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The doubt in himself

von

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5.

Ich sah Vegeta erst nach weiteren zwei Tagen wieder, als ich morgens in die Küche ging, um mir einen Kaffe zu machen.

Er saß am Tisch und starrte beinahe angestrengt die Tischplatte an, hatte dabei einen Blick aufgesetzt, der mich eigentlich davon abhalten sollte, ihn ein weiteres Mal anzusprechen. Er schien nachzudenken, immer noch und ich begann mich zu fragen, was ihn wirklich derart beschäftigte, dass er sich ganze zwei Tage am Stück im Gravitationsraum einschloss.

Es war nicht so, dass ich ihn nicht beobachten konnte, dass ich nicht nachschauen konnte, was er dort drin trieb.

Aber aus einem mir unerfindlichen Grund hatte ich genau dies nicht getan, hatte für mich selbst beschlossen, dass ich ihn in Ruhe lassen sollte. Dass er seine Gedanken, seine Sorgen, die er mir noch nicht sagen wollte, selbst ordnen musste und im Nachhinein, wenn ich ihn mir so ansah, wusste ich nicht, ob meine Entscheidung wirklich die richtige gewesen war.

Er sah furchtbar aus.

Und nichts desto trotz schaffte er es in seinem Zustand, so verschwitzt und ausgelaugt er auch sein mochte, noch diese erhabene Aura um sich herum zu tragen, die mich eigentlich dazu bringen wollte ein Lächeln auf meinen Lippen zu platzieren. Ich zwang es zurück und tat, wofür ich gekommen war, lehnte mich am Ende mit dem Rücken an die Küchenzeile und sah ihn an.

Was ging wirklich in ihm vor?

So wie er dort saß und den Blick noch nicht einmal gehoben hatte, als ich in die Küche kam, kam ich nicht umhin mich genau das zu fragen. Und noch während mein Herz einen kleinen schmerzhaften Hüpfer machte, würde ich ihn am liebsten genau das fragen.

Aber ich hielt den Mund, wie so oft.

Presste nur kurz meine Lippen zusammen, bevor ich die Tasse hob und einen Schluck Kaffee nahm, der mit einem Mal irgendwie fad schmeckte.

Ich war es gewohnt, dass er oft weg war, dass er nicht zu mir ins Bett kam.

Ich kannte die kalten und einsamen Nächte, seitdem ich den Saiyajin in mein Leben gelassen hatte.

Und ich kannte seine wortlose Art, während mir seine Gedanken oftmals einfach nur verborgen blieben.

Aber ich wusste, dass ich nur genug Geduld aufbringen musste, um sie irgendwann doch noch zu erfahren. Ich wusste, dass er sie nicht ewig verbergen würde und ich wusste, dass er irgendwann doch mit der Sprache herausrücken würde.
 

Er mochte es nicht zugeben wollen.

Vegeta mochte wirklich nicht zugeben wollen, was in ihm vorging, wollte immer versuchen alles in sich zu verschließen, aber er schaffte es auch nicht immer. Schaffte es nicht sich mir ewig zu entziehen und ich war dankbar - dankbar für den Umstand, dass ich ihn in mein Leben gelassen hatte.

So viele Probleme er mir auch schon gemacht hatte, so viele Dinge er schon angestellt hatte, ich schaffte es einfach nicht ein einziges Mal auch wirklich sauer auf ihn zu bleiben.

Manchmal musste er mich nur ansehen, mit diesem unergründlichen Blick, in dem man alles oder gar nichts lesen konnte und alles war vergessen. Manchmal reichte wirklich nur dieser eine Blick und die Erkenntnis, dass er es eben nicht anders wusste aus, um mich vergessen zu lassen und ich war nicht traurig um diese Tatsache.

Ich war wirklich, wirklich nicht traurig darum, dass ich ihn hatte und nun schaffte es das Lächeln doch auf meinen Lippen Einzug zu halten, während ich ihn weiterhin stumm musterte. Die Tasse an meine Lippen führte und einen weiteren Schluck nahm.

Er sah müde aus.

Hatte die Arme auf dem Tisch verschränkt und völlig untypisch für ihn selbst, sogar die Finger ineinander verschlungen, während sich sein Blick im Unendlichen verlor und er wahrscheinlich nicht einmal selbst Worte dafür finden würde, was in ihm vorging. Die Tischplatte noch immer fixierend wollte oder konnte er mich nicht ansehen, am Ende wusste ich nicht, welche der beiden Möglichkeiten ich für plausibler empfinden sollte, denn dass er wusste, dass ich hier war, war logisch.

