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Itsuwari no Kamen / The World is ugly (but you are beautiful to me)

(Frank x Tsuzuku)
von

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Black and White – there is nothing between…

Black and White – there is nothing between…
 

Frank POV
 

Tokyo bei Nacht hatte schon einen gewissen Charme. Die vielen Lichter in der Dunkelheit, kleine Menschengruppen, die meinen Weg kreuzten und sogar vereinzelt noch geöffnete Läden – kleine Supermärkte. Ja man könnte wirklich sagen, dass diese Stadt niemals schlief und ich war Froh, diese nächtliche Atmosphäre noch einmal genießen zu können.
 

Mit einem Lächeln auf den Lippen und vollkommen zufrieden mit meinem Treffen mit Tsuzuku bog ich gerade in eine kleinere Seitenstraße ein, eine Abkürzung zu meinem Hotel, die mir Jake bei meinem ersten Besuch in der Bar gezeigt hatte.
 

Meine Schritte verlangsamten sich etwas, als ich glaubte eine Bewegung in der Dunkelheit vor mir ausmachen zu können. Eine Gruppe etwa mittelgroßer Gestalten, die anscheinend bis vor kurzen an einer Mauer gestanden hatten, lösten sich nun von dieser und traten in die Mitte der Straße.
 

Beinahe wäre ich komplett stehen geblieben, wie angewurzelt und hätte die vier Männer einfach nur weiter wie dämlich angestarrt, welche sich nun in meine Richtung wandten und auf mich zukamen. Sie gingen fast direkt nebeneinander, und füllten somit die schmale Straße von links nach rechts, sodass man nicht einfach an ihnen vorbei gehen könnte.
 

Ich beschleunigte meinen Schritt wieder etwas, in der Hoffnung sie würden Platz machen, wenn ich näher an sie heran käme, doch sogar, als ich bereits in ihre Gesichter sehen konnte, gingen sie weiter geschlossen auf mich zu.
 

Ich kniff meine Augen zusammen und fixierte das Gesicht von einem, der relativ mittig ging. Irgendwie kam er mir bekannt vor. Ich betrachtete den nächsten und erinnerte mich langsam wieder. Ich hatte sie schon einmal gesehen vor ein paar Tagen in der Bar, als ich Tsuzuku half.
 

Sie waren es, denen er Geld schuldete.
 

Innerlich hoffend, dass sie mich nicht erkannten, wusste ich doch eigentlich bereits, dass es kein Zufall sein konnte hier auf sie zu treffen.
 

Ich senkte den Kopf wieder etwas, tat desinteressiert, als würde ich sie nicht kennen, da sprach auch schon einer von ihnen schallend in meine Richtung: „Einen Moment bitte junger Herr.“
 

Seine Stimme klang irgendwie höhnisch und ich fühlte, wie meine Nackenhaare sich aufstellten. Sicher hatte ich bereits Erfahrungen mit solchen Situationen gemacht, doch vier Kerle, die auch noch größer und stämmiger als ich waren würde ich nicht auf einmal abwehren können.
 

Ich versuchte einfach weiter verbissen den Kopf gesenkt zu halten und irgendwie an ihnen vorbei zu kommen, doch als ich ihnen direkt gegenüberstand, stieß einer von ihnen mich unsanft an der Schulter zurück, sodass ich einige Schritte nach Hinten taumelte.
 

„Ich sagte einen Moment bitte Kleiner!“, sprach der größte von ihnen nun wieder mit Nachdruck. Ich schnaubte nur verächtlich, erwiderte allerdings nichts, um sie nicht noch mehr zu provozieren. Auf eine Prügelei, die für mich garantiert nicht glimpflich enden würde hatte ich nun wirklich keine Lust.
 

„Du bist ja anscheinend ein Freund von unserem kleinen Schuldner – Herrn Takayama. Währst du wohl so freundlich ihm etwas auszurichten?“, wieder sprach er mit dieser verächtlich süßlichen Stimme und versuchte anscheinend eine Antwort an mir auszumachen.
 

„Du brauchst gar keine Angst zu haben mein Kleiner wir wollen nur, dass du ihm etwas ausrichtest. Du verstehst doch, dass wir schon gerne unser Geld wieder hätten.“
 

Ich nickte knapp, presste allerdings immer noch meine Lippen aufeinander. Natürlich hatten sie irgendwo recht, dass Tsuzuku ihnen das Geld zurück zahlen musste, weil er es sich schließlich auch geliehen hatte, doch ihre gespielt süßliche Art ging mir zunehmend immer mehr auf die Nerven.
 

