen, Zauberstabsverbot hin oder her. Der einzige Grund, warum er es nicht tat, war, dass es Harry scheinbar wirklich Spaß machte und er wollte ihm den nicht verderben. Also fügte er sich in sein Schicksal unfreiwilliges Fotomodel zu sein.
 

„Müssen wir wirklich schon zurück?“

„Ja.“

„Können wir nicht noch ein paar Tage dran hängen?“, fragte Harry.

Severus drehte sich seufzend zu ihm um und sah in große, bettelnde Augen. „Nein.“

„Biittttöö.“

„Nein, Harry. Es ist Samstag, morgen nach dem Frühstück reisen wir per Portschlüssel zurück und damit ist die Diskussion beendet.“

„Severus, bitte.“

„Nein. Wir müssen zurück.“

Harry sah ihn noch einen Moment bittend an, ließ aber dann den Kopf hängen und nickte mehr oder weniger.

„Jetzt geh in deine Rumpelkammer.“

„Hey, ich entwickle Fotos, also bitte“, protestierte Harry lachend.

„Warum hast du das nicht in diesem Laden machen lassen? Warum mussten wir das ganze Zeug kaufen und hierher schleppen?“, fragte Severus.

„Weil es super interessant ist und ich es lernen will. Ich hoffe ja, dass die Fotos was geworden sind.“

„Willst du etwa in Hogwarts damit weitermachen? Warum nimmst du keine Zaubererkamera?“

Harry zuckte mit den Schultern und meinte, „ja, will ich. Ich finde gerade die unbeweglichen Fotos interessanter. Ich finde es toll, wenn man den einen Moment einfängt.“

„Also müssen wir dir noch ne Rumpelkammer einrichten?“

„Dunkelkammer!“

„Das ist das Gleiche. Los, hol die Fotos.“

„Du willst sie nur verbrennen.“

„Natürlich“, grinste Severus. Das Grinsen wurde erwidert bevor Harry aufstand und ins Bad ging, welches er vorübergehend in eine Dunkelkammer umgewandelt hatte. Severus ließ sich, immer noch grinsend, in einen Sessel fallen und wartete.
 

Harry beobachtete gespannt wie Severus seine ersten selbst entwickelten Fotos durchblätterte und wie immer keine Miene verzog. Es kam ihm fast so vor als wollte Severus ihn extra auf die Folter spannen. „Und? Was sagst du dazu?“, platzte es schließlich aus ihm heraus.

„Die Landschaft ist super aber du hast da ständig so einen schwarzen Fleck drauf. Muss an der Kamera liegen“, sagte Severus ernst.

„Also magst du sie.“

„Naja, so sehr ich Fotos von mir halt mag. Warum musstest du mich so oft fotografieren? Es gab genug andere Motive“, maulte Severus.

„Du bist so ein schöner Kontrast zu dem hellen Sand. Du bist wahrscheinlich der einzige Mensch auf der Welt, der in Ägypten in einer schwarzen Lederjacke rum rennt“, sagte Harry grinsend, „wobei ich noch Fotos in Robe brauche.“

„Muss das sein?“

„Ja.“

„Keine Chance?“, fragte Severus.

„Nein, absolut keine.“

Severus seufzte leise und murrte, „das hatte ich befürchtet. Aber die Fotos sind wirklich gut geworden.“

„Danke. Was machen wir jetzt?“

„Ins Bett gehen. Der Tag war lang.“

„Ich bin aber noch nicht müde“, sagte Harry maulend.

„Ich hätte dich doch in der Pyramide vergessen sollen.“

„Ich kann zaubern.“

„Nur diesem Umstand verdankst du es, dass ich es nicht gemacht habe. Los, ab ins Bad, ich will wirklich ins Bett. Wir wollen morgen früh los, ich muss noch die Aufsätze von drei kompletten Klassen bis Montag kontrollieren.“

„Ernsthaft? Schaffst du das?“

„Mal sehen. Ab ins Bad!“

„Jaja, bin ja schon weg“, murrte Harry. Er sammelte seine Fotos zusammen, verstaute sie sorgfältig in der Fotomappe und ging dann ins Bad. Er sah nicht mehr wie Severus eines der Fotos nochmal raus holte, es einen Moment unschlüssig betrachtete bevor er es selber einsteckte. Es würde Harry gar nicht auffallen, hoffte er zumindest.
 

Während Severus duschen war, lag Harry schon im Bett und fragte sich, wann es Severus wohl auffallen würde, dass er das Ritual gar nicht mehr brauchte. Dennoch griff er jeden Abend nach der Hand seines Partners um sich von dessen Herzschlag ins Land der Träume bringen zu lassen. Er könnte längst auch so schlafen aber warum sollte er? Er genoss die Wärme und das gleichmäßige Schlagen, es fühlte sich in seinem Innersten einfach toll an aber das erwähnte er lieber nicht. Wobei, das würde heute sowieso das letzte Mal sein denn ab Morgen hatte wieder jeder sein eigenes Zimmer und Bett.

„Worüber grübelst du jetzt schon wieder nach?“, riss ihn Severus aus seinen Gedanken.

„Die Zukunft“, log Harry sofort.

„Lass die noch bis morgen da wo sie hingehört“, sagte Severus während er ums Bett herum ging und unter seine Decke glitt. Er warf Harry einen fragenden Blick zu, der ihn nur entschuldigend ansah. „Gut, dass wir morgen wieder im sicheren Hogwarts sind und du dein eigenes Bett hast. Gib schon her“, maulte Severus, der schon nach seiner Hand griff.

Innerlich grinste Harry als auch schon die warme Magie von Severus durch sein Innerstes flutete. Der gleichmäßige Herzschlag tönte fast schon überlaut in seinen Ohren und wie schon die letzten zwei Wochen jeden Abend beruhigte er sich sehr schnell und schlief fast genauso schnell ein.

„Spinner“, murmelte Severus, der vorsichtig ihre Hände voneinander löste. Glaubte Harry wirklich, dass er das nicht mitbekam? Dass er fast sofort einschlief sobald ihre Magie sich vereinte? Und dass die Wärme immer stärker wurde? Severus schüttelte den Kopf und löschte das Licht, ab morgen würde alles wieder normal laufen. Der Gedanke war nicht sehr erbauend denn sie waren auf dem besten Weg das Ritual perfekt zu erfüllen. Ob Harry es schon mitbekommen hatte? Nein, wahrscheinlich nicht, er hätte ihm längst damit in den Ohren gelegen also hatte er es noch nicht bemerkt. Nun, spätestens beim nächsten Training würde er den Unterschied merken. Severus suchte sich jetzt eine bequeme Liegeposition und versuchte einzuschlafen, es gelang ihm fast sofort.
 

Eine unglaubliche Wärme weckte Harry, er öffnete langsam die Augen und sah sich suchend nach dem Grund für die Hitze um. Er fand ihn sehr schnell, es war Severus. Oder besser gesagt, dessen Fingerspitzen des rechten Zeige- und Mittelfingers. Denn die lagen an seinem eigenen, rechten Handgelenk und durch den Hautkontakt war die magische Verbindung noch aktiver als sonst schon. Das erklärte auch warum sein Handgelenk sich anfühlte als würde es gerade verbrennen. Severus selbst schlief scheinbar noch tief und fest, der hatte es also noch nicht mitbekommen.

Harry überlegte einen Moment, so eine Gelegenheit kam wahrscheinlich nie wieder. Gut, Severus würde ihn zerreißen wenn er ohne seine Einwilligung in seinen Geist eindringen würde aber die Frage, auf die er eine Antwort erhoffte, brannte ihm einfach auf der Seele und Severus würde ihm darauf nie eine Antwort geben. Er überlegte nicht länger sondern schloss die Augen und ging in sich, er musste den Übergang nicht lange suchen, die ungewöhnliche Hitze zeigte ihm den Weg wie ein Signalfeuer.
 

Langsam und unendlich vorsichtig tastete sich Harry vorwärts. Severus' Magie akzeptierte ihn sofort, sie teilte sich vor ihm und ließ ihn ohne Widerstand in seinen Körper eindringen. Er hielt wachsam inne doch da er nicht angegriffen und dann mit einer ellenlangen Moralpredigt in Grund und Boden geredet wurde, ging er davon aus, dass Severus noch schlief. So konnte es ruhig bleiben. Sein Geist glitt langsam weiter. Ihm kam zu keiner Zeit in den Sinn, dass es bei einem so guten Okklumentiker wie Severus schier unmöglich sein müsste ohne sein Wissen in seinen Geist einzudringen. Doch der Gedanke kam ihm gar nicht, er war völlig damit beschäftigt sich so langsam und vorsichtig wie möglich zu bewegen um Severus nicht zu wecken.

Er fand das Gefühl, was er damals schon gespürt hatte. Severus mochte ihn aber da war noch etwas. Harry glitt langsam näher, er konnte das Gefühl, welches er empfing, nicht richtig einordnen und das hatte seinen Grund. Severus selbst war sich nicht sicher, was genau er fühlte. Da war Wärme, Ruhe, Geborgenheit aber auch Unsicherheit, Abwehr und noch einiges mehr, was er nicht einordnen konnte. Harrys Geist schüttelte sich, ihm schwirrte der Kopf.

Wie konnte ein einzelner Mensch nur so viele verschiedene Gefühle zu einem einzigen Thema haben? Da bekam man ja Kopfschmerzen von. Und sehr viel schlauer war er jetzt auch nicht, nur noch verwirrter. Harry zog sich langsam zurück, er hatte genug gespürt um die nächsten Monate nur noch nachzudenken. Langsam und genauso vorsichtig wie auf dem Hinweg machte er sich auf den Rückweg, er musste nur die Fingerspitzen erreichen um wieder in seinen Körper wechseln zu können.

Harry atmete erleichtert aus als er sich wieder in seinem Körper befand und die Augen öffnete. Der nächste Atemzug blieb ihm allerdings im Hals stecken denn er sah genau in schwarze Augen und er war sich hundertprozentig sicher, dass Severus nicht gerade erst aufgewacht war. „Ich kann es mir sparen mir eine Ausrede einfallen zu lassen, oder?“, fragte Harry vorsichtig.

„Ja“, sagte Severus, „wobei die wahrscheinlich sehr einfallsreich wäre.“

„Eine Entschuldigung würdest du mir auch nicht abkaufen.“

„Du kennst mich schon erstaunlich gut. Also? Deine Erklärung“, forderte Severus bevor er sich aufsetze und ihn aufmerksam ansah.

Harry setze sich ebenfalls hin und murmelte, „die Gelegenheit war perfekt. Du hättest mir nie eine Antwort gegeben.“

„Versuch es nochmal.“

„Du hast mich damals so schnell rausgeschmissen, ich hatte damals nur gespürt, dass du mich magst und immer wenn ich das Thema ansprechen wollte, hast du nur gesagt, dass es keine Auswirkungen auf deine Handlungen hat“, sagte Harry und fuhr auch sofort fort als Severus was sagen wollte, „ja, ich glaube dir. Du würdest mich nicht anfassen, danke, das habe ich mittlerweile verstanden. Ich muss ja furchtbar sein wenn du das immer wieder explizit betonst. Nein, das war gar nicht mein Beweggrund. Mich hat noch nie jemand gemocht, ok, meine Freunde aber da spüre ich etwas anderes als bei dir und ich wollte einfach genauer wissen, was du fühlst. Da du darüber nicht reden willst, dachte ich, das wäre eine ganz gute Idee.“

„Du solltest das denken lassen“, schlug Severus vor.

„Danke.“

„Ernsthaft.“

„Warte mal, wieso bist du mir nicht böse? Normal würden mir schon die Ohren klingen von deiner Moralpredigt“, sagte Harry.

„Wenn ich dich jetzt auffordere darüber nachzudenken, sitzen wir morgen noch hier. Harry, ich bin ein ausgebildeter Okklumentiker mit mehr als zwanzig Jahren Erfahrung im Verschleiern meiner Gedanken. Weder Albus noch ER schaffen es an meinen geistigen Schilden vorbeizukommen. Glaubst du wirklich, dass gerade du es schaffen würdest selbst wenn ich schlafe?“, fragte Severus während er die Decke zurückschlug und aufstand. Harry blinzelte ihn fragend an, was zu einem dunklen Lachen führte und einem Severus, der sehr amüsiert ins Bad ging und noch rief, „Denk doch mal darüber nach und vor allem über deinen wahren Grund.“
 

Zurück blieb ein völlig verwirrter Harry, der fragend auf die geschlossene Badezimmertür sah. Die erste Erkenntnis kam ein paar Momente nachdem die Dusche angegangen war – Severus wollte, dass er seine Gefühle las. Das war der einzige Grund gewesen warum er an seinen Schilden vorbeigekommen war. Harry fluchte leise, wie hatte er sich einbilden können, dass er gut genug war um unbemerkt in Severus' Innerem herumzuschnüffeln. Doch das führte ihn zu der Frage, warum? Warum hatte Severus das gewollt? Wollte er ihm zeigen, dass von ihm keine Gefahr ausging?

Wenn ja, dann hatte er es geschafft denn aus all diesen verworrenen Gefühlen hatte er eines ganz deutlich raus gespürt, ein tiefes Vertrauen, was ihm Severus mittlerweile entgegenbrachte und welches er wirklich erwiderte. Harry legte den Kopf schief, kommen wir zu der zweiten Aussage, sein wahrer Grund. Hm, er hatte Severus nicht angelogen, er hatte es wirklich wissen wollen. Oder wollte Severus den Grund dafür wissen? Warum wollte er es eigentlich wissen? Um sicher zu sein? Was brachte es ihm eigentlich? Severus hatte mehr als ein Mal gesagt, dass sich nichts zwischen ihnen ändern würde und das glaubte er ihm auch also warum wollte er es wissen? Auch nach einigen Überlegungen kam er nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis.
 

Da Harrys Gedanken verlorener Blick immer noch auf die Badtür gerichtet war, sah er sofort auf als sich diese öffnete und Severus den Raum wieder betrat. Allerdings blieb ihm erneut jedes Wort im Hals stecken.

„Was?“, schnarrte Severus.

„Ich war nur überrascht. Ich hatte den Anblick schon wieder vergessen“, gestand Harry.

Severus sah an sich runter, er trug seine normalen Roben und fühlte sich damit endlich wieder wie ein normaler Mensch.

„Das heißt wohl, wir reisen sofort ab?“, fragte Harry.

„Nachdem du dich fertig gemacht hast, ja. Per Portschlüssel. Wie schon erwähnt, ich habe heute noch ne ganze Menge Arbeit vor mir und so weit ich weiß, hast du auch noch zwei Aufsätze zu schreiben.“

„Och, den Verteidigungsaufsatz kann ich bestimmt auch später abgeben.“

„Nur wenn Sie sich nach einem Abend ohne Zauberstab aber mit der Gesellschaft von dreckigen Kesseln und einer Bürste sehnen, Mr. Potter“, schnarrte Severus.

Tonlage und Gesichtsausdruck waren absolut so wie Hogwarts und für einen Moment sah sich Harry wieder seinem verhassten Lehrer aus der ersten Klasse gegenüber. Erst auf den zweiten Blick fiel ihm das amüsierte Funkeln in seinen Augen auf, er konnte sich ein erleichtertes Seufzen nicht verkneifen bevor er sagte, „Nein, ich glaube, darauf kann ich verzichten, da schreibe ich lieber den Aufsatz.“

„Gute Entscheidung und jetzt mach dich fertig, ich pack inzwischen deinen Kram zusammen“, sagte Severus.

Mit einem „Danke“, verschwand Harry im Bad während Severus sich daran machte alle Sachen zusammen zu sammeln und in ihren verzauberten Rucksäcken zu verstauen.
 

„Ich. Hasse. Portschlüssel“, sagte Harry, jedes Wort extra betonend.

„Gut zu wissen.“

„Vor allem über so eine Entfernung. Das nächste Mal reisen wir genauso zurück wie wir hingekommen sind.“

„Dann verlieren wir zwei Tage Urlaub.“

„Häh?“

„Wir hätten schon am Freitag sehr früh die Rückreise antreten müssen um rechtzeitig Zuhause zu sein. So konnten wir den kompletten Freitag und Samstag noch in Ägypten verbringen. Aber wenn dir das andersrum lieber ist, gerne“, sagte Severus.

„Von der Seite habe ich das noch nie gesehen, nein, ich glaube, so rum passt es besser. Musst du gleich mit der Arbeit anfangen?“

„Wenn ich vor Mitternacht fertig werden will, ja und ich würde es vorziehen wenn ich dabei meine Ruhe habe.“

„Ich geh in die Bibliothek und mach meine Hausaufgaben, dann habe ich es hinter mir.“

„Das ist schon die zweite gute Entscheidung heute, ich bin beeindruckt.“

Harry warf ihm einen bösen Blick zu, grinste aber dann und verschwand in sein Zimmer um seine Sachen zu holen. Währenddessen machte Severus auf den Weg in sein Büro, dass er kurz vor den Osterferien noch in ihre Gemächer integriert hatte. Es hatte ihn schlicht und einfach genervt seinen ganzen Papierkram in seinem Büro neben dem Verteidigungsklassenraum zu machen und dann noch hier runter zu laufen. So konnte er die Arbeit machen und war gleich Zuhause. Das hatte den angenehmen Vorteil, dass ihm öfters mal eine Tasse Tee oder ein Snack gebracht wurde und das nicht von den Hauselfen.
 

Das Portrait der Fetten Dame schwang auf und schon strömten die Gryffindors und ihre Gäste in ihren Gemeinschaftsraum wo sie schon sehnsüchtig erwartet wurden. „Hallo Leute.“

„Harry!“

„Seit wann bist du wieder da?“

„Wie geht es dir?“

„Wie war der Urlaub?“

„Was macht die Oberschlange?“

„Kann ich die Fragen nacheinander beantworten?“, lachte Harry als seine Freunde alle gleichzeitig auf ihn einredeten.

„Ungern. Los, erzähl schon. Wie war Ägypten?“, fragte Ron, der ihn kurzerhand an den Schultern packte und zu einer Couchecke schob. Der Rest folgte ihnen und nachdem sich alle gesetzt hatten, richteten sich alle Blicke auf Harry.

Dieser grinste und begann, „also, ich habe immer noch keine Affäre mit Severus. Er hat mich nicht angefasst und wird es auch nicht. Der Urlaub war herrlich, hier, ich habe euch etwas mitgebracht.“ Damit holte Harry etwas aus seiner Tasche und vergrößerte es per Zauber, zum Vorschein kam ein ganzer Stapel von Papier.

„Was ist das?“, kam die Frage.

Harry wandte sich dem Fragenden zu und fragte, „was machst du hier, Blaise? Du bist ne Schlange.“

„Und? Theo auch und der ist ständig hier“, gab der junge Mann zurück.

Jetzt gingen alle Blicke zu Theo, der sich gelassen umsah und dann meinte, „ich habe Neville als Ausrede. Was ist deine?“

„Was hat der Panda für ne Ausrede?“, war die Gegenfrage.

„Der gehört mir“, kam von Ron, der das Tier auf seinem Schoß kraulte.

„Interessant. Ok, aber brauch ich ne Ausrede?“

„Eigentlich nicht. Und das sind Fotos.“

„Da ist Snape drauf“, kam von Seamus, der schon nach den ersten Fotos gegriffen hatte, „und zwar auf ganz schön vielen Fotos.“

„Naja, der war ja auch da“, gab Harry zurück.

„Du hättest ihn sagen können, dass er aus dem Weg gehen soll“, schlug Dean vor, „seit wann fotografierst du eigentlich? Dann noch Muggelfotos.“

„Seit dem ersten Tag in Ägypten. Ich hätte schon in Paris damit anfangen sollen aber gut, vielleicht fliegen wir da nochmal hin. Ich find Muggelfotos einfach schöner als die Beweglichen.“

„Paris?“

„Nochmal?“

„Mit Snape?“

Harry sah seine Freunde der Reihe nach an, grinste und sagte dann, „ja, wir waren in Paris, ein Wochenende. Ja, mit Severus, mit wem auch sonst? Und ja, ich würde wirklich gerne nochmal in den Urlaub fliegen und bevor die Frage kommt, ja auch mit Severus.“

Die Blicke, die seine Freunde ihm und sich untereinander zu warfen, waren eindeutig doch keiner sagte etwas. Hermine war es schließlich, die die Diskussion auf die Fotos richtete als Seamus ein Bild herumreichte auf dem ein sehr wütender und seltsamerweise nasser Severus zu sehen war. „Was ist da passiert?“

„Ich habe wohl eine magische Falle in einer Pyramide ausgelöst und unglücklicherweise stand Severus genau darunter. Er war etwas ungehalten“, erklärte Harry grinsend.

„Das hier?“, fragte Blaise, der ein Bild hochhielt was Severus mit einer sehr leidenden Miene zeigte, hinter ihm waren ein paar Kamele zu sehen.

„Da hat er gerade eingewilligt, dass wir einen Karawanenausflug machen“, sagte Harry begeistert.

„Gibt es auch Fotos von dir?“

„Ein paar. Ich konnte Severus nicht dazu überreden mich zu fotografieren, ich musste mir immer jemand Anderen suchen und da gab es diese kleine Verständigungsproblem.“

„Sag mal, hat der Kerl auch kurze Sachen? Auf jedem Foto hat er lange Sachen an, nicht mal ein T-Shirt oder so was“, sagte Ron plötzlich, er hielt vier verschiedene Fotos von Severus in der Hand hoch.

„Doch, doch, auf einem einzigen Foto. Moment“, sagte Harry aufgeregt bevor er die Fotos durchwühlte. Leider wurde er nicht fündig.
 

„Das gibt es doch nicht, ich habe garantiert alle Fotos mitgebracht aber es ist nicht dabei. Wo ist dieses verdammte Foto?“, maulte Harry.

„Bist du sicher, dass du es gemacht hast?“

„Natürlich. Wir haben eine Pause gemacht, auf dem Karawanenausflug und da wurde es selbst Severus zu heiß. Er hat die Jacke ausgezogen und ich habe abgedrückt, ich habe ihn definitiv im T-Shirt fotografiert. Wir haben uns die Fotos doch gestern noch angesehen, da war es dabei“, erklärte Harry aufgeregt.

„Wo waren die Fotos seitdem?“, fragte Dean.

„In meiner Tasche, wo sonst?“

„Wer kam da ran?“

„Nur ich.“

„Und Professor Snape“, sagte Hermine vorsichtig.

Harry blinzelte sie überrascht an und fragte dann, „du glaubst, dass Severus das Foto hat? Warum?“

„Naja, es wäre der Beweis, dass er doch ein Mensch ist“, kam von Ron, „mich wundert ja schon, dass der Typ noch was anderes zum Anziehen hat als diese furchtbaren Roben.“

„Die wären etwas auffällig gewesen“, warf Blaise ein.

Ron warf ihm einen skeptischen Blick zu und hielt ein Foto hoch, scheinbar eine Warteschlange und Severus stach in seinen schwarzen Sachen extrem aus der Menge raus.

„Der kann nicht mehr auffälliger sein“, kommentierte Neville, „da würden auch die Roben nichts dran ändern.“

„Stimmt, wir haben genug seltsame Blicke geerntet.“

„Erzähl“, forderte Hermine. Der Rest stimmte ihm zu und so musste Harry den ganzen Abend von ihrem Urlaub. Es wurde ein sehr amüsanter Abend.

Kapitel 17

Das verschwundene Foto ließ Harry allerdings nicht mehr los, er war sich sicher gewesen, dass er alle Fotos eingepackt hatte also musste es schon vorher verschwunden sein. Und da blieb wirklich nur Severus übrig. Er war eigentlich fest entschlossen ihn danach zu fragen doch als er spät am Abend in ihre Gemächer zurückkehrte und Severus schlafend im Sessel vorfand, überdachte er sein Vorhaben nochmal. Es musste schließlich einen Grund haben warum er das Foto genommen hatte. Harry legte den Kopf schief, Severus schlief scheinbar tief und fest, kein Wunder, es war schon spät. „Severus.“

Keine Reaktion.

„Severus, wach auf“, sagte Harry nochmal und diesmal reagierte der Angesprochene.

„Was willst du?“, fragte er leise.

„Du bist im Sessel eingeschlafen, das kann nicht gut für den Rücken sein“, sagte Harry.

„Ist es auch nicht. Danke fürs Aufwecken.“

Severus erhob sich und streckte sich erst mal, er konnte seine eigenen Knochen knacken hören und murmelte, „ich werde doch alt.“

Harry verkniff sich einen Kommentar, er wollte so spät in der Nacht keinen Streit mehr provozieren. „Hast du die Aufsätze fertig bekommen?“

„Natürlich. Ich geh jetzt ins Bett. Gute Nacht.“

„Gute Nacht, schlaf gut.“

„Hmm.“ Damit verschwand Severus in seinem Schlafzimmer und auch Harry machte sich auf den Weg in sein Zimmer.
 

„Ok, woran liegt es jetzt?“, fragte Severus knapp zwei Stunden später und damit nur drei Stunden vor seinem eigentlichen Aufstehen. Er stand Harry in seiner geöffneten Schlafzimmertür gegenüber.

„Ich weiß es nicht“, gab dieser gerade zu.

„Dann geh wieder ins Bett und versuch es noch eine Weile, du wirst schon irgendwann einschlafen. Ich muss in wenigen Stunden zum Unterricht also bitte, geh schlafen.“

„ ... in Ordnung. Gute Nacht.“

„Nacht“, murrte Severus, der die Tür zuschlug und zurück in sein Bett schlurfte, dieser Junge machte ihn irgendwann noch wahnsinnig.
 

Harry tauchte nicht zum Frühstück auf und auch den restlichen Tag über suchte Severus vergebens die Decken nach seinem gefleckten Fledertier ab. Nun, wahrscheinlich war er einfach eingeschlafen und verschlief jetzt den Tag. Severus schob die Gedanken an ihn beiseite und konzentrierte sich wieder auf den Unterricht.
 

Als er allerdings auch das Abendessen alleine einnahm, begann er sich Sorgen zu machen und so klopfte er etwas später an Harrys Tür.

„Ja?“

„Harry, ist bei dir alles in Ordnung?“

„Ja, natürlich.“

„Bist du sicher? Du warst nicht beim Essen.“

„Ich habe mir was geholt als du im Unterricht warst, mir geht es gut“, rief Harry, öffnete aber nicht die Tür.

„In Ordnung. Leistest du mir heute Abend noch Gesellschaft oder bleibe ich alleine?“

„Ich muss noch was für die Schule machen.“

„Dann tu das“, sagte Severus leise bevor er sich von der Tür ab wandte und sich fragte, seit wann Harry es wieder nötig hatte ihn anzulügen. Er hatte gehofft, dass sich der Urlaub etwas positiver auf ihre Beziehung ausgewirkt hätte aber scheinbar hatte er sich geirrt.
 

Drei Tage ging ihm Harry so gekonnt aus dem Weg, dass er nicht mal eine Haarspitze von ihm sah. Severus bedauerte es sehr denn er spürte wie die magische Kraft immer mehr abnahm und er wusste nicht mal den Grund dafür. Allerdings wollte er Harry auch nicht bedrängen also ließ er ihn in Ruhe und begab sich schließlich, nach einem weiteren einsamen Abend, ins Bett.
 

Zögerliches Klopfen weckte Severus. Er dachte erst, er würde es sich einbilden doch dann wiederholte es sich. Er zauberte sich einen Tempus, es war kurz vor Zwei also mitten in der Nacht. Erst wollte der Junge nicht mit ihm reden und dann klopfte er ihn um diese Uhrzeit aus dem Bett? Das konnte nicht Harrys Ernst sein? Doch das Klopfen, so zaghaft es auch war, hielt an also schälte sich Severus aus dem Bett und schlurfte zur Tür, ein gemurmelter Zauberspruch ließ die magischen Lampen erwachen.
 

Der Anblick, der sich ihm vor seiner Tür bot, ließ ihn allerdings erst mal schlucken. Harry hatte extrem tiefe Augenringe, er war sehr bleich und schien auch dünner als noch vor fast vier Tagen zu sein. Er sah einfach schrecklich aus. „Harry?“, fragte er vorsichtig.

Dieser sah ihn aus glasigen, völlig Blut unterlaufenen Augen an, seufzte dann leise und sagte, „das ist mir furchtbar peinlich aber darf ich bei dir schlafen? Ich versuche seit wir aus Ägypten zurück sind zu schlafen, es klappt einfach nichts. Weder als Mensch noch als Fledermaus. Ich habe mir schon zwei Traumlostränke von dir genommen und davon furchtbare Bauchschmerzen genommen. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.“

„Warum bist du nicht früher zu mir gekommen? Ich kann dir einen angepassten Trank geben. Willst du es erst mal damit versuchen?“, fragte Severus.

„Ja.“

„Ich hole ihn.“

Harry nickte nur und trat beiseite damit er an ihm vorbei gehen konnte.
 

„Hier. Nimm ihn und wenn du in einer Stunde immer noch nicht schläfst, kommst du rüber und wir überlegen uns etwas“, schlug Severus vor.

„Danke.“ Harry stürzte den Trank runter und ging dann wieder in sein Zimmer doch irgendwie glaubte er nicht, dass das funktionierte. Severus glaubte im übrigen auch nicht daran und deswegen sparte er es sich ins Bett zu gehen. Er holt sich ein Buch und machte es sich kurzerhand im Wohnzimmer bequem, er hatte das Gefühl, dass er bald wieder Besuch bekommen würde.
 

Es dauerte nur eine knappe halbe Stunde bis Severus eine Reaktion auf seinen Traumlostrank bekam und zwar von Schmerzensschreien und schnellen Schritten. Er konnte sich denken, was passierte und blieb deswegen sitzen. Zu gerne hätte er ihm geholfen aber er hatte Harry damals versprochen, dass er sein Zimmer nicht betreten würde und daran hielt er sich. Auch wenn es ihm im Moment schwer fiel.
 

„Es klappt nicht“, murmelte Harry leise, „wieso klappt es nicht?“

„Dein Körper rebelliert, du hättest früher zu mir kommen sollen.“

„Und jetzt?“

„Gehen wir ins Bett, ich habe nicht vor die ganze Nacht hier zu sitzen. Wir vergrößern mein Bett, dann kannst du bei mir schlafen wenn du willst“, schlug Severus vorsichtig vor.

„Danke“, war die sehr leise Antwort.

Severus winkte ab, erhob sich und bedeutete ihm, ihm zu folgen. Harry schlich ihm förmlich nach.
 

„Kannst du so schlafen?“

„Keine Ahnung. Können wir das Ritual nicht gleich machen? Ich möchte so schnell wie möglich schlafen“, bat Harry, der sehr langsam um das Bett herum ging. Er war sich nicht sicher ob das wirklich eine gute Idee war aber er hatte keine andere Wahl, er war mit den Nerven am Ende. Ihm war seit Tagen schlecht, er behielt nichts mehr bei sich und obwohl er todmüde war, konnte er nicht einschlafen.

„Leg dich hin, es ist wie in Ägypten. Das Bett ist sogar größer.“

„Danke.“ Langsam kroch Harry unter die Decke, ihm kam es völlig anders als im Urlaub vor und er wusste auch warum. Das hier war Severus' Zimmer, er war hier ein Eindringling.

„Gib mir deine Hand.“ Stumm folgte er der Aufforderung und sofort spürte er die unglaubliche Hitze, die er die letzten Tage vermisst hatte. Er brauchte nicht weit in sein Innerstes zu gehen, die Magie und der Herzschlag von Severus überflutete ihn förmlich und schickte ihn sofort in den Schlaf.

Etwas überrascht sah Severus seinen Partner an, der von einer Sekunde auf die Nächste eingeschlafen war. Dass es so schnell gehen würde, hätte er nicht gedacht und Harry garantiert auch nicht. Er ließ seine Hand los, löschte das Licht und machte es sich dann bequem doch jetzt konnte er nicht wirklich schlafen. Es war einfach zu ungewohnt jemanden in seinem eigenen Schlafzimmer zu haben aber gut, er würde es überleben. Das würde ja kein Dauerzustand werden.
 

Nun, in diesem Punkt irrte sich Severus denn Harry konnte nur noch in seiner Nähe schlafen. Am nächsten Tag zog er wieder in sein eigenes Zimmer, nur um mitten in der Nacht wieder todunglücklich vor seiner Tür zu stehen. In der nächsten Nacht versuchte er es wieder alleine, was dazu führte, dass er keine Sekunde schlief und Severus dann als Fledermaus im Unterricht aufsuchte. Nun, das Ergebnis war eine gefleckte Fledermaus, die auf dem Lehrerpult auf einem Kissen lag und friedlich schlief. Was zur Folge hatte, dass jeder Schüler, der etwas lauter redete, einen gezischten Anschiss bekam und Punkte verlor. Das ging bis zum Mittagessen so.
 

„Harry, wach auf. Los, Flederwisch, wach auf“, schnarrte Severus und nur langsam kam Bewegung in das Tier.

Harry krabbelte unter dem dünnen Tuch vor und fiepste ihn fragend an.

„Ich habe gleich die Siebtklässler aus Slytherin und wenn du nicht willst, dass deine Freund spätestens heute Abend wissen, dass du mir am Robenzipfel klebst, solltest du jetzt gehen“, sagte Severus.

Er sah wie es in dem kleinen Hirn arbeitete bis Harry mit dem Flügel auf ihn deutete und fragend fiepste.

„Du willst jetzt nicht ernsthaft unser Lieblingsspiel spielen oder?“

Harry nickte hektisch und flatterte mit den Flügeln.

„Ich hasse dich. Also gut, versuchen wir es. Mir persönlich ist es egal ob die Schüler dich hier sehen, sonst hätte ich dich schon heute Morgen weggeschickt. Nur die Schüler bis jetzt wussten nicht wer du bist, die Slytherins wissen es und da ich meine Schlangen kenne, wissen es heute Abend deine Freunde. So treu Slytherins auch sind, unter Freunden können die nicht die Klappe halten“, sagte Severus.

Ein quietschendes Lachen ertönte bevor Harry es sich wieder bequem machte.

„Ich gehe davon aus, dass du bleiben willst?“

Nicken.

Severus wollte noch etwas sagen als er Schritte hörte und sich kurz darauf die Tür öffnete. Wie immer führte Draco die Siebtklässler an, die ihm alle zunickten und sich auf ihre Plätze begaben. Allerdings lagen viele Blicke auf Harry und nicht nur ein Slytherin grinste plötzlich. „Es war deine Entscheidung“, flüsterte Severus bevor er sich erhob und den Unterricht begann. Der wurde allerdings durch ein kleines geflecktes Monster behindert, welchem mitten in der Doppelstunde scheinbar langweilig war. So verbrachten die Slytherins die restliche Zeit damit sich gegen eine Fledermaus zu verteidigen, die gegen so sämtliche Zaubersprüche immun war. Severus wusste am Ende nicht ob er lachen oder weinen sollte.
 

„Mr. Malfoy, warten Sie bitte.“

Draco drehte sich überrascht zu seinem Paten um, wartete aber dann bis der Rest seines Jahrgangs den Raum verlassen hatte. „Ja?“

Severus griff nach der Fledermaus, die auf seiner Schulter saß und drückte sie ihm in die Hand. „Nimm die Nervensäge mit, ich will wenigstens ein paar Stunden meine Ruhe haben. Harry, ich will dich vor acht nicht mehr sehen“, schnarrte Severus.

Er wurde von zwei Personen etwas fassungslos angesehen doch dann grinsten beide. „Alles klar“, sagte Draco.

„Jetzt verschwindet.“

„Sind schon weg.“
 

„Was wollte er noch?“

„Das hier, ich habe ein Haustier bekommen.“

„Nettes Tierchen. Wie geht es dir?“, fragte Blaise.

Harry nickte und wechselte seinen Platz von Dracos Hand auf die Schulter von Theo, der ihm grinsend über den Rücken kraulte.

„Du hast meinen Paten heute ganz schön genervt“, sagte Draco jetzt.

Sie waren auf dem Weg in die Kerker, der Verteidigungsunterricht war der Letzte für diesen Tag gewesen und sie hatten noch Zeit bis zum Abendessen, bis dahin könnten die Hausaufgaben schon fertig sein. Denn danach hieß es lernen, in einer Woche würden schließlich die Prüfungen anfangen und die wollte jeder so gut wie möglich bestehen. Harry nickte heftig quietschend auf die Aussage, er schien sich tierisch zu freuen.

„Hast du das jetzt öfters vor?“, fragte Blaise.

Harry überlegte einen Moment und nickte dann.

„Das wird nicht gerade seine Laune bessern“, warf Greg vorsichtig ein.

„Och, so genervt sah er heute gar nicht aus. Er hat sogar teilweise gegrinst.“

Hier nickte Harry wieder hektisch und erfreut, sein Quietschen hallte durch den Korridor.

„Aber ob das immer so funktioniert, bezweifle ich irgendwie. Aber das müsst ihr untereinander aus machen. Hast du deine Aufgaben schon fertig?“, fragte Draco an die Fledermaus gewandt.

Nicken.

„Bist du auch bereit für die Prüfungen?“

Wieder ein Nicken, so vorbereitet wie jetzt war Harry noch nie in seiner schulischen Laufbahn gewesen. Er war sich sehr sicher, dass er die Prüfungen mit sehr guten Noten abschließen würde und dann standen ihm eigentlich alle Türen in der magischen Welt offen. Naja, wenn man von dem klitzekleinen Problem namens Voldemort absah, das musste er irgendwie noch lösen. Die Slytherins hatten mittlerweile mitbekommen, dass er mal wieder in seiner eigenen Welt war und unterhielten sich jetzt um ihn rund herum. Theo nahm ihn vorsichtshalber von seiner Schulter und hielt in in den Händen, nicht, dass er vor lauter Träumerei noch runter fiel. Wie sollte er das Professor Snape erklären?
 

„Wann üben wir wieder?“

„Dir auch einen guten Abend.“

„Severus, ich meine es ernst, wann üben wir wieder?“

„Wie kommst du gerade jetzt darauf?“, fragte Severus ohne von seinen Papieren aufzusehen.

„Wir haben schon den ganzen Urlaub über nichts getan und wir sollten langsam wieder damit anfangen. Sonst schaffen wir es nie“, sagte Harry aufgeregt. Er hatte begonnen auf und ab zu laufen.

„Wiederhol das bitte nochmal. Wir haben nichts gemacht? Das ist ein sehr guter Witz.“

„Das war kein Witz. Was haben wir denn gemacht?“, fragte Harry verwirrt.

„Du hast es wirklich nicht mitbekommen. Gut, dann anders. Wie fühlt sich deine rechte Hand gerade an?“

„Das Zeichen ist heiß.“

„Eine unangenehme Wärme? Wie weit geht sie?“

Harry sah ihn völlig verwirrt an, Severus hatte noch nicht einmal von seinen Unterlagen aufgesehen.

„Nun?“

„Nein, es ist nicht unangenehm, das war es noch nie. Hm, bis wohin? Ungefähr bis zur Schulter. Wieso?“

„Dabei sind zwischen uns mindestens zwei Meter Platz, faszinierend oder?“ Jetzt sah Severus auf, legte die Feder weg und hielt die rechte Hand so hoch, dass Harry seine Handfläche und das deutlich sichtbare Symbol darin sehen konnte. An den Rändern war es sogar etwas grünlich verfärbt. Überrascht sah Harry auf seine eigenen Hand, hier bot sich ihm das gleiche Bild.

„Was bedeutet das? Wir haben doch gar nichts gemacht“, sagte Harry verwirrt.

„Wir haben sogar sehr viel gemacht, du hast es nur nicht bemerkt. Deine Magie ist auch wesentlich stärker geworden.“

„Echt jetzt? Wieso weißt du das und ich nicht?“

„Weil ich mich nicht von sinnlosen Gedanken ablenken lasse sondern unser Ziel im Auge behalte.“

„Was für sinnlose Gedanken?“

Severus hob nur eine Augenbraue.

„Ok, ok, ich habe es verstanden. Was heißt das jetzt? Können wir den Vernichtungszauber schon üben?“

„Nein, noch nicht. Aber wir können mit der Magiebeherrschung anfangen“, sagte Severus.

„Wessen Magie?“

„Meiner?! Harry, du musst für den Vernichtungszauber meine und deine Magie beherrschen und damit sollten wir langsam anfangen.“

„Haben wir das noch nicht?“

„Nein, du hast meine Magie nur kennengelernt aber vom Beherrschen bist du noch sehr weit entfernt. Wollen wir es versuchen?“

„Gerne.“

Severus nickte, räumte seine Pergamente auf einen Stapel und erhob sich dann. Allerdings ging er nicht direkt zu Harry sondern er machte einen kleinen Abstecher zu einem der Schränke, den er öffnete. Er kramte einen Moment darin herum bevor er fand, was er suchte und damit zu Harry ging.

„Was ist das?“, fragte dieser neugierig.

„Dieses Amulett wird deine Magie versiegeln solange du es trägst. Durch unsere Verbindung wird es dir möglich sein meine Magie anzuzapfen und damit zu arbeiten. So zumindest die Theorie“, erklärte Severus.

„Aha.“ Harry klang nicht sehr überzeugt, ließ sich aber das Amulett ohne Widerstand umlegen.Er spürte die Veränderung sofort, das Fehlen seiner Magie fühlte sich an wie eine eiserne Rüstung, die zu eng war. Er fühlte sich eingeengt, hilflos, nicht fähig einen normalen Schritt zu gehen und vor allem war ihm kalt, eiskalt.

„Ganz ruhig, atmen“, forderte Severus ihn plötzlich auf und erst jetzt stellte Harry fest, dass er aufgehört hatte zu atmen.

Mit einem tiefen Seufzen entließ er die angehaltene Luft und atmete tief ein, doch es fiel ihm schwer. „Muss es sich so anfühlen?“

„Wie?“

„Als ob man keine Luft mehr bekommt, mir ist kalt und es fühlt sich an als wäre meine Haut erstarrt aber gleichzeitig eine Nummer zu klein. Das ist sehr unangenehm“, sagte Harry.

„Dann wirkt das Amulett also, perfekt. Wenn ich deine Hand gleich nehme, wird sich die Wärme noch stärker anfühlen als sonst. Ich werde dir einen Teil meiner Magie schicken und du wirst versuchen die Kerze da drüber anzuzünden. Wenn möglich ohne mein Büro in Brand zu setzen.“

„Welchen Zauberspruch?“

„Der Incendio sollte genügen und nur die Kerze, nicht mein Büro“, mahnte Severus nochmal bevor er nach Harrys Hand griff.

„Heiß, heiß, heiß.“

„Konzentrier dich.“

„Aber ich verbrenne.“

„Nein, tust du nicht. Die Hitze ist genauso stark wie immer, du fühlst sie nur anders. Entspann dich.“

„Kein Problem“, knurrte Harry, der das Gefühl hatte, dass sein Arm in Flammen stand. Er atmete mehrmals tief durch, das Brennen nahm etwas ab, verteilte sich dafür aber weiter in seinem Körper.

„Bist du so weit?“, fragte Severus.

„Nicht wirklich aber wir können anfangen.“

Severus sagte nichts mehr sondern löste einen Teil seiner Magie und ließ ihn die Verbindung entlang fließen. Auch für ihn war es ungewohnt nicht von Harrys Magie empfangen zu werden, das Innere fühlte sich leer und einsam an.

„Ich spüre deine Magie aber es fühlt sich so seltsam an.“

„Ich weiß. Wenn du willst, können wir die Übung verschieben.“

„Nein, nein. Ich versuche es.“

„Deine Entscheidung. Ich lege meine Magie jetzt um einen inneren Kern, gewöhn dich an sie, sie tut dir nichts und sie will dir helfen, sie will dir gehorchen. Sie ist nicht dein Feind, denk immer daran“, sagte Severus nochmal nachdrücklich bevor er seine Magie ablegte und sich zurückzog, jetzt lag es bei Harry.

Die Magie fühlte sich falsch an, so völlig anders als seine Eigene, fremd, älter, mächtiger. Und die sollte er kontrollieren? Zudem wusste er, dass er hier nur einen Bruchteil von Severus' Magie vor sich hatte. Und sie erschien ihm jetzt schon viel zu stark. „Ich habe Angst“, murmelte er.

„Musst du nicht, sie tut dir nichts. Entspann dich und lass mein Büro heil“, war Severus' Antwort.

„Du hast ja sehr viel Vertrauen in mich.“

„Ich habe keinen Brandschutzzauber über die Möbel gelegt.“

„Wie zuversichtlich. Wie benutze ich deine Magie?“

Genau wie deine. Darauf konzentrieren was du machen willst und den Zauberspruch sagen, von mir aus auch mit Stab aber den Incendio solltest du auch ohne hin bekommen.“

„Aha.“ Harry war sich nicht sicher ob er das wirklich wollte, diese Magie fühlte sich einfach falsch an aber er wollte auch vor Severus nicht kneifen. Also konzentrierte er sich auf die Kerze, atmete nochmal tief durch und sagte dann, „Incendio.“ Das Ergebnis überraschte Harry denn der Kerzendocht fing wirklich Feuer – genau wie der Schrank, auf dem die Kerze stand.

„Hatte ich nicht gesagt, dass du meine Einrichtung nicht anzünden sollst?“, fragte Severus missmutig.

„Mach was“, forderte Harry ihn panisch auf, der Schrank zündelte fröhlich vor sich hin und Severus stand nur neben ihm ohne etwas zu machen.

„Wieso soll ich deine Fehler ausbügeln? Schon mal was von Aquamenti gehört?“

„Aber...“

„Harry, würdest du bitte den Schrank löschen?“, schnarrte Severus.

Harry atmete tief durch und konzentrierte sich dann nochmal, „Aquamenti.“ Ein Schwall Wasser schwappte über den Schrank, löschte das Feuer und überschwemmte gleich das halbe Büro.

„Wo ist mein Rettungsboot? Harry, könntest du die Magie etwas dosierter einsetzen und nicht immer gleich alles?“

„Das geht?“

Severus verspürte den unwiderstehlichen Drang seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen. Nach einer kurzen Überlegung kam er zu dem Schluss, dass sein Kopf nichts dafür konnte und murmelte, „Ventusio.“ Ein Wind fegte durch den Raum, trocknete den Boden und den Schrank und verflüchtigte sich dann wieder.

Wortlos ließ Harry Severus' Hand los, nahm das Amulett ab und ließ sich bedrückt auf einen Stuhl fallen. „Ich habe es vermasselt.“

„Wie kommst du darauf?“, fragte Severus überrascht.

„Ich habe deinen Schrank angezündet und dein Büro überflutet, ich habe es vermasselt.“

„Nein, nur zu viel Magie in die entsprechenden Zaubersprüche gelegt. Du musst sie dosieren. Das schaffst du doch bei deiner Magie auch. Wieso hast du meine komplette Magie genutzt?“, fragte Severus.

„Ganz ehrlich, daran habe ich gar nicht gedacht. Ich habe mich so darauf konzentriert, dass es funktioniert, da habe ich das vergessen“, gestand Harry leise.

„Daran solltest du das nächste Mal denken.“

„Das nächste Mal?“

„Natürlich. Harry, wir haben noch einen langen Weg vor uns.“

„Wie sehen die nächsten Schritte aus?“

„Ziel eins ist es, dass du meine komplette Magie kontrollieren kannst. Ziel zwei wäre dann unsere vereinte Magie. Ziel drei wäre dann der Vernichtungszauber.“

„Dann ER.“

„Naja, das würde man unter Endkampf verstehen aber so in etwa ist der Plan. Aber heute nicht mehr, wir gehen schlafen.“

Harry sah unsicher auf, die veränderte Schlafsituation war ihm immer noch peinlich auch wenn Severus es nicht nochmal angesprochen hatte.

„Kommst du oder willst du hier im Büro schlafen?“

„Tut mir leid.“

„Den Schrank richte ich morgen mit einem Zauberspruch, komm endlich.“

„Ich meine...“ „

Harry, kommst du jetzt bitte? Ich will schlafen gehen und ich hasse es wenn jemand im Dunkeln in meinem Schlafzimmer herumgeistert. Also mach dich hoch und komm“, unterbrach Severus ihn.

Er wurde überrascht angesehen, lächelte aber dann und folgte ihm, für Severus war das Thema scheinbar geklärt.
 

Etwas stimmte nicht. Das war der erste Gedanke, den Severus am Montagmorgen hatte als er die große Halle betrat. Harry, der verwandelt auf seiner Schulter lag, hatte unbedingt in der Halle frühstücken wollen und so waren sie jetzt hier und hier stimmte etwas nicht. Das fragende Fiepsen auf seiner Schulter zeigte ihm, dass Harry scheinbar auch spürte, dass hier etwas nicht stimmte.

„Severus, was machst du hier?“, entfuhr es Minerva als er an ihr vorbei zu seinem Platz ging.

„Frühstücken.“

„Du frühstückst seit Monaten in deinen Gemächern.“

„Heute nicht, was ist hier los? Wo ist Albus?“, fragte Severus während er sich setzte. Sein Blick glitt durch die Halle, die Schüler waren ungewöhnlich ruhig und es gingen immer wieder Blicke zum Lehrertisch und erstaunlicherweise zu seinen Schlangen. „Weißt du was?“, flüsterte er Harry zu.

Dieser schüttelte hektisch den Kopf als Minerva auf Severus' erste Frage antwortete, „Albus ist noch nicht hier.“

„Das sehe ich selber. Wo ist er? Was hat das mit den Slytherins zu tun?“

„Woher?“

„Ich bin nicht blind, Minerva. Was ist hier los?“, knurrte Severus leise. Er wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf den Lehrertisch lenken als es sowieso schon war.

„Es gibt Gerüchte über einen Überfall auf das Ministerium“, sagte Minerva leise.

„Unmöglich“, entkam es Severus.

Minerva sah ihn lediglich traurig an, sie kam allerdings nicht mehr dazu etwas zu sagen denn in diesem Moment flog die Hallentür auf und gleich ein Dutzend Männer strömte herein, angeführt von Albus Dumbledore.

Absolute Stille machte sich breit, Severus erkannte vier der Männer, Auroren und wahrscheinlich waren auch die restlichen Männer Auroren. Aber allein die Anwesenheit von Alastor Moody machte ihm deutlich, dass es etwas Ernstes sein musste und scheinbar waren die Gerüchte mehr als nur wahr. Albus hatte inzwischen das Rednerpult erreicht, die goldene Eule schlug nervös mit den Flügeln und auch zwischen den Schülern machte sich jetzt Unruhe breit. Leises Gemurmel war zu hören, immer mehr Blicke gingen zu den Slytherins und die Wenigsten davon waren friedlich gemeint.

„Ich bitte um Ruhe, liebe Schüler, ich bitte um Ruhe“, erhob Albus jetzt seine Stimme und es wurde augenblicklich ruhig. Severus spürte wie sich Harry unruhig bewegte, ohne groß darüber nachzudenken, hob er ihn von seiner Schulter und behielt ihn in der Hand. Ein Finger streichelte gedankenverloren über seinen Rücken während Severus den Blick auf Albus gerichtet hielt. Dieser begann gerade erneut zu reden.

„Liebe Schüler, ich muss heute eine schreckliche Nachricht überbringen. Ja, die Gerüchte sind wahr. Es gab einen Angriff auf das Ministerium. Es gab viele Verwundeten und leider auch Tote aber die Todesser wurden zurückgeschlagen. Die Auroren haben den Kampf gewonnen und haben den Angriff zurückgeschlagen.“

„Mein Dad.“

Albus sah sich nach dem Grund der Unterbrechung um, er fand sie bei Ginerva Weasley, die sich geschockt die Hände vors Gesicht hielt. Er warf Moody einen fragenden Blick zu, dieser schüttelte zu seiner Erleichterung den Kopf.

„Ihrem Vater geht es gut, Mrs. Weasley.“

„Wirklich? Danke.“

„Ja, es geht ihm gut“, bestätigte Albus noch einmal als er erneut unterbrochen wurde, diesmal von einem Ravenclawsiebtklässler, „wo ist Potter, wenn man ihn braucht? Seit zwei Jahren ist der Typ schon weg und jetzt wird das Ministerium angegriffen und er versteckt sich immer noch. Wo ist der Junge-der-lebt? Er soll sich her machen und endlich diesen Krieg beenden, dafür ist er doch überhaupt da.“

Noch bevor Albus etwas sagen konnte, zerschnitt Severus' Stimme die fassungslose Stille, „fünfzig Punkte Abzug für Ravenclaw. Mr. Cornfoot wird sich die nächsten zwei Wochen jeden Abend um acht Uhr bei mir zur Strafarbeit einfinden. Beim nächsten Widerwort erhöhe ich es gerne.“

Die Schüler und auch Lehrer wussten nicht was genau sie mehr schockte, der Einwurf von Mr. Cornfoot oder die Reaktion Severus', der unmissverständlich Partei für Harry Potter ergriffen hatte. Als Albus ihm einen Blick zuwarf, sah er, dass die gefleckte Fledermaus in seinen Händen zitterte und sein Verteidigungslehrer sah aus als würde er jeden Moment explodieren. Er wandte sich wieder den Schülern zu und vor allem dem Ravenclawtisch, dessen Schüler unmissverständlich darauf warteten, dass er die Strafe abänderte. Wenn er das allerdings täte, wüsste er nicht wie Severus reagieren würde. Er traute ihm zu, dass er seine Sachen packen und mit Harry ans andere Ende der Welt ziehen würde. Und so wie die Fledermaus gerade aussah, würde er mitgehen.

„Auch wenn Professor Snape es etwas unpersönlich ausgedrückt hat, er hat Recht. Mr. Potter hätte den Angriff auf das Ministerium weder verhindern noch schneller beenden können als die Auroren. Es hätte dieselben Verwundeten und Toten gegeben wie es sie auch so gab. Sie dürfen nicht vergessen, dass dieser Angriff mitten in der Nacht statt gefunden hat und zu dieser Zeit hätte sich Mr. Potter, so er in Hogwarts gewesen wäre, wie alle anderen Schüler auch in seinem Schlafsaal befunden. Es hätte nichts geändert und zudem ist Mr. Potter in einem sehr wichtigen Training, eben um diesen Krieg schnellstmöglich zu beenden. Mr. Potter hat sehr viel aufgegeben um an diesem Training teilzunehmen, seine Familie, seine Freunde und seine schulische Laufbahn. Er muss diese kompletten zwei Jahre irgendwann nachholen“, erklärte Albus ruhig, „ich möchte keine weiteren Anfeindungen gegen Mr. Potter hören. Er ist, genau wie sie, Mr. Cornfoot, ein siebzehnjähriger Zauberer, der noch sehr viel lernen muss.“

Leises Gemurmel machte sich breit, viele wütende Blicke gingen zum Tisch der Raben und seltsamerweise kamen viele davon von den Schlangen. Severus und auch die Gryffindors wussten warum und zumindest der Erstere bebte vor Wut. Ein Hufflepuff meldete sich, Albus erteilte ihm mit einem Handwink das Wort.

„Weiß man wer gestorben ist? Meine Mutter arbeitet im Ministerium“, sagte der Junge.

Albus winkte einen der Auroren zu sich, der eine Pergamentrolle aus einer Tasche holte. Nicht nur ein Schüler begann unruhig auf seinem oder ihrem Platz herumzurutschen, viele hatten Verwandte, die im Ministerium arbeitete und keiner wollte eine Todesbotschaft hören. Albus übernahm die unangenehme Aufgabe die Namen der Verstorbenen laut zu verlesen. Mit jedem weiteren Namen brach weiteres Wehklagen in der Halle aus.
 

Der Unterricht fiel für diesen Tag aus und auch die Prüfungen wurden abgesagt. Die Schüler, die einen Toten zu beklagen hatten, wurden umgehend zu ihren Familien geschickt. Die Anderen, deren verwundete Angehörige im St. Mungos versorgt wurden, durften nach dem Mittagessen unter strengsten Sicherheitsbestimmungen ihre Verwandten besuchen. Es war an diesem Tag sehr still in Hogwarts und trotz Severus' sehr deutlichem Statement am Morgen wurde das Gemurmel über das Fehlen von Harry Potter immer lauter. Die Schüler fühlten sich verraten und suchten schlicht und einfach ein Ventil für ihren Unmut. Dass sie dem Falschen die Schuld gaben, war vielen klar aber es änderte nichts daran. Doch nicht nur Harry war Ziel ihrer Wut und Enttäuschung, die Slytherins traf es fast noch härter denn sie waren anwesend. An die Sechst- und Siebtklässler traute sich keiner ran doch die niederen Klassen waren nicht so sicher. Es ging so weit, dass Severus kurzerhand seine Schlangen in die Kerker beorderte und diesen magisch verschloss. Was zur Folge hatte, dass er sich keine zehn Minuten nach dieser Tat im Büro des Schulleiters einfinden musste.
 

„Severus, stimmt es was mir Minerva gerade erzählt hat? Du hast die Kerker versiegelt?“, fragte Albus.

Ihm und Minerva wurde ein kalter Blick zugeworfen bevor Severus schnarrte, „ja.“

„Haben wir nicht schon genug Probleme?“, fuhr Minerva ihn an, „musst du jetzt noch die Slytherins so deutlich bevorteilen?“

„Bevorteilen? Ich bin der Hauslehrer von Slytherin und ich bin für die Sicherheit meiner Schüler verantwortlich. Es gab seit dem Frühstück mehr als einen Übergriff auf die jüngeren Jahrgänge und jedes mal bin ich zu spät gekommen. Poppy behandelt gerade einen Zweitklässler wegen einem Brandfluch, der ihn in den Rücken getroffen hat. Ich habe gehandelt, statt nur zuzusehen“, knurrte Severus.

„Ein Brandfluch gegen einen Zweitklässler? Das muss ein Irrtum sein“, warf Minerva ein, sie sah allerdings sehr geschockt aus.

„Ja? Dann geh auf die Krankenstation und sag ihm das, er wird dir sicher zustimmen. Albus, entweder du sorgst in den nächsten Stunden für Ruhe und vor allem Sicherheit für meine Schlangen oder ich mache es und ich werde dabei nicht zimperlich vorgehen. Es reicht wenn da draußen Krieg herrscht, dann brauche ich ihn nicht noch hier drinnen. Zudem habe ich momentan echt andere Probleme.“

„Welche?“

„Ich muss meinen Bindungspartner davon überzeugen, dass er nicht Schuld am Elend der Welt ist. Dass wir weiter üben müssen um das Ritual zu vollenden und dass nicht alles sinnlos war“, fauchte Severus seinen Vorgesetzten an.

„Bindungspartner? An wen bist du gebunden?“

„Wie geht es ihm?“, fragte Albus ohne auf Minervas Frage einzugehen.

„Schlecht. Aber diesen Umstand gedenke ich zu ändern also entschuldigt mich. Die Slytherins werden zum Abendessen erscheinen aber die Kerker bleiben magisch verschlossen, ich werde nicht die Sicherheit meiner Schlangen gefährden, nur weil ein paar größenwahnsinnige Kinder sich nicht zusammen reißen können. Sorg für Ruhe oder ich mache es und zwar gründlich“, fauchte Severus bevor er sich einfach umdrehte und Minerva und Albus stehen ließ.

„Seit wann hat Severus einen Bindungspartner? Albus, was ist hier eigentlich los? Wer ist es?“

„Das ist eine längere Geschichte.“

„Dann klär mich auf. Was ist hier los?“

Albus warf ihr einen deprimierten Blick zu und begann ihr die Sachlage zu erklären. Mit jedem weiteren Wort wurde die Hexe blasser und ihr Blick ungläubiger. Sie hielt das alles am Anfang für einen sehr schlechten Scherz doch nach einigem Nachdenken machten einige Dinge aus der Vergangenheit jetzt endlich Sinn. Vor allem das veränderte Verhalten von Severus und den Slytherins erschien jetzt in einem völlig neuem Licht. Dennoch erschien ihr die Geschichte sehr unglaubwürdig.
 

„Verdammt Harry, mach diese Tür auf oder bei Merlin, ich werde sie sprengen. Ich weiß, dass du nicht schläfst und dich so zu verkriechen, ist nicht richtig. Ich habe dein Zimmer bis jetzt nicht betreten aber wenn du nicht gleich aufmachst, vergesse ich mich also mach auf!“, rief Severus. Er hörte ein genervtes Seufzen, dann Schritte und dann ging die Tür auf.

„Was willst du?“, fragte Harry leise.

„Meinen Bindungspartner aus seinem Trübsal reißen. Komm, deine Freunde warten in der Küche.“

„Meine Freunde?“

„Ja, fast die ganze Bande.“

„So groß ist die Küche nicht“, warf Harry nachdenklich ein.

„Jetzt schon. Komm endlich, wir warten schon mit dem Kuchen.“

„Du hast gebacken?“

Es kam ein gemurrtes „Ja.“

„Das wäre das erste Mal, dass du Kuchen gebacken hast und da ihr wartet, gehe ich davon aus, dass es eine Insektenmahlzeit ist.“

„Richtig und deine Freunde wissen es, sie wollen trotzdem probieren. Also komm endlich.“ Harry sah ihn noch einen Moment zweifelnd an, nickte aber dann und folgte ihm in die Küche.
 

Severus hatte Recht gehabt, seine Freunde saßen in der magisch vergrößerten Küche und unterhielten sich. Auf dem Tisch standen zwei Kuchen und zwei Kannen, aus denen es dampfte. Allerdings sah Harry sofort, dass hier etwas absolut nicht stimmte. Ihr Eintreffen war noch nicht bemerkt worden.

„Was ist hier los?“, fragte er leise an Severus gewandt. Doch das wurde nicht überhört, alle Gespräche verstummten und wandten sich ihm zu.

Draco war es, der antwortete, „Theo und Pansy haben noch keine Nachricht von Zuhause.“

„Häh?“

„Wir haben alle Eulen nach Hause geschickt um zu wissen ob alles in Ordnung ist. Es gibt festgelegte Sprüche und Redewendungen, die wir von klein auf gelernt haben und mit denen wir uns mit unseren Eltern unterhalten. Bis auf Theo und Pansy haben auch alle schon Antwort“, erklärte Blaise.

„Ihr glaubt...?“

„Wir hoffen nicht.“ Harry sah zu Severus und fragte,

„Wäre es möglich?“

„Leider, ja. Nott und Parkinson sind mir bekannte Namen, es wäre möglich.“

„Vielleicht sind sie auch nur verletzt und können deswegen nicht antworten“, sagte Theo plötzlich leise.

Harry wusste nicht was er sagen sollte, Severus nahm ihm die Entscheidung ab, er drückte ihm einen Stapel Teller in die Hände und schnarrte, „mach dich nützlich und deck den Tisch.“ Ohne Widerworte machte sich Harry an die Aufgabe, Blaise und Hermine erhoben sich und nahmen das restliche Geschirr entgegen um ihm zu helfen.
 

Die Stimmung blieb gedrückt, keiner hatte wirklich Lust etwas zu sagen und immer wieder gingen Blicke zu Theo und Pansy, die mit Neville und Milli etwas abseits saßen.

„Können wir gar nichts machen?“, fragte Harry irgendwann leise.

„Den Krieg beenden“, war die dunkle Antwort von Severus. Er wurde von allen überrascht angesehen und schnarrte, „was? Fällt euch was besseres ein? Das ist die einzige Möglichkeit. Wenn ER endlich tot ist, hat dieser ganze Wahnsinn ein Ende und die Kinder hier müssen sich nicht mehr um ihre Familien sorgen.“

„Aber es gibt doch Todesser, die SEINEN Idealen aus freien Stücken folgen“, warf Ron ein.

„Um die machen wir uns ja auch keine Sorgen.“

„Darf ich mal fragen, wer das wäre?“, fragte Harry.

Greg und Vince hoben sofort die Hände und Gregory sagte, „unsere Eltern sind wahre Todesser. Mein Vater ist bei dem Überfall verletzt worden ansonsten geht es allen gut und sie sind wahnsinnig stolz auf ihre Leistung.“

„Meine Mutter ist auch eine Todesserin“, meldete sich Blaise zu Wort.

„Mein Vater auch, meine Mutter macht nur aus Angst mit“, kam von Daphne. Die vier Slytherins wurden, vor allem von den Gryffindors seltsam angesehen.

„Und der Rest?“, fragte Seamus. Es war selten, dass sie so offen über das Thema redeten.

„Angst, Gewalt, Hass, Imperiusfluch, das Übliche um Menschen willig zu machen“, sagte Draco.

„Was war es bei euch?“

„Angst und zum Teil Gewohnheit. Mein Großvater Abraxas Malfoy war schon ein Todesser und hat SEINEN ersten Aufstieg unterstützt. Ihm gefiel die Idee der Reinerhaltung der Zaubererrasse und so ist mein Vater schon damit aufgewachsen und dann ich.“

„Wie kam es zu dem Umdenken?“, fragte Hermine.

„Der Wahnsinn von IHM. Meine Eltern haben immer mehr Angst bekommen und ich glaube, ich war der Auslöser warum meine Mum dann zu Severus gegangen ist. Ich sollte an meinem sechzehnten Geburtstag das Mal kriegen, was ganz was Feierliches. Meine Mum war schon immer dagegen gewesen, dass ich ein Todesser werde und als sie das erfahren hat, hat sie gehandelt. Dann ging alles sehr schnell. Mein Dad hat mit Dumbledore geredet, er hat uns Schutz geboten und schwupps, waren wir auf der anderen Seite“, erklärte Draco mit einem Achselzucken.

„Du nimmst das ziemlich leicht.“

„Es ist schon über ein Jahr her, ich hatte Zeit mich daran zu gewöhnen. Zudem wollte ich wirklich nie ein Todesser werden.“

„Du warst schon ein arroganter Mistkerl“, warf Dean ein.

„Ja, war ich aber hey, ich war elf. Ein Kind, das immer alles bekommen hatte was es wollte und dann widerspricht mit jemand, das kannte ich nicht. Ich hatte eine sehr behütete Kindheit und erst als ER wiederkam, wurde ich mit dem Thema wirklich konfrontiert. Und da habe ich auch erst angefangen wirklich darüber nachzudenken“, sagte Draco und wurde daraufhin von fast allen fassungslos angesehen. „Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte Draco als auch nach ein paar Momenten keiner was sagte. Er sah seine Freunde der Reihe nach an bis er bei Ron ankam, der verzweifelt versuchte sein Grinsen zu verstecken. „Wieso erstickt mein Freund gerade?“, warf er noch hinterher.

„Der könnte uns erklären, warum er sich gerade tot lacht“, meinte Blaise denn Ron hatte den Kampf aufgegeben und kicherte leise vor sich hin.

„Ron, klär uns bitte auf.“

„Eure Gesichter sind Gold wert. Aber ich habe am Anfang auch so geguckt, so kennt man einen Draco Malfoy halt nicht.“

„Nein, dein Gesichtsausdruck war wesentlich besser.“

„Wahrscheinlich.“

„Gut aber wieso bist du jetzt so anders?“, fragte Dean.

„Wahrscheinlich bin ich einfach erwachsen geworden. Wir sind zu alt für diese Kinderspiele. außerhalb Hogwarts herrscht Krieg, brauchen wir den wirklich auch noch hier drin? Reicht es nicht wenn sich unsere Eltern die Köpfe einschlagen? Soll das über Generationen so weiter gehen nur weil ein einziger Zauberer größenwahnsinnig ist?“, fragte Draco ernst.

„Ist das dein Ernst?“

„Ja, natürlich. Ich habe nicht vor mein ganzes Leben in Angst zu leben oder mich zu verstecken. Ich will die Welt sehen, ich will leben, vielleicht irgendwann eine Familie gründen aber ohne mich ständig umsehen zu müssen, immer Angst haben, nein, so stell ich mir mein Leben nicht vor.“

„Familie?“, fragte Ron leise.

Mitleid kam bei den Meisten auf, scheinbar wollte Draco seinen Namen doch weitergeben. Zu aller Überraschung bekam Ron einen Kuss auf die Wange bevor Draco sagte, „klar, es gibt genug heimatlose Kinder, die sich über eine Familie mit zwei Daddys freuen würden. Auch in der magischen Welt kann man adoptieren.“

„Dein Ernst?“

„Ja aber wir lassen uns bitte noch ein paar Jahre Zeit, ich bin gerade mal siebzehn, ich will nicht schon heiraten. Das ist mir zu früh.“

„Soll das eine Anspielung sein?“, warf Harry vom Rand aus ein. Er saß neben Severus und knabberte an ein paar Insekten während sie dem Gespräch interessiert folgten.

„Von mir doch nicht.“

„Ne klar. Das ist nicht fair. Wir wollten das auch nicht“, maulte Harry leise.

Severus murmelte etwas, was allerdings nur Draco und Harry verstanden und bei Beiden sorgte es für überraschte Gesichter.

„Wir haben nichts verstanden“, kam von Blaise worauf Hermine sagte, „Ich glaube, das war auch nicht für unsere Ohren bestimmt.“

Harry nickte nur während Draco seinen Patenonkel abschätzend ansah. Keiner ging näher darauf ein, die Gespräche wanden sich jetzt unverfänglicheren Themen zu.
 

Das Abendessen wurde zum Spießrutenlauf und allein Severus' Anwesenheit verhinderte, dass es auf den Gängen eskalierte. Er begleitete seine Schlangen, den Zauberstab deutlich sichtbar in der Hand. Und erst als alle am Tisch saßen, begab er sich zum Lehrertisch.

„Severus, so kann es nicht weiter gehen“, empfing ihn Albus sofort.

„Was genau meinst du?“

„Du kannst nicht ständig die Schüler mit dem Zauberstab bedrohen“, warf Minerva ein.

„Ich bedrohe niemanden, ich halte meinen Stab lediglich in der Hand. Außerdem bin ich für die Sicherheit meines Hauses zuständig.“

„Wie geht es dem Zweitklässler?“

„Schlecht, er wird Narben zurückbehalten. Narben, die ihn sein Leben lang begleiten werden und das nur weil er in Slytherin ist. Seine Familie hat keinerlei Beziehungen zu IHM und dennoch wurde er angegriffen“, schnarrte Severus leise.

Albus schwieg denn er hatte den Zweitklässler auf der Krankenstation besucht, dem Jungen ging es wirklich schlecht.

„Aber dafür kannst du doch nicht alle Schüler verantwortlich machen“, sagte Minerva.

„Soll ich lieber die Schüler dafür bestrafen, die es waren?“, fragte Severus mit einem kalten Lächeln, „natürlich nach meinen Vorstellungen.“

„Du weißt, wer es war?“

„Natürlich. Darf ich?“

„Machst du dafür den Kerker wieder auf?“, fragte Albus.

„Wenn ich freie Hand in der Bestrafung habe, ja.“

„Und du hörst auf die anderen Schüler zu bedrohen?“, fragte Albus weiter.

Das Lächeln wurde zu einem sehr fiesen Grinsen bevor er schnarrte, „wenn ich mit meiner Bestrafung fertig bin, sind meine Schlangen sicher. Darf ich?“

Mittlerweile hatten auch die anderen Lehrer das Gespräch mitbekommen und sahen aufmerksam zu Albus, sie warteten auf eine Entscheidung. Dieser atmete tief durch, es musste wieder Frieden in Hogwarts herrschen und so nickte er. Severus neigte leicht den Kopf als Anerkennung seiner Entscheidung und erhob sich. Es dauerte nicht lange bis alle Gespräche verstummten und sich alle Blicke auf ihn gerichtet hatten.

„Heute morgen wurde ein Zweitklässler hinterrücks angegriffen und mit einem Brandfluch verletzt. Die Verletzungen sind so stark, dass er schwere Narben zurückbehalten wird und zwar sein Leben lang. Diese Tat wird nicht ungesühnt bleiben, die Verantwortlichen werden jetzt benannt und ihre Bestrafung öffentlich bekannt gegeben“, sagte Severus. Seine Stimme war nicht wirklich laut aber so durchdringend, dass jeder ihn verstand und die Beteiligten wussten, dass sie diesmal nicht davon kommen würden. „Gut, fangen wir an, die jetzt aufgerufenen Schüler erheben sich und treten vor um ihre Strafe in Empfang zu nehmen. Mr. Andrew Kirke, Gryffindor.“

Der Junge erhob sich langsam, er warf seinen Freunden einen Hilfe suchenden Blick zu doch diesmal wagte es keiner dem Hauslehrer von Slytherin zu widersprechen. Severus wartete bis der Sechstklässler vorm Lehrertisch stand und dann sagte er, „Mr. Kirke, Sie haben sich aktiv an einem Angriff auf einen Zweitklässler beteiligt. Als Strafe werden Ihnen Ihre Noten von diesem Jahr aberkannt, Sie werden das sechste Schuljahr wiederholen. Zudem fünfzig Punkte Abzug für Gryffindor und Sie werden sich das restliche Schuljahr täglich um Acht bei Mr. Filch einfinden. Zudem haben Sie Quidditchverbot für Ihre komplette restliche Schulzeit. Einwände?“ Völlig eingeschüchtert schüttelte der Junge den Kopf, Severus entließ ihn mit einem Handwink und rief den Nächsten auf, „Mr. Jack Sloper, Gryffindor.“

Auch dieser Sechstklässler trat langsam vor doch bevor Severus etwas sagen konnte, rief er, „Ich habe doch gar nichts gemacht. Ich habe den Fluch nicht gesprochen.“

Er erntete damit einen eiskalten Blick, der ihn zusammen zucken ließ bevor Severus sagte, „Mr. Sloper, Sie waren bei einem Angriff auf einen Zweitklässler dabei und haben es nicht für nötig befunden Ihre Hauskameraden von so einem feigen Angriff abzuhalten oder Hilfe zu holen. Fünfzig Punkte Abzug für Gryffindor und Quidditchverbot für ihre restliche Schulzeit. Zudem, wie Mr. Kirke, tägliche Strafarbeit bei Mr. Filch. Zusätzlich werden Sie sich in den Sommerferien im St. Mungos einfinden, hoffentlich lernen Sie dort was es heißt Hilfe zu leisten. Sollten Sie sich weigern diese Arbeit zu machen, werden Sie für das siebte Schuljahr nicht wieder in Hogwarts aufgenommen. Einwände?“

„Nein, Professor“, flüsterte der Junge bevor er auf Severus' Handwink schnell wieder an seinen Tisch verschwand.

Schon erklang der nächste Name, „Mr. Anthony Goldstein, Ravenclaw.“

Überraschte Blicke gingen zum Rabentisch, alle hatten damit gerechnet, dass Severus nur die Gryffindors bestrafen würde aber scheinbar war er diesmal wirklich fair. Der Siebtklässler trat sehr selbstbewusst vor den Lehrertisch, er war sich sicher, dass er mit den bisherigen Strafen gut leben konnte.

„Mr. Goldstein, Sie haben einen Angriff auf einen Zweitklässler unternommen, der zu einem langfristigen Schaden geführt hat. Sie werden diese Schule umgehend verlassen und auch nicht wieder aufgenommen. Da Sie das siebzehnte Lebensjahr bereits vollendet haben und damit als volljährige gelten, wird eine Anklage wegen unsachgemäßem Gebrauch des Zauberstabes, Verwendung eines gefährlichen Fluches und Angriff auf einen minderjährigen Zauberer gegen Sie erhoben. Sie werden bis morgen unter Arrest gestellt und morgen den Auroren übergeben, die Sie, bis zur Anhörung und Überprüfung der Anklage nach Askaban bringen. Irgendwelche Einwände, Mr. Goldstein?“, fragte Severus kalt.

Er wurde nur fassungslos angesehen, keiner hätte mit so einer Strafe gerechnet, selbst Albus nicht.

„Da Sie keine Einwände haben, setzen Sie sich auf Ihren Platz. Ihnen ist das Verlassen der Großen Halle verboten, ich werde Sie persönlich in einen Arrestraum bringen. Jetzt setzen Sie sich. Mr. Colin Creevey, Gryffindor.“

Während Colin langsam nach vorne trat, mussten zwei Ravenclaws ihren Kameraden holen denn der starrte noch immer zum Lehrertisch, er war völlig starr.

„Ich habe doch gar nichts gemacht“, flüsterte Colin leise, dennoch hörte es die ganze Halle.

„Falsch, Mr. Creevey. Sie haben den Mut aufgebracht für den Ihr Haus früher einmal bekannt war. Sie haben versucht Ihre Kameraden aufzuhalten und Sie hatten den Mut Hilfe zu holen. Zudem haben Sie einen sehr erfolgreichen Schutzzauber gesprochen, der wahrscheinlich schlimmere Verletzungen verhindert hat. Dieser Mut und der Schutzzauber bringen Ihnen auf der Stelle die Note 'Ohnegleichen' für Ihre Abschlussprüfung in Verteidigung gegen die dunklen Künste ein. Zusätzlich noch fünfzig Punkte für Gryffindor. Sie dürfen sich setzen“, schnarrte Severus.

Der Gryffindor reagierte nicht, er starrte Severus einfach nur an.

„Mr. Creevey, Sie dürfen sich setzen“, wiederholte Severus.

Langsam nickte Colin bevor er sich mechanisch in Bewegung setzte und zu seinem Tisch ging. Während seine Freunde versuchten ihn wieder ins Reich der Teilnehmenden zu holen, wandte sich Severus ein weiteres Mal an die Schüler.
 

„Ich hoffe, Sie haben eine Lehre daraus gezogen. In dieser Schule werden Übergriffe auf andere Schüler nicht geduldet. Egal welchem Haus sie angehören, egal welches Geschlecht sie haben, egal welches Alter sie haben und egal welchen familiären Hintergrund sie haben. Hier, in den Mauern von Hogwarts, sind alle gleich. Es gibt hier keine Seiten, keine Auroren und keine Todesser. Ihr seit Kinder! Ihr sollt hier für euer Leben lernen und nicht euch gegenseitig die Köpfe einschlagen. Nutzt eure überflüssige Kraft um zu lernen und eure Noten zu verbessern aber nicht für so einen Schwachsinn. Auch wenn es nur drei Schüler waren, Ihr alle seit daran schuld. Eure Häuser sollen eure Familien sein, Ihr sollt eine Einheit sein. Wenn ein Schüler Blödsinn macht, fällt das auf euer Haus zurück. Unterstützt euch gegenseitig, helft euch aber hört endlich auf mit diesem verdammten Kindergarten. Diese Schule wurde von vier Freunden gegründet um jungen Hexen und Zauberern eine gute Ausbildung zu ermöglichen und nicht, damit ihr hier lernt euch zu bekriegen. Auch wenn Ihr verschiedenen Häusern angehört, Ihr seit alle Schüler einer Schule. Also reißt euch zusammen und benehmt euch auch so.“

Danach setzte er sich einfach als ihm noch etwas einfiel und er sich nochmal schnell erhob. „Was ich vergessen habe, auch die Slytherins werden bestraft wenn sie so einen Blödsinn machen. Also macht euch keine Hoffnung.“ Damit war seine Ansprache wirklich beendet und in der Großen Halle breitete sich Stille aus. Die Blicke gingen zu den vier Schülern, die gerade vor dem Lehrertisch stehen mussten. Keiner hätte mit solchen Strafen gerechnet. vor allem am Ravenclawtisch herrschte bedrückende Stille.
 

Harry beobachtete seinen Bindungspartner während dieser aus dem Bad kam und auf seine Bettseite zu ging. Seit er völlig übernächtigt vor Severus' Tür aufgetaucht war und die erste Nacht bei ihm geschlafen hatte, hatte sich nichts geändert. Er war für die Nächte völlig in sein Schlafzimmer eingezogen und Severus hatte sogar ein Fach in einer Kommode freigeräumt damit er dort ein paar Sachen unterbringen konnte. Aber keiner von ihnen hatte das Thema nochmal angesprochen. Zumindest Harry wollte es auch nicht, er fühlte sich hier wohl und wollte nicht mehr in sein eigenes Zimmer.

„Wo bist du schon wieder mit deinen Gedanken?“

„Häh?“

„Harry, ich habe dich jetzt fünf Mal angesprochen“, schnarrte Severus, der mittlerweile auf der Bettkante saß und mal wieder mit seinen Haaren kämpfte.

„Soll ich eine Schere holen?“, entfuhr es Harry schneller als er nachdenken konnte.

„Soll das eine Anspielung sein, Mr. Potter?“

„Nein, Professor Snape, wie kommen Sie darauf? Es würde nur manche Dinge einfacher machen.“

Severus warf ihm einen vernichtenden Blick zu bevor er mit der Entwirrung weitermachte. Bei bestimmten Tränken bewirkten die Dämpfe, dass sich seine Haare furchtbar verwirrten und es dauerte meistens sehr lange bis er sie entwirrt hatte. Es gab zwar Zaubersprüche dafür aber die vertrug er nicht, das Ergebnis war dann immer eine furchtbar juckende Kopfhaut, die er wieder behandeln musste. Deswegen sparte er sich das und entwirrte sie per Hand.

„Wenn du sie abschneidest, können sie sich nicht mehr verwirren“, sagte Harry, „und es bleiben keine Fledermäuse mehr drin hängen.“

„Bis du dich verwandelt hast, hatte ich noch nie eine Fledermaus in den Haaren und du weißt, warum ich sie lang trage.“

„Nur wegen den blöden Traditionen? Also bitte. Was spricht gegen eine Kurzhaarfrisur?“, fragte Harry, „das könnte dir sogar stehen.“

„Und warum?“, war die Gegenfrage ohne, dass sich Severus zu ihm umdrehte, er kämpfte gerade mit einem sehr hartnäckigen Knoten.

„Wie meinst du das?“

„Mich hat mein Aussehen die letzten dreißig Jahre nicht interessiert, warum sollte ich jetzt damit anfangen?“

„Es ist nie zu spät für eine Veränderung.“

„Wohl kaum. Gib dir keine Mühe, du wirst mit der schleimigen Kerkerfledermaus leben müssen“, schnarrte Severus, „dieser verdammte Knoten, das ist schlimmer als eine Fledermaus.“

„Hey, so schlimm war ich nicht.“

„Doch.“

„Schlimmer als der Knoten?“

Jetzt schien Severus wirklich einen Moment zu überlegen bevor er sagte, „nein, der Knoten ist schlimmer.“

„Ich hol die Schere.“

„Harry.“

„Was? Ich wollte dir nur helfen“, verteidigte sich Harry lachend.

„Dann hör auf mich zu nerven. Ich habe genug zu tun.“

Nach einer Weile stellte Harry fest, dass es ungemeinen Spaß machte Severus zu beobachten. Dessen Geduld schwand mit jeder Sekunde mehr und damit machte er es nur noch schlimmer. Wo er am Anfang noch ruhig da gesessen hatte, begann er irgendwann leise vor sich hin zu fluchen. Harry musste sich immer stärker ein Grinsen verkneifen, er war froh, dass Severus mit dem Rücken zu ihm saß. Das Fluchen wurde immer lauter, Severus war kurz davor die Geduld zu verlieren. „Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte Harry irgendwann.

„Nein“, wurde er angefahren.

„Soll ich dir dann von dem großen Wirrwarr auf deinem Hinterkopf erzählen?“

Severus stockte mitten in der Bewegung, eine Hand fuhr zu seinem Hinterkopf und dann fluchte er sehr unschön auf französisch.

„Wieso fluchst du plötzlich in französisch?“

„Ich bin immer noch Lehrer, ich muss dir nicht noch mehr Schimpfwörter beibringen als du eh schon kennst.“

„Macht Sinn. Soll ich dir jetzt helfen?“, fragte Harry nochmal.

Er spürte wie Severus zögerte bevor er murrte, „mach halt was du nicht lassen kannst.“

Mit einem Grinsen rutschte Harry übers Bett, blieb hinter ihm sitzen und begann das unmögliche Gewirr aus Haaren zu entwirren. Wie schon als Fledermaus war er immer wieder erstaunt wie weich die Haare direkt nach dem Duschen waren. Leider würden sie in ein, zwei Stunden wieder genauso fettig und unansehnlich sein wie immer.

„Du musst mir nicht helfen“, warf Severus leise ein.

„Stimmt, ich will aber.“

„Will ich den Grund dafür wissen?“

„Wir sind Bindungspartner, schon vergessen? Wir sollen uns doch gegenseitig helfen“, sagte Harry.

„Au.“

„Stell dich nicht so an. Wo ist die Schere?“

„Harry!“ Dieser grinste nur bevor ihm wieder etwas einfiel. „Hast du das heute eigentlich ernst gemeint?“

„Was genau meinst du? Der Tag war lang und ereignisreich. Falls du die Bestrafung in der großen Halle meinst, ja, das war sehr ernst gemeint. Warum sollte ich vor versammelter Schülerschaft so was sagen und es nicht so meinen?“, fragte Severus.

„Och, das ist mir klar, dass du das ernst gemeint hast. Nein, ich meinte das beim Kaffee.“

„Ich weiß nicht wovon du redest“, sagte Severus.

„Du hast gesagt, dass du die Bindung nicht bereust und es jederzeit wieder so machen würdest“, sagte Harry ernst während er zwei Strähnen voneinander trennte und sich dem nächsten Knoten zuwandte.

„Auch das war ernst gemeint.“

„Warum?“

„Warum nicht? Wir kommen doch ganz gut miteinander aus, es ist auf alle Fälle nie langweilig mit dir. Sobald ER besiegt ist, kann jeder seinen eigenen Weg gehen“, erklärte Severus.

Harry schwieg, ihm gefiel der Gedanke an eine Trennung nicht. „Komplett getrennt? Ohne jeden Kontakt?“, fragte er leise.

„Wenn du das willst, ja.“

„Und wenn ich es nicht will?“ Harrys Stimme wurde immer leiser.

„Nun, du wirst es irgendwann wollen. Du willst doch Frau und Kinder, oder?“

„Ich hätte schon gerne eine Familie, ja. Aber muss ich dafür jeden Kontakt zu dir abbrechen?“

„Harry, eine spätere Freundin wird sich schwer genug mit der magischen Bindung tun, uns unterstellt ja jetzt schon jeder eine Beziehung und das wird sich nicht bessern. Wenn wir dann noch regelmäßigen Kontakt haben, wird es für sie nur noch schwerer“, erklärte Severus doch irgendwie klang seine Stimme seltsam.

„Hm. Fertig.“ Damit rutschte Harry wieder auf seine Bettseite, Severus blieb noch einen Moment so sitzen bevor er unter die Decke kroch und das Licht löschte.

„Darüber können wir uns Gedanken machen wenn es soweit ist“, sagte er noch.

„Natürlich“, murrte Harry leise. Die Stimmung gefiel ihm nicht, er wollte sich nicht mit Severus streiten denn genau so kam es ihm vor.

„Gute Nacht, Harry.“

„Gute Nacht.“ Er löschte das Licht auf seiner Seite und versuchte dann Schlaf zu finden.
 

„Was ist es diesmal?“, fragte Severus irgendwann.

„Was meinst du?“, fragte Harry leise.

„Wieso kannst du diesmal nicht schlafen?“

„Keine Ahnung.“

„Seit wann hast du es nötig mich anzulügen?“, fragte Severus leise.

„Keine Ahnung.“

„Harry, drück dich etwas gewählter aus.“

„Ich weiß es doch selber nicht, Severus.“

„Was weißt du noch selber nicht?“ Severus hörte ein tiefes Seufzen bevor eine Hand zu ihm rüber tastete, er ergriff sie etwas verwundert. „Du willst mir etwas zeigen?“

„Ja, vielleicht wirst du daraus schlau“, sagte Harry, er erhielt aber keine Antwort denn schon flutete die Magie durch die Verbindung und riss Severus förmlich mit sich.

Kapitel 18

Das Erste, was Severus auffiel, war, dass sein Bindungspartner völlig durcheinander war. Er brauchte mehrere Minuten um in das Chaos, welches Harry ihm geschickt hatte, einigermaßen Ordnung zu bringen und dann war er auch nicht schlauer. Harry war völlig am Ende, zumindest was den Zustand seiner Gefühle anging. Er spürte Schuld, wahrscheinlich wegen dem Ministeriumsvorfall und was absoluter Schwachsinn war. Da war Freude, dass es den meisten Eltern seiner Freunde gut ging. Angst, Wut und Hass, alle hatten irgendwie mit IHM zu tun. Doch der größte Teil von Harrys Gefühlen drehte sich erstaunlicherweise um ihn selbst. Genau hier lag Harrys Problem, er war sich nicht sicher was er fühlte, was er fühlen durfte und was er dagegen unternehmen konnte. Severus schüttelte innerlich den Kopf, der Junge machte sich das Leben selber schwer und das konnten sie im Moment wirklich nicht gebrauchen. Er überdachte kurz seine Möglichkeiten. Das warme Gefühl, welches ihm bei jeder Magievereinigung förmlich entgegen sprang, deutete auf sehr viel stärkere Gefühle seitens Harry hin als nur reine Freundschaft und genau das machte Harry Angst. Wenn diese Angst überhand nehmen würde, könnten sie das Ritual vergessen. Er durfte keine Angst vor ihm oder seinen eigenen Gefühlen haben und so stand Severus' Entschluss fest. Langsam schob er Harrys Magie wieder zurück und löste schließlich die Verbindung.

„Und?“, fragte Harry leise, „kannst du was damit anfangen?“

„Ja, kann ich.“

„Echt? Und...?“

Severus ließ seine Hand los und ließ die magische Lampe auf seiner Seite zum Leben erwachen. „Nichts und.“

„Ach nee?“

„Nein, Harry, was du spürst, ist die Verbindung und nichts weiter“, sagte Severus ernst. Er wurde fragend und ungläubig angesehen. „Du hast nicht plötzlich irgendwelche Gefühle für mich entwickelt, die über Freundschaft hinaus gehen. Was du spürst, ist die Verbindung. Sie ist dazu gedacht, dass sich die zwei Partner in der Gegenwart des Anderen so wohl wie möglich fühlen und manchmal wird dieses Gefühl verwechselt. Meistens mit Zuneigung oder sogar Liebe aber das ist es nicht. Harry, du bist nicht plötzlich schwul oder bi geworden, das ist einzig und allein die Verbindung“, erklärte Severus ruhig.

„Aber du bist dir doch mit deinen Gefühlen auch nicht sicher“, fuhr Harry auf, „ich habe es doch selber gespürt. Du bist dir selbst nicht sicher ob du mich mehr magst als normal.“

„Falsch, ich war mir nicht sicher was genau ich fühle und ich habe mich kundig gemacht. Auch bei mir liegt es an der Verbindung, ich habe es nur am Anfang nicht erkannt.“

„Also magst du mich nicht?“

„Doch, ich mag dich aber wie einen Freund, nicht wie einen potenziellen Partner. Und wenn du deine Gefühle mal in aller Ruhe sortierst, wirst du feststellen, dass es dir genauso geht. Also keine Angst, du stehst nicht plötzlich auf Kerle.“

Harry sah ihn etwas ungläubig an, nickte aber irgendwann vorsichtig.

„Bist du sicher?“, fragte Severus.

„Ja, ich denke schon. Es hat mir nur Angst gemacht.“

„Naja, so schlimm ist es ja nun auch nicht.“

„Ähm...“

„Harry, es ist kein Weltuntergang wenn man aufs gleiche Geschlecht steht auch nicht für den zukünftigen Retter der Zaubererwelt. Du kannst genauso einen Partner finden.“

„Aber ich könnte keine Familie gründen.“

„Doch, kannst du. Nur müsste sich dein Partner damit abfinden, dass ich das Sorgerecht von einem adoptierten Kind hätte. Aber ich würde mich nicht einmische, genauso, wie ich das von dir erwarte“, sagte Severus.

„Wie meinst du das?“

„Ich möchte vielleicht auch irgendwann eine Familie, oder hast du erwartet, dass ich mein restliches Leben alleine verbringe? So alt bin ich nun auch noch nicht.“

„Du hast bis jetzt alleine gelebt.“

„Und warum? Als Doppelspion eine Beziehung zu führen, ist nicht unbedingt ratsam und selbst jetzt ist es noch zu gefährlich. Aber ich hatte schon vor in Zukunft wieder eine Beziehung zu führen und da gehören für mich irgendwann auch Kinder dazu. Da wir verbunden sind, läuft eine Adoption nur über dich und ich erwarte in diesem Fall, dass du dich aus der Erziehung raus hältst. Das Kind würde zu mir und meinem Partner gehören, nicht zu dir. Gleiches Recht für Beide“, erklärte Severus sehr ernst.

Harry, der nicht genau wusste, was er davon halten sollte, nickte einfach nur.

„Noch Fragen?“

„Wie wäre die Situation wenn ich ein Kind mit einer Frau habe? Hat das Auswirkungen auf dich?“

„Nein. Das Kind gehört zu den leiblichen Eltern, nur bei einer Adoption hat unsere Bindung eine Auswirkung und natürlich könnt ihr nicht heiraten aber das weißt du ja schon. Aber ihr habt dieselben Rechte an dem Kind, egal ob verheiratet oder nicht. Wollen wir dieses Thema wirklich jetzt besprechen? Es ist mitten in der Nacht. Du hast keine Gefühle mir mich und Schluss, das ist einzig und alleine die Verbindung“, sagte Severus.

„Dann bin ich erleichtert“, seufzte Harry leise.

„Gut, dann gute Nacht.“

„Gute Nacht, Severus.“

Mit einem leisen Murren machte Severus das Licht wieder aus und legte sich hin. Er hoffte einfach, dass ihm sein Bindungspartner seine Lüge abkaufen würde. Wenn er sich lang genug einredete, dass er nicht mehr als freundschaftliche Gefühle für Harry hat, würde er es irgendwann sogar selber glauben.
 

Das Verhältnis zwischen den Schülern hatte sich zwar nicht gebessert aber die Slytherins konnten wieder ungefährdet durch die Korridore gehen ohne sich ständig umdrehen zu müssen. Auch Harry hatte sich beruhigt, er wusste mittlerweile, dass Theos Vater zwar schwer verletzt worden war aber es überleben würde. Pansys Eltern waren unverletzt davon gekommen, sie hatten sich nur nicht gleich melden können. Zudem hatte er Severus' Erklärung, zu dessen Erleichterung, wirklich geschluckt und seitdem ging das Training wesentlich besser voran. Harry hatte keine Angst mehr plötzlich schwul zu sein und auch über Severus' Gefühle machte er sich keine Sorgen mehr, er schob kurzerhand alles auf die Verbindung. Deswegen trieb Severus das Training so schnell es möglich war voran.
 

„Ich kann nicht mehr“, seufzte Harry leise.

„Ich auch nicht“, warf Draco ein.

Die zwei jungen Zauberer sanken nebeneinander ins Gras und lehnten sich mit den Rücken aneinander.

„Wollt ihr etwa schon aufhören?“, fragte Severus. Er stand vor ihnen, die Arme vor der Brust verschränkt und ein Grinsen auf den Lippen.

„Ich kann nicht mehr“, wiederholte Harry.

„Ihr junges Gemüse müsstet eigentlich noch topfit sein also hoch und weiter.“

„Severus, bitte, eine Pause.“

„Genau, eine Pause“, forderte jetzt auch Draco.

„Nein, wir machen weiter. Los, hoch und die Zauberstäbe in die Hand.“

„Severus!“

„Nein, Harry, hör auf zu betteln. Hoch.“

Murrend und ächzend erhoben sich die zwei Zauberer doch statt sich einander gegenüber aufzustellen, traten sie geschlossen gegen Severus. Dieser zog eine Augenbraue nach oben während er langsam seinen Zauberstab zog und fragte, „Findet ihr es nicht unfair einen Zauberer mit seiner eigenen Magie anzugreifen?“

„Ich greife dich nicht mit deiner eigenen Magie an“, grinste Draco.

„Dann versucht mal euer Glück, ihr Frischlinge“, sagte Severus mit einem kalten Lächeln, „ihr dürft euch sogar absprechen.“

„Du hörst doch eh mit und wir schaffen dich auch ohne Absprache. Zwei gegen einen.“ Severus antwortete nicht sondern sah sie nur herausfordernd an.
 

Der Kampf war schneller vorbei als Harry und Draco gedacht hatten. Sie hatten sich geteilt um Severus von zwei Seiten anzugreifen, Harry mit dem Expelliarmus und Draco versuchte es mit dem Stupor. Nur leider war Severus nicht mehr da wo er vorher stand und so trafen sie sich gegenseitig. Dracos Zauberstab flog in hohem Bogen durch die Luft und Harry fiel bewegungslos zu Boden.

„Was zum...?“, fluchte Draco während er panisch herum fuhr auf der Suche nach seinem Gegner. Im nächsten Moment ging er unter dem Einfluss einer Ganzkörperklammer zu Boden. Zwei Stiefel kamen in sein Blickfeld.

„Gewonnen“, schnarrte Severus deutlich amüsiert. Er hob die Ganzkörperklammer auf und löste dann den Stupor von Harry auf. „Ihr seit zu langsam und zu durchschaubar. Harry, dein Zauberspruch war zu schwach, du musst mehr Magie einsetzen. Ihr solltet euch nicht immer an einem Zauber halten“, erklärte Severus während er auf Harry zuging und ihm eine Hand hinhielt.

„Warum wird ihm aufgeholfen und mir nicht?“, maulte Draco.

„Weil ich mit ihm verbunden bin und mit dir nicht“, gab Severus sofort zurück doch innerlich war er über sich selbst überrascht. Er hatte nicht darüber nachgedacht als er Harry jedes Mal aufgeholfen hatte und ein Blick ins Gesicht seines Partners zeigte ihm, dass dieser sich genauso wenig Gedanken darüber gemacht hatte.

Draco erhob sich murrend, klopfte sich dann den Staub ab und fragte, „wie hast du das gemacht? Du standest doch gerade noch vor uns, wie bist du so schnell hinter uns gekommen?“

„Beschleunigungszauber, was sonst? Wobei ich auch nur zwei Schritte nach vorne hätte gehen müssen. Wie kann man nur so dumm sein und sich genau gegenüber aufstellen? Da müsst ihr doch zwangsläufig damit rechnen, dass ihr euch gegenseitig angreift.“

„Aber du musst dich gegen zwei Seiten verteidigen“, warf Harry ein.

„Echt? Wo? Wenn ihr es richtig machen wollt, dann im 90° Winkel also einer vor mir und einer neben mir, dann macht das Sinn. Alles Andere ist für euch zu gefährlich und für mich zu leicht. Nochmal?“, fragte Severus grinsend.

„Nein, ich mag nicht mehr.“

„Ich auch nicht. Ich geh jetzt ins Bett“, murrte Draco. Da keine Widerworte kamen, machte er sich daran zu gehen.

„Sag Ron einen schönen Gruß.“

„Mach ich. Gute Nacht.“

„Nacht.“ Damit verschwand Draco und ließ die zwei Partner allein zurück.

„Und wir?“, fragte Harry.

„Einzeltraining?“

„Es ist bestimmt schon Mitternacht. Hab Erbarmen.“

„Das hat ER auch nicht. Also?“

„Kein Kampftraining“, bestimmte Harry mit verschränkten Armen.

„Dann Kontrolle.“

„Wie weit sind wir?“

„Wir haben noch einiges vor uns. Also?“

Seufzend ließ sich Harry ins Gras fallen, Severus ließ sich ihm gegenüber nieder und hielt ihm eine Hand hin. Zu seiner Überraschung schüttelte Harry den Kopf und fragte, „Können wir es ohne Kontakt versuchen?“

„Wieso so plötzlich?“

„Naja, wir können im Kampf ja schlecht ständig Händchen halten, oder?“

„Gutes Argument. Aber du solltest das Medaillon abnehmen, du brauchst schließlich deine eigene Magie.“

„Stimmt“, murmelte Harry bevor er das Medaillon abnahm und erleichtert aufatmete. Er würde sich wohl nie daran gewöhnen.

„Bereit?“, fragte Severus.

Statt einer Antwort nickte Harry und schloss die Augen.

„Mach die Augen auf.“

„Bitte?“

Überrascht öffnete Harry die Augen um seinen Partner fragend anzusehen, „Ich habe die Augen immer zu bei den Kontrollübungen.“

„Ich weiß aber willst du das auch im Kampf machen? Du wirst dich an meinen Anblick gewöhnen müssen“, schnarrte Severus.

„Sehr witzig. Also gut, ich versuch es.“
 

Doch es klappte nicht, egal wie sehr sich Harry auch anstrengte, er schaffte es nicht die Verbindung aufzubauen. Was, von seiner Seite, an dem stechenden Blick seines Gegenübers lag. „Ich kann es nicht“, maulte er irgendwann.

„Woran liegt es?“

„Ich werde angestarrt.“

„Das wirst du immer.“

„Aber da sehe ich es nicht.“

„Dann dreh dich rum“, schlug Severus vor.

„Ernsthaft?“

„Natürlich, sonst würde ich es nicht sagen. Also, los, umdrehen und nochmal versuchen. Versuch mich einfach auszublenden“, sagte Severus.

Mit einem Grummeln drehte sich Harry um doch jetzt fühlte er sich noch schlechter, er fühlte sich irgendwie angreifbarer und vor allem hörte er Severus jetzt noch deutlicher. „So wird es auch nichts“, sagte er schnell.

„Du hast es noch gar nicht probiert. Harry, du musst das schaffen.“

„Du atmest mir in den Nacken.“

„Ich sitze ungefähr zwei Meter von dir entfernt, ich atme dir garantiert nicht in den Nacken“, sagte Severus amüsiert.

„Aber ich höre dich.“

„Das tust du auch immer. Also stell dich nicht so an und versuch es. Oder hast du Angst weil ich hinter dir sitze?“

„Nein.“

„Schlechte Lüge.“

„Ich habe nicht gelogen, ich habe keine Angst, es ist nur ungewohnt. Ich sehe meine Gesprächspartner gerne an und du atmest mir in den Nacken“, murrte Harry.

Er hörte ein unterdrücktes Schnauben, dann das Rascheln von Kleidung und urplötzlich spürte er warmen Atem an seinem Nacken als Severus schnurrte, „SO würde es sich anfühlen wenn ich dir in den Nacken atme.“ Harry erstarrte, ihm lief es eiskalt den Rücken runter aber gleichzeitig spürte er die Verbindung stärker denn je in sich.

Severus sah etwas zweifelnd auf den jungen Mann, der direkt vor ihm saß und sich nicht rührte. Er war nicht weggesprungen, hatte ihn nicht verflucht, er hatte nicht mal etwas gesagt als er sich diesen kleinen Scherz erlaubt hatte. Er wollte gerade etwas sagen als er spürte wie Harrys Magie nach ihm griff, seine Handfläche erwärmte sich und im nächsten Moment spürte er seinen Partner in seinem Innersten.

„Severus?“, hörte er leise in sich.

„Ja, bin da. Du hast es geschafft, ich bin stolz auf dich.“

„Ehrlich?“

„Ja.“

„Und jetzt?“, fragte Harry leise.

Severus antwortete nicht, die Verbindung war stärker als früher und er konnte es sich nicht wirklich erklären.

„Severus?“

„Bin noch da. Hast du die Augen auf?“

„Ja.“

„Gut. Ich lege dir jetzt das Medaillon um.“

Harry nickte nur und schon spürte er das kalte Metall auf der Haut und warme Finger, die seine Haut nur geringfügig streiften. Die eiskalte Rüstung schloss ihn wieder ein doch diesmal fühlte sie sich nicht mehr zu eng an, er spürte die Verbindung und die starke Magie von Severus, die in seinen Körper floss.

„Alles in Ordnung?“, wurde er leise gefragt.

„Ja.“

„Dann erschaff ein Hexenfeuer.“

Vor ihnen erschien eine hellblaue Kugel, die auf Kopfhöhe schwebte und dort ruhig vor sich hin brannte.

„Sehr gut.“

„Was noch?“

„Ein Patronus.“

„Mit deiner Magie?“

„Ja.“

„Muss das sein?“

„Wo liegt das Problem?“

„Mein Patronus, naja, er stellt meinen Vater dar.“

„Und? Stört mich nicht. Los, versuch es“, forderte Severus ihn nochmal auf.

Harry zögerte, zog aber dann seinen Zauberstab, „Expecto patronum.“
 

Das Ergebnis war ernüchternd, ein heller Nebel brach aus seinem Zauberstab und löste sich fast im selben Moment wieder auf.

„Mist.“

„Neuer Versuch. Du kennst den Zauber doch.“

„Ich finde keinen schönen Gedanken und außerdem atmest du mir immer noch in den Nacken“, sagte Harry.

„Ägypten?“, schlug Severus vor ohne sich zu bewegen.

„Ich versuch es“, seufzte Harry leise doch er spürte schon beim Aussprechen des Zaubers, dass es nicht reichte. Wieder erschien nur ein schwacher Nebel. „Das wird nichts.“

Ohne eine Antwort erhob sich Severus und setzte sich wieder auf seinen ursprünglichen Platz. Er spürte sofort eine Veränderung, die Stärke der Verbindung nahm ab und verschwand schließlich völlig. Das Hexenlicht erlosch.

Etwas verwundert blinzelte Severus auf den Rücken seines Partners, der sich noch nicht bewegt hatte. Wieso hatte sich die Verbindung so schnell gelöst? Er hatte gedacht, dass es Harry unangenehm war, dass er so eng hinter ihm saß und war deswegen weggerückt. Er hatte es ihm doch nur erleichtern wollen und jetzt war die Verbindung wieder ganz weg. Harry zog sich gerade das Medaillon ab und legte es neben sich ins Gras, man sah seinen Bewegungen an, dass er zutiefst deprimiert war.

„Harry?“, fragte Severus leise.

„Es tut mir leid.“

„Muss es nicht. Es war nur ein Versuch.“

„Können wir das nicht umdrehen?“, fragte Harry, „dass du die Magie kontrollierst.“

„Du weißt genau, dass das nicht geht. Du hast den ersten Horkrux vernichtet also musst du auch den Vernichtungszauber sprechen. Du schaffst das schon noch.“

„Wie lange soll das noch dauern? Was ist wenn ER morgen angreift?“

„Dann haben wir ein Problem.“

„Danke, Severus, das wollte ich jetzt nicht hören“, murrte Harry leise bevor er aufstand.Noch bevor Severus etwas unternehmen konnte, machte er sich auf den Weg ins Schloss.

„Harry, halt.“

Der junge Mann stockte mitten im Schritt, drehte sich aber nicht um.

„Was soll dieses Theater schon wieder? Ich dachte, wir sind uns mittlerweile einig, dass wir über alles reden können“, schnarrte Severus, der sich jetzt auch langsam erhob und ihm nach ging.

„Ich versteh es nicht“, gestand Harry.

„Ich auch nicht. vor allem verstehe ich nicht wo dein Problem liegt.“

„Ich mag dich.“

„Das Thema hatten wir schon, das ist die Verbindung.“

„Und wenn nicht?“

„Harry, es liegt an der Verbindung.“

„Und wenn nicht?“, wiederholte Harry.

Er hörte Severus hinter sich leise seufzen bevor er sagte, „glaub mir, es liegt an der Verbindung. Du hast mir doch selbst erzählt, dass du es nicht kennst, dass sich jemand um dich sorgt, du mit demjenigen zusammenlebst und so weiter. Wir müssen uns, gezwungenerweise, sehr nah sein um das Ritual zu erfüllen und ich vermute, da du es nicht kennst, verwechselst du das ganz einfach.“

„Bist du sicher?“

„Ja, bin ich.“

„warum fühlt es sich dann so seltsam an? Ich konnte vorhin die Verbindung nicht aufbauen bis du dich hinter mich gesetzt hast, dann ging es von alleine und ohne jede Anstrengung. Ich...“ Harry brach ab, er stand noch immer mit dem Rücken zu Severus, sodass dieser nicht sehen konnte, dass sein Partner Tränen in den Augen hatte.

„Was du? Harry, bitte. Wir müssen das klären.“

„Ich weiß, sonst funktioniert das Ritual nicht. Das habe ich mittlerweile verstanden“, schniefte Harry leise.

„Das wusstest du doch aber.“

„Ja, ich weiß. Das Ritual, immer das Ritual, immer wieder das Ritual. Ich habe es mittlerweile verstanden, danke.“

„Harry, ist alles in Ordnung?“, fragte Severus leise.

„Nein“, war alles, was Harry raus brachte bevor er einfach los rannte. Er ließ einen verblüfften Severus zurück.
 

Etwas genervt sah Seamus seinen Freund an und murrte, „würdest du endlich ziehen?“

Doch Deans Hand schwebte über dem Schachspiel ohne sich zu bewegen, sein Blick ging an Seamus vorbei bevor er stammelte, „Pro... Professor Snape?“ Jetzt drehte sich auch Seamus um und tatsächlich, im Gemeinschaftsraum der Gryffindors stand Severus Snape.

„Guten Abend, Mr. Finnigan, Mr. Thomas. Ist Harry hier?“, fragte Severus, dem man ansah, dass er nur sehr ungern hier war. Vor allem weil es schon weit nach Mitternacht war.

„Nein. Den habe ich zuletzt heute im Verteidigungsunterricht gesehen, auf Ihrem Schreibtisch“, sagte Dean überrascht.

„Das hatte ich befürchtet. Sollte er hier auftauchen, schicken Sie ihn bitte zu mir“, sagte Severus bevor er sich wieder umdrehte und ging.

„Kam dir das auch seltsam vor?“

„Ja, und vor allem heißt es, dass Harry verschwunden ist.“ Die Zwei sahen sich fragend an.

„Wollen wir mit suchen?“

„Nein. Lass die ihren Ehekrach selber austragen.“

„Meinst du, Harry hat es mittlerweile gemerkt?“

Dean schüttelte den Kopf, „nein. Ich glaube, der macht sich gerade einen Kopf, dass er doch bi ist.“

„Stimmt. Ob er es verkraftet?“

„Naja, so schlimm ist es ja nun auch nicht auf Kerle zu stehen.“

„Aber Snape?“, fragte Seamus zweifelnd.

„Och komm, die Zwei geben ein tolles Paar ab.“

„Nur sind wir die Einzigen, die das so sehen.“ „

Falsch“, sagte Dean, „Blaise und Neville sind derselben Meinung. Ich glaube, Draco hätte auch nicht wirklich was dagegen. Ich denke mal im allgemeinen, dass die Schlangen weniger Probleme damit hätten, das größte Problem sehe ich in Ron.“

„Ich auch. Und in Harry selber.“ Dean sah ihn fragend an und sein Freund erklärte, „er geht davon aus, dass er hetero ist und wird jetzt mit den Gefühlen für Snape konfrontiert. Da kommen gleich mehrere Faktoren zusammen, einmal das Ding mit den zwei Männern und dann noch Snape selber. Jetzt mal ehrlich, Snape ist nicht gerade das, was man eine gute Partie nennt. Er könnte Harrys Vater sein, er ist ein sarkastischer Mistkerl und er ist nicht gerade eine Schönheit.“

„Dennoch hat sich Harry in ihn verknallt“, warf Dean ein.

„Was er nicht wahr haben will“, konterte Seamus.

„Och komm, das ist ja nicht zu übersehen.“

„Stimmt. Ach, im übrigen, Schachmatt.“

Völlig verdattert wandte Dean den Blick wieder auf das Schachspiel wo sein Freund gerade die Dame zog und ihn damit wirklich Schachmatt setzte. „Das kam jetzt überraschend“, gestand er.

„Bett?“, fragte Seamus grinsend.

„Gute Idee. Wie lange gibst du Harry?“

Dean räumte die Figuren in die dazugehörige Tasche während Seamus antwortete, „kommt drauf an ob er es sich endlich mal eingesteht.“

„Bis zum Schulende?“

„Bestimmt.“

Sie grinsten sich an bevor sie aufstanden und sich auf den Weg nach oben machten, keiner von ihnen bemerkte die kleine Fledermaus, die ihnen mit großen Augen nach sah.

