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Himmelstanz

Adventskalender 2013 - Türchen 2
von

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Aurora Borealis

Das Meer rauschte unter dem Bug des großen Kriegsschiffs, das sich nun auf seiner Heimreise nach Republic City befand. Noch hatten sie jedoch den Polarkreis nicht hinter sich gelassen, so dass noch immer Eisschollen im Wasser um das Schiff herum trieben.

Der Atem der jungen Avatar, die an die Kälte gewöhnt war, kondensierte in der Luft, während sie an der Reling des Schiffes stand und in den Nachthimmel hinaufsah.

Dort tanzten helle Lichter vor den Sternen und glänzten in vielen verschiedenen Farben. Grün. Blau. Rot. Violett. Es schien wie ein nie enden wollendes Farbenspiel. Das Polarlicht. Die Geisterlichter. Man würde sie von nun an Tag und Nacht an beiden Polen dieser Welt sehen können. An beiden Portalen in die Geisterwelt.

Wer genau hinsah mochte vielleicht auch zwischen den beinahe wie in der Luft hängenden Vorhängen aus Licht einzelne Gestalten – manche selbst leuchtend, manche wie Schatten – erkennen, die sich durch die Luft bewegten: Geister, die sich nun frei in der materiellen Welt bewegen konnten.

Korra atmete die kalte Nachtluft ein.

Sie wünschte sich, sie würde nicht den nagenden Zweifel in ihrer Brust fühlen. Denn so sehr sie auch vortäuschte, ein sicherer Avatar zu sein, der wusste, was er tat und auf den man sich verlassen konnte, so sehr zweifelte sie dennoch an ihrer Entscheidung.

War es richtig gewesen, den Status Quo umzustoßen? War es richtig gewesen, die Portale zwischen den Welten offen zu lassen? Was, wenn andere dunkle Geister in die materielle Welt kamen und die Menschen gefährdeten? Sollte sie nicht...?

Nein, eigentlich sollte sie nicht die Menschen beschützen. Sie war der Avatar! Sie war nun nicht mehr die Brücke zwischen Geistern und Menschen, aber... Ja, was war sie nun eigentlich? Eine Botschafterin und eine Benderin, die alle vier Elemente kontrollierte. Doch war das wirklich genug? Genug... Wofür?

Mehr als alles hätte sie gewünscht einen Führer um Rat fragen zu können. Avatar Aang. Doch nicht nur, dass sie auf spiritueller Ebene nie besonders gut gewesen war (um nicht zu sagen: Vollkommen versagt hatte)... Nein, das Band zu Aang, zu Avatar Roku, zu Avatar Kyoshi, zu allen bisherigen Avataren war gerissen.

Und nun?

Korra atmete tief durch und lehnte sich so weit zurück, dass nur ihre Hände, die sich um die Reling klammerten, ihr Gewicht hielten, während sie in die tanzenden Geisterlichter hinaufsah.

Dann schloss sie die Augen, auch wenn sie das Glimmen der Aurora auch durch ihre Lider wie ein entferntes Licht schimmern sehen konnte.

„Was machst du noch hier draußen – so spät?“, fragte eine sanfte Stimme hinter ihr.

Korra richtete sich hastig auf und sah sich um. Sie kam sich kindisch vor. „Asami...“ Sie wandte das Gesicht ab. „Dasselbe könnte ich wohl dich fragen.“

„Touché“, erwiderte die junge Geschäftsführerin und stellte sich neben Korra. „Ich wollte die Lichter sehen“, erklärte sie dann ihren späten Aufenthalt auf dem Oberdeck. „Du weißt schon, bevor wir den Polarkreis verlassen.“

„Vielleicht können wir sie auch manchmal in Republic City sehen“, erwiderte Korra. „Es sind immerhin Geisterlichter...“ Nun hatte sie jedoch ihren Blick von den Lichtern abgewandt und starrte stattdessen auf das Meer hinauf, das schwarz unter dem Nachthimmel lag, jedoch verschwommen sowohl Lichter, als auch die hellsten Sterne reflektierte.

