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The doubt in himself

von

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Kapitel 1

Kapitel 1
 

Hmpf.

Es war, als hätte sich niemals etwas geändert, als hätten wir bis vor Kurzem nicht ums nackte Überleben gekämpft.

Als wären wir niemals weg gewesen, hätten nicht am Rand des Todes gestanden und wäre die Erde niemals zerstört gewesen.

Alles war an seinem Platz, als wir zurückkamen.

Ich konnte nicht verhindern, dass mir ein wenig mulmig in meiner Haut zumute wurde, dass mein Herz einen Takt schneller schlug, als es eigentlich sollte. Aber ich war ein Prinz, verdammt noch mal, und auch wenn ich mich wie immer abwandte, sie nicht direkt ansah, konnte ich die Blicke der Anderen auf mir spüren.

Blicke, die sich in meine Haut brannten und ein unangenehmes Gefühl hinterließen, mein Herz kurz aussetzen ließen und ich verschränkte die Arme, um mich vor ihnen zu schützen.

Das war nicht ich und ich hätte wirklich gern auf dieses Gefühl verzichten können, aber ich konnte es nicht aufhalten, es nicht in das dunkle Loch meiner selbst zurück schieben. Das hier war nicht der Ort, an dem ich jetzt sein sollte und vielleicht war es ja nicht einmal der Ort, an dem ich sein wollte.

Ich sollte tot sein.
 

Aber irgendeine, mir völlig unbekannte Macht hatte wohl entschieden, dass es nicht so bleiben sollte, dass ich es vielleicht nicht verdient hatte in der Hölle zu schmoren.

Ein Schnauben formte sich in meiner Kehle und ich biss es zurück, schluckte es herunter und wandte mich nur noch weiter ab, um der Wahrheit nicht ins Auge sehen zu müssen. Es brachte nichts, die Gedanken waren da und ich würde sie nicht einfach wieder zurückschicken können, nur weil ich sie jetzt einfach nicht gebrauchen konnte. Weil der blaue Himmel diesen Tag irgendwie zu betrügen schien und es nicht einmal die wenigen Wolken schafften die Sonne zu verdrängen und ich atmete tief durch.

Ich hätte schmoren sollen, auf ewig im Fegefeuer der Hölle verweilen sollen und doch stand ich hier. Hörte die aufgeregten Worte der Anderen, genuschelte Gefühle, die mir eine Gänsehaut bescherten und mir beinahe den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben versuchten. Mir einen Schauer den Rücken hinunter jagten, weil ich sie einfach nicht verstehen konnte.

Gut, es war nicht so, dass ich sie verstehen musste.

Es war auch nicht so, dass mich jeder mit offenen Armen empfangen würde, sondern nur meine eigene kleine Familie, die irgendwie auf mich aufmerksam geworden war. Trunks, der sich wie ein Wahnsinniger auf mich stürzte und mich von den Beinen fegen wollte, nur damit ich meinen Stand verändern musste, damit dass nicht geschah.

Ein kleiner Junge, der den Ernst der Lage eigentlich gar nicht verstanden hatte.

Der noch nicht wirklich begriffen hatte, was ich wirklich getan hatte und nur froh war, mich wieder zu sehen. Mich weiter vergöttern konnte, auch wenn ich bis heute nicht verstand, wieso der Junge das überhaupt machte. Ich hatte ihm nie einen Grund dazu gegeben und die letzte Begegnung, die wir persönlich hatten, stand unter keinem guten Stern.

Ich hatte ihn und seinen Freund ausgeknockt.

Ein etwas zynisches Lächeln legte sich für den Bruchteil einer Sekunde auf meine Lippen und noch während ich den Blick Bulmas auf mir spüren konnte, musste ich mir ein genauso zynisches Lachen verkneifen.
 

Es zurück in sein Loch schicken.

Der Junge hing noch immer an mir und ich begriff nicht, wie er einfach so darüber hinwegsehen konnte, wie er einfach so zur Tagesordnung übergehen konnte. Ich verstand nicht, wieso es ihm nicht länger nachhing, dass ich diese Sache getan hatte, auch wenn es eigentlich nur zu seinem Schutz gewesen war.

Ich wusste das und Piccolo wusste es, dessen Blick ich für einen Moment aufsuchte und wieder wegsah, bevor er sich überhaupt richtig aufbauen konnte. Der Namekianer war stumm wie immer, sah mich einfach nur an und ich konnte nichts in diesem Blick lesen.

Keine Reue und kein anderes Gefühl, aber es hätte mich gewundert.

Weil ich wusste, dass es bei mir nicht wirklich anders aussah. Weil ich selbst versuchte mir meine inneren Zweifel nicht anmerken zu lassen und nur noch einmal die Augenbrauen ein wenig mehr zusammenzog. Man kannte mich so, ich erwartete nicht, dass irgendjemand durch diese steinerne Maske sehen konnte und schluckte schwer, weil ich es trotz allem vermutete.

Zumindest gab es eine Person, die das konnte und ich wandte mich ihr zu. Drehte den Kopf und sah sie einfach nur an, während ich blinzelte und den Blick wieder beenden musste.
 

Warum lächelte sie?
 

Ich hatte mich unter die Kontrolle Babidis begeben und vor ihren eigenen Augen das halbe Stadion in die Luft gesprengt. Ich hatte ohne Rücksicht auf Verluste, einfach nur, weil ich es konnte und weil es sich in diesem Moment zu gut anfühlte diese endlose Kraft durch meine Adern jagen zu spüren, ein Loch in die Wände gerissen und sie eigentlich nur knapp verfehlt. Nur ein Stück weiter zur Seite und ich hätte sie auf direktem Weg ins Jenseits geschickt, so aber hatte sie dabei zusehen müssen.

Hatte erkennen müssen, was ich getan hatte und sich das Spektakel so lange ansehen müssen, bis Boo dem ein Ende gesetzt hatte.

Und jetzt lächelte sie mich an?

Ich konnte sie nicht ansehen, weil ich es nicht verstand. Genauso wie ich es bei Trunks nicht verstehen wollte, so konnte ich es bei ihr einfach nicht und ich drehte mich ganz von ihr weg, nur um meinen Sohn ebenso abzuschütteln.

Leckte mir über die staubtrockenen Lippen und wäre am liebsten dort geblieben wo ich hingehörte.

Aber dieser Gedanke war genauso fruchtlos, wie viele andere zuvor, wie viele Gedanken, die mir den Sieg am Ende doch noch vermiesten.

Mein schlechtes Gewissen, meine Zweifel leisteten ganze Arbeit und ich atmete ein letztes Mal tief durch, bevor ich einfach so, mit einem aufflammen meiner Aura abhob. Vom Boden nach oben schoss und von dort wieder nach unten, um Gottes Palast hinter mir zu lassen.

Die Blicke der anderen auszusperren, sie zu vergessen, zu verdrängen. Meine Familie hinter mir zu lassen und mich alleine auf den Weg zu machen, weil ich wusste, dass sie sowieso nachkommen würden. Weil ich wusste, dass sie mir irgendwann nach Hause folgen würden, auf die eine oder andere Weise und ich mir nicht noch weitere Gedanken darum machen wollte.

Es war genug, dass es mir die Kehle ausdörrte und ein noch schlechteres Gefühl hinterließ.
 

Sie konnten nichts dafür und doch behandelte ich sie so abweisend, wie ich es lange nicht getan hatte und das schlimme daran war, dass ich es nicht aufhalten konnte. Manchmal fragte ich mich selbst, wie sie es so lange schon mit mir aushielt, wie aus dieser doch so seltsamen Verbindung so etwas Gutes wie mein Sohn herausgekommen war, aber am Ende konnte ich wohl nicht leugnen, dass sie mir unter die Haut gegangen war.

Dass ich gar nicht anders gekonnt hatte, als hier zu bleiben.

Nur um diesen weiteren schweren Fehler auf meine lange Liste hinzu zu fügen und nicht einmal mehr selbst zu wissen, wieso ich es getan hatte.

War es wirklich nur die Kraft, die Macht, die ich dadurch erhalten hatte?

War es nur der Wille nach Rache, der in so vielen Jahren zwar nicht wirklich kleiner geworden war, aber doch auf seine ganz eigene Art in den Hintergrund rutschte?

Kakarott war so lange nicht hier gewesen, dass ich die Möglichkeit einfach am Schopf gepackt hatte, ohne groß darüber nachzudenken. Das Gefühl war mit einem Mal so schnell und intensiv zurückgekehrt, dass es beinahe schmerzte und die Tatsache, dass er noch immer derselbe war, dass sich rein gar nichts geändert hatte, war fürchterlich. Ich hatte es einfach getan, ohne die Konsequenzen in Betracht zu ziehen und konnte mich im nachhinein nur selbst verfluchen.

Ich hatte soviel kaputt gemacht, dass ich mir nicht sicher war, ob ich es jemals wieder reparieren würde können.
 

Ich war verantwortlich dafür, dass alles den Bach hinuntergegangen war.

Ich war dafür verantwortlich gewesen, dass Boo es am Ende überhaupt geschafft hatte, aus seinem verfluchten Ei zu schlüpfen und wäre ich nicht so versessen auf diesen Kampf mit Kakarott gewesen, wäre all das nicht geschehen.

Da konnte auch die Tatsache nichts dran ändern, dass ich es hatte gut machen wollen.

Dass ich mich freiwillig in die Luft gesprengt hatte, um dieses Monster irgendwie zu bekämpfen und doch gescheitert war. Es machte keinen Unterschied mehr, ob ich dieses Opfer gebracht hatte oder nicht, es machte schlicht keinen Unterschied mehr, weil ich mir selbst nicht vergeben konnte.

Ich mochte es versucht haben, aber ich war gescheitert und der Gedanke alleine ließ mich im Flug die Lippen zusammenpressen. Ließ mich ein wenig schneller werden und die Augen verengen, um den Flugwind aus ihnen heraus zu halten, während ich schwer schluckte.

Wirklich, wie konnten sie mich annehmen, als wäre niemals etwas geschehen?

Ich mochte vielleicht niemals der Mann oder Vater gewesen sein, den sie sich gewünscht hatten, aber auch ich wusste, dass ich nicht mehr so kalt und unbarmherzig war, wie ich einst erschien. Auch ich wusste, dass sich in all der Zeit etwas entwickelt hatte, dass ich selbst niemals für möglich gehalten hatte und es schnürte mir die Luft ab, weil ich freiwillig darauf verzichtet hatte. Weil ich es einfach so weggeschmissen hatte, nur um es jetzt wieder einfach so zu bekommen?

In die Hand gelegt zu bekommen, damit ich es wieder wegwerfen konnte?

Ich schüttelte den Kopf und legte noch einen Zahn zu, powerte mich bis kurz vor die Grenze auf und biss die Zähne zusammen. Sie servierten mir dieses heile Bild einer Familie förmlich auf dem Silbertablett, aber wer sagte, dass ich es auch haben wollte, dass ich es verdient hatte?
 

Wenn Kakarott es konnte, dann war es okay - er hatte auch allen Grund dazu zu lächeln, dieses dämliche Lächeln zu zeigen und sie in den Arm zu nehmen, so wie er es immer getan hatte. Er hatte allen Grund dazu, nach sieben Jahren einfach so wieder hier aufzukreuzen und so zu tun, als ob er niemals weg gewesen war, als ob niemals etwas geschehen war.

Er war der Retter der Nation und konnte die Umarmungen seiner Söhne mit einem ruhigen Gewissen hinnehmen, weil er damals nur gestorben war, um die Welt zu retten. Wieder einmal. Er war nur so lange weg gewesen, weil er wirklich geglaubt hatte, dass es einen Sinn hatte, dass seine Tat eine gute war und auch wenn es am Ende nicht so hingehauen hatte, wie es eigentlich sollte und auch wenn dieser dämliche Lackaffe sich so lange nicht hatte blicken lassen, obwohl er die Chance dazu gehabt hätte, alle verziehen ihm.

Ich sog die kalte Luft tief in meine Lungen und versuchte meine eigenen Gedanken zu beruhigen, aber es klappte einfach nicht. Es wollte nicht so funktionieren, wie ich es gerne gehabt hätte, weil mir mein Gewissen einen Strich durch die Rechnung machte.

Es ging nicht auf.

Egal wie sehr ich darüber nachdachte, wie sehr ich versuchte mir selbst einzureden, dass es doch gar nicht so schlimm war, es klappte nicht.

Ich sollte tot sein.

Irgendwo dort unten darauf warten, dass meine Seele gereinigt wurde und eine neue Chance bekam - nur dass ich es war, der eine neue Chance bekommen hatte.

Wahrscheinlich eine letzte Chance und ich wusste wirklich nicht, was ich davon halten sollte.

Waren wirklich all meine Sünden damit rein gewaschen, dass ich versucht hatte so selbstlos die Erde zu retten? War wirklich alles ungeschehen gemacht, nur weil ich dort gestanden und darauf verzichtet hatte, mir selbst meine Grenzen einzugestehen und meine ganze Existenz, alles was ich war, auf Spiel gesetzt hätte.

Ich hätte es getan, es gab für mich keinen Grund diese Tatsache zu bestreiten.
 

Es war mir egal, dass ich bereits tot war und völlig verschwunden wäre, wenn mir dieser Dämon den Gar aus gemacht hätte. Es war mir wirklich egal gewesen, weil ich keinen Grund hatte darüber nachzudenken, weil es keinen Grund für mich gab es nicht zu tun.

Ich mochte ein Arsch sein und ich mochte viele Fehler haben, viele Fehler gemacht haben, aber ich hätte es getan.

War das Grund genug, mir eine weitere Chance zu geben?

Wahrscheinlich konnte ich mir diese Frage noch so oft stellen, ich würde selbst keine Antwort darauf finden, wenn andere, größere Mächte im Universum es eben anders sahen als ich selbst. Am Ende spielte es eine kleine, untergeordnete Rolle, weil ich war und weitermachen konnte, wie bisher - nur dass ich nicht wusste, ob ich das wirklich wollte.

Ich hegte Zweifel und es war vielleicht nicht das erste Mal, dass ich diese Zweifel an meiner Existenz hegte, aber es war das erste Mal, dass ich Zweifel an meinen Handlungen fand. An meinen eigenen Handlungen, die zu dem gegebenen Zeitpunkt noch so richtig erschienen und im Nachhinein nichts weiter als einen faden, seltsamen Nachgeschmack hinterließen.

Ich hätte besser nachdenken sollen, hätte alte Wünsche und Träume, eine alte Rivalität, die eigentlich gar nicht mehr bestand und schon lange in den Weiten meiner Seele verschwunden war, begraben lassen sollen. Alte Gefühle, die schon lange ihren Schein verloren hatten und nichts weiter als abgestorbene Baumstümpfe in dem Sumpf meiner selbst waren, dort belassen sollen, ihnen nicht neue Farbe geben sollen, weil mir irgendein Irrer die Chance dazu gegeben hatte.

Ich war nicht besser als dieser Irre, wenn ich mir das Gesamtergebnis am Ende so betrachtete und musste für mich selbst zugeben, dass dort mehr als Zweifel und ein Gewissen war, das mir tonnenschwer auf den Schultern lastete.
 

Nein, ich bereute es nicht.

Ich bereute nicht die Kraft, die ich mir von Babidi geholt hatte und ich bereute auch nicht den Tod hunderter schwacher Menschen, die doch sowieso draufgegangen wären und jetzt nur hier waren, unter mir wandelten, während ich über die Stadt hinwegfegte, weil wir sie gerettet hatten. Weil wir sie wiederbelebt hatten und diese kleinen undankbaren Kröten es nicht für nötig gehalten hatten uns zu helfen. Ich bereute sie nicht, nicht eine einzelne Sekunde lang.

Aber ich bereute den Blick, den ich bei Bulma gesehen hatte, nachdem ich Amok lief.

Ich bereute meine Familie und die Art, wie ich sie hintergangen hatte, die Art, wie ich ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte, nur um Gott zu spielen. Ich bereute die Tatsache, dass es alles nicht so funktioniert hatte, wie ich es mir ausgemalt hatte und am Ende hätte ich wirklich nicht hier sein sollen.

Am Ende wog eine gute Tat nicht das auf, was ich getan hatte.

Wenn sie alle wüssten, was für Gedanken ich mir machen konnte, würden sie mich doch nur ungläubig anstarren. Ich war niemals wirklich auf der Erde angekommen, ich hatte sie alle niemals wirklich als einen Freund gesehen und sie lediglich als das akzeptiert, was sie waren - Freunde meiner Frau.

Es waren nur Wesen, schwache Wesen, die zuviel Kraft aus ihren Verbindungen zogen. Mehr Kraft, als ihnen zustand, mehr Kraft, als gut für sie war und doch waren sie nichts weiter als kleine unbedeutende Menschen, die sich noch immer da oben auf Gottes Palast befanden und ein Wiedersehen feierten, das nicht das Meine war.

Sie waren nichts weiter als Bekanntschaften und wieder schluckte ich. Verengte die Augen und versuchte den Flugwind aus ihnen heraus zu halten und war mir nicht einmal sicher, ob ich wirklich nach Hause fliegen sollte.

Ein zu Hause, in das ich eigentlich nicht mehr gehörte.
 

Ich musste Bulma wirklich enttäuscht haben.

Ich musste Trunks wirklich enttäuscht haben, als er wach wurde und merkte, was geschehen war.

Umso erstaunter war ich um die bedingungslose Liebe, die er mir noch immer entgegen brachte, um die verständliche Art eines Jungen, der die Wahrheit ja doch nicht begriffen hatte. Oder sie verstand und nur verdrängte, weil ihn seine menschliche Seite beeinflusste und die Fehler eines Vaters einfach übersehen ließ.

Die Liebe eines Kindes, das selbst zu jemandem zurückkehrte, den es liebte, wenn dieser ihn geschlagen hatte und ich mahlte mit dem Kiefer. Presste sie so fest zusammen, dass es begann in meinen Wangen zu schmerzen, gab mir einen Ruck und powerte mich schließlich doch noch auf, um über den Rest der Stadt hinweg zu fegen, in der ich heimisch geworden war.

Ich hinterließ nichts als einen Streifen am Horizont, verschwand wieder und wusste nicht, wohin ich fliegen sollte.

Es gab viele Möglichkeiten und doch beschränkte ich mich darauf, einfach nichts sehend und nichts hörend weiter zu fliegen, den Wind in meinen Ohren rauschen zu hören, die Hände an meinen Seiten zu Fäusten zu ballen.

Wieso lächelte sie, wenn ich klar und deutlich hinter diesem Lächeln, noch die Enttäuschung hatte sehen können, die ihr innewohnte? Die sie mir gegenüber empfand und doch gewann das Gefühl des Glücks, dass sie mich noch einmal wieder sehen konnte...

Wieso?
 

Menschen waren so schwer zu verstehen.

Sie taten niemals das, was ich von ihnen erwartete, niemals das, was ich für logisch erachtet hätte - aber am schlimmsten von allen war noch immer Bulma.

Sie hatte mir schon damals einfach so angeboten zu bleiben, wenngleich ich auf Namek versucht hatte sie alle umzubringen. Sie hatte mich leichtfertig und einfach so in dieses verfluchte Haus eingeladen, als wäre ich nichts weiter als ein weiterer verirrter Mensch, der vielleicht ihre Hilfe gebraucht hätte.

Sie hatte mich auch dann wieder willkommen geheißen, als ich das Raumschiff genommen und abgehauen war, hatte nichts dazu gesagt, nichts verlangt.

Wieder konnte ich mich nur fragen, wieso das so war.

Ich hatte sie noch nie verstanden, hatte niemals begriffen, wieso sie mir alle meine Taten einfach so verzeihen konnte, wie sie darüber hinwegsehen konnte, was ich getan hatte.

Und dass ich kein unbeschriebenes Blatt war, hatte sie gewusst.

Sie hatte es gewusst und dennoch all das zur Seite geschoben, niemals eine Frage gestellt, niemals eine Antwort auf die nicht gestellten Fragen erwartet. Selbstlos, wie sie schon immer gewesen war, hatte sie mich aufgenommen und war mit meiner Art besser klargekommen, als ich es jemals erwartet hatte und vielleicht war es diese furchtlose Art mir gegenüber, die mich damals wirklich beeindruckt hat.

Keine Angst, nur ein gewisser Respekt, den sie auf eine seltsame Art und Weise zeigte. Eine Art, die mir im Nachhinein noch immer ein Grinsen auf die Lippen treiben konnte, weil sie zu handfesten Streits führte, in denen sie nicht einmal im Traum daran dachte auch nur einen Millimeter von ihrer Meinung zu weichen, auch wenn ich ihr drohte.

Sie hatte eine wirklich seltsame Art, ein Funkeln in diesen Augen, das schon damals mehr Stärke gesprochen hatte, als ich dieser zierlichen Frau überhaupt zugetraut hatte.

Sie war niemals gewichen, hatte sich mir immer entgegen gestellt und die Herausforderung angenommen... bis heute.
 

Was also hielt mich auf?

Was ließ mich derart zögern, dass ich mittlerweile den halben Erdball umrundet hatte, den es eigentlich gar nicht mehr geben sollte? Welche Gedanken kreisten derart in meinem Kopf, dass ich es einfach nicht übers Herz bringen konnte einfach zurück zu fliegen und auf sie zu warten, so wie ich es immer getan hatte?

Mich in mein Training zu stürzen und so zu tun, als ob niemals etwas gewesen war.

Vielleicht war es wirklich nur mein schlechtes Gewissen, die unumstößliche Wahrheit, die mich zum nachdenken brachte, die eine kleine Wahrheit, die ich nicht ausschlagen konnte und die Zweifel in mir aufsteigen ließen, ob es jemals wieder so werden konnte wie bisher. Vielleicht war es das kleine, doch so große Wissen um die Wahrheit, dass ich einen Fehler gemacht hatte - einen Fehler, den ich so schnell nicht wieder vergessen, nicht einfach unter den Teppich kehren und nicht wieder gut machen konnte.

Weil ich sie enttäuscht habe.

Meine ganze Familie mit dem Sinnen nach einer einfachen, so lange verjährten Rache, eigentlich auf dem Gewissen hatte und uns mehr als nur pures Glück einmal mehr dazu verleitete, diese Tatsache zu vergessen, weil wir wieder hier waren, anstatt uns im Jenseits wieder zu sehen.

In der Hölle, wo ich hingehörte.

Ich hätte sie nicht einmal wieder gesehen und habe diesen Umstand einfach so übersehen, nicht wahrnehmen wollen. Ich hätte sie nicht wieder gesehen und wäre selbst daran schuld gewesen.

Eine Schuld, die ich so schnell nicht wieder ablegen konnte.

Egal wie sehr ich versuchte es zu leugnen, ich würde es in ihren Augen sehen können.

Und ich schoss weiter durch den Himmel, einem unbekannten Ziel entgegen, von dem ich auch nicht wusste, wie dieser Ort meine Hände wieder reinwaschen konnte. Ein Ziel, das ich nicht kannte und das ich wahrscheinlich niemals erreichen würde, weil es nicht in der Ferne lag, sondern schon immer in den letzten Jahren genau vor meinen Füßen, sich genau vor meiner Nase befand, auf einem Silbertablett serviert, das ich niemals wirklich annehmen wollte.
 

Aber vielleicht mussten wir erst die Dinge verlieren um zu begreifen, was wir an ihnen haben.

Vielleicht musste auch ich erst verlieren, was mir lieb und teuer geworden war, um zu merken, dass es das war, um es mir selbst einzugestehen.

Und am Ende blieben nichts als Zweifel übrig.

Zweifel darüber, ob sie wirklich noch so lächeln würde, wenn ich doch wieder zurückkehrte, ob sie wirklich ihre versteckte Angst, die Enttäuschung begraben würde, wenn ich zurückkehrte und zu der bedingungslosen Liebe überging, die ich niemals wirklich zu schätzen gelernt hatte.

Sie war da, auch in mir und ich würde alles, wirklich alles für meine Familie tun, auch wenn es nicht immer so aussehen mochte.

Ein Gedanke, der mich selbst wieder zweifeln ließ, weil es noch gar nicht so lange her war, als ich ihr Leben leichtfertig auf die Kante eines Abgrunds gestellt hatte, ohne auf die Folgen, auf die widerlichen Konsequenzen zu achten, die mir jetzt den Boden unter den Füßen wegreißen wollten.
 

Hatte ich das Recht, Zweifel zu hegen?

Durfte ich wirklich annehmen, dass ich ein Recht dazu hatte, wenn eigentlich sie derjenige war, die es durfte.

Zweifel an mir zu haben.

Sie hatte viel investiert, viel Zeit und Geduld, viele unsägliche Stunden voll Streits und lautstarken Auseinandersetzungen, Stunden des Hoffens und des Bangens, weil sie sich bei mir niemals sicher sein konnte. Weil ich jemand war, den man schlecht einschätzen konnte.

Sie hatte allen Grund enttäuscht zu sein, sagte ich mir und schluckte, weil sie es war, die eigentlich gehofft hatte, dass ich endlich, nach so langer Zeit wirklich sesshaft geworden war...

... nur um sie aus ihrer Illusion zu reißen, ihr Leben aufs Spiel zu setzen.

Kapitel 2

Als die ersten wieder zurückkamen, hatte ich nicht wirklich gewusst, was ich denken sollte.

Ich hatte mich umgesehen und gehofft, natürlich, aber ich wusste wirklich nicht, was ich hiervon halten sollte. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich wusste für einen Moment, in dem sich die ersten begrüßten, wirklich nicht, ob ich weinen oder mich doch lieber freuen sollte.

Aber ich musste nicht lange darüber nachdenken, ich musste nicht lange darüber grübeln, was ich machen sollte, als Goku auch schon mit Vegeta im Schlepptau um die Ecke kam und ich den Kloß in meinem Hals hinunter schluckte. Es versuchte und doch irgendwie daran scheiterte, weil ich noch immer nicht wusste, was ich von all dem halten, was ich darüber denken sollte.

Vegeta war wie immer.

Zumindest wollte er uns allen vormachen, dass es so war und doch konnte er mich nicht wirklich täuschen. Ich konnte sehen, dass er nachdachte, dass er nicht wirklich den Kontakt zu uns wollte und es schnürte mir ein weiteres Mal die Kehle zu, so dass ich unserem Sohn den Vortritt ließ.

Gespannt beobachtete, wie Trunks mit seinem niemals endenden Elan auf seinen Vater zustürmte und sich schließlich an ihn klammerte, als hätte er ihn gefühlte Jahre nicht mehr gesehen, als wäre niemals all das geschehen, was ich gesehen hatte.

Aber er hatte es ja auch nicht gesehen und ich hatte nicht vor ihm die Freude zu nehmen, ich hatte wirklich nicht vor, ihm das Wiedersehen in irgendeiner Weise zu verderben, weil ich wusste, dass er seinen Vater liebte.

Liebte, wie nur er es konnte.
 

Aber ich konnte nicht sofort vergessen.

Besah mir die Szene lediglich einen kurzen Moment und presste die Kiefer zusammen, weil ich einfach nicht wusste, was ich machen sollte.

Vegeta schien wie immer, er schien sich wie immer einfach nur abzuwenden, immer ein wenig weiter von allen anderen entfernt zu stehen, als es vielleicht nötig gewesen wäre. Aber wer so lange Zeit mit ihm verbracht hatte, so wie ich es getan hatte, der wusste, dass es eigentlich nichts weiter als eine dumme Angewohnheit war; der wusste, dass Vegeta einfach nicht anders konnte, weil sein Leben ihm gelehrt hatte, dass er vorsichtig sein musste.

Vorsicht walten lassen musste.

Sich auf Abstand hielt, weil sonst hinter jeder Ecke ein Anschlag lauern könnte, weil sonst jede Person, die ihm zu nahe kam, nicht rechtzeitig genug entdeckt werden konnte. Weil er eben niemals wusste, wer ihm gut gesinnt war und wer eben dies nicht war, hielt er sich fern und betrachtete die Szene häufig nur von der Ferne, aber ich hatte ihm daraus niemals einen Strick gedreht.

Heute konnte ich es mir nur ansehen und nicht wissen, was ich davon halten sollte. Nahm einen tiefen Atemzug und sah für einen Moment zu all den anderen, zu all den glücklichen kleinen Familien, die sich erneut vereinten und spürte einen kleinen Stich in meinem Herzen.

Ein Stich aus Eifersucht, weil es bei uns niemals so sein würde.

Weil Vegeta seinen Sohn nicht wie Goku einfach in den Arm nehmen würde und ihn nach oben zog, um ihm zu zeigen, wie gern er ihn hatte.

Weil er ihn niemals so umarmen würde wie Goku es mit Gohan tat und ich musste den Blick abwenden, weil er einfach nur schmerzte.

Weil er für einen Moment einen wirklich riesigen Kloß in meine Kehle drängte, den ich nicht einfach hinunterschlucken konnte, während ich den Blick zurück zu meinem Mann wandte und noch immer nicht wusste, was ich denken sollte. Wie ich ihm gegenüber fühlen sollte, weil die Bilder der nicht allzu fernen Vergangenheit noch immer so penetrant in meinem Geist lungerten.

Sich vor mein inneres Auge schoben.

Die Panik, die Angst und das Unverständnis zu mir zurückbrachten, so dass ich nur schwer, langsam und mit dem Gefühl des Ungewissen einen kleinen Schritt nach vorne machen konnte.
 

Meinem Sohn folgte.

Schwer schluckte und versuchte es mir nicht anmerken zu lassen, wie schwer dieser Weg eigentlich wirklich für mich erschien, wie lang er sich zog und wie verdammt unsicher ich mir dabei selbst war.

Wieder schluckte ich und doch schaffte ich es nicht, die Wüste in meinem Hals zu verbannen, warf einen letzten Blick auf die glückliche Familie, die sich wiedergefunden hatte und die mir erst wirklich vor Augen hielt, was ich nicht hatte.

Auch wenn ich etwas anderes hatte.

Vegeta mochte nicht der Typ sein, diese Dinge offen zu zeigen, aber ich kannte ihn besser.

Kannte ihn besser als jeder andere und musste mich doch von diesem Anblick wieder losreißen, weil er mir vor Augen führte, was ich nur hinter verschlossenen Türen haben durfte.

Aber das war so auch nicht richtig und ich wusste, dass ich mir etwas einredete, das mir im Endeffekt wieder leid tat, weil es nicht so war.

Vegeta war... ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, weil ich es einfach nicht aufhalten konnte und es sogar zwischen der Ungewissheit und Nervosität schaffte, sich zu formen... Vegeta war speziell.

Das war zumindest das erste, das mir zu ihm einfiel.

Er war nicht wie alle anderen und vielleicht war das damals der Grund, wieso ich mich von ihm angezogen gefühlt habe, vielleicht war das der eine Grund, wieso ich mich ihm nicht entziehen konnte.

Ich wusste schon damals, dass er mehr zu bieten hatte.

Dass seine Vergangenheit nicht das war, was ich von Yamchu oder Goku erwartet hatte und was ich mir wahrscheinlich nicht einmal vorstellen konnte. Ich wusste wirklich schon damals, dass Vegeta etwas ganz Besonderes war, dass er Dinge hinter sich hatte, die ich nicht beschreiben konnte und die ich wahrscheinlich wirklich nicht wissen wollte.

Und doch hatte ich ihn bei mir aufgenommen, als er auf der Erde gestrandet war.

Wieso sollte ich auch nicht?

Er war... anders, er hatte versucht uns auf Namek umzubringen und hatte sich am Ende doch irgendwie und wenn auch nur unfreiwillig mit den anderen zusammengeschlossen. Er wollte Ewigkeit und Macht und doch war er am Ende durch die Hand Freezers gestorben, durch eine unsichtbare Macht wiedererweckt worden und hier auf der Erde gelandet.

In dem Moment hatte er so einsam und verloren gewirkt, dass ich es ihm nicht abschlagen konnte.

In diesem einen Augenblick, hatte ich nicht darüber nachgedacht, warum er dort war, was ich eigentlich wirklich vorschlug.
 

Aber war es so schlimm gewesen? Es gab nur eine einzige Antwort und die lautete eindeutig: Nein.

Ich war immer irgendwie ein wenig stolz auf ihn gewesen, ein wenig mehr, wann immer er eine seiner eigenen Grenzen überwunden hatte und lächelte nun doch ein ehrliches Lächeln, während ich langsam einen Schritt nach dem anderen tat.

Auf seinen Rücken starrte, weil er sich wieder einmal abgewandt hatte und einen steten und doch so zittrigen Schritt nach dem anderen machte, um irgendwann doch bei ihm anzukommen. Mein Herz schlug mir aus einem mir nicht erfindlichen Grund wild in meiner Brust und ich hob eine Hand, um sie mir genau dorthin zu legen, nur um mein Lächeln doch nicht zu verlieren.

Ich durfte es nicht verlieren, weil ich es niemals wirklich verloren hatte.

Ich durfte mich nicht von etwas unterkriegen lassen, mir meine Wiedersehensfreude nehmen lassen, von dem ich nicht einmal wusste, wieso es eigentlich entstanden war. Auch wenn in meinem Inneren Zweifel herrschten, wenn ich sie einfach nicht abstellen konnte und sie mich nur dazu brachten für einen Sekundenbruchteil zurück zu den anderen zu blicken, durfte ich nicht weichen.

Musste stark sein, wofür auch immer, für wen von uns beiden auch immer.

Blickte zurück auf seinen Rücken und wartete stumme Sekunden der Ungewissheit. Sekunden, in denen mir mein Herz bis zum Hals schlug, hart gegen meine Rippen hämmerte und einen steten, wilden Rhythmus annahm, der es mir unmöglich machte, es nicht zu spüren. Es übersehen zu wollen, nicht zu fühlen, was ich fühlte.

Und ich schluckte schwer, versuchte den Kloß in meinem Hals zu verbannen und mein Lächeln aufrecht zu erhalten.

Gerade rechtzeitig, als sich mein sonst immer so stolzer Prinz zu mir herumdrehte. Nein, er drehte sich nicht wirklich herum, er wandte mir lediglich seinen Kopf ein wenig zu, so dass er mich ansehen konnte, meinen Blick einfangen konnte und ich wusste für einen Augenblick lang einfach nicht, einen so langen intensiven Augenblick lang wirklich nicht, was ich machen sollte.

An was ich denken sollte.
 

Doch irgendwie schaffte ich es, mein Lächeln aufrecht zu erhalten, so dass ich die Überraschung darüber förmlich in seinem Blick sehen konnte. Die grenzenlose Überraschung und den Unglauben, der mich förmlich ansprang und mir einen neuerlichen Kloß in den Hals trieb. Dabei war der erste noch nicht einmal richtig verschwunden gewesen und brachte ein Gefühl mit sich, dass ich nicht einordnen konnte.

Dann war der Moment vorbei, so schnell wieder verflogen, wie er gekommen war und ließ mich haltlos fallend zurück, als er den Blick wieder nach vorne richtete. Von mir nahm und an einen, nur ihm bekannten Ort, richtete und mir mein Herz förmlich aus der Brust springen ließ.

Ich schluckte und schaffte es doch nicht, diesen verdammten Knoten in meinen Hals irgendwie zu beseitigen und auch wenn ich jetzt den Mund geöffnet hätte, um etwas zu sagen, so wusste ich, dass nichts als heiße Luft zwischen meinen Lippen hindurch getreten wäre. Kein Gedanke, der seinen Fuß in meinen Verstand hätte setzen können, hätte den Weg nach draußen gefunden, weil es sein Blick war, der noch immer vor meinem geistigen Auge bestehen blieb.

Mich erneut dazu brachte meine Hand an meine Brust zu legen und mein eigenes, schnell schlagendes Herz zu spüren.

Was sollte ich davon halten, wenn sein Blick so undeutbar gewesen war und zur gleichen Zeit einen Ausdruck in sich trug, der mir den Boden unter den Füßen wegreißen wollte? Was sollte ich denken, was sagen, um diese unbestimmte Spannung in der Luft zu beseitigen, die mir irgendwie versuchte die Luft abzuschnüren, während die mir eigene Nervosität ihren Rest tat. Eine Nervosität, die ich nicht zeigen wollte und von der ich mir nicht sicher war, ob er sie hatte sehen können.

Vegeta sah viel, sah viel mehr als manch anderer und doch war er eben doch nicht fähig, alles zu sehen. Alle Emotionen immer richtig einzuordnen, alle Gefühle richtig zu deuten - denn auch nach so langer Zeit hatte er noch immer seine lieben Probleme damit sie richtig zu deuten. Sie einzuordnen, wenngleich ich sehr genau wusste, dass er einer der wenigen Personen war, die mehr davon selbst in sich trugen, als sie immer zugeben wollten.

Er fühlte meist mehr als andere, wusste es eben nur schlecht umzusetzen.

Wusste nicht, wie er mit ihnen umgehen sollte - aber auch das war mir immer irgendwie egal gewesen, hatte nur zu seiner ihm eigenen Sympathie beigetragen. Eine gewisse Unbeholfenheit, die ihn immer anziehend gemacht hatte, die ihn immer irgendwie begleitete und ihm so eigen war.

Und ich lächelte, weil ich nicht anders konnte, warf aus dem Augenwinkel einen weiteren kleinen Blick zu der Gruppe, die sich noch immer irgendwie in den Armen lag und es ihm vormachte, nur damit er den Blick abwenden konnte.
 

Sich abwenden konnte und seine ganz eigene Art des Wiedersehens daraus machte, weil er es nicht sehen wollte.

Aber auch dieser Blick brachte mich nicht weiter, gab mir keinen Anhaltspunkt darauf, was ich machen sollte - doch musste ich nicht mehr lange darüber nachdenken, als er in einer etwas wirschen Bewegung seinen Sohn, unseren Sohn von sich abschüttelte. Für einen Moment stand die Zeit für mich still, für einen Augenblick, für den Bruchteil einer Sekunde wusste ich ganz genau, was er vorhatte und wollte ihn aufhalten, wollte einen Schritt auf ihn zumachen - nur damit mich eine unbestimmte Angst zurückhalten konnte.

Mich an Ort und Stelle gefangen hielt.

Mein Herz schmerzlich in meiner Brust zusammenziehen ließ, weil ich die Zeichen kannte und nur einen Wimpernschlag davon entfernt war, sie auch zu betrachten. Ich wollte ihn aufhalten, meine Hand nach ihm ausstrecken und ihn berühren, um ihn zum Bleiben zu bewegen, doch bevor ich den Gedanken auch nur zu Ende gedacht hatte, war es auch schon geschehen.

War es vor meinen Augen geschehen, ohne dass ich etwas dagegen unternommen hatte. Ohne, dass ich auch nur einen meiner Gedanken zu Ende gebracht und vielleicht ausgeführt hätte, so dass ich noch immer an Ort und Stelle stand und schließlich das Lächeln verlor, das von Anfang an nicht wirklich gewesen war.

Nicht wirklich und so fern, dass es auf seine ganz eigene Weise irgendwie wehtat.
 

Meine Hand entkrampfte sich langsam, während ich seiner leuchtenden Aura nachsah, sie sich kaum vom Blau des Himmels abheben wollte und löste sich genauso langsam von meiner Brust. Kam neben mir wieder zum liegen und brachte mich zum schlucken, brachte ein ungewisses, unbeständiges Gefühl in mein Inneres, das ich die gesamte Zeit versucht hatte zu verdrängen.

Er war gegangen, war einfach davongeflogen und alles, was mir jetzt von ihm geblieben war, war der undeutbare Ausdruck in seinen Augen und der Windstoß, der noch immer in meinen Ohren nachhallte, meine Haare in ihm flattern ließ. Ich sah ihm nach und starrte noch immer an diesen einen letzten Punkt am Himmel, als er schon lange verschwunden war, an dem ich ihn zuletzt gesehen hatte. Nahm einen zittrigen Atemzug und schluckte schwer, weil ich noch immer nicht glauben wollte, was ich glaubte in seinen Augen gesehen zu haben.

Es war einfach zu unbeständig.

Versteckt hinter seinem Stolz und dem Versuch, sich nicht offen zu legen und doch hatte ich es erblickt, nur damit mir die plötzliche Erkenntnis mein Herz abermals schmerzhaft krampfen ließ, während der Himmel ein wenig an Farbe verlor, verschwamm in meinen Gedanken und wie ein Blatt im Wind davongetragen wurde.

Das konnte nicht sein.
 

Die Zeit schien mit dieser Erkenntnis, mit diesem Gedanken still zu stehen und das Blau des Himmels verblasste ein wenig mehr vor meinen Augen. Nahm eine blassgraue Farbe an und noch während ich immer noch in den Himmel starrte, den einen Punkt suchte, an dem er verschwunden war, sich meinem Augenlicht entzog, schluckte ich und war versucht den Kopf zu schütteln.

