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Der Kampf um die Digiwelt (Spin-Off)

Lost in another World
von

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Verschollen

“Wir werden eingezogen!”, rief Thomas überrascht. Er stand auf Apocalymon, an dessen Körper geklammert, um dem Sog zu widerstehen, den der Strudel hinter ihnen auf sie ausübte. Dies brachte jedoch nicht viel, da auch Apocalymon hineingezogen wurde. Black Fighter-Leomon landete neben seinem Partner und stellte sich beschützend zwischen ihn und das schwarze Loch.

'Was ist hier los? Was für eine Macht ist groß genug, um uns, die wir die gesamte dunkle Macht der Digiwelt beherrschen, aufzuhalten?', dachte Christian, während auch er den Strudel hinter sich beobachtete. Dann musste er wider seinen Willen lachen, als ihm klar wurde, was es bedeuten würde, sollten sie diese Macht ebenfalls beherrschen. Es würde einige Zeit dauern, das war ihm sofort klar, doch wenn es erst einmal so weit war, dann würden sie ohne Frage die wohl mächtigsten Wesen dieser Welt werden.

“Wir werden uns wiedersehen, Digiritter, es ist noch nicht vorbei...”, rief er, als Black Fighter-Leomon, Apocalymon, Thomas und er selbst in den Strudel gesaugt wurden und verschwanden.
 

Als die beiden dunklen Digiritter die Augen öffneten, befanden sie sich in einer Kugel aus Dunkelheit, die immer wieder rötlich pulsierte, genauso wie das Wappen von Christian. Sie pulsierten im gleichen Takt.

"Verdammt", schrie der ältere der beiden wütend, während er die Kugel betrachtete, in der sie gefangen waren. Sie war nur unmerklich größer als Apocalymon selbst, wodurch sich eine leichte Platzangst in dem Digiritter ausbreitete.

'Du musst dir keine Sorgen machen', meinte die Stimme in seinem Kopf. 'Du bist hier nicht in Gefahr. Dies ist ein Teil der Macht der Dunkelheit!' Christian akzeptierte die Aussage der Stimme, denn sie hatte ihn bisher zwar verhöhnt, doch nie angelogen.

"Was zur Hölle ist hier los?", fragte Thomas, während auch er sich umblickte. Black Fighter-Leomon hatte inzwischen die Waffen weggesteckt und den Helm abgesetzt, damit es sich leichter umblicken konnte. Doch in der Kugel war nichts außer ihnen.

"Ich weiß es nicht. Aber was es auch ist, es hat uns unseren Sieg gekostet", entgegnete Christian etwas ruhiger, bevor er sich auf seinem Partner hinsetzte. Es schien, als würden sie vorerst nicht aus dieser Kugel herauskommen. Auch Thomas ließ sich nieder, während sein Partner zu Black Leomon zurückdigitierte und sich ebenfalls niederließ. Das Wappen von Christian pulsierte noch immer in regelmäßigen Abständen, so wie zu dem Zeitpunkt, als er das Wappen und die Macht der Dunkelheit unter seine Kontrolle gezwungen hatte.

Schweigend warteten die dunklen Digiritter darauf, dass etwas geschehen würde, während sie beide darüber nachsannen, wie nahe sie ihrem Sieg gekommen waren. Sie hatten die Digiritter besiegt, bis auf zwei Digimon, doch auch diese wären unter der unerschöpflichen Macht des Wappens der Dunkelheit schlussendlich gefallen. Und bald darauf hätten sie dann auch die reale Welt erobert, mit einer Armee aus Digimon.
 

"Es hätte nicht funktioniert", meinte Christian schließlich, nachdem sie knapp zwei Stunden geschwiegen hatten. Auch die Stimme in seinem Kopf war stumm geblieben, was der dunkle Digiritter als etwas sehr positives empfand.

"Was meinst du, Chris?", fragte der jüngere der beiden und blickte seinen guten Freund fragend an.

"Wir hätten nicht gewonnen. Nicht auf lange Sicht. Wir hätten nicht genug Digimon gehabt!" Christian blickte zur Kugel, in der sie sich noch immer befanden, ohne Ausweg. Thomas überlegte einige Zeit, wieso Christian zu dieser Erkenntnis gekommen war, dann nickte er schließlich. Es gab nicht genug Digimon, um die Überwachung, die sie angestrebt hatten, zu erreichen. Vor allem waren es viel zu viele verschiedene Arten. Und keines davon war wirklich für solche Einsätze gemacht. Alle hatten sie Nachteile, die sie im kleineren oder größeren Maßstab unnütz machten.

