Zum Inhalt der Seite

In saecula saeculorum

in alle Ewigkeit
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

Wer sehen möchte, wie Harry als Fledermaus aussieht, kann einfach mal nach "Dachsfledermaus" googeln. So sieht er aus. Süß, oder? :)

@prinzess-Azrael: Vielen, vielen Dank. Ich bemühe mich eine sinnvolle Veränderung der Charakter zu schreiben, gut, manchmal ist es nicht immer möglich aber ich versuche es.
Naja, ich verstehe Albus schon. Er kämpft immerhin schon so lange gegen Voldemort und glaubt halt an die Prophezeiung, da ist es schwer sich auf einen neuen Weg einzustellen. Vorallem, wenn keiner eine Idee für einen neuen Weg hat.

@Kaya: Severus ist halt, wie er immer ist. ;) Aber ich kann ihn verstehen, er fühlt sich halt so richtig verarscht und ist beleidigt. Aber hey, wer kann dem Charme einer gefleckten Fledermaus widerstehen? ;)
Hm, was soll der arme Draco da planen? Er ist auch erst sechzehn und hat genauso keine Chance gegen Voldemort wie Harry, leider.

@mimaja56: Nein, hast du noch nicht. :) Im Zweifel für den Angeklagten - Severus würde das wohl nicht so sehen. Er ist halt verletzt und fühlt sich gedmütigt, mal sehen ob das wieder wird. Aber ich denke mal, er wird ihm irgendwann schon noch die Chance geben sich zu erklären.
Bei Albus, joah, es ist halt schwer einem Sechzehnjährigen zu glauben, der bis jetzt immer das gemacht hat was man ihm sagt, oder? U

@annette-Ella: Immer wieder gerne, ich liebe Nudelsuppe. :) Dann will ich dich nicht länger auf die Folter spannen und ganz schnell weiterschreiben.

So, und weiter geht`s ... Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 5

Eine knappe halbe Stunde später saßen die Gryffindors im Jungenschlafsaal und sahen Harry fragend an. Doch dieser druckste etwas rum bis Seamus der Geduldsfaden riss, „jetzt sag endlich was hier los ist und warum du als Fledermaus umherfliegst?“

„Du hast dich nochmal verwandelt? Harry, weißt du eigentlich wie gefährlich das ist? Was ist, wenn du dich nicht wieder zurückverwandelt hättest?“, fuhr Hermine ihn sofort an doch man hörte die deutliche Sorge aus ihren Worten heraus.

„Ich wollte es doch nur mal versuchen...“

„Harry!“

„Ja, Hermine?“

„Ach, dieser Junge macht mich wahnsinnig.“

So wirklich ernst konnte ihren Einwurf niemand nehmen, Neville tätschelte ihr mitfühlend die Hand während Ron fragte, „also, warum sind wir hier?“

„Weil ich ab morgen offiziell an einem geheimen Ort bin um dort für den Kampf gegen Voldemort zu trainieren. Ich werde nicht am Unterricht teilnehmen oder an den Mahlzeiten, ok, vielleicht häng ich mal an der Decke aber da ist mitschreiben immer so schwierig. Deswegen brauche ich euch“, erklärte Harry seinen Freunden.

„Warum?“, fragte Seamus schließlich.

„Naja, jemand muss für mich mitschreiben.“

„Das meinte Seamus glaub ich gar nicht, er will wissen warum du das machen willst. Warum willst du als Fledermaus in Hogwarts bleiben?“, fragte Dean.

Harry zögerte einen Moment und seufzte dann, „ihr werdet es nicht verstehen.“

Es folgte einen Moment der Stille bevor Hermine leise sagte, „es ist wegen Snape, oder?“ Unsicher nickte Harry.

„Du hast Recht, ich versteh es nicht“, gestand Ginny.

„Ich auch nicht“, kam von Ron, Seamus und Dean stimmten ihm sofort zu.

Lediglich Neville und Hermine sahen ihn aufmerksam an und der Junge meinte, „so wirklich versteh ich es nicht aber ich glaube, so im Ansatz kann ich dich verstehen.“ Jetzt sahen alle etwas verblüfft zu Neville und dieser sagte, „ihr versteht auch nicht was ich an Theo finde.“

„Ja, aber Theo ist so alt wie wir. Snape könnte Harrys Vater sein und er ist ein furchtbares Ekel.“

„Danke Ron, das wollte ich jetzt hören und nein, ich will immer noch nichts von Snape“, sagte Harry.

„Aber warum dann diese Scharade?“

„Ich habe einen anderen Severus Snape kennengelernt, er mochte mich. Er war völlig anders als ihr ihn kennt, ein Unterschied wie Tag und Nacht und ich werde es nicht hinnehmen, dass er mich jetzt so behandelt. Ich versteh es nicht und ich weigere mich es zu akzeptieren“, sagte Harry leise.

„Was sagt Professor Dumbledore dazu? Weiß der überhaupt was davon?“

„Ja, er weiß es. Von ihm kam die Idee mit dem Trainingslager. Er lässt mich machen.“

„Wie lange?“, fragte Ron.

Unschlüssig zuckte Harry mit den Schultern und sagte, „ich weiß es nicht. Aber ich will es wenigstens versuchen. Also, helft ihr mir?“

„Natürlich, wir sind deine Freunde. Wie stellst du dir das alles vor?“, fragte Hermine während der Rest nur nickte. Harry strahlte sie förmlich und begann dann seinen Plan vor seinen Freunden auszubreiten.
 

Severus sah auf als es an seiner Tür klopfte, wer wollte um diese Uhrzeit noch etwas von ihm? Es war fast Mitternacht also konnte es kein Schüler sein, blieben die Lehrer oder Albus. Mit einem Schnauben legte er das Buch weg und erhob sich.

„Mr. Malfoy, was wollen sie um diese Uhrzeit hier? Ist ihnen bewusst, dass sie eigentlich im Bett liegen sollten? Was sollte mich davon abhalten ihnen hier und jetzt Punkte abzuziehen, egal ob Slytherin oder nicht?“, brauste er wenige Momente später auf.

Der blonde Junge vor ihm zuckte kurz zusammen, sein Blick irrte gehetzt in die Dunkelheit bevor er raunte, „meine Mom hat mir alles erzählt. Darf ich reinkommen?“

Severus seufzte innerlich auf, er hatte gewusst, dass Narzissa ihren Mund nicht halten würde aber ehrlich gesagt, hätte er eher damit gerechnet. „Komm rein.“
 

„Tee?“

„Gerne, danke.“

Severus verschwand kurz in seiner Küche während sich Draco in einen Sessel vor den Kamin setzte, das dicke Buch vor sich an die Brust gedrückt.

„Milch? Zucker?“

„Honig?“, fragte Draco leise.

„Natürlich.“

Severus stellte den Honigtopf auf den Tisch und setzte sich. „Was führt dich her, Draco?“

„Das hier“, sagte Draco während er das Buch über den Tisch schob.

„Was ist das?“

„Ein Buch, in dem wahrscheinlich der Trank steht, den Potter ruiniert hat. Ich habe die Seite markiert.“

„Woher hast du das?“, fragte Severus, die Augen allerdings auf das Buch gerichtet. Schon die ersten Zeilen zeigten ihm, dass es sich wirklich um den gesuchten Zaubertrank handelte.

„Pansy hat es auf dem Dachboden ihrer Großmutter gefunden.“

„Parkinson? Was hat sie auf dem Dachboden gesucht?“, fragte Severus.

„Genau diesen Zaubertrank.“

Jetzt hatte Draco die ungeteilte Aufmerksamkeit des Mannes vor ihm, schwarze Augen sahen ihn kalt und abschätzend an. „Wieso sollte Miss Parkinson diesen Zaubertrank suchen?“, schnarrte er.

„Weil ich es gesagt habe“, gab Draco leise zu.

„Warum hast du es gesagt?“

Draco seufzte tief durch und erklärte, „weil ich Dumbledores Geschichte nicht geglaubt habe. Deine Reaktion im Klassenzimmer bei Potters Rückverwandlung, deine beschissene Laune in den Tagen danach und die Tatsache, dass Potter immer dieselbe Note in Verteidigung bekommt und jetzt sogar deinen Unterricht schwänzt.“

„Du bist gut informiert. Woher weißt du von meiner Reaktion? Es waren nur Gryffindors anwesend.“

„Theo ist etwas enger mit einem Löwen befreundet.“

„Wie nah?“

„Sehr nah, vermute ich. Ich möchte die Details gar nicht wissen“, sagte Draco mit einem leichten Schaudern.

Severus zog eine Augenbraue nach oben und beschloss dieses Thema vorläufig auf sich beruhen zu lassen, ein anderes Thema interessierte ihn jetzt viel mehr. „Was genau hat dir deine Mutter alles erzählt?“

„Alles.“

„Wirklich alles?“

„Ja. Sie hat mir erzählt, dass du mein Pate bist. Von ihrer Sorge wegen IHM. Von deinem Versprechen und von deinem Angebot, dass ich immer zu dir kommen kann wenn ich Probleme habe“, sagte Draco.

„Hat sie dir auch erzählt warum ich nie dein Pate sein durfte?“, fragte Severus schneidend.