Er, verknallt? In Severus? Nein. …. Oder? Harry wickelte sich in seine Flügel ein, er war still und heimlich hier rein geflogen, weder Seamus noch Dean hatten ihn bemerkt und der Rauch des brennenden Kamins hatte verhindert, dass Severus ihn hatte riechen können. Und jetzt hing er hier und musste über die Worte seiner Freunde nachdenken. War er wirklich in Severus verknallt? Nun, das würde zumindest das unglaubliche Gefühlschaos in seinem Inneren erklären. Das Kribbeln im Bauch, das warme Gefühl, wenn Severus in der Nähe war. Oder verwechselte er das wirklich? Er hatte sich mit dem Ritual nicht wirklich beschäftigt, er wusste nur, dass er gebunden war und dass sie sich irgendwie vertragen mussten um es zu erfüllen. Severus hatte sich damit sehr eingehend auseinander gesetzt und er glaubte ihm, wollte ihm einfach glauben.

Harry entwickelte sich wieder, es gab eine einfache Möglichkeit zu überprüfen ob Severus Recht hatte. Naja, die einfachste Möglichkeit wäre Severus zu fragen aber das konnte er nach diesem Abgang nicht. Aber Severus hatte Bücher über das Ritual in seiner Bibliothek und die konnte er lesen. Fest entschlossen ließ sich Harry fallen, fing den Sturz ab und schoss durch einen Riss im Mauerwerk auf den Gang hinaus. Er hatte festgestellt, dass es überall Ritzen und Löcher gab, durch die er durchpasste. So kam er fast überall hin, nur in ihre Gemächer nicht aber da gab es das, ständig einen Spalt offen stehende Fenster in seinem Schlafzimmer.
 

Leise und unbemerkt schlich Harry durchs Wohnzimmer und in die Bibliothek rein. Severus schlief scheinbar schon denn die Räume waren komplett dunkel. Er verkroch sich in die hinterste Ecke des Raumes bevor er eine Lampe anmachte, er konnte zwar im Dunkeln einigermaßen sehen aber um länger zu lesen, war ein Licht einfach besser. Da er das Ordnungssystem seines Partners kannte, fand er die benötigten Bücher sehr schnell. Leider waren es nur zwei, doch die mussten reichen. Harry machte es sich bequem und fing an zu lesen.
 

Ein leises Kratzen ließ ihn irgendwann aufsehen. Direkt vor ihm saß Severus, als Serval und mit einer dünnen Pergamentrolle im Maul.

„Ähm, hallo“, sagte Harry vorsichtig.

Hätten Servale Augenbrauen gehabt, wäre jetzt eine nach oben gewandert aber so beließ es Severus bei einem vorwurfsvollen Blick bevor er auf den Tisch hüpfte und das Pergament ausspuckte.

„Für mich?“

Nicken.

„Muss ich das lesen? Du bist doch bestimmt böse auf mich.“

Erst ein Nicken und dann ein Kopfschütteln. Seufzend entrollte Harry das Pergament,
 


 

Ich weiß nicht was ich jetzt schon wieder falsch gemacht habe aber du wirst bestimmt deine Gründe haben warum du nicht mit mir darüber reden willst. Solltest du dich umentscheiden, stehe ich dir jederzeit zur Verfügung.
 

Severus.
 


 

„Du hast nichts falsch gemacht“, sagte Harry sofort.

Miau.

„Nein, Severus, du hast wirklich nichts falsch gemacht. Ich bin nur gerade völlig verwirrt.“ Severus legte fragend den Kopf schief und Harry seufzte tief, „ich fühle mich bei dir einfach so tierisch wohl. Es kribbelt wenn du in meiner Nähe bist und ich fühle mich einfach sicher und geborgen. Ich habe so was noch nie gefühlt und das hat mir Angst gemacht. Mir will, seit wir befreundet sind, jeder eine Affäre mit dir andichten und irgendwie habe ich es dann selber geglaubt. Das hat mir noch mehr Angst gemacht. Dann hast du immer wieder auf das Ritual gepocht, ja, ich weiß, dass wir es erfüllen müssen aber was ist mit mir? Verdammt, ich bin siebzehn, ich bin noch ein halbes Kind und ich habe auch mit den normalen Teenagerproblemen zu kämpfen wie alle Anderen auch. Aber darauf wird leider keine Rücksicht genommen. Severus, für dich mag das alles leichter sein, dein Charakter ist gefestigt und du weißt, was du willst. Aber ich nicht, ich bin mir über nichts mehr sicher. Ich weiß nicht mal mehr ob ich nicht doch auf Männer steh oder nicht. Ich weiß, dass wir das Ritual erfüllen müssen aber das kann ich nicht wenn ich nicht mir selbst ins Reine komme.“

Der Serval hörte ihm in aller Ruhe zu, der fragende Ausdruck war verschwunden aber er reagierte sonst nicht. Wie auch, er trug seine Kette nicht also konnte er sich nicht verwandeln.

„Tut mir leid, dass ich dir die Ohren voll heule aber ich kann es jetzt etwas besser verstehen“, sagte Harry mit einem Deut auf das Buch neben Severus.

Dieser folgte dem Handwink, er kannte das Buch und er hatte es Harry eigentlich auch genau danach erklärt.

„Ich kenne diesen Blick, ja du hast es mir erklärt aber irgendwie habe ich dir nicht geglaubt.“

Er wurde fragend angesehen.

„Keine Ahnung, warum. Was wird jetzt? Darf ich das Buch noch zu ende lesen?“

Severus gähnte und streckte sich ausgiebig bevor er vom Tisch runter auf Harrys Schoß ging. Dort drehte er sich mehrmals im Kreis und rollte sich dann einfach zusammen.

„Ähm...“

Miau.

„Verstehe ich das richtig, du willst da liegen bleiben und ich darf weiter lesen?“, fragte Harry. Er hob die Hand um vorsichtig über das gefleckte Fell zu streicheln. Da er keine Zähne oder Krallen in seiner Haut spürte, beließ er die Hand auch da. Es kam, für seine Begriffe, viel zu selten vor, dass er Severus in seiner Tierform streicheln konnte, das Fell war aber auch einfach toll. „Da du dich nicht wehrst, fasse ich das als Einwilligung auf“, sagte er leise.

Miau war alles, was der Serval von sich gab. Er legte den Kopf auf die Vorderpfoten, die Augen geschlossen und irgendwann begann er leise zu schnurren. Harry sah ihn überrascht an, lächelte aber dann und zog sich sein Buch wieder ran.
 

Irgendwann wurden Harry doch die Augen schwer, er schob das Buch weg und sah mit einem Lächeln auf das Tier auf seinem Schoß. Severus war längst eingeschlafen und eigentlich wollte er ihn nicht wecken aber hier auf dem Sessel wollte er auch nicht schlafen.

„Severus, wach auf. Ich will ins Bett.“

Er erntete damit nur ein Murren aber wenigstens war sein Partner wach.

„Ich werde dich nicht tragen, du bist zu schwer.“

Jetzt hatte er die volle Aufmerksamkeit von Severus, der ihn empört ansah und auch einen Protestmaunzer los ließ.

„Du wiegst mindestens vierzig Pfund, das ist mir zu viel“, sagte Harry schmunzelnd, „au, nimm deine Krallen aus meinen Beinen. Du bist nun mal keine Hauskatze. Au. Ist ja gut, ich trag dich.“

Jetzt gab Severus Ruhe während Harry sich bemühte ihn irgendwie auf den Arm zu kriegen. Es dauerte ein paar Momente bis er ihn sicher hatte und sich auf den Weg ins Schlafzimmer machen konnte.
 

Wirklich überrascht wurde Harry allerdings als sich Severus nicht zurückverwandelte sondern kurzerhand unter seine Decke kroch und sich an seinem Bauch zusammenrollte. „Äh, Severus.“

Miau?

„Das ist meine Bettseite. Du warst am Anfang sehr deutlich was die Bettaufteilung angeht“, sagte Harry leise während sich schon wieder eine Hand in das gefleckte Fell verirrte.

Miau.

„Aha. Also gilt das in Tierform nicht?“

Jetzt hob Severus den Kopf, er legte ihn überlegend schief und nickte dann.

„Ich werde dich daran erinnern“, sagte Harry bevor er das Licht aus machte. Er hörte nur noch ein leises Schnurren und genauso schnell wie Severus' Herzschlag trug ihn das Schnurren in einen tiefen Schlaf.
 

Genauso wie sie eingeschlafen waren, wachten sie auch wieder auf, nur mit dem Unterschied, dass Severus der Länge nach an Harry klebte und auch keine Anstalten machte aufzustehen. Obwohl er hellwach war und Harry mit bernsteinfarbenen Augen ansah. Harry blinzelte ihn etwas überrascht an und meinte, „seit wann sind deine Augen so hell?“

Severus deutete träge mit einer Pfote auf das Fenster und die einfallende Sonne.

„Ach so, das Licht, alles klar. Sag mal, willst du da liegen bleiben?“, fragte Harry.

Statt einer Antwort rollte sich Severus auf den Rücken und maunzte ihn auffordernd an.

„Ich soll dich jetzt ernsthaft am Bauch kraulen?“

Nicken.

„Ähm, du bist schon noch Severus Snape, oder?“

Wieder ein Kopfnicken.

„Okay, wenn du meinst aber wehe du beißt mich“, sagte Harry während er die Hand hob und in dem weichen Fell vergrub. Überrascht stellte er fest, dass das Fell am Bauch etwas länger und sehr viel weicher war als auf dem Rücken. Severus schloss die Augen und schnurrte leise vor sich hin.
 

Irgendwann hatte Severus scheinbar genug, er rollte sich auf den Bauch und erhob sich.

„Wie kannst du gleichzeitig aufstehen und dich strecken?“

Miau.

„Aha, sehr interessant. Soll ich Frühstück machen?“

Severus nickte begeistert und sprang vom Bett, sein Weg führte ihn ins Bad.

„Was hältst du von Crêpe?“, rief Harry ihm hinterher.

„Gerne“, kam zurück.

„Lass dir Zeit, ich geh auch erst duschen und mach dann das Essen.“

„Ich habe Zeit.“

Harry grinste und machte sich dann auf den Weg in sein Zimmer. Er überlegte, wann er das letzte Mal hier geduscht hatte und kam zu dem Ergebnis, dass es schon ne Weile her war.
 

Wenig später saßen sie sich beim Frühstück gegenüber, dass es schon Mittag war, ignorierten Beide. Im Endeffekt hatten sie das Frühstück zusammen gemacht, Severus hatte das Crêperezept umgewandelt damit Harry es auch essen konnte.

„Wasch machn wir heut?“, fragte Harry kauend.

„Man spricht nicht mit vollem Mund.“

Harry schluckte den Bissen runter und fragte nochmal, „was machen wir heute?“

„Wir könnten an deinen Teenagerproblemen arbeiten“, schlug Severus vor.

„Neee, lass mal. Das schaffe ich schon alleine.“

„Ach, so plötzlich?“

„Ja.“

„Was hältst du dann von einem Besuch im Grimmauldplatz?“

„Was soll ich da? Ich hege kein Bedürfnis danach einen von den Malfoys zu sehen.“

„Du kennst weder Lucius noch Narzissa und du verträgst dich mittlerweile sehr gut mit Draco. Warum gibst du ihnen nicht auch eine Chance?“, fragte Severus, „aber eigentlich könntest du auch Lupin besuchen.“

„Remus?“

„Kennst du noch einen Anderen?“

„Nein, ich will ihn nicht sehen.“

„Warum nicht?“

„Er hat sich seit Monaten nicht bei mir gemeldet. Nicht mal als die Bindung war“, murrte Harry leise.

„War auch besser so, der hätte mich gebissen. Harry, Albus hat Lupin aufs Festland geschickt. Er sollte dort nach Verbündeten suchen und er ist erst letzte Woche wiedergekommen. Albus musste ihn im Grimmauldplatz fest fluchen, sonst wäre er hier rein gestürmt um mich einen Kopf kürzer zu machen“, erklärte Severus.

„Warum?“

„Weil ich es gewagt habe dich an mich zu binden und sogar mit dir in den Urlaub gefahren bin. Er ist förmlich explodiert als er es erfahren hat.“

„Woher weißt du das?“

„Albus hat mich gestern aufgesucht. Deswegen auch die Idee mit dem Besuch.“

„Kommt Draco mit?“

„Ja, er wird sich freuen seine Eltern mal wieder zu sehen. Also?“

Jetzt strahlte Harry ihn an und nickte heftig.

„Gut, dann holen wir Draco und gehen zu Albus, nur sein Kamin ist an den Grimmauldplatz angeschlossen. Sobald du fertig mit essen bist.“

Harry schlang den letzten Crêpe runter, trank seinen Tee aus und meinte, „bin fertig, wir können.“

Mit einem Grinsen schüttelte Severus den Kopf und stand dann auf, „Dann los, gehen wir.“
 

„Willst du was sagen?“, fragte Severus leise. Er stand neben Harry im Gemeinschaftsraum der Slytherins doch die einzigen Anwesenden hatten ihren Ankunft gar nicht mitbekommen. Denn die Zwei waren sehr mit sich selbst beschäftigt.

„Och, ich möchte dir das Vergnügen nicht nehmen“, gab Harry genauso leise und grinsend zurück.

Severus erwiderte das Grinsen und trat näher bevor er mit tiefer, öliger Stimme schnarrte, „Mr. Weasley, ich wäre Ihnen sehr verbunden wenn Sie aufhören würden meinen Patensohn aufzufressen.“
 

Das Ergebnis ließ Harry vor Lachen in den nächsten Sessel fallen denn Draco und Ron sprangen wie von der Tarantel gestochen auseinander, beide mit hochroten Köpfen.

Draco fing sich allerdings schneller als sein Freund und fauchte, „was willst du hier, Severus? Wir sind volljährig also dürfen wir das.“

„Aber nicht im Gemeinschaftsraum wo jederzeit ein Minderjähriger reinkommen kann. Wenn ihr das Bedürfnis nach körperlicher Nähe verspürt, geht auf ein Zimmer oder von mir aus einen leeren Klassenraum“, schnarrte Severus.

„Die Idee ist gut aber das erklärt nicht was ihr hier wollt.“

„Albus hat erlaubt, dass wir den Grimmauldplatz besuchen, ich dachte, du würdest deine Eltern gerne mal wieder sehen.“

„Ernsthaft? Wann?“

„Jetzt.“

Draco warf Ron, der sich mittlerweile auch beruhigt hatte, einen fragenden Blick zu.

„Geh ruhig, du hast deine Eltern doch ewig nicht gesehen, oder?“

„Fast anderthalb Jahre“, gab Draco leise zu. Er vermisste seine Eltern doch das Kontaktverbot von Dumbledore hatte alles mit eingeschlossen, keine Eule, kein Flohen und kein Apparieren. Und daran hatten sich bis jetzt alle gehalten.

„Wie kommt es plötzlich dazu?“, fragte Ron.

„Der Angriff auf das Ministerium hat viele Dinge geändert. Draco, können wir?“

„Natürlich, sofort. Ron, du entschuldigst mich.“

„Na klar, geh nur“, sagte Ron.

Er erntete damit noch einen Kuss bevor sich Draco zu Severus umdrehte und meinte, „dann los.“
 

Hustend stolperte Harry aus dem Kamin, er würde sich wohl nie an diese Art des Reisens gewöhnen und stand mitten in einem Streit. Auf der einen Seite sein Bindungspartner, der mit stoischer Miene einen Schwall von Anschuldigungen und Beleidigungen über sich ergehen ließ. Und auf der anderen Seite ein sehr wütender Werwolf, der eben diesen Schwall ausstieß.

„Rück mal ein Stück“, murrte Draco hinter ihm, der sich gerade an ihm vorbei quetschen wollte.

„Sorry.“

„Was ist denn hier los?“

„Keine Ahnung aber Remus sieht sehr wütend aus“, sagte Harry als seine Aufmerksamkeit auf eine Frau gerichtet wurde, die sich ihm näherte.

Sie trug eine Zauberrobe, die erstaunlich weit an ihrem Körper saß. Die langen, roten Haare veränderten sich in diesem Moment und nahmen eine freche, blonde Kurzhaarfrisur an. Harry blinzelte überrascht als die Frau ihn auch schon erreicht hatte und eine Hand hinhielt, „hallo, du musst Harry sein. Ich bin Tonks.“

„Hallo, schön dich kennenzulernen. Was ist hier los?“

Sie verleierte die Augen und meinte, „mein Mann kann sich nicht beherrschen.“

„Dein Mann?“

„Ja, Remus und ich sind verheiratet.“

Harry klappte die Kinnlade runter bevor er sich zu den zwei Männern umdrehte, deren Situation sich noch nicht geändert hatte. „Ähm, Remus?“

Der Werwolf verstummte mitten im Wort, drehte sich zu ihm um und schneller als Harry gucken konnte, war er in einer engen Umarmung gefangen. „Wie geht es dir, Harry? Merlin, wenn ich das gewusst hätte, ich hätte dir doch geholfen. Warum hast du nichts gesagt? Wir hätten auch einen anderen Weg gefunden, ganz sicher. Wie geht es dir?“, sprudelte es aus Remus heraus.

„Luft“, keuchte Harry.

„Oh, natürlich. Also, wie geht es dir? Behandelt er dich gut? Wenn nicht, kannst du es mir ruhig sagen, ich kann dir helfen, wirklich.“ Dabei warf er Severus einen vernichtenden Blick zu, den dieser mit einer hochgezogenen Augenbraue quittierte und sich dann einfach in einen Sessel fallen ließ.

„Ich geh zu meinen Eltern“, warf Draco ein und war auch schon verschwunden.

Remus zog Harry zum Sofa und fragte nochmal, „wie geht es dir? Warum antwortest du denn nicht? Hat er irgendwas gesagt, dass du nichts sagen darfst? Harry, was ist mit dir?“

„Wenn du mal Luft holst, kann er auch antworten“, warf Tonks belustigt ein.

Sie wurde verwirrt angesehen und genau diesen Moment nutzte Harry um zu antworten, „mir geht es gut, danke Remus. Severus behandelt mich gut und er hat mir gar nichts verboten, ok, außer ihn am Wochenende vor neun zu wecken aber das zählt nicht. Nein, wir hätten keinen anderen Weg gefunden, außer ER gibt uns noch zwanzig Jahre Zeit. Mir geht es wirklich gut und ich denke mal, wir sind auf dem besten Weg das Ritual zu erfüllen.“

„Sicher? Mensch Harry, warum hast du nichts gesagt? Ich wäre doch für dich da gewesen.“

„Ich weiß aber du hattest wichtige Dinge zu tun. Unter Anderem heiraten, oder?“

„Äh, ja. Tut mir leid. Meine Frau hast du ja schon kennengelernt, oder?“, fragte Remus jetzt mit einem beschämten Grinsen.

„Ja, habe ich.“

„Willst du es ihm gleich sagen?“, fragte Tonks.

„Was will er mir gleich sagen?“

Remus' Grinsen wurde jetzt zu einem warmen Lächeln bevor er aufstand und zu seiner Frau trat. Er legte ihr einen Arm um die Schultern und strich mit der anderen Hand über ihren Bauch, „wir werden Eltern.“

„Ernsthaft?“, fragte Harry nach einem Moment des Schocks, „wann?“

„In etwa drei Monaten“, sagte Tonks lächelnd.

Remus warf einen skeptischen Blick zu Severus, der schweigend in seinem Sessel saß und sich alles in Ruhe ansah. „Kein bissiger Kommentar?“, fragte er nach.

„Nein. Auch wenn ich die Wahl des Vaters nicht nachvollziehen kann. Gratulation, Nymphadora“, schnarrte Severus.

„Nenn mich nicht Nymphadora“, wurde sofort zurück geknurrt. Harry sah die Frau fragend an, die Haare verfärbten sich zu einem zornigen Lila und auch die Augen leuchteten plötzlich in einem sehr hellen Blau.

„Nymphadora?“, fragte er leise nach.

„Nein, ich heiße Tonks. Fertig. Wer will schon Nymphadora heißen?“, murrte Tonks während Remus ihr beruhigend über den Oberarm strich.

„Hör doch gar nicht auf den Kerl, der will dich nur ärgern.“

Harry warf einen fragenden Blick zu Severus und erkannte dort den Schalk in den schwarzen Augen, den wohl kein Anderer gesehen hätte. Sein Blick wurde anklagend doch Severus zuckte nur leicht mit einem Mundwinkel, ihm machte das Ganze sichtlich Spaß.

„Was haltet ihr davon, wenn wir alle einen Tee trinken gehen. Remus, wir haben uns garantiert ne Menge zu erzählen“, sagte Harry.

„Stimmt, haben wir.“

„Dann fangt schon mal an, ich bringe euch Tee“, sagte Tonks, die sich von ihrem Mann löste, ihm einen Kuss auf die Wange gab und dann Richtung Küche ging.

„Ich werde euch auch alleine lassen“, schnarrte Severus während er sich schon erhob und ebenfalls in die Küche ging. „Lass ja meine Frau in Ruhe“, knurrte Remus. „Ich wollte ihr nur den passenden Tee für Harry geben.“ „Wir haben Tee.“

„Aber nicht den Richtigen.“

„Es...“

„Remus, er hat Recht. Ihr habt keinen Tee für mich hier“, warf Harry ein. Er wurde fragend angesehen.

„Erklär es ihm“, forderte Severus Harry auf bevor er wirklich verschwand.

„Gute Idee“, stimmte Remus leise zu.

Harry deutete lächelnd auf die Couchgruppe, wo sie sich auch niederließen, Remus im Sessel und Harry auf der Couch ihm gegenüber. „Was weißt du von Albus?“

„Fang einfach an zu erzählen. Ich würde die ganze Geschichte mal aus einer anderen Sicht hören. Vor allem den Abschnitt mit der Fledermaus“, sagte Remus. Das Lächeln von Harry wurde breiter doch dann begann er zu erzählen, er begann kurzerhand am Anfang, bei dem völlig verhunzten Bestientrank.
 

Tonks gesellte sich nach ein paar Minuten wieder zu ihnen, mit Tee und zwei Tellern voll Keksen. Einen der Teller schob sie sofort zu Harry, mit den Worten, „die wurden für dich freigegeben.“

„Die sind von Snape?“, fragte Remus überrascht.

„Ja, das sind Käferkekse, sehr lecker. Will jemand probieren?“

„Nein danke. Erzähl weiter.“

Harry lachte und nach einem Schluck Tee und einem Keks erzählte er weiter. Tonks blieb und hörte, genau wie Remus, immer fassungsloser zu.
 

Irgendwann tauchten auch die Malfoys und Severus wieder auf. Sie verteilten sich auf die restlichen Sitzmöglichkeiten wobei allen auffiel, dass sich Severus ohne zögern neben Harry auf die Couch setzte. Sie hörten sich die restliche Geschichte, die den Urlaub mit einbezog, in aller Ruhe an.
 

„Da hast du dir ganz schön was vorgenommen“, sagte Tonks, nachdem Harry fertig erzählt hatte.

„Es ist ja nicht so als hätte ich eine Wahl“, gab Harry zurück, er nahm sich gerade einen Keks und hielt den Teller dann Severus hin, der sich ebenfalls einen der Käferkekse nahm. Keinem der Beiden fielen die seltsamen Blicke auf, für sie war es schon normal geworden.

„Du willst diesen Keks nicht wirklich essen, oder?“, fragte Lucius.

„Doch, wieso nicht?“

„Ähm, hast du nicht gesagt, dass er nur noch Nahrung aus Insekten essen kann?“

„Habe ich, und?“

Lucius warf Harry, der zufrieden seinen Keks mampfte, einen seltsamen Blick zu und meinte dann, „da er sich noch nicht übergeben hat, muss das ein Keks aus Insekten sein. Willst du den wirklich essen? Du weißt doch gar nicht, was da drin ist.“

„Natürlich, ich habe ihn schließlich gebacken“, gab Severus etwas entrüstet zurück bevor er seinen Keks aß. Lucius war nicht der Einzige, der sich schüttelte, nur Draco grinste fröhlich vor sich hin.

„Will jemand?“, fragte Harry.

„Nein, danke. Die habt ihr ganz für euch.“ Tonks hatte gleich für alle geantwortet.

„Also, wie geht es jetzt weiter?“, fragte Remus.

„Wasch meinscht du?“, fragte Harry.

„Würdest du bitte nicht mit vollem Mund reden?“, knurrte Severus sofort.

„Tut mir leid. Also, was meinst du?“

„Naja, wie geht es jetzt bei euch weiter?“, fragte Remus nochmal, allerdings hatte er Mühe sein Grinsen zu verstecken.

Harry warf Severus einen fragenden Blick zu und dieser antwortete, „wie bisher auch. Harry wird seinen Abschluss machen und wir werden weiter an der Magiekontrolle und dem Ritual im Allgemeinen arbeiten.“

„Und an Teenagerproblemen“, grinste Harry.

„Ja, an denen auch“, gab Severus grinsend zu.

„Wehe du fasst ihn an“, knurrte Remus plötzlich, er konnte nicht wissen, dass er damit einen sehr wunden Punkt traf.

Harry sah es noch bevor Severus reagieren konnte aber dann explodierte er, „ich fasse niemanden an, Lupin. Weder jetzt, noch früher oder in Zukunft. Ich vergreife mich nicht an meinen Schülern oder an Leuten, die zwanzig Jahre jünger sind als ich. Ich habe es langsam satt, dass mir jeder eine Affäre mit Harry unterstellt, die nicht da ist und für die es keinerlei Anhaltspunkte gibt. Wir sind verbunden und falls dein bescheidener Geist auch nur annähernd weiß, was das Ritual bedeutet, weißt du auch, dass keine sexuelle Beziehung von Nöten ist. Ja, auch ein schwuler Zauberer kann mit einem jungen Mann zusammen leben ohne ihn zu vergewaltigen. Also schlag dir diesen verdammten Gedanken aus dem Kopf oder ich schwöre bei meinem Zauberstab, dass dein Kind als Halbwaise aufwachsen wird!“

Unangenehmes Schweigen breitete sich aus, Severus war aufgesprungen und hielt mittlerweile sogar seinen Zauberstab in der Hand. Keiner wagte etwas zu sagen, Remus war sich sicher, dass er nur sehr knapp vor einem sehr unangenehmen Fluch stand.

Harry erhob sich seufzend, legte eine Hand auf Severus' Unterarm und sah sich sofort einem stechenden Blick gegenüber. „Leg bitte den Zauberstab weg, wir kennen die Wahrheit und das reicht“, sagte er leise.

Severus starrte ihn einen Moment an, entließ dann dann die angehaltene Luft mit einem Knurren.

„Steck den Zauberstab bitte weg“, forderte Harry nochmal.

„Nur für das Ritual“, knurrte Severus und Harry verstand, es ging nicht nur um die Sache mit dem Zauberstab. Den steckte Severus jetzt weg doch er setzte sich nicht wieder sondern ging zur Küchentür, keiner hielt ihn auf.
 

„Was war das?“, fragte Tonks leise.

„Das Thema ist schwierig“, seufzte Harry, „jeder unterstellt uns eine Beziehung. Die meisten Vorwürfe bekommt Severus ab.“

„Du weißt, dass er schwul ist?“, fragte Lucius von der Seite.

„Ja, Mr. Malfoy, das weiß ich. Ich weiß auch um die Gerüchte, wegen denen Sie ihm den Kontakt zu Draco verboten haben und nein, ich habe keine Angst vor Severus. Warum auch? Er ist mir nie zu nahe getreten, er hat mich nie angefasst oder mir Grund für irgendwelche Angst gegeben“, sagte Harry ernst.

Lucius sah zur Seite, diesen Seitenhieb hatte er wahrscheinlich verdient und er hatte ihn jetzt schon sehr oft gehört.

Remus wollte etwas sagen als Harry ihm zuvor kam, „Remus, ich möchte bei diesem Thema nicht diskutieren, weder mit dir noch mit irgendeinem Anderen. Severus hat mich nicht angefasst und wird es auch nicht, und ich will nicht, dass du das nochmal behauptest. Er hat sich bis jetzt absolut vorbildlich verhalten, ich habe ein eigenes Zimmer und Bad und Severus hat mein Zimmer mit keinem Fuß betreten.“

Der Werwolf nickte nur, er wusste nicht wirklich was er sagen sollte.

„Entschuldigt mich jetzt bitte“, sagte Harry während er sich schon umwandte.

„Wo willst du hin?“, fragte Tonks überrascht.

„Meinen Bindungspartner beruhigen.“

„Warum? Der kriegt sich schon wieder ein“, warf Lucius ein.

Er bekam einen vorwurfsvollen Blick zugeworfen. „Natürlich tut er das aber dann habe ich heute Abend dicke Luft daheim und darauf habe ich keine Lust. Also gehe ich jetzt in die Küche und versuche die Sache zu klären und ihr freundet euch lieber ganz schnell mit dem Gedanken an die Bindung an. Und daran, dass wir keine sexuelle Beziehung haben.“ Damit ließ Harry die Anwesenden einfach zurück und verschwand in die Küche, er hatte einfach keine Lust auf Stress zu Hause.
 

„Alle, die das merkwürdig fanden, heben bitte die Hand“, sagte Draco und es war nicht weiter verwunderlich, dass alle die Hände hoben.

„Hat er Recht?“, fragte Remus direkt an den jungen Zauberer gewandt.

„Was genau?“

„Dass sie keine Beziehung haben.“

„So weit ich weiß, ja. Ich weiß auch, dass sie Beide mittlerweile sehr dünnhäutig bei dem Thema sind“, gab Draco zurück.

„Ich kann sie verstehen.“ Alle wandten sich Narzissa zu, etwas ungläubig, nur Tonks nickte zustimmend.

„Würden uns die beiden Damen bitte aufklären?“, forderte Lucius.

„Mein geliebter Ehemann, denk doch mal nach. Severus hat schon früher mit solchen Gerüchten zu kämpfen gehabt, nur damals hätte er sich zusätzlich noch strafbar gemacht und wäre nach Askaban gekommen. Bis auf Dumbledore hat ihm damals niemand geglaubt, nicht mal wir und wir kennen ihn am längsten. Ich glaube, er hat das damals nicht wirklich verkraftet und jetzt geht die ganze Sache wieder los. Obwohl es diesmal sogar legal wäre, glaubt ihm niemand. Ich glaube, er hatte am Anfang schon genug Probleme mit Harry und dann muss er noch mit den, entschuldige den Ausdruck, dummen Vorbehalten der Anderen leben. Über allem liegt der Druck, dass sie das Ritual vollenden müssen um IHN zu besiegen, die Situation könnte wirklich leichter und schöner sein“, erklärte Narzissa.

„Was meinst du mit den Problemen mit Harry?“, fragte Remus, der sichtlich verwirrt war.

Diesmal war es Tonks, die antwortete, „Remus, stell dir vor, dir wird als siebzehnjährigen, heterosexuellen Jungen gesagt, dass du für immer an einen über zwanzig Jahre älteren, homosexuellen Mann gebunden wirst und ihr euch irgendwie verstehen müsst damit du den stärksten Schwarzmagier aller Zeiten vernichten kannst. Wie würdest du dich fühlen?“

„Alles klar“, war alles, was der Werwolf raus brachte, er war allerdings sehr blass geworden,

„Aber warum Snape? Es hätte wesentlich passendere Partner oder Partnerinnen gegeben.“

„Hast du eine Ahnung von dem Ritual 'In saecula saeculorum'?“, fragte Lucius.

„Nicht viel“, gestand Remus und Lucius begann ihm das Ritual und vor allem die Auswirkungen genauer zu erklären.
 

Harry hatte unterdessen die Küche betreten und setzte sich Severus gegenüber an den Küchentisch, sein Partner rührte wütend in einer Kaffeetasse rum. „Der arme Kaffee kann nichts dafür, dem ist bestimmt schon schlecht“, sagte er leise.

„Er muss nicht lange leiden“, gab Severus murrend zurück doch ein Mundwinkel zuckte leicht.

„Willst du lieber gehen? Dann sag ich drüben Bescheid.“

„Das geht nicht, ich darf euch nicht alleine hier lassen. Wenn ich gehe, müsst ihr mit“, sagte Severus.

„Wir können auch gehen.“

„Nein, geht schon. Ich verschwinde gleich in die Bibliothek, da habe ich meine Ruhe. Wir reisen nach dem Abendessen zurück.“

„Ist das wirklich für dich in Ordnung?“, fragte Harry.

Sein Gegenüber trank einen Schluck Kaffee bevor er nickte, „Das passt schon.“

Harry sah ihn noch einen Moment an, nickte aber dann und fragte, „wieso durften wir plötzlich herkommen?“
 

„Weil nichts mehr sicher ist. Der Überfall auf das Ministerium hat uns gezeigt, dass nichts mehr sicher ist.“

„Aber ist es dann nicht ein zusätzliches Risiko wenn wir herkommen?“

„Nicht wirklich. Black hat das Haus an dich vererbt und du hast sehr genau klar gemacht, wer hier rein darf und wer nicht und solange wir keinen Verräter in unseren Reihen haben, dürfte nichts passieren.“

„Was wäre wenn wir einen Verräter haben?“

„Dann haben wir ein Problem“, sagte Severus trocken.

„Was mir gerade einfällt, liegt auf dir immer noch der Zauber von Moody?“

„Natürlich, als dürfte man der Kerkerfledermaus irgendwann mal vertrauen.“

„Kann ich das ändern?“

„Warum solltest du?“

„Weil du mein Bindungspartner bist und ich dir vertraue, ganz einfach“, sagte Harry ernst.

Er wurde abschätzend angesehen, „du könntest den Fidelius abändern und mich auf die gleiche Stufe wie dich stellen.“

„Wärst du dann erbberechtigt?“

„Ja.“

„Wie geht das?“

„Machen wir daheim und du solltest Albus vorher Bescheid sagen oder gleich dem ganzen Orden.“

„Nein.“

„Nein?“

„Nein, Severus. Das Haus gehört mir, Sirius hat es mir vererbt und ich kann damit machen was ich will. Wenn ich dich als Erben einsetzen will, tu ich das. Aber keine Angst, du wirst nicht erben, ich habe nicht vor zu sterben“, grinste Harry.

„Das will ich doch schwer hoffen. Jetzt geh zurück zu dem Werwolf.“

„Sicher?“

„Ja, verschwinde schon.“

„Du bist in der Bibliothek?“

„Ja, bin ich und jetzt verschwinde!“, murrte Severus. Zwar hatte er noch denselben Gesichtsausdruck wie vorher aber Harry kannte ihn mittlerweile besser, er war wesentlich besser drauf als vorher. Und das hieß, dass er heute Abend keinen dicke Luft zu Hause haben würde.
 

„Was willst du denn hier?“, fragte Severus wesentlich später. Er saß in der Bibliothek, ein Buch über die Erschaffung von Angriffszaubern auf dem Schoß und eine Tasse Kaffee neben sich.

„Mich verstecken“, gab Lucius murrend zurück.

„Vor wem?“

„Der Einrichtung des Kinderzimmers.“

„Muss ich das verstehen?“

„Tonks will ja nicht wissen, welches Geschlecht das Kind hat und dementsprechend sind die Fünf da unten gerade am planen, jeweils ein Kinderzimmer für ein Mädchen und einen Jungen.“

„Alle Fünf?“, fragte Severus nach.

„Ja, alle Fünf. Dein Partner und mein Sohn sind ganz vorne mit dabei“, murrte Lucius. Er deutete fragend auf den zweiten Sessel in der Sitzgruppe und ließ sich nieder nachdem Severus genickt hatte.

„Weißt du den momentanen Beziehungsstatus deines Sohnes?“, fragte Severus vorsichtig.

Sofort verzog Lucius das Gesicht und das war Antwort genug.

„Sollte das was Festes werden und bleiben, wirst du dich mit einem adoptierten Enkel anfreunden müssen“, sagte Severus.

„Solange er sich wenigstens an die Erbfolge hält und als Erstes einen Jungen adoptiert.“

„Und wenn nicht?“

„Dann kann ich es auch nicht ändern. Ich weiß um die Starrköpfigkeit meines Sohnes und wenn er als Erstes ein Mädchen adoptieren will, dann muss ich damit leben. Und du? Wie sieht deine Familienplanung aus?“

„Momentan? Gar nicht. Darüber mache ich mir Gedanken wenn wir diesen Krieg hinter uns haben. Aber ich denke mal, es wird in ungefähr dieselbe Richtung gehen. Ein Lebenspartner und eventuell ein oder zwei Kinder, je nachdem. Guck mich nicht so an, ich bin noch keine Vierzig. Ich habe noch genug Zeit“, sagte Severus.

„Und Potter?“

„Der ist in der Planung nicht mit einbezogen.“

„Ähm, Adoption?“, gab Lucius als Stichwort.

„Ist abgesprochen. Er würde mir helfen ein Kind zu adoptieren aber er würde sich aus meiner Familie raus halten. Genauso, wie ich mich aus seiner Familie raus halten werde.“

Lucius verzog fragend das Gesicht doch er beließ es dabei, vor allem weil Severus' Gesichtsausdruck ihm sagte, dass er lieber nicht weiter fragen sollte.

„Willst du sonst noch was oder kann ich mich meinem Buch wieder zuwenden?“, fragte Severus.

Er sah wie Lucius zögerte bevor er tief durchatmete und sagte, „ich möchte mich nochmal bei dir entschuldigen. Ich hätte damals nicht so reagieren dürfen und es tut mir wirklich leid. Ich kann nicht ungeschehen machen was passiert ist und ich kann eigentlich nur hoffen, dass du mir irgendwann mal verzeihst.“

„Du hast mir mein Patenkind vorenthalten, ohne triftigen Grund und du hast mich als Kinderschänder hingestellt. Lucius, würdest du mir das verzeihen?“, fragte Severus.

Es dauerte eine Weile bis Lucius leise antwortete, „nein.“

„Dann hast du deine Antwort“, schnarrte Severus.

„Ich dachte, du hast mir verziehen.“

„Was führt dich zu dieser Annahme?“

Lucius zuckte etwas unschlüssig mit den Schultern und meinte, „in Godric's Hollow hast du gesagt, dass ich dir etwas schulde und dass ich diese Schuld damit begleiche, dass ich mit Dumbledore rede.“

„Damit hast du die Schuld beglichen, dass du mir meine einzige Familie genommen hast. Dass du mir mein Patenkind genommen hast und mich als Kinderschänder hingestellt hast, kann und werde ich dir nie verzeihen“, erklärte Severus kalt, „darf ich mich jetzt meinem Buch wieder zuwenden?“

Lucius warf ihm einen bittenden Blick zu, ihm wurde mit Kälte und Ablehnung begegnet also seufzte er lediglich, „natürlich.“ Danach kehrte Stille ein.

Kapitel 19

Sie kehrten wirklich nach dem Abendessen zurück nach Hogwarts, Draco wurde von Ron im Slytheringemeinschaftsraum erwartet, zusammen mit Hermine.

„Was machst du denn hier?“, fragte Draco überrascht.

„Sitzen.“

„Warum im Gemeinschaftsraum der Schlangen?“, fragte Draco weiter während er sich neben Ron setze und ihm einen Kuss gab. Zu seiner Überraschung wurde das Mädchen rot und antwortete nicht doch das war auch nicht mehr nötig.

„Sie wartet auf mich“, kam von dem Durchgang, der zu den Jungenschlafsälen führte.

„Hallo Blaise, seit wann seit ihr denn zusammen?“

„Ein paar Wochen aber du warst ja immer anderweitig beschäftigt“, gab Blaise zurück während er sich neben Hermine setzte, „wo warst du heute?“

„Bei meinen Eltern.“

„Du durftest deine Eltern besuchen? Hat Professor Dumbledore das erlaubt?“, fragte Hermine überrascht.

„Ja, hat er. Severus und Harry waren auch dabei. Wusstet ihr, dass Remus Lupin verheiratet ist und bald Vater wird?“

Jetzt wurde Draco völlig überrascht angesehen bevor alle durcheinander redeten, es war der Anfang einer sehr interessanten Gesprächsrunde, die sich noch weit bis nach Mitternacht zog.
 

Misstrauisch beobachtete Harry wie der Serval langsam aufs Bett zukam, mit einem eleganten Sprung auf dem Bettlacken landete und lauernd auf ihn zulief. „Das ist meine Bettseite“, sagte Harry während Severus sich eine Kuhle neben ihn trat und sich dann mit einem leisen Seufzen zusammenrollte. „Ist das die Rache, dass ich als Fledermaus immer auf deinem Kopfkissen geschlafen habe?“, fragte Harry.

Severus schüttelte den Kopf und begann dann sich zu putzen.

„Warum klebst du dann schon wieder an mir?“

Miau und weiter putzen.

Harry beobachtete ihn und begann dann vorsichtig ihn zu streicheln. Er wurde kurz angesehen dann putzte sich Severus weiter, erst die Pfoten und dann mit den Pfoten über die Ohren. Zwar wunderte sich Harry über dieses Verhalten aber irgendwo begrüßte er es auch, es war schön mit jemanden kuscheln zu können und der Serval hatte eine passende Größe dazu. Doch wie sollten sie so arbeiten? Wie sollten sie an der Verbindung arbeiten wenn sich Severus ständig verwandelte? Oder ging das auch so? „Darf ich mal deine Pfote haben?“, fragte er.

Severus blinzelte ihn einen Moment an, streckte aber dann die rechte Pfote aus. Er schien zu wissen was Harry vor hatte.

Doch der Versuch ging völlig nach hinten los, die Magie in Severus' Inneren war zu verzogen um normal mit ihm zu kommunizieren. Harry zog sich so schnell er konnte zurück und löste die Verbindung, er wurde abschätzend angesehen. „Du wusstest, dass es nicht geht“, stellte Harry fest.

Nicken.

„Wäre das möglich wenn ich mich auch verwandel?“

Severus schüttelte den Kopf, erhob sich und suchte sich eine neue Schlafposition, immer noch direkt an Harry gekuschelt.

„Weil wir unterschiedliche Tiere sind?“

Miau.

„Willst du da liegen bleiben?“

Miau.

„Dann gute Nacht.“

Miau.

Harry schüttelte lächelnd den Kopf, legte sich bequemer hin und löschte das Licht. Es fand es sehr bequem und das tiefe Schnurren ließ ihn auch wieder schnell einschlafen.
 

Der Unterricht fand wieder normal statt, die Prüfungen allerdings mussten erst mal ausgesetzt werden denn die Prüfer wurden im Ministerium gebraucht. Dementsprechend mussten die Siebtklässler wieder normal in den Unterricht, was zu sehr viel Missmut sorgte aber Albus konnte ihnen nicht helfen. Nun, Severus hatte vor den zusätzlichen Unterricht für seine eigenen Belange zu nutzen.
 

„Wieso weckst du mich?“, gähnte Harry, „es ist noch viel zu früh.“

„Nicht zu früh um sich anzuziehen, zu frühstücken und dann mit in den Unterricht zu kommen“, gab Severus zurück.

„Warum sollte ich mit in den Unterricht?“

„Weil ich heute etwas vor habe also steh auf und geh duschen.“

Harry murrte leise, schälte sich aber dann aus seiner Decke und schlurfte ins Bad. Severus, der wirklich überrascht war, dass es nicht noch mehr Theater gab, sah ihm kurz nach und ging dann in die Küche.
 

Missmutig und murrend schlurfte Harry schließlich in die Küche, setzte sich auf seinen Platz und warf seinem Bindungspartner einen vernichtenden Blick zu. Dieser hatte die Frechheit zu grinsen bevor er einen Teller vor ihn stellte.

„Warmes Brot? Hast du so ein schlechtes Gewissen?“, fragte Harry.

„Nein, aber ich brauche dich heute noch und möglichst gut gelaunt.“

„Wieso?“

„Iss lieber, wir müssen rechtzeitig im Unterricht sein.“

„Warum?“

„Iss doch erst mal, ich erklär es dir schon noch aber nicht jetzt“, sagte Severus grinsend. Harry sah ihn skeptisch an, sah aber dann ein, dass es keinen Sinn hatte und begann zu essen. Hm, warmes Brot war einfach was Wundervolles, dafür verzieh er ihm sogar das frühe Wecken.
 

Severus schwieg sich aus, er warf Harry einfach seinen Tarnumhang über und zerrte ihn kurzerhand in sein Klassenzimmer.

„Was soll ich hier?“, murrte Harry.

„Ganz einfach, ich habe gleich Slytherin- und Hufflepuffsiebtklässler und ich will, dass wir üben. Wir werden die Verbindung aufbauen, du wirst das Medaillon anlegen und dann wirst du gegen die Schüler kämpfen“, erklärte Severus. Er sah das Gesicht von Harry nicht aber er konnte es sich einigermaßen vorstellen.

„Das ist nicht dein Ernst. Die Hufflepuffs wissen doch gar nicht, dass ich hier bin“, brachte Harry schließlich raus.

„Doch, ist es. Sie werden nichts außerhalb dieses Raumes darüber sagen können. Ich habe die Erlaubnis von Albus einen Verschwiegenheitszauber auf sie zu legen.“

„Ich habe die Verbindung noch nie vor so vielen Menschen aufgebaut. Das schaffe ich nicht.“

„Musst du auch nicht, ich verbinde.“

„Ohne Körperkontakt?“

„Willst du während des Unterrichtes Händchen halten?“, fragte Severus schmunzelnd.

„Ähm, nein, ich glaube nicht. Wieso jetzt?“

„Weil ich es testen will.“

In diesem Moment klopfte es kurz bevor die Tür aufging und die Siebtklässler eintraten.

„Bereit?“, fragte Severus leise.

„Nein“, kam genauso leise zurück. Er erntete damit nur ein kaltes Grinsen.

„Professor Snape?“

Severus wandte sich dem Sprecher zu, Draco sah ihn fragend an. „Gleich, Mr. Malfoy. Wie Sie sicher alle in Ihrem Stundenplan gesehen haben, haben Sie die Ehre meine Gegenwart bis zum Mittagessen zu genießen. Ja, ich sehe Ihre Begeisterung. Ich habe Professor Dumbledore ein Training der besonderen Art vorgeschlagen und dafür die Erlaubnis bekommen, was allerdings mit einschließt, dass ich auf Sie einen Verschwiegenheitszauber legen werden. Wer das nicht möchte, soll sich bitte jetzt melden“, schnarrte Severus.

„Wozu ist dieses Training gedacht?“, fragte ein Hufflepuff.

„Das werde ich erst nach dem Zauber offenbaren. Also, Einwände?“

Die Schüler sahen sich untereinander an, die Neugier stand allen ins Gesicht geschrieben und so war es nicht weiter verwunderlich, dass keiner gehen wollte. Severus, der sich so was schon gedacht hatte, zog seinen Zauberstab und rief die Schüler einzeln nach vorne, über jeden legte er einen Zauber, der es ihnen unmöglich machte mit Unbeteiligten darüber zu reden.
 

„So, kommen wir zu dem Unterricht. Darf ich Ihnen meinen Assistenten für heute vorstellen?“, schnarrte Severus während er in die Luft hinter sich griff und Harry den Tarnumhang abzog.

Der Aufschrei war groß, die Hufflepuffs konnten sich gerade noch beherrschen um nicht auf ihn zu zustürmen und ihn mit Fragen zu löchern. Es war wohl nur Severus´ Anwesenheit zu verdanken, dass die Schüler sich zusammen rissen.

„Ihr werdet Zweiergruppen bilden, jeweils ein Hufflepuff und ein Slytherin. Sie haben fünf Minuten um selber Paare zu bilden, ansonsten mache ich das“, schnarrte Severus. Die Schüler beeilten sich der Forderung nachzukommen während sich Severus zu Harry umdrehte und leise fragte, „bereit?“

„Ich soll gleichzeitig gegen zwei Schüler antreten, mit deiner Magie?“, fragte Harry nochmal nach.

„Ja.“

„Dazu kann man nicht bereit sein.“

Severus grinste leicht und schon spürte Harry wie seine Magie nach ihm griff.

„Wieso gelingt dir das so einfach?“, fragte er während sich die Verbindung langsam aufbaute.

„Ich denke weniger an die Umstände. Leg das Medaillon um.“ Severus drehte sich zu den Schülern um und musterte die Schüler vor sich, er war mit fast allen Paaren einverstanden. „Mr. Malfoy, Sie gehen bitte zu Mrs. Abbott und Mrs. Bones wird sich Mr. Zabini anschließen. Sie können sich gegenseitig unterstützen. Das Konzept für diese Stunden ist eigentlich ganz einfach, es wird jeweils ein Paar gegen Mr. Potter antreten, der Rest wartet so lange. Nach jedem Durchgang werden wir das Geschehen analysieren und nach Verbesserungen suchen“, erklärte Severus, er schwang den Zauberstab und an der Tafel erschienen Zaubersprüche, rechts Angriff, links Verteidigung. „Mrs. Bones und Mr. Zabini werden anfangen, der Rest setzt sich. Sie haben erneut fünf Minuten Zeit um sich eine Strategie auszudenken. Die Zauber, die Sie an der Tafel sehen, dürfen sie verwenden. Mr. Potter wird auch andere Zauber verwenden.“

„Wieso darf er andere Zauber verwenden?“, fragte Blaise.

„Möchten Sie irgendwann gegen IHN antreten?“

„Nein.“

„Gut, dann wäre die Frage geklärt. Anfangen.“
 

Das Team Zabini und Bones stellte für Harry kein Problem dar, er wehrte den Stupor von Blaise ab und verpasste ihm eine Ganzkörperklammer. Susan Bones, die Hufflepuff, war zu geschockt von seinem plötzlichen Auftauchen und war keine Bedrohung, sie schickte nicht einen Fluch.

„Mrs. Bones, was war denn los? Warum haben Sie nicht angegriffen?“, fragte Severus während er beiläufig die Ganzkörperklammer löste.

„Aber ich kann ihn doch nicht angreifen“, sagte Susan, immer noch sichtlich geschockt.

„So weit ich mich erinnere, war das die Aufgabe. Gut, da Sie das erste Angriffspaar waren, werde ich es ausnahmsweise akzeptieren. Hinsetzen. Malfoy, Abbott, Ihr seit die Nächsten. Bereit, Potter?“

Das „Klar“, von Harry klang sehr skeptisch.
 

Diesmal hatte Harry nicht so viel Glück denn Draco hatte die kurze Zeitspanne des ersten Kampfes genutzt um sich mit seiner Teampartnerin abzusprechen. Er wollte auf keinen Fall den gleichen Fehler machen wie bei dem Kampf gegen Severus. Harry sah sofort, dass er ein Problem hatte denn während Draco vor ihm blieb ging Hannah ein Stück zur Seite. Und dann ging alles sehr schnell, Draco machte eine Bewegung in die andere Richtung und riss gleichzeitig den Zauberstab hoch, „Stupor.“

„Protego“, rief Harry gleichzeitig und der Stupor prallte harmlos ab, allerdings reichte diese Sekunde der Unaufmerksamkeit Hannah um ihrerseits anzugreifen.

„Expelliarmus.“

Harry fuhr zwar noch rum aber es war zu spät, sein Zauberstab wurde ihm magisch aus der Hand gerissen und landete in der ausgestreckten Hand der Hufflepuff. Aus Reflex heraus wollte Harry einen Schritt in diese Richtung machen, in dem Versuch seinen Zauberstab wieder zu bekommen doch da machten seine Beine nicht mehr mit, Draco hatte eine Beinklammer auf ihn ausgesprochen und so landete er sehr unrühmlich auf dem Boden.

„Sehr gut, zehn Punkte für Slytherin und für Hufflepuff. Mrs. Abbott, geben Sie Mr. Potter seinen Zauberstab wieder, er kann sich selbst befreien. Mr. Finch-Fletchley und Mrs. Parkinson, Sie sind dran. Mr. Potter?“

„Bereit“, knurrte Harry ihn an.

Severus schenkte ihm einen belustigten Blick bevor er zur Seite trat und dem nächsten Paar das Feld überließ.
 

Die nächsten zwei Angriffe verlor Harry ebenfalls, sowohl gegen das Team Finch-Fletchley und Parkinson sowie gegen das vierte und damit letzte Team, Ernie Macmillan aus Hufflepuff und Daphne Greengrass aus Slytherin, hatte er keine Chance. Danach stellte Severus die Pulte wieder an ihren Platz und die große Diskussionsrunde ging los. Jeder Zauberspruch wurde analysiert, jede Bewegung kommentiert und von Severus' Seite kamen, zu aller Überraschung, Verbesserungsvorschläge und zwar nicht nur für Harry, sondern auch für alle Anderen. Es gab noch einen zweiten Durchgang, der zwei zu zwei ausging. Auch dieser Vorgang wurde mit allen Schülern durchgesprochen. Als Severus die Schüler zum Mittagessen entließ, hatten sie nicht nur einiges im Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste gelernt sondern sie hatten auch ihren Lehrer von einer völlig anderen Seite kennengelernt.
 

„Das schadet deinem Ruf“, grinste Harry.

„Ich weiß“, seufzte Severus, der die Hand ausstreckte und ihm das Medaillon abnahm.

„Warum machst du es dann?“

„Weil du das Training brauchst.“

„Gutes Argument. Aber würden dann nicht meine Freunde reichen? Wir könnten sie nach dem Unterricht ansprechen, sie würden uns garantiert helfen“, sagte Harry.

„Die kennst du aber, die Angriffe und Verteidigungen der Anderen kennst du nicht. Außerdem spar ich mir so die Unterrichtsvorbereitungen.“

„Aha, das ist also der wahre Grund.“

„Natürlich. Wollen wir hier essen?“, fragte Severus grinsend.

„Gerne. Willst du den Unterricht bei allen Siebtklässlern so machen?“

Severus rief nach einem Hauselfen und bestellte ein Mittagessen für sie Beide bevor er antwortete, „ja. Am liebsten würde ich es auch auf die Sechstklässler ausweiten aber da ist Albus dagegen.“

„Warum?“

„Frag ihn das. Jetzt lass uns essen“, schlug Severus vor denn der Tisch vor ihnen füllte sich gerade.

„Reichen die Siebtklässler?“

„Ja, tun sie. Zusätzlich werden wir deine Freunde am Wochenende noch bemühen.“

„Du hast es echt eilig, oder?“, fragte Harry schmunzelnd.

„Ja“, gab Severus sehr ernst zurück.

„Warum?“

„Weil ich befürchte, dass wir nicht mehr viel Zeit haben.“ Jetzt verschwand auch das letzte Schmunzeln von Harrys Gesicht, er sah seinen Partner fragend und ernst an und dieser erklärte, „der Überfall aufs Ministerium. ER würde so was nicht machen wenn ER nicht Grund dazu hat. Ich befürchte, ER wird in näherer Zukunft wieder angreifen und dann ist nicht das Ministerium das Ziel.“

„Hogwarts?“, fragte Harry leise.

Severus nickte nur und das restliche Mittagessen verlief in bedrückendem Schweigen.
 

„Du solltest dich auf den Weg machen, ich habe gleich Ravenclawzweitklässler“, sagte Severus schließlich.

„Kannst du dich kurz umdrehen? Ich würde gerne bleiben.“

Severus drehte sich sofort rum, hinter ihm erklang das Rascheln von Kleidung, ein gemurmelter Zauberspruch und schon flatterte eine kleine Fledermaus auf seine Schulter, die goldene Kette hielt er fest in der linken Kralle. Ohne groß darüber nachzudenken, hob Severus eine Hand und kraulte das Tier, welches gerade versuchte es sich in seiner Halsbeuge bequem zu machen.

„Pass auf meine Haare auf“, murrte er leise.

Fieps.

„Das ist ernst gemeint, du kennst die Probleme, die ich mit meinen Haaren habe.“

Fieps.

Severus schüttelte leicht den Kopf, es hatte keinen Sinn mit einer Fledermaus zu diskutieren vor allem weil gerade die Tür aufging und die Schüler eintraten. Ihm wurden zwar ein paar Blicke zugeworfen aber die Meisten huschten so unauffällig wie möglich zu ihren Plätzen. An die gefleckte Fledermaus hatten sich die Schüler längst gewöhnt.
 

Der Tag zog schnell vorbei, Harry begleitete Severus den restlichen Tag als Fledermaus und wollte sich auch am Abend nicht zurückverwandeln. Severus beobachtete seinen Partner skeptisch, er lag auf dem Küchentisch und knabberte geistesabwesend an seinen Insekten. Er sprach ihn nicht an, Harry würde sich schon melden wenn er reden wollte.
 

Als es Zeit zum Schlafen gehen wurde und Harry immer noch als Fledermaus auf ihm lag, kam Severus so langsam ein Verdacht. Er nahm das Tier vorsichtig hoch und hielt es vor sich, er wurde mit großen Augen fragend angesehen. „Ich will ins Bett, willst du mit?“

Nicken.

„Gut, aber nur als Mensch.“

Harry starrte ihn fassungslos an und begann hektisch zu fiepsen.

„Nein Harry, nur als Mensch. Du bist zu klein, ich muss ständig aufpassen, dass ich dich nicht verletze und da kann ich nicht vernünftig schlafen. Also entweder verwandelst du dich oder du schläfst heute außerhalb unseres Bettes“, schnarrte Severus.

Harry starrte ihn ohne jede Reaktion an während sich Severus erhob und ins Schlafzimmer ging. Dort warf er ihn einfach in die Luft, aus Reflex begann Harry zu flattern.

„Geh duschen“, befahl Severus und nach einem Moment des Nachdenkens drehte Harry ab und schoss durch die offen stehende Badtür.
 

Wenig später lag Harry im Bett, als Mensch und eigentlich todunglücklich. Er hatte wirklich gehofft, dass er als Fledermaus hier schlafen durfte. Die letzten Nächte hatten sie als Menschen verbracht und auch wenn er es sich nicht gerne eingestand aber ihm fehlte der Körperkontakt. Deswegen hatte er den Tag auch verwandelt verbracht, so konnte er an ihm kleben ohne dass es für einen von ihnen irgendwie unangenehm war. Vor allem verhinderte es sehr unangenehme Fragen, auf die er keine Antworten wusste oder wissen wollte. Er seufzte leise, kurz bevor die Badtür wieder aufging und Severus auf vier Pfoten aufs Bett zukam. Harry blinzelte ihn überrascht an, lächelte aber dann als sein Partner aufs Bett hüpfte und es sich direkt neben ihm bequem machte.

„War ich so durchschaubar?“, fragte er leise.

Nicken und Miau.

„Du findest mein Verhalten bestimmt lächerlich.“

Kopfschütteln und Nicken.

„Aha. Soll ich jetzt raten?“

Begeistertes Kopfnicken.

„Nein.“

Miau?

„Nein, Severus. Du bist in diesem Spiel wirklich besser. Können wir das morgen klären?“, fragte Harry lächelnd.

Severus legte überlegend den Kopf schief, nickte aber dann und rollte sich an seinem Bauch zusammen. Harry seufzte leise, seine Finger vergruben sich in dem gefleckten Fell, das hier hatte er die letzten Nächte wirklich vermisst. Scheinbar hatte er das nicht so gut versteckt wie er gedacht hatte denn anders konnte er sich nicht erklären warum Severus plötzlich als Serval bei ihm schlief. Miau.

„Dir auch eine gute Nacht, Severus.“

Dieser schnurrte leise, drehte sich nochmal drei Mal um sich selbst und schloss dann die Augen. Harry löschte das Licht und schloss ebenfalls die Augen, das Schnurren hüllte ihn ein und schnell war er eingeschlafen.
 

Ein dumpfes Brummen welches immer lauter wurde, weckte Harry. Er blinzelte verwirrt in die Dunkelheit des Schlafzimmers, neben ihm versuchte sich Severus gerade aus der Decke zu kämpfen. Harry zog die Decke mit einer Hand weg und ließ mit der Anderen die magische Lampe zum Leben erwachen. „Severus, was ist das?“, fragte er alarmiert, vor allem weil der Serval sehr panisch aussah. Mit einem Sprung war er auf der anderen Bettseite und zu Harrys grenzenloser Überraschung begann er sich zu verwandeln. „Ähm...“

„Hör auf zu starren und zieh dich an, wir haben ein Problem“, knurrte Severus ihn an während er nach seinem Zauberstab griff, der auf dem Nachttisch lag.

Doch Harry war erstarrt, sein Blick lag auf der nackten Gestalt seines Partners und sein erster Gedanke war, dass Severus viel zu dünn war. Die Roben verbargen sehr gut, dass er fast schon mager war, genau wie die, fast schon krankhaft, helle Haut. Für eine weitere Begutachtung blieb ihm allerdings keine Zeit, Severus hatte den Zauberstab geschwungen und sich angekleidet.

„Wieso liegst du noch im Bett? Verdammt, Harry, steh auf, das ist kein Scherz“, fauchte Severus bevor er ihn kurzerhand aus dem Bett zauberte und ihn gleich in Roben steckte. Der alarmierte, fast schon panische Ton in Severus' Stimme riss Harry schließlich von seinen Gedanken weg.

„Was ist hier eigentlich los?“, fragte er mit einem Griff zu seinem eigenen Zauberstab.

„Dieses Brummen ist der Alarm von Hogwarts, irgendjemand hat sich gewaltsam Zutritt zum Schulgelände verschafft.“

„Voldemort?“

„Hoffentlich nicht. Los.“

„Wohin?“, fragte Harry, er folgte ihm aber schon.

„Große Halle, dort versammeln sich die Lehrer wenn der Alarm los geht“, gab Severus zurück. Vor ihnen schwang das Portrait auf und schon hallten ihre Schritte durch die Korridore.

„Was ist mit den Schülern?“

„Die Gemeinschaftsräume werden magisch verschlossen wenn der Alarm los geht.“

Harry nickte nur als er hinter sich Geräusch hörte, Severus schien es nicht zu bemerken denn seine Aufmerksamkeit war nach vorne gerichtet. „Hinter uns ist jemand“, warf er während des Laufens ein. Sofort prallte er sehr schmerzhaft gegen Severus, der überraschend stehen geblieben war und sich umdrehte, jetzt hörte er auch die Schritte und vor allem sah er den Lichtschein, der sich ihnen näherte. Angriffsbereit hob er den Zauberstab, Harry folgte seinem Beispiel als auch schon zwei Gestalten um die Ecke gerannt kamen, ein fast weißer und ein roter Haarschopf leuchteten im magischen Licht.
 

„Draco, Weasley, was macht ihr hier?“, fauchte Severus als die zwei Zauberer bei ihnen angekommen waren. Allerdings war die Frage fast schon überflüssig, beide Zauberer waren nur unordentlich angezogen, völlig verwuschelt und an Dracos Hals prangte ein sehr deutlicher Knutschfleck.

„Biologische Arterhaltung in einem leeren Klassenzimmer, genau wie du gesagt hast“, gab Draco atemlos zurück, „was ist hier los?“

„Das klären wir später, ihr kommt mit. Ich kann euch nicht unbeaufsichtigt durch die Gänge laufen lassen. Los.“

Damit drehte sich Severus einfach um und rannte weiter, die drei jungen Zauberer folgten ihm, alle mit gezückten Zauberstab.
 

„Severus, was machen Mr. Weasley und Mr. Malfoy hier?“ Mit diesem Satz empfing Albus sie als sie in der Großen Halle ankamen.

„Unterwegs gefunden. Wie sieht es aus?“

„Schlecht. Das äußere Schutzschild ist an mehreren Stellen durchbrochen.“

„An wie vielen Stellen?“, fragte Minerva, die auch gerade angekommen war. Nacheinander tauchten alle anderen Lehrer auf, verwirrt, ängstlich aber dennoch entschlossen.

„Mehr als zwei Dutzend“, seufzte Albus.

„Das sind zu viele. Albus, wir müssen evakuieren“, kam von Filius. Mehrere Lehrer stimmten ihm zu, sodass Albus nichts anderes übrig blieb und er nickte.

„Gut. Severus, du und deine Begleiter schaffen die Kinder raus, teilt euch auf, dann geht es schneller und kontrolliert ob alle Schüler da sind“, sagte Albus, er erntete damit nur ein Nicken. Severus wartete nicht bis er weiter redete sondern drehte sich rum und verließ die Halle, Harry, Draco und Ron vor sich her treibend. Sie hörten noch, wie Albus sagte, „der Rest stärkt die inneren Schutzschilde, wir brauchen jede Minute.“
 

„Warum kämpfen wir nicht?“, keuchte Draco während sie durch die Korridore hasteten auf dem Weg nach oben.

„Weil es zu viele sind.“

„Zwei Dutzend sind zu viele? Mit den Siebtklässlern sind wir ihnen locker überlegen“, warf Ron ein.

„Habt ihr heute mal raus geguckt?“, fragte Severus und nachdem alle drei verneint hatten, sagte er, „es ist Vollmond.“

„Werwölfe.“

„Richtig. Aber Werwölfe lösen nicht den Alarm aus, das tun nur Zauberer.“

„Also sind es mindestens zwei Dutzend Zauberer und wahrscheinlich noch ein Rudel Werwölfe“, sagte Harry.

„Richtig und wenn die einmal hier drin sind, ist kein Schüler mehr sicher.“

„Wieso lösen Werwölfe den Alarm nicht aus? Ist das nicht etwas kontraproduktiv?“, fragte Harry.

„Ja“, stimmte Severus ihm zu, „aber die Schutzzauber sind sehr alt und können nicht verändert werden.“

„Wo liegt jetzt unsere Aufgabe?“, mischte sich Ron ein.

„Im Schulleiterbüro liegen Portschlüssel bereit, genug um alle Schüler in Sicherheit zu bringen. Jeder von euch bekommt welche und geht dann zu den Gemeinschaftsräumen. Zusätzlich noch eine Liste mit den Namen der Schüler, es reisen immer vier Schüler zusammen und erst nachdem ihre Namen abgehakt wurden. Verstanden?“, knurrte Severus.

„Ja“, kam einstimmig von allen. Severus nickte nur, er sparte sich seine Luft zum Rennen.
 

Der Wasserspeier sprang auf als sie in Sichtweite kamen, die Wendeltreppe stand schon in Position und so rannten sie ohne irgendwelche Verzögerungen weiter. Im Büro angekommen, brauchte Severus nur zwei schnelle Blicke um die Schachtel mit den Portschlüsseln zu finden. Er teilte sie unter ihnen auf und gab jedem eine Liste.

„Weasley, Gryffindor. Draco, Slytherin. Harry, Hufflepuff, ich selbst gehe zu den Ravenclaws. Fangt mit den Erstklässlern an, das Aktivierungswort für die Portschlüssel ist Schlafender Drache. Noch Fragen?“

„Was ist mit der Krankenstation?“

„Macht Poppy. Den letzten Portschlüssel benutzt ihr mit.“

„Was?“, fragte Harry.

„Du hast mich verstanden.“

„Wir müssen kämpfen“, protestierte Harry sofort.

„Nein, wir brauchen mehr Zeit. Sollte ER wirklich vor den Toren von Hogwarts stehen, haben wir keine Chance. Harry, sieh es ein, wir sind noch nicht so weit“, gab Severus zurück.

„Und du?“

„Ich komme mit den Lehrern nach und jetzt los. Es wird nicht weiter diskutiert, Abmarsch. Das Notfallpasswort für alle Gemeinschaftsräume ist Sicherheit für Hogwarts.“

Es war Harry anzusehen, dass er noch widersprechen wollte doch da wurde er schon von Draco am Arm gepackt und mitgezogen. Sie mussten Beide in die Kerker während Ron und Severus ein Stück im siebten Stock zusammen gingen bevor sie sich trennten.
 

„Was soll das? Ich war noch nicht fertig“, knurrte Harry.

„Doch, warst du. Komm, wir müssen die Schüler hier raus schaffen. Wir treffen uns nachher wieder in der Großen Halle.“

„Bitte?“

„Glaubst du wirklich, wir hauen mit ab? Wohl kaum. Ron bringt die Gryffindors mit, ich hole die Slytherins. Wir überlassen das Abhaken einem unserer Freunde“, erklärte Draco.

„Wie jetzt? Wieso weiß ich davon nichts? Wann habt ihr das besprochen?“, fragte Harry etwas kurzatmig. Sie rannten durch die Korridore, die Treppen schienen ein Einsehen zu haben denn sie mussten nirgends warten und näherten sich immer schneller dem Kerker.

„Vor ein paar Tagen, wir haben überlegt was passiert wenn ER hier angreift. Wir haben uns schon gedacht, dass Dumbledore die Schüler evakuiert, alles andere wäre zu gefährlich.“

„Was mach ich? Ich muss warten bis alle Schüler weg.“

„Übergib es einem Siebtklässler, am Besten einem aus dem Verteidigungskurs. Die wissen, dass du da bist und denen brauchst du nicht erst ewig was erklären. Ich muss hier weg, wir treffen uns in der großen Halle, beeil dich“, sagte Draco bevor er, ohne eine Erwiderung abzuwarten, in einen Seitenkorridor abbog.

Harry hielt nicht an, er rannte einfach weiter und stand schnell vor den Fässern, die den Eingang zum Hufflepuffgemeinschaftsraum kennzeichneten. „Sicherheit für Hogwarts“, spie er den Fässern entgegen, das zweite Fass vom Boden aus öffnete sich und gab einen Gang frei.
 

Chaos erwartete Harry als er den Gang hinter sich gebracht hatte und den Gemeinschaftsraum betrat, Schüler liefen aufgeregt durcheinander, es wurde geschrien und teilweise geweint. Sein Auftauchen blieb im ersten Moment völlig unbeachtet bis Ernie Macmillan auf ihn aufmerksam wurde und auf ihn zukam. Das silberne Abzeichen auf seiner Robe zeichnete ihn als Vertrauensschüler aus. „Dass du hier bist, ist ein schlechtes Zeichen“, wurde Harry begrüßt.

„Ich weiß aber es lässt sich nicht ändern.“

„Hat dein Hiersein etwas mit diesem Brummen und der Tatsache, dass wir den Gemeinschaftsraum nicht verlassen können, zu tun?“, fragte Ernie.

Mittlerweile waren alle auf ihren Vertrauensschüler und den Jungen-der-lebt aufmerksam geworden, die Gespräche waren verstummt und es waren nur noch die leisen Schluchzer der jüngeren Jahrgänge zu hören. Harry sah sich um, alle Augen waren auf sie gerichtet.

„Ich bin hier weil Hogwarts angegriffen wird und Professor Dumbledore die Evakuierung befohlen hat. Ich habe hier Portschlüssel, die euch an einen sicheren Ort bringen werden. Es reisen immer vier Schüler zusammen, ihre Namen müssen abgehakt werden damit keiner verloren geht“, erklärte Harry laut.

Die Schüler sahen sich fassungslos an, Hogwarts wurde angegriffen? Doch noch bevor das große Fragen losgehen konnte, mischte sich Ernie ein, „dann sollten wir keine Zeit verlieren. Du hast bestimmt eine Liste, oder?“

„Ja, hier.“

„Gut, dann fangen wir an.“

„Ernie, würdest du das machen? Ich muss zurück. Das Aktivierungswort ist Schlafender Drache“, sagte Harry.

„Wo willst du hin?“

„Ich helfe bei der Verteidigung. Also?“

Ernie nickte nur, Harry drückte ihm die Pergamentrolle in die Hand und sagte, „fang mit den Erstklässlern an.“

„Wieso das? Wir wollen auch weg“, rief ein Mädchen.

„Weil sich die jüngeren Jahrgänge nicht verteidigen können. Ich verschließe den Eingang wieder, ihr seit hier sicher. Schafft die Schüler hier raus und streicht jeden Namen ordentlich durch“, sagte Harry ernst.

Erst nachdem Ernie genauso ernst genickt hatte, drehte er sich rum und verschwand durch den Gang. Ernie verschwendete keine Zeit damit ihm nachzusehen sondern entrollte das Pergament und las die ersten vier Namen vor. Als nur zwei der Aufgerufenen reagierten, kam Bewegung in die restlichen Siebtklässler. Sie holten die anderen zwei Erstklässler und erst nachdem Ernie ihre Namen durchgestrichen hatte, drückte er ihnen einen alten Federkiel in die Hände.

„Haltet euch richtig fest“, wies er sie an.

Gleich acht kleine Hände krallten sich an den Kiel.

„Gut, und du sagst jetzt Schlafender Drache.“

Das angesprochene Mädchen sah ihn ängstlich an und flüsterte dann, „schlafender Drache.“

Mit einem Sog waren sie verschwunden. Ernie nickte zufrieden und rief die Nächsten auf.
 

So ähnlich lief es in allen vier Gemeinschaftsräumen ab, bei den Ravenclaws gab es keinerlei Diskussionen und unter Severus' Anleitung waren sie am Schnellsten verschwunden. Bei Ron und Draco gab es eine kleine Abweichung denn hier übernahmen die Sechstklässler die Evakuierung. Der größte Teil der Siebtklässler machte sich auf den Weg zur Großen Halle, sie würden nicht abhauen sondern kämpfen.
 

Severus konnte sich ein genervtes Stöhnen nicht verkneifen als er in die Große Halle zurück kam und dort die Siebtklässler von Gryffindor und Slytherin vorfand. „Mrs. Granger, wenigstens von Ihnen hätte ich erwartet, dass Sie das Wort Evakuierung kennen“, schnarrte er.

„Ich wurde überredet, Professor Snape“, gab Hermine zurück.

Sie erntete damit ein Schnauben bevor sich Severus an Harry wandte, „was an – ihr nehmt die letzten Portschlüssel – hast du nicht verstanden? Wir sind noch nicht so weit.“

„Hey, das war nicht meine Idee“, verteidigte sich Harry sofort.

„Wessen dann?“

Harry deutete in die Menge und meinte, „das haben die sich ausgedacht, ich wurde überrumpelt.“

„Ich weiß nicht was Ihr euch dabei gedacht habt aber Ihr werdet sofort verschwinden“, knurrte Severus, der in seiner Robe kramte und noch ein paar Portschlüssel zu Tage förderte.

„Aber Severus...“

„Nein Draco, Ihr verschwindet und zwar sofort. Das ist kein Platz für Kinder.“

„Wir sind alle volljährig.“

„Verdammt, ich will jetzt nicht diskutieren, ihr geht.“

Damit drückte Severus Seamus einen Federkiel in die Hand.

„Aber...“

„Nein, kein Aber. Thomas, Longbottom, Weasley, anfassen und dann verschwinden Sie.“

„Wir wollen helfen.“

„Ihr helft wenn Ihr verschwindet. Wir werden nicht kämpfen.“

Eine laute Explosion strafte seiner Worte Lügen.

Seamus gab ihm den Kiel zurück und sagte, „wir gehen wenn sie gehen. Wir lassen Harry nicht im Stich und der lässt sie nicht allein also werden sie wohl mit uns leben müssen.“

„Ihr seit nervig“, knurrte Severus. Er wurde nur von allen Seiten angegrinst. „Gut, dann mitkommen. Keiner geht alleine und wenn ein Lehrer was sagt, hört ihr ausnahmsweise mal. Harry, du bleibst bei mir.“

„Natürlich.“

Damit führte Severus die Gruppe nach draußen, er hatte keine Zeit mehr um mit ihnen zu diskutieren.
 

Draußen stärkten die Lehrer von Hogwarts noch immer das innere Schutzschild von Hogwarts, welches sich nur wenige Meter vor den eigentlichen Schlossmauer spannte. Dunkle Gestalten waren dahinter zu sehen, auf zwei und auf vier Beinen. Helle Flüche wurden permanent auf das Schutzschild geschossen doch noch hielt es. Severus hielt auf Albus zu, der eine Pergamentrolle in den Händen hielt und etwas verzweifelt darauf sah.

„Albus.“

Der Weißmagier drehte sich zu ihm rum, er schien nicht mal überrascht als er die Siebtklässler sah. Minerva, die direkt neben Albus stand, fragte allerdings direkt, „was machen die Schüler hier?“

„Ärger, wie immer. Albus, was ist los?“, fragte Severus.

„Es sind noch Schüler in Hogwarts.“

„Wer?“

„Zwei Ravenclawfünftklässler, ein Slytherinviertklässler und eine Hufflepuffviertklässlerin.“

„Vielleicht sind sie noch nicht durch.“

„Die restlichen Schüler sind weg.“ Minerva fluchte sehr undamenhaft und sagte, „sie müssen außerhalb der Gemeinschaftsräume gewesen sein. Albus, wir müssen sie finden.“

„Nun, wir haben genug Sucher. Severus!“

„Kommt ihr klar oder soll ich hierbleiben?“, fragte Severus.

Albus ließ den Blick über den Teil des Schutzschildes schweifen, den er überblicken konnte, noch hielten sie stand aber noch war ER auch nicht aufgetaucht. „Geh und such die Schüler.“

„Wie wissen wir wenn alle gefunden sind?“, fragte Blaise plötzlich.

„Guter Einwand, Mr. Zabini. Moment“, kam von Albus, der den Zauberstab über dem Pergament schwang und es sich rasend schnell vervielfältigte. Er reichte jedem der Schüler und Severus eines davon und erklärte, „die Pergamente sind magisch untereinander verbunden. Wenn ihr einen der Schüler gefunden habt, tippt ihr den Namen an und er wird auf allen Pergamenten weggestrichen. Die Pergamente leuchten dann auf.“

„Das reicht. Los, ihr Nervensägen, wir haben einen Auftrag“, knurrte Severus.
 

„Wo suchen wir?“, stellte Hermine die Frage, die alle brennend interessierte.

„Überall. Immer in Zweiergruppen. Spielt nicht die Helden, sollten euch Todesser gegenüber stehen, nehmt die Beine in die Hand und haut ab. Vergesst nicht den Namen durchzustreichen wenn ihr jemanden gefunden habt“, erklärte Severus, „noch Fragen?“

Die Schüler sahen sich gegenseitig an, schüttelte dann die Köpfe und machten sich in Zweiergruppen auf den Weg, jede Gruppe in eine andere Richtung.

„Und wir?“, fragte Harry.

„Ich wäre dir sehr verbunden wenn du dich diesmal umdrehen würdest wenn ich mich verwandel. Ich bin als Serval wesentlich schneller als als Mensch und du als Fledermaus im übrigen auch“, sagte Severus, „pass auf dich auf.“

„Warte mal, wie kriegen wir mit wenn jemand gefunden wurde? Wir können nicht auf die Liste gucken. Können wir die überhaupt mitnehmen?“, fragte Harry, der versuchte sein brennendes Gesicht zu ignorieren, er musste knallrot sein.

„Steck sie einfach in eine Tasche, sie müsste sich mit verwandeln und vielleicht haben wir Glück und sie macht sich irgendwie bemerkbar. Ansonsten immer mal anhalten und nachsehen. Wenn du dich jetzt umdrehen würdest“, schnarrte Severus.

Harry hatte das Gefühl noch röter zu werden, drehte sich aber sofort um und schon raschelte es hinter ihm, nur kurz darauf hörte er das Miauen, was ihm sagte, dass er sich wieder umdrehten konnte. Severus angelte gerade nach seiner Goldkette und schlüpfte mit dem Kopf hindurch.

„Pass bitte auf dich auf“, bat Harry leise.

Severus nickte nur und rannte los während Harry sich die Robe vom Leib zauberte, seine Sachen in die Goldkette umwandelte und sich selbst auch verwandelte. Severus hatte Recht, sie waren als Tiere wesentlich schneller und ihre Sinne waren schärfer. Er entschied sich für die Türme denn dahin würde er die wenigste Zeit brauchen, fest entschlossen flog er los, seine Kette fest in der rechten Kralle haltend.
 

Das Pergament in Albus' Hand glühte auf, sofort entrollte er es und sah noch wie sich der Name Johann Ackland durchstrich, ein Ravenclawfünftklässler.

„Wie viele?“, rief ihm Minerva zu.

„Nur einer, sie brauchen mehr Zeit.“

„Ich glaube nicht, dass wir die haben“, kam von Rolanda.

Albus und Minerva folgten ihrem Handwink, vor dem Schutzschild tauchten immer mehr vermummte Gestalten auf und sie wirkten nervöser als vorher.

„Wir müssen Stand halten, noch sind drei Schüler in Hogwarts und die werden wir nicht zurücklassen. Wir können nur hoffen, dass ER nicht auftaucht“, gab Albus zurück.

Alle Lehrer wussten mittlerweile von Severus und Harry und auch von den Horkruxen und dem damit verbundenen Problem, dass nur Harry IHN vernichten konnte. Sie wussten auch alle, dass Harry noch nicht so weit war. Sie konnten sich IHM jetzt nicht stellen, es hätte keinen Sinn. ER würde sie alle töten und war selbst nicht zu töten, deswegen traten sie den Rückzug an.

„Hoffentlich brauchen sie nicht mehr lange“, hörte Albus von der Seite, er stimmte Minerva innerlich zu und sein Blick glitt aufmerksam über die feindlichen Reihen.
 

Harry hielt kurz in der Luft an als seine Kette für einen Moment hell aufleuchtete, das konnte nur einen Grund haben, ein Schüler wurde gefunden und per Portschlüssel weggebracht. Kurz darauf leuchtete die Kette erneut auf, ein zweiter Schüler war weg, blieben zwei, die sie noch finden mussten. Und er war sich sehr sicher, dass sie auch die anderen Zwei finden würden. Die Frage war nur ob sie es rechtzeitig schafften.

Auch Severus' Kette leuchtete auf, er knurrte kurz und bog dann in einen Seitengang ab. Er folgte einem schwachen Geräusch welches sich mittlerweile als leises Schluchzen raus gestellt hatte. Irgendwo hier musste der Verursacher des Geräusches doch sein. Er blieb kurz stehen, legte den Kopf schief und versuchte sich auf das Geräusch zu konzentrieren und trabte dann weiter, etwas langsamer als vorher. Da, das Geräusch kam aus dem Klassenraum da. Er schüttelte sich die Kette vom Körper, tippte den Edelstein an und verwandelte sich dann. Per Zauberstab war er angezogen und mit einem Protego geschützt, betrat er den Raum. Und wurde sofort von einem sehr starken Explosionszauber angegriffen, wer auch immer hier drin war, er rechnete nicht mit Freunden.

„Hier ist Professor Snape, hört auf mit dem Mist. Wir müssen hier raus“, schnarrte er.

„Professor Snape?“, erklang eine zittrige Stimme und ein weiteres Schluchzen, Beides gleichzeitig.

Die Stimme kam Severus sehr bekannt vor, das war eine seiner Schlangen. „Lumos“, knurrte er und schon sah er sich den zwei gesuchten Viertklässlern gegenüber. „Merlin sei Dank. Ich hoffe, es war euch eine Lehre nach der Ausgangssperre in euren Zimmern zu bleiben.“

„Ja.“ Das Mädchen schniefte nur und nickte während Severus schon den Portschlüssel raus zog.

„Das ist ein Portschlüssel, anfassen.“

Zittrig wurde danach gegriffen.

„Sag, schlafender Drache.“

Zwar sah ihn der Junge fragend an, sagte aber dann, „Schlafender Drache.“

Schon waren sie verschwunden, Severus zog das Pergament raus und strich die Namen durch. Ein prüfender Blick sagte ihm, dass nur noch die Freunde von Harry hier waren. „Expecto patronum“, sagte er, heller Nebel entsprang der Zauberstabspitze, festigte sich und schon stand eine silbrig schimmernde Hirschkuh vor ihm. „Geh und such die Freunde von Harry, sag ihnen, sie sollen in die große Halle kommen und ebenfalls ihre Patroni losschicken. Wir treffen uns in der großen Halle um zu fliehen. Los.“ Die Hirschkuh sprang kurz um ihn herum und verschwand dann den Korridor entlang, Severus selbst machte sich auf den Weg in die Halle, diesmal als Mensch.
 

„Albus, da tut sich was“, sagte Rolanda. Nicht nur Albus wandte sich um, gleich drei Patroni kamen auf sie zugeschossen, ein Otter, ein Falke und etwas weiter hinten eine Hirschkuh. Zumindest die Letzte kannte Albus und er hoffte, dass sie gute Nachrichten brachte. Die vermissten Schüler waren alle mittlerweile in Sicherheit, jetzt ging es noch um die Siebtklässler und Severus.

„Wir sind alle auf dem Weg in die Große Halle“, schnatterte der Otter, unverkennbar mit der Stimme von Hermine Granger. Genau die gleiche Nachricht kam von dem Falken, der mit der Stimme von Blaise Zabini sprach. Albus hörte erleichtertes Seufzen von Minerva und Rolanda als die Hirschkuh ankam und mit Severus' Stimme sagte, „ich reise mit dem letzten Portschlüssel weg, ich zaubere rote Funken dann könnt ihr gehen. Ich sehe euch alle in Sicherheit.“

Albus' Blick ging zum schloss, dort trat gerade ein gewaltiger roter Funkenregen aus einem der Fenster, die zur Großen Halle führten.

„Albus Dumbledore“, zischte genau in diesem Moment eine Stimme, kalt, unerbittlich und so völlig fremd.

Langsam drehte sich Albus um, ER war endlich gekommen und stand vor dem Schutzschild, er wirkte nicht sehr beeindruckt davon. „Tom Marvolo Riddle“, gab er zurück.

Voldemort zischte wütend und höhnte dann, „nun, wo sind die tapferen Verteidiger von Hogwarts? Wo ist eure lebende Legende, die mich besiegen soll? Oder hat sich der arme Harry Potter etwa erschreckt vor dem bösen Dunklen Lord?“

Lautes Gelächter war zu hören doch Albus blieb ruhig und sagte, „es ist feige eine Schule voller minderjähriger Schüler anzugreifen aber das passt zu dir. Wo Mr. Potter ist, kann dir egal sein, er ist nicht hier.“

„Och wie schade, ich hätte doch so gerne mit ihm geplaudert aber gut, dann muss ich mit diesem jämmerlichen Haufen hier Vorlieb nehmen“, knurrte Voldemort bevor er seinen Zauberstab hob und den ersten Angriffszauber gegen das Schutzschild schickte. Sofort zeigte sich seine Macht, das Schild flackerte an der Stelle wo er getroffen hatte, es würde nicht lange stand halten. Doch das musste es auch nicht.

„Expecto patronum“ , sagte Albus und sofort brach ein Phönix aus seinem Zauberstab.

Voldemort hielt kurz inne und lachte dann, „damit kannst du mich nicht besiegen.“

„Dafür ist er auch nicht gedacht“, gab Albus zurück bevor er sich an seinen Patronus wandte, „flieg zu allen Lehrern, wir ziehen uns zurück. Sie sollen sofort nach Erhalt der Nachricht verschwinden.“ Der Phönix trällerte ihn kurz an und flog dann los.

„Ihr wollt fliehen? Einfach aufgeben? Und eure geliebte Schule? Das uneinnehmbare Hogwarts in den Händen der Todesser, was sollen nur die Menschen sagen?“, höhnte Voldemort zwischen zwei Zaubern, „ich werde die Schule in Schutt und Asche legen.“

„Das, was Hogwarts ausmacht, kannst du nicht zerstören. Es ist mehr als Mauern, Stein und Mörtel. Es sind die Menschen, die Hogwarts ausmachen und diese Menschen werden dich bekämpfen und besiegen. Nicht heute aber bald“, sagte Albus.

„Das glaubst du doch wohl selber nicht.“

Albus antwortete nicht, sein Phönix kam gerade wieder um die Ecke geflogen, hielt kurz bei Minerva und flog dann um ihn herum, „Auftrag erfüllt.“ Er konnte förmlich spüren wie die Schutzschilde an vielen Stellen durchbrochen wurden, nun, da sie nicht mehr von den Lehrern gestützt wurden.

„Albus“, sagte Minerva.

Er nickte nur und wandte sich ein letztes Mal an Voldemort, „Wir werden alles wieder aufbauen, egal wie lange es dauert. Wir haben alle Zeit der Welt wenn du nicht mehr bist.“

Noch bevor Voldemort antworten konnte, aktivierte Minerva, die inzwischen zu Albus getreten war, den Portschlüssel und ließ sie vor den erbosten Todessern fliehen.
 

Albus und Minerva fanden sich im absoluten Chaos wieder, schreiende Schüler, die wild durcheinander rannten, Lehrer, die völlig überfordert mit der Situation waren und dennoch versuchten irgendwie Ordnung zu schaffen. Und kläglich daran scheiterten.

„Bei Merlin...“, keuchte Minerva leise, „das kann dauern.“

„Dann wir sollten sofort anfangen“, stimmte ihr Albus zu.

„Wie?“

„Wir trennen nach Häusern. Die Siebtklässler sollen ihre Häuser zusammen suchen und durchgehen ob alle da sind. Wir teilen die Lehrer auf, erst mal müssen wir sehen ob alle Schüler unbeschadet angekommen sind.“

Minerva nickte und fragte, „die Lehrer?“

„Die Hauslehrer helfen den Siebtklässlern, ich teile die restlichen Lehrer ein.“

Wieder nickte Minerva und machte sich auf die Suche nach ihren Löwen, sie hoffte wirklich, dass alle heil angekommen waren. Albus sah ihr kurz nach und ging dann los, er musste sich irgendwie einen Überblick verschaffen. Auf seinem Weg teilte er jeden Lehrer, der ihm begegnete einem Haus zu, sie sollten den Hauslehrern helfen.
 

Es dauerte mehrere Stunden um das Chaos auch nur annähernd zu besiegen. Jeder Schüler musste von einer Liste abgestrichen werden, beruhigt und teilweise auch behandelt werden. Gerade die Erst- und Zweitklässler sowie die Muggelgeborenen, die noch keine große Erfahrung mit Portschlüsseln hatten, waren bei der Landung teilweise sehr unglücklich aufgekommen. Prellungen, Verstauchungen und sogar einige Brüche waren dabei. Dazu kam noch eine Ravenclawsechstklässlerin, die geradezu panisch auf Poppy zukam weil sie schwanger war und sich jetzt schreckliche Sorgen um ihr Kind machte. Die Lehrer hatten alle Hände voll zu tun um die Kinder zu beruhigen, der Schock über das plötzliche Aufbrechen aus Hogwarts saß tief.
 

„Sind alle da?“, fragte Minerva die Siebtklässler vor sich.

„Ja, alle da und beruhigt. Keiner weint mehr und die Verletzten sind bei Poppy, Professor McGonagall“, gab Hermine erschöpft zurück, „jetzt könnten wir mit den Fragen weitermachen?“

„Fragen, Mrs. Granger?“

Hermine nickte und deutete in die Menge der Schüler, die aufgehende Sonne hatte mittlerweile enthüllt, dass sie sich irgendwo im Nirgendwo befanden. Kein Haus weit und breit, nur weite Landschaft, etwas entfernt war ein kleiner Wald zu sehen. „Was ist eigentlich passiert? Wo sind wir hier? Wo sollen wir schlafen? Vor allem, wie geht es weiter?“, fragte Hermine. Sie war, genau wie alle Anderen seit Stunden auf den Beinen und vor allem die Ungewissheit machte allen zu schaffen.

„Das sind alles gute Fragen aber leider habe ich keine Antworten darauf. Dieser Notfallplan sollte nie ausgeführt werden“, gab Minerva seufzend zu.

„Wo bekommen wir die Antworten her?“, fragte Ron.

„Von Professor Dumbledore aber der ist im Moment sehr beschäftigt. Es tut mir leid aber Sie werden sich gedulden müssen. Gehen sie zu ihren Hauskameraden“, schlug Minerva vor.

Sie wurde enttäuscht angesehen doch dann nickten die Gryffindors und gingen zu ihren Freunden. Ihre Hauslehrerin sah ihnen seufzend nach, diese jungen Männer und Frauen hatten in den letzten Stunden wahre Größe und Hilfsbereitschaft bewiesen. Sie wandte sich von ihren Überlegungen ab und machte sich auf die Suche nach Albus, sie würden die Antworten auf die Fragen auch interessieren.
 

Nach und nach fanden sich fast alle Lehrer bei Albus Dumbledore ein, die Siebtklässler kümmerten sich unterdessen um die jüngeren Schüler doch irgendwie waren alle Blicke auf die Lehrer gerichtet, die sich ein Stück entfernt sammelten.
 

Als Erstes wurde Poppy fragend angesehen, die seufzte und sagte, „so weit ist alles in Ordnung. Uns fehlen Tränke, Verbandsmaterial, weiche Betten und was zu essen.“

„Was ist mit meiner Schülerin und ihrem Kind?“, fragte Filius.

„Denen geht es gut, sie ist etwas ungünstig bei der Landung aufgekommen aber das Kind hat keinen Schaden davon getragen.“

„Gut. Wie sieht es in den Häusern aus?“, fragte Albus.

Filius war der Erste, der antwortete, „die Schüler haben sich beruhigt.“

„Sie haben Fragen“, warf Minerva hinterher.

„Sie haben Angst“, kam von Pomona Sprout.

Alle sahen zu Severus, der irgendwie durch den Wind aussah und sich bis jetzt nicht am Gespräch beteiligt hatte.

„Severus, alles in Ordnung?“, fragte Albus.

„Nein.“

„Was ist los?“

„Braucht ihr mich hier?“, war die Gegenfrage.

„Wie meinst du das?“

„Genau so wie ich sagte, braucht ihr mich hier? Meinen Schlangen geht es gut, sie haben dieselben Fragen wie alle anderen Schüler. Wir brauchen Essen, irgendwelche Unterkünfte und eine Versorgung und vor allem müssen wir dafür sorgen, dass die Welt erfährt, dass alle Kinder gesund sind. Also was soll ich hier?“, fragte Severus knurrend.

„Wo willst du hin? Was ist jetzt wichtiger?“, fragte Pomona überrascht.

„Harry.“

„Was ist mit ihm? Wo ist er?“, kam jetzt von Albus.

„Genau das. Ich habe ihn nicht gefunden.“

„Aber er ist mit euch gereist?“

„Ja, er ist auch hier angekommen aber irgendwie habe ich ihn dann aus den Augen verloren und er ist weder bei den Slytherins noch bei den Gryffindors. Ich muss ihn finden bevor er noch Dummheiten macht.“ Er wurde nur fragend angesehen und mit einem sehr genervten Gesichtsausdruck erklärte er, „er suhlt sich gerne in Selbstmitleid und neigt dann zu seltsamen Reaktionen. Albus, braucht ihr mich noch?“

„Nein, geh.“

„Danke. Wendet euch an Draco Malfoy, er hat die Schlangen ganz gut im Griff“, sagte Severus bevor er sich umdrehte und ging, er musste unbedingt seinen Bindungspartner finden. Er beachtete die Blicke der Lehrer nicht, mittlerweile wussten sie alle Bescheid und die Reaktionen waren sehr gemischt gewesen. Gut, es war ihm egal, es war sowieso zu spät um etwas daran zu ändern und es musste eigentlich auch keiner akzeptieren. Er konnte nicht wissen, dass er gerade sehr viel Achtung bei seinen Kollegen gewonnen hatte.
 

Da er Harry bei keinem der vier Häuser fand, gab es eigentlich nur noch den Wald wo er sich verstecken konnte. Denn das restliche Land konnte man sehr gut überblicken. Seine Ahnung erwies sich als richtig, an einen Baumstamm gelehnt, saß Harry mit angezogenen Knien auf dem Boden und starrte auf die Schüler. Er sah kurz auf als Severus sich näherte, die Tränenspuren waren deutlich auf seinem Gesicht zu sehen, wandte sich aber sofort wieder ab.

Mit einem leisen Ächzen setzte sich Severus neben ihn und murrte, „ich bin zu alt um auf dem kalten Boden zu sitzen.“

„Du bist nicht mal vierzig.“

„Aber fast.“

„Du hast noch anderthalb Jahre bis es bergab geht“, gab Harry mit einem schwachen Grinsen zurück.

„Merlin, erinnere mich doch nicht daran. Also, warum sitzt du hier alleine rum und bläst Trübsal?“, fragte Severus.

„Ich habe es verbockt.“

„Haben wir die gleichen Erinnerungen an diese Nacht?“

„Ich denke schon“, sagte Harry zögerlich.

Severus hob nur eine Augenbraue und schnarrte, „dann bin ich doch älter als ich dachte, das würde dann den Gedächtnisverlust erklären. Harry, du hast gar nichts verbockt. Ihr habt euch großartig gehalten, mal davon abgesehen, dass ihr mal wieder nicht gehört habt. Aber verbockt, nein, absolut nicht.“

„Wir hätten kämpfen sollen. Sie werden Hogwarts niederbrennen.“

„Sollen sie, wir bauen es wieder auf. Nein, wir hätten nicht kämpfen sollen, wir sind noch nicht so weit und das weißt du. Wir hätten keine Chance gehabt und wären wahrscheinlich sinnlos gestorben. Harry, die Flucht war die einzig richtige Entscheidung“, sagte Severus ernst.

„Aber...“

„Nein, kein Aber, du hast alles richtig gemacht und jeder Selbstvorwurf ist überflüssig.“

„Wenn ich härter gearbeitet hätte, wären wir schon soweit und wir hätten kämpfen können“, schniefte Harry, dem schon wieder die Tränen über die Wangen rollten.

„Wenn man von unseren Umständen ausgeht, sind wir sogar schon sehr weit. Wir können froh sein, dass wir uns nicht gegenseitig zerfleischen. Wir sind seit fünf Monaten verbunden und dafür sind unsere Fortschritte sehr gut“, gab Severus zurück.

„Ich hätte mich nur mehr zusammen reißen müssen.“

„Du weißt, dass das Blödsinn ist.“

„Was wird aus Hogwarts?“, wechselte Harry plötzlich das Thema.

„Da werden die Todesser einige sehr unangenehme Überraschungen erleben. Es...“

„Die Fotos, scheiße. Severus, wenn sie die Fotos finden, können die sich doch eins und eins zusammen zählen“, unterbrach ihn Harry aufgeregt.

„Das wollte ich dir gerade sagen, sie werden in unseren Gemächern gar nichts finden. Außer einem Dämonenfeuer.“

„Wie bitte?“

„Harry, das versuche ich dir gerade zu erklären. Unsere Gemächer sind, wie auch die anderen Quartiere der Lehrer, mit einem Schutzzauber versehen, der sich zusammen mit dem Alarm aktiviert. Sollte jemand mit einem Dunklen Mal die Räume betreten, wird er aktiv und in unserem Fall hat das ein Dämonenfeuer zur Folge, der alles restlos vernichtet. Da es in meinem Labor einige sehr explosive Mischungen gibt, dürfte das eine sehr schöne Explosion geben, die nicht viel von den Räumen übrig lässt“, erklärte Severus.

„Meine Sachen...“

„Werden leider restlos vernichtet, es tut mir leid.“

„Alles? Wirklich alles?“

„Alles.“

Harry sah ihn mit großen Augen an bevor er wieder in Tränen ausbrach. Severus sah ihn etwas hilflos an, er wusste nicht wirklich was er jetzt machen sollte aber schließlich seufzte er und legte einen Arm um die bebenden Schultern seines Partners. Er erwartete eine Abwehrreaktion doch Harry schluchzte nur nochmal heftig auf und im nächsten Moment hatte Severus seinen völlig aufgelösten Partner an der Brust kleben. Ihm blieb nichts anderes übrig als den zweiten Arm auch noch um ihn zu legen und ihm beruhigend über den Rücken zu streichen, er hatte keine andere Wahl als zu warten bis sich Harry beruhigt hatte.
 

Es dauerte lange bis sich Harry beruhigt hatte. Niemand störte sie in dieser Zeit. Zwar war Albus nach kurzer Zeit auf dem Weg zu ihnen gewesen aber ein rasches Kopfschütteln von Severus hatte ihn aufgehalten und er war unverrichteter Dinge wieder gegangen. Severus ließ den Blick über das Feld schweifen wo mittlerweile Zelte mit magisch vergrößerten Innenleben aufgestellt wurden. Die Schüler würden also hier bleiben, jeweils fünf Schüler pro Zelt. Nun, hier waren sie sicher, niemand kannte dieses Feld und niemand würde auf die Idee kommen die Hogwartsschüler auf einem Feld mitten in Irland zu suchen. Seufzend sah Severus auf den Wuschelkopf, der an seiner Brust lehnte und auch wenn er es nicht gerne zugab aber es fühlte sich toll an seinen Partner so nah bei sich zu haben. Auch wenn er sich einen besseren Grund vorstellen könnte. Noch immer streichelte er über seinen Rücken um ihn zu beruhigen und langsam schien es auch seine Wirkung zu tun. Das Schniefen wurde weniger, genau wie die Tränen, die seine Robe längst völlig durchnässt hatten.

„Geht's wieder?“, fragte Severus leise während er mit einer Hand ein Taschentuch herbei beschwor.

„Mhm“, wurde gemurmelt. Harry nahm zwar das Taschentuch, bewegte sich aber sonst nicht weg. „Sind alle meine Sachen vernichtet?“

„Leider ja. Aber es ist alles ersetzbar.“

„Nein, nicht alles.“

„Was nicht?“

„Der Tarnumhang meines Vaters. Das Fotoalbum. Die Karte des Rumtreibers. Die Fotos aus Ägypten. Die Briefe von Sirius. Das kann man alles nicht ersetzen“, schniefte Harry.

Severus zögerte mit seiner Antwort, atmete aber dann tief durch und sagte, „einige dieser Dinge waren nicht mehr in deinem Zimmer.“

Er spürte wie sich Harry versteifte und dann ganz langsam den Kopf hob um ihn anzusehen. „Wie meinst du das?“,fragte Harry skeptisch. Severus wich seinem Blick aus, nahm jetzt auch die Arme von dem Jüngeren doch als er aufstehen wollte, wurde er von Harry aufgehalten. „Was meinst du damit? Die Sachen waren alle in meinem Zimmer.“

„Die Betonung sollte auf 'waren' liegen. Ok, ich habe sie genommen.“

„Warum?“

„Weil ich sie versteckt habe. Das Album, den Tarnumhang und die Briefe von Black. Die Karte habe ich nicht gefunden und die Fotos erschienen mir nicht wichtig genug“, erklärte Severus zögernd.

„Lass mich das richtig stellen. Du warst in meinem Zimmer, ohne meine Erlaubnis und hast meine Sachen durchwühlt, ebenfalls ohne meine Erlaubnis und hast mir dann noch meine Sachen geklaut“, schloss Harry.

„Ja.“

„Warum?“

„Weil ich weiß, was sie dir bedeuten und ich keine Zeit für Erklärungen hatte. Harry, ich habe mit dem Angriff gerechnet und deswegen einige Dinge zusammen gesucht um sie zu verstecken.“

„Auch meine Sachen?“

„Die Frage haben wir jetzt zur Genüge geklärt, ja, auch deine Sachen“, schnarrte Severus etwas genervt. Er wusste, dass er das nicht gedurft hätte aber es war zu spät.

„Wo sind die Sachen?“

„In einem Muggelschließfach am Londoner Hauptbahnhof.“

„Ok, da findet es garantiert niemand. Es ist nur schade um die Karte“, seufzte Harry, der sich einfach wieder an ihn lehnte, „danke.“

„Also verzeihst du mir, dass ich in deinem Zimmer war?“, fragte Severus, der den Blick misstrauisch auf den schwarzen Hinterkopf gerichtet hatte.

„Das überleg ich mir noch“, gab Harry zurück doch Severus hörte das Grinsen aus seinen Worten raus. Harry seufzte leise, rückte sich ein Stück zurecht bis er mit der Schulter immer noch an Severus lehnte aber jetzt auch das Feld überblicken konnte. Doch er sagte nichts.

Kapitel 20

„Wo sind wir hier?“, fragte er irgendwann.

„Irland, mitten im Nirgendwo. Hier findet uns niemand.“

„Hier finden wir uns selber nicht wieder.“

„Stimmt.“

„Bleiben wir hier?“, fragte Harry weiter.

„Erst mal ja.“

„Welche Ausrede habe ich, dass ich hier bin?“

„Du hast hier in Irland trainiert.“

„Aha. Gut zu wissen. Severus, wo schlafe ich?“

„Nicht an meiner Schulter.“

„Severus!“

„Du kannst bei deinen Freunden schlafen.“

„Muss ich? Oder kann ich auch bei dir schlafen?“

„Kannst du, willst du auch? Das würde sehr viele Fragen aufwerfen. Willst du dich dem stellen? Nicht jeder versteht das“, sagte Severus vorsichtig.

Er spürte wie Harry mit den Schultern zuckte und dann sagte, „mir egal, ich schlaf bei dir.“

„Deine Entscheidung.“

„Wissen es mittlerweile die Lehrer?“

„Ja.“

„Uuund?“ Jetzt war es an Severus mit den Schultern zu zucken, was Harry mit einem Grummeln kommentierte und einem leichten Schlag gegen den Oberarm, „halt still.“

„Sehr wohl. Die Lehrer haben gemischt reagiert aber in Einem sind sich alle einig.“

„Bei was?“

„Sie haben Mitleid mit dir.“

Harry lachte leise und schüttelte den Kopf, „müssen sie nicht, so schlecht ist es nicht.“

„Aha.“

„Müssen wir gleich zurück?“, fragte Harry.

„Nein, müssen wir nicht. Albus wird schon noch früh genug hierher kommen um zu nerven.“

„... darf ich hier sitzen bleiben?“

„Natürlich, wenn du möchtest.“

Harry murmelte nur ein Mhm und lehnte sich noch etwas stärker an ihn. Ja, es war ihm irgendwo peinlich, dass er sich hier jetzt so an ihn klebte aber es fühlte sich so toll an und vor allem war er dankbar, dass Severus keine blöden Kommentare über die Situation machte. Das hätte er jetzt wahrscheinlich nicht verkraftet. Doch so genoss er nur die Ruhe und wenn er ganz ehrlich war, auch die Nähe zu seinem Partner.
 

Die Schüler verschwanden langsam in ihren Zelten, die Erstklässler in der Mitte des Feldes und die Siebtklässler ganz außen, dazwischen die anderen Jahrgänge. Die Zelte der Lehrer standen zwischen denen der Siebtklässler, sie waren zum Schutz gedacht. Die Lehrer waren mittlerweile auch das Feld abgegangen um es sicher zu machen. Auf Harrys Nachfrage erklärte ihm Severus, dass sich der Schutzschirm aus verschiedenen Sprüchen und Bannen zusammen setzte.

Ein Schutz gegen das Gesehen und Gehört werden, einen Schutz gegen Muggel und Feinde allgemein, einen Bannkreis gegen das Dunkle Mal, der auf Severus angepasst werden musste, einen Schutz gegen feindliche Magie, ein Unortbarkeitszauber, der sie von den Landschaftskarten verschwinden ließ und noch eine allgemeine Zauberabwehr, alles in allem, wurden hier fast genauso starke Schutzzauber wie in Hogwarts installiert. Allerdings gab es hier keine Mauern, die Schutz boten und es gab, zumindest momentan, noch keinen Notfallplan.
 

„Gleich werden wir gestört“, prophezeite Harry grinsend.

„Ach, wie kommst du auf diese Idee?“, fragte Severus grinsend zurück.

Sie hatten Beide Albus gesehen, der sich ihnen jetzt langsam näherte. Er schien sich nicht sicher zu sein ob er sie stören sollte doch Severus winkte ihn heran. Harry, der noch immer an seiner Schulter lehnte, machte keine Anstalten sich da weg zubewegen sondern sah Albus nur fragend an.

„Wie geht es euch?“, fragte dieser gerade.

„Wie es jemanden halt geht, der gerade seine einzige Heimat verloren hat“, gab Severus zurück. Albus nickte nachsichtig, er konnte es gut nachvollziehen.

„Wie geht es den Schülern?“, fragte Harry.

„Gut, die Meisten sind in ihren Zelten und ruhen sich aus. Severus, wir haben beschlossen die Siebtklässler mit in die Verteidigung aufzunehmen, sie werden genauso ihre Wachschichten übernehmen wie die Lehrer.“

Severus nickte nur während Harry fragte, „wie geht es jetzt weiter?“

Jetzt seufzte Albus leise, er lehnte sich vorsichtig an den Baumstamm, an dem auch Severus lehnte und ließ den Blick über die Zelte und die vereinzelten Personen, die dazwischen rumliefen, schweifen. „ER wird nicht lange warten um SEINEN Triumph öffentlich zu machen. Vielleicht stehen schon nur noch Ruinen von Hogwarts. Auf alle Fälle wird es nicht lange dauern bis es die Öffentlichkeit weiß, heute Mittag, spätestens heute Abend“, sagte Albus, „wir müssen IHM zuvor kommen.“

„Wie?“

„Wir müssen vor IHM den Tagespropheten erreichen. Albus, willst du das machen?“

„Ja, ich werde mich gleich auf den Weg machen. Ich wollte nur sehen wie es euch geht und ob ihr klar kommt.“

„Kommen wir, du kannst gehen“, schnarrte Severus. Er wurde von zwei Seiten überrascht angesehen und schnarrte schließlich, „was? Falls es euch entfallen ist, ich habe meinen kompletten Hausrat verloren, sowohl den aus Spinner's End wie auch aus Hogwarts. Ich habe gar nichts mehr also darf ich etwas ungehalten sein.“

„Aber die anderen Lehrer doch auch, oder?“, fragte Harry.

„Nein. Jeder der Lehrer hat noch ein Zuhause“, kam von Albus, der Severus mitfühlend ansah.

„Oh, das wusste ich nicht.“

„Jetzt weißt du es. Ich darf mich komplett neu einrichten.“

„Diesmal aber nicht so dunkel.“

Überrascht sah Severus zu Harry, der ihn angrinste und dann meinte, „was? So ein paar hellere Farben wären toll.“

„Ach, hast du da was mit zureden?“

„Ja.“

„Warum?“

„Wir wohnen zusammen also darf ich da mitreden“, sagte Harry überzeugt.

Bevor Severus antworten konnte, mischte sich Albus schmunzelnd ein, „Ich sehe, ihr kommt klar. Ich mache mich auf den Weg.“

„Tu das, Albus, ich habe hier noch was zu klären“, knurrte Severus. Albus lächelte nur und ging dann.

„Und wir gehen auch runter.“

„Wolltest du nicht was klären?“

Severus schüttelte den Kopf und meinte, „das ist vergebene Liebesmüh. Harry, wenn Hogwarts wieder steht, müssen wir nicht mehr zusammenleben.“

Damit erhob er sich, Harry konnte sich gerade noch fangen als seine Stütze plötzlich weg war. „Heißt das, du schmeißt mich dann raus?“

„Ich kann niemanden aus Gemächern rausschmeißen, die nicht mehr existieren.“

„Du glaubst wirklich, dass sie Hogwarts niederreißen?“, fragte Harry leise während er aufstand.

„Wenn sie die Explosion in meinem Labor überleben, brauchen sie nicht mehr viel niederzureißen. Die müsste eigentlich den halben Kerker in Schutt und Asche legen und die darüber liegenden Stockwerke gleich mit. Dazu die Überraschungen in den anderen Zimmern der Lehrer, da dürfte von Hogwarts nicht mehr viel übrig bleiben.“

„Warum wurde es dann gemacht?“

„Kennst du den Begriff 'Verbrannte Erde'?“

Sie machten sich auf den Weg zum Zeltlager, einige Siebtklässler grüßten sie, beachteten sie aber nicht weiter denn es waren Slytherin.

„Nein, was ist das?“

„Eine Kriegstaktik der Muggel. Beim Rückzug wird alles, was dem Feind irgendwie von Nutzen ist, zerstört. Häuser, Felder, Vieh, Arbeitskräfte, alles wird zerstört oder mitgenommen. In unserem Fall sind das Zauberbücher, magische Gegenstände, Tränke und deren Zutaten, sowie alles, was sich noch in den Tiefen von Hogwarts versteckt hat“, erklärte Severus.

„Also vernichten wir lieber eine ganze Schule?“

„Wir würden sogar das Ministerium vernichten damit es nicht in SEINE Hände fällt“, gab Severus zurück. Er wurde nur von der Seite angesehen, fragend und irgendwie ungläubig. „Denk nicht darüber nach, es ist sowieso zu spät.“

„Wahrscheinlich. Was machen wir jetzt?“

„Unser Zelt suchen.“

„Oje.“

Severus grinste nur, was Harry zu einem Seufzen veranlasste. Dann machten sie sich auf die Suche.
 

Sie fanden ihr Zelt schnell, einer der Slytherins zeigte ihnen den Weg doch Ruhe war ihnen nicht vergönnt. Denn kaum hatten sie es betreten, rief draußen jemand nach Severus, der nur leise knurrte und dann raus ging, Harry folgte ihm neugierig. Es waren Minerva und Filius und zu Severus' größter Überraschung eine ganze Schar Hauselfen.

