Zum Inhalt der Seite

Silber wie die Sterne

von
Koautor:  Erenya

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Silber wie die Sterne

Es war Nacht, als Clair geweckt wurde und man ihr von den Unruhen in der Drachenhöhle erzählte.

Sie wusste, wer es war und doch wollte sie allein wegen seiner Pokemon nach dem Rechten sehen.

Dieser Junge machte wirklich nur Ärger, auch wenn er in Verbindung mit einer anderen Person viel Potential gegen sie und Lance bewiesen hatte. Doch irgendwann musste auch er eine Pause machen.

Eilig durchquerte Clair die Höhle und kam schon bald dort an, wo sie den Jungen mit dem feuerroten Haar vermutet hatte. Und, so wie sie es bereits befürchtete, trieb er sein Sniebel, dass bereits schwer atmete, weiterhin an.

„Noch einmal, Sniebel! Eissplitter!“

Clair bemerkte, dass es Sniebel immer schwerer fiel, sich auf den Beinen zu halten, doch weil es seinen Trainer nicht enttäuschen wollte, kämpfte es mit jedem Atemzug um Haltung und die Kraft, weiterzumachen.

'Hat er nichts gelernt?'

Die Arenaleiterin konnte nicht abstreiten, dass sie verwundert war, denn der Junge hatte Prof. Elm sogar das gestohlene Pokemon zurückbringen und sich entschuldigen wollen. Er verdankte es nur eben diesem gestohlenen Pokemon, dass sie noch Partner waren und er ungeschorenen davon kam.

Vielleicht brauchte der Junge mal wieder eine Lektion, aber mit Sicherheit war nicht sie diejenige, die sie ihm geben würde. Immerhin war da dieses eine Mädchen, auf das er immer hörte. Und glücklicherweise hatte sie auch ihre Nummer.
 

„Stopp, macht einen Moment Pause!“

Mit einem Befehl Lyras, hielten Girafarig und Marill bei ihrer kleinen Kraftprobe inne und sahen zu ihrer Trainerin, die vorsichtig ihren PokeCom aus der Tasche zog.

Ein Blick auf den kleinen Bildschirm verriet ihr, wer sie so früh bei ihrem Training am Silberberg störte. Und sicher verhieß das nichts Gutes.

„Lyra hier. Was gibt es, Clair?“

Sie hatte nicht lange überlegt, als sie den Namen der Arenaleiterin gelesen hatte, denn ihre Anrufe gehörten, im Gegensatz zu denen ihrer Mutter oder denen von Erik dem Jongleur, eher zur seltenen Sorte.

„Hallo, Lyra. Es geht um Silver. Er trainiert hier in der Drachenhöhle wie ein Irrer. Ich habe mich im Pokecenter erkundigt, er scheint auch nur Recht selten seine Pokemon zu heilen. Meist nur, wenn er in die Stadt kommt und seine Vorräte an Tränken und Lebensmittel auffüllt.“

Was Clair erzählte, bereitete Lyra Sorgen. Sie wusste ja, dass Silver verbissen sein konnte, aber seit ihrem letzten Gespräch hätte sie nie gedacht, dass er weiterhin so dermaßen übertreiben würde. Ihr war klar, dass sie alleine wegen seiner Pokemon etwas unternehmen musste.

„Ich werde mich darum kümmern. Keine Sorge. Behalt Silver im Auge. In den nächsten Tagen werde ich ihm mein Habitak mit einem Brief schicken.“

Lyra wusste, dass sie einen Plan brauchte. Ebenso wusste es Clair, weswegen sie dem Mädchen nicht böse war, als sie ohne ein Wort des Abschieds aufgelegte und etwas Verantwortung auf die Arenaleiterin abwälzte.
 

Vier Tage waren seit dem Gespräch der beiden Mädchen vergangen und Clair hatte Silver so gut wie nie aus den Augen gelassen.

Genauso verbissen wie an den Tag, als sie mit Lyra gesprochen hatte, trainierte Silver mit Sniebel.

Und allmählich zeigten sich auch bei ihm Erschöpfungserscheinungen. Immerhin verlangte er nichts von seinen Pokemon was er selbst nicht erfüllen wollte.

„Und noch einmal Sniebel!“

Obwohl Silver bereits heiser war, gab er sein Bestes, nicht nachzugeben. Er wollte mindestens vor seinen Pokemon stark wie ein Fels in der Brandung wirken.

Doch damit, und das war Clair klar, würde er sich selbst nur schaden. Zumindest dann, wenn Lyra nicht bald etwas unternehmen würde.

Lange würde sich Clair das nicht mehr ansehen.