Draco schluckte leicht, nickte aber dann.

„Glaubst du es?“

„Nein“, kam sofort und ohne jegliches Zögern, „und ich frage mich, warum meine Eltern es geglaubt haben.“

„Das können dir nur deine Eltern erklären. Draco, warum bist du hier? Warum hast du deine Freunde nach diesem Trank suchen lassen?“, fragte Severus, jetzt sichtlich entspannter.

„Naja, mich würde die wirkliche Geschichte hinter dieser Aktion interessieren. Wie gesagt, es passt nichts zu dem, was Dumbledore erzählt hat und ich will wissen, warum wir angelogen werden.“

„Das erklärt nicht warum deine Mutter ihr Versprechen gebrochen hat und dir alles erzählt hat.“

„Wegen IHM.“

„Was ist los?“

„ER will mich sehen. Weihnachten. Nach SEINEN Worten, etwas ganz Besonderes“, sagte Draco. Seine Stimme zitterte leicht.

„Weiß dein Vater davon?“

„Ja.“

„Was hat er zu dir gesagt?“

„Nichts, absolut gar nichts. Severus, ich habe Angst. Ich will kein Todesser werden, verdammt, ich bin sechzehn.“

„Was erwartest du von mir?“

„Hilfe?“

Severus seufzte tief auf, er sah die Tränen in den grauen Augen, der Junge zitterte vor Angst. „Draco, Weihnachten ist in zwei Wochen. Warum bist du nicht früher gekommen?“

Unschlüssiges Schulterzucken.

„Ich kann dir nicht alleine helfen und vor allem was ist mit deiner Familie?“, fragte Severus, der das Buch jetzt erst mal weglegte. Momentan gab es Wichtigeres als diesen Trank.

„Wie meinst du das?“

„Denk nach. Was macht ER mit deinen Eltern wenn du plötzlich nicht mehr auftauchst?“ Draco wurde sehr blass und er fuhr fort, „genau das. Entweder deine Familie hält zusammen oder ihr müsst mit Toten rechnen.“

„Meine Mom wird einwilligen aber mein Dad...“

„Er hat Angst, ich weiß.“

„Was machen wir jetzt?“

„Du gehst zurück in deinen Schlafsaal, ohne Umwege. Ich will dich morgen früh pünktlich beim Frühstück sehen. Solltest du heute Nacht noch Nachricht von irgendjemanden bekommen, kommst du sofort zu mir“, befahl Severus.

„Und du?“

„Ich gehe zu Albus.“

„Aber...“

„Nein Draco, das schaffen wir nicht alleine. Ich weiß, du magst Albus nicht, genauso wie Lucius und Zissa aber ohne ihn habt ihr keine Chance.“

„Was wird er verlangen?“

Severus grinste leicht und schüttelte den Kopf, „er ist kein Slytherin, er tut auch Dinge ohne Gegenleistung. Draco, keine Diskussion. Geh ins Bett, wir sehen uns morgen im Unterricht und bis dahin weiß ich mehr.“

Unsicher nickte Draco und erhob sich, genau wie Severus, der ihn noch bis zur Tür brachte. Dort hielt der Junge nochmal inne und drehte sich zu ihm um, „darf ich wiederkommen? Also, auch wenn ich keine Probleme habe?“

„Warum?“

„Du bist mein Pate, meinst du nicht, wir könnten endlich mal etwas Zeit zusammen verbringen?“

„Willst du das?“

„Ja, sonst würde ich nicht fragen. Also?“

„Gerne“, sagte Severus, ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, „und jetzt ab ins Bett.“

„Gute Nacht, Severus.“

„Gute Nacht, Draco.“

Damit verabschiedete sich der Junge während Severus das Buch holte und sich auf den Weg zu Albus machte. Es war mitten in der Nacht und dennoch war er sicher, dass er Albus nicht stören würde.
 

Es war fast vier Uhr bevor Severus sich wieder in seinem Quartier einfand doch von Müdigkeit war ihm nichts anzumerken. Das Gespräch mit Albus hatte seiner, eh schon schlechten Laune, nicht gerade geholfen aber immerhin war er dazu bereit mit den Malfoys zu reden. Vorausgesetzt er würde diesen alten Starrkopf Lucius dazu bringen mit ihm zu reden. Leider hatte Severus auch schon einen Plan um ungesehen an ihn ran zukommen, es war eigentlich nur eine Frage der Worte. Fluchend, schimpfend und leicht verzweifelt stiefelte Severus in seinem Wohnzimmer auf und ab, er konnte und wollte sich nicht beruhigen. Sein Blick fiel auf das Buch, welches Draco gebracht hatte. Schnell war es aufgeschlagen und das korrekte Rezept lag vor ihm.
 

„Potion del Bestiarius – Der Trank des Tieres
 

Zutaten:
 

- 2 Unzen Alraune – getrocknet, als Pulver zerstoßen

- 0,5 Unzen Einhornhorn – als Pulver zerstoßen

- 14 Florfliegen

- 1 Mondstein – kleinste Größe

- Saft von 2 Schlafbohnen

- 3 Unzen Dracheneischalen – zerstoßen, Geschlecht entgegen des Anwenders
 

Zubereitung:
 

- Kessel, Silber, Größe 2, mit Wasser füllen und übers Feuer hängen

- Florfliegen hinzufügen, acht mal im Uhrzeigersinn umrühren, vier mal gegen den Uhrzeigersinn rühren

- 10 Minuten köcheln lassen, Farbe sollte dunkelgrün sein

- die Alraune und das Einhornhorn hinzufügen

- vier mal im Uhrzeigersinn rühren, 1 Stunde köcheln lassen

- Schlafbohnensaft hinzufügen, 13 mal im Uhrzeigersinn umrühren

- 3 Stunden köcheln lassen, Farbe sollte hellblau sein

- den Mondstein hinzufügen, fünf mal gegen den Uhrzeigersinn umrühren

- stark aufkochen, Farbe sollte dunkelblau sein

- die Dracheneischalen hinzufügen, vier mal im Uhrzeigersinn rühren, drei mal dagegen

- 1 Stunde köcheln lassen, Farbe wechselt über violett zu rot

- 30 Minuten abkühlen lassen, Verwendungsbereit
 

Warnung:
 

Dieser Trank kann zu permanenter Verwandlung führen. Eine Rückverwandlung kann unter Umständen erschwert bis unmöglich sein. Der Trank sollte daher nur von absoluten Experten angewendet werden und nur als allerletzte Alternative zum Animaguszauber.
 

Sollte der Trank korrekt gebraut werden, so benötigt die erste Rückverwandlung die Hilfe eines weiteren Zauberers. Dieser muss den folgenden Spruch anwenden, „Assumera primeniatus figura.“
 

Sollte die Rückverwandlung auf anderem Wege herbeigeführt werden, so kann es zu schwerwiegenden Komplikationen, tödlichen Teilverwandlungen oder tierischen Überbleibseln kommen. Solche Dinge sind in den, bis jetzt dokumentierten Fällen, von permanenter Dauer.
 

Jede weitere Verwandlung erfolgt per Willenskraft, genau wie bei der Animagusverwandlung. Genau wie beim Animagus wird nur der Körper verwandelt, künstliche Prothesen werden nicht mit verwandelt und bei inneren Prothesen ist darauf zu achten, dass es zu schweren Verletzungen bei der Verwandlung kommen kann. Doch im Gegensatz zur Animagusverwandlung wird auch die Bekleidung nicht mit verwandelt, man sollte die Verwandlung daher am besten nackt oder nur mit leichter Bekleidung durchführen. Ansonsten kann es – gerade bei der Verwandlung in extrem große oder kleine Tiere – zu Problemen führen.
 


 

Mit einem Handgriff hatte Severus das Pergament von Harry in der Hand, die Unterschiede waren gravierend. Es war ein Wunder, dass der Junge sich überhaupt zurückverwandelt hatte. Allein die Fehler in den Zutaten hätten ihn das Leben kosten können. Aber das erklärte noch immer nicht warum er gegen die Zauber immun war. Severus runzelte kurz die Stirn und trat dann an eines der Regale rann. Er musste die einzelnen Zutaten und ihre Wechselwirkungen nachschlagen, zudem die falsche Zubereitung des Trankes, irgendwo musste es eine Lösung geben warum der Junge zauberresistent war. Den korrekten Trank würde er auch benötigen, allerdings würde er ihn erst am Wochenende brauen. Da hatte er Zeit und Ruhe. Hoffentlich war bis dahin auch das Problem mit den Malfoys gelöst. Dazu musste er allerdings diesen elenden Sturkopf überzeugen. Seufzend legte Severus das Buch und das Pergament weg, er musste nachsehen ob er noch Vielsafttrank hatte.
 