„Wo kommen die her?“, entfuhr es Harry.

„Aus Hogwarts, sie haben nur etwas länger gebraucht um uns zu finden. Die Hauselfen sind angewiesen das Schloss zu verlassen sobald der Alarm losgeht“, erklärte Minerva bevor sie sich an Severus wandte, „wir brauchen Essen und Trinken.“

„Es müssten mehrere Ortschaften in der Nähe sein und in einem der Zelte sollte eine Küche sein. Hat irgendjemand daran gedacht Muggelgeld mitzunehmen?“, fragte Severus.

„Natürlich. Wir haben genug Geld.“

„Dann sollten wir los gehen und Essen kaufen gehen.“

„Wer?“

„Die Siebtklässler, sie sollten sich nützlich machen. Hauptsächlich diejenigen, die sich mit Muggeln auskennen“, sagte Severus.

„Du willst die Kinder schicken?“, fragte Filius überrascht.

Harry räusperte sich leise und meinte, „wir sind alle volljährig, also keine Kinder mehr.“

„Mr. Potter hat Recht. Ich werde die Schüler zusammenrufen, dann können wir das weitere Vorgehen besprechen.“

„Die Slytherins bleiben im Lager, die Meisten haben von Muggeln keine Ahnung und würden nur Blödsinn machen. Sie können das Lager weiter bewachen und Babysitter für die Jüngeren spielen“, mischte sich Severus ein. Minerva nickte nur und entfernte sich. „Hilf ihr“, raunte Severus seinem Partner zu, der ebenfalls nickte und der Hexe folgte. „Filius, weißt du wo die Küche ist? Ich hatte noch nicht die Zeit um mir einen Überblick zu verschaffen“, gestand Severus.

„Natürlich. Willst du gleich mitkommen? Ich kann dir zeigen wo alles ist“, gab der Zauberkunstlehrer zurück. Ihm wurde mit einem Nicken geantwortet und schon waren sie auf dem Weg, die Schar der Hauselfen folgte ihnen mit trippelnden Schritten.
 

Die Nachricht, dass Hogwarts gefallen war, schlug in der Zaubererwelt ein wie eine Bombe. Albus kam zu spät, der Tagesprophet hatte schon einen Artikel verfasst und veröffentlicht und zwar mit dem Bild eines brennenden Hogwarts. Die Todesser hatten nicht viel Freude daran gehabt denn allein die Explosion von Severus' Labor hatte das halbe Gebäude in die Luft gejagt. Die Sicherheitsvorkehrungen in den anderen Lehrerquartieren hatten ihr übriges dazugetan, von Hogwarts standen nur noch rauchende Trümmer. Wie viele Todesser dabei ums Leben gekommen waren, wusste niemand. Albus verfluchte sich selbst dafür, dass er nicht schneller an die Öffentlichkeit gegangen war und so blieb ihm nichts anderes übrig als Schadensbegrenzung zu betreiben.
 

Es dauerte bis zum späten Nachmittag um genug Lebensmittel für ein paar Tage zu besorgen. Sie mussten vorsichtig sein, sie durften nicht zu viel auf einmal kaufen um nicht auf sich aufmerksam zu machen. So kehrten im Laufe des Tages ständig Siebtklässler ins Lager zurück, immer mit ein paar Lebensmitteln und die Hauselfen wurden angewiesen daraus das Beste zu machen. Die Slytherins waren mittlerweile dazu abgestellt worden die restlichen Schüler zu beschäftigen. Mit den Erst- und Zweitklässlern wurden kurzerhand Spiele gespielt, man versuchte die Situation irgendwie zu beschönigen aber spätestens ab den Fünftklässlern klappte das nicht mehr.

Es wurden Fragen laut und die Lehrer hatten alle Hände voll zu tun um alle zu beantworten. Ein Großteil dieser Fragen drehte sich um den wieder aufgetauchten Harry Potter, der nach kurzem Überlegen dazu überging alle Fragen selbst zu beantworten. Er versuchte alles so wahrheitsgemäß wie möglich zu beantworten, lediglich die Sache mit Severus und ihrer Bindung ließ er aus. Er erzählte lediglich, dass sie eine Möglichkeit gefunden hatten IHN zu vernichten, er aber dafür noch Training benötigte. Die Meisten gaben sich damit zufrieden.
 

Zum Abendessen wurde kurzerhand auf Muggelart gegrillt, für die jüngeren Schüler war es ein ungeheurer Spaß und sie vergaßen für ein paar Momente ihre momentane Situation. Bei den Älteren und den Lehrern funktionierte es nicht, sie machte vor allem auch die Sorge um Albus verrückt denn der war noch nicht wieder aufgetaucht. Harry saß mit seinen Freunden am Lagerfeuer, auch hier war die momentane Situation das Hauptgesprächsthema.
 

„Wir sind am Arsch“, murmelte Blaise leise. Keiner widersprach ihm. Harry seufzte leise, er fühlte sich noch immer schuldig und das obwohl ihm mittlerweile auch seine Freunde gesagt hatten, dass das Blödsinn war.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Neville.

„Grillen.“

„Theo!“

„Was denn? Viel mehr können wir gerade eh nicht machen. Die werden die Schüler nicht nach Hause schicken“, gab Theo angepisst zurück. Die Nerven lagen überall blank und das merkte man jetzt, nach einem sehr langen Tag auch sehr deutlich.

„Warum eigentlich nicht?“, fragte Ginny. Sie saß direkt neben ihrem Bruder, alle Streitigkeiten waren vergessen, es zählte das hier und jetzt.

„Weil es zu gefährlich ist. Wenn die Todesser schon die Schutzschilde von Hogwarts überwinden konnten, werden normale Häuser sie nicht aufhalten“, erklärte Hermine niedergeschlagen.

„Naja, solange niemand diesen Ort findet, sind wir hier sicher.“

„Aber hier können wir nicht gewinnen“, warf Draco ein. Ein kollektives Seufzen ging durch die Reihen.

„Was denkt ihr, wie es weiter geht?“, kam von Blaise.

Alle Blicke gingen zu Harry, der den Kopf schüttelte und sagte, „ich weiß genauso viel wie ihr.“

„Was sagt Snape?“

„Keine Ahnung, ich habe ihn seit heute morgen nicht mehr gesehen. Keine Ahnung wo der sich rum treibt“, sagte Harry achselzuckend.

„Machst du dir gar keine Sorgen?“, fragte Hermine.

„Nein, warum? Ich spüre, dass es ihm gut geht und ich sehe ihn nachher wieder. Hermine, ich möchte auch noch ein paar Momente mit meinen Freunden verbringen. Ich bin momentan eh nicht in der Lage irgendetwas zu trainieren.“

„Verständlich“, murmelte Neville kauend.

Auch der Rest nickte, was Harry zu seinem sehr überraschten Gesichtsausdruck verleitete. „Ihr versteht das?“, fragte er vorsichtig nach.

„Natürlich. Was hast du denn geglaubt? Dass wir dir Vorwürfe machen und dir sagen, dass du dich beeilen sollst um das Ritual zu vollenden? Wohl kaum. Wir wissen, dass es Zeit braucht“, erklärte Ron.

Harry sah seinen besten Freund einen Moment einfach nur fassungslos an bevor er leise schniefte und ihn einfach umarmte, „danke.“

„Nicht dafür, Kumpel“, gab Ron zurück während er die Umarmung fest erwiderte.

„Da passiert was.“

Alle Aufmerksamkeit lag sofort auf Ginny, die zu einem anderen Lagerfeuer deutete und dort war eindeutig die Silhouette von Albus Dumbledore zu sehen.

„Willst du hingehen?“

„Nein“, sagte Harry, „ich erfahre es schon noch früh genug.“
 

Am Lagerfeuer der Lehrer war es ruhig geworden, Albus war gerade dabei seinen Tag zu erklären und jeder hing dabei seinen eigenen Gedanken nach. Die Nachrichten an sich schockten keinen mehr, sie alle hatten damit gerechnet. Von Hogwarts war nicht mehr viel übrig, die Sicherungszauber in den Lehrerquartieren hatten ihre Aufgabe erfüllt. Von dem tausendjährigen Gemäuer standen nur noch rauchende Trümmer und selbst die waren stark einsturzgefährdet. ER hatte keine Zeit verstreichen lassen, bereits am frühen Morgen war eine Sonderausgabe des Tagespropheten raus gekommen und hatte über den Fall Hogwarts berichtet. Die Zauberwelt war zu geschockt um gleich zu reagieren und das hatte sich Albus zunutze gemacht.

Der Tagesprophet hatte ein sehr langes Interview mit ihm geführt und eine weitere Sonderausgabe hatte alles ins richtige Licht gerückt. Albus hatte eine Ausgabe mitgebracht, sie machte gerade bei den Lehrern die Runde und würde später auch den Schülern gezeigt werden. Und die Schlagzeilen sollten beruhigen. Sämtliche Schüler waren in Sicherheit, genau wie alle Lehrer und die Vernichtung von Hogwarts hatte viele Todesser das Leben gekostet. Das Letzte konnte Albus zwar nicht beweisen aber der Reporter vom Tagesprophet war sich sicher, dass es eine gute Schlagzeile war. Vor allem würde es die Menschen beruhigen und das war im Moment das Wichtigste denn eine Massenhysterie konnte keiner momentan gebrauchen.
 

„Wie geht es jetzt weiter?“, fragte Minerva nachdem Albus fertig war, „warst du im Ministerium?“

„Natürlich. Die Schüler bleiben vorläufig hier, in Sicherheit. Der Orden wurde ins Ministerium gerufen, der Grimmauldplatz ist damit leer.“

„Wann rechnen sie mit einem Angriff?“, kam von Pomona.

„Das kommt drauf an wie viele Todesser wirklich ums Leben gekommen sind und wie geschockt sie über die Vernichtung Hogwarts sind“, antwortete Albus, „und wir gehen nicht davon aus, dass ein weiterer Angriff so schnell erfolgt.“

„Wer ist wir?“

„Kingsley und das Zaubergamot.“

„Wieso nicht? Der Angriff auf Hogwarts kam auch sehr unvorhersehbar.“

„Das stimmt aber wir vermuten, dass ER große Verluste erlitten hat.“

„Wie kommt ihr auf diese Idee?“, fragte Severus jetzt, „es ist ja nicht so als hätten wir gesehen wie viele Todesser das Gebäude betreten haben.“

„Nein, das nicht aber wir gehen von dem normalen Vorgehen aus.“

„Das da wäre?“, fragte Minerva. Sie klang genauso skeptisch wie alle Anderen sich gerade fühlten.

„Mit möglichst vielen Männern gleichzeitig angreifen“, sagte Severus leise noch bevor Albus antworten konnte, „wenn ER sich auch diesmal dran gehalten hat, dürfte ER jetzt ein Problem haben und wesentlich weniger Todesser.“

„Also wird es einfacher?“

„Es ändert nichts an unserem Grundproblem und das waren nie die Todesser“, sagte Albus vorsichtig.

Alle Blicke gingen zu Severus doch dieser schnaubte nur und knurrte, „nein, ich werde ihn nicht unter Druck setzen, das hätte keinen Sinn und das wisst ihr auch. Er macht sich momentan genug Selbstvorwürfe, da braucht er nicht noch mehr.“

„Wie weit seit ihr?“, wagte es Rolanda zu fragen.

„Noch nicht weit genug“, war die knappe Antwort, die in einem Ton kam, der jeden daran hinderte weiter zu fragen.

„Wie soll es weiter gehen?“, fragte Minerva schnell.

Albus' Blick lag immer noch auf Severus, der die Antwort schon erahnte. Und Albus sprach es auch aus, „so ungern du es hören willst, Severus, aber es liegt an euch. Bevor Harry den Vernichtungszauber nicht erfolgreich aussprechen kann, können wir jeden Angriff nur verlieren. Denn auch wenn wir die Todesser besiegen, IHN können wir nicht besiegen und töten.“

„Was soll ich deiner Meinung nach machen, Albus? Soll ich zu Harry gehen und ihm sagen, er hat noch, sagen wir mal, vier Wochen um es endlich gebacken zu kriegen? Das wird total gut funktionieren, ganz sicher. Setzen wir den Siebzehnjährigen noch mehr unter Druck, das bringt garantiert was“, schnarrte Severus, „und nein, ich weiß nicht wie lange wir noch brauchen, woher auch? Verdammt, ihr könnt froh sein wenn wir es überhaupt schaffen. Wie habt ihr euch das vorgestellt? Wir verbinden die Zwei einfach mal fröhlich, geben ihnen vier Wochen um sich an einander zu gewöhnen und dann nochmal vier Wochen um einen der schwersten und gefährlichsten Zauber unserer Zeit zu meistern. Hey, was sind schon private Probleme? Oder völlig unterschiedliche Charakter? Egal, die haben zwei Monate Zeit, das muss gehen. Tja, sorry, aber so funktioniert es nicht. Wir arbeiten hart an diesem verfluchten Ritual auch wenn es manchmal nicht so aussieht.“

„Severus, das hat keiner hier gedacht“, unterbrach Albus ihn leise.

Es ertönte ein neues Schnauben, Severus deutete in die Runde der Lehrer und knurrte, „nein? Albus, du solltest nochmal genauer nachfragen. Ich gehe jetzt, sollte sich was Neues ergeben, du weißt wo du mich findest.“ Damit wandte sich Severus zum Gehen, er stockte allerdings mitten im Schritt und drehte sich nochmal rum. Seine Stimme war eiskalt und schneidend als er zischte, „sollte irgendeiner von euch auch nur ein falsches Wort an Harry richten, vergesse ich mich. Dann habt ihr andere Probleme als IHN und glaubt mir, ich bin wesentlich erfolgreicher darin mir meine Feinde vom Leib zu schaffen.“ Dann ging er wirklich.
 

„Das war sehr eindeutig“, murmelte Rolanda leise.

„Und sehr ernst gemeint.“

„Albus, was denkst du?“

„Die interessantere Frage wäre, was ihr denkt? Hat Severus Recht? Denkt wirklich jemand von euch so?“, wandte sich Albus an die restlichen Lehrer. Er wurde an geschwiegen und sah damit Severus' Verdacht bestätigt.

Minerva war es schließlich, die leise seufzte und, nach einem prüfenden Blick zu ihren Kollegen, sagte, „ich glaube, wir haben es uns alle einfacher vorgestellt. Keiner kennt das Ritual wirklich, es gibt niemanden, der uns darüber informieren kann und wir müssen uns auf das Wenige verlassen, was wir in Bücher gefunden haben. Ich habe, wie wahrscheinlich die Meisten, gedacht, dass sie sich einfach nur vertragen müssen und dann klappt das schon irgendwie. Keiner konnte ahnen, dass dieses Einverständnis untereinander so viel tiefer gehen muss. Oder dass es so schwer für die Beiden werden würde?“

„Was habt ihr denn gedacht? Bei diesen Zwei? Unterschiedlicher könnten zwei Personen nicht sein und gerade mit diesem Hintergrund ist es ein Wunder wie weit sie überhaupt sind“, unterbrach Albus sie.

„Wie meinst du das?“

„Wann habt ihr das letzte Mal erlebt, dass sich Severus so sehr für jemanden eingesetzt hat?“ Er sah wie es in den Köpfen der Anderen arbeitete und schließlich schüttelte jeder mehr oder weniger den Kopf.

„Noch nie“, sprach Filius schließlich aus was alle dachten.

Albus nickte, auch wenn er in Gedanken wusste, dass es dieses Ereignis bereits einmal gab doch das wusste keiner außer ihm und Severus und so würde es auch bleiben.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Minerva.

„Wir haben keine andere Wahl als zu warten. Wir sollen mit dem Ministerium in Verbindung bleiben und wir müssen uns um die Kinder kümmern. Kingsley wird die Familien anschreiben, die Schüler bleiben hier bis alles vorbei ist“, sagte Albus.

„Die Sommerferien?“

„Werden wir wohl hier campen. Es ist zu gefährlich die Kinder nach Hause zu schicken.“

„Aber sie sind immer nach Hause gereist.“

„Das stimmt schon aber bis jetzt hat ER sich auch zurückgehalten. Das hat sich geändert und wir müssen an die Sicherheit der Kinder denken. Sie sind hier sicher also bleiben sie hier.“

„Und wir auch“, sagte Minerva, was mehr eine Feststellung als eine Frage war.

„Richtig.“

„Stellt sich noch eine Frage“, sagte Rolanda.

„Welche?“

„Wie beschäftigen wir so viele Schüler über die Sommerferien?“
 

Es war sehr spät als sich Harry endlich auf den Weg in sein Zelt machte. Er wollte nicht dorthin denn so wie er es am Vormittag kurz gesehen hatte, lagen ihre Schlafstätten weit auseinander. Als Fledermaus durfte er nicht bei ihm schlafen, das hatte Severus sehr deutlich gemacht. Hm, vielleicht konnte er ihn irgendwie überreden, dass er sich verwandelte. So könnte er wenigstens mit dem Serval kuscheln. Harry stockte mitten im Schritt, hatte er das gerade wirklich gedacht? Er ging seine Gedanken nochmal durch und seufzte tief, ja, hatte er. Und der Gedanke, der sich daraus ergab, ließ ihn gleich nochmal seufzen.

„Wenn du so weiter machst, könnte man sich ernsthaft Gedanken um dich machen“, schnarrte eine Stimme hinter ihm, „habe ich Grund dazu?“

Überrascht drehte sich Harry um. „Was machst du hier?“

„Letzter Kontrollgang. Und du?“

„War auf dem Weg ins Bett.“

„Haben wir den gleichen Weg oder schläfst du bei deinen Freunden?“, fragte Severus.

„Die Frage habe ich dir schon mal beantwortet, wieso sollte ich meine Meinung ändern?“, fragte Harry zurück.

„Hätte ja sein können.“

„Hat es aber nicht. Können wir?“

„Natürlich.“ Harry konnte die Andeutung eines Lächelns auf dem Gesicht seines Partners sehen und erwiderte es breit.

„Los, Flederwisch.“
 

„Du hast nicht zufällig vor dich zu verwandeln?“, fragte Harry.

„Nein, wieso sollte ich?“

„Hätte ja sein können.“

„Harry?“

„Nix, alles okay“, sagte Harry schnell. Sie hatten es sich bequem gemacht und Harrys Blick am Vormittag hatte ihn wirklich nicht getäuscht, sie lagen weit auseinander.

„Natürlich. Und nochmal, was ist los?“

„Nichts.“ „Harry!“

„Gute Nacht, Severus.“

Damit löschte Harry das Licht auf seiner Seite und drehte sich sehr schnell um. Severus sah seinen Rücken einen Moment an, zuckte dann mit den Schultern und tat es ihm gleich. Die letzte Nacht war viel zu kurz gewesen, er wollte nur noch schlafen.
 

Was sich allerdings als sehr schwierig herausstellte wenn sich sein Partner wie verrückt hin und her wälzte. Severus verkniff sich ein genervtes Seufzen bevor er sein Licht wieder anmachte und sich zu Harry umdrehte, dieser wandte ihm gerade den Rücken zu und die Art, wie er da lag, zeigte, dass er extrem angespannt war. „Ich weiß, dass du wach bist“, schnarrte Severus.

Es dauerte einen Moment, dann entließ Harry die angehaltene Luft und murmelte, „tut mir leid.“

„Willst du mir jetzt sagen, warum du nicht schlafen kannst?“

„Das übliche Problem“, sagte Harry leise.

„Wir sind doch in einem Raum.“

Das Antwortgemurmel war zu leise, das konnte selbst Severus nicht verstehen.

„Nochmal etwas lauter sonst schlafen wir morgen noch nicht.“

„Nein.“

„Wie nein?“

„Na nein eben.“

„Aha. Harry, das ist kindisch.“

„Ich weiß.“

„Gut zu wissen. Ok, spielen wir das lustige Ratespiel. Du sagst ja oder nein, mal sehen ob ich drauf komme“, schlug Severus vor.

„...ok.“

„Gut, fangen wir an. Da du mir auf meine Frage nicht antworten willst, gehe ich davon aus, dass dir der Grund peinlich ist. Korrekt?“, stellte Severus seine erste Frage.

„Ja.“

„Hast du einen Grund zu denken, dass ich das genauso sehen würde?“

„Nein.“

„Also bildest du dir das wahrscheinlich ein?“

„Ja.“

„Ist es ein Teenagerproblem?“

„Ja.“

„Hat es was mit dem Gespräch über die Gefühle, die die Verbindung auslöst, zu tun?“

„Ja“, seufzte Harry leise.

Severus nickte für sich selbst, er konnte sich vorstellen wo Harrys Problem lag und zog seinen Zauberstab. Mit zwei Bewegungen und einem gemurmelten Zauberspruch lag Harry samt seinem Bettzeug plötzlich neben ihm. „So, kannst du jetzt schlafen?“, fragte er.

„...bestimmt.“

„Dann versuch es. Gute Nacht, Harry.“

„Gute Nacht, Severus“, flüsterte Harry, „und danke.“

„Nicht dafür.“

Das Licht ging wieder aus, Severus spürte wie sich Harry langsam entspannte und legte sich jetzt wieder hin, er wollte schlafen.
 

Doch Harry konnte immer noch nicht schlafen, sein Gesicht brannte förmlich vor Scham und doch konnte er es nicht ändern. Er wusste nicht warum aber er sehnte sich nach Severus' Gesellschaft, wesentlich mehr als er jemals zugeben würde. Langsam drehte er sich rum, es war zwar stockdunkel im Zelt aber er sah dennoch etwas, wenn auch sehr schwach. Severus lag mit dem Rücken zu ihm und schlief scheinbar schon, hm, der würde doch gar nicht merken.... . Er könnte sich morgen raus reden, dass er sich im Schlaf bewegt hätte, das würde nie auffallen. Harry schob den Gedanken noch ein paar Mal hin und her, atmete dann vorsichtig ein und versuchte so unauffällig wie möglich näher an ihn ran zu rutschen.

Severus bewegte sich nicht, seine Atmung blieb ruhig und flach also war er nicht aufgewacht und er wachte auch nicht auf als Harry vorsichtig die Hand ausstreckte bis er seinen Rücken berührte. Er erstarrte, war da ein Zucken gewesen? Nein, er musste sich geirrt haben, er atmete erleichtert aus und schloss die Augen. Die Wärme, die sich durch seine Handspitzen in seinem ganzen Körper ausbreitete, ließ ihn schnell einschlafen. Sein letzter Gedanke war, dass er morgen früh nur sehr überzeugend sein musste.
 

Langsam öffnete Harry die Augen, er hatte so gut wie schon lange nicht mehr geschlafen. Es konnte noch nicht so spät sein denn dann hätte ihn Severus sicher geweckt.

„Guten Morgen“, schnarrte dieser gerade.

Harry öffnete ganz die Augen und sah direkt in die schwarzen Augen seines Partners. „Gu..guten Morgen.“

Eine schwarze Augenbraue ruckte belustigt nach oben bevor sein Blick nach unten wanderte. Harry folgte dem Blick fragend bis er auf seiner eigenen Hand ankam, die flach auf Severus' Brust lag. Hm, das erklärte warum ihm so schön warm war. Unsicher ging sein Blick wieder hoch, irgendwie rechnete er mit einem sehr beißenden Kommentar doch Severus sah ihn nur ruhig an.

„War das der Grund, warum du nicht schlafen konntest?“

„Ja.“

„Willst du mir was erzählen?“

„Muss ich?“

„Nein, musst du nicht. Aber vielleicht würde es einige Dinge leichter machen“, schlug Severus vor.

„Ich weiß aber nicht was ich sagen soll“, sagte Harry, den Blick wieder senkend. Er konnte Severus nicht in die Augen sehen.

„Versuch es einfach“, sagte Severus sanft.

„Du lagst so weit weg.“

„Weit weg?“

Harry seufzte leise, er schluckte und versuchte sich dann zu erklären, „ja. Seit wir aus Ägypten zurück sind, haben wir immer in einem Bett geschlafen, weil ich ja nicht alleine schlafen konnte. Dann hast du als Serval bei mir geschlafen und ganz ehrlich, es war schön jemanden direkt bei sich zu haben. Es war ein schönes Gefühl, ein sehr Schönes. Dann kamen wir hierher, die Bettsachen lagen so weit auseinander und die Vorstellung, dass wir so weit auseinander schlafen, ich weiß auch nicht, das will ich nicht.“

„Deswegen die Frage ob ich mich verwandel. Warum hast du dich nicht einfach verwandelt?“, unterbrach ihn Severus vorsichtig.

„Weil du gesagt hast, dass du dann nicht richtig schlafen kannst weil du ständig auf mich aufpassen musst.“

„Warum hast du nicht einfach gesagt, dass du neben mir schlafen willst?“

Ahnungsloses Schulterzucken.

„Ich wollte dir nicht zu nahe treten“, flüsterte Harry dann.

Er hörte ein belustigtes Lachen und sah auf, lachte Severus ihn gerade wirklich aus? Ein Blick in dessen Gesicht zeigte ihm, dass er ihn nicht auslachte sondern eher amüsiert war.

„Warum lachst du?“, fragte er, den enttäuschten Ton konnte er nicht ganz aus seiner Stimme verbannen.

„Weil du dir ständig nur Gedanken um Andere machst, deswegen. Du trittst mir nicht zu nah, keineswegs. Wenn man von meinen Vorlieben ausgeht, wäre es andersrum wohl wahrscheinlicher.“

„Du hast nie was in diese Richtung gemacht.“

„Natürlich nicht.“

„Klar, ich bin dir zu jung.“

„Das klingt gerade sehr beleidigt, ist dir das bewusst?“, fragte Severus, der fasziniert beobachtete wie Harry den Blick wieder auf seine Hand richtete und sein Gesicht einen warmen Rotton annahm. Er rechnete mit einem vehementen Abstreiten doch er wurde sehr überrascht.

„Ja, ist es. Aber du hast es ja auch immer wieder betont“, maulte Harry leise.

„Natürlich habe ich das, weil es so ist.“

„Danke, das weiß ich.“

Severus konnte sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen. Leider sah Harry genau in diesem Moment wieder nach oben und er fasste sein Grinsen scheinbar völlig falsch auf. Mit einem Seufzen rollte sich Harry rum und stand auf.

„Ich geh mal nach meinen Freunden gucken“, sagte er leise und traurig.

„Harry?“

„Schon gut, tut mir leid, dass ich dich belästigt habe. Sorry.“

„Harry, du hast da, glaub ich was falsch verstanden. Du weißt doch was ich über die Verbindung gesagt habe, oder?“, fragte Severus, er etwas überrascht über den plötzlichen Aufbruch war.

Harry, der bereits am Zelteingang stand, blieb nochmal stehen und atmete mehrmals tief durch bevor er fragte, „und wenn es nicht an der Verbindung liegt?“

„Es liegt an der Verbindung.“

„Glaubst du das eigentlich selber noch?“, fragte Harry.

„Ich weiß nicht wovon du redest. Es ist die Verbindung und das muss auch so sein, sonst würde das Ritual nicht funktionieren. Harry, du stehst nicht plötzlich auf Kerle.“

„Überlass meine sexuelle Orientierung doch bitte mir“, sagte Harry, „aber ich werde dich nicht weiter mit dem Thema belästigen. Ich weiß, dass ich dir zu jung bin, das hast du oft genug erwähnt. Keine Angst, ich erwarte gar nichts von dir.“ Damit setzte sich Harry wieder in Bewegung und verließ das Zelt, Severus sah ihm fassungslos nach.

Hatte er das gerade richtig verstanden? Hatte Harry gerade versucht ihm mehr oder weniger zu sagen, dass er tiefer gehende Gefühle für ihn hatte? Dass er plötzlich an mehr als nur einer rituellen Verbindung interessiert war? Severus schüttelte den Kopf, das konnte nicht sein. Der Junge war einfach nur verwirrt über seine Gefühle, die von der Verbindung ausgelöst wurden. Er hatte doch selber zugegeben, dass er noch nie jemanden so nah war wie Severus jetzt. Da konnte man Zuneigung und Wärme durchaus mal mit Verliebtheit oder Liebe verwechseln. Severus war sich sicher, dass sich das geben würde. Zumindest hoffte er das. Er erhob sich jetzt auch, brachte ihr Bettzeug mit einem Zauberspruch in Ordnung und verließ das Zelt dann auch.
 

Severus' Gedanken wurden schnell von Harry weg gelenkt denn Albus hatte die wahnwitzige Idee, dass sie den Unterricht weiterführen sollten. Hier, mitten im Nirgendwo. Wie stellte er sich das eigentlich vor? Vor allem hatten sie heute erst festgestellt, dass Horace irgendwie verschwunden war und damit war er ein Sicherheitsrisiko. Niemand wusste wo er hin war, er war definitiv mit aus Hogwarts geflohen aber wo er jetzt war, das wusste nur Merlin allein. Die Lehrer diskutierten gerade über die Aufteilung der Klassen und der Möglichkeit den Unterricht so gut wie möglich fortzusetzen als ein lauter Aufruhr ihre Aufmerksamkeit forderte. Severus, der sich irgendwie denken konnte, dass es mit seinem Partner zu tun hatte, knurrte leise und machte sich auf die Suche nach der Ursache, zusammen mit Minerva.
 

„Was ist hier los?“, donnerte Severus als sie den Platz des Aufruhrs erreichten.

Dort standen auf der einen Seite Harry, Draco und Hermine, die zwei Ersteren mit erhobenen Zauberstab. Auf der anderen Seite standen zwei Ravenclaw- und zwei Hufflepuffsiebtklässler gegenüber, ebenfalls mit erhobenen Zauberstäben. Bis auf Harry zuckten alle zusammen, der zögerte nicht lange und schickte die vier Siebtklässler mit vier Stupors zu Boden.

„Harry“, knurrte Severus.

„WAS?“, brüllte Harry wütend zurück, „darf ich mich nicht wehren? Ich soll doch kämpfen, bitte, jetzt kämpfe ich und es ist auch nicht recht. Könnt ihr euch mal einig werden?“

„Würdest du dich erst mal beruhigen? Was ist denn hier los?“, fragte Severus nochmal, er war überrascht über diesen Wutausbruch.

„Nein, ich will mich nicht beruhigen. Ich muss mich hier beleidigen lassen und soll ruhig bleiben? Wohl kaum.“

„Was ist denn passiert?“, fragte Minerva jetzt.

„Eure Bindung ist aufgeflogen“, mischte sich jetzt Draco ein.

„Und?“

Harry starrte seinen Partner einen Moment an und explodierte dann, „UND? Was und? Verdammt, Severus, weißt du eigentlich, was ich mir schon den ganzen Morgen anhören darf? Als was ich mich beschimpfen lassen darf? Ich bin dieses Ritual für solche Idioten wie diese Vier eingegangen und wofür? Um mich jetzt als Schwuchtel beschimpfen zu lassen? Dass ich meine guten Noten nur bekomme weil ich mich von einem Lehrer vögeln lasse? Dabei sind das noch die harmlosesten Kommentare. Dafür soll ich mein Leben riskieren? Allein der Versuch den Vernichtungszauber zu sprechen, könnte mich umbringen. Warum verschwinde ich nicht einfach? Was interessiert mich dieser verfluchte Krieg? Ich wandere aus, Australien soll toll sein. Und nein, das Argument, das niemand mehr sicher ist, zieht nicht. Glaubt ihr wirklich, die Welt schaut in aller Ruhe zu wie ER immer weiter macht? Ihr wisst doch jetzt wie es geht, sucht euch einen Zauberer oder eine Hexe und einen weiteren Horkrux. Vernichtet ihn, lehrt den Vernichtungszauber und schwupps, schon habt ihr es. Perfekt, und ich bin raus aus der Sache. Denn ich habe keine Lust mehr. Mein ganzes Leben wurde ich auf diese verfluchte Prophezeiung reduziert, dann auf den Vernichtungszauber und das Ritual, das mein Leben ruiniert hat. Ich bin an einen Partner gebunden, in den ich mich verliebt habe und der mich nur für diesen Merlin verdammte Ritual haben will. Macht doch was ihr wollt, ich bin raus aus der Sache. Also lasst mich ein für alle Mal in Ruhe.“ Im nächsten Moment war er disappariert.
 

So still war es noch nie bei einer so großen Schülerzahl gewesen, alle Blicke wandten sich langsam aber sicher zu Severus, der einfach nur völlig geschockt auf die Stelle starrte, wo bis eben noch sein Bindungspartner gestanden war. Er wusste nicht was er denken sollte, er hatte nicht gedacht, dass es Harry so schlecht ging. Vor allem, dass er das von heute Morgen auch noch ernst gemeint hatte.

„Severus?“, fragte Minerva leise.

Er blinzelte mehrmals bevor er sich scheinbar wieder unter Kontrolle hatte, er hob die Stupors, wartete bis sich die vier Schüler aufgerappelt hatten bevor er knurrte, „wenn Sie noch ein einziges Wort gegen diese Bindung oder gegen meinen Partner sagen, wird der nächste Zauberspruch, der Sie trifft der Avada sein. Seien Sie sicher, ich finde Sie.“ Dann wandte er sich an die übrigen Schüler, die sich mittlerweile um sie herum versammelt hatten. „Das gilt für jeden der hier Anwesenden. Harry und ich sind diese Bindung eingegangen weil sie die einzige Möglichkeit ist einen extrem mächtigen Vernichtungszauber gegen IHN zu sprechen. Dieser Vernichtungszauber ist wiederum die einzige Möglichkeit IHN zu vernichten und damit Ihr verdammtes Leben zu retten. Jetzt verschwinden Sie in Ihre Zelte. Sehe ich heute nur noch einen Schüler außerhalb, der nichts außerhalb zu suchen hat, kann derjenige was erleben. ABMARSCH!“, brüllte Severus und so schnell konnten die zwei Lehrer nicht gucken wie die Schüler verschwunden waren. Selbst Draco und Hermine machten sich so schnell wie möglich aus dem Staub.
 

„Du kannst die Schüler nicht mit einem Avada bedrohen“, fuhr Minerva ihn sofort an.

„Nein, ich sollte sie damit verfluchen“, gab Severus noch immer wütend zurück.

„Severus!“

„Was? Hast du Harry eigentlich zugehört? Er will aufgeben, er ist abgehauen und keiner weiß wohin. Wie stellst du dir das jetzt vor? Einfach mal ne Vermisstenanzeige aufgeben?“, fauchte Severus.

„Er wird wiederkommen.“

„Klar, er hat ja auch so viel Grund dafür.“

„Aber...“

„Aber, aber, aber, es gibt in diesem Fall kein Aber. Minerva, wir sind an einem Punkt angekommen wo wir auf Harry angewiesen sind und der hat uns gerade kräftig in den Arsch getreten. Wenn wir ihn nicht wiederfinden, war das alles umsonst.“

„Wie willst du ihn finden?“

„Wie schon? Suchen. Geh zu Albus und sag ihm, dass wir seinen ganzen Geflügelorden brauchen. Wir müssen Harry finden. Und zwar ohne, dass ER darauf aufmerksam wird“, knurrte Severus bevor er mit einem Knall verschwand.

Minerva sah den leeren Fleck einen Moment an und machte sich dann auf den Weg zu Albus. Warum blieben solche Erklärungen immer an ihr hängen?
 

Vier Tage später waren die Meisten am Ende ihrer Nerven angekommen, von Harry fehlte jede Spur und Severus war so unausstehlich wie noch nie. Am Morgen des fünften Tages eskalierte die Situation als Severus einen Sechstklässler verfluchte, der eine sehr abfällige Bemerkung über den Verschwundenen machte. Danach war es nicht mehr möglich mit ihm normal zu reden, von seiner normalen, eiskalten Art war nichts mehr geblieben. Die Sorge um seinen Bindungspartner beherrschte seinen Geist, er konnte nicht wissen, dass das durch die Verbindung noch verstärkt wurde. Aber es hätte wahrscheinlich auch keinen interessiert denn im Moment war es Fakt, dass Severus gefährlich war.
 

„Albus, so kann es nicht weitergehen. Er ist eine Gefahr für die Kinder.“

„Ich weiß, Minerva, ich weiß. Aber ich verstehe ihn.“

„Ich auch, wir alle machen uns Sorgen um Harry aber wir verfluchen keine Schüler. Der Junge ist bis jetzt noch nicht aufgewacht.“

Albus seufzte leise, das wusste er alles aber er wusste einfach nicht weiter. Sie suchten Harry seit über vier Tagen und es gab nicht eine Spur von ihm.

„Albus?“

„Ich werde mit ihm reden.“

„Glaubst du wirklich, dass das was bringt?“

„Hast du einen anderen Vorschlag?“, fragte Albus. Er klang müde, die letzten Tage hatten an den Nerven und an den Reserven gezehrt.

„Nein, leider nicht.“

„Also werde ich mit ihm reden.“

„Vergiss den Zauberstab nicht“, sagte Minerva. Sie wurde vorwurfsvoll angesehen doch diesmal nützte der Blick nichts. „Albus, er ist gefährlich.“

„Ich weiß und ich bin schuld daran.“

„Wie meinst du das?“

„Minerva, ich war es, der das Ritual vorgeschlagen und mehr oder weniger durchgesetzt hat. Es ist meine Schuld, dass sie in dieser Lage sind“, seufzte Albus, „ich werde mit Severus reden. Aber ein anderes Thema, wie geht es den Schülern?“

„Sie machen um Severus' Zelt einen großen Boden. Der Unterricht läuft schleppend an, es sieht irgendwie keiner ein, dass sie lernen müssen. Sowohl Verteidigungs- wie auch Tränkeunterricht fällt momentan auf Grund von Lehrermangel aus. Horace ist noch nicht wieder aufgetaucht“, erklärte Minerva, „das Ministerium weigert sich uns einen Auror zum Unterricht zu schicken. Remus hat auch abgelehnt, er will Tonks nicht alleine lassen.“

„Hast du ihm vorgeschlagen, dass sie mit her kommt?“

„Findest du die Idee so gut?“

„Besser als im Ministerium, dort ist sie gefährdeter als hier.“

„Und die Sache mit Remus kleinem Problem? Das Ministerium weigert sich uns den Banntrank zur Verfügung zu stellen, Horace ist verschwunden und Severus ist nicht zurechnungsfähig. Außerdem wird er den Trank für Remus nicht brauen, mal davon abgesehen, dass uns die Voraussetzungen hier fehlen“, sagte Minerva.

Albus konnte ihr nur zustimmen, sie hatten zu viele Probleme und von der anderen Seite wurde der Druck immer stärker. Es gab vermehrt Berichte von Überfällen und Angriffen der Todesser, momentan nur auf außenliegende, einsame Anwesen aber es konnte nicht mehr lange dauern bis sich die Todesser in London zeigten. Zudem ihre einzige Hoffnung spurlos verschwunden war.

„Albus?“

„Geh bitte zu Remus und Tonks und rede mit ihnen. Ich möchte sie ungern im Ministerium lassen. Ich gehe zu Severus“, sagte dieser gerade. Minerva sah ihn zwar zweifelnd an, nickte aber dann und ging. Und Albus machte sich auf den Weg zu Severus.
 

Dieser konnte sich gerade selber nicht leiden, er verstand sein eigenes Handeln nicht und konnte es so gar nicht mit seinem eigentlichen Charakter in Einklang bringen. Die Verfluchung des Sechstklässlers tat ihm irgendwo leid aber dieses kleine, fiese Stimmchen in seinem Hinterkopf beglückwünschte ihn noch dazu. Seine Gedanken kehrten zu dem eigentlichen Problem zurück, sein Bindungspartner war verschwunden und er war krank vor Sorge.

„Severus? Bist du da?“, ertönte in diesem Moment Albus' Stimme.

Er widerstand der Versuchung einen Fluch durch den geschlossenen Zelteingang zu schießen und knurrte stattdessen, „herein.“ Albus trat auch sofort ein, die Hände in den weiten Ärmeln seiner Robe versteckt und Severus war sich sicher, dass er seinen Zauberstab umklammert hielt. „Was willst du, Albus?“, knurrte er gereizt.

„Mit dir reden. So kann es nicht weiter gehen und das weißt du auch.“

„Ach ne, darauf wäre ich jetzt nicht gekommen. Was soll ich deiner Meinung nach machen? Harry einfach vergessen und zum normalen Tagesablauf übergehen? Der wird schon wieder auftauchen?“, fauchte Severus.

„Nein, natürlich nicht. Aber du musst dich zusammen reißen. So nützt du weder Harry noch uns etwas. Wir brauchen klare Köpfe, sowohl bei unserer Suche wie auch bei dem Kampf“, sagte Albus ernst. Er wusste, dass er mit irgendwelchen Verhätschelungen jetzt nicht weiter kam, er musste Severus zur Vernunft bringen.

„Das weiß ich“, gab dieser gerade murrend zu.

„Dann benimm dich nicht wie ein Teenager, mit dem die Hormone durchgegangen sind. Severus, du bist ein erwachsener Mann, benimm dich auch so. Hast du mal an Harrys Freunde gedacht? Sie machen sich genauso Sorgen um ihn wie du aber sie benehmen sich wesentlich erwachsener und sie verfluchen keine Schüler.“

„Ja, das tut mir auch leid.“

„Wirklich?“

„Bestimmt.“

„Severus.“

„Ich mache mir halt Sorgen und diese verdammte Verbindung verstärkt das alles noch“, gestand Severus plötzlich.

„Liebst du ihn?“, fragte Albus gerade heraus.

Er rechnete entweder mit einer Bestätigung oder mit einem vehementen Abstreiten, nicht aber mit diesem fast schon verzweifelten Blick, einem extrem tiefen, resignierenden Seufzen und, „Ich weiß es nicht.“
 

Sie schwiegen eine Weile, Severus weil er gar nicht mehr sagen wollte und Albus, weil er nicht wusste, was er sagen soll. Severus war ein sehr komplizierter Mensch, der nicht leichtfertig über Gefühle redete und wenn er selbst nicht wusste, was genau er fühlte, dann konnte ihm eigentlich keiner helfen.

„Selbst wenn ich ihn lieben würde, er würde mir nicht glauben“, sagte Severus irgendwann.

„Wieso?“

„Weil er der felsenfesten Überzeugung wäre, dass ich das nur sage damit wir an dem Ritual weiterarbeiten.“

„Würdest du das tun?“

„Beleidige mich nicht“, knurrte Severus leise.

„Entschuldigung.“

Severus winkte ab, er war nicht in der Stimmung um nachtragend zu sein, er machte sich zu viele Gedanken.

„Wir werden ihn finden“, versicherte Albus leise, der sorgenvolle Blick war ihm nicht entgangen.

„Wie? Er kann überall sein.“

„Die Verbindung nützt dir nichts, oder?“

„Nein, er hat sie völlig blockiert.“

Albus sah ihn überrascht an und fragte, „das geht?“

„Ja, wenn man sich damit beschäftigt und es lernt. Verdammt, ich spüre nicht mal ob er überhaupt noch lebt“, sagte Severus leise.

„Red nicht so, er lebt. Wir müssen ihn nur finden. Severus, wo würdest du hingehen wenn du ganz alleine sein willst?“

„Nach Hause.“

„Nun, seine Verwandten können wir ausschließen. In Hogwarts kann er auch nicht sein, was könnte Harry noch als sein Zuhause zählen?“, fragte Albus nachdenklich.

Severus, der die ganze Zeit nervös auf und ab gelaufen war, stockte mitten im Schritt.

„Hast du eine Idee?“

„Vielleicht. Entschuldige mich“, murmelte Severus und verschwand mit einem Knall.

Albus hatte den Mund geöffnet um ihn daran zu hindern, es war zu gefährlich alleine unterwegs zu sein und er wusste nicht mal wohin Severus gegangen war. Seufzend verließ er das Zelt, er würde den Anderen Bescheid sagen, was anderes blieb ihm auch nicht übrig.
 

Kleine, dunkle Häuser reihten sich aneinander, immer mit einem kleinen Vorgarten und immer mit demselben Abstand zu ihren Nachbarn. Im Licht der fahlen Muggellaternen sahen die Häuser runtergekommen und dreckig aus, in der Ferne erhob sich ein unheilvoller Schatten. Der nahe Fluss ließ die Luft nass und schwer wirken. Severus seufzte leise, er war lange nicht hier gewesen. Langsam ging er weiter, er war in einer Seitengasse aufgetaucht und hatte sich dort verwandelt. Als Katze war es einfacher sich in den Schatten zu bewegen, sein Ziel war das letzte Haus in der Straße, genauso runtergekommen und unscheinbar wie die Anderen.

Aber im Gegensatz zu den Anderen war es nicht mehr bewohnt, eigentlich müsste es völlig verlassen sein und doch hatte er die wage Hoffnung hier seinen Bindungspartner zu finden. Harry hatte ihm mal erzählt, dass die Zeit als Fledermaus hier in Spinner's End eine der Schönsten seines Lebens gewesen ist. Langsam schlich Severus weiter, die Sinne aufs Äußere gespannt. Er rechnete nicht damit, dass sich hier Todesser aufhielten aber er hatte nicht so lange überlebt weil er unvorsichtig oder übereilt handelte. Doch es wäre völlig sinnlos ein altes, leeres Haus von einem Todesser bewachen zu lassen, Severus hatte keinen Grund hierher zurück zukehren. Naja, jetzt schon.

Er zögerte bevor er die erste Pfote auf sein Grundstück setzte. Seine Schutzzauber waren zerstört, er seufzte leise, es hatte sehr viel Mühe und Geld gekostet um sie aufzubauen. Severus ging langsam weiter, das Licht der Muggellaternen reichte ihm völlig aus um alles zu sehen und dazu hatte er noch seine anderen Sinne. Doch weder hörte er etwas, noch spürte er etwas also schlich er weiter. Die Haustür war verschwunden, es klaffte ein dunkles Loch im Mauerwerk.

Er verkniff sich ein weiteres Seufzen, das hier war sein Zuhause, hier war er geboren und aufgewachsen und auch als Erwachsener hatte er das Haus immer als Zuhause angesehen. Es schmerzte ihn es jetzt so zu sehen doch er schob diese Gedanken nach einem Moment beiseite, er hatte einen guten Grund hier zu sein. Langsam ging er weiter, Staub, Dreck und Unrat bedeckten den Boden, er musste aufpassen wo er seine Pfoten hinsetzte. Überall lagen Teile der Wandverkleidung, abgesprengt durch Explosionszauber. Er wollte gar nicht wissen wie es hier ausgesehen hätte wenn er sein Mobiliar nicht in Sicherheit gebracht hätte.

Gut, er hatte die Zerstörung damit nur verschoben. Er blieb etwas unschlüssig vor den Treppen stehen, wo sollte er anfangen? Wo würde sich Harry aufhalten wenn er wirklich hier war? Sie hatten einige schöne, friedliche Stunden im Labor verbracht. Oder vielleicht doch das Schlafzimmer? Das läge, nach der letzten Bemerkung von Harry, auch nah. Severus legte den Kopf schief, er wollte so kurz wie möglich hier sein. Dann kam ihm eine Idee, sein Blick ging zum Durchgang, der ins Wohnzimmer führte.

Dort hatten sie mit Abstand die meiste Zeit zusammen verbracht, sowohl als Fledermaus und Mensch wie auch Beide als Menschen. Er zuckte innerlich mit den Schultern, eigentlich war es egal wo er anfing zu suchen und das Wohnzimmer war genauso gut für den Anfang wie jeder andere Raum. Also setzte er sich in Bewegung.
 

Merlin musste ihn mögen denn in der hintersten Ecke seines ehemaligen Wohnzimmers hing wirklich die lange vermisste, gefleckte Fledermaus. Er maunzte leise und Harry zuckte wie geschlagen zusammen. Dann versuchte er sich noch kleiner zu machen als er sowieso schon war. Gut, so würde es nichts werden. Severus streifte kurzerhand die Kette ab, tippte den Edelstein mit der Pfote an und während sich die Kette verwandelte, führte er auch die Rückverwandlung herbei. Mit einem Zauber war er angekleidet und mit zwei Schritten stand er direkt unter Harry, der mittlerweile zitterte.

„Endlich habe ich dich gefunden. Harry, wir haben uns furchtbare Sorgen um dich gemacht. Hey, reagier wenigstens, bitte“, sagte Severus doch außer, dass sich das Zittern verstärkte, hatten seine Worte keinen Einfluss. „Harry, bitte. Wir haben dich vermisst, ich habe dich vermisst und nein, nicht nur wegen dem Ritual. Ich habe dich vermisst, nicht den Jungen-der-lebt und IHN vernichten soll, sondern dich. Was die Anderen sagen, kann uns egal sein und glaub mir, es wird keiner mehr was gegen dich oder unsere Bindung sagen. Irgendjemand hat angefangen Schüler zu verfluchen, die schlecht über dich geredet haben. Es gab die eine oder andere Drohung mit dem Avada, aber an die genaue Anzahl kann ich mich nicht mehr erinnern. Harry, komm schon, reagiere doch irgendwie“, bat Severus.

Zu seiner Überraschung reagierte Harry wirklich, ein Flügel wurde ein Stück zur Seite geschoben, ein kleines, schwarzes Auge sah ihn abschätzend an.

„Hey, hallo. Ich habe mir wirklich Sorgen um dich gemacht und ganz ehrlich, ich habe beschissen geschlafen. Jetzt weiß ich endlich wie es dir so lange ging, ja, ich gebe es zu, ich habe eigentlich fast gar nicht geschlafen. Du hast die Verbindung blockiert, mir hat etwas gefehlt. Deine Freunde haben sich auch Sorgen gemacht, sie sind aber nicht so ausfallend den anderen Schülern gegenüber geworden wie ich“, gestand Severus.

Der Blick seines Gegenübers wurde vorwurfsvoll.

„Was? So viele Schüler habe ich nicht verflucht. Vielleicht ein oder zwei und sie hatten es verdient. Glaub mir, es wird keiner mehr schlecht über uns reden, ich war da sehr deutlich mit meinen Drohungen.“

Fiep.

Severus seufzte erleichtert, dass Harry mit ihm redete, war schon mal sehr viel wert. „Harry, ich weiß, dass das hier eigentlich mein Zuhause ist aber wir sind hier nicht sicher. So ungern ich es auch sage aber wir müssen zurück.“

Das waren die falschen Worte, der Flügel wurde sofort wieder um den Körper geschlungen.

„Harry, bitte. Wir können nicht hierbleiben und ich lasse dich garantiert nicht alleine hier, nicht, wo ich dich endlich wieder habe. Wir müssen zurück. Aber du musst nicht als Mensch mitkommen. Du musst auch nicht mit mir reden wenn du nicht willst, bleib von mir aus so bis du soweit bist. Aber bitte, komm mit mir zurück. Bitte Harry.“

Kapitel 21

Langsam entfalteten sich die Flügel, Harry sah ihn misstrauisch an und fiepste leise.

„Nein, du musst dich nicht verwandeln, niemand wird dich dazu zwingen.“

Harry schüttelte schnell den Kopf und fiepste aufgeregt, ein Flügel deutete auf den Zauberstab, den Severus noch immer in der Hand hielt.

Er wusste sofort was er damit meinte, „nur Draco, ich und Albus kennen den Rückverwandlungszauber. Draco und ich werden ihn nicht aussprechen und ich verfluche Albus noch bevor er ihn zu ende gesprochen hat. Niemand wird dich drängen dich zurückzuverwandeln. Ich muss mich bei dir entschuldigen“, sagte Severus.

Er wurde überrascht angesehen, ein fragendes Fiepsen ertönte.

„Ich habe deine Worte nicht ernst genommen und ich habe nicht gemerkt, dass es dir so schlecht geh. Das tut mir wirklich leid und ich würde es gerne wieder gut machen. Ich habe zwar noch keine Ahnung wie aber vielleicht finden wir das zusammen raus. Komm bitte wieder mit“, flehte Severus.

Er streckte die leere Hand aus, es war wohl kein Zufall, dass es die Rechte war. Etwas verwundert sah er auf seine linke Hand, die den Zauberstab hielt, er war Rechtshänder und führte den Stab normal auch mit rechts, nie mit links. Warum er gerade jetzt mit der linken Hand nach dem Stab gegriffen hatte, wusste er nicht.

„Harry, bitte. Komm mit und öffnet die Verbindung wieder, diese Leere und Kälte macht mich noch wahnsinnig.“

Fiep?

„Spürst du das etwa nicht? Diese Kälte in deinem Innersten? Das Gefühl, das etwas fehlt? Sag bitte nicht, dass ich das als Einziger spüre.“ Zögerliches Kopfschütteln und ein ehrliches Lächeln von Severus, zusammen mit der Bitte, „dann löse die Sperre.“

Diesmal erfolgte ein wesentlich stärkeres Kopfschütteln.

„Zumindest ein Stück, nicht ganz.“

Harry sah ihn fast schon verzweifelt an doch dann schüttelte wieder den Kopf. Severus wollte etwas sagen als sich die Fledermaus von der Decke löste und zögerlich auf ihn zu geflattert kam. Er hielt noch immer die Hand hoch, der sich Harry langsam näherte.

„Komm schon, Fledertier, gehen wir in unser vorläufiges Zuhause.“

Harry landete auf seiner Hand, eine wohltuende Wärme kroch seinen Arm entlang und hüllte ihn wieder komplett ein. Er hatte ja gewusst, dass ihm innerlich kalt war aber jetzt merkte er den Unterschied erst richtig.
 

Langsam öffnete Severus die Augen wieder, wann hatte er sie eigentlich geschlossen? Egal, sein Blick lag auf der Fledermaus, die sich an seinen Daumen gekrallt hatte und ihn besorgt ansah. „Mir geht es gut, ich war nur etwas überrascht.“

Ein Fiepsen ertönte, der Blick ging durch den leeren, runtergekommenen Raum und er glaubte, so etwas wie Sehnsucht darin zu erkennen.

„Wenn das alles vorbei ist“, sagte Severus.

Er wurde fragend angefiepst.

„Ein Zuhause, das ist es doch, was du dir am Meisten wünschst, oder? Einen Ort, zu dem du immer zurückkehren kannst. Wo du sicher bist und wo du vielleicht erwartet wirst. Oder?“

Nicken.

„Wenn alles vorbei ist, zumindest diesen Ort kann ich dir bieten. Wenn du es denn annehmen willst. Aber vorläufig kann ich dir nur ein Zelt in einer zugigen Ebene bieten“, sagte Severus schmunzelnd.

Harry legte den Kopf schief, tat so als müsste er darüber nachdenken doch dann nickte er wohlwollend.

Das Schmunzeln wurde stärker bevor er schnarrte, „ich freue mich, dass ich deinen Ansprüche scheinbar genüge. Auf nach Hause. Moment, wo ist deine Kette?“

Ein Flügel deutete auf den Kamin, Severus hob fragend eine Augenbraue, ging aber dann gehorsam hin und kniete sich davor. Harry deutete auf die Asche und nach zwei, drei Mal herumstochern mit dem Zauberstab hatte er goldene Kette auch gefunden. Er steckte sie vorsichtig ein, genau wie den Zauberstab. Während er sich wieder erhob, legte Severus die freie Hand über Harry und drückte schließlich beide Hände eng an die Brust, er wollte ihn nicht nochmal unterwegs verlieren. „Bereit?“

Fieps.

Ein Knall ertönte und das letzte Haus in der Straße von Spinner's End war wieder genauso verlassen wie schon seit fast zwei Jahren.
 

Besorgt sah Severus auf die Fledermaus, die sich noch etwas fester an an seinen Daumen gekrallt hatte und sehr schlecht aussah.

„Ich dachte, du magst nur kein Flohen. Apparieren auch so schlimm?“

Nicken und ein gewürgtes Fiepsen.

Severus wartete bis es Harry sichtlich wieder besser ging bevor er aufs Lager zuging. Man konnte zwar raus apparieren aber nicht hinein, es war als Schutz gedacht. „Du weißt, dass wir den Alarm auslösen wenn wir die Schutzschilde durchbrechen. Willst du dich verwandeln?“

Von Harry kam hektisches Kopfschütteln und der Versuch in seinen Ärmel zu kriechen. Leider lagen Severus' Roben an den Handgelenken zu eng an und so gab er es nach ein paar Momenten auf, sackte in sich zusammen.

„Keiner wird dich zwingen dich zu verwandeln. Dafür sorge ich. Willst du deine Freunde sehen?“

Wieder ein Kopfschütteln, diesmal aber etwas langsamer.

„Bist du sicher? Sie haben dich genauso vermisst wie ich, sie haben sich auch Sorgen um dich gemacht“, sagte Severus leise.

Die Schutzschilde befanden sich direkt vor ihm, nur noch ein Schritt und alle wüssten, dass er wieder da war. Harry sah ihn traurig an, schüttelte aber dann wieder den Kopf und deckte kurzerhand einen Flügel über sich. Die Botschaft war klar, er wollte niemanden sehen. Severus sah ihn einen Moment abschätzend an, nickte aber dann und trat über die unsichtbare Linie. Sofort spürte er wie die Zauber ihn abtasteten, vor allem um den linken Unterarm sammelte sich viel Magie doch er war autorisiert, Albus hatte ihn persönlich eingebunden und so wurde er unverletzt durchgelassen. Dennoch spürten sämtliche Lehrer, dass das Schild durchbrochen wurde, es war eine Sicherheitsmaßnahme. Sie würden gleich hier sein.
 

Er sollte sich nicht täuschen, gleich vier Gestalten kamen auf ihn zu, er erkannte auf den ersten Blick sofort Albus und Minerva. Auf den zweiten Blick erkannte er Poppy, und.... Lupin. Nun, auf zwei dieser Personen konnte er getrost verzichten.

„Hast du ihn gefunden?“, war das Erste, was Albus fragte.

„Ja.“

„Wo ist er? Wo ist Harry?“, fuhr Remus ihn an, den Zauberstab erhoben.

„Das geht dich nichts an, Köter. Geh mir aus dem Weg. Es geht ihm gut, Albus und er will niemanden sehen“, knurrte Severus.

Albus erhaschte einen Blick auf geflecktes Fell zwischen langen Fingern und nickte lächelnd. Er trat sogar beiseite um ihn durch zu lassen doch Remus war da anderer Meinung, er stellte sich Severus in den Weg.

„Was hast du mit Harry gemacht?“, knurrte er ihn an.

„Lass mich durch, Lupin, bevor ich mich vergesse.“

„Nein, erst will ich Harry sehen. Was hast du mit ihm gemacht? Was hast du ihm angetan, Schniefelus?“

Es erklang ein leises Fiepsen bevor Severus ein weiteres Mal explodierte, so schnell konnte Remus nicht gucken, da sah er sich einer Zauberstabspitze gegenüber und einem sehr wütenden Zauberer.

„Ich habe gar nichts gemacht, Lupin. Hast du gewusst, dass es ihm so schlecht geht? Hast du dich in den letzten Wochen mal bei ihm gemeldet oder hattest du nur deine eigene, kleine, heile Familie im Sinn? Hast du ihn nur ein einziges Mal gefragt, wie es ihm geht? Wie er die Vergangenheit bewältigt hat? Wie er sich seine Zukunft vorstellt? Wie er mit der Gegenwart klar kommt? Na? Nein! Also halt dich aus unseren Angelegenheiten raus. Nur zu deiner Information, Harry ist volljährig und mein Bindungspartner und damit fällt er nicht mehr in deinen Zuständigkeitsbereich. Alles, was wir miteinander machen, geht dich absolut gar nichts an und ist sogar noch legal. Wenn du mir noch ein einziges Mal in meine Beziehung zu Harry reinredest, zieh ich dir bei lebendigem Leib das Fell ab, Werwolf. Also halte dich von mir fern.“

Um seiner Aufforderung Nachdruck zu verleihen, setzte er noch einen Fluch hinterher, der den völlig überraschten Werwolf knappe zwanzig Meter durch die Luft fliegen ließ. Er landete sehr unsanft zwischen zwei Zelten, zwei Sechstklässler, die das Gespräch scheinbar gehört hatten, sprangen panisch beiseite. Genau wie die restlichen Schüler, von ihrer Freude über das Erscheinen des beliebten Ex-Lehrers war nichts mehr geblieben. Severus warf Minerva und Poppy, die Beide gerade Anstalten machten etwas zu sagen, einen mörderischen Blick zu. Sie verstummten noch bevor sie was gesagt hatten und Severus setzte sich in Bewegung, er wollte raus aus diesem ganzen Irrsinn. Weg von Voldemort, weg von Albus, weg aus England und den britischen Inseln. Er wollte nur noch ganz weit weg und wenn möglich in Begleitung seines Partners.
 

„Albus?“, fragte Minerva leise.

Poppy war unterdessen zu Remus geeilt, der sich nicht gerührt hatte und scheinbar auf sie wartete.

„Er hatte ihn dabei, in der Hand, er war verwandelt und da er sich nicht vor dem Treffen zurückverwandelt hat, sagt sehr viel aus“, sagte Albus.

„Aber du hast ihn gesehen?“

„Ja und er hat geatmet. Er ist wieder da.“

„Dafür müssen wir Remus wieder wegschicken“, seufzte Minerva mit einem resignierenden Blick in die Menge. Die Schüler waren zurückgewichen, Angst stand in ihren Gesichtern. Albus und Minerva hatten sich dem Gestürzten mittlerweile genähert, er hatte sich noch immer nicht bewegt und die Medihexe ließ besorgt ihren Zauberstab über ihm schweben.

„Was ist los?“, fragte Minerva.

„Er hat ihm mehrere Knochen gebrochen, ich muss sie erst richten bevor ich sie heilen kann. Das kann etwas dauern und er sollte nicht bewegt werden“, erklärte Poppy, „und schickt die Schüler in ihre Zelte. Heute wird hier niemand mehr weg geschickt.“

Albus nickte und sah in die Schülermenge, ein Ravenclawsiebtklässler trat vor, das Abzeichen des Vertrauensschülers auf der Brust. „Mr. Macmillan?“, fragte Albus.

„Ist es wahr? Ist Professor Lupin ein Werwolf?“, fragte der junge Zauberer. Seine Stimmlage war nicht zu identifizieren.

„Ja, es ist wahr. Aber Professor Lupin ist zu keiner Zeit eine Gefahr für irgendeinen Schüler“, sagte Albus doch der Schüler vor ihm deutete an den Himmel, der zunehmende Mond war deutlich zu sehen.

„In acht oder neun Tagen ist Vollmond. Er ist eine Gefahr.“

„Nein. Professor Snape wird ihm den Wolfsbanntrank brauen“, warf Minerva ein. Sie erntete damit einen sehr skeptischen Blick des Schülers.

„Verzeihung wenn ich das jetzt sage, Professor McGonagall aber gerade eben sah es nicht so aus als würde Professor Snape irgendetwas für Professor Lupin haben außer einem weiteren Fluch. Ich glaube nicht, dass er den Wolfsbanntrank für ihn braut und ich bin wahrscheinlich nicht der Einzige, der so denkt“, sagte Ernie ernst. Er fühlte sich für sein Haus verantwortlich und auch für die restlichen Schüler.

„Er wird ihm den Banntrank brauen, seien sie versichert“, kam jetzt von Albus.

„Das würden wir gerne von Professor Snape persönlich hören.“

„Nun, der ist heute nicht mehr erreichbar.“

„So weit ich in Zaubertränke und Verteidigung richtig aufgepasst habe, müsste Professor Lupin den Trank genau sieben Tage lang vor Vollmond nehmen um sein menschliches Bewusstsein zu behalten. Das ist eine Differenz von zwei Tagen und in dieser Zeit hätten wir Schüler gerne von Professor Snape persönlich hören, dass er den Trank braut. Professor Dumbledore, verzeihen Sie wenn wir Ihrem Wort nicht glauben aber in letzter Zeit haben wir einige Dinge erfahren, die uns mehr als erstaunt und einige Schüler auch sehr verunsichert haben“, erklärte Ernie mit ernster Miene.

Er wurde sehr erstaunt angesehen, einige der Schüler nickten und zu Minervas Überraschung willigte Albus ein, „einverstanden. Professor Snape wird ihnen Morgen persönlich erklären, dass er den Wolfsbanntrank für Professor Lupin brauen wird.“

„Wenn nicht geh ich freiwillig vor dem nächsten Vollmond weg“, mischte sich Remus leise ein.

Alle Blicke wandten sich dem Werwolf zu, der sie mit gequälten Gesichtsausdruck ansah und Ernie nickte plötzlich, „damit können wir leben. Gute Nacht, die Professoren.“

„Gute Nacht, Mr. Macmillan“, sagte Albus.

Mit Ernies Rückzug machten sich auch die restlichen Schüler auf den Weg in ihre Zelte doch Albus machte sich keine Illusionen, spätestens morgen früh würden alle Schüler Bescheid wissen und ungeduldig auf die Aussage von Severus warten. Er musste unbedingt mit ihm reden aber heute wäre das wohl reiner Selbstmord.

„Albus?“

„Wie weit bist du, Poppy?“

„Ich brauche noch etwas Zeit, ich lasse ihn dann in sein Zelt schweben.“

„Tu das. Minerva, such bitte die anderen Lehrer auf und sag ihnen, sie sollen sich von Severus fern halten, er ist etwas gereizt heute.“

„Etwas? Heute?“, fragte Minerva zurück.

„Minerva!“

„Ich geh ja schon aber sein Verhalten ist nicht akzeptabel“, sagte die Hexe bevor sie sich umdrehte und ging.

Albus seufzte leise und meinte, „Ich weiß.“ Er sah nochmal zu Poppy und Remus, der ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Albus hatte kaum Kraft es zu erwidern, er wünschte noch eine Gute Nacht und ging dann ebenfalls. Poppy und ihr Patient blieben zurück.
 

Unterdessen war Severus ins Bett gegangen, über seinem Zelt lag ein weiterer Schutzzauber und ein Verriegelungszauber, niemand würde dieses Zelt betreten. Er lag bereits im Bett, auf einen Ellenbogen gestützt und sein Blick ging zu dem zitternden Bündel, welches auf seinem Kopfkissen lag.

„Er wird es schon überleben, so stark war der Fluch nicht. Keine Angst, der Werwolf wird es schaffen“, sagte Severus in dem Versuch ihn zu beruhigen.

Er war sich sicher, dass sein Partner Angst vor ihm hatte wegen dieser Aktion. Im Nachhinein überlegt, hatte er überreagiert aber bei diesem Thema war es ihm mittlerweile nicht mehr möglich sich zu beherrschen. Seit sie gebunden waren, hielt ihm jeder vor, dass er dem Jungen irgendetwas antun würde und das obwohl er nie etwas gemacht hatte. Es machte ihn schier wahnsinnig.

Fieps? Überrascht sah er auf Harry, der ihn mit einer Daumenkralle an stupste und fragend ansah.

„Doch, er wird es schaffen.“

Der kleine Schädel legte sich schräg bevor Harry langsam näher ran krabbelte bis er schließlich direkt neben seinem Arm lag und es sich dort bequem machte.

„Schlafen?“, fragte Severus.

Nicken.

„Dann gute Nacht und ich bin wirklich froh, dass ich dich wieder habe.“

Er wurde abschätzend angesehen doch dann nickte Harry, trat sich mühselig eine winzige Kuhle und schloss die Augen. Severus legte sich vorsichtig hin, er wollte ihn nicht aus Versehen zerquetschen. Nun, Harry schien diese Angst nicht zu haben denn kaum lag Severus richtig, bewegte er sich wieder und ein paar Momente später klebte er eng an seinem Hals.

„Gute Nacht, Harry.“

Fieps, fieps.

Mit einem Handwink löschte Severus das Licht, er wollte schlafen denn morgen würde er mit den Konsequenzen seines Verhaltens konfrontiert werden. Albus würde ihm die Hölle heiß machen weil er Lupin geoutet hatte. Nun, das wäre morgen, jetzt, in diesem Moment wollte er die Nähe zu seinem Partner genießen.
 

Die Moralpredigt am nächsten Morgen ließ Severus eher gleichgültig über sich ergehen, er hatte in der Nacht einfach perfekt geschlafen und es gab eigentlich nichts, was ihn momentan so wirklich aus der Fassung bringen konnte. Was vor allem an der kleinen Fledermaus lag, die auf seiner Schulter lag und an der Wärme, die durch ihre Verbindung flutete. Und so sagte er zu fast allem Ja und Amen. Bis Albus auf den Wolfsbanntrank zu sprechen kam.
 

„Nein.“

„Severus, es muss sein.“

„Nein, Albus. Auf keinen Fall. Ich werde den Trank nicht für ihn brauen, soll er es doch selber machen“, knurrte Severus, „oder einer der anderen Lehrer.“

„Du weißt genau, dass Remus den Trank nicht kann, genauso wenig wie einer der anderen Lehrer.“

„Das ist mir egal, ich werde ihn nicht brauen.“

„Warum nicht?“

„Weil es mir reicht.“

Albus sah ihn etwas überrascht an und fragte, „wie genau meinst du das?“

„So, wie ich es gesagt habe, es reicht mir. Lupin hält mir seit Wochen vor, dass ich Harry irgendetwas antun würde und kümmert sich selbst in keinster Weise um ihn. Aber mir dann Vorwürfe machen. Ich habe die Nase voll. Jeder, wirklich jeder hält mir vor ich würde meinem Bindungspartner irgendwie weh tun oder ihn zu etwas zwingen, was er nicht will. Absolut keiner hat uns irgendwann mal danach gefragt. Ich habe es schlicht und einfach satt. Ich denke mal Harry geht es genauso, von uns bekommt keiner mehr etwas, der auch nur ein schlechtes Wort über uns verliert“, erklärte Severus knurrend, ihm wurde zustimmend zugefiepst.

„Du denkst genauso?“, fragte Albus überrascht.

Harry nickte heftig.

„Also würdest du es machen wenn sich Remus bei dir entschuldigt?“

„Nein, selbst dann würde ich es nicht machen. Der Wolf meint es eh nicht ernst und auf verlogene Entschuldigungen kann ich verzichten. Schick ihn von mir aus in die Hölle.“

„Aber wir brauchen ihn.“

„Wofür? Ein Zauberstab mehr oder weniger bringt uns auch nichts und Harry und ich können auf seine sinnlosen Vorbehalte und Vorwürfe verzichten. Jetzt entschuldige uns bitte.“

„Wo wollt ihr hin?“

„Zu Harrys Freunden, sie machen sich immer noch Sorgen.“

„Severus, die Schüler werden dich darauf ansprechen“, mahnte Albus.

„Sie werden dieselbe Antwort bekommen wie du. Ich werde den Trank nicht für Lupin brauen.“ Damit drehte sich Severus rum und ließ seinen Vorgesetzten einfach stehen, er wusste, dass er nicht nach Hogwarts zurückkehren würde also war das eigentlich hinfällig. Er hörte Albus hinter ihm noch etwas sagen aber er ignorierte es. Albus irrte sich, keiner der Schüler wagte es Severus anzusprechen. Zwar lagen alle Blicke auf ihm aber keiner sprach ihn an oder kam auch nur in seine Nähe. Selbst die Lehrer gingen ihm großzügig aus dem Weg.
 

„Draco? Bist du da?“ Im Inneren des Zeltes polterte es und kurz darauf stand der Angesprochene vor ihm.

„Professor Snape.“

„Hör auf damit, du bist mein Patensohn und sollst mich nicht siezen. Ich werde nie wieder unterrichten also lass den Professor weg“, konterte Severus. Einige der Umstehenden sahen überrascht auf aber keiner sagte etwas.

„Ähm, gut, dann Severus, komm rein.“

Er hob die Zeltplane hoch um ihn einzulassen und viele Augenpaare richteten sich auf ihn. Es überraschte Severus nicht, dass er hier fast den kompletten siebten Jahrgang von Gryffindor und Slytherin vorfand.
 

Das Zelt war im Inneren viel zu groß für fünf Personen, Severus argwöhnte, dass hier auch mehr als die angewiesenen fünf Schüler schliefen aber es war ihm egal. Die Anwesenden sprangen fast alle auf als sie die gefleckte Fledermaus sahen.

„Harry!“

„Merlin sei dank.“

„Wie geht es dir?“

„Wo warst du?“

„Ist alles in Ordnung?“

„Falls es Ihnen allen entgangen sein sollte, ist Harry eine Fledermaus und kann ihnen nicht antworten. Zudem macht ihm Ihr Überfall scheinbar gerade Angst“, knurrte Severus plötzlich.

Alle verstummten, jetzt erst fiel ihnen auf, dass Harry wirklich zitterte.

„Tut uns leid“, sagte Hermine.

„Aber wir haben uns Sorgen gemacht“, fuhr Ron gleich fort, „Mensch Alter, wir haben uns wirklich Sorgen gemacht.“

Ein trauriges Fieps ertönte.

„Setzen wir uns doch erst mal. Severus, Tee? Harry, dir kann ich nur Wasser anbieten.“

„Gerne und ich denke, das reicht.“

Draco nickte und begab sich zu seiner eigenen kleinen Küche, die er sich eingebaut hatte. Er wollte nicht für jeden Tee oder Snack zur Hauptküche schleichen, dazu fand er sich einfach zu alt.

„Wo war Harry?“, fragte Ginny jetzt.

„Das ist egal.“

„Warum bist du hier?“, rief Draco aus der Küche.

„Damit ihr seht, dass Harry wieder da ist und es ihm gut geht“, gab Severus zurück.

„Ich würde nicht sagen, dass es ihm gut geht“, sagte Hermine sanft, „sonst würde er nicht verwandelt vor seinen Freunden stehen.“

Die Fledermaus sackte förmlich in sich zusammen bevor er versuchte in Severus' Kragen zu kriechen. Dieser nahm ihn vorsichtig von seinem Hals, die kleinen Krallen zwickten auf der Haut und behielt ihn kurzerhand in der Hand. Doch versuchte er sich so klein wie möglich zu machen.

„Wir sind dir nicht böse“, warf Ron leise ein.

Er wurde vorsichtig angesehen bevor Harrys Blick zu seinen restlichen Freunden ging und jeder unterstützte Ron, keiner war ihm böse.

„Siehst du, ich habe es dir gesagt“, schnarrte Severus.

Fieps.

„Wie geht es jetzt weiter?“, fragte Draco nachdem er ihm den Tee und eine flache Schale mit Wasser hingestellt hatte.

„Was wird mit Lupin?“

„Der sollte sich vor Vollmond einen sehr sicheren Ort suchen.“

„Also werden Sie ihm keinen Banntrank brauen“, stellte Blaise fest.

„Nein.“

„Warum nicht?“, kam von Theo doch es war Ron, der antwortete, „würde ich auch nicht.“

Alle sahen überrascht zu dem Rotschopf und Severus schnarrte, „würden sie das auch erklären, Mr. Weasley?“

„Naja, er hat nicht sehr nett über Sie und die Bindung geredet. Er hat Ihnen nur Vorwürfe gemacht und er hat Sie letzte Nacht beleidigt, ich würde ihm da auch nichts mehr brauen.“

„Gute Erklärung, Mr. Weasley, sehr gute sogar“, gestand Severus nach einem Moment.

Auch der Rest nickte, nur Hermine zögerte und sagte, „aber er ist ein sehr guter Duellant und wir brauchen jeden Zauberstab. Zudem ist er ein guter und beliebter Lehrer und von Professor Dumbledore weiß ich, dass wir den brauchen um die Schüler die nächsten Wochen bei Laune zu halten.“

„Die Beliebtheit dürfte sich erledigt haben“, warf Ginny ein.

„Stimmt, keiner wird sich von einem Werwolf unterrichten lassen.“

„Oder gerade deswegen.“

„Blaise?“, fragte Hermine, „wie meinst du das?“

„Denkt doch mal nach, wenn Professor Snape ihm den Banntrank braut und er bei Vollmond niemanden verletzt, werden die Schüler neugierig werden. Ihr wisst doch, das Verbotene ist immer am Interessantesten“, erklärte Blaise.

„Nur werde ich den Banntrank nicht brauen“, warf Severus ein.

Noch bevor jemand etwas sagen konnte, erklang ein sehr leises Fiepsen. Überrascht sah Severus auf seine Hand, er wurde bittend angesehen.

„Du willst ernsthaft, dass ich den Trank für ihn braue?“, fragte Severus vorsichtshalber nochmal nach obwohl er die Antwort bereits kannte, er spürte sie über die Verbindung.

Vorsichtiges Nicken und wieder ein bittendes Fiepsen.

„Nervensäge“, grollte Severus, „aber in Ordnung.“

Der Rest konnte sich ein Grinsen gerade noch verkneifen, es war zu sehen wie wichtig Harry ihm war und dass er förmlich alles für ihn tun würde.

„Brauchst du Hilfe?“, fragte Draco.

„Natürlich nicht.“

„Natürlich.“

Severus warf seinem Patenkind einen warnenden Blick zu bevor sich die Gespräche anderen Themen widmeten. Harrys Freunde versuchten die Situation für ihn so angenehm wie möglich zu machen denn keiner hatte seine Worte vergessen. Und alle waren sich sicher, dass Severus sie auch nicht vergessen hatte und dass zumindest er irgendwann eine korrekte Aussage haben wollte.
 

Sie blieben den ganzen Tag bei den Siebtklässlern, Harry blieb verwandelt aber beteiligte sich später dennoch rege an ihren Gesprächen. Allerdings führten seine fiepsenden und quietschenden Kommentare meistens nicht zum gewünschten Erfolg denn die Anderen lachten meistens nur. Erst gegen Abend machten sich Severus auf den Weg zurück in ihr Zelt.
 

„Professor Snape?“

Überrascht drehte sich Severus um, vor ihm standen die Vertrauensschüler von Hufflepuff und Ravenclaw, Ernie Macmillan und Padma Patil. „Was kann ich für Sie tun?“, fragte er.

„Wir würden gerne wissen ob Sie den Wolfsbanntrank für Professor Lupin brauen werden“, sagte Ernie ernst.

Im Inneren musste Severus ihm seinen Respekt aussprechen. „Warum sollte ich das tun?“

„Professor Lupin ist ein Werwolf und damit gefährlich für die Schüler, außer er nimmt genau sieben Tage lang den Wolfsbanntrank. Da Professor Slughorn scheinbar nicht hier ist, sind Sie der Einzige, der den Trank brauen kann. Wir würden gerne wissen ob wir sicher sind“, erklärte Padma jetzt.

Severus musterte die beiden Schüler einen Moment, sie hatten Mut ihn jetzt anzusprechen und ihm lag ein sehr bissiger Kommentar auf der Zunge. Allerdings knabberte genau in diesem Moment eine Fledermaus an seinem Finger und so schnarrte er lediglich, „Sie können beruhigt sein, ich werde den Trank brauen. Lupin ist zu keiner Zeit eine Gefahr für die Schüler.“

„Vielen Dank“, war alles, was Ernie sagte, die Ravenclaw nickte nur dankbar.

Severus nickte ihnen kurz zu bevor er dann ging, er würde einen kurzen Abstecher zu Albus machen und ihm sagen, dass er morgen die Zutaten und Utensilien für den Wolfsbanntrank brauchte. Sonst würde es zu spät für den Trank werden.
 

Vorsichtig schielte Harry zu Severus, der gerade aus dem Bad kam und aufs Bett zuhielt, wie immer gekleidet in eine schwarze Stoffhose und ein langärmliges Shirt.

„Willst du ins Bad oder bleibst du verwandelt?“, fragte Severus gerade. Ein todtrauriges Fiepsen ertönte und Severus vermutete, „du würdest dich gerne verwandeln aber hast Angst, dass ich dich wegen deiner Aussage ausfrage?“

Nicken.

„Werde ich nicht.“

Ungläubiges Blinzeln.

„Ich verspreche es dir, ich werde nicht fragen. Wenn du mir was erzählen oder erklären willst, wirst du es schon tun. Los, ab ins Bad. Ich gehe davon aus, dass du seit deinem Verschwinden verwandelt bist, eine heiße Dusche wird dir gut tun“, sagte Severus aufmunternd.

Dennoch wurde er noch ein paar Momente skeptisch angesehen bevor sich Harry flatternd erhob und ins Bad flog. Severus zog seinen Zauberstab und zauberte ihm seine Schlafsachen nach.
 

Die Dusche war schon lange aus und dennoch lag Severus immer noch alleine im Bett. Die Schlussfolgerung daraus war einfach, sein Partner traute sich nicht zu ihm. Er seufzte leise und rief, „ich beiße dich nicht also komm rein. Ich will endlich schlafen. Komm schon, Harry.“

Ein tiefes Seufzen ertönte, dann schob sich der magische Vorhang beiseite und Harry kam langsam rein, er wich seinem Blick aus und kam auch nur sehr zögerlich näher.

„Willst du unsere Bettsachen auseinander legen?“, fragte Severus leise.

„Bitte nicht.“

„Dann komm endlich her, ich tu dir doch nichts. Es ist alles wie immer.“

„Nein, ist es nicht“, flüsterte Harry, der knapp einen Meter vor dem Bett stehen blieb.

„Doch, ist es. Solange du damit nicht umgehen kannst und mir eh nicht glaubst, hat sich nichts geändert. Also entweder kommst du jetzt her und wir schlafen ganz normal nebeneinander oder wir teilen das Bett wieder und jeder hat dann sein Eigenes.“

„Wie meinst du das? Ich würde dir eh nicht glauben?“

„So wie ich es sagte, egal was ich jetzt sage, du würdest mir eh nicht glauben. Ich würde dich bitten jetzt endlich ins Bett zu kommen, ich soll morgen einen sehr komplizierten Trank brauen und da muss ich ausgeschlafen sein“, sagte Severus, „und es ist alles wie immer.“

Harry nickte resignierend und kroch unter seine Decke, allerdings ließ er unübersehbaren Abstand zwischen ihnen, wesentlich mehr als sonst üblich. Severus wurde förmlich von der Trauer überschwemmt. „Was habe ich denn jetzt falsches gesagt?“

Er wurde überrascht angesehen bevor Harry scheinbar merkte, dass er ihm diese Gefühle sandte und die Verbindung schnell wieder weitestgehend schloss.

„Nur weil du die Verbindung wieder verschließt, ändert sich nichts an deinen Gefühlen. Was habe ich falsches gesagt?“

„Nichts.“

„Harry.“

„Du hast gesagt, ich muss nicht darüber reden“, konterte Harry leise. Er hatte Severus den Rücken zugedreht.

„In Ordnung aber tu mir bitte einen Gefallen.“

„Welchen?“

„Renn nicht nochmal weg, diese Sorgen würde ich nicht nochmal überleben“, bat Severus.

Er hörte ein leises Schniefen bevor Harry murmelte, „versprochen.“

„Danke.“

„Gute Nacht, Severus.“

„Gute Nacht, Harry“, sagte Severus leise bevor er das Licht löschte. Er hörte seinen Partner neben sich leise schniefen, es tat ihm in der Seele weh ihn so zu sehen und nichts machen zu können. Am Liebsten hätte er ihn einfach in die Arme genommen aber er war sich sehr sicher, dass das in diesem Moment genau das Falsche war. So war er dazu verdammt nichts tun zu können.
 

Wie es Albus geschafft hatte bis zum nächsten Morgen ein komplettes Tränkelabor und die notwendigen Zutaten für den Wolfsbanntrank zu organisieren, war Severus ein Rätsel doch er fragte nicht nach, es war ihm eigentlich auch egal. Er hatte miserabel geschlafen, Harry hatte lange gebraucht um sich zu beruhigen und mit jeder Minute war es Severus schwerer gefallen ruhig liegen zu bleiben. Dennoch hatte er es gemacht und er fühlte sich schrecklich dabei. So versuchte er sich jetzt beim Brauen abzulenken. Harry hatte sich heute Morgen verwandelt um zu seinen Freunden zu fliegen. Severus hoffte inständig, dass er sich dort etwas beruhigen würde.
 

So sah es allerdings im Zelt der Siebtklässler nicht aus, der verwandelte Harry lag todtraurig auf Hermines Schoß und ließ sich gedankenverloren den Rücken kraulen. Blaise, der neben seiner Freundin saß, sah sich das eine Weile mit an bevor er meinte, „Du weißt, dass das keine Lösung ist.“

Ein tiefes Seufzen erklang und Harry versuchte sich unter einem Zipfel von Hermines T-Shirt zu verstecken.

„Hey, geh meiner Freundin nicht an die Wäsche, geh zu Snape, der freut sich.“

Daraufhin wurde er unglücklich angesehen.

„Blaise, das war nicht sehr taktvoll“, sagte Hermine.

„Aber es ist die Wahrheit.“

Harry schüttelte den Kopf, sackte dann in sich zusammen.

„Glaubst du das wirklich?“, wandte sich Hermine an Blaise.

Dieser zuckte mit den Schultern und meinte, „ich kann mir nicht vorstellen, dass Snape sich nicht freuen würde. Hey, der kriegt nicht jeden Tag ne Liebeserklärung und dann noch von so einem jungen Kerl. Wer weiß ob der überhaupt jemals ein Liebesleben hatte. Der kann froh sein wenn er überhaupt jemanden ab bekommt.“

Das waren die falschen Worte denn im nächsten Moment hatte er eine sehr wütende Fledermaus im Gesicht, die quietschend und schreiend nach ihm kratzte und biss.

„Harry, hör auf, du kratzt ihm noch die Augen aus“, rief Hermine, die eher hilflos mitansehen musste wie die Fledermaus ihren Freund immer wieder angriff.

Blaise versuchte sich zu verteidigen doch Harry war zu schnell. Blitzschnell wich er den zugreifenden Händen aus um ihn dann wieder anzugreifen.

„Jetzt hör endlich auf, Harry, Schluss damit.“

Die Fledermaus drehte gerade ab um einen neuen Angriff zu fliegen als sich Hermine dazwischen stellte. Er flog beinah in sie rein, schaffte aber geradeso noch die Kurve und kreiste dann unter dem Zeltdach, weiter schrill schimpfend.

„Merlin, was ist denn hier los? Den Krach hört man ja bis draußen“, maulte Ron, der mit Draco zusammen gerade das Zelt betrat.

„Wieso sieht Blaise aus als wäre er in einen Schneidefluch gelaufen?“, fragte Draco.

„Hör auf mit den Scherzen und hilf mir lieber“, gab sein bester Freund knurrend zurück.

„Heilzauber?“

„Funktionieren nicht, die Wunden sind von Harry.“

Vier Augen richteten sich zum Zeltdach, wo Harry jetzt still vor sich hin flatterte aber seine Bewegungen waren hektisch und wütend.

„Was ist passiert?“, fragte Ron während Draco ins Bad marschierte und mit einer vollen Schale und weichen Tüchern zurückkehrte.

„Der Kerl hat mich angegriffen“, fauchte Blaise doch Hermine schüttelte nur den Kopf, tauchte eines der Tücher ins warme Wasser und begann vorsichtig die Wunden abzutupfen. Dann sagte sie, „er hat einige sehr unschöne Dinge über Professor Snape gesagt.“

„Bist du etwa auf seiner Seite?“

„Du hast seinen Bindungspartner beleidigt und seine Gefühle in den Dreck gezogen.“

„Was hat er denn gesagt?“, fragte Ron verwundert.

Schrilles Fiepsen beantwortete seine Frage während Harry weiter seine Bahnen zog.

Blaise grummelte nur leise, sodass Hermine antwortete, „es ging um Harrys Liebesgeständnis an Professor Snape und dass dieser ja darüber mehr als erfreut sein sollte. Er würde ja sonst niemanden abkriegen und sich über jede Zuneigung freut, da wäre er ja nicht wählerisch.“

Während Ron ihn etwas fassungslos anstarrte, knurrte Draco, „sei froh, dass Harry dich schon zu zugerichtet hat sonst würde ich das jetzt machen.“

„Bitte?“

„Wie kannst du so was über Severus sagen? Und über Harry.“

„Was habe ich denn über Harry gesagt?“, fragte Blaise jetzt völlig verwirrt.

„Mensch, du hast mehr oder weniger gesagt, dass Snape ihn immer nehmen würde weil er keine andere Alternative hat. Glaubst du wirklich, das würde Harry wollen?“, fragte Draco, „das wäre als wäre Hermine nur mit dir zusammen weil du der Einzige in ihrer Nähe bist und nicht weil sie Gefühle für dich hat. Würdest du das wollen?“

Wäre es möglich gewesen, wäre Blaise blass geworden. Er sah zur Decke hoch und meinte, „das war nicht so gemeint, Harry, entschuldige wenn das so rüber kam aber ich habe es wirklich nicht so gemeint. Entschuldigung.“

Es erklang protestierendes Fiepsen doch nach drei weiteren Runden sank Harry langsam tiefer und landete auf Rons Kopf.

„Wie hast du es dann gemeint?“, fragte Hermine. Sie war immer doch dabei seine Wunden zu reinigen, Draco hatte unterdessen eine Heilsalbe geholt.

„Mein Patenonkel ist nicht so verzweifelt, dass er jeden Kerl nimmt.“

„Aber...“

„Blaise, er hatte keine Beziehung weil es zu gefährlich gewesen wäre. Auch wenn es nur wenige Leute glauben aber er hätte schon jemanden haben können und ich bin mir sicher, wenn das alles hier vorbei ist, wird er das auch.“

Ron spürte wie Harry sich versteifte, er griff nach oben um ihn vorsichtig runter zu heben und sagte, „aber Harry wäre eine sehr gute Partie.“

„Da liegen zwanzig Jahre dazwischen“, erinnerte Draco.

„Und? Ich dachte immer, dass Zauberer und Hexe weit länger leben als Muggel. Was sind dann schon zwanzig Jahre?“, warf Hermine ein.

„Aber hat er das nicht immer erwähnt?“

„Jungs.“

„Klär uns auf, Schatz“, forderte Blaise.

Hermine begann jetzt die Heilsalbe auf die Kratzer und Bisswunden aufzutragen und erklärte, „versetzt euch doch mal in Professor Snapes Lage. Er wird mit einem Schüler verbunden, den er vielleicht nicht ganz so schlecht findet wie er sagt. Harry, was wäre passiert wenn er von Anfang an deutliches Interesse an dir gezeigt hätte?“

Fieps.

„Das fasse ich mal als 'Ich wäre weggerannt' auf.“

Nicken und ein weiteres Fiepsen.

„Eben. Jetzt glaubst du ihm nicht mehr wenn er sagen würde, dass er dich mag oder sogar liebt, oder?“

Nicken.

„Und warum?“

Harry legte den Kopf schief und zuckte dann etwas hilflos mit den Flügeln.

„Weil du denkst, dass er das nur wegen dem Ritual sagt, oder? Dass er dich beruhigen will und dass ihr weiter daran arbeitet. Du würdest denken, dass er nur das Ritual und den Vernichtungszauber im Sinn hat aber nicht dich als Person“, fuhr Hermine fort, „dass sein Interesse nur geheuchelt wäre und er dich abschiebt sobald alles vorbei ist.“

Das schmerzvolle Zusammenzucken ihres Freundes überging sie einfach, er hatte es wirklich verdient. Wieder nickte Harry, diesmal aber todtraurig. Draco und Ron hatten sich unterdessen gesetzt und beobachteten alles, sie würden sich hüten sich da einzumischen. Vielleicht schaffte es Hermine mit ihrer logischen Art zu ihm durchzudringen.

„Warum sollte das ihm gerade jetzt einfallen? Nur weil du ihm diese sehr nette Liebeserklärung gemacht hast? Wohl kaum, es verschlechtert eure Situation doch nur. Du bist gehemmter im Umgang mit ihm und das erschwert eure Arbeit. Habe ich soweit Recht?“, fragte Hermine.

Wieder ein Nicken, diesmal von Harry, Draco und Ron gemeinsam.

Sie lächelte kurz und fuhr dann fort, „mal davon abgesehen, dass du wahrscheinlich gar nicht genau weißt, was er für dich empfindet. Bist du mal auf die Idee gekommen, dass es für ihn der perfekte Zeitpunkt ist um dir näher zu kommen? Jetzt kann er sich zumindest sicher sein, dass du nicht schreiend wegrennst. Harry, ich weiß, dass es dir schwer fällt aber du musst mit ihm reden.“

Leises Fiepsen antwortete ihr, todtraurig und resignierend.

„Nein, nicht für das Ritual sondern für dich und ihn.“ Jetzt wurde sie fragend angesehen, sie lächelte, gab dann Blaise vorsichtig einen Kuss auf die Stirn bevor sie erklärte, „das Ritual ist irgendwann vorbei, ich bin mir wirklich sicher, dass ihr es schafft aber was ist mit dem Danach? Denk an das Später und vielleicht hast du bei ihm die Möglichkeit ein Zuhause zu finden.“
 

Heller Rauch stieg aus einem Zelt auf, Remus atmete nochmal tief durch bevor er eintrat. Sofort fühlte er sich in die Kerker von Hogwarts zurück versetzt und das lag wohl hauptsächlich an der düsteren Gestalt von Severus, der mit dem Rücken zu ihm stand und scheinbar sehr konzentriert in einem Kessel rührte. Allerdings war sein Eintreten nicht so unbemerkt geblieben wie er gedacht hatte denn er hatte noch keinen Schritt ins Zelt getan als es schon schnarrte, „Verschwinde Lupin.“

„Dir auch einen schönen guten Tag, Severus“, seufzte Remus während er näher trat.

Severus drehte sich langsam rum, in der rechten Hand lag plötzlich sein Zauberstab und er knurrte, „was an 'Verschwinde Lupin' hast du nicht verstanden?“

„Lass uns bitte wie vernünftige Menschen miteinander reden.“

„Du bist kein Mensch, sonst müsste ich diesen Trank nicht brauen.“

Remus zuckte getroffen zusammen, das war sein wunder Punkt und das wusste Severus nur zu gut. Doch dann straffte er sich und sagte, „dann benimm wenigstens du dich wie ein vernünftiger Mensch. Ich bin hier um mich zu entschuldigen und zu bedanken.“

„Ich sagte bereits zu Albus, dass ich deine scheinheiligen Entschuldigungen nicht brauche. Du bekommst deinen Trank, reicht das nicht?“, knurrte Severus.

Jetzt stutzte Remus und meinte, „ich habe Albus seit diesem unerfreulichen Vorfall nicht mehr gesehen.“

„Was machst du dann hier?“

„Was ich schon sagte, mich entschuldigen und bedanken. Minerva hat mir gesagt, dass du den Trank doch braust und ich wollte mich bei dir bedanken“, erklärte Remus.

„Aha.“

„Und mich entschuldigen. Was ich über dich und Harry gesagt habe, war falsch. Du hattest Recht, ich habe mich in letzter Zeit nur um Tonks und unser Kind gekümmert, ich hatte keine Zeit für Harry und ich habe mich, ehrlich gesagt, auch nicht wirklich mit dem Ritual auseinander gesetzt. Nur das, was Harry mir erzählt hat und er war nicht sehr genau. Ich wollte dich nicht beleidigen, ich weiß, dass du ihn nicht gegen seinen Willen anfasst. Mit mir ist wohl mein Wolf durchgegangen“, sagte Remus und er klang wirklich aufrichtig dabei.

Severus musterte ihn kalt, er wusste, dass der Werwolf seinem Partner sehr viel bedeutete und Harry würde es garantiert begrüßen wenn sie wenigstens eine Art Waffenstillstand hätten. Er seufzte leise und knurrte dann, „angenommen.“

„Wirklich?“, fragte Remus überrascht.

„Ja.“

„Verzeih die Frage aber warum?“

„Für Harry. Einzig und allein für ihn. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund mag Harry dich und er würde es wahrscheinlich begrüßen wenn wir uns nicht ständig streiten. Deswegen“, schnarrte Severus, „aber mach dir keine falschen Hoffnungen, wir sind keine Freunde und werden es nie werden. Ich braue dir deinen verdammten Trank und das war's dann auch schon.“

„Mehr kann ich wohl wirklich nicht erwarten, nach dem was ich früher und jetzt auch gemacht habe. Danke, Severus.“

„Schon gut und jetzt raus.“

Remus nickte nur und ging, mehr konnte er momentan nicht erwarten.
 

Severus legte noch einen Bewahrungszauber über das Tränkelabor bevor er für heute Schluss machte. Der Trank musste bis morgen ziehen und war dann einsatzbereit, gerade rechtzeitig denn in acht Tagen war Vollmond. Doch für heute war er fertig, Albus war vorhin dagewesen und hatte ihm gesagt, dass es nichts Neues aus dem Ministerium gab. Das bedeutete im Umkehrschluss, dass er den restlichen Abend frei hatte und ihn wahrscheinlich alleine im Zelt verbrachte. Er glaubte nicht daran, dass Harry so schnell wieder kommen würde, er würde sich bei seinen Freunden verstecken. Severus seufzte leise als er das Zelt betrat und es wirklich dunkel und verlassen war. Ein Blick auf ihr Bett ließ seine Laune noch weiter sinken, Harry hatte sein Bettzeug weg geräumt.

„Das ist sehr deutlich“, seufzte er leise. Er tat ihm weh, dass sein Partner sich so deutlich von ihm distanzierte denn er mochte den Jungen, er mochte ihn wirklich sehr. Doch er konnte es nicht ändern, er würde Harry zu nichts zwingen aber er würde mit Albus reden müssen. Die Chance, dass sie das Ritual noch richtig vollzogen, ging gegen null. Der Idee von Harry, auch wenn nur im Zorn gesagt, musste nachgegangen werden. Vielleicht war es wirklich möglich einen neuen Vernichter über einen anderen Horkrux zu erschaffen, dann wäre Harry aus der Verantwortung. Aber nicht mehr heute, heute wollte er sich ganz in Selbstmitleid suhlen.
 

„Willst du wirklich hier bleiben?“, fragte Draco.

„Ja, will ich.“ Harry hatte sich zurückverwandelt und saß zwischen seinen Freunden.

„Das macht es nicht besser.“

„Ich kann ihn nicht sehen“, seufzte Harry leise.

„Aber Harry, so wird es nicht besser. Du liebst ihn, warum gibst du ihm nicht einfach eine Chance?“

„Weil ich sein Mitleid nicht will.“

„Aber hast du nicht mal gesagt, dass du gespürt hast, dass er dich sehr mag?“, fragte Draco.

„Habe ich aber er hat gesagt, dass das nur an der Verbindung liegt. Ich bin ihm zu jung, das hat er mehrfach sehr deutlich gesagt. Merlin, für ihn bin ich doch nur ein Kind und kein ernst zunehmender Partner“, schniefte Harry, er war den Tränen nah.

„Vielleicht war es nur eine Schutzbehauptung.“

„Glaub ich nicht, er war da sehr deutlich.“

„Mensch, Harry, versetz dich doch mal in seine Lage, vor allem mit den Gerüchten der Vergangenheit“, murrte Draco jetzt, „für ihn ist das auch nicht leicht, vor allem wenn er dich wirklich mag.“

„Was für Gerüchte?“, fragte Hermine.

Die Slytherins im Zelt sahen sich seltsam an, ihre Blicke gingen schließlich zu Harry, der leise seufzte und dann erklärte, „als Severus als Lehrer in Hogwarts angefangen hat, gab es gleich im ersten Jahr einen Schüler, ein Slytherinsiebtklässler. Er wollte bessere Noten und hat sich mehr oder weniger an Severus ran gemacht, der hat ihn aber abgewiesen. Daraufhin hat der Schüler behauptet Severus hätte ihn angemacht, auf den Gängen, nach dem Unterricht. Als das nichts brachte, behauptete er Severus hätte ihn während eines Nachsitzens vergewaltigt. Dumbledore hat sich damals für ihn eingesetzt, der Schüler hat Hogwarts verlassen und die ganze Sache wurde nie wieder erwähnt. Seitdem ist Severus so unnahbar, wie er eben ist, er will vorbeugen. Also dürfte er nicht sehr gut auf einen Schüler zu sprechen sein, der sich in ihn verliebt hat und dazu noch zwanzig Jahre jünger ist. Das kann nur alte Wunden aufreißen.“

Die Löwen sahen sich fassungslos an, ihre Freunde beobachteten sie genau aber außer absoluter Fassungslosigkeit war nichts zu sehen.

„Das glaub ich nicht“, sagte Neville schließlich.

„Was davon?“, wollte Theo genauer wissen.

„Dass er nicht gut auf Harry zu sprechen wäre. Sein Verhalten in den letzten Wochen spricht eigentlich Bände“, erklärte sein Freund, „und ich glaube nicht, dass Snape irgendeinen Schüler angefasst hat.“

„Ich auch nicht“, kam von Hermine, Seamus und Dean nickten nur.

„Ron?“, fragte Harry leise, sein bester Freund sah sehr nachdenklich aus und sah jetzt auf.

„Du weißt, dass ich Snape nicht mag aber das trau nicht mal ich ihm zu. Ich muss Neville Recht geben, egal was Snape über seine Gefühle wegen der Verbindung sagt, sein Verhalten in den letzten Wochen war sehr eindeutig“, sagte er schließlich.

Harry atmete erleichtert aus, die Meinung von Ron bedeutete ihm viel.

„Was hast du jetzt vor?“, fragte Blaise.

„Schlafen.“

„Schlafen? Hier?“

„Hier ist genug Platz, ich will nicht zurück.“

„Du verletzt ihn damit“, sagte Draco vorsichtig.

„Ich weiß.“

„Warum tust du es dann?“

„Weil ich das nicht kann. Ich bin nicht Severus, ich kann nicht mit jemanden in einem Zelt wohnen, den ich liebe und wo keine Chance auf mehr besteht. Das kann ich nicht“, sagte Harry leise.

Keiner sagte etwas, alle konnten es irgendwo nachvollziehen aber zumindest bei den Slytherins war da auch Mitleid mit ihrem Hauslehrer. Vor allem Draco machte sich Sorgen um ihn denn er war der felsenfesten Überzeugung, dass sein Pate wesentlich mehr für Harry empfand. Sein Blick ging zum Rest, er sah überall dasselbe, Sorge um ihren Freund aber auch um ihre Zukunft denn ohne das Ritual hatten sie keine Chance gegen IHN. Doch keiner sprach es an, es war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

„Du kannst im Hauptteil schlafen“, schlug Hermine schließlich vor und keinen überraschte es, dass Harry seine Schlafsachen bereits dabei hatte.

„Danke Leute, ich werde euch auch nicht stören.“

„Kein Problem.“

„Dann würde ich sagen, wir gehen schlafen“, schlug Neville vor.

Sein Vorschlag fand sofort Anklang und nach einer großen Gute-Nacht-sage-Runde verschwanden alle in ihren Abteilen. Harry blieb alleine im Hauptraum sitzen, er fühlte sich einsamer denn je aber er konnte sich einfach nicht überwinden. Seufzend holte er seine Sachen aus seiner Tasche, breitete sie am Rand aus und legte sich hin. Aber er wusste, dass er nicht schlafen würde.
 

Einsamkeit zerfraß in den nächsten Tagen gleich zwei Herzen denn sowohl Severus wie auch Harry litten unter der Situation. Zwar versuchte sich Severus irgendwie abzulenken aber vor allem Nachts war es unerträglich. Harrys Freunde versuchten ihn davon zu überzeugen doch zu ihm zurück zu gehen, vergeblich. Es tat ihnen weh, vor allem weil sie sahen, dass er Nachts nicht schlief und sich nur hin und her wälzte.
 

„Kannst du schon wieder nicht schlafen?“ Harry drehte sich überrascht um, sein Gegenüber war in der Dunkelheit durch seine dunkle Haut kaum zu erkennen. „Nun?“

„Nein.“

„Du weißt woran das liegt“, sagte Blaise während er sich neben ihn setzte und einen Blick auf die Bücher warf, die vor Harry auf dem Boden lagen. Sie waren von Dumbledore und behandelten alle nur ein Thema, Horkruxe und ihre Vernichtung. Harry suchte mit Hochdruck nach einer Möglichkeit die Horkruxe zu vernichten ohne den mächtigen Vernichtungszauber, für den das Ritual notwendig wäre. Er war der felsenfesten Überzeugung, dass er und Severus das Ritual nicht mehr vollenden könnten. „Du wirst nichts finden und das weißt du“, sagte Blaise jetzt.

„Ich muss was finden.“

„Du wirst nichts finden. Harry, der Orden hat alle Bücher zu dem Thema durch, jeder Hinweis wurde verfolgt, es gibt keine andere Möglichkeit als den Vernichtungszauber und den kannst nur du sprechen.“

„Wenn wir noch einen Horkrux finden, könnten wir...“

„Harry, so funktioniert das nicht und das weißt du“, unterbrach Blaise ihn.

Sein Gegenüber öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder ohne ein Wort gesagt zu haben. Blaise atmete mehrmals tief durch, es war Zeit, dass sich Harry seinen Problemen stellte und nicht ständig davor weg lief. Bis jetzt hatten alle ihre Freunde einen großen Bogen um das Thema gemacht. Es war Zeit um mal Klartext zu reden.

„Harry, ich mag dich, wirklich und ich hoffe, dass du das weißt aber es ist Zeit, dass du mit dem Schmollen aufhörst. Sprich dich mit Snape aus, gib ihm wenigstens eine Chance und halt ihm nicht von Anfang an vor, dass er dich nur wegen dem Ritual will. Wenn das wirklich so wäre, wäre er längst hier aufgetaucht und hätte dich gedrängt, dass ihr weiter macht. Du wirst in zwei Monaten achtzehn, in der Muggelwelt wärst du damit erwachsen und in der Zaubererwelt bist du es schon seit deinem siebzehnten Geburtstag also benimm dich doch bitte auch so. Du verhältst dich wie ein Kleinkind. Ja, ich weiß, die ganze Situation ist schwer. Deine Gefühle für Snape machen es nicht einfacher, auch das weiß ich aber das du einen Mann liebst, ist kein Weltuntergang. Die Hälfte unserer Freunde lieben das gleiche Geschlecht und damit hat auch keiner Probleme. Du wirfst Snape vor, dass er keine aufrichtigen Gefühle für dich hat aber du hast nicht mal mit ihm geredet, du hast ihm nicht mal die Chance gegeben sich zu erklären. Hermine hat es schön erklärt, du bist so festgefahren in deiner Meinung, dass er keine Chance hat. Merlin, wenn die Siebtklässler auch alle so wären, würde immer noch Krieg zwischen den Häusern herrschen. Dann wären Neville und Theo nicht zusammen, Draco und Ron schon mal gar nicht und ich und Hermine auch nicht, aber wir haben uns nicht von irgendwelchen Vorurteilen leiten lassen und vor allem haben wir miteinander gesprochen. Ihr habt am Anfang schon so viele Probleme gehabt und gelöst, warum also jetzt nicht? Hast du mal an die andere Seite gedacht? Was ist wenn er dich auch liebt, ihr wärt ein tolles Paar und ihr könntet glücklich miteinander sein. Aber dazu müsstet ihr mal miteinander reden und da du ausgezogen bist, sollte der erste Schritt auch von dir ausgehen. Also hör auf zu schmollen und geh mit Snape reden.“

Harry starrte ihn einen Moment an, senkte dann den Blick und murmelte, „das weiß ich alles.“

„Warum benimmst du dich dann wie ein verbockter Teenager?“

„Weil ich mich genau so fühle. Merlin, ich weiß, dass ich mit Severus reden muss aber ich kann nicht.“

„Warum? Er würde dich mit offenen Armen empfangen, da bin ich mir sehr sicher.“

„Ich hab Angst, dass er böse auf mich ist“, flüsterte Harry.

„Wohl kaum.“

„Wie kommst du darauf?“

„Sein Verhalten. Auch wenn er draußen genauso eiskalt rumläuft wie sonst, privat sieht er genauso aus wie Jemand, der unter schrecklichem Liebeskummer leidet. Das sagt zumindest Draco und hey, er wird seinen Paten ja wohl kennen“, sagte Blaise.

„Draco irrt sich.“

„Nein, du bist verbockt. Es tut mir ja leid so was zu sagen aber ich finde, es sind alle lang genug um dich herum geschlichen. Wir sind deine Freunde und wir wollen nur dein Bestes und dafür musst du mit Snape reden“, beharrte Blaise.

„Heute nicht mehr.“

„Wann dann? Du schiebst es schon seit Tagen vor dir her.“

„Nach Vollmond“, sagte Harry schnell, er erntete damit nur eine hochgezogene Augenbraue und erklärte, „Severus wird bestimmt mit als Wächter für Remus abgestellt. Da braucht er nicht noch mehr Sorgen.“

„Du glaubst wirklich, dass er sich nicht schon genug Sorgen macht?“

„Nein.“

„Aha. Harry, nach Vollmond redet ihr miteinander und wenn ich dich persönlich hin zerren muss. Ich bin mir sicher, dass der Rest mir sehr gerne hilft“, sagte Blaise ernst.

„Muss ich wirklich?“

„Willst du noch ewig Liebeskummer haben ohne Gewissheit?“

„Gewissheit?“, fragte Harry.

„Vielleicht ist dein Kummer völlig unnötig und ihr könntet längst zusammen im Bett liegen.“

„Blaise.“

„Was? Ist doch so. Wenn er auch Gefühle für dich hat, spricht da nichts dagegen.“

„Das Alter?“

„Du bist volljährig, er ist volljährig, ihr seit sogar schon offiziell verbunden, was ihr zusammen im Bett macht, geht nun wirklich niemanden etwas an. Es muss euch gefallen und passen, hey, ich will auch nicht wissen was Draco und Ron im Bett so treiben, genauso wenig wie Draco wissen will was ich und Hermine treiben aber ich weiß, dass sie glücklich sind. Wünschst du dir das nicht auch? Heim kommen, erwartet werden und mit einer Umarmung und einem Kuss begrüßt werden? Einfach ein Zuhause haben?“, fragte Blaise lächelnd.

Harry musste nicht antworten, die Sehnsucht stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Er seufzte sehr schwer und nickte lediglich.

„Warum sitzt du dann noch so einsam hier?“, fragte Blaise sanft.

„Weil ich ein elender Feigling bin.“

„Stimmt. Aber das gibt sich noch. Harry, ich geh wieder ins Bett, denk darüber nach und denk dran, morgen ist Vollmond und ich werde dich spätestens übermorgen zu Snape schleppen. Ihr müsst reden.“

„Gute Nacht, Blaise.“

Der Slytherin grinste kurz und meinte, „dir auch. Entschuldige nochmal, was ich gesagt habe. Es war wirklich nicht so gemeint.“

„Ich weiß, mir tut es auch leid, ich habe überreagiert.“

„Die Wunden müssen auf Muggelart heilen, oder?“, fragte Blaise.

„Leider, ja.“

„Das hatte ich befürchtet“, seufzte Blaise bevor er mit den Schultern zuckte und aufstand, „kann man nicht ändern. Versuch wenigstens zu schlafen.“

Harry nickte auch wenn sie Beide wussten, dass er wieder die ganze Nacht wach liegen würde. Er konnte schlicht und einfach nicht schlafen, nicht alleine.

„Schlaf gut“, sagte Blaise nochmal.

„Du auch.“

Leise schlich Blaise wieder zurück in das Abteil, welches er sich mit Hermine teilte. Er hoffte, dass sie nicht aufgewacht war, das würde nur unnötige Fragen aufwerfen und eigentlich wollte er jetzt nicht reden sondern wieder schlafen.

Kapitel 22

Vollmond. Remus lag verwandelt in seinem Zelt vor einem Feuer und döste friedlich vor sich hin, sein Zelt war verschlossen und mit Zaubern versiegelt. Immer zwei Lehrer standen davor Wache und der Rest war in Alarmbereitschaft. Die Zelte der Schüler waren alle versiegelt, es herrschte eine absolute Ausgangssperre und heute waren sich alle einig, dass es zu gefährlich war um sie zu umgehen. Niemand außer den Lehrern war unterwegs.
 

Harry und seine Freunde saßen am magischen Feuer und unterhielten sich leise, es war auffällig, dass einige ihre Zauberstäbe offen bei sich trugen. Sie vertrauten dem Wolfsbanntrank aber Vorsicht war besser als Nachsicht. Ihre Gespräche drehten sich um die alltäglichen Dinge, niemand sprach Harry auf das Thema Severus an doch alle wussten, was Blaise ihm angedroht hatte. Sie würden ihn alle dabei unterstützen.

