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Was tut man nicht alles...

[Weihnachten bei der Familie Malfoy]
von

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...für die Familie?

Genervt zerrte Scorpius Malfoy an der viel zu engen Fliege um seinen Hals. Man könnte meinen, Astoria Malfoy hätte es darauf angelegt, ihrem ersten und einzigen Sohn die Luft abzuschnüren, als sie ihm diese gebunden hatte.
 

Natürlich war er mit seinen fast siebzehn Jahren in der Lage, sich seine Fliege selbst zu binden, doch seine Mutter hatte es sich im Eifer des Gefechts nicht nehmen lassen, diese Aufgabe selbst zu übernehmen – schließlich musste heute alles perfekt sein – und war dabei etwas über das Ziel hinaus geschossen.
 

Scorpius krächzende Einwände, es sei viel zu eng, hatte sie schon gar nicht mehr gehört, da zu diesem Zeitpunkt bereits die ersten Gäste eingetrudelt waren.
 

Während er möglichst unauffällig versuchte, die Fliege etwas zu lockern, ließ er seinen Blick auf der Suche nach etwas Ablenkung durch den Salon wandern. Drüben am Kamin unterhielten sich Marcus Flint und seine Frau Alicia mit dem Ehepaar Nott, sein Vater erläuterte Blaise Zabini seine verschiedenen, kostbaren Flugbesenmodelle, welche aufgereiht auf einem der Regale standen und seine Mum stand im Kreis von etwa fünf Frauen und erläuterte mit ihnen zusammen die neuste Wintermode. Der Rest der Gesellschaft hatte sich gleichmäßig auf der Sitzgarnitur und um die Beistelltischchen verteilt und alle wirkten gut gelaunt und fröhlich.

Der Malfoy seufzte ergeben. Jedes Jahr das Gleiche.
 

Schon seit er denken konnte, veranstaltete seine Mutter jedes Jahr zu Weihnachten eine aufwendige Feier für alle ihre Verwandten, Freunde und Bekannte. Ein besinnliches, ruhiges Weihnachten innerhalb der Familie, so wie Albus es ihm erzählt hatte, kannte Scorpius nicht. Für ihn gehörte zu Weihnachten ein riesiger Tannenbaum, geschmückt mit viel goldenem Lametta, ein vielfältiges Buffet samt einem Truthahn, welcher um Punkt acht Uhr von seiner Mum angeschnitten wurde, und viele Leute, von denen er kaum die Hälfte kannte.
 

Als er seinen Freunden in Hogwarts das erste Mal davon erzählt hatte, hatten ihn viele entsetzt oder sogar mitleidig angesehen. Doch so schlimm, wie es sich vielleicht anhörte, war es gar nicht.
 

Ganz im Gegenteil, in seinen jüngeren Jahren hatte Scorpius sich stets auf diese Art von Weihnachten gefreut, denn die meisten Bekannten seiner Eltern hatten ebenfalls Kinder in seinem Alter und so hatte er genug Spielkameraden, mit denen er durch das große Anwesen jagen und verstecken spielen konnte.
 

Doch in den letzten Jahren hatte die Kinderrate merklich abgebaut. Scorpius konnte dies gut nachvollziehen. Als Jugendlicher ist es wenig verlockend, Heilig Abend mit seinen Eltern auf einer langweiligen Feier zu verbringen, auf der sie nicht mal einen Tropfen Alkohol trinken durften – darauf achtete Astoria sehr akribisch – und sich ein Haufen spießiger Erwachsener tummelte.
 

Scorpius hätte dieses Jahr auch lieber wo anders gefeiert – eine Party, auf der nur beinahe die gesamte obere Liga der Zaubererwelt zugegen waren, hatte für ihn einfach seinen Reiz verloren -, doch als seine Mum Ende November mit der Planung angefangen hatte, hatte er es einfach nicht über sich gebracht, ihr sein Anliegen mitzuteilen. Sie freute sich jedes Jahr so inbrünstig auf die Feier und steckte ihr ganzes Herzblut in die Planung – wie konnte er da als liebender Sohn einfach das Weite suchen?!
 

Also hatte er sich seinem Schicksal ergeben und hatte das Angebot seines besten Freundes Albus Potter dankend abgelehnt, mit ihm, Louis, Fred und James Weihnachten in St. Moritz zu verbringen, und seiner Mum stattdessen bei der Planung zur Seite gestanden. Heute Morgen war ein Brief samt eines Fotos von den Vieren im Hause Malfoy eingetroffen und Scorpius würde lügen, wenn er sagen würde, dass er nicht gerne bei ihnen gewesen wäre. Was tat man nicht alles für die Familie?
 

Mit einem leichten Lächeln beobachtete er seine Mutter, wie sie sich in ihrem langen, nachtblauen Kleid, welches sie sich extra für diesen Anlass zugelegt hatte, munter durch den Raum von Gruppe zu Gruppe bewegte und mit jedem Gast ein paar herzliche Worte wechselte. Dabei strahlte sie von einem Ohr zum Anderen und jedes Mal, wenn sie sich im Raum kurz umsah, schien dieses Lächeln noch eine Spur breiter und fröhlicher zu werden.
 