Das Frühstück kam viel zu früh, zumindest für Severus' Geschmack. Er war noch mitten in den Vorbereitungen gewesen als ihn eine Hauselfe darüber informierte, dass es Zeit zum frühstücken wäre. Einen Aufputschtrank später machte er sich auf den Weg in die Große Halle, irgendwie würde er den Unterricht heute schon noch durchbringen. Er hatte heute schließlich nur Erst- und Zweitklässler, das würde zu schaffen sein. Doch bereits der erste Schritt in die Halle sagte ihm, dass mal wieder irgendetwas nicht stimmte. Sein erster Blick galt seinem Haustisch, erleichtert sah er die blonden Haare seines Patenkindes. Sein zweiter Blick galt dem Gryffindortisch und tatsächlich, nur zwei Teile des goldenen Trios waren anwesend. Innerlich seufzend begab er sich auf seinen Platz, das konnte einfach nichts Gutes bedeuten.
 

„Severus, guten Morgen, mein Junge.“

„Albus.“

„Du siehst aus als hättest du nicht geschlafen“, sagte Albus lächelnd.

„Was du nicht sagst. Albus, willst du etwas von mir?“

„Ich müsste mit dir über Mr. Potter reden.“

„Nein. Wir können über jedes Thema gerne plaudern aber nicht darüber. Mir ist aufgefallen, dass er mal wieder nicht da ist und es ist mir egal. Wie du sicher weißt, habe ich genug andere Schwierigkeiten und wenn ich die gelöst habe, Weltfrieden herrscht und ich irgendwo in der Sonne Urlaub machen kann, dann überlege ich mir ob wir über Mr. Potter reden können. Keine Sekunde früher“, schnarrte Severus bevor er sich demonstrativ seinem Kaffee zuwandte.

Albus sah ihn einen Moment traurig an, nickte aber dann und sagte, „Ich werde dich an diesen Zeitpunkt erinnern.“

„Stellt sich die Frage wo Mr. Potter ist“, warf Minerva jetzt ein, „das scheinen sich auch die Schüler zu fragen, mal wieder. Albus?“

„Ich werde es gleich erklären, lass die Kinder doch erst mal in Ruhe essen.“

Von Severus kam nur ein unterdrücktes Schnauben.
 

Wenig später erhob sich Albus und bat um Ruhe, langsam wurden alle Gespräche eingestellt und alle Köpfe wanden sich ihm zu. Bei den Gryffindors sah er deutliche Sorge. „Liebe Schüler, wie allen Anwesenden aufgefallen sein sollte, ist Mr. Potter nicht anwesend. Er hat Hogwarts vorübergehend verlassen um an einem Training durch das Ministerium teilzunehmen. Er steht in schriftlichen Kontakt mit der Schulleitung und den Lehrern. Mr. Potter geht es sehr gut. Jetzt wünsche ich ihnen einen schönen Schultag“, sagte Albus laut.

Fassungsloses Gemurmel setzte ein, die Slytherins waren die Ersten, die sich erhoben um in ihren Unterricht zu gehen. Am Längsten blieben die Gryffindors sitzen, aufgeregt wurde diskutiert. Sie konnten nicht glauben, dass Harry sie einfach so verließ ohne ihnen etwas zu sagen. Selbst seinen besten Freunden hatte er nichts gesagt, die waren genauso fassungslos wie die Anderen.
 

Er hasste Kinder. Naja, eigentlich nicht aber Schüler, ja, Schüler hasste er mittlerweile abgrundtief. Vor allem wenn man Hufflepufferstklässler hatte. Severus schüttelte leicht den Kopf während er um die letzte Ecke vor seinem Quartier bog und schon erwartet wurde. „Mr. Malfoy, was kann ich für sie tun?“, schnarrte er.

„Ich hätte noch eine Frage wegen dem Aufsatz in Verteidigung“, gab Draco sofort zurück.

„Hat das nicht Zeit bis zur nächsten Stunde?“

„Ich wäre ihnen sehr verbunden wenn sie mir die Frage jetzt beantworten könnten. Dann kann ich den Aufsatz besser schreiben.“

Severus schnaubte leise und murrte, „Dann kommen sie halt rein.“ Damit öffnete er die schwarze Holztür und ließ den Schüler eintreten.
 

„Draco, was willst du schon wieder hier?“, fragte Severus, kaum, dass die Tür hinter ihnen ins schloss gefallen war und sich die Schutzzauber aktiviert hatten.

„Was gibt es Neues?“

„Ich habe mit Albus geredet, er ist dazu bereit deinen Vater anzuhören. Er kann nichts versprechen aber er wird euch nicht wegschicken wenn es Lucius ernst ist. Draco, es hängt an deinem Vater.“

„Was ist wenn er Nein sagt? Was wird dann aus mir und meiner Mutter?“, rief Draco aufgebracht. Er begann unruhig auf und ab zu gehen bis Severus ihn an der Schulter packte und zu sich umdrehte. Er wurde fast schon panisch angesehen aber es war offensichtlich, dass sich die Angst nicht gegen ihn richtete.

„Draco, hör mir zu.“

„Aber meine Mom und...“

„DRACO!“ Der Junge zuckte zusammen und sah ihn jetzt richtig an. „So, tief durchatmen. Beruhig dich erst mal, dir wird nichts passieren. Ich werde mit Lucius reden und eigentlich sollte ich längst auf dem Weg sein. Selbst wenn Lucius weiter so stur bleibt, musst du nicht nach Malfoy-Manor zurück, dann bleibst du einfach hier. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Hast du mich verstanden?“, fragte Severus ernst.

Es dauerte einen Moment bis Draco nickte.

„Gut, dann gehst du jetzt zurück in deinen Gemeinschaftsraum und bleibst dort. Wenn ich etwas weiß, werde ich mich melden. Also Abmarsch.“

Diesmal kam die Reaktion wesentlich schneller, Draco nickte und ging dann Richtung Tür. Auf halben Weg hielt er inne und drehte sich nochmal um, „danke, Severus.“

„Nichts zu danken, Abmarsch. Ich habe heute noch was vor.“ Diesmal verschwand Draco wirklich und Severus begab sich schleunigst in sein Labor. Er hatte wirklich noch Vielsafttrank in seinen Vorräten gehabt und jetzt machte sich eine sehr private Sammlung nützlich. Irgendwann hatte er angefangen Haare von verschiedenen Personen zu sammeln, immer wenn sich die Gelegenheit ergeben hatte, hatte er sie mitgenommen. Teilweise waren sogar Blut- und Gewebeproben in seine Hände gefallen und das alles lagerte in speziellen Phiolen, mit einem Erhaltungszauber versehen und fein säuberlich beschriftet. Sein Blick wanderte über die Phiolen bis er die Richtige hatte.

„John Dawlish.“

Er grinste leicht, der Auror würde ihm heute gute Dienste erweisen und das obwohl er momentan in Frankreich unterwegs war. Zumindest hatte das Albus gesagt. Er war halt einfach ein paar Tage eher wiedergekommen, es musste einfach klappen denn heute war eine Versammlung des Zaubergamot und in diesem hatte Lucius einen Sitz. Die Chance ihn zu erwischen war da am Größten.
 

Keine halbe Stunde später bewegte sich Severus durch das Ministerium, keiner behelligte ihn, einige grüßten ihn, was er natürlich erwiderte aber niemand sprach ihn wirklich an. Aber das hatte er auch nicht erwartet. John Dawlish galt als Paradebeispiel eines Aurors, der Inbegriff von Disziplin und Gehorsam. Jeder erwartete, dass er in irgendeinem wichtigen Auftrag unterwegs war und auf eine Störung sehr ungehalten reagieren würde. Genau das kam Severus jetzt sehr zugute denn er wollte das Ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen, er Hasste es unter dem Einfluss von Vielsafttrank zu stehen. So schnell er konnte durchquerte er das Atrium und wandte sich zur Treppe, er Hasste die Lifte fast genauso wie den Vielsafttrank und so nutzte er die Treppe um die zwei Stockwerke nach unten zu überwinden.
 

Die Tür zum Obersten Gerichtssaal war noch verschlossen also lief die Sitzung noch. Severus fluchte leise, er hatte zwar einen entsprechenden Vorrat an Trank mitgenommen aber er wollte sich hier so kurz wie nur irgendwie möglich aufhalten. Doch jetzt blieb ihm keine andere Wahl als zu warten und zu hoffen, dass Lucius wirklich an der Versammlung teilnahm. Er überlegte kurz und kam zu dem Schluss, dass er sich ziemlich sicher war, dass Lucius teil nahm. Er sah sich kurz um und verschwand dann in einer dunklen Nische, hier würde ihn so schnell keiner finden.
 

Fast eine Stunde und einen weiteren Schluck Vielsafttrank später öffnete sich die Tür und Hexen und Zauberer strömten an ihm vorbei. Er war absichtlich ins Licht getreten, man grüßte ihn aber sprach ihn nicht näher an. Auch Lucius wollte einfach an ihm vorbei marschieren.

„Lord Malfoy, ich müsste Sie kurz sprechen“, schnarrte Severus in seiner ganz eigenen Stimmlage.

Lucius stockte mitten im Schritt, er musste seinen Tonfall einfach erkannt haben und so nickte er auch nur stumm und bedeutete ihm vorzugehen.

Severus hatte die ganze Zeit überlegt wo er am besten mit ihm reden konnte und hatte sich für die direkte Art entschieden. Sein Weg führte ihn wieder ins Atrium und von dort an die Oberfläche von Muggellondon. Er drehte sich zu Lucius um, dieser wollte gerade den Mund aufmachen um etwas zu sagen als er ihn am Arm packte und einfach disapparierte.
 