"Du hast recht, Chris", meinte der jüngere. "Aber wenn wir wieder zurück sind, wenn wir endlich aus dieser Kugel herauskommen, dann werden wir eine Armee ausheben, die stark und groß genug dazu ist."

"Es gibt sicherlich ein Digimon, welches wir verwenden können und das nur wenige Nachteile hat", entgegnete der Digiritter und betrachtete nachdenklich sein Wappen. Der Puls hatte sich etwas beschleunigt, ebenso wie das Blinken der Kugel. Es hatte sich aber während ihrer Wartezeit so langsam beschleunigt, dass es den Menschen nicht auffiel.

"Aber dazu müssen wir erst einmal hier rauskommen", brummte Apocalymon genervt. Die dunklen Digiritter nickten, doch sie wussten nicht, was sie tun konnten. Christian hatte in den zwei bisherigen Stunden versucht, die Kugel mithilfe seines Wappens zu beeinflussen, doch es war fehlgeschlagen. Es war der erste Fehlschlag, den er in der letzten Zeit in Bezug auf die Macht des Wappens hatte hinnehmen müssen, was ihn verunsicherte. Doch während sie sich hier in der Kugel befanden, die aus einer Dunkelheit bestand, welche er nicht beeinflussen konnte, hatten sie keine Möglichkeit, etwas zu tun. Und noch schien es keine Besserung zu geben.
 

Nach weiteren vier Stunden in der Kugel hatten sowohl die Menschen als auch die Digimon einen großen Hunger und einiges an Durst entwickelt, doch noch immer schien es keinen Ausweg zu geben.

"Das ist die Hölle", flüsterte Thomas, während sie an Apocalymons Podest gelehnt warteten. Christian nickte leicht, doch schwieg. Er starrte in die Ferne, über die Kugel hinaus, und spielte in Gedanken verschiedene Szenarien durch, was geschehen war. Doch auch an ihm zehrten die sechs Stunden, die sie inzwischen hier verbrachten. Seit mehr als neun Stunden hatten sie nun nichts mehr gegessen.

"Nein, das ist nicht die Hölle", meinte er schließlich. "Die Hölle, das ist das, was die Digiritter durchleiden werden, sobald wir zurück sind!" Er lachte, doch es klang schwächer als zuvor. Seine Selbstsicherheit hatte langsam zu bröckeln begonnen, was an der perfekten Eintönigkeit innerhalb dieser Kugel lag.

'Du solltest dich festhalten', flüsterte die Stimme in seinem Kopf plötzlich. Sie warnte ihn nur sehr selten, also befolgte er den Befehl sofort. Instinktiv packte Christian das Podest, aus dem der Körper von Apocalymon erwuchs, und eine Sekunde später war es, als wäre das Megadigimon gegen eine Steinwand geflogen. Ein schwerer Ruck erschütterte es. Thomas und sein Partner, die nicht gewarnt worden waren, wurden von Apocalymon geschleudert.

Die Kugel hatte sich aufgelöst und die Digiritter waren, so wie es schien, in der Digiwelt erschienen. Der jüngere Digiritter landete hart auf dem Boden, schaffte es jedoch, sich einigermaßen abzurollen. Dennoch war sein linker Arm unnatürlich angewinkelt. Der Umhang hatte an diesem Ärmel einen kleinen Riss, durch den etwas weiß-rotes schimmerte. Der Digiritter hatte sein Gesicht vor Schmerz verzerrt, doch er schwieg.

"Verdammte Scheiße", fluchte Christian, während er von Apocalymon auf den Boden gesetzt wurde. Das Digimon digitierte zu Devimon zurück und flog zu seinem Partner. Dieser hatte sich zu seinem alten Freund begeben und untersuchte vorsichtig den Arm. Sekunden später war der Befund eindeutig, spätestens nachdem er den Ärmel des Umhangs entfernt hatte. "Gebrochen. Wir müssen den Arm richten und dann zurück zur Festung. Dort können wir das Ganze behandeln." Der jüngere nickte, während Black Leomon schon einige Äste von einem der näheren Bäume schnitt, um den Arm zu richten. Devimon überwachte bereits die ganze Zeit die Umgebung.