Langsam trat ich einen Schritt nach vorne. Nur ein kleiner und unbedeutender Schritt. Ein Schritt, den ich in Gedanken bereits ausweitete und versucht war aus dem Stand in einen Sprint über zu gehen, von der Plattform zu springen und ihm zu folgen.

Aber das konnte ich nicht und es versetzte mir einen Stich ins Herz.

Brachte mich in das Hier und jetzt zurück und vermochte es doch nicht, den nächsten Schritt aufzuhalten, den ich noch machte, bevor ich erneut stehen blieb und schwer seufzte. Schwer und hart die klare Luft in meine Lungen sog und genauso schwer wieder ausstieß, während ich nicht anders konnte als eine ungeahnte, niemals gefühlte Melancholie in meinem Geist zu spüren.

Es war dieser Blick, der all meine eigenen Zweifel bestätigte, es war dieser Blick, der mir das Herz aus der Brust riss und mich verzweifelt ratlos zurückließ. Diese dunklen Augen, die immer so tief waren, dass man ihnen nicht auf den Grund blicken konnte und erst die Hand meines Sohnes, die sich in die meine legte, ließ mich den Blick vom Himmel reißen. Ließ mich ein weiteres Mal, ein so schweres Mal in die Gegenwart zurückkehren, so dass ich mich unweigerlich zu ihm wenden musste.

Lächelte, weil er es verdient hatte.

Weil er so sehr wie sein Vater war, so viele Eigenschaften und so viele Ausdrücke mitgenommen hatte, wie er nur bekommen konnte.

Trunks war ein Abbild seines Vaters und doch so anders, dass mir die Worte fehlen würden, selbst wenn ich es beschreiben wollte.

Aber es war egal.

In diesem einen Moment war es einfach nur egal, weil ich es auch in seinen Augen sehen konnte. Die stumme Frage danach, was geschehen war, die genauso stumme Frage, was sein Vater so plötzlich hatte, wenngleich sich dieser niemals wie ein richtiger Vater verhalten hatte - es wahrscheinlich nicht konnte und es doch auf seine ganz eigene Weise versuchte.

Trunks war nicht böse darum. Wie sollte er es auch sein, wenn er es nicht anders kannte, wenn auch in seinen Adern dieses gewisse Blut rauschte, das ihn wahrscheinlich anders denken ließ, als all die anderen Kinder dieser Erde.
 

Und doch wollte er wissen, was los war.

Ich konnte es ihm nicht sagen, weil ich es selbst einfach nicht wusste und während mich mein Lächeln betrog, während sich aus den Augenwinkeln sehen konnte, dass sich die Versammlung langsam auflöste und einer nach dem anderen zu gehen schien, konnte ich ihn nur ansehen. Ihn ansehen und weiter lächeln, weil mir erst jetzt so wirklich bewusst wurde, was sie bewerkstelligt hatten.

Ich hatte sie verloren, ich hatte sie alle verloren und doch wiedergefunden.

An einem Tag durch die Hölle und wieder zurück, ein wenig im Jenseits gewartet und das Unmögliche erlebt - wie schon so oft mit dieser kleinen Gruppe, wie schon so oft in meinem Leben.

An einem einzigen Tag genug erlebt, dass es für ein Menschenleben reichen würde und doch konnte ich es nicht bereuen, nicht bedauern, weil sie am Ende doch gewonnen hatten, uns gerettet hatten und mein Lächeln wuchs wieder ein wenig. Wusch die Sorge um diesen so tiefgründigen Saiyajin für einen Moment zur Seite.

Er würde wiederkommen.

Er würde wiederkommen und so tun, als ob niemals etwas gewesen war, würde einfach wieder dort in unserem Haus stehen und die Zeit vergessen wollen. So wie immer.

Ich lächelte weiter und ging schließlich vor meinem Sohn in die Hocke, nahm ihn in den Arm und hörte seinen kleinen Protest, der mich nur noch weiter Lächeln ließ. Wenn er wirklich nicht gewollt hätte, dass ich ihn umarme, wenn er wirklich langsam zu groß für diese Dinge gewesen wäre, dann wäre es ein Leichtes für ihn mich von sich zu stoßen und doch tat er es nicht.

Wie ich schon sagte, dieser Junge hatte mehr von seinem Vater mitbekommen, als vielleicht gut für ihn wäre und manchmal frage ich mich, an Momenten, in denen ich die Zeit dazu habe ihn stumm in seinem Treiben zu beobachten, ob Vegeta auch einmal so war.

Andererseits musste ich mich das vielleicht nicht einmal fragen, laut seinen spärlichen Aussagen, war er niemals so gewesen, hatte er niemals die Chance dazu erhalten und es brachte meinem Herzen einen erneuten Stich ein. Es war nicht viel, es war wirklich nur ein Gedanke, aber auf sonderbare Art bewerkstelligte dieser eine Gedanke die Freude um dieses Leben ein wenig zu dämpfen. Die Freude zu dämpfen und die Melancholie von vorhin wieder nach oben zu bringen, herauf zu beschwören und mich ein wenig ratlos zurück zu lassen.

Weil es nicht so sein sollte.
 

Ich ließ Trunks wieder los und wuschelte ihm in einer Manier durch die Haare, die er nicht leiden konnte, bevor ich wieder aufstand. Sein grummeliger Blick folgte mir, während er sich eben jene Haare wieder versuchte glatt zu streichen und wieder sah er dabei mehr wie Vegeta aus, als alles andere und ich richtete den Blick für einen Moment zurück zum Himmel.

Es war eine Schande, dass ich keine Auren spüren konnte, es war eine wirkliche Schande, dass ich einfach nicht dazu taugte es zu lernen.

"Na komm, Trunks, Zeit nach Hause zu fliegen." Ich sah ihn wieder an und wäre beinahe in Lachen ausgebrochen, weil er noch immer erfolglos versuchte seine Haare zu ordnen, weil es dort einfach nichts zum ordnen gab. Doch dann löste sich sein Grummeln wieder auf, beinahe so schnell, dass man die Veränderung mit den Händen greifen konnte, bevor sich ein kleines Grinsen seiner Lippen bemächtigte und ich einfach nicht wusste, was ich denken sollte.

"Das kannst du gerne, aber ich nehm' den schnellen Weg!" Keinen Augenblick später war auch er wie Vegeta zuvor einfach mit einer kleinen Welle seiner Energie davon gerauscht und von der Plattform gesprungen und wieder konnte ich ihm nur hinterher sehen, seufzen. Meine Hand hob sich von ganz alleine und doch konnte ich das Lächeln nicht aufhalten, dass ich noch immer trug.

Ich war glücklich.

Vegeta hatte seinen Fehler wieder gut gemacht, hatte eine weitere Chance bekommen und mich davor bewahrt, den Rest der Zeit alleine verbringen zu müssen. Er hatte seinen Fehler, der mir irgendwie noch immer in den Knochen hing und den ich einfach nicht verstehen konnte, auf seine ganz eigene Art wieder gut gemacht und geholfen die Erde zu retten, Boo zu besiegen und jetzt?

Was blieb am Ende übrig?

Was blieb, außer das Wissen darum, die Gewissheit, dass es vorbei war? Was blieb, außer der Erschöpfung, die sich mit einem Mal so heftig an mich klammerte, dass ich dachte jeden Moment in die Knie gezwungen zu werden, weil das Adrenalin der nahenden Zerstörung endlich aus meinem System wich und nichts weiter beließ als puren Frieden.

Ein Frieden, der jetzt hoffentlich länger andauerte, als der letzte.
 

Doch eine Hand auf meiner Schulter, die sich beinahe federleicht darauf ablegte, ließ mich erschrocken zusammenfahren. Ich wandte den Kopf zur Seite und erblicke ein mir so vertrautes Gesicht, dass ich trotz allem nicht anders konnte als zu lächeln, während mir Tränen in die Augen stiegen.

"Son-kun.", hauchte ich atemlos heraus und wäre ihm für einen Moment am liebsten um den Hals gefallen. Alleine die unumstößliche Tatsache, dass er wieder bei uns war, nach so langer Zeit endlich wieder bei uns war und auch bei uns bleiben würde, bewirkte, dass sich ein Zittern durch meinen Körper zog. Sie hatten es geschafft und es hinterließ pure Freude in meinem Geist, wenngleich eben diese Freude durch etwas Unbestimmtes überlagert wurde, das ich noch nicht ganz bestimmen konnte. Immer noch nicht.

"Er wird wiederkommen.", sagte er aber nur, mit dem Anflug eines eigenen Lächelns auf den Lippen, bevor auch sein Gesicht wieder ernst wurde und er sich ebenfalls in den Himmel wandte, ohne die Hand dabei von meiner Schulter zu nehmen. Und ich schluckte, weil ich wusste, wen von meinen beiden Männern er meinte, schluckte, weil ich gar nicht wissen wollte, wie viel er wirklich wusste, ohne es preiszugeben.

"Ja." Meine Hände hoben sich beinahe automatisch und falteten sich über meiner Brust zusammen.

Als würde er Gedanken lesen können. Als wüsste Son-kun genau über das Bescheid, an was ich dachte und hätte trotz seiner eigenen Familienzusammenführung immer ein wachsames Auge auf uns gehabt. Als würde er im Hinterkopf jeden Schritt verfolgen, den Vegeta irgendwo da draußen machte und es dauerte eine Sekunde zu lange, bevor ich merkte, dass ich gar nicht mehr dort oben stand, sondern in meinem eigenen Garten.

Ein Garten, der eigentlich zerstört worden war.

"Gib ihm Zeit.", war alles, was ich noch hörte und bevor ich mich überhaupt aus meiner Starre lösen konnte, bevor ich ihn wieder hätte ansehen können, war er schon wieder verschwunden und mit ihm das Gewicht seiner Hand auf meiner Schulter. Ich schluckte und versuchte durch ein kleines Schütteln meines Kopfes wieder Klarheit in meine Gedanken zu bringen. Versuchte das wenige Gesagte in Einklang mit dem zu bringen, was ich gesehen hatte, was noch immer als grauer und leiser Stummfilm in meinem Geist ablief.
 

Ich sollte ihm Zeit geben und wusste in diesem Moment genauso wenig wofür, wie es sich glasklar in meinem Verstand ausbreitete. Diese leise Erkenntnis, die ich vorhin schon hatte, kam mit voller Wucht zu mir zurück und projizierte das Abbild seines Blickes vor mein inneres Auge.

Diese tiefen, unergründlichen Augen, die man immer so schlecht lesen konnte und doch... wenn man ihn einmal genug kennengelernt hatte, wenn man wusste, wonach man suchen konnte und was man alles in diesen dunklen Seen erkennen konnte, dann sprang es einen förmlich an.

Ein Blick, der sich mir die Nackenhaare aufstellen ließ.

Dunkle und tiefe Seen, die mir im Nachhinein eine Gänsehaut auf die Arme trieben und ich hätte gekeucht, würde ich nicht lange meine Zähne aufeinanderpressen, die Hände nur noch fester an meinen Körper ziehen um mein schnell schlagendes Herz zu beruhigen. Es drohte mir aus der Brust zu springen, als die Erkenntnis wirklich so klar wie ein Bergsee in mir auftauchte und mir drohte den Boden unter den Füßen wegzureißen.

Aber wenn ich mich schon so fühlte, wie war es dann für Vegeta?

Wohin trieben ihn die Gedanken, die ihn vorhin zu seinem hastigen Abflug gebracht hatten, wann würde die Reise enden?
 

Wie tief saßen die Zweifel, die ich in seinen Augen hatte lesen können?

Wie viel davon hatte er in meinen eigenen sehen können?

"Oh, Vegeta..." Es war nicht mehr als ein Flüstern im Wind und in diesem Moment wusste ich, dass ich ihm nicht einmal böse sein konnte.

Auch wenn seine Tat am Ende Zerstörung bedeutet hatte, so konnte ich ihm einfach nicht böse sein, musste ihm verzeihen, so wie ich ihm so oft schon verziehen hatte.

Doch... wie tief saßen die Zweifel, die ich in seinen Augen hatte sehen können?

3.

Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich volle drei Tage Geduld aufbringen musste, konnte nicht ahnen, dass es ganze drei Tage dauern würde, bis er endlich wieder auftauchte.

Ganz so, als ob wirklich niemals etwas gewesen war.

Langsam lief ich durch die Flure meines, unseres Hauses und war eigentlich auf dem Weg in die Küche, als mich ein blauer Schatten im Wohnzimmer in all meinen Bewegungen innehalten ließ. Sofort schlug mein Herz mir bis zum Hals und langsam wandte ich den Kopf in die Richtung, in der ich ihn geglaubt hatte zu sehen, nur damit es einen Schlag in meiner Brust aussetzen konnte.

Automatisch hob ich eine Hand, legte sie mir auf die Brust und versuchte es wieder zu stoppen, doch wollte es mir einfach nicht gelingen.

Vegeta stand dort wie immer.

Die Arme fest vor seiner Brust verschränkt und mir den Rücken zugewandt, schien er aus dem Fenster zu starren und ich wusste für einen Moment wirklich nicht, ob er etwas sah oder die Augen vielleicht doch geschlossen hatte. Ob er wusste, was er machen sollte oder sich die nachdenkliche Zeit einfach nur damit verbrachte dort zu stehen und nichts zu tun.

Ich wusste es wirklich nicht, aber ich war froh ihn wieder zu sehen.

Ihn zu sehen und zu wissen, dass es ihm zumindest äußerlich gut zu gehen schien, denn er sah auf den ersten Blick einfach nicht danach aus, als würde er trainiert haben. Nein, es befand sich kein Kratzer auf seiner freigelegten Haut, keine Schramme an seiner Kleidung und wieder wusste ich nicht, was ich denken sollte.

Normalerweise blieb er so lange nur weg, wenn es einen Grund hatte, aber da ich diesen Grund einfach noch nicht kannte, wusste ich genauso wenig, was ich davon halten sollte. Weil er mich nicht ansah, wusste ich nicht wie ich diesen Grund entdecken sollte und weil er es nicht für nötig hielt, ein Wort zu sagen, obwohl ich wusste, dass er sich zu hundert Prozent bewusst darüber war, dass ich hier stand und ihn ansah, konnte ich es nicht hören.

Konnte seinen Grund nicht in Erfahrung bringen und fahrig presste ich die Lippen zusammen, bevor ich einen zittrigen Schritt auf ihn zumachte. Im Türrahmen stehen blieb und wieder nicht wusste, was ich machen sollte, mir so unsicher war, wie ich es in all den Jahren niemals gewesen war, nicht einmal zu unseren Anfängen.
 

"Vegeta?" Es war nur ein leises Wort, sein Name, den ich so zittrig über meine Lippen brachte, wie sich meine Knie gerade anfühlten und doch war ich nicht bereit es einfach so auf sich beruhen zu lassen. So zu tun, als wäre niemals etwas gewesen, während ich mir mehr als schmerzlich bewusst darüber war, dass wir eigentlich alle gar nicht mehr hier sein sollten.

Ein paar Muskeln in seinem Rücken zuckten.

Ich wollte lächeln, ich war wirklich versucht zu lächeln und meine Bedenken über Bord zu werfen, während sich die Hand auf meiner Brust nur noch ein wenig fester darauf drückte. Ich war wirklich versucht den nächsten Schritt nach vorne zu machen und doch hielt mich eine unsichtbare Kraft erneut an Ort und Stelle.

Weil er lediglich die Arme ein wenig fester um sich gezogen hatte.

Keine andere Reaktion, kein Nicken, dass er mich bemerkt hatte, dass ich näher treten konnte. Kein verneinendes Kopfschütteln, als Zeichen dafür, dass er lieber noch ein wenig länger alleine gewesen wäre und es hielt mich auf meinem Platz im Türrahmen, der so drohend über mir schwebte wie die Ungewissheit in meinem Inneren.

Woher dieses Gefühl kam, wusste ich nicht.

Normalerweise war ich immer, wirklich schon immer sehr gut damit gefahren, dass ich in seiner Gegenwart kein Blatt vor den Mund nahm, dass ich tat, was ich tun musste und wollte. Diese Unsicherheit kannte ich ihm gegenüber eigentlich nicht und es ließ ein weiteres Gefühl entstehen, dass ich nicht sofort bestimmen konnte, während ich den Blick förmlich von ihm losriss.

Im Wohnzimmer umherschweifen ließ.

Die großen Fenster entlang, hinter denen die Stadt thronte, die es eigentlich nicht mehr geben sollte, weiter die Wand entlang, die Regale mit den Bilderrahmen, die in all den Jahren entstanden waren.

Schnappschüsse, die mir automatisch ein Lächeln auf die Lippen trieben.

Unverhoffte Bilder, von denen ich niemals erwartet hatte, dass ich sie einmal machen würde, von denen ich einfach nicht erwartet hatte, dass sie eines Tages meine Zimmer schmücken würden. Ein grummeliges Gesicht, das sich in keinem von den Bildern wirklich veränderte und doch hatte ich es geschafft ihn darauf zu bannen.

Doch auch hier riss ich mich wieder los, wandte mich ab und ließ meinen Blick zurück zu dem Mann schweifen, den ich nach wie vor liebte. Beinahe mehr liebte wie mein eigenes Leben.

Mehr als ich jemals angenommen hatte für ihn empfinden zu können.
 

"Wo warst du so lange?", fragte ich und wusste im selben Augenblick, dass er mir sowieso nicht antworten würde, weil er das eigentlich niemals wirklich machte. Vage Umschreibungen waren an der Tagesordnung, weil er wusste, dass ich sowieso nicht viel damit anfangen konnte. Konkrete Antworten, eine Angabe von Ort und Zeit waren so selten, dass ich sie wahrscheinlich an einer Hand abzählen konnte - wenn ich davon ausging, dass er sowieso die meiste Zeit zu Hause verbrachte, sich im Gravitationsraum einschloss und wie ein Wahnsinniger trainierte.

Um Son-kun zu übertreffen.

Langsam machte ich einen weiteren Schritt nach vorne und ließ damit den Türrahmen hinter mir, der die gesamte Zeit wie ein Schwert über meinem Kopf hing und drohte hinab zu stürzen. Sah ihn an und betrachtete doch wieder nur seinen Rücken, weil er noch immer nicht bereit war mich anzusehen.

Mich wissen zu lassen.

Mich sehen zu lassen, an was er denken könnte, mich wissen zu lassen, was in seinem so verschlossenen Kopf so vor sich ging.

Es war nicht so, dass er es mich nicht wissen lassen wollte, ich kannte ihn wahrscheinlich besser, als irgendeiner unserer... meiner Freunde behaupten konnte und doch gab es auch bei uns Zeiten, in denen er sich einfach nicht offen legen wollte. Das war nicht schlimm, es war völlig normal und riss mich nicht gleich in ein trauerndes Loch aus Selbstzweifeln.

Das war Vegeta, von dem wir hier sprachen.

Es war ein so stolzes Wesen, wie man es nur einmal im Leben trifft.

Er war ein Mann weniger Worte und ließ lieber Taten sprechen, aber ich konnte gut damit leben.

Trat noch einen Schritt vor und nahm mit einem tiefen Atemzug schließlich auch die Hand wieder nach unten, die sich noch immer über meiner Brust befand. Die mein Herz mit Geduld wieder zum ruhiger schlagen gebracht hatte und wohlwollend stellte ich fest, dass die erste Überraschung verflogen war.

Dass ich einfach nur froh sein konnte, ihn nach diesen langen Tagen wieder zu haben.

Dass er sich freiwillig entschlossen hatte wieder zu kommen und meine Sorge unbegründet werden ließ, weil ich sah, dass es ihm gut ging.

Zumindest äußerlich.

Dieser Gedanke brachte mich schließlich dazu noch einen Schritt zu machen und das Zittern meiner Finger zu ignorieren. Die nervöse Anspannung nach hinten zu schieben, aus dem einfachen Grund, weil ich wissen wollte, wie es ihm wirklich ging. Weil ich wissen wollte, dass wirklich alles in Ordnung war und ich brauchte nicht länger als quälende Sekunden, um schließlich bei ihm anzukommen, neben ihm stehen zu bleiben und mich zu fragen, was ich damit bezweckte.

Was ich damit bezweckte, anstatt ihn anzusehen, genauso wie er aus dem Fenster zu sehen.

Die Spiegelung seines Gesichtes darin zu suchen.
 

Ihm zu sagen, dass ich mir Sorgen gemacht hatte, wäre wahrscheinlich sinnlos gewesen. Immerhin war er eines der stärksten Wesen auf diesem Planeten, auch wenn ich gerade dadurch ein sehr großes Recht darauf gehabt hätte mir Sorgen zu machen, weil sie oft begründet waren. Weil meine Freunde viel zu oft in Kämpfe zogen, aus denen der ein oder andere nicht lebendig wieder herauskam und ich diesen Umstand bei meinem Mann noch weniger ertragen konnte.

Und er war gestorben, oder nicht?

Mehr als einmal, wenn man die Geschichte ansah, wenn man die Vergangenheit mit einbezog und es gab mir mehr als nur ein kleines Recht mir Sorgen zu machen.

Ihm sagen konnte ich das nicht.

Wahrscheinlich würde er mich nur wieder mit diesem einen bestimmten Blick ansehen, eine Augenbraue leicht nach oben gezogen und Unglaube in seinen schwarzen Seen stehend, dass mir der Gedanke unweigerlich ein Lächeln auf die Lippen trieb.

Ein Lächeln, das genauso schnell wieder verschwand, wie es gekommen war und nur ein fader Hauch von dem war, das ich sonst trug.

Ich sah zurück in die Stadt außerhalb meiner Grundmauern. Irgendwo da hinten war sie wie immer lebendig und starb niemals, war immer ein reges Treiben auf den Straßen und auch Schlaf kannte diese Stadt nicht. Es war so anders als hier in diesen Grundfesten, die ich mein Eigen nennen konnte, so viel lebendiger und doch wollte und konnte ich mich nicht beschweren.

Ich war froh um das, was ich erreicht hatte, was ich mir aufgebaut hatte und wollte es gar nicht anders haben.
 

Mein Blick schwankte, manifestierte sich wieder auf der Scheibe, so dass ich ihn ansehen konnte, seine Reaktionen sehen konnte auch ohne ihn direkt ansehen zu müssen. Wenn es eine Reaktion gegeben hätte, die ich betrachten hätte können, denn noch immer stand er dort unbewegt und starrte und die Ferne, suchte einen Punkt, einen Ort, den ich nicht kannte.

Verlor sich in seinen eigenen Gedanken.

Und ich sah ihn an, versuchte etwas zu erkennen, mit dem ich arbeiten konnte, doch außer seinem steten Atem war einfach nichts zu vernehmen. Ein ewiges, gleiches Heben und Senken seiner Brust, das man kaum wahrnehmen konnte, geschweige denn hören.

Es war, als ob er gar nicht hier war.

Ein gelegentliches Blinzeln, das ich kaum als solches bezeichnen konnte - eine langsame, gar bedachte Bewegung und ich begann mich zu fragen, ob er in den letzten Tagen, in diesen drei langen Nächten auch nur einmal ein Auge zugemacht hatte. Totenstille und absolut keine Regung, die mir hätte etwas sagen können, nur ein angestrengter, gar lebloser Blick auf die Ferne, die ihm wahrscheinlich auch keine Antworten liefern konnte und ich machte einen kleinen Schritt zur Seite. Einen kleinen Schritt auf ihn zu, genauso langsam wie seine Atmung zu sein schien und betrachtete ihn im Glas der Fensterscheibe.

Er sah mich nicht an.

Und auch wenn er wahrscheinlich schon lange gewusst hatte, dass ich komme, schon lange spürte, dass ich neben ihm stand, war es lediglich wieder ein Zucken seiner Arme, die ihn verrieten. Ein kurzes, beinahe minimales Verengen seiner Augen und ein Blinzeln, das all diese winziges Reaktionen wieder davon fegte, als wären sie niemals dort gewesen.

Er spürte mich. Er wusste wahrscheinlich was ich denke, ohne mich dafür ansehen zu müssen.
 

Wie gerne würde ich ihm zeigen, was ich fühlte.

Was in meinem Inneren vor sich ging. Aber wieder hielt mich etwas auf, wieder waren es diese dunklen Seen, die sich einfach nicht auf mich richten wollten, sondern in die Ferne starrten, die mich in meinen Bewegungen innehalten ließ, bevor ich sie überhaupt angehen konnte. Wieder war es dieser eine bestimmte Blick, der sich in all diesen Tagen, in all diesen Stunden nicht verändert hatte und mich über die Spiegelung der Scheibe beinahe anzuspringen versuchte, ohne dass ich den Ausdruck darin vollständig entschlüsseln konnte.

Ein Ausdruck, den ich in dieser Form noch niemals bei ihm gesehen hatte.

Einer, der mich in mir selbst erschütterte und eine Gänsehaut auf meine Arme trieb, während ich versuchte mir einen Schauer zu unterdrücken. Die Lippen zusammenpresste und noch immer nicht wusste, was ich machen sollte.

Wie viel Zeit sollte noch vergehen?

Wie lange wollte ich noch einfach neben ihm stehen und nichts machen, wie lange wollte ich warten um Antworten auf meine niemals gestellten Fragen zu bekommen. Wie lange, bis ich mir die Fragen selbst stellen konnte, bis ich die Worte finden würde, die mir auf der Zunge lagen und die ich doch nicht lesen konnte? Wie lange, bis sie mir endlich einfielen, bis mir ihr Wortlaut bekannt wurde und mich nicht mehr im Ungewissen stehen ließ?

Ich wusste es nicht.

Am Ende war es aber wahrscheinlich nicht einmal mehr wichtig, weil das einzig Wichtige in meinem Leben neben mir stand und mich einfach nicht ansehen wollte. Lediglich einen tiefen Atemzug nahm, den ich dieses Mal sogar in der Stille des Raumes hören konnte, den ich am großen Heben und Senken seiner Schultern sah.

Mehr nicht.

Nur ein Atemzug, den ich als alles hätte auslegen können und den ich am Ende doch nicht versuchte zu interpretieren, weil wir ihn alle hin und wieder taten. Und doch war es in diesen Momenten so verdammt schwer etwas erkennen zu können, einen Schritt zu machen und einfach nach meinem Instinkt zu handeln, der mir schon so oft geholfen hatte.

Besonders bei Vegeta.
 

Unsicherheit, gar Angst, waren in seiner Gegenwart einfach Fehl am Platz und ich nahm selbst einen jener Atemzüge, den ich gerade noch bei ihm beobachtet hatte, bevor ich meinen Blick mit Gewalt vom Fenster, von seinem verblassten Abbild losriss und mich schließlich leicht drehte. Ihn ansah und doch nur sein Profil zu sehen bekam, unbestimmt, wie immer.

Nichts aussagend, nichts zeigend.

Nichts freigebend, was in den endlosen Gedankengängen seiner selbst vielleicht vor sich gehen könnte und ich legte den Kopf schief. Nur wenige Millimeter, die mir doch genug Freiraum verschafften um besser in sein Gesicht blicken zu können, besser in seine Augen sehen zu können.

Die vage Hoffnung hegend, dass er es spürte und sich mir zuwandte.

Aber er tat es nicht.

Er spürte meinen Blick, die ganze Zeit schon spürte er meinen Blick und jetzt konnte ich es sehen - konnte es sehen an seinen Wangen, in denen die Muskeln begonnen hatten zu arbeiten und er sich wahrscheinlich genauso unsicher darüber war, was er machen sollte, wie ich.

Vielleicht wusste er auch gar nicht, an was er denken sollte.

Was er fühlte.

Ich konnte nur immer wieder annehmen, dass dieser Mann mehr Gefühle besaß als manch anderer und nur auf seine eigene unbeholfene Art und Weise nicht entschlüsseln konnte, wozu sie eigentlich alle da waren. Ich wusste es nicht und konnte nur Vermutungen anstellen, aber am Ende konnte ich mir doch so sicher über diese eine Tatsache sein, wie es nur möglich war. So sicher, wie ich in all der Zeit kaum gewesen war und es trieb mir ein flüchtiges Lächeln auf die Lippen.

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.

Minimal und doch zu gut sichtbar für jeden, der ihn einmal ein wenig besser kennen gelernt hatte.

Wie oft in meinem Leben musste ich mir noch darüber bewusst werden, dass der Saiyajin vor meinen Augen etwas ganz Besonderes war? Nicht nur wie Son-kun, der auf seine ganz eigene Weise etwas Besonderes war und auch immer bleiben würde - nein, Vegeta war noch etwas anderes, etwas stolzes und erhabenes, das man einfach schlecht beschreiben konnte. Das eine Wesen, das man schon immer besser kennenlernen wollte, selbst wenn eben jenes Wesen eigentlich gekommen war, um dich zu töten.

Das eine Wesen, das eine Art magische Anziehung auf einen ausübt, der man sich nicht entwinden kann und der Neugierde nachgeben musste. Diese Art des inneres Wissens, der Vorahnung im Geiste, dass dieser Saiyajin, der vor so vielen Jahren auf die Erde gekommen war, in Wirklichkeit nicht das war, was er vorgab zu sein.

So wie Son-kun damals schon entdeckt hatte, mit seinem unerschütterlichen Glauben an das Gute, dass Vegeta es auch enthielt. So wie der größere Saiyajin, mein Freund aus Kindertagen, es von Anfang an gesagt hatte, hatte es sich bewahrheitet und auch wenn es immer wieder kleine Rückschläge gegeben hatte, war ich niemals bereit gewesen aufzugeben.

Wie auch jetzt nicht.
 

Er kam mir nicht damit davon, dass er mich nicht ansah.

Er kam nicht davon, weil ich es nicht zulassen würde und früher oder später erfuhr, was ihm derart auf der Seele lag, wenngleich er es wahrscheinlich niemals zugeben wollte, dass es so war. Aber ich hätte schon blind sein müssen, um es nicht zu sehen, ich hätte wirklich blind oder tot sein müssen, um die endlosen Gedanken nicht zu sehen, die sich in seinem verschlossenen Schädel ihre Bahnen suchten und es ihm unmöglich machten "normal" mit mir umzugehen.

Der Begriff normal erhielt bei Vegeta sowieso einen neuen Standard, aber auch das war mir immer egal gewesen.

Es war mir egal, weil ich ihn irgendwann lieben gelernt hatte und der Respekt, den ich für ihn hegte, zum Teil sogar zu mir zurückgekommen war - auf seine eigene Weise. Man musste ihn eben nur zu nehmen wissen und kam besser mit seiner Person klar, als mit manch anderen, aber diese Erkenntnis ließ bei einigen noch immer auf sich warten, so dass ich es am Ende war, der einbrach.

Der einmal tief Luft holte und sich schließlich wieder umdrehte, dieselbe Pose einnahm, wie Vegeta sie immer machte.

Ich verschränkte mehr unbewusst meine Arme, als dass ich es wirklich wahrnahm, starrte ebenfalls wieder nach draußen, nur um sein Spiegelbild trotz allem im Auge zu behalten. Für einen Moment war ich versucht aufzulachen, war wirklich versucht die Lippen zu einem Grinsen zu kräuseln, so wie er es immer tat.

Aber ich ließ es, weil ich es geschafft hatte, dass er mich ansah.

Weil ich es mit meiner einen kleinen Aktion wirklich geschafft hatte ihn aus seinem Starren zu reißen und den Blick über die Scheibe hinweg zu mir zu richten, eine Augenbraue leicht fragend nach oben gerichtet. Auch wenn die Frage nicht in seinem Gesicht, nicht in seinen Augen stand, so konnte ich sie deutlich sehen und musste letzten Endes doch noch lächeln.

Konnte es einfach nicht aufhalten, weil er es war, der es förderte. Weil ich nicht anders konnte, als ihn so zu nehmen, wie er war.
 

Er verstand nicht, was ich wollte und er begriff nicht, warum ich nicht ging.

Normalerweise, und da musste ich ihm Recht geben, machte mich diese Art der Ignoranz wirklich wütend, normalerweise bewirkte diese Art, dass ich sauer wurde, ihm irgendwas an den Kopf knallte und schließlich verschwand, weil er es nicht anders verdient hatte, weil er es so haben wollte.

Weil er in Ruhe gelassen werden wollte.

Heute aber gab ich ihm nicht diese Genugtuung und es verwirrte ihn mehr als irgendetwas anderes. Es verwirrte ihn und ich konnte diese Verwirrung in seinen dunklen Augen aufblitzen sehen, bevor ich beobachtete, dass sich seine Arme nur noch fester zogen. Wenn das überhaupt noch möglich war, dachte ich, während sich seine Augenbraue wieder in ihre Ausgangsposition zurückstellte, er wahrscheinlich die Zähne aufeinander presste, um sich einen Kommentar zu verkneifen.

Aber warum?

Er war doch sonst um nichts verlegen, machte sonst immer ungefragt den Mund auf und verkniff sich nicht einen seiner bissigen Kommentare, die mich so oft auf die Palme bringen konnten.

Nur um jetzt stumm zu bleiben?

Jetzt war ich es, die es nicht verstand und doch löste ich meine Pose nicht auf, war nicht bereit aufzugeben, bevor ich überhaupt richtig angefangen hatte und auch wenn mich das Schweigen zwischen uns wirklich begann wahnsinnig zu machen, so war ich nicht bereit schon wieder den Anfang zu machen. Er hatte etwas auf dem Herzen, das konnte ich sehen, ich konnte es fühlen, spüren und beinahe schon riechen - aber er war noch nicht bereit.

Er war nicht bereit zu reden.

Nicht bereit diesen einen kleinen Schritt zu gehen und über seinen Schatten zu springen, aber ich konnte warten. Konnte warten und eine Geduld aufbringen, die ich schon viel zu oft in ihn gelegt hatte, die mir aber auch immer gute Dienste erwiesen hatte.

Vegeta war eben anders, er war speziell.
 

Seine Vergangenheit hatte ihm gelehrt, dass es gefährlich sein konnte seine Gedanken offen preiszugeben, dass es gefährlich sein konnte, sie auf dem Gesicht zu tragen. Was ihn dazu gebracht hatte sich zu verschließen und hinter dieser kalten Maske aus Eis zu verstecken, die ich mehr als einmal gebrochen hatte.

Hinter die ich mehr als einmal geblickt hatte.

Ich war einfach nicht bereit die Mühe aufzugeben und jetzt, wo wir es wieder geschafft hatten einen der Gegner zu besiegen, von dem wir alle nicht gedacht hatten, dass es klappen würde, es sein zu lassen. Nicht jetzt, wo wir alle wieder sicher auf der Erde zurück waren - es wäre ja beinahe eine Verschwendung gewesen, es klang beinahe leichtfertig zu sagen, dass es einfacher gewesen wäre, aber ich habe nicht umsonst soviel Arbeit in diesen Mann, in diese Beziehung gesteckt, dass ich sie jetzt fallen lassen könnte.

Das hatte er nicht verdient, egal was er angestellt hatte.

Und mit einem Mal fiel es mir erneut wie Schuppen von den Augen, mit einem Mal war die Erkenntnis so erschlagend real, dass ich sie mit den Fingern greifen konnte, wenn ich die Hand danach ausgestreckt hätte.

Egal, was er angestellt hatte...
 

Damals hatte ich es wirklich nicht verstanden, wollte sich mir die Wahrheit nicht erschließen, die sich mir so brennend heiß vor die Augen gelegt und mich gedemütigt hatte. Damals wollte ich die Zeichen nicht erkennen, die erstickende Wahrheit einfach nicht sehen, die sich nun wie ein Fegefeuer durch meine Adern brannte und mich keuchend zurückließ.

Und wieder sah er mich an, nichts sagend.

Ausdruckslos, wenn man ihn nicht kannte und doch sah ich es. Sah das schwere Schlucken, das sich in der Scheibe spiegelte und mir den Boden unter den Füßen wegreißen wollte. Sah den Ausdruck in seinen Augen, der sich in die Meinen zu bohren schien und mir bis in die Seele blicken wollte und ich sah die versteckte Sorge. Die niemals gestellte Frage, die er sich verkniff und sich eher die Zunge abbeißen würde, bevor er sie laut aussprechen würde - aber ich sah, dass er mich alleine mit seinem intensiven Blick fragen wollte, ob ich okay war.

Eine Art schlechtes Gewissen, das er eigentlich nicht haben musste.

Das er niemals zugeben würde und ich auch niemals verlangt hätte, so dass ich mich nur dazu zwingen konnte, leicht den Kopf zu schütteln. Kaum sichtbar, so wie seine Gesten, die ich doch zu genau erkennen konnte. Mich zwang ein Lächeln auf meine Lippen zu bringen, um meine vorherige Reaktion abzuschütteln, sie ungeschehen zu machen und in der Stille des Zimmers verschwinden zu lassen, so wie die grausame Realität mit ihr verschwinden sollte.

Aber ich musste mich nicht zwingen zu lächeln, es entstand von ganz alleine, wenn ich daran dachte, zu was dieser Mann wirklich fähig war. Zu welchen Ausdrücken man gelangen konnte, wenn man ihn wirklich nur beobachtete und was er so offen der Welt preisgab, ohne es eigentlich zu wollen.

Wenn man sich erst einmal einen Platz in seinem Herzen gesichert hatte, dann konnte man sich sicher sein, dass man ihn ewig erhalten hatte, dass man immer wieder dorthin zurückkehren konnte, ohne dass dieser Platz geräumt worden war.

Was die Erkenntnis nicht leichter zu ertragen machte.
 

Er war nicht Schuld, er hatte keinen Grund sich diese Gedanken zu machen.

Vegeta hatte sich in diesem Moment lediglich von etwas überrennen lassen, das er nicht mehr in seiner Hand hatte, er hatte sich von etwas überrumpeln lassen, dass schon so lange in seinem Verstand schlummerte und nur immer wieder nach hinten, nach unten in seine Höhle zurückgedrängt wurde, weil er es nicht herauslassen konnte.

Weil Son-kun nicht da gewesen war, um ihm diesen Wunsch zu erfüllen.

Es war wirklich nur die falsche Zeit und der falsche Ort gewesen, der letztlich zu etwas geführt hatte, dass niemand mehr von uns in der Hand gehabt hatte. Auch wenn es ein wenig enttäuschend klang, dass er sich derart hatte benutzen lassen, dass er sich doch auf eine Weise freiwillig in diese Hände begeben hatte, um etwas zu erreichen, das ihn schon so lange verfolgte.

Manchmal... nein, Vegeta war etwas Besonderes und auch seine Gedanken und Gefühle gehörten nun einmal dazu und waren nicht wie bei jedem anderen auch. Sie waren so speziell wie er selbst und im Nachhinein konnte ich mich nicht mehr fragen, wieso er auf dem Turnier derart Amok gelaufen war, wieso er nicht mehr auf uns, auf die Menschheit Acht gegeben hatte - weil wir alle wieder hier waren.

Weil es am Ende keine Opfer gab, die es zu beklagen galt.

Weil seine Sünde vom großen Drachen reingewaschen wurde.
 

Ich kam nicht umhin, ihm in die Augen zu blicken.

Und er musste meine Enttäuschung gesehen haben, musste sie in meinen blauen Augen zu deutlich gesehen haben, weil lediglich ein weiteres Schlucken folgte, bevor er sich selbst wieder abwandte.

Mir nicht mehr in die Augen sehen konnte und doch gab die Spiegelung seiner selbst mehr preis, als ich eigentlich sehen wollte.

Schmerz... und eine tief sitzende Traurigkeit, die ich mir nicht erklären konnte.

Zweifel, die sich in ihm festgesetzt hatten und nicht mehr loslassen wollten und die selbst über seinen starren Blick in die Stadt nicht getrübt werden konnten.

Es brach mir das Herz.

Es riss es mir aus der Brust und zerfetzte es vor meinen eigenen Augen in zwei Teile, um es auf den Boden zu werfen. Dieser Blick, dieser schmerzliche Anblick brachte es zum schneller schlagen, als es eigentlich sollte, während sich alles in mir zusammenzog und ich die Welt nicht mehr verstehen konnte, weil ich ihn einfach nicht so kannte.

Weil das eine so neue Seite an ihm war, die ich heute das erste Mal in dieser Intensität erblickte.

Doch kam ich nicht mehr dazu, mich weiterhin diesem Gedanken zu widmen, schloss Vegeta doch nur kurz die Augen und wandte sich mit ihrem Öffnen wieder ab. Drehte sich herum und lief davon, ohne auch nur ein einziges Wort zu mir gesagt zu haben und ich fand mich außer Stande, selbst eines von mir zu geben.

Er ging und ließ mich mit meinen eigenen Gedanken, meiner schmerzlichen Erkenntnis einfach stehen, ließ mich alleine und widmete sich den seinen.

Ich konnte ihm nur durch die Scheibe hindurch nachsehen. Ihm nachsehen und mich fragen, woher dieser plötzliche Wandel kam, wie er entstanden war und warum...