„Was soll das? Wo sind wir?“, fauchte Lucius aufgebracht als sie sich wieder zusammengesetzt hatten.

„Godric's Hollow“, gab Severus zurück.

„Was soll ich hier, Dawlish?“

„Snape.“

Die grauen Augen seines Gegenüber weiteten sich geschockt bevor er sich fast schon panisch umsah.

„Hier ist keiner, die Todesser meiden diese Gegend. Komm, wir müssen reden“, schnarrte Severus und winkte ihn mitzukommen. Lucius zögerte einen Moment, folgte ihm aber dann.
 

Wenig später standen sie in den zerstörten Ruinen, in denen ihr Lord vor sechzehn Jahren gestorben war. „Was soll ich hier, Severus? Wenn ER mitbekommt, dass ich überhaupt mit dir rede, bin ich tot“, knurrte Lucius.

„Wenn du wieder zu IHM zurück gehst, bist du auch tot“, schnarrte Severus.

„Wieso?“

„Weil ER dich für den Ungehorsam deiner Familie töten wird.“

„Wovon zum Teufel redest du? Und wieso siehst du wie ein Auror aus?“

„Vielsafttrank?“

„Verflucht Severus, das ist mir schon klar. Aber was soll das alles?“, fragte Lucius. Er begann aufgeregt im ehemaligen Wohnzimmer auf und ab zu gehen, jede Bewegung drückte seine Unsicherheit aus.

Severus wollte gerade antworten als er das Ziehen der Verwandlung spürte. Mit einem leisen Seufzen wartete er bis er wieder er selbst war und dann fragte er, „hat deine Frau in letzter Zeit mal versucht mit dir zu reden?“

„Ja, wieso?“

„Hast du zugehört?“

„Nicht wirklich. Severus, ich weiß, worum es geht. Aber es geht nicht, SEIN Arm ist zu lang, ER würde uns überall finden“, sagte Lucius niedergeschlagen.

„Ach, mich findet ER auch nicht.“

„Falsch. ER weiß wo du bist.“

„Zugegeben aber ER kommt nicht an mich ran.“

„Weil du dich in Hogwarts versteckst“, fauchte Lucius aufgebrachter als vorher.

„So würde ich das nicht formulieren aber ok, belassen wir es dabei. Deine Frau war bei mir“, sagte Severus. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und legte jetzt den Kopf schief.

„Narzissa war bei dir? Wann?“

„Kurz vor Ende der Ferien.“

„Was wollte sie von dir?“

„Och wir haben etwas geplaudert. Über einen starrköpfigen Ehemann, über mein Patenkind, an dem ich mich, entgegen aller Annahmen doch nicht vergriffen habe, über Schutz, über Zuflucht und über ein Versprechen. Dein Sohn war im übrigen auch bei mir und nein, ich habe ihn immer noch nicht angefasst“, schnarrte Severus.

„Jaja, ich habe es verstanden. Severus, wir haben dir damals Unrecht getan. Es tut mir leid.“

„Und damit ist es jetzt wieder gut? Ich glaube nicht, Lucius!“, sagte Severus schneidend, „du schuldest mir etwas.“ Lucius wollte etwas erwidern doch Severus kam ihm zuvor, „nein, ich will keine Ausreden hören. DU schuldest MIR etwas und das will ich jetzt haben.“

„Also gut, was willst du?“

„Du wirst reden.“

„Mir dir? Worüber?“

„Nicht mir mir. Mit Albus!“

„Warum bei allen Zauberstäben sollte ich mit Dumbledore reden?“, brauste Lucius auf.

Sein Gegenüber löste sich von seinem Platz und war mit zwei Schritten bei ihm, so dicht vor ihm, dass sie sich fast berührten. „Über diesen ganzen Wahnsinn. Du wirst deinen feigen Arsch in Bewegung setzen und zu Albus gehen. Du, mein lieber Lucius, wirst zu Kreuze kriechen. Du wirst um Vergebung betteln und du wirst diesem Irrsinn abschwören. Du wirst dafür sorgen, dass dein Sohn, mein Patenkind, in Sicherheit ist und nicht mehr in SEINE Hände fällt. Ich will keine Ausreden hören, keine sinnlosen, angebliche Tatsachen über IHN, du wirst die Seiten wechseln und das ohne Wenn und Aber.“ Seine Stimme klang kalt, schneidend und duldete keinen Widerspruch. Schwarze Augen trafen auf Graue und wieder gewann schwarz.

Lucius reagierte auf die einzige, annehmbare Weise, er nickte.
 

„Mom, Dad, was macht ihr hier?“, fragte Draco als das Portrait hinter ihm zufiel und er seine Eltern im Wohnzimmer seines Paten vorfand. Severus hatte ihn persönlich aus dem Slytheringemeinschaftsraum geholt und das obwohl es schon weit nach der Ausgangssperre war.

„Deinem Vater den Kopf waschen“, gab Narzissa zurück. Besagter Vater saß in sich zusammen gesunken in einem Sessel und starrte in seinen Whisky.

„Dad?“

„Lass ihn, er hat genug zu verdauen. Er hat heute noch einen Termin bei Albus“, schnarrte Severus und irgendwie klang er sehr schadenfroh.

„Also bleibt ihr hier? Sind wir hier sicher?“, fragte Draco weiter.

Narzissa warf erst ihrem Mann und dann Severus einen fragenden Blick zu, Letzterer antwortete, „du und Narzissa bleiben auf alle Fälle hier, das steht schon fest. Ob Lucius auch bleiben will, ist seine Sache.“

„ER wird ihn umbringen wenn wir einfach verschwinden“, warf Narzissa ein.

„Wenn er euch auch nur ansatzweise liebt, wird er seinen falschen Stolz über Bord werfen und auch bleiben. Es ist nicht feige sich vor einem größenwahnsinnigen Psychopathen zu verstecken“, schnarrte Severus.

Jetzt sah Lucius zum ersten Mal auf, er wirkte unsicher. „ER wird uns finden“, sagte er leise, „ER wird wissen wo wir sind.“

„Und? ER weiß auch wo Severus ist und wie oft hat ER sich darüber beschwert, dass ER ihn nicht bekommt. Lucius, wir sind hier sicher. Hogwarts verfügt über die stärksten Schutzschilde nach dem Ministerium, wir sind sicher“, sagte Narzissa eindringlich.

„Wir wären Gefangene“, konterte Lucius.

„Ist es jetzt besser? Über jeden Schritt musst du Rechenschaft ablegen. Jeder kleinste Fehler wird bestraft und deine Familie ist immer in Gefahr. Ist es das wert? Lucius, Merlin weiß, dass ich dich liebe aber ich werde mein einziges Kind nicht weiter in Gefahr bringen. Wenn du zurück zu IHM gehen willst, tu es, Draco und ich bleiben hier“, fauchte Narzissa. Sie war aufgesprungen und starrte ihren Mann jetzt wütend an. Als dieser nicht antwortete, warf sie aufgebracht die Arme in die Luft und rief, „dieser Mann ist unmöglich. Severus, mach was.“ Damit drehte sie sich um und verließ den Raum, die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss.

Mit einem Seufzen ließ sich Severus auf seine eigene Couch fallen, er bedeutete Draco sich ebenfalls zu setzen während er mit einem Schlenker des Zauberstabes zwei weitere Gläser mit Whisky füllte und sie vor sich und Draco schweben ließ.

„Er ist minderjährig“, warf Lucius leise ein doch keiner der Zwei interessierte sich dafür.

„Prost“, murmelte Draco leise.

„Prost.“

„Er ist minderjährig.“

„Und du bist ein Feigling. Er ist sechzehn, da bringt ihn ein Glas Feuerwhisky nicht um“, schnarrte Severus.

„Ich bin kein Feigling.“

„Nicht?“

„Es ist nicht feige, überleben zu wollen“, sagte Lucius.

„Stimmt, das ist nicht feige. Aber es ist feige nicht den richtigen Weg zu gehen, auch wenn es etwas spät ist. Lucius, setz deinen Arsch in Bewegung und geh zu Albus“, knurrte Severus.

Sein ehemals bester Freund sah ihn Hilfe suchend an bevor er leise fragte, „kommst du mit?“

Während Draco seinen Vater jetzt fassungslos anstarrte, schüttelte Severus den Kopf, „nein, diesen Weg musst du alleine gehen. Ich habe ihn schon hinter mir.“

„Was hast du damals angeboten?“, fragte Draco, Lucius sah nur wieder in sein Glas.

„Tut mir leid, Draco aber das ist eine Sache zwischen mir und Albus. Was ist jetzt, Lucius?“

Dieser zögerte noch einen Moment bevor er das, fast volle Glas, auf den Tisch stellte und sich erhob. „Sind wir hier wirklich sicher?“, fragte er leise und ohne jemanden anzusehen.

„Ja, seit ihr. Sicherer als irgendwo anders. Wenn Hogwarts fällt, ist sowieso alles zu spät. Geh schon. Ich bin noch wach wenn du wieder kommst“, sagte Severus.