Und gerade, als sie eingreifen wollte, flog ein Habitak über ihren Kopf hinweg. Wie Lyra es gesagt hatte, trug es einen Brief bei sich, den es, kaum dass es Silvers Aufmerksamkeit hatte, in seinen Hände fallen ließ.

Damit hatte sie ihre Pflicht getan und Silver war nicht mehr länger ihr Problem. Lyra würde sich schon um den Jungen kümmern.
 

Unter ihm lag Oliviana City, beleuchtet von Amphis Licht, schlafend unter der Decke des Nachthimmels. Es war lange her, dass er diese Stadt besucht hatte und ausgerechnet jetzt hatte sie ihn hier her bestellt.

Ein Blick auf seinen PokeCom verriet ihm, dass er zu früh war und so, wie er sie einschätzte, würde sie wieder einmal zu spät kommen. Sie war immer die Letzte, die vor Ort eintraf und sicher hatte das auch der Silberberg nicht geändert.

Doch wie üblich würde er nichts gegen sie sagen können, immerhin brachte ein Lächeln von ihr ihn immer dazu, sich zu beruhigen. Noch dazu kannte sie sein Geheimnis, behandelte ihn aber nicht anders als zuvor.

Es sind die Taten, die zählen, nicht der Familienstammbaum.

Das hatte sie ihm gesagt und nur zu gerne erinnerte er sich an diese Worte zurück. Sie hatte ihm damit Hoffnung und so etwas wie eine Zukunft gegeben.

„Tut mir Leid, Silver! Musstest du lange warten?“

Silver fühlte sich ertappt, als er Lyras Worte hinter sich vernahm und vergrub sein Gesicht in den Schal, den er sich bei seiner Abreise umgewickelt hatte.

Es war kalt geworden, hier oben auf dem Leuchtturm, ein gutes Alibi, um seine Verlegenheit zu verbergen.

„Da bist du ja endlich...“, murmelte er, ohne Lyra anzusehen.

Noch immer tat er sich schwer, ihr ins Gesicht zu blicken, jetzt, da er wusste, was sein Vater getan hatte. Er hatte Angst, eines Tages Vorwürfe oder Verachtung in ihrem Gesicht ablesen zu können.

Dabei war sie die Einzige, die ihn nicht verachtete.

„Verzeih' mir bitte. Das Wetter am Silberberg ist etwas undankbar geworden und hat meinem Tauboss ein paar Probleme bereitet. Noch dazu hatte ich eine besondere Fracht, auf die ich aufpassen musste.“

Neugierig, was das für eine besondere Fracht war, wandte sich Silver zu dem Mädchen um, das ihm sofort ein rot verpacktes Geschenk mit weiß durchschimmernder Schleife entgegenhielt.

„Wofür ist das?“

Obwohl Silver klar und deutlich erkannte, dass dies ein Geschenk für ihn war, fiel ihm nicht ein, aus welchem Grund er das verdient haben sollte.

„Hast du es vergessen?“

Fragend hob Silver eine Augenbraue und starrte weiter auf das rote Geschenk. Vergessen? Gab es etwas, dass er vielleicht vergessen hatte? Geistig ging Silver alle Ereignisse durch, die wichtig genug waren, um beschenkt zu werden.

Er kam schließlich zu dem Entschluss, dass es nichts gab, weswegen er dieses Geschenk verdiente.

Und dennoch nahm er es an, weil Lyra wohl nicht eher Ruhe gab, bis er es akzeptieren würde.

„Du hast es vergessen. Das wundert mich nicht. So selten, wie du Ebenholz City und Pokecenter mit deiner Anwesenheit beehrst. Heute ist Weihnachten. Du weißt was das bedeutet, oder?“

Weihnachten.

Einen Augenblick lang hallte das Wort in Silvers Gedanken wider. Er brauchte etwas, um sich wieder daran zu erinnern, was es bedeutete.

„Mein Geburstag...“

Seine Antwort war mehr ein Brummen, denn seinen Geburtstag hatte er seit Jahren nicht mehr gefeiert. Und eigentlich wollte er diese Tradition beibehalten. Doch erneut mischte sich Lyra in alles ein.

„Nun mach es schon auf!“

Er seufzte, als sie ihn aufgeregt dazu ermutigte, das Geschenk zu öffnen. Sie schien viel aufgeregter als er zu sein und das, obwohl sie es für ihn verpackt und bereit gemacht hatte.
 

Silver konnte es nicht recht glauben, als er auf das Pokemon-Ei in dem Geschenkkarton sah. Sie hatte sich wirklich kein bisschen verändert und musste ihn immer noch mit Pokemon beschenken, als wollte sie damit sagen, dass er niemals so stark wie sie sein würde.