... warum er das erste Mal in seinem Leben, seit er in mein Leben getreten war, diese Art des Zweifels an sich selbst hegte.

4.

Ich wandte mich ab und ließ sie am Ende doch wieder wortlos stehen, weil ich in diesem Moment einfach dachte, dass es das Richtige war. Weil ich ihr nicht mehr in die Augen sehen konnte, nicht mehr diese unterschiedlichen Ausdrücke darin entschlüsseln wollte, wenngleich sie mir beinahe ins Gesicht springen wollten.

Es war ja nicht so, dass ich es nicht konnte.

Es war einfach nicht so, dass ich meine eigene Frau nicht lesen konnte und doch hatte ich schlucken müssen, weil sie von einer Emotion zur anderen sprang und sich nicht entscheiden konnte. Und ich am Ende einfach nicht mehr wusste, was ich denken sollte.

Was ich selbst fühlen sollte.

Warum ich wieder hierher gekommen war, war mir am Ende genauso schleierhaft wie die Tatsache, warum ich mich in Babidis Hände begeben hatte. Vielleicht machte ich mir nur selbst etwas vor, vielleicht hatte ich das damals schon vor diesem einen Kampf, der doch erst alles ins rollen gebracht hatte. Vielleicht habe ich mir versucht einzureden, dass mir das Leben hier einfach nichts mehr geben wollte und jetzt war es dieser Gedanke, der mir einen scharfkantigen Felsen in den Hals trieb.

Der mich auf dem Weg wiederholt schlucken ließ, weil es einfach nicht wahr war.

Am Ende hatte ich mir wirklich etwas eingeredet und ich holte tief Luft, während ich den Gang entlang sah und eigentlich gar nicht wusste, wo ich hinwollte. Es war schwer zu sagen, was ich dabei empfand hier zu sein - es war nur eines jener unbestimmten, schweren Gefühle, die ich nicht wirklich beschreiben wollte, weil ich nicht wusste, wo ich anfangen sollte. Es war eines jener nach unten ziehenden Emotionen, von denen ich weder den Namen kannte, noch es auch in irgendeiner Art und Weise wollte.

Meine Schritte waren langsamer geworden als ich es wollte, als es gut für mich wäre.

Ich wusste ja nicht einmal, was ich machen sollte.

Wusste nicht, ob ich wirklich so tun wollte, als wäre niemals etwas geschehen, ob ich wirklich alles unter den Teppich kehren wollte, um es auch dort zu belassen und ihn niemals wieder anzuheben.

Ich wusste nicht wohin mit mir.
 

Weil ich wusste, dass ich mich belogen hatte und wenn ich schon begann mich selbst zu belügen, dann machte das am Ende meine eigenen Entscheidungen noch schlimmer. Ich hatte niemals hier sein wollen, aber irgendwann im Lauf dieser letzten Jahre, irgendwann ab dem Zeitpunkt, an dem Kakarott einfach so fern geblieben war und dem Zeitpunkt, an dem ich den Trunks aus der Zukunft als meinen Sohn erkannte und vielleicht auch akzeptierte, akzeptierte ich auch dieses Leben hier.

Nach so langen Jahren zu sagen, dass es mir nichts gab, wäre eine Lüge gewesen.

Und weil ich das wusste, weil ich es zu genau wusste, war es ja so schwer zu akzeptieren.

Es musste ja einen Grund gehabt haben, ich musste einen Grund gehabt haben um hier zu bleiben und nicht wie damals schon einmal das Raumschiff zu kapern und einfach wieder zu verschwinden. Kakarott zu suchen wäre damals allerdings sinnlos gewesen, dieser selbstverliebte Bastard hatte sich dazu entschieden im Jenseits zu bleiben und ließ mich als Einzigen zurück.

Ein Schnauben verließ mich, leise und gequält schloss ich einen Moment meine Augen, während sich ein wehmütiges Grinsen auf meine Lippen schlich, daran vorbei huschte und wieder verschwand.

Damals hätte ich schon alles machen können, ohne dass mich jemand hätte aufhalten können.

Mit der Zeit, in der Gohan älter wurde und sein Training vernachlässigte, hätte es niemanden gegeben, der mich aufhalten könnte und doch hatte ich mich dagegen entschieden und war geblieben, hatte dieses seltsame Leben gelebt, dass ich so nicht kannte.

War es dann nicht wirklich eine Lüge?

Eine Lüge zu sagen, dass ich mein altes Leben wiederhaben wollte?

Kakarott hatte es durchschaut.

Dieser elende Saiyajin unterer Klasse hatte es wahrscheinlich in dem Moment durchschaut, als ich es gesagt habe.

Aber war das jetzt noch wichtig?

Letzten Endes zählte wahrscheinlich nur noch meine Entscheidung.

Eine Entscheidung, die mich im Nachhinein mehr als nur zweifeln lässt, weil ich damit soviel ins Rollen gebracht hatte, um es heute nicht einmal mehr begreifen zu können.

Nein, ich begriff sehr gut, nur war es eher die Tatsache an sich, die ich nicht mehr greifen konnte.
 

Ich war Schuld, ich hatte alles ins Laufen gebracht.

Und auch wenn jetzt, Hier und Heute nichts mehr davon zu zeugen scheint, wenn wirklich kein Opfer zu beklagen war und selbst ich es irgendwie und auf sehr mysteriöse Weise geschafft hatte, wieder zu kommen... konnte ich den Gedanken nicht ablegen.

Ich hätte es vergessen sollen.

Wirklich einfach vergessen, dass ich meinen Stolz weggeworfen hatte, um mich erneut unter eine Kontrolle zu begeben, die mir am Ende nichts gebracht hat. Stolz...

Wieder musste ich grinsen, während mich ein Schritt nach dem anderen zum Gravitationsraum brachte, weil es das Einzige war, das ich noch immer am Besten konnte. Nicht nachdenken, sondern einfach handeln, die Instinkte übernehmen lassen und doch... Kampf war immer eine gewisse Strategie, man konnte sie nicht ablegen, das Denken nicht einfach ausschalten.

Am Ende war es wohl sinnlos sich weitere Gedanken dazu zu machen und doch auf kein Ergebnis zu kommen. Sonst hatte es mich auch nicht interessiert, wie viele dieser schwachen Menschen getötet wurden, wie viele bei einem Angriff von wer weiß wem draufgingen und auch jetzt war dies nicht der vorherrschende Gedanke, sondern ein anderer.

Es war sie.

Ich hätte nur ein Stück weiter zu einer anderen Richtung feuern müssen und hätte sie frontal erwischt, sie mit meinen eigenen Händen ins Jenseits befördert und auch wenn es im Nachhinein nicht wirklich eine Rolle spielte, zu diesem Zeitpunkt hatte mich nur der blinde Gedanke an Rache interessiert. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich lediglich auf eine einzige Sache konzentriert und die war Kakarott. Alles andere war nebensächlich geworden, alle anderen Gedanken und Konsequenzen zur Seite geschoben, doch heute...

Sie war sowieso gestorben.

Welchen Unterschied machte es?

Der Kampf zwischen uns hatte es geschafft den Dämon zu wecken und ob ich sie nun direkt ins Jenseits geschickt hätte, oder die Tatsache vor Augen führte, dass sie durch eben jenen Dämon draufgegangen war... das Ergebnis war dasselbe.

Und doch schaffte ich es nicht dieses unangenehme Gefühl in meiner Brust zu verdrängen.

Schaffte es nicht den Gedanken abzulegen und den trockenen Kloß in meiner Kehle damit hinunter zu spülen, weil ich wusste, dass es alles eine Lüge war.
 

Vielleicht war es alles eine Lüge.

Wir schafften es immer wieder und verließen uns auf Mächte, die wir eigentlich nicht hatten.

Wir spielten mit dem Leben und spielten mit dem Tod, als ob es keinen Unterschied machen würde, in welchem Zustand wir uns befanden. Am Ende schien immer wieder alles richtig zu laufen, weil wir in die Geschichte eingriffen und unsere Entscheidungen rückgängig machten, weil wir dem Tod ein Schnippchen schlugen und ihn genauso rückgängig machten und das kann einem manchmal schon den Blick auf das Wesentliche nehmen.

Wenn man nicht stark genug war, dann musste man sterben.

Diese Lektion hatte ich eigentlich schon sehr früh in meinem Leben gelernt und doch... seitdem ich hier war, war diese grundlegende Sache aus den Fugen geraten.

Wenn ich nicht stark genug war, dann starb ich, auch wenn ich mich noch so sehr anstrengte und versuchte das Letzte aus mir heraus zu holen. Ich hatte es begriffen, sehr zeitig begriffen und wurde auch zu diesem Thema hin schon belehrt.

Wünsche brachten mich nicht weiter.

Träume zerplatzten wie ein Ei, das man auf den Boden fallen ließ, wenn man der kalten Realität ins Auge sehen musste und erkannte, dass man es eben doch nicht schaffte. Dass all das Training nichts gebracht hatte und man noch immer einen wichtigen Schritt hinter dem hinterher hinkte, dem du das Wasser reichen wolltest.

Der dich als das respektieren sollte, das du bist.
 

Dieses Mal war es kein Grinsen, das sich auf meine Lippen legte, dieses Mal war es ein ehrliches, wenn auch wehmütiges Lächeln, während ich die Tür zum Gravitationsraum öffnete und sie mit einem Seufzen hinter mir wieder ins Schloss fallen ließ. Ich sah mich um und erkannte doch immer nur dasselbe, eine Umgebung, die sich in all der Zeit kaum verändert hatte und in der ich doch soviel Zeit verbrachte.

Anziehungskraft.

Wenn man nicht aufpasste, lag man schneller windend auf dem Boden, als man sich vorstellen konnte und vielleicht war es dieser Thrill, vielleicht war es der Gedanke daran die Grenzen zu sprengen, der mich immer wieder herbrachte. Mich einen Schritt vor den anderen setzen ließ, nur um am Ende zu merken, dass es alles nichts gebracht hatte.

Ich wusste, dass er mich respektierte.

Er hatte es schon immer getan, auf seine ganz eigene Weise, so wie Bulma es auch tat.

Wahrscheinlich tat es deswegen so weh ihnen in die Augen zu sehen, wahrscheinlich war es die Enttäuschung über mich, die darin zu lesen war, die mein Herz nicht mehr ignorieren konnte.

Aber nicht nur sie waren enttäuscht worden.

Nicht nur sie durften diese eine bestimmte Emotion in ihren Gesichtern tragen und mich damit quälen, denn am Ende war es mein eigener Blick, der dieselbe Aussage in sich trug.

Enttäuschung über mich selbst, über die Unfähigkeit mich ihm anzuschließen, ihn einzuholen, ihn zu übertreffen. Mich für das zu rächen, was mir damals eigentlich zugestanden hätte und mich heute nicht mehr in diese Situation gebracht hätte.

Ein Tod im Kampf.

Es war das, was sich ein jeder Saiyajin nur wünschen konnte und er hatte damals meinen Stolz so sehr getreten, dass ich nicht darüber hinwegsehen konnte, damit auch diese Gefühl mit den Jahren verblassen konnte. Verblassen wie der Unwille hier zu sein, mir einzugestehen, dass es etwas hatte dieses Leben zu führen.

Es verblasste wie all die anderen Bilder der Vergangenheit, die mich am Ende auch hierher gebracht hatten. Wie all die anderen Bilder einer Vergangenheit, die mittlerweile so lange her war, dass man sie zwar nicht vergessen kann, aber die Schwere der Erinnerungen wich und etwas Platz machte, das man niemals erwartet hatte.

Ich war weich geworden und hatte mich nicht einmal dagegen gewehrt.
 

Aber war das wirklich etwas Schlimmes?

Hatte ich deswegen einen Grund gefunden meinen Stolz mit Füßen zu treten und mich zu benehmen, wie es einem Prinzen mehr als unwürdig war?

Eigentlich war es kein Grund, eigentlich war es nichts weiter als eine weitere Lüge, die ich in diesem Moment vorgeschoben hatte, um mich ein wenig besser zu fühlen. Nichts als eine Lüge, die die Schwere meiner Tat für mich selbst ein wenig nahm und die scharfen Kanten ein wenig glättete, weil es ohne sie soviel schmerzhafter gewesen wäre mir einzugestehen, dass ich es in all der Zeit nicht geschafft hatte.

Dass all der Schweiß mich nicht weiter gebracht hatte und ich Kakarott kein Stück näher gekommen war.

Nur eine kleine weitere Lüge, die die Kluft zwischen uns minderte und aufschüttete, nur um am Ende doch zu wissen, dass es nicht mein eigenes Ziel war, dass ich es nicht alleine erreicht hatte und es genauso gut auch hätte sein lassen können - wenngleich es sich für einen Moment wirklich einfach nur berauschend angefühlt hatte mich in alte Verhaltensweisen zu begeben. Mich nur auf mich zu konzentrieren und alles andere um mich herum auszublenden, das mir sonst so wichtig geworden war.

So wichtig wie die Frau, deren Lächeln ich noch immer nicht verstand, wenn ich die klare Enttäuschung in ihren Augen lesen konnte. So wie die Frau, die ich einfach nicht begreifen konnte, weil sie mir mehr als einen Fehler einfach so verziehen hatte und dasselbe nun noch einmal zu machen, nur dass ich dieses Mal derjenige war, der sich selbst nicht verzeihen konnte.

Sie sah mich an, mit diesem Blick, den ich schon so oft gesehen hatte.

Ein Blick, den ich zu Anfang nicht einmal entschlüsseln konnte.
 

Aber es brachte mir nichts, noch weiter sinnlos in der Gegend herum zu stehen.

Das brachte mich meinem Ziel auch kein Stück näher und mit einem tiefen Atemzug schritt ich schließlich ganz in den Raum hinein, um die Konsole anzuschmeißen. Dass ich dafür erst meine Hände wieder entkrampfen musste, war eine kleine Überraschung für mich, weil ich nicht einmal gemerkt hatte, dass ich sie derart fest geballt hatte und erneut huschte ein kleines wehmütiges Lächeln über meine Züge.

Nur ein kleines, kaum sichtbar, weil ich es kaum spürte.

Ich machte mir wahrscheinlich mehr Gedanken, als es am Ende gut für mich gewesen wäre. Ich machte mir wahrscheinlich selbst mehr Vorwürfe, als es die Personen in meiner Nähe es taten und kam nicht umhin diesen Umstand mit zusammengezogenen Augenbrauen zu quittieren.

Seit wann war ich so?

Seit wann interessierte mich das verfluchte Schicksal eines verdammten Menschen mehr als mein eigener Stolz, der mir eigentlich sagen sollte, dass es mir, verdammt noch mal, einfach egal sein sollte, weil sich am Ende ja doch nichts geändert hatte!

Aber ich konnte nicht, weil ich selbst meinen Stolz weggeworfen hatte.

Ich konnte nicht mehr sagen, dass es mich nicht interessierte, weil dieser verdammte Ball eines blauen Planeten, der einfach nur widerlich war, zu einer Art zweiter Heimat für mich geworden war. Wenn der erste schon nicht mehr existierte, wenn ich Jahre, Jahrzehnte auf der Suche nach etwas Ähnlichem verbracht hatte und mich doch nur in der Hand Freezers befunden hatte, ohne es zu finden, dann war es vielleicht logisch.

Wenn ich niemals stark genug gewesen war, um der Herrschaft dieses Monsters über mich ein Ende zu setzen und mir nicht einmal selbst eingestehen wollte, dass der Verlust einer ganzen Rasse, über die ich hätte regieren sollen, wirklich wehtat. Aber es wäre schwach gewesen und damals konnte ich mir einfach keine Schwäche erlauben, keine Gedanken und Emotionen, die man mir vielleicht ansehen konnte, weil sie es ausgenutzt hätten.

Weil sie schamlos jede meiner Schwächen ausgenutzt hatten.
 

Aber diese Zeit war vorbei.

Sie war ein für allemal vorbei und ich war am Ende doch nicht derjenige gewesen, der es bewerkstelligt hatte. Am Ende hatte ich ins Gras gebissen und nicht einmal etwas dagegen unternehmen können, am Ende hatte ich das erste Mal wirklich meinen Stolz zur Seite geschoben und Kakarott förmlich angefleht unser Volk zu rächen.

Wie erbärmlich!

Nicht nur, dass er mich mit Hilfe seiner ach so tollen Freunde besiegt hatte, nein, ich musste ihn auch noch anflehen, nur um schließlich doch wiedererweckt zu werden und hier auf diesem Ball inmitten im Universum zu landen, der zu einer zweiten Heimat geworden war.

Wie es mich manchmal ankotzte!

Und wie erstaunlich es war, dass dieser kleine Schub an Wut meine Gedanken von drei ganzen Tagen davonfegen konnte, wie er es schaffte ein Knurren in meiner Kehle zu formen, das sich von den kahlen Stahlwänden brach und wieder zu mir zurück geschickt wurde, so dass es gemeinsam mit dem Drücken auf den Knopf, der die Schwerkraft in Gang setzte und den Raum in rotes Licht tauchte, zusammen mit dem allbekannten Surren der Generatoren eine Atmosphäre ergab, die mir beinahe eine Gänsehaut verpassen wollte.

Eine Gänsehaut des Wiedererkennens.

Eine vorfreudige Gänsehaut, die sich mir alle Nackenhaare aufstellen ließ und für einen Moment schloss ich die Augen um mich zu sammeln.

Um mich von diesen endlosen Gedanken zu befreien, von denen ich wusste, dass sie sowieso zu mir zurückkommen würden.

Aber für den Augenblick war es okay, für den Augenblick genoss ich das Grinsen, das sich vorfreudig auf meine Lippen legte, während sich die Schwerkraft noch ein wenig weiter nach oben fuhr.

Hoch genug, dass sie an meinen Knochen zerrte.

Mich auf die Knie zwingen wollte und doch spannte ich mich lediglich an und holte den letzten Rest Kraft aus mir heraus, der eigentlich gar nicht mehr da war. Biss die Zähne zusammen und gab vor es nicht zu merken, während es unbarmherzig an mir zog und mich auf den Boden bringen wollte.

Unsichtbar.

Wie die nicht sichtbare Macht, die uns alle immer wieder aus dem Höllenfeuer nach oben holte, unseren toten Körpern wieder Leben einhauchte und zurück brachte.

Das Licht hier drin erinnerte mich daran und ich schloss abermals kurz die Augen, spannte meine Muskeln bis zum zerreißen an und atmete schließlich tief ein.

Eine Tat, die schwerer war als erwartet, die mich dazu brachte die Luft einige Sekunden in der Lunge zu belassen, bevor ich sie mit einem Schrei ausstieß und aufpowerte, die unsichtbare Macht bezwang und besiegte - nun sie in die Knie zwang.

Nichts weiter als eine Frage der Kraft.
 

Die bei Weitem noch nicht ausreichte, um wirklich etwas ausrichten zu können.

Der Gedanke machte mich nur noch wütender und mit einem schnellen Sprung war ich von der Mittelkonsole getreten, gab mir selbst Schwung und sprang in die Luft, nur um eben diese mit meinen Tritten zu malträtieren, meinen unsichtbaren Feind zu zerschneiden, ihn auf den Boden zu schicken.

Vielleicht war es auch mein eigenes Ego, dem ich gerade gehörig die Meinung sagte, aber so wie jeder andere auch wusste ich, dass dieses sich niemals ändern würde.

Ich war ich und ich war in einer Welt aufgewachsen, in der man wirklich ums Überleben kämpfen musste.

Es war kein langsamer und steter Spaziergang, der mich zu dem gemacht hatte, was ich heute war und wenn ich genau darüber nachdachte, dann war es manchmal in dieser Zeit sogar einfacher gewesen.

Weil ich nicht darüber nachdenken musste, was richtig oder falsch gewesen war; weil ich wirklich nicht darüber nachdenken wollte, weil es keinen Unterschied gemacht hätte.

Es waren nichts weiter als Befehle, und auch wenn diese Befehle irgendwann begannen Spaß zu machen, wenn man sie ausführte und die Wut darüber nach außen brachte, die eben jener Befehl erst ausgelöst hatte, dann war es auszuhalten.

Nur ein Befehl, keine Gedanken.

Führte ich ihn nicht aus, wäre ich der nächste gewesen, der anstatt meiner eigenen Hand, durch die Hand Freezers draufgegangen wäre.

Was machte es also für einen Unterschied?

Wo waren diese Zeiten geblieben, in denen mich das Leben einer Person nicht abgeschreckt hatte?

Wo waren die Zeiten, in denen ich ohne Gewissen einen Planeten hatte in die Luft jagen können, weil er uninteressant und wenig Gewinnbringend war?
 

Sie waren vergangen.
 

Und ich hing noch immer in dieser Endlosschleife fest, die meinen Kampf um mehr Kraft, um mehr Macht irgendwann begonnen hatte zu beschreiben.

Ein ewiger Kreislauf, der kein Ende finden konnte, eine Schleife, die keinen Anfang und kein Ende finden würde, wenn ich nicht endlich starb und doch ins Höllenfeuer geraten würde. Wenn es mich nicht verbrannte und alle meine Sünden von mir wachen würde, so wie ich es eigentlich verdient hatte.

Zweimal.

Aber vielleicht sollte ich mich glücklich schätzen, dachte ich und setzte einen Tritt in die Luft nach, drehte mich und nutzte den Schwung, um das Ganze mit der anderen Seite zu wiederholen, sprang einen Schritt zurück und durchschnitt die schwere Luft mit meiner Faust. Schweiß begann sich auf meiner Stirn zu bilden, denn eigentlich war es Kräfteraubend genug einfach nur hier zu stehen und nichts zu tun und doch konnte ich nicht länger stillhalten.

Konnte nicht länger nur zusehen und wissen, dass ich diese eine Grenze noch nicht durchbrochen hatte, die Kakarott so spielend zeigen musste.

Mir auf die Nase binden musste.

Vielleicht lag da der Knackpunkt all meiner Gedanken.

Er hatte gesagt, dass er alles geben würde, nur damit ich aus dem Jenseits dabei zusehen durfte, dass er mir eiskalt ins Gesicht gelogen hatte. Ich hatte gedacht, dass wir uns endlich auf einem Level befinden würden, dass ich es geschafft hatte ihm näher zu kommen und die Hoffnung gehegt, dass ich ihn vielleicht sogar einholen könnte und ich hatte ihn auf den Boden geschickt, hätte es haben können!

Ich hatte wirklich angenommen, dass er ernst machte, aber am Ende hat er mich nur verarscht.

Wieder einmal.

Er hat mich verarscht und enttäuscht und ich kam nicht umhin, diese Enttäuschung auf mich selbst abzuwälzen, weil ich es nicht geschafft hatte. Weil er mir wieder einen Schritt voraus war und dabei war mir davon zu laufen, nur damit ich ihn ja doch nicht mehr einholen konnte.

Und ich war sauer, nicht nur auf ihn, sondern auf diesen beschissenen Planeten, der irgendwie einen dummen Irren nach dem anderen anlockte, die allesamt viel zu stark für ihr eigenes Wohl waren. Ich war sauer auf mich selbst, weil ich so verflucht dumm gewesen war diesen Fehler zu begehen, weil ich so verdammt arrogant war zu glauben, dass es mir etwas bringen würde.

Ich war sauer, auf alles und jeden und besonders auf mich.

Weil ich beinahe alles weggeworfen hätte, was ich mir in den letzten Jahren aufgebaut hatte - ruhige Jahre, nachdem ich endlich zur Ruhe gekommen war und doch nicht vergaß wer ich war und wo ich herkam. Jahre, die mir wie ein Traum vorkamen, wenn ich an all die Jahrzehnte denke, die ich zuvor im All umhertreibend gemacht hatte, immer in der vagen, kaum erfüllbaren Hoffnung irgendwann einmal genau das zu haben.

Mich aus den Fängen zu befreien, die meinen Planeten auf dem Gewissen hatten; von den kalten Klauen zu lösen, die mich mein Leben lang begleitet haben.

Jetzt merkte ich, dass es eben nicht so war.

Dass ich mich niemals wirklich hatte lösen können, so wie ich mich nicht von meinem Titel lösen konnte.

Der mir eigentlich gar nichts mehr brachte, schon gar nicht den Respekt des Einzigen, der es noch wahrnehmen könnte.
 

Nein, das war so auch nicht richtig und ich wusste es auch in dem Moment, in dem ich es dachte.

Ich wusste, dass Kakarott mich respektierte, diesen Gedanken hatte ich vorhin schon einmal und ich würde ihn nicht revidieren, weil ich auch als Prinz zugeben musste, dass er sich eine Art Grundrespekt meinerseits verdient hatte.

Eine gute Portion Eifersucht auf die spielende Leichtfertigkeit, mit der er seine Ziele irgendwie immer zu erreichen schien, aber auch diesen kleinen gewissen Respekt, den ich niemals gedacht hatte, ihm gegenüber aufbringen zu können. Er war nichts weiter als ein Unterklassesaiyajin, jemand den ich unter normalen Umständen wahrscheinlich nicht einmal angesehen hätte, jemand der den Tod verdient hatte, weil er seine beschissene Mission nicht ausgeführt hatte.

Und ich hatte es beinahe geschafft.

Zwar mit Mühe und Not, aber ich hätte ihn beinahe im Staub gesehen, in den Boden gestampft und vom Antlitz des Universums gefegt... nur damit mir seine Freunde in den Weg kommen konnten und ich am Ende derjenige war, der auf ihre Gnade angewiesen war.

Eine Gnade, die ich niemals haben wollte.

Genau wie die der Frau, die ich jetzt mein Eigen nennen konnte. Genau wie ihre Gefühle, die ich so lange versucht hatte zu ignorieren, genau wie ihre ganze einnehmende Art, die mich so oft schon in den Wahnsinn getrieben hat.

Und ich begreife noch heute nicht, wie es dazu kommen konnte.

Wie sie es geschafft hatte mich förmlich an sie zu binden, wie sie es schaffte über all meine Gräueltaten hinweg zu sehen und einfach so zu tun, als wäre ich nichts weiter als ein ganz beschissener normaler Mann, der durch einen dummen Zufall leider ein wenig zuviel Kraft mitbekommen hatte. Ich begriff nicht, wie sie mich ansehen und lächeln konnte, wenn es nichts weiter als eine einzige Bewegung meinerseits brauchte, um sie am Ende doch noch aus dem Leben zu wischen.
 

Und ich hielt inmitten meiner Bewegung inne, schwebte bewegungslos in der Luft und schloss die Augen. Versuchte die stickige Luft in meine Lungen zu ziehen und spürte das erbarmungslose Zittern meiner Muskeln, die der Schwerkraft eigentlich gar nicht mehr standhalten wollten. Nur mein Wille hielt mich noch in der Luft, nur meinem Willen war es zu verdanken, dass ich noch nicht auf dem Boden lag und förmlich zerquetscht wurde, aber es war der Gedanke, der mich nicht weitermachen ließ.

Dabei war es nur eine Verkettung unglücklicher Umstände, würde sie wahrscheinlich sagen.

"Hrmpf." Wieder hallte das Geräusch von den Wänden wider, vermischte sich mit dem Surren des Generators, vermischte sich mit dem wallenden Geräusch meiner Aura und verpuffte im Nichts. Ungehört und ungesehen, so wie meine Beweggründe.

Nur ein paar Zentimeter zu einer anderen Seite, nur den Arm ein Stück gedreht, den Körper ein wenig gewandt... und meine Faust flog nach vorne, nachdem sich meine Augenbrauen derart zusammengezogen hatten, dass es schmerzte. Durchschnitt die Luft und zerfetzte sie in ihre Moleküle.

Nur ein paar Zentimeter weiter, einen Wimpernschlag früher oder später... und mein Bein setzte nach, vollführte eine Drehung und fegte mein Ego von den Füßen, so dass es am Boden landete.

Ich war nicht ehrenvoll, ich war ein Idiot.

Getrieben von etwas, das schon lange vergessen war, begraben unter einer Schicht aus Mitleid und Sympathie für jemanden, für den ich das nicht fühlen sollte.

Ich war ein Narr zu denken, dass es mir etwas brachte.

Ich war ein Idiot zu denken, dass mich das Schicksal anderer, einer gewissen Person, nicht mehr interessierte. Eine lange Zeit, eine vergrabene Vergangenheit, die doch so greifbar nah über meinem Kopf schwebte und drohte mich einzunehmen.

Nur ein einziges Bild, ein kleiner Gedanke, der mich im nächsten Schritt straucheln ließ, so dass die Schwerkraft am Ende doch noch leichtes Spiel hatte, mich auf den Boden zerrte und hart aufkommen ließ.
 

Mich erbarmungslos nach unten drückte, wie meine eigenen Erkenntnisse, die ich eigentlich nicht einmal mehr machen sollte.

Ich sollte tot sein, keine imaginären Gegner bekämpfen.

Mühsam stemmte ich mich auf die Ellenbogen, so dass ich zumindest mein Gesicht heben und den Boden anstarren konnte, der genauso hart wie meine Gedanken war.

Ich sollte in der Hölle schmoren, für das, was ich gemacht hatte.

Für die Verkettung der Umstände, die doch eigentlich nur ich ins rollen gebracht hatte.

Aber ich tat es nicht, ich war hier und starrte auf den Stahl unter meinem Gesicht, nur um mir nicht sicher zu sein, wie ich den nächsten Atemzug überhaupt noch nehmen sollte.

Ich hatte kein schlechtes Gewissen...
 

... ich hegte nur Zweifel, tief in meinem Inneren, ob ich das wirklich hätte machen sollen.

Ob es den ganzen Aufwand am Ende wert gewesen war.

5.

Ich sah Vegeta erst nach weiteren zwei Tagen wieder, als ich morgens in die Küche ging, um mir einen Kaffe zu machen.

Er saß am Tisch und starrte beinahe angestrengt die Tischplatte an, hatte dabei einen Blick aufgesetzt, der mich eigentlich davon abhalten sollte, ihn ein weiteres Mal anzusprechen. Er schien nachzudenken, immer noch und ich begann mich zu fragen, was ihn wirklich derart beschäftigte, dass er sich ganze zwei Tage am Stück im Gravitationsraum einschloss.

Es war nicht so, dass ich ihn nicht beobachten konnte, dass ich nicht nachschauen konnte, was er dort drin trieb.

Aber aus einem mir unerfindlichen Grund hatte ich genau dies nicht getan, hatte für mich selbst beschlossen, dass ich ihn in Ruhe lassen sollte. Dass er seine Gedanken, seine Sorgen, die er mir noch nicht sagen wollte, selbst ordnen musste und im Nachhinein, wenn ich ihn mir so ansah, wusste ich nicht, ob meine Entscheidung wirklich die richtige gewesen war.

Er sah furchtbar aus.

Und nichts desto trotz schaffte er es in seinem Zustand, so verschwitzt und ausgelaugt er auch sein mochte, noch diese erhabene Aura um sich herum zu tragen, die mich eigentlich dazu bringen wollte ein Lächeln auf meinen Lippen zu platzieren. Ich zwang es zurück und tat, wofür ich gekommen war, lehnte mich am Ende mit dem Rücken an die Küchenzeile und sah ihn an.

Was ging wirklich in ihm vor?

So wie er dort saß und den Blick noch nicht einmal gehoben hatte, als ich in die Küche kam, kam ich nicht umhin mich genau das zu fragen. Und noch während mein Herz einen kleinen schmerzhaften Hüpfer machte, würde ich ihn am liebsten genau das fragen.

Aber ich hielt den Mund, wie so oft.

Presste nur kurz meine Lippen zusammen, bevor ich die Tasse hob und einen Schluck Kaffee nahm, der mit einem Mal irgendwie fad schmeckte.

Ich war es gewohnt, dass er oft weg war, dass er nicht zu mir ins Bett kam.

Ich kannte die kalten und einsamen Nächte, seitdem ich den Saiyajin in mein Leben gelassen hatte.

Und ich kannte seine wortlose Art, während mir seine Gedanken oftmals einfach nur verborgen blieben.

Aber ich wusste, dass ich nur genug Geduld aufbringen musste, um sie irgendwann doch noch zu erfahren. Ich wusste, dass er sie nicht ewig verbergen würde und ich wusste, dass er irgendwann doch mit der Sprache herausrücken würde.
 

Er mochte es nicht zugeben wollen.

Vegeta mochte wirklich nicht zugeben wollen, was in ihm vorging, wollte immer versuchen alles in sich zu verschließen, aber er schaffte es auch nicht immer. Schaffte es nicht sich mir ewig zu entziehen und ich war dankbar - dankbar für den Umstand, dass ich ihn in mein Leben gelassen hatte.

So viele Probleme er mir auch schon gemacht hatte, so viele Dinge er schon angestellt hatte, ich schaffte es einfach nicht ein einziges Mal auch wirklich sauer auf ihn zu bleiben.

Manchmal musste er mich nur ansehen, mit diesem unergründlichen Blick, in dem man alles oder gar nichts lesen konnte und alles war vergessen. Manchmal reichte wirklich nur dieser eine Blick und die Erkenntnis, dass er es eben nicht anders wusste aus, um mich vergessen zu lassen und ich war nicht traurig um diese Tatsache.

Ich war wirklich, wirklich nicht traurig darum, dass ich ihn hatte und nun schaffte es das Lächeln doch auf meinen Lippen Einzug zu halten, während ich ihn weiterhin stumm musterte. Die Tasse an meine Lippen führte und einen weiteren Schluck nahm.

Er sah müde aus.

Hatte die Arme auf dem Tisch verschränkt und völlig untypisch für ihn selbst, sogar die Finger ineinander verschlungen, während sich sein Blick im Unendlichen verlor und er wahrscheinlich nicht einmal selbst Worte dafür finden würde, was in ihm vorging. Die Tischplatte noch immer fixierend wollte oder konnte er mich nicht ansehen, am Ende wusste ich nicht, welche der beiden Möglichkeiten ich für plausibler empfinden sollte, denn dass er wusste, dass ich hier war, war logisch.

Dass er mich gespürt hatte, bevor ich überhaupt eingetreten war, sehr wahrscheinlich.

Und ich nahm einen weiteren Schluck, musterte mein stummes Gegenüber, das mich nicht einmal ansehen wollte und schaffte es nicht, das Lächeln von meinen Lippen zu trennen. Wenn ich ihn so ansah, wenn ich ihn einfach nur ansah oder beobachtete, dann wurde ich mir ein weiteres Mal der Liebe bewusst, die ich für dieses spezielle Wesen empfand. Dann wurde ich mir ein weiteres Mal darüber bewusst, dass ich es gar nicht anders haben wollte, dass viele Dinge geschehen waren und noch geschehen würden und ich es dennoch nicht über das Herz bringen würde, diesen Mann links liegen zu lassen.

Ich hatte mich entschieden und würde diese Entscheidung niemals, nie in meinem Leben und egal was noch passieren würde, wieder revidieren.
 

Er würde mich schon umbringen müssen, um mich wieder los zu werden.

Aber am Ende war es dieser Gedanke, der mich mitten in der Bewegung innehalten ließ, als ich die Tasse ein weiteres Mal zu meinem Mund führen wollte.

War es noch immer das?

Oder war es doch vielleicht etwas ganz anderes, von dem ich nicht einmal ansatzweise jemals erfahren würde? War es etwas, das er nicht beschreiben konnte und wollte, oder war ich selbst bereits auf die Lösung gestoßen, ohne dabei das Problem zu erkennen?

Ich wusste es wirklich nicht.

"Vegeta?" Ich sagte es leise, einfach nur, weil ich wollte, dass er mich wahrnahm, dass er mich ansah und sei es auch nur für ein paar kurze Sekunde, doch was ich entdecken musste, was ich mit ansehen musste, erschreckte mich beinahe mehr als diese stille und seltsam nachdenkliche Art, die er an den Tag legte.

Er zuckte zusammen.

Vegeta zuckte wirklich und allen Ernstes vor meinen Augen zusammen und das, obwohl ich mir sicher gewesen war, dass er mich gehört, wahrgenommen hatte.

Es brach mir beinahe das Herz dies mit ansehen zu müssen und doch schluckte ich nur den Kloß in meinem Hals hinunter, der sich bei dieser kleinen und so unscheinbaren Reaktion gebildet hatte, während ich die Tasse weiter zu meinem Gesicht führte und hoffte, dass er meine Überraschung nicht sehen würde.

Meine Sorgen, weil er sie hasste, weil er sie nicht haben wollte.

Und doch dauerte es weitere, gefühlte endlose Sekunden, bis er sich dazu durchrang seinen Blick auch wirklich zu heben. In der Zwischenzeit hatten sich seine Augen kurz geweitet, nur um sich am Ende wieder zu verengen, die Augenbrauen zurück in ihren Ursprung zu schieben und ich konnte sehen, wie sich seine Finger kurz verkrampften.

Wie er sich kurz über die Lippen leckte und erst dann seinen Blick hob.
 

Musste er sich erst sammeln?

Es war eine so völlig neue und untypische Reaktion auf mich und meine Stimme, dass ich einfach nicht wusste, was ich denken sollte, aber vielleicht sollte ich das Denken auch auf einen späteren Zeitpunkt verschieben und einfach handeln. So wie ich es immer tat und auch immer gut damit gefahren war, weil man bei diesem Mann nicht zwingend große Pläne schmieden konnte und musste.

Eigentlich war er recht unkompliziert, wenn man einmal wusste wie man ihn nehmen musste - was ihm zum Glück nicht das Spezielle nahm, denn dann wäre es einfach nur langweilig.

"Worüber denkst du nach?", fragte ich leichtfertig und wusste zu diesem Augenblick bereits, dass ich keine Antwort erhalten würde. Ich wusste es, ganz tief in meinem Inneren und konnte nicht einmal enttäuscht darüber sein - nicht, wenn er mich so ansah.

Mit diesen tiefen unergründlichen Seen, die mich stumm musterten, bevor er den Blick nach wenigen Sekunden wieder fallen ließ.

Zurück auf die Tischplatte, auf seine ineinander verschränkten Finger und die Augenbrauen überlegend nur noch weiter zusammenzog. Und wieder vergingen stumme Sekunden, die sich in meinem Fühlen zu einer Unendlichkeit zusammenzogen und einfach nicht weiterlaufen wollten; die sich in meinem Gefühl so brennend in meine Seele legten, dass ich meine Sorge um diesen Mann einfach nicht mehr zurückhalten konnte.

Erst dann schüttelte er den Kopf, ganz leicht und würde ich ihn nicht so sehr beobachten, auf jede seiner kleinen Bewegungen achten, dann wäre sie mir nicht einmal aufgefallen.

Wäre mir entgangen, dass er einen langsamen und doch so tiefen Atemzug nahm, den ich zwar nicht hören, aber umso deutlicher sehen konnte, während er noch immer mit sich selbst beriet.

"Du kannst mit mir reden, aber das weißt du ja." Wieder eine so leichtfertige Aussage, die in ihrer Gesamtheit aber nicht sehr viel wahrer werden konnte. Ein ziemlich einseitiges Gespräch, weil ich wusste, dass er mir hier und heute keine Antwort geben würde, dass er es nicht wollte und ich diese unumstößliche Tatsache einfach nur hinnehmen konnte.

Viele Worte, wenige Worte... die meisten Tage waren immer dasselbe und an manchen von ihnen tauschten wir nicht einmal einen Blick.

Aber auch das störte mich nicht, vermochte es nicht meine Liebe zu schmälern oder gar traurig darüber zu werden, während er nur noch einen so tiefen Atemzug nahm und mich am Ende sogar dazu brachte in seiner Manier eine Augenbraue skeptisch in die Höhe zu ziehen.

An was auch immer er dachte, welche Selbstzweifel er auch hegte, welche Gedanken in seinem Kopf herrschten... sie taten ihm nicht gut. Und es tat wirklich weh ihn so zu sehen, es tat mehr als einfach nur weh, so dass es sogar mein Herz dazu brachte einen schmerzhaften Schlag lang auszusetzen und die Erkenntnis ein weiteres Mal in mich aufzunehmen.

Nur um sie ihm doch nicht auf die Nase zu binden.
 

Vielleicht sollte ich gehen.

Vielleicht sollte ich auch einfach weiterreden und sehen was dabei passierte, was dabei herauskam. Eine Reaktion aus ihm herauskitzeln - aber alleine die ruhige, stumme Art wie er dort saß, brachte mich dazu auch diesen Gedanken wieder zu verwerfen.

Ihn zu zwingen war nicht gut.

Und so stieß ich mich letztlich lediglich von der Küchenzeile ab und machte die paar Schritte auf ihn zu, legte ihm meine freie Hand auf die Schulter, nur um ihn nach diesen endlos lang erscheinenden Tagen wenigstens spüren zu können. Zu wissen, dass er noch da war, dass wir wieder da waren und noch während ich weiter ging, an ihm vorbeilief, machte meine Hand die Bewegung mit und fuhr seinen Nacken entlang auf die andere Schulter.

