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Nothing is certain but the unforeseen

von

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Hiroto stieg voran die Treppen hinunter und drehte sich dabei nicht einmal um. Erst als er unten an der Haustür angekommen war, blieb er stehen und wartete auf Aki, der nur kurz nach ihm ankam. Hiroto öffnete die Tür, aber anstatt hinaus zu gehen, sah er Aki an. „Du musst vorgeh'n. Ich weiß nicht, wo's lang geht“, sagte er leise und versuchte sich an einem Lächeln, scheiterte aber kläglich. Aki verkniff sich seinen Kommentar und ging an ihm vorbei nach draußen. Dass Hiroto schon wieder so zurückhaltend war, irritierte ihn, aber er hätte ja damit rechnen müssen, wenn er schon so einen Spruch vom Stapel ließ. Es war doch klar, dass er den kleinen Blonden verstörte, wenn er ihm anbot, dass er bei ihm schlafen konnte. Vor allem, da sie beide wussten, dass das auf weit mehr als nur Schlafen hinaus laufen konnte.
 

„Komm mit“, sagte Aki, damit der Blondschopf sich endlich bewegte und nicht noch ewig in der Tür herumstand, und ging voran. Nur Augenblicke später tauchte Hiroto neben ihm auf und pulte an dem Etikett auf der Weinflasche herum. Dass das Alleinsein mit ihm ihn so nervös machen konnte, hätte Aki nicht gedacht. Hatte vorhin ja auch geklappt – wobei sie da nicht ganz allein gewesen waren, denn falls Rettung von Nöten gewesen wäre, hätte er sie nur ein Zimmer weiter gefunden. Und jetzt waren nur sie beide da, Hiroto und Aki, niemand sonst. So sehr Hiroto das vielleicht auch beunruhigte, so sehr freute Aki sich darüber, dass sie jetzt definitiv nicht gestört werden würden. Vor allem nicht, wenn sie zu ihm wollten. Da würden sie aber mit dem Taxi fahren müssen, denn zu Fuß brauchte man für die Strecke bestimmt eine Stunde, wenn nicht noch länger. Er bezweifelte allerdings, dass Hiroto sich beruhigen würde, wenn sie minutenlang auf der Rückbank eines Taxis eingepfercht wären. Und was sollte er mit ihm anfangen, wenn er ein totales Nervenbündel war? Irgendwie musste Aki dagegen wirken.
 

„Hiroto?“

Der andere zuckte richtig zusammen, als er ihn ansprach, und blieb augenblicklich stehen. Beinahe ängstlich sah er zu Aki auf. Oh man. Aki sah ihm förmlich an, dass er jetzt sogar lieber zwischen diesen Geisteskranken vor der Karaokemaschine sitzen würde als hier bei ihm zu sein. Ein paar Augenblicke sahen sie sich einfach nur an, dann schlich sich ein Lächeln auf Akis Lippen, als ihm eine Idee kam.

„Wie wär's, wenn du einmal tief durchatmest, ein paar Schlucke trinkst, und wir dann weiter gehen? Ich fress dich schon nicht auf, keine Angst.“ Zwar hätte er da nicht unbedingt etwas gegen einzuwenden gehabt, aber er war ja kein Idiot. Heute brauchte er sich nicht mehr allzu viel erhoffen.
 

Der blonde Gitarrist senkte den Kopf und stierte auf die noch halb volle Weinflasche in seiner Hand. Er brauchte ein paar Augenblicke um sich dazu durchzuringen, dann aber setzte er die Flasche an und leerte sie in einem Zug. Als er fertig war, schüttelte er sich und verzog das Gesicht. Vollkommen perplex sah Aki ihn an, dann musste er lachen. „Besser?“

Der Kleinere nickte und brachte tatsächlich ein Lächeln zustande, das nicht total verkrampft aussah.

„Schade um den guten Wein“, sagte Aki nur und grinste dann. „Wir sollten Nachschub holen.“

Wieder nickte Hiroto nur, setzte sich aber sofort wieder in Bewegung, als Aki weiterging. Anstatt seiner Wohnung hatte der jetzt aber ein anderes Ziel. Er wusste, dass hier um die Ecke noch ein Konbini auf haben musste, der auch seinen Lieblingswein führte. Von dem konnten sie bestimmt noch ein bisschen was gebrauchen.
 

