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Die Zauberin und der Kreis der Elemente

Die Abenteuer der Zauberin Freya, dritte Staffel
von

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Freya in: (16) Prohibition (Wasser)

Akt 3, Szene 1 – Ansage
 

Freya betritt die Bühne, legt sich mit dem Rücken zum Publikum an die Wand und schläft ruhig. Ein Bild der Hütte der Elfe von Dela, eingerichtet wie eine heruntergekommene, verlassene Unterkunft einer Kräuterhexe am Rande eines Dorfes, wird über die Bühne projiziert, woraufhin Mineda und Ladric aufgehen – sie wie eine Ninja gekleidet, doch diesmal ohne ihre Skimaske und eindeutig übermüdet, er in der Gewandung eines nostrischen Waldläufers, d.h. grüner Umhang. Sein Auftreten wäre eigentlich noch nicht geplant, doch hier ersetzt diese später wichtige Legendenfigur einen Statisten und nichts spricht dagegen, dass er vor der Geschichte auch schon anderen Herren diente.

Beide betreten die Hütte langsam und sehen sich um. Sie finden jedoch nicht, was sie suchen.
 

Ladric: Ein Held erschien in Andergast, helle blonde Haare und zwei Schwerter führend, erschlug den Dämon, rettete so die Stadt und kehrte zurück nach Albernia. Hier lebte er einst, doch wohin verschwand er?
 

Mineda: (betrachtet eine Kristallkugel, die sie in der Hütte fand) Aha.
 

Ladric: In dieser Hütte hauste einst eine Elfe, wohl das Weib des Helden. Sie blickte für die Einwohner in ihre Kristallkugel, erfreute sie mit ihrem Affen, stand ihnen in Nöten bei und ließ sich dafür aushalten. Sie soll scheu und einsam gewesen sein, sagt man, aber sonst ein Herz von einer Albin.
 

Mineda: Hmm… Funkelt das?
 

Ladric: Unsere liebe Magierin Freya war auch hier und da schließt sich der Kreis. Alle drei trafen sich.
 

Mineda: Und die Attentäter mussten leiden, ich weiß. Nur wo sind sie jetzt?
 

Ladric: Das kann niemand sagen. Auch im Dorf weiß man es nicht.
 

Mineda: Schickt sie also einen Helden nach Andergast, um zu wachen. Das war ein guter Zug.
 

Ladric: Auch Meister war von ihr beeindruckt. Sie ist…
 

Mineda: Sie ist gar nichts. Sie enttäuscht die Enttäuschten.
 

Ladric: Wie Ihr meint.
 

Mineda: (Pause, sie blickt weiter in die Kristallkugel) Sag, besitzt dein Herr eigentlich einen Magier?
 

Ladric: Nein, Frau Kommandantin, nicht seitdem die Enttäuschende ablehnte.
 

Mineda: Dann sag ihm, er solle Kontakt zu der Jugendfreundin aufnehmen, Sancide. Sie gefiel mir ganz gut. Bietet ihr eine Stelle als Hofmagierin an, bezahlt den Perricumern eine Entschädigung und lasst sie daran ihr Wissen testen. (Sie wirft die Kristallkugel Ladric zu, der sie unbeholfen fängt.) Verstanden?
 

Sie geht ab.
 

Ladric: Verstanden.
 

Er geht ab.
 

Akt 3, Szene 2 – An Bord der „Ziemlich dummen Sache“
 

Tarrin geht auf, tritt zu Freya und weckt sie. Sie scheint auf ihn gewartet zu haben, steht

auf, malt mit ihrem Zauberstab-Pinsel ein Schiff in die Grangorer Landschaft und setzt sich anschließend mit Tarrin in die Bühnenmitte.
 

Freya: Du siehst furchtbar aus.
 

Tarrin: Hmm?
 

Freya: Du siehst furchtbar aus. Hast du nicht geschlafen?
 

Tarrin: Hmm… Du siehst nicht furchtbar aus.
 

Freya: Danke… Soll ich dir was zu Trinken mitbringen? Bier zum Beruhigen? Tee zum Wachwerden?
 