Ron und Blaise waren in ein Schachspiel vertieft, ein paar der Anderen sahen ihnen zu, der Rest beschäftigte sich mehr oder weniger selber. Doch immer behielt einer von ihnen den Zelteingang im Auge, meistens mit gezückten Zauberstab. Hermine war es, die an der Reihe war als sich die Zeltplane erst leicht bewegte und sich dann ein Stück zur Seite schob. Die Hexe sprang sofort auf, verharrte aber mitten in der Bewegung als sie das Tier erkannte, welches da gerade mit angelegten Ohren eintrat. Noch hatte keiner von den Anderen etwas bemerkt.

„Harry, ich glaube, du hast Besuch“, sagte sie daher.

Augenblicklich lag jede Aufmerksamkeit auf ihr, genau wie mehrere Stabspitzen. Lediglich Harry war wie versteinert sitzen geblieben, sein Blick lag auf dem Serval, der langsam näher kam. Mittlerweile wussten alle wer sich hinter dem gefleckten Fell verbarg.

„Hallo“, flüsterte Harry leise.

Ein zögerliches Maunzen erklang.

Die Siebtklässler setzten sich wieder, Blaise stupste Ron auffordernd an und meinte, „du bist dran, los, ich will dich fertig machen.“ Ron sah ihn etwas überrascht an, nickte aber dann und setzte sein Spiel fort, auch der Rest kehrte zu seinen Beschäftigungen zurück. Die Botschaft war eindeutig, Severus war willkommen und würde nicht weiter beachtet werden.

Harry sah seinen Partner skeptisch an, warum war er hier? Er trug sein Halsband nicht, also war er nicht zum reden gekommen aber warum dann? Severus hatte ihn mittlerweile erreicht, die Ohren lagen immer noch eng am Schädel, sein Körper war angespannt, seine ganze Haltung drückte Unsicherheit aus. Harry strich die Decke neben sich glatt und klopfte dann auffordernd drauf, der Serval setzte sich sehr vorsichtig neben ihn. „Schön dich zu sehen“, flüsterte Harry.

Er bekam einen ungläubigen Blick zugeworfen.

„Doch, ich freu mich wirklich. Darf ich...?“

Harry hatte die Hand erhoben, sie schwebte ein Stück über Severus' Rücken und dieser nickte, fast sofort spürte er die schlanken Finger in seinem Fell. Das Tier versteifte sich einen Moment bevor er deutlich hörbar seufzte und sich dann, eng an sein Bein gepresst, zusammen rollte. Leises Schnurren ertönte und zum ersten Mal seit sieben Tagen sahen Harrys Freunde wieder ein ehrliches Lächeln auf seinem Gesicht. Keiner sprach es an doch alle hofften, dass es der erste Schritt in die richtige Richtung war.
 

Irgendwann zogen sich alle in ihre Abteile zurück bis Harry und Severus alleine vor dem magischen Feuer saßen. Harry hatte den ganzen Abend die Hand nicht mehr von dem Serval genommen, seine Finger hatten das Fell nicht mehr verlassen und eigentlich hatte er das auch nicht vor. Allerdings erhob sich Severus irgendwann, immer noch schnurrend und machte einige Schritte von ihm weg. Als Harry nicht reagierte, blieb er stehen und sah ihn auffordernd an.

„Ich verstehe nicht“, gestand Harry leise.

Severus kam zurück, nahm vorsichtig seine Hand ins Maul und zog daran, jetzt verstand Harry und erhob sich.

Dennoch fragte er, „ich soll wieder in unser Zelt kommen?“

Nicken, sehr heftiges Nicken.

„Bist du sicher?“

Noch heftigeres Nicken und leises Maunzen.

Harry seufzte leise, zauberte noch schnell eine Nachricht für seine Freunde herbei und folgte Severus dann.
 

Minerva war gerade dabei ihre Runde zu beenden als sie einen Schatten zwischen den Zelten sah und neben Sybill und ihr selbst sollte hier auch keiner mehr sein. Filius hielt Wache vor Remus' Zelt und da der Wolf sehr ruhig war, hatten sich die zwei Hexen zu einem Rundgang entschlossen. Sybill war am anderen Ende des Lagers also musste das vor ihr ein Schüler sein. Sie seufzte lautlos, nicht mal heute Nacht hielten sich die Schüler an die verhängte Ausgangssperre und machte sich dann daran ihm zu folgen. Allerdings bemerkte sie in welche Richtung er ging und als sie näher kam, erkannte sie ihn. Vor ihr ging Harry und vor diesem glaubte sie einen kleineren Schatten zu sehen, einen vierbeinigen Schatten. Nun, das erklärte es natürlich, sie hoffte, dass sie sich aussprachen. Diese schlechte Laune von Severus war ja nicht mehr zu ertragen. Sie wartete bis die zwei ungleichen Partner wirklich in ihrem Zelt verschwunden waren bevor sie ihren Rundgang fort setzte.
 

Unsicher blieb Harry in der Mitte des Zeltes stehen. Severus maunzte ihn kurz an und verschwand dann hinter dem Vorhang, der zum Bad führte. Harry entfachte das magische Feuer und hockte sich davor, er vermutete, dass Severus als Mensch wiederkommen würde und er wusste nicht was er sagen sollte. Seine Bettsachen legte er neben sich, er war sich noch nicht sicher wo er schlafen würde. Was er zu Blaise gesagt hatte, war die Wahrheit, er konnte nicht neben Severus her leben. Nicht nachdem er sich seiner Gefühle so sicher war. Ein tiefes Seufzen entkam ihm.

„Ist es so schrecklich wieder hier zu sein?“

Überrascht sah Harry auf, sein Partner stand vor ihm und sah ihn irgendwie traurig an. „Nein, ist es nicht.“

„Warum siehst du dann so aus als hättest du gerade deinen Todeszeitpunkt erfahren?“

„Was soll ich hier? Du hast deutlich gemacht, dass du mich nicht willst“, sagte Harry leise, „und fang nicht wieder damit an, dass ich das alles nur wegen der Verbindung fühle. Dann gehe ich sofort.“

Severus setzte sich und sagte leise, „das werde ich nicht sagen.“

„Warum nicht mehr?“

„Weil es gelogen wäre und wir Beide nicht mehr daran glauben.“

„Wir Beide...?“

„Ja, wir Beide. Es war eine nette Ausrede um sich nicht weiter mit einem tobenden Inneren zu beschäftigen“, gestand Severus.

Er wurde absolut fassungslos angesehen bevor Harry sehr leise fragte, „seit wann glaubst du es nicht mehr?“

„Ägypten.“
 

Sie schwiegen lange bis Harry immer noch sehr leise vorschlug, „lass uns schlafen gehen, es ist spät.“

„Gute Idee. Willst du noch ins Bad?“

Harry nickte während er schon aufstand und ohne ein weiteres Wort im Bad verschwand. Severus blieb noch einen Moment sitzen, begab sich aber dann zu seinem Bett und legte sich hin. Mit einem Handwink ließ er Harrys Sachen neben sich fliegen. Er hoffte, dass Harry sich wieder neben ihn legte aber er würde ihn nicht dazu zwingen. Der Stachel der Vorwürfe von damals steckte noch tief in ihm, er war nie darüber hinweg gekommen, dass ihn fast alle für einen Kinderschänder gehalten hatten. Er hatte es immer tief in seinem Inneren vergraben, er hatte auch nie Grund gehabt um darüber nachzudenken aber jetzt hatte sich die Situation geändert. Er mochte Harry, er mochte ihn wirklich sehr und das nicht erst seit dem Ägyptenurlaub. Aber seit diesem Urlaub wusste er, dass er sich durchaus mehr mit ihm vorstellen könnte aber Liebe? Da war er sich immer noch nicht sicher. Seine Gedanken wurden unterbrochen als Harry den Raum wieder betrat und zögerlich aufs Bett zukam. Sein Blick lag auf seinen Sachen.

„Willst du lieber weiter weg liegen?“, fragte Severus mit gepresster Stimme.

„Ich weiß nicht...“

„Was genau weißt du nicht?“

„Ob du mich nach diesem Verhalten noch hier haben willst“, gestand Harry leise. Er schaffte es nicht Severus ins Gesicht zu sehen, sein Blick lag auf seiner Bettdecke.

„Dann hätte ich dich nicht geholt. Harry, ich habe dir versprochen, dass ich dich nicht ausfrage und daran halte ich mich. Aber ich möchte meinen Partner gerne bei mir haben, vor allem wenn wir Beide die letzten Nächte nicht wirklich geschlafen haben“, sagte Severus sanft.

„Beide?“

„Ich kann nur von mir sprechen aber ich habe miserabel geschlafen, du nicht?“

„Ich habe gar nicht geschlafen“, gestand Harry, der noch immer unbeweglich vor dem Bett stand.

„Dann wird es Zeit. Komm, leg dich hin.“

Unsicher sah Harry auf, Severus sah ihn warm an und schließlich seufzte er leise und kroch unter seine Decke. Dabei hielt er allerdings unübersehbar Abstand zu seinem Bettnachbarn. Severus seufzte innerlich, die Situation war verfahrener als er gedacht hatte.

„Gute Nacht, Severus.“

„Gute Nacht, Harry. Schlaf gut.“

„Hm.“

Severus löschte das Licht und hoffte, dass sich die Sache irgendwie bereinigen lassen würde.
 

Diesmal war es Severus, der nicht schlafen konnte. Er wusste, dass er nicht der Einzige war. Harry lag stocksteif neben ihm und hielt die Verbindung krampfhaft so weit verschlossen, dass er keine großen Gefühle durch ließ. Severus spürte lediglich eine leichte Wärme und irgendwie war ihm das nicht genug. Es wäre ein Leichtes für ihn die Verbindung von seiner Seite aus zu öffnen, er war wesentlich stärker als Harry aber damit würde er alles zunichte machen. Natürlich wollte er das nicht aber er wollte auch nicht neben seinem Partner liegen und genau wissen, dass sie beide litten. Er drehte sich um, ein schwarzer, wuscheliger Hinterkopf sah ihn an doch die seltsamen Ohren zuckten leicht, er war also wirklich wach.

Seine Gedanken rasten, er wollte ihn näher bei sich haben aber er hatte Angst den Anderen zu verschrecken. Doch wenn es so weiter ging, würden sie sich nur weiter im Kreis drehen und nie voran kommen. Wo war eigentlich sein eigener Mut hin gekommen? Er stellte sich dem Dunklen Lord seit Jahrzehnten in den Weg und nahm unglaubliche Gefahren auf sich aber bei Harry verließ ihn regelmäßig der Mut. Das war doch kindisch. Er seufzte jetzt wirklich, Harry zuckte daraufhin zusammen, rührte sich aber sonst nichts. Ob er es wirklich wagen könnte?

Severus überlegte einen Moment, raffte dann sämtlichen Mut zusammen, den er finden konnte und überbrückte kurzerhand den Abstand zwischen ihnen. Sein Partner zuckte nochmal zusammen, rührte sich aber sonst nicht. Auch als Severus einen Arm um ihn legte und ihn an sich zog, rührte er sich nicht sondern blieb stocksteif liegen. Severus schluckte, hatte er doch einen Fehler gemacht? Es fühlte sich wunderbar an Harry im Arm zu halten aber er hatte sich eine andere Reaktion gewünscht. Er war schon fast so weit ihn wieder los zu lassen als Harry sich plötzlich umdrehte, einen Arm um ihn schlang und sich mit einem Schluchzer eng an ihn drückte. Gleichzeitig brach die Verbindung wieder auf und Severus wurde schlicht und einfach von Harrys Gefühlen überrollt.

Wie lange sie so dalagen, wusste keiner. Es war auch völlig egal, Severus war voll und ganz damit beschäftigt das tobende Chaos in seinem Inneren irgendwie wieder in eine geordnete Bahn zu bringen. Es war als hätte die Umarmung Harry dazu veranlasst seine Blockade einfach fallen zu lassen und sämtliche Gefühle, die sich in den letzten Wochen und Monaten angestaut hatten, waren über Severus herein gebrochen. Es war eine enorme Anstrengung, vor allem weil seine eigenen Gefühle sich noch wunderbar mit allem mischten. Aber irgendwann hatte er es doch geschafft, er musste Harrys Gefühle und Magie wieder in seinen Körper zurückdrängen. Er hatte keine andere Möglichkeit um wieder Ordnung in das Chaos zu bringen, leider fasste das Harry völlig falsch auf.
 

Severus tauchte langsam wieder aus seinem Inneren auf und das Erste, was er spürte war, dass sich Harry gegen seine Umarmung wehrte und versuchte wegzukommen. Das leise Schniefen war deutlich zu hören. „Harry, was ist los?“, fragte Severus überrascht.

„Lass mich los“, schluchzte Harry doch Severus dachte ja gar nicht dran.

„Nein. Was ist los?“

„Lass mich los, ich habe verstanden, dass du mich nicht willst also lass mich los.“

„Wann habe ich das gesagt?“ Severus war völlig überrascht, die Gefühle seines Partners waren eindeutig gewesen. Wärme, Zuneigung, Erleichterung und vor allem Liebe war über ihn hinweg geflossen, warum also sträubte sich Harry jetzt so?

„Lass mich los, bitte.“

„Nein, ich will wissen was ich jetzt falsch gemacht habe. Wenn ich dich jetzt los lasse, wirst du nie wieder mit mir reden und das will ich nicht. Harry, wie habe ich dir zu verstehen gegeben, dass ich dich nicht will? Jetzt, genau in diesem Moment“, sagte Severus fordernd, er verstärkte seinen Griff, nicht gewillt ihn los zulassen.

„Du hast meine Magie zurückgewiesen, ich habe es genau gespürt, du hast sogar die Verbindung halbwegs verschlossen“, schluchzte Harry. Er hörte sich mittlerweile richtig verzweifelt an.

„Ja, damit du mich nicht wahnsinnig machst. Harry, stell dir bitte vor wie es wäre wenn du das Chaos, was gerade in dir herrscht, gleich doppelt hättest. Ohne jede Kontrolle, da würde jeder Mensch wahnsinnig werden. Ich habe dich nicht zurückgewiesen, ich habe nur für Ordnung gesorgt. Wir müssen das Ganze etwas langsamer angehen, sonst drehen wir Beide durch“, erklärte Severus. Mit jedem Wort war Harry ruhiger geworden und schließlich sah er ihn nur noch fragend an. „Beruhigt?“

„Ja.“

„Gut. Dann lass uns schlafen, es ist spät.“

„Du willst nicht darüber reden?“, fragte Harry leise.

„Doch aber nicht jetzt. Lass uns schlafen und unsere Gedanken zur Ruhe kommen. Morgen können wir gerne darüber reden wenn du möchtest“, sagte Severus.

„...darf ich hier liegen bleiben?“, kam die sehr leise, schüchterne Frage.

„Du glaubst doch wohl nicht wirklich, dass ich dich wieder weglasse, oder?“

Jetzt schlich sich ein Lächeln auf Harrys Gesicht, er zögerte noch einen Moment, kuschelte sich dann aber wieder vorsichtig an ihn. „Geht das so?“

„Sehr schön. Gute Nacht.“

„Hm, dir auch.“

Die restliche Nacht hatten sie wirklich geschlafen, auch wenn Harry es im ersten Moment noch nicht wirklich glauben konnte. Erst als er sich an den Gedanken gewöhnt hatte, schlief er schlussendlich ein.
 

Langsam wachte Harry auf, er hatte super geschlafen und wollte eigentlich noch nicht aufwachen. Doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass er aufwachen sollte und so schlug er dann doch mal die Augen auf, und sah auf ein schwarzes Shirt. Etwas verwundert blinzelte er, an der Aussicht änderte sich allerdings nicht und jetzt wurde er sich auch des Armes bewusst, der sich fest um seine Taille gelegt hatte. Wusch, die Erinnerungen an die vergangene Nacht schlug mit voller Wucht ein und ließ ihn puterrot anlaufen, er hatte sich wie ein Kleinkind verhalten.

„Würdest du das bitte lassen? Ich wollte noch schlafen“, schnarrte Severus plötzlich.

Überrascht sah Harry auf, direkt in das missmutige Gesicht seines Partners, der ihn müde anblinzelte. „Was habe ich denn gemacht?“

„Harry, die Verbindung.“

„Oh, tut mir leid.“

„Schon gut. Willst du schon aufstehen?“, fragte Severus, ein Gähnen nicht ganz unterdrückend.

„Müssen wir?“

„Nein“, war die klare Antwort während Severus schon wieder die Augen schloss.

Harry sah ihn noch einen Moment an, kuschelte sich dann wieder an ihn und schloss ebenfalls die Augen. Er schlief allerdings nicht wieder ein, zu sehr genoss er die Nähe zu Severus. Das wollte er jetzt immer haben, das war einfach zu schön. Sie mussten wirklich miteinander reden.
 

Irgendwann musste Harry doch eingeschlafen sein denn als er das nächste Mal aufwachte, war er allein im Bett. Im ersten Moment wollte er verzweifeln doch noch bevor sich dieser Gedanke wirklich in seinem Gehirn festsetzen konnte, erklang eine schnarrende Stimme, „denk gar nicht erst daran, dass ich dich allein gelassen habe. Ich habe Frühstück geholt.“

Überrascht drehte sich Harry um, Severus hatte das Zelt gerade wieder betreten und trug ein Tablett auf dem Arm.

„Da ist man mal eine halbe Stunde weg und du suchst dir ausgerechnet diese Zeit aus um aufzuwachen und schon wieder voreilige Schlüsse zu ziehen“, murrte er während er das Tablett neben dem Bett abstellte und sich setzte, ein fest gezaubertes Kissen diente als Rückenlehne.

„Aber die Hauselfen bringen doch das Essen immer“, flüsterte Harry.

„Nicht wenn ich selber kochen will. Brot?“

„Du hast seit wir Hogwarts verlassen haben nicht mehr gekocht.“

„Dann war es Zeit wieder damit anzufangen. Willst du jetzt was essen?“

„Warum?“

„Hast du keinen Hunger?“, fragte Severus überrascht.

Doch Harry ließ sich nicht beirren, er wich Severus' Blick aus und fragte, „warum hast du jetzt plötzlich wieder angefangen?“

„Für wen hätte ich den kochen oder backen sollen? Du warst verschwunden und dann hast du dich bei deinen Freunden eingenistet“, sagte Severus.

„Entschuldigung.“

„Da gibt es nichts zu entschuldigen, es ist dein gutes Recht deinen Schlafort selbst zu wählen. Wobei ich es vorziehen würde, wenn du wieder bei mir schlafen würdest.“

„Wirklich?“

„Ja, wirklich. Habe ich dich jemals angelogen?“

„Du hast gesagt, dass meine Gefühle nur von der Verbindung kommen“, konterte Harry sofort.

„Das war nicht wirklich gelogen, es war eher eine Hoffnung.“

„Ich verstehe.“

„Nein, du denkst dir gerade wieder irgendetwas aus. Harry, lass uns frühstücken und danach sollten wir die Sache klären. Einverstanden?“

Harry musterte ihn einen Moment, nickte aber dann und schon wurde ihm ein Teller, ein Messer und eine volle, dampfende Tasse gereicht. „Ist das Kakao?“

„Ja, ist es. Brot?“, fragte Severus jetzt zum zweiten Mal und diesmal nickte Harry.
 

Sie frühstückten schweigend, Harry freute sich darüber wieder normales Essen zu bekommen denn da Severus die Rezepte nicht an die Hauselfen weiter gab, konnten diese ihm nichts zubereiten. Was dazu geführt hatte, dass er die letzten Tage nur die normalen Insekten zu essen bekommen hatte. Doch jedes Essen war einmal vorbei und Harry graute vor der Aussprache, er hatte Angst, furchtbare Angst.

„Willst du nicht darüber reden?“, fragte Severus irgendwann. Sein Partner hielt sich seit zehn Minuten an seiner Tasse fest und starrte in den dunklen Kakao, allerdings trank er nicht.

„Wir müssen, oder?“

„Wir müssen gar nichts aber wir sind Beide erwachsen und sollten darüber reden können“, sagte Severus, „vor allem weil...“

„Ja, ich weiß, das Ritual“, unterbrach Harry ihn, er klang sehr frustriert.

„Das wollte ich eigentlich gar nicht sagen.“

„Sondern? Das ist doch immer das Erste was allen einfällt. Harry, du musst das Ritual vollenden um IHN zu vernichten. Egal was es kostet. Das weiß ich alles.“

„Das wollte ich trotzdem nicht sagen.“

„Was dann?“, murrte Harry.

„Vor allem weil es für uns Beide schöner wäre wenn wir die Situation geklärt haben. Wenn ich deine Gefühle, zumindest das Chaos von letzter Nacht, richtig gedeutet habe, fühlen wir mehr oder weniger dasselbe. Ist das nicht ein Grund um mal darüber zu reden?“, fragte Severus.

„Mehr oder weniger dasselbe? Ich habe mich, glaub ich, schon genug lächerlich gemacht.“

„Nur weil du deinem Bindungspartner vor versammelter Schülerschaft eine Liebeserklärung gemacht hast?“, fragte Severus grinsend.

Sein Gegenüber wurde rot und nickte, „ja, genau deswegen.“

„Es gibt schlimmeres.“

„Was?“

„In einem Klassenraum beim Sex erwischt zu werden, vom eigenen Jahrgang, dem Verteidigungslehrer und dem Schuldirektor“, sagte Severus absolut ernst.

Harry blinzelte ihn einen Moment an bevor er in lautes Gelächter ausbrach.
 

Severus sah sich das eine Weile mit an bis er schließlich murrte, „schön, dass ich dich so erheitern konnte. Ich fand es damals nicht sehr lustig.“

„Ich wäre vor Scham gestorben“, gestand Harry lachend.

„Da ich vor dir sitze, bin ich es nicht.“

„Wieso macht man so was in einem Klassenraum, wo jederzeit jemand reinkommen kann?“

Severus zuckte mit den Schultern und murmelte etwas, was sich nach Sommerferien, lange Zeit und nicht gesehen anhörte.

„Wie alt warst du da?“, fragte Harry, „und wieso weiß ich davon nichts? Ich dachte, du hast mir alles gezeigt.“

„Alles, was nichts mit meiner Sexualität zu tun hat. Ich wollte dich nicht verschrecken also habe ich alle Erinnerungen an solche Aktivitäten ausgelassen. Ich war sechzehn“, sagte Severus.

„Und er?“

„Siebzehn, es hat nicht lange gehalten. Wir haben uns mehr oder weniger nur im Verborgenen getroffen. Als wir so unfreiwillig geoutet wurden, hat er kurz darauf Schluss gemacht.“

„Warum?“

„Weil er nicht mit dem schmierigen Schniefelus in Verbindung gebracht werden wollte.“

„Tut mir leid.“

„Warum? Du kannst nichts dafür.“

„Nein, aber mein Dad. Und mein Pate“, seufzte Harry leise.

„Nun, die sind Beide tot und du kannst immer noch nichts dafür. Ich glaube, Lupin wird mich nie wieder so nennen. Zumindest nicht wenn er nicht will, dass sein Kind als Halbwaise aufwächst. Harry, das hat nichts mit uns zu tun. Du weichst dem Thema aus“, sagte Severus ernst.

„Ich würde auch gerne noch ne Weile ausweichen.“

„Harry!“

Dieser seufzte leise, trank einen Schluck seines, mittlerweile kalten Kakaos und sagte dann, „Severus, was soll ich noch groß dazu sagen? Ich habe mich in dich verliebt, und nein, das kommt nicht von der Verbindung, garantiert nicht. Du hast selbst gesagt, dass ich dir zu jung bin und ich verstehe es auch, es sind immerhin zwanzig Jahre Altersunterschied. Aber ich kann es nun mal nicht ändern. Ich weiß eines, ich bin nicht du, ich kann nicht neben jemand her leben, den ich liebe, das geht nicht. Das kann ich einfach nicht.“

„Vielleicht musst du das nicht.“

„Wie meinst du das?“, fragte Harry, er klang nicht nur sehr hoffnungsvoll, er war es auch. Doch seine Begeisterung wurde sofort wieder gebremst.

„Harry, ich weiß nicht ob ich dich liebe oder nicht, ich weiß es wirklich nicht. Ich habe in den letzten Wochen über vieles nachgedacht und bin dennoch nicht wirklich zu einem Ergebnis gekommen. Ich mag dich, sehr sogar aber die Vergangenheit hängt mir wohl doch stärker nach als ich dachte“, sagte Severus.

„Aber du hast den Schüler doch damals nicht angefasst.“

„Das weiß ich, das weißt du und der Rest denkt immer noch, dass ich ein Kinderschänder bin.“

„Ich bin volljährig. Wir sind verbunden. Es wäre alles legal“, protestierte Harry.

Severus seufzte tief und sagte, „das weiß ich, dennoch kann ich nicht sagen ob ich dich liebe oder nicht. Merlin, ich habe mir bis vor ein paar Wochen vehement verboten irgendetwas anderes als Freundschaft für dich zu empfinden. Ja, ich war der Meinung, dass du zu jung bist oder besser gesagt, dass ich zu alt für dich bin, ich könnte vom Alter her dein Vater sein.“

„Mich stört das nicht.“

„Jetzt. Was ist in zehn Jahren? Oder in zwanzig?“

„Wir werden Beide nicht jünger und wenn man bedenkt wie alt Zauberer werden können, sind zwanzig Jahre nicht viel“, sagte Harry bestimmt.

„Siehst du das auch vor deinen Freunden so? Vor der Öffentlichkeit? Vor der Presse, die sich wie die Aasgeier auf diese Story stürzen werden?“, fragte Severus.

„Meine Freunde planen wahrscheinlich schon die Hochzeit. Blaise wollte mich heute zu dir schleifen damit ich mit dir rede.“

„Zabini? Wieso das?“

„Weil er, wie die Anderen auch, der Meinung ist, dass ich mich wie ein verbocktes Kleinkind anstelle. Ich soll dir wenigstens die Chance geben dich zu erklären.“

„Wie nett.“

„Gell, sind sie nicht toll?“, grinste Harry.

„Nun, erklärt habe ich mich.“

„Wie geht es jetzt weiter? Ich meine, zwischen uns?“

„Was hältst du davon wenn wir es langsam angehen?“

„Wie langsam?“

„Wie schnell wäre es dem Herren denn recht?“, fragte Severus mit einem anzüglichen Grinsen.

Das Gesicht seines Gegenübers nahm einen sehr gesunden Rotton an als er murmelte, „soo schnell jetzt auch nicht.“

„Siehst du, also lass es uns langsam angehen.“

„Gibt es überhaupt ein Uns? Abgesehen von der Bindung für das Ritual?“

„Von meiner Seite aus, sehr gerne.“

Das Rot verblasste langsam, Harry runzelte fragend die Stirn und rutschte dann etwas näher, er wurde aufmerksam beobachtet. Allerdings stoppte er bevor er Severus wirklich erreicht hatte, er zögerte bis sein Gegenüber deutlich sichtbar die Augen verleierte und ihn zu sich zog. Mit einem Seufzen ließ sich Harry in die Umarmung fallen, kuschelte sich an seinen Partner und murmelte, „daran könnte ich mich gewöhnen.“

„Hm, ich mich auch.“

„Hast du was dagegen wenn wir einen Moment so sitzen bleiben?“, fragte Harry leise.

„Nein, absolut nicht“, war die Antwort.

Zufrieden setzte sich Harry bequemer hin und schloss die Augen, er genoss die Umarmung und er spürte, dass es Severus genauso ging.
 

„Was passiert jetzt?“, fragte Harry irgendwann.

„Definierst du deine Frage bitte etwas?“

„Naja, was wollen wir in der Öffentlichkeit sagen? Was ist mit dem Ritual? Was soll ich meinen Freunden sagen?“

„Was hältst du von der Wahrheit?“, fragte Severus. Er saß noch immer an sein verzaubertes Kissen gelehnt, Harry hatte seine Position mittlerweile verändert und saß vor ihm zwischen seinen Beinen und lehnte mit dem Rücken an seiner Brust. Sehr praktisch denn so konnte Severus bequem seine Arme um seine Brust legen. Harry schwieg. „Keine gute Idee?“, fragte Severus nach.

„Meine Freunde wussten es schon vor mir, die wären nicht mal überrascht. Und der Rest? Hm, geht den das überhaupt irgendetwas an? Wir sind legal verbunden, wir können doch machen was wir wollen, oder?“

„Können wir und nein, der Rest muss davon nichts erfahren. Aber ist es dir so peinlich?“

„Keine Ahnung, da bin ich mir noch unschlüssig. Böse?“

„Nein.“

„Sicher?“, fragte Harry leise. Er traute sich nicht seinen Partner anzusehen, er war noch immer unsicher ob das hier wirklich so statt fand wie es sich anfühlte.

„Ja, sehr sicher. Harry, auch ich war mal jung und hatte mit meiner Sexualität zu kämpfen. Ich weiß wie es sich anfühlt wenn man zwischen allen Stühlen sitzt.“

„Danke.“

„Nichts zu danken. Aber bedenke immer, dass Homosexualität nichts Anormales ist. Wir sind eine Minderheit, ja, zugegeben aber deswegen sind wir nicht weniger wert oder schlechter als Andere. Niemand sollte für seine Vorlieben beleidigt oder verspottet werden. Also lass die niemals einreden, dass das unnormal sei“, sagte Severus. Er erntete damit nur ein leises Hm und beschloss, das Thema vorläufig fallen zu lassen.

„Und das Ritual?“, fragte Harry jetzt.

„Ich schlage vor, dass wir die Übungen ganz normal weiterführen. Es ist keine körperliche Komponente von Nöten also können wir uns damit Zeit lassen.“

„Das klingt gut.“

Severus lachte nur leise, er verstand Harrys Bedenken und würde ihn garantiert nicht bedrängen.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Harry.

„Du solltest deine Freunde beruhigen, die machen sich garantiert Sorgen um dich.“

„Kommst du mit?“

„Nein.“

„Schade.“

„Ich habe Albus versprochen nach dem Werwolf zu sehen.“

„Aber Remus hat doch den Wolfsbanntrank genommen“ sagte Harry, der jetzt den Kopf drehte um ihn anzusehen.

„Trotzdem verletzt er sich manchmal und die Wunden müssen behandelt werden. Leider habe ich es Albus versprochen und ich stehe zu meinem Wort.“

„Also muss ich aufstehen?“

„Ja, leider. Oder willst du den ganzen Tag hier sitzen bleiben?“, fragte Severus. Er wurde etwas verunsichert angesehen und fügte schnell hinzu, „versteh mich nicht falsch, ich könnte mir gerade nichts Besseres vorstellen als hier mit dir sitzen zu bleiben aber in der jetzigen Situation müssen wir das wohl hinten an stellen. Deine Freunde machen sich Sorgen und da uns Minerva gestern Nacht zusammen gesehen hat, wird sich auch Albus so seine Gedanken machen.“

„Wann hat uns Professor McGonagall gesehen?“

„Als wir ins Zelt gegangen sind und sie hat es garantiert schon Albus gesagt. Bevor da irgendwelche sinnlosen Gerüchte die Runde machen, klär ich das lieber. Also los, hoch.“ Harry sah ihn zwar traurig an, erhob sich aber dann. Severus stand ebenfalls auf.

„Jetzt guck nicht so traurig.“

„Ich bin nur unsicher.“

„Wegen was?“

„Dir.“

Eine Augenbraue ruckte nach oben, Harry fühlte sich sofort wieder wie ein Erstklässler im Zaubertrankunterricht. „Wieso wegen mir?“

Hilfloses Schulterzucken.

„Aha. Nun, wenn du genau weißt warum du dir bei mir unsicher bist, können wir das gerne klären. Aber vorerst würde ich sagen, du gehst zu deinen Freunden um sie zu beruhigen und ich mache dasselbe bei Albus und sehe gleich mal nach dem Köter“, schlug Severus vor.

„Einverstanden.“

„Gut, dann los.“
 

Sie verließen das Zelt gemeinsam, alle Umstehenden machten große Augen denn es war bekannt, dass Harry die letzte Woche nicht im Lager gewesen war. Dass er verwandelt bei seinen Freunden gewesen ist, wusste der Großteil der Schüler nicht. Die, die es wussten, hielten vorsorglich den Mund denn keiner hatte vergessen, dass Severus einen Schüler verflucht und Andere mit dem Avada bedroht hatte. Niemand stellte sich Severus in den Weg als er das Lager durchquerte. Es wunderte ihn nicht, dass Lupin nicht allein in seinem Zelt war.
 

„Poppy, schön dich zu sehen“, schnarrte Severus, den Werwolf gekonnt ignorierend.

„Ebenfalls Severus. Hast du zufällig die nötigen Tränke dabei?“, fragte die Medihexe lächelnd. Sie war gerade dabei die rechte Schulter von Remus mit einer Heilsalbe einzucremen, der Wolf hatte wohl doch Langeweile verspürt und sich wieder selbst verletzt.

„Aber natürlich.“ Damit griff Severus in seine Robe und holte einige Phiolen raus, die er ihr reichte.

Poppy wischte sich die Hände an einem Tuch ab bevor sie sie entgegen nahm und kritisch musterte. „Ah, sehr gut, die reichen.“

„Danke, Severus“, meldete sich Remus leise zu Wort, wieder wurde er ignoriert. Was den Werwolf zu einem leisen Seufzen veranlasste, genau wie Poppy, die die Phiolen jetzt an Remus weiterreichte.

„Ich soll dir im übrigen von Albus ausrichten, dass er dich sehen möchte“, sagte sie noch.

Severus nickte nur und ging.

„Was für ein Fortschritt, er ignoriert mich“, seufzte Remus.

„Nach eurer gemeinsamen Vergangenheit kannst du froh sein, dass er dich nicht verflucht. Remus, sieh es endlich ein, dein Schweigen und deine Zurückhaltung damals haben ihn genauso kaputt gemacht wie die Scherze deiner Freunde“, sagte Poppy sehr ernst.

Remus sah sie absolut geschockt an und fragte, „seit wann bist du denn so direkt?“

„Seit ich meinen eigenen Krankenflügel räumen musste. Ich hätte damals schon etwas sagen sollen aber ich habe geschwiegen. Man hätte euch schon viel früher zur Verantwortung ziehen sollen, genau wie Severus.“

„Wieso auch Severus? Er hat sich eigentlich immer nur gewehrt.“

„Remus, bitte. Gleiches mit Gleichem zu vergelten, ist erbärmlich. Ich glaube fest daran, wenn einer von euch den Anfang gemacht hätte, wäre das alles nicht so ausgeartet. Spätestens nach dem Unfall in der heulenden Hütte hätte einer von euch einlenken müssen“, erklärte Poppy.

„Wahrscheinlich. Aber es hat keiner eingelenkt und jetzt ist es zu spät. James, Sirius und Peter sind tot und das Verhältnis zwischen mir und Severus ist so verfahren, dass würde ein Wunder benötigen um da etwas zu ändern.“

„Nun, dein Wunder heißt Harry.“

„Harry? Was hat der damit zu tun?“

Poppy seufzte tief, wie konnte ein erwachsener Mann nur so begriffsstutzig sein und erklärte dann, „Remus, falls es dir noch nicht aufgefallen ist aber die Beiden bedeuten sich sehr viel.“ Der Werwolf öffnete den Mund um etwas zu sagen doch Poppy kam ihm zuvor, „unterbrich mich nicht sondern hör mir zu. Auch wenn es dir nicht gefällt aber ihr Verhalten ist eindeutig und es ist ihre Sache ganz allein. Aber Harry hängt auch sehr an dir, du bist der letzte lebende Freund seines Vaters und seines Paten und er mag dich. Für ihn wird es jedes Mal schwer werden wenn du und Severus aufeinander trefft und euch ständig streitet und euch beleidigt. Für ihn ist es leichter und schöner wenn ihr euch irgendwie versteht. Ihr müsst euch nicht mögen, ihr müsst keine besten Freunde werden aber ein normaler, respektvoller Umgang sollte möglich sein. vor allem unter Erwachsenen.“

„Als ob sich Snape daran halten würde.“

„Überlass Severus mal Harry, ich bin mir sehr sicher, dass er da schon was sagen wird.“

„Wie kommst du darauf?“, fragte Remus.

„Hast du dich nicht gefragt wieso Severus so plötzlich seine Meinung über den Wolfsbanntrank geändert hat?“

„Du glaubst, dass Harry da was mit zu tun hat?“

„Wer sonst? Albus hat sich die Zähne an unserem geliebten Tränkemeister ausgebissen.“

„Dann sollte ich mich wohl bei ihm bedanken.“

„Ja, solltest du und vor allem solltest du ihm keine Vorwürfe machen. Egal was Severus und er in ihrem Zelt machen, es geht dich nichts an!“

„Aber Severus ist zwanzig Jahre älter als Harry“, warf Remus sofort ein.

„Auch das geht dich nichts an. Harry mischt sich schließlich auch nicht in deine Ehe ein, also hör gefälligst auf dich in seine Beziehung einzumischen“, konterte Poppy genauso schnell.

Remus starrte sie einen Moment an, sie wusste, was er am Anfang ihrer Beziehung für Bedenken gehabt hatte. vor allem weil er ein Werwolf war, hatte er keine Beziehung zu Tonks eingehen wollen. Es hatte sehr viel Überredungsarbeit seitens seiner jetzigen Ehefrau gebraucht bis er sich wirklich auf sie eingelassen hatte. Ihm kam ein Gedanke, ging es Severus vielleicht genauso?

Poppy, die seine Gedankengänge scheinbar auf seinem Gesicht ablesen konnte, lächelte und sagte, „jetzt denkst du in die richtige Richtung.“

„Danke.“

„Aber gerne immer wieder.“

Remus grinste jetzt und zog sich sein Shirt wieder an, die Heilsalbe war mittlerweile eingezogen.

„Du solltest dich noch etwas schonen, ein, zwei Tage. Die Haut ist noch sehr dünn“, mahnte Poppy.

„Ich weiß, wie jedes Mal“, sagte Remus mit einem resignierenden Lächeln. Er war es ja schon gewohnt und wusste, wie er sich die nächsten Tage benehmen musste um seinen Körper nicht noch zusätzlich zu belasten.

„Solltest du dennoch irgendwelche Probleme haben, du weißt ja wo du mich findest.“

„Kann ich dir irgendwie helfen?“

„Wollte Albus dich nicht als Verteidigungslehrer?“, fragte Poppy.

„Als ob der mich jetzt noch unterrichten lässt. Die Schüler haben garantiert Angst vor mir und bei dir können sie wenigstens nicht weglaufen.“

Poppy lachte leise, hakte sich bei ihm ein und machte sich zusammen mit ihm auf den Weg nach draußen. „Komm, wir wollen doch mal sehen ob wir eine Beschäftigung für dich finden.“

„Gerne.“
 

Harrys Freunde hatten die Neuigkeit grinsend und schmunzelnd aufgenommen und er hatte sich einige Kommentare, die in die Richtung „Wir haben es dir ja gesagt“ gingen, hinnehmen. Doch alles in allem waren sie zufrieden mit der Entwicklung denn sie wollten nicht sehen wie ihr Freund litt. Harry hätte es auch gerne den Zwillingen mitgeteilt doch es gab eine strikte Kontaktsperre denn jede Eule könnte zum Lager zurückverfolgt werden und dieses Risiko wollte keiner eingehen. Also musste er sich damit zufrieden geben, dass er von den anwesenden Freunden aufgezogen wurde. Auf irgendwelche Tipps einiger Freunde hätte er allerdings sehr gut verzichten können.
 

Auch Severus' Gespräche verliefen fast zu seiner vollen Zufriedenheit, lediglich in der Sache mit dem Unterricht ließ Albus nicht mit sich reden. Die Schüler mussten irgendwie beschäftigt werden und irgendwie musste wieder so was wie Normalität einkehren. Albus war sich sehr sicher, dass ein normaler Unterricht der richtige Weg dahin war. Remus würde Verteidigung unterrichten denn die Schüler waren jetzt neugierig geworden und sie fühlten sich sicher. Er hatte während des Vollmondes niemanden angegriffen also war er harmlos, zumindest solange Severus ihm den Banntrank braute. Das wiederum hatte er versprochen zu machen, sehr zu seinem eigenen Bedauern.
 

Genau das sagte er am Abend auch als er und Harry beim Abendessen zusammen saßen. Harry grinste im ersten Moment doch dann wurde er sehr ernst.

„Was hast du plötzlich?“, fragte Severus sofort.

„Könntest du dich irgendwie mit Remus arrangieren?“, fragte Harry zurück.

Sein Gegenüber seufzte schwer und sagte, „ich weiß, dass du ihn magst aber ich kann und will ihm nicht verzeihen. Er stand daneben wenn Black und dein Vater mich mit ihren Streichen erheitert haben. Er hätte mich beinah umgebracht. Ich werde ihm den Trank brauen aber zu mehr bin ich nicht bereit. Wenn er dich besucht, werde ich mich gekonnt zurückziehen. Ich werde nicht mehr Zeit mit ihm verbringen als unbedingt nötig ist.“

„Ich hatte befürchtet, dass du das sagst. Keine Chance?“

„Nein, Harry. Diesmal nicht. Ich werde nicht mehr schlecht über ihn sprechen, ich braue ihm den Trank, mehr nicht. Tut mir leid.“

Harry sah ihn resignierend an, zuckte aber dann mit den Schultern und meinte, „mehr kann ich wohl nicht erwarten. Danke dafür.“

Severus nickte nur und aß weiter, es war ihm anzusehen, dass er das Thema fallen lassen wollte. Harry tat ihm diesen Gefallen, das Abendessen verlief daher in bedrückendem Schweigen.
 

„Könnten wir heute noch üben?“

Überrascht sah Severus von seinen Unterlagen auf, er war gerade dabei den Unterricht für morgen vorzubereiten. Sein Partner stand vor ihm und knetete etwas unschlüssig seine Finger, wich seinem Blick sogar aus. „Natürlich, wenn du willst.“

Harrys Kopf ruckte hoch um ihn überrascht anzusehen. Es war ihm anzusehen, dass er mit dieser Erwiderung nicht gerechnet hatte. „Wirklich?“

„Natürlich. Warum auch nicht?“

„Du hast nichts in diese Richtung gesagt“, murrte Harry.

„Ich hätte dich morgen oder übermorgen darauf angesprochen. Aber erst mal solltest du zur Ruhe kommen, es ist viel passiert in letzter Zeit. Lass mich das hier noch zu ende machen, dann können wir anfangen“, sagte Severus mit einem Handwink über seinen provisorischen Schreibtisch.

„Kann ich dir helfen?“

„Ich wollte die Schüler nicht umbringen.“

„Hey, ich habe ein O in Zaubertränke.“

„Nicht bei mir.“

„Argh, Severus!“, rief Harry aufgebracht. Er bemerkte das schlecht verdeckte Grinsen seines Partners nicht denn dieser senkte den Blick wieder auf seine Unterlagen, die Haare verdeckten seine Schadenfreude. Missmutig ließ sich Harry in einen Stuhl fallen, die Arme vor der Brust verschränkt und schmollend.
 

Irgendwann räumte Severus seine Sachen zusammen, sein Partner saß immer noch im Stuhl gegenüber und schmollte ihn an. Er konnte sich ein Grinsen nicht ganz verkneifen, was zu einem bitterbösen Blick führte.

„Ich habe ein O in Zaubertränke“, maulte Harry.

„Nicht bei mir“, wiederholte Severus während er um seinen Schreibtisch herum ging.

„Dann prüf mich, ich bin gut.“

„Ich brauche mein Labor noch.“

„Das ist nicht fair.“

„Wenn es um mein Labor geht, ist es fair. Harry, hör auf zu schmollen und lass uns anfangen. Willst du da sitzen bleiben?“

„Wo sonst?“

„Lass uns raus gehen.“

„Raus? Warum?“

Severus verleierte die Augen, warum konnte dieser Bengel nicht mal etwas ohne Nachfrage machen? „Also ich gehe jetzt raus, ich mag keine Zelte und es ist warm draußen. Ob du mitkommst, ist dir überlassen“, schnarrte er und ging an Harry vorbei. Dieser sprang sofort auf, er wollte natürlich nicht alleine im Zelt bleiben.
 

Ihr Weg führte sie zu dem kleinen Wäldchen, welches sich neben den Schutzschilden erhob. Albus hatte es extra nicht mit in die Schutzzauber eingebunden, er wollte nicht, dass sich die Schüler im Wald rum trieben.

„Ist das ne gute Idee?“, fragte Harry. Er stand am Rand, nur noch ein Schritt und er hätte das sichere Lager verlassen.

„Ja, ich muss mal raus. Die vielen Leute auf einem Haufen sind nicht gut für mich“, gestand Severus.

Harry nickte, trat über das Schutzschild und folgte ihm weiter zu den Bäumen. „Wo ist der Unterschied zu Hogwarts?“

„Ein riesiges Schloss und sehr dicke Mauern. Ich fühle mich in dem Zelt einfach nicht wohl.“

„Versteh ich. Hier?“

„Nein, ein Stück noch“, sagte Severus ausweichend.

Harry runzelte die Stirn, ging aber gehorsam weiter. Allerdings warf er immer wieder einen Blick über die Schulter, sie entfernten sich immer weiter vom Lager. „Severus?“, fragte er unsicher.

„Keine Angst, ich tu dir schon nichts“, kam zurück.

„Das weiß ich aber ist es gut wenn wir so weit weg gehen?“

„Wir haben Beide unsere Zauberstäbe dabei und wissen uns zu verteidigen. Hier ist Meilenweit nichts außer Gras, Wald und Wiese“, sagte Severus.

„Und das Licht da vorne?“, fragte Harry mit einer Mischung zwischen Angst und Neugier.

„Das ist unser Ziel.“

„Du hast das geplant?“

„Und wenn?“

„Warum?“

„Harry, denk nach. Warum könnte ich so was planen? Etwas abseits des Lagers?“, fragte Severus teilweise genervt. Manchmal war sein Partner naiver als ein Zwölfjähriger.

„Damit wir etwas Zeit alleine verbringen können?“, vermutete Harry jetzt vorsichtig.

„Einen Punkt für Gryffindor.“

„Hey, das wäre mindestens zehn Punkte wert gewesen.“

Sie hatten das Licht, welches sich als magisches Feuer raus gestellt hatte, mittlerweile erreicht. Vor Harry breitete sich eine dicke Decke aus, mit verzauberten Kissen zum Anlehnen und einem Korb, daneben zwei Gläser.
 

Severus beobachtete seinen Partner genau, er suchte nach Anzeichen von Angst oder Fluchtgedanken doch er suchte umsonst. Harry lächelte ihn nur an und ließ sich dann nieder.

„Das gefällt mir“, sagte er.

„Das freut mich.“

„Aber wir haben schon gegessen.“

„Vielleicht haben wir später noch Hunger“, sagte Severus während er sich setzte und in den Korb griff. Er förderte zwei Flaschen zu Tage, einen Rotwein und einen Saft, er schenkte ihnen ein und reichte Harry das Glas.

Aus Gewohnheit roch dieser daran und verzog sofort fragend das Gesicht, „das kenn ich nicht.“

„Das hoffe ich doch. Ich hatte während des Wolfsbanntrankes noch Zeit und habe was Neues ausprobiert.“

„Auf was stoßen wir an?“, fragte Harry, „das letzte Mal, als wir zusammen angestoßen haben, war es das Ritual.“

„Dann diesmal nur auf uns“, schlug Severus vor.

„Nicht auf das Gelingen des Rituals?“

„Nein, auf uns. Ganz allein auf uns“, sagte Severus.

„Gerne, also auf uns.“

Die Gläser stießen klirrend aneinander.
 

Eine knappe halbe Stunde später hatte Harry seinen Sitzplatz gewechselt, er lehnte wieder an Severus, die Augen geschlossen und mit den Fingern unbewusst über die Hände fahrend, die auf seiner Brust lagen. Bis jetzt hatte Severus das Thema Training nicht angesprochen, sie hatten allgemein nicht viel gesprochen aber sie mussten doch üben. Was hatte er gesagt? Er sollte zur Ruhe kommen, naja, noch ruhiger konnte er nicht werden. Dennoch war er unsicher als er nach Severus' Hand griff, die Verbindung stellte sich förmlich von selbst her.

Es war anders als früher, es fühlte sich anders an, sanfter, ruhiger und vertrauter. Aber wieso? Er stöberte in seinem Innersten rum bis er den Übergang fand, er war fast komplett verschlossen. „Severus?“, fragte er leise.

„Zu unserer beider Schutz.“

„Wie meinst du das?“

„Harry, es ist zu viel.“

„Wie sollen wir da üben? Wie kann man das klären?“, fragte Harry, der unbewusst an der Barriere kratzte.

„Zwei Methoden. Eine Schnelle und eine Langsame.“

„Erklärst du sie mir etwas genauer.“

„Die Langsame würde beinhalten, dass wir alles Stück für Stück durcharbeiten. Das kann Tage über Wochen bis Monate dauern.“

„Das fällt raus“, unterbrach ihn Harry, „also die Schnelle.“

„Kann uns wahnsinnig machen“, warf Severus sofort ein.

„Oh, wie geht die Methode?“

„Ich reiße die Barriere ein und jeder von uns muss sich mit dem Gefühlsleben des jeweils Anderen auseinander setzen.“

„Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir wahnsinnig werden?“, fragte Harry.

„Keine Ahnung.“

„Severus, das ist nicht sehr förderlich.“ Er hörte das leise Lachen an seinem Ohr, es schickte warme Schauer über seinen Rücken. „Haben wir eine andere Wahl?“

„Nicht wirklich.“

„Wie bereite ich mich vor?“, fragte Harry.

„Denk daran, dass ich dir nie weh tun würde. Ich will dir nichts Böses, ich will nur dein Bestes. Du kennst meine Magie, sie mag dich und wird dir auch nicht weh tun“, sagte Severus.

In diesem Moment dämmerte es Harry, dass in dem Moment wo Severus die Barriere niederriss, seine gesamte Magie auf ihn einschlagen würde. „Wir haben bis jetzt die langsame Methode verwendet, oder?“, fragte er leise.

„Ja, haben wir.“

„Wieso dann plötzlich die Schnelle?“

„Weil es zu viel geworden ist.“

„Häh?“

„Harry, es wäre genug Arbeit gewesen wenn du nur meine Magie kontrollieren sollst aber jetzt noch mit dem Chaos in deinem Inneren, es ist zu viel. Deine Magie ist völlig durcheinander, genau wie deine Gefühle. Es würde Monate dauern bis wir auch nur annähernd wieder Ordnung hineingebracht hätten“, erklärte Severus ruhig und ohne jeden Vorwurf in der Stimme.

Harry seufzte leise, strich mit dem Daumen über die schlanken Finger, die seine Hand umfasst hielten und sagte, „dann los.“

„Sicher?“

„Ja. Hast du noch einen Tipp für mich?“

„Mach es wie ich, heiße die Magie willkommen, breite die Arme aus und empfange sie mit einem Lächeln. Das ist alles, was ich dir raten kann“, sagte Severus, „bereit?“

„Danke und ja.“

Er spürte wie Severus nochmal tief durchatmete und dann ging die Welt unter.
 

Innerhalb eines Sekundenbruchteils musste sich Harry entscheiden, kämpfen oder nachgeben. Severus' Worte geisterten in seinem Kopf rum und er gab nach, die Magie flutete über ihn hinweg, riss ihn mit und zog ihn in einen Sog, den er nicht mehr kontrollieren konnte. Plötzlich war sie wieder da, diese dunkle, mächtige Magie, die er schon zur Bindung gespürt hatte und die ihm damals so unglaubliche Angst gemacht hatte. Doch diesmal war etwas anders, irgendwie fehlte ihm diese Angst diesmal und die Dunkelheit wirkte einladend auf ihn. Er ließ es zu, ließ sämtliche Blockaden fallen und wurde von Severus' Magie und Gefühlen überrannt.

Wärme, Zuneigung, Liebe, der Wunsch nach Frieden, der Wunsch nach einem Zuhause und der Wunsch nach einem liebenden Gefährten, das waren die Hauptgefühle, die ihn umflossen. Doch da war auch Unsicherheit, nicht etwa über das Ritual, nein, Severus war sich sehr sicher, dass sie das schaffen würden. Nein, die Unsicherheit bezog sich auf sie, auf ihn und Harry, auf ihre Beziehung, weit ab von dem Ritual. Er war sich nicht sicher ob es richtig war, ob es moralisch richtig war. Aber vor allem waren da Selbstzweifel und Angst, Angst davor, dass Harry es sich in ein paar Monaten anders überlegen würde. Dass er, also Severus, ihm dann zu alt wäre und er ihn für einen Jüngeren oder eine Jüngere verließ.

Harry musste erkennen, dass er diese Zweifel bis jetzt unterschätzt hätte, sie fraßen seinen Partner förmlich auf und mit dem Aufblitzen mehrerer Erinnerungen wusste er auch warum. Severus hatte in seinem Leben drei feste Beziehungen gehabt und sie alle waren gescheitert, an ihm, an seiner Art, die nun wirklich nicht einfach war und mit der keiner seiner Partner klar gekommen war. Am Anfang war es reizvoll gewesen den verschlossenen Außenseiter Severus für sich zu gewinnen, hinter die Maske zu blicken und ihn von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Aber dann, nun, dann waren die Probleme gekommen. Sie kamen mit seiner Art nicht klar, die berühmte rosarote Brille hatte sie über seine Fehler hinweg sehen lassen doch irgendwann mussten sie sich ihnen stellen, und ihre Beziehung zerbrach daran. Jedes Mal.

Und jedes Mal hatte es Severus ein Stück mehr zerbrochen und ihn schlussendlich zu dem gemacht, der er heute war. Nach außen hin kalt, unnahbar und von allem unbeeindruckt aber innerlich von Selbstzweifeln zerfressen und diese Zweifel waren es, die ihn daran hinderten sich Harry weiter zu nähern. Harry verstand in diesem Moment warum Severus ihm nie näher getreten war und es auch in Zukunft nicht machen würde, wenn er etwas wollte, musste die Initiative von ihm aus gehen. Diese Erkenntnis war sehr überraschend für Harry aber sie erklärte auch einiges. Langsam und ohne, dass er es merkte, lichtete sich das Chaos in seinem Inneren.
 

Severus musste sich nicht entscheiden ob er kämpfen sollte oder nicht, er empfing die Magie mit offenen Armen und wurde sofort von Angst und Scham überrannt. Angst vor den Reaktionen der Anderen, der Öffentlichkeit und seiner Freunde. Hier fragte sich Severus kurz ob Harry seinen Freunden eigentlich genau zuhörte, er kam zu dem Schluss, dass er wohl nur die Dinge hörte, die er hören wollte. Das war nicht gut, darüber würden die reden müssen. Doch nicht jetzt, Severus glitt weiter und suchte den Grund für Harrys bodenlose Scham.

Er fand sie sofort, es war Harry selbst. Er schämte sich für seine Gefühle, er fand es nicht richtig und doch konnte er sich nicht dagegen wehren. Seine Gefühle waren zu stark, er liebte ihn wirklich und das führte dazu, dass er in einen Gewissenskonflikt kam. Seine Liebe auf der einen Seite, seine Scham auf der Anderen. Eine Erinnerung flackerte auf, er erkannte das Lager, um ihn herum standen Schüler, Siebt- und Sechstklässler aus Ravenclaw und Hufflepuff. Severus erkannte, um welche Situation es sich handelte. Da prasselten auch schon die Beleidigungen auf ihn ein und das, was Harry wiederholt hatte, war wirklich noch das Harmloseste davon. Seine Gefühle, die er sich gerade erst eingestanden hatte, wurden mit Füßen getreten, wurden lächerlich gemacht und in den Schmutz gezogen. Ihm wurde eine Affäre unterstellt, die sie nicht hatten.

Die Erinnerung flackerte und verlöschte schließlich ganz, Harry wusste, dass die Worte sinnlos waren aber sie hatten ihn schwer verletzt und noch mehr verunsichert als er sowieso schon war. Severus seufzte leise, es würde ein harter Weg werden um ihn von der Richtigkeit dieser Gefühle zu überzeugen. Er schob diese Gefühle beiseite und ging weiter, und er fand das nächste, große Problem von Harry. Das Ritual. Er war sich absolut sicher, dass sie es nicht schaffen würden. Merlin, hatte der Junge denn gar kein Selbstbewusstsein?

Gut, bei seiner Vergangenheit war das nicht weiter verwunderlich aber das mussten sie ändern. Ohne das passende Selbstbewusstsein würde ihn der Vernichtungszauber eher selbst angreifen als IHN. Das konnten sie nicht riskieren, sie würden nur eine einzige Chance bekommen. Severus seufzte leise und schob auch diese Gefühle beiseite, die anderen Probleme waren mehr oder weniger klein. Zumindest im Vergleich zu seinen Gefühlen und dem Problem mit dem Ritual. Daran mussten sie arbeiten und das würden sie auch, langsam tauchte Severus wieder aus dem Chaos auf.

Kapitel 23

Verwirrt blinzelte Harry in die Dunkelheit, wo war er? Er spürte etwas um seine Brust, was hielt ihn da fest? Panik stieg in ihm hoch, er begann zu zappeln doch statt sich von ihm zu lösen, zog sich das Etwas noch stärker zusammen. Und gleichzeitig spürte er warmen Atem an seinem Ohr und eine sehr bekannte Stimme, „Ganz ruhig. Erinnere dich wo du bist, du bist in Sicherheit also keine Angst.“

Severus. Der Wald. Die Decke und die Öffnung der Blockade, mit einem Mal war wieder alles da und er stellte seine Gegenwehr sofort ein. Mit einem Seufzen sackte er gegen den Mann hinter sich und sagte, „Mir tut der Kopf weh.“

„Mir auch.“

„Hilft da ein Schmerztrank?“

„Nein, leider nicht. Da müssen wir durch.“

„Severus, was von dem in meinem Kopf gehört jetzt wirklich mir?“, fragte Harry, der die Augen wieder schloss doch das Chaos in seinem Kopf blieb.

„Woher soll ich wissen was du in deinem Kopf hast? Ich weiß nur, dass mein Schädel gleich platzt. Es wird ewig dauern bis ich das sortiert habe“, gab Severus zu.

„Ewig?“

„Naja, ein paar Tage schon. Harry, meine Erinnerungen und Gefühle müssten sich anders anfühlen. Du wirst den Unterschied merken.“

„Hm.“

„Was hm?“

„Nichts.“

„Harry.“

„Ich überlege.“

„Ob da was Gutes bei raus kommt?“, fragte Severus leise, „das ist als würdest du versuchen einen Trank zu brauen.“

„Ich habe ein O.“

„Nicht bei mir.“

„Kann ich dich irgendwie davon überzeugen, dass ich dieses O verdient habe?“, fragte Harry.

„Nein.“

„SEVERUS!“

Er hörte leises Lachen und nach einem Moment des Schmollens stimmte er mit ein.
 

„Können wir hier bleiben?“, fragte Harry nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, „und warum ist es hier so dunkel?“

„Die magischen Feuer waren nur mit einer bestimmten Kraft gefüllt, sie brauchen sich auf und da sie nicht erneuert wurden, sind sie erloschen. Nein, wir können nicht hier bleiben“, erklärte Severus.

„Schade.“

„Du willst hier schlafen? Unter freiem Himmel?“

„Warum nicht?“, fragte Harry, „oder bist du dafür zu alt?“

„Denk an meinen Rücken, ich armer alter Mann.“

„Och, du armer alter Mann. Dann sollten wir wohl doch aufstehen und ins Bett gehen, oder?“, fragte Harry grinsend.

„Sollten wir“, stimmte Severus ihm zu, machte aber selbst keine Anstalten aufzustehen.

„Tun wir aber scheinbar nicht.“

„Ach, du meintest sofort? Na dann hoch“, schnarrte Severus, der die Umarmung auflöste und ihn von sich schob, gleichzeitig entflammte ein neues Hexenfeuer.

„So war das nun auch nicht gemeint“, murrte Harry, erhob sich aber dann.

„Du hattest es doch eilig.“

„Nein, ich war nur überrascht. Würden wir vermisst werden wenn wir hier schlafen würden?“, fragte Harry. Er sah Severus zu wie dieser den Zauberstab zog und die Sachen alle wegräumte.

„Nein, Albus hat gespürt, dass wir das Lager verlassen haben.“

„Hätte er uns gesucht?“

„Ja, definitiv.“

„Wann?“

Severus zauberte einen Tempus, es war kurz vor Elf. „Spätestens um Mitternacht. Komm, ersparen wir ihm diesen Weg.“

„Können wir irgendwann mal unter freiem Himmel übernachten?“

„Ja, können wir aber nicht in Irland. Irgendwo wo es wärmer ist und wenn wir nicht mehr Gefahr laufen hinter jedem Baum einen Feind zu treffen.“

„Das klingt gut“, seufzte Harry während sie sich schon auf den Weg machten.
 

Er sah sich das Verhalten von Harry schon ein paar Minuten an und er fragte sich, warum der Jüngere ins Haus Gryffindor eingeordnet war. Harry lag neben ihm, mit einer Elle Abstand zwischen ihnen und wälzte sich auf der Stelle hin und her. Es war offensichtlich warum er nicht schlafen konnte aber er schien nicht den Mut aufzubringen einfach rüber zu rutschen.

„Warum kommst du nicht einfach rüber?“, schnarrte Severus in die Dunkelheit hinein.

Harry erstarrte und blieb wieder einmal stocksteif liegen. Ein Seufzen erklang bevor Severus zu ihm rutschte und einen Arm um ihn legte. Fast sofort kuschelte sich Harry an ihn und murmelte, „danke.“

Severus lag ein sehr fieser Kommentar auf der Zunge doch er schluckte ihn runter, Harry hatte genug Gewissensbisse wegen seiner Gefühle, da musste er nicht noch drauf einschlagen. „Das war purer Eigennutz.“

„Wieso?“, fragte Harry, der vorsichtig eine Hand auf den Arm legte.

„Es ist ein schönes Gefühl dich so nah zu haben. Es ist lange her“, gestand Severus.

Harry schwieg daraufhin, er wusste ja mittlerweile, dass Severus' letzte Beziehung vor über zehn Jahren in die Brüche gegangen war. Seitdem lebte sein Partner alleine. „Aber es war nicht deine Schuld“, sagte er irgendwann.

„Drei Männer, die ich sehr geliebt habe, sind da anderer Meinung.“

„Das sind Idioten.“

„Das sehen sie auch anders.“

„Aber ich nicht. Severus, ich kenne dich schon seit sieben Jahren, ich habe garantiert deine schlechtesten Seiten kennengelernt, sowohl im Unterricht wie auch privat und ich habe mich dennoch in dich verliebt. Ich weiß, worauf ich mich einlasse und naja, wenn...“

Hier brach Harry ab doch Severus hakte sofort nach, „wenn? Was wenn?“

„Wenn du mich haben willst, würdest du mich so schnell nicht wieder loswerden“, flüsterte Harry. Er zog unbewusst den Kopf ein, er wusste nicht wie Severus reagieren würde doch der drückte ihn nur enger an sich und hauchte einen Kuss auf seinen Kopf.

„Und wie ich dich haben will.“

„Ehrlich?“

„Ja, sehr sogar. Aber dennoch lassen wir es langsam angehen.“

„Wie genau stellst du dir das vor?“, fragte Harry. Er fand die Idee der langsamen Annäherung sehr gut denn trotz seiner Gefühle für Severus war er sich wegen der körperlichen Komponente noch nicht so sicher.

„Erst mal bringen wir Ordnung in unsere Köpfe, diese Kopfschmerzen sind ja nicht auszuhalten und dann nehmen wir das Training wieder auf. Mehr ist erst mal nicht geplant.“

„Und der Rest? Das Wir?“

„Willst du dafür einen Plan machen?“, fragte Severus schmunzelnd.

„Wäre doof, oder?“

„Ja, wäre es. Deswegen gibt es auch keinen. Wir werden sehen wie schnell sich alles entwickelt, wir haben alle Zeit der Welt.“

„Das klingt gut.“

„Ja, und jetzt wird geschlafen. Ich muss morgen leider in den Unterricht“, murrte Severus.

„Du hasst deine Schüler wirklich, oder?“, fragte Harry amüsiert.

„Nein, eigentlich nicht. Ich bin nur kein Lehrer.“

„Warum unterrichtest du dann?“

„Albus und das Ministerium. Es war ihre Bedingung als ich dem Dunklen Lord den Rücken gekehrt habe. Entweder in Hogwarts als Lehrer unterrichten oder nach Askaban. Sie wollten mich halt im Auge behalten“, erklärte Severus.

„Aber es muss doch aufgefallen sein, dass du ein mieser Lehrer bist.“

„Das fasse ich jetzt persönlich auf und nein, ich bin kein mieser Lehrer, ich bin nur streng und missverstanden. Sämtliche Schüler, die meine UTZ-Kurse erfolgreich bestanden haben, wussten was sie taten und wurden überall gerne genommen.“

„Wenn jemand bestanden hat.“

„Aber die waren dann wenigstens gut.“

„Willst du weiter unterrichten?“, fragte Harry, ein Gähnen folgte der Frage. Trotz der Kopfschmerzen wurde er langsam müde, die Wärme, die durch die Verbindung floss, trug ihren Teil dazu bei.

„Nein. Nur noch hier im Lager und das auch nur weil es notwendig ist. Sobald das alles vorbei ist, werde ich nie wieder unterrichten“, sagte Severus und setzte nach ein paar Momenten hinzu, „mit einer Ausnahme.“

„Ein eigenes Kind“, kam sofort von Harry.

„Richtig.“

„Klingt auch gut. Wollen wir jetzt schlafen?“

„Gerne. Gute Nacht, Harry.“

„Gute Nacht, Severus.“ Er kuschelte sich noch etwas enger an seinen Partner, der als Antwort die Umarmung kurz verstärkte.
 

Eigentlich wollte sich Harry, nachdem Severus am nächsten Morgen wirklich zum Unterricht gegangen war, auf den Weg zu seinen Freunden machen. Doch bevor er los ging, kam ihm der Gedanke, dass die ja wahrscheinlich im Unterricht waren und so musste er sich eine andere Beschäftigung suchen. Er überlegte einen Moment ob er nicht auch dorthin gehen sollte aber den Gedanken verwarf er sofort wieder, er wollte nicht mehr in den Unterricht. Seine Prüfungen würde er mit Bravour bestehen also sah er keine Notwendigkeit sich in irgendwelchen Unterricht zu setzen, der ihm eh nichts brachte. Hm, blieb die Frage was er den Tag über machen sollte? Er sah sich um, das Zelt war groß genug für zwei Personen. Ein Abteil wo sich ihr Bett befand, eine kleine Küche, von der sich Harry fragte, seit wann sie da war und der Vorhang, der das Bad abtrennte.

Natürlich der Hauptraum, mit Sofa, zwei Sesseln und einer magischen Feuerstelle. Ein kleines Reich für zwei Personen, aber das kannte er schon und damit bot es keine Zerstreuung für den Tag. Harry seufzte leise und rieb sich dann über die Nasenwurzel, er hatte noch immer Kopfschmerzen. Eine Idee blitzte in seinem Kopf auf, warum nicht an diesem Chaos in seinem Kopf arbeiten? Er holte sich eine Decke um es sich auf dem Sofa bequem zu machen. Erst dann schloss er die Augen und tauchte in sein Innerstes ab, er hatte genug Arbeit vor sich.
 

In den nächsten Tagen kehrte so etwas wie Normalität in das Lager der Hogwartsschüler ein. Die Lehrer hatten den Unterricht wieder aufgenommen und die Siebtklässler sorgten in der Freizeit für Spiel und Spaß. Keiner der jüngeren Schüler bekam mit was sich in der Welt außerhalb ihres Lagers abspielte, nur die Erwachsenen mussten sich mit diesen schrecklichen Ereignissen beschäftigen. Naja, fast alle Erwachsenen denn zwei von ihnen zogen sich immer sehr schnell in ihr Zelt zurück. Doch nicht, wie die meisten Schüler dachten, um einer sexuellen Beziehung zu frönen sondern um zu arbeiten. Selbst Harrys Freunde sahen ihn nicht mehr sehr oft.
 

So war es eine riesige Überraschung als Severus zwei Wochen später vor dem Zelt der Siebtklässler auftauchte und sie hinaus bat.

„Hey Alter, du lebst ja noch“, wurde Harry grinsend von Ron begrüßt.

„Wie man sieht.“

„Was machen wir hier?“

„Verteidigungstraining“, knurrte Severus.

„Jetzt?“

„Hier?“

„Mit wem?“, wurde durcheinander gefragt bis Harry lachend um Ruhe rief, „Leute, ruhig. Ja, jetzt. Nein, nicht hier. Ja, mit euch.“

„Wieder Zweierteams?“

„Ja.“

„Dann los, wir wollen dich im Staub sehen“, grinste Draco.

Zu seiner Überraschung erntete er damit nur ein geringschätziges Lächeln von Harry und auch von Severus bevor die Zwei sich zum gehen wanden, die Siebtklässler folgten ihnen etwas verwirrt.

„Warum habe ich das Gefühl, dass wir gleich unser blaues Wunder erleben werden?“, fragte Blaise vorsichtig.

„Weil Snape gelächelt hat“, kam knochentrocken von Ron.
 

„Wer will anfangen?“, fragte Harry lächelnd.

„Gegen wen kämpfen wir? Dich und Severus?“, fragte Draco. Genau wie die Anderen hatte er misstrauisch beobachtet wie sich Severus sehr relaxt an einen Baumstamm gelehnt hatte und sie mit verschränkten Armen ansah.

„Nur gegen mich“, sagte Harry, der auch ein erschreckend selbstbewusstes Lächeln zur Schau stellte.

„Ok, Ron und ich fangen an“, bestimmte Draco sofort.

„Ach, fangen wir?“

„Ja, Schatz, wir werden ja wohl mit Potter fertig werden.“

„Träum weiter, Malfoy“, schnarrte Harry.

Draco scheuchte ihre Freunde mit Handbewegungen zur Seite, flüsterte Ron schnell etwas zu und begab sich dann auf seine Position. Ron, der sehr skeptisch aussah, zog seufzend seinen Zauberstab und stellte sich im neunzig Grad Winkel von Draco entfernt aus. Sie sahen nicht wie Severus die Augen verdrehte.

„Können wir?“, fragte Harry grinsend.

„Natürlich.“

„Auf Drei“, kam von Severus und nachdem alle genickt hatten, begann er zu zählen, „Eins, Zwei, …. Drei.“

Harry und Draco sprachen ihre Zauber förmlich gleichzeitig aus, „Stupor.“ „Protego speculum.“
 

Ron musste etwas fassungslos mit ansehen wie der Stupor seines Freundes zurückgeworfen wurde und besagter Freund bewusstlos zu Boden sackte. Noch bevor er sich von dem Schock erholt hatte, wurde ihm schon ein Fluch entgegen geschleudert.

„Incarcerus irretio.“

Hauchdünne Seile wickelten sich um seinen gesamten Körper, drückten Arme und Beine zusammen und mit einem hölzernen Klack fiel sein Zauberstab auf den Boden.

„Gewonnen“, feixte Harry grinsend.

„Das war unfair“, maulte Ron sofort.

„Wieso? Er hat bis drei gezählt. Euch zu besiegen, war Sinn und Zweck der Übung.“

„Wieso hat dich der Stupor nicht getroffen?“, fragte Hermine nachdem sie Draco aufgeweckt hatte. Dieser rappelte sich etwas verwirrt auf, sein Blick ging zu dem eingewickelten Ron und dann zu einem sehr breit grinsenden Harry.

„Wenn zwei Zauber, die sich entgegen gesetzt sind, aufeinander prallen, gewinnt der Zauber, der mit der stärkeren magischen Kraft gesprochen wurde“, schnarrte Severus vom Rand aus.

„Also war Harrys Protego stärker als mein Stupor. Krass. Ok, wer ist der Nächste?“

Theo und Blaise traten vor, die zwei jungen Männer grinsten sehr siegesgewiss.

„Viel Glück“, rief Neville vom Rand aus. Er wollte nicht kämpfen, genauso wenig wie Hermine und da hatten sich deren Freunde einfach zusammen getan. Harry winkte sie grinsend näher, er zeigte keinerlei Anzeichen von Nervosität und schon stand er zwei weiteren seiner Freunde gegenüber.
 

Nur wenige Minuten später waren Theo und Blaise besiegt, mit einem Klebezauber waren sie aneinander geklebt und ihre Zauberstäbe hielt Harry in der linken Hand.

„Lös diesen verdammten Zauber“, fluchte Blaise.

„Nö.“

Neville erbarmte sich und löste seinen Freund von Blaise, der noch immer vor sich hin fluchte. Und schon traten Seamus und Dean vor, sie wollten auch ihr Glück versuchen.
 

Diesmal dauerte es etwas länger, Harry wich Seamus' erstem Fluch aus und streckte ihn mit einem unbekannten Fluch zu Boden. Deans Entwaffnungszauber prallte an seinem Schutzschild ab und schlug in einen der umstehenden Bäume ein. Kurz darauf klappte Dean zusammen, seine Beine fühlten sich an als wären sämtliche Knochen daraus verschwunden. Aus Reflex griff sich der junge Mann an die Beine, Harry brauchte nur noch einen winzigen Aufrufungszauber um an seinen Zauberstab zu gelangen. „Gewonnen“, grinste er.

„Wir wollen eine Revanche!“, kam sofort von Ron, der mit Draco erneut vor ihn trat. Hermine und Neville versorgten unterdessen ihre Freunde.
 

Keine fünf Minuten später war diesmal Ron bewusstlos und Draco zauberstablos, Harry wurde mittlerweile von allen etwas fassungslos angesehen. Vor allem weil er dieses Grinsen einfach nicht aus dem Gesicht bekam.

„Ok, klär uns auf. Was bei Merlin hast du in den letzten zwei Wochen gemacht, dass du so stark geworden bist?“, murrte Draco schließlich.

„Bin ich nicht“, gab Harry sofort zu. Er steckte den Zauberstab weg und zog ein Medaillon unter seinem Shirt vor. Hermine erkannte es sofort, ihr Blick ging zu Severus, der noch immer an seinem Baum lehnte. Jetzt allerdings sehr amüsiert.

„Du hast mit Professor Snapes Magie gekämpft“, stellte sie fest.

„Richtig.“

„Das ist nicht fair, kein Wunder, dass mein Stupor abgeprallt ist“, maulte Draco sofort, „ich will noch eine Chance.“

„Warum?“, fragte Severus.

„Weil ich nicht mit voller Kraft gekämpft habe, wahrscheinlich wie alle Anderen auch. Wir wollten Harry schließlich nicht verletzen.“

Severus' Blick ging zu Harry, fragend und als dieser genickt hatte, sagte er, „dann aufstellen. Ihr dürft mit voller Kraft kämpfen. Keine schwer verletzenden Zauber.“

Draco und Ron wollten anfangen also zog sich der Rest zurück. Niemand bemerkte wie Harry kurz in sich ging und die Verbindung ein Stück weiter öffnete, sofort wurde er von noch mehr dunkler Magie überflutet. Zusammen mit Severus' Stimme, „Viel Spaß.“
 

Der Kampf war anders, er dauerte länger und es wurden mehr Flüche benutzt. Es kam Bewegung in die Kämpfer, es prallten Flüche gegen Schutzschilde oder man wich aus aber egal wie sich Draco und Ron anstrengten, das Ergebnis war dasselbe. Sie lagen nach einer knappen Viertelstunde im Dreck, zauberstablos und besiegt. Und genauso ging es auch den anderen zwei Angriffspaaren.

„Wie machst du das? Die Hälfte der Zauber, die du benutzt, kenn ich gar nicht“, sagte Hermine nachdem alle Flüche aufgehoben waren und alle wieder auf den Beinen waren.

„Aber Severus kennt sie“, warf Draco ein.

Der Angesprochene gesellte sich jetzt wieder zu den Schülern und nickte, „richtig, die Zauber sind von mir.“

„Aber wie konnte er so schnell so viele Zauber lernen? Dann müsste er ja die ganzen zwei Wochen nur Zaubersprüche gelernt haben.“

„Ich habe keinen einzigen Zauberspruch davon gelernt“, sagte Harry. Er trat neben seinen Partner, der ihm sofort das Medaillon abnahm.

„Aber wie kannst du sie dann anwenden?“, fragte Neville.

„Durch unsere Verbindung.“

„Also habt ihr es geschafft?“, kam von Dean.

„Nein, leider noch nicht.“

„Wie geht das dann?“

Hilfe suchend sah Harry zu Severus, der sich seiner auch erbarmte und erklärte, „im Endeffekt kämpft meine Magie. Harry denkt, was er machen will und meine Magie setzt es um.“

„Wie soll es sein?“

„Dass er meine Magie wie seine Eigene benutzt. Also er denkt explizit welchen Zauber er nutzen will und die Magie führt es nur aus und denkt nicht selber.“

„Aber wie kann er dann Zauber anwenden, die er nicht kennt?“, fragte Seamus, „nur als Beispiel.“

Severus überlegte kurz und sagte dann, „als Beispiel, Harry denkt, dass er seinen Gegenüber angreifen will aber er denkt nicht genau an einen Zauber also wird die Magie den Zauber wählen, den sie für richtig hält. Dabei spielt mein Unterbewusstsein eine große Rolle. Ich kenne Dracos Angriffsart, ich weiß, dass er sofort mit einem Stupor angreift also hat meine Magie meinen Spiegelprotego angewandt. Zwei Sachen in einem erledigt, Harry bleibt unverletzt und Draco ist außer Gefecht gesetzt.“

„Aber ist es so nicht sinnvoller?“, fragte Ron nach einer Weile, „Sie kennen wesentlich mehr Zauber als Harry und es würde sehr lange dauern bis er alle diese Zauber beherrscht.“

„Für den normalen Kampf geht das aber nicht für den Vernichtungszauber denn den kann ich nicht und werde ich auch nicht lernen“, sagte Severus.

„Warum nicht?“

Sowohl Severus wie auch Harry zögerten mit ihrer Antwort bis Harry leise erklärte, „weil der Zauber lebensgefährlich ist. Falsch angewendet, wendet er sich gegen den Anwender oder macht einfach was er will. Es reicht wenn ich den Zauber lernen muss, dann muss sich Severus nicht noch dieser Gefahr aussetzen. Zudem es für ihn auch nichts bringt.“

„So gefährlich? Hätte ich nicht gedacht“, gestand Dean und der Rest stimmte ihm zu.

„Leider ja aber bis ich den Zauber anfangen kann, muss ich erst mal den seine Magie beherrschen“, sagte Harry mit einem Handwink auf seinen Partner, der nur eine Augenbraue hochzog aber nichts dazu sagte.

„Wie soll es weiter gehen?“, fragte Blaise jetzt.

Diesmal antwortete Severus, „wir treffen uns ab jetzt jeden Abend nach dem Abendessen hier zum Training.“

„Jeden Abend? Was ist mit den Hausaufgaben?“ Es war allen klar, dass diese Frage von Hermine kam.

„Mrs. Granger, eigentlich sollten Sie gar keine Hausaufgaben mehr machen sondern mitten in Ihren Prüfungen stecken. Ich werde veranlassen, dass die Siebtklässler von den Hausaufgaben befreit werden und stattdessen an diesem Training teilnehmen. Das ist im Moment wesentlich wichtiger“, sagte Severus.

„Alle Siebtklässler?“

„Ja. Aber nicht alle auf einmal. Ich werde Albus einen Plan geben, wir brauchen jeden Abend vier Paare.“

„Und wenn sich ein Schüler weigert?“, fragte Neville.

„Dann sollte der- oder diejenige keinen Beruf anstreben, in dem ein UTZ in Zaubertränke notwendig ist“, schnarrte Severus kalt, sein Blick lag dabei allerdings auf Harry, mit einem Ausdruck, den keiner wirklich deuten konnte. Neville nickte nur, der Gesichtsausdruck machte ihm Angst.

„Wir sollten für heute aufhören“, schlug Harry schnell vor, sein Vorschlag wurde sofort angenommen.
 

„Das war nicht nett.“

„Ich bin nicht nett.“

„Zu mir schon.“

„Das ist was anderes.“

Harry sah seinen Partner, der bereits wieder an seinem Schreibtisch saß, zweifelnd an, seufzte dann und ging ins Bad. Es hatte keinen Sinn zu diskutieren, Severus würde jeden mit Pauken und Trompeten durchfallen lassen, der sich vor diesem Training drücken wollte. Und vor allem war es viel zu spät um darüber zu diskutieren, er wollte duschen und dann ins Bett. Er hoffte natürlich, dass Severus auch schlafen gehen würde aber irgendwie sah es nicht so aus.
 

Seine Ahnung erwies sich als falsch. Severus arbeitete zwar noch eine knappe halbe Stunde weiter bevor er dann doch seine Sachen weg packte, erst ins Bad ging und dann zu ihm ins Bett kam. Wie schon seit zwei Wochen schlang er sofort einen Arm um ihn und zog ihn eng an sich. Harry, der schon im Halbschlaf war, erwiderte die Umarmung, kuschelte sich an ihn und konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen.

„Gute Nacht.“

„Gute Nacht, Harry.“
 

Das Training wurde bereits am nächsten Abend aufgenommen, diesmal Ravenclaw und Slytherin. Albus hatte die Liste von Severus am Morgen bekommen und die Schüler dementsprechend eingeteilt. Ihr Trainingsplatz, der sich außerhalb des Lagers befand, war am Abend sehr voll denn sehr viele Schüler wollten zusehen. Harry machte es nichts aus, er spürte schon den ganzen Abend über die dunkle Magie von Severus in seinem Innersten und das beruhigte ihn ungemein. Vor allem war er die dummen Blicke gewöhnt, nur hatten sie jetzt einen anderen Grund. Das Training begann trotz der Zuschauer.
 

„Severus, was machen die ganzen Schüler hier?“, fragte Albus. Er hatte nur nachsehen wollen wie das Training lief und war sehr überrascht gewesen.

„Frag sie das.“

„Du gefährdest sie.“

„Falsch, sie gefährden sich selber, ich habe keinen eingeladen und sie sind mir egal“, schnarrte Severus. Wie schon gestern lehnte er an seinem Baum und hielt den Blick auf den Kampf gerichtet, er hatte Albus nicht mal angesehen.

„Du könntest sie wegschicken. Was ist wenn ein verirrter Zauber sie trifft?“, fragte Albus.

„Was an, sie sind mir egal, war so unverständlich?“, knurrte Severus.

Albus sah seinen Tränkemeister fassungslos an, so kalt hatte er ihn noch nie erlebt. Er wandte den Kopf, Mrs. Patil aus Ravenclaw ging gerade zu Boden und gesellte sich zu ihrer Kampfpartnerin aus Slytherin, Mrs. Parkinson. Harry stützte sich schwer atmend auf den Knien ab, den Kopf gesenkt. Der Kampf war hart gewesen und dennoch nicht der Letzte an diesem Abend.

„Das Team Goyle – Brocklehurst vortreten und Kampfhaltung einnehmen“, knurrte Severus.

Sofort kam Bewegung in alle drei Kampfbeteiligten, Harry brachte sich ächzend in eine aufrechte Position während seine Gegner sich vor ihm aufstellten.

„Severus, es ist zu gefährlich mit den ganzen Schülern rund herum“, sagte Albus nochmal, „da kann sehr schnell was passieren.“

„Vielleicht bleiben sie dann weg und stören nicht weiter“, gab Severus kalt zurück, „Anfangen!“

Das Wort war noch nicht ganz ausgesprochen als Harry schon einen Lähmungsfluch auf Greg abfeuerte. Er wartete nicht ab bis sein Fluch traf sondern wandte sich sofort der Ravenclawhexe zu, die zur Seite gehechtet war um ihn seitlich anzugreifen. Sein Fluch prallte an ihrem Schutzschild ab. Doch diese Aktion bereute er nur wenige Momente später denn Greg war, trotz seiner fülligen Figur, sehr behände ausgewichen und griff ihn jetzt von hinten an. Er sah ihn in den Augenwinkeln, fuhr rum und in diesem Moment trafen ihn gleich zwei Schockzauber. bewusstlos ging er zu Boden, der Zauberstab kam mit einem leisen Klacken auf. Er war nicht der Einzige denn sein Lähmungsfluch, dem Greg ausgewichen war, hatten einen Gryffindorviertklässler getroffen.

„Sehr gut. Zehn Punkte für Ravenclaw und Slytherin“, sagte Severus während er sich vom Baum abstieß, nebenher die Lähmung von dem Viertklässler nahm und sich dann an die Menge wandte, „ich will morgen Abend niemand auf dieser Lichtung sehen, der nicht auf der Liste steht. Jeder Schüler, der sich hier unerlaubterweise einfindet, fluche ich persönlich zurück in sein Zelt. Jetzt verschwinden Sie alle.“

Die Schüler beeilten sich seiner unglaublich netten Forderung nachzukommen.

„Zufrieden Albus?“, schnarrte er ohne ihn anzusehen. Er bewegte sich auf Harry zu, hob den Schockzustand auf und hielt ihm gleichzeitig eine Hand hin. Sie wurde etwas zittrig ergriffen. „Du warst zu selbstsicher und hast deinen Gegner anhand seines Äußeren unterschätzt“, sagte Severus während er ihn hochzog.

„Hm, das habe ich bemerkt. Ich will ein Eis als Entschädigung.“

„Kriegst du.“

Ohne Albus weiter zu beachten, legte Severus einen Arm stützend um seinen Partner und machte sich mit ihm auf den Weg Richtung Zelt.

Der alte Weißmagier sah ihnen nachdenklich nach, von der Kälte in Severus' Stimme war nichts mehr geblieben als er mit Harry sprach. Da war sie warm und liebevoll gewesen. Und Albus war sich absolut sicher, dass morgen Abend wirklich keine ungebetenen Gäste mehr beim Training zuschauen würden. Dennoch hieß er das Verhalten von Severus nicht gut.
 

Harry hatte sein Eis bekommen und lag jetzt frisch geduscht und im Pyjama dich an seinen Partner gekuschelt. Dieser lehnte mit dem Rücken an ein verstärktes Kissen, hatte einen Arm um ihn gelegt und in der anderen Hand ein Buch. Harry beobachtete ihn einen Moment bevor er fragte, „was liest du da?“

Das Buch wurde ihm vor die Nase gehalten damit er es lesen konnte und dennoch brauchte er ein paar Momente um zu realisieren, was genau er da las. „Das ist ein Roman.“

„Richtig.“

„Das ist ein Muggelroman.“

„Wieder richtig.“

„Du liest Muggelromane?“

„Ja, tu ich. Sehr entspannend.“ Severus wurde mit großen Augen angesehen, er grinste und nahm das Buch wieder zu sich.

„Bist du böse weil ich verloren habe?“, fragte Harry irgendwann.

„Nein.“

„Sicher?“

„Ja. Du hast einen Fehler gemacht, hast daraus gelernt und wirst ihn nicht wieder machen. Das ist der Sinn vom Training. Fehler machen und daraus zu lernen“, erklärte Severus abwesend, sein Blick glitt schon wieder über die beschriebenen Seiten.

Harry verstand, er wollte seine Ruhe haben also suchte er sich eine bequeme Position und schloss die Augen, schnell war er in Gedanken versunken.

Er fühlte sich gerade sehr wohl, mit der Situation, mit seinen Freunden und vor allem mit Severus. Dass sie momentan nur kuschelten, kam ihm sehr gelegen denn irgendwie konnte er sich mehr nicht vorstellen. Kurz hatte er überlegt ob er mit einem seiner Freunde darüber reden sollte, er hatte den Gedanken aber dann wieder verworfen. Momentan hatte er eh anders im Kopf als Sex und wenn sein Problem später auch noch sein würde, könnte er den Gedanken ja nochmal vor holen.

Jetzt war er mehr als zufrieden hier zu liegen und sich an Severus zu kuscheln. Aber ob der das genauso sah? Vorsichtig schielte er nach oben, Severus war völlig in sein Buch vertieft und er hatte bis jetzt nichts weiter unternommen. Was sich, wenn Harry die Erinnerungen und Gefühle richtig deutete, auch nicht ändern würde. Severus würde ihn nie bedrängen und da er nicht wusste, wie weit er gehen könnte ohne ihn zu bedrängen, ließ er es ganz. Hm, und Harry traute sich nicht weil er in diesem Fall ein absoluter Schisser war. Tolle Voraussetzungen.

Mit hochgezogener Augenbraue sah Severus auf den jungen Mann an seiner Seite, der gerade sehr tief und schwer geseufzt hatte. Er wartete ob da noch mehr kam aber Harry blieb einfach liegen und schien völlig in Gedanken zu sein. Langsam, um Harry nicht zu verschrecken, baute er die Verbindung auf, Harry sah sofort auf als die warme Magie ihn einhüllte. „So tief in Gedanken?“, fragte er leise.

„Ja.“

„Warum? Doch nicht etwa wegen dem Training, oder?“

„Nein.“

„Weswegen dann?“, fragte Severus, der die Seite in seinem Buch markierte und es dann weglegte.

„Wegen uns.“

„Hatten wir nicht abgemacht, dass wir Probleme sofort besprechen wenn sie auftauchen?“

Harry hob den Blick, blinzelte ihn verwirrt an und meinte, „ich habe keine Probleme.“

„Wieso seufzt du dann so tief?“

„Ich dachte an die Zukunft.“

„Die Nähere oder die Entferntere?“

Jetzt wurde Severus noch verwirrter angesehen bevor Harry fragte, „wo liegt da der Unterschied?“

„Die Nähere beinhaltet das Ritual, den Vernichtungszauber und dieses winzige Problem, was sich Dunkler Lord nennt. Die Entferntere beinhaltet uns“, erklärte Severus ruhig, „und sämtliche Probleme, die du dir dabei einbildest, ob sie vorhanden sind oder nicht.“

„Was heißt hier einbilden?“

„Ich kenne dich mittlerweile gut genug. Immer wenn irgendetwas nicht so läuft, wie du es von der Allgemeinheit gewohnt bist, suchst du förmlich nach imaginären Problemen. Du suchst hauptsächlich nach Fehlern bei dir und deinem Verhalten“, sagte Severus. Seinem Blick wurde ausgewichen und bestätigte damit Severus' Vermutung. „Also, was ist es diesmal?“

„Reicht dir das hier?“, fragte Harry vorsichtig.

Er deutete unsicher auf sich selbst und Severus, es dauerte einen Moment bis Severus verstand. „Ja.“

„Wirklich?“

„Warum klingst du so zweifelnd? Ich habe dich nie belogen und ich fange jetzt nicht damit an. Ja, es reicht mir. Wir müssen uns Beide an die Situation gewöhnen und das braucht Zeit. Außerdem haben wir gerade andere Probleme als irgendwelche verqueren Vorstellungen wie eine Beziehung ablaufen soll. Oder hast du einen Zeitplan gemacht?“, fragte Severus amüsiert.

„Nein, natürlich nicht.“

„Warum machst du dir dann solche Gedanken? So ungern ich es auch sage aber du solltest manchmal weniger denken.“

„Das solche Worte mal von dir kommen würden.“

„Ja, schrecklich. Was hältst du davon wenn wir schlafen? Morgen wird wieder anstrengend genug.“

„Hm, gerne.“

„Dazu müsstest du mich kurz loslassen.“

Harry löste sich nur ungern von ihm, ließ ihn aber dann doch lange genug los damit sich Severus bequemer hinlegen konnte. Dann allerdings schlang er sofort wieder einen Arm um ihn, die Umarmung blieb nicht unerwidert.

„Gute Nacht, Harry und denk bitte nicht mehr darüber nach.“

„Das fällt schwer.“

„Versuch es einfach. Das macht alles sehr viel einfacher und jetzt schlaf.“

„Hm.“

Severus verdrehte die Augen, löschte dann das Licht und drückte seinen Partner an sich. Hoffentlich schlief Harry bald ein.

„Du, Severus?“

„Was denn?“

„Die Verbindung ist noch offen.“

„Stört sie dich?“

„Nicht wirklich...“

„Wo liegt dann dein Problem? Lass sie doch offen und schlaf endlich.“

„Mach ich ja schon, gute Nacht.“

Severus grummelte nur leise.
 

Die Verbindung wurde von da an nicht mehr geschlossen, weder von Severus' noch von Harrys Seite. Sie sahen einfach keine Notwendigkeit mehr dazu denn es fühlte sich einfach besser an. Lediglich im Unterricht musste Severus die Verbindung etwas eindämmen, sonst war er einfach zu leicht abgelenkt, vor allem wenn sich Harry in dieser Zeit mit starken Gefühlen auseinander setzte, merkte er das sofort und es lenkte ihn ungemein ab. Beim Training war die Verbindung wiederum voll geöffnet und von Tag zu Tag strömte mehr Magie von Severus zu Harry und sie wurden immer stärker. Das merkten auch ihre Gegner in den Trainingskämpfen, aus zwei wurden drei Gegner und die explizite Ansage von Severus, dass sie gefälligst mit voller Kraft kämpfen sollten. Was sie auch taten und damit wurde der Kampf für Harry verdammt schwer.
 

„Verloren“, grinste Draco. Er stand über seinem besiegten Gegner, der bewegungslos am Boden lag und ihn wütend ansah.

„Zehn Punkte für Slytherin und zehn Punkte für Hufflepuff“, knurrte Severus in diesem Moment. Er hatte sich von hinten genähert, nahm im Vorbeilaufen der Hufflepuffhexe den Zauberstab seines Partners ab und hob den Stasiszauber auf, mit eben diesem Zauberstab.

Harry ergriff die angebotene Hand und ließ sich hochziehen während er grummelte, „damit hab ich nicht gerechnet, Mist.“

„Fehler machen und daraus lernen“, war alles, was Severus sagte.

Draco und Vince nickten, die Hufflepuff hatte sich schleunigst zurückgezogen denn es war der letzte Kampf des Abends gewesen. Severus reagierte immer noch sehr ungehalten wenn jemand länger als notwendig am Kampfplatz blieb. Zuschauer hatten sie im übrigen seit der ersten Ansage keine mehr blicken lassen, die Kämpfer wurden allerdings jedes Mal von neugierigen Schülern empfangen.

„Kommt ihr noch mit was trinken?“, fragte Draco.

„Gerne. Severus?“

„Nein.“

„Och komm schon, du kannst doch nicht den ganzen Abend alleine im Zelt verbringen“, sagte Draco, „du könntest ein bisschen Gesellschaft gebrauchen.“

„Vielen Dank, ich verzichte. So gerne ich mich alleine in unser Zelt zurückziehen würde, kann ich es nicht, Albus will irgendetwas mit mir besprechen“, schnarrte Severus, es war ihm anzusehen, dass er von dieser Idee sehr wenig begeistert war.

„Viel Spaß“, grinste Harry bevor er mit Draco und Vince ging. Schwarze Augen folgten ihnen einen Moment, dann seufzte Severus und machte sich auf den Weg zu Albus, er hatte so gar keine Lust auf ein Gespräch.
 

Seine Laune sank noch tiefer als er das Zelt betrat und außer Albus noch Minerva und Lupin anwesend waren. „Albus, was willst du?“, knurrte er sofort.

„Aber Severus, nicht so unhöflich“, sagte Albus sofort und erntete damit ein erbostes Schnauben.

„Natürlich Albus. Einen schönen guten Abend, Albus, Minerva, Köter. Was ist der Grund, dass du mich an diesem wunderschönen Abend belästigst und mir meine wohlverdiente Ruhe nicht gönnst?“, schnarrte Severus in einer Tonlage, die jeden Schüler einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.

Albus konnte sich ein Seufzen gerade noch verkneifen, es wurde immer schwerer vernünftig mit Severus zu reden und das Thema, welches er ansprechen wollte, war nicht dazu gedacht das noch zu verbessern.

„Nun?“, knurrte Severus.

„Ich mache es kurz, wie weit seit ihr?“, fragte Albus und sofort verfinsterte sich der Gesichtsausdruck seines Gegenübers.

„Wir sind so weit, wie wir sind.“

„Wie weit genau ist das?“, kam von Minerva, sie bekam einen wütenden Blick zugeworfen,

„Kannst du es besser machen? Wir arbeiten daran und weder Harry noch ich lassen uns drängen, ihr wisst genau, dass es so nicht funktioniert. War das alles weswegen du mich hast hergerufen? Wenn ja, kann ich ja wieder gehen.“

„Severus, wir brauchen eine Aussage wie weit ihr seit. Die Überfälle nehmen zu, gestern gab es einen Anschlag in der Winkelgasse, es ist nur noch eine Frage der Zeit bis sie das Ministerium angreifen“, fuhr Minerva auf.

Zu ihrer Bestürzung zuckte Severus nur mit den Schultern und meinte, „mir egal.“

„Wie kann dir das egal sein? Dort sterben Menschen.“

„Die ich nicht kenne und die mich nicht interessieren. Die einzigen Menschen, die mich interessieren, sind hier“, sagte er.

„Was ist mit Lucius und Narzissa Malfoy? Die sind im Ministerium.“

„Haben meine Freundschaft und meine Sorge vor siebzehn Jahren verspielt. Albus, willst du noch etwas?“

„Der Wolfsbanntrank. In neun Tagen ist wieder Vollmond.“

„Wollte ich heute aufsetzen aber dann wurde meine Abendplanung durch dieses sinnlose Gespräch unterbrochen. Kann ich jetzt gehen?“

„Natürlich.“

Severus nickte Albus nochmal zu und ging, ohne Minerva und Remus noch eines Blickes zu würdigen.
 

„Wollen wir mit Harry reden?“, fragte Minerva später.

„Willst du verflucht werden?“, fragte Remus zurück, „Severus bringt jeden um, der Harry auf diese Weise bedrängt. Irre ich mich oder ist er wesentlich stärker als früher.“

„Du irrst dich nicht, er und Harry sind stärker als früher aber da liegt das Problem“, sagte Albus leise.

„Wieso?“

„Weil beide, Harry und Severus, reine Schwarzmagier sind und auch wenn die Einteilung heutzutage natürlich Blödsinn ist, steckt doch ein bisschen Wahrheit dahinter.“

„Harry ist nicht böse.“

„Nein aber er hat, genau wie alle Anderen, eine böse Seite. Severus lebt seine Seite gerade sehr deutlich aus und er bekommt es wahrscheinlich nicht mal mit. Für ihn zählt nur Harry“, erklärte Albus traurig.

„Und Draco.“

„Remus?“ „Er hat sein Patenkind schon einmal verloren, nochmal wird er das nicht zulassen“, erklärte der Werwolf.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Minerva doch keiner der zwei Männer konnte ihr eine Antwort darauf geben. Albus löste das Treffen schließlich auf, sie hatte keine andere Wahl als zu warten.
 

Er spürte die Verärgerung durch die Verbindung hinweg und verabschiedete sich schnell von seinen Freunden. Es war nicht schwer seinen Partner zu finden, der dichte Rauch über dem Tränkezelt war eindeutig. Leise betrat er das Zelt, Severus stand mit dem Rücken zu ihm und hackte förmlich auf dem Schneidebrett rum.

„Mein Tränkelehrer hat mir immer erklärt, dass man die Zutaten mit sehr viel Sorgfalt und Umsicht behandeln soll. Er wäre sehr erzürnt über diese Art der Behandlung“, sagte er während er näher trat und vorsichtig die Arme von hinten um Severus legte.

Dieser hatte beim ersten Wort in seinem Tun inne gehalten, er hatte die Anwesenheit von Harry längst gespürt und genoss jetzt die Nähe zu ihm. „Mich wundert, dass du mir überhaupt zugehört hast“, sagte er irgendwann.

„Ich habe es versucht, zwischen dem ganzen Angeschreie und Beleidigen.“

Daraufhin schwieg Severus, er wusste selber, dass er den Jungen damals falsch behandelt hatte aber er konnte es nicht mehr ungeschehen machen.

„Aber das ist Vergangenheit“, sagte Harry gerade. Er lehnte mittlerweile eng an Severus' Rücken geschmiegt, seine Hände strichen sanft über dessen Bauch und Brust.

„Wirklich? Ich war nicht sehr fair zu dir.“

„Du warst zu keinem Schüler fair, außer den Slytherins.“

„Stimmt.“

„Aber das hast du auch geändert, die Schüler werden dich zwar nie mögen aber mittlerweile ist normaler Unterricht möglich. Was braust du da eigentlich?“

„Wolfsbanntrank.“

Harry hob den Kopf und schielte an seinem Partner vorbei auf das Schneidebrett. „Und dafür muss die Wolfswurzel pulverisiert werden? Sollte sie nicht in Würfel geschnitten werden?“, fragte er.

„Du hast ja wirklich Ahnung.“

„Ich habe ein O. Ja, ich weiß, nicht bei dir. Lass es mich dir beweisen, bitte Severus. Lass uns das endlich aus der Welt schaffen“, bat Harry.

Er spürte wie Severus tief durchatmete und dann meinte, „in Ordnung. Dann brau mal.“

Es dauerte einen Moment bis Harry begriff und sich eilig von ihm löste, nur um neben ihn zu treten. „Ich darf wirklich den Banntrank machen?“, fragte er nochmal nach.

„Ja. Es sind deine Mitschüler, die Lupin frisst.“

„Hey, ich schaffe das“, maulte Harry sofort, nur um dann leise hinzuzufügen, „aber ich könnte eine helfende Hand gebrauchen.“

Er rechnete mit einem bösen Kommentar doch Severus räumte nur die verschnittene Wurzel weg und deutete auf den Platz neben sich, ein Brett und ein Messer erschienen. „Schneid die Wolfswurzel, ich bereite die Würmer vor.“

„Gerne.“ Mit einem freudigen Grinsen machte sich Harry an die Arbeit und bis auf ein paar Absprachen arbeiteten sie ruhig und still nebeneinander.
 

Der Banntrank köchelte ruhig vor sich hin, Severus legte einen Überwachungszauber darauf während Harry die letzten Reste der nicht benötigten Zutaten wegräumte. „Wieso bist du eigentlich her gekommen?“, fragte Severus ohne sich umzudrehen.

„Ich habe deine Verärgerung gespürt und wollte mal gucken kommen. Was war los?“

„Das Übliche.“

„Sie wollten wissen wie weit wir sind und haben genervt?“

„Richtig.“

„Was hast du ihnen gesagt?“

„Auch das Übliche.“

„Wie weit sind wir? Ich kontrolliere noch lange nicht deine ganze Magie“, sagte Harry.

Diesmal schwieg Severus, er rührte noch einmal gegen den Uhrzeigersinn und stellte dann die Flammen richtig ein, der Trank musste jetzt zwölf Stunden köcheln und das konnte er auch alleine.

„Severus?“

„Du könntest meine Magie längst kontrollieren“, seufzte Severus.

„Wie? Sieh mich bitte an wenn du mit mir redest“, bat Harry.

Sein Partner drehte sich nur widerwillig um, kam auf ihn zu und murmelte, „lass uns in unser Zelt gehen und dort weiter reden.“

„Ich will eine Antwort.“

„Bekommst du aber nicht hier, komm.“
 

„Also? Was meintest du damit? Ich könnte deine Magie kontrollieren?“, fragte Harry als sie wenig später in ihrem Zelt saßen. Naja, eigentlich saß nur er, Severus ging unruhig hin und her. „Sag schon.“

„Das würde zu Ärger zwischen uns führen.“

„Ärger? Warum? Severus, sag schon, was du denkst. Ich kann deine Magie noch nicht kontrollieren“, sagte Harry überzeugt, „und ich bin dir auch nicht böse, versprochen.“

„Du kannst meine Magie kontrollieren, du willst es nur nicht. Du hast Angst. Du erinnerst dich immer an den Moment der Bindung und hast Angst. Du könntest sie längst komplett kontrollieren wenn du dich nicht so anstellen würdest“, sagte Severus schließlich.

Harry schluckte und fragte mit erstickter Stimme, „willst du damit sagen, dass es meine Schuld ist, dass wir noch nicht soweit sind?“

Das leise „Ja“, war sehr verletzend für Harry.
 

Sie schwiegen eine Weile, Severus setzte sich irgendwann in einen Sessel, sah ihn aber nicht an. Harry ging seine Gedanken durch, hatte er wirklich Angst? Er hatte damals die komplette Macht seines Partners gespürt und ja, sie hatte ihm Angst gemacht, verdammte Angst. Aber war das immer noch so? Er vertraute Severus, er liebte ihn, warum also konnte er sich nicht dazu durchringen es zu versuchen? Er seufzte leise und sah Severus an, der wich seinem Blick noch immer aus.

„Severus?“

Unsicher sah der Angesprochene auf, Harry lächelte ihn an. „Du bist nicht böse?“, fragte Severus.

„Nein, du hast irgendwo Recht. Können wir es probieren?“

„Sicher?“

„Nein aber ich würde es trotzdem gerne probieren. Wir müssen ja nicht gleich mit voller Kraft kämpfen, vielleicht erst mal nur die komplette Magie spüren?“, schlug Harry vorsichtig vor.

„Gerne.“

„Aber so weit entfernt?“

Severus runzelte kurz die Stirn, lächelte aber dann und wechselte seinen Sitzplatz auf die Couch. Dennoch zögerte er Harry anzufassen, er schien immer noch unsicher und so kannte Harry seinen Partner gar nicht.

„Ich bin dir wirklich nicht böse, du hast ja irgendwo Recht. Aber wieso sagst du mir das erst jetzt?“, fragte Harry, der die Beine auf die Couch zog und sich an ihn lehnte.

„Keine Ahnung, wahrscheinlich weil die Anderen mich so langsam richtig nerven.“

„Das ist klar. Also, versuchen wir es?“

Ein Arm wurde um Harry gelegt, er kuschelte sich enger an ihn und Severus sagte, „tun wir. Vergiss nicht, dass ich dir nichts tun will. Meine Magie auch nicht.“

„In Ordnung, wir können.“

Harry machte die Augen zu um sich weiter zu entspannen, er spürte wie sich die Verbindung immer weiter öffnete, wie immer mehr dunkle Magie zu ihm strömte. Kurz flackerte Angst in ihm auf, dieselbe Angst, die er damals bei der Bindung verspürt hatte doch er schob sie schnell beiseite, zog die Gefühle für Severus an die Oberfläche und krallte sich förmlich daran fest. Sie mussten es schaffen. Wenn er eine Zukunft mit Severus haben wollte, musste er sich zusammen reißen und es schaffen.
 

Jegliches Zeitgefühl war verschwunden, Harrys Innerstes trieb in dunkler Magie. Sämtliche Gedanken waren verschwunden, für sie war kein Platz denn Harry musste sich mit unzähligen Gefühlen auseinander setzen. Davon war nur die Hälfte von ihm, hoffte er zumindest denn wenn nicht hatte er viel zu viele Gefühle in sich. Leises Lachen ertönte.

„Severus?“

„Erwartest du noch jemand Anderen? Wenn ja, kann ich ja gerne gehen“, erklang die sehr amüsierte Stimme seines Partners.

„Du kannst ruhig bleiben.“

„Sehr nett.“

„Warum hast du gelacht?“

„Nur so.“

„Du hast mich ausgelacht.“

„Ich? Nein, ich doch nicht. Wie kommen Sie darauf, Mr. Potter.“

„Ach, sind wir wieder beim Mister, Professor Snape?“

Wieder ertönte das leise Lachen bevor Severus fragte, „wie fühlst du dich?“

„Gut. Erstaunlich, oder? Ist das deine komplette Magie?“, fragte Harry, „fühlt sich gar nicht so an.“

„Wie sollte es sich denn anfühlen?“

„Naja, bei der Bindung war deine Magie doch wesentlich stärker.“

„Falsch, sie war sogar schwächer. Wir sind wesentlich stärker geworden.“

„Aber es fühlt sich nicht so an“, protestierte Harry erneut.

„Du hast auch immer was auszusetzen. Erst ist dir meine Magie zu stark, jetzt ist sie zu schwach. Entscheide dich mal.“

„So war das nicht gemeint, ich wundere mich nur.“

„Bei der Bindung hast du mir misstraut und du hattest Angst, deswegen erschien dir meine Magie stärker. Mittlerweile vertraust du mir, hoffe ich zumindest, du bist den Umgang mit meiner Magie gewöhnt und du bist selber stärker geworden, deswegen erscheint sie dir jetzt schwächer“, erklärte Severus jetzt.

„Aha. Dann hattest du Recht, ich habe mich wirklich angestellt. Das ist gar nicht schlimm.“

„Freut mich.“

„Können wir damit arbeiten?“

„Noch nicht. Ich würde vorschlagen, wir lassen die Verbindung die nächsten Tage offen, genau so wie sie jetzt ist und wenn du damit klar kommst, bauen wir sie beim Training mit ein. Einverstanden?“

„Also ziehst du die Magie bis dahin zum Training zurück?“

„Richtig.“

„Versuchen wir es.“

„Dann raus aus deinem Innersten und ab ins Bad.“

„Häh?“

„Harry, es ist weit nach Mitternacht und ich will ins Bett.“

„Bitte? Es war doch gerade neun als wir angefangen haben.“

„Das ändert nichts an der Tatsache, dass es fast eins ist. Also ab ins Bad und dann ins Bett.“

Harry nickte innerlich bis ihm einfiel, dass Severus das ja nicht sehen konnte und suchte stattdessen den Weg nach draußen.
 

„Wieder da?“, fragte Severus als er die Augen öffnete. Statt einer Antwort kuschelte sich Harry enger an ihn, er hatte so gar keine Lust jetzt aufzustehen, es war gerade sehr bequem. „Harry. Aufstehen. Bad. Bett. Und zwar genau in dieser Reihenfolge“, schnarrte Severus amüsiert.

„Jetzt? Sofort?“

„Wann denn sonst?“

„Hm...“

Severus schnaubte leise und stand dann einfach auf, Harry, der an seiner Schulter gelehnt war, klatschte aufs Sofa.

„Das war nicht nett“, stellte er grummelnd fest.

„Aber notwendig. Ich geh ins Bad, du kannst solange noch schmollen.“ Er bekam einen mürrischen Blick zu geworfen doch wirklich bewegen tat sich Harry nicht. Das war für Severus das Zeichen zu gehen.

Als er wieder kam, war sein Partner auf dem Sofa eingeschlafen. Er schüttelte den Kopf, hob ihn aber dann vorsichtig hoch und brachte ihn zum Bett, Harry grummelte zwar etwas, wachte aber nicht auf. Severus brauchte nicht lange um sie Beide unter der Decke zu platzieren, Harry hatte sich im Schlaf doch noch bewegt und klebte jetzt förmlich an ihm. Mit einem zufriedenen Seufzen schlang er die Arme um ihn, er hätte sich nie vorstellen können, dass er den Jüngeren mal so bei sich haben würde. Er war die Bindung eingegangen weil es notwendig war, gut, das war es immer noch aber mittlerweile hatte sich die Situation geändert. Damals hätte er sich nie vorstellen können, dass sie mal so zusammen liegen würden, eher hätte ihn Harry in Grund und Boden geflucht.

Severus grinste bei dem Gedanken, er selbst musste sich vor seinem wütenden Bindungspartner in Sicherheit bringen weil er ihn umarmt hatte. Nicht, dass Harry eine Chance gehabt hätte aber das Bild fand er sehr witzig. Sein Blick ging zu dem Wuschelkopf an seiner Brust, es hatte sich wirklich einiges verändert. Wahrscheinlich hätte sich keiner träumen lassen, dass sie mal wirkliche Gefühle füreinander haben würden, vor allem er selbst nicht. Warum auch?