Jetzt sah Lucius auf, zum ersten Mal an diesem Tag war sein Gegenüber nicht der zynische, verbitterte Tränkemeister sondern sein ehemals bester Freund, den er für nichts und wieder nichts fallen gelassen hatte. Severus legte den Kopf schief, er schien seine Gedanken zu erraten denn ein leichtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Geh schon, ich werde warten.“

„Danke“, murmelte Lucius während er sich schon in Bewegung setzte. Seinen Sohn streifte er kurz an der Schulter.
 

„Wird er es schaffen?“, fragte Draco nachdem sie alleine waren.

„Ja. Dein Vater ist kein kompletter Vollidiot, auch wenn er sich manchmal so verhält. Er hat einfach Angst.“

„Die haben alle. Du nicht?“

„Doch, ich auch aber ich habe schon vor langer Zeit gelernt, dass mich meine Angst nicht lähmen darf“, sagte Severus.

„Also darf ich keine Angst haben?“

„Doch, darfst und sollst du. Angst ist etwas sehr Wichtiges. Aber du musst dich deiner Angst stellen, du musst lernen damit umzugehen und sie darf dich nicht lähmen, sie darf dich nicht von wichtigen Entscheidungen abhalten. Angst ist ein Urinstinkt des Menschen. Wenn jemand behauptet, er hat keine Angst, lügt er“, erklärte Severus.

„ER behauptet, dass er vor nichts und niemanden Angst hat.“

„Wie gesagt, ER lügt. ER fürchtet den Tod mehr als alles andere. Noch mehr als Albus, noch mehr als Potter, der Tod ist SEIN schlimmster Albtraum.“

„Woher weißt du das?“

„Ich habe IHM lange genug gedient und dabei meine Augen und Ohren offen gehalten. Jede Handlung, jede Aktion, einfach alles, was ER getan hat, hatte nur ein Ziel, den eigenen Tod zu überwinden“, sagte Severus.

„Hat ER es geschafft?“

„Schwer zu sagen. Keiner weiß was wirklich in der Halloweennacht damals geschehen. Ob der Todesfluch IHN wirklich getroffen hat oder nur gestreift. Ob ER überhaupt den Avada ausgesprochen hat? Keiner weiß es.“

„Du zweifelst daran? Wieso? Es ist doch allgemein bekannt, was passiert ist. Die Narbe ist ja nun nicht zu übersehen“, sagte Draco.

„Och bitte, Draco, glaubst du diesen Mist wirklich? Eine liebende Mutter, die sich für ihr Kind opfert? Sie hat dann die Kraft einen der mächtigsten Zauber abzuwehren? Meinst du wirklich, dass Lily Potter die erste Mutter war, die sich IHM entgegen gestellt hat? Was hat sie so besonders gemacht? Sie war muggelgeboren, genauso stark oder schwach wie viele andere Hexen, die ihre Kinder schützen wollten“, knurrte Severus, „nein, ich bin felsenfest davon überzeugt, dass ER damals keinen Avada gezaubert hat.“

Sein Patenkind starrte ihn nur fassungslos an doch dann breitete sich ein nachdenklicher Ausdruck auf seinem Gesicht aus. Severus sah förmlich, wie es in seinem Kopf arbeitete. Von dieser Seite hatte er es garantiert noch nie gesehen, das tat nie jemand. Jeder glaubte bedingungslos an diese dämliche Prophezeiung und an das Gerede von Halloween, so gut wie keiner nutzte seinen eigenen Verstand um darüber mal nachzudenken.

„So habe ich das noch nie gesehen.“

„Ich weiß.“

„Was hältst du von der Prophezeiung? Dass nur Potter in der Lage ist IHN zu besiegen?“

„Ich halte im Allgemeinen nicht viel von Prophezeiungen. Ich bin der Meinung, dass jeder sein Schicksal selbst bestimmt. Vielleicht ist etwas dran, vielleicht auch nicht. Aber es steht auf alle Fälle nirgends, dass Potter alleine gegen IHN antreten muss, das wäre Selbstmord“, schnarrte Severus.

„Aber... . Ok, jetzt bin ich verwirrt. Potter soll kämpfen aber nicht allein, oder wie?“

„So in etwa. Es muss eine andere Möglichkeit geben.“

„Warum interessiert dich das überhaupt? Du hasst Potter, jetzt noch mehr als vorher“, sagte Draco, jetzt völlig verwirrt.

Severus seufzte leise, trank einen Schluck und murrte dann, „Ich hasse den Bengel nicht, das habe ich nie.“

„Dein Verhalten hat etwas anderes vermuten lassen.“

„Draco, es ist spät. Wie wäre es wenn du ins Bett gehst?“

„Ähm..., nö. Ich will jetzt endlich die Wahrheit wissen. Du sagst, dass du ihn nicht hasst aber du verhältst dich nicht so. Du glaubst nicht an die Prophezeiung, sagst aber gleichzeitig, dass Potter gegen IHN kämpfen soll. Was ist hier eigentlich los?“, fragte Draco aufgebracht.

Doch sein Gegenüber blieb völlig gelassen, „das ist eine sehr lange Geschichte und ich habe jetzt weder die Lust noch die Geduld um dir alles zu erklären. Es ist eine sehr lange und nicht immer schöne Geschichte, für die ich gerade nicht die Nerven habe. Ich werde es dir erklären wenn die Sache hier erledigt ist.“

„Versprochen?“

„Ja, versprochen. Willst du hierbleiben bis dein Vater wiederkommt?“

„Nein, ich glaube, er braucht dann nicht noch jemanden, der ihn nervt. Ich werde ins Bett gehen. Was ist eigentlich mit dem Unterricht morgen?“

„Der findet ganz normal statt.“

„Meine Eltern?“

„Werden erst mal in Gästequartieren einziehen. Sie werden dir morgen alles weitere erklären.“

Draco nickte nur, trank sein Glas jetzt leer und stand auf. „Ich geh noch schnell meiner Mom gute Nacht sagen.“

„Tu das.“
 

Die nächsten zwei Tage ging das Leben in Hogwarts, zumindest für Severus, drunter und drüber. Seine Laune schwankte zwischen Verzweiflung, Wut und Verachtung und er war heilfroh als der Samstag anbrach und er sich zumindest nicht mehr mit den nervigen Schülern abgeben musste. Blieb noch die Familie Malfoy, die Albus kurzerhand in seinen Räumen einquartiert hatte. Zwar waren die Räume vergrößert worden aber es war dennoch eine sehr beengte Situation. Nun, heute würde sich das ändern und zwar direkt nach dem Frühstück, welches sie zusammen in eben diesen Räumen einnahmen.
 

„Muss das wirklich sein?“, fragte Lucius zwischen zwei Bissen von seinem Brötchen.

„Ja, muss es. Ihr könnt nicht in Hogwarts bleiben, das würde zu viele Fragen aufwerfen und das weißt du auch“, schnarrte Severus zurück, „und außerdem hätte ich gerne meine Privatsphäre wieder.“

Lucius murrte nur während seine Frau leise lachte und den Kopf schüttelte. Sie und Lucius würden heute in den Grimmauldplatz umziehen, Draco würde in Hogwarts bleiben. Weder Voldemort noch einer seiner Todesser wusste vom Grimmauldplatz, Severus war der Einzige gewesen und der stand unter einem Verschwiegenheitszauber. Erst jetzt, nachdem Albus sie über den Platz eingeweiht hatte, konnte er mit ihnen darüber reden.

„Keine Widerrede, ihr zieht aus. Ich will meine Wohnung wieder für mich haben und ihr seit dort genauso sicher wie in Hogwarts. Eigentlich sogar noch sicherer denn ER weiß nichts davon“, sagte Severus jetzt.

„Was ich immer noch nicht verstehe“, warf Draco ein. Er wurde von den drei Erwachsenen fragend angesehen und erklärte, „naja, es ist doch das Haus der Blacks und wie wir alle wissen, ist Bellatrix SEINE wohl treuste Anhängerin. Wie kann es also sein, dass ER nichts davon weiß?“

„Das liegt an den uralten Traditionen der Reinblüter, die uns in diesem Fall zugute kommen.“

„Aha.“

Severus grinste und ließ ein Pergament und eine Feder ran schweben.

„Es ist eigentlich ganz einfach. Pollux und Irma Black hatten zwei Kinder. Ihre älteste Tochter Walburga und deren jüngeren Bruder Cygnus. Walburga war die Mutter von Regulus und Sirius Black, dem Paten von Potter, du erinnerst dich?“ Draco nickte und Severus fuhr fort, „Cygnus hat drei Töchter, Bellatrix, Andromeda und Narzissa. Aber er ist der Zweitgeborene und damit ist sein Familienzweig zweitrangig. Sämtliches Vermögen, darunter auch der Grimmauldplatz gehen an Walburgas Erblinie und damit an Sirius und Regulus Black.“

„Aber die sind tot. Wieso fällt das Erbe jetzt nicht an Bellatrix? Oder an Mom?“

„Nun, Bellatrix sitzt in Askaban und ist damit erbunwürdig und damit würde es eigentlich an Andromeda Tonks, geboren Black, fallen aber Sirius hat ein Testament hinterlassen und alles an sein Patenkind vererbt.“

„Moment, willst du damit sagen, dass der Grimmauldplatz und das komplette, blacksche Vermögen Potter gehört?“, fuhr Lucius dazwischen.