„Siehst du wir verstehen uns mein kleiner. Weißt du dein Freund trinkt gerne mal einen über den Durst und da braucht man nun mal Geld zu und wir verleihen ja gerne etwas, nur wollen wir es dann auch zurück haben. Sonst können wir ganz schnell auch nicht mehr so spendabel und großzügig sein. Naja du wirst dich da schon drum kümmer, sonst müssen wir Takayama wohl oder übel noch einmal einen Besuch abstatten – bis nächste Woche ist das Geld da. Klar?“
 

Wieder nur ein Nicken von mir. Mir war schleierhaft, wie Tsuzuku in diese Lage kommen konnte, doch das er gerne trank und oft nicht wusste, was er tat stimmte wahrscheinlich. Sein häufiges Schweigen machte es mir aber auch nicht gerade leichter, ihn zu verstehen.
 

„Sehr gut. Wir sehen uns dann hoffentlich nicht noch einmal wieder Kleiner.“, er fing an zu lachen und die vier Kerle schoben sich nun endlich an mir vorbei, und verschwanden wieder in Richtung Hauptstraße, von wo nur gedämpftes Licht in die kleine Gasse viel.
 

Irgendwie beschlich mich langsam das Gefühl, dass ich ein gewisses Talent hatte in solche Angelegenheiten rein zugeraten.
 

Damals hatte ein Freund von mir ebenfalls Probleme mit einer Art Bande gehabt, allerdings nicht wegen Geld oder etwas ähnlichem – mir waren die Gründe, warum er mit ihnen auf Kriegsfuß gestanden hatte immer noch nicht ganz klar – alles was ich noch wusste war, das er mich mit in die Sache hineinzog und ich nur mit einer gebrochenen Rippe und unzähligen Blessuren da wieder heraus gekommen war. Seit dem hatte ich Abstand zu dem Jungen gehalten, verging mir doch danach die Lust auf Schlägereien und dieses ganze Bandengehabe. Leider hatten nicht alle Kids aus meinem Heim diese Einstellung, so rutschten viele leicht in zwielichtige Schichten ab, verfielen dem Alkohol oder Drogen und machten sich Schulden, ganz ähnlich wie bei Tsuzuku – nur dass es bei ihm nicht aus Jugendlicher Rebellion heraus, sondern aus einem anderen Grund sein musste.
 

Langsam hob ich meinen Kopf wieder, strich einmal fahrig durch meinen langen Pony und setzte dann etwas schwankend meinen Weg fort. Zu gerne würde ich wissen, wie tief Tsuzuku wirklich in all dem steckte, wie kaputt sein Leben wirklich war und ob sich das alles überhaupt noch gerade biegen lies. Meine gute Laune und mit ihr mein Lächeln waren nach dieser Begegnung wie weggewischt und einer Nachdenklichkeit gewichen.
 

Ich konnte nicht sagen, warum mich das alles so beschäftigte, warum mir das alles hier so nahe ging... vielleicht weil mich vieles an mich selber erinnerte…
 

-
 

Immer noch meine Begegnung der gestrigen Nacht im Hinterkopf wankte ich aus meinem Hotel in die Richtung von Tsuzukus Wohnung. Glücklicherweise hatte die Dame an der Rezeption ungefähr gewusst, wo die Straße, die der Schwarzhaarige notdürftig auf den Untersetzer gekritzelt hatte lag und so hatte ich auch nicht allzu große Probleme das Wohnhaus wieder zu finden.
 

Fast in Lichtgeschwindigkeit lief ich das Treppenhaus hinauf und stand wieder meinen Erwartungen vor einer speerangelweit offen stehenden Tür.
 

Etwas misstrauisch tat ich einen Schritt über die Türschwelle und lugte in die Wohnung. Es war still und das Licht schien gedämpft, durch vorgezogene Vorhänge.
 

Ganz spontan trat ich ein – wenn die Tür schon mal von alleine offen stand, konnte ich immerhin ohne weitere Proteste Seitens Tsuzuku die Wohnung betreten.
 