"Das ist nicht gut", flüsterte das Digimon, während es sich immer wieder umblickte. "Das ist nicht die Welt, aus der wir kommen. Diese hier wurde nicht wiedergeboren!" Christian blickte das Digimon fragend an, dann realisierte er, was es meinte. Er wusste, was nach dem Sieg der Digiritter über Apocalymon vor drei Jahren geschehen war. Wenn diese Welt nicht wiedergeboren worden war, dann hatten die Digiritter das bösartige Digimon nicht besiegt.

"Irgendetwas stimmt hier nicht. Wenn diese Welt nicht wiedergeboren wurde, dann haben wir vielleicht auch keine Festung als Rückzugsort. Wir müssen dich in ein Krankenhaus bringen!" Thomas nickte, denn er wusste, dass der ältere recht hatte. Christian zog seinen Umhang aus und schnitt ihn bei Thomas so auf, dass er abfiel. Dann öffnete er ein Tor in die reale Welt und brachte seinen alten Freund und die Digimon hindurch. Als er sich umsah, schien er zu verstehen, was hier geschehen sein musste. Sie waren in Japan gelandet, obwohl Christian eigentlich nach Deutschland gelangen wollte. Sie befanden sich in Tokio. Und die Stadt stand eindeutig unter der Herrschaft von Myotismon, das zeigte schon das Schloss, welches sich über ihren Köpfen erhob.

"Ich habe das Gefühl, dass wir hier wirklich nicht in der Welt sind, aus der wir stammen", flüsterte Christian beeindruckt. Dann schwebten mehrere Phantomon, begleitet von einigen Dutzend Bakemon, rund um sie herum aus den Schatten heraus und hatten sie schnell umringt.

"Wieso bringt ihr diese Menschen nicht zurück an die Arbeit, wo sie hingehören?", fuhr eines der Phantomon Black Leomon und Devimon an. Christian begann daraufhin zu grinsen. Auch Devimons Gesicht hatte sich zu einer pervertierten Version eines Grinsens verzogen, bevor es dunkelrot zu glühen begann, so wie das Wappen auf Christians Brust. Als Apocalymon sich geformt hatte, wandten sich die Digimon, die sie umzingelt hatten, um und flohen, so schnell sie konnten. Einzig das Phantomon, welches gesprochen hatte, war geblieben, wenn auch unfreiwillig. Apocalymon hatte es mit einer seiner Klauen gepackt und hielt es nun vor Christian.

"Also, wieso bringst du uns nun nicht zu deinem Herrn?" Die Stimme des dunklen Digiritters verursachte dem Digimon eine Gänsehaut. Leise nickte es, woraufhin das Megalevel es losließ. Das Ultralevel schwebte voraus, und die Digiritter folgten ihm, nachdem sie es sich wieder auf Apocalymon bequem gemacht hatten. Thomas' Arm war inzwischen von einem schwarzen Nebel umgeben, der aus seinem Digivice zu strömen schien.
 

Sie brauchten fast eine halbe Stunde, bis sie die Tore des Schlosses erreicht hatten.

"Es ist wirklich das Schloss von Vamdemon", meinte Thomas, nachdem sie es erreicht und Apocalymon wieder zu einem Devimon zurückdigitiert war. Das Knurren der Mägen der dunklen Digiritter schien für sie von den Wänden wiederzuhallen. Dann jedoch sahen sie in mehreren im Schatten liegenden Räumen rötliche Augen glühen, bevor sie von einigen Fangmon umstellt wurden. Die Champion-Digimon blickten nervös zu Devimon, denn natürlich hatten sie gesehen, dass das Digimon gerade noch auf dem Megalevel gewesen war.

"Sag deinem Herrn, dass wir hier sind, um es zu sehen", meinte Christian zu dem Phantomon, welches sofort in Richtung des Tors verschwand. Die Fangmon zogen sich ebenfalls etwas zurück, als die Menschen sie anblickten.

Der Bote kehrte einige Minuten später zurück und bedeutete den Menschen, ihm zu folgen. Black Leomon leuchtete schwarz auf, digitierte auf das Armorlevel, und ging voraus. Thomas folgte ihm, dann kam Christian und zuletzt folgte Devimon. Die Fangmon, die den Hof bewachten, kehrten währenddessen in ihre Verstecke zurück.