Nachdem sie sich dort mit einer weiteren Flaschen eingedeckt hatten, ging Aki mit Hiroto weiter, allerdings ohne ihm zu sagen, was ihr Ziel war. Sowieso redeten sie so gut wie gar nicht. Blieb nur zu hoffen, dass sich das schnell wieder änderte. Allerdings würde Hiroto von selbst wohl kaum den Mund aufmachen und Aki war langsam aber sicher am Ende mit seinem Latein, also gingen sie eine ganze Weile einfach nur schweigend nebeneinander her. Als Aki jedoch den Park ansteuerte, blieb Hiroto abrupt stehen. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis Aki das merkte. Verwirrt drehte er sich um und musterte den anderen, der an ihm vorbei in den dunklen Park starrte und sich dabei offensichtlich nicht allzu wohl fühlte.

„Was ist los?“, fragte Aki und betrachtete ihn eingehend.

„Was …“ Hiroto schluckte. „... willst du im Park?“

Der Dunkelhaarige neigte den Kopf zur Seite und betrachtete seinen Gegenüber eingehend, bevor er antwortete. Hatte er jetzt tatsächlich Angst vor ihm?

„Ich werd' dich schon nicht verschleppen und missbrauchen, da brauchst du dir keine Sorgen machen.“

So ganz schien Hiroto noch nicht überzeugt, also trat Aki auf ihn zu, blieb ganz dicht vor ihm stehen. Er konnte spüren, wie nervös er Hiroto machte, allerdings wich der nicht vor ihm zurück, sondern blieb tapfer stehen und sah zu ihm auf.

„Wenn ich dich ins Bett kriegen will, bekomme ich das bestimmt auch charmanter hin. Vor allem da ich nicht glaube, dass du unbedingt was dagegen hättest. Also atme einmal tief durch und denk drüber nach. Wenn du dir immer noch unsicher bist, kannst du ja umdrehen und wieder zurück zu Mizuki gehen. Der freut sich bestimmt, wenn er mit dir ein paar Schnulzen schmettern kann.“ Er ging ein paar Schritte zurück, um den Kleineren nicht weiter zu bedrängen, ließ ihn aber nicht aus den Augen.

„Du solltest aber dran denken, dass ich den Wein hier behalte.“ Ein Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen, als er die Flasche anhob, um seine Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Aufs demonstrative Schütteln verzichtete er lieber – nicht, dass der gute Tropfen gleich nicht mehr schmeckte.

Er ließ Hiroto Zeit über seine Worte nachzudenken. Es vergingen ein paar Minuten, dann straffte Hiroto die Schultern und kam zu ihm. „Du hast Recht. Lass uns weiter.“, sagte er und sie gingen beide weiter.
 

Der Park war menschenleer und nur schlecht beleuchtet. Beinahe hätte man es romantisch nennen können, dass sie nur zu zweit hier spazieren gingen. Über ihnen leuchteten die Sterne; zumindest ein paar konnte man noch sehen, die anderen wurden von Wolken verdeckt. Aki störte das nicht sonderlich und Hiroto schien es noch nicht einmal bemerkt zu haben. Den Spielplatz sah er hingegen schon von Weitem. Sofort schlich sich ein Grinsen auf seine Lippen. „Komm mit!“ Er grinste Aki an, schnappte sich seine Hand und zog ihn dann mit zum Spielplatz. Aus dem Alter waren sie eigentlich schon lange raus, aber Aki verkniff sich diesen Kommentar. Er wollte nicht, dass Hiroto sich wieder in sein Schneckenhaus zurückzog, aus dem er sich jetzt langsam wieder heraus wagte.

Der Blondschopf setzte sich auf eine der Schaukeln und sah Aki dann erwartungsvoll an.

„Los, schubs mich an!“ Er lachte. Und Aki ging das Herz auf. So einfach war es also, Hirotos Schüchternheit zu überwinden. Hätte er das doch nur vorher schon gewusst.
 

Er fühlte sich zwar ein wenig lächerlich dabei, aber ohne zu meckern trat er hinter Hiroto und schubste ihn an. Ganz offensichtlich hatte Hiroto dabei eine Menge Spaß, und selbst Aki konnte nichts gegen das Lächeln tun, das sich schon bald auf seine Lippen schlich. Es fehlte nur noch, dass Hiroto danach schrie, dass er ihn höher und weiter schubste, dann würde er sich wirklich wie eines der kleinen Kinder benehmen, die sonst hier herum tobten, aber nicht einmal das hätte Aki gerade gestört. Langsam aber sicher gewöhnte er sich an Hirotos Art und er begann ihn zu verstehen – zumindest bildete er sich das ein.
 