Dass er mich gespürt hatte, bevor ich überhaupt eingetreten war, sehr wahrscheinlich.

Und ich nahm einen weiteren Schluck, musterte mein stummes Gegenüber, das mich nicht einmal ansehen wollte und schaffte es nicht, das Lächeln von meinen Lippen zu trennen. Wenn ich ihn so ansah, wenn ich ihn einfach nur ansah oder beobachtete, dann wurde ich mir ein weiteres Mal der Liebe bewusst, die ich für dieses spezielle Wesen empfand. Dann wurde ich mir ein weiteres Mal darüber bewusst, dass ich es gar nicht anders haben wollte, dass viele Dinge geschehen waren und noch geschehen würden und ich es dennoch nicht über das Herz bringen würde, diesen Mann links liegen zu lassen.

Ich hatte mich entschieden und würde diese Entscheidung niemals, nie in meinem Leben und egal was noch passieren würde, wieder revidieren.
 

Er würde mich schon umbringen müssen, um mich wieder los zu werden.

Aber am Ende war es dieser Gedanke, der mich mitten in der Bewegung innehalten ließ, als ich die Tasse ein weiteres Mal zu meinem Mund führen wollte.

War es noch immer das?

Oder war es doch vielleicht etwas ganz anderes, von dem ich nicht einmal ansatzweise jemals erfahren würde? War es etwas, das er nicht beschreiben konnte und wollte, oder war ich selbst bereits auf die Lösung gestoßen, ohne dabei das Problem zu erkennen?

Ich wusste es wirklich nicht.

"Vegeta?" Ich sagte es leise, einfach nur, weil ich wollte, dass er mich wahrnahm, dass er mich ansah und sei es auch nur für ein paar kurze Sekunde, doch was ich entdecken musste, was ich mit ansehen musste, erschreckte mich beinahe mehr als diese stille und seltsam nachdenkliche Art, die er an den Tag legte.

Er zuckte zusammen.

Vegeta zuckte wirklich und allen Ernstes vor meinen Augen zusammen und das, obwohl ich mir sicher gewesen war, dass er mich gehört, wahrgenommen hatte.

Es brach mir beinahe das Herz dies mit ansehen zu müssen und doch schluckte ich nur den Kloß in meinem Hals hinunter, der sich bei dieser kleinen und so unscheinbaren Reaktion gebildet hatte, während ich die Tasse weiter zu meinem Gesicht führte und hoffte, dass er meine Überraschung nicht sehen würde.

Meine Sorgen, weil er sie hasste, weil er sie nicht haben wollte.

Und doch dauerte es weitere, gefühlte endlose Sekunden, bis er sich dazu durchrang seinen Blick auch wirklich zu heben. In der Zwischenzeit hatten sich seine Augen kurz geweitet, nur um sich am Ende wieder zu verengen, die Augenbrauen zurück in ihren Ursprung zu schieben und ich konnte sehen, wie sich seine Finger kurz verkrampften.

Wie er sich kurz über die Lippen leckte und erst dann seinen Blick hob.
 

Musste er sich erst sammeln?

Es war eine so völlig neue und untypische Reaktion auf mich und meine Stimme, dass ich einfach nicht wusste, was ich denken sollte, aber vielleicht sollte ich das Denken auch auf einen späteren Zeitpunkt verschieben und einfach handeln. So wie ich es immer tat und auch immer gut damit gefahren war, weil man bei diesem Mann nicht zwingend große Pläne schmieden konnte und musste.

Eigentlich war er recht unkompliziert, wenn man einmal wusste wie man ihn nehmen musste - was ihm zum Glück nicht das Spezielle nahm, denn dann wäre es einfach nur langweilig.

"Worüber denkst du nach?", fragte ich leichtfertig und wusste zu diesem Augenblick bereits, dass ich keine Antwort erhalten würde. Ich wusste es, ganz tief in meinem Inneren und konnte nicht einmal enttäuscht darüber sein - nicht, wenn er mich so ansah.

Mit diesen tiefen unergründlichen Seen, die mich stumm musterten, bevor er den Blick nach wenigen Sekunden wieder fallen ließ.