Er verstand bis jetzt noch nicht was Harry an ihm fand. Er könnte wesentlich bessere Partner haben, in seinem Alter und auch besser aussehend. Einen Partner, für den man sich in der Öffentlichkeit nicht schämen musste. Severus fragte sich ob sich Harry eigentlich bewusst war auf was er sich mit ihm einließ? Die Presse würde ihre Beziehung in der Luft zerreißen. Er seufzte tief, darüber würde er sich Gedanken machen wenn es soweit war und er hoffte einfach, dass Harry und ihre Beziehung das überstehen würde. Er wollte nicht wieder alleine sein. Ein Grummeln riss ihn wieder in die Realität, er sah nach unten und sah genau in grüne Augen. „Wieso schläfst du nicht?“, fragte Severus verwundert.

„Ich verlasse dich nicht wenn die Presse uns zerreißt. Die verfluchen wir und dann sind sie ruhig. außerdem glaube ich nicht, dass da überhaupt noch jemand was sagt wenn wir IHN erst mal unter die Erde gebracht haben. Ja, ich hätte dich verflucht wenn du mich am Anfang dieser Bindung irgendwie umarmt hättest, hey, ich war damals sehr davon überzeugt, dass ich hetero bin. Es hätte sich wirklich keiner denken können, wir Zwei wohl am wenigstens aber es ist passiert, ich liebe dich und nein, ich will keinen Anderen. Also würdest du jetzt bitte aufhören zu grübeln und endlich schlafen“, sagte Harry.

Mit jedem Wort waren Severus' Augen größer geworden, er blinzelte Harry einfach nur fassungslos an bis er geradeso heraus brachte, „woher...?“

„Die Verbindung, schon vergessen. Sie ist komplett offen und wenn du so explizit an alles denkst, scheine ich das zu hören.“

„Oh. Daran habe ich wirklich nicht gedacht.“

„Das habe ich gemerkt. Können wir jetzt schlafen?“

„Natürlich.“

„Wie sagtest du so schön, denk weniger“, grinste Harry.

Severus erwiderte das Grinsen eher halbherzig, beschloss aber dann, dass er für heute genug gegrübelt hatte. „Gute Nacht.“

„Dir auch.“ Harry kuschelte sich wieder an ihn und diesmal schloss auch Severus die Augen, es war Zeit zu schlafen. Gedanken konnte er sich immer noch machen wenn es irgendwann mal soweit war.

Kapitel 24

Sein Ohr zuckte, leise Schritte hinter ihm und doch musste er sich nicht umdrehen um zu wissen wer da kam. Er kannte die Schritte und er kannte auch diesen typischen Geruch nach Wild. „Hallo Remus“, sagte Harry noch bevor der Werwolf ihn wirklich erreicht hatte.

„Hallo. Woher wusstest du es?“ Remus setzte sich neben ihn und warf einen Blick auf das Pergament, welches Harry vor sich liegen hatte. Es war, bis auf ein paar Tintenkleckse, leer.

„Deine Schritte und dein Geruch.“

„Stinke ich?“

Harry lachte und schüttelte den Kopf, „nein, tust du nicht. Jeder Mensch hat seinen eigenen Geruch und mit meinem verstärkten Geruchssinn fällt es leicht die Menschen zu unterscheiden. Was kann ich für dich tun? Wie geht es Tonks? Wie weit ist sie?“

„Ihr geht es sehr gut. Der Geburtstermin ist in fünf Wochen und wir freuen uns schon tierisch“, sagte Remus strahlend.

„Hat sich Tonks umentschieden? Wegen dem Geschlecht?“

„Nein, sie will es nicht wissen. Sie will sich überraschen lassen.“

„Du klingst nicht sehr begeistert.“

Remus grinste schief und meinte, „ich wüsste es schon gerne. Aber ich freu mich über ein gesundes Kind ohne ein Vollmondproblem.“

„Wäre es möglich, dass euer Kind ein Werwolf ist?“, fragte Harry interessiert.

„Leider ja.“

„Würde er oder sie sich dann von Geburt an verwandeln?“

„Auch leider ja. Wir hoffen, dass das Kleine nach Tonks kommt.“

„Selbst wenn nicht, Hauptsache es ist gesund, oder?“

„Natürlich. Nur muss ich dann Severus davon überzeugen mir die doppelte Menge an Wolfsbanntrank zu brauen“, seufzte Remus. Er ließ den Kopf hängen, sah aber auf als sich eine Hand auf seinen Unterarm legte, Harry lächelte ihn warm an.

„Überlass Severus mir, du bekommst den Trank, sowohl für dich wie auch für dein Kind wenn es ihn brauchen sollte“, sagte Harry.

„Du weißt schon, dass die Zutaten sehr teuer sind. Momentan bezahlt Albus alles aber das wird er nicht für mein Kind machen und vor allem nicht sein ganzes Leben lang. Harry, wir haben jetzt schon nicht das Geld für meinen Trank, wie sollen wir da für zwei Werwölfe bezahlen?“, seufzte Remus, „und auch du wirst Severus nicht davon überzeugen können diese Menge an Wolfsbanntrank für lau zu brauen.“

„Meine Eltern und Sirius haben mir sehr viel Gold hinterlassen.“

„Nein“, unterbrach Remus ihn sofort.

„Nein?“

„Nein Harry, das ist dein Geld, ich kann und werde das nicht annehmen.“

„Aber dein Kind?“

„Wird hoffentlich kein Werwolf. Das wird schon gut gehen.“

Harry sah ihn von der Seite an und meinte, „hoffentlich. Hattest du eigentlich einen genaueren Grund um mich aufzusuchen?“

„Nicht wirklich.“

„Klar, Remus. Los, sag schon, was willst du?“, forderte Harry ihn grinsend auf.

Sein Sitznachbar atmete tief durch und fragte dann vorsichtig, „wie geht es dir?“

Normal eine sehr unverfängliche Frage aber Harry hörte den seltsamen Unterton raus und er wusste, dass hier nicht danach gefragt wurde ob er schlecht geschlafen hatte oder ob er Schnupfen hat. Er lächelte und meinte, „mir geht es sehr gut, danke. Ich wurde immer noch nicht von Severus bedrängt oder vergewaltigt. Er hat mir auch keine verbotenen Tränke verabreicht, damit ich nicht schlecht von ihm rede und ja, ich liebe ihn. Ich weiß, dass er zwanzig Jahre älter ist. Ich weiß auch wie er aussieht, ich bin schließlich nicht blind und ich kann sowohl mit seinem Äußeren wie auch mit seinem Charakter leben, sehr gut sogar. Danke der Nachfrage, Remus.“

Der Werwolf wandte beschämt den Blick ab und murmelte, „tut mir leid.“

„Schon ok. Du bist der Zweite, der mich das heute fragt und der genau diese Antwort bekommt.“

„Wer noch?“

„Albus. War ungefähr vor zwei Stunden hier.“

„Was war seine Reaktion?“

„Ein Gestammel, dass er das ja nicht so gemeint hat und dann ist er sehr schnell gegangen“, grinste Harry.

„Du nimmst das ziemlich leicht, oder?“

Harry seufzte tief und erklärte, „ich muss mich seit Wochen für meine Gefühle für Severus rechtfertigen denn an ihn traut sich ja keiner ran.“

„Er würde jeden sofort verfluchen.“

„Hm, damit sollte ich auch mal anfangen, vielleicht habe ich dann mehr Ruhe. Naja, egal. Remus, mir geht es wirklich gut, wirklich. Severus behandelt mich super, wir arbeiten an dem Ritual und wir machen gute Fortschritte. Das wäre ja deine nächste Frage gewesen, oder?“

„Bin ich so leicht zu durchschauen?“, fragte Remus.

„Bis auf meine Freunde fragt mich jeder dasselbe. Wie weit seit ihr? Wann könnt ihr IHN vernichten? Wie kannst du dich in Snape verlieben? Wie kannst du mit ihm verbunden sein? Es sind immer dieselben Fragen und mittlerweile bekommt jeder dieselben Antworten.“

„Wir schätzen ihn alle falsch ein, oder?“

„Severus? Nein, er ist ein Ekel. Er ist parteiisch, meistens schlecht gelaunt, hat einen sehr schwarzen Humor und spricht Sarkasmus fließend“, sagte Harry mit einem breiten Grinsen.

Remus wollte gerade etwas sagen als eine Stimme schnarrte, „in so einen Kerl hast du dich verliebt? Merlin, ich hätte dir mehr Geschmack zugetraut.“
 

Überrascht fuhr Remus rum, Severus stand mit verschränkten Armen hinter ihnen, eine Augenbraue erhoben und einen seltsamen Ausdruck in den Augen.

„Ja, ich mir auch“, grinste Harry, „aber zu spät, ich geb den alten Griesgram nicht mehr her. Was machst du hier?“

„Flüchten.“

„So schlimm sind die Schüler doch nicht“, sagte Remus jetzt mit einem winzigen Grinsen.

Bevor Severus antworten konnte, kam von Harry, „tja, die Schüler haben vor einem Wolf mehr Respekt als vor einer Fledermaus.“

„Wer von uns Beiden ist hier eine Fledermaus?“, knurrte Severus zurück.

„Wäre dir Miezekätzchen lieber?“

„Miezekätzchen?“, fragte Remus bevor es Klick machte, „warte mal, der Serval bist du?“

Der Gesichtsausdruck des Tränkemeisters und das laute Lachen von Harry waren eindeutig, Remus schaffte es nur mit Mühe ein Lachen zu unterdrücken. „Das ist nicht witzig“, presste Severus zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus.

„Doch, ist es.“

„Harry.“

„Er hat Recht, es ist witzig. Der Hauslehrer von Slytherin ist eine Katze“, grinste Remus.

„Harry, was hältst du von einem ausgestopften Werwolf über dem Kamin? Oder ein Wolfsfell davor?“, fragte Severus todernst.

„Wir haben keinen Kamin“, warf Harry grinsend ein während Remus nach Luft schnappte.

„Das kann man ändern.“

„Ne, das haart doch so. Lass ihn mal leben, ich glaube, er wird noch gebraucht“, lächelte Harry.

Es dauerte einen Moment bis Severus antwortete, „ausnahmsweise.“

„Vor wem bist du jetzt geflüchtet?“, fragte Harry.

„Albus.“

„Das Übliche?“

„Ja.“

„Oje. Du hast ihn nicht verflucht, oder?“

„Noch nicht.“

Remus sah zwischen den Beiden hin und her und auch wenn das Gespräch nur mit wenigen Worten geführt wurde, fiel ihm etwas auf. Die Zwei schienen schon vorher zu wissen, was der Andere sagen wollte. Sie schienen sich wirklich gut zu verstehen.

„Ist was, Lupin?“, schnarrte Severus plötzlich.

„Nein, absolut nicht.“

Eine Augenbraue ruckte nach oben doch er sagte nichts weiter dazu sondern wandte sich an Harry, „ich geh weiter Schüler quälen. lass dich nicht ärgern.“

„Ich doch nicht. Viel Spaß.“

Ein kurzes Nicken und schon war Severus wieder verschwunden.
 

„Du wusstest, dass er hinter uns steht“, stellte Remus fest.

„Ja.“

„Woher?“

„Die Verbindung.“

„Ist sie schon so stark?“

Statt einer Antwort hielt ihm Harry seine rechte Hand hin, deutlich war das Pfauenauge in seiner Handfläche zu sehen. Doch etwas verwirrte Remus, „war das nicht mal nur schwarz?“

„Ja, war es.“

Harrys Blick glitt jetzt auch zu seiner Handfläche, das Auge war fest komplett, lediglich die innere dunkelblaue Iris fehlte noch.

„Es sieht schön aus“, sagte Remus schließlich.

„Hm, finden wir auch.“

„Bei Severus sieht es genauso aus?“

„Natürlich.“

„Harry, was machst du eigentlich hier? Das Pergament vor dir ist leer und die Bücher liegen auch sehr unbeachtete neben dir“, grinste Remus.

„Ich wollte eigentlich lernen aber irgendwie wollte ständig jemand was von mir.“

„Das ist natürlich nicht schön, wenn du schon so fleißig lernen wolltest.“

„Gell? Find ich auch.“

Sie grinsten sich an bis Remus fragte, „magst du mit zu Tonks kommen? Sie freut sich bestimmt wenn du sie mal besuchen kommst.“

„Sehr gerne“, sagte Harry mit einem ehrlichen Lächeln. Sie sammelten Harrys Sachen zusammen und machten sich auf den Weg, unterwegs unterhielten sie sich über alles Mögliche. Harry war froh, dass sich das Verhältnis zu Remus scheinbar wieder eingerenkt hatte. Er mochte den Werwolf, sah in ihm fast einen Ersatzpaten und er wäre sehr unglücklich gewesen wenn dieses angespannte Verhältnis so geblieben wäre. Aber diese ständigen Streitereien zwischen Severus und Remus hätten ihn aufgefressen und das hatte er Beiden auch sehr deutlich gesagt. Und scheinbar hatten sich Beide dazu entschlossen, zumindest in seiner Gegenwart so etwas wie einen Waffenstillstand zu wahren. Harry machte sich keine Illusionen, sie würden nie beste Freunde werden und das verlangte er auch nicht, aber ein respektvoller Umgang sollte zwischen zwei erwachsenen Männern möglich sein. Naja, zumindest so weit wie es nun mal in ihren Charakteren lag.
 

Stirnrunzelnd beobachtete Severus seinen Partner, der schon im Bett lag und mehr oder weniger an die Decke starrte und das mit einem sehr traurigen Blick. Er war vor knapp zwei Stunden von Lupin wiedergekommen und seitdem war er sehr schweigsam. Unter dem Vorwand nochmal nach dem Trank sehen zu wollen, hatte Severus den Werwolf und seine Familie aufgesucht, er wollte wissen was sie mit Harry gemacht hatten. Das Ergebnis hatte ihn nicht wirklich überrascht, sie hatten sich fast den ganzen Abend nur über das Kind unterhalten. Harry sollte sogar der Pate des Kleinen werden und dieser war natürlich jetzt Feuer und Flamme dafür. Severus seufzte lautlos, räumte seine Sachen weg und ging ins Bad.

Die Abwesenheit von Harry hielt an, er lag mittlerweile auf der Seite und schien gar nicht mit zu bekommen, dass sich Severus hinter ihn legte. Selbst als er einen Arm um seine Hüfte legte um ihn näher an sich zu drücken, reagierte er nicht. Eine schwarze Augenbraue ruckte langsam nach oben, er konnte es nicht leiden wenn er ignoriert wurde.

„Harry?“

„Hm.“

„Harry!“

„Hm.“

Die Augenbraue rückte noch ein Stück weiter hoch bevor er sich vorbeugte und einen sanften Kuss auf den Nacken setzte.

Er war völlig in Gedanken, hörte seinen Namen nur am Rand und antwortete genauso geistesabwesend. Bis er warme, weiche Lippen an seinem Nacken spürte, er konnte ein Zusammenzucken nicht wirklich verhindern und drehte dann den Kopf zu Severus, der ihn anlächelte.

„Habe ich jetzt deine Aufmerksamkeit?“

„Ähm, klar. Was?“

„Worüber grübelst du?“

Harry wandte den Kopf wieder ab, antwortete aber, „Remus will mich zum Paten machen.“

„Gefällt dir die Idee nicht?“

„Doch, sehr sogar.“

„Wo liegt dann dein Problem?“

„Du hast mich geküsst.“

„DAS ist dein Problem?“

„Nein, es war nur eine Feststellung.“

„Du hast mich ignoriert, irgendwie musste ich ja deine Aufmerksamkeit bekommen. War es dir so unangenehm?“, fragte Severus, er konnte den gepressten Unterton nicht vollständig aus seiner Stimme verbannen.

„Nein, war es nicht. Wie gesagt, es war nur eine Feststellung.“

„Aha, und wo liegt jetzt dein Problem bei Lupin?“

„Was ist, wenn das Kind ein Werwolf ist?“

„Dann schlage ich als Taufgeschenk ein Halsband, eine Leine und einen Maulkorb vor.“

„Severus!“, protestierte Harry lachend.

Das Lachen wurde hinter ihm erwidert bevor Severus sagte, „selbst wenn das Kind ein Werwolf ist, es gibt den Banntrank und ich bin mir sicher, dass Tonks und Lupin ihr Kind trotzdem lieben, egal ob Werwolf oder nicht. Es wird in einer Familie aufwachsen.“

„Sie können sich den Banntrank aber nicht leisten“, flüsterte Harry leise, „sie müssten ihr Kind jeden Monat einsperren. Ein kleines Baby, alleine irgendwo eingesperrt, voller Schmerzen, das hat es nicht verdient.“

Jetzt verstand Severus, das war also sein Problem und eigentlich gab es dafür eine ganze einfache Lösung, nur leider beinhaltete diese ihn selbst. Kurz kämpfte seine Abscheu Lupin gegenüber mit der Zuneigung zu Harry, wirklich nur sehr kurz bis die Abscheu haushoch verlor.

„Na, dann hat das Kind doch sehr viel Glück, dass sein Pate mit einem Tränkemeister verbunden ist und dieser sich bestimmt breit schlagen lässt den Banntrank jeden Monat zu brauen, natürlich für Köter und Welpe“, schnarrte er schließlich, „und da sowohl der Pate wie auch sein Bindungspartner genug Gold in den Verliesen haben, gilt es natürlich als Geschenk. Aber nur wenn der Tränkemeister den Köter verfluchen darf wenn er sich weigert das Geschenk anzunehmen.“

Severus war sich nicht sicher was er diesmal Falsches gesagt hatte denn sein Partner lag stocksteif vor ihm und hatte noch nicht geantwortet.

„Harry?“

„Ist das dein Ernst?“

„Nur, wenn ich ihn verhexen darf wenn er sich quer stellt“, sagte Severus ernst.

Langsam drehte sich Harry in seinem Arm um, sah ihn ernst und fragend an. „Ist das wirklich dein Ernst?“, fragte er nochmal, „du würdest den Trank brauen, ohne Gegenleistung und ohne ihn damit unter Druck zu setzen?“

„Ja.“

„Und wenn unsere Beziehung mal in die Brüche geht?“

„Wir sind und bleiben Bindungspartner also ja, auch dann“, sagte Severus, jetzt mittlerweile wirklich ernst. Auch wenn er nicht so wirklich verstand wo jetzt das Problem lag. Doch Harry sah ihn immer noch sehr ernst an. „Harry, was ist los?“

„Ich kann irgendwie nicht glauben, dass du das wirklich machen würdest.“ „

Ich habe dich noch nie angelogen und auch wenn es um Lupin geht, halte ich mein Wort.“

Langsam breitete sich ein Strahlen auf Harrys Gesicht aus, mit einem glücklichen „Danke“, fiel er Severus um den Hals und küsste seinen völlig überraschten Bindungspartner.
 

Doch genauso schnell wie ihre Lippen sich berührt hatten, brachte Harry wieder Abstand zwischen sie, mit hochrotem Gesicht. Er wich Severus' überraschten Blick aus und stammelte irgendwelche zusammenhangslose Dinge. Erst als er schlanke Finger an seinem Kinn spürte, verstummte er.

Severus drückte seinen Kopf langsam nach oben, sein Blick war warm und liebevoll. „Gern geschehen“, schnurrte er leise bevor er ihn erneut küsste, vorsichtig und sanft legte er seine Lippen auf Harrys, der ihn einfach nur anstarrte.

Er war zu geschockt um den Kuss zu erwidern, Severus schien das einzusehen und löste den Kuss sehr schnell wieder um sich zurückzuziehen, sichtlich enttäuscht.

„Verzeih, ich wollte dir nicht zu nah treten.“

„Bist du nicht.“

„Deine Reaktion sagt etwas anderes aus.“

„Ich...“ Harry brach ab, unsicher was und wie er es sagen sollte doch dann schwieg er ganz und versuchte von Severus weg zu rücken.

„Nein, bleib hier, bitte Harry“, bat Severus.

Die Abwehrbewegungen stoppten, er sah ihn unsicher an.

„Bleib, bitte. Harry, es tut mir leid, ich wollte dich nicht bedrängen aber bitte bleib. Lass uns darüber reden, wir hatten doch gesagt, dass wir das nicht mehr machen“, sagte Severus.

„Du hast mich nicht bedrängt, ich war nur überrascht.“

„So schlimm?“

„Nein.“

„Was dann? Harry, würdest du bitte mit mir reden?“

„EswarmeinersterKuss“, brachte Harry ohne Pause hervor.

„Ich habe kein Wort verstanden. Tut mir leid“, sagte Severus mit einem fragenden Blick auf Harrys Wuschelkopf.

Dieser hielt den Blick streng auf seine Brust gerichtet aber die verformten Ohren waren verdächtig rot. Harry atmete tief durch und seufzte dann, „Es war mein erster Kuss.“

Severus schwieg eine Weile bevor er leise sagte, „eigentlich war das als du mir um den Hals gefallen bist um dich für den Banntrank zu bedanken. Also kann ich eigentlich nichts dafür.“

Unsicher hob Harry den Blick, fragend.

„Nur so theoretisch gesehen natürlich“, sagte Severus noch.

„Also war ich schuld.“

„Was heißt schuld? Findest du es so schrecklich?“

„Nein, nein, wirklich nicht. Ich war nur geschockt.“

„Aha.“

„Ich war wirklich nur geschockt.“

„Wir sollten schlafen“, schlug Severus vor.

Harry sackte in seinen Armen förmlich zusammen und murmelte, „du bist bestimmt enttäuscht.“

„Nein, müde.“

„Sehr aufbauend, danke Severus.“

„Harry, was soll ich dazu groß sagen? Ich bin nicht wirklich enttäuscht aber ja, ich hätte mir eine andere Reaktion erhofft. Aber ich bin ein sehr geduldiger Mensch und kann warten“, sagte Severus schließlich.

„Wie lange? Wie lange wartest du darauf bis es dir zu viel wird? Bis du dir jemand Anderen suchst?“, fragte Harry bitter. Er spürte einen Kuss, der sanft auf seine Haare gesetzt wurde.

„Ich will keinen Anderen und ich werde mir auch niemanden suchen, ich habe dich. Ich bin ein sehr geduldiger Mensch, ich werde warten“, schnurrte Severus.

Doch Harry schwieg, es war offensichtlich, dass er ihm nicht glaubte.

„Es tut mir leid für dich, Harry aber du wirst mich nicht mehr los. Du wirst dich an den Griesgram gewöhnen müssen.“

Sein Partner hob unsicher den Blick, lächelte aber dann und kuschelte sich an ihn, den Kopf an seine Brust geschmiegt. „Will ich auch gar nicht.“

„Gut. Und jetzt wird geschlafen.“

„Hm. Gute Nacht.“

„Gute Nacht.“

Sehr erleichtert schloss Harry die Augen, nur schlafen konnte er nicht, er war viel zu sehr in Gedanken. Es war nicht so als wäre es ihm unangenehm gewesen, es war eigentlich viel zu kurz gewesen um es richtig einzuordnen aber das was er gespürt hatte, hatte ihm durchaus gefallen. Er war wirklich nur geschockt gewesen. Einmal von seiner eigenen Courage und dann von der Erwiderung.

„Harry, schlaf!“, schnarrte Severus in diesem Moment.

„Entschuldige“, murmelte Harry leise. Er versuchte jetzt wirklich zu schlafen.
 

Unruhig ging Remus auf und ab, immer wieder blieb er stehen um zu dem verschlossenen Zelteingang zu sehen bevor er seine Wanderung wieder aufnahm. Harry verfolgte ihn mit den Augen, er konnte sich ein Grinsen nicht ganz verkneifen aber er verstand ihn. Denn in dem Zelt lag Tonks in den Wehen. Normal wollte Remus bei ihr sein aber er hatte Poppy und Severus, der leider Geburtshelfer spielen musste, zu sehr genervt und so hatten sie ihn vor die Zeltplane gesetzt.

„Wieso dauert das so lange?“, fragte Remus gerade, „da ist bestimmt was passiert.“

„Da ist alles in Ordnung.“

„Woher willst du das wissen?“

„Weil Severus die Ruhe in Person ist und auch wenn du es mir nicht glaubst aber er mag Kinder und wenn da drin was schief gehen würde, wäre er nicht mehr so ruhig“, erklärte Harry lächelnd.

„Das glaube ich dir wirklich nicht.“

„Es ist aber so, er ist nur ein miserabler Lehrer.“

„Das wiederum glaube ich dir sofort“, grinste Remus doch dann ging sein Blick wieder zu dem Zelt, „wieso hört man nichts?“

„Stillezauber?“

„Warum?“

„Weil es für die Schüler etwas verstörend sein könnte wenn sie die Schreie hören.“

„Auch wieder wahr. Merlin, ich will wissen wie es meiner Frau geht“, murrte Remus.

Harry antwortete nicht sondern ging in sich und suchte seinen Partner, der wirklich sehr entspannt war. „

Was willst du?“, hörte er in sich.

„Wie geht es Tonks? Ich habe hier einen nervösen Werwolf.“

„Leine und Maulkorb?“

„Severus!“

„Schon gut. Tonks geht es gut. Wir sind gerade mal sieben Stunden hier drin also soll er Platz machen. Sag ihm das.“

„Mach ich. Meldest du dich wenn sich was tut.“

„Natürlich, ich habe ja nichts Besseres zu tun als irgendwelche Werwolfswelpen auf die Welt zu bringen.“

„Du machst das schon.“

„Eigentlich sollte Tonks das machen und nicht ich. Ich bin heilfroh, dass ich ein Mann bin.“

Jetzt musste Harry wirklich lachen was ihm einen erstaunten Blick von Remus und ein

„Was denn? Ist doch so“, von Severus einbrachte.

„Ich klär Remus auf.“

„Tu das.“
 

„Harry, alles in Ordnung?“

„Tonks geht es gut.“

„Woher?“

„Die Verbindung. Severus ist begeistert“, grinste Harry.

„Das geht? Ihr geht es wirklich gut?“

„Ja, Remus, es geht ihr gut. Er sagt, du sollst dich beruhigen, es könnte noch eine Weile dauern. Setz dich doch bitte, du machst mich wahnsinnig“, sagte Harry und nach einem Moment ließ sich Remus neben ihn fallen. Sie schwiegen eine Weile bis Harry fragte, „habt ihr schon Namen?“

„Ja. Ein Junge wird Edward heißen, nach Tonks Vater. Der Rufname ist dann wahrscheinlich Ted. Ein Mädchen Amelia, nach meiner Mutter“, sagte Remus mit einem Lächeln. „Wollt ihr noch mehr Kinder?“ Das Lächeln verschwand, Remus senkte den Blick und gestand, „eigentlich wollte ich gar keine Kinder.“

„Warum nicht?“

„Weil ich Angst habe, dass ich meinen Fluch weiter gebe. Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass ein Kind so leidet wie ich damals.“

„Aber die Umstände sind doch ganz anders“, sagte Harry, „es gibt den Wolfsbanntrank und ja, Severus wird ihn dir brauen also keine Widerrede. Du hast Freunde, die mit deinem pelzigen Problem eben keine Probleme haben und dein Kind wird viele Freunde haben.“

„Das mit dem Banntrank glaube ich erst wenn ich den Becher wirklich in den Händen halte“, sagte Remus leise.

„Wirst du? Also, willst du noch mehr Kinder?“

„Eigentlich ja. Und du?“

Harry blinzelte ihn fragend an, lächelte aber dann und sagte, „ja, ich hätte gerne Kinder.“

„Und Severus?“

„Der auch. Wir werden irgendwann versuchen Kinder zu adoptieren aber erst wenn das hier alles vorbei ist.“

„Weiß Severus das auch?“

„Es war seine Idee“, grinste Harry.

„Hätte ich nicht gedacht.“

„Fast alle schätzen Severus falsch ein, ich kenne ihn mittlerweile besser.“

„Das sollte auch so sein, ihr seit immerhin Bindungspartner. Darf ich fragen wie weit ihr seit?“

Harry hielt ihm wieder die rechte Hand hin, das innere Auge der Pfauenfeder war fast vollständig da.

„Es sieht sehr schön aus“, sagte Remus nach einem Moment.

„Ja, es fühlt sich auch toll an. Ich....“ Harry brach ab, Aufregung flutete durch die Verbindung und Remus schien genau zu wissen, warum er abbrach.

„Was ist los?“

„Da tut sich was aber keine Panik, das wird schon werden.“

Remus beachtete ihn nicht weiter, sein Blick lag auf dem Eingang des Zeltes.
 

Sie saßen noch knappe vier Stunden vor dem Zelt, die Lehrer kamen immer mal wieder vorbei um sich nach dem Rechten zu erkundigen und auch einige Siebtklässler fragten höflich nach, sie blieben aber eigentlich sehr alleine vor dem Zelt. Remus hatte seine Wanderung nicht wieder aufgenommen, er war neben Harry sitzen geblieben. Harry spürte in sich die Aufregung von Severus doch noch hatten weder er noch Poppy sich blicken lassen.

„Spürst du was?“, fragte Remus nervös.

„Nur Aufregung. Aber keine Sorge.“

„Ist das gut?“

„Ich denke schon.“

„Aha.“ Remus wandte den Blick wieder auf das Zelt.
 

Die Zeltplane öffnete sich, Harry und Remus sprangen gleichzeitig auf um auf die Medihexe zuzueilen. Sie lächelte sie nur an und bedeutete ihnen, einzutreten.

„Wie geht es ihr?“, fragte Remus sofort, „wie geht es dem Kind?“

Poppy antwortete nicht, das musste sie auch nicht denn Remus war bereits an ihr vorbei geeilt. Sein Blick lag einzig und allein auf seiner Frau, die erschöpft aber scheinbar sehr glücklich im Bett lag.

„Wie geht es dir?“, fragte Remus erneut.

„Erschöpft. Müde aber gut“, gab Tonks zurück.

„Und unser Kind?“

„Hier“, schnarrte eine Stimme.

Remus drehte sich rum, er hatte Severus nicht wirklich beachtet und war jetzt fast schon überrascht ihn zu sehen. Vor allem das kleine Bündel, welches der Tränkemeister in den Armen hielt. Severus senkte den Blick kurz und zum ersten Mal sah Remus keine Kälte, Abscheu oder Spott in den schwarzen Augen sondern Wärme, Geborgenheit und eine tiefe Sehnsucht.

„Wie geht es ihm? Oder ihr?“, fragte Remus erstickend.

Severus trat näher und legte ihm das Bündel in die zittrigen Arme. „Deinem Sohn geht es gut, Remus“, sagte er ohne jeden Spott in der Stimme.

„Ein Sohn? Ich habe wirklich einen Sohn?“, fragte Remus fassungslos.

„Wir haben einen Sohn“, kam sehr belustigt von Tonks.

Remus drehte sich zu ihr um, den Blick allerdings fest auf das Kind in seinen Armen gerichtet. Klein, rot und schrumpelig und das Schönste, was er jemals gesehen hatte. Ein kleiner, feuchter, brauner Flaum bedeckte das Köpfchen, die Augen waren geschlossen. Remus schluckte und fragte zögernd, „Ist er...?“ Severus wollte gerade antworten als das Kind die Augen aufschlug und die Frage auf seine Weise beantwortete, goldbraune Augen sahen ihn aufmerksam an.

Harry hatte sich unterdessen zu seinem Partner gesellt, er musste nicht nachfragen denn Remus' Gesichtsausdruck sagte einfach alles.

Auch Tonks schien es schon zu wissen, ihr Blick war unsicher. „Remus?“, fragte sie vorsichtig.

Keine Reaktion.

„Remus?“

Jetzt sah der Werwolf auf, ein Lächeln breitete sich langsam auf seinem Gesicht aus bevor er sagte, „wir haben einen Sohn.“

„Ja, wir haben einen Sohn.“

„Ist er gesund?“, wandte sich Remus jetzt an Severus und Poppy, die bis jetzt geschwiegen hatte.

„Kerngesund.“

Wie um dieses Wort zu bestätigen, hallte plötzlich ein markerschütterndes Geschrei durch das Zelt. Remus zuckte zusammen und warf den Anwesenden einen Hilfe suchenden Blick zu, „was soll ich jetzt machen?“

„Gib ihn seiner Mutter, normal beruhigt es die Kinder“, riet Poppy.

Er kam ihrer Aufforderung sofort nach und tatsächlich, das Kind beruhigte sich langsam bis es nur noch vor sich hin gluckerte. Poppy besah sich die kleine Familie, sie war froh, dass das Kind gesund war aber sie sah auch die Probleme, die auf sie zukommen würden. Es stand zwar noch nicht zu hundert Prozent fest, dass der Junge ein Werwolf ist aber die Chancen standen leider sehr gut. Aber wirklich sicher würden sie erst in drei Wochen sein können, der nächste Vollmond. Ihr Blick ging zu Severus und Harry, sie glaubte noch nicht wirklich daran, dass der Tränkemeister den Banntrank wirklich brauen würde. Jeder wusste um seine Beziehung zu Remus, keiner glaubte, dass er über seinen Schatten springen würde, auch für Harry nicht. Dieser löste sich gerade von seinem Platz um Remus und Tonks zu gratulieren, Severus hingegen verließ das Zelt ohne ein weiteres Wort. Irgendwann konnte sich Harry von seinem Patenkind trennen, er wollte seinen Freunden Bescheid sagen.
 

Er kehrte erst am späten Abend in ihr Zelt zurück doch es war kalt und leer. Etwas verwundert blieb Harry im Eingang stehen, wo steckte sein Partner? Bei den anderen Lehrern? Nein, Severus würde nicht freiwillig zu ihnen gehen und da er nicht bei Draco, da kam er ja schließlich gerade her, war, konnte er nur im Tränkezelt sein. Schulterzuckend machte er sich auf den Weg, er war zu neugierig was Severus um diese Uhrzeit noch in seinem Labor trieb.
 

Grummeln empfing ihn. Starkes Grummeln und ein Zauberstabwink, der den Inhalt des Kessels verschwinden ließ. Leises Fluchen auf französisch erklang während Severus schon einen neuen Kessel mit Wasser füllte. Er stockte kurz, hängte den Kessel aber dann übers Feuer und deutete auf ein Glas, „hol die Gelben raus, zwei Stück. Vierteln.“

„Es ist verdammt spät für irgendwelche Tränke“, gab Harry zu bedenken während er schon der Aufforderung nachkam.

„Du willst, dass ich ich den Banntrank für den Welpen braue.“

„Aber da hast du noch drei Wochen Zeit.“

„Hast du dir Lupins Gesicht mal angesehen wenn er den Trank genommen hat?“, fragte Severus.

„Du meinst diesen angewiderte, angeekelten Gesichtsausdruck und die bösen Verwünschungen danach?“

„Richtig.“

„Und?“

„Glaubst du wirklich, wir bekommen dieses Gebräu in das Kind rein?“

„Wie soll er sonst wirken?“

„Harry, denk nach. Der Trank schmeckt einfach scheußlich, niemand hatte bis jetzt Anlass den Geschmack zu verbessern und spätestens nach dem ersten Schluck werden wir Gewalt anwenden müssen damit der Welpe den Trank nimmt“, erklärte Severus, „und deswegen arbeite ich daran den Geschmack zu verbessern ohne die Wirkung zu beeinflussen.“

„Woher willst du wissen dass die Wirkung nicht beeinflusst wird?“

„Der Welpe ist ungefährlich. Selbst ein Wolfswelpe ist die ersten Monate fast hilflos. Es ist durchaus möglich ihn mit Zaubern in Schach zu halten, sollte der Banntrank nicht funktionieren.“

„Warte mal, du willst an Remus' Kind rum experimentieren?“, fragte Harry fassungslos, er sah von den gelben, schleimigen Kugeln auf.

„Ja.“

„Das wird er nicht zulassen.“

Severus zuckte mit den Schultern und meinte, „entweder ich darf die ersten Monate versuchen den Geschmack so zu verbessern, dass der Welpe den Trank freiwillig trinkt oder er ist dafür verantwortlich, dass wir die nächsten Jahre jedes Mal Gewalt anwenden müssen damit sein Kind ihn trinkt.“

„Gewalt?“

„Wie soll ich den Trank sonst in das Kind bekommen? Lieb bitten? Harry, bitte, der Welpe wird es nicht trinken, nicht freiwillig. außer es gelingt mir den Trank geschmacklich zu verbessern, was auch Lupin zugute kommen würde und so nebenbei allen anderen Werwölfen“, sagte Severus, „bist du fertig mit den Pilzen?“

Überrascht über den plötzlichen Themenwechsel blinzelte Harry ihn erst einen Moment an bevor er nickte und die klein geschnittenen Dinger – das sollten Pilze sein? - zu Severus brachte. „Wann willst du das alles Remus sagen?“

„In zwei Wochen, wenn er und der Welpe die erste Portion des Banntrankes zu sich nehmen müssen.“

„Er wird schlichtweg begeistert sein.“

„Nicht mein Problem.“

„Das ist nicht sehr nett, Severus.“

„Auch nicht mein Problem.“

Harry schüttelte den Kopf, er konnte sich ein schwaches Grinsen nicht verkneifen, sein Partner würde sich nie ändern. Dankbar, dass Harry das Thema auf sich beruhen ließ, machte Severus weiter.
 

In den nächsten zwei Wochen hatte Harry recht wenig von Severus. Dieser verschanzte sich förmlich in dem Tränkezelt und es erklang mehr als eine Explosion, meistens dicht gefolgt von einem fluchenden Tränkemeister, der das Zelt inmitten einer Rauchschwade verließ. Niemand wagte es ihn darauf anzusprechen denn mittlerweile hatte es die Runde gemacht was er da eigentlich vor hatte. Remus und Tonks taten sich immer noch schwer mit dem Gedanken, dass ihr Kind als Versuchsobjekt herhalten musste aber sie hatten eigentlich keine andere Wahl.
 

Der siebte Tag vor Vollmond, Severus stand mit zwei Bechern im Zelt der Familie Lupin und mit einem sehr genervten Gesichtsausdruck. „Lupin, trink oder ich hexe den Trank in dich rein“, knurrte Severus, der ihm den Becher hinhielt.

„Lass mich raten, mein Trank schmeckt noch immer so scheußlich.“

„Natürlich.“

„Das ist nicht fair“, murrte Remus bevor er den Becher mit zwei großen Schlucken trank, er schüttelte sich angewidert, „du könntest wirklich was am Geschmack machen.“

„Und dabei die Gefahr eingehen, dass die Wirkung nicht nur bei dem Welpen sondern auch bei dir nicht wirkt? Sehr klug, Lupin, lassen wir einen unkontrollierbaren, ausgewachsenen Werwolf auf die Schüler los“, schnarrte Severus.

Er wurde mit großen Augen angesehen bis Remus nickte, „so gesehen, macht das Sinn. Severus, woran merkst du, dass der Trank bei meinem Kind wirkt oder nicht?“

„Am Verhalten. Dein Welpe sollte sich wie ein ganz normaler Welpe verhalten, sprich, er sollte fast die ganze Nacht durchschlafen und ab und zu nach seiner Mama jammern. Sollte er versuchen mich anzuspringen und zu beißen, weiß ich, dass der Trank nicht wirkt“, erklärte Severus.

„Wie lange kannst du ihn abwehren?“, kam jetzt von Tonks.

„Sechs Monate, danach wird er zu stark oder ich muss meine Zauber anpassen.“

„Du wirst meinem Kind nicht weh tun, oder?“

„Wenn er nicht versucht mich zu fressen, nein.“

Tonks und Remus sahen sich etwas hilflos an doch dann nickte sie und fragte, „wie willst du Teddy das Mittel geben? Wie viel muss er davon nehmen?“

„Die Menge richtet sich nach seinem Gewicht, also reichen ein paar Schlückchen. Ich habe eine Pipette mitgebracht und ja, er muss ihn trinken, egal wie er sich wehrt. Also, wollt ihr ihn festhalten oder soll ich das machen?“

„Ich halte meinen Sohn selber fest“, sagte Tonks ernst.

„Gut, wie viel wiegt er?“

„Knapp acht Pfund.“

„Wie knapp? Ich brauche eine genaue Angabe sonst kann ich den Trank nicht richtig dosieren“, murrte Severus während er schon den Zauberstab zog. Ohne auf die entsetzten Gesichter der Eltern zu achten, sprach er einen Diagnosezauber. „7,80 Pfund“, murmelte er leise, in Gedanken rechnete er die Menge durch und zog sie mit der Pipette auf. „Tonks, ich sage es nur ein einziges Mal, halt das Kind gut fest, ich will kein Theater, kein Angeschreie des Tränkemeisters und keine Verfluchungen. Er muss diesen Trank nehmen. Verstanden?“ Auch wenn er Tonks ansprach, lag sein Blick auf Remus, der seltsam ernst nickte.

„Willst du seinen Mund aufdrücken oder soll ich?“, fragte Tonks.

„Mach das selber.“

Die Hexe nickte, verlagerte ihren Sohn in ihrem Arm und versuchte ihm den Mund zu öffnen. Teddy war über diese Behandlung alles andere als begeistert, lautes Geschrei hallte durch das Zelt, welches aber fast sofort wieder verstummte denn Severus hatte ihm die Pipette in den Mund geschoben. Der Schluckreflex war stärker als der Geschmack des Trankes, schnell war die Pipette leer und das markerschütternde Geschrei ging von vorne los.

„Morgen. Selbe Zeit“, rief Severus über den Lärm hinweg bevor er schleunigst verschwand. Sollten sich doch die Eltern mit ihrem Schreihals abfinden.
 

„Harry, ich will nicht, dass du hier bist“, knurrte Severus jetzt schon zum dritten Mal und wie schon die ersten zwei Mal bekam er die gleiche Antwort.

„Aber ich will hier sein.“

„Es ist zu gefährlich.“

„Teddy ist drei Wochen alt, der hat wahrscheinlich nicht mal Zähne. Wie soll er mir da gefährlich werden? Remus hat mich gebeten nach ihm zu sehen, guck doch mal, er ist ganz einsam in diesem Käfig, das kann nicht gut für ein Baby sein“, sagte Harry mit einem missbilligenden Blick auf den stählernen Käfig, in dem das Baby in flauschige Decken gewickelt, lag.

„Das mit Lupin glaub ich dir sofort. Der Welpe bleibt da drin und du hältst sämtliche Körperteile aus dem Käfig raus sonst hexe ich dich persönlich aus dem Zelt. Haben wir uns verstanden?“

„Ja.“

„Gut, dann darfst du bleiben.“

„Ich hol noch schnell was, wenn du erlaubst.“

„Natürlich. Die Sonne geht erst in einer halben Stunde unter“, sagte Severus schulterzuckend.
 

Ungläubig sah Severus auf das plüschige Ding welches Harry gerade Freude strahlend brachte. „Was ist das?“

„Sieht man doch, ein Wolf.“

„Wo hast du das her?“

„Das gehört Teddy. Albus hat es mir aus London mitgebracht, als Geschenk zur Geburt. Es riecht nach Tonks und Remus, es wird ihn bestimmt beruhigen“, erklärte Harry mit einem Gesichtsausdruck als würde er etwas ganz Offensichtliches erklären.

„Dann stopf es halt in den Käfig und beeil dich.“

Harry folgte der Aufforderung, Teddy wachte nicht mal auf sondern schlief einfach weiter. „Wird er Schmerzen haben?“, fragte Harry mitleidig.

„Da gibt es verschiedene Theorien zu.“

„Welche? Und von wem?“, fragte Harry. Er warf seinem Patenkind noch einen kurzen Blick zu, ging aber dann zu Severus, der es sich auf einem Sofa bequem gemacht hatte. Er hob einen Arm, Harry nahm das Angebot an und kuschelte sich an ihn.

Dann erklärte Severus, „es gibt eine Theorie von einem Verhaltensforscher, der sich auf Werwölfe spezialisiert hat, dass geborene Werwölfe keine Schmerzen haben weil es in ihrer Natur liegt. Sie kennen es schlicht nicht anders. Ein Mensch, der gebissen wird, wehrt sich gegen den Virus, egal wie sehr er sich mit seinem inneren Wolf einlässt. Selbst Greyback hat Schmerzen bei der Umwandlung. Aber diese Theorie wurde nie anerkannt.“

„Wie konnte er sie aufstellen?“

„Er lebte mit einer Werwölfin zusammen, sie hatten auch Kinder und er hat sie in einer Vollmondnacht heimlich beobachtet. Er war der Meinung, dass seine Kinder keine Schmerzen bei der Umwandlung hatten.“

„Will ich wissen was aus ihm geworden ist?“, fragte Harry vorsichtig.

„Sie hat ihn getötet.“

„Also kein Wolfsbanntrank.“

„Nein.“

„Du denkst also, dass Teddy sich einfach verwandeln wird, ohne Schmerzen.“

„Ja, denke ich.“

„Wieso dann der Banntrank?“

„Damit er die Kontrolle behält. Es geht los.“

Teddy war aufgewacht und gluckste leise, es klang wirklich nicht so als hätte er Schmerzen. Auch als sich sein Körper veränderte, gluckste er nur, kein Schrei, kein Gejammer, nichts deutete darauf hin, dass es ihm weh tat. Es dauerte nur ein paar Momente bis ein kleiner, flauschiger Wolfswelpe zwischen den Decken lag und leise wimmerte.

„Er ist einsam“, sagte Harry sofort doch er konnte nicht aufspringen, ein Arm hielt ihn davon ab.

„Du bleibst hier.“

„Er ist einsam.“

„Er hat sein Plüschtier.“

„Severus, er braucht Körperwärme. Er ist nur ein Baby. Guck doch mal, er ist harmlos“, protestierte Harry erneut.

„Und wenn er dich beißt?“

Unsicher sah Harry zu dem Welpen, der suchend mit dem Kopf pendelte und leise jammerte. „Das Risiko geh ich ein.“

„Aber ich nicht.“

„Severus, bitte. Er tut mir leid. Was ist mit einem Schutzzauber? So wie in Malfoy-Manor der Zauber auf meinen Händen, geht das nicht?“

„Ich will nicht, dass du ein Werwolf wirst.“

„Wäre das so schlimm? Ich wäre immer noch ich, nur in einer Nacht nicht. Würdest du mich verlassen wenn ich gebissen werde?“, fragte Harry jetzt ernst.

„Nein, würde ich nicht. Aber über einen silbernen Maulkorb nachdenken. Ich will einfach nicht, dass du gebissen wirst.“

„Wirklich nicht?“

„Nein, ich verlasse dich deswegen nicht. Willst du dieses Risiko wirklich eingehen?“, fragte Severus sichtlich unglücklich.

„Es ist kein Risiko. Er ist harmlos, guck doch mal, er ist ein Winzling und ich vertraue auf die Braufähigkeiten meines Partners.“

„Sehr schmeichelhaft. Also gut, geh halt hin.“

Harry strahlte ihn an, sprang vom Sofa auf und trat langsam an den Käfig. Er sah nicht wie Severus hinter ihm den Zauberstab zog, fest entschlossen seinen Partner vor dem Welpen zu verteidigen.

Doch diese Vorsicht stellte sich als unnötig heraus, Teddy pendelte mit dem Kopf als sich Harry näherte, das Jammern verstärkte sich.

„Ist ja gut, Kleiner, es ist ja jemand da“, flüsterte er leise. Er hockte sich vor den Käfig, Teddy krabbelte ungelenk auf ihn zu und stieß bald an Gitterstäbe. „Darf ich den Käfig aufmachen?“, fragte Harry ohne sich umzudrehen. Er bemerkte nicht, dass Severus mittlerweile hinter ihm stand.

Er schreckte zusammen als die Antwort fast direkt an seinem Ohr kam, „versuch es erst durch die Stäbe.“

„Erschrick mich doch nicht so.“

Severus lachte leise, er kniete jetzt neben ihm, den Zauberstab immer noch in der Hand. Harry funkelte ihn kurz an, wandte sich aber dann wieder dem Welpen zu, der sich dicht an die Gitterstäbe drückte und dabei herzerweichend wimmerte. Harry wollte gerade die Hand nach dem Welpen ausstrecken als ihn Severus nochmal aufhielt und den Zauberstab auf seine Hände richtete, „Protego per manus.“

„Darf ich jetzt? Er tut mir leid“, sagte Harry.

„Ich bin immer noch dagegen.“

„Zur Kenntnis genommen.“ Damit streckte Harry die Hände, die jetzt hübsch blau schimmerten, nach dem Welpen aus, der sich fiepsend an seine Handflächen drückte, sichtlich glücklicher als vorher.

„Wenn er älter wird, geht das nicht mehr“, mahnte Severus, dem der entrückte Gesichtsausdruck von Harry etwas Angst machte.

„Warum eigentlich nicht?“

„Wie meinen?“

„Warum nicht, Severus? Der Wolfsbanntrank erhält doch das menschliche Bewusstsein, oder?“

„Ja.“

„Wieso gelten Werwölfe dann dennoch als gefährlich? Wenn sie wirklich noch wie Menschen denken, sind sie doch ungefährlich“, erklärte Harry.

„Nicht ganz. Der Trank erhält zwar das menschliche Bewusstsein aber er kann die Instinkte nicht ganz unterdrücken. Es kann passieren, dass der Wolf dennoch aggressiv wird und dann ist er wieder gefährlich.“

„Du redest viel von können und würden. Wieso weiß das keiner genau?“, fragte Harry. Sein Blick war allerdings fest auf sein Patenkind gerichtet, das sich mittlerweile zwischen seinen Handflächen zusammengerollt hatte und scheinbar wieder eingeschlafen war.

„Weil Werwölfe nicht sehr gut erforscht sind, deswegen. Sämtliche Studien bestehen zum größten Teil aus Vermutungen und Ahnungen. Es gibt einfach zu wenige Forscher auf diesem Gebiet und auch zu wenige Werwölfe, die sich auf solche Forschungen einlassen“, erklärte Severus und er klang nicht sehr begeistert davon, er klang fast verbittert.

„Warum wollen es die Werwölfe nicht?“

„Weil sie Angst haben, dass es gegen sie verwendet wird. Außerdem ist die Gesetzeslage in Groß Britannien sehe schwierig für Werwölfe. Dabei wäre das Forschungsgebiet riesig.“

„Wäre das nicht was für dich?“

„Wohl eher nicht.“

„Warum nicht?“

„Weil ich panische Angst vor Werwölfen habe“, gestand Severus.

Etwas überrascht wandte Harry ihm den Kopf zu, „was ist mit Remus?“

„Mit dem hat alles angefangen. Du erinnerst dich?“

„Ja, leider. Sirius war ein Arsch in diesem Moment.“

„Ja, war er.“

„Aber warum hilfst du Remus und seinem Sohn jetzt?“, fragte Harry verwirrt.

„Weil mein Bindungspartner mich dazu zwingt“, war die trockene Antwort doch Harry hörte das Schmunzeln aus seinen Worten raus.

„Böser Partner“, stimmte er ihm zu, „und guck dir dieses süße Etwas an. Kann man da Angst haben?“

„Es ist ein Werwolf“, war alles, was Severus noch dazu sagte bevor er sich zurücklehnte, den Zauberstab noch immer in der Hand.

„Du kannst den wegstecken, er ist harmlos. Er schläft.“

„Er könnte aufwachen.“

Harry schüttelte den Kopf, er würde sich nie ändern. Sein Blick ging zu dem schlafenden Welpen, er fand ihn einfach nur süß.
 

Remus und Tonks betraten das Zelt sehr leise denn auf ihre Anfrage hatte sich keiner gemeldet und so gingen sie davon aus, dass die Bewacher ihres Sohnes schliefen. Das Bild, welches sich ihnen bot, hatten sie allerdings nicht erwartet. Severus lag mit dem Rücken an ein Kissen gelehnt, die linke Hand um den Zauberstab gekrallt, die Rechte lag auf Harrys Brust. Dieser lag eng an ihn gekuschelt, die Finger der rechten Hand mit Severus' Fingern verflochten und im linken Arm lag, friedlich schlummernd, ihr eigener Sohn. Tonks konnte nur lächeln, dann drehte sie sich rum und schob ihren Ehemann leise wieder aus dem Zelt raus.

„Was soll das?“, fragte Remus.

„Lass sie schlafen.“

„Aber das ist unser Sohn?“

„Und Harrys Patenkind also lass ihnen die Zeit. Wir bekommen ihn früh genug wieder, spätestens wenn er Hunger hat“, grinste Tonks.

„Stimmt.“
 

Die Freude über das scheinbare Gelingen des veränderten Wolfsbanntrankes hielt nicht lange, drei Tage nach Vollmond tauchten unzählige Gestalten vor dem Lager auf. Panik machte sich sofort breit, Schüler rannten schreiend durcheinander bis die laute Stimme Albus Dumbledores über das Feld hallte, „beruhigt euch, Schüler. Es ist kein Angriff, es ist alles in Ordnung. Alle Schüler der Jahrgänge eins bis sechs kehren in ihre Zelte zurück, die Siebtklässler finden sich am Lehrerzelt ein.“ Das Chaos wurde nicht weniger aber es verlief etwas geordneter als vorher.
 

Auch Harry und Severus eilten zum Lehrerzelt, sie sahen schon von weitem, dass die Neuankömmlinge teilweise verletzt waren.

„Lucius“, knurrte Severus, der blonde Haarschopf war deutlich zu sehen doch er hinkte und stützte sich schwer auf seine Frau.

„Das Ministerium ist also gefallen“, mutmaßte Harry leise bevor er keuchte, Severus war mitten im Schritt stehen geblieben und hatte ihn einfach festgehalten. „Was soll das?“

„Komm, wir haben Wichtigeres zu tun als uns deren Gejammer anzuhören“, sagte Severus während er ihn schon wegzog.

„Du willst mich nicht jetzt, in diesem Moment, den Vernichtungszauber lehren, oder?“

„Nein, es wird Zeit das Pfauenauge zu beenden.“

Harry blieb überrascht stehen, wurde aber sofort weiter gezogen. „Du weißt wie das geht?“

„Ja, weiß ich.“

„Warum haben wir das bis jetzt nicht gemacht?“

„Weil ich im Herzen manchmal ein Feigling bin“, gab Severus zu.

Er wurde überrascht und fragend angesehen, folgte Severus aber dann notgedrungen.
 

„Erklär“, forderte Harry als sie das Lager verlassen hatten und Severus endlich stehen geblieben war, „ich dachte, wir haben die Verbindung bereits komplett geöffnet.“

„Haben wir auch aber es gibt da noch einen Punkt, den ich dir verschwiegen habe. Jeder Mensch hat einen Punkt in seinem Inneren, der sein ganz persönliches Ich enthält. Seine tiefsten Empfindungen, seine tiefsten Gefühle und Gedanken, sein Wesen, seine Persönlichkeit und alles, was ihn als einzelne Person ausmacht“, erklärte Severus.

„Und das müssen wir verbinden?“

„Dann sterben wir.“

„Äh...? Aber du hast mir das doch nicht erzählt weil es keinen Nutzen hat, oder?“

„Harry, dieser Kern ist lebensnotwendig, er entscheidet ob man ein denkender, fühlender Mensch oder eine leere Hülle ist. Nenn es von mir aus Seele oder sonst was.“

„Das hat ER geteilt?“

„Richtig.“

„Was sollen wir damit wenn wir es nicht verbinden sollen?“, fragte Harry, „und wieso würden wir sterben?“

„Weil wir unser Selbst auflösen würden.“

„Severus, komm auf den Punkt! Was müssen wir damit machen?“

Severus atmete tief durch und sagte dann, „eine Art Verbindung. Ein gegenseitiges Öffnen ohne selbst das eigene Ich zu verlieren.“

„Mit welchen Auswirkungen?“ Harrys Stimme klang sehr skeptisch.

„Kein Gedanke, kein Gefühl, nichts wäre mehr geheim, gar nichts. Wenn ich sage, gar nichts, dann meine ich das auch so.“

Harry hatte eine Weile geschwiegen, er ging die Worte in Gedanken immer und immer wieder durch und das Ergebnis blieb immer dasselbe. „Haben wir eine andere Wahl?“, fragte er irgendwann.

„Wenn wir noch ne Weile trainieren könnten...“

„Können wir aber nicht, oder?“

„Nicht wirklich.“

„Ist dir mal aufgefallen, dass wir diese entscheidenden Punkte immer erst dann besprechen wenn wir dazu gezwungen werden?“, fragte Harry plötzlich.

„Beschwer dich bei IHM.“

„Mach ich wenn ich IHN sehe. Also, wo liegt die Gefahr?“

„Wenn wir zu weit gehen, verschmelzen unsere Ichs miteinander und was das bedeutet, kann ich dir selbst nicht sagen. Nur, dass es nicht passieren sollte.“

„Vermutungen?“

„Von Wahnsinn über verschmolzenen Geistern bis zum Tod ist alles dabei.“

„Was sollte es im besten Fall sein?“

„Ein absolutes Verständnis für den Anderen. Keine Reue mehr, kein Schamgefühl, kein 'Was denkt er wohl darüber?', keine Unsicherheit – absolutes Verständnis und Einigkeit“, sagte Severus ernst.

„Dann los.“

„Harry?“

„Was? Wir haben doch eh keine Wahl und ich glaube, wir werden es schon schaffen. Also, was müssen wir machen?“

„Eigentlich ganz einfach, alle Barrieren in uns niederreißen, wirklich alle und dann versuchen wieder lebend da raus zu kommen.“

„Also ein Kinderspiel!“

„Natürlich. Komm, setzen wir uns, dann fallen wir nicht so tief.“

Harry grinste nur während Severus schon eine Decke herbei beschwor und neben einen Baum legte. Er ließ sich darauf nieder, den Rücken an den Baum gelehnt und schon saß sein Partner vor ihm.

„Ach, ich alter Mann muss den Baum im Rücken haben.“

„Klar. Ich will es weich und kuschelig.“

Murrend aber grinsend schlang Severus die Arme um seinen Partner, die Finger der rechten Hände verflochten sich fast sofort miteinander.

„Wie mache ich das jetzt?“

„Geh in dich, in deine Magie, ganz tief rein und dort müsstest du eine weitere Kugel finden, fest verschlossen und diese Barriere musst du öffnen.“

„Klingt ganz einfach. Machen wir das gleichzeitig?“

„Ja. Wir sprechen uns ab. Los, geh suchen.“
 

Es dauerte eine Zeitlang bis Harry die zweite Kugel in sich fand, sie fühlte sich viel härter an und er spürte ganz genau, dass sie wesentlich wertvoller als seine Magiekugel war. Vorsichtig strich er daran entlang, ein eigenartiges Summen ging durch seinen Körper.

„Sagte ich nicht, wir sprechen uns ab?“, knurrte plötzlich eine Stimme.

„Du merkst das? Ich habe sie doch nur berührt.“

„Das hätte schon ausreichen können.“

„Oh.“

„Ja, oh.“

„Bist du soweit?“, fragte Harry um das Thema zu wechseln.

„Ja.“

„Auf drei?“

„Ja. Eins“, sagte Severus.

„Zwei“, kam von Harry.

Als ob sie sich abgesprochen hätten, atmeten sie gleichzeitig tief durch, „Drei.“
 

Mächtige Magie in Form einer Welle fegte über das Lager, Kinder wie Erwachsenen sahen gleichsam geschockt auf. Zauberstäbe wurden gezogen und diesmal brauchten die Schüler keine Anweisungen. Die Sechstklässler sorgten dafür, dass die Schüler alle in ihre Zelte verschwanden während sich die Siebtklässler den Lehrern anschlossen, die geschlossen auf den Ursprung der Magie zueilten. Sprachlos standen sie schließlich vor dem Paar, welches sich noch nicht bewegt hatte und die Augen immer noch geschlossen hielt. Die Magie ging eindeutig von ihnen aus. Albus schickte die Schüler und den Großteil der Lehrer wieder weg, sie sollten die Jüngeren beruhigen. Er selbst, Minerva und Remus blieben, sie wollten wissen was hier los war.

Es dauerte noch eine ganze Weile bis Harry die Augen aufschlug und sie verwirrt anblinzelte, „was macht ihr denn hier?“

„Das Gleiche könnten wir euch fragen“, gab Albus zurück, „was hat es mit dieser starken Magiewelle auf sich?“

„Welche Magiewelle?“, fragte Harry noch verwirrter.

„Unsere“, kam von Severus, der sich nicht die Mühe machte die Augen zu öffnen. Er wollte die Anwesenden gar nicht sehen, er wollte lieber diese Magie genießen.

Harry verrenkte sich fast den Hals um seinen Partner anzusehen bevor er sich wieder zu den drei Anderen wandte, „wir haben nur was probiert.“

„Hat es geklappt?“, fragte Remus.

Etwas überfragt tippte Harry auf den Unterarm seines Partners und murrte, „sag was.“

„Ja, hat es und jetzt verschwindet. Wir tun niemanden was und hätten jetzt gerne unsere Ruhe“, schnarrte Severus mit geschlossenen Augen.

„Müssen wir etwas wissen?“

„Nein.“

„Severus...“

„Albus, bitte. Lasst uns allein. Ich melde mich bei dir wenn es etwas Neues gibt. Wir sind zu keiner Zeit eine Gefahr für die Schüler.“

„Ich würde dich morgen nach dem Unterricht gerne sprechen“, sagte Albus und nachdem Severus genickt hatte, ging er. Remus und Minerva warfen Harry Beide ein Lächeln zu, gingen aber dann auch.
 

„Wozu brauchen wir Ruhe?“, fragte Harry. Er kuschelte sich wieder an den Mann hinter sich und schloss die Augen, er spürte, dass sich irgendetwas verändert hatte. Aber was genau, das konnte er nicht bestimmen.

„Ich bin ein gestresster, alter Mann, ich brauche immer Ruhe“, gab Severus zurück.

„Du armer alter Mann. Soll ich auch gehen?“, fragte Harry grinsend. Statt einer Antwort zogen sich die Arme um seine Brust noch enger zusammen, die Wärme in seiner rechten Hand wurde stärker. „Also bleibe ich lieber.“

„Du glaubst doch wohl nicht wirklich, dass ich dich nochmal gehen lasse, oder?“, raunte Severus plötzlich an seinem Ohr.

Ein warmer Schauer lief Harry über den Rücken, er seufzte leise und versuchte sich noch enger an ihn zu kuscheln. „Ich will gar nicht mehr weg.“

„Ich weiß.“

„Du weißt?“

„Hm. Spürst du es denn nicht?“

„Doch, ich spüre es. Es fühlt sich seltsam an.“

„Unangenehm?“

„Nein. Fremd, gewöhnungsbedürftig aber schön, geborgen, warm, herrlich“, schwärmte Harry leise. Er spürte das erleichterte Ausatmen seines Partners. „Was machen wir jetzt?“

„Ruhe geben und entspannen.“

„Hier?“

„Ja. Also Ruhe.“

Harry grinste, legte sich dann bequemer hin und genoss einfach nur die Wärme und Geborgenheit, die durch die Verbindung flutete. Severus hatte Recht gehabt, er spürte in sich alles, was ihn und auch Severus ausmachte. Ihre Persönlichkeiten, ihre Ichs, Gefühle, Gedanken, nichts war mehr geheim, und doch waren sie noch immer zwei eigenständige Personen. Er öffnete kurz die Augen und drehte ihre verflochtenen Hände so rum, dass er zumindest sein Mal sehen konnte. Doch Severus löste ihre Finger kurz voneinander, sodass sie nebeneinander waren. Das Bild blieb gleich, von beiden Handflächen leuchtete ihnen ein vollständiges Pfauenauge entgegen.

„Wunderschön, oder?“, fragte Severus an seinem Ohr.

„Ja, wirklich wunderschön. Wir haben es also geschafft.“

„Hast du daran gezweifelt?“

„Am Anfang? Klar, wer nicht? Keiner hat geglaubt, dass wir es schaffen, selbst Albus nicht, auch wenn er wahrscheinlich das Gegenteil behaupten würde. Du bist schreiend weggerannt als du erfahren hast, dass wir magisch perfekt zusammen passen und verbunden werden sollen. Wir haben uns Beide wie Kleinkinder verhalten, wir haben Höhen und noch mehr Tiefen überlebt und wir haben es geschafft“, sagte Harry, der ihre Finger wieder miteinander verflocht und die Hände auf seine Brust zog.

„Stimmt“, war alles, was Severus dazu sagte und dann breitete sich Stille aus.

Sie mussten nichts mehr sagen, sie wussten alles von dem jeweils Anderen und so waren Worte überflüssig.

Kapitel 25

Am nächsten Tag konnte Severus das unangenehme Gespräch mit Albus nicht mehr aufschieben, Harry hatte sich frühzeitig abgesetzt doch er spürte die aufgestaute Wut seines Partners. Und sie lenkte ihn ab.

„Schachmatt“, grinste Ron. Überrascht wandte Harry den Blick auf das Schachbrett, sein König lag in Trümmern. „Du hast nicht aufgepasst, Mensch Harry, wo bist du denn mit deinen Gedanken?“

„Severus.“

„Was ist mit ihm?“, kam von Draco, der in einem Sessel etwas abseits saß und in einem Buch schmökerte.

„Er ist bei Albus und muss ihm Rede und Antwort stehen und er ist schlichtweg begeistert davon.“

Sowohl Ron wie auch Draco nickten, Harry hatte sie und ihre Freunde nach dem Mittag über die Magiewelle aufgeklärt und voller Stolz das Pfauenauge präsentiert.

„Das kann ich mir vorstellen. Harry, erlaube die Frage, wie es jetzt weiter geht?“

„Mit was genau?“

Draco grinste breit und meinte, „über euer Liebesleben will ich nichts wissen. Meine Frage geht eher in die Richtung Vernichtungszauber.“

„Die Frage stell ich mir seit gestern Abend auch. Ich werde heute Abend mit Severus reden, vorausgesetzt seine Laune lässt es zu. Aber das ist wohl die Frage, die sich jeder hier stellt, wann können sie IHN endlich besiegen?“, knurrte Harry, „langsam nervt es.“ Die letzten Worte waren sehr leise, dennoch wurden sie verstanden.

„Ist die Frage nicht auch irgendwo berechtigt?“, fragte Draco, „versteh mich nicht falsch, ich will dich nicht drängen aber die Menschen sehen in euch nun mal die letzte Rettung.“

„Ich weiß, Draco, ich weiß aber es nervt. Die Leute sehen nicht was Severus und ich hinter uns haben, welche inneren Konflikte wir durchstehen mussten. Immer nur heißt es, 'Wann seit ihr soweit?'. Keiner will wissen, was wir durchgemacht haben um an diesen Punkt zu kommen, alle fordern immer nur und nur die Wenigsten haben uns ihre Hilfe auch nur angeboten. Ich bin so froh wenn dieser Krieg irgendwann vorbei ist und wir hier weg können“, seufzte Harry niedergeschlagen.

Sofort horchten seine Freunde auf, Ron warf seinem Freund einen fragenden Blick zu, so als wolle er sich davon überzeugen, dass sie das Gleiche gehört hatten. Als Draco nickte, fragte Ron vorsichtig, „was meinst du damit, dass ihr weg könnt?“

„So wie ich es gesagt habe. Wenn das alles vorbei ist, mache ich meinen Abschluss und dann sind wir erst mal weg. Severus will nicht weiter als Lehrer arbeiten, er hasst diesen Beruf und ein paar Monate Ruhe nach diesem ganzen Stress mit der Bindung, der Arbeit und dem, noch anstehenden Endkampf, haben wir uns redlich verdient“, erklärte Harry, „und außerdem will ich mein Hobby wieder aufnehmen.“

„Das Fotografieren, oder?“

„Ja. Es gibt so viele Dinge, die ich gerne fotografieren will. So viele Landschaften, Kulturen, Menschen, Tiere, so viele Sachen. Merlin, ich habe nicht vor mein ganzes Leben in Groß Britannien zu verbringen, ich will etwas von der Welt sehen und ich bin mir sehr sicher, dass es Severus genauso geht.“

„So ne Weltreise klingt super“, warf Draco ein, was ihm einen überraschten Blick von Ron einbrachte.

Doch dann lächelte er und meinte, „klingt wirklich gut. Aber erst mal haben wir ein anderes Problem.“

„Außer IHM? Welches?“, fragte Harry.

Ron wandte sich ihm zu und sagte todernst, „ich habe keinen passenden Schachgegner.“ Lautes Gelächter hallte durch das Zelt während sich die Figuren wieder zusammen setzten und auf ihre Plätze gingen.
 

Severus stockte mitten im Schritt, das Zelt war von Kerzen erhellt und ein wunderbarer Geruch lag in der Luft. Er schnupperte kurz, er roch Fleisch, Rotwein, etwas, was ihn entfernt an Nudeln erinnerte und ein Gemüse, welches genau konnte er allerdings nicht sagen. Scheinbar hatte Harry vor seine schlechte Laune zu verbessern denn er hörte seinen Partner in der Küche rumoren.

Er dachte schon, dass sein Eintreten unbemerkt geblieben war als Harrys Stimme erklang, „geh duschen, so Tränke verschmiert, kriegst du nichts zu essen. Ich brauche noch zwanzig Minuten.“

„Alles klar“, rief Severus zurück während er sich schon grinsend in Richtung Bad begab. Es wunderte ihn nicht, dass Harry wusste wo er die letzten Stunden verbracht hatte. Er kannte ja seine Gedanken.
 

Wenig später saß Severus in der Küche, Harry schnitt gerade einen wunderbar duftenden Rinderbraten an. „Wie bist du an die Zutaten gekommen?“, fragte er.

„Dobby hat mir alles gebracht, wo er es her hat, keine Ahnung.“

„Sieht sehr gut aus und riecht noch besser“, sagte Severus mit einem anerkennenden Blick auf das Essen.

Mit einem Lächeln legte ihm Harry eine Scheibe Braten auf den Teller, zu den selbst gemachten Spätzle, dem Rosenkohl und einer Rotweinsoße, die Severus schon das Wasser im Mund zusammen laufen ließ. Sein Partner ließ sich ihm gegenüber nieder, neben seinem Rotweinglas stand ein kleines Fläschchen, welches den Trank enthielt, der es Harry ermöglichen würde das Essen zu genießen. Er nutzte den Trank nur sehr selten denn die Nebenwirkungen waren, bei öfteren Benutzung, einfach zu stark. Severus beschloss irgendwann nochmal daran zu arbeiten, wenn das alles vorbei war denn dann hätte er Zeit.

„Guten Appetit“, schnurrte Harry jetzt.

„Dir auch.“

Mit freudiger Erwartung begannen sie zu essen und bereits nach den ersten Bissen musste Severus feststellen, dass es fantastisch schmeckte. „Du wirst von jetzt an zum Küchendienst verdonnert. Das ist super“, schwärmte Severus.

„Nur wenn du mir die Insektenrezepte aufschreibst.“

„Wieso? Du müsstest sie wissen.“

„Ja schon, irgendwo in mir sind sie auch aber ich empfinde es als sehr anstrengend zu kochen und gleichzeitig meine Erinnerungen auseinander zu halten. Wenn du sie mir aufschreibst, kann ich mich aufs kochen konzentrieren“, erklärte Harry zwischen zwei Bissen.

„Einverstanden aber nicht mehr heute. Heute will ich einfach dieses herrliche Essen genießen.“

„Tu das.“
 

Satt, frisch geduscht und zufrieden mit sich und der Welt lag Harry auf dem Sofa und genoss die Wärme seines lebenden Kissens. Er lag mit dem Kopf auf Severus' Oberschenkel, die Augen geschlossen und mit dem festen Entschluss hier nicht mehr aufzustehen. Die rechte Hand seines Partners lag auf seiner Brust, wie schon so oft waren ihre Finger miteinander verflochten. Doch irgendwann öffnete er doch die Augen, über ihm schwebte das Buch, in dem Severus las. Er hatte extra einen Zauber darauf gesprochen damit er mit der linken Hand umblättern konnte und seine Rechte nicht brauchte.

„Was ist los?“, fragte Severus ohne von seinem Buch aufzusehen.

„Wann lerne ich den Vernichtungszauber?“, fragte Harry gerade heraus.

Damit hatte er die volle Aufmerksamkeit seines Partners, schwarze Augen sahen ihn aufmerksam und fragend an. „Wie kommst du gerade jetzt auf dieses Thema?“

„Ich hatte das Thema heute mit Draco und Ron und mich interessiert es ehrlich gesagt auch. Wann lerne ich ihn?“

„Wenn es nach mir geht, gar nicht.“

„Jeder Andere würde jetzt sagen, dass das Ritual dann sinnlos gewesen wäre“, sagte Harry nachdenklich.

„Du nicht?“

Harry schüttelte sachte den Kopf, hauchte einen Kuss auf Severus' rechten Handrücken und sagte, „nein. Das Ritual war das Beste, was mir je passiert ist. Ich habe einen wunderbaren Partner, der förmlich alles für mich tun würde und von dem ich weiß, dass er mich genauso liebt wie ich ihn. Wir haben ein Ritual geschafft, welches viele für unmöglich hielten und wir werden auch IHN noch besiegen. Dann sind wir endlich frei und können uns ein Land suchen, wo wir auch mal unter freiem Himmel schlafen können.“

„Wenn du es so sagst, klingt es sehr gut“, sagte Severus. Auf die Sache mit der Liebe ging er nicht näher ein, sie wussten Beide, dass es der Wahrheit entsprach.

„Find ich auch. Was hältst du von Australien?“

„Das ist gleich sehr weit weg. Was ist mit deinem Patenkind?“, fragte Severus.

„Gibt es keine Verbindungen über so eine Entfernung? Flohnetzwerk? Portschlüssel?“

„Ich werde definitiv nicht jeden Monat sieben Tage lang diese Entfernung reisen und ich werde auch nicht eine komplette Woche auf meinen Partner verzichten“, knurrte Severus, „und ja, es ist möglich per Portschlüssel so weit zu reisen aber es ist extrem unangenehm.“

„Hm, dann kommen sie halt mit.“

„Bitte? Das war jetzt ein Scherz, oder?“

„Nein. Ich würde mich freuen.“

„Ich bin schlichtweg begeistert.“

Harry grinste Severus breit an bevor er erneut fragte, „wann lerne ich den Vernichtungszauber?“

„Morgen.“

„Gut.“ Damit schloss Harry wieder die Augen. Er sah nicht mehr wie Severus ihn fragend ansah, dann den Kopf schüttelte und sich wieder in sein Buch vertiefte.
 

Er war nervös, schrecklich nervös und diese Nervosität hatte sich den ganzen Tag über nur verschlimmert. Severus sah ihn skeptisch an und fragte dann, „bist du sicher, dass du heute anfangen willst?“

„Ja?“

„War das eine Feststellung oder eine Frage?“

„Beides? Mensch Severus, ich bin nervös. Du selbst hast mir erklärt, dass der Zauber extrem gefährlich ist und ich soll ihn lernen. Wie soll ich ihn eigentlich üben?“, fragte Harry.

Severus deutete auf die Bäume um sie herum und meinte, „wir haben genug Übungsmaterial.“

„Woher wissen wir, wann er perfekt ist? ER wird nicht still stehen bleiben und ER wird uns auch keine zweite Chance geben.“

„Das siehst du an den Bäumen. Bei einem perfekten Vernichtungszauber wird der ganze Baum sofort absterben, samt Wurzeln und allem was dazu gehört.“

„Gibt es einen Gegenzauber? Einen Schutz?“

„Nein. Gar keinen. Zumindest ist mir keiner bekannt.“

„Worin...?“

„Harry, willst du dich gerade vor der ersten Stunde drücken?“, unterbrach Severus ihn.

„Was ich? Nein, natürlich nicht. Ich wollte nur nachfragen.“

„Das kannst du beim Abendessen. Bereit?“

„Nein.“

„Gut“, schnarrte Severus und vollführte mit dem Zauberstab eine Reihe von Bewegungen, die auf den ersten Blick sehr kompliziert aussahen.

„Das muss ich auch können?“

„Ja. Der Zauber setzt sich, wie jeder Zauber, aus der Bewegung und dem Spruch zusammen. Und wie bei jedem anderen Zauber auch kommt es auf die Genauigkeit an. Wir üben als Erstes die Bewegung“, erklärte Severus.

„Ok, dann nochmal bitte vormachen.“

Severus folgte der Bitte und vollführte die Zauberbewegung nochmal.
 

„Die Finger liegen falsch, mach sie zusammen. Lockerer im Handgelenk, der rechte Fuß weiter vor, der Linke steht auch falsch und den Oberkörper ein Stück weiter nach vorne beugen, der Kopf ist auch schief“, schnarrte Severus.

Mit einem abgrundtiefen Stöhnen ließ Harry den Kopf hängen und murrte, „ich kann nicht mehr. Wir üben seit Stunden. lass uns Schluss machen für heute.“

„Erst drängst du das wir üben und dann hast du nach wenigen Stunden genug?“, fragte Severus grinsend.

„Ja. Ich versuche es seit Stunden und du bist mit nichts zufrieden. Merlin, es kann doch wohl nicht so wichtig sein ob mein kleiner Finger einen halben Zentimeter von meinem Ringfinger entfernt liegt oder nicht.“

„Doch, genau darum geht es. Warum glaubst du eigentlich, dass dieser Zauber so schwer ist? Nur ein bisschen Zauberstabgefuchtel und einen Spruch sagen und ER ist tot? Wohl kaum. Jeder Millimeter deiner Körperhaltung muss stimmen, jeder Muskel richtig angespannt sein und dann kommt noch der Spruch dazu, der in exakt den richtigen Momenten gesprochen werden muss. Das macht diesen Zauber so schwer, die Perfektion, die er erfordert“, erklärte Severus.

Harry hatte den Blick gehoben um ihn anzusehen, er sah und spürte Sorge bei seinem Partner. „Was passiert wenn ein Detail nicht stimmt?“, fragte er.

„Im besten Fall passiert gar nichts und im schlimmsten Fall richtet sich der Zauber gegen dich. Dazwischen ist alles möglich.“

„Ich bin aber trotzdem müde.“

„Dann lass uns für heute Schluss machen. Wenn du zusammen brichst, bringt uns das auch nicht weiter“, sagte Severus.

„Danke Severus.“

Dieser lächelte nur, legte ihm einen Arm um die Schultern und zog ihn förmlich mit sich. Harry lehnte sich müde an ihn.
 

Er schlief fast im Laufen ein, die extreme Konzentration, die für die Übungen nötig war, hatte ihn mehr angestrengt als eine ganze Schulwoche. Nur am Rand bekam er mit wie ihn Severus per Zauber umzog und ins Bett steckte. „Hier geblieben“, murmelte er leise als Severus sich von ihm entfernen wollte.

„Ich geh nur duschen. Du kannst schon schlafen.“

„Hm.“

Severus sah ihn schmunzelnd an bevor er sich umwandte um ins Bad zu gehen. Er mochte keine Reinigungszauber und er vertrug sie auch nicht, jedes Mal hatte er danach unglaubliche Probleme mit der Haut und den Haaren. Deswegen umging er sie auch so oft wie es ihm möglich war.
 

Seit zwei Wochen übten sie schon, jeden Abend über mehrere Stunden. Es zehrte an den Kräften, geistig wie auch körperlich doch keiner dachte daran aufzugeben. Niemand belästigte sie während ihrer Übungen, einige sehr gut platzierte Flüche von Severus am zweiten Abend hatte sämtliche Schaulustigen vertrieben. Harrys Freunde hielten Abstand weil sie seine Konzentration nicht noch mehr beanspruchen wollten. So waren sie auch an diesem Abend alleine in dem kleinen Wald, der sich als perfekter Trainingsort raus gestellt hatte. Ruhig, etwas abseits des Lagers und doch noch so nah um notfalls schnell flüchten zu können.
 

„Denk an deine Füße“, mahnte Severus.

„Was ist an meinen Füßen falsch?“

„Der Rechte steht zu weit rechts, die Beine etwas weiter zusammen, noch ein Stück, stopp, genau so und den Linken etwas weiter rein beugen“, erklärte Severus.

„Häh?“

„Merlin, im Gelenk etwas weiter eindrehen, falsche Richtung, ja, genau so.“

„Severus, wie soll ich diese komplizierte Pose im Kampf einnehmen? Da brauch ich ja Stunden zur Vorbereitung“, maulte Harry bevor er die Pose komplett auflöste und die Gliedmaßen kräftig ausschüttelte.

„Komm her und lass uns eine Pause machen“, schlug Severus plötzlich vor.

„Ernsthaft? Genial.“ Harry kam der Aufforderung gerne nach und ließ sich neben Severus auf die Decke sinken, dankbar nahm er den Kelch entgegen und trank einen großen Schluck. „Hm, Apfel, lecker. Hast du auch was zu Essen in dem Körbchen?“, fragte Harry neugierig.

„Natürlich. Hier.“

„Kekse, noch leckerer.“

Severus konnte sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen während Harry sich an ihn lehnte und an seinen Keksen knabberte.

„Severus, woher weißt du eigentlich die genaue Position?“

„Aus einem Buch.“

„Den Spruch auch?“

„Ja.“

„Also eine rein theoretische Anleitung?“

„Leider, ja.“

„Sprich, wir werden erst sehen ob der Zauber wirkt wenn wir ihn an den ersten Bäumen ausprobieren, richtig?“, fragte Harry kauend.

„Richtig.“

„Wir haben keinen Beweis, dass ER auch vollständig vernichtet wird.“

„Auch richtig.“

„Das ist nicht viel.“

„Es ist mehr als vorher“, sagte Severus und auf den fragenden Blick fuhr er fort, „vorher hatten wir einen Jugendlichen, der absolut keine Chance hatte und jetzt haben wir wenigstens eine kleine Chance und die werden wir nutzen.“

Harry widersprach nicht, Severus hatte Recht. Er griff sich einen weiteren Keks und während er kaute, änderte er seinen Sitzplatz bis er in seiner neuen Lieblingsposition neben Severus lag – mit dem Kopf auf seinem Oberschenkel.

„Wir wollen dann weiter üben also mach es dir nicht zu bequem“, sagte Severus.

„Nur noch fünf Minuten.“

„Das sagst du jeden Früh.“

„Nein, da sage ich es weil ich nicht aufstehen will und lieber weiter mit dir kuscheln würde“, erklärte Harry mit geschlossenen Augen, „aber du musst ja zum Unterricht. Am Wochenende bist du dann den ganzen Tag im Labor.“

„Ist das eine Beschwerde?“

„Nein, ich weiß, dass du viel zu tun hast.“

„Wir sind die Abende zusammen.“

„Ja, beim Training und dann fallen wir todmüde ins Bett. Wir haben nicht wirklich Zeit für uns.“

„Also doch eine Beschwerde.“

„Nein, eine Feststellung“, sagte Harry bevor er die Augen aufschlug und überraschend aufstand. Er wurde fragend angesehen. „Machen wir weiter.“
 

Zwei Stunden später war Harry kurz vorm Verzweifeln, er bekam die Haltung von den Armen einfach nicht hin. Wenn er es gerade geschafft hatte und sich einer anderen Kleinigkeit zu wandte, veränderte er die Haltung und schon war es wieder falsch. „Severus, wie bekomm ich das hin?“

„Du bist zu verkrampft.“

„Ach, wie soll das sonst gehen?“

„So wie das Ritual.“

„Häh?“

„Haben wir uns bei dem Ritual drängen lassen? Haben wir krampfhaft irgendetwas versucht?“, fragte Severus, der sich jetzt erhob und langsam auf ihn zu kam.

„Nein, haben wir nicht.“

„Genauso musst du es jetzt machen. Die Pose muss für dich so natürlich wie atmen sein, nicht so unnatürlich verkrampft.“ Severus war dicht hinter seinen Partner getreten und korrigierte seine Körperhaltung bis er zumindest perfekt stand und seine Armhaltung stimmte. „Die Finger der rechten Hand weiter zusammen“, sagte er, „und die linke Faust nicht so verkrampft, du bekommst noch Abdrücke von deinen eigenen Fingernägeln.“

„Hm“, wurde nur leise gemurmelt, Harry war mit seinen Gedanken mittlerweile ganz woanders. Dieser warme Körper hinter sich fühlte sich fantastisch an und im Moment würde er sehr viele Dinge lieber tun als hier zu üben.

„Harry, würdest du dich bitte konzentrieren und deine Gedanken von den jugendfreien Dingen weg lenken, an die du offensichtlich gerade denkst“, schnarrte Severus belustigt.

„Ähm...sorry.“

„Konzentrier dich.“

„Ich versuche es.“

„Mach es einfach“, war die Anweisung.

„Das ist gerade schwierig.“

„Wie wäre es wenn du dein Hirn und nicht andere Körperteile zum denken benutzt?“, fragte Severus.

„Ich bin siebzehn, was erwartest du?“, gab Harry grinsend zurück.

Er wandte den Kopf um Severus aus den Augenwinkeln heraus anzusehen, dieser schmunzelte ihn an und meinte, „ich erwarte, dass du dich auf das Training konzentrierst und deine Hormone zurückschraubst. So ungern ich es auch zugebe aber dafür haben wir keine Zeit.“

„Gar keine Zeit?“

Eine Augenbraue ruckte nach oben, der Blick veränderte sich und Severus raunte, „sei froh, dass wir keine Zeit haben sonst würdest du die nächsten Wochen nicht aus dem Bett kommen.“

„Ist das eine Drohung?“

„Ein Versprechen“, murmelte Severus bevor er ihn plötzlich rum drehte und in eine feste Umarmung zog, die nicht unerwidert blieb.
 

„So kann ich nicht üben“, stellte Harry schließlich fest, sein Zauberstab lag auf dem Boden und die Hände waren in die Robe seines Partners verkrallt.

„Stimmt.“

„Was gedenkt mein Lehrer dagegen zu unternehmen?“

„Nichts.“

„Nichts? Ich bin enttäuscht, Professor Snape, so nachsichtig hätte ich Sie nicht erwartet“, murmelte Harry in die Robe hinein.

„Ich bin halt immer für eine Überraschung gut. Komm, lass uns Schluss machen für heute, ich will nicht mehr.“ Jetzt drückte sich Harry ein Stück von ihm weg um ihn anzusehen.

„Du willst nicht mehr?“

„Nein, für heute und morgen reicht es. Du hast Recht, wir haben keine Zeit für uns und das ist nicht richtig.“

„Das würden viele Menschen anders sehen.“

„Seit wann interessiert es mich was andere Menschen denken, los ab ins Zelt.“ Damit löste er sich von Harry, hob dessen Zauberstab auf und zauberte damit ihre Sachen zusammen.

„Du hast gesagt, morgen? Hast du da nicht Unterricht?“

„Fällt aus. Komm.“

Harry kuschelte sich im Gehen an ihn.
 

Sie verbrachte den nächsten Tag wirklich zu zweit, zusammengekuschelt auf der Couch. Severus hatte den Unterricht wirklich ausfallen lassen, etwas worüber die Schüler nicht wirklich böse waren und auch von den Lehrern sagte keiner etwas. Es war offensichtlich, dass sie eine Pause brauchten, wenn auch nur für einen einzigen Tag. Zunächst war Harry etwas unsicher gewesen, sie legten diesen Kuscheltag mehr oder weniger wegen ihm ein und sein schlechtes Gewissen machte sich breit. Allerdings legte sich dieses sehr schnell, er schob alle Gedanken an die Anderen beiseite und genoss die Nähe zu seinem Partner, der scheinbar heute wirklich nichts anderes vorhatte als den Tag mit ihm auf der Couch zu verbringen.
 

„Wach auf.“

„Nein.“

„Doch, Harry. Wach auf“, schmunzelte Severus.

„Warum?“, fragte Harry ohne die Augen zu öffnen oder auch nur Anstalten zu machen seinen Liegeplatz zu verändern.

„Weil es spät ist und wir ins Bett wollen.“

„Ich liege sehr gut.“

„Aber ich nicht und ich würde auch gerne bequem liegen. Denk an meinen Rücken“, seufzte Severus theatralisch.

„Ach, immer dein Rücken. Armer, alter Mann. Na gut, dann steh ich lieber mal auf.“ Damit erhob sich Harry von seinem Kopfkissen und stand dann ganz auf. „Morgen müssen wir weiter machen, oder?“

„Harry, wieso denkst du jetzt an so was? Wir wollten doch einen schönen Tag verbringen, ohne an diese Sache zu denken.“

„Das fällt schwer.“

Severus zog seinen Partner wieder neben sich auf die Couch, einen Arm um seine Schultern und hauchte einen Kuss auf seine Schläfe. Mehr tat er nicht und Harry wusste, dass er auch nicht mehr machen würde. Er fürchtete die Reaktion und auch wenn er es eigentlich mittlerweile besser wissen müsste, würde er Harry nicht näher kommen. Diesen Schritt musste Harry selbst machen.

„Die Anderen werden mir Vorwürfe machen“, murmelte er leise.

„Dann verhexen wir sie und deine Freunde werden dir keine Vorwürfe machen, sie verstehen es.“

„Woher willst du das wissen?“

„Weil Draco es mir gesagt hat.“ Fragend sah Harry ihn an und Severus erklärte, „Draco hat mich letzte Woche nach dem Unterricht abgefangen und uns seinen vollsten Respekt ausgesprochen. Er hat gesagt, dass er nicht wüsste ob er diesen Stress und diesen Druck aushalten würde. Ich bin mir sicher, dass er für alle deine Freunde gesprochen hat.“

„Warum hat keiner mir gegenüber was gesagt?“, fragte Harry.

„Weil du nur das hörst was du hören willst. Du hättest es garantiert falsch aufgefasst.“

„Wie meinst du das?“

„Ganz einfaches Beispiel, du machst dir Sorgen was deine Freunde über unsere Beziehung denken. Also nicht das Ritual sondern der Rest.“

„Die Sorgen sind ja auch berechtigt“, warf Harry ein.

„Nein, sind sie nicht. Die Hälfte deiner Freunde sind homosexuell also dürfte von dieser Seite nichts kommen.“

„Was ist mit dem Rest? Der Altersunterschied?“

„Solange der uns nicht stört, geht es niemanden etwas an. Es interessiert mich auch nicht wie es zwischen Longbottom und Nott funktionieren kann, die sind charakterlich völlig verschieden. Genau wie Weasley und Draco.“

„Stimmt auch wieder.“

„Aber?“

„Was ist mit dem Rest?“, fragte Harry erneut, er hielt den Blick auf seine Hände gerichtet.

„Der kann uns egal sein. Harry, es geht hier um uns und nicht um irgendwelche Leute, die ihre Nasen in Dinge hängen, die sie nichts angehen. Es ist wie mit dem Ritual, es geht niemanden etwas an, es ist eine Sache zwischen uns. Hör auf an solche Dinge zu denken, sie sind egal.“

„Und der Vernichtungszauber? Jeder rechnet mit uns, jeder zählt auf uns.“

„Sollen sie doch, wir können nichts erzwingen.“

„Ich könnte mehr üben.“

„Klar, um dann völlig ausgebrannt zu sein. Harry, wir wussten von Anfang an, dass wir verdammt viel Zeit brauchen.“

„Die wir nicht haben.“

„Und? Wir können es nicht ändern. Hör endlich auf dir darüber Gedanken zu machen, es nützt nichts. Wir fangen morgen Abend wieder an zu üben und damit Schluss“, knurrte Severus etwas ungehalten. Er wurde überrascht angesehen. „Ist doch wahr, du machst dir ständig Gedanken um irgendwelche Idioten.“

„Aber...“

„Nein, Harry, kein Aber. Es reicht. Es wird Zeit, dass du auch mal an dich denkst. Vielleicht sogar an uns und da haben Andere keinen Platz, ich teile nicht!“

„Zählt das auch für meine Freunde?“, fragte Harry vorsichtig.

„Wenn du ständig an sie denkst, ja. Vor allem wenn wir eigentlich einen ruhigen Abend zu zweit verbringen wollten“, murrte Severus.

„Tut mir leid.“

„Merk es dir für das nächste Mal.“ Damit erhob sich Severus, die Stimmung war eindeutig kaputt und Harry war Schuld, zumindest aus seiner Sicht. „Ich geh duschen.“

Harry nickte nur.
 

Die Stimmung besserte sich auch nicht mehr und Beide hatten ihre eigenen Gründe dafür. Harry fühlte sich schuldig, dass Severus schlechte Laune wegen ihm hatte und weil er den Abend verdorben hatte. Severus hingegen haderte mit sich selbst, er war ein sehr eifersüchtiger Mensch und damit war er oft bei seinen Freunden angeeckt. Er fürchtete, dass er Harry damit verschreckt hatte denn auch wenn Harry gesagt hatte, dass er seine schlechten Seiten kannte, die privaten, schlechten Seiten kannte er noch nicht. Severus hatte gehofft, dass er noch etwas Zeit hätte um ihn auf diese Seiten vorzubereiten aber dieses ganze Nachdenken über andere Menschen machte ihn langsam wahnsinnig. Beide wussten, dass es eigentlich sinnlos war doch keiner sprach es an, sie gingen schweigend zu Bett.
 

Wie immer wenn er Probleme hatte, wählte Harry am nächsten Tag den einfachsten Weg. Er verwandelte sich und versteckte sich bei seinen Freunden. Die wussten zwar nicht, was los war aber das Auftauchen von Harry am frühen Morgen und die überaus schlechte Laune von Severus im Unterricht sagte ihnen, dass es Probleme gab. Harrys Freunde sagten nichts, sie waren der Meinung, dass Harry ein paar Tage schmollen durfte und dann würden sie ihn dazu zwingen mit Severus zu reden. Ein Anderer war allerdings nicht dieser Meinung und dieser Jemand suchte das Zelt der Siebtklässler gegen Mittag auf.
 

„Dad, was willst du hier?“, fragte Draco überrascht.

„Einen schönen guten Tag, ich würde mich gerne mit dieser Fledermaus da unterhalten“, gab Lucius steif zurück. Er wurde noch überraschter angesehen, nicht nur von seinem Sohn sondern von allen Anwesenden und da sich die Siebtklässler zum Mittagessen versammelt hatten, waren das einige Augenpaare. Die Reaktion von Harry war, dass er versuchte unter einen Zipfel von Rons Robe zu kriechen.

„Seit wann interessierst du dich für Fledermäuse?“

„Nur für diese. Es geht um Severus.“

Jetzt verschwand Harry komplett unter der Robe, Ron runzelte die Stirn, zog ihn aber dann wieder raus.

„Meinst du nicht, dass sie ihre Probleme selbst lösen sollten?“, fragte Draco.

„Nicht wenn es um Severus geht“, sagte Lucius bevor er sich direkt an Harry wandte, „Mr. Potter, ich kann mich wohl als Einziger als Freund von Severus bezeichnen. Ich kenne ihn seit seiner Kindheit, ich war Derjenige, zu dem er gekommen ist als seine Beziehungen in die Brüche gegangen sind und ich kenne ihn wohl am Besten. Ich möchte mich einfach nur mit Ihnen unterhalten, nicht mehr. Sie müssen sich nicht verwandeln, ich wäre nur froh wenn Sie mir ein paar Momente zu hören würden.“

Während Harry überlegend den Kopf schief legte, fragte Hermine, „Mr. Malfoy, warum interessiert Sie diese Sache?“

„Weil Severus mein Freund ist und ich nicht mit ansehen kann und will, wie er sich selbst alles verbaut.“

„Was hat das mit Harry zu tun?“, kam kauend von Blaise.

„Das würde ich gerne mit ihm selbst besprechen. Also, Mr. Potter, würden Sie mich ein Stück begleiten?“

Zu aller Überraschung flatterte Harry fast sofort zu ihm, landete auf seiner Schulter und fiepste leise.

„Vielen Dank“, sagte Lucius, „und euch noch einen guten Appetit und einen schönen Schultag.“

„Danke Dad“, kam von Draco.
 

„Wollen Sie sich verwandeln oder wollen Sie einfach nur zuhören?“, fragte Lucius.

Harry fiepste einmal und deutete mit einem Flügel auf den nahen Wald, Lucius verstand und setzte sich in Bewegung. Dort angekommen, flatterte Harry von seiner Schulter, er drehte sich diskret um und kurze Zeit später hörte er hinter sich, „Sie können ruhig Harry sagen.“

Lucius drehte sich wieder rum und hielt dem jungen Mann eine Hand hin, „dann bin ich Lucius.“

Er ergriff die Hand, fragte aber sofort, „was willst du von mir? Was ist mit Severus?“

„Verzeih die Frage aber was hat er diesmal gemacht?“

„Was meinst du?“

„Was genau hat er gemacht, dass du dich bei meinem Sohn versteckst? Grundlos angeschrien? Eifersüchtig? Sinnlose Vorbehalte? Oder habt ihr schlicht und einfach aneinander vorbei geredet?“, fragte Lucius.

Harry blinzelte ihn überrascht an und erklärte schließlich, „wir wollten einen schönen Abend zusammen verbringen aber ich habe die Stimmung wohl kaputt gemacht. Er war böse auf mich weil ich ständig an die Anderen gedacht habe und er hat gesagt, dass er nicht teilt. So wirklich verstanden habe ich das allerdings nicht.“

„Also Eifersucht. Wollen wir uns setzen, dann unterhält es sich besser?“

Er zauberte eine Decke herbei und nachdem Beide saßen, fragte Harry, „Was genau meinst du?“

„Harry, Severus ist ein krankhaft eifersüchtiger Mensch.“

„Bitte? Ernsthaft? Aber bis jetzt...“

„So weit ich informiert bin, hattet ihr am Anfang keine richtige Beziehung also hatte er keinen Grund zur Eifersucht. Das ist jetzt anders, oder?“

„Naja, so mehr oder weniger. Wir sind uns da wahrscheinlich selbst noch nicht sicher“, gestand Harry leise.

„Jetzt muss ich fragen, wie meinst du das?“

„Ich weiß es selber nicht. Die Situation momentan ist schwer. Der Druck mit dem Vernichtungszauber, diese neuen Gefühle, sowohl von mir wie auch von Severus. Ich komme irgendwie nicht damit klar.“

„Es ist alles etwas viel, oder?“

„Ja.“

Lucius atmete tief durch und sagte, „ich habe durch Zufall ein Gespräch zwischen Dumbledore und Mr. Lupin gehört und darin ging es darum, dass ihr eure Ichs vereint habt ohne, dass ihr wahnsinnig geworden seit. Du müsstest demnach alles von Severus wissen und fühlen. Liege ich da richtig?“

„Ja.“

„Hast du dich mal damit beschäftigt?“

„Mehr oder weniger. Es ist einfach zu viel. Ich weiß, das er drei Beziehungen hatte und dass sie alle zerbrochen sind weil sie nicht mit seiner Art klar kamen.“

„So in etwa. Hast du dir die genauen Ursachen mal angesehen?“

„Nein.“

„Warum nicht?“

„Es erschien mir falsch, es ist seine Privatsphäre.“

„In diesem Fall ist deine Rücksichtnahme völlig überflüssig, Severus wusste worauf er sich einlässt wenn er sein Ich öffnet. Du hättest sie dir ansehen sollen, dann hättest du ihn wahrscheinlich diesmal verstanden“, sagte Lucius seufzend.

„Aber dann sehe ich alles aus seiner Sicht, oder?“

„Natürlich.“

„Du hast gesagt, dass du mir etwas erklären wolltest, was?“

„Ich wollte dir ein bisschen über Severus erzählen, seinen Charakter, so wie ich ihn kennengelernt habe und vor allem, wie ihn die Jahre verändert haben.“

„Ich höre“, war alles, was Harry sagte.

Lucius setzte sich bequemer hin und begann dann aus seinem und Severus' Leben zu erzählen.
 

Es wunderte Severus am Abend nicht, dass das Zelt leer und dunkel war als er eintrat. Er seufzte leise, er hätte Harry gestern nicht so anfahren dürfen aber nein, er hatte sich wieder nicht unter Kontrolle gehabt. So hatte es damals bei seinem ersten Freund auch angefangen, ein Wort hatte zum Anderen geführt. Die Aussprachen wurden weniger, genau wie die Versöhnungen und schließlich war es in einem sehr heftigen und sehr unschönen Streit zerbrochen. Damals hatte er wohl den ersten Knacks wegbekommen und es war nicht der Letzte geblieben. Mit einem weiteren Seufzer ließ sich Severus im Sofa nieder, er hatte sich nicht die Mühe gemacht Licht anzumachen, warum auch, er war eh alleine.

„Warum machst du kein Licht wenn du heim kommst?“, ertönte plötzlich die Stimme von Harry. Das magische Licht flammte auf und zeigte, dass er doch nicht alleine im Zelt war, müde, grüne Augen sahen ihn vom Bett aus an.

„Ich dachte, ich wäre alleine“, gestand Severus gepresst.

Gähnend krabbelte Harry aus dem Bett, kam auf ihn zu getapst und ließ sich kurzerhand rittlings auf seinem Schoß nieder, die Arme um seine Schultern gelegt. Überrascht aber unendlich glücklich schlang Severus die Arme um seine Taille und drückte ihn eng an sich. „Es tut mir leid“, murmelte er in das T-Shirt. „Muss es nicht, ich glaube, ich verstehe es.“

„Wie...?“

„Ich habe den gesamten Nachmittag mit Lucius verbracht und er hat mir ein paar sehr nette und ein paar nicht so nette Geschichten erzählt“, gestand Harry.

„Und? Was ist dabei raus gekommen?“, fragte Severus gedämpft, der das Gesicht noch immer an ihn gekuschelt hatte.

„Dass ich noch viel vor mir habe um dich davon zu überzeugen, dass ich es ernst meine.“

„Wie kommst du darauf?“

„Nachdem was Lucius mir erzählt hat und was ich vorhin noch selber in deinen Erinnerungen gesehen habe, bist du in Hinblick auf eine Beziehung noch unsicherer als ich. Du glaubst mir eigentlich kein einziges Wort“, erklärte Harry. Er strich mit den Fingern sanft durch die langen, schwarzen Haare während Severus ihn anschwieg, sie wussten Beide, dass er Recht hatte.

„Ich werde versuchen mich zu ändern“, sagte Severus irgendwann.

„Das wäre falsch und das weißt du. Du musst dich wegen mir nicht komplett verändern aber wir sollten in Zukunft über unsere Probleme reden und uns nicht anschweigen“, schlug Harry vor, „und außerdem wäre es dir eh nicht möglich dich komplett zu ändern und das will ich auch nicht. Ich habe mich in dich verliebt, so wie du bist.“

„Also kein Anschweigen mehr? Kein Verwandeln und in der Tierform verstecken?“

„Nein.“

„Von beiden Seiten?“

„Ja, von beiden Seiten. Lucius hat mir einen Rat gegeben, den ich sehr gut finde.“

„Welchen? Woher hat er ihn?“

„Von sich selbst und Narzissa. Sie geraten auch ständig aneinander und dennoch sind sie seit zwanzig Jahren glücklich verheiratet.“

„Sie sind beide absolute Sturköpfe, kein Wunder, dass sie aneinander geraten. Wie ist sein Vorschlag?“, fragte Severus, der den Kopf jetzt so weit zurücklehnte um ihn ansehen zu können.

„Er hat gesagt, egal wie sehr wir uns gestritten haben, wir sollten uns immer aussprechen bevor wir ins Bett gehen. Wir sollen niemals zerstritten ins Bett gehen“, sagte Harry.

„Hat er auch erklärt warum?“

„Er ist der Meinung, dass man es dadurch nur schlimmer macht. Jeder hat Zeit um darüber nachzudenken und meistens kommt nichts Gutes dabei raus. Er hat die Erfahrung gemacht, dass jeder Streit noch schlimmer wurde wenn man erst eine Nacht darüber geschlafen hat und deswegen haben Narzissa und er es so eingeführt, dass sie nie zerstritten ins Bett gehen.“

„Deswegen sahen sie manchmal so übermüdet aus.“

„Das hat er auch gesagt.“

„Dann kommen wir wahrscheinlich in einigen Nächten nicht zum schlafen“, sagte Severus nachdenklich.

Harry zuckte mit den Schultern und meinte, „wenn wir dafür den Streit beigelegt haben, ist mir das Recht. Also, was hältst du davon?“

„Wollen wir mit dem von Gestern anfangen?“

„Du warst eifersüchtig“, stellte Harry fest, „und bei näherer Überlegung auch zurecht. Ich hätte den Abend einfach genießen sollen und nicht durch mein Gegrübel verderben. Das tut mir leid.“

„Dann sind wir quitt, ich hätte mich etwas zusammen reißen können. Ich weiß, dass dir deine Freunde viel bedeuten und das du einen verdammten Helferkomplex hast“, sagte Severus.

„Also ist dieser Streit beigelegt?“, fragte Harry.

„Von meiner Seite, ja. Es tut mir wirklich leid, dass ich so überreagiert habe.“

„Ich denke einfach das nächste Mal nicht mehr an Andere.“

„Das klingt gut.“

„Dann können wir ja jetzt ins Bett gehen, ich bin müde“, gähnte Harry. Er wartete bis Severus genickt hatte und stand dann auf, Severus folgte seiner Bewegung und schlang sofort wieder die Arme um ihn. „So können wir nicht ins Bett gehen“, lachte Harry. Er bekam einen Kuss auf die Stirn bevor Severus ihn fast komplett los ließ und an der Hand vorsichtig zum Bett zog. Es gab keine Gegenwehr, warum auch? Harry wollte auch ins Bett und zwar mit seinem Partner, der gerade den Zauberstab schwang und sich umzog. Schnell lagen sie, eng aneinander gekuschelt im Bett, Harry seufzte tief durch und schloss die Augen, er war müde.

„Gute Nacht.“

„Gute Nacht, Harry.“

Severus löschte das Licht, er spürte, dass Harry nur wenige Momente später eingeschlafen war und so versuchte er auch einzuschlafen, es fiel ihm erstaunlich leicht. Einer seiner letzten Gedanken war, dass er der Freundschaft mit Lucius vielleicht doch noch eine Chance geben sollte.
 

Irgendetwas war anders, das stellte Harry am nächsten Abend beim Training fest aber er konnte nicht sagen, was genau es war. Die Übungen waren exakt dieselben, der Gesichtsausdruck seines Partners war exakt der Gleiche und doch erschien ihm alles anders, leichter.

„Sehr gut“, ertönte plötzlich Severus' Stimme.

Überrascht hielt Harry inne um ihn anzusehen, „wie jetzt?“

„Ich sagte, sehr gut. Die Haltung ist fast perfekt, es wird Zeit für den Spruch.“

„Lass mich raten, da gibt es auch genaue Anweisungen.“

„Natürlich.“

Harry seufzte tief und murrte, „los, raus damit.“

„Der Spruch selber heißt 'disturbatio ab corpus et animus'. Allerdings nicht an einem. 'Disturbatio ab' in der ersten Drehung, der Handwink ist ne Pause, 'Corpus' bei dem Ausfallschritt, Pause, 'et' bei der Aufwärtsbewegung des Stabes, wieder eine Pause mit der letzten Drehung, zweiter Ausfallschritt, der letzte Handwink und erst danach 'animus'“, erklärte Severus.

„Moment, danach? Aber in welcher Pose?“

„Nach dem Buch ist es egal aber du solltest den Stab auf dein Ziel gerichtet haben, fester Halt und viel Hoffnung.“

„Das klingt sehr wage“, sagte Harry zweifelnd.

„Könnte daran liegen, dass es wage ist. Harry, wir haben nur dieses eine Buch wo der Zauber überhaupt drin steht, alles andere müssen wir uns selbst zusammen reimen. Wir werden es einfach versuchen.“

„Was passiert, wenn jemand im Weg steht?“

Severus blinzelte einmal, daran schien er gar nicht gedacht zu haben und sagte schließlich, „ok, wir üben den Spruch übermorgen.“

„Übermorgen?“

„Ja, morgen zeig ich dir wie man einen Bannkreis zieht, darin werden wir üben. Wir müssen nur genug Bäume einschließen.“

„Was machen wir jetzt? Es ist nicht mal zehn. Ich bin hellwach“, maulte Harry während er auf ihn zukam und die Arme um ihn schlang.

„Wir setzen uns mit einem Glas Wein vor den Kamin.“

„Ich darf keinen Wein trinken und wir haben keinen Kamin.“

„Du bekommst Saft und ich werde für einen Kamin sorgen“, sagte Severus, der die Umarmung längst erwidert hatte.

„Klingt gut, also los.“
 

Etwas verwundert drehte sich Harry um als ihm Severus auf die Schulter tippte, sie wollte doch eigentlich den Vernichtungsspruch an ein paar unschuldigen Bäumen üben. „Was wollt ihr denn hier?“, entfuhr es ihm.

„Zugucken“, kam von Ron, auf dessen Schultern es sich Draco in Pandagestalt bequem gemacht hatte. Alle seine Freunde standen vor dem Bannkreis, den er und Severus vergangene Nacht gezogen hatten.

„Muss das sein?“

„Wir lachen auch nicht.“

„Darum geht es nicht. Ich möchte keine Zuschauer“, maulte Harry.

„Im Kampf bist du auch nicht alleine“, warf Blaise ein.

„Ja schon aber da haben alle hoffentlich etwas Besseres zu tun als mir zuzugucken.“

Die Anderen schwiegen, sodass sich Harry Hilfe suchend an seinen Partner wandte. Doch dieser zuckte mit den Schultern und meinte, „wenn du und ER sich gegenüber stehen, werdet ihr wohl alle Aufmerksamkeit haben. Ob dir das gefällt oder nicht. Jetzt fang an.“

Harry warf noch einen Blick zu seinen Freunden, die es sich jetzt mit Decken und Kissen bequem machten. Dann wandte er sich Severus zu und fragte, „welcher?“

„Die Fichte rechts neben dir.“

Diesmal nickte Harry, atmete tief durch und versuchte dann seine Umgebung auszublenden. Die Magie von Severus lauerte hinter dem Übergang ihrer Verbindung, er hielt sie zurück solange sie nicht gebraucht wurde. Auf ein Signal von Harry hin würde er diese Kontrolle aufgeben und Harry seine Magie völlig überlassen. Harry warf ihm einen auffordernden Blick zu, nickte kurz und schon spürte er die dunkle Magie in sich. Sein Blick lag auf dem anvisierten Baum, er atmete nochmal tief durch und begann dann die Zauberbewegung zu vollführen, „disturbatio ab corpus et animus.“
 

Ein helles Licht sprang aus seinem Zauberstab, schoss auf den Baum zu um genau davor abzudrehen und auf ihre Zuschauer zuzuhalten. Mit einem lauten Knall traf es auf den Bannkreis, explodierte in gelben und roten Funken und hinterließ einen Geruch nach verbrannten Weihrauch.

„Falsches Ziel“, kam sehr trocken von Blaise.

„Und falscher Zauber.“

„Wie meinst du das?“, fragte Harry sofort.

„Der Vernichtungszauber ist dunkel, fast schwarz, nicht so hell. Deine Bewegungen haben nicht mit den Worten überein gestimmt“, erklärte Severus.

„Was genau?“

„Fast alles. Die erste Pause hat gefehlt, der Ausfallschritt war zu kurz und das 'Corpus' war zu hektisch. Die Pause vor der letzten Drehung war zu lang und das 'Animus' kommt nach dem Handwink und nicht gleichzeitig.“

„Oje.“

„Ja, oje. Los, nochmal. Versuch diesmal die Fichte zu treffen.“

„Das habe ich schon beim ersten Mal“, maulte Harry doch Severus winkte nur ab und deutete wortlos auf den Baum.
 

Fünf Versuche, die alle schief gegangen waren, einem angekokelten Tränkemeister und einen aufgelösten Bannkreis später war Harry am verzweifeln. Sein letzter Versuch hatte den Bannkreis zusammenbrechen lassen, die Erde um sie herum war verbrannt und diese verfluchte Fichte, die ja eigentlich sein Ziel war, stand völlig unverletzt vor ihnen.

„Ich hasse dich“, knurrte er den Baum an.

„Der Baum kann nichts dafür, dass du nicht zielen kannst“, kam von Severus.

„Ich habe gezielt.“

„Aber nicht getroffen“, kam von Hermine. Es klang allerdings nicht böse oder hämisch sondern eher beruhigend. Severus und Harry hatten sich zu seinen Freunde auf die Decken gesellt, irgendjemand hatte Butterbier, Sandwichs und ein paar Insektenkekse zu Tage gefördert.

„Aber hey, du hast dich im Laufe des Abends verbessert.“

„Klar, der Baum zittert vor Angst“, maulte Harry ungehalten.