Als ihm die Arme lahm wurden, ließ Aki sich auf die andere Schaukel fallen und öffnete die Weinflasche. Er trank einen Schluck und beobachtete dann Hiroto, der keinen Schwung nahm, sondern die Schaukel ausschwingen ließ und schließlich neben ihm zum Stillstand kam. Er betrachtete ihn ein paar Augenblicke nur, dann schnappte er sich die Weinflasche breit grinsend und trank davon.

„Vielleicht hätten wir mehr davon kaufen sollen.“

„Wenn du dich abschießen willst, dann definitiv.“

Hiroto lachte. „Ich glaub, ich muss mich nicht betrinken. Hab' ja nette Gesellschaft.“ Er wurde tatsächlich rot, lächelte aber zuckersüß, sodass Aki nicht recht wusste, wie er reagieren sollte. An diesem offenen Hiroto fand er immer mehr Gefallen.
 

„Das kann ich nur zurückgeben.“ Seine Wangen wurden noch eine Spur dunkler, aber er wandte den Blick nicht ab, sondern sah ihn offen an. Aki erwiderte seinen Blick und sie sahen sich eine ganze Weile lang einfach nur an. Aki fand die Stille um sie herum alles andere als unangenehm und Hiroto schien es auch nicht zu stören.

Gerade beugte Aki sich zu ihm rüber und öffnete den Mund um etwas zu sagen, da spürte er plötzlich einen Tropfen auf der Nase. Er musste ein ganz schön dummes Gesicht machen, denn Hiroto begann so heftig zu lachen, dass er sich den Bauch halten musste. Es fielen noch ein paar vereinzelte Regentropfen hinunter und dann war es ganz plötzlich, als hätte jemand die die Wolken aufgeschnitten, damit sie das ganze gesammelte Wasser auf einmal auf die Erde niederprasseln lassen konnten. Und auf sie beide. Aki jedenfalls konnte gar nicht schnell genug schalten und war auf einmal ganz nass. Hiroto war da etwas schneller als er, sprang auf und rannte auf ein Klettergerüst ein paar Meter weiter zu, das ihnen Unterschlupf bieten konnte. Er war schon fast angekommen, da setzte Aki sich auch endlich in Bewegung, sprang auf und rannte dem kleinen Blonden hinterher, doch es hatte keinen Sinn – er war schon total durchgeweicht als er endlich in den kleinen Holzbau geklettert war.
 

Schwer atmend ließ Aki sich auf den Holzboden fallen und lehnte sich gegen die einzige geschlossene Seite des kleinen Holzbaus. Er zog die Beine an, damit der hereinfallende Regen ihn nicht erwischte – was nur wenig Sinn hatte, denn noch nasser konnte er kaum werden.

„Gott sei Dank hab ich an den Wein gedacht!“, sagte Hiroto und ließ sich neben ihm nieder. Er nahm einen tiefen Zug aus der Flasche, die er dann Aki reichte. Als er dabei Akis Arm berührte, zuckte er leicht zusammen, stellte die Flasche ab und ließ seine Hand über Akis Jacke gleiten. „Du bist ja ganz durchgeweicht!“ Er betrachtete Aki jetzt etwas genauer und lachte plötzlich wieder. „Du siehst aus wie ein begossener Pudel. Richtig süß.“ Er grinste breit, stellte die Flasche ab und strich Aki mit beiden Händen die nassen Haare aus dem Gesicht, hielt jedoch inne, als er merkte, wie nahe sie sich plötzlich waren. Ganz vorsichtig wanderten Hirotos Finger über seine Wange, glitten hauchzart über seine Haut, während seine Augen an Akis Lippen hingen. Das bemerkte Aki sofort, allerdings tat oder sagte er nichts, er war einfach gespannt, wie weit Hiroto wohl von selbst gehen würde. Er dachte ja schon darüber nach ihn zu küssen. Jetzt war nur entscheidend, ob er es sich auch traute.
 

Das tat er allerdings nicht. Als er merkte, was er da tat, schlich sich wieder dieser niedliche Rotschimmer auf seine Wangen und er zog langsam seine Hände zurück, ließ sie sinken und wich vor ihm zurück. Er lehnte sich ebenfalls gegen die Wand und blickte auf seine Hände.
 

Aki seufzte leise. „Unbedingt trocken bist du aber auch nicht.“

„Was?“

Hiroto sah ihn wieder an. Noch immer waren seine Wangen gerötet. Niedlich.