Ich lugte um die Ecke in den Wohnbereich – alles schien normal und so konnte ich auch nach kurzem Umschauen den Schwarzhaarigen an seinem Schreiptisch sitzen sehen. Mit dem Rücken zu mir und wieder einmal nur bekleidet mit seiner schwarzen Jogginghose. Vielleicht war er einfach kein Fan von Oberteilen – wer weiß? Mich sollte das nicht stören.
 

Er hatte den Kopf auf eine Hand gestützt, das glatte schwarze Haar zwischen den Fingern, mit der anderen Hand in den Papierstapeln vor ihm blätternd. Er schien ganz leise etwas zu summen, doch ich konnte weder die Melodie, noch den Text richtig verstehen.
 

Fast schon etwas Melancholisches hatte dieses Bild von ihm. Fast schon zerbrechlich wirkt seine schlanke Statur – Schulterblätter und Wirbelsäule zeichnen sich in seiner gebeugten Position ein wenig bizarr unter der der blassen Haut ab. Wie konnte solch einem Menschen nur so viel schlechte widerfahren, dass er so einsilbig und schweigsam wird - das ihm sein Leben so aus den Fingern entgleitet.
 

Ich habe mir schon oft diese Frage gestellt, wie solche Dinge geschehen können. Nicht nur bei ihm. Aber ich fand keine plausible Antwort darauf~
 

Ich trat noch einige Schritte näher und das leise Summen seinerseits verstummte allmählich.
 

„Hey.“, flüsterte ich, als würde mir die Stimme versagen und ich musste mich räuspern.
 

Er drehte seinen Kopf leicht zur Seite, entließ die Haare aus seinen Fingern und stand mit einer flinken Bewegung vom Stuhl auf, fast wie ein aufgeschrecktes Tier.
 

Fast misstrauisch schien er zu beäugen, wie ich meine Umhängetasche abnahm und sie in die nächstbeste Ecke legte.
 

Auf meinen Gruß erwiderte er nichts.
 

Tsuzukus POV
 

Schädlinge, Ungeziefer, ein unerwünschter Gast.
 

Nein so konnte ich ihn nicht nennen, auch wenn mein Inneres mir sagte, dass er genau das war. Ich fühlte mich plötzlich unwohl, als er hinter mir stand und mich grüßte, als wäre es das natürlichste von der Welt.
 

Dabei war ich es doch gewesen, der extra für ihn die Tür offen gelassen hatte, der irgendwie mit einem Ziel vor Augen heute Morgen aufgestanden war, der eine kalte Dusche und ein mehr oder weniger ordentliches Frühstück über sich ergehen lassen hatte und sich danach auch noch motiviert gefühlt hat sich an seinen Schreibtisch zu setzten, um mal wieder in… Erinnerungen zu blättern.
 

Dieser Morgen war so anders gewesen. Doch nun schien meine gesamte Euphorie wie weggeblasen, nur durch ein einfaches „Hey“.
 

Wie konnte ein einfaches Wort mich so aus der Fassung bringen, dass all die schlechten Gedanken zurückkehrten und in mir den Wunsch auslösten zu verschwinden – meinen Gast als einen Eindringling zu empfinden - hatte ich dem Treffen doch selber zugestimmt.
 

Zugegeben ich hatte getrunken, am gestrigen Abend, doch nicht so viel, dass ich unüberlegte Entscheidungen treffen würde. Aber ich irrte mich wahrscheinlich auch in diesem Punkt – wenn ich jemals in etwas richtig gelegen hatte.
 

Der sonst so quirlige Kerl, schien allerdings heute etwas ruhiger zu sein, stellte seine Tasche ab, was auch immer sich darin befand, und schaute darauf einfach zu mir herüber. Er sah mich an, ich konnte seinen Blick förmlich auf mir spüren und es war mir unangenehm, auf eine merkwürdige Art und Weise, hatte ich normalerweise kein Problem wenig bekleidet herum zu laufen.
 

Langsam beruhigte sich mein Körper wieder, meine Gedanken liefen wieder gerichteter und ich versuchte mich an den Mann in meiner Wohnung zu gewöhnen. Normalerweise befand ich mich meistens in einer Art Delirium, wenn ich Besuch hatte und erinnerte mich nur spärlich an diesen.
 