"Mein Meister erwartet euch in...", begann das Digimon, doch Christian unterbrach ihn.

"Er wartet in der Bibliothek. Ich kenne Vamdemon", meinte der ältere. Schweigend verlief der Rest des Weges. Erst als sie die Tür erreichten, die zur Bibliothek führte, hielten sie wieder an.

"Sorg dafür, dass wir Essen bekommen und einen Arzt", befahl Thomas dem Ultralevel noch, bevor Black Fighter-Leomon die Tür aufstieß und den Digirittern den Weg ebnete. Das Digimon, welches in der Bibliothek saß, blickte nun wirklich ungläubig, als die Menschen eintraten. Dann blieben seine Augen bei Devimon hängen, und ein leichtes Lächeln schlich sich in das Gesicht des Ultralevels.

"Ich hätte nicht gedacht, dass ihr wirklich am Leben seid", meinte es ruhig, während es sich erhob und verneigte. "Willkommen zurück, dunkle Digiritter. Es ist eine Freude, euch unverletzt zu sehen, auch wenn es hieß, ihr wärt bei einem Unfall gestorben." Christian nickte dem Digimon zu und ließ sich auf dem Sessel nieder, den es gerade freigemacht hatte. Thomas setzte sich auf eine der Armlehnen.

"Ich weiß nicht, was mit uns in dieser Welt geschehen ist, Vamdemon", antwortete Christian. "Es kann gut sein, dass wir hier in dieser Welt tot sind. Wir sind durch die Macht der Dunkelheit hierhergelangt, aus einer Welt, in der du versagt hast!" Vamdemon blickte die Menschen fragend an. Dann wandte es sich zu seiner Bücherwand und nahm ein großes, altes Buch heraus. Nach einigen Sekunden des Suchens legte er es Christian vor.

"Vielleicht kann euch dies hier bei der Lösung dieses Rätsels helfen", meinte das Digimon, bevor es sich zur Tür zurückzog. "Aber auch wenn ihr nicht aus dieser Welt stammt, so seid ihr doch dunkle Digiritter. Nutzt alles, was ihr braucht!" Es verneigte sich nochmals, dann verließ es die Bibliothek und ließ die Digiritter über dem Buch brütend zurück.

Phantomon kehrte etwa fünfzehn Minuten später zurück, in Begleitung eines Bearmon. Das Ultralevel stellte das Essen für die Menschen auf den Tisch, welcher inzwischen von geöffneten Büchern übersät war, und verließ unter den wachsamen Augen der Partnerdigimon den Raum wieder. Bearmon blieb zurück und auf ein Zeichen von Black Leomon hin begann es, Thomas' Arm zu behandeln. Dieser hatte bereits angefangen zu heilen, wie dem Digimon auffiel.

Die Menschen hatten, nachdem Bearmon fertig und ebenfalls verschwunden war, jedoch kaum Augen für das Essen. Das Buch, das Vamdemon ihnen gegeben hatte, hatte sie zu einer Theorie verleitet, was geschehen war. Nun mussten sie es überprüfen und herausfinden, wie sie es rückgängig machen konnten.
 

"Meister, wieso tut ihr nichts gegen diese arroganten Menschen?", fragte das Phantomon schließlich, nachdem es zu Vamdemon zurückgekehrt war. "Ihr hättet ihnen leicht das Essen vergiften können. Oder sie einfach persönlich vernichten!" Vamdemon blickte das untergebene Digimon böse an.

"Du hast keine Ahnung, was du da sagst, Phantomon", sagte es dann und ließ sich in seinem Ruheraum auf dem Sessel nieder. Der Sarg, der in der Mitte des Raumes stand, war das Herzstück des Schlosses. Er war perfekt im Zentrum dieses riesigen Gebäudes, doch im Augenblick wollte Vamdemon nicht schlafen. "Ich werde mich morgen wieder mit ihnen unterhalten. Und Phantomon, solltest du auch nur versuchen, den dunklen Digirittern etwas anzutun, dann wirst du schlimmere Qualen leiden als jeder meiner Sklaven. Hast du das verstanden?" Das Digimon nickte furchtsam, bevor es das Heiligtum seines Meisters verließ.