„Du bist auch ganz nass.“

Jetzt sah er an sich herab und sah ernsthaft verwirrt aus. Hatte er das bis eben noch gar nicht gemerkt? Aki musste lachen. Ganz so durchweicht wie er selbst war der Kleinere zwar nicht, aber dass er nicht mal merkte, dass seine Klamotten nass waren, verwunderte ihn doch sehr.

„Schon zu viel Wein gehabt?“

„Gar nicht!“, schmollte der Blondschopf und setzte die Flasche gleich wieder an seine Lippen.

Aki wandte den Blick nach draußen, wo es immer noch wie aus Eimern goss. Allzu schnell würden sie hier wohl nicht weg kommen, auch wenn er gerade nichts lieber getan hätte als sich aus diesen nassen Klamotten zu schälen und sich ins Bett zu kuscheln. Gerne auch mit Hiroto. Aber er wollte nur ungern aus diesem Unterschlupf hervorkommen, wenn es weiter so stark regnete.
 

Als Hiroto sich neben ihm bewegte, sah er wieder zu ihm und betrachtete ihn eingehend. Seine Hose war klatschnass und klebte geradezu an seinen langen schlanken Beinen. Ganz plötzlich hatte Aki wieder das Bild von dem kleinen nackten Hiroto auf sich vor Augen und jetzt musste er sogar aufpassen, nicht rot zu werden. Oder geil. Wäre beides nicht toll gewesen, also versuchte er sich auf andere Gedanken zu bringen.

„Du wirst ganz nass.“

„Bin ich doch schon.“

„Musst du deshalb im Regen sitzen?“

Hiroto sah an sich herab und bemerkte erst jetzt, dass es von der Seite her rein regnete und er ziemlich viel von dem kalten Wasser abbekam.

„Jetzt komm schon her.“, sagte Aki sanft und streckte den Arm aus um den Kleineren an der Schulter dichter zu sich zu ziehen. Hiroto gab nach und rutschte zu ihm ran, war aber ganz offenbar überfordert damit, dass Aki den Arm um ihn legte und sie plötzlich so nahe beieinander waren, dass zwischen ihnen kein bisschen Platz mehr war.

Im ersten Moment war Hiroto wie erstarrt, allerdings entspannte er sich schnell wieder, zog seine Beine näher an den Körper, damit seine Schuhe nicht auch komplett durchweichten, und lehnte sich leicht gegen Akis Körper.
 

Aki genoss seine Nähe, auch wenn sie beide nass und bald auch schon ziemlich durchgefroren waren. Schweigend saßen sie so beieinander und warteten auf das Ende diesen Unwetters. Das allerdings ließ ganz schön lange auf sich warten. Als es endlich nur noch leicht tröpfelte, wurde es langsam schon wieder hell.

„Es hat aufgehört.“, sagte er leise, Hiroto reagierte aber überhaupt nicht. Verwirrt blickte Aki zu dem anderen, der die Augen geschlossen hatte und ganz ruhig und gleichmäßig atmete. Er war doch tatsächlich eingeschlafen. Er würde ihn jetzt wecken müssen. Ein Seufzten schlich sich über Akis Lippen.
 

„Hey, wach auf ...“, sagte er leise und ließ seine Hand über Hirotos Oberarm gleiten. Der regte sich allerdings immer noch nicht.

Aki zögerte einen Moment, dann legte er seine freie Hand an Hirotos Kinn und hob seinen Kopf vorsichtig, sodass er ihn ansehen konnte. Der kleine Blondschopf schlief immer noch tief und fest. Aki fand ihn gerade einfach nur hinreißend. Und er konnte nichts dagegen tun, dass sein Kopf sich langsam senkte und er den Lippen des Kleineren immer näher kam. Kurz bevor sie sich berührten, öffnete Hiroto allerdings die Augen und blinzelte ihn verschlafen an. Er brauchte ein paar Augenblicke um zu bemerken, wie verdammt nahe Aki ihm war, und noch ein paar mehr, um sich bewusst zu werden, warum das so war. Er zuckte ganz plötzlich zurück und stieß sich den Kopf am Holz, stieß einen nicht jugendfreien Fluch aus und rieb sich den Hinterkopf.
 

Aki seufzte nur und lehnte sich wieder zurück. „Alles okay?“ Hiroto zuckte zusammen und sah ihn an, wandte sich aber ganz schnell wieder ab. Er nickte nur und starrte angestrengt in eine andere Richtung. Dann erst schien er zu bemerken, dass es schon wieder hell war.