Severus löste das Problem indem er ihm kurzerhand einen Keks in den Mund schob und die Aussage von Hermine erklärte, „Mrs. Granger hat Recht. Der Zauber war am Anfang sehr hell und er wurde im Laufe des Abends immer dunkler.“

„Na wenigstens etwas“, murrte Harry kauend.

„Wieso hat er dann nicht getroffen?“

„Dieser Zauber ist sehr schwer zu kontrollieren, es war abzusehen, dass er ihn nicht beim ersten Mal beherrschen kann. Deswegen ja auch der Bannkreis“, sagte Severus, der sich ebenfalls einen Keks nahm. Harry murrte nur leise und versuchte dann seine Probleme mit Butterbier zu ersäufen. Keiner hielt ihn auf.
 

Das Training am nächsten Abend fiel, trotz Harrys rasender Kopfschmerzen, nicht aus. Er bekam von Severus einen Schmerztrank in die Hände gedrückt und dann wurde er zum Übungsplatz geschleift, wo diesmal nur Hermine und Ron saßen. Der Bannkreis war bereits neu gezogen.

„Ist der von dir?“, fragte Harry seinen Partner.

„Nein. Mrs. Granger?“

„Ja, ich habe mir erlaubt den Kreis zu ziehen. Ich hoffe er reicht so.“

Severus zog seinen Zauberstab und überprüfte die Arbeit der jungen Hexe, es war für alle lebensnotwendig, dass er den Angriffen stand hielt. Erst als er sich wirklich sicher war, dass er hielt, steckte er den Stab weg und gab Harry das Ok. Dieser seufzte leise und begann dann mit dem Training.
 

„Also ich sehe einen Kratzer.“

„Das ist die Rinde.“

„Nein, das ist ein Kratzer“, beharrte Ron.

„Nein, Ron, das ist die Rinde.“

„Aber es sieht aus wie ein Kratzer.“

Harry seufzte, legte seinen Freunden je einen Arm um die Schultern und sagte, „ihr müsst mich nicht trösten. Ich weiß, dass ich wieder vorbei geflucht habe.“

„Aber so richtig“, kam von hinten.

„Danke Severus, das wollte ich jetzt nicht hören“, seufzte Harry während Ron und Hermine leise lachten.

„Es ist nun mal Fakt. Wir sollten erst mal das Zielen üben.“

Harry ließ sie los und murrte, „ich kann zielen. Der blöde Spruch macht nur nicht das, was ich will.“

„Dafür trainieren wir ja. Schluss für heute. Mrs. Granger, Mr. Weasley, Sie entschuldigen uns.“ Damit zog Severus seinen Partner einfach mit sich ohne auf eine Antwort zu warten.

„Wurden wir gerade abserviert?“, fragte Ron ungläubig.

„Eindeutig. So wie es aussah, war Harry auch sehr überrascht.“

„Wer wäre das nicht? Kannst du dir Snape als netten Partner vorstellen?“, fragte Ron weiter.

Hermine zögerte einen Moment, schüttelte aber dann den Kopf und verneinte die Frage.

„Ich auch nicht.“

„Aber Harry scheint damit keine Probleme zu haben“, warf Hermine ein.

„Jetzt. Früher sah es garantiert auch anders aus.“

„Es hat sich scheinbar sehr geändert. Was machen wir jetzt?“

„Wollen wir mal schauen, ob die Zwei ihre Streitigkeiten beigelegt haben?“

Hermine seufzte leise, Draco und Blaise waren wegen irgendetwas in Streit geraten und da weder sie noch Ron Lust auf dieses Theater hatten, waren sie gegangen. Ein Arm wurde um ihre Schultern gelegt, sie sah auf und sah in Rons lächelndes Gesicht. Sie konnte nicht anders als das Lächeln zu erwidern.

„Komm, wir gucken mal ob unsere Freunde sich ein bekommen haben. Wenn nicht fluchen wir ihnen Verstand in ihre Schädel“, grinste Ron.

„Das ist eine gute Idee“, stimmte ihm Hermine zu. Arm in Arm machten sie sich auf den Weg zu ihrem Zelt, Ron ging in Gedanken schon ein paar Flüche durch während Hermine hoffte, dass die zwei Streithähne sich beruhigt hatten.
 

„Disturbatio ab corpus et animus.“

Schwarze Magie entsprang der Zauberstabspitze, raste auf den Baum zu und schien es sich im letzten Moment doch anders zu überlegen. Sie stockte, zitterte förmlich. Kalter Schweiß trat auf Harrys Gesicht während er darum kämpfte die Kontrolle über die Magie zu behalten. Er verlor, der Fluch wandte sich um und kam auf ihn zugerast.

„Expelliarmus“, brüllte Severus in diesem Moment, der Entwaffnungszauber war stark genug um Harry ein gutes Stück zur Seite fliegen zu lassen. Nur Sekundenbruchteile bevor der Vernichtungszauber genau an der Stelle einschlug, an der Harry gerade noch stand. Seamus und Dean, die die heutigen Zuschauer waren, eilten sofort zu ihrem Freund, der sich mit ihrer Hilfe mühsam aufrappelte.

„Alles in Ordnung?“, fragte Severus. Er war neben ihn getreten und reichte ihm seinen Zauberstab.

„Was ist da gerade passiert?“, fragte Harry mit zittriger Stimme. Er war sich durchaus bewusst, dass er nur sehr knapp einem sehr unschönen Schicksal entkommen war.

„Der Vernichtungszauber hat sich gegen dich gewandt, du hast etwas Grundlegendes vergessen.“

„Was?“

„Dass das unsere Magie ist und die niemals dein Feind ist. Du hast sie als Feind angesehen und genau in diesem Moment hat sie dich auch als Feind gesehen und dich angegriffen“, erklärte Severus.

„Ich dachte, ein Expelliarmus entwaffnet den Zauberer“, sagte Seamus, „aber Harry ist weggeflogen.“

„Beim Expelliarmus kommt es auf die Stärke an. In normaler Stärke entwaffnet er, stärker ausgesprochen wirft er zurück.“

„Der Duellierclub“, grinste Harry plötzlich, „du hast den Zauber mit Absicht stärker ausgesprochen um Lockhart weg zu schleudern.“

„Natürlich.“

„Ich verstehe das mit der Magie als Feind nicht“, gestand Dean, „der Zauber hätte Harry umgebracht oder zumindest schwer verletzt wenn Sie ihm nicht geholfen hätten.“

„In diesem Moment war es schon zu spät“, sagte Severus, „da waren sie schon Feinde.“

„Wann war dieser Zeitpunkt?“, fragte Seamus.

Diesmal war es Harry, der antwortete, „als der Fluch vor dem Baum gestoppt hat, da habe ich es gemerkt.“

„Richtig. Willst du weiter machen?“, fragte Severus.

„Nein, mir zittern jetzt noch die Beine. Mir reicht es für heute.“

„Was haltet ihr von einem Butterbier auf den Schreck?“, fragte Seamus.

„Gerne. Severus?“

„Nein danke. Ich werde mich in mein Labor zurückziehen und den Banntrank ansetzen.“

„Wolltest du das nicht morgen machen?“

„Heute, morgen, das ist egal. Ich wünsche dir viel Spaß.“

„Danke“, lächelte Harry und zog mit seinen Freunden los, Severus räumte noch auf und ging dann Richtung Tränkelabor.
 

„Er ist so süß“, quietschte Harry acht Nächte später.

„Er ist ein Werwolf“, wurde zurück geknurrt doch es klang bei weitem nicht mehr so böse wie letzten Vollmond.

„Darf ich den Käfig aufmachen?“

„Nein.“

„Aber Severus, er ist so winzig.“

„Harry, er hat Zähne und damit kann er beißen und ich will keinen Werwolf als Partner“, gab Severus ernst zurück.

Harry verzog das Gesicht und hob demonstrativ seine Hände, sie schimmerten blau, genau wie sein restlicher Körper. „Ich stecke in einem Ganzkörper-Protego, er steht unter dem Wolfsbanntrank also was soll mir passieren?“, fragte er.

„Er ist ein Werwolf.“

„Du wiederholst dich“, sagte Harry bevor er sich dem Käfig zu wandte und ihn öffnete, der Wolfswelpe sprang ihn sofort japsend an. Alarmiert sprang Severus auf, den Zauberstab in der Hand doch es war unnötig. An dem Verstand seines Partners zweifelnd, setzte sich Severus wieder während besagter Partner sich lachend auf dem Boden rollte, mit einem verwandelten Werwolfswelpen. Er überprüfte den Versiegelungszauber, der auf der Zeltplane lag und lehnte sich dann zurück.

Der Welpe war wirklich friedlich und spielte wie ein ganz normaler, sieben Wochen alte Wolfswelpe. Nichts, absolut gar nichts, deutete in diesem Moment darauf hin, dass er in wenigen Monaten eines der gefährlichsten Wesen der bekannten Welt sein würde. Severus hoffte inständig, dass Harry in seiner Vermutung Recht hatte und Teddy ihn dann auch noch erkennen würde. Doch vorläufig konnte er sich zurücklehnen und seinen etwas irren Partner beim Spiel mit dem Werwolf beobachten.
 

So viel Energie der Welpe auch hatte, sie war genauso schnell verbraucht und so lag Harry jetzt mit seinem Patensohn im Arm auf dem Boden und beobachtete ihn beim Schlafen. Dann wandte er den Blick zu Severus und fragte, „dürfen wir aufs Sofa kommen?“

„In sechs Stunden und dreiundzwanzig Minuten.“

„Och Severus, er ist doch so friedlich, guck doch mal. Er kann dir gar nichts tun.“

„Er ist ein Werwolf, hat Zähne also kann er mir was tun.“

„Er ist winzig.“

„Er ist ein Werwolf.“

„Hast du echt solche Angst vor Werwölfen? Du kommst doch auch mit Remus klar“, meinte Harry, der seine Position etwas veränderte um ihn besser ansehen zu können.

„Lupin ist was Anderes und ja, ich habe solche Angst vor Werwölfen.“

„Aber er ist so winzig.“

„Du wirst nicht eher Ruhe geben bis ich nachgebe, oder?“, fragte Severus murrend.

Das extrem breite Grinsen war Antwort genug also zog er seinen Zauberstab und legte einen Ganzkörper-Protego auf sich, dann sah er auffordernd auf den Platz neben sich.

„Hey Teddy, wach auf. Wir dürfen mit Onkel Severus kuscheln“, murmelte Harry leise und strich dem Welpen durchs Fell. Kleine, müde Äuglein sahen ihn an, ein Winseln ertönte als er ihn vorsichtig hoch nahm.

„Wenn er auch nur Anstalten macht mich anzuknabbern, werde ich ihm das Fell abziehen“, knurrte Severus während Harry das Zelt durchquerte und sich neben ihn setzte.

Sofort war sämtliche Müdigkeit bei Teddy vergessen, da saß schließlich ein fremder Mann und den galt es erst mal genaustens zu beschnüffeln. Harry konnte sich bei dem verzogenen Gesichtsausdruck seines Partners ein Lachen nicht verkneifen. Doch Severus blieb still sitzen, die Hände auf dem Schoss und ließ die Erkundungen des Welpen über sich ergehen.

Irgendwann siegte die Müdigkeit wieder über Teddy und er rollte sich genau da zusammen, wo er bis eben noch geschnüffelt hatte – und das war genau auf Severus' Schoß. Dieser war davon alles andere als begeistert aber er ließ es zu, auch wenn sich Harry absolut sicher war, dass er es nur für ihn tat. Er selbst zog die Beine aufs Sofa, schob Teddy ein Stück beiseite damit er auch ein Stückchen Schoß für sich bekam.

„Bin ich ein Kissen?“, murrte Severus.

„Ja.“

„Na, dann gute Nacht.“

„Dir auch“, gähnte Harry.

Eine Decke flog heran, legte sich über Harry und irgendwie auch über Severus' Beine und den Welpen. Harry streichelte Teddy nochmal kurz bevor er die Augen wirklich schloss und versuchte zu schlafen.

Kapitel 26

Genau in dieser Position fanden Tonks und Remus sie am nächsten Morgen, nur mit dem Unterschied, dass Severus wach war und einen Arm um den zurückverwandelten Jungen gelegt hatte damit er nicht runter fiel.

„Guten Morgen, Severus. Wie habt ihr die Nacht verbracht?“, fragte Tonks während sie näher kam.

„Wie man eine Nacht zusammen mit einem Werwolf nun mal verbringt“, schnarrte Severus, der seinen Partner jetzt weckte.

„Schon morgen?“, nuschelte Harry leise.

„Ja, es ist schon morgen. Guten Morgen Harry“, grinste Remus. Es war ihm anzusehen, dass er seinen Sohn gerne genommen hätte aber der Junge lag scheinbar da wo er lag sehr gut denn er schlief einfach friedlich weiter.

„Oh, guten Morgen Remus, Tonks. Wie war eure Nacht?“, fragte Harry neugierig.

Ein warmes Lächeln kam von Remus, „sehr gut, der veränderte Wolfsbanntrank ist genial. Ich erinnere mich an die komplette Nacht und ich muss sagen, es ist furchtbar langweilig. Ich kann absolut gar nichts machen, außer vor dem Kamin rumliegen und Runden im Zelt zu laufen.“

„Dabei wird es auch bleiben“, schnarrte Severus sofort.

„Aber Teddy darf mit Harry spielen.“

„Er ist auch erst sieben Wochen alt. Körperlich bist du ausgewachsen, auch wenn ich das geistig manchmal bezweifle. Du bleibst in den Vollmondnächten da wo du bist, in deinem Zelt eingeschlossen, mit zwei Wachen davor“, knurrte Severus.

„Jetzt streitet doch nicht, ihr weckt noch Teddy auf“, kam kopfschüttelnd von Tonks.

„Er wird eh gleich aufwachen“, prophezeite Severus denn er hob ihn hoch und reichte ihn seiner Mutter, natürlich wachte er davon auf und tat seinen Unmut darüber sehr lauthals kund.

„Ist ja gut, mein kleiner Schreihals, es ist alles gut“, lächelte Tonks.

„Ich muss in den Unterricht.“ Damit war Severus schon aufgestanden und hatte das Zelt quasi im gleichen Atemzug verlassen.
 

„Bist du sicher, dass er Kinder mag?“, fragte Remus zweifelnd.

„Ja, nur keine Werwölfe.“

„Ah, das erklärt einiges. Ihr entschuldigt mich, ich glaube, da hat jemand Hunger“, sagte Tonks lächelnd. Nachdem beide Zauberer genickt hatten, verließ sie das Zelt ebenfalls.

„Und wir?“, fragte Remus.

„Keine Ahnung. Hast du schon was vor?“

„Nein, wieso?“

„Ich könnte etwas Gesellschaft gebrauchen, mir ist langweilig und ich mag nicht wieder den ganzen Tag alleine sein. Meine Freunde und Severus sind im Unterricht.“

„Sagt da eigentlich keiner etwas?“

„Nachdem Severus den Schülern einen Avada angedroht hat wenn sie mich auch nur noch ein einziges Mal schief angucken? Wohl kaum. Ich habe Narrenfreiheit“, grinste Harry, „aber irgendwie bin ich dadurch auch sehr einsam. Keiner traut sich näher an mich rann, aus Angst, dass Severus ihn oder sie frisst.“

„Was nicht sehr unwahrscheinlich ist“, kommentierte Remus, „aber was hältst du davon wenn du mit zu mir, Tonks und Teddy kommst und den Tag bei uns verbringst?“

„Gerne.“ Harry sprang sofort auf und strahlte ihn an.

Remus legte einen Arm um seine Schultern und meinte, „du musst im übrigen nicht immer warten bis dich jemand einlädt.“

„Wie meinst du das?“, fragte Harry ausweichend.

„Harry, ich war einer der besten Freunde deines Vaters, du bist der Pate meines Sohnes, du bist jederzeit bei mir und meiner Familie willkommen. Du musst nicht darauf warten bis dich jemand einlädt, du kannst uns jederzeit besuchen kommen“, erklärte Remus lächelnd. Er wurde einen Moment fassungslos angesehen bevor Harry ihn anlächelte und nickte.
 

„Disturbatio ab corpus et animus.“

Wieder brach ein schwarzer Fluch aus der Zauberstabspitze, raste auf den anvisierten Baum zu und wieder stockte er kurz davor. Er zitterte, wandte sich wie ein waidwundes Tier. Seamus und Dean glaubten schon an eine Wiederholung von letzter Woche, Harrys Gesichtsausdruck war verbissen, Schweiß stand ihm auf der Stirn, die Gelenke seiner Hand traten weiß hervor doch diesmal gewann er den Kampf. Der Fluch zuckte noch ein mal und schlug dann mit neu erwachter Wucht in den Baum ein. Das Ergebnis überraschte alle Zuschauer.

Die Einschlagstelle kräuselte sich leicht, glühte kurz in einem hellen Licht auf bevor es erlosch und der Baum völlig unverletzt vor ihnen stand. Stille breitete sich aus, unsichere Blicke wurden zu Harry und Severus geworfen und zumindest der Erste war sichtlich enttäuscht.

„Sehr gut. Zehn Punkte für Gryffindor“, schnarrte Severus plötzlich, er wurde angesehen als wäre er wahnsinnig geworden.

„Ähm, Severus, der Baum steht noch“, versuchte es Harry doch sein Partner grinste nur und trat zu dem besagten Baum.

„Nur weil etwas noch steht, heißt das nicht, dass es auch noch lebt“, sagte Severus und im selben Moment tippte er mit einem Finger leicht gegen den Baum. Es knirschte leise und mit einem seltsamen Geräusch verpuffte der Baum förmlich, Staub rieselte auf Severus und Harry runter, der nur fassungslos auf die Stelle starrte.

Es dauerte noch einen Moment bis Harrys Freunde geschlossen hoch sprangen und auf ihn zugeeilt waren, Gratulationen wurden laut. Lediglich Draco hielt sich zurück, er beobachtete Severus, der gerade den Zauberstab zog und etwas murmelte. Doch auch Harry hatte den Blick auf seinen Partner gerichtet, er ahnte, dass es eben nicht so perfekt war, wie Hermine gerade behauptete. Langsam schien es auch bei dem Rest anzukommen, dass hier was nicht stimmte. Langsam wandte sich jeder Severus zu, der eine Handvoll des Staubes in der Hand hielt, sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten.

„Severus?“, fragte Harry schließlich, „was habe ich falsch gemacht?“

„Dein 'animus' kam zu früh. NACH dem letzten Handwink, nicht gleichzeitig“, seufzte Severus.

„Aber er hat den Baum doch vernichtet.“

„Seinen Körper, nicht seine Seele. Darauf kommt es uns aber an. SEINEN Körper kann ich auch vernichten, dass können viele, es geht um SEINE Seele.“

„War das der einzige Fehler?“, kam von Blaise.

„Nein, die erste Drehung war einen Ticken zu schnell und du hast nicht die komplette Kraft genutzt.“

„Noch mehr Kraft?“, fragte Theo erstaunt.

„Natürlich, habt ihr etwa geglaubt, dass das alles ist was wir drauf haben“, grinste Harry.

Seine Freunde sahen sich abschätzend an, sie hatten gespürt wie mächtig dieser Fluch gewesen ist und ja, sie hatten gedacht, dass er ihre volle Kraft verwendet hatte.

„Warum hast du nicht die volle Kraft genommen?“, fragte Hermine.

Sofort erlosch das Grinsen von Harry, er warf Severus einen vorsichtigen Blick zu und dieser schnarrte, „du hattest Angst, oder?“

„Ja.“

„Das ist in Ordnung, im Ernstfall wirst du schon die komplette Kraft nutzen. Willst du es nochmal versuchen?“

„Ja, ich denke schon.“

„Gut, dann wieder alle raus aus dem Bannkreis“, knurrte Severus und die Siebtklässler kamen der Aufforderung sehr schnell nach während Harry sich in Position stellte.
 

„Wir sind soweit“, flüsterte Harry. Er lag vor Severus und war sich eigentlich sicher, dass sein Partner schon schlief doch plötzlich zog sich der Arm, der um seine Taille lag, enger zusammen.

„Ja, sind wir“, kam die leise Antwort.

„Du bist noch wach?“

„Offensichtlich. Du auch.“

„Ich habe Angst.“ „

Ich weiß, ich spüre es.“

„Hm“, murmelte Harry. Er versuchte sich noch enger an Severus zu kuscheln doch das war nicht möglich.

„Du kannst nicht in mich reinkriechen.“

„Schade. Darf ich mich verwandeln und mich einfach in eine Ecke hängen?“

„Nein, du bleibst schön hier. Wie soll ich mit einer Fledermaus ordentlich kuscheln?“

Harry lachte leise, drehte sich dann rum und schlang einen Arm um Severus, drückte sich mit einem tiefen Seufzen eng an ihn. Er spürte wie Severus einen Kuss auf seinen Kopf setzte, mehr nicht und wie immer wünschte sich Harry, dass er selber mutiger wäre. Er wusste, dass Severus ihn nicht zurückstoßen würde aber dennoch traute er sich nicht. Eigentlich war es völlig sinnlos.

„Hör auf darüber nachzudenken“, murrte Severus in diesem Moment.

„Ich weiß nicht wovon du redest.“

„Doch, tust du. Hör auf damit. Ich will kein Aber hören.“

Harry kicherte leise, genau das hatte er sagen wollen doch dann wurde er wieder ernst und meinte, „ich frage mich nur wann du die Geduld verlierst.“

„Gar nicht.“

Diesmal widersprach Harry nicht, er wusste und spürte, dass es die Wahrheit war, er konnte es nur irgendwie nicht glauben.

„Du glaubst mir schon noch. Harry, würdest du mir einen Gefallen tun?“

„Klar, welchen?“

„Schlaf.“

„Oh, natürlich, gute Nacht.“

„Gute Nacht.“

Ein weiterer Kuss landete auf seinem Kopf bevor sich Severus merklich entspannte. Auch Harry versuchte einzuschlafen, es gelang ihm erst ziemlich spät.
 

Laute Schreie ließen Harry und Severus gleichzeitig hochfahren, sie warfen sich einen fragenden Blick zu bevor sie fast synchron aufsprangen und nach ihren Zauberstäben griffen. Ein Schwenk ließ das Licht zum Leben erwachen, ein Weiterer kleidete sie komplett an, Severus würde das Zelt nur dann in Pyjamas verlassen wenn die Welt unterging. Ohne weitere Worte stürmten sie raus, sie waren nicht die Ersten. Sie betraten mal wieder ein Chaos.
 

„Warum halten sich die Schüler um diese Zeit nicht in ihren Zelten auf? Merlin, ist es so schwer die Hausregeln auch hier einzuhalten“, moserte Severus während sie sich auf den Grund der Schreie zubewegten.

„Das hat schon nicht in Hogwarts funktioniert, wieso sollte es jetzt funktionieren?“, fragte Harry.

„Gesunder Menschenverstand?“

„Seit wann gestehst du so was den Schülern zu?“

„Auch wieder wahr. Was ist denn hier los?“, rief Severus. Die letzten Worte deutlich lauter und nicht mehr an Harry gerichtet, sondern an die Menge vor ihm.

Doch noch bevor jemand antworten konnte, stürzte Harry vor, „Fred.“
 

Der Angesprochene hob den Kopf um ihn anzusehen, ein müdes Lächeln erschien auf seinem Gesicht und auch auf dem Gesicht der jungen Frau neben ihm.

„Harry, schön dich zu sehen“, sagte Lissy.

Sie umarmte ihn kurz bevor er sich schon an Fred wandte, „wo ist George? Was ist passiert?“

„Hier“, kam leise von links, Harry drehte sich rum und sah dort den zweiten Zwilling. Das Gesicht blutüberströmt, den linken Arm eng an den Oberkörper gepresst und mit schmerzverzerrter Miene. Poppy ließ gerade den Zauberstab über den rechten Arm gleiten, der eindeutig zu oft eingeknickt war, er musste gebrochen sein, mehrfach.

„Was ist passiert?“, wiederholte jetzt Minerva die Frage. Sie und Albus waren gerade zu der Gruppe gestoßen, überall saßen und standen Hexen und Zauberer, leicht bis schwer verletzt, einige sogar nicht mehr fähig sich aus eigener Kraft auf den Beinen zu halten. Severus ging gerade neben einer älteren Hexe in die Knie und begann leise Heilzauber zu murmeln.

„Die Winkelgasse wurde angegriffen. Sie kamen plötzlich und waren überall, schwarze Schatten, Flüche, Schreie, es war furchtbar“, erklärte ein Zauberer, der sich eine blutende Wunde an der Brust hielt.

„Es war wie ein Hexenkessel, jeder hat jeden verflucht, man konnte kaum zwischen Freund und Feind unterscheiden“, kam von einer Hexe.

Nach und nach kamen ähnliche Berichte, mal kürzer, mal länger aber sie sagten alle dasselbe, die Winkelgasse war verloren.
 

Langsam wandten sich alle Blicke Harry zu, er war zunächst gar nicht beachtet worden doch irgendwann war ein Zauberer auf ihn aufmerksam geworden. Dieser hatte seinen Nachbarn angestoßen um auf ihn zu zeigen und diese Aufmerksamkeit breitete sich aus. Severus spürte wie sich Harrys Laune veränderte und sah auf, die Ohren seines Partners zeigten deutlicher als alles Andere wie er sich fühlte. Sie lagen seltsam verdreht am Schädel an. Ihm wurde ein Hilfe suchender Blick zugeworfen, er nickte kurz und wandte sich dann der Hexe vor ihm wieder zu. Die Wunde war soweit verschlossen, dass er seine Bemühungen einstellen konnte. Die Hexe dankte ihm leise bevor er sich erhob und zu Harry trat.

„Eine falsche Bemerkung und jeder Anwesende wird sich zurück in die Winkelgasse wünschen“, schnarrte er laut genug damit ihn alle Anwesenden hörten, die meisten Blicke wurden gesenkt.

„Können wir gehen?“, fragte Harry so leise, dass nur Severus und Minerva, die direkt neben ihnen stand, hörten. Statt einer Antwort legte Severus einen Arm um seine Schultern und zog ihn weg. Beide spürten die Blicke, die sich in ihre Rücken bohrten.
 

Etwas überrascht sahen sich Severus und Harry an, vor ihrem Zelt standen Draco, Blaise und Hermine, sie schienen auf sie zu warten.

„Was wollt ihr hier?“, knurrte Severus.

„Uns um Harry kümmern. Du bist ein zu guter Heiler, deine Dienste werden woanders benötigt“, gab Draco zurück, „der Rest ist schon bei den Schülern und jeder, der Heilzauber kann, ist bei den Verletzten.“

Severus zögerte nicht lange, er schob Harry in Dracos Arme und wandte sich an Blaise, „mitkommen, Mr. Zabini, ich weiß, dass Sie auch gut in Heilzaubern waren.“

„Aber ich...?“, murmelte Harry.

„Du gehst mit Draco und Mrs. Granger in unser Zelt und verschließt den Eingang, ich werde die Sache regeln und dann sehen wir weiter“, unterbrach Severus ihn bevor er wirklich ging, Blaise folgte ihm schleunigst. Harry wurde unterdessen von Hermine und Draco ins Zelt gezogen.
 

Die Versorgung der Verletzten benötigte die ganze restliche Nacht bis in die späten Morgenstunden hinein. Niemand sprach Severus an, keiner wagte es denn er hatte seine Meinung nochmal sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Doch jetzt, während die Hauselfen ein verspätetes Frühstück verteilten, traten die Zwillinge an den Tränkemeister heran.
 

„Was wollen Sie?“

„Wie geht es Harry?“

„Nach dieser Nacht und den unausgesprochenen Vorwürfen? Schlecht.“ Die Zwillinge sahen sich an, die Stimme des Tränkemeisters klang verbittert und müde.

„Dürfen wir zu ihm?“

„Warum?“

„Weil er unser Bruder ist und wir ihn gerne sehen würden“, sagte Fred.

Severus sah ihn abschätzend an, er konnte die Zwillinge momentan nur anhand ihrer Verletzungen auseinander halten. George war schwerer verletzt als sein Zwillingsbruder und da Heilmittel momentan nur sehr begrenzt vorhanden waren, mussten überall Abstriche gemacht werden. So trug er einen Verband quer über das Gesicht und den Kopf, der die schwere Kopfwunde, die nur notdürftig geheilt war, verband und ein erneutes Aufreißen verhindern sollte. „Ich nehme Sie nachher mit“, sagte Severus schließlich.

„Wir könnten schon vor gehen“, schlug George vor.

„Der Eingang zu unserem Zelt ist verschlossen, ich und Harry sind die Einzigen, die den Öffnungsspruch kennen. So wie ich ihn einschätze, hat er sich so tief in sich selbst verkrochen, dass er Ihr Rufen nicht hören würde“, erklärte Severus, „ich nehme Sie gleich mit. Ich muss nur noch Albus abwehren.“

Verwirrt sahen ihn die Zwillinge an, sein Blick ging an ihnen vorbei und als sie sich umdrehten, sahen sie Albus, der sehr zielstrebig auf sie zukam. Sie hörten ein genervtes Seufzen hinter sich und schon ging Severus an ihnen vorbei.

„Albus, was kann ich für dich tun?“, fragte er knurrend.

„Du weißt worum es geht“, kam sanft zurück.

„Ich rede mit ihm aber ich würde dir vorschlagen, dass du den Orden und die Auroren in Alarmbereitschaft versetzt.“

„So schnell? Seit ihr soweit?“

„Ja“, war alles, was Severus sagte.

Albus nickte nur und Severus nahm es als das, was es war, er war entlassen.

„Professor Snape, sagen Sie Harry, wir sehen ihn morgen früh“, sagte George plötzlich.

„Wollten Sie nicht mit?“, fragte Severus etwas überrascht.

Die Zwillinge sahen sich kurz an, George deutete auf Albus, der sich entfernt hatte und Fred antwortete, „wenn wir ihn richtig einschätzen, wird er spätestens morgen früh den kompletten Orden zusammen gerufen haben. Wir denken einfach, dass Harry noch einen ruhigen Abend verdient hat. Sagen Sie ihm, dass es uns gut geht.“

Severus nickte und machte sich ohne weitere Worte auf den Weg zu seinem Zelt, sein Partner zerfloss wahrscheinlich schon wieder in Selbstgeißelung.
 

Doch diesmal irrte sich Severus, Harry sah ihn aufmerksam an als sie das Zelt betraten und fragte sofort, „wann geht es los?“

„Bist du soweit?“

„Bereiter können wir nicht werden und es wird Zeit, dass alles zu beenden. Hogwarts, das Ministerium, die Winkelgasse, was kommt als Nächstes? London? England? Europa? Diesem Wahnsinnigen muss Einhalt geboten werden“, sagte Harry ernst.

„Was habt Ihr mit Harry gemacht und wer ist das da?“, wandte sich Severus an Hermine und Draco, die ihn nur breit angrinsten.

„Hey, ich bin ich.“

„Natürlich. Also, wer von Euch hat den Vielsafttrank gebraut?“

„Severus, verdammt, ich bin ich. Ich habe nur einfach keine Lust mehr immer wegzurennen und mich zu verstecken. Ich will endlich eine Zukunft und vor allem ein ordentliches Bett“, sagte Harry.

„Bett?“, kam zweifelnd von Hermine.

Harry nickte und meinte, „ja, dieses Feldlager ist nicht bequem, da tut einem jeden Morgen der Rücken weh.“

„Diese Worte hätte ich jetzt eher von Severus erwartet“, murmelte Draco.

„Wieso? Weil ich älter bin? Wohl kaum“, sagte Severus bevor er sich an Harry wandte, „aber ich begrüße deine Einstellung.“

„Verzeih die Frage aber seit ihr soweit? Kannst du den Zauber so perfekt, dass du IHN beim ersten Versuch vernichten kannst?“, fragte Hermine, „Harry, versteh mich nicht falsch, ich will dich nicht drängen aber du wirst keine zweite Chance haben. Wenn du beim ersten Mal nicht triffst oder der Fluch sich dir widersetzt, war es das. ER wird sich nicht zurückhalten.“

Harry lächelte, genau diese Sachlage hatten er und Severus erst vor ein paar Tagen beredet. Es war Severus, der antwortete, „dieser Tatsache sind wir uns durchaus bewusst, Mrs. Granger und ja, wir sind soweit. Jetzt brauchen wir nur noch einen Plan.“

„Häh?“

„Draco, benutz das bisschen Hirn zwischen deinen Ohren. Wir können nicht einfach zu IHM gehen, IHN verfluchen und das war es dann. ER ist nicht allein und Harry ist unsere einzige Chance, er muss bis zu IHM kommen und dafür muss der Rest ausgeschaltet werden“, sagte Severus.

„Mit wie vielen Todessern müssen wir rechnen?“

„Ich habe keine Ahnung aber ich bin mir sicher, dass wir diese Information irgendwo rum schwirren haben. Ich habe Albus nahe gelegt den Orden in Alarmbereitschaft zu versetzen, ich vermute spätestens morgen früh wird er sowieso ein Treffen einberufen und bis dahin hätte zumindest ich gerne meine Ruhe.“

Sowohl Hermine wie auch Draco erkannten einen Rauswurf wenn er ihnen so nett vor die Füße geworfen wurde und verabschiedeten sich schleunigst.

Noch bevor Severus etwas unternehmen konnte, hatte Harry den Zauberstab gezogen und den Eingang magisch verschloss. „Hast du was Bestimmtes vor, dass du den Eingang verschließt?“, fragte Severus schmunzelnd.

„Ich will einfach noch einen ruhigen Abend haben. Wenn Albus den Orden wirklich zusammenruft und morgen früh ein Treffen veranstaltet, werde wir lange keine Zeit mehr dafür haben“, erklärte Harry.

„Gutes Argument. Wie gedenkst du diesen Abend zu verbringen?“

„Wir könnten zusammen kochen.“

„Das klingt sehr gut. Also los, ab in die Küche“, schmunzelte Severus während er aufstand. Grinsend folgte Harry der Anweisung.
 

Zwei Mal stand an diesem Abend noch jemand vor ihrem Zelt und beide Male wurde es sowohl von Severus wie auch von Harry ignoriert. Sie hatten zusammen gekocht, eine Insektenmahlzeit, die sie sich vor dem herbeigezauberten Kamin schmecken ließen. Ein Handwink ließ das benutzte Geschirr verschwinden, Harry brachte noch so viel Kraft und Muse auf um sich bequemer hinzulegen. Jetzt lag er neben Severus auf der Couch, mit dem Kopf auf seinem Schoß, die Augen geschlossen und die ganze Welt ausblendend. Naja, fast die ganze Welt. Die Finger, die mit seiner rechten Hand verwoben waren und immer wieder sanft über seinen Handrücken fuhren, bekam er sehr wohl mit. Und er genoss es.

Severus hatte erst überlegt ob er etwas lesen sollte doch die Buchstaben ergaben vor seinen Augen keinen Sinn also hatte er das Buch wieder weggelegt. Irgendwann hatte er einfach den Kopf an die Lehne gelegt und die Augen geschlossen. Harry hatte Recht, ab morgen würden sie keine ruhige Zeit mehr haben. Er war schon fast ein gedöst als Harrys Stimme leise erklang.

„Ich habe Angst.“

„Das haben wir alle. Jeder, der keine Angst hat, ist ein Idiot“, gab Severus zurück, er machte sich nicht die Mühe die Augen zu öffnen.

Es breitete sich wieder Schweigen aus bis Harry sagte, „es wird Tote geben.“

„Die gibt es im Krieg immer.“

„Ich will nicht, dass meine Freunde sterben.“

„Dann müssen wir IHN so schnell wie möglich töten.“

„Hören die restlichen Todesser dann auf zu kämpfen?“, fragte Harry etwas ungläubig.

„Nein.“

„Was macht der Zeitpunkt dann für einen Unterschied?“

„Psychologische Kriegsführung. Wenn der Anführer einer Seite stirbt, verunsichert das die Kämpfer. Da euer Kampf sämtliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird, wird SEIN Tod garantiert sehr schnell die Runde machen und so wie ich die meisten Todesser einschätze, werden sie sofort nach dieser Nachricht verschwinden“, erklärte Severus.

„Warum?“

„Weil sie genauso große Angst vor IHM haben wie wir. Nur ein Bruchteil der Todesser folgt IHM aus freien Stücken, wenn ER tot ist, werden viele flüchten und das macht es unserer Seite leichter.“

„Aber die Todesser werden uns nicht einfach zu IHM lassen.“

„Vielleicht doch.“

Jetzt öffnete Harry doch die Augen um ihn anzusehen doch Severus hielt die Augen geschlossen. „Wie meinst du das?“

„ER hat einen sehr interessanten Charakterzug.“

„Welchen? Von den Offensichtlichen mal abgesehen? Größenwahn? Wahnsinn? Völlige Herrschsucht? Sadismus?“

„Nein, ER ist völlig von sich überzeugt. ER kommt nicht mal auf den Gedanken, dass wir einen wirksamen Angriff gegen IHN haben könnten. Vor allem weil die Horkruxe völlig unangetastet sind. ER ist felsenfest davon überzeugt, dass ER unbesiegbar ist“, erklärte Severus.

„Lässt IHN das unvorsichtig werden?“

„Im Kampf, nein, auf keinen Fall aber es könnte eine Möglichkeit sein um weitere Tote zu verhindern.“

„Wie? Mensch Severus, lass dir doch nicht jedes Wort einzeln abringen“, maulte Harry.

„Damit sind wir wieder beim Anfang, je eher ER stirbt, umso weniger Todesser werden kämpfen und umso weniger deiner Freunde werden sterben. Sprich, wenn wir IHN dazu bringen können sich dir im Duell gleich am Anfang des Kampfes zu stellen, werden wesentlich weniger Menschen ums Leben kommen.“

„Wirst du das morgen auch vorschlagen?“

„Natürlich. Wobei ich vermute, dass einige aus dem Orden selbst drauf kommen werden.“

„Und wenn sie ablehnen?“

Severus lachte leise und fragte, „wir sind stärker als die Meisten im Orden, wer will uns aufhalten?“

„Ich möchte nicht gegen den Orden kämpfen.“

„Wer sagt denn was von kämpfen?“ „

Ach, wie würdest du es sonst nennen?“

„Gepflegtes in den Arsch treten.“

Harry stimmte in das Lachen mit ein und schloss dann wieder die Augen.

„Genug ausgefragt?“

„Ja.“

„Dann lass uns ins Bett gehen.“

„Aber ich liege gerade so gemütlich.“

„Mein Rücken!“, seufzte Severus.

„Ist ja gut, alter Mann, ich steh ja schon auf“, grinste Harry während er sich aufsetzte und dann ganz aufstand. Er warf Severus einen Blick zu, dieser grinste ihn nur an, stand dann aber auch auf. Sein Rücken tat wirklich weh, dieses herbeigezauberte Sofa war bei weitem nicht so bequem wie sein Altes aber für den Moment ging es. Dennoch wollte er ins Bett und außerdem würden sie ihre Kräfte morgen noch früh genug brauchen.
 

„Darf ich sie verfluchen?“, fragte Severus so leise, dass es nur Harry neben ihm hörte. Vielleicht noch Remus, zumindest deutete sein schlecht verstecktes Grinsen daraufhin.

„Nein“, gab Harry trocken zurück, es war bereits die dritte Anfrage dieser Art.

„Sicher?“

„Ja, Severus, sicher. Hier wird keiner verflucht.“

„Aber sie haben es verdient.“

„Ja, haben sie.“

Etwas überrascht sah Severus seinen Partner an, er hatte nicht mit einer Zustimmung gerechnet. „Warum darf ich sie dann nicht verfluchen?“, fragte er. Die Art, wie Remus gerade bei dem Versuch sein Lachen zu kaschieren halb erstickte, zeigte Severus, dass er das sehr leise geführte Gespräch dennoch verstand. Der Rest des Ordens allerdings nicht, die stritten seit geschlagenen vier Stunden über eine passende Strategie für den, hoffentlich letzten Kampf gegen IHN.

„Weil wir jeden Zauberstab im Kampf brauchen. Sie werden sich schon noch einig werden“, gab Harry zurück.

„Wann? Nächstes Jahr?“

„Seit wann bist du so ungeduldig? Hast du noch was vor?“

„Heute nicht mehr aber nächstes Jahr um diese Zeit würde ich gerne weit weg von England sein“, gab Severus zu.

Harry sah ihn abschätzend an, ließ dann den Kopf hängen und murmelte, „dann verfluch sie halt.“

„Danke schön“, kam von Severus bevor er seinen Zauberstab zog und einen Fluch über die Anwesenden sprach, „Favete linguis.“

Da keiner mit einem Angriff gerechnet hatte, konnte sich auch keiner schützen und so wurde es augenblicklich sehr still.
 

Severus grinste bei den entsetzten Gesichtern, die sich hilflos umsahen um den Grund ihrer Schweigsamkeit ausfindig zu machen. Moody war der Erste, dem sein Grinsen auffiel und schon kam er auf ihn zu gerauscht. Sein Mund klappte mehrmals lautlos auf und zu, seine Gesichtsfarbe wurde immer dunkler vor Zorn und Severus, nun, der konnte sich nur noch mit Mühe ein Lachen verkneifen. Der Rest hatte mittlerweile bemerkt, dass er hinter dem Schweigezauber steckte und sah ihn jetzt sehr vorwurfsvoll an.

„Vielen Dank, dass ich jetzt eure geschätzte Aufmerksamkeit habe“, schnarrte er jetzt und erntete damit nur noch mehr böse und vorwurfsvolle Blicke. Er ging allerdings nicht näher darauf ein sondern sah kurz in die Runde und fragte dann, „was diskutiert ihr überhaupt? Warum haben Harry und ich uns gebunden und die letzten Monate so schwer gearbeitet wenn ihr uns gar nicht in euren Plan mit einbezieht? Sollen wir daheim bleiben? Harry ist der Einzige, der IHN vernichten kann aber dafür muss Harry IHM auch gegenüberstehen und die Möglichkeit dazu haben. Das kann er nicht wenn er in den hintersten Reihen steht. Ihr seht den Fehler in euren Plänen? Gut. Dann hier mein Vorschlag, Harry schickt IHM eine Eule oder sonst was und fordert IHN zum Duell heraus. Ich bin mir sehr sicher, dass ER annehmen wird. ER ist viel zu sehr von sich überzeugt um dieses Angebot abzulehnen, Harrys Tod wäre schließlich ein gewaltiger Schicksalsschlag für uns und diese Möglichkeit wird ER sich nicht entgehen lassen. Also?“

Natürlich kam keine Antwort auch wenn es einige sehr gekonnte Fischimitationen gab.

„Keine Widerworte, das ist doch prima. Dann kann ich ja gehen“, grinste Severus bevor er sich umwand. Er kam allerdings nicht weit, eine Hand hielt ihn am Arm fest und drehte ihn wieder rum.

„Hiergeblieben“, sagte Harry während er ihm den Zauberstab abnahm und sich zum Orden umdrehte, „Loquitium.“

Sofort brach ein Wortgewitter über Severus herein.
 

Dieser hörte sich die Anschuldigungen, Beleidigungen und das, in seinen Augen, sinnlose Gequatsche fast zehn Minuten an bevor er seinem Partner seinen Zauberstab wieder abnahm, ihn drohend erhob und knurrte, „entweder es herrscht jetzt Ruhe oder ich sorge für ewige Ruhe.“

Der Orden verstummte, man warf sich fragende Blicke zu bevor Remus schließlich vortrat. Er wandte sich allerdings deutlich an Harry, „da es um dich geht, was hältst du davon?“

„Ich bin einverstanden, sonst hätte ich längst was gesagt“, gab Harry lächelnd zurück, beiläufig nahm er Severus den Zauberstab wieder weg.

„Aber du würdest in größte Gefahr kommen“, protestierte Moody.

„Dafür habe ich mich gebunden und trainiert, um IHM irgendwann gegenüber zu stehen und IHN zu vernichten. Sonst hätten Severus und ich das alles nicht auf uns nehmen müssen und er hat Recht, ich kann IHN nicht vernichten wenn ich IHM nicht gegenüber stehe“, erklärte Harry.

„Aber so?“

„Wie sonst? Im Eifer eines großen Kampfes? Nein, so kann ich mich wesentlich besser konzentrieren.“

„Sämtliche Aufmerksamkeit würde auf euch liegen, sowohl von den Todessern wie auch von unserer Seite. Ist dir das bewusst?“, mischte sich jetzt Albus ein.

„Die hätte ich doch auch so. Keiner wird sich den Kampf des Jahrhunderts entgehen lassen“, höhnte Harry, „und je eher ich es hinter mich bringe, umso besser.“

„Mensch Junge, du redest hier als würdest du von einer Prüfung reden. Es geht um Leben und Tod“, knurrte Moody.

„Ich bin nicht ihr Junge, ich bin volljährig und würde es begrüßen wenn sie mich nicht so nennen“, konterte Harry sofort, er wurde sehr überrascht angesehen, „ja, ich bin mir darüber bewusst, Merlin, mir wurde mein ganzes Leben nichts Anderes erzählt. Jeder hat immer gesagt, dass ich gegen IHN kämpfen muss und jetzt, wo ich es will und auch kann, sind alle dagegen? Kann mir jemand diese Unlogik erklären? Severus hat einen sehr guten Vorschlag gemacht und ihr macht ihm Vorwürfe? Das kann nicht euer Ernst sein?“

Schweigen machte sich breit und diesmal war Severus nicht Schuld daran. Dieser musste sich gerade schwer zusammenreißen um nicht laut zu lachen aber die Gesichtsausdrücke der Umstehenden waren wirklich Gold wert. Doch es sah nicht wirklich so aus als würden sie verstehen. Severus seufzte tief, packte dann Harry am Arm und zog ihn weg.

Über die Schulter rief er, „ihr wisst wo ihr uns findet wenn ihr euch entschieden habt. Wir setzen schon mal den Brief auf.“

Diesmal hielt Harry ihn nicht auf sondern ging mit ihm mit, er war derselben Meinung und ehrlich gesagt, hatte er genug von dieser sinnlosen Diskussion.
 

Es war Albus, der knappe zwei Stunden später in ihrem Zelt auftauchte, mit einer Eule auf dem Arm und einem sehr entschlossenen Gesichtsausdruck.

„Ihr seit euch also einig geworden“, stellte Severus ohne jeden Hohn in der Stimme fest.

„Ja. Dein Vorschlag wurde angenommen. Ich gehe davon aus, dass ihr den Brief schon geschrieben habt.“

Wortlos reichte Harry ihm eine Pergamentrolle, Albus setzte die Eule ab und entrollte das Pergament um es zu lesen.
 

„Hallo Tom,
 

erinnerst du dich noch an mich? Harry Potter? Der Junge-der-lebt? Der Junge-der-dich-schon-mal-in-den-Arsch-getreten-hat? Na, kommt die Erinnerung? Schön, ich möchte dich alten Mann ja nicht überfordern.
 

Da du jetzt wahrscheinlich wieder weißt, wer ich bin, habe ich dir einen Vorschlag zu machen. Du willst gewinnen, ich will gewinnen, das ist Fakt. Was hältst du davon wenn wir die Sache ein für alle mal regeln? Nur du und ich? Keine Todesser, kein Phönixorden, keine Auroren, nur wir. Zuschauer sind natürlich gerne gesehen, ich brauche schließlich Zeugen wenn ich dich in Grund und Boden fluche.
 

Also schlage ich dir ein Duell vor. Kein Möchtegernduell, wie es in Hogwarts gelehrt wird, nein. Ich fordere dich zum Duell der vier Säulen heraus.
 

In drei Wochen, am 31. Juli, um zwölf Uhr mittags, vor den Toren von Hogwarts, dass du in Schutt und Asche gelegt hast. An meinem achtzehnte Geburtstag beende ich, was ich vor sechzehn Jahren angefangen habe. Trau dich, Tom und stell dich mir.
 

Harry James Potter.
 

PS: Eine Abschrift dieses Briefes wird an sämtliche magischen Zeitungen gehen und egal was du versuchst, es wird publik gemacht. Alle Welt wird erfahren, dass ich dich zum Duell gefordert habe und alle Welt wird erfahren ob der große Lord Voldemort Manns genug war um gegen einen Teenager anzutreten. Was wird die Welt wohl von dir halten wenn du kneifst?
 

Versuch gar nicht erst die Eule zurückzuverfolgen, sie ist mit einem Zauber belegt, der es ihr unmöglich macht den Absender erneut aufzusuchen. Ich erwarte deine Antwort auf anderem Wege, lass dir was einfallen, alter Mann.“
 


 

Etwas fassungslos las Albus den Brief ein zweites und ein drittes Mal bevor er aufsah und direkt in zwei grinsende Gesichter sah. „Ist das euer Ernst?“

„Ja, sonst hätten wir den Brief ja nicht so geschrieben“, gab Severus zurück.

„Dieser Brief ist sehr unverschämt.“ „

Nein, er ist eine Herausforderung und genau als solche wird er auch angesehen werden. ER hat eigentlich gar keine andere Wahl als anzunehmen.“

„Wieso?“

„Weil er sonst als Feigling da steht und die ganze Zauberwelt das erfahren wird und das kann ER sich nicht leisten“, erklärte Severus, jetzt wieder sehr ernst, „ER wird also kommen, zusammen mit allem, was er aufbringen kann. ER wird dieses Duell eingehen, ER ist so sehr von sich überzeugt, dass ER felsenfest davon ausgeht, dass ER gewinnt. ER ist nicht dämlich, ER weiß, dass Harry nicht alleine kommt und ebenfalls alles mitbringt, was wir haben. Der finale Kampf, nach dem Duell und ER rechnet niemals mit einer Niederlage.“

„Also unsere Chance?“, fragte Albus zweifelnd, „glaubst du wirklich, dass ER so dumm ist?“

„Dumm, nein? Arrogant und selbst überschätzt, ja. Albus, es wird funktionieren. Es ist DIE Chance, auf die wir immer gewartet haben. Harry muss nur noch treffen“, sagte Severus.

„Danke, mach den Druck nur noch größer“, maulte sein Partner sofort.

Albus musste gegen seinen Willen lächeln und fragte, „wo sind die Abschriften?“

Severus deutete auf einen Stapel Pergament auf dem Tisch, dort lagen mindestens fünfzig Bögen und sie enthielten alle dasselbe.

„Wann willst du sie losschicken?“

„Wenn ich genug Eulen zusammen kriege. Ich will, dass alle Briefe gleichzeitig ankommen.“

„Wo willst du sie überall hinschicken? Groß Britannien hat keine fünfzig magische Zeitungen“, sagte Albus.

„Nein, aber die ganze Welt.“

„Du willst es weltweit publik machen? Einige Länder haben nichts damit zu tun.“

„Noch nicht. Albus, ER wird sich nicht mit Groß Britannien zufrieden geben und das wissen auch alle, sie wollen es nur nicht wahr haben. Weltweit wird zudem der Druck größer, ER muss einfach annehmen sonst ruiniert er sich seinen Ruf so gründlich, wie wir es nie könnten. Es wird funktionieren“, wiederholte Severus, „und dieser Brief sollte sofort losgeschickt werden. Mit einem winzigen Zauber auf der Eule, versteht sich.“

„Du hast schon einen passenden Zauber?“

„Natürlich. Sie wird nur noch den Empfänger wissen, nichts anderes mehr.“

„Dann sollten wir beginnen.“

Albus band den Brief ans Bein der wartenden Eule während Severus aufstand und seinen Zauberstab hob, ein Handwink, ein gemurmelter Zauberspruch und schon sah die Eule ihn mit glasigen Augen an. „Der Empfänger ist Lord Voldemort“, schnarrte Severus. Das Tier schuhute ein Mal und flog dann los, Harry hielt ihr die Zeltplane auf.

„Wie gedenkt ihr die nächsten drei Wochen zu verbringen?“, fragte Albus.

„In aller Ruhe und Frieden. Ohne irgendwelche lästigen Nachfragen oder Vorhalte“, schnarrte Severus sofort.

„Also hast du schon Pläne?“

„Albus, spreche ich so undeutlich, ich sagte, ohne lästige Nachfragen und damit meinte ich ab sofort. Wenn du bitte gehen würdest. Wir haben noch was vor.“ Während Harry ihn nur fragend ansah, nickte Albus und ging. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte.
 

„Was haben wir denn vor?“, fragte Harry neugierig, „ich wusste gar nicht, dass wir was vor haben. Training?“

„Nein, wir sind soweit. Es reicht wenn wir kurz vorher nochmal üben, es ist zu gefährlich den Vernichtungszauber zu oft anzuwenden.“

„Was dann?“

„Was hältst du von einem Picknick?“

„Gerne. Jetzt, sofort?“

„Ja. Wir packen ein paar Sachen zusammen und verschwinden in unseren Wald. Es ist warm“, sagte Severus.

„Heißt das, wir können draußen schlafen?“

„Warum bist du so versessen darauf unter freiem Himmel zu schlafen? Ich ziehe ein gemütliches Bett vor.“ Harry wich seinem Blick aus, Severus runzelte kurz die Stirn, ging aber dann kurzerhand in sich und suchte dort die Antwort, schließlich kannte er alle seine Erinnerungen und Gedanken. Normalerweise griff er nicht darauf zurück, es war einfach sehr anstrengend aber er wollte diesmal eine Antwort. Er fand sie auch sehr schnell und tauchte wieder auf. Harry hatte ihm den Rücken zugedreht, er schämte sich für seine kindischen Gedanken und auch das wusste Severus, er spürte es deutlich. Langsam trat er hinter ihn, schlang die Arme um seinen Bauch und zog ihn vorsichtig an ihn.

Seine Umarmung war locker, Harry hätte sich jederzeit daraus befreien können doch er tat es nicht, er kuschelte sich eng an ihn. „Tut mir leid, dass ich manchmal so kindisch bin. Ich sollte darüber längst hinweg sein“, murmelte er.

„Nach deinen Erinnerungen musstest du sehr früh auf alles verzichten, was eine Kindheit ausmacht. Es ist nur natürlich, dass du das irgendwann nachholen willst. Wenn ich dir mit einem Campingausflug eine Freude machen kann, dann mache ich das doch gerne. Aber dazu müssen wir alles einpacken“, sagte Severus.

Allerdings machte Harry keine Anstalten sich von ihm zu lösen sondern kuschelte sich noch enger an ihn, die Hände auf seine Arme gelegt.

„So können wir nicht los“, sagte Severus leise.

„Mhm, stimmt.“

Auch wenn Severus diese Umarmung sehr genoss, so war er sich doch sicher, dass sie es sich auf einer Decke wesentlich gemütlicher machen konnten. So löste er schweren Herzens die Umarmung und schob seinen Partner Richtung Küche, zusammen mit der Aufforderung, „Pack was zu essen für uns zusammen, ich hole Decken und Kissen.“

„Gerne“, sagte Harry während er schon verschwand.
 

Eine knappe Stunde später hatten sie das Lager verlassen, einen neugierigen Verfolger zurück in ebendieses Lager geflucht und es sich auf einer Lichtung bequem gemacht. Es war Anfang Juli, es war warm und Harry hoffte, dass sie die Nacht hier verbringen würden.

„Es ist wunderschön hier“, murmelte er. „

Ja und so friedlich. Man könnte glatt vergessen, dass wir uns mitten im Krieg befinden“, gab Severus zurück, er zauberte gerade die Kissen wieder groß und verteilte sie. Er hatte wirklich vor die Nacht hier zu verbringen und dazu wollte er es zumindest so bequem wie möglich haben. Er scherzte zwar immer, dass er ein alter Mann wäre aber eine Nacht auf dem harten Waldboden war wirklich nicht gut für seinen Rücken. Zu viele Cruziatus und zu schlechte Ernährung in der Kindheit hinterließen halt doch ihre Spuren.

„Severus?“

Eine Hand legte sich auf seinen Unterarm, er sah direkt in besorgte, grüne Augen und musste einfach lächeln. „Weg mit den düsteren Gedanken, du wolltest deine Ruhe haben und die haben wir hier also genieß es“, sagte Harry.

„Es fällt schwer, ich habe mir immer Gedanken gemacht.“

„Ich auch, naja, zumindest seit ich überhaupt davon weiß aber es reicht jetzt, oder?“ Harry ließ sich auf die verzauberten Decken fallen und zog seinen Partner einfach mit sich. Mit einem zufriedenen Seufzen kuschelte er sich an ihn, verflocht die Finger ihrer rechten Hände miteinander und genoss die Wärme, die davon ausging. „Wir haben das Ritual vollendet, wir beherrschen den Vernichtungszauber und wir haben IHN genug gereizt, dass ER wirklich zum veranschlagten Termin kommt – mehr können wir nicht machen“, sagte Harry.

„Ich weiß.“

„Worüber machst du dir dann Gedanken?“ „

Das müsstest du dir denken können, geh in dich und such es.“

Harry zögerte, er hatte bis jetzt nur in Notfällen in Severus' Ich herumgewühlt doch wenn er jetzt so explizit dazu aufgefordert wurde. Er fand einige Dinge, über die sich Severus ständig Gedanken machte aber so wirklich schlauer wurde er dadurch nicht.
 

„Nun?“, fragte Severus leise.

„Du hast einiges was einem ne schlaflose Nacht bereitet.“

„Danke.“

„Im Ernst, Severus, du machst dir ständig Gedanken also hilf mir, was ist es diesmal? Hast du Angst, dass wir es nicht schaffen?“, fragte Harry.

„Nein.“

„Was dann?“

„Das Danach. Sie werden uns niemals in Ruhe lassen.“

Harry versuchte den Kopf so zu heben um ihn anzusehen, es gelang ihm nicht wirklich also ließ er es. „Wir könnten sie verfluchen“, schlug er schließlich vor, „und dann ganz schnell wegrennen.“

„Wegrennen?“

„Naja, oder weg flohen oder apparieren. Je nachdem.“

„So schön wie sich das anhört aber du weißt, dass das nicht geht“, murmelte Severus.

„Also müssen wir uns der Öffentlichkeit stellen.“

„Ja.“

„Außer wir sterben.“

„Stimmt, dann haben wir das Problem nicht. So gesehen hat sterben einen gewissen Reiz.“

Harry lachte leise, so konnte es auch nur Severus sehen doch er wusste, dass es nicht ernst gemeint war. Severus freute sich auf ein Leben danach, weit weg von Voldemort und Dumbledore, weit weg von den Verpflichtungen für irgendeine Seite, einfach nur ein normales Leben. „Wir schaffen es,... oder?“

„IHN oder die Reporter?“

„IHN.“

„Ja, tun wir, daran habe ich keinen Zweifel. Können wir das Thema jetzt lassen?“, murrte Severus.

„Natürlich. Themawechsel?“

„Nein, Mund halten und entspannen.“

„Zu Befehl“, grinste Harry. Er wechselte seinen Sitzplatz allerdings nochmal von neben Severus direkt vor ihn, zwei Arme legte sich um seinen Oberkörper, zogen ihn an Severus. Mit einem Handwink holte Severus eine Decke zu ihnen, legte sie über sie und schloss dann die Augen. Es dauerte nicht lange und er war eingedöst, Harry hingegen lag wach und hielt den Blick in die Sterne gerichtet.
 

Irgendwann musste er doch eingenickt sein denn er wachte auf als Severus sich bewegte und ihn ein Stück von sich wegschob. „Hey“, protestierte er leise, „mein Kissen.“

„Dein Kissen hat Hunger und würde gerne etwas essen“, gab Severus zurück. Wie um seine Worte zu bestätigen, begann Harrys Magen lautstark zu knurren. „Das war die Zustimmung.“

Harry dachte allerdings gar nicht daran sich vollständig von ihm zu lösen sondern blieb vor ihm sitzen und holte den Korb mit einem Handwink zu sich. Schnell hatte jeder ein Sandwich und ein volles Glas mit Saft in der Hand. Kauend lehnte sich Harry wieder an seinen Partner, folgte seinem Blick in die Sterne.

„Herrlich, oder?“, fragte Severus.

„Ja. Selbst in Hogwarts hat man die Sterne nicht so gut gesehen.“

„Stimmt.“

„Vermisst du Hogwarts?“, fragte Harry zwischen zwei Bissen, „ich schon. Es war der erste Ort, den ich als Zuhause angesehen habe.“

„Ging mir genauso. Obwohl ich auch mein Haus in Spinners End vermisse“, gab Severus zu.

„Wir könnten es wieder herrichten“, schlug Harry vor.

„Vielleicht aber erst mal verschwinden wir aus England.“

„Erst müssen wir IHN vernichten.“

„Kein Problem“, sagte Severus.

Leises Lachen antwortete ihm bevor Harry den letzten Bissen runter spülte. Er wartete bis auch Severus fertig mit Essen war und zauberte dann die restlichen Kissen wieder groß. „Jetzt schon schlafen?“, war die Frage.

„Nein, kuscheln. Wenn wir dabei einschlafen, ist es halt so.“

„Eine sehr gute Anweisung.“ Severus zog Harry in seine Arme während sie es sich bequem machten, hauchte einen Kuss in seinen Nacken und schloss erneut die Augen. Diesmal schwieg Harry, er kuschelte sich einfach nur an ihn und genoss.
 

Zwei schrille, kurze Töne ließen Severus und Harry hochfahren. Während Harry sich etwas verständnislos umsah, griff Severus nach dem ersten Zauberstab, der ihm vor die Finger kam und fuhr nach Süden rum, den Stab erhoben und schon kam der Zauber über seine Lippen, „Stupor.“

Der Fluch traf einen völlig überraschten Remus genau gegen die Brust, er hatte noch genug Zeit um die Augen aufzureißen als er schon nach hinten umkippte.

„Severus!“, rief Harry im Aufspringen, „wieso hast du ihn verflucht? Was war das für ein Ton?“

„Das zweite Warnsignal, ich muss das Erste überhört haben. Er wird es überleben“, murrte Severus, der sich wesentlich langsamer erhob und eher gelangweilt auf Remus zu schlenderte.

„Welche Warnsignale? Ich hab nichts mitbekommen. Woher wusstest du wo du hinzielen musst?“

Mit einem „Enervate“, weckte Severus den Werwolf auf, der sie fragend anblinzelte.

„Du hast mich verflucht.“

„Natürlich.“

Harry half Remus hoch während Severus erklärte, „die Warnsignale kommen von einem Zauber, der wie ein Schutzschild wirkt, in zwei Phasen. Das erste Signal habe ich scheinbar verschlafen und die Richtung wird von der Anzahl der Töne angegeben. Norden, eins. Süden, zwei. Osten, drei. Westen, vier.“

„Wann hast du den gesprochen?“

„Irgendwann als du gedöst hast. Lupin, was willst du?“

„Euch das hier bringen“, gab Remus zurück und hielt ihnen eine Pergamentrolle hin, die sie eindeutig als Tagespropheten identifizierten. Severus griff danach, die Hauptschlagzeile auf der ersten Seite war kurz, knapp aber sehr eindeutig. Das Bild des Dunklen Males und darüber nur ein Wort, „Angenommen!“

Der Text darunter war etwas ausführlicher. Zuerst war der Brief von Harry abgedruckt worden, mit ein paar Worten der Redaktion, die Severus beinah dazu verleitete zu explodieren und ganz zum Schluss kam die Aussage, dass eine Eule von IHM in der Redaktion eingetroffen war – mit der Antwort, „Angenommen.“ Severus gab den Propheten schnell an Remus zurück.

„Hey, ich wollte das noch lesen“, protestierte Harry.

„Musst du nicht, sie schreiben nur Schwachsinn. Das Wichtigste, was du wissen musst, ist, dass ER angenommen hat. Das Duell findet statt, Punkt“, knurrte Severus.

Etwas verwirrt sah Harry erst ihn und dann Remus an bevor er fragte, „was steht da noch drin? Ihr würdet beide nicht so gucken wenn es nicht um ich gehen würde.“

„Sie zerreißen sich die Mäuler, über die Vergangenheit von dir und IHM, über die Prophezeiung, über das Duell, eigentlich über alles“, erklärte Remus.

„Die Verbindung?“, fragte Harry erschrocken. Der Überraschungseffekt war fester Teil ihres Planes.

„Ist noch geheim, niemand weiß davon“, wurde er beruhigt.

„Merlin sei Dank. Ich dachte schon. Das Lager weiß Bescheid?“

„Natürlich. Was glaubt ihr, wo ich den Tagespropheten her habe?“, fragte Remus.

„Wie haben sie reagiert?“, fragte Harry unsicher.

Remus zuckte mit den Schultern und meinte, „kann ich dir nicht sagen. Ich habe den ersten Propheten genommen, den ich kriegen konnte und bin zu euch gekommen. Aber ich würde euch vorschlagen euch ein paar Tage vom Lager fernzuhalten bis sich die Lage wieder etwas beruhigt hat.“

„Wer uns angreift, muss mit den Konsequenzen leben“, knurrte Severus sofort.

„Das ist deine Meinung, ist das auch Harrys?“

„Ich möchte eigentlich niemanden angreifen, vor allem keine Schüler.“

„Musst du ja auch nicht, ich mach das.“

„Severus!“

„Ja, ist ja schon gut.“

„Glaubst du wirklich, dass uns jemand angreift?“, wandte sich Harry an Remus.

„Nicht direkt aber die Reaktionen werden nicht alle positiv sein. Willst du dich den Blicken und Sprüchen aussetzen?“, fragte der Werwolf.

„Nicht wirklich. Haben wir genug mitgebracht um ein paar Tage hier zu bleiben?“

„Zur Not können uns die Hauselfen was bringen. Lupin, geh zurück und sag Albus, dass wir hierbleiben bis sich die Lage und die Gemüter beruhigt haben. Wenn jemand mit uns sprechen will, dann nur zur Mittagszeit, eine Stunde lang. Jeder, der zu einer anderen Stunde kommt, muss damit rechnen, dass ich ihn in Grund und Boden fluche“, sagte Severus ernst.

Genauso ernst nickte Remus bevor er fragte, „soll ich bei Harrys Freunden vorbei schauen und dort auch Bescheid geben?“

„Gerne, danke.“

„Gut, dann kannst du ja jetzt gehen“, knurrte Severus.

„Was ist mit Vollmond? Der ist in zwei Wochen.“

„Du und der Welpe bekommt den Trank.“

„Was ist wenn sich die Lage bis dahin nicht beruhigt hat?“, fragte Harry.

„Dann lassen wir das Zelt samt Inhalt hierher verlegen. Ihr bekommt den Trank.“

„Wer kümmert sich während des Vollmondes um Teddy?“

„Der kann bei uns bleiben.“

Remus und Harry sahen erst sich und dann Severus überrascht an bevor der Werwolf fragte, „hast du gerade angeboten meinen verwandelten Sohn bei Vollmond hier im Wald aufzunehmen?“

„Ja, habe ich.“

„Wer bist du?“

„Hör auf dumme Fragen zu stellen und geh zu Albus.“

„Bin schon weg. Ich komm euch die Tage besuchen.“

„Verschwinde schon.“ Diesmal ließ sich Remus nicht ein zweites Mal bitten, er nickte Harry nochmal zu und ging dann.
 

Vier Mal musste Severus seinen Worten Taten folgen lassen und ungebetene Besucher wieder zurück ins Lager fluchen. Keiner hatte die Möglichkeit etwas zu sagen denn sobald sie die erste unsichtbare Linie überquerten, tauchte der Tränkemeister kurz danach auf. Er fackelte nicht lange sondern sorgte dafür, dass sie ihre Ruhe hatten. Er wusste, dass sie die Ruhe brauchten. vor allem Harry benötigte die nächsten Wochen um sich an die Situation zu gewöhnen. Zwar wurde seit Jahren davon geredet, dass er gegen IHN antreten und IHN töten sollte aber das genaue Datum zu wissen, war doch etwas anders. Und vor allem war da ein Gedanke an den sich Harry gewöhnen musste, er würde zum Mörder werden. Diese Schuld würde ihn ein Leben lang begleiten und Severus wusste wie schwer das sein konnte.
 

Lachen hallte durch den Wald, welcher durch den Vollmond und unzählige Sterne erhellt wurde. Gefolgt von leisem Knurren und weiterem Lachen. Im zusätzlichen Schein einiger Hexenfeuer folgte Severus der Spur, die sein Partner und der Welpe hinterlassen hatte. Er hatte die Feuer zu Beginn der Nacht mit genug Magie versorgt damit sie die ganze Nacht brennen würden, danach hatte er sich verwandelt. Remus hatte Harry erzählt, dass die Rumtreiber nur den Animaguszauber gelernt hatten um ihm in den Vollmondnächten mit seinem pelzigen Problem zu helfen. Da der Werwolf selbst die feige Ratte nicht aufgefressen hatte und keiner der Drei sich verwandelt hatte, war sich Severus sehr sicher, dass er als Tier sicherer war.

Sein Partner hatte sich dagegen entschieden, gut, eine Fledermaus war auch kein passender Spielpartner für einen knapp drei Monate alten Werwolfswelpen. Und so tollte Harry mit einem Ganzkörper-Protego geschützt mit seinem Patenkind durch den Wald. Vergessen war in diesem Moment das Duell, welches in einer Woche statt finden würde. Vergessen waren die Schüler, die an ihm zweifelten, die seltsamen Blicke, das Getuschel hinter ihren Rücken und das Verstummen der Gespräch wenn sie in die Nähe kamen. Sie hatten es nur einen Tag im Lager ausgehalten bevor sie wieder in ihren Wald geflüchtet waren.
 

Severus blieb urplötzlich stehen und schon segelte ein Welpe an ihm vorbei. Knurrend legte er die Ohren an, Teddy hatte sich mehrmals überschlagen und winselte ihn jetzt von unten her an. Der junge Werwolf hatte gleich zu Beginn der Nacht sehr schmerzhaft gelernt, dass der Serval kein Interesse an einem Spiel hatte.

„Hör auf mein Patenkind an zu knurren.“

Als Antwort wurde Harry angefaucht und im nächsten Moment wurde Severus unter einem Wust grauem Fells begraben. Jaulend und fauchend versuchte er sich unter dem Welpen vorzukämpfen. Harry gab sich nicht die Mühe sein Lachen zu verbergen, er ließ sich auf den Boden fallen und beobachtete vergnügt wie ein Serval und ein Wolfswelpe sich über den Waldboden prügelten.
 

„Ich hätte gerne Kinder“, sagte Harry leise. Sie saßen beim Frühstück zusammen, er hatte Teddy wieder in Windel und Hemdchen gesteckt und beobachtete ihn jetzt beim Schlafen.

„Was spricht dagegen?“, fragte Severus zwischen zwei Schluck Kaffee, „also ich steh bei diesem Wunsch hinter dir.“

„Glaubst du wirklich, dass sie uns Kinder geben? Du bist ein ehemaliger Todesser und Spion und ich der Prophezeite, den die Presse nie in Ruhe lassen wird“, seufzte Harry verbittert.

„In England.“

„Wie meinen?“

„Harry, die Prophezeiung ist nur in England so populär, vielleicht noch in den Ländern von Europa aber alles außerhalb, nicht wirklich. Da wird SEIN Tod kurz gefeiert aber dann ist auch gut.“

„Das heißt, wir müssen Europa verlassen um eine richtige Familie zu sein?“

„Höchstwahrscheinlich.“

Harry seufzte tief, strich mit den Fingerspitzen über das Gesicht seines Patenkindes, sagte aber nichts weiter dazu. Er wusste, dass Severus Recht hatte. In Groß Britannien würden sie niemals Ruhe finden, niemals eine richtige Familie sein, um in Ruhe und Frieden leben zu können, mussten sie die Insel verlassen.

„Portschlüssel und Flohnetzwerke ermöglichen den Kontakt zueinander auch über sehr weite Entfernungen hinweg. Mit ein bisschen Magie und Aufwand könnte man sogar die Entfernung bis Australien überbrücken“, warf Severus ein als hätte er seine Gedanken gerechnet.

„Was hast du eigentlich immer mit Australien? Du hast es schon mal erwähnt.“

Severus lächelte leicht, sein Blick schien sich in die Vergangenheit zu richten und seine Stimme klang melancholisch als er antwortete, „mein Vater hielt nicht viel von fremden Ländern, er verbot mir alle Dinge aus diesen Ländern. Landkarten, Bilder, Handwerkskunst, einfach alles. Wenn er etwas gefunden hat, hat er es vernichtet, bis auf ein einziges Bild. Der Ayers Rock in Australien. Ich habe es mir als Kind immer angeguckt und davon geträumt dort zu sein.“

„Wo ist dieses Bild jetzt?“, fragte Harry zögernd, er konnte sich die Antwort schon fast denken.

„Vernichtet, genau wie meine sonstigen Besitztümer in Hogwarts in die Luft geflogen oder verbrannt. Als ich unsere Sachen nach London gebracht habe, muss ich es irgendwie vergessen haben, es ist vernichtet.“

„Das tut mir leid.“

„Muss es nicht.“

„Was hältst du davon wenn wir nach der Sache nach Australien reisen und selbst ein Foto vom Ayers Rock machen?“, schlug Harry lächelnd vor.

„Solange ich nicht auf dem Foto drauf bin, gerne.“

Das Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen bevor Harry gähnte und fragte, „deine Zauber sind noch aktiv, oder?“

„Natürlich.“

„Dann kann ich ne Runde schlafen bis Remus kommt um Teddy zu holen.“

„Kannst du.“

„Du auch?“

Severus überlegte kurz, nickte aber dann und holte die Decke mit einem Handwink zu ihnen. Er legte sich schon hin und sah Harry dann auffordernd an.

„Da liegt ein junger Mann neben dir“, meinte dieser ernst.

„Eindeutig“, gab Severus genauso ernst zurück, ein Finger strich sanft über das Kindergesicht ohne es aufzuwecken.

„Darf ich mich dazulegen?“

„Gerne.“

Lächelnd legte sich Harry neben sein Patenkind, zog die Decke über sich und beobachtete seinen Partner. Dieser sah auf den Jungen, der zwischen ihnen lag und sein Blick war eindeutig, sie würden garantiert nicht kinderlos bleiben.

„Nach dem Duell“, sagte er.

„Ja, nach dem Duell“, stimmte Severus zu. Sie legten sich schließlich hin aber nur Harry schlief irgendwann ein, Severus blieb wach.

Kapitel 27

Nachdenklich sah Harry in den Nachthimmel, vor ihm auf dem Boden stand eine kleine, magische Sanduhr, die die verbleibende Zeit dieses Tages runter zählte. Der 30. Juli, der Tag vor seinem achtzehnten Geburtstag und vielleicht würde es sein letzter Geburtstag werden, vielleicht würde er nicht mal das Ende des Tages erleben. Er seufzte leise und warf einen Blick über die Schulter, Severus lag noch immer auf ihrer Decke und schlief tief und fest. Harry hatte auch versucht zu schlafen aber irgendwann war er aufgestanden und hatte sich hierher gesetzt, er konnte einfach nicht schlafen und das obwohl er den Schlaf dringend nötig gehabt hätte. Wobei, er glaubte nicht, dass er mitten im Duell einschlafen würde. Sein Blick ging zur Sanduhr, es waren nur noch wenige Körner drin, nur noch wenige Sekunden und er war achtzehn.
 

„Drei, zwei, eins, ha...“

„Happy Birthday“, schnurrte Severus, der plötzlich hinter ihm kniete und die Arme um ihn legte. Ein sanfter Kuss traf seinen Nacken.

„Danke. Seit wann bist du wach?“

„Schon die ganze Zeit, ich hatte gehofft, dass du wieder ins Bett kommst.“

„Tut mir leid, ich wollte dich nicht wach halten.“

Severus bewegte sich bis er bequem hinter ihm saß, die Beine rechts und links an ihm vorbei gestreckt. Zufrieden kuschelte sich Harry in seine Umarmung, enger an den Mann, den er liebte und dem er mehr vertraute als allen seinen Freunden zusammen.

„Ich glaube nicht, dass in dieser Nacht überhaupt irgendjemand schläft. Jeder ist mit den Gedanken bei dem Duell“, nahm Severus das Gespräch wieder auf.

„Dabei brauchen wir alle unsere Kräfte.“

„Keine Angst, Adrenalin bekämpft Müdigkeit sehr effektiv und eine Nacht ohne Schlaf schadet niemanden. Was wünscht du dir zum Geburtstag?“, fragte Severus.

Etwas überrascht über den plötzlichen Themawechsel dauerte es einen Moment bis Harry antwortete, „den Zauberstab, mit dem meine Eltern getötet worden sind. Zerbrochen und auf einem Silbertablett.“

„Mit oder ohne Kopf?“

Harry lachte leise, es war klar, dass Severus dieser Wunsch nicht schocken würde. „Wenn ich den Vernichtungszauber richtig anwende, dürfte kein Kopf mehr übrig bleiben“, erinnerte er.

„Dann halt ein Häufchen Asche. Bekommst du. Noch was?“

„Meine Ruhe, keine Reporter und eine kleine, private Feier.“

„Wie klein?“

„Nur wir zwei.“

Severus seufzte kurz, sie wussten Beide, dass das nicht möglich war. Sollten sie IHN heute wirklich vernichten, würden sie Tage- oder sogar Wochenlang keine Ruhe mehr finden. Sollten sie verlieren, nun, dann mussten sie sich um Ruhe keine Gedanken mehr machen.

„Das geht nicht, stimmt's?“, fragte Harry.

„Nein, leider nicht. Außer ich darf jeden verfluchen, der uns zu nah kommt. Darf ich?“

„Nein.“

„Komm schon, so hättest du deine Ruhe“, drängte Severus weiter allerdings hörte Harry das Lachen aus seiner Stimme raus.

„Eine Woche, dann darfst du jeden verfluchen.“

„Versprochen?“

„Natürlich.“

„Sehr gut.“

Harry grinste während er die Augen schloss und sich völlig in die Umarmung fallen ließ. „Bevor du hier einschläfst, lass uns wieder ins Bett gehen“, schlug Severus vor.

„Ich kann doch eh nicht schlafen.“

„Ich auch nicht aber da ist es bequemer. Denk an meinen Rücken.“

„Stimmt ja, der Rücken. Mein armer, alter Mann.“

„Bindungspartner.“

„Wo ist der Unterschied?“, fragte Harry. Er öffnete die Augen und drehte sich zu Severus rum, dieser schwieg allerdings und stand stattdessen auf. „Severus?“

„Lass uns ins Bett gehen, Harry.“

„Wo ist der Unterschied?“, fragte Harry nochmal.

Er spürte den Widerwillen in Severus doch schließlich antwortete er, „dein Mann wäre ich wenn wir verheiratet wären. Wir sind allerdings nur Bindungspartner.“

„Aber ich kann doch niemanden mehr heiraten, das schließt sich doch aus. Eigentlich ist es dasselbe.“

„Für mich nicht“, war alles, was Severus sagte bevor er sich wieder hinlegte.

Harry schwieg, dass hatte er nicht gewusst. Gut, wenn er sich Severus' Erinnerungen und Gefühle mal durcharbeiten würde, hätte er es wahrscheinlich gewusst aber das hatte er bis jetzt nicht gemacht. An eine richtige Hochzeit hatte er nie gedacht, für ihn war es wirklich dasselbe aber wenn Severus das so anders sah, könnte man ja nochmal darüber nachdenken. Aber nicht heute, mit einem Lächeln ging er um Severus herum und rutschte vor ihm unter die Decke. Er spürte die Überraschung seines Partners als er sich an ihn kuschelte und die Arme um ihn schlang. „Das klären wir später“, murmelte er leise. Es gab keine Antwort doch der Kuss, der auf seine Stirn gesetzt wurde, war Antwort genug.
 

Sie waren doch noch eingeschlafen denn der Weckzauber, den Severus vorsorglich gesprochen hatte, riss sie kurz vor zehn Uhr aus dem Schlaf. Ohne große Worte holten sie ihr Frühstück aus dem Korb, welches sie schweigend einnahmen. Es bedarf keiner Worte mehr, es war alles gesagt und jedes Wort wäre überflüssig. Zudem hatte sich in ihnen eine tiefe Ruhe ausgebreitet, Harry wunderte sich zunächst wo sie herkam bis ihm Severus' wissender Blick auffiel. Er verstand, Severus hatte an schon vielen Duellen und Kämpfen teilgenommen, er hatte gelernt seine Nervosität in Grenzen zu halten und sie brauchten diese Ruhe wirklich. Schließlich packten sie ihre Sachen zusammen, ruhig, ohne hektische Bewegungen, einfach in aller Ruhe und genauso machten sie sich auch auf den Weg zurück ins Lager.
 

Keiner sprach sie an, niemand stellte sich ihnen in den Weg. Manche nickten ihnen kurz zu, sie sahen einige hochgereckten Daumen und einige ehrliche Lächeln aber die Meisten waren still und schweigsam, ihre Gesichter verbissen. Sie alle wussten, worauf es heute ankam und nur die Wenigsten glaubten an einen Sieg von Harry und Severus. Schließlich kamen sie am Zelt der Lehrer an und hier erwartete Harry eine Überraschung denn neben dem Phönixorden und einigen Auroren standen dort die versammelten Siebtklässler. Und alle hatten einen sehr entschlossenen Gesichtsausdruck.

„Was macht ihr denn hier?“, entfuhr es Harry.

Draco trat vor und sagte ernst, „wir begleiten dich.“

„Wohl kaum, ihr seit Kinder“, schnarrte Severus.

„Wir sind genauso alt wie dein Partner, der in weniger als einer Stunde vor IHM stehen wird. Wir werden kämpfen“, gab Draco zurück, „wir sind nicht mehr wert als er. Wir haben auch hart gearbeitet und wir werden unseren Freund nicht alleine gehen lassen. vor allem kommt ER auch nicht alleine.“

„Dafür sind der Orden und die Auroren da.“

„Wir gehen mit“, kam jetzt von Hermine und auch der Rest gab ähnliches von sich.

Severus warf einen Blick zu Albus, der seufzte und sagte, „wir diskutieren schon den ganzen Morgen, sie lassen sich nicht von ihrer Meinung abbringen.“

„Festfluchen?“

„Severus, sie sind volljährig. Sie können sich aufhalten wo sie wollen und wir werden nicht alle daran hindern können uns zu folgen. Also warum nehmen wir sie nicht einfach mit?“, mischte sich jetzt Remus ein. Ihm wurde von vielen Seiten ein fragender Blick zugeworfen und der Werwolf erklärte, „wollt ihr alle Siebtklässler fest fluchen? Dann müsst ihr das bei den restlichen Schülern auch machen denn sie werden sie befreien sobald wir weg sind. Dann folgen sie uns und tauchen vielleicht mitten im Kampf auf. Lasst sie uns einfach mitnehmen.“

„Wer beschützt die Schüler hier wenn alle weg sind?“, fragte Minerva. Sie war strikt dagegen die Siebtklässler mitzunehmen.

Es war Draco, der antwortete, „vor was? Wir sind seit über zwei Monaten hier und es gab nicht das kleinste Anzeichen von Todessern. Der Bannkreis ist unberührt und mächtig und zur Not sind da noch die Schüler selbst. Wir haben alle in den letzten Wochen trainiert, jeder auf seine Weise. Es ist auch unser Kampf und wir wollen ihn beenden. Wir wollen nicht wie unsere Eltern unser Leben in Angst verbringen. Wir wollen frei sein und das können wir nur wenn ER und die Todesser endlich vernichtet und in Askaban sind. Egal was ihr macht, wir werden gehen.“

Albus wollte gerade etwas sagen als Harry meinte, „wir müssen los. Ich komme ungern zu dem Duell zu spät, zu welchem ich selber herausgefordert habe.“

„Dann lass uns gehen, wer reist mit uns?“, fragte Severus.

„Die Meisten von uns können selber apparieren, wir dürfen nur nicht offiziell“, sagte Ron.

„Für heute dürft ihr. Erst der Orden und die Auroren, ihr könnt in 30 Sekunden nachkommen und diesmal haltet ihr euch daran, verstanden?“

„Ja.“

„Gut, Harry?“ Statt einer Antwort hakte sich Harry bei seinem Partner ein und lächelte ihn an. „Dann los“, knurrte Severus und mit einem Plopp war er verschwunden, der Phönixorden und die Auroren folgten ihm in derselben Sekunde.
 

11 Uhr 53. Unzählige Plopps durchschnitten die Luft, Männer und Frauen mit erhobenen Zauberstäben tauchten auf doch ihre Vorsicht war unbegründet. Sie waren allein.

„Hogwarts“, flüsterte Harry so leise, dass es nur Severus hörte.

„Es wird wieder aufgebaut“, beruhigte dieser seinen Partner doch Harry hatte nur Augen für die trostlose Ruine, die sich vor ihnen erhob.

Nichts deutete mehr auf das prachtvolle schloss hin welches Harry als Elfjähriger mit großen Augen bestaunt hatte. Nur ein einzelner Turm stand noch, rußgeschwärzt, der Rest ragte nur noch stückweise oder gar nicht in den Himmel. Der Hauptteil des Schlosses war schlicht und einfach verschwunden. Harry erinnerte sich daran was Severus gesagt hatte, seine Gemächer und das Zaubertranklabor mussten sich direkt darunter befunden haben denn ein riesiges Loch klaffte dort im Boden wo sich einst die Große Halle befunden hatte. Harry konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken, Tränen traten in seine Augen.

„Es wird wieder aufgebaut“, wiederholte Severus.

„Aber es wird nie wieder dasselbe sein“, schniefte Harry.

„Nein. Es wird besser sein. Ohne den Schatten eines größenwahnsinnigen Irren. Ohne das Dunkle Mal. Ohne einen griesgrämigen Tränkelehrer, der arme Schüler mobbt.“

Fast gegen seinen Willen musste Harry lächeln, dass war sein Partner wie er leibt und lebt. „Schade, ich mochte meinen Tränkelehrer.“

„Du hast mich gehasst.“

„Ok, hatte ich aber jetzt nicht mehr. Wie viel Zeit haben wir noch?“

„Wenn ER die Uhr lesen kann, zwei Minuten.“

Harry seufzte und schloss dann kurz die Augen, er konzentrierte sich kurz auf die Verbindung. Er versicherte sich, dass sie da war, dass sie komplett offen war und er spürte sofort die dunkle Magie von Severus, die ungefragt durch die Verbindung strömte und Ruhe und Zuversicht mit sich brachte.

„Danke.“

„Nicht dafür. Es geht gleich los.“

Harry nickte, öffnete die Augen und sah ihn einfach nur an. Es war das Dunkle Mal auf Severus´ Unterarm, das ihm diese Information lieferte. Er sah sich um, sah seine Freunde, sah die entschlossenen Gesichter des Ordens und die Verbitterten der Auroren. Hier und heute würde es beendet werden, egal wie. Er atmete nochmal tief durch und als das erste Plopp ertönte, war von seiner Angst, seiner Unentschlossenheit nichts mehr zu sehen. Mit durchgedrückten Schultern und zuversichtlichen Gesichtsausdruck trat er dem Neuankömmling entgegen.
 

ER hatte sich nicht verändert, seit dieser Nacht in Little Hangleton. Dieselbe dürre Gestalt, spinnenartige Finger, die beinah liebevoll den Zauberstab streichelten, weiße Haut, schlangenartig verzerrte Gesichtszüge und diese Augen, glühend rot schienen sie einem bis in die Tiefen der eigenen Seele zu sehen. Furcht kroch in Harry hoch, so wie jedes Mal wenn er vor IHM stand doch diesmal hatte sie keine Chance. Er spürte wie dunkle, beruhigende Magie durch die Verbindung flutete, wie sie die Furcht wegspülte und nur eine tiefe, ruhige Bereitschaft zurückließ.

„Harry Potter!“, höhnte Voldemort in diesem Moment.

„Tom Riddle“, gab Harry im gleichen Tonfall zurück. Das Gesicht seines Gegenüber verzerrte sich noch weiter. „Was? Hast du geglaubt, dass ich dich mit diesem sinnlosen Phantasienamen anspreche? Lord Voldemort. Also bitte, was ist das denn für ein Name? Ich bleibe bei Riddle“, sagte Harry, „aber so gerne ich mit dir plaudern würde, ich habe heute noch was vor. Können wir anfangen?“

„Du glaubst wirklich, dass du mich besiegen kannst?“, fragte Voldemort und er klang dabei ehrlich überrascht.

„Warum hätte ich diese Herausforderung sonst aussprechen sollen? Ich pflege nur zu kämpfen wenn ich auch gewinne.“

„Wie kommst du zu dieser lächerlichen Annahme?“

„Könntet ihr euer Geschwafel bitte sein lassen? Da wird einem ja schlecht“, knurrte Severus vom Rand aus.

Während Harry innerlich durchatmete als die roten, durchdringenden Augen sich von ihm abwendeten, verfinsterte sich Voldemorts Gesichtsausdruck erneut. „Snape, du mieser Verräter. Du wirst deine Strafe bekommen wenn ich mit Potter fertig bin“, knurrte er.

„Klar und ich trage neuerdings gelbe Roben mit fliederfarbenen Sternen drauf“, gab Severus trocken zurück, „könntet ihr endlich anfangen?“

„Willst du ihn so schnell tot sehen?“, höhnte Voldemort.

„Nein, dich. Harry, bitte. Sprich den ersten Schutz und beende diesen Schwachsinn“, knurrte Severus, „wir haben heute noch was vor.“

Harry warf ihm einen fragenden Blick zu, zuckte aber dann mit den Schultern und wandte sich an Voldemort, „ich, Harry James Potter, fordere Euch heraus, Tom Marvolo Riddle alias Lord Voldemort, und setze aufgrund meiner Herausforderung den ersten Schutz.“ Hinter Voldemort erschienen zwei scharlachrote Säulen, der erste Teil des Zaubers war geglückt.

Voldemort kniff die Augen kurz zusammen bevor er knurrte, „Ich, Lord Voldemort nehme die Herausforderung an und setze damit den zweiten Schutz.“

Zwei weitere Säulen erschienen, diesmal hinter Harry, Magie flackerte zwischen den Säulen auf und bildete einen Schutzschild, der erst verschwinden würde wenn einer der Kontrahenten tot war. Denn das war das Besondere an dem Duell der vier Säulen, zwei Personen betraten das Viereck aus Magie aber nur einer konnte es wieder verlassen.

„Bereit zu sterben?“, höhnte Voldemort.

Statt einer Antwort griff Harry wortlos an, der Kampf hatte begonnen.
 

Todesser, Auroren und Phönixorden verfolgten gespannt den Kampf, der hinter den roten Schutzschilden tobte. Wo Voldemort am Anfang noch einige höhnische Worte für Harry übrig hatte, verstummte er bald denn er brauchte seine Luft für den Kampf. Der junge Mann vor ihm hatte keine Ähnlichkeit mehr mit dem verängstigten Vierzehnjährigen, der ihm damals auf dem Friedhof gegenüber gestanden war. Hier kämpfte ein sehr erwachsener, souveräner Zauberer und zwar mit mehr Kraft als er eigentlich hätte haben dürfen. Zudem benutzte er Zauber, die Voldemort sehr bekannt vorkamen.

Während Harry einem grünen Avada auswich, irrte Voldemorts Blick kurz zu Severus, der ihn mit einem kalten Grinsen bedachte. Der plötzliche Kraftzuwachs musste etwas mit Severus zu tun haben aber egal was es war, der Verräter war außerhalb des Kraftfeldes und damit außerhalb seines Einflussbereiches. Aber mit ihm würde er sich später beschäftigen, erst mal musste er Harry Potter endgültig vernichten.
 

Sie waren gleichstark, das stellten sie schnell fest. Flüche wurden geblockt oder ihnen ausgewichen, keiner konnte den Kampf auf seine Seite verlagern und die Kräfte beider Kontrahenten ließen langsam nach. Beide bluteten aus verschiedenen Wunden wo Flüche sie gestreift oder zum Teil durch die Schutzschilde gekommen waren aber keine der Verletzungen war kampfentscheidend.

„Du kannst mich nicht besiegen“, höhnte Voldemort.

Die Flüche waren verstummt, sie umkreisten sich wie zwei Tiger, die nur auf eine Lücke in der Verteidigung des Anderen warteten.

„Warum sollte ich das nicht können? Bis jetzt halte ich mich sehr gut“, gab Harry zurück.

„Bis jetzt. Du hast keine Chance. Du kannst mich nicht vernichten.“

„Warum? Oh, warte, lass mich raten. Du setzt auf deine Horkruxe, oder? Du denkst dir, selbst wenn ich deinen Körper jetzt vernichte, kommst du einfach wieder, so wie damals“, sagte Harry und mit jedem Wort wurden die Augen seines Gegenübers größer. „Ja, wir wissen von den Horkruxen aber weißt du was, wir müssen sie nicht zerstören. Ich kann dich auch so vernichten.“

„Niemals.“

„Ach nein?“

„Nein. Es gibt keine Möglichkeit mich zu vernichten wenn auch nur einer meiner Horkruxe noch existiert“, knurrte Voldemort.

Harry legte den Kopf schief, hatte er da ein unsicheres Schwingen in Voldemorts Stimme gehört. Kannte er womöglich den Vernichtungszauber? Harry grinste und nahm die erste Position des Zaubers ein.

Voldemorts Reaktion war beeindruckend, dem sonst so selbstsicheren Zauberer entgleisten sämtliche Gesichtszüge und er keuchte, „du kannst diesen Zauber nicht kennen. Du kannst ihn nicht können. Du kannst ihn niemals beherrschen.“

„Sicher?“, fragte Harry mit einem liebenswürdigen Lächeln.

„Du bist zu jung, dein magischer Kern reicht bei weitem nicht aus um den Zauber so zu sprechen, dass er mir gefährlich werden kann“, sagte Voldemort, der jetzt wieder selbstsicherer schien.

„Da muss ich dir leider zustimmen, ich bin zu jung“, gestand Harry, „aber mal ne Frage, sagt dir das Ritual In saecula saeculorum etwas?“

Innerhalb der nächsten Sekunden flackerten eine Vielzahl an Gefühlen über Voldemorts Gesicht. Unglauben. Fassungslosigkeit. Langsames Verstehen. Furcht. Hass. Wut. Er ließ den Blick kurz schweifen, Harry wusste warum, er suchte seinen Bindungspartner. Er fand ihn.

„Du“, knurrte Voldemort als er bei Severus ankam. Es brauchte nicht viel Fantasie um zu erkennen, dass er der zweite Part war denn er war der Einzige, der seinen Zauberstab nicht gezogen hatte. Er brauchte ihn nicht denn seine gesamte Kraft würde Harry haben und damit war er völlig schutzlos.

„Ja, ich“, gab Severus jetzt zu, ein kaltes Grinsen im Gesicht.

Voldemorts Gesicht verzog sich vor Wut, Severus war hinter dem Schild in Sicherheit und so, wie sich die Auroren und der Phönixorden gerade bewegte, war er auch gut gesichert. Die Luft vor ihm flimmerte von unzähligen Schutzzaubern, an ihn würden seine Todesser nicht ran kommen. Sein Blick ging wieder zu Harry, der geduldig wartete bis sich Voldemort des ganzen Ausmaßes bewusst wurde.

„Na, hast du es endlich verstanden?“, fragte Harry.

„Ihr könnt das Ritual nicht vollendet haben, niemals. Das ist nicht möglich. Niemand hat es je geschafft“, knurrte Voldemort.

„Tja, es hat auch noch nie jemand einen Avada überlebt“, sagte Harry bevor er grinste, „ach warte, ich habe ihn überlebt.“

„Deswegen habt ihr das Ritual dennoch nicht vollendet. Ihr seit zu unterschiedlich, ihr könnt es nicht geschafft haben und damit fehlt dir der magische Kern um den Vernichtungszauber erfolgreich sprechen zu können“, behauptete Voldemort „und damit bist du absolut hilflos.“

„Willst du es wirklich darauf ankommen lassen?“

„Du hast keine Chance.“

„Würdet ihr das Gequatsche lassen und es beenden?“, mischte sich Severus vom Rand aus ein. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und tippte ungeduldig mit einem Fuß auf den Boden.

„Er hat das quatschen angefangen“, verteidigte sich Harry.

Voldemort knurrte wütend, er fühlte sich gerade so richtig verarscht.

„Beenden wir es?“, wandte sich Harry jetzt an ihn.

„Versuch es, du hast keine Chance. Ich werde jeden deiner Flüche stoppen. Los, versuch es“, forderte Voldemort ihn auf.

Etwas überrascht blinzelte Harry ihn an und fragte lieber nochmal nach, „du willst, dass ich dich verfluche?“

„Natürlich. Ich habe keine Angst vor dir. Du hast keine Chance gegen mich, los, versuch es.“

Harry legte seine Überraschung schnell ab, das hier war die Chance und die würde er sich nicht entgehen lassen. Er spürte jetzt schon die dunkle Magie, die Severus ihm schickte, wesentlich mehr als jemals zuvor. Zwar glaubte er nicht, dass Voldemort sich so ohne jede Gegenwehr umbringen lassen würde aber er musste es versuchen.

„Gut, dann auf Nimmerwiedersehen, Tom“, sagte Harry, „Disturbatio ab Corpus et animus.“

„Avada kedavra.“
 

Giftgrün und tiefschwarz trafen die Flüche aufeinander, beide absolut tödlich wenn sie trafen. Doch dazu mussten sie treffen. Was allerdings gerade nicht so aussah, die Flüche zitterten wie zwei wütende Schlangen in der Luft, unglaubliche Kräfte mobilisierten sich langsam. Die Luft flirrte um die zwei Duellanten, Staub und Erdbrocken wurden in dem Sog ergriffen und prallten gegen die magischen Wände. Die Griffe um die Zauberstäbe wurden stärker, auf beiden Seiten wurde die zweite Hand dazugenommen. Immer wütender zuckten die Flüche umher, drückten mal in die Eine und mal in die andere Seite. Doch keiner von Beiden konnte die Oberhand gewinnen.
 

Severus sah sich die Sache, genau wie der Rest, einen Moment an bevor er sich zu Draco umdrehte und knurrte, „versuch meinen Körper am Leben zu erhalten.“

„Bitte was?“

„Du siehst es doch selber, Harry hat nicht genug Kraft.“

„Wie willst du das ändern? Ich dachte, er hat schon deine gesamte Kraft“, sagte Draco.

„Fast meine ganze Kraft. Ich brauche ja noch welche zum Stehen und...“

Severus brach ab doch sein Patensohn fragte sofort nach, „Und? Los, rück es raus.“

„Zum Leben.“

„Du kannst dich nicht opfern, das würde Harry nicht überleben“, protestierte Draco laut. Laut genug, damit die Umstehenden auf sie aufmerksam wurden.

„Noch lauter bitte, Voldemort hat dich noch nicht gehört. Draco, ich kämpfe bereits mein ganzes Leben gegen IHN und jetzt haben wir die Möglichkeit diesen Krieg zu gewinnen. Diese Chance werde ich mir nicht entgehen lassen“, knurrte Severus aufgebracht.

„Aber Harry...“

„Verdammt, glaubst du, dass weiß ich nicht? Ich will ihn nicht verlieren aber ich werde diese Chance nicht verstreichen lassen. Halt einfach meinen Körper am Leben.“

„Aber Severus, er liebt dich, er würde deinen Tod nicht verkraften“, kam jetzt von Remus.

„Er ist jung, er wird es irgendwie überwinden und zu eurer Information, ich habe nicht vor zu sterben. Deswegen soll Draco ja auf meinen Körper aufpassen. Ich behalte so viel Kraft in mir damit mein Herz weiter schlägt aber ich bin dann so hilflos wie ein Baby und brauche Schutz. Also hört auf zu quatschen“, fauchte Severus bevor er sich einfach umdrehte und zu Harry sah.

Dort flackerten immer noch die zwei tödlichen Flüche zwischen den Kontrahenten, es brauchte nur noch einen kleinen Schubs, ein kleines bisschen mehr an Energie um diesen Kampf zu gewinnen. „Ich pass auf dich auf“, ertönte Dracos Stimme hinter ihm, er nickte und ging in sich. Er brauchte nur genug Kraft zum überleben, den Rest schickte er zu Harry.
 

Dieser spürte den Kraftanstieg, er riss überrascht die Augen auf denn es war zu viel, so viel Energie konnte Severus nicht aufbringen ohne zu sterben. Für den Bruchteil einer Sekunde wollte sich Harry umdrehen, wollte sehen wie es seinem Partner geht, wollte wissen ob er wirklich tot war aber das Zucken des Fluches erinnerte ihn daran, dass er den Tod förmlich in Händen hielt. Und dieser Tod verzieh ihm kein längeres Zögern, schon jetzt wollte sich der Fluch gegen ihn stellen. Auch wenn ihn dieser Gedanken bis ins Innerste erschütterte aber er konnte sich jetzt nicht um Severus kümmern, er musste Voldemort besiegen. Er richtete seine volle Aufmerksamkeit wieder auf den Vernichtungszauber, der noch immer gegen den grellgrünen Avada kämpfte. Er spürte die zusätzliche Kraft in seinem Innersten und hoffte, dass sie reichte.

„Gib auf, du hast keine Chance“, rief Voldemort in diesem Augenblick.

„Auf Nimmerwiedersehen, Tom“, gab Harry zurück.

Zeitgleich ließ er sämtliche Energie, die er in sich spürte und die er nicht zum Stehen und Zauberstab halten brauchte, in den Vernichtungsfluch fließen.
 

„Es verändert sich nichts“, murmelte Draco. Er kniete neben seinem Patenonkel und hatte die linke Hand auf seinen Hals gelegt, fühlte den schwachen Puls. Neben ihm kniete Remus, der den plötzlich umgekippten Tränkemeister aufgefangen hatte. Sein Blick lag auf Harry.

„Doch“, sagte er.

„Wo?“

„Die Flüche. Er drückt ihn weg. Da, seht doch, er drückt ihn weg“, schrie Remus während er schon aufsprang. Es dauerte einen Moment bis es auch der Rest bemerkte und dennoch blieb es erschreckend ruhig während der schwarze Vernichtungsfluch langsam aber unaufhaltsam den Avada zurückdrängte.

Das schien auch Voldemort aufzufallen, sein Gesichtsausdruck wurde verbissener, die Knöcheln an seinen Händen traten weiß hervor. Er mobilisierte sämtliche Kräfte aber es schien nichts zu nützen, sein eigener Fluch wurde immer weiter zurückgedrängt. Das konnte nicht sein, dieser Junge konnte nicht so viel Kraft besitzen um ihn zu vernichten. Sie konnten das Ritual nicht vollendet haben, das konnte einfach nicht sein. Nicht diese Zwei, niemals, nie. Nur dieser Vernichtungszauber konnte ihm gefährlich werden, das hatte er von Anfang an gewusst aber keiner seiner Feinde hatte einen so großen magischen Kern und so viel Selbstkontrolle um ihn erfolgreich zu sprechen. Keiner.

Dann kamen diese Zwei und machten alles zunichte, er hätte Snape umbringen sollen als er von seinem Verrat erfahren hatte. Er hatte einen Fehler gemacht, einen winzigen Fehler, der ihn jetzt alles kosten würde. Mit einem Knall gab der Avada nach, wurde vom Vernichtungsfluch in unzählige Fluchsplitter gespalten. Nur ein winziger Fehler, ein winziger Fehler hatte ihn alles gekostet. Voldemorts letzter Gedanke war, dass er, der große, dunkle Lord an einem winzigen Fehler gescheitert war. Dann wurde alles schwarz.
 

Schwarzes Licht hüllte Voldemort ein, glühte kurz auf und verpuffte dann. Niemand rührte sich, kein Wort wurde gesprochen. Das leise Klack als der Zauberstab aus den leblosen Händen entglitt, hallte unnatürlich laut über das Feld. Zischen erklang, die Schutzschilde flackerten und brachen in sich zusammen. Ein Schrei durchbrach die Stille, Harry fiel auf die Knie, die Hände seitlich an den Kopf gepresst. Bewegung kam in die Menge, Auroren und Phönixorden rannten zu ihm.

„Harry, bist du in Ordnung? Harry, mein Junge, sag schon“, rief Albus aufgeregt doch die Schreie dauerten an.

Bis sie von einer Sekunde auf die Andere verstummten, Harrys Augen rollten nach hinten in den Kopf bis nur noch das Weiße zu sehen war und es schwarz um ihn herum wurde. Er bekam nicht mehr mit wie sein Körper zur Seite kippte und von Albus aufgefangen wurde. Er bekam nicht mehr mit wie Moody zu Voldemort ging, ihn an tippte und der gefürchtetste Schwarzmagier seit Grindelwald sich einfach in eine harmlose Staubwolke verwandelte. Und er bekam nicht mehr mit wie der Kampf begann denn im Gegensatz zu Severus' Vermutungen kämpften doch mehr Todesser als er gedacht hatte.
 

Dunkelheit umfing ihn, er hörte gedämpfte Stimmen und ihm stieg der unverwechselbare Geruch der Krankenstation in die Nase. Wie war das möglich? Hogwarts war doch zerstört. Mühsam kämpfte er sich an die Oberfläche doch es fiel ihm schwer, er fühlte sich so schwach wie noch nie in seinem Leben. Eine Art Seufzen entrang sich seinen Lippen, sofort verstummten die Stimmen und er spürte die Anwesenheit eines Anderen neben sich. Er spürte einen Zauber, wahrscheinlich ein Diagnosezauber also war die Person neben ihm höchstwahrscheinlich Madam Pomfrey. War er alleine hier?

„Wie geht es ihm?“ Albus, ganz eindeutig, aber er klang älter, erschöpfter als sonst. Hatten sie verloren?

„Er ist sehr erschöpft, sein magischer Kern ist quasi leer. Er wird sehr viel Ruhe und vor allem Zeit brauchen um sich zu erholen“, gab Madam Pomfrey zurück, seine Ahnung war also richtig gewesen.

Wo war der Rest? Wo war Severus? Warum war er nicht bei ihm? Wie ging es ihm? Lebte er noch? Harry hörte auf gegen die Bewusstlosigkeit zu kämpfen und ging in sich, suchte die Verbindung, … und fand sie fest verschlossen. Panik stieg in Harry auf, was war mit Severus? Er mobilisierte alles, was er noch in sich fand um aufzuwachen.
 

Das Licht tat in seinen Augen weh, ein Stöhnen entkam ihm und sofort wurde es dunkler.

„Danke“, brachte er mühsam heraus.

„Schon in Ordnung, wie geht es dir, mein Junge?“, fragte Poppy leise.

„Wo ist Severus?“

„Den habe ich aus dem Zelt gehext.“

„Er lebt?“

„Ja und er ist so unfreundlich wie eh und je.“

„Wo ist er?“

„Harry, du brauchst Ruhe.“

„Wo ist er?“, wiederholte Harry nur leise während er schon versuchte sich aufzurichten.

Poppy hielt ihn sanft an der Schulter fest und drückte ihn genauso sanft aber bestimmt zurück. „Du bleibst liegen und Albus holt Severus. Aber nur wenn du liegen bleibst, einverstanden?“

„Ja“, flüsterte Harry. Ihm fielen schon wieder die Augen zu, er wollte nicht schlafen.
 

Er musste weg gedämmert sein denn als er das nächste Mal zu Bewusstsein kam, spürte er, dass seine Hand gehalten wurde. Langsam öffnete er die Augen, diesmal war das Licht gedämpft und trotzdem traten ihm die Tränen in die Augen. Sofort war da ein Tuch, welches ihm sanft die Tränen wegwischte.

„Danke“, nuschelte er leise.

„Gern geschehen“, schnarrte eine Stimme.

Harry riss die Augen auf, ungeachtet des Brennens und starrte seinen Bindungspartner einfach nur an. „Severus.“

„Wer sonst? Hätte Poppy mich nicht raus geschmissen, wäre ich bei deinem letzten Aufwachen schon da gewesen“, gab dieser zurück.

„Du siehst schlecht aus“, entfleuchte es Harry ungewollt auch wenn es wahr war. Severus sah um Jahre gealtert aus, hatte tiefe Augenringe und seine Haut sah krank aus.

„Solltest du bei Gelegenheit mal in den Spiegel sehen, sprechen wir nochmal darüber.“

„So schlimm?“

„Schlimmer. Harry, du warst eine Zeitlang bewusstlos.“

„Warum?“

Severus seufzte leise und erklärte dann, „scheinbar warst du ein Horkrux, wie und wann du dazu wurdest, kann sich keiner erklären. Aber als du Voldemort vernichtet hast, was du im übrigen super gemacht hast, hast du auch den Horkrux in dir vernichtet und das hätte dein Körper beinah nicht verkraftet. Du warst dem Tod eine Zeitlang näher als dem Leben.“

Harry schwieg ein paar Momente, die Nachricht hatte ihn geschockt und allein der Ausdruck in Severus' Gesicht zeigte ihm, wie knapp er dem Tod wirklich entkommen war. Doch dann kam ihm ein Gedanke und er fragte, „wieso ist die Verbindung geschlossen?“

„Weil du deine Kräfte selber brauchst und ich auch mit der magischen Rückkopplung kämpfen musste. Harry, es ist einige Zeit seit dem Duell vergangen.“

„Wie viel?“

„Fast zwei Monate.“

„Bitte? Ich habe mich gerade verhört, oder? Ich war zwei Monate lang bewusstlos?“, fragte Harry.

„Wenn man es genau sieht, hast du sechs Wochen mit dem Tod gerungen und warst nur zwei Wochen bewusstlos.“

„Das macht es natürlich besser.“

„Eigentlich nicht.“

„Und du?“

Severus blinzelte ihn fragend an.

„Was ist mit dir? Du siehst wirklich schlecht aus.“

„Mir geht es gut, ich habe nur seit Wochen nicht mehr wirklich geschlafen und zum Essen muss ich mich zwingen. Zudem muss ich ständig irgendwelche Reporter verfluchen.“

„Severus!“

„Du hast selber gesagt, dass ich mir das nur eine Woche mit angucken muss und sie dann verfluchen darf“, grinste Severus.

Unwillkürlich erwiderte Harry das Grinsen bevor er wieder ernst wurde, „gab es Tote?“

„Ja.“

„Wer?“

Jetzt wich Severus seinem Blick aus.

„Severus, wer ist gestorben?“

„Einige.“

„Nach deiner Reaktion auch Freunde. Wer? Bitte, sag es mir.“

„Minerva. Sie ist gleich im ersten Ansturm gefallen. Moody, keine Ahnung wann. Fred und Arthur Weasley. Narzissa, bei dem Versuch Lucius zu retten. Er hat knapp überlebt. Tonks ist tot, Remus ist schwer verletzt und kämpft mit seinem Leben, keiner kann sagen ob er überlebt. Von deinen Freunden sind alle mehr oder weniger verletzt aber sie werden alle überleben“, zählte Severus langsam auf.

„Nein.“

„Doch, leider.“

Jetzt konnte Harry die Tränen nicht mehr zurückhalten, er wurde in eine sanfte Umarmung gezogen und mit einem tiefen Schluchzen drückte er sich an ihn.
 

Lange saßen sie so da, Severus hatte den Sitzplatz gewechselt und saß jetzt mit auf dem Bett, die Arme noch immer um seinen Partner geschlungen. Leise Stimme ließen ihn irgendwann aufsehen, er nickte als er den Besucher erkannte.

„Harry, Besuch“, flüsterte er doch nur langsam kam Bewegung in den Jüngeren.

„Wer?“

„Ich.“

Jetzt sah Harry auf, vor ihm stand Draco und in seinen Armen lag ein Baby. „Teddy.“

„Ja, ich dachte, du möchtest dein Patenkind gerne sehen.“ Langsam setzte sich Draco auf die andere Bettseite und legte Teddy in seine Arme, der Junge wachte nicht mal auf. „Er ist völlig erschöpft, er schreit nur noch und ist kaum zu beruhigen“, erklärte Draco.

„Er hat seine Mutter verloren.“

„Was ist mit Remus?“, fragte Harry mit erstickter Stimme.