Zurück auf die Tischplatte, auf seine ineinander verschränkten Finger und die Augenbrauen überlegend nur noch weiter zusammenzog. Und wieder vergingen stumme Sekunden, die sich in meinem Fühlen zu einer Unendlichkeit zusammenzogen und einfach nicht weiterlaufen wollten; die sich in meinem Gefühl so brennend in meine Seele legten, dass ich meine Sorge um diesen Mann einfach nicht mehr zurückhalten konnte.

Erst dann schüttelte er den Kopf, ganz leicht und würde ich ihn nicht so sehr beobachten, auf jede seiner kleinen Bewegungen achten, dann wäre sie mir nicht einmal aufgefallen.

Wäre mir entgangen, dass er einen langsamen und doch so tiefen Atemzug nahm, den ich zwar nicht hören, aber umso deutlicher sehen konnte, während er noch immer mit sich selbst beriet.

"Du kannst mit mir reden, aber das weißt du ja." Wieder eine so leichtfertige Aussage, die in ihrer Gesamtheit aber nicht sehr viel wahrer werden konnte. Ein ziemlich einseitiges Gespräch, weil ich wusste, dass er mir hier und heute keine Antwort geben würde, dass er es nicht wollte und ich diese unumstößliche Tatsache einfach nur hinnehmen konnte.

Viele Worte, wenige Worte... die meisten Tage waren immer dasselbe und an manchen von ihnen tauschten wir nicht einmal einen Blick.

Aber auch das störte mich nicht, vermochte es nicht meine Liebe zu schmälern oder gar traurig darüber zu werden, während er nur noch einen so tiefen Atemzug nahm und mich am Ende sogar dazu brachte in seiner Manier eine Augenbraue skeptisch in die Höhe zu ziehen.

An was auch immer er dachte, welche Selbstzweifel er auch hegte, welche Gedanken in seinem Kopf herrschten... sie taten ihm nicht gut. Und es tat wirklich weh ihn so zu sehen, es tat mehr als einfach nur weh, so dass es sogar mein Herz dazu brachte einen schmerzhaften Schlag lang auszusetzen und die Erkenntnis ein weiteres Mal in mich aufzunehmen.

Nur um sie ihm doch nicht auf die Nase zu binden.
 

Vielleicht sollte ich gehen.

Vielleicht sollte ich auch einfach weiterreden und sehen was dabei passierte, was dabei herauskam. Eine Reaktion aus ihm herauskitzeln - aber alleine die ruhige, stumme Art wie er dort saß, brachte mich dazu auch diesen Gedanken wieder zu verwerfen.

Ihn zu zwingen war nicht gut.

Und so stieß ich mich letztlich lediglich von der Küchenzeile ab und machte die paar Schritte auf ihn zu, legte ihm meine freie Hand auf die Schulter, nur um ihn nach diesen endlos lang erscheinenden Tagen wenigstens spüren zu können. Zu wissen, dass er noch da war, dass wir wieder da waren und noch während ich weiter ging, an ihm vorbeilief, machte meine Hand die Bewegung mit und fuhr seinen Nacken entlang auf die andere Schulter.

Ich lächelte, als ich das Erzittern spürte, als ich sah, wie sich die leichten Härchen in seinem Nacken mit einem unterdrückten Schauer der Berührung aufstellten.

Ich blieb stehen und kurz huschte mein Blick zur Tür, um auch wirklich sicher zu gehen, dass wir noch immer alleine waren - aber wenn wir es nicht wären, dann würde er die Geste schon lange abgebrochen haben, würde sich aus meinem Griff winden und gehen und ich wusste es, so dass ich wieder zurück blickte und beinahe beiläufig einen weiteren Schluck meines Kaffees nahm.

Meine zarten Finger auf seiner breiten Schulter beinahe verloren wirkten.

Doch konnte ich mich nicht aufhalten, konnte mich nicht dazu zwingen ein weiteres Wort über meine Lippen zu bringen, weil sie sowieso nur auf taube Ohren stoßen würden und drückte mit eben jenen Fingern einmal sanft zu.

Er musste es wahrscheinlich nicht einmal spüren... aber ich wusste, dass er es tat, lief doch ein weiteres Kribbeln durch ihn hindurch, dass ich wiederum zu genau spüren konnte und das es vermochte mein Lächeln noch ein wenig anwachsen zu lassen.

