Zum Inhalt der Seite

Crystal Riders II

Reminiscence
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Realität sieht anders aus

Amber – Die Realität sieht anders aus
 

Edna bricht aus – Kindheit
 

Wieder kamen mir meine Schulbücher entgegen gefallen, als ich gegen das Regal stieß, um meine ganze Kleidung wegzuräumen.

„Auu“, stöhnte ich und hielt mir meine Hand auf den Hinterkopf, dann senkte ich den Blick auf eines der dicken Bücher und schmatzte.

„Blöde Teile“, grummelte ich und schmiss erst einmal den Wäscheberg auf mein Bett und staute die Bücher dann wieder ins Regal, dieses Mal ordentlicher.

Dann stopfte ich die Wäsche in eine Tüte und deponierte sie im Badezimmer, damit ich sie nachher im Waschkeller waschen konnte.

Schließlich ließ ich den Blick durch mein Zimmer schweifen und war zufrieden. Wenn Jet hier wohnen wollte, dann musste es wenigstens auch einigermaßen ordentlich aussehen, für die erste Zeit.

Dann machte ich mich daran, noch einige Kleinigkeiten wegzuräumen und hielt inne, als ich ein Foto unter meinem Bett fand. Es zeigte Moon und mich als Kinder. Sie lachte fröhlich und hatte ihre Hand um meine Schulter gelegt, ebenso wie ich bei ihr.

Wenn ich an die Vergangenheit dachte, dann war es manches Mal wie ein Albtraum. Auch wenn ich Moon als Freundin gehabt hatte, so war sie meine einzige Freundin gewesen.

Die Kinder hatten mich immer merkwürdig gefunden und hatten nichts mit mir zu tun haben wollen, nur wenn ihnen langweilig geworden war, dann hatten sie angefangen, mich zu ärgern und auszulachen, aufgrund meines Sprachfehlers.

Da ich so gut wie kein Wort über meine Lippen hatte bringen können, hatte auch nicht die Möglichkeit bestanden, mich zu wehren. Aber das hatte Moon getan, sie hatte mich beschützt.
 

„Lasst ihn in Ruhe!“, rief sie und stellte sich vor mich hin.

„Seht mal, da beschützt ihn jetzt auch noch wieder das Mädchen!“, lachte einer der Jungs aus der Gruppe, die sich um mich gestellt hatten und Moon ging auf ihn zu.

„Nur weil er nicht richtig sprechen kann, heißt es noch lange nicht, dass er ein schlechter Mensch ist!“, verteidigte sie mich und ich senkte meine Augen.

„Er ist viel netter als ihr jemals sein könntet!“, schimpfte sie und dann schubste sie der Junge zurück.

„Was willst du jetzt machen?“, fragte er provozierend und ich wusste, was jetzt passieren würde. Moon nahm wieder ihre Haltung ein und sah den Jungen grimmig an.

„Leg dich ja nicht mit mir an“, knurrte sie und sprang ihm plötzlich entgegen, als er nur lachte. Dann schlug sie auf ihn ein und sie rollten über den Rasen.

„V-Violet …!“, rief ich und wollte dazwischen, doch dann kamen die anderen Jungs aus der Gruppe dazu …
 

Ich seufzte und spürte, wie sich ein trauriges Lächeln auf meinem Gesicht breit machte. Dass Moon sich damals wirklich für mich mit Jungs geprügelt hatte, konnte ich bis heute irgendwie nicht begreifen.

Ich stellte mich wieder hin und legte das Foto auf meinen Nachttisch, dann klopfte es an der Tür.

„Ja?“, rief ich und Jet kam mit einer großen Tasche herein. Ich blinzelte, grinste aber gleich darauf wieder.

„Hey, Mitbewohner“, meinte er lächelnd und schloss dann hinter sich die Tür. Erst jetzt begriff ich, dass er wirklich hier bleiben durfte, dass er endlich akzeptiert wurde als das, was er war. Und dass er mein Freund war. So ein Freund, wie ich ihn damals schon hätte gebrauchen können.