Ich lächelte, als ich das Erzittern spürte, als ich sah, wie sich die leichten Härchen in seinem Nacken mit einem unterdrückten Schauer der Berührung aufstellten.

Ich blieb stehen und kurz huschte mein Blick zur Tür, um auch wirklich sicher zu gehen, dass wir noch immer alleine waren - aber wenn wir es nicht wären, dann würde er die Geste schon lange abgebrochen haben, würde sich aus meinem Griff winden und gehen und ich wusste es, so dass ich wieder zurück blickte und beinahe beiläufig einen weiteren Schluck meines Kaffees nahm.

Meine zarten Finger auf seiner breiten Schulter beinahe verloren wirkten.

Doch konnte ich mich nicht aufhalten, konnte mich nicht dazu zwingen ein weiteres Wort über meine Lippen zu bringen, weil sie sowieso nur auf taube Ohren stoßen würden und drückte mit eben jenen Fingern einmal sanft zu.

Er musste es wahrscheinlich nicht einmal spüren... aber ich wusste, dass er es tat, lief doch ein weiteres Kribbeln durch ihn hindurch, dass ich wiederum zu genau spüren konnte und das es vermochte mein Lächeln noch ein wenig anwachsen zu lassen.

Ich wusste, wie ich ihn bekam.

Ich wusste ganz genau, dass ich diese Dinge auch ohne Worte bewerkstelligen konnte und auch nicht zwingend seinen Blick dazu einfangen musste, der sich noch immer angestrengt auf seinen eigenen Händen befand.

Also wanderten meine Finger zurück in seinen Nacken.
 

Wie sollte man dem Mann, den man wirklich und wahrhaftig von ganzem Herzen liebte zeigen, dass man es auch tat?

Wie stellte man es an, dass dieser die Gedanken vergaß und sich einfach nur dem Moment hingab, ohne dass störende Worte die Atmosphäre zerstört hätten?

Wie riss man ein Wesen, das man mehr als nur gern hatte, aus diesen zerstörerischen Gedanken, von denen man nicht einmal wusste, um welche es sich genau handelte und auf der anderen Seite zu genau spürte, dass sie eben so zerstörerisch waren?

Weil er sich sonst niemals so verhielt.

Weil Vegeta sonst nicht so lange in diesem grüblerischen Modus gefangen war und sich zumindest versuchte auf das Wesentliche zu konzentrieren...

Er dachte nach, ja; entwickelte Strategien; hegte Ängste und Sorgen, wenn er nicht wusste, wie es weitergehen sollte... aber etwas Vergangenes derart auseinander zu nehmen, einen Gedanken so lange vor sich herzuschieben und zu vergessen, wer er eigentlich wirklich war, das war schlicht und einfach nicht sein Stil.

Es machte mir Angst.

Angst, dass ich ihn bereits an diesem einen verhängnisvollen Tag wirklich schon verloren hatte, so wie es damals schien und auch wenn er jetzt hier war, wenn er hier saß und ich ihn spüren konnte, seine Wärme an meinen Fingern in mich übergehen fühlte, so war diese unbestimmte Angst dennoch dort.

Ich konnte sie mir nicht erklären.

Konnte sie nicht analysieren und wollte es auch nicht, weil dies ein Gedanke war, den ich wiederum weit von mir schieben wollte.

Wir hatten uns alle an diesem Tag verloren.
 

Aber wir hatten uns genauso wieder gefunden.

Was spielte es für eine Rolle über Vergangenes nachzudenken?

Meine Hand rutschte ein wenig weiter nach oben, so dass meine Finger an seinem Haaransatz angekommen einfach dort verweilen konnten, während ich beiläufig meine Tasse neben ihm abstellte.

Ich konnte sehen, dass sein Blick für einen Sekundenbruchteil genau dorthin huschte, ich konnte genau sehen und spüren, dass er sich unter meinen Fingern verkrampfte und wusste diese Reaktion doch nicht einzuschätzen.

Wusste nichts mit ihr anzufangen, weil es so lange her war, dass er etwas in dieser Art getan hatte.

Aber wer nichts wagte, der konnte auch nichts verlieren.

Und vielleicht sollte ich ihm diese kleine Aussage auch sagen, vielleicht sollte ich ihm begreiflich machen, dass ich ihn nicht verurteilte - was meine Aktionen eigentlich schon zur Genüge erzählten, aber manchmal war in diesem sturen Schädel kein Platz mehr für solche Dinge, solche kleinen Erkenntnisse, die nichts mit seinen momentanen Gedanken zu tun hatten.

Er hatte es gewagt, vielleicht auf dem falschen Weg.

Und er hatte am Ende verloren.

Vielleicht weil der Weg falsch gewesen war, aber hier und jetzt war es doch eigentlich nur noch egal. Hier und jetzt spielte es keine Rolle mehr, was geschehen war, welchen Weg er eingeschlagen hatte, weil sich alles von alleine irgendwie wieder aufgeklärt hatte.

Wir hatten alle verloren.

Auf die eine oder andere Weise hatte jeder von uns irgendwas in dieser Zeit verloren und doch war ich einfach nicht bereit mir mein Glück nehmen zu lassen und darüber meine Zukunft zu vergessen. Eine Zukunft, die ich mit ihm verbringen wollte, weshalb meine Finger begannen leichte Kreise auf seiner warmen Haut zu beschreiben und ich nur wieder das Erzittern mehr spüren konnte, als dass ich es sah. Ich war einfach nicht bereit mir das Glück nehmen zu lassen, das uns eine so hohe Macht geschenkt hatte und es wegzuschmeißen, nur weil irgendwann einmal etwas nicht richtig gelaufen war.

Ich war nicht bereit ihn gehen zu lassen, ihn in seinen Selbstzweifeln versinken zu lassen, nur weil er dachte, dass er es vielleicht doch nicht verdient hatte.

Er hatte es verdient, vielleicht mehr wie jeder andere von uns zusammen.
 

Ich wusste nicht alles über ihn, aber das wollte ich auch gar nicht.

Wozu?

Es wäre eher ein Verlust gewesen all seine Geheimnisse lüften zu wollen, anstatt einen Teil von ihnen einfach im Ungewissen, im Dunkeln zu belassen. Es wäre mehr als nur ein Verlust für mich gewesen, weil so diese mysteriöse Aura um ihn bestehen blieb und ich es gar nicht anders wollte.

Aber ich wusste genug um zu wissen, dass auch er Fehler machen durfte.

Dass er auf seine ganz eigene Art und Weise manchmal seine eigene Logik entwickelte, die sich von allen anderen unterschied und in diesem Moment doch mehr als richtig erschien. Nur um sich als Fehler zu entpuppen und ihn um Lichtjahre zurück zu werfen.

Ich wusste genug über ihn und seine Vergangenheit, um die Fehler, die er dort gemacht hatte damit zu entschuldigen, dass sie mehr oder weniger nicht seine eigenen waren, sondern auf einen unmissverständlichen Befehl hin erfolgt waren.

Und ich wusste genug über ihn und seine Art, um ihm vieles einfach durchgehen zu lassen, um ihm vieles einfach zu entschuldigen, weil ihm niemals jemand beigebracht hatte, wie man sich normal in einer Gesellschaft bewegte, ohne gleich jeden umzubringen, der sich einem in den Weg stellte.

Er hatte es nicht anders gelernt, als jeden Strohhalm zu ergreifen, der sich ihm bieten konnte, um stärker zu werden.

Er hatte niemals gelernt, wie es anders ging.

Wieso sollte ich ihm dann diesen Fehler nicht auch verzeihen?
 

Die Kreise meiner Finger wurden ein wenig weiter, so dass ich mit den Fingerspitzen in seine Haare eintauchte und mir ein weiteres Lächeln verkneifen musste. Denn zum einen war es eigentlich wirklich nicht die richtige Situation dafür und zum anderen fühlte ich mich nicht einmal danach.

Aber wenn es sein müsste, wenn er eines dieser ehrlichen Lächeln brauchte, dann würde ich auch das machen.

Es wunderte mich schon, dass er noch immer so ruhig dort saß.

Wenn er überhaupt etwas in den letzten Minuten getan hatte, dann war es, die Finger noch ein wenig fester ineinander zu verschränken, sich keinen Millimeter weiter zu bewegen und damit ein Bild zu erschaffen, dass einfach nicht zu Vegeta passen wollte. Den Kopf gesenkt, vielleicht sogar noch ein wenig weiter gesenkt als zuvor, ergab es eine Position, die ihm wirklich, wirklich und wahrhaftig einfach nicht stehen wollte.

Nicht zu einem stolzen Prinzen passte.

Es sah selbst in meinen Augen einfach zu demütig aus, um mich noch selbst wohl in meiner Haut zu fühlen und mit dieser Tatsache, mit dieser unumstößlichen Tatsache formte sich ein neuerlicher Kloß in meinem Hals. Schnitt mir die Innenwände meiner Speiseröhre auf, weil sich die scharfen Kanten daran festhielten und einfach nicht weichen wollten.

Sich nicht abnutzen würden, so lange er SO dort sitzen würde.

Meine Kiefer pressten sich unwillkürlich zusammen und auch wenn ich die Bewegungen meiner Finger nicht unterbrechen wollte, wenn ich jede noch so kleine Sekunde nutzen wollte, in der er bereit war sitzen zu bleiben, still zu halten und es über sich ergehen zu lassen, so tat es einfach nur weh.

Riss mir mein Herz aus der Brust, quetschte es zwischen meinen Rippen zusammen.
 

Doch dann wandte er den Blick ganz ab.

Drehte seinen Kopf von mir weg und es war diese kleine Bewegung, die ausreichte um mich leise seufzen zu lassen, meine Finger zum Stillstand zu bringen.

War es falsch gewesen?

Hatte ich mit meiner kleinen Handlung vielleicht doch selbst einen Fehler gemacht oder lag es einmal mehr an Vegeta, der einfach nicht über seine Gedanken, seinen eigenen Schatten springen konnte? War ich es, oder war es einfach nicht genug, das ich getan hatte?

Nicht genug der Gesten, um ihm irgendwie zeigen zu können, dass es alles nicht so schlimm war, um diesen nachdenklichen Ausdruck aus seinem Gesicht zu verbannen, um die Zweifel aus seinen Augen zu vertreiben. Tiefdunkle Seen, denen ich wieder einmal nicht auf den Grund blicken konnte und die doch so viel aussagten, dass ich es einfach nicht greifen konnte.

Woher dieser Wandel?

War er nach so langer Zeit wirklich wieder dabei sich von mir zu entfernen?
 

Ein Keuchen entwich meinen Lippen, als ich diesen Gedanken, diesen Furcht erregenden, ekelhaften Gedanken zu Ende gedacht hatte und die Hand, die sich bis eben noch auf seiner Haut befunden hatte, entfernte sich langsam wieder von ihm. Hob sich noch ein wenig mehr und legte sich auf meine Brust, nur um den steten, schnellen Schlag meines Herzens unter meinen Fingern zu spüren.

Wahre, wahrhaftige Angst durch meine Adern zu jagen.

Er könnte mich nicht so einschüchtern, könnte mir nicht eine solche tief sitzende Angst einjagen, wenn er aufgepowert in all seiner Wut auf mich zukommen würde, ich die wütenden Vibrationen seiner Aura spüren konnte und in seinen Augen wahren Hass entdecken würde. Er könnte mir nicht eine solche Angst machen, wie es mein eigener Gedanke eben getan hatte...

... weil ich ihn liebte und weil ich ihn niemals wieder gehen lassen würde.

Ihn nicht gehen lassen wollte.

Aber wenigstens bewirkte meine mir eigene Reaktion, dass Vegeta sich zumindest zu mir drehte. Mich einen Augenblick lang, einen wundervollen langen Augenblick lang, einfach nur ansah und seine Augenbraue um nur wenige Millimeter nach oben zog.

Seine Art eine stumme Frage zu stellen, ohne die Worte auch nur in den Mund nehmen zu müssen und trotz aller Zweifel, trotz aller sich überlagernden Emotionen in seinen Augen, konnte ich die leichte Sorge sehen, die sich ebenfalls darin spiegelte.

Die mich dazu brachte den Kopf leicht zu schütteln und sie wieder zu vertreiben, den Hauch eines Lächelns in mein Gesicht einkehren zu lassen.

Gott, ich würde niemals, nie in meinem gesamten Leben beschreiben können, wie sehr ich ihn liebte - aber ich musste es auch nicht, weil ich es wusste und spürte, dass er es ebenfalls wusste.

Zumindest hoffte ich das.
 

"Es ist nichts." Ich spielte es herunter, weil ich mir selbst nicht glauben wollte. Weil ich den Gedanken so schnell wie möglich wieder loswerden wollte, damit er gar nicht erst noch mehr Fuß fassen konnte. Ich brauchte ihn nicht und wollte ihn nicht haben, weil es mich sonst nur davon abgehalten hätte irgendwie erneut zu ihm durchzudringen.

"Also willst du mir nicht sagen, was in dir vorgeht." Es war keine Frage, es war eine Feststellung und er wusste das, weil sich seine Augenbraue wieder in die ursprüngliche Position zurück versetzte, bevor sie sich erneut mit der anderen zusammenzog und er den Blick nur wieder von mir abwandte. Zurück auf den Tisch, ohne auch nur einen seiner Gedanken preiszugeben und ich seufzte innerlich.

Kaschierte das Ganze durch ein tiefes Luftholen, wenngleich ich wusste, dass er es merkte.

"Dann nicht." Ich setzte ein Schulterzucken an, um zu überspielen, dass ich wirklich enttäuscht war. Tief in meinem Inneren so sehr enttäuscht darüber, dass ich es einfach nicht aufhalten konnte und froh darüber war, dass er sich bereits wieder von mir abgewandt hatte.

"Ich kann dich nicht zwingen, ich kann dir nur immer wieder sagen, dass ich trotz allem zuhören werde, solltest du dich doch dazu entscheiden." Ich wollte wirklich nicht enttäuscht sein, weil ich diesen Mann kannte und versuchte dementsprechend all meine Enttäuschung aus meiner Stimme zu halten.

Ob es mir gelang, wusste ich nicht.

Aber es brachte mir auch nichts weiter darüber nachzudenken, in diesem Gefühl gefangen zu bleiben, so wie Vegeta in dem Seinen gefangen schien und einfach nicht wieder da raus kam. Es brachte mir schlicht und einfach nichts, dieses Gefühl erst richtig Einzug halten zu lassen, weil ich wusste, dass gerade Vegeta manchmal ein wenig länger brauchte.

Manchmal gar nicht kam und redete.

"Was auch immer in deinem Kopf schon wieder vor sich geht." Ich versuchte ein freundliches Lächeln auf die Reihe zu bekommen, auch wenn ich es gar nicht hätte versuchen müssen, weil er mich sowieso nicht ansah. Und seufzte ein leises Seufzen, bevor ich mich endlich wieder in Bewegung setzte, meine beinahe leere Tasse griff und um den Tisch herum ging, um mich ihm gegenüber zu setzen.
 

Kurz sah er nach oben, hob sogar seinen Kopf dafür an und blitzte mich an.

Ein kleiner und nur vager Ausdruck in seinen Augen, der sonst viel stärker vorhanden war und mir eigentlich sagen sollte, dass ich ihn in Ruhe lassen sollte, dass ich ihn nicht drängen sollte.

Ich wusste all diese Dinge, aber ich konnte schlicht und einfach nicht an mich halten, konnte es nicht ignorieren, dass sich mein Mann so völlig untypisch für ihn selbst verhielt.

Er war nicht der Typ, der Trübsal blies.

Und doch musste ich in diesem Moment erkennen, dass es genau das war, was er machte. Zu viele Gedanken um eine Sache, die ich eigentlich nur erahnen konnte und noch während ich ihn so intensiv musterte, wie er es sonst immer mit allen anderen machte, blickte er für einen Moment zurück auf seine Hände.

Als wolle er mir ausweichen, als wolle er sichergehen, dass die Unterbrechung des Blickes verhindern würde, dass ich seine Gedanken auch wirklich greifen konnte.

Dann sah er zurück zu mir, nach oben und zog die Augenbrauen erneut zusammen.
 

Nein, ich konnte wirklich nur erahnen, an was er dachte.

Ahnen, mir meine eigenen Gedanken machen und... warten.

Hoffen, dass er sah, dass nichts wirklich so war, wie er es sich gerade vorstellte, wie es sich in seinem Geist formte.

Denn auch ein Prinz konnte sich manchmal irren und mit diesem Gedanken entstand auch endlich das ehrlichste Lächeln, das ich seit Tagen tragen durfte.

6.

Ich seufzte leise und mein Lächeln verschwand, als er einfach so aufstand.

Wortlos.

Sich wie immer aus der Affäre ziehen und kein Wort von sich geben, dachte ich bitter und wusste für einen Moment wieder einmal nicht, was ich machen sollte. Presste die Kiefer aufeinander und betrachtete ihn mit gemischten Gefühlen.

Wenn er wirklich dabei war, sich von mir zu entfernen, dann wüsste ich nicht, was ich machen sollte, aber andererseits war ich einfach nicht bereit diesen Gedanken in meinen Verstand einzulassen und auch wirklich darüber nachzudenken, weil es nicht so sein konnte.

Weil er das dann schon viel eher getan hätte, weil er sonst gar nicht erst hier wäre.

Vegeta hätte viele Möglichkeiten mir aus dem Weg gehen, mir ganz aus dem Weg zu gehen und mit diesen vielen Möglichkeiten war er dennoch hier. In diesem großen Haus musste man sich nicht zwingend über den Weg laufen und mit der Fähigkeit zu spüren, wo sich jeder aufhielt, war es wahrscheinlich noch einmal einfacher - und doch hatte er hier gesessen.

Angestrengt starrte nun ich auf die Tischplatte und suchte in meinem Verstand fieberhaft nach etwas, nach einer Kleinigkeit, die ich hätte sagen können und die ihn vielleicht zum Bleiben bewegt hätte, doch am Ende entstand nicht mehr als ein Seufzen. Die Augenbrauen konzentriert zusammengezogen beobachtete ich ihn aus dem Augenwinkel und hätte wirklich, wirklich sehr gerne irgendwas gefunden was ich hätte sagen können, doch blieb mein Geist leer, mein Verstand wie eine Wüste aus trockenem Sand, in dem sich keine Gedanken wie Pflanzen im Boden verankern konnten.

Aber er ging nicht.

Stand nur ein paar Sekunden unschlüssig vor dem Tisch und bewegte wieder keinen Muskel, so dass ich gezwungen war aufzusehen, einen Anhaltspunkt für sein Zögern zu finden. Für einen Moment sah er wirklich verloren aus, als ob er selbst nicht wusste, was er machen sollte, bevor sich seine Gestalt erneut straffte und er sich in Bewegung setzte, einen sicheren Schritt nach dem anderen machte. Um den Tisch herum, hin zum Kühlschrank.

Ich konnte nur ahnen, was er machte, konnte nur hören, dass er sich öffnete und mich doch nicht herumdrehen, weil ich es nicht musste. Weil ich es nicht wollte...
 

"Warum willst du das unbedingt wissen?" Drang seine tiefe Stimme zu mir durch und die Freude darüber, dass es die ersten Worte seit unserem Wiedersehen waren, hielt zumindest solange, bis er die Kühlschranktür mit ein wenig zuviel Schwung wieder zuknallte und mich mit dem Geräusch zum zusammenzucken brachte. Ich zog selbst die Augenbrauen zusammen und hätte ich mich umgedreht, hätte ich wahrscheinlich gesehen, dass sich dieses Mal kein Grinsen auf seinen Lippen abzeichnete, so wie ich es eigentlich angenommen hatte.

Aber ich konnte seinen Blick auf mir spüren, ein ehrlicher und intensiver, interessierter Blick, der die Frage noch einmal bekräftigte und ich trotzdem noch nicht wusste, was ich sagen sollte.

Was bezweckte er mit dieser Frage?

Er wusste doch ganz genau, dass ich alles wissen wollte, dass es in meiner Natur lag meinen Freunden, meiner Familie zuzuhören. Erst Recht, wenn ich merkte, dass es einen von ihnen nicht so ging, wie es vielleicht sollte und gerade dieser Jemand mit seinem Verhalten meine volle Aufmerksamkeit auf sich zog, weil es schlicht nicht zu ihm passen wollte.

Weil Vegeta sonst auch nicht so war, keine seiner Entscheidungen in Frage stellte.

"Weil ich dir ansehe, dass etwas ist." Er kam wieder ein wenig um den Tisch herum und lehnte sich an die Stelle an die Küchenzeile an der ich ganz zu Anfang noch gestanden hatte, so dass ich unweigerlich aufsah. Ihn ansah und das kleine Schnauben in mich aufnahm, das er immer machte, wenn es um solche Themen ging, wenn er nicht darüber reden wollte.

Vehement abstreiten, dass in ihm auch Dinge vor sich gingen, die in jedem anderen von uns vielleicht auch existierten.

Und die Freude darüber, dass er nach so langer Zeit doch endlich ein paar Worte an mich richtete, verflog mit einem Mal, machte erneuter leichter Enttäuschung Platz, die ich nicht zeigen konnte. Nicht zeigen wollte, weil er sie mit Sicherheit sehen konnte und weil ich nicht wollte, dass er genau dies tat und sich wieder völlig verschloss.

"Es gibt nichts zu sagen." Logische Worte - aus seinem Mund.

In meinen Augen war es nichts weiter als ein bloßes Abstreiten der Tatsachen, ein in sich einschließen und niemandem Zeigen. Ich wusste all diese Dinge und betrachtete ihn lediglich stumm, ohne dass ein sinnvoller Gedanke meinen eigenen Geist gestreift hätte.

Er lehnte dort und sah zurück zu mir.

Direkt in meine Augen und in seinen dunklen Seen stand nicht viel mehr als das. Viele Gefühle, noch mehr Emotionen, die er sorgfältig in sich verschlossen halten wollte und doch konnte er mich nicht täuschen, konnte meinem Blick nicht viel länger standhalten und senkte den Seinen für den Bruchteil einer Sekunde.

Schraubte die Flasche auf, beiläufig, die er sich aus dem Kühlschrank gefischt hatte und ich lächelte. Wusste, dass ich einen wunden Punkt getroffen hatte, weil es diese kleinen, kaum sichtbaren Zeichen waren, die mir alles sagten. Die mehr sprachen als seine Worte, die mehr aussagen konnten als ein ganzer Vortrag aus seinem Mund.

Diese kleinen Gesten, die ihn schon immer irgendwie verraten hatten und die man nur suchen, entdecken musste, um die Wahrheit hinter seinen Worten zu erkennen.

Die Lüge, die er sich selbst vorspielte.
 

"Nein, für dich nicht, Vegeta." Soviel war klar, soviel war wahr. Er wollte nicht reden und vielleicht hätte ich ihn niemals darauf ansprechen sollen und doch hatte ich mich nicht aufhalten können. Hatte es nicht lassen können, weil ich diesen Mann einfach nur liebte und ihn nicht mit seinen Selbstzweifeln alleine lassen konnte.

Zweifel, die er schon immer hegte, sie nur nicht zeigte.

Es widersprach sich so sehr mit der Tatsache, dass er keine seiner Entscheidungen in Frage stellte, dass ich mich nicht zum ersten Mal begann zu wundern, wie er soweit gekommen war.

"Aber ich sehe es dir trotzdem an." Noch ein klein wenig mehr und doch musste ich auf die Zeichen achten. Auf das leichte Verengen seiner Augen, als er mich wieder ansah, mich mit seinem Blick warnte den nächsten Schritt lieber nicht zu gehen. Und mein Herz begann in meiner Brust zu hämmern, aufgeregt zu schlagen, weil ich wusste, dass diese Warnung nichts weiter als Schall und Rauch war.

Ein oftmals fruchtloser Versuch sich aus meinem Griff zu winden und mein Lächeln wuchs wieder auf meinen Lippen.

"Und es geht dich nichts an." Kälte versuchte in seiner Stimme mitzuschwingen. Ein kleiner harter Unterton, weil er begann zu ahnen, dass ich noch weiter gehen würde, mich aufhalten wollte. Mich derart intensiv anstarrte, dass jeder andere wahrscheinlich einen Schritt zurück gemacht hätte und doch konnte ich mich nicht aufhalten. Sah ihn einfach nur an und legte die Hände auf den Tisch, nur um am Ende, nach langen Sekunden des Wartens und Überlegens, langsam aufzustehen.

Den Blick nicht von ihm zu nehmen.

Er machte es mir schwer, wie immer und brachte mein Herz nur noch aufgeregter zum Schlagen, so dass ich es hinter meiner Brust spüren konnte. Die Nervosität hinunter schluckte und ihn so fest ansah, wie es mir mit meinem wenigen menschlichen Fähigkeiten möglich war, während meine Liebe zu ihm, meine unendliche Sorge wenn es um ihn ging, wild durch meine Adern brannte.

Wie ein Fegefeuer jeden anderen Gedanken verbrannte, jede andere Sorge als so nichtig erscheinen ließ, dass ich sie schlicht vergessen konnte.

"Das sagst du." Es war nicht mehr als ein Flüstern, nicht mehr als ein lauer Hauch im Wind und doch wusste ich, dass ich nicht lauter sprechen musste. Dass er mich hörte. Ich sah es am minimalen Zusammenziehen seiner Augenbrauen, ich sah es an dem tiefen Atemzug, den er langsam machte, ohne den Blick einmal von mir zu nehmen.

Man könnte fast meinen, dass er vor irgendwas Angst hatte, aber ich wusste, dass ich es nicht so war - sondern dass es eher die Dämonen waren, die ihn immer wieder davon abhielten mir das zu sagen, was wirklich in ihm vorging und sich nicht hinter dieser arroganten, grinsenden Maske zu verstecken.

Und ich war mir sicher, dass er die Arme liebend gern vor seiner Brust verschränkt hätte, wenn dort nicht die mittlerweile geöffnete Flasche in seinen Händen wäre.

Ich sah es - und es war nicht mehr als ein kurzes, leichtes Zusammenpressen seiner Lippen, bevor er eben jene Flasche hob und einen Schluck nahm, mich trotz allem nicht aus den Augen ließ.
 

"Und es gibt nicht mehr zu sagen." Tatsachen, eine Tonlage, die mir genau seine Aussage noch unterstreichen sollte. Er wollte nicht, wollte nicht reden und es schon gar nicht mit mir machen, bevor er sich nicht selbst zu einem Ergebnis geführt hatte. Er wollte nicht über etwas sprechen, dass er für sich selbst noch nicht genug geordnet hatte und ich sah es.

Erkannte genau das in seinen Gesten und fragte mich, wie lange dies dauern würde.

Wie lange er noch brauchen würde um zu etwas zu gelangen, das einer Antwort vielleicht gleichen könnte und ihn am Ende genauso ratlos zurück ließ wie jetzt auch. Denn dass er keine Antwort hatte, sagte mir seine gesamte Art, sein Auftreten und die leichte Unsicherheit, die heute in seinen Gesten lag.

"Doch, eigentlich gibt es das..." Ich sah weg, es hatte keinen Sinn ihn mit meinen Blicken festnageln zu wollen, weil er sich nicht festnageln ließ. Er würde nicht reden, zumindest jetzt nicht und ich musste diese unumstrittene Tatsache einfach so akzeptieren, weil ich wusste, dass wir Zeit haben.

Dass ich noch genug andere Gelegenheiten ergattern würde, dass irgendwann eine Zeit kommen würde, die ihn freiwillig zu mir bringen würde und ich warten musste. Einfach nur warten, weil ich nicht in der Lage, noch in der Position war, ihn zu etwas zu drängen, das er nicht wollte und ich konnte im Grunde eigentlich schon froh sein, dass er überhaupt etwas zu mir gesagt hatte.

Schweigen konnte Vegeta, das musste man ihm lassen und ich sah wieder auf, lächelte, nachdem ich Sekunden einfach nur auf meine Hand gestarrt hatte, die noch immer auf der Tischplatte lag

"... aber weil du ja so stur sein musst und immer alles von dir schiebst, muss ich es wohl als genau das akzeptieren." Wieder nur Tatsachen, in ehrlichen Worten verpackt, deren Schärfe für ihn auch durch mein Lächeln nicht gemildert wurde.

Aber wieder bekam ich nur ein Verengen der Augen und am Ende, nach weiteren langen Sekunden, in denen er mich einfach nur angesehen hatte, stellte er die Flasche mit einer langsamen Bewegung zur Seite.

Neben sich auf die Küchenzeile und ich musste mich wirklich zusammenreißen, nicht laut loszulachen. Meine Lippen für einen Moment ebenfalls zusammenpressen, während er die Arme mit einer wirschen Bewegung doch noch vor seiner Brust verschränkte und den Blick abwandte, seinen Kopf zur Seite drehte.

Wirklich, wie konnte man nur so berechenbar sein?
 

So, wie er dort stand und immer wieder dieselben Reaktionen auf Situationen gab, die ihm nicht behagten, machte er eher den Eindruck eines Kindes auf mich.

Aber ich verstand es auf der anderen Seite auch wieder ein wenig, war ich doch erneut bei dem Thema angekommen, das mir immer wieder vor Augen führen wollte und sollte, dass er es eben niemals wirklich gelernt hatte. Wie sollte er sich klar und deutlich zu seinen Zweifeln, seinen Gedanken äußern, wenn es früher nichts weiter als Schmerz und vielleicht den Tod bedeutet hätte und dieser Gedanke an sich brachte ein Gefühl mit sich, das ich selbst nicht ganz einordnen konnte.

Es war eine Art Verzweiflung, weil ich all diese Dinge wusste und es in all der Zeit doch niemals geschafft hatte, diese Denkweise aus seinem Schädel zu bekommen; es niemals wirklich geschafft hatte ihn vergessen zu lassen und doch waren es diese Verhaltensweisen seinerseits, die ihn irgendwie so liebenswert machten.

Weil ich wusste, dass er auf seine ganz eigene Weise ebenfalls etwas für mich empfand.

Ich seufzte leise und brachte ihn mit diesem Geräusch dazu, erneut zu mir zu sehen, mich kurz anzusehen, bevor er selbst ein leises, abfälliges Geräusch in seiner Kehle bildete, wieder wegsah. Es war und blieb immer dasselbe, aber ich konnte eigentlich froh sein, dass es mittlerweile so war.

Dass er nicht ohne ein Wort einfach ging und tagelang verschwand, weil er damit nicht klarkam, so wie er es früher immer getan hatte.

Dass er nicht abfällige Worte in den Mund nahm, die er früher so oft gesagt hatte, nur um in einem Wutanfall seinerseits aus dem Haus zu stürmen, so dass ich mir niemals sicher sein konnte, ob er auch zurückkommen würde, oder nicht.

Ich konnte froh sein, dass er sich in all der Zeit hier auf der Erde zumindest ein klein wenig eingelebt hatte, so etwas wie ein Leben aufgebaut hatte - was erstaunlich war, wenn ich in Betracht zog, dass er so etwas wahrscheinlich niemals erwartet hatte. Dass er eher davon ausgegangen war, dass er irgendwann im All, in irgendeinem Kampf einfach draufgehen würde.

Was natürlich eine Ehre für ihn gewesen wäre.

"Du bist unmöglich.", sagte ich leise und konnte das Lächeln nicht aufhalten, das meine Züge erneut aufhellte, als wären all die Worte niemals gefallen, als würde die tief sitzende Sorge um ihn nicht existieren und als würde er selbst nicht den Eindruck machen, als läge etwas derart Schweres auf seiner Seele, das er selbst nicht einordnen konnte.

"Du bist einfach nur ein unmöglich sturer Esel, weißt du das?" Und er sah zu mir zurück, zog seine Augenbrauen nur noch mehr zusammen. Für einen Moment nahm ich an, dass er sich wirklich jede Sekunde von der Küchenzeile abstoßen würde um zu gehen, für einen unendlich langen Augenblick dachte ich wirklich, dass er wütend werden würde - umso überraschter war ich von der Reaktion, die er nun von sich gab.
 

Er schüttelte nur den Kopf.

Ein leicht belustigter Ausdruck überlagerte den anderen in seinen Augen und er zog die Arme ein wenig fester um seine Brust, während seine Schultern ein kurzes Beben andeuteten, als wäre er wirklich versucht zu lachen, nur dass sich lediglich seine Mundwinkel zu einem kleinen Grinsen nach oben verzogen.

Jetzt war ich wirklich diejenige, die überrascht eine Augenbraue nach oben zog und ihn anblinzelte, als stünde dort nicht mein Mann vor mir, sondern irgendein anderes Alien, das es irgendwie geschafft hatte, seine Form anzunehmen.

"Ich glaube, das ist der falsche Weg jemanden zum Reden zu bringen.", sagte er dann und wurde mit einem Mal wieder so ernst wie er zu Anfang gewesen war und ich wusste nicht, welche Möglichkeit mir besser gefallen sollte. Der nachdenkliche Vegeta, der in der Küche am Tisch gesessen hatte und nicht einmal aufgesehen hatte, als ich eingetreten war - oder der ernste Vegeta, der mich gerade so stechend intensiv ansah und dabei nichts mehr von dem preisgab, das überhaupt etwas in ihm vorgegangen war, nur um mich am Ende zum Schlucken zu bringen.

Mein Herz machte einen Satz in meiner Brust und ich konnte den Blick einfach nicht von diesem Gesicht nehmen, von diesen tiefen Seen, die sich gerade wieder so behütet hatten.

Sich vor mir verschlossen.

Den einen Moment klang er so belustigt, trotz der ernst gemeinten Worte, und im nächsten Moment entglitt mir die Situation so schnell, dass es mich nur verwirren konnte - dabei wusste ich, dass er genau dies mit Absicht machte, mit mir spielte.

Ich meinte es so ernst, so ehrlich und wollte ihm helfen und er griff zu jedem Trick den er finden konnte, nur um genau das nicht zu machen und ich seufzte abermals tief in meinem Inneren, presste die Zähne aufeinander.

Wie schaffte er es nur immer wieder solche Dinge hervorzurufen, wie schaffte er es die Sorge innerhalb einer Minute in Genervtheit umzuwandeln - seit wann hatte er mich besser in der Hand als ich ihn, seit wann schaffte ich es einfach nicht meinen Entschluss auch festzuhalten, so wie ich ihn damals festgehalten hatte?
 

"Du bist ein solches Arschloch." Aber es war ein kleines Zeichen von Normalität, selbst wenn ich in meiner Seele bereits wusste, dass es nichts weiter als eine Fassade war. Auch wenn ich ganz tief in meinem Inneren wusste, dass er lediglich ablenkte und das dazu benutzte, sich heimlich still und leise aus der Sache heraus zu mogeln, ohne viel Aufsehen hinaus zu manövrieren.

Ich wusste all das und machte das kleine Spiel dennoch mit, weil es auch mich nach so langen, unendlich langen Tagen ebenfalls ein wenig ablenkte, meine kreisenden Gedanken für einen Moment zum Stillstand brachten - wahrscheinlich nur, damit sie alle mit einem Ruck wieder nach oben treten konnten, sobald er auch nur aus meinem Blickfeld verschwunden war.

Es legte die Sorge um Vegeta für einen Augenblick auf Eis und ich war sogar ein wenig froh um diese Tatsache, weil es ebenso wenig mein Ding war dies zu tun, wie es Vegetas war, sich unendlich in sich selbst zu verlieren.

Zu zweifeln. Schon gar nicht an sich selbst.

"Das... weiß ich." Das Zucken seiner Mundwinkel kehrte zurück und wurde binnen eines Sekundenbruchteils zu einem ausgewachsenen Grinsen, während er nun doch die Arme endlich wieder von seiner Brust nahm und die Flasche wieder aufnahm, die er vorhin neben sich gestellt hatte.

Wahrscheinlich fühlte er sich sicher - aber er durfte sich nicht zu sicher sein, schon gar nicht bei mir und für einen Augenblick verengte ich meine Augen, während dieser Gedanke meinen Geist streifte.

Ich würde ihn schon dazu bekommen mir zu sagen, was in ihm vorging.

Ich würde irgendwann schon noch die Wahrheit erfahren und ganz sicher nicht aufgeben, nur weil er es geschafft hatte, mich für einen Moment abzulenken.

Aber hier und jetzt sollte ich nicht mehr dazu kommen, hier und jetzt sollte ich den Versuch endlich vollends absagen und die Dinge belassen, wie sie waren.
 

"Geh duschen.", sagte ich dann und seufzte abermals.

Ein Stück Normalität, nur ein kleines Stückchen von etwas, das ich nicht beschreiben konnte und keinesfalls als Alltag beschreiben wollte, weil es das mit einem Saiyajin im Haus einfach nicht so war. Und sein Grinsen verschwand, seine Brauen zogen sich wieder zusammen und ich war mir sicher, dass er wirklich versuchte mich mit seinem Blick zu erdolchen.

"Sei mir nicht sauer, euer Majestät, aber du warst zwei ganze Tage im Gravitationsraum und ich will gar nicht wissen, was du da alles gemacht hast. Da ist es das Mindeste, dass du dich gleich geduscht an den Tisch setzt." Pünktlich zu meiner Aussage erschien meine Mutter in der Küche und brachte den Mann vor mir dazu eine Augenbraue skeptisch zu heben, bevor er den Blick auf eben jene Frau legte, nur um ihn einen Sekundenbruchteil später wieder auf mich zu legen.

"Oh, guten Morgen!", trällerte meine Mutter auch gleich los, und ich wusste, dass es vorbei war. Dass die Gesamtsituation sich endgültig aufgelöst hatte, war es doch nun Vegeta, der ein Seufzen von sich gab und sich schließlich wortlos von der Küchenzeile abstieß.

Genauso wortlos noch einen letzten Blick auf meine Mutter warf und dann aus der Küche verschwand, als wäre er niemals hier gewesen.

Ich konnte ihm nur nachsehen, mein eigenes Lächeln verlieren, weil mir doch eigentlich gar nicht danach war.

Weil ich nichts von dem erreicht hatte, was ich eigentlich hatte erreichen wollen und meinem Ziel nicht einen Schritt näher gekommen war.

"Guten Morgen, Mum." Schwer ließ ich mich wieder auf den Stuhl sinken und sah die Tischplatte an, als könne sie mir meine Antworten liefern, oder schlicht und einfach nur einen Weg um mich diesem verschlossenen Mann wieder anzunähern, so wie ich es schon einmal getan hatte.

Er war hier und war nicht wieder gegangen, aber irgendwie fühlte es sich wirklich so an, als wäre es noch nicht wieder so, wie es eigentlich sein sollte. Nicht, dass wir sonst lange Gespräche führen würden, nicht, dass er sonst nicht trainierte oder immer da gewesen war... aber aus einem mir unerfindlichen Grund waren seine Gedanken Schuld daran, dass es sich momentan einfach nicht so anfühlen wollte, wie es einmal war.
 

"Bulma Liebes, was hast du nur?" Ihre Stimme wollte eigentlich gar nicht zu der Tonlage passen, mit der sie diese Frage gestellt hatte, weil eben dieser unterschwellige Unterton ein ernster war und mich dazu brachte, wieder aufzusehen, meine Überraschung klar in meinem Gesicht zu zeigen. Ich war es gewohnt mit meiner Mum zu sprechen, auch mal ganz andere Dinge zu besprechen, die man normalerweise nicht unbedingt mit seiner Mutter bereden wollte... aber mich erstaunte immer wieder welch große Auffassungsgabe hinter diesem immer währenden Lächeln steckte, wenngleich ich mich eigentlich langsam daran gewöhnt haben musste.

"Nichts Mum.", sagte ich aber nur abwehrend. Nichts als Vegeta in meinem Kopf, weil sich seit unserer Rückkehr irgendwie jeder freie Gedanke nur noch um diesen einen Mann in meinem Leben zu drehen schien.

Beinahe könnte ich lachen, wenn man in Betracht zog, dass es sich anhörte als wäre ich frisch verliebt - aber ich biss es zurück und schluckte es hinunter, weil es eher die Sorge war, die mich unendlich kreisend an ihn denken ließ.

Wie ein Gummiball, der immer wieder zu mir zurück kam.

"Soll ich dir irgendwie helfen?" Ablenkung, das hat immer schon geholfen. Aber heute sollte ich wohl mit niemandem wirkliches Glück haben, sollte niemals das erreichen, was ich erreichen wollte, sah mich meine Mutter doch nur mit diesem einen wissenden Blick an, ohne dabei ihr Lächeln zu verlieren, so dass ich unweigerlich wieder eine Augenbraue heben musste. Woher nur hatte sie diese Gabe?