„Ich weiß nicht, was es wird, aber ich möchte, dass es einen guten Trainer bekommt. Vielleicht solltest du ihm einen Spitznamen geben, wenn es geschlüpft ist. Ich habe gehört, dass es die Bindung zwischen Trainer und Pokemon stärkt.“

Leicht verzog Silver das Gesicht. Es war ja klar, dass sie ihn mit diesem Mädchenkram nervte, ohne alles über ihn und sein Team zu wissen.

„Ich hab das schon bei Sniebel versucht.“

Deutlich sah er, wie sich ihre Augen weiteten, weil sie das sicher nicht erwartet hätte. Wer hätte solchen sentimentalen Kram auch schon von ihm gedacht?

„Frag' gar nicht erst.“

In ihren Augen funkelte Neugierde auf. Sie wollte wissen, wie er sein Sniebel genannt hatte, doch er war jetzt noch nicht bereit, es ihr zu sagen.
 

Mit dem Rücken ans Geländer gelehnt, sah Silver in den Himmel. Die Sterne leuchteten nur schwach, weil das Licht Ampharos' alles überstrahlte und dennoch schwärmte Lyra davon, wie schön die Sterne am Firmament waren.

„Die Sterne haben mich am Silberberg oft an dich erinnert.“

Schlagartig errötete Silver, als Lyra von Sternenbildern zu ihm wechselte. Es war ein Angriff, mit dem er nicht gerechnet hatte und doch hätte er gerade bei ihr eigentlich mit so etwas rechnen müssen.

„Wie kommst du nun auf diesen Schwachsinn?“, fragte er deswegen mürrisch und versuchte, seine gewohnte Haltung zu wahren.

„Nun... viele Sterne gehören zu einem Sternenbild. So wie du glaubst, dass man dich mit Team Rocket in Verbindung bringen könnte, wenn man erfährt, dass du Giovannis Sohn bist. Aber wenn man sie einzeln betrachtet, erkennt man, dass jeder von ihnen mit einer individuellen Intensität strahlt. So wie du. Deine Taten sind es, die dich von Giovanni und Team Rocket unterscheiden, denn du hast aus deinen Fehlern gelernt.“

Verächtlich schnaubte Silver aus. Erneut versuchte sie mir ihrer verqueren Logik ihn dazu zu bringen, daran zu glauben, dass man etwas Gutes an ihm erkennen konnte. Er ertrug diese großen Reden von der glorreichen Heldin einfach nicht mehr, weswegen er sein Simsala rief.

Vorsichtig hob er das Ei vom Boden auf und drückte es sanft an seinen Körper.

„Ich gehe... und danke für das Geschenk...“

Lächelnd wandte sich Lyra zu ihm um. Sie verstand sein Gebaren, gehen zu wollen, nicht als Flucht, denn Flüchtlinge verabschiedeten sich nicht.

„Ach ja, ihr Name ist Lyra. Und eines Tages wird sie genauso stark wie du sein. Zusammen mit mir an ihrer Seite.“

Mit einem schnellen Nicken verdeutlichte Silver seinem Simsala, dass sie gehen würden. Es verstand ihn ohne Worte, nahm seinen Trainer schützend in den Arm und teleportierte sich mit ihm weg.
 

Noch einige Minuten lang stand Lyra auf dem Leuchtturm und ließ sich Silvers Worte durch den Kopf gehen. Sanft lächelte sie, denn irgendwie bereitete ihr das Wissen, dass ihr Name sein Sniebel schmückte, ein warmes Gefühl.

Vorsichtig zog sie ihren PokeCom aus der Tasche und wählte Clair an, die sofort abnahm.

„Hast du ihm ordentlich Vernunft eingeprügelt?“, fragte die Arenaleiterin sofort.

„Keine Sorge, Clair. Silver verlangt von seinen Pokemon nichts, was unmöglich ist. Er wird einmal heller erstrahlen als alle Sterne zusammen.“

Sie wusste, dass sie sich nicht in Silver täuschte, weswegen sie, ohne Clair Rechenschaft abzulegen, auflegte. Silver würde sich um seine Pokemon kümmern und diese um ihn, genauso wie sie sich selbst um ihn kümmerte.

Irgendwo in einer entfernten Zukunft, würden sie einander ebenbürtig sein, dass sie gemeinsam zu einem Sternenbild wurden und sich denselben Platz am Firmament teilten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sternenschwester
2014-05-21T17:03:13+00:00 21.05.2014 19:03
Ein recht netter Os und gelungener Einfang eines kleinen Alltagsaugenblick.
lg, Sternenschwester


Zurück