„Ach, es ist so schön, nicht mehr allein sein zu müssen!“, rief ich und fiel ihm wieder um den Hals. Jet schwankte rückwärts und lachte nur.

„Was ist hier eigentlich passiert?“, fragte er, als ich ihn wieder losließ und er sich umschaute. „Wurdest du ausgeraubt?“

„Was? Nein! Ich habe aufgeräumt“, entgegnete ich und verzog mürrisch den Mund, doch dann lachte ich wieder.

„Du … hast aufgeräumt?“, fragte er ungläubig und ich verschränkte die Arme vor der Brust.

„Damit du nicht gleich wieder flüchtest“, murmelte ich und schnappte mir seine Tasche, um sie auf sein sorgfältig frisch bezogenes Bett zu legen.

„Dann würde ich sagen, räum' alles ein, Kumpel“, grinste ich und setzte mich wieder auf mein Bett. Jet öffnete seine Tasche und stapelte all seine Kleidung in den Schrank. Hier und da sah ich mal weiße T-Shirts und wunderte mich.

„Du hast weiße Kleidung?“, fragte ich nach, denn ich hatte ihn bisher immer nur in Schwarzer gesehen.

„Ja. Wobei ich mich jetzt frage, wieso“, murmelte er und sah noch mal nach, ob ich überhaupt richtig lag.

„Zieh die irgendwann mal an“, schlug ich vor und er drehte sich mit ausdrucksloser Miene zu mir. „Was denn?“

„Ich trage nicht umsonst immer schwarz“, nuschelte er, als er den Mund verzog, doch lächelte wieder.

„Würde Crystal bestimmt auch gerne mal sehen und du weißt ja … weiß betont den Körper“, neckte ich ihn und selbst, wenn er nur mit dem Rücken zu mir stand, wusste ich, dass er gerade versuchte, ein Lachen zu unterdrücken.

„Halt die Klappe, Amber“, meinte er nur und räumte weiter alles in den Schrank.

Ich verdrehte die Augen und schließlich fiel mein Blick wieder auf das Foto mit Moon und mir.

Mir fehlten ihre violetten Augen wirklich sehr, auch wenn ich jetzt sagen konnte, dass ihr die neue Augenfarbe wunderbar stand. Dieses mysteriöse Blau stand in so einem schönen Kontrast zu ihren blonden Haaren und ihre schwarzen Strähnen drehten das Ganze noch ein Stück, was sie so anders und einzigartig wirken ließ. Aber einzigartig war sie schon immer gewesen.

„Ist alles okay?“, hörte ich Jet fragen und meine Augen schnellten von dem Foto zu seinem Gesicht.

„Ja“, antwortete ich kurz angebunden.

„Und warum reagierst du erst mein dritten Mal?“, fragte er nach und sein Blick fiel auf das Bild, was ich angestarrt hatte.

„Du hast mich eben … schon angesprochen?“

„Ja, das habe ich. Was ist das für ein Bild?“ Jet kam einen Schritt näher und ich seufzte nur. Ich wusste, ich konnte ihm alles anvertrauen, doch konnte ich es auch damit?

„Darf ich dich vielleicht etwas fragen?“, kam es zaghaft über meine Lippen und meine Augen blieben nur auf den Boden gerichtet. Jet setzte sich mir gegenüber auf sein Bett und sah mich an.

„Natürlich“, entgegnete er nur und wartete geduldig, bis ich die richtigen Worte gefunden hatte.

„Wie hast du … Crystal klargemacht … dass du sie liebst?“ Langsam hob ich meine Augen an und traf auf einen neutralen Blick. Jet schien kurz zu überlegen, dann lächelte er nur an die Erinnerung und schaute zu mir.

„Es war eigentlich recht unvorhergesehen“, erzählte er und verschränkte seine Finger ineinander. „Wieso fragst du?“ Das war eigentlich genau das, was ich nicht sagen wollte, aber ich wusste in diesem Moment, dass ich es Jet anvertrauen konnte. Und auch musste, sonst würde ich Kopfschmerzen bekommen, wenn ich es nicht langsam aussprach.

„Ich würde es auch gerne jemanden klarmachen“, flüsterte ich und wich seinem Blick aus.