"Lass gut sein, Schatz, es dauert sowieso nicht lange." Natürlich, mit einem hungrigen Saiyajin im Haus, einem halben Saiyajin und drei weiteren Personen, konnte die Vorbereitung eines Essens schon mal einen ganzen Vormittag in Anspruch nehmen, aber vielleicht war es das, was ihr so Spaß daran machte.

Der Gedanke wirklich gebraucht zu werden, anstatt nur die Pflanzen im Garten zu wässern.

"Aber du könntest mir sagen, was dir auf dem Herzen liegt.", trällerte sie genauso freundlich, fröhlich weiter und ich wandte mich automatisch wieder ab, zog meine Augenbrauen selbst in Vegeta-Manier zusammen. Nein wirklich, woher zum Teufel hatte sie diese Gabe und wieso musste sie sie ausgerechnet an mir anwenden?

Eigentlich war ich doch diejenige, die Vegeta dieselbe Frage hatte stellen wollen und auch keine Antwort bekommen hatte.

Warum saß nun ich auf der Anklagebank?

Spürte ihren Blick, obwohl ich sie nicht einmal ansah?
 

"Vegeta." Mehr musste ich nicht sagen, sie würde es auch ohne große Erklärungen verstehen. Aber es war die Wahrheit - Vegeta lag mir auf dem Herzen, lag mir am Herzen und ich konnte es einfach nicht verhindern, dass ich mir Gedanken um diesen Mann machte, wenn dieser so plötzlich nicht mehr so war, wie er sonst immer war.

Wenn er so plötzlich andere Verhaltensweisen an den Tag legte, die ich nicht einordnen konnte und die mir irgendwie meinen heißgeliebten Alltag unter meinen Füßen wegzog, meine begehrte Routine, die ich mir so lange aufgebaut hatte, zwischen den Fingern davonschlüpfen ließ.

Ich hatte mich sonst immer darauf verlassen können, ihn zumindest zu den Mahlzeiten zu sehen.

Die Trainingsgeräusche aus dem Gravitationsraum zu hören und mir sicher zu sein, dass er da war, auch ohne, dass ich ihn permanent in meiner Nähe haben musste.

Dass er trainierte und nicht übertrieb, spätestens des Nachts zumindest bei mir war.

Aber jetzt war er erst drei Tage nicht auffindbar, dann zwei Tage lang selbst eingeschlossen und ich wusste einfach nicht mehr, was ich denken sollte, auch wenn das kleine Stückchen Normalität, das wir gerade erst geteilt hatten, mir zumindest etwas sagen wollte.

Vielleicht war auch das nur ein Spiel, ein Teil seiner so sorgfältig aufgelegten Fassade, weil trotz allem die ganze Zeit lang dieser eine Ausdruck, dieser eine Gedanke im Hintergrund nicht aus seinen Augen gewichen war.

"Oh Schätzchen, was auch immer er hat, was auch immer ihm über die Leber gelaufen ist, ich bin sicher, dass du es noch erfahren wirst." Sie hatte es also auch gemerkt, nur nichts dazu gesagt? Hatte sie die subtile Veränderung an ihm ebenso wahrnehmen können, obwohl sie sich wahrscheinlich nicht einmal wirklich über den Weg gelaufen waren?

Jetzt war ich endgültig verwirrt und sah zurück auf die Tasse, die noch immer auf dem Tisch stand und deren restlicher Inhalt mittlerweile wahrscheinlich eiskalt war. Ein Gedanke, der mich zum Seufzen brachte, bevor ich mich nur noch einmal kurz der Tür aus den Augenwinkeln zuwandte.

Was auch immer er hatte, ich würde es erfahren, früher oder später.

Sie hatte ja Recht.

"Gib ihm doch Zeit. Ich wusste gar nicht, dass du es so eilig hast, dabei müsstest du es doch besser wissen." Besser wissen, dass er manchmal eben ein wenig länger brauchte, wollte sie sagen und ich lächelte leicht, als ich sie wieder ansah.
 

Ihm Zeit geben...

Genau dasselbe hatte Son-kun auch gesagt und ich kam nicht umhin ihnen zuzustimmen. Er brauchte Zeit, also sollte er sie haben, auch wenn der Gedanke an sich weniger schön war, weil es bedeutete, dass ich meine Neugier, meine Sorge zurückstecken musste und einfach wartend Däumchen drehen sollte - was nicht zwingend eines meiner Spezialgebiete war.

Aber Vegeta damit auf die Nerven zu gehen, war genauso kontraproduktiv.

Wie kam es eigentlich, dass mir die Menschen in meiner Umgebung erst sagen mussten, wie ich mit meinem eigenen Mann umgehen sollte?

Wie kam es, dass sie es irgendwie besser wussten, schneller als ich?

Klarer und deutlicher?

Ich lächelte und schüttelte den Kopf... weil es ganz einfach war. Weil es schlicht an der Liebe lag, die ich für ihn empfand, so tief, dass die Sorge um ihn mein Urteilsvermögen umnachtete.

Es mich falsch angehen ließ.

7.

Ich war duschen gegangen an diesem Morgen vor zwei Tagen, aber anders als sie vielleicht angenommen und vielleicht auch erwartet hatte, war ich nicht zum Frühstück erschienen. Dann, als dieses Gespräch vorbei gewesen war und ich mir sicher sein konnte, dass es so schnell nicht wieder aufgenommen wurde, hatte mich meine unendliche Müdigkeit eingenommen und mich dazu gezwungen die Gedanken für einen Moment auf Eis zu legen und mich selbst hinzulegen.

So wie ich war, konnte es nicht weitergehen.

So wie ich mich jetzt fühlte, wusste ich, dass es so einfach nicht weitergehen konnte, weil ich diesen Zustand hasste.

Mehr noch hasste als die Tatsache, dass ich mich mit Kakarott vereinen musste, mehr noch als die Tatsache an sich, dass ich im Nachhinein an allen Geschehnissen eine Grundschuld trug.

Und das nur, weil ich mich selbst nicht von dem primitiven Gedanken hatte abhalten können, meine Rache zu bekommen und stärker zu werden. Eine unendliche Quelle der Macht zu erhalten.

Es wäre ganz einfach gewesen es ihr zu sagen.

Ihr mit schlichten, einfachen Worten verständlich zu machen, an was meine Gedanken wirklich hingen, woher die Zweifel an mir selbst kamen, die sie eindeutig hatte lesen können. Die sie ohne Zweifel wirklich sah und sich ihre eigenen Gedanken darum machte, denn unter anderen Umständen wäre sie nicht so penetrant gewesen.

Ein weiterer Grund mich zu verfluchen.

Die schlichte Wahrheit zu verfluchen, dass ich einfach nicht in der Lage war es vor ihr zu verbergen, zu verheimlichen und einfach so weiter zu machen, wie ich es gewohnt war.

Wie es sich eingefahren hatte.
 

Mein Blick glitt über die Stadt zu meinen Füßen und noch während ich endlich die Arme verschränkte, die bis jetzt nutzlos ein meinen Seiten gehangen hatten, schloss ich für einen Moment die Augen. Das Dach des Hauses bot eine wirklich gute Aussicht, bot einen Platz für mich, an dem ich nicht sofort gefunden wurde und eine Zeit der Ruhe, die ich sinnvollerweise zum nachdenken nutzte.

Vielleicht war es auch gar nicht so sinnvoll, ich wusste es nicht.

Aber ich konnte es auch nicht einfach abstellen, so wie ich es sonst einfach getan hätte.

Aus einem, mir wirklich nur unerfindlichen Grund, konnte ich die Gedanken an die vergangenen Tage, Wochen, einfach nicht abschütteln und einstellen, konnte es nicht vergessen und nicht verhindern, dass sich mit jedem neuen Gedanken ein Zweifel ausräumte, nur um an einer anderen Stelle einen neuen entstehen zu lassen.

Wie kam es, dass wir alle noch hier waren, wenn wir doch eigentlich gesammelt, gemeinschaftlich im Jenseits weilen sollten?

Nun, alle außer mir, weil ich sehr wahrscheinlich nicht an dem Ort gelandet wäre, an den alle anderen gekommen wären, aber im Grunde war mir dieser Umstand eigentlich egal, weil ich noch immer keine Reue für das empfinden konnte, was so fern in einer Vergangenheit lag, dass die Farben der Erinnerungen verblassten.

Umso erstaunlicher war es doch, und selbst für mich kaum zu begreifen, dass ich ausgerechnet jetzt und hier, über eine so läppische Sache, die sich in Nichts aufgelöst hatte, die sich von alleine geregelt hatte, Reue empfand. Über eine Angelegenheit, die ebenfalls in der Vergangenheit lag und die sich geregelt hatte, zu der ich mir eigentlich keine Gedanken mehr machen musste.

Wenn ich sie nicht getötet habe... Boo hatte es getan.

Wenn ich sie nicht gleich mit erwischt hätte, was mir in diesem Moment so egal gewesen war, dann wäre es trotz allem auf dasselbe hinausgelaufen.

Wie ich es auch drehte und wendete, das Ergebnis blieb dasselbe, nur waren die Gefühle dabei so unmissverständlich anders.
 

Damals bei den Cyborgs hätte ich nicht gezögert sie sterben zu lassen. Sie und Trunks wären damals schon gestorben, wenn nicht irgendjemand anders seinen Arsch dafür hingehalten hätte sie zu retten... weil ich es nicht getan hatte. Und schon damals hätte mir klar werden sollen, dass ich das eigentlich nicht wollte, dass es einen Grund dafür geben musste, dass ich hier war.

Schon damals hätte ich verstehen müssen, dass ich eine Familie hatte.

Auch wenn eben jene Familie eigentlich dem klaren Untergang geweiht gewesen wäre, weil die Erde wieder einmal vor der Vernichtung stand.

War es vielleicht dieser Gedanke gewesen, der mich so handeln ließ?

Es war keine Gleichgültigkeit, aber ich wusste damals einfach, dass wenn wir es nicht schaffen sollten, wonach es leider eine ganze Zeit lang auch aussah, dass sie sowieso nicht weiter existieren würden. Ein makabrer Blick in die Zukunft, der mir sowieso niemals etwas gutes bereithielt und mich zu diesem Arsch gemacht hatte.

Mir den Hass vieler auf mich gelenkt hatte.

Aber es war okay, ich konnte damit leben und im Nachhinein zugeben, dass ich einen Fehler gemacht hatte und ein kleines Lächeln entstand auf meinen Lippen, das wieder verschwand als ich die Augen öffnete.

Trunks war im Garten, spielte irgendeine Belanglosigkeit, die ich niemals verstehen würde, weil ich diese unbeschwerte Kindheit nicht genießen durfte, die er sein eigen nennt. Eigentlich war er ein Prinz, eigentlich dazu bestimmt alles zu geben und doch ließ ich ihn gewähren, weil ich wusste wie schwer und hart ein Leben sein konnte, in dem das Wort Spiel im Wortschatz einfach nicht enthalten war. Weil ich wusste, dass ich ihm etwas anderes bieten konnte als es mir geboten wurde - von klein auf.

Weil ich mich verändert hatte.

Und mit dieser Veränderung etwas kam, das ich noch weniger verstand als dieses Spiel meines Sohnes, als das Lächeln der Frau.

Ich musste schon verdammt ehrlich mit mir selbst sein, um mir gegenüber überhaupt zuzugeben, dass es mir auf die eine oder andere Weise leid tat... sie konnte nicht von mir verlangen, dass ich es ihr gegenüber auch noch tat. Sie konnte nicht verlangen, dass ich es offen sagte und dabei noch in dieses ehrliche Gesicht blickte, das mir immer wieder den Wind aus den Segeln nahm, weil ich soviel darin lesen konnte.

So viel in ihren Augen sah, das ich mir niemals, in dieser grauen Vergangenheit, erträumt hätte.
 

Aber wieso konnte ich nicht einfach froh sein das hier zu haben, wieso konnte ich mich einfach nicht freuen mein Leben noch einmal in die Hände gelegt zu bekommen?

Warum konnte ich diese dritte Chance nicht einfach gedankenlos am Schopf packen und versuchen das Beste draus zu machen, wieso stand ich mir selbst so sehr im Weg dabei diesen neuen Pfad auch wirklich zu beschreiten und ihn weiter zu gehen, jetzt wo ich die Gelegenheit hatte, ihn auch wirklich zu gehen? Was stimmte dieses Mal mit meinem ganz eigenen Denken nicht, dass ich mich selbst dabei aufhielt den ersten Schritt zu wagen und stattdessen in einer Zeit fest hing, die lange schon wieder vergessen war, obwohl sie noch gar nicht so lange her war?

Jeder hatte es vergessen.

Jeder ging seinem Leben nach, als wenn niemals etwas geschehen war, jeder der schwachen Menschen, deren Verstand es überstieg und der nichts damit zu tun hatte, lebte einfach weiter und verdrängte die Tatsache aus seinem Kopf, dass überhaupt etwas geschehen war. Jeder durfte vergessen, außer jenen, die damit etwas zu tun hatten und es fühlte sich regelrecht unfair an, nicht auch dieses gnadenvolle Schicksal teilen zu können.

Zu vergessen.

Aber im Grunde war das auch wieder nur einer jener Gedanken, die mich dazu brachten die Mundwinkel in Abscheu über mich selbst nach unten zu ziehen, während ich noch immer meine Augen auf meinem Sohn liegen hatte.

Er rannte durch den Garten, die Arme zu seinen Seiten ausgestreckt und Geräusche machend, die ich niemals selbst gemacht hatte. Und ich schluckte, weil mich dieses Bild immer wieder schmerzlich daran erinnern wollte, was ich nicht hatte, während ich den Blick einfach nicht von ihm nehmen konnte. Ihn mit meinen Augen verfolgte und mich fragte, ob er das im Jenseits auch machen würde.

Den Kopf schüttelte und tief einatmete, nur um die Luft ein wenig länger wie nötig in meinen Lungen zu belassen, sie mit einem weiteren Kopfschütteln auszustoßen.

Ich sollte wirklich nicht so denken.
 

Sollte stolz sein.

Stolz auf mich und meine Erkenntnisse, stolz darauf eine weitere Grenze überschritten zu haben. Stolz darauf, dass ich für die Erde, für meine Familie meine Seele verkaufen würde, nachdem ich sie an jemand anderen verkauft hatte. Stolz darauf, dass ich diese dritte Chance bekommen hatte, nachdem jemand entschieden hatte, dass ich am Ende doch zu den Guten gehörte.

Was ich dazu beigetragen hatte, wusste ich wirklich nicht.

War es nur mein selbstloser Einsatz um Kakarott noch ein wenig Zeit zu verschaffen?

Die Tatsache, dass ich mich trotz aller ekelhaften Aussichten, mich nicht mehr von ihm trennen zu können, mit ihm fusioniert hatte?

War es meine grandiose Idee die Erdlinge wieder zu holen und die Genkidama einzuleiten?

Es gab so viele Vielleichts und so wenige Antworten, dass ich es am Ende doch nur wieder darauf beruhen lassen konnte, dass es eben so war.

Dass ich hier war und hier oben stand und meinem Sohn stumm dabei zusah, wie er durch den Garten rannte. Meine Arme wieder entspannte und an meinen Seiten hängen ließ, während ich das starke und nicht zu erklärende Bedürfnis empfand, einfach in mich zusammen zu sinken und diese endlose Spannung in meinem Körper einmal sein zu lassen.

Mich hinzusetzen, hinzulegen und die laue Brise zu genießen, während ich in den friedlich scheinenden Himmel starrte.

Aber ich tat es nicht.

Behielt die Spannung aufrecht, so dass sie regelrecht in meinen Muskeln vibrieren konnte, atmete tief ein und versuchte mich daran zu erinnern, was mich am Ende wirklich dazu getrieben hatte, mich in Babidis Hände zu begeben. Aber so oft ich es schon versucht hatte, jede meiner eigenen Erklärungen, die ich versuchte zu finden und zu erhalten, klang selbst in meinen Ohren nach einer schlichten Lüge, nach etwas Fadenscheinigem.

Einer Ausrede, weil ich selbst nicht stark genug war.
 

Wie lange konnte man dieses Spiel eigentlich spielen, wie viel Energie steckte wirklich in diesem kleinen Jungen, der von hier oben nur noch kleiner aussah und dennoch schon so viel mehr gesehen und erlebt hatte, als es ein Kind in seinem Alter eigentlich sollte - und was doch soviel weniger war als das, das ich selbst in diesem Alter bereits erlebt hatte, gesehen hatte.

Die Frau versuchte ihm Werte beizubringen, die ich selbst nicht verstand.

Die sie mir schon so oft gesagt und erklärt hatte und die ich dennoch nicht in mich aufnehmen wollte und konnte, weil sie sich so sehr zu dem widersprachen, was ich gelernt hatte.

Menschen waren in meinen Augen nicht viel wert und ich bewies diesen Gedanken auch immer wieder, nur um mich selbst daran zu erinnern, dass einer jener Menschen meine Frau war. Dass ich sie doch irgendwann gewählt hatte und die Ausrede nicht zählte, dass ich keine andere Wahl, nicht viele andere Möglichkeiten gehabt hatte.

Das stimmte nicht, weil sie etwas in mir geweckt hatte, das ich nicht abstreiten konnte und weil ich unter anderen Umständen einfach hätte gehen können. Draußen in der Unendlichkeit des Alls hätte bleiben können... aber ich habe es nicht getan. Habe nicht dort nach etwas gesucht, was ich am Ende hier schon gefunden hatte und das ich so leichtfertig aufs Spiel gesetzt hatte.

Sie war nur ein Mensch.

Aber sie war ein Mensch, die niemals wirkliche Angst mir gegenüber gezeigt hatte und genau wie Kakarott immer annahm, dass genug Gutes in mir stecken musste, dass ich es wert war verschont zu werden, dass ich es wert war aufgenommen zu werden. Sie war genau wie dieser elende Saiyajin, der mich damals nicht umbringen wollte, der diese elenden Moralen und Werte der Menschen übernommen hatte.

Sie hatte keine Angst, weil sie ihr unerschütterliche Glaube daran einfach daran hinderte.

Und vielleicht war das der Grund, warum sie mich so sehr beeindruckt hatte.

Vielleicht waren es diese Augen, die noch wütend funkeln konnten, wenn ich genauso wütend vor ihr stand und ihr Dinge an den Kopf geworfen hatte, anstatt in Angst und Panik aufzublitzen.

Vielleicht waren es diese Augen, die Fähigkeit, sich mir gegenüber zu stellen und einen Scheiß darauf zu geben, wer oder was ich war, sondern mit ihren eigenen harten Worten klar zu machen, dass sie das Sagen hatte.

Ich grinste in mich hinein.

Nicht, dass es mich jemals beeindruckt hätte, wenn sie mit ihren schmalen und zarten Händen auf meine Brust einhämmerte, weil ich sie wieder einmal zur Weißglut gebracht hatte.
 

Und all das hätte ich beinahe leichtfertig weggeworfen.

Hatte ich eigentlich verloren und kam nicht umhin mir wieder diese Zweifel an mir selbst zu machen, weil ich mich nicht verstand. Eigentlich hätte ich ihr gleichen einen Ki-Strahl durchs Herz jagen können, so wie Freezer es damals bei mir gemacht hatte, das wäre wahrscheinlich weniger schmerzvoll gewesen als dabei zuzusehen, wie ich die Arena in Schutt und Asche legte. Es wäre weniger schmerzvoll gewesen als später zu erfahren, dass mein halsbrecherischer Stunt leider in Rauch aufgegangen war und ich es trotz allem nicht überlebt hatte.

In der Hölle angekommen war.

Nein, es war eindeutig berechtigt mich selbst in Frage zu stellen.

Auch wenn dieser Umstand ziemlich neu für mich war, so kam ich nicht darum herum. Schaffte es nicht es abzustellen und mich immer wieder selbst zu fragen und keine Antwort auf meine eigene Beweggründe zu erlangen. So wie Kakarott mich schon damals gefragt hatte, ob das wirklich alles war, so musste ich vor mir selbst zugeben, dass ich es in diesem Moment vielleicht so dachte.

In diesem Moment, in dem ich eigentlich nicht nachgedacht hatte - es dafür jetzt umso mehr tat.
 

"Papa!" Die Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich senkte den Blick wieder nach unten in den Garten, weil ich gar nicht gemerkt hatte, dass ich ihn in der Zwischenzeit wieder auf die Stadt, auf die unendlich wirkende Skyline der Stadt gerichtet hatte. Meine Augenbraue hob sich auf das energische Winken Trunks' und ich musste mich fragen, was er von mir wollte, wieso er das tat, wo er eigentlich selbst sehr genau wusste, dass ich auf solche überschwänglichen Gesten nicht reagieren würde.

Wenn ich reagierte, dann war das im Training - die wohl einzige Zeit, die ich wirklich mit ihm verbrachte und meine Augenbraue zog sich wieder nach unten, vereinigte sich mit der anderen. Ich war kein guter Vater und ich wusste das auch, aber ich wusste einfach nicht, wie ich sonst mit diesem Kind umgehen sollte, hatte keine Referenzen, die mir helfen konnten und der Gedanke an meine eigene Kindheit und die Art, wie man mit mir gesprochen hatte, was man von mir verlangt hatte, half mir auch nicht wirklich weiter.

Ließ mich unsicher zurück, so dass ich ihm lieber fernblieb, anstatt etwas falsch zu machen.

Und aus einem, mir erneut unerfindlichen Grund, nahm er es mir nicht einmal übel.

Wahrscheinlich weil er es nicht anders kannte, weil es niemals anders gewesen ist und doch brachte mich auch dieser Gedanke nicht dazu, etwas dagegen zu unternehmen. Er war, zumindest zur Hälfte, ein Saiyajin und ich hatte nicht vor ihn ebenfalls mit Samthandschuhen anzufassen, weil er eigentlich genug verwöhnt wurde.
 

Er sah mich immer noch an und ich konnte mir nur vorstellen, dass er auf eine Reaktion wartete - eine Reaktion, die ich ihm nicht geben würde, deren Hoffnung ich aber in seinen Augen sehen konnte.

Selbst von hier sprang sie mich förmlich an und erinnerte mich zurück.

Zurück an die Zeit, als ich ihn mit meiner Handlung, mit meiner seltsam steif wirkenden Umarmung ziemlich aus dem Konzept gebracht hatte. Ihn so sehr überrascht hatte, weil es wohl wirklich, wirklich und wahrhaftig das erste Mal gewesen war, dass ich dies getan hatte und dieser Umstand eine Art böse Vorahnung in ihm geweckt hatte.

Eine unbeständige Angst, die er nicht beschreiben und nicht greifen konnte und die ich für meinen Vorteil ausgenutzt hatte um ihn nieder zu strecken.

Aus der Schusslinie zu bringen, damit man ihm später beibringen konnte, dass ich eben nicht mehr da war und dass sich seine Befürchtungen bewahrheitet hatten - seine böse Vorahnung bestätigt.

Es war ein sinnloses Unterfangen gewesen, weil es am Ende nicht wirklich viel gebracht hatte und doch... war ich stolz auf diesen Jungen und nahm einen weiteren tiefen Atemzug.

"Komm doch runter!", schrie er mir jetzt zu und ich wusste wieder nicht, was ich machen sollte. Sah ihn einfach nur Sekundenlang an, bevor ich den Kopf schüttelte. Leicht, kaum sichtbar und doch genug für ihn um sein Grinsen zu verlieren und das schlechte Gefühl in meinem Inneren wieder aufwallen zu lassen.

Nein, ich war kein guter Vater, ich wusste das so gut wie jeder andere in diesem Haus.

"Wenn du schon nicht trainierst, dann dachte ich..." Eine kurze Pause, ich hörte sein Zögern so klar und deutlich, dass es mir einen Stich verpasste und mein schlechtes Gewissen vergrößerte, aber er musste ahnen, dass ich ablehnen würde, er musste ahnen, dass ich im Umgang mit ihm einfach zu unsicher war. Erst Recht was diesen beschissenen Alltag anging und zum ersten Mal an diesem Tag verfluchte ich die Tatsache, mir diesen Platz ausgesucht zu haben und wie eine Gallionsfigur hier oben rumzustehen anstatt weggeflogen zu sein.

"... dass du mir ein zwei neue Schritte zeigen kannst..?", endete er schließlich wieder leicht unsicher und doch hoffnungsvoll genug, um bei jedem anderen mit diesem Blick eine sofortige Zusage zu ernten. Bei mir war das natürlich etwas anderes und er wusste es auch, weshalb er sich ja nicht sicher war.

Aber was sollte ich ihm noch beibringen?

Gut, es gab wirklich noch genug, das er lernen konnte und viele Dinge waren weit davon entfernt perfekt zu sein, aber er hatte für sein Alter eine erstaunliche Kraft, eine erstaunliche Energie und so viel mehr Erfahrung und Feinschliff in seiner Technik, als ich es in seinem Alter hatte.

Ein ernüchternder Gedanke.
 

Ich war ein Prinz, ein vollblütiger Saiyajin und immer stolz darauf gewesen, egal wie viele Rassen die unsere verschrien hatten, egal was sie über uns gesagt hatten. Ich war ein Prinz und hatte so verdammt lange gebraucht um das zu erreichen, das dieser Knirps beinahe spielend und im Handumdrehen erreicht hatte.

Vielleicht waren die Menschen doch nicht so schwach.

Uns wurde mittlerweile mehr als einmal bewiesen, dass diese Mischung zwischen unseren Genen etwas hervorbringen konnte, das die reine Rasse bei Weitem zu übersteigen drohte und für wenige Jahre sogar mich überragt hatte. Gohan war ein gutes Beispiel dafür.

"Bitte?", setzte er dem schließlich an, weil ich ihn noch immer einfach ansah und keinen Muskel rührte.

Am Ende wusste ich nicht mehr, was mich wirklich dazu bewegt hatte einen Schritt nach vorne zu gehen und schließlich vom Dach zu springen, nur um elegant vor ihm auf dem Rasen zu landen und noch immer nicht zu wissen, was er eigentlich von mir wollte.

Nicht verstehen zu können, warum sich auf seinem Gesicht eine solche Freude ausbreitete und ob es wirklich nur dieser einen Tatsache zu entspringen schien, dass ich mich doch dazu herabgelassen hatte.

Nicht zu begreifen, wieso er so glücklich lächelte und es wieder einmal nicht damit in Verbindung bringen zu können, warum er mich, trotz all meiner Ablehnung, so sehr liebte.

Vergötterte.

Mir jeden verfluchten Fehler verzieh, so wie es seine Mutter auch tat.
 

Sie hatte eindeutig zuviel Einfluss auf ihn.

Er verbrachte zuviel Zeit mit diesen Menschen, mit ihrer Mutter und diesem ewigen Lächeln, das mir manchmal einfach nur zum Hals raushängen könnte.

Das ich ebenso wenig verstand, wie ihre immer sorglose Art.

Diese Familie schien wirklich niemals Angst vor mir gehabt zu haben.
 

Aber ich wusste wirklich nicht, was ich ihm beibringen sollte.

Viele Dinge konnte man nur selbst erlernen, konnte man sich in den unzähligen Kämpfen aneignen und verbessern, so dass ich noch immer ein wenig unbeholfen vor ihm stand und dem Drang widerstand meine Lippen zusammen zu pressen. Das wäre nun wirklich nicht eines Prinzen würdig gewesen und noch während ich darüber nachdachte, woher diese plötzliche Unsicherheit kam, woher dieser seltsame Drang entsprungen war, ging ich auch schon in eine kampfbereite Abwehrhaltung, überließ ihm den ersten Schlag.

Es war das Einzige, das ich konnte.

Das Einzige, mit dem ich wirklich etwas anfangen konnte, ohne dafür große Reden schwingen zu müssen, ohne ihm erst etwas erklären zu müssen. Die Erklärungen, Belehrungen kamen meist von alleine, kleine Verbesserungen und Vorschläge, wenn einer seiner Versuche nicht hinhaute und ich es schlicht aus einem Instinkt heraus korrigierte.

Dazu musste ich nicht nachdenken.

Und ich beobachtete, wie sich dieses überschwängliche freudige Lächeln in ein Grinsen verwandelte und er ebenfalls nur Sekundenbruchteile verstreichen ließ um eine Kampfstellung einzunehmen, bevor er auch schon auf mich zustürmte. Die Hand gehoben powerte er sich noch im Sprung zum Super Saiyajin auf und überraschte mich, weil ich selbst keine Zeit mehr hatte es ihm gleichzutun, weil ich noch immer an dem Gedanken festhing, was er wirklich von mir wollte.

Er traf mich frontal an der Schläfe, weil ich es nicht schaffte meinen Arm zur Verteidigung hoch genug zu bringen, brachte mich ins Straucheln, bevor mein natürlicher Kampfinstinkt einfach übernahm.

Er war aufgepowert, ich nicht. Also drehte ich mich noch im Schritt, nutzte die Geschwindigkeit aus und schickte ihm meinen Fuß entgegen, so dass er am Ende doch nur auf seinem eigenen Arm abprallen konnte und ein Grinsen des Jungen förderte.

Man merkte eindeutig, von wem er abstammte und wieder wallte ein wenig Stolz auf ihn in mir auf.
 

Dann griff er nach meinem Knöchel, drehte sich um die eigene Achse und nutzte hier ebenfalls die Kraft, um mich von ihm zu schleudern, mich in den nächsten Baum krachen zu lassen, so dass dieser unter der Wucht der Kollision zerbersten konnte und mir ein schmerzhaftes Keuchen entwich.

Ich hatte es eindeutig schon einmal besser unter Kontrolle gehabt, hatte die Situation, das Ungleichgewicht der Kraft einmal besser eingeschätzt, nur um mir jetzt darüber bewusst zu werden, dass ich mich selbst ablenkte.

Schnell sprang ich wieder auf, powerte mich trotz allem noch immer nicht auf.

Wozu auch? Es war ein nettes kleines Spiel, auf das ich mich hier eingelassen hatte und vielleicht wollte ich mich ja auch einfach nur selbst damit bestrafen. Meine Gedanken enden lassen und ihm die Chance geben mich wenigstens einmal in Grund und Boden zu stampfen, weil ich nicht bereit war es ihm gleichzutun.

Es war egal, in diesem Moment war es einfach nur egal und trampelte die Tatsache an sich auch nicht auf meinem Stolz herum. Er war mein Sohn, vielleicht sollte ich endlich einmal lernen ihn auch wie diesen zu behandeln, anstatt das Unmögliche von ihm zu verlangen - so zu werden wie ich.
 

Aber bevor ich auch diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, stand er auch schon wieder genau vor mir, bedachte mich mit einem Grinsen, das nicht so recht zu dem überraschten, selbst nachdenklichen Blick in seinen Augen passen wollte, bevor er mir seine Faust entgegen schleuderte.

Ich fing sie ab.

Denn vielleicht war ich im Nachteil, aber das hieß noch lange nicht, dass ich mich kampflos geschlagen geben würde, dass er mit keiner Gegenwehr einfach davonkam und so reagierte ich lediglich, jagte ihm die freie Faust in den Magen und ließ ihn zur selben Zeit los, so dass er wieder von mir geschleudert wurde.

Ein kleiner Kampf entstand, dem ich kaum folgen konnte, es gar wollte.

Ein kleiner Kampf, der mehr als unausgeglichen war, weil ich einfach nicht bei der Sache war und mich nicht dazu bringen konnte, es auch zu sein. Mich nicht auf die Sache an sich konzentrieren wollte, weil ich es auf eine Weise verdient hatte.

Weil ich an so vielem anderen einfach nur Schuld war.

Und ich musste ihn damit so sehr überraschen, wie ich es bei mir selbst tat, während ich nur am Rand wahrnehmen konnte, dass wir Zuschauer bekamen. Ein flüchtiges Lächeln huschte über meine Lippen und wurde von einem Grinsen abgelöst, das dem meines Sohnes nicht einmal das Wasser reichen konnte, während er mir die Faust unters Kinn hämmerte und mich von sich stieß, einen kleinen Ki-Ball nachschmiss und ich es gerade so schaffte, ihn in den Himmel davon zu schleudern.

Mich aufrichtete und zu spät bemerkte, dass er schon wieder weg war, einen kurzen, flüchtigen Augenblick lang in die Richtung von Bulma und ihrer Mutter zu sehen, nur damit mir mein Sohn die zusammengeballten Hände in den Nacken rammen konnte.

Ja, wirklich, ich war abgelenkt von mir selbst, dass es einfach nichts werden konnte.
 

"Genug."

Nur ein Wort, mehr brauchte es nicht, um Trunks mitten in der Bewegung innehalten zu lassen, zum Stillstand zu bringen und seinen Status auflösen zu lassen. Nur ein Wort, das keine Widerrede duldete und er wusste es, so dass ich mich mit einem tiefen Atemzug aufsetzte und die Hand an mein schmerzenden Kinn führte.

Er hatte einen guten Schlag.

Den Vorteil auf seiner Seite, weil ich mir nicht einmal mehr sicher war, ob ich dieses immerwährende Hobby meinerseits wirklich noch mit der Ernsthaftigkeit betrachten konnte, wie ich es sonst getan hatte.

Denn was brachte mir meine ganze Kraft, wenn sie doch niemals reichte?

Ich stand auf, sah ein letztes Mal zurück zu Trunks, der mich skeptisch beobachtete und die eindeutige Frage in seinen Augen doch nicht stellte. Er war zu erwachsen, zu reif für sein Alter, nur um diesen Eindruck im nächsten Moment wieder zu zerstören und doch immer wieder zu zeigen, dass er Schlüsse viel schneller ziehen konnte, als andere. Schlüsse, die er nicht ziehen sollte.

Erst dann sah ich ebenfalls kurz zu Bulma, die wieder ihre dämliche Geste mit verschränkten Händen vor ihrem Herzen machte und mich ebenfalls mit einem Blick bedachte, der ihre Sorge nicht zu kaschieren wusste, bevor ich abhob und zu meinem Platz auf dem Dach zurückkehrte.

Genug für heute, genug für immer. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, was ich denken sollte und nahm den Schmerz der Schläge in mich auf, um mich daran zu erinnern, dass ich doch noch da war und nicht alles verloren hatte, das ich beinahe selbst weggeworfen hatte.

8.

Dieser Tag endete, gelinde gesagt, genauso seltsam wie er begonnen hatte und genauso seltsam, wie alle anderen Tage zuvor auch gewesen waren.

Denn auch, wenn er jetzt wieder hier war, so war er es auf seine eigene Art doch wieder nicht.

Ich sah ihn und doch hatte es auf eine ganz gewisse Weise etwas Seltsames, als wolle er nicht einmal hier sein, als wüsste er selbst nicht, wie er die Tatsache an sich einordnen sollte.

Und ich betrachtete mir die kleine Auseinandersetzung, wenn man es denn überhaupt so nennen konnte, was meine beiden Männer dort veranstalteten mit gemischten Gefühlen. Wusste nicht, was ich denken sollte und was ich davon halten sollte, während ich nicht verhindern konnte, dass sich eine gewisse melancholische Traurigkeit in meinen Geist legte.

Ich die Hände vor meine Brust heben musste, um mich davon abzuhalten, doch noch dazwischen zu gehen. Weil es mir in den Fingern juckte, weil ich dieses seltsame Schauspiel eigentlich gar nicht ansehen wollte und doch hier stand und es tat. Weil ich nicht begreifen konnte und wollte, was Vegeta wirklich damit bezweckte.

Wenn er es überhaupt tat.

Wenn er einen Grund dafür hatte, dass er sich so vorführen ließ.

Das alleine war wohl der einzige Grund, der einzige Gedanke, der mich erneut innehalten ließ.

Vegeta ließ sich vorführen - von seinem eigenen Sohn und versuchte nicht einmal etwas dagegen zu unternehmen. Ließ es geschehen und brachte damit nur das unbestimmte und ungute Gefühl der letzten Tage mit einer Wucht in meinen Verstand zurück, dass ich wieder einmal vor einem Rätsel stand.

Was hatte er nur?

Was machte ihm seit dem Ausgang der Geschichte mit Boo so sehr zu schaffen, dass er begann alles andere dafür zu vernachlässigen?

Was lag ihm auf dem Herzen, das er mir nicht erzählen wollte, es nicht konnte?

Welche Gedanken hatten sich in ihm eingenistet, die er nicht schaffte auseinander zu nehmen?

Die er nicht abstellen konnte, so dass es sogar jedem in seinem Umfeld begann aufzufallen?

Ich sah ihm nach, als er das Ganze schließlich doch noch beendete.

Sah ihm nach und konnte nicht anders als mir flehentlich auf die Lippen zu beißen, weil ich einfach nicht wusste, wie ich den nächsten Anfang starten sollte. Wie ich das nächste Mal vorgehen sollte ein Stück näher an ihn heran zu treten, ohne dass er sich davon gestört fühlte.

Ohne dass ich ihn störte und er mich doch wieder nicht an sich heranließ.
 

Ich seufzte leise und sah nach oben, auch wenn ich seine Statur auf dem Dach nicht einmal sehen konnte. Zog sorgenvoll die Augenbrauen zusammen und konnte mich dabei doch nur daran erinnern, wie verdammt schön die letzte Zeit gewesen war, bevor diese Gefahr auf die Erde zugetreten war.

Konnte mich nicht dagegen wehren, dass sich diese seltsame Traurigkeit nur noch weiter in mir ausbreitete.

Er hatte sich doch so wunderbar in dieses Leben eingefunden und auch wenn ich niemals behaupten konnte, dass er ein wundervoller und sorgender Vater, sowie Mann gewesen war, so war es vielleicht immer mehr gewesen, als ich zu Anfang erwartet hatte, als ich jemals angenommen hatte mit ihm erreichen zu können.

Vegeta war nun einmal speziell.

Er war niemand, den man in dieses Leben hätte zwingen können, er war niemand, den man einsperren konnte - aber das wollte ich auch gar nicht. Er war niemand, der sich etwas sagen ließ und ich habe so lange dafür gebraucht, dass sich die Dinge am Ende von ganz alleine entwickeln konnten, nur um jetzt dabei zuzusehen, wie das Ganze wieder in die Brüche ging.

Wie es von vorne begann.

Und ich einfach nicht mehr wusste, was in seinem Kopf vor sich ging, weil er einfach nicht bereit war, etwas davon preiszugeben. Weil er nicht bereit war einen Schritt auf mich zuzugehen und einmal mehr über seinen Schatten zu springen, so dass wir die Sache hätten regeln können.

Aber er bevorzugte es schon immer alles alleine regeln zu wollen.

Doch wie lange sollte ich noch warten, wie viel Zeit sollte und konnte ich ihm geben?

Konnte ich überhaupt viel länger warten und ihm die Zeit gewähren, die meinem Denken nach zufolge einfach nicht vorhanden war, es niemals gewesen ist? Konnte ich noch länger stumm dabei zuzusehen, wie er zwar anwesend war und doch irgendwie niemals wirklich mit seinem gesamten Wesen bei uns war, in diesem Haus weilte?

Konnte ich noch viel länger dabei zusehen, dass etwas wichtiges in ihm vorging, das ich noch nicht herausgefunden hatte? Und dabei half es mir leider auch nicht, auch wenn ich in ihm lesen konnte wie in einem offenen Buch, dass ich ihn in den letzten Jahren gut genug kennen gelernt hatte, dass ich mich nicht zwingend auf Worte verlassen musste und seine Gefühle genauso leicht lesen konnte, wie die jedes anderen.

Denn auch wenn ich wusste, dass er zweifelte, wusste ich noch lange nicht, an was.
 

Es konnten so viele Dinge sein, die ich mir ausmalen könnte.

Abermals seufzte ich und wandte meinen Blick vom Dach ab, nur um ihn in den Garten zu senken und dort einmal stumm schweifen zu lassen. Am Ende an Trunks hängen zu bleiben, der seinerseits mit einem Blick auf das Dach starrte, den ich nicht einordnen konnte. Im besten Fall war er verwirrt.

Eine seiner Augenbrauen in typischer Vegeta-Manier nach oben gezogen, verschränkten sich seine schmalen Arme ebenfalls vor seiner Brust und ergaben ein Bild, das mir ein kurzes Lächeln über meine Lippen huschen ließ.

Es verschwand wieder so schnell wie es gekommen war, weil es trotz aller Gleichheit, trotz allem Wiedererkennungswert, einfach nur ein ungutes Gefühl in mir hervorrief.

Die melancholische Traurigkeit wieder wach rüttelte, die ich nur kurz verdrängen konnte.

Die brennende Frage nach dem Was und dem Warum so stark zurückbrachte, dass sie mich beinahe drohte zu ersticken, mir die Kehle zuzuschnüren.

Dieser Junge war eindeutig zu sehr wie sein eigener Vater, als vielleicht gut für ihn gewesen wäre und doch... doch konnte ich ihn nur lieben, konnte ihn nur ansehen und eben jene Person in ihm sehen, die mir so viel schlaflose Nächte bereitet hatte.