Tarrin: Bier haben die nicht, überhaupt kein Alkohol an Bord.
 

Freya: Wirklich?
 

Tarrin: Wirklich. Neuer Besitzer und Kapitän des Schiffes und so. Die Mannschaft grollt und die Überfahrt war billig.
 

Freya: Dann Tee.
 

Freya geht ab und kehrt mit zwei Tassen zurück, während Tarrin sitzen bleibt.
 

Tarrin: Danke. Hast du ihn über deiner Fackel selbst gekocht?
 

Freya: (kichert) Das hätte ich machen können. Gute Idee eigentlich.
 

Tarrin: Auf so was bin ich schnell gekommen. Ich bin ja ein Eismagier und kann nicht eben mit einem Ignifaxius für Abhilfe sorgen. Da musste mein Stab herhalten, wann immer ich Feuer brauchte.
 

Freya: Aha. Gelangtest du damals eigentlich auch in die Ebene des Feuers?
 

Tarrin: Alle meiner Rituale waren ein großer Erfolg. Außerdem ist Humus das Gegenelement von Eis, nicht Feuer.
 

Freya: Etwas stimmte bei mir nicht und so sehr ich darüber nachdenke, kann ich nicht verstehen, was.
 

Tarrin: Das geht auch nicht immer. So ist Magie.
 

Freya: Da war ein Mädchen wie San, schwarz gewandet und unendlich oft sterbend. Was wollte sie mir wohl damit sagen?
 

Tarrin: Das du gegen den Tod kämpfst? Weiß nicht.
 

Freya: Ich bin eine Heldin. Das tue ich eh.
 

Tarrin: Und außerdem bin ich bei dir. Es kann dir nichts geschehen.
 

Freya: … Danke dafür.
 

Tarrin: Und nun?
 

Freya: Nun?
 

Tarrin: Lässt du das nächste Ritual folgen?
 

Freya: Habe ich vor. Dieses Seil des Magus klingt ganz ansprechend. Dann kann ich mir das Seil sparen, das wären ein oder zwei Stein weniger zu tragen. (Sie holt ein dickes Buch heraus) Klingt allerdings nicht ganz einfach.
 

Tarrin: Habe ich nie gemacht. (Blickt auf eine lose Seite im Buch.) Was ist das?
 

Freya: Bloß meine Notizen zur Fackel. Mein Vademecum fiel in die Hände meiner Feinde.
 

Tarrin: Kann ich mal sehen?
 

Freya: Klar.
 

Sie gibt ihm die losen Pergamentblätter und geht ab. Tarrin holt ein Buch aus seiner

Tasche und blickt prüfend zwischen dessen Inhalt und den Blättern hin und her, ehe er es wieder wegsteckt.
 

Akt 3, Szene 3 – An Bord der „Ziemlich dummen Sache“
 

Tarrin sitzt weiter auf dem Boden und liest in den Blättern. Freya tritt auf.
 

Freya: Eben sprach der Bootsmann mit mir und klagte sein Leid. Es gibt keinen Tropfen Alkohol an Bord und er wollte wissen, ob wir denn etwas geschmuggelt hätten, womit man die Mannschaft ruhig stellen könnte. Er macht sich Sorgen.
 

Tarrin: Junger Kommandant, neue Ideen. Sein Vater soll ja verschwunden sein.
 

Freya: Ich konnte ihm nichts bieten. Du?
 

Tarrin: Ich wurde gefilzt. Meinen schönen Warunker Bärentod haben sie den Wellen vermacht.
 

Freya: Das gefällt mir nicht.
 

Tarrin: Mir auch nicht. Was ist die Stadt der Sphäre?
 

Freya: Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich bloß ein Traum.
 

Tarrin: Oder die Dämonenzitadelle.
 

Freya: Da wäre ich wohl kaum mit Herrin angesprochen worden.
 

Tarrin: Wer weiß? … Aber hast ja recht.
 

Beide sitzen zusammen und lesen, Freya in ihrem Folianten, Tarrin in den Blättern. Zeit

vergeht.
 

