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Crystal Riders II

Reminiscence
von

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Einsames Wesen

Crystal – Einsames Wesen
 

Relaxing Music (Instrumental Piano)
 

Langsam dämmerte es und wir hatten uns auf einer Decke unter den Kirschbäumen hingesetzt, doch war noch genügend Sicht auf den Himmel.

Jet hatte sich an einen Baum gelehnt und ich hatte mich neben ihn gesetzt. Amber lag ihm Gras und Moon, Opal und Maia saßen im Schneidersitz auf der Decke.

„Hier, meine Lieben“, war auf einmal Jade zu hören und sie hielt uns allen einen Topf mit Glückskeksen hin. Jeder von uns griff zögerlich hinein.

„Das Feuerwerk beginnt bald“, meinte sie und lächelte uns allen noch einmal zu.

Mein Blick ging zu Jet, welcher mir nur zulächelte. Immer wieder verlor ich mich darin und es war immer noch, als würde ich träumen.

Ich wusste noch genau, wie Jet am Anfang zu mir gewesen war, auch wenn er es nur getan hatte, um mich zu beschützen, doch jetzt kam es mir nur unwirklicher vor, dass er lächelte und fröhlich war. Ich war so glücklich mit ihm und ich wollte dieses Gefühl nicht mehr hergeben.

„Na, dann mal schauen, was die Zukunft uns so bringt!“, lachte Moon, teilte den Keksteig und zog den kleinen Zettel heraus, ebenso wie die anderen.

Plötzlich war ein Lichtblitz am Himmel zu sehen und ein lauter Knall zu hören. Alle blickten nach oben und ich erkannte wie rote Funken vom Himmel rieselten und die Umgebung in eine schöne pupurne Farbe tauchten.

Ich blickte langsam runter zu meinem Glückskeks und nahm immer wieder neue Raketen wahr, die am Himmel explodierten.

Langsam brach auch ich die zwei Hälften auseinander und zog den kleinen Zettel hinaus.

Achte dein Gegenüber und erkenne seinen Schmerz.

Ich blickte von dem kleinen Zettel auf und erkannte, wie Amber ruckartig zu Moon schaute, rot wurde und dann nur wieder zum Feuerwerk aufblickte. Was wohl auf seinem Zettel stand?

Jet legte seinen Arm um meine Schultern und ich lehnte mich an ihn, dann beobachteten wir zusammen das Feuerwerk.

Immer wieder bewunderte ich seinen Körper und durch das weiße T-Shirt hatte das alles noch einen ganz anderen Effekt.

Wieder glitt mein Blick zum Himmel und verschiedene Formen wurden deutlich, nach jeder neuen Rakete. Mal war eine Blume zu erkennen, dann wieder ein lächelndes Gesicht, aber überwiegend waren Kirschblüten zu sehen.

„Ey, Amber!“, rief jemand und wir sahen alle nach hinten. Drei Jungs kamen auf ihn zu und der eine klopfte lachend auf seine Schulter.
 

Reno – Cannot Stay
 

„Super Aktion vorhin!“

„Das hat eine Auszeichnung verdient!“, grinste der Hinterste und Amber lächelte zwar auch, aber man sah ihm deutlich an, dass er nicht wusste, worum es überhaupt ging.

Als die Typen wieder weggingen, drehte er sich zu uns und Opal und Maia konnten ihr Lachen nicht zurückhalten.

„Was war denn das?“, fragte Amber verwirrt.

„Die haben dir für deine Aktion mit dem BH gedankt“, grinste Moon und er wurde wieder rot, doch lachte mit ihr.

Meine Augen senkten sich, als ich wieder daran dachte und ich wurde vielleicht sogar etwas rot. Jet kicherte leise als er meine Reaktion darauf bemerkte und ich blickte schmollend zu ihm auf.

„Lach nicht“, murmelte ich und zwickte in seine Seite. Er zuckte zusammen und rutschte reflexartig von mir. Meine Augen wurden größer und ein kleines Lächeln breitete sich auf meinem Mund aus.

„Bist du … kitzelig?“, fragte ich und mein Lächeln wurde zu einem Grinsen.

„N-Nein“, murmelte er und zog langsam seinen Arm zurück.

„Ach ja?“, fragte ich wieder nach und drückte ihn dann auf den Boden, nur um mich dann auf ihn zu setzten und ihm das heimzuzahlen, was er mit mir gemacht hatte, als er mich gekitzelt hatte.