So viele bereitete - heute noch immer.

Wieder brannte mir ein Seufzen auf den Lippen und ich musste den Kopf schütteln, als sich der Blick meines Sohnes vom Dach löste und sich schließlich fragend auf mich legte.

Ich kannte die Antwort auch nicht, ich wusste sie ihm nicht zu geben, weil ich die Gründe einfach nicht verstand. Ich konnte ihm seine niemals gestellte Frage einfach nicht beantworten, konnte kein Licht ins Dunkel bringen, weil Vegeta es mir nicht gewährte.

Er sah mich an und ich konnte nur die Schultern zucken.
 

Ihn stumm dabei beobachten, wie er diese Geste wiederholte, sie imitierte und schließlich einen tiefen Atemzug nahm, nur um selbst den Kopf zu schütteln. Als wolle er den störenden Gedanken loswerden, als wolle er die brennende Frage in seinem Kopf vertreiben und mich danach mit einem Blick bedenken, der genauso ratlos, genauso hilflos wie der meine schien.

Mein Junge hatte eindeutig zu viel von seinen Eltern geerbt.

Nicht nur die Gesten, den Blick und so viele andere Dinge, die ihn so einmalig machten, wie wir alle waren. Es war vor allem sein Verstand, der vermochte viel zu viel zu erhaschen, Verbindungen zu knüpfen und Dinge wahrzunehmen, die nicht so waren wie sie schienen.

"Warum hat er das gemacht, Mum?" Erschrocken sah ich nach unten, weil ich gar nicht gemerkt hatte, dass er mittlerweile an mich herangetreten war und mich mit derselben Frage in seinen Augen intensiv ansah - in der klaren Hoffnung, dass ich ihm eine Antwort liefern konnte. Eine Antwort, die ich ihm gerade schon nicht hatte geben können.

"Ich weiß es nicht, mein Schatz." Das wusste ich wirklich nicht und auch wenn ich versucht war, die Worte mit einem Lächeln zu mildern, so wusste ich, dass es mir nichts gebracht hätte. Dass ich nicht einmal wirklich lächeln konnte, weil ich mir selbst zu viele Gedanken machte und der Versuch schlicht und einfach nach hinten losgegangen wäre.

"Er hat sich ja nicht mal richtig gewehrt!" Es klang empört und genauso verschränkte er auch die Arme erneut vor seiner Brust. Eine wirsche Bewegung, mit all der Härte, die diese Feststellung aufbringen konnte, während sich ein Schnauben aus seinen Lippen löste und er schließlich im selben Augenblick wegsah.

Eindeutig zu viele Gene...

"Ich hab's gesehen." Was sollte ich auch sagen?

Eine Lüge wäre eindeutig nicht angebracht gewesen, und um ehrlich zu sein habe ich mich schon gewundert, wann er beginnen würde Fragen zu stellen. Wann er eins und eins zusammenzählen würde und erkannte, dass das Ergebnis unlogischerweise nicht zwei, sondern fünf war.

"Das ist gemein! Sonst nimmt er auch keine Rücksicht!" Was Trunks auch niemals verlangt hätte, das wusste ich. Es musste in denen Genen liegen, es musste irgendwas damit zu tun haben, wenngleich er auch nur ein Junge war und hier und da darüber rum meckerte... er verlangte es niemals von seinem Vater.

Und ich konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er es nicht verstand, nicht verstehen wollte wieso sein Vater sich nicht einmal aufgepowert hatte, wieso er nicht wirklich eine Hand erhoben hatte. Dass er sich fragte, wieso er der Aufforderung nachgekommen war, um sich am Ende durch den Garten schubsen zu lassen - von seinem Sohn wohlgemerkt.

Ein Umstand, eine Erkenntnis, die mich schlucken ließ.

Die mich erkennen ließ, wie groß die Tragweite Vegetas Verhaltens wirklich wurde.
 

"Vielleicht war er einfach nicht bei der Sache, Trunks. Er hat's bestimmt nicht so gemeint.", sagte ich dann und beteuerte mir selbst noch einmal, dass ich ihm Zeit geben musste. Dass ich nicht weiter dabei zuschauen konnte wie er in sich selbst versank und dabei einen Eindruck vermittelte, den ich so, in dieser Art, noch niemals von ihm gesehen hatte.

"Ja, was auch immer." Er war beleidigt und man sah es ihm mit jeder Faser seines Körpers an, nur konnte ich jetzt auch nichts mehr dagegen machen. Konnte keine Worte mehr finden, um ihm diese Gefühlslage zu erleichtern und konnte keine Taten sprechen lassen, weil er mir immer sagte, dass er zu alt für diesen Scheiß wurde.

Ich lächelte nun doch und sah ihn mit dieser unbestimmten Traurigkeit an, von der ich wusste, dass er sie eigentlich in meinen Augen lesen könnte, wenn er mich ansehen würde.

Aber er sah mich nicht an, ganz wie sein Vater.

Hatte sich abgewandt und zuckte noch einmal mit den Schultern, bevor er selbst seufzte und mir die Tat abnahm, bevor ich es selbst hätte machen können. Einen faden Nachgeschmack des Sieges mit sich brachte, den ich nicht greifen konnte, den ich nicht ganz bestimmen konnte...

Aber es war genau das.

Genau das, dachte ich, während ich noch immer stumm dabei zusah, wie Trunks sich schließlich umdrehte und sein altes Spiel wieder aufnahm. Durch den Garten rannte, als wäre es sein ganz eigenes Reich, während ich noch einmal nach oben blickte.

Ich sah ihn noch immer nicht, aber ich wusste, dass Vegeta dort war.

Dass er die Szene im Blick hielt und dabei wahrscheinlich selbst nicht einmal wusste, dass es so war und es brachte ein neuerliches Lächeln auf meine Lippen.

Ein seufzendes Kopfschütteln hinterher, weil sich meine Gedanken genauso unerbittlich durch meinen Geist brannten und mich nicht mehr loslassen wollten. Ein beständiges Höllenfeuer aus Dingen, die ich selbst nicht ordnen konnte, die mir meinen Alltag, meine Routine nahmen, weil ich mich nicht mehr darauf konzentrieren konnte.

Weil alle meine heillosen Gedanken an Vegeta hingen.
 

Es hieß immer, dass jeder Sieg auch einem Verlust barg... vielleicht war das der Unsere.
 

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Das erste, was mir seit jenem Tag auffiel, als er sich von Trunks mehr hatte durch den Garten schupsen lassen als wirklich etwas zu unternehmen war, dass er nicht mehr wirklich trainierte.

Vegeta hatte zwar, wie jeden anderen Tag der letzten Jahre auch, seinen Trainingsanzug an und verließ das Haus, nur Gott wusste wohin, aber ich sah an seinem Zustand, dass er nicht wirklich etwas machte. Ich erkannte es an der Unversehrtheit seiner Kleidung.

Zuerst wollte ich wirklich froh darüber sein, aber je länger dieser Zustand am Ende andauerte, brachte er nur wieder ein Gefühl mit sich, das ich nicht beschreiben konnte.

Ein Tag war okay, jeder brauchte mal eine Pause.

Zwei Tage konnte ich verschmerzen, weil es hin und wieder einfach so war.

Länger als eine Woche und ich wusste, dass irgendwas wirklich, wirklich nicht im Reinen war und ich nur noch immer nicht wusste, wobei es sich dabei handeln konnte.

Kurz sah ich aus dem Fenster und nahm einen tiefen Atemzug, weil er wieder nicht hier war.

Weil er heute morgen einfach so gegangen war und uns alleine ließ, um mit sich selbst und seinen Gedanken ins Reine zu kommen - aber er schien es nicht zu schaffen und anstatt besser zu werden, bekam ich das Gefühl, dass alles nur noch schlimmer wurde.

Dass er sich immer weiter von uns entfernte, je mehr Zeit auch ich verstreichen ließ.
 

Und ich konnte einfach nicht mehr länger stillhalten, konnte nicht mehr länger dabei zusehen, ohne nicht wenigstens zu versuchen irgendwas zu unternehmen. Doch wenn Vegeta meinte mir weiterhin aus dem Weg zu gehen und unsere wenigen Interaktionen eher auf Selbstgesprächen meinerseits basierten, dann konnte das einfach nichts werden.

Ich hätte genauso gut gegen eine Wand sprechen können, Antworten von ihr verlangen können.

Aber wahrscheinlich wäre eben jene Wand auch noch gesprächiger gewesen wie mein eigener Mann und es war die Traurigkeit, die darüber wieder zu mir zurückkehrte.

Ich liebte ihn zu sehr, um ihn sich selbst zu überlassen.

Ja, er war erwachsen und ja, er könnte die Erde wahrscheinlich mit einer einzigen Bewegung, einer einzigen Attacke einfach in die Luft jagen... aber das würde er nicht machen, dafür hatte selbst er am Ende zuviel auf sich genommen, zu viel riskiert und sich zu sehr selbst verändert.

Ich wusste es ganz einfach, auch wenn ich nicht wusste, was ihn wirklich beschäftigte.

So lange nun schon, ohne mir auch nur einen Anhaltspunkt zu geben.

So lange Zeit, in der er erneut gelernt hatte sich vor mir zu verschließen.

Vorbei war die Offenheit, in der ich am Tag seiner Rückkehr in seinen Augen hatte lesen können, vorbei waren meine Versuche ihn zum Reden zu bewegen, weil er es sowieso nicht wollte und sich mit jedem weiteren Versuch nur noch weiter von mir entfernte.

Die unterschwellige Schuld, die ich spüren konnte, weil ich ihn einfach gut genug kannte; die Art wie er begann mich zu meiden, sagte mir allerdings aber auch, dass es sich bei seinen Gedanken nicht nur um die Allgemeinheit drehte.

Ich lächelte traurig und sah wieder zurück auf meine Arbeit, weil ich keine andere Wahl hatte.

Vegeta war niemals ein Musterehemann gewesen, aber wenn ich ehrlich bin, hatte ich das auch niemals haben wollen. Ich wollte niemanden, der sich nicht gegen meinen eigenen sturen Schädel durchsetzen konnte und ich hatte jemanden gefunden, der das Ganze wahrscheinlich noch besser beherrschte als ich.

Der mich in den Wahnsinn treiben konnte...

... genau wie ich es wahrscheinlich am Ende auch mit ihm oft genug tat.

Leicht schüttelte ich den Kopf und nahm einen weiteren tiefen Atemzug, legte das Werkzeug zur Seite, das ich die ganze Zeit über eher nutzlos in meinen Händen gehalten hatte, als irgendwas damit zu versuchen zu reparieren.

Ich konnte mich nicht konzentrieren, konnte mir einfach nicht helfen, als einen weiteren Blick aus dem Fenster zu werfen, zu warten und zu hoffen.

Worauf?
 

Ja, das konnte ich mich am Ende auch nur selbst fragen, aber ich würde keine Antwort geben können, weil es viele Dinge waren, worauf ich hoffte.

Vielleicht war es auch einfach nur die Tatsache, dass die Zeit schneller vergehen würde, um die Antwort auch so zu erhalten, ohne weitere Worte dafür zu benötigen um danach zu fragen.

Vielleicht war es auch der einfache Wunsch, dass er endlich zu mir kam, hinter mir stand und mich mit diesen unergründlichen tiefen Augen ansah, in denen ich die Antwort sehen konnte.

Vielleicht war es etwas ganz anderes - nur nicht das.

Nicht dieses endlose Warten, das so penetrant, so beharrlich an meinen Nerven zog und mir die Eingeweide zusammenziehen ließ, wann immer er mich für den Bruchteil einer Sekunde ansah und wieder wegsah, ohne auch nur eine einzige Regung von sich zu geben.

Vielleicht hoffte ich auch schlicht und einfach, dass er diese Art endlich ablegen würde, zu einem ganz normalen Mann wurde, der mit mir sprach. Der mir seine Gedanken mitteilte oder schlicht und einfach eine Geste machte, dass er mich brauchte.

Aber Vegeta gab immer vor, dass er genau dies nicht brauchte.

Dass er gut alleine zurecht kam.

Das mochte vielleicht auch so sein, aber es war schwer zu glauben, wenn man ihn sich beobachtete. Wenn man ihn einfach nur ansah und der einst so stolze erhabene Gang etwas gewichen war, das man nicht sofort hatte beschreiben können. Das man nicht hatte sofort greifen können, bis es einen ein paar Tage später förmlich anzuspringen schien.

Die Erkenntnis mit einer Wucht auf mich einstürmte, dass es wehtat.

Es war eben jener erhabene Gang, jener erhabene und stolze Stand, der fehlte.

Leicht nach unten gesackten Schultern gewichen war und mir nur wieder die Frage übrig ließ, wieso das so war.

Es war der Versuch uns so vehement aus dem Weg zu gehen, der mir nur noch einmal bestätigte, dass etwas nicht stimmte, mit einer Intensität auf mich einströmte, dass ich es nicht aufhalten konnte und wieder sah ich aus dem Fenster. Der untergehenden Sonne entgegen, die mir auch nur verkünden wollte, dass ein weiterer Tag einfach so vergangen war und nicht wiederkommen würde.

Dass ein weiterer Tag einfach verflog, ohne dass ich etwas hatte regeln können und seufzend stand ich auf, zog die Augenbrauen ins Gesicht.
 

Vegeta mochte mir aus dem Weg gehen wollen, aber wenn ich nicht wollte, dass es so war, dann konnte er es noch so sehr versuchen.

Entschlossen streifte ich mir meinen Kittel ab, von dem ich bis vor zwei Wochen vielleicht sogar noch angenommen hatte ihn nie wieder tragen zu können, nur um jetzt in dieser scheinbaren Friedlichkeit zu leben, und hielt inne als ich ihn auf den Stuhl legen wollte. Starrte ihn an, als könne er mir die Antwort auf das soeben etwas seltsame Gefühl geben, das sich bei dem Gedanken in mich eingenistet hatte, aber wie immer hatte der weiße schwere Stoff nichts zu sagen.

Genau wie mein eigener Mann.

Wir waren alle tot, verschwunden vom Antlitz des ganzen Universums und ich riss meinen Blick von meinem Kittel wieder los, um ihn leer durch die Räume wandern zu lassen.

Wir waren alle tot...

Wir waren alle im Himmel und konnten uns unterhalten, konnten uns wiedertreffen und vielleicht war diese Tatsache sogar das, was mir immer die Angst vor dem Tod genommen hatte.

Auch Vegeta war es gewesen.. nur hatte er wahrscheinlich nicht dieses Glück.

Ein bleierner Gedanke, den ich einfach nicht sofort wieder von mir schieben konnte, ein tonnenschweres Gewicht, das mir einen Knoten schier unendlicher Größe in den Hals trieb und meinen Magen sinken ließ.

Selbst wenn wir starben, hörte es sich nicht nach einem Ende an.

Es nahm allem den Schmerz, der damit verbunden gewesen wäre und wieder streifte mich so etwas wie Erkennen. Wieder setzte sich dieses schwere Gefühl in meinen Magen und wollte mich nicht mehr loslassen, wieder brachte es mein Herz zum hüpfen.

Entschlossen drehte ich mich um und lief aus meinem Labor, weil ich wusste, dass ich heute sowieso keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, es gar wollte. Die Zeit schien seit unserer Rückkehr still zu stehen und förmlich an mir vorbei zu rennen, mich zu vergessen und mir doch jeden Tag aufzuzeigen, dass sie noch da war. Sie ging nicht einfach und ich würde mich nicht daran erinnern können, sie war da und quälte mich mit ihrer Anwesenheit, wie Vegeta mich mit seiner Abstinenz quälte.

Langsam lief ich die Treppen nach oben, so dass ich im Wohnbereich des Hauses ankommen würde, seufzte am Beginn der Treppe und verkniff es mir ein weiteres Mal, als ich endlich oben angekommen war.

Warf auch hier einen Blick aus dem Fenster und auf den nahenden Sonnenuntergang, der die Welt, die Stadt in Farbtöne tauchte, die es eigentlich immer wunderschön hatten aussehen lassen.

Heute nahm ich die Schönheit kaum wahr, heute konnte ich mich nicht auf die Farben konzentrieren, die den Himmel verfärbten, die Dächer der entfernten Häuser mit Lichtreflexen verzauberten. Es war nichts weiter als ein schönes Bild, dessen wahre Schönheit man einfach nicht entdecken konnte, weil in den eigenen Augen noch etwas fehlte.

Nur eine Kleinigkeit, auf die man wahrscheinlich nicht einmal den Finger legen konnte.

Ein Gedanke, ein kleiner Pinselstrich, der im Gesamtwerk eigentlich nicht auffiel und doch so viel bewirken würde, wenn man ihn tat und dabei doch nicht wusste, wo man ihn setzen sollte.

Ein Farbklecks, der das Bild in anderen Augen wahrscheinlich zerstört hätte - in meinen komplettiert.

Ich lief weiter am Wohnbereich vorbei und warf lediglich einen kurzen Blick in die Küche, nur um diese ebenfalls links liegen zu lassen und das Haus schließlich mit festen Schritten zu verlassen. Es war so ruhig, es war viel zu leise, wenn man bedachte, dass sonst immer irgendwas zu hören war und es bescherte mir eine Gänsehaut, als ich daran dachte.

Um Trunks musste ich mir keine Gedanken machen, meine Eltern waren hier und der Junge war einmal alleine um die Welt geflogen - welchen Grund hatte ich, mir Gedanken um sein Wohlergehen zu machen?

Er hatte gekämpft und sich wacker geschlagen, einen Abend alleine konnte er gut überstehen.
 

Ein paar Schritte machte ich noch und drehte mich schließlich mit einer schnellen Bewegung um, um auf dem Dach des Hauses nach eben jenem Farbklecks zu suchen, nur um nach wenigen Sekunden selbst die Schultern hängen zu lassen.

Vegeta war nicht da.

Er war nicht da und ich drehte mich wieder um, nahm einen tiefen und vielleicht sogar enttäuschten Atemzug, straffte erneut meine Schultern. Niemand hatte jemals immer sagen können, wo er sich befand und auch jetzt schien er diese Eigenschaft beizubehalten, sie sogar noch ausgefeilt zu haben und doch konnte ich nicht verhindern, dass mich dabei ein schlechtes Gefühl beschlich.

Ich wollte wirklich nicht, dass dies hier unser Verlust wurde.

Ich wollte nicht, dass unser Sieg von etwas überschattet wurde, das ich nicht einmal benennen konnte, von dem ich einfach nicht wusste, wie ich es finden sollte, welchen Namen es trug.

War es wirklich nur Schuld, die ich hatte sehen können?

Tief sitzende Zweifel, die er selbst nicht beschreiben konnte?

War es nichts weiter als das, oder ging die Sache doch sehr viel tiefer?

Welchen Verlust hielt das Leben noch für uns bereit, wenn wir doch eigentlich schon einmal alles verloren hatten?

War der Gedanke daran dann wirklich noch so abschreckend, war er das, was er hätte sein sollen?

Ich wusste es am Ende wirklich nicht mehr und lief mit entschlossenen Schritten weiter, weil ich nicht mehr länger warten wollte. Weil ich nicht mehr länger warten konnte und die Zeit sinnvoller nutzen wollte als so. Es war schwer genug, für uns alle.

Wir sollten die Ruhe, den Frieden genießen, aber ein gewisser Jemand, der einfach nicht dafür bekannt war so etwas zu tun, konnte das wohl nicht.

Und es riss an meinem Herzen, wollte es zum stehen bleiben zwingen, während es doch beharrlich und hart gegen meine Rippen stieß, als ich in meinem Gleiter zum sitzen kam.
 

"So nicht.", flüsterte ich mir selbst zu und zog die Augenbrauen nur noch weiter zusammen.

"Ich finde dich und wenn ich dich habe, dann wirst du mir sagen, was zum Teufel mit dir los ist!" Ich startete den Gleiter, während meine Stimme mit jedem Wort fester wurde. Es war mir egal, dass ich mich gerade eher lächerlich machte, weil ich wusste, dass ich Vegeta mit diesem Ding sehr wahrscheinlich nicht einmal finden würde.

Die Möglichkeiten, die er hatte waren um einiges größer als meine eigenen, aber wer war ich mich davon aufhalten zu lassen?

Eine Bulma Briefs gab niemals auf, ich hatte es niemals getan, denn sonst hätte ich schon damals damit anfangen können. Damals, als ich auf ihn getroffen bin, als er wieder hergekommen war, nachdem die Suche nach Son-kun kein Ergebnis gezeigt hatte. Damals, als ich selbst zu spät merkte, welche Anziehung dieser eine Saiyajin wirklich auf mich hatte.

"Das bist du nicht." Meine Stimme war wieder zu einem Flüstern verkommen, das im beständigen Surren meiner Maschine unterging.

"Das bist du einfach nicht.", wiederholte ich und meine durcheinander geratenen Gefühle waren wirklich versucht mir die Tränen in die Augen zu treiben.

Wenn ich nicht so erpicht darauf gewesen wäre ihn zu finden, wenn ich nicht schon lange den Entschluss dazu gefasst hätte, hätte ich den sinnlosen Versuch wahrscheinlich spätestens jetzt wieder aufgegeben.

Denn das er sinnlos war und keine Früchte tragen würde, war mir klar.

Doch alles, was jetzt noch zählte, war Vegeta - alles, an das ich seit Tagen denken konnte, war der Saiyajin, der mir das Herz gestohlen hatte und der irgendwas mit sich herumschleppte, das er selbst nicht ordnen konnte. Der Saiyajin, der seinen Problemen so vehement aus dem Weg ging und sie so auch nicht zur Ruhe bringen konnte und ich wollte ihn finden.

Ihn finden, in den Arm nehmen und ihm sagen, dass egal was es war, ich ihn liebte.

Und ich lächelte durch den Schleier in meinen Augen, weil ich wusste, dass er diese Dinge hasste, mich wahrscheinlich dennoch gewähren ließ.

Denn... Vegeta war nicht so, wie er immer vorgab zu sein und mit diesem Gedanken flog ich in die nahende Nacht hinein.

9.

Wie ich erwartet hatte, war dieser Versuch Vegeta zu finden wirklich sinnlos gewesen und auch wenn ich es von Anfang an gedacht und auch so erwartet hatte, so war es auf seine ganz eigene Art wirklich frustrierend. Niederschmetternd und vielleicht sogar ein wenig deprimierend.

So sehr die Erkenntnis bereits vor meinem Start bestanden hatte, es tat immer wieder aufs Neue weh mich derart getäuscht zu haben. Meinen Vorahnungen den Raum zu geben, dass sie sich vollends entfalten konnten, dass sie gedeihen konnten und mich am Ende wirklich einzunehmen versuchten.

Ich seufzte und sah aus der Frontscheibe meines Gleiters in die dunkle Nacht hinein, ohne mich daran hindern zu können, dass sich eine Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitete.

Es war nicht kalt.

Gerade hier und jetzt fühlte es sich aber so an und die Dunkelheit da draußen vor der Scheibe machte es auch nicht zwingend besser. Viel eher vermochte sie einem Bilder zu zeigen, die man eigentlich versuchte zu verdrängen, viel eher brachte sie ein Gefühl mit sich, das mich schaudernd zurück ließ.

Ich wollte ihn finden, ich wollte Vegeta wirklich finden.

Wollte ihm in diese dunklen, tiefen Augen sehen und ihm alleine mit meinem Blick zu verstehen geben, dass ich da war.

Was er eigentlich wusste, schon immer gewusst hatte.

Weshalb ich seine inneren Zweifel einfach nicht verstehen konnte, weshalb ich einfach nicht begreifen konnte, was ihn davon abhielt dieses Leben so weiter zu leben, wie er es vorher getan hatte. Warum ich einfach nicht verstand, wieso er nicht zu mir kam, sich förmlich abkapselte und sich vor mir verschloss, als wäre ich mit einem Mal wieder ein total fremdes Wesen, dem er einfach nicht zu nahe kommen wollte.

Das war ich nicht.

Ich wusste, dass ich es nicht war.

Dass er mit seiner ganz eigenen Art nur versuchte, mich von ihm fern zu halten, damit er mir nicht wehtun konnte - nur vergaß er dabei, dass er mir gerade damit genauso sehr wehtat.

Er könnte mich anschreien, mir Angst einjagen wollen, das alles war bei Weitem nicht so schlimm wie jetzt.
 

Weil ich keine Angst vor ihm hatte, sondern eher davor, ihn nicht mehr zu haben.

Ihn nicht mehr bei mir zu wissen, so wie vor nicht allzu langer Zeit, als wir unser Dasein getrennt fristen mussten, wenngleich es nicht länger als ein paar Stunden, ein paar Tage gewesen sein mussten.

Ich wusste es nicht, wenn ich ehrlich war.

Wusste nicht, wie lange diese Episode letzten Endes wirklich gedauert hatte, aber ich musste es auch nicht wissen - weil ich zu genau wusste, wie schmerzlich es sich angefühlt hatte.

Zu lächeln war eine Qual gewesen.

Mich daran zu erinnern, warum er am Ende gestorben war, es mir sagen zu lassen, war noch ein wenig schlimmer.

Mit ansehen zu müssen, wie er in alte Verhaltensweisen gefallen war, war unverständlich.

Aber für mich noch lange kein Grund ihn fallen zu lassen, nicht mehr daran zu glauben, was wirklich in ihm steckte. Es war für mich schlicht und einfach kein Grund ihn links liegen zu lassen und meine Gefühle für dieses einzigartige Wesen auszuschalten, weil ich es einfach nicht konnte.

Es nicht wollte.

Nicht aufhören konnte ihn zu lieben, nur weil er einen Fehler gemacht hatte.

Aber vielleicht war es genau das, was ihn so sehr beschäftigte, am Ende konnte ich wahrscheinlich nur raten, was in diesem verschlossenen Schädel wirklich vor sich ging und angestrengt starrte ich aus der Frontscheibe, ohne wirklich etwas erkennen zu können.

Lediglich meine eigene verschwommene Spiegelung im Glas, die dunkle Nacht, die in ihren Konturen verschwamm und eine trübe Erkenntnis, die mir erneut die Tränen in die Augen treiben wollte.

Ich wollte ihn finden, mit ihm reden und dieses Problem ein für allemal klären, aber wie findet man jemanden, der nicht gefunden werden wollte?

Abermals quälte sich ein gestresstes Seufzen zwischen meinen Lippen empor, gefolgt von einem weiteren undefinierbaren Geräusch, das ich nicht einmal mehr richtig wahrnehmen konnte. In meinen Augen brannten die ungeweinten Tränen, die ich mir verbot einfach so fallen zu lassen, hinter meinen Augen brannten die unaufhörlichen Gedanken, die sich noch immer wie ein Fegefeuer durch meinen Geist zogen und einfach nicht schwinden wollten.

Sich im Kreis drehten und mir keine Antworten liefern konnten.
 

Mein Kopf begann zu dröhnen und irgendwo, ganz tief in meiner Seele brannte nur noch mehr Schmerz, den ich mir nicht wirklich erklären konnte, mich zum schlucken brachte. Aber auch diese Aktion förderte nur die Größe des Kloßes, der sich in meinem Hals festgesetzt hatte und der mit jedem zurückgelegten Kilometer, in dem ich ihn nicht entdecken konnte, nur noch größer wurde.

Ein wildes Feuer aus Schmerz und Versagen, dass sich durch meine Adern brannte und jedes positive Gefühl versuchte mit sich zu nehmen, zu verbrennen und in die ewigen dunklen Tiefen meiner eigenen Hölle zu verbannen.

Unglaubliche Angst ihn zu verlieren.

Verlustängste und unkontrollierbare Gedanken, die sich zu einem endlosen Strang aus etwas zusammenballten, das ich nicht beschreiben konnte.

Und ich nahm einen zittrigen Atemzug, ohne die Wahrheit wirklich sehen zu wollen, ohne der Realität auf den Grund zu gehen, die sich so klar die ganze Zeit vor mir aufgebaut hatte und die Sicht auf das Wirkliche nahm.

Ich hatte Angst, Angst zu versagen.

Zu versagen, ihn wieder zu mir zurück zu bringen.

Es nicht zu schaffen ihn aus seiner eigens geschaffenen Hölle auf Erden zu ziehen und wieder mitzunehmen, ihn zu mir kommen zu lassen.

Aber ich konnte nicht mehr warten, so wie Son-kun es mir geraten hatte.

Konnte nicht noch mehr Zeit verstreichen lassen und untätig herumsitzen, während ich hoffte, dass sich etwas änderte und dabei doch genau wissend, dass es das von alleine niemals tun würde. Konnte nicht die Hände in den Schoß legen und die Sekunden an mir vorbeiticken hören, während mir mein Verstand unaufhörlich zuschrie, dass ich etwas unternehmen könnte, selbst wenn es am Ende nicht das Ergebnis brachte, das es vielleicht sollte.

"Scheiß auf gib ihm Zeit.", flüsterte ich mir beharrlich zu, weil ich die entstandene Stille über dem Surren der Motoren einfach nicht mehr ertragen konnte. Eine Stille, in der ich mich selbst angestrengt atmen hören konnte, weil es einfach nichts anderes gab, auf das sich meine schmerzenden Augen, mein schmerzender Verstand hätten konzentrieren können.

"Die hatte er nun wirklich genug." Als würde ich selbst beginnen den Verstand zu verlieren, als würde ich dem Weg folgen, den Vegeta damals auf dem Turnier eingeschlagen hatte - aber ich konnte einfach nicht verhindern, dass sich die Worte träge über meine Lippen schlichen und dabei doch eine Vehemenz, eine Härte in sich trugen, die nicht ganz zu meinem eigenen Spiegelbild passen wollte.

Und meine Augenbrauen zogen sich parallel zu jedem weiteren Gedanken zusammen.
 

Ich hatte keine Zeit mehr zu verschenken, sie nicht zu vergeben.

Ich wollte den Mann wiederhaben, für den ich mich einst entschieden hatte und nichts, wirklich nichts, würde mich davon abhalten! Keine Macht dieser Erde, keine Macht des gesamten Universums würde mich davon abhalten zu meinem Mann zu gelangen und diese Sache endlich aus der Welt zu schaffen, weil ich schon viel zu lange dabei zugesehen hatte.

Zuviel Zeit hatte verstreichen lassen und nicht auf mein Gefühl gehört hatte, das mir schon ganz zu Anfang die Antworten so klar und deutlich auf dem Silbertablett serviert hatte, ich sie nur nicht sehen wollte.

Entschlossen zog ich am Steuer und lenkte den Gleiter in eine ganz andere Richtung.

Zog meine Augenbrauen nur noch mehr zusammen und starrte kurz aus der Scheibe nach draußen in die Dunkelheit, nur um meinen Blick letzten Endes auf mein eigenes verschwommenes Spiegelbild zu legen.

Unbeugsam festigte sich erneute Entschlossenheit in meinen Augen und ein kleines, kaum sichtbares Lächeln prangte mir selbst entgegen, so dass ich die Finger ein wenig fester um das Lenkrad schloss. Mir über die Lippen leckte und das Lächeln verschwinden ließ, während ich tief durchatmete und den Kopf über mich selbst schüttelte.

Was hatte mich so lange aufgehalten?

Welche inneren Dämonen hatten mich davon abgehalten einfach zu handeln, auf etwas zu hören, von dem ich zu Anfang an gewusst hatte, dass es nicht richtig war.

Zeit mochte Wunden heilen, aber sie vermochte es auch nicht, Narben im Nichts verschwinden zu lassen und sie schaffte es auch nicht, Zweifel von jetzt auf jetzt gleich zu unterbinden - besondern wenn man eben jene Zweifel nicht an Etwas hegte, das einem nicht so wichtig war, sondern an dem Wichtigsten überhaupt - sich selbst.

Und jetzt war ich diejenige, die begann zu zweifeln.
 

Nur... dass ich jetzt wirklich keine Zeit dafür aufbringen konnte.

Dass ich es mir wirklich nicht leisten konnte an meinen eigenen Entscheidungen zu zweifeln und mit ihnen leben musste, weil mir schlicht und einfach nichts anderes übrig blieb.

Warten oder handeln?

Das war doch schon immer eine der elementarsten Fragen, die die Welt zu bieten hatte und es gab immer, wirklich schon immer nur eine Möglichkeit, wie man sie sich beantworten konnte. Es stand Fifty-Fifty und versuchte man es nicht einfach, oder ließ es ganz einfach, dann würde man die Antwort eben niemals erhalten, ob es klappen könnte oder nicht.

Aber ich hatte nichts zu verlieren, oder?

Wenn ich es nicht versuchte, dann könnte dieser elende Zustand, der mir wirklich mein Herz vor Schmerz zum Stillstand bringen könnte, noch ewig andauern und dazu hatte ich weder die Lust, noch eine andere Erklärung. Wenn ich es nicht versuchte, dann würde sich nichts ändern, außer der Tatsache, dass sich dieser schmerzende Zustand nur noch weiter ausweitete und ich später nichts mehr dagegen unternehmen würde können.

Vegeta sich mit jedem weiteren Tag nur wieder noch weiter von mir entfernte, auch wenn wir es schon einmal geschafft hatten über seine Vergangenheit hinweg zu sehen.

Ein langes Stück Arbeit, eine harte, wirklich sehr harte Arbeit.

Unendliche Geduld, die ich manchmal nicht einmal mehr glaubte aufbringen zu können.

Und doch eine gewisse Ehrlichkeit uns gegenüber, die nicht mit Worten sparte, die sich in unser beider Seele gebohrt hatten, schmerzende Wellen gleißender Dunkelheit zu uns gebracht hatten, die ich trotz allem nicht missen wollte.

Die uns zu dem gemacht hatten, was wir heute waren.

Nur dass eben jene Ehrlichkeit in den letzten Tagen mehr als nur gefehlt hatte - von mir, sowie auch von ihm und ich verstand es nicht. Ich begriff nicht, was uns beide so sehr aufhielt ein weiteres Mal aufeinander zuzugehen.
 

Abermals nahm ich einen tiefen Atemzug und drückte ein wenig aufs Gas, weil ich es mit einem Mal wirklich eilig hatte. Weil ich nicht mehr länger warten wollte und konnte und diese Gedanken einfach nur abstellen wollte. Sie gegen gewisse aussagende Taten ersetzen wollte, die es eher vermochten etwas zu bewirken als dieser niemals endende Gedankenstrom, der mich auch nicht weiterbrachte.

Taten, die sowohl die richtigen, als auch die falschen sein konnten.

Aber ich wollte nicht zweifeln, hatte keine Zeit zu zweifeln, es mir anders zu überlegen, weil ich wenig später dort ankam, wo ich zu Anfang eigentlich gar nicht hinwollte.

Ein wehmütiges Lächeln legte sich auf meine Züge, als ich mich ein letztes Mal im Glas betrachtete, bevor ich sanft aufsetzte und den Motor ersterben ließ. Bleierne Stille legte sich mit einem Mal auf den engen Raum, eine bedrückende, alles einnehmende Ruhe, in der nicht einmal mehr das Surren zu hören war, die Lichter sich langsam mehr und mehr dämpften und nur mein eigener, unruhiger Atem übrig blieb.

Eine fahle Schwere in meinen Gliedern.

Und mit einem Mal kehrte der große und trockene Kloß in meinem Hals zurück, manifestierte sich mit einem Räuspern und wollte trotz allem nicht weichen, wollte wachsen, mir das Atmen schwer machen.

Mich daran erinnern, was ich im Begriff war zu tun.

Eine ungeahnte, mir niemals vorstellbare Unsicherheit in die Knochen jagte, eine unangenehme Nervosität, die ich eigentlich nicht spüren sollte, weil wir schon soviel mehr durchgemacht hatten. Eine Art innere Beklommenheit, die mich so fest in ihre Hände nahm, dass die meinen begannen zu zittern und sich meine Finger nur noch ein wenig mehr an das Lenkrad krallten.

Ich schluckte schwer, versuchte das fahle und dunkle Gefühl abzuschütteln. Unterstützte es mit einem Kopfschütteln und versuchte mir selbst Mut zuzusprechen, weil ich keinen Grund hatte Angst zu haben, nervös zu werden.

Ich war Bulma Briefs!

Ich hatte einen der stärksten Männer in diesem verdammten Teil des Universums für mich einnehmen können und ihn in all den Jahren vielleicht nicht verändern wollen und es doch auf meine ganz eigene Weise geschafft.

Weil er es zugelassen hatte.
 

Abermals nahm ich einen tiefen Atemzug und straffte meine Schultern.

Sah durch die Scheibe in die Dunkelheit nach draußen, besah mir das kleine Häuschen, das irgendwie schon immer hier gewesen sein musste und konnte nicht verhindern, dass sich ein ehrliches, ein wirklich ehrliches und weites Lächeln auf meinen Lippen ausbreitete.

Da stand er, als würde er niemals etwas anderes machen und wartete.

Wartete darauf, dass ich ausstieg und auf ihn zukam, weil er wusste dass hier und heute seine überschwängliche Art einfach nicht passen würde. Weil er wusste, dass ich für etwas Wichtiges hier war und er meinen Entschluss nicht stören wollte, indem er zu früh auf mich zutrat.

Son-kun war genauso besonders wie Vegeta selbst.

Er wusste nur zu oft seine ernste Seite, die vieles leichter durchschaute als manch anderer es vermochte, hinter einer immer lächelnden Maske zu verstecken.

Nur lächelte er jetzt nicht.

Sah mich lediglich ernst an, ohne dabei in seinem Blick auch nur den Hauch von Ungeduld liegen zu haben. Ohne mir zeigen zu wollen, dass er lange wusste, was vor sich ging... nicht umsonst war er damals an mich herangetreten, als Vegeta einfach so verschwunden war.

Er sah mich an und ich verlor mein Lächeln, während ich gegen die Tränen ankämpfte, die erneut drohten meine Augen einzunehmen, sie überlaufen zu lassen, so dass ich lediglich einen weiteren, tiefen und beruhigenden Atemzug nehmen konnte, bevor ich mich abschnallte.

Aufstand und mich dem Unausweichlichem stellte.
 

"Hey." Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich ihn an, sah ihm in die Augen und musste ihm doch wieder ausweichen. Diesem wissenden Blick, der bereits in meine Seele zu schauen schien und zu genau wusste, was Sache war. Und ich schluckte, weil ich das nervöse Gefühl in meinem Magen einfach nicht abstellen konnte, weil ich diesen Blick kannte und wusste, was er wusste.

"Hey Bulma." Leise. Seine eigene Stimme war gedämpft, als wolle er die Ruhe hier draußen einfach nicht stören, als wolle er die Bewohner des Hauses nicht mit diesem Thema belästigen und meine Lippen pressten sich zusammen, während ich angestrengt auf den Boden sah. Mir fieberhaft überlegen wollte, was zum Teufel ich eigentlich sagen wollte und doch kein einziger Gedanke meinen Geist streifte. Sie hatten sich einfach verabschiedet, waren in der Versenkung verschwunden und ließen mich ratlos zurück.

"Tut mir leid, dass ich um die Zeit hier aufkreuze...", begann ich und sah endlich wieder nach oben, nur um zu bemerken, dass er mich noch immer so ernst betrachtete. Der Hauch eines Lächelns huschte auf seine Lippen, in dem Moment als sich unsere Blicke kreuzten und er schüttelte lediglich einmal den Kopf.

Nur ein einziges Mal, kaum sichtbar und doch hatte es die selbe Wirkung als wenn er mir einfach die Hand auf den Mund gelegt hätte, um mich am Weiterreden zu hindern.

"Du bist immer willkommen, und das weißt du." Seine Stimme war versucht mir einen Schauer über die Wirbelsäule nach unten zu jagen. Sie war wirklich versucht mir in der Stille unserer eigenen Stimmen, in der nächtlichen Frische der Dunkelheit einen unangenehmen Schauer zu bescheren, weil ich sie kannte.

Weil dort nicht dieser versteckte Schelm herrschte, der er so gerne war und wie ich ihn auch liebte.

Sondern weil dort lediglich eine Seite gezeigt wurde, die ich ebenfalls zu lieben gelernt hatte, eine Seite, die er zu gerne versteckte und von der ich doch wusste, dass sie da war und sie brachte mir ein eigenes flüchtiges Lächeln auf die Lippen.

"Ich weiß, Son-kun, ich weiß." Ich seufzte, kaschierte das Ganze als einen tiefen Atemzug und wusste noch immer nicht wirklich wie ich anfangen sollte. Auch wenn er es bereits wusste, wie sagte ich die so wichtigen Worte, wenn sie sich einfach nicht vernünftig formen wollten?

Wie stellte ich eine Bitte, wenn ich nicht wusste, wie derjenige reagierte, wie ich sie formulieren sollte?