Tarrin: Weißt du, so habe ich mir die Niederhöllen auch immer vorgestellt: Ein bisschen Feuer, ein paar Monster, etwas Rauch. Da kämpfte ich noch im Norden gegen die Orks und war mir sicher, es gäbe nichts, womit ich nicht fertig werden würde. Dann lernte ich die Schwarzen Lande kennen und mit ihnen die wirkliche Gefahr…
 

Freya: …
 

Tarrin: Sei dir sicher, Mädchen, was dich nicht zerreißt, ist gnädig zu dir. Da hast du wirklich gesegnete Träume.
 

Freya: …
 

Tarrin gibt ihr die Papiere zurück und steht auf.
 

Tarrin: Ich gehe mal auf Deck. Ich brauche etwas frische Luft.
 

Er geht langsam ab, während ihm Freya nachsieht. Sie schüttelt den Kopf und wendet

sich wieder ihrem Buch zu.
 

Akt 3, Szene 4 – An Bord der „Ziemlich dummen Sache“
 

Tarrin tritt herein. Freya blickt auf.
 

Freya: Na, was macht die Mannschaft? Ist sie immer noch bierdurstig?
 

Tarrin: Wahrscheinlich. Ich weiß es nicht.
 

Freya: Hör mal, ich bin da auf etwas gestoßen. „Zu unterlasse habe der/die Magi alberne Versuche, die den Stab biegen, färben oder schrumpfen, denn in der Masse der Matrix sei hierfür kein Raum.“ Den Zauberstab zu schrumpfen, das wäre es doch. Ich würde mir einen Köcher wie der eines Bogens umbinden, dann könnte ich ihn bei mir verwahren, wenn er mich sonst stören würde und ich die Hände frei brauche. Leider steht hier keine Formel für ein solches Ritual…
 

Tarrin: (setzt sich zu Freya) Tja…
 

Freya: (legt ihr Buch zur Seite) Weißt du, was Marcin, mein letzter Lehrmeister, mir einmal sagte? Sind zwei Zauberer beisammen, sprechen sie über Zauberei. Ich habe damals nicht verstanden, was er meinte.
 

Tarrin: (legt sich währenddessen auf den Boden) So ist das nun einmal. Wir haben nichts anderes.
 

Freya: Also ich schon. Ich habe eine frische Heimatstadt und einen Krieger, auf den ich den Winter über wartete. Ich habe Menschen in Andergast, einen Meister in Brig-Lo… Ich komme eigentlich sehr gut ohne Zauberei und Bücher aus.
 

Tarrin: Du hast es gut. Alles, was ich habe, ist Zauberei und Erinnerungen.
 

Freya: Dann erzähle mir von dir. Ich weiß noch gar nichts über dich.
 

Tarrin: Wo soll ich anfangen? Ich entstamme der schönsten Stadt auf dem Derenrund in der tiefsten Schande, Ysilia. Meine ganze Familie lebte dort, meine Eltern, meine Schwester, meine Onkel und Tanten und deren Kinder… verdammte glückliche Tage, verdammt.
 

Freya: Verdammt.
 

Tarrin: Wir wurden getrennt, als die Heptarchen kamen. Einige flohen schneller, andere blieben noch hinter uns zurück. Ich war noch ganz klein und verstand von alledem nichts. Da waren wir schon in Gareth und hausten im Dreck. Hätte ich kein Glück gehabt und wäre Gareth nicht die Stadt der Helden gewesen…
 

Freya: Was wurde aus deiner Familie?
 

Tarrin: Meine Eltern folgten der Peraine-Kirche in irgendein neues Dorf, ich weiß nicht einmal, wohin. Meine Schwester wurde gefasst und nach Warunk geschleift.
 

Freya: …
 

Tarrin: Ich hoffe, sie putzt da nur.
 

Freya: Mein Beileid.
 

Tarrin: Nein, das ist bloß mein Leben. Zauberei und Erinnerungen.
 

Beide sitzen eine Zeit schweigend da. Freya wartet und Tarrin sucht nach Worten.
 

Freya: Und wie möchtest du weiterkommen?
 

Tarrin: Weiß nicht. Ich muss erst einmal überleben.
 