Ein feines Grinsen erschien auf Severus' Gesicht, „ja, genau das will ich sagen. Freu dich Lucius, Potter nimmt dich wohlwollend in seinem Haus auf.“

Mit einem „Ich bin verloren“, ließ Lucius seinen Kopf auf die Tischplatte sinken.

„Was ist mit mir? Meine Mom ist doch eine geborene Black“, warf Draco ein.

„Aber aus dem zweitrangigen Familienzweig. Stirbt Potter ohne einen Erben zu haben oder zu benennen, wird auf diesen Zweig ausgewichen aber selbst dann steht vor Narzissa immer noch Andromeda und deren Familie. Wenn wir davon ausgehen, dass Bellatrix weiter erbunwürdig bleibt. Wenn wir das weiterspinnen und Andromeda dann sterben würde, würde alles nicht Narzissa sondern Nymphadora Tonks, Andromedas Tochter zufallen. Erst wenn diese stirbt, geht es bei Narzissa und damit bei dir weiter“, erklärte Severus. Sämtliche Verbindungen hatte er gleichzeitig zu Papier gebracht.

„Aber das erklärt mir noch immer nicht, warum Bellatrix nicht in den Grimmauldplatz kann, sie ist doch dort aufgewachsen.“

„Fidelius-Zauber. Sirius hat ihn angewandt als seine Mutter 85 gestorben ist.“

„Saß er da nicht in Askaban?“

„Das ist irrelevant. Er ist der Erbe und solange er niemanden bestimmt, der das Haus betreten kann, ist es für alle unsichtbar. Selbst für die eigene Familie.“

„Also stand das Haus seit 85 leer?“

„Richtig. Bis Black aus Askaban entkommen ist. Danach hat er es für Albus und den Phönixorden freigegeben und nach seinem Tod hat Potter diese Freigabe wiederholt“, sagte Severus.

„Also könnte jeder darüber reden, der eingeweiht ist?“, fragte Draco weiter.

„Nein, auf besonders Beliebte wird ein Verschwiegenheitszauber gesprochen.“

„Auf wen?“

„Mich. Und natürlich deine Eltern.“

„Wieso ich nicht? Und wieso nur du?“

Das Grinsen wurde kälter als Severus schnarrte, „du wirst Hogwarts nicht mehr verlassen und ich bin nicht gerade das, was man als vertrauenerweckend bezeichnen kann. Zumindest wenn es nach Moody und Potter geht.“

„Ich werde was?“

„Habt ihr ihm nichts gesagt?“, wandte sich Severus jetzt an die Malfoys.

Lucius hatte den Kopf wieder erhoben um den Erläuterungen zu folgen doch jetzt sah er kurz weg. „Das wollten wir noch machen“, sagte Narzissa ausweichend.

„Dann macht mal“, forderte Draco auf. S

eine Mutter seufzte tief und sagte dann, „Albus hat uns zwei Möglichkeiten für deinen Verbleib gegeben. Entweder du ziehst mit uns in den Grimmauldplatz oder du bleibst in Hogwarts. Kein Hogsmeade, keine Ausflüge irgendwohin, du darfst das Schloss nicht verlassen. Wir haben uns für Hogwarts entschieden, damit du wenigstens deine Freunde um dich hast. Du hast hier noch Severus.“

„Ich darf das Schloss nicht verlassen? Was ist mit Quidditch?“

„Abgelehnt, du darfst das Schloss nicht verlassen.“

Draco sah etwas fassungslos zwischen den Anwesenden umher bevor er den Kopf hängen ließ und murrte, „das ist nicht fair.“

„Das Leben ist nun mal nicht fair. Gewöhn dich dran“, kam von Severus.

„Hey, du bist mein Pate, du solltest zu mir halten.“

„Willst du lieber zu deinen Eltern? Sie dürfen den Grimmauldplatz nicht verlassen, keinen einzigen Schritt.“

Draco ging die Möglichkeiten im Kopf durch und meinte dann, „da bleibe ich lieber in Hogwarts. Hier ist es nicht so langweilig.“

„Danke, dass du uns daran erinnerst, mein Sohn“, knurrte Lucius doch er erntete nur Gelächter von allen Seiten. Alle wussten, dass Lucius diese Absprache nicht passte aber er musste sich fügen. Das Leben seiner Familie war ihm doch wichtiger als sein Stolz gewesen und so hatte er allem zugestimmt, was Albus für deren Sicherheit gefordert hatte.

„So, genug geredet. Ihr müsst los.“

„Du kommst nicht mit?“, fragte Narzissa überrascht.

„Ich verspüre keinerlei Wunsch mich im Grimmauldplatz einzufinden. Ich hätte gerne das restliche Wochenende meine absolute Ruhe und das gilt auch für meinen Patensohn“, sagte Severus.

„Dann wollen wir dich nicht länger belästigen. Komm Lucius, wir müssen wirklich los. Die Hauselfen haben unsere Sachen schon weggebracht.“ Damit erhob sich Narzissa, ihre Familie folgte ihrem Beispiel kurz darauf, Severus geleitete sie noch bis zur Tür.

„Bei ernsten Problemen bin ich natürlich immer erreichbar“, schnarrte er zur Verabschiedung.

Die drei Malfoys nickten und machten sich dann auf den Weg. Draco ging Richtung Slytheringemeinschaftsraum während seine Eltern sich zu Albus Dumbledores Büro begaben. Er würde sie persönlich in den Grimmauldplatz bringen.
 

Es war herrlich, Severus lehnte sich mit einem erleichterten Seufzen in seinem Sessel zurück und schwenkte die dunkelrote Flüssigkeit in seinem Weinglas bevor er einen Schluck trank. Nichts ging über einen guten Rotwein am Abend, dazu ein noch besseres Buch und vor allem, RUHE. Absolute Ruhe. Nur das leise Prasseln des Kaminfeuers war zu hören und langsam konnte er sich auch wieder entspannen. Die Malfoys waren gestern früh ausgezogen und er hatte das komplette Wochenende gebraucht um seine Räumlichkeiten wieder so herzurichten, dass er sich wieder wohlfühlte. Dazu kamen noch die Hausaufgaben der Schüler, von denen die Hälfte nicht mal ein Mies erreicht hatte. Severus schüttelte kurz den Kopf um diese unangenehmen Gedanken zu verdrängen und wandte sich dann seinem Buch wieder zu, altenglische Literatur. Er wollte den Sonntagabend in aller Ruhe genießen und sich nicht von diesen Trotteln verderben lassen. Er schob auch den Gedanken beiseite, dass er sich seit Tagen verfolgt fühlte. Er hatte niemanden gesehen, egal welches Ausweichmanöver er probiert hatte und so ließ er es unter der Kategorie 'Einbildung' unter den Tisch fallen.
 

Drei Tage später war Severus sich sicher, dass er unter seinem Tisch aufräumen musste denn das Gefühl der Verfolgung hatte sich nicht gegeben sondern sich noch verstärkt. Überall spürte er Augen auf sich ruhen, in den Gängen, in der Großen Halle, selbst in seinem Klassenraum. Lediglich in seinen eigenen Gemächern fühlte er sich noch sicher und das lag wohl einzig und alleine an den neuen Schutzzaubern, die er darum gewoben hatte. Doch sein Verfolger war gut denn er blieb unsichtbar, nein, nicht wirklich unsichtbar denn auch das hatte Severus mit einem Zauber überprüft. Aber so schnell gab ein Severus Snape nicht auf.
 

Mit einigen neuen Zaubersprüchen im Kopf verließ Severus seine Gemächer um sich zum Abendessen in der Großen Halle einzufinden. Es war die einzige Mahlzeit, die er dort einnahm und auch nur weil ihm Albus vor eine sehr unfaire Wahl gestellt hatte. Entweder er würde das Abendessen in der Großen Halle einnehmen oder Albus würde ihm jeden Morgen beim Frühstück Gesellschaft leisten. Nun, es war nicht schwer zu erraten wofür sich Severus entschieden hatte. Und wieder spürte er die unsichtbaren Augen auf seinem Rücken. Und dabei war er sich sicher, dass er alleine im Gang war denn er war extra einen Umweg gegangen. Vor ihm tauchte eine Ecke auf doch bevor er sie erreicht hatte, drehte er sich mit gezogenen Zauberstab blitzschnell um. „Incarcerus irretio“, zischte er.

Fingerdicke Seile schossen aus seinem Zauberstab doch statt sich direkt auf ein Ziel, was es in diesem Fall ja auch gar nicht gab, zu stürzen, teilten sie sich. Sie wurden immer dünner und verflochten sich schließlich zu einem Netz, dessen Maschenweite bei knapp einem Zoll lag. Genau dieses Netz schoss jetzt durch den Gang, welchen es komplett ausfüllte. Niemand, egal ob unsichtbar oder nicht, konnte diesem Netz entkommen und diesmal hatte Severus auch Erfolg. Blitzschnell wickelte sich das Netz um ein kleines Etwas, welches scheinbar direkt an der Decke geklebt hatte und mit einem, erschreckend bekannten Quietschen fiel das eingewickelte Wesen auf den Boden. Mit zwei Schritten war Severus bei ihm, eine Handbewegung später schwebte das Wesen auf Gesichtshöhe und sah ihn aus großen, dunklen Augen an. „Potter“, zischte er hasserfüllt und die Fledermaus sackte förmlich in sich zusammen.
 