„Crystal!“, rief er, als ich ihn immer und immer wieder kitzelte und es genoss, dass er sich jetzt nicht wehren konnte. Dann lachte er und kniff seine Augen zu, versuchte meine Hände zu fassen zu bekommen, doch gelang es ihm nicht.

„Jet ist kitzelig?“, hörte ich Amber hinter mir lachen und wir alle stimmten mit ein.

„H-Hör auf!“, bettelte Jet und es war das erste Mal, dass ich ihn so lachen hörte. Es klang so fröhlich, so ausgelassen und ich stoppte mittendrin.

Halb lachend, halb keuchend versuchte er an Luft zu kommen und ich konnte sogar erkennen, wie eine kleine Träne aus seinem Auge floss, weil er so lachen musste.

„Du bist gemein“, grummelte er und konnte das Lächeln nicht aus seinem Gesicht verbannen.

„Ich weiß“, trällerte ich und beugte mich zu ihm hinab, um ihn zu küssen.

Ich legte meine Hände an sein Gesicht und er legte seine Arme um meinen Körper, doch ich musste wieder etwas lachen. Verwundert sah Jet mich an.

„Dass du kitzelig bist, hätte ich am wenigsten erwartet“, flüsterte ich und stupste seine Nase mit meiner an. Er verzog nur den Mund, doch gab mir wieder einen kleinen Kuss, dann richteten wir uns wieder auf.

Kiss me, beneath the milky twilight…“, fing auf einmal Maia an zu singen und Opal stieg sofort mit ein, Moon ließ auch nicht lange auf sich warten.

Amber verdrehte nur die Augen und Jet und ich fingen an zu lachen.

„Diese verrückten Hühner“, murmelte Amber und ich war mir sogar fast sicher, dass er das mit Absicht gesagt hatte, denn alle drei fingen an, wie Hühner wild loszugackern und er grinste gewinnend.

„Amber“, knurrte Moon als sie wieder normal sprechen konnte und er zuckte nur die Schultern.
 

Abraham Lincoln Vampire Hunter – 80 Miles
 

Spät in der Nacht gingen wir durch den Park und hier und da waren auch noch einige Schüler. Maia und Opal waren auf ihr Zimmer gegangen, also waren wir nur zu viert.

Man merkte es sofort, dass Maias Gabe sich nicht mehr auf Amber oder Moon auswirkte, denn sie sprachen nicht mehr miteinander.

Wir duckten uns durch die tiefen Kirschbaumäste und waren kurzerhand an dem kleinen See angekommen, auf den wir zugehalten hatten. Selbst hier waren kleine Laternen und Girlanden angebracht und der Kerzenschein breitete sich sanft in dieser Umgebung aus. Blätter und Blüten flogen langsam durch die Luft und plötzlich streifte eine davon meinen Hals.

„Ihr seid alle gleich! Und wir sind nur eure Marionetten!“, brüllt der Rider über mir und ich spüre, wie mir die Luft wegbleibt.

Ein Gefühl, als hätte sich eine Schlinge um meinen Hals gewickelt und würde immer weiter zugezogen werden. Die Angst spiegelte sich in meiner Verkrampfung wieder. Meine Hand ließ Jets schlagartig los und mit beiden griff ich an meine Kehle.

Zu lange war es her, dass ich diese Panikattacken gehabt habe und weil sie jetzt wiederkehrten, brach alles Standhafte in mir zusammen.

„Crystal!“, hörte ich Jet sorgenvoll rufen und spürte gleich darauf seine stützenden Arme um meinen Körper. Aber ich konnte mich nicht beruhigen. Immer und immer wieder versuchte ich nach Luft zu schnappen, aber es war, als würde etwas meinen Hals blockieren. Keine Luft konnte eindringen und ich kniff die Augen zu.

„Schätzchen, sieh mich an!“ Die Stimme meiner Mutter dröhnte in meinem Kopf. „Crystal! Wir haben das doch schon oft durchgemacht! Sieh mich an und versuche normal durchzuatmen!“

„Crys! Ganz ruhig!“, flehte Moon und ihre Stimme vermischte sich merkwürdigerweise mit der von meiner Mutter.

Ich kratzte mit meinen Fingernägeln über meinen Hals, versuchte diese Schlinge wegzureißen, aber dort war nichts.