"Die dunklen Digiritter sind zurückgekehrt", sagte Vamdemon, nachdem es alleine in seinem Heiligtum war. "Wer hätte gedacht, dass sie nach ihrem Tod vor drei Jahren wiederkehren würden. Ich hatte sie doch selbst sterben sehen." Das Digimon griff unter seinen Mantel und holte einige Amulette hervor. Es waren die Wappen der Digiritter, die er hier in der realen Welt besiegt hatte. Das Wappen des Lichtes – das echte Wappen – hing bei ihnen, und es lieferte sich seit drei Jahren ein erbittertes Gefecht mit dem neunten Wappen, das er besaß. Es war rötlich und hatte einige schwarze Linien darauf, die ein schwarzes Loch darzustellen schienen. Das Digimon hatte dieses Wappen selbst vom Körper des toten dunklen Digiritters genommen. Vamdemon erinnerte sich noch genau daran.

Sie waren vor drei Jahren mit ihm nach Japan gelangt. Doch statt wie zuvor geplant, direkt in ihre Heimat zurückzukehren, wollten sie noch ein wenig die Eroberung durch Vamdemon beobachten. Sie wurden an einer Kreuzung von einem Lastwagen überrollt, als sie den Kampf zwischen ihm und Weregarurumon beobachteten. Nachdem es die Digiritter in die Flucht geschlagen hatte, beraubte es die Leichen von allem, was sie als Digiritter identifizieren würde. So waren es nur zwei Leichen, die nach der Etablierung seiner Macht in all den Toten nicht weiter auffielen. Es erinnerte sich noch ein wenig an die Zeit, die die dunklen Digiritter bei ihm zugebracht hatten. Dann erhob es sich und kehrte in die Bibliothek zurück. Dort zog es ein Buch aus dem Regal, woraufhin das Regal zur Seite glitt und einen Gang offenbarte. Vamdemon durchquerte den versteckten Gang dahinter und stand kurz darauf in den Quartieren, die die dunklen Digiritter bezogen hatten. Sie kannten diesen Gang noch, denn es hatte seine Burg genau nach dem Vorbild seines ursprünglichen Wohnsitzes errichten lassen.

Es war inzwischen ein Tag vergangen, in dem Vamdemon seinen Gedanken und Erinnerungen nachgehangen hatte. Nun hatte es die dunklen Digiritter aufzusuchen.
 

"Gut, dass du endlich Zeit gefunden hast, herzukommen", wurde das Digimon von Black Leomon begrüßt, welches vor dem Raum saß, an die Wand gelehnt, die Augen geschlossen. Vamdemon verneigte sich leicht, bevor es weiter zur Tür ging. Doch Black Leomon hielt einen Arm dazwischen. "Sie schlafen. Wir hatten eine lange Reise und nach ihrer Ankunft hier haben sie fast durchgehend gearbeitet. Wir mussten sie sogar zum Essen zwingen. Komm in drei Stunden wieder, bis dahin sollten sie sich erholt haben", fuhr das Champion-Digimon fort.

"Wenn es so ist, dann werde ich hier warten, bis sie erwacht sind", entgegnete Vamdemon und ließ sich dem Champion gegenüber nieder, um zu warten. Schweigend saßen die Digimon im Gang und ließen die Stunden verstreichen. Erst, als Devimon die Tür von innen öffnete, erhoben sie sich und betraten den Wohnbereich, der vor den Schlafzimmern lag. Christian und Thomas hatten sich auf dem Sofa niedergelassen, ein großer Haufen Bücher vor ihnen. Sie blickten nicht von den Werken auf, in denen sie gerade wieder versunken waren. Erst, als Devimon seinem Partner eine Hand auf die Schulter legte, hob der Mensch den Kopf.

"Ah, Vamdemon", meinte der dunkle Digiritter ruhig. "Es ist gut, zu sehen, dass du noch immer Befehle befolgen kannst." Das Ultralevel verneigte sich tief, während auch Thomas seinen Kopf hob.

"Nun erzähl uns, wieso meintest du, wir seien tot? Und wieso hast du diese Welt unter Kontrolle? Wer herrscht in der Digiwelt?" Christians Stimme war kalt genug, dass es dem Ultralevel einen eisigen Schauer über den Rücken jagte.