„Waren wir die ganze Nacht hier?“

„Ja.“

Er zögerte, konnte die Worte dann aber einfach nicht mehr zurück halten. „Du wolltest mich küssen.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Aki sah keinen Grund, warum er das Offensichtliche abstreiten sollte.

„Ja.“

„Warum?“

„Ich wollte dich wecken.“

Hirotos Kopf ruckte zu ihm herum. „Indem du mich küsst?“

Aki zuckte nur mit den Schultern. War das etwa so abwegig?

Hiroto betrachtete ihn eine Weile schweigend, dass stand er auf und kletterte ins Freie. „Lass uns zurück gehen.“

Ohne zu antworten stand Aki auf und folgte ihm, streckte draußen erst mal seine steifen Glieder und stellte voller Unmut fest, dass seine Sachen immer noch nicht wieder trocken waren. Er wollte schleunigst in trockene Klamotten, es war ihm sogar egal, wenn er sich Sachen von Mizuki ausleihen musste. Hauptsache er wurde nicht krank. Aber wie wahrscheinlich war es schon eine ganze Nacht vollkommen durchnässt draußen zu verbringen und dann nicht krank zu werden? Er seufzte schwer. Das konnte er gerade gar nicht gebrauchen.
 

Langsam setzten sie sich in Bewegung und brachten den Weg schweigend hinter sich, gingen unterwegs allerdings in eine Bäckerei, weil sie Hunger hatten, und nahmen dann kurzentschlossen genügend Brötchen für alle mit. Erst als sie vor Mizukis Wohnungstür standen wurde Aki bewusst, dass es vielleicht schlauer gewesen wäre, einen Schlüssel mitzunehmen. Also musste er jetzt wohl klingeln und eine der Schnapsleichen wecken. Hoffentlich wurde überhaupt jemand wach. Immerhin war es noch früh am Morgen und wie Aki diesen Sauhaufen kannte, waren sie noch nicht lange im Bett.

Er hob den Arm; kurz bevor er die Klingeln betätigen konnte, hielt Hiroto seine Hand allerdings fest. Abwartend musterte Aki den Kleineren, der zwar sehr dicht bei ihm stand, sich aber so weggedreht hatte, dass Aki nicht viel von seinem Gesicht sehen konnte. Dass er sich nervös auf seiner verboten vollen Unterlippe herum biss, sah er dennoch.
 

„Warum … warum heute Morgen erst?“, kam es schließlich so leise von Hiroto, dass Aki sich nicht sicher war, ob er ihn richtig verstanden hatte.

„Was?“

„Warum … warum hast du mich nicht gestern … schon geküsst? Als ... als wir ...“ Hiroto stockte und brach schließlich ganz ab. Er ließ Akis Hand los und nuschelte ein „Vergiss es.“, bevor er jetzt drauf und dran war zu klingeln. Jetzt war es an Aki ihn festzuhalten. Er packte Hiroto am Handgelenk und zog den Kleineren zu sich, der vor Schreck die Brötchen fallen ließ und ihn mit weit aufgerissenen Augen ansah. Aki legte den anderen Arm um ihn, legte die Hand an seinen Rücken und presste den Kleineren so ganz nah an sich, bevor er sich zu ihm beugte und ihn küsste. Hiroto allerdings drehte den Kopf zur Seite und legte beide Hände an Akis Brust. Das verunsicherte Aki so sehr, dass er ihn ganz langsam wieder los ließ. Hirotos Hände verweilten an seiner Brust.

Aki betrachtete den Kleineren und fragte sich, wo der Hiroto von letzter Nacht abgeblieben war. Warum war er schon wieder so verdammt unsicher?
 

„Hätte ich dich denn gestern schon küssen sollen?“

Hiroto schwieg und starrte angestrengt auf Akis Brust.

„Ich dachte mir, dass das vielleicht nicht die beste Idee ist. Wir hatten beide getrunken und du bist gerade erst ein bisschen lockerer geworden. Ich wollte nicht, dass du dich sofort wieder in dein Schneckenhaus verkriechst.“

Wieder sah er diesen verräterischen Rotschimmer auf Hirotos Wangen, allerdings sah der Blondschopf ihn jetzt tatsächlich an. „Dann küss mich jetzt.“

Diese Worte brauchten eine ganze Weile bis sie in Akis Gehirn vorgedrungen waren. Und es dauerte noch länger bis Aki wirklich verstand, was Hiroto da gerade gesagt hatte. Er sollte ihn küssen.

„Aki, küss mich.“, hauchte der Kleinere und seine Wangen begannen regelrecht zu leuchten.