Ich wusste, wie ich ihn bekam.

Ich wusste ganz genau, dass ich diese Dinge auch ohne Worte bewerkstelligen konnte und auch nicht zwingend seinen Blick dazu einfangen musste, der sich noch immer angestrengt auf seinen eigenen Händen befand.

Also wanderten meine Finger zurück in seinen Nacken.
 

Wie sollte man dem Mann, den man wirklich und wahrhaftig von ganzem Herzen liebte zeigen, dass man es auch tat?

Wie stellte man es an, dass dieser die Gedanken vergaß und sich einfach nur dem Moment hingab, ohne dass störende Worte die Atmosphäre zerstört hätten?

Wie riss man ein Wesen, das man mehr als nur gern hatte, aus diesen zerstörerischen Gedanken, von denen man nicht einmal wusste, um welche es sich genau handelte und auf der anderen Seite zu genau spürte, dass sie eben so zerstörerisch waren?

Weil er sich sonst niemals so verhielt.

Weil Vegeta sonst nicht so lange in diesem grüblerischen Modus gefangen war und sich zumindest versuchte auf das Wesentliche zu konzentrieren...

Er dachte nach, ja; entwickelte Strategien; hegte Ängste und Sorgen, wenn er nicht wusste, wie es weitergehen sollte... aber etwas Vergangenes derart auseinander zu nehmen, einen Gedanken so lange vor sich herzuschieben und zu vergessen, wer er eigentlich wirklich war, das war schlicht und einfach nicht sein Stil.

Es machte mir Angst.

Angst, dass ich ihn bereits an diesem einen verhängnisvollen Tag wirklich schon verloren hatte, so wie es damals schien und auch wenn er jetzt hier war, wenn er hier saß und ich ihn spüren konnte, seine Wärme an meinen Fingern in mich übergehen fühlte, so war diese unbestimmte Angst dennoch dort.

Ich konnte sie mir nicht erklären.

Konnte sie nicht analysieren und wollte es auch nicht, weil dies ein Gedanke war, den ich wiederum weit von mir schieben wollte.

Wir hatten uns alle an diesem Tag verloren.
 

Aber wir hatten uns genauso wieder gefunden.

Was spielte es für eine Rolle über Vergangenes nachzudenken?

Meine Hand rutschte ein wenig weiter nach oben, so dass meine Finger an seinem Haaransatz angekommen einfach dort verweilen konnten, während ich beiläufig meine Tasse neben ihm abstellte.

Ich konnte sehen, dass sein Blick für einen Sekundenbruchteil genau dorthin huschte, ich konnte genau sehen und spüren, dass er sich unter meinen Fingern verkrampfte und wusste diese Reaktion doch nicht einzuschätzen.

Wusste nichts mit ihr anzufangen, weil es so lange her war, dass er etwas in dieser Art getan hatte.

Aber wer nichts wagte, der konnte auch nichts verlieren.

Und vielleicht sollte ich ihm diese kleine Aussage auch sagen, vielleicht sollte ich ihm begreiflich machen, dass ich ihn nicht verurteilte - was meine Aktionen eigentlich schon zur Genüge erzählten, aber manchmal war in diesem sturen Schädel kein Platz mehr für solche Dinge, solche kleinen Erkenntnisse, die nichts mit seinen momentanen Gedanken zu tun hatten.

Er hatte es gewagt, vielleicht auf dem falschen Weg.

Und er hatte am Ende verloren.

Vielleicht weil der Weg falsch gewesen war, aber hier und jetzt war es doch eigentlich nur noch egal. Hier und jetzt spielte es keine Rolle mehr, was geschehen war, welchen Weg er eingeschlagen hatte, weil sich alles von alleine irgendwie wieder aufgeklärt hatte.

Wir hatten alle verloren.

Auf die eine oder andere Weise hatte jeder von uns irgendwas in dieser Zeit verloren und doch war ich einfach nicht bereit mir mein Glück nehmen zu lassen und darüber meine Zukunft zu vergessen. Eine Zukunft, die ich mit ihm verbringen wollte, weshalb meine Finger begannen leichte Kreise auf seiner warmen Haut zu beschreiben und ich nur wieder das Erzittern mehr spüren konnte, als dass ich es sah. Ich war einfach nicht bereit mir das Glück nehmen zu lassen, das uns eine so hohe Macht geschenkt hatte und es wegzuschmeißen, nur weil irgendwann einmal etwas nicht richtig gelaufen war.