„Moon“, warf er ein und ich biss die Zähne zusammen und sah nun direkt in seine Augen. „Hab ich Recht?“ Ich knabberte an meiner Unterlippe und spürte die plötzliche Hitze, die sich auf meine Wangen legte. Dann nickte ich nur und hörte, wie er aufstand und sich schließlich neben mir auf das Bett setzte.

„Ich kann dir da leider keinen Tipp geben, weil ich selbst ganz schlecht in so was bin und weil es bei Crystal und mir wirklich unvorhergesehen kam. Sie wusste es auf einmal, genauso wie ich es wusste und … dann brauchte es nur noch Mut von uns beiden“, erklärte er und stützte sich mit seinen Ellenbogen auf den Knien ab, genau wie ich.

„All das bringt mir nichts, wenn Moon nicht das gleiche fühlt“, flüsterte ich rau und seufzte.

„Da kann ich dir Entwarnung geben“, lachte Jet und ich schaute zu ihm.

„Du meinst …“

„Ich denke schon, dass sie das gleiche fühlt. Anders könnte ich mir das alles nicht erklären“, munterte er mich auf und schon wurde die Hitze in meinem Gesicht unerträglich.

Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, doch wusste ich selber nicht was, also kam kein Ton hervor.
 

Evgeny Emelyanov - Goodnight Luna
 

Auf einmal klopfte es an der Tür und ich zuckte augenblicklich zusammen.

Jet stand auf und öffnete sie, dann kam Moon herein und grinste. Nach der Offenbarung, konnte ich sie mit einem Mal nicht mehr normal ansehen, deswegen senkte ich meinen Blick. Nun klingelte es auch zum Schulschluss, ich hatte die letzte Stunde heute sowieso frei gehabt. Moon drehte sich kurz zu Jet, warf ihre Haare zurück und dann sah sie zu mir.

„Ich habe eine Überraschung!“, lachte sie und kam mir entgegen, nahm meine Hand und zog mich gekonnt hoch, wobei ich dann gegen sie stieß und schnellstmöglich zurückwich.

„Was denn?“, fragte ich äußerst rau und räusperte mich hastig.

„Wenn ich es euch sage, ist es doch keine Überraschung mehr, Idiot“, grummelte sie und tänzelte dann auf ihren nackten Füßen aus dem Zimmer und gab Jet und mir deutlich zu verstehen, dass wir ihr folgen sollten.

Ich steckte meine Hände nur in meine Hosentaschen und zusammen gingen wir die Flure entlang. Moon hatte die ganze Zeit über ein zufriedenes Lächeln im Gesicht, doch als sie um die nächste Ecke bog, hörte ich nur, wie sie mit jemanden heftig zusammen stieß und dann rückwärts auf den Boden fiel.

Ich unterdrückte ein Lachen, doch gingen Jet und ich ebenfalls um die Ecke und als wir sahen, mit wem Moon zusammen gestoßen war, musste ich noch mehr lachen. Es war Crystal. Jet ging zu ihr, während sie immer noch auf dem Boden saß und sich den Kopf rieb und half ihr dann hoch, das gleiche tat ich mit Moon.

„‘tschuldige“, murmelte Moon und lächelte schmerzvoll zu Crystal.

„Schon okay“, grinste diese und strich die Strähnen aus der Stirn.

„Du willst auch immer mit dem Kopf durch die Wand“, meinte Jet und Crystal warf ihm einem finsteren Blick zu.

„Was war jetzt die Überraschung? Wolltest du uns zeigen, wie hart dein Schädel ist?“, fragte ich und Moon knurrte nur, doch dann warfen sie und Crystal sich verschwörerische Blicke zu.

Fragend sah ich zu Jet, doch er hatte scheinbar genauso wenig Ahnung wie ich.

„Da wir ja heute Freitag haben und dann Wochenende, wollten wir einfach mal was unternehmen, auch um etwas zu feiern, dass die beiden hier bleiben dürfen“, erklärte Moon und Crystal nickte, dann gingen die beiden vor zur Eingangshalle und schließlich nach draußen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück