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Stille Nacht

Lasst uns gemeinsam singen
von

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Epilog

Ludwig schaute auf den Zeiger seiner Uhr. Unaufhaltsam setzte er unter Begleitungs des regelmäßigen Tickens des Uhrwerks seinen Weg fort. Ludwigs Augen zogen Schritt für Schritt mit, Sekunde für Sekune. Als gäbe es nichts anderes auf der Welt, als diesen Uhrzeiger. Zeiteinteilung und Pünktlichkeit waren doch etwas Schönes, oder etwa nicht?

Ludwig kaute auf der Unterlippe. Warum blieb er Zeiger nicht stehen? Doch selbst wenn er stehen bliebe, die Zeit würde davon ja doch nicht angehalten werden.

Da war es. Der Zeiger stand genau auf der Zwölf. Die Stunde war voll.

"Aaachtung! Feuer!", rief Ludwig laut.

Mit einem Schlag gingen die Artilleriekanonen los und ließen mit markerschütterndem Donner einen nicht minder krachenden Feuerregen auf das gerade noch so friedliche und stille Niemandsland zwischen den Gräben nieder.

Neujahr war vorüber.
 

Arthur hatte so lange gewartet, wie nur möglich. Doch es ließ sich nicht weiter hinauszögern. Er hatte bereits die Befehle weitergeben lassen. Die Munitionsvorräte waren aufgestockt, Stellungen waren noch rasch ausgebessert worden, solange noch keiner das Feuer wieder aufgenommen hatte. Doch noch hatte er nicht den entscheidenden Befehl gegeben. Noch hatte er ihn nicht geben wollen.

Er wollte es eigentlich immer noch nicht.

Aber es war nicht zu verhindern. Sie hatten long enough gewartet. Ewig konnte es so nicht weiter gehen. Arthur hob seine Hand. War es ein ferner Traum gewesen, obwohl noch bis gestern so ruhig gewesen war? Er senkte seine Hand. Der Kanonendonner brach los. Schnee und Erde wurden in hohe Bögen in die Luft geschleudert.

Der Krieg musste weiter gehen.
 

Francis beobachtete das Niemandsland durch das Scherenfernrohr. Es lag ruhig da. Keine feiernden Soldaten waren mehr darauf zu sehen. Nur Granattrichter und aufgewühlte Erde. Die Soldaten standen wieder alle in ihren Gräben, drückten sich gegen die Wand oder kauerten sich in Erdlöcher, um besser vor Kugeln und Granaten geschützt zu sein. Doch noch hallte kein Schuss, pfiff keine Granate. Es war wie bis gestern und doch ganz anders. Wie kam es, dass sie nun wieder hier waren, als wäre nichts gewesen?

Tief in sich kannte Francis die Antwort. Niemand von ihnen, weder Angleterre, Allemagne, noch Russie, geschweige denn er selbst, konnte sich dagegen stemmen. Jedesmal mussten sie mit ansehen, wie die litten, für die sie eigentlich da sein sollten. Dabei hatten sie ein paar so friedliche Tage gemeinsam verbracht. Francis nickte dem Mann neben ihm zu.

Das Artilleriefeuer fegte wie aus dem Nichts über die Landschaft aus Granattrichtern hinweg.

Es würde anhalten, bis einer vollständig am Boden war.
 

Gilbert saß in seinem Büro im Hauptquartier der Obersten Heeresleitung. Er hatte auf seinem großen Stuhl Platz genommen und betrachtete leicht in sich zusammengesunken die Weinflasche und das Schälchen vor ihm auf dem Tisch. Darunter lagen Karten und Berichte. Aber Gilbert sah nur die Flasche und das Schälchen. Da klopfte es. Er richtete sich schlagartig auf.

"Herein!", rief Gilbert mit fester Stimme.

Ein Offizier kam herein. Er grüßte und trat an seinen Tisch heran.

"Melde gehorsamst, die Kampfhandlungen haben wieder begonnen", meldete er.

Gilbert nickte. Der Offizier salutierte erneut und verließ das Zimmer.

Der Preuße rief nach seinem Diener. Dieser kam herein und er wies ihn an, die Flasche undas immer noch gefüllte Schälchen weg zu räumen.

Kaum war der Diener wieder draußen, nahm Gilbert die Karten und die Berichte wieder zur Hand. Sie hatten viel zu lange geruht. Andererseits hatten der Wein und der Pudding zu früh abgeräumt werden müssen.

Da fiel Gilbert ein Blatt auf, dass in dem ganzen Material eigentlich nichts verloren hatte. Er hatte es sich vor ein paar Tagen bringen lassen.

Wann würde das Lied wohl wieder gesungen werden können?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja, das war's dann soweit mit dieser fanfic. Passend hochgeladen zur Weihnachtszeit und des 99jährigen Gedenkens an den viel zu kurzen Frieden im Dezember 1914.

Tatsächlich ist diese fanfic schon älter, ich habe aber jetzt noch einen Epilog hinzugefügt. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Festung-CookieCorner
2013-12-08T21:21:30+00:00 08.12.2013 22:21
Schöne ff. So traurig und leider auch so wahr. :-(


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