„Keine Veränderung. Er liegt im Koma. Draußen warten im übrigen die Anderen.“

„Alle?“

„Ja. Es traut sich nur keiner rein.“

Harry nickte nur, er sah auf das schlafende Kind und wieder traten ihm die Tränen in die Augen. Wenn Remus starb, würde der Kleine ein Waise sein, genau wie er. Er war sein Pate, ob Teddy bei ihm wohnen könnte? Ob Severus das duldete? Er hob vorsichtig den Kopf um seinen Partner anzusehen doch dieser hielt ihm ein Pergament und eine Feder vor die Nase. „Was ist das?“

„Die vorläufigen Vormundschaftpapiere. Solange Lupin im Koma liegt, wird der Kleine bei uns leben. Du musst nur noch unterzeichnen, ich habe schon“, erklärte Severus.

Fassungslos starrte Harry auf die Unterschrift, - Severus Snape – klar und deutlich und daneben war ein Feld für seine Unterschrift. „Wirklich?“

„Ja, wo soll er sonst hin? Du bist sein Pate und damit bleibt er bei uns.“

„Uns?“ „Nur wenn du willst“, sagte Severus.

Statt einer Antwort unterschrieb Harry.
 

Doch die Müdigkeit und Schwäche ergriff schnell wieder von Harry Besitz. Severus nahm das Baby mit als er und Draco gingen. Sie wurden vor dem Zelt erwartet und das nicht nur von Harrys Freunden.

„Wer nur eine einzige Frage nach einem Interview stellt oder nur ein Foto macht, den fluche ich nach Askaban“, knurrte Severus beim Anblick der Reporter. Kein einziges Wort erklang denn es hatte einige Schwerverletzte gegeben, die sich nicht an diese Warnung gehalten hatten. Der Tränkemeister war in den letzten Wochen sehr schnell mit dem Zauberstab gewesen.

„Wie geht es ihm?“, fragte jetzt Hermine.

„Er braucht Ruhe, Ruhe und noch mehr Ruhe“, sagte Severus schneidend.

Die jungen Zauberer und Hexen nickten, das hatten sie sich gedacht. Hermine deutete auf Teddy und fragte, „sollen wir ihn solange nehmen?“

„Nein, er gehört offiziell zu mir und Harry bis Lupin wieder aufwacht. Ich komme gleich mit um seine Sachen zu holen“, sagte Severus und ließ seinen Worten gleich Taten folgen, Hermine und Blaise folgten ihm zu ihrem Zelt. Die Reporter rannten unterdessen zu der improvisierten Eulerei um die Neuigkeit zu verbreiten, der Held des Krieges war aufgewacht und die Sache mit Teddy würde auch sehr schnell die Runde machen.
 

Es dauerte eine weitere Woche bis Harry wieder soweit auf dem Damm war um Besuch zu empfangen. Diese Zeit brauchte er auch um sich über die Situation klar zu werden, sein Blick ging immer wieder zum Tisch. Auf diesem stand ein silbernes Tablett und darauf lag, in drei Teilen, der Zauberstab von Lord Voldemort. Sie hatten gewonnen. Doch der Preis dafür war extrem hoch gewesen, viele Freunde und Verwandte waren gestorben und noch immer waren unzählige Todesser auf freiem Fuß.

„Versinkst du schon wieder in Gedanken?“

Mit einem Lächeln drehte sich Harry um, er hatte nicht gehört wie Severus das Zelt betreten hatte. Er trug ein Tablett auf dem linken Arm und auf dem Rechten Teddy, der ihn fröhlich an gluckste. Harry streckte die Arme nach dem Kind aus doch ihm wurde das Tablett gereicht, mit den Worten.

„Erst essen, dann spielen.“

„Remus?“, fragte Harry bevor er begann zu essen.

„Koma“, war die knappe Antwort.

„Reporter?“

„Verflucht.“

„Meine Freunde?“

„Kommen später, genau wie Poppy.“

„Wie geht es jetzt weiter?“

„Du isst jetzt erst mal.“

„Severus!“

„Das war mein Ernst. Du musst erst mal wieder zu Kräften kommen und dann werden wir uns wohl oder übel dem Ministerium stellen müssen.“

„Ministerium?“

„Ja, sie wollen uns den Merlin-Orden der 1. Klasse verleihen, ich werde wohl einen Klaps auf die Finger bekommen weil ich ein paar Reporter verflucht habe und dann will die Welt natürlich noch wissen, was wir in Zukunft vor haben“, erklärte Severus.

„Was haben wir denn vor?“

„Australien?“

„Das war dein Ernst?“, fragte Harry.

„Natürlich. Deiner nicht?“

„Was ist mit Remus?“

„Der liegt im St. Mungos und wird da noch ne Weile liegen. Du kannst nichts für ihn tun, egal wo du bist. Der Weg von Australien bis ins St. Mungo ist mit dem Portschlüssel innerhalb weniger Sekunden erledigt“, sagte Severus.

„Wirklich?“

„Ja, den kann man entsprechend verzaubern. Du wärst auch nicht schneller da wenn du irgendwo in England wohnst. Hier werden wir keine Ruhe finden.“

Harry überlegte ein paar Momente während er weiter aß.

Irgendwann nickte er und fragte, „Wann willst du los?“

„Gestern?“

„Severus“, lachte Harry. Er schob das mittlerweile leere Tablett weg und nahm Severus sein Patenkind ab, der Junge versuchte sofort seinen Daumen zu essen.

„Okay, dann nicht gestern. Wir müssen wohl oder übel hier noch ein paar Dinge erledigen, genauso in Australien aber in vier, fünf Wochen könnten wir weg sein.“

„Klingt gar nicht so schlecht, oder? Teddy nehmen wir aber mit, oder?“

„Natürlich, was dachtest du denn?“

„Er ist ein Werwolf, du hast es nicht so mit Werwölfen“, erinnerte Harry ihn.

„Für dich.“

„Danke.“

„Nicht dafür.“

„Doch, genau dafür. Severus, wann kann ich wieder in unser Zelt umziehen? Ich will nicht mehr alleine hier schlafen. Wann öffnest du die Verbindung wieder?“, fragte Harry jetzt leise.

„Wenn du stark genug bist.“

„Ich bin stark genug.“

„Das entscheide ich“, mischte sich Poppy ein, die gerade das Zelt betreten hatte und die letzten Sätze gehört hatte.

„Hallo Poppy, mir geht es blendend und ihr braucht dringend jemanden, der den griesgrämigen Tränkelehrer unter Kontrolle hält“, grinste Harry.

Severus murmelte nur etwas während Poppy lachte und meinte, „dir scheint es wirklich schon besser zu gehen. Severus, nimm bitte mal den Kleinen, ich will ihn untersuchen.“

Der Aufforderung wurde Folge geleistet und schon sprach die Medihexe einen Diagnosezauber.
 

„Hm.“

Severus und Harry sahen sich fragend an bevor Harry fragte, „was ist Hm für eine Diagnose?“

„Du bist körperlich völlig gesund aber dein Magiekern regeneriert sich nicht so schnell wie er sollte“, erklärte Poppy.

„Könnte das an der geschlossenen Verbindung liegen?“, fragte er.

„Könnte es aber ich bin mir nicht sicher. Severus, darf ich dich auch kurz untersuchen?“

Der Angesprochene nickte, reichte Teddy an Harry zurück und schon wurde auch auf ihn ein Diagnosezauber gesprochen.

„Hm.“

„Ist das jetzt die Standartdiagnose?“, knurrte Severus, „ich bin gesund und habe meine Zauberfähigkeit in den letzten Wochen wohl ausreichend unter Beweis gestellt.“

„Hast du dein volles Potenzial genutzt?“

„Dann säße ich jetzt in Askaban wegen mehrfachen Mordes, Kriegsheld hin oder her.“

„Severus, du weißt, was ich meine.“

„Nein, habe ich nicht.“

„Konntest oder wolltest du nicht.“

Severus schwieg, das war die Antwort, die Poppy erwartet hatte. „Dein Magiekern weißt denselben Defizit auf wie Harrys, das könnte wirklich auf die geschlossene Verbindung hindeuten. Severus, kannst du die Verbindung wieder öffnen?“

„Natürlich aber nicht jetzt.“

„Warum nicht?“

„Weil das für uns Beide ein Schlag sein wird und das will ich in aller Ruhe machen.“

„Poppy, kann ich wieder zu Severus ziehen?“, fragte Harry jetzt.

„Es spricht nichts dagegen. Aber du musst dich schonen. Keine Anwendung von Magie bis der Kern wieder normal ist, gar keine. Du hast Severus, der die Leute für dich verflucht. Wenn du dich irgendwie unwohl fühlst, kommst du sofort zu mir. Egal wie spät es ist und egal für wie nichtig du die Sache hältst. Verstanden?“

Es war Severus, der antwortete, „er wird sich daran halten.“

„Darauf vertraue ich. Dann kannst du heute noch umziehen.“

„Danke“, seufzte Harry, er klang aufrichtig erleichtert.

Poppy lächelte ihn nur an, sie streichelte Teddy kurz über den Kopf und meinte dann, „hoffentlich wacht dein Papa bald wieder auf.“

„Hoffentlich. Wie geht es Remus?“

„Unverändert aber auch nicht schlechter. Wir können nicht mehr viel tun außer zu warten.“

„Schade.“

„Ja“, seufzte Poppy bevor sie sich zum Gehen wandte, „ich muss noch einiges erledigen. Wenn etwas ist, meldet euch und nehmt es ernst.“

„Machen wir“, rief ihr Harry hinterher.
 

Am Abend befand sich Harry endlich wieder in dem Zelt, welches er sich mit Severus teilte. Er hatte mittlerweile erfahren, dass sie sich auf den Ländereien von Hogwarts befanden. Und, dass sich das Schloss schon mitten im Aufbau befand. Allerdings hatte er keinen Blick darauf werfen können als er das Zelt gewechselt hatte. Es war schon dunkel als Severus ihn holte und ins Zelt brachte, wo schon seine Freunde auf ihn warteten.

„Was macht ihr denn alle hier?“

„Eine Wieder-auf-den-Beinen-Feier“, gab Blaise grinsend zurück.

„Severus hat gekocht und das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen“, kam von Ron. Er umarmte seinen besten Freund vorsichtig und zog ihn dann auf eines der großen Sitzkissen, die überall verteilt waren. Severus hatte Stühle und Tisch weg gezaubert weil sie nur unnötig Platz wegnahmen und stattdessen lagen nun überall große, verzauberte Sitzkissen.

Harrys Blick ging allerdings suchend durch den Raum bis Severus fragte, „Was suchst du?“

„Teddy.“

Severus deutete auf einen Vorhang, „im Schlafzimmer. Auf ihm liegt ein Überwachungszauber, er schläft und ich würde keinem raten ihn aufzuwecken.“

Keiner sagte etwas aber überall erschien Grinsen auf den Gesichtern der Anwesenden, ob Severus wusste wie er sich anhörte?

„Du hast gekocht?“, wechselte Harry schnell das Thema. Er kannte Severus, wenn diesem ein Thema unangenehm war, konnte er sehr aufbrausend werden und das wollte er verhindern.

„Ja, habe ich. Nott, Thomas, Sie helfen mir“, knurrte er.

Die zwei Zauberer sprangen auf und folgten ihm in einen weiteren abgegrenzten Bereich, die Küche. Es dauerte nicht lange und sie kamen mit vollen Platten wieder, die sie in der Runde verteilten. Severus' Blick ging kurz zu dem Platz neben Harry, wo Ron saß doch dann setzte er sich Harry gegenüber. Hermine, die als Einzige den Blick bemerkt hatte, lächelte. Auf den fragenden Blick ihres Freundes schüttelte sie nur den Kopf und meinte, „gib mir auch was von dem Brot.“ Es sollte ein ruhiger Abend werden.
 


 

Mit einem tiefen Seufzen ließ sich Harry in die Umarmung fallen und kuschelte sich eng an den Mann, der neben ihm lag. „Das habe ich vermisst.“

„Ich auch“, gab Severus zu.

Teddy schlief direkt neben ihnen in einem eigenen Kinderbettchen, er hatte sie die letzten zwei Stunden schon vom Schlafen abgehalten und hatte erst vor ein paar Minuten Ruhe gegeben.

„Severus, die Verbindung.“

„Sicher?“

„Du hast Poppy doch gehört also öffne sie“, bat Harry. Er hörte ein leises Grummeln bevor sich langsam wieder die wohlbekannte Wärme in ihm ausbreitete. „Herrlich“, schnurrte er während die Magie sich wieder verband.

„Hm“, war alles, was Severus sagte. Er hatte die Augen geschlossen und genoss. Zu lange hatte er diese Kälte in sich gespürt, zu lange dieses warme Gefühl vermisst und zu lange hatte er um das Leben seines Partner gefürchtet. So etwas durfte nie wieder passieren, nie wieder sollte sich Harry in so eine Gefahr begeben. Er schwor sich hier und jetzt, dass er seine Familie in Zukunft vor so etwas schützen würde. Ja, auch der kleine Teddy gehörte dazu, Werwolf oder nicht.

„Severus?“

Harrys Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er öffnete die Augen und sah nach unten, grüne Augen sahen ihn fragend an. „Was?“

„Darf Teddy wirklich bei uns bleiben?“

„Natürlich. Du bist sein Pate und solange sein Vater nicht fähig ist, sich um ihn zu kümmern, bist du für ihn verantwortlich.“

„Nur ich? Was ist mit dir?“

„Was soll mit mir sein?“

„Er war bei Hermine und Blaise. Wieso war er nicht bei dir?“, fragte Harry leise.

„Weil das Ministerium ihn mir nicht geben wollte.“

„Wieso nicht?“

„Weil ich immer noch das Dunkle Mal auf dem Unterarm habe. Sie trauen mir nicht zu, dass ich mich um ein Kleinkind kümmern kann“, erklärte Severus verbittert.

„Dann war deine Unterschrift eigentlich sinnlos, oder?“

„Ja.“

„Warum hast du dann unterschrieben?“

„Für dich.“

„Also bin nur ich für Teddy verantwortlich? Komplett?“

„Ja, ich dürfte ihn nicht mal hochheben wenn du es nicht erlaubst.“

„Kann man das ändern?“

„Zwei Möglichkeiten.“

„Welche?“ Harry war mittlerweile wieder vollständig wach, das Thema lag ihm schon seit Tagen im Magen und bis jetzt hatte er nicht den Mut aufgebracht es anzusprechen.

„Wir könnten ihn zusammen adoptieren aber das geht nicht solange sein Vater noch lebt und nein, ich will nicht, dass Lupin stirbt. Kein Kind verdient es ohne seine Eltern aufzuwachsen“, sagte Severus.

„Zweite Möglichkeit?“

„Ich werde ebenfalls zum Paten ernannt, was nur Lupin kann oder eine magische Hochzeit.“

„Häh?“

Severus grinste leicht und erklärte, „wenn wir magisch verheiratet wären, wäre ich automatisch ebenfalls sein Pate. Zumindest vor dem Gesetz.“

„Das wusste ich nicht.“

„Woher auch? Harry, lass uns schlafen, es ist spät und morgen will Albus kommen, das wird stressig.“

„Musst du mich daran erinnern?“, knurrte Harry bevor er sich wieder an ihn kuschelte.

„Ja, muss ich. Wir können dich nicht ewig verstecken, irgendwann müssen wir uns der Zaubererwelt stellen.“

„Hm.“

„Gute Nacht, Harry“, schnurrte Severus leise.

„Gute Nacht.“ Doch Harry klang sehr abwesend, er war mit den Gedanken sehr weit weg.

Kapitel 28

Die nächsten zwei Wochen waren für Harry der Horror. Mitglieder des Ministeriums, der Minister und Unmengen an Reportern gaben sich sprichwörtlich die Klinke in die Hand. Jeder wollte mit ihm gesehen werden, jeder stellte dieselben Fragen, was hatte er vor? Wie sah sein Leben aus? Würde er Auror werden? Was würde aus Teddy werden? Wollte er den Junge adoptieren? Doch die meisten Fragen drehten sich um seine Verbindung mit Severus und wo sie am Anfang noch sehr vorsichtig und harmlos waren, wurden sie mit der Zeit immer unverschämter.
 

„Sectumsempra!“

Der Fluch flog durch den Raum, der anvisierte Reporter konnte sich gerade noch so zur Seite werfen und so wurde nur sein Arm bis auf die Knochen aufgeschlitzt. Und nicht, wie von Severus gewollt, sein Brustkorb. Zauberstäbe wurden gezogen doch keiner wollte so wirklich gegen den sehr erbosten Severus vorgehen. Dieser kochte förmlich und der größte Teil der Anwesenden konnte es verstehen.

„Severus, hör auf“, seufzte Harry leise.

„Warum?“

„Weil Teddy und ich dich nicht in Askaban besuchen wollen“, sagte Harry.

Knurrend und sichtlich widerwillig senkte Severus den Zauberstab, steckte ihn aber nicht weg.

„Lebt er noch?“, wandte sich Harry an zwei Auroren, die neben dem Reporter knieten und ihn scheinbar versorgten.

„Ja“, war die knappe Antwort. Auch die Auroren wollten nicht gegen sie kämpfen, Harry hatte schließlich Voldemort besiegt und auch Severus war als hervorragender Duellant bekannt. Und durch die Verbindung war er auch wesentlich stärker als früher und das wussten auch alle.

Harry seufzte nochmal und wandte sich dann an die geschockten Reporter, „gut, dann ist die Frage ob wir unsere Verbindung wieder trennen wollen, beantwortet. Ich verbitte mir in Zukunft jegliche Fragen, die in diese Richtung gehen. Severus und ich sind diese Verbindung eingegangen um Voldemort zu besiegen und wir werden sie beibehalten weil wir viel mehr in dieser Verbindung gefunden haben als nur Macht und Magie. Und ja, Teddy Lupin wird bei uns leben bis sein Vater wieder aufwacht.“

„Sie sind der Pate von dem jungen Mr. Lupin. Professor Snape nicht“, warf ein Reporter ein.

Jetzt lächelte Harry und meinte, „nun, das werden wir sehr schnell ändern aber das ist unsere Privatangelegenheit und hat hier nichts zu suchen. Ich denke für heute reicht es, wir gehen jetzt.“ Damit drehte sich Harry um, hakte sich bei Severus ein und zog ihn förmlich von den Reportern weg. Die Fragen, die ihnen hinterher gerufen wurden, ignorierten Beide.
 

Doch weit kamen sie nicht, Severus blieb mitten im Schritt stehen und fragte, „wie werden wir das ändern?“

„Können wir das heute Abend besprechen? Bitte, Severus“, bat Harry.

Sein Partner machte den Mund auf um zu widersprechen aber schließlich schloss er ihn, nickte und legte ihm einen Arm um die Schultern. „Lass uns Teddy holen.“

„Wer hat ihn heute eigentlich?“

„Longbottom und Nott.“

„Du lässt Teddy freiwillig bei Neville?“, fragte Harry überrascht.

„Solange er keinen Trank braut, ist Teddy sicher. Außerdem ist Nott ja noch da, ich hoffe, dass da etwas mehr Hirn vorhanden ist“, gab Severus trocken zurück.

Harry unterdrückte ein Lachen und sagte, „sie passen super auf ihn auf. Das weißt du auch denn sonst würdest du Teddy nicht zu ihnen bringen. Du magst sie.“

„Wohl kaum.“

„Natürlich, Severus“, lachte Harry.
 

Murrend und leise vor sich hin fluchend betrat Severus sein Zelt und blieb mitten im Schritt stehen. Die Kissen waren verschwunden, ebenso die Liegedecke, wo es sich Harry und Teddy am Abend immer bequem machten. Stattdessen stand da ein Tisch und zwei Stühle vor dem Kamin, der, zusammen mit unzähligen, schwebenden Kerzen den Raum erhellte.

„Harry?“

„Moment, geh dir Hände waschen und setz dich“, kam aus der Küche zurück.

„Wo ist Teddy?“, rief Severus ohne der Aufforderung nach zu kommen.

„Übernachtet bei Hermine und Blaise. Geh ins Bad.“

Stirnrunzelnd sah Severus nochmal über den Tisch, wo hatte Harry das Porzellangeschirr her? Und die fein geschliffenen Rotweingläser? Nun, er würde die Antwort heute noch bekommen also ging er ins Bad.
 

Als er wieder kam, stellte Harry gerade zwei Teller auf den Tisch und bedeutete ihm dann, sich zu setzen. „Das muss einiges an Vorbereitung gekostet haben. Da hast du ja richtig Glück gehabt, dass mich Albus so lange beschäftigt hat“, schnarrte Severus während er sich setzte.

„Naja, vielleicht habe ich meinem Glück ja etwas nachgeholfen“, gab Harry zurück.

„Also hast du mir Albus auf den Hals gehetzt. Warum?“

„Weil ich dich überraschen wollte.“

„Das ist dir gelungen. Warum musste der arme Teddy ausziehen?“

„Nur für diese Nacht, ein ruhiger Abend bevor wir nach Australien gehen. Dort haben wir niemanden, der mal auf ihn aufpasst. Oder magst du nicht?“, fragte Harry.

„Doch, es sieht köstlich aus. Setz dich“, forderte Severus ihn jetzt auf und nach einem herzlichen Guten Appetit begannen sie zu essen.
 

Der vorzüglichen Suppe folgte ein, genauso köstlicher Hauptgang doch wirklich genießen konnte es Severus nicht denn er machte sich Sorgen um Harry. Sein Partner war den ganzen Abend über einsilbig, nervös und völlig zerstreut. Als er die Teller abräumte und etwas von Nachtisch murmelte, hielt ihn Severus fest und zog ihn kurzerhand auf seinen Schoss.

„Der Nachtisch kann warten, was ist los mit dir?“, fragte er.

„Nein, der Nachtisch kann nicht warten. Bitte Severus, das ist wichtig“, murmelte Harry leise.

„Was kann daran so wichtig sein?“

„Bitte.“

Widerwillig ließ Severus ihn los, Harry schnappte sich die Teller und eilte in die Küche, zurück blieb ein sehr verwunderter Severus. Er wunderte sich immer stärker über Harry, vor allem, weil ihm doch bekannt sein müsste, dass er eigentlich nie Nachtisch aß. Er trank höchstens mal einen Kaffee aber mehr auch nicht, was also war daran so wichtig für Harry? Nun, er würde es gleich erfahren.
 

Oder auch nicht denn Harry kam nicht wieder. Severus zauberte sich einen Tempus, sein Partner war bereits seit fünfzehn Minuten weg und kein Nachtisch dieser Welt konnte so lange dauern. Irgendetwas stimmte hier ganz eindeutig nicht. Er erhob sich seufzend und machte sich auf den Weg in die Küche, wenn Harry nicht zu ihm kam dann halt andersrum.
 

Sein Eintreten wurde nicht bemerkt, Harry stand an der Küchenzeile, die Hände krampfhaft um die Kante geschlossen und starrte auf etwas vor ihm. Severus trat leise einen Schritt zu Seite um sehen zu können was den Blick von Harry so fesselte und erstarrte. Vor Harry lagen zwei schlichte, goldene Ringe.

Jetzt machte sein Verhalten den Abend über absolut Sinn, er wollte ihm einen Heiratsantrag machen und traute sich nicht. Warum eigentlich? Hatte Severus jemals angedeutet, dass er ihn nicht heiraten wollte? Er konnte sich zumindest nicht an so was erinnern. Vor ihm seufzte Harry gerade sehr schwer, bewegte die Hand und strich mit einem Finger sanft über die Ringe. Langsam bildete sich ein sanftes Lächeln auf Severus´ Gesicht, er trat leise hinter Harry und schlang die Arme um ihn. Sein Partner zuckte panisch zusammen und wollte etwas sagen, Severus kam ihm zuvor, „die Antwort ist, Ja, ich will.“

Schweigen und dann sehr leise, „Wirklich?“

„Natürlich, sonst würde ich es nicht sagen. Vorausgesetzt die Ringe bedeuten, dass du mich heiraten willst“, sagte Severus.

„Bedeuten sie.“

Severus streckte die rechte Hand aus, die Finger gespreizt und meinte, „dann hätte ich gerne meinen Verlobungsring.“

Mit einem leisen Lachen nahm Harry den Ring und steckte ihn an seinen rechten Ringfinger. Severus revanchierte sich sofort, drehte Harry aber dann zu sich um. „Dachtest du wirklich, dass ich Nein sage?“

„Keine Ahnung.“

„Dummkopf.“

„Ich weiß, heiratest du mich trotzdem?“, fragte Harry grinsend.

„Nichts auf dieser Welt könnte mich davon abhalten. Allerdings wirst du dann Snape heißen.“

„Daran kann ich mich gewöhnen.“

„Das freut mich“, schnurrte Severus leise, „du weißt, wie man eine magische Hochzeit besiegelt?“

„Ja, weiß ich.“

„Bist du so weit?“

Harry lächelte ihn nur an, seine Antwort bestand daraus, dass er den Abstand zwischen ihnen überbrückte und ihn küsste. Severus schob jeden störenden Gedanken beiseite, drückte seinen jetzt Verlobten enger an sich und erwiderte den Kuss. Jetzt konnte ihr Leben richtig beginnen.
 

„Wenn du nicht gleich still liegst, fluche ich dich fest“, drohte Severus doch er wusste, dass es keinen Sinn hatte.

„Ich bin nervös“, gestand Harry, der sich seit fast einer Stunde in den Armen seines Partners hin und her warf. Dass er diesen damit natürlich wach hielt, war ihm nur am Rande bewusst.

Severus seufzte leise, drehte Harry zu sich um und fragte, „warum?“

„Wie, warum? Na, ich muss es doch noch allen sagen“, sagte Harry, „ich bin verlobt, das müssen meine Freunde doch wissen. Ich weiß nicht wie sie reagieren werden.“

„Mal davon abgesehen, dass sie dir alle gratulieren werden, würde ihre Reaktion etwas ändern?“, fragte Severus ruhig.

„Wie meinst du das?“

„Na, löst du die Verlobung wieder auf wenn deine Freunde etwas dagegen haben?“

Harry stutzte kurz, die Stimme seines Verlobten war sehr viel dunkler geworden und er wusste genau, was los war. Da kam wieder die Eifersucht durch auch wenn Severus sich anscheinend sehr zusammenriss. Er lächelte ihn schließlich an, verstärkte die Umarmung und sagte, „nichts und Niemand wird mich davon abhalten dich zu heiraten. Keine Macht der Welt wird das schaffen, du wirst mich nie wieder los, mein Mann.“

Statt einer Antwort küsste Severus ihn einfach.
 

„Hat irgendjemand eine Ahnung warum wir hier sind?“, fragte Neville in die Runde.

Von allen kam mehr oder weniger ein Kopfschütteln und Draco sagte, „vor allem ist unser Gastgeber zu spät.“

Sie saßen auf Kissen und Teppichen verteilt im Zelt von Harry und Severus und warteten seit einer geschlagenen halben Stunde darauf, dass einer der Beiden auftauchte.

„Sind wir sicher, dass sie nicht da sind?“, fragte Hermine mit einem Blick auf den Vorhang, hinter dem eigentlich das Schlafzimmer sein müsste.

„Du bist gerne eingeladen nachzusehen“, kam von Ron.

Sie schüttelte schnell den Kopf und meinte, „nein, lieber nicht.“

„Es...“

Dracos Antwort wurde unterbrochen als sich die Zeltplane hob und Severus mit Teddy auf dem Arm eintrat. Noch bevor jemand etwas sagen konnte, runzelte er die Stirn und fragte, „wo ist Harry?“

„Das wäre unsere Frage an dich gewesen“, gab Draco zurück.

„Der sollte eigentlich hier sein aber ich weiß wo er ist“, knurrte Severus. Er legte Teddy auf einer Decke neben Draco ab, ein Zauberstabwink ließ das magische Plüschtier daneben erwachen und schon beschäftigte sich der Bär mit Teddy. Keiner sagte etwas, keiner sprach ihn darauf an, dass sie sich auch um den Jungen kümmern konnten denn in den letzten zwei Wochen hatten sie gelernt mit Severus' Eigenheiten zu leben. Allen voran mit seiner Eifersucht, die sich mittlerweile auch auf Teddy bezog. „Ich hole ihn“, sagte Severus. Er warf noch einen prüfenden Blick auf Teddy bevor er hinter dem Vorhang zum Schlafzimmer verschwand.
 

Kurze Zeit später kam Severus wieder, einen sich sträubenden Harry hinter sich herziehend. „Du wirst dich jetzt hinsetzen und es ihnen sagen“, knurrte Severus. Mit zwei Handgriffen wurde Harry auf ein Kissen gedrückt.

„Was ist denn los?“, fragte Ron.

Das „Nichts“, von Harry kam sehr schnell und führte zu einem bösartigen Knurren von Severus.

„So, es ist also Nichts?“, knurrte Severus, der neben ihm stand, „das solltest du dir ganz schnell nochmal überlegen. Sonst könnte es wirklich gleich ein Nichts sein.“

Wie von der Tarantel gestochen sprang Harry auf und sagte, „nein!“

„Dann sag es ihnen endlich. Es sind deine Freunde“, fauchte Severus.

Die Anwesenden sahen sich fragend an bis ein leises Quengeln ihre Aufmerksamkeit erregte. Teddy weinte leise, die schneidende Stimme von Severus machte ihm scheinbar Angst. Dieser warf Harry noch einen warnenden Blick zu, nahm dann den Jungen vorsichtig auf und sagte sichtlich beherrschte, „wir gehen ein Stück spazieren. Wenn ich wieder komme, hast du die Sache geklärt oder es ist wirklich nichts.“ Damit verließ er das Zelt.
 

Zutiefst geschockt ließ sich Harry wieder auf sein Kissen fallen, er starrte einen Moment in die Luft bis sich eine Hand auf seinen Unterarm legte. Etwas überrascht sah er auf, Hermine lächelte ihn freundlich an.

„Was ist los, Harry?“

„Genau. Was lässt Severus so ausrasten? Das hat er seit dem letzten Reporter nicht mehr getan“, warf Draco ein, „und bei dir hat er das noch nie gemacht.“

„Doch, ein Mal“, gestand Harry.

„Worum geht es eigentlich? So schlimm kann es doch nicht sein“, murmelte Neville.

„Es ist nicht schlimm.“

„Warum sagst du es uns dann nicht einfach?“, fragte Hermine.

Harry sah erst sie und dann seine anderen Freunde etwas verzweifelt an bevor er tief durchatmete und dann zögernd die rechte Hand ausstreckte. Es dauerte einen Moment bis seine Freunde verstanden, bis ihnen der goldene Ring wirklich auffiel und sie ihn zuordnen konnten. Es folgte ein Quietschen und schon hatte Harry seine besten Freundin mit einem Lachen um den Hals hängen. Gefolgt von seinen Freunden, die alle aufgesprungen waren um ihm zu gratulieren. Harrys Fassungslosigkeit wurde von unbändiger Freude abgelöst.
 

Severus spürte wie sich die Gefühle seines Partners veränderten und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. „Als ob die Bande etwas dagegen hätte“, murmelte er. Teddy quietschte ihn fröhlich an und krabbelte dann einfach weg. Severus erhob sich nicht mal sondern beobachtete nur wie sein baldiges Patenkind gegen eine unsichtbare Mauer prallte und auf seinem Hosenboden landete. Er quengelte kurz, was Severus absolut unkommentiert ließ und als Teddy merkte, dass es keinen wirklich interessierte, drehte er sich rum und krabbelte in die andere Richtung. Schnell hatte er ein neues Ziel gefunden, ein Tannenzapfen fiel in seine Hände und landete kurz darauf zur Hälfte in seinem Mund.

„Ihr solltet ihn öfters füttern, dann muss er keine Tannenzapfen essen“, ertönte eine Stimme.

Severus sparte sich sowohl eine Antwort wie auch das Umdrehen, er rückte allerdings auf seinem Baumstamm ein Stück beiseite und gab damit wortlos sein Einverständnis, dass sein Besucher sich zu ihm setzte. Dieser Besucher zögerte, er konnte scheinbar nicht glauben, dass er ihn nicht gleich wieder wegschickte doch schließlich ließ er sich neben ihm nieder.

Sie schwiegen eine Weile bevor er sagte, „Draco war in diesem Alter genauso. Alles musste probiert werden, außer seinem Essen, das hat er uns ins Gesicht gespuckt.“

„Dazu ist Teddy zu gut erzogen, er isst, was wir ihm geben“, gab Severus mit einem Schmunzeln zurück, „ok, den Kaffee hat er ausgespuckt.“

„Wieso gebt ihr einem sechs Monate altem Kind Kaffee?“, fragte Lucius überrascht.

„Weil er gequengelt hat und sein Frühstück nicht wollte. Er wollte unbedingt von meinem Kaffee probieren also hat er einen Schluck bekommen, ihn wieder ausgespuckt und seitdem ist das Thema erledigt“, erklärte Severus. Mit einem Handwink hinderte er Teddy daran den Tannenzapfen ganz zu essen und ließ ihn zu sich schweben. Sofort begann Teddy zu weinen.

„Das war nicht nett“, kommentierte Lucius während Severus den Zauberstab zog und den Tannenzapfen verwandelte.

„Du bist wie Harry, warte doch erst mal ab bis du dir ein Urteil erlaubst“, knurrte Severus.

Aus dem Tannenzapfen war eine kleine braune Kuh geworden, die er jetzt auf den Boden setzte. Sofort lief sie auf Teddy zu, der das Weinen einstellte und mit Begeisterung hinter der Kuh her krabbelte. Und als sie noch anfing zu muhen, war es um Teddy geschehen.

Lucius starrte das Schauspiel eine Weile an und schüttelte dann den Kopf.

„Hast du was an meiner Erziehung auszusetzen?“, schnarrte Severus ohne ihn anzusehen. Seit Beginn des Gespräches hatte er Teddy nicht aus den Augen gelassen.

„Nein, ich frage mich nur, warum ich mich mit Draco so angestellt habe? Ich hätte ihn nie auf dem Waldboden rum krabbeln lassen, ich hätte zu viel Angst gehabt“, sagte Lucius, „ich war wohl ein verdammt schlechter Vater.“

„Nein, du warst jung und er war dein erstes Kind, da ist es normal, dass man vorsichtig ist“, gab Severus zurück. Er wurde überrascht angesehen und Severus grinste schief, „was?“

„Das hätte ich jetzt nicht erwartet.“

„Was hast du denn erwartet? Dass ich dir sage, dass du ein beschissener Vater bist? Nein, denn das bist du nicht. Du hast dein Kind groß gezogen und zu einem anständigen Mann gemacht, was willst du als Vater mehr machen? Lucius, auch wenn wir vielleicht keine Freunde mehr sind, sehe ich dennoch die Wahrheit“, sagte Severus.

„Wir könnten wieder Freunde werden“, schlug Lucius leise vor.

„Treibst du dich deswegen in einem Zeltlager vor einer zerstörten Zauberschule rum?“

„Ich habe es in Malfoy-Manor nicht mehr ausgehalten“, gestand Lucius.

Severus nickte und sagte, „mein Beileid.“

„Danke.“

„Ich denke darüber nach es zu verkaufen.“

„Das wäre ein Fehler“, sagte Severus, „wenn du es verkaufst, wirst du sämtliche Erinnerungen an Narzissa auslöschen. Das hat sie nicht verdient.“

Lucius gab ein zustimmendes Geräusch von sich und beobachtete dann Teddy weiter, der immer noch mit der Kuh spielte. Diese sprang muhend um ihn herum während er versuchte danach zu greifen und immer wieder ins Leere griff. „Willst du ihm nicht helfen?“, fragte Lucius irgendwann.

„Nein, warum?“

„Es könnte ihn irgendwann frustrieren.“

„Damit muss er leben.“

„Severus, er ist sechs Monate alt“, mahnte Lucius leise.

„Damit ist er alt genug um zu verstehen, dass man nicht alles haben kann. Lucius, überlass mein zukünftiges Patenkind bitte mir“, knurrte Severus.

Sein Gesprächspartner wollte etwas antworten, stutzte aber dann und fragte, „ist Lupin aufgewacht?“

„Nein, nicht dass ich wüsste.“

„Aber dann, … meinen Glückwunsch“, sagte Lucius und er klang durchweg aufrichtig dabei.

Es dauerte einen Moment bis Severus antwortete, „Danke.“
 

Danach schwiegen sie wieder, Lucius wollte gerne die Freundschaft mit Severus wieder aufleben lassen aber er wusste auch, dass er keine Chance hatte wenn dieser nicht wollte. Wenn er ihn dann bedrängen würde, würde er schneller eine Zauberstabspitze am Hals haben als ihm lieb war. Er hatte nicht wirklich Lust sich mit Severus anzulegen denn er befürchtete, dass er dann nicht nur Severus sondern auch Harry gegenüber stehen würde. Das wollte er definitiv nicht.

„Ich bin noch auf der Suche nach einem Trauzeugen“, sagte Severus tonlos als würde er über das Wetter reden.

Lucius sah ihn überrascht an, der Blick aus den schwarzen Augen lag immer noch auf Teddy, der mittlerweile hinter der Kuh her krabbelte und sich dabei köstlich amüsierte. „Ist das dein Ernst?“, fragte er irgendwann.

„Sonst würde ich es nicht sagen“, gab Severus zurück, immer noch ohne ihn anzusehen.

Lucius schluckte kurz und meinte dann, „naja, bis du jemand Besseren findest, könnte ich ja dein Trauzeuge sein.“

„Klingt nicht schlecht“, sagte Severus, „ich denke, dass ich dann nicht weiter nach einem Anderen suche.“

„Das klingt noch besser“, sagte Lucius.

Jetzt wandte ihm Severus zum ersten Mal den Kopf zu, er sagte aber nichts aber sein Blick sagte alles. Es war noch lange nicht alles gut zwischen ihnen aber Severus gab ihm eine zweite Chance und das war alles, was für Lucius zählte.

Schnell wandte sich Severus Teddy wieder zu, der langsam das Interesse an der Kuh verlor und jetzt leise quengelte.

„Was hat er?“

„Hunger, vermute ich“, sagte Severus.

Lucius schwieg, er konnte sich nur extrem schwer vorstellen, dass Severus den Jungen füttern würde aber er wurde überrascht als Severus sich erhob und den Jungen holte. Gleichzeitig erschien neben Lucius ein Fläschchen, welches Severus auch sofort nahm und dem Jungen gab. „Gebt ihr ihm nur die Flasche?“, fragte Lucius neugierig.

„Nein. Er bekommt auch andere Dinge aber dabei macht er immer eine furchtbare Sauerei und die brauch ich hier nicht“, erklärte Severus während Teddy glücklich seine Milch trank.

„Verständlich.“

„Außerdem isst er bei Harry besser“, gab Severus kurz darauf zu.

„Hm, Draco hatte in dem Alter auch seine Vorlieben, er hat bei mir besser gegessen als bei Narzissa. Dafür durfte ich ihm keine Geschichten vorlesen“, sagte Lucius schmunzelnd.

Severus sah ihn kurz an, grinste und meinte dann, „im Gegensatz zu meinen Schülern scheint Teddy meine Stimme zu mögen.“

„Du hast ja auch eine schöne Stimme“, erklang plötzlich hinter ihnen.

Während sich Lucius umdrehte um Harry zu begrüßen, sagte Severus, „das sehen auch nur Teddy und du so.“

„Reicht doch“, grinste Harry.

„Was führt dich her?“

„Teddys Fläschchen ist aus der Küche verschwunden und da wollte ich mal nachschauen was ihr so treibt“, erklärte Harry während er näher kam und hinter Severus stehen blieb. Er spürte allerdings, dass sich sein Partner noch nicht wirklich beruhigt hatte.

„Darf ich dir auch gratulieren?“, fragte Lucius.

„Zu was?“

„Zu eurer Verlobung?“

„Natürlich darfst du“, lächelte Harry.

„Dann alles Gute. Hast du schon einen Trauzeugen?“, fragte Lucius.

„Trauzeugin. Hermine erweist mir die Ehre.“

„Ich hätte eher auf den jungen Weasley getippt“, warf Severus ein.

„Ich hatte beschlossen, dass derjenige Trauzeuge wird, der mir als Erster gratuliert und das war Hermine.“

„Wisst ihr schon wo und wann ihr feiern wollt?“, fragte Lucius weiter, „und wollt ihr Reporter zulassen?“

„Nein“, kam sofort von Severus und Harry fragte grinsend, „zu was von allen?“ Severus schwieg eine Weile bevor er antwortete, „Eigentlich zu allem. Wir wissen weder wo noch wann wir heiraten wollen und es werden definitiv keine Reporter zugelassen.“

„Ich hätte da einen sehr großen Garten, der sich hervorragend für so ein Ereignis eignen würde. Zudem habe ich sehr viele Gästezimmer, falls jemand übernachten möchte und die Abwehrzauber meines Manors sind sehr stark und könnten noch verstärkt werden“, erklärte Lucius vorsichtig.

Harry strahlte ihn sofort an während Severus sich immer noch mit Teddy beschäftigte, der mittlerweile fertig getrunken hatte und jetzt aufrecht auf seinem Schoß saß. „Haben wir nicht etwas vergessen?“, schnarrte Severus und kurz darauf entfleuchte dem Kind ein leises Rülpsen. „Geht doch, so, jetzt kannst du weiter machen was du magst“, sagte Severus. Er beschwor eine dicke Decke herbei, die er vor sich legte und Teddy drauf setzte.

„Soll er wirklich gleich weiter spielen?“, fragte Lucius überrascht. Draco war nach dem Essen immer sehr müde gewesen und hatte normalerweise erst mal ein kleines Schläfchen gehalten. Dass er sofort weiter gespielt hatte, war sehr selten gewesen und deswegen hatten sie ihn immer gleich in sein Bett gelegt.

Es war Harry, der antwortete während er vorsichtig die Arme um Severus' Hals legte, „das ist ihm überlassen. Auf der Decke schläft er normalerweise und wenn er schlafen will, legt er sich einfach hin. Wenn er nicht schlafen will, krabbelt er einfach runter.“

„So einfach?“

„Ja, wie sonst?“

„Habt ihr keine Angst, dass er sich überanstrengt? Woher habt ihr diese Erziehungstipps? Ihr habt Beide keine Kinder und auch nicht wirklich Erfahrung mit Kleinkindern“, sagte Lucius. Er beobachtete wie Teddy scheinbar überlegte und sich dann einfach hinlegte, allerdings quengelte er noch etwas.

„Du hast seinen Wolf vergessen“, mahnte Harry grinsend.

Lucius sah wie sich Severus' Gesicht verzog bevor er knurrte, „ich hoffe, dass er das Ding endlich vergisst.“

„Wohl kaum, er kennt es seit seiner Geburt. Also?“

Mit einem Knurren schwang Severus erneut den Zauberstab und ein großer Plüschwolf erschien neben Teddy. Der quietschte vergnügt auf, krallte sich in das Tier und schloss die Augen, er war schnell eingeschlafen.

Severus legte noch eine Stillezauber über das Kind denn er hatte nicht vor ihn aufzuheben und damit zu wecken, er würde hier sitzen bleiben bis Teddy von selbst aufwachte.

Harry war es, der auf Lucius' Fragen antwortete, „nein, wir haben keine Angst, dass er sich überanstrengt. Er wird schon merken wenn es zu viel wird und zur Not können wir jederzeit eingreifen. Richtig, wir haben keine Erfahrung aber Molly hat schon einige Kinder groß gezogen und vor allem bei den Zwillingen musste sie viel ändern um ihnen Herr zu werden.“

Lucius sah ihn einen Moment überrascht an, grinste aber dann und meinte, „kann ich mir bildlich vorstellen. Zurück zu eurer Hochzeit...“

„Nicht jetzt“, unterbrach ihn Severus sofort, „wir besprechen das Thema in den nächsten Tagen. Lucius, lass uns ein bisschen Zeit.“

„Natürlich. Ich bin dann mal weg“, sagte Lucius schnell. Er erhob sich und nickte ihnen nochmal zu bevor er schleunigst verschwand, er erkannte eine Verabschiedung wenn er eine hörte.

„Das war nicht nett“, murmelte Harry.

„Mir egal“, gab Severus zurück. Er ergriff Harrys Hand und zog ihn neben sich.

„Bist du mir noch böse?“, fragte Harry leise. Er lehnte an Severus, den Kopf an seiner Schulter und die Finger der rechten Hände miteinander verwoben.

„Nein.“

„Das ist sehr aufschlussreich.“

„Wenn du nochmal unsere Beziehung leugnest, bist du wieder Single“, knurrte Severus.

Harry schluckte leicht, sagte aber nichts sondern drückte nur ihre verschränkten Hände an seine Brust.

„Wie haben sie reagiert?“, fragte Severus irgendwann.

„Sie überlegen Hochzeitsgeschenke“, kicherte Harry.

„Warum hast du dich dann so angestellt?“

„Tut mir leid.“

„Das war nicht meine Frage.“

Harry zuckte mit den Schultern und meinte, „ich weiß es nicht. Ich glaube, die Reporter haben mich extrem verunsichert. Ihre ganze Fragerei wegen unserer Bindung und dem Ganzen drum herum. Ich war einfach unsicher wie meine Freunde reagieren.“

„Ich hätte dir schon vorher sagen können, dass sie sich freuen werden. Sie sind deine Freunde und nach dem anfänglichen Schock wegen unserer Bindung haben sie sich daran gewöhnt“, sagte Severus, der jetzt den anderen Arm um Harry legte und ihn enger an sich zog.

„Hey, sie mögen dich aber du machst es ihnen auch nicht leicht.“

„Wieso?“

„Du könntest ihnen endlich mal das Du anbieten“, maulte Harry leise.

„Wohl kaum. Harry, es sind deine Freunde, nicht meine und das werden sie auch nicht. Ich bin nicht der Typ, der viele Freunde hat und das werde ich auch nicht. Lucius ist so eine Art Freund für mich aber mehr auch nicht“, sagte Severus, was ihm ein etwas resignierendes Seufzen einbrachte.

„Du, Severus?“

„Ja?“

„Wie geht es jetzt weiter?“, fragte Harry.

„Was genau meinst du?“

Harry seufzte nochmal, löste sich dann mehr oder weniger von ihm und setzte sich so, dass er ihn ansehen konnte. Sein Blick wurde ruhig und fragend erwidert. Harry zögerte noch einen Moment, deutete dann aber in das Lager hinter ihnen. Noch lebten fast alle in dem Zeltlager, welches man vor Hogwarts aufgebaut hatte. Aber langsam zog es die Menschen wieder in ihr eigentliches Zuhause. „Wir können nicht ewig in einem Zelt leben und für Teddy ist es auch nicht unbedingt die passende Umgebung. Wie geht es jetzt weiter mit uns? Wo wollen wir wohnen? Wann wollen wir heiraten? Willst du wirklich nach Australien?“, fragte Harry.

„Ich habe schon Kontakt zu einem Makler in Australien aufgenommen, er ist bereits auf der Suche nach einem passenden Objekt. Bis dahin haben wir die Wahl zwischen dem Zelt, einem Gästezimmer in Malfoy-Manor oder dem Grimmauldplatz. Da ich davon ausgehe, dass du deine Freunde bei der Hochzeit dabei haben willst, sollten wir wohl vor unserer Abreise nach Australien hier heiraten. Lucius und Mrs. Granger sollten sich schnellstmöglich zusammen setzen und die Hochzeit planen“, erklärte Severus ruhig. Er wurde mir riesigen Augen angesehen.

„Du hast das alles schon geplant!“

„Natürlich, es geht immerhin um unser Leben. Wieso sollte ich das also nicht planen?“, fragte Severus mit schlecht verborgenem Grinsen.

„Du hast es nicht für nötig gehalten mir etwas davon zu sagen?“, fragte Harry.

„Du lagst ewig im Koma, hattest danach genug Probleme mit deinem Heiratsantrag und nach unserer Verlobung mit deinen sinnlosen Gedanken. Wann hätte ich dir von den Zukunftsplänen erzählen sollen?“, war die Gegenfrage.

„Aber du hast das alles ohne mich entschieden.“

„Noch habe ich gar nichts entschieden sondern es sind alles Vorschläge. Wenn dir etwas davon nicht gefällt, ändern wir es.“

„Was ist mit dem Makler in Australien?“

„Ich verstehe nicht.“

„Was ist wenn mir die Objekte nicht gefallen, die er auf deine Vorstellungen hin ausgesucht hat?“, fragte Harry. Mittlerweile klang er wirklich enttäuscht, er hatte sich immer gewünscht, dass sie ihre Zukunft gemeinsam gestalteten.

„Wenn dir keines der Objekte gefällt, muss er weiter suchen oder wir schalten einen weiteren Makler. Harry, wo liegt dein Problem? Es ist nichts entschieden, ich habe nur ein paar Dinge angeleiert“, sagte Severus, „die endgültige Entscheidung treffen wir selbstverständlich gemeinsam. Aber ich dachte eigentlich, dass die Sache mit Australien beschlossene Sache ist.“

„Ist es ja auch aber ich hätte gerne ein Wort mitgeredet.“

„Wirst du doch. Harry, wir sehen uns die Häuser zusammen an und wenn es nicht hundert prozentig passt, nehmen wir es nicht, ganz einfach. Wenn dir auch nur ein Detail nicht gefällt, suchen wir weiter aber wann wolltest du denn anfangen zu suchen? Es wird für den Makler schwer genug etwas Passendes zu finden“, sagte Severus grinsend.

„Nach deinen Vorstellungen?“

„Ja.“

„Armer Makler“, grinste Harry.

„Bestimmt, du kannst ihm ja dein Beileid ausdrücken wenn wir uns die ersten Häuser ansehen.“

„Was ist mit dem Rest?“

„Da habe ich dich doch jetzt gefragt, wo willst du denn wohnen? Grimmauldplatz?“

„Ich weiß nicht, da erinnert mich alles an Sirius. Außerdem ist er nicht hergerichtet und dieses dunkle Loch ist nicht wirklich die richtige Umgebung für Teddy“, sagte Harry nachdenklich, „wir könnten so lange im Zelt wohnen.“

„Mein Rücken“, seufzte Severus sofort.

„Och, du armer, alter Mann. Gut, dann bleibt Malfoy-Manor. Glaubst du wirklich, dass Lucius uns alle Drei aufnimmt?“

„Ja, wird er. Wir könnten heute noch umziehen.“

„Wann wollen wir heiraten?“, fragte Harry jetzt.

„Hast du dich mal mit jemanden unterhalten, der dir den Ablauf einer magischen Hochzeit erklärt?“, war die Gegenfrage.

„Ähm, nein?“

„Gut, dann mach ich das. Auf einer magischen Hochzeit teilen sich die Brautleute einen Trank, der mit dem Blut der Brautleute gebraut werden muss. Die Herstellung dauert zwei Monate, also ist unser frühster Termin Ende November, Anfang Dezember. Bis dahin müssten deine Freunde auch alle ihre Hochzeitsgeschenke haben und der Makler hat bestimmt auch schon was. Du weißt aber schon, wie die Hochzeit besiegelt wird?“, fragte Severus.

„Das weiß ich, Draco hat mich oft genug damit aufgezogen. Ich würde gerne bis dahin warten“, gestand Harry leise.

„Wieso? Vor ein paar Wochen wolltest du noch unbedingt Sex haben und jetzt willst du warten?“ Harry wurde rot und murmelte etwas, was Severus allerdings selbst mit seinem verbesserten Gehör nicht verstand. „Nochmal bitte, ich habe kein Wort verstanden.“

„Draco hat mir von einer Tradition erzählt, die Glück bringen soll.“

„Aha, und welche?“, fragte Severus wirklich interessiert.

Sein Verlobter druckste etwas rum und murmelte schließlich, „es soll Glück bringen wenn man als Jungfrau in die Ehe geht. Da ich mir sehr viel Glück für unsere Ehe wünsche, naja, da würde ich gerne warten.“

Severus schwieg eine Weile und sagte dann, „wir können gerne warten aber du wirst verzeihen wenn die Tatsache der Jungfräulichkeit nicht auf mich zutrifft. Dafür sind wir ein paar Jahre zu spät dran.“

Harry blinzelte kurz und lachte dann, „es sei dir verziehen.“

„Sehr nett. Ich werde unserem Glück einfach mit dem Zauberstab nachhelfen.“

„Es wird niemand verflucht“, mahnte Harry lachend.

„Schade“, grinste Severus bevor er wieder ernst wurde, „was hältst du vom fünfzehnten Dezember als Hochzeitstermin?“

„Ist ein Datum wie jedes Andere also perfekt.“

„Dann sagen wir Lucius und Mrs. Granger Bescheid, die können sich mit den Vorbereitungen rum schlagen“, sagte Severus.

„Du willst den Trank nicht selber brauen?“

„Nein. Ich will die nächsten zwei Monate meine Ruhe haben und meine Zeit mit meiner Familie verbringen. Der Trank ist sehr aufwendig und braucht viel Pflege, darauf habe ich momentan absolut keine Lust. Dafür gibt es ausgebildete Tränkemeister im Ministerium, da müssen wir nur Blutproben abgeben und die machen den Trank für uns“, erklärte Severus, „die restlichen Vorbereitungen überlassen wir unseren Trauzeugen und schon haben wir die Zeit für uns.“

„Du willst wirklich den Anderen alles überlassen?“, fragte Harry skeptisch.

„Natürlich, dafür sind Trauzeugen schließlich da. Sie arbeiten alles aus, legen uns den Vorschlag dann vor und wenn sie ganz, ganz viel Glück haben, akzeptieren wir. Wenn nicht, dürfen sie von vorne anfangen“, grinste Severus.

Harry lachte und kuschelte sich wieder an ihn, den Blick auf Teddy gerichtet. „Wann willst du Lucius und Hermine Bescheid sagen?“

„Wenn der Kleine aufgewacht ist.“

„Und bis dahin?“

Statt einer Antwort schlang Severus einen Arm um ihn und hauchte ihm einen Kuss auf die Schläfe, „So lange bleiben wir einfach hier sitzen.“

„Das ist eine sehr gute Idee.“

„Ist mir bewusst.“

Harry grinste, schloss aber dann die Augen und versuchte sich zu entspannen.
 

Zwei Wochen später waren sie wirklich in Malfoy-Manor eingezogen, Lucius hatte ihnen gleich mehrere, miteinander verbundene Gästezimmer zur Verfügung gestellt. Zudem hatte Teddy jetzt ein eigenes Zimmer, Draco hatte seine kompletten Babysachen für den Jungen gespendet und damit besaß Teddy jetzt fast mehr Sachen als Harry und Severus. Mit ihnen zusammen war auch Draco wieder im heimatlichen Manor eingezogen und machte Harry die Trennung von seinen Freunde damit etwas leichter. Denn nach der langen Zeit im Zeltlager, wo sie alle so eng beisammen gelebt hatten, kam sich Harry jetzt fast einsam vor. Doch es hätte ihm nichts gebracht im Lager zu bleiben denn mit ihm und Severus zusammen, waren alle wieder in ihr eigentliches Zuhause gezogen. Wobei sich Ron vorläufig dagegen entschieden hatte bei seinem Freund zu wohnen, er war nach Hause gegangen um für seine Familie da zu sein.

Der Verlust von Arthur und Fred hatte ein tiefes Loch in seine Familie gerissen und das musste erst einmal verarbeitet werden. Harry war oft bei Molly zu Besuch gewesen, meistens mit und wegen Teddy und Molly war froh über jede Ablenkung gewesen. Und Harry war froh über jeden Tipp gewesen denn weder Severus noch er hatten Ahnung von Kleinkindern und mit Lucius' Meinung war er öfters nicht einverstanden. Das musste er auch nicht denn sie hatten Lucius kurzerhand zum Opa erklärt und damit galten für ihn ganz andere Regeln und so war Harry froh, dass sie jetzt einen perfekte Babysitter hatten. Der allerdings an diesem Abend auch keine Zeit hatte und so hatte Harry Teddy zu Molly gebracht und tauchte gerade wieder in Malfoy-Manor auf.
 

„Wieso bist du noch nicht fertig?“, fragte Harry, kaum, dass er den Kamin verlassen hatte und seinen Partner noch immer im gleichen Sessel vorfand, wo er ihn zurück gelassen hatte.

„Ich geh da nicht hin“, knurrte Severus.

Harry seufzte, sie führten diese Diskussion schon seit einer Woche, seit der Brief des Ministeriums gekommen war und ihnen den Termin für die Verleihung des Merlin-Orden mitgeteilt hatte. „Doch, wirst du. Du wirst dich jetzt umziehen und dann werden wir gemeinsam ins Ministerium flohen. Ich werde definitiv nicht alleine zu dieser Veranstaltung gehen und mich den Geiern zum Fraß vorwerfen“, sagte Harry.

Severus knurrte leise, zog ihn dann auf seinen Schoß und sagte, „dann bleiben wir Beide hier und machen uns einen gemütlichen Abend vor dem Kamin.“

„Nein, wir gehen ins Ministerium.“

„Warum?“

„Weil sie uns den Merlin-Orden verleihen wollen und da werden wir erscheinen und wir wollen auch noch eine Sache bekannt geben“, seufzte Harry während er sich eng an seinen Partner kuschelte.

„Willst du das wirklich? Dann muss Lucius die Abwehrzauber doch noch verstärken. Warum wollen wir nicht still und heimlich heiraten?“, fragte Severus, „deine Freunde wissen alle Bescheid und haben auch schon alle zugesagt, zu kommen. Warum willst du es öffentlich machen?“

„Weil ich meine Ruhe haben will.“

„Das widerspricht sich.“

„Nein, Severus, tut es nicht. Ich will mich nicht jedes Mal, wenn ich in die Öffentlichkeit gehe, rechtfertigen müssen ob ich die Verbindung nun auflöse. Ich will nicht ständig Briefe bekommen, wo mir erklärt wird wie ich die Verbindung am Besten wieder lösen kann, zusammen mit einem gleichzeitigen Heiratsantrag. Ich will nicht auf der Straße von jedem zweiten Kerl angemacht werden weil er sich Chancen ausrechnet. Die Menschen sehen unsere Verbindung als notwendiges Übel an und ich will ihnen beweisen, dass sie das nicht ist. Ich will öffentlich machen, dass ich dich heiraten will weil ich dich liebe und dass da mehr ist als nur eine Notwendigkeit. Außerdem kann ich sonst nicht deinen Nachnamen annehmen“, sagte Harry gegen seine Brust.

Er sah den überraschten Gesichtsausdruck seines Partners nicht, er spürte allerdings kurz darauf wie sein Kinn angehoben wurde und sich weiche Lippen auf seine legten. Mit einem Seufzen erwiderte er den Kuss während seine Augen zufielen.
 

Lucius war überrascht als er die Eingangshalle betrat und sich Harry und Severus gegenüber sah. Er hatte nicht wirklich daran geglaubt, dass Harry seinen Partner überredet bekam.

„Spar dir jeden Kommentar“, knurrte Severus ihn sofort an.

Lucius versuchte sein Grinsen zu unterdrücken und deutete stattdessen auf den Kamin, „wir sollten los.“

„Sollten wir. Müssen wir auch?“, fragte Severus.

Harry schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln während er sich bei ihm einhakte und zum Kamin zog.

„Also ja“, knurrte Severus leise, wehrte sich aber nicht und schnell standen sie in den grünen Flammen.

„Ministerium“, sagte Harry und schon waren sie verschwunden. Lucius grinste jetzt wirklich breit und folgte ihnen.
 

„Ich möchte dich daran erinnern, dass du niemanden verfluchen darfst“, sagte Harry ernst.

„Ja, ich weiß“, knurrte Severus.

„Dann halte dich bitte auch daran und guck nicht so böse.“

„Ich gucke immer so.“

„Genau das meint er ja“, kam von Lucius.

Er wurde leise angeknurrt bevor sich Severus umwandte und Harry in die Richtung der Fahrstühle zog. Sie mussten in den obersten Stock, direkt unter der Erdoberfläche, zum Büro des Ministers. Dort würde die offizielle Verleihung des Ordens stattfinden, mit anschließender Pressekonferenz. Harry seufzte leise, er hatte die ungute Befürchtung, dass der Tag doch nicht so ruhig verlaufen würde wie er sich das vorstellte. Ein Blick auf seinen Partner zeigte ihm, dass diese Befürchtung gar nicht so unwahrscheinlich war. Er seufzte nochmal und bereitete sich innerlich darauf vor so viel Schadensbegrenzung wie möglich zu betreiben. Er hoffte, dass Lucius ihm helfen würde.

Kapitel 29

Mit jedem weiteren Wort verschlechterte sich Severus' Laune mehr und das spürte Harry sehr deutlich. Er warf Kingsley einen warnenden Blick zu, der kurz nickte und seine Rede wahrscheinlich wesentlich schneller zum Ende brachte als ursprünglich gedacht. Harry hatte vorher mit ihm geredet und ihn auf die sehr schlechte Laune von Severus hingewiesen. Kingsley, der sich sowieso gewundert hatte, dass Severus erschienen war, hatte zugesagt, dass er die Rede verkürzen würde wenn es zu viel wurde und das war das abgemachte Zeichen gewesen. Harry warf einen Blick zu Severus, es war nicht so als hätten die Menschen Angst vor seinem Partner aber sein Verhalten hatte ihm auch nicht wirklich Freunde eingebracht. Zudem Severus seine dunkle Seite in der Öffentlichkeit schamlos auslebte, im Privaten war er völlig anders aber das glaubte ihm ja nie jemand.

„Alles in Ordnung?“, fragte Lucius leise an seinem Ohr.

„Ja, mein Partner explodiert nur gleich“, gab Harry genauso leise zurück.

„Shacklebolt ist bestimmt gleich fertig.“

„Hoffentlich“, seufzte Harry, „und wir müssen noch durch die Pressekonferenz.“

„Oje, mein Beileid.“

Harry wandte ihm kurz den Kopf zu und grinste, „danke. Entschuldige mich bitte, ich muss verhindern, dass Severus nach seinem Zauberstab greift.“ Damit löste sich Harry von seinem Platz und trat neben seinen Partner, legte ihm die Hand fast beiläufig auf den Unterarm. Er spürte wie ein Teil der Anspannung von Severus abfiel aber da war noch genug um einen Ausbruch zu garantieren. Und Harry war sich sicher, dass er bei der Pressekonferenz explodieren würde.

„Mr. Potter.“

Kingsleys Stimme riss Harry aus seinen Gedanken, er lächelte ihn an und trat dann zu ihm.
 

„Mr. Potter, für Ihre herausragenden Leistungen im Kampf gegen den Dunklen Lord wird Ihnen der Merlin-Orden erster Klasse verliehen. Sie haben sich durch besondere Tapferkeit und Aufopferung ausgezeichnet. Durch Ihren Verdienst wurde der Dunkle Lord besiegt und ein jahrelang andauernder Krieg beendet. Die Zaubererwelt verdankt Ihnen sehr viel und der Merlin-Orden ist nur ein geringer Dank denn eigentlich können wir Ihnen nicht genug danken. Wir wünschen ihnen für die Zukunft alles Gute“, sagte Kingsley feierlich während er Harry die Hand gab und ihm ein eingerolltes Pergament überreichte.

Danach neigte Harry den Kopf damit er ihm den Orden umhängen konnte, er bedankte sich mit einem Lächeln.

„Möchten Sie vielleicht ein paar Worte sagen?“, fragte Kingsley.

„Nein, ich denke, das kann ich dann bei der Pressekonferenz machen. Ich kann mich einfach nur bedanken“, sagte Harry lächelnd.

Kingsley erwiderte das Lächeln, auch wenn es eher wie ein Grinsen aussah und schon trat Harry beiseite um Platz für Severus zu machen. Das Grinsen von Kingsley wurde noch breiter bei dem sehr mürrischen Gesichtsausdruck seines Gegenübers. Er wusste, dass es nur Harry zu verdanken war, dass Severus heute hier war und er wollte dessen Selbstbeherrschung nicht unnötig strapazieren.

„Professor Snape, für Ihre herausragenden Leistungen im Kampf gegen den Dunklen Lord wird Ihnen der Merlin-Orden erster Klasse verliehen. Ihr Mut und Ihre unerschrockene Arbeit als Spion in den feindlichen Linien ist bewundernswert und sucht ihres Gleichen. Ich habe selten einen mutigeren Mann als Sie getroffen und dieser Orden ist nur eine Kleinigkeit im Vergleich zu den Jahren, die Sie sich tagtäglich in Lebensgefahr begeben haben. Auch Ihnen wünschen wir alles Gute für die Zukunft“, sagte Kingsley.

Der Handschlag war kurz und nachdem der Orden um Severus' Hals hing, verkniff sich Kingsley die Frage, ob er noch etwas sagen wollte. Der Gesichtsausdruck seines Gegenüber versprach gerade einen sehr schnellen, qualvollen Tod. Severus nickte nochmal kurz und trat dann zurück, Applaus wurde laut.

Kingsley wartete einen Moment bis er um Ruhe rief und sagte, „Wir machen jetzt eine kleine Pause und dann findet noch eine Pressekonferenz statt. Erfrischungen stehen im Nebenraum bereit.“
 

So schnell es Harry möglich war, zog er Severus aus dem Raum denn er spürte die Veränderung über ihre Verbindung, sein Partner stand kurz vor der Explosion.

„Ich werde jetzt nach Hause flohen“, stellte Severus sachlich fest.

„Nein, wirst du nicht. Du wirst mich nicht mit diesen Aasgeiern alleine lassen und ja, wir werden unsere Verlobung offiziell bekannt geben“, sagte Harry resignieren.

Severus schwieg einen Moment, knurrte aber dann und ließ sich in einen Sessel fallen.

„War das ein Ja?“

„Ja.“

„Gut. Feuerwhisky?“

„Gerne.“

Mit einem Lächeln goss Harry für sie Beide ein Glas ein und setzte sich dann auf seinen Schoß, reichte ihm das Glas und trank dann selber einen Schluck.

„Ich mache das alles nur für dich“, murrte Severus.

„Ich weiß, Severus und dafür liebe ich dich noch mehr“, gab Harry lächelnd zurück. Er wusste, dass Severus nur wegen ihm hier war. Ein Geräusch ließ ihn den Kopf wenden, Lucius betrat den Raum und blieb kurz stehen, erst als Harry genickt hatte, kam er näher. Er sah sehr ernst aus.

„Was ist los?“, knurrte Severus.

„Irgendwie muss sich herumgesprochen haben, dass ihr etwas Wichtiges zu verkünden habt, da draußen tauchen sekündlich mehr Reporter auf. Shacklebolt hat nach ein paar Auroren geschickt“, sagte Lucius während er sich ebenfalls ein Glas Feuerwhisky einschenkte und sich ihnen gegenüber setzte.

„Ich werde sie verfluchen wenn sie wieder so dämliche Fragen stellen“, sagte Severus ruhig und diesmal widersprach Harry nicht, er wusste, dass es keinen Sinn hatte.

„Na, dass wird dann aber eine sehr lustige Pressekonferenz“, sagte Lucius trocken. Er hob das Glas und meinte, „auf eine ruhige Konferenz.“

Harry stieß mit ihm an, Severus knurrte nur leise, trank aber auch einen Schluck. „Ich bin jetzt schon begeistert“, murmelte Harry, der überlegte ob er seinem Partner nicht doch noch den Zauberstab wegnehmen konnte.
 

Severus behielt seinen Zauberstab natürlich und seine Laune wurde nicht wirklich besser als er sich schließlich erhob und seinem Partner nach nebenan folgte. Er versuchte die Reporter auszublenden doch es waren zu viele, es war unmöglich. Wut und Hass stiegen in ihm hoch, er hasste diese Leute, die sich das Maul über ihn und Harry zerrissen. Für diese Leute hatten sie gekämpft, für diese Leute hatten sie ihr Leben riskiert und jetzt mussten sie sich ständig vor ihnen rechtfertigen. Egal, was sie sagen würden, irgendeiner würde etwas finden, was er zerreißen kann. Harry drehte sich gerade unsicher zu ihm um, er musste seine Gemütsschwankung einfach bemerken und er wusste, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Shacklebolt erhob gerade die Stimme, Severus blendete ihn aus und konzentrierte sich auf Harry, der näher kam und ihre Finger miteinander verflocht.

„Unsere letzte Pressekonferenz, versprochen“, flüsterte Harry.

Severus stieß die angehaltene Luft mit einem Knurren aus, drückte kurz seine Hand und sagte leise, „bei der ersten, dämlichen Frage verfluche ich alle.“

„Denk an die Grenzen.“

„Natürlich“, grinste Severus.

Harry war sich sicher, dass Severus die Grenzen genau kannte und dass er sie nicht einhalten würde. Harrys Name wurde aufgerufen, Shacklebolt stand am Rednerpult und sah ihn auffordernd an. Mit, noch immer verschränkten Händen, zog Harry Severus einfach hinter sich her. Am Pult atmete er noch ein paar Mal tief durch und begann dann,

„Es freut mich, dass Sie alle hergekommen sind und ich werde es kurz machen. Wie Sie alle wissen, sind Professor Severus Snape und ich schon seit geraumer Zeit durch das Ritual In saecula saeculorum verbunden. Wir sind dieses Ritual eingegangen um den Vernichtungszauber sprechen und kontrollieren zu können um Tom Marvolo Riddle, auch bekannt als Lord Voldemort, zu vernichten. Das ist uns sehr eindrucksvoll gelungen und nach diesem Kampf sind die Stimmen laut geworden, dass wir unsere Verbindung ja jetzt wieder lösen könnten. Ihre Aufgabe ist ja schließlich erfüllt. Nun, für alle Unwissenden, diese Verbindung kann nicht gelöst werden, nie wieder, selbst wenn einer von uns stirbt, ist der Andere noch immer gebunden. Das war uns von vorne herein klar und das hat in der Anfangszeit auch zu sehr interessanten Situationen geführt.“

Hier unterbrach sich Harry weil er kurz in Erinnerungen schwelgte, dann aber grinsend den Kopf schüttelte und fort fuhr, „nun, wir haben uns arrangiert, mehr noch, wir haben uns ineinander verliebt und jetzt, nachdem der ganze Stress, der ganze Druck und der ganze Krieg vorbei sind, können wir uns endlich unserem Leben widmen. Wir haben schließlich einen kleinen Jungen, der nicht mit diesem ganzen Medienrummel aufwachsen soll. Deswegen haben wir uns beschlossen England zu verlassen. Unser Flug geht am sechzehnten Dezember, einen Tag nach unserer Hochzeit.“
 

Es folgte ein Moment der Stille, fast alle schienen zu überlegen ob sie das richtig verstanden hatten doch das extrem breite Grinsen von Harry war Antwort genug und schon brach ein gewaltiger Tumult aus. Jeder schrie durcheinander, alle winkten um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen doch Harry konnte nicht antworten denn eine Frage hörte er genau, „Mit welchem Zauber hat er sie verzaubert, dass sie ihn heiraten?“

Leider hörte Severus die Frage auch sehr genau und er reagierte schneller als Harry ihn daran hindern konnte. Der Zauberstab zuckte hoch und der Mann klatschte mit einem sehr hässlichen Geräusch an die nächste Wand. Es passierten zwei Dinge gleichzeitig, die Reporter verstummten sofort und in die Auroren kam Bewegung. Die sie allerdings gleich wieder einstellten als Severus den Zauberstab auf sie richtete.

Harry seufzte leise und sagte, „solche Fragen sind nicht sehr förderlich für diese Pressekonferenz. Höre ich auch nur noch eine Frage dieser Art werden wir dieses Desaster sofort unterbrechen und gehen. Könnte bitte erst mal jemand dem Mann helfen?“

Zwei Auroren lösten sich zögernd von ihren Kameraden und traten zu dem Bewusstlosen. Sie untersuchten ihn, einer ließ den Zauberstab mit einem Stirnrunzeln über die Wand gleiten und drehte sich dann zu Harry und Severus. „Er lebt“, sagte er sichtlich überrascht.

„Natürlich lebt er“, fauchte Severus, „beim Nächsten, der so einen Schwachsinn fragt oder unterstellt, werde ich die Wand nicht verzaubern sondern Denjenigen durch die Wand hindurch fluchen.“

„Du hast die Wand verzaubert?“, fragte Harry.

„Natürlich, ich kenne die Grenzen. Also, wer hat Fragen?“, knurrte Severus. Es war nicht verwunderlich, dass keiner ein Wort sagte.

Harry sah sich das Dilemma der Reporter zwei Minuten an bevor er Severus kurzerhand den Zauberstab wegnahm und erneut fragte, „hat jemand Fragen?“

Dennoch dauerte es noch ein paar Minuten bis sich eine Reporterin ein Herz fasste und sagte, „Sie haben uns alle sehr überrascht mit dieser Ankündigung.“

„So war es gedacht“, grinste Harry während er nebenbei verhinderte, dass Severus seinen Zauberstab wieder an sich nahm.

„Ist denn eine magische Hochzeit geplant?“, fragte die Frau weiter.

„Ja, ist es“, sagte Harry lächelnd.

„Werden den Besucher zu dieser Hochzeit zugelassen?“

„Nur wer sich nach einem sehr schnellen Tod sehnt, sollte auch nur in der Nähe der Feierlichkeiten auftauchen“, knurrte Severus, der jetzt einen schnellen Griff machte und Harry den Zauberstab wieder abnahm.

„Darf man denn fragen wo diese Hochzeit stattfinden wird?“, fragte die Frau unsicher. Die restlichen Reporter hatten scheinbar beschlossen, dass sie die Fragen ihr überließen denn so richtete sich Severus' Wut nur auf sie.

„Ein Freund hat uns angeboten, dass wir unsere Hochzeit auf seinem Grundstück feiern und dieses Angebot haben wir angenommen.“

„Sie drücken sich sehr gekonnt um den Ort“, lächelte die Reporterin Harry an.

Dieser warf einen sehr eindeutigen Blick auf seinen Partner, seufzte dann und sagte, „Mr. Malfoy hat uns sein Grundstück zur Verfügung gestellt und ich möchte hier nochmal betonen, dass wir keine Besucher, keine Reporter und keine Schaulustigen haben möchten. Die Feier wird im Familien- und Freundeskreis stattfinden und ich werde meinen Verlobten definitiv nicht davon abhalten unsere Ruhe wieder herzustellen.“

„Aber Sie werden gewiss verstehen, dass die magische Bevölkerung gerne bei so einem Anlass dabei sein würde. Es handelt sich wahrscheinlich um die Hochzeit des Jahrhunderts, Sie sind schließlich unsere Kriegshelden“, sagte die Frau.

„Genau deswegen“, fauchte Severus plötzlich. Harry spürte die Veränderung und schwieg, es hätte jetzt keinen Sinn etwas zu sagen. Wenn Severus einmal in dieser Laune war, musste er aussprechen was er dachte, sonst würde er die Worte in Form von Flüchen Ausdruck verleihen.

Die Reporterin schluckte sichtbar, fragte aber dennoch, „Wie meinen sie das, Professor Snape?“

Severus warf Harry einen fragenden Blick zu, dieser nickte unmerklich und dann wandte sich Severus an die Reporter,

„Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind? Die magische Bevölkerung will an diesem Ereignis teilhaben? Hochzeit des Jahrhunderts? Kriegshelden? Warum waren wir das wohl? Weil Ihr uns dazu gezwungen habt. Weil Ihr ein KIND zu eurem Krieger gemacht habt, noch im Babybett wurde er dazu verdammt gegen einen Zauberer zu kämpfen, den er alleine nie hätte besiegen können. Keinen von euch hat sein Leben interessiert. Weiß auch nur einer von euch wie euer großer Kriegsheld aufgewachsen ist? Wie oft er heulend in seinem Zimmer saß weil seine Muggelverwandten ihn als Freak oder anormalen Menschen hingestellt haben? Was wisst Ihr über Harry Potter? Was isst er gerne? Was sind seine Hobbys? Wer sind seine Freunde? Was wünscht er sich für die Zukunft? Hat das irgendjemanden in den letzten Jahren interessiert? Wohl kaum. Alles, was die tolle magische Bevölkerung interessiert hat, war, dass sie eine Galionsfigur für ihren verdammten Krieg hatten. Ein Kind! Hat es irgendjemanden interessiert als wir uns gebunden haben? Dass es meinen Verlobten als das Ende der Welt erschien? Niemand stand ihm bei, niemand hätte es interessiert, alle hätten gesagt, es ist doch nicht so schlimm. Die magische Bevölkerung hat sich bis jetzt nicht für Harry interessiert, warum also jetzt? Weil es jetzt daran geht die Früchte zu ernten, die WIR so mühsam aufgebaut haben? Wohl kaum.“

Die Reporter schwiegen, Harry auch aber nur weil er spürte, dass Severus noch nicht fertig war. Bis jetzt ging es nur um ihn und Harry war sich sicher, dass jetzt der Teil über Severus kam. Und er sollte sich nicht ganz irren denn Severus fuhr fort,

„Kommen wir zu mir. Wie viele Angebote hat MEIN Verlobter in den letzten Wochen erhalten? Wie viele Briefe, in denen stand, wie er die Bindung am besten lösen kann? Ich muss Sie alle enttäuschen, die Verbindung, die wir über das Ritual In saecula saeculorum ist nicht lösbar. Nie, nicht mal wenn einer von uns stirbt, das Mal bleibt erhalten bis wir Beide unter der Erde liegen und solange einer von uns das Mal trägt, kann derjenige nicht magisch heiraten. Außer untereinander und das werden wir am fünfzehnten Dezember tun. Da sich bis jetzt keiner für Harry und noch weniger für mich interessiert hat, braucht ihr jetzt auch nicht ankommen. Ich behalte mir vor jeden weiteren dieser Briefe zu verbrennen und danach dem Schreiber einen Besuch abzustatten. Ich sage es nur noch ein einziges Mal, lasst meinen Mann in Ruhe. Lasst uns in Ruhe. Diese Hochzeit hat eine abgeschlossene Gästeliste und jeder, der nicht auf dieser Liste steht, ist unwillkommen und wird von mir persönlich wieder rausgeschmissen. Bleibt weg wenn Euch Euer Leben lieb ist. Damit ist diese Scharade hier beendet. Wir gehen.“

Damit drehte sich Severus um, nahm Harry am Arm und verschwand mit einem Plopp. Zurück blieben sehr verwirrte Reporter, die sich der Drohung durchaus bewusst waren.
 

„Das war nicht nett“, stellte Harry fest als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte.

Severus knurrte ihn nur dunkel an, sodass Harry einfach nur leise seufzte und ihn umarmte. Sofort schlangen sich zwei Arme um ihn, drückten ihn eng an Severus und es schien als würde er ihn nie wieder loslassen wollen.

„Das war nicht nett“, wiederholte Harry gegen seine Brust.

„Ich bin nicht nett.“

„Zu mir und Teddy schon.“

„Das ist was anderes, dich und Teddy liebe ich. Der Rest ist egal.“

Harry schüttelte geringfügig den Kopf, kuschelte sich aber enger an ihn. Es würde einige Zeit dauern bis sich Severus beruhigt hatte und so lange würden sie wohl hier stehen.
 

Als es kurze Zeit später klopfte, löste sich Severus nur widerwillig von ihm. Auf Harrys „Herein“ trat Lucius ein und Severus' Gesichtsausdruck hellte sich sofort auf. Was allerdings eher an Teddy lag, der auf Lucius' Arm saß und eine blonde Strähne im Mund hatte. Lucius übergab ihn auch sofort, er kannte das einnehmende Wesen seines besten Freundes ja zur Genüge.

„Wann hast du denn Teddy geholt?“, fragte Harry.

„Gerade eben. Nach eurem Abgang war ich der Meinung, dass der Kleine seine Stimmung am schnellsten aufhellen kann“, erklärte Lucius mit einem eindeutigen Blick auf Severus.

Der warf ihm einen vernichtenden Blick zu und machte sich auf den Weg nach draußen.

Harry sah ihm kurz nach, schüttelte dann den Kopf und wandte sich wieder an Lucius, „wie weit seit ihr?“

„Wir kommen voran. Bis zur Hochzeit ist alles perfekt.“

„Ihr müsst eure Vorschläge noch Severus vorstellen“, erinnerte Harry.

Lucius grinste und meinte, „auch wenn wir lange keinen Kontakt hatten, kenne ich Severus doch sehr gut. Ich denke, er wird an nichts etwas auszusetzen haben. Mrs. Granger kennt dich sehr gut und wenn wir uns untereinander absprechen, dürften wir es schaffen euch Beide zufrieden zu stellen.“

„Hm, muss nur noch das Wetter mitspielen. Hochzeit im Schnee brauch ich nicht.“

„Kann aber sehr romantisch sein“, warf Lucius ein, er wurde nur mit großen Augen angesehen. Lucius deutete auf eine Couchecke und erst als sie saßen, fuhr er fort, „nein wirklich, Wärmezauber auf die Gäste, frisch gefallener Schnee und Sonnenschein, dazu die passende Dekoration, dass kann sehr romantisch sein.“

„Aber würde Severus nicht gefallen, oder?“

„Severus und weiß? Nein, nicht wirklich aber dir würde es gefallen, oder?“

„Ja, es klingt sehr gut.“

Aus dem Lächeln wurde ein Grinsen und Lucius meinte, „gut, dann planen wir eine Hochzeit in Weiß.“

„Aber Severus...“

„Wird es gefallen solange es dir gefällt. Harry, dieser Kerl liebt dich mehr als sein Leben, er würde alles für dich tun und solange du an eurem Hochzeitstag strahlst, sieht der sowieso nichts anderes mehr“, sagte Lucius.

Jetzt wurde Harry rot und murmelte, „jetzt hör auf so etwas zu sagen.“

„Es ist die Wahrheit. Severus wird an diesem Tag nur Augen für dich haben und das macht ihn gefährlich.“

„Wie meinst du das?“, fragte Harry sofort wieder sehr ernst.

„Du kennst ihn, er teilt nicht. Er akzeptiert deine Freunde in deiner Nähe weil sie deine Freunde sind aber du weißt auch selber, dass er schnell die Geduld verliert. Oder ist es dir noch nie passiert, dass er im Laufe eines Abends immer ruhiger wurde und immer ungeduldiger?“, fragte Lucius.

Harry legte den Kopf schief, überlegte und ihm kamen einige Situationen in den Sinn, die auf diese Beschreibung passten. Er hatte aber immer angenommen, dass Severus einfach seine Freunde zu laut und nervig waren.

„Ich sehe es an deinem Gesichtsausdruck, du kennst diese Situationen. Severus will dich am liebsten für sich alleine, teilt aber weil er weiß, dass es DIR wichtig ist. Wenn es nach ihm ginge, bräuchte er nur dich und Teddy. Jetzt kommen wir zu eurem Hochzeitstag, ich weiß durch meinen gesprächigen Sohn von deinem Entschluss unberührt in die Ehe zu gehen“, sagte Lucius, „und jetzt setzen wir die Tatsache eurer geplanten Hochzeitsnacht und Severus' Eigenheiten zusammen und was sagt uns das?“

„Dass er den Tag so schnell wie möglich hinter sich bringen will damit wir endlich alleine sind“, vermutete Harry. Lucius nickte nur also fuhr er fort, „je länger der Tag und die Feierlichkeiten dauern umso ungeduldiger wird Severus und da er nicht für seinen langen Geduldsfaden bekannt ist, macht ihn das gefährlich.“

„Richtig.“

„Gehe ich Recht in der Annahme, dass du und Hermine eine kurze Feier planen?“, fragte Harry.

„Das geht nicht, es gibt gewisse Rituale, die für eine magische Hochzeit vollzogen werden müssen und die erfordern Zeit. Aber da sich Severus mit diesen Ritualen auch auskennt, weiß er es und wird sich schon zusammen reißen.“

„Warum habe ich nur so das Gefühl, dass ich mich so langsam mal mit der magischen Hochzeit auseinander setzen sollte?“, fragte Harry misstrauisch.

„Hast du noch nicht?“, fragte Lucius noch misstrauischer. Sein Gegenüber schüttelte nur den Kopf und Lucius seufzte leise.

„Hast du jetzt Zeit?“

Harry ging kurz in sich, fand die Verbindung auf Anhieb und spürte die beginnende Zufriedenheit seines Verlobten. „Ja, ich habe Zeit. Severus beschäftigt sich mit Teddy, der ist die nächste Zeit beschäftigt.“

Lucius nickte und begann ihm die normale, magische Hochzeit zu erklären.
 

Die Tage bis zu ihrer Hochzeit vergingen schneller als Harry glauben konnte und er wurde immer nervöser. Nicht nur wegen der Hochzeit sondern vor allem wegen der Hochzeitsnacht. Ein schwerer Seufzer entkam ihm, sofort hatte er die Aufmerksamkeit seiner besten Freunde, die ihn heute den ganzen Tag begleiten würden. Denn morgen wollten sie heiraten und nach den Traditionen durfte er Severus ganze drei Tage nicht sehen. Um das zu gewährleisten, waren bei Beiden Freunde stationiert. Wobei es bei Severus weit mehr waren und alle mit gezogenem Zauberstab denn sein Verlobter hatte schon nach einem Tag die Nerven verloren. Lucius würde sich erholen aber er würde die Hochzeit im Sitzen verfolgen müssen oder sich sehr schwer mit dem Stehen tun.

„Alles in Ordnung?“, fragte Draco.

„Nein, mein Verlobter dreht fast durch.“

„Das tut er seit zwei Tagen und seit wir ihm den Zauberstab abgenommen haben, ist er erträglich“, sagte Ron achselzuckend.

„Das sieht mein Dad“, kam von Draco.

Harry nickte, er überlegte schon seit Tagen wie er sich bei Lucius bedanken könnte. Genau wie bei Charlie und George, die ihm halfen Severus im Zaum zu halten.

„Was spürst du?“, fragte Draco mit einem Blick auf seine rechte Hand.

„Er tobt.“

„Oho.“

„Nein, nicht so. Er hat sich noch unter Kontrolle, regt sich wahrscheinlich nur auf und macht ein paar Dinge kaputt“, grinste Harry.

„Und den Kerl willst du heiraten?“

„Wenn ich ihn morgen nicht heirate, dreht er völlig durch. Ich im übrigen auch. Ich vermisse meinen Mann und mein Patenkind. Wer hat eigentlich diese dämliche Regelung aufgestellt, dass ich auch Teddy nicht sehen darf?“, murrte Harry.

„So sind die Regeln, ihr müsst die drei Tage alleine bleiben, getrennt von der Familie. Da nur Severus und Teddy zu deinem engen Familienkreis zählen, musst du dich nur von ihnen trennen. Wir zählen als Freunde“, erklärte Draco zum wiederholten Mal.

„Ich weiß aber die Regel ist dämlich.“

„Ja, ist sie. Aber ihr wolltet eine magische Hochzeit, also lebe damit. Nur noch ein Mal schlafen.“

„Wenn ich schlafen kann, ich bin furchtbar nervös“, sagte Harry leise.

Seine Freunde sahen ihn fragend an und Ron fragte schließlich, „warum? Hast du Angst, dass er Nein sagt?“

„Wohl kaum“, lachte Harry, „nein, mein Problem liegt woanders.“

„Die Hochzeitsnacht“, sagte Draco, mehr Feststellung als Frage und so nickte Harry nur zögerlich.

Jetzt sahen sich seine Freunde an, Ron zuckte mit den Schultern und Draco fragte schließlich, „was genau macht dir denn Sorgen? Er wird dich schon zu nichts zwingen.“

„Das weiß ich. Das ist auch nicht mein Problem.“

„Was dann? Harry, wir sind deine besten Freunde und wenn du nicht mit uns darüber reden kannst, mit wem dann? Severus mal ausgenommen aber ich glaube, dessen Antwort zu dem Thema kennst du aber wahrscheinlich schon, oder?“, fragte Draco sanft.

Harry nickte nur, er senkte den Blick, die Sache war ihm furchtbar peinlich. Er war achtzehn Jahre alt, er sollte sich auf die Hochzeitsnacht freuen aber er war einfach furchtbar nervös. Er hörte das Rascheln von Kleidern, leise Schritte und dann setzte sich Draco neben ihn, unsicher hob Harry den Blick.

„Harry, wo liegt dein Problem?“, fragte er leise, „Severus liebt dich, du liebst ihn, wo liegt das Problem?“

Harry atmete nochmal tief durch und fragte dann, „was ist wenn ich mich blöd anstelle? Wenn Severus enttäuscht ist? Er wartet jetzt schon so lange. Was ist wenn er mich nicht mehr will weil es nicht klappt? Oder wenn es ihm nicht gefällt? Mensch, ich hatte noch nie Sex, was ist wenn ich mich absolut dämlich anstelle?“

„DAS ist dein Problem?“, fragte Ron etwas fassungslos nachdem Harry den Kopf einfach gesenkt hatte und sie jetzt anschwieg.

Ihm wurde ein kurzer Blick zugeworfen und dann nickte Harry zögernd.

Draco und Ron sahen sich kurz an, Draco eher fragend und schließlich nickte sein Freund. „Harry, darf ich dir etwas erzählen?“

„Was denn?“

„Eine sehr amüsante Anekdote aus unserem Liebesleben“, grinste Draco.

Er wurde skeptisch angesehen, „ich weiß nicht ob ich das hören möchte.“

„Doch, möchtest du“, kam von Ron, der zwar etwas rot im Gesicht war aber auch breit grinste.

„Aha.“

Draco grinste jetzt noch etwas breiter und fragte, „glaubst du wirklich, dass du der Erste wärst, der sich beim Sex absolut blamiert? Ich weiß nicht wie du auf die Idee kommst, dass dich Severus nicht mehr will wenn es beim ersten Mal nicht klappt aber lass dir gesagt sein, der erste Sex ist in den wenigsten Fällen so toll und romantisch wie es in manchen Filmen oder Büchern gezeigt oder beschrieben wird. Gerade, wenn eine der Parteien noch komplett unerfahren ist, kann es teilweise sehr lustig werden.“

„Ich fand es damals nicht zum Lachen“, warf Ron ein.

„Doch, du hast gelacht.“

„Was ist passiert?“, fragte Harry verwundert, „ich dachte, du hättest vor Draco schon Erfahrungen mit Jungs gehabt?“

„Küssen, Fummeln, Blowjob aber kein Sex“, gab Ron bereitwillig zu, „mein erstes Mal mit einem Kerl hatte ich mit Draco.“

Dieser grinste und meinte, „glaub mir, mit einem Krampf im Oberschenkel ist Sex nicht wirklich schön. Wenn man dann noch weder Gleitmittel noch Zauberstab findet, wird es richtig lustig.“

„Stablose Zauber?“, fragte Harry, der versuchte sein Grinsen zu verstecken.

„Dass mag dein Verlobter beherrschen aber wir damals nicht. Jetzt stellen wir uns vor wie zwei nackte Kerle verzweifelt versuchen eines von Beiden zu finden damit sie weitermachen können“, sagte Ron.

Jetzt war es mit Harrys Selbstbeherrschung vorbei, er fiel lachend zur Seite. Ron und Draco grinsten sich an, sie hatten erreicht was sie wollten.
 

Sie füllten die Nacht mit den verschiedensten Gesprächsthemen. Harry versuchte gegen Mitternacht mal kurz zu schlafen, stand aber nach fast einer Stunde wieder auf und weckte seine besten Freunde um nicht so allein zu sein. Durch die Verbindung spürte er, dass auch Severus nicht schlief sondern wahrscheinlich Lucius und die Weasleys in den Wahnsinn trieb. Harry war froh, dass sie nur noch ein paar Stunden warten mussten. Er vermisste seinen Mann und seinen Patensohn, er wollte England endlich verlassen denn die Nachrichten hatten sich in den letzten Tagen förmlich überschlagen.

Genau wie Lucius, der dem Wunsch nach Abgeschiedenheit mit dem Zauberstab nachhalf denn immer wieder versuchten wagemutigen Reporter die Mauern von Malfoy-Manor zu überwinden. Am zweiten Tag hatte Harry eine Nachricht von Lucius bekommen, mit der Frage ob er Severus auf die Reporter hetzen durfte. Das würde seine Laune verbessern und ihn etwas auslasten. Harry hatte abgelehnt, er wollte seinen Mann nicht in Askaban heiraten. So blieb es Lucius überlassen die Reporter in ihre Schranken zu weisen.
 

„Aufwachen, Sonnenschein, es ist so weit“, flötete Draco.

Völlig verwirrt blinzelte Harry ihn an, er musste doch irgendwann eingeschlafen sein. „Wie spät ist es?“, fragte er gähnend.

„Halb acht, wir haben also genug Zeit für die ganzen Vorbereitungen. Die Eheschließung ist auf dreizehn Uhr festgelegt“, erklärte Draco während er ihm die Decke wegzog.

„Muss ich diese ganzen Dinge wirklich machen?“

„Ja. Ihr wolltet eine magische Hochzeit und damit die Magie sich entwickeln kann, braucht es diese Vorbereitungen“, sagte Draco bevor Ron, der das Zimmer gerade mit einem Tablett betrat, hinzufügte, „ihr braucht diese Magie schließlich damit der Priester sie dann an euch binden kann. Je mehr Magie, umso stärker die Bindung.“

„Dazu müssen die Rituale möglichst genau durchgeführt werden.“

„Okay, okay, ist ja gut. Also, beginnen wir mit diesem widerlichen Tee“, knurrte Harry.

Ron stellte das Tablett ab und Harry verzog schon allein bei dem Geruch das Gesicht. Dieser Tee war der erste Teil der rituellen Reinigung und er würde ihn in wenigen Minuten auf die Toilette verbannen, für eine relativ lange Zeit.

„Muss ich?“, fragte er leise.

Keiner antwortete doch Draco schenkte ihm eine große Tasse voll ein. Mit einem Seufzen zuckte Harry die Schultern und leerte die Tasse in einem Zug.

„Bäh, widerlich.“

„Sieh es positiv“, sagte Ron.

„Ach, wie denn?“

„Stell dir meinen Dad vor, der versucht Severus diesen Tee zu geben“, sagte Draco grinsend.

Harry ging kurz in sich, die Verbindung war von Wut und Scham durchflutet also ging er davon aus, dass Severus schon einen Schritt weiter war. „Er hasst es“, grinste er.

„Wirst du auch.“

„Danke, Draco, das wollte ich jetzt hören.“

Draco zuckte die Schultern, er kannte den Ablauf und dieser Teil war der Unangenehmste. Aber die komplette Reinigung des Körpers gehörte nun einmal dazu.
 

„Wie lange ist er jetzt schon da drin?“, fragte Ron mit einem besorgten Blick auf die Badtür.

„Halbe Stunde also noch im Rahmen“, gab Draco eher desinteressiert zurück während er eine Seite in seinem Buch umblätterte.

„Muss das jeder machen, der magisch heiraten will?“

„Ja, Ron.“

„Stör ich dich?“

„Ja.“ „

Gut, dann bin ich ruhig“, maulte Ron. Er verschränkte die Arme und schmollte vor sich hin.
 

Eine knappe Stunde, nachdem Harry sehr schnell ins Bad geeilt war, erklang das Rauschen der Dusche. Ron und Draco sahen sich kurz an, Draco runzelte die Stirn.

„Müsste er nicht baden?“, fragte Ron skeptisch.

„Ja, müsste er. Hol die Lotionen, ich klär das mit dem Kerl da drin“, sagte Draco während er schon aufstand. Er wartete nicht bis Ron verschwunden war sondern ging direkt zur Badtür und öffnete sie nach einem kurzen Klopfen.
 

„Draco, musst du mich so erschrecken? Was machst du hier?“, fauchte Harry. Er hatte sich einen erschrockenen Schrei gerade noch verkneifen können als er aus der Dusche kam und Draco vor ihm stand.

„Wieso duschst du? Du musst baden um die Reinigung zu vollenden“, sagte Draco unbeeindruckt.

„Weiß ich. Aber ich habe gerade fast eine Stunde auf dem Klo verbracht, ich wollte erst duschen und dann baden. Ich habe extra nachgelesen, es beeinflusst die Magie nicht“, gab Harry zurück, „das erklärt nicht was du hier machst.“

„Dich in die Badewanne stopfen. Harry, ich kann dir nichts abgucken, das habe ich alles selber und außerdem hänge ich an meinem Leben. Ich stell mich doch nicht meinem Patenonkel in den Weg, der macht kurzen Prozess mit mir“, sagte Draco, „also los, ab in die Wanne.“

„Muss da wirklich jemand dabei sein?“, fragte Harry während er die Wanne voll laufen ließ.

„Ja. So sind die Regeln, du darfst ab jetzt nicht mehr allein sein. Du könntest dich ja noch mit einem heißen Liebhaber treffen.“

„Natürlich.“ Harry schüttelte den Kopf und stieg in die Wanne, Draco hatte die benötigten Kräuteressenzen längst hinzu gefügt. „Hm, himmlisch“, schnurrte Harry bevor er fragte, „eincremen darf ich mich nachher aber selber, oder?“

„Ja, ich passe nur auf, dass du keine Stelle vergisst.“

„Das ist so erniedrigend.“

„Nein, das ist notwendig.“

„Draco, wie hat dein Vater Severus von dieser ganzen Prozedur überzeugt?“, fragte Harry grinsend.

Das Grinsen wurde erwidert, „Keine Ahnung und ich will es auch nicht wissen.“
 

Auf der anderen Seite des Manors fanden keine Gespräche statt denn Lucius hatte Angst, dass ein falsches Wort dazu führte, dass Severus seine mühsam beherrschte Kontrolle über sich verlor. Er kannte ihn schon sehr lange aber so gefährlich wie heute war er noch nie gewesen. Zum ersten Mal in seinem Leben verstand Lucius was es bedeutete wenn ein Zauberer zu einhundert Prozent ein Schwarzmagier war. Es beschrieb nicht nur die Helligkeit seiner Magie sondern zu einem gewissen Teil auch sein Wesen und seinen Charakter. Normalerweise versteckte sich dieser Wesenszug hinter der Erziehung Desjenigen und den Werten, die die Gesellschaft vorgab.

Nun, Severus hatte seine Erziehung schon vor zwei Tagen zum Teufel gejagt und die Gesellschaft war ihm egaler denn je. Er musste nur in Severus' Gesicht sehen um zu wissen, dass für ihn heute nur ein einziger Mensch etwas zählte und das war Harry. Lucius seufzte leise und hatte sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit von Severus.

„Was hast du?“

„Nichts. Ich bin nur froh wenn der heutige Tag vorbei ist“, sagte Lucius.

„Ich auch.“

„Wollt ihr wirklich morgen früh abreisen? Ihr könntet noch ein paar Tage hier ausspannen.“

„Nein. Der Flug geht pünktlich um elf Uhr zweiunddreißig von London aus. Der Alarmzauber ist auf acht gestellt, frühstücken und dann an den Flughafen apparieren“, erklärte Severus ernst.

„Das wird eine sehr kurze Hochzeitsnacht“, sagte Lucius trocken.

„Wir haben in Australien mehr als genug Zeit für uns und um die Magie komplett zu binden, reicht die Zeit allemal.“

Darauf sagte Lucius lieber nichts, er wollte garantiert nichts über das Liebesleben seines besten Freundes wissen. „Bist du fertig?“, fragte er stattdessen. Er hatte die ganze Zeit versucht Severus ins Gesicht zu sehen.

„Ja, bin ich und ich habe auch keine Stelle vergessen“, knurrte Severus.

„Freut mich. Dann können wir dich schon mal zum Teil anziehen und die Meditation machen“, sagte Lucius, der sich schon umdrehte und das Bad verließ.

Severus folgte ihm schweigend.
 

„Ich muss einfach nur hier sitzen und die Augen zu machen?“, fragte Harry skeptisch.

„Nein, du sollst in dich gehen und überlegen warum du Severus heiraten willst. Du sollst mit dir selbst ins Reine kommen, deine Magie darauf vorbereiten mit Severus' Magie verbunden zu werden und du sollst deinen magischen Kern öffnen“, erklärte Draco, der hoffte, dass Harry diese Meditation ernst nahm.

Denn in diesen Momenten würde sich endgültig entscheiden, wie viel Magie er schlussendlich an Severus binden würde. Genau da lag das Problem denn wenn die Prozentzahlen zu unterschiedlich waren, würde die Bindung nicht funktionieren. Sie wären zwar verheiratet aber nicht auf magischem Wege. In einem Punkt war sich Draco absolut sicher, Severus würde den größten Teil seiner Magie auf die Bindung vorbereiten, wenn nicht gar alles.

„Nimm es bitte ernst, Harry, es ist absolut wichtig.“

„Ja, ich weiß.“

„Dann geh ich jetzt, du hast eine Stunde.“

Harry nickte nochmal und Draco ging, er konnte nur hoffen, dass er es wirklich ernst nahm.
 

Das Klicken der Tür hallte unnatürlich laut in dem Zimmer wieder, Harry sah die geschlossene Tür einen Moment an und seufzte dann. Was sollte diese Meditation denn bringen? Sein Blick ging auf das Regal mit den Büchern, er könnte genauso gut die Stunde lesen. Aber irgendwie glaubte er nicht, dass das gut wäre. Also setzte er sich bequemer hin, schloss die Augen und ging in sich. Er wurde fast sofort von einer ungewöhnlichen Ruhe überflutet, er brauchte einen Moment um den Ursprung dieses Gefühls zu finden. Es kam aus der Verbindung zu Severus aber warum war er so entspannt? Seit drei Tagen spürte Harry die unterschiedlichsten Variationen von Wut und Ungeduld von seinem Verlobten aber nicht diese unglaubliche Ruhe und Gelassenheit. Konnte das von der Meditation kommen? Nahm Severus sie wirklich so ernst? Dann musste sie wirklich wichtig sein. Harry seufzte nochmal und versuchte sich dann auf sich selbst zu konzentrieren.

Allerdings fiel es ihm schwer sich auf seinen magischen Kern zu konzentrieren, seine Gedanken schweiften zurück zu der Anfangszeit als er Severus kennengelernt hatte. Als kleiner Junge, völlig fasziniert und eingenommen von der magischen Welt und völlig ohne Argwohn. Er hatte damals nicht verstanden. warum Severus ihn so gehasst hatte, warum er ihn immer fertig gemacht hatte. Bis zu diesem Vorfall während der Okklumentikstunden, dann erst hatte er es verstanden aber wer hätte schon ahnen können, dass es sich mal so entwickeln würde?

Seine Erinnerungen gingen weiter, er sah sich selbst bei der Verkündung, dass er an einen älteren Zauberer gebunden werden sollte. Sein Entsetzen als es Severus war, der sein Partner werden sollte. Merlin, er hatte es dem Älteren wirklich nicht einfach gemacht. Er hatte sich teilweise angestellt wie ein Kleinkind und so im Nachhinein betrachtet, wunderte er sich wirklich, dass sie es geschafft hatten. Aber sie hatten es geschafft und sie standen jetzt vor ihrem letzten Schritt, sie würden endlich heiraten.

Als er damals, im Zeltlager, Severus als seinen Mann bezeichnet hatte, hatte er dessen Reaktion nicht verstanden. Damals hatte er den Unterschied nicht verstanden, jetzt tat er es. Wirklich magisch verheiratet, war doch etwas anderes als Bindungspartner. Nicht nur, dass es offiziell anerkannt war, es war für Severus auch eine Herzensangelegenheit. Auch hier hatte es eine ganze Zeit gedauert bis Harry es verstanden hatte. Die Bindung war notwendig gewesen, ein Zwang, auch wenn damals alle gesagt hatten, dass sie eine Wahl hatten, sie hatten sie nie gehabt.

Diese Hochzeit war ihr eigener Entschluss, ihr eigener Wille und genau da lag dar Punkt. Damals hatte er sich an Severus binden müssen weil es notwendig war. Er war ein notwendiges Übel und genau das wusste Severus auch. Bei dieser Hochzeit aber war es Harry eigener Wille ihn zu heiraten. Er wollte das die ganze Welt wusste, dass Severus zu ihm gehörte und er zu Severus. Niemand sollte mehr daran zweifeln, dass sie zusammen gehörten, nie wieder. Es war dieser Gedanke, der Harry schließlich beherrschte.
 

Mit gemischten Gefühlen beobachtete Lucius seinen besten Freund und nur mit Mühe konnte er es sich verkneifen ein Stück zurück zu weichen. Er hatte schon an einigen magischen Hochzeiten teil genommen aber noch nie hatte er so etwas erlebt. Severus trug nicht nur die traditionellen, festlichen Roben samt Umhang sondern auch seine Magie. Wie ein dunkler, wabernde Nebel umhüllte ihn seine Magie, ständig in Bewegung zerfloss sie, nur um sich in immer neue Formen zu bringen. Er hatte davon gelesen aber nie erwartet, dass er es jemals erleben würde. Dass, was er da sah, war Severus' gesamte Magie. Losgelöst und bereit für die Bindung.

Lucius schluckte, er hoffte, dass Harry auch nur annähernd die gleiche Menge an Magie gelöst hatte denn sonst würde es ein Unglück geben. Im besten Fall verflüchtigte sich Severus' Magie einfach nur, im schlimmsten Fall brachte er sie alle um. Aber egal wie sie reagierte, wenn sie sich nicht mit Harrys Magie verband, würde ein Großteil der Magie einfach verschwinden. Im allerschlimmsten Fall verschwand Severus' komplette Magie und ließ ihn als Squib zurück. Genau das war der Grund warum eigentlich niemand seine komplette Magie zur Bindung von sich löste. Lucius seufzte leise, das war so typisch Severus, entweder ganz oder gar nicht und er konnte wirklich nur hoffen, dass Harry genauso dachte. Leises Gemurmel riss Lucius aus seinen Gedanken, er musste nicht lange nach dem Ursprung suchen, Harry war endlich aufgetaucht.
 

Harry stockte als er den ersten Schritt in den Garten setzte denn damit hatte er nicht gerechnet. Zwar hatte Lucius versucht es ihm zu beschreiben aber er hatte sich nicht wirklich vorstellen können, dass Schnee zu seiner Hochzeit etwas Schönes war. Doch er wurde in diesem Moment eines Besseren belehrt, die Sonne ließ den frisch gefallenen Schnee wie Kristalle glänzen. Dazwischen Blumenarrangements in dunkelgrün und rot, verschiedene Ornamente in gold und überall seine Freunde und seine Familie in festliche Kleidung gehüllt. Ein warmes Gefühl machte sich in Harry breit, es war wunderschön und alle diese Menschen waren heute hier um mit ihm und Severus zu feiern.

„Kalte Füße?“, fragte Draco neben ihm.

„Nein. Ich bin überwältigt“, gestand Harry. Sein Blick wanderte nochmal über die Anwesenden bevor er sich auf Hermine richtete, die mit einem strahlenden Lächeln auf sie zu kam. „Du siehst phantastisch aus“, entfuhr es Harry.

Dieses dunkelblaue, bodenlange Kleid war einfach atemberaubend schön, mit langen, enganliegenden Ärmeln, einem bezaubernden Dekolleté und feinen, silbernen Stickereien an den Säumen. „Vielen Dank“, lächelte Hermine, „du siehst großartig aus. Du wirst dringend erwartet.“

Harry grinste nur während Hermine Draco und Ron weg scheuchte und ihn auffordernd ansah, ihr wurde ein Arm angeboten und schon konnte sie Harry zum Altar führen.
 

Lucius wurde sehr, sehr blass als er Harry sah. Keine Magie, nicht ein Hauch von Magie umwehte ihn. Unsicher sah er zu Severus doch sein bester Freund lächelte einfach nur. Verwirrt runzelte Lucius die Stirn, warum lächelte Severus? Er musste wissen, dass die Menge ihrer losgelösten Magie zu unterschiedlich war um eine reibungslose Bindung zu gewährleisten. Er musste einfach um die Gefahr für sich selber wissen. Das Gemurmel wurde plötzlich lauter, sehr viel lauter und als die ersten, erschrockenen Ausrufe an sein Ohr drangen, drehte sich Lucius wieder zu Harry um. Er verstand sofort.

Langsam aber sicher wurde er von dichtem, dunklen Nebel umhüllt, Hermine ließ ihn schnell los denn die losgelöste Magie war für alle Anderen als Severus sehr gefährlich. Lucius' Augen wurden immer größer, immer mehr Magie floss förmlich aus Harry heraus während er immer näher kam. Wenn er sich nicht ganz täuschte und Lucius war sich sehr sicher, dass er sich nicht täuschte, dann war das, was er da sah, Harrys komplette Magie. Losgelöst und bereit für die Bindung.

Lucius schluckte leicht, wenn sich diese Magie verband, würde sie sich ins fast Unendliche potenzieren. Zwei hundertprozentige Schwarzmagier, verbunden durch ein Seelenritual und durch die Magie, nichts und niemand würde sie mehr aufhalten können. Wenn sie wollten, könnten sie dem dunklen Lord Konkurrenz machen und müssten sich dafür nicht mal anstrengen. Sein Blick fiel auf Harry und in diesem Moment verstand er, nur Harrys Wesen, sein gutmütiger Charakter und seine Liebe würde Severus noch aufhalten können.

Genau in diesem Moment hoffte Lucius, dass sie diesen Punkt niemals erreichen würden. Eine Bewegung neben sich holte ihn in die Realität zurück, Severus trat an ihm vorbei und trat Harry die erforderlichen fünf Schritte entgegen und bot ihm seine linke Hand an, die Handfläche nach oben. Mit einem strahlenden Lächeln legte Harry seine Rechte hinein und ließ sich die letzten Schritte zum Altar führen.

Es dauerte noch einen Moment bis sich alle sortiert hatten, Hermine und Lucius standen exakt zwei Schritte neben den Verlobten, der Priester zwei Schritte vor ihnen. Direkt neben dem Altar, auf dem sich die benötigten Utensilien befanden. Ein schmaler, geweihter Dolch und ein Kelch, in dem sich bereits der Bindungstrank befand. Und es dauerte einen weiteren Moment bis alle Gespräche eingestellt waren und sich sämtliche Aufmerksamkeit auf den Altar richtete. Von dem allerdings recht wenig zu sehen war denn die gelöste Magie von Severus und Harry hatte sich mittlerweile zu einem dichten, schwarzen Nebel verbunden, der die zwei Verlobten wie wildes Wasser umfloss. Der Priester wartete noch kurz und erhob dann das Wort,

„Ich möchte euch alle herzlich hier willkommen heißen. Wir haben uns heute hier versammelt um diese zwei Menschen mit Herz, Körper und Magie zu verbinden.“ Sein Blick ging zu Harry und er fragte, „Mr. Harry James Potter, wer übergibt Sie an Ihren Verlobten?“

„Mrs. Hermine Jean Granger“, gab Harry die erforderliche Antwort.

Der Priester nickte und wandte sich an Severus, „Mr. Severus Snape, wer übergibt Sie an Ihren Verlobten?“

„Mr. Lucius Abraxas Malfoy“, knurrte Severus.

Wieder nickte der Priester und wandte sich dann an Hermine, „Mrs. Granger, übergeben Sie Harry James Potter aus freien Stücken und aus freien Willen an seinen Verlobten?“

„Ja.“

Die gleiche Frage wurde Lucius gestellt, der schnell ja sagte denn die schwarze Magie von Severus wurde immer mehr und vor allem immer aggressiver. Der Priester schien das auch zu sehen denn er verzichtete auf den Teil, wo er normal noch eine kurze Rede hielt und drehte sich um. Er griff nach dem Dolch und den Kelch und drehte sich damit zu Harry und Severus rum. Doch jetzt zögerte er denn normalerweise begann der Stärkere, meistens der Mann aber in diesem Fall war er sich nicht ganz sicher.

„Harry beginnt“, knurrte Severus plötzlich.

Er wurde einen Moment fragend angesehen doch dann lächelte er und wandte sich an Harry, der schon die linke Hand ausgestreckt hatte. „Tut mir leid, Mr. Potter, aber der Schnitt muss in die rechte Handfläche“, sagte der Priester.

„Bei uns nicht, das würde unser Symbol zerstören. Wir haben uns auf die linke Handfläche geeinigt“, gab Harry lächelnd zurück. Er zeigte dem Priestern kurz seine rechte Hand, deutlich war das schillernde Pfauenauge zu sehen und der Mann nickte. Wenn sich beide Parteien einig waren, konnte auch die linke Handfläche genutzt werden. Es war nicht üblich aber auch nicht verboten. Er reichte Harry den Dolch, der ihn auch sofort ergriff.