Verzweifelt zwang ich mich, die Augen zu öffnen und suchte Jets. Er hatte seine Hände auf meine Schultern gelegt und sah mich ängstlich an. Als unsere Blicke sich trafen, konnte ich ganz kurz einatmen und spürte, wie sich meine Lungen blähten und dankend die Luft aufnahmen.
 

A very sad song for broken hearts
 

Was war los? Warum brach ich zusammen? Warum brach mein Schutz?

„Ich dachte …“, fing ich krächzend an und spürte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten.

„Was dachtest du?“, flüsterte Jet so ruhig er konnte, doch fühlte ich, dass seine Hände ganz leicht zitterten.

„Ich dachte, es wäre weg, es wäre vorbei und …“ Ich fing an zu weinen und er zog mich einfach in seine Arme, vorsichtig und schützend, aber kein Wort verließ seine Kehle. Ich versteckte mein Gesicht in seiner Brust und krallte in sein Oberteil hinein. Ich zitterte und konnte nicht aufhören zu weinen, als wäre mein Körper eigenständig und würde mir nicht mehr gehorchen.

„Was tust du denn immer, Crystal?“, fragte Moon traurig und besorgt und ich spürte wie sich ihre Hand auf meine Schulter legte.

„I-Ich … kann …“, stammelte ich, doch brach ich ab, denn ich wusste, egal was ich jetzt sagte, es würde nichts Vernünftiges rauskommen.

Jet zog mich wieder auf die Beine und hatte die ganze Zeit seinen Arm um meine Hüfte gelegt, während wir wieder zurück zum Hauptgebäude gingen.

„Ich will euch nicht … den Abend verderben, ihr könnt -“

„Der Abend war doch schön“, hörte ich Amber sagen und senkte nur meine Augen.

„Und du verdirbst ihn uns doch gar nicht“, sage Moon und versuchte, meine Laune etwas zu steigern, aber ich wusste, das sagten sie nur, um mich aufzuheitern.
 

Flute of Harmony – Sadness and Sorrow vs. Grief and Sorrow
 

Amber ging schon in sein Zimmer, doch Jet begleitete Moon und mich noch zu unserem.

„Moon, kann ich kurz mit dir reden?“, fragte Jet, als wir an unserer Zimmertür angekommen waren. Ich schaute zwischen den beiden hin und her, doch Jet lächelte mich nur an.

„Ja, klar“, sagte Moon und ging wieder etwas von der Tür weg.

„Ich warte drinnen“, murmelte ich und öffnete sie, dann ging ich sofort ins Badezimmer und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht.

Meine Augen wanderten zu meinem Spiegelbild und ich erschrak vor meiner Erscheinung. Blasses Gesicht, gerötete Augen und doch leuchteten sie und das war das Abstrakte. Das waren einfach nicht meine Augen, das war nicht ich!

Ich atmete tief ein und kniff sie zu, dann drehte ich mich weg, ging einfach zu meinem Kleiderschrank und suchte mir eine Jogginghose und ein normales bequemes Top … selbst das gehörte nicht zu mir.

Schnell zog ich mich um und verkroch mich dann in mein Bett.

Mein Blick fiel auf die kleine verkohlte Eule und wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen.

Wärst du noch da, dann hätte ich noch eine Familie! Dann hätte ich noch ein Stück von meinem alten Leben … nur du hast Mom und mich zusammenhalten können. Jetzt bist du weg und sie auch. Ich will dich doch nur noch einmal sehen, ich will dir so gerne Jet vorstellen. Ich will, dass du sehen kannst, wie ich erwachsen werde …

Ich hielt inne … erwachsen werden konnte ich nicht mehr. Ich konnte nicht mehr älter werden, ich konnte keine Kinder bekommen und genauso wenig heiraten, denn ich wusste genau, dass es den Crystal Ridern nicht gestattet war.

Ich wusste, mein Vater hätte sich ein normales Leben für mich gewünscht, auch meine Mutter, aber das war nun Vergangenheit und ich war jemand, der in der Zeit stecken geblieben war. Sie lief an mir vorbei und hatte keine Bedeutung für mich, denn ich würde für immer neunzehn bleiben.

„Crystal?“, hörte ich eine leise Stimme und öffnete meine Augen. War ich eingeschlafen?

Ich suchte nach Jet, denn ich wusste, es war seine Stimme. In der Dunkelheit konnte ich die Umrisse seines Körpers wahrnehmen. Er saß auf meiner Bettkante und ich drückte mich sofort hoch, damit ich meine Arme um ihn legen konnte.