Warum eigentlich nicht?
 

Ohne weiter darüber nachzudenken beugte Aki sich vor und legte seine Lippen hauchzart auf die von Hiroto. Der Kleine war total verunsichert und überfordert, das spürte Aki, deshalb löste er sich schnell wieder, doch Hiroto ließ ihn nicht gehen. Er schlang seine Arme um Akis Hals und zog ihn wieder zu sich, presste seine Lippen beinahe stürmisch auf ihren Gegenpart und presste seinen schlanken Körper so eng an Akis, dass dieser zurück stolperte und mit dem Rücken gegen die Tür stieß. Er störte sich daran allerdings nicht, schlang die Arme um Hiroto und presste ihn so nah an sich wie möglich, bevor er seine Lippen für Hirotos Zunge öffnete, die schon ganz ungeduldig über seine Lippen strich.
 

Hiroto presste sich so nah an Aki, rieb sich an seinem Körper, dass dem Dunkelhaarigen schon ganz anders wurde. Er drehte sich mit Hiroto, presste nun ihn gegen die Tür und legte seine Hände an den kleinen knackigen Hintern, den der andere hatte, begann diesen zu massieren, was Hiroto glatt ein Stöhnen entlockte. Davon wollte Aki mehr. Sehr viel mehr. Vergessen war, dass sie sich in einem Hausflur befanden und jederzeit erwischt werden konnten, dass er nass war und müde. Wichtig war nur das Hier und Jetzt. Hiroto und er.

Zumindest so lange, bis sich die Tür hinter Hiroto öffnete, sie beide das Gleichgewicht verloren und in den Flur flogen, geradewegs auf Mizuki drauf, der lautstark fluchte und um sich trat. Schnell sprangen Aki und Hiroto auf und sahen auf Mizuki herab, der zwischen ihnen auf dem Boden lag, dann fanden sich ihre Blicke und am liebsten hätte Aki sich sofort wieder auf Hiroto gestürzt, versuchte aber stattdessen sich zusammen zu reißen und seine verräterisch schnelle Atmung unter Kontrolle zu bringen. Hiroto ließ ihn nicht aus den Augen. Als wollte er ihn herausfordern.
 

„Was zum Teufel macht ihr hier?“ Mizuki hatte sich endlich wieder aufgerappelt. „Warum klingelt ihr Sturm? Seid ihr vollkommen durchgedreht? Ich bin gerade erst ins Bett gegangen! Gott, mein Schädel platzt gleich ...“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, rieb er sich über die Stirn und verzog dabei das Gesicht. Dann sah er erst Aki an, dann Hiroto, und schließlich wieder Aki. „Warum wart ihr überhaupt draußen?“

Die beiden blickten sich ratlos an. Aki wollte Mizuki nicht erzählen, wie sie die Nacht verbracht hatten, schließlich ging das nur sie beide etwas an. Und Hiroto schien das alles plötzlich mehr als peinlich zu sein. Er wandte den Blick ab.

Mizuki seufzte theatralisch, dann ging er zur Tür und wollte diese schließen. Sein Blick fiel aber noch auf die am Boden liegende Brötchentüte, die er aufhob und eingehend betrachtete. „Die sind ja noch warm. Wart ihr beim Bäcker?“ Mit hochgezogenen Brauen wandte er sich Aki und Hiroto wieder zu, ließ sie auch nicht aus den Augen als er die Tür schloss.
 

„Ja, waren wir.“, ergriff Aki endlich das Wort. „Ich bin doch eh ein Frühaufsteher und Hiroto hat wohl nicht so gut geschlafen, darum sind wir nach draußen und wollten für Frühstück sorgen.“ Er versuchte das Ganze möglichst gleichgültig klingen zu lassen und zuckte mit den Schultern.

Mizuki schien sich damit zufrieden zu geben. Er ging einfach gähnend an den beiden vorbei in die Küche und werkelte dort herum, wahrscheinlich setzte er Kaffee auf.

Aki wollte dem Gitarristen folgen, geriet aber richtig ins Stocken, als er Hirotos unergründliche Miene sah. Der Kleinere zog die Augenbrauen zusammen und drehte sich dann ohne ein Wort zu verlieren um und folgte Mizuki.

Aki blieb allein im Flur zurück und fragte sich, was er schon wieder falsch gemacht hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  cookie-monster-kyo
2014-06-16T18:12:06+00:00 16.06.2014 20:12
das ist kitsch! so richtig süßer kitsch!
ich will mehr! jetzt sofort!!!


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