Das Ritual ähnelte an dieser Stelle dem Ritual In saecula saeculorum , nur, dass das Blut nicht über die Handflächen verbunden wurde sondern in den Trank gegeben wurde. Genau dreizehn Tropfen, von jedem und mit jedem Tropfen verfärbten sich der weiße Trank mehr. Als Harry fertig war, leuchtete der Trank in einem satten Grün.

Der Dolch wurde erst an den Priester zurückgegeben, der ihn mit einem Tuch reinigte und ihn dann an Severus weiter reichte, der Kelch wurde unter seine ausgestreckte Hand gehalten. Dreizehn Tropfen Blut fielen in den Trank, mit jedem Tropfen wurde er dunkler bis er schließlich komplett schwarz war. Severus reichte den Dolch zurück, wieder wurde er gereinigt bevor er auf den Altar gelegt wurde und der Priester den Kelch genau zwischen sie hielt.

Jetzt griffen Harry und Severus nach dem Kelch, ihre Finger verflochten sich um den Stiel und sie warteten auf die nächsten Worte. Zuerst wandte sich der Priester an Severus und fragte, „Severus Snape, sind Sie sich der Auswirkungen dieser magischen Verbindung bewusst?“

„Ja, bin ich.“

„Sind Sie aus eigenem Antrieb hier und ohne Zwang oder Bedrohung?“

„Ja, bin ich.“

„Sind Sie bereit sich den Verpflichtungen zu stellen, die diese Verbindung mit sich bringt?“

„Ja, bin ich.“

„Werden Sie Ihren Zukünftigen ehren und lieben? Werden Sie ihn beschützen und zu ihm stehen, in guten wie in schlechten Zeiten?“

„Ja, werde ich.“ D

er Priester lächelte ihn kurz an und vollzog dann das gleiche Fragespiel bei Harry.
 

„Wenn jemand einen Grund oder einen Einwand gegen diese Verbindung haben, so darf er jetzt sprechen“, sagte der Priester, nachdem Harry alle Fragen mit Ja beantwortet hatte. Normalerweise herrschte jetzt einen Moment Schweigen aber für Severus schien die Aussage eine Herausforderung zu sein denn sein Magie explodierte förmlich. Lucius und der Priester mussten sich mit schnellen Sprüngen in Sicherheit bringen.

„Würdest du das bitte lassen? Wir wollen heiraten“, maulte Harry, „keiner ist so lebensmüde um etwas gegen unsere Hochzeit zu sagen.“

Severus sah ihn einfach nur an, nickte aber dann und zügelte seine Magie notdürftig. Dann ging sein Blick zum Priester, der sich nervös die Stirn abwischte und sehr unsicher näher kam.

„Machen Sie bitte weiter“, bat Harry, „und kürzen Sie den Rest ab.“ Er hatte die Befürchtung, dass Severus den normalen Ablauf nicht verkraften würde und ausflippen würde.

Zu seiner Überraschung nickte der Priester, er räusperte sich nochmal und fuhr dann fort, seine Stimme schwankte allerdings stark, „da Sie Beide aus freiem Willen und aus eigenem Antrieb heute hier vor mich getreten sind, wollen wir es vollenden. So nehmt jetzt jeder einen Schluck des Bindungstrankes und lasst dann eurer Magie freien Lauf. Was verbunden werden soll, wird verbunden werden. Was zusammen gehört, wird zusammen gefügt. Was die Magie bindet, wird kein Mensch mehr trennen.“
 

Diesmal gab es kein Zögern denn Harry drückte den Kelch mit leichtem Druck in Severus' Richtung. Dieser hob überrascht eine Augenbraue, trank aber dann gehorsam einen Schluck. Eigentlich hatte er Harry den ersten Schluck überlassen wollen, genau wie den ersten Schnitt doch mit dieser Teilung zeigten sie offen, dass sie gleichberechtigt waren. Jeder hatte während der Zeremonie ein mal die Führung übernommen, ein gegenseitige Geben und Nehmen. Etwas, was sie seit Monaten trainiert hatten und es schlussendlich perfektioniert hatten. Harry lächelte, er kannte seine Gedanken und trank jetzt ebenfalls einen Schluck. Er konnte den Geschmack in diesem Moment nicht beschreiben aber das Erste, was ihm dazu spontan einfiel, war Freiheit. Dann kam der Moment, der darüber entscheiden würde wie stark sie in Zukunft verbunden sein würden. Er spürte, wie die Magie immer ungeduldiger wurde und wenn er die Empfindungen in seinem Inneren richtig deutete, und davon ging er aus, war sein Fast-Ehemann noch ungeduldiger. Also gab er seine Magie mit einem leisen Seufzen frei.

Es schien als hätte seine Magie nur auf ihre Freiheit gewartet hätte denn sie sprang Severus förmlich an. Doch sie kam nicht weit, die schwarze Magie von Severus kam ihr entgegen, gierig, hungrig und absolut sehnsüchtig auf der Suche nach einer Verbindung. Wie zwei wilde Tiere umkreisten sie sich, hüllten den Kelch und ihre verflochtenen Finger. Keiner von beiden bekam mit wie die Umstehenden alle ein paar Schritte zurückwichen. Ihre Blicke verfingen sich ineinander, sie sahen die tiefe Liebe im Gesicht des Anderen und vor allem spürten sie wie die Magie sich langsam miteinander verband.

Harry stellte sofort fest, dass es war völlig anders als das Ritual In saecula saeculorum war. Da war keine übermächtige Magie, die ihn zu Tode ängstigte. Kein dunkler Schatten, der ihn und seine Magie wegdrückte und ihn beim kleinsten Nachgeben von Severus' Seite aus vernichten würde. Es waren keine zwei feindlichen Magiekerne, die um die Vorherrschaft kämpften. Diesmal prallten zwei mächtige Magieströme aufeinander, die Freunde waren, Geliebte und die mehr werden wollten. Angetrieben von den Gefühlen umspielten sie sich, kreisten sich ein und vermischten sich immer mehr miteinander.

Bis sie nicht mehr voneinander zu unterscheiden waren, ihre Magie war eins, ihre komplette Magie. Die Magie teilte sich, floss träge und zufrieden um ihre Hände und dann ihre Arme entlang. Harry spürte wie sich sein Mal in der rechten Handfläche erwärmte, spürte wie Severus die Finger enger mit seinen verflocht, der Kelch hatte sich in ihrer Magie einfach aufgelöst. Er lächelte ihn an und Harry konnte nicht anders als das Lächeln aus vollem Herzen zu erwidern. Die Magie umfloss sie, er spürte ein leichtes Kribbeln an seinem rechten Handgelenk und spürte, wie sich ein Band darum legte. Die Bindungsbänder, die niemand außer ihnen selbst abnehmen oder tragen konnte. Diese Bänder würden der Welt endlich zeigen, dass sie zusammen gehörten, freiwillig und mit dem vollen Einsatz ihrer Magie. Nichts und niemand würde sie je wieder trennen können.

Ein leidenschaftlicher Kuss besiegelte die Bindung und dabei wartete Severus nicht auf die Worte des Priesters. Er zog seinen Ehemann einfach an sich, schlang die Arme um ihn und besiegelte diese Verbindung. Harry erwiderte sowohl die Umarmung wie auch den Kuss. Letzteres mit aller Liebe, die er in diesem Moment empfand. Den Applaus, der jetzt von Freunden und Familie kam, bekamen Beide nicht mit.
 

Doch irgendwann mussten sie sich wieder der, für Severus ungeliebten, Realität stellen. Er zog seinen Mann nochmal ganz dicht an sich und flüsterte in sein Ohr, „du hast vier Stunden. Punkt Sechs gehörst du mir.“

Harry lief ein heißer Schauer über den Rücken, er brachte nur ein Nicken zustande bevor er sich von seinem Mann löste. Er nahm diese Ankündigung sehr ernst, Severus würde sich nicht länger vertrösten lassen und wenn er ganz ehrlich war, wollte er das auch gar nicht. Doch jetzt musste er sich erst mal seinen Freunden zuwenden, die in einem gesunden Sicherheitsabstand um sie herum standen und darauf warteten, dass sie ihnen gratulieren konnten.

„Denk dran“, knurrte Severus nochmal, trat aber dann einen Schritt zur Seite und gab Harry damit für die Allgemeinheit frei. Mit dem Ergebnis, dass Harry fast von seinen Freunden umgerannt wurde.
 

Severus selber blieb beinah unbehelligt, nur die Wenigsten trauten sich zu ihm und einer davon war Lucius. „Ich gratuliere.“

„Danke“, wurde leise geknurrt.

Lucius grinste und meinte, „du wirst ihn noch eine Weile teilen müssen.“

„Bis sechs.“

„So früh? So weit ich weiß, haben seine Freunde ein Feuerwerk geplant“, sagte Lucius, der sich die Antwort darauf schon denken konnte

„Mir egal, Punkt sechs gehört er mir. Dann will ich die nächsten zwei Monate niemanden in unserer Nähe haben.“

„Wo wird Teddy die Nacht verbringen?“

„Bei Molly.“

„Weasley? Wieso da?“, fragte Lucius überrascht. Er hätte mit vielem gerechnet aber nicht damit. Die Familie Weasley hatte sehr schwer mit dem doppelten Verlust zu kämpfen gehabt. Lucius hatte die Zerrissenheit aus erster Hand erfahren denn sein Sohn war, samt Freund, vorübergehend in Malfoy-Manor eingezogen. Wie oft hatte er den jüngsten Weasleysohn völlig abwesend irgendwo auf dem Anwesen gefunden? Wie oft die verzweifelten Schluchzer aus dem gemeinsamen Zimmer gehört? Unzählige Male hatte er seinen Sohn völlig verzweifelt in der Küche gefunden weil er seinem Freund nicht helfen konnte. Es hatte ihn schon überrascht, dass Ron sich, zusammen mit Draco, als Hochzeitsbegleiter für Harry gemeldet hatte.

„Hey, bist du noch da?“

Die Frage riss Lucius aus seinen Gedanken, er blinzelte ein paar Mal und meinte dann, „nein. Was hast du gesagt?“

„Die Antwort auf deine Frage, warum bei den Weasleys.“

„Bitte nochmal wiederholen, ich war abwesend“, gestand Lucius.

„Habe ich bemerkt. Molly ist die Einzige, der ich Teddy so lange anvertraue. Sie hat genug Kinder groß gezogen um eine Nacht auf Teddy aufzupassen“, erklärte Severus.

„Aber hast du ihn nicht schon bei Harrys Freunden gelassen?“

„Da war er noch nicht mein Patenkind.“

„Okay, gutes Argument“, sagte Lucius schnell bevor er sich umdrehte, einige Leute sahen Severus unsicher an. Ihre Gedankengänge waren nicht schwer nach zu vollziehen. Lucius grinste und schob Severus mit den Worte, „lächle und lass dir gratulieren“, nach vorne. Er erntete damit ein sehr bösartiges Knurren doch dann ergab sich Severus in sein Schicksal und ließ sich gratulieren.
 

Die Feier musste etwas beschleunigt werden denn Severus' Ultimatum hatte sich sehr schnell rum gesprochen und absolut keiner wollte ihn provozieren. Denn auch wenn es noch nie jemand gesehen hatte, so wusste doch jeder, was bei der Bindung geschehen war. Keiner der Anwesenden konnte sich erinnern, dass er es jemals erlebt hatte, dass die komplette Magie zweier Personen aneinander band. Und diejenigen, die um die Konsequenzen daraus wussten, hielten einen großzügigen Abstand zu Severus. Was auf fast alle Anwesenden zutraf.
 

„Willst du wirklich schon gehen?“, fragte Ron kurz vor sechs.

„Willst du meinem Mann erklären, dass ich bleiben soll?“, fragte Harry grinsend zurück.

Ron wurde blass und schüttelte schnell den Kopf.

„Ich geh schon zu ihm, passt gut auf Teddy auf.“

„Machen wir, viel Spaß“, grinste Ron.

Auch von Harrys restlichen Freunden kamen mehr oder weniger gut gemeinte Ratschläge bevor er sich umdrehte und zu seinem Mann ging, der mit Lucius und Charlie Weasley etwas abseits saß. Er sah sofort auf, ein unheilvolles Leuchten in den Augen. Seine Verabschiedung von seinen Gesprächspartnern fiel einfach aus als er aufstand und ihm entgegen kam.

„Wir können“, schnurrte Harry leise.

Er wurde in eine starke Umarmung gezogen und spürte dann den unverwechselbaren Sog des Apparieren.
 

„Wo sind wir?“

„Irland, das Haus gehört Lucius und er hat es uns für heute zur Verfügung gestellt“, war die Erklärung, „komm, ich habe etwas vorbereitet.“

Überrascht folgte Harry seinem Mann nach draußen, für den Sonnenuntergang waren sie viel zu spät dran doch als sie den Garten betraten, verstand er. Unzählige kleine Hexenfeuer erhellten die Nacht und enthüllten eine Landschaft aus Decken und großen Kissen. Ein Korb und zwei Gläser standen am Rand und er spürte die Wärmezauber, die über alledem lagen.

„Das ist wie bei uns im Wald“, sagte er freudig.

„Eben deswegen. Du schläfst so gerne draußen.“

„Du nicht“, erinnerte Harry seinen Mann.

„Für dich“, war die Antwort und Harry verstand, dass damit nicht nur das hier gemeint war. Er ließ sich bereitwillig mit auf die Decken ziehen, hier spürte er die Zauber, die dazu führten, dass sich die Decken wie ein weiches, gemütliches Bett anfühlten.

„Ein toller Kompromiss“, sagte er.

„Ja, damit können wir immer draußen schlafen wenn es dich mal wieder überkommt. Aber erst mal stoßen wir an“, sagte Severus, der die Gläser bereits gefüllt hatte.

„Ich darf keinen Alkohol trinken.“

„Den schon. Extra für dich hergestellt. Maximal ein Glas pro Abend und maximal zwei Mal die Woche“, erklärte Severus während er ihm das Glas reichte.

Harry starrte ihn fassungslos an, er hatte seit seiner Verwandlung keinen Wein oder Sekt mehr getrunken. „Hast du den entwickelt?“

„Wer sonst? Also?“

„Auf uns?“, fragte Harry.

„Auf was sonst? Auf uns.“

„Ich liebe dich, Severus.“

„Ich liebe dich auch, Harry.“ Damit stießen die Gläser mit einem leisen Klirren aneinander.
 

Wenig später saßen sie so, wie sie schon unzählige Nächte im Wald verbracht hatten. Severus an einen Baum gelehnt und Harry vor ihm, mit dem Rücken an seine Brust gelehnt und in einer festen Umarmung gefangen. Ihre rechten Hände waren miteinander verflochten und Harry konnte den Blick nicht von ihren Bindungsbändern nehmen. Zögerlich hob er die Hand, Severus ließ sich bereitwillig führen und sah sich die Bänder genauer an. Bei jedem manifestierte sich das Band in einer anderen Form aber es passte immer zur entsprechenden Person. Ihre Bänder waren schlicht und aus schwarzem Leder, eine einzelne Figur war als silberne Stickerei darauf zu sehen. Bei Harry war es ein Serval im vollen Sprung und bei Severus eine Fledermaus mit ausgebreiteten Flügeln, absolut passend für Beide.

„Gefallen sie dir nicht?“, fragte Severus an seinem Ohr.

„Doch, sie sind wunderschön.“

„Hm.“

„Du, Severus?“

„Ja?“

„Hätten wir nicht was Anderes zu tun?“, fragte Harry zögernd, „wegen der Magie und so?“

Severus lachte rau und dunkel auf, drückte ihn enger an sich und schnurrte, „wir haben alle Zeit der Welt. Die Magie muss innerhalb von vierundzwanzig Stunden gebunden werden, sonst verfällt sie.“

„Verfällt? Aber sowohl du wie auch ich haben unsere komplette Magie gelöst“, sagte Harry etwas geschockt.

„Tja, dann sollten wir sie binden bevor wir als Squib leben müssen.“

„Du siehst das sehr locker.“

„Warum auch nicht?“

Harry schwieg, er wollte das Thema eigentlich nicht nochmal ansprechen aber ihm würde wohl keine andere Wahl bleiben. Sie mussten ihre Magie binden.

„Hör auf damit“, knurrte Severus in diesem Moment.

„Womit? Ich mach doch gar nichts“, sagte Harry überrascht.

Das Knurren verstärkte sich bevor er mit wenigen Griffen einfach umgedreht wurde, er schluckte angesichts der funkelnden Augen seines Mannes. „Hör auf damit! Ich kann deine Gedanken förmlich hören. Nein, es wird nichts schief gehen und ich habe auch keinerlei Anforderungen an diese Nacht. Verdammt, Harry, ich habe dich geheiratet weil ich dich liebe, nicht wegen dem Sex also hör auf damit“, fauchte Severus wütend. Er hasste es und eigentlich wusste Harry das auch.

„Es tut...“

„Ja, ich weiß, dass es dir wieder leid tut aber lass es doch einfach. Harry, ich liebe dich und auch wenn es heute Nacht irgendwelche Probleme geben sollte, werde ich dich nicht verlassen. So leid es mir für dich tut aber du wirst mich nie wieder los, ich gebe dich nicht mehr her“, sagte Severus ernst.

„Das will ich gar nicht. Ich versuche mir weniger Gedanken zu machen“, versprach Harry. Er hoffte, dass er die Stimmung nicht völlig verdorben hatte denn eigentlich hatten sie heute noch etwas vor.

Severus legte den Kopf schief, schien zu überlegen und nickte schließlich, „tu es einfach. Du machst dir viel zu viele Gedanken, so wie immer. Genieß es einfach.“

„Hm, werde ich“, schnurrte Harry. Er kuschelte sich eng an ihn, schlang die Arme um ihn und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Sofort veränderte sich Severus' Gesichtsausdruck, das Nachdenkliche verschwand und machte einer gewissen Vorfreude Platz. Er löste eine Hand von Harrys Rücken, drückte vorsichtig sein Kinn hoch und zog ihn in einen langen, leidenschaftlichen Kuss.

Fast schon schnurrend schmiegte sich Harry an seinen Mann, schmolz in den Kuss hinein und vergaß sämtliche Bedenken, die er bis eben hatte. Dieser Mann liebte ihn über alles und egal, was in dieser Nacht passieren würde, er würde ihn immer lieben. Als sie den Kuss schwer atmend lösten, sah Harry ihn mit leicht verhangenen Augen an. Der Blick, der ihm begegnete, ließ ihn erschaudern.

Er schluckte, befeuchtete kurz die Lippen mit der Zunge und sagte zögerlich, „Wenn ich deinen Blick richtig deute, werden wir heute nicht viel schlafen.“

Der hungrige Blick verstärkte sich durch ein sehr breites, fieses Grinsen und im nächsten Moment spürte Harry, wie die innere Verbindung förmlich überflutet wurde. Wärme, Geborgenheit, Liebe, Verlangen und Erregung fluteten über ihn hinweg, lösten seine eigenen, zweifelnden Gedanken und Gefühle förmlich auf und ließen ihn in einem Zustand irgendwo zwischen Himmel und Hölle zurück. „Richtig gedeutet“, sagte Severus rau bevor er ihn in einen weiteren, tiefen Kuss zog. Harry lachte kurz in den Kuss hinein, was sich allerdings schnell in einen leises Stöhnen verwandelte. Er schloss die Augen und ließ sich in dieses neue Gefühl fallen und in einem sollte er Recht behalten, sie würden nicht viel schlafen in dieser Nacht.

Epilog

Epilog
 

„Ron, wir haben Post von Severus und Harry“, rief Draco in die Wohnung rein.

„Schon wieder Muggelpost? Haben die keine Eulen mehr?“, war die Antwort seines Freundes, der im Wohnzimmer über seinen Unterlagen saß. Sie hatten das Angebot von Lucius, in Malfoy-Manor zu wohnen, abgeschlagen, sie wollten ihre eigene Wohnung.

„Der Weg von Australien bis hierher ist sehr weit, da brauchen die Eulen ja ewig. Hier, sogar mit Fotos.“

„Was schreibt er?“

„Schöne Grüße, es geht allen gut, Teddy macht die Wohnung unsicher und Severus hat ein neues Forschungsgebiet“, überflog Draco den Brief während er die Fotos an Ron weiter gab.

Es waren Muggelfotos, sehr professionell gemacht und sie zeigten fast alle Teddy, der scheinbar wild durch die Wohnung krabbelte. Auf einem war Severus zu sehen, der den Jungen gerade einfing. Auf einem Anderen war Harry, der Teddy gerade mit einem Brei fütterte. Ein Vollmondbild war dabei, Severus als Serval mit angelegten Ohren vor einem sehr begeisterten Wolfswelpen, der ihn mittlerweile schon überragte.

Ron grinste bei den Bildern und fragte dann, „was für ein Forschungsgebiet?“

„Werwölfe?“

„Snape und Werwölfe? Ich dachte, der hat Angst vor denen.“

„Hat er auch. Aber Harry schreibt, dass in ihrer Umgebung ein Rudel lebt und sie ihnen beim letzten Vollmond begegnet sind.“

„Warte mal, Harry geht als Mensch mit“, unterbrach Ron ihn aufgeregt, er wollte aufspringen doch Draco hielt ihn ab indem er sich einfach auf seinen Schoss setzte.

Dann fasste er weiter zusammen, „er hat die Nacht auf einem Baum verbracht, sehr weit oben und mit Zauberstab bewaffnet. Die Wölfe fanden Severus und Teddy sehr interessant und eine Werwölfin kam nach Vollmond zu ihnen, sie wollte sich entschuldigen und so sind sie ins Gespräch gekommen. Insgesamt dreißig Werwölfe haben sich bereit erklärt als Forschungsobjekte für Severus herzuhalten.“

„Als Trankzutat?“

„Nein, er will den Wolfsbanntrank weiter erforschen, vor allem will er wissen wie gefährlich erwachsene Werwölfe noch sind wenn sie unter dem Trank stehen. Ach, und wir sollen keine Eulen mehr schicken, Severus hat wohl eine Eulenabwehr eingerichtet.“

„So schlimm noch?“, fragte Ron mitfühlend. Draco nickte nur.

Die Hochzeit der Beiden war jetzt vier Monate her, es war eine kleine Feier gewesen, nur die engsten Freunde und Familienangehörigen. Die Presse hatte das Thema in den letzten Monaten von allen möglichen und unmöglichen Seiten beleuchtet und zerrissen, es ging von vereinzelten Glückwünschen bis zu der Behauptung, dass Harry unter einem Fluch stand. Nun, das Ehepaar Snape interessierte das wenig denn sie waren am Morgen nach der Hochzeit abgereist und würden so schnell nicht wiederkommen.

Sie hatten in Australien ein Haus gekauft, mit riesigem Grundstück und Severus hatte Wochen damit zugebracht es magisch zu sichern. Den Kamin konnte man nur mit Passwort erreichen, Eulen wurden abgewehrt und das komplette Grundstück war mit einem Apparierschutz versehen. Lediglich in der Eingangshalle konnte man apparieren und das auch nur wenn Severus oder Harry es frei gaben. So gesehen hatten sie alles getan um sich ein ruhiges Zuhause aufzubauen und vor allem Severus war sehr bereit dieses auch zu verteidigen.
 

„Sie fragen ob wir zu Teddys erstem Geburtstag in zwei Wochen kommen?“, riss Draco seinen Freund aus seinen Gedanken.

„Natürlich. Es wird schön sein mal wieder alle zu sehen“, lächelte Ron. Er musste nicht fragen ob der Rest auch kam, ihre Freunde würden alle denselben Brief bekommen und sie würden alle kommen.

„Soll ich antworten oder willst du?“, fragte Draco.

Ron warf einen Blick auf den Tisch, der unter seinen Unterlagen kaum noch zu erkennen war. Er holte seinen Abschluss nach, genau wie die restlichen ehemaligen Siebtklässler. Sie mussten das Jahr nicht wiederholen, nur die Prüfungen ablegen. Es war sowieso alles durcheinander denn obwohl der Aufbau von Hogwarts in vollen Zügen war, hatte es dieses Schuljahr keine Einschulungen gegeben. Alle Klassen mussten ein Jahr aussetzen oder die Schule wechseln, erst im September würde es weiter gehen. Und selbst dann sehr provisorisch.

„Mach du das, ich muss noch lernen“, seufzte Ron schließlich.

Draco grinste, ihm fiel das Lernen wesentlich leichter. Er gab Ron noch einen Kuss bevor er aufstand und mit dem Brief wedelnd in die Küche ging, „Ich antworte ihm gleich. Viel Spass.“ Murrend machte sich Ron wieder an die Arbeit.
 


 

„Kommst du her, du kleines Scheusal“, knurrte Severus und griff nach dem Jungen, der quietschend vor ihm weg krabbelte.

„Nenn ihn nicht Scheusal.“

„Er versteht es doch sowieso noch nicht.“

„Aber ich.“

„Gut, dann komm her, du Fellball.“

„Severus!“

„Was?“

Harry schüttelte nur lachend den Kopf und stellte den Kuchen auf den Tisch bevor er zu seinem Mann sah, der Teddy mittlerweile eingefangen und auf den Arm genommen hatte. „Willst du ihn noch umziehen?“, fragte er.

„Nein, das bringt nichts.“

Severus hatte am Anfang versucht auf die Kleidung des Kindes zu achten aber nach spätestens einer Stunde war er wieder völlig eingesaut gewesen, deswegen hatte er es gelassen. „Hast du alles?“, war die Gegenfrage während er schon zum Tisch kam und prüfend den Blick schweifen ließ.

„Ja, ich denke schon. Sie müssten auch gleich da sein. Nein Teddy, nicht jetzt“, mahnte Harry. Angesprochener begann zu quengeln und streckte wieder die Hände nach den Keksen aus.

Als weder Severus noch Harry reagierten, wurde das Quengeln lauter bis Severus leise aber schneidend sagte, „nein.“

Sofort verstummte Teddy, er hatte schon gelernt, dass dieses Nein etwas Endgültiges war.

„Warum hört er auf dich besser als auf mich?“

„Weil ich der große böse Mann bin“, sagte Severus als ein Ping ertönte. Er übergab Teddy an Harry und machte sich auf den Weg in die Eingangshalle, mit den Worten, „unsere Gäste sind da.“
 

Die Begrüßung fiel von allen Seiten sehr herzlich aus, selbst Severus verkniff sich seine zynischen Kommentare und begrüßte Harrys Freunde freundlich. Teddy, das Geburtstagskind war natürlich sofort der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

„Merlin, ist der groß geworden. Gib ihn mir bitte“, sagte Hermine freudig und schon hatte sie das Kind auf den Armen. Allerdings runzelte sie gleich die Stirn als sie sein Shirt sah und zog auch sofort den Zauberstab.

„Keine Zauber an Teddy“, knurrte Severus.

„Bitte?“

„Sie haben mich verstanden, keine Zauber an meinem Patenkind.“

„Wieso nicht?“, fragte Blaise.

„Weil zu viel Magie an einem Kleinkind nicht gut ist“, erklärte Harry, „und weil er sich sowieso wieder dreckig macht. Lasst ihm den Spaß, er wird von etwas Dreck nicht sterben.“

„Das hätte von meiner Mom sein können“, grinste Ron, der Hermine jetzt den Jungen abnahm.

„Es ist von Molly“, gab Severus zu.

„Ernsthaft?“

„Ja. Wir haben sie am Anfang oft um Hilfe gebeten, wir hatten ja keine Ahnung“, gestand Harry, „da Molly ja schon einige Kinder groß bekommen hat, war sie die perfekte Ansprechpartnerin. Der Kaffee wird im übrigen kalt.“

„Das wollen wir ja nicht“, grinste Theo. Schon machten sie sich auf den Weg ins Wohnzimmer, wo Harry die Kaffeetafel aufgebaut hatte.
 

Natürlich hatten alle Geschenke dabei wobei es hauptsächlich Spielzeug und Kleidung gab. Und für Teddy war das Geschenkpapier das Interessanteste. Gerade versuchte er die goldenen Schnatze auf dem Papier von Ron zu fangen während die Gruppe es sich in den Sesseln und Sofas bequem machte. Die Gespräche gingen quer durch die Themengebiete und irgendwann kam man wieder auf das Geburtstagskind zu sprechen.

„Wie entwickelt sich Teddy eigentlich?“, fragte Hermine, „spricht er schon?“

„Er versucht es und er will Severus Papa nennen“, grinste Harry.

„Darf er das?“, fragte Blaise und irgendwie hatte er einen seltsamen Unterton in der Stimme.

„Nein, darf er nicht. Er hat einen Vater und wird mich nicht so nennen“, sagte Severus.

„Weiß er das?“

„Nein, noch nicht. Er würde es auch nicht verstehen.“

„Wie geht es Remus eigentlich?“

Das Grinsen von Harry verschwand, er seufzte leise und meinte, „völlig unverändert.“

„Besucht ihr ihn immer noch jeden Monat?“

„Ja, tun wir. Wir haben einen Notfallportschlüssel und Poppy hat das Passwort für den Kamin. Die Ärzte sind unterwiesen, dass sie ihr Bescheid geben wenn sich etwas verändert“, erklärte Harry.

„Werdet ihr Teddy die Wahrheit sagen?“, fragte Ron.

„Natürlich, er ist immerhin nicht unser Kind, er hat einen Vater.“

Alle wandten sich zu Severus um, er klang kalt und abweisend doch Harry kannte seinen Mann mittlerweile besser. Doch er sah auch die Blicke seiner Freunde und konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen. „Klär sie bitte auf“, forderte er seinen Mann auf.

„Das sollten sie in ihrem Alter schon sein“, gab dieser zurück bevor er ruhig aufstand und Richtung Küche ging. Verwunderte Blicke folgten ihm bis sie Teddy sahen, der geradewegs auf die wenigen Stufen zu krabbelte, die zur Küche runter führten. Es war abzusehen, dass er nicht mehr rechtzeitig kommen würde. Hermine zog ihren Zauberstab doch ihre Hand wurde von Harry runter gedrückt.

„Das ist unnötig“, sagte er leise.

„Aber...“

„Sieh hin.“ Und alle folgten seiner Aufforderung.

Teddy hatte die oberste Stufe bereits erreicht und prallte förmlich gegen ein unsichtbares Hindernis, und blieb verblüfft sitzen. In diesem Moment war Severus bei ihm und hob ihn hoch, „das Thema Treppen hatten wir schon mal, Fellball und du musst noch größer werden um sie zu benutzen.“ Damit drehte er sich um, kam zurück zur Gruppe und setzte sich wieder, Teddy versuchte unterdessen den Saum seines Pullovers zu schnappen.

„Dann klär ich euch auf, Teddy ist unser Patenkind und daran wird sich nie etwas ändern. Er hat einen Vater und das wird er auch erfahren wenn er alt genug ist. Das heißt nicht, dass Severus oder ich ihn weniger mögen“, sagte Harry, „wir haben unseren kleinen Welpen furchtbar lieb.“

„Natürlich“, knurrte Severus doch sein Verhalten zeigte, dass Harry Recht hatte. Das Thema wurde fallen gelassen, es war deutlich zu sehen, dass Severus dieses Thema peinlich war und so wandte man sich unverfänglicheren Themen zu.
 

„Neuer Durchbruch auf dem Gebiet der Werwolfsforschung.“
 

Völlig überraschend für die Zaubererwelt veröffentlichte jetzt Professor Severus Snape, Ehemann von Harry James Snape, früher Potter, seine Studien zum Thema Werwölfe und Wolfsbanntrank.

Professor Severus Snape und sein Ehemann haben sich vor drei Jahren, nach der Vernichtung von Lord Voldemort, aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und haben sich in Australien nieder gelassen. Es war bisher unbekannt womit sich Professor Snape, früherer Zaubertränkelehrer in Hogwarts und Träger des Merlin-Ordens 1. Klasse, in den letzten Jahren beschäftigt hat. Nun, dieses Geheimnis ist nun gelüftet. Er hat sich der Erforschung und Verbesserung des Wolfsbanntrankes verschrieben, was vielleicht auch an seinem Patenkind liegen könnte. Edward Lupin ist ein Werwolf und der Sohn von Nymphadora Tonks, die bei der entscheidenden Schlacht ums Leben gekommen ist und Remus John Lupin, der seit dem Endkampf im Koma im St. Mungo liegt.

Die Forschungsergebnisse sind, so weit sie der Redaktion vorliegen, bahnbrechend. Sie beschreiben im Einzelnen die konkrete Auswirkung des Wolfsbanntrankes auf einen Werwolf in der Vollmondnacht. Mythen und Geschichten wurden widerlegt, es liegen eindeutige Aufzeichnungen von Professor Snape vor, in denen er ganze Vollmondnächte in einem Werwolfrudel verbracht hat. Unbeschadet und ungebissen.

Zudem hat er eine unglaubliche Einsicht in die Aufzucht von wilden Werwolfswelpen gehabt und dokumentiert. Er hat nachgewiesen, dass geborene Werwölfe nicht über die Schmerzen bei der Verwandlung verfügen wie gebissene Werwölfe. Und dass ein Werwolf, der bei Zauberern aufwächst, auch ohne Wolfsbanntrank für seine Zieheltern ungefährlich ist. Bilder finden sie auf den Seiten 4 bis 18. Bilder, die Harry James Snape persönlich gemacht hat und sich damit auch einem Wolfsrudel in der Vollmondnacht ausgesetzt hat, er überlebte es ebenfalls unbeschadet und ungebissen.

Und Professor Snape hat eine neue, verbesserte Variation des Wolfsbanntrankes vorgestellt. Wesentlich einfacher zu brauen und billiger in der Herstellung, was es auch weniger betuchten Werwölfen ermöglichen würde an den Trank zu kommen. Wie wir erfahren haben, hat die Regierung in Australien sich mit Professor Snape in Verbindung gesetzt, sie wollen die flächenmäßige Verbreitung des Trankes in ihrem Land einführen – völlig kostenlos für die betroffenen Werwölfe

Noch müssen die Ergebnisse von Professor Snapes Forschungen überprüft werden aber wenn man den jetzigen Forschern und ihren momentanen Wissensstand glauben darf, hat Professor Snape einen Durchbruch auf dem Gebiet der Werwolfsforschung geleistet.

Die genauen Unterlagen können sie auf den Seiten 19 bis 30 nachlesen.“
 


 

„Neues Mitglied im Hause Snape.“
 

„Lange war es ruhig um die Familie Snape. Professor Severus Snape hatte vor zwei Jahren, als er den neuen Wolfsbanntrank vorgestellt hat, eine Stellung bei der australischen Regierung angenommen und arbeitet seitdem an der Gleichstellung der Werwölfe zu den Zauberern. Erst letztes Jahr wurde in Australien ein neues Gesetz verabschiedet, dass das Töten von Werwölfen unter genau die gleiche Strafe stellt wie das Töten von Zauberern und Hexen. Seit Erlass dieses Gesetzes wurde die Höchststrafe, der Tod, bereits mehr als zwei Dutzend Mal verhängt. Australien ist damit das erste Land, welches Werwölfe und Menschen auf eine Stufe stellt.

Harry James Snape hat eine Richtung eingeschlagen, die sich wohl keiner vom Bezwinger Voldemorts erträumt hat. Der junge Mann hat sich völlig aus der Zaubererwelt zurückgezogen, er ist mittlerweile ein sehr hoch gefeierter Fotograf in der Muggelwelt. Und selbst einige Zauberer sind schon den faszinierenden Bildern erlegen.

Umso geschockter war die Zaubererwelt als das Ehepaar Snape gestern offiziell ihre Tochter der Öffentlichkeit präsentierte. Lily Eileen Snape ist ein fünf Wochen altes Mädchen, welches ihre Eltern wohl auf mehrere Arten auf den Beinen halten wird denn mit ihr zieht schon der zweite Werwolf ins Haus Snape ein. Ja, verehrte Leser, sie haben richtig gelesen. Severus und Harry Snape haben ein Werwolfsmädchen adoptiert, ihre Mutter war eine gute Freundin des Paares und wurde vor nicht ganz einer Woche von einem rassistischen Zauberer umgebracht. Dieser wurde bereits verurteilt und das Urteil vollstreckt. Nur drei Tage nach dem Tod ihrer Mutter wurde die Adoption offiziell gemacht.

Damit hat das kleine Werwolfsmädchen wohl sehr berühmte Eltern bekommen aber es gab gleichzeitig zur Präsentation des Kindes einen sehr gut gemeinten Ratschlag von Severus Snape. Er legt jedem nahe sich von ihrem Grundstück, welches mittlerweile ein großes Werwolfsrudel beherbergt, fern zu halten. Er behält sich vor ungebetene Besucher mit Hilfe seines Zauberstabes wieder zurück in den Ozean zu fluchen und keiner der anwesenden Reporter hält diese Aussage für eine leere Versprechung. Severus Snape ist bekannt dafür die Privatsphäre seiner Familie sehr nachdrücklich zu verteidigen.

Nun, wir wünschen der Familie Snape alles Gute und wir hoffen natürlich, dass wir in Zukunft wieder etwas mehr von ihnen zu Gesicht bekommen. Vielleicht können wir ja in näherer Zukunft ein weiteres Familienmitglied begrüßen.“


 


 


 

„Severus, Teddy, kommt ihr endlich. Wir wollen los“, rief Harry. Seine Stimme hallte laut durch die Eingangshalle doch im ersten Moment reagierte niemand. Teddy war nochmal nach oben gegangen um etwas zu holen und Severus wuselte noch in seinem Labor rum, mit Lily. Harry hatte sich am Anfang dagegen ausgesprochen, dass ihre Tochter sich in seinem Labor aufhielt aber die Kleine hing einfach furchtbar an seinem Mann. Sie wurde quengelig wenn er länger als ein, zwei Stunden weg war und da er teilweise ganze Tage in seinem Labor verbrachte, hatten sie eine Lösung gesucht und gefunden. In einer Ecke des Labors hatte Severus Platz gemacht und dort einen magisch abgeschirmten Platz für ihre Tochter eingerichtet. Gut, Teddy hielt sich auch öfters dort auf, er liebte seine Schwester einfach. Harry warf einen Blick auf die Uhr, sie waren viel zu spät dran doch bevor er nochmal rufen konnte, hörte er Schritte.

„Schrei doch hier nicht so rum“, murrte Severus. Lily, die auf seinem Arm saß, stimmte ihm quietschend zu.

„Na ihr seit euch ja einig.“

„Wo ist Teddy?“

„Der wollte oben noch irgendetwas holen. Ich geh ihn holen“, sagte Harry doch er wurde aufgehalten. Severus übergab ihm Lily und machte sich dann selbst auf den Weg in den ersten Stock.

„Beeil dich, wir wollen los“, wurde ihm hinterher gerufen.

„Das ist mir bewusst“, kam zurück.
 

Severus klopfte kurz an und fragte, „Teddy, kann ich rein kommen?“

Es erfolgte keine Antwort, was ungewöhnlich war denn normal antwortete der Junge immer. Das war eine der Bedingungen gewesen, dass Severus und Harry im Gegenzug immer klopften bevor sie sein Zimmer betraten.

„Teddy, ich komme jetzt rein“, sagte Severus erneut und öffnete die Tür.

Sein Patenkind, welches eigentlich schon wie ein Sohn für ihn war, stand vor seinem Bett und hielt mehrere Blätter Papier in den Händen.

„Teddy, was machst du da? Wir wollen los“, mahnte Severus doch irgendwie wurde er ignoriert. Mit fragend hochgezogener Augenbraue trat er hinter den Jungen und fragte nochmal deutlicher, „Teddy, was machst du da?“

Der Junge zuckte zusammen und drehte sich dann zu ihm rum, einen hilflosen Ausdruck im Gesicht. „Ich weiß nicht welches Bild ich mitnehmen soll“, jammerte er, „ich weiß nicht welches meinem Papa besser gefällt.“

Eine zweite Augenbraue wanderte nach oben bis Severus leise seufzte und fragte, „welche möchtest du denn mitnehmen?“ Er verkniff sich zu sagen, dass Remus die Bilder eh nicht sehen würde, es würde nur dafür sorgen, dass Teddy traurig wurde und Harry würde ihm das dann vorhalten. Darauf hatte er keine Lust. Teddy zeigte ihm jetzt drei Bilder, die er wohl in die nähere Auswahl zog. Alle zeigten mehr oder weniger ihre Familie.

„Warum nimmst du nicht alle Drei mit?“, fragte er schließlich.

Teddy starrte ihn einen Moment an bevor er zu strahlen begann und alle drei Blätter einpackte. „Wir können“, verkündete er fröhlich. Severus konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, er legte eine Hand auf seine Schulter und führte ihn zur Tür raus.

„Dann lass uns gehen. Harry wartet und du weißt ja, wie ungeduldig er ist.“

„Nur wenn du bummelst“, gab Teddy grinsend zurück.

„Ich bummele niemals, ich bin lediglich schwer beschäftigt.“

„Aber Harry sagt, dass du bummelst.“

„Das werde ich nochmal mit ihm bereden aber jetzt los“, sagte Severus, „du willst doch nicht zu spät zu deinem Papa kommen, oder?“

„Nein“, war die klare Antwort des Sechsjährigen.
 

Da flohen mit zwei kleinen Kindern viel zu gefährlich war und Harry sich beim Flohen immer übergab, waren sie schon früh auf Portschlüssel umgestiegen. Severus hatte einen Zauber entwickelt, der Lily fest mit einem von ihnen verband, er wollte die Gefahr nicht eingehen, dass sie irgendwo verloren ging. Genau denselben Zauber wendete er auch auf Teddy an, auch wenn dieser immer wieder sagte, dass er das nicht mehr brauchte weil er schon ein großer Junge wäre. Nur leider biss er da bei Severus auf Granit.

Die Familie Snape wurde schon erwartet, wie immer war Poppy da wenn sie im St. Mungo auftauchten. Und wie immer kam die Medihexe freudig strahlend auf sie zu und umarmte Harry, „Schön euch zu sehen, ihr seit spät.“

„Teddy konnte sich nicht entscheiden welches Bild er für Remus mitnehmen soll“, informierte Severus sie.

„Oh, diese Entscheidung ist auch sehr schwer zu fällen. Zeig mal was du ausgesucht hast“, sagte Poppy, die sich schon vor den Jungen hockte und sich stolz die Bilder präsentieren ließ. „Die sind ja wunderschön, eure ganze Familie.“

Severus schüttelte leicht den Kopf, natürlich so, dass Teddy es nicht sah und schnarrte, „wie wäre es wenn wir zu Remus gehen?“ Er hatte sich angewöhnt ihn beim Vornamen zu nennen, das machte es für Teddy einfacher.

„Wie geht es meinem Papa?“, fragte dieser jetzt.

Mit einem Seufzen erhob sich Poppy, Harry und Severus konnten sich die Antwort schon denken doch Teddy sah sie hoffnungsvoll an. „Dein Papa schläft leider noch.“

„Oh, schade. Aber vielleicht wacht er ja auf wenn wir da sind. Los kommt, wir gehen hin“, plapperte Teddy los. Er griff nach Poppys Hand und zog daran, die Medihexe folgte ihm lachend. Harry, mit Lily auf dem Arm, und Severus folgten ihnen, mehr oder weniger schmunzelnd.
 

Poppy schloss leise die Tür hinter sich und trat neben Severus und Harry, die das Krankenzimmer durchs Fenster hinweg beobachteten. Sie gönnten Teddy immer ein bisschen Zeit allein mit Remus, meistens erzählte der Junge dann was er in den letzten vier Wochen gemacht hatte.

„Gibt es was Neues?“, fragte Harry.

„Nein, völlig unverändert“, seufzte Poppy. Sie warf einen Blick auf Teddy, der scheinbar sehr begeistert erzählte und sagte, „es war eine gute Entscheidung.“

„Natürlich“, sagte Severus nur, mittlerweile hatte er ihre Tochter auf dem Arm, sie versuchte gerade seinen Kragen zu essen. Fast alle ihre Freunde hatten ihnen davon abgeraten Teddy die Wahrheit zu sagen, selbst Harry war unsicher gewesen doch Severus hatte sich durchgesetzt. Mittlerweile waren sich auch alle einig, dass es die beste Lösung war denn Teddy liebte seinen Vater und ihm würde wahrscheinlich immer etwas fehlen wenn sie es ihm verheimlicht hätten. Zudem sie ihm ja auch verboten hatten, einen von ihnen Papa zu nennen. Poppys Blick fiel auf Severus und seinen liebevollen Umgang mit ihrer Tochter, sie runzelte leicht die Stirn.

Severus sah auf und knurrte, „wenn ich deinen Blick richtig deute, fragst du dich gerade ob ich Lily anders behandle als Teddy.“

„Stimmt.“

„Tut er nicht“, antwortete Harry, „er behandelt beide Kinder absolut gleich, nur dass Lily irgendwann Papa sagen darf.“

„Wird sich Teddy dann nicht ungerecht behandelt fühlen?“, fragte Poppy besorgt.

„Nein, wir haben es ihm schon erklärt und wir haben ihm auch gesagt, dass wir ihn genauso lieb haben wie Lily, egal welchen Nachnamen er hat“, sagte Harry lächelnd.

„Wollt ihr ihn adoptieren? Die fünf Jahre sind um, es ginge jetzt auch ohne Remus' Einwilligung.“

„Nein“, war die klare Antwort von Severus.

Er wurde etwas überrascht angesehen und Harry seufzte leise, „du könntest dich ruhig mal genauer ausdrücken.“

„Warum? Die Antwort ist nein.“

„Ja, aber eine Erklärung wäre nicht schlecht“, sagte Harry bevor er sich an Poppy wandte, „wir haben mit Teddy gesprochen und es ihm vorgeschlagen. Aber er möchte es nicht. Er hat gesagt, dass er uns furchtbar lieb hat aber das da ist sein Papa und den will er nicht verlieren.“

„Habt ihr euch mal überlegt ,was ihr macht wenn Remus wirklich wieder aufwacht? Wo wird Teddy dann leben?“

„Bei uns, wo sonst?“

„Und Remus? Er wird sein Kind sehen wollen und Australien ist nicht gerade um die Ecke“, sagte Poppy besorgt.

„Deswegen haben wir ja auch einen Flügel in unserem Haus für ihn vorgesehen“, gestand Harry.

„Ernsthaft?“

„Ja. Vollständig abschirmbar, eine komplette Wohnung für ihn, Teddy und spätere Freundin oder Frau. Zumindest für den Anfang, irgendwann geht Teddy ja sowieso weg um in die Schule zu gehen.“

„Wisst ihr schon auf welche Schule er gehen soll?“

„Nein, dazu haben wir ja noch genug Zeit.“

Poppy nickte und sah wieder zu Teddy, der gerade die Bilder raus holte und sie nacheinander seinem Papa zeigte. Er schien noch immer sehr fröhlich auch wenn Remus einfach nur da lag und in keinster Weise reagierte.

„Er wird irgendwann aufwachen“, sagte Harry plötzlich.

„Hoffentlich.“

Leises Quengeln unterbrach sie, Lily fand den Kragen ihres Papas scheinbar nicht mehr so interessant und forderte jetzt Aufmerksamkeit. „Wir gehen in den Park“, informierte Severus sie und wandte sich schon zum Gehen.

„Viel Spaß“, rief ihm Harry hinterher.

Poppy grinste nur und fragte, „wollen wir zu Teddy?“

„Ja, lass uns zu ihm gehen.“ Zusammen betraten sie das Zimmer, sie würden den ganzen Tag hier verbringen und erst am Abend wieder per Portschlüssel nach Hause reisen. So machten sie es seit über fünf Jahren jeden Monat.
 


 

Ein lautes Pfeifen ließ Severus und Harry hochfahren, die Blicke gingen sofort zu den Kindern, die mit ihnen im Bett lagen. Teddy, der nach einem Alptraum zu ihnen ins Bett gekommen war, schlug gerade die Augen auf während Lily einfach weiter schlief.

„Was war das?“, fragte Harry.

„Der Alarm in unserer Eingangshalle“, erklärte Severus, der schon aufstand und nach seinem Zauberstab griff. Er wirkte allerdings nicht sehr besorgt.

„Wenn das ein Alarm war, warum bist du nicht schon unten? Mit gezückten Zauberstab und alle verfluchend?“, fragte Harry verwundert.

„Weil das der Alarm des Kamins war und das Passwort haben nur sehr wenige Menschen. Keiner davon will uns etwas Böses also wird es einer deiner Freunde sein, der ein Problem hat, welches nicht bis morgen früh warten kann. Kommst du mit? Oder darf ich den Besuch alleine begrüßen?“, fragte Severus mit einem Grinsen.

„Dann verfluchst du ihn“, gab Harry ebenso grinsend zurück.

„Darf ich das auch?“, fragte Teddy jetzt.

„Wenn du einen Zauberstab hast.“

„Severus!“, lachte Harry.

„Genug geredet, los komm, wollen wir doch mal gucken wer uns um diese Uhrzeit so unbedingt sprechen will.“

„Ich will mit.“

Severus wollte etwas sagen doch diesmal kam ihm Harry zuvor, „nein, du bleibst hier. Wir wissen nicht wer da kommt und du musst doch auf Lily aufpassen.“

Teddys Augen wurden groß bevor er ernst nickte und sagte, „ich pass auf sie auf. Ihr könnt ruhig gehen.“

„Du hast den Kleinen gehört, los komm“, sagte Severus und diesmal folgte Harry ihm.
 

Doch es war keiner von Harrys Freunden, der in der Eingangshalle wartete. „Poppy, was machst du denn hier? Was ist mit Remus?“, fragte Harry aufgeregt. Er rannte die letzten Stufen förmlich runter und sah die Medihexe panisch an.

„Keine Aufregung, es ist alles in Ordnung.“

„Was machst du dann um halb zwei in der Nacht hier?“, schnarrte Severus.

Poppy ignorierte den bissigen Unterton und fragte, „soll ich wieder gehen und euch die Neuigkeiten nicht mitteilen?“

„Poppy, es ist halb zwei. Was willst du?“, knurrte Severus genervt.

„Auch wenn mein geliebter Ehemann es sehr unhöflich ausgedrückt hat, muss ich ihm zustimmen. Poppy, was führt dich her? Was ist mit Remus?“, fragte Harry jetzt.

„Um es kurz zu machen, er ist aufgewacht.“
 

Stille hatte sich ausgebreitet, Harry hatte Poppy ins Wohnzimmer gebeten und war dann nach oben gegangen um nach den Kindern zu sehen, Severus wiederum war in die Küche gegangen um Kaffee zu kochen. Auch er war sehr schweigsam, wenn auch aus anderen Gründen. Er mochte den Jungen, er liebte ihn wie einen eigenen Sohn und er wollte ihn nicht verlieren. Natürlich freute er sich für Teddy aber er hatte auch große Angst, dass er den Jungen verlor. Was, wenn Lupin nicht nach Australien ziehen wollte? Wenn er nicht hier wohnen wollte? Wenn er Teddy wieder nach England holte?

Die Gesetze für Werwölfe waren dort nur geringfügig verändert worden. Werwölfen war es mittlerweile gestattet einen normalen Beruf auszuführen aber die wenigsten Arbeitgeber wollten einen Werwolf einstellen. Der neue Wolfsbanntrank, den er vor drei Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte und der auch schon in vielen Ländern kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr an die Werwölfe ausgeben wurde, war in England verboten. Angeblich würde er nicht genauso gut wirken wie der Alte, nein, er war sogar besser. Severus schnaubte leise, als ob er einen unwirksamen Trank verbreiten würde, also wirklich.

Seine Gedanken kehrten zu Lupin zurück, er hatte wirklich Angst, dass er den Jungen nicht mehr sehen dürfte. Sein Verhältnis zu Lupin war nicht gerade das Beste. Aber da war ja noch Harry, ihm würde Lupin den Kontakt nicht verbieten und da konnte er sich ja immer mal mit schmuggeln. Nein, das wollte er nicht. Er wollte sein Patenkind weiter normal sehen, das musste irgendwie zu machen sein. Leise Stimmen drangen an sein Ohr, scheinbar war Harry wieder runter gekommen und so wie es sich anhörte, war er nicht alleine. Severus zauberte noch schnell einen heißen Kakao aufs Tablett und begab sich dann ins Wohnzimmer.
 

„Mein Papa ist aufgewacht, mein Papa ist aufgewacht. Hast du schon gehört? Mein Papa ist wieder wach“, strahlte ihn Teddy sofort an.

Er hüpfte wie ein Flummie auf und ab und bekam sich gar nicht mehr ein. Auch Harry strahlte, er freute sich sichtlich. Schweigend stellte Severus das Tablett ab, schenkte allen ein und setzte sich dann, immer noch sehr schweigsam in seinen Sessel. Poppy und Harry unterhielten sich angeregt und bemerkten erst nach einiger Zeit, dass Severus sehr ruhig war.

„Freust du dich denn gar nicht?“, fragte Poppy.

„Doch.“

„Das sieht nicht so aus.“

„Doch, ich freu mich“, sagte Severus doch seine Stimme klang nicht sehr überzeugend, sein Blick lag auf Teddy. Bis er eine Hand auf seinem Unterarm spürte und auf sah, direkt in das lächelnde Gesicht seines Mannes.

„Du wirst ihn weiter sehen, keine Sorge.“

Severus schwieg doch sein Gesichtsausdruck war eindeutig.

„Remus wird dir Teddy nicht vorenthalten dazu hat der Junge eine viel zu große Bindung zu euch“, mischte sich jetzt auch Poppy ein.

„Hoffentlich“, seufzte Severus leise.

Teddy bekam von diesen düsteren Gedanken nichts mit, er spielte mit Lily und erzählte ihr immer wieder, dass sein Papa wieder aufgewacht war, die beiden Kinder waren erstaunlich munter für diese Uhrzeit.

„Severus, ihr habt euch über fünf Jahre um ihn gekümmert. Er wird ihn euch nicht einfach wegnehmen, das würde Remus seinem Sohn niemals antun“, sagte Poppy jetzt nochmal.

„Hoffen wir es. Wann wollt ihr los?“

„Nun, wir werden wohl ein paar Tage bleiben. Wir müssen noch Sachen packen.“

„Ein paar Tage?“, fragte Severus skeptisch.

„Natürlich. Du kannst nicht erwarten, dass wir Remus kurz besuchen und dann sofort wieder gehen. Severus, ich verstehe, dass du Angst wegen Teddy hast aber er ist sein Vater und uns war von Anfang an klar, dass er zu ihm gehört. Du wirst Teddy nicht verlieren, wir werden ihn nicht verlieren oder glaubst du, ich hänge nicht an dem Jungen?“, fragte Harry.

„Doch, natürlich aber, naja, mein Verhältnis zu Remus ist nicht das Beste.“

„Nicht wirklich, Remus wollte sich schon früher mit dir vertragen aber er hat sich nicht getraut. Ich denke, du machst dir umsonst Sorgen“, mischte sich Poppy ein.

Wieder nickte Severus nur, es war ihm anzusehen, dass ihn die Worte nicht wirklich beruhigten.

„Wo wollt ihr wohnen?“

„Grimmauldplatz oder Spinners End.“

„Ihr habt es wieder eingerichtet?“

„Nein, aber das würde ja schnell gehen. Oder Severus?“

„Wir wohnen solange im Grimmauldplatz, der ist eingerichtet und macht weniger Arbeit. Wir werden wahrscheinlich nicht viel da sein“, sagte dieser, „du und Teddy werden doch eh nur im St. Mungo sein.“

„Du nicht?“

„Nicht die ganze Zeit, ich werde Lily London zeigen oder vielleicht schau ich mal in Hogwarts vorbei.“

„Aber du besuchst Remus?“

„Natürlich.“

„Wann wollt ihr nun los?“, fragte Poppy.

„Sofort“, kam von Teddy, der gerade zu ihnen kam, „können wir sofort los?“

Harry lachte und erhob sich, „ihr habt es gehört, der junge Mann möchte sofort los. Ich würde vorschlagen, Teddy und ich gehen hoch und packen. Poppy, könntest du in den Grimmauldplatz reisen und Kreacher schon mal sagen, dass er uns Zimmer herrichten soll?“

„Natürlich. Kommt ihr dann sofort ins St. Mungo?“

Harry nickte zu Severus, das sollte er entscheiden und ging dann mit Teddy nach oben. Fragend sah Poppy zu dem Zurückgebliebenen, der nur meinte, „wir werden sehen wie wach die Kinder noch sind. Aber ich denke mal, dass wir gleich kommen, Teddy ist viel zu aufgeregt.“

Bevor Poppy antworten konnte, unterbrach sie lautes Geschrei.

„Ist ja gut, ich komme schon. Poppy, du entschuldigst mich, da ist ein kleiner Schreihals“, sagte Severus, der schon aufstand und zu seiner Tochter ging, die auf ihrer Decke lag und jetzt richtig los brüllte.

„Natürlich, ich reise schon vor“, rief Poppy über das Geschrei hinweg. Diesmal nickte Severus nur und die Medihexe machte sich auf den Weg zum Kamin.
 

„Was ist wenn er mich nicht mag?“ Überrascht blieben die Erwachsenen stehen und drehten sich zu Teddy rum, der mitten im Gang stehen geblieben war und sie unglücklich ansah.

„Er ist dein Papa, er mag dich“, sagte Harry lächelnd.

„Aber er kennt mich nicht, vielleicht mag er mich nicht.“

„Er wird dich mögen, ganz sicher.“

„Und wenn nicht?“

Harry ging zu ihm zurück und hockte sich vor ihn, „Teddy, er wird dich nicht nur mögen, er wird dich ganz doll lieb haben, genau wie wir. Er ist dein Papa, er hat dich schon früher lieb gehabt und er wird sich ganz, ganz doll freuen wenn er dich sieht.“

„Wirklich?“

„Ja, natürlich, oder Severus?“

Fragend sah Teddy jetzt zu Severus, der Lily auf dem Arm hatte, dieser lächelte und sagte, „er ist dein Vater, natürlich liebt er dich.“ Doch trotz der Zusicherung schien Teddy unsicher. „Harry, überzeuge den kleinen Fellball davon, dass sein Papa ihn ganz doll lieb hat und ich gehe schon vor und sag Remus hallo“, sagte Severus plötzlich. Nachdem Harry genickt hatte, ging er auch weiter.

Harry zog unterdessen sein Patenkind in die Arme und redete beruhigend auf ihn ein, der Junge war schwer verunsichert.
 

Remus sah auf als es klopfte und rief schwach, „Herein.“ Die Ärzte waren doch gerade erst gegangen und hatten ihn völlig unwissend zurückgelassen. Er wusste nicht mal wie lange er im Koma gelegen hatte, sie hatten ihn nur Stunden lang untersucht und ihm keine einzige Frage beantwortet. Nur eine Nachricht hatten sie ihm überbracht, er war Witwer. Wirklich überrascht war er allerdings als Severus eintrat, mit einem Kleinkind auf dem Arm. Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals und er brachte geradeso ein Wort raus, „Teddy?“

„Auch wenn es mir leid tut Remus aber nein, das ist nicht dein Sohn sondern meine Tochter Lily“, sagte Severus.

„Tochter?“

Severus zog sich einen Stuhl ran und setzte sich. „ja, Tochter.“

„Du hast geheiratet? Was ist mit Harry? Ist er gestorben?“, fragte Remus.

„Ich habe Harry geheiratet, Lily ist unsere Tochter. Wir haben sie vor etwas über einem Jahr adoptiert“, erklärte Severus ruhig.

„Ihr habt geheiratet? Wann? Warum?“

„Vor fast sechs Jahren und das Warum muss ich nicht erklären oder?“

„Du liebst ihn?“

„Natürlich, sonst hätte ich ihn nicht geheiratet.“

„Warte mal, sechs Jahre? Ich habe sechs Jahre im Koma gelegen? Das ist nicht dein Ernst? Severus, bitte sag, dass das ein Scherz war. Ich lag keine sechs Jahre im Koma“, flehte Remus doch Severus nickte nur. Mit einem resignierenden Stöhnen ließ sich Remus in die Kissen zurückfallen und murrte, „das kann doch alles nicht wahr sein.“

„Was haben sie dir eigentlich alles erzählt?“, fragte Severus.

„Nichts, nur, dass Tonks gestorben ist. Nichts weiter, gar nichts. Severus was ist alles passiert?“

„Das wäre zu viel für den Moment und...“

Lily unterbrach ihn quengelnd.

„Schh, du bist jetzt ruhig, jetzt bist du mal nicht dran“, schnurrte Severus leise.

Remus setzte sich wieder auf und beobachtete ihn. „Darf ich?“, fragte er.

„Lieber nicht, sie fremdelt gerade und sie hat ein sehr lautes Organ“, sagte Severus, der jetzt den Zauberstab zog und eine Decke und eine Art Plüschtier herbei zauberte. Er platzierte es neben dem Bett und legte Lily auf die Decke, sofort wurde das Plüschtier in Beschlag genommen und damit war auch wieder Ruhe.

„Du liebst sie“, stellte Remus fest.

„Natürlich, sie ist meine Tochter.“

„Habt ihr noch mehr Kinder?“

„Ja, einen Jungen.“

Remus schluckte, er traute sich nicht zu fragen aber die Ungewissheit machte ihn fertig und so atmete er ein paar Mal tief durch und fragte dann, „weißt du was mit Teddy passiert ist? Wo er abgeblieben ist?“ Er hatte Harry zwar zum Paten gemacht aber egal wie sehr Harry den Jungen liebte, er glaubte nicht, dass Severus einen Werwolf in seinem Haus dulden würde. Wahrscheinlich lebte Teddy in irgendeinem Kinderheim, vielleicht sogar in einer Pflegefamilie und Harry besuchte ihn regelmäßig. Severus würde niemals einen Werwolf in der Nähe seiner Tochter dulden. Er hoffte nur, dass es seinem Sohn gut ging. Wusste er überhaupt, dass er sein Vater war?

„Remus?“ Severus' Stimme riss ihn aus seinen trüben Gedanken, er wurde aufmerksam angesehen.

„Weißt du was?“, fragte Remus leise.

„Ja, tu ich.“

„Was weißt du?“

Severus lächelte leicht und erzählte, „ich weiß, dass dein Sohn gerne Zitroneneis isst und keine Schokolade mag. Ich weiß, dass er lieber Mathe als Englisch hat. Ich weiß, dass er keine Termitensuppe mag aber die Bienenkekse findet er toll. Ich weiß, dass sein Lieblingstier eine kleine gefleckte Fledermaus ist. Seine Lieblingsbeschäftigung ist auf seine kleine Schwester aufzupassen und in Vollmondnächten mit dieser und einem Serval zu kuscheln und zu kämpfen. Ich weiß, dass dein Sohn da draußen vor der Tür steht und sich riesige Sorgen macht, dass sein Papa ihn nicht mag und nicht lieb hat. Und ich weiß, dass seine Paten ihm sein ganzes Leben lang erzählt haben, dass sein Papa ein großer Mann ist und wenn er wieder aufwacht, ganz doll stolz auf ihn sein wird.“

Remus starrte ihn fassungslos an, er brauchte ein paar Momente bis er verstanden hatte, wirklich verstanden hatte, was Severus ihm da gerade sagte. Dennoch konnte er sich die Frage nicht verkneifen, er musste Gewissheit haben, „er lebt bei euch?“

„Ja, seit dem Tag, an dem Harry aus dem Koma aufgewacht ist und die vorläufigen Vormundschaftpapiere unterzeichnet hat“, sagte Severus.

„Er weiß, dass ich sein Vater bin?“

„Natürlich. Was glaubst du von wem die Bilder sind?“

„Bilder?“

Severus sah sich suchend um und fand die Bilder als großen Papierstapel in einem der Regale. Mit einem Handwink ließ er sie zu sich schweben und reichte sie Remus.

„Die sind alle von Teddy?“, fragte dieser fassungslos.

„Also von mir sind sie nicht. Von Harry müssten ein paar Fotos mit dabei sein aber der größte Teil ist von Teddy. Er hat dir jeden Monat ein oder zwei Bilder mitgebracht.“

„Jeden Monat?“

„Wir sind jeden Monat per Portschlüssel her gereist um dich zu besuchen“, erklärte Severus. Jetzt sah Remus fragend auf und Severus fuhr fort, „wir leben nicht mehr in England sondern in Australien.“

„Australien? Noch weiter weg ging es nicht, oder?“

„Nicht wirklich aber wir sind ganz zufrieden.“

„Und Teddy?“

„Wie meinst du das? Er lebt bei uns also lebt er auch in Australien.“

„Wieso Australien?“, fragte Remus während er langsam die Bilder durchblätterte.

„Weil es mein sehnlichster Wunsch war und wir unsere Ruhe haben wollten. Hier in England hätten wir nie in Ruhe leben können, keine Familie groß ziehen ohne ständig von Reportern umlagert zu werden und die miserablen Werwolfsgesetze sind auch ein Grund warum wir gegangen sind“, erklärte Severus.

„Was...?“

Ein Klopfen unterbrach sie, Remus starrte sofort an die Tür, antwortete aber nicht. Es war Severus, der „Herein“, rief. Die Tür öffnete sich, Harry trat ein und hinter ihm, nur sehr zögerlich, kam Teddy rein.
 

Das war sein Sohn? Er war schon so groß, schon sechs Jahre alt. Er sah Tonks ähnlich, die Gesichtszüge waren gleich aber er hatte seine Augen, dasselbe goldbraun. Er sah ihn gerade sehr ängstlich an.

„Remus, es ist schön dich wieder wach zu sehen“, sagte Harry und kam auf ihn zu, umarmte ihn herzlich. Remus lächelte bei der Umarmung, erwiderte sie freudig, wandte sich aber dann wieder zu seinem Sohn, der mittlerweile neben Severus stand und sich an seinem Ärmel fest hielt.

„Hallo Teddy“, sagte er leise.

„Hallo“, kam schüchtern zurück.

Harry musste sich ein Lachen verkneifen, so schüchtern kannte er Teddy nicht und ein kurzer Blick zu seinem Mann zeigte ihm, dass er genauso dachte. „Remus, hast du schon gefrühstückt?“

„Nein. Wieso?“

„Was hältst du davon wenn Severus so nett ist und für uns alle Frühstück holt?“, fragte Harry.

Remus nickte nur während Severus schon aufstand und Teddy kurzerhand auf seinen Stuhl setzte. Als er allerdings gehen wollte, wurde er von Teddy am Ärmel festgehalten. Er hob nur fragend eine Augenbraue.

„Kommst du wieder?“

„Natürlich, wieso sollte ich nicht wiederkommen? Ich hole nur Frühstück“, versicherte Severus, erst dann wurde er los gelassen und konnte das Zimmer verlassen.
 

„Schläft er?“

„Ja“, seufzte Severus während er sich auszog und zu Harry ins Bett kam.

„Es hat sehr lange gedauert.“

„Es ist auch viel passiert heute. Wie hat Remus reagiert?“

„Soweit ganz gut. Ich habe viel heute ausgelassen, es wäre zu viel gewesen“, sagte Harry. Er kuschelte sich an seinen Mann, der die Arme um ihn schlang und ihm einen Kuss auf die Schläfe gab.

„Es war für alle sehr viel.“

„Kommst du morgen wieder mit?“, fragte Harry.

„Nein, ich geh mit Lily nach London.“

„Bist du sicher? Teddy ist sowieso schon sehr verunsichert.“

„Wie meinst du das?“

„Er hat heute gefragt ob wir ihn jetzt nicht mehr haben wollen, er war fast schon verzweifelt“, sagte Harry leise.

„Was hast du gesagt?“, fragte Severus.

„Remus hat geantwortet.“

„Und was?“

„Dass wir ihn nie hergeben werden und dass wir alle eine Möglichkeit finden, dass wir alle zusammen bleiben können. Schließlich liebt er uns doch, da kann Remus doch nicht verlangen, dass er uns verlässt.“

„Hast du ihm schon vorgeschlagen zu uns zu ziehen?“

„Nein.“

„Warum nicht, Harry?“

„Weil wir das zusammen machen sollten sonst glaubt er mir nie.“

Severus lachte leise und fragte, „hast du ihm von Lily erzählt?“

„Nein.“

„Worüber habt ihr eigentlich den ganzen Tag geredet?“

„Über Teddy. Wie er laufen und sprechen gelernt hat, was er gerne macht, was er nicht so gerne macht, der Kindergarten, seine Schule, einfach nur geredet“, sagte Harry, „er hat sich sehr gefreut und ich glaube, sie sind sich näher gekommen.“

„Hm.“

„Severus, wir werden Teddy nicht verlieren.“

„Ich weiß.“

„Worüber grübelst du dann?“

„Ich grüble nicht, ich will schlafen. Falls es dir entgangen sein sollte, war unsere Nacht heute halb zwei vorbei und seitdem sind wir auf den Beinen. Ich bin schlicht und einfach müde“, sagte Severus mit einem Gähnen.

„Dann gute Nacht“, lachte Harry. Er rutschte nochmal ein Stück hoch, gab ihm einen Kuss und kuschelte sich dann an ihn.

„Gute Nacht. Wir schaffen das schon, ob es nun zwei oder drei Werwölfe im Haus sind, ist auch schon egal.“

Harry lachte nur leise und löschte das Licht, ja, sie würden das schaffen.
 


 

Nachdenklich sah Remus zum Horizont, die Sonne würde in wenigen Minuten untergehen und gleichzeitig würde der Mond aufgehen. Es war sein erster Vollmond in Australien und wenn er ehrlich war, hatte er Angst. Er war vor drei Wochen, nur eine Woche nach seinem Aufwachen, nach Australien gezogen, zu seinem Sohn und dessen Familie. Denn für ihn stand von vorne herein fest, dass er Teddy nicht von ihnen trennen würde. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass er gleich bei Harry und Severus einziehen konnte, in eine eigene Wohnung, mit eigenem Kaminzugang, eigenen Passwörtern und einem eigenen Zugang zum Garten. Weder Severus noch Harry betraten seine Wohnung ohne seine Erlaubnis, genauso wenig wie er ihren Flügel ohne Erlaubnis betrat, nur Teddy rannte fröhlich hin und her. Remus lächelte bei dem Gedanken an seinen Sohn, der Kleine war glücklich, richtig glücklich und das war die Hauptsache. Er hörte Schritte hinter sich und drehte den Kopf, „hallo Severus.“

„Bereit?“, fragte Severus.

„Nein, ich habe Angst.“

„Wovor? Der Trank wirkt besser als der Alte und Harry und ich wissen wie wir mit verwandelten Werwölfen umgehen müssen.“

„Du verwandelst dich nicht?“, fragte Remus mit einem Blick auf die Garderobe seines Gegenübers.

„Nein. Ich brauche einige Dinge und die kann ich nur in einer Vollmondnacht sammeln.“

„Teddy wird sehr enttäuscht sein, er hat mir so viel von euren Spielen erzählt.“

„Der Kleine kann heute mit dir spielen, ihr seit gleich groß, da muss er sich nicht zurück halten“, sagte Severus.

Remus nickte nur und meinte, „ich habe trotzdem Angst.“

„Wovor?“

„Ich will weder dich noch Harry verletzen.“

„Wirst du nicht wenn du es nicht willst. Der Banntrank wirkt, keine Angst. Oder glaubst du ich gefährde mich und meine Familie?“

„Nein.“

„PAPA!“, hallte es plötzlich durch den Gang und Sekunden später kam Teddy um die Ecke gerannt.

„Was haben wir zum Rennen im Haus gesagt?“, schnarrte Severus und sofort stoppte der Junge und murmelte, „es wird nur in Notfällen gerannt.“

„Dann halte dich auch daran“, sagte Remus.

Er wurde schmollend angesehen doch dann nickte Teddy und kam in normalem Tempo näher. Er hatte schnell gemerkt, dass er die Erwachsenen nicht gegeneinander ausspielen konnte denn die hatten sich darauf geeinigt, dass sie in der Erziehung an einem Strang ziehen mussten.

„Was ist denn los?“, fragte Remus jetzt.

„Spielst du heute mit mir? Die ganze Nacht?“

„Natürlich. Ich freu mich schon.“

„Spielst du auch mit mir?“, wandte sich Teddy an Severus, der den Kopf schüttelte, „nein, ich muss arbeiten. Vielleicht später. Wo hast du Harry und Lily gelassen?“

„Die kommen gleich, kann ich schon los?“

Es war nicht ersichtlich an wen die Frage gestellt war, Remus sah Severus allerdings fragend an und dieser nickte, „geh schon, sie warten. Lass die Sachen heute bitte hier, sonst müssen wir sie wieder im ganzen Wald suchen.“ Grinsend zog sich Teddy kurzerhand an Ort und Stelle aus und rannte jauchzend in den Wald.

„Erklärung“, forderte Remus, „ich dachte, wir sind allein.“

„Nein, das Rudel kommt.“

„Ein ganzes Werwolfsrudel?“

„Ja.“

„Ist das nicht gefährlich?“

„Nein, sie stehen alle unter Wolfsbanntrank. Wie alle Werwölfe in Australien, die Regierung liefert den Trank kostenlos in alle Reviere und er wird gut angenommen. Zudem bringen sie Welpen mit und das ist für Lily gut“, erklärte Severus als hinter ihnen Schritte laut wurden.

„Aber Lily ist erst ein Jahr alt, sie kann doch noch gar nicht richtig laufen“, sagte Remus verwundert.

„Als Werwolf schon“, antwortete Harry, der mit ihrer Tochter neben sie trat, das Mädchen war schon nackt.

„Gleich geht es los. Remus, wir gehen schon vor damit du dich in Ruhe ausziehen und verwandeln kannst. Du bist keine Gefahr für uns, komm einfach nach“, sagte Harry.

Nachdem der Werwolf genickt hatte, setzten sich Severus und Harry in Bewegung und verschwanden kurz darauf hinter den Bäumen. Remus warf dem Horizont noch einen Blick zu, zog sich aber dann aus und wartete auf die Verwandlung, die nur wenige Momente später einsetzte.
 

Überrascht besah sich Remus seine Pfoten, noch nie hatte er so wenig Schmerzen bei der Verwandlung gehabt und noch nie hatte er so klar denken können. Keine Blutdurst, keine Aggression, nichts, er konnte völlig normal denken. Ein freudiges Heulen hallte über den Wald, es klang jung und er war sich sicher, dass es Teddy war. Und ihm wurde geantwortet, unzählige Stimmen begrüßten ihn und den Vollmond. Etwas regte sich in Remus, er wollte antworten, er wollte dazu gehören und so legte er den Kopf in den Nacken und hoffte, dass sie ihn genauso aufnehmen würden wie seinen Sohn.
 

Harry verfolgte seine Tochter kurz mit den Augen bevor er zu seinem Mann ging und sich vor ihn setzte, er wurde sofort in eine enge Umarmung gezogen. Ein Kuss streifte seinen Nacken. Neben ihnen lag eine Werwölfin, die Tante ihrer Tochter und beobachtete wie Remus sich gegen Teddy und einen weiteren Jungwolf wehrte.

„Severus?“, fragte Harry leise.

„Ja?“

„Bist du glücklich?“

„Was soll die Frage?“

„Beantworte sie doch einfach“, murrte Harry.

„Ja, ich bin glücklich aber was soll die Frage?“, schnarrte Severus, „nein Lily, wir werden nicht angesprungen.“

Harry wandte überrascht den Kopf, ihre Tochter stand geduckt neben ihnen und ließ jetzt deprimiert die Ohren hängen. „Geh spielen“, lachte Harry. Er streichelte kurz über ihren Kopf und schon verschwand sie wieder im Wald.

„Also, warum die Frage?“

„Nur so.“

„Harry.“

„Teddy hat mich gefragt ob du unglücklich bist weil Remus hier ist“, sagte Harry.

„Wie kommt er auf diese Idee?“

„Vielleicht weil mein Mann ein alter Griesgram ist.“

„Daran sollte er sich doch gewöhnt haben aber nein, ich bin nicht unglücklich. Ich habe eine wunderbare Familie, was will ich mehr?“, fragte Severus.

„Wo steht Remus in dieser Familie?“

„Schoßhund?“

„Severus!“

„Er ist Teil der Familie, was auch sonst? Er ist der Vater meines Patenkindes, da gehört er natürlich dazu.“

„Hast du ihm das auch mal gesagt?“

„Muss ich?“

„Müssen nicht aber für Teddy wäre es gut, er macht sich wirklich Sorgen“, sagte Harry.

Hinter ihm seufzte Severus tief und murmelte dann, „ich werde mit ihm reden.“

„Remus oder Teddy?“

„Beiden, zusammen. Wir sind eine Familie.“

„Hm, wir sind eine Familie. Wer hätte sich das damals vorstellen können?“, seufzte Harry und fuhr mit den Fingern sanft über die rechte Hand seines Mannes.

„Niemand. Eigentlich müssten wir uns irgendwann mal bei Albus bedanken.“

„Warum?“

„Hätte er nicht auf das Ritual bestanden, hätten wir uns nie so kennengelernt“, sagte Severus während er ihre Finger miteinander verflocht.

„Wir könnten ihm eine Dankeskarte schicken.“

„Könnten wir.“

„Machen wir aber nicht.“

„Nein, machen wir nicht.“

Harry lachte, so kannte und liebte er seinen Mann. Er kuschelte sich an ihn und beobachtete das Treiben um sie herum.

„Harry?“

„Ja?“

„Ich liebe dich“, schnurrte Severus an seinem Ohr.

Harry seufzte leise, das hörte er viel zu selten von seinem Mann. Er drehte sich in seinen Armen um, schwarze Augen sahen ihn warm und voller Liebe an. Egal, wie oft er diesen Blick sah, er konnte nie genug davon bekommen und er hoffte, dass er sich nie ändern würde. „Ich liebe dich auch“, antwortete Harry schließlich bevor er sich vorbeugte und seinen Mann gefühlvoll küsste. Was um sie herum statt fand, war Nebensache, im Moment zählten nur sie.
 

Der Kuss wurde sehr unromantisch unterbrochen als ein Werwolf im vollen Spielmodus in sie rein krachte. Während Harry nur lachte, fluchte Severus laut und deutlich. Der Werwolf brachte sich in Sicherheit doch Teddy und Remus kamen näher.

„Gut, dann kein romantisches Rumsitzen. Harry, du entschuldigst mich kurz“, schnarrte Severus. Er erhob sich und verschwand im Wald. Remus legte fragend den Kopf schief während Teddy sich vor Freude gerade überschlug.

„Lass dich überraschen“, sagte Harry, „und geh lieber ein Stück zurück.“

Verwundert folgte Remus der Aufforderung als auch schon ein gefleckter Schatten an ihm vorbeischoss und mit Vollspeed dem Werwolf hinterherhetzte, der sie umgerannt hatte. Teddy jaulte laut auf und sprang hinterher, Remus blinzelte nur verwirrt. War das wirklich Severus, der da gerade wild fauchend versuchte einen Werwolf zu verprügeln?

Harry schien seine Gedanken zu erraten denn er lachte und meinte, „ja, das ist mein Mann.“

Remus japste leise und setzte sich neben ihn, eine Hand verirrte sich in sein Nackenfell. Er verfolgte gespannt wie sich Severus schlug und er war sehr gut, er war zwar kleiner und leichter als ein Werwolf aber er war schneller und gemeiner. Gerade jaulte Teddy auf weil Severus ihn in den Schwanz gebissen hatte und jetzt das Weite suchte, sein Patenkind direkt auf den Fersen.

„Mach dir keine Sorgen, sie kennen ihre Grenzen und sie haben unglaublich Spaß. Ich finde es schade, dass ich nur ne Fledermaus bin. Ich wäre gerne etwas Größeres.“

Remus nickte verstehend, legte sich jetzt neben ihn und brummte tief und zufrieden aus der Kehle heraus.

„Ja, ich kann dich verstehen. Das hier ist meine Familie und damit auch deine. Du bist hier sehr willkommen, du hast hier eine Familie wenn du das willst“, sagte Harry sanft.

Er wurde aus goldbraunen Augen dankend angesehen bevor Remus nickte, ja, das wollte er.

Harry lächelte ihn nochmal an, stand aber dann auf und zauberte sich in einen Ganzkörper-Protego, er wurde fragend angesehen.

„Remus, sieh dich um, unsere Familie spielt hier, lass uns mitspielen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, Harry, jetzt steckst du richtig in der Klemme. ;) Es kann sich wahrscheinlich jeder denken, wer ihn da gefunden hat. Und was für ein Tier ist Harry eigentlich geworden? Scheinbar nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Aber gut, vielleicht lernt er daraus und hält sich in Zukunft von unbekannten Tränken fern. :)

*Kuchen, Kaffee und Kakao hinstell* - Mahlzeit!

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Nachwort zu diesem Kapitel:
So, die Sommerferien sind vorverlegt und scheinbar hat Harry seinen Platz für die Ferien schon gefunden, auf Severus` Wohnzimmertisch. ;)

Mal schauen wie das Zusammenleben wird und ob er nicht die ein oder andere Seite an Severus findet, die doch nicht so schlecht ist. Es stellt sich nur die Frage, wie verwandelt er sich zurück? Der normale Rückverwandlungszauber scheint ja nicht zu funktionieren, hoffentlich bleibt er nicht ewig eine Fledermaus.

*Salzstangen und Cola hinstell* - Knabberkram!

Tata. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, Severus und Albus sind sich in dieser Sache ja so gar nicht grün, ob sie noch auf einen Nenner kommen? Und vorallem, wie verkraftet Harry es? Albus wäre bereit ihn zu opfern, ist er dazu auch bereit?

Und dann die Sache mit Narzissa und was ist damals wirklich vorgefallen? Ist an den Gerüchten etwas dran? Und wird er es schaffen Draco auch zu beschützen?

ER hat gerufen, mal sehen wie das Treffen verläuft.

*Pizza und Bier und Cola hinstell* - Mahlzeit.

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Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ich glaube, die Frage wie Severus reagieren wird, ist damit beantwortet. Mal sehen wie es sich weiter entwickelt und ob er Harry verzeihen kann.

Severus ist bei Voldemort aufgeflogen, also haben sie keinen Spion mehr in SEINEN Reihen und sind blind für die Aktionen der Todesser. Hoffentlich wird das nicht noch zu ihrem Nachteil.

Und Harry will nicht mehr kämpfen aber hat er wirklich eine Wahl? Wird er sich für die weiße Seite opfern? Oder wird er seinen eigenen Weg gehen und wer wird ihm dann noch folgen?

So viele Fragen, ich werde besser schnell weiter schreiben.

*Pizza und Cola hinstell* - Die Sorte darf sich jeder aussuchen. Mahlzeit. :)

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Nachwort zu diesem Kapitel:
So. Severus blockt also völlig ab und Harry hat es sich zur Aufgabe gemacht den mürrischen Verteidigungslehrer umzustimmen. Ob er das schafft?

Seine Freunde stehen auf alle Fälle schon mal hinter ihm und auch Albus scheint langsam nachzudenken und vielleicht zieht er irgendwann mal einen anderen Weg in Betracht.

Und was hat Draco eigentlich vor? Er schickt seine Freunde nach Hause um den Trank zu finden aber warum? Was hat er davon?

*Lecker Nudelsuppe da lasse* - Selbst gekocht, mjam. ;)

Tata. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, Harry hat sich also entschlossen eine Nervensäge zu sein und scheinbar geht SEverus auf das Spiel ein, warum sonst sollte er sich immer neue Zauber ausdenken?

Und er hat endlich den korrekten Zaubertrank, ob er ihn wirklich braut? Ob das was bringt? Und ob sie Harry damit helfen können?

Die Malfoys sind aus der Schusslinie, Draco darf das Schloss nicht mehr verlassen aber er ist in Sicherheit. Mal schauen ob Lucius das wirklich ernst meint.

*Apfelstrudel und Cappuccino hinstell* - Kaffeezeit!

Tata. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, die gefürchtete Kerkerfledermaus ist eine Katze. Soll man da lachen oder weinen? :)

Aber sie haben sich ausgesprochen, mehr oder weniger freiwillig und Harry hat mittlerweile zwar noch keinen neuen Weg aber ich denke mal, er ist auf dem besten Weg dahin. Dass seine Freunde Zeit brauchen, ist klar, ist ja auch viel auf einmal.

Aber ob er es jemals schafft ein E zu kriegen? ;)

*Kaffee und Erdbeertorte hin stell* - Bedient euch.

Tata. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, Harry hat also Klartext geredet und Albus sehr nachdenklich gemacht. Gut, dass Severus gleich einen Plan hat aber ob der wirklich funktioniert?

Er hat ein O geschafft, das ist doch toll. Und scheinbar können sie doch sowas wie Freunde werden. Schön, oder? Zumindest beim Training sind sie sich ja noch nicht einig.

Und Draco und Harry sollen sich aussprechen, ob das so eine gute Idee ist? Mal sehen ob das wirklich funktioniert und ob die Häuser wirklich zusammen arbeiten können und werden?

*Kartoffelsalat und Grillwürstchen hinstell* - Grillzeit!

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Nachwort zu diesem Kapitel:
So, da ist Harry jetzt verwirrter denn je. Warum tut Severus das alles? Ist es wirklich wegen Lily oder bildet sich Harry das alles nur ein? Aber in einem hat Severus wohl Recht, es ist nicht gut alles in sich hinein zu fressen.

Die Aussprache mit Draco ist glimpflicher abgelaufen als wohl alle gedacht haben aber hey, sie sind fast volljährig, es herrscht Krieg und da hat man doch wirklich andere Dinge im Kopf als diese kindischen Streigigkeiten, oder?

Mal sehen was bei den Zwillingen rauskommt? Ob er es dann versteht?

*Zwetschendatschie und Kaffee hinstell* - Kaffeetime. :)

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich haben die sich ausgesprochen, mal schauen wie lange diese Freundschaft hält. Sie sind ja doch sehr unterschiedlich und es gibt mehr als genug Hindernisse.

Malfoy-Manor, leer, der Garten abgebrannt und in voller Durchsuchung. Ob sie was finden?

Und ob Severus jemals das O in Zaubertränke anerkennen wird? Schließlich kam es nicht von ihm. :D Und wer klopft um diese Zeit bei Severus an die Tür? Ich glaube nicht, dass es einen guten Eindruck macht wenn Harry früh am Morgen diese Tür öffnet.

*Erdbeer-Apfelstrudel mit Sahne hinstell* - Schleck, lecker.

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich würde sagen, das hat wirklich gesessen. Harry ist also wirklich der Einzigste, der IHN vernichten kann aber er braucht Hilfe, sehr einschneidende Hilfe. Ob er das Ritual wirklich eingeht? Es scheint ja ihre einzige Chance zu sein. Ob Harry wieder für die Allgemeinheit zurücksteckt?

*Kekse und Kakao hinstell* - Bedient euch.

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Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das Geheimnis der Bindung ist gelöst. Wer konnte sich das Pairing denken? Ok, war nicht schwer, oder? Zumindest wenn man meine übrigen Geschichten kennt.

Sie sind noch nicht mal gebunden und haben jetzt schon Probleme, wie sollen sie das Ritual dann erfolgreich absolvieren? Zwei so unterschiedliche Charakter, einer verbockter als der Andere, ob sich die Magie da nicht geirrt hat?

Und Harrys Freunde scheinen nicht sehr begeistert, ob es da noch Probleme geben wird? Harry wird seine Freunde brauchen.

*Zürcher Geschnetzeltes mit Reis und buntem Salat hinstell* - Mahlzeit.

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Sie sind verbunden. Endgültig. Und schon gab es das erste Missverständnis. Zum Glück konnten sie es gleich bereinigen. Aber ich bin mir sicher, dass sie noch genug Probleme haben werden. Sowohl zwischen sich als auch mit ihrer Umgebung, Harrys Freunde waren ja nicht wirklich begeistert von der Idee.

Ob Harry wirklich ein Schwarzmagier ist? Und wenn ja, wird es Konsequenzen haben? Eigentlich sind Schwarzmagier verboten aber wie macht man es dann beim Goldjungen von Dumbledore? Den können sie ja schlecht einsperren. Mhm, ein guter Gewissenskonflikt.

Nun geht die Arbeit für die Zwei erst richtig los aber wie arbeitet man daran sich zu verstehen? Was macht man um sich besser anzufreunden?

*Kopfsalat mit Putenstreifen und Käsewürfeln hinstell* - Mein Mittag, ich teile mit euch. ;)

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Da hat Severus gerade noch die Kurve bekommen, war ja ziemlich knapp und er war auch sehr verletzend. Gut, dass er es aufgeklärt hat aber so kommen sie nicht weiter.

Irgendwo kann einem Harry leid tun, alle erwarten Großes von ihm und er selbst als Person muss hinten anstehen. Ob das noch lange gut geht?

Sollen wir Draco jetzt bemitleiden oder über ihn lachen? Der stolze Slytherin ist ein Plüschtier. :D Mal schauen ob und wann er sich Ron offenbart und vor allem wie er dann darauf reagiert.

*Kakao und Cookies hinstell* - Mal was Süßes.

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Nachwort zu diesem Kapitel:
So, irgendwie ist das erste Üben so richtig nach hinten los gegangen. :( aber sie haben zusammen einen großen Schritt getan, immerhin haben sie die Übung abgeschlossen und Harry wurde ein Teil seiner Angst genommen. Aber wird er wirklich darüber hinweg sehen können, dass Severus ihn scheinbar mag?

Und Harry hat den ersten Schritt auf Severus zu getan und dieser revanchiert sich mit einem Urlaub. Ägypten, auf Harrys Wunsch hin. Ob er wirklich kein Kamel bekommt? ;) Und ob Severus` Plan, sich unter anderen Umständen nochmal besser kennenzulernen, aufgeht?

Dracos Offenbarung steht bevor, sorry aber der Cliffhanger ist einfach zu genial, der musste sein. :D Wir werden im nächsten Kapitel erfahren wie Ron reagiert.

*Kaffee und Johannisbeerkuchen hinstell* - sehr lecker, selber heute gegessen.

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Na, wer hätte mit so einem verständnisvollen Ron gerechnet? Gebt es zu, keiner. Aber hey, seine Erklärung warum nur Draco in Frage kommt, ist eigentlich logisch, oder? Mal schauen wie es sich zwischen Draco und Ron entwickelt denn zumindest von Dracos Seite aus scheint es ja was Ernstes zu sein.

Einfall der Jugendlichen im Hause Snape/Potter. :D Irgendwie tut mir Severus leid. So ein bißchen zumindest aber hey, er hat sich doch sehr zusammen gerissen. Ja, was tut man nicht alles für so ein Ritual.

Der Urlaub beginnt. Und die Sache mit dem Verlies in Gringotts ist auch endlich geklärt. Es geht nicht direkt nach Ägypten sondern der erste Zwischenhalt ist Paris, die Stadt der Liebenden.

Nun, ich glaube allerdings nicht, dass Severus deswegen dorthin fährt, das wäre dann doch etwas zu viel des Guten für Harry. Aber auch so ist Paris eine sehr sehenswerte Stadt und um sich von dem Krieg in England abzulenken, ist sie genau richtig. Mal sehen ob Harry das genauso sieht.

*Pflaumenkuchen mit Sahne und Kakao und Kaffee hinstell* - Lecker.

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Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ich hoffe, ihr seit nicht ganz so enttäuscht, dass ich den Urlaub nicht weiter ausgeschrieben habe aber für mich passt es so. Ein zu langatmiger Urlaub wäre auch langweilig geworden und das Wichtigste ist gesagt worden. :)

Ich hoffe die Stimmung ist gut rüber gekommen, ich denke mal, dass es ein schöner Urlaub war. Leider ist er viel zu kurz aber das sind Urlaube ja immer. ;)

Ob sich jetzt in Hogwarts etwas ändert? Oder fahren sie sich wieder fest? Und was ist eigentlich mit dem Vernichtungszauber? Den muss Harry ja auch noch irgendwann lernen, oder?

*Erdbeertorte mit Sahne hinstell* - Lecker.

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Scheinbar hat Severus von jetzt an einen Zimmernachbarn. ;)

Angriffe zwischen Schülern und das auf einen Zweitklässler, sowas ist unverantwortlich und hoffentlich haben die Schüler aus der Bestrafung gelernt. Nicht, dass Severus noch deutlicher werden muss.

Er bereut die Bindung nicht, soll uns und Harry das zu denken geben? Ist da mehr als nur mögen? Oder sieht er einfach nur das Ritual? Und seine spätere Freiheit wenn Voldemort mal weg ist?

Die erste Übung mit Severus` Magie ist nicht ganz so verlaufen wie sich Harry das vorgestellt hat aber das wird bestimmt noch. Sie müssen nur mehr üben.

Was wird Severus wohl in Harrys Magie sehen? Wo liegt Harrys Problem?

*Linsensuppe mit Wiener Würstchen hinstell* - Mach ich zwar erst am Dienstag aber egal. ;)

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Severus, Lügen und Gefühle unterdrücken, ist nicht sehr gut. Irgendwann wird Harry dahinter kommen und dann ist er bestimmt sauer auf ihn. Vor allem wenn es alle Anderen schon sehen, dass Harry in ihn verknallt.

Und Remus sieht nur, was er sehen will. Diese Vorbehalte an Severus werden ihn irgendwann explodieren lassen und dann möchte ich sehr weit weg sein. O.O

Ob Severus Lucius seinen Aktion von früher jemals verzeihen kann? Er hat ihm mehr oder weniger alles genommen auf Grund von Gerüchten, ob er das wieder gut machen kann.

Und ich möchte auch einen Serval zum kuscheln. :)

*Lecker Schnittchen aus Vollkornbrot mit allen möglichen Belägen hinstell* - mal was Gesundes.

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Hogwarts ist gefallen!

Ob die Todesser es wirklich dem Erdboden gleich machen? Hoffentlich werden ein paar dabei von Trümmern erschlagen. ;)

Harry, Harry, Harry, nicht immer bist du schuld am Niedergang der Welt. Wie Severus schon sagte, sie sind noch nicht so weit.

Aber wie geht es jetzt weiter? Sie müssen das Ritual und den Vernichtungszauber so schnell wie möglich meistern, der Druck wird immer größer und da die Schüler jetzt so eng aufeinander hocken, wird sich die seltsame Beziehung zwischen Harry und Severus nicht lange geheimhalten lassen. Wie werden die Schüler reagieren? Und wie werden sie mit den Reaktionen umgehen?

Aber es ist zum Glück keiner verletzt worden und alle sind erst mal in Sicherheit. Die Frage ist nur, wie lange?

*Soljanka und Toastbrot hinstell* - Ich liebe das Zeug. :)

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Nachwort zu diesem Kapitel:
So, die Bombe ist geplatzt. Die Schüler wissen Bescheid und die Reaktionen waren nicht sehr positiv. Dass Harry da ausgeflippt ist, ist wohl verständlich.

Severus hat ihn gefunden aber bringt er ihn auch dazu wieder zurück zu gehen? Und wenn ja, wie wird Harry mit den Schülern umgehen? Wird er damit zurecht kommen? Oder wird das Ritual daran scheitern?

Hogwarts ist dem Krieg nun endgültig zum Opfer gefallen aber wie ich schon sagte, Gebäude kann man neu aufbauen, Pflanzen neu anpflanzen und wir kriegen auch die Riesenspinnen wieder in den Verbotenen Wald. ;) (Ron wird sich freuen :D)

*Hühner-Nudel-Suppe hinstelle* - selbst gemacht und genau das Richtige bei diesem Wetter, bei mir liegt schon Schnee.

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Er ist wieder da aber irgendwie drücken sich Beide um ein klärendes Gespräch. Aber irgendwann müssen sie miteinander reden.

Ob Severus und Remus wirklich Frieden halten können? Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass Remus das Thema Harry nicht wieder ansprechen wird - wie gesagt, ein Fluch kann sehr heilsam sein ;) - aber ob sie wirklich freundlich miteinander umgehen können?

Blaise hat sich ganz schön verquatscht aber ich denke, er hat es wieder gut gemacht. Ob er ihn wirklich zu Severus schleppt wenn der Vollmond vorbei ist? Zutrauen würde ich es ihm. ;)

*Kekse und Kakao hinstell* - Für die Kinder in uns. ;)

Tata. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Party!!! Sie haben es geschafft. Endlich. Oder? Wurde ja auch Zeit, diese zwei Starrköpfe.

Remus, nimm dir die Worte von Poppy bitte zu Herzen. Der nächste Fluch von Seveus könnte tödlich sein und du solltest an dein Kind und deine Frau denken. Sie brauchen dich und das solltest du nicht mit so unbedachten Aussagen gefährden.

Ob sich Severus an diesen wackeligen Frieden mit Remus hält? Er braut ihm den Trank, er wird ihn nicht beleidigen aber reicht das? Reicht das Harry? Ob er da bei seinem Partner noch was erreichen kann.

Jetzt geht die Arbeit mit dem Ritual weiter, sie müssen schließlich noch dieses winzige Problem namens Voldemort lösen.

Und die wichtigste Frage von allen: Wird Severus jemals das O in Zaubertränke bei Harry anerkennen?

*Lecker Sushi mit Fisch, Gemüse und Krabben hinstell* - ich liebe dieses Zeug. Mjam.

Tata. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So langsam geht es vorwärts aber noch immer ist das Pfauenauge noch nicht komplett. Irgendetwas fehlt noch, der letzte Teil, das wirkliche Verständnis für den Anderen und so nebenbei fehlt auch noch der Vernichtungszauber.

Also haben sie wirklich noch viel Arbeit vor sich, hoffentlich haben sie noch so viel Zeit denn irgendwo schleicht auch noch Voldemort rum. Und so lange wird der nicht mehr still halten.

*Obstteller hinstell* - für die guten Vorsätze. ;)

Lg Demona Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, jetzt mal ehrlich, wer von euch hat noch an Tonks und ihr Kind gedacht? Entgegen des Originales ein Werwolf und damit ist Remus' schlimmster Albtraum wahr geworden. Ob sich Severus wirklich daran halten wird ihm und Teddy den Trank zu brauen? Er arbeitete ja jetzt schon an einem verbesserten Trank aber ob er das auch weiterführt. Vor allem auch nach dem Krieg.

Ich weiß, ihr seit alle enttäuscht vom ersten Kuss aber hey, im Leben ist nicht alles rosarot und romantisch. ;) Und so als Dank ist es doch auch was Tolles.

Das Pfauenauge ist komplett. Kein Gedanke ist mehr geheim, kein Gefühl mehr nur in einem Herzen, jetzt müssen sie nur noch lernen damit klar zu kommen. Denn noch immer kann Harry den Vernichtungszauber nicht also steht ihnen noch sehr viel Arbeit bevor.

Und das Ministerium ist gefallen, damit gibt es keine Bastion mehr der weißen Seite. Hogwarts zerstört, Winkelgasse und Ministerium besetzt, bleibt nicht mehr viel und irgendwann wird sich Voldemort auf die genaue Suche nach den Verschwundenen begeben. Hoffentlich lässt er ihnen genug Zeit um den Vernichtungszauber zu erlernen und vor allem zu beherrschen.

*Apfelkuchen und Kaffee hinstell* - Kaffeezeit. :)

Tata. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jetzt hat Harry also mal einen Vorgeschmack auf die schlechten, privaten Seiten von Severus kennengelernt. Aber er hatte unerwartete Hilfe, scheinbar will Lucius einiges wieder gut machen. Ob es ihm gelingt?

Die ersten Versuche des Vernichtungszaubers. Ähm, ja. Etwas fehl gegangen aber hey, er ist immerhin dunkler geworden. :D

Der zweite Vollmond mit Teddy. So langsam gewöhnt sich Severus an den Winzling aber wie wird das später sein? Wird Teddy Harry wirklich erkennen wenn er größer wird? Oder wird er zu einer GEfahr für seinen Paten? Wir werden sehen.

*Knabberzeug und Cola hinstell* - mal was ganz Ungesundes. ;)

Tata. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Herausforderung ist ausgesprochen, der Termin steht und es wird nur einen geben, der das Schlachtfeld lebend verlässt.

Mal sehen ob sie den Ayers Rock wirklich noch selbst fotografieren können. Und was aus Teddy wird?

*Selbst gemachte Pizza hinstell* - Mjam.

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Der letzte Kampf ist geschlagen, ich hoffe, ihr seit nicht allzu enttäuscht, dass Voldemort so schnell den Löffel abgegeben hat. Jetzt können sich Harry und Severus den wirklich wichtigen Problem zuwenden, unter anderem der Frage, wer wechselt Teddy die Windeln?

*Ganz viel Schoki hinstell* - nicht gut für die Figur aber gut für die Nerven.

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Nein, ich weiß nicht, wann es weiter geht. Tut mir leid. :(

Tata. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Es folgt noch der Epilog. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war's.

Hier nochmal ein großes Entschuldigung für die lange Wartezeit. So etwas wird nicht nochmal vorkommen. Ich werde in Zukunft die Geschichte erst zuende schreiben und dann hochladen.

Ich bedanke mich bei allen Lesern, die es bis zum Schluss durchgehalten haben. Vielen, lieben Dank an euch. Ich hoffe, ihr hattet dennoch etwas Spaß an dieser Geschichte.

Lg Demona Komplett anzeigen

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Von:  ShadowKage
2020-06-08T03:40:35+00:00 08.06.2020 05:40
Und wieder habe ich sie mir durch gelesen. Ich liebe immer noch deine zwei FFs. Und ich könnte sie mir immer wieder durch lesen.
Ich hoffe du arbeitest noch an einer neuen. :)
Ich will mehr von dir lesen!
Ich bin etwas süchzig nach deinen FFs ^^'
Von:  ShadowKage
2019-08-13T18:06:38+00:00 13.08.2019 20:06
Ich habe mir die FF noch mal durch lesen müssen. Ich bin nach so langer Zeit immer noch so begeistert davon. Ich liebe deine Storys und werde mir auch noch mal die andere FF mit den Zaubertrank als Bild durch lesen. Ich liebe sie und hoffe du bringst noch mal so eine tolle FF hervor!
Schade dass du nur Harry x Severus dchreibst. Ich fände nämlich eine Remus x Severus auch super toll. Und mit deinem Stiel wäre es mega!
Bitte schreib weiter. Ich möchte noch mehr von dir lesen 😊😊😊
Antwort von:  demona1984
13.08.2019 20:24
Vielen, lieben Dank. :)

In saecula war sehr schwer zu schreiben, muss ich gestehen. Es hat viel nicht gepasst, nicht zum Stil gepasst oder komplett unpassend. Aber sie ist super geworden. :)

Remus x Severus wird es von mir nicht geben, ich les das Pairing nur selten und schreibe es gar nicht. Tut mir leid.
Ich bin noch in einer Schaffenspause. =)
Antwort von:  ShadowKage
13.08.2019 21:12
Ich find sie trotzdem mega geworden. Und ich könnte beide FFs immer und immer wieder mal lesen. Es gibt nur wenige FFs die mir gefallen.

Das mit Lupin hatte ich mir schon gedacht. Aber so hat jeder seinen geschmack.
Ich bin auf jedenfall auf deine weiteren FFs gespannt x3
Und lass dich nicht hetzen. Ich hoffe ich bekomme mit wenn du was online stellst. 😊
Von:  Tosho
2018-11-07T20:26:41+00:00 07.11.2018 21:26
Oh ich liebe diese Geschichte. So viele Ideen, Spannung bis zum geht nicht mehr, die Gefühle und Situationen. Ich bin ehrlich begeistert. *-*
Von: abgemeldet
2018-10-13T21:14:32+00:00 13.10.2018 23:14
Er hat die Fledermaus sarkastischerweise Harry getauft! Das kam so plötzlich und trocken geschrieben daher, ich konnte nicht anders als laut lachen. Dein Schreibstil ist wirklich sehr erfrischend, fesselnd und steht Rowling in nichts nach.
Von: abgemeldet
2018-10-13T20:29:19+00:00 13.10.2018 22:29
Cool! Ein spannender Beginn, der mich sofort mitgerissen hat. Ich bin gespannt, wie es weiter geht. ;)
Von:  Liaer
2016-08-27T21:32:55+00:00 27.08.2016 23:32
Es ist schon was her das ich die Story gelesen hab...jetzt Werd ich's wieder tun.*-*
Antwort von:  demona1984
28.08.2016 14:28
Dann wünsche ich dir viel Spaß. :)

Lg Demona
Von:  GlacePapillon
2015-09-18T08:40:18+00:00 18.09.2015 10:40
Hi,
ich kann nur eins sagen: Ich lieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeebe diese FF *-*
Noch nie hat mich eine "längere" FF dermaßen gefesselt,dass ich sie innerhalb von 3 Tagen durch hatte,dabei hab ich sie nur auf meinem Weg zur arbeit lesen wollen,ja nix war,mein Freund hatte in der Zeit nur recht wenig von mir,da meine Augen quasi mit dem eReader verklebt waren,
einfach toll,toll,toll.
Ich finde einfach alles genial an ihr,wie sich die Liebe der beiden entwickelt,Harry als Fledermaus (meine Liebe zu den kleinen Dingern ist neu entfacht und mein Freund musste mir versprechen mir nen Plüschtier zum Geburtstag zu nähen)(wobei,das ist schon die 2.Harry Potter FF,die mich veranlasst hat nen bestimmtes Plüschi zu wollen *Krächzi anstarr*)
Ich bin einfach sprachlos,mir fällt nur noch eins ein:
Bitte,bitte,bitte meeeeeeeeeeeeeeeeeeeehr solcher Sev/Harry FFs *-*
Antwort von:  GlacePapillon
18.09.2015 10:43
Ps.Ich lese deine FFs schon länger (wie ich gerade festelle) und bin immer mehr angetan XD einfach toll,toll,toll *Fangirlie Fahne schwenk*,fühle dich ruhig geehrt,ich bin noch nie so angetan von einer FF gewesen,dass ich nen Kommi geschrieben hab >.<
Antwort von:  demona1984
18.09.2015 11:15
Hallo,

Jetzt werde ich rot. ;)

Erst mal Entschuldigung an deinen Freund weil er auf dich verzichten musste, aber mein Mann kennt das, ich bin genauso. :D

Ich freue mich sehr, dass es dir gefallen hat, scheinbar sogar sehr und ja, ich fühle mich geehrt. Jeah, ich habe dich dazu bekommen ein Kommi zu schreiben. Jippieh. Das war es doch wert.

Ich habe bereits vier Plüschfledermäuse, deswegen die Idee aber hey, ein Rabe - ich vermute zumindest, dass Krächzi ein Rabe ist - fehlt mir noch. Sehr gute Idee. :)

Lg Demona
Antwort von:  GlacePapillon
18.09.2015 11:24
Hihi,so schnell kanns gehen,
aber ich hab meinen Freund mir Marshmallows versorgt,da ging es noch.
Ich hab jetzt zwischendrin mal was anderes gelesen,ich denke ich lese die FF aber jetzt nochmal,ich find sie zu toll *-*

Ich bin sonst immer Recht faul,was Kommis betrifft,aber hier konnte ich nicht anders :3

Ich hab mittlerweile 3 Raben,einer davon ist genauso,wie ich mir den aus der FF vorstellte (frag mich nicht nach dem Titel,ich weiß nur noch,dass Harry sich Evan Snape nannte,der Gefährte von Lucius war und Sev sowas wie sein "Ziehvater",letzterer wird im Laufe der FF aus dem Vorhang(wars glaub ich) geschmissen als Kind und hatte halt einen Plüschraben dabei,den er "Krächzi" rief,deswegen war ich so extrem von dem Raben besessen.

Also ja,Krächzi ist ein Rabe :3 Toll,dass ich dich so auf die Idee gebracht hab XD

Ich hoffe,man bekommt noch öfter von dir was zu lesen.

Lg Glace
Antwort von:  demona1984
18.09.2015 11:59
Meine Geschichten machen halt süchtig. ;D

Jetzt will ich auch nen Raben. Menno. Mal sehen wie ich das meinem Mann erkläre. :)

Momentan sieht es etwas mau mit schreiben aus, die Ideen sind gerade in Urlaub also wird es wohl noch ne WEile dauern bis es was Größeres von mir gibt. Ein paar Kleinigkeiten habe ich noch auf dem Rechner.

Lg Demona
Antwort von:  GlacePapillon
18.09.2015 21:44
stimmt allerdings,das machen sie :)
ich habe heute herrlich gelacht,als ich unterwegs wieder die szenen mit harrys anfängen als fledermaus gelesen hab,dieses gequietsche und gefauche,einfach herrlich :3

haha,da hab ich noch glück,mein freund ist auch anime fan,deswegen stehen bei mir auch schon my little pony plüschis rum und auch eine andere,wenn sich da noch was dazu mogelt ist es halb so wild,zumal es ja meine wohnung ist :D

Achsooo,dann hoffe ich mal,dass dennoch bald mal wieder was zu lesen ist,mein kleiner reader und ich freuen uns über so tolles futter :3

LG Glace
Antwort von:  ZhenjaSesshoumaru
04.10.2015 00:57
Der Titel der Geschichte mit Krächzi heißt Hinter dem Vorhang und klein Snape hat kein Plüschtier dabei gehabt. Den das hat Evan aus den Prince Verliesen mit genommen.
Von:  Skulblaka
2015-07-21T16:27:54+00:00 21.07.2015 18:27
Hi!

Das hier wird leider nur ein sehr kurzes Kommentar (ist sonst nicht so meine Art), weil ich gestern und heute deine FF in fast einem Zug durchgelesen habe und müde bin. Ich hoffe es sei mir verziehen. ;)

Also: Fantastisch! Um es mit einem Wort auszudrücken. Es ist schön mal wieder eine Story zu lesen, in der alles ein Bisschen langsamer zugeht. Und vor allem realistischer. Dein Severus Snape hat mir ja schon in "Geliebtes/r Haustier/Ehemann" sehr gut gefallen, weil er so originalgetreu rüberkommt. Ich kenne sehr viele Geschichten in denen er auf einmal gaaaanz lieb ist und das passt einfach nicht zu Rowlings Tränkemeister.
Außerdem finde ich die Hintergrundgedanken, die du dir offensichtlich machst, sehr interessant. Das kann man aus der FF rauslesen.

Verlier nie deinen guten Sinn für schwarzen Humor! Den liest man so selten. XD

Nya, das war´s auch schon. Wir lesen sich sicher wieder!

See ya
Skul
Antwort von:  demona1984
21.07.2015 18:49
Natürlich sei dir verziehen. :D Ich freu mich über jeden Kommi, egal wie lang.

Merkt man irgendwie, dass Severus mein Lieblingscharakter ist? Ne, oder? ;D Nein, im Ernst, so ganz lieb und butterweich passt einfach nicht zu ihm. Auch wenn der Buch-Snape noch ne Spur fieser, sarkastischer ist - halt ein Mistkerl, wie er im Buche steht.

Mein schwarzer Humor ist angeboren, den werde ich nie verlieren. Garantiert nicht. :)

Und natürlich vielen Dank, dass du die Geschichte gelesen hast und sie scheinbar auch sehr gefallen hat.

Wir lesen uns bestimmt wieder.

Lg Demona
Von:  Vegetasan
2015-07-17T00:59:12+00:00 17.07.2015 02:59
Hach ein schönes Ende. Auch wenn ich gerne weiter gelesen hätte. Das mit den Zeitsprüngen hast du sehe schön gelöst.

Ich freu mich auf seine nächsten ff.
Antwort von:  demona1984
17.07.2015 10:41
Vielen lieben Dank. :)

Die nächste, große FF wird wohl noch ne Weile dauern. Ich bin momentan sehr schreibfaul.

Lg Demona
Von:  sesshomaru13
2015-06-21T10:48:31+00:00 21.06.2015 12:48
Super FF!!!!!!!!!!!!!!
Vorallem die Einladung an Voldemort!!!!!!!!!!!!!!

Antwort von:  demona1984
17.07.2015 10:42
Jetzt muss ich doch mal überall antworten.

Vielen Dank. :)

Ob Voldemort die Einladung auch so toll fand? ;) Aber jetzt muss er eh nicht mehr darüber nachdenken.

Lg Demona


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