„Wie… geht es dir?“, fragte Frank nun wieder, anscheinend gewillt eine Unterhaltung anzufangen, doch ich schaute nur weiter verbissen im Raum herum. Mir war nicht mehr nach reden – mein Körper schien eher abwehrend zu reagieren, auf seine Anwesenheit. Ich kannte ihn kaum, er stand mitten in meiner Wohnung und mit einem Mal kam mir das alles hier so falsch vor, als hätte ich ihn niemals herein lassen dürfen.
 

„Tsuzuku wir müssen reden… ich wurde gestern Abend von den Kerlen, denen du anscheinend Geld schuldest angehalten. Ich glaube du steckst echt in der Scheiße, wenn du nicht bis nächste Woche bezahlst. Kannst… Kannst du zahlen?“, er kratze sich etwas verlegen am Kopf.
 

Ich fühlte mich, als wollte mich die Welt bestrafen.
 

Was hatte er damit zu tun? Warum mischte er sich einfach so ein?
 

Ich fühlte mich vorgeführt, fast schon peinlich war mir seine Frage.
 

Natürlich konnte ich nicht zahlen, warum musste er mich jetzt auch noch so damit vorführen.
 

Es schien mir alles immer mehr wie ein großer Fehler. ER schien immer mehr wie ein Fehler.
 

„Tsuzuku ich glaube sie machen echt Stress, wenn du nicht zahlst und ich… naja ich will nicht, dass sie dir wieder was tun.“
 

Fast unerträglich brannten sich seine Worte in meinen Kopf. Ich wollte das alles nicht hören. Dieses Getue, als wollte er mich helfen. Nein er wollte doch nur seinen Spaß. Sie alle wollen immer nur ihren Spaß.
 

Ich biss mir auf die Unterlippe und schwieg – wollte mir nicht ansehen lassen, was ich dachte, bis ich Blut schmeckte.
 

Meine Augen fixieren den Mann, den Eindringling, fast schon Hass erfüllt.
 

Konnte er nicht einfach wieder gehen? Konnte ich nicht einfach gehen?
 

Alles in mir verlangte danach. Danach und nach Ablenkung.
 

Wollte ich doch einfach alle Erinnerungen an das hier ertränken.
 

„Tsuzuku?“
 

Er riss mich aus meinen Gedanken und ich schüttelte verbissen den Kopf. Mehr um wieder klar denken zu können, als ihm eine Antwort zu geben.
 

Meine Gefühle schienen manchmal unberechenbar.
 

Frank räusperte sich und drehte sich einmal um die eigene Achse, dann trat er etwas näher an den Tisch heran, an dem ich bis eben noch gesessen hatte, strich mit einem Finger, über eines der Papiere.
 

Immer noch stand ich wie angewurzelt da und versuchte einfach an gar nichts zu denken, denn einen Wutausbruch oder etwas Ähnliches wollte ich auf gar keinen Fall bekommen.
 

Er schien ja ohnehin schon auf mich herab zu sehen, mich zu bemitleiden – in seiner perfekten Welt, wahrscheinlich mit einer liebevollen Familie, einem gesicherten Leben.
 

Ich schloss kurz die Augen.
 

„Was sind das für Zettel?“, fragte er nun wieder leise.
 

Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen: „Es ist nichts.“, sagte ich mit monoton ruhiger Stimme.
 

Ja sie waren nichts. Nichts wert, nur Müll, nahmen Platz weg – doch was kümmerte mich das. Sie waren Vergangenheit nicht mehr und nicht weniger – zerplatze Träume, an die ich naiv genug war zu glauben.
 

Aber das musste ihn nicht kümmern.
 

Nein ihn hatte eigentlich absolut nichts zu kümmern, was mich anging.
 

Wie gesagt, alles war ein großer Fehler, ein Versuch meiner Seitz gewesen auszubrechen. Jemand zu sein, der ich nicht bin.
 

„Ich glaube es wäre besser, wenn du wieder gehst.“, höre ich meine eigene Stimme sagen – ungewöhnlich laut schien sie durch den kleinen Raum zu hallen.
 

War es besser? Wahrscheinlich. Ich wollte nicht in seiner Schuld stehen und ich hatte mich um wichtigeres zu kümmern, als meine Wohnung herzurichten.
 

Betrunken war ich gewesen gestern – ja betrunken. Nichts weiter hatte mich dazu getrieben.
 

„Aber… wir haben es doch noch nicht einmal probiert.“, sprach er und erinnerte mich irgendwie an ein kleines Kind, dem man gesagt hatte, dass der Weihnachtsmann nicht existieren würde.
 