„Ich halte das nicht mehr aus. Wenn Flint mir noch einmal von seinem neuen Job erzählt, erwürge ich ihn.“, erklang es plötzlich genervt zu seiner Rechten.

Kommentarlos wandte Scorpius den Blick von seiner Mutter ab, nahm das Glas, welches neben ihm auf einem der Beistelltische stand und mit einer karmesinroten Flüssigkeit gefüllt war, und reichte es an seinen Vater weiter.
 

Dieser nahm es dankend an und leerte es beinahe mit einem Zug.

Scorpius schielte unauffällig zu der großen Standuhr auf der anderen Seite des Raumes. Es war erst kurz vor halb acht.
 

„Noch knapp fünf Stunden.“, murmelte er seinem Vater zu, „Dann haben wir es überstanden.“

Draco stieß eine Mischung aus Jammern und verzweifeltem Gestöhne aus. Anders als seine Frau hatte der Malfoy dieser alljährlichen Weihnachtsfeier noch nie etwas abgewinnen können. Er bevorzugte ein stilles, ruhiges Weihnachtsfest ohne allzu viel Aufwand und festlichen Schnickschnack. Doch bisher hatte er sich stets den Wünschen seiner Frau untergeordnet und die Tortur Jahr für Jahr über sich ergehen lassen. Und auch, wenn er sich jedes Mal im Nachhinein darüber beschwerte und Astoria versicherte, nächstes Jahr würde das alles anders laufen, gab er trotzdem immer wieder nach und ließ sie das Weihnachtsfest wieder ausrichten.

Scorpius hatte ihn einmal danach gefragt, warum er denn doch immer kurz vor Weihnachten einknicken und seiner Frau die Bitte doch gewähren würde, doch sein Vater hatte nur müde lächelnd abgewinkt und gemeint: „Warte ab, bis du verheiratet bist – dann wirst du es verstehen.“
 

Vermutlich hatte der Malfoy selbst gesehen, wie viel Spaß es seiner Frau machte und wollte ihr diese Freude nicht nehmen. Denn auch, wenn Draco Malfoy seine Gefühle oftmals unter Verschluss hielt, so liebte er seine Frau und auch seinen Sohn ehrlich und aufrichtig.

So grinste als Scorpius nur still in sich hinein, während sein Vater sich murrend beklagte und ihm versicherte, dies sei das letzte Mal gewesen, dass er sich zu so etwas überreden ließ.

Er verstummte jedoch abrupt, als Astoria sich aus dem Kreis aus schnatternden Frauen loseiste und auf ihn und Scorpius zu steuerte.
 

„Herrlich, nicht wahr?“, sagte sie, sobald sie neben ihnen stand und sah sich zufrieden um. Eine Vielzahl von Hauselfen waren bereits damit beschäftigt, im Speisesaal, welcher an den Salon grenzte, das Buffet aufzubauen und die unzähligen Kerzen, welche überall in der Luft herum schwebten, zu entzünden, sodass der Raum in ein schummriges, gemütliches Licht getaucht war.

Noch bevor Scorpius oder Draco auf ihre Frage antworten konnten, fuhr die Hausherrin fort: „Oh, ich hoffe, Bernice hat daran gedacht, auch die Kerzen am Weihnachtsbaum in der Eingangshalle zu entzünden.“ Nachdenklich legte Astoria die Stirn in Falten und blickte sich suchend nach der führenden Hauselfe um. „Ich gehe besser mal nachsehen. Liebling, würdest du dich wieder unter das Volk mischen? Schließlich sind wir die Gastgeber, es wäre unhöflich, wenn nicht zumindest einer von uns bei unseren Gästen ist.“
 

Draco seufzte. „Natürlich.“
 

Astoria küsste ihn auf die Wange, bevor sie mit schnellen Schritten den Salon Richtung Eingangshalle verließ.

„Dann mal los.“, murmelte Scorpius‘ Vater, stellte sein Glas ab, zupfte seinen Festumhang zurecht und schritt mit einem breiten Lächeln auf auf Adrian Pucey zu. „Adrian, wo hast du deine bezaubernde Frau gelassen?“, fragte der Malfoy und klopfte seinem ehemaligen Mitschüler freundschaftlich auf die Schulter.
 

Scorpius konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die Malfoys mochten ihr Weihnachtsfest zwar anders als andere Familien verbringen, doch das änderte nichts daran, dass auch bei ihnen das Wohl und die Besinnlichkeit der Familie im Mittelpunkt stand – auch, wenn dadurch vielleicht einige Familienmitglieder etwas zurückstecken mussten. Aber für eine fröhliche, zufriedene Mutter und Ehefrau war das ein angemessener Tausch, wie Scorpius fand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hopey
2013-12-15T20:46:40+00:00 15.12.2013 21:46
Hey :D

Brav, sowie auch versprochen poste ich nun hier mein Kommentar xD

Wie ich das fand? Interessant und gut :)
Man kann sich gut in die Charaktere hinein versetzen, also ich finde du hast das realisitsch rüber gebracht ^^ und nicht so klischee haft, wie das wohl viele sonst getan hätten ^^

Also ich habe mich sehr gefreut und musste an einigen stellen selbst schmunzeln, bei denn Szenen zwischen Draco und Scorpius zum Beispiel.

Vielen lieben Dank :)
und ganz liebe Grüße,
Hopey :)


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