„Ich habe Moon gefragt, ob sie heute Nacht bei Amber schlafen könnte“, flüsterte er und legte seine Hand an meinen Hinterkopf.

„Sie hat einfach ja gesagt? Sie kommen doch gerade nicht so gut miteinander aus“, entgegnete ich leise und sah ihn an.

„Zuerst hat sie auch gezögert, aber sie meinte, dass sie will, dass es dir besser geht und deswegen hat sie damit kein Problem“, erklärte er und ich erkannte ein kleines Lächeln.

„Aber du hast doch heute auch Nachtwache“ murmelte ich und zog die Brauen zusammen.

„Ich habe Jade gefragt, ob Granite für mich einspringen könnte“, sagte er und ich runzelte die Stirn.

„Danke“, brachte ich nur noch raus, denn wieder überkamen mich die Tränen und mein Kopf sank auf Jets Schulter. „Es tut mir leid, dass ich so bin.“
 

Sad Anime OST – Yuukimaru's Theme
 

„Entschuldige dich nicht dafür, denn ich liebe dich so wie du bist“, sagte er bestimmt und das brachte mich nur noch mehr zum Weinen.

„Noch nie konnte ich so was zurückhalten …“

„Das sollst du doch auch nicht“, sagte Jet und nahm mein Gesicht in seine Hände. „Willst du mir nicht sagen, was dir gerade solche Sorgen bereitet?“

Ich blinzelte nur die Tränen weg und wusste nicht, was ich sagen sollte, doch dann überlegte ich genau und seufzte.

„Ich habe einfach nur wieder an meine Mutter denken müssen, genauso an meinen Vater und … dass du ihn nie kennen lernen wirst, zumindest nicht so, wie es hätte sein sollen“, sagte ich rau und traute mich nicht, in seine Augen zu schauen, weil ich Angst vor seiner Reaktion hatte, warum wusste ich selber nicht.

Langsam beugte er sich zu mir und legte seine Lippen auf meine.

Ich griff nach seinen Handgelenken, spürte den Puls und hielt ihn nur noch fester. Ich spürte noch eine Träne, die sich ihren Weg aus meinem Augenwinkel suchte und hinabfloss.

Jet wollte seine Hände langsam zu meinem Hals gleiten lassen, doch stockte er und zog sie zurück. Ich wusste, woran er dachte.

„Ist schon okay, das war nur vorhin“, meinte ich, als er mich entschuldigend anschaute. Dann legte ich jedoch meine Hände an seinen Arm und zog ihn ganz zu mir ins Bett, damit ich mich an ihn kuscheln konnte.
 

Thousand Foot Krutch – So far Gone
 

„Also bleibst du die ganze Nacht bei mir?“, fragte ich schüchtern und legte meinen Kopf auf seine Schulter und schaute zu ihm auf.

„Ich werde dich nicht allein lassen“, flüsterte er, legte seinen Arm um meine Schulter, gab mir einen Kuss auf den Kopf und legte sich mit mir hin. „Niemals.“

„Wie geht es dir eigentlich?“, fragte ich nach ein paar Sekunden und legte nur meine Hand auf seine Brust. Sein Herz schlug so schnell…

„Ganz gut, wieso fragst du?“, entgegnete er und strich gedankenverloren über meine Schläfe.

„Weil du in den letzten Tagen so müde aussiehst“, meinte ich und schloss meine Augen.

Kurz schwieg er und seine Finger stoppten an meinem Kinn, doch dann holte er langsam Luft.

„Die letzten Monate habe ich noch nicht gut verdauen können“, murmelte er rau und mir schossen augenblicklich die Bilder durch den Kopf, wie ich Jets Erinnerungen gesehen hatte, wie er Menschen hatte töten müssen. Seine angsterfüllten Augen hatten sich in mein Gedächtnis gebrannt, wie er mir in Ketten gelegt dabei hatte zusehen müssen, wie ich gefoltert worden war. Der Schmerz war für mich nicht das Schlimme, aber dass er es mitansehen hatte müssen, das war für mich nicht zu ertragen.

Ich schluckte und verstand nun seine Verfassung und begriff, warum er diesen Albtraum gehabt hatte.

„Ich auch nicht“, flüsterte ich und drückte mich enger an ihn, im selben Moment drehte er sich zu mir und legte beide Arme um mich, dann küsste er meine Stirn.