Wie weit konnte ich mit meinen eigenen Wünschen gehen, ohne dabei die eines anderen förmlich zu übergehen?
 

"Komm mit, lass uns ein Stück gehen." Ich sah wieder auf, als ich seine Stimme hörte und schallte mich in Gedanken selbst, weil ich nicht einmal gemerkt hatte, dass ich den Blick schuldbewusst wieder gesenkt hatte. Was er in diesem Moment von mir dachte wollte ich nicht einmal wissen, aber auf der anderen Seite wusste ich zu genau, dass es nichts schlechtes sein konnte und lächelte leicht, nickte.

Wandte mich um, um ihm zu folgen.

"Danke." Es wäre nicht nötig gewesen und ich wusste es genauso gut wie er. Weswegen er auch nichts sagte, mir lediglich einen kleinen Seitenblick zuwarf und wieder nach vorne blickte und wenn er genickt hatte, dann hatte ich es nicht einmal gesehen, so unscheinbar war es.

Und wenn ich jetzt noch gekonnt hätte, dann würde ich einen Rückzieher machen.

Einfach wieder gehen und die Sache weiterhin auf sich beruhen lassen, weil mein eigener Entschluss begann zu bröckeln, sich aufzulösen und nur noch mehr Unsicherheit zurück zu lassen.

Ich presste die Lippen erneut zusammen, fixierte irgendeinen Punkt vor mir in der Dunkelheit, den ich nur schemenhaft als einen der vielen Bäume ausmachen konnte.

"Du musst dich nicht entschuldigen und nicht bedanken." Noch ein Seitenblick, der sich in seiner Intensität in die Haut meines Gesichtes bohrte und sie zum prickeln brachte, ein unterschwelliger Unterton, der mir immer und immer wieder ein und dasselbe sagen sollte.

Dass er alles für mich tun würde.

Wenn es in seiner Macht stand und er dazu fähig war, dann würde der größere von beiden Saiyajins wirklich alles für mich tun und es war dieser Gedanke, der am Ende ein wenig meiner eigenen Anspannung aus den Knochen sog. Mich einen weiteren tiefen Atemzug nehmen ließ, um mich selbst zu stärken, um meine Entscheidungen zu kräftigen.

"Ich weiß, Son-kun." Manchmal war er wirklich mehr als ein Freund, mehr als der Retter der Welt, der uns so oft schon mit unseren Freunden das Leben gerettet hatte.

Manchmal steckte soviel mehr hinter diesem Lächeln, hinter diesen kindlich verspielten Augen, als viele von uns ihm zutrauen würden und es machte mich traurig, dass man es nicht sah.

Weil es mich förmlich ansprang.
 

"Also, warum sagst du mir nichts einfach..." Er nahm selbst einen tiefen Atemzug und blieb im selben Augenblick stehen, so dass ich mich gezwungen fühlte, es ihm gleich zu tun. Ihn anzusehen und die Worte bereits hören konnte, bevor er sie überhaupt aussprach, so dass mich ein weiteres Mal eine Gänsehaut befiel.

Uns verband mehr als nur diese jahrelange Freundschaft.

"... warum du hergekommen bist und was dir auf dem Herzen liegt." Es war keine Frage, es war eine simple Feststellung, dass es so war. Sein Verstand, der die Teile bereits zusammengefügt hatte und keine Widerrede duldete, weil ich ja nun einmal hierher gekommen war und aufhören konnte, um den heißen Brei herum zu reden.

Und doch war es so schwer. Fühlte es sich einfach nur tonnenschwer an, weil die Person, um die es eigentlich ging, nicht ganz so einfach zu handhaben war wie die Person genau neben mir.

Was mich dazu brachte wieder aufzusehen, mich in seine Richtung zu drehen und in die Augen zu sehen. Ehrliche Augen, die wahrscheinlich nicht einmal wirklich lügen konnten und doch wusste ich es anders.

Wusste, dass er es konnte, dass er es nur bei mir und Vegeta niemals tun würde.

"Du weißt so gut wie ich, warum ich hier bin.", sagte ich schließlich leise und konnte nicht verhindern, dass mein Herz in meiner Brust begann härter zu schlagen, als es eigentlich sollte.

"Vielleicht." Er wollte es aus mir herauskitzeln, wollte es wirklich aus meinem Mund hören und würde wahrscheinlich selbst erst dann etwas unternehmen, wenn es so war und ich seufzte erneut.

Leise, weil ich die wunderbare Ruhe hier draußen nicht stören wollte, weil ich meine eigenen Gedanken nicht unterbrechen wollte und weil der Blickkontakt zwischen uns einfach nichts anderes zuließ. Ich schluckte schwer, spürte wie der hässliche Kloß in meinem Hals zurückkehrte.

"Es geht um Vegeta." Nur ein paar Worte, die doch die Welt für mich bedeuteten und er nickte eines jener kaum sichtbaren Bewegungen, die im dunklen Hintergrund verschwammen und untergingen. Trug diesen ehrlichen und ernsten Ausdruck in seinen Augen, bevor er sich wieder nach vorne drehte und erneut in Bewegung setzte.

"Das habe ich mir schon gedacht. Ich hab mich gefragt wann er sich einkriegt und aufhört davon zu rennen, aber anscheinend ist er sich selbst nicht einmal im Klaren darüber, dass er es macht.", sagte er genauso leise und doch trug sein Ton etwas, das ich nicht ganz bestimmen konnte. Ich folgte ihm, blinzelte ihn von der Seite her an und hatte die Frage bereits auf der Zunge liegen, als ich den Mund öffnete. Doch ein Seitenblick seinerseits brachte mich zum Schweigen, bevor ich überhaupt etwas sagen konnte.

Woher wusste er das?
 

"Ich kann es spüren.", sagte er dann, als wäre es die ultimative Erklärung für alles, nur dass es in mir nur noch weitere Fragen aufwarf.

"Und ich habe es gesehen, als wir zurückgekommen sind." Ja, ich wusste, dass dieser Mann eine genauso gute Auffassungsgabe wie mein eigener hatte - besonders wenn es um Personen ging, die er nun einmal als seine Freunde bezeichnete, wenngleich Vegeta das wahrscheinlich selbst heute noch nicht zulassen würde.

"Was auch immer er für ein Problem hat, er kann es nicht ablegen und egal wie sehr ich selbst darüber nachdenke, ich komme nur auf eine einzige Lösung." Wenngleich es hier wahrscheinlich hunderte geben könnte - einen komplexen Verstand auseinander zu nehmen war so schwer wie eine neue Erfindung, eine neue Idee auf Papier zu bringen und von der Theorie in die Praxis umzusetzen.

Wahrscheinlich aber war, dass er dieselbe Lösung gefunden hatte, wie ich.

So schwer es auch war, Vegeta in irgendeiner Weise wirklich verstehen zu wollen und seine Beweggründe zu entschlüsseln, so einfach war es manchmal aber auch.

Vegeta war anders.

Er war nicht hier aufgewachsen und hatte eine gänzlich andere Vergangenheit als wir alle und ich konnte mir nur immer wieder vor Augen führen, dass es so war.

Dass wir hier eigentlich alles gehabt haben und auch heute noch haben und die Zeiten, in denen man sich beschwerte, dass einem das eine oder andere fehlte, sollten im Hinblick auf ihn eigentlich wirklich verblassen. Die Momente, in denen man so unzufrieden mit diesem Leben war, das einem ja doch irgendwie immer alles geboten hatte, sollten beim Blick auf den Prinzen eines nicht mehr existenten Volkes, im Nichts verschwinden und niemals existiert haben.

Es war eigentlich wirklich einfach Vegeta zu verstehen, nur sträubte sich unser menschlicher Verstand förmlich dagegen diese Möglichkeiten auch aufzunehmen, weil er etwas anderes war. Unser Verstand sträubte sich die Möglichkeiten zu erblicken, die Vegeta bereits beim ersten Hinsehen gesehen hatte und wir flogen im Unwissen dahin, ohne die rettende Leine zu finden, an der wir uns festhalten konnten.

Die uns seine Gründe sagte.
 

"Dann weißt du, wo er jetzt ist?" Ich musste nichts mehr erklären, er wusste es doch sowieso. Son-kun war meine einzige Möglichkeit Vegeta zu finden und ich würde diesen Strohhalm ergreifen, wenn es nötig war um zu ihm zu gelangen.

Wenn Vegeta mir schon aus dem Weg ging, wenn er nicht bereit war mit mir zu reden, dann musste ich zu ihm gehen.

Wenn er meinte wieder einfach gehen zu müssen, dann würde ich hundertmal herkommen und um diese eine Hilfe bitten, nur um endlich zu kriegen, was ich so dringend brauchte - meinen Mann. Einen Mann, der soviel mehr war, als wir alle zu Anfang angenommen hatten.

Tiefgründiger als die scheinbare, oberflächliche Arroganz, mit der uns alle immer auf Abstand halten wollte.

"Natürlich weiß ich das, er versteckt sich nicht. Er hat nur keine Lust sich seinen Problemen zu stellen." Ein Lächeln huschte über die Züge des größeren Saiyajins und er legte mir eine Hand auf die Schulter. Wie war dieser Mann eigentlich bereits am ersten Tag auf die Lösung eines Problems gestoßen, von dem ich zu dieser Zeit noch nicht einmal geahnt hatte, dass es überhaupt eines war?

"Kannst du... mich zu ihm bringen?" Es wäre nur eine Bewegung, eine Sache von Sekunden und ich spürte mein Herz erneut wild in meiner Brust schlagen. Als würde es Anlauf nehmen und einen Salto vorführen wollen, kehrte die Nervosität in meine Knochen zurück und zertrümmerte meine so sorgfältig zurecht gelegten Gedanken, Worte, die ich hatte sagen wollen.

Sie verpufften in der Weite meines Verstandes, während sich die Umgebung auflöste und völlig neu manifestierte...

10.

Ich sah nicht auf und ich musste mich auch nicht umdrehen, als ich die zwei bekannten Auren hinter mir manifestieren spürte. Lediglich zu einer Bewegung ließ mich hinreißen, und die bestand darin die Lippen zur selben Zeit kurz zusammen zu pressen, als sich meine Augenbrauen leicht zusammenzogen.

Ich war nicht dumm, ich wusste in dem Moment, als Bulma das Haus verlassen hatte, auf was es hinauslaufen würde.

Ich wusste es in dem Moment ganz genau, als sie das Haus dieses Idioten ansteuerte und war nicht einmal mehr überrascht, dass es wirklich so gekommen war.

Doch wenn ich könnte, würde ich der Konfrontation aus dem Weg gehen.

Es war nicht meine Art davon zu laufen, wenngleich es im Nachhinein wirklich so aussehen mochte - aber ich war nicht bereit dazu gewesen, hatte meine eigenen Gedanken noch nicht genug geordnet und war selbst noch nicht auf ein Ergebnis gekommen.

Das Ergebnis, die Antwort, wieso ich hier war.

Wieso mich eine mir unbekannte Macht, als ungefährlich einstufte, als einen der Guten sah und mich zurückbrachte, wenn ich doch nur Stunden zuvor eine ganze Tribüne ohne Erbarmen einfach in die Luft gejagt hatte.

Ich begriff es nicht und zum ersten Mal in meinem Leben spürte ich wirklich so etwas wie Reue in mir aufsteigen, in mir festsetzen und ich konnte das Gefühl weder abschütteln, noch wollte ich es haben.

Es verwirrte mich.

Weil ich wirklich nicht hier sein sollte, weil ich ganz woanders sein sollte und am Besten aus dem Gedächtnis aller gestrichen werden sollte.

Aber dem war nicht so.

Es war schlicht und einfach nicht so und wirklich zum ersten Mal begriff ich es nicht. Wollte es vielleicht auch gar nicht verstehen und verrannte mich in meinen Gedanken, die mich nun einmal ganz woanders sahen. Die mich nicht atmen lassen sollten und ein mehr als seltsames Gefühl in mir hinterließen, dass ich nicht einmal wirklich beschreiben konnte.

Es war keine echte Reue.

Es war eher der Zwiespalt in mir selbst, der die Gegebenheiten nicht in Zusammenhang bringen konnte.

Zweifel, ob das wirklich mit rechten Dingen zuging.
 

Weil ich wirklich nicht hier sein sollte.

Ich wusste um die Tatsachen, die mich am Ende meines Lebens schließlich in die Hölle schicken würden und ich konnte sie auch nicht bereuen, wenngleich ich nicht alle von ihnen freiwillig getan hatte. Wenn einige von ihnen nur Befehle waren, die am Ende nichts als Zerstörung und Tod übrig ließen, so hatte auch ich eine Zeit gelebt, in der ich eben diese Zerstörung für etwas genutzt hatte.

Eine Ablenkung.

Nichts weiter als der reine Spaß daran sie leiden zu sehen, so wie ich einst gelitten hatte, aber jetzt spielte es wohl auch keine Rolle mehr.

Ich saß hier und starrte auf den kargen Boden unter mir, nur um mir ihrer Präsenz nur noch bewusster zu werden.

Die Vergangenheit gab es nicht mehr und ich wurde eines Besseres belehrt, als ich versucht hatte sie mir wieder zu holen - weil es einfach nicht möglich war. Ich war ich und ich hatte mich genug verändert um sagen zu können, dass es nichts weiter als ein perfides Spiel gewesen war, in dem Reue einfach keine Rolle spielte.

Nichts weiter, als ein lange gehegtes Ziel zu erreichen, das mir am Ende auch nichts gebracht hatte und nur Zweifel an mir und meiner Kraft, meiner eigenen Stärke übrig ließen.

Was sollte es, es spielte keine Rolle mehr, weil ich noch immer hier saß.

Atmen durfte.

Gedanken hegen konnte, die ich mir niemals erträumt hatte zu hegen.

Ein Leben weiterführen sollte, das ich eigentlich für beendet hielt.

Von meinen eigenen Händen beendet, im reinen Gewissen wenigstens etwas versucht zu haben.

Auch wenn es am Ende nicht funktioniert hatte.

Ich habe es versucht und ich habe für meine Sünden büßen sollen... nur um jetzt hier zu sein und das wieder auf später verschieben zu müssen.

Vielleicht sogar noch mehr ansammeln zu können, damit sich die letztliche Reinigung meiner Seele auch wirklich lohnen würde? Ich wusste es nicht, aber auch hier konnte ich keinen weiteren Gedanken daran verschwenden, während ich die Augen schloss.

Versuchte die Personen hinter mir einfach zu ignorieren, so wie ich es immer tun würde, auch wenn ich selbst wusste, dass das nicht möglich war. Wenn ich selbst spürte, dass ich mich mit ihrem Erscheinen erwartungsvoll angespannt hatte.

Als könne sie mir etwas antun.

Für einen Augenblick war ich wirklich versucht den Kopf zu schütteln, bevor mir der absurde Gedanke förmlich aufdrängte zu lachen. Ein Drang, der so stark war, dass ich ihn nur eisern und mit fest zusammengepressten Kiefern bewältigen und wieder hinunterschlucken konnte, nur um schließlich doch noch leicht den Kopf zu schütteln.

Wie viel Zeit war vergangen?
 

Wann würde sie sich endlich bewegen, wann ihre Fragen stellen?

Wollte sie ewig einfach nur hinter mir stehen und meinen Rücken betrachten, Löcher in meinen Hinterkopf starren, in der irrsinnigen Hoffnung meine Gedanken erraten zu können, meine Zweifel zu greifen und aus mir heraus zu ziehen?

Absurd... es war einfach nur absurd und surreal.

Dieses ganze Leben hier war niemals das gewesen, was ich wirklich haben wollte und doch hatte ich es damals angenommen, weil ich einfach keinen anderen Weg gewusst hatte. Weil ich damals schlichtweg nicht wusste, was ich machen sollte und wohin ich gehen sollte, wenn sich alles, wofür ich bis dahin gelebt hatte, wofür ich so hart gearbeitet hatte, in Luft aufgelöst hatte.

Nicht einmal durch meine eigene Hand.

Dieser Ort hier, dieses Leben hatte ich nur angenommen, weil ich hier warten konnte. Auf Kakarotts Rückkehr um mich zu rächen, nur um es am Ende doch irgendwie niemals getan zu haben - warum? Weil ich insgeheim mehr als nur froh war, dass er mein Leben unter Freezer doch beendet hatte, wenn die Schmach über meine eigene Schwäche nicht so permanent und penetrant tief gesessen hätte.

Aber ich war froh.

Hatte ein Leben, das nicht davon bestimmt wurde mich anderen unter zu ordnen, auch wenn ich hier erst einmal lernen musste, dass sie sich mir auch nicht unterordneten... sondern sie jeden irgendwie gleich bewerteten.

Ein System, das ich so nicht kannte, das ich trotz allem gelernt hatte zu akzeptieren.

Also, wie lange wollte sie noch hier stehen und nichts machen, wie lange auf ihren eigenen Fragen stehen und den Mund geschlossen halten? Wie lange noch darüber nachdenken, wie sie am besten anfangen sollte, nur um doch keinen Anfang zu finden, weil es einfach keinen gab - außer jenen, einfach zu beginnen.

Die Worte auf der Zunge atmete ich einmal tief durch und schluckte sie wieder hinunter, starrte noch immer auf den Boden.

Sie sollte wieder gehen - denn ohne mich wäre uns der ganze Stress eindeutig erspart geblieben.

Diese kleinen Wichte auf dem Raumschiff zu besiegen wäre eine Leichtigkeit gewesen. Langweilig zwar und keine wirkliche Herausforderung, aber es hätte uns eine ganze Menge Stress erspart.

Wo wohl der Knackpunkt meines eigenes Versagens lag... mein Stolz und die Tatsache, dass er es nicht verkraftete, wenn eine Herausforderung einfach keine sein wollte und sich dahingehend etwas anderes gesucht hatte.

Ich zog wartend eine Augenbraue nach oben.
 

"Vegeta." Sie machte einen Schritt auf mich zu und ich hörte, wie Kakarott abhob, spürte, dass er sich von uns entfernte und unweit entfernt wieder zum Stillstand kam. Weit genug entfernt um uns die Privatsphäre zu lassen und doch nahe genug um eingreifen zu können.

Er hatte Anstand, das musste ich ihm lassen.

Eigentlich müsste er nicht bleiben - aber ich sah mich schlichtweg außer Stande mich aufzuraffen und ihn auch wirklich davon zu überzeugen.

Eigentlich müsste er wissen, dass nichts passieren würde, dass ich ihr niemals wissentlich wehtun würde - aber auch hier sah ich mich gerade mit den Bildern der nicht allzu fernen Vergangenheit einfach nicht in der Lage, das auch wirklich so zu bestätigen.

Denn ich hätte es getan.

Weshalb ich einfach sitzen blieb und dabei zuhörte, wie sie einen weiteren, wacklig und unsicher wirkenden Schritt auf mich zumachte, nur um erneut stehen zu bleiben. Ich konnte ihre Unsicherheit bis hierhin spüren, ich konnte ihre Nervosität beinahe greifen, ohne sie dabei ansehen zu müssen und fragte mich nicht zum ersten Mal, wieso das so war.

Ob ich ihr damals wirklich eine solche Angst eingejagt hatte, um ihre sonst so selbstsichere Statur kaputt zu machen und sie in meiner Gegenwart so unsicher werden zu lassen.

"Hier bist du also die ganze Zeit." Selbst ihre Stimme zitterte leicht und ich war versucht zu schnauben, wenngleich es lediglich als leises Knurren in meiner Kehle geformt und in die dunkle Nacht getragen wurde.

Hier war ich, seit nunmehr beinahe zwei Tagen und hatte mich kaum vom Fleck bewegt.

Ich wusste, dass die anderen mich spüren konnten, aber es machte keinen Unterschied für mich, wo ich mich befand - es durfte nur nicht in ihrer Nähe sein. Weil mich genau diese Nähe beinahe genauso unsicher werden ließ, wie sie es gerade wirkte, weil mich die Nähe meiner Familie, die ich eigentlich nicht einmal mehr haben sollte, verwirrte.

In ihren Augen hatte sich nichts geändert.

In ihren Augen war ich nichts weiter als ein Mann und ein Vater, der mitgeholfen hatte die Welt zu retten, der am Ende sogar die rettende Idee an sich hatte. Sie trugen mir nichts nach und waren bereit Fakten fallen zu lassen, nur damit... was?

Wir konnten nicht immer die Augen vor der Wahrheit verschließen.

Nicht immer versuchen das Böse zu übersehen, wenngleich wir alle wussten, dass es unter uns lebte und uns jeden Tag ein Stückchen näher kam.
 

"Wieso bist du nicht... zurück gekommen?" Sie war kein Stück selbstbewusster geworden und ich nahm an, dass sie mit jeder Sekunde, die ich einfach hier saß und nichts machte, nur noch unsicherer wurde. Typisch Mensch und so ließ ich, die Arme auf meinen angewinkelten Knien, den Kopf ein wenig weiter hängen.

Welche Antwort wollte sie hören?

Welche Antwort konnte ich ihr geben, ohne mich dabei selbst zu belügen und ohne dabei zu viel Wahrheit auf einmal preiszugeben?

Ich war doch zurückgekommen. Und nur weil ich nicht bereit war meine langen Tage mit ihnen zu verbringen, machten sie einen solchen Aufstand? Gut, ich verstand, wieso sie selbst verwirrt waren, ich hatte es ja selbst in den Augen Trunks' sehen können, aber... es gab eigentlich kein Aber. Im Grunde konnte ich nur bei der Wahrheit bleiben, auch wenn ich nicht wirklich wusste, wie ich sie in Worte fassen sollte.

Aber wie formulierte man etwas, das man lediglich fühlen konnte und wie bewerkstelligte man diesen Sprung, wenn man genau damit niemals nicht wirklich etwas zu tun hatte?

Ich könnte schreien, frustriert aufschreien und doch biss ich genau dies wieder nur zurück und schluckte es hinunter, bevor es geschehen konnte.

"Vegeta... ich bin nicht hergekommen um Selbstgespräche zu führen." Das war mir mehr als nur klar und ich hörte ihr stumm dabei zu, wie sie einige weitere Schritte machte und schließlich neben mir zum stehen kam.

Seufzte leise, weil ich keine andere Wahl hatte als das hier durchzustehen.

"Also wäre es wirklich schön, wenn du zumindest ein Zeichen von dir geben könntest, das du mir zuhörst." Sie wusste, dass ich das tat, auch wenn ich es niemals wirklich zeigte. Aber sie musste es wissen, hatte es schon immer gewusst, weil es eines der wenigen Dinge war, die ich wirklich tat - ihr zuzuhören.

Sie war nicht dumm, sie wollte mich nur in eine Ecke drängen, an einen Ort zwängen, von dem ich so leicht nicht mehr wegkam.

"Du weißt so gut wie ich, dass ich dir zuhöre." Für einen Augenblick hob ich den Kopf und sah nach vorne, sah in die dunkle Nacht um uns herum und seufzte lautlos.

"Warum antwortest du dann nie?" Einen Seitenblick auf ihre Beine, dann wieder nach vorne. Ein Schulterzucken, und der Hauch eines Grinsens, der sich für einen Sekundenbruchteil auf meine Lippen legte.

"Weil ich meine Zeit nicht mit dieses dämlichen Floskeln verschwenden will. Du hast etwas zu sagen, dann sag es und spiel nicht weiter Verstecken, so wie die letzten Tage auch." Wenn sie dachte, dass ich es nicht gemerkt hatte, dann hatte sie sich geschnitten.

Sie hatte etwas auf dem Herzen und wusste genauso wenig wie ich, wie sie dieses gewisse Etwas in Worte fassen sollte, weshalb sie sich darauf beschränkte es sein zu lassen. Mich stumm zu beobachten und ihren Blick dabei sorgfältig neutral zu belassen, wann immer er sich mit dem meinen kreuzte.

Sie war nicht dumm, aber ich sah es trotzdem.
 

Hatte die Enttäuschung gesehen, die sie mit einem Lächeln verbergen wollte.

Ich hatte die Sehnsucht und die Liebe gesehen, die sie mir trotz allem noch entgegenbrachte und ich hatte gesehen, dass sie selbst Zweifel hegte. An was auch immer, es schien nicht an mir zu sein.

"Na hör mal, du bist doch derjenige, der hier Verstecken spielt!" Ein flüchtiges Grinsen huschte über meine Lippen, denn wir waren immer noch zwei, die dieses Spiel spielen konnten. Wenn sie meinte mich in eine bestimmte Ecke drängen zu wollen, dann schlug ich zurück und am Ende entbrannte ein Wortgefecht, das sich um alles drehte.

Das einzelne Punkte unseres Lebens auseinander nahm und doch nicht das Thema behandelte, das wir eigentlich hatten klären wollen und schließlich hatten wir nichts geklärt.

"Ich verstecke mich nicht, Onna, ich denke nach. Gib mir nicht die Schuld dafür, dass du es einfach nicht drauf hast, meine Aura zu spüren und stattdessen blind durch die Nacht fliegst." Und auf Kakarott zurückgreifen musst, der noch immer irgendwo entfernt stand und wartete.

Worauf auch immer.

"Das müsste ich ja auch nicht machen, wenn du ein wenig mehr Zeit zu Hause verbringen würdest!" Da, wo sie mich finden konnte, da wo sie mich gleich in die Zange genommen hätte... nein, sonst hätte sie es vor Tagen schon gemacht, als wir uns zufällig in der Küche über den Weg gelaufen waren.

Ein zu Hause, das es nicht mehr geben sollte und ich zog die Augenbrauen wieder zusammen, sah nach unten auf den Boden, weil mir die Dunkelheit doch auch keine Antworten liefern konnte.

Die Stille war vorüber - sie hatte mich damals nicht angesprochen, nicht so direkt angesprochen, weil sie sich selbst noch nicht sicher gewesen war.

Diese Unsicherheit in ihren eigenen Gedankengängen musste einer Erkenntnis Platz gemacht haben, denn sonst stünde sie nicht hier, sonst hätte sie nicht all das in Kauf genommen.

"Oder du einfach ein wenig mehr Talent dafür hättest." Es war unfair und ich wusste das, weil sie schon soviel mehr auf die Beine gestellt hatte, als der Großteil dieses beschissenen Landes zusammen. Es war einfach nicht fair, aber ich musste mir Luft verschaffen und versuchen, das Unausweichliche noch ein wenig hinaus zu zögern, auch wenn das wieder nicht meine Art war.

Weil ich alles für sie tun würde.

Weil ich mich für sie, für meine Familie regelrecht geopfert hatte und genau dieser Gedanke es war, der meine zuvorigen Beweggründe erneut in Frage stellte.

Sie in dunkle Schatten hüllte und die Nacht gleich vor mir verschleierte.

Ich verstand mich selbst nicht mehr, wusste einfach nicht mehr wieso ich diese dumme Gelegenheit damals am Schopf gepackt hatte.

Wieso ich so erpicht darauf gewesen war ein wenig mehr Kraft zu sammeln, wenn alles, was ich damit erreicht hatte, doch nur Zerstörung war.
 

"Ich bräuchte das Talent nicht, wenn du nur ein wenig mehr wie alle anderen wärst." Und meine Augenbrauen zogen sich nur noch ein wenig mehr zusammen, während sich ein lautes Knurren in den Tiefen meiner Kehle bildete. In meinem Brustkorb vibrierte und ihr eigentlich sagen sollte, dass sie es nicht zu weit treiben sollte, dass hier und jetzt bereits eine Grenze dabei war überschritten zu werden.

Denn ich war nicht wie alle anderen, wollte es niemals sein!

Doch sie verstand, ich sah es an dem halben Schritt, den sie von mir weg machte, bevor ihr leises Seufzen an meine Ohren drang. Die Stille der Nacht durchschnitt und mein Knurren mit sich nahm, das mit einem Mal ziemlich überflüssig gewesen war.

Aber manchmal brauchten wir keine Worte.

Manchmal verstanden wir uns auch so und ich war froh um diesen Umstand.

"Es tut mir leid. Ich weiß das." So wie jetzt. Unausgesprochene Worte formten sich meist nur im Geist und doch hatte sie es verstanden, auf die Worte reagiert und geantwortet, ohne dass ich den Mund auch nur öffnen musste.

Wieso wollte sie dann reden?

Welche Dinge klären, die ich selbst für mich noch nicht geklärt hatte?

"Können wir jetzt ernst werden und diese Floskeln lassen?" Als wäre ich derjenige, der damit begonnen hatte... und doch nickte ich nur leicht auf ihre Frage hin und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie sie den halben Schritt wieder zurück kam, nur um sich am Ende neben mich zu setzen.

In die Nacht zu starren, so wie ich es die ganze Zeit schon getan hatte und es ihr nun gleichtat.
 

Es hatte keinen Sinn mehr, es noch weiter hinausschieben zu wollen.

"Also..." Sie wurde wieder nervös. Verhakte ihre Finger in den Stoff ihres Rockes und biss sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit sogar auf die Unterlippe, weil sie begonnen hatte und nicht wusste, wie sie den Satz zu Ende führen sollte.

Ich würde ihr nicht helfen, weil ich zwar wusste, auf was sie hinaus wollte... es im Grunde aber immer noch verhindern wollte.

"Son-kun hat mir gesagt, dass ich dir Zeit lassen soll, aber um ehrlich zu sein habe ich genug gewartet. Habe lange genug dabei zugesehen, wie du dich mehr und mehr zurückziehst, anstatt das zu machen, was vielleicht richtiger gewesen wäre." Ihre Stimme zitterte und klang zur gleichen Zeit so fest, als hätte sie sich diese Worte bereits seit Tagen zurecht gelegt, als würde sie sie immer wieder im Geist durchgehen und jetzt endlich perfektioniert aussprechen können.

Ich verengte die Augen, starrte nach vorne und schluckte, weil ich spürte, dass mir dieses Thema weniger und weniger gefallen würde.

"Was soll das heißen?" Zeit schinden, ich wusste ganz genau, was sie meinte.

Was mir weniger gefiel war, dass Kakarott auch noch mitmischte, wenngleich ich von Anfang an gewusst hatte, dass er mitspielen würde. Das er es durchschaut hatte, bevor ich es selbst würde und es schon gespürt hatte, als wir noch zusammen gekämpft hatten.

Dieser Kerl besaß eine Intelligenz, die alles andere als gut für ihn war.

"Das soll heißen, dass ich nicht länger warten werde. Entweder wir klären hier und jetzt was Sache ist, oder..." Sie wusste es nicht.

Sie wusste, dass sie mich nicht zwingen konnte, sie wusste aber auch nicht, was sie sonst aufführen sollte. Es hatte keinen Sinn es zu versuchen, aber am Ende wusste sie wahrscheinlich genauso gut wie ich, dass ich es ihr auf die eine oder andere Weise sagen würde.

Nicht mit Worten vielleicht, aber sie würde es verstehen.

Gefühle und Worte passten meiner Meinung nach einfach nicht zusammen, sie erklären zu wollen war ein Buch mit sieben Siegeln für mich und ich hatte auch nicht vor es zu öffnen und es zu versuchen. Wozu auch, wenn Blicke oder Taten manchmal viel mehr sprechen konnten?
 

"Wenn du denkst, mir ein Ultimatum stellen zu können, dann ist das hier schneller beendet, als dir lieb wäre." Gemeinsam mit meinen Worten vibrierte ein leises Knurren im Unterton meiner Stimme, um ihr unmissverständlich klar zu machen, dass ich schlichtweg nicht bereit war, das zuzulassen.

"Das habe ich nicht vor, Vegeta." Und sie ließ sich keineswegs davon beeindrucken, lebte schon viel zu lange mit mir und meinen Marotten zusammen, um mich vollends durchschauen zu können. Um sich sicher zu sein, dass sie wirklich und wahrhaftig keine Angst vor mir und meinen tonlosen Drohungen haben musste.

Es war zum verzweifeln.

Wann war ich so durchschaubar für sie geworden?

"Dann sag endlich, was du wirklich willst." Ich wollte es eigentlich gar nicht, hatte etwas anderes sagen wollen, nur damit diese Worte am Ende doch aus meinem Mund kamen und mir selbst den Wind aus den Segeln nahm.

Frustriert schnaubte ich auf, schloss für einen Moment die Augen, weil ich ihren Seitenblick auf mir spüren konnte.

Ihre Sorge um mich und diese Familie förmlich greifen und wusste, dass ich selbst daran Schuld war.

Wieder einmal.

"Es ist ganz einfach, weil ich es schon einmal gesagt habe." Eine kurze Pause, in der ihre Worte in mich eindringen und Wirkung zeigen sollten, während ich wieder stur nach vorne sah und versuchte sie auszublenden.

Was gar nicht so einfach war, wenn man es nicht konnte.

"Ich will wissen, was los ist. Was dir, seit unserer Rückkehr, so sehr auf der Seele liegt, dass du dich förmlich von uns fernhältst. Und jetzt komm mir nicht wieder damit, dass es nichts ist, weil ich es dir ansehen kann, weil ich es fühle und weil ich es ganz einfach nur weiß!" Ich konnte ihr nichts mehr vormachen und sie hat sich wahrscheinlich in ihrem Leben schon oft genug selbst auf die Zunge gebissen, um das Thema endlich ruhen zu lassen. Aber wenn es um mich ging, war sie wirklich schlecht darin, konnte sie ihren verdammten Mund nicht halten und musste es doch oft genug tun, weil ich einfach nicht bereit war, es ihr zu sagen.

Ich schnaubte und war ein weiteres Mal versucht aufzulachen.

Das Absurde an der ganzen Geschichte war, dass ich es war, der letzten Endes ausgequetscht wurde.

Das wirklich Abstruse an der ganzen Sache war, dass ich nicht einmal mehr die Lust hatte davor wegzulaufen und einfach an Ort und Stelle sitzen blieb, wenngleich es mir mit jeder Faser meines Körpers zuschrie, dass ich es nicht sollte.

Dass ich gehen sollte.
 

"Du gibst nicht auf, was?"

Das war nicht ich selbst und ich wusste es selbst. Es war einfach nicht die Art, die ich sonst an den Tag legte, die alte Haltung, die ich sonst immer versuchte zu wahren und selbst ich merkte, das meine Stimme etwas weiches angenommen hatte.

Einen sanften Unterton, der trotz allem traurig klang, selbst in meinen Ohren.

Aber ich kam nicht umhin genau das zu spüren, kam nicht umhin mir selbst einzugestehen, dass mich der Wandel der Zeit ein wenig traurig machte, auch wenn das nicht der Sinn der Sache war. Wenn ich eigentlich glücklich sein sollte hier zu sein und diese Chance erhalten zu haben...

Es war jene schwere Melancholie, die damit einher kam sich einzugestehen, dass man etwas falsch gemacht hatte.

"Nein, und du weißt so gut wie ich, dass ich es dieses Mal wirklich nicht werde. Versteh mich nicht falsch, Vegeta, es ist und bleibt dir überlassen, ob du mir antwortest oder nicht, aber..." Sie suchte nach Worten und ich hatte nicht vor sie dabei zu unterbrechen.

Kakarott irgendwo im Hintergrund hielt sich bedeckt, war aber noch immer anwesend und ich begann mich zu fragen wieso.

Begann mich zu fragen, wie viel er wirklich wusste, ahnte.

"... aber ich habe keine Lust dabei zuzusehen, wie meine Familie wegen irgendwas auseinander bricht, von dem ich nicht einmal weiß, was es ist. Ich habe wirklich keine Lust mich zu fragen, an was es liegen könnte, wenn die Antwort so leicht zu erreichen wäre." Wieder eine Pause und doch wusste ich, dass es noch nicht vorbei war, dass sie noch nicht fertig war.

Das Schlimme war, dass ich es wusste. Dass ich es ebenfalls spüren konnte und wiederum wusste, dass ich der Auslöser für all diese Veränderungen war.

Wir waren niemals eine Familie wie jede andere auch, aber ich war immer gut damit gefahren. Hatte mich irgendwie damit abgefunden und war sogar glücklich damit, dass Bulma es ebenso hielt. Jetzt dabei zuzusehen, wie alles irgendwie ineinander zusammenfiel und es nicht einmal erklären zu können, war wie ein Faustschlag in die Magengrube, ein Ki-Blast direkt ins Hirn.

Es konnte die Gedanken auch nicht zu Worten formen.

"Du müsstest sie mir nur sagen." Und ich spürte ihren Blick auf mir, auf meinem Gesicht und ihre suchenden Augen, die sich versuchten in mich zu bohren und mein Herz zum rasen brachten. Entgegen jedem Versuch keine Reaktion von mir zu geben, schaffte ich es einfach nicht, schluckte erst und presste dann die Lippen für einen Moment zusammen.

Nahm einen tiefen Atemzug und wünschte mich irgendwohin, wo diese wissenden Augen es nicht sehen könnten.
 

Schluckte erneut und versuchte die aufsteigende Nervosität damit zu kompensieren, dass ich meine Hände zu Fäusten ballte und wieder nach unten auf den Boden blickte.

Aber sie hatte es gesehen, hatte jede meiner Bewegungen in sich aufgenommen und die Erkenntnis brachte mein Herz nur noch wilder in meiner Brust zum schlagen. Ließ es hart gegen meine Rippen stoßen, während sich dieser unmissverständliche Knoten in meinem Hals formte und eigentlich verhindern wollte, dass ein Wort auf dem Weg von meiner Kehle zu meinen Lippen geformt wurde.

Sie nicht nach außen dringen lassen wollte.

Und doch öffnete ich den Mund, zögerte und schluckte abermals, nur damit sich dieser Knoten weiten konnte.

Mein eigenes Unwohlsein in unermessliche Höhen steigen ließ, wenngleich ich wusste, dass es das eigentlich nicht musste. Auch wenn ich wusste, dass ich schlicht den Mund öffnen und diese paar Worte sagen musste, so waren sie mir in diesem Moment wieder entfallen, wollten sich nicht finden lassen und ließen mich konzentriert die Augenbrauen zusammenziehen.

Sie hatte mich.

Sie hatte mich an der Stelle, an der es kein Entkommen gab, in die Ecke gedrängt wie ein Reh im Scheinwerferlicht, gab es einfach kein Entkommen.

Der Aufprall würde folgen.

Die Frage war nur, wie ich ihn überstehen würde.

Wie ich ihn formulieren sollte.

Ein letztes Mal leckte ich mir über die so plötzlich staubtrockenen Lippen, nur um am Ende doch den Blick wieder zu heben, mein Herz mit einem letzten tiefen Atemzug zu versuchen zu beruhigen und die Fäuste ein wenig fester zu ballen.

Gefühle waren einfach nicht meine Sache.

Ein aussichtsloser Kampf, bei dem die eigene Stärke wirklich rein gar nichts zählte.

So wandte ich den Kopf, damit ich ihr in die Augen sehen konnte, nur damit mein Herz in diesem Augenblick zum Stillstand kommen konnte...

... weil alles, was mir entgegen sprang, reine Sorge und die Liebe war, die mich den Mund ein weiteres Mal automatisch öffnen ließ.

11.

Ich hatte gesagt, was ich sagen musste.

Was ich fühlte sagen zu müssen und konnte nun nur noch warten.

Ihn erwartungsvoll ansehen und warten, während ich automatisch, ohne es wirklich selbst zu bemerken, vor lauter Spannung meine Lippen fest zusammenpresste. Ich musste mich wirklich irgendwie unterbewusst dazu zwingen sie nicht zwischen meine Zähne zu ziehen und darauf herum zu kauen, bis ich Blut schmecken würde.

Ich musste mich irgendwie beruhigen und spürte doch nur mein wild schlagendes Herz hinter meiner Brust, so dass ich einen tiefen Atemzug nahm und doch nicht wusste, was ich machen sollte.

Wie ich diese unendliche Spannung aushalten sollte, die sich so schwer über uns gelegt hatte und meinen Herzschlag zu einem wahren Stakkatotanz mit unregelmäßigem Takt machte. Ich wusste nicht, wie ich es aushalten sollte, wenn es sich anfühlte, als würde es jeden Moment vor Spannung, vor schier unerträglicher Neugier aus meiner Brust springen wollen.

Sie war einfach nur beißend.

Diese angespannte Neugier auf die Worte, die vielleicht folgen sollten, war einfach nur beißend und krallte sich in meinen Eingeweiden fest, so dass ich meine Hände ihm gleich anspannen musste, um ihr leichtes nervöses Zittern nicht mehr spüren zu müssen.

Und doch waren sie schweißnass.

Ich schluckte, weil sich nach meinen wenigen Worten, die doch so viel bedeuteten und alles zerstören oder gar richten konnten, der alte Kloß erneut in meinen Hals gesetzt hatte. Mit seinen scharfen Kanten versuchte ihn von innen heraus aufzuschlitzen und ein Gefühl trockener als die Wüste hinterließ, in der nicht einmal ein Monsun für Abhilfe sorgen konnte.