Albus sah nachdenklich auf den Platz seines Verteidigungslehrers, der noch immer leer war. Obwohl das Abendessen längst angefangen hatte. Hatte er es sich doch anders überlegt? Nein, Albus war sich sicher, dass Severus sich nicht umentscheiden würde denn so müsste er sich nur kurz beim Abendessen sehen lassen. Severus wusste, dass er ihm beim Frühstück wesentlich länger Gesellschaft leisten würde. „Minerva, hast du Severus gesehen?“, fragte er leise.

„Nein. Vielleicht hat er einen Trank auf dem Feuer und hat die Zeit vergessen.“

„Nein.“

„Wieso nicht?“, fragte die Frau interessiert.

„Weil ich die Hauselfen beauftragt habe ihn rechtzeitig ans Abendessen zu erinnern.“

„Wieso?“

Albus lächelte und meinte, „aber Minerva, es ist doch schön wenn man wenigstens ein Mal am Tag zusammen isst, oder?“

„Ob das Severus genauso sieht?“

„Er wird es zu schätzen wissen.“

Bevor Minerva antworten konnte, öffnete sich die Seitentür und Severus trat ein, mit einem unidentifizierbaren Klumpen in der Hand und einem Gesichtsausdruck, der Mord und Totschlag versprach.

„Ah, Severus, ich bin froh, dass du es geschafft hast. Was hast du denn da?“, fragte Albus lächelnd.

Ohne weitere Worte legte Severus die eingewickelte Fledermaus vor Albus auf den Tisch und zischte, „sehe ich dieses Ding noch ein einziges Mal in meiner unmittelbaren Nähe, garantiere ich für nichts.“ Albus und auch Minerva sahen etwas verwirrt auf die Fledermaus, die Albus bettelnd ansah.

„Seit wann hast du was gegen Fledermäuse?“, fragte Minerva, die ja nicht wusste, wer genau da vor ihr lag.

„Das ist meine Sache. Albus?“

„Es ist doch nur eine Fledermaus, Severus. Die tut dir nichts. Setz dich doch und beruhig dich erst mal“, sagte Albus leise während er den Zauberstab zog und die magischen Seile löste. Harry schüttelte die Flügel erst mal aus und sortierte sich dann.

„Ich esse in meinen Räumen und ich will keine weitere Erpressung von dir hören.“

„Severus, bitte. Setz dich.“

„Nein.“

„Es ist nur eine kleine Fledermaus.“

Severus schnaubte, warf dem Tier einen hasserfüllten Blick zu und wandte sich dann kommentarlos zum gehen.

„Severus, denk doch nochmal drüber nach“, sagte Albus und tatsächlich stockte Severus mitten im Schritt.

Er drehte sich nochmal rum, den Blick auf Harry gerichtet bevor er knurrte, „Das ändert nichts, absolut gar nichts!“ Damit drehte er sich rum und ging, er sah nicht mehr wie Harry förmlich in sich zusammen sackte.

„Muss ich das verstehen?“, fragte Minerva, mit einem sehr verwirrten Blick auf die Fledermaus, die völlig niedergeschlagen auf dem Tisch lag.

„Nein.“

„Verstehst du es?“

„Ja, Minerva, ich verstehe es leider.“

„Willst du es mir erklären?“

Albus schüttelte leicht den Kopf und schob vorsichtig die Hände unter die Fledermaus. Diese klammerte sich mit den Flügeln an seinen Daumen als er sich erhob und sie damit hochhob. „Später vielleicht, Minerva.“

„Einen schönen Abend noch, Albus.“

„Dir auch.“

Albus verließ den Lehrertisch, ihm fielen die besorgten Blicke sowohl von den Gryffindors wie auch von den Slytherins nicht auf.
 

Er wartete bis sich der Wasserspeier hinter ihm geschlossen hatte und er die Wendeltreppe zu seinem Büro hochgestiegen war bevor er die Fledermaus in seiner Hand wieder ansah. Harry klammerte sich noch immer an seinen Daumen, hatte die Augen aber geschlossen. Albus ließ sich in seinen Sessel sinken und fragte dann, „willst du deinen Plan noch immer durchführen? Severus wirkte nicht sehr begeistert.“

Harry seufzte leise, bewegte sich aber sonst nicht.

„Harry. Willst du darüber reden?“

Das Kopfschütteln war eher halbherzig.

„Bist du sicher? Manchmal hilft es darüber zu reden.“

Jetzt öffnete Harry die Augen, schüttelte aber erneut den Kopf und schwang sich dann mit wenigen Flügelschlägen in die Luft. Mit leisem Quietschen drehte er ein paar Runden bevor er sich flatternd vor dem Fenster hielt. Albus erhob sich langsam um ihm das Fenster zu öffnen, er hielt aber gleichzeitig noch eine Hand mit der Handfläche nach oben hin. Harry verstand und landete, nur um ihn dann fragend anzusehen.

„Ich weiß, dass du treue Freunde hast aber manchmal hilft es mit jemanden zu reden, der vielleicht eine andere Sicht auf die Dinge hat. Ich wünsche dir ganz viel Glück bei deinem Vorhaben. Vergiss nicht, er ist wohl der größte Sturkopf, den ich jemals gesehen habe.“

Wieder quietschte Harry, diesmal allerdings sehr freudig und schon warf Albus ihn in den Nachthimmel hinein.

„Viel Glück und denk dran, ich habe immer ein offenes Ohr für dich“, rief Albus der Fledermaus hinterher, die nochmal eine Runde um seinen Kopf flog und dann in der Dunkelheit verschwand. „Hoffentlich schaffst du es“, flüsterte Albus leise doch viel Hoffnung hatte er nicht.
 

In den nächsten drei Wochen wurde Harry insgesamt achtzehn Mal zu Albus gebracht und immer war er mit einem anderen Fluch gefangen worden. Es schien sich fast zu einer Art Spiel zu entwickeln denn Harry ließ sich selten auf eine Art zwei Mal fangen. Lediglich in das magische Netz ging er jedes Mal rein, es gab einfach keine Möglichkeit zu entkommen wenn es in einem Korridor ausgesprochen wurde. Warum Severus beim vierten Mal einen anderen Fluch nutzte, wusste wohl nur er alleine. Aber der Effekt war, dass sich Harry plötzlich von gläsernen Wänden umgeben sah. Genau in diesem gläsernen Kasten gab Severus ihn bei Albus ab. Beim nächsten Mal wurde die Luft um ihn herum eingefroren. Oder er wurde von Watte umhüllt. Oder er fiel einfach von der Decke. Severus schien immer wieder etwas Neues einzufallen, wobei Harry auf einige Ideen hätte verzichten können. So auch auf die letzte Idee des Tränkemeisters.
 

„Wenn du dich zurückverwandelst, könntest du duschen gehen“, schlug Albus mit einem schlecht verborgenen Grinsen vor.

Die völlig verklebte Fledermaus auf seinem Schreibtisch warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, nickte aber dann.

„Du verzeihst wenn ich dich gerade nicht anfassen will, oder?“, fragte Albus, der schon den Zauberstab zog und ihn schweben lassen wollte. Doch wie schon früher prallte der Zauber einfach an ihm ab, dafür begann der Stuhl hinter ihm fröhlich durch die Luft zu schweben. „Oh, das hatte ich ganz vergessen. Na komm.“

Er steckte den Stab wieder weg und hob Harry von seinem Schreibtisch. Er trug ihn in seine private Gemächer denn fliegen konnte der Junge mit den völlig verklebten Flügeln nicht mehr. Im Bad rief er nach einem Hauselfen, der auch sofort erschien. „Bring bitte ein paar Anziehsachen von Mr. Potter und leg sie ihm hier ins Bad“, wies Albus ihn an während er die Fledermaus kurzerhand in die Duschwanne legte.

„Der Hauself bringt dir deine Sachen, wenn du dich anziehen möchtest. Du könntest mir bei einer Tasse Tee erzählen, was er diesmal gemacht hat. Die Geschichte würde mich sehr interessieren“, sagte Albus lächelnd.

Harry nickte nur und quietschte gequält, der Kleber zog an seinem Fell und er konnte sich kaum bewegen. Dieser Fluch war wirklich fies gewesen. Albus schenkte ihm noch ein warmes Lächeln bevor er den Raum verließ und sich Harry, zum ersten Mal seit vier Tagen wieder verwandelte.

Seufzend streckte er seine Gliedmaßen durch, er sollte wirklich nicht so lange verwandelt bleiben aber in den letzten Tagen war Severus erstaunlich mobil gewesen. Ständig war der Kerl irgendwo hingegangen, sogar mitten in der Nacht. Es würde gut tun ein paar Stunden in seinem eigenen Körper zu verbringen und eine Tasse Tee war auch nicht schlecht aber zu aller erst musste er dieses widerliche Zeug von seinem Körper kriegen. Schnell war das Wasser auf die richtige Temperatur eingestellt und mit einem erleichterten Seufzen stellte sich Harry unter den heißen Wasserstrahl. Ja, das sollte er wieder öfters machen, das war einfach himmlisch.
 