„Ist doch egal... alles ist egal.“, sprach ich nun wieder leiser und drehte ihm den Rücken zu, starrte zu dem mit Vorhängen verdeckten Fenster.
 

„Willst du denn wirklich schon aufgeben ohne es versucht zu haben?“
 

Seine Hartnäckigkeit nervte. Egal was ich sagte, es würde falsch sein in seinen Augen. Ich brauche Ruhe.
 

Nicht ihn und seine ach so schlauen Tipps und schon gar nicht seine Hilfe – nur Ruhe.
 

„Ja das will ich, du hast es erfasst. Du musst nicht für mich sorgen, mir versuchen zu helfen. Man kann nicht helfen, wo keine Hilfe gebraucht wird. Such dir irgendeinen anderen, dem du dich aufdrängen kannst.“, ich sprach ruhig und legte auch keinen Wert darauf mich herum zu drehen, um seine Reaktion sehen zu können. Lediglich den Vorhang zog ich mit einem Ruck beiseite und schaute durch das leicht beschlagene Fenster auf die Straße hinaus.
 

Es ist eine Weile still – zu still. Frank schient meine Direktheit die Sprache verschlage zu haben, doch mir sollte es nur recht sein.
 

„Jetzt reicht es aber! Kannst du bitte aufhören dich wie eine hysterische Frau mit Stimmungsschwankungen aufzuführen! Du weißt ja selber nicht einmal, was du willst. Könntest du bitte mal ganz tief in deinem Kopf kramen, ob du irgendwo noch einen Hauch von Vernunft findest oder ob du dir die Birne so zugeknallt hast, dass da drin nur noch Schwachsinn und komplett Schaden zu finden ist. Und jetzt geh gefälligst zu deinem beschissenen Schrank, zieh dir etwas an und komm mal wieder klar. Ich muss jetzt erst mal eine rauchen. Also echt…“, immer noch leise vor sich hin fluchend griff Frank wieder nach seiner Tasche und zog eine Zigaretten Schachtel hervor.
 

„Solltest du vielleicht auch tun, wenn du damit wieder den Mist, den dein Kopf fabriziert auf die Reihe bekommst.“, nun erinnerte er mich ganz stark an eine hysterische Frau, aber man musste ihm lassen, dass er wirklich austicken konnte.
 

Verbissen und etwas abgebremst von seinen Worten schüttelte ich wieder den Kopf, wagte allerdings auch nicht, etwas zu erwidern.
 

Endlich schien mein Kopf leer, keine Gedanken mehr… nur Verblüffung…
 

Franks POV
 

Eine Weile stehe ich nur an dem offenen Fenster und rauche. Manchmal brauche ich das einfach um runter zu kommen, gibt es doch genug Dinge, die mich aus der Fassung brachten.
 

Ich hab nie gedacht, dass es leicht wird, irgendwie auf den Schwarzhaarigen zugehen zu können, doch er schien häufig recht unüberlegt, mehr aus dem Affekt zu handeln. Nie darüber nachzudenken, was er tat und oft seine Meinung zu etwas zu ändern.
 

Vielleicht taten ihm ein paar harte Worte mal ganz gut. Ein Versuch war es wert.
 

Wieder führte ich die Zigarette zwischen meine Lippen und inhalierte den grauen Rauch.
 

Es gab Menschen, bei denen musste man einfach hartnäckig bleiben.
 

Nach einiger Zeit schnipste ich meine Zigarette aus dem Fenster, blieb allerdings noch stehen und genoss ein wenig die frische Luft.
 

Ich wollte schon wieder rein gehen, als das Fenster noch ein Stückchen weiter auf geschoben wurde und somit etwas Platz neben mir schaffte. Etwas verblüffte schaute ich dabei zu, wie der Schwarzhaarige sich neben mich schob, sich auf das Fensterbrett lehnte und sie eine meiner Zigaretten anzündete.
 

Die ersten paar Züge schwieg er, starrte einfach nur gerade aus und schien nachzudenken, dann drehte er den Kopf in meine Richtung, schaute allerdings nicht in mein Gesicht, sondern irgendwo Unterhalb, auf meine Brust.
 

„Frank… ich… du musst verstehen, dass das alles bei mir ein bisschen anders funktioniert, als bei den meisten Menschen.“, sprach er leise und etwas stockend und im ersten Moment wusste ich nicht, was er meinte, doch er sprach einfach weiter.
 