Alles, was ich machen konnte, war Vegeta anzusehen.
 

Ihm in seine dunklen Tiefen zu sehen und die Antwort doch darin schon zu erkennen, ohne dass er sie überhaupt in den Mund nehmen musste. Ich wusste sie schon so lange, kannte die Antworten auf meine eigenen Fragen schon so lange und hatte sie doch nur unterbewusst wahrgenommen.

Weil ich immer wieder gehofft hatte, dass er freiwillig zu mir kam.

Aber er hegte Zweifel und war es schlichtweg einfach nicht gewöhnt, sich selbst in Frage zu stellen und zumindest konnte ich mit diesem Gedanken einen kleinen Teil seines abweisenden Verhaltens erklären. Konnte es mir schön reden und weiterhin diese vage Hoffnung hegen, solange er mir nicht antworten würde.

Was er letztlich noch immer nicht getan hatte.

Meinen Puls nur noch weiter in die Höhe trieb und die Sekunden zu Minuten anwachsen ließ, während sich mit jeder einzelnen von ihnen meine eigene Nervosität verdoppelte, so wie ich in seinen Augen erkennen konnte, dass es ihm nicht besser erging.

Ich war versucht zu lächeln.

War wirklich versucht zu lächeln und die ganze Sache einfach zu begraben.

Sie zu vergessen und von vorne zu beginnen.

Aber dieses eine Mal wollte ich wirkliche und ehrliche Worte hören, so dass ich mir dieses Lächeln unter all meiner verbliebenen Kraft wieder verdrängte und ihn einfach nur ansah, so wie er mich ansah.

Ausdruckslos, wohl behütete Gedanken, die ich doch in jedem seiner dunklen Augen lesen konnte, als hätte ich schon vor langer Zeit das Siegel zu diesem Buch gebrochen.

Was ich wahrscheinlich sogar hatte, ich wusste es nicht.

Aber so lange sich dieser Moment bereits zog, so wenige Bewegungen und Geräusche machte Vegeta.

Den Mund noch immer um wenige Millimeter geöffnet erschuf er ein Bild der völligen Hilflosigkeit, das so einfach nicht zu ihm passen wollte. Genauso wenig zu ihm passte wie die so plötzlich aufgetretenen Selbstzweifel, die ich einerseits verstehen konnte und auf der anderen Seite einfach nicht begreifen wollte.
 

Das war nicht Vegeta, so war er nicht.

"Du... musst schon etwas sagen.", flüsterte ich gegen das leise Rauschen des Windes an, der mir mit einem Mal viel kälter vorkam, als es noch vor Minuten der Fall gewesen war, wohl wissend, dass ich mit meinen eigenen Worten eine Katastrophe für mich hervorrufen könnte. Dass ich den Moment brach und er sich am Ende völlig verschloss, sich abwandte und mir nichts mehr geben wollte. Weder eine Antwort, noch irgendein anderes Zeichen, das ich in seinem Gesicht hätte ablesen können.

Ich schluckte schwer, versuchte den kantigen Felsen in meinem Hals irgendwie zu bekämpfen und scheiterte hier genauso kläglich wie an meinem Puls, der noch immer in ungeahnten Höhen schwelgend, sich einfach nicht beruhigen wollte. Ein weiteres Rauschen in meine Ohren brachte, das den des Windes um Längen schlagen könnte, wenn ich mich darauf konzentriert hätte.

So aber hatte ich nur Augen für ihn.

Für die winzige Bewegung die er machte und die mir ein weiteres Mal einfach nur ein breites Lächeln auf die Lippen zaubern wollte, so dass ich es vehement ein weiteres Mal nach hinten schieben musste.

Vegeta schloss den Mund.

Mehr nicht.

Nur diese eine einzige Bewegung, die nicht mehr als ein paar Muskeln in seinem Gesicht bewegte, bevor ich ihn schlucken sehen konnte. Eine genauso schwere Bewegung wie sie sich bei mir selbst anfühlte und erneut presste ich die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen.

Ich musste mich beruhigen.

Musste mir selbst sagen, mir selbst gut zureden, dass es ein gutes Zeichen war, dass er mich noch immer ansah. Sich noch nicht abgewandt hatte und mir stattdessen so offen ins Gesicht starrte, dass jedem anderen Menschen unter diesen Blick mehr als nur mulmig geworden wäre.

Intensiv musternd, nach einer Wahrheit suchend, die nur Vegeta kannte und die ich ihm versuchte zu gewähren, indem ich schlichtweg an das Gute in ihm glaubte. Ihn sehen lassen wollte, wie sehr ich ihn, trotz all seiner Fehler, trotz all seiner Verfehlungen noch immer liebte und dass ich ihn einfach nicht gehen lassen würde, egal welche Worte er mir vorzutragen hatte.

Ich hatte ihn gewählt, so wie er mich gewählt hatte und ich hatte einfach nicht vor ihn wieder gehen zu lassen.

Würde ihn nicht gehen lassen können, weil es mir schlichtweg mein Herz zerbrechen würde - weil sich genau dieser Gedanke wie der größte Fehler anhörte, den ich machen könnte.
 

Hatten wir etwa umsonst soviel durchgemacht?
 

Ich merkte erst, dass ich diese Worte laut ausgesprochen hatte, als sich seine Augen für einen Augenblick weiteten, mich mit einer noch intensiveren Vehemenz anstarrten, als sie es ohnehin taten, bevor sie sich für den Bruchteil eines Wimpernschlages zur Seite schlugen.

Nur ein Augenblick.

Ein Bruchstück eines Herzschlages, der nicht einmal gezählt werden konnte, der mir nicht einmal aufgefallen wäre, würde ich ihn nicht bereits so gut kennen.

Und nun legte sich doch das Lächeln auf meine Lippen, weil ich es einfach nicht mehr aufhalten konnte, weil sein Blick Gold wert war und ich ihn einfach nur liebte. Nun lächelte ich, weil er es war, der dieses Lächeln hervorzurufen wusste und ich es am Ende wirklich nur für ihn lächelte.

Für niemanden sonst würde ich es tun. Nicht einmal Trunks bekam diese ehrliche Sorte eines Lächelns, in dem alles steckte, was ich zur Zeit empfand, während ich dennoch peinlich berührt feststellen musste, dass es wahrscheinlich die einzigen und letzten Worte waren, die ich sagen musste.

Weil es die ehrlichsten gewesen waren.

Weil sie mir aus dem Herzen sprachen, ohne dass ich dafür meinen Verstand hätte gebrauchen müssen, ohne dass ich dazu einen einzigen weiteren Gedanken verschwenden hätte müssen.

Ehrlichkeit in ihrer reinsten Form, die ich nicht mehr verbergen wollte, gar konnte.

Ich hatte keine Angst mehr, dass er gehen würde, weil ich aus einem sonderbaren Bauchgefühl heraus wusste, dass er es nicht machen würde.

Woher die Erkenntnis kam?

Wahrscheinlich genau daher, wo die andere Erkenntnis bereits hergekommen war. Wo der Knackpunkt der ganzen Anstrengungen und Überlegungen lag und den ich selbst nicht finden, nicht beschreiben konnte. Nur ein vages Gefühl, das trotz allem soviel Ehrlichkeit und soviel Durchsetzungsvermögen besaß, dass ich es einfach nicht aufhalten konnte.
 

"Haben wir uns wirklich gefunden, damit am Ende ein einziger Fehler ausreicht, um all das wieder loszulassen?", fragte ich ihn leise und beobachtete, wie er nun seinerseits seine Lippen zusammenpresste. Wie seine Augen ein weiteres Mal zur Seite huschten und er versuchte meinem Blick auszuweichen, weil er nicht wusste, was er machen sollte.

Seine Art mit diesen Dingen umzugehen - Vegetas ganz eigene Art Dinge zu ertragen, die er früher nicht einmal kannte und die ich erst in sein Leben gebracht hatte.

Ich erwartete keine lieben Worte oder gar Schmeicheleien aus seinem Mund, ich erwartete auch keine Liebesschwüre, die er wahrscheinlich sowieso niemals über seine Lippen bringen würde. Das war nicht sein Ding und ich konnte es wirklich verstehen, wenn man in Betracht zog, wo er wirklich herkam, wie sein Leben am Ende ausgesehen hatte.

Alles was ich wollte, war seine eigene Art der Ehrlichkeit, die sich selbst versteckt hinter einem Schwall von Schimpfworten befinden konnte, von denen ich wusste, dass er nicht ein einziges wirklich so meinte, wie er sie sagte.

Nein, ich erwartete nichts von ihm, was eine normale Frau von einem normalen Mann verlangen würde, weil wir beide eben nicht normal waren. Diese ganze Beziehung, die nun schon so lange anhielt, hatte niemals etwas wirklich Normales besessen und wenn ich ehrlich mit mir selbst war, dann wollte ich das auch gar nicht.

Ich wollte nur, dass es ihm gut ging.

Wollte nur, dass er bei mir war und mich manchmal von einem ungewollten Abenteuer zum nächsten verschleppte, während er meine Penetranz verfluchte und dennoch immer ein Auge auf mich hielt. Ich wollte nur, dass ich mir keine Sorgen um ihn machen musste, wenn nicht mal wieder irgendein Geisteskranker die Erde an sich reißen oder zerstören wollte und ich wollte... ich wollte und wünschte mir wirklich von ganzem Herzen, dass es ihm einfach gut ging.
 

Ich wollte ihn.

Einfach nur ihn, so wie er war, mit all seinen Macken, all seinen Kanten und Ecken und nicht einen jener weichgespülter Männer, die nicht einmal mit mir mithalten konnten.

"Vegeta.", sagte ich und sein Blick manifestierte sich erneut auf meinem Gesicht, sprang von meinem rechten zum linken Auge und wieder zurück, nur um noch immer nach etwas zu suchen, das ich nicht bestimmen konnte.

Vielleicht musste ich es auch gar nicht.

"Soll es wirklich so zu Ende gehen? Hast du vor die letzten Jahre einfach so zu vergessen, weil du nicht vergessen kannst, was du gemacht hast?" Ich schluckte selbst einmal schwer und beobachtete die gleiche Geste bei ihm, während seine Augen einen Ausdruck annahmen, den ich nicht sofort bestimmen konnte.

Der mir trotz allem einen kalten Schauer den Rücken hinunter jagte und gemeinsam mit dem leichten Wind der stillen und dunklen Nacht eine Gänsehaut auf meinen Armen bildete. Es tat mir im Herzen weh, es tat mir einfach nur in der Seele weh diesen hilflosen Ausdruck in seinem Gesicht betrachten zu müssen, aber das würde mich auch nicht davon abhalten weiter zu machen.

Und wie ich gehofft hatte, wie ich es wirklich im tiefsten Inneren meiner Seele gehofft hatte, schüttelte er kaum merklich den Kopf.

Hätte ich nicht genau hingesehen, hätte ich es wahrscheinlich nicht einmal bemerkt, so aber trieb es mir lediglich ein kurzes Lächeln auf die Lippen, das genauso flüchtig schien wie meine eigene innere Freude, weil ich wusste, dass es noch nicht vorbei war.

Dass es noch nicht aus der Welt geschafft war.

Und weil ich wusste, dass auch diese kleine, kaum sichtbare Bekenntnis noch lange nicht ausreichen würde um seine eigenen Zweifel zur Seite zu räumen, um von vorne zu beginnen - so wie ich es eigentlich vorgehabt hatte. Es reichte aber auch nicht, um dort weiter zu machen, wo wir aufgehört hatten, weil wir das nicht konnten.

Weil Vegeta es nicht konnte.

Und in diesem einen Moment wurde mir wieder einmal klar, wie viel in diesem Mann wirklich steckte.

Wie viel in ihm hauste, ohne dass er es selbst ahnte, ohne dass er es wusste und ohne dass es jemand wirklich wahrnahm. Er fühlte so viel - aber sein Leben hatte ihm gelehrt, dass genau das nichts Gutes war; sein Leben hatte ihm gelehrt, dass eben jene Gefühle seinen Untergang bedeuten konnten.

Es war so lange her... so verdammt lange... und doch bestimmte diese eine dunkle, schwarzgraue Erkenntnis noch immer sein Leben. Stimmte mich traurig, wenngleich ich gelernt hatte damit zu leben.
 

Mein Mund öffnete sich erneut, aber der Blick, den er mir zuwarf, ließ mich innehalten und ihn wieder schließen, bevor auch nur ein Wort meine Lippen hätte verlassen können.

Er wirkte wirklich... so verloren.

In dieser Welt, in der er eigentlich niemals wirklich Fuß fassen konnte, schien ich die einzige Konstante zu sein, die er sich jemals eingestehen wollte und wieder war es, als würden mir meine eigene Gedanken den Boden unter den Füßen wegziehen wollen. Denn in dieser Welt, in der er niemals glaubte etwas zu werden, in der er eigentlich schon vor so vielen Jahren verloren wirkte und nicht mehr hätte hier sein sollen, saß er vor mir und hielt diesen traurigen, zweifelnden Blick, der mich zum schlucken brachte.

Aber ich liebte ihn und ich hatte ihm schon immer zeigen wollen, dass es sich lohnte - sich lohnte es zumindest zu versuchen.

Also ließ ich dieses eine Mal meine Lippen geschlossen und beschloss stattdessen auf Gesten zu setzen. Einen Blick, den er nicht missverstehen konnte, während mein Herz erneut in meiner Brust zu hämmern begann.

Weil ich Angst hatte.

Wirkliche und ehrlich Angst dieses eine Mal zu versagen, wenngleich das eigentlich nicht möglich war.

Eine tiefe Angst, die ich weder abschütteln konnte, noch offen zeigen wollte und so holte ich tief Luft, während ich mir einen letzten Ruck gab.

Was hatte ich schon zu verlieren?

Im Grunde konnte ich doch nur gewinnen.

Konnte sein Herz ein weiteres Mal für mich gewinnen und seine Zweifel zur Seite schieben, konnte es schaffen, dass er sie vergaß und sich stattdessen dem Aufbau, dem Ausbau dieses Lebens widmete, weil er es verdient hatte.

Das und nichts anderes.
 

So hob ich die Hand und ließ sie für wenige, wichtige und lange Sekunden zwischen uns in der Luft schweben, bevor ich mich förmlich dazu zwang ein Lächeln auf meine Lippen zu bringen, auch wenn mir eigentlich gar nicht danach war. Wenn ich tief in meinem Inneren eine Panik fühlte, die das alles hier zerstören könnte und doch war ich gewillt alles, wirklich alles dafür zu tun, dass sich diese unerklärliche Spannung zwischen uns in Luft auflöste.

"Bulma..." Seine plötzlich auftretende Stimme, die die Stille mit einem Mal so sehr zerschnitt, erschrak mich derart, dass ich meine Hand für einen Augenblick zu mir zurückzucken ließ. Sie war so leise und doch kräftig genug, um jede in ihr mitschwingende Emotion wahrzunehmen und es schnürte mir die Kehle zu.

Ließ mich einen abgehackten Atemzug nehmen, ihm erstaunt, beinahe erstarrt in die Augen schauen. Mit den meinen flehen, dass er doch bitte weiterreden sollte, dass er einfach sagen sollte, was ihm auf dem Herzen lag, was ihm auf der Zunge lag - egal um was es sich dabei handeln könnte.

Aber Vegeta tat es nicht.

Schluckte nur noch einmal und wandte sich ab, so dass ich gezwungen war, meine zuvor begonnene Handlung wieder aufzunehmen und die Hand ein weiteres Mal ein wenig zu heben. Meinen schnellen Puls durch meine Adern, durch meine Fingerspitzen kribbeln zu spüren und zu versuchen mein schnell schlagendes Herz wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Sinnlos.

Bei diesem schmerzlichen Anblick, bei dieser Person genau vor meinen Augen, war es einfach nur ein sinnloses Unterfangen und ich wusste es, bevor ich damit überhaupt begonnen hatte.

Was hielt mich eigentlich so lange auf?

Wieso zögerte ich noch, wenn ich mir in meinem Inneren doch so sicher war?

Warum tat ich nicht einfach, wofür ich hergekommen war?
 

Warum Vegeta?

Wieso warst du so sehr am zweifeln mit dir selbst und hast mich damit angesteckt?

Aber ich kam nicht umhin als diesen Gedanken, diese eine elementare Frage mit einem Lächeln nach hinten zu schieben, damit ich mich ihr später noch einmal widmen konnte, während ich endlich das tat, was ich von Anfang an vorgehabt hatte.

Meine Hand auf seine Wange legte, die sanfte Wärme seiner Haut spürte, die selbst noch hier so unverwechselbar schien, wie beinahe alles an dieser einen Person, die mehr als nur mein Herz gestohlen hatte.

Und er sah mich wieder an.

Richtete seinen beinahe überraschten Blick wieder auf mich und starrte mir in die Augen, suchte noch immer nach seiner Antwort. Ob es dieselbe von zuvor war, wusste ich nicht, aber ich hoffte, dass ich sie ihm dennoch geben konnte.

Egal wie sie aussehen mochte, egal nach was er suchte.

Es spielte schlichtweg keine Rolle mehr für mich, solange ich ihn sehen konnte, auch wenn das bedeutete, dass ich zeitgleich mit ihm Schmerzen leiden würde. Wenn es bedeutete, dass ich mit ihm in Zweifeln versank, die ich einfach nicht verstehen konnte und auch wenn es bedeutete, dass er sich vielleicht nicht so entscheiden würde, wie ich die ganze Zeit schon hoffte.

Wichtig war, ihn zu spüren.

Seine Wärme über meine Hand in mich aufzunehmen, das Arbeiten seiner Wangenmuskulatur zu spüren.

Zeit, so erkannte ich ein weiteres Mal in meinem Leben, spielte einfach nur eine untergeordnete Rolle. Zeit war nicht wichtig, wenn ich sie mit dieser Person, mit diesem einzigartigen Saiyajin verbringen konnte. Sie zog sich endlos dahin und war doch immer viel zu kurz, um sie wirklich so genießen zu können, wie ich es gerne wollte.
 

Leicht begann ich mit dem Daumen kleine Kreise zu beschreiben und war dabei so unendlich froh, dass er sich nicht wieder abwandte. Dass er mich noch immer ansah und seinen Blick standhaft auf dem meinen hielt, nur damit ich die Bewegungen seiner Muskeln noch immer an meiner Hand spüren konnte.

Ich lächelte.

Konnte nicht anders als zu lächeln, weil es das war, was ich immer haben wollte - vielleicht schon vom ersten Moment an, als er damals Fuß in mein Haus gesetzt hatte. Vielleicht hatte er auch schon viel früher eine gewisse Anziehung auf mich ausgeübt, ich wusste es im Nachhinein einfach nicht mehr, es spielte aber auch keine Rolle mehr.

Weil nur dieser Moment zählte.

"Willst du das alles wirklich wegwerfen, nur weil du nicht loslassen kannst." Meine Tonlage beschrieb keine Frage, wenngleich es eigentlich eine gewesen war und ich sah, wie sich erneut seine Lippen öffneten, nur damit sie sich bei der nächsten Bewegung meines Daumens wieder schlossen.

Ich konnte ihn nur mögen, konnte diese unbeholfene Art mit Gefühlen umzugehen, einfach nur lieben.

"Willst du wirklich all das wegwerfen, weil du zweifelst." An was auch immer, weil er noch immer keinen Grund hatte es zu tun. Weder an mir, an der Situation an sich oder gar an sich selbst.

Und er schloss die Augen, nachdem er sie ein weiteres Mal kurz zur Seite hatte schweifen lassen, nur um zu meinem Gesicht zurück zu kehren. Schloss sie für den Bruchteil eines Herzschlages, der hart in meiner Brust trommelte und schwer gegen meine Rippen schlug.

Sah mich an und schüttelte den Kopf.

Eine Bewegung, die ich mehr spürte, als dass ich sie sah, aber sie genügte mir.

Reichte aus, um mein Lächeln wachsen zu lassen, um neue Liebe wie ein Fegefeuer durch meine Adern zu jagen, alles einzunehmen und jeden klaren Gedanken zu verbannen, nur um sie in neuer Schärfe zu mir zurück zu bringen.

"Du musst nicht zweifeln.", führte ich weiter und hoffte dabei einfach nur inständig, dass ich die richtigen Worte traf. Worte, die ihn nicht sofort von mir lösen ließen, Worte, die ihn an Ort und Stelle hielten und nachdenken ließen. Die er aufnehmen konnte, um zu erkennen wer er wirklich war.
 

"Schon gar nicht an dir selbst." Und er schluckte schwer, weil es ein endlos großer Kloß sein musste, der sich in seinem Hals festgesetzt hatte. Weil er die Worte zwar gehört hatte und sie wahrscheinlich einfach nicht begreifen konnte - ich sah es an seinen Augen, die sich ein weiteres Mal leicht weiteten, bevor sie sich verengten und ich das Gefühl bekam, vielleicht doch etwas Falsches gesagt zu haben.

Aber er blieb, zog sein Gesicht nicht weg, wandte sich nicht ab.

Er blieb einfach sitzen und ich genoss diesen einen kleinen Moment, der schon viel zu lange überfällig gewesen war.

Dann schüttelte er noch einmal leicht den Kopf, eine so kleine Bewegung, dass ich sie wieder nur spüren konnte, obwohl ich ihn direkt ansah. Förmlich in seine dunklen Tiefen starrte, die in diesem Moment soviel preisgaben wie niemals zuvor.

Es schnürte mir meine eigene Kehle zu.

Brachte mein Herz dazu einen Schlag auszusetzen und doppelt so schnell weiter zu schlagen und auch wenn ich diese dämlichen Floskeln wirklich hasste... nur Vegeta vermochte es, diese Reaktionen hervorzurufen.
 

"Bulma..." Ein zweiter Versuch, der genauso endete wie sein erster und nichts weiter hervorbrachte als einen schweren Atemzug, der sich als warmer Schwall Luft über mein Handgelenk ergoss und im kühlen Wind verpuffte.

Wie ein brennendes Schwert, das sich in meine Eingeweide bohrte und meine Liebe mit einem einzigen Schlag aus mir herauszog, um sie ihm mit meinem Blick auf einem Silbertablett zu servieren, als ich den Kopf nun selbst schüttelte. Jeden Gedanken, alle jemals bestandenen Zweifel über Bord warf und ihn einfach nur anlächelte.

Er musste sich nicht entschuldigen.

Er musste nicht ein einziges Wort zu seiner eigenen Verteidigung hervorbringen und keines von ihnen ungehört in dieser stillen Einsamkeit, in dieser dunklen Stunde verhallen lassen, wenngleich es meine Ohren waren, die sie hören würden. Er musste es einfach nicht, weil seine Stimme an diesem Tag, in diesen langen Minuten so klein und kraftlos wirkte, wie ich sie niemals gehört hatte und ich mir nicht einmal vorstellen wollte, wie es klang, würde er den ganzen Satz formulieren können.

Aber er wollte es.

Ich sah es in seinen Augen, sah es in diesen so dunklen Opalen, die hier in diesen nächtlichen Stunden noch unergründlicher wirkten als sonst.

Verletzter... verletzlicher.

Gefühlvoller als er sich jemals selbst eingestehen wollte, auch wenn ich schon immer gewusst hatte, dass mehr hinter dieser harten Schale stecken konnte als er preisgab.
 

So nickte ich, versuchte ihn in seiner eigenen Entscheidung zu bekräftigen.

Zweifel waren... sie waren niemals etwas schönes und sie an einem so stolzen Wesen zu betrachten konnte einem das Herz in tausend Teile zersplittern lassen - und ich würde jedes einzelne von ihnen wieder aufheben und zusammensetzen, würde das Puzzle lösen und sie wieder einsetzen, wenn es nötig gewesen wäre.

Vegeta würde es auch tun. Für mich.

"Ich... ", begann er und beendete den angefangenen Satz bereits, bevor er ihn überhaupt richtig begonnen hatte und ich wusste nicht, was ich denken sollte, was ich tun sollte, um ihn davon abzuhalten in seinen Zweifeln jedes Mal wieder aufzuhören. Ich wusste wirklich nicht, was ich hätte tun oder sagen können, weshalb ich mich darauf beschränkte gar nichts zu tun.

Lediglich die leichten, kaum spürbaren Bewegungen meines Daumens hatten niemals aufgehört.

"Es..." Ein neuer Versuch und wiederum einer, der ein weiteres Mal fehlschlug, ohne dass ich es verhindern konnte, ohne dass ich ihn zu etwas zwingen, zu etwas drängen wollte und ihn einfach in der Unendlichkeit dieses einen Moments verschwinden ließ.

In der Zweisamkeit, die uns gerade verband.

Und auch wenn ich in seinen Augen so unglaublich harten Schmerz aufblitzen sehen konnte, kurz bevor er die Zähne zusammenbiss und den Blick nach unten auf den Boden schlug, hielt ich nicht inne. Ließ mich nicht aufhalten, weil ich es nicht konnte.

Er war... so verletzlich wie noch nie.

Zeigte mir eine Seite an sich, die meine Liebe zu ihm nur noch steigen ließ.

In unermessliche Höhen, die niemand von uns jemals besteigen könnte.

Wahrhaftig... ohne jeglichen Zweifel.
 

Es tat ihm leid, das wusste ich.

Ich konnte es sehen, konnte es spüren und mit meinem Herzen fühlen.

Er musste es wirklich nicht sagen, wenn ich es mit jeder einzelnen Faser meines Körpers einfach nur wahrnehmen konnte und dieser Schritt vielleicht ein wenig zu viel gewesen wäre. Er musste es wirklich nicht sagen, weil all seine Handlungen bereits alles gesagt hatten, jede Erklärung ablieferten, die ich mir wünschen konnte.

Er bestritt nicht.

Er hatte von Anfang an nicht bestritten, als ich begann diese wenigen Worte zu sagen und alleine dies war Beweis genug um alles zu erkennen. Eine alles einnehmbare Wahrheit, die meine Seele auseinander nahm und neu zusammensetzte, ihre Gefühle für diesen Mann jedoch nicht neu definieren musste.

Und ich lächelte, strich mit dem Daumen ein letztes Mal über diese warme Haut, bevor ich innehielt.

Ihn alleine damit dazu brachte wieder nach oben zu blicken.

"Du musst nichts sagen, wenn du nicht weißt, was du sagen sollst." Ich kannte seine Probleme mit diesen Worten, wenngleich er sonst niemals um einen Kommentar verlegen war, zu vielen Dingen eine Erklärung wusste, bei denen wir Erdlinge dumm dastanden.

Wie erwartet sagte er auch jetzt nichts.

Schüttelte noch einmal den Kopf und zog dabei ein Gesicht, das wirklich schmerzlich aussah. Einen Ausdruck widerspiegelte, den ich nicht greifen, nicht beschreiben könnte, weil er etwas sagen wollte und dennoch so tief in seinem Inneren nach den richtigen Worten suchte, dass er so lange, so verdammt still gewesen war.

Ich würde ihn nicht zwingen, nicht drängen.
 

"Nein... ich... es...." Beinahe überschlugen sich die wenigen Worte, die aus seinem Mund drangen und doch keinen Sinn ergaben. Beinahe waren sie so schnell hintereinander und in einer Art ausgesprochen worden, die mein Herz zusammenkrampfen ließ, weil ich diese Art der Angst, diese Art der Panik, gar diese Art der Verzweiflung einfach nicht von ihm kannte.

Doch sagte ich nichts, tat nichts.

Sah ihn nur an und beobachtete stumm das Wechselspiel seiner Emotionen in seinen Augen, während mir nicht nur warm ums Herz wurde. Während ich mich fragte, wie viel er in diesen Dingen wirklich noch zu lernen hatte.

Aber das war unwichtig, weil ich ihn nicht auslachen würde... auch nicht, als er fast frustriert die Augen noch einmal schloss und tief durchatmete, so dass sich seine Schultern deutlich anhoben. Die Luft mit einem Mal wieder ausstieß und dabei ein leichtes, leises Knurren von sich gab, das nur wieder davon zeugte, wie frustriert er mit sich selbst war.

Ich war versucht ihn in den Arm zu nehmen.

Ihn einfach an mich zu ziehen und in meinen Armen einzuschließen, doch noch musste ich mich zurückhalten, noch hatte ich keine freie Hand. Musste mich gedulden und abwarten, bis er seine Gedanken genug geordnet hatte und für einen Augenblick erstaunte mich der Werdegang dieser Geschichte.

War er doch zu Anfang, bei meiner Ankunft, nur eine bröckelnde Fassade seines Selbst gewesen.

"Es tut mir leid.", brachte er aber doch schließlich noch über seine Lippen und hielt dabei die Augen geschlossen, weil er mich wahrscheinlich einfach nicht ansehen konnte und ich wusste auch ohne eine Erklärung, was er meinte.

Aus irgendeinem Grund wusste ich es einfach.

Kannte den Grund, für den er sich entschuldigte, und der nicht nur dabei lag, weshalb er sich hatte kontrollieren lassen. Der nicht nur dort lag, dass er mich und alle anderen beinahe mit seinem Angriff umgebracht hatte... sondern auch dort, dass er am Ende Schuld daran war, was geschehen ist.

Schuld, die schon so lange schwer auf seinen Schultern lastete und noch genug von seiner Vergangenheit übrig war.

Schuld, die er so lange schon mit sich herum trug und niemandem abgab... außer mir.

Zu kleinen Teilen. Zu winzigen Geschichten, die er mir erzählen konnte.

Eine so tief sitzende Schuld, die er lange nicht mehr gespürt hatte, weil er schon an soviel Tod und Vernichtung beigetragen hatte... und die Erkenntnis wahrscheinlich erst getroffen hatte, als er entscheid Boo mit seiner eigenen Vernichtung Einhalt zu gebieten.

Nur um zu versagen.
 

Eine Schuld, von der er nicht erwartet hatte, dass sie ihn derart einnehmen konnte.

Und ich hörte seinen tiefen, wenn auch irgendwie gequälten Atemzug mehr, als dass ich ihn sehen konnte, sammelten sich in meinen Augen doch neue Tränen, die ich so lange ferngehalten hatte.

Spürte diese unerschütterliche Liebe, die nicht nur ich zu fühlen schien, denn sonst hätte er diese Worte wahrscheinlich nicht in den Mund genommen.

Liebte ihn... mit meinem Denken, mit meiner Seele, mit meinem gesamten Wesen.

So, wie es schon immer gewesen war, während ich unglaublich froh darum war, dass er eben jene letzten Jahre, eben jene lange Zeit, nicht einfach wegwerfen wollte.

Ich konnte verzeihen.

Er musste vergessen, weil ich ihn dabei begleiten würde.
 

Ich liebte ihn.

Ich liebte Vegeta wie am ersten Tag... wenn nicht sogar ein wenig mehr.

Er zeigte mir Dinge, die ich niemals erwartet hatte, er begleitete mich auf meinem Weg... seit so vielen Jahren. Er war irgendwie immer dort und hatte keinen Grund mir nicht zu glauben.

Sich gegen mich zu wehren, als ich ihn in meine Arme zog.

Ich liebte ihn...

... ehrlich und wahrhaftig, ohne jeden Zweifel.
 

Vegeta war auch nur ein Gefangener seiner eigenen Vergangenheit, die ihn oftmals einfach nur davon abhielt neue Wege zu beschreiten.
 

~Owari~
 

----

Für alle, die jetzt denken, "Ähhh, das ist ein Scheißende!"...

wollte ich noch anfügen, dass es wirklich so gewollt war und dass sich ein jeder zu diesem offenen Ende seine eigenen Gedanken weiterspinnen kann, wie er es gerne möchte.

Ob es nun alles langsam wieder ins Lot kommt oder eben nicht, bleibt jedem selbst überlassen.
 

Schattenaugen



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  Wortfetzen
2014-06-25T13:58:24+00:00 25.06.2014 15:58
Oh, was bin ich froh, dass sich die beiden endlich wieder gefunden haben! Vegeta hat mein Nervenkostüm gegen Ende doch ganz schön strapaziert.

In meinen Augen war das Ende perfekt so wie es war. Es wäre einfach untypisch gewesen, hätten Vegeta und Bulma sich in einem großen Dialog allzu sehr ausgesprochen. Zum einen hätte es nicht zum Rest der Geschichte gepasst und zum anderen wäre es auch ein Widerspruch an sich gewesen, immerhin wurde mehr als deutlich gemacht, wie sehr sie auch ohne Worte verstanden.

Dass es am Ende wieder zwischen den beiden aufwärts gegangen sein muss, zeigt ja die Folge 10 Jahre später. Wodurch man auch das "offene Ende" gut verschmerzen kann. Außerdem würde ich das Ende nicht unbedingt als offen bezeichnen. Vegeta hat sich endlich zu Worten durchgerungen und Bulma hat ihn in die Arme geschlossen. Also wenn das kein Happy End ist, dann weiß ich auch nicht? :)

Vielen Dank für diese wunderschöne Geschichte! Dass du dich an wenigen Lesern und noch wenigeren Kommentaren nicht am Weiterschreiben stören lässt, freut mich sehr zu hören. Dennoch wünsche ich dir, dass noch ein paar Leser mehr darauf aufmerksam werden. Ich weiß einfach wie sehr Kommentare auch glücklich machen können und das hast du dir mit dieser Geschichte eigentlich auf jeden Fall verdient!

Alles Liebe und vielleicht liest man sich ja mal wieder.
Tanja
Von:  Wortfetzen
2014-06-25T13:22:01+00:00 25.06.2014 15:22
Endlich! Also ich hoffe zumindest auf ein Endlich, denn das ist allmählich zum Verrückt werden! :D

Fakt bleibt aber weiterhin, dass es ein "gutes" verrückt werden ist. Deine Geschichte ist nach wie vor spitze, obwohl mich Vegeta als Leser allmählich an den Rand des Wahnsinns treibt. :P
Von:  Wortfetzen
2014-06-25T10:43:46+00:00 25.06.2014 12:43
Oh je, Vegetas Depression scheint immer schlimmer und schlimmer zu werden. Dieser Gedankenkreislauf und die niedergedrückte Stimmung ist auch als Leser sehr belastend. Also ein Zeichen dafür, dass du es immer noch perfekt verstehst, das Hadern mit seiner Existenz und der Welt um ihn herum perfekt zu vermitteln. Dass mittlerweile wieder ab und an ein Wort zwischen Bulma und Vegeta getauscht wird und auch Bulmas Mutter in den Handlungsverlauf miteinbezogen wurde ist eine gute Abwechslung.

Ich muss gestehen, dass ich nach deinem Vorwort eine etwas andere Handlung erwartet hätte und zwar, dass Vegeta nun um Bulmas Liebe bzw. ihr verlorenes Vertrauen kämpfen muss. Beides wäre eigentlich recht interessant zu lesen gewesen, aber so gefällt mir die Geschichte auch sehr gut. Ich bin wirklich gespannt, wie Vegeta sich letztendlich selbst verzeihen wird und hoffe inständig, dass es nun doch mal langsam aus seinem Trott aufwacht. Gerade, da er sich ja im ersten Kapitel bewusst gemacht hat, dass man vielleicht manchmal jemanden erst verlieren muss, damit man merkt, wie sehr man ihn geliebt hat, würde ich mir wirklich wünschen, dass er jetzt allmählich um seine Familie zu kämpfen beginnt.
Von:  Wortfetzen
2014-06-24T21:18:26+00:00 24.06.2014 23:18
Hallo Schattenaugen :)
ich bin nach diesem ersten Kapitel wirklich begeistert! Du hast mich tief berührt und zu Tränen gerührt. Vegetas Gedankengänge sind sehr gut nachvollziehbar. Den Einstieg und der Plot der Geschichte ist wirklich genial. Du hast da wirklich einen sehr guten Punkte aufgegriffen, der in der Serie einfach nie erwähnt wurde. Zwar verständlich, aber dennoch von Bedeutung.
Stiltechnisch bin ich auch sehr von dir angetan. Du gehst sehr in Detail und hast dir viel Mühe mit der Ausarbeitung von Gedankengängen und Gefühlen gegeben - das liebe ich!
Es ist wirklich sehr schade, dass diese Geschichte bisher erst mit so wenigen Kommentaren honoriert wurde. Ich habe immer so das Gefühl, dass wahrhafte Perlen etwas untergehen, sobald sie nur ansatzweise ein bisschen nach "schwerer Kost" aussehen. Das ist schon sehr schade.
Von mir wirst du allerdings auf jeden Fall noch hören. Jetzt wird erst mal weitergelesen.

Liebe Grüße
Tanja
Von:  Glennstar
2014-03-03T10:57:32+00:00 03.03.2014 11:57
Ich hab mich schon gefragt, wann Trunks auftauchen wird oder ob Vegeta ihm vielleicht aus dem Weg geht, weil Bulmas Blicke es ihm schon schwer genug machen.
Es stimmt einen traurig zu lesen, dass Vegeta nicht weiß wie er mit Trunks umgehen soll, nicht damit umgehen kann und wieder seine ganze Existenz in Frage stellt.
Als die Zuschauer zum Kampf dazu kamen, hab ich irgendwie damit gerechnet, dass Vegeta, um den Schein zu wahren, sich auf den Kampf konzentriert. Damit, dass er abbrechen wird, hätte ich nie gerechnet. Genug für immer?
Ich bin echt gespannt wie's weiter geht.
LG
Von:  Glennstar
2014-03-03T10:57:32+00:00 03.03.2014 11:57
Ich hab mich schon gefragt, wann Trunks auftauchen wird oder ob Vegeta ihm vielleicht aus dem Weg geht, weil Bulmas Blicke es ihm schon schwer genug machen.
Es stimmt einen traurig zu lesen, dass Vegeta nicht weiß wie er mit Trunks umgehen soll, nicht damit umgehen kann und wieder seine ganze Existenz in Frage stellt.
Als die Zuschauer zum Kampf dazu kamen, hab ich irgendwie damit gerechnet, dass Vegeta, um den Schein zu wahren, sich auf den Kampf konzentriert. Damit, dass er abbrechen wird, hätte ich nie gerechnet. Genug für immer?
Ich bin echt gespannt wie's weiter geht.
LG
Von:  Glennstar
2014-03-03T10:57:32+00:00 03.03.2014 11:57
Ich hab mich schon gefragt, wann Trunks auftauchen wird oder ob Vegeta ihm vielleicht aus dem Weg geht, weil Bulmas Blicke es ihm schon schwer genug machen.
Es stimmt einen traurig zu lesen, dass Vegeta nicht weiß wie er mit Trunks umgehen soll, nicht damit umgehen kann und wieder seine ganze Existenz in Frage stellt.
Als die Zuschauer zum Kampf dazu kamen, hab ich irgendwie damit gerechnet, dass Vegeta, um den Schein zu wahren, sich auf den Kampf konzentriert. Damit, dass er abbrechen wird, hätte ich nie gerechnet. Genug für immer?
Ich bin echt gespannt wie's weiter geht.
LG
Von:  Glennstar
2014-03-03T10:46:26+00:00 03.03.2014 11:46
Der Ansatz des Gespräches zwischen den beiden tat gut. Das klingt vielleicht komisch, aber es war schön zu lesen, dass die beiden mal wieder miteinander reden.
Es ging mir wie Bulma, es war klar, dass es jetzt noch zu keiner Aussprache kommen würde, aber das erste Schrittchen ist getan.
Ach ja, Mütter kriegen auch alles raus...
Ich bin echt gespannt, ob Bulma es schafft ihm Zeit zu geben oder ob sie noch einmal versucht mit ihm zu reden.
Von:  Glennstar
2014-03-03T09:12:23+00:00 03.03.2014 10:12
Am Anfang dachte ich, dass das ja mal ein relativ positives Kapitel sei.
Bulma versucht mit Vegeta zu reden und als er nicht will, akzeptiert sie es, weil er er ist.
Dass sein untypisches Verhalten sie so trifft, hat mich als Leser sehr berührt.
Man war direkt wieder in dem Strudel der Zweifel der beiden gefangen und ich hoffe, dass sie es da raus schaffen werden.
Du bringst ihre Liebe für Vegeta wirklich gut rüber, so starke Gefühle zu beschreiben, ohne gleich kitschig zu werden, schaffen wenige.
Von:  Glennstar
2014-03-03T09:12:23+00:00 03.03.2014 10:12
Am Anfang dachte ich, dass das ja mal ein relativ positives Kapitel sei.
Bulma versucht mit Vegeta zu reden und als er nicht will, akzeptiert sie es, weil er er ist.
Dass sein untypisches Verhalten sie so trifft, hat mich als Leser sehr berührt.
Man war direkt wieder in dem Strudel der Zweifel der beiden gefangen und ich hoffe, dass sie es da raus schaffen werden.
Du bringst ihre Liebe für Vegeta wirklich gut rüber, so starke Gefühle zu beschreiben, ohne gleich kitschig zu werden, schaffen wenige.


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