Freya: Der ODL sucht doch sicher nach kampfkräftigen Magiern. Das wäre zwar ein Gildenwechsel, doch…
 

Tarrin: (verärgert) Ich sagte, ich muss erst einmal überleben.
 

Freya: Hmm… Ich glaube, ich schaue mal, ob die Mannschaft Schreibtinte für mich hat. Meine ist eingetrocknet.
 

Freya geht ab. Tarrin bleibt eine Weile auf dem Boden sitzen und steht dann auf.
 

Tarrin: (zum Publikum) Der erste Mensch, den ich tötete, war eine Frau. Ich war im Greifenfurtschen und kämpfte dort im Dienste des Herzogs gegen die Orks. Da ging etwas schief, ich kann nicht sagen was, da starben Menschen, der Herzog machte mich zur Schnecke und ich wollte nur fort, da stellt mir eine aufdringliche Hübschlerin nach und lässt mich nicht in Ruhe. Erst beredet sie mich, dann fordert sie mich heraus, schließlich verhöhnt sie mich und da war es dann genug. Ich jage ihr einen Frigifaxius nach, einfach dass sie Ruhe gibt, und da gebe ich zuviel. Sie kippt um und rührt sich nicht mehr und ich renne wie ein Horasier vor der Kaisers Armee… Es ist der Tag meiner Schande. Ich wollte, alles wäre anders.
 

Tarrin geht ab. Die Bühne wird leer.
 

Akt 3, Szene 5 – An Bord der „Ziemlich dummen Sache“
 

Der Bootsmann geht auf und klopft an die Wand, als würde sich dahinter eine Tür

befinden. Da ihm nicht geöffnet wird, ruft er durch das Holz.
 

Bootsmann: Werte Zauberer, bitte hört mir zu, denn es betrifft auch euch. Der Kapitän ist ein Knauserer und Besserwisser und die Mannschaft hat genug. Ich habe versucht, mit ihm zu reden, doch er verstand alles falsch und macht alles nur noch schlimmer. Nun will er nicht in Havena ankern, damit die Mannschaft nicht abheuern kann. Bitte, sprecht mit ihm, sonst kommt auch ihr nicht an euer Ziel.
 

Der Bootsmann geht ab. Freya geht auf, ohne dass sich beide beachten. Sie setzt sich hin.
 

Freya: Ich mag die Möwen. Sie erinnern mich an Kuslik, an meine Kindheit. Ich sah oft weit aufs Meer…
 

Tarrin geht auf, beachtet sie aber erst einmal nicht.
 

Freya: Ich hätte nie gedacht, dass eine Schifffahrt so beengend sein kann. Ich möchte mich bewegen und komme doch nicht fort.
 

Tarrin: (verärgert) Der Kapitän spinnt. Er ließ mich durchsuchen, weil er dachte, ich hätte Alkohol dabei. Die Mannschaft drückte mich auf Deck und berührte mich überall. Es ist fürchterlich.
 

Freya: Wie gerne wäre ich jetzt in einem Badehaus. Ich will mich waschen. Ich glaube, ich stinke.
 

Tarrin: (verärgert) Nur weil ich nicht wusste, wohin mit mir und wohin mit meiner Wut. Sehe ich denn dann betrunken aus?
 

Freya: Kennst du da nicht einen Zauber?
 

Tarrin: Frigifaxius?
 

Freya: Was?
 

Tarrin: Ich meine, ich bin ein Eiszauberer. Soll ich dich kühlen?
 

Freya: Danke. Es ist mir zu eng hier, zu eintönig, zu schmutzig und zu stickig. Zu warm nicht.
 

Tarrin: Dann kann ich dir nicht helfen.
 

Freya: Ich habe in meinem Buch von den Zaubern der Kristallkugel gelesen. So ein Objekt scheint praktisch zu sein, zumindest um sich Zeit zu vertreiben. Hast du dir denn einmal eine zugelegt?
 

Tarrin: Das ist doch Mist.
 

Freya: Ja, mich plagt auch die Sorge, immer dieses schwere Objekt mit mir rumzutragen, was auch verloren gehen kann…
 

Tarrin: Nein, diese ganze Magie ist doch Mist. Das ist doch alles nur Täuschung.
 