Ich war nicht bereit ihn gehen zu lassen, ihn in seinen Selbstzweifeln versinken zu lassen, nur weil er dachte, dass er es vielleicht doch nicht verdient hatte.

Er hatte es verdient, vielleicht mehr wie jeder andere von uns zusammen.
 

Ich wusste nicht alles über ihn, aber das wollte ich auch gar nicht.

Wozu?

Es wäre eher ein Verlust gewesen all seine Geheimnisse lüften zu wollen, anstatt einen Teil von ihnen einfach im Ungewissen, im Dunkeln zu belassen. Es wäre mehr als nur ein Verlust für mich gewesen, weil so diese mysteriöse Aura um ihn bestehen blieb und ich es gar nicht anders wollte.

Aber ich wusste genug um zu wissen, dass auch er Fehler machen durfte.

Dass er auf seine ganz eigene Art und Weise manchmal seine eigene Logik entwickelte, die sich von allen anderen unterschied und in diesem Moment doch mehr als richtig erschien. Nur um sich als Fehler zu entpuppen und ihn um Lichtjahre zurück zu werfen.

Ich wusste genug über ihn und seine Vergangenheit, um die Fehler, die er dort gemacht hatte damit zu entschuldigen, dass sie mehr oder weniger nicht seine eigenen waren, sondern auf einen unmissverständlichen Befehl hin erfolgt waren.

Und ich wusste genug über ihn und seine Art, um ihm vieles einfach durchgehen zu lassen, um ihm vieles einfach zu entschuldigen, weil ihm niemals jemand beigebracht hatte, wie man sich normal in einer Gesellschaft bewegte, ohne gleich jeden umzubringen, der sich einem in den Weg stellte.

Er hatte es nicht anders gelernt, als jeden Strohhalm zu ergreifen, der sich ihm bieten konnte, um stärker zu werden.

Er hatte niemals gelernt, wie es anders ging.

Wieso sollte ich ihm dann diesen Fehler nicht auch verzeihen?
 

Die Kreise meiner Finger wurden ein wenig weiter, so dass ich mit den Fingerspitzen in seine Haare eintauchte und mir ein weiteres Lächeln verkneifen musste. Denn zum einen war es eigentlich wirklich nicht die richtige Situation dafür und zum anderen fühlte ich mich nicht einmal danach.

Aber wenn es sein müsste, wenn er eines dieser ehrlichen Lächeln brauchte, dann würde ich auch das machen.

Es wunderte mich schon, dass er noch immer so ruhig dort saß.

Wenn er überhaupt etwas in den letzten Minuten getan hatte, dann war es, die Finger noch ein wenig fester ineinander zu verschränken, sich keinen Millimeter weiter zu bewegen und damit ein Bild zu erschaffen, dass einfach nicht zu Vegeta passen wollte. Den Kopf gesenkt, vielleicht sogar noch ein wenig weiter gesenkt als zuvor, ergab es eine Position, die ihm wirklich, wirklich und wahrhaftig einfach nicht stehen wollte.

Nicht zu einem stolzen Prinzen passte.

Es sah selbst in meinen Augen einfach zu demütig aus, um mich noch selbst wohl in meiner Haut zu fühlen und mit dieser Tatsache, mit dieser unumstößlichen Tatsache formte sich ein neuerlicher Kloß in meinem Hals. Schnitt mir die Innenwände meiner Speiseröhre auf, weil sich die scharfen Kanten daran festhielten und einfach nicht weichen wollten.

Sich nicht abnutzen würden, so lange er SO dort sitzen würde.

Meine Kiefer pressten sich unwillkürlich zusammen und auch wenn ich die Bewegungen meiner Finger nicht unterbrechen wollte, wenn ich jede noch so kleine Sekunde nutzen wollte, in der er bereit war sitzen zu bleiben, still zu halten und es über sich ergehen zu lassen, so tat es einfach nur weh.

Riss mir mein Herz aus der Brust, quetschte es zwischen meinen Rippen zusammen.
 

Doch dann wandte er den Blick ganz ab.