"Ich wusste, wer Gatomon war", begann es seine Erzählung. "Ich nehme an, ihr wisst, dass Gatomon in meiner kleinen Armee ein wichtiges Digimon war." Die dunklen Digiritter nickten. "Ich habe es von mehreren Phantomon beschatten lassen. So wusste ich sofort, dass es den achten Digiritter gefunden hatte, auch wenn es sich nicht sicher war. Nachdem es dort verschwunden war, haben die Phantomon die Digiritterin zu mir gebracht und ich habe sie genutzt, um Gatomons Willen zu brechen. Es hat es nicht gewagt, gegen mich vorzugehen, vor allem nicht, als ich Wizarmon vor seinen Augen tötete." Christians Lachen unterbrach die Erzählung kurz. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, bedeutete er Vamdemon, fortzufahren.

"Wizarmon starb durch meine Hand, Gatomon ließ ich in Ketten legen, zusammen mit dem achten Digiritter. So vorbereitet waren die anderen sieben keine Herausforderung und ich habe sie besiegt, ihre Digimon getötet und diese Stadt übernommen. Seither halte ich die Digiritter als meine Sklaven."

"Aber du hast keine Kontrolle über die weitere Umgebung, nehme ich an", entgegnete Christian sachlich, was Vamdemon erstaunt bejahte.

"Woher wisst ihr...", begann es, doch Christian hob seine Hand. Es verstummte augenblicklich.

"Ich habe die Zahlen während unserer... Reise... oft genug durchgerechnet. Selbst mit der Armee, über die wir die Befehlsgewalt hatten, hätten wir Japan nicht einnehmen können. Zumindest nicht vollständig und schnell genug. Somit dürfte es dir mit deiner kleinen Streitmacht erst recht nicht gelungen sein."

"Ich herrsche über Tokio und einen kleinen Teil des Umlands, doch weiter gelingt es mir nicht, vorzurücken", erklärte Vamdemon.

"Gut zu wissen. Aber zurück zu den anderen Fragen von Christian", warf Thomas ein. Er trug seinen linken Arm in einer Schlinge, damit der Bruch schneller verheilte. Der schwarze Nebel, der aus der Schlinge hervorquoll, verursachte bei Vamdemon eine seltsame Art der Befriedigung. Es spürte die Macht der Dunkelheit, die davon ausging.

"Wie ihr wünscht, Herr", sagte das Digimon. "Zu eurer ersten Frage, wieso ich glaubte, dass ihr tot seid, ist die Antwort einfach. Ich sah euch sterben. Ihr wurdet von einem Lastwagen erfasst, der, das muss ich eingestehen, wegen einem Kampf zwischen mir und Weregarurumon außer Kontrolle geraten war. Ich habe alles, was ihr besaßt, an mich genommen, damit niemand herausfindet, wer ihr wart." Christian streckte beiläufig die Hand aus, und Vamdemon, welches damit bereits gerechnet hatte, legte zwei Digivices, ein Wappen und ein Armorei hinein. "In der Digiwelt herrschen die Meister der Dunkelheit, befehligt von Piedmon. Es unterstützt den Ausbau meiner Machtposition hier, indem es mir immer wieder Digimon sendet. Doch wir haben nicht genug, um unser Gebiet zu vergrößern."

"Das werden wir ändern", flüsterte Devimon mit einem Unterton, der die Blutlust deutlich zeigte. "Wir werden diese Welt im Sturm nehmen, mit der Macht der Finsternis!"

'Oder wir nehmen die Macht der Finsternis dieser Welt, wenn wir in unsere zurückkehren', dachte Christian bei sich. Er hatte bereits gespürt, dass das Wappen einiges an Macht hatte. Nicht so viel wie sein eigenes, aber es würde dennoch eine beträchtliche Steigerung geben. Und vielleicht konnte er es noch weiter stärken. Denn auch in dieser Welt musste es einen Strudel der Dunkelheit geben.

"Ich will Piedmon und die anderen treffen", meinte der Anführer der dunklen Digiritter schließlich. "Arrangiere ein Treffen, so bald wie möglich. Wir haben viel zu tun!" Vamdemon verneigte sich ein letztes Mal und verließ die versteckten Gemächer der dunklen Digiritter.
 