Freya: Hmm?
 

Tarrin: Das hier ist Mann, das hier ist Frau, das hier ist Schiff. Lass mich mit dem Rest in Ruhe.
 

Tarrin geht ab.
 

Freya: Tarrin?
 

Freya greift zu ihrem Buch, blättert unruhig herum und packt es dann wieder weg. Sie

erhebt sich und weiß nichts mit sich anzufangen. Zeit vergeht, während sie am Bühnenrand bleibt.

Tarrin kehrt mit dem jungen, ungeduldigen Kapitän Kastomir ins Gespräch vertieft zurück. Der Kapitän reibt sich unentwegt die Hände.
 

Tarrin: Kapitän, die Lage sieht schlimm aus. Eure Mannschaft ist unruhig und verärgert. Sie bat mich, zu vermitteln, denn wenn Ihr weiter solch einen harten Kurs fahrt, dann wird es mit der Ruhe bald vorbei sein.
 

Kastomir: Ja, was soll ich denn machen? Kannst du dich denn in meine Haut versetzen? Die Zeit ist hart, besonders für mich, da erwartest du doch kein Verständnis von mir dafür, dass die Untergebenen lieber feiern und auf der faulen Haut liegen wollen, was? Manchmal muss es halt für alle hart sein.
 

Tarrin: Ihr spartet an Verpflegung, verbotet jede Form von Alkohol an Bord, scheuchtet die halbe Mannschaft von Bord und ersetztet die Hälfte davon durch billige Laien, die kurz davor stehen, das Deck mit ihrer Mistgabel umpflügen zu wollen. Und wer sich beklagt…
 

Kastomir: … hat verdient, was dann kommt. Ich hoffe, du hast deine Lektion gelernt, Bursche? Hast du doch, oder?
 

Tarrin: Das Mädchen in meiner Kabine ist eine Liebe, sonst hätten wir das anders geregelt.
 

Kastomir: Mir bleibt doch keine Wahl. Ich muss das tun. Siehe doch mal in meine Bücher…
 

Tarrin: Das ist kein Logbuch.
 

Kastomir: Nein, das flog von Bord. Hier, sieh, die Zahlen sind ganz rot und warum? Weil der Alte nur gesoffen und geprasst hat. Es war Rettung in höchster Not, dass er verschwand, genau, sonst wäre ich schon längst ruiniert.
 

Tarrin: Das klingt betrüblich.
 

Kastomir: Ja, da kann ich mir einfach nicht mehr leisten. Irgendwie muss Geld reinkommen und das tut es nicht, indem ich es ausgebe.
 

Freya: (vom Rand, leise) Sage ihm, er solle den Alkohol an die Mannschaft verkaufen, dann wird diese ihre Heuer schon an Bord los und nicht erst im nächsten Hafen.
 

Tarrin: Vertrackt. Hmm… Stimmt denn das Gerücht, dass wir weiter nach Salza segeln, ohne in Havena zu ankern?
 

Kastomir: Allerdings. Die Hafengebühren von Havena sind furchtbar hoch.
 

Tarrin: Wir haben bis Havena gezahlt.
 

Kastomir: Ihr könnt gerne aussteigen und schwimmen, Planken kosten extra. Betrachte es als zusätzliche Strafe.
 

Tarrin: Einen schönen Tag, Kapitän.
 

Kastomir: Und sage der Mannschaft, wenn sie weiter jammert, hilft sie niemandem. Sie soll lieber ihre Kraft für die Arbeit nutzen.
 

Tarrin: Einen schönen Tag, Kapitän.
 

Akt 3, Szene 6 – An Bord der „Ziemlich dummen Sache“
 

Black. Der Kapitän verschwindet und Tarrin betritt vollkommen durchnässt die Kabine,

in der Freya auf ihn wartet.
 

Tarrin: Mann, der Teil des Schiffes über dem Wasser ist schon Mist, ich hätte nie gedacht, dass der darunter noch schlimmer ist.
 

Freya: Tarrin? Was ist passiert?
 

Tarrin: Der Kapitän hat mich kielholen lassen. Echt, der hat seine Mannschaftsführung sicher auf Maraskan gelernt, das ist doch…
 

Freya: Warum?
 