Eine halbe Stunde und insgesamt vier Waschgänge später saß Harry trocken und angezogen in Albus' Wohnzimmer und nippte an einer Tasse Kamillentee. Naja, eigentlich war es fast nur heißes Wasser mit einem leichten Kamillengeschmack denn mehr vertrug er nicht mehr. Alles außer Wasser und Insekten verursachte innerhalb weniger Minuten oder Stunden schreckliche Bauchschmerzen bis hin zu schwerem Erbrechen und Durchfall. Albus saß ihm gegenüber, selbst ein Tasse Tee in den Händen.

„Ich würde dir ja gerne ein paar Kekse anbieten aber ich weiß von Poppy, dass du nicht mehr viel verträgst“, sagte er entschuldigend.

„Macht nichts, man gewöhnt sich daran und die Hauselfen finden immer wieder neue Möglichkeiten um die Tierchen zuzubereiten. Es schmeckt teilweise sehr gut“, grinste Harry.

„Das freut mich. Möchtest du mir jetzt erzählen, warum du an meiner Bürotür geklebt hast?“ Noch gut erinnerte er sich daran, dass es plötzlich geklopft hatte aber keiner auf sein 'Herein' reagiert hatte. Nun, als er die Tür geöffnet hatte, klebte eine sehr unglücklich aussehende, getupfte Fledermaus am Holz.

„Sever... Professor Snape hat mich da hin geklebt, dann hat er angeklopft und ist gegangen“, murrte Harry.

Albus hob die Teetasse etwas höher um sein breites Grinsen zu verbergen doch sein Besuch sah es dennoch.

„Ich finde das nicht lustig.“

„Verzeihung aber du musst gestehen, dass dein Gesichtsausdruck sehr interessant war“, sagte Albus lächelnd.

„Ich fand es fies. Er hat gegrinst als er mich an die Tür geklebt hat.“

„Er hat gegrinst?“

„Ja, hat er. Das Ganze macht ihm Spaß“, sagte Harry murrend und auf Albus' fragenden Blick erklärte er, „sonst würde er sich nicht ständig neue Flüche einfallen lassen. Das magische Netz reicht völlig um mich als Fledermaus zu fangen. Außerdem habe ich ein M bekommen.“

„Ein M? Ich habe alle deine Aufsätze gelesen, keiner davon hätte ein M verdient“, sagte Albus etwas überrascht. Vor allem dass Harry bei dieser Aussage breit grinste, verwunderte ihn sehr.

„Dobby!“

Ein Knall ertönte und der Hauself verbeugte sich mit schlackernden Ohren, „Was kann Dobby für Master Potter tun?“

„In meiner Truhe liegt ganz oben drauf ein Aufsatz für Verteidigung, hol ihn bitte.“

Sofort verschwand der Elf, nur um wenige Momente später wieder aufzutauchen, mit der Pergamentrolle in den Händen. Harry nahm sie ihm ab, bedankte sich und reichte ihn an Albus weiter. Der entrollte ihn und begann zu lesen, Harry wandte sich wieder seinem Tee zu. „Kann Dobby noch etwas für Master tun?“, fragte der Hauself.

„Ich hätte gerne ein paar gegrillte Tausendfüßer.“

„Sofort, Master Potter.“

Wieder verschwand der Elf mit einem Knall und kurz darauf erschien eine kleine Glasschale mit dem Gewünschten auf dem Tisch. Während Albus den Aufsatz las, knabberte Harry an seinen Insekten.

„Mies, Mr. Potter. Sie sollten die Nächte besser dazu nutzen um Ihre Aufsätze zu überarbeiten und nicht in den Korridoren rum fliegen. S. Snape“, las Albus den letzten Satz vor. Er rollte den Aufsatz wieder zusammen und sah zu Harry, der ihn breit angrinste. „Das ist ein Anfang. Du scheinst auf dem richtigen Weg zu sein“, sagte er schließlich.

„Klar, deswegen klebt er mich auch an ihre Bürotür.“

„Du hast dich vor nicht allzu langer Zeit darüber beschwert, dass Severus dich völlig ignoriert. Nun, das macht er jetzt nicht mehr und das wolltest du doch erreichen, oder?“

„Naja, so nicht.“

„Harry, du brauchst mehr Geduld. Oder hast du wirklich geglaubt, dass er dir so ohne weiteres vergibt?“, fragte Albus sanft.

Sein Gegenüber zögerte einen Moment und schüttelte dann den Kopf während er nach einem weiteren Tausendfüßer griff.

„Aber du bist auf dem besten Weg. Allerdings solltest du deine Schule nicht vernachlässigen. Ich weiß von Professor McGonagall, dass dein Aufsatz einen Tag zu spät abgegeben wurde. Das darf nicht nochmal passieren“, mahnte Albus.

„Tut mir leid, es wird nicht nochmal vorkommen. Ich hatte irgendwie so viel zu tun.“

„Und was?“

„Verfolgen“, grinste Harry.

Albus lächelte leicht und fragte dann, „was hast du jetzt vor? Willst du dich gleich wieder verwandeln?“

„Ja, ich muss zurück in den Turm. Ich musste Hermine versprechen, dass ich heute die ausstehenden Hausaufgaben mache.“

„Ah, auf Mrs. Granger ist Verlass. Du solltest öfters auf sie hören.“

„Sagt Ron auch. Professor, danke für den Tee und für die Dusche. Ich werde mich auf den Weg machen“, sagte Harry. Er stellte die Tasse zurück auf den Tisch und erhob sich, Albus folgte seinem Beispiel und hielt die Hand mit der Handfläche nach oben. Fast sofort flatterte die Fledermaus hinein, Harry wusste mittlerweile wie er am schnellsten aus seinen Sachen klettern konnte ohne sich allzu sehr anzustrengen.

„Wie immer wünsche ich dir viel Glück“, sagte Albus lächelnd.

Harry quietschte erfreut und ließ sich zum Fenster tragen, dort schwang er sich in die kühle Nachtluft und verschwand in der Dunkelheit. Der zurückgebliebene Weißmagier schloss lächelnd das Fenster, es war spät und er wollte jetzt auch ins Bett.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, Harry hat sich also entschlossen eine Nervensäge zu sein und scheinbar geht SEverus auf das Spiel ein, warum sonst sollte er sich immer neue Zauber ausdenken?

Und er hat endlich den korrekten Zaubertrank, ob er ihn wirklich braut? Ob das was bringt? Und ob sie Harry damit helfen können?

Die Malfoys sind aus der Schusslinie, Draco darf das Schloss nicht mehr verlassen aber er ist in Sicherheit. Mal schauen ob Lucius das wirklich ernst meint.

*Apfelstrudel und Cappuccino hinstell* - Kaffeezeit!

Tata. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Omama63
2014-07-29T12:37:36+00:00 29.07.2014 14:37
Ein super Kapitel.
Es scheint Severus Spaß zu machen, wenn er Harry fangen kann. Ich glaube auch, dass Harry Fortschritte macht.
Die Malfoy's sind in Sicherheit. Das ist eine Sorge weniger, die Severus plagen könnte.
Bin schon gespannt, wann sich Severus Herz erweichen lässt.

LG
Omama63
Von:  Legoory
2014-04-26T23:10:02+00:00 27.04.2014 01:10
Snape hat ihn wirklich an die Tür geklebt? XD
Er ist und bleibt ein Sadist xD
Von:  Kaya
2014-03-18T17:43:27+00:00 18.03.2014 18:43
Und wieder ein schönes Kapitel. Ich freu mich über den Fortschritt und dass Draco in Sicherheit ist.
Weiter so :)

LG
Von:  prinzess-Azrael
2014-03-16T14:02:14+00:00 16.03.2014 15:02
Hey ho :)

Der große Teil Malfoy hat mich überrascht, aber nicht gestört^^ ich hatte mich so auf mehr von flederharry gefreut, dass ich den armen Draco fast vergessen hätte *g*
Ich muss zugeben, mit einem 'ängstlichen' Lucius hatte ich nicht gerechnet, dagegen sprich von meiner Warte aber auch nichts ;)
Ich mag Dumbledore in diesem Kapitel sehr... Verständnisvoll-realistisch-geheimniskrämerisch... Passt schön :)
Und die Idee, dass Severus anfängt verschiedene Flüche zu benutzen.. *kicher* daa ist irgendwie süß!! Ich bin mal wieder sehr gespannt wie sich alles weiterentwickelt!!

Lieben Gruß, azra
Von:  sasa56
2014-03-16T13:59:21+00:00 16.03.2014 14:59
super kapitel
freu mich aufs neue kapitel
lg7
sasa56
Von:  annette-ella
2014-03-16T11:17:17+00:00 16.03.2014 12:17
Hi,
ein tolles Kapitel *grins*
LG
annette-ella
Von:  Nami_van_Dark
2014-03-15T19:08:27+00:00 15.03.2014 20:08
Ich liebe die story ^^


Zurück