Nur einen Tag später hatte Vamdemon alles arrangiert. Christian und sein Partner waren aufgebrochen, um auf der Spitze des Spiralbergs die Meister der Dunkelheit zu treffen, während Thomas weiter in den Büchern forschte, um eine Möglichkeit zu finden, nach Hause zurückzukehren. Es würde sie einige Zeit kosten, das war beiden bewusst, doch sie mussten zurück. Sie hatten nicht vor, den Digirittern den Sieg kampflos zu überlassen. Black Leomon hatte sich ebenfalls mit einem Buch niedergelassen, damit sein Partner etwas Zeit sparte.

"Christian hat bereits einen Plan", stellte Thomas ruhig fest, während er aus seiner Hosentasche ein alt aussehendes, zerfleddertes Buch heraus, welches sie vor Jahren in der Burg Vamdemons entdeckt hatten. Christian hatte es ihm hiergelassen, nachdem er in der Bibliothek dieser Welt ein weiteres Exemplar davon entdeckt hatte. "Sonst hätte er nicht so schnell ein Treffen mit den Meistern der Dunkelheit angesetzt."

"Was glaubst du, wird er tun?", fragte das Digimon ruhig, während es ein anderes Buch nahm und dort etwas nachschlug. Es studierte gerade ein Werk, in welchem jedes bekannte Digimon aufgeführt war. Sie hatten von Christian vor dessen Aufbruch den Auftrag bekommen, ein Digimon zu finden, das für eine Invasion der realen Welt sehr gut geeignet und möglichst leicht zu trainieren war. Auch waren darin Hinweise auf die Digimon zu lesen, aus denen es digitierte und zu denen es werden konnte.

"Er wird wohl hier in dieser Welt üben. Und sobald wir zurückgekehrt sind, wird die Invasion in der realen Welt ohne Probleme vonstatten gehen", meinte Thomas leichthin, während er wieder einmal von den verschiedenen Fähigkeiten las, die Christians Wappen ihm verlieh. Doch so viel hier auch beschrieben war, vieles davon konnte Christian noch immer nicht anwenden. Sein Wappen war noch immer nicht stark genug. Doch vielleicht hatten sie durch das zweite Wappen, welches sie hier erlangt hatten, endlich genug Macht. Er ließ seine Augen auf einem Wort ruhen, das beide dunklen Digiritter schwer beschäftigte. Unsterblichkeit. Sollte das Wappen stark genug werden, so würde es ihnen möglich sein, den Alterungsprozess ihres Körpers zu stoppen, solange sie sich in der Digiwelt aufhielten. Es würde für sie ein Exil in der Digiwelt bedeuten, doch sie würden nicht sterben. Sie würden ihre Feinde überleben können. Alle Feinde.
 

Christian erreichte währenddessen die Spitze des Spiralbergs. Die öde Felsenebene, in dessen Mitte das Hauptquartier der Meister der Dunkelheit lag, wirkte bei seiner Ankunft noch leerer als sonst. Kein Lufthauch wehte, kein Geräusch war zu hören mit Ausnahme der Schwingen von Devimon. Christian saß auf den Händen seines Partners.

Das Digimon landete auf dem Balkon des Herrschersitzes und folgte Christian ins Innere. Vamdemon war nicht mit ihnen gekommen, es hatte die vier Megalevel jedoch von der Ankunft des dunklen Digiritters in Kenntnis gesetzt. Die Meister der Dunkelheit erwarteten den Menschen bereits in ihrem Heiligtum.

"Seid willkommen, dunkler Digiritter", wurde Christian von Metalseadramon begrüßt, welches seinen Kopf zu Boden neigte, um seine Ehrerbietung auszudrücken. Christian bedeutete ihm und den anderen Digimon, die ehrerbietig schwiegen, ihre Köpfe wieder zu heben.

"Es ist gut, endlich Einmal alle Meister der Dunkelheit zu treffen", meinte der dunkle Digiritter leichthin. "Und es ist noch besser, eure Macht zu meiner Verfügung zu haben." Das Lächeln auf den Lippen des Menschen und die unnatürliche Kälte in seinen Augen ließen den Digimon ein sehr unbehagliches Gefühl in ihrer Magengegend entstehen.

"Wir stehen euch zu Diensten", sagte Piedmon, als es sich erhob und auf den Menschen zuging.

"Vamdemon sagte, ihr würdet es mit Digimon unterstützen. Was für Digimon schickt ihr ihm? Welche Typen?" Christian setzte sich auf das Sofa, das Piedmon verlassen hatte, während sich das Digimon seinem Teleskop zuwandte.