Tarrin: Er mich kielholen ließ? Ihm gefiel der Ton nicht, mit dem ich zu ihm sprach.
 

Freya: Was legst du dich auch mit ihm an? Das kann doch nur so enden.
 

Tarrin: Es musste sein.
 

Freya: Warum denn? Das mit dem Schiff betrifft uns nicht.
 

Tarrin: Möchtest du nach Havena?
 

Freya: Ja.
 

Tarrin: Dann betrifft es uns aus. Nach seinem Befehl werden wir den Hafen meiden.
 

Freya: Woher weißt du das?
 

Tarrin: Dummkopf. Ich habe mit ihm gesprochen.
 

Freya: Und da nimmst du mich nicht mit?
 

Tarrin: Nostrische Kogge, Andergaster Kampfmagierin. Erschien mir besser so.
 

Freya: Moment, wir befinden uns… das wusste ich nicht.
 

Tarrin: Ich weiß.
 

Freya: (Pause) Wie geht es dir denn? Leidest du Schmerzen?
 

Tarrin: Ich habe mich schon selbst geheilt, nur gegen das Wasser konnte ich nichts tun… Gehe oder bleib, aber ich ziehe mich jetzt um.
 

Freya geht ab. Black.
 

Akt 3, Szene 7 – An Bord der „Ziemlich dummen Sache“
 

Freya geht alleine auf, stolpert über die Bühne und setzt sich.
 

Freya: Was kann ich tun? Warum war ich so blind?
 

Tarrin tritt ohne Hemd auf die Bühne, um ihr zu antworten.
 

Tarrin: Die Sünde des Magiers. Wir sind blind, wenn wir die Augen nicht von den Büchern nehmen. (Pause, Blickkontakt) Ich gehe mich weiter umziehen.
 

Freya: Ach, ich weiß nicht…
 

Der Bootsmann tritt auf und geht an ihr vorbei.
 

Bootsmann: Hallo, Fräulein Zauberin…
 

Freya: Herr Bootsmann.
 

Bootsmann ab.
 

Freya: Wenn ich doch wenigstens meine Kristallkugel zur Hand hätte, dann könnte ich Takea fragen – oder einfach mit ihr sprechen. Ich fühle mich so allein.
 

Bootsmann auf.
 

Bootsmann: Geht es Ihnen denn gut, Fräulein Zauberin?
 

Freya: Natürlich. Danke…
 

Bootsmann: Die Lasten der Seefahrt?
 

Freya: Ja, ja…
 

Bootsmann: Wollte Sie nicht stören, Fräulein Zauberin.
 

Bootsmann ab.
 

Freya: (ins Nichts) Tun Sie nicht, bitte…
 

Tarrin geht (ohne Hemd) auf…
 

Tarrin: Lina, hast du eigentlich Kajubo? Das kann ich dann einnähen, wenn der Kerl…
 

Freya: Ich denke, ich gehe einmal das Schiff erkunden.
 

Freya steht auf und geht ab. Black.
 

Akt 3, Szene 8 – An Bord der „Ziemlich dummen Sache“
 

Ein alter Mann – Kastor – hängt durch Ketten gebunden an einer Wand, während Freya hereinkommt.
 

Freya: Wo bin ich hier? Ich dachte doch, hier ginge es wieder an Deck, doch…
 

Kastor: (mit gebrechlicher Stimme) Haben Sie etwas zu Trinken für mich?
 

Freya: Mich deucht, ich höre eine Stimme. Was war das?
 

Kastor: Bier? Wein? Premer Feuer?
 

Freya: Ist da jemand hinter dieser Tür? Warte, ich räume mal eben das Gerümpel zur Seite.
 

Kastor: Alkohol, das wäre die Rettung… oder Rettung, dann bräuchte ich keinen Alkohol.
 

Freya: Wahrlich. Ein Mensch.
 

Kastor: Das war doch ein guter Spruch.
 

Freya: Ketten… nur wo ist der Schlüssel?
 

Kastor: Den musst du suchen… aber hast du solange ein Bier für mich?
 