„Nie wieder wird so was passieren“, sagte er beruhigend und ich neigte meinen Kopf so, dass ich in seine Augen schauen konnte. Meine fingen wieder an zu brennen und ich spürte die erste Träne ins Kopfkissen fließen.

„Solange du bei mir bist, fühle ich mich sicher“, meinte ich und lächelte schwach.

Mir wurde klar, dass dieses Glück, welches Jet und ich teilten, mehr als wertvoll war und dass ich alles dafür tun würde, es zu beschützen. Aber auch er würde niemals Kinder haben können, niemals heiraten können, genauso wie ich und doch … wollte ich bei ihm sein. Bei niemand anderem. Ich wollte nie wieder ohne ihn sein, denn er gab mir das, was ich mir immer gewünscht hatte. Sicherheit. Akzeptanz. Liebe. Er machte mich glücklich.

In meiner kleinen Welt voller Unglück.
 

Mark Petrie – Reach for the Stars
 

Der nächste Tag verging leider viel zu schnell, denn durch das Kirschblütenfest, waren wir erst spät ins Bett gekommen und hatten auch dementsprechend bis zum Nachmittag geschlafen.

Aber wir taten auch nicht viel mehr, als etwas zu essen oder an die frische Luft zu gehen, da auch die Stimmung zwischen Moon und Amber noch immer gedrückt war. Sie kam nur, sobald sie wach geworden war, so schnell wie möglich wieder in unser Zimmer und sprang unter die Dusche.

Amber hatte sich zwar gefreut, dass sie bei ihm geschlafen hatte, doch konnte ich mir gut vorstellen wie die Atmosphäre gewesen sein musste. Sie hatte sich bestimmt nur in Jets Bett gelegt und kein Wort zu Amber gesagt. Ich hatte die kleine Hoffnung, dass sie eventuell einknicken würde und wir wieder das alte Duo zu Gesicht bekamen, was sie einmal dargestellt hatten.
 

Nachdem Jet sich von mir verabschiedet hatte, ging ich wieder ins Bett, auch wenn ich noch hellwach war, aber morgen war wieder Unterricht und ich wollte nicht halb schlafend auf der Tischplatte hängen.

„Tut mir noch mal leid wegen gestern und … dass du dann bei Amber schlafen musstest“, murmelte ich in die Decke hinein, als Moon mit der Zahnbürste im Mund einmal quer durch das Zimmer lief und ihre Wäsche in den Wäschekorb schmiss.

„Entschuldige dich dafür nicht“, nuschelte sie und zwinkerte, dann ging sie schnell wieder ins Bad und wie es sich anhörte, spülte sie gerade ihren Mund aus und kam gleich darauf zu mir.

„Dir ging es gestern nicht gut und du brauchtest Jet“, lächelte sie und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden.

„Du bist eine so tolle Freundin, weißt du das?“, sagte ich leise und spürte, wie meine Wangen rot wurden, doch erkannte ich den gleichen Rotschimmer auf ihren, als ich das ausgesprochen hatte. Dann grinste sie übers ganze Gesicht.

„Du auch, Crystal!“ Ihre Augen gingen zum Fenster.

Die Sonne war zwar schon untergegangen, doch schimmerte der ganze Himmel noch orange-rötlich und spendete uns seichtes Licht.

„Ich bin so müde“, gähnte Moon ausgelassen und steckte mich damit an. „Wir sollten beide schlafen, du siehst auch schon wieder ziemlich fertig aus.“ Sie zeigte auf mich, lächelte und schmiss sich auf ihr Bett.

Ich lachte nur leise und beugte mich zu meiner kleinen Tischlampe und schaltete sie aus.

Auch wenn ich mich eben noch gefühlt hatte, als würde ich Bäume ausreißen können, so hatte Moon doch Recht, denn ich war plötzlich müde.
 

NieR Gestalt & Replicant – Ashes of Dreams / Aratanaru
 

„Ich möchte, dass du dir eines merkst, Crystal; es wird immer wieder Dinge in dieser Welt geben, die dir Angst machen, die dich abschrecken und zurückweichen lassen. Aber du darfst niemals vergessen, dass alles, was dir Angst macht, nicht schlecht sein muss. Oft verbirgt sich hinter dem abstoßenden Äußeren nur ein sehr einsames Wesen.“
 

„Solltest du mal nicht wissen wie es weitergehen soll, dann nimm deine kleine Eule in die Hand, schließe die Augen und lasse deiner Phantasie freien Lauf. Du wirst schon den richtigen Weg finden“, sagt er ruhig und stellt die Holzfigur auf mein Nachttisch.