Drehte seinen Kopf von mir weg und es war diese kleine Bewegung, die ausreichte um mich leise seufzen zu lassen, meine Finger zum Stillstand zu bringen.

War es falsch gewesen?

Hatte ich mit meiner kleinen Handlung vielleicht doch selbst einen Fehler gemacht oder lag es einmal mehr an Vegeta, der einfach nicht über seine Gedanken, seinen eigenen Schatten springen konnte? War ich es, oder war es einfach nicht genug, das ich getan hatte?

Nicht genug der Gesten, um ihm irgendwie zeigen zu können, dass es alles nicht so schlimm war, um diesen nachdenklichen Ausdruck aus seinem Gesicht zu verbannen, um die Zweifel aus seinen Augen zu vertreiben. Tiefdunkle Seen, denen ich wieder einmal nicht auf den Grund blicken konnte und die doch so viel aussagten, dass ich es einfach nicht greifen konnte.

Woher dieser Wandel?

War er nach so langer Zeit wirklich wieder dabei sich von mir zu entfernen?
 

Ein Keuchen entwich meinen Lippen, als ich diesen Gedanken, diesen Furcht erregenden, ekelhaften Gedanken zu Ende gedacht hatte und die Hand, die sich bis eben noch auf seiner Haut befunden hatte, entfernte sich langsam wieder von ihm. Hob sich noch ein wenig mehr und legte sich auf meine Brust, nur um den steten, schnellen Schlag meines Herzens unter meinen Fingern zu spüren.

Wahre, wahrhaftige Angst durch meine Adern zu jagen.

Er könnte mich nicht so einschüchtern, könnte mir nicht eine solche tief sitzende Angst einjagen, wenn er aufgepowert in all seiner Wut auf mich zukommen würde, ich die wütenden Vibrationen seiner Aura spüren konnte und in seinen Augen wahren Hass entdecken würde. Er könnte mir nicht eine solche Angst machen, wie es mein eigener Gedanke eben getan hatte...

... weil ich ihn liebte und weil ich ihn niemals wieder gehen lassen würde.

Ihn nicht gehen lassen wollte.

Aber wenigstens bewirkte meine mir eigene Reaktion, dass Vegeta sich zumindest zu mir drehte. Mich einen Augenblick lang, einen wundervollen langen Augenblick lang, einfach nur ansah und seine Augenbraue um nur wenige Millimeter nach oben zog.

Seine Art eine stumme Frage zu stellen, ohne die Worte auch nur in den Mund nehmen zu müssen und trotz aller Zweifel, trotz aller sich überlagernden Emotionen in seinen Augen, konnte ich die leichte Sorge sehen, die sich ebenfalls darin spiegelte.

Die mich dazu brachte den Kopf leicht zu schütteln und sie wieder zu vertreiben, den Hauch eines Lächelns in mein Gesicht einkehren zu lassen.

Gott, ich würde niemals, nie in meinem gesamten Leben beschreiben können, wie sehr ich ihn liebte - aber ich musste es auch nicht, weil ich es wusste und spürte, dass er es ebenfalls wusste.

Zumindest hoffte ich das.
 

"Es ist nichts." Ich spielte es herunter, weil ich mir selbst nicht glauben wollte. Weil ich den Gedanken so schnell wie möglich wieder loswerden wollte, damit er gar nicht erst noch mehr Fuß fassen konnte. Ich brauchte ihn nicht und wollte ihn nicht haben, weil es mich sonst nur davon abgehalten hätte irgendwie erneut zu ihm durchzudringen.

"Also willst du mir nicht sagen, was in dir vorgeht." Es war keine Frage, es war eine Feststellung und er wusste das, weil sich seine Augenbraue wieder in die ursprüngliche Position zurück versetzte, bevor sie sich erneut mit der anderen zusammenzog und er den Blick nur wieder von mir abwandte. Zurück auf den Tisch, ohne auch nur einen seiner Gedanken preiszugeben und ich seufzte innerlich.

Kaschierte das Ganze durch ein tiefes Luftholen, wenngleich ich wusste, dass er es merkte.

"Dann nicht." Ich setzte ein Schulterzucken an, um zu überspielen, dass ich wirklich enttäuscht war. Tief in meinem Inneren so sehr enttäuscht darüber, dass ich es einfach nicht aufhalten konnte und froh darüber war, dass er sich bereits wieder von mir abgewandt hatte.