"Wir senden ihm alles, was wir entbehren können. Es gibt hier noch immer einige Widerstandsnester, doch durch unsere Kontrolle der Stadt des ewigen Anfangs ist es leicht. Sobald wir Rebellen entdeckt haben, vernichten wir sie."

"Ihr kontrolliert die Stadt. Wie meinst du das?", fragte Christian. Piedmon grinste bösartig, doch keineswegs so bösartig wie Christian.

"Die Stadt ist dunkel. Es werden keine Digimon wiedergeboren. Die Eier sind grau." Devimons Gesicht verlor kurzzeitig sein sonst dauerhaftes Grinsen. Auch Christian musste sich stark beherrschen, um sein bösartiges Grinsen nicht zu verlieren. Doch diese Tatsache machte seine Planung, die er während seiner Reise hierher überschlagen hatte, zunichte.

"Ihr habt also die Versorgung mit Digimon abgeschnitten. Seid ihr vollkommen bescheuert?", fluchte der dunkle Digiritter, während sein Wappen grell aufleuchtete. Die Meister der Dunkelheit wichen sofort reflexartig zurück, als sich ein Apocalymon hinter Christian materialisierte. "Ihr werdet dafür sorgen, dass die Stadt des ewigen Anfangs wieder auflebt. Wir brauchen die Digimon!" Dann piepste sein Digivice. Thomas hatte ihm eine Nachricht gesendet. Der dunkle Digiritter las sie sich durch, dann wurde sein wütendes Grinsen wieder durch sein bösartiges Lächeln ersetzt, während sein Partnerdigimon wieder auf das Championlevel zurückdigitierte.

"Wie ihr wünscht, Herr", flüsterte Piedmon mit eindeutig erschütterter Stimme. Doch Christian hatte sich bereits von den Digimon abgewandt. Er hatte eine neue Idee bekommen, die er sofort in die Tat umsetzen wollte.

"Existiert hier der Strudel der Dunkelheit?", fragte er seinen Partner, während sie weit über der Oberfläche des Spiralbergs flogen, zurück zu dem Tor, durch das sie in die Digiwelt gelangt waren.

"Nicht, wenn diese Welt nicht umgeformt wurde. Wir müssten dafür sorgen, dass die Digiritter vorerst den Sieg davontragen", antwortete Devimon mit einer bedrückten Stimme. Es wusste, was der dunkle Strudel für seinen Partner bedeutete. "Wenn die Meister der Dunkelheit nicht gestorben sind und die Welt erneuert wurde, kann sich die Dunkelheit nicht an diesem Ort sammeln. So sagten zumindest die Schriften in meinem Tempel." Christian nickte ruhig, während er nochmals darüber nachdachte, was er gerade erfahren hatte. Thomas hatte ein Digimon gefunden. Es war perfekt für ihre Zwecke gemacht. Es gab auch Legenden, dass diese Digimon vor einer vorherigen Umwandlung existiert hatten. Doch nicht in dieser Welt. In ihrer eigenen hatten sie jedoch gerüchteweise von ihnen gehört. Sie lebten sehr zurückgezogen und kein anderes Digimon hatte es gewagt, sich ihnen zu nähern. Es waren ausgebildete Kommando-Soldaten. Commandramon war ihr Name.

"Dann werden die Digiritter eben vorerst gewinnen... Wer hätte gedacht, dass wir einmal gemeinsame Sache mit diesen verfluchten Menschen machen müssen!" Der Mensch und das Digimon schwiegen den Rest des Weges, doch Devimon wusste, dass sein Partner bereits plante, wie sie es anstellen konnten, dass die Digiritter gewinnen, ohne dass diese merkten, wer ihnen half.

"Ich kann nicht glauben, dass wir wirklich darüber nachdenken", meinte auch Devimon wütend. Christian schwieg einfach. Doch es war klar, was sie zu tun hatten. Und sie mussten es schnell tun, denn spätestens jetzt ahnten die Meister der Dunkelheit, dass sie den dunklen Digirittern nicht mehr vertrauen konnten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-01-18T23:52:30+00:00 19.01.2014 00:52
Netter Auftakt :) da will ich gleich wissen , wie es weitergeht ^^


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