„Ja, vielleicht“, meinte Asami und stand still neben ihr.

Korra musste zugeben, dass ihr mulmig dabei zumute war, allein mit Asami zu sein. Immerhin war in den letzten Wochen – nein, eigentlich waren es kaum mehr als Tage gewesen – so viele Dinge passiert.... Und nicht alle hatten mit Unalaq und Vaatu zu tun.

Sie war sich nicht sicher, wie sie über die Sache mit Mako denken sollte. Immerhin war es vorbei zwischen ihnen. Doch der Gedanke, dass Mako, kaum dass sie mit ihm Schluss gemacht hatte, zu Asami gegangen war, machte sie... Machte sie was? Sie wusste es nicht genau. Es war keine Wut, die sie spürte, wenn sie daran dachte. Eher... Enttäuschung?

Gleichzeitig kam ihr der Gedanke, dass sie kein Recht dazu hatte.

Außerdem war sie der Avatar und damit für so viel mehr verantwortlich. Es gab soviel mehr, worüber sie sich Gedanken machen sollte.

„Was ist?“, fragte Asami und sah Korra von der Seite an.

Die junge Avatar schüttelte den Kopf. „Nichts“, sagte sie und seufzen, wobei eine besonders große Wolke kondensierten Atems von ihrem Mund aufstieg.

„Du hast mir immer noch nicht gesagt, wieso du überhaupt so spät hier draußen bist“, meinte Asami daraufhin.

Für einen kurzen Moment warf nun auch Korra ihr einen Blick zu. „Ich wollte einfach einen klaren Kopf bekommen“, antwortete sie leise. Außerdem genoss sie die Kälte, da sie immerhin hier am Südpol aufgewachsen war.

Asami erwiderte vorerst nichts auf ihre Worte, so dass Korra wieder zu den tanzenden Lichtern hinauf sah.

Sie dachte an Mako, der irgendwo im Bauch des Schiffes in einer Kajüte schlief. Sie wusste – nun, zumindest glaubte sie zu wissen – dass es richtig war, die Beziehung zu beenden. Denn zumindest bei einer Sache war sie sich sicher: Es würde einfach nie funktionieren. Vielleicht war es von Anfang an nur eine Illusion, ein Wunschtraum von ihr gewesen. All das war ihr klar geworden, als sie im Baum der Zeit meditiert hatte. Dort war etwas mit ihr geschehen. Sie hatte sich gelöst – von vielen Dingen, weltlichen Dingen, zu denen auch Mako gehörte.

Dennoch fühlte sie sich auch darüber unsicher.

Auf einmal kamen die Worte schneller über ihre Lippen, als dass sie nur den Gedanken zu Ende formen konnte. „Asami. Glaubst du, ich habe das richtige getan?“

Überrascht sah die junge Konzernführerin sie an. „Wieso sollte ich...“, wollte sie schon angespannt eine Gegenfrage stellen, schüttelte aber den Kopf, wie um sich selbst davon abzuhalten. „Das wird sich zeigen, oder? Auch wenn ich... Nun, mein Gefühl sagt mir, dass du nichts falsches getan hast.“

Schon wollte Korra etwas erwidern, doch Asami hatte noch nicht geendet.

„Vielleicht war es wirklich falsch von Avatar Wan gewesen, die Welten zu trennen. Ich meine, was weiß ich von diesen Dingen...? Aber vielleicht, wenn die Welten nicht getrennt gewesen wären, hätten wir früher von diesen ganzen dunklen Geistern und allem erfahren, oder?“

Korra seufzte. Natürlich dachte Asami, dass sie von der Geisterwelt redete. Nun, Korra würde sie nicht berichtigen. Stattdessen ließ sie die Schultern hängen. „Wahrscheinlich.“

Die beiden Mädchen – viel eher schon junge Frauen – schwiegen, während die Geister weiter über den Himmel tanzten, doch es waren schließlich Schritte hinter ihnen auf dem Deck, die sie sich umdrehen ließen.