Freya: Nein, lassen Sie mich raten – Sie sind der verschwundene Kapitän?
 

Kastor: Allerdings. Mein Sohn stürzte mich und ließ mich verschwinden, nur damit er das Kommando übernehmen konnte. Er sagte, ich würde zuviel trinken und prassen und Geld für leichte Mädchen ausgeben… (mustert Freya von oben nach unten) Hast du schon was vor?
 

Freya: Hören Sie, ich bin es leid. Ich lasse Sie frei, wenn Sie ihren Sohn absetzen, Kurs auf Havena nehmen und sich dort unsere Wege trennen. Ist das ein Angebot?
 

Black.
 

Akt 3, Szene 9 – An Bord der „Ziemlich dummen Sache“
 

Tarrin wartet im Raum. Freya geht auf und setzt sich zu ihm. Sie tauschen Blicke. Dann

fällt der Vorhang.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Chepseh
2016-05-13T20:35:31+00:00 13.05.2016 22:35
Sooo, ich hab ich halt vergleichend nu auch Kapitel 14-16 gelesen.

Hm, was kann ich dazu Subjektives sagen? Also, loben kann ich auf jeden Fall dass diese Kapitel wesentlich weniger "Stolpersteine" beim Lesen enthalten als die ersten - weniger Bandwurmsätze etc. . Insgesamt liest es sich deutlich flüssiger.
(Nicht gleich abheben! Ganz perfekt war's auch diesmal nicht, siehe etwa diese Stelle: "Druskar: Der Herzog möchte das Lehen gar nicht herausgeben, sondern dem Sohn eines Gefolgsmannes überlassen, der der beste Rollbrettfahrer weit und breit ist, steht es schlimm um uns." Kann es sein dass da Wörter fehlen?)

Ansonsten hat sich bei meiner Meinung nicht viel geändert - ich denk Animexx ist auch für ein Fantasy-Theaterstück mit Original Characters nich so recht der rechte Ort, woanders findest du vielleicht mehr Leser und kundigeres Feedback. Etc. etc., siehe meinen ersten Kommentar.

Als ich mir so beim Lesen versucht hab vorzustellen wie das Ganze als richtiges Stück auf der Bühne ablaufen könnte hat mir etliches gefallen und es las sich auch nachvollziehbar, man merkt dass du Bühnenerfahrung hast. Ein bisschen zu denken gab mir, dass so manches doch sehr ausführlich geschildert ist, und bei manchen hab ich so meine Zweifel ob die Intention dann live gespielt auch richtig beim Zuschauer ankäme.
(Etwa diese Stelle:"Freya tritt auf, wendet sich wieder der Wand zu und malt weiter, wobei sie sich immer noch in Grangor befindet und damit die Motive verbleiben. Tarrin tritt auf, setzt sich auf den Boden, greift nach einem Buch und liest. Zeit vergeht. Tarrin: (aufstehend, zum Publikum) Was habt ihr denn erwartet?" Ich denk zwar beim Lesen den Witz zu raffen, aber als Zuschauer hät ich mich wohl nur irritiert oder veräppelt gefühlt)
Wenn dieses Stück je tatsächlich aufgeführt werden sollte prophezei ich dir mal frech dass in der Probenzeit dann festgestellt werden würde, dass man so einiges an Momenten, oder Textpassagen, oder vielleicht sogar ein paar Nebencharaktere streichen kann ohne dass das Stück drunter leidet.

So, hier lass ich mal meine subjektive Kritik sein. Und wie subjektiv so was sein kann merk ich schon wenn ich den Kommentar von Luftschlosseule lese - ich persönlich fand die Regieanweisungen per se von der Länge her nicht übertrieben. Manche Autoren scheinen fast gar keine zu machen, manche schreiben sehr ausführliche, ich find beides ok.

Antwort von:  Chepseh
13.05.2016 22:40
... Und wie schnell Lese-Stolpersteine geschehen können beweis auch ich hier selber mit meinem ersten Satz im Kommentar. Eigentlich sollte er heißen "Sooo, jetzt hab ich halt vergleichend nu auch Kapitel 14-16 gelesen."


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