„Das ist doch deine“, sage ich überrascht und schaue zu ihm auf.

„Ich habe sie für dich gemacht“, lächelt er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf gut, mein kleiner Kristall.“

„Gute Nacht, Daddy!“, lächle ich und kuschele mich in meine Bettdecke, dann geht er raus und schaltet das Licht aus.
 

„Crystal … dein Vater … er ist tot …“, weint sie und umklammert meine Hand. Ich realisiere es nicht, kann sie nur anstarren, doch mein Körper reagiert. Stille Tränen fließen an meinem Gesicht entlang und es brennt so sehr, als hätte ich meine Augen jahrelang nicht mehr bewegt.

„Ein Rider hat ihn uns genommen!“, zischt sie und sieht weinend zu mir auf.
 

Ich schreckte hoch und atmete schwer. Mein Gesicht war nass und das war die Bestätigung, dass ich geweint hatte. Ich versuchte mich zu beruhigen, doch bahnten sich immer mehr Schluchzer den Weg aus meiner Kehle und ich ließ einfach mein Gesicht in meine Hände fallen.

Immer wieder holte ich tief Luft und versuchte, ruhig zu atmen bis es mir gelang mich unter Kontrolle zu bekommen.

Meine Augen schweiften durch den Raum, aber ich erkannte so gut wie gar nichts. Die Gardinen waren aufgezogen und ich sah den Sternenhimmel, aber kein Mond war zu erkennen, das erklärte die Finsternis.

Ich stand auf und machte ein kleines Licht an. Das erste, was mir auffiel war, dass Moon nicht in ihrem Bett lag und im Badezimmer konnte sie auch nicht sein, da die Tür offen stand.

Ich seufzte bloß und wollte an die frische Luft, deswegen zog ich mir eine dünne Jacke über und suchte nach meinen Schuhen.

Als ich die Tür dann öffnete, trat ich in eine kleine Wasserpfütze im Flur und zuckte zurück. Mein Blick wanderte zum Boden und ich erkannte, dass sich eine ganze Spur den Flur entlang zog und verwirrt folgte ich ihr.

Nach einigen Gängen erreichte ich eine Wand, wo die Wasserspur endete. Es war ein unscheinbarer, kleiner Seitengang, der mir vorher nicht einmal aufgefallen war. Konnte es sein, dass…?

Ich ging auf die Wand zu und tastete sie impulsiv ab, bis sich tatsächlich ein Stein verschieben ließ und eine Tür öffnete. Dahinter führte eine Treppe in die Tiefe und ich setzte mich ungewollt in Bewegung. Es war eine Art Kellergewölbe. Ich hätte mich wahrscheinlich verlaufen, doch die Wasserspur setzte sich hier fort und ich folgte ihr bis zu einer weiteren Tür, wo sie erneut endete. Ich hörte dahinter eine Stimme, die mir bekannt vorkam … es war Amber.

Ich klopfte zaghaft an, doch reagierte er nicht und plauderte einfach weiter vor sich hin, aber was genau konnte ich leider nicht raus hören.

„Amber?“, fragte ich und wagte es, die Türklinke runterzudrücken und öffnete die Tür.

„Crystal?“, fragte er überrascht und ich sah ihn auf einem Stuhl sitzen.

Dann konnte ich ganz in den Raum schauen und riss meine Augen erschrocken auf.

Ein Wassertank stand an der Wand, und darin war … ich wusste nicht, wie ich das anders beschreiben sollte … Ein Fischschwanz, glänzend violett, schlängelte sich im Wasser. Hellblonde Haare waren um den Kopf des Wesens verteilt und schwammen seidig im Wasser. Die Augen wirkten so tierisch, einfach nicht normal, das ganze Wesen war nicht normal. Die Haut war schwammig und doch sah sie glatt aus. Eine Meerjungfrau? Oder eine Wassernixe? Ich konnte mich nicht regen, denn sie war auf eine ganz merkwürdige Art und Weise erschreckend und jagte mir eine Spur von Angst ein.

„Ich … ähm …“, stammelte ich nur und drehte mich dann bloß um und lief davon.



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