Zuerst sahen sie den Schein einer Laterne – deutlich heller, als die Himmelslichter – doch als sich ihre Augen an das Licht gewöhnten, erkannten sie schnell Tenzin, der mit einem übergeworfenen Mantel hinter ihnen stand.

„Korra, Asami“, sagte er und Korra merkte bereits an seinem Tonfall, dass er sie offenbar gesucht hatte, „hier seid ihr also. Was macht ihr so spät hier draußen?“

Korra zögerte. Sie wusste, dass sie mit Tenzin über all ihre Sorgen reden konnte, wenn sie nur wollte. Doch etwas sagte ihr, dass im Moment nicht der Zeitpunkt dafür war. Vielleicht später. Vielleicht, wenn sie in Republic City zurück waren. Nur nicht jetzt.

Müde lächelte sie. „Wir wollten nur etwas frische Luft schnappen.“

Asami sah sie von der Seite an. „Und die Lichter sehen“, ergänzte sie dann, ebenfalls matt lächelnd.

Nachdenklich sah der ältere Airbender zum Himmel hinauf. „Ja, sie sind wirklich etwas besonderes“, murmelte er wie zu sich selbst. Dann wandte er sich den Mädchen zu. „Ihr solltet rein gehen. Ihr werdet euch hier draußen noch eine Erkältung holen.“

„Schon in Ordnung, Tenzin“, meinte Korra freundlich. „Wir wollten sowieso wieder runtergehen.“

Asami nickte nur.

So lösten sich beide von der Reling und gingen zu Tenzin hinüber, dessen Blick nun selbst mit verträumten Ausdruck auf den tanzenden Lichtern verharrte. „Geht schon einmal vor“, meinte er abwesend zu ihnen.

Auch Korra nickte nun. „Gute Nacht, Tenzin.“ Damit öffnete sie die Tür zu den unteren Decks.

„Gute Nacht, Korra, Asami“, hörten sie noch die Stimme des Airbenders, während sie die Treppe hinabgingen, ehe sich die Tür schloss.

„Korra“, setzte jedoch sogleich Asami an, kaum dass sie den unteren Absatz der Treppe erreicht hatten.

Beinahe überrascht, drehte Korra sich um.

Asami lächelte sie matt an. „Ich bin vielleicht kein Bender, aber dennoch... Wenn du darüber reden willst.“

Sacht erwiderte Korra ihr Lächeln, sich dessen bewusst, dass die Dinge, über die Asami wohl deutlich mehr wusste, leider nicht die waren, über die sie mit Asami reden konnte. Dennoch war sie ihr dankbar für das Angebot – selbst wenn sie es nicht annehmen konnte. „Danke, Asami“, flüsterte sie und zögerte. „Aber ich... Ich werde jetzt schlafen gehen. Es ist spät.“ Sie wandte sich ab. „Gute Nacht, Asami.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  maidlin
2013-12-02T20:08:23+00:00 02.12.2013 21:08
Mir fehlen noch vier Folgen der zweiten/ fünften Staffel, deswegen weiß ich jetzt nicht so gut bescheid. Aber Korra hast du sehr gut getroffen. Ihre Gedanken sind glaubwürdig und nachvollziehbar. Auch die Stimmung ist sehr schön. Asami war nun nie einer meiner Lieblingscharas, aber in dieser Situation ist es ganz gut, dass gerade sie hinzu kommt.
Von:  Votani
2013-12-01T22:24:49+00:00 01.12.2013 23:24
Es sind zwar nur Gedanken, fangen aber das Ende ziemlich gut ein. Zudem hab ich mich über Asami gefreut. Mir persönlich kam es immer so vor, als ginge sie in der Serie etwas unter, obwohl sie durchaus Potenzial hat. Da find ich es klasse, dass es ausgerechnet sie ist, die Korra ein Ohr leiht, obwohl Mako ja eigentlich zwischen ihnen steht. Das hast du auch gut rübergebracht, ebenso wie die Charaktere für den verhältnismäßig kurzen Text. Sehr passend.

LG


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