"Ich kann dich nicht zwingen, ich kann dir nur immer wieder sagen, dass ich trotz allem zuhören werde, solltest du dich doch dazu entscheiden." Ich wollte wirklich nicht enttäuscht sein, weil ich diesen Mann kannte und versuchte dementsprechend all meine Enttäuschung aus meiner Stimme zu halten.

Ob es mir gelang, wusste ich nicht.

Aber es brachte mir auch nichts weiter darüber nachzudenken, in diesem Gefühl gefangen zu bleiben, so wie Vegeta in dem Seinen gefangen schien und einfach nicht wieder da raus kam. Es brachte mir schlicht und einfach nichts, dieses Gefühl erst richtig Einzug halten zu lassen, weil ich wusste, dass gerade Vegeta manchmal ein wenig länger brauchte.

Manchmal gar nicht kam und redete.

"Was auch immer in deinem Kopf schon wieder vor sich geht." Ich versuchte ein freundliches Lächeln auf die Reihe zu bekommen, auch wenn ich es gar nicht hätte versuchen müssen, weil er mich sowieso nicht ansah. Und seufzte ein leises Seufzen, bevor ich mich endlich wieder in Bewegung setzte, meine beinahe leere Tasse griff und um den Tisch herum ging, um mich ihm gegenüber zu setzen.
 

Kurz sah er nach oben, hob sogar seinen Kopf dafür an und blitzte mich an.

Ein kleiner und nur vager Ausdruck in seinen Augen, der sonst viel stärker vorhanden war und mir eigentlich sagen sollte, dass ich ihn in Ruhe lassen sollte, dass ich ihn nicht drängen sollte.

Ich wusste all diese Dinge, aber ich konnte schlicht und einfach nicht an mich halten, konnte es nicht ignorieren, dass sich mein Mann so völlig untypisch für ihn selbst verhielt.

Er war nicht der Typ, der Trübsal blies.

Und doch musste ich in diesem Moment erkennen, dass es genau das war, was er machte. Zu viele Gedanken um eine Sache, die ich eigentlich nur erahnen konnte und noch während ich ihn so intensiv musterte, wie er es sonst immer mit allen anderen machte, blickte er für einen Moment zurück auf seine Hände.

Als wolle er mir ausweichen, als wolle er sichergehen, dass die Unterbrechung des Blickes verhindern würde, dass ich seine Gedanken auch wirklich greifen konnte.

Dann sah er zurück zu mir, nach oben und zog die Augenbrauen erneut zusammen.
 

Nein, ich konnte wirklich nur erahnen, an was er dachte.

Ahnen, mir meine eigenen Gedanken machen und... warten.

Hoffen, dass er sah, dass nichts wirklich so war, wie er es sich gerade vorstellte, wie es sich in seinem Geist formte.

Denn auch ein Prinz konnte sich manchmal irren und mit diesem Gedanken entstand auch endlich das ehrlichste Lächeln, das ich seit Tagen tragen durfte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Glennstar
2014-03-03T09:12:23+00:00 03.03.2014 10:12
Am Anfang dachte ich, dass das ja mal ein relativ positives Kapitel sei.
Bulma versucht mit Vegeta zu reden und als er nicht will, akzeptiert sie es, weil er er ist.
Dass sein untypisches Verhalten sie so trifft, hat mich als Leser sehr berührt.
Man war direkt wieder in dem Strudel der Zweifel der beiden gefangen und ich hoffe, dass sie es da raus schaffen werden.
Du bringst ihre Liebe für Vegeta wirklich gut rüber, so starke Gefühle zu beschreiben, ohne gleich kitschig zu werden, schaffen wenige.
Von:  Glennstar
2014-03-03T09:12:23+00:00 03.03.2014 10:12
Am Anfang dachte ich, dass das ja mal ein relativ positives Kapitel sei.
Bulma versucht mit Vegeta zu reden und als er nicht will, akzeptiert sie es, weil er er ist.
Dass sein untypisches Verhalten sie so trifft, hat mich als Leser sehr berührt.
Man war direkt wieder in dem Strudel der Zweifel der beiden gefangen und ich hoffe, dass sie es da raus schaffen werden.
Du bringst ihre Liebe für Vegeta wirklich gut rüber, so starke Gefühle zu beschreiben, ohne gleich kitschig zu werden, schaffen wenige.


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