„Ich habe Schwierigkeiten die Hilfe von Menschen anzunehmen – allgemein erst mal Menschen an mich heran zu lassen. In meinem Kopf geht es so: entweder ja oder nein, ich vertraue jemandem oder nicht, ich Freunde mich mit dir an, oder nicht. Entweder das eine oder das Andere. Sicherheit und Gefahr liegen nur einen Hauch von einander entfernt. Ein Zwischending gibt es nicht und mein Kopf schwankt oft zwischen der einen und der anderen Seite. Mal habe ich kein Problem mit der Anwesenheit anderer und dann, als hätten sich auf einmal ein Schalter in meinem Kopf umgelegt, fühle ich mich unwohl und bedroht, obwohl du gar nichts gemacht hast.“
 

Ich schaute in sein Gesicht, welches allerdings immer noch leicht von mir abgewandt war. Er schien immer noch große Probleme zu haben, sich mir auch nur ein bisschen zu öffnen.
 

„Deshalb verstehe es bitte, wenn ich nicht auf jede Frage eine Antwort geben will, manchmal abweisend bin und nicht möchte, dass du meine Wohnung umgestaltet, persönliche Dinge von mir anfasst. Ich möchte es nicht… noch nicht zumindest. Ich weiß nicht, ob mein Kopf meine Entscheidung nicht in den nächsten zehn Minuten zu Nichte machen wird, aber ansonsten könnten wir uns ja erst mal etwas mehr kennen lernen und wenn ich wieder mal austicke, dann gib mir Zeit und bleib hartnäckig, so wie eben. Ich glaube das ist im Moment der einzige Weg.“
 

Etwas verwundert, waren es die längsten Sätze, die er jemals zu mir gesagt hatte, stützte ich mich nun auch auf dem Fensterbrett ab, um mit ihm auf einer Augenhöhe zu sein. Er schielte bei Seite, doch ich sah weiter stur in sein Gesicht: „Tsuzuku es tut mir leid, wenn das alles etwas schnell für dich ging. Vielleicht überstürze ich gerne Dinge.“, ich musste lächeln: „Ich wusste ja nicht, dass du so immense Probleme damit hast. Aber glaub mich, ich würde dir niemals etwas tun. Da musst du mir einfach vertrauen. Wir kennen uns noch nicht lange, aber ich will dir wirklich nur ein wenig Gesellschaft leisten, mich vielleicht sogar ein bisschen mit dir anfreunden – weiter nichts.“
 

Der Schwarzhaarige lenkte seinen Blick kurz zu mir herüber, wanderte dann allerdings sofort wieder weiter: „ Frank ich weiß nicht, ob du dieses Gefühl kennst, wenn du einfach niemandem mehr vertrauen willst, weil du zu oft hintergangen und verletzt wurdest. Ich weiß nicht, ob ich es kann, vielleicht in den Momenten, in denen ich klar denken kann, aber ich versuche es – wirklich.“
 

Kannte ich dieses Gefühl? Verletzt zu werden? Ich wollte nicht darüber nachdenken, nicht an DAS denken. Ich schüttelte leicht den Kopf, wollte nicht, dass unterdrückte Gedanken sich in meinem Kopf breitmachten – es geschah immer, wenn ich daran dachte.
 

„Frank?“
 

Ich musste einige Momente einfach nur vor mich her gestarrt haben, schaute nun wieder zu Tsuzuku herüber, der sich mir mittlerweile doch zugewandt hatte.
 

„Ich… ja vielleicht weiß ich, was du meinst und ich verstehe dich. Ich verspreche dir, nicht zu versuchen, dich zu bedrängen. Nur eine Sache, will ich gerade biegen. Bitte lass mich dir mit den Schulden helfen. Diese Kerle haben mir nachts aufgelauert – es ist auch, um mich selber zu schützen, also verstehe das bitte.“
 

Er schien wieder in Gedanken vertieft, nickte dann allerdings kaum merklich.
 

„Okay.“
 

Es schien ihn Überwindung gekostet zu haben, doch seine Entscheidung zauberte mir ein Lächeln auf mein Gesicht.
 

Er ist ein faszinierender Mensch, man musste bei ihm immer um die Ecke denken, seinen Launen ausweichen, geduldig sein, doch all das würde ich aufbringen können, bis er mich akzeptiert hatte.



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